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John Cage

* 05.09.1912 Los Angeles


† 12.08.1992 New York

JOHN CAGE war ein US-amerikanischer Pianist und Komponist, der zu den
herausragenden Gestalten der Musik im 20. Jahrhundert gehörte. Mit seiner
Einbeziehung des Zufallsprinzips in die Komposition, seinem erweiterten
Instrumentarium, einem offenen Werkbegriff und seinen medienübergreifenden
Projekten ist er bis heute Wegbereiter für viele avantgardistische Kunstbewegungen.

JOHN CAGE wurde am 05.09.1912 in Los Angeles geboren. Sein Vater JOHN


MILTON CAGE war Ingenieur und Erfinder. JOHN CAGE war schon sehr früh an
Musik interessiert, zeigte aber auch eine große Begabung für Literatur und
Fremdsprachen. 1930 machte er eine fast zweijährige Europareise. Zurück in den
USA, studierte er 1932–1937

 Klavier,
 Komposition,
 zeitgenössische und
 außereuropäische Musik.

Zu seinen Lehrern gehörten die Komponisten

 HENRY COWELL (1897–1965) und


 ARNOLD SCHÖNBERG (1874–1951).

Der im kalifornischen Exil lebende ARNOLD SCHÖNBERG unterrichtete ihn privat


und in seinen Kursen an der University of California (LA) unter der Bedingung, dass
CAGE sein Leben der Musik widmet.

Die frühen Jahre

Bereits früh wurde CAGE zu einem eigenständigen Vertreter der musikalischen


Avantgarde. 1935 heiratete er XENIA ANDREYEVNA KASHEVAROFF (Scheidung
1946) und siedelte nach mehrmaligem Wohnsitzwechsel 1942 nach New York über.
Durch Gelegenheitsarbeiten und Lehrtätigkeiten an verschiedenen Colleges
verdiente er seinen Lebensunterhalt.

In New York lernte er die bildenden Künstler


 MARCEL DUCHAMP (1887–1968),
 ROBERT RAUSCHENBERG (*1925) und
 JASPER JOHNS (*1930)

kennen, die ihn in seiner kompositorischen Entwicklung stark beeinflussten.


Ebenfalls von großem Einfluss auf CAGE waren

 der Komponist ERIK SATIE (1866–1925),


 der Schriftsteller JAMES JOYCE (1882–1941),
 der amerikanische Philosoph DAVID THOREAU (1817–1862) und
 die asiatische Philosophie des Zen-Buddhismus.

Mit der fernöstlichen Philosophie setzte sich dann später in den 50er-Jahren sehr
intensiv auseinander. Angeregt dadurch arbeitete er in seinen Kompositionen häufig
mit Stille als musikalischem Element. Auch die spätere Arbeit CAGEs mit
Zufallsoperationen findet hier eine philosophische Grundlage.

1938 ging er als Dozent an die Cornish School in Seattle und gründete dort ein
Schlagzeugensemble. In Seattle lernt CAGE seinen späteren Lebensgefährten
MERCE CUNNINGHAM (1919–2009) kennen. CUNNINGHAM, Choreograf und
Tänzer, hatte ein Ensemble für Modernen Tanz ins Leben gerufen, dessen
musikalische Leitung CAGE bis 1968 übernahm. Für CUNNINGHAM schrieb
CAGE Ballettmusiken, die dieser choreografierte. Hier arbeitete er auch mit
Bildenden Künstlern z.B. mit ROBERT RAUSCHENBERG zusammen.

CAGE als musikalischer Revolutionär

1941 wurde CAGE Professor für experimentelle Musik an der Chicago School of


Design. 1946–48 entstanden seine „Sonatas and Interludes für präpariertes Klavier“.
Ab 1949 wurde JOHN CAGE auch international bekannt, vor allem in Europa. Um
1950 verwendete er das erste Mal Zufallsoperationen und das uralte chinesische
Weisheitsbuch „I-Ging“ für seine kompositorische Arbeit.

1950 und 1951 schrieb er

 das „Concerto for Prepared Piano and Chamber Orchestra“ und


 die „Music of Changes“ für Klavier

unter Einbeziehung von Zufallsoperationen, die die Reihenfolge der


Melodiebausteine bestimmen. Dies sollte sich als eine musikgeschichtliche
Revolution erweisen. CAGE nahm damit seine Person (das Subjekt) aus dem
kompositorischen Zusammenhang heraus und erklärte automatische
und aleatorische Prozesse (zufallsgesteuerte Prozesse) zum kompositorischen
Prinzip.

Eines seiner bekanntesten Werke ist „4'33"“ (1952) für ein beliebiges Instrument oder
eine Kombination von Instrumenten. Hier sitzen die Vortragenden innerhalb eines
vorgegebenen Zeitraums (4’33’’) an ihren Instrumenten, sie spielen jedoch nicht,
denn CAGE „komponierte“ Stille. Die eigentliche Musik sind also die zufälligen
Geräusche der Umgebung und auch die des Publikums. Somit wird auch der Zuhörer
Teil der Komposition. Der Zufall lässt dabei die Aufführung zu einem einmaligen
Ereignis werden.

1952 bis 1957 benutzt CAGE die Unebenheiten von holzartigem Papier, die er
markierte, um musikalische Parameter seiner Kompositionen z.B. die Tonhöhe zu
bestimmen. Seine Notationen sind oft grafisch, teilweise bezog er

 Zahlenreihen,
 Landkarten oder
 Sternenkarten ein.

Die Kompositionen und theoretischen Ansichten JOHN CAGEs haben auf die
Avantgarde weltweit eine unglaublich große Wirkung ausgeübt. Er beeinflusste
erheblich die kritische Auseinandersetzung mit serieller Musik und gab Anstoß, den
traditionellen Werkbegriff in Frage zu stellen. In Europa präsentierte JOHN CAGE
erstmals auch sein präpariertes Klavier. In seinen Werken für präpariertes Klavier,
wie z.B.

 „Amores“ (1943) oder
 „Music for Piano I“ (1952),

werden Gegenstände zwischen die Saiten geklemmt,


um Verfremdungen und Tonverzerrungen zu erzeugen.

1952 begann JOHN CAGE seine Lehrtätigkeit am Black Mountain College. Zwei
Jahre später zog er aufs Land nach Stony Point in eine anarchistisch-pazifistische
Kooperative, wo er bis 1969 lebte. An der New School of Social Research in New
York begann er 1956 eine Lehrtätigkeit. CAGE wurde hier auf Kunstströmungen wie

 Musique concrète,
 Minimal music,
 Konzeptkunst,
 Aktionskunst,
 Pop-Art,
 Art pauvre,
 Fluxus oder
 Minimal Art

ungeheuer einflussreich.

1957/58 entstand sein „Concerto for Piano and Orchestra“, das er mit dem Pianisten
DAVID TUDOR (1926–1996) realisierte. TUDOR war der wichtigste Interpret seiner
Werke. Mit ihm konnte CAGE verschiedene Spieltechniken erproben, um das
Spektrum der Klangfarben seiner Kompositionen zu erweitern.

In den sechziger Jahren experimentierte CAGE dann auch mit


dem Computer(„HPSCHD“, 1967–1969). 1975 verwendete er Pflanzenmaterialien in
„Child of Tree“. Er bediente sich für den Musikbereich ungewöhnlicher Materialien
und Apparaturen (Nägel, Uhren, Tonbänder etc.) und löste die Grenzen zwischen

 Musik,
 Tanz,
 Literatur und
 bildender Kunst

auf. Auch dadurch gehört er zu den wichtigsten innovativen Komponisten des


20. Jahrhunderts, der Anstoß für grundsätzliche Neuerungen in allen Kunstbereichen
gab.

1987, bevor er für zwei Jahre die Charles-Eliot-Norton-Professur der Harvard


University innehatte, begann er eine neue Gruppe von Werken zu komponieren. In
diesen Stücken, die meist Zahlen im Titel tragen – z.B.

 „103“ (1991),
 „Fifty-eight“ (1992) –

verkleinerte er deutlich den Rahmen, in dem der Zufall operieren konnte. Auch die
Möglichkeiten des Materials schränkte er ein. Den Ablauf der Komposition
organisierte er, indem er Zeitspannen bestimmte, innerhalb derer die Interpreten
Anfang und Ende der einzelnen Klänge selbst festlegen können.

1990 schrieb CAGE schließlich seine erste Oper „Europeras 3&4“, die in London
uraufgeführt wurde. JOHN CAGE starb am 12. August 1992 an den Folgen eines
Schlaganfalls in New York.

Werke
CAGE hinterließ mehr als 350 musikalische und audiovisuelle Werke, unzählige
literarische und theoretische Texte, viele Zeichnungen und Gemälde sowie Hörspiele
und Filme.

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