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Sonderdruck

Nanotechnisch optimierte Bindemittel


für die Herstellung von anwendungs­
freundlichem Hochleistungsbeton
Thomas Deuse, Sabine Mutke, Frank Parker, Dirk Qvaeschning, Wiesbaden, Matthias Wulff, Deuna

Überreicht durch:

Sonderdruck
aus beton 6/2018 und 1+2/2019
Verlag Bau+Technik GmbH
www.verlagbt.de

1
Hochleistungsbeton

Ergebnisse von Forschungsvorhaben

Nanotechnisch optimierte Bindemittel


für die Herstellung von anwendungs­
freundlichem Hochleistungsbeton; Teil 1
Thomas Deuse, Sabine Mutke, Frank Parker, Dirk Qvaeschning, Wiesbaden, Matthias Wulff, Deuna

Aus der Erkenntnis, dass der Portlandzementanteil in einem Ultrahochleistungsbeton (UHPC) aufgrund des
geringen Wasseranteils nur zu einem geringen Teil hydratisiert und dann als inerter Kornbandanteil existiert, wurde
in den hier beschriebenen Untersuchungen der Portlandzementanteil reduziert und direkt durch puzzolanische, latent-
hydraulische bzw. inerte Feinstäube ersetzt. Im Gegensatz zur üblichen UHPC Herstellung mit Silikastaub als Feinststoff
zur Lückenfüllung im Bindemittelgefüge wurden hier zur Vermeidung einer zu großen Oberfläche auf das Kornband abge-
stimmte Komponenten eingesetzt. In drei öffentlich geförderten Projekten BMBF OLAF „Hochleistungsbeton für Alle“, EU
„Energy efficient Building H-House“ und BMBF „C3 Carbon Concrete Composite, Basisprojekt B2 Hochleistungsbeton“ wur-
den diese Kornband- und chemischen Optimierungen entsprechend den jeweiligen Anforderungen durchgeführt. Über die
Eigenschaften der hergestellten Betone und die durchgeführten Untersuchungen wird berichtet. Einige Beispiele beschrei-
ben Anwendungsmöglichkeiten der mit diesen Bindemittelkonzepten hergestellten UHPC's, wobei die Produktion von Ma-
schinenbetten mit diesen Betonen bereits zur Serienanwendung gehört.

1 Einleitung
Bei der Herstellung von Portlandzement-
klinker entstehen rund 850 kg/t CO2 durch
das Entsäuern von Kalkstein von CaCO3 zu
CaO sowie durch die eingesetzten Brenn-
stoffe im Brennprozess. Die Möglichkeiten
zur Reduzierung des CO2-Ausstosses sind Die Autoren:
hier nahezu ausgeschöpft. Eine wirksame Dipl.-Ing. Thomas Deuse studierte Bauinge­ dung zum Chemielaboranten und arbeitete ab
CO2-Reduzierung bietet der Austausch von nieurwesen an der Universität Siegen. Berufliche 1989 im Zentrallabor bei Erbslöh, Geisenheim,
Portlandzementklinker durch hochwertige Stationen waren Bauleiter bei Gartenmann, An­ und IBECO Bentonit­Technologie GmbH, Mann­
Zementersatzstoffe. Portlandzementklinker wendungstechniker im Bereich anorganische heim. Seit 1994 Mitarbeiter im Wilhelm Dycker­
ist auch zukünftig die Basis für dauerhafte Chemieprodukte bei der Degussa AG, Projekt­ hoff Institut, Wiesbaden zunächst im Bereich
Betonbauwerke. Bekanntermaßen können leiter bei Peri sowie bautechnischer Berater bei Spezialtiefbau und Güteüberwachung. Seit 2005
durch Variation der Mahlfeinheit der Ze- der Ceca Klebstoff GmbH. 1996 Eintritt in die ist Frank Parker in der Anwendungstechnik und
mente die mechanischen Eigenschaften von Dyckerhoff AG, Wiesbaden, zunächst mit Auf­ Produktentwicklung der Spezialbaustoffe der
Beton gezielt eingestellt werden und die gaben im technischen Vertrieb Spezialbaustoffe Dyckerhoff GmbH tätig.
Rohstoffe sind in ausreichender Menge ver- und später im Produktmarketing Bindemittel
und Zement. Seit 2011 ist Thomas Deuse Leiter Dipl.-Lab.-Chem. Dirk Qvaeschning stu­
fügbar. Portlandzementklinker durch Ze-
der Abteilung Produktentwicklung und Spezial­ dierte Chemie an der Universität Siegen mit dem
mentersatzstoffe zu substituieren, ist aus
baustoffe bei der Dyckerhoff GmbH. Schwerpunkt Bau­ und Werkstoffchemie. Von
Gründen der Qualität und der Verfügbarkeit
1997 bis 2009 war er in unterschiedlichen Posi­
geeigneter Ersatzstoffe nicht einfach. Der Dipl.-Ing. Chem. (FH) Sabine Mutke studierte
tionen im Bereich der Entwicklung von zemen­
Ersatzstoff mit der längsten Praxisbewäh- Chemische Technik an der Fachhochschule
tären Baustoffen und Betonsatzmitteln tätig.
rung ist Hüttensandmehl aus granulierter Fresenius in Wiesbaden. 1989 trat sie in die
Dyckerhoff AG ein als Laborleiterin der physika­ Seit 2009 ist Dirk Qvaeschning Projektleiter
Hochofenschlacke. Die latent-hydraulischen
lischen Chemie/Mineralogie im Wilhelm Dycker­ im Bereich Produktentwicklung des Wilhelm
Eigenschaften werden nach Wasserzugabe
hoff Institut. 2013 wechselte sie in die Abteilung Dyckerhoff Instituts.
durch Portlandzementklinker aktiviert und
in der Summe entsteht ein homogener Ze- Produktentwicklung. Seit 2015 ist Sabine Mutke Dipl.-Betriebswirt (FH) Matthias Wulff ist
mentstein. Projektleiterin in der Abteilung Forschung und Bautechniker im Hoch­/Tiefbau. Berufliche Sta­
Bei Dyckerhoff (Buzzi Unicem Gruppe) Entwicklung bei der Dyckerhoff GmbH. tionen waren Laborleiter bei Dr. Moll GmbH &
wurde bereits vor etwa 20 Jahren ein Ver- Frank Parker studierte Mineralogie am Institut Co.KG Isernhagen und Labormitarbeiter bei Süd­
fahren entwickelt, bei dem Zementbestand- für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg­ harz­Asphalt Herzberg. Seit 2010 ist Matthias
teile einzeln gemahlen, gesichtet und im Universität in Mainz. Er absolvierte eine Ausbil­ Wulff Laborleiter bei der Deuna Zement GmbH.

210
2 [6/2018] beton
Hochleistungsbeton

Bild1: Gärtnerplatzbrücke in Kassel Foto: Universität Kassel Bild 2: Wildbrücke in Kärnten

Anschluss daran gezielt wieder zu Bindemit- gen der Einzelkomponenten sind in den im bauaufsichtlich geregelten Bereich keine
teln mit besonderen Eigenschaften zusam- gängigen Mischanlagen zur Herstellung Compounds wie nachfolgend beschrieben
mengesetzt werden können. Dabei werden von z.B. Fertigteilen und Betonwaren wenn existieren. Dem Zementhersteller bleibt es
die Bindemitteleigenschaften durch Kombi- überhaupt nur sehr schwer ohne größere überlassen, sehr zeit- und kostenaufwändige
nation von Portlandzementklinker und Hüt- Umbauten zu handhaben. Transportbeton- bauaufsichtliche Zulassungen zu erwirken.
tensandmehlen mit unterschiedlichen Par- werke sind in derzeitiger Auslegung (Ver- Da die Anwendung selbst aber noch keine
tikelgrößen, zum Teil in Kombination mit wiegung, Siloauslegung, Mischer) überhaupt geregelte Bauweise ist, stehen die Kosten für
anorganischen Oxiden, auf die Anforderun- nicht zur Herstellung von UHPC geeignet. allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen
gen der Anwendungen eingestellt und sind Allein für den staubfreien Umgang mit den bzw. Zustimmungen im Einzelfall für den
dadurch in der Leistungsfähigkeit den reinen ungewohnten Feinststoffen (z.B. Silika- konkreten Einsatz in keinem Verhältnis zu
Portlandzementen deutlich überlegen. staub) sind erhebliche Investitionen erforder- einem möglichen Bindemittelabsatz.
Zunächst erfolgte dies bei Feinstzementen lich [2].
für Injektionen und in den vergangenen In Deutschland gibt es nicht zuletzt 2.3 Forschungsvorhaben des Bundesver­
Jahren verstärkt auch bei der Herstellung aufgrund der geltenden bauaufsichtlichen bands der Transportbetonindustrie (BTB)
von Normzementen mit besonderen Eigen- Regelungen nur einige wenige UHPC Bau- 2008 wurde ein Forschungsvorhaben UHFB
schaften (sogenannte Premiumzemente). werke. Am bekanntesten ist die 2004 auf vom Bundesverband der Transportbeton-
Ausgehend von diesen Erfahrungen wurde Basis einer Rezeptur der Universität Kassel industrie begonnen. Betriebsversuche an
in staatlich geförderten Projekten an der errichtete Gärtnerplatzbrücke mit UHPC- vier verschiedenen Standorten mit unter-
weiteren Optimierung der Bindemittelsys- Obergurten und nur 8 cm dicken Fahrbahn- schiedlichen Verfahrensweisen sollten für
teme gearbeitet. platten auf einem Stahlrohr-Fachwerkträger die Transportbetonindustrie Aufschluss über
(Bild 1). 2011 lieferte die Firma Max Bögl, die Einsatzmöglichkeiten von UHPC ge-
2 Stand des Wissens Neumarkt, UHPC Elemente nach eigener ben. Berücksichtigt wurden verschiedene
2.1 Literaturbetrachtung Rezeptur zum Bau der Wildbrücke in Kärn- Mischertypen, Anlagenkapazität bezüglich
Materialtechnisch gesehen wird der Ze- ten, Österreich (Bild 2). Lagerung und Dosierung der Ausgangs-
ment als Bindemittel für die Anwendung Weltweit gibt es darüber hinaus zahl- stoffe sowie Dosierreihenfolge, Transport
in UHPC bei den bekannten Zusammen- reiche Projekte auf Basis von UHPC- und Förderung des UHFB.
setzungen mit Wasserzementwerten von Trockenfertigmischungen wie z.B. Ductal Zum Einsatz kamen konventionelle
0,17 bis 0,23 nicht voll ausgenutzt. Zur voll- von Lafarge Holcim. Die mit speziellen Zusammensetzungen mit Portlandze-
ständigen Hydratation des Zements steht Hochleistungsmischern hergestellten UHPC- ment und Silikastaub sowie ein vorgemisch-
nicht ausreichend Wasser zur Verfügung Betone weisen beeindruckende mechanische ter Portlandpuzzolanzement und ein Bin-
und im Vergleich zu 10 % bei Standard- Kennwerte auf. demittelcompound mit Quarzfeinsand.
beton, werden bei UHPC sogar 50 bis 70 % Der Vorteil dieses Bindemittelcompounds
des Klinkers nicht verbraucht [1]. Die un- 2.2 Sachstandsbericht des Deutschen war, dass nur ein leeres Zementsilo benö-
hydratisierten Zementpartikel verbleiben Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) tigt wurde und es zusammen mit den an der
zwar als hochfeste Komponenten mit opti- Im Jahr 2008 wurde ein erster Sachstands- Anlage vorrätigen Gesteinskörnungen ver-
malem Verbund zur hydratisierten Zement- bericht Ultrahochfester Beton vom Deut- arbeitet werden konnte. Für alle anderen
steinmatrix, aber große Teile des hochwer- schen Ausschuss für Stahlbeton verfasst Varianten mit speziellen Gesteinsmehlen
tigen Bindemittels haben nur eine Funktion [3]. 2013 begann ein Unterausschuss des waren zusätzliche Dosier- und Bevor-
als Füllstoff. Da die Herstellung der in die- DAfStb mit der Entwicklung einer Richt- ratungseinrichtungen erforderlich, die an
sen Zusammensetzungen verwendeten Port- linie zu UHFB Ultrahochfester Beton mit Transportbetonwerken vor der Herstel-
landzemente bekanntlich mit erheblichen den Arbeitsgruppen AG1 Betontechnik und lung größerer UHFB-Mengen in einer voll-
CO2-Emissionen verbunden ist, sollte aber Ausführung und AG2 Bemessung und Kon- automatischen Prozesskette installiert wer-
möglichst vermieden werden, dass Teile des struktion [4]. Die Betontechnik beschäftigt den müssten. Bei kleinen Produktionsmen-
Bindemittels nur als Füllstoff dienen. sich nach wie vor im Wesentlichen mit den gen wäre nur eine manuelle Dosierung mit
UHPC besteht oftmals aus 600 kg/m³ aus dem Schwerpunktprogramm bereits be- erhöhten Anforderungen an die Arbeits-
bis 900 kg/m³ Zement, bis zu rd. 250 kg/m³ kannten Normzementen und Zusammen- sicherheit wegen Staubbelastung durch Silika-
sehr feinem, reaktivem Silikastaub, unter- setzungen. Positive praktische Erfahrun- staub bei deutlich reduzierter Anlagen-
schiedlichen feinen Gesteinsmehlen und gen mit Bindemittelvormischungen werden kapazität möglich. Für die großtechnische
Sand. Über 40 Vol.-% des UHPC sind zwar zur Kenntnis genommen, aber bislang UHFB-Herstellung im Transportbeton-
Feinststoffe mit einer Korngröße von weni- bei der Erarbeitung der Richtlinie nicht be- werk mit dem vorgemischten Bindemittel-
ger als 0,25 mm. Solche Zusammensetzun- rücksichtigt. Dies ist darin begründet, dass compound (Nanodur® Compound 5941) der

beton
3 [6/2018] 211
Hochleistungsbeton

Dyckerhoff GmbH wurde als Einschrän- Aus dieser Erkenntnis heraus resultier- Weitere Schutzrechte wurden z.B. für einen
kung die fehlende bauaufsichtliche Zulas- ten als Entwicklungsziele die einfache Ver- Verbundwerkstoff angemeldet, der auch
sung genannt; ansonsten schlug nur die ver- arbeitung von UHPC, d.h. die Produk- Bindemittel Zusammensetzungen mit meh-
gleichsweise lange Mischzeit durch den tion mit konventioneller Maschinentechnik reren Hauptbestandteilen wie Hüttensand,
Aufschluss des PCE negativ zu Buche. Aber und in der Branche üblichen Ausgangs- Flugasche und Kalksteinmehl enthält [6].
nicht nur die einfachere Handhabung, son- stoffe sowie die Normfähigkeit des einge-
dern auch die durch trockene Vormischung setzten Bindemittels. Begünstigt durch die 4 Entwicklungsschritte zur
der Feinststoffe im Zementwerk erzielbare vorhandene Produktion von Feinstzemen- Optimierung des UHPC­
bessere Homogenität des Bindemittels für ten (s. Abschnitt 4.1) und den Erfahrungen Bindemittelcompounds
UHFB sprechen für die Compound-Vari- beim Umgang mit synthetischen Oxiden 4.1 Mikrodur®­Technologie
ante [2]. wurde zunächst analog klassischem UHPC Basis der nachfolgenden Entwicklungen
die dichte Packung der Rohstoffkörnungen ist die Herstellung von Feinstzementen mit
3 Entwicklungsziele eingestellt und optimiert. Die dabei erzielten separater Mahlung von Portlandzement-
Die bis dahin durchgeführte Entwicklung Ergebnisse wurden durch Patente geschützt. klinker und Hüttensandmehl aus Hochleis-
des UHPC und seine Umsetzung in die tungssichtern. Der bei der Produktion ein-
Praxis nahm kaum Rücksicht auf die 3.1 Patente
gesetzte Portlandzementklinker ist ohne
vorhandene anlagentechnische Situa- Klassische UHPC-Zusammensetzungen
Sekundärbrennstoffe hergestellt. Im Werk
tion der Betonindustrie. Wenige spezi- folgen der bekannten Zementreaktion und
Neuwied wurde bereits vor mehr als zwanzig
alisierte Unternehmen erarbeiteten sich ergänzen das mineralogische Zweistoffsys-
Jahren für diese Feinstzemente eine Produk-
in Verbindung mit Hochschulen Einzel- tem aus Zement und Gesteinskörnung durch
tionsanlage errichtet. Die Anwendungen der
lösungen, die jedoch für eine breite An- reaktives Siliziumdioxid für die puzzolani-
sche Reaktion. Diese kann aber erst nach 8 dort produzierten Feinstzemente mit Fein-
wendung bis heute wenig geeignet sind.
bis 12 Stunden beginnen, wenn sich ausrei- heiten d95 von 6 µm, 9,5 µm und 16 µm
Wesentliche Voraussetzung für den Er-
chend Calciumhydroxid gebildet hat. Die waren zunächst Injektionen im geotechni-
folg neuer Produkte und/oder Bauwei-
sen in der Betonindustrie ist die weitest- zusätzlichen C-S-H-Phasen verdichten erst schen Bereich und zur Bauwerksinstandset-
gehend mögliche Nutzung bestehender dann das Gefüge aus den zuerst durch die zung für kleinste Hohlräume. Schon bald
Maschinentechnik und Rohstoffe. UHPC Hydratationsreaktionen gebildeten Phasen. zeigte sich, dass sich diese Feinstzemente
der universitären Prägung ist eine gute wis- Bekannt war, dass synthetische Oxide sehr auch zur Vergütung von verschiedensten
senschaftliche Leistung ohne ausreichen- viel schneller als das industrielle Neben- Baustoffen eigneten.
den Praxisbezug. Das beginnt bei den für produkt Silikastaub reagieren. Dies zeigten Die nächsten Schritte waren die Ent-
die zielsichere dichte Packung unverzicht- Untersuchungen der Universität Siegen [5], wicklung von Hochleistungsfließmörteln
baren Hochleistungsmischern, die für die bei denen Silikastaub und ein synthetisches ohne Silikastaub zum Verguss hohlraum-
Bauindustrie eine erhebliche Investition Oxid einer gesättigten Calciumhydroxid- reicher Asphaltschichten als halbstarre Be-
bedeuten und sich nur bedingt für das Ta- lösung zugegeben und die Reduzierung des läge (Microfond) sowie die Bindemittelvor-
gesgeschäft der großen Massen eignen. Es pH-Werts als Indikator für die C-S-H-Pha- mischung Flowstone zur Herstellung von
setzt sich fort über besondere arbeitsmedizi- senbildung gemessen wurden (Bild 3). Betonwerksteinen für Kunst- und Architek-
nisch nicht unproblematische feine Quarz- Die Reaktion des synthetischen Oxids turanwendungen.
körnungen bis hin zu schwierig handhab- war in diesem Versuch bereits nach drei Stun- 2004 begann dann die systematische
baren Zusatzstoffen wie Silikastaub. Diese den nahezu abgeschlossen. Aus diesen Beob- Vergütung von Normzementen mit Feinst-
Rohstoffe sind weder in der Betonindustrie achtungen entstand für das UHPC-Binde- zementen. Beim Bau des Lufthansa Aviation
tagtäglich im Einsatz, noch existieren da- mittel die Idee, eine puzzolanische Reak- Centers LAC am Flughafen Frankfurt wur-
für geeignete Bevorratungs- und Dosier- tion in der Ruhephase der Zementreaktion den mit Veridur CEM II/A-S 52,5 R Stüt-
vorrichtungen. Deshalb gibt es heute nach stattfinden zu lassen. Dies wurde erfolgreich zen aus Hochleistungsbeton erstmalig ohne
mehr als 20 Jahren Entwicklungszeit im- durch den Einsatz von reaktiven syntheti- Silikastaub gefertigt (Bild 4) [7].
mer noch nur wenige Spezialunternehmen schen Oxidpulvern auf Silizium und Kalk- Die mit Feinstzementen vergüteten Norm-
für die Produktion und Anwendung des basis umgesetzt. Im Jahr 2007 wurde diese zemente werden als Premiumzemente be-
High-Tech-Werkstoffs UHPC. Idee erfolgreich zum Patent angemeldet. zeichnet. Sie haben sich mittlerweile am

14
pH-Wert-Messungen bei 20 °C

12
pH-Wert

10

8 Mischung Silikastaub-Ca(OH)2
Mischung Aerosil-Ca(OH)2

0 50 100 150 200 250 300 350 400


Reaktionszeit [min]

Bild 3: Zeitlicher pH-Wert-Verlauf einer Calciumhydroxid-Lösung mit Bild 4: Stützenkonstruktion des Lufthansa Aviation Centers in Frankfurt
Silikastaub und Aerosil (synth. Oxid) [5]

212
4 [6/2018] beton
Hochleistungsbeton

Markt etabliert und sind bei besonderen


Anforderungen unverzichtbar. Vom Bau von
Kühltürmen über Hochleistungsbetonfun-
damenten, Windkraftanlagen, Abwasser-
bauelementen bis hin zu zahlreichen Brü-
ckenverstärkungen – vornehmlich in den
Niederlanden – haben sich die als Norm-
zement angemeldeten Premiumzemente
vielfach bewährt. Betrachtet man die außer-
gewöhnliche Dauerhaftigkeit über den
Gewährleistungszeitraum hinaus, so sind
diese teuren Spezialbaustoffe volkswirt-
schaftlich erheblich günstiger als die Stan-
dardbetonbauweise.
Bild 5: TEM-Aufnahme eines synthetischen
Oxids Quelle: Evonik
4.2 Nanodur®­Technologie
Die Nanodur®-Technologie ist die logische
Fortsetzung der Mikrodur®-Technologie 5 Kurze Beschreibungen der
unter Berücksichtigung der Erkenntnisse
geförderten Projekte
aus den Projekten der UHPC-Forschung.
Die Dyckerhoff GmbH hat seit 2009 in
Die dort erarbeitete dichte Packung des Ze-
drei öffentlich geförderten Projekten die
mentsteins ermöglicht außergewöhnliche
Möglichkeiten der Bindemitteloptimie-
Eigenschaften. Nach der Kombination von
rung mit speziellem Augenmerk auf CO2-
Normzementen und Feinstzementen wurde
Reduzierung untersucht. Das erste Projekt
als nächster Entwicklungsschritt der zusätz-
war OLAF (s. Abschnitt 5.1) in der BMBF-
liche Einsatz von synthetischen Oxiden mit Ausschreibung NanoTecture zu Nanotech- Bild 6: Urkunde des Innovationspreises der
einer Korngröße im nanoskaligen Bereich Zulieferindustrie Betonbauteile
nologie im Bauwesen. Es folgten H-House
umgesetzt. Die synthetischen Oxide kom- (s. Abschnitt 5.2) im Rahmen der Initiative
men sowohl zur Kornbandoptimierung als Energy efficient Building EeB des 7. Rah-
auch zur Hydratationssteuerung zum Ein- menprogramms der Europäischen Union durch synthetische Oxide. Der Projektpart-
satz. Sie werden entweder im Nassverfah- und Basisprojekt B2 innerhalb des C³ Car- ner, die Firma Evonik, synthetisierte wäh-
ren durch Fällung oder durch pyrogene Ver- bon Concrete Composite (s. Abschnitt 5.3) rend der Projektlaufzeit eine Vielzahl ver-
fahren wie Flammhydrolyse und -pyrolyse der BMBF Ausschreibung „Zwanzig20 – schiedener nanostrukturierter Oxide. Wäh-
hergestellt. In den Prozessen entstehen Pri- Unternehmen Region“. rend des Projektverlaufs wurde festgestellt,
märpartikel im Bereich weniger Nanometer, dass es keine geeigneten Prüfmethoden für
5 bis 50 nm bei pyrogener Herstellung und 5.1 OLAF – Nanotechnologisch Opti­ UHPC gibt, die reproduzierbare Ergebnisse
5 bis 100 nm bei der nasschemischen Fäl- mierter, Langlebiger, energieeffizienter zu einer eindeutigen Auswahl hätten liefern
lung. Diese Primärpartikel bilden im Her- und insbesondere Anwendungs­ können. Die spröden Materialeigenschaften
stellprozess sofort über Feststoff brücken Freundlicher Hochleistungsbeton [9] in Verbindung mit Einflüssen aus der Lage-
verbundene Aggregate, die anschließend je Hochleistungsbetone sind zunehmend in rung lieferten bei den rustikalen Druck-
nach Verfahren unterschiedlich stark agglo- der Lage, metallische Werkstoffe zu substi- und Biegezugprüfungen keine ausreichen-
merieren (Bild 5). Die Agglomerate können tuieren. Ein dichtes Zementsteingefüge er- den Differenzierungen. Außerdem fehlte es
durch scherintensive Einarbeitung in andere möglicht hohe mechanische Belastbarkeit im betrachteten Projektrahmen noch an ge-
Materialien dann wieder zu Aggregaten dis- und Dauerhaftigkeit. Konventioneller Ultra nügend detaillierten und erprobten Analy-
pergiert werden. Die Aggregatgröße liegt High Performance Concrete UHPC erfor- senmethoden, um den genauen Wirkmecha-
bei den pyrogenen unterhalb 200 nm, bei dert wie schon erwähnt außergewöhnliche nismus von nanopartikulären Systemen in
den gefällten synthetischen Oxiden jedoch feinteilige Rohstoffe, besondere Mischtech- einer komplizierten UHPC-Matrix hin-
schon im Mikrometerbereich. Bild 5 zeigt nik sowie Nachbehandlung. Dies erschwert reichend beschreiben zu können.
zur Verdeutlichung der Größenordnung die Markteinführung, die ohnehin durch
eine TEM-Aufnahme eines synthetischen aufwändige Zulassungen sehr zeit- und kos- 5.1.2 Langlebigkeit
Oxids mit ca. 10 nm großen Primärparti- tenaufwändig ist. Die Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR)
keln [8]. hat in den letzten Jahren zahlreiche Beton-
Auf der Basis eines hochwertigen 5.1.1 Nanotechnologische Optimierung schäden verursacht und wird in der Öffent-
CEM I 52,5 R, der sich schon bei den Pre- Die Eigenschaften von UHPC (Ultra High lichkeit oftmals reißerisch als Betonkrebs
miumzementen bewährt hatte, erfolgt Performance Concrete) sind im Wesent- dargestellt. Verursacht wird AKR von quarz-
die granulometrische Optimierung durch lichen durch eine dichte Packung des Ze- haltigen alkaliempfindlichen Gesteins-
die Feinstzementkomponenten aus der mentsteingefüges bestimmt. Abgestufte Ge- körnungen, die durch Reaktion mit Alka-
Mikrodur®-Technologie und synthetischen steinskörnungen und reaktive Bindemittel- lien aus dem Zement quellfähige Gele bil-
Oxiden. Die einzelnen Komponenten wer- komponenten werden bei niedrigen Wasser/ den und den Beton durch Volumenzunahme
den in einem Pulvermischer mit Messer- Zement-Werten zur Erzielung geringster zerstören. Unterstützt wird dieser Vorgang
köpfen in mehreren Schritten zum finalen Hohlräume optimiert. UHPC-Zusammen- durch Klimaeinflüsse und angreifende Me-
Bindemittel Nanodur® homogenisiert. Im setzungen enthalten darüber hinaus SiO2- dien. Betone durchlaufen in ihrem Lebens-
Ergebnis entsteht ein stabiles Bindemittel, Komponenten für die zur mineralischen zyklus zahllose Klimaschwankungen. In der
das auch bei pneumatischer Förderung und Gefügeverdichtung beitragende puzzola- Klimawechsellagerung können diese Pro-
bei längeren Transportwegen keine Ent- nische Reaktion. Anders als beim konven- zesse zeitraffend simuliert werden.
mischung zeigt. Der Zement Nanodur® – tionellen UHPC wurde bei BMBF OLAF Die Prüfmethode erlaubt die Einbin-
normfähig als CEM II/B-S 52,5 R – zur die granulometrische Gefügeoptimierung dung von angreifenden Medien (Wasser,
einfachen Herstellung von UHPC erhielt durch Feinstzemente und Steinkohlen- Tausalze, Sulfatlösungen) in realitätsnahen
den Innovationspreis der Zulieferindust- flugaschen sowie inerte Kalksteinfeinmehle Klimazyklen (Bild 7).
rie Betonbauteile 2008 der 52. Betontage in erreicht. Die puzzolanische Reaktion als Die Klimawechsellagerung wurde über
Neu-Ulm (Bild 6). Steuerung der Zementhydratation erfolgte den Zeitraum von 1 Jahr mit Basalt als wenig

beton
5 [6/2018] 213
Hochleistungsbeton

empfindlicher und Granodiorit als beson- 70 Trocknung Nebel 6 Frost-Tau-


ders AKR sensibler Gesteinskörnung durch- (rel LF < 10 %) (rel. LF 100 %) Wechsel
geführt. Die gemessenen Dehnungen lagen 60
weit unterhalb der Grenzwerte für Wasser
50
und Taumittel (Bilder 8a und b).
40
5.1.3 Energieeffizienz
Besondere Energieeffizienz wird erreicht, 30 Messwertaufnahme bei 20 °C für:

Temperatur [°C]
wenn das Bindemittel über das von der aktu- - Dehnung
20 - Masseänderung
ellen Zementnorm erlaubte Maß hinaus
feinteilige Kompositbestandteile wie Hüt- 10 - E-Modul
tensand, Flugasche und Kalksteinmehl
enthält (Bild 9). Die daraus resultierende 0
CO2-Einsparung wurde in einer Life Cycle -10
Analysis des Projektpartners Evonik nach-
gewiesen. Das im Projekt entwickelte Binde- -20
mittelkonzept mit weniger als 50 M.-% 1 Zyklus = 21 Tage = 4 Tage Trocknung + 14 Tage Nebel + 6 Frost-Tau-Wechsel (Temp. analog CDF-Test)
des CO2-intensiven Portlandzementklinkers -30
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
enthält nanostrukturierte Oxide auf Basis
Zeit [d]
von synthetischem Siliziumdioxid sowie
Kalkkomponenten zur Steuerung der puzzo- Bild 7: Klimazyklen in der Klimakammer (Beispiel)
lanischen Reaktion in der frühen Hydrata-
tionsphase.
In umfassenden vergleichenden Beton- a) 1,0
untersuchungen mit dem Bindemittelkon- Serie 1:
zept in einer praxisbewährten Rezeptur mit Basalt (nicht reaktiv) dest. Wasser (1–3)
0,9
Nanodur® Compound 5941, Gesteinskör- 1 d Schalung, 6 d Wasser, NaCl-Lösung (4–6)
21 d Normklima
nungen aus Grubensand, Hartsteinsplitt 0,8
und Mikrostahlfasern wurde nachgewiesen,
dass beim neuen OLAF Bindemittelkon- 0,7

12. Zyklus

16. Zyklus
zept sowohl die mechanischen Eigenschaf-
6. Zyklus

8. Zyklus
Dehnung [mm/m]

ten wie E-Modul, Druck- und Biegezugfes- 0,6


tigkeit als auch Dichtigkeit, Dauerhaftigkeit Grenzwert Taumittel
und Widerstand gegen Frost-Tausalz ver- 0,5
gleichbar sind. Grenzwert Wasser
Grobkornrezeptur OLAF: 0,4
1050 kg/m3 Bindemittel Compound 5941
812 kg/m³ Basaltsplitt 2/5 0,3
377 kg/m³ Quarzsand 0/2
0,2
60 kg/m³ Mikrostahlfasern
160 kg/m³ Wasser
0,1
15 kg/m³ PCE-Fließmittel
Kriechbelastung und Klimawechsellagerung 0,0
zeigten ebenfalls, dass mit ausgewählter Zu- 0 21 42 63 84 105 126 147 168 189 210 231 252 273 294 315 336 357
sammensetzung des Bindemittels und dessen Zeit [d]
Hydratationssteuerung mit nanostrukturier-
ten synthetischen Oxiden ein hochwertiger
Beton mit außergewöhnlichen Eigenschaf- b) 1,0
Serie 2:
ten hergestellt werden kann, obwohl dieses Granodiorit (reaktiv) dest. Wasser (7–9)
Bindemittel weniger als 50 M.-% Portland- 0,9
1 d Schalung, 6 d Wasser, NaCl-Lösung (10–12)
zementklinker enthält. 21 d Normklima
0,8
5.1.4 Anwendungsfreundlichkeit
Im OLAF-Projekt wurde ein anwendungs- 0,7
12. Zyklus

16. Zyklus
6. Zyklus

8. Zyklus

freundlicher Hochleistungsbeton durch ein


Dehnung [mm/m]

0,6
vorgemischtes Bindemittel erreicht, in dem
alle notwendigen Feinststoffe zur Erzie- Grenzwert Taumittel
0,5
lung einer möglichst dichten Packung in
einem speziellen Pulvermischer im Zement- Grenzwert Wasser
0,4
werk trocken homogenisiert wurden. Die
Mischwerkzeuge rotieren dabei im Bereich 0,3
von 100 bis 500 U/min und die im Material-
strom angeordneten Messerköpfe mit 1 000 0,2
bis 5000 U/min. Es handelt sich also um
eine Kombination von Mischen und Mah- 0,1
len (= Zertrümmerung von Aggregaten und
Agglomeraten). Das anwendungsfertige 0,0
Bindemittelcompound (OLAF-Compound 0 21 42 63 84 105 126 147 168 189 210 231 252 273 294 315 336 357
5941) mit 59 M.-% Zement und 41 M.-% Zeit [d]
Quarzfeinsand wurde im Zementwerk her-
gestellt. Bild 8: Dehnungswerte für a) Gesteinskörnung Basalt und b) Gesteinskörnung Granodiorit

214
6 [6/2018] beton
Hochleistungsbeton

Das intensiv trocken vorgemischte Binde- wurden je drei Norm-


mittel stellt auch in wenig scherintensiven prismen im Alter von
Beton-Tellermischern in Verbindung mit 24 h ausgeschalt und
üblicher, in Betonwerken vorhandener Ge- bei 12 bar und 180 °C
steinskörnung eine problemlose UHPC- für 6 h autoklaviert.
Produktion sicher. Gegenüber konventio- Mittels Rietveld-
nellem UHPC nach Stand der Technik mit analyse wurde die Hy-
handelsüblichen Zementen und Puzzolanen dratphasenent w ick-
wie insbesondere Silikastaub ist also keine lung untersucht. Ein-
aufwändige und teure Mischtechnik not- zelne ausgewählte Pro-
wendig, um die Homogenität des Binde- ben wurden mittels
mittels und des Frischbetons zu gewähr- Rasterelektronenmi-
leisten. Durch die Auf bereitung eines spe- kroskopie untersucht.
ziell zusammengesetzten Bindemittels in Die Prüfungen
einem Hochleistungsmischer mit allen not- zeigten, dass die Fes- Bild 9: Größenvergleich der Komponenten des Bindemittels
wendigen Feinststoffen als Pulver werden
keine hohen Investitionen für aufwändige
Betonmischtechnik im Betonwerk benötigt
und somit wird nicht nur Großunterneh- Halbschale für Innere Trennwand:
men sondern auch kleineren Unternehmen die Renovierung Lehm-Holz-Komposit
der Zugang zur UHPC-Technologie ermög- Tragende Konstruktion: Holzrahmen mit Cellulosefüllung
z. B. Standardbeton
licht. Isolierschicht:
Schaumbeton Lehmschicht
Das Bindemittelkonzept auf Basis von mit Aerogel oder
weniger als 50 % Portlandzement mit drei Funktionalisierter
Porenbeton Lehmputz
weiteren Hauptbestandteilen Hüttensand- Äußere Schale:
und Kalksteinfeinmehl sowie Steinkohlen- Textilbeton
oder UHPC
flugasche ist nach aktuellem Stand ein CEM (funktionalisiert) Inneres Finish:
X und damit noch nicht normfähig [9]. funktionalisierter
Lehmputz
5.2 H­House­Projekt [10] Innere Schale: UHPC Innere Schale:
Das von der EU geförderte Projekt hat die Isolierschicht: Porenbeton
Textilbeton
Entwicklung verschiedener eco-innovativer oder UHPC
Äußere Schale:
Bausysteme für energieeffiziente Konstruk- funktionalisierter UHPC Isolierschicht:
tionen und gesünderes Wohnen zum Inhalt. Schaumbeton
mit Aerogel
Letzteres umfasst im Wesentlichen Innen- Sandwich-Element:
wände aus Holz- und Lehmbaustoffen, die Äußere Schale:
UHPC / Porenbeton
Funktionalisierter
in diesem Beitrag nicht thematisiert werden. Sandwich-Element: Textilbeton oder UHPC
Textilbeton oder
Als Konzept für Neubau und Instand- UHPC / Schaumbeton
setzung von Außenwänden sind Konstruk-
tionen auf Basis Hochleistungsbeton UHPC
in Sandwichbauweise mit mineralischen Bild 10: H-House Konstruktionen
Dämmstoffen denkbar (Bild 10).
Aufgabe der deutschen Partner im Be- Tafel 1: Für UHPC eingesetzte Bindemittelmischungen
reich Betontechnik war im Wesentlichen die
Erarbeitung von Baustoffkonzepten für Kom- Spezifische Oberfläche nach Blaine
binationen aus tragendem UHPC und mine- Nr. Zementart Charakterisierung
[cm²/g]
ralisch wärmedämmendem Porenbeton. Die
beteiligten Partner waren die Unternehmen 1 CEM I 52,5 R ~ 5 300 Schnelle Festigkeitsentwicklung
Dyckerhoff und XELLA unter Leitung der 2 CEM I 42,5 R ~ 3 900 Hoher Sulfatwiderstand
Bundesanstalt für Materialprüfung BAM.
In Verwertung der Ergebnisse aus dem 3 CEM I 52,5 R ~ 5 200 Normale Festigkeitsentwicklung
OLAF-Projekt wurden zunächst Roh- 4 CEM I 42,5 R ~ 4 000 Weißzement
stoffe verschiedener Zementwerks-Stand-
orte auf ihre Eignung geprüft. Als Klinker- Zusammensetzung [M.-%] (gerundet auf 5 M.-%)
ersatzstoffe waren Kalkstein- und Trassmehl Zement Nr.
Portlandzement- Hüttensand Hüttensand Flug- Kalkstein-
sowie Steinkohlenflugasche vorgesehen. klinker A B asche mehl
Da sich das Nanodur® Compound 5941
zwischenzeitlich bei der Herstellung von II-a 70 (1) 30 – – –
CEM II/B-S
Maschinenbetten und Werkzeuggestellen II-b 70 (2) 30 – – –
international bewährt hatte, wurde diese
Vormischung aus 59 M.-% Zement und V-a 55 (3) – 30 15 –
CEM V/A
41 M.-% Quarzfeinsand auch für die Her- V-b 55 (2) – 30 15 –
stellung von UHPC im H-House-Projekt
III-a 55 (1) 10 20 – 15
ausgewählt.
Die ersten Schritte umfassten den CEM III/A-M (S-LL)* )
III-b 55 (4) 20 10 – 15
schrittweisen Ersatz des Portlandzements
III-c 40 (2) 30 – – 30
durch die einzelnen Klinkerersatzstoffe
Flugasche, Kalkstein und Trass. Es wurden III-d 50 (3) 30 – 15 5
Normprismen hergestellt und die Biegezug- CEM III/A-M (S-V-LL)*)
III-e 50 (3) – 30 15 5
und Druckfestigkeit gemäß DIN EN 196-1
nach 2 d, 7 d und 28 d geprüft. Zusätzlich )
* Nicht geregelt in EN 197

beton
7 [6/2018] 215
Hochleistungsbeton

180 180,0 2500


160 160,0 2450

140 140,0 2400


Druckfestigkeit [N/mm2]

Druckfestigkeit [N/mm2]
2350

Rohdichte [kg/m3]
120 120,0
2300
100 100,0
2250
80 80,0
2200
60 60,0
2150
40 40,0
2100
20 20,0 2050
0 0,0 2000
II-a II-b V-a V-b III-a III-b III-c III-d III-e II-a II-b V-a V-b III-a III-b III-c III-d III-e
N/mm 94,5 2
72,8 74,9 50,2 78,6 78,5 42,8 n.d. 62,3 N/mm2 142,7 143,5 109,7 97,1 128,0 109,7 108,2 105,0 109,7
kg/m 2427 2 448 2364 2400 2422 2367 2372 2347 2369

Bild 11: Druckfestigkeiten der UHPC-Betone nach 2d (links) und 28d (rechts), Rohdichte blaue Linie

tigkeiten durch die Autoklavierung im Ver- Bei der Festigkeitsprüfung nach 2 und 28 Betriebsversuchen bei Firma Strängbetong
gleich zur Normlagerung um ca. 10 % bis Tagen schnitten im Vergleich zu den Refe- in Schweden mit lokaler Gesteinskörnung
20 % gesteigert wurden. Damit war belegt, renzmischungen (II-a, II-b) auf Basis von getestet.
dass eine Autoklavierung des UHPC grund- Nanodur® Compound 5941 die Varianten Zur Demonstration der Fließeigenschaf-
sätzlich möglich ist und Sandwichelemente mit Steinkohlenflugasche (III-d, III-e, V-a ten von TP-H-House Compound 5941
bestehend aus einem tragenden UHPC- und V-b) tendenziell schlechter ab als die- wurde außerdem ein filigranes Faltwerk
Fertigteil und der isolierenden Porenbeton- jenigen mit unterschiedlichen Kalkstein- (Bild 14) für einen Messestand hergestellt.
masse gemeinsam autoklaviert werden kön- feinmehlen (III-a-c). Die Leistungsfähigkeit Der Zementanteil im eingesetzten Com-
nen. Eine detaillierte Betrachtung der Prüf- des Bindemittels Variante III-a mit sehr fei- pound von 59 M.-% wäre nach Verabschie-
ergebnisse folgt in Teil 2. nem Kalksteinmehl kam der Referenz II-a dung der prEN 197-1:2014 (D) normfähig
Die konstruktive Ausbildung der am nächsten (Bild 11). Die Mischung (III-b) mit der Bezeichnung CEM II/C-M (S-LL).
H-House Elemente war Bestandteil der mit Weißzement als Basis erreichte ebenfalls
Arbeitspakete anderer Partner. Für die Her- noch sicher die Druckfestigkeitsanforderung 5.3 Carbon­Concrete­Composite­
stellung der UHPC-Platten wurde eine so von mindestens 100 N/mm 2. Projekt (C3) / Basisprojekt B2:
genannte Feinkornrezeptur eingesetzt: Beim CDF-Test traten nach 28 Frost- Hochleistungsbeton [11]
Feinkornrezeptur H-House: Tau-Wechseln nur bei den Flugaschevari- Ziel des Basisprojekts B2 war es, Hoch-
1050 kg/m³ Bindemittel Compound 5941 anten leichte Abwitterungen bis maximal leistungsbetone zu entwickeln, die gegen-
1150 kg/m³ Grubensand 0/2 mm 90 g/m² auf. Alle übrigen Bindemittel zeigten über den aktuell auf dem Markt verfügbaren
168 kg/m³ Wasser fast keinen Materialverlust (Bild 12). Die Betonen eine stark erhöhte Dauerhaftigkeit,
18 kg/m³ PCE-Fließmittel Chloridmigration lag bei allen Varianten sehr einen optimierten Verbund zur Carbon-
Für die Dauerhaftigkeitsuntersuchungen wur- niedrig. Der Grenzwert von 5 x 10 -12 m²/s bewehrung und eine deutlich verbesserte
den aus den verschiedenen Bindemittelmi- wurde bei weitem nicht erreicht (Bild 13). Energie- und CO2-Bilanz aufweisen sollten.
schungen die aussichtsreichsten herausgesucht. Da dunkle Flugasche auch aus optischen Die zu entwickelnden Hochleistungsbetone
Trass fand dabei aus betrieblichen Gründen als Gründen für Fassadenelemente ungeeignet sollen einen Beitrag zur Verbesserung der
Klinkerersatz keine Berücksichtigung mehr. ist, wurde schließlich die Bindemittelvari- mechanischen Eigenschaften und der Lang-
Stattdessen wurden Mischungen mit Kalk- ante III-a auf Basis Grauzement auf Weiß- lebigkeit beitragen. Dazu waren neue Binde-
steinmehl und Flugasche ausgewählt (Tafel 1). zement (III b) umgestellt und dann z.B. in mittelkonzepte zu erarbeiten, die speziell

1 600
6,00
Chloridmigrationskoeffizient [10-12 m2/s]

1 400
5,00
1 200
Abwitterung [g/m2]

1 000 4,00

800
3,00
600
2,00
400

200 1,00

0
II-a II-b V-a V-b III-a III-b III-c III-d III-e 0,00
28 d 0 0 4 90 0 0 10 53 20 II-a II-b V-a V-b III-a III-b III-c III-d III-e
Autoklaviert 8 10 14 32 0 0 14 14 6 10-12m2/s 0,26 0,57 1,22 2,01 1,58 0,74 1,34 1,15 1,03
Grenzwert 1 500 1 500 1 500 1 500 1 500 1500 1500 1 500 1500 Grenzwert 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0

Bild 12: Ergebnisse der CDF-Tests Bild 13: Ergebnisse der Chloridmigrations-Tests

216
8 [6/2018] beton
Hochleistungsbeton

5.3.1 Bindemittel- Tafel 2: Zusammensetzung der Grobkornmischungen


auswahl und
Optimierung Nanodur C3 Nan. 603-1 BMK-D5-1
Zwei Werktrocken- Deuna Neuwied Deuna
mischungen auf
Basis Nanodur® Bindemittel [kg/m3] 619 669 621
und OLAF Com-
pound 5941 wurden CEM I 42,5 R [kg/m ]3
370 – 255
von den Projekt-
CEM I 52,5 R [kg/m3] – 360 –
partnern geprüft
und bewertet. Da- Granitsplitt 2/5 [kg/m3] 880 419 837
bei zeigte sich, dass
die feinstoffreichen Sand 0/2 mm [kg/m3] 430 669 530
UHPC-Betone auf- Sand BCS 413 [kg/m ] 3
– 267 250
grund der Klebrig-
3
keit in Verbindung Quarzmehl M4 [kg/m ] 430 101 –
mit grober gebro- Quarzmehl M500 [kg/m ] 3
– 67 –
chener Gesteins-
3
körung die Struk- Wasser [kg/m ] 163 194 145
turen der Textilge- w/b 0.26 0.29 0.23
lege nur sehr schwer
gleichmäßig zu PCE [kg/m ]3
15.5 16 16
durchdringen ver-
Rohdichte [kg/m3] 2,549 2,415 2,470
mochten. Für die
Anwendung der
Bindemittel im Textilbeton war daher eine Untersuchungen erfolgten in einer praxisbe-
Reduzierung der Klebrigkeit, Viskosität und währten Feinkornmischung:
Fließgrenze erforderlich. Feinkornmischung für Bindemittelvergleich:
Die hohe Klebrigkeit der OLAF/ 713 kg/m³ Bindemittel (modifizierter
Nanodur®-Betone wird einerseits von der Zement)
großen Feinheit der Feinstzemente und 430 kg/m³ Quarzmehl M4
Oxidkomponenten verursacht und anderer- 1150 kg/m³ Quarzsand H 33
seits von dem im Compound 5941 einge- 185 kg/m³ Wasser
setzten Quarzfeinsand. Letzteres ließ sich 18 kg/m³ PCE-Fließmittel
durch Umstellung auf eine modifizierte Alle Bindemittel-Modifikationen aus drei
Bild 14: Filigranes Faltwerk aus UHPC in der Feinkornzusammensetzung beheben, bei der verschiedenen Hüttensandmehlen, Stein-
Form (oben) und freistehend (unten) eine feine Quarzkomponente anteilig gegen kohlenflugasche und Kalksteinfeinmehl er-
eine gröbere ausgetauscht wurde. Gleich- reichten die im Projekt geforderten Druck-
geeignet sind, als Hochleistungsbetone in zeitig erfolgten Abstufungen im Feinstbe- festigkeiten an Prismen 40 mm x 40 mm x
Fertigteilen sowie bei der Verstärkung und reich. Anstelle des Nanodur®-Bindemittels 160 mm von > 100 N/mm 2 und Biegezug-
Instandsetzung von Bauteilen mit Carbon- CEM II/B-S 52,5 R wurde für weitere Ver- festigkeiten > 15 N/mm 2.
bewehrung eingesetzt zu werden. Hier wur- suche der Projektpartner ein vergleichs-
den natürlich auch die Ergebnisse aus den weise „gröberer“ C3-Nanodur® als Zemen- 5.3.2 Granulometrische Optimierung
bereits angesprochenen Projekten OLAF treferenz, der einem CEM III/A 52,5 R des Hochleistungsbetons
und H-House verwertet. entsprach, eingesetzt. Zudem wurden Hüt- Die Kombination von Ergebnissen zur gra-
tensand- und Kalksteinfeinmehle sowie nulometrischen UHPC-Optimierung der
Steinkohlenflugasche verwendet. Diese TU Dresden und den Erfahrungen mit
den Bindemittelrohstoffen aus den oben
besprochenen Projekten führten zu gut
anwendbaren UHPC-Bindemittel-Zusam-
Biegezugfestigkeit 28 d Druckfestigkeit 28 d mensetzungen. Das resultierende Bindemit-
Biegezugfestigkeit 56 d Druckfestigkeit 56 d telkonzept (BMK-D5-1) enthält Norm- und
160
150 148,8 152,1 Feinstzemente (Mikrodur®) zur granulome-
136,4 139,4 133,3 trischen Optimierung.
Druck- und Biegezugfestigkeit [N/mm2]

140
130
127,9 In Bild 15 sind die Druck- und Biegezug-
120
festigkeiten von drei ausgesuchten UHPC-
110 Zusammensetzungen (Tafel 2) graphisch
100 dargestellt.
90 Die beiden ersten Zusammensetzungen
80 haben aber einen deutlich ungünstigeren
70 CO2-Footprint mit Portlandzementanteilen
60 von 360 kg/m³ bzw. 370 kg/m³ gegenüber
50 der Rezeptur mit dem Bindemittel „BMK-
40 D5-1“mit 255 kg/m³ Zementanteil. Der
30 dort deutlich geringere Portlandzementge-
16,8 17,3 17,0 17,7 15,0 19,2 halt erbringt in Verbindung mit Hüttensand
20
10 und Feinstzement sowie Kalksteinmehl
0 dann aber durch die ganzheitliche granulo-
Nanodur Deuna C3-Nanodur 603-1 BMK-D5-1 metrische Abstimmung mit praxisgerech-
ten Gesteinskörnungen dennoch gute Biege-
Bild 15: Mechanische Kennwerte der Grobkornmischungen zug- und ausreichende Druckfestigkeiten.

beton
9 [6/2018] 217
Hochleistungsbeton

Das Bindemittel ist ja speziell für C³-Betone Danksagung [4] Entwicklung einer Richtlinie. DAfStb-Unteraus-
konzipiert und wird immer in Verbindung schuss „Ultrahochfester Beton“, AG1 Betontechnik
Die Autoren bedanken sich für die fi- und Ausführung.
mit Carbonbewehrung eingesetzt werden. nanzielle Unterstützung beim Bundes- [5] Korpa, A.; Trettin, R.: Nanoscale puzzolans for im-
ministerium für Bildung und Forschung proving ultra high performance cementitius binders.
6 Schlussbetrachtung (BMBF) im Rahmen des Projekts OLAF CEMENT INTERNATIONAL 5 (2007) No. 1,
pp. 74–83
Im Ergebnis der Untersuchungen der zu- (FKZ 03X0066A) und des C³-Carbon [6] Patentanmeldung DE 10 2011 101 448 A1, Dycker-
vor beschriebenen Projekte bleibt festzuhal- Concrete Composite Basisprojekts B2 hoff AG.
ten, dass bei optimierter Zusammensetzung (FKZ 03ZZ0303E) sowie bei der EU-Kom- [7] Blobner, A.; Israel, D.; Möller, W.; Winzer, R,.
der Bindemittel aus hochwertigen Rohstoffen mission im Rahmen des Projekts H-House Silicafreier hochfester Beton mit Dyckerhoff Veridur,
Betoninformationen 44 (2004) H. 1, S. 3–7.
in Verbindung mit geeigneten Feinstzement- (GA 608893). [8] Deuse, T.; Parker, F.; Strunge, J.: Nanostrukturierte
komponenten immer ein sehr dichter Ze- Steuerungskomponenten in Normzement für
mentstein entsteht, der bei unter Wasser ge- Literatur ultrahochfeste Betone. Nanotechnologie aktuell
lagerten Prüfkörpern Druckfestigkeiten im [1] OLAF: Abschlussbericht BMBF Projekt OLAF (2008).
(FKZ 03X0066B Evonik), TIB-Hannover, Hanno- [9] OLAF: Abschlussbericht BMBF Projekt OLAF
Bereich von 120 N/mm2 bis 150 N/mm2 und ver 2012. (FKZ 03X0066A Dyckerhoff), TIB-Hannover,
Biegezugfestigkeiten zwischen 15 N/mm2 [2] Aßbrock, O.; Böing, R,; Rothenbacher, W.; Stein, K.; Hannover 2012.
und 20 N/mm2 erreicht. Das ist im Übrigen Winzer, R.: Praxistest ultrahochfester Beton im [10] H-House Project. www.h-house-project.eu
vergleichbar mit konventionellen UHPC-Zu- Transportbetonwerk. beton 63 (2013) H. 6, S. 226– [11] Basisvorhaben B2 – Nachhaltige Bindemittel und
231. Betone für die Zukunft, Teilvorhaben: Zemente und
sammensetzungen, deren höhere mechani- [3] Sachstandsbericht „Ultrahochfester Beton“. DAfStb Bindemittelsysteme für hochfeste C 3 -Betone
sche Kennwerte überwiegend aus besonderen Heft 561, Berlin 2008. (FKZ 03ZZ0303E), TIB Hannover, Hannover
Verfahren wie Warmbehandlung sowie spezi- 2017.
ellen Additiven wie Fasern resultieren. Wei-
tere Prüfergebnisse folgen in Teil 2.

218
10 [6/2018] beton
Hochleistungsbeton

Ergebnisse von Forschungsvorhaben

Nanotechnisch optimierte Bindemittel


für die Herstellung von anwendungs-
freundlichem Hochleistungsbeton; Teil 2
Thomas Deuse, Sabine Mutke, Frank Parker, Dirk Qvaeschning, Wiesbaden, Matthias Wulff, Deuna

In Teil 1 dieses Beitrags wurde die Entwicklung nano-technisch optimierter Bindemittel zur Herstellung von Hochleistungs-
betonen sowie die Eigenschaften beschrieben, die damit produzierte Hochleistungsbetone (UHPC) bei der Erprobung in
drei öffentlich geförderten Projekten zeigten. Die Beschreibung der Tests und ihrer Ergebnisse wird in diesem Teil fort-
gesetzt. Außerdem wird mithilfe einer speziellen Versuchsanordnung die Abhängigkeit der Biegezugfestigkeit von der
Lagerungsart aufgezeigt. Die Leistungsfähigkeit der in Teil 1 entwickelten Bindemittel wird anhand anwendungstech-
nischer Tests beschrieben und die Untersuchungen durch mineralogische und mikroskopische Methoden ergänzt. Dabei
werden auch das Treibhauspotenzial der verschiedenen Bindemittel und deren Nachhaltigkeit in UHPC im Vergleich zu
Standardbeton einbezogen. So konnte festgestellt werden, dass sich der Anteil von Portlandzementklinker in den UHPCs
um etwa 50 M.-% im Vergleich zu einem Standardbeton bei gleichbleibender hoher Leistung reduzieren ließ. Beispiele ver-
deutlichen die Möglichkeiten, die sich aus der hohen Leistungsfähigkeit dieser UHPCs in der Praxis ergeben.

1 Einleitung Kühltürme, Windkraftanlagen, Abwasser- die Nanodur® Technologie und meldete


UHPC konventioneller Prägung wird aus bauelementen und Brückenverstärkungen. Bindemittel und Herstellungs-Verfahren
Normzementen, überwiegend feinteiligen Durch Kombination dieser gefügeopti- zum Patent an.
Gesteinskörnungen und reaktiven Silicium- merten Bindemittel mit reaktiven syntheti- In drei öffentlich geförderten Projekten
komponenten hergestellt – meist Silikastaub schen Oxiden entwickelte Dyckerhoff 2007 „OLAF – Hochleistungsbeton für Alle“
als Nebenprodukt der Ferrosiliciumproduk-
tion. Die Anwendungen in Deutschland
sind nicht zuletzt aufgrund der geltenden
bauaufsichtlichen Regelungen sehr über-
schaubar – weltweit gibt es insbesondere auf Die Autoren:
Basis von Trockenfertigmischungen ein- Dipl.-Ing. Thomas Deuse studierte Bauinge­ dung zum Chemielaboranten und arbeitete ab
drucksvolle Bauwerke aus dem High Tech nieurwesen an der Universität Siegen. Berufliche 1989 im Zentrallabor bei Erbslöh, Geisenheim,
Werkstoff UHPC. Der Stand der Tech- Stationen waren Bauleiter bei Gartenmann, An­ und IBECO Bentonit­Technologie GmbH, Mann­
nik in Deutschland wurde u.a. dokumen- wendungstechniker im Bereich anorganische heim. Seit 1994 Mitarbeiter im Wilhelm Dycker­
tiert durch den Forschungsbericht DFG FE Chemieprodukte bei der Degussa AG, Projekt­ hoff Institut, Wiesbaden zunächst im Bereich
497/1-1(2005) [1], den Sachstandsbericht leiter bei Peri sowie bautechnischer Berater bei Spezialtiefbau und Güteüberwachung. Seit 2005
des DAfStb (2008) [2] , die Ergebnisse des der Ceca Klebstoff GmbH. 1996 Eintritt in die ist Frank Parker in der Anwendungstechnik und
BTB Forschungsvorhabens UHFB (2013) Dyckerhoff AG, Wiesbaden, zunächst mit Auf­ Produktentwicklung der Spezialbaustoffe der
[3] und Teil 1 zu dieser Veröffentlichung [4]. gaben im technischen Vertrieb Spezialbaustoffe Dyckerhoff GmbH tätig.
Dyckerhoff stellt seit mehr als 20 Jahren und später im Produktmarketing Bindemittel
und Zement. Seit 2011 ist Thomas Deuse Leiter Dipl.-Lab.-Chem. Dirk Qvaeschning studierte
speziell gesichtete Feinstzemente (Mikro- Chemie an der Universität Siegen mit dem
dur®) auf Basis Portlandzementklinker und der Abteilung Produktentwicklung und Spezial­
baustoffe bei der Dyckerhoff GmbH. Schwerpunkt Bau­ und Werkstoffchemie. Von
Hüttensand für Anwendungen bei Injektio-
1997 bis 2009 war er in unterschiedlichen Posi­
nen im geotechnischen Bereich und zur Bau- Dipl.-Ing. Chem. (FH) Sabine Mutke studierte
tionen im Bereich der Entwicklung von zemen­
werksinstandsetzung her. Daraus abgeleitet Chemische Technik an der Fachhochschule
Fresenius in Wiesbaden. 1989 trat sie in die tären Baustoffen und Betonsatzmitteln tätig.
entstanden Spezialprodukte wie Microfond-
Dyckerhoff AG ein als Laborleiterin der physika­ Seit 2009 ist Dirk Qvaeschning Projektleiter
Mörtel zum Verguss so genannter halbstarrer
lischen Chemie/Mineralogie im Wilhelm Dycker­ im Bereich Produktentwicklung des Wilhelm
Beläge sowie die Bindemittelvormischung
hoff Institut. 2013 wechselte sie in die Abteilung Dyckerhoff Instituts.
Flowstone zur Herstellung von Betonwerk-
steinen für Kunst- und Architekturanwen- Produktentwicklung. Seit 2015 ist Sabine Mutke Dipl.-Betriebswirt (FH) Matthias Wulff ist
dungen. Der nächste Schritt waren die Pre- Projektleiterin in der Abteilung Forschung und Bautechniker im Hoch­/Tiefbau. Berufliche Sta­
miumzemente, d.h. durch Mikrodur® ver- Entwicklung bei der Dyckerhoff GmbH. tionen waren Laborleiter bei Dr. Moll GmbH &
gütete Normzemente mit außergewöhnlicher Frank Parker studierte Mineralogie am Institut Co.KG Isernhagen und Labormitarbeiter bei Süd­
Leistungsfähigkeit für Betone zur Her- für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg­ harz­Asphalt Herzberg. Seit 2010 ist Matthias
stellung hochfester Stützen, Fundamente, Universität in Mainz. Er absolvierte eine Ausbil­ Wulff Laborleiter bei der Deuna Zement GmbH.

10 [1+2/2019] beton
11
Hochleistungsbeton

(BMBF), „Energy satz, die z.T. auch mit unterschiedlicher Fein-


Kalksteinmehl efficient Buildings: heit kombiniert wurden. Ziel war die Redu-
OLAF H-House“ (EU) und zierung des Klinkeranteils zur Verbesserung
10 90 C3 „C³ Carbon Concrete der Ökobilanz. Es sollte jedoch mindes-
H-House Composite: Basispro- tens eine Druckfestigkeit von 100 N/mm 2
20 80
jekt B2 Hochleis- sowie eine Biegezugfestigkeit von 15 N/mm 2
30 70
tungsbeton“ (BMBF) erreicht werden.
40 60 wurden Zementroh- Für die Anwendung im Betonwerk
50 50
stoffe in Kombina- sollten die dort vorhandenen Gesteinskör-
tion mit syntheti- nungen und die Mischtechnik vor Ort ver-
60 40 schen Oxiden unter- wendbar sein. Dabei hat sich die Her-
70 30 sucht und für die stellung eines Bindemittel-Compounds
jeweiligen Anwen- bewährt, wobei die trockene Vormi-
80 20
dungsfelder Binde- schung und Homogenisierung der Kom-
90 10 mittelkonzepte erar- ponenten in Intensivmischern im Zement-
beitet (Bild 1). werk erfolgt. Das Mischungsverhältnis
HÜS/FA 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Zement/Klinker Dabei kamen wei- von Bindemittel zu Quarzfeinsand beträgt
tere Hauptbestand- 59:41. Tafel 1 gibt einen Überblick über die
teile wie Hüttensand, in den Projekten erarbeiteten Bindemittel-
Bild 1: Einordnung der in den Projekten angewendeten Bindemittel- Flugasche und Kalk-
konzepte im Dreistoffsystem. rezepturen im Vergleich zum Nanodur®
steinmehl zum Ein- Compound 5941, das als Referenz genutzt
wurde.
Tafel 1: Übersicht über die in den Projekten untersuchten Bindemittelkonzepte
2 Untersuchung der Material-
Zement gem. prEN 197-1:2014 (D)
PZ Klinker Hüttensand Flugasche Kalkstein LL Eigenschaften
[M.-%] [M.-%] [M.-%] [M.-%] 2.1 Druck- und Biegezugfestigkeiten
(Nanodur ) CEM II/B-S ® 1)
65...79 21...35 – – Für die Prüfung der mechanischen Kenn-
werte wurden mit den verschiedenen Binde-
(H-House) CEM II/C-M (S-LL) 1)
50...64 16...44 – 6...20 mittelmischungen Normprismen (40 mm x
40 mm x 160 mm) hergestellt und nach 24 h
(OLAF)1) CEM X (S-V-LL)2) < 50 6...20 6...20 6...20 ausgeschalt. Die weitere Lagerung bis zur
Prüfung erfolgte bei 20 °C unter Wasser. Es
(C³ BMK-D5-1) CEM VI (S-LL) 35...49 31...59 – 6...20
wurden Druck- und Biegezugfestigkeiten
1)
Eingesetzt als Compound 5941 mit 59 M.-% Zementanteil und 41 M.-% Quarzfeinsand nach 2 Tagen und 28 Tagen geprüft. Für die
2)
Aktuell nicht zur Normung vorgesehen Prüfungen wurden zum einen Leim- und
zum anderen Feinkornmischungen (Tafel 2)
verwendet. Von den Leimprismen wurden
Tafel 2: Übersicht der verwendeten UHPC-Zusammensetzungen
jeweils drei Proben nach dem Ausschalen für
Bestandteil Einheit Grobkorn Feinkorn Leim sechs Stunden bei 12 bar und 180 °C auto-
klaviert.
Bindemittel Compound 5941 kg/m³ 1050 1050 1000 Die Druckfestigkeiten der untersuch-
ten Feinkornzusammensetzungen (Bild 2)
Grubensand 0/2 (lufttrocken) kg/m³ 430 1150 –
liegen nach 28 Tagen Wasserlagerung zwi-
Edelsplitt 2/5 (lufttrocken) kg/m³ 880 – – schen 100 N/mm 2 und 140 N/mm 2. Sie hän-
gen naturgemäß vom Klinkergehalt der ver-
Wasser kg/m³ 168 167 138 wendeten Bindemittel ab. Mit einem Anteil
PCE-Fließmittel kg/m³ 13,7 17,9 13,6 an weiteren Hauptbestandteilen im Binde-
mittel von mehr als 50 M.-% werden – auf-
grund der Dichtheit des Gefüges – immer
noch Druckfestigkeiten von mehr als
100 N/mm 2 erzielt. Dieser Wert stellte die
180 2500
Zielfestigkeit für die in den Projekten vorge-
160
2400 sehenen Anwendungen dar.
2300 Die Biegezugfestigkeiten der untersuchten
140 Feinkornzusammensetzungen (Bild 3) hängen
Druckfestigkeit [N/mm2]

2200 ebenfalls von den reaktiven Bestandteilen


Rohdichte [kg/m3]

120
2100 der verwendeten Bindemittel ab. Der für die
100 Bemessung von Fassadenelementen wich-
2000
tige Schwellenwert von 15 N/mm 2 wird – als
80
1900 Mittelwert – auch von den Bindemitteln mit
60 1800 hohem Gehalt an weiteren Hauptbestand-
teilen erreicht. Aufgrund der stärkeren Prüf-
40 1700 streuung liegt der charakteristische Wert der
20 1600 Biegezugfestigkeit aber tiefer.
Die autoklavierten Leimprismen erbrach-
0 1500
CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL) ten durchgehend höhere Druckfestigkeiten
2d 94,5 74,5 78,6 70,4 als die in Wasser gelagerten Proben nach
28 d 142,7 107,8 128,0 103,1 28 Tagen Aushärtung (Bild 4). Das bestä-
kg/m3 2 427 2 232 2422 2236 tigt auch die Literatur [5, 6]. Die Matrix war
spröde und die Brucheigenschaften ähneln
Bild 2: Prismendruckfestigkeiten und Rohdichten der Feinkornmischungen der von Keramik.

beton [1+2/2019]
12 11
Hochleistungsbeton

30,0 Die Biegezugfestigkeiten lassen sich


dagegen durch die Autoklavierung nicht in
jedem Fall steigern. Hier wirkt sich der allei-
25,0 nige Austausch von Klinker durch Kalk-
steinmehl festigkeitsmindernd aus. Die
durch das Kalksteinmehl bewirkte Ände-
Biegezugfestigkeit [N/mm2]

20,0 rung der C-S-H-Zusammensetzung hat


offenbar zur Folge, dass das Gefüge sta-
biler auf die Druck-, aber instabiler auf die
15,0 Biegezugbeanspruchung reagiert. Die in
der Probe CEM X (S-V-LL) neben dem
Kalksteinmehl enthaltene Si-reiche Flug-
10,0 asche scheint diesen negativen Effekt auszu-
gleichen. Hier ist wieder eine Erhöhung der
Biegezugfestigkeit durch Autoklavierung
5,0
erkennbar (Bild 5).
Chr. Lehmann [6] erwähnt, dass Kalk-
steinmehl bei der Autoklavierung weniger
0,0
CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL) effektiv wirkt. Er beschreibt in seiner
2d 18,2 12,0 14,8 14,3 Dissertation, dass Ca-reiche Ausgangsstoffe
28d 20,1 15,6 17,1 17,6 zu Ca-reichen C-S-H-Phasen führen und
Si-haltige Materialien den Si-Anteil in den
Bild 3: Biegezugfestigkeiten der Feinkornmischungen C-S-H-Phasen erhöhen. Ein hohes Si/Ca-
Verhältnis in den C-S-H-Phasen hat sich
250 2500 bei seinen Autoklavierungs-Versuchen gene-
rell als festigkeitssteigernd ausgewirkt. Bei
2400 den hier beschriebenen Versuchen zeigt
200 2300
sich, dass bereits das Si/Ca-Verhältnis der
Druckfestigkeit [N/mm2]

Bindemittelcompounds mit den Druck-


2200 und Biegezugfestigkeiten der autoklavier-
Rohdichte [kg/m3]

ten Leimprismen korreliert (Bild 6a). Dies


150 2100
gilt jedoch nur bei Betrachtung der gleichen
2000 reaktiven Ausgangsmaterialien. Bei Ände-
rung der Zementkomponente wird dieser
100 1900 Zusammenhang gestört (Bild 6b).
1800
2.2 Einfluss der Lagerungsbedingungen
50 1700 auf die Biegezugfestigkeiten der UHPC´s
Bisherige Untersuchungen zeigten bei der
1600
Biegezugprüfung von UHPC-Prismen starke
0 1500 Schwankungen zwischen den Einzelwerten.
CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL) Diese hohen Standardabweichungen sind
28 d 166,5 142,3 168,4 126,2
besonders ungünstig, da gerade die Biege-
autoklaviert 218,3 155,7 205,3 159,2
kg/m3 2 290 2 180 2310 2250 zugfestigkeit für die Beurteilung der Eigen-
schaften von UHPC eine wichtige Rolle
Bild 4: Druckfestigkeiten sowie Rohdichten der autoklavierten Leimprismen (zum Vergleich sind spielt. Eine gezielte Untersuchung des Ein-
die Druckfestigkeiten der Leimprismen nach 28 Tagen Wasserlagerung dargestellt) flusses verschiedener Lagerungsbedingun-
gen zeigte, dass der Feuchtezustand und so-
mit die Lagerungsbedingungen speziell bei
30 Hochleistungsbetonen einen signifikanten
Einfluss haben (Bild 7).
Die einzelnen Arbeitsschritte bei der
25
Biegezug-Prüfung von der Entnahme bis zur
Belastung der Prüfkörper sind zwar grund-
Biegezugfestigkeit [N/mm2]

20 sätzlich geregelt, aber bei UHPC können


bereits geringfügige Variationen erhebliche
Unterschiede in den Messwerten bewirken.
15 Dieses Phänomen ist zwar grundsätzlich
auch von Normalbeton bekannt, ist aber bei
Hochleistungsbeton besonders ausgeprägt.
10
Da die betontechnischen Erklärungsmodelle
nicht ausreichten, um diese Beobachtung
5 zu erklären, wurden Untersuchungen beim
Fraunhofer Institut für Silikatforschung
(ISC) in Würzburg in Auftrag gegeben, um
0 die Ursachen der starken Schwankungen der
CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL)
Biegezugfestigkeiten zu erklären. Hierfür
28 d 22,5 17,1 22,0 18,9
wurden trockene und wassergelagerte Prüf-
autoklaviert 25,5 18,3 20,2 16,4
körper getestet.
Bild 5: Biegezugfestigkeiten der autoklavierten Leimprismen (zum Vergleich sind die Biegezug- Die Untersuchung der Feuchteverteilung
festigkeiten der Leimprismen nach Wasserlagerung mit aufgeführt) im Prüfkörper ergab einen starken Gradien-

12 [1+2/2019] beton
13
Hochleistungsbeton

250 40 250 40

35 35

Biegezugfestigkeit [N/mm2]

Biegezugfestigkeit [N/mm2]
200 200
30 30
Druckfestigkeit [N/mm2]

Druckfestigkeit [N/mm2]
25 25
150 150
20 20

100 15 100 15

10 CEM VI (S-LL) 10
50 50
Druckfestigkeit 5 Druckfestigkeit 5
Biegezugfestigkeit Biegezugfestigkeit
0 0 0 0
0,70 0,75 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 0,70 0,75 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00

Si/Ca-Verhältnis Si/Ca-Verhältnis

Bild 6: Abhängigkeit der Druck- und Biegezugfestigkeit vom Si/Ca-Verhältnis der Bindemittelcompounds von autoklavierten Leimprismen
a) CEM II/B-S, CEM X (S-V-LL), CEM II/C-M (S-LL), b) Wechsel der Bindemittelbasis bei CEM VI (S-LL), keine Korrelation

ten im oberflächlichen Bereich von 0 bis NaCl-Lösung getaucht und 28 Frost-Tau- 2.3.2 Chloridmigration
5 mm. Mit einem in Bild 8 skizzierten Ver- Wechseln zwischen -20 und +20 °C ausge- Bei der Chloridmigration wird die Ein-
such wurde die Auswirkung solcher Feuchte- setzt. Danach wird die Menge des dabei ab- dringtiefe einer NaCl-Lösung in einen defi-
gradienten gemessen. Dabei wurde ein tro- gewitterten Materials bestimmt. Für die nierten Betonkörper unter Anlegung einer
ckener Prüfkörper auf zwei Auflagern zur Prüfungen wurden die Grobkornmischun- Spannung von 30 V geprüft. Dann werden
Hälfte ins Wasser gelegt und die aus dem gen aus Tafel 2 verwendet. die Prüfkörper gespalten und mithilfe von
Quellen innerhalb von zwei Stunden ver- Die Abwitterungen aller geprüften Silbernitratlösung die Eindringtiefe der
ursachte mittige Verformung im Bereich UHPC-Proben nach 28 Wechseln lagen Chlorid-Ionen gemessen. Über die angelegte
von 12 µm mit extrem empfindlichen elek- weit unterhalb des Abnahmekriteriums für Spannung, die gemessene Stromstärke und
tro-optischen Messgeräten erfasst. Rechne- den CDF-Test von 1500 g/m² [8]. Sogar der weitere Parameter errechnet sich daraus der
risch wurde nun eine Last ermittelt, die die- vom Berliner Senat in den Ausführungsvor- Chloridmigrationskoeffizient, der ein Maß
selbe Verformung zur Folge gehabt hätte. schriften über Geh- und Radwege [9] fest- für das Eindringvermögen der Chlorid-Lö-
Die Größenordnung lag dabei im Bereich gelegte Grenzwert von 200 g/m² für die sung ist. Je geringer der Koeffizient, desto
der üblichen Biegezugfestigkeiten. Mit die- Abwitterung von taktilen Platten wird ein- dichter ist das Gefüge und desto schwächer
sem einfachen Versuch wurde nachgewiesen, gehalten. Aufgrund der hohen Gefügedich- dringt die Chlorid-Lösung in die Beton-
dass der Feuchtegehalt die Biegezugfestig- tigkeit können Wasser oder Salzlösungen matrix ein.
keit extrem beeinflusst [7]. kaum in das Gefüge eindringen, wie auch Die Prüfung orientierte sich an dem
die geringe Wasseraufnahme zeigt (Bild 9). BAW-Merkblatt „Chlorideindringwider-
2.3 Untersuchungen zur Dauerhaftigkeit Daher wird der Frostwiderstand von UHPC stand von Beton (MCL)“ [11]. Sie wurde an
2.3.1 Frost-Tau-Widerstand nach dem nicht vom Luftporenanteil bestimmt [10].
CDF-Verfahren Frost-Tausalz-Belastungen stellen somit
Beim CDF-Verfahren wird die zu prüfende normalerweise kein Problem für UHPC
Betonoberfläche kopfüber in eine 3 %-ige dar.

22
20
4-Punkt-Biegezugfestigkeit [N/mm ]
2

BZ von Prismen im Alter von 21d


18
16
14
12
10 19,9 20,3

8 15,8
6
4
6,5
2
0
21d unter Wasser 20d unter Wasser 20d unter Wasser 20d unter Wasser
24h bei 70°C getr. 24h bei 70°C getr. 24h bei 70°C getr.
1h unter Wasser
"nass" "trocken" "trocken" "nass"
Prüfkörper- Prüfkörper- Prüfkörper- Prüfkörper- Bild 8: Messaufbau (oben): 40 mm × 20 mm ×
Temperatur ~ 25°C Temperatur ~ 70°C Temperatur ~ 25°C Temperatur ~ 25°C 7 mm Mörtelprisma, halb im Wasser, Ober-
seite mit wasserdichtem Lack beschichtet,
Bild 7: Biegezugfestigkeiten in Abhängigkeit von den Lagerungsbedingungen der Prüfkörper, Prüfkörper auf Rollen; Prinzipskizze zum
gemessen an Prismen 160 mm × 40 mm × 40 mm (n = 3) Durchbiegeversuch (unten)

beton [1+2/2019]
14 13
Hochleistungsbeton

teil weist der als Basis verwendete Nanodur®


1600 0,5 (CEM II/B-S) auf. Die UHPC-Mischun-
Annahmekriterium nach BAW-Merkblatt Frostprüfung von Beton (MFB)
gen mit verminderter Klinkermenge haben
0,45
1400 einen signifikant höheren Anteil. Zudem
0,4 verschiebt sich mit der Zunahme des Poren-
1200 anteils das Maximum der Verteilung zu
0,35 größeren Porendurchmessern. Der Vergleich

Wasseraufnahme [%]
Abwitterung [g/m2]

mit den Ergebnissen aus den CDF-Prüfun-


1000 0,3 gen zeigt eine Korrelation zwischen bei-
den Parametern: je geringer der Porenanteil
800 0,25
umso geringer ist die Abwitterung.
0,2 Die Autoklavierung der Proben führt zu
600 einer deutlichen Verminderung des Poren-
0,15 anteils und einer Verschiebung in den unte-
400 ren Gelporen-Bereich von < 10 nm. Hier sind
0,1 keine signifikanten Unterschiede mehr zwi-
Grenzwert nach Berliner ABL. Nr. 25 / 07.06.2013
200 schen den verschiedenen klinkerreduzierten
0,05
UHPC-Mischungen erkennbar, deren Gel-
0
porenanteil sogar noch etwas geringer liegt
0 als bei der Nanodur®-Mischung. Offenbar
CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL)
konnten trotz des geringen Wassergehalts
Abwitterung Wasseraufnahme Annahmekriterium Grenzwert ausreichend Hydratphasen-Neubildungen
und Transformationen stattfinden, um das
Bild 9: Abwitterung und Wasseraufnahme der Prüfkörper in der Frost-Tau-Wechsel-Prüfung nach kompakte UHPC-Gefüge noch weiter zu
28 Wechseln (Feinkornmischung gem. Tafel 2). verdichten.
2.4.2 Rasterelektronenmikroskopie
Probekörpern der Feinkornrezeptur nach 2.4 Gefügeuntersuchungen Für die rasterelektronenmikroskopischen
Tafel 2 durchgeführt. Die gemessenen Mi- 2.4.1 Quecksilberddruckporosimetrie Untersuchungen wurde ein Stereoscan 360
grationskoeffizienten aller geprüften Pro- Die Quecksilberdruckporosimetrie gibt Aus- von Cambridge Instruments verwendet. Die
ben lagen deutlich unter dem Grenzwert von kunft über Menge und Größe der Poren. Untersuchungen erfolgten an Leimproben
5×10 -12 m²/s. Den höchsten Wert wies die Verwendet wurde das Model AutoPore IV im Sekundärelektronen-Modus. Die Teil-
Probe CEM II/C-M (S-LL) auf. Hier wirkt 9505 von Fa. Micromeritics. Die Prüfun- proben wurden frisch gebrochen und die
sich der Austausch von Hüttensand durch gen wurden an Leimprismen durchgeführt. Oberfläche mit Platin besputtert.
Kalksteinmehl als weiterer Hauptbestandteil Bei den vorliegenden Untersuchungen wur- Unter dem Rasterelektronenmikroskop
aus. Aber auch dieses Bindemittel erfüllt den den ca. 10 mm große Teilstücke 24 Stunden (REM) zeigen die UHPC-Mischungen mit
Grenzwert deutlich (Bild 10). bei 105 °C getrocknet und danach gemessen. Flugasche und Kalksteinmehl im Vergleich
Ähnliche Ergebnisse werden auch in Bild 11 zeigt die Porenverteilungen der zu einem Normalbeton ein sehr dichtes
[12] beschrieben, wobei in diesem Fall reine UHPC-Leime im Alter von 28-Tagen (a) Gefüge, in dem Hydratationsprodukte und
Portlandzementsysteme mit Silikastaub sowie die Verteilung in den autoklavierten unhydratisierte Phasen eine dichte struk-
geprüft wurden. Die Ergebnisse belegen, Pendants (b). Wie im UHPC angestrebt, turlose Grundmasse bilden (Bild 12, oben).
dass auch unabhängig von der Bindemit- sind nach 28 Tagen Hydratation praktisch Einzelne Hydratphasen sind im REM nicht
telzusammensetzung, aufgrund des dichten keine Kapillar- und Luftporen vorhanden. mehr erkennbar. Die oberflächlich hydra-
Gefüges, die Chloridmigration sehr nied- Es liegen in allen untersuchten Proben Poren tisierten Hüttensandpartikel sind eng mit
rig liegt und die Gefahr einer Stahlkorrosion im oberen Gelporen-Bereich von 0,01 µm der restlichen Bindemittelmatrix verbunden.
bei UHPC äußerst gering ist. und 0,05 µm vor. Den geringsten Porenan- Die Quarzmehlpartikel brechen in der was-
sergelagerten Probe glatt aus der Bindemit-
telmatrix heraus. Die autoklavierten Proben
zeigen dagegen einen engen Verbund der
6,00
Zementmatrix sowohl mit dem Hüttensand
als auch mit den Quarzpartikeln (Bild 12,
Grenzwert nach BAW-Merkblatt Chlorideindringwiderstand von Beton (MCL) Mitte). Quarz und Hüttensand sind mit
Chloridmigrationskoeffizient [10-12 m²/s]

5,00
der Bindemittelmatrix kompakt verzahnt,
da beim Autoklavierungsprozess trotz des
geringen Wassergehalts eine weitere Reak-
4,00
tion mit der Bindemittelmatrix stattfand.
Bei der Steinkohlenflugasche bewirkte
die Autoklavierung offenbar keine derartig
3,00
intensive Verbesserung des Verbunds mit der
Bindemittelmatrix, da hier die Flugasche-
partikel meist genauso aus der Matrix heraus-
2,00
brachen wie bei den wassergelagerten Proben
(s. Bild 12, unten). Allerdings waren Hydra-
tationssäume auf den Oberflächen zu erken-
1,00
nen.
2.4.3 Röntgendiffraktometrie
0,00 Zur Bestimmung der mineralogischen Zu-
CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL)
10–12 m²/s 0,26 0,54 1,58 0,58
sammensetzung wurden die Leimproben ge-
Grenzwert 5,0 5,0 5,0 5,0
mahlen und mittels Röntgendiffraktometrie
untersucht. Dabei wurde ein Diffraktometer
Bild 10: Ergebnisse der Chloridmigrationsprüfung (Prüfkörper: Feinkornmischung nach Tafel 2) D4 der Fa. Bruker verwendet.

14 [1+2/2019] beton
15
Hochleistungsbeton

0,20
Log Diff. Intrusionsvolumen [ml/g]

0,20

Log Diff. Intrusionsvolumen [ml/g]


CEM II/B-S CEM II/B-S
0,18 0,18
CEM X (S-V-LL) CEM X (S-V-LL)
0,16 CEM II/C-M (S-LL) 0,16 CEM II/C-M (S-LL)
0,14 CEM VI (S-LL) 0,14 CEM VI (S-LL)
0,12 0,12
0,10 0,10
0,08 0,08
0,06 0,06
0,04 0,04
0,02 0,02
0 0
10 1 0,1 0,01 0,001 10 1 0,1 0,01 0,001
Porendurchmesser [μm] Porendurchmesser [μm]

Bild 11 a und b: Porengrößenverteilung der UHPC-Leimprismen nach 28 Tagen Hydratation (links) und nach Autoklavierung (rechts)

In den 28 Tage hydratisierten Leimen Tobermorit oder Xonolit können entgegen Phasen, die eine eng vernetzte stabile Struk-
bilden sich neben Ettringit auch die AFm- der Untersuchungen von [6] in den hier tur erzeugen, die umso ausgeprägter ist, je
Phasen Monosulfat und Monocarbonat. Der untersuchten Bindemittelmischungen nicht höher die Autoklavierungstemperatur ge-
Anteil an C-S-H-Phasen und die amorphen nachgewiesen werden. Es bilden sich offen- wählt wird. Diese Kristalle waren jedoch erst
Anteile aus Hüttensand und Flugasche kön- sichtlich röntgenamorphe Silikathydrate. im Transmissionselektronenmikroskop zu
nen nicht unterschieden werden. Deren Anteil steigt mehr oder weniger deut- erkennen und hatten Größen von mehreren
Die Autoklavierung führt zur Umwand- lich mit der Autoklavierung an. Nach [6] 10 bis 100 nm. Solch kleine Hydratphasen
lung der Aluminate zu Hydrogranat C3AH6. bilden sich trotzdem kristalline C-S-H- sind trotz Kristallstruktur im Diffrakto-
meter nur als röntgenamorpher Anteil nach-
zuweisen.
Durch den geringen Wasseranteil sind in
den untersuchten Materialien immer unhy-
dratisierte Klinkerphasen zu erkennen, selbst
nach der Autoklavierung. Hierbei reduzieren
sich Restklinker und Quarzanteil durch eine
weitere Hydratation, der Anteil an amor-
phen Phasen nimmt dagegen zu (Bild 13).
Die Hydratation des Hüttensands kann mit
dem Diffraktometer nicht erfasst werden.
Die Untersuchungen zeigen, dass sich die
weiteren reaktiven Hauptbestandteile teil-
5 µm 5 µm weise in C-S-H Phasen umwandeln und so
den Zementstein verdichten. Das so entstan-
dene Betongefüge unterscheidet sich bezüg-
lich der mineralischen Zusammensetzung in
keiner Weise vom Standardbeton – es hat nur
eine höhere Verdichtung des Zementsteins
durch Phasenumwandlungen stattgefunden.
Unbekannte Risiken aus hoher Silikastaub-
dosierung, wie beim konventionellen UHPC
ohne vollständigen Verlauf der puzzolani-
schen Reaktion, sind hier nicht gegeben.

3 Betrachtungen zur Nachhaltigkeit


Zur Betrachtung der Nachhaltigkeit der
5 µm 5 µm UHPCs wird zum einen das Treibhaus-
potenzial der getesteten Bindemittel heran-
gezogen und zum anderen das Nachhaltig-
keitspotenzial der Hochleistungsbetone ab-
geschätzt.
Bei modernen Hochleistungsbetonen
trägt das zementäre Bindemittel bis zu 85 %
zur CO2-Bilanz der Betone bei. Die rest-
lichen 15 % entfallen im Wesentlichen auf
die eingesetzten Hochleistungsfließmittel
und den Materialtransport. Zur Verminde-
rung des Treibhauspotenzials ist es daher
naheliegend, den Anteil des Portland-
5 µm 5 µm zementklinkers im Hochleistungsbeton zu
reduzieren. Die vorliegenden Untersuchun-
gen haben gezeigt, dass sich mit granulo-
Bild 12: Rasterelektronenmikroskopie:
obere Bildreihe: Vergleich von Normalbeton (links) mit Nanodur® (rechts)
metrisch-nanotechnisch optimierten Binde-
mittlere Bildreihe: Quarzkorn in 28 Tage hydratisierter (links) und autoklavierter Matrix (rechts) mitteln unter Einsatz von hohen Anteilen
untere Bildreihe: Flugasche in 28 Tage hydratisierter (links) und autoklavierter Matrix (rechts) an weiteren Hauptbestandteilen dauerhafte

beton [1+2/2019]
16 15
Hochleistungsbeton

CEM VI (S-LL) Klinker CEM VI (S-LL)


Klinker
amorph
amorph
Quarz CEM II/C-M (S-LL)
CEM II/C-M (S-LL)
Quarz
AFm/AFt
C3AH6
Ca(OH)2
CEM X (S-V-LL) Ca(OH)2
Karbonat CEM X (S-V-LL)
Karbonat
Rest
Rest
CEM II/B-S
CEM II/B-S

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Bild 13: Mineralogische Zusammensetzung der Leimprismen a) nach 28 Tage Hydratation (links), b) nach Autoklavierung (rechts)

UHPCs mit Festigkeiten von 100 N/mm 2 malbeton. Über den geringeren Materialver- maximale Lebensdauer mit 200 Jahren an-
bis 140 N/mm 2 herstellen lassen. brauch verringert sich das Treibhauspoten- genommen. Als spezifisches Leistungs-
In allen drei Projekten wurden für die zial der UHPC-Bauweise gegenüber dem merkmal der Bindemittelsysteme wurde die
entwickelten Bindemittelkonzepte Öko- Referenzsystem z.T. erheblich. Damit ver- charakteristische Druckfestigkeit berück-
bilanzen erstellt. Sie beziehen sich auf die bessert sich zwangsläufig auch die Nachhal- sichtigt. Bild 15 zeigt das Nachhaltigkeits-
Bereitstellung von 1 m³ Frischbeton im tigkeit. potenzial der UHPC-Betone mit den ein-
Werk. Als Referenzmischung dient eine Ein Ansatz zur Bewertung der Nachhal- zelnen Bindemittelvarianten im Vergleich
hochfeste Betonzusammensetzung (C55/67) tigkeit auf der Baustoffebene wird in [13] zu einem Standardbeton mit CEM I 52,5 R.
mit 475 kg/m³ CEM I 52,5 R und einem beschrieben. Dieser Ansatz berücksichtigt Gegenüber dem Standardbeton lässt sich das
w/z-Wert von 0,40. neben der CO2-Bilanz auch Faktoren wie Nachhaltigkeitspotenzial um bis zu 40 % bis
Bezogen auf das Referenzsystem zeigt Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit der 65 % steigern.
ein Vergleich der Treibhauspotenziale der verwendeten Baustoffe. Um dieses Potenzial für die Praxis nutz-
betrachteten Bindemittelsysteme Verände- In Anlehnung an [13] wird das Beton- bar zu machen, ist jedoch eine bauaufsicht-
rungen von +10 % bis -20 % (Bild 14). Nachhaltigkeitspotenzial Ω nach folgender liche Regelung notwendig (s. Abschnitt 7.2).
Dabei weisen die UHPC-Betone – auf- Gleichung vereinfacht aus der Lebensdauer Bisher sind dazu zeit- und kostenintensive
grund des hohen Bindemittelgehalts – gene- der Betone, der Leistungsfähigkeit ausge- Zustimmungen im Einzelfall notwendig,
rell höhere Treibhauspotenziale auf als her- drückt als charakteristische Druckfestigkeit welche Planer und Bauherren davon abhal-
kömmliche Referenzbetone. Durch die Aus- und dem Treibhauspotenzial (Global War- ten, die Vorteile der UHPC-Bauweise stär-
wahl geeigneter weiterer Hauptbestandteile ming Potenzial (GWP)) definiert: ker in die Anwendung zu überführen.
kann das CO2-Äquivalent der Bindemittel
jedoch gesenkt werden, ohne die Dauer- 4 Mischtechnik
haftigkeitseigenschaften der Betone zu ver- Lebensdauer · Leistungsfähigkeit Zur Auf bereitung von UHPC werden auf-
Ω=
schlechtern. GWP grund einer Vielzahl mischtechnisch
Diese Betrachtung deckt jedoch nur schwieriger Feinstbestandteile besonders
einen Teilaspekt der Ökobilanz ab. Ein Da die untersuchten Bindemittel in Hoch- scherintensive Hochleistungsmischer emp-
anderer Aspekt ist die Nachhaltigkeit der leistungsmischungen geprüft wurden, wei- fohlen. Nanodur® Compound 5941 wird be-
unterschiedlichen Bauweisen. Mit UHPC sen alle sehr gute Dauerhaftigkeitseigen- reits im Zementwerk in Hochleistungspul-
können wesentlich dauerhaftere und schlan- schaften auf (s. Abschnitt 2.3). In Über- vermischern homogenisiert und erlaubt des-
kere Bauteile produziert werden als mit Nor- einstimmung mit der Literatur wurde die halb die zielsichere Herstellung von UHPC

450
Nachhaltigkeitspotenzial [(MPa · a)/(kg CO2-äquiv.)]

70
Treibhauspotenzial (GWP) [kg CO2-äquiv./m³]

400
schechter

60
besser

350
50
300

250 40

200 30
150
20
schechter

100
besser

10
50

0 0
CEM I 52,5 R CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL) CEM I 52,5 R CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL)

Bild 14: Treibhauspotenzial (GWP) der einzelnen Bindemittel, bezogen Bild 15: Nachhaltigkeitspotenzial der UHPC-Feinkornmischungen mit
auf 1 m³ Beton den einzelnen Bindemitteln im Vergleich zu einem Referenzbeton

16 [1+2/2019] beton
17
Hochleistungsbeton

einer Ausgangstemperatur von 20 °C.


Die Druckfestigkeiten nach 28 Tagen lie-
gen alle auf vergleichbarem Niveau (Tafel 3).
Eine solche Verfahrensweise kann für
Transportbeton im Falle größerer Mengen
perspektivisch durchaus interessant sein,
wobei dann das Material im Werk kurz
homogenisiert und im Fahrmischer dann
fertig gemischt wird. Für den Maschinenbau
kann das insbesondere im Ausland eine inte-
ressante Alternative für kleinere Unterneh-
men sein, da marktübliche Trommelmischer
mit Füllvolumina bis zu 320 l standard-
mäßig verfügbar sind.

5 Anwendungsbeispiele
5.1 Maschinenbau Bild 17: Ausbreitmaß des im Trommelmischer
Die Anfänge von Beton im Maschinenbau gemischten UHPC
gehen auf das Jahr 1917 zurück, wo der
Ingenieur Georg Schlesinger erstmals Guss-
eisen für Werkzeugmaschinengestelle durch n 1050 kg/m³ Nanodur® Compound 5941
zementgebundenen Beton ersetzte. Anwen- n 880 kg/m³ Splitt 2/5
dungen in größerem Umfang gab es dann n 430 kg/m³ Sand 0/2
ab 1940, aber das Material konnte sich im n 1 58 kg/m3 Wasser
Wesentlichen wegen hohen Verschleißes n 15 kg/m³ PCE
und fehlender Genauigkeit auf Dauer nicht n 6 kg/m³ Schwindreduzierer
durchsetzen. Attraktiv war aber grund- Für die Bemessung wird eine Biegezug-
sätzlich die bessere Dämpfung von massi- festigkeit von 5 N/mm 2 zugrunde gelegt
vem Beton gegenüber metallischen Werk- und bei der Produktionskontrolle an Pris-
stoffen. VDF Böhringer (heute MAG IAS men 4 cm × 4 cm × 16 cm sollen mindestens
GmbH) setzte in der 1980er Jahren dann 15 N/mm 2 nach 7 Tagen erreicht werden.
einen B55 zur Herstellung von Bett-Unter-
teilen in Verbindung mit aufgeklebten
Blöcken aus Gusseisen ein [14].
Mit Entwicklung des UHPC erfuhr der
Beton eine Renaissance im Anwendungsge-
biet Maschinenbau und substituiert seitdem
Bild 16: Herstellung von UHPC mit Nanodur® den verbreiteten Polymerbeton oder „Mine-
Compound 5941 im Trommelmischer
ralguss“. Gegenüber diesem reaktionsharz-
gebundenen Material, das in massiven Stahl-
in normalen Tellermischern. Dies zeigt im formen verdichtet werden muss, genügen
Vergleich zu üblichen UHPC-Anwendun- für selbstverdichtenden UHPC einfache
gen mit Silikastaub die ausgesprochene An- Holzschalungen. Ein weiterer Vorteil ist
wenderfreundlichkeit der in den Projekten die größere Formbeständigkeit in Bezug
entwickelten UHPC-Konzepte. So kann auf das Kriechen bei höheren Temperatu-
z.B. der UHPC mit dem Nanodur® Com- ren. Wesentliche Anforderung bei der Her-
pound 5941 auch in einfachen Trommel- stellung von Maschinenbetten ist eine riss-
mischern hergestellt werden. freie Produktion großer Geometrien durch
Für die Versuche kam Nanodur®-Beton die hohe Zugfestigkeit des Zementsteins.
mit 60 kg/m³ Mikrostahlfasern zum Ein- Gefordert wird ein linear-elastisches Verhal-
satz. Die Herstellung erfolgte im Trommel- ten. Nach der Jahrtausendwende setzte die
mischer (Bild 16). Zunächst wurden alle Homag Gruppe erstmals UHPC in größe-
trockenen Ausgangsstoffe eine Minute vor- rem Maßstab als Bett für Holzbearbeitungs-
gemischt. Anschließend wurde langsam die maschinen ein (Bild 18).
Wasser-PCE-Mischung zugegeben. Die UHPC Grobkornzusammensetzung
Je nach Auswahl der Hochleistungs- mit Dyckerhoff Nanodur® Compound 5941
fließmittel wird die gewohnte Konsistenz kam beim Spezialfertigteilwerk Sudholt-
(Bild 17) nach 8 min Gesamtmischzeit (nass Wasemann 2010 erstmals in großem Maß-
+ trocken) erreicht. Die Frischbetontempe- stab zum Einsatz und ist bis heute unver-
ratur liegt zwischen 21,8 °C und 23,2 °C bei ändert:

Tafel 3: Druckfestigkeiten der in unterschiedlichen Mischern hergestellten UHPC-Prüfkörper nach


Lagerung unter Wasser (Grobkornmischung nach Tafel 1 mit 60 kg/m³ Mikrostahlfasern)

Trommelmischer Tellermischer
Mischdauer [min] 8
Prismendruckfestigkeit nach 28 d [N/mm2] 188,0 177,3 Bild 18: Herstellung von Maschinenbetten für
holzverarbeitende Maschinen; oben: UHPC
Würfeldruckfestigkeit nach 28 d [N/mm2] 155,0 149,1
Maschinenbett; unten: fertige Maschine

beton [1+2/2019]
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Hochleistungsbeton

Bild 19: Portalfräsmaschine chinesischer Produktion (Fa. Yonghua, China, Fotos Rottler)

Die selbstverdichtende Betonmischung das spanische Forschungsinstitut Leit-IK4. verklebten UHPC Einzelelementen in be-
ist äußerst robust und kommt inzwischen Nanodur®-Beton E80 wurde in Verbindung liebiger Größe (Bild 20). In Grevesmühlen
bei verschiedenen Herstellern weltweit mit mit der später noch beschriebenen Klebe- wurde dann erstmals eine doppelstöckige
lokaler Gesteinskörnung erfolgreich zum technik mit dem Innovationspreis der Zulie- Garnelenzuchtanlage von 35 m Länge und
Einsatz. ferindustrie 2016 der 60. Betontage in Neu- 5 m Breite mit der zuvor beschriebenen
Neben der Homag Gruppe setzen heute Ulm ausgezeichnet. UHPC Grobkornmischung mit Nanodur®
Weltmarktführer von Werkzeugmaschinen Nanodur® Compound 5941 ist mittler- Compound 5941 ausgeführt. Die Elemente
aus der Metallbearbeitung UHPC als kosten- weile in den Qualitätssicherungsplänen zahl- mit nur 6 cm Wanddicke wurden ohne Be-
günstigen und technisch sehr attraktiven reicher Werkzeugmaschinenbetten fest ver- wehrung hergestellt – die unteren bereits mit
Werkstoff ein. In China wurde 2016 ein ankert und damit für die Lebensdauer der integrierten Stützen für die oberen. Nach
neues Werk für die Produktion von Maschi- jeweiligen Modelle verbindlich. Grund- Positionierung der unteren Beckenelemente
nenbetten aus Nanodur® UHPC eröffnet. sätzlich eignen sich für die Anwendung im auf vorbereiteten Betonbalken wurden die
Die ersten Elemente einer großen Portalfräs- Maschinenbau aber auch alle anderen zuvor oberen Elemente auf Trägern und Querrie-
maschine wurden allerdings in Deutschland beschriebenen Bindemittelkonzepte. Eine geln aus hochfestem Normalbeton aufgelegt.
bei Sudholt-Wasemann gefertigt (Bild 19). weitere Reduzierung des Portlandzement- Nach Abschluss der Montage erfolgte der
Bei Austausch der Gesteinskörnungen klinkers würde sich zudem positiv auf das Verschluss der Stöße durch Einkleben von
Sand und Splitt in der zuvor beschriebenen für die Formstabilität von Maschinenbetten Laschen mit Reaktionsharzklebstoff. Zur
Grobkornmischung durch industriell auf be- und die Positionierung von Einbauteilen Abdichtung der Fugen zwischen Laschen
reitetes getempertes Material lässt sich der entscheidende Schwinden des UHPC aus- und Beckenelementen kam ein hydraulischer
ohnehin sehr hohe E-Modul des UHPC von wirken. Mörtel mit Trinkwasserzulassung zum Ein-
rund 50 000 N/mm 2 auf über 80000 N/mm 2 satz [15].
steigern und liegt damit über dem von Alu- 5.2 Fischzuchtbecken mit
minium mit 70 000 N/mm 2. spezieller Klebetechnik 5.3 Konstruktive Brückenverstärkung
Besonders interessant sind diese Mate- Ausgehend von dem Prototyp eines gekleb- Auf Initiative der technischen Universität
rialeigenschaften für Maschinenbauteile ten Bassins als Messeexponat auf der Euro- Graz wurde 2014 bei einem Pilotprojekt die
mit sehr hohen Anforderungen an Steifig- tier 2012 begann die Benno Drössler GmbH Praxistauglichkeit einer Verstärkung von
keit und Schwingungsdämpfung. Eine erste zusammen mit Green Aqua Farming GmbH Brücken mit UHPC erfolgreich erprobt.
Anwendung war ein Messtisch mit einbeto- mit der Entwicklung von Fischzuchtanlagen 40 m³ UHPC mit Nanodur® Compound
nierter Bearbeitungsfläche aus Edelstahl für als modulare Konstruktion aus miteinander 5941 wurden in einem Transportbetonwerk
auf bereitet und als Ortbeton eingebaut. Ziel
war eine Tragfähigkeitserhöhung mit gleich-
zeitiger Abdichtung als Ersatz für den bitu-
minösen Belag (Bild 21). Anders als bei den
zuvor beschriebenen Anwendungen kam
hier nicht die selbstverdichtende Grobkorn-
rezeptur zum Einsatz, sondern die Sieblinie
musste für einen Einbau bei bis zu 4,5 %
Gefälle optimiert werden.
n 950 kg/m³ Nanodur® Compound 5941
n 1420 kg/m³ Quarzsand 0,6/1,2
und Basaltedelsplitt 2/4
n 90 kg/m³ Stahlfasern 13/20
n 146 kg/m³ Wasser
n 14 kg/m³ Fließmittel und Verzögerer
Mit dieser Mischung wurden an Würfeln mit
100 mm Kantenläge Druckfestigkeiten von
146 N/mm2 nach 28 und 172 N/mm2 nach
98 Tagen sowie eine Biegezugfestigkeit von
11,5 N/mm2 an 150 mm × 150 mm × 700 mm
Bild 20: Fischzuchtbecken aus miteinander ver- Balken im 4-Punkt-Versuch erzielt. Der E-
klebten UHPC-Platten. Modul erreichte 52000 N/mm2 [16].

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Hochleistungsbeton

Bild 21: Arbeiten zur Brückenverstärkung mit UHPC an der Steinbachbrücke, Österreich

6 Schlussbetrachtung gegenüber Normalbeton sollten diese Para- Danksagung


6.1 Anwendung im konstruktiven Bau meter zur Überwachung eigentlich ausrei- Die Autoren bedanken sich für die fi-
Infolge notwendiger und sehr aufwändiger chen und so die Einführung dieses neuen nanzielle Unterstützung beim Bundes-
Zustimmungen im Einzelfall wird UHPC Werkstoffs erleichtern. Im Falle von Nano- ministerium für Bildung und Forschung
in Deutschland bislang kaum als konstruk- dur® Compound 5941 und den in den Pro- (BMBF) im Rahmen des Projektes OLAF
tiver Werkstoff eingesetzt, obwohl er bei jekten erarbeiteten Bindemittelkonzepten (FKZ 03X0066A) und des C³-Basisprojekts
langfristiger Betrachtungsweise insbeson- werden ausschließlich langjährig bewährte B2 (FKZ 03ZZ0303E) sowie bei der EU-
dere aufgrund seiner hohen Dauerhaftigkeit Zementhauptbestandteile eingesetzt. Die Kommission im Rahmen des Projektes
auch wirtschaftlich sehr interessant wäre. synthetischen Oxide werden nur in der frü- H-House (GA 608893).
So sind derzeit nur Sonderanwendungen hen Erhärtungsphase zur Hydratations- Literatur
auf Basis der speziellen Eigenschaften des steuerung der Feinstzementkomponeten zur [1] Schmidt, M. et al.: Forschungsbericht DFG FE 497/1-
UHPC wirtschaftlich umsetzbar. Erzielung einer dichten Packung verwendet. 1. Unidruckerei der Universität Kassel, Kassel 2005.
Alle zuvor beschriebenen Zemente bzw. [2] Sachstandsbericht „Ultrahochfester Beton“. DAfStb
6.2 Normung – Überwachung Heft 561, Berlin 2008.
Zementanteile in den Compounds sind [3] Aßbrock, O.; Böing, R.; Rothenbacher, W.; Stein, K.;
für Normbezeichnung nach dem Entwurf prEN197-1:2014(D) [17] Winzer, R.: Praxistest ultrahochfester Beton im Trans-
Nach geltenden Normen enden die Festig- normfähig: portbetonwerk. beton 63 (2013) H. 6, S. 226–231.
keitsklassen bei einem C100/115, wobei nur n Nanodur® Compound 5941
[4] Deuse, Th.; Mutke, S.; Parker, F.; Qvaeschning, D.;
bis zum C80/95 ohne zeit- und kostenauf- Wulff, M.: Nanotechnisch optimierte Bindemittel für die
als CEM II/B-S 52,5 Herstellung von anwendungsfreundlichem Hochleis-
wändige Zustimmung im Einzelfall gearbei- n TP H-House Compound 5941 tungsbeton; Teil 1. beton 68 (2918) H. 6, S. 210–219.
tet werden darf. UHPC ist also aktuell nicht [5] Fontana, P. et al.: Wärmebehandlung und Auto-
als CEM II/C-M (S-LL) 52,5
bauaufsichtlich geregelt und die Erarbeitung klavierung von UHPC. Betonwerk und Fertigteil-
n C³ BMK-D5-1 als CEM VI (S-LL) 52,5 technik (2011) H. 10.
der Richtlinie des DAfStb noch nicht abge-
(C3 –Projekt) [6] Lehmann, Chr. Neue Perspektiven für Ultra-Hoch-
schlossen. leistungsbeton durch gezielte Beeinflussung des Nano-
Auf der Bindemittelseite sind Com- Diese Produkte werden aufgrund ihrer durch
gefüges. Technische Universität Berlin, Berlin 2013.
pounds aus Zement und feiner Gesteinskör- die Herstellung bedingten hohen Preise [7] OLAF: Abschlussbericht BMBF Projekt OLAF
nung ebenfalls nicht geregelt und leider gibt und besonderen Eigenschaften aber nur (FKZ 03X0066B Evonik). TIB-Hannover, Hanno-
bei außergewöhnlichen Anforderungen im ver 2012.
es dazu aktuell auch keine Ansätze. Dies [8] Merkblatt Frostprüfung von Beton (MFB). Bundes-
wäre allerdings dringend erforderlich, denn Objektgeschäft eingesetzt. Da es sich um amt für Wasserbau, Karlsruhe 2012.
nur mit trockener Auf bereitung in Intensiv- Mischprodukte handelt, erfolgt die Herstel- [9] Ausführungsvorschriften zu §7 des Berliner Straßen-
mischern im Zementwerk kann die homo- lung immer erst direkt bei Abholung und es gesetzes über Geh- und Radwege. Amtsblatt für Ber-
existiert keine Vorhaltung im Silo. Die not- lin Heft 25, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
gene Verteilung der für UHPC unverzicht- und Umwelt, Berlin 2013.
baren Feinbestandteile zielsicher erreicht wendige Überwachung kann ohne größeren [10] Alkaysi, M. et al.: Effects of silica powder and
werden, ohne in der späteren Nassbeton- Aufwand also nur bei laufendem Versand er- cement type on durability of ultra high performance
mischung auf spezielle Mischtechnik ange- folgen. Zur ständigen Aufrechterhaltung der concrete (UHPC). Cement and Concrete Compo-
sites 66 (2016.)
wiesen zu sein. Bei der Qualitätssicherung Normbezeichnung muss aber fortlaufend [11] Merkblatt Chlorideindringwiderstand von Beton
im Maschinenbau wird seit 2010 die Prü- überwacht werden. (MCL). Bundesanstalt für Wasserbau, Karlsruhe 2012.
fung des Nanodur® Compounds 5941 als Damit ist nachvollziehbar, dass die tech- [12] Piérard, J. et al.: Durability Evaluation of Different
nisch mögliche Anmeldung von Normbe- Types of UHPC. Proceedings of the Int. Symposium
Zement nach EN 196 bei w/z 0,5 mit Norm- on Ultra-High Performance Fibre-Reinforced Con-
sand erfolgreich praktiziert. Die Festig- zeichnungen für neue Produkte mit anfangs crete. Marseille, 2013.
keitsvorgaben von 15 N/mm 2 nach 2 Tagen sehr geringen Versandmengen für den Her- [13] Haist, M. et al.: Ansatz zur Quantifizierung der
und 40 N/mm 2 nach 28 Tagen werden mit steller nicht interessant ist. Allerdings Nachhaltigkeit von Beton auf der Baustoffebene.
gibt es ohne Normbezeichnung kein Ein- Beton- und Stahlbetonbau 111 (2016), H. 10.
dem „Mörtel“ aus 59 M.-% Zement und [14] Sagmeister, B.: Maschinenteile aus zementgebun-
41 M.-% Quarzfeinsand zielsicher einge- satz im bauaufsichtlich relevanten Bereich. denen Beton. Beuth Verlag, Berlin 2017.
halten. Die Festigkeiten der UHPC-Grob- Dies ist eine zusätzliche Hürde beim Ein- [15] Deuse, Th. et al.: Hochleistungsbeton mit Klebever-
kornmischung an Prismen mit den Abmes- satz im bauaufsichtlich ebenfalls ungeregel- bindung. Betonwerk International (2014) H. 6.
[16] Hadl, P. et al.: Anwendung von UHPC als direkt be-
sungen 4 cm × 4 cm × 16 cm nach 7 Tagen ten Hochleistungsbeton. Hier besteht drin- fahrener Aufbeton bei der Integralisierung eines be-
liegen immer oberhalb von 15 N/mm 2 Biege- gend Handlungsbedarf, um die mit hohem stehenden Brückenbauwerks in Österreich. Beton-
zug- und 120 N/mm 2 Druckfestigkeit bei finanziellem Aufwand seitens der öffentli- und Stahlbetonbau 110 (2015) H. 2.
E-Moduln von mehr als 45000 N/mm 2. chen Fördergeldgeber und der Industrie ent- [17] Entwurf DIN EN 197-1:2014-07 „Zement – Teil 1:
Zusammensetzung, Anforderungen und Konformi-
Für UHPC mit extrem dichtem Gefüge wickelten Hochleistungswerkstoffe schnel- tätskriterien von Normalzement“ Beuth Verlag,
und der nachweislich höheren Qualität ler in die Anwendung zu bringen. Berlin 2014.

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