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Stahlguss

Herstellung – Eigenschaften – Anwendung

Bundesverband
der Deutschen
Gießerei-Industrie (BDG)

Eisenguss.indd 3 23.04.10 12:13


Inhalt

Stahlguss
Herstellung – Eigenschaften – Anwendung

Autoren:
M.-O. Arnold, Dr.-Ing. C. Escher, Dr. H. Hammelrath, R. Hanus,
U. Knobloch, K. Kohlgrüber, Dr. H. Löblich, A. Oldewurtel,
G.-W. Overbeck, J. Schädlich-Stubenrauch, C. Schmees, K.-H. Schütt Titelbild: Nabe für Gasturbine im
Dr. I. Steller, Dr. H.-J. Wieland, J. Wiesenmüller, R. Wiesenmüller fertig bearbeiteten Zustand aus
GX-23CrMoV12-1, Gewicht 3055 kg

1 Was ist und kann Stahlguss 2


2 Konstruieren in Stahlguss 4
3 Gießtechnik
mit den Sonderthemen: Ein Turbinen­
gehäuse-Unterteil
Computergestützte Methoden mit kompletter
und Simulationstechniken 7 Gießtechnik
Feingießverfahren 9
Keramikformverfahren 10
Lost-Foam-Verfahren 11
4 Erschmelzen von Stahlguss 12
5 Wärmebehandeln 14 Strator für
Strömungsbremse
6 Schweißen von Stahlguss 16 (Retarder), her­
gestellt im Fein-
7 Prüfen und Überwachen der Stahlgussherstellung 21 gießverfahren

8 Die Stahlgusswerkstoffe
Stahlguss für allgemeine Verwendungszwecke 27
Stahlguss für das Bauwesen 27
Stahlguss für Druckbehälter 30
Hochfester Stahlguss mit guter Schweißeignung 30 Moderne Konver-
Vergütungsstahlguss 32 terverfahren reali-
sieren die steigen-
Warmfester Stahlguss 35 den Qualitätsan-
Kaltzäher Stahlguss 39 forderungen
Stahlguss mit weichmagnetischen Eigenschaften 40
Nichtrostender Stahlguss 43
Hitzebeständiger Stahlguss 50
Nichtmagnetisierbarer Stahlguss 55
Anhang: ab Seite 68
Verschleißbeständiger Stahlguss 55 werden typische
Werkzeug-Stahlguss 61 ­Anwendungsbeispiele
für Stahlgussteile
9 Internationale Normenübersicht 64 gezeigt

1
1 Was ist und kann Stahlguss
1.1 Definition Stahlguss wird nach dem Hand-, Maschi- • Die Werkstoffeigenschaften machen
nen, Masken- und Keramikformverfahren Stahlguss nahezu unbegrenzt anwend-
Stahl ist eine Eisenlegierung, dessen wich- unter Verwendung von Dauermodellen und bar hinsichtlich der Größe und Wand-
tigstes Legierungselement Kohlenstoff ist. verlorenen Sandformen hergestellt. Als dicke der Bauteile.
Weitere ständige Begleitelemente sind weitere interessante Verfahren sind das
Silicium, Mangan und in geringen Gehalten Feingießverfahren, das Schleudergießen • Durch Wärmebehandlungsverfahren
Phosphor und Schwefel. Kohlenstoff kann und das Lost-Foam- und Vollformgießver- sind die Festigkeitseigenschaften des
bis zu 2 % enthalten sein. Wird flüssiger fahren zu erwähnen. Bei Letzteren handelt Bauteils anwendungsbezogen einstell-
Stahl in feuerfesten Formen vergossen, es sich um die Herstellung von Gussteilen bar. Gleichzeitig können die Eigenschaf-
spricht man vom Stahlguss. Je nach ver- mit Hilfe von vergasbaren Schaumstoffmo- ten über das gesamte Bauteil weit-
wendeter Stahlsorte und der gegebenfalls dellen, die unter Vakuum in binderfreien gehend Geometrie unabhängig einge-
anschließend vollzogenen Wärmebehand- Sandformen abgegossen werden. stellt werden.
lung können dem Werkstoff Stahl in weiten
Grenzen variable Eigenschaften verliehen • Durch die Flexibilität des Werkstoffes
werden. Dies macht den Stahlguss für wei- 1.3 Vorteile von Stahlguss in Verbindung mit der geometrischen
te Abnehmerkreise zu einem interessanten Gestaltungsfreiheit werden Bauteillö-
Werkstoff. Eine sehr große Anzahl techni- Stahlgussteile zeichnen sich im Vergleich sungen kostengünstig möglich, die an-
scher Anwendungen ist darstellbar. zu Bauteilen, die mit anderen Werkstoffen dere Verfahren bzw. Werkstoffe so nicht
bzw. durch andere Fertigungsverfahren bieten können.
1.2 Vielfalt von Stahlguss hergestellt werden, durch eine Reihe von • Durch beherrschte, moderne Fertigungs-
Vorteilen aus. Die wichtigsten sind: verfahren wird ein sehr hohes Qualitäts-
Der Gießer unterteilt die Stahlgusssorten
generell in unlegierten, niedriglegierten und niveau erreicht. Dadurch zeichnet sich
hochlegierten Stahl. • Die große Werkstoffvielfalt gestattet die das Gießen von Stahl durch eine höhere
Wahl des für den Einsatzzweck optimal Wirtschaftlichkeit gegenüber anderen
unlegierter Stahl: geeigneten Werkstoffes. Dies bezieht Fertigungsverfahren aus.
sich auf Festigkeitseigenschaften, Ver-
Der Kohlenstoff (0,1 bis 0,7 %) ist im unle- schleißeigenschaften Korrosionsbestän- • Aufgrund seiner sehr guten Schweiß-
gierten Stahl das wichtigste Begleitelement digkeit und Einsatztemperaturen. barkeit ist Stahlguss ein idealer Kon-
für die Gefügeausbildung und damit für die
struktionswerkstoff für eine Fülle von An-
mechanischen und physikalischen Eigen-
• Gießen ermöglicht die freien Gestaltung wendungen. Besonders im Fahrzeug-
schaften. Der Einfluss des Kohlenstoffge-
der Bauteilgeometrie und besitzt kon- bau, Anlagenbau und dem Stahlbau wer-
haltes auf die mechanischen Eigenschaf-
struktive Freiheiten zur funktional optima- den viele Projekte erst durch Stahlguss-
ten ist im Bild 1 dargestellt.
len Auslegung der Bauteilkonturen. teile realisierbar.
legierter Stahl:
Die Steigerung der Zugfestigkeit durch eine
einfache Erhöhung des Kohlenstoffgehal-
tes ist nicht zweckmäßig, da die Zähigkeits-
eigenschaften zu stark absinken. Jedoch
ist es möglich, durch Zugabe weiterer Le-
gierungselemente hohe Festigkeiten bei
gleichzeitig hohen Dehnungswerten zu er-
zielen. Legierter Stahl wird in niedrig- und
hochlegierte Werkstoffe unterteilt.

niedriglegierter Stahl:
Diese Stahllegierungen weisen in der
Regel neben Kohlenstoff bis zu 5 % Legie-
rungselemente, wie z. B. Cr, Ni, Mo, V, W
und Nb auf.

hochlegierter Stahl:
Als hochlegierte Stahlgusssorten werden
Stähle mit mehr als 5 % Legierungs-
elementen bezeichnet. Diese Stähle zeich-
nen sich durch spezifische Eigenschaften
(z. B. hochwarmfest, zunderbeständig,
korrosionsbeständig, säurebeständig) aus.

Systematiken für die Benennung von Stahl-


gusssorten nach chemischer Zusammen-
setzung bzw. Gebrauchseigenschaften Bild 1: Kerbschlagzähigkeit und Festigkeitseigenschaften von unlegiertem, geglühtem
sind in der Norm DIN EN 10027 festgelegt. Stahlguss in Abhängigkeit vom Kohlenstoffgehalt (nach [1])

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Bild 2: Komplexe Formhälfte mit diversen Kernen für ein großes Bild 3: In der Form im Bild 2 gegossenes Turbinengehäuse-Unterteil
Turbinengehäuse-Unterteil aus Stahl mit vollständiger Gießtechnik

Verfahrenstechnik und der Wärmebehand- sen und Temperaturverteilung ermöglicht,


1.4 Entwicklungstendenzen mit Hilfe der C-Methoden verbessert werd-
lung ist gewährleistet, dass die Eigenschaf-
ten der Gussteile den steigenden Anforde- en. Leistungsfähige Rechneranlagen ein-
Durch technologische Entwicklungen im rungen der Gussverbraucher gerecht wer- schließlich benutzerfreundlicher Program-
Bereich der Schmelztechnik können bei den. me stehen heute zur Verfügung.
Stahlsorten immer höherer Reinheitsgrade
und somit verbesserte technologische Der Einsatz C-gestützter Methoden er- Durch umfangreiche Normungsarbeit und
Eigenschaften erzeugt werden. Mit der möglicht es, den zur Erstarrungslenkung die ständige Verbesserung und Harmoni-
Kenntnis der beeinflussenden Elemente erforderlichen abgestuften Wärmeentzug sierung von Normen und Regelwerken auf
und der sicheren Prozessführung können auch für komplexe Bauteile zu berechnen nationaler und internationaler Ebene ist
Stahlgusstücke für fast jeden technischen und durch Simulieren des Erstarrungsab- sichergestellt, dass die Lieferbedingungen
Anwendungsfall optimiert hergestellt wer- laufes zu kontrollieren. Ferner kann die zwischen Hersteller und Verbraucher im-
den. Durch ständige Weiterentwicklung auf Gießtechnik, die einen optimalen Formfüll- mer dem neuesten Stand der Technik ent-
allen Gebieten, z. B. der Metallurgie, der vorgang hinsichtlich Strömungsverhältnis- sprechen.

Bild 4: Fertigung von Keramikgießform und


Kernen für das Bauteil „Produktverteiler“
aus Duplexstahlguss GX2CrNiMoN22-5.

Das Stahlgussteil ersetzt eine Schweißkons-


truktion. Durch den Einsatz des Keramik-
formverfahrens mit Modellen und Kernkäs-
ten aus Holz/Kunstharz-Kombinationen konn-
te eine Kostenersparnis gegenüber der Fü-
gekonstruktion von über 30 % erzielt werden.
Kernfertigung im Kernkasten (oben)
Aus dem Kernkasten entpackter Kern (Mitte)
Formblock beim Abflammen der Schlichte
(rechts)
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2 Konstruieren mit Stahlguss
Bei jedem Fertigungsverfahren sind sei-
tens der Konstruktion des Bauteils be-
stimmte Regeln einzuhalten, um zu einer
wirtschaftlich und anwendungstechnisch
überzeugenden Lösung zu gelangen. Dies
trifft auch auf das Gießen zu.
Beim Gießen erfolgt die Formgebung vom
Ausgangsmaterial (dem flüssigen Metall)
bis zum Werkstück, das in großen Be-
reichen schon die verwendungsfertige
Endform hat, in einem einzigen Ferti-
gungsschritt. Dies gibt dem Konstrukteur
die größte Gestaltungsfreiheit, die nur
durch wirtschaftliche oder fertigungstech- Bild 6: Gestaltung eines Stahlgussteiles nach der Heuvers’schen Kreismethode
nische Einschränkungen Grenzen ge- A - ungünstige Wanddickengestaltung
setzt sind. Das Optimum ist hier nur zu B - gießtechnisch möglich, jedoch hoher Bearbeitungsaufwand
erzielen, wenn eine frühzeitige Kon- C - richtige Auslegung der Wanddicke ohne hohen Bearbeitungsaufwand
taktaufnahme des Konstrukteurs mit dem D - optimal hinsichtlich des Bearbeitungsaufwandes, wenn die Materialzugabe
Gießer erfolgt. In frühen Stadien eines an der Innenkontur nicht stört und verbleiben kann
Projektes ist eine gießgerechte Konstruk- Simulation bei der Spannungsberechnung,
richtung und zum Auslegen der Gießtech-
tion, die alle Vorteile vereint, auch für sehr der Berechnung der Elementverteilung im
nik stark reduziert. Stellt der Konstrukteur
anspruchsvolle Gussteile zu finden. Dies erstarrten Gussteil und der Verteilung der
dreidimensionale Datensätze zur Ver-
wirkt sich auch auf die anschließende Mikroporosität.
fügung, so können diese von der Gießerei
Produktionszeit eines Bauteiles positiv aus
dazu verwandt werden, nach einer Anpas- Eine gute Konstruktion zeichnet sich neben
(Bild 5).
sung am CAD-Arbeitsplatz eine Simula- der Erfüllung der Bauteilaufgabe auch
Durch die Verwendung von CAD-Sys- tion der Gießtechnik durchzuführen. Durch durch eine fertigungsgerechte Gestaltung
temen und Simulationsprogrammen ge- eine solche Simulation kann die Gieß- aus. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit
hören heute Begriffe wie Simultaneous technik ohne Zeitverluste optimiert werden. von Gießer und Konstrukteur führt des-
Engineering zur täglichen Realität in Das Ergebnis ist eine prozesssichere Fer- halb letztendlich zur Kosten optimierten
Stahlgießereien. So werden in den Gieße- tigung von entsprechend hochwertigen Herstellung des Gussteils, was mit Ein-
reien Zeiten zum Erstellen der Modellein- Gussteilen. Weitere Möglichkeiten bietet die sparungen bei der Modellfertigung be-
ginnt und sich über die eigentliche Ferti-
gung des Gussteils bis zu seiner Fertigbe-
arbeitung fortsetzt. Hier sind die Fachleute
der Gießereien als kompetente Berater der
Konstrukteure zu sehen.
Die Herstellung einwandfreier Gussstücke
aus Stahlguss ist an das Einhalten einiger
fundamentaler geometrischer Gestal-
tungsmerkmale gebunden [3, 4, 5]. Es ist
auf eine gerichtete Erstarrung hinzuarbei-
ten. Abrupte Änderungen der Wanddicken
sowie Materialanhäufungen sind zu ver-
meiden. Radien sollten an die Stelle von
eckigen Konstruktionen treten.
In den Bildern 6 bis 8 werden Beispiele
angeführt, wie konstruktive Grundelemen-
te gießgerecht gestaltet werden können.

Bild 7: Armaturengehäuse in ungünstiger


Konstruktion mit gleichmäßigen Wand-
dicken (Variante links); der konische Verlauf
bei Variante rechts gewährleistet eine ge-
Bild 5: Einfluss des Produktionsablaufes auf Fertigungszeit und -kosten (nach [2]) richtete Erstarrung der Schmelze (nach [6])

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Bild 8: Wichtige Grundregeln zum gießgerechten Gestalten von Gussteilen links: fertigungstechnisch ungünstige Ausführung mit hohem
Eigenspannungsanteil rechts: gießtechnisch angepasste, spannungsminimierte Ausführung
Weiteres Informationsmaterial zum gießgerechten Konstruieren ist bei der Zentrale für Gussverwendung in Düsseldorf erhältlich [4 bis 7].
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3 Gießtechnik
Unter Gießtechnik fasst man die im Vorfeld
der Formherstellung und des Abgießens
notwendigen Maßnahmen zusammen, die
Voraussetzung für den erfolgreichen Ab-
guss eines Stahlgussstückes sind. Damit
werden einerseits das schnelle Füllen der
Gießform, andererseits das sogenannte
Speisen des Gussstücks beim Abkühlen Bild 10: Durch Kühlkokillen, Speiser und/oder Materialzugaben wird ein gerichtetes
Erstarren der Schmelze in der Gießform erzielt - Beispiel links: an einem dickwandigen
und Erstarren der Schmelze gesichert.
Gussteil; Beispiel rechts: an einem dünnwandigen Rohrteil
Beispielsweise muss für ein 20 t schweres
Werkstück in weniger als einer Minute etwa
Die Querschnitte der verschiedenen Teile Die gelenkte oder gerichtete Erstarrung
40 t flüssiger Stahl vergossen sein (Bild
des Gießsystems sind exakt aufeinander verläuft vom Gussstück zum Speiser, wo-
9), entsprechend ist das Anschnittsys-
abgestimmt, berechnet nach den klas- bei selbstverständlich die Module zum
tem auszulegen. Das Speisen gleicht das Speiser hin kontinuierlich größer werden
sischen Grenzen der Hydromechanik (Ber-
Volumenschrumpfen von 6 bis 8 % aus, müssen, denn er soll schließlich zuletzt
noulli’sche Gleichungen), um trotz mög-
das während der Phasenumwandlung des erstarren. Die auf funktionalen Berech-
lichst schneller Formfüllung weitgehend
vergossenen Stahls vom flüssigen in den nungen basierende geometrische Gestalt
laminare Strömung zu gewährleisten. Man
festen Zustand auftritt. Damit lässt sich die eines Gussstücks ermöglicht meist kein
sieht es heute als sehr wichtig an, durch
Gießtechnik unterteilen in die Anschnitt- und gelenktes Erstarren. Um dies doch zu
schnelles, ruhiges Formfüllen eine mög-
Speisetechnik [10]. erreichen, muss der Gießer geeignete
lichst gleichmäßige Temperaturvertei-
Maßnahmen anwenden, wie Ändern der
lung in der Form zu erreichen.
Geometrie durch Überschnitte (Material-
3.1 Anschnitttechnik zugaben), Anlegen von Kühlkörpern, Ver-
wenden exothermer Massen, Zerlegen des
Gussstücks in mehrere unabhängige Spei-
Die Anschnitttechnik befasst sich mit dem 3.2 Speisetechnik sungsbereiche mit entsprechenden Spei-
sachgerechten Füllen der Gießform. Dazu sern. Im Bild 10 wird dies schematisch an
wird für jedes Gussstück ein spezielles zwei rohrförmigen Körpern mit dickwan-
Anschnittsystem oder auch Gießsystem In seinen grundlegenden Untersuchungen
hat N. Chvorinov die Abhängigkeit der digem beziehungsweise dünnwandigem
entworfen, das bei der Formherstellung in Querschnitt und im Bild 11 an einem Holz-
der Gießerei entsprechend ausgeführt wird. Erstarrungszeit eines Gussstückes von
seinem Volumen und seiner Oberfläche modell gezeigt. An dem Gussstück im Bild
Das Gießsystem besteht im allgemeinen 3 sind ebenfalls die gießtechnischen
aus einem Trichter, einem oder mehreren nachgewiesen. Er führte den Begriff Modul
Elemente gekennzeichnet, die in der Gieße-
Läufen und Anschnitten. Das Gießsystem als quantitative Beziehung zwischen der
rei durch Trenn- und Nachbehandlungsar-
ist Bestandteil der Modelleinrichtung oder Erstarrungszeit und dem Volumen/Ober-
beitsgänge entfernt werden.
kann nach dem Baukastenprinzip aus flächenverhältnis ein. Diese Verfahrens-
feuerfesten Kanalsteinen aufgebaut sein. weise wurde bis heute ständig verfeinert.
Die Methoden der „gelenkten Erstarrung“ Die hier beschriebenen Verfahren werden
Das Gießsystem hat die Aufgabe, den und zur „Sättigungslänge” sind hier bezüg- heute Rechner gestützt angewendet und
flüssigen Stahl aus der Gießpfanne zu lich dem Dichtspeisen von Gussstücken können so bereits in einem frühen Sta-
übernehmen und in der Form zu verteilen. von besonderem Interesse. dium der Konstruktion genutzt werden.

Bild 9: Abguss eines großen Stahlgussteils mit mehreren Pfannen Bild 11: Holzmodell für ein Dampfturbinengehäuse mit eingezeich-
neter Gießtechnik

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3.3 Computergestützte file in das gießereieigene CAD-System verschiedenen Größen wie Temperatur,
transferiert werden. Damit können die Spannung, Dehnung, usw. bestimmt wer-
Methoden und gießtechnischen Ergänzungen (Schrum- den. Im Bild 13 ist der Spannungszustand
Simulationstechniken pfungszugabe, Keilanzüge, Speiser, Spei- eines Gasturbinengehäuses für einen be-
serverbindungen, Rippen, Kühleisen usw.) stimmten Zeitpunkt während der Erstarrung
Aufgrund der rasanten Entwicklung in der und im Bild 14 der dazugehörige Deh-
auf der bestehenden Zeichnung ergänzt
Computer- und Informationstechnologie, nungszustand abgebildet.
werden. Ein Beispiel eines dreidimensio-
sowohl im Software- als auch im Hard-
nalen CAD-Modells als Basis für ein
warebereich, haben sich in relativ kurzer
Simulationsprogramm ist im Bild 12 zu
Zeit numerische Anwendungen zur Simula- Mit eingebauten Algorithmen, wie bei-
sehen.
tion in den verschiedensten Prozessen der spielsweise dem Warmrisskriterium, kann
Gießereitechnik etabliert. Es ist heute mög- 3.3.2 CAE direkt auf das Warmrissverhalten ge-
lich, Zeichnungsdaten in digitaler Form vom schlossen und für das Auftreten von
Kunden als dreidimensionales Modell zu Das mit CAD erstellte Modell wird in den Warmrissen kritische Bereiche identifiziert
übernehmen und sowohl für die Produktion, Pre-Prozessor für die Simulationsanwen- werden. Darstellbar ist auch das Tempe-
als auch für die Simulation in den verschie- dungen transferiert, wo die Netzelemente raturfeld in jedem beliebigen Schnitt eines
densten Bereichen zu verarbeiten [8, 9]. nach bestimmten Vorgaben automatisch Gussteiles zu verschiedenen Zeitpunkten
generiert werden. während der Erstarrung. Dadurch werden
Die C-Techniken (CAD/CAE/CAM) haben Problembereiche am Gusskörper früh er-
in den wesentlichen Prozessen der Stahl- Mit der Methode der Finiten Elemente kannt und es können entsprechende
gussherstellung Einzug gehalten. (FEM) oder der Methode der Finiten Diffe- gießtechnische Gegenmaßnahmen getrof-
renzen (FDM) werden diese Netzelemente fen werden. Es ist aber auch möglich, den
3.3.1 CAD mit komplexen Differentialgleichungen Temperaturverlauf beliebiger Kontrollpunk-
Vom Kunden kann eine Zeichnung über eine verarbeitet. Damit kann in jedem definierten te während der Erstarrung darzustellen. Im
CD oder über das Internet als 3-D-Daten- Element des Netzes der Verlauf von Bild 15 wird die Temperaturverteilung zu

Bild 12: 3-D-CAD-Modell einer Innengehäusehälfte (60 t) Bild 13: Spannungszustand (von-Mises-Vergleichsspannung) wäh-
rend der Erstarrung

Bild 14: Dehnrate während der Erstarrung Bild 15: Temperaturfeld während der Erstarrung
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einem festen Zeitpunkt während der Er-
starrung gezeigt.

Bis vor kurzem beschränkten sich die Si-


mulationstechniken auf die Simulation von
Schrumpfungen und des Füllvorganges.
Seitdem hat sich das Anwendungsgebiet
der Simulationsprogramme enorm erwei-
tert und heute können nun auch Spannun-
gen während der Erstarrung und der Wär-
mebehandlung simuliert werden. Das er-
gibt nicht nur Aufschluss über ein mögliches
Warmrissverhalten bei der Erstarrung
(Bilder 13 und 15), sondern auch über Tem-
peratur- und Spannungsverteilung im
Gussstück während der Wärmebehand-
lung .

Weiterhin ist es bereits möglich, die Ent-


wicklung des Mikrogefüges in groben Zü-
gen (Hauptgefügeanteile Ferrit, Perlit, Mar- Bild 16: Gefüge und mechanische Eigenschaften während der Wärmebehandlung
tensit) und der mechanischen Eigen-
schaften zu simulieren. In den Bilder 16
und 17 ist der Spannungszustand eines
Ventilgehäuses zu einem bestimmten Zeit-
punkt bei der Wärmebehandlung darge-
stellt.

Das Vorhandensein der thermophysika- -


lischen und thermodynamischen Para-
meter für die zu simulierenden Werkstoffe
in Abhängigkeit der Temperatur sowie die
entsprechenden Zeit-Temperatur-Umwand-
lungs(ZTU)Schaubilder in digitaler Form
sind Voraussetzungen für sinnvolle Ergeb-
nisse. Entsprechendes theoretisches
Wissen, praktische Erfahrung und gute
Handhabung der Simulationssoftware sind
notwendig, um die Ergebnisse interpre-
tieren zu können.

In manchen Fällen ist es notwendig, eine


Finite-Elemente-Berechnung der Span- Bild 17: Spannungen während der Wärmebehandlung
nungen für das Gussstück unter Einsatz-
bedingungen durchzuführen. Besonders
im Offshore-Bereich wird dies von der
Gießerei organisiert. Das mit Hilfe der
gießtechnischen Berechnungen und Simu-
lationen optimierte Design wird an ein
Ingenieurbüro übergeben, welches die
entsprechenden Rechenmodelle der Fini-
te-Elemente-Methode zur Spannungsbe-
rechnung anwendet.

3.3.3 CAM
Das wie oben beschrieben entwickelte,
endgültige CAD-Modell kann nun über Bild 18: CNC-gesteuerte Modellfräsmaschine
bestimmte Schnittstellen für CNC-gesteu-
erte Maschinen weiter verwendet werden, entstehenden Daten über einfache Schnitt- Schmelztechnik sind bereits ausgereifte
zum Beispiel im Modellbau (Bild 18), in der stellen zwischen den Systemen transferiert Anwendungen für den Betriebsingenieur am
Maßkontrolle oder bei der mechanischen werden können. Einige Hersteller solcher Markt erhältlich. Weiterhin werden zur Lö-
Bearbeitung. Systeme haben sich auf Gießereitechnik sung spezieller Probleme mit konkreten An-
und Simulation von Prozessen in der Gie- forderungen analytische Methoden ange-
Voraussetzung für die durchgängige ver- ßerei spezialisiert. wendet, wie sie heute in vielen Bereichen
netzte Anwendung computergestützter der Werkstoff- und Schweißtechnik Ver-
Methoden ist, dass die verschiedenen Für viele technische Prozesse in der Gie- wendung finden. Dabei ist eine Gießerei oft
Anwendungsprogramme (von CAD über ßerei gibt es spezielle Simulationsanwen- auf die Zusammenarbeit mit Universitäten
Prozesssimulationen bis hin zu CAM) gut dungen. Besonders in den Bereichen und Instituten angewiesen, die auf Prozess-
aufeinander abgestimmt sind, so dass die Schweißtechnik, Wärmebehandlung und modellierung spezialisiert sind.
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3.4 Sonderverfahren 3.4.1 Feingießverfahren arbeitung in der Gießerei an die Funktio-
nalität und die Einsatzbedingungen ange-
Der Bedarf an hochwertigen Stahlgusstei- Das oft auch als Wachsausschmelzver- passt werden.
len mit hoher Oberflächengüte nimmt fahren bezeichnete Feingießverfahren Im Bauteilentwicklungsprozess ermöglicht
ständig zu. Die Erhöhung der Wirkungsgra- arbeitet im Gegensatz zu den meisten an- das Feingießen dem Konstrukteur ein
de aller Motoren, Turbinen, Pumpen und deren Gieß- und Formverfahren mit ver- Höchstmaß an gestalterischem Spielraum.
Verdichter, die Steigerung der Gestaltfes- lorenen, ausschmelzbaren Modellen und Die Restriktionen für die Formenfertigung
tigkeit sowie die Reduzierung der Gewichte verlorenen ungeteilten Sand-Keramik- mit Dauermodellen gelten nicht, so dass
insbesondere bewegter Komponenten sind Formschalen. Die hergestellten Gussteile Bauteile wirtschaftlich herstellbar sind, die
wirtschaftlich und ökologisch motiviert. Dies sind meist vorgefertigte Halbfabrikate, die auch über Hinterschneidungen und hoch-
betrifft alle Branchen des Kraftwerks-, komplexe Konstruktionsdetails verfügen.
neben sehr guter Oberflächen- undAbbilde-
Anlagen- und Maschinenbaus und in stei- Der Einsatz von Kernen für die Gestaltung
genauigkeit über einen Endkontur nahen
gendem Maße auch die der Kraftfahr- von komplexen Innenräumen, engen
Zustand verfügen, weshalb das Verfahren
zeugindustrie [10]. Schlitzen, tiefen Bohrungen mit geringem
auch zu den Genaugießverfahren gezählt
Hiermit steigen auch die Anforderungen, die wird. Technisch machbar sind heute kom- Durchmesser und engen kompliziert ge-
an die Bauteile gestellt werden, wie die plexe Bauteile von wenigen Gramm bis zu stalteten Hinterschneidungen ist möglich.
über 100 kg Masse (Bilder 19 bis 20). Spezielle Informationen zu den konstruk-
• Korrosionsbeständigkeit, tiven Potenzialen des Feingusses sind in
• Hitzebeständigkeit, dem VDG-Merkblatt P 690 [11] enthalten.
Die hohe Abbildegenauigkeit lässt das
• Steigerung der mechanischen Eigen- Feingießverfahren mit zunehmender Bau- Neben keramischen Kernen, die in der
schaften, teilkomplexität und steigendem Bearbei- Form mit abgegossen werden, kommen
• Fehlerfreiheit der Oberflächen bis auch wasserlösliche Kerne zum Einsatz,
tungsaufwand wirtschaftlicher werden.
Hochglanz polierfähig, die noch vor der Modellmontage entfernt
Feingussteile haben eine glatte und re-
• Erhöhung der Komplexität der Guss- werden und dann zum Einsatz kommen,
produzierbare Oberfläche, so dass in vielen
teilgeometrie, wenn bei der Formenfertigung Hinter-
• Verringerung der Wanddicke. Fällen auch auf eine Bearbeitung der Guss-
schneidungen oder andere schwer zu
oberflächen verzichtet werden kann. Das
entfernende Formteile vorhanden sind.
Diese Anforderungen stellen höchste An- ist besonders dann von Vorteil, wenn es
sprüche an die Gießerei. Insbesondere die sich um schwer zerspanbare Legierungen Alle metallischen Werkstoffe können fein-
Metallurgie, die Gießtechnik sowie die Form- handelt. Die sehr hohe Maßgenauigkeit und gegossen werden, so auch alle Stahlguss-
technik sind gefordert, da zunehmend die realisierbaren geringen Rautiefen sind sorten. Die Feingießereien sind schmelz-
gießtechnisch problematische Werkstoffe verantwortlich für eine hohe Reproduzier- technisch deshalb in der Lage, eine breite
wie Duplex-Stähle oder Nickelbasis-Le- barkeit in der Serie. Feingussteile sind Palette an unterschiedlichen niedrig und
gierungen verarbeitet werden müssen. deshalb auch in vielen Fällen einbaufertige hoch legierten Stahlgusssorten zu fertigen.
Teile, die in größeren Stückzahlen gefertigt
Höhere Reinheitsgrade der Schmelzen, der Diese breite Werkstoffpalette und die ver-
werden. Die engen Toleranzen und hohe
Einsatz hochwertiger Formstoffe und die fahrensbedingten Qualitätsvorteile haben
Oberflächengüte lassen zudem eine
simulationsgestützte Auslegung der Gieß- dazu geführt, dass Feingussteile heute in
Minimierung des Bearbeitungsaufwandes
technik führen zu hochwertigen Gussteil- allen Industriezweigen Einsatz finden, so
oberflächen und schaffen die Basis für eine zu.
auch in den Spezialbereichen Luftfahrt
ausgeklügelte Gefügekontrolle der Werk- sowie Medizin- und Implantattechnik. Die-
stoffe. Mit speziellen Formtechniken sind Je nach Anforderung können die Gussteile se Entwicklung basiert im wesentlichen auf
solche hochwertigen Stahlgussteile heute durch Wärme- und Oberflächenbehan- den folgenden Forderungen der Verbrau-
herstellbar. deln sowie auch durch mechanische Be- cher [12]:

Bild 19: Hochverschleißfeste Feingussteile aus CrV-Stahl für Anwen- Bild 20: Feingussteil Stator für eine Strömungsbremse (Retarder)
dungen unter extremen Einsatzbedingungen mit 320 mm Dmr. aus GX45CrNiW18-9

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• Gussstücke aus Sonderwerkstoffen 3.4.2 Keramikformverfahren
herzustellen, die schon eine fast fertige
Kontur besitzen (Near net shape), Das Keramikformverfahren verbindet die
Vorteile des klassischen Sandgussverfah-
• Immer größere Bauteile herzustellen,
rens mit denen des hochpräzisen Feingieß-
bei denen der Einsatz von Feinguss-
verfahrens. Wie beim herkömmlichen
teilen schwierige und kostenauf-
Sandgießverfahren werden für die Herstel-
wändige Bearbeitungsvorgänge ein-
lung der Formen und Kerne geteilte Holz-
spart.
oder Kunststoffmodelle verwendet. Das
• Hochkomplexe Gussteile zu fertigen, bedeutet, dass in vielen Fällen, wenn eine
die mit anderen Verfahren nicht oder höherwertige Gussteiloberfläche benötigt
nur aufwändig herzustellen wären. wird, die vorhandenen Sandguss-Modell-
einrichtungen nach geringfügigen Anpas-
Das Feingießen bietet dabei folgende Vor- sungsarbeiten für das Keramikformver-
teile: fahren verwendet werden können. Form-
schrägen und Kernmarken lassen sich
übernehmen. Die Anschnitt- und Speiser-
• hohe Maßgenauigkeit und enge Tole- technik einschließlich der Erstarrungs-
ranzen, lenkung wird von der Gießerei verfahrens-
• hohe Oberflächengüte, gerecht angepasst. Vor allem für die Her-
• hohe Gestaltungsfreiheit, stellung von hochwertigem Stahlguss als
Einzelteile und Prototypen bis zu Klein-
• geringer Bearbeitungsaufwand, Bild 22: Pumpenlauf- und -leiträder aus ver-
serien ist das Verfahren geeignet.
• alle metallischen Legierungen gieß- schiedenen korrosionsbeständigen Chrom-
bar, Verfahrenstechnisch folgt das Keramik- und Chrom-Nickel-Stählen mit Abmessun-
formverfahren daher im Prinzip den Pro- gen von wenigen Zentimetern bis zu einem
• energiesparendes Fertigungsverfah- zessschritten des Sandformverfahrens. Meter
ren durch Verringerung der Anzahl Die Form- bzw. Kernkästen werden mit
weiterer Bearbeitungsstufen, selbstaushärtenden, hochwertigen, metal- Randentkohlung neigen, werden von der
• sowohl für Einzelteil- als auch Serien- lurgisch inerten Keramikmassen gefüllt, Gießerei verfahrenstechnische Maßnah-
fertigung geeignet. nach der Aushärtung derselben entformt men durchgeführt, die die Randentkohlung
wirksam unterbinden, zum Beispiel durch
und getrocknet. Die Herstellung der Kerne
das Gießen unter Schutzgasatmosphäre
Die Vorteile des Feingießens lassen sich erfolgt ähnlich. Sie werden anschließend
bzw. die Schaffung einer reduzierenden
durch die besondere Eignung des Ver- in den Formen positioniert, diese hiernach Atmosphäre beim Gießen und Abkühlen
fahrens für die Rapid-Prototyping(RP)- zugelegt und bei hohen Temperaturen der Gussteile.
Techniken bereits in der Entwicklungs- gebrannt.
phase und der Kleinserienfertigung nut- Der Abguss erfolgt in an die Gussteilgeo- Das Keramikformverfahren bietet folgende
zen. Generativ gefertigte RP-Modelle für metrien angepassten, temperierten Formen. Vorteile:
das Feingießen nach den Verfahren Stereo- In den Bildern 21 und 22 sind nach diesem • hohe Oberflächengüte, gemäß DIN
lithographie (SL), Selektives Lasersintern Verfahren gefertigte Gussteile abgebildet. 4762,
(SLS), Fused Deposition Modeling (FDM), Grundsätzlich sind Bauteile aus allen • geringer Mittenrauhwert Ra von je
3D-Plotting und Multi Jet Modelling” (MJM) Legierungen mit dem Keramikformverfah- nach Geometrie zwischen 3,2 und
sind prinzipiell einsetzbar. ren herstellbar. Bei einigen Sorten, die zur 12,5 µm (entsprechent Rubert N 8
bis N 10),
• Reaktionsprodukt freie Oberflächen,
Die Kombination des Feingießverfahrens • emaillierfähige Oberflächen,
nach dem Wachsausschmelzverfahren mit • geringe Wanddicken,
den oben genannten generativen Ferti- • hohe Maßgenauigkeit, enge Toleranz-
gungstechniken bietet in allen Bereichen felder, gemäß DIN 1680 Gussallge-
des Rapid Prototypings sowie der Vor- meintoleranz-Reihe GTA 16/5.
serien- und Kleinserienfertigung eine
Vielzahl von weiteren Anwendungsmög- Das Keramikformverfahren ist einsetzbar:
lichkeiten. Vor allem in den Bereichen • bei geringen bis mittleren Losgrößen,
Automobilbau, Luft- und Raumfahrt und • für Gussteile mit Abmessungen bis
dem Werkzeugbau sind heute eine Vielzahl etwa 1000 mm Kantenlänge,
von Anwendungsfällen bei der Herstellung • für Gussteile bis zu 1000 kg Gewicht.
von metallischen Prototypen und Werk-
zeugeinsätzen zu finden. Möglich ist auch eine Kombination von
Formteilen oder Kernen, die nach dem
Keramikformverfahren gefertigt wurden, mit
Zudem erlauben die generativen Verfahren Sandgussformen. Hier lassen sich die
für die CAD-Daten gesteuerte Formgebung Vorteile beider Verfahren kombinieren:
der Wachsmodelle und die Formenferti- • Glatte, sehr maßgenaue Oberflächen
gung noch komplexere Bauteilgeometrien und Konturen in den Bereichen der
in ein anspruchsvolles Gussteil umzu- Keramikoberflächen, die dem Gussteil
setzen. Damit kommt das Feingießen als zugewandt sind,
Teilefertigungsverfahren den Forderungen Bild 21: Düsenringe für Turbolader aus • Preisgünstigere Herstellung der Sand-
nach kürzeren Produktentwicklungszeiten, hitzebeständigem Stahlguss GXCrNiSi26- gussformteile,
schnellerer Marktpräsenz und wachsenden 10-5 mit einem Radius von 0,5 mm an den • Nahezu keine Begrenzung in den Ab-
Qualitätsanforderungen entgegen. Schaufeleintrittskanten messungen und Gussteilgewichten.

10 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1


.

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3.4.3 Lost-Foam-Stahlguss in Deutschland entwickelt, fertigt auch nur (Vollform)Verfahrens in das betreffende
eine Gießerei als einzige im europäischen Stahlgussteil, die wie folgt charakterisiert
Das Lost-Foam-Verfahren bietet mit seiner
Raum mit Erfolg Lost-Foam-Gussteile in werden können:
einteiligen Form und Verwendung von
beim Gießprozess verdampfbaren Mo- Serie, die vor allem in den Bereichen
dellen Möglichkeiten, noch komplexere, Zementanlagenbau, Anlagen zur ther- • Fertigung komplexester Geometrien
kern- und gratlose Gussteile herzustellen, mischen Reststoffverwertung und medi- durch kernlose Fertigung, Mitgießen von
und das zu vergleichsweise günstigen zinisch-technischer Gerätebau zum Ein- Bohrungen, Schlitzen und Hinterschnei-
Kosten. Die Entwicklung des Lost-Foam- satz kommen. dungen,
Verfahrens geht auf ein Patent von H.
F. Shroyer aus dem Jahre 1958 zurück. In enger Zusammenarbeit mit dem Gie- • Massereduzierungen durch Verringe-
Dieses Verfahren hat bei Aluminium und ßerei-Institut der RWTH Aachen wur- rungen der Wanddicken und die
Gusseisen bereits eine breite Anwendung den Verfahrens- und Anwendungstech- realisierbare große Komplexität der
gefunden. Vor allem in den USA hat das niken ständig verbessert, wodurch sich Bauteilgeometrien,
Verfahren wegen seines großen Gestal- die Anwendungsmöglichkeiten dieser spe-
tungsfreiraumes, der bearbeitungsarmen, ziellen Gussfertigungsart ständig erhöhen • Einsparung von Bearbeitungsaufwand
weil formteilungs- und kerngratfreien und kundenspezifische Lösungen ent- durch Gratfreiheit und endabmessungs-
sowie maßgenauen Gussfertigung bei der wickelt werden können (Bilder 23 bis nahes Gießen,
Herstellung hochkomplexer Gussteile eine 26).
große Anwendungsbreite gefunden.
• Verringerung von Fügeaufwendungen
Relativ neu ist dagegen die Anwendung Bei dieser Entwicklungsarbeit geht es um durch Fertigung komplexer Integral-
des Verfahrens im Stahlgussbereich. 1987 die Applikation der Vorteile des Lost-Foam- gussteile anstatt mehrerer Fügeteile.

Bild 23: Jet-Stream-Rostplatte (Grundkörper einer Rostplatte für Bild 24: Nockenwelle für Ventiltrieb eines V6-PKW-Motors aus
einen Klinkerkühler, Bauart Krupp-Polysius aus hitzebeständigem Stahlguss G100Cr6, Machbarkeitsstudie für eine hohlgegossene
Stahlguss GX40CrNiSi25-12, Gewicht 10 kg, dünnwandiges Serien- Nockenwelle mit stark reduzierter Bearbeitungszugabe (teilweise
gussteil mit Wanddicken von 6 bis 10 mm 6 mm), Gewicht 2,1 kg

Bild 25: Einzeln belüftete Omega-Rostplatte für einen Klinkerkühler, Bau- Bild 26: Wassergekühlter Verbrennungsroststab für eine
art Humboldt Wedag aus hitzebeständigem Stahlguss GX40CrNiSi25-12, Müllverbrennungsanlage aus hitzebeständigem Stahlguss
einteiliges Gussteil mit komplexen eingegossenen Luftkanälen, Wand- GX40CrNiSi27-4 mit in der Länge eingegossenen Kühlwasser-
dicke 8 - 12 mm, Gewicht 23 kg kanälen zur Reduzierung des Verschleißes bei hohen Müll-
brennwerten, Gewicht 32 kg, Wanddicke 10 bis 25 mm
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 11

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4 Erschmelzen von Stahlguss
Bereits das Erschmelzen des Stahls aus Tabelle 1: Durch-
den Rohstoffen beeinflusst entscheidend schnittliche End-
die Qualität des Gussstücks. Von Bedeu- gehalte der Be-
tung sind nicht nur das Einhalten von Ana- gleitelemente von
Stahlguss in der
lysen- und Temperaturvorschriften, son-
Abstichpfanne in
dern es lassen sich hier bereits die Abhängigkeit
Fehler erzeugenden Einflussgrößen auf ein vom Schmelzag-
Minimum reduzieren. Dies ist Vorausset- gregat
zung für das Ziel eines fehlerfreien ge-
gossenen Bauteils mit besten Werkstoff-
eigenschaften, wozu der Stahlgießer mit
dem ihm zur Verfügung stehenden Schmelz-
aggregaten die nötigen Vorkehrungen und angewendet. Um die in Tabelle 1 genann-
metallurgischen Schritte zu treffen hat. ten durchschnittlichen Analysenendgehal-
4.2 Sekundärmetallurgie
te der Begleitelemente zu erreichen, muss Steigende Qualitätsanforderungen hin-
Die Wahl des Schmelzverfahrens für die ein entsprechend hochwertiger Schrott- sichtlich
Herstellung von Flüssigstahl richtet sich und Legierungseinsatz verwendet werden.
nach folgenden Merkmalen: • besserer mechanischer Eigenschaf-
Beim Lichtbogenofen wird die elektrische ten bei ungeänderter Stahlgusssorte,
• dem Stahlsortenprogramm der Gie- Energie zum Schmelzen von Schrott und • erhöhten Reinheitsgrades und
ßerei, Heizen des flüssigen Einsatzes durch di- • sehr enger Analysengrenzen
• den geforderten Verarbeitungseigen- rekte Lichtbogenerwärmung eingebracht.
schaften, Die Energieübertragung an das Einsatzgut beeinflussten die schmelzmetallurgischen
erfolgt durch die intensive Lichtbogen- Überlegungen für die Stahlgussherstellung.
• den für die Stückmassen (Einzelguss)
strahlung bei Temperaturen von etwa 4000 Die in den Großstahlwerken bewährten
bzw. Losgrößen (Serienguss) erfor-
bis 6000 K. Der als Drehstrom-Lichtbo- Nachbehandlungsanlagen wurden auf die
derlichen Flüssigstahlmengen, genofen gebaute Herdofen mit einem relativ
• der Rohguss-Produktionsrate der für Stahlguss spezifischen Bedingungen
großen Speicherenergiebedarf und da-
Gießerei, modifiziert. Dabei wird im Induktions- und
durch erhöhtem spezifischem Energie-
verbrauch bei Ein- oder Mehr-Chargen- Lichbogenofen nur noch der Schrott ge-
• der Beschaffbarkeit (und damit den
Betrieb pro Tag kommt überwiegend als schmolzen sowie die metallurgische Arbeit
Kosten) von Hilfs- und Betriebsstof-
Halbportalofen mit Schwenkdeckel und des Entphosphorens durchgeführt. Die
fen, z. B. Schrott.
Korbbeschickung zum Einsatz. Zuneh- weiteren Prozessschritte des Entkohlens,
mend werden Lichtbogenöfen als Ein- des Entgasens, der Desoxidation und des
4.1 Schmelzverfahren schmelzaggregat mit nachfolgender Se- Entschwefelns übernehmen die Nachbe-
In Stahlgießereien wird Stahl vorwiegend im kundärmetallurgie betrieben. handlungsanlagen. In der betrieblichen
Induktions- oder Lichtbogenofen elektrisch Praxis haben sich für die Stahlgussher-
erschmolzen. Für Stahlguss sind Nenngrößen ab 2 t im stellung durchgesetzt:
Einsatz. Die Mehrzahl der Öfen liegt bei 5
Mittelfrequenz-Induktionsöfen mit Einsätzen bis 10 t Nenngröße. Seltener sind wesent- • für kleinere Schmelzeinheiten der
von 10 kg bis zu 10 t und mehr werden zum lich größere Ofeneinheiten. Unter bestimm- Vakuum-Induktionsofen (VIO),
Umschmelzen von Stahl aus “kalten” Ein- ten Einsatzbedingungen sind heute selbst • für größere Abstichmassen der AOD-
sätzen ohne “Sumpf” verwendet. Der fre- mit kleinen Ofengrößen sehr gute Betriebs-
quenzveränderte Strom erzeugt in den ergebnisse erreichbar.
Kupferspulen ein elektromagnetisches
Wechselfeld, welches im metallischen Ein- Aufgrund der direkten, großflächigen Bad-
satzmaterial zum Entstehen von Induk- beheizung ist eine metallurgische Arbeit
tionsströmen (Wirbel- oder Kurzschluss- sowohl über gaskinetische als auch über
ströme) führt. Diese wiederum erzeugen schlacken-chemische Reaktionen mög-
die benötigte Schmelzwärme. Der Strom- lich. Das Einsatzgut Schrott ist wesent-
fluss bewirkt gleichzeitig eine elektro- lich kostengünstiger, bezüglich Schrott-
magnetische Krafteinwirkung. Dadurch dichte, Stückigkeit und Beschaffenheit
entsteht beim Einschmelzen und Aufhei- sowie wesentlich anspruchsloser und in
zen eine frequenz- und leistungsabhängige seiner analytischen Zusammensetzung
Badbewegung, die die Legierungsstoffe variabler als der Induktionsofen. Diese
schnell und homogen im Stahlbad auflöst. Gründe machten den Lichtbogenofen für
Durch diese Vorzüge ist eine hoheAnalysen- größere Stahlmengen zum Hauptschmelz-
treffsicherheit gegeben. aggregat in den Stahlgießereien.

Aufgrund der kleinen Badoberfläche, die Wie die metallurgischen Möglichkeiten des
induktiv nicht beheizt werden kann, ist mit Lichbogenofens für das Erschmelzen ei-
dem Induktionsofen eine metallurgische Ar- nes qualitativ sauberen Stahlgusses voll
beit in der Regel nicht möglich. Gasreak- genutzt werden können, ist in Tabelle 2 an Bild 27: Nahezu ausschließlich aus Schrott
tionen zum Senken des Kohlenstoff-, einem detaillierten Verfahrensablauf nach und Kreislaufmaterial wird Stahlguss er-
Stickstoff- und Wasserstoffgehalts sowie dem Zwei-Schlacke-Verfahren dargestellt. schmolzen. Da die Gussteile nach Gebrauch
Schlackenreaktionen zum Verringern des Die mit dieser Schmelzführung zu erreich- vollständig dem Stoffkreislauf durch Er-
Phosphor- und Schwefelgehalts werden in enden durchschnittlichen Analysenendwer- schmelzen wieder zugeführt werden, ist
der betrieblichen Praxis nicht nennenswert te für Begleitelemente enthält Tabelle 1. Guss Rohstoffe und Umwelt schonend.

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(Argon-Oxygen-Decarburization)- oder Tabelle 2: Verfahrensablauf für das Erschmelzen von unlegiertem und legiertem Stahlguss
MRP (Metal-Refining-Process)-Kon- im Lichtbogenofen (Zwei-Schlacken-Verfahren) und anschließende Pfannenbehandlung
verter und der geschlossene VOD
(Vacuum-Oxygen-Decarburization)-
Konverter (VARP-Verfahren).

Die Entwicklung beider Verfahren resultiert


aus den Forderungen bei der Herstellung
hochlegierter Chrom-Nickel-Stähle. Es war
hierbei das Ziel, mit hoch Kohlenstoff hal-
tigen, kostengünstigen Einsatzstoffen zu
arbeiten und anschließend die Schmel-
ze durch Sauerstoffzufuhr auf niedrigste
Gehalte (< 0,03 % C) zu entkohlen.

Die Bilder 28 a und b zeigen das Füllen


und das sogenannte Blasen eines Kon-
verters. Beide Verfahren basieren auf den
gleichen metallurgischen Grundlagen und
erhalten auch vergleichbare Ergebnisse.
Das Endprodukt des Konverterverfahrens
ist, wie die Tabellen 3 und 4 zeigen, ein
Stahlguss
• höchster Reinheit,
• mit niedrigstem Sauerstoff-, Schwefel-,
Stickstoff- und Wasserstoffgehalt,
• optimaler Homogenität sowohl in Tem-
peratur als auch chemischer Zusam-
mensetzung durch die starke Bad-
bewegung.

Da bei den Konverterverfahren die Reak-


tionen fast stöchiometrisch ablaufen, ist
das Einstellen enger Analysengrenzen aller
Elemente gegeben.
Vertiefende Informationen zu metallurgi-
schen Aspekten des Gießens enthält [10].

Tabelle 3: Gehalte an Begleitelementen von Konverter behandeltem unlegiertem und


legiertem Stahlguss (B - Beginn und E - Ende der Behandlung)

Tabelle 4: Endgehalte der Begleitelemente von Konverter behandeltem hochlegiertem,


rost-, säure- oder hitzebeständigem Stahlguss

Bild 28: Füllen eines VARP-Konverters


(oben) und Blasen eines AOD-Konverters
(unten) für die Sekundärmetallurgie bei
der Stahlerzeugung
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 13

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5 Wärmebehandeln
Stahlguss wird mit wenigen Ausnahmen im- Kurze Wege zu den Abschreckbädern be- - Senken des Risikos der Rissbildung
mer wärmebehandelt (Bild 29). Dabei wer- günstigen das Einhalten einer gleichmä- beim thermischen Bearbeiten wie
den folgende Ziele angestrebt: ßigen Abschrecktemperatur am ganzen Brennschneiden oder Fugenhobeln,
Gussstück (Bild 30). Mögliche Maßab-
- Vermindern der erstarrungsbedingten - Erleichtern des spanenden Vorbear-
weichungen durch Verzug oder Verzundern beitens, zum Beispiel zum Verringern
Seigerungen, hauptsächlich bei grö- der Oberfläche werden durch entsprechen-
ßeren Gießquerschnitten, der maßgebenden Wanddicken, damit
de Maßnahmen wie zum Beispiel Auflagen das Durchvergüten begünstigt wird.
- Kornfeinen des relativ grobkörnigen im Glühofen oder Maßzugaben kontrolliert.
Erstarrungsgefüges bei umwand- Da üblicherweise nicht in Schutzgas-
lungsfähigen Sorten, atmosphäre wärmebehandelt wird, weist
- Erzielen der legierungsabhängigen die Randschicht meist eine legierungs- 5.2 Qualitätsbestimmendes
Werkstoffeigenschaften durch quali- abhängige Entkohlungszone auf. Wärmebehandeln
tätsbestimmendes Wärmebehandeln.
Die nachfolgend beschriebenen wichtig-
Die Art der qualitätsbestimmenden Wärme-
Im Vergleich zu den umgeformten Stählen sten Wärmebehandlungsverfahren be-
behandlung ist in der Regel in Normen,
sind die Haltezeiten beim Wärmebehandeln ziehungsweise -schritte können je nach
normähnlichen Regelwerken und/oder Kun-
von Stahlguss im allgemeinen länger, was Werkstoffgruppe oder Gussstückkategorie
denvorschriften spezifiziert. Hierzu gehören
dem gewünschten Diffusionsausgleich der teilweise entfallen oder werden miteinander
beispielsweise das Normalglühen (Normali-
Seigerungszonen sowie den meist größe- kombiniert. Eine Übersicht der Tempe-
sieren), Härten, Vergüten und Spannungs-
ren Wanddicken entgegenkommt. Im übri- raturlagen beim Wärmebehandeln von un-
armglühen. Zur Gewährleistung der erwar-
gen besteht bezüglich der legierungs- legiertem Stahlguss wird im Bild 29 ge-
teten Eigenschaften sind einige stahlguss-
technisch erforderlichen Wärmebehand- geben.
spezifische Besonderheiten zu beachten,
lungsschritte zwischen umgeformtem und die sich im Wesentlichen aus der freien
gegossenem Stahl kein grundsätzlicher 5.1 Vorbereitendes Wärmebe- Gestaltungsmöglichkeit von Stahlguss-
Unterschied.
handeln stücken ergeben:
Die Ofeneinrichtungen zum Wärmebe- Zu den vorbereitenden Wärmebehandlungs- • Die Gestalt des Gussstückes muss
handeln sind in der Mehrzahl leicht isoliert verfahren gehören unter anderem das ein gegebenenfalls erforderliches
und werden über eine Vielzahl gleichmäßig Diffusionsglühen, das Normalglühen, das Abschrecken in einem Flüssigkeitsbad
verteilter, vorwiegend rechnergesteuerter Weichglühen und das Spannungsarm- zulassen. Neben schroffen Wand-
Kleinbrenner beheizt. Dies gewährleistet glühen. Angestrebt werden die im Folgen- dickenübergängen müssen auch
das exakte Einhalten der Aufheiz- und den aufgeführten Ziele: schlecht zugängliche Innenräume be-
Abkühlkurven und während der Haltezeit
- Ausgleich von Kristallseigerungen, achtet werden.
eine gleichmäßige Temperaturverteilung im
Ofen, auch bei stark wechselnder Bele- - feineres Ausgangsgefüge für ein nach- • Die angestrebten Eigenschaften kön-
gungsdichte. folgendes Vergüten, nen im Allgemeinen nur bis zu den in
den Normen oder normähnlichen Re-
gelwerken aufgeführten maßgeblichen
Wanddicken erwartet werden.
• Die vom Konstrukteur festgelegte
Werkstoffsorte muss bezüglich der er-
warteten Eigenschaften mit der maß-
geblichen Wanddicke beziehungs-
weise mit der erreichbaren Abkühlge-
schwindigkeit abgestimmt sein. Abge-
kühlt wird üblicherweise im Wasser-
oder Ölbad sowie an bewegter oder
ruhender Luft.
• Die Werkstoffspezifikation darf nicht
überbestimmt sein, zum Beispiel durch
zu enge Spannen bei den Wärmebe-
handlungstemperaturen bei gegebe-
nen Mindestwerten für die mecha-
nischen Eigenschaften.

Die werkstofftechnischen Zielsetzungen für


die wichtigsten Werkstoffgruppen lauten:

• Feinkörniges Schwarz-Weiß-Gefüge
(Ferrit-Perlit) bei un- bis niedrigle-
giertem Stahlguss, erzielt durch ein
Normalglühen,

Bild 29: Temperaturlage der Wärmebehandlungsverfahren für unlegierten Stahlguss im • Möglichst 100 % Vergütungsgefüge
Zustandschaubild Eisen - Kohlenstoff (angelassener Martensit und unterer
A1 - Umwandlungstemperatur Austenit - Perlit (Linie P - S) Bainit) bei niedrig- bis hochlegiertem
A3 - Umwandlungstemperatur Ferrit - Austenit (Linie G - S) Vergütungsstahlguss zum Gewähr-
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leisten des gewünschten Festigkeits-
/Zähigkeits-Verhältnisses. Dazu sind
mindestens zwei Wärmebehand-
lungsschritte erforderlich: Härten und
Anlassen,
• Möglichst ausscheidungsfreies aus-
tenitisches oder austenitisch-fer-
ritisches Gefüge bei den umwand-
lungsfreien hochlegierten Stahlguss-
sorten, erreicht durch ein Lösungs-
glühen mit nachfolgendem Ab-
schrecken,
• Nach umfangreichem spanenden Be-
arbeiten kann unter Umständen ein
Spannungsarmglühen empfehlens-
wert sein.

5.3 Wärmebehandeln von


Fertigungs- und Kon-
struktionsschweißungen
Bei un-, mittel- und hochlegierten ferritisch-
martensitischen Stahlgusssorten wird üb-
licherweise nach dem Schweißen zum
Härte- und Eigenspannungsausgleich ein
weiteres Anlassglühen durchgeführt. Wenn
dabei die Abkühlrate höchstens 25 °C/h
beträgt, kann auf ein zusätzliches Span-
nungsarmglühen verzichtet werden.

Bei ungleichen Werkstoffpaarungen, die


unter anderem bei Konstruktionsschweiß-
ungen auftreten können, müssen die Glüh-
temperaturen werkstoffgerecht angepasst
werden. Für bestimmte Anwendungsbe-
reiche, wie beispielsweise warmfester
Stahlguss, sind die entsprechenden Regel-
werke zu beachten. Eine erneute qualitäts-
bestimmende Wärmebehandlung nach
dem Schweißen ist nur in Ausnahmefällen
üblich, wie beispielsweise bei Werkstoffen
mit Sondereigenschaften (kaltzäh, hoch-
korrosionsbeständig). In diesen Fällen kann
bei Fertigungsschweißungen der in den
betreffenden Normen beschriebene Doku-
mentationsnachweis entfallen.

5.4 Ausscheidungshärten
Ein Ausscheidungshärten kann bei der
Verwendung von mikrolegiertem Ver-
gütungsstahlguss sowie bei martensi-
tischem, austenitischem und austenitisch-
ferritischem Stahlguss, der über Sonder-
elemente wie Kupfer und Niob aus-
scheidungshärtbar ist, angewendet wer-
den. Diese Sonderelemente werden nach
einem Lösungsglühen über eine weitere
thermische Behandlung, üblicherweise im
unteren Temperaturbereich des Anlassens,
gezielt ausgeschieden und können so zu
einer beachtlichen Festigkeitssteigerung
bei vertretbarer Zähigkeitsminderung füh-
ren. Bei den hochlegierten korrosionsbe-
ständigen Stahlgusssorten ist zusätzlich
ein Abfall der Korrosionsbeständigkeit zu
beachten. Bild 30: Ausfahren und gesteuertes Abkühlen nach dem Glühen eines beladenen Wagens
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 15

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6 Schweißen von Stahlguss
Bauteile aus Stahlguss werden auch in der Definition: “Das Produktionsschweißen eine einwandfreie Schweißung sicherge-
heutigen Zeit noch in großem Umfang in den schließt die Begriffe Ferti- stellt ist. Die Dokumentation von Bereichen
verschiedensten technischen Bereichen, gungs- und Verbindungs- von Produktionsschweißungen kann ver-
wie z. B. im Maschinen- und Anlagenbau, schweißen ein.” einbart werden.“
in der Pumpenindustrie, im Werkzeugbau
und im Automobilbau eingesetzt. Der An- Unter angemessener Berücksichtigung des Ebenso bedarf es der Vereinbarung zwi-
wendungsbereich, in dem Stahlguss einge- Werkstoffs und der Form des Gussstücks schen Kunde und Lieferant/Hersteller,
setzt wird, ist mit entscheidend für die sind Produktionsschweißungen so durch- Schweißverfahrensprüfungen zum Bei-
Qualität und die Werkstoffauswahl der zuführen, dass die im Schweißwerkstoff spiel nach DIN EN 288-3 oder Schweißer-
Produkte. und in der Schweißzone relevanten Eigen- qualifikation nach DIN EN 287 zu verlangen
schaftswerte den Anforderungen an die zum Nachweis, dass der Hersteller die
Eigenschaften des Grundwerkstoffs aus- Produktionsschweißungen korrekt ausfüh-
Die hohe Vielfalt der Anforderungen an un-
reichend entsprechen. ren kann, gegebenenfalls in Verbindung
terschiedliche Herstellverfahren für Stahl-
mit einer Wärmebehandlung nach dem
guss an Oberflächen und Volumengüten,
Die Bereiche, wo Produktionsschwei- Schweißen. Eine Stahlguss spezifische
an die Geometrie und die Maßhaltigkeit
ßungen durchgeführt werden sollen, sind Schweißverfahrensprüfung wie zum Bei-
der Produkte zwingt dazu, immer häufiger
so vorzubereiten und zu prüfen, dass eine spiel nach SEW 110 ist in den meisten EN-
konstruktive Veränderungen vorzunehmen
einwandfreie Schweißung sichergestellt Regelwerken nicht vorgesehen (Bild 31).
oder aber Oberflächen- und Volumengü-
ten zu verbessern. Hierzu ist es unumgäng- ist. Die Dokumentation dieser Bereiche
lich, Verfahren anzuwenden, wie zum Bei- kann vereinbart werden (Auszug aus DIN 6.2 Schweißeignung
spiel das Schweißen, damit auch die EN 1559):
Wirtschaftlichkeit gewährleistet bleibt. Unter den Gusswerkstoffen zeichnet sich
“Unter angemessener Berücksichtigung Stahlguss neben seinen gleichmäßigen
des Werkstoffs und der Form des Guss- mechanischen Eigenschaften in allen
6.1 Grundlagen für das stücks sind Produktionsschweißungen so Richtungen durch seine gute Schweiß-
Schweißen an Stahlguss durchzuführen, dass die im Schweiß- barkeit aus. Dieser besondere Vorteil der
werkstoff und in der Schweißzone rele- Erzeugnisform Stahlguss kann bei der
Nach den gängigen Regelwerken, zum vanten Eigenschaftswerte den Anfor- konstruktiven Gestaltung von hochbean-
Beispiel der DIN EN 1559 “Gießereiwesen, derungen an die Eigenschaften des spruchten Teilen vorteilhaft genutzt werden.
Technische Lieferbedingungen”, ist das Grundwerkstoffes ausreichend ent-
Schweißen an Stahlgussstücken grund- sprechen. Die Bereiche, wo Produktions- Bezüglich der Schweißeignung von Stahl-
sätzlich erlaubt und als Produktions- tionsschweißungen durchzuführen sind, guss gelten die gleichen Kriterien wie für
schweißung definiert. sind so vorzubereiten und zu prüfen, dass Walz- und Schmiedestahl. Es wird deshalb

Bild 31: Beispiel für den Bericht über eine Verfahrensprüfung

16 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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darauf verzichtet, näher auf die werk- 6.4 Vorgaben und Regel- Mechanisierungsgrad, deutlich zu sehen
stoffbedingte Schweißeignung beispiels- bei der Herstellung von Serienteilen wie
werke für das Schwei- zum Beispiel im Automobilbau (Bild 32).
weise durch Definition des Kohlenstoff-
äquivalentes einzugehen. Sie wird im ßen an Stahlguss
Wesentlichen durch die Eigenschafts- Inzwischen wird auch hier das Laser-
Die Schweißzusatzwerkstoffhersteller in-
änderungen in der Wärmeeinflußzone schweißen eingesetzt und perfektioniert.
formieren auf den Schweißzusatzwerk-
(WEZ) bestimmt, die ihrerseits bei gege- Auch Kombiverfahren, wie das Laser-
stoffverpackungen, zum Beispiel bei E-
bener chemischer Zusammensetzung hybridschweißen, werden genutzt. Mit die-
Hand-Elektroden, umfangreich über Strom- sem Verfahren lassen sich die Vorteile vom
durch die Wanddicke sowie die Schweiß-
stärke, Stromart oder Vorwärmtempera- Lichtbogen- und Laserschweißen verbin-
parameter, zum Beispiel Vorwärm- und
turen. Zusätzlich können viele wichtige den. Das Prinzip ist einfach: Beim Laser-
Zwischenlagentemperatur, und/oder Wär-
Informationen aus den Herstellerkatalogen hybridsystem trifft die mit Lichtgeschwin-
meeinbringung bedeutend beeinflussen
entnommen werden. Da die meisten digkeit transportierte Energie des Laser-
kann. Die Erfahrungen aus dem Bereich
Stahlgusssorten in Regelwerken enthal- strahls mit dem Plasma des Lichtbogens
der Walz- und Schmiedetechnik können
ten sind, zum Beispiel in DIN 17182 oder zusammen. Sie wirken gleichzeitig in die-
dabei als wesentliche Richtlinien über-
DIN EN 10283 oder SEW 410 usw., erhält selbe Schweißzone und verstärken ihre
nommen werden. Den im Allgemeinen
der Anwender auch hier die notwendigen Wirkung. Die Ergebnisse der Kombination
größeren Wanddicken ist durch eine ent-
Informationen, die für eine fachgerechte gegenüber den Einzelverfahren sprechen
sprechende Temperaturführung vor oder für sich:
Schweißung notwendig sind (Tabelle 5).
nach dem Schweißen Rechnung zu tragen.
Dabei sind die bei Stahlguss im Vergleich
• größere Spaltüberbrückbarkeit bei
zu äquivalenten Knetwerkstoffen oft etwas 6.5 Stahlgusstypische gleichzeitig deutlich höherer Füge-
höheren Kohlenstoff- und Legierungsinhal-
te zu berücksichtigen. Schweißverfahren geschwindigkeit,
• tieferer Einbrand und schmale Naht bei
6.3 Schweißvorbereitung In den letzten Jahren erfolgte ein Umbruch geringerer Wärmeeinbringung,
bei den Schweißverfahren. Durch die Er-
zeugung von Fülldrähten für das Metall- • höhere Zähigkeit der Naht, Festigkeit
Die zum Schweißen vorbereiteten Bereiche der Verbindung und Gefügebeeinfluss-
sind grundsätzlich durch eine Sichtprüfung schutzgasschweißen (MSG) konnte die
Angebotspalette an den verschiedensten barkeit über den Zusatzwerkstoff,
zu beurteilen. Wenn möglich, zusätzlich
Schweißzusatzwerkstoffen deutlich er- • größere Prozessstabilität und Anlagen-
mittels der Farbeindring- oder Magnetpul-
höht werden. Zur Herstellung dieser verfügbarkeit,
verprüfung.
Drähte können kostengünstige Standard-
grundwerkstoffe eingesetzt werden. • geringerer Aufwand für die Nahtvorbe-
Die Kriterien für die Beurteilung der Durch Einbringen der verschiedensten reitung und Nacharbeit,
Schweißbereiche sollten mindestens den- Legierungselemente in Pulverform ent- • kürzere Fertigungszeiten und -kosten,
jenigen des Gussstückes beziehungsweise steht ein Draht mit genau definierter sowie größere Produktivität,
der Gussstückzone entsprechen. Im Allge- Zusammensetzung. Hierdurch wurde der
meinen sollten jedoch verschärfte Kriterien Anteil an Schweißelektroden für das E- • geringere Investitionskosten, bezogen
angelegt werden. Lineare Anzeigen, die auf Hand-Schweißen deutlich reduziert. Stark auf die Gesamtleistung,
Risse schließen lassen, sind grundsätz- auf den Markt drängen die Hersteller von • bessere optische Gestaltungsmög-
lich zu beseitigen. Elektronenstrahl- oder Laserschweißma- lichkeiten.
schinen.
Zu beachten ist, dass die zum Schweißen Das Wolfram-Inertgas-Schweißverfahren
vorbereitete Mulde oder Schweißflanke Mit den steigenden Anforderungen an (WIG) hat ebenfalls in den letzten Jahren
vor dem Schweißen frei von Schmutz, Öl die Technik wachsen auch die An- an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt
oder Prüfmittelresten ist. forderungen an den Schweißer und den wegen sehr guter Zähigkeitswerte im

Bild 33: Zentrifugaltrommel aus zwei Schleu-


dergusszylindern nach dem UP-Verfahren
Bild 32: Einsatz eines Industrieroboters für das Schweißen einer Peltonturbinen-Laufrades verschweißt; Werkstoff: GX5CrNiMoCuN26-6-3;
aus GX5CrNi13-4 nach dem MSG-Verfahren Abmessungen Dmr. 1540 x 1750 mm
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 17

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Tabelle 5: Schweißbedingungen für legierten Stahlguss nach DIN EN 10283 einflusszone, die durch chemischen Angriff
entlang der Korngrenzen entstehen kann.
Hierbei wird das Gefüge aufgelockert und
der metallische Zusammenhang gestört.

Bei den Standardausteniten scheidet sich


durch das hohe Wärmeeinbringen beim
Schweißen Chromcarbid aus, der Chrom-
mindestgehalt für die Passivierung der
Oberfläche in der Matrix nahe den Korn-
grenzenbereichen wird unterschritten und
es entsteht interkristalline Korrosion.

Um dies zu verhindern, werden häufig


sogenannte Low-Carbon-Austenite oder
Niob- und Titanvarianten eingesetzt. Hier-
durch können längere Verweilzeiten im
kritischen Temperaturbereich zwischen
600 bis 700°C gefahrlos durchlaufen wer-
den, oder es erfolgt ein Post weld heat-
treatment, ein Lösungsglühen.

6.7 Schweißen von Werk-


stoffen mit höheren
Kohlenstoffgehalt
Werkzeugstähle mit einem Kohlenstoffge-
halt von 0,3 bis 2,0 % galten lange als nicht
oder nur schwer schweißbar. Daher wurde
in der Vergangenheit meist vom Schweißen
dieser Werkstoffe von den Stahl- bezie-
hungsweise Gusslieferanten abgeraten.

Inzwischen ist jedoch ein Wandel einge-


treten auf den nachfolgend eingegangen
wird.

6.7.1 Schweißen von


Werkzeugstahlguss
Diverse Verbesserungen zum Beispiel in
der Schweißtechnik, bei den Schweißzu-
Schweißgut, bedingt durch einen niedrigen Sofern im geglühten Zustand geschweißt satzwerkstoffen und den Schweißanlagen
Gehalt an oxidischen Einschlüssen. Die wird, muss danach die Vergütung erfolgen. sowie insbesondere Verbesserungen und
hohe Zuverlässigkeit hinsichtlich der Feh- Andererseits ist es möglich, dass vor dem Neuentwicklungen bei den Werkzeugstahl-
lerfreiheit ist ebenfalls zu erwähnen. Die Schweißen vergütet, nach dem Schweißen und -Gusswerkstoffen haben dazu geführt,
geringe Abschmelzleistung ist nach wie vor angelassen oder entspannt wird. Hierbei ist dass das Schweißen dieser Werkzeuge
als nachteilig anzusehen, im Bezug auf die zu beachten, daß die Anlass-/Spannungs- durchaus im Rahmen des Möglichen liegt.
anderen Verfahren. armglühtemperatur etwa 20 bis 30 °C un- Seitens der Anwender, die oft teure Werk-
terhalb der gewählten Anlaßtemperatur zeuge einsetzten, kommt zudem die Forde-
Für große Konstruktionsschweißungen liegt, damit die eingestellten, mechanisch- rung, diese Werkzeuge zu schweißen.
kommen nach wie vor die weitgehend technologischen Werte nicht verändert Das Einsatzgebiet der Werkzeugstähle
mechanisierten Verfahren UP (Unter Pul- werden. umfasst Druckgießformen, Kunststoff-
ver) oder ES (Elektroschlacke) zum Ein- formen, Schmiedegesenke, Karosserie-,
satz (Bilder 33 und 34). Austenitischer Stahlguss wird grund- Schneid- und Umformwerkzeuge.
sätzlich im abgeschreckten Zustand ge-
schweißt. Bezüglich eines erneuten Lö- Die Gründe für das Schweißen - meist an
6.6 Thermische Behand- sungsglühens nach dem Schweißen muss fertigen Werkzeugen - sind vielfältig. Re-
unterschieden werden in die Standard- paraturen, bedingt durch Konstruktionsän-
lung vor und nach austenite mit C-Gehalten bis 0,07 % ohne derungen oder Fehlstellen in der Präge-
dem Schweißen Niob-/Titanzusätze und in die Gruppe der fläche, sind eine sehr attraktive, wirt-
Austenite mit C-Gehalten < 0,03 % oder schaftliche Alternative, verglichen mit den
Je nach Art und Größe der Schweißungen Niob-/Titan-stabilisiert. Kosten für die Herstellung eines neuen
wird niedriglegierter bis martensitischer Werkzeugs.
Vergütungsstahl entweder in geglühten Grund hierfür ist beispielsweise die Gefahr Das Hauptproblem beim Schweißen von
oder vergüteten Zustand geschweißt. von interkristalliner Korrosion in der Wärme- Werkzeugstählen liegt in deren hoher
18 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Härtbarkeit. Die geschweißte Stelle kühlt schmelzflüssigen Phase höher lag als die
schnell ab, sobald die Energiequelle einmal ursprüngliche Anlasstemperatur. Von hier
entfernt wird, und die Schweißnaht und ein aus steigt die Härte dann auf den Härtewert
Teil der wärmebeeinflussten Zone werden an, der bei der Wärmebehandlung einge-
gehärtet. Diese Umwandlung führt zu Span- stellt wurde. Resultierend aus den unter-
nungen, da die geschweißte Zone durch schiedlichen Gefügezuständen und den
das umliegende kalte Gefüge eingezwängt unterschiedlichen Härtewerten ist abzulei-
ist. Daher können Risse entstehen, und ten, dass auch extreme Spannungen auf-
große Vorsicht ist geboten, um diese zu treten.
vermeiden.

Werkzeugstähle werden hauptsächlich im 6.7.2 Schweißen mit Pufferlagen


geglühten oder vergüteten Zustand ge- Sehr gerne wird bei größeren Schweißun-
liefert. gen, zumindest in der Tiefe, das Schwei-
ßen mittels Pufferlagen angewendet. Dann
Im nachfolgenden Bild 35 wird erläutert, wird nicht mit einem Art ähnlichen oder Art
wie sich der Grundwerkstoff, das Schweiß- gleichen Schweißzusatzwerkstoff gearbei-
gut und die Wärmeeinflußzone nach dem tet, sondern mit einem austenitischen
Schweißvorgang verhalten. Schweißzusatzwerkstoff mit 29 % Cr und
9 % Ni. Dieser austenitische Bereich hat
den Vorteil, dass er verhältnismäßig weich Bild 34: Horizontal durch die Schaufel geteil-
Das Schweißgut liegt im “Gusszustand”
und zäh ist, so dass Rissbildung praktisch tes Laufrad einer Francisturbine verschweißt
vor, das durch die schnelle Erstarrung ein unterdrückt wird. Sofern dieses Material in nach dem ES-Verfahren;
feinkörniges Gefüge aufweist. Darunter liegt den Funktionsbereich ragt, kommt es dort Werkstoff: GX5CrNi13-4; Abmessungen: Dmr.
die kombinierte Anschmelz- und Neu- zu einem sehr unterschiedlichen Ver- 6080 x 3100 mm; Masse: 9 t
härtezone, in der kurzfristig sehr hohe
Austenitisierungstemperaturen aufgetreten
sind. Größere Unterschiede entstehen im
angrenzenden Bereich bei der geglühten
oder vergüteten Variante. Während bei der
geglühten Ausführung noch eine Teilaus-
tenitisierung erfolgt, tritt bei der gehärteten
und angelassenen Ausführung des Werk-
zeugwerkstoffes neben der Teilausteniti-
sierung auch eine höhere Anlassbehand-
lung auf, so dass die Härte abfällt. Diese
spezielle Aussage für die gehärtete und
angelassene Ausführung wird im Bild 36
erläutert.

Sehr große Unterschiede hinsichtlich der


Härteverläufe ergeben sich natürlich auch,
wenn die unterschiedlichen Ausgangs-
zustände “geglüht” bzw. “gehärtet und an-
gelassen” betrachtet werden. Wie dem Bild
37 zu entnehmen ist, sind beim Schwei-
ßen von geglühten Materialien auf jeden Fall
Härtesteigerungen in Teilbereichen zu
verzeichnen. Die Härte im Bereich der
Schweiße ist jedoch nicht extrem hoch, da
aufgrund der Überhitzung höhere Restaus-
tenitgehalte auftreten. Im Anschluss an die-
sen Bereich liegt die Zone mit “normaler”
Austenitisierung. Wegen der Martensitbil-
dung sind sehr hohe Härtewerte vorhan-
den, die dann kontinuierlich auf den Wert
der geglühten Ausführung abfallen.

Große Unterschiede hinsichtlich der Härte


treten beim Schweißen der gehärteten und
angelassenen Ausführung auf. Für den Be-
reich des Schweißzusatzwerkstoffes bzw.
der ersten Zone gelten die Aussagen, wie
sie auch für die geglühte Ausführung ge-
macht wurden. Darunter kommt es dann Bild 35: Schweißnahtausbildung bei Werkzeugstählen im geglühten und angelassenen
zum Abfall der Ursprungshärte, da die An- Zustand oben)
lasstemperatur bei der Abkühlung aus der Bild 36: Teilaustenitisierung und Härteverlauf in der Schweißnahtumgebung (unten)
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 19

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schleißverhalten. Andererseits ist natürlich
bei der Pufferung zu beachten, dass
das Substratmaterial auch hier mit der
Schweißwärme beaufschlagt wird und die
Umwandlungen usw. in genau gleicher Art
und Weise auftreten, wie unter 6.2 aufge-
führt

Die Temperaturführung beim Schweißen


und nach dem Schweißen ist sehr wichtig.
Diese ist unter anderem abhängig vom
vorliegenden Gefügezustand des zu
schweißenden Teiles. Sofern es sich um
weichgeglühtes Material handelt, kann von
Schweißtemperatur sofort auf Glühtem-
peratur aufgeheizt werden und die Glühung
durchgeführt werden. Von Glühtem-peratur
wird natürlich bis auf Raumtemperatur
langsam abgekühlt. Sofern der gehärtete
und angelassene Zustand vorliegt und
keine weitere Wärmebehandlung mit Bild 38: Härteausbildung im Schweißnahtumfeld bei gehärtem und angelassenem Stahlguss
Austenitisierung vorgesehen ist, muss
zuerst auf etwa 100 °C abgekühlt werden,
um eine teilweise martensitische Um-
wandlung zu erreichen und erst dann kann
das erste Anlassen nach dem Schweißen bleibt der austenitische Zustand bestehen der entsprechend spröde ist. Die prak-
erfolgen. Sofern nicht ein Abfall der und beim Abkühlen vor dem ersten tischen Hinweise sind in den Bildern 38
Temperatur auf rund 100 °C stattfindet, Anlassen würde Martensit entstehen, und 39 aufgeführt.

Bild 37: Härteverlauf für die Ausgangszustände „geglüht“ (oben) Bild 39: Prozessführung beim Anlassen von Stahlguss (oben) und beim
sowie „gehärtet und angelassen“ (unten) Weichglühen (unten)

20 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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7. Prüfen und ÜberwachenderStahlgussherstellung
7.1 Allgemeine Lieferbedin- Die Bearbeitungszugaben im Sinne einer Ergänzend zur DIN EN 1559 gelten für be-
gungen Schnittzugabe richten sich unabhängig sondere Anwendungsbereiche spezielle
vom gewählten Genauigkeitsgrad nach Regelwerke und Normen, beispielsweise
Zum Festlegen der allgemeinen tech- dem größten Außenmaß des Gussstückes. für Druck führende Teile, Kern technische
nischen Lieferbedingungen für Stahlguss Anlagen, Armaturen usw., auf die hier nur
stehen die folgenden Normen und Richt- allgemein hingewiesen werden soll.
Seit dem Erscheinen der DIN ISO 8062 gilt
linien zur Verfügung:
die DIN 1683-1 nur noch für bestehende
Die DIN EN 1559 Teil 1 regelt die
Konstruktionen. Für Neukonstruktionen
• DIN ISO 8062 (August 1998) Guss-
stücke – System für Maßtoleranzen sind die Anforderungen der DIN ISO 8062
• erforderlichen Bestellangaben,
und Bearbeitungszugaben (nur für (1998) einzuhalten. Dies bedeutet im
Neukonstruktionen, nicht für beste- Einzelnen Änderung der Toleranzbezeich- • zu definierenden Angaben bezüglich
hende Modelle), nung von GTB in CT. Herstellung, chemischer Zusammen-
setzung, Werkstoffeigenschaften so-
• DIN 1683-1 (August 1998) Gussroh- wie der allgemeinen Gussstückbe-
teile aus Stahlguss – Allgemeintole- Die DIN EN 1559 regelt als Basisnorm für
schaffenheit,
ranzen, Bearbeitungszugaben (nicht alle metallischen Gusswerkstücke die ein-
für Neukonstruktionen), zelnen Punkte der Lieferbedingungen ein- • Prüfungen und Bescheinigungen ein-
schließlich der Definition der abzuliefern- schließlich der Stichprobenregelung,
• DIN EN 1559-1 (Juni 1997) Gießerei- den Qualität. Die Werkstoff bezogenen An-
wesen – Technische Lieferbedingun- forderungen werden in speziellen Werk- • Vorschriften zum Kennzeichnen der
gen – Teil 1: Allgemeines, stoffnormen geregelt. Gussstücke,
• DIN EN 1559-2 (April 2000) Gießerei- • Hinweise für eventuelle Beanstan-
wesen – Technische Lieferbedingun- Aktuell wird die DIN ISO 8062 überarbeitet dungen.
gen – Teil 2: Zusätzliche Anforderungen und voraussichtlich in drei Teilen erschei-
an Stahlgussstücke, nen. Teil 1 beinhaltet Definitionen usw., Teil Die DIN EN 1559 Teil 2 legt weitere
2 beschreibt das Tolerieren von Bauteilen stahlgussspezifische Lieferbedingungen
• BNIF No 359 Richtreihen zur Be-
im rohen, vor- und fertig bearbeiteten Zu- fest. Diese betreffen:
schreibung der Oberflächenbeschaf-
fenheit von Stahlgussstücken anhand stand und Teil 3 enthält im Wesentlichen
die Toleranztabellen für Gussstücke. Die • das Herstellen und Schweißen,
von Musterteilen oder Vergleichs-
oberflächen, drei Teile stehen auch im unmittelbaren • Grenzabweichungen zwischen der
Zusammenhang mit der Zeichnungsnorm festgelegten Schmelzeanalyse und
• SCRATA-Vergleichsoberflächen zum
ISO 10135 für Guss, die ebenfalls zum der an Prüfblöcken ermittelten Stück-
Beschreiben der Oberflächengüte von
Zeitpunkt der Drucklegung dieser Bro- analyse für die wichtigsten Legie-
Stahlgussstücken.
schüre überarbeitet wird. rungselemente,
DIN 1683 basiert auf der für alle Rohguss-
teile gültigen Norm DIN 1680 und beschreibt
im Wesentlichen den Genauigkeitsgrad und
die Bearbeitungszugaben von Stahlguss-
stücken. Die Bezeichnung “Allgemeintole-
ranz” ersetzt den früher üblichen Begriff
“Freimaßtoleranz”. Für Stahlguss gilt die
Gruppe B der Gussallgemeintoleranz, die
– empirisch ermittelt – auf der Basis des
Trendverlaufes von Messungen beruht. Der
Genauigkeitsgrad von Längenmaßen ist
kleiner, sie sind also enger toleriert als
Dickenmaße, wie beispielsweise für eine
Wand, einen Steg oder eine Rippe. Das
Toleranzfeld für Außen- und Innenrun-
dungen ist so aufgeteilt, dass das untere
Abmaß stets Null wird.

Typische Genauigkeitsgrade für Stahlguss-


stücke sind in Abhängigkeit vom Formver-
fahren:

- Maskenformverfahren: GTB 16,5,


- Maschinenformverfahren: GTB 17,5,
- Handformverfahren: GTB 19.
Bild 40: Pumpenlaufrad aus niedrig gekohltem CrNiMo-legiertem austenitischem Stahlguss
wobei je nach Geometrie auch engere To- bei der Maßkontrolle auf einer rechnergestützten 3D-Messmaschine (Gussteilabmessungen
leranzen eingehalten werden können. Dmr. 1930 x 1300 mm, Masse 4,3 t)
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 21

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- die DIN 1559-1 Anforderungen an
Werkstoff, Gussstück und Prüfver-
fahren,
- das Ermitteln von Prüfmerkmalen
einschließlich Wiederholungsprü-
fung.
Der informative Anhang der Norm enthält
eine Checkliste mit wahlfreien Informati-
onen, die vereinbart werden können.
Das Fertigungsschweißen ist im Herstell-
ablauf integriert und unterliegt strengen
Anforderungen bezüglich der Qualifika-
tion der Schweißer sowie des Schweiß-
verfahrens. Hierfür gelten DIN EN 287
und DIN EN 288.
Der Nachweis der Werkstoffeigenschaf-
ten erfolgt in der Regel an angegossenen
oder getrennt gegossenen Proben, deren
Dicke in Beziehung zur maßgebenden
Wanddicke des Gussstückes steht. Alle
neueren Stahlguss-Werkstoffnormen las-
sen – nach vorheriger Vereinbarung –
den Nachweis der für die Referenzprobe
spezifizierten Mindestwerte teilweise
auch im Gussstück zu.
Die Oberflächenbeschaffenheit ist in DIN
EN 1559 nicht quantitativ definiert. Als Bild 42: Spektralanalyseanlage mit Plasmaregelung zur Untersuchung der chemischen Zu-
Basis für verbindliche Festlegungen ha- sammensetzung
ben sich im deutschsprachigen Raum die
Richtreihen nach der Empfehlung des
CTIF (No 359-01) oder SCRATA durch- 7.2 Werkstoffprüfung - der Härteprüfung nach Brinell HBW
gesetzt [13]. Hierauf wird inzwischen in (DIN EN ISO 6506-1), Vickers HV
einigen Regelwerken in verbindlicher (DIN EN ISO 6507-1) oder Rockwell
Die Werkstoffprüfung von Stahlguss unter-
Form Bezug genommen. Es wird em- HRC (DIN EN ISO 6508-1).
pfohlen, bei besonderen Anforderungen scheidet sich nicht von der entsprechenden
an die Oberflächenbeschaffenheit (zum Prüfung von Schmiede- oder Walzstählen.
Bei verschleißbeständigem Stahlguss wird
Beispiel in Abhängigkeit vom Einsatz- Stahlguss spezifisch ist die Probennahme mit
in der Regel nur die Härte geprüft.
gebiet) mit der Gießerei Rücksprache zu angegossenen oder getrennt gegossenen
nehmen, da dies einen erheblichen Ein- Proben wie vorstehend beschrieben. Die Pla-
Bei besonderen Anforderungen an die ver-
fluss auf die Herstellkosten haben kann. nung aller Werkstoffprüfungen und die Über-
schiedenen Stahlgussgruppen (zum Bei-
wachung der Geräte ist Bestandteil der Qua-
Die innere und äußere Beschaffenheit ist spiel warmfest, kaltzäh oder andere me-
litätssicherung, die beispielsweise in einem
ebenfalls in DIN EN 1559 nicht näher chanisch-technologische Eigenschaften)
Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN
definiert. Die Beurteilung der Beschaffen- werden die hierfür maßgebenden Kenn-
ISO 9001 beschrieben ist.
heit erfolgt über verschiedene Prüfnor- werte zusätzlich bestimmt, wie beispiels-
men, deren Ergebnisse in Form von weise im Warmzug- und/oder Zeitstand-
Gütestufen klassifiziert werden. Die 7.2.1 Chemische Analyse versuch nach DIN EN 10291 für warm-
Gütestufen sind bei der Anfrage und Be- festen Stahlguss. Für kaltzähen Stahlguss
stellung zu vereinbaren. Die chemische Zusammensetzung von Stahl- oder Stahlguss mit besonderen Zähigkeits-
guss wird mit physikalischen Mitteln be- anforderungen wird der Kerbschlag-Biege-
stimmt wie zum Beispiel der Emissions- versuch bei tiefen Temperaturen durch-
Spektralanalyse (Bild 41) und der Röntgen- geführt und die Übergangstemperatur
fluoreszenz-Spektralanalyse. Auch die Gas- zwischen zähem und sprödem Bruch be-
bestimmung findet nach Extraktion auf physi- stimmt. Hierfür wird üblicherweise entwe-
kalischem Weg statt. Maßgebend ist die der die Übergangstemperatur für 50 %
Schmelzeanalyse. In Sonderfällen kann eine kristallinen Bruchanteil (FATT50) oder die
Stückanalyse vereinbart werden. Übergangstemperatur für eine Kerbschlag-
arbeit von 27 J (LT27 J) benutzt. Eine weitere
Möglichkeit für ein Sprödbruchkriterium
7.2.2 Mechanische Eigenschaften
besteht in der Auswertung des instru-
mentierten Kerbschlag-Biegeversuches
Die mechanischen Eigenschaften werden
nachgewiesen mit nach SEP 1315 oder im Pellini-Test (NDT-
Temperatur) nach SEP 1325.
- dem Zugversuch nach DIN EN 10002
Hinweise auf das Sprödbruchverhalten
Teil 1,
lassen sich auch aus bruchmechanischen
- dem Kerbschlag-Biegeversuch nach Untersuchungen gewinnen, zum Beispiel
Bild 41: Rechnergestütztes Vermessen
eines Dampfturbinengehäuses aus warm- DIN EN 10045, Teil 1 (im allgemeinen mit Hilfe der linear-elastischen Bruch-
festem Stahlguss mit der ISO-V-Probe), mechanik nach ASTM-E 399.
22 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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7.2.3 Metallographische Unter-
suchungen
Die Metallographie hat die Aufgabe, das
Gefüge eines Stahls zu bestimmen. Hierzu
dient in erster Linie die Lichtmikroskopie
von Schliffen, um den Reinheitsgrad nach
SEP 1570, die Korngröße nach SEP 1510,
die Gefügebestandteile einschließlich
beispielsweise der Carbide sowie die Er-
starrungsstrukturen (Seigerungen usw.) zu
bestimmen.
Ergänzende Untersuchungen der Bruch-
oder Schliffflächen werden üblicherweise
mit dem Rasterelektronenmikroskop durch-
geführt (Bild 44). Für spezielle Untersu-
chungen der inneren Strukturen kommt die
Transmissionselektronenmikroskopie zum
Einsatz.

Bild 43: Die Wärmebehandlung ist ein entscheidender Abschnitt bei der Herstellung von Die chemische Analyse der Gefügebe-
Stahlguss. Ein gesteuertes Abkühlen nach dem Glühen sichert die gewünschte Gefügeaus- standteile kann quantitativ im Raster-
bildung und damit die Werkstoffeigenschaften dieser Stahlgussteile elektronenmikroskop mit energiedisper-
sivem Röntgenspektrometer oder in der
Elektronenstrahl-Mikrosonde durchgeführt
werden.
Für Stahlguss-Bauteile mit Wechselbe- DIN 50 104 der Dichtheitsprüfung unter-
anspruchung wird der Dauerschwingver- zogen werden. Als Beispiel zeigt Bild 45 eine Mikroson-
such nach DIN 50 100 durchgeführt. Er denanalyse an dem Vergütungsstahlguss
kann als Umlauf-Biegeversuch nach DIN ZurAbnahmeprüfung von Stahlguss gehören G19CrMo9-10 (1.7382) für das Element
50 113 oder je nach Lage der Mittel- im Allgemeinen nur der Zugversuch und der Molybdän.
spannung als Zug-Schwellversuch sowie Kerbschlag-Biegeversuch bei Raumtempe-
als Zug-Druckversuch geführt werden. Für ratur und tiefen Temperaturen, nur gelegent- 7.2.4 Korrosionsuntersuchungen
geringere Lastwechselzahlen und im all- lich der Warmzugversuch oder die Bestim- Korrosionsbeständige Stahlgusssorten
gemeinen langperiodische Lastwechsel mung der Übergangstemperatur im Kerb- werden der Beanspruchung entsprech-
mit plastischen Anteilen ist auch das Dehn- schlag-Biegeversuch. Die weiteren Prüfun- end verschiedenen Korrosionstests unter-
Wechselverhalten bei Raumtemperatur gen sind zum Teil sehr aufwändig und werden worfen oder zum Beispiel durch Aufnahme
und erhöhten Temperaturen zu prüfen. üblicherweise nur für das Herstellerwerk oder von Stromdichte-Potenzial-Kurven in ver-
teilweise sogar – wie zum Beispiel bei der schiedenen Medien untersucht. Diese
Zeitstandprüfung – nur für den Werkstoff in Untersuchungen, auf die später noch ein-
Innenhochdruckbeanspruchte Bauteile Gemeinschaftsarbeit von Stahlgussher- gegangen wird, sind die gleichen wie bei
können in einem Innendruckversuch nach stellern und -verbrauchern durchgeführt. Schmiede- und Walzstahl.

Bild 44: REM-Aufnahme der tiefgeäzten Ober- Bild 45: Relief vom Molybdängehalt eines GS19CrMo9-10 mit einer Mikrosondenuntersuchung
fläche eines ferittisch-austenitischen Duplex- ermittelt
Stahlgusses [12]
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 23

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7.3 Zerstörungsfreie Werk- auf Unebenheiten und Grate bezieht, gibt Alle Magnetisierungsverfahren und Prüf-
es die Norm DIN EN 12454. Sie stützt sich mittelkombinationen sind anwendbar. Be-
stoffprüfung auf die BNIF- und SCRATA-Richtreihen vorzugt wird mit Selbstdurchflutung und mit
zur Bestimmung der Oberflächenfehler. nassen Prüfmitteln gearbeitet. Die Prüf-
Die zerstörungsfreien Prüfverfahren dienen Diese Richtreihen enthalten Oberflächen- oberfläche muss dabei sauber sein und
dazu, die Beschaffenheit von Stahlguss- eine bestimmte Mindestbeschaffenheit ha-
Vergleichsmuster, mit denen die Ober- ben, die durch den kleinsten nachzuwei-
stücken zu prüfen. flächenfehler klassifiziert werden können. senden Fehler bestimmt wird [13].
Prüfverfahren für die äußere Beschaffen-
Es werden drei Oberflächenserien je nach 7.3.3 Farbeindringprüfung
heit sind die Magnetpulver-Prüfung (DIN EN
Art und Umfang der Fertigbearbeitung
1369) und die Eindringprüfung (DIN EN Die Farbeindringprüfung, die Beurteilung
unterschieden:
1371, Teil 1). der Anzeigen und die Einteilung in Güte-
stufen ist in DIN EN 1371 beschrieben.
- Serie 1: beschränkte Fertigbear- Diese Norm ist bei allen Stahlgusssorten
Prüfverfahren für die innere Beschaffen-
beitung (gestrahlte Gussoberfläche), anwendbar, wird jedoch üblicherweise nur
heit sind die Ultraschallprüfung (DIN EN
12680, Teile 1 und 2) und die Durchstrah- bei austenitischem und austenitisch-
- Serie 2: besondere Fertigbearbeitung ferritischem Stahlguss vorgesehen. DIN
lungsprüfung (DIN EN 12681). Eine Über- (geschliffene Flächen), EN 1371, Teil 1 gilt für Sand-, Schwer-
sicht gibt Bild 46. kraftkokillen- und Niederdruck-Kokillen-
- Serie 3: spezielle Fertigbearbeitung
gussstücke, die DIN EN 1371, Teil 2 für
Zur Beurteilung der Prüfergebnisse werden (thermisches Schneiden und Häm- Feingussstücke. Die Anforderungen an die
Stahlgussstücke in fünf Gütestufen mit mern). Oberfläche sind dabei höher als bei der
unterschiedlichen Anforderungen an die Magnetpulverprüfung. Die Anzeigenbe-
äußere und innere Beschaffenheit einge- Jede Serie umfasst eine Anzahl von Bei- schreibung und -beurteilung ist die gleiche
teilt. Die Oberflächenzone und das Innere spielen, die für einige gängige Oberflächen- wie bei der Magnetpulverprüfung, wird
eines Bauteils werden häufig unterschied- zustände repräsentativ sind. Kunststoff- allerdings unterstützt durch Bildreihen für
plättchen mit den Abmessungen 110 x nichtlineare Anzeigen, die ebenfalls in DIN
lich beansprucht. Deshalb sind die Güte-
160 mm sowie deren Fotografien veran- EN 1371 wiedergegeben sind [14].
stufen für äußere und innere Beschaffen-
heit unabhängig voneinander definiert, schaulichen die Beispiele.
7.3.4 Volumenprüfung
können also je nach Anforderung unter-
schiedlich gewählt werden. Die Verfahren zur Prüfung der inneren
7.3.2 Magnetpulverprüfung Beschaffenheit ergänzen sich gegenseitig.
Die Verfahren werden daher häufig mitein-
7.3.1 Visuelle Prüfung Die Magnetpulverprüfung, die Beurteilung ander kombiniert. Die Ultraschallprüfung
der Anzeigen und die Einteilung in Güte- wird bevorzugt bei größeren Wanddicken,
Die Oberflächenbeschaffenheit muss zwi- stufen ist in DIN EN 1369 beschrieben. Das ferritischen Werkstoffen oder in der Serien-
schen Besteller und Hersteller vereinbart fertigung angewendet. Die Durchstrah-
Verfahren ist auf ferromagnetische Stahl-
lungsprüfung wird entsprechend bei dünn-
werden. Für die visuelle Beurteilung, die gusssorten beschränkt. Austenitische und wandigen Teilen, bei austenitischen und
sich auf Oberflächenfehler, zum Beispiel teilaustenitische Stähle sind nur schwach austenitisch-ferritischen Werkstoffen oder
Sand- und Schlackenstellen, Kaltschwei- magnetisierbar und daher nicht mit diesem in Kombination mit der Ultraschallprüfung
ßen, Schülpen, Formstoffreste, aber auch Verfahren prüfbar. angewendet.

Bild 46: Genormte Prüfverfahren für Stahlguss und technische Lieferbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: Juni 2003)
24 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Bild 47: Ultraschallprüfung an einem Dampfturbinenzylinder aus Bild 49: Durchstrahlungsprüfung eines Pumpengehäuses aus ASTM
warmfestem Stahlguss in Gussverbundkonstruktion CF-3 für ein Kernkraftwerk mit Hilfe eines Linearbeschleunigers
(Masse 32 t)

Echos auf dem Bildschirm und seine gleich- 7.3.4.2 Durchstrahlungsprüfung


7.3.4.1 Ultraschallprüfung
zeitige Höhenänderung beim Bewegen des
Prüfkopfes (Bild 48). Für die Durchstrahlungsprüfung, Bild 49, gilt
Die Ultraschallprüfung, die Beurteilung der DIN EN 12681 [16]. Die möglichen Aufnah-
Anzeigen und die Einteilung in Gütestufen Wenn hierdurch Hinweise auf rissähnliche, meanordnungen, Strahlenquellen und de-
ist in DIN EN 12680 beschrieben. Teil 1 also gefährliche Fehler gegeben werden, ren Anwendungsbereiche sind beschrie-
der Norm gilt bei Stahlgussstücken für all- müssen solche Anzeigen registriert wer- ben. Nach den erforderlichen Prüfbedin-
gemeine Verwendung, Teil 2 enthält ver- den, auch wenn die Echohöhe sehr gering gungen werden die Prüfklassen A und B
schärfte Anforderungen für hoch bean- ist. Das Ausmessen der Anzeigenhöhe in unterschieden. Im allgemeinen ist die Prüf-
spruchte Bauteile, zum Beispiel für be- seitlicher und Tiefenrichtung wird so be- klasse A ausreichend. Die Prüfklasse B gilt
stimmte Turbinenkomponenten. schrieben und festgelegt, dass die Wahr- nur für Sonderfälle. Die bei der Durchstrah-
scheinlichkeit, die wahre Fehlergröße zu lungsprüfung erhaltenen Anzeigen sind
Mit der Ultraschallprüfung (Bild 47) sind alle erfassen, sehr groß ist. Versuche haben auf der Grundlage von ASTM-Bildreihen
stahlgusstypischen Fehler auffindbar. Mit das bestätigt [15]. nach Güteklassen (Level 1 bis 5) eingeteilt.
einem Normalprüfkopf sind Fehler mit Volu-
menausdehnung bestimmbar, mit einem Wichtig für eine einwandfreie Ultraschall- 7.4 Qualitätsmanagement
Winkelprüfkopf werden planare (rissartige) prüfung ist ferner qualifiziertes Prüfpersonal
Fehler bestimmt. Besonders wichtig bei der und eine genaue Prüfanweisung, die die Seit der Einführung des Regelwerkes DIN
Ultraschallprüfung ist das Beobachten der Lage und Orientierung zu erwartender Feh- EN ISO 9000 ff im Jahre 1994 ist es zum
Echodynamik, das heißt das Wandern des ler berücksichtigt. Standard geworden, dass in den Unter-
nehmen Qualitätsmanagementsysteme
aufgebaut und implementiert wurden. Nach
anfänglich zögerlichem Verhalten be-
züglich der Zertifizierung dieser Systeme
vor allem aus Kostengründen mussten die
Unternehmen erkennen, dass eine Zerti-
fizierung durch eine akkreditierte Organi-
sation zwingend erforderlich ist. Zum Teil
kamen die Forderungen dafür aus der
Kundschaft, zum Teil wurde erkannt, wel-
ches Verbesserungspotential und mögliche
Kostenreduzierungen durch die Fest-
schreibung der Prozesse und Tätigkeiten
vorhanden waren.

Die Ausgabe der DIN EN ISO 9000 ff von


1994 war Elemente bezogen gegliedert.
Unterschieden wurde in DIN EN ISO 9001,
9002 und 9003, wobei die DIN EN ISO 9001
den höchsten Dokumentationsnachweis
forderte. Es stellte sich nach der Ein-
führung dieser Normen sehr schnell her-
aus, dass es mehr Sinn macht, Prozesse,
Bild 48: Kennzeichnende Formen der Echodynamik beim Messen gusstypischer Fehler mit die im Unternehmen ablaufen, zu beschrei-
dem Winkelprüfkopf [15] ben.
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 25

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Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse und
Erfahrungen entstand die DIN EN ISO 9001,
Ausgabe 2000, die Prozess orientiert ge-
gliedert ist.
Als wichtigste Neuerungen in der DIN EN
ISO 9001:2000, die auch für die Gießereien
verbindlich sind, und in deren Qualitäts-
systemen Berücksichtigung finden, sind
[17]:
- Kundenorientierung und -zufriedenheit
(Bewusstsein für die Kundenanforde-
rungen bei Mitarbeitern fördern und
Analyse der Kundenanforderungen),
- Prozessorientierung (Tätigkeiten nicht
Elemente, sondern Ablauf bezogen
darstellen),
- Mitarbeiterorientierung (Mitarbeiter-
fähigkeiten fördern und ausnutzen),
- Messbarkeit der Ziele (Wirksame Ent-
scheidungen beruhen auf Analysen Bild 50: Qualitätskreis eines Qualitätsmanagementsystems (oben)
von Daten).
Die wohl wichtigste Neuerung aber ist die
Betrachtungsweise der Abläufe im Quali-
tätsmanagement-System als Prozess, wo-
bei ein Prozess nach DIN EN ISO 9000 wie
folgt definiert ist: ”...Satz von in Wechsel-
beziehung oder Wechselwirkung stehen-
den Tätigkeiten, der Eingaben in Ergeb-
nisse umwandelt.“ Das Managementsys-
tem muss die Prozesse erkennen und de-
finieren, die dann Eingang in die Qualitäts-
management-Dokumentation der Gießerei
finden. Damit ist das Qualitätssicherungs-
Handbuch der Gießerei das aussagefähige
Dokument für die lieferbare Qualität und die
organisatorischen Aspekte der Produk-
tionsabwicklung bis hin zu den Kundenbe-
ziehungen.
Im Bild 1 ist der Prozessregelkreis, so wie
die Norm ihn definiert, beispielhaft aufge-
zeigt. Die bisher am häufigsten angewen-
dete Gliederung der Qualitätsmanage-
ment–Dokumentation in Arbeits- und Be-
triebsanweisungen, Verfahrensanweisun-
gen und das Qualitätssicherungs-Hand-
buch ist dabei geblieben.
Inzwischen hat die Computertechnik Ein-
zug in alle Unternehmen gehalten, so dass
es sinnvoll ist, die Qualitätsmangement-
system-Dokumentation auch per EDV
anzubieten. Ausgenommen hier von kön-
nen Arbeits- und Betriebsanweisungen
sein, die der Mitarbeiter direkt an seinem
Arbeitsplatz in der Produktion benötigt.
Wurde die papierlose Variante gewählt, ist
es von großer Bedeutung, eine Anwender
freundliche, für den Mitarbeiter gut hand-
habbare Software und Darstellungsform zu
benutzen. Beispielhaft erläutert wird dies Bild 51: Navigationsmöglichkeiten in der elektronischen Qualitätsmanagement-Doku-
in dem Bild 51. Über die Benutzung der mentation über Verzeichnisse (Mitte) und Schaltflächenleiste (unten)
Schaltflächen in der Kopf- und Fußzeile auf
System auch die Frage nach einem tem nach DIN EN ISO 14000 oder ver-
jeder Seite, ist der Zugriff auf die ge-
Umweltmanagement-System gestellt. gleichbaren Regelwerken eingeführt. Da
wünschte Information sehr schnell ver-
Nicht zuletzt aus Standortgründen, bei- sich in beiden Dokumentationen viele
fügbar.
spielsweise wenn ein Unternehmen in Dinge gleichen, wird verstärkt dazu über-
Immer häufiger wird neben der Frage nach einem Wohnmischgebiet liegt, wird zu- gegangen, diese Systeme zusammenzu-
einem zertifizierten Qualitätsmanagement- sätzlich ein Umweltmangagement-Sys- fassen.
26 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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8 Die Stahlgusssorten
Die Werkstoffgruppen beim Stahlguss wer- die durch ihre mechanischen Eigenschaften der chemischen Zusammensetzung noch
den vor allem nach ihren mechanischen, bei Raumtemperatur gekennzeichnet sind, in den mechanischen Eigenschaften – insbe-
technologischen oder chemischen Eigen- und die niedriglegierten Sorten nach DIN sondere auch in den Tieftemperatureigen-
schaften unterteilt, wobei die Werkstoffpa- 17 182, die bei gleichen Festigkeitseigen- schaften – unterscheidet sich G8MnMo7-
lette der Gießereien häufig von unlegiert bis schaften erhöhte Zähigkeit und verbesserte 4 (1.5430) vom gewalzten oder geschmie-
hochlegiert reicht. Die große Werkstoff- Schweißbarkeit haben. Mit Erscheinen der deten Feinkornbaustahl P355N (1.0562)
vielfalt gestattet es, für alle Anwendungsfälle DIN EN 10293 werden die genannten Nor- oder P355NL1 (1.0566) nach DIN EN
eine geeignete Sorte mit der gewünschten men zurückgezogen. Die mechanischen 10028-3. Diese Stahlgusssorte bietet sich
Eigenschaftskombination zu finden. Eigenschaften dieser Sorten sind in Tabel- insbesondere für große Konstruktionen im
Offshore-Bereich oder dem Hochbau an.
le 7 genannt. Sie sind weitgehend rich-
Die in vielen Bereichen der Technik ange- tungsunabhängig, also für alle Beanspru-
wandten Stahlgusssorten sind durch be- G8MnMo7-4 (1.5430) zeichnet sich neben
chungsrichtungen gleich. Die Sortenein- guter Schweißbarkeit auch durch hohe
stimmte Eigenschaften gekennzeichnet, die teilung von Stahlguss für allgemeine Ver- Dauerfestigkeit, das heißt Ermüdungsbe-
sie für die jeweils auftretenden Bean- wendungszwecke richtet sich nach den in ständigkeit, aus. G8MnMo7-4 (1.5430) und
spruchungen geeignet machen. Je nach DIN 1681 genannten Mindestwerten der die speziell für den Offshore-Einsatz
den hauptsächlich geforderten Eigenschaf- mechanischen Eigenschaften bei Raum- entwickelte Stahlgusssorte G13MnNi6-4
ten kann dies die Festigkeit bei Raum- temperatur. Abhängig vom Kohlenstoff- (1.6221) (Bild 52), die problemlose
temperatur oder höheren Temperaturen, die gehalt (0,1 bis 0,5 %) wird nach dem Schweißbarkeit auch für große Wand-
Zähigkeit, ausgedrückt durch die Kerb- Normalglühen eine Mindestzugfestigkeit dicken gewährleistet, verfügen neben einer
schlagarbeit, besonders bei tiefen Tempe- zwischen 380 und 600 N/mm2 bei Mindest- guten Schweißbarkeit auch über eine hohe
raturen die bruchmechanischen Kennwerte, werten für die Streckgrenze von 200 bis 300 Dauerfestigkeit, das heißt hohe Ermüdungs-
die Dauer- oder Zeitstandfestigkeit sein. Bei N/mm2 erreicht. Die Bruchdehnung nimmt beständigkeit.
erhöhten Temperaturen spielen auch die mit steigender Zugfestigkeit ab und beträgt
Zeitstandfestigkeit und die Dehnwechsel- 25 bis 15 %. 8.2 Stahlguss für das
festigkeit eine Rolle. Ferner sind die Korro-
sions- und Verschleißbeständigkeit in vielen Stahlguss für allgemeine Verwendung nach Bauwesen
Anwendungsfällen von entscheidender Be- DIN 1681 wird vorwiegend im Temperatur-
Die neue Europäische Norm befand sich
deutung. bereich zwischen -10 und 300 °C für Bau-
zur Zeit der Drucklegung dieser Broschüre
teile verwendet, die mittleren dynamischen erst im Entwurfsstadium und trägt daher
Ein besonderer Vorteil von Stahlguss ist und stoßartigen Beanspruchungen ausge- noch keine Nummer. Sie wird vorwiegend
dessen gute Schweißbarkeit, die es gestat- setzt sind. unlegierte, aber auch einige korrosions-
tet, ihn in Schweißverbundkonstruktionen Für den Konstrukteur ist wichtig zu wissen, beständige Werkstoffsorten enthalten. Eine
einzusetzen. Aus diesem Grund sind viele dass der wesentliche Berechnungskenn- Übersicht gibt Tabelle 8. Darin sind auch
Stahlgusssorten auf gute Schweißbarkeit wert die Streckgrenze bis zu Wanddicken die mechanischen Kennwerte der Werk-
konzipiert. Die beim Schweißen zu beach- von 100 mm auch für das Gussstück selbst stoffsorten enthalten.
tenden Maßnahmen richten sich nach dem und nicht nur für die (angegossene) Pro-
Legierungsgehalt, wobei der Kohlenstoff- Der Normentwurf spezifiziert außerdem
benleiste gewährleistet wird. Anhaltsangaben für das Schweißen. Es ist
gehalt eine besondere Rolle spielt. Weiter-
Zur Verbesserung des Schweißverhaltens allerdings zu betonen, dass die Angaben
hin ist die Schweißgeometrie (Wanddicke,
ist es seit langem üblich, den Kohlenstoff- in Tabelle 8 nur vorläufig sind und sich in
Art und Form des Bauteils) von Bedeutung. Einzelheiten noch ändern können.
gehalt im Stahlguss abzusenken und
Für die vielfältigen Anwendungsfälle, die durch einen erhöhten Mangangehalt auszu-
bis zum Einsatz unter hohen und tiefen gleichen. Auf diese Weise sind die Stahl-
Temperaturen reichen sowie im hohen gusssorten mit verbesserter Schweißeig-
wie im niedrigen Festigkeitsbereich liegen nung G17Mn5 (1.1131) und G20Mn5
können oder besonders gute Schweißbar- (1.1120) entstanden. Diese Sorten zeich-
keit, Korrosions- und Verschleißbeständig- nen sich wegen des begrenzten Kohlen-
keit verlangen, gibt es genormte Stahl- stoffgehalts auch durch erhöhte Zähigkeit
gusssorten. Darüber hinaus ist es mög- aus. Durch Flüssigkeitsvergüten gelingt für
lich, zur Anpassung an besondere Eigen- Wanddicken bis 40 mm der Anschluss an
schaftskombinationen zusätzliche Sorten, die mikrolegierten Feinkornbaustähle, mit
wie beispielsweise solche mit spezieller denen diese Stahlgusssorten in Schweiß-
chemischer Zusammensetzung oder Wär- verbundkonstruktionen gemeinsam einge-
mebehandlung herzustellen. setzt werden.
Für die gleichen Verwendungszwecke,
Im folgenden Kapitel wird ein Überblick über
aber größere Wanddicken, steht der Fein-
die Zusammensetzung und die zu erwarten-
kornstahlguss G8MnMo7-4 (1.5430) zur
den Eigenschaften der genormten Stahl-
Verfügung. Wegen dessen Fähigkeit zum
gusssorten gegeben.
Ausscheidungshärten können die ge-
wünschten Eigenschaften – weitgehend
8.1 Stahlguss für allgemeine unabhängig von der Wanddicke – einge-
Verwendungszwecke stellt werden. Dieser Werkstoff hat ein ex-
trem niedriges Kohlenstoffäquivalent und Bild 52: Einteilig gegossene Knoten für den
Stahlguss für allgemeine Verwendungs- ist daher auch noch in größeren Wand- Bau von Offshore-Ölbohrplattformen aus der
zwecke (Tabelle 6) umfasst die unlegierten dicken ohne Vorwärmen und ohne Wärme- Stahlsorte G13MnNi6-4; Masse 1250 bzw.
und niedriglegierten Sorten nach DIN 1681, nachbehandlung zu schweißen. Weder in 1050 kg
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1
27

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Tabelle 6: Chemische Zusammensetzung in Masse-% (Gussanalyse) der Stahlgusssorten für allgemeine Verwendung nach DIN EN 10 293
(Entwurf)

Bild 53: Sechskantverbundplatten für mobile Oberflächenbefestigung aus GE260, Bild 54: Einschließlich der Gewinde Rd 90 x 10
Plattengewicht 23 kg einbaufertig aus GE260 gegossene Traverse
und Spannmutter für ein Transportgeschirr

Tabelle 7: Mechanische Eigenschaften der Legende zu Tabelle 7:


Stahlgusssorten für allgemeine Verwendung
nach DIN 10 293 (Entwurf), gültig bis Anguss- 1)
Temperatur (nur zur Information)
proben und getrennt gegossene Proben, mit 2)
bei zwei Kerbschlagzähigkeiten
Ausnahme der Bruchdehnung auch für Pro- 3)
+ N - Normalisieren; + QT - Abschrecken und Anlassen
4)
1 N/mm² = 1 MPa
ben aus dem Stück 5)
Luftkühlung (nur zur Information)
(Seite 29) 6)
RT = Raumtemperatur
7)
Flüssigkeitskühlung (nur zur Information)
8)
Die Sorte G15CrMoV6-9 ist anwendbar, wenn kurze Zeit
eine höhere Temepratur und folgende Streckgrenzenver-
hältnisse eingehalten werden:

28 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 29

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Tabelle 8: Mechanische Eigenschaften der Stahlgussorten für das Bauwesen (DIN-EN-Entwurf) gungen und die Langzeit-Eigenschaften
von einigen Stahlsorten.

Teil 2 der Norm beinhaltet die Stahlsorten,


die für den Einsatz bei Raumtemperatur
und erhöhten Temperaturen geeignet sind.
Spezifiziert ist die Langzeitfestigkeit
bei Anwendungstemperaturen von 400 bis
600 °C.

Teil 3 der Norm umfasst die Stahlsorten,


die für den Einsatz bei tiefen Temperaturen
geeignet sind. Die Werte der Kerbschlag-
arbeit sind für Temperaturen von -30 bis
-120 °C angegeben.

Teil 4 der Norm gibt alle austenitischen und


austenitisch-ferritischen Werkstoffsorten
an. Die hochlegierten Stähle haben Chrom-
gehalte von 18 bis 27 % und Nickelgehalte
von 4,5 bis 30 %.

Eine Übersicht über alle spezifizierten


Werkstoffsorten gibt Tabelle 9. Darin sind
auch die mechanischen Kennwerte der
Werkstoffsorten enthalten. Spezifiziert sind
außerdem die Schweißbedingungen und
die Langzeit-Eigenschaften von einigen
Stahlsorten.

Derzeit befindet sich die Norm in Überar-


beitung. Dabei werden die Teile der Norm
zu einer Einzigen zusammengefasst wer-
den. Neu aufgenommen wird die Werk-
stoffsorte 1.4859 (Alloy 800). Im Zuge
dieser Überarbeitung können sich einige
Eigenschaften noch ändern.

8.4 Hochfester Stahlguss mit


guter Schweißeignung
8.3 Stahlguss für Druckbe- Teil 4. Austenitische und austenitisch-
hälter ferritische Stahlsorten Die gute Schweißbarkeit ist ein besonderer
Teil 1 der Norm gibt die allgemeinen techni- Vorteil von Stahlguss gegenüber allen an-
schen Lieferbedingungen an. Die darin auf- deren Gusswerkstoffen auf Eisenbasis.
Auf der Basis der ISO-Norm für Stahlguss Stahlguss bietet sich deswegen für
für Druckbehälter (ISO 4991) wurde seiner- geführten 30 Stahlsorten überschneiden
sich teilweise mit DIN EN 10293. Spezifi- Schweißverbundkonstruktionen an, weil
zeit mit DIN EN 10213 eine neue Europä- auch die weiteren Vorteile von Gusswerk-
ische Norm für Stahlguss für Druckbehälter ziert sind außerdem die Schweißbedin-
stoffen, nämlich die Freiheit der Gestaltung
erstellt. Damit entstand erstmalig eine auf und die Isotropie der mechanischen Eigen-
einen besonderen Anwendungsfall bezo- schaften, optimal zu nutzen sind. In einer
gene Norm für Stahlguss. Die bisherigen Konstruktion können auf diese Weise Kerb-
Normen teilen die Werkstoffe nach ihren wirkungen vermieden und der Kraftfluss
Eigenschaften ein. Die neue Norm enthält verbessert werden.
vorwiegend unlegierte aber auch einige
korrosionsbeständige Werkstoffsorten, die Ein gewisser Nachteil gegenüber den
bei der Herstellung von Druckbehältern ein- Walz- und Schmiedestählen bestand bis-
gesetzt werden. her beim Einsatz von Stahlguss in Schweiß-
verbundkonstruktionen darin, dass keine
Die Norm (Ausgabe 1995) gliedert sich in hochfesten Sorten mit ausreichender
vier Teile: Schweißbarkeit zur Verfügung standen. Die
metallurgischen Fortschritte in der Stahlher-
Teil 1. Allgemeines, stellung und insbesondere die Sekundär-
Teil 2. Stahlsorten für die Verwendung bei metallurgie haben es ermöglicht, die Werk-
Raumtemperatur und erhöhten Temperaturen, Bild 55: Gehäuseunterteil für den Nieder- stoffe so weit zu verbessern, dass heute
druckteil eines zweistufigen Turbokom- Stähle erzeugt werden können, die als
Teil 3. Stahlsorten für die Verwendung bei pressors zur Verdichtung von Rohgas aus Stahlguss im vergüteten Zustand die glei-
tiefen Temperaturen, dem Werkstoff GE380; Masse 36 t chen Eigenschaften haben wie die Walz-
30 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Tabelle 9: Mechanische Eigenschaften der Stahlgusssorten für Druckbehälter nach Schweißbarkeit weitgehend ohne Vorwär-
DIN EN 10 213 im Vergleich zur ISO 4991 men und ohne Wärmenachbehandeln. Mit
diesem Eigenschaftsprofil sind die hoch-
festen schweißbaren Stahlgusssorten für
Schweißverbundkonstruktionen auf vielen
Gebieten des Maschinenbaus geeignet wie
zum Beispiel Bergbau, Brücken- und Trag-
konstruktionen, Fahrzeugbau sowie insbe-
sondere für Massen- und Schwertrans-
port, Schienenfahrzeuge, Hebe- und Erd-
bewegungsmaschinen, Schiffbau.

Die hochfesten schweißbaren Stahlguss-


sorten nach DIN EN 10293 sind im Allge-
meinen kostengünstig legiert und haben
Kohlenstoffgehalte um 0,2 % als Voraus-
setzung für gute Schweißbarkeit. Zum
Erzielen der gewünschten Bauteileigen-
schaften ist darüber hinaus eine gute
Durchvergütbarkeit erforderlich, um über
den ganzen Bauteilquerschnitt und auch
den zu verschweißenden Querschnitten
das notwendige Gefüge von Martensit und
unterem Bainit zu erzeugen und damit
gleichmäßige Festigkeits- und Zähigkeits-
eigenschaften sicherzustellen.

Die Durchvergütbarkeit wird mit zuneh-


mendem Legierungsgehalt besser, jedoch
gleichzeitig die Schweißbarkeit etwas ge-
mindert. Aus diesem Grunde ist es zweck-
mäßig, niedriger legierte hochfeste Stahl-
gusssorten für Wanddicken bis 100 mm
und höher legierte für Wanddicken über
100 mm einzuführen. Zusätzlich gibt es das
Stahl-Eisen-Werkstoffblatt SEW 520 für
hochfeste Stahlgusssorten mit verbes-
serter Schweißeignung. Tabelle 10 enthält
die chemische Zusammensetzung und
Tabelle 11 die mechanischen Eigenschaf-
ten von Stahlgusssorten nach SEW 520.

und Schmiedestähle, mit denen sie zu sprechenden Walz- und Schmiedestähle Der Wanddickenbereich bis 100 mm um-
verschweißen sind. Hierfür kommen die müssen die hochfesten Stahlgusssorten fasst niedriglegierte Stähle, deren Legie-
Feinkornbaustähle und die in der Streck- folgende Eigenschaften haben: hohe rungsgehalt pro Element unter 1,5 % liegt
grenze noch darüber hinausgehenden Streckgrenze beziehungsweise 0,2%- und deren Kohlenstoffgehalte etwa 0,2 %
vergüteten Baustähle, wie zum Beispiel Dehngrenze, gute Zähigkeit auch bei tiefen betragen. Die Sorte G24Mn6 (1.1118)
S890QL1 (1.8925) in Frage. Wie die ent- Temperaturen oder nach Stauchalterung, schließt an den Stahlguss für allgemeine

Bild 56: Hochbeanspruchtes Bauteil für einen Förderer im Bergbau zum Bild 57: Lenker für eine Baggerschaufel aus dem Werkstoff
Transport und zur Gewinnung von Kohle aus G22NiMoCr5-6; Abmessun- G32NiCrMo6-4; Abmessungen 630 x 620 x 360 mm; Masse
gen 710 x 380 x 160 mm; Masse 66 kg 165 kg
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 31

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Tabelle 10: Chemische Zusammensetzung nach der Schmelzanalyse der hochfesten Stahlgusssorten mit guter Schweißeignung nach SEW 520

Verwendungszwecke an (siehe Tabellen deten Feinkornbaustählen P460N (1.8905) wird. Sie ist so einzustellen, dass je nach
6 und 7), bietet aber deutlich erhöhte und S500N (1.8907) und bietet sich daher Schweißverfahren, Nahtdicke und Naht-
Streckgrenzen. Bis zu einer Streckgrenze für hochfeste Schweißverbundkonstruk- form sowie gegebenenfalls je nach ge-
von 700 MPa und Wanddicken von 50 bis tionen im Maschinen- und Hochbau sowie wählter Vorwärmtemperatur die Abkühl-
80 mm kommt nickelfreier Stahlguss zum im Offshore-Bereich an. dauer von 800 auf 500 °C zwischen 10 und
Einsatz, während höhere Festigkeitseigen- 25 s liegt.
schaften statt eines Mangan- einen Nickel-
Die weiteren Stahlgusssorten für Wand-
zusatz erfordern, um als Voraussetzung für Im Interesse der Kaltrisssicherheit der
dicken über 100 mm sind mit steigender
die gewünschte Eigenschaftskombination Schweißverbindung sollten zum Schwei-
das nötige Gefüge aus Martensit und Streckgrenze zunehmend legiert. Die
Schweißbarkeit wird hierdurch jedoch ßen nur Zusätze verwendet werden, die ein
unterem Bainit einstellen zu können. Schweißgut mit sehr niedrigem Wasser-
nur wenig beeinträchtigt. Eine Sonderstel-
stoffgehalt haben.
lung nimmt der nichtrostende 13%ige
Die Reihe der Stahlgusssorten für größere Chromstahlguss GX4CrNi13-4 (1.4317)
Wanddicken beginnt mit dem mikrolegier- ein, der in der Martensitstufe umwandelt Spannungsarmglühen nach dem Schwei-
ten Feinkornbaustahlguss G12MnMo7-4 und dessen Perlitumwandlung erst nach ßen ist im Hinblick auf die mechanischen
(1.5431), bei dem aufgrund seiner Fähigkeit längeren Zeiten einsetzt. Auch in größten Eigenschaften der Schweißverbindung
zum Ausscheidungshärten weitgehend Wanddicken ist er mit Luftabkühlung durch- nicht erforderlich. Wenn aufgrund von Bau-
unabhängig von der Wanddicke die ge- vergütbar. Größere und kompliziert ge- vorschriften oder aus konstruktiven Grün-
wünschten Eigenschaften eingestellt wer- den ein Spannungsarmglühen in Betracht
staltete Gussstücke können vorteilhaft und
den können. Dieser Werkstoff hat ebenso kommt, sollte es im Temperaturbereich
mit großer Sicherheit aus dieser Stahl-
wie G8MnMo7-4 (1.5430) ein extrem nie- von 530 bis 600 °C durchgeführt werden.
gusssorte hergestellt werden. Der ex-
driges Kohlenstoffäquivalent und ist daher trem niedrige Kohlenstoffgehalt führt da-
auch noch in größeren Wanddicken ohne rüber hinaus zu einem hochzähen und Die gute und problemlose Schweißbarkeit,
Vorwärmen zu schweißen. G12MnMo7-4 gut schweißbaren Gefüge. Je nach Be- für die diese Stahlgusssorten konzipiert
(1.5431) entspricht in seinen mechani- anspruchung kann dieser Werkstoff sogar sind, macht sie für Konstruktionsschweiß-
schen Eigenschaften und seiner Schweiß- ohne Wärmebehandlung geschweißt wer- ungen jeder Art geeignet.
barkeit den gewalzten oder geschmie- den.
8.5 Vergütungsstahlguss
Nach den geltenden Regeln ist die
Schweißeignung aller Stahlgusssorten Die als Vergütungsstahlguss bezeichneten
nach Tabelle 11 als gut zu bezeichnen. niedriglegierten Stahlgusssorten werden im
Das bedeutet, dass dünnwandige Guss- vergüteten Zustand bei Temperaturen bis
stücke ohne Vorwärmen geschweißt wer- etwa 300 °C verwendet. Als Grundlage für
den können. Jedoch ist bei hochbean- die Berechnung einer Konstruktion dient
spruchten Nähten ein Vorwärmen dann bei diesen zähen Werkstoffen die Streck-
vorzunehmen, wenn es für das ent- grenze.
sprechende Feinkornblech vorgeschrieben
ist. Eine Wärmenachbehandlung ist aus Von großem Einfluss auf die Vergütbarkeit
Werkstoffgründen nicht erforderlich. Hin- eines Werkstoffs ist die Bauteilwanddicke,
weise für das Schweißen und die Schweiß- da auch für die Kernzone eine Mindestab-
zusatzwerkstoffe werden in Tabelle 12 kühlgeschwindigkeit erforderlich ist. Bei
gegeben. unlegiertem Stahlguss liegt die Grenze der
Durchvergütbarkeit bei einer Wanddicke
Die Eigenschaften der hochfesten Stahl- von etwa 20 mm. Durch geeignete Legie-
gusssorten mit guter Schweißeignung wer- rungselemente wird dieser Grenzwert zu
den bei Anwendung geeigneter Schweiß- größeren Wanddicken verschoben. Dabei
verfahren und Schweißzusatzwerkstoffe muss allerdings berücksichtigt werden,
Bild 58: Schlaghaube aus GX5CrNi13-4 zum nicht beeinflusst. Voraussetzung ist jedoch, dass die erreichbaren Festigkeitswerte teil-
Einrammen von Rohren; Masse 28 t dass die Streckgrenze nach oben begrenzt weise mit steigender Wanddicke etwas ab-

32 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Tabelle 11: Mechanische Eigenschaften der hochfesten Stahlgusssorten mit guter Schweißeignung1)

nehmen. Aus diesem Grund sind in Nor- Vergütungsstahlguss ist in DIN 17205 ge- enthält die mit modernen Stahlerzeugungs-
men und Vorschriften die mechanischen normt, die mit Erscheinen der DIN EN maßnahmen einstellbaren Werkstoffei-
Eigenschaften von Vergütungsstahlguss 10293 zurückgezogen wird. Sie umfasst genschaften.
für unterschiedliche Wanddicken ange- alle wichtigen Vergütungsstahlgusssorten
geben. für Wanddickenbereiche bis 400 mm und In Tabelle 7 (Seite 29) werden die in DIN
17 205 genormten Stahlgusssorten mit
ihren Eigenschaften im flüssigkeitsver-
güteten Zustand vorgestellt. Die Norm ent-
hält darüber hinaus auch die Eigenschaften
im luftvergüteten Zustand. Die DIN 17 205
enthält dagegen nur Vergütungsstahlguss-
sorten, bei denen aus Wirtschaftlichkeits-
gründen der Kohlenstoffgehalt maßgeblich
zur Festigkeitssteigerung benutzt wird, weil
die Schweißbarkeit nicht im Vordergrund
steht.

Die Vergütungsstahlgusssorten nach DIN


17 205 sind unterschiedlich legiert. Mit dem
Legierungsgehalt steigt die Wanddicke, für
die die jeweilige Sorte eingesetzt werden
kann, wobei zu beachten ist, dass die für
Zugfestigkeit, 0,2%-Dehngrenze und Kerb-
schlagarbeit in Tabelle 7 genannten Werte
auch für das Gussstück selbst, das heißt
über die gesamte maßgebende Wanddicke
hinweg, gewährleistet werden.

Die Werkstoffauswahl wird daher durch die


für eine gegebene Wanddicke gewünschte
Festigkeit und Zähigkeit bestimmt. Er-
Bild 59: Mehrteiliges Schutzgehäuse für eine wehrtechnische Anlage aus dem Werkstoff reichen mehrere Sorten bei gleicher Wand-
G30NiCrMo8-5; Masse gesamt 52 t dicke die gewünschten Festigkeitseigen-
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 33

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schaften, kann die jeweils niedriger Legierte Tabelle 12: Angaben über das Konstruktionsschweißen der hochfesten Stahlgusssorten
gewählt werden, wobei aber meistens eine
geringere Zähigkeit in Kauf genommen wer-
den muss.

Die Stahlgusssorten nach DIN 17 205 sind


grundsätzlich schweißbar. Für Gussver-
bundschweißungen sind sie jedoch, wenn
Einschränkungen in der möglichen Wär-
mebehandlung bestehen, weniger gut ge-
eignet. Allerdings kann in Abhängigkeit von
der Schweißgeometrie bei dünnwandigen
Gussstücken ähnlich wie beim hochfesten
Stahlguss mit guter Schweißeignung auf ein
Anlassen bei Baustellenschweißungen
verzichtet werden. Auch für die höher le-
gierten Stahlgusssorten genügt oft ein ört-
liches Anlassen.

Vergütungsstahlguss wird in allen Indus-


triebereichen für Bauteile verwendet, die
statisch und dynamisch besonders stark
beansprucht werden. Die hohe Streck-
grenze dieser Werkstoffe erlaubt es dem
Konstrukteur, höhere zulässige Span-
nungsbeträge in seine Konstruktionsbe-
rechnung einzusetzen oder gibt ihm die
Möglichkeit, durch Materialersparnis leich-
ter zu bauen.

Hochbeanspruchte Werkstücke aus Vergü-


tungsstahl lassen sich besonders vorteil-
haft durch Gießen fertigen. Die Gestal-
tungsfreiheit erlaubt eine beanspruchungs-
gerechte konstruktive Formgebung, zum
Beispiel durch Anbringen von Ausrundun-
gen und durch Angleichen der Wanddicken
an den Spannungsverlauf. Dadurch wird
das Auftreten von Spannungsspitzen ver-
hindert.

Bild 60: Einsatzfertig gegossener zweiteiliger Bild 61: Lager- und Schutzhaube für die Transportkette eines Bergbauförderers aus
Meißel mit Brecherkappe für einen Bergbau- G42CrMo4; Abmessungen 740 x 480 x 340 mm; Masse 265 kg
hobel
- aus dem Werkstoff G42CrMo4 bzw.
G28Mn6; Masse 12 kg
34 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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esten Stahlgusssorten 8.6 Warmfester Stahlguss
Bekanntlich fällt die Warmstreckgrenze
(0,2-%-Warmdehngrenze) von Stahlguss
mit zunehmender Temperatur. Bis zu einer
Einsatztemperatur von 400 bis 450 °C ist
somit die Warmstreckgrenze eine der
wesentlichsten Werkstoffkennwerte. Wer-
den Bauteile noch höheren Temperaturen
über eine längere Zeit ausgesetzt, beginnt
sich der Werkstoff plastisch zu verformen.
Diese unter Langzeitbeanspruchung und
höherer Temperatur auftretende plastische
Verformung wird auch Kriechen genannt.
Im Bereich des Kriechens spielen deshalb
Werkstoffkennwerte wie Zeitstandfestig-
keit und Zeitdehngrenze die wesentliche
Rolle für die Auslegung der Bauteile.

Als warmfest gelten unlegierte und legierte Bild 62. 100 000-h-Zeitstandfestigkeit verschiedener warmfester Stahlgusssorten in Abhän-
Stahlgusssorten, die im Hochtemperatur- gigkeit von der Temperatur [20]
bereich unter Langzeitbeanspruchung ihre
charakteristischen Werkstoffeigenschaf-
ten behalten. sichtigen ist. Im Gegensatz zu den Rohr- der Temperatur und der Beanspruchungs-
werkstoffen ist jedoch bei Stahlguss die dauer, siehe Tabellen 13 und 14.
Darüber hinaus ist bei instationär thermisch Korrosion meist nur von sekundärer Be-
hochbelasteten Komponenten, wie etwa deutung. Die bisherigen Ergebnisse von Zeitstand-
Gasturbinen, die Ermüdung bei niedriger versuchen langer Dauer mit den Stahlguss-
Lastspielzahl (LCF) eine wichtige Werk- Die Eigenschaften der warmfesten Stahl- sorten nach DIN EN 10213 sind in [18] zu-
stoffkenngröße. Darüber gibt es jedoch gusswerkstoffe sind in DIN EN 10213 ge- sammengefasst. Die darin angegebenen
keine genormten Kennwerte. normt. Die Norm enthält auch Anhaltsan- Werte der Zeitstandfestigkeit basieren auf
gaben zum Wärmebehandeln (in der Regel diesen Ergebnissen.
Weiterhin ist die Hochtemperatur-Korro- werden diese Werkstoffe vergütet), zur
sionsbeständigkeit von Interesse, die je Langzeitfestigkeit (1-%-Zeitdehngrenze und Im Bild 62 ist die 100 000-Stunden-Zeit-
nach Anwendungsfall separat zu berück- Zeitstandfestigkeit) in Abhängigkeit von standfestigkeit verschiedener warmfester

Tabelle 13: Mechanische Eigenschaften der warmfesten ferritischen Stahlgusssorten nach DIN EN 10213, Stahlguss für Druckbehälter

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Tabelle 14: Langzeitfestigkeit (Zeitstandfestigkeit und 1-%-Dehngrenze) der warmfesten ferritschen Stahlgusssorten nach DIN EN 10213

Stahlgusssorten in Abhängigkeit von der Die im Kraftwerksbereich für Turbinen- Designs, durch die Kombination von Gas-
Temperatur dargestellt [19]. Anhand von komponenten hauptsächlich eingesetzten und Dampfprozess bzw. über eine Er-
Kriechversuchen hat sich gezeigt, dass die Stahlgusswerkstoffe sind die Mo-, CrMo-, höhung der Prozesstemperaturen und
CrMo- und CrMoV-legierten Stahlguss- bzw. CrMoV-legierten Typen G20Mo5, -drücke (Frischdampf, überhitzter Dampf)
sorten bei einem Gefüge von oberem G17CrMo5-5, G17CrMo9-10, G17CrMo- erreicht werden.
Bainit mit nur geringen Ferritgehalten die V5-10. Diese niedriglegierten, warmfes-
besten Zeitstandeigenschaften haben. Ein ten Werkstoffe werden im Zeitstandbereich Für Temperaturen bis 580 °C wurde bisher
solches Gefüge führt aber zu geringeren bis zu einer Einsatztemperatur von 550 °C der hochlegierte Stahlguss GX23CrMoV12-1
Werten der Kerbschlagarbeit bei Raum- ver-wendet. eingesetzt. Er wird außerhalb des Turbi-
temperatur, das heißt, Zeitstandverhalten nenbaus auch zum Beispiel für Haspel-
und Zähigkeit sind bis zu einem gewissen Aufgrund der Anstrengungen zur Verrin- segmente von Breitbandstraßen, siehe
Grade gegenläufig. Da bei warmfesten gerung des Schadstoff- und CO2-Aus- Bild 65, verwendet. Da heute besonders
Stählen das Zeitstandverhalten im Vor- stoßes ist man bestrebt, immer höhere im Mitteldruckbereich von Dampfturbinen
dergrund steht, dürfen an die Zähigkeit also Wirkungsgrade in den Kraftwerksprozes- Temperaturen bis 625 °C gefragt sind,
keine allzu hohen Anforderungen gestellt sen zu erreichen, siehe Bild 64. Dies wurde diesen Anforderungen im Rahmen
werden. Entsteht beim Vergüten Martensit, kann in thermischen Kraftwerken, neben von groß angelegten internationalen For-
der die Zähigkeit bei Raumtemperatur ver- der ständigen Verbesserung der Turbinen- schungsprojekten Rechnung getragen.
bessert, so kann neben einer verminderten
Zeitstandfestigkeit eine unerwünschte,
allerdings vorübergehende Zeitstand-Kerb-
versprödung auftreten. Dies gilt vor allem
für die CrMoV-legierten Sorten.

Die warmfesten Stahlgusssorten sind gut


schweißbar, die Zeitstandfestigkeit der
Schweißverbindung soll innerhalb des
Streubandes der Zeitstandfestigkeit des
Grundwerkstoffes liegen. Die Schweißzu-
satzwerkstoffe für Stabelektroden für warm-
feste Stähle sind in DIN EN 1599 genormt,
jene für Drahtelektroden in DIN EN 12070.

Die unlegierten Stahlgusssorten GP240GR


(1.0621), GP240GH (1.0619) und GP280GH
(1.0625) haben nur eine geringe Zeitstand-
festigkeit und werden daher meist nur im
Bereich der Warmstreckgrenze, in erster
Linie für Armaturen, eingesetzt. Durch Was-
servergüten können neben besserer Kerb-
schlagarbeit auch eine höhere 0,2-%-
Dehngrenze und Zugfestigkeit gegenüber
den Angaben in Tabelle 9 eingestellt wer-
den. Bild 63: Außengehäuse aus G17CrMo5-5 für eine Dampfturbine, Masse 80 t
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Bild 64: CO2-Emission fossil befeuerter Kraftwerke Bild 66: Einsatzgrenzen von Hochtemperatur-Turbinenwerkstoffen

Dabei ist man bemüht, die ferritisch-mar- ram modifizierter 10-%-Cr-Stahl entwickelt
tensitischen Werkstoffe so weit wie mög- einschließlich der Stahlguss-Variante
lich auszureizen, da die für höhere Tempe- GX12CrMoWVNbN10-1-1. Dieser Werk-
raturen eher geeigneten austenitischen stoff ist noch nicht genormt, wird jedoch
Werkstoffe negative thermische Eigen- für fortschrittliche Kraftwerke mit erhöhten
schaften (höherer Wärmeausdehnungs- Wirkungsgraden bereits häufig eingesetzt.
koeffizient, geringe Wärmeleitfähigkeit) Diese komplex legierten 9- bis 10-%-Cr-
aufweisen, was zu Problemen in der Be- Stahlgusssorten mit verbessertem Lang-
herrschung der thermischen Ausdehnung zeitkriechverhalten bieten die Chance,
der Komponenten führt. fortschrittliche Kraftwerke herzustellen, die
bei höheren Temperaturen (bis zu 600 °C)
Neben erhöhten Gehalten an Cr sollen hier und sehr hohen Drücken (> 300 bar) be-
die Elemente V, Nb, W, N, B einen wesent- trieben werden können [20]. In einem
lichen Beitrag zur Erhöhung der Kriechfes- weiteren europäischen Forschungspro-
tigkeit liefern. Außerdem sind Duktilität, gramm (COST 522) wird die chemische
Zähigkeit und Thermoschockbeständigkeit Zusammensetzung dieses warmfesten 9-
gefragt. Man spricht allgemein von der bis 10-%-Cr-Stahlgusses weiter optimiert,
Gruppe der 9- bis 10-%-Cr-Stähle. um die Einsatztemperatur dieser Werk-
stoffe auf 650 °C erhöhen zu können. Das
Der in den USA (Forschungsprogramm zusätzliche Legieren mit Co und B scheint
EPRI) entwickelte 9-%-Cr-Werkstoff ist in sehr vielversprechend. In den internati-
ASTM als Rohr- und Schmiedewerkstoff onalen Normen für Stahlguss sind diese
genormt (z. B. ASTM A 235, Grade P91). Werkstoffe jedoch noch nicht enthalten.

In einem europäischen Forschungspro- Um in den thermischen Kraftwerken noch


Bild 65: Haspelsegmente aus GX23CrMoV12-1
gramm (COST 501) wurde ein mit Wolf- für eine Warmbreitbandstraße, 2350 mm lang höhere Temperaturen (bis zu 700 °C) reali-

Bild 67: Ventilgehäuse aus GX12CrMoWVNbN10-1-1; Masse 27 t Bild 68: Innengehäuse für die Mitteldruckstufe einer Turbine aus
GX12CrMoWVNbN10-1-1; Masse 60 t
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Tabelle 15: Mechanische Eigenschaften der austenitischen Stahlgusssorten nach DIN EN 10213

sieren zu können und den Wirkungsgrad graphischen Untersuchungen auch die Die Einsatzgebiete für warmfeste Werk-
noch weiter zu verbessern, wurde ein wei- großtechnische Machbarkeit geprüft. Für stoffe erstrecken sich von der Energie-
teres europäisches Projekt (THERMIE) mit die Prozesse in Gießereien bedeutet dies technik über die chemische Industrie und
dem Titel “Advanced (700 °C) pulverised den Abguss von Pilotkomponenten, die die Antriebstechnik bis zum Maschinenbau
coalfired (PF) Power Plant“ gestartet. Mit dann in den verschiedenen Querschnitten und der Hüttentechnik. Das Hauptanwen-
Hilfe von Nickelbasis-Werkstoffen soll ein untersucht werden [22]. Ein wesentlicher dungsgebiet ist jedoch der thermische
kohlebefeuertes Pilotkraftwerk mit einem Faktor ist natürlich die Schweißbarkeit. Da- Kraftwerksbau.
maximalen Wirkungsgrad von 55 % er- bei ist sowohl das Fertigungsschweißen als
richtet werden [18]. Einen Überblick über auch das Konstruktionsschweißen, bei dem Folgende typische Kraftwerkskomponen-
die Einsatzgrenzen von Hochtemperatur- Komponenten wie Schmiedeteile, Rohrteile ten werden beispielsweise aus den be-
Turbinenwerkstoffen gibt Bild 66 [21]. oder auch Stahlgussteile an das Gussteil schriebenen warmfesten Stahlguss-Werk-
anzuschweißen sind, von Bedeutung. stoffen hergestellt: Ventilgehäuse, Innen-
und Außengehäuse, Krümmer für den
In solchen Forschungsprojekten wird üb- Warmfeste austenitsche Werkstoffe sind in Hoch- und Mitteldruckbereich von Dampf-
licherweise nach der Erarbeitung der opti- DIN EN 10213 genormt (siehe Tabelle 15). turbinen sowie Gehäusemäntel, Kompres-
malen chemischen Zusammensetzung mit Die Werkstoffe sind vom Typ CrNi19-11 sorengehäuse und Gehäuseinnenteile von
Hilfe von Labor-Schmelzversuchen und und können mit Nb und/oder Ta stabilisiert Gasturbinen. Beispiele für solche Kompo-
mechanisch- technologischen und metallo- sein. nenten sind in den Bildern 67 - 70 zu sehen.

Bild 69: Innengehäuse für die Mitteldruckstufe einer Turbine mit angeschweißten Bild 70: Außengehäuse einer Turbine mit ange-
Krümmern aus GX12CrMoWVNbN10-1-1 schweißten Krümmern aus G17CrMoV5-10

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Konstruktions-
schweißung
Wanddicke 170 mm
Badsicherung 15 mm

Valve VHP-
Casing Casing

Bild 71: Außengehäuse für die Hochdruckstufe einer Turbine mit angeschweißten Ventilen aus GX12CrMoWVNbN10-1-1; Masse
31 t + 2 x 19 t = 69 t

vergütbarkeit und Festigkeit geordnet. Die


Nickelstähle entsprechen in ihrer Zusam-
mensetzung den vergleichbaren Walz- und
Schmiedestählen. Ihre Neigung zu grobkör-
niger Erstarrung macht sie allerdings für
gegossene Bauteile weniger geeignet. Es
wird daher empfohlen, statt dessen
möglichst die CrMo- oder NiCrMo-legierten
Sorten zu verwenden.

Die Sorte GX3CrNi13-4 (1.6982) hat eine


Besonderheit: Sie verbindet hohe Festig-
keit mit äußerst guten Tieftemperatur-
Eigenschaften und wird daher mehrfach
nach Wärmebehandlungsaufwand für ab-
gestufte Tieftemperaturzähigkeit in Tabel-
le 17 genannt.

Die austenitische Sorte GX6CrNi18-10


(1.6902) hat zwar die niedrigste 0,2%-
Dehngrenze, ist aber auch bei Wechsel-
tauchbeanspruchung bis zu Temperaturen
des flüssigen Wasserstoffs und sogar
flüssigen Heliums einsetzbar. Dieser
Bild 72: Gasturbinengehäuse aus G17CrMo5-5; Masse 27 t Werkstoff wird daher zum Beispiel für
Bauteile von supraleitenden Spulen ver-
wendet.
8.7 Kaltzäher Stahlguss nähere Angaben zu den in DIN EN 10213-
3 genannten Stahlgusssorten. Gegenüber den in Tabelle 17 angege-
benen mechanischen Eigenschaften kann
Als kaltzäh gelten diejenigen Stahlguss- durch ein Anlassen bei niedrigen Tempe-
sorten, die auch bei tieferen Temperaturen Die kaltzähen Stähle für Gussstücke raturen die 0,2%-Dehngrenze insbeson-
unterhalb etwa -10 °C gute Zähigkeits- umfassen unterschiedliche Sorten, wo- dere der CrMo- und NiCrMo-legierten
eigenschaften bei ausreichend hoher Zug- bei teilweise die gleichen Legierungs- Stahlgusssorten angehoben werden. Der
festigkeit haben. Als Merkmal ausreichend kombinationen wie beim hochfesten dabei entstehende Verlust an Tieftempera-
guter Zähigkeit gilt ein Mindestwert der Stahlguss mit guter Schweißeignung turzähigkeit kann durch Anwenden der
Kerbschlagarbeit (ISO-V-Probe) von 27 J. auftreten. In Tabelle 18 sind die Sekundärmetallurgie und durch besonders
Die niedrigste Anwendungstemperatur liegt Werkstoffe in Gruppen etwa gleicher geführte Wärmebehandlung ausgeglichen
je nach Stahlgusssorte zwischen -45 und Kaltzähigkeit und innerhalb dieser werden. Umgekehrt kann, wenn geringere
-253 °C. Tabellen 16 und 17 enthalten Gruppen nach zunehmender Durch- Anforderungen an die Festigkeit gestellt
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Tabelle 16: Chemische Zusammensetzung /Schmelzanalyse) der kaltzähen Stahlgussorten nach SEW 685

werden, durch Teilaustenitisieren beim handlung erforderlich. Dies gilt ganz be- 8.8 Stahlguss mit weichmag-
Wärmebehandeln die Tieftemperatur- sonders dann, wenn durch Anlassen bei
netischen Eigenschaften
zähigkeit verbessert werden. niedrigen Temperaturen die Festigkeits-
werte erhöht werden. Gemäß IEC-Publikation 4041 werden
Die Kaltzähigkeit erfordert ein möglichst Werkstoffe mit einer Koerzitivfeldstärke
feinkörniges Gefüge aus Martensit mit nur Hauptanwendungsgebiet von kaltzähem H < 1000 A/m als weichmagnetisch
B C
geringen Anteilen an unterem Bainit. Für die Stahlguss ist die industrielle Kältetechnik bezeichnet. Die diesen Forderungen ent-
Zähigkeit des Martensits ist ein niedriger zum Verflüssigen und Fraktionieren von sprechenden Stahlgusssorten werden dort
Kohlenstoffgehalt vorteilhaft; die kaltzähen Gasen, vor allem für statisch und dyna- verwendet, wo hohe Spitzenwerte oder
Stahlgusssorten enthalten daher im Allge- misch beanspruchte Bauteile, wie zum große Änderungen des Magnetisier-
meinen nicht mehr als 0,2 % Kohlenstoff. Beispiel für Anlagen zur Gewinnung von ungszustandes erreicht werden müssen,
Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlen- darüber hinaus, wenn aus Gründen der
Ein niedriger Kohlenstoffgehalt ist aber zu- wasserstoffen, Kohlensäure und Edelga- Wirtschaftlichkeit der Aufwand an
gleich für die Schweißbarkeit von Vorteil. sen. Ein weiteres umfangreiches Anwen- elektrischer Energie möglichst gering sein
Die kaltzähen Sorten sind daher im Allge- dungsgebiet ist der Schwerfahrzeugbau für muss. Anwendungsbeispiele sind Kon-
meinen gut schweißbar und teilweise für den Einsatz bei niedrigen Temperaturen struktionselemente des Elektromaschinen-
Schweißverbundkonstruktionen geeignet. sowie der Flugzeugbau, wo die Werkstoffe baus, aber zunehmend auch Magnete und
Im Hinblick auf die Tieftemperatur-Eigen- Stratosphärentemperaturen bis zu -70 °C Abschirmungen in kernphysikalischen An-
schaften ist jedoch eine Wärmenachbe- ausgesetzt werden können. lagen.

Bild 73: Verdichtergehäuse aus niedriglegiertem, kaltzähem NiMo-Stahlguss der Abmes- Bild 74: DN-12“-Absperrgehäuse aus kalt-
sungen 3,6 x 2,7 x 1,6 m; Masse 18,6 t nach ASTM A 352 LC2 zähem Stahlguss nach ASTM A 351 CF 8 M
für flüssige Gase bis -196 °C; Masse 140 kg
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Tabelle 17: Mechanische Eigenschaften der kaltzähen Stahlgusssorten

Gegenüber verformtem Stahl bietet Stahl- Gehalten an Kohlenstoff und sonstigen in Tabelle 18 nennt Tabelle 19 die mecha-
guss oft beträchtliche konstruktive und Elementen, wie Tabelle 18 in einer Über- nischen und magnetischen Eigenschaften.
wirtschaftliche Vorteile. Der für den Elektro- sicht zeigt. Für die weichmagnetischen Stahlguss-
großmaschinenbau verwendete Stahlguss sorten beschränkt sich die deutsche Nor-
Je nach Verwendungszweck muss für mung heute noch auf DIN 1681.
muss neben entsprechend hohen magne-
weichmagnetischen Stahlguss eine auch
tischen Werten auch verhältnismäßig hohe
unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Ausgehend vom reinen Eisen bewirkt der
Festigkeitswerte aufweisen. Dagegen
optimale Kombination zwischen den er- Zusatz von anderen Elementen ein Herab-
kommt es bei Magneten und Abschir-
forderlichen Festigkeitswerten und den setzen der Induktion. Den stärksten Ein-
mungen für kernphysikalische Anlagen,
magnetischen Eigenschaften gefunden fluss übt Kohlenstoff aus. Mit steigender
Gleichstrommagneten und dergleichen vor
werden, da in der Regel legierungstech- magnetischer Feldstärke nimmt der Ein-
allem auf hohe Sättigungsinduktion, hohe
nische Maßnahmen zur Festigkeitsstei- fluss der einzelnen Elemente auf die mag-
Permeabilität und niedrige Koerzitivfeld-
gerung wesentliche magnetische Daten netische Induktion ab. Die festigkeitsstei-
stärke an, während die Festigkeitswerte
verändern. Auch die Art der Wärmebe- gernden Elemente Mangan, Chrom und
eine untergeordnete Rolle spielen. Dem-
handlung beeinflusst die manetischen Molybdän verringern bei niedriger Feldstärke
entsprechend reicht das Gebiet der
Eigenschaften zum Teil beträchtlich. die Induktion stärker als beispielsweise
weichmagnetischen Stahlgusswerkstoffe
von niedriglegierten über unlegierte Sortenis Für die unlegierten und niedriglegierten Silicium, Aluminium und Kupfer. Nickel be-
hin zu solchen mit extrem niedrigen weichmagnetischen Stahlgusswerkstoffe einträchtigt die magnetische Induktion

Bild 75: Ein Teil eines zweiteiligen Hochleistungsmagneten aus weichmagne- Bild 76: Mehrteiliges Magnet aus dem Kernforschungszentrum
tischem Stahlguss mit weniger als 0,01 % C-Gehalt; Masse 420 t CERN aus einem weichmagnetischen Stahlguss mit einer
Koerzitivfeldstärke von weniger als 100A/m; Masse 350 t
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Tabelle 18: Chemische Zusammensetzung (Schmelzanalyse) und Wärmebehandlung von weichmagnetischem Stahlguss

praktisch nicht, trägt aber anderseits au- Großen Einfluss auf die Eigenschaften von Weichmagnetische Stahlgusswerkstoffe
ßer beim Vergüten nur wenig zur Festig- weichmagnetischem Stahlguss hat auch können durch Vergüten mit entsprechen-
keitssteigerung bei. Phosphor und Schwe- die Wärmebehandlung. Bereits ein Span- den Abschreckmedien, zum Beispiel Luft,
fel zeigen nur einen relativ geringen Ein- nungsarmglühen unterhalb Ac1 verringert Öl oder Wasser, mit erhöhten Festigkeits-
fluss. Neben diesen Elementen wirken sich gegenüber dem Gusszustand oft etwas die und ausreichenden Zähigkeitseigenschaf-
auch Gase, wie Sauerstoff und Stickstoff, Koerzitivfeldstärke und die Remanenz. Op-
ten hergestellt werden. Dadurch ist es
nachteilig auf die magnetischen Eigen- timale Werte lassen sich bei unlegiertem
Stahlguss geringerer Festigkeit durch ein möglich, in gewissem Umfang Legierungs-
schaften, vor allem auf die Koerzitivfeld- elemente mit weichmagnetisch negativen
stärke, aus. Somit kann auch die Art des Glühen oberhalb Ac3 mit langsamer Ofen-
abkühlung erzielen, wie überhaupt ein Auswirkungen einzusparen. Andererseits
Erschmelzens, die Desoxidation sowie das können Vergütungsbehandlungen ange-
möglichst spannungsarmer Zustand sich
Nachbehandeln die magnetischen Eigen-
positiv auf die weichmagnetischen Eigen- wendet werden, welche die magnetische
schaften erheblich beeinflussen, insbeson-
schaften auswirkt. Induktion nur wenig beeinträchtigen.
dere das magnetische Altern.

Tabelle 19: Mechanische und magnetische Eigenschaften der weichmagnetischen Stahlgussorten

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8.9 Nichtrostender Stahlguss GXCrNiMo12-1 (1.4008)* füge eingestellt. Damit wird das beste
GX20Cr14 (1.4027) und Eigenschaftspaket dieser Legierungs-
Stahlguss gilt als nichtrostend, wenn er GX22CrNi17 (1.4059) gruppe für Süßwasserbedingungen be-
eine besondere Beständigkeit gegenüber stehend aus einem günstigen Festigkeits-/
chemischer Beanspruchung aufweist. Die- haben einen relativ hohen Kohlenstoffgehalt Zähigkeits-Verhältnis, einer guten Schweiß-
se Beständigkeit liegt vor, wenn der jewei- und sind für allgemeine Verwendungs- barkeit sowie einem hohen Erosions-/Ka-
lige Stahl einen auf den Kohlenstoffgehalt zwecke bestimmt. Ihr Einsatz empfiehlt vitations-Widerstand erreicht. Beim WIG-
abgestimmten Chromgehalt von mindes- sich für Anwendungsfälle, bei denen keine Schweißverfahren können im artgleichen,
tens 10,5 % aufweist. Nichtrostende Stahl- Konstruktions- und/oder Instandsetzungs-
nur angelassenen Schweißgut praktisch
gusssorten sind in DIN EN 10213, DIN EN schweißungen bei Abnutzungsschäden
gleich hohe Zähigkeitswerte wie im Grund-
10283 und in SEW 410 genormt. möglich sind sowie keine besonderen
werkstoff erreicht werden. Dies ist für das
Anforderungen an die Zähigkeitseigen-
Entsprechend der Gefügeausbildung wer- schaften gestellt werden. Konstruktions- oder Instandsetzungs-
den die verschiedenen nichtrostenden schweißen ein wesentlicher Vorteil.
Stahlgusssorten unterteilt in martensiti- Die weichmartensitischen Stahlgusssorten
schen, ferritisch-carbidischen, ferritisch- Wie aus Tabelle 21 hervorgeht, wird der
austenitischen und austenitischen Stahl- GX4CrNi13-4 (1.4317) in zwei Vergütungs-
guss. Angaben zur chemischen Zusam- GX4CrNi13-4 (1.4317)*
GX3CrNi13-4 (1.6982) stufen (Rm ≥ 760 N/mm² und Rm ≥ 900 N/
mensetzung und den mechanischen Ei- mm²) hergestellt. Der Hauptanwendungs-
genschaften bei Raumtemperatur sind in GX4CrNiMo16-5-1 (1.4405)*
GX4CrNiMo16-5-2 (1.4411)* bereich der unteren Festigkeitsstufe ist der
den Tabellen 20 und 21 aufgeführt. Die Wasserturbinenbau (Bild 77). Die obere
Angaben über die 0,2%-Dehngrenzen bei GX5CrNiCu16-4 (1.4525)*
Festigkeitsstufe wird für hochfeste Ge-
erhöhten Temperaturen enthalten die Ta-
mit optimalen Gebrauchseigenschaften ha- bläse- und Pumpenräder eingesetzt (Bild
belle 22 und 23.
ben einen abgesenkten Kohlenstoffgehalt. 78). Die Anwendung als erosionsbestän-
Hierdurch werden die Schweißbarkeit und digere Variante im Wasserturbinenbau hat
8.9.1 Martensitischer Stahlguss
die Zähigkeit wesentlich verbessert. Mit sich noch nicht durchgesetzt.
Diese Werkstoffgruppe umfaßt die 12- bis diesen Luft härtenden Werkstoffen lassen
17-%-Chromstähle, die sich durch einen sich vor allem in Verbindung mit sekundär- Wird der Werkstoff GX4CrNi13-4 (1.4317)
erhöhten Korrosionswiderstand im Süß- metallurgischen Herstellverfahren äußerst entsprechend den Angaben der Tabelle 2
wasserbereich auszeichnen. Aufgrund des homogene Werkstoffeigenschaften bis zu
aus DIN EN 10283 (siehe auch Tabelle 13),
hohen Legierungsgehaltes wandeln diese Wanddicken über 500 mm erreichen.
hergestellt, das heißt mit niedrigeren Min-
Stähle beim Abkühlen von der Austenitisie- destwerten für die Festigkeitseigenschaf-
rungs-(Härte)Temperatur bis zu großen ten (Rp0,2 ≥ 500 N/mm², Rp0,2 ≥ 700 N/mm²),
Wanddicken praktisch ausschließlich in der Bei den weichmartensitischen Stahlguss-
sorten wird der tiefe Kohlenstoffgehalt kann diese Güte auch für Spannungsriss-
Martensitstufe um, wobei – vor allem auch
durch einen äquivalenten Anteil an Nickel korrosion auslösende Medien zum Bei-
beim Schweißen – auf die niedrigen Um-
kompensiert. Insbesondere beim Werk- spiel nach NACE MR0175 eingesetzt wer-
wandlungspunkte zu achten ist.
stoff GX4CrNi13-4 (1.4317) wird dadurch den. Hierzu sollte der Kohlenstoffgehalt der
Die konventionellen martensitischen ein deltaferritfreies, martensitisches Ge- Legierung abgesenkt werden. Fertigungs-
Chromstahlgusssorten und Konstruktionsschweißungen erfordern
allerdings eine mehrstufige Wärmenach-
GX12Cr12 (1.4011)* behandlung zur Gewährleistung der spe-
GX8CrNi12 (1.4107) *) neue Bezeichnung nach DIN EN 10283 zifizierten niedrigen Härte von < 22 HRC.

Bild 77: Peltonrad im Keramikformverfahren gefertigt aus Bild 78: Laufrad aus GX5CrNi13-4 für einen Radialverdichter mit
GX5CrNi13-4 mit einem Durchmesser von 845 x 210 mm einem Durchmesser von 1,2 m
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Tabelle 20: Chemische Zusammensetzung (Schmelzanalyse) der nichtrostenden Stahlgusssorten nach DIN EN 10 213, DIN
EN 10 283 und SEW 410

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Tabelle 21: Mechanische Eigenschaften der nichtrostenden Stahlgusssorten nach DIN EN 10 213, DIN EN 283 und SEW 410
bei Raumtemperatur für Angussproben oder getrennt gegossene Probestücke für eine maßgebende Wanddicke ent-
sprechend den Angaben der Tabelle

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Die Werkstoffe GX4CrNiMo16-5-1 (1.4405) Tabelle 22: Mindestwerte für die 0,2%-Dehngrenze der nichtrostenden Stahlgusssorten
und GX4CrNiMo16-5-2 (1.4411) haben nach DIN 17 445 und SEW 410-88 bei erhöhten Temperaturen
erhöhte Gehalte an Chrom und Molybdän,
wodurch vor allem die Korrosionsbestän-
digkeit, speziell in chloridhaltigen Medien,
verbessert wird. Die bei einem martensi-
tischen Werkstoff maximal mögliche Wirk-
summe (zum Beispiel Cr + 3 Mo + 16 N)
reicht jedoch nicht aus, um im Meerwas-
ser bei Raumtemperatur ohne katho-
dischen Schutz auskommen zu können.
Hinweise für die Verwendung werden in
Tabelle 24 gegeben.

Der Werkstoff GX4CrNiMo16-5-1 (1.4405)


hat eine gegenüber dem Werkstoff GX-
4CrNi13-4 (1.4317) noch verbesserte Kalt-
zähigkeit (siehe Tabelle 24). Das Gefüge
ist dreiphasig (etwa 65 % Martensit, 10 %
Delta-Ferrit und 25 % Restaustenit). Der
Martensit-Umwandlungsbereich liegt auf-
grund des relativ hohen Legierungsge-
haltes knapp oberhalb Raumtemperatur,
was im Zusammenhang mit Konstruktions-
und Instandsetzungsschweißungen ein-
schließlich thermischer Nachbehandlung
zu berücksichtigen ist.

Es ist möglich, mit dem Werkstoff GX-


4CrNiMo16-5-1 (1.4405) durch Zulegieren
von Niob und Kupfer durch Ausscheidungs-
härten auch bei relativ hohen Anlasstem-
peraturen eine Mindestdehngrenze Rp0,2
≥ 830 N/mm² zu erreichen (17/4 PH).
Dies führt zu Vorteilen speziell bei durch
Span-nungsrisskorrosion gefährdeten
Teilen.

8.9.2 Ferritisch-carbidischer im Wesentlichen im spannungsarmgeglüh-


Chromstahlguss ten Zustand geliefert und eignen sich
auch für komplexe Gussstücke, wie Pum-
Die nickelfreien Stahlgusssorten
pengehäuse und Laufräder (Bild 78 bis 82).
GX70Cr29 (1.4085) Weitere Verwendungshinweise enthält Ta-
GX120Cr29 (1.4086) belle 24
GX120CrMo29-2 (1.4138)
8.9.3 Ferritisch-austenitischer
haben im Wesentlichen eine Chromferrit-
Stahlguss
Matrix mit eingelagerten Chromcarbiden.
Diese Werkstoffe können nicht durch eine Ferritisch-austenitischer Stahlguss, der so-
Wärmebehandlung umgewandelt werden, genannte Duplex-Stahlguss, hat defini-
weshalb sie üblicherweise nur spannungs- tionsgemäß ein Gefüge, das zu je etwa Bild 79: Gehäuse und Laufrad für die Pumpe
armgeglüht werden. Die Festigkeitseigen- einer Rauchgas-Entschwefelungsanlage aus
schaften sind mit einem hochwertigen dem Werkstoff GX40CrNiMo27-5
Gusseisen vergleichbar, der hohe Chrom-
Tabelle 23: Mindestwerte der 0,2%-Dehngrenze der nichtrostenden Stahlgusssorten
gehalt vermittelt eine gute Korrosionsbe-
bei erhöhten Temperaturen nach SEW 410
ständigkeit auch im nicht bearbeiteten
Zustand.

Die nickelhaltigen Werkstoffe


GX40CrNi27-4 (1.4340)
GX40CrNiMo27-5 (1.4464)

haben ein ferritisch-austenitisch-carbidi-


sches Gefüge mit wesentlich verbesser-
ten Zähigkeitseigenschaften bei gutem
Verschleißwiderstand. Diese Stahlguss-
sorten haben vor allem im REA-Bereich
eine Bedeutung erhalten. Sie werden
46 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Bild 80: Durchbruchpotentiale von ferritisch-austenitischem, austeniti- Bild 81: Isokorrosionskurve von GX3CrNiMoCuN26-6-3 gegen-
schem und vollaustenitischem Stahlguss in synthetischem Meerwasser über Schwefelsäure
(DIN 50 900) in Abhängigkeit von der Temperatur nach DIN 50 900

50 % aus Austenit und Ferrit besteht. Ge- keit gegen Lochfraßkorrosion in chlo- (1.4469) im Bild 80 zu entnehmen ist. Vor
gossene Duplexstähle sind schon seit über ridhaltigen Medien liegt zwischen 28 allem gilt dies bei erhöhten Temperaturen
50 Jahren bekannt und haben vor allem im (GX8CrNiN2-6-7, 1.4347) und 41 oder steigenden Chlorid-Konzentrationen.
Meerwasser- und REA-Bereich eine ver- (GX2CrNiMoN2-6-7-4, 1.4469) anstel- Kupfer verbessert die Beständigkeit gegen
stärkte Anwendung gefunden. Durch le- le von 26 bei austenitischem Stahlguss Medien, die mit Schwefelwasserstoff oder
gierungstechnische Maßnahmen können mit 2,5 % Mo (GX5CrNiMo19-11-2, anderen Schwefelverbindungen belastet
die gegossenen Duplex-Stähle auch mit 1.4408). sind. Dies gilt speziell auch für schwefel-
saure Medien. Als Beispiel ist im Bild 81
einer Chromwirksumme (PRE(N)) ≥ 40 ge-
Gegenüber den Walz- und Schmiede- die Beständigkeit von GX3CrNiMoN26-6-3
liefert werden.
stählen des Typs CrNi-22-5 sollten die ge- (1.4515) gegenüber Schwefelsäure bis zum
gossenen Duplexstähle etwas höher legiert Siedepunkt dargestellt.
Hinweise zur Verwendung der Duplex-
Stahlgusssorten gibt Tabelle 24. sein, womit das durch den Verformungs-
prozess bewirkte Homogenisieren im Sin- Aufgrund des hohen Chromgehaltes treten
Die besondere Stellung der Duplex- ne eines Vermeidens örtlicher Schwach- bei Duplex-Stahlguss keine Probleme mit
Stahlgusssorten resultiert aus der Kom- stellen ausgeglichen wird. Werkstücke aus der Beständigkeit gegenüber interkristal-
bination günstiger Eigenschaften: Duplex-Stahlguss werden üblicherweise im liner Korrosion auf (zum Beispiel ASTM A
lösungsgeglühten Zustand geliefert. 262, Practice C und E).
- Die 0,2%-Dehngrenze beträgt 420 bis
480 N/mm2 statt 185 N/mm2 bei aus- Steigende Molybdän- und Stickstoffgehalte Nichtrostender Duplex-Stahlguss wurde
tenitischem Stahlguss, erhöhen die Lochfraßbeständigkeit, wie aus von Herstellern, Abnahmegesellschaften,
- die Wirksumme Cr + 3 Mo + 16 N als dem Vergleich der Sorten GX3CrNiMoN26- Komponentenherstellern, Anwendern und
Beurteilungsgröße für die Beständig- 6-3 (1.4468) mit GX2CrNiMoN26-7-4 Überwachungsbehörden eingehenden

Bild 82: Gehäuse für Pumpen einer Rauchgas-Entschwefelungs- Bild 83: Laufräder aus verschiedenen austenitischen Stahlgusssor-
anlage aus der Stahlgusssorte GX3CrNiMoCuN26-6-3-3 ten für Flüssigkeitspumpen im Massebereich von 40 bis 830 kg

en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 47

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Tabelle 24: Beispiele für die Verwendung von nichtrostenden Stahlgusssorten nach Stahlguss GX40CrNiMo27-5 (1.4464), ein
SEW 410 günstigeres Korrosions-Verschleißver-
halten für die Duplexsorten festgestellbar
ist, wie die Angaben im Bild 84 zeigen.

Durch ein Ausscheidungshärten, beson-


ders des höher kupferhaltigen Werkstoffes
GX2CrNiMoCuN25-6-3-3 (1.4517), ist es
möglich, die Härte auf 300 bis 330 HBW
zu steigern. Diese Behandlung empfiehlt
sich, wenn der Verschleiß des Bauteils ge-
genüber der Korrosion deutlich im Vorder-
grund steht.

Die Einsatztemperatur von Duplex-Stahl-


guss liegt zwischen -50 und +280 °C. Die
obere Temperaturgrenze sollte nicht längere
Zeit überschritten werden, da sonst die
Gefahr der Werkstoffversprödung besteht.

Parallel zum Duplex-Stahlguss wurden art-


gleiche Schweißzusatzwerkstoffe entwick-
elt. Durch Einhalten optimierter Schweiß-
bedingungen ist es möglich, homogene
mechanische Eigenschaften in den Schweiß-
verbindungen zu erhalten. Dabei ist es vor-
teilhaft, größere Fertigungsschweißungen
einem Lösungsglühen zu unterziehen.

8.9.4 Austenitischer Stahlguss


Gemeinsames Merkmal dieser Werkstoff-
gruppe ist ein über das Chrom-Nickel-Ver-
hältnis gezielt eingestellter Delta-Ferrit-
gehalt, der üblicherweise 5 bis 20 % be-
trägt. Als Hilfsmittel für das Einstellen eines
bestimmten Ferritgehaltes steht eine Reihe
modifizierter Schaeffler-Diagramme zur
Verfügung. In jüngster Zeit hat sich das
speziell für Stahlguss entwickelte Schoe-
fer-Ferritdiagramm nach ASTM A 800 als
zuverlässige Methode herausgestellt.

Durch Einstellen eines geringen Delta-


Ferritgehaltes wird die Erstarrungsreaktion
geändert mit dem Ergebnis, dass die Korn-
grenzen der relativ groben Erstarrungs-
struktur nicht mehr mit unerwünschten Sei-
gerungsprodukten angereichert sind. Da-
durch wird die Empfindlichkeit für Heiß- und
Wiederaufschmelzrisse – beispielsweise
beim Schweißen – entscheidend verringert
beziehungsweise je nach Legierungstyp
völlig beseitigt.

Mit Hilfe höherer Delta-Ferritgehalte kann


die relativ niedrige Streckgrenze von aus-
Korrosionsprüfungen unterzogen. Bei- eingesetzt. Die hoch korrosiven Medien ent-
tenitischem Stahlguss angehoben werden,
spielhaft erwähnt wird das NAM-Test- halten Festkörperanteile mit unterschied-
lichen Härtegraden, die zu einem Erosions- im Grenzfall wird das Gefüge von Duplex-
programm mit Prüfungen der Lochfraß-
verschleiß führen. Daneben kann noch Stahlguss erzielt. Die Streckgrenze kann
beständigkeit und Spannungsrisskorro-
Kavitationsbeanspruchung auftreten. Die aber ebensogut über ein Erhöhen des
sionsbeständigkeit (unter anderem nach
NACE MR01) in unterschiedlichen Medien höhere Festigkeit dieser Werkstoffe führt Stickstoffgehaltes verbessert werden.
und Belastungsstufen. zu einer deutlichen Überlegenheit gegen-
über austenitischem Stahlguss, zum Der Chromgehalt beträgt bei allen Legie-
Im REA-Bereich werden vor allem die Beispiel GX5CrNiMo19-11-2 (1.4408). Inte- rungsvarianten des austenitischen Stahl-
kupferhaltigen Duplex-Stahlgusssorten ressant ist die Feststellung, dass auch gusses etwa 19 %. Um den Korrosions-
GX3CrNiMoN26-6-3 (1.4515) und GX- unter REA-Bedingungen, im Vergleich widerstand besonders gegen Halogenide
2CrNiMoCuN25-6-3-3 (1.4517) mit Erfolg zum ferritisch (austenitisch)-carbidischen zu verbessern, wird 2 bis 3 % Molybdän
48 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Bild 84: Masseverlust bei einem ferritisch-carbidischen (W.-Nr. 1.4464) und einem ferritisch-austenitischen Stahlguss (W.-Nr. 1.4515) nach
Auslagerung in verschiedenen REA-Wässern an mit 2 700 1/min rotierenden Proben bei T = 70 °C ermittelt

zulegiert (GX5CrNiMo19-11-2, 1.4408). GX2CrNiMo19-11-2, 1.4409). Dies ist Die Schweißbarkeit dieser leicht ferrit-
Der Nickelgehalt beträgt etwa 10 %. Er wird mit sekundärmetallurgischen Prozes- haltigen austenitischen Stahlguss-Werk-
dem Molybdängehalt zur Kompensation sen wirtschaftlich zu erreichen. Tabel- stoffe ist problemlos. Artgleiche Schweiß-
des Delta-Ferrit-Gehaltes angepasst. Zur le 24 enthält Verwendungshinweise. zusatzwerkstoffe stehen zur Verfügung. Ein
Verbesserung der Korrosionseigenschaf- Lösungsglühen nach dem Schweißen kann
ten kann der Kohlenstoffgehalt auf maxi- - Stabilisieren des Kohlenstoffs über je nach Korrosionsbeanspruchung ent-
mal 0,03 % begrenzt werden. Zur Ver- einen Niobzusatz im Bereich von 8 bis fallen, wenn mit tiefgekohlten oder niob-
besserung der Beständigkeit gegen 10 % C zum Schutz vor Chromcarbid- stabilisierten Werkstoffen gearbeitet wird.
interkristalline Korrosion insbesondere im bildung oder Chromverarmung in der
Bereich von Konstruktionsschweißungen Wärmeeinflusszone einer Schwei-
können zwei Maßnahmen ergriffen wer-
8.9.5 Vollaustenitischer Stahlguss
ßung (GX5CrNiNb19-11, 1.4552 und
den: GX5CrNiMoNb19-11-2, 1.4581). Titan In sehr aggressiven Medien in Anwen-
- Absenken des Kohlenstoffgehalts un- als Stabilisierungselement sollte bei dungsbereichen ähnlich der Duplex-Stähle
ter 0,03 % (GX2CrNi19-11, 1.4309 und Stahlguss nicht eingesetzt werden. werden hochlegierte vollaustenitische

Bild 85: Sauggehäuse für eine Kernkraftwerkspumpe aus GX6CrNi18-9 Bild 86: Charakteristische Aktivierungs-pH-Wert-Kurven von ferittisch-
der Abmessungen Dmr. 1880 x 860 mm; Masse 4050 kg austenitischem und vollaustenitischem Stahlguss in künstlichem
Meerwasser nach DIN 50 900

en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 49

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Bild 87: Mehrstufen-Pumpengehäuse aus GX2NiCrMoCuN25-20 der Ab- Bild 88: Hohlgegossene Scheiben für REA-Absperrklappen der
messungen 1800 x 700 x 500 mm; Masse gesamt 3220 kg Größen DN 500 bis DN 1200 aus dem Werkstoff GNiMoCr16-15W

Stahlgusssorten eingesetzt. Die höheren Für Fertigungs- und Konstruktionsschwei- 8.10 Hitzebeständiger Stahl-
Molybdän- und/oder Nickelgehalte verbes- ßungen stehen artgleiche Zusatzwerkstoffe guss
sern erheblich den Korrosionswiderstand, zur Verfügung. Es wird Schweißen ohne
speziell gegen Lochfraß- und Spaltkorro- Vorwärmen mit niedriger Streckenenergie Als hitzebeständig gilt Stahlguss dann, wenn
sion. empfohlen. Eine thermische Nachbehand- er eine besonders hohe Beständigkeit ge-
lung ist bei diesen tiefgekohlten Werkstoffen genüber der verzundernden Wirkung von
nicht erforderlich. Gasen oberhalb von 600 °C hat. Diese
Im Bild 85 sind als Maß für die Be-
Werkstoffe sind in DIN EN 10295, SEW 471
ständigkeit gegen Spaltkorrosion die pH-
und SEW 595 (zurückgezogen) als
Aktivierungskurven in künstlichem Meer- 8.9.6 Sonderwerkstoffe Kompromiss erfasst. Die Tabellen 28 und
wasser für den vollaustenitischen Werkstoff
26 geben ihre chemische Zusammen-
GX2CrNiMnMoNNb2-11-5-4-3 (1.4569) In Fällen, wo aus Korrosions- oder Ver- setzung und die mechanischen Eigen-
verglichen mit zwei Duplex-Stahlguss- schleißgründen die hochlegierten Stahl- schaften bei Raumtemperatur an. Tabelle
sorten und dem austenitisch (ferritisch)en gusswerkstoffe nicht ausreichend bestän- 27 enthält Anhaltswerte für die Eigen-
GX5CrNiMo19-11-2 (1.4408) gezeigt. dig sind, können mit den gleichen Ferti- schaften bei erhöhten Temperaturen. Es sei
gungsverfahren Gussstücke aus Nickel- darauf hingewiesen, dass die Angaben
Der erhöhte Stickstoffgehalt der voll- oder Cobaltbasis-Legierungen hergestellt dieser Normen zum Langzeitverhalten der
austenitischen Stahlgusswerkstoffe zum werden. Typische Vertreter sind in Tabelle Werkstücke durch Weiterentwicklung im
Beispiel nach SEW 410 verbessert einer- 25 aufgeführt. Sinne gezielter Analyseneinengungen und
seits die Streckgrenze, andererseits wird metallurgischer Sondermaßnahmen teil-
die Schweißbarkeit günstig beeinflusst. Für spezielle Anwendungen kann auf die weise überholt sind. Es ist empfehlenswert,
Tabelle 24 gibt Hinweise für den Einsatz umfangreichen Erfahrungen der Gussher- hier auf die Werkstoffblätter der Stahlguss-
dieser Werkstoffe. steller zurückgegriffen werden. hersteller zurückzugreifen.

Tabelle 25: Chemische Zusammensetzung korrosionsbeständiger Gusswerkstoffe auf Nickel- und Kobaldbasis und Hinweise für die Anwendung

50 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Tabelle 26: Chemische Zusammensetzung der Stahlgusssorten (nach der Schmelzanalyse) für den Einsatz bei höheren Tempera-
turen nach SEW 595

Die hitzebeständigen Werkstoffe können in Die für den allgemeinen Einsatzzweck in Werkstoffe gegen Aufkohlen gefordert.
die drei Gruppen ferritische und austeni- erster Linie geforderte Oxidationsbestän- Auch hier sind Chrom und Silicium sowie
tische Stahlgusssorten sowie Nickel- und digkeit wird durch die Legierungselemente das die Kohlenstoffdiffusion hemmende
Cobaltbasis-Legierungen unterteilt werden. Silicium und Chrom sowie – um die Haft- Nickel als Legierungselemente von be-
Dabei ist als besonderes Merkmal für alle fähigkeit des Oxidfilms zu steigern – durch sonderer Bedeutung. Zusätzlich kann die
drei Gruppen herauszustellen, dass die Nickel erzielt.
meisten dieser Werkstoffe im Gefüge Aufkohlungsbeständigkeit noch durch
deutliche Carbidausscheidungen aufwei- starke Carbidbildner, wie Niob und Wolf-
Chlor und Schwefel als zusätzliche Be-
sen, die ein wesentliches Kriterium für ram, gesteigert werden.
standteile im Angriffsmedium können eben-
deren gute Zeitstandfestigkeit sind. Aller- so wie Flugasche-Bestandteile die höchst-
dings haben die zunderbeständigen fer- Bei stickstoff- oder Ammoniak haltigen
mögliche Anwendungstemperatur deutlich
ritisch-carbidischen Stahlgusssorten im
herabsetzen. Ofengasen hat ebenfalls Nickel als Le-
Vergleich zu den nickellegierten austeni-
tisch-carbidischen Werkstoffen deutlich gierungsbestandteil wesentlichen Einfluss.
geringere Zeitstandwerte bei gleicher höch- In Erdöl- und Erdgasanlagen wird in erster Speziell in stickstoffreicher Atmosphäre
ster Anwendungstemperatur. Linie die Beständigkeit der eingesetzten werden daher häufig Nickel-Chrom-Guss-

Bild 89: Ringhälfte für eine Gasturbine aus hitzebeständiger Nickel-Basislegie- Bild 90: Rohrtragplatte aus GX40NiCrSi35-25 für eine
rung mit 2000 mm Dmr.; Masse 192 kg Spaltrohranlage der Petrochemie
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 51

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Tabelle 27: Anhaltswerte für die chemische Zusammensetzung und mechanische Eigenschaften der hitzebeständigen Stahlgusssorten so-
wie der Nickel- und Kobalt-Basislegierungen nach DIN EN 10 295

52 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Tabelle 28: Anhaltswerte für die Zeitdehngrenze und Zeitstandfestigkeit der hitzebeständigen Stahlgusssorten
sowie der Nickel- und Kobalt-Basislegierungen nach DIN 17465

en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 53

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Tabelle 29: Anhaltswerte für die Zeitstandfestigkeit der Stahlgusssorten bei erhöhten Temperaturen nach SEW 595

Tabelle 30: 0,2-%-Dehngrenze einiger Stahlgusssorten bei erhöhten Temperaturen


nach SEW 595
legierungen mit niedrigem Eisenanteil ein-
gesetzt.

Bezüglich der Schweißbarkeit ist zu beach-


ten, dass die ferritisch-carbidischen Stahl-
gusssorten nur bedingt und nach hohem

Vorwärmen schweißbar sind, so dass von korrosiven Medien ausgesetzt sind. Im


Konstruktionsschweißungen abzuraten ist. Industrieofenbau haben diese Werkstoffe
In jedem Fall ist nach dem Schweißen eine den wirtschaftlichen Bau kontinuierlich
Wärmebehandlung durchzuführen. arbeitender Öfen erst ermöglicht und
werden dort für die vielfältigen Trans-
Die austenitisch-carbidischen Stahlguss- porteinrichtungen verwendet. Weitere Ein-
sorten wie auch die Nickel- und Cobalt- satzgebiete sind zum Beispiel die Erz-
Basis-Gusslegierungen sind unter Beach- aufbereitungsanlagen (Röstöfen), die
tung der werkstoffspezifischen Parameter Ofenanlagen der Zement- und Erdölindus-
gut schweißbar, wobei als Verfahren über- trie sowie die petrochemischen Betriebe.
wiegend das WIG- und Plasma-Schweiß- In Dieselmotoren bestehen Ventilkörbe und
verfahren neben dem Schweißen mit um- Glühschalen sowie in neuerer Zeit die Aus-
hüllten Stabelektroden zum Einsatz kom- lasskrümmer aus hitzebeständigem Stahl-
men. Ein Vorwärmen oder Nachbehandeln guss.
der Schweißung ist normalerweise nicht
notwendig.

Bei der Konstruktion von hitzebeständigen


Bauteilen muss beachtet werden, dass die
Wärmedehnung möglichst ungehindert er-
folgen kann, damit keine zusätzlichen
Spannungen auftreten. Die Temperaturbe-
anspruchung erfolgt oft einseitig, so dass
in einem Bauteil beträchtliche Temperatur-
unterschiede vorliegen können. Die ge-
samte Konstruktion sollte deshalb nicht zu
steif ausgelegt sein. Eine versetzte Anord-
nung von Rippen oder die Unterteilung in
mehrere Einzelteile verhindern Spannun-
gen durch Wärmedehnung.
Bild 91: Austrittsrohr für einen Ethylen- Die hitzebeständigen Stahlgusssorten wer- Bild 92: Rost für einen Durchstoß-Glühofen,
ofen in Gussverbundkonstruktion bestehend den für thermisch und mechanisch hoch- der je nach Beanspruchung aus einer hier-
aus Form- und Schleudergussteilen aus für geeigneten hitzebeständigen Stahlguss-
beanspruchte Bauteile verwendet, die bei
verscheidenen hitzebeständigen austeniti- sorte gegossen wird; Abmessungen 580
schen Stahlgusssorten; Höhe 2,6 m
Temperaturen von etwa 600 bis 1150 °C
x 580 mm
dauernd oder wechselnd gasförmigen
54 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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8.11 Nichtmagnetisierbarer Die CrNiMo-legierten nichtmagnetisier- 8.12 Verschleißbeständiger
Stahlguss baren Stahlgusssorten haben auch eine
vorzügliche Korrosionsbeständigkeit in Stahlguss
Für die nichtmagnetisierbaren Stahlguss- Meerwasser. Dies gilt bei den tiefgekohlten
sorten ist die relative Permeabilität eine Varianten (C ≤ 0,03 %) auch für den Unter Verschleiß wird der unerwünschte
wichtige Kenngröße für deren Nichtmag- geschweißten Zustand. Die Schweiß- Abtrag eines Werkstoffes an der Ober-
netisierbarkeit. Sie liegt unter 1,02. Hierfür barkeit dieser Werkstoffe ist bei korrekt fläche verstanden, der durch vorwiegend
ist ein vollaustenitisches Gefüge erforder- eingestellter chemischer Zusammenset- mechanische Wechselwirkung mit anderen
lich. Nichtmagnetisierbare Stahlguss- zung gut, wozu auch der erhöhte Stick- Körpern oder Stoffen entsteht. Je nach
sorten finden für Bauteile Anwendung, Verschleißart und mechanischer Belastung
stoffgehalt beiträgt. Über die geeigneten
die keine Störung oder Abschirmung eines kommen die unterschiedlichsten Stähle
Art gleichen Schweißzusätze informiert
magnetischen Feldes hervorrufen dürfen, zum Einsatz.
zum Beispiel im Elektromaschinenbau und SEW 395.
im Schiffbau.
Bei der Herstellung von Werkstücken aus 8.12.1 Manganhartstahl
In der Tabelle 31 sind die Eigenschaften nichtmagnetisierbarem Stahlguss ist zu
und in der Tabelle 32 die chemische beachten, dass die Permeabilität des ein- Der klassische Manganhartstahl mit Koh-
Zusammensetzung der in SEW 395 aufge- baufertigen Bauteils gegenüber den an lenstoffgehalten von 1,0 bis 1,4 % und ei-
führten Stahlgusssorten enthalten. Der in nem Mangangehalt von 12 % wurde erst-
einer Probe gemessenen Werten ab-
erster Linie verschleißbeständige Werk- malig 1888 beschrieben und hat bis zur
weichen kann. Kaltverformen der Werk-
stoff GX120Mn13 (1.3802) (“Mangan- Gegenwart seine Bedeutung behalten.
Hartstahl”) wird nur für Teile eingesetzt, stückrandschicht durch das Bearbeiten
oder ein Ändern der chemischen Zusam- Voraussetzung für die Erzielung optimaler
die nicht bearbeitet werden müssen. Sein Verschleißeigenschaften ist eine Kaltver-
Hauptanwendungsgebiet liegt im Bereich mensetzung in der Randschicht – zum Bei-
spiel aufgrund einer Wärmebehandlung – festigung durch Druck oder Schlag. Aus-
des Verschleißschutzes. GX25MnCrNi8-8-
sind hierfür die Ursachen. In solchen Fällen gehend von einer Ausgangshärte von 250
6 (1.3966) hat aufgrund des hohen Koh-
lenstoffgehaltes ebenfalls eine erschwerte ist es häufig erforderlich, die mit höherer bis 350 HBW können auf der Verschleiß-
Bearbeitbarkeit, ist aber vom Legierungs- Permeabilität versehene Randschicht durch fläche durch Kaltverfestigung Härten bis zu
einsatz her kostengünstig. Beizen oder Schleifen abzutragen. 550 HBW erreicht werden.

Tabelle 31: Mechanische Eigenschaften und relative magnetische Permeabilität bei Raumtemperatur der nichtmagnetisierbaren
Stahlgusssorten nach SEW 395

Bild 93: Nichtmagnetisiserbare Spillköpfe für den Schiffbau aus Bild 94: Nichtmagnetisierbare Propellerflügel für einen Schiffs-
GX5CrNi18-11 in verschiedenen Abmessungen bis zum Dmr. 620 mm antrieb aus GX2CrNiMnMoNNb21 - 16-5-3 der Abmessungen 800 x
900 mm; Masse proTeil 150 kg

en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 55

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Tabelle 32: Chemische Zusammensetzung (nach der Schmelzanalyse) der nichtmagetisiserbaren Stahlgusssorten nach SEW 395-87

Im Gusszustand kann neben Carbid auch Das Regelwerk für Manganhartstahl ist ISO Härte über den gesamten Querschnitt wird
Ferrit vorliegen. Zum Erreichen eines 13521. Die chemische Zusammensetzung durch Zulegieren von Chrom, Nickel, Mo-
zähen austenitischen Gefüges wird ein der darin genormten Werkstoffe ist aus lybdän und Vanadin erreicht.
Lösungsglühen bei etwa 1050 °C mit nach- Tabelle 33 zu entnehmen.
folgendem Abschrecken in Wasser vorge- Je nach mechanischer Beanspruchung
nommen. der Werkstücke kann ein Anlassen nach
8.12.2 Vergütbarer Stahlguss dem Abschrecken notwendig sein. Hier-
Aufgrund der hohen Duktilität von aus- durch wird die Zähigkeit erhöht, die Härte
tenitischem Manganhartstahl ist in einer Vergütbare Stahlgusssorten werden dort und damit die Verschleißbeständigkeit
Reihe von Anwendungsfällen mit erheb- eingesetzt, wo neben Reibverschleiß auch jedoch verringert.
lichen Formänderungen der Gussteile zu hohe mechanische Beanspruchung auftritt.
rechnen. Dem kann durch Absenken des
Die notwendige Verschleißbeständigkeit Die Carbidbildner Molybdän und Vanadin
Mangangehaltes sowie Zulegieren von
wird durch Abschrecken von etwa 850 bis scheiden beim Anlassen zwischen 500 °C
Chrom und/oder Molybdän entgegengewirkt
950 °C in Öl erreicht. Die vollständige Um- und 600°C feindisperse Sondercarbide
werden. Durch die Ausscheidung von
Sondercarbiden werden die Gleitebenen wandlung in der Martensitstufe wird dabei aus. Dieser als Sekundärhärtung bekannte
blockiert und die Formänderung erschwert. angestrebt. Härte und Verschleißbestän- Effekt erhöht die Warmfestigkeit bei Be-
Bei Anwendungsfällen mit vorwiegendem digkeit nehmen mit zunehmendem Kohlen- triebstemperaturen bis 500 °C und verbes-
Reibverschleiß ist Manganhartstahl nicht stoffgehalt bei gleichzeitiger Abnahme der sert damit die Beständigkeit gegen Warm-
geeignet. Zähigkeit zu. Eine möglichst gleichmäßige verschleiß.

Bild 95: Kettenglieder für ein Kettenfahrzeug aus dem Werkstoff Bild 96: Mahlplatten (Dmr. 1000 mm) aus hochverschleißfestem Stahlguss,
GX120Mn12; Kettenbreite 620 mm deren Zahnpartien mit hoher Teilungsgenauigkeit und Oberflächengüte
bearbeitungsfrei vorgegossen sind
56 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Bild 98: Einbaufertig gegossene Rohrbögen (Maskenformguss) zur Förderung von Beton aus
GX120MnCr13-2 der Baugröße DN 100; Stückmasse 12,4 kg
.

8.12.3 Vergütbare martensitische den, wo keine hohe Anforderung an die


Stahlgusssorten mit höhe- Zähigkeit gestellt wird. Wie aus Tabelle 35
ersichtlich, sind die Hauptlegierungs-
rem Carbidgehalt elemente 1 bis 2 % Kohlenstoff und bis zu
12 % Chrom. Zur Verbesserung der Durch-
Bild 97: Shredderhämmer mit einer Stück- Bei diesen Stahlgusssorten liegt nach dem vergütbarkeit werden Molybdän und Vana-
masse von 150 kg aus CrNiMo-legiertem Abschrecken in Öl oder an Luft ein überwie- dium zulegiert. Zur Verbesserung der Zä-
Vergütungsstahlguss; die Augen wurden gend martensitisches Grundgefüge vor, in higkeit folgt dem Abschrecken eine Anlass-
partiell auf höhere Zähigkeit angelassen behandlung. Die Verschleißbeständigkeit
welches hochharte Sondercarbide eingela-
gert sind. Sie können dort eingesetzt wer- wird hierdurch gemindert. Bei den hier

Tabelle 34: Richtwerte für die chemische Zusammensetzung und erreichbare Härten ver-
Durch partielle Härtung kann die dem Ver- schleißbeständiger vergütbarer Stahlgusssorten
schleiß ausgesetzte Zone eines Bauteils
auf Maximalhärte gebracht werden, wäh-
rend der restliche Teil seine Zähigkeit behält.

Verschleißbeständiger, vergütbarer Stahl-


guss ist nicht genormt. In der Tabelle 34
sind einige typische Sorten zusammenge-
fasst, die bei unterschiedlichen Wand-
dicken eingesetzt werden. Zusätzlich kann je
nach Beanspruchungsart auf die Vergütungs-
stahlgusssorten nach DIN 17205 bezieh-
ungsweise nach der neuen Norm DIN EN
10293 (siehe Tabelle 7) verwiesen werden

Tabelle 33: Anhaltswerte für die chemische Zusammensetzung von verschleißbeständigen Stahlgusssorten nach ISO 13 521

en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 57

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Tabelle 35: Anhaltswerte zur chemischen Zusammensetzung vergütbarer martensitischer
Stahlgusssorten mit höherem Carbidgehalt und erreichbare Härten

Tabelle 36: Anhaltswerte zur chemischen Zusammensetzung von verschleißfestem Chrom-


hartguss nach DIN 1695 und erreichbare Härten

Bild 99: Walzenmantel für eine Mühle aus


GX165CrMoV12 der Abmessungen Dmr. 1000
x 500 mm; Masse 900 kg

besprochenen Werkstoffen liegen bereits im


Gusszustand aus der Schmelze ausge- 8.12.4 Verschleißbeständiger Werkstoffen mit wechselnden Chrom- und
schiedene Primärcarbide vor, die durch die Chromhartguss Kohlenstoffgehalten mit Erfolg und aus-
nachfolgende Wärmebehandlung nicht auf- reichender Betriebssicherheit überall dort
gelöst werden. Mit steigendem Kohlen- eingesetzt, wo Reibverschleiß überwiegt,
Chromhartguss hat von allen Stahlguss-
stoffgehalt nimmt auf Kosten der Zähigkeit die Schlag- und/oder Druckbeanspruchung
werkstoffen die höchste Verschleißbe-
der Verschleißwiderstand durch die eben- jedoch gering ist.
ständigkeit. Bei Kohlenstoffgehalten von
falls steigende Härte des martensitischen 2,5 bis 3,5 % und Chromgehalten von 15
Grundgefüges und einem zunehmenden bis 27 % erreichen diese Werkstoffe ihren
Anteil an Sondercarbiden zu. 8.12.5 Stahlguss für das Einsatz-
höchsten Verschleißwiderstand nach
härten
Die Sondercarbide bewirken bei diesem einem Härten von 900 bis 1050° C mit
Werkstoff einen hohen Widerstand gegen beschleunigter oder ruhender Luftab-
Einsatzstähle sind für Bauteile bestimmt,
Warmverschleiß. Beim Anlassen auf 500 kühlung durch ihren hohen Gehalt an
die an besonders beanspruchten Ober-
bis 600 °C tritt durch Ausscheiden weiterer Chrom-Mischcarbiden in einem möglichst
flächenbereichen aufgekohlt und dann ge-
Sondercarbide eine Sekundärhärtung ein. weitgehend martensitischen Grundge-
härtet werden. Sie werden verwendet,
füge. In Abhängigkeit von der Wanddicke
wenn es darauf ankommt, eine harte und
Schädlich kann sich das Vorhandensein wird bis zu 3 % Molybdän zulegiert.
verschleißbeständige Randschicht mit
von Restaustenit auswirken, da dieser einem zähen Kern zu kombinieren. Das
durch Druck- oder Schlagbeanspruchung Von allen verschleißbeständigen Werk- Bauteil ist dadurch in der Lage, hohe Ver-
zu Martensit umwandeln kann. Dieser Vor- stoffen hat diese Gruppe die niedrigste schleißbeanspruchungen und gleichzeitig
gang ist mit einer Volumenzunahme ver- Zähigkeit. Ihr betriebssicherer Einsatz setzt Schlag- oder Biegebeanspruchungen zu
bunden, die zu Abplatzungen führen kann. daher geringe Anforderungen an die Zähig- ertragen. Einsatzhärten steht als Rand-
keitseigenschaften der Werkstücke voraus. schichthärteverfahren hinsichtlich Dicke
Dem kann durch Anlassen bei Tempe-
Insbesondere sollten die aus diesen beziehungsweise Härte und Verschleiß-
raturen im Bereich des Sekundärhärtens
Werkstoffen hergestellten Gusstücke im eigenschaften der gehärteten Schicht
begegnet werden. Hier scheiden sich
Einsatz frei von Biegebeanspruchungen zwischen dem Flamm- oder Induktions-
weitere Sekundärcarbide aus, die zur
sein. Das erfordert vielfach ein Schleifen härten und dem Nitrieren. Das Gleiche gilt
Verarmung des Restaustritts an Kohlen-
oder spananhebendes Bearbeiten der für die Maßbeständigkeit nach dem Härten.
stoff führen und diesen beim anschließen-
Anlageflächen der Gussstücke. Hinzu-
den Abkühlen zu Martensit umwandeln
lassen. weisen ist auf die Schleifrissneigung dieser Beim Einsatzhärten entstehen Druck-
Werkstoffe. spannungen an der Oberfläche, die ähnlich
Die hier erwähnten Werkstoffe lassen sich wie beim Nitrierhärten die Dauerschwing-
im weichgeglühten Zustand recht gut Das spanabhebende Bearbeiten ist auf- festigkeit erhöhen.
mechanisch bearbeiten. Die nachfolgende grund der hohen Härte erschwert. Ein
Wärmebehandlung zur Erzielung einer Weichglühen, um die Bearbeitbarkeit zu Im Interesse einer ausreichenden Kern-
hohen Verschleißbeständigkeit kann aller- verbessern, ist möglich. Anschließend zähigkeit ist der Kohlenstoffgehalt von Ein-
dings zum Verzug der bearbeiteten Flächen müssen die Teile wieder gehärtet werden. satzstählen geringer als 0,3 %. Einsatz-
führen. Mit keramischen Werkzeugen kön- stähle sind je nach gewünschter Durch-
nen jedoch auch hochharte Werkstoffe Tabelle 36 nennt die chemische Zusam- vergütung beziehungsweise Kernfestigkeit
durch Drehen oder Fräsen bearbeitet wer- mensetzung verschiedener Sorten Chrom- niedrig- bis mittellegiert.
den. Beim Schleifen sollten diese Werk- hartguss. Je nach Anwendungsfall ist
stoffe zur Vermeidung von Schleifrissen jedoch das Chrom/Kohlenstoffverhältnis zu Nach dem Verwendungszweck sind die An-
gekühlt werden. beachten. Daher werden ein Reihe von forderungen an die Härtbarkeit des Kern-
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Tabelle 37: Für das Einsatzhärten geeignete Stahlgusssorten und Eigenschaften
an blind gehärteten Querschnitten von 30 bzw. 63 mm Durchmesser

Bild 100: Schlagleisten aus verschleißbeständigem Chrom- Bild 101: Gehäuse aus verschleißfestem Chromhartguss für eine Nass-
hartguss; Stückmasse 104 kg baggerpumpe; Masse 2400 kg

werkstoffes verschieden. Bei vorwiegend und zähigkeitssteigernd. Am günstigsten wärmebehandeltem Zustand (BF, BG, siehe
gleitendem oder reibendem Verschleiß sind daher CrNiMo-Stähle. DIN 17 210) bestellt werden, um ein fein-
wird mit einer geringen Härtbarkeit ausge- körniges Gefüge sicherzustellen.
kommen, während bei gleichzeitiger Der erhöhte Kohlenstoffgehalt der Rand-
Schlag- oder Biegebeanspruchung hohe schicht senkt die Umwandlungstempera- Zum Einsatzhärten sind die genormten
Härtbarkeit gefordert wird. turen und damit die Härtetemperatur. Au- Vergütungsstahlgusssorten mit niedrigem
ßerdem kann durch den zur Oberfläche hin Kohlenstoffgehalt geeignet, aber auch alle
Maßgebend für Einsatzstähle ist ihre Auf- zunehmenden Kohlenstoffgehalt beim
kohlbarkeit und Randschichthärtbarkeit. den verformten Stählen in der chemischen
Direkthärten Restaustenit und dadurch ein Zusammensetzung entsprechenden Stahl-
Zum Direkthärten, das heißt, Härten aus Härteabfall in der äußersten Randschicht
der Einsatzbehandlung, ist zudem ein gusssorten. Es können alle üblichen Auf-
entstehen. Das Direkthärten wird also kohlungsverfahren – zum Beispiel Pulver-,
hinreichend feines Austenitkorn Voraus-
einerseits durch maximalen Kohlenstoff- Gas- oder Salzbadaufkohlen – eingesetzt
setzung.
gehalt zum Vermeiden von Restaustenit werden.
Wegen der einzustellenden hohen Rand- und andererseits durch minimalen Koh-
schichthärte ist nach dem Härten kein An- lenstoffgehalt zum Einhalten einer Mindest-
In Tabelle 37 sind einige zum Einsatz-
lassen wie bei Vergütungsstählen, sondern härte begrenzt.
härten geeignete Stahlgusssorten mit der
nur ein Entspannen bei etwa 200°C mög- empfohlenen Behandlungsfolge und den
lich. Der Kernwerkstoff muss auch hierfür Wenn ein Direkthärten nicht möglich ist, mechanischen Eigenschaften nach Blind-
ausreichende Zähigkeit haben. Niedriger müssen andere Behandlungsfolgen, wie härtung zusammengestellt.
Kohlenstoffgehalt und geringer Gehalt an Einfachhärten oder Doppelhärten, gewählt
schädlichen Spurenelementen, wie er werden. Übliche Behandlungsfolgen sind
durch die Sekundärmetallurgie einstellbar 8.12.6 Stahlguss für das Nitrier-
in DIN 17 210 zusammengestellt. In dem
ist, sind vorteilhaft. härten
Zusammenhang ist auch auf Maßänderun-
Einsatzstähle werden mit Elementen le- gen zu achten, die mit zunehmender
giert, die die Härtbarkeit erhöhen, aber Härtbarkeit und Festigkeit, aber auch mit Wie bei den Stahlgusssorten für das
gleichzeitig durch geeignete Gefügeausbil- der Häufigkeit des Aufheizens und Ab- Flamm- und Induktionshärten wird auch
dung ausreichende Zähigkeit gewähr- kühlens zunehmen. beim Nitrieren der Zustand des Kernwerk-
leisten. Mangan und Chrom erhöhen die stoffes nicht verändert. Durch das Nitrieren
Härtbarkeit, wobei ein Chromzusatz für die Für Stahlguss gelten hinsichtlich des Ein- wird eine Randschicht sehr hoher Härte
Zähigkeit günstiger ist als Mangan. MnCr- satzhärtens die gleichen Bedingungen wie und damit hoher Verschleißbeständigkeit
Stähle sollten daher nur dann eingesetzt für verformte Stähle (Walz- und Schmiede- erzeugt und zusätzlich die Dauerschwing-
werden, wenn an die Kernzähigkeit keine stähle), sie lassen sich alle in gleicher Wei- festigkeit verbessert. Die wichtigsten Ni-
hohen Anforderungen gestellt werden. Auch se Einsatzhärten. Allerdings sollte Stahl- trierverfahren sind das Gasnitrieren und
Molybdän und Nickel wirken härtbarkeits- guss für Einsatzhärtung nur in vollständig das Salzbadnitrieren.
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Die Nitrierschicht besteht aus der Ver- Tabelle 38: Anhaltsangaben zur chemischen Zusammensetzung und zur erreichbaren Härte
bindungs- und der Diffusionsschicht. In der der für das Nitrierhärten geeigneten Stahlgusssorten
äußeren Verbindungsschicht ist das Eisen
durch Stickstoffaufnahme vollständig zu
Eisennitrid beziehungsweise Eisencarbo-
nitrid umgewandelt. In der angrenzenden
Diffusionsschicht ist der Stickstoff im
Eisen gelöst oder ist in Form feinster Ni-
tride ausgeschieden. Die Härte der Ver-
bindungsschicht und Diffusionsschicht
hängen wesentlich von der chemischen
Zusammensetzung des Stahlgusses sowie
von der Nitriertemperatur ab.

Beim Nitrieren von unlegiertem Stahlguss schwingfestigkeit verbessert. Besser als forderlichen mechanisch-technologischen
werden Härtewerte von etwa 400 HV er- beim Einsatz- oder Nitrierhärten ist es Eigenschaften je nach Wanddicke im Kern
reicht. Zusätze an Legierungselementen, möglich, auf diese Weise Bauteile partiell sicherstellen. Da mit zunehmendem Koh-
die harte Sondernitride bilden wie Chrom, an den höchstbeanspruchten Stellen rand- lenstoffgehalt die Zähigkeit des Kern-
Molybdän und Vanadin, führen zu Härte- schichtzuhärten. werkstoffes abnimmt und gleichzeitig die
werten von mindestens 650 HV und je nach Härterissempfindlichkeit zunimmt, sollte
Werkstoff bis zu 1100 HV. Für das Randschichthärten sind grund- der Kohlenstoffgehalt nicht höher sein, als
sätzlich alle vergütbaren Stahlgusssorten es zum Erreichen der gewünschten Härte
Unlegierte Stahlgusssorten werden im nach DIN 17 205 brauchbar, deren Koh- erforderlich ist. Bewährte Stahlgusssorten
normalgeglühten Zustand und mit Chrom, lenstoffgehalt die gewünschte Härte und für das Flamm- und Induktionshärten sind
Molybdän und Vanadin, legierte Stahlguss- deren Vergütungseigenschaften die er- in Tabelle 39 aufgeführt.
sorten im Vergütungszustand nitriert. Bei
vergütbaren Stahlgusssorten ist darauf zu
achten, dass das Anlassen beim Vergüten
oberhalb der Nitriertemperatur liegt. Diese
beträgt üblicherweise etwa 500 °C. Die aus
den Einsatzbedingungen geforderten me-
chanisch-technologischen Eigenschaften
des Kernwerkstoffes sind durch ent-
sprechende Werkstoffauswahl sicherzu-
stellen. Tabelle 38 enthält Beispiele für
Stähle unterschiedlicher Durchverfügbar-
keit, die für das Nitrieren verwendet werden
können.

8.12.7 Stahlguss für das Flamm-


und Induktionshärten

Beim Flamm- und Induktionshärten wird


durch Erwärmen der Randschicht auf
Härtetemperatur und anschließendes Ab-
schrecken eine vollständige Martensitbil-
dung angestrebt, so dass die erreichbare Bild 102: Flammhärten eines Stahlguss-Laufrades für einen Kran
Randschichthärte vom Kohlenstoffgehalt
des Stahles beziehungsweise von dem Tabelle 39: Mindestwerte für die mechanischen Eigenschaften von Stahlgusssorten für das
beim Austenitisieren gelösten Kohlenstoff- Flamm- und Induktionshärten nach SEW 835
anteil abhängt.

Die beim Randschichthärten erreichbare


Einhärtetiefe ist abhängig von der Dicke der
austenitisierten Schicht, der Abkühlge-
schwindigkeit und der Härtbarkeit des
Stahles. Unmittelbar nach dem Härten wird
ein Spannungsarmglühen bei etwa 140 bis
200°C empfohlen.

Im Regelfall wird Vergütungstahlguss im


vergüteten, unlegierter Stahlguss im nor-
malgeglühten Zustand randschichtgehär-
tet. Das Randschichthärten verändert nicht
die mechanisch-technologischen Eigen-
schaften des Kernwerkstoffes. Es werden
der Verschleißwiderstand und die Dauer-
60 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Tabelle 40: Anhaltswerte zur chemischen Zusammensetzung von Werkzeugstahlguss
8.13 Werkzeug-Stahlguss
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Be-
anspruchungen von Werkzeugen werden
viele Stahlgusssorten verschiedenster
chemischer Zusammensetzungen für den
Einsatz im Werkzeugbereich erschmol-
zen [23].

Da die Beanspruchung jedes Werkzeuges


ein entscheidendes Kriterium für dessen
Werkstoffauswahl ist, kann nur dann eine
begleitende optimale Beratung des Ver-
brauchers erfolgen, wenn dem Gießer die
auftretenden Beanspruchungen bekannt
gegeben werden. Hierbei sollten der Gie-
ßerei außer Festigkeit, Härte, Korrosions-
beständigkeit, Narbungsfähigkeit und/oder
Polierbarkeit auch eine eventuelle Tem-
peraturbelastung, Kühlung oder das zu ver-
arbeitende Material genannt werden. tigkeit von 1300 bis 1600 N/mm2 eingestellt 8.13.2 Stahlguss für Kaltarbeits-
wird. werkzeuge
Stahlgusswerkstoffe für Werkzeuge lassen
Die Sorte GX37CrMoW5-1 (1.2607) ist ein
sich unterteilen in solche für Warmarbeit, In diesem Bereich werden je nach Bean-
CrMoWV-legierter Warmarbeits-Stahlguss
Kaltarbeit und Kunststoffformen. Da für spruchung mittel- bis hochlegierte Sorten,
mit hervorragenderAnlassbeständigkeit und
diese drei Hauptgruppen eine Vielfalt von wie G60CrMoV10-7 (1.2320), G59Cr-
Warmfestigkeit; er ist unempfindlich gegen
Werkstoffen zur Anwendung gelangen, wird MoV18-5 (1.2333), GX100CrMoV5-
Warmrissbildung. Verwendet wird diese
in Tabelle 40 nur eine Auswahl genannt, 1(1.2370), GX155CrVMo12-1 (1.2382),
Sorte für Gesenkeinsätze, Matrizen und
die aber eine breite Palette bezüglich der GX165CrMoV12 (1.2602), G45CrNiMo4-2
Stempel sowie Formpressteile.
Anwendbarkeit repräsentiert. Anwendungs- (1.2769) und G47CrMn6 (1.7140) ver-
beispiele werden in den Bildern 103 bis wendet. Sie kommen beispielsweise für
Die Sorte G56NiCrMoV7 (1.2717) ist ein
106 gezeigt. Rollen, Messer, Werkzeugaufnahmen,
niedriglegierter, sehr zäher Warmarbeits-
Stahlguss mit guter Warmverschleißbe- Prägewerkzeuge sowie für Schnitt-, Form-
8.13.1 Stahlguss für Warmarbeits- ständigkeit. Er wird für Form- und Präge- und Tiefziehwerkzeuge zum Einsatz. Sie
werkzeuge werkzeuge sowie für Werkzeugaufnahmen werden üblicherweise im vorvergüteten
in der Kunststoffverarbeitung eingesetzt, oder weichgeglühten Zustand geliefert.
Für diesen Bereich werden überwiegend bei denen die Zähigkeitseigenschaften im Über eine anschließende Durch- bezie-
die Sorten GX38CrMoV5-1 (1.2346), Vordergrund stehen. Außerdem werden hungsweise Randschichthärtung lassen
GX40CrMoV5-1 (1.2348), GX37CrMoW5- Richt- und Formrollen sowie Ziehwerk- sich in Abhängigkeit von der Gusssorte Här-
1 (1.2607) und G56NiCrMoV7 (1.2717) zeuge aus diesem Werkstoff hergestellt. ten von 56 bis 62 HRC einstellen [23, 24].
eingesetzt, beispielsweise für Gesenke,
Pressstempel und Formrahmen.

Die Sorte GX38CrMoV5-1 (1.2346) ist ein


hoch-CrMoV-legierter Warmarbeits-Stahl-
guss mit guter Anlassbeständigkeit und
Warmverschleißfestigkeit. Er ist ferner un-
empfindlich gegen Warmrissbildung auch
bei stärkerer Kühlung. Dieser Werkstoff
wird zum Beispiel für Kokillen und Gesenke
mit einer Verwendungsfestigkeit von 1000
bis 1600 N/mm2 eingesetzt.

Die Sorte GX40CrMoV5-1 (1.2348) ist


ebenfalls ein hoch-CrMoV-legierter Warm-
arbeits-Stahlguss bester Anlassbeständig-
keit und Warmverschleißbeständigkeit
sowie guter Warmfestigkeit. Er ist unem-
pfindlich gegen Hochtemperaturkorrosion
durch flüssige Metalle. Aufgrund dieser
Eigenschaften werden Gesenkeinsätze
und Teilpressgesenke bei besonderer Ver-
schleißbeanspruchung aus diesem Werk-
stoff gefertigt, wobei bevorzugt eine Fes- Bild 103: Drückrahmen aus GX165CrMoV12; Abmessungen 1700 x 900 x 400 mm

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Die Sorte G60CrMoV10-7 (1.2320) ist ein reichend ist, Anwendung. Nachteilig wirkt auch hier kommen durch den Trend, grö-
mittelllegierter Stahlguss. Er ist in großen sich jedoch das begrenzte Herstellge- ßere Segmente zu verwenden und der For-
Abmessungen darstellbar, gut schweißbar wicht (< 1000 kg), die schlechte Schweißbar- derung nach einer besseren Schweißbar-
und erreicht Härtewerte von 60 HRC. Üb- keit sowie die nur bedingte PVD/CVD- keit [27] neuentwickelte Gusswerkstoffe wie
licherweise wird dieser Werkstoff für Mono- Beschichtbarkeit aus, so dass hier für GP4M immer stärker zum Einsatz.
blockwerkzeuge (< 4000 kg) oder große hochbeanspruchte Blechumformwerk-
Werkzeugsegmente (< 1000 kg) gewählt zeuge neuentwickelte Stahlgusswerkstoffe
und in vorvergüteter Form (800 bis 950 N/ Bei der Sorte G45CrNiMo4-2 (1.2769)
wie beispielsweise der Werkstoff GP4M handelt es sich um einen niedrig CrNi-
mm²) geliefert. Typische Einsatzgebiete zum Einsatz kommen [26].
sind Schnitt-, Form- und Prägewerkzeuge legierten, vergüteten Werkzeugstahlguss
für die Blechumformung [25]. Bild 103 zeigt hoher Zähigkeit. Er wird üblicherweise im
den vorvergüteten Abguss für ein Seiten- vorvergüteten Zustand (850 bis 1050 N/
Die Sorte GX155CrVMo12-1 (1.2382) ist ein
wandwerkzeug mm²) geliefert und kann in den Verschleiß
hochlegierter ledeburitischer Werkzeug-
beanspruchten Bereichen mittels Rand-
stahlguss, der auf Grund seiner besseren
schichthärtung auf eine Härte von etwa
Die Sorte G59CrMoV18-5 (1.2333) ist etwas Sekundärhärtbarkeit bei der Durchhärtung
höher legiert als die Sorte G60CrMoV10-7 56 HRC gebracht werden. Reicht diese
die Sorte GX165CrMoV12 (1.2602) fast
(1.2320). Stahlgusswerkzeuge aus die- Härte nicht aus, besteht auf Grund der guten
vollständig vom Markt verdrängt hat. Beide
sem Werkstoff besitzen damit eine bessere Schweißbarkeit die Möglichkeit, exponierte
Werkstoffe weisen ein verschleißfestes
Härtbarkeit und sind PVD-beschichtbar. Kanten zu panzern. Typische Anwendun-
Karbidnetz auf und zeichnen sich deshalb
Auch hier sind die Einsatzgebiete Schnitt-, gen sind Führungsrollen, Tragrollen, Form-
durch eine hohe Schnitthaltigkeit und
Form- und Prägewerkzeuge, wobei das und Prägewerkzeuge, Niederhalter und
Kantenfestigkeit sowie eine sehr gute
empfohlene Gießgewicht etwas geringer Rahmen sowie Aufnahmen von Schnitt-
Maßhaltigkeit aus. Sie werden im ge-
ausfällt. werkzeugen in der Automobilindustrie.
glühten Zustand mit maximal 285 HBW
Gussteile bis zu einem Stückgewicht von
geliefert und kommen bevorzugt als
Die Sorte GX100CrMoV5-1 (1.2370) ist etwa 12 000 kg konnten aus diesem Werk-
Schnitt-, Form- und Tiefziehwerkzeuge
ebenfalls ein mittelllegierter Stahlguss. An- stoff bereits gefertigt werden.
zum Einsatz. Darüber hinaus finden sie An-
ders als die beiden vorher genannten Guss- wendung für hochbeanspruchte Richt-,
werkstoffe wird er fast ausschließlich in Kalibrier- und Profilrollen sowie für Die Sorte G47CrMn6 (1.7140) ist ebenfalls
geglühter Form (maximal 275 HBW) gelie- Verschleiß beanspruchte Zerkleinerungs- ein niedriglegierter Werkzeugstahlguss,
fert. Seine Arbeitshärte von rund 60 HRC
werkzeuge, wobei die Verschleißbestän- der auf Grund seiner Legierungszusam-
erhält er ausschließlich über die Durch-
digkeit im Vordergrund steht und eine mensetzung sehr wirtschaftlich ist. Er wird
und Randschichthärtung. Auf Grund seiner
verminderte Zähigkeit ausreicht. Im Bild 104 bevorzugt für Monoblock-Werkzeuge (Bild
Verschleißbeständigkeit und Schnitthaltig-
keit wird er häufig als Schnittmesser be- ist ein Ziehwerkzeug dargestellt, welches 105) eingesetzt. Auch er ist gut schweiß-
ziehungsweise Schneidrahmen einge- mit CVD beschichteten Stahlgusssegmen- bar, problemlos Randschicht härtbar und
setzt. Er findet aber auch bei hoch be- ten aus dem Werkstoff GX155CrVMo12-1 hat eine hohe Zähigkeit. Damit wird er
anspruchten Präge- und Ziehwerkzeugen, (1.2382) bestückt ist. Auf Grund der hervor- ähnlich wie der Werkstoff G45CrNiMo4-2
Form- und Profilrollen sowie für Richtrollen ragenden PVD/CVD-Beschichtbarkeit des (1.2769) eingesetzt. Häufig handelt es sich
Anwendung , bei denen die Zähigkeit Gusswerkstoffes wird er häufig für derartige hierbei um Form- und Prägewerkzeuge, die
ledeburitischer Werkstoffe nicht aus- Segmente (< 250 kg) eingesetzt. Aber hohe Zähigkeiten erfordern.

Bild 104: Schnittwerkzeug aus G47CrMn6 (1.7140) zum Herstellen von Karosserie- Bild 105: Ziehmatrize mit Segmenten aus
teilen für Pkw GX155CrVMo12-1 (1.2382), CVD-beschichtet, Härte
58 - 60 HRC

62 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Das Abschrecken wird je nach Gusswerk-
stoff in Luft, Öl oder im Warmbad vorge-
nommen. Darüber hinaus hat sich das
Härten in Vakuumöfen sehr bewährt, da
hier reproduzierbar und vom Gussteil ab-
hängig mit variablem Gas(N2)-Druck abge-
schreckt werden kann. Grundsätzlich sollte
die Abschreckung nicht schroffer als not-
wendig erfolgen, um die Gefahr von Span-
nungsrissen und Verzug zu minimieren.

Besteht eine große Neigung zur Rissbil-


dung, ist es beim Durchhärten üblich,
dass das Abschrecken bei 70 bis 90 °C
abgefangen und das Gussteil direkt zum
Bild 106: Werkzeug aus G60CrMoV10-7 (1.2320) vergütet auf 850 bis 1000 N/mm² Entspannen bei 120 bis 150 °C umgesetzt
wird. Je nach Werkzeugquerschnitt ist bei
dieser Temperatur ein Halten von 3 bis 6
Stunden erforderlich. Anschließend wird an
8.13.3 Stahlguss für Kunststoff- 8.13.4 Wärmebehandlung von
Luft abgekühlt. Die sekundärhärtenden
formen Stahlguss-Werkzeugen Gusssorten GX38CrMoV5-1 (1.2346),
GX40CrMoV5-1 (1.2348) GX155CrVMo12-
Für diesen Anwendungsbereich werden Ein entscheidender Faktor für die Standzeit 1 (1.2382) und GX165CrMoV12 (1.2602)
bevorzugt die Stahlgusssorten G40CrMn- von Werkzeugen ist ihre Wärmebehand- werden üblicherweise nach dem Ab-
Mo7 (1.2310) sowie die bei den Warm- lung. Wird sie unsachgemäß vorgenom- schrecken nicht erst entspannt, sondern
arbeitsstählen bereits beschriebenen men, was vielfach auch auf Unkenntnis, gleich im Sekundärhärtebereich oberhalb
GX38CrMoV5-1 (1.2346) und GX40CrMo- fehlende Zeit oder fehlende Einrichtungen
von 500 °C angelassen.
V5-1 (1.2348) eingesetzt. Üblicherweise zurückzuführen ist, wird der frühzeitige
werden diese Werkstoffe im vergüteten Ausfall schon vorprogrammiert. Die Wär-
Zustand mit Zugfestigkeiten von 800 bis mebehandlung ist abhängig von der che- Unmittelbar nach dem Härten und Ent-
1600 N/mm2 je nach Beanspruchung ver- mischen Zusammensetzung des Werk- spannen muss angelassen werden. Damit
wendet. Wichtige Forderungen, die von stoffs und vom Querschnitt des Werk- werden einerseits die beim Abschrecken
diesen Werkstoffen erfüllt werden, sind gute stücks. GenaueAngaben sind der jeweiligen auftretenden Spannungen ausgeglichen,
Polierbarkeit, Ätz- und Narbungsfähigkeit. Norm oder Richtlinie zu entnehmen. andererseits wird die Härte für den jewei-
ligen Verwendungszweck eingestellt.
Vor allem bei komplexen Werkzeugen
Die Sorte G40CrMnMo7 (1.2310) ist ein empfiehlt es sich, zwischen dem Vor- und
bewährter, niedriglegierter Werkstoff guter Fertigbearbeiten auf Schleifmaß ein Span- Auch beim Anlassen muss langsam auf die
Polier- und Zerspanbarkeit. Üblicherweise nungsarmglühen durchzuführen. Um Ver- vorgeschriebene Temperatur erwärmt und
wird er im vergüteten Zustand geliefert, zug oder Rissbildung zu vermeiden, muss mehrstündig gehalten werden. Es kann
wobei eine Zugfestigkeit von 800 bis 1050 langsam und durchgreifend auf Austeniti- notwendig sein, mehrmals anzulassen, um
N/mm2 eingestellt wird. Diese Sorte findet sierungstemperatur erwärmt werden, ge- optimale Eigenschaften zu erreichen.
Anwendung für Druckgießformen beim gebenenfalls stufenweise. Nur bei richtiger
Leichtmetallguss, weiterhin für Niederhalter Temperatur beziehungsweise ausreich- Weiterführende Informationen zu den mo-
sowie für Anwendungen in der Kunststoff- ender Haltedauer wird die optimale Härte- dernen Werkzeugstählen werden in [23]
industrie. annahme erreicht. gegeben.

en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 63

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Stahlguss-Werkstoffnormen
Normenübersicht Zuordnung von Kennziffern zu den Werkstoffeigenschaften

Die nachfolgenden Tabellen geben einen


Überblick über die wichtigsten nationalen
und internationalen Stahlguss-Werkstoff-
normen (Stand: 2003). Zwischenzeitlich
können einzelne Normen zurückgezogen
oder auch neu aufgenommen worden sein.
Daher wird empfohlen, die angegebenen
Listen bei Bedarf anhand der angegebenen
E-Mail-Adressen zu prüfen.

Internationale Werkstoffnormen (ISO) (www.iso.ch)

64 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Europäische Werkstoffnormen (EN) (www.cenorm.be)

Deutschland (www.din.de)

Informationen zu den nationalen Normen anderer Länder

Australien: www.standards.com.au Japan: www.jisc.org


Belgien: www.ibn.be Niederlande: www.nen.nl
Canada: www.scc.ca Norwegen: www.standard.no
Dänemark: www.ds.dk
Österreich: www.on-norm.at
Finnland: www.sfs.fi
Schweden: www.sis.se
Frankreich: www.afnor.fr
Großbritannien: www.bsi-global.com Schweiz: www.snv.ch
Indien: www.bis.org.in Spanien: www.aenor.es
Italien: www.uni.com Südafrika: www.sabs.co.za
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 65

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USA (www.astm.org)

66 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Technische Lieferbedingungen
Für die technischen Lieferbedingungen sind die folgenden, gültigen Normen anzuwenden. Zurückgezogene Normen sind
nicht mehr aufgeführt.

Prüfverfahren
Für die Prüfungen der mechanisch-technologischen Kennwerte sind die folgenden, gültigen Normen anzuwenden.
Zurückgezogene Normen sind nicht mehr aufgeführt.

Allgemeine
Prüfverfahren

Spezielle
Prüfverfahren

en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 67

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Stahlguss in Anwendung

Verteiler für Milchzentrifugen aus GX6CrNi18-


9, Masse 28 kg, Abmessungen Dmr. 270 x
360 mm

Mahlkörper für die Stoffaufbereitung in der


Papierindustrie aus GX20CrMo13, Masse 65
kg, Abmessungen Dmr. 345 x 490 mm

Knethälften für den Chemieanlagenbau aus


GX6CrNi18-9 mit Stückgewichten von 1250
bis 1500 kg

Auflöseräder für die Papierindustrie der Ab-


messungen 300 bis 2000 mm, Masse von 30
bis 2000 kg, Werkstoff: GX5CrNiMoNb19-11-2
Zentrifugentrommel aus GX2CrNiMoN17-13- Schwinghebel für Mühlen aus GE240, Masse
4, Masse 500 kg 13,1 t, Abmessungen 3,56 x 2,02 x 1,67 m

Hohlgegossener
Knetflügel für ein
Mischaggregat aus
GX5CrNiMoNb19-
11-2 (links)

Segmente für Bri-


kettieranlagen in
der Erzaufberei-
tung aus GX120W-
MoCrV6-5-4-3
(rechts)

68 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Stahlguss in Anwendung

Seiltrommel für den Einsatz unter extremen Bedingungen aus GX7CrNiNb18-9, Planetenträger eines Antriebs für Zuckerrohrmüh-
Masse 2080 kg len auf Mauritius aus G20MnMoNi5-5, Masse 3,8 t

Kutterschüsseln für die Lebensmittelindustrie aus GX40CrNi27-4,


Masse 200 bis 600 kg

Gehäuseauskleidung für Betonmischer aus GX180CrMoCo14-1-1,


Masse 15 kg (oben)

Flügel für Mischanlage aus GX2CrNiMo19-11-2, Stückmasse 5 kg


(links)
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 69

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Stahlguss in Anwendung

Getriebegehäuse, aus mehreren Stahlgusstücken zusammen ge- Im Lost-Foam-Verfahren gefertigte hohl gegossene Nockenwelle mit
schweißt, aus G20Mn5 reduzierter Wanddicke aus G100Cr6, Masse 2,1 kg, Dmr. 50 x
360 mm

Komponenten für den


Bau von Offshore-Platt-
formen aus G13MnNi6-4
im Massebereich von
10,5 bis 12,4 t (links)

Knoten für eine Offshore-


Plattform aus G13CrNi6-
4, Masse 4,5 t (rechts)

Eckventil aus GX3CrNiMoCuN26-6-3 zum Einsatz für Sauergas auf Hebeknoten und zugehörige Seilumlenkscheibe für eine Ölförder-
einer Offshore-Plattform plattform aus G32NiCrMo8-4-6, Gesamtmasse 140 kg
70 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Stahlguss in Anwendung

Absperrklappe für eine Dampfleitung aus


warmfesten Vergütungsstahl der Abmessungen
Dmr. 1080 x 340 mm, Masse 745 kg

Außengehäuse bestehend aus Ober- und Unterteil einer Dampfturbine aus G18CrMo9-10

HD-Außengehäuse für eine Dampfturbine aus


G17CrMoV5-11, Masse 85 t

Ober -und Unterteil einer Dampfturbine aus G17CrMo5-5, Masse etwa 90 t Ventilgehäuse für Dampfturbine aus G17CrMoV5-
11, Masse 14,2 t
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 71

k+g-layoutSD-GS5.pmd 5 30.03.2004, 10:26


Stahlguss in Anwendung

Shredderhämmer aus NiCrMoV-legiertem Vergütungsstahl Mahlring (Dmr. 2860 mm, Masse 7,5 t) und Mahlkugeln (Dmr. 1000 mm,
Masse 80 bis 185 kg Stückmasse 2570 kg) für eine Kohlemühle aus G40CrNiMoV7-6

Prallschwinge für einen Brecher Hoch verschleißbeständige Mahlsegmente aus Baggereimer für einen Schwimmbagger mit
aus GX120Mn12, Masse 18 t, Abmes- Maskenformguss, Werkstoff: GX350CrMo20-2, einem Durchmesser von 1,7 m aus G50MnCr4-4,
sungen 3,3 x 2,8 x 0,94 m Masse etwa 20 kg

Gebogenes Schleudergussrohr für Streamcracker aus Innenprofiliertes Schleudergussrohr für den Einsatz in Streamcrackern aus
GX40NiCrSiNb35-25 GX40NiCrSiNb35-25
72 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Stahlguss in Anwendung

Stahlbaukonstruktion am Tagungszentrum Hannover mit gegossenen Knotenteilen (Teilbilder rechts) aus G20Mn5, normalisiert
Kapitell-Aufsatz mit Pylonanschluss aus G20Mn5 N, Dmr. 1,78 m, Masse 4 t (rechts oben)
Kapitell-Aufsatz aus G20Mn5 N, Dmr. 1,54 m, Masse 2,05 t (rechts unten)

Gussknoten aus G20Mn5 N für die Stahlkonstruktion in Francis-Laufrad aus GX25CrNiSi20-14, Stahlschleudergussrohre und
baumähnlicher Bionikausführung am Stuttgarter Flug- etwa 1,2 t schwer Kragarme aus G22CrMnMo4-4
hafen; diese 2,3 t schweren Gussteile bilden die Grund- tragen die Außenkonstruktion
ebene, die die gesamte Stahlkonstruktion hält des „Centre Pompidou“ in Paris

Plattenteile für Schnellbau-Fahrbahnen und -straßen für höhere Die Deckenteile für die Gelsenkirchener U-Bahn bestehen aus G16Mn4-
Belastungsfälle sind Gussteile aus GE260, Stückmasse 25 kg, Dmr. Elementen, die durch Konstruktionsschweißen miteinander verbunden
620 mm sind
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 73

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Stahlguss in Anwendung

Gehäuse aus hochlegiertem Stahlguss finden wegen ihrer guten Armaturengehäuse für ein Kernkraftwerk aus GX5CrNiNb18-9
mechanischen Eigenschaften und hohen Beständigkeit gegen
diverse Medien für Pumpen und Armaturen bevorzugt Anwen-
dungen.

Pumpengehäuse aus GX6CrNiMo18-10, Stückmasse 250 kg Pumpengehäuse aus GX5CrNiMo19-11-2,


Stückmasse 25 kg

Pumpenlaufräder aus weichmartensitischem bzw. austenitischem Gehäuse für Barrel- und Mehrstufenpumpen aus GX2NiCrMo25-20-5
Stahlguss im Massebereich von 160 bis 1050 kg mit Stückmassen von 1 bis 3 t

74 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Stahlguss in Anwendung

us GX5CrNiNb18-9 Ethylenofen mit Schleudergussteilen aus dem Werkstoff GX40NiCrSi Coilsystem aus Form- und Schleuderguss, Werkstoff:
Nb35-25 GX40NiCrSiNb35-25

Roste und Chargiervorrichtung aus verschiedenen hitzebeständigen Chargiervorrichtung für Industrieöfen aus GX12NiCr36-18
Stahlgusssorten

Segmente für Rekuperatoren, die zu kompletten Strahlheizrohren für In- Feingegossene Brennerköpfe und Katalysatorroste aus
dustrieöfen verschweißt werden, aus GX40CrNiSi22-9, Segmentmasse 7,5 kg GX25CrNiSi20-14
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 75

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Stahlguss in Anwendung

Eine Schienenwalze aus bainitischem Stahlguss hat sehr Gusswalzen aus unter- und übereutektoidem Stahlguss kommen in der
hohe Festigkeitseigenschaften von > 1000 N/mm² Umformtechnik zum Einsatz

Walzenringe aus perlitischem Stahlguss erzielen durch Umlenkrollen für Verzinkungsanlagen aus GX40CrNiSi22-9
eingelagerte Carbide hohe Festigkeitswerte

Rollenkörper für Transportbänder aus GX165CrMoV12, Walzarmaturen aus verschiedenen hoch verschleißbeständigen Stahlguss-
Masse 90 kg sorten
76 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Stahlguss in Anwendung

Prägewerkzeug für einen Pkw-Kofferaumboden aus Prägewerkzeug für ein Pkw-Seitenteil aus G45CrNiMo4-2, Masse 8 t, Ab-
G45CrNiMo4-2, Masse 1,6 t, Abmessungen 1,0 x 1,3 m messungen 3,0 x 1,8 x 0,8 m

Ober- und Unterteil eines Vorpresswerkzeuges zum Blechumformwerkzeuggussteile aus verschiedenen hoch verschleißbeständigen
Herstellen von Pkw-Achsschenkeln Stahlgusssorten für den Automobilbau im Massebereich von 100 bis 5000 kg

Gesteinsbohrkopf aus hoch verschleißbeständigem Ver- Ober- und Unterteil von einem Schmiedegesenk zum Herstellen von Kurbel-
gütungsstahlguss, Masse 38 kg, Abmessungen Dmr. wellen aus GX40CrMoV5-3, Stückmasse zwischen 310 und 345 kg, Abmes-
350 x 250 mm sungen des Gesenkes 1020 x 320 x 160 mm
en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 77

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Stahlguss in Anwendung

Produktverteiler - ursprünglich eine Schweiß- „Der Grande Splash“, eine Gussplastik aus Lüfterschaufeln aus Feinguss, Werkstoff:
konstruktion, jetzt ein Stahlgussstück aus Edelstahl von Horst Gläsker NiCr23Mo16 DI, Stückmasse 85 kg
dem Duplexstahl GX2CrNiMoN22-5 im Kera-
mikformverfahren gefertigt

Stahlgussplastik „Burda-Rose“ aus G20Mn5 N von Isa Genzken, die an mehreren Standorten Stahlgussplastik für den Brunnen von Lang-
steht (hier der Erstguss in Baden-Baden); Masse 1,4 t, Höhe 8 m wehe aus Edelstahl, Masse 1,5 t, Höhe der
Figur 2 m
78 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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Stahlguss in Anwendung

Gehäuse, Laufrad und Deckel einer Spiralpumpe aus kor- Laufräder für Flüssigkeitskupplung von Kernkraftwerken aus unlegiertem
rosionsbeständigem Edelstahlguss (GX5CrNiMoNb19-11-2) Baustahl E295 mit Massen von 690 bis 420 kg und Dmr. von 1162 bis 1372 mm

Filterplatten für Entsorgungsanlagen aus GX3CrNiMoN26-6-3 der Schwinggabeln für die Flüssigkeitsmessung aus chemisch be-
Abmessungen 1,62 x 1,28 m ständigem Stahlguss

Lüfterräder für Großmotoren aus Stahlfeinguss, Werkstoff GX5CrNiMo16-5, Masse etwa 14 kg (links)
Knetarm für die Lebensmittelindustrie aus Feinguss, Werkstoff GX8CrNiMo27-5, Masse 28 kg, Abmessungen 480 x 870 mm (Mitte)
Schiffspropeller aus Korrosion und Seewasser beständigem Stahlguss in diversen Ausführungen (rechts)

en + giessen 29 (2004) Nr. 1 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1 79

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Stahlguss in Anwendung

Gehäuse für Zellenradschleudern zum Dosieren von Feststoffen Laufräder aus hoch verschleißbeständigem Stahlguss für Nassbagger-
aus GX6CrNiMo18-10 pumpen mit bis 1750 mm Dmr.

Drillhaken für eine Verpackungsmaschine aus Vergütungsstahlguss G42CrMo4, Masse


1,6 kg; Abmessungen 20 x 120 x 120 mm, 4 bis 25 mm Wanddicke. Das im Lost-Foam-
Primär- und Sekundärräder aus Vergütungsstahl Verfahren hergestellte einteilige Gussteil (Bild unten rechts) ersetzt eine Schweiß-
für hydrodynamische Kupplungen, Abmessun- konstruktion (Bild unten links) aus vier Fügeteilen (Bild oben) unter Einsparung von
gen Dmr. 680 mm Montageaufwand und einem Großteil der Bearbeitung.
80 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

k+g-layoutSD-GS5.pmd 14 30.03.2004, 10:27


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toleranzen, Oberflächen, Bearbeitungs- 2001, Brüssel 2001. 28 und Nr. 6, S. 132 - 140.

Bildnachweis
Bildnachweis
Titelfotos: Friedrich-Wilhelms-Hütte, Mülheim an der Ruhr Pleißner, Herzberg
Schmolz + Bickenbach Guss, Krefeld
Georg Fischer, Schaffhausen Schmees, Langenfeld
Bildarchiv der Zentrale für Gussverwen-
Edgar Schoepal Georg Fischer, Schaffhausen Pleißner, Herzberg
dung Gussstahl Lienen Schmidt + Clemens, Lindlar
Bildarchiv des Bundesverbandes Gussstahl Lienen Schmees, Langenfeld
der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) KSB, Pegnitz Tweer, Bielefeld-Sennestadt
Dörrenberg, Engelskirchen KSB, Pegnitz
Lohmann, Witten Schmidt + Clemens,
Voest Alpine, Linz Lindlar
Dörrenberg, Engelskirchen
Lohmann, Witten
PHB, St. Ingbert-Rohrbach Tweer, Bielefeld-Sennestadt
Friedrich-Wilhelms-Hütte, Mülheim an der
Ruhr PHB, St. Ingbert-Rohrbach Voest Alpine, Linz
80 konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1
Titelfotos: E. Schoepal, Schmolz + Bickenbach Guss; Titelgestaltung D. Brandenburg (BDG) · Mai 2010

Bundesverband
der Deutschen
Gießerei-Industrie (BDG)

Sohnstraße 70
40237 Düsseldorf
Internet: www.bdguss.de

Telefon: +49 (0)2 11/68 71-0


Telefax: +49 (0)2 11/68 71-3 61
E-mail: infozentrum@bdguss.de

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