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Stahlbau Zusammenfassung

Einführung in die Stahlbauweise


Heutige Stahlerzeugung (ohne chemische Formeln)

Sauerstoffblasverfahren
 Einfüllen von Roheisen in den Konverter
 Zusatz von Schrott und Legierungselementen
 Einblasen von Sauerstoff mittels wassergekühlter Kupferlanze
 Verbrennen des überschüssigen Kohlenstoffs (= Frischen)
 Ergebnis Rohstahl

Elektro – Lichtbogen – Verfahren


 Einfüllen von vorgefrischtem Stahl, und Schrott allein oder Eisenschwamm und Schrott
 Zugabe von Kalk (zur Schlackenbildung) und Reduktionsmitteln
 Graphitelektroden erzeugen Lichtbogen (Temperatur ca. 3500 °C)
 Ergebnis Rohstahl

Beachte: Stahl ist wiederverwendbar! Anstatt der Roheisenerzeugung kann auch Altmaterial recycelt
werden.

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Anwendungsbereiche und Merkmale Stahlbau


Anwendungsbereiche
 Stahlhochbauten: Geschoßbau, Hallen, Gebäudeskelette, …
 Stahlbrückenbauten: für Eisenbahn, Straßen, Fußgänger, Radfahrer, Rohrleitungen, …
 Stahlwasserbau: Wehrverschlüsse, Schleusentore, Kanalbrücken, …
 Mast- und Turmbau, Radioteleskope, Gerüste, …
 Behälterbau: Silos, Tanks, …
 Rohrleitungsbau: Rohrschüsse, Hosenrohre, …
 Tragende Konstruktionen von Kränen, Seilbahnen, Hochbahnen, …
 Sonderkonstruktionen: Freizeitanlagen, Raketenrampen, …

Merkmale
Leistungsfähiger Baustoff: Stahl hat von allen Baustoffen …
… die größte Festigkeit
… den höchsten Elastizitätsmodul (21.000 kN/cm²)
… das günstigste Verhältnis von Tragfähigkeit zu Konstruktionsgewicht

Stahlkonstruktionen haben eine zuverlässige gesicherte Güte


- Lückenlose Qualitätskontrolle vom Walzwerk bis zur Baustelle
- Werkerzeugnis, Schweißnahtprüfungen, etc.

Stahlkonstruktionen sind Fertigteilbauten


- hoher Grad an werkseitiger Vorfertigung
- kurze Bauzeiten
- frühe Nutzung
- witterungsunabhängige Bauweise

Stahlkonstruktionen sind veränderungsfähig


- leicht um- und ausbaufähig
- Verstärkungen, Auswechslungen, Durchbrüche
- bei Beschädigung leicht zu reparieren

Stahlkonstruktionen können gegen Korrosion und Brand zuverlässig geschützt werden


- Korrosionsschutz durch Beschichtung oder Verzinken
- Brandschutz durch Anstriche, Verkleidungen oder Überdimensionierung

Stahlkonstruktionen sind wiederverwertbar

Baustähle
Herstellung und Nachbehandlung (überblicksmäßig)

Herstellung bis zum Rohstahl  siehe oben

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Desoxidation
- Entfernen von überschüssigem Sauerstoff
- Zugabe von Aluminium -> bindet Restsauerstoff und Stickstoff
- Ergebnis: voll beruhigter Stahl (FF)

Entschwefelung
- Einblasen von Calciumcarbidstaub (Lanze)
- Reaktion zu Calciumsulfid (Schlacke)

Spülgasbehandlung
- Einblasen von Stickstoff oder Argon
 Homogenisierung des Rohstahls (Legierungselemente werden besser verteilt)

Vakuumbehandlung
- Entziehen von Wasserstoff (verursacht Risse im Gefüge und starke Eigenspannungen)

mögliche Flach- und Langerzeugnisse (Grundsätze und Einsatzbereich)


Flacherzeugnisse
 Grobbleche
 Breitflachstahl
 Feinbleche

Einsatzbereich: z.B. Feinbleche für Trapezprofile oder für die Autoindustrie

Langerzeugnisse
 Warmgewalzte Profile
- I- und H-Profile
- U-Profile
- Winkelprofile
 Kaltgeformte Profile
- teilweise Rechteck- und Quadrathohlprofile
- Z- C- und ∑-Profile
 Warmgewalzte Rohre und Hohlprofile

Einsatzbereiche: z.B. Stützen und Träger

wirtschaftliche Grundsätze
Grundsätzlich sind Konstruktionen so gut wie nötig anzufertigen statt so gut wie möglich
 Profile so wählen, dass sie beim Nachweis ausgenutzt sind
 Vorschriften und Regelungen der Normen einhalten
 Nicht immer: Minimum an Gewicht = Minimum an Kosten

In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein, mehr Material einzusetzen als statisch erforderlich, z.B.
 Lohnkosten sparen, z.B. Walzträger statt geschweißte Träger
 statt dünne Bleche mit Steifen dickere Bleche ohne Steifen
 statt Einzelfertigung Serienfertigung von Bauteilen
 Mindermengenaufpreise vermeiden, z.B. statt kleine Mengen unterschiedlicher Profile, große
Mengen gleicher Profile

technische Grundsätze
 die geometrischen Abmessungen erreichen stets nur näherungsweise Sollwerte
 Normen regeln die zulässigen Abweichungen (Toleranzen)

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Was heißt das für den Stahlbauingenieur?


 es muss jedoch toleranzgerecht konstruiert werden
 statische Berechnung jedoch mit Sollabmessungen durchführen, denn: höheres Trägergewicht =
höhere Steifigkeit
 bei der Berechnung nicht zu viele Stellen mitführen

Spannungs-Dehnungs-Diagramm

Legierungselemente / Eisenbegleiter (überblicksmäßig)


Erwünschte Legierungselemente
 Kohlenstoff (C)
- stammt aus dem Koks (Hochofenprozess)
- erhöht Fließgrenze, Zugfestigkeit, Härte und Verschleißwiderstand
- verringert die Zähigkeit, Bruchdehnung, Schweißbarkeit, Tiefziehfestigkeit
 Aluminium (Al)
- wird bei der Stahlerzeugung zugesetzt
- bewirkt als Mikrokeimbildner ein feinkörniges Gefüge
- verbessert die Zähigkeit und Schweißeignung
- vermindert Alterungsempfindlichkeit
 Mangan (Mn)
- stammt aus dem Erz, aber auch gezielte Zugabe bei der Stahlerzeugung
- erhöht Festigkeit
- verbessert (in Grenzen) die Scheißeignung
- vermindert die Gefahr der Rotbrüchigkeit (Bruch im rotglühenden Zustand)
 Silizium (Si)
- stammt aus dem Erz, aber auch gezielte Zugabe bei der Stahlerzeugung
- erhöht Festigkeit

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- verringert die Bruchdehnung und Kaltverformbarkeit


- hat beim Verzinken Einfluss auf die Oberflächenbeschaffenheit

Unerwünschte Legierungselemente
 Wasserstoff (H)
- stammt aus der Feuchtigkeit der Erze und der Luft
- vermindert die Zähigkeit und Schweißeigung
 Stickstoff (N)
- stammt aus der Luft (Hochofenprozess)
- erhöht die Sprödbruch- und Alterungsempfindlichkeit
- vermindert die Zähigkeit
 Sauerstoff (O)
- stammt aus der Luft (Hochofenprozess) und wird beim Frischen zugesetzt
- erhöht die Gefahr von Terrassenbrüchen (Oxidzellen im Gefüge)
 Schwefel (S)
- stammt aus dem Koks (Hochofenprozess)
- vermindert die Zähigkeit und Schweißeignung
- neigt zum Seigern (Entmischen)
- erhöht die Gefahr von Terrassenbrüchen (Sulfidzellen im Gefüge)
 Phosphor (P)
- stammt aus dem Erz
- vermindert die Zähigkeit
- erhöht die Rostbeständigkeit
- hat beim Verzinken Einfluss auf die Oberflächenbeschaffenheit

Kennzeichnung von Stählen

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Verbindungstechniken
Übersicht
 punktweise:
- Schrauben
- Bolzen
- Gewindeschneidschrauben (Befestigung von dünneren auf dickeren Blechen)
- Setzbolzen (Befestigung von dünnen Blechen auf dickeren Blechen, Verbindung ist nicht lösbar)
- Blindnieten (Befestigung von dünnen Blechen untereinander
- Niete (wird nur noch in Ausnahmefällen angewendet)
 linienhafte:
- Schweißnähte
 (flächenhafte: Klebverbindungen)

Schweißverbindungen
 im Stahlbau heute (im Werk) mit Abstand am wichtigsten
 wichtige Verfahren:
- Metalllichtbogenschweißen in Form von Elektro-Handschweißen (E)
- Metallschutzgasschweißen als Metall-Aktiv-Gasschweißen (MAG)
- Unterpulverschweißen (UP)

E-Handschweißung (E)
 Anwendung überwiegend auf der Baustelle
 Lichtbogen erzeugt Wärme (5000 bis 6000 K)
 Elektrode aus umhüllten Draht
 Material Draht und Werkstücke ist identisch
 Umhüllung wird abgeschmolzen und bildet Schlacke auf Schmelze (Schutz vor Luft)
 Schlacke mit Hammer entfernen

Metall-Aktiv-Gasschweißen (MAG)
 Anwendung überwiegend im Werk
 Lichtbogen erzeugt Wärme
 Elektrode aus Draht wird mit Schweißpistole von der Trommel zugeführt
 Material Draht und Werkstücke ist identisch
 aktives Schutzgas schützt die Schmelze vor Luft
 Empfindlich gegenüber Zugluft

Unterpulverschweißen (UP)
 Anwendung im Werk
 Lichtbogen erzeugt Wärme
 Elektrode aus Draht wird mit Schweißpistole von der Trommel zugeführt
 Material Draht und Werkstücke ist identisch
 Schweißpulver schützt die Schmelze vor Luft
 nur in Wannenlage möglich

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Mögliche Nachweisformate, Querschnittsklassen und


Nachweisverfahren E-E
Stahlbau 1: Grenzzustände der Tragfähigkeit verursacht durch Fließen

Gliederung von Bauteilnachweisen


Der Nachweis eines Bauteils gliedert sich in vier Schritte:

1. Ermittlung der Beanspruchung (Einwirkung)


2. Klassifizierung des Querschnitts
3. Ermittlung der Beanspruchbarkeit (Widerstand)
4. Nachweis des Bauteils durch Gegenüberstellung von Beanspruchung und Beanspruchbarkeit
(ggf. mit Interaktionen)

Einwirkung Ed ≤ Widerstand Rd

Wo ist der Bauteilnachweis zu führen?


An den ungünstigsten Stellen!

Die „ungünstigste Stelle“ ist die Stelle mit der höchsten, durch die Einwirkung erzeugten, Spannung.

Annahmen der elastischen Stabtheorie 1. Ordnung


 Die Trägerhöhe ist klein gegenüber der Trägerstützweite (< 1/5*Stützweite)
 Stäbe sind gerade oder nur schwach gekrümmt
 Verschiebungen sind klein gegenüber Querschnittsabmessungen
 homogener, isotroper und linear elastischer Werkstoff
 Bernoulli’sche Hypothese = Querschnitt bleibt eben
 Querschnitt bleibt immer rechtwinklig zur Stabachse: keine Schubverzerrungen

Wann darf welches Nachweisverfahren angewendet werden (???)


Üblicherweise wird der Nachweis beim Verfahren
 Elastisch-Elastisch mit Spannungen
 Elastisch-Plastisch mit Schnittgrößen und
 Plastisch-Plastisch mit Einwirkungen oder Schnittgrößen geführt.

Die Wahl des Verfahrens ist von der Querschnittsklasse abhängig!

Beschreibung Querschnittsklassen
Auf Druck beanspruchte Querschnittsteile können infolge örtlicher Instabilität (Beulen von
Querschnittsteilen) versagen  um die Einflüsse aus örtlichem Beulen zu berücksichtigen, werden
Querschnitte in die vier Querschnittsklassen unterteilt:

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Beschreibung Nachweisverfahren E-E


Die Beanspruchungen und die Beanspruchbarkeiten sind nach der Elastizitätstheorie zu berechnen,
daher E-E.

Es ist nachzuweisen, dass

 das System im stabilen Gleichgewicht ist:

 in allen Querschnitten die berechneten Beanspruchungen


höchstens den Bemessungswert fy,d der Streckgrenze erreichen:

 die einzelnen Querschnittsteile in der Lage sind vorhandene Beanspruchungen aufzunehmen 


c/t-Verhältnisse kontrollieren.

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Nachweisverfahren E-P mit Interaktionen


Unterschied E-E und E-P
Nachweisverfahren E-E:
- Ausnutzung des elastischen Moments ohne Beulen der Querschnittsteile
- plastisches Moment wird nicht erreicht

Nachweisverfahren E-P:
- volles plastisches Moment wird erreicht
- geringes Rotationsvermögen des Querschnitts, so dass Fließgelenke nicht unterstellt werden dürfen

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