Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Kupferlegierungen
Technische Richtlinien
Bundesverband
der Deutschen
Gießerei-Industrie (BDG)
Impressum
Herausgeber
Bundesverband der Deutschen
Gießerei-Industrie
Sohnstraße 70
40237 Düsseldorf
Tel: 02 11 /6871 - 0
Fax: 02 11 /6871 – 364
www.bdguss.de
Deutsches Kupferinstitut
Am Bonneshof 5
40474 Düsseldorf
Tel: 0211/4796 - 300
Fax: 0211/4796 - 310
www.kupferinstitut.de
Titelfotos
Kemper, MMG
Überarbeitet durch
Theodor Buschenhenke
Dr. Franz Josef Feikus
Rudolf Heigl
Marc-Aurel Hett
Guido Jerusalem
Frank Leistritz
Bernhard Lucas
Ursula Maiworm
Albrecht Schupp
Pascal Steinküller
Dr. Ladji Tikana
Michael von Samson
2
VORWORT
Diese Technischen Richtlinien für den Formguss aus Kupfer und Kupferlegierungen sind
in erster Linie für den Anwender, Konstruktions- und Fertigungsingenieur bestimmt und sollen
mithelfen, ihm die Zusammenarbeit mit dem Gießereifachmann und dem Metallurgen zu erleich-
tern. Damit dienen diese Richtlinien der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung.
Das bereits seit Jahrtausenden von der Menschheit verwendete Kupfer weist sehr günstige Ge-
brauchseigenschaften auf. Der Metallurgie und der Metallkunde ist es gelungen, die vorteilhaf-
ten Grundeigenschaften des Kupfers durch Legieren mit anderen Metallen zu verändern und
den vielfältigen funktionellen Anforderungen der modernen Technik anzupassen.
Die Auswahl der Legierungen und der dafür geeigneten Gießverfahren richtet sich - werkstoff-
und gießgerechte Konstruktion vorausgesetzt - in erster Linie nach der Funktion und Beanspru-
chung des gegossenen Bauteils. Es ist daher zweckmäßig, wenn sich der Konstrukteur so früh-
zeitig wie möglich mit der ausführenden Gießerei in Verbindung setzt.
Die Formgebung durch Gießen nach allen bekannten Gießverfahren ermöglicht dabei in vie-
len Fällen eine technisch wie wirtschaftlich gleichermaßen günstige Herstellung der benötig-
ten Bau- und Konstruktionselemente, sei es als Einzelstück oder in großen Stückzahlen für die
Serienfertigung.
Der Konstrukteur, der in die Einzelheiten gehen muss und der für das Bauteil verantwortlich ist,
wird dieser Broschüre viele Möglichkeiten und Hinweise für das Konstruieren mit Kupfer-Guss-
werkstoffen entnehmen können.
Der Gießer andererseits wird den Technischen Richtlinien wertvolle Hinweise für die tägliche
Praxis entnehmen können.
3
1 Kupfer-Gusswerkstoffe 8
1.1 Allgemeines 8
1.2 Legierungsgruppen und Kennzeichnung 8
1.3 Beschreibung der Legierungen 8
1.3.1 Kupfer und Kupfer-Chrom-Gusslegierung 9
1.3.2 Kupfer-Zink-Gusslegierungen 9
1.3.3 Kupfer-Zinn-Gusslegierungen 10
1.3.4 Kupfer-Zinn-Zink-Gusslegierungen 10
1.3.5 Kupfer-Zinn-Blei-Gusslegierungen 11
1.3.6 Kupfer-Aluminium-Gusslegierungen 11
1.3.7 Kupfer-Mangan-Aluminium-Gusslegierung 12
1.3.8 Kupfer-Nickel-Gusslegierungen 12
1.3.9 Nicht nach DIN EN 1982 genormte Gusslegierungen 12
1.4 Werkstoffeigenschaften 14
1.4.1 Physikalische Eigenschaften 14
1.4.2 Mechanische Eigenschaften bei zügiger Beanspruchung 14
1.4.3 Mechanische Eigenschaften bei zyklischer Beanspruchung 17
1.4.4 Werkstoffverhalten bei hohen Temperaturen 18
1.4.5 Werkstoffverhalten bei tiefen Temperaturen 18
1.4.6 Korrosionseigenschaften 18
1.5 Anwendungsbereiche der Werkstoffe 21
1.5.1 Armaturen 21
1.5.2 Gleitwerkstoffe und Getriebeteile 21
1.5.3 Konstruktionswerkstoffe 24
1.5.4 Leitwerkstoffe 24
4
INHALT
4.7 Kerne 40
4.8 Hinterschneidungen/Schieber 40
4.9 Schriftzeichen 40
4.10 Bearbeitungszugaben 41
4.11 Schwindmaße 42
4.12 Toleranzen 42
4.12.1 Einhaltbare Toleranzen (erzielbare Genauigkeit) 44
4.12.2 Allgemeintoleranzen 44
4.12.3 Form- und Lagetoleranzen 46
4.12.4 Tolerierung Strangguss 46
6 Spanabhebende Bearbeitung 54
7 Oberflächenbehandlung 55
8 Verbindungstechnik 56
8.1 Löten 56
8.2 Schweißen 56
8.3 Kleben 57
8.4 Pressen 57
9 Qualität 58
9.1 Werkstoff, Gefüge, mechanische Eigenschaften, Oberfläche 58
9.1.1 Chemische Zusammensetzung 58
9.1.2 Gefüge 58
9.1.3 Mechanische Eigenschaften 58
9.1.4 Rissprüfung (Farbeindringverfahren) 58
9.1.5 Druckdichtheitsprüfung 58
9.1.6 Oberflächenrauheit von Gussstücken 59
9.2 Prozessfähigkeit 59
9.3 Rückverfolgbarkeit 59
9.4 Beispiele für Kennzeichnungsarten 60
10 Schrifttum 62
10.1 Literaturnachweis 62
10.2 Normen 62
10.3 Richtlinien (Merkblätter) und Schriften des BDG und VDG 64
10.4 Schriften des DKI 64
5
6
Werkbild Grohe AG
7
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
1.1 Allgemeines Weitere Elemente wie Eisen, Mangan, Silicium 1.2 Legierungsgruppen und
Kupfer und Kupferlegierungen sind als hoch- usw. werden zulegiert, um die Eigenschaften Kennzeichnung
wertige Gusswerkstoffe bekannt. Die Mate- speziellen Anforderungen anzupassen: Kupfer und Kupfer-Legierungen sind wie folgt
rialkosten von Kupfer-Gusswerkstoffen sind > Erhöhung der statischen Festigkeit, in Gruppen eingeteilt:
vergleichsweise hoch. Kupfer-Gusswerkstoffe Warmfestigkeit und Festigkeit unter
werden hauptsächlich dann verwendet, wenn zyklischer Beanspruchung; > Kupfer, Kupfer-Chrom
besondere physikalische Eigenschaften allein > Erhöhung der Härte und des > Kupfer-Zink
oder in Kombination mit mechanisch-technolo- Verschleißwiderstandes; > Kupfer-Zinn
gischen Eigenschaften gefordert werden. Die > Erzielen einer ausgezeichneten > Kupfer-Zinn-Zink
herausragenden Eigenschaften des unlegierten Korrosionsbeständigkeit; > Kupfer-Zinn-Blei
Kupfers sind sehr gute elektrische und Wärme- > Verbesserung der Beständigkeit > Kupfer-Aluminium
leitfähigkeit, gute Verarbeitungseigenschaften, gegenüber Erosions- und > Kupfer-Mangan-Aluminium
z. B. für die Verbindungstechnik, bei gleichzei- Kavitationsbeanspruchungen; > Kupfer-Nickel
tiger guter Korrosionsbeständigkeit. Anderer- > Einstellen guter Gleiteigenschaften und
seits ist die Festigkeit und Härte von Guss aus > in einigen Fällen auch um verbesserte Die Einteilung der Kupfer-Gusswerkstoffe re-
unlegiertem Kupfer vergleichsweise gering. In Gießeigenschaften zu erreichen. gelt auch die DIN EN 1982. Sie spezifiziert:
Abgrenzung zum unlegierten Kupfer zeichnen
sich die Kupfer-Gusslegierungen durch höhere Die Anwendungen der Kupfer-Gusswerkstof- > die chemische Zusammensetzung
Festigkeitswerte, durch eine ausgezeichnete fe konzentrieren sich im Wesentlichen auf die der Werkstoffe,
Korrosionsbeständigkeit und durch gute Ver- folgenden drei Bereiche: > die zu gewährleistenden
schleißeigenschaften, einige Kupfer-Gusslegie- > Werkstoff für Leitzwecke Werkstoffeigenschaften
rungen auch durch gute Gleiteigenschaften aus, > Gleitwerkstoff und (Zugfestigkeit, 0,2-Dehngrenze,
allerdings bei verminderter Leitfähigkeit. > Konstruktionswerkstoff für Bruchdehnung, Brinellhärte und
korrosionsbeanspruchte Teile. elektrische Leitfähigkeit) und
Die breite Verwendung von Kupfer-Gusswerk- > sie gibt Hinweise zur Gussstückprüfung
stoffen ist auf die einzigartige Kombination ver- Die Norm DIN EN 1982 legt eine große An- und Kennzeichnung.
schiedener Eigenschaften in Verbindung mit zahl verschiedener Gusslegierungen auf Kup-
vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten durch ferbasis für die genannten Bereiche fest. Eines Bei den historisch gewachsenen Bezeichnun-
Gießen zurückzuführen. der Ziele dieser Broschüre ist es, dem Kon- gen „Bronze“, „Messing“ und „Rotguss“ ist dar-
strukteur wie auch dem Anwender die Aus- auf zu achten, dass mit dem Begriff „Bronze“
Durch das Legieren von Kupfer mit den Ele- wahl des optimalen Gusswerkstoffs für seinen ausschließlich Kupfer-Zinn-Legierungen, mit
menten Zinn, Zink, Aluminium, Blei, Nickel und spezifischen Anwendungsfall zu erleichtern. dem Begriff „Messing“ ausschließlich Kupfer-
Chrom einzeln oder in Kombination lassen sich Die Gusshersteller verfügen über Erfahrungen Zink-Legierungen und mit dem Begriff „Rotguss“
hohe Festigkeitswerte, gute Gleit- oder Spa- über die Bewährung der von ihnen gelieferten ausschließlich Kupfer-Zinn-Zink-Gusslegierun-
nungseigenschaften oder eine gute Korrosions- Gusswerkstoffe, die für den Anwender emp- gen belegt werden. Für Lieferspezifikationen
beständigkeit erzielen. Diese Verbesserungen fehlenswert sind. und auf Zeichnungen sind die genormten Be-
gehen allerdings teilweise auf Kosten einer ver- zeichnungen zu verwenden.
minderten Leitfähigkeit, Lötbarkeit und Dukti-
lität. Die Hauptlegierungselemente bestimmen 1.3 Beschreibung der Legierungen
die wichtigsten Legierungsgruppen, die in der Nachfolgend werden die genormten Kupfer-
DIN EN 1982 festgelegt sind. Gusslegierungen stichwortartig beschrieben
mit Hinweisen auf Besonderheiten. Auf die in
den Tabellen aufgeführten Gießverfahren wird
nur im Bedarfsfall Bezug genommen. Die Le-
gierungen werden auch nach nicht in der Norm
genannten Gießverfahren verarbeitet.
8
Tabelle 1a: Geeignete Gießverfahren für Kupfer und die Kupferchromlegierung
1.3.1 Kupfer und Kupfer- Separat davon stehen die zwei Legierungen Sie werden für Metallwaren, Beschläge und
Chrom-Gusslegierung CuZn15As-C und CuZn16Si4-C. Armaturen verwendet.
In dieser Gruppe sind ein unlegierter Kupfer- Die Kupfer-Zink-Gusslegierungen werden
gusswerkstoff und eine aushärtbare Kupfer- in der Regel als Konstruktionswerkstoffe ein- CuZn33Pb2-C
Chrom-Gusslegierung enthalten. gesetzt. Einige Kupfer-Zink-Gusslegierungen > Standardwerkstoff für Sandgussstücke
verwendet man auch als Leitwerkstoffe, wenn > Einsatz für Armaturen und Gehäuse
Diese Werkstoffe werden vor allem wegen ih- die Anforderungen an die Leitfähigkeit nicht > Einsatz für Konstruktionsteile
rer guten Leitfähigkeit eingesetzt. In der DIN sehr hoch sind. > auch für Leitzwecke.
EN 1982 sind für Kokillenguss eine (Mindest- Bei Kupfer-Zink-Legierungen liegt das Er-
leitfähigkeit 55 MS/m) und für Sandguss ent- starrungsintervall in der Spanne von 850 – Die hochfesten aluminiumlegierten Kupfer-Zink-
sprechend 3 Kupfersorten A, B und C mit 940 °C. Dieses niedrige Temperaturniveau Gusslegierungen erhalten durch Zugabe von
Mindestleitfähigkeitswerten von 50 MS/m, macht es möglich, dass die Kupfer-Zink-Le- mindestens zwei der Elemente Al, Mn, Fe, Si
45 MS/m bzw. 32 MS/m genormt. Zur Erhö- gierungen im Druckgießverfahren verarbeitet und/oder Ni die hohen Festigkeitswerte. Dabei
hung der Warmfestigkeit wird dem Werkstoff werden können. wirken die Elemente Al, Mn, Si, Fe und Sn wie
mit der niedrigsten elektrischen Leitfähigkeit Zink und verschieben im Zustandsdiagramm
häufig Zink oder Zinn zugegeben. Die bleilegierten Kupfer-Zink-Gusslegierungen die Phasengrenze der β-Mischkristalle zu hö-
Zur Einhaltung geforderter Mindestwerte sind heren Kupfergehalten und schränken den Be-
der elektrischen Leitfähigkeit sind die Verun- > gut gießbar, reich der α-Mischkristalle ein. Nur Nickel wirkt
reinigungen und Beimengungen des unlegier- > korrosionsbeständig, wie Kupfer und verbreitert im Zustandsschau-
ten Kupfers sorgfältig zu kontrollieren. Anforde- > gut bearbeitbar und bild den Bereich der homogenen Legierungen
rungen an Schweißbarkeit bzw. Hartlötbarkeit > kostengünstig. bestehend aus α-Mischkristallen.
sind in der Bestellung anzugeben.
1.3.2 Kupfer-Zink-Gusslegierungen
Die Gruppe der Kupfer-Zink-Gusslegierungen,
Tabelle 1b, lässt sich in drei Untergruppen
unterteilen:
> Kupfer-Zink-Gusslegierungen
(bleifrei) und
> gut spanbare Kupfer-Zink-
Gusslegierungen (bleihaltig) und
> hochfeste, legierte Gusswerkstoffe
(CuZn mit Al, Si, Mn, …).
9
Tabelle 1c: Geeignete Gießverfahren
für Kupfer-Zinn-Legierungen
10
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
Aus diesen Eigenschaften ergeben sich die An- > ausgezeichnete Korrosionsbeständigkeit ne gute Korrosionsbeständigkeit aus. Die Legie-
wendungen in folgenden Bereichen: > sehr gute Bearbeitungseigenschaften rungen lassen sich sowohl im Sandgieß- und die
> hochfunktionelle Bauteile > qualitativ hochwertige Ventile, Fittings meisten Legierungen auch im Schleuder- oder
> Trinkwasserinstallationen und Rohrleitungsarmaturen Stranggießverfahren fertigen, Tabelle 1e. Die
CuSn5Zn5Pb2-C: Standardlegierung > für Armaturen-, Wasserpumpen- und Gehalte der Legierungselemente Blei und Zinn
für Trinkwasseranwendungen mit guten Wassermessergehäuse stehen in einer voneinander abhängigen Menge.
Gießeigenschaften > Kunstguss (kleine/große Abmessungen) Aus metallurgischen Gründen wird mit zuneh-
> Konstruktionswerkstoff in der Industrie > druckdichte Gussstücke mendem Bleigehalt der Zinngehalt reduziert.
CuSn5Zn5Pb5-C: Standardlegierung
für Industrie- und CuSn7Zn4Pb7-C CuSn5Pb9-C
Maschinenbauanwendungen mit guten > Verarbeitung im Schleuder- und > Einsatz für Gleitzwecke, insbesondere für
Gießeigenschaften Stranggießverfahren kleine Lagerbuchsen und Gleitlager
> bei entsprechendem Bleigehalt guter > Einsatz für Gleitlager und -buchsen > für Gleitlager mit Weißmetall-Laufflächen
Gleitwerkstoff (gute Notlaufeigenschaften) (Automobilindustrie)
CuSn5Zn5Pb5-C
> Standardlegierung mit guten
Gießeigenschaften
> hohe Festigkeit
11
Tabelle 1h: Geeignete Gießverfahren für
Kupfer-Nickel-Legierungen
CuNi30Cr2FeMnSi-C
> hochfeste Legierung
Tabelle 1g: Geeignete Gießverfahren für die Kupfer-Mangan-Aluminium-Legierung > Cr-Zusatz zur Festigkeitssteigerung
> Kupfer-Nickel-Mischkristall löst bei
hohen Temperaturen viel Chrom. Bei der
> hohe Duktilität (ähnlich den Kupfer-Zinn- CuAl10Ni3Fe2/CuAl10Fe5Ni5-C/ Abkühlung des Gussstückes zerfällt der
Gusslegierungen) CuAl11Fe6Ni6-C Mischkristall in 2 Mischkristalle, deren
> hohe Festigkeit (ähnlich den hochfesten > Verarbeitung im Sand-, Kokillen-, Cr-Gehalte voneinander verschieden
Kupfer-Zink-Gusslegierungen) Schleuder- und Stranggießverfahren sind. Durch feindisperse Ausscheidungen
> hohe Festigkeit unter zyklischer > meerwasserbeständig (in kaltem und wird der Werkstoff verfestigt, ohne
Beanspruchung warmem Meerwasser), wenn Al-Gehalt dass sich die Korrosionsbeständigkeit
> gute Korrosionsbeständigkeit ≤ 8,5% + ½ Ni-Gehalt verschlechtert
> gute Eignung bei > hohe Festigkeit mit zunehmendem
Korrosionsbeanspruchung + Al-Gehalt CuNi30Fe1NbSi-C
schwingender Beanspruchung > bis etwa 250 °C einsetzbar > Silicium Anteil zur Festigkeitssteigerung
> Einsatz für Schiffspropeller > Niob Anteil zur Verbesserung der
Kupfer-Aluminium-Gusslegierungen sind gieß- > gut mit den Stählen S235 und S275 Schweißeignung
technisch mit großer Sorgfalt zu handhaben. verschweißbar
Geringe Veränderungen in der Legierungs- > CuAl10Fe5Ni5-C für Guss-Schweiß- 1.3.9 Nicht nach DIN EN 1982
zusammensetzung haben deutliche Verän- Konstruktionen besonders geeignet, genormte Gusslegierungen
derungen der mechanischen Eigenschaften da analysengleiche Halbzeuge Zu den Kupfer-Gusslegierungen mit den höch-
zur Folge. (Bleche, Ronden) gefertigt werden sten Festigkeitswerten zählen die aushärtba-
ren Kupfer-Beryllium-Gusslegierungen. Bei
CuAl9-C 1.3.7 Kupfer-Mangan-Aluminium- der Herstellung und Verarbeitung von Werk-
> meerwasserbeständig Gusslegierung stoffen, die Beryllium enthalten, ist zu beach-
> korrosionsbeständig gegenüber Tabelle 1g macht Angaben zur einzigen ge- ten, dass Beryllium-Dämpfe und einatembare
Schwefel- und Essigsäure normten Kupfer-Mangan-Aluminium-Gusslegie- Schleifstäube die Gesundheit massiv schädi-
> Einsatz im Schiffbau rung. Die Legierung CuMn11Al8Fe3Ni3-C wird gen (⇒ Berylliose). In der Metallmatrix gelö-
> Apparatebau vornehmlich für Schiffspropeller eingesetzt und stes Beryllium ist dagegen ungefährlich. Sie
> chemische Industrie (Beizanlagen) ist vor allem in Großbritannien verbreitet. werden bei besonders hohen Anforderungen
an die Wärmeleitfähigkeit verwendet. Kupfer-
CuAl10Fe2-C 1.3.8 Kupfer-Nickel-Gusslegierungen Beryllium-Gusslegierungen sind unmagnetisch
> Fe-Zusatz zur Anhebung der Kupfer-Nickel-Gusslegierungen werden für den und rostfrei. Tabelle 1i gibt die chemische Zu-
Festigkeitswerte Schiffbau und die Off-Shore-Technik vergos- sammensetzung des Werkstoffs an.
> Fe-Zusatz für Kornfeinung sen. Die genormten Legierungen sind in Ta-
> konstante Festigkeitswerte im belle 1h aufgeführt.
Temperaturbereich -200 °C bis +200 °C
> gute Korrosionsbeständigkeit für Kupfer-Nickel-Gusslegierungen zeichnen sich
mechanisch hoch beanspruchte aus durch
Bauteile im Maschinen- und Apparatebau > Meerwasser- und Erosionsbeständigkeit
> nicht in chloridhaltigen Medien (Erosionsbeständigkeit nimmt mit Tabelle 1i: Chemische Zusammensetzung der
einzusetzen steigendem Nickelgehalt zu) Kupfer-Beryllium-Legierung (Angaben in Masse-%)
12
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
Ziehsteinhalter, verwendet in
Drahtziehmaschinen
13
Tabelle 2: Physikali-
sche Eigenschaften
der Kupfer-Gusslegie-
rungen 1.4 Werkstoffeigenschaften 1.4.2 Mechanische Eigenschaften bei
1.4.1 Physikalische Eigenschaften zügiger Beanspruchung
Besonders hervortretend bei den physikali- Bild 1 gibt einen Überblick über die Spannen
schen Eigenschaften einiger Kupfer-Gusswerk- der in der DIN EN 1982 spezifizierten stati-
stoffe sind die hohe elektrische Leitfähigkeit schen mechanischen Eigenschaften (Mindest-
und Wärmeleitfähigkeit, siehe Tabelle 2. Da- werte) bei zügiger Beanspruchung (statischer
her haben neben Kupfer und der Kupfer-Chrom- Zugversuch).
Legierung weiterhin die CuZn-Legierungen als
Leitwerkstoffe eine technische Bedeutung. Die Detailangaben zu den einzelnen Legierungen
Dichte liegt je nach Legierung zwischen 7,5 – sind in Tabelle 3 enthalten, in der die Wer-
9,0 g/cm3, die spezifische Wärmekapazität zwi- te differenziert nach den Gießverfahren auf-
schen 0,36 – 0,46 J g-1 K-1. gelistet sind.
Bild 1: Spanne der in der DIN EN 1982 spezifizierten mechanischen Kennwerte für die Legierungsgruppen (Mindestwerte)
14
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
Tabelle 3: Mindestwerte
der mechanischen
Eigenschaften (statischer
Zugversuch – 0,2%-Dehn-
grenze, Zugfestigkeit,
Bruchdehnung, Brinell
härte) für Kupfer und Kup-
fer-Legierungen
15
Tabelle 3 (Fortsetzung):
Mindestwerte der mecha-
nischen Eigenschaften
(statischer Zugversuch –
0,2%-Dehngrenze, Zugfe-
stigkeit, Bruchdehnung,
Brinellhärte) für Kupfer
und Kupfer-Legierungen
16
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
1.4.3 Mechanische Eigenschaften bei reichend dimensionierte Bauteile können in der ermittelte Schwingfestigkeitswerte sind für die
zyklischer Beanspruchung Praxis durch Dauerbrüche ausfallen. Die Schwing- Bauteilberechnung unter Vorbehalt zu verwen-
Für die Auslegung eines Bauteils bei zyklischer Be- festigkeit ist eine Eigenschaft, die durch ein feh- den. An Bauteilen ermittelte Schwingfestigkeits-
anspruchung ist die Schwingfestigkeit neben den lerarmes Gefüge begünstigt wird: Volumendefi- werte (Betriebsfestigkeit) sind Probestabwerten
einzuhaltenden statischen mechanischen Kenn- zite (Poren und Lunker) sowie nichtmetallische vorzuziehen. Wichtig ist anzumerken, dass auch
werten (0,2%-Dehngrenze, Zugfestigkeit, Bruch- Einschlüsse im Bauteil setzen die Schwingfestig- bei mehr als 2*106 Schwingspielen die Schwing-
dehnung) von entscheidender Bedeutung. Unzu- keit herab. An separat gegossenen Probekörpern festigkeit noch geringfügig abfällt, somit keine
„Dauerfestigkeit“ existiert [7]. Bei Werkstoffen
auf Kupferbasis wird daher zur klareren Kenn-
zeichnung die Spannungsamplitude zusammen
mit der Lastwechselzahl angegeben.
Eine unter zyklischer Last zusätzlich aufge-
brachte Korrosionsbeanspruchung verschärft die
Belastung und erhöht damit das Ausfallrisiko.
17
(a) (b)
(e) (f)
Bild 2: Beispiele für mechanische Kennwerte von Kupfer-Gusswerkstoffen aus dem Warmzugversuch (informativ) (Quelle: [1])
1.4.4 Werkstoffverhalten bei hohen gute Oxidations- und Zunderbeständig Aufgrund der Vielzahl an Parametern, die den
Temperaturen keit bis 700 °C (dichte Oxidhaut) Korrosionsangriff bestimmen, können keine all-
Kupfer-Gusswerkstoffe verzeichnen mit steigen- > CuNi mit bis zu 10% Ni: Einsatzbereich gemeingültigen Kennwerte angegeben werden.
der Temperatur einen Abfall der Festigkeitswer- max. 300 °C; ab 200 °C Beginn Es ist zu empfehlen das Korrosionsverhalten
te, siehe Bilder 2a – 2h. Oberhalb einer Grenz- Entfestigungsvorgänge unter den gegebenen Bedingungen mit aus-
temperatur, die von der Beanspruchungsdauer > CuNi mit 30% Ni: Einsatzbereich gewählten Kupfer-Gusslegierungen vorab zu
abhängt, setzen Entfestigungsvorgänge ein. max. 350 °C; ab 350 °C Beginn untersuchen. Für die Werkstoffauswahl stel-
Kriechdaten von Kupfer-Gusswerkstoffen lie- Entfestigungsvorgänge len der Gusslieferant oder das DKI und der
gen nur unvollständig vor, häufig mit nicht ver- BDG weiterführendes Informationsmaterial
gleichbaren Zuständen oder für nicht genorm- 1.4.5 Werkstoffverhalten bei tiefen zur Verfügung.
te Legierungen. Temperaturen
Kupfer-Gusswerkstoffe sind ausgezeichnete Kupfer und Kupfer-Chrom
Eigenschaften der Werkstoffgruppen bei ho- Tieftemperatur-Werkstoffe. Aus dem RT-Zug- > sehr gut beständig in Industrie-, Land-
hen Temperaturen im Überblick versuch ermittelte Kennwerte bleiben auch bei und Meeresatmosphäre (Kupfer läuft
> Cu-C (unlegiertes Kupfer): tiefsten Temperaturen erhalten. Eine beson- zunächst braun, dann schwarz an und
Festigkeitsabfall bei T > 150 °C; ab dere Eignung weisen CuCr-Legierungen und bildet schließlich eine wasserunlösliche
150 °C Beginn Entfestigungsvorgänge reines Kupfer auf. Sie haben sich als ausge- grüne Patina). Lackierung oder
> CuCr1-C: hohe Festigkeitswerte bis 350 zeichnete Tieftemperaturwerkstoffe bewährt galvanischer Überzug erforderlich, wenn
°C (bei 80% der Leitfähigkeit von Cu-C) (Einsatz in der Kältetechnik, z. B. Heliumver- der Metallglanz erhalten bleiben soll
> CuZn: Einsatzbereich max. 225 – 250 °C; flüssigung), Tabelle 5. Die Festigkeitswerte > beständig in Trink- und Brauchwasser;
ab 140 °C Beginn Entfestigungsvorgänge und Kerbschlagzähigkeit fallen in der Nähe des kritische Strömungsgeschwindigkeit:
> CuSn und CuSnZn: Einsatzbereich absoluten Nullpunktes leicht ab. 2,0 m/s; Abtragsrate steigt, wenn
max. 225 °C; ab 150 °C Beginn Wasser Kohlensäure und Sauerstoff
Entfestigungsvorgänge 1.4.6 Korrosionseigenschaften enthält
> CuSnPb: Einsatzbereich max. Kupfer und seine Legierungen sind „gut“ bis > bedingt beständig gegenüber
327 °C (Schmelzpunkt Blei); bei „hervorragend“ korrosionsbeständig. Es beste- Meerwasser: deutlich höhere Abtragsrate,
Gleitlagern ist zu beachten, dass die hen allerdings Unterschiede, die durch die Ge- kritische Strömungsgeschwindigkeit:
Oberflächentemperatur nicht höher fügeausbildung der Werkstoffgruppen sowie 1,2 m/s
liegen darf! durch unterschiedlich hohe Gehalte an Be- > sehr gut beständig (bei RT) in
> CuAl: Einsatzbereich max. 250 °C ; ab gleitelementen in den Legierungen begrün- sauerstofffreien, nicht oxidierenden
200 °C Beginn Entfestigungsvorgänge; det sind. Säuren und neutralen Salzlösungen;
18
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
(c) (d)
(g) (h)
19
Tabelle 6: Hochtemperatur-Oxidations
beständigkeit an reiner Luft
20
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
21
Dreh- und Frästeile aus
Bronzestrangguss
WERKBILD Wieland-Werke AG
Tabelle 8 enthält weitere Angaben zu den Gleit- > für gehärtete und ungehärtete Wellen Leichte Kantenpressungen können von diesem
eigenschaften verschiedener Kupfer-Gleitwerk- > für Wellen aus nichtrostendem Stahl oder Werkstoff aufgenommen werden. Die Einsatz-
stoffe. Bronze bereiche der Legierung sind:
CuSnPb-Gusslegierungen > für hochbeanspruchte Kalanderwalzen, > Stellleisten
Die CuSnPb-Gusslegierungen, die mit steigen- Müllereimaschinen-, Zementmühlen, > Gleitsteine
dem Bleigehalt dem Idealtyp des Gefügetyps Wasserpumpen, Schleifmaschinen und > Grund- und Stopfbuchsen
B nahekommen, gehören zu den besten Gleit- Werkzeugmaschinen > Zylindereinsätze
werkstoffen. > für Warm- und Kaltwalzgerüste > Spindelmuttern
Als Massivguss sind CuSnPb-Gusslegierun- > im Fahrzeugbau für Kurbel-, Nocken- und > Kuppelstücke
gen unempfindlich gegen Kantenpressungen. Getriebewellen > Friktionsscheiben
Als zu bevorzugende Schleuder- und Strang- > für Wasser- und Schmierstoffpumpen > Wellenbezüge
gusswerkstoffe sind alle nach DIN EN 1982 ge- > sowie als Pleuel- und
normten Legierungen der Gruppe einsetzbar. Kolbenbolzenbuchsen
Die CuSn7Pb15-C weist die günstigsten Gieß- CuSn-Gusslegierungen
eigenschaften auf und wird daher als bevorzug- Mit Ausnahme von CuSn5Pb9-C werden die Der Gefügeaufbau der CuSn-Gusslegierungen
ter Lagerwerkstoff eingesetzt (vgl. Tabellen 7 CuSnPb-Gusslegierungen auch im Verbund- ist ebenfalls dem Gefügetyp A zuzuordnen. Das
und 8). guss verarbeitet. Gefüge von CuSn11Pb2-C (sandgegossen) be-
Die CuSnPb-Gusslegierungen haben sehr gute steht aus der weichen α-Phase mit einer Härte
Notlaufeigenschaften und sind auch für Wasser- CuSnZn-Gusslegierungen von etwa 60 HBW, während das eingebettete
schmierung geeignet. Wegen des höheren Blei- Die CuSnZn-Gusslegierungen sind ebenfalls be- Eutektoid, bestehend aus δ- und β-Phase und
gehaltes ist die Unempfindlichkeit gegen Kan- währte Gleitwerkstoffe. Sie sind dem Gefügetyp Kupferphosphid, eine Härte von 250 HBW auf-
tenpressung bei diesen Legierungen sehr groß, A zuzuordnen, wobei der α-Gefügebestandteil weist. Durch die höhere Erstarrungsgeschwin-
jedoch liegen die Festigkeiten und damit auch die als Grundmasse relativ weich ist. digkeit im Schleuder- und Strangguss wird
Tragfähigkeit im unteren Bereich. Innerhalb die- nicht nur der Anteil an Eutektoid vergrößert,
ser Legierungsgruppe kann die CuSn10Pb10-C Die Legierung CuSn7Zn4Pb7-C ist als univer- sondern gleichzeitig die gesamte Gefügeaus-
die größten Lasten aufnehmen. seller Gleitwerkstoff für den Maschinenbau bildung gefeint. Die Legierung CuSn12Ni2-C
Der Legierungstyp neigt bei höheren Blei- anzusehen. Er ist kostengünstiger als Kupfer- ist abweichend von den Legierungen dieser
gehalten bei der Verarbeitung im Schleuder- Zinn-Gusslegierungen und hat wegen seines Gruppe dem Gefügetyp C zuzuordnen.
guss zu Seigerungen, die sich an der Oberflä- Bleigehaltes von mindestens 6 % gute Notlauf-
che zeigen können, wodurch die Funktionalität eigenschaften. Der Gleitstoff kann wegen sei- CuSn-Gusslegierungen werden eingesetzt für:
jedoch nicht beeinträchtigt wird. ner je nach Herstellungsverfahren geringen > Gleitlager
Die höher bleihaltigen Legierungen werden als Härte von 65 bis 75 HB bei niedrigen Belas > Herstellung von Getriebeteilen
Lager eingesetzt: tungen auch gegen ungehärtete Wellen laufen.
Für ausgesprochene Gleitzwecke zur Verbes-
serung der Notlaufeigenschaften oder des Ver-
haltens bei Mischreibungsverhältnissen ist ein
Bleizusatz günstig. Schneckenradkränze wer-
den zur Vermeidung des „pitting“ aus bleifreien
Werkstoffen mit Nickel-Zusatz gefertigt.
22
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
Verschneidearmatur
Die CuSn11Pb2-C (als Schleuder- oder Strang- liche Festlegungen können für die Anwendung Schlag und wechselnde Belastungen. Sie wi-
guss) wird eingesetzt für: bei Schneckenrädern zur Korngröße des Werk- derstehen hohen spezifischen Belastungen,
> Kurbelwellen- und Kniehebellager stoffs gemacht werden. wenn eine Zwangsschmierung vorgesehen ist
> Kranlager und Spindelmuttern Detailinformationen zum Einsatz der Legierung und der Gegenlaufwerkstoff eine hohe Ober-
> Gleitplatten, Gleitleisten und CuSn12Ni2-C im Stranggießverfahren sind [8] flächenhärte und sehr gute Oberflächengüte
Führungsschienen zu entnehmen. besitzt. Der Gefahr einer Kantenpressung, die
bei sehr hoher Last immer besteht, wird durch
Die CuSn12Ni2-C wird bevorzugt eingesetzt CuAl-Gusslegierungen Erhöhung der Steifigkeit der Konstruktion be-
für: Die CuAl-Gusslegierungen (bevorzugt CuAl- gegnet. Dies kann durch Verringerung der La-
> Getriebeteile jeglicher Art 10Fe5Ni5-C und CuAl11Fe6Ni6-C) gehören gerbreite oder Vergrößerung des Lagerdurch-
> Schneckenradkränze ebenfalls zum Gefügetyp C. Sie haben ein messers erfolgen. Anwendungsbeispiele sind
> Schneckenräder schlechtes Notlaufverhalten und sind nur bei Druckmuttern für Spindeln und Schneckenrä-
> Schraubenräder einwandfreier Schmierung zu verwenden. Sie der für den Getriebebau bei niedrigen Umlauf-
Durch den Nickelzusatz wird bei dieser Legie- sind geeignet für hohe statische und dyna- geschwindigkeiten.
rung, verglichen mit der bleihaltigen Variante, mische Belastungen bei geringer Gleitbean-
die Festigkeit um etwa 10% gesteigert. Zusätz- spruchung und sind unempfindlich gegen Stoß,
23
Pumpenlaufrad
aus Bronze
WERKBILD HUNDT & WEBER GmbH
1.5.3 Konstruktionswerkstoffe Kupfer-Nickel-Gusslegierungen Hinweise auf die Eignung für die Herstellung
Kupfergusswerkstoffe werden als Konstruk- Folgende Einsatzgebiete der CuNi-Gusslegie- druckdichter Gussstücke gibt Tabelle 9.
tionswerkstoff eingesetzt, wenn mehrere der rungen bieten sich wegen ihrer guten Korro-
nachfolgend aufgeführten Eigenschaften in sionsbeständigkeit an: 1.5.4 Leitwerkstoffe
Kombination gefordert werden: > Schiffbau, Wasserbau Hierunter fallen Konstruktionswerkstoffe, de-
> hohe Festigkeiten unter zügiger/ > Lebensmittel- und Getränke-Industrie ren elektrische Leitfähigkeit bestimmte Werte
zyklischer Belastung, > Chemische Industrie, Raffinerien einhält. In erster Linie sind dies die unlegierten
> hohe Kriechfestigkeit > Kraftwerke Kupfergusssorten mit elektrischen Leitfähig-
> hohe Korrosionsbeständigkeit, > Meerwasser-Entsalzungsanlagen keiten über 55 MS/m im Kokillenguss und im
> Zähigkeit bei tiefen Temperaturen > Fittings, Armaturen, Pumpen, Rührwerke, Sandguss 50 MS/m (Sorte A). Aus ihnen wer-
> sowie eine hohe elektrische Leitfähigkeit Messgeräte, Abfüllorgane den Bauteile jeglicher Art gegossen:
und/oder magnetisches Verhalten. > Kältetechnik (hohe Zähigkeit bei tiefen > Schalter
Temperatur) > Stromzuführungen
Kupfer-Zink-Gusslegierungen > Kontakte/ Kontaktbacken
Für kleinere Gussstücke mit komplexer Geo- Druckdichtheit > Elektrodenhalter/ Elektrodenarme
metrie sind bevorzugt die gut gießbaren Le- Druckdichte Gussstücke über 25 bar Be- > Kurzschlussringe
gierungen CuZn38Al-C und CuZn39Pb1Al-C triebsdruck lassen sich mit dem Kokillengieß-
im Kokillenguss anzuwenden. verfahren wie auch mit dem Sandgießverfah- Werden höhere Festigkeitsanforderungen ge-
ren fertigen. (Anmerkung: Erläuterungen zur stellt, müssen geringere Leitfähigkeiten in Kauf
Kupfer-Aluminium-Gusslegierungen Druckdichtheitsprüfung liefert Kapitel 9.1.5) genommen werden (nach DIN EN 1982 mindes
Basierend auf ihren besonderen Eigenschaften Bei Betriebsdrücken über 25 bar sind die tens 45 MS/m). Der aushärtbare, mit Chrom le-
(Festigkeit, Korrosionsbeständigkeit, …) wer- hochfesten CuAl-Gusslegierungen und die gierte Werkstoff CuCr1-C eignet sich z. B. für
den die CuAl-Gusswerkstoffe bevorzugt ein- hochfesten CuZn-Gusslegierungen mit weite- > Hochspannungsschalterteile,
gesetzt für: ren Legierungszusätzen am besten geeignet. > wassergekühlte Elektrodenarme an
> Schiffspropeller Schweißstraßen,
> Gehäuse Nachfolgend aufgeführte Legierungen mit brei- > Punktschweißelektroden,
> Laufräder und sonstige Teile von tem Erstarrungsintervall sind schwieriger zu > Spannbacken für
Wasserturbinen und Pumpen gießen. Sie erfordern eine angepasste kon- Stumpfschweißmaschinen.
> Armaturen – auch für Heißdampf struktive Gestaltung der Gusstücke.
> Hydraulikteile/ Ventilsitze > CuSn- und CuSnZn-Legierungen: Die In der Elektrotechnik werden verschiedene Kup-
> Druckstücke, Verschleißteile, Zerspanung der in der Regel dichten fer-Zink-Gusslegierungen für Leitzwecke verwen-
Kupplungskegel, Schleifringe Gusshaut sollte auf ein Minimum det. Da Begleitelemente bereits bei geringen Ge-
> Umformwerkzeuge reduziert werden. halten die Leitwerte der Kupferlegierungen stark
> CuSnZn- und CuSnPb-Legierungen: Eine herabsetzen, ist der gewünschte Leitwertbereich
mögliche Gussporosität wird durch einen in der Bestellung zu nennen. Folgende Kupfer-
entsprechend höheren Bleianteil in der Zink-Gusslegierungen (einschl. Angabe der Leit-
Legierung gemindert. Dadurch werden fähigkeitswerte) werden bevorzugt eingesetzt:
die Mikrolunker teilweise geschlossen. > CuZn15As-C 15 MS/m
> CuSn-Gusslegierungen: Durch einen > CuZn33Pb2-C 10–14 MS/m
2%igen Nickelzusatz werden sie > CuZn38Al-C 12 MS/m
hinsichtlich Ihrer Druckdichtheit
verbessert.
> CuNi10Fe1Mn1-C: Die Legierung
ist schwierig zu gießen, hat aber ein
Potenzial zur Herstellung druckdichter
Gussstücke.
24
1 Kupfer-Gusswerkstoffe
Für Anwendungsfälle, in denen ein hoher elek- Der Werkstoff Cu-C, Sorte C (elektrische Leit- Als weitere Werkstoffgruppe für erhöhte An-
trischer Widerstand (= geringe elektrische Leit- fähigkeit 32 MS/m) wird vor allem für kompak- forderungen an die Wärmeleitfähigkeit wer-
fähigkeit) gefordert wird, das trifft für Kompo- te und große Gussstücke in der stahlproduzie- den die nicht genormten hochfesten Kupfer-
nenten zu, die bei Bewegung im Magnetfeld ein renden Industrie z. B. für Hochofen-Kühlkästen, Beryllium-Gusslegierungen sowie CuCr1-C
möglichst kleines Sekundärfeld aufbauen sollen, Blasformen, Sauerstofflanzen und Hochofen- eingesetzt. Sie werden für Plunger (Kolben)
eignen sich die Legierungen der Gruppe CuAl. Armaturen verwendet. in Druckgießmaschinen sowie für thermisch
In der Elektrotechnik werden bevorzugt hoch beanspruchte metallische Dauerformen
Die Werkstoffe mit einer hohen elektrischen die Sandgusssorten A und B oder der im Ko- (Kokillen) verwendet.
Leitfähigkeit besitzen gleichzeitig auch eine ho- killengießverfahren verarbeitete Werkstoff Cu-
he Wärmeleitfähigkeit. Daher eignen sich diese C-GM verwendet.
Werkstoffe für Anwendungen, bei denen eine
gute Wärmeübertragung gefordert wird: Die Sorte A mit der höchsten Wärmeleitfähig-
> Kühlkästen keit wird als Werkstoff für Stranggießkokillen
> Blasformen eingesetzt.
> Kühlerdeckel
> Zylinderköpfe
25
WERKBILD Matthies Druckguss GmbH & CO. KG
26
2 Form- und Gießverfahren
2 Form- und GieSSverfahren
Den kürzesten Weg vom Rohmetall zum ferti- Für die Formgebung durch Gießen können für
gen Produkt bietet das Gießen. Allen gießtech- die Kupfergusslegierungen die gleichen Ver-
nischen Verfahren ist gemeinsam, dass eine fahren angewendet werden wie für die Eisen-
Form herzustellen ist, in welche das Metall ein- oder die anderen NE-Metall-Gusswerkstoffe.
gegossen wird und in der es erstarrt. Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen
werden fast ausschließlich das Sand-, Kokillen-,
Bild 3 gibt einen Überblick über serienübli- Schleuder-, Strang- oder Druckgießverfahren
che Gieß- und Formverfahren für Kupfergussle- benutzt. (Siehe auch „Technische Richtlinien -
gierungen. Grundsätzlich ist zu unterscheiden Druckguss“ und „Technische Richtlinien - Alu-
zwischen Verfahren, die mit „verlorenen“ For- minium-Sand- und -Kokillenguss“)
men arbeiten, welche nach jedem Guss zer-
stört werden (z. B. Grünsandverfahren) und Die Tabelle 10 gibt eine Übersicht über die
Dauerformen, mit denen eine große Anzahl von verschiedenen Form- und Gießverfahren mit
Gussstücken hergestellt werden (z. B. Kokil- Richtangaben über Stückgewichte und Min-
lenguss). Mit dem Stranggießverfahren wer- deststückzahlen.
den keine endkonturnahen Bauteile sondern
Formate hergestellt.
27
WERKBILDER Gebr. KEmper GMBH & Co. KG
Kern- und Formherstellung
2.1 Sandgießverfahren formguss) erfolgen. Nach Entfernen des Mo- delle kann die Maßgenauigkeit der Gussstüc-
Beim Sandgießverfahren werden Verfahrens- dells wird durch das Zusammenlegen der Form- ke gesteuert werden (vergleiche auch Kapitel
varianten nach dem jeweils verwendeten Bin- hälften der Hohlraum erzeugt, in den das Metall 3.10 Bearbeitungszugaben und 3.12 Toleran-
der unterschieden: eingegossen werden kann. zen). Bei entsprechender Auslegung ist es mög-
Nach dem Zement-Formverfahren, bei lich die Genauigkeit von Kokillengussstücken
> Ton (Bentonit) zusammen mit Wasser dem die Bindung des Quarzsandes mit Ze- zu erreichen oder sogar zu überbieten (Kernpa-
oder ment erfolgt, werden z. B. Schiffspropeller ketverfahren). Im Allgemeinen liegt die Maßge-
> organische Harze (z. B. Polyurethan, gegossen. nauigkeit aber unterhalb der der Dauerformver-
Furanharz). Alternativ zum Grünsandverfahren kann fahren. Gleiches gilt für die Oberflächengüte,
an Stelle des tongebundenen Formsandes die ebenfalls unter denen der Kokillen- oder
Darüber hinaus finden weitere anorganische auch mit kunstharzgebundenem Sand gear- Sonderformverfahren liegt. Durch Anwen-
Bindersysteme Verwendung. beitet werden. Die abgießfähige Festigkeit des dung besonders feiner Formsande oder spe-
Formsandes wird dabei über eine chemische zieller Schlichten lässt sich die Oberflächen-
Als Formgrundstoff wird – von Ausnahmen ab- Reaktion erreicht. güte verbessern.
gesehen – Quarzsand verwendet.
In Verbindung mit Kernen bieten die Sandgieß- Bedingt durch die geringere Erstarrungsge-
Das Verfahren, bei dem mit Bentonit als Bin- verfahren sehr weitreichende Konstruktions- schwindigkeit im Sandguss lassen sich im
der gearbeitet wird, wird in der Gießereipra- möglichkeiten. Es ist möglich Gussstücke mit Vergleich zum Kokillenguss nicht ganz so ho-
xis als Grünsandverfahren bezeichnet. Formen mehr als 2 m Raumdiagonale zu erzeugen. Hin- he Festigkeitswerte erreichen. Ein deutliches
werden erzeugt, indem der Formsand (tonmi- sichtlich der Stückzahlen reicht die Bandbrei- Steigerungspotenzial besteht aber durch den
neralumhüllter Quarzsand) auf eine Modellplat- te von der Einzelstückfertigung bis zu Serien lokalen Einsatz von Kühlkörpern oder Eingieß-
te in einem Kasten oder auch kastenlos aufge- in größter Stückzahl. teilen. Diese Kühlkörper werden gezielt in Be-
bracht und anschließend verdichtet wird. Die reichen positioniert, in denen höhere Anfor-
Verdichtung des Formsandes kann von Hand Über den Grad der Mechanisierung des Form- derungen an die mechanischen Eigenschaften
(Handformguss) oder maschinell (Maschinen- verfahrens sowie über die Güteklasse der Mo- gestellt werden.
28
2 Form- und GieSSverfahren
WERKBILDER ED. Fitscher GMBH & Co. KG
Fertigungsablauf Schleuderguss
2.2 Kokillengießverfahren Wie Sandgussstücke sind auch Kokillenguss- chenden Gussstücken und Seriengrößen lässt
Die Formen, Kokillen genannt, bestehen vor- stücke uneingeschränkt warmbehandlungsfä- sich auch das Niederdruck-Kokillengießverfah-
nehmlich aus Stählen mit hoher Temperatur- hig, schweißgeeignet und dekorativ anodisch ren weitgehend mechanisieren.
wechselbeständigkeit. Auch Gusseisen und oxidierbar, wenn die hierfür geeigneten Legie-
Kupferlegierungen werden verwendet. Beste- rungen gewählt werden. 2.2.3 Schleuder-Kokillengießverfahren
hen Kokille und Kerne aus Stahl, so spricht Das Schleuder-Kokillengießverfahren lässt sich
man von einer Vollkokille. Werden Sandkerne 2.2.2 Niederdruck-Kokillengießverfahren vorteilhaft zur Herstellung von dickwandigen
eingelegt, spricht man von einer Halbkokille. Diese Technologie stellt eine Variante des Kokil- Büchsen und Rohren aus Kupfergusslegierun-
Die Formfüllung geschieht vornehmlich mittels lengießverfahrens dar. Während beim oben be- gen anwenden. Bei diesem Verfahren wird das
Schwerkraft. Das Niederdruckgießverfahren ist schriebenen Kokillengießverfahren die Formfül- flüssige Metall in eine sich drehende rohrför-
eine Variante des Kokillengießverfahrens. lung mittels Schwerkraft erfolgt, geschieht dies mige Kokille mit horizontal liegender oder ver-
beim Niederdruck-Kokillengießverfahren durch tikal stehender Längsachse eingefüllt.
2.2.1 Schwerkraft-Kokillengießverfahren einen geringen Überdruck von etwa 0,3 – 0,7
Mit dem Kokillengießverfahren lassen sich bar. Dazu wird ein druckdichter Gießofen über Auf hydraulisch geführten Schleudergießma-
maßgenaue Gussstücke mit guter Oberflä- ein Steigrohr mit der darüber angeordneten schinen mit gekühlten Dauerkokillen werden
chenbeschaffenheit herstellen. Die relativ Kokille verbunden. Durch eine Druckerhöhung unter Ausnutzung einer hohen Zentrifugalbe-
schnelle Erstarrung beim Kokillengießverfah- steigt der Metallspiegel durch das Steigrohr von schleunigung Gussprodukte gefertigt, die höch-
ren ergibt gegenüber dem Standard-Sandguss unten in den Formhohlraum. Damit wird eine sten Ansprüchen genügen. Durch hohe Zentri-
günstigere mechanische Werkstoffkennwerte. ruhige Formfüllung und bei geeigneter Guss- fugalkräfte entsteht ein dichtes, feinkörniges
Unter Berücksichtigung der Werkzeugkosten stückgestalt eine gute Speisung erzielt. Vor- Gefüge mit sehr guten mechanischen Eigen-
können breit gespannte Seriengrößen abge- teilhaft sind die mit dem Prinzip verbundene schaften. Die Werkstoffauswahl ist sorgfältig
deckt werden. ruhige Metallzuführung und der geringe Kreis- mit dem Gießer abzustimmen.
Die Kokillen (=Formen) werden aus Warm- laufanteil. Die relativ lange Erstarrungszeit und
arbeitsstählen oder hochfesten Kupfer-Legie- damit zeitliche Beanspruchung des teuren Gieß-
rungen gefertigt. aggregates senkt die Produktivität. Bei entspre-
29
WERKBILD KS Gleitlager GmbH
Stranggussprofile
2.3 Stranggießverfahren stoffeigenschaften. Eine Prüfung der Druck- Beispiele für mögliche Querschnitte von Pro-
Das Stranggießverfahren ist das bevorzugte dichtheit ist aufgrund des Gefügeaufbaus nicht filen gibt Bild 4.
Verfahren zur kontinuierlichen Produktion von zwingend erforderlich.
Rohren, Stangen und Profilen. 2.4 Druckgießverfahren
Beim Druckgießverfahren wird flüssiges Metall
Die Schmelze erfährt in wassergekühlten, kup- unter hohem Druck und mit großer Geschwin-
fer- oder stahlummantelten Grafitkokillen ih- digkeit in Dauerformen aus Warmarbeitsstahl
re Formgebung. gegossen. Werkstoffseitig ist der Druckguss
Das Abziehen des gegossenen Stranges fast ausschließlich auf CuZn-Legierungen ein-
geschieht meist nicht gleichförmig, sondern geschränkt, die mit einer Gießtemperatur von
in Stop and Go Schritten. Man unterschei- 900 – 1000 °C verarbeitet werden. Die ho-
det zwischen vertikalem und horizontalem he Gießtemperatur begrenzt die Lebensdauer
Strangguss. Beim Vertikalguss benötigt man der Druckgießformen. Bei den anderen Kupfer-
eine große Bauhöhe für große Stranglängen. gusswerkstoffen liegen die Gießtemperaturen
Der Nachteil der Horizontalverfahren liegt in noch höher, woraus sich eine weitere Reduzie-
der bei größeren Strangdurchmessern mögli- rung der Formenstandzeit ergibt.
chen Verformung und Entmischung des noch Neben den Gusskomponenten aus CuZn-
heißen und schweren Stranges unter Einfluss Legierungen wird Reinkupfer zur Herstellung
der Schwerkraft. Die benötigte Einzellänge wird von Rotoren für Elektromotoren im Druckgieß-
durch eine mitlaufende Säge während des Ab- verfahren verarbeitet.
ziehens vom Strang abgetrennt.
Da in ähnlicher Weise wie beim Schleuder-
gießverfahren eine gerichtete und schnelle Er- Bild 4: Beispiele für im Strang-
starrung erfolgt, ergibt sich ein regelmäßiger gießverfahren herstellbare Pro-
Gefügeaufbau mit guten mechanischen Werk- filquerschnitte
30
2 Form- und GieSSverfahren
Durch die Verwendung von Stahlkernen und Diese Wachsmodelle werden dann durch mehr- von Kernen ist mit erhöhten Kosten verbunden.
Schiebern ergeben sich weitreichende Gestal- maliges Tauchen in einen Keramikschlicker mit Die nachstehende Übersicht in Tabelle 11 gibt
tungsmöglichkeiten. anschließendem „Besanden“ und Trocknen mit einen zusammenfassenden Überblick über die
Wegen der hohen Strömungsgeschwindig- einer Keramikschale überzogen. Das Wachs wichtigsten Kernfertigungsverfahren.
keiten bei der Formfüllung können Sandkerne wird anschließend ausgeschmolzen und die
im Druckgießverfahren allerdings nicht einge- Formen werden bei etwa l.000 °C gebrannt. Als Formgrundstoff wird allgemein Quarzsand
setzt werden. Die Gusslegierung wird in die noch heiße Form verwendet. Motivation für die Entwicklung der
gegossen; dadurch werden feinste Konturen anorganischen Verfahren ist die geringere Ar-
2.5 Feingießverfahren exakt wiedergegeben, und sehr dünne Wände beitsplatz- und Umweltbelastung. Darüber hin-
Das Feingießen nach dem Wachsausschmelz- und Querschnitte sind gießbar. Die Genauigkeit aus können sich weitere technische Vorteile
verfahren ist gekennzeichnet durch die Herstel- und Oberflächenbeschaffenheit der Gussstüc- wie eine geringere Gasentwicklung beim Ab-
lung von einteiligen, keramischen Schalenfor- ke ist sehr gut. Über die erzielbaren Genauig- guss ergeben. Jede Kernherstellungsmethode
men. Damit entfällt die Form-(Modell-)Teilung keiten gibt die BDG-Richtlinie P 690 „Feinguss“ hat ihre besonderen verfahrens- und anwen-
und damit auch die hierdurch verursachten To- Auskunft. dungstechnischen Merkmale, die auf die un-
leranzen und Grate. terschiedlichen Anforderungen (z. B. erforder-
2.6 Herstellung und Verwendung liche Stückzahl, Kernfestigkeit, Kernzerfall, …)
Für jede herzustellende Form und damit auch von Sandkernen entwickelt worden sind. Für besondere Anfor-
für jedes Gussstück ist ein Wachsmodell er- Mit Hilfe von in die Form eingelegten Kernen las- derungen stehen weitere Techniken zur Verfü-
forderlich. Diese Modelle werden ähnlich wie sen sich Hohlräume, Kanäle, Durchbrüche und gung. Die neuen in der Entwicklung befindli-
Kunststoff-Spritzgussstücke mittels Wachs- Hinterschneidungen gießtechnisch erzeugen. chen thermisch aushärtenden anorganischen
spritzmaschinen in Metallformen hergestellt. Verfahren erfordern u. U. alternative Formstof-
Die Wachsmodelle werden einzeln (bei großen Kerne sollten nur dann verwendet werden, fe (synthetische Sande), um optimale Oberflä-
Stücken) oder zu mehreren als Gießtrauben mit wenn dies aus Formgebungsgründen erforder- chengüten erzielen zu können.
dem ebenfalls aus Wachs gefertigten Gießsy- lich ist. Auf eine sichere Positionierung der Ker-
stem verschweißt. ne in der Form ist zu achten. Die Verwendung
31
3 Wärmebehandlung von Gussstücken
aus Kupferwerkstoffen
32
3 Wärmebehandlung von Gussstücken aus Kupferwerkstoffen
WERKBILD Grohe AG
33
4 Werkstoff- und gießgerechte
Konstruktion
4.1 Allgemeines Darüber hinaus bestehen weitere Möglich- In Sonderfällen kann es aus technischen und
Nach Vorgabe des funktionsbestimmten An- keiten, die Dichtheit des Gussgefüges zu op- wirtschaftlichen Gründen zweckmäßig sein,
forderungsprofils (Lastenheft) sind zur gieß- timieren: von Guss-Schweiß-Konstruktionen Gebrauch
technischen Auslegung von Bauteilen folgende > Erstarrungslenkung durch Anlegen von zu machen. Dabei stehen Bauteile aus Kupfer-
grundlegende Punkte vom Konstrukteur in Zu- Kühlkörpern (Kühleisen) im Sandguss Aluminium-Legierungen im Vordergrund des
sammenarbeit mit dem Gießer zu klären: > Erstarrungslenkung durch Temperierung Interesses. Aus sandgegossenen Kupfer-Alu-
> Welches Fertigungsverfahren ist für (Kühlen/Heizen) der Kokille minium-Gussstücken fertigt man z. B. Pumpen-
das Bauteil das technisch am besten laufräder und Gehäuse für Pumpen als Guss-
geeignete und wirtschaftlich günstigste? Die Modelleinrichtungen bzw. Kokillen haben Schweiß-Konstruktion. Es lassen sich auch
> Welcher Werkstoff in Kombination einen hohen Anteil an den Fertigungskosten. Guss-Verbund-Schweißkonstruktionen, d. h.
mit dem Fertigungsverfahren Zur optimalen Werkzeuggestaltung sind fol- Verbindungen von Gusswerkstoffen mit Knet-
(=Gießverfahren) kann das gende Punkte zu beachten: werkstoffen, z. B. Stahlblechen, herstellen.
Anforderungsprofil am besten erfüllen? > möglichst keine Hinterschneidungen
> möglichst ungehinderte Schwindung/ Die Gussstückkonstruktion soll in enger Ab-
Diese grundlegende Klärung erfordert einen Gussstückkontraktion stimmung mit dem Gießer erfolgen.
großen Erfahrungshorizont. Im Idealfall sollten > zweckmäßige Anordnung der Formteilung
verfahrensspezifische Vorteile möglichst be- > ausreichend große Kernlagerung 4.2 Teilung
reits vor der endgültigen Festlegung der Bau- > Versteifung großer Flächen durch Verrip- Die Teilungsebene einer Sandform oder Kokille
teilgeometrie berücksichtigt werden. Folgende pung soll so einfach wie möglich gestaltet werden.
Punkte sollten stets geprüft und berücksich- > Beachtung des Schwindmaßes (siehe Ka- Der Teilungsverlauf am Gussstück soll geradli-
tigt werden: pitel 4.11) nig sein und nicht durch Flächen gehen, deren
1. Wirtschaftlich > ausreichend große Aushebeschrägen (sie- Aussehen durch Abschleifen des Teilungsgra-
2. Funktions- und beanspruchungsoptimiert he Kapitel 4.5) tes beeinträchtigt werden könnte.
3. Gießverfahrens- und werkstoffoptimiert Häufig erlaubt die Konstruktion des Guss-
4. Modell- und formoptimiert Zur Berücksichtigung der spezifischen Belan- stücks keinen ebenen Teilungsverlauf. Auftrag-
5. Putz- und bearbeitungsoptimiert ge der Kupfer-Gusslegierungen sollten bei der geber und Gießer sollten gemeinsam versuchen,
6. Prüfgerecht Konstruktion der Bauteile folgende Punkte be- die einfachste und damit auch wirtschaftlich-
7. Formschön achtet werden: ste Lösung zu finden.
> wenn die Option besteht, auf
Die bei der Erstarrung auftretende Volumen- Druckbeanspruchung auslegen 4.3 Speiserflächen und Anschnittleisten
kontraktion (bei den Kupfergusslegierungen be- > zur Minimierung lokaler Speiserflächen und Anschnittleisten sind not-
trägt sie etwa 5 – 7%) und dadurch entstehen- Belastungsspitzen Krafteinwirkung auf wendig, um eine optimale Formfüllung und Er-
de Speisungsdefizite können durch gelenkte große Querschnittsbereiche verteilen starrung zu gewährleisten.
Erstarrung in einem hohen Maße aufgefangen (z. B. Verwendung von Eingießteilen und
werden. Dazu sind folgende Grundvorausset- Gewindeeinsätzen) Das Putzen und Entgraten von Gussstücken
zungen zu erfüllen: (Entfernen von Graten, des Speiser- und An-
> Materialanhäufungen möglichst schnittsystems, …) verursacht Kosten. Bei der
vermeiden, Knotenpunkte auflösen Konstruktion sollten daher folgende Punkte be-
> Wanddicken sollten zum Speiser hin achtet werden:
größer werden Ebene Flächen konstruieren, Innen- und
> Keine scharfen Wandstärkenübergänge Außenflächen müssen für die Putzwerkzeuge
> Querschnittsabstufungen sollten mit der gut zugänglich sein.
Modulrechnung präzise ermittelt werden
(Gießer mit einbeziehen!) Die Beispiele in Bild 5 zeigen, wie man durch
geringfügige konstruktive Änderungen wirt-
schaftlicher und besser putzen kann:
34
4 Werkstoff- und gieSSgerechte Konstruktion
a) ungünstig b) günstig
c) ungünstig d) günstig
e) ungünstig f) günstig
g) ungünstig h) günstig
Bild 5: Beispiele für konstruktive Änderungen zur Optimierung des Abtrennens von Anschnitten und Speisern
35
Tabelle 13: Erreichbare Wanddicken für
die verschiedenen Gießverfahren
Die Tabelle 13 gibt einen Überblick über die Bild 6: Zusammenhang zwischen Wanddicke und Außendurchmesser für stranggegossene Hohlprofile
erzielbaren Wanddicken für die verschiedenen
Gießverfahren.
schlecht: gut:
X-Knotenpunkt H-Knotenpunkt
Bild 7b: Auflösung der großen Wandstärke durch Bild 7c: Knotenpunkt nicht
verrippte Konstruktion einziehen
36
4 Werkstoff- und gieSSgerechte Konstruktion
a) ungünstig b) günstig
c) ungünstig d) günstig
37
Bild 9: Vermeidung von
Formspitzen
a) ungünstig b) günstig
Weiterhin ist es wichtig, dass Übergänge all- schläge für Sandformen. Weiterhin werden in der Augen verstärkt. Das bringt neben einer höhe-
mählich erfolgen und in den Ecken ausgerun- DIN EN ISO 8062 Ausformschrägen definiert. ren Festigkeit und Steifigkeit auch Vorteile bei
det werden. Die Ausbildung solcher Übergän- Es ist geplant zukünftig in der DIN EN ISO der spanenden Bearbeitung, da nur die Augen-
ge und Hohlkehlen sind in den Bildern 9 und 8062-3 einen Anhang mit Zahlenangaben für flächen bearbeitet werden müssen.
10 skizziert. Ausformschrägen in Abhängigkeit der jewei- Demgegenüber lassen sich beim Kokillen-
ligen Fertigungsverfahren (Sand-, Kokillen-, gießen durch die Verwendung genau geführter
4.5 Aushebeschrägen, Auswerferaugen Druck- und Feinguss) zu ergänzen. Details stan- Stahlkerne kleine Bohrungen und Sacklöcher
Beim Sandgießen muss ein einwandfreies Aus- den bei Drucklegung der vorliegenden Schrift gießen. Der Durchmesser muss in einem aus-
heben des Modells ohne Beschädigung der noch nicht fest. reichenden Verhältnis zur Länge der Bohrung
sehr empfindlichen Sandform möglich sein. stehen, siehe Tabelle 14, die Formschräge der
Dazu sind an den Modellwerkzeugen Form- 4.6 Bohrungen, Durchbrüche Kerne muss ausreichend sein.
schrägen vorzusehen, Formschrägen kleiner Beim Sandgießen muss man sich in der Re-
als 2° sind unbedingt zu vermeiden! gel auf das Eingießen durchgehender und ge- Falls die Funktion des Gussstückes eine Ab-
Beim Kokillenguss entstehen durch die Er- nügend großer Bohrungen und Durchbrüche stufung des Bohrungsdurchmessers zulässt,
starrung des Metalls Schrumpfkräfte, die es beschränken. Bei zu geringen Durchmessern sollte diese Möglichkeit ausgenutzt werden.
nötig machen, Abzugsflächen und Formeinsät- kann die erforderliche Kernlagerung nicht rea- Dadurch wird die Betriebssicherheit der Gieß-
ze der Kokillen mit Schrägen zu versehen, um lisiert und damit keine ausreichende Genauig- form erhöht, siehe Bild 11.
den Abguss einwandfrei aus der Form entneh- keit gewährleistet werden.
men zu können. Die Konizität richtet sich nach Kritische Schrumpfkräfte bei großen Lochab-
der Gestalt des Gussstücks. Es ist zu berücksichtigen, dass die Ränder von ständen und relativ dünnem Kern fängt man
Auch Sandkerne erfordern Aushebeschrä- Durchbrüchen bei hoher Belastung mit Span- zweckmäßig durch Anordnung besonderer
gen, um sie fehlerfrei aus dem Kernkasten ent- nungsspitzen behaftet sein können, die Rissbil- „Stützflächen“ zwischen diesen Bohrungen
nehmen zu können. dungen verursachen können. Dem kann durch ab, siehe Bild 12.
Bezüglich der Formschrägen für Gussstücke Anbringung von Wülsten entgegengewirkt wer-
findet man in der DIN EN ISO 10135 Zeichnungs den. In größeren ebenen Flächen werden Boh- Gestaltungsbeispiele von Augen und Wülsten
angaben und in der DIN EN 12890 Wertevor- rungen am besten ein- oder beidseitig durch zeigt Bild 13.
a) b) c)
38
4 Werkstoff- und gieSSgerechte Konstruktion
a) ungünstig
a) ungünstig b) günstig
b) günstig
Bild 11: Abstufung bei gegossenen Bohrungen Bild 12: Stützflächen zum Abfangen der
Schrumpfkräfte bei Bohrungen
c) ungünstig d) günstig
39
a) mit Kern b) ohne Kern, naturgeformt c) ungünstig d) besser: kann bei
Kokillenguss ohne Sand-
kern gegossen werden
4.7 Kerne 4.8 Hinterschneidungen/ Schieber > Schieber können hydraulisch oder
Eine möglichst einfache Formteilung ohne Ab- Generell sollten vom Gussstückkonstrukteur mechanisch bewegt werden
stufungen oder seitliche Durchbrüche liegt im Konturen vermieden werden, die beim Ent- > es ist eine Anordnung in Richtung der
Interesse von Gießerei und Abnehmer. Bild 14 formen eine Hinterschneidung bilden und so- Formöffnung (senkrecht zur Formteilung)
zeigt einige Beispiele wie Sandkerne vermie- mit nur kompliziert oder gar nicht entform- anzustreben
den, vereinfacht oder deren Anzahl minimiert bar sind. > seitliche Schieber können parallel zur
werden können. Formteilung auch schräg zu diesen
Sollte dies nicht möglich sein, besteht die Mög- oder in einem bestimmten Winkel zur
Bei Gussstücken mit Sandkernen ist beson- lichkeit aufwändige, möglicherweise auch kom- Formteilung angeordnet werden, wenn
ders darauf zu achten, dass ausreichend und plexe geteilte Schieber in der Form einzusetzen. genügend Platz vorhanden ist
genügend große Austrittsöffnungen am Guss- Bild 16 gibt ein Beispiel, wie ein mehrteiliger > ineinandergreifende Schieber sind
stück vorhanden sind, um Schieber über eine Konstruktionsanpassung störanfällig und nach Möglichkeit zu
> eine gute Lagerung des Kernes in der durch einen einfachen Schieber ersetzt wer- vermeiden
Form zu erreichen und den kann. > die Genauigkeit eines Lochabstandes
> das Abführen der Gießgase beim Abguss ist am größten, wenn die betreffenden
sicherzustellen sowie Komplizierte Bauelemente mit nicht formbaren Bohrungskerne in derselben
> das einwandfreie Entfernen des Hohlräumen lassen sich vielfach in zwei einfa- Formhälfte oder in demselben Schieber
Kernsandes aus dem Gussstück zu che Gussstücke unterteilen, die anschließend untergebracht werden
ermöglichen. zusammengefügt werden müssen. Eine beson-
dere Eignung weisen hier Kupfer-Aluminium- 4.9 Schriftzeichen
Bei manchen Gussstücken mit mehreren Hohl- Gusslegierungen auf. Warenzeichen, Ziffern, Einstellmarken, Verzie-
räumen ist es oft durch entsprechende Ver- rungen und dergl. können auf Außen- und In-
bindung der Hohlräume miteinander möglich, Für die Verwendung von Schiebern (auch Stahl- nenflächen von Gussstücken – bei Beachtung
die Anzahl der Sandkerne zu verringern, sie- kern oder Kernzug) in Kokillen ist folgendes der nachfolgenden Richtlinien – fertig mitge-
he Bild 15. wichtig: gossen werden.
Die Ausführung nach Bild 17 a ist die ge-
bräuchlichste, da sie den geringsten Aufwand
an Zeit und Kosten beim Anfertigen des Mo-
dells und der Kokille verursacht. Beim Sand-
gussmodell wird das Schriftzeichen aufgesetzt,
während es in die Kokille vertieft eingearbei-
tet wird. Das Schriftzeichen muss so ange-
bracht werden, dass keine Hinterschneidung
entsteht. Diese Ausführung ist gegenüber dem
einströmenden Gießmetall am wenigsten emp-
findlich.
a) schlecht, 2 Kerne b) gut, 1 Kern und bessere Lagerung Bild 15: Konstruktionsbeispiele
zur Reduzierung der erforderlichen
Anzahl an Kernen
40
4 Werkstoff- und gieSSgerechte Konstruktion
a) b) c)
a) ungünstig b) besser
Bild 16: Eliminierung eines mehrteiligen Schiebers durch Überarbeitung Bild 17: Ausführung mitgegossener Schriftzeichen
der Bauteilgeometrie
Bei Gussstücken, auf deren Oberfläche her- 4.10 Bearbeitungszugaben Die DIN EN ISO 8062 (DIN 1680, gilt nicht für
vorstehende Schriftzeichen stören würden Neben der Maßgenauigkeit wird die Bear- Neukonstruktionen) macht allgemeine Anga-
oder beschriftete Flächen bearbeitet bzw. ge- beitungszugabe von folgenden Größen be- ben über Bearbeitungszugaben. Wird die Bear-
schliffen werden müssen, sind die erhabenen stimmt: beitungszugabe minimiert, so begünstigt dies
Schriftzeichen entsprechend Bild 17 b ver- auch die Dichtspeisung, den Materialeinsatz
senkt anzuordnen. > Formverfahren, und Zerspanungsaufwand.
Die Ausführung nach Bild 17 c ist sehr teu- > Schwindungsverhalten der
er. Zudem sind die in der Form erhaben stehen- Gusslegierung, Den Zusammenhang zwischen Bearbeitungs-
den Gravuren der Gefahr der Beschädigung und > Werkstückgröße, zugaben und Allgemeintoleranzen erläutert
des starken Verschleißes ausgesetzt. > Art der Wärmebehandlung. Bild 18.
a) Außenmaß b) Innenmaß
41
Tabelle 15a: Erforderli-
che Bearbeitungszugaben
nach DIN EN ISO 8062-3
Die Tabellen 15a und b enthalten die Bearbei- 4.12 Toleranzen > Schwindungsverhalten des Gussstücks in
tungszugaben für den Sand-, Kokillen-, Druck- Die Maßgenauigkeit von Sandgussstücken und der Form
und Feinguss nach DIN EN ISO 8062. von Konturen, die über Sandkerne abgebildet > Größe und Komplexität des Gussstücks
werden (dies gilt auch für den Kokillenguss) > Schwindung der Gusslegierung
Grundsätzlich ist zu beachten, dass der Gieße- ist verfahrensabhängig: > Dicke der Wandungen und Lage
rei nicht nur die Rohteilzeichnung/-daten für > Maschinengeformter Sandguss ist der betreffenden Partie zur
die Herstellung des Gussstücks, sondern auch maßgenauer als handgeformter. Schwindungsrichtung
die Fertigteilzeichnung/-daten des Werkstücks > Maschinell hergestellte Kerne sind > Art und Lagerung der Kerne
zur Verfügung gestellt werden soll. genauer als handgefertigte. (Kernmarken)
> Metallkernkästen gestatten ein > Spiel der Kerne und Schieber in ihren
4.11 Schwindmaße genaueres Arbeiten als Holzkernkästen. Führungen
Die Schwindmaße sind stark von der Gussle- > Zustand und Abnutzungsgrad des
gierung sowie von der Bauteilkonstruktion ab- Die Modell- und Kokillentoleranzen und die to- Modells und der Dauerform
hängig. Daher können nur Richtwerte angege- lerierten Maße bzw. Allgemeintoleranzen (Ma-
ben werden. Die DIN EN 12890 macht dazu ße ohne Toleranzangabe) sind zwar unabhängig Die größere Genauigkeit ist stets bei Maßen
entsprechende Angaben. Die in der Norm voneinander festgelegt, müssen aber einander zu erzielen, deren Begrenzungsflächen inner-
angegebenen Richtwerte sind in Tabelle 16 zugeordnet werden. halb einer Formhälfte liegen (formgebunde-
aufgeführt, erweitert um Spannen für kon- ne Maße) und nicht durch die Teilung (nicht
struktionsbedingte Abweichungen: Bei sehr Empfehlung: Von einer einseitigen Gussstück- formgebundene Maße) beeinflusst werden,
langen, dünnen Gussstücken mit ungehinder- tolerierung ist abzusehen. siehe Bild 19.
ter Schwindung sind die Schwindmaße größer,
bei behinderter Schwindung z. B. durch Absät- Über die oben genannten Faktoren hinaus wird Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen
ze oder Hinterschneidungen sind die Schwind- die Maßgenauigkeit von folgenden Faktoren tolerierten Maßen und Allgemeintoleranzen.
maße kleiner. beeinflusst: Bei tolerierten Maßen sind die einhaltbaren
Toleranzen, d. h. die erzielbaren Genauigkei-
ten, zu berücksichtigen.
42
4 Werkstoff- und gieSSgerechte Konstruktion
a)
b)
43
Tabelle 17: Einhaltbare
Toleranzen für Druckguss-
Rohteile aus Kupferlegie-
rungen
4.12.1 Einhaltbare Toleranzen verfahren lassen sich durch spezielle, aufwän- > Toleranzgrade für die
(erzielbare Genauigkeit) dige Maßnahmen noch engere Toleranzen ein- Großserienfertigung, Tabelle 18a
Über erzielbare Genauigkeiten gibt es vom Ver- halten. Hier ist jedoch die Absprache mit der > Toleranzgrade für Einzelfertigung oder
ein Deutscher Giessereifachleute (VDG) auf- Gießerei zwingend erforderlich. Kleinserien von Rohgussstücken,
gestellte Festlegungen, siehe Tabelle 17 für Tabelle 18b
Druckguss-Rohteile aus Kupferlegierungen. 4.12.2 Allgemeintoleranzen > Gusstoleranzen als Zahlenwerte,
Die Allgemeintoleranzen sind umfassend in DIN Tabelle 18c
Die Teile werden entsprechend ihrer Raumdia- EN ISO 8062 festgelegt. Die Norm gilt für Neu-
gonale (Erläuterung der Raumdiagonale siehe konstruktionen ab 2008. Anmerkung zur Tabelle 18a:
Bild 20) in Größenklassen eingeteilt. Die Raum- Die angegebenen Toleranzgrade können übli-
diagonale ergibt sich aus: Für ältere Konstruktionen vor 2008 enthält die cherweise bei Großserienfertigung von Guss-
DIN 1680, Teile 1 und 2 das Grundsätzliche stücken eingehalten werden und wenn Ferti-
über Allgemeintoleranzen sowie Angaben über gungsfaktoren, die sich auf die Maßgenauigkeit
die Berücksichtigung der Formschrägen. des Gussstückes auswirken, voll beherrscht wer-
Diese einhaltbaren Toleranzen (erzielbare Ge- den. Die unter Feinguss aufgeführten Grade sind
nauigkeit) sind bei der Festlegung von tole- Ebenfalls für ältere Konstruktionen sind die All- in Abhängigkeit vom Größtmaß zu wählen.
rierten Maßen zu berücksichtigen. Erhöhte An- gemeintoleranzen für Längen- und Dickenmaße
sprüche an die Maßgenauigkeit setzten einen in DIN 1687, Teil 1 für den Kupfer-Sandguss, in Für komplizierte Gussstücke wird ein Grad grö-
entsprechend höheren Aufwand für die Kokil- DIN 1687, Teil 3 für den Kupfer-Kokillenguss ßer empfohlen.
len/Druckgussformen und für die Fertigung und in DIN 1687, Teil 4 für den Kupfer-Druck-
voraus. Nicht zuletzt aus Kostengründen soll- guss aufgeführt. Anmerkung zur Tabelle 18b:
ten daher allgemein nur funktionsnotwendige Die Werte in dieser Tabelle gelten allgemein für
Genauigkeiten gefordert werden; so genau wie Die DIN EN ISO 8062 enthält ausschließlich Nennmaße über 25 mm. Für kleinere Abmes-
notwendig, so grob wie möglich. Bei allen Gieß- für Sandguss: sungen können üblicherweise aus wirtschaft-
lichen und praktischen Gründen engere Tole-
ranzen wie folgt festgelegt werden:
Nennmaß bis 10 mm: drei Grade enger
Nennmaß 10 bis 16 mm: zwei Grade enger
Nennmaß 16 bis 25 mm: ein Grad enger
44
4 Werkstoff- und gieSSgerechte Konstruktion
45
Tabelle 19a:
Toleranzmaße für
Kupfer-Strangguss:
Rundstangen und
Büchsen aus Kup-
fer-Zinn, Kupfer-Zinn-
Zink, Kupfer-Zinn-Blei
(nur zur Information)
Tabelle 19b:
Toleranzmaße für
Kupfer-Strangguss:
Rundstangen und
Büchsen aus Kupfer-
Zink-Legierungen
(+ Mn, Fe, Al) (nur
zur Information)
Tabelle 19c:
Toleranzmaße für
Kupfer-Strangguss:
Rundstangen und
Büchsen aus Kupfer-
Aluminium-Legierun-
gen (nur zur Informa-
tion)
46
4 Werkstoff- und gieSSgerechte Konstruktion
47
Schiffspropeller
48
49
WERKBILD Mecklenburger Metallguss GMBH
5 Prozesssimulation zur Bauteil- und
Werkzeugauslegung
Die gießtechnische Simulation ist heute eine 5.2 Mathematische und physikalische nen und dem Steigerungsverhalten von ein-
akzeptierte und zuverlässige Technik, mit der Modelle zelnen Legierungselementen, die zu einer Ver-
der gesamte Entwicklungsprozess eines Bau- Bei der gießtechnischen Simulation wird mit schiebung einzelner Phasenanteile oder sogar
teils bis hin zur Gießwerkzeug- und Prozes- Hilfe von numerischen Methoden der gesam- zu neuen Phasen führen können. Die Berech-
sauslegung begleitet wird. te Gießprozess möglichst realitätsnah abge- nung erfolgt für jeden Zeitschnitt und in jedem
Die zunehmende Integration der gießtech- bildet, d. h. modelliert. Volumenelement.
nischen Simulation in die virtuelle Entwick- Die numerische Simulation nutzt für die
lung, verknüpft mit anderen CAE-Techniken, Berechnung der einzelnen Prozessschritte ver- Porositäten:
wie der FE-Analyse, hilft bei der Umsetzung schiedene mathematische Modelle. Die Mechanismen für die Bildung von Porosi-
von Forderungen nach immer komplexer wer- Folgende Modelle haben sich etabliert: täten sind Speisungsdefizite des schwinden-
denden Bauteilen. Seit vielen Jahren wird da- den Werkstoffes während der Erstarrung und
mit die Bauteilentwicklung bei der Erstellung Formfüllung bzw. Gießvorgang die Ausscheidung von Gasporen. Porositäts-
gießgerechter Konstruktionen unterstützt und Die Modellierung der Formfüllung bzw. des modelle in den gießtechnischen Simulations-
die Auslegung der Gießprozesse vorhersagbar Gießvorgangs erfolgt unter Verwendung der programmen berücksichtigen diese Bildungs-
und sicherer gemacht. Für den Bauteilentwick- dreidimensionalen Navier-Stokes’schen Diffe- mechanismen.
ler treten die neuen Möglichkeiten zur Simula- rentialgleichungen, die mit der Fourier’schen
tion von lokalen Bauteileigenschaften immer Wärmeleitungsgleichung gekoppelt gelöst wer- Lokale Bauteileigenschaften:
stärker in den Vordergrund, um die noch vor- den müssen. Aus der Berechnung der Gefügeausbildung im
handenen Werkstoffpotenziale in der Konstruk- Bauteil können mit dem gießtechnischen Simu-
tion auszuschöpfen. Erstarrung: lationsprogramm quantitative Aussagen zu loka-
Zum Modellieren der Erstarrung wird die len Bauteileigenschaften abgeleitet werden.
5.1 Zielsetzungen der gießtechnischen Fourier’sche Wärmeleitungsgleichung ver-
Simulation wendet, unter Berücksichtigung der Wärme- 5.3 Aufbau der Programme
> Unterstützung bei der gießgerechten übergänge zwischen Gussstück und Form bzw. Die gießtechnischen Simulationsprogramme
Entwicklung von Bauteilen Formstoff, Gussstück und Kühleisen, Form und sind wie alle Programme zur numerischen Si-
> Bereitstellen von lokalen Kühlkanälen sowie Form und Umgebung. mulation in drei Hauptbereiche gegliedert.
Bauteileigenschaften zur optimalen > Preprocessing: Modellierung
Ausnutzung des Werkstoffpotenzials Gusseigenspannungen und Verzug: von Gussstück und Gießsystem.
und Verbesserung von Aussagen zur Die dreidimensionale Modellierung der Entste- Schnittstellen zu CAD und
Lebensdauervorhersage hung von Eigenspannungen und Verzug erfolgt FE-Programmen
> Auslegung der Gießwerkzeuge unter Berücksichtigung des realen, nicht line- > Mainprocessing: Eingabe der Prozess-
> die Erkennung und Vermeidung von aren Werkstoffverhaltens. Bei dünnwandigen, und Berechnungsparameter und
Gussfehlern vor ihrem Auftreten in der flächigen Bauteilen muss das Gleiten des Bau- Durchführung der Berechnung mit dem
Gussstückproduktion und /oder teils entlang der Werkzeugoberfläche während Lösungsprogramm, dem Solver
> die Planung der Optimierung der des Abkühlens in der Gießform im Rechenmo- > Postprocessing: Auswertung der
Gussproduktion dell berücksichtigt werden. Dies wird durch In- Simulationsergebnisse, FE-Schnittstellen
tegration eines Kontaktalgorithmus in die Be-
rechnung realisiert. Datenbank:
Bestandteil der gießtechnischen Simulations-
Lokale Gefüge: programme ist eine umfangreiche Datenbank
Mit Mikromodellen kann die Bildung von Ge- mit den thermophysikalischen und thermome-
fügen berechnet werden. Die Berechnung der chanischen Materialdaten für die bei der Be-
Gefüge erfolgt auf der Grundlage der Legie- rechnung relevanten Werkstoffe wie Gussle-
rungszusammensetzung aus den Gleichge- gierungen, Formstoffe usw.
wichtsphasen, der Kinetik, mit der einzelne
Phasen bei einer Temperatur wachsen kön-
50
5 Prozesssimulation zur Bauteil- und Werkzeugauslegung
WERKBILD PIAD Piel & Adey GMBH & CO. KG
Zahnstange, verwendet
in der Medizintechnik
51
5.5 Simulation in der Hierzu empfiehlt es sich, nachfolgende Fra-
Lebensdauervorhersage gestellungen zu klären und verbindlich fest-
Die Ergebnisse der Gefügeberechnung, der zulegen:
Berechnung der Gusseigenspannungen und > In welchen Fällen wird simuliert?
der lokalen Bauteileigenschaften können über > Welche Ressourcen werden in welchem
Schnittstellen auf FE-Modelle der Lebensdau- Umfang eingesetzt?
erberechnung übertragen werden und verbes- > Integration der gießtechnischen
sern so die Aussagefähigkeit dieser Berech- Simulation: Wann wird mit der Simulation
nungen wesentlich. begonnen?
5.6 Technische und organisatorische Empfohlen wird diese schon mit dem ersten
Integration 3D-Bauteildesign durchzuführen, um in diesem
Dem frühzeitigen Einbinden der gießtechni- sehr frühen Stadium der Bauteilentwicklung er-
schen Simulation in die Bauteilentwicklungs- ste Erkenntnisse über das gießtechnische Ver-
kette kommt eine große Bedeutung zu. Nur halten des Bauteils zu erhalten und mögliche
so kann das gesamte Potenzial der Möglich- Problembereiche konstruktiv zu verändern. Zu
keiten in die Entwicklung der Bauteile und in diesem Zeitpunkt kann eine solche sehr schnell
die Prozessplanung einfließen, damit Maßnah- durchzuführende Erstarrungssimulation für die
men aus den Ergebnissen eingeleitet und um- Absicherung des späteren Fertigungsprozes-
gesetzt werden. ses sehr hilfreich sein.
Die technische Integration erfolgt über > Wann und von wem werden die
Schnittstellen, mit deren Hilfe die Informatio- Ergebnisse ausgewertet?
nen aus der gießtechnischen Simulation auf > Wem werden die Ergebnisse zur weiteren
andere CAE-Programme zur weiteren Verwen- Verwendung zur Verfügung gestellt?
dung transferiert werden können. Die Schaf- > Welche Maßnahmen werden auf Grund
fung von organisatorischen Strukturen zur In- der Simulation zur Durchführung
tegration der gießtechnischen Simulation ist freigegeben?
ein weiterer wichtiger Aspekt. > Wer gibt Maßnahmen frei und wer ist für
Es sind Fragestellungen, sowohl für den deren Umsetzung zuständig?
internen Ablauf von Simulationsprojekten in > Wie wird dokumentiert und berichtet?
den Gießereien und bei den Gussstückendab-
nehmern, als auch in der Kooperation dersel- Diese Punkte sollen dafür sensibilisieren, dass
ben miteinander zu klären. mit den technischen Möglichkeiten der Simula-
Die organisatorische Einbindung der tion eine große Menge an zusätzlichen Informa-
gießtechnischen Simulation in die QS-Syste- tionen geschaffen wird. Diese können nur dann
me wird heute von Unternehmen erfolgreich erfolgreich genutzt werden, wenn auch eine In-
praktiziert. tegration dieser Technologie in die Organisati-
onsstrukturen der Unternehmen erfolgt.
52
5 Prozesssimulation zur Bauteil- und Werkzeugauslegung
53
6 Spanabhebende Bearbeitung
Tabelle 20:
Einteilung der Kupfer-
Gusslegierungen nach
Zerspanungsklassen
54
7 Oberflächenbehandlung
55
8 Verbindungstechnik
Bei den Verbindungsverfahren wird gemäß löten. Die Hartlötbarkeit ist nur dann ge- eingesetzt. Wegen der hohen Wärmeleitfähig-
T abelle 23 in lösbare und unlösbare Verbin- währleistet, wenn eine Wasserstoffaufnah- keit der Kupfer-Gusslegierungen müssen einige
dungen unterteilt. me beim Lötvorgang durch Schutzgas ver- zu verschweißende Bauteile auf 500 -700 °C
Kupferlegierungen sind löt- wie auch hindert wird. Beim Hartlöten von CuCr1-C vorgewärmt werden.
schweißbar und klebgeeignet. Bei der Eignung kann ein Verlust an Festigkeit in Abhängig- > Bei nicht sauerstofffreiem Cu-C ist durch
der Kupferlegierungen zum Löten und Schwei- keit von Arbeitstemperatur und Dauer der eine Schutzgasabdeckung die Wasserstoff-
ßen bestehen deutliche Unterschiede, Tabel- Wärmeeinwirkung erfolgen. aufnahme aus der Atmosphäre zu verhin-
le 24. Klebeverfahren setzen sich in einigen > Die Kupfer-Zinn- und Kupfer-Zinn-Zink-Blei- dern (⇒ Wasserstoffkrankheit).
Anwendungsfällen durch. Sie eignen sich für Gusslegierungen verhalten sich beim Löten > Bei CuCr1-C kann das Schweißen nur im lö-
alle aufgeführten Werkstoffe. ähnlich wie Kupfer. Zu beachten ist, dass bei sungsgeglühten Zustand durchgeführt wer-
Nachfolgend werden Hinweise zum Löten, höheren Bleigehalten die Löttemperaturen den. In der Regel wird dieser Werkstoff nur
Schweißen und Pressen für die verschiedenen so niedrig zu halten sind, dass kein Blei aus- fertigungsgeschweißt.
Werkstoffgruppen gegeben. Details sind verschie- schmilzt. Mit steigendem Aluminiumgehalt > Das Schweißen von CuZn-Gusslegierungen
denen DKI-Informationsdrucken zu entnehmen. wird die Lötfähigkeit verschlechtert. ist schwierig, da Zink bereits ab 906 °C ver-
> Die Kupfer-Nickel-Gusslegierungen können dampft. Durch Siliciumzusätze im Schweiß-
8.1 Löten beim Löten wie Kupfer behandelt werden. zusatzwerkstoff wird die Zinkausdampfung
Die Lötverfahren werden eingeteilt in das Da bei Bauteilen aus diesen Legierungen eingedämmt. Punkt- und Stumpfschwei-
Weichlöten (Prozesstemperatur < 450 °C) und meist Meerwasserbeständigkeit gefordert ßungen sind möglich.
das Hartlöten (Prozesstemperatur > 450 °C). wird, ist die Korrosionsbeständigkeit ein > CuSn- und CuSnZn-Gusslegierungen wer-
Die Prozesstemperaturen liegen meist im Be- wichtiges Auswahlkriterium für das Lot. den nach dem WIG- und MIG-Verfahren unter
reich der Schmelzintervalle der Lote. > Die CuAl-Gusswerkstoffe sind wegen des Verwendung der Zusatzwerkstoffe S-CuSn6P
Die Weichlote sind nach DIN EN ISO 9453 Aluminiumgehaltes nur bedingt weich- und und S-CuSn12P geschweißt. Legierungen
und DIN 1707-100 genormt. hartlötbar. mit höheren Bleigehalten sind wegen der
Die Flussmittel beim Weichlöten nach DIN Ausschmelzgefahr nur bedingt schweißbar.
EN ISO 9454 wirken korrosiv und müssen nach Flussmittel für das Hartlöten von Kupferlegie- CuSnPb-Gusslegierungen werden wegen der
dem Lötvorgang sorgfältig entfernt werden. rungen sind nach DIN EN 1045 genormt. hohen Blei-Gehalte nicht geschweißt. Wider-
standsschweißungen an CuSn- und CuSnZn-
Hartlote sind nach DIN EN 1044 genormt. Sie 8.2 Schweißen Gusslegierungen sind möglich.
werden unterteilt in: Kupfer und Kupferlegierungen sind gut schweiß- > CuNi-Gusslegierungen können durch Le-
- Kupfer-Zink-Lote (Messinglote) und bar, jedoch bestehen Unterschiede zwischen gierungszusätze hinsichtlich ihrer Schweiß-
- Kupfer-Silber-Lote (Silberlote). den Legierungsgruppen. Das MIG- und das eignung entscheidend verbessert werden.
> Rein-Kupfer (Cu-C) lässt sich ausgezeichnet WIG-Schweißverfahren werden hauptsächlich Um die Korrosionsbeständigkeit sicherzu-
stellen, ist S-CuNi30Mn1FeTi als Schweiß-
zusatzwerkstoff bevorzugt einzusetzen. Wi-
derstandsschweißungen sind wegen der
geringen Wärmeleitfähigkeit dieser Legie-
rungen sehr gut möglich.
> Die CuAl-Gusslegierungen sind relativ gut
schweißbar. Zum Widerstandsschweißen
eignet sich diese Legierungsgruppe eben-
falls gut.
56
8 Verbindungstechnik
dere bei korrosionsbeanspruchten Schweißkon- behandelt werden. Die Bindefestigkeit und Al- nen müssen Pressfittings ein DVGW-Prüfzei-
struktionen zu verwenden sind. terungsbeständigkeit der Klebenaht hängen chen besitzen.
DIN 8552-3 enthält Richtlinien für die entscheidend von der sorgfältigen Reinigung Eine Zusammenstellung von Bestimmun-
Schweißnahtvorbereitung. und mechanischen bzw. chemischen Vorbe- gen und gültigen technischen Regeln für das
handlung der zu klebenden Flächen ab. Verbinden von Kupferrohren in Gas- und Was-
8.3 Kleben serinstallationen hat der DVGW im Arbeitsblatt
Das Kleben als Fügeverfahren ist auf Kup- 8.4 Pressen GW2 herausgegeben.
fer und seine Legierungen anwendbar, wobei Das Pressen gehört zu den unlösbaren Verbin-
durch Zusätze zum Klebstoff entweder eine dungsverfahren. Verbindungsstücke (Pressfit-
gute elektrische Leitung oder eine hohe Iso- tings) werden aus Kupfer, CuZn-Legierungen
lierwirkung der Klebschicht erreicht werden (Messing) oder CuSnZn-Legierungen (Rotguss)
kann. Die zu klebenden Flächen müssen vor- gefertigt. Für Trinkwasser- und Gasinstallatio-
57
9 Qualität
Die Technische Richtlinie beschreibt, wie Guss- eingesetzt, da der Aufwand für eine 9.1.4 Rissprüfung
stücke konstruiert werden sollen, damit diese Serienüberwachung zu hoch ist; (Farbeindringverfahren)
prozessfähig herstellbar sind. In diesem Kapi- die Porenverteilung kann mit dieser Eine Rissprüfung (auch Farbeindringprüfung)
tel werden die vom Kunden gestellten allgemei- Prüftechnik genau bestimmt werden kann zur Detektion von oberflächenoffenen
nen Spezifikationen zu Gefüge, Oberfläche oder > Probefräsung, Schliffe: Porenauswertung Fehlern bei Gussstücken aus nicht porösem
Bemustern behandelt. Weiterhin wird beschrie- (mikroskopisch) am vereinbarten Schliff Material angewandt werden. Zu diesen Feh-
ben wie die geforderten Eigenschaften in den entweder nach Vergleichstabellen, lern zählen zum Beispiel Risse, Überlappun-
Gießereien geprüft werden können. Grenzmustern oder durch gen, Falten und Poren.
rechnerunterstützte Bildanalyse
9.1 Werkstoff, Gefüge, mechanische Das Prinzip der Prüfung ist es, dass zunächst
Eigenschaften, Oberfläche Da die Volumendefizite in Gussstücken sto- ein sogenanntes Eindringmittel über einen zu
9.1.1 Chemische Zusammensetzung chastisch schwanken, geben die Verfahren nur prüfenden Bereich eines zuvor gereinigten und
Die chemische Zusammensetzung des Guss- einen Hinweis auf die auftretenden Porositä- getrockneten Gussstücks aufgebracht wird.
werkstoffs, die naturgemäß das Gefüge beein- ten für die einzelnen Gussstücke. Daher sind Das Eindringmittel entspricht einer gefärbten
flusst, wird in der Regel mit einem Funkenspek- auch Grenzmuster für die Porenbestimmung bzw. fluoreszierenden Flüssigkeit mit niedriger
trometer (F-OES) überprüft. problematisch. Viskosität, welche aufgrund der Kapillarwir-
kung auch in sehr feine Risse eindringen kann.
9.1.2 Gefüge Die rechnerische Simulation der Formfüllung Nach diesem Vorgang wird das Gussstück zwi-
Das Gussgefüge wird neben dem Werkstoff und Erstarrung für Gussstücke ist soweit ent- schengereinigt. Anschließend wird eine Schicht
maßgeblich von den Fertigungsbedingungen wickelt, dass bereits in der Konstruktionsphase Entwickler – eine saugfähige Flüssigkeit, wel-
sowie der Gussstückgeometrie beeinflusst. Bei porengefährdete Bereiche aufgezeigt werden. che das Eindringmittel aus den Rissen heraus-
Gussstücken mit höheren mechanischen Be- Durch geeignete Änderungen am Gussstück zieht – aufgebracht. Die Fehlstellen können
anspruchungen oder zur Schichtdickenbestim- und im Anschnittsystem lassen sich Gegen- dann beispielsweise in einem abgedunkelten
mung bei oberflächenveredelten Gussstücken maßnahmen bereits vor der Werkzeugherstel- Raum und unter Schwarzlicht sichtbar gemacht
werden metallografische Schliffe zur Beurtei- lung treffen und die Gefahr zur Porenbildung werden. Die optische Prüfung erfolgt mit dem
lung der Gefüge angefertigt. im Gussstück minimieren. bloßen Auge; ggf. können auch Vergrößerungs-
gläser oder kontrastverstärkende Brillen be-
Grundsätzlich sollen Gusstücke so konstruiert 9.1.3 Mechanische Eigenschaften nutzt werden.
werden, dass diese im Anwendungsfall mit den Zur Bestätigung der Konformität von Guss-
verfahrenstechnisch bedingten Gefügedefek- stücklosen werden die mechanischen Eigen- Weitere Angaben zu diesem Prüfverfahren sind
ten (Gasporositäten, Volumendefiziten) den Be- schaften im Zugversuch allgemein nach DIN der DIN EN 571-1 und der DIN EN 1371-1 zu
anspruchungen standhalten. Die BDG-Richtli- EN ISO 6892-1 an Proportionalstäben geprüft. entnehmen. Von der DIN EN 1371-1 sind ei-
nie P 211 zur Kennzeichnung von Porosität gibt Der Zugversuch liefert Werte zur Zugfestigkeit, nige Werkstoffgruppen ausgenommen. Grund
Hinweise, wie der Kunde Porenforderungen in Dehngrenze und Bruchdehnung. Die DIN EN dafür ist das Erstarrungsverhalten, das zu mög-
der Zeichnung definieren kann. 1982 regelt für den Sand-, Kokillen- und Strang- licher Fehlinterpretation führt.
guss spezifische Vorschriften zum Gießen und
Üblicherweise werden Teile im Hinblick auf Po- zur Entnahme der erforderlichen Probestäbe. 9.1.5 Druckdichtheitsprüfung
ren bei Fertigungsbeginn und während der Fer- Vorgaben zur Härteprüfung nach Brinell macht Die Druckdichtheitsprüfung kann bei Gussstüc-
tigung, je nach Anforderungen, statistisch oder die Norm DIN EN ISO 6506-1. ken angewendet werden, die Bestandteil eines
bis zu 100% geprüft durch: Bauteiles sind, das einem Innendruck ausge-
> Röntgen: schneller qualitativer Überblick, setzt ist. Es wird geprüft, ob Undichtheit auf-
bei dem jedoch nur mit hohem Aufwand tritt. Die Druckdichtheitsprüfung kann nach
die Porengröße und Anzahl bestimmt Absprache hydraulisch oder pneumatisch aus-
werden kann geführt werden.
> Computertomografie (CT-Röntgen):
vorwiegend in der Produktentwicklung
58
9 Qualität
Geteilte Kugelbüchse
WERKBILD Dillenberg GMBH
59
Wohnungs-Wasser-
zählerstrecke
WERKBILD Gebr. KEmper GMBH & Co. KG
Der Hersteller sollte auch im Eigeninteresse ei- zulassen. Das Etikettieren kann manuell mit
ne präzise Kennzeichnung der Teile anbringen. herkömmlichen Etikettiergeräten (Handaus-
Damit ist er in der Lage schnell und erfolgreich zeichner) oder automatisiert mit Labeldruckern
fehlerhafte Teile zu identifizieren. Hier wird die erfolgen. Es stehen diverse Etikettengrößen
Bedeutung der Identifizierbarkeit von Bautei- und -materialen sowie unterschiedlich stark
len zur Rückverfolgung bis zum jeweiligen Fer- haftende Klebstoffe zur Verfügung. In der Wahl
tigungsschritt deutlich. Eindeutige Identifika- der Beschriftung ist der Anwender relativ frei;
tion und präzise Rückverfolgbarkeit bzgl. des beschränkt wird diese lediglich durch die Grö-
Fertigungsdatums können helfen, wirtschaft- ße des gewählten Etiketts sowie durch die ge-
liche Schäden zu minimieren. wünschte Schriftgröße.
9.4 Beispiele für Kennzeichnungsarten Im Regelfall werden für kleine und mittlere Se-
Gegossene Schriftzüge und Gießdatumsstem- rien und für Teile ohne besonderen Anspruch
pel: Herkömmlich werden Beschriftungen an (z. B. Gehäuse) Monatsdatumsstempel ver-
Gussstücken direkt durch das Gießen reali- wendet. Für anspruchsvolle und dokumenta-
siert. Damit kann ein Großteil der oben genann- tionspflichtige Teile hat sich in der Praxis das
ten Kennzeichnungsvorgaben realisiert wer- manuelle Etikettieren mit Handauszeichnern
den. Unterschiedliche Ausführungen können bewährt. Eine komplette Rückverfolgbarkeit
zum Anbringen des Gießdatums angewendet über jeden Prozessschritt ist bei allen Verfah-
werden. Bewährt haben sich verschiedene Ar- ren nur bedingt oder sehr kostenaufwändig dar-
ten von in das Gießwerkzeug eingeschraubten stellbar (siehe hierzu auch Stellungnahme des
Datumsstempeln. Diese können abhängig vom Arbeitskreises QM im BDG zum Thema Rück-
erforderlichen Detaillierungsgrad Angaben zu verfolgbarkeit).
Jahr, Monat, Tag und Schicht beinhalten. Da-
zu sind dann jeweils ein bis zwei Datumsstem- Data Matrix Code: Die Größe des rechtecki-
pel vorzusehen. Voraussetzung dafür ist, dass gen 2D-Codes ist variabel. Die Symbolelemen-
konstruktiv im Gießwerkzeug, d. h. letztlich te sind quadratisch. Das Suchelement besteht
am Bauteil selbst ausreichend Platz für diese aus einer waagerechten und einer senkrechten
Schraubstempel zur Verfügung steht. Begrenzungslinie, die die Ecke beschreibt, die
bei der Lesung zur Orientierung dient. Größe-
Prägen und Drucken: Deutlich unabhängiger re Codes besitzen sogenannte Gitterausrich-
von der Bauteilgeometrie sind Kennzeichnun- tungsbalken. Das Auslesen ist in Stillstand und
gen, die nach dem Gießen angebracht werden. Bewegung möglich und richtungsunabhängig.
Als moderne Verfahren zur dauerhaften Kenn- Aufgebracht werden kann der Code direkt auf
zeichnung werden hier das Ritzprägen, das Na- das Gussstück oder auf ein Etikett oder einen
delprägen oder die Laserbeschriftung genannt. Beleg. Die Rekonstruktion des Dateninhaltes
Weniger haltbar, aber genauso gut geeignet ist selbst dann noch möglich, wenn bis zu 25%
sind Farbdruckverfahren. des Codes zerstört oder abgedeckt sind. Da-
ta Matrix ist bei AIM standardisiert, eine Spe-
Etikettieren: Neben den vorstehend genann- zifikation ist dort erhältlich.
ten „unverlierbaren“ Kennzeichnungen kann
auch der Einsatz von Beschriftungsetiket-
ten infrage kommen. Sinnvoll ist dies immer
dann, wenn die Größe eines Bauteils, seine
Geometrie oder der Wunsch des Kunden eine
Kennzeichnung mit anderen Verfahren nicht
60
61
9 Qualität
[1] Arnoud; D.: The Elevated Temperature Pro- DIN EN 1981 Kupfer und Kupferlegierungen –
perties of Cast Copper Alloys, 1972, Incra Vorlegierungen
Project No 182 DIN EN 1982 Kupfer und Kupferlegierungen –
[2] Landolt-Börnstein IV Bd., Teil 2b, 1964, Blockmetalle und Gussstücke
S.720 DIN EN 1173 Kupfer und Kupferlegierungen –
[3] Copper Alloy Casting Design Reference Zustandsbezeichnungen
Data and Foundry Design Requirements DIN EN 1412 Kupfer und Kupferlegierungen –
CDA Publication 76, 1970 Europäisches Werkstoffnummernsystem
[4] Standards Handbooks: Cast Products; Data DIN EN 1655 Kupfer und Kupferlegierungen –
Specifications /7, 1970 Konformitätserklärungen
[5] Arnoud, D.: Mechanical Properties of Some ISO 1190-1 Kupfer- und Kupferlegierungen
Cast Copper Alloys at Very Low Tempera- DIN EN 12163 Kupfer und Kupferlegierungen –
tures, Fonderie, 249, S. 431-457, 1966 Stangen zur allgemeinen Verwendung
[6] Schmidt: Vergleich einzelner Nichteisen- DIN EN 12164 Kupfer und Kupferlegierungen –
metalle – Gießverfahren Werkstatt u. Be- Stangen für die spanende Bearbeitung
trieb 111, 1978, S. 457/460 DIN 1680-1 Gussrohteile – Allgemeintoleran-
[7] Kaufmann, H.: Betriebsfestigkeit, konstru- zen und Bearbeitungszugaben – Teil 1: All-
ieren + giessen 32 (2007) S. 76-85 gemeines
[8] Nass, U.: „Tragfähigkeitssteigerung von DIN 1687-1 Gussrohteile aus Schwermetallle-
Schneckengetrieben durch Optimierung gierungen – Sandguss – Teil 1: Allgemein-
der Schneckenradbronze“ Dissertation, toleranzen, Bearbeitungszugaben
Ruhr-Universität Bochum, 1995, DIN 1687-3 Gussrohteile aus Schwermetall-
ISBN 3-89194-120-X legierungen – Kokillenguss – Teil 3: Allge-
meintoleranzen, Bearbeitungszugaben
DIN 1687-4 Gussrohteile aus Schwermetallle-
gierungen – Druckguss – Teil 4: Allgemein-
toleranzen, Bearbeitungszugaben
DIN EN ISO 8062-1 Geometrische Produktspe-
zifikation (GPS) – Maß-, Form- und Lageto-
leranzen für Formteile – Teil 1: Begriffe
DIN EN ISO 8062-3 Geometrische Produktspe-
zifikation (GPS) – Maß-, Form- und Lageto-
leranzen für Formteile – Teil 3: Allgemeine
Maß-, Form- und Lagetoleranzen und Bear-
beitungszugaben für Gussstücke
DIN EN ISO 6892-1 Metallische Werkstoffe –
Zugversuch – Teil 1: Prüfverfahren bei
Raumtemperatur
DIN EN ISO 6506-1 Metallische Werkstoffe –
Härteprüfung nach Brinell – Teil 1: Prüf-
verfahren
DIN EN ISO 2624 Kupfer und Kupferlegierungen
– Bestimmen der mittleren Korngröße
62
63
10 Schrifttum
64
10 Schrifttum
Sohnstraße 70
40237 Düsseldorf
Internet: www.bdguss.de