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SONDERDRUCK
aus Heft 10 / 2019,
Seiten 353 bis 365
STICHWÖRTER
Stahlbau, Biegetorsion, FEM-Programme
Bild 1. Die drei rechnerischen Methoden zur Ermittlung der Traglast Abb.: Rubert
Fig. 1. Three methods of calculation the ultimate load bearing capacity Source: Rubert
und/oder Abweichungen der Querschnittsnennwerte sowie die rechnung (sog. GMNIA-Berechnungen) zum Einsatz. Bauprak-
Trägereigenspannungen führen zu ungewollten Exzentrizitäten tisch sind Versuche für größere Tragwerke jedoch nicht machbar
(sog. strukturelle Imperfektionen) aus der Symmetrieebene (und finanzierbar) und die GMNIA-Berechnungen sind unter
(z-Achse), wodurch die planmäßigen Vertikallasten zusätzliche anderem aufgrund der erforderlichen hohen Rechenleistung und
Querschnittsverdrehungen und damit auch Querbiegung und der lang andauernden Rechenzeit auch auf längere Sicht keine
Torsion verursachen. alltägliche baupraktische Vorgehensweise.
Seit Jahrzehnten hat sich – auch gestützt durch die Stahlbau- ‚ Tragfähigkeitsnachweis mit Abminderungsfaktoren χ:
normen – bei einfacher Biegung um die starke Achse der Biege- Besonders bei Einzelstäben wird der baupraktisch beliebte
drillknicknachweis als Ersatz der Biegetorsion 2. Ordnung durch- Nachweis mit Abminderungsfaktoren χ am häufigsten verwendet.
gesetzt. Die einfache Nachweisführung durch Anwendung von Die Vorgehensweise besteht in der Ermittlung des elastischen kri-
Formeln oder Tabellenlösungen ist auch heute noch für einfache tischen Zustandes (hier die rot markierte Eulerlast Ncr), aus der
Träger sehr beliebt. Die Herleitung der benötigten Formeln führt sich die elastische Schlankheit berechnet. Daraus ergeben sich
mathematisch aber auf die gleichen Probleme wie bei der direk- mithilfe der in DIN EN 1993–1–1 festgelegten querschnitts-,
ten Anwendung der Biegetorsion 2. Ordnung, denn man benötigt fertigungs- und materialabhängigen Knicklinien die Abminde-
den kritischen elastischen Biegemomentenverlauf My,cr(x), um rungsfaktoren χ zur Berechnung der angenäherten Traglast
die Schlankheit λLT des Biegedrillknickens berechnen zu können. NB,Rk,‚ = χ · Npl,Rk (Querschnittsklassen 1 bis 3). Die Abminde-
Bis auf den Sonderfall des gabelgelagerten Einfeldträgers mit rungsfaktoren wurden an Hand verfügbarer Versuchsergebnisse
konstantem Momentenverlauf gibt es keine analytisch exakten und GMNIA-Berechnungen für Einzelstäbe so festgelegt, dass
Lösungen für Mcr. Zwar wurden über die Energiemethode (und sich sichere rechnerische Traglasten (also NB,Rk,‚‚ ≤ NB,Rk,•) er-
z. T. mit zusätzlicher Verwendung von FEM-Ergebnissen) zahl- geben. Mit Anwendung der „Allgemeinen Nachweismethode“, die
reiche Formeln, Berechnungsprozeduren und Tabellenbücher ent- in Deutschland erst mit Einführung von DIN EN 1993–1–1, Ab-
wickelt, aber deren Genauigkeiten sind nicht immer bekannt oder schnitt 6.3.4 bekannt wurde, können jetzt auch mittels der elasti-
die Lösungen sind zum Teil von den korrekten Werten grob ab- schen Systemschlankheit λcr,op komplexere Tragsysteme (z. B.
weichend ([3], Abschnitt 6.8). Die Anwendungsspektren dieser Rahmen) mithilfe der Abminderungsfaktoren nachgewiesen wer-
Hilfsmittel sind auf geradlinige Einzelträger und Mehrfeldträger den [4]. Dies ist im Vergleich zum Nachweis mit Ersatzimperfek-
mit einfachen Einwirkungen, Momentenlinien und Lagerungsbe- tionen baupraktisch äußerst praktikabel, weil keinerlei Imperfek-
dingungen beschränkt. tionen aus der Tragwerksebene anzusetzen sind. Allerdings benö-
Bild 1 zeigt anhand eines einfachen Knickstabes, welche prin- tigt man wegen prinzipiell fehlender analytischer Lösungen zur
zipiellen Nachweismethoden zur Verhinderung des Stabilitätsver- Berechnung der Systemschlankeit λcr,op unbedingt ein geeignetes
sagens (Biegeknicken, Drillknicken, Biegedrillknicken) eines Sta- DV-Programm.
bes oder stabartigen Tragwerks aus Baustahl möglich sind: Ein großer Nachteil dieser „Euler’schen“ Vorgehensweise liegt
• Reales Tragverhalten: an den Lösungseigenschaften des zugrunde liegenden homogenen
Wenn man idealerweise das elastisch-plastische Last-Verfor- Gleichungssystems: für N < Ncr existiert keine Verformung (ver-
mungsverhalten (• in grün dargestellt) kennt, kann man daraus tikale rote gestrichelte Linie ‚a) und bei Erreichen der kriti-
den höchsten Punkt der Last-Verformungslinie als die „wahre“ schen Eulerlast N = Ncr ergeben sich Verformungen (horizontale
Traglast NB,Rk,• bestimmen. Für einfache Stäbe oder kleine Trag- rote Linie ‚b) mit undefinierter (beliebiger) Größe, sodass mit
werke sind dazu sehr aufwendige Versuche möglich oder es kom- dieser Lösung keine Schnittgrößen und Verformungen berechen-
men besonders komplexe FEM-Programme (wie z. B. ANSYS) bar sind und sich daher keine direkte Bemessung durchführen
zur geometrisch und materiell nicht-linearen numerischen Be- lässt.
ag mm 386
hs mm 372
Ag cm2 25,2
As cm2 37,2
t
ag hs s h
A cm2 87,6
Tabelle 2. berechnete Verformungen und Beanspruchungen von Beispiel 1 im Vergleich verschiedener Programme
Table 2. calculated displacements and internal forces for example 1 in comparison with different programs
Lastfaktor max v max w max ϑ max ϑ` · 103 max Mxp max Mxs max Mx min Mz max Mω (B)
Th.II.O.-1
0,471 α 1,80 α 0 0 0 -4,50 α 0
= TH.I.O.
KSTAB 3,9 1,8 128 643 234 141 375 -41,9 4,11
1
ConSteel 3,1708 1,7951 101,29 510 190 120 304,3 -33,87 3,224
αcr = 1,07
RSTAB Th.II.O. 0,47 1,9 0 25 -4,5
KSTAB
ConSteel 1,15
a) Th. 1. O. a) Th. 1. O.
Fz=194 kN Lastangriff S3D (exakt) S3D (exakt)
Fz=194 kN Lastangriff
x, u, = x in S y, v ConSteel x, u, = x y, v ConSteel
Fy=3 kN S F =3 kN in S S
y, v =x RSTAB
y, v y
= x KSTAB
3,0 m 3,0 m KSTAB 3,0 m 3,0 m
z, w z, w z, w z, w
[My] [vy]
0 0
- 50 -5
Th. 1. O., RSTAB/SCIA (1. RSTAB
Th. 1. O., und 2. Ordnung)
(1. und 2. Ordnung)
- 10
- 100
- 15
- 150
- 20
- 200 - 25
- 30
- 250
- 35
- 300
- 40
kNm
- 350 mm - 45
b) Th. 1. O. b) Th. 1. O.
Fz=194 kN Lastangriff S3D (exakt) Fz=194 kN Lastangriff S3D (exakt)
x, u, = x in S y, v ConSteel x, u, = x y, v ConSteel
Fy=3 kN S Fy=3 kN in S S
y, v = x RSTAB
y, v = x
KSTAB
3,0 m 3,0 m KSTAB 3,0 m 3,0 m
z, w z, w z, w z, w
[wz] [ϑx]
0 0
- 10
60
- 15 80
100
- 20
120
mm - 25 mrad 140
Bild 5. Berechnungsergebnisse verschiedener Programme im Vergleich für das Bild 6. Berechnungsergebnisse verschiedener Programme im Vergleich für
Beispiel 1; a) Biegemoment My und b) zugeordnete vertikale Durchbiegung w das Beispiel 1; a) seitliche Durchbiegung v; b) Querschnittsverdrehung ϑ
Abb.: Rubert Abb.: Rubert
Fig. 5. Comparison of calculation results of different software for example Fig. 6. Comparison of calculation results of different software for example
1; a) bending moment My and b) vertical displacement w Source: Rubert 1; a) lateral displacement v; b) torsion ϑ of cross section Source: Rubert
Bei allen vier Beispielen ist das Eigengewicht vernachlässigt. 5a/6a) eine Querschnittsverdrehung (Bild 6b) sowie die
Beispiel 1 (Beispiel 3 aus [10]): acht Schnittgrößen (Bilder 5a, 7a bis 7f)
Der in Bild 3 dargestellte beidseitig starr gabelgelagerte Trä- – das betragsgrößte mit [P2] berechnete Moment
ger mit dünnwandigem offenem Schweißprofil trägt in Feldmitte Mz = |-41,9| kNm hat sich gegenüber der Theorie 1. Ord-
die beiden im Schwerpunkt angreifenden Einzeleinwirkungen nung (-4,5 kNm) etwa verzehnfacht, jedoch bei [P1] nur
Fz = 194 kN und Fy = 3 kN. Man kann die Seitenlast Fy nähe- um das 7,5-fache vergrößert, wobei der korrekte Werte nach
rungsweise auch als Ersatzimperfektionslast anstelle einer Vor- Theorie 3. Ordnung etwa 6-fach anwächst (Bild 7a)
krümmung in lokaler y-Richtung auffassen. Der Träger ist auf- – Mz(x) und die nur nach der Wölbkrafttorsion 2. Ordnung
grund der planmäßigen Doppelbiegung und seines offenen walz- auftretenden Schnittgrößen B (alte Bezeichnung: Mω), Mxp,
trägerähnlichen Querschnitts biegedrillknickgefährdet. Bild 4 Mxs sowie die Querschnittsverdrehung ϑ sind gegenüber der
zeigt das mit [P1] erstellte Modell und die regulären Biegetorsi- exakten Theorie 3. Ordnung circa 50 % bis 60 % zu groß,
onsverformungen, wobei die erste Eigenform dieser ähnlich sieht. aber liegen damit (im Gegensatz zu Theorie 1. Ordnung)
Die Vergleiche der Berechnungsergebnisse für verschiedene Last- auf der sicheren Seite
stufen in Tabelle 2 und in Bild 5, Bild 6 und Bild 7 für die an- – der mit [P1] berechnete kritische Lastfaktor αcr liegt bei
gegebenen Lasten führen zu folgenden Aussagen: 1,07 und damit sehr nahe am elastischen Stabilitätsversagen
– [P1] berechnet alle acht Beanspruchungen sowie die Verfor- (Tabelle 2, Spalte 2)
mungen nach der Biegewölbkrafttorsion 2. Ordnung korrekt Eine weitere Kontrolle ist mittels äußerem globalen Gleichge-
– die meisten Ergebnisse von [P1] liegen geringfügig näher an wicht am verformten System mit den folgenden Torsionsmomen-
der exakten Lösung (S3D) als die der Referenzlösung [P2] ten möglich (Bild 8):
aus [10] MX: äußeres Torsionsmoment der Einwirkungen Fz und Fy
– nur bei My(x) und wz(x) ergeben sich nach Theorie 1., 2.
|Mx| = Fz · v + Fy · w (1)
und 3. Ordnung etwa identische Ergebnisse (Bilder 5a/b)
– nur die Berechnung nach der vollständigen Biegewölbkraft- MT: Torsionsmoment pro Gabellager
torsion 2. Ordnung ([P1] und [P2]) erzeugt zusätzlich zu
|MT| = Mx/2 (2)
den Verformungen in beide Hauptachsenrichtungen (Bilder
a) Th. 1. O. c) Th. 1. O.
Fz=194 kN S3D (exakt) Fz=194 kN Lastangriff S3D (exakt)
Lastangriff
x, u, = x y, v ConSteel x, u, = x in S y, v ConSteel
Fy=3 kN in S S Fy=3 kN S
y, v = x KSTAB
y, v = x KSTAB
3,0 m 3,0 m Drill 3,0 m 3,0 m Drill
z, w z, w z, w z, w
[Mz] [Mxp]
45
45 3
40
40
2
35
35
1
30
30
0
25
25
20
20 -1
Th. 1. O., RSTAB/SCIA (1. und 2. Ordnung)
15
15 -2
10
10
kNm
Th. 1. O., RSTAB/SCIA (1. und 2. Ordnung) -3
55
kNm
d)
kNm 00
[Mxs]
2,5
b) [B]
1,5
2
0,5
0 1
e) [T = Mx]
Bild 7. Berechnungsergebnisse verschiedener Programme im Vergleich für 5
2
onsmoment T = Mx = Mxp + Mxs; f) gesamtes Torsionsmoment in der grafi-
1
schen Addition Mxp + Mxs Abb.: Rubert 0
Fig. 7. Comparison of calculation results of different software for example -1
1; a) bending moment My; b) warping moment B; c) primary torsional mo- -2
Th. 1. O., RSTAB/SCIA (1. und 2. Ordnung)
f) ConSteel
Die in Spalte 2 der Tabelle 2 genannten Werte für αcr sind mit
z, w z, w
her sehr gut zur Evaluation von Software und zur Überprüfung
4
ConSteel 3,17 1,80 614,98 5,40 620,38 305,00 310,19 -1,7 +26
*1) WKT: Wölbkrafttorsion 1. und 2. Ordnung: z. B. RSTAB, SCIA, F+L, etc.
*2) berechnet mit MT = MTp + MTs
a) c)
d)
b)
Bild 13. Eigenwerte und Eigenformen eines Balkens mit kontinuierlicher Rotationsfeder
a) Ergebnisse diverser Programme Abb.: [8], [15]; b) räumliche [P1]-Eigenform bei Rotationsbettung cxx = cϑ = 10 kNm/m; Abb.: Rubert c) räumliche [P1]-Eigen-
form bei Rotationsbettung cxx = cϑ = 200 kNm/m; Abb.: Rubert d) Komponenten v(x) und φ(x) der Eigenformen bei unterschiedlichen Rotationsbettungen
Abb.: Rubert
Fig. 13. Eigenvalues and eigenshapes of a 30 m long beam with rotational line support;
a) calculation results of different software Source: [8], [15]; b) spatial eigenshape of [P1] with rotational line support cxx = cϑ = 10 kNm/m; Source: Rubert c) spa-
tial eigenshape of [P1] with rotational line support cxx = cϑ = 200 kNm/m; Source: Rubert d) displacement components v(x) and φ(x) of the eigenshapes with
different rotational line support Source: Rubert
Berechnungen mit der exakten Theorie zu ungenau und im Allge- – für αcr g 1 zeigen beide Last-Verdrehungskurven nach
meinem auch zu unwirtschaftlich werden. Theorie 2. Ordnung ([P1]) die typischen asymptotischen
Der Vergleich der Berechnungsergebnisse der Tabelle 4 sowie horizontalen Annäherungen an den kritischen Zustand
des Bildes 12 ergibt folgende Aussagen: – im Bereich zulässiger Torsionsdrehwinkel (nach Kindmann/
– zur korrekten Berechnung der Beanspruchungen und Ver- Kraus [8, S. 160]: zul ϑ ≤ 300 mrad (ca. 17°); markiert in
formungen ist die Biegewölbkrafttorsion 2. Ordnung erfor- Bild 12) der Theorie 2. Ordnung ergeben sich auf der siche-
derlich ren Seite liegende gute Übereinstimmung mit der exakten
– [P1] berechnet alle in [10] für die Einspannstelle • mitge- Theorie 3. Ordnung
teilten Beanspruchungen sowie die Verformungen am Träger- – durch die Berücksichtigung der Abspann-Exzentrizität von
ende „ im Rahmen der Theorie 2. Ordnung korrekt (Tabel- ez = -28 cm am Obergurt erhöht sich die Tragfähigkeit um
len 4a/b) etwa das Doppelte gegenüber zentrischer Abspannung, denn
Tabelle 4. von Consteel berechnete Verformungen und Beanspruchungen des Beispiels 2 im Vergleich zur exakten Lösung der Thorie 3. Ordnung
Table 4. by ConSteel calculated displacements and internal forces for example 2 in comparison with exact solution from theory 3. order
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
[kN] [-] [cm] [cm] [mrad] [mrad/cm] [kNm] [kNm] [kNm2] [kN]
die exzentrischen Zugkräfte der Hänger stabilisieren den DIN 18800 mit ηki bezeichnet) mit hoher Stellengenauigkeit
Träger erheblich gegen zunehmende Verdrehungen (Bild richtig berechnen, versagen sie alle bei großen Drehbettungen mit
11) der Berechnung der zum jeweiligen Eigenwert gehörenden dop-
– die Hänger verhalten sich wie verformungsabhängige nicht- pelten Eigenformen. [P1] dagegen berechnet sowohl die Eigen-
lineare und gekoppelte Federn für die Verformungen y, z werte als auch Eigenformen korrekt (Bilder 13b/c und 13d). Die
und ϑ. Daher gelingt es nicht, Ersatzfedersteifigkeiten für die klaren Abweichungen im Vergleich der Eigenformen zwischen
drei Verformungsfreiheitsgrade festzulegen. Infolgedessen [P2] und [P1] verblüffen, denn beide DV-Programme benutzen
kann das Tragverhalten nur an dem räumlichen Tragmodell identische Steifigkeitsmatrizen. Während bei der großen Drehbet-
korrekt berechnet werden tung von cϑ = 200 kNm/m [P2] und auch alle anderen seinerzeit
In ([10], Seite 44 unten) weisen die Autoren darauf hin, untersuchten Programme versagen, weil unsymmetrische Eigen-
selbst kein (zumindest deutschsprachiges) Stabwerksprogramm formen ermittelt werden, liefert [P1] die korrekten symmetri-
zu kennen, das diesen Torsionsbalken berechnen kann, was nach- schen und antimetrischen Eigenformen bei gleichen Eigenwerten
weist, dass [P1] nicht zu den in [10] leider nur mit „P1“ bis (Bilder 13b/c)! Geht man davon aus, dass die verwendeten Ele-
„P10“ anonymisierten nicht korrekt rechnenden Programmen ge- mentierungen und Lagerungen der verglichenen Programme ver-
hörte. gleichbar sind, können die Ursachen für identische Eigenwerte
Beispiel 3: bei abweichenden zugehörigen Eigenformen in unterschiedlicher
Dieses Beispiel ist der Dissertation Laumann [20] sowie ([8], Qualität der Finiten Elemente und der mathematischen Qualität
Abschnitt 9.2) entnommen. Ein 30 m langer beidseitig starr ga- der numerischen Lösungsalgorithmen liegen. Es handelt sich bei
belgelagerter Biegeträger (IPE 300) mit Gleichstreckenlast und der Ermittlung kritischer elastischer Zustände um klassische Lö-
negativen Randmomenten wird durch kontinuierliche Drehbet- sungen homogener Gleichungssysteme. Während diverse einfache
tung gegen Biegedrillknicken stabilisiert (Bild 13a). Obwohl alle und robuste Iterationsverfahren schnell zu korrekten Eigenwer-
benutzten und zum Teil sehr hochwertigen Programme die Ei- ten führen (z. B. Rayleigh-Quotient, Gaucho-Verfahren), werden
genwerte αcr (mit My,cr(x) = αcr · My(x); αcr wurde nach die zugehörigen Eigenformen mit anderen und weitaus komple-
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
[kN] [-] [cm] [cm] [mrad] [mrad/cm] [kNm] [kNm] [kNm2] [kN]
4 Resümee
Klassische Biegedrillknicknachweise noch mit speziellen auf
Einzelfälle zugeschnittenem Formelapparat oder gesonderten spe-
ziellen DV-Lösung zu führen und damit meistens zu Vereinfa-
chungen des eigentlichen Tragwerks gezwungen zu sein ist heut-
zutage nicht mehr notwendig und sollte nach Meinung des Au-
tors nur noch zu Kontrollzwecken Verwendung finden.
Die evaluierte, universell und umfassend einsetzbare
2D/3D-Software [P1] berechnet die Verformungen und vollstän-
digen acht Schnittgrößen nach der Biegewölbkrafttorsion 2. Ord-
nung auch bei räumlichen Tragmodellen korrekt. Durch Imple-
mentierung des 7DOF-Balkenelementes werden auch sehr große
Tragstrukturen mit zum Beispiel weit über 100 Einwirkungs-
kombinationen mit erstaunlich kurzen Rechenzeiten vollumfäng-
lich berechnet. Darauf basierend können auch die elastischen
Bild 14. Trägerkreuz mit Einzellast; a) axonometrische Darstellung; b) und/oder plastischen Querschnittsnachweise (mit γM1 = 1,1) als
Draufsicht Abb.: Rubert
Stabilitätsnachweise geführt werden. Zusätzlich beherrscht diese
Software die auf der Kenntnis der Eigenwerte und –formen ba-
Fig. 14. Little grid with point load; a) axonometric projection; b) top view
-8,55
(Wölbkrafttorsion)) (Wölbkrafttorsion))
3,75 10 kN
10 kN
4,67
17,5
13,2
a) c)
RSTAB
(St. Venant Torsion) RSTAB
(St. Venant Torsion)
-3,52
4,5
3,75
17,5 16,4
b) d)
Bild 15. Momentenlinie My(x) des Trägerkreuzes; a) berechnet von [P1] bei torsionsfreier Lagerung des Hauptträgers; b) berechnet von [P3] bei torsionsfrei-
er Lagerung
Bild 15 des Hauptträgers; a) berechnet von [P1] bei Gabellagerung des Hauptträgers; b) berechnet von [P3] bei Gabellagerung des Hauptträgers
Abb.: Rubert
Fig. 15. Momentlines My(x) of grid; a) calculated by [P1] with point supports of the main beam; b) calculated by [P3] with point supports of the main beam;
c) calculated by [P1] with fork supports of the main beam; d) calculated by [P3] with fork supports of the main beam Source: Rubert
weis heraus.
83 (2014), Heft 2 S. 122–141.
[16] Papp, F.; Rubert, A.; Szalai, J.: DIN EN 1993–1–1 konforme integrierte
Stabilitätsanalysen für 2D/3D Stahlkonstruktionen/Teil 3. In: Stahlbau
83 (2014), Heft 5, S. 325–342.
[17] Papp, F.; Rubert, A.; Szalai, J.: Räumliche Stabilitätsanalysen und Glo-
bale Stabilitätsnachweise nach DIN EN 1993–1–1. Bauingenieur 90
Literatur (2015), S. 469–477.
[1] Bornscheuer, F. W.: Systematische Darstellung des Biege- und Verdreh- [18] Kindmann, R.; Krüger U.: Stahlbau/Teil Grundlagen, 5. Auflage, Verlag
vorgangs unter besonderer Berücksichtigung der Wölbkrafttorsion. In: Ernst & Sohn, Berlin 2013.
Der Stahlbau 21 (1952), Heft 1, S. 1–9. [19] Szalai, J.: Direct Buckling Analysis based Stability Design Method of
[2] Bornscheuer, F. W.: Beispiel und Formelsammlung zur Spannungsbe- Steel structures. In: 9. International Conference on Advances in Steel
vollautomatisierte Produktionsanlagen
STAHLKONSTRUKTIONEN STAHLHALLEN
ANLAGENBAU MESSE- UND EVENTBAU
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