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Sonderdruck
aus beton 6/2018 und 1+2/2019
Verlag Bau+Technik GmbH
www.verlagbt.de
1
Hochleistungsbeton
Aus der Erkenntnis, dass der Portlandzementanteil in einem Ultrahochleistungsbeton (UHPC) aufgrund des
geringen Wasseranteils nur zu einem geringen Teil hydratisiert und dann als inerter Kornbandanteil existiert, wurde
in den hier beschriebenen Untersuchungen der Portlandzementanteil reduziert und direkt durch puzzolanische, latent-
hydraulische bzw. inerte Feinstäube ersetzt. Im Gegensatz zur üblichen UHPC Herstellung mit Silikastaub als Feinststoff
zur Lückenfüllung im Bindemittelgefüge wurden hier zur Vermeidung einer zu großen Oberfläche auf das Kornband abge-
stimmte Komponenten eingesetzt. In drei öffentlich geförderten Projekten BMBF OLAF „Hochleistungsbeton für Alle“, EU
„Energy efficient Building H-House“ und BMBF „C3 Carbon Concrete Composite, Basisprojekt B2 Hochleistungsbeton“ wur-
den diese Kornband- und chemischen Optimierungen entsprechend den jeweiligen Anforderungen durchgeführt. Über die
Eigenschaften der hergestellten Betone und die durchgeführten Untersuchungen wird berichtet. Einige Beispiele beschrei-
ben Anwendungsmöglichkeiten der mit diesen Bindemittelkonzepten hergestellten UHPC's, wobei die Produktion von Ma-
schinenbetten mit diesen Betonen bereits zur Serienanwendung gehört.
1 Einleitung
Bei der Herstellung von Portlandzement-
klinker entstehen rund 850 kg/t CO2 durch
das Entsäuern von Kalkstein von CaCO3 zu
CaO sowie durch die eingesetzten Brenn-
stoffe im Brennprozess. Die Möglichkeiten
zur Reduzierung des CO2-Ausstosses sind Die Autoren:
hier nahezu ausgeschöpft. Eine wirksame Dipl.-Ing. Thomas Deuse studierte Bauinge dung zum Chemielaboranten und arbeitete ab
CO2-Reduzierung bietet der Austausch von nieurwesen an der Universität Siegen. Berufliche 1989 im Zentrallabor bei Erbslöh, Geisenheim,
Portlandzementklinker durch hochwertige Stationen waren Bauleiter bei Gartenmann, An und IBECO BentonitTechnologie GmbH, Mann
Zementersatzstoffe. Portlandzementklinker wendungstechniker im Bereich anorganische heim. Seit 1994 Mitarbeiter im Wilhelm Dycker
ist auch zukünftig die Basis für dauerhafte Chemieprodukte bei der Degussa AG, Projekt hoff Institut, Wiesbaden zunächst im Bereich
Betonbauwerke. Bekanntermaßen können leiter bei Peri sowie bautechnischer Berater bei Spezialtiefbau und Güteüberwachung. Seit 2005
durch Variation der Mahlfeinheit der Ze- der Ceca Klebstoff GmbH. 1996 Eintritt in die ist Frank Parker in der Anwendungstechnik und
mente die mechanischen Eigenschaften von Dyckerhoff AG, Wiesbaden, zunächst mit Auf Produktentwicklung der Spezialbaustoffe der
Beton gezielt eingestellt werden und die gaben im technischen Vertrieb Spezialbaustoffe Dyckerhoff GmbH tätig.
Rohstoffe sind in ausreichender Menge ver- und später im Produktmarketing Bindemittel
und Zement. Seit 2011 ist Thomas Deuse Leiter Dipl.-Lab.-Chem. Dirk Qvaeschning stu
fügbar. Portlandzementklinker durch Ze-
der Abteilung Produktentwicklung und Spezial dierte Chemie an der Universität Siegen mit dem
mentersatzstoffe zu substituieren, ist aus
baustoffe bei der Dyckerhoff GmbH. Schwerpunkt Bau und Werkstoffchemie. Von
Gründen der Qualität und der Verfügbarkeit
1997 bis 2009 war er in unterschiedlichen Posi
geeigneter Ersatzstoffe nicht einfach. Der Dipl.-Ing. Chem. (FH) Sabine Mutke studierte
tionen im Bereich der Entwicklung von zemen
Ersatzstoff mit der längsten Praxisbewäh- Chemische Technik an der Fachhochschule
tären Baustoffen und Betonsatzmitteln tätig.
rung ist Hüttensandmehl aus granulierter Fresenius in Wiesbaden. 1989 trat sie in die
Dyckerhoff AG ein als Laborleiterin der physika Seit 2009 ist Dirk Qvaeschning Projektleiter
Hochofenschlacke. Die latent-hydraulischen
lischen Chemie/Mineralogie im Wilhelm Dycker im Bereich Produktentwicklung des Wilhelm
Eigenschaften werden nach Wasserzugabe
hoff Institut. 2013 wechselte sie in die Abteilung Dyckerhoff Instituts.
durch Portlandzementklinker aktiviert und
in der Summe entsteht ein homogener Ze- Produktentwicklung. Seit 2015 ist Sabine Mutke Dipl.-Betriebswirt (FH) Matthias Wulff ist
mentstein. Projektleiterin in der Abteilung Forschung und Bautechniker im Hoch/Tiefbau. Berufliche Sta
Bei Dyckerhoff (Buzzi Unicem Gruppe) Entwicklung bei der Dyckerhoff GmbH. tionen waren Laborleiter bei Dr. Moll GmbH &
wurde bereits vor etwa 20 Jahren ein Ver- Frank Parker studierte Mineralogie am Institut Co.KG Isernhagen und Labormitarbeiter bei Süd
fahren entwickelt, bei dem Zementbestand- für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg harzAsphalt Herzberg. Seit 2010 ist Matthias
teile einzeln gemahlen, gesichtet und im Universität in Mainz. Er absolvierte eine Ausbil Wulff Laborleiter bei der Deuna Zement GmbH.
210
2 [6/2018] beton
Hochleistungsbeton
Anschluss daran gezielt wieder zu Bindemit- gen der Einzelkomponenten sind in den im bauaufsichtlich geregelten Bereich keine
teln mit besonderen Eigenschaften zusam- gängigen Mischanlagen zur Herstellung Compounds wie nachfolgend beschrieben
mengesetzt werden können. Dabei werden von z.B. Fertigteilen und Betonwaren wenn existieren. Dem Zementhersteller bleibt es
die Bindemitteleigenschaften durch Kombi- überhaupt nur sehr schwer ohne größere überlassen, sehr zeit- und kostenaufwändige
nation von Portlandzementklinker und Hüt- Umbauten zu handhaben. Transportbeton- bauaufsichtliche Zulassungen zu erwirken.
tensandmehlen mit unterschiedlichen Par- werke sind in derzeitiger Auslegung (Ver- Da die Anwendung selbst aber noch keine
tikelgrößen, zum Teil in Kombination mit wiegung, Siloauslegung, Mischer) überhaupt geregelte Bauweise ist, stehen die Kosten für
anorganischen Oxiden, auf die Anforderun- nicht zur Herstellung von UHPC geeignet. allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen
gen der Anwendungen eingestellt und sind Allein für den staubfreien Umgang mit den bzw. Zustimmungen im Einzelfall für den
dadurch in der Leistungsfähigkeit den reinen ungewohnten Feinststoffen (z.B. Silika- konkreten Einsatz in keinem Verhältnis zu
Portlandzementen deutlich überlegen. staub) sind erhebliche Investitionen erforder- einem möglichen Bindemittelabsatz.
Zunächst erfolgte dies bei Feinstzementen lich [2].
für Injektionen und in den vergangenen In Deutschland gibt es nicht zuletzt 2.3 Forschungsvorhaben des Bundesver
Jahren verstärkt auch bei der Herstellung aufgrund der geltenden bauaufsichtlichen bands der Transportbetonindustrie (BTB)
von Normzementen mit besonderen Eigen- Regelungen nur einige wenige UHPC Bau- 2008 wurde ein Forschungsvorhaben UHFB
schaften (sogenannte Premiumzemente). werke. Am bekanntesten ist die 2004 auf vom Bundesverband der Transportbeton-
Ausgehend von diesen Erfahrungen wurde Basis einer Rezeptur der Universität Kassel industrie begonnen. Betriebsversuche an
in staatlich geförderten Projekten an der errichtete Gärtnerplatzbrücke mit UHPC- vier verschiedenen Standorten mit unter-
weiteren Optimierung der Bindemittelsys- Obergurten und nur 8 cm dicken Fahrbahn- schiedlichen Verfahrensweisen sollten für
teme gearbeitet. platten auf einem Stahlrohr-Fachwerkträger die Transportbetonindustrie Aufschluss über
(Bild 1). 2011 lieferte die Firma Max Bögl, die Einsatzmöglichkeiten von UHPC ge-
2 Stand des Wissens Neumarkt, UHPC Elemente nach eigener ben. Berücksichtigt wurden verschiedene
2.1 Literaturbetrachtung Rezeptur zum Bau der Wildbrücke in Kärn- Mischertypen, Anlagenkapazität bezüglich
Materialtechnisch gesehen wird der Ze- ten, Österreich (Bild 2). Lagerung und Dosierung der Ausgangs-
ment als Bindemittel für die Anwendung Weltweit gibt es darüber hinaus zahl- stoffe sowie Dosierreihenfolge, Transport
in UHPC bei den bekannten Zusammen- reiche Projekte auf Basis von UHPC- und Förderung des UHFB.
setzungen mit Wasserzementwerten von Trockenfertigmischungen wie z.B. Ductal Zum Einsatz kamen konventionelle
0,17 bis 0,23 nicht voll ausgenutzt. Zur voll- von Lafarge Holcim. Die mit speziellen Zusammensetzungen mit Portlandze-
ständigen Hydratation des Zements steht Hochleistungsmischern hergestellten UHPC- ment und Silikastaub sowie ein vorgemisch-
nicht ausreichend Wasser zur Verfügung Betone weisen beeindruckende mechanische ter Portlandpuzzolanzement und ein Bin-
und im Vergleich zu 10 % bei Standard- Kennwerte auf. demittelcompound mit Quarzfeinsand.
beton, werden bei UHPC sogar 50 bis 70 % Der Vorteil dieses Bindemittelcompounds
des Klinkers nicht verbraucht [1]. Die un- 2.2 Sachstandsbericht des Deutschen war, dass nur ein leeres Zementsilo benö-
hydratisierten Zementpartikel verbleiben Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) tigt wurde und es zusammen mit den an der
zwar als hochfeste Komponenten mit opti- Im Jahr 2008 wurde ein erster Sachstands- Anlage vorrätigen Gesteinskörnungen ver-
malem Verbund zur hydratisierten Zement- bericht Ultrahochfester Beton vom Deut- arbeitet werden konnte. Für alle anderen
steinmatrix, aber große Teile des hochwer- schen Ausschuss für Stahlbeton verfasst Varianten mit speziellen Gesteinsmehlen
tigen Bindemittels haben nur eine Funktion [3]. 2013 begann ein Unterausschuss des waren zusätzliche Dosier- und Bevor-
als Füllstoff. Da die Herstellung der in die- DAfStb mit der Entwicklung einer Richt- ratungseinrichtungen erforderlich, die an
sen Zusammensetzungen verwendeten Port- linie zu UHFB Ultrahochfester Beton mit Transportbetonwerken vor der Herstel-
landzemente bekanntlich mit erheblichen den Arbeitsgruppen AG1 Betontechnik und lung größerer UHFB-Mengen in einer voll-
CO2-Emissionen verbunden ist, sollte aber Ausführung und AG2 Bemessung und Kon- automatischen Prozesskette installiert wer-
möglichst vermieden werden, dass Teile des struktion [4]. Die Betontechnik beschäftigt den müssten. Bei kleinen Produktionsmen-
Bindemittels nur als Füllstoff dienen. sich nach wie vor im Wesentlichen mit den gen wäre nur eine manuelle Dosierung mit
UHPC besteht oftmals aus 600 kg/m³ aus dem Schwerpunktprogramm bereits be- erhöhten Anforderungen an die Arbeits-
bis 900 kg/m³ Zement, bis zu rd. 250 kg/m³ kannten Normzementen und Zusammen- sicherheit wegen Staubbelastung durch Silika-
sehr feinem, reaktivem Silikastaub, unter- setzungen. Positive praktische Erfahrun- staub bei deutlich reduzierter Anlagen-
schiedlichen feinen Gesteinsmehlen und gen mit Bindemittelvormischungen werden kapazität möglich. Für die großtechnische
Sand. Über 40 Vol.-% des UHPC sind zwar zur Kenntnis genommen, aber bislang UHFB-Herstellung im Transportbeton-
Feinststoffe mit einer Korngröße von weni- bei der Erarbeitung der Richtlinie nicht be- werk mit dem vorgemischten Bindemittel-
ger als 0,25 mm. Solche Zusammensetzun- rücksichtigt. Dies ist darin begründet, dass compound (Nanodur® Compound 5941) der
beton
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Hochleistungsbeton
Dyckerhoff GmbH wurde als Einschrän- Aus dieser Erkenntnis heraus resultier- Weitere Schutzrechte wurden z.B. für einen
kung die fehlende bauaufsichtliche Zulas- ten als Entwicklungsziele die einfache Ver- Verbundwerkstoff angemeldet, der auch
sung genannt; ansonsten schlug nur die ver- arbeitung von UHPC, d.h. die Produk- Bindemittel Zusammensetzungen mit meh-
gleichsweise lange Mischzeit durch den tion mit konventioneller Maschinentechnik reren Hauptbestandteilen wie Hüttensand,
Aufschluss des PCE negativ zu Buche. Aber und in der Branche üblichen Ausgangs- Flugasche und Kalksteinmehl enthält [6].
nicht nur die einfachere Handhabung, son- stoffe sowie die Normfähigkeit des einge-
dern auch die durch trockene Vormischung setzten Bindemittels. Begünstigt durch die 4 Entwicklungsschritte zur
der Feinststoffe im Zementwerk erzielbare vorhandene Produktion von Feinstzemen- Optimierung des UHPC
bessere Homogenität des Bindemittels für ten (s. Abschnitt 4.1) und den Erfahrungen Bindemittelcompounds
UHFB sprechen für die Compound-Vari- beim Umgang mit synthetischen Oxiden 4.1 Mikrodur®Technologie
ante [2]. wurde zunächst analog klassischem UHPC Basis der nachfolgenden Entwicklungen
die dichte Packung der Rohstoffkörnungen ist die Herstellung von Feinstzementen mit
3 Entwicklungsziele eingestellt und optimiert. Die dabei erzielten separater Mahlung von Portlandzement-
Die bis dahin durchgeführte Entwicklung Ergebnisse wurden durch Patente geschützt. klinker und Hüttensandmehl aus Hochleis-
des UHPC und seine Umsetzung in die tungssichtern. Der bei der Produktion ein-
Praxis nahm kaum Rücksicht auf die 3.1 Patente
gesetzte Portlandzementklinker ist ohne
vorhandene anlagentechnische Situa- Klassische UHPC-Zusammensetzungen
Sekundärbrennstoffe hergestellt. Im Werk
tion der Betonindustrie. Wenige spezi- folgen der bekannten Zementreaktion und
Neuwied wurde bereits vor mehr als zwanzig
alisierte Unternehmen erarbeiteten sich ergänzen das mineralogische Zweistoffsys-
Jahren für diese Feinstzemente eine Produk-
in Verbindung mit Hochschulen Einzel- tem aus Zement und Gesteinskörnung durch
tionsanlage errichtet. Die Anwendungen der
lösungen, die jedoch für eine breite An- reaktives Siliziumdioxid für die puzzolani-
sche Reaktion. Diese kann aber erst nach 8 dort produzierten Feinstzemente mit Fein-
wendung bis heute wenig geeignet sind.
bis 12 Stunden beginnen, wenn sich ausrei- heiten d95 von 6 µm, 9,5 µm und 16 µm
Wesentliche Voraussetzung für den Er-
chend Calciumhydroxid gebildet hat. Die waren zunächst Injektionen im geotechni-
folg neuer Produkte und/oder Bauwei-
sen in der Betonindustrie ist die weitest- zusätzlichen C-S-H-Phasen verdichten erst schen Bereich und zur Bauwerksinstandset-
gehend mögliche Nutzung bestehender dann das Gefüge aus den zuerst durch die zung für kleinste Hohlräume. Schon bald
Maschinentechnik und Rohstoffe. UHPC Hydratationsreaktionen gebildeten Phasen. zeigte sich, dass sich diese Feinstzemente
der universitären Prägung ist eine gute wis- Bekannt war, dass synthetische Oxide sehr auch zur Vergütung von verschiedensten
senschaftliche Leistung ohne ausreichen- viel schneller als das industrielle Neben- Baustoffen eigneten.
den Praxisbezug. Das beginnt bei den für produkt Silikastaub reagieren. Dies zeigten Die nächsten Schritte waren die Ent-
die zielsichere dichte Packung unverzicht- Untersuchungen der Universität Siegen [5], wicklung von Hochleistungsfließmörteln
baren Hochleistungsmischern, die für die bei denen Silikastaub und ein synthetisches ohne Silikastaub zum Verguss hohlraum-
Bauindustrie eine erhebliche Investition Oxid einer gesättigten Calciumhydroxid- reicher Asphaltschichten als halbstarre Be-
bedeuten und sich nur bedingt für das Ta- lösung zugegeben und die Reduzierung des läge (Microfond) sowie die Bindemittelvor-
gesgeschäft der großen Massen eignen. Es pH-Werts als Indikator für die C-S-H-Pha- mischung Flowstone zur Herstellung von
setzt sich fort über besondere arbeitsmedizi- senbildung gemessen wurden (Bild 3). Betonwerksteinen für Kunst- und Architek-
nisch nicht unproblematische feine Quarz- Die Reaktion des synthetischen Oxids turanwendungen.
körnungen bis hin zu schwierig handhab- war in diesem Versuch bereits nach drei Stun- 2004 begann dann die systematische
baren Zusatzstoffen wie Silikastaub. Diese den nahezu abgeschlossen. Aus diesen Beob- Vergütung von Normzementen mit Feinst-
Rohstoffe sind weder in der Betonindustrie achtungen entstand für das UHPC-Binde- zementen. Beim Bau des Lufthansa Aviation
tagtäglich im Einsatz, noch existieren da- mittel die Idee, eine puzzolanische Reak- Centers LAC am Flughafen Frankfurt wur-
für geeignete Bevorratungs- und Dosier- tion in der Ruhephase der Zementreaktion den mit Veridur CEM II/A-S 52,5 R Stüt-
vorrichtungen. Deshalb gibt es heute nach stattfinden zu lassen. Dies wurde erfolgreich zen aus Hochleistungsbeton erstmalig ohne
mehr als 20 Jahren Entwicklungszeit im- durch den Einsatz von reaktiven syntheti- Silikastaub gefertigt (Bild 4) [7].
mer noch nur wenige Spezialunternehmen schen Oxidpulvern auf Silizium und Kalk- Die mit Feinstzementen vergüteten Norm-
für die Produktion und Anwendung des basis umgesetzt. Im Jahr 2007 wurde diese zemente werden als Premiumzemente be-
High-Tech-Werkstoffs UHPC. Idee erfolgreich zum Patent angemeldet. zeichnet. Sie haben sich mittlerweile am
14
pH-Wert-Messungen bei 20 °C
12
pH-Wert
10
8 Mischung Silikastaub-Ca(OH)2
Mischung Aerosil-Ca(OH)2
Bild 3: Zeitlicher pH-Wert-Verlauf einer Calciumhydroxid-Lösung mit Bild 4: Stützenkonstruktion des Lufthansa Aviation Centers in Frankfurt
Silikastaub und Aerosil (synth. Oxid) [5]
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Hochleistungsbeton
beton
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Hochleistungsbeton
Temperatur [°C]
wenn das Bindemittel über das von der aktu- - Dehnung
20 - Masseänderung
ellen Zementnorm erlaubte Maß hinaus
feinteilige Kompositbestandteile wie Hüt- 10 - E-Modul
tensand, Flugasche und Kalksteinmehl
enthält (Bild 9). Die daraus resultierende 0
CO2-Einsparung wurde in einer Life Cycle -10
Analysis des Projektpartners Evonik nach-
gewiesen. Das im Projekt entwickelte Binde- -20
mittelkonzept mit weniger als 50 M.-% 1 Zyklus = 21 Tage = 4 Tage Trocknung + 14 Tage Nebel + 6 Frost-Tau-Wechsel (Temp. analog CDF-Test)
des CO2-intensiven Portlandzementklinkers -30
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
enthält nanostrukturierte Oxide auf Basis
Zeit [d]
von synthetischem Siliziumdioxid sowie
Kalkkomponenten zur Steuerung der puzzo- Bild 7: Klimazyklen in der Klimakammer (Beispiel)
lanischen Reaktion in der frühen Hydrata-
tionsphase.
In umfassenden vergleichenden Beton- a) 1,0
untersuchungen mit dem Bindemittelkon- Serie 1:
zept in einer praxisbewährten Rezeptur mit Basalt (nicht reaktiv) dest. Wasser (1–3)
0,9
Nanodur® Compound 5941, Gesteinskör- 1 d Schalung, 6 d Wasser, NaCl-Lösung (4–6)
21 d Normklima
nungen aus Grubensand, Hartsteinsplitt 0,8
und Mikrostahlfasern wurde nachgewiesen,
dass beim neuen OLAF Bindemittelkon- 0,7
12. Zyklus
16. Zyklus
zept sowohl die mechanischen Eigenschaf-
6. Zyklus
8. Zyklus
Dehnung [mm/m]
16. Zyklus
6. Zyklus
8. Zyklus
0,6
vorgemischtes Bindemittel erreicht, in dem
alle notwendigen Feinststoffe zur Erzie- Grenzwert Taumittel
0,5
lung einer möglichst dichten Packung in
einem speziellen Pulvermischer im Zement- Grenzwert Wasser
0,4
werk trocken homogenisiert wurden. Die
Mischwerkzeuge rotieren dabei im Bereich 0,3
von 100 bis 500 U/min und die im Material-
strom angeordneten Messerköpfe mit 1 000 0,2
bis 5000 U/min. Es handelt sich also um
eine Kombination von Mischen und Mah- 0,1
len (= Zertrümmerung von Aggregaten und
Agglomeraten). Das anwendungsfertige 0,0
Bindemittelcompound (OLAF-Compound 0 21 42 63 84 105 126 147 168 189 210 231 252 273 294 315 336 357
5941) mit 59 M.-% Zement und 41 M.-% Zeit [d]
Quarzfeinsand wurde im Zementwerk her-
gestellt. Bild 8: Dehnungswerte für a) Gesteinskörnung Basalt und b) Gesteinskörnung Granodiorit
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Hochleistungsbeton
beton
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Hochleistungsbeton
Druckfestigkeit [N/mm2]
2350
Rohdichte [kg/m3]
120 120,0
2300
100 100,0
2250
80 80,0
2200
60 60,0
2150
40 40,0
2100
20 20,0 2050
0 0,0 2000
II-a II-b V-a V-b III-a III-b III-c III-d III-e II-a II-b V-a V-b III-a III-b III-c III-d III-e
N/mm 94,5 2
72,8 74,9 50,2 78,6 78,5 42,8 n.d. 62,3 N/mm2 142,7 143,5 109,7 97,1 128,0 109,7 108,2 105,0 109,7
kg/m 2427 2 448 2364 2400 2422 2367 2372 2347 2369
Bild 11: Druckfestigkeiten der UHPC-Betone nach 2d (links) und 28d (rechts), Rohdichte blaue Linie
tigkeiten durch die Autoklavierung im Ver- Bei der Festigkeitsprüfung nach 2 und 28 Betriebsversuchen bei Firma Strängbetong
gleich zur Normlagerung um ca. 10 % bis Tagen schnitten im Vergleich zu den Refe- in Schweden mit lokaler Gesteinskörnung
20 % gesteigert wurden. Damit war belegt, renzmischungen (II-a, II-b) auf Basis von getestet.
dass eine Autoklavierung des UHPC grund- Nanodur® Compound 5941 die Varianten Zur Demonstration der Fließeigenschaf-
sätzlich möglich ist und Sandwichelemente mit Steinkohlenflugasche (III-d, III-e, V-a ten von TP-H-House Compound 5941
bestehend aus einem tragenden UHPC- und V-b) tendenziell schlechter ab als die- wurde außerdem ein filigranes Faltwerk
Fertigteil und der isolierenden Porenbeton- jenigen mit unterschiedlichen Kalkstein- (Bild 14) für einen Messestand hergestellt.
masse gemeinsam autoklaviert werden kön- feinmehlen (III-a-c). Die Leistungsfähigkeit Der Zementanteil im eingesetzten Com-
nen. Eine detaillierte Betrachtung der Prüf- des Bindemittels Variante III-a mit sehr fei- pound von 59 M.-% wäre nach Verabschie-
ergebnisse folgt in Teil 2. nem Kalksteinmehl kam der Referenz II-a dung der prEN 197-1:2014 (D) normfähig
Die konstruktive Ausbildung der am nächsten (Bild 11). Die Mischung (III-b) mit der Bezeichnung CEM II/C-M (S-LL).
H-House Elemente war Bestandteil der mit Weißzement als Basis erreichte ebenfalls
Arbeitspakete anderer Partner. Für die Her- noch sicher die Druckfestigkeitsanforderung 5.3 CarbonConcreteComposite
stellung der UHPC-Platten wurde eine so von mindestens 100 N/mm 2. Projekt (C3) / Basisprojekt B2:
genannte Feinkornrezeptur eingesetzt: Beim CDF-Test traten nach 28 Frost- Hochleistungsbeton [11]
Feinkornrezeptur H-House: Tau-Wechseln nur bei den Flugaschevari- Ziel des Basisprojekts B2 war es, Hoch-
1050 kg/m³ Bindemittel Compound 5941 anten leichte Abwitterungen bis maximal leistungsbetone zu entwickeln, die gegen-
1150 kg/m³ Grubensand 0/2 mm 90 g/m² auf. Alle übrigen Bindemittel zeigten über den aktuell auf dem Markt verfügbaren
168 kg/m³ Wasser fast keinen Materialverlust (Bild 12). Die Betonen eine stark erhöhte Dauerhaftigkeit,
18 kg/m³ PCE-Fließmittel Chloridmigration lag bei allen Varianten sehr einen optimierten Verbund zur Carbon-
Für die Dauerhaftigkeitsuntersuchungen wur- niedrig. Der Grenzwert von 5 x 10 -12 m²/s bewehrung und eine deutlich verbesserte
den aus den verschiedenen Bindemittelmi- wurde bei weitem nicht erreicht (Bild 13). Energie- und CO2-Bilanz aufweisen sollten.
schungen die aussichtsreichsten herausgesucht. Da dunkle Flugasche auch aus optischen Die zu entwickelnden Hochleistungsbetone
Trass fand dabei aus betrieblichen Gründen als Gründen für Fassadenelemente ungeeignet sollen einen Beitrag zur Verbesserung der
Klinkerersatz keine Berücksichtigung mehr. ist, wurde schließlich die Bindemittelvari- mechanischen Eigenschaften und der Lang-
Stattdessen wurden Mischungen mit Kalk- ante III-a auf Basis Grauzement auf Weiß- lebigkeit beitragen. Dazu waren neue Binde-
steinmehl und Flugasche ausgewählt (Tafel 1). zement (III b) umgestellt und dann z.B. in mittelkonzepte zu erarbeiten, die speziell
1 600
6,00
Chloridmigrationskoeffizient [10-12 m2/s]
1 400
5,00
1 200
Abwitterung [g/m2]
1 000 4,00
800
3,00
600
2,00
400
200 1,00
0
II-a II-b V-a V-b III-a III-b III-c III-d III-e 0,00
28 d 0 0 4 90 0 0 10 53 20 II-a II-b V-a V-b III-a III-b III-c III-d III-e
Autoklaviert 8 10 14 32 0 0 14 14 6 10-12m2/s 0,26 0,57 1,22 2,01 1,58 0,74 1,34 1,15 1,03
Grenzwert 1 500 1 500 1 500 1 500 1 500 1500 1500 1 500 1500 Grenzwert 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0
Bild 12: Ergebnisse der CDF-Tests Bild 13: Ergebnisse der Chloridmigrations-Tests
216
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Hochleistungsbeton
140
130
127,9 In Bild 15 sind die Druck- und Biegezug-
120
festigkeiten von drei ausgesuchten UHPC-
110 Zusammensetzungen (Tafel 2) graphisch
100 dargestellt.
90 Die beiden ersten Zusammensetzungen
80 haben aber einen deutlich ungünstigeren
70 CO2-Footprint mit Portlandzementanteilen
60 von 360 kg/m³ bzw. 370 kg/m³ gegenüber
50 der Rezeptur mit dem Bindemittel „BMK-
40 D5-1“mit 255 kg/m³ Zementanteil. Der
30 dort deutlich geringere Portlandzementge-
16,8 17,3 17,0 17,7 15,0 19,2 halt erbringt in Verbindung mit Hüttensand
20
10 und Feinstzement sowie Kalksteinmehl
0 dann aber durch die ganzheitliche granulo-
Nanodur Deuna C3-Nanodur 603-1 BMK-D5-1 metrische Abstimmung mit praxisgerech-
ten Gesteinskörnungen dennoch gute Biege-
Bild 15: Mechanische Kennwerte der Grobkornmischungen zug- und ausreichende Druckfestigkeiten.
beton
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Hochleistungsbeton
Das Bindemittel ist ja speziell für C³-Betone Danksagung [4] Entwicklung einer Richtlinie. DAfStb-Unteraus-
konzipiert und wird immer in Verbindung schuss „Ultrahochfester Beton“, AG1 Betontechnik
Die Autoren bedanken sich für die fi- und Ausführung.
mit Carbonbewehrung eingesetzt werden. nanzielle Unterstützung beim Bundes- [5] Korpa, A.; Trettin, R.: Nanoscale puzzolans for im-
ministerium für Bildung und Forschung proving ultra high performance cementitius binders.
6 Schlussbetrachtung (BMBF) im Rahmen des Projekts OLAF CEMENT INTERNATIONAL 5 (2007) No. 1,
pp. 74–83
Im Ergebnis der Untersuchungen der zu- (FKZ 03X0066A) und des C³-Carbon [6] Patentanmeldung DE 10 2011 101 448 A1, Dycker-
vor beschriebenen Projekte bleibt festzuhal- Concrete Composite Basisprojekts B2 hoff AG.
ten, dass bei optimierter Zusammensetzung (FKZ 03ZZ0303E) sowie bei der EU-Kom- [7] Blobner, A.; Israel, D.; Möller, W.; Winzer, R,.
der Bindemittel aus hochwertigen Rohstoffen mission im Rahmen des Projekts H-House Silicafreier hochfester Beton mit Dyckerhoff Veridur,
Betoninformationen 44 (2004) H. 1, S. 3–7.
in Verbindung mit geeigneten Feinstzement- (GA 608893). [8] Deuse, T.; Parker, F.; Strunge, J.: Nanostrukturierte
komponenten immer ein sehr dichter Ze- Steuerungskomponenten in Normzement für
mentstein entsteht, der bei unter Wasser ge- Literatur ultrahochfeste Betone. Nanotechnologie aktuell
lagerten Prüfkörpern Druckfestigkeiten im [1] OLAF: Abschlussbericht BMBF Projekt OLAF (2008).
(FKZ 03X0066B Evonik), TIB-Hannover, Hanno- [9] OLAF: Abschlussbericht BMBF Projekt OLAF
Bereich von 120 N/mm2 bis 150 N/mm2 und ver 2012. (FKZ 03X0066A Dyckerhoff), TIB-Hannover,
Biegezugfestigkeiten zwischen 15 N/mm2 [2] Aßbrock, O.; Böing, R,; Rothenbacher, W.; Stein, K.; Hannover 2012.
und 20 N/mm2 erreicht. Das ist im Übrigen Winzer, R.: Praxistest ultrahochfester Beton im [10] H-House Project. www.h-house-project.eu
vergleichbar mit konventionellen UHPC-Zu- Transportbetonwerk. beton 63 (2013) H. 6, S. 226– [11] Basisvorhaben B2 – Nachhaltige Bindemittel und
231. Betone für die Zukunft, Teilvorhaben: Zemente und
sammensetzungen, deren höhere mechani- [3] Sachstandsbericht „Ultrahochfester Beton“. DAfStb Bindemittelsysteme für hochfeste C 3 -Betone
sche Kennwerte überwiegend aus besonderen Heft 561, Berlin 2008. (FKZ 03ZZ0303E), TIB Hannover, Hannover
Verfahren wie Warmbehandlung sowie spezi- 2017.
ellen Additiven wie Fasern resultieren. Wei-
tere Prüfergebnisse folgen in Teil 2.
218
10 [6/2018] beton
Hochleistungsbeton
In Teil 1 dieses Beitrags wurde die Entwicklung nano-technisch optimierter Bindemittel zur Herstellung von Hochleistungs-
betonen sowie die Eigenschaften beschrieben, die damit produzierte Hochleistungsbetone (UHPC) bei der Erprobung in
drei öffentlich geförderten Projekten zeigten. Die Beschreibung der Tests und ihrer Ergebnisse wird in diesem Teil fort-
gesetzt. Außerdem wird mithilfe einer speziellen Versuchsanordnung die Abhängigkeit der Biegezugfestigkeit von der
Lagerungsart aufgezeigt. Die Leistungsfähigkeit der in Teil 1 entwickelten Bindemittel wird anhand anwendungstech-
nischer Tests beschrieben und die Untersuchungen durch mineralogische und mikroskopische Methoden ergänzt. Dabei
werden auch das Treibhauspotenzial der verschiedenen Bindemittel und deren Nachhaltigkeit in UHPC im Vergleich zu
Standardbeton einbezogen. So konnte festgestellt werden, dass sich der Anteil von Portlandzementklinker in den UHPCs
um etwa 50 M.-% im Vergleich zu einem Standardbeton bei gleichbleibender hoher Leistung reduzieren ließ. Beispiele ver-
deutlichen die Möglichkeiten, die sich aus der hohen Leistungsfähigkeit dieser UHPCs in der Praxis ergeben.
10 [1+2/2019] beton
11
Hochleistungsbeton
120
2100 der verwendeten Bindemittel ab. Der für die
100 Bemessung von Fassadenelementen wich-
2000
tige Schwellenwert von 15 N/mm 2 wird – als
80
1900 Mittelwert – auch von den Bindemitteln mit
60 1800 hohem Gehalt an weiteren Hauptbestand-
teilen erreicht. Aufgrund der stärkeren Prüf-
40 1700 streuung liegt der charakteristische Wert der
20 1600 Biegezugfestigkeit aber tiefer.
Die autoklavierten Leimprismen erbrach-
0 1500
CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL) ten durchgehend höhere Druckfestigkeiten
2d 94,5 74,5 78,6 70,4 als die in Wasser gelagerten Proben nach
28 d 142,7 107,8 128,0 103,1 28 Tagen Aushärtung (Bild 4). Das bestä-
kg/m3 2 427 2 232 2422 2236 tigt auch die Literatur [5, 6]. Die Matrix war
spröde und die Brucheigenschaften ähneln
Bild 2: Prismendruckfestigkeiten und Rohdichten der Feinkornmischungen der von Keramik.
beton [1+2/2019]
12 11
Hochleistungsbeton
12 [1+2/2019] beton
13
Hochleistungsbeton
250 40 250 40
35 35
Biegezugfestigkeit [N/mm2]
Biegezugfestigkeit [N/mm2]
200 200
30 30
Druckfestigkeit [N/mm2]
Druckfestigkeit [N/mm2]
25 25
150 150
20 20
100 15 100 15
10 CEM VI (S-LL) 10
50 50
Druckfestigkeit 5 Druckfestigkeit 5
Biegezugfestigkeit Biegezugfestigkeit
0 0 0 0
0,70 0,75 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 0,70 0,75 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00
Si/Ca-Verhältnis Si/Ca-Verhältnis
Bild 6: Abhängigkeit der Druck- und Biegezugfestigkeit vom Si/Ca-Verhältnis der Bindemittelcompounds von autoklavierten Leimprismen
a) CEM II/B-S, CEM X (S-V-LL), CEM II/C-M (S-LL), b) Wechsel der Bindemittelbasis bei CEM VI (S-LL), keine Korrelation
ten im oberflächlichen Bereich von 0 bis NaCl-Lösung getaucht und 28 Frost-Tau- 2.3.2 Chloridmigration
5 mm. Mit einem in Bild 8 skizzierten Ver- Wechseln zwischen -20 und +20 °C ausge- Bei der Chloridmigration wird die Ein-
such wurde die Auswirkung solcher Feuchte- setzt. Danach wird die Menge des dabei ab- dringtiefe einer NaCl-Lösung in einen defi-
gradienten gemessen. Dabei wurde ein tro- gewitterten Materials bestimmt. Für die nierten Betonkörper unter Anlegung einer
ckener Prüfkörper auf zwei Auflagern zur Prüfungen wurden die Grobkornmischun- Spannung von 30 V geprüft. Dann werden
Hälfte ins Wasser gelegt und die aus dem gen aus Tafel 2 verwendet. die Prüfkörper gespalten und mithilfe von
Quellen innerhalb von zwei Stunden ver- Die Abwitterungen aller geprüften Silbernitratlösung die Eindringtiefe der
ursachte mittige Verformung im Bereich UHPC-Proben nach 28 Wechseln lagen Chlorid-Ionen gemessen. Über die angelegte
von 12 µm mit extrem empfindlichen elek- weit unterhalb des Abnahmekriteriums für Spannung, die gemessene Stromstärke und
tro-optischen Messgeräten erfasst. Rechne- den CDF-Test von 1500 g/m² [8]. Sogar der weitere Parameter errechnet sich daraus der
risch wurde nun eine Last ermittelt, die die- vom Berliner Senat in den Ausführungsvor- Chloridmigrationskoeffizient, der ein Maß
selbe Verformung zur Folge gehabt hätte. schriften über Geh- und Radwege [9] fest- für das Eindringvermögen der Chlorid-Lö-
Die Größenordnung lag dabei im Bereich gelegte Grenzwert von 200 g/m² für die sung ist. Je geringer der Koeffizient, desto
der üblichen Biegezugfestigkeiten. Mit die- Abwitterung von taktilen Platten wird ein- dichter ist das Gefüge und desto schwächer
sem einfachen Versuch wurde nachgewiesen, gehalten. Aufgrund der hohen Gefügedich- dringt die Chlorid-Lösung in die Beton-
dass der Feuchtegehalt die Biegezugfestig- tigkeit können Wasser oder Salzlösungen matrix ein.
keit extrem beeinflusst [7]. kaum in das Gefüge eindringen, wie auch Die Prüfung orientierte sich an dem
die geringe Wasseraufnahme zeigt (Bild 9). BAW-Merkblatt „Chlorideindringwider-
2.3 Untersuchungen zur Dauerhaftigkeit Daher wird der Frostwiderstand von UHPC stand von Beton (MCL)“ [11]. Sie wurde an
2.3.1 Frost-Tau-Widerstand nach dem nicht vom Luftporenanteil bestimmt [10].
CDF-Verfahren Frost-Tausalz-Belastungen stellen somit
Beim CDF-Verfahren wird die zu prüfende normalerweise kein Problem für UHPC
Betonoberfläche kopfüber in eine 3 %-ige dar.
22
20
4-Punkt-Biegezugfestigkeit [N/mm ]
2
8 15,8
6
4
6,5
2
0
21d unter Wasser 20d unter Wasser 20d unter Wasser 20d unter Wasser
24h bei 70°C getr. 24h bei 70°C getr. 24h bei 70°C getr.
1h unter Wasser
"nass" "trocken" "trocken" "nass"
Prüfkörper- Prüfkörper- Prüfkörper- Prüfkörper- Bild 8: Messaufbau (oben): 40 mm × 20 mm ×
Temperatur ~ 25°C Temperatur ~ 70°C Temperatur ~ 25°C Temperatur ~ 25°C 7 mm Mörtelprisma, halb im Wasser, Ober-
seite mit wasserdichtem Lack beschichtet,
Bild 7: Biegezugfestigkeiten in Abhängigkeit von den Lagerungsbedingungen der Prüfkörper, Prüfkörper auf Rollen; Prinzipskizze zum
gemessen an Prismen 160 mm × 40 mm × 40 mm (n = 3) Durchbiegeversuch (unten)
beton [1+2/2019]
14 13
Hochleistungsbeton
Wasseraufnahme [%]
Abwitterung [g/m2]
5,00
der Bindemittelmatrix kompakt verzahnt,
da beim Autoklavierungsprozess trotz des
geringen Wassergehalts eine weitere Reak-
4,00
tion mit der Bindemittelmatrix stattfand.
Bei der Steinkohlenflugasche bewirkte
die Autoklavierung offenbar keine derartig
3,00
intensive Verbesserung des Verbunds mit der
Bindemittelmatrix, da hier die Flugasche-
partikel meist genauso aus der Matrix heraus-
2,00
brachen wie bei den wassergelagerten Proben
(s. Bild 12, unten). Allerdings waren Hydra-
tationssäume auf den Oberflächen zu erken-
1,00
nen.
2.4.3 Röntgendiffraktometrie
0,00 Zur Bestimmung der mineralogischen Zu-
CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL)
10–12 m²/s 0,26 0,54 1,58 0,58
sammensetzung wurden die Leimproben ge-
Grenzwert 5,0 5,0 5,0 5,0
mahlen und mittels Röntgendiffraktometrie
untersucht. Dabei wurde ein Diffraktometer
Bild 10: Ergebnisse der Chloridmigrationsprüfung (Prüfkörper: Feinkornmischung nach Tafel 2) D4 der Fa. Bruker verwendet.
14 [1+2/2019] beton
15
Hochleistungsbeton
0,20
Log Diff. Intrusionsvolumen [ml/g]
0,20
Bild 11 a und b: Porengrößenverteilung der UHPC-Leimprismen nach 28 Tagen Hydratation (links) und nach Autoklavierung (rechts)
In den 28 Tage hydratisierten Leimen Tobermorit oder Xonolit können entgegen Phasen, die eine eng vernetzte stabile Struk-
bilden sich neben Ettringit auch die AFm- der Untersuchungen von [6] in den hier tur erzeugen, die umso ausgeprägter ist, je
Phasen Monosulfat und Monocarbonat. Der untersuchten Bindemittelmischungen nicht höher die Autoklavierungstemperatur ge-
Anteil an C-S-H-Phasen und die amorphen nachgewiesen werden. Es bilden sich offen- wählt wird. Diese Kristalle waren jedoch erst
Anteile aus Hüttensand und Flugasche kön- sichtlich röntgenamorphe Silikathydrate. im Transmissionselektronenmikroskop zu
nen nicht unterschieden werden. Deren Anteil steigt mehr oder weniger deut- erkennen und hatten Größen von mehreren
Die Autoklavierung führt zur Umwand- lich mit der Autoklavierung an. Nach [6] 10 bis 100 nm. Solch kleine Hydratphasen
lung der Aluminate zu Hydrogranat C3AH6. bilden sich trotzdem kristalline C-S-H- sind trotz Kristallstruktur im Diffrakto-
meter nur als röntgenamorpher Anteil nach-
zuweisen.
Durch den geringen Wasseranteil sind in
den untersuchten Materialien immer unhy-
dratisierte Klinkerphasen zu erkennen, selbst
nach der Autoklavierung. Hierbei reduzieren
sich Restklinker und Quarzanteil durch eine
weitere Hydratation, der Anteil an amor-
phen Phasen nimmt dagegen zu (Bild 13).
Die Hydratation des Hüttensands kann mit
dem Diffraktometer nicht erfasst werden.
Die Untersuchungen zeigen, dass sich die
weiteren reaktiven Hauptbestandteile teil-
5 µm 5 µm weise in C-S-H Phasen umwandeln und so
den Zementstein verdichten. Das so entstan-
dene Betongefüge unterscheidet sich bezüg-
lich der mineralischen Zusammensetzung in
keiner Weise vom Standardbeton – es hat nur
eine höhere Verdichtung des Zementsteins
durch Phasenumwandlungen stattgefunden.
Unbekannte Risiken aus hoher Silikastaub-
dosierung, wie beim konventionellen UHPC
ohne vollständigen Verlauf der puzzolani-
schen Reaktion, sind hier nicht gegeben.
beton [1+2/2019]
16 15
Hochleistungsbeton
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Bild 13: Mineralogische Zusammensetzung der Leimprismen a) nach 28 Tage Hydratation (links), b) nach Autoklavierung (rechts)
UHPCs mit Festigkeiten von 100 N/mm 2 malbeton. Über den geringeren Materialver- maximale Lebensdauer mit 200 Jahren an-
bis 140 N/mm 2 herstellen lassen. brauch verringert sich das Treibhauspoten- genommen. Als spezifisches Leistungs-
In allen drei Projekten wurden für die zial der UHPC-Bauweise gegenüber dem merkmal der Bindemittelsysteme wurde die
entwickelten Bindemittelkonzepte Öko- Referenzsystem z.T. erheblich. Damit ver- charakteristische Druckfestigkeit berück-
bilanzen erstellt. Sie beziehen sich auf die bessert sich zwangsläufig auch die Nachhal- sichtigt. Bild 15 zeigt das Nachhaltigkeits-
Bereitstellung von 1 m³ Frischbeton im tigkeit. potenzial der UHPC-Betone mit den ein-
Werk. Als Referenzmischung dient eine Ein Ansatz zur Bewertung der Nachhal- zelnen Bindemittelvarianten im Vergleich
hochfeste Betonzusammensetzung (C55/67) tigkeit auf der Baustoffebene wird in [13] zu einem Standardbeton mit CEM I 52,5 R.
mit 475 kg/m³ CEM I 52,5 R und einem beschrieben. Dieser Ansatz berücksichtigt Gegenüber dem Standardbeton lässt sich das
w/z-Wert von 0,40. neben der CO2-Bilanz auch Faktoren wie Nachhaltigkeitspotenzial um bis zu 40 % bis
Bezogen auf das Referenzsystem zeigt Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit der 65 % steigern.
ein Vergleich der Treibhauspotenziale der verwendeten Baustoffe. Um dieses Potenzial für die Praxis nutz-
betrachteten Bindemittelsysteme Verände- In Anlehnung an [13] wird das Beton- bar zu machen, ist jedoch eine bauaufsicht-
rungen von +10 % bis -20 % (Bild 14). Nachhaltigkeitspotenzial Ω nach folgender liche Regelung notwendig (s. Abschnitt 7.2).
Dabei weisen die UHPC-Betone – auf- Gleichung vereinfacht aus der Lebensdauer Bisher sind dazu zeit- und kostenintensive
grund des hohen Bindemittelgehalts – gene- der Betone, der Leistungsfähigkeit ausge- Zustimmungen im Einzelfall notwendig,
rell höhere Treibhauspotenziale auf als her- drückt als charakteristische Druckfestigkeit welche Planer und Bauherren davon abhal-
kömmliche Referenzbetone. Durch die Aus- und dem Treibhauspotenzial (Global War- ten, die Vorteile der UHPC-Bauweise stär-
wahl geeigneter weiterer Hauptbestandteile ming Potenzial (GWP)) definiert: ker in die Anwendung zu überführen.
kann das CO2-Äquivalent der Bindemittel
jedoch gesenkt werden, ohne die Dauer- 4 Mischtechnik
haftigkeitseigenschaften der Betone zu ver- Lebensdauer · Leistungsfähigkeit Zur Auf bereitung von UHPC werden auf-
Ω=
schlechtern. GWP grund einer Vielzahl mischtechnisch
Diese Betrachtung deckt jedoch nur schwieriger Feinstbestandteile besonders
einen Teilaspekt der Ökobilanz ab. Ein Da die untersuchten Bindemittel in Hoch- scherintensive Hochleistungsmischer emp-
anderer Aspekt ist die Nachhaltigkeit der leistungsmischungen geprüft wurden, wei- fohlen. Nanodur® Compound 5941 wird be-
unterschiedlichen Bauweisen. Mit UHPC sen alle sehr gute Dauerhaftigkeitseigen- reits im Zementwerk in Hochleistungspul-
können wesentlich dauerhaftere und schlan- schaften auf (s. Abschnitt 2.3). In Über- vermischern homogenisiert und erlaubt des-
kere Bauteile produziert werden als mit Nor- einstimmung mit der Literatur wurde die halb die zielsichere Herstellung von UHPC
450
Nachhaltigkeitspotenzial [(MPa · a)/(kg CO2-äquiv.)]
70
Treibhauspotenzial (GWP) [kg CO2-äquiv./m³]
400
schechter
60
besser
350
50
300
250 40
200 30
150
20
schechter
100
besser
10
50
0 0
CEM I 52,5 R CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL) CEM I 52,5 R CEM II/B-S CEM X (S-V-LL) CEM II/C-M (S-LL) CEM VI (S-LL)
Bild 14: Treibhauspotenzial (GWP) der einzelnen Bindemittel, bezogen Bild 15: Nachhaltigkeitspotenzial der UHPC-Feinkornmischungen mit
auf 1 m³ Beton den einzelnen Bindemitteln im Vergleich zu einem Referenzbeton
16 [1+2/2019] beton
17
Hochleistungsbeton
5 Anwendungsbeispiele
5.1 Maschinenbau Bild 17: Ausbreitmaß des im Trommelmischer
Die Anfänge von Beton im Maschinenbau gemischten UHPC
gehen auf das Jahr 1917 zurück, wo der
Ingenieur Georg Schlesinger erstmals Guss-
eisen für Werkzeugmaschinengestelle durch n 1050 kg/m³ Nanodur® Compound 5941
zementgebundenen Beton ersetzte. Anwen- n 880 kg/m³ Splitt 2/5
dungen in größerem Umfang gab es dann n 430 kg/m³ Sand 0/2
ab 1940, aber das Material konnte sich im n 1 58 kg/m3 Wasser
Wesentlichen wegen hohen Verschleißes n 15 kg/m³ PCE
und fehlender Genauigkeit auf Dauer nicht n 6 kg/m³ Schwindreduzierer
durchsetzen. Attraktiv war aber grund- Für die Bemessung wird eine Biegezug-
sätzlich die bessere Dämpfung von massi- festigkeit von 5 N/mm 2 zugrunde gelegt
vem Beton gegenüber metallischen Werk- und bei der Produktionskontrolle an Pris-
stoffen. VDF Böhringer (heute MAG IAS men 4 cm × 4 cm × 16 cm sollen mindestens
GmbH) setzte in der 1980er Jahren dann 15 N/mm 2 nach 7 Tagen erreicht werden.
einen B55 zur Herstellung von Bett-Unter-
teilen in Verbindung mit aufgeklebten
Blöcken aus Gusseisen ein [14].
Mit Entwicklung des UHPC erfuhr der
Beton eine Renaissance im Anwendungsge-
biet Maschinenbau und substituiert seitdem
Bild 16: Herstellung von UHPC mit Nanodur® den verbreiteten Polymerbeton oder „Mine-
Compound 5941 im Trommelmischer
ralguss“. Gegenüber diesem reaktionsharz-
gebundenen Material, das in massiven Stahl-
in normalen Tellermischern. Dies zeigt im formen verdichtet werden muss, genügen
Vergleich zu üblichen UHPC-Anwendun- für selbstverdichtenden UHPC einfache
gen mit Silikastaub die ausgesprochene An- Holzschalungen. Ein weiterer Vorteil ist
wenderfreundlichkeit der in den Projekten die größere Formbeständigkeit in Bezug
entwickelten UHPC-Konzepte. So kann auf das Kriechen bei höheren Temperatu-
z.B. der UHPC mit dem Nanodur® Com- ren. Wesentliche Anforderung bei der Her-
pound 5941 auch in einfachen Trommel- stellung von Maschinenbetten ist eine riss-
mischern hergestellt werden. freie Produktion großer Geometrien durch
Für die Versuche kam Nanodur®-Beton die hohe Zugfestigkeit des Zementsteins.
mit 60 kg/m³ Mikrostahlfasern zum Ein- Gefordert wird ein linear-elastisches Verhal-
satz. Die Herstellung erfolgte im Trommel- ten. Nach der Jahrtausendwende setzte die
mischer (Bild 16). Zunächst wurden alle Homag Gruppe erstmals UHPC in größe-
trockenen Ausgangsstoffe eine Minute vor- rem Maßstab als Bett für Holzbearbeitungs-
gemischt. Anschließend wurde langsam die maschinen ein (Bild 18).
Wasser-PCE-Mischung zugegeben. Die UHPC Grobkornzusammensetzung
Je nach Auswahl der Hochleistungs- mit Dyckerhoff Nanodur® Compound 5941
fließmittel wird die gewohnte Konsistenz kam beim Spezialfertigteilwerk Sudholt-
(Bild 17) nach 8 min Gesamtmischzeit (nass Wasemann 2010 erstmals in großem Maß-
+ trocken) erreicht. Die Frischbetontempe- stab zum Einsatz und ist bis heute unver-
ratur liegt zwischen 21,8 °C und 23,2 °C bei ändert:
Trommelmischer Tellermischer
Mischdauer [min] 8
Prismendruckfestigkeit nach 28 d [N/mm2] 188,0 177,3 Bild 18: Herstellung von Maschinenbetten für
holzverarbeitende Maschinen; oben: UHPC
Würfeldruckfestigkeit nach 28 d [N/mm2] 155,0 149,1
Maschinenbett; unten: fertige Maschine
beton [1+2/2019]
18 19
Hochleistungsbeton
Bild 19: Portalfräsmaschine chinesischer Produktion (Fa. Yonghua, China, Fotos Rottler)
Die selbstverdichtende Betonmischung das spanische Forschungsinstitut Leit-IK4. verklebten UHPC Einzelelementen in be-
ist äußerst robust und kommt inzwischen Nanodur®-Beton E80 wurde in Verbindung liebiger Größe (Bild 20). In Grevesmühlen
bei verschiedenen Herstellern weltweit mit mit der später noch beschriebenen Klebe- wurde dann erstmals eine doppelstöckige
lokaler Gesteinskörnung erfolgreich zum technik mit dem Innovationspreis der Zulie- Garnelenzuchtanlage von 35 m Länge und
Einsatz. ferindustrie 2016 der 60. Betontage in Neu- 5 m Breite mit der zuvor beschriebenen
Neben der Homag Gruppe setzen heute Ulm ausgezeichnet. UHPC Grobkornmischung mit Nanodur®
Weltmarktführer von Werkzeugmaschinen Nanodur® Compound 5941 ist mittler- Compound 5941 ausgeführt. Die Elemente
aus der Metallbearbeitung UHPC als kosten- weile in den Qualitätssicherungsplänen zahl- mit nur 6 cm Wanddicke wurden ohne Be-
günstigen und technisch sehr attraktiven reicher Werkzeugmaschinenbetten fest ver- wehrung hergestellt – die unteren bereits mit
Werkstoff ein. In China wurde 2016 ein ankert und damit für die Lebensdauer der integrierten Stützen für die oberen. Nach
neues Werk für die Produktion von Maschi- jeweiligen Modelle verbindlich. Grund- Positionierung der unteren Beckenelemente
nenbetten aus Nanodur® UHPC eröffnet. sätzlich eignen sich für die Anwendung im auf vorbereiteten Betonbalken wurden die
Die ersten Elemente einer großen Portalfräs- Maschinenbau aber auch alle anderen zuvor oberen Elemente auf Trägern und Querrie-
maschine wurden allerdings in Deutschland beschriebenen Bindemittelkonzepte. Eine geln aus hochfestem Normalbeton aufgelegt.
bei Sudholt-Wasemann gefertigt (Bild 19). weitere Reduzierung des Portlandzement- Nach Abschluss der Montage erfolgte der
Bei Austausch der Gesteinskörnungen klinkers würde sich zudem positiv auf das Verschluss der Stöße durch Einkleben von
Sand und Splitt in der zuvor beschriebenen für die Formstabilität von Maschinenbetten Laschen mit Reaktionsharzklebstoff. Zur
Grobkornmischung durch industriell auf be- und die Positionierung von Einbauteilen Abdichtung der Fugen zwischen Laschen
reitetes getempertes Material lässt sich der entscheidende Schwinden des UHPC aus- und Beckenelementen kam ein hydraulischer
ohnehin sehr hohe E-Modul des UHPC von wirken. Mörtel mit Trinkwasserzulassung zum Ein-
rund 50 000 N/mm 2 auf über 80000 N/mm 2 satz [15].
steigern und liegt damit über dem von Alu- 5.2 Fischzuchtbecken mit
minium mit 70 000 N/mm 2. spezieller Klebetechnik 5.3 Konstruktive Brückenverstärkung
Besonders interessant sind diese Mate- Ausgehend von dem Prototyp eines gekleb- Auf Initiative der technischen Universität
rialeigenschaften für Maschinenbauteile ten Bassins als Messeexponat auf der Euro- Graz wurde 2014 bei einem Pilotprojekt die
mit sehr hohen Anforderungen an Steifig- tier 2012 begann die Benno Drössler GmbH Praxistauglichkeit einer Verstärkung von
keit und Schwingungsdämpfung. Eine erste zusammen mit Green Aqua Farming GmbH Brücken mit UHPC erfolgreich erprobt.
Anwendung war ein Messtisch mit einbeto- mit der Entwicklung von Fischzuchtanlagen 40 m³ UHPC mit Nanodur® Compound
nierter Bearbeitungsfläche aus Edelstahl für als modulare Konstruktion aus miteinander 5941 wurden in einem Transportbetonwerk
auf bereitet und als Ortbeton eingebaut. Ziel
war eine Tragfähigkeitserhöhung mit gleich-
zeitiger Abdichtung als Ersatz für den bitu-
minösen Belag (Bild 21). Anders als bei den
zuvor beschriebenen Anwendungen kam
hier nicht die selbstverdichtende Grobkorn-
rezeptur zum Einsatz, sondern die Sieblinie
musste für einen Einbau bei bis zu 4,5 %
Gefälle optimiert werden.
n 950 kg/m³ Nanodur® Compound 5941
n 1420 kg/m³ Quarzsand 0,6/1,2
und Basaltedelsplitt 2/4
n 90 kg/m³ Stahlfasern 13/20
n 146 kg/m³ Wasser
n 14 kg/m³ Fließmittel und Verzögerer
Mit dieser Mischung wurden an Würfeln mit
100 mm Kantenläge Druckfestigkeiten von
146 N/mm2 nach 28 und 172 N/mm2 nach
98 Tagen sowie eine Biegezugfestigkeit von
11,5 N/mm2 an 150 mm × 150 mm × 700 mm
Bild 20: Fischzuchtbecken aus miteinander ver- Balken im 4-Punkt-Versuch erzielt. Der E-
klebten UHPC-Platten. Modul erreichte 52000 N/mm2 [16].
20 [1+2/2019] beton
19
Hochleistungsbeton
Bild 21: Arbeiten zur Brückenverstärkung mit UHPC an der Steinbachbrücke, Österreich
beton [1+2/2019]
20 21