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Report 12

Maßnahmen zur
Verminderung der
Zwangsbeanspruchungen
infolge Hydratationswärme
Empfehlungen des AK Zwangsspannungen
des VDB

VERBAND DEUTSCHER BETONINGENIEURE E.V.

1
Die vorliegenden Empfehlungen entstanden aus Diskussionen im Arbeitskreis
„Zwangsspannungen“ der Regionalgruppe Sachsen / Sachsen-Anhalt des VDB
und dienen der Information aller VDB-Mitglieder und der Fachöffentlichkeit.

An der Vorbereitung dieser Empfehlungen und den Diskussionen waren beteiligt:

Prof. Dr.-Ing. Stefan Röhling (VDB), Obmann


Dr.-Ing. Hannsgünther Dobbelmann (VDB)
Dr.-Ing. Helmut Eifert (VDB)
Dipl.-Ing. Manfred Jablinski (VDB)
Dipl.-Ing. Gottfried Lohmeyer (VDB)
Prof. Dr.-Ing. Manfred Nietner
Dipl.-Ing. Dieter Pommer (VDB)
Dr.-Ing. Detlef Schmidt (VDB)
Prof. Dr.-Ing. Lothar Schubert
Dipl.-Ing. Frank Weise (VDB)

Bisher erschienen sind:

VDB Report 1: Beton mit Silikastaub – Eine Literaturstudie


VDB Report 2: Beton – Entwicklungen und Tendenzen, Fachtagung des VDB in Goslar 1994
VDB Report 3: Wirkung von Trennmitteln auf die Betonrandzone – Untersuchungsbericht
VDB Report 4: Beton – Entwicklungen und Tendenzen, Fachtagung des VDB in Erfurt 1996
VDB Report 5: Beton – Entwicklungen und Tendenzen, Fachtagung des VDB in Würzburg 1998
VDB Report 6: 25 Jahre Verband Deutscher Betoningenieure – Jubiläumsveranstaltung am 5. Mai 1999 in Hannover
VDB Report 7: Beton – Entwicklungen und Tendenzen, Fachtagung des VDB in Marburg 2000 und Vortragsveranstaltung des
VDB in Kassel 2001
VDB Report 8: Beton – Entwicklungen und Tendenzen, Fachtagung des VDB in Bremen 2002
VDB Report 9: Anwendung der Vapor-Technologie bei der Nachbehandlung von Beton-Pflastersteinen – Untersuchungsbericht
VDB Report 10: Baurecht / Neue Normen / Qualitätsüberwachung
VDB Report 11: Beton – Entwicklungen und Tendenzen, Fachtagung des VDB in Weimar 2004 und Vortragsveranstaltung des
VDB in Fulda 2005

2
Vorbemerkungen

Rissbildungen durch Temperaturbeanspruchung infolge Hydratationswärme sind verhältnismäßig häufig anzutreffen. Diese Risse
beeinflussen die Tragfähigkeit nicht nachteilig, beeinträchtigen jedoch die Gebrauchstauglichkeit (z.B. infolge Wasserundurchläs-
sigkeit), die Dauerhaftigkeit (z.B. durch Bewehrungskorrosion) und das äußere Erscheinungsbild (z.B. bei Sichtbeton).

Wenn Zwangsspannungen und daraus resultierende Folgen nicht ausgeschlossen werden können, ist normgemäß eine Rissbrei-
ten begrenzende Bewehrung vorgeschrieben, die in den oberflächennahen Bereichen der Stahlbetonbauteile, in denen Beton-
zugspannungen entstehen können, einzulegen ist. Aus wirtschaftlichen Gründen und zur Sicherstellung der Betonierbarkeit der
Bauteile ist diese Mindestbewehrung sinnvoll zu begrenzen. Um diese Zielstellungen und die Rissbreiten beschränkende Wirkung
der Bewehrung zuverlässig erreichen zu können, ist empfehlenswert und zum Teil unbedingt erforderlich, betontechnologische
Maßnahmen zur Verminderung der Wärmeentwicklung und der Zwangsspannungen im Bauteil zu ergreifen. Sämtliche Entschei-
dungen über die notwendigen Maßnahmen sind dabei nicht nur unter Beachtung der Abmessungen der Konstruktion, sondern
auch der während der Bauausführung herrschenden Wetterverhältnisse zu treffen.

Auf Vorschlag der Regionalgruppe Sachsen, Sachsen-Anhalt des VDB wurde ein Arbeitskreis gebildet mit der Absicht, für die
Planung und Baudurchführung Empfehlungen zu erarbeiten, die zur Beurteilung und Verminderung der Rissgefahr beitragen
können. Im Vordergrund stand dabei die Zielstellung, die derzeitig gebräuchlichen Maßnahmen auszuwerten, die in der Literatur
dokumentierten Hinweise zusammenzustellen und Vorschläge zur Vorgehensweise unter einem praxisorientierten Gesichtspunkt
abzuleiten. Einen wesentlichen Schwerpunkt der Tätigkeit des Arbeitskreises bildete die Beratung des Inhalts einer beabsichtig-
ten Empfehlung zur Verminderung der Zwangsspannungen.

Aufgrund der Komplexität der Thematik setzte sich der Arbeitskreis aus Mitgliedern zusammen, die die Gebiete Baukonstruktion
und Baustatik, Betontechnologie sowie Bauvorbereitung und Bauausführung vertreten.

Im Folgenden werden neben den Ursachen der durch Zwang verursachten Rissbildung die Möglichkeiten zur Verminderung der
Temperaturen im Bauteil dargestellt. Auf die Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung wird dabei nicht einge-
gangen, da in hinreichendem Umfang Unterlagen zur Verfügung stehen.

In der Praxis werden die Bemessung der Rissbreiten begrenzenden Bewehrung und die Festlegungen zur Betontechnologie
nacheinander, teilweise sehr stark zeitlich verschoben und in der Regel ohne Abstimmung durchgeführt. Dadurch wird oft eine
Optimierung der Mindestbewehrung bzw. eine Risssicherung verhindert. Anhand der Erfahrungen erkennt man sehr schnell, dass
ein Zusammenwirken der Betontechnologie und der Tragwerksplanung unumgänglich ist und eigentlich von den neuen Vorschrif-
ten auch erzwungen wird.

Die vorliegende Ausarbeitung resultiert aus Diskussionen im Arbeitskreis und greift auf einige Ausarbeitungen, die von und mit
Mitgliedern des Arbeitskreises angefertigt wurden, zurück. Die jeweiligen Autoren sind dabei genannt. Ein Teil der Ausarbeitung
wurde der Veröffentlichung „Zwangsspannungen infolge Hydratationswärme“ [1] entnommen, die zwischenzeitlich zur Thematik
erschienen ist. Wenn bei Bildern Quellenangaben fehlen, stammen diese ebenfalls aus [1].

Leipzig, 27.12.2005 Prof. Dr.-Ing. Stefan Röhling


Obmann des VDB-Arbeitskreises

3
Verlag Bau+Technik GmbH

Zwangsspannungen Postfach 12 01 10
40601 Düsseldorf

infolge Hydratationswärme Bestellfax: 02 11/9 24 99-55


www.verlagbt.de bookshop

Die Problematik der Erfassung der Zwangs- Professor Dr.-Ing. Stefan Röhling hat in Röhling
spannungen und die Vermeidung dadurch dem vorliegenden Buch einen für die Zwangsspannungen
hervorgerufener Rissbildungen in erhärten- Praxis nachvollziehbaren Zusammenhang infolge Hydratationswärme
den Betonbauteilen besitzt auch weiterhin zwischen Betonzusammensetzung, Kons-
eine große Aktualität. Nach der positiven truktion und Zwangsspannungen herge- 2., überarb. Aufl., 2009,
Aufnahme der 1. Auflage wurde nun eine stellt. Es erläutert die erforderlichen Grund-
Neuausgabe erforderlich. Dabei war eine lagen und gibt entscheidende Hinweise auf 444 S., 16,5 x 23,5 cm,
Reihe von Aspekten zu berücksichtigen, die eine wirtschaftliche und zuverlässige Ver- 276 Abb., 61 Taf., geb.
eine verhältnismäßig umfangreiche Bear- minderung von Zwangsspannungen bzw. ` 49,80 / sFr 81,00
beitung erforderten. In der Zwischenzeit die Aufnahme der Zwangsspannungen ISBN 978-3-7640-0500-9
haben vielfältige Veränderungen in den durch rissverteilende Bewehrung gemäß
Regelwerken stattgefunden. Dazu gehören der aktuellen Normen. Beispiele aus der
nicht nur Korrekturen und Ergänzungen der Praxis machen dieses Buch zu einer wich-
DIN 1045-1, sondern neue Richtlinien und tigen Arbeitshilfe sowohl für den Planer als
zugehörige Kommentare. Außerdem liegen auch für den Betontechnologen und
nun Erfahrungen aus der Anwendung der erleichtern die Kommunikation beider
DIN 1045-1:2001 vor, die zeigen, dass durch Berufsgruppen.
die Auswahl der Expositionsklassen teilweise
Überfestigkeiten provoziert werden, die bei
der Ermittlung der rissbreitenbeschränken-
den Bewehrung eine Rolle spielen.

17

4
Inhalt
1 Festlegungen in den Regelwerken zur Sicherstellung der Gebrauchstauglichkeit und
der Dauerhaftigkeit bei Zwangsbeanspruchungen ...........................................................................................................6

2 Ursachen und Auswirkungen der Zwangsspannungen in erhärtenden Betonbauteilen ...............................................6


2.1 Mechanismus der Entstehung temperaturbedingter Zwangsspannungen ............................................................................6
2.2 Temperaturverhältnisse, Zwangsspannungen und Rissbildungen in charakteristischen Bauteilen .......................................9
2.2.1 Zwang im Bauteilquerschnitt (innere Verformungsbehinderung) ............................................................................................9
2.2.2 Zwang am Bauteilrand (äußere Verformungsbehinderung) ..................................................................................................10
2.2.3 Überlagerung von Eigen- und Zwangsspannungen .............................................................................................................13
2.2.4 Zusammenfassung ...............................................................................................................................................................14
2.3 Bauteile oder Bauwerksabschnitte mit erhöhter Wahrscheinlichkeit einer Rissbildung ......................................................14
2.4 Rissbildungen und deren Auswirkungen auf das Bauteilverhalten.......................................................................................14
2.4.1 Vorgang der Rissbildung.......................................................................................................................................................14
2.4.2 Definition der Rissbreite und normative Regelungen ..........................................................................................................16
2.4.3 Rissbildung und Gebrauchstauglichkeit ...............................................................................................................................16
2.4.4 Rissbildung und Dauerhaftigkeit der Stahlbetonbauteile .....................................................................................................17

3 Temperaturdifferenzen als Kriterium der Risssicherheit ................................................................................................17


3.1 Problematik von Risskriterien ...............................................................................................................................................17
3.2 Abschätzung zulässiger Temperaturdifferenzen ...................................................................................................................19
3.3 Zusammenfassung ...............................................................................................................................................................20

4 Temperaturverhältnisse in Bauteilen infolge Hydratationswärme .................................................................................20


4.1 Ermittlung des Temperaturverlaufs und der Temperaturverteilung.......................................................................................20
4.1.1 Wärmeentwicklung der Zemente ..........................................................................................................................................20
4.1.2 Stoffliche Kenngrößen und äußere Randbedingungen.........................................................................................................24
4.1.3 Adiabatische und bauteilspezifische Temperaturentwicklung ..............................................................................................25
4.1.4 Charakteristika der Temperaturentwicklung .........................................................................................................................26
4.1.5 Beispiele der Temperaturentwicklung in Betonbauteilen......................................................................................................26
4.1.6 Schlussfolgerungen .............................................................................................................................................................28
4.2 Abschätzung von kritischen Temperaturwerten....................................................................................................................28
4.2.1 Höchsttemperatur im Bauteil ................................................................................................................................................28
4.2.2 Zeitpunkte für kritische Temperaturverhältnisse ..................................................................................................................30
4.2.3 Temperaturdifferenzen zwischen Bauteilrand und -kern ......................................................................................................32
4.2.4 Temperaturdifferenzen zwischen Wand und Fundament......................................................................................................33
4.2.5 Messtechnische Erfassung der Temperaturen im Bauteil.....................................................................................................33

5 Maßnahmen zur Verminderung der Zwangsspannungen und der Rissgefahr .............................................................34


5.1 Steuerung der Temperaturverhältnisse im Bauteil ................................................................................................................35
5.1.1 Optimierung der Zusammensetzung des Betons ................................................................................................................35
5.1.2 Verminderung der Frischbetontemperatur............................................................................................................................38
5.1.3 Betonherstellung und -transport...........................................................................................................................................40
5.1.4 Einbau des Frischbetons ......................................................................................................................................................40
5.1.5 Nachbehandlung und Temperatursteuerung des erhärtenden Betons.................................................................................41
5.2 Unterteilung massiger und großflächiger Baukörper ............................................................................................................41
5.2.1 Abschnittsweise Herstellung der Bauteile ............................................................................................................................42
5.2.2 Zonierte Bauweise ................................................................................................................................................................42
5.3 Konstruktive Maßnahmen zur Reduzierung der Behinderung der erhärtenden Betonbauteile ............................................42
5.4 Betontechnische Arbeitsvorbereitung ..................................................................................................................................43

6 Schließen von Rissen .........................................................................................................................................................44


6.1 Ziele beim Füllen von Rissen ................................................................................................................................................44
6.2 Tränken von Rissen...............................................................................................................................................................44
6.2.1 Netzartige Oberflächenrisse .................................................................................................................................................44
6.2.2 Tiefer gehende, feine Risse...................................................................................................................................................44
6.3 Abdichten von Rissen ...........................................................................................................................................................44
6.3.1 Selbstheilende Risse.............................................................................................................................................................45
6.3.2 Abdichten mit Zementleim....................................................................................................................................................45
6.3.3 Abdichten gegen Wasserdruck.............................................................................................................................................45
6.3.4 Abdichten durch Injektionsschleier im Baugrund .................................................................................................................45
6.4 Dehnfähiges Verbinden der Rissufer.....................................................................................................................................45
6.5 Kraftschlüssiges Verbinden der Rissufer ..............................................................................................................................45

7 Literatur ...............................................................................................................................................................................46

5
1 Festlegungen in den Regelwerken zur Sicherstellung der Gebrauchstauglichkeit und
der Dauerhaftigkeit bei Zwangsbeanspruchungen

Nach dem Sicherheitskonzept der DIN breiten begrenzenden Bewehrung Optimierung der erforderlichen Maßnah-
1045-1:2001-07 soll durch Nachweise im wird diese Situation unterstellt und men zur Beschränkung von Temperatur-
Grenzzustand der Gebrauchstauglich- von einer Erstrissbildung ausgegan- rissen bedingen.
keit die geplante Nutzungsfunktion des gen.
Bauwerks sichergestellt werden. Diese (2) Erreichen die Zwangskräfte die Riss- Für die Abschätzung des entstehenden
Nachweise sollen u.a. eine übermäßige schnittgröße nicht, kann der Nach- Zwangspannungszustands und der Ge-
Mikrorissbildung und breite Risse im weis der Bewehrung für diesen Bean- fahr der Rissbildung sind vor allem fol-
Beton verhindern. Die Einhaltung des spruchungszustand erfolgen. gende Faktoren zu berücksichtigen:
Grenzzustands der Gebrauchstauglich-
keit ist gleichzeitig eine wesentliche Vor- Die Vorgehensweise (1) ist heute in der – Erfassung der maßgebenden Einflüs-
aussetzung für die Gewährleistung einer Praxis der Regelfall. Infolge der derzeiti- se, die die Temperaturverformungen
angemessenen Dauerhaftigkeit. gen Aufgabenteilung und dem zeitlichen verursachen (innerer und äußerer
Abstand zwischen Tragwerksplanung Zwang)
Normgemäß wird davon ausgegangen, und Bauvorbereitung wird oft frühzeitig – Beurteilung des Grads der Verfor-
dass Rissbildung in Betonzugzonen na- entschieden und die Rissbildung vor- mungsbehinderung
hezu unvermeidbar ist. Nach DIN 1045-1, ausgesetzt. Die Vorgehensweise (2) ist – Auswirkungen zwangmindernder
Abschnitt 11.2.2, wird gefordert, dass bei zweifellos schwieriger und bedingt ein konstruktiver, betontechnologischer
allen Stahlbeton- und Spannbetonbau- Zusammenwirken von Tragwerkspla- und ausführungstechnischer Maß-
teilen, die durch Zugspannungen infolge nung und Betontechnologie, kann aber nahmen auf die Verformungen
Zwangeinwirkung (innerer oder äußerer von wirtschaftlicher Bedeutung sein. und Spannungen im Bauteil
Zwang) beansprucht werden, immer ei-
ne ausreichende Mindestbewehrung zur Die Ermittlung der Mindestbewehrung
Begrenzung der Rissbreiten einzulegen oder der Zwangsspannungen ist an In den folgenden Abschnitten werden da-
ist. Durch die Vorgabe entsprechender Rechenmodelle, Annahmen und Einga- für die Zusammenhänge und die Ergeb-
rechnerischer Rissbreiten wird den spe- bewerte gebunden und besitzt naturge- nisse von vergleichenden Berechnungen
zifischen Anforderungen an die Bauteile mäß Grenzen der Genauigkeit. Insofern dargestellt. Dabei ist eine notwendige
entsprochen, wie Wasserundurchlässig- ist eine Kombination von zwangsspan- Kürze zu beachten. Weiterführende In-
keit, Erscheinungsbild der Oberfläche nungsreduzierenden Maßnahmen und formationen sind in [1] zu finden. Zu den
usw. Gleichzeitig wird damit die Beweh- der Festlegung einer ausreichenden mathematischen Grundlagen und den
rung für die vorgesehene Dauerhaftigkeit Mindestbewehrung eine sehr sinnvolle Berechnungsmethoden wird ebenfalls
des Tragwerks ausreichend geschützt. Strategie, da die Rissproblematik siche- auf [1] verwiesen.
rer beherrscht wird.
Zur Begrenzung der Rissbreite bestehen
normgemäß zwei Ansätze: Dabei ist zu berücksichtigen, dass die
vorgegebenen Randbedingungen (z.B.
(1) Überschreiten die Zwangsspannun- Form und Abmessungen der Betonbau-
gen die Zugfestigkeit, müssen die teile, geforderte Frühfestigkeit, Ablauf
Zwangskräfte aus dem Betonquer- der Betonierarbeiten, Witterungsver-
schnitt durch die dafür nachgewie- hältnisse, Nachbehandlung) sowie wirt-
sene Bewehrung aufgenommen schaftliche Gesichtspunkte (z.B. Kosten
werden. Für die Ermittlung der Riss- für Kühlung, Schalung) zwangsläufig eine

2 Ursachen und Auswirkungen der Zwangsspannungen in erhärtenden Betonbauteilen

Die mit der Hydratation des Zements 2.1 Mechanismus der Entste- gen und Verdichten des Frischbetons
verbundene Wärmeentwicklung ruft in hung temperaturbedingter in der Schalung simuliert werden. Die
den Betonbauteilen zeitlich veränderli- Zwangsspannungen Versuchsanordnung gewährleistet, dass
che Temperaturfelder hervor. Jede Tem- ideale axiale Zwangsspannungen ent-
peraturänderung in einem jungen oder Die heute allgemein anerkannten Vor- stehen.
erhärteten Beton äußert sich in einer stellungen über die Entstehung und den
Formänderung. Wenn diese behindert Verlauf der Zwangsspannungen sind das Nach einer Anfangsphase ohne spürbare
ist, wird im Bauteil ein Zwangsspan- Ergebnis experimenteller Untersuchun- Temperaturerhöhung (Ruheperiode der
nungszustand aufgebaut. Werden die gen mit Reißrahmen bzw. Temperatur- Hydratation), die mit dem Erstarrungs-
Verformungsfähigkeit bzw. die Zugfes- Spannungsprüfmaschinen, bei denen beginn endet (Stadium I), findet mit dem
tigkeit überschritten, treten Risse auf. ein prismenförmiger Betonkörper durch Fortgang der Hydratation ein Tempera-
Die Kenntnis des Mechanismus der die Hydratationstemperatur teiladiaba- turanstieg statt, der eine Ausdehnung
Entstehung der Zwangsspannungen und tisch erwärmt wird und verformungsbe- des Stabs bewirkt (Stadium II). Da der
der hauptsächlichen Einflussfaktoren er- hindert abkühlt (z.B. [2], [3]). Mit diesem Beton noch keine messbare Festigkeit
möglicht, Maßnahmen zur Verminderung Versuchskörper, der einen Ausschnitt besitzt, wird die gesamte Dehnung durch
der Zwangsspannungen abzuleiten und aus einem realen Bauteil darstellt, soll eine plastische Verformung kompensiert
zu begründen. dessen Verhalten nach dem Einbrin- (Bild 2.1 und 2.2).

6
Mit der weiteren Verfestigung und noch nicht erreicht worden ist. Im Zuge Aufgrund des zeitabhängigen Charakters
der Entwicklung der mechanischen der weiteren Abkühlung wird dann der der einzelnen Faktoren kann nur eine
Kenngrößen entstehen ab der 1. Null- Zwangsspannungszustand wieder auf- schrittweise Berechnung der Zwangs-
spannungsgrenze mit der zugehörigen gebaut, weitere Risse können dann die spannungen vorgenommen werden.
Temperatur T01 Dehnungen und damit Folge sein.
verbundene Druckspannungen, die noch Übersteigt die Zwangsspannung die
niedrig sind und durch die Relaxation Andererseits kann die Rissbildung bis zur Zugfestigkeit, sind Rissbildungen die
weitestgehend abgebaut werden. In die- Beendigung des Temperaturausgleiches Folge (Bild 2.4). Der Zeitpunkt der Riss-
sem Stadium III wachsen die elastischen unterbunden sein, wenn die Zugfestig- bildung ist von der Entwicklung der
Kenngrößen kontinuierlich an; die sich in keit nicht erreicht wird. In diesem Fall kritischen Zwangsspannung und der
der Relaxation äußernde Verformbarkeit bleibt die Zwangsspannungssituation er- Zugfestigkeit des jeweiligen Betons ab-
des jungen Betons nimmt dagegen stetig halten, die innerhalb eines anschließen- hängig. Die zutreffende Abschätzung der
ab. Am Ende des Stadiums III wächst die den längeren Zeitraums durch Relaxati- Risssituation ist für die Bemessung und
Bauteiltemperatur zwar noch weiter an, on bzw. Kriechverformungen abgebaut Wirksamkeit der rissbegrenzenden Be-
der Rückgang der Druckspannungen wird. Kommen weitere Formänderungen wehrung von Bedeutung.
infolge Relaxation kann aber nicht mehr z.B. durch Schwinden oder Temperatur-
ausgeglichen werden, das Maximum der beanspruchung im Winter hinzu, kann Ursache der Rissbildung ist die relativ
Druckspannungen ist erreicht. Das Maxi- eine späte Rissbildung stattfinden. geringe Zugfestigkeit fct bzw. Bruch-
mum der Spannungen wird vor dem der dehnung des Betons. Selbst eine Steige-
Bauteiltemperatur erreicht. Für den charakteristischen Verlauf der rung der Zugfestigkeit des Betons durch
Entwicklung der Zwangsspannungen Verwendung besonders geeigneter Ge-
Mit dem anschließenden Stadium IV be- sind im Wesentlichen zwei Eigenschaf- steinskörnungen würde die Problematik
ginnt die Abkühlung des Betons, da mehr ten des jungen Betons maßgebend, die nicht beseitigen und kann nur bei be-
Wärme über die Oberfläche abgegeben sich während der Erhärtungszeit gegen- sonderen Baumaßnahmen zur Unterstüt-
wird, als durch die Hydratation entsteht. läufig verändern: Die Relaxation und der zung anderer risssichernder Maßnahmen
Nach Überschreiten der maximalen Bau- E-Modul. Wäre der E-Modul mit Beginn herangezogen werden.
teiltemperatur haben der Temperaturabfall der Temperaturentwicklung und ständig
und die Relaxation eine übereinstimmen- in gleicher Höhe vorhanden, würde nach Die Temperaturdehnzahl αT und der
de Wirkung; die vorhandenen Druckspan- dem Temperaturausgleichsvorgang auch E-Modul Ec können ebenfalls nur in
nungen werden sehr schnell abgebaut, der Spannungszustand aufgehoben (vgl. Ausnahmefällen über die Zusammenset-
die zweite Nullspannung schließt das Bild 2.3). Da sich die mechanischen Ei- zung zielgerichtet verändert werden, die
Stadium IV ab (Bild 2.1 und 2.2). genschaften während der Erhärtung än- Relaxation ψ entzieht sich einer Beein-
dern, sind Restspannungen die Folge. flussung und ist während des Tempera-
Der weitere Abkühlungsverlauf im Sta- Je intensiver am Anfang der Erhärtung turausgleichsvorgangs auch nicht mehr
dium V führt zu ständig zunehmenden die Relaxation wirkt, desto größer sind erheblich (Bild 2.3).
Zugspannungen, die aufgrund der Ent- die entstehenden Zugspannungen, die
wicklung der mechanischen Kenngrößen durch den anwachsenden E-Modul her- Der Behinderungsgrad R ist durch die
immer weniger durch Relaxation abge- vorgerufen werden. rückhaltenden Kräfte in den vorgenann-
baut werden und die bei Überschreiten ten Versuchseinrichtungen bestimmt. Bei
der Zugfestigkeit den Riss im Beton- Wenn ein begrenzter Zeitabschnitt mit den verformungsgesteuerten Tempera-
querschnitt erzeugen. Zugfestigkeit oder darin konstanten Eigenschaften des Be- tur-Spannungsprüfmaschinen kann ein
Zugbruchdehnung stellen damit das tons betrachtet wird, kann die Spannung Behinderungsgrad von 100 % realisiert
Risskriterium dar. σR und der Rissvorgang beschrieben werden. Durch die Versuche wurde die
werden durch: Beziehung zwischen Behinderungsgrad
Trennrisse können dabei bereits auf- und Zwangsspannung nach Gleichung
treten, wenn die Ausgangstemperatur (2.1) (2.1) nachgewiesen. Der tatsächliche

Bild 2.1: Hydratationsstufen und Charakteristik der Wärmefreisetzung Bild 2.2: Temperaturverlauf und Entwicklung der Zwangsspannungen

7
Bild 2.3: Auswirkungen der Relaxation und des zeitabhängigen E-Mo- Bild 2.4: Entwicklung der temperaturinduzierten Zwangsspannung und
duls auf die Zwangsspannungen Zugfestigkeit sowie Rissbildung

Behinderungsgrad ist durch die Baukon- – Für die Entstehung der Zugspan- spannungen besteht zwar nicht, aber
struktion vorgegeben; die Möglichkeiten nungen ist die sich nach der 2. Null- es gibt eine eindeutige Tendenz.
im Bereich der Tragwerksplanung betref- spannungstemperatur herausbilden- Entscheidend für die sich einstellen-
fen hauptsächlich die Reduzierung der de Temperaturdifferenz ΔT02 maßge- de Spannungssituation sind weiter-
äußeren Behinderungen (gleitfähige Auf- bend. Beim Auftreten eines Risses hin der Temperaturverlauf und die
lagerung der Bodenplatten u.Ä.), die Un- ist diese die kritische Temperaturdif- Entwicklung der Eigenschaften des
terteilung größerer Bauteilflächen durch ferenz ΔTcr. Die Lage der 2. Nullspan- Betons. Selbst eine qualitative Vorher-
Fugen (soweit vertretbar) und die Ver- nungstemperatur ist von mehreren sage ist schwierig, da die Spannun-
meidung besonders rissgefährdeter Kon- Faktoren abhängig, besonders von gen in Abhängigkeit von E-Modul,
struktionen (Querschnittssprünge usw.). der Geschwindigkeit der Wärmefrei- vom Temperaturanstieg und von der
setzung, der Bauteildicke und den zeitlichen Lage des Temperaturma-
Maßgebende Größe, mit der die Zwangs- Abkühlungsbedingungen sowie der ximums sowie unter der Einwirkung
spannungen und die Rissgefahr vermin- Zementart und den mechanischen der Relaxation entstehen.
dert werden können, ist damit lediglich Kenngrößen des erhärtenden Be-
die Temperaturdifferenz ΔT, die deshalb tons. Folgende Aussagen können jedoch
als ein kritischer Eckwert in Empfehlun- getroffen werden: Je schneller die
gen aufgenommen wird oder als Vorgabe – Die kritische Temperaturdifferenz ist Hydratation und die Entwicklung
für die Bauausführung dient. Vorteilhaft nur ein Teil der sich bei Abkühlung des E-Moduls verlaufen, desto zei-
ist, dass alle Einflüsse auf den Tempera- einstellenden Temperaturdifferenz tiger tritt das Maximum der frühen
turverlauf schließlich über eine kritische ΔTmax (Bild 2.2). Bei Anwendung von Druckspannungen auf und um so
Temperaturdifferenz zusammengefasst Überschlagsformeln wird i.d. Regel größer wird die resultierende Zug-
bewertet werden können, die messtech- von ΔTmax ausgegangen, da eine beanspruchung. Nachgewiesen wur-
nisch relativ leicht erfassbar ist. Die Tem- Kontrolle einer Temperaturdifferenz de dieser Zusammenhang vor allem
peraturdifferenz kann deshalb auch zur gegenüber T02 nicht durchgeführt bei höheren Frischbetontemperatu-
Beurteilung der Wirkung von gewählten werden kann. Bei üblichen Bauteilen ren und Zementen mit hoher Frühfes-
Maßnahmen oder der Rissgefahr heran- des Hochbaues ist dadurch die Tem- tigkeit.
gezogen werden. peraturdifferenz etwa 10 bis 15 %
überhöht, sodass die Ergebnisse auf Je länger die Wärmeentwicklung an-
Die bekannte Streuung der Einflussgrö- der sicheren Seite liegen. dauert und je höher die Maximaltem-
ßen bedeutet aber andererseits, dass peratur wird, desto größer sind die
diese kritische Temperaturdifferenz nur – Für die Höhe der Zwangsspannun- Druckspannungen in der Frühphase
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gen ist nicht die bei Abkühlung ent- der Erhärtung. Die sich einstellen-
eingehalten werden kann. Durch Vorhal- stehende und messbare Temperatur- den Zugspannungen differieren zwar
temaße kann die Sicherheit angehoben differenz entscheidend, sondern eine nicht wesentlich, werden aber bei ei-
werden. relaxierte, d.h. spannungswirksame ner höheren Zugfestigkeit wirksam.
Temperaturdifferenz ΔTw. Tempera-
Aus Bild 2.2 ergeben sich einige grund- turvorgaben für die Baudurchführung – Günstig ist eine langsame Wärme-
sätzliche Schlussfolgerungen: können nur messbare Temperaturdif- entwicklung, die zu einem späteren
ferenzen sein, die aber die Vermin- und infolge Abkühlung niedrigerem
– Der Verlauf der Zwangsspannungen derung durch Relaxation beinhalten Temperaturmaximum führt, eine lang
ist durch die geringe wirksame Tem- müssen. andauernde Relaxation in der Früh-
peraturdifferenz beeinflusst, die auf phase und eine hohe Zugfestigkeit
die Relaxation der Druckspannungen – Eine proportionale Beziehung zwi- des Betons, wenn die Zwangsbean-
bis zum Erreichen des Temperatur- schen der Maximaltemperatur im Be- spruchung einsetzt.
maximums zurückzuführen ist. ton und den entstehenden Zwangs-

8
2.2 Temperaturverhältnisse, ein Temperaturprofil aus (Bild 2.5), dem quasi adiabatischen Bedingungen län-
Zwangsspannungen und ein entsprechend verteiltes Dehnungs- ger aufrechterhalten bleiben. Im Zuge
Rissbildungen in charakte- potenzial zugeordnet ist. Die unter- des Abkühlungsvorgangs gehen dann
schiedlichen Dehnungen der einzelnen die Temperaturunterschiede zurück und
ristischen Bauteilen
Längsfasern ergeben eine gegenseitige gleichen sich schließlich aus. Bei Bautei-
Behinderung (innerer Zwang) und führen len üblicher Dicke (etwa bis d = 0,50 m)
In realen Bauteilen treten die in prisma-
zu einer Spannungsverteilung, die über sind diese zeitlichen Verschiebungen
tischen Stäben mit relativ kleiner Quer-
den Querschnitt hinweg im Gleichge- praktisch nicht feststellbar, die Tempera-
schnittsfläche experimentell ermittelten
wicht steht (Eigenspannungen). Bei der turmaxima treten zum gleichen Zeitpunkt
idealen zentrischen Zwangsspannungen
Aufwärmung des Bauteils entstehen im auf (Bild 2.7a). Bei dickeren Bauteilen un-
nur als Sonderfall auf. Der Mechanismus
Kern Druckspannungen und im Randbe- terscheidet sich die Lage der Tempera-
der Entstehung der Zwangsspannungen
reich Zugspannungen, die analog zu der turmaxima deutlicher (Bild 2.7 b). Dieser
ist aber übertragbar, Unterschiede erge-
Darstellung in Bild 2.2 durch die anfäng- Sachverhalt ist bei Temperaturberech-
ben sich vor allem durch die Art und die
liche Relaxation sehr stark vermindert nungen und -messungen zu beachten.
Größe der Behinderung der temperatur-
sind. Die Verformungsbehinderung bei
bedingten Formänderung.
innerem Zwang beträgt immer 100 %. Die für eine Rissbildung kritische Tem-
peraturdifferenz ist unter Beachtung des
Unterschieden werden kann grundsätz-
Im Zuge der Abkühlung kehren sich die Temperaturverlaufs und der Herausbil-
lich in eine
Verhältnisse um; der randnahe Quer- dung der mechanischen Eigenschaften
schnitt erhält Druckspannungen, im zu bewerten. Bei Bauteilen geringerer
– innere Behinderung bei einer räumli-
Kern verbleiben Zugspannungen. Ober- Dicke ist das Temperaturmaximum relativ
chen Ausdehnung der Bauteile (dicke
flächenrisse schließen sich wieder. Die schnell erreicht (Bild 2.7 a), der E-Mo-
Sohlplatten, Massenbetonbauwerke)
Restspannungen werden über einen dul noch niedrig und die entstehenden
und die infolge der Temperaturvertei-
längeren Zeitraum durch Relaxation ab- Spannungen durch Relaxation stark ver-
lung im Querschnitt sich unterschied-
gebaut. mindert. Bei dicken Bauteilen dagegen
lich dehnenden Fasern und eine
entwickelt sich die Temperatur über eine
Die größten Temperaturdifferenzen treten viel längere Zeitspanne bis zum Maxi-
– äußere Behinderung des erhärten-
nach dem Temperaturmaximum auf. Die mum, sodass aufgrund des dann höhe-
den Bauteils durch die angrenzende
Ursache dafür ist, dass sich die Tempe- ren E-Moduls größere Zugspannungen
Konstruktion (aussteifende Wände
raturmaxima der einzelnen Bauteilquer- vorhanden sind, die aber nicht mehr nen-
bei Deckenplatten, Auflager von
schnittsbereiche zu unterschiedlichen nenswert relaxieren. Wie aus Bild 2.7 b
Wänden, durch Einbauten behinderte
Zeitpunkten herausbilden. Die Tempe- hervorgeht, liegt die kritische Tempera-
Bodenplatten).
raturdifferenzen nehmen zunächst mit turdifferenz außerdem zeitlich versetzt.
der Temperaturerhöhung ebenfalls kon-
Im ersten Fall entstehen Eigenspan-
tinuierlich zu. Mit Verringerung der Wär- Anzumerken ist, dass dieser Sachver-
nungen, im zweiten zentrische Zwangs-
meentwicklung und dem Abflachen der halt im Allgemeinen nicht berücksichtigt
spannungen. Bei dickeren Bauteilen sind
Temperaturkurve setzt im Randbereich wird und kritische Temperaturdifferenzen
beide Spannungsarten in Kombination
der Temperaturrückgang ein, während nicht in Abhängigkeit von der Bauteildi-
vorhanden.
im Kern die Temperatur weiter ansteigt. cke vorgeschrieben werden.
Die Temperaturdifferenzen und die Rand-
2.2.1 Zwang im Bauteilquerschnitt zugspannungen nehmen weiter zu. Auch Von entscheidender Bedeutung für die
(innere Verformungsbehinde- nach Überschreiten des Temperaturma- Spannungsentwicklung im Bauteilquer-
rung) ximums im Mittelbereich wachsen die schnitt bzw. die rissinduzierenden Deh-
Temperaturunterschiede im Bauteil, da nungen sind die Temperaturverhältnisse
Infolge der Wärmeabgabe über die Bau- die Abkühlung des Bauteilrands schnel- zu Beginn der Erhärtung. Wird beispiels-
teiloberflächen bildet sich im Querschnitt ler verläuft und im Kern des Bauteils die weise durch wärmegedämmte Schalun-

Bild 2.5: Entwicklung der Temperaturdifferenz und der Eigenspannun- Bild 2.6: Entwicklung der mittleren Temperatur, der Eigenspannungen
gen bei der Temperaturzunahme im Bauteil im Kern und am Rand des Bauteils sowie der Zugfestigkeit (d = 1,0 m)

9
a) b)

Bild 2.7: Temperaturverlauf im Kern und am Rand unterschiedlich dicker Bauteile und Entwicklung der Temperaturdifferenz.
Bauteil mit d = 0,50 m (a) und d = 2,00 m Dicke (b)

gen oder Aufheizung der Schalungen Die Breite der Oberflächenrisse liegt bei vor, wenn, beispielsweise bei Boden-
durch direkte Sonneneinstrahlung der w ≤ 0,05 mm bis 0,1 mm und ist für korro- platten, die Verformungen über die Rei-
Wärmeübergang über einen gewissen sive Vorgänge ohne Bedeutung. Obwohl bungskräfte in der Bodenfuge behindert
Zeitraum vermindert, treten die Tempera- sich die Risse nach allgemeiner Auffas- werden.
turdifferenzen zwischen Kern und Rand sung mit dem Abklingen der Eigenspan-
weitaus größer und später auf und zwar nungen wieder schließen, bleiben es aber Eine Verformungsbehinderung ist immer
zu einem Zeitpunkt, an dem das Relaxa- Anrisse, die nicht nur die Zugfestigkeit im bei statisch unbestimmter Lagerung
tionsvermögen bereits deutlich zurück- Randbereich herabsetzen, sondern bei gegeben. Neben Schnittkräften im Bau-
gegangen ist. Die jetzt entstehenden gleichzeitig vorhandener äußerer Verfor- teilquerschnitt werden Reaktionskräfte in
Spannungen sind höher, die Rissgefahr mungsbehinderung auch den Beginn für die benachbarte Konstruktion eingeleitet.
nimmt zu. in die Tiefe reichende Trennrisse infolge Sind gleichmäßig verteilte Verformungen
äußerem Zwang darstellen können. Die behindert, entstehen zentrische Zwangs-
Weitaus größere Temperaturdifferenzen durch Schalenrisse verursachten Min- kräfte; wird bei vorhandenem ungleich-
können zum Zeitpunkt des Ausschalens derungen der Zugfestigkeit sind in der mäßigen Verformungsprofil eine Ver-
auftreten, wenn ungünstige meteorolo- Bestimmung der Mindestbewehrung krümmung des Bauteils verhindert, sind
gische Bedingungen vorhanden sind. zur Rissbreitenbegrenzung durch den Biegezwangsspannungen die Folge.
Wenn zu frühzeitig ausgeschalt wird Abminderungsfaktor k berücksichtigt
und noch höhere Bauteiltemperaturen (DIN 1045-1). Bei Wänden, die auf Fundamenten aufbe-
vorhanden sind, kann durch plötzliche toniert werden, treten Zwangsspannun-
Abkühlung (z.B. Gewitterregen, Kaltluft- Wenn das Bauteil austrocknet, entsteht gen nur einachsig und in Längsrichtung
einbruch) ein kritischer Eigenspannungs- ein Feuchteprofil im Querschnitt. Der auf. Mehrseitige Verformungsbehinde-
zustand entstehen, der zu entsprechen- einsetzende Schwindvorgang vollzieht rung ist in realen Bauteilen nur selten
den Rissbildungen im Bauteilrandbereich sich in Abhängigkeit von dieser Feuch- vorhanden, da sich die angrenzenden
führt. Dieses Versäumnis während der teverteilung, sodass unterschiedliche Konstruktionsteile aufgrund der über die
Bauausführung ist einer ungenügenden Schwinddehnungen auftreten, die ent- Reaktionskräfte erzwungenen Biegebe-
Nachbehandlung der erhärtenden Be- sprechend der inneren Behinderung anspruchung nachgiebig verhalten und
tonbauteile zuzuordnen. zu Eigenspannungen führen. Risse am der Behinderungsgrad reduziert wird.
Rand von Bauteilen geringerer Dicke sind Eine ausführlichere Darstellung des kom-
Aus den Temperaturdifferenzen ΔT im deshalb eher ein Ergebnis der Schwind- plexen Sachverhalts ist in [1] zu finden.
Querschnitt können die gegenüber der vorgänge als der Temperaturverteilung in
Bauteilmitteltemperatur auftretenden An- der Aufwärmphase infolge Hydratation. Zwangsspannungen in Wänden und
teile ΔTR (Rand – Mitteltemperatur) und Scheiben
ΔTK (Kern – Mitteltemperatur) abgeleitet 2.2.2 Zwang am Bauteilrand (äuße- Nach dem Beginn der Erhärtung des
werden, aus denen die Zug- bzw. Druck- re Verformungsbehinderung) eingebauten Frischbetons findet der
spannungen resultieren (Bild 2.6). Temperaturanstieg statt. Ist die mittlere
Wenn neue Bauteile auf Fundamente Bauteiltemperatur der Wand höher als
Wenn Risse entstehen, befinden sich oder andere, bereits erhärtete Konstruk- die des Auflagers, wird eine Ausdehnung
diese an der Oberfläche und reichen tionsteile an- oder aufbetoniert werden, des jungen Betons hervorgerufen, die
nur bis zu einer geringen Tiefe (Scha- findet über die Verbundfläche bzw. Kon- durch die angrenzende erhärtete Kon-
lenrisse). Die Einrisstiefe kann höchstens taktzone eine Verformungsbehinderung struktion verhindert wird. Die Wand ist
die Spannungs-Nulllinie erreichen; als statt. Die Eigenschaften dieser Ver- entlang der gesamten Arbeitsfuge (Rau-
oberer Grenzwert gilt 0,25 d. Die Eigen- bundfläche und die Steifigkeit des ein- igkeit, durchgehende Bewehrung) verfor-
spannungen brechen bei der Rissbildung spannenden Bauteils entscheiden über mungsbehindert. Wand und Fundament
zusammen, die beanspruchte Randzone den Grad der Verformungsbehinderung. stellen einen Verbundquerschnitt dar und
wird entlastet. Vergleichbare Bedingungen liegen auch stehen im gerissenen und ungerissenen

10
Zustand über die Steifigkeitsverhältnisse Grenzen verkürzen kann. In Abhängigkeit sungen und der Steifigkeit des Funda-
in Interaktion. vom Seitenverhältnis, von der Steifigkeit mentes oder der Bodenplatte und kann,
und von betonstofflichen Gegebenheiten wenn von Vertikalfugen abgesehen wird,
Im Wandquerschnitt in der Nähe des können die Spaltrisse bis zur Wandkrone im Allgemeinen nicht verändert werden.
Auflagers entsteht zunächst eine Druck- durchreißen. Bei niedrigen Wänden auf Beispielhaft ist der Behinderungsgrad
spannung, die durch plastische Verfor- nicht nachgiebigen Fundamenten gehen über die Wandhöhe in Bild 2.9 darge-
mung des erhärtenden Betons und durch die Spaltrisse deshalb durch die gesamte stellt. Der zu erwartende Behinderungs-
Relaxation vermindert wird. Nach Über- Konstruktion hindurch, bei hohen Bautei- grad ist schwierig und nicht zuverlässig
schreiten des Maximums der Bauteilmit- len bis zu etwa 2/3 der Höhe. Die vertika- abschätzbar, da die Verformungsmög-
teltemperatur und Abkühlung wird die len Risse sind in längeren Konstruktionen lichkeit des Auflagers bei Druckbean-
noch vorhandene Druckspannung abge- nahezu regelmäßig angeordnet, entspre- spruchung und Biegung von maßge-
baut und ein Spannungsausgleich her- chend der verhinderten Verkürzung und bendem Einfluss ist. Bei Biegung des
beigeführt. Bei weiterem Wärmeabfluss der dadurch verursachten Überschrei- Auflagers spielt auch die Bodensteifig-
wird ständig eine weitere Verkürzung tung der Zugfestigkeit. Im Gegensatz keit eine wesentliche Rolle.
hervorgerufen, die bis zum Abschluss zu den Schalenrissen schließen sich die
des Temperaturausgleichsvorgangs zu- Spaltrisse nicht, sie öffnen sich sogar mit Die Verformungsbehinderung der freiste-
nimmt. Der Verlauf entspricht damit weit- fortschreitendem Temperaturausgleich henden Wandscheibe über die Wand-
gehend dem in Bild 2.2. weiter. Da bei massigen Bauteilen der höhe (innerer Behinderungsgrad Ra,H)
Temperaturausgleichsvorgang sehr lang- ist von der Wandlänge abhängig. Bei
Eine gewisse Verminderung der Bean- sam verläuft, können diese Risse auch unnachgiebigem Auflager (E · AF = ∞;
spruchung der Wand tritt dadurch ein, erst nach Monaten oder Jahren auftre- E · IF = ∞) ist ab einem Verhältnis L/H > 8
dass sich unter der Wirkung der in das ten. Eine Überlagerung der Zwängungs- die Behinderung über die gesamte Wand-
Fundament abfließenden Wärme dort ei- spannungen mit Lastspannungen aus höhe als vollständig wirksam anzusehen.
ne Ausdehnung im Randbereich einstellt den später einsetzenden zusätzlichen Die maximale Zwangsspannung ist da-
und bei Abkühlung des gekoppelten Beanspruchungen ist zu beachten. mit gleichmäßig in der Wand vorhanden
Systems die Verformungsdifferenzen (Bild 2.10). Bei einem Seitenverhältnis
verringert werden. Entscheidend für kritische Spannungs- L/H = 4 beträgt der Behinderungsgrad
zustände sind die maximalen Bauteilmit- am Wandkopf etwa 60 %. Bis zu diesem
Unter der Wirkung der Zwängungsspan- teltemperaturen, die daraus resultierende Eckwert kann die mittlere Verformungs-
nungen bilden sich bei Überschreiten wirksame Temperaturdifferenz zwischen behinderung als linear vom Seitenverhält-
der Zugfestigkeit des Betons oberhalb den beiden gekoppelten Bauteilen und nis abhängig angenommen werden. Die
des Auflagers Anrisse aus, die eine ge- der Behinderungsgrad für das erhär- Verformungsbehinderung in Wandmitte
ringe Rissbreite aufweisen und als unbe- tende Bauteil. Durch entsprechende in Abhängigkeit vom Seitenverhältnis L/H
denklich anzusehen sind. Der Verbund Frischbetontemperaturen, ungünstige ist in Bild 2.10 angegeben.
der Wand mit dem Auflager erzwingt in Betonzusammensetzungen und wärme-
diesem Bereich eine Rissbreitenbegren- gedämmte Schalungen kann die mittlere Als Beispiel ist der Verlauf des Behinde-
zung. Bauteiltemperatur sehr stark gegenüber rungsgrads in der gesamten Wandschei-
der des Auflagers angehoben werden. be für ein Seitenverhältnis L/H ~ 1,5 in
Bei Zunahme der Beanspruchung ent- Trotz Relaxation verbleibt dann eine gro- Bild 2.9 dargestellt.
stehen Spaltrisse, die durch den Bau- ße wirksame Dehnung, die während der
körper hindurchgehen und sich über Erhärtung durch den jungen Beton auf- Wird die Scheibe durch angrenzende
die Wandhöhe ausdehnen. Das Rissbild genommen werden muss. Bauteile seitlich gezwängt, kann mit ei-
nach Bild 2.8 entsteht, weil sich das ner Verminderung der Zwangsspannun-
Bauteil an der Sohle praktisch nicht und Der Behinderungsgrad R einer Wand- gen über die Wandhöhe nicht gerechnet
im oberen Bereich nur in bestimmten scheibe ergibt sich aus den Abmes- werden.

Bild 2.8: Zwangsspannungen und Trennrisse infolge eines Temperatur- Bild 2.9: Verformungsbehinderung R einer Wandscheibe über die
unterschieds zwischen Fundament und aufbetoniertem Bauteil Wandhöhe

11
Bild 2.10: Verformungsbehinderung Ra,H einer Wandscheibe über die Bild 2.11: Behinderungsgrad in Wandlängsrichtung durch das Funda-
Wandhöhe y/H in Abhängigkeit vom Seitenverhältnis L/H ment bei Längsverkürzung

Eine Reduzierung des Behinderungs- Der Verlauf für verschiedene Relationen derung teilweise aufgehoben wird (E · IF
grads tritt aber dann ein, wenn die Stei- EW/EF und AW/AF ist in Bild 2.11 ange- ≠ ∞). Am Wandkopf werden Druckspan-
figkeit der erhärtenden Wand eine Ver- geben. nungen hervorgerufen, es bildet sich ein
formung des behindernden Bauteils, z.B. dreieck- bis trapezförmiger Verlauf der
eines Fundaments, erzwingt (äußerer Bei kürzeren Wänden ist die Scheiben- horizontalen Spannungen in der Wand-
Behinderungsgrad Ra,L; E · AF ≠ ∞). Cha- wirkung von Einfluss. Nach den FEM- scheibe aus.
rakteristisch dafür ist, dass sich der Be- Untersuchungen von [4] ergeben sich
hinderungsgrad erst nach fortgeschritte- Behinderungsgrade Ra,L, wie in Bild 2.12 Eine mit Wänden vergleichbare Bean-
ner Erhärtung und ab dann kontinuierlich angegeben. Festgestellt wurde dabei spruchung weisen Platten auf, die an
vermindert. auch, dass am Wandende der Behinde- bestehende Konstruktionsteile oder be-
rungsgrad Ra,L > 1 betragen kann, bei sehr reits ausgeführte Plattenstreifen anbeto-
Die Behinderung über die Wandlänge geringer Steifigkeit der Wand sogar bis zu niert werden. Je nach Art und Grad der
ergibt sich aus den Abmessungen und etwa Ra,L ~ 2. Dieser Spannungszustand Behinderung der erhärtenden Plattenflä-
den Dehnsteifigkeiten des Fundaments ist wahrscheinlich die Ursache des Aufrei- che entwickeln sich typische Rissbilder
oder der Bodenplatte (AF · EF) sowie der ßens der Arbeitsfuge zwischen Wand und (Bild 2.13).
Wand (AW · EW). Für längere Wände (L/H Fundament in diesem Bereich [5].
> 5) kann die Behinderung am Wandfuß Zu ähnlichen Rissbildern führt die Verbin-
entsprechend Gleichung (2.2) angenom- Eine weitere Veränderung des Rissbilds dung von Neu- und Altbeton an Arbeits-
men werden zu findet statt, wenn die vorstehend unter- fugen (Bild 2.14).
(2.2) stellte vollständige Krümmungsbehin-

Bild 2.12: Behinderungsgrad der Wand am Wandfuß Bild 2.13: Auswirkungen einer abschnittsweisen Betonage (a) und ver-
(nach FEM-Untersuchungen von Staffa [4]) schiedener Lagerungsbedingungen auf die Trennrissbildung in Bautei-
len. (a) nach [6], b) – d) nach [7] und EC 2

12
Bild 2.14: Risse im Steg einer abschnittsweise hergestellten Brücke im Bild 2.15: Temperaturgradient und Verformungen von Platten infolge
Bereich der Arbeitsfuge (nach [8]) Hydratationswärme und Sonneneinstrahlung

Zwangsspannungen in Sohl- und Funda- ziert, entsteht ein Zwangsmoment mit zustände zeitlich verschoben entste-
mentplatten Zugspannungen an der Oberseite, die hen. Schließlich ist bedeutsam, dass
Temperaturbedingte Verformungen sind sich mit den axialen Spannungen überla- durch Eigen- und Zwangsspannungen
durch rückhaltende Kräfte behindert, die gern. Das Zwangsmoment ist für die Be- in Ausbildung und Richtung unterschied-
aus der Eigenmasse der Bauteile und messung von entscheidender Bedeutung liche Rissverläufe entstehen, die sich im
der Reibung mit dem Untergrund oder (Bild 2.16). Zur Ermittlung der Zwangs- Rissbild ergänzen können, aber in der
aus der Verankerung in Pfahlreihen re- spannungen wird auf [1] verwiesen. Wirkung nicht verstärkend überlagern.
sultieren. Der Behinderungsgrad ist von Den Rissen aus äußerem Zwang kommt
der Verformbarkeit des Untergrunds und 2.2.3 Überlagerung von Eigen- und dabei die größere Bedeutung zu.
den Reibungswerten abhängig. Daraus Zwangsspannungen
ergeben sich die Höhe der Zwangsspan- Für die praktische Vorgehensweise zur
nungen und auch die zu ergreifenden Eine Verformungsbehinderung im Bau- Berechnung der Zwangsspannungen
Gegenmaßnahmen. teilinnern allein würde selbstverständ- folgt daraus die vertretbare Vereinfa-
lich nur dann vorhanden sein, wenn chung, dass die äußere und innere Ver-
Wenn sich in Platten oder Plattenstreifen das Bauteil ansonsten völlig beweglich formungsbehinderung hinsichtlich der
ein Temperaturgradient ausbildet, kann gelagert wäre. Dieser Fall tritt praktisch Auswirkungen getrennt und nacheinan-
es zum Anheben der Ränder („Aufschüs- nicht auf. der betrachtet werden können.
seln“) oder zum Aufwölben in der Mitte
kommen, je nachdem ob die Temperatur Bei allen realen Baukörpern bilden sich Für die in Bild 2.16 dargestellte ungleich-
an der Oberseite niedriger oder höher immer Temperaturprofile im Querschnitt förmige Temperatur-, Dehnungs- und
als die Nullspannungstemperatur ist. Ein aus, die aber erst bei größeren Abmes- Spannungsverteilung über die Wandhö-
Aufwölben ist nur bei kleineren Platten sungen zu nicht vernachlässigbaren he können die einzelnen Temperaturdeh-
zu beobachten, bei größeren werden die Eigenspannungen führen. Weiterhin ist nungs- und Spannungsanteile wie folgt
Verformungen behindert und Spannun- zu beachten, dass kritische Spannungs- abgeleitet werden:
gen hervorgerufen. Das Aufschüsseln
ist dagegen selbst bei größeren Platten
im Randbereich möglich und verursacht
infolge der Eigenmasse Biegespannun-
gen, die Risse nach sich ziehen können
(Bild 2.15).

Die Besonderheit bei dickeren Sohlplat-


ten ist, dass sich das Auflager (Unterbe-
ton, Boden) durch die abfließende Wär-
me ebenfalls ausdehnt, der Bewegung
der Sohlplatte folgt und die Behinderung
verringert wird. Die sich bei Abkühlung
entwickelnde Zwangsspannung greift
an der Unterseite der Sohlplatte an,
sodass bei größeren Bauteildicken ein
zusätzliches Zwangsmoment mit Zug an
der Plattenunterseite entsteht. Aus dem
Temperaturprofil, das durch die nach
oben stattfindende Abkühlung entsteht Bild 2.16: Resultierende Spannungen infolge eines Temperaturprofils im Bauteilquerschnitt bei
und eine Verkrümmung der Platte indu- Abkühlung nach dem Temperaturmaximum und deren Aufteilung in Spannungsarten

13
– Die gleichmäßig über die Bauteildi- die Zugdehnung in der Randzone die – Arbeitsfugen
cke verteilten Dehnungen führen zu Bruchdehnung nicht überschreitet. Risse sind nahezu unvermeidlich, da
einer Längsverformung innerhalb der die Dehnungsdifferenzen nicht aufge-
Bauteillängsachse. Bei Behinderung Bei Bauteilen bis zu einer Dicke von fangen werden können (siehe dazu
entstehen die zentrischen Zwangs- etwa 80 cm sind Eigenspannungen Bild 2.13 a und Bild 2.14).
Längsspannungen in Analogie zu nur von geringer Bedeutung, wenn
Bild 2.2. extreme Situationen, wie frühzeitiges 2.4 Rissbildungen und deren
Ausschalen bei niedrigen Außentem- Auswirkungen auf das
– Der lineare Dehnungsanteil über die peraturen und höherer Bauteiltempe- Bauteilverhalten
Bauteildicke bewirkt eine Krümmung ratur, vermieden werden. Die Gefahr
um die Querschnittsachse. Eine Ver- einer temperaturbedingten Schalen- Für den Baustoff Beton ist der große
formungsbehinderung verursacht rissbildung ist entgegen den üblichen Unterschied zwischen Druck- und Zug-
Biegemomente (Biegezwang – siehe Darstellungen relativ gering. festigkeit charakteristisch sowie eine
auch Bild 2.15). verhältnismäßig geringe Zugfestigkeit
2.3 Bauteile oder Bauwerksab- und Bruchdehnung. Dadurch führen
– Der nicht lineare Anteil ergibt Eigen- schnitte mit erhöhter Wahr- erzwungene Längenänderungen sehr
spannungen, da vom Ebenbleiben scheinlichkeit einer Rissbil- schnell zu Gefügetrennungen. Ein Ziel
des Bauteilquerschnitts ausgegangen
dung der Forschung und der praktischen
werden muss (siehe auch Bild 2.5). Betontechnologie besteht deshalb be-
Über die in Abschnitt 2.2 behandelten kanntlich darin, die mechanischen Kenn-
Bei entsprechenden Abmessungen und
charakteristischen Bauteile hinaus kön- werte durch geeignete Gesteinskörnun-
Verformungsbehinderungen kann die
nen einzelne Bestandteile der Konstruk- gen oder durch den Einbau von Fasern
Folge ein Rissbild sein, das aus Scha-
tion aufgrund der Lage im Bauwerk, des in die Zementsteinmatrix zu verbessern.
len- und Spaltrissen besteht. Außerdem
Bauablaufs (z.B. Betonierfolge, Aus- Auf diese Möglichkeiten soll hier nicht
können sich im Zuge der Abkühlung
schalfristen und Bauzustände mit der eingegangen werden. Weiterhin soll nur
nacheinander betonierter Bauwerksteile
bis zur Beanspruchung vorhandenen verwiesen werden auf die normgemäße
die Arbeitsfugen öffnen. Mit fortschrei-
Festigkeitsentwicklung) oder konstrukti- Vorgehensweise, die Zugbeanspruchung
tender Erhärtung und Austrocknung
ver Besonderheiten (Stoß von Bauteilen des Betons durch Bewehrung aufzuneh-
setzen Schwindvorgänge ein; die daraus
unterschiedlicher Dicke usw.) rissgefähr- men und dadurch eine Rissbreitenbe-
resultierenden Spannungen können die
det sein. grenzung vorzunehmen. Zu bedenken
Temperaturrisse weiter verbreitern. ist dabei, dass Risse nicht grundsätzlich
Größere Aufmerksamkeit erfordern fol- verhindert werden können und mit ge-
2.2.4 Zusammenfassung gende Konstruktionen bzw. Konstrukti- wisser Breite zwangsläufig mit der Stahl-
onsteile: betonbauweise verbunden sind.
Aus dem Verlauf der Entwicklung von
Zwangsspannungen in Bauteilen erge- – Massige Bauteile 2.4.1 Vorgang der Rissbildung
ben sich als Schlussfolgerungen: Die Beanspruchungen durch Eigen-
und Zwangsspannungen steigen Mit Beginn des Erstarrens geht die
– Als entscheidend für die entstehen- mit der Bauteildicke an. Zur Beherr- anfängliche große Verformbarkeit des
den Zwangs- und Eigenspannungen schung der Rissproblematik sind jungen Betons kontinuierlich und sehr
kann (vereinfachend) das Tempe- deshalb gesonderte Hinweise erar- erheblich zurück (Bild 2.17). Die Bruch-
raturmaximum angesehen werden. beitet worden [9], [10]. dehnung erreicht zwischen 6 h und 16 h
Diese Temperaturspitze bedingt die ein Minimum, an dem eine besonders
größten Eigenspannungen und ruft – Anschluss von Bauteilen unterschied- große Sprödigkeit des erhärtenden Be-
im Zuge des Temperaturausgleichs- licher Dicke tons vorliegt. Die Ursache dafür ist der
vorgangs die entsprechenden zen- Wenn (sehr) dünne Bauteile und schnell anwachsende E-Modul und das
trischen Zwangsspannungen hervor. solche größerer Dicke angeschlos- demgegenüber deutliche Zurückbleiben
Jede Verringerung der Höhe der sen werden (Querschnittssprünge), in der Entwicklung der Zug- und Druck-
Zwangsspannungen ist daran ge- entsteht eine Behinderung, die zum festigkeit. Der Beton ist während dieses
bunden, dass die Temperaturhöhe im Aufreißen in der Anschlussfuge Stadiums besonders rissgefährdet, un-
Bauteil beeinflusst werden kann. und/oder zur Rissbildung in dem terliegt aber noch nicht den Zwangsbe-
angeschlossenen Konstruktionsteil anspruchungen mit den Auswirkungen
– Zentrische Zwangsspannungen ste- führen kann. Betroffen sind Stützen, auf die Oberflächen- oder Trennrissbil-
hen nahezu in proportionaler Bezie- Wände und auch Brückenquerschnit- dung. In diesem Zeitraum wirken aber
hung zur Temperaturhöhe im Bauteil te, wie z.B. Hohlkastenträger. Neben bereits Eigenspannungen, die auf andere
und sind während des Abkühlungs- den temperaturbedingten Einwirkun- Ursachen zurückzuführen sind und in der
vorgangs rissverursachend. gen können noch die Beanspruchun- Zementsteinstruktur Risse auslösen kön-
gen beim Schwinden des Bauteils nen, die bei späteren Zugbelastungen
Eigenspannungen führen nur in der mit den geringeren Abmessungen zur makroskopischen Rissentwicklung
Aufwärmphase zu Rissen in den hinzukommen. beitragen.
oberflächennahen Bereichen und
ändern im Verlauf des Temperatur- – Einspringende Ecken und Ausspa- Nach Durchlaufen des vorgenannten
ausgleichsvorgangs ihr Vorzeichen. rungen Stadiums steigt die Zugbruchdehnung
Eigenspannungen sind nur bei sehr Mit Querschnittssprüngen vergleich- wieder an, gleicht sich aber innerhalb der
dicken Bauteilen rissauslösend. bar entstehen Spannungsspitzen, die Erhärtungszeit von 28 d asymptotisch
Bild 2.6 zeigt, dass selbst bei Ver- bei Einwirkung von Zwangsspannun- einem Endwert an, der bei etwa 0,10 ‰
wendung eines CEM I 42,5 R und gen zur Rissbildung beitragen oder bis 0,15 ‰ liegt. Eine Abhängigkeit der
einer Bauteildicke von d = 100 cm führen können.

14
Bild 2.17: Kurzzeitbruchdehnung bei jungem Beton im zentrischen Bild 2.18: Zugbruchdehnung in Abhängigkeit von der Zugfestigkeit
Zugversuch (Erhärtung bei 20°C) nach verschiedenen Quellen (nach [11] und [12])

Bruchdehnung von der Zugfestigkeit ist Wird während der Erhärtung eine peratur (vereinfacht oft mit der Maxi-
festgestellt worden (Bild 2.18). Für den Zwangsbeanspruchung wirksam, führt maltemperatur gleichgesetzt) bis zum
Zeitraum der Zwangsbeanspruchung ist die Dehnung zum Spannungsanstieg Temperaturausgleich ΔT = 30 K beträgt
mit einer Bruchdehnung von 0,1 ‰ zu (Bild 2.20). Überschreitet die Spannung und der lineare Ausdehnungskoeffizient
rechnen, die durch Kurzzeit-Zugversu- die Zugfestigkeit, findet die Rissbildung mit αT = 1 · 10-5 1/K angenommen wird,
che ermittelt wurde. Dieser Wert ergibt statt. Dabei spielen lokale Inhomogeni- entsteht bei vollständiger Verformungs-
sich auch aus der Mittelwertbildung der täten und Minderfestigkeiten eine auslö- behinderung und ohne Berücksichtigung
Ergebnisse von [2]. sende Rolle. Mit dem Erstriss findet eine der Relaxation eine Zwangszugdehnung
Entlastung statt, die Zugspannung fällt εZw = 0,30 mm/m. Dieser Wert beträgt im
Die rissfrei aufnehmbare Dehnung kann zurück und erreicht erst durch weiteren Vergleich mit der vorhandenen Bruch-
größer sein, wenn bei einem sehr lang- Dehnungszuwachs wiederum eine ris- dehnung etwa das 3fache. Bei einer
samen Anstieg der Beanspruchung sauslösende Größe. In diesem Verhalten Nachgiebigkeit der Konstruktion von
die Relaxation aktiviert wird und ein unterscheidet sich der Rissbildungsvor- 50 % und Ansatz der Relaxation in Höhe
Spannungsabbau erfolgt. Die messba- gang bei Zwangsbeanspruchung zu dem von 20 % wird nahezu der als Bruch-
re Dehnung nimmt weiterhin zu, wenn bei statischer Belastung. dehnung angenommene Betrag erreicht.
der Zwangsgrad nicht 100 % beträgt Eine zielgerichtete Beeinflussung der
(Bild 2.19) Wenn beispielsweise die Temperatur- Temperaturhöhe im Bauteil könnte dann
differenz ab der 2. Nullspannungstem- Risssicherheit bedeuten.

Bild 2.19: Freie Dehnung in Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz Bild 2.20: Spannung und Rissbildung bei zwanginduzierter Dehnung
und dem Zwangsgrad (nach [2])

15
2.4.2 Definition der Rissbreite und währleistet ist. Die Sicherstellung der kalische und chemische Vorgänge ein
normative Regelungen Gebrauchstauglichkeit kann dagegen langsames Verstopfen bewirken. Die
mit erhöhten Anforderungen, d.h. ge- Selbstheilung wird auf das Quellen und
Risse verlaufen augenscheinlich über die ringeren rechnerischen Rissbreiten, ver- Nachhydratisieren des Zementsteins, die
Risslänge unregelmäßig und mit wech- bunden sein. Bildung von wasserunlöslichem Kalzi-
selnder Breite. Auch über die Risstiefe umkarbonat sowie Ablagerungen an den
ist die Rissbreite veränderlich und in der Die normgemäße Vorgabe beträgt: für Rissflanken aus Feinststoffen des Was-
Wirkungszone der Bewehrungsstähle den Rechenwert der Rissbreite wk bei sers und losen Betonpartikeln zurückge-
verengt. Bei Biegezwang und Eigen- führt. Die Schnelligkeit und Wirksamkeit
spannungen ist das Rissprofil keilförmig. Anforderungsklasse E (Außenbauteil) der Selbstabdichtung ist vom Druckgra-
Der Unterschied zwischen der Rissbreite wk = 0,30 mm dienten und der Fließgeschwindigkeit
an der Außenfläche des Bauteils und in Anforderungsklasse F (Innenbauteil) des Wassers sowie von der Rissbreite
der Wirkungsebene der Bewehrung ist wk = 0,40 mm abhängig (Beispiel in Bild 2.21). Wasser-
vor allem bei größeren Betondeckungen härte, Zementart und Art der Gesteins-
deutlich. Insofern ist der Begriff der Riss- Weitere Festlegungen sind entsprechend körnung spielen demgegenüber eine
breite zwangsläufig problembehaftet. der Funktion der Bauteile bzw. des Bau- untergeordnete Rolle.
werks zu treffen. Eine Zusammenstellung
Als Rissbreite wird im Allgemeinen der von Rechenwerten, die bei verschiede- In verschiedenen Untersuchungen wur-
messbare Abstand zwischen den Riss- nen Bauprojekten zur Anwendung ge- de festgestellt, dass bei Rissbreiten bis
ufern an der Bauteiloberfläche verstan- kommen sind, ist in [1] zu finden. 0,20 mm und ausreichend langer Was-
den. Dabei spielt aber auch das Mess- serbeaufschlagung eine vollkommene
mittel zur Erfassung eine Rolle. Nach Wie in [14] dargestellt, kann das Rechen- Abdichtung nach etwa fünf Wochen
Angaben von [13] ist bei Anwendung modell nach DIN 1045-1 Rissbreiten eintritt (Bild 2.22). Da der Selbstheilungs-
einer Messlupe die festgestellte Riss- von wk = 0,2 mm bis 0,3 mm mit einer effekt in den ersten Tagen am größten
breite geringer als mit einem Setzdeh- Wahrscheinlichkeit von etwa 80 % bis ist, kann bei einer geringeren Rissbreite
nungsmesser. 90 % einhalten, eine Rissbreite von in relativ kurzer Zeit mit einer Dichtheit
wk = 0,1 mm nur noch mit etwa 70 %. gerechnet werden [15]. Bei höheren
Die an der Oberfläche des Bauteils vor- Durch einen Vorhaltefaktor von 1,2 zum Druckgradienten und/oder breiteren Ris-
handene Rissbreite ist für die optische Rechenwert der Rissbreite könnte bei sen beträgt die Dauer des Selbstabdich-
Beurteilung maßgebend, nicht aber für Rissbreiten wk ≥ 0,2 mm die Wahrschein- tungsprozesses Monate und umfasst
die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstaug- lichkeit sinnvoll in den Bereich von 95 % damit einen oft technisch nicht mehr
lichkeit. Ausschlaggebend dafür ist die verschoben werden. Für kleinere Riss- vertretbaren Zeitraum; bei ungünstigen
Rissbreite in der Ebene der Bewehrungs- breiten ist diese Vorgehensweise nicht Bedingungen (breitere Rissbreite, größe-
lage und über die Bauteildicke. zielführend, da sich keine Verbesse- re Druckhöhe, höhere Wassertemperatu-
rung ergibt, aber unwirtschaftlich große ren, sich bewegende Risse) findet über-
In diesem Sinne sind Trennrisse gefähr- Mindestbewehrungen entstehen. haupt keine Rissabdichtung mehr statt.
licher, da diese mit nahezu einheitlicher
Breite durch das Bauteil hindurchlaufen. 2.4.3 Rissbildung und Gebrauchs- Die den Riss durchfließende Wasser-
Liegt äußerer Zwang vor, werden die Ris- tauglichkeit menge (Leckrate) in Abhängigkeit von
se immer breiter, je mehr die Bauteiltem- der Dauer der Wasserbeaufschlagung
peratur abnimmt. Die Dichtheit von Wannen, Behältern ist für unterschiedliche Rissbreiten und
und ähnlichen Konstruktionen verlangt einem unterschiedlichen Wasserdruck
Biegerisse haben ihre größte Breite an zur Sicherung der Gebrauchstauglichkeit beispielhaft in den Bildern 2.21 und 2.22
der Bauteiloberfläche und laufen im zwingend eine Begrenzung der Riss- dargestellt.
Bereich der neutralen Faser aus; auf breite, wenn durchgehende Trennrisse
der Bewehrungsstahlebene ist die Riss- auftreten können. Um unwirtschaftliche Bei den Rechenwerten nach [16], die in
breite bereits deutlich geringer. Ober- Bewehrungen zu vermeiden, wird im All- die WU-Richtlinie [17] übernommen wur-
flächenrisse, die durch Eigenspannun- gemeinen eine rechnerische Rissbreite den, ist zu beachten, dass versuchsme-
gen hervorgerufen werden und auf die von wk = 0,15 mm nicht unterschritten, thodisch Risse nahezu gleicher Rissbrei-
Temperaturdifferenzen im Bauteil infolge bei sehr strengen Anforderungen wird te erzeugt wurden. Dieser Sachverhalt
freigesetzter Hydratationswärme zurück- auch wk = 0,10 mm vorgegeben. liegt in der praktischen Bauausführung
zuführen sind, schließen sich im Zuge aber nicht vor. Insofern ist erklärlich, dass
der Abkühlung wieder. Weiterhin ist die Anzahl der Risse so zu sich Risse mit wechselnder Rissbreite
verringern, dass eine Verpressung vor- über die Risslänge der Selbstdichtung
Für die Einschätzung der Auswirkungen handener Risse wirtschaftlich vertretbar entziehen und Wasser führend bleiben.
der Rissbildungen sind Selbstheilungs- durchgeführt werden kann. Biegerisse Eine Garantie der Selbstdichtung wird
effekte von erheblicher Bedeutung. beeinträchtigen die Dichtheit nicht, wenn deshalb auch in der WU-Richtlinie bei
eine ausreichend breite Biegedruck- Einhaltung der zulässigen Rechenwerte
Für die planerische Vorgabe und den zone mit etwa der doppelten Wasser- der Rissbreite ausgeschlossen.
Nachweis dient der Rechenwert der eindringtiefe bzw. mit dem doppelten
Rissbreite wk, der normgemäß als Mit- Größtkorndurchmesser der Gesteinskör- Besondere Bedeutung hat die Risse-
telwert des Risses über die Risslänge, nung verbleibt. freiheit bei Behältern und anderen Bau-
und zwar als größte gemittelte Rissbreite werken der Nahrungsgüterwirtschaft, da
eines Einzelrisses, in der Wirkungszone Liegen die Risse unterhalb einer kriti- sonst die geforderten biologischen Fest-
der Bewehrung definiert ist. Bei Einhal- schen Breite, kann die Dichtheit durch setzungen nicht eingehalten werden, oder
tung der rechnerischen Rissbreite kann einen Selbstdichtungsprozess wieder für Lagerung bestimmter Medien. In die-
davon ausgegangen werden, dass die hergestellt werden, wenn der Riss mit sem Fall gelten besondere Forderungen
Dauerhaftigkeit der Konstruktion ge- Wasser durchströmt wird und physi- an den Nachweis der Rissbegrenzung.

16
Bild 2.21: Leckrate in Abhängigkeit vom Wasserdruck und der Dauer Bild 2.22: Leckrate in Abhängigkeit von der Rissweite und der Dauer
der Wasserbeaufschlagung [16] der Wasserbeaufschlagung [16]

2.4.4 Rissbildung und Dauerhaftig- Die Korrosionsintensität im Bereich von Längsrisse mit dem Rissverlauf parallel
keit der Stahlbetonbauteile Rissen weist sehr große Streuungen auf. zur Bewehrungsstabachse wirken sich
Hinsichtlich der Korrosionsgefahr muss ungünstiger aus. Die durch Korrosion
Die Dauerhaftigkeit ist durch Risse ge- zwischen Biege- und Trennrissen sowie hervorgerufenen Abtragungen bleiben
fährdet, weil die Dichtheit der Beton- zwischen quer zur Bewehrung verlaufen- aber selbst bei Chlorideinwirkung relativ
deckung örtlich aufgehoben wird. Nach den Rissen und Längsrissen unterschie- gering, wenn eine ausreichend dicke und
den heute vorliegenden umfangreichen den werden. dichte Betondeckung vorhanden ist und
Erfahrungen ist und bleibt die Dicke und die Rissbreiten unter 0,30 mm liegen. Bei
Dichtheit der Betondeckung trotzdem Offensichtlich sind Querrisse, die die Be- breiteren Rissen nimmt die Korrosions-
der entscheidende Parameter für den wehrung nahezu senkrecht kreuzen, von geschwindigkeit schnell zu; die Folge ist
Korrosionsschutz, wenn die Rissbrei- untergeordneter Bedeutung, solange die ein Abheben der Betondeckung und eine
ten kritische Werte nicht übersteigen. Streckgrenze nicht überschritten wird weitere Steigerung der Korrosionsraten.
Ausschlaggebend ist jedoch, dass die und keine Risse über einer Breite von
Rissbreite durch konstruktive und tech- 0,4 mm bis 0,5 mm entstehen [18, 19]. Als besonders kritisch sind aber hori-
nologische Maßnahmen so klein gehal- Trotzdem können die an den Querrissen zontale Betonflächen mit Rissen ein-
ten werden kann, dass das vor Korrosion entstehenden Narben in der Beweh- zuschätzen, bei denen chloridhaltiges
schützende alkalische Milieu erhalten rungsstahloberfläche die Dauerschwing- Wasser von oben einwirkt; wie z.B. bei
bleibt bzw. der Korrosionsabtrag der festigkeit herabsetzen. Parkdecks.
Bewehrung im Rissbereich vertretbar
gering ist.

3 Temperaturdifferenzen als Kriterium der Risssicherheit

3.1 Problematik von Risskriterien definieren, da die Abhängigkeit von der zu Rissen führt, wenn kritische Tempera-
Zusammensetzung und Erhärtungszeit turdifferenzen überschritten werden.
Aus der Beziehung zwischen der Tem- geringer ist als bei der Zugfestigkeit.
peraturänderung, der dadurch bedingten Für diese sehr einfache Methode spricht,
Formänderung und der Spannung nach Diese Vorgehensweise hat aber den dass die Temperaturdifferenz bei der For-
Gleichung (2.1) resultiert das Risskrite- Nachteil, dass hinreichende Angaben mulierung von Risskriterien immer eine
rium, nach dem zur Rissvermeidung die über das Materialverhalten des erhärten- maßgebende Größe darstellt, Tempera-
vorhandene Zwangsspannung σZw die den Betons vorliegen müssen. Aufgrund turmessungen vor Ort leicht durchführ-
Zugfestigkeit fct nicht übersteigen darf. der daraus resultierenden Probleme für bar sind und demzufolge sehr leicht eine
International hat dieses Risskriterium, die Spannungsberechnung wird auch der Kontrolle der Vorgaben vorgenommen
z.B. als Rissindex TCI = fct / σcr, breite An- Weg beschritten, die Temperaturdifferenz und dokumentiert werden kann. Bei die-
wendung gefunden. Je größer der Wert als Kriterium zur Abschätzung der Riss- ser einfachen deterministischen Vorge-
für den Rissindex TCI ist, desto geringer gefahr heranzuziehen. Danach darf die hensweise werden nur die Temperaturen
ist die Rissgefahr. Temperaturdifferenz ΔTvorh den Grenzwert im Bauteil berechnet und mit zulässigen
ΔTzul nicht übersteigen. In der Praxis wird Temperaturgrenzwerten, z.B. Tempera-
Zunehmend wird auch die Bruchdehnung tatsächlich häufig festgestellt, dass eine turdifferenz zwischen Kern und Rand,
als ein geeignetes Kriterium angesehen, konstruktiv bedingte Verformungsbehin- verglichen. Die Grenzwerte beruhen in
den kritischen Zustand realitätsnaher zu derung bei bestimmten Bauteilen dann der Regel auf langjährigen bauprakti-

17
Die bekannten Streuungen der Einfluss-
größen in Gleichung (2.1) bedeuten, dass
kritische Temperaturdifferenzen nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit einge-
halten werden können. Diese Unsicher-
heiten haben zu einer probabilistischen
Rissbeurteilung geführt, wie in [1] näher
erläutert. Das Bild 3.3 zeigt in diesem
Sinne das Ergebnis der Beobachtungen
an der Øresund-Tunnelkonstruktion. Im
Wesentlichen folgen die Rissanteile der
Summenkurve der Häufigkeitsverteilung;
nur zwischen ΔT = 7,5 K und 15 K ist der
Umfang der Rissbildung zu groß. Würde
die Vorgabe des Temperaturgrenzwerts,
der ΔT = 15 K betrug, beispielsweise auf
ΔT = 25 K angehoben, würde die Wahr-
scheinlichkeit der Rissbildung von 15 %
auf etwa 75 % ansteigen.
Bild 3.1: Vorgehensweise zur Beurteilung der Rissgefahr anhand des Temperaturkriteriums
Ein gangbarer Weg zur Berücksichtigung
der Streuungen bei der Herausbildung
der Zwangsspannungen besteht dem-
schen Erfahrungen, resultieren aber auch tierend kann eine größere Temperatur- zufolge darin, die Temperaturgrenzwer-
aus theoretischen Überlegungen. Das differenz vorgegeben werden, ohne dass te mit einem Abschlag zu versehen und
Konzept ist in Bild 3.1 dargestellt. mit einer Rissbildung gerechnet werden durch dieses Vorhaltemaß die Sicherheit
muss. gegen Rissbildung anzuheben.
Die Schwierigkeiten sind auch hier nicht
zu verkennen. Die für die Rissentwick- Trotz dieser Einschränkungen ist es aber Wie in Bild 3.1 dargestellt, sind die Vor-
lung maßgebende wirksame Temperatur- durch Ansatz von Mittelwerten für die gabewerte der Temperaturdifferenzen in
differenz verlangt die Berücksichtigung spannungsmindernden Faktoren gelun- der betontechnologischen Vorbereitung
der spannungsmindernden Faktoren, gen, mit maximal zulässigen Tempera- nachzuweisen. Dazu dienen Berechnun-
wie Relaxation und Behinderungsgrad. turdifferenzen das Rissrisiko im Bauteil gen des Temperaturverlaufs, der maßge-
Erst damit kann eine sichere Verbin- abzuschätzen und der Rissgefahr sehr benden Temperaturdifferenzen und der
dung zwischen der wirksamen und der wirksam zu begegnen. Maximaltemperatur. Aus den Ergebnis-
messbaren Temperaturdifferenz herge- sen werden die Maßnahmen zur Steu-
stellt werden. Besonders deutlich wird Ein Beispiel zeigt die Auswertung der bei erung der Temperatur im erhärtenden
dieser Sachverhalt beispielsweise am der Herstellung der Øresund-Tunnelkon- Bauteil abgeleitet. Während der Bauaus-
Anfang der Erhärtung. Die vorhandene struktion aufgetretenen Risse in Bild 3.2. führung ist durch Temperaturmessungen
(und messbare) erhebliche Temperatur- Mit der Vorgabe ΔTzul = 15 K würde die die Einhaltung der Vorgabewerte nach-
differenz verursacht nur relativ geringe Rissgefahr besser eingrenzt als mit dem zuweisen.
Zwangsspannungen, d.h. ist nur sehr ebenfalls vorgeschriebenen Rissindex
stark vermindert wirksam. Daraus resul- σR /fct (entspr. 1/TCI) = 0.70 allein.

Bild 3.2: Maximale Temperaturdifferenz zwischen Wand und Sohle an Bild 3.3: Einordnung der Auswertung der Rissbildungen an der Øre-
der Tunnelkonstruktion der Øresund-Brücke und rechnerisch ermittel- sund-Brücke in ein probabilistisches Konzept (Daten aus [20])
ter Rissindex sowie die Vorgaben zur Gewährleistung der Risssicher-
heit (Daten aus [20])

18
Die für die Baudurchführung maßgeben-
den Temperaturdifferenzen im Bauteil
und zu angrenzenden Konstruktionstei-
len sind von der Richtung und der Höhe
der sich entwickelnden Zwangsspannun-
gen abhängig (Bild 3.4). Für die zentri-
schen Zwangsspannungen in der Wand
ist, unabhängig von der Bauteildicke, die
Differenz zwischen der mittleren Tempe-
ratur in der Wand Tm und im Fundament
TF maßgebend. Die Eigenspannungen
resultieren aus der Differenz zwischen
der Kern- und Randtemperatur inner-
halb des Bauteils. In der Regel liegt die
kritische Temperaturdifferenz dann vor,
wenn die Kerntemperatur den Maximal-
wert erreicht hat. Ein kritischer Wert kann
aber auch dann vorhanden sein, wenn im
Zuge des Temperaturausgleichs und des
Rückgangs der Kerntemperatur nach Bild 3.4: Lage der kritischen Temperaturdifferenzen im Bauteilquerschnitt (Beispiel)
dem Ausschalen schlagartig eine Abküh-
lung der Oberfläche stattfindet.

3.2 Abschätzung zulässiger


Temperaturdifferenzen üblichen parabelförmigen Temperatur- Wert wird von verschiedenen Autoren
verteilung wäre kK = 2/3 zu setzen). auch für den Verbund von Alt- und Neu-
Bereits vor Jahrzehnten wurde versucht, beton sowie für eine Wand auf Boden-
die zu erwartenden Zwangsspannun- Bei Ansatz der Zugfestigkeit zum Riss- platte angegeben. Bei Blockfundamen-
gen für baupraktische Bedingungen zeitpunkt von ßbZ = 1,0 N/mm2 und der ten auf Fels beträgt kK = 1,0.
rechnerisch mit Überschlagsformeln zu heute bekannten Beziehungen zwischen
erfassen und kritische Temperaturdiffe- Druck- und Zugfestigkeit sowie des E- Die Zugfestigkeit wird mit ßbZ = 2,5 N/mm2
renzen abzuleiten. Voraussetzung sind Moduls im jungen Alter (für C30/37 mit angenommen, da die kritischen Risszeit-
die Festlegung, d.h. Schätzung, des Eb = 15000 N/mm2), ergäbe sich die punkte später liegen und die Erhärtung
Risszeitpunkts und die Verwendung von zulässige Temperaturdifferenz zwischen fortgeschritten ist. Die Relaxationszahl
Mittelwerten für das Festigkeitsverhalten Kern und Rand zu beträgt dagegen nur noch ψ = 0,67.
des jungen Betons.
Mit den vorgenannten Bedingungen er-
Im Allgemeinen gehen diesbezügliche gäbe sich eine zulässige Temperaturdif-
Betrachtungen in Deutschland auf Wi- ferenz zwischen Wand und Fundament
schers [21] zurück. Danach ergeben sich Die vorstehende Temperaturdifferenz von
die kritischen Zugspannungen zu: wird tatsächlich häufig genannt, wenn
die Begrenzung der Rissgefahr diskutiert
(3.1) wird. Wenn die erhebliche Wirkung der
Relaxation im frühen Alter bedacht wird,
erscheint die zeitabhängige Kriechzahl Die Überschlagsberechnung zeigt be-
ϕ = 1,0 eher unrealistisch. Die sich aus reits, dass Temperaturdifferenzen bei
Temperaturdifferenzen entwickelnden äußerem Zwang kritischer zu bewerten
ΔT stellt die tatsächliche Temperaturdif- Spannungen sind deutlich unterproporti- sind. Ist eine Nachgiebigkeit des Fun-
ferenz zwischen Kern und Außenfläche onal gegenüber den Temperaturdifferen- daments vorhanden, steigt die zulässige
des Bauteils bzw. zwischen Bauteil und zen. Man müsste demzufolge die Kriech- Temperaturdifferenz an (siehe Abschnitt
Fundament (Bild 3.4) dar und ist als die zahl im frühen Alter deutlich größer als 2.2.2).
messbare maximale Temperaturdifferenz 1,0 wählen und damit der Tatsache
zu verstehen; αT ist die Temperaturdehn- Rechnung tragen, dass eine Rissgefähr- Zur Prognose der Rissgefahr werden die
zahl (≈ 1 · 10-5 1/K). Wischers rechnete dung erst bei höheren Temperaturdiffe- zu erwartenden Temperaturdifferenzen
mit einem E-Modul von 20000 N/mm2 renzen auftreten kann. benötigt. Wenn keine Messwerte vor-
und wählte die Kriechzahl zu ϕ = 1,0. Tat- liegen und Berechnungen nicht durch-
sächlich sind die Eingangsgrößen aber Bei äußerem Zwang kann von der glei- geführt werden können, müssen die
differenzierter zu betrachten (siehe [1]). chen Beziehung ausgegangen werden. bei der Baudurchführung auftretenden
Der Faktor kK bezeichnet nach [21] die Temperaturdifferenzen zwischen Wand
Bei Eigenspannungen soll der Faktor kK Gleitfähigkeit zwischen Wand und Fun- und Fundament geschätzt werden. An-
den Einfluss der Dicke auf die Tempe- dament und wird mit kK ≈ 0,85 angege- gaben in der Literatur können dazu nur
raturverteilung berücksichtigen. Dieser ben. Begründet ist ein solcher vermin- ein Anhalt sein, da nur die wesentlichsten
wurde für dünne Bauteile mit kK = 0,5 dernder Beiwert auch aus der Tatsache, Parameter der Temperaturentwicklung
sowie für dicke Bauteile mit kK = 1,0 an- dass eine Wärmeabgabe der Wand an berücksichtigt werden können. Hinweise
gegeben. (Gemeint ist aber offensichtlich das Fundament erfolgt und dadurch die auf zu erwartende Temperaturdifferenzen
der Teil der Temperaturdifferenz ΔT, der Temperaturverteilung am Wandfuß be- sind in den Abschnitten 4.1.4 und 4.2.3
die Zugspannungen verursacht. Mit der einflusst wird. Ein übereinstimmender zu finden.

19
3.3 Zusammenfassung näher eingegangen werden. Beispie- – Bei Eigenspannungen liegen die zu-
le für diesen Weg sind in [1] und [9] zu lässigen Temperaturdifferenzen hö-
– Überschlagsformeln und darauf ba- finden. her, da die Relaxation im jungen Alter
sierende Abschätzungen können nur sehr groß ist. Erst bei dicken Bau-
eine Orientierung sein und müssen – Da lediglich maximal behinderte Deh- teilen werden die rissverursachende
im Allgemeinen versagen, weil die nungen von etwa 0,1 ‰ bis 0,12 ‰ Temperaturdifferenzen auf eine mit
Entwicklung der Beanspruchungen rissfrei aufgenommen werden kön- zentrischem Zwang vergleichbare
und Betoneigenschaften nicht durch nen, würden bei vollständiger Ver- Größe abgesenkt.
zeitabhängige Kenngrößen widerge- formungsbehinderung bereits Tem-
spiegelt wird und der Risszeitpunkt peraturdifferenzen ΔT von etwa 10 K – Es muss davon ausgegangen wer-
nicht bekannt ist. zwangsläufig zu Rissen führen. Die den, dass mit Vorgaben über zuläs-
Verformungsbehinderungen liegen in sige maximale Temperaturdifferenzen
– Eine Annäherung an die tatsächli- der Regel aber zwischen 50 % bis ein kritischer Eigenspannungszu-
chen Verhältnisse kann durch schritt- 80 %, sodass im Allgemeinen von stand und die Schalenrissbildung nur
weise Ermittlung der zeitabhängigen rissgefährdenden Temperaturdiffe- bedingt erfasst werden können.
Zustände erfolgen; auf diese zeitauf- renzen bei äußerem Zwang von 15 K
wendige Vorgehensweise soll nicht bis 20 K ausgegangen werden kann.

4 Temperaturverhältnisse in Bauteilen infolge Hydratationswärme

Der Temperaturanstieg und die Tempe- und vermindert eine Temperaturerhö- allem für die Wärmeübergangsbedin-
raturspitze im Bauteil entstehen im Er- hung im Bauteil verursachen; veränderte gungen an der Bauteiloberfläche und
gebnis der Bilanz von entstehender und Wetterverhältnisse wirken sich weniger die Entwicklung der Hydratationswär-
über die Oberfläche abfließender Hydra- auf die Rissgefahr aus. me. Werden bei der Anwendung von
tationswärme. Computerprogrammen nur willkürliche
4.1 Ermittlung des Temperatur- Annahmen oder Mittelwerte verwendet,
Die Temperaturhöhe, der Temperatur- verlaufs und der Tempera- sind im Regelfall beträchtliche Abwei-
verlauf und die Temperaturdifferenzen chungen gegenüber den tatsächlichen
turverteilung
werden durch die Bauteilabmessungen Temperaturverhältnissen im Bauteil zu
sowie die betontechnologischen, me- Der Temperaturausgleich des erwärmten erwarten. Damit können dann die Ergeb-
teorologischen, schalungstechnischen Bauteils mit der Umgebung vollzieht sich nisse unzuverlässiger sein, als selbst mit
und ablaufplanerischen Vorgaben und nach den Gesetzen der Wärmeleitung Überschlagsformeln.
Gegebenheiten bestimmt. Bei expo- und des Wärmeübergangs (Fourier´sche
nierten Bauwerken müssen im Zuge Differenzialgleichung). Üblich sind Nä- 4.1.1 Wärmeentwicklung der
der bautechnologischen Vorbereitung herungsverfahren, die den Bauteilquer- Zemente
verschiedene ungünstige Kombinatio- schnitt durch Finite Streifen oder Finite
nen dieser Einwirkungen auf die Tem- Elemente ersetzen. Bei flächigen Bau- Für die Temperaturberechnung ist das
peraturverhältnisse untersucht und die teilen mit hauptsächlich eindimensiona- exothermische Verhalten des Zements
Konsequenzen hinsichtlich der dadurch lem Wärmestrom kann der Querschnitt unter den Hydratationsbedingungen im
hervorgerufenen Zwangsspannungen vereinfachend in Lamellen differenzialer Bauteil entscheidend. Darin unterschei-
abgeschätzt werden. Breite unterteilt und die schrittweise den sich die Zementarten wesentlich.
Berechnung der Ortspunkttemperaturen Insgesamt müssen folgende Faktoren
Orientierungswerte, die nur sehr wenige mit Computerunterstützung und relativ einbezogen werden:
Einflussgrößen berücksichtigen können, geringem Aufwand durchgeführt werden.
können dabei nur ein grober Anhalt sein Die Bestimmung einer zweidimensiona- – Im Bauteil insgesamt freisetzbare
und sind in der Anwendung auf Bauten len Temperaturverteilung ist bei einer Wärmemenge
mit geringeren Anforderungen an die rechentechnischen Bearbeitung durch – Verlauf der Wärmeentwicklung der
Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglich- Überlagerung erreichbar [1]. Zementart
keit beschränkt. – Temperatursensibilität des Zements
Bei räumlicher Temperaturverteilung und – Streuungen in der Wärmeentwicklung
Vor allem dickere Bauteile sind problem- komplizierten Randbedingungen wird der Zemente gleicher Festigkeitsklas-
behaftet, da im Kern nahezu adiabatische die Konstruktion in so genannte Finite sen
Verhältnisse erreicht werden können und Elemente aufgeteilt, für die beliebige – Einfluss von Betonzusatzmitteln
die Hydratationswärme fast vollständig thermische und stoffliche Eigenschaften
als Temperaturerhöhung wirksam wird. postuliert werden können. Trotz dieser Die insgesamt freigesetzte Wärmemen-
Verstärkt wird der geometrische Effekt Möglichkeiten ist in vielen Fällen eine ge und der zeitliche Verlauf der Wär-
durch ungünstige, d.h. höhere Lufttem- Vereinfachung des Modells der Tempe- meentwicklung hängen ab von der mi-
peraturen und/oder dämmende Schalun- raturverhältnisse zweckmäßig und kann neralogischen Zusammensetzung des
gen. Allein wetterbedingt treten solche auch vorgenommen werden, ohne dass Zements (Klinkerphasen, Zumahlstoffe),
Unterschiede im Temperaturverlauf auf, die Genauigkeit wesentlich verringert der Korngrößenverteilung (Mahlfeinheit),
dass bei einem bestimmten Bauteil an ei- und die Verwendbarkeit der Ergebnisse weiteren Zusatzstoffen im Beton und
nem Betoniertag Risse auftreten können, eingeschränkt wird. in Zusatzmitteln. Von weiterem Einfluss
an einem anderen dagegen nicht. sind der Wasserzementwert und die
Entscheidend für die Realitätsnähe der Erhärtungstemperatur. Bei größerem
Bei dünneren Bauteilen kann demgegen- Temperaturberechnung ist die Bereit- Wasserangebot wird zwar die Reakti-
über die freigesetzte Wärme nur anteilig stellung zutreffender Eingabewerte, vor onsgeschwindigkeit herabgesetzt, aber

20
Bild 4.1: Hydratationswärmeentwicklung verschiedener Festigkeits- Bild 4.2: Verlauf der adiabatischen Wärmeentwicklung verschiedener
klassen von Portlandzementen (Isotherme Messung mit DCA, Zementarten (nach [23] und [24])
w/z = 0,50 (nach [22]))

ein höherer Hydratationsgrad erreicht, in Verbindung mit Temperaturmessungen Vorteilhaft sind Zemente, bei denen Ze-
und umgekehrt. Steigende Temperatu- zweckmäßig bzw. unerlässlich. mentklinker durch Hüttensand ersetzt
ren beschleunigen die Wärmefreisetzung worden ist (CEM II/S, CEM III/A, CEM III/B).
des Zements. Portlandzementklinker besitzt im Ver- Bild 4.2 zeigt, wie die Wärmeentwicklung
gleich mit anderen Zementbestandteilen innerhalb der gleichen Festigkeitsklasse
Die Wärmeentwicklung verläuft konform die größte spezifische Wärmemenge. des Zements abgesenkt werden kann.
zur Umsetzung des Zements während Die Reaktionsgeschwindigkeit und der Hüttensand setzt zwar bei der latent
der Hydratation und spiegelt deshalb die zeitliche Ablauf der Wärmeentwicklung hydraulischen Reaktion ebenfalls eine
charakteristischen Eigenschaften der je- hängen von der Mahlfeinheit (Festigkeits- nicht unerhebliche Wärmemenge frei,
weiligen Zementart wider. Grundsätzlich klasse) und ggf. von den Zusatzmitteln ab. aber sehr verzögert, sodass die frühe
kann davon ausgegangen werden, dass Höhere Festigkeitsklassen weisen kein Temperaturspitze vermindert wird. Bei
sich das Hydratationsverhalten des Ze- größeres Hydratationswärmepotenzial sehr reaktionsfähigem Hüttensand kann
ments auch im Beton nicht verändert. auf, sondern setzen dieses schneller und dieser Vorzug nur zum Teil genutzt wer-
Untersuchungen am Zement sind aber in kürzerer Zeit frei. Daraus resultiert die den. Ein Mindestanteil im Bindemittel ist
nur übertragbar, wenn dabei die Ein- Notwendigkeit der Abwägung zwischen offensichtlich einzuhalten (Bild 4.3).
flussfaktoren (Zusatzmittel, Zusatzstoffe, erforderlicher Frühfestigkeit und Wärme-
Temperatur usw.) berücksichtigt werden entwicklung. Durch eine Herabsetzung Ein weiterer Weg ist die Reduzierung des
konnten. Wenn vorgegebene Temperatur- der Festigkeitsklasse kann bereits wir- Zementgehalts und die Ergänzung durch
werte eingehalten werden müssen, sind kungsvoll zur Verminderung der Wärme- Flugasche. Da sich die puzzolanische
kalorimetrische Untersuchungen des vor- entwicklung in der Frühphase der Beto- Reaktion über einen längeren Zeitraum
gesehenen Betons oder Probebetonagen nerhärtung beigetragen werden (Bild 4.1). erstreckt, hat die Wärmeentwicklung

Bild 4.3: Wärmeentwicklung in Abhängigkeit vom Hüttensandgehalt Bild 4.4: Hydratationswärme in Abhängigkeit vom Flugaschegehalt
und der Erhärtungstemperatur [25] und der Erhärtungszeit [26]

21
Tafel 4.1: Richtwerte für die Hydratationswärme von Zementen, bestimmt mit dem Lösungskalorimeter nach EN 196-8
(isotherme Lagerung bei 20 °C) [24]

Zementfestigkeits- Hydratationswärme in kJ/kg nach Tagen HW∞ in kJ/kg


klasse
1 3 7 28 Portlandzement Portlandhütten-
und Hochofen-
zement
32,5 N 60 ... 175 125 ... 250 150 ... 300 200 ... 375
32,5 R / 42,5 N 125 ... 200 200 ... 375 275 ... 375 300 ... 425 375 ... 525 355 ... 440
42,5 R / 52,5 N
200 ... 275 300 ... 350 325 ... 375 375 ... 425
52,5 R

keinen Einfluss auf die Betontemperatur Zemente nach DIN EN 197-1/A1, bisher: allen Zementarten vorhanden und durch
in den ersten Tagen. Die Flugasche trägt NW-Zemente). Besonders günstig ist in unterschiedliche Aufmahlung, Klinkerre-
praktisch nicht zur Temperaturerhöhung dieser Hinsicht der CEM III/B 32,5-LH. aktivität und Hüttensandgehalt bedingt.
bei, sodass vereinfachend angenommen Mit Einführung der DIN EN 14216 wird Bild 4.5 zeigt ein Beispiel anhand der
werden kann, dass die prozentuale Re- ein Zement mit sehr niedriger Hydrata- Daten aus [2]. Die Auswirkungen sind
duzierung des Zementgehalts gleichzei- tionswärme (Kennzeichnung: VLH) zur beachtlich, wie Bild 4.6 zeigt. Insofern ist
tig auch die anteilige Verminderung der Verfügung stehen. Die maximale Wärme- eine Überprüfung der Wärmefreisetzung
Hydratationswärme angibt. (Bild 4.4). freisetzung nach sieben Tagen beträgt des gelieferten Zements immer dann
220 J/g. Dieser Zement muss die An- angeraten, wenn die Temperaturentwick-
Für den Verlauf der Wärmefreisetzung forderungen der Festigkeitsklasse 22,5 lung beträchtlich ist und entsprechende
ist charakteristisch, dass bereits in der erfüllen. Auswirkungen auf die Rissbildung be-
Frühphase der Erhärtung beträchtli- fürchtet werden müssen.
che Wärmemengen freigesetzt werden. Bei der Wärmeentwicklung sind vor al-
Bereits nach einem Tag können bis zu lem die ersten 24 bis 72 Stunden wichtig. Die Temperatursensibilität des Zements,
60 % der gesamten Hydratationswärme Bei der Auswahl der Zemente nach Lie- d.h. der Einfluss der Bauteiltemperatur
auftreten. Innerhalb der ersten drei Tage ferwerken ist deshalb die Hydratation in auf die Wärmefreisetzungsrate, kann ein
können etwa 30 % bis 80 %, in den ers- der Anfangsperiode zu vergleichen. Die wichtiges Auswahlkriterium sein. Des-
ten sieben Tagen von 35 % bis 90 % der Einhaltung der normgemäßen 7-Tage- halb sind Ergebnisse von Untersuchun-
gesamten Hydratationswärme freigesetzt Werte bei LH-Zementen kann u.U. eine gen bei Standardtemperaturen nicht aus-
werden (Tafel 4.1). Insofern ist die Anga- nicht ausreichende Aussage sein, wenn reichend. Messungen unter isothermen
be der Wärmefreisetzung des Zements die Spitzentemperatur im Bauteil dras- Bedingungen in Klimakammern oder adi-
in der Frühphase der Hydratation für eine tisch gesenkt werden muss. abatische Messungen bei unterschied-
zutreffende Temperaturberechnung von lichen Starttemperaturen können dann
großer Bedeutung. Der Verlauf der Wärmeentwicklung kann Angaben zur Hydratationsgeschwindig-
durch geeignete Funktionen zutreffend keit in Abhängigkeit von der Erhärtungs-
Zur Herabsetzung der naturgemäß hohen beschrieben werden. Die Möglichkeiten temperatur liefern. Deutlich wird der
Temperaturen im Massenbeton werden sind in [1] ausführlich erläutert. Sachverhalt beispielsweise in Bild 4.7.
Zemente bereitgestellt, deren Wärmeent- Die maximale Wärmefreisetzungsrate
wicklung innerhalb der ersten sieben Ta- Streuungen in der Wärmeentwicklung (J/ g h) steigt mit zunehmender Tempera-
ge auf 270 J/g begrenzt worden ist (LH- innerhalb einer Festigkeitsklasse sind bei tur überproportional an.

Bild 4.5: Streuungen der Wärmeentwicklung innerhalb der Festigkeits- Bild 4.6: Auswirkungen der Streuungen eines Portlandzements
klasse PZ 35 [2] CEM I 32,5 R (nach den Angaben in Bild 4.5) auf die Temperatur-
entwicklung im Bauteil

22
Bild 4.7: Maximale Wärmerate in Abhängigkeit von der Erhärtungs- Bild 4.8: Wärmeentwicklung unter adiabatischen Erhärtungsbedingun-
temperatur und der Zementart gen

Einen deutlichen Einfluss der Temperatur durch den Arrhenius-Ansatz beschrie-


auf den Reaktionsablauf zeigt Portland- ben. Die beispielhafte Bestimmung und (4.1)
zementklinker (Bild 4.9). Hüttensand rea- eine Zusammenstellung von messtech-
giert ebenfalls sehr intensiv auf die Erhär- nisch festgestellten Werten der Aktivie-
tungstemperatur. Bei dickeren Bauteilen rungstemperatur ist in [1] angegeben. EA = Aktivierungsenergie (kJ/mol)
kann dadurch eine Situation entstehen, Die funktionale Beziehung wird dazu R = Universelle Gaskonstante
dass mit Beton aus CEM I vergleich- genutzt, die so genannte wirksame Er- (0,008314 kJ/(mol K))
bare Temperaturhöhen erreicht werden härtungszeit zu berechnen, die sich bei T = Temperatur (°C)
(Bild 4.10). Die Reaktivität des Hütten- Abweichungen von der Standardtempe-
sands ist dabei von Bedeutung. ratur von der tatsächlich abgelaufenen Die Aktivierungsenergie kann nach [27]
Zeit unterscheidet. Mit der wirksamen pauschal berücksichtigt werden und
Flugasche wird zwar ebenfalls durch die Erhärtungszeit kann nicht nur die frei- beträgt beispielsweise für Portlandze-
Temperatur angeregt, die Reaktionsge- gesetzte Wärme erfasst werden, son- mente:
schwindigkeit bleibt aber so niedrig, dass dern auch die zeitliche Entwicklung der
für T ≥ 20 °C
der Beitrag an der Wärmeentwicklung Eigenschaften des Betons während der
EA = 33,5 kJ/mol bzw. 4.2 a)
vernachlässigbar bleibt. Insofern ist die Erhärtung. Auf die Anwendungsgrenzen
EA/R = 4000 K
Absicht berechtigt, eine möglichst hohe ist in [1] eingegangen worden.
Zugabe an Flugasche vorzunehmen. für T < 20 °C
Mit dem Arrhenius-Ansatz ergibt sich EA = 33,5 + 1,47 · (20 – T) kJ/mol
Der Zusammenhang wird im Bereich der Geschwindigkeitsfaktor der Reaktion bzw. (4.2 b)
üblicher Bauteiltemperaturen sehr gut (siehe auch Bild 4.7) zu EA/R = 4000 + 175 · (20 – T) K

4.9) 4.10)

Bild 4.9 und 4.10: Reaktionsverhalten von Portlandzement und hüttensandreichen Hochofenzement in Abhängigkeit von der Hydratationstempe-
ratur

23
Hüttensandhaltige Zemente weisen eine Thermische Kenngrößen sind nur in Aus- durch Dämmungen vermindert; der Wär-
Aktivierungsenergie von ca. 5000 kJ/mol nahmefällen durch die Zusammenset- medurchgangswiderstand ergibt sich zu
bis 5600 kJ/mol auf. zung des Betons zielgerichtet beeinfluss-
bar. Dazu gehören die Wärmeleitzahl λb m2 K h / kJ (4.5)
Die wirksame oder äquivalente Erhär- (i.M. 7,5 kJ/m h K) und die spezifische
tungszeit tw ergibt sich dann zu Wärme cb (i.M. 1,05 kJ/kg K). λi = Wärmeleitfähigkeit des
jeweiligen Materials kJ/(m h K),
dtw = dti · k(Ti) (4.3) Die spezifische Wärme ergibt mit der Tafel 4.3
tw = ∫ dti · k(Ti) (4.4) Rohdichte ρb die Wärmekapazität des si = Dicke der Materialien (m)
Betons Sb:
Betonzusatzmittel und Betonzusatzstof- Sämtliche Kenngrößen, die den Wär-
fe können die Reaktivität teilweise sehr Sb = cb · ρb J/kg · K meübergang an der Bauteiloberfläche
wesentlich verändern und demzufolge beeinflussen, können hinreichend ge-
auch den Verlauf der Wärmefreiset- Die äußeren Wärmeübergangsbedin- nau im Wärmedurchgangskoeffizient k
zung. Untersuchungen mit Zugabe von gungen sind durch die Konvektion und (kJ/m2 h K) zusammengefasst werden.
Fließmitteln und Verzögerern [28] sowie Strahlungsemission sowie durch die Voraussetzung dafür ist, dass die Wär-
Kalksteinmehl und Mikrosilika [29] haben Luftbewegung bestimmt. Die Wirkung mespeicherung in der Schalung und
diese Einflüsse nachgewiesen. kann zusammengefasst werden in einem Dämmung im Vergleich zum Beton sehr
äußeren Wärmeübergangskoeffizient αa, gering ist. Aufgrund der thermischen Ei-
4.1.2 Stoffliche Kenngrößen und beispielweise durch die Beziehung genschaften und der Materialdicken ist
äußere Randbedingungen dies in der Regel der Fall.
αa = 31.5 + 14,7 · vw kJ/m² h K
Die Temperaturverhältnisse werden durch Der Wärmedurchgangskoeffizient k wird
eine größere Anzahl von Kenngrößen be- Aus Messungen [30] wurden die Wärme- ermittelt aus
stimmt, die als stoffliche Eigenschaften übergangszahlen in Tafel 4.2 abgeleitet.
angesehen oder den Wärmeübergangs- 1/k = R0 = Ra + Rλ = m2 h K / kJ
bedingungen an der Bauteiloberfläche Der Wärmeübergang von der Bauteil- (4.6)
zugeordnet werden können. oberfläche wird durch die Schalung oder
Der Wärmeübergangswiderstand zwi-
schen Betonoberfläche und Schalung
Tafel 4.2: Mittlere Wärmeübergangszahlen für Betonaußenwände in Abhängigkeit von der Wind- kann aufgrund der vorhandenen Feuch-
geschwindigkeit [30]
tigkeit vernachlässigt werden.
Windgeschwindigkeit (m/s) 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0
Werte für den Wärmedurchgangsko-
Wärmeübergangszahl effizienten k verschiedener Materialien
28,1 41,4 54,7 68,0 81,4 94,7
(kJ/h m2 K) können in Abhängigkeit von der Windge-
schwindigkeit aus Bild 4.11 entnommen
werden.
Tafel 4.3: Wärmeleitfähigkeit λ (kJ/m h K) für verschiedene Schalhautmaterialien und Dämmstoffe
Der Wärmeübergang bei ungeschützten
Werkstoff λ (kJ/m h K) Oberflächen oder durch die Nachbe-
handlungsmaßnahmen hat beträchtliche
Holz (Fichte, Kiefer, Tanne):
Holzbretter, feucht bis nass 0,65 ... 0,80
Auswirkungen. Durch die Verdunstung
Holzbretter, natürliche Feuchte 0,50 in der Randzone tritt ein Wärmeverlust
Holzbretter, getrocknet 0,35 ... 0,45 (Verdampfungsenthalpie) auf. Wenn bei-
spielsweise von einem Wasserverlust
Sperrholz, geschützte Oberfläche 0,40 ... 0,45 wv = 0,2 kg/m2 h ausgegangen wird, be-
Schalungsplatten, kunstharzvergütet 0,45 trägt der Wärmeentzug qv = 490 kJ/m2 h.
Holzfaserplatten, hart 0,45 ... 0,50
Stahl 160
In der Temperaturberechnung ist der
Aluminium 730 Wärmeverlust zu berücksichtigen. Bei-
spielsweise würde der vorstehende Wert
Dämmstoffe zu einer Absenkung der Außentempera-
Mineralische Faserdämmstoffe tur von etwa 10 K führen.
(wie Holzwolle-Leichtbauplatten)
Plattendicke 15 mm 0,15 Bei Betonplatten wird allein durch das
Plattendicke > 25 mm 0,09 Verdunsten des sich an der Oberfläche
Polyurethanschaum (PUR) oder absetzenden Wassers eine Abkühlung
Polystyrol- (PS-) Hartschaum um 5 K bis 7 K hervorgerufen [31] [32],
WLG 025 0,07 entsprechende Temperaturdifferenzen
WLG 030 0,08 sind die Folge.
WLG 035 0,10
WLG 040 0,11 Wird die Verdunstung behindert (z.B. Auf-
Korkdämmplatten sprühen von Nachbehandlungsfilmen oder
WLG 045 0,13 Abdecken mit Folien), steigen in den ober-
WLG 050 0,14 flächennahen Schichten die Temperaturen
WLG 055 0,15 deutlich an. Bei 25 cm dicken Betonplat-
ten war an einem heißen Sommertag die
Glaswolle 0,20 Temperatur der mit PE-Folie abgedeckten

24
Bild 4.11: Wärmedurchgangskoeffizienten in Abhängigkeit von der Bild 4.12: Tagesverläufe der Einstrahlungsintensitäten auf eine horizon-
Windgeschwindigkeit tale Ebene und eine Südwand am 11. Februar und 21. Juni (nach [34]
und [35])

Oberfläche um rd. 10 K bis 15 K höher als Die Überlagerung der Einwirkungen durch der Erhärtung nahezu die gesamte Hy-
die nass nachbehandelte [33]. Bildung einer ideellen Außenlufttempera- dratationswärme freigesetzt wird. Diese
tur kann wie folgt vorgenommen werden: Temperaturverhältnisse können nur an-
Zu vergleichbaren Auswirkungen füh- nähernd im Massenbetonbau bei grö-
ren Nachbehandlungsmaßnahmen mit TL.i = TL + aJ · J / αa °C (4.7) ßeren Bauteildicken auftreten (Bild 4.13).
fließendem Wasser an den nicht einge- Bei den üblichen Bauteildicken folgt
schalten Oberflächen und die Wirkung Der Absorptionskoeffizient aJ kann mit der Temperaturverlauf anfänglich einer
von Schlagregen nach dem Ausschalen. 0,44 (Holz, Holzwerkstoffe), 0,55 (Beton, adiabatischen Kurve, weicht dann aber
glatt) und 0,80 (dunkle Oberfläche, wie entsprechend der vorhandenen Wärme-
Durch die Strahlungsintensität der Son- z.B. Stahl) angenommen werden. übergangsbedingungen an der Oberflä-
ne J (kJ/m² h) erfolgt eine Energiezufuhr, che davon ab (Bild 4.14).
die von der Jahres- und Tageszeit, den 4.1.3 Adiabatische und bauteilspezi-
Trübungsverhältnissen in der Atmos- fische Temperaturentwicklung Bei adiabatische Bedingungen verbleibt
phäre und der Orientierung des Bauteils die gesamte Hydratationswärme im Bau-
abhängt. Die vollständige Konservierung des teil und führt zum Zeitpunkt t zu einer
Bauteiles führt dazu, dass aufgrund der Temperaturerhöhung gegenüber der An-
Die auf die Schalung oder die Beton- frühzeitig hohen Temperaturen die Wär- fangs- (Einbau-) Temperatur:
oberfläche auftreffende kurzwellige Son- mefreisetzung sehr stark beschleunigt
nenstrahlung wird zum Teil absorbiert, wird und schon in der Anfangsphase K (4.8)
der Rest zurückgestrahlt. Der dadurch
hervorgerufene Wärmegewinn kann für
die Ermittlung des Temperaturprofils von
Tafel 4.4: Orientierungswerte für den maximalen adiabatischen Temperaturanstieg ΔTad nach
nicht zu vernachlässigender Bedeutung [36] (Klammerwerte: Ergänzung aus der Ausgabe 1995 nach [37])
sein. Bei Bauteilen geringerer Dicke kann
die Erwärmung durch Strahlung größer Zementart Einbau- ΔTad = A · z + B (K)
sein als durch die Hydratationswärme; tempera-
tur A B
der Einfluss auf die Temperaturdifferen- (K m³/kg) (K)
Tb,0
zen im Bauteilquerschnitt ist aber gering.
Bei dickeren Bauteilen ist die Wärmezu- Portlandzement 10 0,11 (0,12) 9 (11)
fuhr über die Oberfläche für den Tem- 20 0,10 (0,11) 10 (13)
peraturanstieg dagegen von geringerer 30 0,07 (0,11) 16 (12)
Bedeutung, bewirkt aber eine deutliche LH-Zemente 10 0,10 (0,11) 4 (6)
Zunahme des Temperaturgradienten. 20 0,08 (0,10) 11 (9)
30 0,11 (0,11) 5 (9)
Zur Berechnung der Auswirkungen der Hochofenzement 10 0,13 (0,11) 5 (14)
Sonneneinstrahlung auf die Tempera- Hüttensandanteil: 45 M.-% 20 0,08 (0,10) 9 (15)
turverteilung im Bauteil kann vereinfacht 30 0,10 (0,10) 15 (15)
von einer fiktiven Lufttemperatur, der so Portlandflugaschezement 10 (0,15) (3)
genannten Sonnen- oder Strahlungs- (Flugaschegehalt 20 M.-%) 20 0,13 (0,12) - 0,4 (8)
lufttemperatur, ausgegangen werden, 30 (0,11) (11)
obwohl die Maxima und Minima der bei-
schnell erhärtender (0,13) (15)
den meteorologischen Größen zu unter- Portlandzement (0,13) (12)
schiedlichen Zeitpunkten auftreten. Der (0,13) (10)
Verlauf der Strahlungsintensität ist bei-
(z = Zementgehalt in kg/m3 Beton)
spielsweise in Bild 4.12 dargestellt.

25
cb = Wärmekapazität des Betons
(kJ/kg · K) Beispiel
ρb = Rohdichte des Betons (kg/m3) Bei der Erhärtung eines Betons aus CEM I 32,5 R wird bis zum Ende des 5. Tages
Q(t) = bis zum Zeitpunkt t freigesetzte eine Hydratationswärmemenge von Q(t) = 350 J/g entwickelt. Bei einem Zement-
Hydratationswärme (kJ/kg) gehalt z = 330 kg/m3 und einer Wärmekapazität Sb = 2500 kJ/kg K beträgt die
z = Zementgehalt im Beton (kg/m3) adiabatische Temperaturerhöhung ΔTad

Bedingt durch den Wärmeübergang wird Q(t) · z 350,0 · 330


ΔTad = = = 46,2 K
die freigesetzte Hydratationswärme nur Sb 2500
zum Teil als Temperaturanstieg wirksam.
Wie Bild 4.13 und 4.14 zeigen, können Mit einer Einbautemperatur des Frischbetons Tb0 von 15 °C ergäbe sich daraus
Ergebnisse aus adiabatischen Mes- die Bauteiltemperatur
sungen nur sehr bedingt, d.h. bei sehr
dicken Bauteilen oder wenn der Zeit- Tb = Tb0 + ΔTad = 15,0 + 46,2 = 61,2 °C
punkt der maximalen Bauteiltemperatur
zutreffend abgeschätzt werden kann, zur Da das gesamte Wärmepotenzial (bei vollständiger Hydratation) Qmax = 540,0 J/g
Prognose der zu erwartenden Spitzen- beträgt, liegt nach dem 5. Tag bereits ein Hydratationsgrad von
temperatur verwendet werden. 350,0
α= = 0,65
540,0
Aus Messergebnissen folgt, dass die
adiabatische Temperaturerhöhung im vor, der zur Abschätzung der Festigkeitsentwicklung herangezogen werden
Beton niedriger ist, als nach den Unter- kann.
suchungen am Zement und weitgehen-
der Hydratation zu erwarten ist. Diese Nach Tafel 4.4 würde der maximale adiabatische Temperaturanstieg betragen:
Angaben sind vor allem in japanischen
Quellen zu finden und Bestandteil der ΔT = 0,115 · 330,0 + 12,5 = 50,5 K
Vorschriften [36]. In Tafel 4.4 sind die Ori-
entierungswerte in Abhängigkeit von der Die Bauteiltemperatur folgt daraus zu
Frischbetontemperatur und der Zement-
art zusammengestellt. Tb = Tb0 + ΔTad = 15,0 + 50,5 = 65,5 °C

4.1.4 Charakteristika der Tempera- Eine Abminderung ist angemessen, da der Endzustand noch nicht erreicht ist.
turentwicklung

Die Wärmeentwicklung beginnt nach der (Bild 4.14). Die Differenz zwischen adi- oder berechneten Kern- oder Randtem-
Ruheperiode der Hydratation. Wenn die abatischer und bauteilspezifischer Wär- peraturen (Abschnitt 4.2.3). Bei einem
Frischbetontemperatur nach dem Einbau mefreisetzung ist dabei selbstverständ- relativ langen Temperaturausgleichsvor-
in die Schalung höher als die Lufttempe- lich umso geringer, je dicker das Bauteil gang bleiben die Temperaturdifferenzen
ratur ist, geht anfänglich die Randtempe- ist. Die Wärmeübergangsbedingungen über einen gewissen Zeitraum nahezu
ratur nach dem Einbau des Betons in die spielen dabei vergleichsweise eine gerin- konstant.
Schalung zurück, da bereits eine Wärme- gere Rolle (Bild 4.15). Die Ursache ist die
abgabe erfolgt. wirksame Erhärtungszeit, die aufgrund Bei Zunahme der Bauteildicke und der
der Bauteiltemperatur dem mehrfachen Annäherung an adiabatische Bedingun-
Der Temperaturverlauf im Bauteil folgt der tatsächlich abgelaufenen Zeit ent- gen findet im Kern noch eine Tempera-
zunächst dem unter adiabatischen Be- spricht. Daraus resultiert auch, dass zum tursteigerung und am Rand bereits ein
dingungen, schwenkt dann aber infolge Temperaturmaximum bereits sehr hohe Temperaturrückgang statt. Dieser un-
des Wärmeübergangs ab und strebt der Festigkeiten erwartet werden müssen. terschiedliche Temperaturverlauf führt
Höchsttemperatur zu, die das Gleich- dazu, dass auch nach Überschreiten des
gewicht zwischen Wärmegewinn und Dieser Zusammenhang ist für eine Op- Temperaturmaximums im Kern die Tem-
-verlust charakterisiert (Bild 4.13). Daran timierung der Zusammensetzung des peraturdifferenz weiter zunimmt. Dieser
schließt sich der Temperaturausgleichs- Betons von Bedeutung, bei der die Vorgang kann die Ursache für Rissbil-
vorgang an. Alle Maßnahmen, die einen Zielstellung verfolgt wird, eine vorgege- dungen im Randbereich sein, da die
adiabatischen Zustand begünstigen, bene Betonfestigkeit bei gleichzeitiger Zugfestigkeit bereits sehr hoch ist, die
verursachen eine Steigerung des Tem- Verminderung der Wärmefreisetzung zu Relaxation bereits deutlich zurückgegan-
peraturmaximums und umgekehrt; dies erreichen. Die Untersuchungen müssen gen ist und die innere Zwangsdehnung
wird durch das Bild 4.13 verdeutlicht. dabei nicht bauteilspezifisch geführt aber weiter ansteigt.
Wenn die anfängliche Wärmeabgabe an werden, sondern Rezepturen mit gerin-
die Umgebung vergrößert werden kann, gerer Wärmeentwicklung können auf 4.1.5 Beispiele der Temperaturent-
ist die Temperaturspitze zwangsläufig andere Bauteilabmessungen übertragen wicklung in Betonbauteilen
vermindert. Diese Vorgehensweise wäre werden.
beispielsweise bei Bodenplatten zweck- Im Folgenden werden die Auswirkun-
mäßig. Im Querschnitt von Bauteilen üblicher Di- gen der Variation verschiedener Para-
cke entwickeln sich Temperaturmaxima meter auf die Temperaturentwicklung
Bemerkenswert ist, dass die (fiktive) und die größte Temperaturdifferenz zu beispielhaft in wandartigen Bauteilen
Temperaturentwicklung THW, die aus der zeitlich übereinstimmenden Zeitpunkten gegenübergestellt. Dabei ist in den
im Bauteil freigesetzten Wärmemen- (Bild 4.16). Dieser Sachverhalt bietet einzelnen Diagrammen jeweils ein Para-
ge resultieren würde, sich weitgehend die Möglichkeit der Abschätzung der meter variiert. Eine grobe Abschätzung
dem adiabatischen Verlauf annähert Temperaturdifferenz aus gemessenen der kombinatorischen Wirkung der

26
Bild 4.13: Verlauf der mittleren und adiabatischen Betontemperatur bei Bild 4.14: Temperaturentwicklung im Bauteil im Vergleich mit dem
verschiedenen Bauteildicken (CEM I 32,5 R; Tc0 = Ta = 20 °C) während der Erhärtung freigesetzten Wärmepotenzial und dem daraus
resultierenden (theoretischen) Temperaturanstieg

Bild 4.15: Verlauf der adiabatischen (Tad) und mittleren Betontempera- Bild 4.16: Verlauf der mittleren (Tm), Kern- (TK) und Randtemperatur (TR)
tur Tm bei verschiedenen Wärmeübergangsbedingungen an der Bau- sowie der adiabatischen (Tad) und der tatsächlich freigesetzten Hydra-
teiloberfläche sowie durch die freigesetzte Hydratationswärme hervor- tationswärme entsprechenden Betontemperatur (THW) bei einer Wand
gerufene (fiktive) Betontemperatur THW. (Zement CEM II/B – S 32,5 R) mit d = 100 cm (Tc0 = Ta = 20 °C)

einzelnen Parameter ist unter Verwen- Die Bauteiltemperaturen sind für die Bei Einsatz eines CEM I 42,5 R wurde
dung der nachfolgenden Diagramme Reaktion des Portlandzements und des nach 22 h eine maximale Mitteltempera-
möglich. hüttensandhaltigen Portlandzements un- tur von ca. 52 °C festgestellt. Wenn die
terschiedlich hoch. Die Wärmeentwick- Verringerung des Zementgehalts gegen-
Aus den Auswirkungen der Veränderung lung des CEM III/A und CEM III/B wird über der Verwendung von CEM I 32,5 R
der Betonzusammensetzung und der deshalb temperaturbedingt nur in relativ berücksichtigt wird, ergibt sich eine ver-
Ausführungsbedingungen auf den Ver- geringem Umfang vergrößert, sodass gleichbare Temperaturhöhe.
lauf der mittleren Bauteiltemperaturen sich der Vorteil gegenüber dem CEM I
können Schlussfolgerungen für Maßnah- 32,5 R deutlich herausstellt. Zementmenge
men zur Verminderung der Maximaltem- Mit der Zunahme des Zementgehalts
peraturen gezogen werden (Bild 4.17): Nach Bild 4.17a bewegen sich die maxi- wird der Temperaturpeak unabhängig
malen mittleren Bauteiltemperaturen bei von der Zementart nahezu proportional
Zementart Betonen mit gleichem Zementgehalt und angehoben (Bild 4.17b und 4.17c). Bei
Die Maximaltemperaturen entwickeln einer Bauteildicke von 50 cm zwischen dem Beispiel in Bild 4.17b steigt die
sich etwa proportional zur Wärmefrei- 46 °C (CEM I 32,5 R) und 34°C (CEM III/ Mitteltemperatur um 0,1 K/kg Zement
setzung der Zementarten innerhalb B 32,5 – LH). In diesem verhältnismäßig an. Mit Vergrößerung der Zementmen-
der ersten 48 Stunden (Bild 4.17a). Das schmalen Streubereich von etwa 12 K ge wird die maximale Mitteltemperatur
insgesamt vorhandene Hydratations- ordnen sich die üblichen Zemente ein, zu einem geringfügig früheren Zeitpunkt
wärmepotenzial spiegelt sich aber nicht die bei dickeren und rissgefährdeten erreicht.
adäquat wider. Bauteilen zum Einsatz kommen.

27
Bauteildicke turdifferenzen zwischen Kern und Rand steigender Frischbeton- und Lufttem-
Mit zunehmender Dicke des Bauteils steigt ergibt. Der Temperaturverlauf bei Stahl- peratur und liegen deutlich höher, wenn
die Bauteiltemperatur bei allen Zemen- schalung und starkem Wind entspricht Holzschalungen anstelle von Stahlscha-
tarten kontinuierlich an und nähert sich etwa dem bei ungeschützter Oberfläche lungen verwendet werden (Bilder 4.17).
asymptotisch dem adiabatischen Verlauf und Kühlung durch Berieselung mit Was-
(Bild 4.17d und 4.17e). Weiterhin wird die ser. Die Wirkung dieser Nachbehand- Inwieweit Temperaturdifferenzen bei in-
zeitliche Lage des Maximums verscho- lungsmaßnahme ist deutlich. nerem und äußerem Zwang hinsichtlich
ben; die längere Temperaturentwicklung der Rissbildung kritisch sind, ist von ei-
führt zu höheren Maximalwerten. Kombination ungünstiger Bedingungen ner Reihe an Einflussgrößen abhängig,
Bei einem Bauteil bestimmter Dicke und wie Festigkeitsentwicklung und Verfor-
Frischbetontemperatur festgelegter Betonzusammensetzung mungsfähigkeit sowie temperaturbeding-
Der gravierende Einfluss der Frischbe- kann die Risssicherheit in Frage gestellt te Dehnung, Relaxation und Zwanggrad.
tontemperatur auf die maximale Tem- sein, wenn sich äußere Bedingungen Insofern ist nicht überraschend, dass es
peraturhöhe und dem Zeitpunkt des unbeabsichtigt verändern. Die Zunahme unterschiedliche Auffassungen zur Höhe
Maximums ist deutlich erkennbar (Bild der Luft- oder Frischbetontemperatur der ertragbaren Temperaturdifferenz gibt.
4.17f). Die Frischbetontemperatur hat die hat beträchtliche Folgen für den Tempe-
gleiche Auswirkung wie die Verwendung raturhaushalt im Bauteil. Durch höhere Besonders kritisch kann ein zu frühzei-
einer Zementart mit hoher Hydratations- Frischbetontemperaturen wird die Reak- tiges Ausschalen der Bauteile sein. Bei
wärme und Vergrößerung des Zement- tionsgeschwindigkeit gesteigert, durch höheren Bauteiltemperaturen kann eine
gehalts. erhöhte Lufttemperaturen eine Annähe- niedrige Lufttemperatur zu große Tem-
rung an den adiabatischen Zustand her- peraturdifferenzen hervorrufen. Wichtig
Lufttemperatur beigeführt (Bild 4.17h). Die Steigerung ist deshalb die Überprüfung der Auswir-
Die Zunahme der Lufttemperatur gegen- der Frischbetontemperatur um 10 °C kungen des Ausschalens, um rechtzeitig
über der Frischbetontemperatur hat be- hat etwa den gleichen Einfluss auf das Schutzmaßnahmen zur Nachbehandlung
trächtliche Folgen für die sich einstellen- Temperaturmaximum wie die Vergröße- ergreifen zu können.
den maximalen Mitteltemperaturen (Bild rung des Zementgehaltes um 50 kg/m3
4.17g). Da der Wärmeübergang an der bis 70 kg/m3. 4.2 Abschätzung von kritischen
Oberfläche des Bauteils erschwert ist, Temperaturwerten
werden teiladiabatische Bedingungen Ein Beispiel ist in Bild 4.18 dargestellt.
geschaffen. Die Wirkung entspricht der Der sich einstellende Temperaturverlauf Die relativ komplizierten und aufwendi-
bei Steigerung des Zementeinsatzes. für eine Wand mit d = 30 cm aus Beton gen Berechnungen des Temperaturver-
mit CEM I 32,5 R (z = 300 kg/m3) bei laufs haben wiederholt zu dem Versuch
Schalungsart Tb0 = TL = 20 °C ist den Verhältnissen geführt, kritische Temperaturverhältnisse
Der bessere Wärmeübergang bei Stahl- bei d = 50 cm und Beton 1 aus CEM I mit Überschlagsformeln zu erfassen. Da
schalungen gegenüber Holz bzw. Holz- 32,5 R (Tb0 = 25 °C, TL = 30 / 20 °C, kein wesentliche Parameter, wie z.B. der Ein-
werkstoffen führt zu einer beträchtlichen Wind) sowie Beton 2 aus CEM III/B 32,5 fluss der Luft- und Bauteiltemperatur auf
Reduzierung der mittleren Temperaturen – LH (Tb0 = 15 °C, TL = 20 / 15 °C, mäßi- die Erhärtung, nicht berücksichtigt wer-
im Bauteil. Der Einsatz einer Stahlscha- ger Wind) gegenübergestellt. Der Unter- den können, sind diese Berechnungen
lung senkt bei ansonsten gleichen Bedin- schied in der Höchsttemperatur beträgt nur eine sehr grobe Annäherung an den
gungen gegenüber einer Holzschalung mehr als 30 K und weist auf die Notwen- tatsächlichen Sachverhalt.
die Temperaturspitze ab, besonders bei digkeit der Vorsorge bei sommerlichen
zunehmender Windgeschwindigkeit. Temperaturen hin. 4.2.1 Höchsttemperatur im Bauteil
Nachbehandlung 4.1.6 Schlussfolgerungen Aus Beobachtungen liegen Angaben
Wenn das Bauteil ausgeschalt wird und über den zu erwartenden Temperatu-
ungeschützt weiter abkühlt, kann in Die Maximaltemperaturen und die Tem- ranstieg in Bauteilen bzw. die Höchst-
Abhängigkeit von den Bedingungen an peraturdifferenzen im Bauteil steigen an temperatur (Tafeln 4.5 und 4.6) oder die
der Oberfläche (Lufttemperatur, Wind- vor allem mit der Bauteildicke, sehr we- Temperaturdifferenz bis zum Tempera-
geschwindigkeit) ein Temperatursturz sentlich mit der Zementmenge und dem turausgleich (Tafel 4.7) vor.
eintreten, der entsprechende Tempera- darin enthaltenen Klinkergehalt sowie mit

4.17 a) 4.17 b)

28
4.17 c) 4.17 d)

4.17 e) 4.17 f)

4.17 g) 4.17 h)

4.17 i)

Bild 4.17 a – i: Verlauf der mittleren Bauteiltemperaturen in Abhängig-


keit von verschiedenen Betonzusammensetzungen, Schalungsarten
und meteorologischen Randbedingungen. Wenn nicht anders angege-
ben, ist Zement CEM I 32,5 R mit z = 300 kg/m3 zugrunde gelegt wor-
den sowie Wanddicke 30 cm, Luft- und Frischbetontemperatur 20 °C.

29
Die für Verformungen und zentrische
Zwangsspannungen kritische Tempe-
raturdifferenz kann beispielsweise für
Bauteile mit einer Dicke bis etwa 1,2 m
näherungsweise anhand der geschätz-
ten maximalen mittleren Bauteiltempe-
raturen Tm und der mittleren Lufttem-
peratur TL nach Tafel 4.6 mit max ΔT =
Tm - TL berechnet werden. Den Tafeln-
Bild 4.18: Temperaturverlauf werten liegt eine beiderseitige Aus-
in Wänden mit einer Dicke kühlung, Beton der Festigkeitsklassen
d = 30 cm bzw. d = 50 cm bei C20/25 bis C30/37 mit etwa 300 kg/m3
Verwendung von CEM I 32,5 R Zement der Festigkeitsklasse 32,5, eine
und CEM III/B 32,5 – LH mit Stahlschalung und eine Windgeschwin-
unterschiedlichem Zement-
gehalt und bei verschiedener digkeit von rd. 5 m/s zugrunde. Bei einer
Luft- und Frischbetontempera- Holzschalung ist mit rd. 10 °C bis 15 °C
tur (Angaben im Text) höheren Werten für Tm zu rechnen.

Für übliche Fälle wird in [38] vorgeschla-


Tafel 4.5a: Maximaler Temperaturanstieg ΔT (in K) infolge freigesetzter Hydratationswärme ge- gen, den Temperaturausgleich, d.h. (max
genüber der Frischbetontemperatur (= Temperatur der Außenluft) in Abhängigkeit von der Bau- Tm – TL) anzusetzen mit ΔT = 30 K bei
teildicke d und der Schalungsart nach Angaben aus [39] mäßig dicken Bauteilen und ΔT = 50 K
d < 30 cm d = 30 cm bis 60 cm d > 60 cm bei massigen Bauteilen.

ΔT in K bei Holzschalung 10 bis 15 15 bis 25 20 bis 40 Der über den Bauteilquerschnitt gemit-
(Die unteren Grenzen gelten für Zemente mit niedriger und langsamer Wärmeentwicklung, die oberen für telte maximale Temperaturanstieg max
Zemente mit größerer Wärmeentwicklung.) ΔTm kann auch anhand der bis zum Errei-
chen der Maximaltemperatur (Zeitpunkt
tmax) oder nach vollständiger Hydratation
Tafel 4.5b: Maximaler Temperaturanstieg ΔT (in K) infolge freigesetzter Hydratationswärme ge- unter adiabatischen Bedingungen fest-
genüber der Frischbetontemperatur (= Temperatur der Außenluft) in Abhängigkeit von der Bau- gestellten Temperaturerhöhung ΔTad(tmax)
teildicke d und der Schalungsart nach Angaben aus [40] bzw. ΔTad abgeschätzt werden:
Stahlschalung Holzschalung
Bauteil- Zementgehalt in kg/m3 Zementgehalt in kg/m³ max Tm = Tb0 + ηm · ΔTad(tmax) °C (4.9a)
dicke max Tm = Tb0 + ηm · ΔTad(t = ∞) °C (4.9b)
290 360 400 290 360 400
d < 30 cm 7 bis 10 9 bis 13 10 bis 15 14 bis 19 18 bis 26 21 bis 31 Tb0 ist dabei die Temperatur des Frisch-
d = 50 cm 13 bis 17 16 bis 23 19 bis 27 20 bis 27 27 bis 36 31 bis 43 betons und ηm ein Faktor, der die
d = 70 cm 18 bis 24 23 bis 33 27 bis 39 25 bis 32 34 bis 43 40 bis 49
Wirksamkeit der Hydratationswärme
d > 100 cm 24 bis 32 33 bis 43 39 bis 49 31 bis 37 41 bis 48 47 bis 56
charakterisiert und von der Zementart,
(Die jeweils oberen Werte gelten für Portlandzement, die unteren für Kompositzemente) den Abkühlungsbedingungen und der
Frischbetontemperatur abhängt (Ta-
fel 4.8, Bild 4.19). Der Wirkungsgrad
Tafel 4.6: Anhaltswerte für die größte mittlere Bauteiltemperatur von Wänden in Stahlschalung kann auch für andere Zementarten über-
nach [38]. Beton B 25 bzw. B 35 mit rd. 300 kg/m3 Z 35 L oder Z 35 F. Windgeschwindigkeit nommen werden. Angaben für die adi-
etwa 5,0 m/s. abatische Temperaturerhöhung sind im
Jahreszeit Frischbeton- Mittlere Luft- Größte mittlere Bauteiltemperatur Abschnitt 4.1.3 zu finden.
Temperatur temperatur Tm (°C)
(°C) (°C) 4.2.2 Zeitpunkte für kritische
0,3 ≤ d ≤ 0,6 m 0,6 ≤ d ≤ 1,2 m
Temperaturverhältnisse
Winter 12 bis 5 12 bis 18 18 bis 25
Frühling / Herbst 18 5 bis 15 18 bis 25 26 bis 35 Die Zeit bis zum Erreichen des Tempera-
turmaximums tmax ergibt sich für normale
Sommer 25 15 bis 25 25 bis 35 35 bis 45
Verhältnisse und Bauteile bis d = 1 m
nach Tafel 4.9.
Tafel 4.7: Anhaltswerte für die größte mittlere Bauteilabkühlung von Wänden in Holzschalung
(nach [41]) Für die Zeit bis zum Erreichen des Tem-
peraturmaximums tmax ist nach [23] anzu-
Jahreszeit Frischbeton- Mittlere Luft- Mittlere Bauteiltemperatur Δ Tm (°C) setzen:
temperatur temperatur
(°C) (°C) unterer Grenzfall oberer Grenzfall für d ≤ 3,5 m tmax = d + 0,5 Tage
270 kg/m³ HOZ 35 L 350 kg/m³ PZ 35 F
(4.10a)
d = d =
für d > 3,5 m tmax = 0,85 · d + 1,0 Tage
30 cm 50 cm 30 cm 50 cm (4.10b)
Winter 10 bis 15 5 bis 10 5 10 15 20
Für dickwandigere Bauteile wird auch
Frühling / Herbst 15 bis 20 10 bis 20 7 13 17 23 empfohlen:
Sommer 20 bis 25 15 bis 25 10 15 20 25
tmax = 0,8 d + 1 Tage (4.10c)

30
Die Bauteildicke d ist dabei in m einzu- Tafel 4.8: Faktor η zur Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen tatsächlicher Tempera-
setzen. turerhöhung im Bauteil ΔTb und der nach vollständiger Hydratation unter adiabatischen Bedin-
gungen ΔTH (nach [40])
Aus Temperaturberechnungen wurde Bauteildicke d in m η = ΔTb / ΔTH
Bild 4.20 abgeleitet. Die Vorschläge in
[42] und Gleichung 4.10a entsprechen 0,4 0,75
0,6 0,80
den tatsächlichen Verhältnissen gut.
0,8 0,85
1,0 0,95
Die 2. Nullspannung tritt bei dickeren 2,0 1,00
Bauteilen nach
t02 = 2 d + 1 Tage (4.11)
Tafel 4.9: Zeitpunkt tmax bis zum Erreichen der maximalen Bauteiltemperatur nach dem Einbrin-
auf. gen des Frischbetons [42]
Bauteildicke d in m Zeit bis zum Erreichen des Temperaturmaximums tmax
Der Temperaturausgleich findet in Ab- in Stunden
hängigkeit von der Außentemperatur,
CEM I 32,5 R CEM III/B 32,5 -LH
Bauteildicke und Schalungsart nach et-
wa fünf bis zehn Tagen statt; bei dickeren 0,4 22 30
Bauteilen (d > 1,5 m) nach [43] zu 0,6 26 34
0,8 29 38
1,0 32 42
tE = 12 · d - 5 Tage (4.12)

Beispiel
Für ein massiges Bauteil mit der kleinsten Abmessung d = 1,7 m soll der Temperaturanstieg zum Zeitpunkt des Temperatur-
maximums abgeschätzt werden. Verwendet wird ein Beton mit z = 300 kg/m3 CEM III/B 32,5-LH.

Nach Gleichung (4.10a) ergibt sich Tmax = 1,7 + 0,5 = 2,2 Tage ≈ 53 h

Aus Bild 4.20 würde ebenfalls tmax ≈ 53 h bis 58 h resultieren.


(Eine Vergleichsberechnung ergab 55 h).

Unter adiabatischen Bedingungen führt die Wärmeentwicklung (Tafel 4.4) zu:


max ΔTad = 0,10 · 300 + 9 = 39 K bzw. max ΔTad = 0,08 · 300 + 11 = 35 K

Im Bauteil liegen nur teiladiabatische Bedingungen vor, deshalb wird durch den Faktor ηm abgemindert:
ηm = 0,8 in Relation zu ΔTad(tmax) (Bild 4.19) oder ηm = 0,65 in Relation zu max ΔTad nach Bild 4.19.

Daraus ergibt sich ΔTm = 0,65 · 39 = 25 K bzw. Tm = 0,80 · 31 = 25 K.

Bei einer Frischbetontemperatur Tb0 = 20 °C würde die mittlere Temperatur im Bauteil Tm = 45 °C betragen.
Vergleichsberechnungen ergaben Tm = 43,4 °C.

Bild 4.19: Relation ηm zwischen dem Anstieg der maximalen mittleren Bild 4.20: Zeit bis zum Erreichen des Temperaturmaximums in Abhän-
Bauteiltemperatur und dem unter adiabatischen Bedingungen zum gigkeit von der Bauteildicke (CEM I 32,5 R; Holzschalung). Eingetragen
Zeitpunkt tmax bzw. nach vollständiger Erhärtung (CEM I 32,5 R; Holz- sind die Angaben aus [42] und Werte nach Gleichung (4.10a)
schalung)

31
4.2.3 Temperaturdifferenzen zwi- des Bauteils und besitzt den dimensi- pische Situation in Bild 4.21 dargestellt.
schen Bauteilrand und -kern onslosen Ausdruck: Je dicker das Bauteil und/oder je inten-
siver der Wärmeübergang an der Bauteil-
Infolge der Wärmeabgabe über die Bau- (4.11) oberfläche ist, desto steiler ist der Tem-
teiloberflächen bildet sich im Querschnitt peraturgradient über den Querschnitt.
ein Temperaturprofil aus (Bild 4.21), das d= charakteristische Abmessung; bei
von den Abkühlungsbedingungen an der symmetrischen Abkühlungsbedin- Die größten Temperaturdifferenzen ent-
Oberfläche, der Bauteildicke sowie der gungen stellt d die Bauteildicke (in stehen bei üblichen Bauteilabmessungen
Temperaturleitzahl des Betons abhängt. m) dar immer am und bei dickeren Bauteilen an-
λb = Wärmeleitzahl des Betons schließend an das Temperaturmaximum
Wenn Angaben über die mittlere Tem- in kJ / m h K (im Mittel 7 kJ/m h K im Bauteil.
peratur im Bauteil vorliegen, kann die bis 8 kJ / m h K)
maximale Temperaturdifferenz zwischen Diese maximalen Temperaturdifferenzen
Kern und Rand mithilfe der Biot-Zahl Nähere Ausführungen zur Biot-Zahl sind ΔTBT zwischen Kern (TK) und Rand (TR)
abgeschätzt werden. Die Biot-Zahl setzt in [1] zu finden. sowie zur Außenluft (TL) ergeben sich
den Wärmeleitungswiderstand im Be- unter Verwendung der Biot-Zahl dann
tonquerschnitt in Relation zum Wärme- Beispiele für Temperaturprofile in Abhän- wie folgt:
übergangswiderstand an der Oberfläche gigkeit von der Biot-Zahl sind für eine ty-
Hilfsgröße (4.12)

(4.13a)

(4.13b)

°C (4.14)

TK = TR + 1,5 · (Tm – TR) °C (4.15)

Die maximale Temperaturdifferenz ergibt


sich dann mit:

Bild 4.21: Temperaturprofile in Abhängigkeit von der Biot-Zahl (Bi) ΔTBT = TK – TR K (4.16)

Aus der Literatur sind Überschlagsfor-


meln bekannt, die oft zur Abschätzung
Beispiel der Temperaturdifferenz im Bauteil
Tb0 = 20 °C; TL = 20 °C; CEM I 32,5 R; Holzschalung; d = 40 cm herangezogen werden. Für normale
Abkühlungsbedingungen (ohne obere
Qmax = 400 kJ/kg und z = 300 kg/m3 ergeben Wärmedämmung bei Sohlplatten) und
Bauteildicken von 0.5 bis 3.0 m kann
ΔTad = 400 · 300 / 2500 = 48,0 K nach Messungen und Berechnungen von
[43] und [44] angenommen werden:
Mit ηm = 0,45 wird
max ΔTBT = 10 d + 3 °C (4.17)
Tm = 20 + 0,45 · 48,0 = 20 + 21,6 = 41,6 °C
Diese Temperaturdifferenz tritt nach den
erhalten. in [43] dargestellten Messungen und den
Berechnungen von [44] auf nach
Für die in Schalung stehende Wand sind Bi = 0,4 und Zbi = 0,17. Die Rand- und
Kerntemperatur nach den Gleichungen (4.14) und (4.15) sowie die Temperatur- tmax = d + 2 Tage (4.18)
differenz ergeben sich zu:
Bei ungünstigeren Verhältnissen (z.B.
TR = [1,5 · 41,6 · (1 – 0,17) + 0,17 20] / (1,5 – 0,5 0,17) = 39,0 °C Frischbetontemperatur über 20 °C und
TK = 39,0 + 1,5 (41,6 – 39,0) = 42,9 °C höhere Lufttemperatur), die eine schnel-
ΔTBT = 42,9 - 39,0 = 3,9 K lere Entwicklung der mechanischen
Kenngrößen verursachen, wird empfoh-
Aus den Temperaturberechnungen ergeben sich die Werte: len:
Tm = 42,2 °C
ΔTBT = 43,9 – 39,6 = 4,3 K ΔTBT = 12 d + 4 °C (4.19)

Nach Gleichung (4.17) erhält man: Nach dem Ausschalen wird die Abküh-
lungsgeschwindigkeit erhöht und das
ΔTBT = 10 · 0,4 + 3 = 7 K Temperaturprofil steiler; Angaben dazu
sind in Tafel 4.10 zusammengestellt.

32
Aus den Temperaturdifferenzen ΔT kön- Tafel 4.10: Temperaturdifferenz zwischen Kern und Rand des Bauteils nach dem Ausschalen in
nen die Anteile ΔTR und ΔTK abgeleitet Abhängigkeit von der Bauteildicke und der Temperaturdifferenz zwischen Bauteiloberfläche und
werden, aus denen die Zug- bzw. Druck- Lufttemperatur zum Zeitpunkt der Entfernung der Schalung (Wärmeübergangszahl bei Wind mit
v = 5 m/s : k = 80 kJ/m2 h K)
spannungen resultieren; dabei wird als
hinreichend genau unterstellt, dass die Temperaturdifferenz zwischen Bauteiloberfläche und Luft in K
Temperaturverteilung im Querschnitt Bauteildicke in cm
10 20 30
durch eine Parabel beschrieben werden
kann: 20 3,5 7,0 10,5
40 5,2 10,4 15,5
60 6,2 12,4 18,6
100 7,3 14,6 21,9
200 8,4 16,8 25,2

4.2.4 Temperaturdifferenzen zwi- Tafel 4.11: Maximaler Temperaturunterschied zwischen Bauteil und Auflager zur Berechnung
schen Wand und Fundament der Zwangsspannungen

d < 30 cm d = 30 cm bis 60 cm d > 60 cm


Wenn keine Angaben über die zu erwar-
tenden Temperaturdifferenzen zwischen Holzschalung 10 bis 15 15 bis 25 20 bis 40
dem Fundament bzw. der Sohlplatte (Die unteren Grenzen gelten für Zemente mit niedriger und langsamer Wärmeentwicklung, die oberen für
und der erhärtenden Wand aus vorlau- Zemente mit größerer Wärmeentwicklung)
fenden Berechnungen vorliegen, müssen
Abschätzungen vorgenommen werden.
Diese könnten während der Baudurch- Die Länge der Ausgleichsleitung ist we- stellbar. Diese Datenlogger stellen i. Allg.
führung durch Messungen überprüft und gen des geringen Innenwiderstandes bei auch die preiswerteste Variante dar.
ggf. korrigiert werden. Dazu können die Thermoelementen von untergeordneter
Angaben über die gemittelte Höchsttem- Bedeutung. Im Allgemeinen kann ange- Auch netzunabhängige Alarmanzeigen
peratur im Bauteil in Abhängigkeit von nommen werden, dass bis zu etwa 50 m bei Über- oder Unterschreiten von Tem-
der adiabatischen Temperaturzunahme Ausgleichsleitung keine Verfälschung peraturen bzw. Temperaturdifferenzen
herangezogen werden. des Messwerts auftritt. Ausgleichsleitun- sowie eine Datenfernübertragung mittels
gen für Temperaturmessungen im Beton Modem usw. sind möglich bzw. nach-
Dienlich sind auch Orientierungswerte bestehen aus Cu-CuNi (Typ T), Fe-CuNi rüstbar.
in der Literatur, die aber nur ein Anhalt (Typ J) oder NiCr-Ni (Typ K).
sein können, da nur die wesentlichsten Ein neues so genanntes faseroptisches
Parameter der Temperaturentwicklung Die Messwerterfassung kann über her- Messsystem, das bislang nur bei was-
berücksichtigt werden können. Hinweise kömmliche Temperaturschreiber erfol- serbaulichen Anlagen eingesetzt worden
auf zu erwartende Temperaturdifferenzen gen. Diese stellen jedoch aufgrund der ist, beruht auf der Temperaturempfind-
werden beispielsweise von [39] und [40] größeren Störanfälligkeit im Baustel- lichkeit von Fasern, die in die Konstruk-
gegeben. Danach ist beispielsweise in lenbetrieb eine nicht mehr zeitgemäße tion eingebaut werden. Ein in die Faser
Abhängigkeit von der Wanddicke mit den Messtechnik dar. emittierter Laserstrahl wird rückgestreut
Werten für ΔTWF in Tafel 4.10 zu rechnen. und ergibt nach der Frequenzanalyse die
Verwendung finden ebenso industriell Temperatur am Ortspunkt, der aus der
4.2.5 Messtechnische Erfassung gefertigte Widerstandsthermoelemen- Laufzeit bestimmt wird [45], [46]. Der Vor-
der Temperaturen im Bauteil te, z.B. PT 100, die zum Schutz gegen teil liegt in der großen Genauigkeit und
messwertverfälschende Feuchtigkeits- der Möglichkeit der Langzeitmessung
Neben der prognostischen Berechnung einwirkungen sowie gegen mechanische bei relativ geringen Kosten.
der zu erwartenden Temperaturentwick- Beschädigungen in Messinghülsen ein-
lung und der Temperaturdifferenzen ist gegossen werden. Durch Kalibrierung Anordnung der Messfühler
die messtechnische Kontrolle wesentli- der Aufnehmer im Wärmeschrank bei Für die Beurteilung der Zwangsspannun-
che Vorbedingung, um kritischen Tempe- Temperaturen zwischen 20 °C und 60 °C gen aus abfließender Hydratationswärme
raturverhältnissen begegnen zu können. können bauartbedingte Einflüsse, die sowie der tatsächlichen Bauteilfestigkeit
sich auf den elektrischen Widerstand ist die Kenntnis des kritischen Bauteil-
Messtechnik auswirken (Lötstellen, Nichtlinearität des querschnitts erforderlich, d.h., es ist der
Bei der Temperaturmessung im Beton Temperaturgangs usw.) weitestgehend Teil des Bauteils für die Temperaturmes-
hat sich die Verwendung von Thermoele- kompensiert werden. Registriert wird sung auszuwählen, welcher entweder
menten durchgesetzt. Dabei werden die die temperaturbedingte Widerstandsän- hohe Zwangsspannungen oder/und bei
Thermodrähte der Ausgleichsleitungen derung mithilfe einer Wheatstoneschen dicken Bauteilen hohe Eigenspannungen
(EN 60584-1) an einem Ende ca. 0,5 cm Brückenschaltung. erwarten lassen.
abisoliert und ihre jeweiligen Plus- und
Minuspole fest zusammengedreht (ver- In letzter Zeit haben sich verstärkt Da- Die Anordnung der Messfühler wird bei-
drillt). Damit stellt diese Verbindung be- tenlogger verbunden mit Pufferbatterien spielhaft in den Bildern 4.22 gezeigt; die
reits das eigentliche Thermoelement dar. bzw. -akkus durchgesetzt. Diese Daten- jeweilige Anzahl stellt die Mindestanfor-
Dieses Thermoelement und ein Teil der logger sind i.d.R. kombinierbar mit einer derung dar.
Ausgleichsleitung verbleiben somit nach aufsteckbaren Sofortanzeige, einem
Erhärtung des Bauteils im Beton. Diese Infrarotdrucker und gleichzeitig sind die Es ist darauf zu achten, dass in dem kri-
einfache Methode ist mit ausreichender Messwerte mit dem Interface (Schnitt- tischen bzw. in dem zu untersuchenden
Genauigkeit (± 0,5 K) verbunden und ent- stelle) und einer Auswertesoftware auf Bauteilbereich mehrere Messstellen an-
spricht der Baustellenpraxis. dem PC tabellarisch oder grafisch dar- geordnet werden, um einerseits auf einen

33
Bild 4.22: Anordnung der Messfühler in Bauteilen zur Erfassung kriti- Bild 4.23: Lage der Messpunkte bei besonders kritischen Temperatur-
scher Temperaturverhältnisse (nach [47]) verhältnissen im Bauteilquerschnitt; Kopplung mit der Erhärtungstruhe
(Beispiel) [47]

möglichen Ausfall einer Messstelle sofort sentlichen von der zu diesem Zeitpunkt Genauigkeit von ± 1 K in der Truhe nach-
reagieren zu können und zum anderen vorhandenen Festigkeit des Randberei- zuregeln und besitzen zwei voneinander
bei falscher Wahl der vermeintlich für ches ab. unabhängige Kammern, die wahlweise
die Festigkeitsentwicklung ungünstigs- sowohl von einer Messstelle als auch
ten Temperaturmessstelle umschalten Eine geeignete Methode zur Beurteilung von zwei Messstellen gesteuert werden
zu können. der zeitabhängigen Festigkeitsentwick- können. Diese Truhen sind i.d.R. weitest-
lung ist die temperaturgesteuerte Erhär- gehend baustellenrobust.
Die Kabelführung außerhalb des Bauteils tung von Probewürfeln in so genannten
sollte so erfolgen, dass eine Betonage Erhärtungstruhen. Bei einer ausreichenden Anzahl von
ohne Behinderung und ohne Unfallge- Prüfwürfeln kann somit die zeitliche Fes-
fahr erfolgen kann. Gegebenenfalls sind Hierzu wird die kritische Messstelle als tigkeitsentwicklung in Abhängigkeit der
die einzelnen Messkabel zu bündeln. Steuergröße ausgewählt. Die im Bauteil Bauteiltemperatur verfolgt werden.
gemessene Temperatur steuert die Tem-
Kopplung der Temperaturmessung an die peratur in der Truhe.
Abschätzung der Festigkeitsentwicklung
Der Zeitpunkt des Entschalens hängt Moderne Steuergeräte sind in der Lage,
neben der Temperaturdifferenz im We- die Temperatur des Bauteils mit einer

5 Maßnahmen zur Verminderung der Zwangsspannungen und der Rissgefahr

Die Einflussnahme auf die hauptsäch- in dem Sinne verändert werden, dass keine Aussicht besteht, zielgerichtet die
lichen Faktoren, die gemäß Gleichung beispielsweise die Baumaßnahme in Zwangsspannungen zu reduzieren und
(2.1) und Tafel 5.1 die Zwangsbean- einen günstigen Ausführungszeitraum damit die Rissgefahr herabzusetzen.
spruchung verursachen, ist relativ be- mit niedrigeren Lufttemperaturen durch- Es bleiben noch hinreichend Möglich-
grenzt. geführt wird. keiten, die entsprechend der jeweiligen
Bauaufgabe zu einer geeigneten und
Die Wärmedehnzahl kann nur in seltenen Die Konstruktion ist durch die Trag- zweckorientierten Vorgehensweise zu-
Fällen über eine Auswahl günstiger Ge- werksplanung festgelegt und kann nur sammengefasst werden können. Diese
steinsarten zielgerichtet verändert und innerhalb bestimmter Grenzen variiert Bereiche einer aktiven Beeinflussung
dadurch die Höhe der Zwangsspannun- werden. Günstigere Querschnitte und der Zwangsbeanspruchungen sind in
gen vermindert werden. Abmessungen werden oft durch die Tafel 5.1 dunkelgrün unterlegt.
Funktion und Fragen der Wirtschaftlich-
Eine zweifelhafte Aussicht auf Erfolg hat keit (Fugen, Fundamente) verhindert. Die Maßnahmen sind im Wesentlichen
auch eine Steigerung der Bruchdehnung ausgerichtet auf die
und Zugfestigkeit durch Zementleimop- Die Relaxation ist nur sehr schwer kal-
timierung in Verbindung mit geeigneten kulierbar und kann nur dann vorteilhaft – Steuerung der Temperaturverhältnis-
Gesteinskörnungen. Zu bedenken ist genutzt werden, wenn es gelingt, einen se im Bauteil
dabei auch der Zusammenhang zwi- langsameren Spannungsanstieg zu er- – Verbesserung der Verformungsfähig-
schen der Zugfestigkeit zum Risszeit- reichen. keit und Beweglichkeit des Bauteils
punkt und dem Umfang der Rissbreiten
begrenzenden Bewehrung. Die meteo- Aus diesen Einschränkungen ist nicht Strategisch wird das Ziel verfolgt, die
rologischen Bedingungen können nur die Schlussfolgerung zu ziehen, dass Zwangsspannungen soweit abzusenken,

34
Tafel 5.1: Ursachen der Zwangsbeanspruchungen und Gegenmaßnahmen

Zwangsbeanspruchungen infolge behinderter Verformungen


verformungserzeugende Einflüsse verformungsbehindernde und spannungser- spannungsvermindernde
zeugende Einflüsse Wirkungen
Temperaturänderungen und Steifigkeit angrenzender und Konstruktive Gestaltung des Baukörpers
Temperaturdifferenzen einspannender Bauteile (Fugen, Querschnitt)
(Hydratationswärme, meteorologische
Bedingungen)
Schwinden Interaktion mit dem Baugrund Betontechnologie
(Betonierabschnitte)
Betoneigenschaften Betoneigenschaften Betoneigenschaften
(Wärmedehnzahl) (E-Modul) (Relaxation)

dass in Verbindung mit einer Rissbreiten 5.1.1 Optimierung der Zusammen- ersetzt worden ist (CEM II/S, CEM III/A,
begrenzenden Bewehrung die Rissbil- setzung des Betons CEM III/B). Zu den kalorischen Eigen-
dung zuverlässig und wirtschaftlich be- schaften der hüttensandhaltigen Zemen-
herrscht wird (Bild 5.1). Zu verhindern Die Festlegung der geeigneten Zusam- te siehe Abschnitt 4.1.1.
sind die Zwangsspannungen in der Re- mensetzung des Betons stellt eine Op-
gel nicht. timierungsaufgabe dar mit der Zielstel- Zur Herabsetzung der naturgemäß hö-
lung, die vorgegebenen Festigkeitswerte heren Temperaturen im Massenbeton
Voraussetzung für einen Erfolg ist eine und andere Eigenschaften bei möglichst stehen Zemente zur Verfügung, deren
betontechnologische Planung, die be- geringer Wärmefreisetzung zu erreichen. Wärmeentwicklung innerhalb der ersten
reits frühzeitig mit der Tragwerksplanung Erschwert wird die Auswahl einer Zu- sieben Tage auf 270 J/g begrenzt worden
abgestimmt wird. sammensetzung des Betons mit vermin- ist (LH-Zemente nach DIN EN 197-1/A1,
derter Wärmeentwicklung, wenn Früh- bisher: NW-Zemente). Besonders güns-
5.1 Steuerung der Temperatur- festigkeiten und Mindestzementgehalte tig ist in dieser Hinsicht der CEM III/B
verhältnisse im Bauteil eingehalten werden müssen und eine 32,5-LH.
höhere Festigkeit aufgrund der Exposi-
Wesentliche Ansätze zur Absenkung der tionsklasse vorgeschrieben ist. Mit Einführung der DIN EN 14216 wird
Maximaltemperatur sind, die Wärme- ein Zement mit sehr niedriger Hydratati-
entwicklung im Bauteil zu vermindern (1) Zementart onswärme (Kennzeichnung: VLH) bereit-
und zeitlich zu verzögern, die Frischbe- Solange die Frühfestigkeiten des Betons gestellt. Die maximale Wärmefreisetzung
tontemperatur herabzusetzen und die für den Bauablauf unerheblich sind (Aus- nach sieben Tagen beträgt 220 J/g. Die-
Wärmezufuhr über die Sonneneinstrah- schalfestigkeit, Vorspannfestigkeit, früh- ser Zement muss den Anforderungen der
lung zu vermeiden. Eine große Bedeu- zeitige Belastung) sollte für rissgefährde- Festigkeitsklasse 22,5 genügen.
tung besitzt die Nachbehandlung, mit te Bauteile Zement der Festigkeitsklasse
der der Temperaturausgleichsvorgang 32,5 eingesetzt werden. Bei der Wärmeentwicklung sind vor al-
und die Temperaturverteilung im Bauteil lem die ersten 24 bis 72 Stunden wichtig.
vorteilhaft beeinflusst werden müssen Besonders geeignet sind Zemente, bei Bei der Auswahl der Zemente nach Lie-
(Bild 5.2). denen Zementklinker durch Hüttensand ferwerken ist deshalb die Hydratation in

Bild 5.1: Aufgabe der Steuerung der Zwangsspannungen zur Rissver- Bild 5.2: Schematische Übersicht über die Maßnahmen zur Steuerung
meidung im jungen Beton der Temperaturverhältnisse im Bauteil

35
der Anfangsperiode zu vergleichen. Die In [54] konnte für CEM I 32,5 R bei ei- Der Einsatz von Mikrosilika als Betonzu-
Einhaltung der normgemäßen 7-Tage- nem Anteil von 60 % Flugasche an der satzstoff erfolgt fast ausschließlich zur
Werte bei LH-Zementen kann u.U. eine Gesamtmenge an Zement und Fluga- Herstellung von Hochleistungsbeton.
nicht ausreichende Aussage sein, wenn sche eine ausreichende Alkalitätsreserve Auch hier verläuft die puzzolanische Re-
die Spitzentemperatur im Bauteil dras- nachgewiesen werden. aktion mit dem Kalziumhydroxid unter
tisch gesenkt werden muss.

Ein weiterer effektiver Weg zur Vermin-


derung der Wärmeentwicklung ist die Tafel 5.2: Grenzwerte für Zusammensetzung und Eigenschaften von Beton nach DIN 1045-2:
Reduzierung des Zementgehalts und 2001-07, Anhang F [48]
Ergänzung durch Flugasche. Da das
Wärmepotenzial proportional zu dem Expositionsklasse Mindestdruckfestig- Mindestzementge- Mindestzementge-
durch Flugasche ersetzten Zementanteil keitsklasse halt in kg/m³ halt bei Anrechnung
verringert wird, ist der maximal mögliche von Zusatzstoffen in
kg/m³
Gehalt anzustreben (Abschnitt 4.1.1).
X0 C8/10 - -
Die zulässigen Grenzwerte für den Flug- XC1 C16/20 240 240
ascheanteil, die Anrechenbarkeit und die
Wirksamkeit sind in den Regelwerken XC2 C16/20 240 240
festgelegt. Hinweise für die Anwendung XC3 C20/25 260 240
von Flugasche als Betonzusatzstoff
XC4 C25/30 280 270
sind in [48] und [49] enthalten. Danach
darf der äquivalente Wasserzementwert XD1/XS1 C30/37 300 270
(w/z)eq unter Anrechnung des 0,4fachen
XD2/XS2 C35/45 1)
320 270
Flugaschegehalts gebildet werden, so-
lange deren Anteil 33 M.-% der Zement- XD3/XS3 C35/45 320 270
menge nicht übersteigt. XF1 C25/30 280 270

Eine Reduzierung des Mindestzement- C25/30 300 300


XF2
C35/45 1) 320 320
gehalts bei Anrechnung von Flugasche
ist für alle Expositionsklassen außer XF3
C25/30 300 270
XC1, XC2, XF2 und XF4 zulässig (vgl. C35/45 1) 320 270
Tafel 5.2). Diese Regel gilt jedoch nicht XF4 C30/37 320 320
uneingeschränkt für alle Zementarten.
XA1 C25/30 280 270
Davon abweichend werden in [49] Ver-
hältnisse von Zement : Flugasche = XA2 C35/45 1) 320 270
1 : 1 empfohlen, allerdings nur bei voran-
XA3 C35/45 1)
320 270
gegangenen langfristigen Vorversuchen
und einer Zustimmung im Einzelfall. XM1 C30/37 300 270
C30/37 300 270
Über Betone mit hohen Flugaschegehal- XM2
C35/45 320 270
ten, z.T. über 50 % des Zementgehalts
XM3 C35/45 320 270
hinaus, liegen inzwischen umfangreiche
Anwendungserfahrungen vor [51], [52], 1)
Bei langsam und sehr langsam erhärtenden Betonen eine Festigkeitsklasse niedriger
[53].

Abweichend von den derzeitigen Norm-


vorgaben kann bei Betonen mit Zustim- Tafel 5.3: Empfohlene maximale Flugaschegehalte [50]
mung im Einzelfall der maximale Anteil Zementart Flugascheanteil in M.-% f/z
Steinkohlenflugasche in Abhängigkeit
von der Zementart die Werte nach Tafel CEM I 60 1,5
5.3 erreichen. CEM III / A 40 0,66

Die Begrenzung ist dadurch gerechtfer- CEM III / B 20 0,25


tigt, dass durch die Reaktion der Flug-
asche mit dem Ca(OH)2, das aus der
Umsetzung des Klinkers entsteht, die Al-
kalitätsreserve abgebaut wird. Vor allem Tafel 5.4: Vergleich von Wärme- und Festigkeitsentwicklung der Zemente nach [55]
bei hohen Mengenanteilen könnte daraus
eine Gefahr für den Korrosionsschutz ent- Zementfestig-
3 Tage 7 Tage 28 Tage
keitsklasse
stehen. Durch mehrere Untersuchungen
wurde jedoch nachgewiesen, dass die Druckfestigkeit 30 % bis 40 % 50 % bis 65 % 100 %
32,5
Bedenken unbegründet sind, da bei Stei- Wärmemenge 65 % bis 70 % 75 % bis 80 % 100 %
gerung der Zugabemenge an Flugasche Druckfestigkeit 50 % bis 60 % 65 % bis 80 % 100 %
das Reaktionsgleichgewicht verschoben 32,5 R; 42,5
Wärmemenge 65 % bis 80 % 90 % 100 %
wird, der Reaktionsgrad der Flugasche
absinkt und die Masse des chemisch ge- Druckfestigkeit 70 % bis 80 % 80 % bis 90 % 100 %
42,5 R; 52,5
bundenen Ca(OH)2 zurückgeht. Wärmemenge 80 % bis 85 % 90 % 100 %

36
geringer Wärmefreisetzung über einen größeren Bauvorhaben oder besonderen Auf keinen Fall darf Zement aus Gründen
längeren Zeitraum hinweg ab. Wegen der Anforderungen ist die Durchführung von der Verarbeitbarkeit überdosiert werden.
Verringerung der Alkalitätsreserve darf die Eignungsversuchen in Temperatur-Span- Bei fehlendem Mehlkorn sollten Beton-
Zugabemenge nicht größer als 11 M.-% nungsprüfmaschinen angeraten. zusatzstoffe und bei zu steifer Konsis-
der Zementmenge sein. Bei gleicher Fes- tenz Betonverflüssiger bzw. Fließmittel
tigkeit ist jedoch das Einsparungspoten- (2) Zementmenge zugegeben werden.
zial an Zement und daraus entstehender Wie in Bild 4.17 dargestellt, ist die bei der
Hydratationswärme weitaus größer als Hydratation entstehende Wärmemenge In Bild 5.3 ist die vorteilhafte Auswirkung
die Menge an Mikrosilika. Mikrosilika etwa proportional der in der Betonzu- einer veränderten Betonzusammenset-
lässt sich für alle Zement- und Betonar- sammensetzung enthaltenen Zement- zung deutlich zu erkennen. Eine merk-
ten erfolgreich zur Begrenzung der Tem- menge. Eine daraus abgeleitete Verrin- liche Absenkung der Bauteiltemperatur
peraturentwicklung einsetzen. gerung der Zementmenge stößt jedoch wird durch Einsatz von CEM III/A 32,5
an Grenzen, da genügend Zementstein und Flugasche erreicht. Der weitere
Durch die Kombination von Flugasche zum Verkitten der Gesteinskörner und Rückgang der Maximaltemperatur durch
und Mikrosilika lassen sich optimale zum Ausfüllen von Hohlräumen zwischen Verringerung der Zementmenge und Ab-
Ergebnisse hinsichtlich Verarbeitbarkeit dem Korngerüst vorhanden sein muss nahmeprüfung nach 56 Tagen ist in die-
und Hydratationsverlauf erreichen. sowie der Korrosionsschutz der Stahl- sem Fall nicht wesentlich, da der zulässi-
einlagen zu gewährleisten ist. Für Bautei- ge Grenzwert eingehalten werden muss.
Anwendungsgrenzen hinsichtlich Ze- le mit erhöhter Betondeckung und/oder Sehr wirkungsvoll könnte die Tempera-
mentart, Mindestzementgehalt und geringer Karbonatisierungsgefahr (z.B. turspitze weiterhin vermindert werden,
Höchstmengen der Zusatzstoffe sind Fundamentplatten) kann die Mindest- wenn der Einbau bei kühlerem Wetter
auch für Mikrosilika und die Kombi- zementmenge unterschritten werden; und einer niedrigeren Frischbetontem-
nation mit Flugasche zu beachten jedoch ist dafür eine Zustimmung der peratur erfolgt.
(DIN 1045-2). Bauaufsichtsbehörde im Einzelfall erfor-
derlich [54] [56]. Durch die Festlegung unterschiedlicher
Betone mit Zusatzstoffen weisen eine Betonzusammensetzungen (z.B. durch
geringere Frühfestigkeit auf. Um den Der zulässige Wasserzementwert sollte eine Sommer- und Winterrezeptur) kann
Beitrag der Zusatzstoffe, vor allem der ausgeschöpft, darf aber zur Gewährleis- sichergestellt werden, dass Veränderun-
Flugasche, zur Festigkeitsbildung nutzen tung der Dauerhaftigkeit bzw. der Expo- gen der meteorologischen Bedingungen
zu können, ist eine lang dauernde und in- sitionsklasse zugeordneten Festigkeits- und damit auch der Frischbetontempe-
tensive Nachbehandlung unerlässlich. klasse nicht überschritten werden. ratur nicht zu hohe Betontemperaturen
während der Erhärtung nach sich ziehen.
Zu beachten ist weiterhin, dass die Eine weitere Möglichkeit bietet die Aus- Im gleichen Sinne können auch die jah-
langsamere Festigkeitsentwicklung ge- wahl der Gesteinskörnung. Grundsätz- reszeitlichen Schwankungen von Frisch-
genüber Portlandzementen CEM I zur lich kann durch eine optimale Sieblinie betontemperatur und Umgebungstem-
Vereinbarung späterer Prüftermine, z.B. (Bereich A-B, nahe A) und Verwendung peratur berücksichtigt werden.
nach 56 oder 90 Tagen, zwingt. Auf die von Rundkorn anstelle von gebrochenem
Regelungen zur Nachweisführung über Korn der Zementleimanspruch verringert (3) Betonzusatzmittel
die Einhaltung der vorgeschriebenen werden. Einen günstigen Einfluss auf die Hydra-
Festigkeitswerte soll hier nur hingewie- tationswärmeentwicklung haben Verzö-
sen werden. Bei einem Größtkorndurchmesser von gerer. Neben der eigentlichen Aufgabe,
63 mm darf nach DIN 1045-2, Anhang die Verarbeitbarkeitsdauer des Betons
Zu bedenken ist in diesem Zusammen- F, der Mindestzementgehalt um 30 kg/m3 zu verlängern, wird außer der Erstarrung
hang das häufig angeführte Argument, reduziert werden, allerdings nicht zusätz- auch die weitere Hydratation in der Früh-
dass sich bei niedrigen Frühfestigkeiten lich zur Anrechnung von Flugasche. phase verzögert, sodass sich die in den
auch der Druckspannungsaufbau verrin-
gert und im Verlauf des Temperaturaus-
gleichsvorgangs zwangsläufig höhere
Zugspannungen entstehen. Dadurch
würde die Rissgefahr vergrößert und
langsam erhärtende Zemente wären
kritisch zu bewerten. Die Diskrepanz
zwischen Festigkeitsentwicklung und
freigesetzter Wärmemenge ist bei niedri-
gen Zementfestigkeitsklassen besonders
groß (Tafel 5.4). Berücksichtigt werden
muss aber demgegenüber die niedrige-
re Temperaturspitze und intensivere und
über einen längeren Zeitraum wirkende
Relaxation.

Deutlich wird, dass eine tragfähige


Entscheidung über die Eignung einer
bestimmten Zusammensetzung des Be-
tons nur durch Abschätzung des Tempe-
ratur- und Spannungsverlaufes für das
konkrete Bauteil mit den jeweiligen Ab- Bild 5.3: Verlauf der mittleren Betontemperatur in einer Wand mit d = 1,2 m und Holzschalung
in Abhängigkeit von der Betonzusammensetzung (Einbau- und Lufttemperatur 25 °C, unterste
messungen getroffen werden kann. Bei Kurve 20 °C)

37
ersten Stunden und Tagen freigesetzte Erfahrungsgemäß treten bei der Ausfüh- Grundsätzlich gilt: Je niedriger die
Hydratationswärme verringert. rung von Betonarbeiten immer wieder Frischbetontemperatur ist, desto deutli-
Überfestigkeiten auf, die zum Teil über cher sind die Eigenschaften der einzel-
Beim lagenweisen Betonieren bei dicke- die nächsthöhere Betonfestigkeitsklas- nen Zementarten mit dem jeweils spe-
ren Bauteilen können durch abgestufte se und die Festlegungen zur Exposi- zifischen Hydratationsverhalten spürbar.
Dosierungen die Temperaturspitzen der tionsklasse hinausgehen. Neben der Bei hüttensandhaltigen Zementen findet
einzelnen Lagen zeitlich verschoben größeren Wärmeentwicklung können eine überproportional verzögerte Wär-
werden, um entweder einen synchronen auch unzulässige Rissbreiten verursacht mefreisetzung statt.
Hydratationsverlauf des gesamten Bau- werden, da der Querschnitt der zur
teils (wärmetechnisch ungünstig) oder Rissbreitenbegrenzung einzulegenden Tolerierbare Frischbetontemperaturen
eine Verteilung der Wärmeentwicklung Mindestbewehrung von der Betonzug- sind von den Anforderungen an das
auf größere Zeiträume zu erreichen. Bei festigkeit abhängt. Zum Zeitpunkt der Bauwerk abhängig. Nach [59] wird bei-
einer derart gestaffelten Dosierung wer- Tragwerksplanung ist die Überfestigkeit spielsweise bei Weißen Wannen mit grö-
den größere Temperaturverformungen nicht bekannt und kann deshalb durch ßeren Wanddicken, die nicht in der kalten
vermieden. Bei dickeren Bauteilen ist Bewehrung nicht berücksichtigt werden. Jahreszeit betoniert werden können, eine
außerdem vorteilhaft, dass die einzel- Als Schlussfolgerung ist deshalb abzu- Begrenzung der Frischbetontemperatur
nen Lagen beim Betonieren auch nach leiten, dass die Tragwerksplanung nicht auf 22 °C als notwendig angesehen. Nur
einem längeren Zeitraum noch homo- nur die erforderliche Mindestdruck- für untergeordnete Bauteile sind höhere
gen miteinander verbunden werden festigkeit (Festigkeitsklasse), sondern Frischbetontemperaturen zulässig.
können. auch einen oberen Grenzwert (maximal
nächsthöhere Festigkeitsklasse) vorge- Maßnahmen zur Verminderung der
Einige Betonverflüssiger und Fließmittel, ben sollte. Sind Überfestigkeiten nicht Frischbetontemperaturen
die vorrangig zur Verbesserung der Kon- zu vermeiden, könnte das ungünstige Wenn eine sinnvolle Begrenzung der
sistenz und zur Verminderung des Ze- Festigkeitsniveau zum Risszeitpunkt Frischbetontemperaturen durch Schutz
mentgehaltes (oberhalb des zulässigen über eine „Porosierung“ des Zement- der Lagerung der Ausgangsstoffe vor
Grenzwertes) eingesetzt werden, haben, steines durch Luftporenbildner abgefan- Sonneneinstrahlung nicht erreicht wer-
vor allem bei hoher Dosierung, zum Teil gen werden. den kann, müssen weitere Maßnahmen
auch eine verzögernde Wirkung. Das zur künstlichen Kühlung ergriffen wer-
betrifft insbesondere Ligninsulfonate und (5) Thermisch günstige Gesteinskörnungen den.
die Kombination mit hüttensandreichen Die Wärmedehnzahl des erhärtenden Be-
Zementen (CEM III B). In jedem Fall sind tons wird durch die der Gesteinskörnung Frischbetontemperaturen von +10 °C bis
Eignungsversuche erforderlich. maßgebend beeinflusst. Die einzelnen +20 °C sind im Sommer nicht selten nur
Gesteinsarten zeigen sehr unterschiedli- durch aufwendige Kühlmaßnahmen zu
Aufgrund ihrer Wirkungen auf den Verlauf che thermische Eigenschaften, z.B. wei- erreichen und werden deshalb oft aus
der Hydratation ist für verzögernde oder sen quarzitische Gesteine 1,2 · 10-5 1/K Kostengründen nicht durchgeführt.
verflüssigende Zusatzmittel eine Eig- bis 1,4 · 10-5 1/K, Basalt dagegen etwa
nungsprüfung erforderlich. 0,8 · 10-5 1/K auf. Eine Absenkung der Frischbetontempe-
ratur stellt dann eine einfache Maßnah-
Durch den Einsatz von Luftporenbild- Eine Verminderung der Zwangsspannun- me dar, wenn bei der Betonherstellung
nern verringert sich der E-Modul des gen ist nach Gleichung 2.1 zu erwarten. Gesteinskörnungen verwendet werden
Betons und gleichzeitig erhöht sich die können, die bei sommerlichen Tempe-
Zugbruchdehnung. Nach den Untersu- Praktisch kann die Gesteinskörnung raturen abgedeckt und über eine Berie-
chungen in [58] tritt dadurch eine Ver- nicht nach diesem Gesichtspunkten aus- selung mit Grundwasser gekühlt worden
besserung des Relaxationsverhaltens gewählt werden, da die Transportbeton- sind.
ein, sodass die Zwangszugspannungen werke aus wirtschaftlichen Gründen die
um bis zu 10 % verringert werden. Wenn regional anstehende Gesteinskörnung Eine wirkungsvollere Reduzierung der
bei Beton mit Luftporenbildner zur Er- verwenden müssen. Eine diesbezügliche Frischbetontemperatur wird durch die
reichung der geforderten Festigkeit ein Auswahl von Gesteinskörnungen wird Zugabe von Trockeneis, Eisschnee oder
erhöhter Zementgehalt erforderlich wird, deshalb immer eine Ausnahme sein. Scherbeneis erreicht [60]. 10 kg Eis/m3
ist jedoch die günstige Wirkung des Luft- reduzieren um etwa 1,5 K [61]. Die Aus-
poren bildenden Zusatzmittels auf die Auch im Massenbetonbau wird der Ein- wirkung auf den Wasserzementwert ist
Zwangspannungen beeinträchtigt. satz thermisch günstiger Gesteinskör- zu beachten.
nungen dem Zufall überlassen bleiben.
(4) Begrenzung der Betonfestigkeit Rückstandsfrei und ohne Einfluss auf
Hohe Betonfestigkeiten erfordern nied- 5.1.2 Verminderung der Frisch- den w/z-Wert ist die Kühlung mit flüssi-
rige w/z-Werte und damit i.d.R. höhere betontemperatur gem Stickstoff. Um die Temperatur von
Zementmengen mit entsprechender Hy- 1 m3 Frischbeton um 1 K abzusenken
dratationswärmemenge. Um die daraus Durch die Absenkung der Frischbeton- sind 7 kg N2 erforderlich, wenn nur das
entstehenden Probleme zu vermeiden, temperatur wird die Maximaltemperatur Anmachwasser oder etwa 16 kg N2,
sollte die Betonfestigkeit auf den sta- während der Hydratation sehr wirkungs- wenn die Betonmischung gekühlt wird
tisch-konstruktiv und für die Expositions- voll vermindert (Bild 4.17), und zwar nicht [62]. Einige Informationen zur Anwen-
klasse erforderlichen Wert beschränkt nur um den Betrag der anfänglichen dung sind in [63] zu finden.
werden. Die Beanspruchung des Betons Temperaturdifferenz. Bei niedriger Aus-
im späteren Gebrauchszustand ist des- gangstemperatur läuft auch die Hydrata- Im Sommer sind die Frischbetontem-
halb sorgfältig zu prüfen, um überzogene tion in der Frühphase der Erhärtung und peraturen in Abhängigkeit vom Trans-
oder unrealistische Anforderungen und die Wärmeentwicklung langsamer ab, port und Einbau festzulegen. Mit einem
damit hohe Festigkeitsklassen zu ver- wird aber Wärme aus dem Bauteil an die Vorhaltemaß ist sicherzustellen, dass
meiden. Umgebung abgegeben. die maximal zulässige Frischbetontem-

38
peratur nicht überschritten wird. Daraus Tafel 5.5: Spezifische Wärmekapazität der Betonausgangsstoffe
resultieren schließlich die notwendigen
Rechenwert
Maßnahmen. Formelzeichen
[kJ/kg K]

Die Temperatur des Frischbetons ergibt Zement / Zusatzstoff 0,84 cz


sich anteilig aus der Temperatur der ein- Gesteinskörnung 0,84 cg
zelnen Ausgangsstoffe und deren spe-
Wasser 4,20 cw
zifischer Wärmekapazität entsprechend
Tafel 5.5. Die Werte und die Anteile der
Ausgangsstoffe in der Frischbetonmi-
schung weisen darauf hin, dass nur die sprechend hoher Überschüttung lassen Durch die optimale Ausnutzung sowohl
Kühlung der Gesteinskörnungen und des sich dadurch auch im Sommer gering der Verdampfungswärme als auch der
Wassers zielführend ist. Selbstverständ- schwankende Entnahmetemperaturen sensitiven Wärme bis zum Temperatur-
lich muss Zement mit höherer Anliefe- um 15 °C einhalten. ausgleich ist der Stickstoffverbrauch mit
rungstemperatur vermieden werden. 5 l/m3 bis 7 l/m3 Beton und je 1 K äußerst
Durch Überdachung oder Abdecken mit gering. Eine exakte Steuerung der Be-
Nach [64] ergibt sich die Frischbeton- möglichst hell gefärbten Matten lässt tontemperatur allein durch die Kühlung
temperatur (°C) zu: sich die Aufheizung verringern, aber der Gesteinskörnung ist wegen der Träg-
nicht verhindern. heit des Verfahrens kaum möglich, kann
aber zusätzlich durch die leichter steu-
Bei getrenntem Passiv- und Aktivlager erbare Temperatur des Zugabewassers
empfiehlt es sich, die Aktivsilos in den erreicht werden.
(5.1) Nacht- oder frühen Morgenstunden zu
beschicken und gegen Sonneneinstrah- Kühlung des Zugabewassers
oder vereinfacht für eine mittlere Beton- lung zu schützen. Wasser lässt sich mit vergleichsweise
rezeptur geringem Aufwand kühlen. Durch Kühl-
Die einfachste und meist kostengüns- schlangen im Wasservorratstank kann
Tb = 0,1 Tz + 0,2 Tw + 0,7 Tg C° (5.2) tigste Methode zur Kühlung ist das Be- die Wassertemperatur bis auf ca. + 3 °C
rieseln mit Kaltwasser. Die Wirkung lässt abgesenkt werden. Darunter besteht Ver-
z, g, hg, w Massen an Zement, Ge- sich verstärken durch Versprühen (Ra- eisungsgefahr an den Kühlrohren. Statt
steinskörnung, Oberflä- sensprenger o.Ä.) und Durchblasen von eines Kühlaggregats kann die erforderli-
chenfeuchte und Zugabe- Luft im Gegenstrom. Dabei wird zusätz- che Kühlung auch durch verdampfenden
wasser lich die Verdunstungskälte genutzt. Flüssigstickstoff im Wärmetauscher er-
Tb.h, Tz, Tg, Tw Temperatur von Frischbe- folgen. Wenn man das Kaltgas anschlie-
ton, Zement, Gesteinskör- Nachteilig sind die Erhöhung der Eigen- ßend durch den Wassertank leitet, wird
nung, und Wasser feuchte und der hohe Wasserverbrauch. dabei das Wasser umgewälzt und das
Deshalb sollten nur die groben Korn- Kältepotenzial fast vollständig genutzt.
Zu beachten ist dabei, dass der Wasser- gruppen derart behandelt werden und Der Stickstoffverbrauch liegt bei 7 l/m3
anteil aus der Oberflächenfeuchte der der Wasserabfluss geregelt werden. K und entspricht 4 bis 5 l/m3 Beton K.
Gesteinskörnung mit deren Temperatur Durch eigene Wassergewinnung kön- Nachteilig ist die relativ geringe Menge
anzurechnen ist. nen die Wasserkosten gering gehalten Zugabewasser, die von der Oberflächen-
werden. feuchte der Gesteinskörnung abhängt.
Für einen C30/37 mit 270 kg Zement/m3 Dadurch lässt sich der Beton auf diese
kann die Frischbetontemperatur um 1 K Die Kühlwirkung ist begrenzt und wird Art nur um 1 K bis 5 K abkühlen.
alternativ abgesenkt werden durch die abhängig von den Randbedingungen 5 K
Abkühlung bis 8 K kaum übersteigen. Unter Berück- Wesentlich größere Kühlraten können
der Gesteinskörnung um etwa 1,5 K sichtigung der durch die erhöhte Ober- durch die Zugabe von Scherbeneis
oder des Zugabewassers um etwa 4 K flächenfeuchte reduzierten Zugabewas- anstelle des Zugabewassers erreicht
oder des Zements um etwa 8 K sermenge beträgt die Auswirkung auf die werden. Hierbei wird die erforderliche
Betontemperatur maximal 4 K. Schmelzwärme der Mischung entzogen,
Kühlung der Gesteinskörnungen was theoretisch eine Abkühlung um bis
Bei der vorwiegenden Lagerung der Ge- Ein Herunterkühlen der Korngruppen bis zu 15 K bewirkt. Da wegen vorhandener
steinskörnung in Halden oder Boxen mit auf wenig über 0 °C ist möglich, indem Oberflächenfeuchte nur ein Teil des An-
Schrapper bzw. Radladerbetrieb werden Kaltluft durch die Vorratssilos geblasen machwassers zugegeben werden kann
üblicherweise die oberen Schichten mit wird. Eine derartige Anlage lässt sich und davon ca. 20 % für die Dosierung
stark schwankenden Temperaturen ent- alternativ für Kalt- und Warmluft (Winter- von Betonzusatzmitteln in flüssigem Zu-
nommen. Bis in 25 cm Tiefe können täg- betrieb) verwenden. stand erforderlich sind, reduziert sich die
liche Schwankungen zwischen 10 K und praktisch erreichbare Temperaturdiffe-
40 K auftreten. Günstig ist es, wenn bei Die Luft kann durch Kühlaggregate über renz. Für die Reduzierung der Frischbe-
der Entnahme nicht die obere Schicht für Wärmetauscher gekühlt werden. Einfa- tontemperatur um 1 K sind ca. 7 kg Eis
sich abgetragen wird, sondern gleichzei- cher und effektiver ist das Eindüsen von pro m³ Beton erforderlich.
tig auch tiefere Schichten angeschnitten Flüssigstickstoff in den Luftstrom [65].
werden. Noch besser, aber aufwendiger, Durch Befeuchten der Gesteinskörnun- Die Eisbereitung und -zwischenlagerung
ist es, die erwärmten Schichten zur spä- gen ist auch hierbei die Verdunstungskäl- erfordert entsprechend teure leistungsfä-
teren Verwendung beiseite zu schieben. te zusätzlich nutzbar. Wegen des höhe- hige Aggregate und ist nur für große Be-
ren Luftwiderstands sollten die feineren tonmengen (> 50000 m3) wirtschaftlich.
Optimal ist ein unterirdischer Abzug Körnungen nicht mit dieser Methode Die Energiekosten sind dagegen relativ
der Halden mittels Bandtunnel. Bei ent- gekühlt werden. gering (< 0,1 € / kg Eis).

39
Zu beachten ist, dass bei schwankenden Tafel 5.6: Mögliche Abkühlung mit verschiedenen Verfahren für einen Beton mit 300 kg/m3
Ausgangsgrößen zwei Grenzwerte ein- Zement und w/z ≤ 0,5 nach [66]
zuhalten sind, nämlich der vorgegebene
Kühlverfahren Abkühlung des Frischbetons um
w/z-Wert und die vorgegebene Beton-
temperatur. Kühlung des Zugabewassers 2 K bis 4 K
Zugabe von Scherbeneis 5 K bis 15 K
Das Problem des vollständigen Schmel- Besprühen der groben Gesteinskörnung 2 K bis 4 K
zens der Eispartikel während des Vakuumkühlung der Gesteinskörnung 5 K bis 8 K
Mischens ist durch das übliche Nach-
Flüssig-Stickstoff Abkühlung des Frischbetons auf rd. 5°C
mischen im Fahrmischer beherrschbar.

Kühlung des Zements


Diese Maßnahme ist nur in Extrem-
situationen sinnvoll. Über Filterplatten ratur. Eine Überdachung (Sonnenschutz) durch ein möglichst großes Transport-
am Siloboden lässt sich Luft durch das sollte mindestens vorgesehen werden. volumen der Fahrmischer, kurze Trans-
Zementsilo blasen, die gleichzeitig zur portzeiten und Vermeiden von längeren
Auflockerung dienen kann. Ohne Luft- Vor Mischbeginn und nach Unterbre- Standzeiten der leeren und beladenen
entfeuchtung besteht die Gefahr der chungen sind durch die sommerliche Fahrzeuge bei voller Sonnenbestrahlung.
Kondensatbildung, wenn die Zement- Lufttemperatur erwärmte Anlagenteile, Helle Lackierung und das Besprühen der
temperatur den Wert der Umgebungs- die mit dem Beton oder dessen Aus- Fahrmischertrommel mit Wasser können
temperatur erreicht. Eine Abkühlung bis gangsstoffen in Berührung kommen, mit der Erwärmung entgegen wirken.
weit unter die Lufttemperatur ist mög- Kaltwasser abzuspritzen. Dies gilt analog
lich, wenn beim Befüllen des Silos Flüs- für die Transportfahrzeuge. Je nach den vorgenannten Randbe-
sigstickstoff mit eingedüst wird oder, wie dingungen, insbesondere der Differenz
vorbeschrieben, über die Filterplatten Durch ständige Temperaturmessungen zwischen Frischbeton- und Umgebungs-
Stickstoff eingeblasen wird. Es ist mit der Ausgangsstoffe und des fertigen temperatur, kann es beim Betontransport
einem Stickstoffverbrauch von mehr als Betons lassen sich Abweichungen recht- zu Erwärmungen zwischen 1 K und 5 K
20 l/m3 Beton und je K zu rechnen; die zeitig erkennen und Gegenmaßnahmen kommen. Als Erfahrungswert gelten pro
Temperaturreduzierung des Betons ist einleiten. Stunde 15 % der Temperaturdifferenz zur
jedoch sehr begrenzt. Weiterhin ist für Umgebung.
eine wirksame Entstaubung der Abluft Bei vorgeschriebener maximaler Ein-
zu sorgen. bautemperatur ist entsprechend den Wärmegedämmte Fahrmischer werden
Umgebungsbedingungen bei Transport fast ausschließlich in extremen Klimage-
Kühlung des Frischbetons und Einbau ein Vorhaltemaß zu berück- bieten eingesetzt. Ihr Effekt ist, vor allem
Wenn eine Kühlung der Ausgangsstoffe sichtigen. bei längerer Transportdauer, erheblich.
nicht ausreicht, muss der Frischbeton
gekühlt werden. Geeignet ist dazu flüs- Aus verschiedenen Untersuchungen 5.1.4 Einbau des Frischbetons
siger Stickstoff, der bereits beim Mi- ist eine Korrelation zwischen Luft- und
schen oder erst im Fahrmischer durch Frischbetontemperatur abgeleitet wor- Bei der Betonverarbeitung kann es unter
Eindüsen zugesetzt werden kann. Vor- den (Bild 5.4). Daraus kann ein sol- sommerlichen Bedingungen zu einer wei-
versuche sind notwendig, um eine ho- ches Vorhaltemaß für die Frischbeton- teren Erwärmung des Frischbetons kom-
mogene Abkühlung zu erreichen und ein temperatur bei der Herstellung abgeleitet men. Die Temperatursteigerung ist dabei
teilweises Gefrieren des Frischbetons zu werden. oft größer als die während des Transports.
vermeiden. Ursache sind die erwärmten Förderge-
Eine Aufheizung des Betons während fäße (Kübel, Rohrleitungen), Schalungen
Eine Abkühlung bis auf 5 °C ist möglich. des Transports kann begrenzt werden und dicht liegende Bewehrungen.

Zusammenfassung
Mit den vorgenannten Methoden ist,
wenn vom Einsatz des Flüssigstickstoffs
abgesehen wird, nur eine sehr begrenzte
Abkühlung zu erzielen (Tafel 5.6). Daran
schließt sich zwangsläufig die Überle-
gung an, ob die rissgefährdeten Bauteile
nicht in einer Jahreszeit mit günstigen
Außenlufttemperaturen ausgeführt wer-
den können (siehe dazu Bild 4.17). In den
meisten Fällen wird aber dadurch der ge-
samte Bauablauf gestört und verzögert,
sodass häufig Termingründe gegen eine
solche Variante sprechen.

5.1.3 Betonherstellung und


-transport

Nicht eingehauste, freistehende Misch-


anlagen sind ungünstig und bedingen
Schwankungen der Frischbetontempe- Bild 5.4: Zusammenhang zwischen Luft- und Frischbetontemperaturen

40
Eine wirksame Gegenmaßnahme wäre und dichtes Abdecken des damit entste- Rohrleitungssystem mit zirkulierendem
die Verlagerung der Betonierprozesse in henden Luftspalts zwischen Betonober- Wasser ein erheblicher Teil der entste-
den späten Nachmittag. Dem stehen die fläche und Schalhaut ist effektiv. henden Wärme abgezogen. Derzeitige
daraus resultierenden organisatorischen Auffassung ist, dass sich eine längere
Nachteile gegenüber. Durch diese Schutzmaßnahmen wird Kühldauer immer günstig auswirkt. Dies
jedoch die Kerntemperatur im Bauteil gilt aber nicht so allgemein, da durch Un-
Beschränkt bleiben deshalb die Maß- angehoben und eine größere zentrische terschreiten der Zieltemperatur vielmehr
nahmen in der Regel auf das Kühlen Zwangskraft hervorgerufen. Daraus wird regelrecht Zugspannungen in die Wand
der Fördermittel durch Abspritzen oder deutlich, wie abwägend die Temperatur- hineingekühlt werden. Der Abschaltzeit-
Spülen mit Wasser und der Schutz vor steuerung vorgeplant werden muss. punkt ist demzufolge nicht anhand der
Sonneneinstrahlung durch Abdeckung. Kühlwassertemperatur, sondern einer
Einbaustellen müssen ebenfalls vor- Zur Verringerung der zentrischen Spannungsberechnung zu bestimmen
beugend gegen Aufheizung abgedeckt Zwangsspannungen ist eine anfängliche [67].
werden. Das Abspritzen der Schalung beschleunigte Abkühlung bis zum Beginn
im Zuge der Reinigung bewirkt auch eine der Festigkeitsentwicklung anzustreben. Eine Optimierung bei der Verminderung
Abkühlung. Durch eine erhöhte Wärmeabgabe über der Eigen- und Zwangsspannungen wird
die Schalung oder die Oberfläche bei durch Kombination von Dämmungen zur
Nicht unerheblich trägt die Abfolge des Bodenplatten kann die Maximaltempera- Vermeidung eines Temperaturprofils und
Betoneinbaus zur Erwärmung bei. Des- tur im Bauteil abgesenkt werden. Wenn Kühlrohren zur Absenkung der Maximal-
halb sind eine leistungsfähige Beton- keine größeren Eigenspannungen erwar- temperatur erreicht.
versorgung ohne Wartezeiten und ein tet werden müssen, kann die verstärkte
zügiger Betoneinbau mit beispielsweise Abkühlung bis zum Temperaturmaximum Durch Aufwärmen der Randzone des
Betonpumpen anzustreben. durchgeführt werden. Danach sind wär- angrenzenden und bereits erhärtenden
medämmende Matten anzuordnen, um Bauteiles kann die Temperaturdifferenz
die Abkühlzeit und die spannungsmin- zwischen Alt- und Neubeton drastisch
5.1.5 Nachbehandlung und Tempe- dernde Wirkung der Relaxation zu ver- vermindert werden. Beispiele sind vor
ratursteuerung des erhärten- längern. allem Konstruktionen, die aus Wänden
auf Bodenplatten oder Fundamenten be-
den Betons
Der optimale Zeitpunkt lässt sich nur stehen. Beispielsweise wird durch Heiz-
Die bekannten Regeln zum Schutz vor durch laufende Messung der Kern- und rohre ein schmaler Streifen der Sohle
Austrocknen des erhärtenden Betons Oberflächentemperatur feststellen. Bei im Bereich des Wandfußes vorgewärmt
sind zu erweitern und um Maßnahmen plattenförmigen Bauteilen können durch [67]. Der Wandfuß erhält durch die spä-
zur thermischen Nachbehandlung zu ungleichmäßige Abkühlungen auch zu- tere Abkühlung des Auflagers eine Vor-
ergänzen. sätzliche Biegezwangsspannungen und spannung.
Verwölbungen (Aufschüsseln) auftreten.
Rissgefährdete Bauteile sind beson- Auch dagegen wirkt die Wärmedäm- Die Methode wird auch in Verbindung
ders sorgfältig gegen Austrocknung zu mung günstig. mit einer parallel laufenden Kühlung des
schützen, um eine Überlagerung von neu betonierten Bauteilabschnitts ange-
Temperatur- und Schwindspannungen Bei kühlem Wetter kann bereits der freie wandt. Eine Kühlung durch eingebaute
zu vermeiden und in der gefährdeten Zugang der Außenluft zur Temperaturer- Rohre bietet sich ebenfalls an.
Betonrandzone ein ausreichendes Fes- mäßigung ausreichend sein. Bei hohen
tigkeitsverhalten zu erreichen. Außenlufttemperaturen und starker Massige Betonbauteile wasserbaulicher
Sonneneinstrahlung sind feuchte Jute- Anlagen stellen besondere Anforderun-
Bei Einsatz von Hochofenzement oder bahnen vorzusehen oder eine ständige gen. Um die Vorgaben über Tempera-
Flugasche erfordert die langsame Hy- Berieselung mit Wasser vorzunehmen. turgrenzwerte einhalten zu können, sind
dratation eine besonders lange Nach- Bei horizontalen Bauteilen hat sich auch mehrere Maßnahmen gleichzeitig an-
behandlungsdauer. Dies ist auch eine eine Flutung mit Wasser als zweckmäßig zuwenden. Wie diese sich auf die Tem-
Voraussetzung für die „Selbstheilung“ erwiesen. peraturverhältnisse auswirken, wird [61]
eventuell vorhandener Eigenspannungs- anhand des Sperrenbetons der Talsperre
risse. Eine zu starke Abkühlung kann zu Tem- Zillergründl gezeigt. Deutlich wird auch
peraturunterschieden, Spannungen und der Aufwand, der entsteht, um eine Sen-
Zur Vermeidung von größeren Eigen- Rissen führen. Insofern ist auch die sorg- kung der Temperatur um etwa 14 °C bis
spannungen ist das Temperaturprofil fältige Vorplanung unerlässlich und unter 23 °C zu erreichen.
im Querschnitt dickerer Bauteile so zu Beachtung der jahreszeitlichen Einbau-
steuern, dass die Temperaturdifferenz bedingungen vorzunehmen. 5.2 Unterteilung massiger und
zwischen Kern und Rand unter 15 K bis großflächiger Baukörper
20 K liegt. Bei Bauteilen bis 1,0 m Dicke Eine künstliche Kühlung des Betons nach
können auch höhere Temperaturdifferen- dem Einbau kann erforderlich werden, Zur Begrenzung der Wärmentwicklung
zen unschädlich sein. Eine Entscheidung wenn die Temperaturdifferenzen zwischen und Spannungen können Bauwerks-
kann erst durch rechentechnische Verfol- dem Maximum der mittleren Bauteiltem- teile mit größeren Abmessungen ge-
gung der Zwangsspannungen getroffen peratur und der Umgebungstemperatur ometrisch oder mit unterschiedlicher
werden. eine rissfreie Konstruktion ausschließt Betonzusammensetzung in Abschnit-
und die Rissbreiten in Hinblick auf die Ge- te unterteilt werden. Die Festlegung
Das Bauteil ist gegen zu rasche Abküh- brauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit der Lage und Ausbildung der dazu
lung zu schützen. Das kann durch Aufle- nicht wirksam begrenzt werden können. notwendigen Fugen ist Aufgabe der
gen von Dämmmatten oder Überhängen Tragwerksplanung, sollte aber mit dem
von Folien mit Luftzwischenraum erfol- Bei der Innenkühlung des erhärten- bauausführenden Betrieb abgestimmt
gen. Auch das Lockern der Schalung den Betons wird über ein eingebautes werden.

41
5.2.1 Abschnittsweise Herstellung Durchgehende starke Bewehrung behin- setzungen festgelegt, ein mehrschaliger
der Bauteile dert die Verformung und muss deshalb Aufbau ist empfehlenswert [69]. Üblich
getrennt und durch Bewehrungsstöße ist die Unterteilung in Kern- und Vor-
Mit der Verringerung der Bauteilabmessun- nachträglich verbunden werden. satzbeton, die sich im Korngerüst und
gen durch Fugen, z.B. durch Unterteilung der Zementleimmenge unterscheiden
langer Wände oder großer Sohlplattenflä- Durch Unterteilung in Betonierabschnitte (Bild 5.7). Die höhere Wärmefreisetzung
chen, können die Zwangsbeanspruchun- kann die gleichzeitig in kompakten Bau- im Vorsatzbeton wird durch die geringere
gen wirksam verringert werden, sodass körpern freigesetzte Gesamtwärmemen- Dicke in Grenzen gehalten.
durchgehende Trennrisse vermieden ge verringert, die Abkühlung erleichtert
werden können (Abschnitt 2.2.2). In Bild und eine nahezu adiabatische Tempera- Äußerst wirksam ist die „zonierte“ Bau-
5.5 ist die Auswirkung der Trennung einer turentwicklung verhindert werden. Dabei weise auch für dicke Fundamentplatten.
Wand mit L/H ≈ 3 in zwei Scheibenstücke, werden einzelne horizontale Lagen beto- Dabei können ebenfalls unterschiedliche
hier exemplarisch mit ungleichen Abmes- niert, die zwischenzeitlich abkühlen und Betonrezepturen miteinander kombiniert
sungen, dargestellt. Die Verformungsbe- erhärten können. Der Vorteil entsteht aus werden [70]. Im Bereich der unteren und
hinderung über die Wandhöhe (in Bild dem größeren Verhältnis der Oberfläche oberen Bewehrung wird Beton mit dem
5.5 für den Behinderungsgrad 0,6 und 0,4 zum Volumen der Betoncharge. erforderlichen Mindestzementgehalt ein-
angegeben) nimmt durch die Unterteilung gesetzt. In diesen Zonen ist der Wär-
deutlich ab. Die Lage der Betonierabschnitte und der meabfluss über die Außenflächen we-
daraus resultierenden Arbeitsfugen kön- nig behindert. Für den Kernbeton ohne
Die Anwendbarkeit ist durch den nen vom ausführenden Bauunternehmen Tragbewehrung und ohne Karbonatisie-
Nachteil, den Fugen zwangsläufig mit nur in Abstimmung mit dem Tragwerks- rungsgefahr kann eine flugaschereiche
sich bringen, eingeschränkt. Bei was- planer festgelegt werden. Mischung ohne einzuhaltenden Mindest-
serundurchlässigen und flüssigkeitsdich- zementgehalt verwendet werden. Bei
ten Bauwerken wird oft bzw. muss auf Bodenplatten mit großen Abmessungen gleichzeitigem Einsatz gröberer Korn-
eine Anordnung von Fugen verzichtet werden aus baupraktischen Gründen gruppen kann dadurch die Zementmen-
werden. Wasserundurchlässige Bauteile durch Arbeitsfugen unterteilt. Wenn ei- ge auf unter 200 kg/m3 gesenkt werden
erfordern spezielle Fugenabdichtungen. ne geeignete Arbeitsfolge eingehalten [70]. Für die Nacherhärtung herrschen
wird, ist bereits dadurch eine Verminde- im Bauteilinneren optimale Bedingungen
Die Anordnung von Sollrissfugen soll den rung der Zwangsspannungen möglich und in der Zone mit dem ungünstigsten
Verlauf sich bildender Spannungsrisse (Bild 5.6). Wärmeabfluss wird eine geringere Wär-
erzwingen. Durch eingelegte Profilleisten memenge freigesetzt.
sollten derartige Fugen betont werden, Eine abschnittsweise Herstellung muss
um die Risse zu kaschieren. Für kraft- aber nicht prinzipiell günstig sein. In Etwas aufwendig, aber technisch lösbar,
schlüssige Verbindungen sind nachträg- Tunnelquerschnitten werden dagegen ist der Einbau des Randbetons im Be-
liche Rissverpressungen erforderlich. durch eine monolithische Ausführung die reich der vertikalen Außenseiten.
Längszugspannungen vermindert sowie
Günstig für den Abbau von Zwängungs- die Rissanfälligkeit und die erforderliche 5.3 Konstruktive Maßnahmen
spannungen sind Schwindgassen oder Bewehrung verringert [68]. zur Reduzierung der Be-
kleinere Zwischen-Betonierabschnitte, hinderung der erhärtenden
die erst nach Abklingen der Tempera- 5.2.2 Zonierte Bauweise Betonbauteile
turverformungen ausbetoniert werden.
Nachteilig sind dabei der zusätzliche Bei wasserbaulichen Anlagen, wie Tal- Bei vielen Bauwerken besteht aus
Schalaufwand und technologische Pau- sperren, wird der Querschnitt der Stau- konstruktiven oder funktionellen Grün-
sen, die meist zur Bauzeitverlängerung mauer in funktionelle Zonen aufgeteilt den überhaupt keine Möglichkeit, eine
führen. und dafür differente Betonzusammen- zwangarme Lagerung der Konstruktions-

Bild 5.5: Veränderung der inneren Verformungsbehinderung und Span- Bild 5.6: Auswirkung der Betonierpausen zwischen den Bauabschnit-
nungen in der Wandscheibe bei Änderung der Geometrie ten auf die zentrischen Zugspannungen in einer Betonplatte [3]

42
teile zu erreichen. Im Wesentlichen trifft ne Verformbarkeit besitzen (Bild 5.8). 5.4 Betontechnische Arbeits-
dies auf alle im Verbund betonierten Bau- vorbereitung
teile zu, wie z.B. Wand/Fundamentsohle, – Vermeidung unterschiedlicher Stei-
Wand/Wand, Decke/Wand usw. Eine figkeiten durch übereinstimmende Die Vermeidung der Rissbildung in er-
Verringerung der Zwangsspannungen Dicken der Sohle, Wände und De- härtenden Bauteilen stellt hohe Anforde-
kann in solchen Fällen nur durch eine ge- cken in fugenlosen Konstruktionen rungen an die Vorbereitung der Baumaß-
eignete zeitliche Ablauffolge der Beton- Geometrische Formen, die zu Zug- nahme und setzt dabei eine intensive
gänge und eine Optimierung der Beton- spannungskonzentrationen führen Zusammenarbeit der Tragwerksplanung
zusammensetzung erreicht werden. (einspringende Ecken, Aussparun- und des bauausführenden Betriebs
gen, Querschnittssprünge) sind zu rechtzeitig vor Baubeginn voraus.
Als geeignete Maßnahmen haben sich vermeiden oder zumindest kon-
erwiesen: struktiv zu sichern (zusätzliche Dazu gehören Untersuchungen über die
Bewehrung, Ausrundungen usw.). zu erwartenden Temperatur- und Span-
– Gleitfähige Auflagerung von nungsverhältnisse, die Optimierung der
Fundamentplatten und Sohlen – Erhärtung ohne Verformungsbe- Betonzusammensetzung, Maßnahmen
Eine zwangverursachende Verfor- hinderung zwischen den Bauteilen zur Verminderung der Zwangsspannun-
mungsbehinderung wird entweder Zur Vermeidung einer Verformungs- gen und, wenn erforderlich, die Bemes-
durch die flächige Reibung auf dem behinderung werden zwischen stei- sung einer Rissbreiten begrenzenden
Untergrund (Boden, Unterbeton) fen Bauteilen so genannte „Hydra- Bewehrung. In Betonierplänen und ei-
hervorgerufen und kann nur sehr tationsgassen“ vorgesehen, die nach nem Qualitätssicherungsplan sind die
schwer abgeschätzt werden, da die Abklingen der Hydratationswärme, betonstofflichen und verfahrenstechni-
Lagerungsbedingungen oft nicht d.h. nach frühestens einer Woche, schen Maßnahmen, die notwendigen
genau beschrieben werden können. geschlossen werden. In Anbetracht Eignungsprüfungen, Kontrollen und
der Wärmeableitung beim Schlie- Verantwortlichkeiten festzulegen. Gleich-
Durch zweilagige Folien, Glasvlies ßen der Gassen wird eine Breite zeitig sind die Vorgehensweisen anzuge-
und Bitumenschweißbahnen kann von etwa der ein- bis zweifachen ben, wenn während der Baudurchfüh-
die Reibung bis auf weniger als die Bauteildicke als günstig angesehen. rung von den Festlegungen abgewichen
Hälfte vermindert werden [72]. Zur werden muss.
Verbesserung der Wirksamkeit der Sohlenrandstreifen können gemein-
Gleitschicht ist eine dickere Unterbe- sam mit der Wand oder in geringem Entsprechend der jeweiligen Funktion
tonschicht zu wählen, um eine gleich- zeitlichen Abstand betoniert werden. und Bedeutung des Bauwerks kann
mäßige, mit Flügelglättern abgezoge- Ein vorauslaufender Sohlenstreifen dabei auch dem Auftraggeber eine be-
ne Oberfläche erzielen zu können. Bei ist mit Wärmeschutzfolie abzude- sondere Verantwortung zufallen. Durch
dünnen Folien reichen bereits kleine- cken, um einen möglichst einheitli- zweifelsfreie Definition der Eigenschaf-
re Unebenheiten aus, um die Gleitfo- chen Temperaturausgleichsvorgang ten des Bauwerks, technisch begründete
lie wirkungslos werden zu lassen [73]. herbeizuführen. Vorgaben für die Bauablauftermine und
realistische Baukosten wird die Grundla-
Die Gleitfähigkeit ist durchgängig Lässt sich eine Verformungsbehinderung ge für eine qualitätsorientierte Baudurch-
sicherzustellen, indem eine nachtei- nicht hinreichend verringern bzw. nicht führung geschaffen.
lige Gliederung der Unterkante der vermeiden oder kann die Spannungs-
Sohle, bis auf funktionsbedingte Hö- situation trotz Anwendung zwangmin-
henversprünge, vermieden wird. Ver- dernder Maßnahmen nicht zuverlässig
tiefungen, wie Rinnen und Gruben, eingeschätzt werden, ist die Anordnung
sollen im Bewegungsruhepunkt des einer Rissbreiten begrenzende Beweh-
Bauwerks angeordnet werden oder ei- rung unerlässlich.

Bild 5.7: Lagenweiser Einbau von Kern- und Randbeton [71] Bild 5.8: Verminderung von Beanspruchungen aus Zwang durch Ein-
bau einer ausreichend verformbarer Einlage und einer Gleitschicht

43
6 Schließen von Rissen Dies ist z.B. der Fall, wenn die Risse mit geeigneten Verfahren (z.B. mit öl-
schon beim Erhärten des Betons ent- freier Druckluft und/oder Industriestaub-
standen sind. sauger) von losen Feinstoffen zu
Risse, die die Dauerhaftigkeit und Ge- säubern. Benetzungs- und haftungsver-
brauchstauglichkeit der Betonkonstrukti- – Gehen die Risse durch die gesamte hindernde Verunreinigungen sind zu ent-
on nicht nachteilig beeinflussen, können Bauteildicke oder sind sie auf ober- fernen. Zum Erreichen des erforderlichen
nicht als Mangel angesehen werden. flächennahe Bereiche begrenzt? Tränkungsgrades sind muss innerhalb
Sind es z.B. Trennrisse bzw. Spaltris- der Verarbeitungszeit des Rissfüllstoffes
Risse, die die Eigenschaften der Kon- se oder sind es netzartige Schalenris- für eine ununterbrochene Zufuhr des
struktion beeinträchtigen, können so se (Krakelee)? Materials zum Riss gesorgt werden, bis
geschlossen werden, dass die Funkti- augenscheinlich kein Rissfüllstoff mehr
onstüchtigkeit und Lebensdauer wieder – Bleiben die Rissufer in Ruhe oder aufgenommen wird.
hergestellt bzw. aufrechterhalten bleibt. sind die weiteren Bewegungen aus-
gesetzt? 6.2.1 Netzartige Oberflächenrisse
6.1 Ziele beim Füllen von Rissen Mit weiteren Bewegungen ist bei
Bauteilen im Freien zu rechnen, z.B. Diese netzartigen Oberflächenrisse wer-
Das Füllen von Rissen ist vorzusehen, durch Temperaturdifferenzen Sonne/ den auch als Krakelee bzw. Craquelé
wenn eines oder mehrere der folgenden Schatten bzw. Tag/Nacht, oder sind bezeichnet. Sie entstehen bei schnellem
Ziele erreicht werden müssen [74]: die Bauteile wechselnden Belastun- Abkühlen und/oder bei schnellem Aus-
gen ausgesetzt, z.B. befahrene Bau- trocknen in den ersten Stunden nach
– Schließen teile. dem Einbauen des Betons, vor allem bei
Hemmen oder Verhindern des Ein- Zugluft bzw. Wind. Mehlkornreiche, kleb-
dringens von korrosionsfördernden – Wie ist der Feuchtezustand der Ris- rige Betone sind besonders empfindlich.
Wirkstoffen in Bauteile durch Risse se?
Hiervon ist die Art des zu wählen- Die Risse haben meistens eine Breite
– Abdichten den Materials abhängig: Epoxidhar- unter 0,2 mm und nur eine geringe Tie-
Beseitigen von rissebedingten Un- ze können im Allgemeinen nur für fe von wenigen Millimetern. Diese Risse
dichtigkeiten des Bauteils trockene Risse verwendet werden. stellen im Allgemeinen keinen techni-
Polyurethanharze brauchen dagegen schen Mangel dar und bedürfen nur in
– Dehnfähiges Verbinden zum Aufschäumen Feuchtigkeit. besonderen Fällen einer Behandlung.
Herstellen einer begrenzt dehnbaren Ein Füllen dieser Risse ist im Zusammen-
Verbindung beider Rissufer – Ist mit einer Selbstheilung des Be- hang mit dem Aufbringen eines Ober-
tons zu rechnen? flächenschutzsystems möglich, indem
– Kraftschlüssiges Verbinden Dies ist z.B. bei Bauteilen der Fall, die flächig geflutet wird:
Herstellen einer zugfesten Verbin- wasserundurchlässig sein sollen und
dung beider Rissufer zur Wiederher- deren Rissbreiten innerhalb bestimm- – OS 1 Hydrophobierende Imprägnie-
stellung der Tragfähigkeit ter Grenzen liegen. rung mit Silan oder Siloxan
– OS 2 Versiegelung für nicht befahr-
Die Ziele können erreicht werden durch – Handelt es sich um Sichtbetonflä- bare Flächen mit Acrylat
unterschiedliche Füllarten und Rissfüll- chen, an die hohe ästhetische Anfor- – OS 3 Versiegelung für befahrbare
stoffe [74]: derungen gestellt werden? Flächen mit Epoxidharz,
Hierbei ist zu beachten, dass abge- Acrylat oder Polyurethan, ggf.
– Tränkung mit Epoxidharz EP-T dichtete Risse noch stärker auffallen pigmentiert
– Injektion mit Epoxidharz EP-I und spätestens dann deutlich sicht-
– Injektion mit Polyurethanharz PUR-I bar sind. Es sollte geklärt werden, ob 6.2.2 Tiefer gehende, feine Risse
– Injektion mit Zementleim ZL-I diese Risse hinnehmbar sind [42].
Feine Risse an lotrechten Flächen und
Tränkung bedeutet Füllen von Rissen oh- Sollten die in den Bauteilen entstande- an der Oberseite von Bauteilen können
ne Druck; Injektion bedeutet Füllen von nen Risse breiter als die planerisch vor- durch Pinselauftrag geschlossen wer-
Rissen mit Druck. Die Anwendungsberei- gegebene Rissbreite sein oder wenn die den. Durch die niedrige Oberflächen-
che für Füllarten und Füllstoffe sind [74] Risse wasserdurchlässig sind oder falls spannung geeigneter Epoxidharze wird
zu entnehmen. eine Beeinträchtigung der Dauerhaftig- das Harz vom Riss aufgenommen und
keit befürchtet wird, können die Risse nach innen gesaugt. Das Auftragen des
Die Auswahl richtet sich nach der Be- geschlossen werden. Hierfür stehen ge- Harzes ist in Abständen von 3 bis 5 Mi-
urteilung der Risse. Daher sind vor ei- eignete Verfahren zur Verfügung. Ein er- nuten zu wiederholen und so lange zu
nem Füllen der Risse einige wesentliche forderliches Schließen von Rissen hat zu wiederholen, bis der Riss kein Harz mehr
Punkte zu klären: erfolgen nach der „Richtlinie für Schutz aufnimmt. Die Risse müssen mindestens
und Instandsetzung von Betonbauteilen“ bis zu einer Tiefe von 5 mm bzw. der
– Was war die rissauslösende Ursa- des DAfStb [74]. Die Ausführungsanwei- 15fachen Rissbreite gefüllt werden [74].
che? sungen der Hersteller sind zu beachten. Der größere Wert ist maßgebend.
Ursachen können z.B. sein: Fehlende
oder zu spät beginnende oder unzu- 6.2 Tränken von Rissen 6.3 Abdichten von Rissen
reichende Nachbehandlung, dadurch
Austrocknen und Schwinden des Be- Zum Schließen von Rissen durch Trän- Das Abdichten von Rissen in was-
tons, Temperaturdifferenzen ken dürfen kalt härtende, zweikompo- serundurchlässigen Bauteilen sollte so
nentige, lösemittelfreie, ungefüllte Epo- spät wie möglich erfolgen. Bewegun-
– Gehört die rissauslösende Ursache xidharze eingesetzt werden [74]. Risse gen durch Temperaturdifferenzen und
inzwischen der Vergangenheit an? und Risszonen sind vor dem Tränken Schwinden dürfen keine Störungen her-

44
vorrufen. Bei Bauwerken im Grundwas- wenn weiterhin günstige Bedingungen 6.4 Dehnfähiges Verbinden der
ser wird diese Arbeit sinnvoller Weise herrschen. Risse, die noch nach 1⁄4 Jahr Rissufer
erst kurz vor dem Verfüllen der Baugrund durchfeuchten, müssen meistens abge-
stattfinden. dichtet werden. Durch Injektion können Risse so ge-
schlossen werden, dass begrenzt
Verpressarbeiten (Injektionen) erfordern 6.3.2 Abdichtung mit Zementleim dehnfähige Verbindungen der Rissufer
umfangreiche Erfahrungen. Sie sollen entstehen. Hierfür sind geeignete zwei-
daher nur von Spezialfirmen mit geschul- Für das Verpressen von Rissen sind Spe- komponentige Polyurethanharze einzu-
tem Personal und geeigneten Geräten zialzemente als Feinstzemente entwickelt setzen. Diese Harze müssen für Abdich-
ausgeführt werden. Für diese Arbeiten ist worden. Sie gestatten das Verpressen tungen zusätzlich zu den allgemeinen
die Richtlinie des Deutschen Ausschus- von Rissen mit Breiten über 0,5 mm auf Anforderungen folgende Eigenschaften
ses für Stahlbeton DAfStb „Schutz und wirtschaftliche Weise. Die Selbstheilung haben:
Instandsetzung von Betonbauteilen [74]“ der Risse wird durch das Verpressen
zu beachten. mit Zementleim günstig beeinflusst und – Porenbildung bereits bei geringem
ermöglicht. Die Risse müssen in Ruhe Wasserzutritt zum noch nicht rea-
Zum Verpressen werden entweder Ein- sein, die Rissufer müssen vorgenässt gierten Harzgemisch mit einer Zell-
füllstutzen in Bohrlöcher (Bohrpacker) werden. Ein kraftschlüssiges Verbinden wandstruktur, die das Erreichen von
oder aufgeklebte Einfüllstutzen (Klebe- oder dehnfähiges Schließen der Risse ist Dichtheitskriterien sicherstellt
packer) eingesetzt. Beim Verpressen mit mit Zementleim nicht möglich. – keine Versprödung bei Wasserzutritt
Epoxidharz ist im Allgemeinen eine Ver- vor oder nach Ablauf der Reaktion
dämmung der Risse erforderlich. Dafür 6.3.3 Abdichten gegen Wasserdruck – ausreichende Haftfestigkeit an Riss-
wird der Rissverlauf zwischen den Pa- ufern beliebigen Feuchtezustands,
ckern mit einem geeigneten Material so Gelegentlich werden Undichtheiten erst ggf. in Verbindung mit einem zugehö-
abgespachtelt, dass das Injektionsharz nach Einwirkung des Wassers festge- rigen schnell schäumenden Hilfssys-
nicht ausläuft. Die Verdämmung muss stellt, z.B. nach dem Abschalten der tem
dem Injektionsdruck standhalten. Grundwasserabsenkung bei Kellern oder – ausreichende Dehnfähigkeit in Rissen
Über den Verpressvorgang und die dabei beim Füllen von Flüssigkeitsbehältern. In
stattfindenden besonderen Vorkomm- diesen Fällen können die Risse gegen Bei Wasser führenden Rissen ist, wenn
nisse ist ein Protokoll anzufertigen. Vom den Wasserdruck abgedichtet werden. erforderlich, unmittelbar vor der Injektion
verarbeiteten Material sind täglich Rück- Allerdings sind diese Maßnahmen auf- ein schnell schäumendes Polyurethan-
stellproben zu nehmen und mit Datum zu wendig. harz zum kurzzeitigen Abdichten zu inji-
versehen. zieren. Die Hauptinjektion ist unmittelbar
Zum Verpressen werden im Rissverlauf darauf so durchzuführen, dass das voll-
6.3.1 Selbstheilende Risse Klebepacker oder Bohrpacker gesetzt. ständige Füllen der Risse mit Polyure-
Das Einpressen des Injektionsharzes thanharz sichergestellt wird.
Für die Funktionsfähigkeit der durch geschieht mit Niederdruckgeräten bis
Druckwasser beanspruchten Bauwerke 10 bar bei Klebepackern oder mit Hoch- 6.5 Kraftschlüssiges Verbinden
hat die selbsttätige Abdichtung von Ris- druckgeräten bis 100 bar bei Bohrpa- der Rissufer
sen eine große Bedeutung. Diese beton- ckern. Bei den meisten Verfahren wird
typische Selbstabdichtung von Rissen zum kraftschlüssigen Verpressen trocke- Für das kraftschlüssige Füllen von Ris-
im Beton wurde in der Praxis seit über ner Risse dünnflüssiges Epoxidharz EP-I sen durch Injektion dürfen kalt härtende,
30 Jahren beobachtet. Sie ist ein kompli- verwendet. Bei Rissen, die feucht sind zweikomponentige, lösungsmittelfreie,
zierter Vorgang und wird als „Selbsthei- und nicht kraftschlüssig verklebt werden ungefüllte Epoxidharze verwendet wer-
lung“ bezeichnet. müssen, können zur Abdichtung Polyu- den [74]. Die Rissufer müssen trocken
rethanharze PUR-I verwendet werden. und frei von haftungsstörenden Verun-
Folgende Bedingungen sind für die reinigungen sein. Die Risse sind voll-
Selbstheilung des Betons erforderlich: 6.3.4 Abdichtung durch Injektions- ständig zu füllen. Die Verdämmung muss
schleier im Baugrund so sorgfältig erfolgen, dass die Injektion
– Risse müssen ohne Bewegung sein ohne Unterbrechung infolge von Un-
– das durchsickernde Wasser soll keine Bei nicht anders abzudichtenden Ris- dichtheiten durchgeführt werden kann.
betonangreifenden Stoffe enthalten sen kann im Erdreich außerhalb des Bei Bauteilen mit kurzzeitigen oder täg-
– die Durchflussgeschwindigkeit darf Bauwerks ein Injektionsschleier als Ab- lichen Rissbreitenänderungen während
nicht zu groß sein dichtungsmaßnahme ausgebildet wer- der Ausführung muss die Verdämmung
den. Der umgebende Baugrund wird mit einem hierfür geeigneten Material
Die Durchflussgeschwindigkeit ist ab- als Stützgerüst für die Injektionsstoffe erfolgen.
hängig von der Druckwasserhöhe hD, von benutzt. Es sind rasterförmige Bohrun-
der Bauteildicke und von der Breite des gen herzustellen, die das Bauteil voll- Bei größeren täglichen Rissbreitenän-
Risses. Aus der Druckwasserhöhe und ständig durchstoßen. Über besondere derungen ist der Injektionszeitpunkt so
der Bauteildicke kann das Druckgefälle Packersysteme wird der Injektionsstoff zu wählen, dass eine Nachinjektion bei
berechnet werden, das eine Kenngröße mit einem abgestimmten Injektionsdruck größten Rissbreiten erfolgen kann.
für die mögliche Selbstheilung darstellt. so eingebracht, dass außerhalb des Bau-
Nähere Angaben dazu in [1], [16] und werks ein wirksamer Dichtungsschleier Wenn in wichtigen Fällen eine Beurtei-
[42]. entsteht, der zur Abdichtung des Bau- lung der Vollständigkeit der Füllung und
werks führen kann. Aushärtung durchgeführt werden soll,
Durchfeuchtende Risse, bei denen nach erfolgt dies an Bohrkernen. Die an der
6-wöchiger Wassereinwirkung noch Mantelfläche des Bohrkerns sichtbaren
keine vollständige Selbstabdichtung er- Risse mit Breiten > 0,1 mm müssen min-
reicht wurde, können noch dicht werden, destens zu 80 % gefüllt sein [74].

45
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46
Organisation – Namen und Anschriften des VDB
Geschäftsführender Vorstand: VDB-Regionalgruppen und deren Leiter:
1. Vorsitzender: 1 Berlin/Brandenburg 8 Hessen
Dipl.-Ing. Wolfgang G. Schäfer Dr. rer. nat. Jürgen Kötz
Dr.-Ing. Karsten Rendchen Schlosserweg 81 Turmstr. 24
Unterbruch 58 12351 Berlin 35578 Wetzlar
47877 Willich Tel.: 0 30 / 6 04 89 56 (p) Tel.: 0 64 41 / 4 73 85 (p)
Tel.: 0 21 54 / 8 05 22 (p) Tel.: 0 30 / 3 08 77 78 40 (d) Tel.: 0 64 41 / 44 46 24 (d)
Fax: 0 21 54 / 81 19 64 (p) Fax: 0 30 / 3 08 77 78 41 Fax: 0 64 41 / 44 46 23
Tel.: 0 51 32 / 87 96 - 0 (d) E-Mail: schaefer@bmo-berlin.de E-Mail: info@juergen-koetz.de
Fax: 0 51 32 / 87 96 - 15
E-Mail: hannover@ betonmarketing.de 2 Schleswig-Holstein 9 Rheinland-Pfalz/Saarland
Dipl.-Ing. Volker Witt Ronald Wittmer-Braun
Stellvertretender Vorsitzender: Norderstr. 32 5 Impasse des Sapins
25704 Meldorf F-57990 Ippling
Prof. Dr.-Ing. Robert Weber Tel.: 0 48 32 / 97 84 19 (p) France
Karlsruher Str. 12 Tel.: 04 81 / 8 50 87-0 (d) Tel.: 00 33 38 70 28 575 /p)
41564 Kaarst Fax: 04 81 / 8 50 87-49 Tel.: 06 81 / 8 70 22 81 (d)
Tel. + Fax: 0 21 31 / 6 59 17 E-Mail: volker.witt@witt-beton.de E-Mail: ronald.wittmer@wolf-hochbau.com

Schriftführer: 3 Hamburg 10 Baden-Württemberg


Günter Niehuus Dipl.-Ing. Eckhard Bohlmann
Dipl.-Ing. Rainer Büchel Krochmannstr. 20 Königswiese 2/1
Eichenbrink 38 22299 Hamburg 69168 Wiesloch
42289 Wuppertal Tel.: 0 40 / 5 11 40 47 (p) Tel.: 0 62 22 / 38 86 31 (p)
Tel.: 02 02 / 62 19 88 (p) Tel.: 0 41 93 / 78 91 31 (d) Tel.: 0 62 24 / 7 03-450 (d)
Tel.: 02 11 / 9 24 99 - 32 (d) Fax: 0 41 93 / 78 91 34 Fax: 0 62 24 / 7 03-402
Fax: 02 11 / 9 24 99 - 55 E-Mail: g.niehuus@t-online.de E-Mail: eckhard.bohlmann@
E-Mail: buechel@verlagbt.de heidelbergcement.com
4 Weser-Ems
Schatzmeister: Dipl.-Ing. Stefan Dams 11 Bayern
Zum Wttenbrink 39 Dipl.-Ing. Ernst Färber
Dipl.-Ing. Franz Josef Bilo 49497 Mettingen Waldsaumstr. 29
Löher Höhenweg 23 Tel.: 0 54 52 / 93 51 15 (p) 81377 München
51429 Bergisch-Gladbach Tel.: 05 41 / 6 01-388 (d) Tel.: 0 89 / 7 14 06 50 (p)
Tel.: 0 22 04 / 76 90 42 (p) Fax: 05 41 / 6 01-319 Tel.: 0 81 42 / 80 27 (d)
0 22 04 / 84 21 50 (d) E-Mail: s.dams@sibo.de Fax: 0 81 42 / 80 29
Fax: 0 22 04 / 84 21 54 E-Mail: info@ibqmbh.de
E-Mail: bilo-sachverstaendiger@mail.tbg.de 5 Niedersachsen
Prof. Dr.-Ing. Ludger Lohaus 12 Mecklenburg-Vorpommern
VDB-Geschäftsstelle: Im Südfeld 29 Dipl.-Geophys. Christoph von Fircks
30952 Ronnenberg Burgstr. 3
Postfach 12 01 10 Tel.: 0 51 09 / 51 24 60 (p) 19417 Warin
40601 Düsseldorf Tel.: 05 11 / 7 62-37 22 (d) Tel.: 01 70 / 9 20 38 60 (p)
Tel.: 02 11 / 9 24 99 - 32 Fax: 05 11 / 7 62-47 36 Tel.: 03 82 04 / 6 39 40 (d)
Fax: 02 11 / 9 24 99 - 55 E-Mail: lohaus@baustoff.uni-hannover.de Fax: 03 82 04 / 6 39 44
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Konto-Nr. 6 544 852 Dipl.-Ing. Werner Tietze 13 Thüringen
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