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7 Kombinationskraftwerke
(Gas- und Dampf-Kraftwerke)
Die Gründe, aus denen Energieversorgungsunternehmen zunehmend Kombinationskraftwerke
aus Gasturbinen und Dampfkraftwerken (auch Kombikraftwerke oder Gas- und Dampfturbi-
nen GuD®1 genannt) beim Zubau von Kraftwerkskapazitäten bevorzugen, sind vielfältig:
x Höchste thermische Wirkungsgrade bis 60 %
x Geringe CO2-Emission
x Geringe Brennstoffkosten trotz Einsatz der hochwertigen fluiden Brennstoffe Erdgas oder
Heizöl
x Geringe spezifische Investitionskosten
x Kurze Bauzeiten
x Leistungseinheiten von ca. 50 MW bis über 1000 MW
x Hohe Flexibilität
x Geringe Schadstoff- und Lärmemissionen
x Hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung
Bei Dampfkraftwerken ist das obere Temperaturniveau derzeit aus wirtschaftlichen und ther-
modynamischen Gründen auf etwa 550 °C bis 600 °C beschränkt. Demgegenüber erreichen
moderne stationäre Gasturbinenanlagen Turbineneintrittstemperaturen von deutlich über
1000 °C, was Abgastemperaturen über 500 °C ergibt. Es bietet sich an, mit dem Abgasstrom
der Gasturbine einen Dampfkraftwerksprozess mittels eines Abhitzekessels zu „beheizen“.
Bild 7.1 zeigt die prinzipielle Schaltung einer Anlage,
bei der der Dampfkraftwerksprozess allein durch die
Gasturbinenabgase beheizt wird.Ein derartiges Kom-
bikraftwerk vereinigt den thermodynamischen Vorteil
der Gasturbine, d.h. Wärmezufuhr bei hoher Tempera-
tur, mit dem des Dampfkraftwerks, also Wärmeabfuhr
bei niedriger Temperatur. Der wärmeabgebende Pro-
zess wird im angelsächsischem Sprachraum mit Top-
ping Cycle und der wärmeaufnehmende mit Bottom-
ing Cycle bezeichnet.
Bild 7.1:
Prinzipieller Wärmeschaltplan eines Kombinationskraft-
werkes
Alte Dampfkraftwerke können mit der Umrüstung durch Gasturbinen und Abhitzekessel zu
Kombikraftwerken konvertiert werden. Dies wurde beispielsweise bei dem nicht fertiggestell-
ten und umgebauten Kernkraftwerk in Midland (Michigan/ USA) gemacht, wo 12 Gasturbinen
mit jeweils 85 MWel über Abhitzekessel den damals fertiggestellten Dampfturbosatz speisen,
der 360 MWel liefert. Die elektrische Volllastleistung dieses großen Kombikraftwerks beträgt
1.380 MWel.
Die Gasturbinen der Kombikraftwerke werden zunehmend mit Erdgas befeuert und sind des-
halb umweltfreundlich, da Erdgas zum einen hohen Wasserstoffanteil hat und zum anderen
diese Kombianlagen einen hohen thermischen Wirkungsgrad aufweisen, was eine besonders
geringe spezifische CO2-Emission ergibt. Gasturbinen sind derzeit relativ preiswert, was spezi-
fische Anlagenkosten für Kombianlagen um 500 Euro pro installiertem elektrischem Kilowatt
erreichen lässt (1999). Kombikraftwerke eignen sich auch zur Kraft-Wärme-Kopplung und zur
Meerwasserentsalzung. Insbesondere, wenn mehrere Gasturbinen in einem Kombikraftwerk
Verwendung finden, ist eine höchst flexible Betriebsweise realisierbar.
7.1 Schaltungsmöglichkeiten
Im Beispiel Bild 7.2 b) dient das heiße Gasturbinenabgas als Sauerstofflieferant für die Kohle-
verbrennung in einem Dampferzeuger. Das Gasturbinenabgas hat ca. 16 % Vol.-% Sauerstoff-
gehalt, was für Verbrennungsvorgänge ausreicht. Die Leistungsaufteilung von Gasturbine zu
Dampfkraftwerk beträgt etwa 1:4. Die Verbesserung des gesamten Wirkungsgrades um 1 % ist
gering. Diese Schaltung hat wenig Bedeutung.
Bei der Anlage gemäß Bild 7.2 c) wird das Abgas der Gasturbine zur Speisewasservorwär-
mung einer Dampfanlage genutzt. Hierbei wird zwar die Abgasenergie genutzt, aber durch die
hohe Temperaturspreizung zwischen Speisewasser und Abgas ist die Erhöhung des Gesamt-
wirkungsgrades wegen des Exergieverlustes gering. Die Leistung der Gasturbine ist hier ge-
genüber dem Dampfkraftwerk niedrig.
Die Kohlevorräte sind ungleich größer als die der fluiden fossilen Energieträger, so dass ver-
sucht wird, Kohle als Brennstoff für Kombikraftwerke einzusetzen. Bild 7.2 d) ist eine Schal-
tung mit einer aufgeladenen Wirbelschichtfeuerung für Kohle. Der Dampferzeuger ist in der
Druck-Wirbelschicht integriert, vgl. Bild 7.2 a). Die Rauchgase müssen vor Eintritt in die
Gasturbinenbeschaufelung von Partikeln (Asche) und gasförmigen Schadstoffen wie Schwefel
und Metallverbindungen befreit werden. Diese Heissgasreinigung ist die technische Heraus-
forderung, die es bei der Kohlenutzung für Gasturbinen zu bewältigen gilt. Die Nutzung der
Kohle in Gasturbinen ist in Kap. 6 näher erläutert.
In Bild 7.2 e) wird die Dampfturbine mit einem konventionell befeuerten Dampferzeuger und
dem Abhitzekessel einer Gasturbine gespeist [7.2]. Eine derartige Kombination, auch als Ver-
bundprozess bezeichnet, bietet eine höchst flexible Fahrweise insbesondere für die Kraft-
Wärme-Kopplung.
Da die in Bild 7.2 gezeigten Schaltungen trotz hohem technischem Aufwand keine überragen-
den Verbesserungen des thermischen Wirkungsgrades erwarten lassen, werden sie nicht weiter
vertieft. Allerdings sind derartige Anlagen für die Kraft-Wärme-Kopplung und für Verbesse-
rungen bestehender Anlagen bedeutend. Nur die für die reine Stromerzeugung wirtschaftlich
bedeutende Kombination, bei der das Gasturbinenabgas als Wärmequelle für das Dampfkraft-
werk entsprechend Bild 7.1 dient, wird im Folgenden behandelt.
Die isolierte Betrachtung der beiden Prozesse liefert für den thermischen Wirkungsgrad der
Gasturbine KthGT
GT = ( Q
KthGT = PGT / Q GT – Q
Abgas ) / Q
GT Gl. 7.2
Die Dampfturbine wird durch den Abgaswärmestrom Q Abgas beheizt, so dass für den Wir-
kungsgrad ȘDT des Bottoming Cycles die Definition eingeführt wird:
Abgas
KDT = PDT / Q Gl. 7.3
Dieser so definierte Wirkungsgrad ist nicht mit dem thermischen Wirkungsgrad Kth DTdes
Clausius-Rankine-Prozesses zu verwechseln, denn Q Abgas ist nicht die dem Prozess zugeführte
136 7 Kombinationskraftwerke
Wärme. Q Abgas ist größer als der dem nachgeschalteten Dampfkraftwerk zugeführte Wärme-
DT
strom Q zu , da nur ein Teil des Abgas-Wärmestroms der Gasturbine als Wärme für den Bot-
toming Cycle genutzt wird. Aus Gl. 7.2 folgt
Abgas = Q
Q GT (1 – KthGT) Gl. 7.4
Gln. 7.4 und 7.3 führen auf:
GT (1 – KthGT)], umgeformt:
KDT = PDT / [ Q
GT = KDT (1 – KthGT)
PDT / Q Gl. 7.5
Gl. 7.5 in Gl. 7.1 eingesetzt führt auf
Kth,Ges = KDT (1 – KthGT) + KthGT , umgeformt auf
Kth,Ges = KthGT + KDT (1 – KthGT) Gl. 7.6
Der thermische Wirkungsgrad der Gasturbinenanlage KthGT hat direkten Einfluss auf den Ge-
samtwirkungsgrad Kth,Ges, wobei sich durch die unterschiedlichen Vorzeichen ein gegenläufi-
ger Effekt einstellt. Eine Verbesserung von Kth,Ges ist nur zu erwarten, wenn die Ungleichung
der partiellen Ableitung
Kth,Ges/KthGT > 0 Gl. 7.7
erfüllt ist (Bild 7.3). Die Ableitung ist leicht durchzuführen:
Kth,Ges/KthGT = 1 + dKDT/dKthGT (1 – KthGT) + KDT (– 1) Gl. 7.8
Damit folgt die Ungleichung:
– KDT/KthGT < (1 – KDT) / (1 – KthGT) Gl. 7.9
Bild 7.3:
Thermischer Gesamtwirkungsgrad Kth = Kth,Ges über dem der Gasturbine
KthGT
Solange diese Ungleichung eingehalten ist, steigt der thermische Gesamtwirkungsgrad Kth,Ges.
Eine Verbesserung von KthGT ist also nur sinnvoll, wenn ȘDT nicht zu stark sinkt. Eine Verbes-
serung von KthGT geht oft mit der Senkung der Abgastemperatur T4 einher. Daraus folgt, dass
die Frischdampftemperatur TFD und der Frischdampfdruck pFD des DKW reduziert werden,
d.h. ȘDT sinkt.
Beispiel:
Wie bekannt ist, steigt der thermische Wirkungsgrad KthGT des Joule-Brayton-Prozesses durch
Erhöhung des Druckverhältnisses S. Andererseits sinkt, wie in Bild 7.4 veranschaulicht, durch
die Druckerhöhung bei gleichem T3,max die Abgastemperatur T4´ der Gasturbine GT. Eine
höhere Abgastemperatur T4ZE ist allerdings durch eine zusätzliche Zwischenerhitzung ZE
selbst mit hohem Druckverhältnis erreichbar. Je höher die Abgastemperatur T4 der GT ist,
7.3 Eindruckprozess 137
desto besser ist es für den Dampfprozess und somit für ȘDT. Die Zwischenerhitzung ist bei den
GT 26 und GT 24 realisiert [7.3, 7.4], was sie in besonderer Weise für Kombianlagen geeignet
machen.
Bild 7.4:
Zusammenhang zwischen Druckverhältnis bzw.
Zwischenüberhitzung und Abgastemperatur
7.3 Eindruckprozess
Das heiße Abgas der Gasturbine soll ohne Zusatzfeuerung die Speisewasservorwärmung, Ver-
dampfung und Überhitzung für das nachgeschaltete Dampfkraftwerk bewältigen. Für den
Abhitzekessel bietet sich das Gegenstromprinzip an. Das Abgas darf wegen seines Taupunktes
und des noch notwendigen Auftriebs im Kamin eine gewisse Temperatur, abhängig vom
Schwefelgehalt des Brennstoffs, nicht unterschreiten. Um diese Temperatur nicht zu unter-
schreiten, ist eventuell eine regenerative Speisewasservorwärmung wie bei konventionellen
Dampfkraftwerken vorzusehen. Bild 7.5 zeigt das idealisierte Temperatur-Wärmestrom-Dia-
gramm im Abhitzekessel.
Bild 7.5:
Temperatur-Wärmestrom-
Diagramm im Abhitzekessel ohne
Zusatzfeuerung
DT: Dampfprozess
GT: Gasturbinenprozess
Bild 7.6:
Dampferzeugerschaltung,
Zwangsumlauf, Eindruck-
prozess
Bei Kombianlagen ist hoher Frischdampfdruck nicht gleichbedeutend mit höherem Wirkungs-
grad. Es ist nicht Ziel, den Dampfkraftprozess hinsichtlich seines thermischen Wirkungsgrades
KthDT zu optimieren, sondern er soll gleichzeitig die Abwärme optimal nutzen. KthDT steigt
zwar bis zu einem gewissen Grad2 mit höheren Drücken an, es lässt sich dann nicht mehr so-
viel Abwärme nutzen und der Wirkungsgrad der Kombianlage Kth,Ges sowie deren Leistungs-
abgabe sinken. Entscheidend ist bei gegebenem KthGT das maximale Produkt aus dem Abwär-
menutzungsgrad KAK und KthDT, wobei die Anpassung über den Frischdampfdruck pFD ge-
sucht wird. Das Optimum für den Eindruck-Prozess bei Gasturbinen mit T3 § 1100 °C und ʌ §
15 liegt um pFD § 25 bar.
Mit Hilfe des T, Q -Diagramms, Bild 7.8, ist diese Optimierung leicht zu verstehen. Bei der
Variation des Frischdampfdrucks wird jeweils der optimale Massenstrom dergestalt ermittelt,
dass man die für den Abhitzekessel minimalen Grädigkeiten (in Bild 7.8 'T) ausnutzt.
Bild 7.7:
Wirkungsgradverläufe in
Abhängigkeit vom Frisch-
dampfdruck pFD
2 Da die Gasturbine eine feste Abgastemperatur hat und somit die Frischdampftemperatur begrenzt ist,
durchläuft der thermische Wirkungsgrad des einfachen Clausius-Rankine-Prozesses bei steigendem
Frischdampfdruck auch ein Maximum.
140 7 Kombinationskraftwerke
Bild 7.8:
Kombiprozesse im T, Q-
Diagramm bei verschiedenen
Frischdampfdrücken
Bild 7.9:
GuD-Prozess im T, S-
Diagramm
Bild 7.10:
Quecksilber-Wasserdampf Kombiprozess
Bild 7.11:
Ein- und Zweidruck-Kombipro-
-Diagramm
zesse im T, Q
Es läuft auf eine Optimierung von zwei Frischdampfdrücken und deren Massenstromauftei-
lung hinaus. Bei einer Abgastemperatur der Gasturbine von ca. 550 °C ist der Bereich von 2
bis 3 bar für den Niederdruck und 60 bis 80 bar für den Hochdruck optimal (ohne Zwischen-
überhitzung, ohne Überhitzung des Niederdruckdampfes). Diese Drücke sind deutlich geringer
als bei üblichen Dampfkraftwerken.
Wenn Abgastemperaturen der Gasturbine von 600 °C oder höher vorliegen, kann ein wesent-
lich höherer Frischdampfdruck optimal sein, wie Bild 7.12 der Karlsruher Kombianlage zeigt
[7.8]. Diese Anlage hat einen Zwangdurchlauf-Dampferzeuger, in dem Speisewasser bei zwei
Druckniveaus (zwei Verdampfungsdrücke) verdampft und überhitzt wird. Zusätzlich findet
eine Zwischenüberhitzung bei einem drittem Druck statt.
142 7 Kombinationskraftwerke
1 Gasturbine
2 Hochdruck-Turbine
3, 4 Mitteldruck-Turbinen
5 Niederdruck-Turbinen
6 Hochdruck-Erhitzer
7 Zwischenüberhitzer 17
8 Hochdruck-Verdampfer
9 Hochdruck-Economizer
10 Niederdruck-Überhitzer
11 Niederdruck-Verdampfer
12 Niederdruck-Economizer
13 Speisewasser-Vorwärmer
14 Speisewasser-Behälter
15 Hochdruck-Pumpe
16 Niederdruck-Pumpe
17 Umwälzpumpe
Bild 7.13:
Schematischer Aufbau des Cheng-
bzw. STIG-Prozesses
Prinzipiell ist die Wasserdampfeinspeisung bei allen Gasturbinen möglich, da die Turbinen
höhere Massenströme ohne große Wirkungsgradeinbußen verarbeiten. Der Betriebspunkt der
Arbeitsmaschine Verdichter und der Kraftmaschine Turbine verändert sich geringfügig, wie im
-Diagramm von Bild 7.14 veranschaulicht. Der Massenstrom durch die Turbine steigt
π, V
durch die Dampfeinspeisung deutlich an. Der Betriebspunkt der parabolischen Turbinenkenn-
-Diagramm verschiebt sich zu seinem neuen Volumen-
linie bei konstanter Drehzahl im π, V
strom VRG + VD , wodurch auch das Druckverhältnis bzw. der Turbineneintrittsdruck ansteigt.
Bild 7.14:
Änderung des Betriebspunktes BP beim Cheng-Prozess im S, V-
Diagramm
Der Verdichter muss diesen höheren Druck aufbringen, d.h. das Verdichterdruckverhältnis
muss ansteigen. Bei den Anlagen zur Stromerzeugung mit konstanter Drehzahl bedingt diese
Druckerhöhung ein geringes Absinken des geförderten Volumenstroms auf V . Da die Kenn-
Ch
linie der Axialverdichter steil ist, ist diese Volumenstromminderung im Verdichter oft ver-
nachlässigbar.
Der Dampf hat wie bei Dampfkraftwerken Speisewasserqualität aufzuweisen, damit die Gas-
turbine im Dauerbetrieb ohne Schäden betreibbar ist. Die hohe Temperatur macht die Turbi-
nenbeschaufelung reaktiv. Bei Verunreinigungen mit Salzen kommt es zu Korrosion und Ver-
zunderung. Die Wasserdampfeinspeisung wird wegen den hohen Kosten des Speisewassers
derzeit weniger im Dauerbetrieb der Gasturbine sondern eher zur kurzzeitigen Leistungssteige-
rung angewandt.
144 7 Kombinationskraftwerke
Bild 7.15:
Skizze zur Wärmemischbilanz
Die Pumpleistung PPu ist die Leistung, die benötigt wird, um das Wasser auf den Brennkam-
merdruck der Gasturbine zu heben und die Druckverluste im Abhitzekessel zu überwinden.
Wegen des inkompressiblen flüssigen Wassers ist PPu relativ zu den Verdichter- und Turbinen-
leistungen klein.
7.6 Abhitzekessel
Wesentliches Bauteil einer Kombianlage ist der Abhitzekessel, der die beiden Prozesse ther-
misch koppelt. Wie bei üblichen Dampfkraftwerks-Kesseln ist er entsprechend dem Verlauf
der Abgastemperatur in räumlich getrennt angeordneten Economizer-, Verdampfer-, Überhit-
zer- und gegebenenfalls Zwischenüberhitzerstrecken aufgeteilt. Bei Mehrdruckprozessen sind
diese Strecken auch mehrfach vorhanden. Es sind drei Typen zu unterscheiden:
x Reiner Abhitzekessel
x Abhitzekessel mit geringer Zusatzfeuerung
x Abhitzekessel mit maximaler Zusatzfeuerung (Dampferzeuger, der auch die Nutzung des
Abhitzestroms erlaubt)
Abhitzekessel lassen alle Schaltungen zu:
x Naturumlauf
x Zwangumlauf
x Zwangdurchlauf.
Zwangumlauf und Zwangdurchlauf erlauben eine kompakte Bauweise, rasches Anfahren und
schnelle Lastwechsel.
Abhitzekessel haben verschiedene Bedingungen zu erfüllen:
a) Hoher Abwärmenutzungsgrad
b) Zulässigkeit hoher dampfseitiger Druckgradienten
c) Zulässigkeit hoher rauchgasseitiger Temperaturgradienten
d) Geringe Druckverluste, insbesondere rauchgasseitig
e) Geringe Korrosionsneigung
Die Forderungen a) und d) stehen in Widerspruch. Bei den niederen Temperaturen unter
600 °C findet der Wärmeübergang vor allem konvektiv statt. Zudem sollen für guten Ausnut-
zungsgrad und geringe Exergieverluste zwischen wärmeauf- und abgebenden Medien nur
geringe Temperaturdifferenzen auftreten. Beides bedingt große Wärmeübertragerflächen, die
entsprechend hohe Druckverluste hervorrufen, wenn die Baugröße kompakt gehalten werden
soll. Gewisse Abhilfe versprechen Rippenrohre mit kleinen Durchmessern. In den dünnen
Rohren kompakter Wärmeübertrager ist nur eine minimale Wassermenge im Abhitzekessel,
was schnelle Laständerungen erlaubt. Heute werden Abhitzekessel mit geringen rauchgasseiti-
gen Druckverlusten von 25 bis 30 mbar bei sehr guten Grädigkeiten (Pitch-Point) von nur 8 bis
10 °C gebaut.
146 7 Kombinationskraftwerke
1: Gasturbinen-Abgas
5 4 3 2 2: Abgaskamin
3: Niederdruck-Trommel und
Mischvorwärmer
4: Mitteldruck-Trommel
5: Hochdruck-Trommel
6: Speisewasser-Vorw.
7: Economizer
8: Niederdruck-
Verdampferstrecke
12 9 7 9: Hoch- & Mitteldruck-Ver-
dampferstrecke
10: Mitteldruck-Verdampf.
10 8 11: Hochdruck-Eco
12: Hochdruck-Verdampfer
13 11 6 13: Hochdruck-Überhitzer
1
Wärmeübergang etwa hundertfach besser als rauchgasseitig und die Wärmeleitung durch die
dünnwandigen Rohre ist ebenfalls hoch. Deshalb ist die Rohraußentemperatur praktisch gleich
der des rohrinnenseitigen Wassers. Selbst bei hohen Rauchgastemperaturen sollte die Wasser-
temperatur an keiner Stelle im Economizer oder Verdampfer unterhalb des Taupunktes sein.
Das Speisewasser ist gegebenenfalls regenerativ vorzuwämen, obwohl dies thermodynamisch
bei Kombikraftwerken nicht sinnvoll ist.
Der Säuretaupunkt hängt vom Schwefelgehalt des Brennstoffs, dem Luftüberschuss der
Verbrennung, dem Wassergehalt der Abgase und dem Umsetzungsgrad von Schwefeldioxid
SO2 in Schwefeltrioxid SO3 ab. Als Richtwerte für die minimale Economizer-Eintrittstempe-
ratur können gelten [7.5]:
Heizöl als Brennstoff mit einem Schwefelgehalt über 2 %: 140 bis 145 °C
Heizöl als Brennstoff mit einem Schwefelgehalt unter 2 %: 120 bis 130 °C
Schwefelfreies Erdgas: 40 bis 50 °C
Bild 7.17:
Teillastwirkungsgrad; Kombianlage
ohne Zusatzfeuerung mit drei Gas-
turbinen
Der Teillast-Wirkungsgrad folgt einem sägezahnartigen Verlauf bei hohem Niveau. Bild 7.17
verdeutlicht den Verlauf bei einem Kombikraftwerk mit drei Gasturbinen. Für den Lastbereich
zwischen 2/3 und 100 % werden alle drei Gasturbinen in geringem Teillastbereich gefahren.
Bei ca. 2/3 der Volllast wird eine Gasturbine ganz abgeschaltet und die zwei verbleibenden
fahren im Auslegungslastpunkt bei optimalem Wirkungsgrad. Dies ergibt den Wirkungsgrad-
sprung. Entsprechend werden im Teillastbereich zwischen ca. 1/3 und 2/3 die zwei Gasturbi-
nen im Teillast betrieben, bis wieder eine ganz abgeschaltet wird, usw. Die Wirkungsgrad-
sprünge sind etwa bei 1/3, 2/3 und 100 % der Volllast, da in erster Näherung auch der Dampf-
prozess im Gleitdruck linear mit dem Gasturbinenabgasstrom abnimmt [5.14]. Der Wirkungs-
grad ist leicht höher, wenn die Gasturbinen einen einzigen Dampfturbosatz speisen können
(Linie ---- in Bild 7.17).
148 7 Kombinationskraftwerke
7.8 Entwicklungen
Um Standard-Gasturbinen für Kombianlagen einsetzen zu können, wurden bisher die Gastur-
binen und Dampfturbinen auf separaten Wellen mit jeweils einem individuellen Generator
montiert. Seit den neunziger Jahren werden Einwellenanlagen angeboten, bei denen eine oder
mehrere Gasturbinen und der Dampfturbosatz auf einer Welle mit dem Generator montiert
sind. Der Dampfturbosatz kann über eine Kupplung vom Gasturbosatz getrennt werden, um
weiterhin einen getrennten Betrieb der Gas- und Dampfturbinen insbesondere für den Anfahr-
vorgang zu erlauben. Der Generator ist zwischen Gas- und Dampfturbine angeordnet. Einwel-
lenanlagen versprechen eine gewisse Wirkungsgraderhöhung und geringere Herstellkosten, da
nur ein Generator benötigt wird [7.14, 7.15].
Die Gasturbinen werden nunmehr auch für Kombikraftwerke optimiert, wie die Alstom Gas-
turbinen GT24 bzw. GT 26 [7.3, 7.8] mit Zwischenüberhitzung zeigen.
Generell bietet der nachgeschaltete Dampfkraftwerksprozess für die Gasturbine neue Möglich-
keiten der Schaufelkühlung durch Dampf. Da bei Hochleistungs-Gasturbinen über 10 % der
Verdichterluft zur Kühlung benötigt wird, ergäbe diese Maßnahme eine Wirkungsgraderhö-
hung, da der Dampf durch die Abwärme erzeugt wird und nicht durch den Verdichter. So hat
General Electric seine erste Gasturbine des Typs 9H mit einer Dampfkühlung der ersten beiden
Gasturbinenstufen für eine Kombianlage ausgeliefert. Der thermische Netto-Wirkungsgrad soll
60 % erreichen [7.17]. Die 9H Gasturbine hat einen geschlossenen Dampfkühlkreis, d.h. der
Kühldampf wird nicht mit der Heißgasströmung in der Gasturbine vermischt. Dies hat den
Vorteil, dass das Kühlmedium sich nicht mit der Hauptströmung vermischt. Somit wird die
Hauptströmung nicht unerwünscht abgekühlt. Die Kühlung der Brennkammerwandung, spe-
ziell des Heißgaskanals zur Turbinenbeschaufelung, mittels Dampf aus der Mitteldruckstufe
7.8 Entwicklungen 149
des Dampfkraftwerks ist bei der Mitsubishi 200 MW Gasturbine 501G und der Siemens-
Westinghouse 250 MW Gasturbine W501G seit kurzem realisiert [7.21, 7.22]. Für die Anfahr-
phase, bis der Dampfprozess seinen Betriebszustand erreicht hat, ist entweder noch eine tem-
porär zuschaltbare Luftkühlung oder ein Hilfs-Dampferzeuger installiert.
Einige Kombianlagen mit vorgeschalteter Kohlevergasungsanlage sind in Betrieb [7.20]. In
Puertollano, Spanien, ist das derzeit größte derartige Kraftwerk mit 300 MWel [7.18]. Bild
7.18 zeigt das vereinfachte Anlagenschema. Die Synthesegastemperatur soll oberhalb der
Ascheerstarrungstemperatur von ca. 1300 °C sein, damit die Asche nicht an den Wandungen
anklebt. Das Hauptproblem ist bei den hohen Temperaturen die Synthesegasreinigung und
deren Überwachung im laufenden Betrieb. Die metallische Gasturbinenbeschaufelung erträgt
nur geringe Verunreinigungen.
Einfacher gestaltet sich die der Gasturbinen-Brennkammer vorgeschaltete Kohlestaubfeuerung
in einer Druckwirbelschicht, Bild 7.2 d). Allerdings sind auch wieder die Aschepartikel zuver-
lässig vor der Turbine abzuscheiden. Die Anlage in Cottbus [7.19] fährt mit geringen Turbi-
neneintrittstemperaturen um 900 °C unterhalb der Ascheerweichungstemperatur, was das
Problem der Schaufelkorrosion vermindert.
1: Kohlezufuhr
2: Vergasung
3: Rohgaskühlung mit Speisewasser
4: Gasreinigung
5: Schwefel-, Staubabfuhr
6: Hochdruckdampf
7: Speisewasser-Teilstrom
8: Reines Synthesegas
9: Luft
10: Luftzerlegung
11: Stickstoff
12: Brennkammer
13: Abhitzekessel
Bild 7.18:
Kombianlage mit Kohledruck-
vergasung [7.18]
150 7 Kombinationskraftwerke
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