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Lösungen liefern. Zukunft bauen.

Betonpraxis
Der Weg zu dauerhaftem Beton

Holcim (Deutschland) GmbH


Einleitung

Einleitung

Die Holcim Betonpraxis vermittelt alle Kenntnisse, die zum


Verständnis des Baustoffs Beton wichtig und Voraussetzung
dafür sind, dauerhaften Beton herzustellen.
Expertenwissen und Erfahrungen aus der Praxis sind in leicht
zugänglicher Form aufbereitet.
In ihrer neuen Auflage berücksichtigt die Betonpraxis die
aktuell gültigen nationalen und europäischen Regelwerke.
Im Besonderen wird auf das Thema Nachhaltigkeit einge-
gangen. Nur die Verwendung geeigneter Ausgangsstoffe, die
richtige Konzeption der Betonzusammensetzung sowie fach-
gerechte Verarbeitung garantieren die Errichtung zukunfts-
fähiger Betonbauwerke.
Die Betonpraxis wurde durch die Mitarbeiter des Technischen
Marketings erstellt. Gerne stehen wir Ihnen auch für eine
individuelle Beratung zur Verfügung.

Copyright by Holcim (Deutschland) GmbH


Verfasser:
Technisches Marketing und Produktmanagement
Holcim (Deutschland) GmbH
Holcim (Süddeutschland) GmbH

4. Auflage 2022

Verkaufspreis:
€ 50,-
Abb. 0.0.1
Testturm Rottweil während der Gleitphase
Satz und Layout:
Technisches Marketing und Produktmanagement
Holcim (Deutschland) GmbH
Holcim (Süddeutschland) GmbH

Haftungsausschluss
Die Hinweise und Empfehlungen der Holcim (Deutschland)
GmbH berücksichtigen die derzeit gültigen Normen, Merk-
blätter und Praxiserfahrungen. Die Informationen sind jedoch
unverbindlich und werden unter Ausschluss jeglicher Haftung
oder Gewährleistung abgegeben.

Der Weg zu dauerhaftem Beton 3

2 Betonpraxis
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis

Inhalt Inhalt

1. Ausgangsstoffe zur Betonherstellung 7. Beton mit besonderen Eigenschaften 9. Vorgefertigte Betonbauteile 11. Anhang
1.1 Zemente 7 7.1 Beton für wasserundurchlässige Bauwerke 128 9.1 Betonfertigteile 262 11.1 Normen, Regelwerke und Richtlinien 303
1.2 Anmachwasser 24 7.2 Frost- und Frost-Tausalzbeständiger Beton 134 9.2 Betonwaren 264 11.2 Merkblätter, Leitfäden und Literaturhinweise 306
1.3 Gesteinskörnungen 26 7.3 Beton mit hohem chemischen Widerstand 136 9.3 Betondachsteine 266
1.4 Rezyklierte Gesteinskörnungen 36 7.4 Leichtverdichtbarer Beton 138 9.4 Porenbeton 267
1.5 Zusatzmittel 38 7.5 Selbstverdichtender Beton (SVB) 142 9.5 Textilbeton/Carbonbeton 268
1.6 Zusatzstoffe 42 7.6 Leichtbeton 146 9.6 Betonbauteile für Küstenschutz 270
1.7 Fasern 48 7.7 Schwerbeton 150
7.8 Faserbeton 152 10. Ursachen und Vermeidung von Betonschäden
2. Nachhaltigkeit 7.9 Hochfester Beton 156 10.1 Entmischung von Beton 274
2.1 Nachhaltig Bauen mit Beton 51 7.10 Spritzbeton 158 10.2 Optische Beeinträchtigung von Betonoberflächen 276
2.2 Ökobilanzen/Umweltproduktdeklarationen 52 7.11 Dränbeton 162 10.3 Schwinden und Rissbildung 282
2.3 CO2-Emissionen bei der Zementherstellung 53 7.12 Zementestrich (CT - Cementitious screeds) 166 10.4 Schäden durch Frost- und Frost-Tausalz-Angriff 288
2.4 CO2-reduzierte Zemente und Betone 55 7.13 Ultrahochfester Beton 170 10.5 Schäden durch chemisch lösenden Angriff 290
2.5 CSC-Zertifizierung 56 7.14 Infraleichtbeton 172 10.6 Schäden durch Sulfatangriff 292
7.15 R-Beton 174 10.7 Schäden durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion 294
3. Beton - Grundlagen und Anforderungen 7.16 Geopolymerbeton 176 10.8 Karbonatisierung und Bewehrungskorrosion 300
3.1 Betontechnologische Grundlagen 58 7.17 Wärmeleitfähiger Beton 178
3.2 Betonentwurf nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 64
3.3 Druckfestigkeit und Expositionsklassen 67 8. Anwendungen
3.4 Betonentwurf nach Performance-Konzepten und Wider- 8.1 Ingenieurbauwerke nach ZTV-ING Teil 3 Massivbau 182 Abb. 0.0.2
Baustelle Gleitschalungs-
standsklassen 74 8.2 Wasserbauwerke nach ZTV-W 184
bau im Gleitmodus, Auf-
3.5 Nachhaltige Betone 76 8.3 Sichtbeton 188 zugstestturm Rottweil

3.6 Stoffraumrechnung 80 8.4 Industrieböden aus Beton 196


3.7 Mehlkorngehalt 82 8.5 Beton für massige Bauteile 208
3.8 Verarbeitbarkeit und Konsistenz 83 8.6 Betonstraßenbau 212
8.7 Tunnelbau 216
4. Betonherstellung und Transport 8.8 Tiefbau (Bohrpfähle, Schlitzwände) 218
4.1 Herstellung 88 8.9 Spezialtiefbau (Dichtwände, Hochdruckinjektionen) 221
4.2 Transport, Betonübergabe und Förderung 90 8.10 Erhaltung und Instandsetzung 222
8.11 Landwirtschaftliche Bauten 226
5. Verarbeitung 8.12 Unterwasserbeton 230
5.1 Einbringen und Verdichten 94 8.13 Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton 234
5.2 Nachbehandlung 96 8.14 Glättbeton 240
5.3 Betonieren bei extremer Witterung 100 8.15 Pumpbeton 246
8.16 Stahlfaserbeton 248
6. Qualitätssicherung und Konformität 8.17 Verfüllbaustoffe 252
6.1 Konformität 108 8.18 Bodenverfestigung 256
6.2 BBQ - zukünftige Anforderungen (BBQ-Klassen) 116
6.3 Eigen- und Fremdüberwachung (ÜK) 122
6.4 Qualitätssicherung auf der Baustelle 124

4 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 5


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zemente
1.0
1.0

1.1
1.1
Allgemeines Zement- und Klinkerproduktion in Deutschland
Zement ist ein hydraulisches Bindemittel. Darunter versteht 2019 wurden in Deutschland ca. 25 Mio. Tonnen Portland-
man einen Stoff, der nach dem Mischen mit Wasser sowohl zementklinker produziert und daraus ca. 35 Mio. Tonnen
an der Luft als auch unter Wasser erhärtet. Der sich dabei Zement hergestellt. Das entspricht einem Klinker-Ze-
bildende Zementstein ist wasserbeständig und weist eine ment-Faktor von ca. 0.71 (Abb. 1.1.1).
hohe Festigkeit auf. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher
Zementarten. Die europäischen und nationalen Regelwerke
unterscheiden zwischen Normalzementen, Normalzementen
mit besonderen Eigenschaften und Sonderzementen.
Geschichtliches
Zusammensetzung, Anforderungen und Eigenschaften der Bereits im Altertum benutzten die Römer hydraulisch erhär-
Normalzemente sind in der europäischen Norm DIN EN 197-1 tende Mörtel. Sie brannten tonhaltigen Kalk und versetzten
geregelt. Für Normalzemente mit besonderen Eigenschaften ihn mit Puzzolanerde oder Ziegelmehl. Zusammen mit geeig-
gilt DIN 1164 Teile 10 bis 12. DIN EN 14216 behandelt die neten Gesteinskörnungen entstand daraus «Opus caementiti-
Gruppe der Sonderzemente, die in Deutschland bisher jedoch um», der römische Beton, der als Vorläufer unseres Betons gilt
nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. und dem Zement seinen Namen gab.

Aus ökologischen, ökonomischen und betontechnologischen Die Entwicklung des modernen Zements begann 1824. Der
Gründen werden in Deutschland zunehmend Portlandkompo- Engländer J. Aspdin erzeugte durch Brennen der Rohstoffe
sit- und Hochofenzemente verwendet. Kalkstein und Ton unterhalb der Sintertemperatur, ein
Diese enthalten neben Portlandzementklinker weitere Haupt- dem heutigen Zement vergleichbares Produkt. Wegen der
bestandteile wie z. B. Hüttensand, Kalksteinmehl oder ge- Ähnlichkeit des daraus hergestellten Betons zum Portland-
brannten Schiefer. Der verstärkte Einsatz von Klinkersubstitu- stein, einem in England häufig für Bauzwecke verwendeten
ten bringt verschiedene Vorteile. Dem Zementhersteller hilft Kalkstein von der Halbinsel Portland, wurde dieses Produkt als
es, natürliche Rohstoffreserven zu schonen und die Kohlendi- Portlandzement bezeichnet.
oxid (CO2) -Emissionen bei der Zementherstellung deutlich zu Knapp 20 Jahre später, 1843, brannte sein Sohn das Gemisch
reduzieren. Der Anwender kann durch den Einsatz von CEM II- aus Kalkstein und Ton bis zur Sintertemperatur von 1.450 °C
und CEM III-Zementen bestimmte Betoneigenschaften, wie z. und erzeugte somit den ersten Portlandzement im heutigen
B. Verarbeitbarkeit, Wärmeentwicklung, Dauerhaftigkeit usw. Sinne.
verbessern.

Klinkerproduktion Zementproduktion Klinker-Zement-Faktor Abb. 1.1.1


Klinkerproduktion,

40.000 0,80 Zementproduktion und


Klinker-Zement-Faktor

Klinker-Zement-Faktor
35.000 Deutschland 2020

Produktion in 1.000 t
Quelle: VDZ, Statistisches
30.000 0,75 Bundesamt, Deutsche
Emissionshandelsstelle
25.000
20.000 0,70
15.000
10.000 0,65
5.000
0,60
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

6 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 7


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zemente Zemente

1.1
1.1

Herstellung Herstellung eines homogenen Rohmehls Mahlen des Klinkers mit Gips und ­Zusatzstoffen zu Zement Abb. 1.1.7
Bindemittelmischanlage
Zement ist ein Gemisch aus mehreren fein aufgemahlenen Die Rohmaterialien aus dem Steinbruch und eventuelle Korrek- Damit aus dem Klinker ein gebrauchsfertiger Zement ent- für Zemente nach Maß
mineralischen Komponenten. Wichtigster Bestandteil ist turstoffe werden in größeren Mengen zwischengelagert und steht, wird er in einer Mahlanlage (Abb. 1.1.5) gemeinsam mit
Portlandzementklinker, der in Portlandzementen einen Anteil vorhomogenisiert. In Kugel- oder Walzenschüsselmühlen (Abb. Gips (3 - 7 %) fein aufgemahlen. Der Gips dient als Erstar-
von mindestens 95 % hat. In anderen Zementtypen kann ein Teil 1.1.3) wird das genau definierte Rohstoffgemisch zu einem rungsregler. Ohne Erstarrungsregler würde der gemahlene
des Portlandzementklinkers durch andere sogenannte Zement- feinen Rohmehl gemahlen und gleichzeitig getrocknet. Zum Klinker mit Wasser innerhalb von wenigen Minuten reagieren
hauptbestandteile ersetzt werden (siehe Abb. 1.1.14). Trocknen werden die heißen Ofenabgase genutzt. Das Rohmehl und erstarren. Über die Mahlfeinheit kann die Festigkeitsent-
Für die Herstellung von Portlandzementklinker wird ein Ge- gelangt anschließend in große Vorratssilos. wicklung des Zements gesteuert werden. Je höher die Mahl-
misch aus Kalkstein und Ton zu einem Rohmehl mit definierter feinheit ist, desto reaktiver ist der Zement. Mit fein aufge-
Abb. 1.1.2 Korngröße und chemischer Zusammensetzung aufbereitet und Brennen des Rohmehls zu Klinker mahlenen, reaktiven Zementen lassen sich hohe Festigkeiten
Schwere Abbauma-
schinen im Steinbruch danach bei 1.450 °C gebrannt. Portlandzement entsteht, indem Der Brennprozess bei rund 1.450 °C (Sintertemperatur) ist der schon nach kurzer Zeit erreichen (Frühfestigkeit).
der Portlandzementklinker gemeinsam mit einer geringen zentrale Schritt bei der Zementherstellung. Bevor das Rohmehl
Menge Kalziumsulfat zu einem feinen Pulver aufgemahlen wird. in den Drehrohrofen (Abb. 1.1.4) eingeleitet wird, durchströmt Je nach Zementart wird der Klinker beim Mahlen (gemeinsame
Im Folgenden werden die einzelnen Produktionsstufen näher es den Wärmetauscherturm und wird dabei in mehreren Stufen Mahlung) oder durch nachträgliches Zumischen vorgemahle-
beschrieben (Abb.1.1.2 bis Abb. 1.1.4). auf fast 1.000 °C erhitzt. Im Ofen wird das Rohstoffgemisch ner Komponenten (getrennte Mahlung) durch andere Zement-
dann bei Sintertemperatur gebrannt. Dabei finden chemische hauptbestandteile ersetzt. Verwendet werden z. B. Hüttensand,
Abbau und Brechen des Rohgesteins Umwandlungsreaktionen statt. Es entstehen neue chemische Kalksteinmehl, gebrannter Schiefer oder Flugasche. Diese
Für die Herstellung einer Tonne Portlandzementklinker benö- Verbindungen, die sogenannten Klinkerminerale. Portlandze- Zemente werden als Portlandkomposit- oder Hochofenzemen-
tigt man gut anderthalb Tonnen Rohgestein (Kalkstein, Mergel mentklinker setzt sich aus mehreren Mineralphasen zusammen, te bezeichnet.
oder Ton). Der Gewichtsverlust entsteht, da beim Brennvorgang die durch ihr unterschiedliches Reaktionsverhalten mit Wasser
Kohlendioxid und Wasser aus dem Rohgestein ausgetrieben die Zementeigenschaften prägen (Abb. 1.1.6). Der zweistufige Herstellungsprozess von Zementen mit
Abb. 1.1.3 werden. Der glühende Klinker wird nach dem Brennprozess dem Klinker- mehreren Hauptbestandteilen über getrennte Mahlung und
Walzenschüsselmühle
zum Feinmahlen des
kühler zugeführt und dort durch Luftzufuhr möglichst rasch auf anschließendes Mischen hat verschiedene Vorteile. Die einzel-
Rohgesteins Das Rohgestein muss nach Möglichkeit so abgebaut werden, eine Temperatur von ca. 100 °C abgekühlt. So bleiben die bei nen Zementkomponenten können individuell mit optimaler
dass die vier wichtigsten Komponenten Kalzium, Silizium, Alumi- 1.450 °C entstandenen Klinkerphasen erhalten. Korngrößenverteilung hergestellt werden. Zementmischan-
nium und Eisen im richtigen Mengenverhältnis vorliegen. Sind Als Brennstoffe finden fossile Energieträger wie Kohle, Öl oder lagen bieten auch den Vorteil hoher Flexibilität. Kurzfristig
einzelne Komponenten im Steinbruch in ungenügender Menge Erdgas nur noch untergeordnet Verwendung. Die Energieerzeu- können Kleinst- bis Großmengen »just in time« produziert und
vorhanden, müssen entsprechende Korrekturstoffe zugeführt gung erfolgt in weiten Teilen über sogenannte Alternativbrenn- auf spezielle Kundenwünsche abgestimmt werden (Abb. 1.1.7).
werden. Hierzu eignen sich neben natürlichen Materialien (Sand, stoffe wie z. B. Altreifen, Kunststoff oder Trockenklärschlamm.
Ton, Eisenerz, etc.) alternativ auch Sekundärrohstoffe aus ande- Dies dient der Ressourcenschonung. Der Einsatz von Biomasse
ren Industrieprozessen z. B. aus der Eisen- und Stahlerzeugung. bzw. nachwachsenden Brennstoffen hilft CO2-Emissionen zu
Dies trägt dazu bei, natürliche Ressourcen zu schonen. reduzieren.

Abb. 1.1.4 Klinkerphase Kurzbezeichnung Eigenschaft Gehalt (durchschnittlich)


Drehrohrofen, das
Herzstück eines Trikalziumsilikat
• hohe Reaktivität
Zementwerks (Alit)
C3S • hohe Frühfestigkeit 60 %
• hohe Hydratationswärme

Dikalziumsilikat
• geringe Reaktivität
(Belit)
C2S • langsame stetige Erhärtung 15 %
• niedrige Hydratationswärme
• maßgebend für das Erstarren
Trikalziumaluminat C3A • sehr hohe Hydratationswärme 10 %
• geringe Sulfatbeständigkeit
Tetrakalziumaluminatverrit • langsame Erhärtung Rohmaterial- → Homogenisierung und → Klinkerherstellung → Zementmahlung
C4AF 8%
(Celit) • hohe Sulfatbeständigkeit gewinnung Rohmehlherstellung und Logistik
Freikalk CaO • kann Treibreaktion verursachen 1%
Abb. 1.1.8
Freies Magnesia MgO • kann Treibreaktion verursachen 1% Produktionsschema Zementherstellung

Abb. 1.1.5 Abb. 1.1.6


Kugelmühle zum Fein- Klinkerphasen
mahlen des Klinkers
mit Gipsstein und
weiteren Hauptbestand-
teilen
8 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 9
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zemente Zemente
1.1

1.1
Hüttensandhaltige Zemente Vorteilhafte Eigenschaften von hüttensandhaltigen Zemente mit gebranntem Schiefer
Hüttensand ist ein altbewährter, qualitativ hochwertiger und Zementen: Gebrannter Schiefer ist ein hydraulisches Bindemittel mit puz- Zement mit gebranntem Schiefer eignet sich besonders für
ökologisch sinnvoller Ersatz für Zementklinker. Seine klinkerähn- • Geringe herstellungsbedingte CO2-Emissionen zolanischen Eigenschaften, das als Zementhauptbestandteil Transportbeton, WU-Beton, Sichtbeton und für sehr dichte
lichen Eigenschaften erlauben wie bei keinem anderen Stoff die • Günstige Verarbeitungseigenschaften verwendet werden kann. Laut Zementnorm werden diese als Betone.
Herstellung von hochwertigen Zementen mit einem Klinkeraus- • Längere Verarbeitungszeiten Portlandschieferzement CEM II/A-T oder B-T bezeichnet. Auch
tauschgrad von bis zu 95 %. Die Nutzung von Hüttensand trägt • Niedrige Wärmeentwicklung und verminderte Riss- Portlandkompositzemente wie CEM II/A-M oder B-M (T-LL) in Herstellung und Eigenschaften von Gebranntem Schiefer
somit in besonderer Weise dazu bei, natürliche Ressourcen zu bildung aufgrund von Temperaturspannungen unterschiedlichen Festigkeitsklassen, ergeben mit gebranntem Wie Kalkstein wird auch der Schiefer durch Sprengung oder mit
schonen und CO2-Emissionen zu vermindern. Portlandhüttenze- • Hohes Nacherhärtungspotential Schiefer und Kalkstein hervorragende Zemente. schweren Maschinen abgebaut (Abb. 1.1.11 und 1.1.12).
mente und Hochofenzemente sind energieeffizient hergestellte • Ausbildung eines dichten Gefüges Durch die Zumahlung von gebranntem Schiefer lässt sich der Der Schiefer wird gebrochen und homogenisiert. Dann wird er
zukunftsorientierte Produkte, die gegenüber reinen Portlandze- • Hohe Dauerhaftigkeit Klinkerfaktor deutlich senken und die CO2-Emission erheblich im Wirbelschichtofen bei rund 800 °C gebrannt (Abb. 1.1.13).
menten immer mehr an Bedeutung gewinnen. • Geringe Ausblühneigung verringern. Gebrannter Schiefer als Zementbestandteil bringt Schiefer benötigt keinen zusätzlichen Brennstoff, durch einen
• Geringer wirksamer Alkaligehalt der Hüttensand- darüber hinaus gewisse betontechnologische Vorteile mit sich. ca. 10 % igen Anteil von Kohlenstoff, brennt Schiefer nach
Hüttensand komponente einmaligem zünden selbständig, ohne Fremdenergie.
Hüttensand ist ein hochwertiges Nebenprodukt der Roheisen- • Helle Betonoberfläche Sein höherer Blaine-Wert bzw. seine höhere Mahlfeinheit Die Verbrennungsenergie wird über Dampfturbinen in elekt-
erzeugung und wird durch Granulation von Hochofenschlacke bewirkt im Beton: rische Energie umgewandelt. Der gebrannte Schiefer besitzt
gewonnen (Abb. 1.1.9). Hierbei wird die flüssige Schlacke durch • besseres Wasserrückhaltevermögen hydraulische und auch puzzolanische Eigenschaften. Fein
Eindüsen von Wasser abgeschreckt, sodass eine feine Körnung • geringere Blutneigung aufgemahlen kann er als Zementkomponente Klinker ersetzen.
entsteht (Abb. 1.1.10). Aufgrund seines glasartigen, nicht • besseren Zusammenhalt Gebrannter Schiefer eignet sich auch hervorragend für An-
kristallinen Zustandes besitzt Hüttensand latent hydraulische • höhere Geschmeidigkeit wendungen in der Bodenverbesserung oder Stabilisierung und
Reaktivität, sehr ähnlich der des Portlandzementklinkers. • höhere Endfestigkeiten Hohlraumverfüllungen.
Hüttensandhaltige Zemente haben eine lange Tradition.
Eisenportlandzement (heute Portlandhüttenzement) ist bereits Die dreifache Nutzung des »Ölschiefers« bei der Holcim
seit 1909 ein genormtes Produkt, Hochofenzement seit 1917. (Süddeutschland) GmbH ist weltweit einzigartig:
1. Nutzung des gebrannten Materials zur Herstellung von
Die Verwendung von Hüttensand ist jedoch nicht nur aus wirt- Bindemitteln/Zement
schaftlicher und ökologischer Sicht interessant, sie bietet dar- 2. Als Energieträger zur Stromerzeugung
über hinaus betontechnologisch nutzbare Aspekte. So können 3. Als Brennstoff und Ausgangsmaterial zur Klinker-
gezielt Zemente mit speziellen Leistungsmerkmalen hergestellt herstellung
werden.
Abb. 1.1.10
Hüttensand
Abgas

Abb. 1.1.9 3 Ölschiefer Elektrofilter


Schema Hüttensand-
erzeugung am Beispiel Abb. 1.1.11 0 - 10 mm
Legende Schieferabbau durch Sprengung
der Granulierungs- Kühlturm
anlage der Holcim
1 Granulierstation 2
(Deutschland) GmbH
am Hochofen B im Wirbel-
Stahlwerk Salzgitter
2 Kondensierturm Schicht-
1 ofen
3 Entwässerungssilos Kondensator
4 Sandfangbecken
Dampf-
6 kessel
5 Heißwasserbecken 7 Dampf- Generator
5 4 Luft turbine
6 Wasserrückkühlanlage

7 Hüttensandtransport 8
Wassergekühlte Förderschnecke
8 Hüttensandfreilager Gebrannter Schiefer
Abb. 1.1.12 Abb. 1.1.13
Schieferverladung mit Radlader Produktionsschema Wirbelschichtofen zur Herstellung von gebranntem Schiefer

10 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 11


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zemente Zemente
1.1

1.1
Abb. 1.1.14 Hauptbestandteile1) Zementarten und geltende Normen
Zusammensetzung der

Nebenbestandteile1) 4)
Zemente für Bauanwendungen wie z. B. die Herstellung von Die neue DIN EN 197-5 wird mit ihrer Einführung zusätzlich

natürlich getempert

Gebrannter Schiefer
Zemente gemäß

Puzzolane natürlich
Hauptzementarten

Kurzbezeichnung

kieselsäurereich
DIN EN 197-1

zementklinker
Beton unterliegen normativen Regelungen. Wichtigste Ze- die Zementtypen CEM II/C und CEM VI regeln (Abb. 1.1.15).
Benennung

Hüttensand

Silikastaub

Puzzolane

Flugasche

Flugasche
Portland-

Kalkstein
kalkreich
mentnorm ist die in Europa einheitlich gültige DIN EN 197.
EN 197-1 legt die Anforderungen an die Familie der Normal- Für die Familie der VLH-Sonderzemente mit besonders niedri-
zemente fest (Abb. 1.1.14). Sie unterscheidet 27 Zemente, ger Hydratationswärme gilt DIN EN 14216 (Abb. 1.1.17).
die je nach Zementzusammensetzung bzw. verwendeter
K S D2) P Q V W T L LL Zementhauptbestandteile in die fünf Hauptzementarten CEM Weiterhin gibt es Normalzemente mit besonderen Eigen-
Portland- 95 - I bis CEM V unterteilt sind. schaften. Hierfür gelten die Normen DIN 1164-10/11/12 bzw.
CEM I CEM I 0-5
zement 100 die DIN EN 197-1 (Abb. 1.1.18).
Portland- CEM II/A-S 80 - 94 6 - 20 0-5
hütten-
zement CEM II/B-S 65 - 79 21 - 35 0-5

Portland- Portlandkompositzement CEM II/C-M und Kompositzement CEM VI (DIN EN 197-5:2020-Tab. 1)


silikas-
CEM II/A-D 90 - 94 6 - 10 0-5
taubze- Zusammensetzung (Massenanteile in %1)) Abb. 1.1.15
ment Zementtypen
Hauptbestandteile DIN EN 197-5, CEM II/C-M
CEM II/A-P 80 - 94 6 - 20 0-5

Hauptzementarten

Nebenbestandteile
und CEM VI

Kurzbezeichnung

kieselsäurereich
zementklinker
Portland- CEM II/B-P 65 - 79 21 - 35 0-5

Hüttensand

Gebrannter
Benennung

Silikastaub)

getempert
Puzzolane

Puzzolane

Flugasche

Flugasche
Portland-

Kalkstein
kalkreich
natürlich

natürlich

Schiefer
puzzolan- CEM
zement 80 - 94 6 - 20 0-5
II/A-Q
CEM II/B-Q 65 - 79 21 - 35 0-5
CEM II/A-V 80 - 94 6 - 20 0-5
CEM II/B-V 65 - 79 21 - 35 0-5 K S D2) P Q V W T L3) LL3)
Portland-
Normalzement nach DIN EN 197-1

flugasche- CEM Portland-


80 - 94 6 - 20 0-5

Zement n. DIN EN 197-5


CEM II zement II/A-W CEM II komposit- CEM II/C-M 50 - 64 <--------------------------------------------- 36 - 50 ------------------------------------------------> 0-5
zement4)
CEM
65 - 79 21 - 35 0-5
II/B-W CEM VI (S-P) 35 - 49 31 - 59 6 - 20 0-5
Portland- CEM II/A-T 80 - 94 6 - 20 0-5 CEM VI (S-V) 35 - 49 31 - 59 6 - 20 0-5
schiefer- CEM Komposit-
zement CEM II/B-T 65 - 79 21 - 35 0-5 VI zement CEM VI (S-L) 35 - 49 31 - 59 6 - 20 0-5

CEM II/A-L 80 - 94 6 - 20 0-5 CEM VI (S-LL) 35 - 49 31 - 59 6 - 20 0-5


CEM II/B-L 65 - 79 21 - 35 0-5
Portland- 1)
Die Werte in der Tabelle beziehen sich auf die Summe der Haupt- und Nebenbestandteile.
kalkstein- CEM 2)
Der Anteil an Silikastaub ist auf 6 % bis 10 % begrenzt.
80 - 94 6 - 20 0-5
zement II/A-LL 3)
Der Anteil an Kalkstein (Summe von L, LL) ist auf 6 % bis 20 % Massenanteil begrenzt.
CEM
4)
Die Hauptbestandteile, außer Klinker, müssen durch die Bezeichnung des Zements angegeben werden (Beispiel: CEM II/V-M (S-V-L) 42,5 N)
65 - 79 21 - 35 0-5
II/B-LL
CEM
Portland- 80 - 94 6 - 20 0-5
II/A-M
komposit-
zement3) CEM Zusätzliche Anforderungen und Grenzwerte für Einzelergebnisse für Kompositzement CEM VI (DIN EN 197-5:2020-Tab. 2)
65 - 79 21 - 35 0-5
II/B-M
Abb. 1.1.16
Anforderungen, ange-
CEM III/A 35 - 64 36 - 65 0-5 Grenzwerte für Zusätzliche Anforderungen
Eigenschaft Prüfung nach Festigkeitsklasse geben als charakteristi-
Hochofen- Einzelergebnisse1) an CEM VI-Zemente
CEM III CEM III/B 20 - 34 66 - 80 0-5 sche Werte1)
zement
CEM III/C 5 - 19 81 - 95 0-5 Sulfatgehalt (als SO3) EN 196-2 alle ≤ 4,0 ≤ 4,5

Puzzolan- CEM IV/A 65 - 89 11 - 35 0-5


CEM IV Chloridgehalt EN 196-2 alle ≤ 0,102) ≤ 0,102)
zement3) CEM IV/B 45 - 64 36 - 55 0-5
1)
Die Anforderungen sind als % Massenanteil des fertigen Zements angegeben.
Komposit- CEM V/A 40 - 64 18 - 30 18 - 30 0-5
CEM V
2)
Der Kompositzement CEM VI darf mehr als 0,10 % Massenanteil Chlorid enthalten. In diesem Fall muss der Wert des Massenanteils an Chlorid von 0,10 %
zement3) CEM V/B 20 - 38 31 - 50 31 - 50 0-5 durch den oberen Grenzwert für den Chloridgehalt ersetzt werden, angegeben als Massenanteil in Prozent mit zwei Dezimalstellen.
Dieser obere Grenzwert muss auf der Verpackung oder auf dem Lieferschein angegeben werden.
1)
Die Werte (in Massen-%) der Tabelle beziehen sich auf die Summe der Hauptbestandteile, d. h. ohne Kalziumsulfat oder Zementzusatzmittel.
2)
Der Anteil an Silikastaub ist auf 10 % begrenzt.
3)
In den Portlandkompositzementen CEM II/A-M und CEM II/B-M, in den Puzzolanzementen CEM IV/A und CEM IV/B und in den Kompositzementen CEM V/A und CEM V/B
müssen die Hauptbestandteile neben dem Portlandzementklinker des Zements angegeben werden.
4)
Stoffe, die als Nebenbestandteile dem Zement zugegeben werden, dürfen nicht gleichzeitig im Zement als Hauptbestandteil vorhanden sein.
5)
In den Puzzolanzementen VLH IV/A und VLH IV/B und den Kompositzementen VLH V/A und VLH V/B müssen die Hauptbestandteile neben Klinker durch die Bezeichnung des
Zements angegeben werden.

12 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 13


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zemente Zemente

1.1
1.1

Abb. 1.1.19 (links)


Sonderzemente nach DIN EN 14216 - VLH-Zemente mit sehr niedriger Hydratationswärme
LH-Zement für
Massiges-Bauteil
Abb. 1.1.17 Hauptbestandteile1)

Nebenbestandteile1) 4)
Sonderzemente nach
Hauptzementarten

Kurzbezeichnung

kieselsäurereich
DIN EN 14216

zementklinker

Puzzolane na-
Benennung

Hüttensand

Gebrannter
Silikastaub

getempert
Puzzolane

Flugasche

Flugasche
Portland-

Kalkstein
kalkreich
natürlich

Schiefer
Abb. 1.1.20 (rechts)

türlich
Bohrpfahlbeton mit
SR-Zement für
Sulfathaltige Böden

K S D2) P Q V W T L LL
Hocho- VLH III/B 20 - 34 66 - 80 0-5
Sonderzemente nach

VLH III fen-


VLH III/C 5 - 19 81 - 95 0-5
DIN EN 14216

zement

Puzzolan- VLH IV/A 65 - 89 11 - 35 0-5


VLH IV
zement3) VLH IV/B 45 - 64 36 - 55 0-5 Mechanische und physikalische Anforderungen
Komposit- VLH V/A 40 - 64 18 - 30 18 - 30 0-5 Neben der Zementart ist für die Kennzeichnung von Zementen Abb. 1.1.21
VLH V Zementfestigkeiten am
zement5) VLH V/B 20 - 38 31 - 50 31 - 50 0-5 die Einteilung in Festigkeitsklassen wichtig. Hierfür werden so-
Mörtelprisma 40 x 40 x
1)
Die Werte (in Massen-%) der Tabelle beziehen sich auf die Summe der Hauptbestandteile, d. h. ohne Kalziumsulfat oder Zementzusatzmittel. wohl die Normfestigkeiten nach 28 Tagen als auch die Anfangs- 160 mm
2)
Der Anteil an Silikastaub ist auf 10 % begrenzt.
3)
In den Portlandkompositzementen CEM II/A-M und CEM II/B-M, in den Puzzolanzementen CEM IV/A und CEM IV/B und in den Kompositzementen CEM V/A und CEM V/B
festigkeiten (nach 2 oder 7 Tagen) berücksichtigt. Die Festig-
müssen die Hauptbestandteile neben dem Portlandzementklinker des Zements angegeben werden. keiten der Zemente werden an definierten Mörtelmischungen
4)
Stoffe, die als Nebenbestandteile dem Zement zugegeben werden, dürfen nicht gleichzeitig im Zement als Hauptbestandteil vorhanden sein.
5)
In den Puzzolanzementen VLH IV/A und VLH IV/B und den Kompositzementen VLH V/A und VLH V/B müssen die Hauptbestandteile neben Klinker durch die Bezeichnung des nach einem Normprüfverfahren bestimmt (DIN EN 196). Für
Zements angegeben werden. jede Klasse der Normfestigkeit 32,5, 42,5 und 52,5 sind nach
DIN EN 197 drei Klassen für die Anfangsfestigkeit definiert: eine
Klasse L mit niedriger, die Klasse N mit normaler und die Klasse
R mit hoher Anfangsfestigkeit. DIN EN 14216 kennt darüber
Zemente mit besonderen Eigenschaften nach DIN EN 197-1 und nach DIN 1164-10 / 11 / 12 hinaus die Festigkeitsklasse 22,5 (Abb. 1.1.22). Für die einzelnen
Abb. 1.1.18
Festigkeitsklassen sind auch die Zeiten für den Erstarrungsbe-
Besondere Eigenschaften Kennz. Norm Zementart Anforderung
Zemente mit besonderen ginn festgelegt.
Eigenschaften nach DIN Niedrige Hydratationswärme LH DIN EN 197-1 CEM I bis CEM IV Hydratationswärme ≤ 270 J/g
EN 197-1 und DIN 1164-
CEM I-SR 0 C3A = 0 M.-%
10/11/12 SO3 ≤ 3,0 M.-% Druckfestigkeit1) Abb. 1.1.22
CEM I-SR 3 C3A ≤ 3,0 M.-% (FK 32,5 N bis 42,5 N) [MPa oder N/mm²] Erstarrungsbeginn2) Zementfestigkeiten

CEM I-SR 5 C3A ≤ 5,0 M.-% SO3 ≤ 3,5 M.-%


Festigkeits- gemäß DIN EN 197-1
klasse Anfangsfestigkeit Normfestigkeit und DIN EN 14216
Hoher Sulfatwiderstand SR DIN EN 197-1 CEM IV/A-SR (FK 42,5 R bis 52,5 R) [min]
C3A ≤ 9,0 M.-% 2 Tage 7 Tage 28 Tage
CEM IV/B-SR
CEM III/B-SR 22,53) - - ≥ 22,5 ≤ 42,5 ≥ 75
Hüttensandgehalt ≤ 66 M.-%
CEM III/C-SR 32,5 L4) - ≥ 12,0
CEM I, CEM II (außer CEM II/B-S), CEM
≤ 0,60
IV und CEM V 32,5 N - ≥ 16,0 ≥ 32,5 ≤ 52,5 ≥ 75
CEM II/B-S ≤ 0,70
32,5 R ≥ 10,0 -
Niedrig wirksamer Alkali-
(na) DIN 1164-10 CEM III/A Hüttensandgehalt < 49 M.-% Na2O-Äquivalent
gehalt
M.-% ≤ 0,95 42,5 L4) - ≥ 16,0
CEM III/A Hüttensandgehalt < 50 ≤ 1,10
M.-% ≤ 2,00 42,5 N ≥ 10,0 - ≥ 42,5 ≤ 62,5 ≥ 60
CEM III/B und CEM III/C
CEM I bis CEM V 32,5 N/R Erstarrungsbeginn ≥ 15 min und < 75 min 42,5 R ≥ 20,0 -
Frühes Erstarren FE DIN 1164-11 CEM I bis CEM V 52,5 N/R Erstarrungsbeginn ≥ 15 min und < 60 min
CEM I bis CEM V 52,5 N/R Erstarrungsbeginn ≥ 15 min und < 45 min 52,5 L4) ≥ 10,0 -
Schnellerstarrend SE DIN 1164-11 CEM I bis CEM V Erstarrungsbeginn ≤ 45 min
52,5 N ≥ 20,0 - ≥ 52,5 ≥ 45
Erhöhter Anteil an
HO DIN 1164-12 CEM I bis CEM V Anteil Zusätze ≤ 1 M.-%
organischen Zusätzen 52,5 R ≥ 30,0 -
1)
Prüfung nach DIN EN 196-1
2)
Prüfung nach DIN EN 196-3
3)
nur bei Sonderzementen nach DIN 14216
4)
nur bei Hochofenzementen mit niedriger Anfangsfestigkeit nach DIN EN 197-4

14 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 15


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zemente Zemente

1.1
1.1

Normbezeichnungen von Zementen Stoffliche Zusammensetzung der Hauptbestandteile


In der DIN EN 197 und DIN 1164 sind die Normbezeichnungen von Zement
für Zemente geregelt. In der unten aufgeführten Tabelle sind
Beispiele zur Systematik und Deutung der Bezeichnungen Dreistoffdiagramm
aufgeführt. Die folgende Abbildung zeigt, bezogen auf die wichtigsten
Hauptoxide CaO, SiO2 und Al2O3 + Fe2O3, die stoffliche
Verwandschaft der Hauptbestandteile von Zement und
Abb. 1.1.23 CEM I 42,5 R
Normbezeichnungen Portlandzementklinker.
Zementart Typ I
der Zemente Zement gemäß
(Portland- Festigkeitsklasse
hohe Anfangser- Mehr als 90 % der Erdrinde bestehen aus den Elementen
DIN EN 197-1 härtung
zement) dieser Hauptoxide.
CEM II A LL 52,5 N
Zementart Typ enthält 6 - 20 % weiterer Haupt-
Zement gemäß Festigkeits- normale An-
II (Portlandkom- weitere Haupt- bestandteil
DIN EN 197-1 klasse fangsfestigkeit 100 %
positzement) bestandteile (Kalkstein) CaO Calciumoxid Abb. 1.1.25
Portlandzementklinker (K) Dreistoffdiagramm
CEM II B M (T-LL) 42,5 N SiO2 Siliciumoxid
10 90
Al2O3 Aluminiumoxid
weitere Haupt- Hüttensand (granulierte
Zementart Typ II enthält 21 - 35 % mehrere weitere bestandteile Fe2O3 Eisenoxid 20
Zement gemäß Festigkeits- normale An- 80 Hochofenschlacke) (S)
(Portlandkom- weitere Haupt- Hauptbestand- (gebrannter
DIN EN 197-1 klasse fangsfestigkeit
positzement) bestandteile teile Schiefer und Silicastaub (D)
Kalkstein) 30 70
CEM III A 42,5 N natürliches und
40 60
natürliches, getempertes

%
Zementart enthält 36 - 65 %

O
Puzzolan (P, Q)

SiO
50

Ca
Zement gemäß Typ III Hüttensand als Festigkeits- normale An- 50
DIN EN 197-1 (Hochofen- weiteren Haupt- klasse fangsfestigkeit

2
zement) bestandteil
60 40 Kieselsäurereiche
CEM III B 32,5 N LH SR (na) Steinkohleflugasche (V)
Zementart enthält 66 - 80 % 70 30
Zement gemäß Typ III Hüttensand als Festigkeits- normale An- niedrige Hydra- hoher Sulfatwi- niedrig wirksa- Kalkreiche Flugasche (W)
DIN EN 197-1 (Hochofen- weiteren Haupt- klasse fangsfestigkeit tationswärme derstand mer Alkaligehalt 80 20
zement) bestandteil
Gebrannter Schiefer (T)
90 10
Kalkstein (L, LL)
100 %
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 %
% AI 2 O 3 + Fe 2 O 3
Abb. 1.1.24 Abb. 1.1.26
Aufschlüsselung der
Normbezeichnungen
CEM II / B - M (T-LL) 42,5 N - LH/SR Gefahrenkennzeichnung
und Sicherheitshinweise

Sicherer Umgang mit Zement Zement, chromatarm


Enthält Portlandzementklinker (EC: 266-043-4; CAS: 65997-15-1) und Flue Dust aus
Genormter Anteil Hauptbestand- Hauptbestandteil: Anfangsfestigkeit Gemäß der europäischen CLP-Verordnung (EG) Zementklinkerherstellung (EC: 270-659-9; CAS: 68475-76-3)
Zement teil ohne Klinker: Kalkstein (LL) (nach 2 Tagen): Gefahrenhinweise
Nr. 1272/2008 ist Zement als Gefahrstoff eingestuft und ist Verursacht schwere Augenschäden.
A: 6 - 20 % Gebrannter Schiefer (T) N: Normal
Hüttensand (S) mit entsprechenden Gefahrenkennzeichnungen und -hin- Verursacht Hautreizungen.
B: 21 - 35 % R: Rapid Kann die Atemwege reizen.
Flugasche (V) L: Langsam
Puzzolane (P)
weisen zu versehen (Abb. 1.1.26). Alle Informationen für den
Sicherheitsratschläge
Silikastaub (D) sicheren Umgang mit Zement können dem Sicherheitsdaten- Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz tragen.
BEI BERÜHRUNG MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen.
Zementart: Mehrere Festigkeitsklasse Besondere Eigen- blatt entnommen werden (www.holcim.de/de/sicherheitsda- Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen.
I: Portlandzement Hauptbestandteile (nach 28 Tagen): schaften Sofort GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen.
II: Portlandkompositzement 32,5 N/mm² LH: Low Heat tenblaetter.html). BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT: Mit viel Wasser und Seife waschen. Bei Hautreizung oder
III: Hochofenzement SR: Sulfat Resistent - ausschlag: Ärztlichen Rat einholen/ärtztliche Hilfe hinzuziehen.
42,5 N/mm² Zement ist ein hydraulisches Bindemittel. Bei Feuchtigkeits- Einatmen von Staub vermeiden.
52,5 N/mm² BEI EINATMEN: Die betroffene Person an die frische Luft bringen und in einer Position
oder Wasserzutritt kommt es zu einer alkalischen Reaktion. ruhigstellen, die das Atmen erleichtert.
Die Berührung mit der Haut soll nach Möglichkeit vermieden Holcim (Deutschland) Bei Unwohlsein GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen.
GmbH Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen.
werden, ebenso das Einatmen von Zementstaub. Gelangt Willy-Brandt-Straße 69 Inhalt/Behälter zu geeigneten Abfallsammelpunkten bringen.
20457 Hamburg
Zement ins Auge, muss es sofort gründlich mit Wasser ausge- Tel.: 040 36002 - 0 Lose Ware: Bei sachgerechtem Transport-, Förder und Lagerungsbedingungen
Fax: 040 362450 2 Monate ab Lieferscheindatum chromatarm.
spült werden. Im Notfall ist der Arzt zu konsultieren. Gesackte Ware: Siehe Sack-Aufdruck.

16 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 17


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zemente Zemente

1.1
1.1

Prüfung von Zementqualität und Normkonformität Werkseigene Produktionskontrolle Für die Herstellung von Beton sind weitere Eigenschaften Erstprüfung am Beton nachgewiesen werden. Im Übrigen gilt,
Ein dreigliedriges Qualitätsmanagementsystem garantiert Bei allen Produktionsschritten der Zementherstellung, vom des Zements von Bedeutung. dass jeder zugemischte Zement für die festgelegte Expositions-
Qualität und Normkonformität der Holcim Zemente: Steinbruch bis zum Zementversand, werden Materialproben klasse des Betons zugelassen sein muss.
• interne Überwachungsprüfung (werkseigene Produk- entnommen und analysiert. Eine lückenlose Produktionsüber- Dichte
tionskontrolle) wachung sichert eine gleichmäßig hohe Zementqualität. Durch Die Dichte, auch Reindichte genannt, ist die Masse eines Stoffes Schüttdichte [kg/dm] Abb. 1.1.30
Dichte Dichten verschiedener
• funktionsfähiges und zertifiziertes Qualitätsmanagement- statistische Auswertung der Prüfresultate von den Zementver- bezogen auf sein hohlraumfreies Volumen. Diese Eigenschaft Zementart lose einge-
[kg/dm] eingerüttelt Zemente
system sandproben muss der Nachweis der Normerfüllung nach DIN EN wird benötigt, um die Zementeinwaage für die Herstellung eines füllt
• Fremdüberwachung. 197-1 laufend erbracht werden. Die DIN EN 196 beschreibt die bestimmten Betons zu berechnen (siehe Kap. 3.6 »Stoffraum- Portlandzement ≈ 3,1

Prüfverfahren für Zement und die DIN EN 197-2 die Konformi- rechnung«). Wenn ein körniger Stoff als Haufwerk geschüttet Hochofenzement 0,9 1,6
Portlandschieferzement ≈ 3,0
tätsbewertung. wird, spricht man hingegen von der Schüttdichte. Sie wird aus Portlandkalksteinzement bis bis
Abb. 1.1.27 dem Verhältnis der Masse der Schüttung zu einem genormten Portlandpuzzolanzement
≈ 2,9 1,2 1,9
CE-Kennzeichnung für EG- Qualitätsmanagementsystem Schüttvolumen ermittelt. Die Schüttdichte kann in lose eingefüll- Portlandflugaschezement
Konformität nach
DIN EN 197 Die Holcim Zementwerke verfügen über ein Qualitätsmanage- tem oder in verdichtetem Zustand geprüft werden. Richtwerte Portlandzement - SR ≈ 3,2
mentsystem und sind nach der Normenserie ISO 9000 zertifi- für die Dichte und Schüttdichte von Normalzementen sind in
ziert. So wird sichergestellt, dass alle Arbeitsabläufe optimiert, Abb. 1.1.30 aufgeführt. Hydratation des Zements
rückverfolgbar und nachvollziehbar sind. Wird Zement mit Wasser gemischt, erfolgt eine chemische
Farbe Reaktion. Man nennt dies die Hydratation des Zements. Sie ist
Fremdüberwachung Die Farbe eines Zements ist nicht normiert und ist zumindest mit erheblicher Wärmeentwicklung, der sogenannten Hydrata-
Eine in DIN EN 197-2 geregelte und von einer für die Zement- bei Grauzement kein Qualitätsmerkmal. Bei Weißzementen ist tionswärme, verbunden (Abb. 1.1.31). Die Hydratationsreaktion
prüfung akkreditierten Prüfstelle durchgeführte Fremdüber- der Weißheitsgrad eine charakteristische Eigenschaft. Die Farbe führt zum Erstarren des Zementleims und mit fortschreitender
wachung ergänzt die Eigenüberwachung. hängt z. B. von den verwendeten Rohstoffen, der Zementart, der Erhärtung zur Bildung von Zementstein.
Abb. 1.1.28
Ü-Zeichen zum Konform-
Mahlfeinheit und dem Herstellverfahren ab.
Zertifizierter Zement Schwankungen im Grauton der Zemente sind unvermeidlich.
itätsnachweis für einen
Holcim Abb. 1.1.31

Temperatur [°C]
Zement mit „Allgemeiner

Hydratationswärme [J/g]
55 300
Zemente, die die Konformitätsbewertung nach DIN EN 197-2 Sie sind jedoch bei Zementen desselben Lieferwerks und der Verlauf von Temperatur
bauaufsichtlicher Zulassung“
Z-3.16-2012 Hydratationswärme und Hydratationswärme
z. B. Holcim Durabilo 4 N-SR erfüllen, erhalten von einer neutralen Zertifizierungsstelle ein gleichen Festigkeitsklasse klein. Weit größere Auswirkung auf eines CEM I 42,5 N im
50
(Schieferhochofenzement) Verein Konformitätszertifikat und müssen mit dem EG-Konformitäts- die Farbe des Betons haben z. B. die Betonzusammensetzung Versuch nach Langavant
Deutscher 45
Zementwerke zeichen gekennzeichnet werden (Abb. 1.1.27). Der Hersteller und -verarbeitung, die Konsistenz sowie das Schalungsmaterial 200
erstellt eine Leistungserklärung für das Produkt. und die Verdichtungsart (siehe Kap. 3.1 «Betontechnologische 40
Grundlagen»). Temperatur
der Probe
Zemente, die hinsichtlich ihrer Eigenschaften nicht der DIN 35

EN 197 entsprechen, benötigen für ihre Verwendung im Zementtemperatur 100


30
Beton eine „Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“, die vom Die Zementherstellung, insbesondere die Zementmahlung,
Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) ausgestellt wird. Als ist ein energieaufwendiger Prozess. Dabei erwärmt sich der 25
Temperatur der Referenzprobe
Konformitätsnachweis wird von der Zertifizierungsstelle ein feingemahlene Zement auf bis zu 120 °C und wird anschließend 20 0
Übereinstimmungszertifikat ausgestellt und das Produkt mit auf ca. 60 °C abgekühlt. Die Zementtemperatur hat nur gering- 1 2 3 4 5
dem Ü-Zeichen gekennzeichnet (Abb. 1.1.28). fügigen Einfluss auf die Frischbetontemperatur und damit auf Zeit [Tage]
die Hydratations- und Festigkeitsentwicklung des Betons (siehe
Abb. 1.1.29 Kap. 3.1 »Betontechnologische Grundlagen«). Eine Erhöhung der
Silofahrzeuge bei der
Zementtemperatur um 10 °C bewirkt eine Erhöhung der Frisch- Durch die Zementhydratation entstehen im Wesentlichen
Beladung
betontemperatur um 1 °C. Für spezielle Anwendungen kann eine zwei neue mineralische Stoffe (Abb. 1.1.25):
Begrenzung der Zementtemperatur sinnvoll sein. • kleine nadelförmige Gebilde aus Kalziumsilikathydraten
(CSH-Phasen) von leicht schwankender Zusammenset-
Vermischbarkeit im Betonwerk zung, die sich miteinander verfilzen und damit ein dichtes
Zemente sollten nicht miteinander vermischt werden. Jeder Gefüge von hoher Festigkeit bilden
Zement ist für sich hinsichtlich seines Erstarrungsverhaltens • große plattige Kalziumhydroxidkristalle – Ca(OH)2 –, die
und seiner Festigkeitsentwicklung optimiert. Ist für besondere keinen Beitrag zur Festigkeit erbringen, jedoch infolge
Anwendungen ein Mischen von Zementen technisch und wirt- ihrer hohen alkalischen Wirkung die Bewehrung vor
schaftlich sinnvoll, muss die Eignung der Mischung durch eine Korrosion schützen

18 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 19


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zemente Zemente

1.1
1.1

Zementhydratation
Abb. 1.1.32 (rechts)
Die beiden Reaktionsprodukte der Zementhydratation wirken
Zementstein unter dem sich wie folgt aus:
Rasterelektronenmik-
CSH + Betonfestigkeit
roskop (weißer Strich
als Vergleichsstab = + Dichtigkeit
0,005 mm)
+ Betondauerhaftigkeit
Ca(OH)2 + Bewehrungsschutz gegen Korrosion (pH > 12)
– Wasserlöslichkeit
– Kalkausblühungen
– Reaktionspartner bei Sulfatangriff und Alkali-
Kieselsäure-Reaktion.

Zementlagerung und Haltbarkeit REACH-Verordnung


Zement nimmt bei längerer und/oder ungeschützter Lage- Gemäß der europäischen REACH-Verordnung (EG) Nr.
rung Feuchtigkeit auf, was zur Klumpenbildung und einer 1902/2006 müssen in Deutschland alle Zemente chromat-
Minderung des Erhärtungsvermögens führt. Lassen sich die arm hergestellt werden, d. h. mit einem Maximalgehalt von
Klumpen noch zwischen den Fingern zerdrücken, ist die Fes- löslichem Chromat (Cr(VI)) von 2 ppm. Die Einhaltung des
tigkeitsminderung vernachlässigbar klein. Grenzwerts wird im Zementwerk durch Zugabe eines Reduk-
In Säcken lässt sich Zement nur eine beschränkte Zeit lagern. tionsmittels gewährleistet. Die Wirksamkeit der Chromreduk-
Sackzement lagert man am besten in trockenen Gebäuden. tionsmittel ist jedoch zeitlich begrenzt. Die Holcim (Deutsch-
Vorübergehend im Freien gestapelter Sackzement muss auf land) GmbH gibt für ihre Zemente eine Dauer von zwei bzw.
einer belüfteten Kantholzunterlage gelagert werden (Abb. sechs Monaten an, in der das Reduktionsmittel wirksam ist,
1.1.33). Abdeckfolien dürfen die Zementsäcke nicht unmittel- vorausgesetzt der Zement wird trocken und sachgerecht
bar berühren, da bei Kondenswasserbildung die Säcke feucht gelagert.
werden.

Abdeckplane
oder -folie
Plane
gegen

sichern

Kanthölzer

Abb. 1.1.33-1 Abb. 1.1.33-2


Sacklagerung im Freien Schrumpffolie zum Schutz von Sackzement vor Feuchtigkeit

20 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 21


Übersicht
ÜbersichtZementprodukte:
Zementprodukte:C0C0-Einsparung
2 2
-Einsparung
... ... ... ...
und und
Lieferwerke
Lieferwerke

ck re
e
lo e
e

ar
Si war
ar

Sa wa
w
Das Das
Holcim
Holcim
ECOECO
Label
Label
hilft,hilft,
effektiv
effektiv

ck
lo
Lieferwerke:
Lieferwerke:
CO2 CO
zu 2sparen*.
zu sparen*.
Einsparung
Einsparung... ...

Sa
Si
AK = AK
Altkirch
= Altkirch
Kategorie
Kategorie
ZEROZERO 100 %
100 % BK = BK
Beckum
= Beckum
Kategorie A+ A+ 60 – 70
Kategorie 60 %
– 70 % BR = BR
Bremen
= Bremen
Lieferwerke
Lieferwerke
Siloware
Siloware Lieferwerke
Lieferwerke
Sackware
Sackware
CZ = Čižkovice
CZ = Čižkovice
Kategorie
Kategorie
A A 50 – 50
60 –
%60 % DO =DODotternhausen
= Dotternhausen

1.1
1.1

Kategorie
Kategorie
B B 40 – 40
50 –
%50 % DT = DT
Dortmund
= Dortmund
HV =HVHöver
= Höver
Kategorie
Kategorie
C C 30 – 30
40–%40 %
LD = Lägerdorf
LD = Lägerdorf
* Bei der*Herstellung
Bei der Herstellung
wird diewird
in die in
RO = RO
Rostock
= Rostock

Dotternhausen

Dotternhausen
CO2-Kategorie
CO2-Kategorie
D 10D– 30
10 %
– 30 % der jeweiligen
der jeweiligen
KategorieKategorie
genann-genann-

Schwelgern

Schwelgern
Dortmund

Dortmund
SL = Schwelgern
SL = Schwelgern

Čižkovice

Čižkovice

Čižkovice

Čižkovice
Lägerdorf

Lägerdorf

Lägerdorf

Lägerdorf
te Reduktion
te Reduktion -Äquivalent
in % CO2in % CO2-Äquivalent

Beckum

Beckum

Rostock

Rostock

Rostock

Rostock
Altkirch

Altkirch

Bremen

Bremen

Höver

Höver

Höver

Höver
CO2-Kategorie
CO2-Kategorie
E bis 10
E bis
% 10 % im Vergleich
landzement
im Vergleich
zu einemzuHolcim-Port-
landzement
einem Holcim-Port-
erreicht erreicht

CO2-Kategorie*
CO2-Kategorie*

ZEROZERO A+ A+ A A B B C C D D E E
Handelsname
Handelsname

Zementart
Zementart
Handelsname
Handelsname Normbezeichnung
Normbezeichnung Zementart
Zementart
ECOPlanet
ECOPlanet CEM III/A
ZERO ZERO CEM42,5
III/AN42,5 N HV, LD
HV, LD ECOPlanet ZERO ZERO
ECOPlanet HV LD
HV LD
ECOPlanet
ECOPlanet B3 B3 CEM32,5
CEM III/B III/BN-LH/SR
32,5 N-LH/SR
(na) (na) DT DT ECOPlanet
ECOPlanet B3 B3 DT DT
CEM42,5
CEM III/B III/BL-LH/SR
42,5 L-LH/SR
(na) (na) HV HV HV HV HV HV
LD LD
Hochofenzemente
Hochofenzemente ECOPlanet
ECOPlanet B4 B4 HochofenzementeECOPlanet
Hochofenzemente ECOPlanet
B4 B4
CEM III/B
CEM42,5
III/BN-LH/SR (na) (na)
42,5 N-LH/SR SL SL SL SL
ECOPlanet A5 A5
ECOPlanet CEM III/A
CEM52,5
III/AR52,5 R DT DT ECOPlanet A5 A5
ECOPlanet DT DT
ECOPlanet C4 C4
ECOPlanet CEM II/C-M (S-LL) (S-LL)
CEM II/C-M 42,5 N42,5 N BK BK ECOPlanet C4 C4
ECOPlanet BK BK
HolcimHolcim
Duo 3Duo
N 3N CEM32,5
CEM III/A III/AN32,5 N BR, DT,
BR,SLDT, SLLD LD Holcim Duo 3Duo
Holcim N 3N BR BR DT DT LD LD SL SL HV HV
LD LD
HolcimHolcim
Duo 3Duo
N-LH/NA
3 N-LH/NA
CEM III/A
CEM32,5
III/AN-LH
32,5 N-LH
(na) (na) BR, DTBR, DT LD LD Holcim
Holcim
Duo 3Duo
N-LH/NA
3 N-LH/NA BR BR DT DT LD LD
Hochofen-Holcim
Hochofen- Duo 4Duo
Holcim N 4N CEM III/A
CEM42,5
III/AN42,5 N BR, DT,BR,
HV,DT,
SL HV, SLLD LD Holcim
Holcim Duo 4Duo
N 4N BR BR DT DT HV HV
LD LD SL SL
Hochofenzemente
Hochofenzemente
zementeHolcim
zemente Duo 4Duo
Holcim N-NA
4 N-NA CEM III/A
CEM42,5
III/AN42,5
(na)N (na) BR, DT,BR,
HVDT, HV LD LD Holcim
Holcim Duo 4Duo 4 N-NA
N-NA BR BR DT DT HV HV
LD LD
Holcim Duo 5Duo
Holcim N 5N CEM III/A
CEM52,5
III/AN52,5 N DT DT Holcim Duo 5Duo
Holcim N 5N DT DT
Holcim Duo 5Duo
Holcim N-SR/NA CEM III/A
5 N-SR/NA CEM52,5
III/AN-SR/LA
52,5 N-SR/LA DT DT Holcim Duo 5Duo
Holcim N-SR/NA
5 N-SR/NA DT DT
Holcim
Holcim Ferro Ferro
3R 3R CEM II/B-S
CEM II/B-S 32,5 R32,5 R LD, ROLD, RO Holcim
Holcim Ferro Ferro
3R 3R LD LD LD LD
RO RO
Holcim
Holcim
Ferro Ferro
3 R-NA3 R-NACEM II/B-S
CEM II/B-S
32,5 R32,5
(na)R (na) LD LD Holcim
Holcim
Ferro Ferro
3 R-NA3 R-NA LD LD
Holcim
Portlandhütten-
Portlandhütten- Ferro Ferro
Holcim 4 N 4 N CEM II/B-S 42,5 N42,5 N
CEM II/B-S RO RO Portlandhütten- Holcim
Portlandhütten- Ferro Ferro
Holcim 4N 4N CZ CZ RO RO
zemente Holcim
zemente Holcim
Ferro Ferro
4 N-NA4 N-NACEM II/B-S
CEM II/B-S
42,5 N42,5
(na)N (na) RO RO zemente
zemente Holcim
Holcim Ferro Ferro
4 N-NA4 N-NA RO RO
Holcim
Holcim Ferro Ferro
4R 4R CEM II/A-S
CEM II/A-S 42,5 R42,5 R LD, HVLD, HV Holcim
Holcim Ferro Ferro
4R 4R CZ CZ HV HV
LD LD
Holcim
Holcim Ferro Ferro
5R 5R CEM II/A-S
CEM II/A-S 52,5 R52,5 R BK BK Holcim
Holcim Ferro Ferro
5R 5R BK BK
Holcim
Holcim FluvioFluvio
3R 3R CEM II/A-LL
CEM II/A-LL 32,5 R32,5 R Holcim
Holcim FluvioFluvio
3R 3R CZ CZ
Holcim
Holcim FluvioFluvio
4N 4N CEM II/A-LL
CEM II/A-LL 42,5 N42,5 N HV HV Portlandkalkstein-Holcim
Portlandkalkstein- Holcim
FluvioFluvio
4N 4N AK AK CZ CZ HV HV CZ CZ
HV HV
Portlandkalk-
Portlandkalk- zemente
zemente
Holcim
steinzemente
steinzemente Holcim
FluvioFluvio
5N 5N CEM II/A-LL
CEM II/A-LL
52,5 N52,5 N DO DO Holcim
Holcim
FluvioFluvio
5N 5N DO DO
Holcim FluvioFluvio
Holcim 5R 5R CEM II/A-LL 52,5 R52,5 R
CEM II/A-LL HV HV Holcim FluvioFluvio
Holcim 5R 5R CZ CZ HV HV

Portland-Holcim
Portland- Optimo
Holcim 4N 4N
Optimo CEM II/B-M (T-LL) (T-LL)
CEM II/B-M 42,5 N42,5
(az)N (az) DO DO Holcim Optimo
Holcim 4N 4N
Optimo DO DO
Portlandkomposit-
Portlandkomposit-
komposit-
komposit-HolcimHolcim Optimo
Optimo 5N 5N CEM II/B-M
CEM II/B-M (T-LL) (T-LL)
52,5 N52,5
(az)N (az) DO DO Holcim
Holcim Optimo
Optimo 5N 5N DO DO
zemente
zemente
zemente
zemente Holcim Optimo
Holcim 5R 5R
Optimo CEM II/B-M (T-LL) (T-LL)
CEM II/B-M 52,5 R52,5
(az)R (az) DO DO Holcim Optimo
Holcim 5R 5R
Optimo DO DO
PSK-CSA-Zement**
PSK-CSA-Zement**
Holcim
Holcim
Rapido
Rapido
4R 4R Portland-Schiefer-Kalkstein-CSA-Zement
Portland-Schiefer-Kalkstein-CSA-Zement
42,5 R 42,5 R DO DO PSK-CSA-Zement**Holcim
PSK-CSA-Zement** Holcim Rapido
Rapido 4R 4R DO DO
Holcim
Holcim Pur 4 Pur
N 4N CEM ICEM
42,5IN42,5 N HV, DO LD
HV, DO LD Holcim
Holcim
Pur 4 Pur
N 4N CZ CZ DO DO
HV HV
LD LD CZ CZ
HV HV
LD LD
RO RO
Holcim
Holcim
Pur 4 Pur
N-NA4 N-NA CEM ICEM
42,5IN42,5
(na)N (na) LD LD Holcim
Holcim
Pur 4 Pur
N-NA4 N-NA LD LD
Holcim Pur 4 Pur
Holcim R 4R CEM ICEM
42,5IR42,5 R BK, HV
BK, HV LD LD Holcim Pur 4 Pur
Holcim R 4R BK BK CZ CZ HV LD
HV LD HV HV
LD LD
Holcim
Holcim
Pur 4 Pur
R-NA4 R-NA CEM ICEM
42,5IR42,5
(na)R (na) LD LD Holcim
Holcim
Pur 4 Pur
R-NA4 R-NA LD LD
Portland-
Portland-
Holcim Pur 5 Pur
Holcim N 5N CEM ICEM
52,5IN52,5 N HV HV LD LD Portlandzemente Holcim
Portlandzemente Pur 5 Pur
Holcim N 5N AK AK HV LD
HV LD
zemente
zemente
Holcim
Holcim Pur 5 Pur
R 5R CEM ICEM
52,5IR52,5 R DO DO LD LD Holcim
Holcim Pur 5 Pur
R 5R CZ CZ DO DO LD LD HV HV
LD LD
Holcim
Holcim
Pur 5 Pur
R-NA5 R-NA CEM ICEM
52,5IR52,5
(na)R (na) LD LD Holcim
Holcim
Pur 5 Pur
R-NA5 R-NA LD LD
Holcim Pur 5 Pur
Holcim Premium CEM ICEM
5 Premium 52,5IR52,5 R HV, BK
HV, BK Holcim Pur 5 Pur
Holcim Premium
5 Premium BK BK HV HV
Holcim Sulfo Sulfo
Holcim 5R 5R CEM ICEM
52,5IR-SR3 (na) (na)
52,5 R-SR3 LD LD Holcim Sulfo Sulfo
Holcim 5R 5R LD LD HV HV
LD RO
LD RO
HolcimHolcim
Trass Trass CEM II/B-P
CEM II/B-P 32,5 R32,5 R LD LD Holcim
Holcim Trass Trass HV HV
LD LD
HolcimHolcim
Durabilo
Durabilo
4 N-SR4 N-SR
Schieferhochofenzement
Schieferhochofenzement
42,5 N-SR
42,5 N-SR DO DO Holcim
Holcim Durabilo
Durabilo 4 N-SR4 N-SR DO DO
Spezialzemente
Spezialzemente Holcim Hydroport
Holcim Hydroport CEM ICEM 42,5IN42,5
(hy)N (hy) LD LD Spezialzemente Holcim
Spezialzemente Hydroport
Holcim Hydroport LD LD
HolcimHolcim
Pur 4 Pur 4 Press CEM ICEM
Press 42,5IR42,5 R HV HV LD LD Holcim
Holcim Pur 4 Pur 4 Press
Press HV HV
LD LD
Lafarge
Lafarge
Superblanc***
Superblanc***CEM ICEM
52,5IN52,5 N Lafarge
Lafarge Superblanc
Superblanc HV HV
LD RO
LD RO
Mauerbinder
MauerbinderHolcim
Holcim
BinderBinder MC 5 MC 5 HV HV Putz- und
Putz-Mauerbinder
und Mauerbinder Holcim
Holcim
BinderBinder HV HV
LD LD

*Die Einstufung
*Die Einstufung
in CO2-Effizienzkategorien
in CO2-Effizienzkategorien
wurde nur
wurde
für nur
Zemente
für Zemente
aus denaus
deutschen
den deutschen
Zementwerken
Zementwerken
vorgenommen.
vorgenommen.
Sie gilt nicht
Sie giltfür
nicht
Zemente
für Zemente
aus Altkirch und Čižkovice.
aus Altkirch und Čižkovice.
** Portland-Schiefer-Kalkstein-CSA-Zement
** Portland-Schiefer-Kalkstein-CSA-Zement
*** Weißzement
*** Weißzement

22 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 23


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Anmachwasser Anmachwasser
1.2

1.2
Allgemeines Anforderungen an das Zugabewasser Restwasser
Zur Hydratation des Zementes wird Wasser benötigt, ohne Das Zugabewasser zur Herstellung von Beton muss den Vor- Als geeignet gilt auch Restwasser aus der Betonherstellung Einschränkend gilt gemäß DIN 1045-2:
Wasser ist kein Reaktionspartner für den Zement vorhanden. gaben der DIN EN 1008 entsprechen. (Abb. 1.2.2 /1.2.3). • die Verwendung von Restwasser ist nur möglich für Beton
Für die Festigkeit des Festbetons ist der sogenannte Was- Als Zugabewasser ist das in der Natur vorkommende Was- bis einschließlich Festigkeitsklasse C50/60 oder LC50/55
serzementwert (w/z-Wert), das Verhältnis von Wasser zu ser geeignet, sofern es nicht erhebliche Mengen an Stoffen Es darf als Zugabewasser für unbewehrten, bewehrten und
Zement, entscheidend. enthält, die: vorgespannten Beton verwendet werden, wenn die folgenden • für die Herstellung von hochfestem Beton und Luftporen-
• das Erhärten des Betons verzögern oder verhindern Anforderungen nach DIN EN 1008 erfüllt sind: beton darf Restwasser nicht verwendet werden
Der auf den Wasserzementwert anrechenbare Wasserge- (z. B. Zucker, Humussäuren) • die zusätzliche Menge von Feinstoffen, die bei der Ver-
halt setzt sich zusammen aus: • unkontrolliert Luftporen einführen und dadurch die wendung von Restwasser erzielt wird, muss weniger als • die Verwendung von Restwasser für die Herstellung von
• dem Zugabewasser Festigkeit des Betons mindern (z. B. Algen, Öle und Fette, 1 Prozent der Gesamtgewichtsmenge der in der Mischung Beton nach ZTV-ING ist ebenfalls nicht erlaubt
• der Oberflächenfeuchte der Gesteinskörnung Schwebstoffe, verschiedene anorganische Salze) enthaltenen Gesteinskörnung betragen
• gegebenenfalls dem Wasseranteil der Zusatzmittel und • zur Korrosion der Bewehrung führen • bei hohen Anforderungen an Sichtbeton sollte auf Rest-
Zusatzstoffe (Silikastaub-, Pigmentsuspensionen usw.) • der mögliche Einfluss des Restwassers muss bei besonde- wasser verzichtet werden
Das Zugabewasser soll klar, farb- und geruchlos sein und beim ren Anforderungen an den Beton, wie z. B. bei Sichtbeton,
Neben den zu erzielenden Festbetoneigenschaften muss der Schütteln keinen bleibenden Schaum bilden. Die Gehalte an Spannbeton, Luftporenbeton, selbstverdichtendem Beton, Restwasser in der Praxis
Frischbeton auch gut verarbeitbar sein. Die Konsistenz kann betonschädigenden Stoffen wie Chloride, Sulfate, Alkalien oder aggressiven Umgebungseinflüssen ausgesetztem Beton Beim Einsatz von Restwasser im Beton muss die Wasserdichte
dabei durch den Wassergehalt, im Rahmen der Normvorga- organische Verunreinigungen dürfen gewisse Grenzen nicht usw., berücksichtigt werden. In der Praxis wird Restwasser regelmäßig bestimmt werden. Bei einer Dichte bis ca. 1,04 kg/
ben und Grenzwerte, gesteuert werden. überschreiten und müssen gegebenenfalls ermittelt werden. bei diesen Betonen nicht verwendet dm³ ist keine große Beeinträchtigung der Betoneigenschaften
Viele betonschädliche Stoffe sind im Zugabewasser harmloser erkennbar. Liegt die Dichte deutlich höher, bei ca. 1,06 bis
In hochwertigen Betonzusammensetzungen kommen heute in als in Wasser, das später auf erhärteten Beton einwirkt. Sulfat- • die Menge des verwendeten Restwassers muss möglichst 1,08 kg/dm³, ist mit erheblichen Beeinträchtigungen der
der Regel verflüssigende Betonzusatzmittel zum Einsatz. Diese und kohlensäurehaltige Wässer gelten beispielsweise als beton- gleichmäßig über eine Tagesproduktion verteilt werden Frischbetoneigenschaften zu rechnen. Die Ausgangskonsis-
ermöglichen die unabhängige Beeinflussung von Frisch- und aggressiv, d. h. Festbeton kann von außen her geschädigt oder tenz wird deutlich geringer und das Ansteifverhalten nimmt
Festbetoneigenschaften in gewissen Grenzen (siehe Kap. 1.5). zerstört werden. drastisch zu.
Als Zugabewasser kann bei bestimmten Betonen, unter Einhal- Hier ist also Vorsicht geboten. Im Problemfall sollte der Beton
tung der Grenzwerte, auch Restwasser verwendet werden. mit Frischwasser hergestellt werden, man erkennt dann ganz
schnell den Einfluss des Restwassers.

Abb. 1.2.1
Zugabewasser aus der
Trinkwasserversorgung
Abb. 1.2.3
Recyclinganlage mit
Auswaschschnecke.
Schematische Darstellung
9 1
3

2
5
4

1 Beton-Auswaschschnecke
2 Schneckensteuerung 10
3 Feststoffaustrag (Sand/Kies)
4 Überlauf für Feinstoff-Wasser-Gemisch 7 7
12
6
5 Aufgabetrichter
Abb. 1.2.2 6 Betonbecken 8
Recyclinganlage Holcim Werk Stuttgart
7 Wirbeleinrichtung
8 Leitung zur Wasserwaage im Mischturm 11
9 Leitung zum Waschgalgen für Fahrmischer
10 Spülleitung für Schneckentrichter
11 Frischwasserzufuhr
12 Niveauschalter für Frischwasserzufuhr
24 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 25
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen
1.3

1.3
Abb. 1.3.4
Allgemeines Korngrößen-Fraktionen
Feine Gesteinskörnung,
In Deutschland gibt es ein reichhaltiges Angebot an natürlichen Auch wenn in der Regel in Kiesgruben nur selten Gesteinskör- Gesteinskörnungen werden unabhängig von ihrer Gesteinsart Natursand 0 - 2 mm
oder 0 - 4 mm
Gesteinskörnungen. Von den mehr als 260 Mio. Tonnen, die hier nungen durch Brechen hergestellt werden, gibt es Standorte, und ihren Aufbereitungsprozessen in verschiedenen Korngrö-
jedes Jahr gefördert werden, findet mehr als die Hälfte den Weg wo es aufgrund des hohen Anteils gröberer Fraktionen sinnvoll ßen-Abstufungen angeboten.
in die unterschiedlichen Betonanwendungen. Diese Gesteinskör- ist, durch Zerkleinern in Brechern (z. B. Prallmühlen) gebroche-
nungen, die aus natürlichen Locker- und Festgesteinslagerstätten ne Kieskörnungen zu produzieren. Füller
gewonnen werden, werden ergänzt durch deutlich geringere Bei den feinsten Fraktionen, die üblicherweise erhältlich sind,
Mengen an industriell hergestellten Gesteinskörnungen (z. B. handelt es sich entweder um gezielt durch Mahlung herge-
Schlacken) und rezyklierten Gesteinskörnungen (Kap. 1.4). stellte Gesteinsmehle oder in Steinbrüchen anfallende Füller.
Beide zeichnen sich dadurch aus, dass mindestens 70 % ihrer
Herstellung von Gesteinskörnungen Masse kleiner als 0,063 mm sein sollten, um sie für die Beton-
herstellung zur Regelung des Mehlkorngehaltes einsetzen zu
Kies- und Sandgruben dürfen. Abb. 1.3.5
Sand 0 - 4 mm
Der überwiegende Teil der natürlichen Gesteinskörnungen, die
als Betonzuschlag eingesetzt werden, wird in Sand- und Kies- Feine Gesteinskörnungen
gruben produziert. Diese finden sich zumeist an den großen Bei der nächst gröberen Klasse von Gesteinskörnungsfrakti-
Flußsystemen wie Rhein, Donau, Weser oder Elbe, da dort die onen handelt es sich um Sande. Diese sind per Definition aus
von den Flüssen abgelagerten Lockergesteine (Kies und Sand) DIN EN 12620 kleiner als 4 mm. Übliche Korngruppen sind
zu finden sind. Abb. 1.3.2 dabei 0/1, 0/2 oder 0/4. In Abhängigkeit von ihrer Herstellung

Abb. 1.3.1
Kies- und Sandgewinnung mit dem Schwimmgreifer können Sande zusätzlich noch in Natursande (aus Lockerge-
Kies- und Sand- steinen) und Brechsande (aus Festgesteinen) unterschieden
gewinnung aus
Steinbrüche werden.
natürlichen Vorkommen
Ein Teil der eingesetzten Betonzuschlagstoffe wird aus Fest-
gesteinslagerstätten zumeist durch Sprengen gewonnen. Das Grobe Gesteinskörnungen
dabei entstandene Rohmaterial wird in mehreren Brechstu- Alle Gesteinskörnungen deren Größtkorn Durchmesser größer Abb. 1.3.6
Grobe natürliche
fen durch z. B. Backen- und Kegelbrecher sowie Prallmühlen 4 mm aufweisen, werden als grobe Gesteinskörnungen Gesteinskörnung,
zerkleinert und durch mehrere Siebanlagen in die einzelnen bezeichnet. Üblicherweise werden Korngruppen wie z. B. 2/8, Kies 32 mm

Korngruppen klassiert. Das Waschen der so gewonnenen Ge- 8/16 oder 16/32 für die Betonproduktion angeboten. Dabei
steinskörnungen erübrigt sich in den meisten Fällen. werden diese Körnungen üblicherweise als Kies bezeichnet,
Diese Steinbrüche finden sich in den Mittelgebirgen und den wenn sie aus Lockergesteinslagerstätten gewonnen und
Alpen. Die dort vorkommenden Gesteinsarten (z. B. Basalt, Dia- nicht gebrochen wurden. Grobe Gesteinskörnungen die durch
bas, Granit, Kalkstein) und die verwendete Aufbereitungstech- Brechen hergestellt werden, sind als Splitt oder Edelsplitt
Die Gesteinsarten, aus denen sich diese Körnungen zusammen- nik bedingen die Eigenschaften der dort hergestellten Splitte, bekannt.
setzen, und damit auch deren Eigenschaften, hängen dabei Brechsande und Füller.
von den im Liefergebiet abgetragenen Festgesteinen und der Korngemische
zurückgelegten Strecke im Flußtransport ab. Des Weiteren fin- Je nach Ausstattung des Herstellwerkes können auch
det man vor allem in Norddeutschland Lagerstätten, die durch Mischungen aus verschiedenen Korngruppen angeboten wer- Abb. 1.3.7
Gebrochene Gesteins-
die Ablagerung von Sedimenten durch Gletscher entstanden den. Korngemische wie 0/8 oder 0/16 können entweder über
körnung, Splitt
sind. Diese nicht verfestigten Sedimente werden entweder im Dosierbänder oder per Radlader nach festgelegter Rezeptur
Trockenabbau per Radlader oder durch Nassabbau-Verfah- zielgerichtet gemischt werden.
ren (z. B. Schwimmgreifer oder Saugbagger) gewonnen und
anschließend Aufbereitungsanlagen zugeführt. Dort werden
die Rohstoffe meistens gewaschen (z. B. Schwertwäschen und
Setzmaschinen) und von Verunreinigungen wie Lehm, Holz und
Kohle befreit. Anschließend erfolgt mithilfe von Siebmaschinen
und gegebenenfalls Zyklonen oder Schöpfrädern die Klassie-
rung, also die Aufteilung in die jeweiligen Korngruppen.
Abb. 1.3.3
Steinbruch, Festgesteinlagerstätte

26 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 27


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen
1.3

1.3
Normung Kornverteilung Über- und Unterkorn Sieblinie 2/8 Gc85/20 f1,5
D 1,4D 2D
Gesteinskörnungen, die für die Herstellung von Beton nach Die Bezeichnung der Korngruppe d/D muss bei jeder Ge- Korngruppen für die Betonherstellung dürfen bzw. müssen 100
100 100
90 Durchgang [M-%] 92
DIN EN 206-1 herangezogen werden, müssen die Anforderun- steinskörnung angegeben werden, wobei d dem kleinsten einen gewissen Prozentsatz an Körnern enthalten, die über Sollwerte DIN EN 12620:
"Überkornbereich" -->

Siebdurchgang [M-%]
80
gen aus DIN EN 12620 („Gesteinskörnungen für Beton“) erfül- und D dem größten Korndurchmesser dieser Korngruppe in das durch die Korngruppe (z. B. 4/8 in Abb. 1.3.10) angegebe- • f: 0 - 1,5 %
70 • d/2: 0-5%
len. Somit ist der Hersteller verpflichtet, die dort festgelegten Millimetern entspricht und damit im Zusammenspiel mit den ne Größtkorn (im Beispiel 8 mm) hinausgeht; das sogenannte 60 • d: 0 - 20 %
• D: 85 - 99 %
Produktprüfungen in den entsprechenden Prüfrhythmen im entsprechenden Kategorien der DIN EN 12620 Anforderungen „Überkorn“. Der Anteil, der kleiner als die untere Begrenzung 50 • 1,4D: 98 - 100 %
Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) durch eindeutig definiert und überprüft werden können. der Korngruppe (also 4 mm) ist, wird als „Unterkorn“ bezeich- 40 • 2D: 100 % 42

interne und/oder externe Baustoffprüflabore durchführen zu Die damit am häufigsten kontrollierte Eigenschaft ist die net. Neben der Korngruppen-Bezeichnung gibt die entspre- 30

20
lassen. Korngrößenverteilung. Diese wird ermittelt durch Siebung chende Kategorie aus Tabelle 2 der DIN EN 12620 weitere
d/2
10 "Feinanteile" --> 13 <-- "Unterkornbereich"
Die so ermittelten Eigenschaften, sprich vor allem die wesent- nach DIN EN 933-1 oder andere vergleichbare und anerkannte Aufschlüsse über die Kornverteilung (Abb. 1.3.11). 0.7
2
0
lichen Merkmale der Gesteinskörnungen, können somit in die Verfahren (z. B. photo-optische Verfahren und Lasergranulo- Eine häufig anzutreffende Kategorie ist z. B. GC85/20. Für eine 0,063 1 2 4 8 11,2 16

entsprechenden Kategorien eingeteilt und in Leistungserklä- metrie). Korngruppe 4/8 würde diese Kategorie unter anderem be- Maschenweite der Prüfsiebe [mm]
rungen deklariert werden. Solcherart überwachte Produkte Bei den Siebanalysen, die in der Regel wöchentlich durchge- deuten, dass sie höchstens 20 M-% Durchgang bei 4 mm (also Abb. 1.3.9
können mit CE-Zeichen versehen werden. führt werden müssen, werden die Siebrückstände gewogen, Unterkorn) und mehr als 85 M-% Durchgang durch das Korngemischabstufung in der Sieblinie

Zusätzlich gelten für Betonzuschlagstoffe die Anforderungen die auf den jeweiligen Sieben nach gründlicher maschinel- 8 mm-Sieb aufweisen darf. Letzteres bedeutet, dass das Über-
der DAfStb-Richtlinie „Vorbeugende Maßnahmen gegen schä- ler und/oder händischer Siebung zurückbleiben. Die zum korn, also der Anteil an Körnern größer 8 mm, 15 M-% nicht
Überkorn
digende Alkalireaktion im Beton“ („Alkali-Richtlinie“). Dort Einsatz kommenden Siebe (Abb. 1.3.8) richten sich nach übersteigen darf. Dabei ist anzumerken, dass in der Regel
werden Regelungen und Maßnahmen auch für Gesteinskör- der zu untersuchenden Korngruppe und werden in DIN EN Siebdurchgänge für das Größtkorn nur bis 99 M-% zulässig
nungen formuliert, die verhindern sollen, dass Betonbauwer- 12620 festgelegt. Die ermittelten Gewichte werden in M-%, sind. Dadurch wird erreicht, dass mindestens 1 M-% Überkorn
8 mm Sieb 8 mm Sieb
ke durch Alkalireaktion Schädigungen erleiden (Kap. 10.7). bezogen auf die Gesamtmasse, umgerechnet und aufaddiert. vorhanden sein muss. Rückstand 0% Rückstand z. B. 9%
Dadurch erhält man die Korngrößenverteilung als kumulative Durchgang 100 % Durchgang 91 %

Eigenschaften Siebdurchgangskurve. Diese kann zur anschaulichen Aus-


Wie beschrieben, werden die Eigenschaften von Gesteinskör- wertung als sogenannte „Sieblinie“ grafisch dargestellt und
nungen hauptsächlich bestimmt durch die Gegebenheiten zum Abgleich mit den Normanforderungen aus DIN EN 12620 4 mm Sieb 4 mm Sieb
Rückstand 100 % Rückstand z. B. 84 %
ihrer Lagerstätte und die Art ihrer Aufbereitung. Die Anfor- herangezogen werden (Abb. 1.3.9).
Durchgang 0% Durchgang 7%
derungen, die an die Gesteinskörnungen als Betonzuschläge Korngruppe 4/8 Korngruppe 4/8
gestellt werden, ergeben sich vornehmlich aus der Beton-
Unterkorn
rezeptur unter Berücksichtigung der betreffenden Exposi-
tionsklassen (Kap. 3.4). Die wichtigsten Eigenschaften von Abb. 1.3.10
Korngruppe 4/8 mm ohne Über- und Unterkorn (links) und mit Über- und Unterkorn (rechts)
Gesteinskörnungen werden in den folgenden Abschnitten
beschrieben.

Durchgang in Massenanteil in Prozent Kategorie Abb. 1.3.11


Abb. 1.3.8 Maschensiebe Quadratlochsiebe Gesteinskörnung Korngröße Tabelle 2 der DIN EN
Begrenzungs- und [mm Lochweite] [mm Lochweite] 2D 1,4 D1), 2) D3) D2) d/21), 2) G4) 12620:2008-07,
Prüfsiebe gemäß
0,125 0,25 0,5 1 2 4 8 16 32 63 D/d ≤ 2 oder 100 98 bis 100 85 bis 99 0 bis 20 0 bis 5 Gc85/20 Allgemeine Anforder-
DIN EN 12620
D ≤ 11,2 mm 100 98 bis 100 80 bis 99 0 bis 20 0 bis 5 Gc80/20 ungen an die Korn-
Grob zusammensetzung
D/d > 2 und
100 98 bis 100 90 bis 99 0 bis 15 0 bis 5 Gc90/15
Ergänzungssiebsatz 1, D > 11,2 mm
5,6 11,2 22,4 45
Nennbezeichnung (5), (11), (22) D ≤ 4 mm und
Fein 100 95 bis 100 85 bis 99 - - GF85
d=0
Natürlich zusammengesetzte D = 8 mm
100 98 bis 100 90 bis 99 - - GNG90
Ergänzungssiebsatz 2 6,3 10 12,5 14 20 40 Gesteinskörnung 0/8 und d = 0
D ≤ 45 mm 100 98 bis 100 90 bis 99 GA90
Korngemisch - -
und d = 0 100 98 bis 100 85 bis 99 GA85
1)
Wenn die errechneten Siebgrößen nicht mit der ISO-565:1990-R20-Reihe übereinstimmen, ist stattdessen das nächstliegende Sieb der Reihe heranzuziehen
2)
Für Beton mit Ausfallkörnung oder andere spezielle Verwendungszwecke können zusätzliche Anforderungen vereinbart werden
3)
 er Siebdurchgang durch D darf unter Umständen auch mehr als 99 % Massenanteil betragen; in diesen Fällen muss der Hersteller die typische Kornzusammensetzung auf-
D
zeichnen und angeben, wobei die Siebgrößen D, d d/2 und die zwischen d und D liegenden Siebe des Grundsiebsatzes plus Ergänzungssiebsatz 1 oder des Grundsiebsatzes plus
Ergänzungssiebsatz 2 enthalten sein müssen. Siebe, die nicht mindestens 1,4-mal größer sind als das nächstkleinere Sieb, können davon ausgenommen werden

4)
Weitere Produktnormen für Gesteinskörnungen umfassen andere Anforderungen an die Kategorien

28 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 29


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen
1.3

1.3
Abb. 1.3.15
Feinanteile Kornform natürlich gebrochen Kornform und ihre
Da bei feinen Gesteinskörnungen (z. B. 0/2) und Korngemi- Eine weitere Eigenschaft von Gesteinskörnungen, die die Qua- Eigenschaften
schen (z. B. 0/32) die untere Grenze mit 0 mm angegeben ist, lität des Betons unmittelbar mitbestimmt, ist die Kornform. nicht kugelig nicht kubisch
Kornform kugelig
(plattig)
kubisch
(plattig)
können diese verständlicherweise kein Unterkorn aufweisen. Längliche oder plattige Körner führen im Beton im Gegensatz
Bei diesen Körnungen spielt der Feinanteilgehalt eine wichtige zu kubisch-gedrungenen zur Verschlechterung von Frisch-
Rolle. Die Feinanteile, also die Körner kleiner 0,063 mm, werden betoneigenschaften wie Verarbeitbarkeit und Verdichtbarkeit
nach DIN EN 933-1 aus der trockenen Messprobe ausgewa- und bedingen einen höheren Wasserbedarf (Abb. 1.3.15).
schen, deren Massenanteil berechnet und in die oben beschrie- Die Kornform von ungebrochenen Gesteinskörnungen kann
bene Berechnung der Siebdurchgangskurve mit einbezogen. aufbereitungstechnisch nur sehr wenig beeinflusst werden; bei
Für die Feinanteile findet sich in Tabelle 11 der DIN EN 12620 gebrochenen Gesteinskörnungen wird diese Eigenschaft durch
eine Übersicht über die Kategorien, in die die Gesteinskörnun- die Art und Abstimmung des Brechers bestimmt. Kantigkeit rund kantig
gen entsprechend ihrer Feinanteilgehalte eingeteilt werden Die Kornform von groben Gesteinskörnungen wird wiederge-
können (Abb. 1.3.12). geben durch die Kornformkennzahl (Shape Index, SI) bzw. die Oberflächen-
glatt rau
rauigkeit
Plattigkeitskennzahl (Flakiness Index, FI).
Neben den bereits erwähnten Kategorien finden sich in Kap. 4.3 Diese sind definiert als der prozentuale Massenanteil von Kornoberfläche → → → → → zunehmend → → → → →
Wasserbedarf
der DIN EN 12620 noch weitere, die zur Formulierung und ungünstig geformten Körnern, also Körnern, die das Verhältnis
Verarbeitbarkeit → → → → → → → → → →
Überprüfungen von Anforderungen an die Sieblinie hinsichtlich Länge zu Dicke von 3:1 überschreiten. Die Kornformkennzahl abnehmend
Verdichtbarkeit
Siebdurchgängen an den Zwischensieben und Grenzabwei- wird dabei mit Hilfe eines Kornform-Messschiebers nach DIN
chungen herangezogen werden können bzw. müssen. EN 933-4 und die Plattigkeitskennzahl mit Hilfe von Stabsieben
Für die Herstellung von Beton (vgl. Kap. 3.1) werden zumeist nach DIN EN 933-3 ermittelt. Rohdichte Die Kapitel 4.7 und 6.4 der DIN EN 12620 geben teilweise Aus-
einzelne feine und grobe Korngruppen (z. B. 0/2, 2/8 und 8/16) Die zugehörigen Kategorien finden sich in den entsprechenden Die Rohdichte von Gesteinen, die für die Erstellung von Beton- kunft über die Überprüfung der Wirksamkeit der durchgeführ-
herangezogen und im Betonwerk nach festgelegter Rezeptur, Tabellen des Kapitels 4.4 der DIN EN 12620 (Abb. 1.3.13 und rezepturen eine entscheidende Bedeutung einnimmt (vgl. Kap. ten Maßnahmen.
die von den Anforderungen an den Beton abhängig ist, zusam- 1.3.14). 3.6), ist bei natürlichen Gesteinskörnungen allein abhängig von
mengesetzt (z. B. 0/16). Um die so für den Beton optimal zusam- der Gesteinsart und kann in der Regel nicht durch Maßnahmen
mengesetzte Sieblinie zu erreichen, ist es eine Grundvorausset- im Aufbereitungsprozess beeinflusst werden. Eine Einteilung
Abb. 1.3.16
zung, auf Gesteinskörnungen zurückzugreifen, die den Anforde- von Gesteinskörnungen anhand ihrer Rohdichte zeigt Abb. Aussieben und Waschen
rungen an die Korngrößenverteilung voll entsprechen. 1.3.17. von Gesteinskörnern in
einem Kieswerk
Nach Kapitel 5.5 der DIN EN 12620 muss die Rohdichte mit
einem der in DIN EN 1097-6 beschriebenen Verfahren bestimmt
werden.
Abb. 1.3.12 Siebdurchgang durch Kategorie
Tabelle 11 der DIN EN das 0,063 mm-Sieb Plattigkeitskennzahl
Gesteinskörnung Kategorie ƒ FI Verunreinigungen
12620:2008-07, in Massenanteil in
Kategorien für Höchst- Prozent Durch die, auf die Gegebenheiten der Lagerstätte, angepassten
werte des Gehalts an ≤ 15 FI15
≤ 1,5 ƒ1,5 ≤ 20 FI20 Maßnahmen versuchen Gesteinskörnungshersteller Verunrei-
Feinteilen
Grobe ≤4 ƒ4 ≤ 35 FI35
Gesteinskörnung >4 ƒangegeben nigungen ihrer Produkte durch organisches Material (z. B. Holz
≤ 50 FI50
keine Anforderung ƒNR > 50 FI angegeben oder Kohle), Ton, Metalle oder anderes zu verhindern. Einen
Abb. 1.3.13 (rechts oben)
≤3 ƒ3 wesentlichen Einfluss hat dabei neben den installierten Aufbe-
Tabelle 8 der DIN EN keine Anforderung FINR
Natürlich ≤ 10 ƒ10
12620:2008-07, reitungsaggregaten auch die Sorgfalt, mit der die Körnungen
zusammengesetzte ≤ 16 ƒ16
Kategorien für Höchst- Gesteinskörnung > 16 ƒangegeben gelagert, verladen und transportiert werden.
werte der Plattigkeits- 0/8 mm
kennzahl keine Anforderung ƒNR
Abb. 1.3.17
≤3 ƒ3 Gesteinskörnung Rohdichte [kg/m³] Gesteinskörnungsart Anwendung
Kategorie Unterteilung der
≤ 11 ƒ11 Kornformkennzahl
Abb. 1.3.14 (rechts unten)
Korngemisch > 11 ƒangegeben
SI Fluss- oder Gletscherablagerungen, Bewehrter und unbewehrter Beton, Gesteinskörnung nach
Tabelle 8 der DIN EN Regelgesteinskörnung ~ 2.550 – 2.800
gebrochene Gesteine Betonwaren ihrer Rohdichte
12620:2008-07, keine Anforderung ƒNR
≤ 15 SI15 Baryt (Schwerspat), Eisenerz,
Kategorien für Höchst- Schwere Gesteinskörnung ≥ 3.000 Beton für Strahlenschutz, Schwerbeton
≤3 ƒ3 ≤ 20 SI20 Hämatit, Stahlgranulat
werte der Kornform-
≤ 10 ƒ10 ≤ 40 SI40
kennzahl ≤ 55 SI55 Leichte Gesteinskörnung
Feine ≤ 16 ƒ16
≤ 2.000 Blähton, Bims, Blähschiefer, Blähglas Leichtbeton, Isolierbeton, Überbeton
Gesteinskörnung ≤ 22 ƒ22 > 55 SI angegeben (DIN EN 13055-1)
> 22 ƒangegeben
Betonsplitt, -brechsand
keine Anforderung SINR Rezyklierte Gesteinskörnung > 2.000 Recyclingbeton
keine Anforderung ƒNR Bauwerksplitt, -brechsand

30 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 31


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen
1.3

1.3
Widerstand gegen mechanische Beanspruchung Frost-Tau-Widerstandsfähigkeit Chemische Eigenschaften Gesteinskörnungen, die anhand einer positiven petrografischen
Für manche anspruchsvolleren Betonanwendungen gibt es Für einige Betonrezepturen für Bauteile in frostgefährdeten Chemische Anforderungen an Gesteinskörnungen werden in Prüfung nach DIN EN 932-3 und aufgrund ihrer geografischen
Regelungen, in denen Anforderungen an die groben Gesteins- Gebieten muss eine hohe Widerstandsfähigkeit der Gesteins- Kapitel 6 der DIN EN 12620 beschrieben und müssen wie dort Zuordnung (außerhalb des in Abb. 1.3.23 benannten Gebietes)
körnungen hinsichtlich ihres Widerstands gegen mechanische körnungen gegen Frost-Tau-Wechsel nachgewiesen sein (vgl. dargestellt vom Hersteller bestimmt und angegeben werden. als unbedenklich eingestuft werden, fallen in die Klasse E I. Alle
Beanspruchung formuliert werden. In Deutschland am ge- Anhang F der DIN EN 12620). Die Untersuchungsmethoden zur Ermittlung der Gehalte an weiteren und damit verdächtigen Gesteinskörnungen müs-
bräuchlichsten, und in Kap. 5 der DIN EN 12620 beschrieben, Einen ersten Hinweis darauf gibt die Wasseraufnahmefähigkeit Chlorid, Schwefel und weiteren, die Erstarrung von Beton behin- sen entsprechend der AKR-Richtlinie genauer untersucht und
sind dabei der Widerstand gegen Zertrümmerung und der des Gesteins. Je poröser die innere Struktur der Gesteinskörner, dernden Bestandteilen werden in den zugehörigen Abschnitten gegebenenfalls in weitere AKR-Klassen (z. B. E II-O, E II-OF oder
gegen Abrieb. Erstgenannter kann zum einen durch den Schlag- desto höher die Fähigkeit Wasser aufzunehmen und bei nied- der DIN EN 1744-1 erläutert. E III-S) eingestuft werden.
zertrümmerungswert (SZ-Wert), zum anderen durch den Los riger Temperatur durch dessen Gefrieren zu zerspringen. Eine
Angeles-Koeffizienten (LA-Wert) beschrieben werden. Für beide direkte Prüfmethode, bei der Gesteinskörnungen unter Wasser Alkaliempfindlichkeitsklasse
Abb. 1.3.23
gilt: Je kleiner der ermittelte Wert, desto besser die Qualität der mehreren Zyklen von Frost-Tau-Wechseln ausgesetzt und Einige Gesteinskörnungen enthalten alkalireaktive Kieselsäure. Anwendungsbereiche
und Gewinnungsgebiete
Gesteinskörnung. Diese Eigenschaft ist in erster Linie abhängig anschließend die dadurch entstandenen Abwitterung ermittelt Diese Gesteinskörnungen können mit dem im Porenwasser des
von Gesteinskörnungen
von der Gesteinsart, von der Kornform und damit auch in gerin- werden, ist in DIN EN 1367-1 beschrieben. Betons gelösten Alkalihydroxid zu einem Alkalisilikat reagieren. mit Opalsandstein, Flint
gem Maße von der Art der Aufbereitung. Bei Bauteilen, die sich im Einfluß von salzhaltigen Wässern Unter bestimmten Voraussetzungen kann diese Reaktion zu und präkambrischer
Grauwacke
Der Widerstand gegen Abrieb oder Polieren, der z. B. wichtig befinden, muss zudem die Tausalzbeständigkeit nach DIN EN einer Volumenvergrößerung mit anschließender Schädigung
bei befahrenen Oberflächen ist, wird ausgedrückt durch den 1367-2, der sogenannte Magnesiumsulfat-Wert, angegeben des Betons führen. Diese Reaktion wird als „Alkali-Kieselsäu-
Polierwert (PSV, engl.: polished stone value). Hierbei gilt: Je werden. Ebenfalls gebräuchlich in diesem Zusammenhang ist re-Reaktion“ (AKR) bezeichnet. Ablauf und Ausmaß der Reaktion
höher dieser Wert, desto hochwertiger die Gesteinskörnung. die Kochsalz-Methode, hier wird dem bei den Frost-Tau-Wech- hängen insbesondere von der Art und Menge der alkaliemp-
Diese Eigenschaft wird hauptsächlich bestimmt durch die seln benutzten Wasser Natriumchlorid beigemischt. findlichen Gesteinskörnung, ihrer Größe und Verteilung, dem
Oberflächenstruktur der Gesteinskörnung und ist somit von Für die beschriebenen Gesteinskennwerte gilt, wie im Kapitel 7 Alkalihydroxidgehalt in der Porenlösung sowie den Feuchtig-
der Gesteinsart abhängig. der DIN EN 12620 beschrieben: Je höher die Kategorie, desto keits- und Temperaturbedingungen des erhärteten Betons
frostempfindlicher das Material (vgl. Abb. 1.3.21 und 1.3.22). ab. Eine Alkali-Kieselsäure-Reaktion im Beton kann auch erst
Abb. 1.3.18 Schlagzertrümmerungswert Kategorie nach Monaten oder Jahren auftreten und zu schwerwiegenden
Tabelle 13 der % SZ
DIN EN 12620: Schäden führen. Bei Gesteinskörnungen für Beton muss die Alkaliempfindlich-
Kategorien für ≤ 18 SZ18 Frost-Tau-Widerstand Kategorie keitsklasse auf Leistungserklärungen und Lieferscheinen immer
Höchstwerte des ≤ 22 SZ22 Massenverlust in %1 F
Widerstands gegen ≤ 26 SZ26 Zur Vermeidung solcher Schäden findet in Deutschland die angegeben werden.
Schlagzertrümmerung ≤ 32 SZ32 DAfStb-Richtlinie »Vorbeugende Maßnahmen gegen schädigen-
> 32 SZ angegeben ≤1 F1
≤2 F2 de Alkalireaktion im Beton« (Alkali-Richtlinie) Anwendung. Dort Weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden durch AKR
keine Anforderung SZNR ≤4 F4 wird das Verfahren beschrieben, welches zur Einstufung von hinsichtlich der Betonzusammensetzung und der Wahl des
>4 Fangegeben
Gesteinskörnungen in die entsprechenden Alkaliempfindlich- geeigneten Zements in Abhängigkeit von der jeweiligen Feuch-
Abb. 1.3.19 Kategorie keine Anforderung FNR keitsklassen herangezogen werden muss (Abb. 1.3.24). tigkeitsklasse werden in Kapitel 10.7 erläutert.
Los-Angeles-Koeffizient
Tabelle 12 der LA 1
In extremen Situationen von kaltem Wetter und/oder einer Sättigung
DIN EN 12620:
mit Salz- oder Taumittellösung kann es sinnvoller sein, Prüfungen unter Die Feuchtigkeitsklasse WS, wird ausschließlich im Straßenbau
Kategorien für ≤ 15 LA15
Verwendung einer Salzlösung oder Urea, wie in EN 1367-1, Anhang B,
Höchstwerte von ≤ 20 LA20
beschrieben, durchzuführen. Die Grenzwerte dieser Tabelle sind dann angewendet. Eine Eignung von Gesteinskörnungen muss an-
Los-Angeles-Koefizienten ≤ 25 LA25
nicht anwendbar.
≤ 30 LA30 hand einer sogenannten WS-Grundprüfung oder einer AKR-Per-
≤ 35 LA35 Abb. 1.3.21
≤ 40 LA40 formance-Prüfung nachgewiesen werden. Mit Hilfe von z. B.
Tabelle 18 der DIN EN 12620:2008-07,
≤ 50 LA50 Mörtelschnelltests und speziellen Betonversuchen wird bei
Kategorien für Höchstwerte des Frost-Tau-Widerstands
> 50 LA angegeben
erstgenanntem Verfahren die Verwendungsfähigkeit einer spe-
keine Anforderung LANR ziellen groben Gesteinskörnung untersucht, wohingegen beim
Magnesiumsulfat-Wert Kategorie
Massenverlust in % MS Performance-Test die gesamten Inhaltsstoffe einer bestimm-
Abb. 1.3.20
ten Betonrezeptur einschließlich feiner Gesteinskörnung und
Kategorie
Polierwert ≤ 18 MS18 Zement hinsichtlich ihres Dehnungsverhaltens geprüft werden.
Tabelle 15 der PSV
DIN EN 12620: ≤ 25 MS25
Kategorien für Mindest- ≤ 35 MS35 Gesteinskörnungen, deren Eignung für Fahrbahndeckenbetone
≥ 68 PSV68
werte des Widerstands
> 35 MS angegeben so nachgewiesen wurde, werden in den entsprechenden Listen
≥ 62 PSV62
gegen Polieren ≥ 56 PSV56
der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) aufgeführt. Die
≥ 50 PSV50 keine Anforderung MSNR
≥ 44 PSV44 Untersuchungsergebnisse müssen in bestimmten Abständen
Zwischenwerte und solche < 44 PSV angegeben Abb. 1.3.22
Tabelle 19 der DIN EN 12620:2008-07, durch sogenannte Bestätigungsprüfungen belegt werden, um
keine Anforderung PSVNR Kategorien für die Magnesiumsulfat-Widerstandsfähigkeit diese Leistung aufrecht zu erhalten.

32 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 33


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen
1.3

1.3
Petrografische Prüfung nach DIN EN 932-3 und * Bedingung für E I-Einstufung
Die Gesteinskörnung
• stammt nicht aus dem eiszeitlichen Ablagerungsge-
Alle Bedingungen gemäß biet in Norddeutschland gemäß Abb. 1.3.23
Abschnitt unten bzw. blauer Kasten • enthält keinen Opalstein und keine Kieselkreide
rechts erfüllt? ja • Gesamtflintanteil wf < 2,0 M.-% oder Rohdichte des
nein Feinanteils ρm > 2.450 kg/m³ und reaktiver Flintanteil
wrF = 2,0 M.-%
• enthält keine der nachfolgenden Gesteinsarten:
1. gebrochene Grauwacke
Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen
ohne baupraktische ohne baupraktische ohne baupraktische 2. gebrochener Rhyolith
Erfahrungen oder Erfahrungen oder Erfahrungen oder 3. gebrochener Kies des Oberrheins
Bauteile mit Schäden Bauteile mit Schäden Bauteile mit Schäden
4. rezyklierte Gesteinskörnungen
5. Kiese mit mehr als 10 M.-% gebrochener Anteile
aus 1. bis 4
Vorgehen nach 6. Kiese und gebrochene Kiese aus den rezenten und
Prüfung nach Prüfung nach
Abschnitt 4.1 (5) fossilen Flussläufen und deren Einzugsgebieten in
Anhang A Anhang B
oder 4.1 (6)
den Gebieten der Saale, Elbe, Mulde und Elster im
angrenzenden Bereich gemäß Abb. 1.3.23
Abb. 1.3.24 Einstufung Einstufung Einstufung
• Mit der Gesteinskörnung liegen im Anwendungsbe-
Systematik zur Prüfung und
reich der Richtlinie baupraktische Erfahrungen vor
Einstufung der Gesteinskör-
nungen • Es ist kein AKR-Schaden in Bauteilen der Feuchtig-
z. B. z. B.
EI keitsklassen WF oder WA aufgetreten
E II-O - E II-OF E III-S

Kennzeichnung der Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen sind in eine der Alkaliempfindlichkeitsklas-


Gesteinskörnung für die Herstellung von Beton nach EN 206-1 sen einzustufen (siehe Abb. 1.3.25). Diese Klassen reichen von
und DIN 1045-2 muss unabhängig vom Gewinnungsgebiet E I (unbedenklich) bis E III (bedenklich). Ohne Zertifizierung
bezüglich ihrer Alkalireaktivität beurteilt und gekennzeichnet nach Alkali-Richtlinie wird die Gesteinskörnung in die Alka-
werden. liempfindlichkeitsklasse E III eingestuft.
Die Prüfung, Einstufung und Überwachung wird in der Alkali- Auf dem Betonlieferschein sind die Feuchtigkeitsklasse und die
Richtlinie geregelt. Die Richtlinie behandelt Gesteinskörnung Alkaliempfindlichkeitsklasse der Gesteinskörnung anzugeben.
aus gebrochenem oder rezykliertem Gestein. Ohne diese Angaben darf der Beton nur für Feuchtigkeitsklasse
WO (Innenbauteile) eingesetzt werden.

Abb. 1.3.25
Alkaliempfindlichkeits- Klasse Gesteinskörnungen Beurteilung hinsichtlich AKR
klassen für Gesteins-
körnungen E I-O unbedenklich

E II-O
• Opalsandstein einschließlich Kieselkreide bedingt brauchbar

E III-O bedenklich

E I-OF unbedenklich

E II-OF • Opalsandstein einschließlich Kieselkreide und Flint bedingt brauchbar

E III-OF bedenklich

• gebrochene Grauwacke
E I-S • gebrochener Quarzporphyr (Rhyolith) unbedenklich
• gebrochener Oberrhein-Kies
• rezyklierte Körnungen
• Kies mit > 10 M.-% der vorgenannten Körnungen
E III-S • andere gebrochene, nicht als unbedenklich eingestufte Gesteinskörnungen bedenklich
• andere gebrochene Gesteinskörnungen ohne baupraktische Erfahrungen

34 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 35


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Rezyklierte Gesteinskörnungen Rezyklierte Gesteinskörnungen


1.4

1.4
Abb. 1.4.4
Gesteinskörnung aus rezykliertem Beton oder Bauschutt Typ 1: RC-Körnung im Beton nach DIN 1045-2 (Entwurf)
Lagerbox mit
Unter rezyklierter Gesteinskörnung versteht man Gesteins- • mind. 90 % Altbeton, höchstens 10 % nicht porosierte Beim Aufbereiten der rezyklierten Gesteinskörnung fallen auch RC-Körnung Typ 1

körnungen, die aus mineralischem Bauschutt oder Restbeton Ziegel, Mauersteine etc. feine Gesteinskörnungen ≤ 2 mm an, die derzeit nach den nor-
durch Brechen, Sieben und gegebenenfalls Waschen hergestellt Typ 2: mativen Regeln nicht im Beton verwendet werden. Bei Druckle-
werden. • mind. 70 % Altbeton, höchstens 30 % nicht porosierte gung dieser Betonpraxis ist der Entwurf der DIN 1045 im Gelb-
Abb. 1.4.1 Ziegel, Mauersteine etc. druck erschienen. Hier wird zukünftig die Verwendung dieser
Aufbereitungsanlage für Typ 3: feinen rezyklierten Gesteinskörnung bei der Verwendung im
RC-Gesteinskörnungen
• mind. 80 % nicht porosierte Ziegel, Mauersteine etc. Beton geregelt. Unter 5.2.3.4 der DIN 1045-2 (Entwurf) ist gere-
Typ 4: gelt, wenn der Anteil der groben rezyklierten Gesteinskörnung
• mind. 80 % Altbeton, nicht porosierte Ziegel, Mauersteine ≤ 25 % bezogen auf die Gesamtsieblinie beträgt, darf feine
etc. (≤ 2mm) rezyklierte Gesteinskörnung des Typs 1 verwendet
werden, wenn sie aus der gleichen Produktion wie die grobe
Als rezyklierte Gesteinskörnung zur Herstellung von Beton nach Gesteinskörnung stammt. Das Verhältnis von Sand zu grober
DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 sind nur Typ 1 und 2 mit einer Gesteinskörnung muss der Gesamtsieblinie entsprechen. Die
Körnung > 2 mm und einer Rohdichte ≥ 2,0 kg/dm³ zugelassen. Verwendung rezyklierter feiner Gesteinskörnung (≤ 2mm) des
Typs 2 im Beton nach DIN 1045-2 (Entwurf) ist nicht zulässig.
Abb. 1.4.5
Typ 1 beschreibt eine Mischung aus überwiegend Altbeton Beträgt der Anteil der rezyklierten Gesteinskörnung mehr als Sichtbetonwände aus
R-Beton mit Gesteins-
oder Gesteinskörnung > 90 %. 25 % der Gesamtsieblinie sind die Anforderungen im Anhang
körnung Typ 2
Die überwiegenden Mengen dieser anfallenden RC-Körnungen Nach der Richtlinie des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton der Norm beschrieben. Diese beschriebene Norm ist bisher
finden zur Zeit als z. B. 0/45 im Tief- und Straßenbau Verwen- darf Typ 1 je nach Expositionsklasse bis zu 45 Vol.-% in der noch nicht gültig, es handelt sich lediglich um einen Entwurf!
dung. Um den Forderungen eines Stoffkreislaufs auch in der Gesteinskörnung enthalten sein.
Bauwirtschaft nachzukommen, ist es möglich, rezyklierte Ge- Feinteile und Wasseraufnahme bei GK > 2 mm
steinskörnungen herzustellen, die für die Produktion von Beton Typ 2 erlaubt einen Anteil an gebrochenem Mauerwerk von Da mit einem geringeren Gehalt schluffiger oder toniger Be-
verwendet und nach dessen Nutzungsdauer wieder dem Kreis- maximal 30 %, sodass die Anteile an aufbereitetem Altbeton standteile zu rechnen ist, darf der Feinanteil (< 0,063 mm) bei
lauf zugeführt werden können. oder Gesteinskörnung hier bei > 70 % liegen. feinen Gesteinskörnungen bis zu 4 % und bei groben Gesteins-
Dabei ist zu beachten, dass derzeit nur der Einsatz von groben Nach der Richtlinie des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton körnungen bis zu 3 % betragen. Eine weitere Besonderheit ist
RC-Gesteinskörnungen (z. B. 2/8, 8/16, 4/16) normativ geregelt darf Typ 2 je nach Expositionsklasse bis zu 35 Vol.-% in der die Begrenzung der Wasseraufnahme rezyklierter Gesteins-
und zugelassen ist; die Sandfraktion aus den Brechprozessen Gesteinskörnung enthalten sein. körnungen. Da der enthaltene Zementmörtel gerade zu Beginn
der Bauschuttaufbereitung kann im Moment noch nicht für Wasser aufsaugen kann, darf die Wasseraufnahme
die Herstellung von Beton DIN EN 206-1 herangezogen und Darüber hinaus sind in DIN 4226-101 Grenzwerte für gefähr- 10 % (Typ 1) bzw. 15 % (Typ 2) nicht überschreiten.
wiederverwendet werden. liche Substanzen des Eluats sowie des Feststoffs zu finden.
Die zugehörigen Typprüfungen und die Anforderungen an Abb. 1.4.6
Sichtbeton Treppenhaus
Forschungsvorhaben und Erfahrungen aus Bauprojekten zei- die werkseigene Produktionskontrolle sind in DIN 4226-102 aus R-Beton mit Gesteins-
gen, dass bei sorgfältiger Aufbereitung und bei sachgerechter definiert und deren Umsetzung im Rahmen der werkseigenen körnung Typ 2

Herstellung der Gesteinskörnung aus rezykliertem Altbeton Produktionskontrolle durch den Hersteller nachzuweisen.
(Abb. 1.4.1) oder Bauschutt ein ebenso dauerhafter Beton
Abb. 1.4.2 (rechts)
hergestellt werden kann wie mit herkömmlichen natürlichen
Aufbereitete RC-Körnung Gesteinskörnungen. Dazu muss die rezyklierte Gesteinskör-
Typ 2
nung für die Anwendung im Beton die Eigenschaften nach DIN
EN 12620 erfüllen. Das bedeutet, dass der Hersteller die Eigen-
schaften seiner Gesteinskörnungen in einer Leistungserklärung
deklarieren und diese damit im Rahmen der werkseigenen
Produktionskontrolle überwachen muss. Sind diese Vorausset-
zungen erfüllt, können RC-Gesteinskörnungen mit CE-Kenn- Abb. 1.4.3
zeichnen versehen werden. Geschliffene R-Betonoberfläche mit RC-Körnung Typ 2

In Abhängigkeit der Zusammensetzung werden in DIN 4226-


101 die folgenden Typen unterschieden.

36 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 37


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zusatzmittel Zusatzmittel
1.5

1.5
Einleitung Dosierung
Zusatzmittel werden in flüssiger, pulverförmiger oder granu- Als Wirkstoffe für Zusatzmittel werden eine Vielzahl anor- Die zulässigen Zugabemengen von Zusatzmitteln nach DIN EN einer Erhöhung von Festigkeit und einer Verringerung der Poro-
latartiger Form während des Mischens von Beton zugegeben, ganischer und organischer Substanzen verwendet. Für eine 206-1/DIN 1045-2 sind in der Tabelle (Abb. 1.5.2) gezeigt. Bei sität führt. Eine gleichzeitige Verbesserung der Verarbeitbarkeit
um die Eigenschaften des Betons durch chemische und/oder optimale Wirksamkeit müssen allerdings die Zusatzmittel auf der Dosierung sind die vom Hersteller angegebenen Zuga- und Verminderung des w/z-Werts ist ebenfalls möglich.
physikalische Wirkungen zu beeinflussen. Je nach Art des ein- den Zement abgestimmt werden. bemengen (Höchst- und/oder Mindestwert) zu beachten. Eine Reihe von Betonen ist ohne den Einsatz von Verflüssigern
gesetzten Zusatzmittels können sowohl die Eigenschaften des Die Zugabemenge, bezogen auf das Zementgewicht, liegt im gar nicht herstellbar. So ist die praxisgerechte Herstellung von
Frischbetons, wie z. B. die Verarbeitbarkeit und das Erstarrungs- Weitere Einflüsse auf die Wirksamkeit der Betonzusatzmittel Allgemeinen im Bereich von 0,2 bis 2 M.-%. Bei Dosierungen Selbstverdichtendem Beton nur durch den Einsatz von speziel-
verhalten, als auch die Eigenschaften des Festbetons, wie z. B. können der Wassergehalt, der Zusatzstoff, die feine Gesteins- von mehr als 3 l/m3 Beton muss die darin enthaltene Was- len Verflüssigern und Fließmitteln auf Polycarboxylatether-Basis
die Festigkeit und die Dauerhaftigkeit, gezielt gesteuert werden. körnung (Sand), die Außentemperatur sowie die Mischintensi- sermenge bei der Berechnung des w/z-Werts berücksichtigt möglich.
tät und -dauer haben. werden. Ebenso muss bei Verwendung von Luftporenmitteln Als mögliche Nebenwirkung der Verflüssiger ist die Verzö-
der Zuwachs an eingeführter Luft im Stoffraum mitberechnet gerung des Erhärtens zu nennen. Hinsichtlich der Wirkungen
Für den Einsatz von Zusatzmitteln gibt es technologische und werden. Dosierungen unter 0,2 Gewichtsprozenten (2 g/kg von verflüssigenden Zusatzmitteln spielen die Eigenschaften
wirtschaftliche Gründe. So lässt sich z. B. durch die Zugabe von Normative Anforderungen Zement) sollten nicht verwendet werden; ansonsten sind sie in des Zements sowie auch die Betonrezeptur eine wichtige Rolle.
geringen Mengen eines Fließmittels ein Teil des Zugabewassers In DIN EN 934-2 werden die Zusatzmittel bezüglich Anforde- einem Teil des Zugabewassers aufzulösen. Bei solchen kleinen Deswegen ist zu empfehlen, die Auswirkungen an ausgewähl-
bei der Betonherstellung einsparen. Durch die damit verbun- rungen, Konformität, Kennzeichnung und Beschriftung defi- Mengen treten erhebliche Dosierungsungenauigkeiten auf. ten Zusatzmittel-Zement-Kombinationen zu überprüfen.
dene Senkung des w/z-Wertes kann, bei vergleichbarer Ver- niert (Abb. 1.5.1). Ihre Verwendung ist in DIN EN 206-1 Unterdosierungen verringern meist deutlich den angestrebten Abb. 1.5.3
Auswirkungen von
arbeitbarkeit, ein dichter Beton mit wenig Kapillarporen und und DIN 1045-2 geregelt. Effekt. Überdosierungen können dagegen unerwünschte Effek-

[mm] [mm]
Fließmitteln
dadurch verbesserter Dauerhaftigkeit hergestellt werden. te wie Erhärtungsverzögerung, Druckfestigkeitsverluste oder
600

- Ausbreitmaß
Entmischungen mit sich bringen.
Abb. 1.5.1
Bezeichnung Abkürzung Wirkung Zugabemengen je kg Zement [ml bzw. g]

Konsistenz - Ausbreitmaß
Bezeichnung, Abkürzung
Anwendungsbereich
und Beschreibung der Mindestzugabe1) Höchstzugabe1) 550
Zusatzmittel (Auswahl)
Betonverflüssiger BV Verminderung des Wasseranspruchs und/oder Verbesserung der Verarbeitbarkeit Beton, Stahlbeton, Spann-

Konsistenz
503)
beton
Fließmittel FM Starke Verminderung des Wasseranspruchs und/oder Verbesserung der Verarbeitbarkeit Beton mit alkaliempfind- 22) 500
204) oder 504)
licher Gesteinskörnung

M
it F
Einführung kleiner, gleichmäßig verteilter Mikroluftporen zur Erhöhung des Frost- und
Luftporenbildner LP Hochfester Beton 705), 6)

m
1
Frost-Taumittelwiderstandes
1)
Maßgebend sind auch die Angaben des Herstellers/Zulassungsbescheides 450
Verzögerer VZ Abbindeverzögerung des Betons (Betonieren bei hohen Temperaturen)
2)
< 2 ml bzw. g möglich, wenn in einem Teil des Zugabewassers aufgelöst
B
 ei Verwendung mehrerer Zusatzmittel unterschiedlicher Wirkungsgruppen:

FM
3)
3
Gesamtmenge ohne besonderen Nachweis 60 ml/g bezogen a. Z. zulässig. Bei

ne
2
400

oh
Erstarrungsbeschleuniger BE Beschleunigung des Abbindens von Beton nach dem Mischen Zementen nach DIN 1164-11 oder 12 begrenzt auf 50 ml/g
4)
Abhängig vom Alkaligehalt des Zusatzmittels, dem Zementgehalt und der Anzahl
Beschleunigung der Erhärtung des Betons (Frühfestigkeit) mit und ohne Veränderung der verwendeten Zusatzmittel [18]
Erhärtungsbeschleuniger BE 5)
Bei einer Zugabemenge > 5 M.-% bezogen a. Z.: Zulassung erforderlich
der Abbindezeit
6)
Bei Verwendung mehrerer Zusatzmittel unterschiedlicher Wirkungsgruppen: 350
G
 esamtmenge 80 ml/g zulässig. Bei Zementen nach DIN 1164-1 oder 12 begrenzt
Dichtungsmittel DM Verminderung der kapillaren Wasseraufnahme
auf 70 ml/g

Abb. 1.5.2
Stabilisierer ST Erhöhung des Zusammenhaltes, Verbesserung der Kohäsion
Zugabemenge von Zusatzmittel nach DIN EN 206-1/DIN 1045-2
0,40 0,50 0,60 W/Z-Wert

Zusatzmittel für Einpressmörtel Verbesserung der Fließfähigkeit, Verminderung des Wasseranspruchs und der Absetznei-
EH
(Einpresshilfe) gung (Bluten), leichte Quellwirkung
Eigenschaften der wichtigsten Zusatzmittel
Viskositätsmodifizierer VMA Minimierung der Entmischung, Verbesserung der Kohäsion In der folgenden Tabelle (Abb. 1.5.4) ist der Einfluss der wichtigs- Abb. 1.5.4
Wasserreduktion der
Betonverflüssiger (BV) und Fließmittel (FM) ten Betonverflüssiger und Fließmittel auf die mögliche Wasser- wichtigsten Betonver-
Schaumbildner SB Einführung gleichmäßig verteilte Luftporen Betonverflüssiger und Fließmittel sind die am häufigsten ge- reduktion im Beton zusammengestellt. Für die relative Wasser- flüssiger und Fließmittel

brauchten Zusatzmittel. Die verflüssigende Wirkung wird ent- reduktion wird eine Dosierung des
Schwindreduzierer SRA Verminderung des Schwindens, Minimierung von Rissen/Verformungen Wirkstoff
Wirkstoff
des Betonver-
des Betonver- Relative Wasser-
weder durch grenzflächenaktive Stoffe (Ligninsulfonat, Napht- Betonverflüssigers bzw. Fließmittels flüssigers
flüssigers
bzw.bzw.
Fließmit-
Fließmit- reduktion [M.-%]
tels tels
halinsulfonat) oder durch dispergierende Stoffe (Melaminsulfo- von 1 % bezogen auf das Zementge-
Ligninsulfonat
Ligninsulfonat 5 - 10
Lagerfähigkeit/Haltbarkeit nat, Polycarboxylatether) erreicht. wicht zugrunde gelegt.
Zusatzmittel sind bei ihrer Lagerung vor Verunreinigungen sicher aufzubewahren; pulverförmige Zusatzmittel sind vor Die Wirkung eines Fließmittels ist in Abb. 1.5.3 anschaulich dar- Die Wasserersparnis nimmt in der Melaminsulfonat
Melaminsulfonat 15 - 20
15 - 20
und starker, direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Bei Feuchtigkeit zu schützen. Im Allgemeinen sind die Angaben gestellt: Fließmittel verbessern bei gleichem w/z-Wert die Ver- Reihenfolge – Lignin-, Melamin- Naphthalinsulfonat
Naphthalinsulfonat 15 - 20
15 - 20
einer Lagertemperatur von ca. 20 °C können Zusatzmittel bis vom Hersteller zu beachten. arbeitbarkeit des Betons oder vermindern bei gleicher Verarbeit- und Naphthalinsulfonat sowie
Polycarboxylatether
Polycarboxylatether
(PCE)(PCE) 20 - 35
20 - 35
zu einem Jahr haltbar sein. Flüssige Zusatzmittel sind frost- barkeit den Wasseranspruch und damit den w/z-Wert, was zu Polycarboxylat zu.

38 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 39


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zusatzmittel Zusatzmittel
1.5

1.5
Luftporenbildner (LP) Beschleuniger (BE) Bewertung der wichtigsten Zusatzmittel
Luftporenbildner sind grenzflächenaktive Stoffe (Wurzelharze Vorhandensein anderer Zusatzmittel usw. Bei kombiniertem Bei den Beschleunigern wird unterschieden in Abbindebe- Zusatzmittel können die Betoneigenschaften sowohl im Frisch-
und deren Modifikationen sowie synthetische Tenside). Die Einsatz von Luftporenbildner und Verflüssiger sollte der Ver- schleuniger und Erhärtungsbeschleuniger (siehe Abb. 1.5.1). beton als auch im Festbeton erheblich beeinflussen. Dies ist oft
Aufgabe der Luftporenbildner ist es, sogenannte Mikroluftporen flüssiger erst nach dem Luftporenbildner zudosiert werden. Die Diese Zusatzmittel werden eingesetzt, um die Abbinde- und mit komplexen chemischen und/oder physikalischen Reaktio-
mit einem Durchmesser von ca. 10 bis 300 μm gleichmäßig in Verträglichkeit neuer Kombinationen muss unbedingt durch Erhärtungszeit eines Betons zu verkürzen. Sie sorgen für eine nen verbunden. Deshalb sollen Zusatzmittel verschiedener Wir-
den Beton einzuführen. Dadurch wird die Frost- und Frost-Tau- Erstprüfungen nachgewiesen werden. raschere Hydratation, um den Beton früher ausschalen, abhe- kungsweise nicht miteinander gemischt werden. Ebenso sollen
mittelbeständigkeit des Betons wesentlich erhöht, jedoch nimmt ben, belasten oder dem Frost aussetzen zu können. Zusatzmittel gleicher Wirkungsweise, aber verschiedener
die Druckfestigkeit je nach eingeführtem Luftgehalt deutlich ab. Verzögerer (VZ) Hersteller, nicht miteinander kombiniert werden. Um die ge-
Die Luftporen nehmen beim Gefrieren des Betons das verdräng- Verzögerer bewirken eine Verzögerung beim Erhärten des Ze- Erstarrungsbeschleuniger finden Verwendung bei: eignetsten Zusatzmittel in richtiger Dosierung für einen Beton
te Kapillarwasser zum Teil auf und bieten Ausdehnungsraum mentleims und erlauben damit eine Verlängerung der Verarbeit- • Spritzbeton (geringer Rückprall und gute Klebefähigkeit) herauszufinden sind Erstprüfungen unabdingbar.
für das gefrierende Wasser. Sie vermindern somit die Gefahr der barkeit von Betonen. Ihre wichtigsten Anwendungsgebiete sind: • Instandsetzungsarbeiten (Reparaturarbeiten mit kurzen
Zersprengung des Betons infolge des Eisdrucks (Abb. 1.5.5). • Betonieren bei heißem Wetter Abbindezeiten)
• Transport von Beton über große Distanzen • Betonieren in fließenden Gewässern Die Wirkungen der wichtigsten Zusatzmitteltypen auf ausge-
• Betonieren großer Kubaturen oder Flächen • Abdichtung bei Wassereinbrüchen und Infiltrationen wählte Frisch- und Festbetoneigenschaften wird in Abb. 1.5.8
• Vermeidung von Arbeitsfugen bei eingeplanten Arbeits- (Blitzmörtel) qualitativ dargestellt.
Abb. 1.5.5
Eisbildung in der unterbrechungen (nahtloser Anschluss von neuem Beton
Luftpore (schematisch) an zuvor eingebrachten Beton) Erhärtungsbeschleuniger werden eingesetzt für:
• Betonieren bei tiefen Temperaturen
Beton, der Verzögerer enthält, erhärtet zu Beginn etwas langsa- • Betonieren mit kurzen Ausschalungsfristen
mer (Abb. 1.5.6). Seine 28 Tage Festigkeit ist in der Regel • Fertigteilwerke
etwas höher als die eines Betons, dem kein Verzögerer zugege- • Einsetzen von Ankern Wirkung auf
Verflüssiger/ Luftporen-
Verzögerer
Beschleu-
Luf t
Luft Fließmittel bildner niger
Luft ben wurde. Wegen seiner anfänglich langsameren Erhärtung ist
ein verzögerter Beton besonders sorgfältig nachzubehandeln. Der Effekt der Beschleuniger ist von den verwendeten Wirkstoff-
Verarbeitbarkeit ++ + + -
Da die Wirkung stark von der Art des Verzögerers, aber auch gruppen, aber auch von der chemischen Zusammensetzung des
Luft
Luf t vom verwendeten Zement und von der Temperatur abhängt, Zements abhängig. Bei einer Überdosierung kann das Erstarren Entmischen/Bluten + + - o
Wasser
Wasser
Wasser sind umfassende Erstprüfungen – auch bei verschiedenen Tem- und Erhärten statt beschleunigt verzögert werden (gegenteilige
Eis
Eis
Eis peraturen – erforderlich. Bei Überdosierung kann die Wirkung Wirkung). Beschleuniger bewirken oft eine mehr oder weniger Erstarren beschleunigen o o - ++
bei einigen Verzögerern umschlagen – sie können dann zu starke Herabsetzung der Endfestigkeit des Betons. Die früher
Beschleunigern werden. häufig verwendeten chloridhaltigen Beschleuniger dürfen heute Erstarren verzögern - - ++ -
nicht mehr eingesetzt werden, weil sie eine ausgesprochen
Faustregel: Ein Prozent zusätzlich eingeführte Luftporen korrosionsfördernde Wirkung auf die Bewehrung ausüben. Pumpfähigkeit + - o -
[N/mm²]

40
ermöglicht eine Wassereinsparung von etwa fünf Litern je m3 40
Frischbeton und erzielt im Hinblick auf die Verarbeitbarkeit die
[N/mm²]

Frühfestigkeit + - - ++
30
Druckfestigkeit

gleiche Wirkung wie etwa 10 bis 15 kg Mehlkorn. 30


30
Endfestigkeit + - + -
Druckfestigkeit

20
20
20
Faustregel: Jedes Prozent Luftporen bedeutet einen Druckfes- Permeabilität + + o -
10
10
tigkeitsverlust von bis zu 5 %. 10
Frostbeständigkeit + ++ - +
0
0
Der Zielwert für den Luftgehalt im Zementstein liegt bei etwa 0 Betonieren bei kalter
0,5
0,5 11 22 77 14
14 2828 5656 + o - ++
13 %. Für den gesamten Beton bedeutet das je nach Größtkorn Beschleunigter Beton
Witterung
Zeit [Tage]
Zeit [Tage]
Beschleunigter Beton
Luftgehalte zwischen 3 und 6 %. Für die Einstellung der Luft- Referenzbeton
Referenzbeton Betonieren bei warmer
Verzögerter
Verzögerter Beton
Beton + o ++ -
gehalte genügen meist geringe Mengen an Zusatzmitteln (0,1 Witterung

– 0,5 M.-%). Allerdings hängt die entstehende Luftporenmenge Abb. 1.5.6


++ gewünschter positiver Effekt
Wirkung von Verzögerer und Beschleuniger auf die Betonfestigkeit
nicht allein von der Art und der Dosierung des Luftporenbild- + möglicher positiver Effekt
o vernachlässigbarer Effekt
ners ab, sondern auch von einer Vielzahl anderer Faktoren, wie - möglicher negativer Effekt
Zementart, Gesteinskörnung und Kornzusammensetzung,
Abb. 1.5.7 Abb. 1.5.8
Konsistenz, Temperatur, Mischintensität und Mischdauer, dem Vorschriftsmäßiges Tanklager für Zusatzmittel in einem Transport­betonwerk Wirkung wichtiger Zusatzmitteltypen auf ausgewählte Frisch- und Festbetoneigenschaften

40 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 41


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zusatzstoffe Zusatzstoffe
1.6

1.6
Allgemeines Einteilung der Zusatzstoffe
Zusatzstoffe sind in der Regel feine mineralische oder organi- Zement und Zusatzstoff sind in einem exakten und norm- Die EN 206-1/DIN 1045-2 unterscheidet zwei Typen von Beton- Für das Einfärben mit Pigmenten eigenen sich insbesondere
sche Stoffe. Durch sie können bestimmte Eigenschaften des gerechten Zementsystem integriert, das als Ganzes angesehen zusatzstoffen. Inerte Zusatzstoffe des Typs I sind Stoffe, die kei- helle Hochofenzemente oder Weißzemente. Die Pigmentdosie-
Betons verbessert oder erst erreicht werden. So erhöhen einige wird und zu 100 % beim Mindestzementgehalt sowie bei der ne chemische Bindung eingehen. Darunter fallen beispielsweise rung richtet sich nach der gewünschten Farbintensität und wird
Zusatzstoffe die Verarbeitbarkeit oder aber die Pumpbarkeit Ermittlung des Wasserzementwertes rechnerisch zum Ansatz Kalkstein- oder Quarzfüller sowie Pigmente. in Bezug auf den Zementgehalt angegeben. Übliche Feststoff-
des Betons. Im Festbeton können sie zu einem dichten Gefüge gebracht werden kann. Als reaktive Zusatzstoffe des Typs II werden latent hydraulische dosierungen bewegen sich zwischen 2 M.-% bis 8 M.-% vom
beitragen und mechanische Eigenschaften, wie Druck- und und puzzolanische Stoffe wie Hüttensandmehl oder aber Stein- Zementgehalt. Es werden ebenso wässrige Farbpigmentaufbe-
Zugfestigkeit, oder aber die Dauerhaftigkeit des Betons positiv Verwendung im Betonwerk kohlenflugasche bezeichnet, die dank ihrer Reaktivität zur reitungen mit einem Feststoffgehalt von rund 50 % angeboten.
beeinflussen. Ebenso werden Zusatzstoffe zur Reduzierung der Zusatzstoffe können ebenso erst im Betonwerk der Mischung Festigkeitsbildung des Zementsteins beitragen. Dieser Zusam- Der Wasseranteil muss auf den Wasserzementwert angerech-
Wärmeentwicklung während der Betonerhärtung eingesetzt. zugefügt werden. Dies hat den Vorteil, dass das Verhältnis menhang ist in Abb. 1.6.1 dargestellt. net werden. Im Gegensatz zum pulverförmigen Pigment ist
Im Gegensatz zu Betonzusatzmitteln wird dem Beton üblicher- von Zusatzstoff zu Zement frei gewählt werden kann. Dadurch dieses sogenannte Farbpigment Slurry für eine Dosierung in den
weise eine größere Menge von Zusatzstoffen zugegeben. wird die Flexibilität bei der Zusammensetzung des Betons Inerte Zusatzstoffe frischen Beton geeignet. Pigmente zum Einfärben von Beton
Zusatzstoffe sind in jedem Fall bei der Stoffraumrechnung zu erhöht. Allerdings sind damit auch einige Nachteile verknüpft. müssen die Anforderungen der DIN EN 12878 erfüllen.
berücksichtigen. Die getrennte Lagerung der Zusatzstoffe verlangt zusätzliche Mineralische Füller
Silos und Dosiereinrichtungen sowie zusätzliche Kontrollen. Mineralische Füller werden durch das Aufbereiten von natür- Für die Herstellung einwandfrei gefärbter Bauteile bedarf es
Verwendung im Zementwerk Manche Zusatzstoffe neigen bei längerer Lagerung zur Knol- lichen, industriell produzierten oder rezyklierten Materialien großer Erfahrung. Eine homogene Betonmischung sowie ge-
Manche Zusatzstoffe werden bereits im Zementwerk durch ge- lenbildung. Weiterhin kann der im Betonwerk zugegebene hergestellt. Der überwiegende Anteil der mehlkornfeinen eignete und gleichmäßige Ausgangsstoffe sind die Vorausset-
meinsames Vermahlen mit dem Klinker oder durch Mischen in Zusatzstoff nur anteilig auf den Wasserzementwert angerech- Partikel ist dabei kleiner als 0,063 mm. zung, um gleichmäßig gefärbte Betonoberflächen zu erzielen.
den Zement eingebracht. Bei diesem Herstellungsprozess wird net werden. Reste von gefärbtem Beton müssen sorgfältig aus dem Mischer,
der Zusatzstoff als Hauptbestandteil bezeichnet und findet Aufgrund ihrer geringen Korngröße, ihrer Kornzusammenset- dem Transportfahrzeug sowie aus Fördergeräten entfernt
sich in der Zementbezeichnung wieder (z. B.: S für Hüttensand, zung und Kornform verbessern mineralische Füller den Kornauf- werden und dürfen nicht in das Restwasser gelangen, um die
P für natürliche Puzzolane wie Trass, LL für Kalkstein und T für bau des Betons im Mehlkornbereich. Sie sind nicht reaktiv, somit nachfolgenden Betonchargen nicht ungewollt einzufärben. Auch
gebrannten Schiefer). inert. Sie werden zugesetzt, um beispielsweise bei der Ver- optimale Herstellprozesse und beste Farbpigmente verhindern
Für dieses Vorgehen sprechen gute Gründe. Dadurch wird wendung von geringen Zementgehalten oder mehlkornarmen nicht, dass Betonfarben mit der Zeit etwas stumpfer werden.
sowohl eine genaue und gleichbleibende Dosierung als auch Sanden die Verarbeitbarkeit zu verbessern oder aber um die
eine homogene Verteilung der Zementbestandteile erreicht. Fließfähigkeit und die Stabilität von selbstverdichtenden Beto-
Abb. 1.6.2
nen sicherzustellen. Weiterhin führt der sogenannte Füllereffekt Zugabe von Flüssigfarbe
zu einer höheren Packungsdichte, wodurch die Festbeton-
eigenschaften positiv beeinflusst werden können.
Bezeichnung Chemische Reaktion Wirkung Zusatzstoffe Für eine Verwendung im Beton müssen mineralische Füller die
Abb. 1.6.1
Einteilung der Anforderungen der DIN EN 12620 erfüllen. Sie sollten immer
• Füllereffekt, d. h. vermindert • Kalksteinmehl
DIN EN 206-1

Zusatzstoffe
Porosität und verbessert Verar- auf ihre Eignung für den vorgesehenen Zweck geprüft werden.
Typ I

Keine oder höchstens oberfläch- beitbarkeit • Quarzmehl Gängige mineralische Füller sind Kalkstein- und Quarzmehl. Die
Inert liche Reaktion
üblichen Dosierungen liegen zwischen 20 kg/m3 bis 60 kg/m3
• Färbt • Pigmente
bei Normalbeton und bis zu 250 kg/m3 bei selbstverdichtendem
• Vermindert Porosität • Steinkohlenflugasche Beton.
Reaktion mit Kalziumhydroxid • Erhöht Dauerhaftigkeit • Natürliche und thermisch aktivierte
Puzzolanisch und Wasser unter Bildung von • Vermindert Frühfestigkeit Puzzolane
zementhydratähnlichen Stoffen • Senkt Hydratationswärme • Dorobase® Anorganische Pigmente Abb. 1.6.3
• Erhöht Endfestigkeit • Gebrannter Schiefer Anorganische Pigmente werden zum Einfärben von Beton Eingefärbter Beton aus
dem Fahrmischer
DIN EN 206-1

und Mörtel verwendet. Den hohen Anforderungen bezüglich


In Gegenwart von Anregern • Vermindert Porosität
Typ II

(Alkali, Kalk, Sulfat) und Wasser • Erhöht Dauerhaftigkeit Beständigkeit und Korngrößenverteilung genügen praktisch
Latent erfolgt Bildung von zement- • Vermindert Frühfestigkeit • Hüttensandmehl
hydraulisch nur Oxidpigmente. Pigmente haben keine chemische Wirkung
hydratähnlichen Stoffen • Senkt Hydratationswärme
• Erhöht Endfestigkeit im Beton, verhalten sich demnach inert. Wegen ihres meist
höheren Wasserbedarfs bedingen sie einen höheren Wasser-
Reaktion mit Wasser unter • Verbessert Verarbeitbarkeit, • Dorobase® zemewert, sofern dieser Effekt nicht durch den Einsatz eines
Hydraulisch Bildung von zementhydrat- und Dichtigkeit, Füllereffekt, d. h.
ähnlichen Stoffen vermindert Porosität • Gebrannter Schiefer Betonverflüssigers oder Fließmittels kompensiert wird.

42 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 43


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zusatzstoffe Zusatzstoffe
1.6

1.6
Reaktive puzzolanische Zusatzstoffe Silikastaub
Allen puzzolanischen Zusatzstoffen ist gemein, dass sie im Silikastaub, auch Kieselsäurestaub oder Mikrosilika genannt, Silikastaub wird in Deutschland vorwiegend im Spritzbeton
erhärtenden Beton in Gegenwart von genügend Wasser entwickelt wegen seiner extrem hohen Feinheit und seines sowie im Hochleistungsbeton eingesetzt.
langsam mit dem aus dem Zement abgespaltenen Kalzi- sehr hohen Kieselsäuregehalts eine sehr große puzzolanische
Abb. 1.6.5
umhydroxid reagieren, zementhydratähnliche Stoffe bilden Aktivität.
Stark belastete Stütze
und dadurch zur Festigkeitsbildung beitragen. Diese puzzola- aus Hochleistungsbeton
mit Silikastaub
nische Reaktion verringert die Betonporosität und verbessert Mit einer Dosierung von 5 M.-% bis 10 M.-% Silikastaub bezogen
damit die Dauerhaftigkeit des Betons. Betone mit puzzolani- auf das Zementgewicht, lassen sich nachhaltige Verbesserun-
schen Zusätzen (ausgenommen Silikastaub) erhärten etwas gen der Betoneigenschaften erzielen:
langsamer als solche ohne, insbesondere bei tiefer Tempe- • gesteigerte Kohäsion und stark erhöhtes Wasserrückhalte-
ratur. Die Nachbehandlungsdauer und die Ausschalfrist sind vermögen des Frischbetons mit geringem Entmischungs-
gegebenenfalls angemessen zu verlängern. risiko
Abb. 1.6.4
Charakteristische Kornform von Steinkohlenflugasche (rasterelektronenmikroskopis- • Verminderung des Rückpralls beim Spritzbeton
che Aufnahme)
Um eine ausreichende Alkalität der Porenlösung bei Stahl- • bedeutende Erhöhung der Betonfestigkeit; erlaubt die
und Spannbeton zu gewährleisten, sind in DIN EN 206-1/DIN Herstellung von hochfestem Beton
1045-2 höchstzulässige Mengen puzzolanischer Zusatzstoffe Trass • erhebliche Verminderung der Betonporosität, damit ein-
vorgegeben. Ebenso ist in der Norm die Anrechenbarkeit der Trass zählt zu den natürlichen Puzzolanen und ist ein natürli- hergehend eine wesentliche Verbesserung der Dauerhaf-
Zusatzstoffe des Typs II auf den Wasserzementwert sowie ches Gestein meist vulkanischen Ursprungs. Seine puzzolani- tigkeit Reaktive latent hydraulische Zusatzstoffe
den Mindestzementgehalt mit einem k-Wert-Ansatz geregelt. sche Wirkung war schon den römischen Baumeistern bekannt. • erhöhter Widerstand gegen Frost-, Frosttau-Mittel- und Latent hydraulische Stoffe benötigen, anders als die Puzzolane,
Trass als Betonzusatzstoff ist in DIN 51034 geregelt. Trass Sulfatangriff sowie gegen andere chemisch aggressive nicht das Ca(OH)2 aus der Zementhydratation als ständigen
Steinkohlenflugasche verbessert die Verarbeitungseigenschaften von Beton und kann Stoffe Reaktionspartner. Sie reagieren schon in Gegenwart geringer
Steinkohlenflugaschen fallen bei der Stromerzeugung in dessen Ausblühneigung reduzieren. Trass bindet Kalziumhy- • langsamer Karbonatisierungsfortschritt für dauerhaften Mengen sogenannter Anreger wie z. B. alkalischen Stoffen oder
thermischen Kraftwerken an. Ihre Qualität hängt von der droxid, dadurch wird deutlich weniger an die Betonoberfläche Bewehrungsschutz Sulfaten. Gemeinsam mit Wasser reagieren sie dann unter
verwendeten Kohle sowie von der Art des Kraftwerks und transportiert, das später zu Ausblühungen führen kann. Im Bildung von zementhydratähnlichen Stoffen und verfestigen
seiner Betriebsweise ab und kann deshalb in weiten Grenzen Gegensatz zur Steinkohlenflugasche kann Trass nicht auf den sich wie Zement.
schwanken. Die Verwendung von Steinkohlenflugasche aus Wasserzementwert angerechnet werden. Die Zugabe von Silikastaub zur Betonmischung verschlechtert
verlässlicher Herkunft hat sich jedoch als Betonzusatzstoff deren Verarbeitbarkeit und verändert nachhaltig deren rheo- Hüttensand
bewährt und ist normativ in der DIN EN 450 geregelt. DOROBASE® (Gebrannter Schiefer) logische Eigenschaften (Fließeigenschaften). Durch den Zusatz Hüttensand kann aufgrund seiner latent hydraulischen Eigen-
Die meist hohe Feinheit der Steinkohlenflugaschen und deren DOROBASE® ist fein gemahlener gebrannter Schiefer, der puz- besonderer Fließmittel lässt sich eine ausreichende Verarbeit- schaften wie kein anderer Zusatzstoff den Zementklinker nahe-
charakteristische kugelige Kornform bewirken eine Verbesse- zolanische und hydraulische Eigenschaften aufweist. Durch sei- barkeit erzielen. zu vollständig ersetzen. Dieser Effekt wird bei der Herstellung
rung der Verarbeitbarkeit des Frischbetons. Auch die Dauerhaf- ne sehr hohe Mahlfeinheit können Betone mit hervorragenden Um unangenehme Überraschungen beim Einbringen des von hüttensandhaltigen Zementen wie z. B. Portlandhüttenze-
tigkeit und Dichtigkeit des Betons werden erhöht, wenn eine Eigenschaften hergestellt werden. In Bereichen, bei denen das Frischbetons zu vermeiden, sind Versuche zur Verarbeitbarkeit menten CEM II/-S oder Hochofenzementen CEM III ausgenutzt.
Steinkohlenflugasche von hoher puzzolanischer Aktivität mit sehr fein abgestufte Kornband, von Vorteil ist, z. B. Sichtbeton, erforderlich. Infolge seiner extremen Feinheit kann Silikastaub Vorteilhaft dabei ist, dass bei der Verwendung hüttensandhal-
der gebotenen Sorgfalt bezüglich Betonzusammensetzung und WU-Beton, Spritzbeton, Pumpbeton usw., bringt DOROBASE® gewisse Probleme bei der Dosierung und bei der Homogenisie- tiger Zemente der Hüttensandanteil als Zementbestandteil
Nachbehandlung verwendet wird. eine dichtere geschlossene Oberfläche, erhöht die Schmiernei- rung der Betonmischung verursachen. Bei nicht sachgerechter vollständig auf den Wasserzementwert angerechnet wird.
Da Steinkohlenflugaschen die Hydratationswärmeabgabe der gung und die Stabilität des Betons. Durch die hydraulischen Handhabung kann sich eine übermäßige Feinststaubentwick-
erhärtenden Betone reduzieren, lassen sich mit ihr in massigen Eigenschaften wird die Druckfestigkeit in Verbindung mit lung einstellen. Anrechenbarkeit von Hüttensandmehl auf den w/z-Wert
Betonbauteilen Temperaturspitzen vermindern. Weiterhin reaktivem Klinker deutlich erhöht. Eine Verringerung des Die Anforderungen an Hüttensandmehl zur Verwendung als
werden sie zur Erhöhung des Sulfatwiderstandes des Betons Mindestzementgehalts, bei Anrechnung von DOROBASE® als Je nach gegebenem Fall lassen sich diese Probleme mit drei Zusatzstoff im Beton, im Mörtel und im Einpressmörtel sind
verwendet. Betonzusatzstoff, ist nur bei CEM I und CEM II/A-LL bei allen unterschiedlichen Arten des Angebots vermeiden: in DIN EN 15167 geregelt. Eine gleichzeitige Anrechnung von
Expositionsklassen außer XF2 und XF4 zulässig. Unter diesen • als in den Zement integrierter Bestandteil Hüttensandmehl mit Steinkohlenflugasche oder Silikastaub ist
Die üblichen Dosierungen von Steinkohlenflugasche liegen: Voraussetzungen darf der k-Wert 0,9 und max. 0,33 · z für die • als Silikastaub-Slurry (in Wasser aufgeschlämmtes nicht zulässig.
• zwischen 20 kg/m³ bis 60 kg/m³ bei Normalbeton Anrechenbarkeit auf den w/z-Wert angesetzt werden. Produkt)
und Der Einsatz von DOROBASE® wird durch eine "Allgemeine bau- • als granulierter Silikastaub
• bis zu 250 kg/m³ bei selbstverdichtendem Beton aufsichtliche Zulassung" vom DIBt geregelt, in der die Anforde-
rungen genau beschrieben sind (siehe Seit 47).

44 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 45


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Zusatzstoffe Zusatzstoffe
1.6

1.6
Anrechenbarkeit puzzolanischer Typ II Zusatzstoffe auf den DOROBASE® als Betonzusatzstoff
Wasserzementwert Die in der DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 angegebene Verringe- (w/z)eq = w/(z + k · a) für den geforderten höchstzulässigen
Steinkohlenflugasche, Hüttensandmehl und Silikastaub können rung des Mindestzementgehalts bei Anrechnung von w/z-Wert verwendet werden. Der Gehalt an DOROBASE® darf
auf den Wasserzementwert angerechnet werden. DOROBASE® als Betonzusatzstoff, ist nur bei CEM I und höchstens mit:
Dieser wird dann als äquivalenter Wasserzementwert bezeich- CEM II/A-LL zulässig wenn der Gehalt an DOROBASE® mindes- a = 0,33 · z in Ansatzt gebracht werden.
net. tens der Zementverringerungsmenge entspricht. Bei CEM I und CEM II/A-LL beträgt der k-Wert 0,9, das bedeutet:
Hüttensandmehl darf nicht gleichzeitig mit Steinkohlenflug- Eine Verringerung des Zementgehaltes bei Beton für die w/(z + 0,9 · t).
asche oder Silikastaub angerechnet werden. Expositionsklassen XF2 und XF4 ist nicht zulässig. Der Einsatz von DOROBASE® als Betonzusatzstoff wird durch
Bei Beton mit Ausnahme von XF2 und XF4 darf bei CEM I und eine "Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung" vom DIBt
CEM II/A-LL anstelle des w/z-Wertes der Wert: geregelt.

In der nachfolgenden Tabelle sind die Möglichkeiten dargestellt

DOROBASE® (gebrannter Schiefer)


Abb. 1.6.6 Abb. 1.6.8
Flugasche Silikastaub Flugasche und Hüttensandmehl
Maximale Zusatzstoff- Schieferbruch mit Brecher
[f] [s] Silikastaub [h] [t]
mengen des Typs II zur und Förderbändern
Gewährung der Alkalität
und der Anrechenbarkeit Maximaler Zusatzstoff- smax = 0,11 · z Maximaler Zusatzstoff-
hmax = 0,15 · z1) tmax = 0,33 · z
auf den Wasserzement- gehalt zur Gewährung fmax = 0,15 · z1) smax = 0,11 · z fmax2) = 0,66 · z – 3 · s gehalt zur Gewährung
wert und den Mindest-
der Alkalität fmax3) = 0,45 · z – 3 · s der Alkalität
zementgehalt
fmax = 0,33 · z4) hmax = 0,33 · z4)
Anrechenbare Zusatz- fmax = 0,33 · z und Anrechenbare Zusatz-
fmax = 0,25 · z5) smax = 0,11 · z hmax = 0,25 · z5)
stoffmenge auf den smax = 0,11 · z stoffmenge auf den tmax = 0,33 · z
fmax = 0,15 · z6) s + z ≥ zmin hmax = 0,15 · z6)
Wasserzementwert f + s + z ≥ zmin Wasserzementwert
f + z ≥ zmin h + z ≥ zmin

kf = 0,4
k-Wert kf = 0,4 ks = 1,0 kh = 0,4 k-Wert kt = 0,9
ks = 1,0

Äquivalenter Wasser- Äquivalenter Wasser-


w/(z + kf · f) w/(z + ks · s)7) w/(z + kf · f + ks · s)7) w/(z + kh · h) w/(z + kt · t)
zementwert w/z 8) zementwert w/z 8)
Abb. 1.6.9
Reduzierter Mindest- 240 kg/m3 bei XC1, XC2 und XC3, sonst 270 kg/m3, wenn die Zusatzstoffmenge mindestens der Ze- 240 kg/m3 bei XC1, XC2 und XC3, Schieferwand vor dem
zementgehalt8) ment-Verringerungsmenge entspricht Reduzierter Mindestze- sonst 270 kg/m3, wenn die Zusatz- Abbau
mentgehalt 8) stoffmenge mindestens der Zement-
CEM I, CEM II/A-D, CEM Verringerungsmenge entspricht
CEM I II/A-S, CEM II/B-S, CEM
CEM I CEM II-S CEM I II/A-T, CEM II/B-T, CEM CEM I
CEM II-S CEM II/B-T CEM II-S II/A-LL, CEM II/A-P, Zulässige
Zulässige CEM II/A-LL
CEM II/B-T CEM II/A-LL CEM II/B-T CEM II/A-V, CEM II/A-M Zementarten
Holcim Zementarten
CEM II/A-LL CEM III/A CEM II/A-LL (S,D,P,V,T,LL), CEM
CEM III/B (mit Smax9) ≤ 70 %) CEM III/B CEM III/A II/B-M (S-D, S-T, D-T),
CEM III/A3), CEM III/B mit Zementgehalt z und DOROBASE® t, alle in kg/m3
≤ 70 % Hüttensand 3)
Einschränkungen:
Zementgehalt z, Flugaschegehalt f, Silikastaubgehalt s und Hüttensandmehl h, alle in kg/m3 • Eine Verringerung des Mindestzementgehaltes und Anrechnung auf
den w/z-Wert beim Einsatz von DOROBASE als Betonzusatzstoff ist
1)
für Zemente mit D nur für Betone mit Portlandzement (CEM I) oder Portlandkalksteinze-
2)
für CEM I ment (CEM II/A-LL) zulässig
3)
für CEM II/A-S, CEM II/B-S, CEM III/A und andere (siehe DIN 1045-2) Abb. 1.6.10
4)
für Zemente ohne P, V und D • Dorobase darf nicht für die Expositionsklassen XF2/XF4 auf den Min- Schiefer gebrochen auf
5)
für Zemente mit P oder V ohne D destzementgehalt oder den w/z-Wert angerechnet werden
dem Weg zur thermischen
6)
für Zemente mit D Aufbereitung
7)
für alle Expositionsklassen außer XF2 und XF4 Abb. 1.6.7
8)
die Anrechnung auf den Mindestzementgehalt und den w/z-Wert ist nur bei Verwendung von f zulässig. Bei gleichzeitiger Zugabe von Maximale Zusatzstoffmengen von DOROBASE® und der Anrechenbarkeit auf den
f + s ist eine Anrechnung auch für f ausgeschlossen. Wasserzementwert
9)
s = Hüttensandgehalt

Für die Verwendung von Flugasche in Unterwasserbeton gilt: (z + f) ≥ 350 kg/m3; w/zeq = w/(z + 0,7 · f) ≤ 0,60

46 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 47


Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Fasern Fasern
1.7

1.7
Allgemeines Stahlfasern Stahlfasern zur Bemessung von Betonbauteilen Polymerfasern
Fasern können aus verschiedenen Werkstoffen bestehen. Stahlfasern sind die in der Praxis am häufigsten verwendeten Eine erfolgreiche Anwendung setzt eine auf die jeweilige Polymerfasern werden dem Beton beigemischt, um Früh-
Gleichmäßig im Beton verteilte Fasern sollen die Eigenschaften Fasern. Sie sind in DIN EN 14889-1 geregelt. Gleichmäßig im Bauaufgabe ausgerichtete Planung voraus. Zur Sicherstellung schwindrisse zu reduzieren. Typische Anwendungsfälle sind Bo-
des Betons verbessern. In der Regel werden Fasern eingesetzt, Beton verteilte Stahlfasern verbessern dessen Verhalten unter der Gebrauchstauglichkeit sowie der Tragfähigkeit ist daher die denplatten, Estriche oder aber Betonfertigteile und Betonwaren.
um dem spröden Baustoff Beton eine gewisse Zähigkeit zu Biegezugbeanspruchung. Im gerissenen Zustand erhöhen sie DAfStb-Richtlinie »Stahlfaserbeton« anzuwenden. Ein durch Ebenso werden sie zur Verbesserung des Brandschutzes und zur
verleihen. Eine weitere Anwendung findet sich im Brandschutz. die Verformbarkeit bei Aufrechterhaltung einer Resttragfähig- sogenannte Leistungsklassen definierter Stahlfaserbeton kann Reduktion des Rückpralls bei Spritzbeton verwendet.
Schmelzende Polymerfasern entspannen den Dampfdruck keit durch die sogenannte Nachrisszugfestigkeit. Weiterhin vom Planer bemessen werden. Für tragende Anwendungen Polymerfasern sind in DIN EN 14889-2 geregelt. Übliche Dosie-
und verhindern das explosionsartige Versagen des Betons. wirken sie sich positiv auf das Verhalten bei dynamischen sind ausschließlich Stahlfasern der Gruppe I nach Abb. 1.7.2 rungen für diese Anwendungsfälle sind 0,5 bis 2 kg pro Kubik-
Stahl- und Polymerfasern sind in der DIN EN 14889 genormt. Lasten sowie auf den Verschleißwiderstand und die Grünstand- verwendbar. meter Beton. Bei der Verwendung für tragende Anwendungen
Sollen andere Fasern verwendet werden, sind entsprechende festigkeit des Betons aus. sind weitere Zustimmungen oder Zulassungen erforderlich. Die
Nachweise zur Verwendbarkeit im Beton, z. B. eine allgemeine Verwendung von Stahlfasern Dosierung richtet sich nach der geforderten Leistungsfähigkeit.
bauaufsichtliche Zulassung (abZ), erforderlich. Der erforderliche Stahlfasergehalt bewegt sich in weiten Gren- In der Regel ist jedoch von Gehalten ab 3 kg pro Kubikmeter
zen. Als Anhaltspunkt kann von 20 bis 50 kg/m Stahlfasern
3
Beton auszugehen. Aufgrund der geringen Dichte der Poly-
Faserwerkstoffe Stahlfasern nach DIN EN 14889-1 pro Kubikmeter Beton ausgegangen werden. Die Zugabe von merfasern ist auf das Einmischen der Fasern ein besonderes
Grundsätzlich sind Fasern aus unterschiedlichsten Werkstoffen Einteilung nach Gruppen Stahlfasern benötigt eine besondere Dosiervorrichtung, um Augenmerk zu legen.
zur Verwendung verfügbar. Die Wahl des Faserwerkstoffes Gruppe I kalt gezogener Stahldraht
eine homogene Verteilung sicherzustellen. Das Einmischen von Abb. 1.7.7
hängt im Wesentlichen von der Betonanwendung ab. Zur Stahlfasern führt in der Regel zu einer steiferen Konsistenz als Polymerfasern nach DIN EN 14889-2 Einteilung von Polymer-
Gruppe II aus Blech geschnittene Fasern fasern
Steigerung der Duktilität und Tragfähigkeit im gerissenen Zu- der des Ausgangsbetons. Eine gute Verarbeitbarkeit ist durch Mikrofasern mit d < 0,30 mm
Klasse Ia
stand bieten sich Werkstoffe mit hohem Elastizitätsmodul und betontechnologische Maßnahmen sicherzustellen. In der Regel (Monofilamente)
Gruppe III aus Schmelzgut extrahierte Fasern
Bruchdehnungen an. Für den Brandschutz werden Werkstoffe wird daher die Zugabe eines Betonverflüssigers bzw. eines Klasse Ib Mikrofasern mit d < 0,30 mm (fibrilliert)
Gruppe IV von kaltgezogenem Draht gespante Fasern
mit niedrigen Schmelzpunkten erforderlich. Eine Auswahl von Fließmittels erforderlich. Aufgrund der hohen Dichte des Stahls Klasse II Makrofasern mit d > 0,30 mm

Faserwerkstoffen und deren Eigenschaften ist in Abb. 1.7.2 Gruppe V von Stahlblöcken gehobelte Fasern ist auf mögliche Sedimentations- oder Separationseffekte Maßgebende Klasse, Polymerart, Form,
Eigenschaften Bündelung und Oberflächenbehandlung
Abb. 1.7.1 dargestellt. zu achten. Der Leim sollte über eine ausreichende Viskosität
Abb. 1.7.5
Eigenschaften Länge, äquivalenter Durchmesser und Feinheit
Gruppierung von Stahlfasern verfügen.
einer Auswahl von (Klasse I)
Faserwerkstoffen Feinheitsbezogene Kraft (Klasse I), Zugfestigkeit
Der Hersteller eines Stahlfaserbetons für tragende Zwecke (Klasse II), Elastizitätsmodul
Polypropy- Polyacryl- Kohlen- Stahlfasern nach DIN EN 14889-1 muss dafür Sorge tragen, dass die Materialeigenschaften sicher Schmelzpunkt und Entzündungstemperatur
Faserwerkstoff Stahl AR-Glas Maßgebliche Eigenschaften
len nitril stoff
erreicht werden. Dies geschieht durch erweiterte Erstprüfun- Einfluss auf die Betonkonsistenz (Referenzbeton)
E-Modul Gruppe und Form
160 - 210 72 - 75 3,5 - 18 15 - 20 150 - 450 gen, da die Leistungsfähigkeit von Stahlfaserbeton von vielen Einfluss auf die Biegezugfestigkeit (Referenzbeton)
[KN/mm²]
Länge und äquivalenter Durchmesser Faktoren beeinflusst wird. Sie ist u. a. abhängig vom Fasertyp,
Zugfestigkeit 270 1.500 320 330 2.600 Zugfestigkeit und Elastizitätsmodul der Faserschlankheit, dem Fasergehalt sowie der gleichmäßigen Glasfasern
[N/mm²] > 1.000 1.700 560 530 6.300
Verformbarkeit (falls erforderlich) Verteilung der Faser durch einen geeigneten Einmischprozess. Glasfasern können auf Grundlage einer allgemeinen bauauf-
Bruchdehnung
3 - 10 1,5 - 2,4 5 - 20 6 - 20 0,4 - 1,6 Einfluss auf die Betonkonsistenz (Referenzbeton) sichtlichen Zulassung (abZ) oder einer Zustimmung im Einzel-
[%]
Einfluss auf die Biegezugfestigkeit (Referenzbeton)
fall verwendet werden.
Dichte
7,85 2,68 0,91 1,18 1,6 - 2,0 Abb. 1.7.6
[g/cm³] Aufgrund ihrer stofflichen Zusammensetzung, ihres relativ
Eigenschaften von Stahlfasern
hohen Elastizitätsmodules sowie der guten Zugfestigkeit
Abb. 1.7.2 (Links) bieten sie sich zur Anwendung im ungerissenen Zustand an.
Verschiedene Arten von Wegen fehlender normativer Regelungen sind sie baupraktisch
Stahlfasern
zur Zeit auf die qualitative Verbesserung der Eigenschaften von
Betonbauteilen beschränkt.
Weitergehende Anwendungen müssen wiederum durch zu-
Abb. 1.7.3 (Mitte)
sätzliche Zulassungen oder Zustimmungen abgesichert werden.
Polypropylenfasern
Die Glasfaserdichte von rund 2,7 kg/dm3 führt zu einer guten
Einmischbarkeit in den Frischbeton. Dabei ist jedoch darauf zu
Abb. 1.7.9
achten, dass die Glasfasern zum Schluss der Mischung zugege- Auswahl verschiedener
Abb. 1.7.4 (Rechts)
Abb. 1.7.8
ben werden, da die recht spröde Ausgangsfaser bei zu langem Ausführungen von
Glasfasern, geschnitten
Polymerfasern
und gebündelt Dosieren von Stahlfasern Mischen zerstört werden kann.

48 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 49


Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit

Nachhaltig Bauen mit Beton


2.0

2.1
Einleitung
Eine Welt ohne Beton ist schwer vorstellbar. Dieser Baustoff Das Bauen in der Zukunft muss daher klimaneutral und in
aus zumeist heimischen Rohstoffen sichert weltweit den der Nutzung der Ressourcen kreislaufbasiert werden. Natur
Ausbau und Erhalt von Infrastruktur und Wohnraum für und Umwelt müssen geschützt werden. Darüber hinaus
Millionen von Menschen. Beton ist dauerhaft, vielseitig, er- besteht die Aufgabe, die Lebensqualität für alle zu verbessern.
schwinglich, recycelbar und im Wesentlichen aus regionalen Letztendlich sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der
Quellen. Es gibt somit eine Vielzahl von Vorteilen. Vereinten Nationen Leitlinie für die zukünftige Entwicklung
Andererseits sind Bauwerke für einen erheblichen Anteil des Bausektors (Abb. 2.1.1).
des weltweiten Ressourcenbedarfs und der CO2-Emissionen
verantwortlich.

Abb. 2.1.1
Nachhaltigkeitsfaktoren
der Vereinten Nationen

Nachhaltigkeitsfaktoren
Die Nachhaltigkeitsstrategie von Holcim Deutschland hat vier Die Holcim Deutschland Gruppe wirkt an der Erreichung der
Pfeiler: Klima und Energie, Kreislaufwirtschaft, Umwelt sowie weltweiten Ziele von Holcim mit und setzt teilweise eigene
Gesellschaft (Abb. 2.1.2). Die Holcim Gruppe hat sich konkrete Akzente. Beispielsweise ist Holcim in Deutschland im Bereich
Nachhaltigkeitsziele bis 2022 bzw. 2030 gesetzt . „Klima und Energie“ schon auf einem sehr guten Weg.

Strategische Pfeiler Klima Kreislaufwirtschaft Umwelt Gesellschaft Abb. 2.1.2


und Energie Strategische Pfeiler
der Holcim Nachhaltig-
keitsstrategie

Anspruch Reduktion der Steigende Reduktion der Schaffung


CO2-Emissionen Wiederverwertung Frischwasserentnahme gemeinsamen Wertes
von Abfällen

Indikator Ausgestoßene CO2-Emis- Menge an wiederverwende- Entnommenes Frischwas- Auswahl neu erreichter Men -
sionen (kg pro Tonne tem Abfall (Mio. Tonnen) ser (Liter Frischwasser pro schen pro Jahr (Mio. neuer
Cementious Material**) Tonne Cementious Material) Begünstigter)

50 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 51


Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit

Ökobilanzen/ CO2-Emissionen bei der Zementherstellung


Umweltproduktdeklarationen
2.2

2.3
Ökobilanzen und Umweltproduktdeklarationen (EPD) CO2-Emissionen bei der Zementherstellung Abb. 2.3.1
CO2-Emmission bei der
Um die Umweltwirkung von Produkten objektiv zu bewerten, Die DIN EN 15804 bzw. ISO 14025 schreibt vor, welche Anforde- Die Herstellung von Zement ist ein energie- und rohstoffin- indir 12 % Zementherstellung
ekt (S 59 %
können Ökobilanzen erstellt werden. Dies geschieht nach rungen an eine EPD gestellt werden und wie sie zu erstellen ist. tensiver Prozess und mit der Emission von Kohlendioxid (CO2) trom
29 % )
festgelegten Regeln, den sogenannten ‘Product Category EPDs können individuell für einzelne Produkte (z. B. Holcim CEM verbunden. Der Energieaufwand für die Zementproduktion ist
brennstoffbedingt prozessbedingt
Rules (PCR)’. Für Zement sind die PCR durch DIN EN 16908 III/B 42,5 L-LH/SR (na), Abb. 2.2.1) verfasst werden aber auch für erheblich, dennoch entsteht der weitaus größte Anteil der CO2‑
festgelegt. Produktgruppen (z. B . Verbands-EPD für Zement). Hinsichtlich Emissionen nicht durch den Einsatz von Brennstoffen oder
Ökobilanzen sind Grundlage für die Erstellung von Um- der Datenqualität und Aussagekraft sind individuelle EPDs höher indirekt durch Stromverbrauch, sondern ist prozessbedingt
weltproduktdeklarationen bzw. EPDs (Environmental zu bewerten als z. B. Branchen- oder Verbands- EPDs. EPDs sind (siehe Abb.2.3.1).
Product-Declaration). Für die Erstellung einer EPD muss die über verschiedene Datenbanken (z. B. ÖKOBAUDAT des BMI)
Ökobilanz eines Produkts durch einen unabhängigen Gutach- öffentlich zugänglich und können dazu dienen, die Umwelt- Bei der thermischen Umwandlung von Kalkstein und Ton zu
ter verifiziert werden. wirkung verschiedener Produkte zu vergleichen. Zementklinker wird CO2 freigesetzt:
Neben dem Aspekt der Einsparung von CO2-Emissionen hilft die
CaCO3 + Energie = CaO + CO2 Verwendung von Klinkerersatzstoffen aus bestehenden indust-
riellen Prozessen, natürliche Ressourcen zu schonen.
Abb. 2.2.1
Die Holcim (Deutschland) GmbH hat in den vergangenen
Umweltprodukt-
deklaration (EPD) für Jahren den Brennstoffenergiebedarf für die Zementherstellung Um hinsichtlich der herstellungsbedingten CO2-Emissionen
den Holcim Hochofen-
deutlich gesenkt und dabei ein verfahrenstechnisches Opti- Transparenz zu schaffen hat Holcim Deutschland für seine Ze-
zement
(CEM III/B 42,5 L-LH/
UMWELT-PRODUKTDEKLARATION mum nahezu erreicht. Die Möglichkeiten mit konventioneller mente eine Einteilung in CO2-Effizienzklassen vorgenommen.
nach ISO 14025 und EN 15804+A1
SR (na)) aus dem Werk
Deklarationsinhaber Holcim (Deutschland) GmbH Technik auf diesen Wegen CO2-Emissionen einzusparen sind Ausgehend von einem klinkerreichen Portlandzement werden
Höver Herausgeber Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU)
Programmhalter Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU)
daher nahezu ausgeschöpft. die CO2-Einsparungen der verschiedenen Zemente ausgewie-
Deklarationsnummer EPD-HOI-20190109-IAA1-DE sen (Tabelle Holcim Zemente ECO-Label, Seite 22 - 23).
Ausstellungsdatum 15.11.2019
Gültig bis 14.11.2024 Das derzeit größte Potenzial, CO2-Emissionen zu vermeiden,
Holcim Aqua 4 bietet die Herstellung von Zementen, bei denen ein Teil des Mit dem ECO Planet Zero bietet Holcim sogar einen CO2-neut-
/EN 197-1/, Hochofenzement, CEM III/B 42,5 L-LH/SR (na)
Zementklinkers durch eine Komponente ersetzt wird, die eine ralen Zement an. Die unvermeidbaren herstellungsbedingten
Holcim (Deutschland) GmbH
deutlich geringere CO2-Fracht mit bringt. Hüttensand ist in be- CO2-Emmissionen werden für diesen Zement durch Kompensa-
sonderer Weise als Klinkerersatzstoff geeignet (siehe »Hütten- tionsmaßnahmen ausgeglichen (siehe Kap. 2.4).
sandhaltige Zemente« auf Seite 10), da er dem Zementklinker
sehr ähnliche Eigenschaften hat.

www.ibu-epd.com | https://epd-online.com

Abb. 2.3.2

CO2 zu sparen*. Einsparung ... Holcim ECO Label und


CO2-Effizienzklassen
Kategorie ZERO 100 %
Kategorie A+ 60 – 70 %
Kategorie A 50 – 60 %
Kategorie B 40 – 50 %
Kategorie C 30 – 40 %
* Bei der Herstellung wird die in
CO2-Kategorie D 10 – 30 % der jeweiligen Kategorie genannte
Reduktion in % CO2-Äquivalent im
CO2-Kategorie E bis 10 % Vergleich zu einem Holcim-Portland-
zement erreicht

52 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 53


Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit

CO2-Emissionen bei der Zementherstellung CO2-reduzierte Zemente und Betone


2.3

2.4
Zukunftstechnologie Carbon Capture© CO2-Fußabdruck
Nur mit der Entwicklung und Umsetzung von neuen Techno- Solange noch keine CO2-neutralen Klinker aus Produktionsanla- Gegenüber Betonen mit Standardrezepturen besteht über die
logien lassen sich die CO2-Emissionen auf das erforderliche gen mit Carbon Capture Technologie (s. Kap. 2.3) zur Verfügung oben angeführten Maßnahmen ein erhebliches Potential zur
Maß reduzieren. stehen, besteht das größte Potenzial den CO2-Fußabdruck von CO2-Einsparung. Die ECOPact-Betone von Holcim setzen dieses
Zwei Ansätze werden derzeit verfolgt. Beide setzen voraus, Betonen zu reduzieren darin, den Klinkergehalt im Beton zu Konzept um und weisen einen optimierten CO2-Footprint aus.
dass das CO2 aus dem Prozess separiert und aufgefangen wird minimieren. (Abb. 2.4.2 - ECOPact).
(Carbon capture).
Anschließend kann das CO2 entweder deponiert werden (Car- Holcim bietet mit seinen CO2-optimierten ECOPlanet-Zementen Kompensationsmaßnahmen
bon capture and storage, CCS) oder es wird z. B. zur Herstel- Bindemittel für verschiedene Anwendungen, die hinsichtlich Auch bei CO2-optimierten Betonen verbleibt eine Restmenge
lung synthetischer Brennstoffe verwendet (Carbon capture ihres Klinkergehalts höchstmögliche Effizienz aufweisen (siehe an CO2-Emissionen, die mit ihrer Herstellung verbunden sind.
and usage, CCU). Kapitel 1.1, Abb. 1.1.35 (Übersicht Holcim Zementprodukte) und Über Kompensationsmaßnahmen wie z. B. die Wiedervernäs-
Abb. 2.4.1 (CO2-Emmission bei der Zementherstellung). sung ausgetrockneter Moore oder die Wiederaufforstung von
Holcim Deutschland ist Partner im Projekt Westküste 100 Kahlflächen besteht die Möglichkeit, CO2 aus der Atmosphäre
(Abb. 2.3.3). In diesem Projekt soll im Verbund verschiedener Die Herstellung eines Betons mit möglichst geringem CO2- zu binden. Durch die Unterstützung solcher Projekte mit dem
Projektpartner die Dekarbonisierung der Zementherstellung Fußabdruck gelingt mit den folgenden Maßnahmen. Erwerb entsprechender CO2-Zertifikate können Betonhersteller
in industriellem Maßstab umgesetzt werden. • Einsatz von Zementen mit geringer CO2-Fracht (siehe die Restmenge CO2 aus der Betonherstellung kompensieren und
ECOPlanet-Zement Tabelle) dem Kunden klimaneutrale Betone anbieten (ECOPact Zero).
• Verwendung von weiteren CO2-armen Rohstoffen
Abb. 2.3.3
Projekt Westküste 100 - (z. B. Kalksteinmehl)
Dekarbonisierung der • Vermeidung von Rohstofftransporten durch die Siehe Kapitel 3.5 Nachhaltige Betone
Zementherstellung WESTKÜSTE Grüner Wasserstoff und Dekarbonisierung im industriellen Maßstab
100 Verwendung lokal verfügbarer Materialien
• Optimierung der Betonzusammensetzung im Hinblick
e- auf den CO2-Gehalt der Inhaltsstoffe
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Holcim ECOPlanet - Zement mit reduziertem CO2-Fußabdruck Holcim ECOPact - Beton mit reduziertem CO2-Fußabdruck
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www.westkueste100.de

54 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 55


Nachhaltigkeit Beton – Grundlagen und Anforderungen

CSC-Zertifizierung
2.5

3.0
Nachhaltigkeits-Zertifizierung durch das Concrete
Sustainability Council (CSC)
Das CSC-Zertifizierungssystem (Abb. 2.5.1) ist ein unabhängi- Das CSC-Zertifizierungssystem ist von der DGNB (Deutsche
ges und aufwendiges Nachweis- und Prüfungsverfahren, das Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) anerkannt, die das in
Betonhersteller, Zementhersteller und Hersteller von Gesteins- Deutschland wichtigste Nachhaltigkeitszertifikat für Gebäu-
körnungen honoriert, die sich für nachhaltiges Wirtschaften de vergibt. Auch internationale Zertifizierungssysteme wie
engagieren und dies transparent machen. CSC-Zertifikate sind BREEAM akzeptieren die Wertigkeit des CSC-Zertifikats. Der
ein hochwertiger Nachweis für die nachhaltige Gewinnung von Bundesverband Transportbeton ist Systembetreiber des CSC in
Rohstoffen und die Produktion von Baustoffen. Sie geben für Deutschland.
Beton, Zement und Gesteinskörnungen Aufschluss darüber, in-
wieweit in der Lieferkette ökologisch, sozial und ökonomisch Seit 2018 haben bereits 30 verschiedene Standorte der Holcim
verantwortlich operiert wird. Deutschland Gruppe in den Bereichen Gesteinskörnung,
Der Wert des CSC-Zertifikats ergibt sich insbesondere aus der Zement und Transportbeton erfolgreich eine CSC-Zertifizierung
Anerkennung durch lokale und internationale Zertifizierungs- durchlaufen und dabei hervorragende Ergebnisse erzielt (Abb.
systeme für den Nachhaltigkeitsnachweis von Gebäuden 2.5.2).
(Abb. 2.5.3).

Abb. 2.5.2 www.concretesustainabilitycouncil.org

CSC-Zertifikat in Gold für Responsible sourcing certificate for


das Holcim Transportbeton- concrete and its supply chain

werk Frankfurt

Abb. 2.5.1 Ausgabedatum: 09-05-2019

Concrete Sustainability Gültig bis 09-05-2021


01

Council (CSC)
Zertifizierungsstelle

192-CSC18-2017

Subject of certification

Hiermit wird erklärt, dass: Kiwa bestätigt die Konformität mit den Anforderungen des
Concrete Sustainability Council RSS.
Holcim Betonwerk Frankfurt Die vom Zertifikatsinhaber vorgelegten Nachweise wurden
entsprechend der Anforderungen überprüft und
entsprechenden geltenden Vorschriften.
Dieses Zertifikat hat eine Gültigkeit von drei Jahren und
bleibt gültig solange die Regelungen des Concrete
Franziusstraße 25, Frankfurt am Main Sustainability RSS und die vom
Zertifikatsinhaberangewendeten Verfahren und Methoden
sich nichtwesentlich ändern. Weitere Informationen finden
Sie unter www.kiwa.com.
wurde bewertet nach:
Concrete Sustainability Council RSS January 2018
- Beton (D) 1.0 Deutsch

Abb. 2.5.3
Die CSC-Zertifizierung als
Baustein für die Nach-
haltigkeitszertifizierung
von Gebäuden

GOLD

SILVER

56 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 57


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Betontechnologische Grundlagen Betontechnologische Grundlagen


3.1

3.1
Beton als 5-Stoff-System Zusammensetzung des Betons
Beton wird heute als 5-Stoff-System beschrieben (Abb. 3.1.1). Soll der Beton hingegen bei gleich hoher Druckfestigkeit über Die Zusammensetzung des Betons bestimmt maßgeblich seine In diesem Kapitel werden ausschließlich betontechnologische
Basierend auf den drei elementaren Betonkomponenten Ge- eine nur steife oder plastische Konsistenz verfügen, ist der Ein- Eigenschaften. So können über die Art sowie die Mengenanteile Zusammenhänge und Steuerungsgrößen beschrieben.
steinskörnung, Zement und Wasser können noch weitere satz von Betonverflüssigern nicht zwingend erforderlich und der fünf Komponenten Gesteinskörnung, Zement, Wasser, Zu-
Stoffe hinzugefügt werden. Die Zugabe von Zusatzmitteln und kann entfallen. In der Praxis ist der Einsatz von Zusatzmitteln satzmittel und Zusatzstoffe Betone für die verschiedensten Bau- Die Betoneigenschaften und die Dauerhaftigkeit werden eben-
Zusatzstoffen dient der Optimierung von Frisch- und Fest- und Zusatzstoffen heutzutage allerdings eher die Regel als die aufgaben hergestellt werden. Beton soll im Allgemeinen eine so von der Betonherstellung, dem Einbringen und Verdichten
betoneigenschaften und hilft, die stetig steigenden Anforde- Ausnahme. Nutzungsdauer der Bauteile und Bauwerke von 50 Jahren si- sowie von der Nachbehandlung beeinflusst. Darauf wird in
rungen an die Leistungsfähigkeit von Beton zu erfüllen. Einen weiteren, jedoch ungewollten Bestandteil von Beton cherstellen. Neben den spezifischen Eigenschaften wie der Fes- anderen Kapiteln näher eingegangen.
stellt eingeschlossene Luft dar. Diese gelangt bei der Herstel- tigkeit oder der Wasserundurchlässigkeit ist deshalb ein beson-
Im Gegensatz zu den Bestandteilen des 3-Stoff-Systems – Ge- lung, dem Transport sowie bei der Förderung und dem Einbau deres Augenmerk auf die Dauerhaftigkeit des Betons zu richten. Weiterhin spielt die konstruktive Ausbildung von Betonbau-
steinskörnung, Zement und Wasser – ist die Verwendung von in den Frischbeton und kann selbst durch fachgerechtes Das bedeutet, dass der Beton so fest, dicht und beständig gegen teilen eine entscheidende Rolle zur Sicherstellung der Funktio-
Zusatzmitteln und Zusatzstoffen optional und richtet sich im Verdichten des Frischbetons nicht vollständig aus dem Beton schädigende Angriffe aus seiner Umgebung sein soll, dass seine nalität sowie der Dauerhaftigkeit eines Betonbauteils. Grund-
Wesentlichen nach den gestellten Frisch- und Festbetonanfor- getrieben werden. Gebrauchstauglichkeit über die gesamte Nutzungsdauer er- legende Materialeigenschaften des Betons sollten durch den
derungen. Beispielsweise ist die Herstellung von weichen oder Als Faustformel geht man bei ausreichend verdichtetem Frisch- halten bleibt. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass das alka- Planer berücksichtigt und dementsprechend umgesetzt werden.
fließfähigen Betonen mit hohen Druckfestigkeitsanforderun- beton von einem Restluftporenvolumen von ca. 1,5 Vol.-% lische Milieu im Beton dauerhaft aufrechterhalten wird, um die In Abb. 3.1.2 ist eine Auswahl von Betonanforderungen mit den
gen ausschließlich mit sogenannten Betonverflüssigern oder (entspricht ca. 15 Liter oder dm je Kubikmeter Beton) aus. Da
3
Bewehrung vor Korrosion zu schützen. dazugehörigen betontechnologischen Maßnahmen aufgeführt.
Fließmitteln möglich. die Luft nicht planmäßig dem Beton zugegeben wird, wird sie
auch nicht im 5-Stoff-System beschrieben.
Eine Erhöhung der Konsistenz durch Wasserzugabe scheidet Bei der Berechnung einer Betonzusammensetzung muss das
aufgrund der damit einhergehenden Abnahme der Betondruck- Restluftporenvolumen hingegen in jedem Fall berücksichtigt Abb. 3.1.2
Betonanforderung Betontechnologische Maßnahmen Effekt Muss beachtet werden
festigkeit aus und würde nicht zum Ziel führen. werden. Dies wird in Kap. 3.6 »Stoffraumrechnung« beispiel- Auswahl betontechno-
logischer Maßnahmen
haft gezeigt. Verklebung der Gesteinskörnung durch
Wahl der Zementart und des Wasserze-
einen den Anforderungen entsprechen-
Druckfestigkeit mentwertes nach Walz-Diagramm -
den Zementstein

Abb. 3.1.1 Eine abnehmende Porosität führt zu


Festlegung eines ausreichend niedrigen
3-Stoff-System und (+) Wasserzementwertes sowie Beachtung
Reduzierung der Porosität des Zement- höheren Druck- und Zugfestigkeiten.
steins sowie Sicherstellen des alkali- Dies wiederum erfordert höhere
5-Stoff-System Schutz der Bewehrung des Mindestzementgehaltes
schen Milieus im Beton Gehalte an Betonstahlbewehrung zur
vor den Folgen der Kar-
Rissbreitenkontrolle
bonatisierung sowie der
Chloridkorrosion Gröbere Kornverteilung der Ge- Reduzierung des erforderlichen
Stabilisierer Verarbeitbarkeit des Betons sowie
steinskörnung und Optimierung der Zementleimvolumens und damit der
Luftporenbildner Einbettung der Betonstahlbewehrung
Packungsdichte Angriffsfläche
Fließmittel
-
tem Einpresshilfe Abnahme der Betondruckfestigkeit
Schutz des Betons durch die eingeführten Mikroluftpo-
Fasern gegen Frost Wie zuvor und zusätzlich ggf. Einführen Reduzierung des Gefrierdrucks durch ren.
oder Frost- und von Mikroluftporen durch sogenannte Eisbildung innerhalb der Mikroluftpo-
Gesteinskörnung Mikrosilika Tausalzangriff Luftporenbildner ren. Steigerung des Frostwiderstandes Begrenzung der Frischbetonkonsistenz
für stabile Mikroluftporen
Zement .........
........
Verarbeitbarkeit des Betons sowie
Wasser Verzögerer Optimierung der Kornverteilung der
Die Schwindneigung des Betons ist ab- Einbettung der Betonstahlbewehrung.
Beton mit reduzierter Gesteinskörnung sowie Begrenzung des
hängig von der Menge und der Qualität Unter Umständen Probleme beim
Gesteinsfüller Schwindneigung Zement- und Wassergehaltes
des Zementleims Pumpen des Betons
Hüttensandmehl

Farbpigmente Die bei der Erhärtung freiwerdende


Verwendung von Zementen mit niedri- Sehr langsame Festigkeitsentwicklung
Beschleuniger Reduktion der Wärme ist abhängig von der Zementart
ger Hydratationswärme sowie Reduzie- des Betons beim Bauablauf beachten.
Rissgefahr durch und dem Zementgehalt. Eine optimale
rung des Zementgehaltes. Optimierte Nachbehandlungsdauer verlängert sich.
Temperaturspannungen Kornverteilung erlaubt die Reduktion
Kornverteilung der Gesteinskörnung Sonst wie zuvor
des Zementgehaltes bei ausreichender
Verarbeitbarkeit

58 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 59


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Betontechnologische Grundlagen Betontechnologische Grundlagen


3.1

3.1
Der Wasserzementwert Bedeutung des Wasserzementwertes
Ein zentraler Kennwert des Betons ist der Wasserzementwert. Das bedeutet, dass der Wasserzementwert als Kennwert für Für die Dauerhaftigkeit von Betonbauwerken hat der Zusam- Mit der Zunahme der Porosität sinkt weiterhin die Festigkeit
Er beschreibt das Verhältnis von Wasser und Zement: die Porosität des Zementsteins verstanden werden kann. Je menhang von Wasser und Zement eine entscheidende Be- des Zementsteins und damit des Betons ab. Daher wird der
höher der Wasserzementwert, desto höher die Porosität des deutung. Es soll verhindert werden, dass Stoffe innerhalb der Wasserzementwert in der Praxis ebenfalls als Steuerungsgrö-
w/z-Wert = w : z Zementsteins und umgekehrt. Nutzungsdauer in den Beton eindringen, und zwar in dem ße für die Festlegung der Festigkeit verwendet. Dies geschieht
Dieser Zusammenhang ist in der Abb. 3.1.3 dargestellt. Umfang, der zu einer Schädigung des Betons oder der Beton- mithilfe des sogenannten Walz‑Diagrammes (Abb. 3.1.5).
w/z-Wert: Wasserzementwert stahlbewehrung führt. Bei steigenden Angriffsrisiken kann
w: Masse des Wassers in kg Wasser dies durch eine Reduzierung der Porosität des Zementsteins Das Walz-Diagramm ist als Korrelation zwischen dem Wasser-
z: Masse des Zements in kg Hydratation erreicht werden. Beispielsweise muss im Fall einer Schädi- zementwert und der zur erwartenden Betondruckfestigkeit zu
Wasserzementwert gung der Betonstahlbewehrung durch Chloride, das Chlorid in verstehen. Dies erklärt auch, weshalb höhere Angriffsrisiken
w/z = 0,20 gelöster Form durch den Beton zur Bewehrung gelangen und in den Expositionsklassen normativ höhere Mindestdruckfes-
Zementkorn
Zur vollständigen Hydratation des Zements werden rund 40 sich dort anreichern, bevor der Schädigungsprozess beginnen tigkeitsklassen zur Folge haben.
Massenprozent Wasser benötigt. Dies führt zu einem theore- kann. Der Stofftransport wird durch dichtere, d. h. weniger Die höhere Druckfestigkeit resultiert aus einem weniger
Hydratation
tischen Wasserzementwert von w ≈ 40/100 ≈ 0,40. poröse Betone verlangsamt. Diese Abhängigkeit findet sich porösen und damit dichteren Zementstein.
Bei diesem Massenverhältnis wird das gesamte zur Verfügung Wasserzementwert bei der Umsetzung der Anforderungen aus den Expositions-
w/z = 0,40
stehende Wasser in die Hydratationsprodukte des Zements klassen in der Normung wieder. Niedriger Hoher Abb. 3.1.6
Einfluss des Wasser-
eingebunden und es verbleibt keine freie Wassermenge im Wasserzementwert Wasserzementwert zementwertes auf
Zementstein. Bei höheren Wasserzementwerten verbleibt das Hydratation Mit steigendem Angriffsrisiko verringert sich der höchstzu- Betoneigenschaften

nicht benötigte Wasser während der Erhärtung im Porensys- lässige Wasserzementwert. Weitere Eigenschaften wie die Festigkeit
Wasserzementwert
tem des Zementsteins und bildet anfänglich wassergefüllte w/z = 0,60 Wasserundurchlässigkeit, das Schwindmaß oder aber die
Kapillarporen aus (Abb. 3.1.4). Je nach Umgebungsbedingung Blutneigung werden durch eine zu hohe Porosität ebenfalls hoch niedrig
Kapillarporen
trocknen die Kapillarporen aus. (Wasser) negativ beeinflusst (Abb. 3.1.6).

Abb. 3.1.4
Schematische Darstellung der Hydratation von Zement
bei unterschiedlichen Wasserzementwerten
110 Wassersaugen
Hochfester Beton
100 (Zementdruckfestigkeit
verliert an Bedeutung)
wenig viel
90

Betondruckfestigkeit fc, dry, cube [N/mm²


Abb. 3.1.3
Zusammensetzung des Volumen [%]
100 80
Zementsteins in Abhän-
gigkeit des Wasserze-
mentwertes 70
Schwinden
80
60

60 50
schwach stark
40
40
30
20 Bluten
20 abgeson-
dertes
schwach stark Wasser
0 10
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0
Wasserzementwert Wasserzementwert w/z Frischbeton
Abb. 3.1.5
Walz-Diagramm

60 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 61


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Betontechnologische Grundlagen Betontechnologische Grundlagen


3.1

3.1
Abb. 3.1.10
Wahl der Gesteinskörnung Sieblinie Körnungsziffer1) D-Summe2) Konsistenzbezeichnungen
Wasseranspruch in
Ein Korngemisch mit wohlabgestimmter, kontinuierlicher Korn- Die nach Fuller ermittelten günstigen Kornverteilungen finden steif plastisch weich3) kg/m³ Frischbeton
zusammensetzung führt zu einem Beton mit guter Verar- sich in den Sieblinien der DIN 1045 wieder (Abb. 3.1.9). Dabei für verschiedene
A 32 5,48 352 130 150 170 Konsistenzbereiche
beitbarkeit und geringer Entmischungsneigung. Sowohl der erhöht sich die Feinheit der Sieblinien von A über B nach C. (Richtwerte)
B 32 4,20 480 150 170 180
Wasseranspruch des Korngemischs als auch der für eine gute Dies kann in Abb. 3.1.9 z. B. am Siebdurchgang durch das
C 32 3,30 570 170 190 210
Verarbeitbarkeit erforderliche Zementleimgehalt werden 2 mm-Sieb verdeutlicht werden. Sind bei Sieblinie A nur 14 %
A 16 4,60 440 140 160 180
begrenzt (Abb. 3.1.7 und Abb. 3.1.8). Der daraus resultierende der Gesteinskörner kleiner als 2 mm, steigt die Feinheit bei B
B 16 3,66 534 160 180 200
Festbeton hat dadurch eine niedrige Porosität, was ihm eine bereits auf 37 %. Bei der Sieblinie C sind dann über die Hälfte
C 16 2,75 625 190 210 230
hohe Dauerhaftigkeit verleiht. (53 %) der Gesteinskörner kleiner als 2 mm. Ist die Kornvertei-
lung zu eng – sie besteht beispielsweise nur aus einer Korn- A8 3,64 536 155 180 200

Zur Optimierung des erforderlichen Leimvolumens und damit gruppe (siehe Abb. 3.1.7 und Abb. 3.1.9 rote Kurve) – verbleibt B8 2,89 611 190 205 230

des Wasser-, Zement- und Zusatzstoffgehaltes wird in der ein großes Porenvolumen, das durch Leim ausgefüllt werden C8 2,27 673 210 230 250

Praxis der Ansatz nach Fuller am häufigsten verwendet. muss. 1)


Körnungsziffer: Summe der in Prozent angegebenen Rückstände auf den Sieben 0,25, 0,5; 1; 2; 4; 8; 16; 31,5 und 63 mm, geteilt durch 100
2)
D-Summe: Summe der in Prozent angegebenen Durchgänge durch die Siebe 0,25; 0,5; 1; 2; 4; 8; 16; 31,5 und 63 mm
3)
Beton weicher Konsistenz nur durch den Einsatz von Fließmittel

Abb. 3.1.7
Schlechte Raumverfül-
lung, hohe Porosität bei 0/2 mm + 2/8 mm + 8/16 mm + 16/32 mm = 0/32 mm
Beton mit nur einer Ko-
rngruppe (schematische Bedeutung des Wasseranspruchs Einsatz von Zusatzmitteln
Darstellung) Mit zunehmender Feinheit einer Sieblinie steigt der Wasseran- Neben dem Leimvolumen (Wasser + Zement + ggf. Zusatzstoff
0% + 0% + 0% + 100 % = 100 % spruch zum Erreichen derselben Betonkonsistenz an. Gleiches und Zusatzmittel) wird die Konsistenz des Betons ebenso von
gilt bei der Reduktion des Größtkorns, wodurch die Sieblinie de den Eigenschaften des Leimes bestimmt. Betonverflüssiger
facto ebenfalls feiner wird. Das Ausfüllen eines Volumens mit oder Fließmittel erhöhen die Konsistenz des Leimes und damit
Abb. 3.1.8 kleineren Partikeln führt zu größeren zu benetzenden Oberflä- die Konsistenz des Betons. Dies gilt insbesondere bei steigen-
Gute Raumverfüllung,
niedrige Porosität 0/2 mm + 2/8 mm + 8/16 mm + 16/32 mm = 0/32 mm chen als bei entsprechender Ausfüllung mit groben Partikeln. den Leimgehalten.
bei Beton mit gut Da in der Praxis Anforderungen an den Wasserzementwert ge-
abgestuftem Kornge-
misch (schematische
stellt werden, führt eine feinere Sieblinie und damit ein höherer
Darstellung)
40 % + 15 % + 25 % + 20 % = 100 % Wasseranspruch daher auch zu höheren Bindemittelgehalten
(siehe Abb. 3.1.11). Die oben angegebenen Wasseransprüche
sind als Richtwerte zu verstehen.

Abb. 3.1.9
Der tatsächliche Wasseranspruch hängt unter anderem noch
Siebdurchgang [Masse-%]

Sieblinien und Sieb- 100


100
linienbereiche für ein von der Kornform der Gesteinskörner ab und sollte durch
Größtkorn von 32 mm 90 89 Frischbetonprüfungen ermittelt werden.
nach DIN 1045 mit der
beispielhaften Darstel-
lung einer günstig
80
80 77
80
abgestimmten (grün)
Siebdurchgang Masse-%

sowie einer ungünstig 70 65


62 62
abgestimmten (rot) Gewählte Sieblinie Gewählte Konsistenz- Wasseranspruch nach Abb. Vorgabe des Wasser- Erforderlicher Zement- Abb. 3.1.11
Kornverteilung 60
60 klasse 3.1.10 zementwertes w/z (z. gehalt zur Einhaltung Beispielhafte Darstellung
53 B. aus den Expositions- des Wasser- der Abhängigkeit von
55
50 klassen) zementwertes Wasseranspruch und
42 Bindemittelgehalt zum
40 z = w/0,60 Erreichen einer
40
40 42 A/B 16 Plastisch (F2) (160+180)/2 = 170 kg/m³ w/z = 0,60 = 170/0,60
38 Betonkonsistenz
37 = 285 kg/m³
(29)
30
28 z = w/0,60
23 B 16 Plastisch (F2) 180 kg/m³ w/z = 0,60 = 180/0,60
20
20
15
(18) = 300 kg/m³
10 14
8
2 8
(5)
00
00 0,125
0,125 0,25
0,25 0,50
0,5 1 1 2 2 4 4 88 1616 31,5
31,5
Sieböffnung ][mm]
Sieböffnung mm]

62 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 63


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Betonentwurf nach DIN EN 206-1 Betonentwurf nach DIN EN 206-1


und DIN1045-2 und DIN1045-2
3.2

3.2
Festlegung der Betone nach DIN EN 206-­1 und DIN 1045­-2 Beton nach Eigenschaften
Der Beton nach DIN EN 206‑1 und DIN 1045‑2 wird anhand Zusätzliche Anforderungen dürfen festgelegt werden, z. B. an
Verantwortung seiner Eigenschaften eindeutig gekennzeichnet und festgelegt. die Herkunft aller Ausgangsstoffe, an die Gesteinskörnung, an
DIN EN 206‑1 und DIN 1045‑2 sind Produktnormen, die die Gemäß der Norm kann Beton grundsätzlich nach Eigenschaf- Dazu wird nicht nur die rechnerisch erforderliche Druckfestig- die Frischbetontemperatur sowie weitere besondere techni-
Herstellung, die Lieferung und den Konformitätsnachweis von ten oder nach Zusammensetzung hergestellt werden. Dabei keit des Betons vereinbart (Druckfestigkeitsklasse), sche Anforderungen.
Beton zum Inhalt haben. Sie definieren die Anforderungen an werden die Verantwortlichkeiten aufgeteilt in die der Aus- sondern auch seine Dauerhaftigkeit in Bezug auf die vielfäl-
die Ausgangsstoffe, die Festlegung des Betons, die Eigenschaf- schreibenden – im Wesentlichen also Architekten, Planer und tigen Einflüsse seiner Umgebung (Expositionsklasse, Chlo-
ten von Frisch- und Festbeton und deren Nachweis, die Verfah- Ingenieure –, in die der Betonhersteller und in die der bauaus- ridgehaltsklasse) sowie die Verarbeitbarkeit (Größtkorn und Standardbeton
ren der Produktionskontrolle, die Konformitätskriterien sowie führenden Firmen (Abb. 3.2.1): Konsistenzklasse). Standardbetone sind vereinheitlichte Betonzusammenset-
die Beurteilung der Konformität. Die Normen gelten für alle zungen zum Erreichen bestimmter Eigenschaften. Eine Erst-
vollständig verdichteten Betone, von Normalbeton, Leichtbeton Der Kunde bestellt Eigenschaften, deren Erreichen das Beton- prüfung muss nicht erfolgen. Der Einsatzbereich beschränkt
bis Schwerbeton, jedoch nicht für Spezialbetone. • Beton nach Eigenschaften: werk sicherstellen muss. sich auf Normalbetone der Druckfestigkeitsklassen bis C16/20
➡ Kunde bestellt Eigenschaften, Transportbetonwerk sowie auf die Expositionsklassen X0, XC1 und XC2.
stellt sicher, dass diese erreicht werden. Hier haftet das Grundlegende Anforderungen sind festzulegen:
Betonwerk für die geforderten Eigenschaften Angaben zur Zusammensetzung eines Standardbetons sind der
Abb. 3.2.1 Beton nach • Bezug auf DIN EN 206‑1 und DIN 1045‑2 DIN EN 206‑1 / DIN 1045‑2 zu entnehmen. In Abhängigkeit der
Festlegungen Beton nach
Verantwortlichkeiten Zusammenset-
des Betons Eigenschaften • Beton nach Zusammensetzung: • Druckfestigkeitsklasse angestrebten Konsistenz und Druckfestigkeitsklasse werden
für die Festlegung des zung
Betons nach
DIN EN 206-1 und Festlegung der
Planer Planer
➡ Kunde bestellt Zusammensetzung, Transportbetonwerk • Expositionsklassen Mindestzementgehalte vorgeschrieben.
DIN 1045-2 Anforderungen stellt sicher, dass diese eingehalten wird. Betonlieferant • Größtkorn der Gesteinskörnung
haftet nur für die Zusammensetzung, nicht für die Eigen- • Unbewehrt, Stahlbeton, Spannbeton oder Klasse des Standardbetone basieren auf einem klassischen 3-Stoff-Sys-
Betonzusammensetzung
Betonhersteller Planer schaften. Nachweis durch Chargenprotokoll Chloridgehalts tem. Neben Zement dürfen ausschließlich natürliche Ge-
Erstprüfung
• Konsistenzklasse steinskörnung und Wasser eingesetzt werden. Demnach
Betonhersteller
Betonhersteller • Standardbeton (früher Rezeptbeton): sind Zusatzmittel sowie Zusatzstoffe von der Verwendung
Produktionskontrolle (Frisch- und Festbe-
toneigenschaften)
(Zusammenset-
zung, Chargenpro- ➡ Eine Erstprüfung entfällt, Standardbeton ist bauprak- ausgeschlossen.
tokoll) tisch bedeutungslos. Zu hohe Vorhaltemaße und zu Zusätzliche Anforderungen dürfen festgelegt werden, z. B.
Konformität Betonhersteller Planer hohe Zementgehalte Zement, besondere Anforderungen an die Gesteinskörnung, In der Praxis haben Standardbetone kaum eine Bedeutung. Es
Luftporen, Frischbetontemperatur, Festigkeitsentwicklung, werden zum überwiegenden Anteil Betone nach Eigenschaften
Annahmeprüfung Bauunternehmen Bauunternehmen
Durch die Übernahme der Alkali-Richtlinie in die DIN 1045‑2 Wärmeentwicklung, verzögertes Ansteifen, Wassereindring- eingesetzt. Die Gründe sind naheliegend – moderne Produkti-
ergeben sich neue Zuständigkeiten (Abb. 3.2.2). widerstand, Abriebwiderstand, Spaltzugfestigkeit und beson- onstechnik und eine ständige Qualitätskontrolle bei der Her-
dere technische Anforderungen. stellung von Transportbeton ermöglichen deutlich wirtschaft-
Die Planer haben neben der Festlegung der Expositionsklassen lichere Lösungen bei besserer Betonqualität. Zudem kann eine
Abb. 3.2.2
Maßnahmen und Maßnahmen Zuständigkeit zusätzlich die Aufgabe, die Feuchteklasse für «Betonkorrosion Reihe von vorteilhaften Eigenschaften erst durch den Einsatz
Zuständigkeiten zur infolge Alkali-Kieselsäure-Reaktion» auszuweisen. Beton nach Zusammensetzung von Zusatzmitteln und Zusatzstoffen erreicht werden.
Vermeidung von Alkali-
Kieselsäure-Reaktionen Festlegung der Feuchtigkeitsklassen Verfasser der Festlegung Der Kunde bestellt eine bestimmte Betonzusammensetzung,
Produzenten von Gesteinskörnung stufen ihre Gesteinskörnun- das Betonwerk muss lediglich mit einem Chargenprotokoll
Einstufung der Alkaliempfindlich- Abb. 3.2.3
Produzent der Gesteinskörnung gen in Alkaliempfindlichkeitsklassen ein. sicherstellen, dass der Beton diesen Anforderungen entspre- Mindestzementgehalt [kg/m³]
keitsklasse Vorgaben für Standard-
chend zusammengesetzt ist. Die Verantwortung für das Errei- für Konsistenzbezeichnung
betone mit einem Zement
Begrenzung des Alkaligehalts im der Festigkeitsklasse 32,5
Zementhersteller Die Zementhersteller bieten (na)-Zemente an. chen der Eigenschaften liegt hier beim Besteller.
Zement Festigkeits- und einem Größtkorn von
steif plastisch weich
klasse 32 mm
Anpassung der Rezeptur Die Betonhersteller stellen durch die Auswahl der geeigneten Grundlegende Anforderungen sind festzulegen:
Betonhersteller
Zemente und Gesteinskörnungen sicher, dass die Anforderun- C8/10 210 230 260
Angabe der Feuchtigkeitsklasse
gen der Richtlinie eingehalten werden. Die Feuchteklassen • Bezug auf DIN EN 206‑1 und DIN 1045‑2
müssen auf dem Lieferschein angegeben werden. • Zement: Art, Festigkeitsklasse, Gehalt
C12/15 270 300 330
• Wasserzementwert oder Konsistenz
• Gesteinskörnung: Art, Größtkorn, Sieblinie
• Betonzusätze: Art, Menge, Herkunft C16/20 290 320 360

64 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 65


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Betonentwurf nach DIN EN 206-1 Druckfestigkeit und Expositionsklassen


und DIN1045-2

3.3
3.2

Deskriptiver Ansatz Zusätzliche Nachweise der Betonleistungsfähigkeit Druckfestigkeitsklasse


Bei den in der DIN EN 206-1 / DIN 1045-2 zur Verfügung Für bestimmte Anwendungen wird bereits heute die Prüfung Der Beton wird anhand seiner Druckfestigkeit in verschiedene Um die unterschiedlichen Prüfmethoden innerhalb Europas
stehenden Entwurfskonzepten handelt es sich um sogenannte des Frostwiderstandes von Beton verlangt. Dies gilt insbeson- Druckfestigkeitsklassen eingeteilt. Dabei wird zwischen den zu berücksichtigen, wird je Druckfestigkeitsklasse die Mindest-
deskriptive Entwurfskonzepte. dere im Straßen- und Wasserbau. Druckfestigkeitsklassen für Normal- und Schwerbeton und für druckfestigkeit sowohl für zylindrische als auch für würfelför-
konstruktiven Leichtbeton unterschieden. mige Prüfkörper angegeben.
Das bedeutet, dass bei der Einhaltung von vorgeschriebenen Mit dem CIF-Test (englisch: Capillary suction, Internal damage
Grenzwerten der Zusammensetzung der Beton die geforderten and freeze-thaw-test) und dem CDF-Test (englisch: Capillary Druckfestig- Druckfestig- Abb. 3.3.1
Zylinder1) 2) Würfel1) 3) Zylinder1) 2) Würfel1) 3)
keitsklasse keitsklasse Druckfestigkeitsklassen
Eigenschaften erfüllt. suction of deicing solution and freeze-thaw-test) werden Prüf- für Normal- und
Fck, cyl fck, cube Fck, cyl fck, cube Schwerbeton (Abb. links;
verfahren zur Verfügung gestellt, mit dem der Frostwiderstand
[MPa] [MPa] [MPa] [MPa] ≥ 2.000 kg/m3)
Zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit hoch wassergesättig- im Versuch gemessen werden kann.
C8/10 8 10 LC8/9 8 9 sowie Leichtbeton
ter Betone mit Tausalzangriff darf beispielsweise der Was-
(Abb. rechts;
serzementwert 0,50 nicht übersteigen. Zusätzlich muss ein Die geforderte Eigenschaft des Frostwiderstandes wird also C12/15 12 15 LC12/13 12 13
≤ 2.000 kg/m3) nach
Mikroluftporenvolumen von mindestens 4 Vol.-% bei einem zusätzlich durch eine Prüfung abgesichert. C16/20 16 20 LC16/18 16 18 DIN EN 206-1 und
N 1045-2.
Größtkorn von 16 mm sowie ein Mindestzementgehalt von C20/25 20 25 LC20/22 20 22 Angegeben sind die
320 kg je Kubikmeter Beton eingehalten werden. Ein expliziter Vergleichbare Prüfverfahren liegen für die Bestimmung des charakteristischen
C25/30 25 30 LC25/28 25 28 Mindestdruckfestigkeiten
Nachweis der Frostsicherheit durch Prüfungen ist in der Regel Chloridmigrationswiderstandes oder aber für den Karbonatisie-
C30/37 30 37 LC30/33 30 33

Normal- und Schwerbeton


nicht erforderlich. Bei Einhaltung der Grenzwerte der Beton- rungswiderstand vor und werden auch in der Praxis angewen-

Leichtbeton
zusammensetzung erfolgt die Qualitätskontrolle im Wesentli- det. So ist der Nachweis des Frost-, Chlorid- oder Karbonati- C35/45 35 45 LC35/38 35 38

chen durch die Überprüfung der Betondruckfestigkeit als Maß sierungswiderstandes bereits heute in der Schweiz normativ C40/50 40 50 LC40/44 40 44
für die Dichtheit des Betons. In diesem Fall muss der Beton geregelt und damit für bestimmte Betone obligatorisch. C45/55 45 55 LC45/50 45 50
mindestens der Druckfestigkeitsklasse C30/37 entsprechen.
C50/60 50 60 LC50/55 50 55

C55/67 55 67 LC55/60 55 60

Leichtbeton
Hochfester
C60/75 60 75 LC60/66 60 66

Hochfester Beton
Abb. 3.2.4 (links)
Messung des Frost- bzw. C70/85 70 85 LC70/77 4)
70 77
Frost-Tausalzwiderstands
mit der CDF-Truhe C80/95 80 95 LC80/88 4)
80 88
(Schleibinger)
C90/105 4)
90 105

C100/115 4)
100 115

Abb. 3.2.5 (rechts)


1)
Lagerung der Probe unter Wasser, Prüfalter 28 Tage
Boxen zur Lagerung der
2)
Zylinder: ∅ = 150 mm, h = 300 mm
Prüfkörper in Prüfflüs-
3)
Würfel: Kantenlänge = 150 mm
4)
Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder Zustimmung im Einzelfall
sigkeit
erforderlich

Abb. 3.3.2 (links)


Lagerung der Probekörper
im Wasserbad
Abb. 3.2.6 (links)
Prüfkörper nach 28 FTSW
mit starken Abwitter-
ungen
Abb. 3.3.3 (rechts)
Messen des Würfels vor
der Prüfung

Abb. 3.2.7 (rechts)


Probekörper nach 28
FTSW mit geringen
Abwitterungen

66 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 67


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Druckfestigkeit und Expositionsklassen Druckfestigkeit und Expositionsklassen


3.3

3.3
Abb. 3.3.6
Expositionsklassen
Kappenbeton Kappenbeton Expositionsklassen
Expositionsklassen beschreiben das Angriffsrisiko von Um- Die Expositionsklassen des Betons eines Bauteils: am Beispiel einer
Prinzipskizze für den
welteinflüssen auf den Beton und die Bewehrung. Ausgehend • sind die wichtigste Information in der Festlegung eines Betons Überbau XD3, XF4 (LP) Ingenieurbau
davon werden entsprechende Mindestanforderungen an den • bestimmen die Zusammensetzung des Betons (w/z-Wert,
Beton gestellt, z. B. in Form eines Mindestzementgehalts, der Mindestzementgehalt, Zementart, LP-Gehalt, Gesteins-
Begrenzung des maximalen Wasserzementwerts oder der körnung etc.)
XC4, XF1, XA1
XD2, XF2 (LP)
Festlegung eines Luftgehalts im Beton, um die Dauerhaftigkeit • bestimmen die Mindestdruckfestigkeitsklasse eines Betons
XM1, XF4 (LP)
der Betonkonstruktion zu gewährleisten. • bestimmen die Mindestbetondeckung des Bauteils
Brückenpfeiler
• bestimmen die bei der Ausführung geltende Überwachungs-
Die unterschiedlichen Expositionsklassen mit ihren differen- klasse
XD1, XF2 (LP)
zierten Angriffsgraden sind in Abb. 3.3.8 dargestellt.
Schall-
EXpositionsklassen schutz-
Abb. 3.3.4 (rechts)
Für jedes Bauobjekt müssen sämtliche Expositionsklassen wand
Vereinfachte Übersicht
über die Expositions- bauteilbezogen festgelegt werden. Nicht selten ergeben sich Bewehrungskorrosion Betonangriff unbewehrte Betonfahrbahn
klassen Pfahlkopf Fundament
aus den Expositionsklassenanforderungen höhere Druckfes- Hydr. gebundene Tragschicht bewehrt
tigkeitsklassen als aus statischen Gründen notwendig. Für die Wasser-
XC XD XS XF XA XM wechsel-
Betonhersteller ist bei mehr als einer Expositionsklasse jeweils zone
die mit den höchsten Anforderungen an den Beton für die Kanalsohle
Betonzusammensetzung maßgebend. Bohr-
pfahl
Anforderungen an Anforderungen an Zusammen-
Betondeckung cnom setzung und Nachbehandlung

XC2 XD2, XA2, XF3 XC4, XF1, XA1 X0 XC2

Abb. 3.3.5
Expositionsklassen am Abb. 3.3.7
Beispiel einer Prinzip- Expositionsklassen am
skizze für den Hochbau Beispiel einer Prinzip-
skizze für den
Industriebau
XC4, XF1, XA1

bewehrt,
bewehrt,

außen
innen
XA berücksichtigen Verladung
Produktion Chemielager

bewehrt, außenwechselnd
bewehrt, innen trocken XC1

nass, trocken und Frost


XA2, XD2
mäßig feucht, Frost

trocken und Frost


bewehrt, außen

wechselnd nass,

XD3, XM3, XF4 (LP)


bewehrt, außen

XC4, XF1

beansprucht

beansprucht
Fließestrich

chemisch

chemisch
mäßig

mäßig
bewehrt, außen, Frost innen XC1
trocken und Frost
wechselnd nass,
trocken und Frost

bewehrt, außen
wechselnd nass,
bewehrt, außen

XC4, XF1, XA1 Flüssigkeitsdichter Beton Industrieboden mäßig beansprucht chem. mäßig beansprucht bewehrt, Regen, Frost u. Tausalz

Sauberkeitsschicht bewehrt,
XC4, XF1 Freifläche
Sulfat- außen,
angriff Frost
unbewehrte Industriefläche mit Tausalz
1 - 500 mg/l
bewehrt, nass, innen trocken XC1, XC2 Fundament
Sauberkeitsschicht, unbewehrt Fundament, Fundament, unbewehrt
unbewehrt unbewehrt XD3, XA3, XF4 (LP) XM2 (OF) XA2, XM2 (OF) XF4 (LP), XM2 (OF)
XA2, XF2, XD2 X0

X0

68 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 69


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Druckfestigkeit und Expositionsklassen Druckfestigkeit und Expositionsklassen


3.3

3.3
Abb. 3.3.8
Expositionsklassen nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2

🇦 🇮

*
*
*
*

*
Mindestzementge-

🇩
*
🇨

Schieferhochofen-
Mindestdruckfes-

nung von Zusatz-


Mindestzement-
Nur für Beton ohne Höchstzementgehalt

Holcim Durabilo
halt bei Anrech-
gehalt in kg/m³

Holcim Optimo
Bewehrung oder ein- 360 kg/m3, jedoch nicht

Holcim Fluvio
tigkeitsklasse

Holcim Aqua
Holcim Ferro

Holcim Duo
Holcim Pur
gebettetes Material Kl. Umgebung Anwendungsbeispiele bei hochfesten Betonen

max. w/zeq

stoffen in
max. w/z

CEM III/A

CEM III/B
🇧 🇯

zement
CEM II
kg/m³

CEM I
bzw.
Für massige Bauteile Erdfeuchter Beton mit
(kleinste Bauteilab- w/z ≤ 0,40 darf ohne
Kein Korrosions- oder Angriffsrisiko X0 Bauteile ohne Bewehrung oder eingebettetes Metall in nicht Beton angreifender
messung 80 cm) gilt der
Mindestzementgehalt 🇦 Umgebung
Luftporen hergestellt
werden
von 300 kg/m3
X0 unbewehrte Fundamente ohne Frost; unbewehrte Innenbauteile - C8/10 - - X X X X X
🇰
🇨 Bewehrungskorrosion durch Karbonatisie- Beton, der Bewehrung oder anderes Metall enthält und der Luft und Feuchtigkeit Gesteinskörnungen mit
Gilt nicht für Leichtbeton rung XC ausgesetzt ist Regelanforderungen
und zusätzlich Wider-
🇩 XC1 trocken oder ständig feucht bewehrte Innenbauteile; Bauteile, die ständig in Wasser getaucht sind X X X X X stand gegen Frost bzw.
Bei einem Größtkorn der 0,75 C16/20 240 240 Frost- und Taumittel
Gesteinskörnung von XC2 nass, selten trocken Teile von Wasserbehältern; Gründungsbauteile X X X X X (DIN EN 12620 und DIN
63 mm darf der Zement- V 20000-103)
gehalt um 30 kg/m3 XC3 mäßige Feuchte vor Regen geschützter Beton im Freien; offene Hallen, Feuchträume 0,65 C20/25 260 240 X X X X X
reduziert werden. ln 🇱
🇧
diesem Fall darf nicht XC4 wechselnd nass und trocken Außenbauteile mit direkter Bewitterung; Beleuchtungsmasten, Balkone 0,60 C25/30 280 270 X X X X X Oberflächenbehandlung
Angriff auf Bewehrung

angewendet werden des Betons, z. B. Vakuu-


Bewehrungskorrosion durch Chloride, aus- Beton, der Bewehrung oder anderes Metall enthält und der chloridhaltigem Wasser mieren und Flügelglät-
🇪 genommen Meerwasser XD einschließlich Taumittel, ausgenommen Meerwasser, ausgesetzt ist ten des Betons
Bei Verwendung von
Luftporenbeton, z. B. XD1 mäßige Feuchte Bauteile im Sprühnebel von Verkehrsflächen; Einzelgaragen 0,55 C30/37 🇪 300 270 X X X X X 🇲
aufgrund gleichzeitiger
Anforderungen aus der
XD2 nass, selten trocken Bauteile, die chloridhaltigen Industrieabwässern ausgesetzt sind; Solebäder 0,50 🇵 C35/45 🇪 320 🇧 270 X X X X X Hartstoffe nach DIN
1100
Expositionsklasse XF, XD3 wechselnd nass und trocken Teile von Brücken mit Spritzwasserbeanspruchung; Fahrbahndecken, Parkdecks 0,45 C35/45 🇪 320 🇧 270 X X X X X
eine Festigkeitsklasse
Bewehrungskorrosion durch Chloride aus Beton, der Bewehrung oder anderes Metall enthält und der Chloriden aus Meerwasser
🇳
niedriger CEM III/B darf nur für
Meerwasser XS oder salzhaltiger Seeluft ausgesetzt ist die folgenden Anwen-
🇫 XS1 salzhaltige Luft* Außenbauteile in Küstennähe 0,55 C30/37 🇪 300 270 X X X X X
dungsfälle verwendet
Der mittlere Luftge- werden (auf Luftporen
halt im Frischbeton, kann in beiden Fällen
unmittelbar vor dem XS2 unter Wasser Bauteile in Hafenanlagen, die ständig unter Wasser liegen 0,50 C35/45 🇪 320 270 X X X X X verzichtet werden)
Einbau, muss bei einem
C35/45 🇪
Größtkorn der Gesteins- Tidebereiche, Spritzwasser- und Sprühne- a) Meerwasserbauteile:
XS3 Kaimauern in Hafenanlagen 0,45 320 270 X X X X X
körnung von belbereiche w/z ≤ 0,45; Mindest-

🇰
8 mm ≥ 5,5 Vol.-%, festigkeitsklasse C35/45
16 mm ≥ 4,5 Vol.-%, Frostangriff mit und ohne Taumittel XF Durchfeuchteter Beton, der erheblichem Angriff durch Frost-Tau-Wechsel ausgesetzt ist und z ≥ 340 kg/m3
32 mm ≥ 4,0 Vol.-% und
63 mm ≥ 3,5 Vol.-% be- b) Räumerlaufbahnen
XF1 mäßige Wassersättigung, ohne Taumittel Außenbauteile 0,60 C25/30 280 270 X X X X X
tragen. Einzelwerte dür- w/z ≥ 0,35; Mindest-
fen diese Anforderungen
Betonbauteile im Sprühnebel- oder Spritzwasserbereich taumittelbehandelter Verkehrs- 0,55 C25/30 🇫 300 🇬 festigkeitsklasse
um höchstens 0,5 Vol.-%
unterschreiten
XF2 mäßige Wassersättigung, mit Taumittel
flächen, soweit nicht XF4; Betonbauteile im Sprühnebelbereich von Meerwasser 0,50 C35/45 🇵 320 🇬 X X X X X C40/50 und z ≥ 360
kg/m3; Beachtung von
C25/30 🇫 DIN 19 569-1, Kläran-
🇬 XF3 hohe Wassersättigung, ohne Taumittel Offene Wasserbehälter; Bauteile in der Wasserwechselzone von Süßwasser
0,55
0,50 C35/45 🇵
300
320
270
270
X X X X X lagen, Baugrundsätze
Zusatzstoffe des Typs II für Bauwerke und tech-
dürfen zugesetzt, aber Mit Taumitteln behandelte Verkehrsflächen; überwiegend horizontale Bauteile im Spritz- nische Ausrüstungen.
nicht auf den Zement- XF4 hohe Wassersättigung, mit Taumittel wasserbereich taumittelbehandelter Verkehrsflächen; Räumerlaufbahnen von Kläranlagen; 0,50 C30/37 🇫 320 🇯 🇬 X X X X X 🇳 Allgemeine Grundsätze
gehalt oder den w/zeq Meerwasserbauteile in der Wechselzone
angerechnet werden
Betonkorrosion durch chemischen Angriff Beton, der chemischem Angriff durch natürliche Böden, Grundwasser, Meerwasser gemäß
🇴
Schutzmaßnahmen
Angriff auf Beton

🇭 XA DIN EN 206-1, Tab. 2, und Abwasser ausgesetzt ist erforderlich


Gesteinskörnungen bis
Dmax 4 mm müssen
XA1 chemisch schwach angreifend
Entsprechend den Grenzwerten nach DIN EN 206-1, Tab. 2; Kläranlagen, Güllebehälter,
0,60 C25/30 280 270 X X X X X
🇵
überwiegend aus Quarz
oder Stoffen mindestens
XA2 chemisch mäßig angreifend Bauteile im Kontakt mit Meerwasser oder in Beton angreifenden Böden, Industrieab-
wasseranlagen mit chemisch angreifendem Abwasser, Gärfuttersilos und Futtertische
0,50 🇵 C35/45 🇪 320 270 X X X X X Bei langsam und sehr
langsam erhärtenden
gleicher Härte bestehen,
das gröbere Korn aus XA3 chemisch stark angreifend 🇴 der Landwirtschaft; Kühltürme mit Rauchgasableitung
0,45 C35/45 🇪 320 270 X X X X X
Betonen (r < 0,30) eine
Festigkeitsklasse niedri-
Gestein oder künstlichen ger. Die Druckfestigkeit
Stoffen mit hohem Ver- Betonkorrosion durch Verschleißbeanspru- zur Einteilung in die
Beton, der erheblichen mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt ist 🇭
schleißwiderstand. Die chung XM geforderte Druckfestig-
Körner aller Gesteins- keitsklasse ist auch in
körnungen sollen eine XM1 mäßige Verschleißbeanspruchung
Tragende oder aussteifende Industrieböden mit Beanspruchung durch luftbereifte
Fahrzeuge
0,55 C30/37 🇪 300 🇮 270 X X X X X diesem Fall an Probe-
mäßig raue Oberfläche körpern im Alter von 28
und gedrungene Gestalt
Tragende oder aussteifende Industrieböden mit Beanspruchung durch luft- oder 0,55 🇱 C30/37 🇪 300 🇮 Tagen zu bestimmen
haben. Das Gesteins-
korngemisch soll mög-
XM2 starke Verschleißbeanspruchung
vollgummibereifte Gabelstapler 0,45 C35/45 🇪 320 🇮 270 X X X X X
*
lichst grobkörnig sein Über die Zulassung bzw.
Tragende oder aussteifende Industrieböden mit Beanspruchung durch elastomer- oder Verwendung anderer
XM3 sehr starke Verschleißbeanspruchung 🇲 stahlrollenbereifte Gabelstapler; häufig mit Kettenfahrzeugen befahrene Oberflächen; 0,45 C35/45 🇪 320 🇮 270 X X X X X Holcim-Zemente bera-
Wasserbauwerke mit Geschiebebelastung, z. B. Tosbecken ten wir Sie gerne

70 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 71


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Druckfestigkeit und Expositionsklassen Druckfestigkeit und Expositionsklassen

3.3
3.3

Spannstahlverträglichkeit
Kein Korrosions-/
BEWEHRUNGSKORROSION Betonangriff
Expositionsklassen

Angriffsrisiko
Abb. 3.3.9
Anwendungsbereiche
X = gültiger Anwendungs-
für Zemente nach durch Chloride verursachte Korrosion
bereich
DIN 1045-2 Durch Karbonatisierung Aggressive chemische
O = für die Herstellung nach Frostangriff Verschleiß
verursachte Korrosion Umgebung
dieser Norm nicht an- andere Chloride als Chloride aus
wendbar, allgemeine Meerwasser Meerwasser
bauaufsichtliche Zulas-
sung erforderlich
X0 XC1 XC2 XC3 XC4 XD1 XD2 XD3 XS1 XS2 XS3 XF1 XF2 XF3 XF4 XA1 XA2 XA3 XM1 XM2 XM3

CEM I X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X

A/B S X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X

A D X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X

A/B P/Q X X X X X X X X X X X X O X O X X X X X X O

A/B V X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X

A X X X O O O O O O O O O O O O O O O O O O O
W
B X O X O O O O O O O O O O O O O O O O O O O

CEM II A/B T X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X

A X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X
LL
B X X X O O O O O O O O O O O O O O O O O O X

A X X X X X X X X X X X O O O O X X X X X X X
L
B X X X O O O O O O O O O O O O O O O O O O X

A X X X O O O O O O O O O O O O O O O O O O O
M
B X O X O O O O O O O O O O O O O O O O O O O

A X X X X X X X X X X X X X X X1) X X X X X X X

CEM III B X X X X X X X X X X X X X X X2) X X X X X X X

C X O X O O O X O O X O O O O O X X X O O O O

A X O X O O O O O O O O O O O O O O O O O O O
CEM IV
B X O X O O O O O O O O O O O O O O O O O O O

A X O X O O O O O O O O O O O O O O O O O O O
CEM V
B X O X O O O O O O O O O O O O O O O O O O O

1)
Festigkeitsklasse ≥ 42,5 oder Festigkeitsklasse 32,5 R mit einem Hüttensand-Massenanteil von ≤ 50 %
2)
CEM III/B darf nur für die folgenden Anwendungsfälle verwendet werden:
a)
Meerwasserbauteile: w/z ≤ 0,45; Mindestfestigkeitsklasse C35/45 und z ≥ 340 kg/m3
b)
Räumerlaufbahnen: w/z ≤ 0,35; Mindestfestigkeitsklasse C50/50 und z ≥ 360 kg/m3; Beachtung von DIN 19569-1; auf Luftporen kann in beiden Fällen verzichtet werden

72 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 73


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Betonentwurf nach Performance-Konzepten Betonentwurf nach Performance-


und Widerstandsklassen Konzepten und Widerstandsklassen
3.4

3.4
Abb. 3.4.3
Performance-basierter Betonentwurf anhand „Environ- Es gilt: Je höher die ERC des Betons, desto geringer die erforder-
Mischungsentwurf
mental Resistance Classes (ERC)“ liche Betondeckung. Die ERC-Prinzipien werden zunächst für die maßgeschneiderte
Stand heute werden Betone nach dem deskriptiven Verfahren Aus diesem Grund wird derzeit auf europäischer und natio- bewehrungskorrosionsrelevanten Expositionsklassen „Karbona- Zusammensetzung

(deemed-to-satisfy rules, DtS) entworfen bzw. zusammenge- naler Ebene diskutiert, einen neuen performance-basierten tisierung und Chloridangriff“ sowie die betonkorrosionsrele-
setzt. Die Prinzipien hierzu sind in DIN EN 206-1/DIN 1045-1 Ansatz beim Betonentwurf einzuführen. Dabei werden je nach vante Expositionsklasse „Frost-Taumittel-Angriff“ angewendet.
geregelt (siehe Kapitel 3.2). Dabei müssen in Abhängigkeit der Anwendungsfall bestimmte Dauerhaftigkeitsanforderungen
Expositionsklassen einige Mindestanforderungen u. a. hinsicht- (Exposure Resistance Classes, ERC) an den Beton definiert,
lich des maximalen w/z-Werts, der Mindestfestigkeitsklassen welche direkt in Zusammenhang mit der Lebensdauer und den Das performance-basierte Entwurfskonzept ist in vielerlei
und des Mindestzementgehaltes eingehalten werden. Diese relevanten Expositionsklassen des Bauwerks stehen. Dabei Hinsicht ein hilfreiches Tool, den Beton je nach Bauteilan-
Grenzwerte stammen in den meisten Fällen aus den Erfahrun- hat der Betonhersteller eine gewisse Freiheit, den Beton quasi forderung maßgeschneidert zusammenzustellen und neue
gen heraus und berücksichtigen nicht unbedingt die Entwick- „beliebig“ zusammenzusetzen, vorausgesetzt, dass er die er- alternative Ausgangsstoffe zum Einsatz zu bringen. Diese
lungen der letzten Jahre in Bezug auf neue Ausgangsstoffe und forderliche ERC für den Beton erfüllt, welche für die vom Planer Maßnahmen tragen letztendlich dazu bei, die Betonbau-
Bauweisen sowie Dauerhaftigkeits- und Nachhaltigkeitsaspekte. angegebenen Mindestbetondeckung maßgebend sind. weise langfristig nachhaltiger zu gestalten. Allerdings gibt es
noch einige offene Punkte, die zur Umsetzung der Entwurfs- Abb. 3.4.4
Einwaage der
In Abb. 3.4.1 wird an einem Beispiel die Mindestbetondeckung methodik geklärt werden müssen:
Komponenten
in Abhängigkeit der Expositionsklasse (Karbonatisierung) und • Festlegung von Prüfmethoden zur Erfassung der Dauer-
ERC vom Beton dargestellt. haftigkeitseigenschaften
Abb. 3.4.1
• Bestimmung der dauerhaftigkeitsrelevanten Grenzwerte
Expositionsklasse (Karbonatisierung)
Mindestbetondeckung in • Detaillierungsgrad der ERC
Abhängigkeit der
XC1 XC2 XC3 XC4 • Verknüpfung der ERC mit Mindestanforderungen an die
Expositionsklasse
(Karbonatisierung) und ERC Betonzusammensetzung
ERC vom Beton (nur Bemessungslebensdauer (Jahre) • Priorisierung der Entwurfsverfahren in Betonnormen
Beispiel)
(ERC vs. DtS)
50 100 50 100 50 100 50 100
• Definition ERC-für Frost-Taumittel-Angriff

XRC 0,5 10 10 10 10 10 10 10 10

XRC 1 10 10 10 10 10 15 10 15

XRC 2 10 15 10 15 15 25 15 25

Zunahme der mini-


XRC 3 10 15 15 20 20 30 20 30 malen Betondeckung
aufgrund der Abnah-
XRC 4 10 20 15 25 25 35 25 40 me des Karbonatisie-
rungswiderstands

XRC 5 15 25 20 30 25 45 30 45

XRC 6 15 25 25 35 35 55 40 55

XRC 7 15 30 25 40 40 60 45 60

Anmerkung 1: Die Bezeichnung der XRC-Klassen zur Beständigkeit gegen, durch Karbonatisierung Definition des Karbo- Abb. 3.4.2 Abb. 3.4.5
verursachte Korrosion, wird abgeleitet von der Karbonatisierungstiefe [mm] (charakteristischer Wert 90 % natisierungsverhal- Abstandhalter sorgt für ausreichende Betondeckung Schnitt durch Betonstütze mit Sicht auf Bewehrungseinlage
Fraktilität), die nach 50 Jahren unter Referenzbedingungen (400 ppm CO² in einer konstanten Umgebung
von 65 % relativer Luftfeuchtigkeit und bei 20 °C) erhalten bleibt. XRC hat die Dimension einer Karbonati- tens unter Referenz-
sierungsrate von [mm/ √ (Jahre)]. bedingungen
Anmerkung 2: Die empfohlenen Mindestwerte für die Betondeckung (Cmin dur), erfordern eine Bemessung
und Nachbehandlung gemäß EN13670 mit einer Mindestbemessungsklasse 2 und Nachbehandlungsklasse 2.

Anmerkung 3: Die Mindestdeckungen sollten durch ein zusätzliches Sicherheitselement ( ΔCdur, y ) erhöht
werden, wenn besondere Anforderungen bspw. extremere Umweltbedingungen vorliegen.

74 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 75


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Nachhaltige Betone Nachhaltige Betone


3.5

3.5
Der Klimafreundliche Beton Unsere ECOPact-Betone können deutschlandweit in jedem
Abb. 3.5.1 unserer CSC-zertifizierten Betonwerke hergestellt und im nor-
Klimaneutraler Beton
ECOPact ECOPact malen Lieferradius des Betonwerks ausgeliefert werden.
Für unsere ECOPact-Betone verwenden wir ausschließlich CO2- Die verwendeten Rohstoffe kommen aus Deutschland. Einige
reduzierte Zemente (CEM II und CEM III). Zusätzlich haben wir Rohstoffe für ECOPact-Betone, die einen großen Anteil an der
die Rezepturgestaltung unserer ECOPact-Betone hinsichtlich CO2-Reduzierung des fertigen Betons haben, sind nicht in allen
der Bindemittelgehalte optimiert (gemäß Norm DIN EN 206 Regionen aus den nächstgelegenen Rohstoffdepots zu bezie-
Holcim ECOPact und ECOPact Zero Recycling-Beton – oder R-Beton – weist eine vergleichbare Per- und DIN 1045-2) und erreichen somit nochmals niedrigere hen. In diesen Fällen müssen die Rohstoffe längere Strecken
Klimafreundliche und klimaneutrale Betone formance wie Beton mit natürlicher Gesteinskörnung auf und CO2-Emissionswerte. zum Betonwerk Ihrer Wahl transportiert werden. Dadurch er-
Nachhaltiges Bauen fängt mit der Auswahl der richtigen Bau- kann daher bei einigen Anwendungen gleichwertig eingesetzt geben sich höhere CO2-Emissionen, die wir in unseren Berech-
stoffe an. Als moderner Baustoff trägt Beton auf ganz unter- werden. nungen beim Ausweis der CO2-Emissionen der ECOPact-Betone
schiedliche Art und Weise zur Nachhaltigkeit von Bauwerken ECOPactZero berücksichtigen.
bei. Dauerhaftigkeit von Bauteilen und Bauwerken, technische CO2-Emissionen reduzieren Mit ECOPact Zero geben wir Ihnen die Möglichkeit, die Klima-
Kriterien wie Wärme und Brandschutz sowie Standsicherheit Die Holcim Deutschland Gruppe hat sich als Ziel gesetzt, ihre bilanz Ihres Bauwerkes/Bauteils zu verbessern. Mit dem Kauf Holcim hat bereits seit über 20 Jahren den Anteil von CO2-in-
sind wesentliche Aspekte, mit denen Beton als Baustoff punktet. CO2-Emissionen immer weiter zu reduzieren. Dafür werden von ECOPact Zero-Betonen erwerben Sie gleichzeitig geprüfte tensiven Portlandzementen in seinen Betonen stetig reduziert.
die Produktionsprozesse optimiert, Rezepturen angepasst und Umweltzertifikate, die den noch verbleibenden CO2-Gehalt im Im Jahr 2007 haben wir den damaligen Standardzement CEM I
Regionale Rohstoffe, effiziente Baustoffe verstärkt alternative Energien eingesetzt. Beton vollständig kompensieren. 32,5 R durch den Kompositzement CEM II A-S 42,5 N erfolgreich
Rohstoffe möglichst aus der Region zu beziehen, ist ökono- Seit 2000 haben wir den Anteil von CO2-intensiven Portland- ersetzt. Im Jahr 2019 wurden mehr als 90 % aller Holcim Betone
misch wie auch ökologisch von Vorteil. Zusätzlich verwenden zementen in unseren Betonen stetig reduziert. So wurden in Kompensation durch MoorFutures mit CO2-reduzierten Zementen (CEM II und III) hergestellt.
Transportbeton-Werke der Holcim Deutschland Gruppe zur 2019 mehr als 90 % aller Holcim Betone mit CO2-reduzierten Die Kompensation nicht vermeidbarer CO2-Emissionen bei
Herstellung von Transportbeton vorzugsweise hüttensandhalti- Zementen (CEM II und III) produziert. ECOPactZero erfolgt beispielsweise durch den Erwerb Die Holcim ECOPact Serie stellt die noch weiter CO2-reduzierte
ge Zemente (CEM III-Zemente). Im Vergleich zum Einsatz reiner Unser künftiges Angebot umfasst eine noch stärkere Einbezie- sogenannter MoorFutures-Zertifikate. MoorFutures fördert Linie von Betonen der Holcim Deutschland Gruppe dar. Für
Portlandzemente sinken dadurch die CO2-Emissionen deutlich. hung der CO2-Bilanz unserer Produkte in den Alltag. Dabei steht Wiedervernässungs-Projekte von Mooren in verschiedenen unsere ECOPact-Betone werden nur spezielle Rohstoffe einge-
Der Einsatz von Steinkohlenflugasche – einem Nebenerzeug- die Reduktion von CO2-Emissionen im Vordergrund. Bundesländern – ein zeitgemäßes und wirkungsvolles Inst- setzt, die im Rahmen der gültigen Normung zu einer CO2-opti-
nis aus dem Betrieb von Kohlekraftwerken – wirkt sich ebenso rument für den CO2-Ausgleich, denn Moore sind die größten malen Zusammensetzung gemischt werden.
positiv auf die Umweltbilanz aus. Deren Verwendung schont na- Holcim Standard und effektivsten Kohlenstoffspeicher auf der Erde. Ein Moor-
türliche Ressourcen und spart Energie, die man für vergleichbare Dank optimierter Produktions- und Logistikprozesse sowie der Futures-Zertifikat entspricht der Emissionsminderung von Auf Basis unserer langjährigen Erfahrungen wird unser
Baustoffe zur Aufbereitung oder Herstellung benötigen würde. Verwendung von CO2-reduzierten Zementen (CEM II/CEM III) einer Tonne CO2-Äquivalent. gesamtes Produktportfolio weiterhin optimiert, da die stetige
verfügen unsere Standardbetone größtenteils über geringere Verbesserung unseres CO2-Fußabdruckes die höchste Priorität
Dauerhaftigkeit CO2-Emissionswerte als der Branchendurchschnitt. Produkteigenschaften ECOPact der Holcim Deutschland Gruppe ist.
Dauerhaftigkeit ist eines der Leitmotive für nachhaltiges Han- Holcim ECOPact ist ein nachhaltiges Produkt der Holcim Bei der Entwicklung unserer ECOPact-Betone stand die Redukti-
deln. Beton erfüllt dieses Kriterium wie kein anderer Baustoff, Deutschland Gruppe. Durch die Verwendung CO2-reduzierter on von CO2-Emissionen im Vordergrund: Produkteigenschaften ECOPactZero
gerade im Bezug auf den Lebenszyklus und auch im Vergleich Zemente sowie einer optimalen Betonzusammensetzung ist • Einsatz ausschließlich CO2-reduzierter Zemente und Ver- Mit Holcim ECOPact Zero gehen wir noch einen Schritt weiter:
zu Holz: Denn mit Beton werden Gebäude errichtet, die nicht Holcim ECOPact ein klimafreundlicher Beton, der den Normen wendung weiterer CO2-armer Rohstoffe Wir ermöglichen eine vollständige Kompensation der pro-
nur heute, sondern auch für mehrere zukünftige Generationen DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 entspricht. • Zusätzliche Optimierung der Betonrezeptur in Hinblick auf zessbedingt anfallenden CO2-Emissionen durch zertifizierte
nutzbar sind – ohne permanente Pflege. Und selbst wenn ein den CO2-Gehalt der Inhaltsstoffe Umweltprojekte.
Gebäude aus Beton wieder abgerissen wird – seine Bestandtei- • Herstellung in CSC-zertifizierten Betonwerken Und das geht so:
le können nahezu vollständig dem Recycling zugeführt werden. • Sie bestellen die benötigte Sorte und Menge ECOPact Zero
Holcim ECOPact erhalten Sie in den Festigkeitsklassen C20/25, auf Basis Ihrer Spezifikationen
Betonrecycling C25/30 sowie C30/37 mit unterschiedlichen Körnungen, um • Wir berechnen den CO2-Fußabdruck der bestellten Menge
Frisch- sowie auch Festbetonrecycling ist in verschiedenen die verschiedensten Anwendungsbereiche abzudecken. und Rezeptur
Punkten des Baustoffzyklus möglich. Frischbetonrecycling • Wir produzieren und liefern den gewünschten Beton an
sowie Restwassernutzung zählen im Betonwerk bereits zum Anwendungsbereiche den Bestimmungsort
Alltag, während künftig vor allem die erneute Zuführung von Holcim ECOPact ist für alle Bauteile im Hochbau geeignet: vom • Wir erwerben Klimazertifikate (z. B. MoorFutures) in Höhe
bereits erhärtetem Beton in den Baustoffkreislauf auch aus Fundament über Außen- und Innenwände bis hin zu Trep- der anfallenden CO2-Emissionen und geben diese direkt
ökologischen Gründen immer wichtiger wird. penläufen und Decken. Weitere Applikationen sind technisch an Sie weiter
möglich und können mit unseren Betontechnologen vor Ort • Sie erhalten Ihr persönliches Klimazertifikat.
Abb. 3.5.2
Klimaneutraler Beton "EcoPactZero" beim Betoneinbau oder im persönlichen Telefonat erörtert werden.

76 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 77


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Nachhaltige Betone Nachhaltige Betone


3.5

3.5
Holcim ECOPact R Holcim ECOPact R Zero Ressourcenschonung durch Recycling
Der klimafreundliche und ressourcenschonende Beton Der klimaneutrale ressourcenschonende Beton Durch die erhöhten Anforderungen an die Nachhaltigkeit von R-Beton muss dieselben Anforderungen erfüllen wie herkömm-
Holcim ECOPact R ist ein nachhaltiges Produkt der Holcim Holcim ECOPact R Zero ist ein nachhaltiges Produkt der Holcim Bauwerken gewinnt die Verwendung von rezyklierter Gesteins- licher Beton. Daher unterliegt die Produktion von R-Beton ei-
Deutschland Gruppe. Durch die Verwendung CO2-reduzierter Deutschland Gruppe. Durch die Verwendung CO2-reduzierter körnung zur Herstellung von R-Beton zunehmend an Bedeu- nem deutlich höheren Überwachungsaufwand als die Produkti-
Zemente, rezyklierter Gesteinskörnungen sowie einer optima- Zemente, rezyklierter Gesteinskörnungen sowie einer optima- tung. on von Beton mit ausschließlich natürlicher Gesteinskörnung.
len Betonzusammensetzung ist Holcim ECOPact R ein klima- len Betonzusammensetzung wird der vorhandene CO2-Fußab-
freundlicher und ressourcenschonender Beton. druck maximal reduziert. Bei Holcim ECOPact R Zero werden
die unvermeidbaren prozessbedingten CO2-Emissionen durch
Produkteigenschaften zertifizierte Kompensationsmaßnahmen (z. B. MoorFutures) Abb. 3.5.4
Gebrochenes Primärge-
ECOPact R Betone sind speziell darauf ausgerichtet, natürliche innerhalb Deutschlands ausgeglichen. stein oder Kies Nachhaltiger Bauen durch
Kreislaufwirtschaft
Ressourcen zu schonen und die Reduktion von CO2-Emissionen
maximal zu reduzieren: Produkteigenschaften Sortenreines
Mauerwerks-Granulat
• Einsatz ausschließlich CO2-reduzierter Zemente und Ver- Mit Holcim ECOPact R Zero gehen wir noch einen Schritt
Beton-
wendung weiterer CO2-armer Rohstoffe weiter: Wir ermöglichen eine vollständige Kompensation der
zusammensetzung
• Zusätzliche Optimierung der Betonrezeptur in Hinblick auf prozessbedingt anfallenden CO2-Emissionen durch zertifizierte
Sortenreines
den CO2-Gehalt der Inhaltsstoffe Umweltprojekte.
Beton-Granulat
• Verwendung der maximal möglichen Anteile an rezyklier- Und das geht so:
ter Gesteinskörnungen, gemäß den aktuellen normativen • Sie fragen unter Angabe der benötigten Mengen und
Rahmenbedingungen Spezifikationen ECOPact R Zero an
• Die Herstellung erfolgt in Transportbetonwerken, die mit • Auf Basis dieser Angaben bestimmen wir die optimalen Frischbeton
dem CSC R-Modul zertifiziert sind. Dies ist die Garantie für Rezepturen mit dem Ziel des technologisch möglichen
Nachhaltiger
eine ressourcenschonende Betonproduktion geringsten CO2-Fußabdrucks unter Verwendung des
• Holcim ECOPact R erhalten Sie standardmäßig bis zur maximalen Rezyklat-Anteils Bauen durch
Druckfestigkeitsklasse C30/37 mit unterschiedlichen • Sie erhalten die berechneten CO2-Gehalte von uns Kreislaufwirtschaft
Körnungen, um die verschiedensten Anwendungsbereiche • Daraufhin bestellen Sie den Beton
abzudecken • Wir produzieren und liefern den Beton an den Bestim- Transport
mungsort
Anwendungsbereiche • Sie erhalten Ihr persönliches Klimazertifikat zur Kompen-
Sieben und aufbereiten
Holcim ECOPact R ist für alle Bauteile im Hochbau geeignet: sation der insgesamt angefallenen CO2-Emissionen
vom Fundament über Außen- und Innenwände bis hin zu Trep-
Nutzungs
penläufen und Decken. Weitere Anwendungen sind technisch Kompensation durch MoorFutures phase Einsatz im Hochbau
möglich – unsere Betontechologen beraten Sie gerne, sei es Die Kompensation nicht vermeidbarer CO2-Emissionen bei
Zerkleinern
vor Ort oder telefonisch. ECOPact R Betone können deutsch- ECOPact R Zero erfolgt ebenfalls durch den Erwerb sogenannter
landweit in jedem unserer CSC R-zertifizierten Betonwerke MoorFutures-Zertifikate.
hergestellt und im normalen Lieferradius des Betonwerks
ausgeliefert werden.
Hinter dem Begriff R-Beton, verbirgt sich ein ressourcenscho- Vor dem Hintergrund, dass der Einsatz von zertifiziertem Beton
Abb. 3.5.3 nendes Produkt, welches rezyklierte Gesteinskörnungen ent- mit rezyklierten Gesteinskörnungen in verschiedenen Gebäu-
R-Beton - Schnitt durch
hält, die aus der Aufbereitung bereits verwendeter Baustoffe dezertifizierungssystemen (u. a. DGNB, BREEAM und LEED)
R-Beton-Würfel
stammen. Im Transportbetonwerk werden diese hochwertigen mit Punkten berücksichtigt wird, hat das CSC das optionale,
Mehr Informationen unter: www.moorfutures.de Rohstoffe erneut im Beton eingesetzt und somit dem Kreis- ergänzende R-Modul für Betonhersteller eingeführt. Bei dem
lauf wieder zugeführt. Grundsätzlich gelten für R-Beton die CSC R-Modul handelt es sich um ein Produktzertifikat, welches
Anforderungen an Gesteinskörnungen in DIN EN 12620. Die durch ein ergänzendes „R“-Label zum Ausdruck gebracht wird.
Verwendung von rezyklierten Gesteinskörnungen für Beton Zum Beispiel sind unsere Transportbetonwerke Stuttgart und
ist in der DAfStb-Richtlinie „Beton nach DIN EN 206-1 und Kirchheim/Teck in Baden-Württemberg sowie Herne und
DIN 1045-2 mit rezyklierten Gesteinskörnungen nach DIN EN Wuppertal in Nordrhein-Westfalen bereits nach dem CSC
12620“ geregelt. R-Modul zertifiziert. Somit kann nicht nur Holcim ECOPact R
sondern auch das Produktportfolio Holcim R-Pact mit angebo-
ten werden.
78 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 79
Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Stoffraumrechnung Stoffraumrechnung
3.6

3.6
Abb. 3.6.2
Stoffraumrechnung Sieblinie Körnungsziffer1) D-Summe2) Wasseranspruch [kg/m³]
Wasseranspruch für
Die Stoffraumrechnung dient zur Ermittlung der Raumanteile Im nächsten Schritt ist der Wasserzementwert w/z zu wählen. steif plastisch weich3) verschiedene Konsistenz-
bereiche (Richtwerte)
der einzelnen Ausgangsstoffe an einem Kubikmeter Dies geschieht in Abhängigkeit der anvisierten Betondruck-
A32 5,48 352 130 150 170
(1 m3 = 1.000 dm3) verdichtetem Frischbeton. Die Rauman- festigkeit in der Regel mit Hilfe des Walz-Diagramms (Abb.
B32 4,20 480 150 170 180
teile werden aus dem Quotienten der Massen [kg] und der 3.6.3). Zu beachten sind dabei in jedem Fall die Anforderun-
C32 3,30 570 170 190 210
Dichten [kg/dm3] der jeweiligen Ausgangsstoffe berechnet. gen, die sich aus den Expositionsklassen nach DIN EN 206-1 /
DIN 1045-2 ergeben. A16 4,60 440 140 160 180

In diesem Zusammenhang sind auch weitere Grenzwerte B16 3,66 534 160 180 200
der Betonzusammensetzung wie z. B. Mindestzementge- C16 2,75 625 190 210 230
1.000 dm³ = z + w + g + f + p
halt, anrechenbarer Steinkohlenflugaschegehalt, Mindest-
ρz ρw ρg ρf A8 3,64 536 155 180 200
luftporengehalt oder der höchstzulässige Mehlkorngehalt
z, ρz Masse bzw. Dichte des Zements B8 2,89 611 190 205 230
w, ρw Masse bzw. Dichte des Wassers einzuhalten.
g, ρg Masse bzw. Dichte der Gesteinskörnung C8 2,27 673 210 230 250
f, ρf Masse bzw. Dichte des Zusatzstoffs 1)
Körnungsziffer: Summe der in Prozent angegebenen Rückstände auf den Sieben - 0,25; 0,5; 1; 2; 4; 8; 16; 32 und 63 mm, geteilt durch 100
p Porenvolumen (Luftgehalt) Für verdichtete Frischbetone ohne luftporenbildende 2)
D-Summe: Summe der in Prozent angegebenen Durchgänge durch die Siebe - 0,25; 0,5; 1; 2; 4; 8; 16; 32 und 63 mm
Zusatzmittel kann ein Porenvolumen von 1 bis 2 Vol.-% 3)
Beton weicherer Konsistenz nur durch den Einsatz von Fließmitteln

angenommen werden. Flüssige Zusatzmittel sind auf den


In der Praxis wird nun folgender Ansatz verfolgt: Wasserzementwert anzurechnen, wenn ihr Gehalt 3 Liter/m3
Zum Erreichen bestimmter Frisch- und Festbetoneigenschaf- überschreitet. Der Wasseranspruch ist zusätzlich abhängig vom Mehlkorn-
ten müssen entsprechende Anforderungen erfüllt werden. So gehalt, der Kornform sowie der Rauigkeit der Kornoberfläche.
erhält man den benötigten Wassergehalt für eine Konsistenz Der verbleibende Stoffraum wird nun durch die Gesteinskör- Er kann in ungünstigen Fällen bis zu 20 kg/m³ Frischbeton
aus der Kornzusammensetzung der eingesetzten Gesteins- nung aufgefüllt. Die Stoffraumrechnung wird grundsätzlich höher liegen.
körnung z. B. nach dem k-Wert-Verfahren (siehe Abb. 3.6.2, für oberflächentrockene Gesteinskörnungen durchgeführt.
Körnungsziffer). Abb. 3.6.1 verdeutlicht einen möglichen Rechengang für einen 130
Beton nach DIN EN 206-1 / DIN 1045-2 mit den Anforderun- Abb. 3.6.3
Sollen verflüssigende Zusatzmittel eingesetzt werden, muss gen C30/37; XC4, XD3, XF4; Dmax32; CL 0,20; F3. 120 Abhängigkeit der Be-
tondruckfestigkeit vom
der ermittelte Wassergehalt angepasst oder aus bestehenden w/z-Wert für Zemente
Erfahrungswerten genommen werden. 110 unterschiedlicher Festig-

Betondruckfestigkeit fc, dry, cube [N/mm²


keitsklasse (Richtwerte)
Abb. 3.6.1 100
Schema zur Berechnung DIN EN 206-1/ Ausgangsstoffe Masse Dichte Stoffraum Rechenweg
der Komponenten für DIN 1045-2
einen Kubikmeter verdi- [kg] [kg/m³] [dm³] 90
chteten Betons nach
DIN EN 206-1 / Zement 360 3,1 116 360 : 3,1 = 116
Beton für 80
DIN 1045-2, C30/37; XC4, Expositionsklassen
XD3, XF4; Dmax32; XC4, XD3, XF4 Wassergehalt 162 1,0 162 162 : 1,0 = 162
CL 0,20; F3 70

Fe
sti
Fließmittel (FM)
Mindestdruck- 3,6 1,1 3,3 3,6 : 1,1 = 3,3

gk
1,0 M.-% v. Zementgehalt
60

eit
festigkeitsklasse

sk
C30/37 Luftporenbildner (LP)
0,72 1,0 0,72 0,72 : 1,0 = 0,72

las
0,2 M.-% v. Zementgehalt

Fe
50

se
st
ig

52
zmin = 320 kg/m³ Luftporen 40 40

ke

,5
its
40

kla
max. w/z = 0,45

ss
Zementleim 322 116 + 162 + 3,3 + 0,72 + 40 = 322

e3
30

2,
1. Schritt: 1.000 - 322 = 678

5
Mindestluftporen- Gesteinskörnung 1)
1.797 2,65 678
2. Schritt: 678 * 2,65 = 1.797
gehalt: 20
4,0 Vol.-%
Zugabewasser1) 158 162 - 3,6 - 0,72 = 157,68 = 158
10
Summe 1.000 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

Wasserzementwert w/z
1)
Die verwendete Gesteinskörnung ist in der Regel oberflächenfeucht (Sand ca. 4 - 6 M.-%, Kies ca. 1 - 4 M.-%).
Bei der Herstellung des Betons ist dies bei der Kieseinwaage durch Addition und bei der Zugabewasserermittlung durch Subtraktion zu berücksichtigen.

80 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 81


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Mehlkorngehalt Verarbeitbarkeit und Konsistenz

3.8
3.7

Mehlkorngehalt Ein optimaler Mehlkorngehalt Bedeutung der Verarbeitbarkeit Konsistenzprüfmethoden


Die Korngruppe 0 – 4 mm kann bei der Aufbereitung in der • erhöht die Schmierfilmmenge ohne nennenswerte Von der Verarbeitbarkeit des Betons hängt es wesentlich ab, Die in Deutschland am meisten verwendeten Konsistenzprüf-
Regel aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt Erhöhung des Anmachwassers wie gut und wie leicht und mit welchen Kosten er sich auf der methoden sind das Verdichtungsmaß nach Walz, das Ausbreit-
werden (z. B. Natursand gewaschen/Brechsand trocken und/ • gewährt eine verbesserte Verarbeitbarkeit des Betons Baustelle umschlagen, fördern und in die Schalung einbringen maß, sowie das Setzmaß (im englischen Sprachgebiet «Slump»
oder Brechsand gewaschen). • verbessert das Wasserrückhaltevermögen und und verdichten lässt. Vom sachgerechten Einbringen, der ein- genannt). Die genannten Prüfmethoden (Abb. 3.8.1, Abb. 3.8.2,
Die Korngruppe 0 – 4 mm ist wegen ihres hohen Oberflächen- verhindert das »Bluten« des Betons während und nach wandfreien Umhüllung der Bewehrung mit Beton und von Abb. 3.8.3) sind nicht im gesamten Konsistenzbereich glei-
anteils an der Gesteinskörnung die Schlüsselkomponente für der Verarbeitung einer guten Verdichtung hängen entscheidend die Qualität chermaßen geeignet. Aus Abb. 3.8.6 sind die gebräuchlichen
die Qualität eines Korngemisches. • verhindert eine Entmischung beim Einbringen und des erhärteten Betons, seine Festigkeit und vor allem seine Bezeichnungen für die verschiedenen Konsistenzbereiche, die
Die entscheidende Rolle spielen dabei der Mehlkorngehalt erleichtert das Verdichten des Betons Dauerhaftigkeit ab. hierfür geeigneten Prüfmethoden sowie die für den betreffen-
(Zement, Zusatzstoffe und Anteile der Gesteinskörnung • erhöht die Gefügedichte und damit die Wasserdichtigkeit den Bereich charakteristischen Messwerte ersichtlich.
≤ 0,125 mm) und der Feinanteil (≤ 0,063 mm). • verbessert die Wirksamkeit von Zusatzmitteln Definitionen von Verarbeitbarkeit und Konsistenz
Der Begriff Betonverarbeitbarkeit lässt sich nicht präzise Die Verarbeitbarkeit bei Betonierbeginn überprüfen
Ein zu hoher Gehalt an Mehlkorn kann nachteilig sein: Dabei muss beachtet werden, dass es sich bei den Feinantei- definieren. Man versteht darunter ein Bündel von verschiede- Gleiche Konsistenzmesswerte von Beton aus verschiedenen
• Erhöhung vom Wassergehalt der Mischung len nicht um quellfähige Tonmineralien handeln darf. nen Eigenschaften, wie Konsistenz, Kohäsion (Zusammenhalt Werken bürgen nicht unbedingt für gleiche Verarbeitbarkeit,
• Verringerung des Frost- und Frosttausalzwiderstands bzw. Entmischungsneigung, Fließverhalten und Abziehbarkeit da das Messergebnis von der Art der Betonrohstoffe wie
• Verringerung des Verschleißwiderstands Finishverhalten), die alle voneinander abhängen. Die Konsis- auch der Herstellung etwas beeinflusst wird. Es ist deshalb
tenz lässt sich mit verschiedenen Prüfmethoden praxisge- angezeigt, bei Beginn des Betonierens die Verarbeitbarkeit
Der Mehlkorngehalt darf daher in Abhängigkeit der Expositi- recht charakterisieren. praktisch zu überprüfen und, falls notwendig, die Konsis-
onsklassen, die in Abb. 3.7.1 angegebenen Werte nach DIN EN tenz zu korrigieren. Insbesondere muss beim Wechsel der
206-1 und DIN 1045-2 nicht überschreiten. Konsistenzklassen nach DIN EN 12350 Teil 2 bis 5: Betonausgangsstoffe die für das gegebene Bauteil geeignete
Setzmaßklassen (DIN EN 12350-2) Konsistenz mit einer Erstprüfung neu festgelegt werden.
Setzzeitklassen (DIN EN 12350-3)
Verdichtungsmaßklassen (DIN EN 12350-4)
Ausbreitmaßklassen (DIN EN 12350-5)

Abb. 3.7.1 Höchstzulässiger


Zementgehalt
Zementgehalt und Druckfestigkeitsklasse Mehlkorngehalt S Abb. 3.8.1
[kg/m³]
höchst- zulässiger [kg/m³] Verdichtungsmaß
Mehlkorngehalt
nach Walz

400 mm
(Zement, Zusatzstoffe ≤ C50/60 und LC50/55
und Anteile der Gesteins- bei den Expositionsklassen 550
körnung ≤ 0,125 mm) in XC, XD, XS, XA
Abhängigkeit von
Druckfestigkeits- und ≤ C50/60 und LC50/55 ≤ 300 400
Expositionsklasse 200
bei den Expositionsklassen
XF, XM ≥ 350 450 Abb. 3.8.2
Ausbreitmaß

≤ 400 500
d1 d1 + d2
∅=
2
≥ C55/67und LC55/60

d2
450 550
bei allen Expositionsklassen

≥ 500 600 200

Abb. 3.8.3
Die Werte sind linear zu interpolieren. S
Setzmaß (Slump)
Die Werte der mittleren Zeile dürfen erhöht werden:
• w
 enn der Zementgehalt 350 kg/m³ übersteigt, um den über 350 kg/m³ hinausgehenden Zement-
gehalt, oder 300 mm
• w
 enn ein puzzolanischer Betonzusatzstoff des Typs II verwendet wird, um den Gehalt des Zusatz-
stoffs jedoch höchstens um 50 kg/m³
• D
 ie angegebenen Werte dürfen um 50 kg/m³ erhöht werden, wenn das Größtkorn der Gesteins-
körnung 8 mm beträgt

100

82 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 83


Beton - Grundlagen und Anforderungen Beton - Grundlagen und Anforderungen

Verarbeitbarkeit und Konsistenz Verarbeitbarkeit und Konsistenz

3.8
3.8

Steuergrößen für die Konsistenz und Betonfestigkeit Konsistenzklasse Selbstverdichtender Beton (SVB)
Neben Zusatzmitteln beeinflussen noch eine Menge anderer Veränderung der Konsistenz mit Hilfe von Zusatzmitteln Für die Verarbeitung des Betons ist die Auswahl der geeigneten Bei SVB handelt es sich um einen extrem fließfähigen Beton,
Faktoren die Betonkonsistenz. Eine Veränderung eines oder Über den Einsatz von Fließmitteln ist es möglich, Beton mit Konsistenz ebenfalls von Bedeutung. Abhängig von den in der lediglich unter Wirkung der Schwerkraft selbstständig
mehrerer Faktoren wirkt sich nicht nur auf die Konsistenz, einem w/z-Wert von 0,50 und weniger herzustellen, der Deutschland üblichen Prüfmethoden der Konsistenzmessung entlüftet und sich dabei verdichtet (siehe dazu Kap. 7.5
sondern auch auf die Festigkeit (und auf andere Eigenschaf- gleichwohl eine plastische bis sehr fließfähige Konsistenz hat (Ausbreitmaß, Verdichtungsmaß nach Walz) wurden den ein- «Selbstverdichtender Beton»). Die Konsistenzmessung erfolgt
ten) des Betons aus, oft jedoch nicht in der gleichen Richtung. (siehe auch Kap. 1.5 «Zusatzmittel»). zelnen Messbereichen nun entsprechende Konsistenzklassen hier durch das sogenannte Setzfließmaß sowie die Trichterau-
Abb. 3.8.4 zeigt, wie sich verschiedene betontechnologische (Abb. 3.8.6) zugeteilt. Die Abstufung der Messbereiche ist dabei slaufzeit oder die t500 Zeit.
Maßnahmen auf Konsistenz und Betondruckfestigkeit aus- Die Verarbeitbarkeit des Betons darf nie durch nachträglichen identisch zur bisherigen Praxis, es werden den Bereichen aber
wirken. Wasserzusatz verbessert werden. neue Klassenbezeichnungen zugeordnet.
Für die Konsistenz kann eine Konsistenzklasse, oder ein
Konsistenz-Zielwert ( DIN EN 206-1) vereinbart werden.

Abb. 3.8.4 Setzzeitklassen Abb. 3.8.6


Änderung Konsistenz Druckfestigkeit nach 28 Tagen Ausbreitmaß Verdichtungsmaß Setzmaß
(Vebe)

↗ ➡
Wirkung verschiedener Konsistenzklassen nach
Maßnahmen auf Kon- Konsistenzbeschreibung DIN EN 206-1 und DIN
Stetige Kornverteilung Klasse Wert Klasse Wert Klasse Wert Klasse Setzzeit

↗ ➡
sistenz und Festigkeit 1045-2. In Deutschland

Rundkorn [mm] [--] [mm] [s] angewandte Prüfme-

↘ ↗
thoden und Konsistenz-
C0 ≥ 1,46 sehr steif beschreibung
Mehr gebrochenes (kantiges) Korn

Mehr Zugabewasser ↗ ↘ F1 ≤ 340 C1 1,45 bis 1,26 S1 10 bis 40 V0 ≥ 31 steif

↘ ↘
F2 350 bis 410 C2 1,25 bis 1,11 S2 50 bis 90 V1 30 bis 21 plastisch
Höhere Betontemperatur

↗ ↗
F3 420 bis 480 C3 1,10 bis 1,04 S3 100 bis 150 V2 20 bis 11 weich
Einsatz von Verflüssigern (BV, FM) F4 490 bis 550 S4 160 bis 210 V3 10 bis 6 sehr weich
Einsatz von Luftporenbildnern (LP) ↗ ↘ F5 560 bis 620 S5 ≥ 220 V4 5 bis 3 fließfähig

Einsatz von Verzögerern (VZ) ↗ ➡ F6 ≥ 630 sehr fließfähig

Zusatzstoffe Typ II ↗ ↗
↗ Positiver Einfluss ↘ Negativer Einfluss ➡ Keine wesentliche Änderung
Vergleichbarkeit
Eine allgemein verbindliche Korrelation zwischen den Konsis-
Abb. 3.8.7 (links)
Konsistenzmessung mit
dem Ausbreitmaß
tenzklassen existiert nicht, jedoch hat die Praxis eine annähern-
de Gleichwertigkeit gezeigt.

520
Die Verarbeitbarkeit nimmt nach dem Anmachen ab
Konsistenz - Ausbreitmaß [mm]

500 Abb. 3.8.8 (rechts)


Es ist unvermeidlich, dass der Beton nach dem Mischende Setzmaß - Selbstver-
langsam anzusteifen beginnt und sich die Verarbeitbarkeit 480 dichtender Beton, mit

dadurch verschlechtert (Abb. 3.8.5). In diesem Zusammen- 480 Blockierring

460
hang ist zu beachten, dass die angegebene Konsistenz sich in
460
der Regel auf den Zeitpunkt unmittelbar nach dem Ende des 440
Mischens oder auf den Zeitpunkt der Ankunft bzw. Übergabe 420 Abb. 3.8.9 (links)
des Betons auf der Baustelle bezieht. Das Ansteifen erfolgt bei Konsistenzbereich,
400 Durchmesser des Beton-
hoher Betontemperatur sowie bei rasch erhärtenden Zemen-
kuchens
ten schneller. 380
400

Mit der Verwendung langsamer erhärtender Zemente oder 10 20 30 40 50 60


geeigneter Zusatzmittel lässt sich diesem Effekt entgegen- Zeit nach Herstellung [Minuten]
wirken. Abb. 3.8.5
Einfluss der Zeit auf die Konsistenz nach dem Anmachen des Betons. Der dunkle
Bereich gilt für Fließmittel auf PCE-Basis, der helle für herkömmliche Fließmittel

84 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 85


Betonherstellung und Transport Betonherstellung und Transport

4.0
4.0

86 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 87


Betonherstellung und Transport Betonherstellung und Transport
Dauer des Mischvorgangs [Sekunden]

Herstellung Herstellung
4.1

4.1
144 Abb. 4.1.2
Dosieren und Mischen der Ausgangsstoffe

Leistungsaufnahme [kW
]
Typischer Verlauf der
Die Herstellung des Betons steht in engem Zusammenhang mit Bei Transportbetonwerken wird üblicherweise ein Zwangsmi- 130 Leistungsaufnahme des
der eingesetzten Maschinentechnik. scher eingesetzt, der diskontinuierlich mit Einzelchargen arbei- Mischermotors während
115 Einlauf Beginn der Ausreichende des Mischvorgangs für
Die Dosierung hat die Aufgabe, die Ausgangsstoffe der Beton- tet. Jeder Mischertyp verlangt eine Mindest-Chargengröße. der Nassmischzeit Homogenität ist erreicht Rüttelbeton
101
mischung wie Zement, Zugabewasser, Gesteinskörnung, Zu- Ein Unterschreiten dieser Chargengröße wirkt sich negativ auf Kompo-
86 nenten
satzmittel und Zusatzstoffe in bestimmten Mengen zu dosieren, die Frischbetonqualität aus.
sodass ein definiertes Mischungsverhältnis mit großer Genauig- 72 Ent-
58 leeren
keit erzielt wird. Zwei Systeme werden eingesetzt, die volume- Mischdauer des
trische und/oder die massenmäßige Dosierung, wobei letztere Die Mischdauer ist von der Mischerleistung abhängig. Sie ist 43 Beton-
mischers
genauere Resultate ergibt. durch Versuche festzulegen. Die Nassmischzeit darf 30 s nicht 29
unterschreiten. Beim Einsatz von PCE-Fließmitteln ist es oft 14 Weitere, jedoch unbedeutende,
60 Sekunden
Dosiergenauigkeit sinnvoll, die Mischzeit zu erhöhen, damit das Fließmittel seine Homogenitätsverbesserung
0
Die Komponenten des Betons sind mit einer Genauigkeit von volle Wirkung entfalten kann.
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120
± 3 Prozent beizugeben. Bei Sichtbeton hilft eine Erhöhung der Mischzeit auf 60 s um
Dauer des Mischvorgangs [Sekunden]
eine gleichmäßigere Durchmischung allen Komponenten zu
Die Reihenfolge der Zudosierung ist für jede Mischanlage durch erzielen und somit eine gleichmäßigere Betonoberfläche zu
systematische Vorversuche zu bestimmen. erzeugen.
Versuche und die Praxis haben gezeigt, dass noch andere Abb. 4.1.3
Moderne Transport-
Sie ist zusammen mit dem Mischer entscheidend für: Definition Faktoren als die Homogenität für die Qualität des Betons eine
betonanlage
• den Aufschluss (Dispergierung) des Zements und der Die Mischdauer (= Nassmischdauer) beginnt, wenn alle Aus- wesentliche Rolle spielen. Die in das Mischgut eingebrachte
Zusatzstoffe gangsstoffe im Mischer sind. Energie aktiviert den Zement und übt einen Einfluss auf die Kon-
• den Mischeffekt sistenz und Festigkeitsentwicklung des Betons aus (Abb. 4.1.2).
• die Mischintensität Gemäß DIN EN 206-1, Art. 9.8, und DIN 1045-2 muss das Mi-
• die optimale Wirkung der Zusatzmittel schen der Ausgangsstoffe so lange dauern, bis die Mischung Anlagentechnik
• die optimale Umhüllung der Gesteinskörnung mit gleichförmig erscheint (mindestens 30 Sekunden). Heutige Transportbetonanlagen verfügen in der Regel über
dem Feinstmörtel (Zementleim) rechnergestützte Misch- und Dosiereinrichtungen. Die Mi-
• die Anlagenleistung Wird während des Mischvorganges eine Feinnachdosierung schungszusammensetzungen sind im Steuerungsrechner
• die Mischdauer des Zugabewassers zum Erreichen der vorgegebenen Frischbe- hinterlegt und können durch Eingabe der Sortennummer
• den Verschleiß tonkonsistenz notwendig, ist die Mischdauer angemessen zu abgerufen werden.
verlängern.
Der Steuerungsrechner regelt dabei qualitätsrelevante Prozes- Eine solche Anlagentechnik gewährleistet höchste Qualität
se. So wird z. B. die Menge der einzuwiegenden oberflächen- bei maximaler Produktionsleistung. Wegen der vielfältigen
feuchten Gesteinskörnung automatisch bestimmt und das Anforderungen an die Frisch- und Festbetoneigenschaften
Zugabewasser angepasst. kann heute auf moderne Anlagentechnik kaum noch verzichtet
Abb. 4.1.1
Empfohlene Mischdauer
Empfohlene Mischdauer für die werden.
Dauer [s]
Nassmischzeit im Transportbetonwerk Der Anlagenführer überwacht den Herstellungsprozess am
Normalbeton 60 Bildschirm. Abb. 4.1.4
Blick in einen Doppel-
Beton mit besonderen Eigenschaften (z. B. Luftporenbeton) 90 wellenmischer
In Abb. 4.1.2 ist ein typischer Verlauf der Leistungsaufnahme
Beton mit Silikastaub (Slurry/Granulat) ≥ 120 des Mischermotors dargestellt. Diese sogenannte Misch- oder
Konsistenzkurve kann zur Beurteilung der Frischbetonkon-
Selbstverdichtender Beton (Kap. 7.5) ≥ 120
sistenz bei der Herstellung verwendet werden. Weiterhin
verfügen Transportbetonanlagen oft über eine Mischerkamera.
Empfohlene Mischdauer bei
Dauer [s] Damit kann der Anlagenführer den gerade produzierten Frisch-
Zugabe von Zusatzmitteln im Fahrmischer
beton visuell beurteilen.

Normalbeton min. 1 Minute pro m³ aber nicht kürzer als 5 Minuten

88 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 89


Betonherstellung und Transport Betonherstellung und Transport

Transport, Betonübergabe und Förderung Transport, Betonübergabe und Förderung


4.2

4.2
Betontransport Betonübergabe Betonkonsistenz Abb. 4.2.2
Fördermittel Fördermittel in
Transportbeton ist nach seiner Herstellung im Betonwerk Auf der Baustelle muss jeder Lieferschein vom Baustellenver- C1 C2 / F2 C3 / F3 F4 F5 F6 > F6 (SVB) Abhängigkeit von
möglichst rasch auf die Baustelle zu transportieren und zu antwortlichen überprüft und der Beton augenscheinlich be- Förderband
der Konsistenz

verarbeiten. Dadurch lassen sich Qualitätseinbußen vermeiden. gutachtet werden. Im Zweifelsfall ist eine Überprüfung der
Kübel
Das Ansteifen des Frischbetons wird so gering wie möglich ge- Konsistenz sinnvoll. Weitergehende Prüfungen sind je nach Art
Betonpumpe
halten, um eine optimale Verarbeitbarkeit sicherzustellen. Wird des Betons oder entsprechend seiner Eigenschaften erfor-
der Beton nach dem Erstarrungsbeginn eingebaut, kann sich derlich. Die Angaben der DIN EN 206-1/DIN 1045-3 sind zu Kübel mit Fallrohr

dies negativ auf die Festbetoneigenschaften auswirken. Des beachten. Bei Fahrmischertransporten soll der Beton nach der
Weiteren birgt der Transport die Gefahr des Entmischens. Diese Ankunft auf der Baustelle unmittelbar vor dem Entladen 1 bis
Gefahr erhöht sich bei weicheren Frischbetonkonsistenzen. 2 min durchgemischt werden. Besonders wichtig ist dies bei Fördern
Luftporenbeton. Eine nachträgliche Wasserzugabe ist zu unter- Es gibt drei wesentliche Förderarten, fördern in Gefäßen (Be- Für die Entladung von Beton ist das Pumpen die weitaus
Daher werden zum Frischbetontransport in der Regel Fahrmi- lassen. Wird vom Baustellenverantwortlichen eine Zugabe von tonkübel), fördern in Rohrleitungen (Pumpe) oder fördern auf schnellste Variante im Vergleich zu Krankübel oder Schubkar-
scher eingesetzt. Diese halten den Beton während des Trans- Zusatzmitteln veranlasst, gelten die Mindestmischzeiten nach Bändern. Bei jeder Förderart ist darauf zu achten, dass sich der re. In Abb. 4.2.3 sind beispielhaft die Entladezeiten für 8 m³
portes durch Drehen der Trommel in Bewegung und verhindern Abb. 4.1.1. Jede Veränderung des Betons muss auf dem Liefer- Beton nicht entmischt. Transportbeton aufgeführt. So kann der Beton eingebaut und
so eine Entmischung. Gleichzeitig schützt die geschlossene schein vermerkt werden. Bei Fahrzeugen ohne Nachmischmög- Je nach örtlichen Gegebenheiten und Fördermittel auf der Bau- verdichtet werden, bevor er wesentlich ansteift. Das wirkt
Bauweise des Fahrmischers den Frischbeton vor Witterungsein- lichkeit ist jede Veränderung des Betons zu unterlassen. stelle sind die in Abb. 4.2.2 genannten Konsistenzen geeignet. sich positiv auf die Qualität des Betons aus, nicht zuletzt bei
flüssen wie z. B. Regen, Sonne oder Wind. Bei einem Transport Sichtbeton oder Betonen mit hohen Dauerhaftigkeitsanfor-
ohne Fahrmischer sind geeignete Maßnahmen zum Schutz des Kann der Beton auf der Baustelle nicht sofort entladen werden, derungen. Die grundlegenden Anforderungen von Beton nach
Betons zu ergreifen. Dies kann durch Abdecken des Betons mit sind vor dem Einbringen in jedem Fall die Eigenschaften des Eigenschaften gemäß der Norm DIN EN 206-1/DIN 1045-2 sind
einer Plane geschehen. Betons (Konsistenz, Luftgehalt usw.) darauf zu überprüfen, ob für Pump- und Kranbeton gleich. «Pumpbeton» ist als zusätzli-
sie den getroffenen Vereinbarungen und Anforderungen noch che Anforderung zu bezeichnen.
Transportfahrzeuge mit Mischwirkung müssen 90 min nach entsprechen. Der Frischbeton sollte spätestens nach 90 min
Wasserzugabe und Transportfahrzeuge ohne Rührwerk müs- (bei steifer Konsistenz und dem Transport ohne Fahrmischer Abb. 4.2.3
Richtwerte für den Zeit-
sen 45 min nach Wasserzugabe entladen sein. nach 45 min) vollständig entladen sein. bedarf beim Entladen
Bei 8 m³ ergeben sich folgende Ladezeiten: von 8 m³ Beton in
Abhängigkeit der
verwendeten
Fördermethode

Pumpe 30 m³/h – 3 Personen

Abb. 4.2.1
Fahrmischer und
Betonpumpe Entladezeit 16 min

Kran 6 m³/h – 5 Personen


bei 200 l Kübel
und 2 min Kranfahrt

Entladezeit 80 min

Schubkarren 3 m³/h – 7 Personen


bei 6 Schubkarren á 50 l und 6 min „Fahrt“

Entladezeit 160 min

90 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 91


Betonherstellung und Transport Verarbeitung

Transport, Betonübergabe und Förderung


4.2

5.0
Hinweise für das Planen vom Pumpen des Betons
Allgemeines
Um ein wirtschaftliches Pumpen des Betons sicherzustellen,
sollten folgende Hinweise beachtet werden:
• Ein reibungsloser Ablauf ist durch frühzeitige Absprache
zwischen Betonpumpenbetreiber, Bauunternehmen und
Betonlieferanten sicherzustellen
• Die Anlieferungsfrequenz des Betons und die Förder-
leistung der Betonpumpe sind der Einbauleistung der
Verarbeitungsequipe anzupassen
• Der Transport des Pumpbetons zur Betonpumpe sollte zur
Vermeidung jeglicher Entmischungen nur in Fahrmischern
erfolgen

Sicherheitsaspekte beim Einsatz von Betonpumpen


Das Fördern und Einbauen von Pumpbeton birgt Gefahren.
Es muss insbesondere geprüft werden:
• ob die Wand- und Stützenschalungen dem erhöhten Scha-
lungsdruck (höhere Steiggeschwindigkeit) angepasst sind
• ob Stromfreileitungen im Einsatzbereich des Auslegers der
Betonpumpe verlaufen
• ob die Größe des Pumpeninstallationsplatzes genügt, um
die Abstützungen der Betonpumpe vollständig auszu-
fahren (Kippgefahr)
• ob die Tragfähigkeit des Pumpeninstallationsplatzes
genügt
Abb. 4.2.6
Einrichten der Betonpumpe auf der Baustelle

Abb. 4.2.4 (links)


Betonieren eines
Tunnels, in offener
Bauweise, mit einer
Autobetonpumpe,
beschickt durch
Fahrmischer

Abb. 4.2.5 (rechts)


Fahrmischer und Pumpe
von Holcim im Einsatz

92 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 93


Verarbeitung Verarbeitung

Einbringen und Verdichten Einbringen und Verdichten


5.1

5.1
Fördern und Einbringen Verdichtungsarten Wirkungsbereich elektrischer Hochfrequenz-Innenrüttler Regeln für gutes Verdichten
Je nach Konsistenz und/oder örtlichen Gegebenheiten werden Die Wahl der Verdichtungsart ist abhängig von der Konsis- Erfahrungsgemäß hat sich die Frequenz von 12.000 Umdre- • Der Innenrüttler ist rasch in möglichst gleichen Abstän-
die entsprechenden Fördermittel eingesetzt. tenz. Bei Verwendung gebräuchlicher Konsistenzen C4/F4 hungen pro Minute für üblichen Beton als am günstigsten den in den Beton einzuführen und nach kurzem Verhar-
Der Beton wird entweder direkt entladen oder mit Betonpumpe, und C3/F3 wird in der Regel durch Rütteln verdichtet. Nur bei erwiesen. Für feinkörnige Betone ist die Frequenz des Rüttlers ren im Tiefstpunkt langsam herauszuziehen, wobei sich
Kübel oder Förderband an den jeweiligen Einbauort gebracht. sehr niedrigen Konsistenzen C1 wird gestampft. zu erhöhen (bis 18.000 U/min). die Oberfläche des Betons schließen muss. Schließt sich
die Oberfläche nicht mehr, ist die Konsistenz zu steif,
Die Anlieferungsmenge und die Einbauleistung müssen auf- Das Rütteln erfolgt mit Innenrüttlern oder mit Außenrüttlern das Erstarren des Betons hat bereits begonnen, oder die
einander abgestimmt sein. Das Einbringen des Betons soll mit (Schalungsvibratoren, Oberflächenfertiger mit Flächenvibrato- Rütteldauer war nicht ausreichend
gleichbleibender Geschwindigkeit in möglichst gleichmäßig ren). Häufig werden die Methoden auch kombiniert einge- Abstand zwischen
Durchmesser Durchmesser des
den Eintauchstel-
dicken, horizontalen Schichten erfolgen. setzt. Innenrüttler Wirkungsbereichs • Der Beton soll nicht mit dem Innenrüttler verteilt werden
len
Um das Entmischen zu vermeiden, soll die Schütthöhe höchs- Beim Rütteln werden Schwingungen erzeugt, die die innere [mm] [cm] [cm]
tens 50 cm betragen. Bei Fallhöhen von über 2 m sollte der Be- Reibung zwischen den Gesteinskörnern fast vollständig über- • Das Rütteln ist zu beenden, sobald sich an der Oberfläche
< 40 30 25
ton durch ein Fallrohr oder einen Verteilschlauch eingebracht winden. Die Einzelkörner lagern sich dichter aneinander, die eine dünne Feinmörtelschicht gebildet hat und größere
40 bis 60 50 40
werden. eingeschlossene Luft entweicht in Form von Luftblasen an die Luftblasen nur noch vereinzelt austreten
Oberfläche (natürlicher Luftgehalt nach der Verdichtung noch > 60 80 70
Verdichten 1 bis 2 Vol.-%), die Hohlräume füllen sich mit Feinstmörtel • Der Abstand der Eintauchstellen ist so zu wählen, dass
Abb. 5.1.4
Gutes, vollständiges Verdichten, überall und ausreichend, ist und der Frischbeton verdichtet sich unter der Einwirkung der sich die von der Rüttelbewegung erfassten Betonbereiche
Anhaltswerte für den Durchmesser des Wirkungsbereichs und den Abstand der
die Voraussetzung für einen dauerhaften Beton. Der Beton Schwerkraft. Eintauchstellen überschneiden
sollte nicht überverdichtet werden, da sonst Entmischungen
im Gefüge entstehen können. Selbstverdichtender Beton entlüftet vollkommen selbststän-
Eintauchstellen
dig mithilfe der Schwerkraft. Er darf nicht zusätzlich verdich- Ober Wird Beton in mehreren Schichten (frisch in frisch) eingebracht,
unverdichteten
unverdichtetenSchüttung
SchŸttung
Die Vorteile eines gut verdichteten Betons sind: tet werden, da sonst die Gefahr des Entmischens besteht. muss der Innenrüttler durch die zu verdichtende Schicht hin-
• erhöhte Dichtigkeit durch noch etwa 10 bis 15 cm tief in den sich darunter befin-
• verbesserte Dauerhaftigkeit Bei leichtverdichtbaren Betonen (Konsistenz F5 und insbeson- denden Beton eintauchen, damit eine Verbindung der beiden
• gute Druckfestigkeit dere F6) ist nur eine geringe Verdichtungsenergie notwendig, Schichten gewährleistet ist und der Beton sachgemäß verna-
• bessere Haftung zwischen Bewehrung und Beton da es auch hier schnell zum Entmischen kommen kann. delt wird (Abb. 5.1.5).
10Ð15
10 - 15
cm
cm
bereitsverdichtete
bereits verdichteteSchicht
Schicht
Abb. 5.1.1 (links) Faustregel
Frischbetoneinbau und Abb. 5.1.5 InnenrŸttler
Innenrüttler Abstand der Eintauchstellen =
Verdichtung mit der Frischbetoneinbau und Verdichtung
Rüttelflasche
8- bis 10-facher Durchmesser des Innenrüttlers

Abb. 5.1.2 (rechts)


Verdichtung mit
Außenrüttlern direkt an
der Schalung befestigt

Abb. 5.1.7
Überschneiden der
richtig
Wirkungsbereiche (links);
richtig
Abstimmen der Größe der
Vibriernadel auf die
Bauteilabmessungen
(rechts)

Abb. 5.1.3 Konsistenzklassen


Verdichtungsaufwand in
Abhängigkeit von der C1/F1 C2/F2 C3/F3 C4/F4 F5 F6 > F6
Konsistenzklasse des
falsch
Betons falsch

schwaches sehr leichtes Schalung


Stampfen, starkes normales geringes kein Abb. 5.1.6 Schalung
Verdichten Verdichten
Walzen Verdichten Verdichten Verdichten Verdichten Verdichten von Frischbeton
(Stochern, Klopfen) (Schwabbeln)

94 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 95


Verarbeitung Verarbeitung

Nachbehandlung Nachbehandlung
5.2

5.2
Zweck und Ziele Vorzeitiges Austrocknen Austrocknungsgeschwindigkeit
Die Nachbehandlung hat den Zweck, den jungen Beton vor Besonders wichtig ist der Schutz gegen vorzeitiges Austrocknen, Ungeschützter Beton ist sehr anfällig gegen Austrocknung an Die Austrocknungsgeschwindigkeit hängt ab von der:
Wasserverlust und schädlichen Einwirkungen zu schützen. mit dem unmittelbar nach dem Einbringen zu beginnen ist. der Betonoberfläche, welche zu einer verstärkten Riss- und • Lufttemperatur
Druckfestigkeit allein garantiert keine Dauerhaftigkeit, der Be- Schwindneigung sowie einem Abfall der Druckfestigkeit und • Betontemperatur
ton muss auch dicht sein. Gerade im oberflächennahen Bereich Beständigkeit im oberflächennahen Bereich führen kann. • relativen Luftfeuchte
ist ein Zementstein mit hoher Dichtigkeit und einer möglichst Typische Auswirkungen dieser Faktoren sind in Abb. 5.2.4 und • Windgeschwindigkeit
geringen Porosität sehr wichtig für einen erhöhten Widerstand Abb. 5.2.5 dargestellt.
gegen Karbonatisierung und das Eindringen schädigender

Fr ü hschwinden [mm/m]
Stoffe. dauerndes Abb. 5.2.4 (links)

Druckfestigkeit [MPa]
Feuchthalten Einfluss des Feuchthaltens
ungeschützter Beton bei auf die Festigkeitsent-
40 4 Windgeschwindigkeit von 20 km/h
Unter Nachbehandlung versteht man alle Maßnahmen, die wicklung des Betons im
Oberflächenbereich
dazu geeignet sind, den frisch verarbeiteten und jungen Beton
bis zum Erreichen einer ausreichenden Festigkeit zu schützen. Feucht-
halten bis 3
30 7 Tage
Detailierte Angaben zur Nachbehandlung sind in der DIN 1045-
ungeschützter Beton bei
3 in Verbindung mit DIN EN 13670 beschrieben. Windgeschwindigkeit von 10 km/h Abb. 5.2.5 (rechts)
Abb. 5.2.1 Frühschwinden als Folge
Abdecken einer Betonplatte mit Folie 2 mangelhafter Nachbe-
20 ohne
Feucht- handlung bei extremen
halten Witterungsbedingungen
Die wichtigsten Ziele der Nachbehandlung sind der Schutz Folgen des zu frühen Wasserverlusts im oberflächennahen
vor: Bereich sind: 10 1 mit einem Nachbehandlungsmittel
• vorzeitigem Austrocknen durch Wind, Sonne, trockene • starke Frühschwindrissneigung (Kap. 10.3 «Schwinden geschützter Beton

Kälte und Rissbildung»)


• extremen Temperaturen (Kälte / Hitze) und raschen Tem- • geringe Festigkeit 0 0
peraturwechseln • Neigung zum Absanden 1 3 7 28 90 0 6 12 18 24
Prüfalter [Tage] Zeit [Stunden]
• Niederschlägen • geringere Dichtigkeit und Dauerhaftigkeit
• vorzeitigen Einwirkungen von Fremdstoffen (Öl usw.) • verminderter Verschleißwiderstand
Die Abbildung links zeigt Zusammenhänge zwischen den Abb. 5.2.6 (links)
Relative Luftfeuchte % Betontemperatur °C oben genannten Größen auf und kann zum Abschätzen der Diagramm zum
Abb. 5.2.2 Abschätzen der Aus-
Ummantelung einer Schutzmaßnahmen gegen vorzeitiges Austrocknen Austrocknungsrate verwendet werden. trocknungsrate an
Betonstütze mit • in der Schalung belassen offenliegenden
Thermomatte 100 Betonflächen
• mit Folien abdecken (Abb. 5.2.1) Eingezeichnetes Beispiel:
• mit Thermomatten abdecken (Abb. 5.2.2) 80 Lufttemperatur: 28 °C
• wasserhaltende Abdeckungen aufbringen (Jute, Geotextilmatten) 40 relative Luftfeuchte: 50 %
60
• flüssige Nachbehandlungsmittel aufbringen (Curing compound, Abb. 5.2.3) 35 Betontemperatur: 28 °C
• kontinuierliches Besprühen mit Wasser 40 30 Windgeschwindigkeit : 5 m/s
• Unterwasserlagerung 25
20
• Kombination der aufgeführten Maßnahmen 15 Ergebnis:
10
0 Austrocknungsrate = 0,8 kg/m2 · Std.
10 20 30
Lufttemperatur [°C] Windgeschwindigkeit m/s 10

4 8
Austrocknung [kg/m · Std.] 2

3 6

2 4

1 2

Abb. 5.2.3 0
Aufsprühen eines Nachbehandlungsmittels

96 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 97


Verarbeitung Verarbeitung

Nachbehandlung Nachbehandlung
5.2

5.2
Berechnung des Wasserverlusts eines Überschreiten die Spannungen die noch geringe Zugfestigkeit In Abb. 5.2.11 ist die Mindestdauer der Nachbehandlung in Erforderliche
Mindestdauer der Nach-
Expositionsklasse Festigkeit im
Abb. 5.2.7 behandlung
Einfluss der Austrock-
ungeschützten Betons des jungen Betons, führt dies zu Rissen. Abhängigkeit von der Festigkeitsentwicklung des Betons für oberflächennahen Bereich
nungsrate von Annahme: Maßnahmen zur Verminderung der Temperaturunterschie- alle Expositionsklassen nach DIN 1045-3 dargestellt. X0, XC1 – 0,5 Tage (mindestens 12 Stunden)
0,8 kg/(m2 · h) auf den
Wasserverlust eines
Wassermenge im Beton: de sind in Abb. 5.2.8 aufgeführt. Weitere Maßnahmen zum Für die Expositionsklassen XC2, XC3, XC4 und XF1 dürfen
Alle Klassen,
ungeschützten Betons 165 kg/m³ = 1,65 kg (cm · m²) Vermeiden oder Verringern von Temperaturunterschieden oder die erforderlichen Nachbehandlungsdauern auch über die außer X0, XC1, 0,5 · fck Mindestdauer gemäß Tabelle 2
Austrocknungsrate: 0,8 kg (m² · h) deren Auswirkungen finden sich in Kap. 10.3 «Schwinden und Frischbetontemperatur zum Zeitpunkt des Betoneinbaus fest- XM
Rissbildung». gelegt werden, wenn ein übermäßiges Auskühlen des Betons XM 0,7 · fck Mindestdauer gemäß Tabelle 2
verdoppeln
1,65 kg · m² · h h im Anfangsstadium ausgeschlossen wird. Bei mehr als fünf
= 2,1
0,8 kg · m² · cm cm Nachbehandlungsmaßnahmen Stunden Verarbeitbarkeitszeit des Betons ist die Nachbehand-
Mindestdauer der Nachbehandlung in Tagen
Die Art (Abb. 5.2.8) und die Dauer der Nachbehandlung richten lungsdauer angemessen zu verlängern. Oberflächen-
temperatur Festigkeitsentwicklung des Betons: r = fcm2/fcm281)
Nach ca. 2 Stunden ist 1 cm des Oberflächenbetons sich vorwiegend nach den herrschenden Witterungsbedin-
T [°C] 2) r ≥ 0,50 r ≥ 0,30 r ≥ 0,15 r < 0,15
ausgetrocknet gungen und den zu schützenden Bauteilen. DIN 1045-3 macht Niederschläge schnell mittel langsam sehr langsam
Angaben zur Mindestdauer der Nachbehandlung (Abb. 5.2.9). Niederschläge können häufig bleibende Schäden (hohe Po- ≥ 25 1 2 2 3
In der DIN EN 13670 wird "Nachbehandlung und Schutz" des rosität, verminderte Dauerhaftigkeit, Auswaschungen) am 25 > T ≥ 15 1 2 4 5
Betons genau erläutert. frischen oder jungen Beton verursachen. Deshalb ist vor dem 15 > T ≥ 10 2 4 7 10
Betonieren die vorbereitete Schalung von stehendem Wasser 10 > T ≥ 5 3 6 10 15
1 cm Austrocknung
an der exponierten
Nachbehandlungs- und Ausschalfristen sind um die Zeit zu zu befreien. Der frisch eingebrachte Beton ist vor Regen zu 1)
fcm2 bzw. fcm28 bezeichnen die Mittelwerte der Druckfestigkeit nach 2 bzw. 28 Tagen.
Bewehrungs- 2)
Statt der Oberflächentemperatur des Betons darf die Lufttemperatur angesetzt werden.
überdeckung verlängern, an denen die Temperatur unter 5 °C lag. schützen, gegebenenfalls mit Folien oder durch Einhausung
35 mm
(Abb. 5.2.9).
Hinweis XC2 bis XC4, Mindestdauer der Nachbehandlung in Tagen
XF1: Festigkeitsentwicklung des Betons: r = fcm2/fcm281)
Wird zur Nachbehandlung ein Nachbehandlungsmittel (Cu- Frischbeton-
ring) aufgesprüht, sollte darauf geachtet werden, ob der Beton temperatur r ≥ 0,50 r ≥ 0,30 r ≥ 0,15 r < 0,15
T [°C]2) schnell mittel langsam sehr langsam
nachträglich beschichtet werden soll.
Extreme Temperaturunterschiede ≥ 15 1 2 4 k. A.
Bei Wärme dehnt sich der Beton aus, bei Kälte zieht er sich zu- Ist das Curing wachshaltig, muss bei nachträglicher Beton- 15 > T ≥ 10 2 4 7 k. A.
sammen. Dies führt zu Spannungen, wenn der Beton bei der beschichtung der Untergrund vorbehandelt werden (z. B. 10 > T ≥ 5 4 8 14 k. A.
Verformung behindert wird oder wenn sich extreme Tempera- Sandstrahlen, Wasserhochdruck, Kugelstrahlen). Wachshaltige 1)
f cm2 bzw. fcm28 bezeichnen die Mittelwerte der Druckfestigkeit nach 2 bzw. 28 Tagen.2) Kann ein übermäßiges Ausküh-
len des Betons im Anfangsstadium ausgeschlossen werden, können für die Expositionsklassen XC2, XC3, XC4 und XF1
turunterschiede innerhalb des Betonkörpers einstellen können. Curing-Mittel dürfen nicht in die Betonoberfläche eingeglättet die erforderlichen Nachbehandlungsdauern auch über die Frischbetontemperatur zum Zeitpunkt des Betoneinbaus
Deshalb ist zu verhindern, dass zwischen der Betonoberfläche werden. Es gibt neuerdings wachsfreie Curings, die als Glätthil- festgelegt werden

und dem Betonkern größere Temperaturunterschiede als fen dienen. Zum einen lässt sich der Beton leichter glätten, zum
Die Tabellen geben die normativen Kriterien wieder. Bauteilbezogen kann vor
15 °C entstehen und der noch nicht ausreichend erhärtete anderen kann man das Curing trotz nachträglicher Beschich-
Ort auch der Reifegrad des Betons mit einer entsprechenden Messeinrichtung
Beton schroffen Temperaturwechseln ausgesetzt wird. tung in die Betonoberfläche mit einglätten.
bestimmt werden, mit dem der Bauablauf beschleunigt werden kann.
Abb. 5.2.9 Abb. 5.2.11
Einhausungen bieten einen hohen Schutz vor unerwünschten Witterungseinflüssen Mindestdauer der Nachbehandlung nach DIN 1045-3
Abb. 5.2.8 Außentemperaturen [°C]
Nachbehandlungsmaß- Maßnahmen
unter −3 −3 bis + 5 5 bis 10 10 bis 25 über 25
nahmen bei verschie-
denen Außentem- • Holzschalung nässen
peraturen • Stahlschalung vor Sonneneinstrahlung schützen
• Abdecken oder Aufsprühen von Nachbehandlungsmittel  
• Feuchthalten durch kontinuierliches Benetzen

• Abdecken oder Aufsprühen von Nachbehandlungsmittel


 
• Vorwärmen der Schalung und Bewehrung
• Abdecken oder Aufsprühen von Nachbehandlungsmittel

• Auflegen von Thermomatten
• Vorwärmen der Schalung und Bewehrung
• Abdecken mit Thermomatten Abb. 5.2.12

• Betontemperatur mindestens 3 Tage lang auf + 10 °C halten  Abb. 5.2.10


Witterungsgeschütztes Arbeiten unter der Einhausung Wasserhaltende Nachbehandlung mit Folie

(Bauteil umschließen und beheizen)

98 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 99


Verarbeitung Verarbeitung

Betonieren bei extremer Witterung Betonieren bei extremer Witterung


„Warme Temperaturen“ „Warme Temperaturen“
5.3

5.3
Abb. 5.3.4
Temperaturbedingte Festigkeitsentwicklung Betonieren bei warmer Witterung
Stark angesteifter Beton,
650
Der frische und junge Beton reagiert empfindlich auf die Umge- Im Sommerhalbjahr stellt man oft einen Abfall der durchschnitt- infolge hoher Außentem-
600 peraturen
bungstemperaturen. Sowohl die Verarbeitungszeit als auch der lichen 28-Tage-Betondruckfestigkeit von einigen MPa fest. Man

Ausbreitmaß [mm]
550
spätere Festigkeitsverlauf werden dadurch beeinflusst. spricht vom sogenannten Sommerloch (Abb. 5.3.1). Es handelt
500
Bei hohen Temperaturen muss von einer kürzeren Verarbei- sich dabei um eine aus allen Ländern mit ausgeprägten saisona-
450
tungszeit und einer schnelleren Festigkeitsentwicklung aus- len Temperaturunterschieden bekannte Erscheinung.
400
gegangen werden. Bei niedrigen Temperaturen kann es dem- Sie ist vornehmlich auf zwei Ursachen zurückzuführen:
350
entsprechend zu einer längeren Verarbeitungszeit und einem • Höhere Frischbetontemperatur
300
gemäßigteren Festigkeitsverlauf kommen. • Unzulässige Wasserzugabe
250 10 °C 20 °C 30 °C
Frischbetontemperatur
Abb. 5.3.1 60
Betonausbreitmaß nach 10 min Betonausbreitmaß nach 45 min
28-Tage-Druckfestigkeit [MPa]

Typische Betonfestig-
keitsstatistik während
55 Abb. 5.3.3
des Sommerhalbjahrs. Entwicklung der Ausbreitmaße in Abhängigkeit der Frischbetontemperatur bei iden-
50 tischen Betonrezepturen
Daten aus der Qual-
itätssicherung eines
45
Transportbetonwerks
40

35 Unbemerkte und unzulässige Wasserzugabe


30 Wenn bei höheren Frischbetontemperaturen nicht rechtzeitig Um den Betonfestigkeitsabfall bei heißer Witterung in engen
mit korrigierten Zusatzmittelgehalten gegengesteuert wird, Grenzen zu halten, schreibt die DIN 1045-3 eine Frischbeton-
25
passiert es in TB-Werken oft genug, dass die Ausgangskonsis- temperatur von höchstens 30 °C vor. Bei Beton, an den beson-
20
tenz nur durch eine Wasserkorrektur erreicht wird. Fälschlicher- dere Anforderungen gestellt werden, sollte die Frischbetontem-

Verdichtungsmaß
weise wird angenommen, dass aufgrund hoher Temperaturen peratur auf maximal 25 °C begrenzt werden.
1,10 sich die Feuchtegehalte der Gesteinskörnungen verringert

nach Walz
hätten und die voreingestellten Feuchten der Gesteinskörnung Neben dem Verlust an Endfestigkeit (Abb. 5.3.2) und Dauer-
1,05
verändert werden. Dadurch wird der Mischung unbemerkt haftigkeit hat eine höhere Betontemperatur noch weitere
mehr Wasser zugegeben. Eine Kontrolle durch entsprechende unerwünschte Auswirkungen:
März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt.
Darrprüfungen würde hier Abhilfe schaffen. • Die schnellere Zementhydratation bewirkt ein rascheres
Leider passiert es auch immer noch, dass das stärkere Rückstei- oder sogar vorzeitiges Ansteifen des Betons, wodurch
Abb. 5.3.2 40 Höhere Betontemperatur fen durch eine höhere Ausgangskonsistenz, die über Wasserzu- seine Verarbeitbarkeit beeinträchtigt wird
Druckfestigkeit [MPa]

Auswirkung der Die im Allgemeinen höhere Betontemperatur bewirkt eine gabe eingestellt wird, korrigiert wird. Dies ist dann in jedem Fall • Die Betonoberfläche trocknet rascher aus. Dies gilt insbe-
Temperatur auf die
Entwicklung der Druck- schnellere Zementhydratation. Diese führt zu einer höheren eine unzulässige Wasserzugabe. sondere bei hoher Windgeschwindigkeit, intensiver
festigkeit von Beton nach Frühfestigkeit, weil sich gegenüber niedrigeren Temperaturen Doch bereits mit geringen Mengen zusätzlichen Wassers wird Sonneneinstrahlung und niedriger relativer Luftfeuchte
28 Tagen
30 rascher Zementhydratkristalle bilden, die allerdings kleiner die Festigkeit des Betons reduziert, noch mehr aber leidet die • Die Nachbehandlung (Kap. 5.2 «Nachbehandlung») soll
sind. Kleinere Kristalle können sich weniger intensiv verfilzen Dauerhaftigkeit des Betons. den Wasserentzug vermeiden, oder es muss für kontinu-
als größere. Es stellt sich auch eine höhere Porosität ein. Da der ierliche Wasserzufuhr auf die Betonoberfläche gesorgt
Grad der Kristallverfilzung und die Porosität die Endfestigkeit werden. Andernfalls bleibt die Zementhydratation unvoll-
20 des Betons erheblich beeinflussen, wird diese abnehmen (Abb. ständig, wodurch die Endfestigkeit der vorzeitig ausge-
5.3.2). trockneten, oberflächlichen Partien, insbesondere aber
Faustregel deren Dauerhaftigkeit, noch zusätzlich reduziert würde
Gleichzeitig wird bei identischen Betonzusammensetzungen 10 Liter mehr Zugabewasser pro m3 Beton • Auch neigen solche Bauteile stark zum Frühschwinden
das Anfangsausbreitmaß bei höheren Temperaturen immer und der damit zusammenhängenden Rissbildung (Kap.
10 verursachen einen 28-Tage-Druckfestigkeitsverlust
weiter reduziert (siehe Abb. 5.3.3). 10.3 «Schwinden und Rissbildung») sowie bei Sichtbeton
von rund 3 bis 5 MPa. zu unschönen Unterschieden in den Grautönen.
nach
1 Tag
0
10 20 30 40 50
Temperatur [°C]

100 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 101


Verarbeitung Verarbeitung

Betonieren bei extremer Witterung Betonieren bei extremer Witterung


„Warme Temperaturen“ „Warme Temperaturen“
5.3

5.3
Maßnahmen zur Kontrolle der Betontemperatur Betonieren bei warmer Witterung Einbringen und Verdichten: Nachbehandlung – die ersten Stunden nach dem Einbrin-
Die Temperatur T eines Frischbetons kann mit folgender For- Betonieren bei warmer Witterung verlangt gute Planung und • Lange Transport- und Liegezeiten des Betons vermeiden gen sind entscheidend:
mel näherungsweise abgeschätzt werden: Vorbereitung. Wichtig ist hierbei eine gute Abstimmung der • Rasches Entladen, Verarbeiten und Verdichten sind obers- • Frühzeitige und fortgesetzte Nachbehandlung verhindert
Betonanlieferungen mit dem Betonwerk. tes Gebot rasches Austrocknen, mindert die Rissgefahr und steigert
Tb = 0,7 · Tg + 0,2 · Tw + 0,1 · Tz • Das Baustellenpersonal ist mit den Besonderheiten und zudem die Dichtigkeit und die Druckfestigkeit
Die Anlieferung und Verarbeitung des Frischbetons muss so Anforderungen des Betonierens bei hohen Temperaturen • Über Nachbehandlungsverfahren, Nachbehandlungs- und
Tb: Betontemperatur koordiniert werden, dass der Beton zügig eingebaut werden vertraut zu machen Abdeckmittel informiert das Kap. 5.2 «Nachbehandlung»
Tg: Gesteinskörnungstemperatur kann. Abstimmung der Lieferintervalle auf die Einbauleistung. • Bei Verzögerungen und längeren Standzeiten muss das • Die Nachbehandlung muss unmittelbar nach dem Einbrin-
Tw: Wassertemperatur Standzeiten auf der Baustelle sollten vermieden werden. Lieferwerk sofort benachrichtigt werden gen des Betons beginnen (Abb. 5.3.4 und Abb. 5.3.5)
Tz: Zementtemperatur Für das Betonieren sind genügend Gerätschaften und Personal • Sind unvorhergesehene Wartezeiten nicht zu vermei- • Die Nachbehandlung muss sich über mehrere Tage erstre-
einzuplanen, damit das Einbringen, das Verdichten und die den, kann der Beton im Fahrzeug durch Berieseln der cken
Beispiel: Nachbehandlung ohne Verzug erfolgen können. Mischtrommel mit Wasser gekühlt werden • Detaillierte Angaben über ihre Dauer sind der DIN
Bekannt sind: • Beton mit zu niedriger Konsistenz nicht mehr einbauen. 1045-3 zu entnehmen. Sie ist u. a. abhängig von der
Tg = 21 °C Unterlage und Schalung dürfen dem Frischbeton kein Wasser Konsistenz ggf. durch Fließmittel korrigieren Festigkeitsentwicklung des Betons
Tw = 15 °C entziehen. Die Schalung ist deshalb vor dem Einbringen des Be- • Die Frischbetontemperatur darf im Allgemeinen 30 °C
Tz = 50 °C tons zu benetzen (Abb. 5.3.4). Übermäßiges Wässern von Scha- nicht überschreiten
Gesucht ist die Betontemperatur Tb: lung und Untergrund ist zu vermeiden (keine Wasserlachen). • Bei Lufttemperaturen über 30 °C und bei ÜK II und ÜK III
Tb = 0,7 · 21 + 0,2 · 15 + 0,1 · 50 = 22,7 °C ist die Frischbetontemperatur im Bautagebuch zu doku-
Sind die für ein erfolgreiches Betonieren bei hoher Temperatur mentieren
Der Einfluss der Zementtemperatur auf die Frischbetontempe- erforderlichen Voraussetzungen aus bestimmten Gründen nicht
ratur ist nach dieser Formel eher gering. Eine Veränderung der gegeben, muss auf eine kühlere Tageszeit ausgewichen werden.
Abb. 5.3.6
Gesteinskörnungstemperatur hat das größte Potential um die Zwischennachbehandlung
Aufsprühen eines
Frischbetontemperatur zu beeinflussen. Das Verwenden von Erhärtungsverzögerern kann die Nachteile Insbesondere bei Glättbetonen ist der Beton als Zusatzmaß- Nachbehandlungsmittels
der rascheren Zementhydratation weitgehend beheben. Sie sind nahme zwischen Einbau und Glätten vor Feuchtigkeitsverlust, unmittelbar nach dem
Einbringen
Maßnahmen zum Senken der Betontemperatur aber wenig wirksam gegen vorzeitiges Ansteifen des Betons, Austrocknung und Auskühlen zu schützen.
• Anbringen einer Wärmeisolation am Kiessilo auch erfordert ihr Einsatz eine verlängerte Nachbehandlung.
• Kühlen des Grobkieses durch Besprengen mit Wasser1) Wenn die Wirkung eines bestimmten Verzögerers auf einen Ze- Folgende Maßnahmen sind bei heißen Temperaturen zwin-
• Kühlen des Zugabewassers mit Eis1) ment nicht schon von früheren Verwendungen her bekannt ist, gend erforderlich, um schadensfreie Betonflächen erstellen zu
• Kühlen der Betonmischung mit flüssigem Stickstoff muss sie durch Vorversuche abgeklärt werden, um eine zweck- können:
1)
Die Zugabewassermenge ist entsprechend zu reduzieren entsprechende Verzögererdosierung zu ermöglichen. • Besprühen mit einem geeigneten Nachbehandlungsmittel
(Curing)
• Beton mit feinem Wassernebel besprühen
Abb. 5.3.5 • Folien auflegen
Besprühen der Schalung
und Bewehrung bei
• Gegebenenfalls Wärmedämmmatten auflegen, um die
heißen Außen- Temperaturunterschiede zwischen Kern und Oberfläche
temperaturen
gering zu halten (massige Bauteile) Abb. 5.3.7
Abdecken mit Kunst-
stofffolien und sichern
durch Bretter

102 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 103


Verarbeitung Verarbeitung

Betonieren bei extremer Witterung Betonieren bei extremer Witterung


„Kalte Temperaturen“ „Kalte Temperaturen“
5.3

5.3
Lufttempe- Abb. 5.3.10
Betonieren bei kalter Witterung Planen und Vorbereiten von Betonagen bei kühler Witterung Mindesttemperatur des Frischbeton beim Einbau
ratur Halten der Frischbeton-
temperatur über 10 °C
Gefahren bei tiefer Temperatur Schon bei der Betonherstellung kann die bei kühler Witterung er- für mind. 3 Tage
+ 5 °C bis - + 5 °C im allgemeinen Fall
Der frische und junge Beton reagiert empfindlich auf tiefe Tem- forderliche Festigkeits- und Wärmeentwicklung durch folgende 3 °C + 10 °C bei < 240 kg/m³ Zement oder bei LH-Zementen
peraturen und nimmt bei Frost Schaden. Maßnahmen günstig beeinflusst werden:
• Anheben der Frischbetontemperatur durch gezielte
Die Gründe dafür sind: Erwärmung des Zugabewassers und/oder Erwärmung der < - 3 °C + 10 °C sollte mindestens 3 Tage lang gehalten werden

• Die Festigkeitsentwicklung wird verlangsamt, je tiefer die Gesteinskörnung


Abb. 5.3.9
Umgebungstemperatur liegt. Unter dem Gefrierpunkt • Anheben des Zementgehalts und/oder Verwenden eines
Mindesttemperatur von Luft und Beton
kommt sie sogar zum Stillstand Zements mit höherer Wärmeentwicklung bei sonst glei-
• Das Gefrieren des Wassers im Beton schädigt dessen Gefü- chen Ausgangsstoffen
ge. Geschädigter Beton muss entfernt werden • Herabsetzen des w/z-Werts durch Einsatz eines Betonver- Maßnahmen auf der Baustelle bei kühler Witterung
flüssigers (BV) und/oder eines Fließmittels (FM)
Gefrierbeständigkeit • Beschleunigen der Festigkeitsentwicklung durch den Ein- Betonieren bei niedrigen Außentemperaturen erfordert auch
Beton kann als gefrierbeständig gelten, wenn: satz eines chloridfreien Erhärtungsbeschleunigers (BE) auf der Baustelle entsprechende Schutzmaßnahmen:
• sein Zementgehalt > 270 kg/m beträgt
3
• Bauteile oder ganzes Bauwerk vor Wärmeverlust und Luft- • Auf gefrorenem Baugrund darf nicht betoniert werden,
Abb. 5.3.11
• sein w/z-Wert < 0,60 ist zug schützen. Verwendung von Materialien mit erhöhten ebenso wenig auf gefrorene Bauteile Schutz des Betons vor
• er vor starkem Feuchtezutritt geschützt ist thermischen Isolationseigenschaften für die Schalung (z. B. • Schalungsflächen und Bewehrungen frei von Eis und Auskühlung durch
belassen in der
• er eine schnelle Festigkeitsentwicklung aufweist und Holz) und für die Nachbehandlung (z. B. Thermomatten) Schnee halten, jedoch nie mit Wasser, sondern durch Schalung und Abdecken
• seine Temperatur nach dem Einbauen mindestens Wärmebehandlung der Oberfläche mit
Folien
3 Tage bei > 10 °C liegt Die Frischbetontemperatur lässt sich durch Erwärmen der Aus- • Der vorgewärmte Beton muss zügig in die von Schnee
• die Druckfestigkeit mindesten 5 N/mm² beträgt gangsstoffe erhöhen. Die vereinfachte Formel zur Berechnung und Eis befreite Schalung eingebaut und sofort verdichtet
der Frischbetontemperatur ist auf Seite 102, links oben im blau- werden
en Kasten, zu finden. • Im eingebrachten Beton sind ggf. Vorkehrungen zu tref-
Zu beachten ist: fen, um die Betontemperatur laufend messen zu können
• Gefrierbeständige Betone erhärten nach einmaligem Einfluss der Frischbetontemperatur • Unmittelbar nach dem Einbringen muss der Beton vor
Durchfrieren zwar normal weiter; mehrfaches Durchfrieren Um die Festigkeitsentwicklung bei kühlen Außentemperaturen Wärmeentzug geschützt werden. Damit wird die eigene
überstehen aber auch solche Betone nicht zu steigern ist eine Umstellung auf eine höhere Zementfestig- Wärmeentwicklung durch die Zementhydratation auf-
• Luftporenbildner tragen nicht zur Gefrierbeständigkeit bei keitsklasse nicht die optimalste Lösung. Die Erhöhung der rechterhalten. Als geeignetes Mittel erweist sich das
• Die Zugabe von Beschleunigern führt zwar zu einem Frischbetontemperatur ist wesentlich effektiver und bringt eine Abdecken mit Thermomatten (Abb. 5.3.12)
schnelleren Erhärten; dies ist aber nur schwer kontrollierbar deutliche Steigerung der Festigkeitsentwicklung (Abb. 5.3.8). • Thermomatten sind ein geeignetes Mittel sowohl zum
Schutz der frischen Betonoberfläche direkt nach dem
Abb. 5.3.12
Kühle Witterung erfordert deshalb zusätzliche Maßnahmen bei Betonieren, als auch zum Schutz des jungen Bauteils nach
Vorhalten von Wärme-
der Herstellung und dem Einbau von Beton. Nach DIN 1045-2, dem Ausschalen dämmmatten zur
thermischen Nach-
Ziffer 5.2.8, darf die Temperatur des Betons beim Einbringen im • Während der Erhärtungszeit muss der Beton nicht nur
behandlung
Allgemeinen + 5 °C nicht unterschreiten. Bei Lufttemperaturen vor Wärmeverlust, sondern auch vor Feuchtigkeitsverlust
unter - 3 °C muss die Betontemperatur mindestens drei Tage geschützt werden, weil bei kaltem und/oder trockenem
lang auf + 10 °C gehalten werden. Wetter der Feuchtigkeitsgehalt der Luft sehr gering ist
• Sinkt die Betontemperatur während des Erhärtens zeit-
Bei Betonoberflächen mit erhöhten Anforderungen wird emp- weise unter den Gefrierpunkt, sind die Ausschalfristen
fohlen, die Frischbetontemperatur stets auf + 10 °C zu erhöhen. mindestens um die Anzahl der Frosttage zu verlängern
Abb. 5.3.8 • Erfolgt kein Festigkeitsnachweis, richtet sich die Dauer
Beton ist immer vor dem Gefrieren zu schützen, solange er eine Frühfestigkeitsentwicklung bei unterschiedlichen Zementen (CEM 32,5 R: untere der Nachbehandlung nach der Expositionsklasse, der
Begrenzung, CEM 52,5 R: obere Begrenzung) und unterschiedlich hohen Außentem-
Druckfestigkeit von 5 N/mm² noch nicht erreicht hat. peraturen (+ 5 °C und + 20 °C)
Oberflächentemperatur und der Festigkeitsentwicklung
des Betons (s. DIN 1045-3)

104 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 105


Qualitätssicherung und Konformität
6.0

6.0
106 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 107
Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

Konformität Konformität
6.1

6.1
Konformitätsnachweis Die zugehörige Formel für die Standardabweichung s lautet: Bei der Anwendung von Betonfamilien muss der Hersteller die
Mit dem Nachweis der Konformität wird sichergestellt, dass die Die Auswertung der Prüfergebnisse erfolgt in Häufigkeitsdia- Kontrolle über alle Betone der Familie sicherstellen und die Pro-

√ ∑n(x- -1x)
zugesicherten Eigenschaften des Produktes eingehalten werden. grammen. Die Gestalt der Häufigkeitsdiagramme nähert sich in 2 benahme muss sich über den gesamten Bereich der Betonsorten,
vielen Fällen der Gauß’schen Glockenkurve. Bei ausreichender
s= die innerhalb dieser Familie hergestellt werden, erstrecken.
Auf Grundlage von zufällig entnommenen, repräsentativen Übereinstimmung mit der Glockenkurve spricht man von einer
Proben wird die Beurteilung des Produktionsprozesses vorge- normalen Verteilung der Häufigkeiten, kurz Normalverteilung Ein Anhaltspunkt für die Bewertung einer Betonproduktion wird Wenn die Konformitätskontrolle auf eine Betonfamilie ange-
nommen und die Konformität (der Nachweis der Übereinstim- genannt. Bei statistischer Auswertung von Betondruckfestig- in der folgenden Abb. 6.1.2 dargestellt. Diese Tabelle basiert wendet wird, ist als Referenzbeton entweder der am häufigs-
mung der festgestellten Ergebnisse mit den Festlegungen) keitsergebnissen wird in der Regel mit genügender Genauigkeit ausschließlich auf langjähriger Erfahrung aus der Praxis. ten hergestellte Beton oder ein Beton aus dem Mittelfeld der
geprüft. Neben dem Konformitätsnachweis können die Auswer- die Annahme der Normalverteilung zugrunde gelegt. Betonfamilie auszuwählen. Um Ergebnisse aus Druckfestigkeits-
tungsergebnisse zur Lenkung der Produktion dienen. Bereich der Standardab- Bewertung der Beton- prüfungen jeder einzelnen Betonprüfung auf den Referenzbeton
weichung [N/mm²] produktion
übertragen zu können, werden Zusammenhänge zwischen
<3 außergewöhnlich gleichmäßig
Nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 kann der Konformitätsnach- jeder einzelnen Betonzusammensetzung einer Familie und dem
2,33 · s 3 bis < 4 gleichmäßig
weis an einzelnen Betonen oder an Betonfamilien durchgeführt 1,64 · s Referenzbeton hergestellt. Der Zusammenhang ist anhand
s s
4 bis < 5 noch gleichmäßig
werden. Der Konformitätsnachweis wird für Betoneigenschaften von Originalwerten der Druckfestigkeitsprüfung, bei jedem
Häufigkeit
Häufigkeit
7 bis < 9 ungleichmäßig
geführt, die mit genormten Prüfverfahren bestimmt werden, Nachweis und bei erheblichen Änderungen der Herstellbedin-
u. a. Druckfestigkeit, Luftgehalt von LP-Beton, Frischbetonroh- >9 sehr ungleichmäßig gungen erneut zu überprüfen. Zusätzlich ist beim Nachweis der
dichte. Die tatsächlichen Werte der Betoneigenschaften im Abb. 6.1.2 Konformität der Betonfamilie zu bestätigen, dass jeder einzelne
Anhaltswerte für die Standardabweichung
Bauwerk können von den in den Prüfungen ermittelten abwei- Wendepunkte
Wendepunkte Beton zur Betonfamilie gehört.
chen. Beeinflusst wird dies z. B. durch die Bauteilabmessungen,
das Einbringen, Verdichten und Nachbehandeln des Betons oder Konformitätskontrolle für die Druckfestigkeit Für den Probenahme- und Prüfplan und die Konformitätskrite-
auch die klimatischen Bedingungen. Allgemeines rien von einzelnen Betonzusammensetzungen oder Betonfami-
Für Normalbeton und Schwerbeton der Festigkeitsklassen von lien wird zwischen der Erstherstellung und stetiger Herstellung
Der Probenahme- und Prüfplan und die Konformitätskriterien C8/10 bis C55/67 oder Leichtbeton der Druckfestigkeitsklassen unterschieden. Die Erstherstellung beinhaltet die Herstellung bis
müssen den Vorgaben der DIN EN 206-1/DIN 1045-2 entspre- LC8/9 bis LC55/60 müssen Probenahme und Prüfung entweder zum Erreichen von mindestens 35 Prüfergebnissen.
chen. Diese Regelungen gelten auch für Betonfertigteile, sofern an einzelnen Betonzusammensetzungen oder an Betonfamilien
in der entsprechenden Produktnorm keine anderen Regelungen mit festgestellter Eignung durchgeführt werden. Das Prinzip der Stetige Herstellung ist erreicht, wenn innerhalb eines Zeit-
angegeben sind. Falls der Verfasser der Festlegung eine größere Betonfamilien darf nicht auf Betone mit höheren Druckfestig- raumes von nicht mehr als zwölf Monaten mindestens 35 Prü-
Probenahmehäufigkeit fordert, muss dies im Voraus vereinbart keitsklassen und R-Beton angewendet werden. Leichtbeton darf fergebnisse vorliegen.
β55 x, β % Merkmal
Merkmal
werden. Für Eigenschaften, die in der DIN EN 206-1/DIN 1045-2 1% nicht in eine Betonfamilie einbezogen werden, die Normalbeton
5% 95 %
nicht berücksichtigt werden, müssen der Probenahme- und enthält. Für Leichtbeton mit nachweisbar ähnlicher Gesteinskör- Wenn die Herstellung einer einzelnen Betonzusammensetzung
16 % 68 % 16 %
Prüfplan und die Konformitätskriterien zwischen Hersteller und 50 % 50 % nung darf eine eigene Betonfamilie gebildet werden. oder einer Betonfamilie für mehr als sechs Monate unterbrochen
Flächenanteil
Flächenanteil == 100
100 %
%
Verfasser der Festlegung vereinbart werden. wurde, muss der Hersteller die Kriterien sowie den Probenahme-
Abb. 6.1.1 Beton nach Eigenschaften und Prüfplan für die Erstherstellung anwenden.
Gaußsche Normalverteilung
Der Entnahmeort der Proben für die Konformitätsprüfungen Konformitätskontrolle
muss so gewählt werden, dass sich die maßgebenden Betonei- Während der fortlaufenden Produktion darf der Hersteller auch
Transportbeton Baustelle
genschaften und die Betonzusammensetzung zwischen dem Ort den Probenahme- und Prüfplan und die Kriterien für die Ersther-
der Probenahme und dem Ort der Übergabe nicht wesentlich stellung anwenden.
ändern können. Die Standardabweichung (Streuung) ist ein Maß für die Abwei-
Für Leichtbeton mit nicht wassergesättigten Gesteinskörnun- chung der Einzelwerte vom arithmetischen Mittelwert. Ist die Festigkeit für ein abweichendes Alter festgelegt, ist die
gen sind die Proben am Ort der Übergabe zu entnehmen. Die Mithilfe der Standardabweichung können Intervalle um den Konformität an Probekörpern zu beurteilen, die im festgelegten
Entnahme von repräsentativen Proben ist die Voraussetzung für arithmetischen Mittelwert abgegrenzt werden, die einen vorge- Alter geprüft wurden.
eine ordnungsgemäße Auswertung der Prüfergebnisse. gebenen Anteil der Beobachtungswerte enthalten. In einer nor- DIN EN 206-1, Abs. 8.2 DIN 1045-3
mal verteilten Grundgesamtheit entspricht die Standardabwei- DIN 1045-2 Tab. A1 und A3

Die Konformität oder Nichtkonformität ist nach den Konformi- chung dem halben Abstand der Wendepunkte (Punkte einer Auswer- Sorten-
Transport- Baustellen-
tätskriterien zu beurteilen. Nichtkonformität kann zu weiteren Kurve, an denen ein Richtungswechsel vorliegt) voneinander. tung über bezogene
beton beton
Betonfamilie Auswertung
Maßnahmen am Ort der Herstellung und auf der Baustelle Das Synbol der Standardabweichung für eine Zufallsvariable
Abb. 6.1.3
führen. wird mit „σ“ angegeben, das für eine Stichprobe mit „s“.
Unterschiedliche Regelungen für die Konformität bei der Transportbetonherstellung
und der Verwendung auf der Baustelle

108 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 109


Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

Konformität Konformität
6.1

6.1
Wenn die Identität eines definierten Betonvolumens mit einer Unbeschadet der Anforderungen an die Probenahme müssen Kriterium 1 Kriterium 2 Abb. 6.1.6
Anzahl n der Ergebnisse in der Mittelwert von n Ergebnissen Jedes einzelne Prüfergebnis fci Konformitätskriterien für
Gesamtheit nachzuweisen ist, die als übereinstimmend mit die Proben nach der Zugabe von Wasser oder Zusatzmitteln Herstellung
Reihe fcm [N/mm2] [N/mm2] die Druckfestigkeit
den Anforderungen an die charakteristische Festigkeit beurteilt unter der Verantwortung des Herstellers entnommen werden.
wurde, muss dies nach DIN EN 206-1/ DIN 1045-3: Anhang A.2, Eine Probenahme vor der Zugabe von Betonverflüssiger oder Normalbeton Normalbeton
≥ fck + 4 ≥ fck - 4
erfolgen. Fließmittel in der zugelassenen Menge hat keine negativen Erstherstellung 3
hochfester Beton: hochfester Beton:
Auswirkungen auf die Festigkeit des Betons. ≥ fck + 5 ≥ fck - 5
fcm ≥ fck + (1,65 - 2,58/√n) σ Bei Leichtbeton muss die Probenahme am Ort der Verwendung
≥ fck + 1,48 σ
erfolgen. σ ≥ 3 N/mm2 hochfester Beton
Dabei ist: Stetige Herstellung 15 hochfester Beton ≥ 0,9 * fck
Das Prüfergebnis muss von einer einzelnen Probenahme stam- ≥ fck + 1,48 σ
fck die charakteristische Druckfestigkeit des verwendeten Betons
σ die Standardabweichung der Stichprobe für n ≥ 35, wobei men oder als Mittelwert berechnet werden, wenn zwei oder σ ≥ 5 N/mm2
σ ≥ 3 N/mm² für Überwachungsklasse 2 mehr aus einer Probe hergestellte Prüfkörper im selben Alter
σ ≥ 5 N/mm² für Überwachungsklasse 3 geprüft werden.
Für 6 < n < 35 gilt unabhängig der Überwachungsklasse σ = 4 N/mm² Zu Beginn ist die Standardabweichung (σ) aus mindestens 35

Abb. 6.1.4
Wenn zwei oder mehr Prüfkörper aus einer Probe hergestellt aufeinanderfolgenden Prüfergebnissen zu berechnen, die in
Nachweis der Konformität für die Annahmeprüfung der Baustelle werden und die Spannweite der Prüfwerte mehr als 15 % des einem Zeitraum entnommen sind, der länger als drei Monate Auswertung einzelner Betone
Mittelwertes beträgt, müssen die Ergebnisse außer Betracht ist und der unmittelbar vor dem Herstellungszeitraum liegt, Konformitätskontrolle im Transportbetonwerk
Probenahme- und Prüfplan bleiben. Gegebenenfalls ergibt eine Untersuchung einen an- innerhalb dessen die Konformität nachzuprüfen ist. Dieser
Erstprüfung vorhanden?
Betonproben müssen zufällig ausgewählt und nach EN 12350- nehmbaren Grund für das Verwerfen eines einzelnen Prüfwer- Wert ist als der Schätzwert der Standardabweichung der ja nein
1 entnommen werden. Die entnommenen Proben müssen von tes. Gesamtheit anzunehmen. Die Gültigkeit des übernomme-
unter gleichen Bedingungen hergestellten Betonen stammen. nen Wertes ist während der nachfolgenden Herstellung zu Erstprüfung
Die Mindesthäufigkeit der Probenahme und der Prüfung für die Konformität für die Druckfestigkeit beurteilen. Zur Ermittlung des Schätzwertes für σ sind zwei
Erstherstellung und die stetige Herstellung von Beton muss mit Der Nachweis der Konformität muss auf Grundlage von Prüf- Verfahren zulässig, wobei die Wahl des Verfahrens im Voraus
Liegen 35 Werte vor?
derjenigen Häufigkeit nach Abb. 6.1.5 «Mindesthäufigkeit der ergebnissen erfolgen, die während eines Nachweiszeitraumes zu wählen ist. ja nein
Abb. 6.1.5 Probenahme zur Beurteilung der Konformität» übereinstim- erhalten wurden, der die vergangenen zwölf Monate nicht
Mindesthäufigkeit der
Probenahme zur Beur- men, die die höhere Probenanzahl ergibt. überschreiten darf. Verfahren 1 Stetige Herstellung Erstherstellung
teilung der Konformität Der Anfangswert der Standardabweichung darf für den
nachfolgenden Zeitraum angewandt werden, innerhalb
Herstellung Mindeshäufigkeit der Probenahme Die Konformität der Betondruckfestigkeit wird an Probekörpern dessen die Konformität zu überprüfen ist, vorausgesetzt, dass
Erste 50 m³ im Alter von 28 Tagen nachgewiesen für: die Standardabweichung der letzten 15 Ergebnisse (s15) nicht Kriterium 1 und 2 erfüllt?
Nach den ersten 50 m³ Produktion 1) ja nein
Produktion • Reihen von nicht überlappenden oder überlappenden, signifikant von der angenommenen Standardabweichung
Normalbeton aufeinanderfolgenden Prüfergebnissen fcm (Kriterium 1); abweicht.
1/200 m³ oder 2/Produktionswoche beim Nachweis an überlappenden Prüfergebnissen ist dies
Erstherstellung (bis Konformität Konformität nicht
Leichtbeton vor Produktionsbeginn zu entscheiden und unter Angabe Dies wird unter folgender Voraussetzung als „Gültig“ angesehen: nachgewiesen! nachgewiesen!
mindestens 35 Er- 3 Proben
1/100 m³ oder 1/Produktionstag der Überlappungsintervalle der Überwachungsstelle mit-
gebnisse vorliegen)
Abb. 6.1.7
hochfester Beton zuteilen. 0,63 σ ≤ s15 ≤ 1,37σ Flussdiagramm für die
1/100 m³ oder 1/Produktionstag
• jedes einzelne Prüfergebnis fci (Kriterium 2). Konformitätskontrolle im
Transportbetonwerk
Falls der Wert von s15 außerhalb der Grenzen liegt, muss ein
Normalbeton
1/400 m³ oder 1/Produktionswoche neuer Schätzwert σ aus den letzten 35 verfügbaren Prüfer-
Stetige Herstellung 2) Die Konformitätskriterien wurden auf der Grundlage nicht gebnissen ermittelt werden.
(wenn mindestens Leichtbeton
35 Werte vorliegen) 1/200 m³ oder 1/Produktionstag überlappender Prüfergebnisse entwickelt.
Hochfester Beton Verfahren 2
1/200 m³ oder 1/Produktionstag Die Anwendung der Kriterien auf überlappende Prüfergebnisse Der neue Wert für σ darf nach einem kontinuierlichen Ver-
erhöht das Risiko der Zurückweisung. fahren geschätzt werden und dieser Wert ist zu übernehmen.
1)
Die Probenahme muss über die Herstellung verteilt sein und für je 25 m3 sollte höchstens Die Konformität ist nachgewiesen, wenn die beiden angegebe- Die Empfindlichkeit des Verfahrens muss mindestens der des
eine Probe genommen werden.
2)
Wenn die Standardabweichung der letzten 15 Prüfergebnisse 1,37 σ überschreiten, ist die nen Kriterien (Abb. 6.1.6) für die Erstherstellung und die stetige Verfahrens 1 entsprechen.
Probenahmehäufigkeit für die nächsten 35 Prüfergebnisse auf diejenigen zu erhöhen, die Herstellung erfüllt sind.
für die Erstherstellung gefordert wird.

110 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 111


Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

Konformität Konformität
6.1

6.1
Konformitätsnachweis unter Verwendung von Betonfamilien
Differenzverfahren
Für die Produktionssteuerung und des Nachweises der Konfor- Betone mit besonderen Zusatzmitteln, die Auswirkungen auf
mität kann die Anwendung von Betonfamilien sinnvoll sein. die Druckfestigkeit haben, Verzögerer, Beschleuniger, Luftporen- Referenzbeton Betonsorte xyz Abb. 6.1.9
Dann muss sich der Prüfplan über alle Mitglieder der Betonfami- bildner oder hochwirksame Fließmittel (z. B. PCE) werden als Darstellung des Dif-
ferenzverfahrens
lie erstrecken. einzelne Betone oder eigenständige Familien betrachtet.
Die Gesteinskörnung muss nachweisbar vergleichbar sein und Zielfestigkeit fcR Zielfestigkeit fcta Originalwert fci
aus dem gleichen geologischen Ursprung stammen. Druckfestigkeitsdifferenz ∆i = fci - fcta
Für die Bildung einer Betonfamilie sind folgende Kriterien zur äquivalenter Wert fci, eq = ∆i + fcR
berücksichtigen: Vor Einführung der Familien muss die Plausibilität der Ergebnisse
• Zement einer Art, Festigkeitsklasse und eines Ursprungs zur Auswertung der einzelnen Sorte geprüft werden.
• Nachweisbar ähnliche Gesteinskörnung und Zusatzstoffe
des Typs I Damit die Ergebnisse der Druckfestigkeiten verschiedener Beton- Abb. 6.1.10
• Betone sowohl mit als auch ohne wasserreduzierende/ festigkeitsklassen in einer Familie berechnet werden können, == ∆
ii
Funktion und Darstellung
des Differenzverfahrens
verflüssigende Zusatzmittel müssen die Ergebnisse zu einer äquivalenten Druckfestigkeit im 50 ffcta == Zielfestigkeit
Zielfestigkeit
cta
• Gesamter Bereich der Konsistenzklassen Verhältnis zum Referenzbeton transformiert werden. 50 ffcici = Einzelwert
Einzelwert ermittelt
ermittelt
f = Zielfestigkeit des Referenzbetons
• Betone mit einem begrenzten Bereich von Festigkeits- 45 ffcRcR = Zielfestigkeit des Referenzbetons
= transformierter Einzellwert
ci, eq

klassen. Betone der Druckfestigkeitsklassen C8/10 bzw. Dazu stehen drei Methoden zur Verfügung: 45 fci, eq = transformierter Einzelwert
40
LC 8/9 bis LC50/55 sind in mindestens zwei Betonfamilien • Differenzverfahren
40 == ∆i i
einzuteilen unter Anwendung eines linearen Zusammenhangs
35
• Quotientenverfahren

[N/mm²]
35

Druckfestigkeit [N/mm²]
Betone mit einem Zusatzstoff des Typs II sind in getrennten auf der Grundlage des Proportionaleffekts 30
Familien zuzuordnen. • Wasserzementwert-Verfahren Grafische
30 Darstellung des Differenzverfahrens

Druckfestigkeit
25
25
Quotientenverfahren
20

Abb. 6.1.8
20 ∆
ii
Spezifische Ober- 15
Übersicht der Zusatz- Dichte Schüttdichte
Zusatzstoffart Regelwerk Typ fläche nach Blaine
stoffe Typ I und Typ II [kg/m³] [kg/dm³] 15
[cm²/g] Druckfestigkeit
Druckfestigkeit
10

10
Quarzmehl DIN EN 12620 ≥ 1.000 ca. 2,65 1,3 ... 1,5
5
5
Kalksteinmehl DIN EN 12620 I ≥ 3.500 2,0 ... 2,7 1,0 ... 1,3 ∆ii== ffcici -- ffcta
cta fci,
ci,eq cR
i∆
f eq ==fcRf + + i
0
fcta fci fcR fci, eq
0 fcta fci fcR fci, eq
Pigmente DIN EN 12878 50.000 ..... 200.000 4,0 ... 5,0 -

DIN EN 450 und Zulassung für die


Flugasche 2.000 ... 8.000 2,2 ... 2,4 0,9 ... 1,1
Umweltverträglichkeit

Abb. 6.1.11
Trass DIN 51043 ≥ 5.000 2,4 ... 2,6 0,7 ... 1,0
Darstellung des Quo-
Quotientenverfahren tientenverfahrens

Hüttensandmehl DIN EN 15167 oder Zulassung II ≥ 2.750 - 0,9 ... 1,1


Referenzbeton Betonsorte xyz

Silikastaub 1) DIN EN 13263 150.000 ... 350.000 ca. 2,2 0,3 ... 0,6
Zielfestigkeit fcR Zielfestigkeit fcta Originalwert fci
Silikasuspension 1) DIN EN 13263 - ca. 1,4 - Druckfestigkeitsfaktor r = fcR / fcta = const.
Bei Verwendung von Zementen, die Silikastaub als Hauptbestandteil enthalten, darf Silikastaub (Silikasuspension) nicht als Zusatzstoff eingesetzt
1) 
äquivalenter Wert fci, eq = r x fci
werden.

112 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 113


Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

Konformität Konformität
6.1

6.1
Abb. 6.1.14
Wasserzementwertverfahren
Familie definiert? Flussdiagramm zum Nach-
ja nein
weis der Konformität einer
Abb. 6.1.12 Betonfamilie
Darstellung des w/z Erstprüfung vorhanden? Referenzbeton wählen Familie definieren
-Verfahrens 70
Betonsorte xyz:
nein ja
w/z-Wert (w/z)fcta = 0,53
Datentransformation
60 Erstprüfung Zielfestigkeit - Methode wählen Druckfestigkeitsprüfungen
Zielfestigkeit fcta = 44,8 N/mm² - Werte bestimmen

Originalwert fci = 41,0 N/mm²


Druckfestigkeit N/mm²]

50 Liegen 35 Werte vor?


w/z-Wert (w/z)fci = 0,56 ja nein

∆w/z = (w/z)fcta - (w/z)fci = - 0,03


40 Stetige Herstellung Erstherstellung

Referenzbeton
ja ja ja
30 Kriterium 1 Kriterium 3 Kriterium 2
w/z-Wert (w/z)fcR = 0,58 erfüllt? erfüllt? erfüllt?

Zielfestigkeit fcR = 37,8 N/mm² nein nein nein


20
(w/z)fci, eq = (w/z)fcR - ∆w/z = 0,61 Erkläre Familie als Erkläre Familie als Entferne den Beton
Nichtkonformität
übereinstimmend! nicht aus Familie
der Mischung
übereinstimmend! Einzelnachweis
⇒ fci, eq = 35,1 N/mm²
10
{
{

0,4 0,5 ∆ w/z ∆ w/z 0,7 0,8 0,9 1,0


Konformität und statistische Auswertung Maßnahmen bei In einem Screening-Test (z. B. mit dem Rückprallhammer am
w/z-Wert Nichtkonformität Bauwerk nach DIN EN 12504-2 „Prüfung von Beton in Bau-
werken – Teil 2: Zerstörungsfreie Prüfung - Bestimmung der
Die folgenden Maßnahmen muss der Hersteller im Fall der Rückprallzahl“) darf die Gleichmäßigkeit der Betonzusam-
Nichtkonformität ergreifen: mensetzung im Prüfbereich bestimmt werden. Bereiche von
• Nachprüfen der Prüfergebnisse; falls diese fehlerhaft sind, geringerer Druckfestigkeit sind zu lokalisieren und anhand der
Abb. 6.1.13
Kriterium 3 Die Ergebnisse müssen 3 Kriterien erfüllen: Berichtigen der Fehler Ergebnisse abzuschätzen, ob die erforderliche Druckfestigkeits-
Bestätigungskriterium 3
Anzahl n der
für eine Betonsorte aus
Prüfergebnisse für • Kriterium 1 Mittelwertkriterium fcm ≥ = fck + 4 • Falls sich die Nichtkonformität bestätigt, z. B. durch Wie- klasse erreicht wird.
einer Betonfamilie die Druckfestigkeit Mittelwert von n Ergebnissen (fcm) für • Kriterium 2 Einzelwertkriterium fci ≥ = fck - 4 derholungsprüfung, sind korrigierende Maßnahmen zu
eines einzelnen
Betons einen einzelnen Beton der Betonfamilie • Kriterium 3 Bestätigungskriterium einer einzelnen Sorte ergreifen, einschließlich einer Nachprüfung der maßge- Werden bei der Prüfung mit dem Rückprallhammer keine
[N/mm²] einer Familie benden Verfahren der Produktionskontrolle ausreichenden Werte ermittelt, wird eine in Abhängigkeit
• Falls sich die Nichtkonformität mit der Festlegung bestä- von der Bauteilgröße festzulegende Anzahl an Bohrkernen
2 ≥ fck - 1,0
Überprüfung aller drei Konformitätskriterien tigt und dies bei Lieferung nicht offensichtlich war, sind entnommen.
3 ≥ fck + 1,0 der Verfasser der Festlegung und Verwender zu verständi-
Reihenfolge: gen, um jegliche Folgeschäden zu vermeiden Die Prüfung der Bohrkerne erfolgt nach den genannten Normen
4 ≥ fck + 2,0 • Kriterium 2 – Kriterium 3 – Kriterium 1 • Aufzeichnen der zuvor genannten Maßnahmen DIN EN 12504-1 “Prüfung von Beton in Bauwerken – Teil 1:
Bohrkernproben- Herstellung, Untersuchung und Prüfung der
5 ≥ fck + 2,5 Kriterium 2 und 3 werden anhand der ursprünglichen, nicht Die Bewertung der Druckfestigkeitsklasse von Beton im Zweifels- Druckfestigkeit“ und DIN EN 12390-3 „Prüfung von Festbeton -
transformierten Prüfergebnisse überprüft. fall ist in der DIN EN 13791 „Bewertung der Druckfestigkeit von Teil 3: Druckfestigkeit von Probekörpern“. Weisen die Bohrker-
6 bis 14 ≥ fck + 3,0
Beton in Bauwerken und in Bauwerksteilen“ geregelt. ne ausreichende Druckfestigkeiten auf, kann der Nachweis der
Kriterium 1 ist auf den Referenzbeton unter Berücksichtigung Ein NA ist bei Drucklegung als Norm-Entwurf DIN EN 13791/ Druckfestigkeitsklasse geführt werden.
≥ 15 ≥ fck + 1,48 σ (σ ≥ 3,0 N/mm²)
aller transformierten Prüfergebnisse anzuwenden. A20 erschienen.

114 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 115


Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

BBQ - zukünftige Anforderungen BBQ - zukünftige Anforderungen


(BBQ-Klassen) (BBQ-Klassen)
6.2

6.2
Einleitung Aufbau und Anwendung Die Festlegung, zu welcher BBQ-Klasse ein Bauvorhaben gehört, Bei den BBQ-Klassen E muss nur einer der drei Teilbereiche als E
Bauen mit Beton ist komplex. Vom Entwurf bis zur Nutzung sind Der neue Teil 1000 der zukünftigen DIN 1045 beinhaltet die ergibt sich aus den Teilbereichen: (erhöhte Anforderungen) eingestuft sein.
unterschiedliche Fachleute maßgeblich am Bauwerk beteiligt. Grundlagen der BetonBauQualitätsklassen und ist auf die Teile Das gleiche gilt für die BBQ-Klasse S, auch hier bedarf es nur der
Bereits bei der Planung werden Baustoffe und Bauverfahren 1-4 der DIN 1045 anzuwenden. Von der Bemessung und Konst- PK ➡ Planungsklasse Einstufung eines Teilbereiches in S (spezielle Anforderungen).
gewählt und festgelegt. Daraus ergeben sich notwendige Ab- ruktion bis hin zur Bauausführung inklusive der Betonfertigteile. BK ➡ Betonklasse
stimmungen zwischen der Planung, Baustofftechnologie und AK ➡ Ausführungsklasse Der Teilbereich mit der höchsten Anforderung bestimmt die
der Ausführung. Nicht zuletzt muss auch der Bauherr seine BBQ-Klasse.
Anforderungen allen Beteiligten deklarieren. Bei der BBQ-Klasse N sind alle drei Teilbereiche mit N (normalen
Damit die Zusammenarbeit der Fraktionen reibungslos über die Anforderungen) einzustufen, das liegt grundsätzlich immer vor.
gesamte Bauzeit, die mit der Planung beginnt, entsprechend den
Erfordernissen geregelt sind, werden die Beton Bau Qualitäts-
Abb. 6.2.2
klassen eingeführt. normal erhöht speziell festzulegen Verknüpfung der
Anforderungen
(N) (E) (S) Klassensystematik

Abb. 6.2.1 DIN 1045-1000 PK-N und PK-E oder PK-S oder
DIN 1045-1000 Planungs-, Beton- oder
Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton BK-N und BK-E oder BK-S oder
Tragwerke aus Beton,
Ausführungsklasse
Stahlbeton und Spann- Grundlagen und Betonbauqualitätsklassen (BBQ) AK-N AK-E AK-S
beton

DIN 1045-1 DIN 1045-2 DIN 1045-3 DIN 1045-4 Betonbauqualitätsklasse BBQ-N BBQ-E BBQ-S
Tragwerke aus Beton, Stahlbe- Tragwerke aus Beton, Stahlbe- Tragwerke aus Beton, Stahlbe- Tragwerke aus Beton, Stahlbe-
ton und Spannbeton ton und Spannbeton ton und Spannbeton ton und Spannbeton
Teil 1: Teil 2: Teil 3: Teil 4:
Bemessung und Konstruktion Beton Bauausführung Betonfertigteile Um die einzelnen Leistungsphasen interdisziplinär zu betreuen Der Betonfachmann hat mitwirkende Verantwortung und ist
bedarf es eines Betonfachmann (z. B. Betoningenieur). Mitglied in den BBQ-Gesprächen, die die Kommunikation der
Dabei handelt es sich um eine einzelne Person und/oder eine Baubeteiligten in den aufbauenden Phasen sicherstellt. Durch
Umsetzung Umsetzung Umsetzung Umsetzung
EN 1992 EN 206 EN 13670 EN 13369
Gruppe, die Erfahrung in der Konstruktion und Bemessung die Zusammenarbeit von Planung, Technologie und Ausfüh-
für Deutschland für Deutschalnd für Deutschland für Deutschland sowie der Baustofftechnologie und der Bauausführung und rung wird die Qualität des Bauwerkes erreicht.
Qualitätssicherung hat.
Der Planer ist verpflichtet, die BBQ-Klasse festzulegen und die
Begriffe und Klassen Daraus ergeben sich 3 Klassen mit unterschiedlichen Diese Anforderungen an den Betonfachmann sind notwendig, Baubeteiligten zu koordinieren.
Die BetonBauQualitätklasse (BBQ-Klasse) beinhaltet die Erfor- Ansprüchen: damit sichergestellt ist, dass die Wechselwirkungen der Leis- In den einzelnen Phasen der Bauplanung und Ausführung
dernisse der Schnittstellenübergreifenden Zusammenarbeit tungsphasen erkannt und geregelt werden. Dabei wird die (siehe Abb. 6.2.3) kann festgestellt werden, dass doch eine
der Baubeteiligten basierend auf der Komplexität des Bauvor- BBQ-N Konstruktionsplanung mit der Tragwerksplanung genauso höhere BBQ-Klasse erforderlich ist, dann sind die beteiligten
habens und den Qualitätsanforderungen insbesondere auf: Bauwerke/Bauteile mit normalen Anforderungen an Kom- unterstützt, wie die Baustofftechnologie und die Umsetzung Fachleute darüber zu informieren und die sich daraus ergeben-
• der vorgesehenen Nutzung und der geplanten Nutzungs- munikation, Planung, Bauausführung und Baustoffe auf der Baustelle. den Wechselwirkungen und erforderlichen Ergänzungen und
dauer des Bauwerkes oder des Bauteils Änderungen abzustimmen.
• den Einwirkungen auf das Bauwerk/Bauteil Abb. 6.2.3
Planungs- und
• der Bauwerks- bzw. Bauteilkonstruktion (z. B. Beweh- BBQ-E Bauphasen
rungsgehalte, Einbauteile, spezielle Bauteilgeometrien, Bauwerke/Bauteile mit erhöhten Anforderungen an Kom-
)
Oberflächenbeschaffenheiten der Art des Betons (z. B. munikation, Planung, Bauausführung und Baustoffe (e
h
äc
(e
) pr
Leichtbeton, Schwerbeton, selbstverdichtender Beton, es s-
ch sg
rä g ng
Faserbeton, Beton mit künstlich eingeführten Luftporen) sp un ru che
ge ü hr h h
fü rä
abe sf äc us sp
• dem eingesetzten Bauverfahren, gegebenenfalls weiteren BBQ-S rg Au pr -A fsge
Ve Q- ges Q
Q- B
B ar t BB rlau
Randbedingungen Bauwerke/Bauteile mit speziell festzulegenden Anforderungen BB St ve
an Kommunikation, Planung, Bauausführung und Baustoffe
Betonüberwachung
und Dokumentation
Ausführungs-
Projektvorphase- Grundlagen- Entwurfs- Genehmi- Aus-
Vorplanung planung Vergabe
Bedarfsplanung ermittlung planung gungsplanung schreibung
Werkplanung
Bauausführung

116 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 117


Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

BBQ - zukünftige Anforderungen BBQ - zukünftige Anforderungen


(BBQ-Klassen) (BBQ-Klassen)
6.2

6.2
In den Phasen vor der Ausschreibung müssen die Inhalte eines Das Ergebnis muss sich dann in der Ausschreibung wieder- Aus der Planung sind folgende Punkte beispielsweise zu Zur geregelten Förderung und zum Einbau des Betons oder
BBQ-Vergabegespräches erarbeitet werden. Ziel dieses Gesprä- finden und kann z. B. weitergehende Anforderungen und besprechen und zu erstellen: Betonbauteils sind folgende Punkte im Detail ergebnisorien-
ches ist es, das vorläufige Baukonzept mit allen Besonderheiten Bedingungen enthalten: • Projektspezifischer Qualitätssicherungsplan tiert festzulegen:
und Randbedingungen detailliert zu beschreiben und festzule- • Erforderliche Vorlaufzeiten zur Erstellung von Erstprüfun- • Förder- und Einbaugeräte unter Berücksichtigung der • Festlegung von besonderen Betonierpunkten (Anschluss-
gen. gen für Betone mit besonderen Eigenschaften, die nicht Zugänglichkeit der Baustelle mischung am Wandboden oder Größtkorn bei punktuell
zum Standard-Lieferumfang des Betonlieferwerkes • Musterbauteile (z. B. bei Sichtbeton) erhöhtem Bewehrungsgrad)
Dazu ist die Abstimmung von: gehören • Fugenanordnungen, Fugenausbildung, Zeitpunkt der • Verdichtungsgerät und Geräte zur Nachbearbeitung der
• der ausschreibenden Stelle • Betoniergeschwindigkeit bei der geplanten Schalung Anlage von Scheinfugen unter Berücksichtigung der zu Betonoberfläche und der dazu erforderlichen Konsistenz
• des Projektplaners • Ergänzende Prüfungen bei besonderen Betoneigenschaften erwartenden Witterungsverhältnisse • Maßnahmen zum Schutz des jungen Betons gegen Witte-
• des Tragwerksplaners • Abweichende Qualitätsmaßnahmen, die über die Normen- • Festlegung der Eigen- und Fremdüberwachung, wenn es rungseinflüsse sowie Nachbehandlungsmaßnahmen und
• des Fachmanns für Betonbautechnik anforderungen hinausgehen sich um ÜK 2 oder ÜK 3 Baustellen handelt Dauer
• ggf. auch des Fachplaners, Bauherrn, Prüfingenieurs, der • Ausführungstechnische Maßnahmen zur Vermeidung von • Sonstige technische Festlegungen für eine planmäßige • Qualifizierung und Schulung der Mitarbeiter, die den Beton
Tragwerksplanung, Architekt (wenn er nicht mit dem Rissen Umsetzung der Bauaufgabe verarbeiten
Projektleiter identisch ist), Vertreter der Genehmigungs-   • Dokumentation zum Beton und dessen Verarbeitung inklu-
behörde, erforderlich Nach der Vergabe der Bauaufgabe sind die Details in einem Mit dem Betonlieferanten sind beispielsweise folgende sive der erforderlichen Prüfungen
BBQ-Vergabe-Startgespräch zu besprechen und die Ergebnisse Punkte zu besprechen und zu erstellen:
Abb. 6.2.4 festzulegen. • Ein baustellenbezogenes Sortenverzeichnis, das mit den Jede Baustelle ist ein Unikat und unterliegt speziellen Anfor-
Projektplanung nach Bauteilbezeichnungen ergänzt werden soll derungen und Randbedingungen, die nicht immer statisch
BBQ-Vorgaben
Teilnehmer bei diesem BBQ-Vergabe-Startgespräch sind • Lieferwerke mit Ersatzlieferwerken bei Havarie mit den sind.
grundsätzlich: dazugehörigen Lieferwegen und Fahrzeiten Darum ist es erforderlich, dass sich die Verantwortlichen des
• Vertreter der Bauleitung der ausführenden Firma • Vorlaufzeiten des Betonabrufes mit den Ansprechpartnern Startgespräches auch während der Bauzeit kontinuierlich
• Vertreter des Beton- bzw. Fertigteillieferanten (ggf. schriftlicher Abruf, um Missverständnisse zu vermei- im Austausch befinden und je nach den Erfordernissen zu
• die ausschreibende Stelle den BBQ-Ausführungsgesprächen – Bauverlaufsgespräche zusam-
• der Projektplaner • Maximale Liefermengen pro Stunde oder Tag unter Berück- menkommen.
• der Tragwerksplaner sichtigung der Witterungsverhältnisse, die eventuell einen Bei diesen Gesprächen soll kontinuierlich die Umsetzung der
• der Fachmann für Betonbautechnik vorgewärmten oder gekühlten Beton erfordern Planung bewertet und Abweichungen und Auffälligkeiten so-
• ggf. auch der Fachplaner, Bauherr, Prüfingenieur, der Trag- • Zuwegungen von Fahrmischern/Fertigteiltransportern/ wie Hindernisse besprochen und zielorientierte Maßnahmen
werksplanung, Architekt (wenn er nicht mit dem Projektlei- Betonpumpen zur Baustelle festgelegt werden.
Beispielhaft können dazu folgende Themen genannt wer- ter identisch ist), Vertreter der Genehmigungsbehörde • Ausnahmegenehmigungen für den Betoneinbau außer- Diese Festlegungen sind durch qualifizierte Protokolle zu doku-
den: halb der gesetzlichen Arbeitszeiten mentieren.
• Bauteilabmessungen mit ihren Bewehrungsgehalten und Da dieser Kreis für die Umsetzung der Bauaufgabe verantwort- • Erforderliche Zeiten für die Erstellung der notwendigen
ihren Anforderungen an die Dauerhaftigkeit lich ist, ist es erforderlich, diese Personen namentlich zu benen- Erstprüfungen Dabei sollten folgende Punkte in dem Protokoll erfasst
• Anschlußpunkte von Sohle und Wand (insbesondere bei nen und Anschriften und Kontaktdaten diesen Gesprächsteil- • Festlegung von Annahmekriterien (z. B. max. Luftporenge- werden:
wasserundurchlässigen Konstruktionen) nehmern zugänglich zu machen. Gegebenenfalls sind weitere halt, Dichtebereich, Konsistenzbereich, Verzögerungszeit • Objekt
• Jahreszeitliche Witterungseinflüsse und erforderliche Maß- Personen in die Liste mit aufzunehmen und weitere Verantwort- oder beschleunigter Beton) • Datum
nahmen lichkeiten festzulegen. • Teilnehmer
• Betonierabfolge inklusive Betoniergeschwindigkeit bei • Abweichung, Auffälligkeit, Hindernis, festgelegte
großen Bauteilen Maßnahmen
• Fugenanordnung und Ausbildung, Einbauteile • Verantwortlichkeiten für die Durchführung der
• Einflüsse aus zu vermeidenden Lärmbelästigungen, Ein- Maßnahmen
schränkungen aus der Baugenehmigung • Termin zur Umsetzung der Maßnahmen
• Nachbehandlung der Betonbauteile
• Anforderungen an die frühe Belastung der Bauteile oder
verzögerte Erhärtungsphase des Betons
• Anforderungen an die Betoneigenschaften
• Einbauverfahren und erforderliche Geräte
• Architektonische Ansprüche an die Farbe, Struktur oder
Abb. 6.2.5 Abb. 6.2.6
Ebenheit der Betonoberfläche BBQ-Vergabe-Startgespräch Ausführungsgespräch

118 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 119


Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

BBQ - zukünftige Anforderungen BBQ - zukünftige Anforderungen


(BBQ-Klassen) (BBQ-Klassen)
6.2

6.2
Aus den Qualitätsmanagement-Systemen bekannte Verant- Der Planer muss bei der Bearbeitung des Projektes, gegebe- Angaben für die Betonherstellung und Lieferung:
wortungsmatrixen helfen hier, die Verantwortlichkeiten der nenfalls mit dem Fachmann für Betonbautechnik die Beton- • ein bauteilbezogenes Beton-Eigenschaftsverzeichnis
Teilnehmer der verschiedenen BBQ-Gespräche übersichtlich bauklassen des Betons für die einzelnen Bauteile festlegen. • vorgesehene Betonmischanlagen einschließlich Ersatz-
darzustellen. Der Fachmann für Betonbautechnik kann durch eine einzel- mischanlagen; Leistungsfähigkeit der Mischanlagen (im
  ne Person vertreten werden oder durch eine Gruppe. Dieser regulären Betrieb und bei Heiz- bzw. Kühlbetrieb)
Fachmann für Betonbautechnik muss Grundkenntnisse in der • Anforderungen an Frischbeton- oder Bauteiltemperatur
Abb. 6.2.7
Bemessung und Konstruktion (konstruktiver Ingenieur) sowie • Betontransportwege, Konsistenz, Transportzeit, Beton-
Qualitätsmanagement-

Experte für Beton-


Tragwerksplaner
system Erfahrungen und besondere Kenntnisse der Betontechnik, übergabe

bautechnologie

Betonlieferant
Objektplaner
Aufgabe Ausführung und Qualitätssicherung haben. • Lieferzeiträume, zeitabhängige Liefermengen, Volaufzei-

Bauleitung
Fachplaner
ten für Abrufe

Bauherr
Bei der Festlegung der Betonbauklasse BK-N und BK-E sind, • erforderliche Nachweise (z. B. Erstprüfung) oder Ergebnis-
wenn notwendig, folgende Richtlinien zu berücksichtigen: se von zusätzlichen Prüfungen für (z. B. Frostwiderstand,
Projektspezifischer Qualitätssicherungsplan • DAfStb-Richtlinie „Vorbeugende Maßnahmen gegen Spannbeton, Gleitbauweise, Freivorbau)
schädigende Alkalireaktion im Beton (Alkali-Richtlinie)“ • gegebenenfalls weitere Angaben
Musterbauteile (z. B. bei Sichtbeton) • DAfStb-Richtlinie „Herstellung und Verwendung von Tro-  
ckenbeton und Trockenmörtel (Trockenbeton-Richtlinie)“
Festlegung von Annahmekriterien (z. B. max. Luftporengehalt, Dichtebe- • DAfStb-Richtlinie „Beton mit verlängerter Verarbeitbar- Angaben für den Betoneinbau und Bauablauf:
reich, Konsistenzbereich, Verzögerungszeit oder beschleunigter Beton)
keitszeit (Verzögerter Beton)“ • jahreszeitlich erforderliche Maßnahmen (Sommer-/Win-
• DAfStb-Richtlinie „Stahlfaserbeton“ terbetone, besondere Nachbehandlungsmaßnahmen,
Lieferwerke mit Ersatzlieferwerken bei Havarie mit den dazugehörigen • DAfStb-Richtlinie „Betonbau beim Umgang mit wasser- besondere Schutzmaßnahmen etc.), sofern erforderlich
Lieferwegen und Fahrzeiten
gefährdenden Stoffen“ • Festlegungen zu Anschlussmischungen (z. B. bei WU-Bau-
• DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus teilen)
Verdichtungsgerät und Geräte zur Nachbearbeitung der Betonoberfläche Beton (WU-Richtlinie)“ • Betonrelevante Baustellenlogistik: Fördergeräte, Einbau-
und die dazu erforderliche Konsistenz
• DAfStb-Richtlinie „Massige Bauteile aus Beton“ art, Betonverdichtung, Oberflächenbearbeitung
• Arbeitsfugenausbildung und Vorbehandlung, Fugenaus-
I M I M M V M Bei erhöhten Anforderungen (BBQ-E) oder speziellen Anforde- führung
rungen (BBQ-S) ist ein Betonbaukonzept erforderlich. • Zeitpunkt des Anlegens von Scheinfugen
I I V M I I M • Ausschalzeit bei der zu erwartenden Witterung
In einem Startgespräch wird von den beteiligten Personen vor • Nachbehandlungsart
I V M M V M M Baubeginn ein Betonbaukonzept erarbeitet, das beispielweise • Betonreife
folgende Punkte beinhaltet. • gegebenenfalls weitere Angaben.
I I I V M M M

Allgemeine Vereinbarungen: Abb. 6.2.8


Planungsunterlagen
I = informell • Festlegung von Verantwortlichkeiten und Ansprech-
V = verantwortlich partnern (z. B. in einer Matrix)
M = mitwirkend
• gegebenenfalls weitere Punkte

Planungsvorgaben:
• Anforderungen an die Betonoberflächen, ggf. Muster-
flächen für Sichtbeton, sowie Farbmuster sofern
erforderlich
• besondere Betoneigenschaften oder Oberflächenei-
genschaften, wie Beschichtungen oder Ableitfähigkeit
projektspezifischer Qualitätssicherungsplan
• Anordnung und Ausbildung von Fugen Das Betonbaukonzept ist zu dokumentieren und über die Bau-
• gegebenenfalls weitere Vorgaben zeit fortzuschreiben.
Bei normalen Anforderungen (BBQ-N) ist kein Betonkonzept
erforderlich.

120 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 121


Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

Eigen- und Fremdüberwachung Eigen- und Fremdüberwachung


(Überwachungsklassen) (Überwachungsklassen)
6.3

6.3
Abb. 6.3.2
Überwachungsklassen für Beton nach DIN 1045-3 Überwachungsklasse 1 Überwachungsklasse 2 Überwachungsklasse 3
Prüfgegenstand Mindesthäufigkeit
Der Beton wird gemäß DIN 1045-3 in drei Überwachungs- (DIN 1045-3) erfüllen und eine Überwachung durch eine (ÜK 1) (ÜK 2) (ÜK 3) der Prüfungen

klassen eingeteilt. Wird Beton der Überwachungsklassen 2 dafür anerkannte Überwachungsstelle nach Anhang C
• beim ersten Einbringen jeder Betonzusammensetzung
und 3 eingebaut, muss die Überwachung durch das Bauun- (DIN 1045-3) durchgeführt werden.
Konsistenz in Zweifelsfällen • bei Herstellung von Probekörpern für Festigkeitsprüfung
ternehmen zusätzlich die Anforderungen von Anhang B • in Zweifelsfällen

Luftgehalt des
• zu Beginn jedes Betonierabschnitts
Frischbetons bei –
Abb. 6.3.1 • in Zweifelsfällen
Überwachungsklassen Gegenstand Überwachungsklasse 1 Überwachungsklasse 2 Überwachungsklasse 3 LP-Zusatz
für Beton
Druckfestigkeit an in 3 Körper 3 Körper
Druckfestigkeitsklasse für
Formen hergestellten in Zweifelsfällen • je 300 m3 oder • je 50 m3 oder
Normal- und Schwerbeton
≤ C25/301) ≥ C30/37 und ≤ C50/60 ≥ C55/67 Probekörpern • je 3 Betoniertage • je Betoniertag
nach DIN EN 206-1 und DIN
1045-2
Die Forderung, die die größte Anzahl von Probekörpern ergibt, ist maßgebend.
Druckfestigkeitsklasse für
Leichtbeton nach
DIN EN 206-1 und DIN 1045-2
der Rohdichteklassen

D1,0 – D1,4 nicht anwendbar ≤ LC25/28 ≥ LC30/33


D1,6 – D2,0 ≤ LC25/28 LC30/33 und LC35/38 ≥ LC40/44
Expositionsklasse nach Abb. 6.3.3
DIN EN 206-1 und X0, XC, XF1 XS, XD, XA, XM2), ≥ XF2 – Überwachungsklasse 1 Überwachungsklassen 2 und 3 Vorgehen bei
DIN 1045-2 verschiedenen
Überwachungsklassen

• Beton für wasserundurch- Überwachung durch Überwachung durch Überwachung durch


lässige Bauteile (weiße das Bauunternehmen das Bauunternehmen annerkannte Überwachungsstellen
Wannen)3) (Eigenüberwachung) (Eigenüberwachung) (Fremdüberwachung)
• Unterwasserbeton
• Beton für hohe Temperatu-
ren (T ≤ 250 °C)
• Strahlenschutzbeton (au- Baustellenpersonal
ßerhalb des Kernkraftwerk-
baus)
• Stahlfaserbeton der
Besondere Stahlfaserbeton
Leistungsklasse LK > L1-1,2
Betoneigenschaften der Leistungsklasse Bauleiter
• Spritzbeton
nach DIN 1045-2 LK ≤ L1-1,2
• Selbstverdichtender Beton
(SVB)
• FD-/FDE-Betone gemäß Rili
Fremdüberwachung
• Beton für besondere Anwen Eigenüberwachung
anerkannte
dungsfälle (z. B. verzögerter Ständige Betonprüfstelle
Überwachungsstelle
Beton, Fließbeton, Beton bei ÜK 2 und ÜK 3
bei ÜK 2 und ÜK 3
im Umgang mit wasserge-
fährdenden Stoffen) sind • Beratung des Bauunternehmers und der Baustelle
die jeweiligen DAfStb- • Durchführung von Prüfungen • Überprüfung der Ergebnisse
Richtlinien anzuwenden • Überprüfung der Geräteausstattung vor dem Betonieren der ständigen Betonprüfstelle
• laufende Überprüfung und Beratung bei Verarbeitung • Überprüfung der Baustelle
und Nachbearbeitung, Ergebnisse sind aufzuzeichnen (Bautagebuch) • evtl. zusätzliche Prüfungen
1)
Spannbeton der Festigkeitsklasse C25/30 ist stets in Überwachungsklasse 2 einzuordnen.
2)
Gilt nicht für übliche Industrieböden, jedoch bei Industrieböden mit tragender Funktion. • Beurteilung und Auswertung der Ergebnisse • Aufzeichnung, Überwachungs-
3)
WU-Beton grundsätzlich ÜK 2, nur bei Bodenfeuchte Beanspruchungsklasse 2 darf ggf. ÜK 1angewendet werden, • Schulung des Fachpersonals (mindestens alle 3 Jahre) bericht
Kriterien für die Klassifizierung (die höchste Anforderung ist maßgeblich). • Überprüfung der ständigen
Betonprüfstelle (Fachpersonal,
bei nicht unternehmenseigenen Prüfstellen:
gerätetechnische Ausstattung,
• längerfristiger Vertrag, mindestens 1 Jahr
Räumlichkeiten)
• gleichzeitige Überwachung eines Zulieferers unzulässig

122 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 123


Qualitätssicherung und Konformität Qualitätssicherung und Konformität

Qualitätssicherung auf der Baustelle Qualitätssicherung auf der Baustelle


6.4

6.4
Bei der Betonanlieferung auf der Baustelle: Überwachung auf der Baustelle Frischbeton Probenahme Nachbehandlung
• Lieferscheinkontrolle Für die Betonüberwachung müssen folgende Parameter Üblicherweise wird aus einem Teil der Mischerfüllung eine Während der ersten Tage der Hydratation ist der Beton nach-
• Augenscheinliche Kontrolle des Betons überprüft und aufgezeichnet werden (Bautagebuch, Zuord- Probe entnommen und gründlich durchgemischt. Hier spricht zubehandeln und zu schützen, um:
• Im Zweifelsfall Konsistenz überprüfen nung zum Lieferschein): man von einer Stichprobe. • das Frühschwinden gering zu halten
(Ausbreitmaß/Verdichtungsmaß) • Frisch- und Festbetoneigenschaften • eine ausreichende Festigkeit und Dauerhaftigkeit der
• Bei der Annahme des Betons durch die Unterschrift auf • Frischbetontemperatur, Rohdichte und bei Bedarf Verfahren Betonrandzone sicherzustellen
dem Lieferschein, ist rein rechtlich die Ware ordnungs- Luftporen- und Wassergehalt Anhand des Probenahmeplans sind die Proben zu entnehmen. • das Gefrieren zu verhindern
gemäß übergeben worden, auch wenn der falsche Beton • Lufttemperatur und Witterungsverhältnisse Die Betonproben für die Druckfestigkeitsprüfung müssen • schädliche Erschütterungen, Stoß oder Beschädigung zu
geliefert wurde • Bauabschnitt und Bauteil gleichmäßig über die Betonierzeit verteilt und aus verschie- vermeiden
• Transportbeton möglichst sofort nach Anlieferung ver- • Art und Dauer der Nachbehandlung denen Lieferfahrzeugen entnommen werden, wobei aus jeder
arbeiten Probe ein Probekörper herzustellen ist. Nachbehandlungsverfahren
• Beim Einbringen und Verdichten ist darauf zu achten, dass Überwachungsklassen (ÜK) Die Gesamtmenge der Proben muss mindestens das 1,5-fache • Belassen in der Schalung
der Beton nicht entmischt Für die Überprüfung der maßgebenden Frisch- und Festbeton- der für die Prüfungen benötigten Menge betragen. • Abdecken mit dampfdichten Folien
• Hierfür sind Schläuche und Fallrohre zu verwenden eigenschaften wird der Beton in drei Überwachungsklassen Einzelproben werden mit der Probenahmeschaufel dem • Auflegen von wasserspeichernden Abdeckungen unter
• Der Beton wird lagenweise in die Schalung eingebracht eingeteilt. Diese Einstufung legt den Umfang und die Häufigkeit Mischer oder der Betonmasse entnommen und in einem ständigem Feuchthalten
(Richtwert für Schüttlagen ca. 50 cm); jede Lage ist der durchzuführenden Prüfungen fest. geeigneten Behälter aufbewahrt. • Aufrechterhalten eines sichtbaren Wasserfilms an der
vollständig zu verdichten Bei Sammelproben sollen weder vom ersten noch letzten Teil Betonoberfläche (Fluten)
• Um Schüttlagen zu vermeiden wird der Beton vernadelt, Mindesthäufigkeit der Prüfungen der Betonlieferung Proben entnommen werden. Es sollen • Anwendung von Nachbehandlungsmitteln mit nachge-
d. h. die Rüttelflasche wird jeweils 10 bis 20 cm in die Die Proben müssen gleichmäßig über die Betonierzeit verteilt an mindestens 5 bezüglich Tiefe und Ort unterschiedlichen wiesener Eignung
untere bereits verdichtete Schicht eingetaucht und aus verschiedenen Lieferfahrzeugen entnommen werden, Stellen Einzelproben entnommen werden. Diese lokal reprä-
• In manchen Fällen empfiehlt sich eine Nachverdichtung wobei aus jeder Probe ein Probekörper herzustellen ist. sentative Probenahme gilt auch bei der Entnahme aus frei Beginn der Nachbehandlung
• Der Beton darf nur solange verarbeitet werden wie er sach- fallenden Betonströmen. Nach Abschluss des Verdichtens und der Oberflächenbearbei-
gerecht verdichtet werden kann, er sollte in einer geeig- Bei Überwachungsklasse 2 und 3 muss das Bauunternehmen Die Proben sind jederzeit gegen Verunreinigung, Wasserauf- tung des Betons ist die Oberfläche unverzüglich nachzube-
neten Konsistenz eingebaut werden über eine ständige Betonprüfstelle verfügen. nahme bzw. -verlust und extreme Temperaturen zu schützen. handeln. Die Nachbehandlung sollte so früh als möglich, den
• Der Beton darf mit der Rüttelflasche nicht verteilt oder Witterungsbedingungen entsprechend, durchgeführt werden.
getrieben werden Folgende Angaben müssen aufgezeichnet werden:
• Zeitpunkt und Dauer der einzelnen Betoniervorgänge Dazu gehören: Schutz des Betons vor Austrocknung, Aus-
• Lufttemperatur und Witterungsverhältnisse vom Beto- kühlung, Frost, Erschütterungen, Regen und schroffen
Abb. 6.4.1
Annahmekriterien für nieren bis zum Ausschalen Temperaturunterschieden. Soll die Rissbildung an der freien
die Ergebnisse der Druck- • Art und Dauer der Nachbehandlung Oberfläche infolge Frühschwinden vermieden werden, ist
festigkeitsprüfung
• Frischbetontemperatur bei Lufttemperaturen unter eine zwischenzeitliche Nachbehandlung vor der Oberflächen-
5 °C und über 30 °C bearbeitung durchzuführen.
Annahmekriterien für die Ergebnisse der Druckfestigkeitsprüfung1)
der Baustelle (Beton nach Eigenschaften – Transportbeton) • Namen der Lieferwerke, Nummerierung der Lieferscheine
• Ergebnisse der Prüfungen Zwischennachbehandlung
Anzahl „n“ der Mittelwert1) fcm Einzelwert fci [N/mm²] Liegt die Verdunstung an der Betonoberfläche deutlich über
Einzelwerte [N/mm2] Die Aufzeichnungen der Ergebnisse sind nach Beendigung der der Überschußwassermenge (Blutwassermenge), ist eine
ÜK 1 + ÜK 2 ÜK 3
bauüberwachenden Behörde und der Überwachungsstelle zu Zwischennachbehandlung zu empfehlen.
3 bis 4 fcm ≥ fck + 1 übergeben. Generell gilt: sobald als möglich und je früher, desto besser.
Abb. 6.4.2
Probenahme am Fahrmischer
5 bis 6 fcm ≥ fck + 2 fci ≥ fck − 4 fci ≥ 0,9 * fck

2,58
>6 (
fcm ≥ fck + 1,65 −
√n
*σ )
1)
Mittelwert von „n“ nicht überlappenden Einzelwerten.
2)
σ
 ist Standardabweichung der Stichprobe für n ≥ 35, wobei σ ≥ 3 N/mm2 für ÜK 2 und
σ ≥ 5 N/mm2 für ÜK 3. Bei Stichproben für n < 35 gilt σ ≥ 4 N/mm2.

124 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 125


Beton mit besonderen Eigenschaften

7.0
7.0

126 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 127


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Beton für wasserundurchlässige Bauwerke Beton für wasserundurchlässige Bauwerke


7.1

7.1
WU-Beton Festlegung der Beanspruchungsklasse Nutzungsklasse A
Bei wasserundurchlässigen Bauteilen, umgangssprachlich Wasserundurchlässigkeit wird erzielt durch die Begrenzung Die Beanspruchungsklasse muss unter Berücksichtigung • Feuchtstellen auf der luftseitigen Bauteiloberfläche als
auch WU-Bauwerke genannt, übernimmt der Beton nicht nur des Feuchtetransportes über die Bauteildicken, durch den anfallender Nässe oder Feuchte und angreifender Wässer und Folge von Wasserdurchtritt nicht zulässig
die tragende und aussteifende Funktion, sondern auch die Beton, durch Fugen, Einbauteile und Risse. Es ist deshalb eine Böden festgelegt werden. Hierfür ist das Bodengutachten • Anforderungen an Bauteiloberflächen ohne Tauwas-
abdichtende. Dies erfordert aber eine fachgerechte Fugenab- möglichst zwangfreie, am besten trennrissfreie Konstruktion entscheidend. Daraus ergeben sich die Anforderungen an die serbildung und/oder trockenes Raumklima erfordern
dichtung und Konstruktion. anzustreben. Expositionsklassen und die Höhen für den Bemessungswas- entsprechende raumklimatische und bauphysikalische
Die WU-Richtlinie (12/2017 vom DAfStb) gilt für die soge- Es sind je nach Nutzungsanforderung drei unterschiedliche serstand. Maßnahmen (siehe DBV-Merkblatt)
nannte „Weiße Wanne“ und regelt die Planung und die Aus- Entwurfsgrundsätze (EWG) und Konstruktionsprinzipien • Kellerräume für hochwertige Nutzung. Nähere Angaben
führung von wasserundurchlässigen Bauwerken hinsichtlich anzuwenden. Der Planer sollte den Bauherrn über mögliche Ausführungs- im DBV-Merkblatt „Hochwertige Nutzung von Unterge-
der Dichtfunktion gegenüber Wasser. varianten und Möglichkeiten aufklären, sowie Vor- und schossen - Bauphysik und Raumklima“. Hrsg. Deutscher
Wasserundurchlässige Bauwerke sind so zu planen und Entwurfsgrundsatz festlegen Nachteile besprechen. Künftige Nutzungsänderungen sind Beton- und Bautechnik-Verein.
auszuführen, dass die gemeinsam herausgearbeiteten und Bauteilbezogen muss ein Entwurfsgrundsatz festgelegt hier ebenfalls mit einzubeziehen. Es sollte auch ganz klar defi-
dokumentierten Gebrauchstauglichkeits- und Nutzungsan- werden: niert werden, ab wann die geplante Wasserundurchlässigkeit
forderungen erfüllt werden. Daher sind Beanspruchungsklas- hergestellt sein muss und wann Nutzungsbeginn sein wird.
se und Nutzungsklasse eindeutig definiert. Entwurfsgrundsatz a
Abb. 7.1.2
In der WU-Richtlinie werden verschiedene Entwurfsgrund- Risse vermeiden Beanspruchungsklasse 1 Beanspruchungsklasse 2 Nutzungsklasse A Nutzungsklasse B Beanspruchungsklassen
sätze festgelegt, nach denen man die Wasserundurchlässig- NASS FEUCHT TROCKEN FEUCHT
und Nutzungsklassen

keit und die vorgegebene Nutzungsqualität herstellen und Entwurfsgrundsatz b • ständig und zeitweise drücken- • Bodenfeuchte und an der Wand • Standard für Wohnungsbau • Einzelgaragen, Tiefgaragen
erreichen kann. Risse für Selbstheilung begrenzen des Wasser frei ablaufendes Wasser • Lagerräume mit hochwertiger • Installations- und Versorgungs-
• immer für WU-Dächer Nutzung schächte
• Kanäle
Entwurfsgrundsatz c • Lagerräume mit geringen Anfor-
derungen
Einzelrisse zulassen und planmäßig abdichten
Abb. 7.1.3
Schematische Darstellung
der Beanspruchungs-
Die in der Richtlinie gestellten Forderungen an das WU-Bauwerk klassen und Nutzungs-
klassen
können nur dann erfüllt werden, wenn alle Maßnahmen optimal
ausgeführt werden. Daher ist eine gewissenhafte Planung und
Ausführung und das Zusammenspiel aller Beteiligten sehr
entscheidend.
Die WU-Richtlinie gilt für teilweise oder vollständig ins Erdreich
eingebettete WU-Betonbauwerke (Weiße Wanne) sowie Decken
und Dächer aus Beton (WU-Dächer), die nach DIN EN 1992-1 mit
Abb. 7.1.1
DIN EN 206 und DIN 1045 1-4 geplant und ausgeführt werden.
Beanspruchungs- und Nutzungsklasse B
Nutzungsklassen bei
WU-Betonen
Festlegung der Nutzungsklasse • Begrenzter Wasserdurchtritt, Feuchtstellen auf der luft-
Anwendungsbereich Die Nutzungsklasse erfasst die Art der Nutzung des Objekts im seitigen Bauteiloberfläche als Folge von Wasserdurchtritt
Bei der ungerissenen Bauweise erfüllt der Beton, bei Einhal- • Allgemeiner Hoch- und Wirtschaftsbau Sinne eines Kellerraums oder eines Wohnraums. Bei hochwer- zulässig
tung der Planungs- und Ausführungssorgfalt, hohe Dicht- • Vollständig oder teilweise ins Erdreich eingebettete tiger Nutzung ist ein Wasserdurchtritt durch Risse und Fugen, • Feuchtstellen sind definiert als feuchtebedingte Dunkelfär-
heitsanforderungen auch bei hohem Wasserdruck. Wichtig Untergeschosse auch temporär während der Nutzung auszuschließen. Alternativ, bungen. Jedoch kein Ablaufen oder Abtropfen von Wasser-
hierbei sind die Bauteildicke, die Betonqualität und die Fugen- • Dächer aus Beton die Nutzungsanforderungen sind so gering, dass ein temporärer tropfen oder Wasserdurchtritte, die zu Pfützen führen
abdichtungssysteme. Wasserdurchtritt akzeptiert werden kann, wenn die Bau-
Ein temporärer Wasserdurchtritt ist bei allen Trennrissen, teiloberflächen einsehbar und Wasserdurchtrittsstellen nach-
auch bei einer Rissbreite unter 0,1 mm, generell möglich. ACHTUNG: Sie gilt nicht träglich abgedichtet werden können.
Für eine hochwertige Nutzung ist selbst ein temporärer • für Silos und Behälterbauwerke (EC2, Teil 3) Die Nutzungsklasse und der Nutzungsbeginn müssen definiert
Wasserdurchtritt unzulässig. • für Tunnel- und Ingenieurbauwerke nach ZTV-ING oder werden. Der Bauherr legt mit Unterstützung des Planers die
ZTV-W vorgesehene Nutzung und die Anforderungen an das Raumkli-
ma fest. Aufgrund dieser Anforderung definiert der Planer die
erforderliche Nutzungsklasse.

128 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 129


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Beton für wasserundurchlässige Bauwerke Beton für wasserundurchlässige Bauwerke


7.1

7.1
Drei Entwurfsgrundsätze b Festlegung von Trennrissbreiten Bauteildicke Anforderungen an den Beton
➡ Risse für die Selbstheilung begrenzen Die Mindestdicke und Konstruktion von WU-Bauteilen sind • Konsistenzklasse F3 und weicher – bei Mindestbauteil-
a Vermeidung von Trennrissen durch die Festlegung von: ➡ Bauweise mit Trennrissen, festlegen von Rissbreiten (viele so zu wählen, dass die Bauteile unter Beachtung der Beton- dicken und Beanspruchungsklasse 1
Konstruktiven Maßnahmen: kleine Risse mit geringen Rissbreiten, Wasserdurchtritt kann deckung, der Bewehrung, der Fugenabdichtungen und der • Wasserzementwert w/zeq ≤ 0,55 ergibt in der Regel
➡ Vermeidung von Reibung und Zwang hier durch Selbstheilung begrenzt werden) Einbauteile fachgerecht betoniert werden können. Die tra- C30/37, was auch rechnerisch anzusetzen ist
➡ Gleitschichten ➡ Bei hochwertiger Nutzung (Nutzungsklasse A) unzulässig gende und die dichtende Funktion müssen zusätzlich zu den • Größtkorn ≤ 16 mm
➡ Keine Festhaltepunkte anderen geforderten Eigenschaften erfüllt werden. • Automatisch ÜK 2
➡ Hydratationsgassen c Festlegung von Trennrissbreiten mit planmäßigen Empfohlene Mindestbauteildicken für WU-Bauteile für alle • Bei Erhöhung des w/z-Werts auf maximal 0,60, Erhöhung
➡ Anordnen von Fugen Dichtmaßnahmen Nutzungsklassen sind in der unten aufgeführten Tabelle in der Wanddicke um 15 % von 240 mm auf 280 mm
➡ Einzelrisse zulassen und planmäßig abdichten Abhängigkeit der gewählten Beanspruchungsklasse angege-
Betontechnologischen Maßnahmen: ➡ Bauweise mit Trennrissen, festlegen von Rissbreiten ben. Diese Angaben gelten für Betone gemäß der DAfStb-
➡ Betonrezepturen mit niedriger Hydratationswärme (wenig breite Risse) in Kombination mit planmäßigen Richtlinie »Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton«
➡ Wärmehaltende Nachbehandlung Dichtmaßnahmen. Ausgabe Dezember 2017.
➡ Kühlen des Frischbetons In vielen Fällen führen die genannten Mindestabstände auf-
➡ Möglichst niedrige Frischbetontemperaturen grund der Anforderung zur Betonierbarkeit gegebenenfalls zu
dickeren Bauteilen als die Mindestdicken nach WU-Richtlinie.
Ausführungstechnischen Maßnahmen:
➡ Frühzeitig einsetzende Nachbehandlung
➡ Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung Empfohlene Mindestwandstärken nach WU-Rili
➡ Wahl des richtigen Betonierzeitpunkts Ausführungsart
➡ Wärmehaltende Nachbehandlung
Abb. 7.1.6
Beanspru- Ortbeton
Bauteil chungs- Ortbeton Elementwände oder Element-
Fertigteile
klasse [mm] decken mit Ortbetonergänzung
[mm]
[mm]
1 (Wasser) 240 240 - Ortbetonergänzung ≥ 120 200
Wände
Abb. 7.1.4 Zulässige Rissbreiten im Betonbau, die bei der Tragwerksplanung berücksichtigt werden müssen 2 (Feucht) 200 240 - Ortbetonergänzung ≥ 120 100
Zulässige Rissbreiten
1 (Wasser) 250 X 200
im Betonbau Bodenplatte
< 0,1 mm < 0,2 mm < 0,3 mm < 0,4 mm > 0,4 mm 2 (Feucht) 150 X 100
Stahlbeton Außenbauteile Dächer ohne WD 1 (Wasser) 200 240 - Ortbetonergänzung ≥ 180 180
Einfluss auf die Dauerhaf-
XC2, XC4, XD, XS Stahlbeton Innenbauteile
kaum sichtbar Vorspannung mit Verbund tigkeit (daher Maßnahmen Dächer mit WD 1 (Wasser) 180 220 - Ortbetonergänzung ≥ 160 160
Vorspannung ohne Ver- XC1 Abb. 7.1.7
erforderlich)
bund Elementwände mit
Ortbetonergänzung
WU-Bauwerke, Auffangbauwerke
(nach Wasserhaushaltsgesetz WHG) Erhöhung der Mindestwandstärken um 15 %
Ausführungsart
Selbstheilung von Rissen Beanspru-
Bauteil chungs- Ortbeton Elementwände oder Element-
Fertigteile
Selbstheilung von Rissen durch Neubildung von Kalziumkar- klasse [mm] decken mit Ortbetonergänzung
[mm]
[mm]
bonat an den Rissflanken. Dieser Vorgang entsteht nur bei
1 (Wasser) 280 (+ 40) 280 (+ 40) - Ortbetonergänzung ≥ 120 230 (+ 30)
Wasserführenden Rissen. Wände
2 (Feucht) 200 240 - Ortbetonergänzung ≥ 120 100
1 (Wasser) 290 (+ 40) X 230 (+ 30)
Vorgang der Selbstheilung Bodenplatte
2 (Feucht) 150 X 100
Durch die Hydratation des Zementes (Reaktion Zement mit Abb. 7.1.8
Dächer ohne WD 1 (Wasser) 230 (+ 30) 280 (+ 40) - Ortbetonergänzung ≥ 180 210 (+ 30)
Wasser) wird Kalziumhydroxid in der Porenlösung freigesetzt. Fertigteile
Dächer mit WD 1 (Wasser) 210 (+ 30) 250 (+ 30) - Ortbetonergänzung ≥ 160 180 (+ 20)
Dieses Kalziumhydroxid wird mit dem Wasser in den Riss
transportiert, das Wasser verdunstet, das Kalziumhydroxid
lagert sich an und reagiert mit dem CO2 an der Luft zu Kalzi- Rezepturvorgabe bei Ausnutzung der Mindestwandstärke
umkarbonat, also reinem Kalk. Das ist vergleichbar mit der Beanspruchungsklasse 1 (Wasser) Beanspruchungsklasse 2 (Feuchte)
Stalaktitbildung in einer Tropfsteinhöhle. Rezeptur bei 1 - Wasser - Ausnutzung der Rezeptur bei 2 - Feuchte und Erhöhung der Mindest-
Ein Feuchtedurchtritt ist trotzdem auch nach Jahren immer Mindestwandstärke wandstärke um 15 %
Abb. 7.1.5
noch möglich. Selbstheilung von Rissen w/z ≤ 0,55 (ergibt in der Regel C30/37) w/z ≤ 0,60 (Beton mit hohem Wassereindringwiderstand)
Größtkorn 16 mm Gößtkorn 16 mm
ÜK 2 ÜK 1 (bei 1 - Wasser immer ÜK 2)

130 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 131


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Beton für wasserundurchlässige Bauwerke Beton für wasserundurchlässige Bauwerke


7.1

7.1
Betonierbarkeit Größtkorn in Abhängigkeit vom lichten Bewehrungsabstand Anforderungen an Beton für wasserundurchlässige Bauwerke nach WU-Richtlinie
Für Ortbeton- oder Elementwände bei Beanspruchungsklasse 1 Die folgenden Werte gelten grundsätzlich zwischen den Be- Voraussetzung: keine Anforderungen aus XA und XS
(drückendes Wasser) gelten über den empfohlenen Mindest- wehrungslagen und bei Elementwänden ohne Bewehrung in Betonzusammen- Abb. 7.1.12
Bauteildicke bw,i Größtkorn
bauteilstärken laut Tabelle besondere Anforderungen an die der Ortbetonergänzung zwischen den Innenflächen der Beanspruch- setzung Anschluss- Anforderungen an Beton
Bemerkung
ungsklasse (hoher Wasserein- mischung für wasserundurchlässige
[mm] [mm]1) [mm]
lichten Innenmaße zur Sicherstellung der Betonierbarkeit und Fertigteilwände. dringwiderstand) Bauwerke nach WU-
Richtlinie
eines fachgerechten Einbaus von innenliegenden Fugenabdi- < 120 - - nicht erlaubt
chtungen.
Mindestdicke (w/z)eq ≤ 0,55
≥ 120 8 - -
240 ≈ C30/37
Ortbetonwand Elementwand
Abb. 7.1.9
Lichtes Maß zwischen den Bewehrungslagen Füllbeton 1 ≥ 140 16 8 mm -
Anforderung an
Beton und Größtkorn Fallrohr, Hosenrohr Wände
≥ 140 16 Bei Fallhöhe -
oder Pumpenschlauch (Ortbeton) > 240 (w/z)eq < 0,60
> 1 m auch 8
(280 - 300) = C25/30
≥ 180 32 mm -

Mindestdicke
Schalung 200 (w/z)eq < 0,60
Elementwand 2 keine Anforderungen - -
= C25/30
Bewehrung > 200

Mindestdicke (w/z)eq < 0,55


1
250 ≈ C30/37
Bodenplatte keine Anforderungen - -
(w/z)eq < 0,60
2 150
= C25/30

< 120 - - nicht erlaubt


Mindestdicke
240 (w/z)eq < 0,55
≥ 120 8
Bei Fallhöhen > 1 m immer Anschluss- Kern > 120 mit ≈ C30/37
8 mm GK 8 mm -
und bei Mindestwandstärke mischung D8
Anschlussmischung D8 mm (Größtkorn 8 mm) 1 ≥ 140 16
mind. 30 cm mind. 30 cm
Kernbeton für
≥ 140 16
Elementwände > 240 (w/z)eq < 0,60
8 mm -
(280 - 300) = C25/30
≥ 180 32
mind. 30 mm
Aufständern Mindestdicke 240
(200)2) (w/z)eq < 0,60
2 keine Anforderungen 8 mm -
= C25/30
> 240
bwi ≥ 18 cm Dmax = 32 mm Beanspruchungsklasse 1
1)
Lichtes Maß zwischen Bewehrungslagen bei Wänden bzw. zwischen Innenflächen der Fertigteile bei Kernbeton
bwi ≥ 14 cm Dmax = 16 mm d 24 = (w/z)eq ≤ 0,55 2)
Besondere betontechnologische und ausführungstechnische Maßnahmen
bwi ≥ 12 cm Dmax = 8 mm ≤ 16 mm Größtkorn

Dmax - Durchmesser des Größtkorns der GK Größtkorn in Abhängigkeit vom lichten Maß zwischen den Bewehrungslagen bw,i zusätzliche • LH-Zemente oder Zemente mit normaler Festigkeitsent-
Anforderungen wicklung Leitfaden für WU-Beton
(ggf. sinnvoll) • Begrenzung der Frischbetontemperatur
• besondere Nachbehandlungsmaßnahmen (z. B. um kon- Für weitere, detailliertere und Um-
Abb. 7.1.10 (links) trollierten Wärmeabfluss zu ermöglichen
fangreiche Informationen steht unser
Aufständern von
Elementwänden Anschlussmi- bei Fallhöhen > 1 m: immer Anschlussmischung mit max. „Leitfaden für WU-Beton“ als Bro-
schung 8 mm Größtkorn
Höhe = Bauteildicke, jedoch mind. 30 cm hoch schüre oder als PDF-Datei auf unserer
Homepage (www.holcim.de) zur
Konsistenzklasse F3, F4, F5 oder F6 (SVB möglich) - Frischbetondruck und
Abb. 7.1.11 (rechts) Steiggeschwindigkeit beachten (abhängig vom Einbauver- Verfügung.
Abschalen der fahren), Schalung oder Fertigteilelement
Aufständerung
Stahlfaserbeton Stahlfaserbeton (SFB) möglich: Abminderung der konventi-
onellen Bewehrung nach DBV-Merkblatt Stahlfaserbeton

Abb. 7.1.13
Zusätzliche Maßnahmen und Hilfen

132 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 133


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Frost- und Frost-Tausalzbeständiger Beton Frost- und Frost-Tausalzbeständiger Beton


7.2

7.2
Allgemeines Wirkungsweise der Luftporen im Beton Das Luftporengefüge wird durch folgende Kenngrößen
Der Schadensmechanismus und die Schadensbilder durch Es werden maximale w/z-Werte, Mindestdruckfestigkeitsklassen Mit Hilfe von Zusatzmitteln (Luftporenbildner – LP-Mittel wer- beschrieben:
Frost- und Frost-Tausalz-Angriff werden im Kapitel 10.4 näher und Mindestzementgehalte festgelegt. den künstlich kleine, fein verteilte kugelige Mikroluftporen • Gesamter Luftporengehalt
beschrieben. In diesem Kapitel werden die Anforderungen zur Es ist auf die Verwendung von Frost- bzw. Frost-Tausalzbeständi- in den Beton eingebracht, die eine bestimmte Größe (Durch- • Spezifische Oberfläche eingeführter Luftporen
Herstellung von Frost- und Frost-Tausalzbeständigen Betonen ger Gesteinskörnung zu achten. messer ≤ 0,3 mm) und einen bestimmten maximalen Abstand • Abstandsfaktor
beschrieben. Betone der Expositionsklasse XF2 und XF3 können mit Luftpo- (Abstandsfaktor AF ≤ 0,2 mm) aufweisen müssen. • Porengrößenverteilung
renbildner hergestellt werden. Dann darf die Mindestdruckfes- Die positive Wirkung dieser eingeführten Luftporen ist vor • Gehalt an Mikroluftporen (Durchmesser < 300 µm)
Betonzusammensetzung bei Frost- und Frost-Taumittel- tigkeitsklasse eine Stufe niedriger und der maximale w/z-Wert allem darauf zurückzuführen, dass dem gefrierenden Wasser
Abb. 7.2.3 und 7.2.4
Angriff höher ausfallen. Betone der Expositionsklasse XF4 müssen mit im Beton Expansionsraum zur Verfügung gestellt wird. Des Gerät zur Messung des
Bauteile, die unmittelbar Witterungseinflüssen ausgesetzt sind, LP-Bildner hergestellt werden. Weiteren wird das sonst durchgängige Kapillarsystem des Be- Luftgehalts von Frisch-
beton (Luftporentopf)
müssen einen ausreichenden Frost- bzw. Frost-Tausalz-Wider- Der Mindestluftgehalt bei Verwendung von LP-Bildnern ist in der tons unterbrochen und damit die Wasseraufnahme des Betons
stand während ihrer Nutzungsdauer aufweisen. Die Bean- Abbildung 7.2.2 in Abhängigkeit vom Größtkorn dargestellt. verringert. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme hängt wesent-
spruchung reicht von geringem Frost-Angriff bis zu starkem lich vom Einhalten des Mindestluftgehaltes und des Abstands-
Frost-Tausalz-Angriff. Für Fließbeton ist der Mindestluftgehalt nach Abbildung 7.2.2 faktors ab. Neben der positiven Wirkung der Mikroluftporen
Die Wahl einer geeigneten Betonzusammensetzung kann um 1 % zu erhöhen. In diesem Fall ist das „Merkblatt für die kommt es zu Verlusten der Druckfestigkeit des Betons.
Schäden durch Frost- und Frost-Taumittel-Angriff weitestgehend Herstellung und Verarbeitung von Luftporenbeton“ der FGSV zu
vermeiden. beachten. Diese entsprechen etwa folgender Beziehung:
Zur Erzielung eines ausreichenden Widerstandes legen die DIN Erhöhung des Luftporengehaltes um 1 Vol-% bewirkt eine Ver-
Abb. 7.2.5
EN 206-1 und die DIN 1045-2 Anforderungen an die Ausgangs- minderung der Druckfestigkeit um 3 MPa und mehr.
Größtkorn Stereomikroskop mit
stoffe und die Betonzusammensetzung fest. 8 16 32 63
[mm] automatischer Bild-
analyse zur Ermittlung
Dieser Einfluss kann zum Teil durch betontechnologische Maß-
der Luftporenkennwerte
Mindestluftge-
Die Anforderungen entsprechend der Expositionsklassen sind in halt [Vol.-%]
5,5 4,5 4,0 3,5 nahmen kompensiert werden, wenn die verflüssigende Wirkung am Festbeton
der Abbildung 7.2.1 enthalten des Luftporenbildners zur Verringerung des Wassergehaltes und
Einzelwerte dürfen diese Werte um maximal 0,5 % unterschreiten. somit zur Reduzierung des w/z-Wertes genutzt wird, oder auch
Abb. 7.2.2 durch den Einsatz von Zementen höherer Festigkeitsklasse.
Mittlerer Luftgehalt im Frischbeton unmittelbar vor dem Einbau Diese Abschätzung gilt für Normalbeton. Bei hochfesten Beto-
nen kann der Verlust der Druckfestigkeit höher ausfallen.

Grundsätzlich ist die Herstellung und Verarbeitung von Luft- Mikrohohlkugeln als Alternative für Luftporenbetone
Abb. 7.2.1 Mindestzement-
Mindestdruck- porenbeton sehr anspruchsvoll und wird von vielen Faktoren Als Alternative für die Verwendung von Luftporenbildnern
Anforderungen an den Mindestzement- gehalt bei
Expositions- max. w/z festigkeits- Mindestluftge- Andere
Beton bei Frost- und gehalt2) Anrechnung von beeinflusst: wurden Mikrohohlkugeln entwickelt. Von den Herstellern von
klasse bzw. w/zeq klasse1) halt [Vol.-%] Anforderungen
Taumittel-Angriff [kg/m³] Zusatzstoffen2), 3)
[N/mm²] • Verwendete Betonausgangsstoffe (Zement, Gesteinskör- Mikrohohlkugeln gibt es bauaufsichtliche Zulassungen für die
[kg/m³]
XF1 0,60 C25/30 280 270 - F44 nung, Zusatzstoffe, Zusatzmittel) Verwendung im Beton, welche bei der Verwendung von Mikro-
• Konsistenz des Betons hohlkugeln zu berücksichtigen sind.
0,555) C25/30 300 2705) 6)

XF2 MS25 4) • Mischzeit und -intensität Der Nachweis des Luftgehaltes funktioniert nicht mit dem Luft-
0,505) C35/457), 8) 3208) 2705) - • Temperatur porentopf. Der Nachweis von Mikrohohlkugeln im Frischbeton
0,55 C25/30 300 270 6) • Einbauart ist durch Auswaschen nach ASTM C-173/C-173M-01 möglich.
XF3 F24) • Verdichtungsart und -dauer Der zur erforderlichen Dosierung gehörende Roll-A-Meter-Wert
0,50 C35/457), 8) 3208) 270 -
ist während der Erstprüfung zu bestimmen.
XF45) 0,505) C30/377) 3208) 2705) 6), 9)
MS184) Prüfmethoden zur Bestimmung der Luftporen im Beton Für den Nachweis der Expositionsklasse XF3 ist der CIF-Test
1)
Mindestdruckfestigkeitsklasse gilt nicht für Leichtbeton Der Luftporengehalt lässt sich sowohl am Frischbeton als auch und für den Nachweis der Expositionsklasse XF4 ist der
2)
Bei 63 mm Größtkorn darf der Zementgehalt um 30 kg verringert werden
3)
Für die Anrechnung von Zusatzstoffen sind die Bedingungen von DIN 1045-2 einzuhalten am Festbeton überprüfen. Wegen seiner einfachen Handha- CDF-Test in den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen
4)
Gesteinskörnungen mit Regelanforderungen und zusätzlich Widerstand gegen Frost bzw. Frost und Taumittel bung wird in Deutschland am häufigsten der Luftporentopf vorgeschrieben. Der Grenzwert für XF4 ist von 1.500 g/m² auf
5)
Nur Anrechnung von Flugasche zulässig. Weitere Zusatzstoffe dürfen zugesetzt, aber nicht auf den Zementgehalt oder den w/z-Wert angerechnet werden.
Bei Zugabe von Flugasche und Silikastaub ist jegliche Anrechnung ausgeschlossen. (Druckausgleichsverfahren nach DIN EN 12350-7) benutzt 1.200 g/m² reduziert.
6)
Mittlerer Luftgehalt im Frischbeton unmittelbar vor dem Einbau: es gelten die Angaben von Abb. 7.2.2
(siehe Abbildung 7.2.3 und 7.2.4). Die Bestimmung der Luft- Aufgrund der geringeren Festigkeitsreduzierung bei Einsatz
7)
Bei langsam und sehr langsam erhärtenden Betonen (r < 0,30) eine Festigkeitsklasse niedriger. Die Druckfestigkeit zur Einteilung in die Festigkeitsklasse ist
auch in diesem Fall nach 28 Tagen zu bestimmen. porenkennwerte am Festbeton erfolgt nach DIN EN 480-11 an von Mikrohohlkugeln gegenüber herkömmlichem Luftporenbe-
8)
Nach DAfStb-Richtlinie „Massige Bauteile aus Beton“ sind kleinere Grenzwerte möglich.
9)
Herstellung ohne Luftporen ist zulässig für erdfeuchten Beton mit w/z-Wert ≤ 0,40 sowie bei Anwendung von CEM III/B für Meerwasserbauteile und Räumer-
geschliffenen Festbetonproben mittels Stereomikroskop (Abbil- ton ist eine Absenkung der Festigkeitsklasse, wie in Abbildung
laufbahnen. dung 7.2.4). Der Einsatz bildgebender Systeme ist möglich. 7.2.1 dargestellt, nicht zulässig.

134 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 135


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Beton mit hohem chemischen Widerstand Beton mit hohem chemischen Widerstand
7.3

7.3
Allgemeines Mindestanforderungen
Betone können unterschiedlichen chemischen Einflüssen ausge- Der höchste Wert für jedes einzelne chemische Merkmal in DIN EN 206-1 legt für Betone mit hohem chemischen Wider-
setzt sein. Bei chemischem Angriff auf Beton unterscheidet man Abb. 7.3.1 bestimmt die Expositionsklasse. Wenn zwei oder stand für die einzelnen Expositionsklassen die Mindestanfor-
grundsätzlich zwischen lösendem und treibendem Angriff. mehrere chemische Merkmale zu derselben Expositionsklasse derungen fest (Abb. 7.3.2).
In der Regel ist der Zementstein chemisch weniger beständig führen, muss der nächsthöhere Angriffsgrad gewählt werden,
als die deutlich dichtere Gesteinskörnung. Allgemein kann die sofern Fachleute nicht ein anderes Vorgehen vorschlagen. Abb. 7.3.2
Betonkorrosion durch chemischen Angriff
Grenzwerte für
chemische Beständigkeit des Betons mit betontechnologischen Bei Grundwässern kann aufgrund der geologischen Situation Expositionsklassen Zusammensetzung und
Maßnahmen, vor allem mit einer hohen Dichtigkeit und der die betonschädigende Wirkung abgeschätzt werden (kalklösen- XA1 XA25) XA35), 6) Eigenschaften von Beton
Wahl eines geeigneten Zements verbessert werden. de Kohlensäure, Härtegrad). zur Vermeidung von
Betonkorrosion durch
Schmelzwasser, Regenwasser und Oberflächengewässer sind max. w/z 0,60 0,50 0,45 chemischen Angriff
Weitere Informationen zu Schäden durch treibenden und normalerweise weiche Wässer. Grundwasser kann in der Nähe
Mindestdruckfestigkeitsklasse1) C25/30 C34/453), 4) C35/454)
lösenden Angriff werden in dem Kap. 10 „Ursachen und Ver- von Kohle- und Schlackehalden oder in Tonboden Sulfate ent-
meidung von Betonschäden« gegeben. halten. Durch Oxidation von Pyrit entstehen u. a. Schwefelver-
Mindestzementgehalt2) [kg/m³] 280 320 320
bindungen.
Die DIN EN 206-1 sieht folgende Klassifizierung aufgrund Mindestzementgehalt bei Anrech-
270 270 270
nung von Zusatzstoffen2) [kg/m³]
chemischen Angriffs vor: Freie Säuren sind in der Natur, abgesehen von der Kohlensäure,
• XA1: chemisch schwach angreifende Umgebung selten zu finden. Kohlensaures Wasser kann als Quellwasser
1)
Gilt nicht für Leichtbeton
2)
Bei einem Größtkorn von 63 mm darf der Zementgehalt um 30 kg/m3 reduziert werden
• XA2: chemisch mäßig angreifende Umgebung auftreten, aber auch durch Gärprozesse von tierischen und 3)
Bei Verwendung von Luftporenbeton eine Festigkeitsklasse niedriger. In dem Fall darf Fußnote4) nicht angewendet werden
• XA3: chemisch stark angreifende Umgebung. pflanzlichen Stoffen in Faulwasser entstehen. 4)
Bei langsam und sehr langsam erhärtenden Betonen (r<0,30) eine Festigkeitsklasse niedriger. Die Druckfestigkeit zur Einteilung in die geforderte Druckfestigkeitsklasse ist an
Probekörpern im Alter von 28 Tagen zu bestimmen. In dem Fall darf Fußnote3) nicht angewendet werden
5)
Bei chemischem Angriff durch Sulfat (ausgenommen bei Meerwasser) muss oberhalb der Expositionsklasse XA1 Zement mit hohem Sulfatwiderstand (SR-Zement) verwendet
Besteht der Verdacht auf aggressive Stoffe, ist eine Beurteilung In Moor- und Sumpfgebieten können durch Oxidation des
werden
der betonangreifenden Wässer, Böden und Gase mit Hilfe von Schwefelwasserstoffs saure Grundwässer entstehen, wenn 6)
Schutzmaßnahmen erforderlich, ggf. besonderes Gutachten für eine Sonderlösung

chemischen Analysen erforderlich. Der Angriffsgrad von Grund- Kalk zur Neutralisation im Boden fehlt. Dagegen können Indus-
wasser und Böden vorwiegend natürlicher Zusammensetzung trieabwässer spezifische Säuren (z. B. Milchsäuren) oder Salze
wird in der Norm DIN EN 206-1 nach Grenzwerten beurteilt (z. B. Sulfate) enthalten. Widerstand leicht lösliches, auswaschbares oder austauschbares Kalziumhy-
(Abb. 7.3.1). Sie gelten für sehr geringe Fließgeschwindigkeiten, Der Widerstand von Beton gegenüber einem lösenden Angriff droxid zur Verfügung steht. Der chemische Widerstand eines
bei denen nahezu hydrostatischer Druck angenommen werden und Sulfatangriff setzt sich aus einem physikalischen und einem Zements hängt bei einem Sulfatangriff von der Zusammenset-
kann, sowie für Umgebungstemperaturen zwischen 5 °C und chemischen Widerstand zusammen. Für den physikalischen zung des Zementklinkers (C3A-Gehalt) und dem Klinkergehalt
25 °C. Widerstand ist ein dichtes Betongefüge maßgebend, welches sowie von der Art und dem Anteil der Hauptbestandteile des
vor allem über den w/z-Wert, die Zementart, eine sorgfältige Zements ab.
Abb. 7.3.1 Verdichtung und ausreichend lange Nachbehandlung gesteuert Die natürlichen Gesteinskörnungen sind normalerweise viel
Chemisches Merkmal XA1 (schwach angreifend) XA2 (mäßig angreifend) XA3 (stark angreifend)
Grenzwerte für die
wird. Für den chemischen Widerstand sind der Zement und ggf. dichter und chemisch beständiger als der Zementstein. Die
Expositionsklassen bei Grundwasser
chemischem Angriff eingesetzte Zusatzstoffe ausschlaggebend. chemische Beständigkeit der Gesteinskörnung kommt erst bei
durch natürliche Böden pH-Wert 6,5 ... 5,5 < 5,5 ... 4,5 < 4,5 und ≥ 4,0
starkem Angriff durch Säuren oder Laugen zum Tragen.
und Grundwasser 1), 2) kalklösende Kohlensäure (CO2) [mg/l] 15 ... 40 > 40 ... 100 > 100 bis zur Sättigung
Der w/z-Wert ist der maßgebende Parameter für die chemische
Ammonium3) (NH4+) [mg/l] 15 ... 30 > 30 ... 60 > 60 ... 100
Beständigkeit von Beton und darf nach Norm DIN EN 206-1 je Inerte Betonzusatzstoffe beeinträchtigen die chemische Be-
Magnesium (Mg ) [mg/l]
2+
300 ... 1.000 > 1.000 ... 3.000 > 3.000 bis zur Sättigung
nach Angriffsart und Expositionsklasse 0,50 nicht überschreiten. ständigkeit des Betons, da sie in der Regel den Wasseranspruch
Sulfat4) (SO42-) [mg/l] 200 ... 600 > 600 ... 3.000 > 3.000 und ≤ 6.000
erhöhen und damit ein poröses Betongefüge schaffen.
Boden
Portlandkompositzemente mit chemisch reaktiven Zementzu-
Sulfat5) (SO42-) [mg/kg] insgesamt 2.000 ... 3.0006) > 3.0006) ... 12.000 > 12.000 und ≤ 24.000
satzstoffen wie Hüttensand, Flugasche oder Silikastaub können Reaktive Betonzusatzstoffe, wie z. B. Flugaschen oder Silikastaub,
Säuregrad > 200 Baumann-Gully in der Praxis nicht anzutreffen
die chemische Beständigkeit des Betons verbessern, indem sie können bei ausreichender Dosierung und Mahlfeinheit einen
1)
Werte gültig für Wassertemperatur zwischen 5 °C und 25 °C sowie bei sehr geringer Fließgeschwindigkeit (näherungsweise wie für hydrostatische Bedingungen)
2)
D er schärfste Wert für jedes einzelne Merkmal ist maßgebend. Liegen zwei oder mehrere angreifende Merkmale in derselben Klasse, davon mindestens eines im oberen Viertel
und ihre Hydratphasen den Gelporenraum zwischen den Hyd- positiven Effekt auf die chemische Beständigkeit haben. Die
(bei pH im unteren Viertel), ist die Umgebung der nächsthöheren Klasse zuzuordnen. Ausnahme: Nachweis mittels spezieller Studie, dass dies nicht erforderlich ist. ratationsprodukten des Zements ausfüllen und somit zu einer Wirksamkeit muss in Kombination mit dem gewählten Zement
3)
Gülle darf, unabhängig vom NH4+-Gehalt, in Expositionsklasse XA1 eingeordnet werden.
4)
S ulfatgehalte oberhalb 600 mg/l sind im Rahmen der Festlegung des Betons anzugeben. Bei chemischen Angriffen durch Sulfat (ausgenommen bei Meerwasser) für Exposi- Verdichtung des Betongefüges gegenüber aggressiven Stoffen überprüft werden.
tionsklasse XA2 und XA3 ist ein Zement mit hohem Sulfatwiderstand (SR-Zement) erforderlich. Für SO4 2- ≤ 1.500 mg/l ist anstelle von SR-Zement eine Mischung aus Zement beitragen. Zudem binden sie das Kalziumhydroxid (Ca(OH)2) in
und Flugasche zulässig.
5)
Tonböden mit einer Durchlässigkeit ≤ 10−5 m/s dürfen in eine niedrigere Klasse eingestuft werden. die Kalziumsilikathydratphasen (C-S-H) während der puzzolani-
6)
F alls die Gefahr der Anhäufung von Sulfationen im Beton – zurückzuführen auf wechselndes Trocknen und Durchfeuchten oder kapillares Saugen – besteht, ist der Grenzwert
schen oder latent hydraulischen Reaktionen ein, so dass weniger
von 3.000 mg/kg auf 2.000 mg/kg zu vermindern.

136 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 137


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Leichtverdichtbarer Beton Leichtverdichtbarer Beton


7.4

7.4
Entwicklung Technologie Herstellung von leichtverdichtbarem Beton im Transport-
Seit Beginn des modernen Betonbaus ist eine kontinuierliche Aufgrund ihrer Zusammensetzung bieten leichtverdichtbare Die Fließfähigkeit leichtverdichtbarer Betone wird durch eine betonwerk
Zunahme der verwendeten Betonkonsistenzen zu beobachten. Betone ein äußerst dichtes Betongefüge. Die Dauerhaftigkeit spezielle Betonzusammensetzung erreicht. Im Gegensatz zu Leichtverdichtbarer Beton ist ein Beton mit besonderen Frischbe-
Im Wesentlichen ist dies auf die fortschreitende Entwicklung von von Betonbauteilen kann so gesteigert werden. Weitere Vorteile Betonen vergleichbarer Druckfestigkeitsklasse und steiferer Kon- toneigenschaften. Es dürfen ausschließlich geeignete Einsatz-
geeigneten Betonzusatzmitteln wie der neuen Fließmittelgene- bietet leichtverdichtbarer Beton zur Herstellung von Sichtbe- sistenz kann von einem erhöhten Mehlkorngehalt ausgegangen stoffe verwendet werden. Ähnlich wie bei selbstverdichtendem
ration auf Polycarboxylatether-Basis (PCE) zurückzuführen. tonflächen. Zum einen basiert dies auf einfachem und somit werden. Als Anhaltswert ist ein Bindemittelgehalt von ca. Beton ist ein Wechsel der Einsatzstoffe ohne vorige Prüfung
gleichmäßigerem Einbau, zum anderen werden unterschiedliche 420 kg/m³ zu nennen. Als zweckmäßig hat sich die Verwendung nicht empfehlenswert.
Durch den Einsatz von Verflüssigern und Fließmitteln wird es Schalhäute aufgrund der Materialeigenschaften des Betons von Steinkohlenflugasche oder Kalksteinmehl als Zusatzstoff
möglich, weiche Frischbetone mit hohen Druckfestigkeiten so- optimal abgebildet. erwiesen. Zusammen mit einem planmäßig moderaten bis Für eine exakte Dosierung des Zugabewassers ist eine Erfassung
wie sedimentationsstabile Betone hoher Konsistenzen verläss- Im Bereich des Wohnungsbaus wird leichtverdichtbarer Beton niedrigen Wassergehalt wird so ein stabiler Leim erreicht. Als der Oberflächenfeuchte der Gesteinskörnung während der
lich herzustellen. Anspruchsvolle Bauteile können so durch eine immer häufiger zur Herstellung von Sohl- und Bodenplatten Fließmittel werden überwiegend Produkte auf Polycarboxyla- Produktion vorteilhaft.
bessere Verarbeitbarkeit des frischen Betons mängelarmer und verwendet. Gründe dafür sind der einfache und schnelle Einbau tether-Basis (PCE) verwendet. Der Einsatz von Kombinationspro-
dauerhafter erstellt werden. sowie eine bessere Qualität. dukten aus herkömmlichen Fließmitteln und Fließmitteln auf Die Herstellung von leichtverdichtbarem Beton erfordert in der
PCE-Basis ist ebenso denkbar. Regel eine längere Nassmischzeit. Als Richtwert kann von 60
In der Praxis bezeichnet man Betone der Ausbreitmaßklasse F5 Sekunden ausgegangen werden.
und F6 als leichtverdichtbare Betone. Sie sind ähnlich fließfähig Vorteilhaft ist weiterhin die Verwendung von stabilisierenden
wie selbstverdichtende Betone, fallen allerdings in den Rege- Zusatzmitteln. Diese erhöhen die Robustheit des Frischbetons
lungsbereich der DIN EN 206-1/DIN 1045-2 und bedürfen trotz gegenüber naturgemäßen Schwankungen der Ausgangsstoffe. Abb. 7.4.4
der hohen Fließfähigkeit einer leichten Verdichtung. Ausbreitmaß Leicht-
verdichtbarer Beton F6
Für die Gesteinskörnung muss insbesondere dem Sand eine
Abb. 7.4.1 gesteigerte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zu scharfe
Leichtverdichtbarer
Beton F6 Sande wirken sich negativ auf die Sedimentationsstabilität aus.
Die Fließfähigkeit des Frischbetons kann durch zu feine Sande,
mit einem zu hohen Anteil abschlämmbarer Anteile, negativ
beeinflusst werden. Aufgrund der mit steigendem Durchmesser
zunehmenden Sedimentationsneigung ist das Größtkorn – ähn-
lich wie bei selbstverdichtendem Beton – auf 16 mm begrenzt.

Abb. 7.4.2 Frischbetonprüfungen


Leichtverdichtbarer Beton vereinfacht den Einbau
Leichtverdichtbarer Beton wird hergestellt nach den Regeln der
DIN EN 206-1/DIN 1045-2. Demnach wird die Konsistenz durch
die Prüfung des Ausbreitmaßes gemäß DIN EN 12350-5 festge-
stellt. Eine qualitative Beurteilung von Fließverhalten und Sedi-
mentationsstabilität sollte in jedem Fall erfolgen. Die Prüfung
von Fließzeit und Setzfließmaß (vgl. Kap. »Selbstverdichtender
Einsatzgebiete Beton«) ist für leichtverdichtbare Betone normativ nicht erfor-
Die Einsatzmöglichkeiten von leichtverdichtbaren Betonen derlich. Gleichwohl kann die Beurteilung von leichtverdichtbaren
sind vielfältig. Die leichte Verarbeitbarkeit bietet Vorteile bei Betonen nach eben diesen Kriterien hilfreich sein.
dicht bewehrten sowie schlecht zugänglichen Bauteilen. Dies
ist besonders dann der Fall, wenn anspruchsvolle Bauaufgaben
realisiert werden sollen. Wasserundurchlässige Konstruktionen
lassen sich beispielsweise sehr vorteilhaft erstellen. Insbesonde-
re der Anschluss der Wände an die Sohlplatte ist aufgrund der
schweren Zugänglichkeit beim Verdichten ein kritischer Punkt
während der Bauausführung.
Leichtverdichtbare Betone können hier besonders vorteilhaft
eingesetzt werden und führen zu einer verbesserten Qualität der
Abb. 7.4.3
Wannenkonstruktion. Sichtbetonflächen aus leichtverdichtbarem Beton

138 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 139


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Leichtverdichtbarer Beton Leichtverdichtbarer Beton


7.4

7.4
Verarbeitung auf der Baustelle Vorteile von leichtverdichtbarem Beton - LVB Bauteilgeometrie Abb. 7.4.7
Anwendungsbereiche von
Wie aus der Namensgebung des Betons deutlich wird, bietet Eine weitere Möglichkeit der Verdichtung bei plattenartigen, Die Baukosten lassen sich mit leichtverdichtbarem Beton sen- LVB und SVB in Abhängig-
keit von Bewehrungsgrad
leichtverdichtbarer Beton gute Verarbeitungseigenschaften. stahlfaserbewehrten Bauteilen ist das tiefe Eintauchen mit ken, da der Zeit- und Personalaufwand bei gleicher oder sogar
und Bauteilgeometrie
Gleichwohl ist vor Beginn und während des Betoneinbaus auf der sogenannten Schwabbelstange. Die Betonoberfläche wird besserer Qualität des Betons deutlich geringer sind.
einige Besonderheiten zu achten. Die verwendete Schalung anschließend durch wellenartige Bewegungen mit der Schwa-
muss ausreichend dicht sein. Einbauteile müssen entsprechend bbelstange hergestellt. Dieser Arbeitsgang ersetzt das übliche Weitere Vorteile von LVB:
gegen Auftrieb gesichert werden. Bei aufgehenden Bauteilen Abziehen des höhengerecht eingebauten Betons. Die Nachbe- • leichte Verarbeitbarkeit
wie Wänden oder Stützen muss der erhöhte Schalungsdruck handlung muss unmittelbar im Anschluss beginnen. • reduzierter Verdichtungsaufwand Bewehrungs-
beachtet werden. Der Einbau erfolgt in der Regel mit der Beton- • bessere Oberflächenqualität grad
pumpe. Das Einbringen mittels Krankübel ist ebenso möglich • Verringerung der Lärmbelästigung dicht F6/SVB SVB SVB
wie die Betonierung direkt aus dem Fahrmischer. • erhöhte Dauerhaftigkeit
locker F5/F6 F6 SVB
• freie Bauteilplanung
Trotz seiner ausgezeichneten Fließeigenschaften ist leicht- unbewehrt F5 F5/F6 F6/SVB
verdichtbarer Beton in der Regel nicht selbstnivellierend.
Das bedeutet, dass die Herstellung von oberflächenfertigen
Platten (z. B. Industrieböden, Bodenplatten oder Decken) ohne
zusätzliche Bearbeitung des Frischbetons während des Einbaus
Abb. 7.4.8
nicht möglich ist. Eine Kontrolle der Einbauhöhen währen des LVB - Konsistenzklasse
F5 / F6 direkt aus dem
Betonierens muss erfolgen. Entlüftet wird der Beton in der
Fahrmischer
Regel durch leichtes Stochern. Vom Rütteln des Frischbetons ist
grundsätzlich abzuraten, da dies schnell zu einer Sedimentati-
on führen kann.

Abb. 7.4.5 Abb. 7.4.6


Leichtverdichtbarer Leichtverdichtbarer Beton F6
Beton F6

140 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 141


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Selbstverdichtender Beton (SVB) Selbstverdichtender Beton (SVB)


7.5

7.5
Allgemeines Anwendungsgebiete Technologie Für die Rezepturentwicklung stellt das in Japan entwickelte
Selbstverdichtender Beton (SVB) wurde Ende der 80er-Jahre Der Einsatz von SVB ist grundsätzlich in allen Bereichen des Im Gegensatz zum konventionellen Beton richtet sich beim SVB Verfahren nach Okamura bis heute die Grundlage dar. Aus-
in Japan entwickelt. Die selbstverdichtende Eigenschaft des klassischen Betonbaus denkbar. Der erhöhte Aufwand bei der das Hauptaugenmerk auf die zu erzielenden Frischbeton- gangspunkt ist die gezielte Beeinflussung von Viskosität und
Betons wird durch seine extrem hohe Fließfähigkeit erreicht. Produktion und der Qualitätssicherung beschränken den Ein- eigenschaften. Die Rezepturentwicklung unterscheidet sich Fließgrenze des Frischbetons. Durch Voruntersuchungen am
Diese ermöglicht, dass der Frischbeton entmischungsfrei satz bis dato jedoch hauptsächlich auf Spezialanwendungen. daher grundsätzlich von der konventioneller Betone. Aufgrund Leim (Gemisch von Zement, Zusatzstoff und Wasser) wird der
durch die Schalung fließt und sich dabei selbständig entlüftet Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Herstellung von exponier- der erhöhten Mehlkorngehalte und des Einsatzes spezieller Be- Wasserbedarf (ßp-Wert) ermittelt, welcher gerade zur Wasser-
und somit verdichtet. Wegen der speziellen Zusammenset- ten Sichtbetonflächen mit komplexen Geometrien und hohen tonverflüssiger sowie der gleichzeitig relativ geringen Wasser- sättigung des Mehlkorns benötigt wird. Eine solche Leim-
zung solcher Betone sowie des sehr hohen Konsistenzmaßes Bewehrungsgraden (sog. Architekturbeton). Die Materialei- gehalte, ergeben sich in der Regel Betone der Druckfestigkeits- suspension verfügt über eine höchstmögliche Viskosität und
fällt SVB aus dem Anwendungsbereich der DIN EN 206-1 und genschaften von SVB ermöglichen die Herstellung exzellenter klassen C35/45 oder höher. Niedrigere Druckfestigkeitsklassen stellt sicher, dass die schwereren Gesteinskörner nicht im Leim
der DIN 1045-2 heraus. Aus diesem Grund wurde als Ergän- Sichtbetonflächen. Diese meist sehr filigranen Bauteile sind als C30/37 sind schwierig herstellbar. Die Einhaltung der absinken und vom Beton in Fließrichtung mitgetragen werden.
zung bzw. Änderung dieser Normen die DAfStB-SVB-Richtlinie in der geforderten Sichtbetonqualität häufig nur mit SVB DAfStb-Richtlinie »Selbstverdichtender Beton« gewährleistet,
»Selbstverdichtender Beton« eingeführt, in der die Herstel- herstellbar. Daneben kommt SVB als Ortbeton vermehrt zum dass die übrigen Festbetoneigenschaften (E-Modul, Schwinden, Aus dem Leim wird unter Zugabe geeigneter Gesteinskörnung
lung, die Anwendung und die Qualitätssicherung von SVB Einsatz, wenn das Betonieren mit konventionellen Beto- Kriechen) mit denen von Normalbetonen vergleichbar sind. ein Beton hergestellt. Durch den Einsatz eines hochwirsamen
geregelt ist. nen – meist aus Gründen mangelnder Zugänglichkeit bzw. Betonverflüssigers (meist Polycarboxylatether PCE) wird die
Verarbeitungsmög- lichkeit auf der Baustelle – nicht oder nur Fließgrenze des Betons soweit abgesenkt, dass der Frischbeton
unter großem Aufwand möglich ist. Ein weiteres wichtiges selbstständig ins Fließen gerät. Ist eine ausreichende Menge
Einsatzgebiet ist die Herstellung von Betonfertigteilen. Hohe an fließfähigem Mörtel im Beton enthalten, schwimmen die
Sichtbetonqualitäten sowie die idealen Einbaubedingungen Gesteinskörner im Mörtel und werden von ihm in Fließrichtung
bei der Betonfertigteil-Produktion sind dafür entscheidend, mittransportiert. Allerdings steigt mit zunehmender Korngröße
Abb. 7.5.1 dass SVB gerade in diesem Bereich eine immer zunehmende die Gefahr der Sedimentierung, d. h. das Absinken der Gesteins-
Wohnhaus in SVB
Anwendung findet. körnung im Mörtel. Daher wird SVB in der Regel mit einem
ausgeführt
maximalen Größtkorn von 16 mm hergestellt.

Die Auswahl der Ausgangsstoffe und deren Zusammenstellung


haben dabei eine zentrale Bedeutung, da die Leistungsfähigkeit
des SVB maßgeblich davon abhängt. Ein Wechsel einer Kom-
ponente kann zu signifikanten Veränderungen der SVB-Eigen-
Abb. 7.5.4 schaften führen.
Würfelbefüllung mit Hilfe einer Rinne zur Entlüftung des Betons

Abb. 7.5.5
Normalbeton (Rüttelbeton) Selbstverdichtender Beton (SVB) Unterschiedliche Volumen-
verhältnisse von Normalbe-
ton und selbstverdichten-
dem Beton

Abb. 7.5.2
Treppenelement aus SVB

Zementleim: 280 l/m³ Zementleim: 365 l/m³


Gesteinskörnung: 720 l/m³ Gesteinskörnung: 635 l/m

Größtkorn 32 mm Größtkorn 16 mm

Beim SVB liegt der Zementleimgehalt um rund 80 bis 100 Liter über der Menge, die zum Ausfüllen der Hohlräume
der Gesteinskörnungen notwendig ist. Dieser Überschuß ermöglicht das Fließverhalten des Betons.

Abb. 7.5.3
Hochwertige Fertigteile aus SVB

142 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 143


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Selbstverdichtender Beton (SVB) Selbstverdichtender Beton (SVB)


7.5

7.5
Frischbetonprüfungen Herstellung von SVB im Transportbetonwerk
Die Anforderungen an die Frischbetoneigenschaften eines SVB Für den erfolgreichen Einbau von SVB ist die zielsichere Herstel- Generell sollte die Forderung nach einem kontinuierlichen und
sind vielfältig. Deshalb ist der Umfang der Frischbetonprüfun- lung im Transportbetonwerk von entscheidender Bedeutung. zügigen Betoneinbau gestellt werden. Bei längerer Ruhezeit des
gen umfangreicher als der konventioneller Betone. Wird die Neben der kontinuierlichen Überwachung der Ausgangsstoffe Frischbetons bzw. Betonierpausen kann es wegen des thixotro-
Konsistenz konventioneller Betone durch ein Ausbreitmaß bzw. sind weitere Maßnahmen zur Qualitätssicherung notwendig. pischen Verhaltens von SVB zur sogenannten Elefantenhaut-
Verdichtungsmaß gemessen, reicht diese Messmethode beim bildung kommen. Diese kann sich später auf der Betonfläche
SVB nicht mehr aus. Eine adäquate Charakterisierung der Kon- Aufgrund der erheblichen Sensibilität des SVB gegenüber zeigen oder bei starker Ausprägung sogar zum Verlust des
sistenz von SVB erfordert die Erfassung der maßgebenden Wassergehaltsschwankungen ist eine kontinuierliche Erfassung Verbundes führen.
rheologischen Parameter – Fließgrenze und Viskosität. der Feuchten der Gesteinskörnung während der Produktion
Abb. 7.5.13
Während die Fließgrenze durch das sogenannte Setzfließmaß unabdingbar. Dies kann durch Feuchtemesssonden geschehen.
Eine Person genügt, um
abgeschätzt wird, wird die Viskosität mit Hilfe der Fließzeit Der planmäßig niedrige Wassergehalt sowie die Tatsache, dass eine Wand mit SVB zu
betonieren
(entweder relative Trichterauslaufzeit oder Fließzeit t500) ermit- sich die volle Wirkung des PCE-Betonverflüssigers erst nach einer
telt. In der Praxis ist die Fließzeit t500 praktikabler, da sie parallel gewissen Zeit einstellt, führt zu deutlich erhöhten Mischzeiten.
zur Prüfung des Setzfließmaßes ermittelt werden kann. Dabei
wird die Zeit gemessen, welche der Beton nach dem Ziehen des Verarbeitung auf der Baustelle
Setztrichters benötigt, um auf einen Durchmesser von 500 mm Zum Sicherstellen eines qualitätsgerechten Einbaus sollte ein
zu fließen. Der Blockier- oder J-Ring wird zur Beurteilung der Betonierkonzept vorhanden sein.
Blockierneigung von SVB verwendet. Weiterhin ist ein Prüfplan für die erforderlichen Abnahmeprü-
fungen sinnvoll. Die notwendigen Abnahmeprüfungen sind in
Zielwerte der DAfStB-Richtlinie »Selbstverdichtender Beton« beschrieben.
Die in der Erstprüfung ermittelten Zielwerte und zulässigen In der Regel werden auf der Baustelle von jedem Transport-
Toleranzen der Konsistenz werden durch Angabe eines Verar- fahrzeug Annahmeprüfungen durchgeführt. Dabei werden das
beitbarkeitsbereiches dargestellt, welcher maßgebend für die Setzfließmaß mit oder ohne Blockierung und die Trichteraus-
Annahmeprüfung auf der Baustelle ist. Zu beachten ist dabei laufzeit zur Beurteilung der Funktionsfähigkeit des SVB ange-
die Außen- und Frischbetontemperatur, da diese erheblichen wendet.
Einfluss auf die Betoneigenschaften hat. Für unterschiedliche
Temperaturen werden in der Regel unterschiedliche Verarbeit- Je nach Verwendung des SVB sind einige Besonderheiten zu
barkeitsbereiche definiert. beachten. Beim Betonieren von vertikalen Bauteilen ist – ohne
Abb. 7.5.6 bis 7.5.10 vorherige Prüfung – von hydrostatischem Schalungsdruck
Messung des Setzfließmaßes mit Blockierring smb sowie Fließzeit t500
auszugehen.

Abb. 7.5.11 30
Beispiel für einen Stagnation Lufteinschluß
Verarbeitbarkeits- In diesem Zusammenhang muss auch beachtet werden, dass
bereich eines 25
selbstverdichtenden die Entlüftung von SVB ausschließlich während des Fließvorgan-
tTr,o

Betons ges stattfindet. Daher muss grundsätzlich eine ausreichende


Trichterauslaufzeit T [s]

20 Fließstrecke zur Verfügung stehen. Dies bedeutet ebenso, dass


möglichst wenig Einfüllstellen vorgesehen werden sollten.

15
Im Bereich der Einfüllstellen ist es vorteilhaft, den Beton
t Tr, u

zusätzlich durch Stochern zu entlüften, da es dort vermehrt zu


10 Lufteinschlüssen kommen kann.
Selbstverdichtung
Ein Rütteln darf in gar keinem Fall geschehen, da die Viskosität
des Frischbetons mit zunehmender Schergeschwindigkeit sinkt,
5
Sedimentation was letztendlich zur Entmischung des SVB führen kann.

Abb. 7.5.12
0 Bei hohen Wänden können Arbeitsfugen mit Hilfe einer Trapezleiste erstellt werden
55 60 65 70 75 80 85
smu smo
Setzfließmaß sm [cm]

144 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 145


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Leichtbeton Leichtbeton
7.6

7.6
Planung und Herstellung von Frischbeton
Klasse Verdichtungsmaß Konsistenzbeschreibung Abb. 7.6.5
Definition Leichte Gesteinskörnung Je nach Anforderung an das zukünftige Bauobjekt wird vorab
Verdichtungsmaßklassen
Das wesentliche Merkmal von Leichtbeton ist eine Rohdichte Die Eigenschaften leichter Gesteinskörnung für die Anwendung die erforderliche Rohdichteklasse des Leichtbetons festgelegt. C0 ≥ 1,46 sehr steif
kleiner 2.000 kg/m³. Diese verringert das Eigengewicht und ver- im Beton sind in DIN EN 13055 geregelt. Anschließend wird, wie bei herkömmlichem Beton, eine geeig- C1 1,45 bis 1,26 steif
bessert gleichzeitig die Wärmedämmeigenschaften gegenüber nete Gesteinskörnung gewählt, wobei deren Wasseraufnahme C2 1,25 bis 1,11 plastisch
Normalbeton (Rohdichte zwischen 2.000 und 2.600 kg/m³). Danach dürfen die folgenden Arten von leichter Gesteinskör- besonders zu beachten ist. Bei saugender Gesteinskörnung ist C3 1,10 bis 1,04 weich
Technisch ist es möglich, Raumgewichte bis 350 kg/m³ (Infra- nung verwendet werden: es vonnöten, ein Vorhaltemaß für die Wasserzugabe zu berück-
Nicht für Leicht-
leichtbeton) zu erreichen. • Natürliche leichte Gesteinskörnung: Bims, Schlacke und sichtigen und diese ggf. vor der Verarbeitung zu wässern, um C4
beton anwendbar
Tuffstein. ein übermäßiges Ansteifen des Frischbetons von der Herstel-
Es werden die folgenden Leichtbetonarten unterschieden: • Aus natürlichen Ausgangsstoffen hergestellte leichte lung bis zum Einbau zu vermeiden. Ausbreitmaß Abb. 7.6.6
Klasse Konsistenzbeschreibung
• Gefügedichter Leichtbeton mit Kornporosität (Leichtbeton Gesteinskörnung: Blähton, Blähtonschiefer, Blähschiefer, Durchmesser [mm] Ausbreitmaßklassen

mit geschlossenem Gefüge) Blähperlit und expandierter Vermiculit. Pumpbarkeit des gefügedichten Leichtbetons sehr steif
• Haufwerksporiger Leichtbeton mit dichter oder poröser • Aus Nebenprodukten industrieller Prozesse oder aus Der Einbau von Leichtbeton erfolgt meist mit Kübeln. Grund- F1 ≤ 340 steif
Gesteinskörnung rezyklierten Ausgangsstoffen hergestellte leichte Gesteins- sätzlich lässt sich gefügedichter Leichtbeton auch pumpen, F2 350 bis 410 plastisch
• Porenleichtbeton (Leichtbeton mit einer porösen Matrix körnung: Gesinterte Flugasche, kalt gebundene Flugasche, jedoch sollte hierbei der Pumpendruck so niedrig wie möglich F3 420 bis 480 weich
und ggf. poröser Gesteinskörnung) Hochofen-(Eisen)-Schaumschlacke und geblähte gekörnte gehalten werden. Ansonsten kann ein übermäßiges Eindrücken F4 490 bis 550 sehr weich
• Porenbeton Hochofen-(Eisen)-Schlacke, Blähglas und Schaumglas. des Zugabewassers in die leichte Gesteinskörnung in Folge des F5 560 bis 620 fließfähig
• Leichte Gesteinskörnung als Nebenprodukte industrieller Pumpendrucks zum Ansteifen des Betons führen. Dem kann F61)
≥ 630 sehr fließfähig
Eines der ältesten erhaltenen Gebäude der Welt ist das Patheon Prozesse: Ofenklinker, Kesselasche und Flugasche. entgegengesteuert werden, indem man die Gesteinskörnung 1)
Außerhalb des empfohlenen Anwendungsbereichs des Prüfverfahrens
in Rom, welches aus römischem Beton mit einer nach oben vorher ausreichend vornässt und eine Betonzusammensetzung
abnehmenden Rohdichte erbaut wurde. wählt, die einen erhöhten Leimgehalt aufweist und sehr
Abb. 7.6.7
fließfähig ist. Eine Erstprüfung mit Pumpversuch sollte aber auf Baustelle: Kirche aus
Neben dem niedrigen Eigengewicht und den guten wärmedäm- jeden Fall vorher durchgeführt werden. Leichtbeton Freiburg -
Umkirch
menden Eigenschaften zählt Leichtbeton zur Baustoffklasse A1
„nicht brennbar“ (nach DIN 4102). Darüber hinaus weist Leicht- Frischbetoneigenschaften und -prüfung
beton trotz des niedrigen Gewichts eine hohe Schallabsorption Die Frischbetonprüfung wird unter Beachtung der Verdich-
auf, welche auf die porige Struktur zurückzuführen ist. tungs- und Ausbreitmaßklassen durchgeführt (siehe Abb. 7.6.5
und 7.6.6).
Gefügedichter Leichtbeton (auch Konstruktionsleichtbeton)
Gefügedichter Leichtbeton mit einer Rohdichte von 800 bis
2.000 kg/m³ ist in DIN 1045­-2, DIN EN 206-­1 bzw. DIN EN 1992-
1-1 und NA geregelt. Zur Herstellung wird ganz oder teilweise
leichte Gesteinskörnung verwendet, welche wie bei Normalbe-
Abb. 7.6.2
ton von einer dichten Matrix umgeben ist. Somit steht die Roh- Bims
Abb. 7.6.1 dichte (Einteilung siehe Abb. 7.6.1) in direktem Zusammenhang Abb. 7.6.8
Rohdichteklassen zur Kirche aus Leichtbeton
Lastermittlung
mit der verwendeten Gesteinskörnung.
Freiburg - Umkirch

charakteristischer Wert zur


Lastermittlung
Rohdichteklasse Rohdichtebereich [kg/m³]
unbewehrt bewehrt
D1,0 ≥ 800 und ≤ 1.000 1.050 1.150

D1,2 > 1.000 und ≤ 1.200 1.250 1.350

D1,4 > 1.200 und ≤ 1.400 1.450 1.550

D1,6 > 1.400 und ≤ 1.600 1.650 1.750


Abb. 7.6.4
D1,8 > 1.600 und ≤ 1.800 1.850 1.950 Konsistenzmessung bei Leichtbeton
Abb. 7.6.3
D2,0 > 1.800 und ≤ 2.000 2.050 2.150 Blähton

146 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 147


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Leichtbeton Leichtbeton
7.6

7.6
Eigenschaften des Festbetons Haufwerksporiger Leichtbeton
Leichtbeton wird in die Festigkeitsklassen LC8/9 bis LC50/55 Zudem wird Leichtbeton in Rohdichteklassen eingeteilt. Die Die Absenkung der Rohdichte wird bei haufwerksporigem Haufwerksporiger Leichtbeton kann sowohl mit normaler als
eingestuft. Ab einer Festigkeit von LC55/60 spricht man von Rohdichtebereiche dienen u. a. zur Ermittlung der Wärmeleit- Leichtbeton über das Erzeugen eines Haufwerks mit der Ge- auch mit leichter Gesteinskörnung hergestellt werden. Meist
hochfestem Leichtbeton (siehe Abb. 7.6.9). fähigkeit (siehe Abb. 7.6.11) wie auch der charakteristischen steinskörnung erreicht. Dazu wird die Korngrößenverteilung findet die Verwendung leichter Gesteinskörnung in Form von
Lastermittlung. angepasst, sodass Hohlräume zwischen den einzelnen Körnern Mauersteinen oder Wandelementen Anwendung.
Abb. 7.6.9
Zylinder1) Würfel2) Bemessungswert entstehen. Zusätzlich wird der Leimgehalt reduziert, um die Ge-
Festigkeitsklassen und Druckfestig-
Festbetonprüfung keits- fck, cyl fck, cube Betonart Rohdichtebereich der Wärmeleit- steinskörnung nur zu umhüllen und an den Berührungspunk- Eigenschaften des Festbetons
Rohdichteklasse
klasse [kg/m³] fähigkeit
[N/mm²] [N/mm²] λR1) [W/(m*K)] ten zu verkitten. Somit entsteht ein eher steifer und offenpo- Nach DIN EN 1520 wird haufwerksporiger Leichtbeton von 400
LC8/9 8 9 ≤ 900 0,44 riger Beton. Eine Normung wie bei gefügedichtem Leichtbeton bis 2.000 kg/m³ ebenfalls in Rohdichteklassen eingeteilt (siehe
D1,0
≤ 1.000 0,49 gibt es nicht, jedoch kann DIN EN 1520 („Vorgefertigte Bauteile Abb. 7.6.13).
LC12/13 12 13
≤ 1.100 0,55 aus haufwerksporigem Leichtbeton und mit statisch anrechen-
D1,2
LC16/18 16 18 ≤ 1.200 0,62
barer oder nicht anrechenbarer Bewehrung“) genutzt werden.
LC20/22 20 22 ≤ 1.300 0,70
D1,4
≤ 1.400 0,79
LC25/28 25 28
≤ 1.500 0,89
Leichtbeton D1,6 Abb. 7.6.13
LC30/33 30 33 ≤ 1.600 1,00 Rohdichte-
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 Rohdichteklassen von
D1,8 ≤ 1.800 1,15
klasse
LC35/38 35 38 Haufwerksporigem
D2,0 ≤ 2.000 1,35 Mittlere Leichtbeton
LC40/44 40 44 ≥ 400 > 500 > 600 > 700 > 800 > 900 > 1.000 > 1.200 > 1.400 > 1.600 > 1.800
1)
Werte gelten nur für Gesteinskörnungen mit porigem Gefüge ohne Quarzsandzusatz Trockenroh-
≤ 500 ≤ 600 ≤ 700 ≤ 800 ≤ 900 ≤ 1.000 ≤ 1.200 ≤ 1.400 ≤ 1.600 ≤ 1.800 ≤ 2.000
dichte
LC45/50 45 50
Abb. 7.6.11
LC50/55 50 55 Wärmeleitfähigkeit (Bemessungswerte nach DIN 4108-4)

LC55/60 55 60 Die Druckfestigkeit liegt in einem Bereich von 2 bis 25 N/mm²


LC60/66 60 66 und wird nach DIN EN 1520 in die folgenden Klassen einge-
Hochfester
Leichtbeton stuft (Abb. 7.6.14).
LC70/773) 70 77

LC80/883) 80 88 Abb. 7.6.14


Festig-
LAC 2 LAC 4 LAC 6 LAC 8 LAC 10 LAC 12 LAC 15 LAC 20 LAC 25 Festigkeitsklassen von
keitsklasse
1)
fck, cyl: charakteristische Festigkeit von Zylindern, Durchmesser 150 mm, Länge 300 mm, Haufwerksporigem
Alter 28 Tage Leichtbeton
2)
fck, cube: charakteristische Festigkeit von Würfeln, Kantenlänge 150 mm. Alter 28 Tage
fck 2 4 6 8 10 12 15 20 25
3)
Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder Zustimmung im Einzelfall erforderlich

Porenleichtbeton (auch Schaumbeton) Abb. 7.6.15


Die Reduzierung der Rohdichte von Porenleichtbeton wird durch Hohlraumverfüllung mit
Porenleichtbeton
das Einbringen von Luftporen in den Zementleim bzw. Mörtel
sichergestellt. Gesteinskörnung wird meist nur in Form von
Abb. 7.6.12 Sand mit einem Größtkorn von 2 mm verwendet. In manchen
Leichtbeton mit Blähton als grobe Gesteinskörnung - Oberfläche geschliffen Fällen werden zusätzlich Polystyrolkügelchen oder leichte
Überwachungsklassen Gesteinskörnung zugegeben. Als nicht genormtes Produkt wird
Leichtbeton ist wie herkömmlicher Beton in Überwachungs- Porenleichtbeton aufgrund der fließfähigen Konsistenz für Aus-
klassen 1 bis 3 einzuteilen. gleichsschichten oder Verfüllungen von Hohlräumen verwendet.
Die Rohdichte liegt im Bereich von etwa 400 bis 2.000 kg/m³.
Abb. 7.6.10 Festigkeitsklasse für Leicht- Überwachungsklasse 1 Überwachungsklasse 21) Überwachungsklasse 31)
Festigkeitsklassen und beton der Rohdichteklassen Dabei werden Druckfestigkeiten zwischen etwa 1 und 25 N/mm² Abb. 7.6.16
Festbetonprüfung
erreicht. Porenbetonsteine
D1,0 bis D1,4 nicht anwendbar ≤ LC25/28 ≥ LC30/33

D1,6 bis D2,0 ≤ LC25/28 LC30/33 und LC35/38 ≥ LC40/44 Porenbeton


Expositionsklasse nach DIN 1045-2 X0, XC, XF1 XS, XD, XA, XM, XF2, XF3, XF4 Siehe Abschnitt „Porenbeton“ Kapitel 9.4 Seite 267.
1)
Das Bauunternehmen muss über eine ständige Betonprüfstelle zur Eigenüberwachung verfügen.
Fremdüberwachung durch eine anerkannte Überwachungsstelle erforderlich.

148 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 149


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Schwerbeton Schwerbeton
7.7

7.7
Abb. 7.7.3
Schwerbeton Planung Weitere Anforderungen an den Beton können sich ergeben
Schwerzuschlag
Schwerbeton nach DIN 1045-2 bzw. DIN EN 206-1 ist Beton Der Nachweis der Strahlenschwächung ist keine Aufgabe des durch: Hämatit
mit einer planmäßigen Trockenrohdichte über 2.600 kg/m³ Betoningenieurs. • Temperaturbeanspruchungen
(bei Strahlenschutz 2.500 kg/m³). Je nach Zusammensetzung Die erforderlichen Kennwerte für den Betonentwurf unter Be- • Mechanische und chemische Angriffe
können Festbetonrohdichten bis zu 5.000 kg/m³ erreicht werden. rücksichtigung konstruktiver Gegebenheiten müssen vom
Ermöglicht wird dieses hohe Raumgewicht durch die Zugabe von Strahlenschutzspezialisten verantwortungsvoll geplant werden: Grundsätzlich gelten für alle Strahlenschutzbetone dieselben
schweren Gesteinskörnungen wie z. B. Baryt, Magnetit, Hämatit, • Festbetonrohdichte einschlägigen Normen wie für Normalbeton, insbesondere DIN
Metallschlacken und Metallgranulat. Eine Übersicht über die • Chemischmineralogische Zusammensetzung der EN 206-1, DIN 1045, DIN 25416 Klassifikation von Abschirmele-
für Schwerbetone anwendbaren Gesteinskörnungen zeigt Abb. Gesteinskörnungen menten.
7.7.1. • Gehalt an chemisch gebundenem Wasser
• Anteil von Zusatzstoffen hoher Neutroneneinfangwahr- Teil 1: Abschirmung von Neutronenstrahlung
Je nach Anwendungsgebiet wird zwischen Ballastbeton und scheinlichkeit Teil 2: Abschirmung von Gammastrahlung
Strahlenschutzbeton unterschieden. Das DBV-Merkblatt Strahlenschutzbetone wurde zurück- Abb. 7.7.4
Gesteinskörnung mit normaler Kornrohdichte gezogen. Ausbreitmaß von
Kornrohdichte [kg/dm³] Schwerbeton mit
Ballastbeton Hämatit
Kiessand 2,6 – 2,7
Ballastbeton wird für besonders schwere Fundamente (z. B. Herstellen und Verarbeiten
Kalkstein 2,6 – 2,8
Stahlindustrie), als Gegengewichte für z. B. Krane, Brücken und Alle Mischungsbestandteile sind nach Masse (Gewicht) zu do-
Granit 2,6 – 2,8
Schiffe sowie als Tresorbeton verwendet. sieren. Die erforderliche Mischzeit ist in Vorversuchen zu be-
Basalt 2,9 – 3,1
stimmen, um sowohl die Homogenität zu sichern als auch die
Natürliche Gesteinskörnungen mit hoher Rohdichte
Strahlenschutzbeton Entmischungsstabilität der schweren Gesteinskörnung in der
Baryt (Schwerspat) 4,0 – 4,3
Strahlenschutzbeton (Abschirmbeton) findet im Reaktorbau, bei Betonmatrix zu gewährleisten.
Illmenit (Titaneisenspat) 4,6 – 4,7
Röntgenanlagen und als Strahlenschutz im Bereich der Medizin, Das zulässige Ladegewicht der Fahrmischer ist zu beachten.
Magnetit (Magnetiteisenstein) 4,6 – 4,8
Werkstoffprüfung und Forschung sowie bei Röntgenanlagen
Hämatit (Roteisenstein) 4,7 – 4,9
beim Zoll Anwendung. Bei Schwerbeton erfolgt der Einbau überwiegend mit Kübel oder
Künstliche Gesteinskörnungen mit hoher Kornrohdichte
Förderbändern. Bei Nutzung der Betonpumpen ist die höhere
Metallschlacken 3,5 – 3,8 Abb. 7.7.5
Zum Schutz des Menschen wurden vom Gesetzgeber Höchstwer- Dichte des Betons bei der Planung der Pumpentfernung mit dem Konsistenzmessung
Stahlgranalien 6,8 – 7,5
te für die zulässige Strahlenbelastung festgelegt. Strahlenschutz- Ausleger zu berücksichtigen. Ein Verarbeitungsversuch unter
Stahlsand 7,5 – 7,6
beton dient dem Abschwächen gefährlicher Strahlung. Baustellenbedingungen ist sinnvoll und gibt Aufschluss ob sich
Abb. 7.7.2
(Quelle: Zementmerkblatt Betontechnik B10: 1.2002) durch das Pumpen die Frischbetoneigenschaften verändern. Zur
Vermeidung von Entmischungserscheinungen bei unterschiedli-
chen Rohdichten der Gesteinskörnungen sollte die freie Fallhöhe
Abb. 7.7.1
DESY: Einbau Strahlen- so gering wie möglich gehalten werden. Ein erhöhter Verdich-
schutzbeton mit Hämatit,
tungsaufwand ist zu beachten. Insbesondere die Steiggeschwin-
Trockenrohdichte
3.750 kg/m³ digkeit bei Wänden ist wegen des erhöhten Schalungsdruckes
festzulegen.

Strahlenschutzbeton ist zur Vermeidung von Rissen besonders


sorgfältig und ohne Unterbrechung nachzubehandeln. Der Abb. 7.7.6
Konsistenzmessung
Beton ist gegen Austrocknen zu schützen, damit der Zement
möglichst viel Wasser chemisch binden kann. Anschließend soll
der Beton das Überschusswasser nur langsam abgeben.

Der Übereinstimmungsnachweis für Strahlenschutzbeton ist


nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 zu führen. Die Überwachung
der Bauausführung erfolgt nach DIN 1045-3 in der Überwa-
chungsklasse 2 oder für hochfeste Betone in der Überwachungs-
klasse 3.

150 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 151


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Faserbeton Faserbeton
7.8

7.8
Abb. 7.8.2
Faserbeton Die Richtlinie gilt nicht für:
Stahlfaserbeton bei der
Faserbeton ist ein Beton, dem Fasern zugegeben werden, um be- Durch die Veröffentlichung der DAfStb-Richtlinie „Stahlfaserbe- • Bauteile aus vorgespanntem Stahlfaserbeton Probekörperherstellung
stimmte Betoneigenschaften zu verbessern. Als Faserwerkstoffe ton“ im Jahr 2010 wurden die Anwendungsmöglichkeiten für die • Gefügedichten und haufwerksporigen Leichtbeton
kommen in der Praxis Stahl, Kunststoff und alkaliresistentes Glas Verwendung von Stahlfaserbeton nochmals erweitert. • Hochfesten Beton der Druckfestigkeitsklassen ab C55/67
zum Einsatz. Das Fasermaterial wird im Wesentlichen anhand • Stahlfaserbeton ohne Betonstahlbewehrung in den
der Anwendung und geforderten Eigenschaften ausgewählt. Eigenschaften und Anwendungen Expositionsklassen XS2, XD2, XS3 und XD3, bei denen die
In Abb. 7.8.1 sind die gebräuchlichsten Faserwerkstoffe sowie Im Gegensatz zu unbewehrtem Beton ist Stahlfaserbeton ein Stahlfasern rechnerisch in Ansatz gebracht werden
deren Eigenschaften dargestellt. duktiler Baustoff. Durch die eingebrachten Stahlfasern können • Selbstverdichtenden Beton
Kräfte im gerissenen Zustand übertragen werden. Die Leistungs- • Stahlfaserspritzbeton
Abb. 7.8.1 Faserwerk- fähigkeit des Stahlfaserbetons wird neben dem Stahlfaserge-
Stahl AR-Glas Polypropylen
Faserwerkstoffe stoff halt ebenso von der Stahlfaserart sowie von der Qualität des Technologie
E-Modul
160 - 210 72 - 75 3,5 - 18 Ausgangsbetons bestimmt. In der Praxis wird üblicherweise die Leistungsfähigkeit von Stahl-
[kN/mm²]
Zu beachten ist, dass bei üblichen Stahlfasergehalten (20 kg/m 3
faserbeton ausschließlich durch Angabe des Stahlfasergehaltes
Zugfestigkeit bis ca. 50 kg/m3) in der Regel mit einem unterkritischen Ma- festgelegt. Dieser Ansatz kann jedoch unsicher oder unwirt-
270 - 1.000 1.500 - 1.700 320 - 560
[N/mm²]
terialverhalten zu rechnen ist. Die zum Erstriss führende Span- schaftlich sein, da er nicht alle Einflussfaktoren für die Leistungs-
Bruchdehnung
3 - 10 1,5 - 2,4 5 - 20 nung kann vom Stahlfaserbeton nicht komplett aufgenommen fähigkeit von Stahlfaserbeton berücksichtigt. Festbetonprüfungen
[%]
werden. Sie wird auf geringer belastete Bauteilabschnitte verteilt Die Verwendung von Stahlfaserbeton sollte auf Grundlage der
Dichte
[g/cm³]
7,85 2,68 0,91 und führt zu einer optimalen Ausnutzung des Tragsystems. Der Der Ansatz entspräche der Festlegung der Betondruckfestigkeit Richtlinie Stahlfaserbeton erfolgen.
konstruktive Einsatz von ausschließlich mit Stahlfasern bewehr- durch die Vorgabe eines Zementgehaltes, ohne zusätzliche Pa-
tem Beton beschränkt sich daher grundsätzlich auf statisch rameter wie Wasserzementwert, Sieblinie oder aber den Einsatz Grundsätzlich sind die geforderten Stahlfaserbetoneigenschaf-
Weiterhin sind verschiedene Fasergeometrien in unterschiedli- unbestimmte Systeme – z. B. Bodenplatten. von Zusatzmitteln zu berücksichtigen. ten durch erweiterte Erstprüfungen nachzuweisen. Die Konfor-
chen Abmessungen, d. h. unterschiedlichen Längen und Durch- Eine statische Berechnung zur Verwendung von Stahlfaserbeton mität ist im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle zu
messern verfügbar. Sie haben neben der üblicherweise in Kilo- ist immer erforderlich. Für einen sicheren und wirtschaftlichen Einsatz von Stahlfaser- bestätigen.
gramm je Kubikmeter Beton angegebenen Dosierung der Faser Stahlfaserbeton kann ebenso in schlaff bewehrten Bauteilen beton wird daher ein eigenschaftsorientierter Ansatz dringend
entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Faserver- zum Einsatz kommen. Die Leistungsfähigkeit von Stahlfaserbe- empfohlen. Zur Prüfung der Leistungsfähigkeit werden sogenannte Biege-
bundbaustoffes. ton kann beispielsweise zur Begrenzung der Rissbreite für wasser- balken vewendet. Es sind mindestens 6 Biegebalken je Prüfung
undurchlässige Konstruktionen herangezogen werden. Bei stark So ist bei Stahlfaserbeton von einem höheren Bindemittelge- erforderlich. Als Ergebnis der weggesteuerten Prüfung erhält
bewehrten Bauteilen kann der Bewehrungsgehalt reduziert und halt auszugehen. Dies kann unter anderem die Anhebung des man die Leistungsklassen L1 und L2 für die Verformungen bei
Stahlfaserbeton das Bauteil problemloser betoniert werden. Die Bauteilqualität Zementgehaltes oder aber den Einsatz von Füllern wie Steinkoh- 0,5 mm sowie bei 3,5 mm. Diese Materialkennwerte können für
wird so erhöht. lenflugasche bedeuten. Dadurch soll eine gute Einbindung der die Nachweise der Gebrauchstauglichkeit sowie der Tragfähig-
Entwicklung Fasern in die Zementmatrix sichergestellt werden. Das ver- keit verwendet werden.
Stahlfaserbeton kommt in Deutschland ungefähr seit Mitte der Durch die Verwendung von Stahlfasern können weitere Eigen- wendete Größtkorn sowie die eingesetzte Stahlfaser müssen
1970er-Jahre zum Einsatz. Er wurde zur Herstellung von Fuß- schaften des Betons verbessert werden. Stahlfaserbeton besitzt aufeinander abgestimmt sein, um eine möglichst optimale Ver-
und Industrieböden sowie zur temporären Gewölbesicherung im eine höhere Grünstandfestigkeit, eine erhöhte Schlagzähigkeit, ankerung der Stahlfaser zu erreichen. Bei üblichen Faserlängen Abb. 7.8.3
Hallenboden
Tunnelbau verwendet. Bis heute sind dies wesentliche Einsatzge- ein verbessertes Dauerschwingverhalten sowie einen erhöhten von 50 mm sollte das Größtkorn 16 mm nicht überschreiten. Steelpact C_A Peine
biete für Stahlfaserbeton. Verschleißwiderstand. Weiterhin sind Bauteile aus Stahlfaser- Ebenso spielt der Faserdurchmesser eine entscheidende Rolle, da
beton bis in die Randzone bewehrt. Zum einen schützt dies Bau- mit abnehmendem Durchmesser die Anzahl der zur Verfügung
Die fortschreitende Entwicklung hat seitdem zu einer Erweite- teilkanten und -ecken vor Beschädigungen durch Schlag, zum stehenden Fasern je Kilogramm erhöht wird.
rung der Anwendungsmöglichkeiten von Stahlfaserbeton ge- anderen führt die positive Beeinflussung der Rissneigung
führt. Von entscheidender Bedeutung ist in diesem Zusammen- und -entwicklung in der Randzone zu einem dichteren Betonge- Die zusätzliche Oberfläche der Stahlfasern führt zu einer steife-
hang die stärkere Eigenschaftsorientierung der verwendeten füge. Dadurch kann die Dauerhaftigkeit von Bauteilen gesteigert ren Betonkonsistenz im Vergleich zum Ausgangsbeton. Daher ist
Stahlfaserbetone. Mit der Veröffentlichung des Merkblattes werden. Die Anwendungsmöglichkeiten von Stahlfaserbeton die planmäßige Zugabe von Fließmitteln immer zwingend erfor-
„Stahlfaserbeton“ des Deutschen Beton- und Bautechnikvereins werden in der DAfStb-Richtlinie „Stahlfaserbeton“ derlich. Übliche Zielkonsistenzen sind F3 bzw. F4. Bei der Herstel-
e.V. im Oktober 2001 wurde die Grundlage zur Anwendung, beschrieben. Sie ist als Ergänzung zur DIN 1045 angelegt und gilt lung von Stahlfaserbeton ist auf eine homogene Untermischung
Bemessung, Herstellung, Prüfung und zum Einbau von eigen- für Tragwerke des Hoch- und Ingenieurbaus aus Stahlfaserbeton der Fasern zu achten. Am besten ist dies durch die Zugabe der
schaftsorientiertem Stahlfaserbeton geschaffen. sowie Stahlfaserbeton mit Betonstahlbewehrung bis einschließ- Stahlfasern im Transportbetonwerk zu erreichen.
lich zur Druckfestigkeitsklasse C50/60.

152 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 153


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Faserbeton Faserbeton
7.8

7.8
Abb. 7.8.10
Nur für flächenhafte Bauteile b > 5*h Alkaliresistente Glasfasern
Einbringen von
Alkaliresistente Glasfasern (AR Glasfasern) können aufgrund Stahlfaserbeton
Herstellung im Transportbetonwerk ihrer Materialeigenschaften grundsätzlich zur Verbesserung der
Stahlfaserbeton sollte in einem Transportbetonwerk hergestellt Nachrisszugfestigkeit des Betons eingesetzt werden.
werden. Die Stahlfasern werden während des Herstellungspro- Ebenso können sie einen gewissen Vorteil im noch ungerisse-
zesses in den Fahrmischer dosiert und so optimal untergemischt. nen Beton bieten. Aufgrund ihrer betonähnlichen Dichte von
Die nachträgliche Zugabe der Stahlfasern auf dem Werksge- rund 2,6 kg/dm3 lassen sie sich in der Regel problemlos in den
lände ist ebenso möglich. Dafür bieten Dosierbänder sowie Ein- Beton einbringen und sind sedimentationsstabil. Wie bei allen
blasgeräte Vorteile, da mit moderater Mischleistung bereits eine Faserbetonen ist der Konsistenzrückgang durch die zusätzlich
optimale Durchmischung der Fasern im frischen Beton erreicht eingebrachte hohe Faseroberfläche zu berücksichtigen. Dies
wird. Werden Aufzüge verwendet, ist auf eine ausreichende geschieht in der Regel durch eine ausreichende Bindemittelmen-
Mischzeit zu achten. Als Richtwert kann von einer Minute je Ku- ge sowie den planmäßigen Einsatz von Betonverflüssigern und
Abb. 7.8.11
bikmeter ausgegangen werden – bei einer Mindestmischdauer Fließmitteln. Verdichten von
Abb. 7.8.6
von fünf Minuten. Stahlfaserbeton
Gekröpfte Stahldrahtfaser
Grundsätzlich sollte die Ausgangskonsistenz des Betons im Be- Aktuell muss die Anwendung in baurechtlich relevanten Berei-
reich plastisch bis weich liegen, um eine gute Vermischung der chen für tragende oder rissbreitenbeschränkende Zwecke durch
Stahlfasern zu erreichen. Verarbeitung auf der Baustelle eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder eine Zustim-
Die Verarbeitungskonsistenz sollte zwischen F3 und F4 liegen. mung im Einzelfall erfolgen. Entsprechende Regelungen wie für
Abb. 7.8.3 Leis- Eine steifere Konsistenz – z. B. zur Herstellung eines Gefälles – ist Stahlfaserbeton gibt es zur Zeit noch nicht.
Nachweise im Grenz- Verformungswerte im
Verformungswerte und tungs-
zustand der ... Versuch ebenso möglich. Stahlfaserbeton muss grundsätzlich verdich-
Leistungsklassen für klasse
Stahlfaserbeton
tet werden. Die Verdichtungsintensität ist auf die gewählte
L1 ... Gebrauchstauglichkeit ςL1 = 0,5 mm
Konsistenz abzustimmen. Auf ein ausgiebiges Nachverdichten
... Tragfähigkeit/Gebrauchs- sollte möglichst verzichtet werden, um Sedimentationen oder
tauglichkeit bei Verwen-
L2 ςL2 = 3,5 mm ungewollte Faserorientierungen zu vermeiden. Im Zweifelsfall
dung von Betonstahlbe-
wehrung wird eine enge Abstimmung zwischen den Bauausführenden Kunststofffasern
und dem Stahlfaserbetonlieferanten empfohlen. Nach Fertigstel- Polypropylenfasern, die meist verwendeten organischen Fasern,
Abb. 7.8.4 Belastung F [N]

Last-Durchbiegungs- lung des Bauteiles ist unmittelbar mit der Nachbehandlung zu werden dem Beton beigemischt, um Frühschwindrisse zu ver-
Beziehung zur Ermittlung beginnen. meiden. In Beton mit erhöhtem Feuerwiderstand werden sie
der Nachrissbiegezug-
festigkeiten
zur Abminderung des Wasserdampfdrucks im Zementstein
eingesetzt.
Grundwerte der zentrischen Nachrisszugfestigkeit

[ ƒct0 in N/mm2] Pro Kubikmeter Beton sind etwa 1 kg Fasern notwendig.


F0,5 F3,5

Verformung 1 Verformung 2
Das Einmischen geschieht relativ einfach und erfordert keine
Abb. 7.8.8
Fahrmischer bei der Übergabe auf die Betonpumpe speziellen Vorkehrungen oder Einrichtungen.
L1 ƒct0, L1 L2 ƒct0, L2 ƒct0,u ƒct,s

0,5 3,5
0 < 0,16 0 - - - Abb. 7.8.12
Durchbiegung δ [mm] Kunststofffasern
0,4 0,16 0,4 0,10 0,15 0,15

0,6 0,24 0,6 0,15 0,22 0,22


Abb. 7.8.5 Holcim Steelpact
Bezeichnung von C30/37, L1,2/0,9, XC4, XF1, XM1, F4, 16 mm 0,9 0,36 0,9 0,23 0,33 0,33
Stahlfaserbeton
L1,2/0,9 Stahlfaserbeton der Leistungsklasse L1-1,2 für die
Holcim Steelpact 1,2 0,48 1,2 0,30 0,44 0,44
Verformung 1 und der Leistungsklasse L2-0,9 für die
Verformung 2, Charakteristischer Wert der äquivalen-
1,5 0,60 1,5 0,38 0,56 0,58
ten Zugfestigkeit: 1,0 N/mm2 im Grenzzustand der
Gebrauchstauglichkeit 0,8 N/mm2 im Grenzzustand
1,8 0,72 1,8 0,45 0,67 0,67
der Tragfähigkeit
C30/37 Druckfestigkeitsklasse 2,1 0,84 2,1 0,53 0,78 0,78

XC4, XF1, XM1 Expositionsklassen 2,4 0,96 2,4 0,60 0,89 0,89
F4 Konsistenz F4, sehr weich
Abb. 7.8.7 Abb. 7.8.9
16 mm Größtkorn 16 mm Auszug der Stahlfaserbetonleistungsklassen L1 und L2 Übergabe von Stahlfaserbeton auf die Betonpumpe

154 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 155


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Hochfester Beton Hochfester Beton


7.9

7.9
Hochfester Beton Zusammensetzung Silikastaub Verarbeitung
Betone ab der Festigkeitsklasse C55/67 (LC55/60 für Leichtbe- Normalbeton weist in der Regel w/z-Werte von 0,5 bis 0,6 auf. Durch das Beimengen feinster Zusatzstoffe ergeben sich höhere Bei der Anwendung von hochfesten Betonen muss der Herstel-
ton) gelten als hochfeste Betone und sind in DIN EN 206-1 bzw. Dieser Wert reduziert sich bei hochfesten Betonen auf 0,32 bis Betonfestigkeiten. Üblicherweise wird hochfesten Betonen lung und Verarbeitung große Aufmerksamkeit gewidmet wer-
1045-2 geregelt. Erst für die Festigkeitsklassen C90/105 und 0,36, manchmal sogar auf 0,28. Baustellengerecht verarbeit- daher Silikastaub zugegeben. Die Silikapartikel sind rund 30 bis den. Eine genaue Dosierung der Ausgangsstoffe ist ebenso von
C100/115 (LC70/77 und LC80/88 für Leichtbeton) ist eine bare Betone mit niedrigen Wasserzementwerten lassen sich 100 Mal kleiner als die Zementkörner. Ihre festigkeitssteigernde Bedeutung wie die Berücksichtigung der klebrigen Konsistenz.
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder eine Zustimmung deshalb nur mit Hilfe leistungsfähiger Fließmittel herstellen. Wirkung ist durch drei Effekte zu erklären: Diese verlangt mehr Mischenergie und damit verbunden meist
im Einzelfall erforderlich. Damit enthalten diese Betone weniger Wasser, als zur vollstän- Aufgrund ihrer Gestalt und Größe können Silikapartikel einen eine längere Mischzeit.
Hochfeste Betone zeichnen sich durch ein dichtes und homo- digen Hydratation des Zements (w/z ~ 0,40) benötigt wird. Der Teil des Porenraumes zwischen den Zementkörnern auffüllen. Neben der Herstellung unterscheidet sich auch der Einbau im
genes Gefüge mit einem geringen Kapillarporengehalt aus. Mit Zementstein bleibt so fast frei von ungebundenem Wasser, Damit wird die aufgrund der dispergierenden Wirkung der Vergleich zu Normalbeton. Das Personal sollte anhand eines
hochwirksamen Fließmitteln, sehr niedrigen Wasserzement- was die Bildung von Kapillarporen vermindert. Der verbleiben- Fließmittel bewirkte Gefügeverdichtung des Zementsteins noch Verarbeitungsversuches eingewiesen werden, wobei gleichzei-
werten und der Zugabe feiner Betonzusatzstoffe lassen sich de, unhydratisierte Zement wirkt als hochfester Zuschlag, der einmal deutlich gesteigert und eine höhere Dichtigkeit erreicht tig die Eignung der zur Anwendung kommenden Maschinen
Betonfestigkeiten von über 100 MPa erzielen. einen optimalen Verbund zum umgebenden Zementstein auf- (Mikrofüllereffekt). geprüft wird. Die intensivere Verdichtung sollte bereits in der
weist. In der Regel werden zur Herstellung hochfester Betone Zusätzlich zur Zementhydratation läuft eine puzzolanische Planung berücksichtigt werden, indem die Anzahl an Eintauch-
Hochfeste Betone erlauben deutlich geringere Wandbreiten Bindemittelgehalte zwischen 350 und 450 kg/m³ verwendet. Sekundärreaktion zwischen dem bei der Zementhydratation stellen erhöht und die Rüttelzeit verlängert wird.
oder Abmessungen, was Platz spart und den Betonverbrauch entstehenden Kalziumhydroxid und dem Silikastaub ab, bei der Die niedrigen Wassergehalte in Kombination mit einem hohen
reduziert. Gerade bei Säulen und Stützen werden häufig klei- Aufgrund des dichteren Zementsteins nimmt auch die Be- das härtere Kalziumsilikathydrat gebildet wird. Zementgehalt erhöhen die Gefahr von Oberflächenrissen in
nere Durchmesser gefordert. Auch für Fertigteilwerke ist hoch- deutung der Druckfestigkeit der Gesteinskörnung zu. Deshalb Die Mikrostruktur in der Verbundzone zwischen Zementstein hochfestem Beton. Deshalb ist die Nachbehandlung von großer
fester Beton interessant, da die Fertigteile so deutlich leichter sollte vorzugsweise gebrochene Körnung mit mäßig rauer und Gesteinskorn wird deutlich verbessert. Der Grund ist eine Bedeutung und sollte unverzüglich begonnen werden, um ein
werden, was den Transport wesentlich vereinfacht. Oberfläche und geringem Feinstanteil zum Einsatz kommen. Reduzierung des Kalzium- und Ettringitgehaltes in der Kontakt- Frühschwinden des Betons zu vermeiden.
zone. Dies lässt sich auch an den Bruchflächen von hochfesten
Die häufigsten Einsatzbereiche sind: Betonprüfkörpern erkennen: Diese sind relativ glatt, und der Verringerter Brandwiderstand
• Konstruktiver Hochbau Bruch erfolgt nicht wie bei normalfestem Beton um die Körner Das dichte und homogene Gefüge des hochfesten Betons mit
• Stützen, Wände herum, sondern durch die Gesteinskörnung hindurch (siehe Abb. seinem geringen Kapillarporenanteil garantiert bei Normaltem-
• Brückenbau 7.9.4). peratur eine hohe Festigkeit, wirkt sich jedoch unter Brandbean-
• Druckbeanspruchte, schlanke Tragglieder Wesentlich sind die Füllereigenschaften und der verbesserte spruchung ungünstig aus. Bei Temperaturen von etwa 150 °C
• Hochhausbau Verbund. Die puzzolanische Sekundärreaktion trägt nur rund verdampft auch das physikalisch gebundene Wasser im Zement-
20 % zur Festigkeitssteigerung bei. stein. Kann der dabei entstehende Dampfdruck wegen des dich-
Hohe Dichtigkeit Die Zugabe von Mikrosilika versteift den Frischbeton und macht ten Gefüges nicht über die Kapillarporen entweichen, führt dies
Aufgrund der hohen Dichtigkeit hochfester Betone, welche mit diesen klebriger, weshalb eine fließfähige Konsistenz anzustre- zu Betonabplatzungen. Bei höheren Festigkeiten sind deshalb
der Betonkonzeption einhergeht, wird auch der Widerstand ben ist. Diese lässt sich bedingt durch den niedrigen Wasserge- Zusatzmaßnahmen erforderlich. Entweder lässt sich die Beton-
gegen chemische Einwirkungen sowie der Verschleißwider- halt nur mit der Verwendung von Fließmitteln herstellen. Diese deckung durch eine oberflächennahe Netzbewehrung gegen
stand erhöht. Dadurch ergeben sich für hochfeste Betone leistungsfähigen Fließmittel verringern die Agglomeratbildung Abplatzen sichern oder es werden dem Beton Polypropylenfa-
Abb. 7.9.1
weitere Einsatzmöglichkeiten im Bereich von Kläranlagen und und dispergieren die Zementpartikel. Gleichzeitig wird die Be- sern beigemischt. Im Brandfall verbrennen oder schmelzen die
Fertigteile aus Abwasserleitungen. netzung zwischen Wasser und Feststoff verbessert und eine Fasern und hinterlassen röhrenförmige Poren, die für den Abbau
hochfestem Beton
elektrostatische Abstoßung der Partikel untereinander erzeugt. des Wasserdampfdruckes sorgen.

Abb. 7.9.3 (links)


Bruchbild von Normal-
beton.
Beim Normalbeton
(links) bricht zuerst der
Zementstein.

Abb. 7.9.4 (rechts)


Bruchbild von hoch-
festem Beton.
Der Bruch geht beim
hochfesten Beton (rechts)
durch das Gesteinskorn.

Abb. 7.9.2
Über zwei Stockwerke reichende Stützen, die hohen Lasten widerstehen müssen
156 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 157
Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Spritzbeton Spritzbeton
7.10

7.10
Abb. 7.10.2
Spritzbeton Verfahren trocken nass Einsatzgebiete von
Spritzbeton findet seine Anwendungen hauptsächlich im Unter- Beim Nassspritzverfahren ist das Zugabewasser bereits im Aus- Spritzbeton und Eignung

tagebau, im Vortrieb und in der Felssicherung. Spritzbeton wird gangsgemisch des Spritzguts enthalten. System-Nummer 1 2 3 4 der Verfahren

aber auch zur Baugruben- oder Hangsicherung und nicht zuletzt Zur Erzeugung des nötigen Aufpralldrucks wird dem Spritzgut an Untertagebau, Vortriebssicherung im Fels (Ausbruchssicherung) + + - ++
bei Instandsetzung und Verstärkung von Betonbauten einge- der Düse Druckluft zugeführt. Weitere Details zu den unter- Untertagebau, Vortriebssicherung im Lockergestein (Ausbruchssicherung) ++ + ++ -
setzt. Dabei gibt es unterschiedliche Anwendungsverfahren, schiedlichen Verfahren sind in Abb. 7.10.1 aufgeführt. In diesem Untertagebau, einschaliger Ausbau + + - +
Trockenspritzbeton oder Nassspritzbeton. Zusammenhang wird auf die DIN EN 14 487-2 hingewiesen. Untertagebau, Abdichten von Wassereinbrüchen + ++ ++ -
Untertagebau, Ausgleich und Tragschicht für Abdichtungen + + - ++
Spritzbeton als Betonierverfahren Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Spritzbetonsysteme Versiegelung der Felsoberfläche als Verwitterungsschutz ++ - + +
Spritzbeton wird nach der Art seiner Verarbeitung bezeichnet. und -verfahren Baugrubensicherung ++ - + +
Wie der Name sagt, wird er in einem geschlossenen überdruck- Die Größe des Bauvorhabens und die örtlichen Randbedingun- Instandsetzung und Verstärkung von Betonbauten ++ + ++ -
festen Schlauch und/oder einer Rohrleitung zur Einbaustelle gen beeinflussen die Wahl der Spritzbetonsysteme. Kleinere Bauwerke (Schalen, Kuppeln, Schwimmbassins, Spritzbetonhäuser) ++ + + -
gefördert und dort durch Spritzen aufgebracht. Durch die Wucht Spritzbetonetappen werden in der Regel im Trockenspritzver- Künstliche Felsen, Rollbrettbahnen, Rodel- und Bobpisten usw. ++ + + -
des Aufpralls verdichtet sich dabei der Beton. Im Gegensatz zu fahren ausgeführt, das bei beengten Platzverhältnissen Vorteile
Rüttelbetonen, die eingebracht und erst anschließend verdich- bietet. Das Nassspritzverfahren gelangt aus wirtschaftlichen Die Eigenschaften des Spritzbetons sind bezüglich Rohdichte, Je nach Anforderungen kann er mit Bewehrungsnetzen mit
tet werden, erfolgt beim Spritzbeton beides gleichzeitig. Beim Überlegungen erst bei größeren Mengen zur Anwendung (Abb. Druck-, Zug- und Scherfestigkeit etwa vergleichbar mit jenen oder ohne Rückverankerung durch Anker und Dübel zusätzlich
Auftreffen an der Auftragsfläche prallt ein Teil des Spritzguts, 7.10.2). von Normalbeton. Dank seines besonderen Gefügeaufbaus ist gesichert werden. Dank der einfachen Handhabung gewinnt
das Rückprallgut, zurück. Spritzbeton aber in der Regel dichter und frostbeständiger als der alternative Einsatz von Stahlfasern im Spritzbeton für
Spritzbeton als Baustoff üblicher Beton gleicher Zusammensetzung. Auch seine her- verschiedene Anwendungen an Bedeutung. Beispiele für Spritz-
Grundsätzlich wird zwischen dem Trocken- und dem Nass- Spritzbeton ist in aller Regel Normalbeton, der mit den Aus- vorragende Haftung auf der Auftragsfläche und die beliebige betonzusammensetzungen zeigt Abb. 7.10.3.
spritzverfahren unterschieden. Die Verfahren unterscheiden gangsstoffen Zement, Sand/Kies, Wasser, Erstarrungsbeschleu- Oberflächengestaltung zeichnen Spritzbeton aus.
sich in der Zusammensetzung der Ausgangsmischung und den niger und bei Bedarf mit Zusatzmitteln und Zusatzstoffen
Spritzbetonmaschinen. hergestellt wird. Weiterführende Regelungen sind aus DIN EN Spritzbetonrezeptur Trockenspritzen Nassspritzen
Abb. 7.10.4
Trockenspritzen: Bau-
Beim Trockenspritzverfahren wird ein sogenanntes Trockenge- 14487-1 ersichtlich. grubensicherung
Druckfestigkeitsklasse C 25/30 C 35/45
misch gefördert, dem erst an der Spritzdüse das Zugabewasser
Expositionsklasse XC3 XC3, XA2
mit oder ohne Beschleuniger zugegeben wird.
Größtkorn Dmax 8 mm 8 mm

Chloridgehaltsklasse Cl 0,40 Cl 0,40

Konsistenzklasse C0 F4
Abb. 7.10.1w
Übersicht über die ver- Verfahren Trockenspritzen Nassspritzen Zusätzliche Anforderungen:
schiedenen Spritz-
System-Nummer 1 2 3 4 Verarbeitungszeit 3 Std. 6 Std.
betonsysteme
Wassergehalt der Frühfestigkeit nach 4 Std. 4 N/mm²
< 5 Massen-% ofentrocken keine Anforderung
Gesteinskörnung
Frühfestigkeit nach 12 Std. 10 N/mm²

Korngröße 8 (max. 16) mm 4 (max. 8) mm 8 (max. 16) mm Zementgehalt 350 kg/m³ 425 kg/m³

Zusatzstoffe (Silikastaub) 25 kg/m³ Abb. 7.10.5


Spritzbindemittel (SBM) nach der österreichischen Spritz-
Bindemittel Zement nach DIN EN 197-1 Zement nach DIN EN 197-1 Gesteinskörnung 1.650 kg/m³ Felssicherung mit Spritz-
betonrichtlinie
beton direkt beim Abbau
Sand 0–4 mm 60 M.-% 55 M.-%
Zementgehalt ca. 350 kg/m3 ca. 330 kg/m3 ca. 425 kg/m3
Kies 4–8 mm 40 M.-% 45 M.-%
Erstarrungsbeginn ohne
> 120 Minuten < 3 Minuten > 120 Minuten
Beschleuniger Fließmittel (FM) nein 1,0 M.-% v. Z.

Beschleuniger getrennt Verzögerer (VZ) 0,2 M.-% v. Z. 0,4 M.-% v. Z.


ja nein ja
beigegeben
Beschleuniger (BE) 4,0 M.-% v. Z. 5,0 M.-% v. Z.
Herstellungsort des
Transportbeton oder vor Ort vor Ort Transportbeton oder vor Ort
Spritzguts Für die Stoffraumrechnung gilt bei:
Rotor oder Dosierblas- • Trockenspritzen: Zementgehalt in kg pro 1.000 Liter lose geschüttete
Fördergerät/System Rotor Betonpumpe Gesteinskörnung.
schnecke
• Nassspritzen: Die Einwaage aller Betonkomponenten, fertig verdichtet,
Wassergehalt des ergibt 1 m³ fertigen Beton.
< 4 Massen-%, erdfeucht ofentrocken nass
Spritzguts
Abb. 7.10.3
Förderart Dünnstrom Dichtstrom
Mögliche Spritzbetonrezepturen für das Trocken- und das Nassspritzverfahren

158 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 159


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Spritzbeton Spritzbeton
7.10

7.10
Abb. 7.10.10
Anwendung
100
100 Diagramm J-Kurven zur
Spritzbeton wird für die Ausführung von bewehrten und un- Die Frühfestigkeitsentwicklung muss mit dem Eindringnadel- Ermittlung der Frühfestig-

bewehrten Bauteilen verwendet. Der anteilig häufigste Einsatz verfahren nach prEN 14488-2 und/oder mit dem Bolzentreib- 2020 keit bei Spritzbeton

Druckfestigkeit fc [N/mm]
erfolgt im Untertagebau für Sicherungsarbeiten bzw. für den verfahren nach prEN 14488-2 entsprechend den zu erwarten- 1010
Ausbau. Aber auch zur Auskleidung von Becken und Kanälen, den Festigkeitsbereichen bestimmt werden. 55 C
zur Sicherung von Hängen, Böschungen und Baugruben (Abb. J3
22 B
7.10.7) oder zur Instandsetzung schadhafter Bauwerke aus Be- Einteilung des Spritzbetons in J-Kurven
ton und Mauerwerk gelangt Spritzbeton zur Anwendung. Für bestimmte Anforderungen im Untertagebau wird Spritzbe- 11
J2 A
Einen Aufschwung erfuhr die Spritzbetontechnik durch den Ein- ton, anhand seiner Frühfestigkeitsentwicklung in J-Kurven einge- 0,5
0,5

satz schnell erhärtender Spritzbetone zur Sofortsicherung im stuft. So muss Spritzbeton bei Aufbringen über Kopf mindestens 0,2
J1
0,2
Untertagebau sowie durch die immer weiter fortschreitende J2 erreichen. Bei Wasserführung oder besonderer Anforderungen
Entwicklung der Applikationstechnik. Abb. 7.10.9 zeigt einen sogar J3. Für Hangsicherungen reicht in der Regel J1. 0,1
0,1

Spritzbetonroboter im Einsatz.
Keine andere Verarbeitungstechnologie erfordert so umfangrei-
che Kenntnisse und praktische Erfahrung wie der Spritzbeton. 66 10
10 30
30 11 22 33 66 99 12
12 24
24
Besonders die Wasserdosierung, die Druckluftförderung und Minuten Stunden
Applikation beeinflussen die Qualität und Effektivität des
zwischen A und B - Klasse J1
Spritzbetons erheblich. Die Ausführung von Spritzbetonarbeiten zwischen B und C - Klasse J2
ist deshalb im Allgemeinen Spezialfirmen mit den notwendigen über C - Klasse J3
Fachkräften und Maschinen vorbehalten.

Junger Spritzbeton Abb. 7.10.11 (links)


Herstellen einer Spritzkiste
Junger Spritzbeton kann anhand seiner Frühfestigkeitsentwick- zur Messung der Festig-
Abb. 7.10.7
lung klassifiziert werden. Die Klassifikation beruht auf einem Sicherung einer Baugrube mit Spritzbeton
keitsentwicklung

mittleren Bereich der typischen Erhärtungsgeschwindigkeit


entsprechend dem gewählten Produktionsprozess und den Abb. 7.10.12 (rechts)
Zwei fertiggestellte und
Anforderungen. markierte Spritzkisten
Sind entsprechende Frühfestigkeitsklassen definiert, so muss die
Festigkeitsentwicklung des jungen Betons im Bereich der jeweili-
gen Klasse, J1, J2 oder J3, verlaufen (siehe Abb. 7.10.10).
Die Frühfestigkeitsklasse ist durch mindestens drei Punkte
(Druckfestigkeit gegenüber der Zeit) zwischen den Linien zu
definieren. Bei J1 ist das zwischen Linie A und B, bei J2 zwischen
Linie B und C und bei J3 oberhalb der Linie C.

Abb. 7.10.8
Sicherung des Gebirges mit Spritzbeton Abb. 7.10.13 (links)
Messung der Frühfestigkeit
Abb. 7.10.6 (links) mit der Penetrationsnadel
Spritzmobil im Einsatz nach wenigen Minuten
bei der Tunnelsicherung

Abb. 7.10.14 (rechts)


Messung der Eindringtiefe
Abb. 7.10.9 (rechts)
mit Nägeln nach einigen
Aufbringen von Spritz-
Stunden
beton mit einem Spritz-
betonroboter am
Tunnelportal

160 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 161


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Dränbeton Dränbeton
7.11

7.11
Dränbeton Eigenschaften Anhaltswerte für die Zusammensetzung von Dränbeton sind im FGSV-Merkblatt MVV in der nachfolgenden Tabelle (Abb. 7.11.3) Abb. 7.11.3
zusammengestellt. Anhaltswerte für die
Unter Dränbeton versteht man einen haufwerksporigen, hohl- An Dränbetondecken (DBD) und -tragschichten (DBT) werden in Zusammensetzung von
Tragschicht
raumreichen Beton für Entwässerungsaufgaben. den FGSV-Merkblättern „Dränbetontragschichten« (M DBT) und Decke DBD 8 Dränbeton gemäß FGSV-
DBT 22 oder DBT 32 Merkblatt MVV
Hierbei ist die Gesteinskörnung von dem Zementleim bzw. -mör- »Versickerungsfähige Verkehrsflächen« (M VV) diverse Anforde- mit PM ohne PM mit PM ohne PM
tel nur umhüllt und berührt sich, auch nach dem Verdichten, nur rungen gestellt. Beispielsweise wären da zu nennen: [kg/m³] [kg/m³] [kg/m³] [kg/m³]
punktförmig. Um einen von außen zugänglichen Hohlraumge- • Schichtdicke Druckfestigkeitsklasse - C16/20 bis C25/30 C16/20 bis C25/30 C8/10 bis C16/20 C8/10 bis C16/20
halt von mindestens 15 Vol-% zu erreichen, wird beim Drän- • Druckfestigkeit fGK 0/11) 60 - 100 - - -
beton häufig eine Sieblinie mit Ausfallkörnung im Bereich 2/4 • Biegezugfestigkeit (bei DBD) fGK - - 150 - 1802) 150 - 1802)
oder 0/2
oder 2/8 mm und/oder einem möglichst geringen Sandanteil • Anforderungen an die Gesteinskörnung (Zusammenset- Gesteinskörnung
gGK 5/8 1.400 - 1.500 1.500 - 1.600 - -
gGK 8/22
verwendet. Auch eine Ausführung als Einkornbeton ist möglich. zung, Eigenschaften – TL Gestein-StB)
oder 8/32 - - 1.500 - 1.600 1.500-1.600
• Wasserdurchlässigkeit (kf-Wert).
Zement 32,5 R/42,5 N 300 - 350 300 - 350 150 - 3003) 150 - 3003)
Durch die Beigabe von Zusatzmitteln und Zusatzstoffen (Poly-
mere, Kunststofffasern) können die Frisch- und Festbetonei- Eine weitere Eigenschaft des Dränbetons ist die Lärmminderung. Wasser Frischwasser 40 - 755) 85 - 115 52 - 735) 60 - 903)

genschaften sowie die Dauerhaftigkeit des Dränbetons weiter So wird die Lärmentwicklung von Kraftfahrzeugen ab einer w/z-Wert (eq) - 0,25 - 0,28 0,28 - 0,33 0,30 - 0,40 0,30 - 0,40
verbessert werden. Insbesondere wird die Druck- und Biegezug- Geschwindigkeit von 50 km/h fast ausschließlich von den Roll- Polymere (PM) 15 - 20 % v. Z. 45 - 70 - - -
(z. B. Kunststoffdispersion) 10 - 15 % v. Z. - - 15 - 34 -
festigkeit, der Frostwiderstand und der Frost-Tausalz-Wider- geräuschen der Reifen auf der Fahrbahn verursacht. Dieses wird
stand erhöht. hauptsächlich von der Fahrbahn und dem Reifenprofil beein- Zusatzmittel FM oder BV 1-3 - - -

flusst (Abb. 7.11.2). Kompressions- und Dekompressionseffekte Kunststofffasern (z. B. PAN,


Länge 6 - 12 mm 1-2 - - -
PVA)
Zum Einsatz kommt Dränbeton hauptsächlich im Straßenbau in der Reifenaufstandsfläche erzeugen Schall, den der Dränbeton
1,30 - 1,344) 1,30 - 1,344) 1,30 - 1,454) 1,30 - 1,454)
(Versickerungsfähige Verkehrsflächen, Abb. 7.11.1), zur Abfüh- aufnehmen kann und so die Geräuschentwicklung deutlich Konsistenz (Einbau) Verdichtungsmaß
(steif, C1) (steif, C1) (steif, C1) (steif, C1)
rung des Niederschlagswassers und/oder zur Lärmminderung. reduziert. 1)
Die Verwendung einer polierresistenten feinen Gesteinskörnung (z. B. Quarzsand) ist für die Verbesserung der Griffigkeit von DBD zweckmäßig.
Polierversuch (PWS) gemäß den TB Gestein-StB, Teil 5.4.2 (PWS-Wert ≥ 0,55).
Weitere Anwendungsfälle können z. B. Betonfilterrohre, Filter- 2)
Die Verwendung von Sand 0/1 mm kann vorteilhaft sein.
steine oder Lärmschutzwände sein. 3)
Die höheren Werte werden bei der Verwendung von Beton-Recyclingmaterial benötigt.
4)
Die Einbaukonsistenz ist auf das Einbauverfahren abzustimmen.
5)
Der Wasseranteil der PM ist beim Zugabewasser berücksichtigt.

Ausführung
Die DBT sollte möglichst gleichmäßig hergestellt werden, so Die Verdichtung der DBT erfolgt in der Regel durch die Bohle
Reifen
dass die Anforderungen an z. B. die Druckfestigkeit und den des Fertigers (Vorverdichtung) und durch das Abwalzen mit
Dröhnen und Poltern Hohlraumgehalt zielsicher erfüllt werden. einer Glattmantelwalze ohne Vibration. Hierbei ist darauf zu
(Reifenverformungen
und -schwingungen) achten, dass die erforderliche Druckfestigkeit erreicht wird,
cm Schon kleine Abweichungen von der in der Erstprüfung festge- ohne den von außen zugänglichen Hohlraumgehalt zu unter-
legten Zusammensetzung können zu großen Schwankungen schreiten.
Straßenoberfläche
der Qualität führen. So steigt bei höherem Sand- und Zement-
gehalt zwar die Druckfestigkeit des Gemisches, aber der Hohl- Der Einbau der DBD sollte, um eine gleichmäßige Verdichtung
raumgehalt wird, besonders durch den erhöhten Sandanteil, zu erreichen, möglichst maschinell mit einem Fertiger erfolgen.
Pfeifen und Zischen
(Airpumping zwischen
deutlich vermindert. Wird nur der Sandgehalt erhöht, führt dies Durch eine gleichmäßige Verdichtung ist sichergestellt, dass
Reifen und Fahrbahn) zu einer deutlichen Reduzierung der Druckfestigkeit sowie des alle geforderten Eigenschaften zielsicher erreicht werden. Bei
Hohlraumgehaltes. Ebenso hat eine Änderung des Wasserge- einem Einbau mit dem Fertiger ist eine zusätzliche Verdichtung
haltes, schon bei kleinen Abweichungen von der festgelegten mit einer Walze in der Regel nicht erforderlich. Einbau und
Rezeptur, einen deutlichen Einfluss auf die Druckfestigkeit. Verdichtung der DBD sollten einschichtig und einlagig erfolgen
Summern und Lärmmindern und können fugenlos oder mit Fugen hergestellt werden.
(ideale Oberfläche) Eingebaut werden DBT mit den üblichen Straßenbaugeräten
≤ 10 mm im Zentral- oder Baumischverfahren. Dabei weist das Gemisch,
Abb. 7.11.1 Abb.7.11.2 welches im Zentralmischverfahren gemischt wurde und mit
Dränbeton beim Einbau, Abziehen mit der Rüttelbohle Schematische Darstellung von Fahrbahnoberflächen
Fertiger, Scraper oder Grader eingebaut wird, eine höhere
Gleichmäßigkeit auf.

162 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 163


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Dränbeton Dränbeton
7.11

7.11
Abb. 7.11.4 Mindestfestigkeit des Dränbetons im Alter von 28 Tagen Holcim CampoDrain
Anforderungen an für einen von außen zugänglichen Hohlraumgehalt von ≥ 15 Vol. -% und eine Wasserdurchlässigkeit von k, ≥ 5 * 10-5 m/s
Dränbeton gemäß Holcim CampoDrain ist ein offenporiges Betonsystem zur Her- Die auf die Fertigungstechnik abgestimmte Betonrezeptur
FGSV-Merkblatt MVV Biegezugfestig- stellung von farbigen und visuell ansprechenden Betonoberflä- ermöglicht eine homogene Produktqualität und somit einen
Druckfestigkeit 1)
Spaltzugfestigkeit 3)
Schicht keit2)
[Mpa] [Mpa]
[Mpa] chen. schnellen Baufortschritt. Holcim CampoDrain verfügt über eine
1 2 3 4 Seine ausgewiesene Tragfähigkeit bei gleichzeitiger Drainagefä- lange Lebensdauer und zeichnet sich durch einen geringen
fck, cyl / fck, cube fctm (BZ) fctm (SZ) higkeit des Oberflächenwassers ermöglicht eine hohe Dauerhaf- Wartungsaufwand aus.
C8/104) - -
tigkeit des Betonsystems.
Dränbetontragschicht
(DBT)
C12/15 - -
Holcim CampoDrain wird im Transportbetonwerk hergestellt Eigenschaften von Holcim CampoDrain:
C16/20 - - und mit dem Fahrmischer oder Kipperfahrzeug zum Einbau- • Druckfestigkeitsklasse C16/20
C16/20 3,0 2,0 ort geliefert. Der Einbau erfolgt mit Straßenfertigern oder im • Expositionsklasse XF4 nachgewiesen durch CDF-Test
Dränbetondecke C20/25 3,2 2,2 Handeinbau. • Hohlraumgehalt 20 ± 3 Vol.-%
(DBD) C25/30 3,5 2,5 • stark durchlässig nach DIN 18130-1
C30/37 4,0 2,7 • variable Konsistenz, passend zum Einbaugerät
1)
Zylinder ∅ 150 mm, h/d = 1 oder Würfel 150 x 150 x 150 mm (DIN EN 12390-3) • individuelle Farbgebung möglich, z. B. gelb, rot, braun oder
2)
Prisma L ≥ 525 x 150 x 150 mm (DIN EN 12390-5)
3)
Zylinder ∅ 150 mm oder Würfel Kantenlänge 150 mm (DIN 12390-6)
schwarz oder ungefärbt in „Betongrau“
4)
Nur unter DBD (nicht unter Pflasterdecken) zu verwenden
Spalte 2: Betonfestigkeitsklasse
Spalten 3 und 4: Mittlere Festigkeit von 3 zusammengehörigen Probekörpern Entsprechend den örtlichen Gegebenheiten und
Anforderungen an Holcim CampoDrain ist die Herstellung
Anforderungen Ein natürlicher Eintrag von mineralischen und organischen einer Deck- bzw. Tragschicht ab 12 bzw. 15 cm möglich.
Die Anforderungen an DBT und DBD sind im FGSV-Merkblatt Bestandteilen in das Porengefüge kann allerdings nicht gänzlich
M VV in der obenstehenden Tabelle dargestellt (Abb. 7.11.4) und vermieden werden. Da hierdurch die Wasserdurchlässigkeit der Vorteile Design und Ästhetik
gelten in Verbindung mit der TL Beton-Stb. Verkehrsfläche zurückgeht, kann es notwendig werden, die Was- • Dauerhafte, dekorative und wasserdurchlässige Betonober-
serdurchlässigkeit mit speziellen Reinigungsverfahren (z. B. fläche
Wie beim herkömmlichen Beton, müssen auch beim Dränbeton Reinigung mit Wasserhochdruck und Absaugung) wieder zu • Alternative zum Pflaster (z. B. bei geschwungenen Wegen)
Abb. 7.11.5
die Eigenschaften der Zusammensetzung vorab in einer Erstprü- verbessern. Die ursprüngliche Durchlässigkeit kann in der Regel • Unterschiedliche Betonoberflächen von grob bis fein
Holcim CampoDrain Handeinbau und Verdichtung
fung bestätigt werden. Für die Druckfestigkeit empfiehlt sich, aber nicht wieder hergestellt werden. ausführbar
hier ein Vorhaltemaß von 3 bis 5 MPa anzunehmen. Bei einem • Vielfältige Farbvarianten realisierbar
von außen zugänglichen Hohlraumgehalt von ≥ 15 Vol. -% wird Im Winter sollte, um Schäden an der Oberfläche zu vermeiden, Anwendungsbereiche für Holcim CampoDrain: • Einbau und Verarbeitung
erfahrungsgemäß die geforderte Wasserdurchlässigkeit beim Räumen von Schnee auf einen Kehrbesen oder eine • Geh- und Radwege mit hohem gestalterischen Anspruch • Schneller und zielsicherer Einbau
kf ≥ 5 · 10 - 5 m/s erreicht. Dies kann in Anlehnung an die DIN Schneefräse zurückgegriffen werden. Diese belasten die Ober- • in Parkanlagen • Einbauhöhen, -dicken und -breiten individuell und fugenlos
18507 nachgewiesen werden. fläche weniger als die Räumung mit einem Schild. Auch ab- • in Wohnanlagen ausführbar in Abhängigkeit zur Bauteilgeometrie
stumpfende Streustoffe sollten nicht verwendet werden, da • Alternative zum Pflaster bei Hauseinfahrten • Einbau mit Straßenfertigern oder im Handeinbau
Während des Einbaus kann es sinnvoll sein, die Wasserdurchläs- diese die Poren verstopfen können und die Wasserdurchlässig- • Stellplätze
sigkeit zu überprüfen, um das Einbauverfahren, falls erforderlich, keit reduzieren. • Gartenwege Vorteile Nutzung und Funktionalität
anzupassen. Dies kann mittels Schnelltest vor Ort gemacht wer- • Nachgewiesene Dauerhaftig- und Tragfähigkeit
den. Das Verfahren wird in dem FGSV-Merkblatt MVV, Abschnitt • Hohe Wasserdurchlässigkeit begünstigt die Drainagefähig-
Abb. 7.11.7 / Abb. 7.11.8
8.2, beschrieben. Aufbau CampoDrain keit Farbvarianten bei
• Geringer Wartungsaufwand Holcim CampoDrain

Instandhaltung • Zertifikat zur Versickerungsfähigkeit von Holcim Campo-


Um die Wasserdurchlässigkeit von versickerungsfähigen Ver- Campo Oberfläche (Betonplatte h ≥ 10 cm) Drain zur Verwendung bei der „gesplitteten Abwasserbe-
kehrsflächen zu gewährleisten, muss für den Dränbeton ein er- rechnung“
Doppellagige PE-Folie
höhter Aufwand betrieben werden. So kann es notwendig sein, Tragschicht • Eingruppierung bei der „gesplitteten Abwasserberech-
z. B. Laub häufiger zu entfernen als bei herkömmlichen Ver- ggf. Frostschutzschicht nung“ analog Kies/Schotter möglich
kehrsflächen. Untergrund • Holcim CampoDrain ist rezyklierfähig und kann beispiels-
weise im R-Beton wiederverwendet werden
Ebenso sollte auf diesen Flächen ein Verkehr mit hohem Schmut- Abb.7.11.6
zeintrag (z. B. Baustellenverkehr) vermieden werden. Aufbau CampoDrain
Abb. 7.11.4
Demonstration der Wasserdurchlässigkeit an einem Stein aus Dränbeton

164 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 165


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Zementestrich Zementestrich
(CT – Cementitious screeds) (CT – Cementitious screeds)
7.12

7.12
Zementestriche Ein Estrich sollte eine oder mehrere der nachstehenden Funktio- Weitere Eigenschaften sind anzugeben, wenn sie durch gesetz- Anzugebende Eigenschaften:
Zementestriche werden seit Jahrzehnten im Wohnungs-, Gewer- nen erfüllen: liche Anforderungen verlangt werden oder wenn der Hersteller • Elektrischer Widerstand (ER Angabe in Ohm)
be- und Industriebau mit Erfolg eingesetzt. • eine vorgegebene Höhenlage zu erreichen sich für die Angabe einer Leistung entscheidet, selbst wenn diese • Chemische Beständigkeit (CR Auflistung der Chemikalien-
Sie zeichnen sich gegenüber anderen mineralisch gebundenen • einen Bodenbelag aufzunehmen durch Verordnungen nicht erfasst wird. gruppen nach prEN 13529)
Estrichen vor allem durch ihre Beständigkeit gegenüber Feuchte- • unmittelbar genutzt zu werden • Brandverhalten (Zementestrichmörtel können der Klasse
beanspruchung aus und können daher sowohl im Afl (A1) zugeordnet werden, wenn der Anteil an organi-
Innen- als auch im Außenbereich verwendet werden. Der deutsche Begriff »Estrich« bezeichnet sowohl den frischen schen Substanzen 1 % nicht überschreitet)
Estrichmörtel als auch das fertige Bauteil. Anwendung • Freisetzung korrosiver Stoffe oder Korrosivität von Estrich-
Als Estrich bezeichnet man eine Schicht oder Schichten aus Die DIN 18560 beinhaltet die nationalen Anwendungsregeln für mörteln
Estrichmörtel, die auf der Baustelle direkt auf dem Untergrund, Für die Planung und Ausführung von Estrichen gelten DIN EN Estrichmörtel nach DIN EN 13813 für Deutschland. • Wasserdampfdurchlässigkeit (Bestimmung nach EN 12086)
mit oder ohne Verbund, oder auf einer zwischenliegenden 13318, DIN EN 13813, DIN EN 13892, DIN 18560 und DIN 18353 • Wärmedämmung (Wärmedämmwerte nach EN 12524
Trenn- oder Dämmschicht verlegt werden. (siehe Abb. 7.12.1). oder Prüfung nach EN 12664)
• Trittschallisolierung (Systemprüfung nach EN ISO 140-6)
• Schallabsorption

Abb. 7.12.1 Norm Titel


Wesentliche Abb. 7.12.3
Estrichnormen DIN EN 13318 Estrichmörtel und Estriche – Begriffe Einteilung der Estriche
DIN 18560 nach nationaler
DIN EN 13813 Estrichmörtel und Estrichmassen – Eigenschaften und Anforderungen Normung

Estriche und Heizestriche


DIN EN 13892 Prüfverfahren für Estrichmörtel und Estrichmassen (Teil 1 bis 8) Estriche auf Hochbeanspruchbare
auf Dämmschicht Verbundestriche
Trennschicht Estriche (Industrieestriche)
(schwimmende Estriche)
DIN 18560 Estriche im Bauwesen
Teil 1 • Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung
Teil 2 • Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche)
Teil 3 • Verbundestriche
Teil 4 • Estriche auf Trennschicht
Teil 7 • Hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche) Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche)
DIN 18353 VOB Teil C: ATV Estricharbeiten Mindestanforderung an die Biegezugfestigkeitsklasse: F4

Estrichnenndicke1) Abb. 7.12.4


Biegezug-
Lotrechte Nutz- bei einer Zusammendrückbarkeit Bestätigungsprüfung Nenndicke und Biegezug-
festigkeits-
lasten der Dämmschicht [N/mm²] festigkeit unbeheizter
Klassifizierung klasse
c ≤ 5 bzw. 3 mm bei Einzellasten ab 3 kN Zementestriche auf
Die Klassifizierung der Estriche erfolgt nach der Art des Binde- Dämmschichten für lot-
[kN/mm²] [mm] Kleinster Einzelwert Mittelwert
rechte Nutzlasten
mittels (z. B. CT) und anhand ihrer spezifischen Eigenschaften
F4 ≥ 452) ≥ 2,0 ≥ 2,5
≤2
(Abb. 7.12.2). F5 ≥ 402) ≥ 2,5 ≥ 3,5
Abb. 7.12.2 Einzellasten ≤ 2 F4 ≥ 65 ≥ 2,0 ≥ 2,5
Klassifizierung der
• Druckfestigkeit: C5/C7/C12/C20/C25/C30/C35/C40/C50/C60/C70/C80 Flächenlasten ≤ 3 F5 ≥ 55 ≥ 2,5 ≥ 3,5
Estriche
• Biegezugfestigkeit: F1/F2/F3/F4/F5/F6/F7/F10/F15/F20/F30/F40/F50 Einzellasten ≤ 3 F4 ≥ 70 ≥ 2,0 ≥ 2,5
Flächenlasten = 4 F5 ≥ 60 ≥ 2,5 ≥ 3,5
• Verschleißwiderstand nach Böhme: A22/A15/A12/A9/A6/A3/A1,5 Einzellasten ≤ 4 F4 ≥ 75 ≥ 2,0 ≥ 2,5
Flächenlasten = 5 F5 ≥ 65 ≥ 2,5 ≥ 3,5
• Verschleißwiderstand nach BCA: AR6/AR4/AR2/AR1/AR0,5 1)
Bei Dämmschichten ≤ 40 mm kann die Estrichnenndicke um 5 mm reduziert werden. Die Nenndicke darf 30 mm nicht unterschreiten.
2)
Bei höherer Zusammendrückbarkeit (≤10 mm) muss die Estrichdicke um 5 mm erhöht werden.
• Verschleißwiderstand gegen Rollbeanspruchung: RWA300/RWA100/20/10/1
Bei lotrechten Nutzlasten, die höher als 5,0 kN/m2 nach DIN Da schwimmend verlegte Estriche im Wesentlichen auf Durch-
• Oberflächenhärte: SH30/SH40/SH50/SH70/SH100/SH150/SH200 1055-3 sind, sind die Estrichnenndicken vom Planer festzulegen. biegung beansprucht werden, gibt es keine Anforderungen an

• Widerstandsklassen gegen Rollbeanspruchung (Bodenbelag): RWFC150/RWFC250/RWFC350/RWFC450/RWFC550 die Druckfestigkeit.


Bei Heizestrichen sind die Biegezugfestigkeitsklassen und Est-
• Biegezugelastizitätsmodul: E1/E2/E5/E10/E20/25-30-usw. richnenndicken entsprechend der von unbeheizten Estrichen Bezeichnung:
• Haftzugfestigkeit: B0,2/B0,5/B1,0/B1,5/B2,0 zu wählen und bei Bauart A (Heizrohre im Estrich) zusätzlich Zementestrich der Biegezugfestigkeitsklasse 4 (F4), schwim-
um den Außendurchmesser des Heizrohres zu erhöhen. Die mend (S), mit 70 mm Nenndicke, als Heizestrich (H), mit einer
Rohrüberdeckung bei der Biegezugfestigkeitsklasse F4 muss Überdeckung der Heizelemente von 45 mm:
mindestens 45 mm betragen.
Estrich DIN 18560 - CT - F 4 - S70 - H45

166 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 167


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Zementestrich Zementestrich
(CT – Cementitious screeds) (CT – Cementitious screeds)
7.12

7.12
Verbundestriche Bezeichnung: Beanspru- Abb. 7.12.8
Nenndicke bei Festigkeitsklasse
chungs- Mindestdicke der Hart-
Mindestanforderung an die Festigkeitsklasse bei Nutzung mit Belag: C20/F3 Zweischichtiger zementgebundener Hartstoffestrich (CT) der [mm]
gruppe stoffschicht

Mindestanforderung an die Festigkeitsklasse bei Nutzung ohne Belag: C25/F4 Druckfestigkeitsklasse 60 (C60), der Biegezugfestigkeitsklasse F 9A F 11M F 9KS
10 (F10) der Verschleißwiderstandsklasse 1,5 nach Böhme
I
(A1,5), mit Hartstoffen nach DIN 1100 der Gruppe A als Ver- (schwer)
≥ 15 ≥8 ≥6
Abb. 7.12.5
Beton geeignet Bezeichnung: bundestrich (V) mit Nenndicken von 10 mm für die Hartstoff-
Eignung tragender
II
Untergründe für Kalziumsulfatestrich mit besonderen Maßnahmen geeignet Zementestrich (CT) der Druckfestigkeitsklasse 30 (F30), der schicht und 30 mm für die Übergangsschicht: (mittel)
≥ 10 ≥6 ≥5
Verbundestriche aus Magnesiaestrich nicht geeignet Biegezugfestigkeitsklasse 5 (F5), der Verschleißwiderstands-
Zementestrichmörtel Zementestrich geeignet III
klasse 15 (A15) als Verbundestrich (V), mit 25 mm Nenndicke: Estrich DIN 18560 - CT - C60 - F10 - A1,5 - (leicht)
≥8 ≥6 ≥4
Gussasphaltestrich mit besonderen Maßnahmen geeignet
DIN 1100 - A - V10/30 1)
Gilt nur für saubere Bereifung. Eingedrückte harte Stoffe und
Holz (ausreichend biegesteif) mit besonderen Maßnahmen geeignet
Schmutz auf Reifen erhöhen die Beanspruchung.

Stahl (ausreichend biegesteif) mit besonderen Maßnahmen geeignet Estrich DIN 18560 - CT - C30 - F5 - A15 - V25
Ausführungshinweise: Bei üblichen Zementestrichen ist die Belegreife bei einem Feuch-
Zur Herstellung von Zementestrichmörteln einer bestimmten tegehalt ≤ 2,0 CM-% erreicht.
Estriche auf Trennschicht Festigkeitsklasse ist der Zugabewassergehalt niedrig zu halten
Mindestanforderung an die Biegezugfestigkeitsklasse bei Nutzung mit und ohne Belag: F4 und der Zementgehalt auf das notwendige Maß zu begrenzen, Die Austrocknung verändert den Feuchtegehalt des frischen und
um die erforderliche Festigkeit zu erreichen und das Schwinden erhärteten Zementestrichs. Die Verdunstungsgeschwindigkeit
Abb. 7.12.6 Estrichnenndicken Bestätigungsprüfung klein zu halten. des Wassers aus dem Estrich wird vor allem durch die Tempe-
Estrichnenndicken Biegezug- [mm] Biegezugfestigkeit
festigkeits- ratur (Estrich und Umgebung), die relative Luftfeuchtigkeit der
von Estrichen auf EL = Einzellasten1) ßBZ
klasse FL = Flächenlasten [N/mm2] Zementestrichmörtel sind unverzüglich nach Beendigung des umgebenden Luft und die Luftbewegung beeinflusst.
Trennschicht in Abhäng- Estrichart
nach
igkeit von verschiedenen
DIN EN 13813 EL ≤ 1 kN EL ≤ 2 kN EL ≤ 3 kN EL ≤ 4 kN Mischvorganges einzubringen, zu verteilen und abzuziehen. Dickere Estriche trocknen deutlich langsamer als dünnere Estri-
Nutzlasten kleinster
FL ≤ 2 FL ≤ 3 FL ≤ 4 FL ≤ 5 Mittelwert
kN/m2 kN/m2 kN/m2 kN/m2
Einzelwert Dabei ist darauf zu achten, dass der Estrichmörtel über den che. Die Austrocknung erfolgt über die Oberfläche und darf nicht

F4 ≥ 35 ≥ 55 ≥ 65 ≥ 70 ≥ 2,4 ≥ 2,8
gesamten Querschnitt gleichmäßig gut verdichtet wird. behindert werden.
Zementestrich CT
F5 ≥ 35 ≥ 45 ≥ 55 ≥ 60 ≥ 3,0 ≥ 3,5
1)
Bei Einzellasten sind für deren Aufstandsflächen im Allgemeinen zusätzliche Überlegungen erforderlich. Dasselbe gilt für die Fahrbeanspruchung. Die Temperatur des Estrichmörtels und des Einbauortes (Unter- Aufgrund physikalischer Zusammenhänge laufen Trocknungs-
grund, Raumluft) darf beim Einbau des Estrichs sowie über einen prozesse in Innenräumen bei fachgerecht durchgeführter
Bezeichnung: Zeitraum von drei Tagen nach dem Einbau des Estrichs 5 °C nicht Stoßbelüftung in der kalten Jahreszeit (Winter) deutlich schneller
Zementestrich (CT) der Biegezugfestigkeitsklasse 4 (F4) mit einer Abriebmenge von 6 cm3/50 cm2, als Estrich auf unterschreiten. Gefrorene Gesteinskörnungen dürfen nicht zur ab als in der warmen Jahreszeit (Sommer).
Trennschicht (T) mit 45 mm Nenndicke: Estrichherstellung verwendet werden.
Aufgrund umfangreicher Untersuchungen sowohl in der
Estrich DIN 18560 - CT - F4 - A6 - T45 Bei höheren Mörtel- und Bauteiltemperaturen ab ca. +25 °C wird Zementindustrie als auch am Institut für Fußbodentechnik im
die Erhärtung von Zementen beschleunigt und die Verarbeitungs- Auftrag des Bundesverbandes für Estrich und Belag konnten an
zeit des Estrichmörtels verkürzt. In diesem Fall können langsamer Zementestrichen, hergestellt aus CEM I- und aus CEM II-Zemen-
erhärtende Zemente verwendet werden, sofern sichergestellt ist, ten, keine wesentlichen Unterschiede festgestellt werden.
Hochbeanspruchbare Estriche Hartstoffestrich dass die geforderten Eigenschaften erreicht werden.
Hochbeanspruchbare Estriche müssen die Anforderungen Zementgebundener Hartstoffestrich ist unter Verwendung Holcim bietet folgende Zemente an, die sich für die Herstellung
nach DIN 18560-1 erfüllen und gegen die mechanische von Hartstoffen nach DIN 1100 herzustellen. Die Dicke der Zementestriche können in der Regel ab dem Alter von drei Tagen von Zementestrich eignen.
Beanspruchung in der vorgesehenen Beanspruchungsgruppe Hartstoffschicht ist nach der folgenden Tabelle zu wählen. begangen und höhere Belastungen ab dem Alter von sieben Holcim Ferro 3 R (CEM II/B-S 32,5 R), Holcim Fluvio 4 N (CEM
widerstandsfähig sein. Tagen aufgebracht werden. Dabei sollten 70 % der im Nutzungs- II/A-LL 42,5 N) und Holcim Optimo 4 N (CEM II/B-M (T-LL) 42,5 N)
zustand vorgesehenen Verkehrslast nicht überschritten werden. – Standardzemente für konventionelle Zementestriche.
Abb. 7.12.7 Beanspruchungs- Beanspruchung durch Flurförderzeuge Die maximal vorgesehene Verkehrslast darf frühestens ab dem Holcim Pur 4 N und Holcim Pur 4 R (CEM I 42,5 N und CEM I
Beanspruchungs- gruppe Bereifungsart1), Arbeitsabläufe und Fußgängerverkehr – Beispiele
gruppen Alter von 28 Tagen aufgebracht werden. 42,5 R), sowie Holcim Optimo 5 N (CEM II/B-M (T-LL) 52,5 N) –
I Stahl und Polyamid • Bearbeiten, Schleifen und Kollern von Metallteilen
(schwer) • Absetzen von Gütern mit Metallgabeln Zemente für höherwertige Estriche und für die Estrichherstel-
• Fußgängerverkehr mit mehr als 1.000 Personen/Tag Zementestriche sind nach dem Einbau mindestens sieben Tage lung in der kälteren Jahreszeit (aufgrund der Festigkeitsentwick-
II Urethan-Elastomer • Schleifen und Kollern von Holz, Papierrollen und Kunststoffteilen vor Zugluft und hohen Temperaturen zu schützen. In Bauwerken lung).
(mittel) (Vulkollan) und Gummi • Fußgängerverkehr von 100 bis 1.000 Personen/Tag
mit wohnungsähnlichen Raumsituationen ist dies im Allge-
III Elastik und Luftreifen • Montage auf Tischen
(leicht) • Fußgängerverkehr bis 100 Personen/Tag meinen ohne besondere Maßnahmen sichergestellt, wenn das
1)
Gilt nur für saubere Bereifung. Eingedrückte harte Stoffe und Schmutz auf Reifen erhöhen die Beanspruchung. Bauwerk geschlossen ist.

168 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 169


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Ultrahochfester Beton Ultrahochfester Beton


7.13

7.13
Ultrahochfester Beton Diese sollte möglichst homogen aufgebaut sein, um mögliche Verarbeitung
Ultrahochfester Beton (UHFB) oder auch Ultra High Perfomance Spannungsspitzen zu minimieren. Gerade zur Herstellung filigraner Bauteile ist eine gut verar- empfindlicher reagieren als Normalbeton und Änderungen der
Concrete (UHPC) zeichnet sich durch eine sehr hohe Festigkeit Die deutliche Reduzierung des Gehalts an Kapillarporen in UHFB beitbare und fließfähige Konsistenz des Betons von Bedeutung. Temperatur oder der Feuchtigkeit nicht zu schnell aufgebracht
bzw. Dichtigkeit aus. Durch ein Absenken des w/z-Wertes auf erhöht nicht nur die Festigkeit, sondern auch die Dichtigkeit des Diese sollte darüber hinaus auch das Entlüften des Frischbetons werden sollten.
etwa 0,25 in Kombination mit leistungsfähigen Fließmitteln Betons erheblich. Dadurch weisen diese Betone eine sehr gute möglich machen. Dazu ist jedoch bei Ultrahochfestem Beton
lassen sich Druckfestigkeiten von 120 bis über 200 N/mm² Widerstandsfähigkeit gegenüber chemischen Einwirkungen auf. eine im Vergleich zu Normalbeton höhere Mischenergie vonnö- Anwendung
erreichen. Dadurch können hochfeste, filigrane Fertigteile oder ten, weshalb meist leistungsfähige Zwangsmischer eingesetzt Die Bezeichnung Ultrahochfester Beton beschreibt nur die
schlanke Stützen realisiert werden. Jedoch wird UHFB von der werden. Ultrahochfester Beton ist ein komplexes System, bei Eigenschaft der Festigkeit, wohingegen die Bezeichnung Ultra
aktuellen Normung nicht abgedeckt, sodass bei der Verwendung welchem viele verschiedene Ausgangsstoffe zur Anwendung High Performance Concrete sich auf die beiden herausragenden
eine Zustimmung im Einzelfall oder eine Allgemeine Bauauf- kommen, die gezielt aufeinander abgestimmt sind. Es ist wichtig, Eigenschaften dieser Betone beziehen kann: Festigkeit und
sichtliche Zulassung notwendig ist. Der DAfStb ist jedoch dabei, diese exakt zu dosieren, weshalb sich diese Betone meist nur Dichtigkeit. Aufgrund der Abhängigkeit dieser Eigenschaften
in einem Fachausschuss die Richtlinie „Ultrahochfester Beton“ zu schwer mit den Anlagen eines Transportbetonwerks realisieren bedingen sie sich in gewissem Maße gegenseitig, jedoch hängen
erarbeiten. lassen, sondern häufig vorkonfektionierte Compounds genutzt die Anforderungen von der jeweiligen Anwendung ab.
werden. Ebenfalls von Bedeutung ist eine Verlängerung der
Zusammensetzung Mischzeit, um eine gute Verarbeitbarkeit durch eine vollständige Hohe Druckfestigkeiten
Die Herstellung von UHFB basiert auf mehreren Ansätzen, wel- Aktivierung des Fließmittels sicherzustellen. Eine sehr hohe Festigkeit wird beispielsweise zum Bau höherer
che in Kombination ein sehr dichtes und hochfestes Gefüge des Abb. 7.13.1
oder schlankerer Gebäude gefordert. Dies können u. a. Fertigteile
Betons erzeugen. Die Absenkung des w/z-Wertes auf 0,2 bis 0,3 Bruchbild sprödes Material - Druckfestigkeitsprüfung am Mörtelprisma wie Platten, Träger oder Fassadenelemente sein. Aufgrund der
wird durch die Verwendung leistungsstarker Fließmittel meist hohen Dichtigkeit und der damit verbundenen hohen Dauerhaf-
auf PCE (Polycarboxylatether) Basis ermöglicht. Diese können Fasern tigkeit, ergibt sich darüber hinaus die Anwendung in Bereichen
jedoch verschiedene Wechselwirkungen mit dem Zement erzeu- Ultrahochfester Beton weist neben sehr hohen Druckfestigkei- höherer chemischer aber auch mechanischer Belastung. Dies
gen, wobei gerade eine übermäßige Verzögerung der Hydrata- ten auch einen hohen E-Modul von 45.000 bis 55.000 N/mm² kann sowohl bei dem Bau von Kühltürmen oder Kläranlagen, als
tion ausgeschlossen werden sollte. Aufgrund der erheblichen bei einem nahezu idealelastischen Verhalten auf. Das Versagen auch im Bereich der Infrastruktur genutzt werden.
Absenkung des Wassergehaltes, sollte dem Wasserbedarf der von UHFB aufgrund einer Druckspannung tritt jedoch explosi-
Abb. 7.13.4
einzelnen Komponenten besondere Beachtung geschenkt wer- onsartig auf, was auf ein sprödes Materialverhalten schließen Anwendung bei Brücken-
den. So kann bspw. die Verwendung von C3A- armen Zementen, lässt. Um das Verformungsvermögen dieser Betone zu erhöhen, sanierung

welche einen geringeren Wasseranspruch aufweisen, sinnvoll werden Stahlfasern zugegeben, sodass ein duktiles Materialver-
sein. halten erreicht werden kann. Die Zugabe von teilweise über
Wichtig ist weiterhin die abgestimmte Zusammensetzung im 3,0 Vol.-% Stahlfasern, häufig als Cocktail verschiedener Faserty-
Feinkornbereich zur Erhöhung der Packungsdichte, welche auf pen, erhöht die Nachrisszugfestigkeit sowie die Verformbarkeit Abb. 7.13.3
Konsistenzmessung UHFB
der Verwendung von hohen Zementgehalten in Kombination deutlich.
mit sehr feinen Zusatzstoffen beruht. Neben reaktiven Zusatz- Um das Brandverhalten dieses sehr dichten Systems zu verbes-
stoffen vom Typ II wie Mikrosilika oder feinem Hüttensand sern und Abplatzungen zu verhindern, können zur Erzeugung Transport
werden auch inerte Zusatzstoffe vom Typ I wie Gesteinsmehle von Expansionsraum auch Kunststofffasern zugegeben werden. Ultrahochfester Beton lässt sich in Fahrmischern transportieren
verwendet. Der Gehalt an grober Gesteinskörnung wird redu- und auch pumpen. Jedoch muss hierbei der Pumpendruck er-
ziert und beschränkt sich auf die Verwendung von Hartstein- höht werden, da der Beton langsamer fließt.
splitten. Die reaktiven Zusatzstoffe bewirken dabei nicht nur Aufgrund der hohen Betongüte muss auch der Nachbehandlung
einen Füllereffekt aufgrund ihrer Feinheit, sondern reagieren von Ultrahochfestem Beton besondere Beachtung geschenkt
gleichzeitig mit dem bei der Hydratation von Zement freiwer- werden. Aufgrund des niedrigen Wassergehalts kann der Beton
dendem und festigkeitsmindernden Calciumhydroxid. Dies an der Oberfläche schnell austrocknen und häufig sogar eine
Abb. 7.13.5
wirkt sich besonders in der Kontaktzone zwischen Zementstein Grenzschicht, auch Elefantenhaut genannt, ausbilden. Um dies Filigrane Bauteile aus
und Gesteinskörnung aus, welche bei Normalbeton meist eine zu vermeiden, sollte der Beton direkt nach dem Einbau feucht faserverstärktem ultra-
hochfestem Beton
Anreicherung von Calciumhydroxidkristallen aufweist. Dieser gehalten werden.
Randbereich wird somit dichter, weshalb der Bruch meist durch
die Gesteinskörnung und nicht an dieser entlang eintritt. Auch Wärmebehandlung
die Reste von unhydratisiertem Zement, welche bei den nied- Zur Steigerung der Festigkeit werden Fertigteile häufig einer
rigen Wassergehalten im Beton verbleiben wirken sich ähnlich Wärmebehandlung von etwa 60 bis 90 °C ausgesetzt. Hierbei
Abb. 7.13.2
einer hochfesten Gesteinskörnung positiv auf das Gefüge aus. Fassade aus faserverstärktem ultrahochfestem Beton muss jedoch berücksichtigt werden, dass Ultrahochfeste Betone

170 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 171


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Infraleichtbeton Infraleichtbeton
7.14

7.14
Definition Holcim Infraleichtbeton ILC-06 Prüfungen/Zulassungen
Infraleichtbeton zeichnet sich durch eine Rohdichte unterhalb Bereits bei der Konzeption von Infraleichtbeton sollte der entste- Gutachten Untersuchungsbericht G2019104, Univ.-Prof. Dr.-Ing.
von 800 kg/m³ aus. Somit wird die Rohdichte von gefügedichtem henden Hydratationswärme besondere Beachtung geschenkt Beschreibung K.-Ch. Thienel, Institut für Werkstoffe des Bauwesens, UniBw.
Leichtbeton, welche nach DIN 1045-2 bzw. DIN EN 206-1 zwi- werden. Bei den meist 50 cm dicken Wänden kann diese, gerade Holcim Infraleichtbeton ILC-06 ist ein zementgebundener Leicht- Gutachten, Prof. Dr.-Ing. T. Braml, Institut für Konstruktiven
schen 800 und 2.000 kg/m³ definiert ist, unterschritten. Dadurch bedingt durch die niedrige Wärmeleitfähigkeit, schlecht abflie- beton für statisch tragende Bauteile mit integrierter Wärme- Ingenieurbau, UniBw.
ist für die Verwendung von Infraleichtbeton eine bauaufsichtli- ßen. Hinzu kommt der verhältnismäßig hohe Zementgehalt, dämmung. Zustimmungen im Einzelfall wurden bereits in Bayern erteilt.
che Zustimmung im Einzelfall (ZiE) erforderlich. welcher ebenfalls zur Wärmeentwicklung beiträgt. Somit sollte Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung ist in Bearbeitung.
Die weitere Reduzierung der Betonrohdichte gegenüber eine betontechnologische Reduzierung der Hydratationswärme Anwendung
Leichtbeton wird meist über die Verwendung sehr leichter Ge- schon frühzeitig in die Planung miteinbezogen werden. Holcim Infraleichtbeton ILC-06 wird für die Betonage von Produktinformationen
steinskörnung, dem Ersatz von Sand durch Blähglas sowie dem Außenbauteilen eingesetzt. Der Beton wird mit einer mobilen Zusammensetzung:
zusätzlichen Einbringen von Poren in die Zementmatrix erreicht. Bei der Beurteilung der Verarbeitbarkeit muss die Rohdichte des Mischanlage auf der Baustelle hergestellt und als Ortbeton • Zement, abgestuftes Blähglas, spezielle Zusätze und Zu-
Betons berücksichtigt werden. Das Ausbreitmaß kann wegen des verarbeitet. satzmittel
Anwendung geringeren Eigengewichts nur schlecht mit dem von Normalbe- • Größtkorn Dmax = 4 mm
Infraleichtbeton wird in der Regel zur Herstellung von monoli- ton verglichen werden, weshalb das Verdichtungsmaß heran- Mobile Mischanlage • Konsistenz C4, leichtverdichtend
thischen Außenwänden eingesetzt, welche gleichzeitig tragfähig gezogen werden sollte. Zum Vergleich auf der Baustelle ist das Produktvorteile: • Druckfestigkeitsklasse LAC6
und wärmedämmend sind. Dadurch wird es möglich, sowohl Ausbreitmaß jedoch gut geeignet. • Hohe Dauerhaftigkeit • Deklarierte charakteristische Druckfestigkeit 6 MPa
die Innen- als auch die Außenseite als Sichtbeton herzustellen. • Statisch tragend • Rohdichte deklarierte Rohdichteklasse 0,6
Dies vereinfacht baukonstruktive Details und bietet ein höheres Infraleichtbeton wird mit Kübeln eingebracht, da ein Pumpen • Markante Sichtbetonqualität • Deklarierter Mittelwert der Rohdichte 570 kg/m3
Gestaltungspotential. Die monolithische Bauweise verein- nicht möglich ist. In der Regel ist Infraleichtbeton selbstverdich- • Hohe Dämmwirkung • Biegezugfestigkeit 0,9 N/mm2
facht zusätzlich den späteren Rückbau, da auf eine Trennung tend, jedoch muss auf eine ausreichende Vernadelung der ein- • Monolithisch, kein Wärmedämmverbundsystem • Elastizitätsmodul 3915 GPa
unterschiedlicher Materialien verzichtet werden kann. Die rein zelnen Schüttlagen geachtet werden. Zur Verbesserung der • 100 % recyclingfähig • Wärmeleitfähigkeit Prüfung gemäß DIN EN 12664
mineralische Zusammensetzung führt weiterhin dazu, dass Inf- Sichtbetonoberfläche kann die Verwendung von Außenrüttlern - 10,tr = 0,125 W/m*K
raleichtbeton der Baustoffklasse A1 „nicht brennbar“ (DIN 4102) von Vorteil sein. - 23/80 = 0,143 W/m*K
zugeordnet wird.
Eigenschaften Festbeton
Abb. 7.14.1 Infraleichtbeton lässt sich mit Rohdichten deutlich unter 800
Wohnhaus aus Infra- kg/m³ herstellen. Bei einer Rohdichte von 600 kg/m³ wird eine
leichtbeton
Druckfestigkeit von etwa 6 N/mm² erreicht. Aufgrund der Abb. 7.14.4
Mobile Mischanlage für
Rohdichte bedingten sehr niedrigen Wärmeleitfähigkeit ist in der
Infraleichtbeton-
Regel eine 50 cm dicke Wand ausreichend, um auf eine zusätzli- anwendungen
che Wärmedämmung verzichten zu können.
Erhöhte Kriech- und Schwindverformungen müssen ebenso wie
niedrigere Elastizitätsmodule bei der konstruktiven Durchbil-
dung berücksichtigt werden. Hierbei sind ein zwängungsfreies
Tragwerk und die Begrenzung der Rissbreiten zu beachten.

Abb. 7.14.2 (links)


Wohnhaus Innenräume

Abb. 7.14.3 (rechts)


Befüllen des Betonier-
kübels direkt aus dem
Fahrmischer

Eigenschaften Frischbeton

172 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 173


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

R-Beton R-Beton
7.15

7.15
R-Beton Kategorie der Betonzusammensetzung Abb. 7.15.3
Anwendungsbereich
Gesteinskörnung Mehrfamilienhaus
Beton mit rezyklierter Gesteinskörnung (siehe Kapitel 1.4) wird R-Beton ist wie Normalbeton zu verwenden, jedoch müssen bei gebaut mit R-Beton
Alkaliricht- DIN EN 206-1 und DIN
als Recyclingbeton oder R-Beton bezeichnet. Es lassen sich diesel- Typ 1 Typ 2 der Konzeption ein paar Besonderheiten beachtet werden.
linie 1045-2
ben Anforderungen wie mit Normalbeton erreichen, jedoch bei WO Karbonatisierung Rezyklierte Gesteinskörnung enthält Reste von Altbeton, welche
deutlich höherer Ressourceneffizienz. Der Verbrauch an natürli- (trocken) XC1 im Vergleich zu natürlicher Gesteinskörnung poröser sind und
cher Gesteinskörnung sowie der Bedarf an Deponieflächen kann Kein Korrosionsrisiko ≤ 45 ≤ 35 eine niedrigere Rohdichte aufweisen, was den Wasseranspruch
X0
somit reduziert werden. Karbonatisierung ein wenig erhöht. Weiterhin muss auch die Feuchtigkeit in der
Die Richtlinie des DAfStb „Beton nach DIN EN 206-1 und DIN XC1 bis XC4 Gesteinskörnung berücksichtigt werden. Diese darf zwar dem
1045-2 mit rezyklierten Gesteinskörnungen nach DIN EN 12620“ Frostangriff ohne Taumittel- w/z-Wert als Kernwasser nicht angerechnet werden, jedoch wird
WF1)
einwirkung
regelt die Anforderungen an den Beton. (feucht) dadurch das Wassersaugen beeinflusst. Es sollte eine möglichst
XF11) und XF31) ≤ 35 ≤ 25
und in Beton mit hohem
einheitliche Wassersättigung der Gesteinskörnung zur Anwen-
Wassereindringwiderstand
Rezyklierte Gesteinskörnung dung kommen, um gleichbleibende Konsistenzen im Beton zu
Chemischer Angriff
≤ 25 ≤ 25
Für die Eigenschaften der rezyklierten Gesteinskörnung ist DIN XA1 erreichen.
EN 12620 maßgebend, welche die Anforderungen für die An- 1)
zusätzliche Anforderungen (siehe DAfStb-Richtlinie) Abb. 7.15.4
wendung im Beton darstellt. Nach der Richtlinie des DAfStb dür- Abb. 7.15.1 Die Festigkeit von R-Beton ist mit der eines Normalbetons ver- Schulgebäude in
Zulässige Anteile rezyklierter Gesteinskörnungen > 2 mm, bezogen auf die gesamte Sichtbeton mit R-Beton
fen die in DIN 4226-100 definierten rezyklierten Gesteinskörnun- gleichbar, lediglich der E-Modul kann etwas niedriger ausfallen.
Gesteinskörnung (Vol.-%) nach DAfStb-Richtlinie
gen vom Typ 1: Betonsplitt und Typ 2: Bauwerksplitt verwendet Dies ist ebenso wie die leicht höheren Kriech- und Schwindver-
werden. Betonsplitt setzt sich aus einer Mischung von überwie- formungen auf die Reste von Altbeton innerhalb der rezyklierten
gend Altbeton und Gesteinskörnung zusammen (> 90 %) und Gesteinskörnung zurückzuführen.
kann je nach Expositionsklasse bis zu 45 Vol.-% der natürlichen Für alle weiteren Expositionsklassen (XD, XS und XM) ist eine An- Die Erstprüfung eines R-Betons nach DIN EN 206-1 und DIN
Gesteinskörnung ersetzen. Bauwerksplitt darf maximal 30 % wendung von R-Beton nicht zulässig. Liegt die Feuchtigkeitsklas- 1045-2 muss um zwei Punkte erweitert werden. Zum einen
gebrochenes Mauerwerk enthalten und besteht somit zu > 70 % se WF (feucht) vor, so ist die Herkunft der rezyklierten Gesteins- muss die Konsistenz in Abhängigkeit der Zeit bestimmt werden,
aus Altbeton und Gesteinskörnung. Natürliche Gesteinskörnung körnung von Bedeutung. Ist diese bekannt und kann eindeutig nach 10, 45 und 90 Minuten (ab Wasserzugabe). Zum anderen
darf im Beton durch Bauwerksplitt mit maximal 35 Vol.-% ersetzt einer unbedenklichen Alkaliempfindlichkeitsklasse zugeordnet muss der Feuchtegehalt der Gesteinskörnung als Kern- und
werden. werden, was vom Hersteller nachgewiesen werden muss, so sind Oberflächenfeuchte bestimmt werden.
keine weiteren Maßnahmen nötig. Ist die Herkunft jedoch nicht
Anwendungsgebiete bekannt, so ist die Gesteinskörnung nach Alkaliempfindlich- Der Einsatz von Zusatzmitteln im Altbeton ist kein Hindernis für
Abb. 7.15.5
Da für R-Beton dieselben Anforderungen wie für Normalbeton keitsklasse E III-S zu behandeln. Dies wiederum bedeutet, dass die Verwendung von Recycling-Gesteinskörnung, weil etwaige R-Beton - Detailaufnahme
gelten, können auch dieselben Bemessungsgrundlagen verwen- entweder vorbeugende Maßnahmen, wie die Begrenzung des von den Zusatzmitteln herrührende Rückstände gebunden wer- Sichtbeton

det werden. Somit muss sich nicht bereits bei der Planung für Zementgehalts auf maximal 350 kg/m³, getroffen werden müs- den und Luft und Boden dadurch nicht belasten können.
diesen Beton entschieden werden. R-Beton darf bis zur Festig- sen oder ein fachkundiges Gutachten vorliegen muss, welches
keitsklasse C30/37 eingesetzt werden, ist jedoch nicht für Spann- eine unbedenkliche Alkaliempfindlichkeitsklasse bestätigt.
oder Leichtbeton zugelassen.
In der Praxis findet meist die Begrenzung des Zementgehalts
Besondere Beachtung muss den Feuchtigkeits- und Expositions- Anwendung, da somit keine weiteren Maßnahmen erforderlich
klassen geschenkt werden, da sich hier nach der DAfStb-Richt- sind. Eine Anwendung von R-Beton bei der Feuchtigkeitsklasse
linie Unterschiede zu Normalbeton ergeben. In Abb. 7.15.1 WA (feucht + Alkalizufuhr von außen) ist nur mit einem fachkun-
sind die zulässigen Anteile an rezyklierter Gesteinskörnung in digen Gutachten zur Unbedenklichkeit möglich.
Abhängigkeit der Umgebungsbedingungen dargestellt.

Abb. 7.15.2
Rezyklierte Gesteinskörnung und daraus hergestellter Konstruktionsbeton

174 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 175


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Geopolymerbeton Geopolymerbeton
7.16

7.16
Geopolymerbeton Umweltmerkmale
Geopolymerbeton ist ein Sonderbeton, der durch alkalische Als Aktivatoren werden üblicherweise Natriumhydroxid (NaOH) Im Hinblick auf die Umwelteinflüsse werden Geopolymerbe-
Aktivierung von reaktiven Bindemitteln wie Hüttensandmehl, und Natriumsilikat (Na2SiO3) oder Kaliumhydroxid (KOH) und tone generell als günstigere Alternative zu konventionellen
Flugasche, kalziniertem Ton oder deren Kombination hergestellt Kaliumsilikat (K2Si2O5) verwendet. Betonen dargestellt. Da die Klinkerherstellung bei der Zement-
wird. Hinzu kommen Wasser, Gesteinskörnungen und /oder produktion ein energieintensiver Prozess ist (ca. 1.450 °C), ist
Zusatzmittel. Beton mit einem relativ hohen CO2-Fußabdruck verbunden. Im
Gegensatz dazu verwendet Geopolymerbeton andere Binde-
Abb. 7.16.1
mittelsysteme, deren Herstellung zu einer CO2-Einsparung von
Geopolymere als Beitrag
zum Klimaschutz: www. 50 - 70 % beitragen können.
bnb-potsdam.de Sand Wasser Allerdings können die Art und Menge der eingesetzten Aktiva-
Sand Wasser
toren einen erheblichen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck des
Abb. 7.16.2
Element hergestellt aus Geopolymerbeton Geopolymerbetons haben. Beispielsweise werden zur Herstel-
lung von festem Wasserglas (üblich verwendeter Aktivator)
Mischungen vom Quarzsand und Kaliumkarbonat bzw. Natri-
Eigenschaften umkarbonat bei ca. 1.200 °C verschmolzen. Danach wird das
In bestimmten Anwendungsfällen bietet Geopolymerbeton er- abgekühlte Glas aufgemahlen und bei hohen Temperaturen in
Kies Betonchemie Kies Betonchemie
hebliche Vorteile im Gegensatz zum konventionellen Beton. flüssiges Wasserglas umgewandelt. Für diese Prozesse werden
Hierzu zählt in erster Linie die hohe Säurebeständigkeit. Bei hauptsächlich Primärenergiequellen aus fossilen Brennstof-
1 m³ BETON 1 m³ GEOPOLYMER- der Hydratationsreaktion vom Zement entsteht parallel zu den fen verwendet, was zu einem erheblichen CO2-Ausstoß führt.
BETON Kalziumsilikathydraten auch Kalziumhydroxid, welches sich Deshalb sollten bei der Betrachtung der Umwelteinflüsse von
von Säuren sehr leicht auflösen lässt. Daher ist die Anwendung Geopolymerbeton die richtigen Umweltdaten genutzt werden.
von konventionellem Beton in chemisch stark angreifenden
Umgebungen nur in Kombination mit zusätzlichen Schutz-
Zement maßnahmen (Beschichtungen bzw. Auskleidungen) zulässig.
z. B. Flugasche Aktivator:
Geopolymerbeton ist daher, dank der anorganischen drei-
oder Hüttensand z. B. Natriumsilikat oder
Wassergals dimensionalen Aluminiumsilikat-Netzwerke (C-A-S-H bzw. Abb. 7.16.3

CO2-Emmission N-A-S-H) aus der Polymerisation, weniger anfällig für Säurean- Konsistenzmessung
Geopolymerbeton
durch Zementproduktion 50 - 70 % CO2-Ersparnis griffe. Deshalb ist die Anwendung von Geopolymerbeton ohne

durch Ersatz von Zement Schutzschicht in solchen kritischen Bereichen in Verbindung


mit einer Zustimmung im Einzelfall (ZiE) oder allgemeiner
bauaufsichtlicher Zulassung (abZ) denkbar.
Bei der alkalischen Aktivierung entstehen zunächst reaktions- Bei den Bindemitteln spielen die SiO2-, Al2O3- und ggfs. CaO-
fähige silikatische und aluminatische Monomere, die im Gehalte eine entscheidende Rolle für die Entstehung der Darüber hinaus besitzt Geopolymerbeton eine hohe Tempera-
weiteren Reaktionsablauf kondensieren. In Abhängigkeit der Reaktionsprodukte, die letztendlich für die Festigkeitsent- turbeständigkeit, die maßgeblich auf den Phasenwechsel der
CaO-SiO2-Al2O3 Komposition der verwendeten Ausgangsmate- wicklung des Geopolymerbetons verantwortlich sind. Die Polymerkristalle mit steigenden Temperaturen zurückgeführt
rialien entstehen dabei verschiedene Reaktionsprodukte: Reaktivität von CaO-armen Bindemitteln wie Flugasche und werden kann. Im Allgemeinen zeigen Geopolymerbetone auch
Metakaolin wird hauptsächlich vom SiO2/Al2O3-Verhältnis reduziertes Schwind- und Kriechverhalten.
Typ 1: C-A-S-H (bei Bindemittel mit höherem CaO-Gehalt, beeinflusst, während bei CaO-reichen Bindemitteln das CaO/
z. B. Hüttensandmehl) SiO2-Verhältnis maßgebend ist. Die Feinheit des Bindemittels Die Steuerung der Verarbeitbarkeit von Geopolymerbeton ist
hat auch einen gewissen Einfluss auf die Reaktionsgeschwin- etwas kritischer als von konventionellem Beton. Ungünstige
Typ 2: N-A-S-H (bei Bindemittel mit niedrigerem digkeit – je feiner desto schneller. Genauso wichtig ist aber Kombinationen von Bindemitteln, Aktivatoren und/oder Zu-
CaO-Gehalt, z. B. Flugasche) auch die Art und Menge der verwendeten Aktivatoren. Die satzmitteln können zu einem raschen Ansteifen führen. Daher
benötigte Menge und/oder Konzentration von Aktivatoren soll bei der Auswahl der Ausgangsstoffe großer Wert auf die
bei CaO-reichen Bindemitteln ist generell geringer als bei den „Verträglichkeit“ gelegt werden. Darüber hinaus können durch
Zum Vergleich: Beim konventionellen Beton, bei dem Zement CaO-armen Bindemitteln. Daher muss bei der Auswahl der unterschiedliche Kombinationen von Bindemitteln und Akti-
als Hauptbindemittel eingesetzt wird, entstehen durch die Ausgangsstoffe die passende Kombinationen von Bindemit- vatoren die Früh- und Endfestigkeiten zielgerichtet eingestellt
Hydratation Kalziumsilikathydrate C-S-H und Kalziumhy- teln, Aktivatoren und ggfs. Zusatzmitteln gefunden werden. werden.
droxid Ca(OH)2.

176 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 177


Beton mit besonderen Eigenschaften Beton mit besonderen Eigenschaften

Wärmeleitfähiger Beton Wärmeleitfähiger Beton


7.17

7.17
Wärmeleitfähiger Beton Eine schnellere Ableitung der Wärme ermöglicht zusätzlich Holcim Thermaflow Vorteile von Holcim Thermaflow
Wärmeleitfähiger Beton wird meist als Verfüllbaustoff für eine Reduzierung der Grabengröße und eine damit verbundene Mit Holcim Thermaflow ist ein hochleistungsfähiger Verfüll- Reduktion der Baukosten durch:
Leitungsgräben verwendet, da Hochspannungsleitungen immer weitere Reduzierung von Aufwand und Kosten. baustoff mit hoher Wärmeleitfähigkeit, welcher in verschiede- • Flachere Gräben
häufiger unterirdisch verlegt werden. Dies reduziert die Anzahl nen Festigkeiten (aushubfähig oder nicht aushubfähig) sowie • Geringere Aushubkosten
Abb. 7.17.1 (rechts)
Unterirdische Verteiler
der Strommasten und wirkt sich positiv auf das Landschaftsbild in unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeiten verfügbar ist. • Geringere Kosten für Verfüllung und Verdichtung
und Leitungen zur An- aus. Jedoch müssen die hohen Temperaturen, welche durch • Erhöhung der Leistungskapazität
bindung von Windparks
und Rechenzentren diese Kabel entstehen, berücksichtigt werden. Mithilfe einer Um- Holcim Thermaflow Fill: ≥ 1,5 W/(m*K) ≤ 0,8 MPa • Einsparungen bei Rohrleitungen durch höhere
an die (bestehende)
Infrastruktur mantelung aus wärmeleitfähigem Beton kann die freiwerdende Leistungsfähigkeit der Kabelbank
Wärme schneller an das umgebende Erdreich abgeführt werden. Holcim Thermaflow Concrete ≥ 1,5 W/(m*K) C12/15 • Größere Kabelbündel realisierbar, d. h. es können mehr
Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfüllmaterialien wie bspw. Kabel im gleichen Querschnitt untergebracht werden
Sand oder sandigem Boden kann auf eine anschließende Ver-
dichtung verzichtet werden. Die meist fließfähige Konsistenz Die Wärmeleitfähigkeit von Holcim Thermaflow: Verringerung der Risiken:
von wärmeleitfähigen Verfüllbaustoffen ist selbstverdichtend • unterliegt der werkseigenen Produktionskontrolle • Geringeres Überhitzungsrisiko erhöht die Lebensdauer
und es werden alle Hohlräume erreicht. • ist extern geprüft und verifiziert durch ein unabhängiges der Kabel
Ingenieurbüro • Reduzierung von Stromausfällen
• wird zielgerecht erreicht und in gleichbleibender Qualität • Keine Verdichtung beim Einbau erforderlich, dadurch
Abb. 7.17.2 (links) hergestellt keine Beschädigung der Rohrleitung
Wärmeleitfähiger Beton
zur Verfüllung von
Rohrleitungsgräben

Die hohe Fließfähigkeit und der geringe Größtkorndurchmesser


Abb. 7.17.6
des Holcim Thermaflow ermöglichen auch in engen Rohrlei- Verfüllung direkt aus
Abb. 7.17.3 (rechts) tungsgängen eine hohlraumfreie Umhüllung. dem Fahrmischer
Rohrleitungen im
Graben verlegt

Abb. 7.17.4 Speziallösung zur Wärmeableitung bei unterirdischen Stromleitungen ohne mit
Schematische
Darstellung von Holcim Thermaflow Holcim Thermaflow
Verfüllungen
mit herkömmlicher
Holcim Aufbau

Flacherer Füllsand
max. 0,8 MPa oder
Holcim Terrapact
Geringerer Tieferer
Platzbedarf
der Kabel nötig

Flacherer und Kabel


schmalerer Stromleitung
Kabel
Graben möglich Stromleitung
Hoher Platzbedarf
Fest umhüllte der Kabel
Erhöhte Kabelbank mit
Wärmeableitung durch Normalbeton Abb. 7.17.5
oder maschinell Vergleich herkömmliche Verfüllung und Verfüllung mit Holcim Thermaflow
Tieferer und breiterer
verdichteter
Graben nötig
Kabeltrassensand

178 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 179


Anwendungen Anwendungen
8.0

8.0
180 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 181
Anwendungen Anwendungen

Ingenieurbauwerke nach ZTV-ING Ingenieurbauwerke nach ZTV-ING


Teil 3 Massivbau Teil 3 Massivbau
8.1

8.1
Ingenieurbauwerke nach ZTV-ING ZTV-ING weicht teilweise von der Beton-Norm ab Abweichungen Abb. 8.1.3

ZTV-ING steht für „Zusätzliche Technische Vertragsbedingun- Die ZTV-ING übernimmt zwar die grundlegenden Anforderun- von DIN EN 201-1 und Anforderung an Betonaus-
XF2 XF3 XD2, XA2 XF4, XD3
DIN 1045-2 gangsstoffe und Beton
gen und Richtlinien für Ingenieurbauten“. Sie gelten für den gen der Norm, bei der Wahl der Expositionsklassen und bei den (blaue Felder)
Bau und die Erhaltung von Ingenieurbauwerken nach DIN zugehörigen Druckfestigkeitsklassen gibt es jedoch Abwei-
1076, wie Brücken, Tunnel und Lärmschutzwände im Straßen- chungen von DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 bzw. zusätzliche max. w/z-Wert 0,50 0,50 0,50 0,55 0,50 0,50
wesen. Die ZTV-ING bezieht sich auf den DIN Fachbericht 100 Anforderungen.
Mindestdruckfestigkeits-
bzw. die DIN EN 206-1 und die DIN 1045-2. Regelbaustoff nach Nachfolgend sind die abweichenden technologischen Eckdaten C25/30 C30/37 C30/37 C25/30 C30/37 C25/30
klasse
ZTV-ING Teil 3 ist Beton nach Eigenschaften. der ZTV-ING dargestellt.
Mindestzementgehalt
Beton nach Zusammensetzung bedarf der Zustimmung des 300 320 320 300 320 320
[kg/m3]
Auftraggebers.
Mindestzementgehalt bei
Anrechnung 270 270 270 270 270 keine Anrech-
von Zusatzstoffen nung
Abb. 8.1.1 Organische Verunreinigungen: gem. Tab. 3.1.1 gem. Tab. 3.1.1 gem. Tab. 3.1.1
Mindestluftgehalt - - -
Anforderung an Gesteinskörnungen ZTV-ING ZTV-ING ZTV-ING
Betonausgangsstoffe • Q0,05 für grobe Gesteinskörnungen
Es dürfen nur Gesteinskörnungen Gesteinskör-
• Q0,25 für feine Gesteinskörnungen (Sand)
nach DIN EN 12620 und DIN EN Gesteinskörnung F2, Gesteins- nung F2
• Kornform für gebrochenes Korn mind. SI20 Frost-Tausalzwiderstand körnung F2 Frost-Tausalz-
13055-1 verwendet werden. Gesteinskörnung F2
• Kornzusammensetzung eng gestuft, Korngemische sind nicht zugelassen weitere Anforderungen n. NaCl-Verfahren ggf. widerstand n.
Masseverlust < 8 % SR-Zement NaCl-Verfahren
Zement Masseverlust
<8%
Es sind Zemente nach DIN EN 197-1, Für nicht genormte Zemente muss eine bauaufsichtliche Zulassung
DIN EN 197-4, DIN 1164-10 oder DIN vorliegen. Widerlager,
1164-11 zu verwenden. Stützen,
Widerlager, Stützen, Pfeiler,
Pfeiler,
Tunnelsohlen, Tunnelwände,
Wenn das Wasser auf Eignung für die Betonherstellung untersucht wurde, müssen Bauteile Gründungen z. B. Bohrpfähle Tunnelsohlen, Kappen
Trogsohlen, -wände
Wasser Tunnelwände,
die Ergebnisse dem Auftraggeber vorgelegt werden. Trogsohlen,
-wände
Für Betonzusatzstoffe die nicht der Norm entsprechen, muss eine bauaufsichtliche
Zusatzstoffe
Zulassung vorgelegt werden.

Zusatzmittel müssen der DIN EN 934 entsprechen. Ist das nicht der Fall, ist dem Abb. 8.1.4
Zusatzmittel
Auftraggeber eine bauaufsichtliche Zulassung vorzulegen. Zement, Zusatzstoff Regelung nach ZTV-ING Anforderung an Betonaus-
gangsstoffe und Beton

CEM II/-M Zement Nur mit Zustimmung des Auftraggebers


Abb. 8.1.2
Zuordnung der Expo- Vorwiegend horizontale, frost- bzw. tausalzbeaufschlagte Betonflächen XF4, XD3
sitions-klassen bei Frost-
CEM III Hochofenzement Für Kappenbeton nicht zugelassen
und/oder Tausalzein- Nicht vorwiegend horizontale Betonflächen im Spritzwasserbereich XF2, XD2 Betonschutzwände: nur CEM III/A mit einem Hüttensandgehalt ≤ 50 M.-%
wirkung

Betonflächen im Sprühnebelbereich XF2, XD1


CEM II/-P Portlandpuzzolanzement Nur mit Trass nach DIN 51043
Betonschutzwände XF4, XD3

Gründungen XD2 Flugaschezugabe Max. 60 M.-% v. Zement; max. anrechenbar 80 kg/m3

Trogsohlen (RStO), Tunnelsohlen, wasserundurchlässig als Weiße Wanne XD2


Hochofenzement CEM III/B Für Gründungsbauteile (wie z. B. Bohrpfähle) erlaubt
und Flugasche Weitere Anwendungen nur mit Zustimmung des Auftraggebers
Trogsohlen (RStO), Tunnelsohlen, ohne Wasserdruck oder mit außenliegender Folie XD1

Tunnelinnenschalen ohne Wasserdruck oder mit außenliegender Folie XF2, XD1 Silikastaub Als homogene Suspension, ausgenommen Trockengemisch für Spritzbeton

Tunnelwände ohne Wasserdruck oder mit außenliegender Folie XF2, XD1


Flugasche und Silikastaub gleichzeitig Mit Zustimmung des Auftraggebers
Tunnelwände als wasserundurchlässige Betonkonstruktion XF2, XD2 (auch als Zementbestandteil)

infahrtbereiche von Tunneln XF2, XD2

182 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 183


Anwendungen Anwendungen

Wasserbauwerke nach ZTV-W Wasserbauwerke nach ZTV-W


8.2

8.2
Abb. 8.2.2 (links)
Wasserbauwerke
Hochwasser Einlassbau-
Die ZTV-W, «Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen Die ZTV-W gelten in Verbindung mit DIN EN 1992-1-1/NA, werk - Überlauf bei Hoch-
– Wasserbau» für Wasserbauwerke aus Beton und Stahlbe- DIN EN 206-1 und DIN 1045-2, DIN EN 13670, DIN 1045-3 wasser auf dem Rhein

ton (Leistungsbereich 215), regeln den Bau von Wasserbau- sowie DIN 19702. Die Regelungen der ZTV-W LB 215 zielen
Abb. 8.2.3 (rechts)
werken, wie z. B. Schleusen, Wehre, Sperrwerke, Schöpfwerke, auf eine Nutzungsdauer des Bauwerks von in der Regel 100 Hochwasser Einlass-
Düker, Durchlässe, Hafenbauten, Uferwände, einschließlich Jahren ab. Für Bauteile der Expositionsklassen XS2 und XS3 ist bauwerk - Überlauf bei
Hochwasser auf dem
deren Nebenanlagen. Sie gelten nicht für Straßen-, Eisen- bei Nutzungsdauern über 50 Jahren eine Dauerhaftigkeitsbe-
Rhein von oben
bahnbrücken und Tunnel (siehe hierzu ZTV-ING). messung durchzuführen.

Abb. 8.2.1 Abb. 8.2.4


Klassenbe- Wasserbauspezifische Beispiele1 für die Zuordnung von Klassenbe- Wasserbauspezifische Beispiele1) für die Zuordnung von
Expositionsklassen Beschreibung der Umgebung Beschreibung der Umgebung Expositionsklassen
zeichnung Expositionsklassen (informativ) zeichnung Expositionsklassen (informativ)
bezogen auf die Umge- bezogen auf die
bungsbedingungen Umgebungsbedingungen
1 Kein Korrosions- oder Angriffsrisiko 6 Betonkorrosion durch chemischen Angriff

Bauteile ohne Bewehrung oder eingebettetes Metall in XA1 chemisch schwach angreifende Umgebung -
X0 Unbewehrter Kernbeton bei zonierter Bauweise
nicht betonangreifender Umgebung
chemisch mäßig angreifende Umgebung und Meer- Betonbauteile, die mit Meerwasser in Berührung kommen (Unterwasser-
2 Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Karbonatisierung XA2
wasserbauwerke und Wasserwechselbereich, Spritzwasserbereich)

Sohlen von Schleusenkammern, Sparbecken oder Wehren, Schleusenkam- XA3 chemisch stark angreifende Umgebung -
XC1 trocken oder ständig nass
merwände unterhalb UW, hydraulische Füll- und Entleersysteme
Schleusenkammerwände im Bereich zwischen UW und OW (sinngemäß 7 Betonkorrosion durch Verschleißbeanspruchung
XC2 nass, selten trocken
Sparbeckenwände)

XC3 mäßige Feuchte Nicht frei bewitterte Flächen (Außenluft, vor Niederschlag geschützt) Flächen mit Beanspruchung durch Schiffsreibung
(z. B. Schleusenkammerwände oberhalb UW-1,0 m), Bauteile für die Ener-
Freibord von Schleusenkammer- oder Sparbeckenwänden, Wehrpfeiler XM1 mäßige Verschleißbeanspruchung 2)
gieumwandlung mit Beanspruchung nur durch feinkörnige Geschiebe-
XC4 wechselnd nass und trocken fracht (z. B. aufgrund konstruktiver Maßnahmen wie Vorschaltung einer
oberhalb NW, freibewitterte Außenflächen, Kajen
Geschiebefanggrube), Eisgang
3 Bewehrungskorrosion, verursacht durch Chloride, ausgenommen Meerwasser Wehrrücken und Bauteile für die Energieumwandlung (Tosbecken, Störkör-
XM2 starke Verschleißbeanspruchnung
per) mit Beanspruchung durch grobkörnige Geschiebefracht
XD1 mäßige Feuchte Wehrpfeiler im Sprühnebelbereich von Straßenbrücken
XM3 sehr starke Verschleißbeanspruchnung Bauteile in Gebirgsbächen oder Geschiebeumleitestollen
XD2 nass, selten trocken -
8 Betonkorrosion infolge Alkali-Kieselsäurereaktion
Plattformen von Schleusen,
XD3 wechselnd nass und trocken
Verkehrsflächen (z. B. Hafenflächen), Treppen an Wehrpfeilern Allgemein: Nur bei nicht massigen Bauteilen (kleinste Bauteilabmessung
Beton, der nach normaler Nachbehandlung nicht längere
≤ 0,80 m). Innenbauteile von Wasserbauwerken, die nicht ständig einer
4 Bewehrungskorrosion, verursacht durch Chloride aus Meerwasser WO Zeit feucht und nach dem Austrocknen während der
relativen Luftfeuchte von mehr als 80 % ausgesetzt werden (z. B. Innenräu-
Nutzung weitgehend trocken bleibt
me von Steuerständen).
salzhaltige Luft, aber kein unmittelbarer Kontakt
XS1 Außenbauteile in Küstennähe Allgemein: Stets bei massigen Bauteilen (kleinste Bauteilabmessung > 0,80
mit Meerwasser
m) unabhängig vom Feuchtezutritt.
Sperrwerksohlen, Wände und Gründungspfähle unter NNTnW (niedrigster Betonbauteile von Wasserbauwerken mit freier Bewitterung oder mit
XS2 unter Wasser Beton, der während der Nutzung häufig oder längere Zeit
bekannter Tidewasserstand) WF temporärer bzw. dauernder Wasserbeaufschlagung im Binnenbereich
feucht ist
Gründungspfähle, Kajen, Molen und Wände oberhalb NNTnW (z. B. Schleusenkammerwände auf gesamter Höhe). Innenbauteile von
XS3 Tidebereich, Spritzwasser- und Sprühnebelbereiche Wasserbauwerken, bei denen die relative Luftfeuchte überwiegend höher
(niedrigster bekannter Tidewasserstand)
als 80 % ist.
5 Frostangriff mit und ohne Taumittel/Meerwasser Betonbauteile von Wasserbauwerken, die mit Meerwasser in Berührung
Beton, der zusätzlich zu der Beanspruchung der Klasse
kommen (Unterwasser- und Wasserwechselbereich, Spritzwasserbereich).
WA WF häufiger oder langzeitiger Alkalizufuhr von außen
mäßige Wassersättigung Betonbauteile von Wasserbauwerken mit Tausalzeinwirkung (z. B. Planier-
XF1 Freibord von Sparbeckenwänden, Wehrpfeiler oberhalb HW ausgesetzt ist
mit Süßwasser ohne Taumittel bereiche von Schleusenkammerwänden).

mäßige Wassersättigung Vertikale Bauteile im Spritzwasserbereich und Bauteile im unmittelbaren


XF2 Beton, der hoher dynamischer Beanspruchung und direk-
mit Meerwasser und/oder Taumittel Sprühnebelbereich von Meerwasser WS Wasserbaulich nicht relevant
tem Alkalieintrag ausgesetzt ist
Schleusenkammerwände im Bereich zwischen UW-1,0 m und OW+1,0
hohe Wassersättigung 1)
Diese Beispiele gelten für die überwiegende Beanspruchung während der Nutzungsdauer. Abweichende Umgebungsbedingungen während der
XF3 m (Sparbeckenwände sinngemäß), Ein- und Auslaufbereiche von Dükern
mit Süßwasser ohne Taumittel Bauzeit oder Nutzung (z. B. Trockenlegung) führen erfahrungsgemäß nicht zu Schäden.
zwischen NW und HW, Wehrpfeiler zwischen NW und HW 2)
Schleusenkammersohlen und Füllsysteme ohne Beanspruchung durch Geschiebefracht unterliegen im Regelfall keiner Betonkorrosion infolge
Hydroabrasion.
Vertikale Flächen von Meerwasserbauteilen wie Gründungspfähle, Kajen
hohe Wassersättigung und Molen im Wasserwechselbereich, meerwasserbeaufschlagte horizon-
XF4
mit Meerwasser und/oder Taumittel tale Flächen, Plattformen von Schleusen, Verkehrsflächen (z. B. Hafenflä-
chen), Treppen an Wehrpfeilern

184 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 185


Anwendungen Anwendungen

Wasserbauwerke nach ZTV-W Wasserbauwerke nach ZTV-W


8.2

8.2
Abb. 8.2.5 Abb. 8.2.7
Ausgangsstoff Anforderung Ausgangsstoff Anforderung
Anforderungen an die Anforderungen an die
Ausgangsstoffe Betonzusammensetzung
Zement Zement
Folgende Zemente nach DIN EN 197-1, DIN EN 197-4 und DIN 1164-10 dürfen verwendet werden: • Je Beton darf nur Zement desselben Zementwerks verwendet werden
• CEM I • Mehrere Zementsorten in einem Beton sind nicht zulässig
• CEM II/A-S, CEM II/B-S
• CEM II/A-T, CEM II/B-T Gesteinskörnung
• CEM II/A-LL • Stetige Sieblinie zwischen A und B
• CEM II/A-M (S-LL), CEM II/A-M (S-T), CEM II/B-M (S-T), CEM II/A-M (T-LL) • Bei massigen Bauteilen: GK mit Dmax ≥ 32 mm
• CEM III/A, CEM III/B • Bei Dmax > 8 mm mindestens drei getrennte Korngruppen
Für massige Bauteile dürfen nur Normalzemente mit niedriger Hydratationswärmeentwicklung (LH-Zemente gemäß DIN • Leichtgewichtige organische Verunreinigungen
EN 197-1) verwendet werden – Feine Gesteinskörnungen: ≤ 0,25 M.-%
– Grobe Gesteinskörnungen: ≤ 0,05 M.-%
Gesteinskörnungen • Kornform von groben gebrochenen Gesteinskörnungen mindestens SI40
• Gesteinskörnungen nach DIN EN 12620 sowie leichte Gesteinskörnungen nach DIN EN 13055-1 mit Konformitäts- • Zertrümmerungswiderstand von Gesteinskörnungen aus gebrochenem Felsgestein mindestens LA50 oder SZ32
bescheinigung »2+« • Kornzusammensetzung von groben Gesteinskörnungen muss eng gestuft sein
• Die Verwendung rezyklierter oder industriell hergestellter Gesteinskörnungen ist nicht zulässig • Korngemische dürfen nicht verwendet werden
• Die Unschädlichkeit von Feinanteilen feiner Gesteinskörnungen ist nachzuweisen • Natürlich zusammengesetzte (nicht aufbereitete) Gesteinskörnung darf nicht verwendet werden
• Nachweis des Frost-Tau-Widerstands bzw. des Frost-Tausalz-Widerstands der Gesteinskörnungen gemäß DIN EN 206-1, • Für die Beurteilung und Verwendung von Gesteinskörnungen, die schädliche Mengen an alkalilöslicher Kieselsäure enthal-
Anhang U, darf zu keinem Zeitpunkt während der Bauausführung älter als sechs Monate sein ten oder bei denen diese nicht sicher auszuschließen sind, ist in Ergänzung zu DAfStb-2 zusätzlich BMVBS-AKR zu beachten

Zugabewasser • Zugabewasser muss den Anforderungen der DIN EN 1008 genügen Zusatzmittel
• Die Verwendung von anderen Wassern als Trinkwasser, Brunnenwasser oder Restwasser aus Wiederaufbereitungsanlagen • Es darf je Wirkungsgruppe nur ein Betonzusatzmittel verwendet werden
der Betonherstellung ist nicht zulässig • Innerhalb eines Beton dürfen nur Zusatzmittel eines Herstellers eingesetzt werden
• Gesamtmenge an Zusatzmitteln darf weder die vom Zusatzmittelhersteller empfohlene Höchstdosierung, noch 50 g/kg
Zusatzmittel Folgende Zusatzmittel dürfen verwendet werden: Zement im Beton überschreiten
• Betonverflüssiger (BV) • Fließmittel der Wirkstoffgruppen Polycarboxylat und Polycarboxylatether dürfen nur mit den gleichen Betonausgangsstoffen
• Fließmittel (FM) und nur in den Betontemperaturbereichen, mit denen die Eignungsprüfung durchgeführt wurde, verwendet werden
• Luftporenbildner (LP) • Beton der Konsistenzklassen ≥ F4 ist mit verflüssigenden Zusatzmitteln herzustellen, wobei die Konsistenz des Ausgangs-
• Verzögerer (VZ) betons ≤ F2 sein muss
Die Verwendung anderer Zusatzmittel ist nicht zulässig • Auf der Baustelle ist eine Nachdosierung mittels Fließmittel zulässig. Nach Einstellung der Konsistenz mittels Fließmittel auf
der Baustelle ist nur eine einmalige Nachdosierung zulässig. Bei Nachdosierung von Fließmittel darf der Beton nicht so weit
Zusatzstoffe • Flugasche nach DIN EN 450-1 ist zulässig angesteift sein, dass die zum Zeitpunkt vor der Erstdosierung gemessene Ist-Konsistenz unterschritten wird
• Flugasche muss über die Dauer der Bauzeit demselben Produktzertifikat (Herkunftsort) entsprechen • Verzögerungszeiten über zwölf Stunden sind mit dem Auftraggeber abzustimmen
• Ein Wechsel der Flugasche ist mit dem Auftraggeber abzustimmen. Die Ersatzflugasche ist bei Baubeginn zu benennen • Die Festlegungen der A1-Änderung den ZTV-W LB 215, sowie das BAW Merkblatt "Entmischungssensibilität von Beton
• Vor einem Wechsel der Flugasche sind neue Eignungsprüfungen durchzuführen (MESB)", sind zu beachten
• BAW-Brief 02/2020 ist zu beachten

Abb. 8.2.6 ∆Tqadiab, 7d1) max. Bauteil- fcm, cube, 28d2) Abb. 8.2.8
Anforderungen an den
Expositionsklassen Anforderungen an den Beton
Beton mit Expositionsklassen Beispiel (informativ) temperatur Anforderungen an
Beton in Abhängigkeit den Beton für massige
XF3 [K] [°C) [N/mm²]
von Expositionsklassen • Frostwiderstandsklasse der Gesteinskörnungen: F1 Bauteile (kleinste
• Mindestluftgehalt gemäß DIN EN 206-1, Tabelle F.2.2 XC1/XC2 Schleusensohle Bauteilabmessung
• Frostprüfungen am Festbeton im Rahmen der Eignungsprüfung nach Merkblatt BAW erforderlich ≤ 28 (33) ≤ 53 ≤ 41
≥ 0,80 m)

XF4 XC1/XC2 + XA1 Schleusensohle in chemisch schwach angreifender


• Frostprüfungen am Festbeton im Rahmen der Eignungsprüfung nach Merkblatt BAW erforderlich Umgebung ≤ 31 (36) ≤ 56 ≤ 43

XC1/XC2 + XA1 (+XS2) Schleusensohle in chemisch schwach angreifender Umge-


XD2, XS2, XD3, XS3
bung und Meerwasserbauwerke ≤ 36 (41) ≤ 61 ≤ 46
Folgende Bindemittel dürfen verwendet werden:
• CEM I- und CEM II-Zemente mit Flugasche, Flugaschegehalt mindestens 20 M.-% von (z+f)
• CEM III/A mit Flugasche, Flugaschegehalt mindestens 10 M.-% von (z+f) XC1 ... XC4 + CF3 (+XM1) Schleusenkammerwand zwischen UW und OW
• CEM III/B ≤ 36 (41) ≤ 61 ≤ 46

XC1 ... XC4 + XF4 + XS3 x XA2 Vertikale Flächen im Wasserwechselbereich von Meer-
XM2 ≤ 40 (45) ≤ 65 ≤ 49
(+XM1) wasser
• Rundkorn mit einem quarzitischen Anteil von mindestens 70 %
• Größtkorn max. 16 mm
• w/z ≤ 0,45
1)
Bei Frischbetontemperaturen von < 15 °C dürfen die in Klammern gesetzten Werte verwendet werden.
• Mindestzementgehalt 270 kg/m3
2)
Hinsichtlich der Zulässigkeit eines von 28 Tagen abweichenden Zeitpunktes für den Nachweis der Festigkeitsklasse siehe Abschnitt 5.5 der DIN EN 206-1. Aller-
dings ist auch für einen von 28 Tagen abweichenden Zeitpunkt des Nachweises der Festigkeitsklasse die Einhaltung von fcm,cube,28d nachzuweisen.

186 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 187


Anwendungen Anwendungen

Sichtbeton Sichtbeton
8.3

8.3
Sichtbeton - Allgemein Sichtbetonklassen Anforderungen an Sichtbetonklassen Eine genaue und detaillierte Beschreibung der Forderungen ist
An Oberflächen aus Sichtbeton werden besondere Anforderun- Zur Festlegung einer Sichtbetonfläche sind folgende Parameter Je nach Sichtbetonklasse ergeben sich Anforderungen, die mit dem „Merkblatt für Sichtbeton“ zu entnehmen. Die jeweiligen
gen hinsichtlich Farbe, Gestaltung, Ebenheit und Maßgenauig- genau zu beschreiben: zunehmender Sichtbetonklasse SB 1 bis SB 4 erhöhten Auf- Anforderungen werden dort im Detail erläutert. Dies sind z. B.
keit und Aussehen gestellt. Grundsätzlich kann man zwischen • Sichtbetonklasse (entsprechend Abb. 8.3.4) Schalungs- und wand und erhöhte Kosten bedeuten. Ebenheitsanforderungen, Farbtongestaltung, Poren, Fugen und
Oberflächen unterscheiden, bei denen die Schalhaut als Gestal- Schalungshautsystem Stöße, sowie Anforderungen an die Schalungshaut.
tungselement genutzt wird, und solchen, die durch eine nach- • Oberflächentextur (Schalungshaut/Oberflächenbearbei- Sichtbetonklassen gemäß „Merkblatt für Sichtbeton“
trägliche Oberflächenbearbeitung gestaltet werden. In beiden tung) Sichtbeton- Beispiele Weitere Herstell-
Anforderungen an geschalte Sichtbetonflächen nach Klassen bezüglich:
Fällen können zudem Farbpigmente zum Einfärben des Betons • Ausbildung von Schalungsstößen klasse Anforderungen kosten
als gestalterisches Merkmal eingesetzt werden. • Anker und Ankerlöcher (Lage, Ausbildung, Verschluss) Textur Porigkeit1) Farbtongleich- Eben- Arbeitsfugen Erpro- Scha-
mäßigkeit1), 2) heit und Scha- bungen lungs-
• Fugen (Lage, Verlauf, Breite, Ausbildung) lungsstöße haut
• Flächengliederung (Größe der Schalungselemente, s ns s ns
Abb. 8.3.1 Schalungstexturen, Fugenverlauf, Raster der Ankerlöcher,

geringe Anforde-
Einkaufsstore in Betonflächen mit geringen
Rahmen- oder Trägerschalung, usw.) gestalterischen Anfor-
Metzingen

rungen
• Ausbildung der Kanten und Ecken (scharfkantig, gebro- derungen, z. B. Keller-
SB 1 T1 P1 FT1 E1 AF1 freigestellt SHK1 niedrig
wände oder Bereiche mit
chen) vorwiegend gewerblicher
Nutzung
• Farbtongebung (Zement, Gesteinskörnung, Pigmente,
Anstriche)

normale Anfor-
Betonflächen mit norma-

derungen
• Oberflächenausbildung nicht geschalter Teilflächen
len gestalterischen Anfor-
SB 2 T2 P2 P1 FT2 FT2 E1 AF2 empfohlen SHK2 mittel
(Oberseiten, Brüstungen) derungen, z. B. Treppen-
hausräume, Stützwände

Sichtbeton
Betonflächen mit hohen
dringend
SB 3 gestalterischen Anforde- T2 P3 P2 FT2 FT2 E2 AF3 SHK2 hoch
empfohlen
rungen, z. B. Fassaden

Anforderungen
besondere
Sichtbeton ist kein Beton, der fertig gemischt geliefert und ein- (
gebaut werden kann. Hierbei handelt es sich vielmehr um eine
Gesamtleistung aus einem auf das Bauvorhaben abgestimmten Betonflächen mit beson-
ders hohen gestalteri-
Beton, einer fachgerechten Planung und einer fachmännischen SB 4 T3 P4 P3 FT3 FT2 E3 AF4 erforderlich SHK3 sehr hoch
schen Anforderungen, z. B.
Bauausführung. Bei ästhetisch anspruchsvollen Objekten ist die repräsentative Bauteile

optimale Abstimmung aller Beteiligten untereinander unbedingt


1)
s = saugende bzw. ns = nicht saugende Schalungshaut Abb. 8.3.4
erforderlich. 2)
Der Gesamteindruck einer Sichtbetonfläche ist i. d. R. erst nach längerer Standzeit (u. U. nach mehreren Wochen) beurteilbar. Sichtbetonklassen
Die Farbtongleichmäßigkeit ist aus dem üblichen Betrachtungsabstand zu beurteilen
Abb. 8.3.2
Es bestehen keine verbindlichen Vorschriften zur Planung, zur
Sichtbeton im Wohnbereich
Betonzusammensetzung, zur Bauausführung oder zur Beurtei-
Abb. 8.3.5
lung von Sichtbetonflächen. Hier ist stattdessen das „Merkblatt Die Ansichtsfläche wird beeinflusst von:
Sichtbeton Stadthalle
Sichtbeton“ des Deutschen Beton- und Bautechnikvereines e. V. • Art und Material der Schalung Tuttlingen

zu nennen. Es besitzt zwar keinen Normen- oder Richtliniencha- • Einsatzhäufigkeit und Reinigungszustand der Schalung
rakter, stellt aber eine gute Grundlage für Planer, Ausführende • Dichtigkeit der Schalung
und Bauherren dar. Mit dem Merkblatt wird die Möglichkeit er- • Anordnung der Bindestellen
öffnet, Sichtbetonflächen präzise zu beschreiben, zu planen, • Steifigkeit des Schalungssystems
auszuführen und letztendlich zu beurteilen. Es kann in den Bau- • Menge und Art des Trennmittels
vertrag eingebunden werden. • Betonzusammensetzung und -herstellung
• Einbau und Verdichten des Betons
Mit Hilfe des Merkblattes kann Sichtbeton so genau beschrie- • Witterung bei Herstellung und Nachbehandlung
ben werden, dass der Ausführende dementsprechend genau
versteht, welche Anforderungen zu erfüllen sind. Jedes Detail
ist im Merkblatt umfassend je nach Sichtbetonklasse festgelegt
Abb. 8.3.3
und beschrieben. Bürotrakt Leitstand Holcim (Süddeutschland) GmbH in Sichtbeton

188 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 189


Anwendungen Anwendungen

Sichtbeton Sichtbeton
8.3

8.3
Einflussfaktoren auf Sichtbeton Umweltbedingungen Gesteinskörnung
Bestimmte Einflussfaktoren erschweren optimale Sichtbeton- Der Einfluss des Wetters bei der Herstellung des Sichtbetons Sichtbeton im Freien muss frost- und witterungsbeständig
qualitäten, z. B. bestimmte klimatische Umweltbedingungen, die ist allgemein größer, als üblicherweise angenommen wird. Die sein. Dies bedeutet für die Gesteinskörnung, dass sie fest und
Betonzusammensetzung, die Betonverarbeitung, das Trennmit- Hydratation des Zements ist ein chemischer Vorgang, der bei frostbeständig sein muss. Zudem beeinflusst sie, insbesondere
tel und nicht zuletzt die Schalungshaut. hohen Temperaturen schneller, bei niedrigen langsamer verläuft. der Sand, die Betoneigenschaften wie beispielsweise Wasser-
Der Hydratationsgrad ist andererseits aber auch abhängig von rückhaltevermögen oder Verarbeitbarkeit sehr deutlich, so dass
Vorbereitende Maßnahmen, um die Unwägbarkeiten auf ein der zur Verfügung stehenden Feuchtigkeit. Bei kühlen, feuchten es während der Ausführung eines Objekts keinen Wechsel der
minimales Restrisiko zu beschränken, sind: Umgebungsbedingungen können Flecken und Marmorierungen Herkunft geben sollte. Die Farbe von Sichtbetonflächen wird
• Wahl des richtigen Betonierzeitpunkts (abhängig von der kaum vermieden werden. Durch die sehr nicht nur vom Zement, sondern auch von der Farbe des Feinkorn-
Witterung) langsame Hydratation des Zementes neigt der Beton zu Entmi- anteils der Gesteinskörnung geprägt. Bei oberflächenbearbeite-
• Richtige Auswahl der Betonausgangsstoffe schungen, hier liegt die Verdunstungsfront an der Betonoberflä- ten Flächen, die die Gesteinskörnung sichtbar machen, gilt dies
• Wahl des geeigneten w/z-Wertes che. Dagegen bei warmer und trockener Umgebung bindet der auch für das Grobkorn.
• Festlegung der geeigneten Konsistenz Beton schnell ab und die Verdunstungszone liegt im inneren des
• Einbauverfahren (Kübel, Pumpe) Betons, somit erscheint die Oberfläche deutlich heller und gleich- Betonzusatzstoffe
• Optimale Betonverdichtung mäßiger. Wenn junger, frisch entschalter Beton mit Wasser Als Zusatzstoffe von Sichtbeton werden hauptsächlich Kalkstein-
• Richtige und angepasste Nachbehandlung oder hoher Luftfeuchtigkeit in Berührung kommt, neigt er zum mehl, Steinkohlenflugasche sowie Farbpigmente zur Einfärbung
• Trennmittelauswahl, Auftragsart und Menge Ausblühen. Je jünger der Beton desto eher blüht er aus, je reifer der Betonoberfläche verwendet. Da Pigmente eine hohe spezi-
• Schalungshaut (Holz, Kunststoff, Metall) der Beton ist, desto geringer werden die Ausblühungen. fische Oberfläche aufweisen, können sie unter Umständen den
Eine Sichtbetonfläche bekommt daher bei kühler Witterung und Wasseranspruch signifikant erhöhen.
Abb. 8.3.6
Herstellung von Sichtbeton bei ungünstigen Umweltbedingungen (kalt, nass) starker Verdunstung eine andere Farbe als bei warmem, feuch- Es hat sich als empfehlenswert erwiesen, den Mehlkorngehalt
tem Wetter. Da feuchtes Wetter jedoch auch einen Einfluss auf (Zement + Betonzusatzstoffe + Feinstanteil der Gesteinskör-
Einflussfaktoren auf das Gelingen einer Sichtbetonfläche den Feuchtigkeitsgehalt der Schalhaut hat, macht sich dieser Ein- nung) von Sichtbeton bei einem Größtkorn von 16 mm nicht
Abb. 8.3.7 fluss in Farbunterschieden auf der Betonoberfläche bemerkbar. unter 350 kg/m³ anzusetzen.
Einflussfaktoren auf die Umweltbedingungen Es ist daher keinesfalls gleichgültig, welche Wetterverhältnisse
Sichtbetonqualität
bei der Sichtbetonherstellung herrschen. Betonzusatzmittel
Niederschlag Temperatur Luft/Wind Sonneneinstrahlung
Betonverflüssiger und Fließmittel bewirken bei unverändertem
Betonausgangsstoffe und Betonzusammensetzung w/z-Wert eine weichere Konsistenz und damit eine bessere

↓ ↓ ↓ ↓ ↓ ↓ ↓ ↓
Verarbeitbarkeit des Betons. Bei gleichbleibender Konsistenz
Zement besteht die Möglichkeit zur Senkung des Wasserzementwerts
Für die Herstellung von Sichtbeton sind alle Zemente nach DIN und damit zur Verbesserung vieler Betoneigenschaften wie bei-
Betonrezeptur Betonverarbeitung Trennmittel Schalungshaut
EN 197-1 geeignet. Da die Farbe der Betonoberfläche insbe- spielsweise Erhöhung der Dichtigkeit. Zusatzmittel haben einen
sondere von der Farbe des Zements beeinflusst wird, dürfen nur indirekten Einfluss auf die Farbe der Betonoberfläche. Durch
während der Ausführung eines Sichtbetonobjekts weder die die mögliche Reduktion des Wassergehaltes ergeben sich in der
Ausgangsstoffe Transport Art des Trennmittels Material
Zementsorte noch das Lieferwerk gewechselt werden. Regel dunklere Oberflächen.

w/z-Wert Einbau Art des Auftrags


Zugabewasser und w/z-Wert Abb. 8.3.8
Foyer der Stadthalle
Jedes Wasser aus öffentlichen Trinkwasserversorgungen ist
Tuttlingen
Oberflächenbeschaffenheit zur Herstellung von Sichtbeton geeignet. Restwasser ist wegen
Verdichtung des möglichen Einflusses auf die Farbe und andere Betoneigen-
schaften nicht zu verwenden. Um einen gleichmäßigen Farbton
Kornzusammensetzung aufgetragene Menge sicherzustellen, ist ein möglichst gleichmäßiger w/z-Wert erfor-
Nachbehandlung Saugvermögen derlich. Daraus ergibt sich ein besonderes Augenmerk auf die
Eigenfeuchte der Gesteinskörnung, die bei der Berechnung des
Zugabewassers berücksichtigt wird. Der Wasserzementwert ist
Konsistenz Verarbeitungszeit Einwirkungsdauer Einsatzdauer
bei jeder Mischung genau einzuhalten, da eine Abweichung von
± 0,02 schon erkennbare Farbunterschiede bei glatten Sicht-
betonoberflächen bewirkt.

190 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 191


Anwendungen Anwendungen

Sichtbeton Sichtbeton
8.3

8.3
Betonverarbeitung Da derartige Verfärbungen auf Sichtbeton unerwünscht sind, Trennmittel Wahl der Schalungen
Der Transport auf die Baustelle und das Entladen sollte mög- muss um die Sichtbetonflächen herum ein Feuchtraum geschaf- Trennmittel werden verwendet, um die Schalungselemente ein- Die Schalungen spielen eine wichtige Rolle für das Gelingen ei-
lichst schnell, ohne Standzeiten erfolgen, damit der Beton zügig fen werden, in dem sich weder Luft bewegen, noch Wasser an- wandfrei von der Betonoberfläche lösen zu können und gleich- nes Bauwerks. Sie verleihen der Betonoberfläche Form, Struktur
eingebaut werden kann. sammeln kann. zeitig das Schalungsmaterial zu schützen und zu konservieren. und Farbe und geben dem Beton die maßgerechte Form.
Um Qualitätseinbußen u. a. durch Entmischungen, Farbtonun- Ein sogenannter Feuchtraum entsteht nach dem Ausschalen Sie sind dünn, mit hohem konstantem Druck (Vernebelung), Oft wird den Schalungen nicht die nötige Beachtung geschenkt.
terschiede oder vorzeitiges Abbinden zu vermeiden, hat sich das durch Vorhängen einer Folie in einem gewissen Abstand von gleichmäßig sowie grundsätzlich vor dem Einbau der Bewehrung
Einhalten insbesondere folgender Erfahrungswerte bewährt. der Betonfläche oder einem direkt auf die Betonfläche aufge- aufzutragen. Überschüssiges Trennmittel ist mit einem Gum- Die Wahl der Schalung erfolgt in der Regel durch das ausführen-
brachten Geotextil. Beim Vorhängen einer Folie muss darauf mischaber oder Lappen abzuwischen. de Bauunternehmen nach den folgenden Kriterien:
Erfahrungswerte: geachtet werden, dass die Folie den Beton nicht berührt und • Bauobjekt/Bauteil
• Mindestmischzeit von 60 Sekunden zwischen der Folie und dem Beton zudem keine Kaminwirkung Trennmittel können bei Überdosierungen zu Fleckenbildung • angestrebte Qualität der Betonoberfläche
• präzise Abstimmung von Betonherstellung, Transport- entsteht. sowie zur Abmehlung oder Absandung der Betonoberflächen • Anzahl der möglichen Wiederverwendungen
zeiten und Einbaugeschwindigkeit führen. • Aufwand für die Erstellung
• Durchmischen des Betons zum Homogenisieren vor dem Achtung! Fleckenbildung sowie unterschiedliche Grautönungen auf Be- • Einbring- und Verdichtungsart des Betons
Entladen (mindestens zwei Minuten pro Fahrmischer) Sichtbetonwände sollten nicht vor oder bei stärkeren Nieder- tonoberflächen sind häufig auf unsachgemäßes Auftragen des • Wärmeisolationsvermögen
• keine nachträgliche Wasserzugabe auf der Baustelle schlägen entschalt und nicht unmittelbar nach dem Ausschalen Trennmittels zurückzuführen. • Preis
• möglichst gleiche Frischbetontemperatur bei allen mit Wasser besprüht werden (Ausblühungen).
Lieferchargen Saugverhalten
Hinsichtlich des Saugverhaltens sind folgende grundsätzliche
Unterschiede zu beachten:
Das fachmännische Einbringen des Betons in die Schalung ist • Saugende Schalhaut ermöglicht den Entzug von Luft und/
eine wichtige Voraussetzung für das Erreichen einer hohen oder Überschusswasser aus der Betonrandzone und fördert
Sichtbetonqualität. Die Fallhöhe ist gegenüber üblichen Normal- die Herstellung von Oberflächen mit wenigen Poren sowie
betonen zu halbieren (< 70 cm). Beim Einbau des Betons in meh- einem relativ gleichmäßigen Farbton.
reren Schichten ist darauf zu achten, dass die Vibriernadel • Nicht saugende Schalhaut ermöglicht die Herstellung
etwa 10 bis 15 cm tief in die bereits verdichtete Schicht einge- nahezu glatter Oberflächen. Sie begünstigt aber auch das
taucht (vernadelt) wird, damit eine ausreichende Durchdringung Entstehen von Poren, Marmorierungen, Wolkenbildungen
der beiden Schichten gewährleistet ist und ein Abzeichnen und Farbtonunterschieden.
der einzelnen Lagen auf der Betonoberfläche infolge farblicher
Unterschiede vermieden wird. Abb. 8.3.11 Abb. 8.3.12
Trennmittel zu dick aufgetragen- Fleckenbildung und Porenanhäufung Saugende Schalhaut

Bei mehreren Etappen von Sichtbetonbauteilen ist darauf zu Abb. 8.3.9


Leitstand Holcim (Süddeutschland) GmbH
achten, dass die jeweilige Verweildauer des Betons in der Scha- Wirkungsweise der Trennmittel
lung konstant gehalten wird. Im Weiteren sollte das Ausschalen Hydrophobe (wasserabweisende) Trennmittel verhindern eine
eines Bauteils ohne Unterbrechung erfolgen und die einmal frühzeitige Zementleimhaftung auf den Schalungsoberflächen.
ausgeschalten Flächen freigehalten werden (kein Anlehnen von Damit ermöglichen sie, dass beim Verdichtungsprozess Luftbla-
Schalungen), um eine Fleckenbildung zu vermeiden. sen an die Schalhaut gelangen.
Bei Sichtbeton muss der Nachbehandlung besondere Aufmerk-
samkeit geschenkt werden. Grundsätzlich gelten die allgemei- Hydrophile (wasseranziehende) Trennmittel begünstigen die
nen Vorgaben zur Nachbehandlung gemäß DIN 1045-3. Zementleimhaftung auf den Schalungsoberflächen und verhin- Abb. 8.3.13
dern damit, dass die Luftblasen beim Verdichtungsprozess an die Nichtsaugende Schalhaut

Zement braucht zur vollständigen Hydratation Wasser. Schalhaut gelangen können.


Wasser auf jungen Betonflächen verursacht jedoch eine Ver-
färbung durch Umwandlung des Kalziumhydroxids in Kalzium-
karbonat. Dieses unlösliche Kalziumkarbonat nennt man auch Betonoberflächen
Ausblühungen bzw. Aussinterungen. Die Qualität der Betonoberflächen, insbesondere die Lunkerbil-
dung, wird im Wesentlichen von zwei Parametern beeinflusst:
Abb. 8.3.10
Hallenbad Tuttlingen
• Schalungshaut
• Trennmittelauftragsmenge

192 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 193


Anwendungen Anwendungen

Sichtbeton Sichtbeton
8.3

8.3
Abb. 8.3.14 Abb. 8.3.19
Weitere Anforderungen an die Schalung betreffen Oberflächenbearbeitung
Betonoberflächen mit Grob geschliffene
unterschiedlichen • Maßgenauigkeit Wenn das Bauteil erhärtet ist und ausgeschalt werden kann, Oberfläche
Schalungshäuten • Dichtigkeit gibt es unterschiedliche Verfahren, die Betonoberfläche nach-
• Steifigkeit, keine Deformationen träglich zu gestalten. Hierbei muss jedoch die geforderte
• Sauberkeit Betondeckung eingehalten werden.
• geringe Haftung am erhärteten Beton
• gefällige Oberflächenstruktur Verfahren zur Oberflächengestaltung:
• Feinwaschen
• Grobwaschen
Abb. 8.3.15 (rechts) • Absäuern
Gummimatrizen mit
unterschiedlichen • Hochdruckwasserstrahlen
Abb. 8.3.20
Oberflächen • Sandstrahlen Stocken einer Betonober-
• Flammstrahlen fläche

Die Schalung als Gestaltungselement • Schleifen


Die Struktur der Schalungshaut und die Anordnung der Anker- • Polieren
löcher prägt die Sichtbetonfläche. Die Betonfläche ist letztlich • Stocken
das Spiegelbild der Schalung und übernimmt sämtliche Formen • Spitzen
und Abdrücke sowie entsprechend auch Fehlstellen, Kratzer und • Bossieren
Nagellöcher (Abb. 8.3.16, 17 und 18). • Scharrieren

Abb. 8.3.16 (rechts)


Die Schalungshaut kann je nach Material aus Holz, Kunststoff Abb. 8.3.21 (links)
Beschädigungen und Abgesäuerte Oberfläche
Nagellöcher in der oder Metall bestehen. Die Oberfläche kann glatt oder struktu-
Schalungshaut riert, saugend oder nichtsaugend sein. Abb. 8.3.22 (rechts)
Scharrierte Oberfläche
Durch das Einlegen von Matrizen (Kautschuk- oder Gummieinla-
gen) kann jede gewünschte Betonoberfläche hergestellt werden
(Abb. 8.3.15). Die Betonoberfläche wird durch die Matrizen rela-
tiv gleichmäßig im Farbton. Lunker, Poren und Marmorierungen
treten hier deutlich weniger auf und sind kaum sichtbar.

Abb. 8.3.23 (links)


Sichtbetonfläche als Spiegelbild der Schalungshaut
Grob gewaschene Oberfläche

Schalungshaut Sichtbetonoberfläche Abb. 8.3.24 (links unten)


Fein geschliffene Oberfläche
Abb. 8.3.17 (links)
Beschädigte Schalungs-
haut
Leitfaden für Sichtbeton
Abb. 8.3.18 (rechts)
Sichtbetonoberfläche Für weitere, detailliertere und umfang-
als Spiegelbild der
reichere Informationen steht unser
Schalungshaut
„Leitfaden für Sichtbeton – Baustelle“
als Broschüre oder als PDF-Datei auf
unserer Homepage (holcim.de) zur
Verfügung.

194 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 195


Anwendungen Anwendungen

Industrieböden aus Beton Industrieböden aus Beton


8.4

8.4
Abb. 8.4.5
Industrieböden aus Beton Bei der Entwurfsplanung muss in Abstimmung mit den Anforde- Entwurfskonzept - Unbewehrte Betonplatte
Planmäßig ein-
Industrieböden für gewerblich oder industriell genutzte Hallen rungen aus der Nutzung und dem Betrieb des Industriebodens Bei der unbewehrten Betonplatte werden planmäßig Fugen geschnittene und
oder Freiflächen müssen besondere Anforderungen erfüllen, ein Entwurf für die Konstruktion festgelegt werden. eingearbeitet. Dafür ist ein Fugenplan zu erstellen. Durch das gerissene Fuge

damit eine störungsfreie Nutzung über längere Zeiträume si- definierte Anordnen von planmäßigen Fugen (sogenannte
chergestellt wird. Die Nutzungsarten sind in der Regel Produkti-
onsflächen, Lagerflächen, Parkflächen oder Fahrflächen.
⏩ Unbewehrte Betonplatten Scheinfugen bzw. Sollrissstellen) können unkontrollierte
Spannungsrisse vermieden werden. Die Fugenabstände wer-
In den meisten Fällen handelt es sich um monolithische ein- den in Abhängigkeit der zu erwartenden Reibung zwischen
schichtige Bodenplatten, bei denen die Oberflächen direkt be- ⏩ Stahlfaserbetonplatten Bodenplatte und Tragschicht, der Temperaturbeanspruchung
fahren oder genutzt werden. Teilweise werden auch Schutz- und der Abmessungen der Bodenplatte vom Planer festgelegt.
schichten (Hartkornestrich) nass in nass, oder nachträglich zur
Erhöhung der Oberflächenfestigkeit und der Verschleißfestigkeit
⏩ Bewehrte Betonplatten Durch die richtigen Fugenabstände wird die Zugfestigkeit des
Betons innerhalb eines Plattenfeldes nicht erreicht und es

⏩ Walzbeton
aufgebracht. entstehen keine Spannungsrisse. Bei hohen Radlasten, wie
Diese Betonböden sind starken mechanischen Beanspruchun- z. B. bei Fahrbahnen muss eine Fugenverdübelung angewen-
gen und chemischen Einwirkungen ausgesetzt. det werden. Entscheidend ist auch ein gleichmäßiger Trag-
⏩ Industriebodensysteme schichteinbau und somit eine gleichmäßige Betondicke.
Einige Beanspruchungen und Einwirkungen sind:

⏩ Luftporenbeton
Abb. 8.4.6
• Eigenlasten Entwurfskonzept - Stahlfaserbetonplatte Stahlfaserbeton
• Punktförmige veränderliche Lasten (Regale, Container) Der Einbau von Stahlfaserbeton ermöglicht ein deutlich ein-
• Dynamische veränderliche Lasten (Fahrzeuge, Gabelstapler, Abb. 8.4.3 facheres und schnelleres Einbauen als konstruktiv bewehrter
Konstruktionsarten von Industrieböden
Bremseinwirkung) Beton. Der Beton kann direkt mit dem Fahrmischer, meist
• Flächig wirkende veränderliche Lasten (Lagernde Güter) ohne Pumpe, ins Bauteil gebracht werden. Die Stahlfaser ver-
• Temperatureinwirkungen (Innen- und Außenbereich, hindert Frühschwindrisse und erhöht die Oberflächenfestig-
Winter/Sommer) keit, die Schlag- und Abriebfestigkeit, die Biegezugfestigkeit
• Frosteinwirkung, mit und ohne Taumittel und verringert die Schwindrissneigung.
• Chemische Beanspruchung (Lagergüter) Die Verwendung von Stahlfaserbeton ersetzt zu großen Teilen
• Mechanischer Abrieb (Befahren, Bewegen von Gütern) die konstruktive Bewehrung. An Ecken, einspringenden Wän-
den, Stützen und Einbauteilen ist zusätzlich zum Stahlfaser-
Daraus ergeben sich besondere Anforderungen an die beton noch eine konstruktive Bewehrung einzulegen, um in
Betonoberfläche: diesen Bereichen Spannungsrisse zu vermeiden.
• Ebenheitstoleranzen (Regallager) Eine Bemessung der benötigten Stahlfasermenge wird vom
• Rutschhemmung (Unfallverhütung) Faserlieferanten angeboten. Geräte zur Dosierung der Stahl-
• Griffigkeit (Freiflächen) fasern können ebenfalls von Stahlfaserlieferanten bereitge- Abb. 8.4.7
• Verschleißfestigkeit (Expositionsklasse XM) stellt werden. Bewehrte Betonplatte

• Frostangriff (Expositionsklasse XF)


Abb. 8.4.4
• Chemische Beanspruchung (Expositionsklasse XA) Industriebodenaufbau im System Entwurfskonzept - Bewehrte Betonplatte
Großflächige Betonplatten mit durchgehender Bewehrung
und eingerechneter maximaler Rissbreite werden ohne Fugen
Abb. 8.4.1 (links) hergestellt. Bei solchen Flächen nimmt die zentrische Zug-
Stark befahrenes
Parkhaus spannung zu, bis die Betonzugfestigkeit erreicht ist. Die dann
in der Betonplatte entstehenden Risse müssen durch eine
Abb. 8.4.2 (rechts) zweilagige durchgehende Bewehrung in ihrer Breite begrenzt
Produktions- und Lager-
halle werden. Ein Nachweis zur Begrenzung der Rissbreite ist nach
DIN 1045-2 erforderlich.
Ein Teil der Bewehrung kann auch durch eine Kombination
mit schlaffer Bewehrung und Stahlfasern reduziert werden.

196 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 197


Anwendungen Anwendungen

Industrieböden aus Beton Industrieböden aus Beton


8.4

8.4
Walzbeton Klassen- Beschreibung Beispiele für die Zuordnung von Mindestdruckfestigkeit min f Anforderungen an die Betonzu- Abb. 8.4.11
bezeich- der Expositionsklassen (informativ) sammensetzung Dauerhaftigkeitsfestlegun-
Walzbetonflächen werden mit einem erdfeuchten Beton herge- Bei Zusatz von Taumitteln wird dieser Gefrierdruck nochmal nung Umgebung gen aufgrund der Umge-
stellt, dieser wird händisch oder maschinell mit einem Fertiger um das 2,5-fache höher, in dem Fall würde ein normaler C25/30 bungsbedingungen
C30/37
C30/37
mäßige Ver- tragende oder aussteifende Indus- max. w/z 0,55
eingebracht und durch Walzen verdichtet. Auch hier gilt, die versagen.
XM11) schleißbeanspru- trieböden mit Beanspruchung durch min. z 300 kg/m³
C25/30 möglich,
Fugen müssen frühzeitig geschnitten werden, um eine Rissbil- Eine Kombination von LP-Beton und Hartkorneinstreuung ist chung luftbereifte Fahrzeuge
wenn gleichzeitig XF
max. z 360 kg/m³
Mehlkorn ≤ 450 kg/m³ (bei max. z)
dung zu vermeiden. Wie bei allen anderen Betonen ist auch bei nicht zielsicher herstellbar. Da die Luftporen durch die Hartkorn-
C30/37 + Oberflächenbehandlung
Walzbeton eine frühzeitige und ausreichende Nachbehandlung einstreuung verschoben oder zerstört werden. Auch ein vollstän- max. w/z 0,55
erforderlich. diges Glätten funktioniert bei LP-Beton nicht zielsicher. LP-Beton C35/45 min. z 300 kg/m³
tragende oder aussteifende C30/37 möglich, max. z 360 kg/m³
sollte nach dem Einbau abgezogen und mit einem Besenstrich starke Verschleiß- Industrieböden mit Beanspruchung wenn gleichzeitig XF
Abb. 8.4.8 XM21)
versehen werden. beanspruchung durch luft- oder vollgummibereifte C35/45
Walzbeton - mit einer Gabelstapler C30/37 möglich, max w/z 0,45
Straßenwalze verdichtet wenn Oberflächenbehandlung min. z 320 kg/m³
max. z 360 kg/m³
Mehlkorn ≤ 450 kg/m³ (bei max. z)
tragende oder aussteifende Indus- C35/45 C35/45 + Hartstoffe
sehr starke trieböden mit Beanspruchung durch Hartstoffe nach DIN 1100 max w/z 0,45
XM3 1)
Verschleißbean- elastomer- oder stahlrollenbereifte min. z 320 kg/m³
spruchung Gabelstapler, mit Kettenfahrzeugen C30/37 LP möglich, wenn gleich- max. z 360 kg/m³
häufig befahrene Oberfläche zeitig Hartstoffe nach DIN 1100 Mehlkorn ≤ 450 kg/m³ (bei max. z)
1)
Anforderungen an Gesteinskörnungen nach DIN Fachbericht 100 (25)

Verschleißwiderstand
Industriebodensysteme Die erforderliche Plattendicke hängt von den äußeren Lasten
Beton- Abb. 8.4.12
Es gibt verschiedene Spezialfirmen, die sich auf Industriebo- wie Radlasten, Regal- oder Flächenlasten sowie Kontaktpressun- Exposi- Mindest-
Beschreibung der deckung Expositionsklassen-
tions- druckfestig-
denbau spezialisiert haben. Diese Firmen haben Industriebo- Abb. 8.4.10 gen ab. Harte Radsysteme an Gabelstaplern führen gegenüber Umgebung [mm] (d ≤ festlegung aufgrund der
klassen keitsklasse
Überprüfung der Luftporen und Würfelherstellung 20 mm) Dauerhaftigkeit
densysteme, die aus einem Monobeton, oder einem System luftbereiften Rädern auch bei gleicher Radlast aufgrund unter-
C8/10
von unterschiedlichen Betonschichten bestehen können. Die schiedlicher Aufstandsflächen (Kontaktpressung) zu höheren Halle, geschlossen,
X0 (nicht maßge- -
kein Frost
Böden werden zum Teil nass in nass oder im späteren Verbund Beanspruchungen. Mit höherer Kontaktpressung nimmt die bend)

hergestellt. Industrieböden - Normative Anforderungen Verschleißbeanspruchung des Bodens stark zu. In der Abb.
im Freien, überdacht,
Es gibt kein eindeutiges Regelwerk für Industrieböden, da sie 8.4.11 sind die Anforderungen an den Beton in Abhänigkeit der Frost, kein Taumittel
XF1 C25/30 -

in der Regel keine tragende oder aussteifende Funktion besitzen. Verschleißklasse aufgeführt.
Abb. 8.4.9
Industriebodensystem Sie sind meist von den tragenden Bauwerksteilen durch Raum- Freifläche, direkt bewit-
in zwei Schichten: nass XF4 C30/37 LP -
fugen entkoppelt. Deshalb müssen Industrieböden nicht nach Verschleißwiderstandsklassen tert, Frost-/Taumittel
in nass
DIN 1045-2 bemessen und ausgeführt werden. In Anbetracht Die Verschleißwiderstände werden nach DIN EN 13892 geprüft.
C16/20
der Dauerhaftigkeit und dem nicht vorhanden sein einer Norm Anhaltswerte über Betonzusammensetzungen und unterschied- Halle, geschlossen, kein
XC1, XC2 (nicht maßge- 35
Frost, bewehrt
oder eines Regelwerks, wird aber in den meisten Fällen nach den liche Verschleißwiderstände sind in der Tabelle 7.3.2 aufgeführt. bend)

Anforderungen der Betonnorm DIN 1045-2 ausgeschrieben und Der Verschleißwiderstand kann für Beton- und Estrichoberflä- im Freien, überdacht,
bemessen. chen vorgegeben und geprüft werden. In Deutschland wird übli- Frost, kein Taumittel, XC3, XF1 C25/30 35
bewehrt
cherweise der Verschleißwiderstand nach DIN 52108 (Schleifver-
Dauerhaftigkeit schleiß nach Böhme) bestimmt, Abb. 8.4.13. Freifläche, direkt bewit-
tert, Frost-Taumittel, XC4, XD3,
C30/37 LP 55
Industrieböden müssen nicht nach Norm bemessen und ausge- bewehrt XF4
Luftporenbeton führt werden, da keine Gefahr für Leib und Leben besteht. Soll
Wenn ein Angriff durch Frost mit Taumitteln und starker Was- aber die Dauerhaftigkeit und die Verschleißbeanspruchung
sersättigung XF4, also horizontale Flächen, zu erwarten ist, wird gewährleistet sein, ist es sinnvoll Expositionsklassen zu defi-
nach DIN 1045-2 ein LP-Beton vorgeschrieben. Durch die Zugabe nieren und danach zu bemessen. Die Druckfestigkeit und die Abb. 8.4.13

künstlicher Luftporen wird das kapillare Saugverhalten des Be- Dichtheit von Betonplatten ist abhängig von den zu erwarten- Klasse A22 A15 A12 A9 A6 A3 A1,5 Verschleißwiderstands-
klassen nach
tons unterbunden und in den künstlich eingeführten Luftporen den Lasten, Temperaturen und Angriffen. Aus diesen Gründen ist DIN EN 13813
Abriebmenge (Verfahren nach Böhme)
kann sich das gefrierende Wasser ausdehnen, ohne Frostschädi- es ratsam Expositionsklassen festzulegen und die Betonzusam- [cm²/50 cm²]
22 15 12 9 6 3 1,5
gungen zu hinterlassen. Wasser dehnt sich bei Gefrieren mensetzung ist hinsichtlich den Anforderungen herzustellen. Die
um 9 % aus, diesem Druck hält ein normaler Außenbauteilbeton Nachbehandlung sollte ebenfalls nach DIN 1045-3 ausgeführt
C25/30 stand. werden.

198 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 199


Anwendungen Anwendungen

Industrieböden aus Beton Industrieböden aus Beton


8.4

8.4
Schleifver- Ver- Hartstoffschichten
Druckfes-
schleiß schleiß-
tigkeits- w/z- Kornzusammensetzung und F9A F11M F9KS
Abb. 8.4.14 Anwendungsbereich Abrieb- wider- Beanspruchungsgruppe Abb. 8.4.16
klasse Wert Art der Gesteinskörnung Hartstoffe Gruppe A1 Hartstoffe Gruppe M1 Hartstoffe Gruppe KB1
menge stands-
Beispiele für Betonböden Beton Biegezugfestigkeit Biegezugfestigkeit Biegezugfestigkeit Anforderungen an die
mit Verschleißbean-
[cm²/50 cm²] klasse Hartstoffschichten nach
≥ 9 N/mm² ≥ 11 N/mm² ≥ 9 N/mm²
spruchung 1. Ausstellungsräume DIN 18560-7
Nenn- Verschleißwider- Nenn- Verschleißwider- Nenn- Verschleißwider-
geringe Beanspruchung, geringer Fahrverkehr mit
C25/30 0,53 Sieblinie A/B 32: ≤ 15 A15 Bereifung/Beanspruchung dicken stand mittel dicken stand mittel dicken stand mittel
weicher Bereifung (Radlast ≤ 10 kN Reifendruck ≤ 3
feine Gesteinskörnung 0/2 mm [mm] (cm²/50 cm²) [mm] (cm²/50 cm²) [mm] (cm²/50 cm²)
bar)
grobe Gesteinskörnung 2/8 mm Stahl, Polyamid
2. Parkhäuser, Tiefgaragen und 8/32 mm I
mittlere Beanspruchung, Gabelstapler luftbereift C30/37 0,47 ≤ 12 A12 Schleifen und Kollern von Metall, ≥ 15 ≥8 ≥6
(schwer)
(Radlast ≤ 40 kN, Reifendruck ≤ 6 bar) ≥ 1.000 Personen/Tag
Sieblinie A/B 22 Urethan-Elastomer, Gummi
3. Metallverarbeitung, Kfz-Betriebe, Stahlbau feine Gesteinskörnung 0/2 mm
schwere Beanspruchung, schwere Gabelstapler luft- II (mittel) Schleifen und Kollern von Holz, Papier, ≥ 10 ≤7 ≥6 ≤4 ≥5 ≤2
C30/37 0,42 grobe Gesteinskörnung 2/8 mm ≤ 9 A9
und vollgummibereift (Radlast ≤ 80 kN, Reifendruck 100 - 1.000 Personen/Tag
gebrochene Gesteinskörnung (Hart-
≤ 10 bar, p ≤ 2 N/mm²)
steinsplitt) 11/22 mm Elastik, Luftreifen
Sieblinie A/B 22 III (leicht) Montage auf Tischen, ≥8 ≥6 ≥4
Schwerindustrie Brechsand 0/2 mm < 100 Personen/Tag
sehr schwere Beanspruchung, sehr schwere gebrochene Gesteinskörnung (Hart-
Gabelstapler vollgummibereift (Radlast > 80 kN, C35/45 0,38 steinsplitt) 5/1 mm und 11/22 mm ≤ 6 A6
1
nach DIN 1100 [8]
Kontaktpressung p ≤ 2 N/mm²), polyurethanbereift oder Gesteinskörnung wie Bereich 1
(p ≤ 4 N/mm²) und 2 mit Hartstoffschicht nach DIN
18560-7
Industrieböden - Betontechnologie Bei Größtkorn 16 mm ist ein LP-Gehalt von > 4,5 Vol.-%, bei
Größtkorn 32 mm von > 4,0 Vol.-% einzustellen. Die Luftporen
Rutschsicherheit Soll an diesen Betonen eine trockene Hartkorneinstreuung erfol- Zement müssen unmittelbar vor dem Einbau auf der Baustelle nach DIN
Oft sind Anforderungen an die Rutschsicherheit gestellt. Prüfver- gen, ist die Verarbeitung nahezu unmöglich. In vielen Fällen fehlt Für die Betonzusammensetzung können CEM I und CEM II Ze- EN 12350-7 kontrolliert werden. Bei gleichzeitiger Verwendung
fahren zur Bestimmung der rutschhemmenden Eigenschaften das nötige Wasser zur vollflächigen Einbindung des Hartkorns mente eingesetzt werden. CEM III-Zemente sind wesentlich lang- von Fließmittel sollte der Luftporengehalt um 0,5 bis 1 % höher
sind in DIN 51130 beschrieben. Diese Norm enthält auch Anga- und das führt zu Schäden an der Betonoberfläche. Das verstärkt samer und somit auch empfindlicher und sollten nur bei angesetzt werden. Bitte beachten: LP-Beton nur kurz abreiben,
ben und Zuordnungen zu den R-Klassen und unterschiedlichen sich natürlich bei Außenflächen mit direkter Sonneneinstrahlung dringendem Bedarf (LH oder SR) verwendet werden. Der Glätt- nicht mit dem Flügelglätter ausglätten!
Oberflächentexturen (z. B. Besenstrich). und Zugluft. Ein Verbund wird nicht sichergestellt und es kommt zeitpunkt verschiebt sich deutlich nach hinten und die Zwi-
zu Hohlstellen und Abplatzungen. Wir raten in solchen Fällen schen- bzw. Nachbehandlung muss noch viel intensiver betrie- Konsistenz
Oberflächenbearbeitung eher zu einem Beton C30/37, der genügend Wasser enthält und ben werden. Die Konsistenz sollte unbedingt den Einbaubedingungen an-
Zur Oberflächenbearbeitung sind wichtige Punkte und Ratschlä- womit auch Schäden durch mangelnden Verbund deutlich redu- gepasst werden. Wichtig ist auch, dass die Konsistenz mit dem
ge im Kapitel Glättbeton näher beschrieben (Kapitel 8.14). ziert werden. Es ist besser einen C30/37 Beton mit Hartkornein- Betonzusatzstoffe Betoneinbauer und dem Glätter abgestimmt ist, um spätere
streuung herzustellen, der funktioniert, als einen C35/45 Beton, Für Industrieböden können auch Betonzusatzstoffe wie z. B. Konflikte zu vermeiden. In der Regel wird der Beton mit der Kon-
Hartstoffschichten der Probleme macht. Besser etwas geringere Festigkeiten aber Flugasche verwendet werden, allerdings sollte das mit dem Be- sistenz F3 - F4 eingebaut.
Werden Hartstoffschichten nach DIN 18560 verwendet, gelten ein guter Verbund mit dem Hartkorn. Die Hartkorneinstreuung toneinbauer und Glätter abgesprochen und jahreszeitlich ange-
die in Tab. 7.12.8 aufgeführten Anforderungen für die aus- soll den Verschleißwiderstand erhöhen und nicht zu Abplatzun- messen eingesetzt werden. Flugasche kann die Frischbetonei- Betoneinbau
gewählten Hartstoffestriche. Im Gegensatz zu der üblichen gen führen. genschaften günstig beeinflussen, die Blutneigung reduzieren, Der Beton wird in der Regel mit Pumpen eingebaut, in manchen
Hartkorneinstreuung werden in der Hartstoffschicht (Estrich) de- die Hydratationswärme verringern und die Festigkeitsentwick- Fällen auch mit Kübeln, was einen deutlich längeren Bauablauf
finierte Verschleißeigenschaften in der Nutzungsfläche erreicht. Achtung lung verlangsamen. bedingt. Bei Stahlfaserbeton wird meistens direkt aus dem Fahr-
Die Hartkorneinstreuung soll gleichmäßig mit Einstreuwagen mischer entladen. Egal, wie der Beton eingebaut wird, er darf
Hartstoffestriche und nicht von Hand aufgebracht werden. Die richtige Menge von Betonzusatzmittel - Fließmittel sich beim Entladen nicht entmischen. Unmittelbar nach dem
Hartstoffestriche werden entweder nass in nass oder im spä-te- etwa 2 bis 3 kg/m² überall an der Oberfläche verteilen. Hartkorn- Da ein Beton im Industriebodenbereich geringe Wasserzement- Einbringen sollte der Beton verdichtet, verebnet und abgezogen
ren Verbund hergestellt. Die gewünschte Erhöhung der Ver- einstreuung nur in zugluftfreier Umgebung. werte aufweist, ist es üblich die Konsistenz mit Fließmitteln ein- werden, bevor er ansteift.
schleißeigenschaft wird mit solchen Hartstoffschichten zielsi- zustellen. Hier können übliche Fließmittel auf Basis von Melamin,
Abb. 8.4.15 (rechts)
cher erreicht. Es besteht keine Gefahr der Vertrocknung in der Naphtalin eingesetzt werden, oder aber PCE-Fließmittel, die für Nachbehandlung
Hartkorneinstreuung
mit Streuwagen Kontaktzone und somit keine Abplatzungen oder Hohlstellen. den Industriebodenbau geeignet sind und deren verflüssigende Die Nachbehandlung sollte so bald als möglich, durch Nachbe-
Wirkung nicht allzu lange anhält. handlungsmittel oder Auflegen von Folie erfolgen. Bei kühlen
Hartkorneinstreuung Temperaturen ist eine thermische Nachbehandlung, durch Wär-
Üblicherweise wird bei Betonen mit den Anforderungen an die Betonzusatzmittel - LP-Bildner medämmmatten erforderlich, um ein Auskühlen zu vermeiden.
Expositionsklasse XM3, C35/45 mit w/z-Wert unter 0,45 eine Freiflächen im Außenbereich sind in der Regel einem Frosttau- Sollte der Beton an der Oberfläche bearbeitet werden, z. B. durch
Hartkorneinstreuung in der Norm DIN 1045-2 vorgeschrieben. salz-Angriff ausgesetzt. Diesem Beton müssen künstliche Luft- Glättmaschinen, muss eine zwischenzeitliche Nachbehandlung
Betone mit w/z < 0,45 enthalten kaum Wasser, was die Verar- poren durch Zusatzmittel zugeführt werden. Die Luftporen- nach DIN EN 13670 erfolgen.
beitbarkeit deutlich erschwert. gehalte hängen von dem Größtkorn der Gesteinskörnung ab.

200 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 201


Anwendungen Anwendungen

Industrieböden aus Beton Industrieböden aus Beton


8.4

8.4
Fugen Einflüsse auf den Zeitpunkt des Sägeschnittes: Pressfuge Betoniert mit: -Seitenschalungen
- Angepassten Stahlprofilen
Unbewehrte Industrieböden oder Verkehrsflächen aus Beton • Betonzusammensetzung Pressfugen sind Arbeitsfugen zwischen zwei Betonierab-
werden in der Regel mit Fugen hergestellt. Hierfür muss ein • Betontemperatur schnitten, die zeitlich versetzt eingebaut wurden. Um die Abb. 8.4.23
Pressfuge/Arbeitsfuge
Fugenplan erstellt werden, damit die Fugenabstände richtig • Umgebungstemperatur Querkraft zu übertragen wird entweder ein Nut- und Feder- Variante 1
Seitenschalung Holz
abgestimmt auf die Feldgröße zugeschnitten sind. • Fugenschnitt innerhalb ca. 6 bis 30 Stunden nach system oder eine Verdübelung eingesetzt.
mit Halterung
Bewehrte Industrieböden oder Verkehrsflächen mit Nachweis Fertigstellung
der Rissbreitenbegrenzung werden fugenlos ausgeführt. Hier
Erdnagel
werden konstruktive Maßnahmen eingesetzt, um die Rissbreiten 3 mm

zu begrenzen. Rissfreie Betonflächen sind in der Regel nicht er-


Kerbschnitt 60/3 60 mm
zielbar. Daher ist es wichtig, die Risse für die Gebrauchstauglich-
Seitenschalung Sperrholzstreifen
keit zu begrenzen.
Riss Trapezleiste
Abb. 8.4.24
Das kann erreicht werden durch:
Pressfuge/Arbeitsfuge
• Rissbreitenbegrenzung Fugenverguss 15 mm 1/3 d d ≅ 18 cm Variante 2
Moosgummi 10 mm Erdnagel
• Gleitschicht (zweilagige PE-Folie auf Sauberkeitsschicht)
• Reduzierte Wärmeentwicklung / geringe Temperatur- Nachschnitt 25/8 25
60 mm
spannung Kerbschnitt 60/3
• Richtige Nachbehandlung und Zwischennachbehandlung Riss 5 cm

Zulässige Rissbreiten:
10 mm
• WU-Bauwerke < 0,2 mm Nut und Feder

• Stahlbeton Außenbauteile < 0,3 mm


Abb. 8.4.25
• Stahlbeton Innenbauteile < 0,4 mm Eindrücken Pressfuge/Arbeitsfuge
• > 0,4 mm Gefährdung der Dauerhaftigkeit eines elastischen Ausführung Nut und Feder
Fugenprofils

Fugen werden unterschieden in Scheinfugen, Pressfugen, Be-


Abb. 8.4.20 und Abb. 8.4.21
wegungsfugen (Raumfugen, Dehnfugen) und Arbeitsfugen. Abb. 8.4.17 Pressfuge/Arbeitsfuge
Scheinfuge mit Abdichtung
Durch die richtige Anordnung der Fugen sollen Risse vermieden
werden. Bauteile wie Stützen, Schächte, Einbauteile und Rand- Bewegungsfugen / Raumfugen Raumfuge im Anschlussbereich an andere Bauteile
bereiche sollten durch Fugen vom Industrieboden abgetrennt Bewegungsfugen trennen als Raumfugen die Betonplatte im ge- (z. B. Schächte)
> 22 mm
werden. samten Querschnitt. Sie werden bei Anschlüssen an feste Ein-
bauteile wie z. B. Stützen, Schächte, Wände, Kanäle usw. erfor- Fugenverguss
Scheinfugen derlich um Spannungen zu vermeiden. Raumfugen sorgen dafür, 30 mm
Übertragung der Querkraft 20 mm Abb. 8.4.26
Moosgummi Bewegungsfuge/
Scheinfugen sind sogenannte Sollbruchstellen, der Betonquer- Abb. 8.4.18 dass sich die Betonplatten ausdehnen können, ohne Spannungs-
Raumfuge
schnitt wird im oberen Drittel durch einsägen geschwächt. Die Verdübelung der Scheinfuge risse zu erzeugen. Wichtig ist eine genügend breite Ausbildung
Mineralwolle
Betonplatte wird um 1/3 der Plattendicke Eingesägt, dadurch ist der Bewegungsfuge.
eine Sollbruchstelle vorgegeben. Der Beton in den unteren 2/3
reißt willkürlich, dadurch entsteht eine Rissverzahnung im un-
20 mm
teren Bereich in dem sich der Beton verkeilt und die Querkräfte
überträgt. Bei Radlasten über 40 kN ist zusätzlich noch eine Ver- Raumfuge mit Verdübelung
dübelung empfehlenswert. Der Zeitpunkt für den Fugenschnitt (z. B. Torbereich)
ist entscheidend und je nach Betonrezeptur und Außentempera-
Abb. 8.4.27
tur liegt der richtige Zeitpunkt zwischen 6 und 30 Stunden. Zum Kunststoff-
beschichtung Dübel 1/2 d Bewegungsfuge/
Fugenschnitt wird die Nachbehandlungsfolie kurz entfernt und Raumfuge mit
Verdübelung
danach sofort wieder aufgelegt. Hülse
1/2 d

Fugenschnitt so frühzeitig wie technisch möglich! Abb. 8.4.19 Abb. 8.4.22


Verdübelung durch Dübeleinlagekorb beim Betonieren Bewegungsfuge/Raumfuge
500

202 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 203


Anwendungen Anwendungen

Industrieböden aus Beton Industrieböden aus Beton


8.4

8.4
Fugenplan Temperaturbeanspruchung Gleitlagerung
Der Planer ist zuständig für die Erstellung eines Fugenplans. Eine Betonplatte dehnt sich bei Wärme aus und zieht sich bei Dem Beton wird dadurch ermöglicht sich in alle Richtungen
Kälte zusammen. Die Lagerung auf einer Gleitschicht ist wichtig, auszudehnen oder zusammenzuziehen, ohne Zwang.
Hierfür müssen folgende Punkte beachtet werden: damit sich die Platte ohne Behinderung bewegen kann.
• Fugen sollten im Bereich von geringen Belastungen vorge- Deshalb ist eine Sauberkeitsschicht und darauf eine zweilagige Abb. 8.4.30
Gleitlagerung: geringer Grad der Behinderung Gleitlagerung der Boden-
sehen werden PE-Folie als Gleitschicht notwendig. Dadurch erreichen wir eine
platte - voller Zwang
• Fugen im Bereich von punktförmigen Lasten vermeiden zwängungsarme Lagerung der Bodenplatte. Die Ausdehnung verursacht Risse
• Fugenkreuzungen außerhalb von Hauptfahrbereichen oder Verkürzung des Betons liegt bei einem Temperaturunter-
anordnen schied von 10 °C bei ca. 0,1 mm/m, bei gleichmäßiger Tempera-
• Keine Längsfugen im Bereich von Hauptfahrspuren turänderung. Ungleichmäßige Temperaturänderung verursacht
• Dehnfugen (Raumfugen) sollten nicht innerhalb der eine Verwölbung oder Aufschüsseln der Betonplatte. Voller Zwang in der Sohlplatte
Fläche angeordnet werden Solche ungleichmäßigen Temperaturänderungen treten häufig
• Dehnfugen zur Trennung der Betonplatte von anderen in Einfahrtsbereichen von Hallen auf.
Bauteilen
• Scheinfugen zur Unterteilung der Fläche in möglichst quad-
ratischen Feldern anordnen Hinweis
• Seitenverhältnis Länge zu Breite sollte nicht größer als Aus diesen Konstruktionsvarianten wird ersichtlich, dass eine
1 : 1,5 sein gleichzeitig fugenlose und rissfreie Bauweise technisch nicht
• Zwickel möglichst vermeiden, da sie schnell reißen oder möglich ist. Daher ist eine gute Abstimmung der Nutzungsbe-
brechen dingungen hinsichtlich der Fugen- bzw. Rissproblematik drin- Die folgenden 3 Varianten zeigen Beispiele wie
• Längs- und Querfugen bitte kreuzen und nicht versetzt gend angeraten. Sollen geschnittene Fugen durch eine fugen- Konstruktionen geplant werden können.
anordnen lose Bauweise vermieden werden, muss eine maximale Rissbrei-
• Einspringende Ecken sollten vermieden werden te festgelegt werden, mit der der Auftraggeber letztlich zu- Variante 1: ohne Bewehrung mit geplanten Sollrissfugen
• Bei einspringenden Teilen oder Einbauteilen sollte eine frieden sein muss. Diese festgelegte Rissbreite muss den An- Variante 2: Fugenlos, mit Rissbreitenbegrenzung 2-lagig bewehrt
Bewehrungszulage eingebracht werden forderungen der Dauerhaftigkeit und der Nutzung angepasst Variante 3: Stahlfaserbeton mit geplanten Fugen
• Querfugen im Bereich von Hauptfahrstreifen sollten werden.
verdübelt werden Abb. 8.4.31
Variante 1 Konstruktion beeinflusst
Fugenplanung

Übliche Feldgrößen von Industrieböden: Gleichmäßige Temperaturänderungen Geplante Sollriss-


und Raumfugen
• das 25- bis 30-fache der Plattendicke (bei 20 cm Stärke sind (≈ 0,1 mm/m bei ∆T = 10 °C)
das 5 - 6 m)
• Daumenwerte: 5 m x 5 m bis 8 m x 8 m Verkürzen Verlängern

• bei Stahlfaserbeton deutlich größere Felder


• Industriebodensysteme 25 m x 25 m, teilweise bis zu
Abkühlen Erwärmen Variante 2
fugenlosen Betonflächen
Fugenlos, 2-lagig
Ungleichmäßige Temperaturänderungen bewehrt, Rissbreiten
nach DIN 1045
Abb. 8.4.28 Abstand L der Schein- bzw.
Herstellungsbedingungen begrenzen
Fugenabstände in Pressfuge Verwölben (Aufschüsseln) Verwölben (Aufbuckeln)
Abhängigkeit der Her-
stellungsbedingungen
Freiflächen (bewittert) L ≤ 6 m und L ≤ 25 d

Abkühlen Erwärmen Variante 3


Hallenflächen (geschlossene Halle) L ≤ 10 m und L ≤ 30 d
Abb. 8.4.29 Stahlfaserbewehrt,
Ausdehnungsverhalten von Beton infolge Temperaturänderung mit Fugen

204 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 205


Anwendungen Anwendungen

Industrieböden aus Beton Industrieböden aus Beton

8.4
8.4

Beispiele - Fugenplanung Oberflächenbearbeitung Inbetriebnahme des Industriebodens


In den folgenden Bildern werden Beispiele gezeigt, wie die Kon- Die Oberflächenbearbeitung erfolgt nach Abschluss des Beton- Der Industrieboden darf erst nach ausreichender Erhärtung in
struktion die Fugenplanung beeinflusst und wie Fugen angeord- einbaus im Anschluss an das Abziehen der Betonoberfläche nach Betrieb genommen werden. Das hängt im jeweiligen Fall von
net werden sollten um Risse zu vermeiden. L-förmige Grundrisse, ausreichender Erhärtung des Betons. Die Oberflächenbearbei- den Temperaturen und von der Betonrezeptur ab.
Einbauteile, Kanäle und Stützen müssen mit geeigneten Fugen tung wird meist durch maschinelles Abreiben und Flügelglätten Beim Einsatz von Luftporenbeton muss der Beton einmal richtig
versehen werden, wobei die richtige Anordnung der Fugen durchgeführt. Der Beton muss dafür noch plastisch verformbar austrocknen, bevor er mit Taumittel beaufschlagt wird, damit
entscheidend ist. aber auch schon begehbar sein. Durch maschinelles Abreiben das Luftporensystem im Bedarfsfall funktioniert.
können kleine Unebenheiten ausgeglichen werden, größere
Gefahr der Rissbildung bei Ecken oder Kanälen, hier kann die Unebenheiten müssen im Vorfeld beim Abziehen des Betons
Rissneigung durch Fugenplanung minimiert werden. erfolgen. Nach dem Abreiben hat die Betonoberfläche eine leicht
raue Oberfläche, die im Anschluss durch Fügelglätten in mehre-
Abb. 8.4.32 Raumfuge ren Übergängen geglättet werden kann.
L-förmiger Grundriss mit hergestellt
einspringender Ecke mit zwei
Rohrhälften Beim Abreiben oder Flügelglätten der Betonoberfläche darf
einspringende einspringende weder zusätzliches Wasser zugegeben, noch Zement aufge-
Ecke Ecke
Risse streut werden. Wasser verändert den Wasserzementwert an
der Betonoberfläche. Daraus resultieren niedrigere Festigkeiten
Scheinfugen
Raumfuge und eine deutlich geringere Dauerhaftigkeit. Lose eingestreuter
Zement wird nicht vollständig eingebunden und verursacht
Scheinfuge Scheinfuge Abb. 8.4.38
Abb. 8.4.33 Abplatzungen.
oder Pressfuge oder Pressfuge Flügelglätten der Betonoberfläche
Kanal in der Bodenplatte
mit zwei einspringenden
Ecken
Kanal Kanal Abb. 8.4.36 Hartstoffschicht
Risse Vorschläge der Fugenanordnung bei Stützen, Schächten und Einbauteilen Bei der Oberflächenbearbeitung kann eine Hartstoffeinstreuung
erfolgen oder ein nachträglich aufgebrachter Hartstoffestrich zur
Scheinfugen
Erhöhung der Verschleißfestigkeit dienen.

Luftporenbeton
Luftporenbeton darf nicht vollständig ausgeglättet werden, da
die Luftporen teilweise zerstört und teilweise ungleichmäßig
Abb. 8.4.34 A B C
Günstige Anordnung
verteilt werden. Bei Luftporenbeton ist nach dem Abziehen und
Rissgefahr an
von Scheinfugen mit Zusätzliche Scheinfugen den Ecken kurzem Abreiben ein Besenstrich an der Oberfläche ausrei-
und ohne Zusatzbe- Bewegung (geschnitten)
wehrung
chend. Von einer Hartkorneinstreuung ist dringend abzuraten.
Riss Abb. 8.4.39
Abb. A + B Weitere Infos zur Oberflächenbearbeitung siehe Kapitel 8.14
Flügelglätten mit Hartkorneinstreuung
„Glättbetone“.
Abb. 8.4.35
Ungünstige Anordnung
von Scheinfugen -
Rissgefahr
Abb. C

Bewegungsfuge Bewegungsfuge

Scheinfugen Scheinfugen Bewegungsfuge


(geschnitten) (geschnitten)

Abb. 8.4.37 Abb. 8.4.40


Flügelglätten der Betonoberfläche - bei LP-Beton nicht glätten! Abplatzungen durch unsachgemäße Einstreuung oder falsches Glätten

206 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 207


Anwendungen Anwendungen

Beton für massige Bauteile Beton für massige Bauteile


8.5

8.5
Abb. 8.5.3
Massige Bauteile aus Beton Teil 2: Ergänzungen zu DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 Teil 3: Ergänzungen zu DIN EN 206-1 und DIN 1045-3
Risse infolge Früh-
Massige Bauteile werden nach DAfStb-Richtlinie: „Massige Klasseneinteilung (Druckfestigkeitsklasse) Ein Betonierkonzept bzw. ein Qualitätssicherungsplan muss er- schwinden
Bauteile aus Beton“ geregelt. Die charakteristische Festigkeit darf nach 28, 56 oder 91 Tagen stellt werden. Der Beton darf erst dann durchfrieren, wenn er (Austrocknung)

Der Anwendungsbereich der Richtlinie gilt für massige Bauteile ermittelt werden. eine Druckfestigkeit von min. 5 N/mm² erreicht hat. Ein langsa-
aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton nach DIN 1045-1 und Die Festlegung des Betons sollte zusätzliche Anforderungen an mer Temperaturanstieg des Betons ist anzustreben. Der Tem-
DIN EN 206-1, bei denen aufgrund großer Abmessungen eine die Höchsttemperatur des Frischbetons und die zulässige Wär- peraturunterschied zwischen Kern- und Randzone ist gering zu
erhöhte Bauteilerwärmung infolge Hydratation auftreten kann. meentwicklung während der Hydratation mit entsprechendem halten (max. 15 K).
Die Regelungen der Richtlinie gelten für Bauteile, deren kleinste Nachweisverfahren enthalten.
Bauteilabmessung mindestens 0,80 m beträgt. Zwang und Die Temperaturentwicklung im Beton ist abhängig von:
Eigenspannungen sind in besonderer Weise zu regeln. Lieferung von Frischbeton • Hydratationswärme des verwendeten Zements
Bei der Bestimmung der Druckfestigkeit nach 56 oder 91 Tagen • Zementgehalt
Abb. 8.5.1
Wasserbauwerk mit ist für die Ermittlung der Nachbehandlungsdauer das • Frischbetontemperatur
sehr starken Wänden Schätzwertverhältnis mittlere Druckfestigkeit 2 zu 56 Tage bzw. • Wasserzementwert Betontechnische Maßnahmen:
2 zu 91 Tage zu ermitteln. Es ist eine Festigkeitsentwicklungs- • Bauteildicke • Betonzusammensetzung
kurve bei 20 °C zwischen 2 Tagen und 56 bzw. 91 Tagen anzuge- • Umgebungsbedingungen • Verwendung von Zementen mit niedriger Hydratations-
ben.Bei mehr als 5 h Verarbeitbarkeitszeit ist das Nachweisalter wärme (LH, VLH)
für die Druckfestigkeit im Alter von 2 Tagen um die Verzöge- Die Nachbehandlungsdauer wird durch das Verhältnis der • Einsatz von latent-hydraulischen oder puzzolanischen
rungszeit zu verlängern. Druckfestigkeiten von 2 Tagen zu 28, 56 oder 91 Tagen gesteu- Zusatzstoffen (Flugasche)
ert. Die Überwachung wird im Einvernehmen mit der Überwa- • geringstmöglicher Zementgehalt
Lieferschein für Transportbeton chungsstelle geregelt. Bei Betonleistungen über 200 m³/Tag • Sieblinie mit geringem Zementleimanspruch
Kennzeichnung als Beton nach dieser Richtlinie auf dem Liefer- bei ÜK 2 eine Probe je 200 m³, jedoch mindestens 3 Proben je • Einsatz von Gesteinskörnungen mit niedriger Temperatur-
Die Richtlinie enthält drei Teile: schein. Betonsorte und Tag. dehnzahl (Kalkstein, Basalt)
• Teil 1: Änderungen und Ergänzungen zu DIN 1045-1 • niedrige Frischbetontemperatur
• Teil 2: Änderungen und Ergänzungen zu DIN EN 206-1 und Probenahme und Prüfplan Erläuterungen • Kühlung der Gesteinskörnung durch Wasser
DIN 1045-2 Die Probenahme für die Konformität besteht aus einer Probe je Massige Bauteile unterliegen den gleichen Grundsätzen wie • Einsatz von Scherbeneis
• Teil 3: Änderungen und Ergänzungen zu DIN 1045-3 600 m³ bei stetiger Herstellung im Betonwerk. herkömmliche Tragwerke aus Beton: • Kühlung des Betons mit Stickstoff
• Erläuterungen • DIN EN 206-1 und DIN 1045-2
Produktionskontrolle • besonderes Augenmerk auf Temperaturänderungen Maßnahmen bei der Bauausführung
Gliederung der Richtlinie: Ein Qualitätssicherungsplan muss erstellt werden. • Hydratationswärmeentwicklung • Arbeitsvorbereitung, Betonierplanung
• Allgemeines • Frühschwindrisse vermeiden • Steuerung des Wärmeabflusses
• Schnittstellen zwischen Planung, Betonherstellung und Grenzwerte der Betonzusammensetzung
Ausführung Bei der Mindestdruckfestigkeit und dem Mindestzementgehalt Maßnahmen zur Vermeidung von Rissen
• Konstruktive Maßnahmen zur Begrenzung der Rissbreiten kann in bestimmten Fällen abgewichen werden. Begrenzung der Temperaturänderung, Zwangs- und Eigenspan- Abb. 8.5.4
Bereithalten wärmedäm-
• Betontechnologische Maßnahmen zur Reduzierung der nung und der Rissbildung durch unterschiedliche Maßnahmen.
mender Nachbehand-
Rissbildung und Sicherstellung der Dauerhaftigkeit lungsmatten

• Besonderheiten bei der Herstellung, Festlegung und Kon- Konstruktive Maßnahmen:


formität von Beton • Rissbreitenbegrenzung durch Bewehrung
• Besonderheiten bei der Ausführung • Zwangsreduzierende Anordnung von Fugen (Minimierung
• Literatur Anzahl und Breite)
• Zugbeanspruchungen möglichst gering halten
Teil 1: Ergänzungen zu DIN 1045-1 • Anordnung von Mindestbewehrung (Bei massigen Grün-
Mindestbewehrung und Höchstbewehrung dungsbauteilen darf auf Mindestbewehrung verzichtet
Bei massigen Gründungsbauteilen und erddruckbelasteten werden, wenn ein Baugrundgutachten vorliegt)
Wänden aus Stahlbeton darf auf die Mindestbewehrung ver- • Größtkorn und Stababstände aufeinander abstimmen
zichtet werden, wenn das duktile Bauteilverhalten durch Um- • Größtkorn möglichst groß wählen (Verringerung der Hydra-
lagerung der Bodenpressung bzw. des Erddrucks sichergestellt tationswärme durch geringeres Zementleimvolumen)
werden kann. Dies ist in der Regel bei Gründungsbauteilen zu Abb. 8.5.2
• Betonieröffnungen und Rüttelgassen anordnen
erwarten. Hochwasserschutz am Rhein • Vorspannung

208 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 209


Anwendungen Anwendungen

Beton für massige Bauteile Beton für massige Bauteile


8.5

8.5
Schnittstellenplanung, Betonherstellung und Ausführung Qualitätssicherung bei der Ausführung: Zusammenfassung der Anforderungen nach DAfStb-Richt-
Durch den Einsatz von langsam erhärtenden Betonen kommt es zu • Freigabe einzelner Teilgewerke (Schalung, Bewehrung, ...) linie «Massige Bauteile aus Beton»
Bauzeitverlängerungen und somit auch zu verlängerten Ausschal- • Betonierkonzept (Betonsorten, Betonierfolge, Förderung, • kleinste Bauteilabmessung ≥ 0,80 m • Angabe der Richtlinie auf dem Lieferschein
fristen. Dadurch erhöht sich das Risiko von Frostschäden. Um das Einbau) • gegenüber der DIN EN 206-1/DIN 1045-2 abweichende • Erstellung eines Qualitätssicherungsplans
zu vermeiden, sollte das Bauteil mit wärmedämmender Nachbe- • Betonieranweisungen für die einzelnen Betonierabschnitte Grenzwerte der Betonzusammensetzung • Mindestprüfhäufigkeit bei stetiger Herstellung:
handlung geschützt werden. Wenn möglich Beheizen des Bauteils • Überwachungskonzept der Baustelle (Prüfungen, ...) • (siehe Abb. 8.5.5 und Abb. 8.5.7) 1/600 m3 je Produktionstag
oder Einhausung. Die Nachbehandlungsdauer muss dementspre- • Nachbehandlungskonzept, Steuerung des Wärmeabflusses • Bestimmung der Druckfestigkeit nach 28, 56 oder 91 Tagen
chend verlängert werden. Das Nachweisalter für die Druckfestig- • Dokumentation möglich
keit muss festgelegt werden, entweder 28, 56 oder 91 Tage.

Qualitätssicherungsplan Für die Herstellung von Beton für massige Bauteile gilt neben der Mindesthäufigkeit der Probenahme Abb. 8.5.6
Mindesthäufigkeit der
Qualitätssicherung bei der Betonherstellung und Anlieferung: EN 206-1/DIN 1045-2 die DAfStb-Richtlinie »Massige Bauteile Herstellung
Probenahme
Erste 50 m³ der Produktion Nach den ersten 50 m³ der Produktion1
• Koordinierung der Liefer- und Ersatzwerke aus Beton«. Diese Richtlinie ergänzt bzw. ändert Regelungen in
• Disposition der Ausgangsstoffe den vorgenannten Normen. Erstherstellung 1/200 m3 oder
(bis mindestens 35 Ergebnisse erhalten wurden) 2/Produktionswoche
• Organisation und Prüfung der Silobelegung Stetige Herstellung 2
3 Proben
1/600 m3 oder
• Überwachungskonzept der Mischanlage In nachstehender Tabelle sind die abweichenden Regelungen (wenn mindestens 35 Ergebnisse verfügbar sind) 1/Produktionstag

• Betonabruf, Anlieferung des Betons zusammengefasst. Die Abweichungen gegenüber der 1


Die Probenahme muss über die Herstellung verteilt sein und für 25 m3 sollte höchstens eine Probe genommen werden.
• Disposition und Einweisung der Lieferfahrzeuge DIN 1045-2 sind dunkel hervorgehoben. 2
Wenn die Standardabweichung der letzten 15 Prüfergebnisse 1,37 σ überschreitet, ist die Probenahmehäufigkeit für die nächsten 35 Prüfergebnisse
• FM-Dosierung auf der Baustelle auf diejenige zu erhöhen, die für die Erstherstellung gefordert ist.

• Dokumentation

Abb. 8.5.5
Abb. 8.5.7
Grenzwerte der Kein Bewehrungskorrosion Betonkorrosion
Grenzwerte der
Zusammensetzung Korrosi-
ons- oder durch Chloride verursachte Korrosion Zusammensetzung
und Eigenschaften von durch Karbonatisierung verur- Aggressive chemische Um-
Angriffs- und Eigenschaften
Beton Teil 1 und Teil 2 Chloride aus Meer- Frostangriff Verschleißbeanspruchung8)
risiko sachte Korrosion Chloride außer aus Meerwasser gebung von Beton Teil 1 und
aus DIN 1045-2 - wasser Teil 2 aus DIN 1045-2 -
Bewehrungskorrosion
Expositionsklasse Betonkorrosion
X01 XC1 XC2 XC3 XC4 XD1 XD2 XD3 XS1 XS2 XS3 XF1 XF2 XF3 XF4 XA1 XA2 XA3 XM1 XM2 XM3

Höchstzulässiger w/z
- 0,75 0,65 0,60 0,55 0,50 0,45 0,505) 0,60 0,557) 0,507) 0,55 0,50 0,507) 0,60 0,50 0,45 0,55 0,55 0,45 0,45

Mindestdruckfestig-
keitsklasse2 C8/10 C16/20 C20/25 C25/30 C30/374) C30/374) C35/454) C30/374),5) C25/30 C25/30 C30/37 C25/30 C30/37 C30/37 C25/30 C30/374) C35/454 C30/374) C30/374) C35/454) C35/454)

Mindestzementgehalt3)
[kg/m³] - 240 260 280 300 300 300 280 300 300 300 300 300 280 300 320 3009) 3009) 3209) 3209)

Mindestzementgehalt3) siehe siehe siehe


bei Anrechnung von - 240 240 270 270 270 270 XD1 XD2 XD3 270 2707) 2707) 270 270 2707) 240 270 270 270 270 270 270
Zusatzstoffen [kg/m³]
Mindestluftgehalt [%]
- - - - - - - - - - 6)
- 6)
- 6), 10)
- - - - - - -

Andere Anforderungen Gesteinskörnungen für die Expositionsklassen Einstreu-


Ober-
XF1 bis XF4 en von
flächen-
Hart-
- - - - 12)
- behand- -
stoffen
F4 MS25 F2 MS18 lung des
nach DIN
Betons11)
1100
1)
Nur für Beton ohne Bewehrung oder eingebettetes Metall
2)
Gilt nicht für Leichtbeton 7)
Die Anrechnung auf den Mindestzementgehalt und den Wasserzementwert ist nur bei Verwendung von Flugasche zulässig. Weitere Zusatzstoffe des
3)
Bei einem Größtkorn der Gesteinskörnung von 63 mm darf der Zementgehalt um 30 kg/m³ reduziert werden Typs II dürfen zugesetzt, aber nicht auf den Zementgehalt oder den w/z angerechnet werden. Bei gleichzeitiger Zugabe von Flugasche und Silikastaub ist
4)
Bei Verwendung von Luftporenbeton, z. B. aufgrund gleichzeitiger Anforderungen aus der Expositionsklasse XF, eine Festigkeitsklasse niedriger eine Anrechnung auch für die Flugasche ausgeschlossen
5)
Bei Verwendung von CEM II/B-V, CEM III/A oder CEM III/B ohne oder mit Flugasche als Betonzusatzstoff oder bei anderen Zementen der Tabelle F3.1 oder 8)
Es dürfen nur Gesteinskörnungen nach DIN EN 12620 verwendet werden
F3.2 nach DIN 1045-2 in Kombination mit Flugasche als Betonzusatzstoff, wobei der Mindestflugaschegehalt 20 % (Massenanteil) von (z+f) betragen muss 9)
Höchstzementgehalt 360 kg/m³, jedoch nicht bei hochfesten Betonen
6)
Der mittlere Luftgehalt im Frischbeton unmittelbar vor dem Einbau muss bei einem Größtkorn von 8 mm ≥ 5,5 % (Volumenanteil), 16 mm ≥ 4,5 % (Volumen- 10)
Erdfeuchter Beton mit w/z ≤ 0,40 darf ohne Luftporen hergestellt werden
anteil), 32 mm ≥ 4 % (Volumenanteil) und 63 mm ≥ 3,5 % (Volumenanteil) betragen. Einzelwerte dürfen diese Anforderungen höchstens 0,5 % (Volumen- 11)
Z. B. Vakuumieren und Flügelglätten des Betons
anteil) unterschreiten 12)
Schutzmaßnahmen siehe DIN 1045-2

210 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 211


Anwendungen Anwendungen

Betonstraßenbau Betonstraßenbau
8.6

8.6
Betonstraßenbau ZTV Beton-StB 07: Die nachfolgende Tabelle der TL regelt die Anforderungen an den Alkaligehalt von Zement für den Bau von Fahrbahn-
Für den Betonstraßenbau gilt ein dreiteiliges Regelwerk sowie Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für decken (ehemals ARS 15/2005)
von der FGSV erarbeitete Richtlinien und allgemeine Rundschrei- den Bau von Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln und Abb. 8.6.3
Na2-Äquivalent des Zements ohne
Hüttensandgehalt Na2-Äquivalent Anforderungen an den
ben des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick- Fahrbahndecken aus Beton Zement Hüttensand bzw. Ölschiefer
[M.-%] [M.-%] Alkaligehalt von Zement
[M.-%]
lung (BMVBS):
CEM I
• Die ZTV beschreibt die Anforderungen an das Herstellen CEM II/A-S - ≤ 0,80 -
der Betondecke und der Fugen, an Schutzmaßnahmen und CEM II/A-LL

Nachbehandlung, an Eigenschaften der Betondecke sowie CEM II/B-T - - ≤ 0,9


an Art und Umfang der Überwachungs- und Kontrollprü- 21 - 29 ≤ 0,9
-
CEM II/B-S
fungen 30 - 35 - ≤ 1,0
• Besondere Regelungen gelten für Betondecken mit Fließ-
CEM III/A 36 - 50 - ≤ 1,05
mitteln

Abb. 8.6.4 (links)


TL Beton-StB 07: Autobahn aus Beton -
Technische Lieferbedingungen für Baustoffe und Baustoffge- Oberfläche mit Besen
abgetragen
mische für Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln und
Fahrbahndecken aus Beton

• Die TL gelten für Baustoffe und Baustoffgemische zur Her- Abb. 8.6.5 (rechts)
stellung von Oberbauschichten im Straßen- und Wegebau Oberflächenbearbeitung

sowie für andere Verkehrsflächen. Sie enthalten Anforde-


rungen an den Beton, die Betonausgangsstoffe wie Ge-
steinskörnungen und Zement und an Nachbehandlungs-
mittel
Abb. 8.6.1
Betonstraßenfertiger
beim Betoneinbau
Anforderungen an die Betonzusammensetzung
Abb. 8.6.6
Ausgangsstoff Anforderungen
Anforderungen an die
Die TL regeln die allgemeinen und zusätzlichen Anforderungen an die Zemente für den Fahrbahndeckenbeton Betonzusammensetzung
• Festlegung nach Erstprüfung
Abb. 8.6.2
Zementart nach Zementgehalt • Belastungsklassen 1,8 bis 100: max. 360 kg/m³
Allgemeine zusätzliche DIN EN 197-1
Allgemeine Anforderungen Zusätzliche Anforderungen • Waschbeton: max. 430 kg/m³
Anforderungen an die oder DIN 1164-
Zemente für den 10 • Belastungsklassen 1,8 bis 100: ≤ 0,45
w/z-Wert
Fahrbahndeckenbeton • Belastungsklassen 0,3 bis 1,0: ≤ 0,50
CEM I 32,5 R • Na2O-Äquivalent siehe Abb. 8.6.3 Wasseranspruch ≤ 28 M.-%
• allgemein: ≤ 450 kg/m³
• Erstarrungsbeginn bei 20 °C ≥ 2 h 2-d-Druckfestigkeit ≤ 29 MPa2)
Feinkörnige Bestandteile • bei Dmax 8 mm: ≤ 500 kg/m³
• bei zweischichtigem Deckbeton, Ober- und Unterbeton mit Spez. Oberfläche ≤ 3.500 cm²/g
gleicher Zementart und Festigkeitsklasse < 0,25 mm • für Beton mit Fließmittel: ≤ 500 kg/m³
• Zementtemperatur bei der Verarbeitung ≤ 80 °C • bei Waschbeton: > 500 kg/m³
CEM I 42,5 N keine
Mindestens erforderliche Korngruppen
CEM II/A-S1) Die Verwendung erfordert die Zustimmung des Auftraggebers • Belastungsklassen 1,8 bis 100
CEM II/B-S1)
CEM II/A-T1) - Dmax > 8 mm: 0/2, 2/8 > 8 - 22
CEM II/B-T1) - Dmax = 8 mm: 0/2, 0/4 ≤ 8
CEM II/A-LL1) Gesteinskörnung
CEM III/A 42,5 N
• Belastungsklassen 0,3 bis 1,0: 0/4 > 4
1)
Festigkeitsklasse 32,5 oder 42,5
• Anteil feiner Gesteinskörnungen mit Dmax < 2
2)
gilt nicht für Zemente für frühhochfesten Beton - Siebdurchgang 1 mm Sieb ≤ 27 M.-%
- Siebdurchgang 2 mm Sieb ≤ 30 M.-%

• Frühhochfester Beton mit Fließmittel


Betonzusatzmittel - keine Erhärtungsverzögerung durch das Fließmittel
- bei Belastungsklassen 0,3 bis 1,0 BV anstelle Fließmittel zulässig

212 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 213


Anwendungen Anwendungen

Betonstraßenbau
8.6

8.6
TP Beton-StB 10: Technische Prüfvorschriften für Tragschichten Allgemeine Rundschreiben Straßenbau des Bundesministeri-
mit hydraulischen Bindemitteln und Fahrbahndecken aus Beton ums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Zusätzliche Regelwerke sind: Das ARS 04/2013 beinhaltet einen Maßnahmenkatalog zur zu-
künftig sicheren Vermeidung von Alkali-Kieselsäure-Schäden in
ZTV LW 2007 für den ländlichen Wegebau mit Beton Fahrbahndeckenbetonen.

RSTO 12: Die Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus Danach muss in der Feuchtigkeitsklasse WS (Belastungsklasse
von Verkehrsflächen RSTO Ausgabe 2012 definiert, statt der 1,8 – 100) die Alkaliunempfindlichkeit der Gesteinskörnung
früher verwendeten Bauklassen, im Hinblick auf die zu erwar- D > 2 mm bzw. des Straßenbetons in einem der drei folgenden
tende Verkehrsbeanspruchung Belastungsklassen, und zwar Verfahren nachgewiesen werden:
von Bk 0,3 bis Bk 100. Die Zahl gibt die 10 to Achsübergänge in
Millionen an. • WS-Grundprüfung der groben Gesteinskörnung (Gültigkeit
vier Jahre)

• AKR-Performanceprüfung einer konkreten, objektbezoge-


Belastungsklassen nach RSTO 12 und Zuordnung der nen Betonrezeptur (Gültigkeit vier Jahre)
Abb. 8.6.7 Feuchtigkeitsklassen
Belastungsklassen nach
Bauklasse Belastungs- • WS-Bestätigungsprüfung an der Gesteinskörnung bei
RSTO 12 und Zuordnung Feuchtig-
RSTO 2001 klasse RSTO 12 Beispiel Vorliegen einer bestandenen WS-Grundprüfung oder
der Feuchtigkeitsklassen keitsklasse
(alt) (neu)
AKR-Performanceprüfung
Autobahnen,
SV Bk 100 WS1)
Schnellstraßen
− Die AKR-Prüfungen dürfen nur von den zur Zeit sechs vom
I Bk 32 Industriestraßen WS1)
BMVBS bzw. der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) an-
Hauptgeschäfts- erkannten AKR-Gutachter durchgeführt und bewertet werden
II Bk 10 WS1)
straßen

Verbindungsstra- − Gesteinskörnungen bzw. Straßenbetonrezepturen, die eine


III Bk 3,2 WS1)
ßen
WS-Grundprüfung oder AKR-Performanceprüfung bestanden
Sammelstraßen,
Bk 1,8 wenig befahrene WS 1) haben, veröffentlicht die BASt auf ihrer Internetseite in zwei
Geschäftsstraßen getrennten Positivlisten
IV Bk 1,0 Wohnstraßen WA2)
− Ausführliche Informationen über WS-Grundprüfung/Perfor-
V und VI Bk 0,3 Wohnwege WA2)
manceprüfung, ARS 04/2013 und eine Liste der anerkannten
1)
Feuchtigkeitsklasse WA regelt die Alkali-Richtlinie des DAfStb 2014 Gutachter sind unter www.bast.de (Straßenbau/Publikationen
2)
Feuchtigkeitsklasse WS regelt das ARS 04/2013
WS: feucht - hohe dynamische Belastung - hoher Alkalieintrag von außen zu finden)

Beispiele für Belastungsklassen von kommunalen


Verkehrsflächen:

Busverkehrsflächen: Bk 1,8 – 100

Rastanlagen, LKW-Verkehr: Bk 3,2 – 100

Containerabstellflächen: Bk 3,2 – 10

Kreisverkehre: Bk 3,2 – 10

214 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 215


Anwendungen Anwendungen

Tunnelbau Tunnelbau
8.7

8.7
Tunnelbau Darüber hinaus wird Spritzbeton bei Instandsetzungsmaßnah- Stahlbeton-Tübbinge
Im Tunnelbau gibt es zwei unterschiedliche Bauweisen - offene men verwendet, bei denen der Entfall der Schalung, das Auf- Tübbinge aus Stahlbetonfertigteilen werden hauptsächlich in Bei hohem Gebirgs-Wasserdruck wird wasserdurchlässiger Ring-
und geschlossene Bauweise. Bei geringer Gebirge-Überdeckung bringen in dünnen Schichten und relativ hohe Frühfestigkeiten Tunneln eingesetzt, die mit Tunnelvortriebsmaschinen (TVM) spaltmörtel eingesetzt, um das Gebirgswasser durchsickern zu
stellt die offene Bauweise eine relativ schnelle und kostengünsti- gefordert werden. Statisch wirksamer Spritzbeton wird zur Ver- aufgefahren werden. Die präzise Herstellung von Tübbingen lassen und außen an der wasserdichten Tübbingschale entlang
ge Alternative dar. Dabei werden Verbauwände, Bohrpfähle oder stärkung von bestehenden Bauten mit unzureichender Stand- findet in einer Feldfabrik oder in einem Betonfertigteilwerk statt. abzuführen. In Abhängigkeit des Zementgehaltes werden Rings-
Schlitzwände seitlich errichtet und der Tunnel wird durch Aushub sicherheit bzw. erheblichen Schäden angewendet. Dahingegen paltmörtel als aktiv, semiinert oder inert klassifiziert.
der Baugrube dazwischen erstellt. Bei Bedarf kann die Baugrube kann Spritzbetonversiegelung zur Reparatur von Oberflächen-
nach Erreichung einer genügenden Arbeitshöhe mit Stahlbeton schäden, welche die Standsicherheit des Bauwerks nicht gefähr-
abgedeckt werden, damit der Straßenverkehr über den Tunnel den, angewendet werden.
Abb. 8.7.4
fließen kann. Bei größeren Überdeckungen kommt die geschlos- Ringraumverfüllung

sene Bauweise zum Einsatz. Dabei wird der Tunnel von einem Ortbeton für Tunnelinnenschalen
oder beiden Endpunkten her vorangetrieben. Üblicherweise wird Bewehrter Ortbeton wird in der Regel bei bergmännisch aufge-
der Tunnel durch abschnittsweises Sprengen und anschließender fahrenen Tunneln nach Neuer Österreichischer Tunnelbauweise
Sicherung mit Spritz- und Ortbeton (gemäß Neuer Österreichi- (NÖT) eingesetzt. Während der Spritzbeton zur vorläufigen Si-
scher Tunnelbauweise, NÖT) oder kontinuierlichem Vortrieb cherung des Gebirges dient, dient der Ortbeton zur dauerhaften
mithilfe von Tunnelbohrmaschinen in Kombination mit Stahlbe- Sicherung des Tunnels.
tontübbingen errichtet.

Bei der Planung, Bemessung und Ausführung von Tunnelbauten


sind die Stärke der Auskleidung, die Abdichtung, die Wasserfüh-
Abb. 8.7.3
rung, die Belüftung und der Brandschutz zu berücksichtigen. Tübbinge nach der Herstellung in der Feldfabrik

Spritzbeton In Abhängigkeit der Tunnelkonstruktion – ein- oder zweischa-


Spritzbeton wird zur sofortigen Absicherung von Tunneln, Bau- lig – unterscheiden sich die Mindestdicke der Tübbinge und die Regelwerke
gruben und Hängen eingesetzt. Daher gelten strenge Anforde- dafür eingesetzten Betone. Während Tübbinge für einschalige • ZTV-ING Teil 5 - Tunnelbau: Zusätzliche Technische Ver-
rungen hinsichtlich der hohen Frühfestigkeit und Dauerhaftigkeit Konstruktionen aus Beton mit Mindestfestigkeitsklasse C35/45 tragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten
sowie des reduzierten Rückpralls. hergestellt werden, erfordern Tübbinge bei zweischaligen Konst- • DIN EN 206-1 / DIN 1045-2: Beton - Festlegung, Eigenschaf-
ruktionen eine Mindestfestigkeitsklasse C25/30. Zur Abdichtung ten, Herstellung und Konformität
der Fuge zwischen den benachbarten Tübbingen kommen bei • DIN 18551: Spritzbeton - Nationale Anwendungsregeln zu
Abb. 8.7.1
Spritzbeton mit dem Abb. 8.7.2 beiden Konstruktionen jeweils Dichtungsrahmen und Kunst- DIN EN 14487
Tunnelinnenschale
Spritzmobil aufgebracht stoff-Dichtungsbahnen zum Einsatz. Der Ringspalt zwischen • DAfStb-Richtlinie: Herstellung und Verwendung von Tro-
dem Gebirge und der Tübbingauskleidung wird mit geeignetem ckenbeton und Trockenmörtel
Der Ortbeton wird normalerweise im Transportbetonwerk Verpressmaterial verfüllt.
hergestellt und mithilfe von Betonpumpen in die Schalung ein- Zur Sicherstellung der Brandschutzanforderungen werden Tüb-
Abb. 8.7.5
gebracht. Für die Verdichtung kommen hochtourige Innenrütt- binge mit PP-Faserbeton hergestellt. Tübbinge im Gewölbe
verbaut
ler oder Außenschalungs-Rüttler zum Einsatz. Die Innenschale
darf mit wasserundurchlässiger Betonkonstruktion (WUB-KO) Ringraumverfüllung
ohne Abdichtung hergestellt werden, solange die Aggressivität Im Tunnelbau entsteht zwischen Gebirge und Tübbingausklei-
des Grundwassers und der äußere Wasserdruck die definierten dung oftmals ein Raum. Dieser so genannte Ringspalt muss mit
Grenzwerte nicht überschreiten. Der Beton soll im frischen Zu- geeignetem Verpressmaterial verfüllt werden, um die Tübbinge
stand gute Verarbeitbarkeit und Entmischungs-Stabilität zu stabilisieren und die Setzung der Oberfläche zu minimieren.
besitzen und im jungen Alter schnelle Festigkeitsentwicklung Um den großen Anforderungen hinsichtlich guter und lang
Im Tunnelbau soll der Spritzbeton eine Mindestfestigkeitsklasse zeigen. dauernder Verarbeitbarkeit sowie der Festigkeitsentwicklung
C20/25 besitzen. Je nach Anwendungsfall kann ein Trocken- oder (Scherfestigkeit) gerecht zu werden, wird in den meisten Fällen
Nassspritzverfahren zum Einsatz kommen. Zur Sicherstellung ei- Der erforderliche Brandschutz ist i. d. R. durch den Einsatz von Zementmörtel für die Ringraumverfüllung verwendet.
ner Abdichtung gegen drückendes und nichtdrückendes Wasser PP-Fasern und Baustoffen der Baustoffklasse A nach DIN 4102
werden Kunststoffdichtungsbahnen (KDB) angebracht. sichergestellt.

216 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 217


Anwendungen Anwendungen

Tiefbau (Bohrpfähle, Schlitzwände) Tiefbau (Bohrpfähle, Schlitzwände)


8.8

8.8
Abb. 8.8.1 (rechts)
Tiefbau a Ausgangsstoffe Gesteinskörnung
Unterschiedliche Arten
von Bohrpfahlwänden Bohrpfähle und Schlitzwände werden als Baugrubenumschlie- Die Gesteinskörnung muss DIN EN 12620 entsprechen. Weiter-
ßung, -sicherung sowie zur Hangsicherung eingesetzt. Da sie Zement hin empfiehlt DIN EN 206 im Anhang D die Verwendung runder,
in der Lage sind sowohl horizontale als auch vertikale Lasten b stetig abgestufter Gesteinskörnungen ohne Ausfallkörnung, um
Nach DIN EN 206 dürfen die folgenden Zemente verwendet
abzutragen, können sie entweder temporär errichtet oder in das ein Entmischen zu vermeiden.
werden:
entstehende Bauwerk integriert werden.
c CEM I CEM II/A-T und II/B-T Es gelten die folgenden Grenzen für das Größtkorn:
Bohrpfahl • Bohrpfähle und Schlitzwände: 32 mm bzw. 1/4 des lichten
CEM II/A-S und II/B-S CEM II/A-LL
Zur Erstellung eines Bohrpfahls wird zunächst ein Hohlraum II I II I II I II I Abstandes zwischen den Längsstäben
durch Aushub oder Bohren hergestellt, welcher meist durch Ver- CEM II/A-D CEM II/A-M (S-V) und CEM II/B-M (S-V) • Verdrängungspfähle: 32 mm bzw. 1/3 des lichten Abstan-
rohrungen stabilisiert wird. Diese Rohre werden beim Einbringen Schlitzwand des zwischen den Längsstäben
CEM II/A-P und II/B-P CEM II/A-M (S-LL, V-LL) und CEM II/B-M (S-LL, V-LL)
des Betons gezogen, sodass direkt gegen den Boden betoniert Schlitzwände können ebenfalls sowohl aufgrund ihrer statischen • Mikropfähle: 16 mm bzw. 1/4 des lichten Abstandes zwi-
wird. Dabei stellt der fließfähige Beton eine gute Verzahnung als auch ihrer abdichtenden Funktion zum Einsatz kommen. CEM II/A-V und II/B-V CEM III/A, III/B und III/C schen den Längsstäben
mit dem Baugrund sicher. Zur Stabilisierung des Hohlraums Übliche Wandstärken liegen zwischen 0,4 und 1,2 m. Die Herstel- Abb. 8.8.4 • Beim Einbringen unter Wasser: 1/6 des Innendurchmessers
können auch stützende Flüssigkeiten (Bentonitsuspension oder lung von Schlitzwänden erfolgt meist in Abschnitten von mehre- Zulässige Zemente nach EN 206-1 des Kontraktor- oder Pumprohres
Polymerlösung) verwendet werden. In diesem Fall oder wenn ren Metern oder kontinuierlich. Dazu werden im oberen Bereich
Grundwasser vorhanden ist, muss der Beton als Unterwasserbe- des Bodens Leitwände eingebracht, zwischen welchen der Boden
ton hergestellt werden. ausgehoben wird. Anschließend wird der so entstan-dene Schlitz
Bohrpfähle übernehmen in wenig tragfähigem Boden die Auf- mit einer Stützflüssigkeit (Bentonitsuspension oder Polymerlö- Weitere Zementarten bedürfen einer allgemein bauaufsicht- Zusammensetzung Beton
gabe, Kräfte in den tiefer liegenden Untergrund zu übertragen, sung) gefüllt, um den Baugrund zu stabilisieren. Nun kann die lichen Zulassung. In DIN EN 1536 wird die Verwendung von Der Zement- sowie der Mehlkorngehalt sind in Abhängigkeit des
was meist über Spitzendruck oder Mantelreibung geschieht. Der Bewehrung sowie der Beton eingebracht werden. Die Stützflüs- Zusatzstoffen vom Typ II (oder CEM II, CEM III) empfohlen, um Anwendungsfalls und der Anwendungsbedingungen begrenzt
Durchmesser beträgt häufig etwa 1,2 m. sigkeit wird gleichzeitig abgepumpt und gesammelt. die Verarbeitbarkeit sowie die Dauerhaftigkeit zu verbessern und (siehe Abb. 8.8.5 und 8.8.6).
die Wärmeentwicklung sowie die Wasserabgabe zu verringern.
Abb. 8.8.2 (links)
Erstellen von überstehen-
den Bohrpfählen

Anwendung Bedingung Zementgehalt Abb. 8.8.5


Mindestzementgehalte i
Einbringen trocken ≥ 325 kg/m³ m Spezialtiefbau

Bohrpfähle, Ortbeton-Verdrängungspfähle Einbringen unter Wasser ≥ 375 kg/m³


Abb. 8.8.3 (rechts) Erdfeuchter Beton ≥ 350 kg/m³*
Erstellen einer
Schlitzwand Größtkorn 32 mm ≥ 350 kg/m³

Schlitzwände Größtkorn 22,4 mm ≥ 380 kg/m³

Größtkorn 16 mm ≥ 400 kg/m³

* Mindestens Festigkeitsklasse C25/30


Bohrpfahlwände Anforderungen Beton
Eine Bohrpfahlwand setzt sich aus einer Reihe nebeneinander Bereits beim Entwurf eines Betons für den Spezialtiefbau sollten
stehender, einzeln hergestellter Bohrpfähle zusammen. Berührt die folgenden Kriterien berücksichtigt werden:
hierbei jeweils ein Bohrpfahl den nächsten, so spricht man • Hoher Widerstand gegen Entmischung
Abb. 8.8.6
Anwendung Bedingung Mehlkorngehalt
von einer tangierenden Bohrpfahlwand (siehe Abb. 8.8.1). Eine • Ausreichend hohe Plastizität und gutes Zusammenhalte- Mindestwerte des
aufgelöste Bohrpfahlwand (b) weist größere Abstände zwischen vermögen Größtkorn > 8 mm ≥ 400 kg/m³ und ≤ 550 kg/m³ Mehlkorngehalts im
Bohrpfähle, Ortbeton-Verdrängungspfähle Spezialtiefbau
den einzelnen Pfählen auf, welche mit Spritzbeton gesichert • Ausreichend hohe Fließfähigkeit Größtkorn ≤ 8 mm ≥ 450 kg/m³
werden. Bei einer überschnittenen Bohrpfahlwand (c) werden • Angemessene Verdichtung über die Schwerkraft Schlitzwände Größtkorn ≤ 32 mm ≥ 350 kg/m³*
zunächst Primärpfähle (I) hergestellt, welche etwas weniger • Ausreichende Verarbeitbarkeit für die Dauer des Betonier-
Mikropfähle Größtkorn ≤ 16 mm ≥ 375 kg/m³
als ihr Durchmesser voneinander entfernt sind. Im Anschluss vorganges
* Sandgehalt ≤ 4 mm muss mindestens 40 M.-% bezogen auf die gesamte Gesteinskörnung betragen
werden diese unbewehrten Pfähle angeschnitten, um bewehrte
Sekundärpfähle (II) in den Zwischenräumen anzuordnen. Zur Die entsprechenden Regelwerke stellen Anforderungen an die
Sicherung gegen Grundwasser eignet sich nur die aufgelöste Druckfestigkeit, die Wasserundurchlässigkeit sowie den Wider-
Bohrpfahlwand. stand gegen chemischen Angriff.

218 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 219


Anwendungen Anwendungen

Tiefbau (Bohrpfähle, Schlitzwände) Spezialtiefbau


(Dichtwände, Hochdruckinjektionen)
8.8

8.9
Festigkeitsklassen Regelwerke: Spezialtiefbau Im Spezialtiefbau werden hydraulische Bindemittel wie Zement
Häufig kommen Betone der Festigkeitsklassen C20/25 bis • DIN EN 1536 (Bohrpfähle) Zum Spezialtiefbau zählt man Bauverfahren und -methoden, auch mit Sondereigenschaften wie Sulfatbeständigkeit (SR) als
C45/55 zum Einsatz. Bei der überschnittenen Bohrpfahlwand • DIN Fachbericht 129 (Bohrpfähle) die die mechanischen Eigenschaften und die Tragfähigkeit auch Spezialbindemittel für folgende Anwendungen eingesetzt:
muss jedoch beachtet werden, dass die Primärpfähle maximal • DIN EN 206, Anhang D des Baugrunds verbessern sollen. Auch die Übertragung von • Hochdruckinjektionen
aus einem C20/25 hergestellt werden dürfen, damit das nach- • DIN SPEC 18140 (Bohrpfähle) Gebäudelasten auf tieferliegende tragfähige Bodenschichten • Niederdruckinjektionen
trägliche Bohren und Schneiden möglich ist. Üblicherweise • DIN EN 1538 (Schlitzwände) gehört dazu sowie Gründungen unter Grundwasserniveau. Die • Bohrpfähle
können Zusatzmittel in Form von Betonverflüssiger, Fließmittel • DIN EN 12699 (Ortbeton-Verdrängungspfähle) Sicherung von Hängen und Geländevorsprüngen zählt eben- • Verbauarbeiten (Schlitzwände, Schmalwände, Spund-
oder Erstarrungsverzögerer zur Anwendung kommen. • DIN EN 14199 (Mikropfähle) falls zum Spezialtiefbau. wände)
• Dichtwände und Dichtsohlen
w/z-Wert Konsistenz Für die Planung und Durchführung von Spezialtiefbaumaßnah- • Mikropfähle (GEWI-Pfähle, Kleinbohrpfähle)
Der einzuhaltende w/z-Wert richtet sich nach den Expositions- Die Konsistenz der Betone, anhand des Ausbreitmaßes nach men sind Kenntnisse der Boden- und Felsmechanik erforderlich. • Ankertechniken (Injektionsanker, Dauer und temporäre
klassen, darf jedoch einen Wert von 0,6 nicht überschreiten. DIN EN 12350-2 oder des Setzmaßes nach DIN EN 12350-2, ist Die Bausauführung erfolgt durch spezialisierte Bauunterneh- Anker, Verpressanker)
durch die Zielwerte in Abb. 8.8.7 definiert, wobei erdfeuchte men und deren teilweise aufwendigen Maschinen und Geräte.
Betone ausgenommen sind. Das Bindemittel kommt meist in Form einer Suspension und
falls erforderlich noch Zusatzmittel und Bentonit zum Einsatz.
Abb. 8.8.7 Ausbreitmaß Setzmaß Die Wasserbindemittelwerte können sich je nach Anwendung
Typische Anwendung (Beispiel)
Zielwerte der Konsistenz [mm] [mm]
stark variieren.
Betonieren im Trockenen 470 bis 530 120 bis 180

Pumpbeton oder mit Kontraktorrohren einge-


530 bis 590 150 bis 210
brachter Unterwasserbeton
Im Kontraktorverfahren unter Stützflüssigkeit
570 bis 630 170 bis 230
eingebrachter Beton

Abb. 8.8.8 (links)


Bohrmaschine zur Abb. 8.9.1 (links)
Erstellung eines Ausheben einer Schlitz-
Bohrpfahls wand

Abb. 8.8.9 (rechts o.)


Bohrpfahl direkt nach
Herstellung Abb. 8.9.2 (rechts)
Verfüllen einer Schlitz-
wand

Abb. 8.8.10 (rechts u.)


Große Baustelle bei der
Erstellung von
Bohrpfählen

220 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 221


Anwendungen Anwendungen

Erhaltung und Instandsetzung Erhaltung und Instandsetzung


8.10

8.10
Erhaltung und Instandsetzung Beton und Mörtel Oberflächenschutzsysteme Instandsetzen der Bewehrung
Beton ermöglicht die Herstellung qualitativ hochwertiger Ge- Zur Instandsetzung großer Ausbruchstellen sowie großer Oberflächenschutzsysteme werden in bestimmten Fällen Schäden an Stahlbetonbauteilen entstehen meist aufgrund ei-
bäude mit unterschiedlichsten Nutzungsanforderungen. Flächen mit einer Schichtdicke über 50 mm wird Beton verwen- angwendet, wenn die Widerstandsfähigkeit des Betons erhöht ner Korrosion der Bewehrung, welche unterschiedliche Ursachen
Trotzdem kann durch fehlerhafte Planung oder Ausführung, det. Das Größtkorn, meist 8 oder 16 mm, sollte dabei auf 1/3 der werden muss. Diese in der Regel polymerhaltigen Systeme haben kann. Durch Karbonatisierung kann die Passivierung
unplanmäßige Nutzung, außergewöhnliche Ereignisse, aber Schichtdicke begrenzt werden. Instandsetzungsmörtel wird in zeichnen sich durch unterschiedliche Eigenschaften aus. der Bewehrung, also die Schutzwirkung durch die alkalische
auch durch gewöhnliche Nutzung, also Verschleiß oder Alterung vergleichsweise dünnen Schichten verarbeitet und kommt bei Hydrophobierungen ziehen in die Oberfläche ein und schützen Umgebung des Betons, aufgehoben werden. Sind gleichzeitig
eine Sanierung erforderlich werden. Schäden oder Mängel an kleineren Flächen zum Einsatz. Zum Glätten der Oberfläche kann den Beton vor dem Eindringen von Wasser. Imprägnierungen ein Elektrolyt (bspw. Wasser) und Sauerstoff vorhanden, wird
Betonbauwerken können prinzipiell in zwei Kategorien einge- auch die Anwendung eines Feinspachtels vonnöten sein oder oder Versiegelungen verringern das Eindringen von flüssigen allmählich eine Korrosion der Bewehrung ausgelöst. Im fortge-
teilt werden: Schäden am Beton oder Korrosion der Bewehrung. eine Ausgleichsschicht zur Sicherstellung der Ebenheit. Muss die sowie gasförmigen Stoffen. Sie sind nur eingeschränkt mecha- schrittenen Stadium führt dies zu Rostspuren oder Beton-
Wichtig ist zunächst die Beurteilung der Schäden auf Basis des Bewehrung vor Korrosion geschützt werden, sollte ein CEM I zur nisch belastbar, verbessern jedoch die Haftung zur nächsten abplatzungen aufgrund der Volumenzunahme der Korrosions-
zu ermittelnden Ist-Zustandes. Die Planung von Instandset- Anwendung kommen. Liegt zusätzlich eine Chloridbeaufschla- Schicht. Beschichtungen bilden eine geschlossene Schicht und produkte.
zungen muss dabei von einem „Sachkundigen Planer“ und die gung vor, sollten Zemente mit einem hohen C3A Gehalt (keine verhindern das Eindringen sowohl von flüssigen als auch von Das Eindringen von Chloriden kann ebenso eine Korrosion der
Ausführung sowie Prüfung der Arbeiten von einer „qualifizierten HS- oder LH-Zemente) verwendet werden. gasförmigen Stoffen. Sie können den Beton vor chemischen Bewehrung auslösen, jedoch führen die so entstehenden Korrosi-
Führungskraft“ durchgeführt werden. Kommen Kunststoffe und mechanischen Angriffen schützen und Risse überbrücken. onsprodukte seltener zu Abplatzungen des Betons. Dadurch wird
oder kunststoffmodifizierte Baustoffe zur Anwendung, muss der Gerade bei Instandsetzungsmaßnahmen kommen häufig eine chloridinduzierte Bewehrungskorrosion meist erst spät er-
Kolonnenführer einen SIVV-Schein nachweisen können. poly-mermodifizierte Betone und Mörtel (PCC - polymer cement Um die geforderten Eigenschaften zu erfüllen setzen sich Ober- kannt. Ebenso gefährlich kann die sogenannte Lochfraßkorrosion
concrete) zum Einsatz, welche höhere Zug- und Biegezugfestig- flächenschutzsysteme aus einer oder mehreren Schichten sein, welche sich nicht durch eine gleichmäßige sondern durch
keiten aufweisen. Das verbesserte Wasserrückhaltevermögen zusammen. Diese können sein: eine punktuell stark ausgeprägte Korrosion auszeichnet. So
Die Grundprinzipien lassen sich wie in Abb. 8.10.1 zusammen- verlangsamt das Austrocknen sowie das Schwinden. Auch die • CO2-Dichtigkeit kann lokal eine erhebliche Verminderung des Stahlquerschnitts
fassen: Haftung auf dem Untergrund kann durch die Verwendung • Wasserdichtigkeit entstehenden und zu Festigkeitsverlusten führen.
Abb. 8.10.1
von polymermodifizierten Systemen verbessert werden und • Wasserdampfdurchlässigkeit Liegt bereits eine Korrosion der Bewehrung vor, ist es Aufgabe
Aufgabenstellung Maßnahmen
Grundprinzipien der somit eine Haftbrücke überflüssig machen. Gerade bei dünnen • Chemische Widerstandsfähigkeit des sachkundigen Planers ein geeignetes Maßnahmenkonzept
Instandsetzung
Schichten ist es ebenso von Bedeutung, dass die Empfindlichkeit • Mechanische Widerstandsfähigkeit für die jeweilige Ausgangssituation zu erarbeiten. Dazu können
Schutz der Bewehrungsober- • Beschichtung der Bewehrung
fläche vor Korrosion • Elektrochemischer Korrosionsschutz bezüglich der Nachbehandlung abnimmt. Jedoch müssen eine • Rissüberbrückung. verschiedene Instandsetzungsprinzipien angewandt werden.
niedrigere Druckfestigkeit sowie höhere Kosten in Kauf genom-
Wiederherstellung der
Beton-
• Verschluss von Rissen men werden.
oberfläche
• Reprofilierung von Fehlstellen

• Erhöhung der Betonüberdeckung Spritzbeton und Spritzmörtel


Schutz der Betonoberfläche Abb. 8.10.3
vor dem Eindringen korrosi-
der Bewehrung Für großflächige Instandsetzungen werden häufig Spritzver-fah- Sanierungsbedürftige
ver Medien
• Auftrag von Oberflächenschutz- Brücke mit schweren
systemen ren eingesetzt. In Abhängigkeit der auszuführenden Schicht-
Schäden
dicke kann Spritzbeton (Größtkorn: 8 oder 16 mm) oder Spritz-
mörtel (Größtkorn: 2 oder 4 mm) verwendet werden. Durch die
Oberflächenschutzsystem Zusätzliche Mörtelschicht
Instandsetzen von Beton hohe Aufprallenergie ergibt sich ein guter Verbund mit dem Un-
Um eine ausreichende Trag- und damit auch Haftfestigkeit des tergrund, wodurch eine Haftbrücke überflüssig wird. Aufgrund
Untergrundes zu gewährleisten, ist in der Regel eine Vorbe- des Rückpralls sind Spritzverfahren jedoch nicht für waagerechte
handlung bzw. Reinigung des Untergrundes vorzusehen. Hierbei Flächen geeignet. Eine ausreichende Nachbehandlung ist bei
sollten alle Beschichtungen, Verschmutzungen, Mörtelreste, Kor- Spritzbetonen oder -mörteln zu beachten, da sie verhältnismä- Feinspachtel Haftbrücke
rosionsrückstände etc. entfernt werden. Häufig muss der Unter- ßig geringe Schichtdicken aufweisen und ihnen sowohl durch
grund vorgenässt werden, um zu starkes Wassersaugen zu einen trockenen Untergrund als auch durch die große Oberfläche
vermeiden. Jedoch sollte gerade bei horizontalen Flächen Wasser entzogen werden kann.
darauf geachtet werden, dass die Oberfläche lediglich matt- Oft werden auch Spritzbetone oder -mörtel mit Zusatz von Po- Bewehrung

feucht ist und sich kein stehendes Wasser darauf befindet. Zur lymeren (SPCC - sprayed polymer cement concrete) in Form von Instandsetzungsmörtel
Korrosionsschutz
Verbesserung des Haftverbunds können auch Haftbrücken Trockenmischgut verarbeitet. Auch hier ergibt sich eine deutlich
eingesetzt werden. Diese bestehen entweder aus einem reinen verringerte Rissneigung sowie eine bessere Verarbeitbarkeit Abb. 8.10.2
Elemente einer Betoninstandsetzung
Zement-Feinsand-Gemisch oder sind zementbasiert und kunst- aufgrund der Modifizierung durch Polymere.
stoffmodifiziert.

222 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 223


Anwendungen Anwendungen

Erhaltung und Instandsetzung Erhaltung und Instandsetzung


8.10

8.10
Korrosion ohne Chloride Kathodischer Korrosionsschutz Ist ein kraftschlüssiges Verbinden der Rissufer aus statischen Eine Abschätzung der Druckfestigkeit eines Bauteils kann mit
Die beste Methode ein weiteres Fortschreiten der Korrosion zu Eine weitere Möglichkeit des Korrosionsschutzes, welche meist Gründen notwendig, können zweikomponentige Epoxidharze einem Rückprallhammer zerstörungsfrei geschehen (DIN EN
vermeiden besteht im Aufbringen von frischem Zementmörtel, bei chloridbelasteten Betonen angewendet wird, ist der kathodi- verwendet werden. Der Riss sollte jedoch trocken und nicht stark 12504-2). Zuverlässigere Werte liefert hingegen die Entnahme
um die Bewehrung erneut zu passivieren (Instandsetzungsprinzip sche Korrosionsschutz (Instandsetzungsprinzip K) nach DIN EN verschmutzt sein und sich nicht weiter öffnen. Sonst kann sich und Prüfung von Bohrkernen nach DIN EN 12504-1. Dennoch
R). Dazu muss der gesamte karbonatisierte Beton der die Be- ISO 12696. Beim Fremdstromverfahren werden auf der Beton- ein neuer Riss neben dem Verfüllten bilden. Ist gleichzeitig auch ist die zerstörungsfreie Methode gut geeignet, um Bereiche
wehrung umgibt entfernt werden. Diese muss zwar nicht ent- oberfläche Anoden (z. B. Titan) angebracht und ein Gleichstrom der Korrosionsschutz der Bewehrung wichtig, arbeitet man mit niedrigerer Festigkeit zu bestimmen und Entnahmestellen für
rostet, aber lockere Korrosionsprodukte sollten ebenfalls entfernt eingeleitet. Dieser lässt die Bewehrung zur Kathode werden Zemetleimen oder -suspensionen. Diese werden meist unter Bohrkerne festzulegen.
werden. Dabei muss geprüft werden, ob die Restquerschnitte und verhindert eine weitere Korrosion. Eine andere Variante ist Verwendung von Zusatzmitteln und mit w/z-Werten zwischen
ausreichen, oder ob eine Zulagebewehrung notwendig ist. das Anbringen einer Opferanode aus einem unedleren Metall 0,5 und 10 hergestellt. Zur Bestimmung der Oberflächenzugfestigkeit bzw. Abreißfes-
Ist es nicht möglich den karbonatisierten Beton zu entfernen, (z. B. Zink oder Aluminium), welche elektrisch leitend mit der tigkeit nach der Instandsetzungsrichtlinie des DAfStb wird ein
kann eine zusätzliche Beton- bzw. Mörtelschicht auf das Bauteil Bewehrung verbunden wird. Auch dies lässt die Bewehrung Verstärken Prüfstempel auf die vorbereitete Betonoberfläche geklebt und
aufgebracht werden. Mit der Zeit kann so über eindringendes kathodisch werden, stattdessen korrodiert die Opferanode. Zwar Bei Instandsetzungen oder Umnutzungen von Gebäuden kann abgezogen. Mit ausreichender Erfahrung kann darüber hinaus
Wasser eine Realkalisierung des geschädigten Bereichs stattfin- muss diese in regelmäßigen Abständen erneuert werden, jedoch es zur Sicherstellung der Tragfähigkeit oder Gebrauchstauglich- das entstandene Bruchbild interpretiert werden. Meist ist eine
den, vorausgesetzt die Karbonatisierung ist nicht zu weit fort- ist bei diesem Verfahren kein Fremdstrom notwendig. Beide keit notwendig sein, Bauteile zu verstärken. Zur Aufnahme von Oberflächenzugfestigkeit von 1,5 N/mm² für das Aufbringen
geschritten. Ansätze bedürfen einer dauerhaften Überwachung durch einen Zugkräften kann eine Zusatzbewehrung in Form von Betonstahl, einer neuen Schicht ausreichend.
Ist auch dies nicht möglich, kann auf der Oberfläche eine Schutz- Fachmann, allerdings kann je nach Zustand des Bauwerks auf Lamellen aus Baustahl oder in korrosionsgefährdeten Bereichen Mit handlichen Geräten lassen sich heutzutage auf der Baustelle
schicht appliziert werden, welche wasserdicht, aber auch was- ein Entfernen des Betons verzichtet und damit der Aufwand der aus nichtrostendem Stahl angebracht werden. Der Schutz dieser sowohl Lage und Durchmesser der Bewehrung als auch die Be-
serdampfdurchlässig ist. Damit kann der Beton mit der Zeit aus- Instandsetzung reduziert werden. Bewehrung sowie Querschnittsergänzungen werden meist als tondeckung bis zu einer Tiefe von 10 cm zuverlässig bestimmen.
getrocknet und die Korrosion gestoppt werden (Instandset- Spritzbeton appliziert. Ist eine Vergrößerung des Querschnitts Mit zerstörungsfreien, bildgebenden Verfahren können Flächen
zungsprinzip W). Instandsetzung von Rissen nicht oder nur begrenzt möglich, werden häufig Carbonfasern bis zu 4 m² dargestellt und statistisch ausgewertet werden (siehe
Liegt jedoch eine weitere Quelle (bspw. aufsteigende Feuch- Risse können im Beton aufgrund unterschiedlicher Ursachen zur Verstärkung eingesetzt. Mit Kunststoffen verklebt entste- auch DBV-Merkblatt: Zerstörungsfreie Prüfverfahren).
tigkeit) vor, welche Wasser liefert und es besteht keine Chance (Biegerisse, Trennrisse, Setzungsrisse, etc.) entstehen. Deshalb hen daraus sogenannte CFK-Lamellen, welche mit Epoxidharz
einer Erhöhung der Betondeckung, kann eine Beschichtung der muss zunächst geprüft werden, ob eine Instandsetzung not- kraftschlüssig auf dem Beton angebracht werden können. Eine Durch Karbonatisierung sinkt die Alkalität des Betons ab, was zur
Stahloberfläche (Instandsetzungsprinzip C) in Betracht kommen. wendig ist. Dazu sollten unter anderem Verlauf und Lage am weitere Möglichkeit ist die Verwendung von textilen Gelegen Korrosion der Stahlbewehrung führen kann. Zur Bestimmung
Dafür muss der karbonatisierte Beton entfernt, die freigelegte Gebäude sowie Rissweite, -tiefe und -form berücksichtigt wer- aus Carbonfasern, welche mit Spritzmörtel kraftschlüssig ver- der Karbonatisierungstiefe im Beton wird eine Indikatorlösung,
Bewehrung entrostet und komplett mit einem Korrosionsschutz den. Meist ist viel Erfahrung notwendig, um die Rissursache zu bunden werden. meist Phenolphthalein, auf eine frische Bruchfläche gesprüht.
versehen werden. Meist wird zusätzlich ein Oberflächenschutz- erkennen und zu bewerten. Ein Farbumschlag macht die karbonatisierten Bereiche sichtbar
system angeordnet um den Karbonatisierungswiderstand zu Muss ein Riss instandgesetzt werden, so gibt es verschiedene Schadensanalyse/Bauwerksdiagnose und ermöglicht so die Beurteilung des geschädigten Betons.
verbessern. Möglichkeiten der Umsetzung. Das Füllen eines Risses kann Die Ermittlung des aktuellen Zustands eines Gebäudes ist der Neben der Karbonatisierung kann auch das Eindringen von
über Tränkung (oberflächennah, ohne Druck) oder Injektion (mit Grundstein für die Planung einer Instandsetzung. Planungs- und Chloriden eine Korrosion der Bewehrung verursachen. Um die
Korrosion mit Chloriden Druck) geschehen. Davon abgesehen kann auch eine Überde- Ausführungsunterlagen zum Bauwerk (Ausführungspläne, Chlorideindringtiefe zu bestimmen, werden meist Bohrmehlpro-
Für die Instandsetzung einer durch Chloride ausgelösten Korro- ckung mit dehnfähigen Bandagen oder eine vollflächige Abdich- Bewehrungszeichnungen, etc.) können dabei hilfreiche Informa- ben aus unterschiedlicher Tiefe entnommen und der vorhande-
sion gelten prinzipiell die gleichen Ansätze wie ohne Chloride. tung mit einer Beschichtung vorgesehen werden. tionen liefern, um den Ist-Zustand besser zu beschreiben. ne Chloridgehalt bestimmt.
Jedoch muss beachtet werden, dass Chloride nicht verbraucht Anhand von Potentialmessungen lassen sich Bereiche mit hoher
werden, sondern immer wieder als Katalysator für eine Korrosion Wenn ein Riss gegen das Eindringen von Schadstoffen geschlos- Untersuchungsmethoden Korrosionswahrscheinlichkeit im Beton bestimmen. Dazu wird
dienen können. Daher ist die Entfernung des Betons mit hoher sen werden muss, kann bei horizontalen oder schwach geneig- Die Einschätzung des Betons beginnt mit einer Inaugenschein- eine Spannung an die Bewehrung angelegt und mit einer Refe-
Chloridbelastung von großer Bedeutung für eine lange Nut- ten Flächen ein Tränken oder Verspachteln ausreichen. Ist hinge- nahme der Oberfläche und kann ggf. durch ein Abklopfen mit renzelektrode das Potential an der Betonoberfläche gemessen.
zungsdauer. Da es sich in der Praxis jedoch als schwierig erweist, gen eine Wasserabdichtung gegen Durchdringung notwendig, einem Hammer zur Lokalisierung von Fehl- oder Hohlstellen er- Jedoch kann dieses Verfahren nur Hinweise liefern, da eine
den genauen Chloridgehalt über eine größere Fläche und Tiefe kommt zunächst eine abdichtende Füllung mit schnell schäu- weitert werden. Somit können Risse, Abplatzungen, Ausblühun- bereits zum Stillstand gekommene Korrosion oder eine Karbona-
zu bestimmen, sollte der Beton im Zweifelsfall großzügig abge- mendem Polyurethan zur Anwendung. Dieses einkomponentige gen etc. festgestellt, dokumentiert und deren Ausmaß bestimmt tisierung nicht erfasst wird. Um eine sichere Aussage über den
tragen werden. Besonderes Augenmerk muss auf Bereiche mit Material reagiert mit Wasser und bildet unter Volumen- werden. Jeder Instandsetzung geht eine individuelle Bauwerks- Zustand der Bewehrung sowie den Restquerschnitt machen zu
Rissen gelegt werden, da hier Chloride besonders gut eindringen zunahme einen feinzelligen Schaum, welcher das Wasser vor- diagnose voraus, welche sich bei jedem Bauteil anders gestaltet. können, muss die Bewehrung freigelegt werden.
können. Ein Austrocknen des Betons ist auch bei einer Chloridbe- erst verdrängt. Anschließend wird ein zweikomponentiges Im Folgenden werden die gängigsten Untersuchungsmethoden
lastung möglich, es muss allerdings berücksichtigt werden, dass Polyurethan in den Riss gepresst, das dauerhaft abdichtet und zur Bestimmung des Zustands von Bauwerken dargestellt. Die Regelwerke zur Instandsetzung sind unter Kapitel 11.2
Chloride hygroskopisch sind und Wasser anziehen. Daher sind gleichzeitig dehnfähig bleibt. hinterlegt.
regelmäßige Überprüfungen des Bauwerks notwendig.

224 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 225


Anwendungen Anwendungen

Landwirtschaftliche Bauten Landwirtschaftliche Bauten


8.11

8.11
Abb. 8.11.4
Beton für landwirtschaftliches Bauen Gärfutterflachsilo
Neubau Fahrsiloanlage
Beton hat sich als außerordentlich robuste und wirtschaftliche Gärfutterflachsilos sind Anlagen zur Herstellung und Lagerung
Bauweise in der Landwirtschaft bewährt. Der Baustoff wird wäh- von Gärfutter (Silage).
rend seiner Lebensphase extremen mechanischen, chemischen
und witterungsbedingten Beanspruchungen ausgesetzt. Dabei Während ihrer Nutzungsdauer werden sie hohen chemischen,
stellen die Lagerstätten für Jauche, Gülle und Silage (JGS-Anla- physikalischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt:
gen), sowie die Biogasanlagen und z. T. Ställe eine besondere • chemisch durch Gärsäuren (Milchsäure, Essigsäure, Butter-
Herausforderung dar. Entscheidend für die Langlebigkeit von säure)
Anlagen aus Beton sind eine solide Planung, eine fachgerechte • physikalisch durch Frost in Verbindung mit Sickersäften
Ausführung und die richtige Betonauswahl. Im landwirtschaftli- (FTA)
chen Bauen gelten je nach Anwendung folgende Normen: • mechanisch durch Befüllen, Verdichten, Futterentnahme
DIN EN 206-1, DIN 1045 Teile 1-4, DIN 11622 Teile 1, 2 und 5.
Aufgrund der extremen Beanspruchungen ist von einer Nut-
zungsdauer von 15-30 Jahren auszugehen. Anwendungstechnische Hinweise
Beton: Abb. 8.11.5
Fahrsilo
Jauche, Gülle und Silagesickersäfte (JGS) sind grundsätzlich als • C35/45 XC4, XA3, XF3, WF mit Schutzmaßnahmen (Be-
wassergefährdend eingestuft. Aus diesem Grund sind neben schichtung)
dem baurechtlichen auch wasserrechtliche Anforderungen des • C30/37(LP) XC4, XA3, XF4, WF ohne Schutzmaßnahmen
Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) zu berücksichtigen. Diese (Beschichtung) wenn:
werden in in der „Verordnung zum Umgang mit wassergefähr- - Luft- und wasserdichte Abdeckung des Futter-
denden Stoffen – AwSV“ umgesetzt. stocks
Abb. 8.11.2
- Höhe des Futterstocks ≤ 3 m
Stall mit Futtertisch
JGS-Anlagen und Biogas-Anlagen müssen deshalb so beschaffen - Füllgutklassen 1 und 2a nach DIN 11622-2,
sein und betrieben werden, dass die in ihnen vorhandenen was- Tabelle A1
sergefährdenden Stoffe nicht austreten können. Diese Anlagen Nachfolgend sollen die Grundlagen für die typischen Behälter- • Nur Verwendung von Bauprodukten und Bauarten mit bau-
müssen flüssigkeitsundurchlässig, standsicher und gegen die bauwerke in der Landwirtschaft (Gärfutterflachsilos, Güllebehäl- aufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis unter Berück-
zu erwartenden mechanischen, thermischen und chemischen ter und Biogasanlagen) näher erläutert werden. sichtigung wasserrechtlicher Anforderungen
Einflüsse widerstandsfähig sein. • Die Nachbehandlung muss mindestens solange durch-
geführt werden, bis die Festigkeit des oberflächennahen
Betons 70 % der fck des verwendeten Betons erreicht hat

Abb. 8.11.6
Expositionsklassen Anforderungen an den
Mindestfes- Feuchtigkeits-
Beton für Fahrsilos DIN
Bauteil tigkeitsklasse Frost-/Tau- klasse
Karbonatisierung Chemisch 11622-5 Expositions-
mittel klassen für Fahrsilos
C XCi (innen) XCa (außen) XF XA W
Wand C35/45 XC4 XF3 XA3 1)
WF

Bodenplatte, bewehrt C35/45 XC4 XC2 XF3 XA31) WF

Bodenplatte, unbewehrt C35/45 - XF3 XA31) WF

Bodenplatte, bewehrt, unter Asphal-


C25/30 XC4 XC2 XF1 XA1 WF
tabdichtung

Bodenplatte, unbewehrt, unter


C25/30 - XF1 XA1 WF
Asphaltabdichtung

Abb. 8.11.1 Abb. 8.11.3 1)


Auf einen zusätzlichen Schutz des Betons vor chemischem Angriff darf unter den Randbedingungen von 6.2 DIN 11622-5 vezichtet werden. Die Mindest-
Mechanische Beanspruchung Fahrsilo Güllebehälter druckfestigkeit ist entsprechend anzupassen
XCi (Innenseite)
XCa (Außenseite)

226 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 227


Anwendungen Anwendungen

Landwirtschaftliche Bauten Landwirtschaftliche Bauten


8.11

8.11
Güllebehälter Biogasanlagen • Nur Verwendung von Bauprodukten und Bauarten mit bau-
Güllebehälter sind ortsfeste Behälter zur Lagerung von Gülle Die Energiegewinnung durch Vergärung organischer Stoffe in aufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis unter Berück-
oder Jauche, denen Niederschlagswasser und Silagesickersäfte Biogasanlagen leistet einen wertvollen Beitrag zur umwelt- sichtigung wasserrechtlicher Anforderungen
(max. 10 Vol.-% der Behälterfüllung) zugeführt werden können. freundlichen Energieerzeugung. • Leckageerkennung mit Flächenabdichtung
In Biogasanlagen kommt Beton vor allem im Behälterbau zum • Die Nachbehandlung muss mindestens solange durch-
Anwendungstechnische Hinweise: Einsatz: geführt werden, bis die Festigkeit des oberflächennahen
• Beton mit hohem Wassereindringwiderstand nach DIN • Vorlagebehälter zum Sammeln von Gülle und zum Einmi- Betons 70 % der fck des verwendeten Betons erreicht hat.
1045-2 verwenden schen von Co-Fermentaten
• Chemisch schwach angreifende Umgebung • Biogasfermenter Abb. 8.11.11
• Gülle gefriert bei niedrigeren Temperaturen als Wasser • Lagerbehälter für vergorenes Substrat Neubau Biogasanlage

(geringerer Frostangriff)
Abb. 8.11.9
• Rechnerische Rissbreite wk = 0,2 mm (Behälter aus Stahl- Neubau Güllebehälter Anwendungstechnische Hinweise:
beton) Beton:
• Bodenplatten ohne Arbeits- und Dehnfugen herstellen, z. B. Wand, Decke im Gasbereich C35/45 XC4, XF3, XA3, WF mit
Dichtheitsprüfung durch Sachverständigen Beschichtung
• Leckageerkennung mit Flächenabdichtung • rechnerische Rissbreite wk = 0,2 mm (
• Die Nachbehandlung muss mindestens solange durch- Behälter aus Stahlbeton)
geführt werden, bis die Festigkeit des oberflächennahen • Voraussetzung für eine ausreichende Gasdichtheit ist
Betons 70 % der fck des verwendeten Betons erreicht hat. Beton mit einem Wasserzementwert ≤ 0,45
• Selbstheilung der Risse ist nicht anzusetzen (Gasbereich)
Zu beachten: Nur Verwendung von Bauprodukten und Bauarten • Bodenplatten ohne Arbeits- und Dehnfugen herstellen
mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis unter Berück-
Abb. 8.11.10
sichtigung wasserrechtlicher Anforderungen. Güllebehälter/Gärrestlager, offen Expositionsklassen
Mindest- Feuch-
Abb. 8.11.12
festigkeits- Frost/ Che- tigkeits-
klasse Karbonatisierung klasse Expositionsklassen für
Bauteil Ausführung Taumittel misch gedeckte außenge-däm-
Abb. 8.11.7
Expositionsklassen XCa mte Biogasbehälter und
Anforderungen an den Mindestfes- Feuchtigkeits- C XCi (innen) XF XA1) W Expositionsklassen für
(außen)
Beton für Güllebehälter
Bauteil tigkeitsklasse Frost-/Tau- klasse gedeckte, ungedämmte
DIN 11622-5 Karbonatisierung Chemisch Expositionsklassen für gedeckte außengedämmte Biogasbehälter
mittel Behälter in Biogasan-
lagen DIN 11622-2
C XCi (innen) XCa (außen) XF XA W Außenwand, Decke im Gasbereich, Innenwand/-stütze mit Auskleidung C25/30 XC2 - XA12) WF

C35/45 Außenwand, Decke im Gasbereich mit Beschichtung C35/45 XC4 XC3 - XA3 WA
Wand allgemein XC4 XF3 XA1 WA
C25/30 (LP)
Innenwand/-stütze im Gasbereich mit Beschichtung C35/45 XC4 - - XA3 WA
Wand, im Einzelfall1) C25/30 XC4 XF1 XA1 WA Außenwand im flüssigkeitsberührten Bereich - C25/30 XC4 XC3 - XA13) WA
Innenwand/-stütze im flüssigkeitsberührten Bereich - C25/30 XC4 - - XA1 3)
WA
Bodenplatte C25/30 XC4 XC2 XF1 XA1 WA
Bodenplatte C25/30 XC4 XC2 - XA13) WA
1)
G
 ülle führt bei Beton zu einem geringeren Frostangriff als Wasser, da Gülle aufgrund der Inhaltsstoffe erst bei niedrigeren Temperaturen gefriert und die Eindringtiefe von
Gülle in Beton im Vergleich zu Wasser geringer ist. Langjährige positive Erfahrungen liegen mit Güllebehältern vor, deren Konstruktion und Betonzusammensetzung der Expositionsklassen für gedeckte, ungedämmte Behälter in Biogasanlagen
Expositionsklasse XF1 entspricht.
C35/45
Wand, Decke im Gasbereich mit Auskleidung XC2 XC4 XF3 XA12) WF
C25/30 (LP)
mit Beschich-
Wand, Decke im Gasbereich C35/45 XC4 XF3 XA3 WA
tung
Abb. 8.11.8 Mindestdauer der Nachbehandlung von Beton DIN 11622-2
Mindestdauer der Innenwand/-stütze - C25/30 XC4 - - XA13) WA
Nachbehandlung von Mindestdauer der Nachbehandlung in Tagen
Oberflächentemperatur C35/45
Beton DIN 11622-2 Festigkeitsentwicklung des Betons: r = fcm2/f 1)
Wand im flüssigkeitsberührten Bereich allgemein XC4 XF3 XA1 WA
T [°C] 2)
cm28 C25/30 (LP)
r ≥ 0,50 r ≥ 0,30 r ≥ 0,15 r < 0,15
schnell mittel langsam sehr langsam Wand im flüssigkeitsberührten Bereich im Einzelfall4) C25/30 XC4 XF1 XA1 WA

≥ 25 2 4 4 6 Bodenplatte - C25/30 XC4 XC2 - XA1 WA

25 > T ≥ 15 2 4 8 10
1)
 uf Schutzmaßnahmen im Gasbereich darf verzichtet werden (und die Expositionsklassen für den chemischen Angriff auf Beton abgemindert werden), wenn unter Berücksichtigung
A
der konkreten Verfahrenstechnik ein starker chemischer Angriff auf Beton ausgeschlossen werden kann
15 > T ≥ 10 4 8 14 20 2)
Durch Auskleidung nach DIN EN 14879-5 kann eine Trennung von Trag- und Schutzfunktion im Gasbereich von Biogasbehältern erreicht werden, die Schutzfunktion übernimmt
dauerhaft die Auskleidung
10 > T ≥ 5 6 12 20 30 3)
Bei zweistufig betriebenen Biogasfermentern mit räumlicher Trennung von Hydrolyse/Versäuerung und Essigsäure-/Methanbildung gilt für die Hydrolyse/Versäuerung XA2 (damit
ergibt sich eine höhere Mindestdruckfestigkeitsklasse)
1)
fcm2 bzw. fcm28 bezeichnen die Mittelwerte der Druckfestigkeit nach 2 bzw. 28 Tagen. 4)
Gärsubstrat führt bei Beton zu einem geringeren Frostangriff als Wasser, da Gärsubstrat aufgrund der Inhaltsstoffe erst bei niedrigeren Temperaturen gefriert und die Eindringtiefe von
2)
Statt der Oberflächentemperatur des Betons darf die Lufttemperatur angesetzt werden. Gärsubstrat in Beton im Vergleich zu Wasser geringer ist

228 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 229


Anwendungen Anwendungen

Unterwasserbeton Unterwasserbeton
8.12

8.12
Abb. 8.12.5
Anwendungen und Anforderungen Betonzusammensetzung
Ausbreitmaß
Als Unterwasserbeton bezeichnet man einen Beton der unter Für den Fall der dauerhaften Nutzung ist eine Einhaltung der Der frische Unterwasserbeton muss über eine hohe Entmi- Unterwasserbeton

Wasser eingebaut wird. Ein Einbau unter Wasser kann immer Anforderungen der DIN EN 206-1/DIN 1045-2 immer empfeh- schungsstabilität verfügen. Dies erreicht man durch einen aus-
dann erforderlich werden, wenn eine Trockenlegung des Bau- lenswert. Zwingend erforderlich ist sie, sobald das Unterwasser- reichenden Mehlkorngehalt, moderate bis niedrige Wasserze-
platzes aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht betonbauteil zusätzlich eine tragende oder aussteifende Funkti- mentwerte bei gleichzeitiger Verwendung von Betonverflüs-
möglich ist. on erfüllt. Bei Unterwasserbeton-Konstruktionen handelt es sich sigern oder Fließmitteln sowie durch die Verwendung einer
um unbewehrte Bauteile. Um die Tragfähigkeit des unter Wasser stetigen Sieblinie. Darüber hinaus werden häufig stabilisierende
In der Praxis finden sich folgende Anwendungsgebiete: erstellten Bauteils zu verbessern kann stahlfaserbewehrter Zusatzmittel eingesetzt, um den Zusammenhalt des Frischbe-
• Betonsohlen Unterwasserbeton eingesetzt werden. tons zusätzlich zu verbessern.
• Fundamente
• Bohrpfähle Die Tatsache, dass der Beton unter Wasser eingebracht wird, Betonzusammensetzung:
• Schlitzwände fordert einen äußerst robusten und entmischungsstabilen • Ausreichender Mehlkorngehalt ≥ 350 kg/m³, in der Regel
• Verfestigungen Frischbeton. Weiterhin ist es nicht möglich, den eingebrachten ≥ 400 kg/m³
• Schutzschichten Beton unter Wasser ausreichend zu verdichten, da dies zu einer • Äquivalenter Wasserzementwert w/zeq ≤ 0,60
• Verfüllungen Durchmischung des Frischbetons mit dem umgebenden Wasser • In der Regel Verwendung von mehlkornfeinen Zusatz-
Abb. 8.12.6
und damit zu einer Zerstörung des Betongefüges führen würde. stoffen Konsistenzbestimmung
Die Anforderungen an den Unterwasserbeton ergeben sich zum Dies führt in aller Regel zu der Verwendung von Betonen mit • Anrechenbarkeitsfaktor für Flugasche k = 0,70
einen aus der geplanten Nutzung des hergestellten Bauteiles fließfähigen Konsistenzen (≥ F5) oder aber von selbstverdichten- • Stetige Sieblinie mit optimierter Packungsdichte
und zum anderen aus den speziellen Einbaubedingungen. dem Beton (SVB). • Beton mit einem Größtkorn 8 mm, 16 mm, 32 mm
So kann das erstellte Bauteil beispielsweise für eine temporäre (Contractorverfahren und vergleichbare Verfahren)
oder aber auch für eine dauerhafte Nutzung vorgesehen sein. • Ausgussmörtel 2 mm, grobes Gesteinskörnungsgemisch
< 32 mm (Colcretever- und vergleichbare Verfahren)
• In der Regel Verwendung von verflüssigenden Zusatzmit-
teln (FM/BV)
• Häufige Verwendung von stabilisierenden Zusatzmitteln
Abb. 8.12.1 (links) (ST)
Betonage eines Unter- • Einbaukonsistenz F4 bis F6 oder aber selbstverdichtend
wasserbauwerks
(SVB)
Abb. 8.12.2 (rechts)
Detailaufnahme der
Betonage
Abb. 8.12.7
Befüllung eines LEGO-
Steins mit Unterwasser-
beton

Abb. 8.12.3 (links)


Taucher begleiten die
Unterwasserbetonage

Abb. 8.12.4 (rechts)


Pumpenrohr unter
Wasser

230 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 231


Anwendungen Anwendungen

Unterwasserbeton Unterwasserbeton
8.12

8.12
Einbau mit dem Contractorverfahren Einbau mit dem Colcreteverfahren
Bei dem Contractorverfahren wird der einzubauende Beton Dieser stellt sicher, dass zu Beginn oder bei einer Betonierpause Beim Colcreteverfahren werden grobe Gesteinskörnung und
durch ein Fall- oder Schüttrohr zum Einbauort gefördert. Wäh- der Schlauch durch den vorherrschenden Wasserdruck ver- Mörtel getrennt voneinander eingebaut. Im ersten Schritt wird
rend des Betonierverlaufes ist der Frischbeton durch das Rohr schlossen und somit eine Durchmischung von Beton und Wasser das grobe Gesteinskörnungsgemisch entsprechend der späteren
geschützt. Zentraler Bestandteil des Contractorverfahrens im Schlauch vermieden wird. Bauteilabmessungen eingebracht.
ist weiterhin, dass das Schüttrohr ständig in den bereits ein- Im zweiten Schritt wird ein fließfähiger Mörtel in die verbleiben-
gebrachten Beton eingetaucht wird. Somit wird ein direkter Einbau mit dem Pumpverfahren den Hohlräume von unten nach oben injiziert und das im Hohl-
Wasserkontakt vermieden und die Entmischung minimiert. Beim Pumpverfahren ist ebenfalls darauf zu achten, dass der raum befindliche Wasser dabei sukzessive verdrängt. Durch den
Pumpenschlauch ständig in den Beton eingetaucht bleibt. ständigen Wasserkontakt des Mörtels bei diesem Verfahren
Einbau mit dem Hydroventilverfahren kommt es zu einer teilweisen Durchmischung des Mörtels mit
In der Praxis kommen eine Reihe von Variationen und Weiterent- Egal mit welchen Verfahren gearbeitet wird, es erfordert eine dem anstehenden Wasser. Zur Kompensation dieses Effektes
wicklungen des Contractorverfahrens zum Einsatz. Zum Beispiel stabile Betonrezeptur, die einen ausreichenden Mehlkorngehalt wird mit niedrigen Wasserzementwerten gearbeitet.
das Hydroventilverfahren, bei dem der Betoneinbau nicht durch und ein gutes Zusammenhaltevermögen aufweist.
ein Rohr, sondern durch einen flexiblen Schlauch erfolgt.

Abb. 8.12.8
Contractorverfahren horizontal umd vertikal
verschiebbar Beobachtungsrohr

Injektionsrohr Abb. 8.12.11


Colcreteverfahren

Stahlschüttrohr ∅ 20 bis 30 cm

Contractorverfahren

Eintauchtiefe 1,0 bis 1,5 m

Betonierbeginn Betonieren
Stahlschüttrohr Colcreteverfahren

Abb. 8.12.9 (links) Feinsteuerung


Hydroventilverfahren von Hand

horizontal
verschiebbar
Schlauch
Abb. 8.12.10 (rechts) in horizontalen
Pumpverfahren Richtungen Ausleger-
pumpe
Schlauch
Stahlzylinder
Pegelstab

Rohr

vertikal
verschiebbar

Eintauchtiefe
1,0 bis 1,5 m

Hydroventilverfahren Pumpverfahren

232 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 233


Anwendungen Anwendungen

Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton


8.13

8.13
Wasserundurchlässige Bauwerke Entwurfsgrundsätze
Wasserundurchlässige Bauwerke bestehen zum einen aus In diesem Kapitel wird das Abdichtungssystem, der Betonein- Alle WU-Konstruktionen sollen eine einfache und eindeutige
einem WU-Beton nach Rili (siehe Kap. 7.1 Beton für wasserun- bau und die Ausführung von Elementwänden für WU-Beton Lastabtragung ermöglichen.
durchlässige Bauwerke) und zum anderen aus einem Abdich- abgehandelt. Die Wandstärke des Betons ist entscheidend für
tungssystem der Fugen, Anschlüsse und Durchdringungen. den Feuchtetransport durch den Beton. Es wird nach drei Entwurfsgrundsätzen unterschieden:

a Vermeidung von Trennrissen c Festlegung von Trennrissbreiten


• durch die Festlegung von konstruktiven, betontech- • mit im Entwurf vorgesehenen planmäßigen Dicht-
Arbeitsmodell für den Feuchtetransport bei einseitiger Beaufschlagung mit drückendem nischen und ausführungstechnischen Maßnahmen maßnahmen. Nachzuweisen ist, dass die rechnerischen
Wasser (w/z ≤ 0,55) [nach Beddoe; Springenschmid] (Vermeidung von Zwang) Rissbreiten luftseitig auf ein Maß begrenzt werden,
Das Modell zeigt einen WU-Beton mit 240 mm Wandstärke im Vergleich zu WU-Beton mit um ein planmäßiges Abdichten der Risse zielsicher zu
150 mm Wandstärke. Beton C30/37, w/z-Wert ≤ 0,55 b Festlegung von Trennrissbreiten ermöglichen
• die so gewählt werden, dass der Wasserdurchtritt durch
Wasserundurchlässiger Beton < 240 mm Wandstärke Selbstheilung begrenzt werden soll (viele kleine Trenn-
Abb. 8.13.1 Druckwasserzone risse mit der Annahme auf Selbstheilung)
WU-Beton mit 240 mm 0 - 25 mm
Wandstärke
Kapillarzone Kernzone
5 - 70 mm 40 - 80 mm
Konstruktive Maßnahmen zur Vermeidung von Zwang Lagerung der Bodenplatte
bei den Entwurfsgrundsätzen
Feuchteabgabe
(Baufeuchte)
Wasser-
eindringung Abb. 8.13.3
Austrocknungs-
Vermeidung von Zwang bei Bodenplatten und WU-Dächern:
Gleitlagerung - geringer
richtung
• Verminderung der Reibung durch geglättete Sauberkeits- Grad an Behinderung

schicht
außen innen • Anordnung von Trennlagen oder Gleitfolien
(Wasserseite) (Luftseite)
• Vermeidung von Festhaltepunkten durch glatte, ebene
Man geht davon aus, dass ein Kapillartransport von Wasser durch ein WU-Betonbauteil nicht erfolgt, wenn Unterseiten
der Kernbereich zwischen Kapillar- und Diffusionsbereich eine ausreichend große Dicke aufweist. Anhand • Anordnung von Hydratationsgassen (Schwindgassen)
dieser Forderungen werden Empfehlungen für Mindestbauteildicken, Mindestdruckfestigkeitsklasse, maxi- • Vorspannung Abb. 8.13.4
Voller Zwang der
malem w/z-Wert und Mindestzementgehalt abgeleitet. • Anordnung von Fugen und Sollrissfugen Sohlplatte
• Vermeidung von einspringenden Ecken
Wasserundurchlässiger Beton < 150 mm Wandstärke
Druckwasserzone Überschneidung Hydratationsgassen (Schwindgassen)
Abb. 8.13.2
0 - 25 mm 25 mm
WU-Beton mit 150 mm Als Hydratationsgassen werden aneinander grenzende, aber
Wandstärke Kapillarzone
40 - 80 mm
temporär offen gelassene Bauteilabschnitte bezeichnet. Dies
5 - 70 mm
kann für die Rissminderung vorteilhaft sein. Die zeitlich begrenz- Abb. 8.13.5
te Trennung einzelner Bauabschnitte sollte möglichst offen WU-Dächer aus Beton
Feuchteabgabe (Gleitlager)
Wasser-
(Baufeuchte + Druckwasser) bleiben, bis eine Verkürzung der beiden Bauabschnitte schon
eindringung weitestgehend abgeschlossen ist, damit der Beton ungehin-
Austrocknungsrichtung
dert schwinden kann. Zuletzt werden die Hydratationsgassen
ausbetoniert.
außen innen
Kernzone fehlt (Luftseite)
(Wasserseite)
Zur Vermeidung von Zwang bei Wänden:
Eine Erhöhung des Wasserzementwerts (geringere Betonqualität) und eine Abminderung des Bauteilquer- • Anordnung von Sollrissfugen
schnitts kann somit zufolge haben, dass sich die Kapillar- und Diffusionszone überschneiden. Die Kernzone, • Entkoppelung der Wand vom Verbau
in der kein messbarer Wassertransport stattfindet (Feuchtetransport-Gleichgewicht), entfällt. Somit befindet • Anordnung von Hydratationsgassen (kleine Abschnitte
sich ein Teil der Kapillarzone im Austrocknungsbereich, wodurch das dort befindliche, wasserseitig einge- zwischen großen Abschnitten)
drungene Wasser dauerhaft in das Bauteilinnere diffundiert. Die relative Luftfeuchte wäre kontinuierlich hoch, • Vorspannung
wodurch die Gefahr von Tauwasser-/Schimmelbildung steigt.

234 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 235


Anwendungen Anwendungen

Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton


8.13

8.13
Risse in Wand und Bodenplatte: Dies sollte in der Ausschreibung so festgelegt werden: Fugenabdichtungen - Anwendungsregeln Unbeschichtete Fugenbleche
• Gefahr der Rissbildung durch Querschnittsschwächung in • Das Fugenabdichtungssystem ist als geschlossenes System Zur Fugenabdichtung dürfen nur Bauprodukte mit Verwend- Bei unbeschichteten, fettfreien Fugenblechen gemäß DIN EN
Wand- und Bodenplattenbereichen, sowie Sohlenversatz für Arbeits-, Sollriss-, Dehnfugen und Durchdringungen im barkeitsnachweis, der bestätigt, dass die für den Verwendungs- 10051 (kontinuierlich warmgewalztes Band und Blech) mit einer
oder Wandvorsprung (Abb. 8.13.7 und Abb. 8.13.8) Detail zu planen zweck maßgebenden Anforderungen erfüllt sind, eingesetzt Blechdicke von mindestens 1,5 bis 2 mm, darf der Verwendbar-
• Rissbildung im Anschlussbereich Wand und Bodenplatte • Der Abstand zwischen Bewehrung und dem Fugenab- werden. keitsnachweis entfallen, wenn die Verwendungsbedingungen
oder Fundament dichtungssystem ist so zu planen, dass ein vollständiges entsprechend der vorliegenden Beanspruchungsklasse sowie
• Entstehen von Rissen in der Wand durch unberücksich- Einbetonieren des Fugenabdichtungssystems möglich ist Auf der Internetseite: www.abp-fugenabdichtungen.de sind zusätzlich die Einbaubedingungen eingehalten werden.
tigte Einspannung des Sohle-Wand-Anschlusses durch • Für ein nachträgliches Abdichten von Rissen ist zu beach- gültige allgemeine Prüfzeugnisse gelistet: Bei Beanspruchungsklasse 1 und Nutzungsklasse A dürfen un-
unterschiedliche Hydratationsfortschritte, infolge un- ten, dass die Bauteilflächen zugänglich sind • Fugenbänder gem. DIN 7865 (Elastomer-Fugenbänder zur beschichtete Fugenbleche nur als Fugenabdichtung in Arbeits-
terschiedlicher Betoniertage und/oder unterschiedlicher Abdichtung von Fugen im Beton), DIN 18541 (Fugenbän- fugen verwendet werden. Die Breite des Fugenblechs darf 250
Betonzusammensetzungen, dadurch unterschiedliche der aus thermoplastischen Ausgangsstoffen zur Abdich- mm nicht unterschreiten, wenn mit bis zu 3 m Wasserdruck ge-
Festigkeitsentwicklung und unterschiedliches Schwindver- tung von Fugen im Beton) und DIN 18197 (Abdichten von rechnet werden muss. Sind die Wasserdruckhöhen zwischen 3 m
halten der Betone (Abb. 8.13.9) Fugen im Beton mit Fugenbändern) und 10 m ist die Blechbreite mit mindestens 300 mm zu wählen.
• Fugenbleche nach WU-Richtlinie, nur mit Verwendbar- Wird mit noch größeren Wasserdruckhöhen gerechnet, muss
Ausführungstechnische Maßnahmen zur Reduzierung keitsnachweis abp (allgemein bauaufsichtliches Prüf- die Breite des Fugenblechs angemessen vergrößert werden.
von Verformungen: Abb. 8.13.7 zeugnis) Bei Beanspruchungsklasse 1 und Nutzungsklasse B gilt diese
Querschnittsschwächung in der Wand
• Frühzeitig einsetzende Nachbehandlung Regelung nicht nur für Arbeitsfugen, sondern auch für Sollriss-
• Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung Fugenbänder querschnitte.
• Wahl des richtigen Betonierzeitpunkts Fugenbänder gemäß DIN 7865 und DIN 18541 dürfen ent- Bei Beanspruchungsklasse 2 können unbeschichtete Fugenble-
• Schutz vor Temperaturschwankungen sprechend den Verwendungsregeln von DIN 18197 eingesetzt che in Arbeitsfugen und in Sollrissquerschnitten als Fugenab-
• Wärmehaltende Nachbehandlung nachdem das Beton- werden. Fugenbänder werden zur Abdichtung von Bewegungs- dichtung eingesetzt werden, sofern die Blechbreite mindestens
temperaturmaximum im Bauteil überschritten ist und Arbeitsfugen eingesetzt. Es wird unterschieden zwischen 250 mm beträgt.
Betontechnologische Maßnahmen: innen- und außenliegenden Fugenbändern, sowie Fugenab-
• Festlegung von Betonzusammensetzungen mit der Abb. 8.13.8 schlussbändern. Fugenbänder werden aus unterschiedlichen
Sohlversatz / Wandvorsprung Abb. 8.13.10
Witterung angepasster Hydratationswärme-Entwicklung Materialien hergestellt, Elastomer- und thermoplastische Fugenbänder
(gegebenenfalls ergänzt durch wärmebehandelnde Nach- Fugenbänder, beide unterscheiden sich sowohl in ihrem physi-
behandlung) kalischen Leistungsvermögen als auch in der Fügetechnik. Sie
• Kühlen des Frischbetons werden entweder durch Schweißen miteinander verbunden oder
• Betonage mit möglichst niedrigen Frischbetontemperatu- durch Vulkanisierung. Die entsprechenden Anforderungen und
ren, unter Berücksichtigung der Lufttemperatur Eigenschaften sind in der DIN 18197 dargestellt und in Aus-
• Beton mit hohem Wassereindringwiderstand wahldiagrammen angegeben. Die Fugenbänder müssen sym-
• Wahl der Bauteilkonstruktion (Bauteildicken) metrisch zur Fugenachse mit ausreichendem Abstand zur Be-
• Bei Mindestbauteildicken nach WU-Richtlinie ist bei wehrung eingebaut werden. Dafür ist eine Bewehrungsanpas- Abb. 8.13.11
Unbeschichtetes
Beanspruchungsklasse 1 ein WU-Beton mit einem sung oder eine Betonaufkantung erforderlich. Sie sind so zu Fugenblech
Abb. 8.13.9
(w/z)eq ≤ 0,55 und bei Wänden zusätzlich ein Größtkorn mit Fundament verhindert Längsverformungen in der Wand platzieren, dass sich ihre Lage beim Betonieren nicht verändert.
max. 16 mm zu verwenden. Um ein fachgerechtes Betonieren einhalten zu können, sollte
zwischen dem Fugenband und der Bewehrung mindestens ein
Abb. 8.13.6
WU-Bauwerk lichter Abstand von 2 cm eingehalten werden. Bei der An-
schlussbewehrung und einem innenliegenden Fugenband sollte
der Mindestabstand von 5 cm gewährleistet sein. Beim Beto-
nieren sollte das Fugenband frei von Verschmutzungen und bei
Abb. 8.13.12
kühlen Temperaturen frei von Eis sein. Beschichtetes
Es ist darauf zu achten, dass die Fugenbänder nicht beschädigt Fugenblech

sind. Bei einer Beschädigung muss das Fugenband fachgerecht


repariert oder ausgetauscht werden.

236 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 237


Anwendungen Anwendungen

Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton


8.13

8.13
Fugenbleche Frischbetonverbundfolie Betoneinbau Frischbetontemperatur
Die Fugenbleche müssen planmäßig beiderseits der Fuge je- Als Ergänzung zur Weißen Wanne ermöglicht die Frischbeton- Neben den Anforderungen, die sich für das Bauteil aus den Ex- Die Frischbetontemperatur geht mit in die Austrocknungsrate
weils mit der halben Blechbreite in den Beton eingebunden verbundfolie einen hochwertigen, zusätzlichen rissüberbrücken- positionsklassen ergeben, sind die Anforderungen an Beton ein und sollte bei warmer Witterung möglichst gering gehalten
werden. Stoßstellen der Fugenbleche müssen durch Schweißen, den, Schutz der erdberührten Bauteile. mit hohem Wassereindringwiderstand nach DIN EN 206-1 und werden. Die maximal zulässige Frischbetontemperatur beim Be-
Kleben oder Zusammenpressen verbunden werden. Eine Über- Durch die Anwendung der Folie können aufwändige Nachinjekti- DIN 1045-2 sowie die Richtlinie Wasserundurchlässige Bauteile toneinbau beträgt 30 °C. Durch die Frischbetontemperatur und
lappung der Bleche ist nicht zulässig. onen auf ein Minimum reduziert werden. Infolge der Penetration einzuhalten. Bei Ausnutzung der Mindestbauteildicken ist bei die Temperaturerhöhung aus der Hydratation wird die Festig-
des Frischbetons ins Vlies entsteht eine vollflächige, dauerhaft Beanspruchungsklasse 1 (drückendes Wasser) ein WU-Beton mit keitsentwicklung maßgeblich beeinflusst. Die Nachbehandlung
Beschichtete Fugenbleche mechanische Verbindung. einem (w/z)eq ≤ 0,55 und bei Wänden zusätzlich ein Größt- ist dann entsprechend anzupassen.
Beschichtete Fugenbleche werden je nach Beschichtung unter- Der Foliendichtstoff verhindert zusätzlich das Hinterlaufen von korn der Gesteinskörnung Dmax ≤ 16 mm zu verwenden. Diese
schieden in: Wasser zwischen der Frischbetonverbundfolie und dem Kon- zusätzlichen Anforderungen sind in die Ausschreibung und in die Fallhöhen
• Polymerbitumenbeschichtung struktionsbeton. Die Frischbetonverbundfolie wird vor den Ausführungsunterlagen aufzunehmen. In Wänden muss bei Fallhöhen über 1 m eine Anschlussmichung
• mineralische Beschichtung Bewehrungs- und Betonierarbeiten verlegt. Die Stösse der einzel- Wenn von der Regelung der Mindestbauteildicke abgewichen mit D8 mm mind. 30 cm hoch, verwendet werden, um eine
• quellfähige Beschichtung nen Bahnen werden mit Tapes verklebt. werden soll, muss die Wanddicke mindestens um 15 % erhöht entmischungsfreie Betonage am Fußpunkt der Wand sicherzu-
• Beschichtung mit Verbundfolie werden, was in der Regel je nach Wanddicke zwischen 3 bis stellen. Nicht ohne Fallrohr oder Schlauch betonieren, Fallhöhen
4 cm beträgt. Die Konsistenz sollte bei F3 oder weicher liegen. so gering wie möglich halten.
Beschichtete Fugenbleche gibt es in unterschiedlichen Bei der Wahl der Konsistenzklasse sollten auch weitere Beto-
Ausführungen und Größen: neigenschaften, wie Pumpbarkeit und Verdichtungswilligkeit, Elementwände und Decken
• einseitig beschichtet festgelegt und an die Einbaugeschwindigkeit angepasst werden. Bei Elementwänden muss grundsätzlich eine Anschluss-
• beidseitig beschichtet mi- schung, D8 mm mind. 30 cm hoch, verwendet werden.
• vollflächig beschichtet Bei der Festlegung des Betons sind unter Berücksichtigung der Die Innenflächen von Elementwänden sowie die Oberflächen
• teilflächig beschichtet Witterung, der Bauteildicke, den betontechnologischen und von Elementdecken müssen eine mittlere Rautiefe von 1,5 mm
ausführungstechnischen Maßnahmen, weitere Parameter zu aufweisen, damit eine holraumfreie Verbindung zum Kernbeton
Beschichtete Fugenbleche sind deutlich kleiner als unbeschichte- beachten, welche die Entstehung von Zwang beeinflussen: sichergestellt ist, sie sind vor dem Betonieren entsprechend vor-
te Fugenbleche. Die geringere Höhe wird durch die Beschichtung Abb. 8.13.13 • Unberücksichtigte Einspannung zunässen. Bei der Verfüllung der Elementwände sollten Fallrohre
Frischbetonverbundfolie bei Ortbeton
kompensiert. Dadurch können beschichtete Fugenbleche auf der • Frischbetontemperatur oder Schläuche verwendet werden. Eine sorgfältige Verfüllung
oberen Bewehrungslage aufgestellt und mit Haltebügeln in die • Hydratationswärmeentwicklung des Betons ist sehr wichtig, damit Hohlräume und Fehlstellen vermieden
richtige Lage gebracht und gesichert werden. Hier entfällt dann Die Folie eignet sich bei Neubauten oder Sanierungen als Ab- • Festigkeitsentwicklung des Betons werden können. Um eine vollständige Verfüllung zu erzielen, ist
die Betonaufkantung und die Bewehrungsanpassung. dichtung, Feuchtigkeitssperre, Dampfbremse und Radonschutz. • Nachbehandlung auf eine sorgfältige und ausreichende Verdichtung zu achten.
Die Fugenbleche müssen vor dem Betonieren fixiert werden, ein Die Frischbetonverbundfolie gilt als Flächenabdichtung und ist
Eindrücken in den Beton ist nicht zulässig. Die Einbindetiefe in mit außen- oder innenliegenden Fugendichtungssystemen zu
die Bodenplatte beträgt je nach Betondeckung 3 bis 5 cm. Durch kombinieren.
die geringe Einbindetiefe muss sichergestellt werden, dass der Wand
Beton die geforderte Dichtigkeit aufweist und den Wasserdurch- Weitere mögliche Abdichtungssysteme
tritt verhindert. Beschichtete Fugenbleche werden im Stoß- • außenliegende streifenförmige Abdichtung
bereich mit einer 10 cm breiten Überlappung zusammenge- • Dichtrohre
drückt, dabei sind die Stöße mit Stoßklammern zu sichern. • Injektionsschläuche/Verpressschläuche
Der Anschluss an Dehnfugenbänder erfolgt ebenfalls durch • Kompressionsdichtungen

Fallhöhe
Klemmung. Es ist darauf zu achten, dass die Fugenbänder beim • Quellbänder/Quellmaterialstreifen
Einbau nicht verschmutzt werden, dies kann zu Umläufigkeiten • Kombiarbeitsfugenbänder
führen. • Schwindrohre, Dichtprofile bei Elementwänden
Oftmals sind beschichtete Fugenbleche mit einer zweiteiligen • Wasserdichte Einbauteile und Durchdringungen
Schutzfolie versehen, die erst kurz vor dem Betonieren oder • Durchführungen für Versorgungsleitungen
Schalen entfernt wird. Die Profilhöhe der beschichteten Fugen-
bleche beträgt mindestens 15 cm. Das gesamte Fugenabdichtungssystem muss gegen Ver- Bodenplatte
schieben, Umknicken und Beschädigungen gesichert werden.
Fugensysteme sind vor dem Betonieren sorgfältig zu säubern.
Abb. 8.13.14 Abb. 8.13.15 Abb. 8.13.16
Beschädigte Fugenabdichtung muss fachgerecht repariert oder Betonierkübel mit Schlauch Nicht ohne Schlauch Fallhöhe beachten
ausgetauscht werden.

238 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 239


Anwendungen Anwendungen

Glättbeton Glättbeton
8.14

8.14
Liegezeit
Einleitung
Transportzeit Verarbeitbarkeitszeit Erstarrungszeit
Monolithisch hergestellter Beton mit den Oberflächeneigen- Damit entfällt eine Untergrundvorbereitung, das Aufbringen ei- Abb. 8.14.3
Liegezeit bei Beton mit
schaften eines Hartbetonbelags wird als Glättbeton bezeichnet. ner Haftbrücke und der Einbau einer zusätzlichen Beschichtung. Beton ohne VZ
und ohne Verzögerer
Glättbeton wird als Überbeton oder als Konstruktionsbeton (Bo- Infolgedessen wird die Bauzeit verkürzt. (VZ)

denplatte, Decke) erstellt. In diesem Kapitel werden ausschliess- Er

Ob
Herstellung
sta

Er
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rru

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lich horizontale Betonplatten im Innen- und Aussenbereich Normative Anforderungen

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Transport Verarbeitung Erstarrung se

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behandelt. Anwendungsgebiete sind sowohl Verkehrsflächen Horizontale Flächen aus Beton müssen nur dann nach DIN EN nd

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als auch Betonplatten im Hochbau, vornehmlich im Industrie- 1992-1-1 bemessen, bewehrt und überwacht werden, wenn sie

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und Gewerbebau. Die Betonoberfläche wird nach dem Einbau, im Sinne der Norm eine tragende oder aussteifende Funktion

uc
ht
Verdichten und Abziehen zusätzlich manuell (händisch) oder besitzen, z. B. Betonböden zur horizontalen Aussteifung der
Beton mit VZ
maschinell bearbeitet. Details zur manuellen Bearbeitung von Halle oder bei Zugbändern im Beton. Üblich ist dagegen eine
Verkehrsflächen, z. B. Betonstraßen, Kreisel und Bushaltstellen, Entkopplung der Bodenplatte von den aufgehenden tragenden Transportzeit Verarbeitbarkeitszeit Erstarrungszeit
sind unter Beton für Verkehrsflächen aufgeführt. Bauwerksteilen durch Raumfugen, so dass wie im Straßenbau Liegezeit
Das maschinelle Glätten erfolgt durch spezielle Flügelglätter eine Betonplatte auf einer durchgehenden Tragschicht liegt. In Verzögerungszeit
bereits nach wenigen Stunden, wenn die Betonoberfläche ge- diesem Fall darf die Bemessung, Ausführung und Überwachung
nügend trittfest, aber noch mattfeucht ist (Abb. 8.14.1). Die ge- nach anderen Grundsätzen – z. B. nach Merkblättern oder Rege- Der richtige Zeitpunkt des Glättens ist durch die sogenannte Frischbeton Ansteifen sichtbarer Wasserfilm Festbeton
glättete Betonrandzone mit einer Dicke von ca. 3 mm wird da- lungen im Straßenbau – erfolgen. Trittfestigkeit, d. h. durch eine Begehbarkeit, und den
Eindrucktiefe Schuh (mm) 25 20 12 6 3 sichtbar nicht sichtbar
durch einerseits eben und glatt anderseits sehr hart und wider- Feuchtigkeitszustand an der Oberfläche gekennzeichnet. Die
standsfähig. Sie kann den unterschiedlichsten Beanspruchungen Die Abwesenheit eines eigenen Normenwerks für Glättbetone Trittfestigkeit kann mit Hilfe eines Schuhabdrucks charak- Früheres Glätten: Späteres Glätten
ohne zusätzliche Schutzbeschichtung widerstehen. führt oft zu Unsicherheiten bei Planern, Ausführenden und Nut- terisiert werden. Sie sollte optisch sichtbar und bei wenigen Schaden an der Erreichen der erforderlichen
Betonoberfläche Oberflächengüte nicht möglich
zern. Die folgenden Abschnitte sollen Möglichkeiten aufzeigen, Millimetern Eindrucktiefe liegen. Die Betonoberfläche sollte
wie Glättbetone zielsicher geplant, hergestellt und dauerhaft mattfeucht sein. 1 2 3 4 Zeit [h]
genutzt werden können.
Abb. 8.14.1 Abb. 8.14.4
Maschinelles Glätten Zeitfenster für das Glätten eines Glättbetons mit mittlerer Festigkeitsentwicklung
Betontechnologie
einer Bodenplatte mit
dem Flügelglätter -
Doppelglätter
Allgemeines Eine weitere Möglichkeit zur Bestimmung der Erstarrungs- Ist die Verdunstungswassermenge kleiner als die Blutwas-
In der Regel weisen Glättbetone w/z-Werte von unter 0,50 auf, zeiten von Beton stellt das Knetbeutelverfahren nach DIN sermenge, verbleibt noch Wasser auf der Betonoberfläche.
so dass für die Betonherstellung ein Fließmittel erforderlich ist. 18218 dar. Ein zu früher Zeitpunkt des Glättens führt zu Wird dieses eingearbeitet, erhöht sich der w/z- Wert in der
Dessen Menge hängt vom w/z-Wert und der Frischbetonkonsis- einem Einsinken des Flügelglätters und damit zu einem Ver- geglätteten Betonrandzone. Die Folge davon sind eine ge-
tenz ab. Außerdem wird der Beton, wenn er mit der Betonpumpe schlechtern der Ebenheit, während bei einem zu späten Zeit- ringere Festigkeit und ein erhöhtes Schwinden, wodurch
gefördert wird, in der Regel in einer höheren Konsistenzklasse punkt der Verbund der geglätteten Betonrandzone mit dem netzartige Oberflächenrisse (Krakeleerisse) entstehen
verarbeitet als beim Einbau mit dem Kran. Führt nicht dassel- Kernbeton gestört wird. können. Ist die Verdunstungswassermenge größer als die
be Unternehmen den Betoneinbau und die nachfolgenden Der Feuchtigkeitszustand an der Oberfläche wird einerseits Blutwassermenge, ist die Betonoberfläche vor der Begeh-
Glättarbeiten aus, sind gegebenenfalls Konflikte zu erwarten. durch die Menge an abgesondertem Wasser, dem sogenann- barkeit bereits zu trocken, um ein maschinelles Glätten
Denn der Betoneinbauer wird, wenn er nicht für die Glättar- ten Blutwasser, und andererseits von der Verdunstung an ohne Schädigungen durchführen zu können.
beiten verantwortlich ist, immer eine höhere Betonkonsistenz der Betonoberfläche beeinflusst. Die Menge an Blutwasser
Abb. 8.14.2 Abb. 8.14.5
Maschinelles Glätten verarbeiten. Derzeit werden Ausbreitmaße von 520 mm bis 580 wird massgebend von der Betonzusammensetzung und der
Hartkorneinstreuung mit
einer Bodenplatte mit mm bevorzugt verarbeitet. Der nachfolgende Glätter wiederum Betontemperatur bestimmt. Sie wird grösser mit zunehmen- dem Streuwagen
dem Flügelglätter -
Handglätter möchte die Betonoberfläche möglichst schnell glätten, damit er dem Zugabewasser, mit geringerem Mehlkorngehalt, mit
seine Arbeit im vorgesehenen Zeitfenster ausführen kann. höherem Fliessmittelgehalt, mit langsamer Hydratation, mit
geringer Temperatur und bei verzögertem Beton. Die Ver-
Das maschinelle Glätten soll in der sogenannten Liegezeit dunstung an der Betonoberfläche, d. h. die Menge an Ver-
erfolgen. Die Liegezeit ist in Abbildung 8.14.3 für Beton mit dunstungswasser, wird durch die Austrocknungsgeschwin-
und ohne Verzögerer definiert. Das Glätten muss kurz vor dem digkeit bestimmt. Sie ist von der Lufttemperatur, relativen
eigentlichen Erstarrungsbeginn starten und vor Erreichen des Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Betontempera-
Erstarrungsendes abgeschlossen sein. tur abhängig.

240 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 241


Anwendungen Anwendungen

Glättbeton Glättbeton
8.14

8.14
Ausgangsstoffe für Glättbeton Zwischennachbehandlung
Im Zeitraum zwischen dem Abziehen der Betonoberfläche nach Gegebenenfalls ist eine wärmedämmende Maßnahme auch bei
Zement dem Verdichten und dem Glätten darf die Betonoberfläche nicht höheren Temperaturen empfehlenswert.
Im Glättbeton soll beim Glätten noch keine nennenswerte Hy- Der Mehlkorngehalt sollte je nach Art der Gesteinskörnung für austrocknen. Besteht die Gefahr des Austrocknens, wird gemäß Dadurch kann das Temperaturgefälle zwischen Tag und Nacht
dratation und Gefügeausbildung stattgefunden haben. Das ein Größtkorn der Gesteinskörnung von 32 mm zwischen DIN EN 13670 / DIN 1045-3 eine Zwischennachbehandlung not- gering gehalten werden, die Gefahr von Rissen wird dadurch
Glätten muss also kurz vor dem Erstarrungsbeginn anfangen 370 kg/m³ und 430 kg/m³ gewählt werden (siehe Gesteinskör- wendig. Geeignete Maßnahmen zur Zwischennachbehandlung minimiert. Bei niedrigen Temperaturen muss zwingend mit
und vor dem Erreichen des Erstarrungsendes abgeschlossen nung für Beton). sind entweder ein Sprühnebel, z. B. mit einem Hochdruckreiniger Wärmedämmmatten/Folien nachbehandelt werden. Diese
sein. Dieser Zeitraum wird maßgebend vom Ansteifverhalten erzeugt, oder ein Nachbehandlungsmittel auf Basis einer Kunst- Maßnahme ermöglicht es, die vorhandene Temperatur im Beton
des Zementes bzw. des Betons beeinflusst. Bei Zementen mit Zusatzmittel stoffdispersion (Abb. 8.14.6). Übliche Nachbehandlungsmittel zu halten und nicht nach außen abfließen zu lassen. Liegt die
langsamer Festigkeitsentwicklung finden Erstarrungsbeginn Bei der Wahl des richtigen Fließmittels (FM) oder Betonverflüs- auf Basis von Paraffin sind nicht geeignet. Betontemperatur unter +5 °C, ist mit einer erheblichen Verzöge-
und -ende zu wesentlich späteren Zeitpunkten als bei Zementen sigers (BV) sollte darauf geachtet werden, dass das Verarbei- rung des Erhärtungsbeginns zu rechnen.
mit mittlerer bis schneller Festigkeitsentwicklung statt. Als Folge tungsfenster des Betons dem Betonbau und dem Glätten an-
kann das Glätten erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgenom- gepasst wird. Man unterscheidet bei den FM normale Fließmit-
men werden. Es wird empfohlen, die Festigkeitsentwicklung tel und solche mit verzögernder Wirkung. Verzögernde FM sind
der Zemente bzw. Betone an den gewünschten Glättfortschritt beim Glätten in den meisten Fällen nicht geeignet. Die Wahl
anzupassen. des optimalen FM oder BV für den jeweiligen Einbau sollte mit
Der Zement hat keinen wesentlichen Einfluss auf die Glättarbei- einem Betontechnologen oder dem Fließmittelhersteller ab-
ten, auch wenn in der Regel Zemente mit gutem Wasserrückhal- gesprochen werden. Durch die Verwendung von FM oder BV
tevermögen (CEM I und CEM II) bevorzugt werden. Maßgebend dürfen keine ungewollten Luftporen im Beton stabilisiert
ist vielmehr die Betonzusammensetzung. Sie übt den größten werden.
Einfluss auf die Verarbeitbarkeit des Betons aus. CEM III-Ze- Bei Verwendung von Fliessmitteln auf PCE-Basis ist zu beachten,
mente werden nur in Einzelfällen, z. B. bei massigen Bauteilen dass diese speziell für den Einsatz im Glättbeton geeignet sein
oder hohen Sulfatgehalten, eingesetzt. Da diese Zemente in der müssen. Ansonsten zeigt sich über einen Zeitraum von zwei
Regel eine sehr langsame Festigkeitsentwicklung haben und dies Stunden kein signifikantes Ansteifen und die Trittfestigkeit wird
den Glättbeginn wesentlich verzögert, werden sie sehr selten damit auf einen deutlich späteren Zeitpunkt verschoben. Abb. 8.14.6 Abb. 8.14.7
Zwischennachbehandlung mit Curing Unterschiedliches Abbindeverhalten der Betonoberfläche
verwendet. Bei Betonen mit langsamer Festigkeitsentwicklung Das Wasserabsondern von Glättbetonen mit Fließmitteln auf
sind Art, Zeitpunkt und Dauer der Nachbehandlung noch ent- PCE-Basis ist allgemein sehr gering. Einige Fließmittel können
scheidender als bei Betonen mittlerer oder schneller Festigkeits- zu einer Hautbildung auf der frischen Betonoberfläche führen.
entwicklung. Bei normalen Anforderungen, abhängig von den Die Oberfläche erscheint fest, während der Kernbeton noch Das Weglassen der Zwischennachbehandlung kann zur Folge Glättbeginn
Expositionsklassen, sollte ein Mindestbindemittelgehalt von weich ist. Der Einsatz von Verzögerern kann bei großen Etappen haben, dass die schnell austrocknende Oberfläche über dem Durch unterschiedliche Temperaturen, Wind oder Sonnenein-
320 kg/m³ ausreichen. Der jeweilige erforderliche Mindestze- sinnvoll sein. noch weichen Betonkern ansteift. Die verfestigte, oberflächige strahlung kann es zu ungleichem Abbindeverhalten des Betons
mentgehalt ist in DIN EN 206-1 / DIN 1045-2 geregelt. Der Mehl- Feinmörtelschicht wird in der Praxis als Elefantenhaut bezeich- kommmen.
korngehalt sollte bei einem Größtkorn von 32 mm mindestens Konsistenz net. Diese Elefantenhaut täuscht eine Tragfähigkeit des Betons Wie in Abb. 8.14.7 dargestellt, kommt es vor, dass manche Stel-
360 kg/m³ Beton betragen. Glättbetone werden überwiegend in der Konsistenzklasse F3 vor, die in Wirklichkeit noch nicht vorhanden ist. Beim Glätten len der Betonoberfläche direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt
angeboten. Diese Konsistenzklasse ist für die nachfolgende entsteht dann ein sogenannter Pudding- oder Wabbeleffekt sind und andere hingegen im Schatten liegen.
Zusatzstoffe Glättmaßnahme ideal. In der Praxis werden jedoch erfahrungs- durch das Aufschwimmen der steiferen Betonrandschicht auf Hier ist der richtige Glättzeitpunkt sehr wichtig. Die eine Fläche
Für Glättbetone eignen sich Gesteinsmehle und Flugasche. In gemäß höhere Konsistenzklassen verarbeitet, hauptsächlich dem noch weichen Kernbeton. darf nicht zu stark abtrocknen und die andere sollte nicht zu
besonderen Fällen, z. B. bei hochfesten Betonen, kann auch dann, wenn der Betoneinbau und die Glättarbeiten nicht von Die Zwischennachbehandlung ersetzt aber nicht die eigentliche weich sein.
Silikastaub als Betonzusatzstoff zum Einsatz kommen. Flugasche derselben Firma ausgeführt werden. Nachbehandlung. Welche nach den Vorgaben der DIN EN 13670 Auch hier hilft eine Zwischennachbehandlung solche Probleme
verbessert im Allgemeinen die Frischbetoneigenschaften und re- /DIN 1045-3 durchgeführt werden muss (siehe Nachbehand- zu minimieren und das Abbinden auszugleichen.
duziert durch die erhöhte Mehlkornzugabe die Blutneigung des Sehr weiche, insbesondere fließfähige Konsistenzen im Bereich lung).
Betons. Die Hydratationswärmeentwicklung des Betons kann von F5 und F6 sind bei der Herstellung von Glättbetonen grund- In der Regel erfolgt die zwingend erforderliche Nachbehandlung
durch Zugabe von Flugasche als Zementersatz reduziert sätzlich zu vermeiden, um Grobkornsedimentationen sowie An- in der warmen Jahreszeit durch Auflegen von dampfdichten
werden. Bei der angestrebten Festigkeitsentwicklung des Glätt- reicherungen von Feinmörtel und Zementleim an der Betonober- PE-Folien. Durch diese Nachbehandlungsmaßnahme soll
betons ist das Verhältnis von Flugasche zu Zement (f/z) entspre- fläche vorzubeugen, die die Oberflächenqualität beeinträchtigen sichergestellt werden, dass der Beton nicht austrocknet und das
chend der Jahreszeit und den Witterungsbedingungen anzupas- und die Entstehung von Oberflächenrissen begünstigen. Wasser an der Betonoberfläche zur vollständigen Hydratation
sen, da flugaschereiche Betone eine langsamere Festigkeitsent- zur Verfügung steht.
wicklung aufweisen.

242 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 243


Anwendungen Anwendungen

Glättbeton Glättbeton
8.14

8.14
Hinweise für das Planen von Glättbeton Oberflächenbeschaffenheit
Maschinell geglättete Betonoberflächen erreichen in der Regel Je nach Anzahl der aufeinander folgenden Schleifvorgänge mit
Witterung eine Rutschhemmung im Bereich der Bewertungsgruppen R9 immer feiner werdenden Schleifstufen kann die fertig bearbeite-
Glättbeton sollte nicht bei Lufttemperaturen unter 5 °C und über Bei einigen Rutschhemmungsklassen ist das maschinelle Glätten bis R10. Durch Abreiben lassen sich griffigere Oberflächen te Oberfläche von seidenmatt bis hochglänzend sein. Betonbö-
30 °C eingebaut werden. Bei Temperaturen über 25 °C sind nicht zulässig (TBG-Merkblatt für Fußböden in Arbeitsräumen erzielen (R11 bis R12). In Bereichen mit hoher Anforderung an die den mit ästhetischen Anforderungen sollten mit einem Ober-
zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Die Lufttemperatur beein- und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr). Beim Glätten der Ober- Rutschhemmung, z. B. bewitterten Außenflächen, Rampen und flächenschutz versehen werden, um Aussehen und Ausstrah-
flusst sowohl die Trittfestigkeit als auch die Blut- und Verduns- fläche mit Flügelglättern werden die Luftporen an der Beton- Ähnlichem, haben sich Oberflächen mit Besenstrich bewährt lung möglichst lang zu bewahren. Geschalte Betonflächen mit
tungswassermenge. Bei einer Lufttemperatur von 10 °C im oberfläche zerstört oder verschoben, so dass ihre Funktion bei (R12 bis R13). Bei der Festlegung der Anforderungen ist zu be- ästhetischen Anforderungen, werden im Kapitel Sichtbeton
Vergleich zu 20 °C wird die Trittfestigkeit zu einem späteren oberflächiger Frosteinwirkung nicht mehr gewährleistet ist. rücksichtigen, dass die Herstellung von Glättbetonen mit defi- beschrieben.
Zeitpunkt erreicht, die Blutwassermenge wird nahezu verdop- nierter Rutschhemmung baustoff- und handwerklich bedingt Abb. 8.14.9
pelt und die Verdunstungswassermenge fast halbiert. Bei einer Fugen nicht möglich ist. Durch vielfältige Einflüsse (z. B. Konsistenz- Oberfläche sandgestrahlt
oder gesäuert
Lufttemperatur von 30 °C im Vergleich zu 20 °C wird die Trittfes- Glättbetone werden häufig fugenlos geplant. Sollten Fugen aus schwankungen, Erstarrungsunterschiede, Witterungseinflüsse,
tigkeit zu einem früheren Zeitpunkt erreicht, die Blutwassermen- konstruktiven Gründen notwendig werden, sind die Hinweise Bearbeitungsart und -zeitpunkt usw.) sind Strukturunterschiede
ge wird nahezu halbiert und die Verdunstungswassermenge fast unter Beton für Verkehrsflächen und Risse zu beachten. innerhalb der Fläche unvermeidbar. Nötigenfalls sollte die ge-
verdoppelt. Eine ungleichmäßige Beschattung oder Besonnung wünschte Oberflächenstruktur deshalb anhand von Probe- oder
der Betonoberfläche kann zu unterschiedlichem Verhalten des Hartstoff Referenzflächen festgelegt werden. Für die Prüfung der Rutsch-
Betons beim Glätten führen. Zum Erhöhen des Abrieb- bzw. Verschleißwiderstandes können sicherheit am fertigen Bauteil ist die Gleitreibmessung nach DIN
Hartstoffe, wie z. B. Korund, Siliciumkarbid oder Hartstoff-Ze- 51131 geeignet.
Einbauleistung mentgemische mit einer Dosierung von 2 kg/m² bis 4 kg/m²
Häufig wird die Einbauleistung bei der Planung zu hoch ange- aufgebracht und in die Oberfläche eingearbeitet werden. Das Mechanische Bearbeitung
setzt, was zu langen Wartezeiten der Betonfahrzeuge führen Einstreuen der Hartstoffe sollte so früh wie möglich erfolgen, Glättbeton kann für ästhetische Anforderungen auch mit ge-
und damit die Qualität des Betons negativ beeinflussen kann. entweder direkt nach dem Abziehen der Betonoberfläche mit schliffener Betonoberfläche hergestellt werden. Für eine gleich-
Abb. 8.14.10
Bei warmer Witterung erhöhen sich die Frischbetontemperatu- einer maschinengeführten Einstreuvorrichtung oder sobald der mäßige Oberfläche ist das maschinelle Glätten eine Vorausset- Oberfläche
ren, was in der Regel einen nicht eingeplanten Konsistenzverlust Beton begehbar ist mit einem handgeführten Einstreuwagen zung. Je nach Betonqualität und Schichtdicke kann der Beton Besenstrich

bewirkt, der durch nochmalige Zugabe von Fließmittel vor dem (Abb. 8.14.5). Bei zu spätem Einstreuen können Hohlstellen und 20 bis 28 Tage nach dem Einbau geschliffen werden.
Betoneinbau korrigiert wird. Dies erfordert jedoch die Anwesen- Abplatzungen entstehen. Das Einarbeiten der Hartstoffe erfolgt Die Betonoberfläche wird üblicherweise in mehreren Schleif-
heit eines erfahrenen Betontechnologen. Kühle Witterung lässt in der Regel mit einem Tellerglätter, während das Fertigstellen gängen so weit abgetragen, bis das betontypische Feingefüge
die Frischbetontemperatur absinken. Auch dies kann sich nega- der Oberfläche mit einem Flügelglätter vorgenommen wird. und ggf. auch einige größere Gesteinskörner sichtbar werden
tiv auf das Erstarrungsverhalten und auf die Festigkeitsentwick- (Abb. 8.14.8). Werden die Gesteinskörner noch weiter bis zu ih-
lung des Zementleims auswirken. Achtung rem größten Querschnitt aufgeschliffen, kann eine terazzoähnli-
Bei Betonen mit Wasserzementwerten ≤ 0,45 ist die Hartstoff- che Oberfläche erzielt werden.
Durchschnittliche Einbauleistungen bei Bodenplatten betragen: einstreuung besonders bei hohen Temperaturen problema-
Plattendicke 20 cm: ca. 35 m³ Beton pro Stunde tisch. In den meisten Fällen ist zum Zeitpunkt der Hartstoffein-
Plattendicke 25 cm: ca. 40 m³ Beton pro Stunde streuung bzw. -einarbeitung die Betonoberfläche zu trocken, d.
Plattendicke 30 cm: ca. 50 m³ Beton pro Stunde h. ein Verbund kann nicht immer sichergestellt werden.
Die Gefahr, dass Hohlstellen und Abplatzungen auftreten, Leitfaden für Glättbetone
Höhere Einbauleistungen erfordern zusätzliche Maßnahmen. ist groß. In diesen Fällen ist von einer Hartstoffeinstreuung Für weitere, detailliertere und Umfag-
Meist ist eine zweite Kolonne erforderlich. abzuraten. Es empfehlen sich Hartstoffeinstreuungen bis zur
reicher Informationen steht unser
Betongüteklasse C30/37. Diese Betone bringen ausreichende
„Leitfaden für Glättbetone“ als Bro-
Luftporenbeton Sicherheit, haben sich in der Praxis bewährt und verfügen im
schüre oder als PDF-Datei auf unserer
Grundsätzlich ist mit Luftporenbeton ein Glättbeton nicht sicher Normalfall über einen ausreichenden Wassergehalt.
realisierbar. Betone mit künstlichen Luftporen sollten, wenn Homepage (holcim.de) zur Verfügung
überhaupt, nur kurz abgescheibt oder abgerieben werden. Eine Es wird empfohlen, die Hartstoffeinstreuung nur in zugluftfreier
Vielzahl der Luftporenbetone hat Anforderungen an die Rutsch- Umgebung und bei einem ausreichenden Wassergehalt des Be-
sicherheit zu erfüllen. tons von ca. 160 l/m³ durchzuführen, um den Hartstoff ohne Ver-
Abb. 8.14.8
bundschwächung sicher in die Oberfläche einarbeiten zu können. Oberfläche geschliffen

244 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 245


Anwendungen Anwendungen

Pumpbeton Pumpbeton
8.15

8.15
Einsatzbereich Stationäre Pumpen und Autobetonpumpen Konsistenz
Das Einbringen von Beton durch Pumpen hat sich als einfa- Der Pumpbeton sollte in der Regel folgende Frischbeton-
Fördermenge pro
che und kostengünstige Methode in den letzten Jahrzehnten 30 bis 150 m³ konsistenzen aufweisen:
Stunde
bewährt. Ein Beton ist pumpfähig, wenn seine Konsistenz eine üblicher Bereich bis 500 m
• Ausbreitmaß (F3): 420 bis 480 mm oder
Förderung mittels Betonpumpe erlaubt und der Frischbeton Förderdistanz • Verdichtungsmaß nach Walz (C3): 1,04 bis 1,10
während des gesamten Pumpvorganges homogen bleibt. extremer Bereich bis 2.000 m Die erforderliche Konsistenz kann jedoch erheblich von den Ei-
Pumpbeton kann praktisch für alle Bauteile eingesetzt werden, genschaften des Sandes abhängen und muss gegebenenfalls
Steigleitung1) bis 600 m
besonders wenn eine hohe Einbringleistung gefordert wird oder Förderhöhe
aufgrund von Vorversuchen angepasst werden.
der Einbringort schwer zugänglich ist. Fallleitung 1)
je nach Situation

1)
Am Anfang von Steigleitungen und am Ende von Fallleitungen hat sich der Einbau
Hinweise für das Pumpen von Beton
Folgende Vorteile verbinden sich mit dem Pumpen von Beton: von Schiebern bewährt. Sie verhindern bei Betonierunterbrechungen oder Stopfern Abb. 8.15.4 • Ein reibungsloser Ablauf ist durch frühzeitige Absprache
das Entleeren der Leitungen Lange Pumpleitungen helfen beim Erreichen schwer zugänglicher Stellen
• schneller Einbau (je nach Bauteilquerschnitt zwischen 30 zwischen Betonpumpenbetreiber, Bauunternehmen und
Abb. 8.15.3
bis 150 m /h, üblicherweise ca. 90 m /h)
3 3
Betonlieferanten sicherzustellen
Leistungswerte von Betonpumpen Größtkorn 32 mm 16 mm
• kein Kran notwendig bzw. vorhandener Kran kann für • Die Pumpeninstallation und der Betrieb der Pumpe fallen
andere Arbeiten genutzt werden Feinstmörtelgehalt ≤ 0,125 mm1), Angabe unter die Verantwortlichkeit des Pumpenbetreibers
ca. 300 ca. 330
in Litern
• Einbau auch bei schwer zugänglichen Objekten, z. B. In der Praxis wird zwischen Autobetonpumpen und stationären • Die Anlieferungsfrequenz und die Förderleistung der
Mörtelgehalt ≤ 2 mm1), Angabe in Litern ca. 530 ca. 570
gedeckte Bauteile, Tunnel Betonpumpen unterschieden (Abb. 8.15.1 und 8.15.2). Betonpumpe sind der Einbauleistung des Verarbeitungs-
Siebdurchgang bei 2 mm, Angabe in % ca. 33 ca. 38
• Erleichterung des Betoneinbaus für das Personal Für kleinere Förderleistungen und/oder Kubaturen eignet sich personals anzupassen
1)
Wasser + Zement + Zusatzstoffe + Gesteinskörner
• sauberes Einbringen in die Schalung eine Fahrmischerpumpe. • Der Transport des Betons zur Betonpumpe sollte zur
Abb. 8.15.5
• Überbrückung großer Distanzen und Höhen zum Einbauort Richtwerte für die Zusammensetzung von Pumpbetonmischungen Vermeidung jeglicher Entmischungen mit Fahrmischern
(Förderdistanz bis 2.000 m und Förderhöhen bis über Anforderungen an Pumpbeton erfolgen
600 m) Bei der Herstellung pumpfähiger Betonmischungen müssen Normative Anforderungen • Das zuständige Bauunternehmen ist für die fachgerechte
• kontinuierlicher und rascher Einbau fördert die Beton- bei der Mischungszusammensetzung bestimmte Regeln Die grundlegenden Anforderungen gemäß der Norm DIN EN Verarbeitung und die Nachbehandlung des Betons verant-
qualität, durch rascheren Einbau wenige Schüttlagen beachtet werden, damit der Frischbeton die für eine Rohrför- 206-1/DIN 1045-2 sind für Pump- und Kranbeton gleich. wortlich
sichtbar derung notwendigen Eigenschaften erhält. Das Festlegen der „Pumpbeton“ ist als zusätzliche Anforderung zu bezeichnen. • Die zum Anpumpen erforderliche »Schmiermischung« in
• Vermeidung großer Fallhöhen des Betons durch Führung Pumpbetonrezeptur sollte von sachkundigen Betontechnologen Form eines zementreichen Mörtels darf nicht für Betontrag-
des Pumpschlauches in die Wandschalung hinein vorgenommen werden. Zement werke verwendet werden
Beim Entwurf einer pumpfähigen Betonmischung müssen Für die Herstellung von Pumpbeton eignet sich grundsätzlich
Abb. 8.15.1 (links)
Betonage eines Brücken- Für die Entladung von Beton ist das Pumpen die weitaus schnell- neben den verlangten Festbetoneigenschaften insbesondere die jeder genormte Zement. Der Zementgehalt für eine optimale Sicherheitsaspekte beim Einsatz von Betonpumpen
überbaus mit mobiler ste Variante im Vergleich zu Schubkarre oder Krankübel. So kann Kornzusammensetzung, der Zement und Mehlkorngehalt sowie Förderung des Frischbetons sollte mindestens 320 kg/m3 be- Das Fördern und Einbauen von Pumpbeton birgt Gefahren. Es
Betonpumpe
der Beton eingebaut und verdichtet werden, bevor er wesent- der Mörtelgehalt und die Konsistenz beachtet werden. tragen. Zemente, die der Betonmischung eine hohe Kohäsion muss insbesondere geprüft werden, ob:
lich ansteift. Das wirkt sich positiv auf die Qualität des Betons verleihen, sind besonders geeignet. • die Wand- und Stützenschalungen dem erhöhten Scha-
Abb. 8.15.2 (rechts)
Winterbetonage mit aus, nicht zuletzt bei Sichtbeton oder Betonen mit hohen Dauer- Kornzusammensetzung lungsdruck des Pumpbetons angepasst sind
einer stationären Beton- haftigkeitsanforderungen. • Sand: Es sollte eine stetige Kornverteilung im Sand ange- Zusatzstoffe • Stromfreileitungen im Einsatzbereich verlaufen
pumpe
strebt werden. Vielfach sind Schwankungen in der Kornver- Zusatzstoffe, vor allem Steinkohlenflugasche mit ihrer kugeligen • die Tragfähigkeit des Pumpeninstallationsplatzes genügt
teilung die Ursache für ungenügende Pumpbarkeit Teilchenform und Kalksteinmehl verbessern die Pumpbarkeit bei (Kippgefahr)
• Korngruppe 4 - 8 mm oder 2 - 8 mm: Die Pumpbarkeit einer Zudosierung von 30 bis 50 kg pro Kubikmeter Beton. • Die Anweisungen des Pumpenpersonals sind strikt zu
verbessert sich durch ihr Weglassen. Ihr Anteil am Kornge- befolgen
misch ist andernfalls auf 20 % zu begrenzen Zusatzmittel
• Kornform: Betonmischungen mit mehr als 20 Massenpro- In der Regel werden für die Einstellung einer geeigneten Konsis- Faserbeton
zent gebrochener Gesteinskörner weisen einen höheren tenz des Pumpbetons Fließmittel benötigt. Zur Verbesserung Die Beigabe von Fasern vermindert die Konsistenz des Pumpbe-
Hohlraumgehalt auf als Betonmischungen mit natürlich der Pumpbarkeit können sogenannte Pumphilfen eingesetzt tons. Ein erhöhter Zementleimgehalt kann das ausgleichen.
gerundeten Gesteinskörnern. Deshalb erfordern Betonmi- werden. Pumphilfen verbessern das Zusammenhaltevermögen
schungen mit gebrochenen Gesteinskörnern eine höhere des Frischbetons, reduzieren das Bluten und verhindern das Leichtbeton
Zementdosierung Entmischen. Pumphilfen ersetzen aber nicht die Optimierung Leichtbetone sind unter erhöhtem Anspruch an die Herstellung
• Mehlkorngehalt: Der höchst zulässige Mehlkorngehalt der Betonzusammensetzung hinsichtlich eines ausreichenden und Pumptechnik bedingt pumpbar. In der Regel sind Leichtbe-
(Zement, Zusatzstoffe, Gesteinskörner ≤ 0,125 mm gemäß Mehlkorngehaltes und Feinmörtelvolumens. tone mit einer Rohdichte von mehr als 1.600 kg/m3 pumpbar.
DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 ist einzuhalten Versuche werden empfohlen.

246 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 247


Anwendungen Anwendungen

Stahlfaserbeton Stahlfaserbeton
8.16

8.16
Entwicklung Weitere positive Eigenschaften
Stahlfaserbeton kommt in Deutschland ungefähr seit Mitte der Durch die Verwendung von Stahlfasern können weitere Eigen- Ausgangsbeton. Daher ist die planmäßige Zugabe von Fließmitteln
1970er-Jahre zum Einsatz. Er wurde zur Herstellung von Fuß- schaften des Betons verbessert werden. Stahlfaserbeton besitzt immer zwingend erforderlich. Übliche Zielkonsistenzen sind F3 bzw.
und Industrieböden sowie zur temporären Gewölbesicherung im eine höhere Grünstandsfestigkeit, eine höhere Schlagzähigkeit, F4. Bei der Herstellung von Stahlfaserbeton ist auf eine homogene
Tunnelbau verwendet. Bis heute sind dies wesentliche Einsatzge- ein verbessertes Dauerschwingverhalten sowie einen erhöhten Untermischung der Fasern zu achten. Am besten ist dies durch die
biete für Stahlfaserbeton. Verschleißwiderstand. Weiterhin sind Bauteile aus Stahlfaser- Zugabe der Fasern im Transportbetonwerk zu erreichen.
beton bis in die Randzone bewehrt. Zum einen schützt dies
Leistungs- Nachweis im Grenzzu- Verformungswerte
Die fortschreitende Entwicklung hat seitdem zu einer Erweite- Bauteilkanten und -ecken vor Beschädigungen durch Schlag, klasse stand der ... im Versuch
rung der Anwendungsmöglichkeiten von Stahlfaserbeton ge- zum anderen führt die positive Beeinflussung der Rissneigung ... Gebrauchs-
L1 ϑL1 = 0,5 mm Abb. 8.16.4
tauglichkeit
führt. Von entscheidender Bedeutung ist in diesem Zusammen- und -entwicklung in der Randzone zu einem dichteren Betonge- Verformungswerte und
... Tragfähigkeit/Gebrauchs- Leistungsklassen für
hang die stärkere Eigenschaftsorientierung der verwendeten füge. Dadurch kann die Dauerhaftigkeit von Bauteilen gesteigert L2 tauglichkeit bei Verwendung ϑL2 = 3,5 mm Stahlfaserbeton
Stahlfaserbetone. Mit der Veröffentlichung des Merkblattes werden. von Betonstahlbewehrung

„Stahlfaserbeton“ des Deutschen Beton- und Bautechnikvereins Abb. 8.16.1


Stahlfaserdosierung am Fahrmischer
e. V. im Oktober 2001 wurde die Grundlage zur Anwendung, DAfStb-Richtlinie "Stahlfaserbeton" Belastung F [N] Abb. 8.16.5
Lastdurchbiegungs-
Bemessung, Herstellung, Prüfung und zum Einbau von eigen- Die Anwendungsmöglichkeiten von Stahlfaserbeton werden in beziehung zur Ermittlung
schaftsorientiertem Stahlfaserbeton geschaffen. der DAfStb-Richtlinie "Stahlfaserbeton" beschrieben. Sie ist als der Nachrissbiegezugfes-
tigkeiten
Ergänzung zur DIN 1045 angelegt und gilt für Tragwerke des
Durch die Veröffentlichung der DAfStb-Richtlinie „Stahlfaserbe- Hoch- und Ingenieurbaus aus Stahlfaserbeton sowie Stahlfaser-
ton“ im Jahr 2010 wurden die Anwendungsmöglichkeiten für die beton mit Betonstahlbewehrung bis einschließlich zur Druckfes-
Verwendung von Stahlfaserbeton nochmals erweitert. tigkeitsklasse C50/60. F0,5 F3,5

Eigenschaften und Anwendungen Technologie


Im Gegensatz zu unbewehrtem Beton ist Stahlfaserbeton ein In der Praxis wird üblicherweise die Leitungsfähigkeit von Stahl-
duktiler Baustoff. Durch die eingebrachten Stahlfasern können faserbeton ausschließlich durch Angabe des Stahlfasergehaltes 0,5 3,5
Durchbiegung δ [mm]
Kräfte im gerissenen Zustand übertragen werden. Die Leistungs- festgelegt. Dieser Ansatz kann jedoch unsicher oder unwirt-
fähigkeit des Stahlfaserbetons wird neben dem Stahlfaserge- schaftlich sein, da er nicht alle Einflussfaktoren für die Leistungs-
Grundwerte der zentrischen Nachrisszugfestigkeit Abb. 8.16.6
halt ebenso von der Stahlfaserart sowie von der Qualität des fähigkeit von Stahlfaserbeton berücksichtigt. [ƒct0 in N/mm²] Auszug der Stahlfaser-
Ausgangsbetons bestimmt. Zu beachten ist, dass bei üblichen betonleistungsklassen L1
Verformung 1 Verformung 2 und L2
Stahlfasergehalten (20 bis ca. 50 kg/m³) in der Regel mit einem Der Ansatz entspräche der Festlegung der Betondruckfestigkeit L1 ƒct0, L1 L2 ƒct0,L2 ƒct0,u ƒct0,s
Abb. 8.16.2
unterkritischen Materialverhalten zu rechnen ist. Die zum Erst- durch die Vorgabe eines Zementgehaltes, ohne zusätzliche 0 < 0,16 0 - - -
Stahlfaserbeton - Frischbeton
riss führende Spannung kann von Stahlfaserbeton nicht kom- Parameter wie Wasserzementwert, Sieblinie oder aber den 0,4 0,16 0,4 0,10 0,15 0,15
plett aufgenommen werden. Sie wird auf geringer belastete Bau- Einsatz von Zusatzmitteln zu berücksichtigen. Für einen sicheren 0,6 0,24 0,6 0,15 0,22 0,22
teilabschnitte verteilt und führt zu einer optimalen Ausnutzung und wirtschaftlichen Einsatz von Stahlfaserbeton wird daher ein 0,9 0,36 0,9 0,23 0,33 0,33
des Tragsystems. Der konstruktive Einsatz von ausschließlich mit eigenschaftsorientierter Ansatz dringend empfohlen. 1,2 0,48 1,2 0,30 0,44 0,44
Stahlfasern bewehrtem Beton beschränkt sich daher grundsätz- 1,5 0,60 1,5 0,38 0,56 0,58
lich auf statisch unbestimmte Systeme - z. B. Bodenplatten. So ist bei Stahlfaserbeton von einem höheren Bindemittelgehalt 1,8 0,72 1,8 0,45 0,67 0,67
Eine statische Berechnung zur Verwendung von Stahlfaserbeton auszugehen. Dies kann unter anderem die Anhebung des Zement- 2,1 0,84 2,1 0,53 0,78 0,78
ist immer erforderlich. gehaltes oder den Einsatz von Füllern wie Steinkohleflugasche 2,4 0,96 2,4 0,60 0,89 0,89
bedeuten. Dadurch soll eine gute Einbindung der Fasern in die
Stahlfaserbeton kann ebenso in schlaff bewehrten Bauteilen zum Zementmatrix sichergestellt werden. Das verwendete Größtkorn Die Richtlinie gilt nicht für:
Einsatz kommen. Die Leistungsfähigkeit von Stahlfaserbeton sowie die eingesetzte Stahlfaser müssen aufeinander abgestimmt • Bauteile aus vorgespanntem Stahlfaserbeton
kann beispielsweise zur Begrenzung der Rissbreite für wasser- sein, um eine möglichst optimale Verankerung der Stahlfaser • gefügedichten und haufwerksporigen Leichtbeton
undurchlässige Konstruktionen herangezogen werden. Bei stark zu erreichen. Bei üblichen Faserlängen von 50 mm sollte das • hochfesten Beton der Druckfestigkeitsklassen ab C55/67
bewehrten Bauteilen kann der Bewehrungsgehalt reduziert und Größtkorn 16 mm nicht überschreiten. Ebenso spielt der Faser- • Stahlfaserbeton ohne Betonstahlbewehrung in den
das Bauteil problemloser betoniert werden. Die Bauteilqualität durchmesser eine entscheidende Rolle, da mit abnehmendem Expositionsklassen: XS2, XD2, XS3 und XD3, bei denen die
wird so erhöht. Durchmesser die Anzahl der zur Verfügung stehenden Fasern je Stahlfasern rechnerisch in Ansatz gebracht werden
Abb. 8.16.3 Kilogramm erhöht wird. Die zusätzliche Oberfläche der Stahlfa- • selbstverdichtenden Beton
Stahlfaserbeton – Frischbeton beim Einbau mit der Pumpe
sern führt zu einer steiferen Betonkonsistenz im Vergleich zum • Stahlfaserspritzbeton

248 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 249


Anwendungen Anwendungen

Stahlfaserbeton Stahlfaserbeton
8.16

8.16
Festbetonprüfungen Stahlfaserbeton von Holcim Alternative Möglichkeiten bei Faserbeton Kunststofffasern
Die Verwendung von Stahlfaserbeton sollte auf Grundlage der Faserbeton ist ein Beton, dem Fasern zugegeben werden, um Polypropylenfasern, die meist verwendeten organischen Fasern,
Richtlinie Stahlfaserbeton erfolgen. Holcim Steelpact bestimmte Betoneigenschaften zu verbessern. Als Faserwerk- werden dem Beton beigemischt, um Frühschwindrisse zu ver-
C30/37 L1,2/0,9 - XC4, XF1, XM1, F4, 16 mm
stoffe kommen in der Praxis Stahl, Kunststoff und alkaliresisten- meiden. In Beton mit erhöhtem Feuerwiderstand werden sie
Grundsätzlich sind die geforderten Stahlfaserbetoneigenschaf- Stahlfaserbeton der Leistungsklasse L1-1,2 für die tes Glas zum Einsatz. Das Fasermaterial wird im Wesentlichen zur Abminderung des Wasserdampfdrucks im Zementstein
Verformung 1 und der Leistungsklasse L2-0,9 für die
ten durch erweiterte Erstprüfungen nachzuweisen. Die Konfor- Verformung 2 anhand der Anwendung und geforderten Eigeschaften ausge- eingesetzt.
L1,2/0,9 Charakteristischer Wert der äquivalenten Zugfestig-
mität ist im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle zu keit:
wählt. In Abb. 8.16.10 sind die gebräuchlichsten Faserwerkstoffe
bestätigen. 1,0 N/mm2 im Grenzzustand der Gebrauchstauglich- sowie deren Eigenschaften dargestellt. Pro Kubikmeter Beton sind etwa 1 kg Fasern notwendig. Das Ein-
keit 0,8 N/mm2 im Grenzzustand der Tragfähigkeit
mischen geschieht relativ einfach und erfordert keine speziellen
C30/37 Druckfestigkeitsklasse
Zur Prüfung der Leistungsfähigkeit werden sogenannte Biege- Vorkehrungen oder Einrichtungen.
Faserwerkstoff Stahl AR-Glas Polypropylen
balken vewendet. Es sind mindestens 6 Biegebalken je Prüfung XC4, XF1, XM1 Expositionsklassen
E-Modul
erforderlich. Als Ergebnis der weggesteuerten Prüfung erhält F4 Konsistenz F4, sehr weich 160 - 210 72 - 75 3,5 - 18
[kN/mm²] Abb. 8.16.11
man die Leistungsklassen L1 und L2 für die Verformungen bei 16 mm Größtkorn 16 mm Zugfestigkeit
Kunststofffasern
270 > 1.000 1.500 - 1.700 320 - 560
0,5 mm sowie bei 3,5 mm. Diese Materialkennwerte können für [N/mm²]
Abb. 8.16.7
die Nachweise der Gebrauchstauglichkeit sowie der Tragfähig- Bruchdehnung
Bezeichnung von Stahlfaserbeton Holcim Steelpact 3 - 10 1,5 - 2,4 5 - 20
[%]
keit verwendet werden.
Dichte
7,85 2,68 0,91
[g/cm³]
Herstellung im Transportbetonwerk Abb. 8.16.10
Verschiedene Faserarten gegenübergestellt
Stahlfaserbeton sollte in einem Transportbetonwerk hergestellt
werden. Die Stahlfasern werden während des Herstellungspro-
zesses in den Fahrmischer dosiert und so optimal untergemischt. Weiterhin sind verschiedene Fasergeometrien in unterschied-
Die nachträgliche Zugabe der Stahlfasern auf dem Werksge- lichen Abmessungen, d. h. unterschiedlichen Längen und
lände ist ebenso möglich. Dafür bieten Dosierbänder sowie Ein- Durchmessern verfügbar. Sie haben neben der üblicherweise in
blasgeräte Vorteile, da mit moderater Mischleistung bereits eine Kilogramm je Kubikmeter Beton angegebenen Dosierung der
Abb. 8.16.12
optimale Durchmischung der Fasern im frischen Beton erreicht Faser entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Polypropylenfaser 20 mm
wird. Werden Aufzüge verwendet, ist auf eine ausreichende Faserverbundbaustoffes. Länge

Mischzeit zu achten. Als Richtwert kann von einer Minute je Ku-


bikmeter ausgegangen werden – bei einer Mindestmischdauer Alkaliresistente Glasfasern
von fünf Minuten. Grundsätzlich sollte die Ausgangskonsistenz Abb. 8.16.8 Alkaliresistente Glasfasern (AR Glasfasern) können aufgrund
Konsistenzprüfung bei Stahlfaserbeton
des Betons im Bereich plastisch bis weich liegen, um eine gute ihrer Materialeigenschaften grundsätzlich zur Verbesserung der
Vermischung der Stahlfasern zu erreichen. Nachrisszugfestigkeit des Betons eingesetzt werden. Ebenso
können sie einen gewissen Vorteil im noch ungerissenen Beton
Verarbeitung auf der Baustelle bieten.
Die Verarbeitungskonsistenz sollte zwischen F3 und F4 liegen. Aufgrund ihrer betonähnlichen Dichte von rund 2,6 kg/dm³
Eine steifere Konsistenz – z. B. zur Herstellung eines Gefälles – ist lassen sie sich in der Regel problemlos in den Beton einbringen
ebenso möglich. Stahlfaserbeton muss grundsätzlich verdichtet und sind sedimentationsstabil. Wie bei allen Faserbetonen ist
werden. Die Verdichtungsintensität ist auf die gewählte Kon- der Konsistenzrückgang durch die zusätzlich eingebrachte hohe Abb. 8.16.13
sistenz abzustimmen. Faseroberfläche zu berücksichtigen. Dies geschieht in der Regel Eingefärbter Beton mit
Kuststofffasern
Auf ein ausgiebiges Nachverdichten sollte möglichst verzichtet durch eine ausreichende Bindemittelmenge sowie den planmä-
werden, um Sedimentationen oder ungewollte Faserorientierun- ßigen Einsatz von Betonverflüssigern und Fließmitteln.
gen zu vermeiden. Im Zweifelsfall wird eine enge Abstimmung
zwischen den Bauausführenden und dem Stahlfaserbetonliefe- Aktuell muss die Anwendung in baurechtlich relevanten Berei-
ranten empfohlen. Nach Fertigstellung des Bauteiles ist unmit- chen für tragende oder rissbreitenbeschränkende Zwecke durch
telbar mit der Nachbehandlung zu beginnen. Abb. 8.16.9 eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder eine Zustim-
Würfelherstellung mit Stahlfaserbeton mung im Einzelfall erfolgen.

Entsprechende Regelungen wie für Stahlfaserbeton gibt es zur


Zeit noch nicht.

250 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 251


Anwendungen Anwendungen

Verfüllbaustoffe Verfüllbaustoffe
8.17

8.17
Abb. 8.17.1 Funktionsweise Kanalverfüllung (Beispiel Fillpact ohne Sand) Abb. 8.17.4
Funktionsweise Gra- Funktionsweise
benverfüllung (Beispiel: Ringraum-/Kanal-
Optional erhältlich: Spritzschutz-
verfüllung (Beispiel
Terrapact)
Œ  Ž   Tasche für den Fahrmischer
Fillpact ohne Sand)
(siehe Bild rechte Seite).

Fahrbahn

Abmauerung

Vorteil Holcim TerraPact: Das Material fließt


Auftriebssicherung mit Haltebank TerraPact F1/F2
oder Abstützung gegen den Verbau
beim Ziehen des Verbaus noch während Fließstrecken von mehreren 100 m möglich
der Verfüllung in die entstehende Lücke nach!
TerraPact F5

Zeitweise fließfähige, selbstverdichtende Verfüllbaustoffe Abb. 8.17.5


Ringraumverfüllung
Verfüllbaustoffe (ZFSV) – Terrapact nach Einzug einer
Zeitweise fließfähige, selbstverdichtende Verfüllbaustoffe aus Extrem fließfähige Bindemittelsuspensionen sowie fließ- und Offene Gräben und Baugruben aller Art können mit Terrapact neuen Rohrleitung in
den alten Kanal
Böden und Baustoffen (ZFSV) werden überwiegend im Tiefbau pumpfähige Verfüllmörtel werden hauptsächlich bei der Ver- ideal verfüllt werden (siehe Abb. 8.17.1). Einbauteile wie
bei der Verfüllung von offenen Baugruben und im Kanal- und füllung von unzugänglichen Hohlräumen wie z. B. Ringräumen, beispielsweise Rohre und Leitungen, auch in sich kreuzenden
Rohrleitungsbau eingesetzt. Die selbstverdichtende Eigenschaft Kanal- und Rohrleitungen sowie stillgelegten Tankanlagen Bereichen, sowie Schächte werden ohne zusätzliche Verdichtung
sorgt für eine optimale Bettung sämtlicher Rohr- und Medien- eingesetzt. Die technischen Eigenschaften können der jeweiligen vollständig ummantelt. Im Kanal- und Rohrleitungsbau wird da-
leitungen sowie für einen schnellen Baufortschritt. Anforderung angepasst werden. mit eine nahezu hohlraumfreie Ummantelung des Rohres und
Durch die geringe Endfestigkeit ist eine langfristige Wiederaus- somit eine optimale Bettung für eine lange Lebensdauer erreicht.
hubfähigkeit gegeben. Die Ausbildung eines leichten Gefälles – z. B. im Bereich eines
Abb. 8.17.2
Verfüllung eines Arbeits-
Geländeabschlusses bei offenen Gräben – ist möglich.
raumes mit neuer Rohr-
leitung

Folgende Anwendungsgebiete im Kanal- und Rohrleitungsbau


sind dabei abgedeckt: Fließfähige, selbstnivellierende und hydraulisch erhärtende
• als Gründungsschicht Suspensionen – Fillpact ohne Sand
• in der gesamten Leitungszone Fillpact als extrem fließfähige Suspension und Bindemittel-
• für die Hauptverfüllung suspensionen aus dem Spezialbindemittel Doroflow werden
hauptsächlich bei der drucklosen Verfüllung von unzugänglichen
Hohlräumen wie z. B. Ringräumen und stillgelegten Kanal- und
Weiterhin kann ein Verhindern der Längsdränage aufgrund der Rohrleitungen eingesetzt (siehe Abb. 8.17.4). Zur hohlraumfreien
schwachen Wasserdurchlässigkeit erreicht werden. Darüber hin- Verfüllung sind ausreichende Einfüllöffnungen und Entlüftungs-
aus eignet sich Terrapact auch zur Verbesserung der Tragfähig- möglichkeiten vorzusehen, nicht zu verfüllende Bereiche müssen
Abb. 8.17.3 keit bei Verfüllung von Aufgrabungen im Straßenbau, bei Bau- sorgfältig abgedichtet werden. Suspensionen eignen sich auch
Einsatz einer Pumpe bei großvolumiger Bauwerkshinterfüllung grubenverfüllungen und Bauwerkshinterfüllungen. Die Umwelt- für geringe Rohrquerschnitte und gefällearme Bereiche über
verträglichkeit ist gemäß Gutachten gegeben und der Einsatz im längere Strecken, wenn durch die Verfüllung über einen Schacht
grundwassergefüllten Bereich unbedenklich. ein ausreichend hoher hydrostatischer Druck aufgebaut werden
kann. In letzterem Fall kann die Verwendung einer Pumpe
zweckmäßig sein.

Die technischen Eigenschaften der Bindemittelsuspensionen


können den jeweiligen Anforderungen angepasst werden.

252 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 253


Anwendungen Anwendungen

Verfüllbaustoffe
8.17

8.17
Abb. 8.17.6 Funktionsweise Hohlraumverfüllung (Beispiel Holcim FillPact)
Funktionsweise Hohlraum-
verfüllung (Beispiel Fillpact
mit Sand)

Abmauerung

Verfüllung stillgelegter Kanal über Schacht Verfüllung stillgelegter Erdtank

Abb. 8.17.7 Leichte, fließfähige und selbstverdichtende Suspension-


Verfüllung über Rohrlei-
Fillpact Light
tung

Der Verfüllbaustoff eignet sich aufgrund seiner geringen


Rohdichte (Frischbetonrohdichte < 1,0 kg/dm³) und der fließ-
fähigen Konsistenz besonders bei der Sanierung von alten
Rohrleitungen, bei der eine sogenannte Ringraumverfüllung
ausgeführt wird. Auch für die setzungsarme Hinterfüllung
von Bauwerken und Hohlräumen ist Fillpact Light das ideale
Produkt.
Durch die geringe Rohdichte, die je nach Anforderungen ange-
passt werden kann, weist das Material wärmedämmende
Eigenschaften auf.

Abb. 8.17.8 (links)


Hohlraumfreie Bauwerks-
verfüllung mit Treppen,
Schächten und Rohrlei-
tungen

Abb. 8.17.9 (rechts)


Hinterfüllung eines
Schwimmbeckens

254 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 255


Anwendungen Anwendungen

Bodenverfestigung Bodenverfestigung
8.18

8.18
Abb. 8.18.4
Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln sind Betontrag- Anwendungs- Untergrund/
Begriffszuordnung Oberbau Regelwerke für
Die Bodenbehandlung (Bodenverbesserung und Bodenverfes- schichten nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 und hydraulisch bereich Unterbau Bodenbehandlungen
tigung) mit Bindemitteln ist eine bewährte Bauweise, die ab gebundene Tragschichten (HGT) im Zentralmischverfahren.
Mitte der 50er Jahre im Erdbau eine zunehmende wirtschaftli- HGT`s leiten die statischen und dynamischen Einwirkungen die
Tragschichten
che Bedeutung erlangte. Die Herstellung erfolgt im Baumisch- auf die Deckschicht wirken in den Untergrund bzw. Unterbau ab. Oberbegriff Bodenbehandlung mit hydraulischen
verfahren. Sie werden auf den Straßenoberbau angerechnet. Bindemitteln

Bodenbehandlungen sind Verfahren, bei denen Böden so ver-


ändert werden, dass die geforderten Eigenschaften erreicht Für die Tragschicht ist die Dicke die wesentliche Bemessungs-
Verfestigung
werden. Man unterscheidet Bodenverfestigungen und Boden- größe. Sie bestimmt sich aus: Qualifizierte Hydraulisch
Bodenver- Boden- mit hydrauli-
Begriffe Bodenver- gebundene
verbesserungen. • der Verkehrsbelastung besserung verfestigung schen Binde-
besserung Tragschichten
mitteln
• der Tragfähigkeit des Unterbaus
Bodenverfestigungen • den Anforderungen an die Frostsicherheit F1-Boden F2/F3-Boden

Sind Verfahren, bei denen der Widerstand des Bodens gegen


Beanspruchung durch Verkehr und Klima durch die Zugabe von ZTV E-StB ZTV E-StB RStB ZTV E-StB
Bindemitteln so erhöht wird, dass der Boden dauerhaft tragfä- Merkblatt über Merkblatt über RStO Merkblatt über RStO
Bodenverfes- Bodenverfes- ZTV Beton-StB Bodenverfes- ZTV Beton-StB
hig und frostbeständig wird. Zuordnung der
tigung und tigung und tigung und
Regelwerke
Bodenverbes- Bodenverbes- Bodenverbes-
serung mit serung mit serung mit
Bodenverbesserungen Bindemitteln Bindemitteln Bindemitteln
Sind Verfahren zur Verbesserung der Einbaufähigkeit und Ver-
dichtbarkeit von Böden und zur Erleichterung der Ausführung A Erhöhung der Reduzierung
von Bauarbeiten. Erhöhung der Erhöhung der Tragfähigkeit der Oberbaus- Reduzierung der
Tragfähigkeit Tragfähigkeit bei grobkör- tärke durch Ver- Schichtdicke des
des Planums des Planums nigen Böden festigung des Asphaltoberbaues
und Anrech- F2/ F3-Bodens
Qualifizierte Bodenverbesserungen nung auf den
Sind Bodenverbesserungen mit erhöhten Anforderungen hin- Anwendung Oberbau
und daraus
sichtlich des Frost- und Tragfähigkeitsverhaltens (Beispiel siehe Abb. 8.18.2 resultierende Reduzierung
Maschine beim Ausstreuen von Bodenverfestigungsmaterial Einsparung der Oberbau- keine
Abb. 8.18.1). stärke durch Anrechnung der
Qualifizierte Verfestigung
Bodenver- bei vollge-
Qualifizierte Bodenverbesserung Brücke besserung im bundenem
Planumsbereich Oberbau
Abgestufte Bindemittelgehalte mit hochgesetzten F2/F-Boden
im Bereich der Brückenwiderlager Widerlagern w
Abb. 8.18.5
Regelwerke zu den
Decke (Asphalt/Beton) ZTV Beton-StB Bodenschichten
Qualifizierte TL Asphalt-StB
Qualifizierte TL Beton-StB
Bodenverbesserung Asphalttragschicht
Bodenverbesserung
mit z. B. 3 M.-%
mit z. B. 5 M.-%
Bindemittel und/oder
Bindemittel ZTV Beton-StB
TL Beton-StB
Qualifizierte Bodenverbesserung Tragschicht mit hydraulischem Bindemittel
mit z. B. 7 M.-% Bindemittel

Kies- oder Schottertragschicht und/oder RStO


Frostschutzschicht bzw. Schicht aus
Untergrund abgetreppt ZTV SoB-StB
frostunempfindlichem Material
Qualifizierte Bodenverbesserung TL Gestein-StB
mit z. B. 7 M.-% Bindemittel
Untergrund/Unterbau - eventuell verfestigt ZTV E-StB
Abb. 8.18.3 oder Qualifizierte Bodenverbesserung TL BuB E-StB
Abb. 8.18.1
Maschine beim Ausstreuen von Bodenverfestigungsmaterial
Qualifizierte Bodenverbesserungen

256 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 257


Anwendungen Anwendungen

Bodenverfestigung Bodenverfestigung
8.18

8.18
Bindemittel für die Bodenbehandlung Wirkungsweise der Bindemittel • Mischbindemittel: für leicht- bis mittelplastische Tone,
Für die Auswahl des Bindemittels sollte zuerst die Bauaufgabe • Baukalke: für mittel- bis hochplastische Tone (Wirkungs- gemischtkörnige Böden und vernässte, grobkörnige Böden
und das Ziel der Bodenbehandlung definiert werden. Hierzu weise unterscheidet sich in Sofortreaktion) - Die Wirkung von Kalk-Zement-Mischbindemitteln
sind der anstehende Boden mit seinen Eigenschaften und die - schnelle Reduzierung des Wassergehaltes im Boden- beruht auf dem Synergieeffekt von Feinkalk und
erdstatischen Anforderungen an das Bauwerk zu betrachten. Bindemittel-Gemisch Zement und nutzt von beiden Produkten alle positiven
- Krümelbildung Eigenschaften
Bindemittelarten: - A
 ggregatbildung feinkörniger Böden und Langzeit-
• Zemente nach DIN 197-1 reaktionen • Hydrophobierte Bindemittel
• Baukalke nach DIN EN 459-1 - Puzzolanische Verfestigung - Hydrophobierte Bindemittel finden dort ihren Einsatz, wo
• Hydraulische Tragschichtbinder nach DIN EN 13282 - Karbonatisierung die Bindemittel nach dem Ausstreuen nicht unmittelbar
• Mischbindemittel aus genormten hydraulischen Binde- - Kationenaustausch eingefräst werden können bzw. wenn die Bodenbehand-
mitteln oder deren hydraulischen Hauptbestandteilen lung in einer Jahreszeit stattfindet, in der mit höheren
nach FGSV Merkblatt 564 aus 2012 • Zemente: für grobkörnige Böden mit sehr geringem Niederschlägen gerechnet werden muss. Die Hydropho-
Abb. 8.18.8 Schluffanteil bierung wird erst mit dem Fräsvorgang aufgebrochen.
Einbau von Hydroport - Die Wirkung des Zements beruht auf Bindeeffekte des Somit steht für die Verarbeitung ein längeres Zeitfenster
Zementsteins. Die Aggregate werden umhüllt und ver- zur Verfügung
Abb. 8.18.6 netzt und die Reaktion findet im Porenwasser statt
Einsatzbereich der
Bindemittel Schluffkorn Sandkorn Kieskorn
Fein- Mittel- Grob- Fein- Mittel- Grob- Fein- Mittel- Grob-
100
Abb. 8.18.9
90 Streufahrzeug bei der
Arbeit

80
Massenanteil der Körner < d in % der Gesamtmenge

70

60

50

40

30

20

10

0 Abb. 8.18.10 (links)


Übergabe von Bodenver-
0,001 0,002 0,006 0,01 0,02 0,06 0,1 0,2 0,6 1 2 6 10 20 60 100
besserungsmaterial
Korndurchmesser d [mm]

Abb. 8.18.11 (rechts)


Streufahrzeug bei der
Abb. 8.18.7 Arbeit
Ausstreuen der
Bindemittel

258 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 259


Vorgefertigte Betonbauteile Vorgefertigte Betonbauteile
9.0

9.0
260 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 261
Vorgefertigte Betonbauteile Vorgefertigte Betonbauteile

Betonfertigteile Betonfertigteile
9.1

9.1
In nachfolgender Tabelle ist eine Übersicht einiger Betonfertigteile mit ihren geltenden Normen dargestellt.
Fertigteile Die werksseitige Fertigung bringt jedoch einige Vorteile mit
Vorgefertigte Betonbauteile sind, oft serienmäßig, im Werk oder sich: Abb. 9.1.4
Betonteil (Produktgruppe) Produktnorm
auch auf der Baustelle hergestellte Bauteile aus Beton, Stahl- • kurze Transportwege des Betons, i. d. R. mittels Übersicht einiger Produkt-
normen für Betonfertigteile
beton oder Spannbeton. Diese werden dann, wenn nicht vor Kübelbahn oder Kübel Allgemeine Regeln für Betonfertigteile DIN EN 13369

Ort gefertigt, zur Baustelle transportiert und dort mithilfe eines • gezielte Aussteuerung der Betonrezepturen sowie Betonfertigteile – Hohlplatten DIN EN 1168, DIN EN 1168/A3
Krans montiert bzw. eingebaut. Mischtechnik und -steuerung möglich
Betonfertigteile – Gründungspfähle DIN EN 12794, DIN EN 12794 Berichtigung 1
• auch empfindlichere Betone wie SVB möglich, sofern
Abb. 9.1.1 die Mischtechnik und -steuerung dies erlauben Betonfertigteile – Deckenplatten mit Stegen DIN EN 13224
Betonfertigteile
• Einflussnahme auf die Umgebungstemperatur mittels
(Treppen) auf dem Betonfertigteile – Stabförmige tragende Bauteile DIN EN 13225
Lagerplatz Heizen einfach möglich.
Betonfertigteile – Deckenplatten mit Ortbetonergänzung DIN EN 13747, DIN EN 13747/A2
Durch die Serienfertigung im Werk werden normalerweise
Betonfertigteile – Treppen DIN EN 14843
Betonrezepturen mit einer hohen Frühfestigkeit benötigt, um
innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters die Bauteile ausscha- Betonfertigteile – Hohlkastenelemente DIN EN 14844, DIN EN 14844/A2

len und die Schalungen erneut belegen zu können. Als Mindest- Betonfertigteile – Gründungselemente DIN EN 14991
zielwert beim Entformen gilt gemäß DIN 1045-4 eine mittlere
Betonfertigteile – Wandelemente DIN EN 14992, DIN EN 14992/A1
Druckfestigkeit von 15 N/mm2. Dies kann aber je nach Bauteil
und Art der Herstellung variieren. Betonfertigteile – Fertigteile für Brücken DIN EN 15050, DIN EN 15050/A1
In diesem Zusammenhang wird vor allem mit CEM I- und CEM II-
Betonfertigteile – Stützwandelemente DIN EN 15258
Zementen gearbeitet. Durch eine angepasste Rezeptur ist je-
doch auch die Verwendung von CEM III-Zementen möglich. Betonfertigteile – Spaltenböden für die Tierhaltung DIN EN 12737, DIN EN 12737/A1

Durch die Fertigung im Betonfertigteilwerk ist es möglich, größ- Diese Zemente weisen einen reduzierten CO2-Footprint auf, und
Betonfertigteile – Maste DIN EN 12843
tenteils witterungsunabhängig Bauteile in gleichmäßig hoher haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie eine helle Farbgebung
Betonfertigteile – Betonfertiggaragen – Teil 1: Anforderungen an monolithische oder aus raum-
Qualität zu produzieren. Kurze Transportwege innerhalb eines mit sich bringen. DIN EN 13978
großen Einzelteilen bestehende Stahlbetongaragen
Werkes sowie die Fertigung in Serie begünstigen einen schnellen Betonfertigteile – Balkendecken mit Zwischenbauteilen – Teil 1: Balken DIN EN 15037-1
und wirtschaftlichen Herstellprozess. Wie bei Ortbeton muss auch der Beton in einem Fertigteilwerk
verdichtet werden. Dies kann, wie auch bei Ortbeton, mittels In-
An die Herstellung, Ausgangsstoffe und Zusammensetzung so- nenrüttler erfolgen. Dieser kommt häufig bei der Einzelfertigung
wie der Nachbehandlung des Betons von Fertigteilen werden zum Einsatz, wie z. B. bei Treppenelementen. In der Serienferti- Die Verwendung von Betonfertigteilen ist vielfältig. Bei dem Bau Betonfertigteile werden typischerweise als monolithische Bau-
grundsätzlich keine abweichenden Anforderungen zu denen von gung wird vermehrt auf Außenrüttler zurückgegriffen. So kom- von gewerblich genutzten Gebäuden, wie z. B. Industriehallen teile, als Sandwichkonstruktion oder als Halbfertigteil hergestellt.
Ortbetonbauteilen gestellt. Es gelten die gleichen Regeln nach men z. B. in einem Betondeckenwerk hauptsächlich Rüttel- oder oder Bürogebäuden, ist die Verwendung von vorgefertigten
DIN EN 206-1 wie für Ortbetonbauteile. Schütteltische zum Einsatz. Betonelementen (Stützen, Deckenplatten, Wandelemente, etc.) Bei der klassischen monolithischen Bauweise besteht das Fertig-
Die Nachbehandlung erfolgt analog zum Transportbeton gemäß üblich (Abb. 9.1.2 und Abb. 9.1.3). teil aus massivem Beton oder Stahlbeton. Als Beispiel können
der DIN 1045-3. hierfür Treppen, Stützen, Träger und Wandelemente genannt
Im Wohnungsbau ist der Einsatz von Betonfertigteilen ebenso werden.
vielfältig möglich. So wurden in der ehemaligen DDR und wer-
den auch heutzutage noch in vielen anderen Ländern ganze Bei der Sandwichkonstruktion handelt es sich um Betonfertig-
Abb. 9.1.2
Elementwände auf der Siedlungen mit Betonfertigteilen errichtet. In Deutschland be- teil-Wandelemente, die aus mehreren Schichten gefertigt wer-
Baustelle aufgestellt schränkt sich der Einsatz von Fertigteilen im Wohnungsbau wei- den. Zum Erreichen einer besseren Wärmedämmung befindet
testgehend auf Systemwandelemente, Deckenplatten, Treppen- sich zwischen zwei Stahlbetonschichten eine Dämmstoffschicht.
häuser und Betontreppen. Dabei sind die beiden Außenschalen durch den Dämmstoff
Weitere Einsatzgebiete von Betonfertigteilen finden sich bei hindurch miteinander verankert.
der Errichtung von Windkraftanlagen (Hybridtürme) sowie im
Abb. 9.1.3
Lagerung von Element- Tiefbau (Leitungskanäle, Betonrohre, Schächte, Kleinkläranlagen, Halbfertigteile kommen in Deutschland hauptsächlich als Decke-
wänden im Fertigteilwerk etc.), im Straßenbau (Winkelstützwände, Straßenleitplanken, nelemente vor. Hierbei ersetzt das Halbfertigteil das zeitaufwen-
etc.), im Brückenbau (Brücken für Fußgänger und Radfahrer als dige Erstellen einer Schalung auf der Baustelle.
komplettes Fertigteil) und im Tunnelbau, wenn dieser in der
sogenannten Tübbingbauweise erstellt wird.

262 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 263


Vorgefertigte Betonbauteile Vorgefertigte Betonbauteile

Betonwaren Betonwaren
9.2

9.2
Betonwaren Betonteil (Produktgruppe) Produktnorm Die üblichen Zementgehalte können zwischen 250 und Farbige Betonwarenprodukte werden mit Pigmenten eingefärbt.
Die Herstellung von Betonwaren erfolgt aus erdfeuchten Betonrohre DIN EN 1916, DIN V 1201 350 kg/m³ variieren, wobei Zementgehalte unter 300 kg/m³ Diese werden als Pulver oder in flüssiger Form als Slurry dem
Betonen. In Metallformen wird der Beton durch intensive Betonrohre mit Falz RiBoN1) (nicht in Vorsatzbetonen) bei Fertigungsanlagen neuerer Bauart Mischvorgang zugeführt. Einige anorganische Oxidpigmente
Rüttel-Press-Verdichtung in Form gebracht und entweder sofort Schachtfertigteile- DIN EN 1917 keine Besonderheit sind. Bei Vorsatzbetonen sind Zementge- haben gezeigt, dass sie in den unterschiedlichsten Klimabedin-
Abwasserkanäle DIN V 4034-1
oder nach kurzer Aushärtungszeit entschalt. Das sofortige Schachtfertigteile- DIN 4034-2 halte zwischen 350 bis 450 kg/m³ durchaus üblich. Es gibt keine gungen sehr gute Echtheitseigenschaften aufweisen. Die Farbin-
Entformen setzt eine ausreichend hohe Grünstandfestigkeit des Brunnen und Sickeranlagen festen Angaben für einen optimalen Zementgehalt. Dieser ist tensität ist abhängig von der Dosierung und Qualität der Farbe.
Betons voraus, d. h. die Formgebung des Produktes muss auch Klärgrubenfertigteile DIN EN 12566-1 und -3 immer durch geeignete Prüfungen an den jeweiligen Produkten Aber auch von der Eigenfarbe des Zements und des verwendeten
DIN 4261-1
unter seinem Eigengewicht stabil bleiben. In diesem Zustand im Betonwerk festzulegen. Nicht nur die Grünstandfestigkeit ist Sandes, des Wasserzementwertes und der Dosierreihenfolge
Platten aus Beton DIN EN 1339
erhärtet das Produkt. abhängig von der richtigen Auswahl der Gesteinskörnungen nach in den Betonmischer. Für den Erfolg brillanter farbiger Beton-
Bordsteine DIN EN 1340, DIN 483
An Betonwaren werden je nach Verwendungszweck hohe Art und Korngröße, angepasst an das jeweilige Produkt, sondern produkte sind immer umfangreiche Farbvorversuche mit den
Pflastersteine DIN EN 1338
Qualitätsanforderungen gestellt. Zu nennen sind beispielsweise auch die Festbetoneigenschaften bzw. optischen Qualitäten. jeweiligen Produkten notwendig.
Mauersteine aus Beton DIN EN 771-3
Maßhaltigkeit, Festigkeit, Frost-Tausalz-Widerstand, Abriebwi-
derstand, Dichtigkeit und auch ästhetische Ansprüche. Mauersteine aus Normalbe- DIN V 20000-403 Der für die Betonwarenherstellung häufig verwendete Siebli- Abb. 9.2.4
ton DIN V 18153-100
Schachtringe mit
nienbereich ist nahe B (Regelsieblinie) und besteht meistens
Mauersteine - DIN V 20000-403 Steigeisen
Es sind eine Vielzahl von Erzeugnissen mit den unterschied- Hohlblöcke DIN V 18153-100 aus zwei bis drei Korngruppen. Diese sind im Bereich der feinen
lichsten optischen Gestaltungen in der Anwendung. Es werden Mauersteine - DIN V 20000-403 Gesteinskörnung oberhalb 50 % und das Größtkorn liegt im
nachfolgend einige Produkte von Betonwaren und die jeweiligen Vollsteine, Vollblöcke DIN V 18153-100 Kern-/Hinterbeton zwischen 8 und 16 mm mit Rundkorn bzw.
Produktnormen genannt, siehe Abb. 9.2.3 Betondachsteine DIN EN 490 bis 8 mm mit Splitt. Die Vorsatzbetone werden in der Regel aus
1)
Richtlinie für Betonteile ohne Norm und Gütezeichen Gesteinskörnungen, Sand und 3 bis 5 mm Splitt hergestellt.
Auch die Kornform kann die Dichtigkeiten des Betons beeinflus-
Abb. 9.2.3
Abb. 9.2.1 sen, was bei Splittbetonen einen höheren Verdichtungsaufwand
Wesentliche Betonteile (Produktgruppen) in der Betonwarenindustrie
Betonpflastersteine
gegenüber Kiesbetonen auf Grund der inneren Reibungskräfte
notwendig macht.
Die Betonwaren werden überwiegend mit automatischen Pro- Die feinen und groben Gesteinskörnungen sollten möglichst
duktfertigern hergestellt. Um eine hohe Produktionsauslastung geringe Schwankungen in den Kornzusammensetzungen auf- Abb. 9.2.5
zu erreichen, sind meistens vollautomatische Produktionsabläu- weisen, um den Einfluss auf Wasseranspruch und Verdichtbar- Schachteinsätze

fe in den Betonwerken integriert. keit bei der Herstellung gering zu halten.


Es war lange Zeit Tradition, die erdfeuchten Betone als klassi-
sches Dreistoffsystem – Gesteinskörnung-Zement-Wasser – Zu den üblich verwendeten Zusatzstoffen in der Betonwaren-
herzustellen. Der Einsatz von verflüssigenden Zusatzmitteln produktion gehören überwiegend Steinkohlenflugaschen (SFA),
und unterschiedlichsten Zusatzstoffen macht es heute möglich, ferner werden auch Gesteinsmehle o. ä. eingesetzt.
die Betonzusammensetzungen sehr kreativ zu gestalten. Diese Die Verwendung von Flugaschen verbessert nicht nur die Ver-
praktikablen Fünfstoffsysteme ermöglichen mit einer beton- dichtungswilligkeit und Grünstandfestigkeit des Betons, son-
technologischen Flexibilität die optimalen Verarbeitungs- und dern wird auch eingesetzt, um unter wirtschaftlichen Aspekten
Abb. 9.2.2
Betonrohre direkt nach Festbetoneigenschaften auch unter Berücksichtigung von die Bindemittelgehalte zu optimieren.
der Herstellung
wirtschaftlichen Aspekten. Flugaschen können teilweise eine dunkle Farbgebung aufwei-
sen, die in den Betonoberflächen ebenfalls sichtbar werden
Abb. 9.2.6
Es gibt keine einheitlichen Vorgaben zur Erstellung von Betonre- und zu Farbschwankungen führen können. Dies kann auch bei Konen und Ausgleichsringe

zepturen für erdfeuchte Betonwaren. Die unterschiedlichsten einzufärbenden Betonprodukten eine höhere Dosierung der
Produktionsverfahren erfordern jeweils angepasste Betonzu- Farbpigmente bedeuten. Daher wird in der Regel bei Betonwaren
sammensetzungen. Diese sind in der Regel ziemlich trocken und die zweischalig mit Kern- und Vorsatzbeton hergestellt werden,
haben sehr steife Konsistenzen mit einem Wasserzementwert meistens im Vorsatzbeton keine Flugasche verwendet – und
zwischen 0,35 und 0,45 und einen daraus resultierenden niedri- zwar nicht nur wegen der Gewährleistung gleichbleibender Farb-
gen Wassergehalt in der Gesamtmischung. Derartige Mischun- qualitäten der Betonoberflächen, sondern wegen Erfahrungen
gen können bei einer optimalen Rüttel-Press-Verdichtung u. a. mit der Dauerhaftigkeit bei verstärkten Frost-Tausalz-Belastun-
hohe Grünstandfestigkeiten aufweisen. gen wie z. B. an Oberflächen von Betonpflastersteinen.

264 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 265


Vorgefertigte Betonbauteile Vorgefertigte Betonbauteile

Betondachsteine Porenbeton
9.3

9.4
Betondachsteine Porenbeton Abb. 9.4.1
Porenbetonsteine
Betondachsteine sind industriell hergestellte Betonprodukte, Porenbeton gehört zu der Gruppe der Leichtbetone.
die in einem für die Betonproduktion sehr speziellen Herstel- Aus Porenbeton werden in einem industriellen Prozess unter-
lungsprozess gefertigt werden. In einer Art Strangpressverfah- schiedlichste Bauelemente hergestellt wie z. B. Mauersteine
ren wird aus einem erdfeuchten Mörtel durch die sogenannte oder großformatige Fertigteile. Eine zementhaltige Mischung
Dachsteinmaschine ein endloser Strang in Dachsteinform aus Kalk, gemahlenem Quarzsand und Wasser wird unter Zuga-
erzeugt, der anschließend auf die gewünschte Länge der Be- be von Aluminiumpulver in Formen gegossen. Durch che-
tondachsteine geschnitten wird. mische Reaktion entsteht gasförmiger Wasserstoff, der ein Trei-
ben verursacht. Es bildet sich ein Rohling mit hohem Porenanteil.
Betondachsteine gelten als besonders robust und dauerhaft.
Sie werden in unterschiedlichen Formen und Farben mit ver- Diese Rohlinge verfestigen sich aufgrund der Hydratationsreak-
schiedenen Oberflächenbeschaffenheiten hergestellt. tionen des Zements. Die Rohlinge können durch Schneiden und
Fräsen in die gewünschte Form gebracht werden. Ihre endgültige
Abb. 9.4.2
Festigkeit erhalten die Porenbetonelemente durch eine Autokla- Porenbetonmauerwerk
vierung (Dampfdruckerhärtung), bei der sich aus Sand und Kalk
Kalziumsilikathydrate bilden.

Porenbetonelemente haben eine Rohdichte von 300 bis


1.000 kg/m3. Sie zeichnen sich unter anderem durch sehr gute
Wärmedämmeigenschaften aus.
Abb. 9.3.2
Dachstuhl mit Betondachsteinen

Abb. 9.3.1
Abb. 9.4.3
Betondachsteine
Porenbeton im
Wohnungsbau

Abb. 9.4.2
Mauerwerk aus Porenbeton

266 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 267


Vorgefertigte Betonbauteile Vorgefertigte Betonbauteile

Textilbeton/Carbonbeton Textilbeton/Carbonbeton
9.5

9.5
Textilbeton Carbonbeton Abb. 9.5.7
solidian GRID
Textilbeton kombiniert die hohe Druckfestigkeit des Betons mit Im Instandsetzungsbereich wird Textilbeton aufgrund der Flexi- Die Bezeichnung Carbonbeton wird für Betone mit Matten- oder Bewehrungsgitter aus
der hohen Zugfestigkeit technischer Textilien. Dadurch lassen bilität für dünne Verstärkungsschichten genutzt. Diese können je Stabbewehrung aus Carbon verwendet. Somit überschneiden Carbon, das mit inno-
vativer und zukunfts-
sich schlanke und Bauteile mit geringem Eigengewicht realisie- nach Anforderung in mehreren Lagen aufgebracht werden, wo- sich die Begriffe Textil- und Carbonbeton bezogen auf mattenar- weisender Technologie
ren. bei sich das weiche Gelege vielen Formen anpassen lässt. Neben tige Bewehrung aus Carbon. hergestellt wird
Bild: solidian GmbH
einer Erhöhung der Traglast kann Textilbeton auch zur Überbrü- Stabbewehrung aus Carbon wird ähnlich der Matten, bzw.
Zur Herstellung der Textile werden Carbonfasern, aber auch ckung von Rissen bzw. deren Begrenzung eingesetzt werden. Gelege bei Textilbeton aus Einzelfasern im Zusammenschluss zu
AR-Glas- oder Basaltfasern verwendet, welche aus einzelnen Fila- Weitere Anwendungsbereiche sind Fassadenplatten, Schall- Rovings hergestellt. Diese Stäbe lassen sich ähnlich wie Beweh-
menten zu Rovings, bzw. zu Garnen zusammengefasst werden. schutzelemente und Schalen für Dächer. Auch mehrere Brücken- rungsstahl verarbeiten und können bspw. bei der Verwendung
Anschließend werden diese meist zu gitterartigen Strukturen, konstruktionen wurden bereits mit Fertigteilen aus Textilbeton für Fertigteile mit Abstandhaltern in die Schalung eingebracht
sogenannten Gelegen, weiterverarbeitet. Dazu werden die hergestellt. werden.
Faserbündel in den gewünschten Abständen angeordnet und Momentan ist jedoch für die Herstellung von tragenden Bau- Im Vergleich zu Stahlbewehrung korrodiert Carbon nicht und
mit einer Dispersion oder einem Reaktionsharz getränkt, um so teilen aus Textilbeton eine Zustimmung im Einzelfall oder eine weist eine wesentlich geringere Dichte auf. Zusammen mit der Abb. 9.5.8
auch die inneren Fasern statisch nutzbar zu machen. Weichere allgemeine bauaufsichtliche Zulassung notwendig. höheren Tragfähigkeit ergibt sich somit eine deutliche Gewichts- solidian ANTICRACK
Weiterentwicklung der
Gelege werden häufig für Verstärkungen genutzt, um sie leicht ersparnis gegenüber Stahlbeton. Jedoch ist der höhere Preis von Carbonbewehrung soli-
der jeweiligen Form des Bauwerks anpassen zu können. Starre Carbon im Vergleich zu Stahl zu beachten. dian GRID, die gezielt als
rissbreitenbegrenzende
Bewehrungsmatten hingegen erreichen meist höhere Festigkei- Da Carbon- sowie Textilbeton aktuell noch in geringen Stück-
Bewehrung wirkt
ten und daher können zur Herstellung von dünnen tragenden zahlen hergestellt werden, sind die Produktionsabläufe meist Bild: solidian GmbH

Elementen genutzt werden. Um die textile Bewehrung gut zu nicht automatisiert und viele Arbeitsschritte werden händisch
umschließen und somit eine kraftschlüssige Verbindung zu ausgeführt.
gewährleisten, kommen in der Regel feinkörnige und fließfähige
Betone zum Einsatz.
Da die verwendeten Textile nicht korrodieren, kann auf den
Korrosionsschutz durch die Betondeckung verzichtet werden,
wodurch sich dünnere und damit leichtere Bauteile herstellen
Abb. 9.5.9
lassen.
solidian REMAT
solidian REMATs werden
aus korrosionsfreien und
extrem stabilen solidian
Abb. 9.5.1
REBARs hergestellt
Fotobetonfassade
Bild: solidian GmbH
Barkhausenbau
TU Dresden Abb. 9.5.3
Bild: solidian GmbH Integrale Holzbrücken Remstal-1, Bild: solidian GmbH

Abb. 9.5.5
Carbonbetonbrücke Albstadt-1, Bild: solidian GmbH

Abb. 9.5.10
solidian REBAR
Abb. 9.5.2 Die stabförmigen
Fotobetonfassade Detail Bewehrungen solidian
Barkhausenbau REBAR kombinieren hoch-
TU Dresden feste Fasern mit extrem
Bild: solidian GmbH widerstandsfähigen
Harzen
Bild: solidian GmbH

Anwendung

Abb. 9.5.4 Abb. 9.5.6


Integrale Holzbrücken Remstal-2, Bild: solidian GmbH Carbonbetonbrücke Albstadt-2, Bild: solidian GmbH

268 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 269


Vorgefertigte Betonbauteile Vorgefertigte Betonbauteile

Betonbauteile für Küstenschutz Betonbauteile für Küstenschutz


9.6

9.6
Küstenschutz und Wasserbau Holcim Betomat® Betonblockmatten Holcim Basalton® Mauerelemente
Der Küstenschutz gewinnt mehr und mehr an Bedeutung infolge Für den Schutz von Ufer, Böschungen und Gewässerböden ge- Robuste und dekorative Uferbefestigungen und Hangsicherun-
des Klimawandels und dem daraus resultierenden Meeres- gen Erosion durch kleinen Wellenschlag und Strömungen bietet gen. Vorgefertigte Holcim Basalton® Mauerelemente eignen
spiegelanstieg. Dies hat Auswirkungen auf künftige extreme Holcim die Betonblockmatte Betomat® als Lösung. sich hervorragend für Rand- und Uferbefestigungen (z. B. als
Wetterereignisse wie zum Beispiel hohe Sturmfluten. In der Kaimauer) entlang von Flüssen und Seen, Hafenanlagen oder

Nordsee könnten durch den Meeresspiegelanstieg bis zu über Holcim Betomat ist in verschiedenen Ausführungen lieferbar im Promenadenbereich. Das charakteristische Erscheinungsbild
einen Meter höhere Wellen auflaufen. Bei solch hohen Wasser- und vielseitig einsetzbar. verleiht dem Mauerelement ein robustes und einzigartiges
ständen würde sich das vor Nordseesturmfluten zu schützende Aussehen. Werden Elemente aneinandergefügt, so ergeben
Gebiet von derzeit etwa 10.800 Quadratkilometern um etwa Anwendungsbereiche: sich keine sichtbaren horizontalen oder vertikalen Linien – ein
zehn Prozent vergrößern. Durch die besonders stark vertretenen • Abdeckung von wasserdichten Folien schönes, gleichförmiges Bild entsteht. Die Fugentiefe liegt bei
Westwinde wäre in Deutschland besonders die Nordseeküste • Wasserrückhaltebecken drei Zentimetern. Die Elemente sind mit einer Verstärkung
Abb. 9.6.1
Schleswig-Holsteins betroffen. Betonsäulen beim Verlegen • Bodenschutz versehen und werden mit Beton (Festigkeitsklasse C28/35)
• Deichbefestigungen hergestellt.
Nachhaltige Lösungen für Wasserbau und Küstenschutz Basalton® Quattroblock • Uferschutz
Ob Nord- oder Ostsee: Küstenschutz ist in Niedersachsen, Schles- Die Stabilität eines Böschungsschutzes aus Basalton Quattrob- • Sparbecken Die Vorteile der modularen Bauweise liegen auf der Hand:
wig-Holstein, Bremen, Hamburg und Mecklenburg Vor- locks wurde 2017 in der Delta Flume von Deltares untersucht. • Auslassöffnungen • authentisches Stein-Design
pommern von existenzieller Bedeutung. An den durch Sturmflu- Delta Flume ist eine Testanlage bei Delft in den Niederlanden, • Abdeckung von Rohrleitungen • schnelle und formstabile Verarbeitung
ten gefährdeten Küstenniederungen und von Erosion betrof- in der Küstenstrukturen mit großen Wellenangriffen auf ihre • Bootshellinge • verschiedene Farben
fenen sandigen Küsten sind moderne und nachhaltige Lö- Stabilität getestet werden können. • Surfufer • Möglichkeit zum Verfugen
sungen zum Erhalt wichtiger Siedlungs-, Wirtschafts- und
Lebensräume gefragt. Die Prüfer von Deltares bestätigen: “Die Leistung der neuen Die Betonblockmatten können sowohl über als auch unter Was- Die Anwendung stellt sich wie folgt dar: Die Wandelemente sind
Holcim greift bei seinen Lösungen für den Wasserbau und Holcim Basalton Quattroblocks war hervorragend. Der starke ser angebracht werden und verleihen der Konstruktion Stabilität. auf einer Unterkonstruktion aus Beton oder Stahl aufgebaut. Sie
Küstenschutz auf über 40 Jahre Erfahrung zurück, um Mensch, Wellenangriff hat einige Gelenkfüllungen ausgewaschen, aber Das Geotextil, das zusammen mit den Betonblöcken eine Einheit sind auf der Rückseite zudem mit einer Verankerungsschiene
Natur und Landschaft gleichermaßen nachhaltig zu schützen selbst nach sehr langer Zeit war noch eine signifikante Menge bildet, verhindert die Auswaschung des Bodens. versehen. Über diese wird die Verbindung mit der darunter-
und zu bewahren. an Gelenkfüllung in den Gelenken zurückgeblieben. Dies ist ein liegenden Spundwand oder einer anderen Unterkonstruktion
wichtiger Aspekt der Stabilität. Nach den Tests gab es kaum Die Anwendung von Betomat im Wasserbau ermöglicht es, durchgeführt. Jedes Element ist an der Oberseite mit Transport-
Holcim bietet eine Reihe an Lösungen für den Küstenschutz Verformungen des Deckwerks. Der Stabilitätsfaktor wurde rasch und einfach eine Uferbefestigung zu realisieren. Die Matte ankern versehen, was den Einbau erleichtert.
an. Einzelheiten dazu werden in den folgenden Abschnitten basierend auf diesen vorläufigen Ergebnissen berechnet. Es ist kann unter Wasser verlegt und ohne Unterbrechung bis zur Bö-
erläutert. ungefähr 1,37, was der höchste Wert ist, der je für die derzeit in schung über Wasser durchgezogen werden. Holcim Betomat ist Die Mauerelemente von Holcim Coastal können für jedes
den Niederlanden auf dem Markt befindlichen Blockverkleidun- dank ihrer Flexibilität in der Lage, geringe Setzungen des Bodens Bauprojekt individuell hergestellt werden und sind flexibel
Holcim Basalton® Betonsäulen gen ermittelt wurde." auszugleichen. einsetzbar. Eine Kombination mit Holcim Basalton® Betonsäulen
Deichbedeckung gegen hohe Wellen und starke Strömung Mit diesem starken Test-Ergebnis hat Holcim Coastal eine sehr ist ebenfalls möglich. In den Niederlanden werden die Mauerele-
Bei Deichen, wo die Wellen zu hoch sind oder die Strömung zu nachhaltige Lösung anzubieten, die gegenüber allen Konkur- mente von Holcim bereits an vielen Baustellen erfolgreich im
stark für eine Grasbedeckung ist, kann eine Steinsetzung als renzsystemen bei Blockverkleidungen in den Niederlanden und Wasserbau eingebaut und verschönern verschiedenste Kaianla-
Deckwerk die Lösung bieten. Holcim bietet hier die Betonsäule Deutschland besser abschneidet. Damit wird der zukünftige gen oder Ufermauern.
Basalton an. Küstenschutz für Auftraggeber noch sicherer und zugleich
kostensparender.
Abb. 9.6.3 (links)
Holcim Basalton schützt Deichkörper vor: Betonblockmatten beim
• Erosion durch hohe Wellen Verlegen

• Starke Strömungen
• Eisgang

Holcim Basalton® ist die moderne Variante zur Erstellung von Abb. 9.6.4 (rechts)
Mauerelemente beim
stark beanspruchten und optisch hochwertigen Deichkörpern. Einbau
Die Verlegung der Basalton® Betonsäulen erfolgt maschinell,
wodurch eine höhere Verlegeleistung bei geringeren Kosten
erzielt wird.
Abb. 9.6.2
Quattroblock

270 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 271


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden
10.0

10.0
272 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 273
Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Entmischung von Beton Entmischung von Beton


10.1

10.1
Abb. 10.1.5
Entmischungserscheinungen Ursachen und Maßnahmen Prüfverfahren
Dreigeteiltes Rohr um die
Beim Transport, Fördern, Einbringen und Verdichten können Aus den wichtigsten Ursachen von Betonentmischungen, Die Prüfung der Mischungs- bzw. Sedimentationsstabilität Entmischungsneigung zu
prüfen
verschiedenartige Entmischungen eintreten, die die Beton- lassen sich gleichzeitig die Abhilfemaßnahmen ableiten: eines Betons kann auf Basis des Auswaschversuchs für selbst-
qualität und/oder das Aussehen mehr oder weniger beeinträch- • undichte Schalungen, sodass Zementleim aus der Schalung verdichtenden Beton nach der DAfStb-Richtlinie SVB durchge-
tigen. austreten kann (Siebwirkung) führt werden. Dazu wird ein Zylinder, bestehend aus drei gleich
• zu dichte Bewehrung (Siebwirkung) großen Segmenten, mit Frischbeton gefüllt und verdichtet.
Man unterscheidet folgende Entmischungen: • ungenügende Überdeckung der Bewehrung Anschließend werden die einzelnen Segmente getrennt und
• zwischen verschiedenen Korngrößen der Gesteinskörnung • ungeeignete Betonzusammensetzung (schlecht abge- jeweils über einem Sieb ausgewaschen. Nach einer Trocknung
• zwischen Gesteinskörnung und Zementleim stimmte Kornzusammensetzung) werden die Anteile der groben Gesteinskörnung gewogen und
• zwischen Mehlkornanteil und Wasser • zu geringe Zementdosierung aufgrund der Unterschiede können Rückschlüsse auf den Grad
• zu flüssige bzw. weiche Konsistenz des Frischbetons der Entmischung gezogen werden.
In der Praxis können diese Entmischungsarten jedoch meist • übermäßige Dosierung eines Fließmittels
nicht eindeutig unterschieden werden. • für die Bauteildimensionen zu großes Größtkorn Am Festbeton kann eine visuelle und quantitative Bewertung
• zu kurze Mischzeit, wichtig: ausreichende Vermischung der der Sedimentation der groben Gesteinskörnung auch anhand
Einige der wichtigsten Erscheinungsformen der Entmischung Ausgangsstoffe UND Aktivierung der Zusatzmittel, da sonst von Laborprüfkörpern oder Kleinbauteilen durchgeführt wer-
sind: spätere Aktivierung beim Transport, Pumpen oder Einbau; den. Damit kann bspw. der Einfluss der Verdichtungszeit näher
• Kiesnester, welche sich als Anreicherungen von grober gerade Konsistenz und LP-Gehalt können im großen Be- untersucht werden. Im Labor werden dazu Zylinder gefüllt, nach
Gesteinskörnung im Beton zeigen (Abb. 10.1.1). Sie treten reich schwanken der Aushärtung aufgesägt und verglichen. Auf der Baustelle
meist an der Oberfläche oder im unteren Bereich von Bau- • fehlerhaftes Einbringen des Betons (zu intensives Rütteln, kann dieser Versuch die Auswirkung einer baupraktischen
teilen auf. Nichtgebrauch von Schüttrohren bei hohen Fallhöhen, zu Verdichtung in Abhängigkeit der Verdichtungszeit darstellen. Es
• Lokale Anreicherungen von überschüssigem Wasser mit fei- große Abstände zwischen den einzelnen Einbringstellen) werden Schalungen mit Beton gefüllt und unterschiedlich lange
nen Zement- und Gesteinskörnungsbestandteilen können mit einem Innenrüttler verdichtet. Nach dem Aushärten können
an senkrechten Schalungen Wasserschlieren verursachen Bohrkerne entnommen und miteinander verglichen werden.
(Abb. 10.1.2). Diese Versuche dienen mehr der Visualisierung und können als
• Sammelt sich das überschüssige Anmachwasser hingegen begleitende Prüfung durchgeführt werden.
an der Oberfläche, spricht man vom Bluten des Betons.
Die Folgen sind unregelmäßige, abgesandete oder poröse
Oberflächen.
• Eine weitere Erscheinungsform können Mikroentmischun- Abb. 10.1.4 (links)
gen, also das Entmischen von Zement und Feinsand, sein. Entleeren eines Teils der
Rohrfüllung
Auch hierunter kann das optische Erscheinungsbild der
Betonoberfläche erheblich leiden (Abb. 10.1.3). Abb. 10.1.6 (rechts)
Auswaschen des Betons

Abb. 10.1.2
Auswirkung von Wasserschlieren auf das Aussehen der Betonoberfläche

Abb. 10.1.1 (links)


Kiesnester, Anreicherung
grober Gesteinskörnung

Abb. 10.1.3 (rechts)


Unansehnliche Beton-
oberfläche infolge einer
Mikroentmischung d. h.
Entmischung des
Zementmörtels in
Zement und Feinsand

274 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 275


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Optische Beeinträchtigung von Optische Beeinträchtigung von


Betonoberflächen Betonoberflächen
10.2

10.2
Einleitung Ausblühungen Sekundärausblühungen Reduzierung von Ausblühungen
Die Ästhetik von Betonbauwerken/-bauteilen wird wesentlich • Ausblühungen sind helle, schleierartige bis punktuelle Ver- Aussehen Eine vollständige Vermeidung von Ausblühungen ist aufgrund
vom Erscheinungsbild der Betonoberfläche bestimmt. Verfär- färbungen, die an Betonbauteilen, aber auch an Ziegelmau- • Weißer Belag unterschiedlicher Stärke der Vielzahl von Einflüssen nahezu unmöglich.
bungen an Sichtbetonoberflächen gelten als Schönheitsfehler erwerk und Sandsteinen entstehen können • Auftreten abhängig von Wasserführung bzw. Pfützen- Folgende Maßnahmen können die Ausblühneigung reduzieren:
und werden vielfach als Mangel empfunden. Sie beeinträchtigen • Ausblühungen sind Anreicherungen unterschiedlicher bildung • Möglichst wenig Zugabewasser verwenden (z. B. durch
im Allgemeinen weder die Dauerhaftigkeit noch die Festigkeit wasserlöslicher Salze, die einen feinen kristallinen Belag auf Entstehung Verwendung von Verflüssigern und Fließmitteln), um eine
und haben somit keinen Einfluss auf die Gebrauchstauglichkeit Bauteiloberflächen bilden • Fremdwasser, z. B. durch Niederschläge, Staunässe oder dichte, wenig poröse Betonoberfläche herzustellen. Da-
des Betons. Verfärbungen werden als Veränderung/Verlust der • Ausblühungen auf Betonbauteilen sind zumeist temporäre Kondenswasser, dringt in den Beton von außen ein durch wird der Stofftransport des Ca(OH)2 an die Oberflä-
ursprünglichen Farbe definiert. Erscheinungen und beeinträchtigen im Allgemeinen nicht • Ca(OH)2 wird gelöst und aus dem Beton transportiert. In che deutlich reduziert
die Güte und Dauerhaftigkeit des Betons Bereichen, wo die Lösung verdunstet, bilden sich Kalkaus- • Jungen Beton durch Abdecken vor Regen schützen, insbe-
Jede Farbe wird durch • Ausblühungen am Beton treten bevorzugt im Frühjahr und scheidungen sondere bei ungeschützten Mauerkronen
• ihren Buntton (blau, rot, grün …) Herbst an Bauteilen jungen Alters auf • Sekundärausblühungen können auch bei älteren Betonen • Vermeidung von Kondenswasser, indem für guten Luftzu-
• ihre Buntheit (sauber, schmutzig, unbunt) auftreten tritt zu allen Betonoberflächen gesorgt wird (z. B. Beton-
• ihre Helligkeit (dunkel, hell) Bei der Entstehung von Ausblühungen sind folgende chemische bauteile nicht aufeinander oder gegeneinander stapeln).
eindeutig beschrieben. Verbindungen von Bedeutung: An trockenen Oberflächen kann das Ca(OH)2 nicht mit dem
Karbonate (z. B. Kalziumkarbonat) CaCO3 CO2 reagieren
Verändert sich mindestens eine dieser Eigenschaften, kann dies Sulfate (z. B. Natriumsulfat) Na2SO4 • Verwendung von Zementen mit latent hydraulischen
vom Betrachter als Verfärbung wahrgenommen werden. Chloride (z. B. Natriumchlorid) NaCl oder puzzolanischen Zusätzen. Diese binden einen Teil
Abb. 10.2.2
Verfärbungen können sowohl kurz nach der Herstellung als auch Nitrate («Mauersalpeter») Ca(NO3)2 Sekundärausblühungen
(aber nicht alles) des überschüssigen Kalziumhydroxids
im hohen Alter auf Betonoberflächen auftreten. Kalziumhydroxid Ca(OH)2 noch im Inneren des Betons zu wasserunlöslichem Ze-
Kohlendioxid CO2 mentstein
Aufgrund der menschlichen Helligkeitswahrnehmung erschei- • Zugabe von Stoffen mit hoher puzzolanischer Aktivität wie
nen bei gleicher Farbe glatte Oberflächen dunkler als raue, Nachfolgend werden nur Kalkausblühungen bzw. Kalkausschei- Steinkohlenflugasche oder Silikastaub (Zugabe von Silika-
poröse Oberflächen und trockene Oberflächen heller als feuchte dungen erläutert. staub auf 11 % vom Zementgehalt beschränkt, da sonst der
Oberflächen. Eine ausführliche Beschreibung dieser Phänomene Korrosionsschutz der Bewehrung aufgehoben wird)
ist in der Dissertation von Doris Strehlein enthalten. Primärausblühungen • Periodisches Tropfen von Dachrinnen, abtropfendes
Aussehen Kalkaussinterungen/Kalkauswaschungen Kondenswasser von Wasserleitungen oder Blechen auf
Sowohl für Verfärbungen, als auch für Ausblühungen ist die • helle Schleier Aussehen Betonbauteile ist unbedingt zu vermeiden
Bildung von Kalziumhydroxid Ca(OH)2 eine der wesentlichen • weiße, meist flächige Verfärbungen • Teilweise massige weiße/gelbliche Verkrustungen, dem
Voraussetzungen. Ca(OH)2 entsteht in großen Mengen bei der Entstehung Wasserweg folgend Entfernen von Ausblühungen
Hydratation der kalziumreichen Klinkerphasen C3S (Alit) und C2S • Bei der Hydratation des Zements entsteht Ca(OH)2, das mit • Typisch sind »Kalkfahnen« oder Stalaktitenbildung an An frei bewitterten Betonoberflächen können Ausblühungen im
(Belit) des Zements. dem Porenwasser im Beton im Lösungsgleichgewicht steht Deckenunterseiten Laufe der Zeit durch leicht sauren Regen wieder von selbst ver-
Während der Hydratation erfolgt eine ständige Abspaltung von • Gelangt kalkgesättigtes Porenwasser an die Betonober- Entstehung schwinden. Dabei wird das schwerlösliche CaCO3 angelöst und
Ca(OH)2. Der weitere Reaktionspartner ist das CO2 aus der Umge- fläche und verdunstet, kristallisiert Ca(OH)2 aus und ver- • Aufgrund ständiger Wasserführung durch Risse, Fugen oder weggespült. Staunässe führt dort natürlich wieder zur Bildung
bungsluft (ca. 0,038 %). bleibt auf der Oberfläche poröses Gefüge wird Ca(OH)2 gelöst und mit an die Bautei- von Ausblühungen.
In der wässrigen Phase reagieren Ca(OH)2 und CO2 zu dem • Ca(OH)2 reagiert mit CO2 der Luft zu CaCO3 (Kalkstein) loberfläche geführt Zum Teil lassen sich Ausblühungen an trockenen Betonoberflä-
schwerlöslichen Kalziumkarbonat (CaCO3), welches dann ausfällt • Primärausblühungen treten nur im sehr jungen Betonalter • In Bereichen, wo diese Lösung verdunstet, bilden sich chen bereits durch Ausbürsten mechanisch entfernen.
und nach dem Ort der Entstehung entweder zu Verfärbungen auf Kalkausscheidungen Unter Anleitung von Fachleuten und Einhaltung entsprechender
oder auch zu Ausblühungen führt. Da sowohl Ca(OH)2 als auch • Entstehung von z. T. massiven Kalkablagerungen durch Sicherheitsvorschriften können Ausblühungen auch mit säure- Abb. 10.2.4 bis 10.2.9
CO2 bei niedrigen Temperaturen besser in Lösung gehen als bei stetigen Prozess haltigen Spezialprodukten entfernt werden. Dabei ist zunächst Diverse Ausblühungen an
Betonoberflächen
hohen Temperaturen (umgekehrtes Lösungsgleichgewicht), ist das Bauteil gut vorzuwässern und die Oberfläche anschließend
Abb. 10.2.1 Abb. 10.2.3
gerade in der kalten Jahreszeit verstärkt mit dieser Reaktion zu Primärausblühungen Kalkaussinterungen/ reichlich mit Wasser zu spülen. Hierbei besteht die Gefahr, dass
rechnen. Kalkauswaschungen bereits durch die Karbonatisierung zugesetzte Poren wieder ge-
öffnet werden und dadurch wieder Ca(OH)2 austreten kann, was
Zu berücksichtigen ist natürlich, dass das im Beton vorhandene erneut zu Ausblühungen auf der Betonoberfläche führen könnte.
Ca(OH)2 zu einem hohen pH-Wert im Betoninneren führt, der
Voraussetzung für den Korrosionsschutz der Bewehrung ist.

276 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 277


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Optische Beeinträchtigung von Optische Beeinträchtigung von


Betonoberflächen Betonoberflächen
10.2

10.2
Verfärbungen Auch die Ablage von angerosteter Bewehrung auf vorbereitete Braunverfärbung durch Eisenionen des Zements Dunkelverfärbungen
Schaltafeln kann zu Rostablagerungen führen, welche bei Bewit- Eisenionen aus dem Zement können an die Oberfläche gelangen Der Begriff Dunkelverfärbungen steht für eine Vielzahl von
Braunverfärbungen terung ebenfalls Rostfahnen verursachen können. und in das Ca(OH)2 eingebunden werden. Durch den Luftsauer- Phänomenen und Erscheinungsformen. Im Allgemeinen sind
Unter Braunverfärbungen werden Verfärbungen, welche bräun- Abhilfe schaffen hier saubere Schalungen und Schaltafeln. Frei- stoff und Feuchtigkeit bilden sich Eisenoxidverbindungen, die die Dunkelverfärbungen lokale, scharf abgegrenzte Bereiche mit
liche, gelb-bräunliche bis hin zu rot-bräunliche Schattierungen liegende Bewehrung ist vor Regenwasser zu schützen. entstehenden sonst weißen Ausblühungen in gelblich-bräun- vermindertem Helligkeitswert gegenüber der ursprünglichen
aufweisen, verstanden. liche Ausblühungen verändern. Der Entstehungsmechanismus Betonoberfläche.
Braunverfärbungen können durch externe Ursachen (Trennmit- Braunverfärbung durch Phenolharz Schaltafeln sowie die Möglichkeiten zur Reduzierung und Entfernung sind
telrückstände, Rostfahnen, phenolharzbeschichtete Schaltafeln) Bei phenolharzbeschichteten Schaltafeln kann die Beschichtung analog zur Beschreibung der weißen Ausblühungen. Dunkelverfärbungen infolge lokaler w/z-Wert-Verringerung
und durch interne Ursachen (Eisenionen aus dem Zement, durch den Beton angegriffen werden, was dann ebenfalls zu Durch undichte Schalungsstöße, undichte Schalungsanker,
Eisenionen aus der Gesteinskörnung) entstehen. braunen Verfärbungen auf der Betonoberfläche führt. Hier hilft unterschiedliches Saugverhalten der Schalung und durch par-
der Austausch der Schaltafeln. tielle Entmischungserscheinungen kann es in lokal begrenzten
Braunverfärbung durch Trennmittelrückstände Bereichen zu w/z-Wert-Verringerungen kommen. Diese Bereiche
Verfärbungen durch Trennmittelrückstände sind Verunreini- erscheinen anschließend dunkler als die übrigen Bereiche. In der
gungen, welche nicht aus dem Beton stammen. Dabei handelt Literatur finden sich Hinweise, dass zum Teil unhydratisierte
es sich um Anreicherungen von Trennmittel, die zu bräunlichen dunklere Zementkörner bzw. einzelne Klinkerphasen zurückblei-
Schlieren auf der Betonoberfläche führen. Abhilfe schafft hier ben.
ein gleichmäßig dünner Trennmittelauftrag bzw. die Entfernung Aufgrund des reduzierten Wassergehaltes entstehen in diesen
von überschüssigem Trennmittel vor der Betonage oder der Bereichen dichtere, kompakte Hydratationsprodukte mit einem
Wechsel des Trennmittels. deutlich reduzierten Porenanteil. Das wiederum führt zur
Abb. 10.2.15
Braunverfärbung durch Eisenionen des Zements Verminderung von Kalziumkarbonatablagerungen durch einen
Abb. 10.2.10
geringeren Ca(OH)2-Transport aus dem Betoninneren in diesen
Braunverfärbungen
durch Trennmittel- Braunverfärbung durch Eisenionen der Gesteinskörnung Bereichen.
überschss
Gesteinskörnungen mit Pyrit- oder Markasiteinschlüssen ver- Diese Farbunterschiede können geringfügig im Laufe der Zeit
Abb. 10.2.12
Phenolharzbeschichtete Schalhaut wittern an der Betonoberfläche unter Wasser- und Sauerstoffzu- nachlassen, sie werden aber immer sichtbar bleiben.
fuhr zu Eisenhydroxid (Rost) und Schwefelsäure, das führt zu
punktuellen braunen Verfärbungen. An vertikalen Flächen kön- Möglichkeiten zur Reduzierung sind:
nen dann durch ablaufendes Wasser auch noch Rostfahnen • Schalungsanker und Schalungsstöße abdichten
entstehen. • Verwendung gleichmäßig saugender Schaltafeln
• Beton so einbringen und verdichten, dass er nicht entmi-
schen kann

Braunverfärbungen durch Rostfahnen Dunkelverfärbung infolge Nachverdichtung/Dunkelverfär-


Wenn freiliegende angerostete Bewehrung von Regenwasser bung der unteren Betonierlage
umspült wird und dieses Wasser über die Betonoberfläche läuft, Dunkelverfärbungen im unteren Bereich von Wänden und Stüt-
bilden sich die bekannten Rostfahnen. In der Schalung vorhan- zen werden vielfach einer unsachgemäßen Nachverdichtung
dene Reststücke von Bindedraht können ebenfalls rosten und Abb. 10.2.13 zugeschrieben.
Verfärbungen an der Betonoberfläche durch Phenolharz
durch ablaufendes Wasser zu Rostfahnen führen. Im Rahmen eines umfangreichen Forschungsprogrammes konn-
Abb. 10.2.11 (links) te mittels Porenwasserdruckmessungen nachgewiesen werden,
Braunverfärbungen Abb. 10.2.16 dass bei langen Betonierpausen zwischen zwei Lieferchargen
durch Rosten der Braunverfärbung durch Pyrit im Vorsatz eines Pflastersteins
ewehrung beim Verdichtungsvorgang der oberen Lage der Randbereich der
Natürliche Gesteinskörnungen können in geringem Maße Pyrit bereits erstarrenden unteren Lage gestört werden kann. Diese
oder Markasit enthalten. Durch normale Aufbereitungsverfahren Störung führt zur Bildung eines Mikrospaltes zwischen Schalung
können diese auch nicht entfernt werden. Im Normalfall verwit- und dem bereits erstarrenden Beton der unteren Lage. Daraufhin
Abb. 10.2.14 (rechts) tern nur die oberflächennahen Bestandteile. Dazu ist Feuchtig- kommt es zu einem Transport von Porenwasser des Frischbetons
Braunverfärbungen
durch Phenolharz
keit bei gleichzeitiger Sauerstoffzufuhr eine wesentliche Vor- vom oberen in den unteren Schalungsbereich. Dieses Porenwas-
raussetzung. Sollten punktuell Rostflecken an freibewitterten ser weist einen hohen Gehalt an Kalziumhydroxid auf.
Betonoberflächen auftreten, so hilft meistens nur die punktuelle
Entfernung und Betonkosmetik.

278 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 279


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Optische Beeinträchtigung von Optische Beeinträchtigung von


Betonoberflächen Betonoberflächen
10.2

10.2
Wird der Porenlösung dann das Lösungsmittel Wasser entzogen, Dunkelverfärbung infolge Fließmittelüberdosierung Um diese Erscheinungen zu vermeiden, wird in der Literatur Ursache der Blaufärbung sind geringe Gehalte an Sulfiden in
z. B. durch Hydratations- oder Trocknungsvorgänge, fällt festes Ab einer gewissen Fließmitteldosierung wird keine weitere Ver- empfohlen, nach Möglichkeit auf Winterbaustellen zu verzichten der Hochofenschlacke, die bei der Reaktion mit Wasser (Gra-
Kalziumhydroxid aus der Porenlösung aus und bildet eine dichte besserung des Fließvermögens des Zementleimes mehr erreicht. oder zumindest mit vorgewärmtem Beton zu betonieren, um die nulation bei der Herstellung des Hüttensandes, verstärkt aber
Oberflächenstruktur, die den Beton dunkel erscheinen lässt. Gleichzeitig steigt jedoch bei weiterer Fließmittelzugabe das Hydratationsgeschwindigkeit zu erhöhen. Gleichzeitig soll auch bei der Hydratation des Hüttensandes als Zementbestandteil)
Sedimentationsrisiko. nach dem Ausschalen für eine möglichst schnelle Abtrocknung zu Kalziumhydrosulfid Ca(SH)2 und zu Polysulfiden umgewan-
Durch die Reduzierung der Betonierpausen und einen gut ge- der Oberfläche gesorgt werden. delt werden. Diese Polysulfide können unter Luftabschluss mit
planten Einbau des Betons kann diese Art von Dunkelverfärbung Am Sättigungspunkt ist ein großer Anteil der Zementpartikel von gelösten Metallionen, z. B. Eisen oder Mangan, zu Metallsulfi-
weitestgehend reduziert werden. Fließmittelmolekülen bedeckt. Aufgrund dieser Fließmittelad- In der Literatur gibt es weitere Empfehlungen, die aber nur den reagieren, die eine sehr intensive grünlich-blaue Färbung
sorption wird die weitere Hydratation des Zements verzögert. unter Anleitung eines erfahrenen Sachverständigen umgesetzt aufweisen.
Abb. 10.2.17 Während der Verzögerungsperiode weist die Porenlösung hohe werden sollten. Bei Luftzutritt an der abgetrockneten Oberfläche oxidieren
Dunkelverfärbung der Kalzium- und Sulfationenkonzentrationen auf. Durch einen diese grünlich-blauen Metallsulfide durch den Luftsauerstoff zu
unteren Schüttlage
Porenlösungstransport, z. B. infolge des hydrostatischen Drucks, Blaufärbung farblosen Metallverbindungen (Sulfate, Sulfite). Dadurch ist die
kann sich Porenwasser im Spalt (Beton/Schalung) ansammeln. Die Blaufärbung (grünlich-blaue Färbung) von Betonoberflächen Färbung beseitigt.
Wird bei weiterer Hydratation das freie Wasser aus der Porenlö- bei Verwendung hüttensandhaltiger Zemente (Holcim Ferro,
sung verbraucht, fällt dabei amorphes Kalziumhydroxid aus der Holcim Duo, Holcim ECOPlanet) ist ein seit langem bekanntes Diese Blaufärbung tritt nur an der Oberfläche des Zementsteins
Porenlösung aus und bildet eine dichte, glasige Schicht, welche Phänomen. In der Regel treten diese Blaufärbungen an ge- (Hydratationsprodukt aus Wasser und Zement) auf. Je dichter
die Oberfläche des Betons dunkel erscheinen lässt. schalten Betonbauteilen auf, sehr selten an der Oberfläche von der Zementstein ist, umso schwerer diffundiert der Sauerstoff
Betonwaren. in die Oberfläche des Zementsteins und die Oxidation verläuft
Die Vermeidung der Fließmittelüberdosierung, Wahl eines ande- entsprechend langsamer.
ren Fließmittels bzw. Rezepturanpassungen können hier Abhilfe
schaffen. Die durch diesen Vorgang hervorgerufene Blaufärbung ist
Dunkelverfärbung infolge partieller Nachbehandlung temporär. Von der Dichtheit des Zementsteins und den Umge-
Werden an ausgeschalten Betonoberflächen Bereiche partiell Fleckige Dunkelverfärbungen nach einer Winterbetonage bungsbedingungen hängt der Verlauf der Aufhellung (Wochen
anders nachbehandelt, z. B. durch teilweise aufgelegte Folie, Bei Betonagen in den Wintermonaten, insbesondere bei der bis Monate) ab.
durch Auflegen von Holzbalken zum Stapeln mehrerer Betontei- Verwendung nicht saugender Schalhäute treten immer wieder
le oder aber auch durch das Gegeneinanderstellen von Fertigtei- einmal fleckige Dunkelverfärbungen auf. Bei gleicher Beton-
len, dann entstehen dadurch ebenfalls Dunkelverfärbungen. An zusammensetzung und gleicher Ausführungstechnik wurde Zusammenfassung
der Kontaktstelle bildet sich Kondenswasser, welches zu einer dagegen in den Sommermonaten eine gleichmäßige Betonober- Durch die Vielzahl der optischen Beeinträchtigungen von
guten Nachbehandlung und somit einer sehr dichten Oberfläche fläche erreicht. Betonoberflächen und den zum Teil fließenden Übergängen zwi-
führt, die dann optisch dunkler erscheint. Auch diese Verfärbung schen den unterschiedlichen Entstehungsmechanismen ist es
kann sich im Laufe der Zeit angleichen, aber sie wird immer als Diese Verfärbungen scheinen dann im Sommer gänzlich zu ver- Abb. 10.2.19
kaum möglich, diese komplett zu verhindern. Bei hohen Anforde-
Farbunterschied sichtbar bleiben. schwinden. Nach Regenfällen, bei hohen Luftfeuchten und in der Schachtbauteil mit Blauverfärbung auf der geschalten Oberfläche rungen an die Betonoberfläche, z. B. bei Sichtbeton, empfehlen
kälteren Jahreszeit sind diese jedoch wieder deutlich sichtbar. wir die Einschaltung eines Sachverständigen. Vor allem ist hier
Durch das Vermeiden partiell unterschiedlicher Nachbehand- auch eine Abstimmung aller am Bau Beteiligten notwendig.
lung können diese Verfärbungen weitestgehend verhindert Auch bei dieser Art von Verfärbungen spielt ausfallendes Kalzi-
werden. umhydroxid eine entscheidende Rolle. Jedoch werden hier die
Porenausgänge der Betonoberfläche verschlossen, wodurch eine
Abb. 10.2.18
Verfärbung durch das glattere, dunkel erscheinende Oberfläche entsteht. Die Struktur
Gegeneinanderstellen
ist nicht so dicht wie bei den Dunkelverfärbungen der unteren
unterschiedlicher
Bauteile Betonierlage.
Hier bilden sich viele kleine Kapillarporen, in denen Wasser
kondensieren kann. Das bedeutet auf der einen Seite, dass diese
Stellen schlechter abtrocknen als die umliegende Betonoberflä-
che, aber auf der anderen Seite lagert sich hier auch schneller
Feuchte an. Die Feuchtigkeit lässt diese Stellen dann wieder
dunkler erscheinen.
Abb. 10.2.20
Treppe mit Blauverfärbung auf der geschalten Oberfläche

280 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 281


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schwinden und Rissbildung Schwinden und Rissbildung


10.3

10.3
Beton ist ein relativ sprödes Material. Verglichen mit der Druck- Gewisse Maßnahmen erlauben es, das Rissrisiko und die Riss- Bau- und Betonierabschnitte Zusammensetzung und Nachbehandlung des Betons
festigkeit weist Beton eine sehr geringe Zugfestigkeit auf, wes- breiten stark zu reduzieren oder in bestimmten Fällen gar zu Auch mit dem Festlegen von Arbeitsfugen und Betonierabschnit- Betonzusammensetzung und Nachbehandlungsmaßnahmen
halb die Normen aus Vorsichtsgründen in den meisten Fällen verhindern. ten lässt sich bis zu einem gewissen Maß das Rissrisiko steuern. üben den gewichtigsten Einfluss auf die Größe der Schwindver-
von den Ingenieuren verlangen, die Zugfestigkeit bei der Dimen- Hier empfiehlt es sich, die Anzahl der einzelnen Bauabschnitte formungen und damit das Rissrisiko aus. Im Folgenden werden
sionierung nicht einzurechnen. Erreichen oder überschreiten die Um dies zu erreichen, sind in Abhängigkeit der Rissursache und damit auch deren Unterschiede des Betonalters möglichst die verschiedenen Schwindarten und die zugehörigen Verhü-
Zugbeanspruchungen im Beton dessen Zugfestigkeit, die bei Maßnahmen in den folgenden Bereichen mehr oder weniger gering zu halten, um den schädlichen Wirkungen des differenzi- tungsmaßnahmen detailliert behandelt.
herkömmlichen Betonen 2 bis 3 MPa beträgt, treten unvermeid- wirksam: ellen Schwindens zwischen den einzelnen Baulosen zu begegnen
lich Risse auf. • Entwurf, Bemessung und konstruktive Durchbildung des (Abb. 10.3.3 und 10.3.4). Auch das Anordnen von Schwindgassen
Bauwerks bei größeren Bauteilen kann das Rissrisiko erheblich reduzieren
Die Zugbeanspruchungen und das sich daraus ergebende • Zusammensetzung, Verarbeitung und Nachbehandlung (Abb. 10.3.2).
Rissrisiko können einen oder mehrere Gründe haben: des Betons
• zu rasche Austrocknung des Betons, z. B. fehlende Nachbe- • Bau- und Betonieretappen
handlung
• Temperaturspannungen, z. B. aus Hydratationswärme 5 4 6 5 6
• Temperaturänderungen Entwurf, Bemessung und konstruktive Durchbildung des
• Lasteinwirkungen, z. B. Eigengewicht, Gebrauchslast aus Bauwerks
2 7 3 3 4
Verkehr Die Wahl des statischen Systems sowie Anzahl und Lage der Fu-
• aufgezwungene oder behinderte Verformung, z. B. Setzun- gen beeinflussen die Größe der Zugspannungen aus behinderten
gen, Schwinden Zwangsverformungen (z. B. infolge Schwindens) im Beton stark.
8 1 9 1 2
• Frosteinwirkung Sobald diese Spannungen die Zugfestigkeit des Betons über-
• chemische Reaktionen, z. B. Bewehrungskorrosion, Alkali- schreiten, treten unausweichlich Risse auf. Nur eine Vorspan-
a) b)
Kieselsäure-Reaktion nung kann die Rissbildung verhindern, weil die Druckspannun-
gen, die diese im Beton aufbaut, die Zugspannungen vermindern Abb. 10.3.3
Wahl der Betonierabschnitte bei einer Bodenplatte (Grundriss)
Abb. 10.3.1
und damit der Rissbildung entgegenwirken. Eine schlaffe Beweh-
a) Ungünstige Lösung: erhöhtes Rissrisiko
Durchgehende Risse rung allein (Mindestbewehrung gemäß Normung) verhindert die b) Günstige Lösung: geringes Rissrisiko
mit Wassereindringung
Rissbildung in keiner Weise, sie erlaubt bloß, die Rissbreiten auf
als Folge behinderten
Schwindens in einer ein akzeptables und – in Abhängigkeit der eingesetzten Beweh-
Parkhausdecke
rungsmenge – steuerbares Maß zu beschränken.
Risse im Beton können aber auch die Folge konstruktiver Mängel
sein, hervorgerufen durch unzureichendes Tragvermögen der
Konstruktion, mangelhaftes Auslegen und Einbringen der
Bewehrung, fehlende oder mangelhafte Anordnung von Fugen,
2 2 5 4
Auftreten von Zwängungsspannungen als Folge unzweckmä-
1 1 3
ßiger Auflagerung von Balken und Platten, durch ungeeignete
Auch wenn diese Risse schwer vermeidbar sind, stellen sie selten Kombination verschiedener Baustoffe oder Setzungserscheinun- Schwindgasse

eine Gefahr für die Sicherheit des Bauwerks dar, solange sie dank gen bei ungenügender Gründung sowie durch Bewegungen des
geeigneter Maßnahmen ein annehmbares Maß nicht über- Untergrunds.
schreiten. Neben dem ästhetischen Schaden, den Betonoberflä- 2 4 3 2 3 4
chen durch Risse erleiden, können sich auftretende Risse auch
1 1
nachteilig auf die Dauerhaftigkeit des Bauwerks auswirken, falls
a) b)
sie das Eindringen aggressiver Substanzen ermöglichen, die den
Beton oder die Bewehrung angreifen. Dies ist im Allgemeinen Abb. 10.3.2 Abb. 10.3.4
dann der Fall, wenn die Rissbreiten 0,3 bis 0,4 mm überschreiten Schwindgasse bei einem großen Gebäude Wahl der Betonierabschnitte bei einer Stützmauer (Längsansicht)
a) Ungünstige Lösung: erhöhtes Rissrisiko
oder wenn es sich um durchgehende Risse handelt. In letzterem b) Günstige Lösung: geringes Rissrisiko
Fall, und wenn ein Beton hoher Dichtigkeit gefordert ist, wird
deshalb eine Beschränkung der Rissbreiten auf maximal 0,1 bis
0,2 mm empfohlen.

282 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 283


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schwinden und Rissbildung Schwinden und Rissbildung


10.3

10.3
Abb. 10.3.8
Schwindarten Plastisches Schwinden
Oberflächliche Risse als
Es ist wichtig, zwischen den verschiedenen Arten des Schwin- Risse infolge plastischen Schwindens (so genannt, weil es vor Folge des plastischen
dens zu unterscheiden, um sich mit deren Folgen (Rissarten dem Hydratationsende erfolgt – man spricht auch von Früh- Schwindens

und Auftretenszeiten) auseinandersetzen und geeignete Ver- oder Kapillarschwinden) entstehen durch raschen Anmachwas-
hütungsmaßnahmen ergreifen zu können (Abb. 10.3.5). serverlust unmittelbar nach dem Einbringen des Betons. Dieser
kann die Folge übermäßiger Wasserverdunstung, aber auch
Abb. 10.3.5
Nützlichkeit/Wirksamkeit übermäßiger Wasseradsorption der Schalungen oder des Bo-
Rissrisiko in Abhängigkeit Schwindart Rissgefahr
verschiedener Maßnahmen
der Schwindart dens sein. Der Wasserverlust bewirkt ein Schwinden des Betons
Zeitpunkt des Betonzusam- Nachbehand- in denjenigen Schichten, die ihm besonders ausgesetzt sind, Vermeidungsmaßnahmen
Rissart Bewehrung
Auftretens mensetzung lung während die vom Wasserverlust nicht betroffenen Schichten Die Rissbildung wegen plastischen Schwindens kann wie folgt
kaum schwinden. Dadurch werden im Betoninneren Zugspan- vermieden werden:
vor oder während des
Plastisches Schwinden1) Erhärtens
oberflächlich gering sehr hoch - nungen hervorgerufen, die bei Überschreiten der naturbedingt • die in Kapitel 5.2 beschriebenen Nachbehandlungsmaß-
anfänglich sehr niedrigen Zugfestigkeit zu Rissen bis zu mehr als nahmen sind umgehend zu ergreifen, um die Verdunstung
10 Std. bis eine Woche nach oberflächlich bis
Thermisches Schwinden hoch sehr hoch mäßig 1 mm Breite führen können. möglichst gering zu halten
dem Betonieren durchgehend
• Wasserentzug durch Vornässen der Schalung und des

Trocknungsschwinden2)
Horizontale Bauteile wie Decken und Estriche sind am stärksten Untergrunds verhindern
vom plastischen Schwinden betroffen (Abb. 10.3.7 und 10.3.8). • nach Möglichkeit nicht unter extremen Witterungs- oder
• kurzfristig im Falle
einige Tage bis Wochen nach oberflächlich bis Temperaturbedingungen betonieren; andernfalls Befolgen
ungenügender Nach- sehr hoch sehr hoch mäßig
dem Betonieren durchgehend Das plastische Schwindrisiko ist umso größer, je höher die Beton- der in den Kapiteln 5.3 abgegebenen Empfehlungen
behandlung
• langfristig im Falle festigkeit ist. Je geringer also die Wassermenge, desto empfindli- • Polypropylenfasern beimischen
einige Monate bis Jahre
korrekter Nachbe- durchgehend hoch sehr hoch hoch cher reagiert der Beton auf ein frühzeitiges Austrocknen.
nach dem Betonieren
handlung
1)
Verdunsten von Wasser in noch weichem Zustand des Betons
2)
Verdunsten von Wasser in erhärtetem Zustand des Betons Neben dem ästhetischen Mangel, den solche Risse darstellen, Thermisches Schwinden
können diese auch die Ursache für eine Zerstörung des Betons Aufgrund der freigesetzten Hydratationswärme des Bindemit-
sein, wenn eingedrungenes Wasser unter Frostwirkung diesen tels erwärmt sich erhärtender Beton zunächst.
Zerstörungsprozess auslöst. Der Wasserverlust kann auch die Ist dieser Prozess im Alter von 10 Stunden bis mehreren Tagen
Abb. 10.3.6 vollständige Hydratation des Zements verhindern. Die Beton- abgeschlossen, kühlt der Beton wieder ab und thermisches
Risse infolge Trock-
oberfläche weist dann eine niedrige Festigkeit und eine hohe Schwinden setzt ein. Das Rissrisiko infolge thermischen Schwin-
nungsschwinden
Porosität auf. Solcher Beton zeigt unter widrigen Umweltbedin- dens ist umso höher, je schneller sich Temperaturänderungen
gungen ein unbefriedigendes Verhalten mit Wasserinfiltration, ergeben.
dem Herauslösen einzelner großer Gesteinskörner, Absanden
und Abplatzungen. Massige Bauteile unterliegen dabei einem erhöhten Risiko und
bedingen besondere Vermeidungsmaßnahmen. Risse infolge
thermischen Schwindens können bei der Abkühlung des Betons
(ungefähr im Alter von 10 Stunden bis mehreren Tagen) auftre-
ten, die nach der Erwärmungsphase – aufgrund der beim Erhär-
ten freigesetzten Hydratationswärme – einsetzt. Das thermische
Schwinden und das daraus resultierende Rissrisiko sind umso
höher, je größer die Unterschiede der Betontemperatur sind und
je schneller sich diese ändert.

Abb. 10.3.7
Rissnetz aufgrund plastischen Schwindens auf einer Parkhausdecke

284 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 285


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schwinden und Rissbildung Schwinden und Rissbildung


10.3

10.3
Abb. 10.3.10
Abb. 10.3.9 zeigt eine Momentaufnahme zur Zeit des höchsten Trocknungsschwinden Vermeidungsmaßnahmen
Risse auf Grund von
Rissrisikos für die Wand (5 Tage nach dem Betonieren). Bei den meisten der üblichen Betone wird das Schwinden zu Die Rissbildung wegen Trocknungsschwindens kann wie folgt Trocknungsschwinden
Das Fundament wurde 7 Tage vor der Wand betoniert, die einem großen Teil vom langsamen Austrocknen des Betons vermieden werden:
Spannungen klingen daher bereits ab. verursacht (Trocknungsschwinden) und zu einem kleineren von • Wahl eines gut abgestuften Korngemisches mit gerin-
der Volumenverkleinerung, die mit der chemischen Reaktion gem Wasserbedarf
Abb. 10.3.9 zwischen Wasser und dem Zement einhergeht (chemisches oder • durch die Beigabe von Fließmitteln den w/z-Wert auf ein
Betonspannungen autogenes Schwinden). optimales Maß reduzieren (im Allgemeinen w/z = 0,4 bis
infolge Hydratations-
+ 2,75 N/mm² 0,50 m Die Abnahme der Betonabmessungen, die nach der Austrock- 0,5)
wärme in einer dicken
Zug
Stützmauer. Skala nung im erhärteten Zustand beobachtet werden kann, wird als • Schwindfugen anordnen
der berechneten
Spannungen links und
Trocknungsschwinden bezeichnet. Je schneller die Menge des • Betonieretappen geschickt wählen
Maßangaben rechts freien Wassers im Gefüge abnimmt, desto stärker schwindet der • gemäß Kapitel 5.2 empfohlene Nachbehandlungsmittel
Beton. Das Schwinden ist umso größer, je geringer die relative und -dauer anwenden
± 0 N/mm² Feuchte der umgebenden Luft ist. Darüber hinaus hängt das • Mindestbewehrung und/oder Stahlfasern vorsehen, um
1,90 m

Ausmaß des Trocknungsschwindens von der Menge des freien die Risse zu verteilen (viele Haarrisse sind wenigen, aber
Wassers ab. breiteren Rissen meist vorzuziehen)

Das Endschwindmaß liegt im Allgemeinen zwischen 0,3 und


0,8 mm/m. Wie aus Abb. 10.3.11 ersichtlich, hängt dieser Wert
maßgeblich von der Wassermenge der Betonrezeptur ab. Da sich
0,55 m

jede Erhöhung der Wasserdosierung beim Schwindmaß doppelt


auswirkt, ist es von großer Bedeutung, die Wassermenge einer
Druck 2,05 m
- 4,82 N/mm²
Betonmischung mit Hilfe einer geeigneten Wahl und regelmä- Schwindmaß von selbstverdichtenden Betonen 1,4 0,60 0,50
ßigen Kontrolle der Kornzusammensetzung, vor allem jener der Bei selbstverdichtenden Betonen (SVB) können höhere Schwind- Wassergehalt in l/m³ 0,70
Sandfraktion, möglichst gering zu halten. Ist die Zementmenge maße auftreten als bei Rüttelbetonen (Abb. 10.3.11). 1,2 w/z-Wert
250
0,40
gegeben, hängt das Endschwindmaß indirekt ebenfalls vom Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass das Rissrisiko dabei in keiner
w/z-Wert ab. Es ist umso kleiner, je tiefer der w/z-Wert ist. Ist Weise zunimmt. 1,0
Herkömmliche 225
Vermeidungsmaßnahmen dagegen die Wassermenge gegeben, lässt sich das Schwindmaß

Schwindmaß [‰]
Betone SVB
Die Rissbildung wegen thermischen Schwindens kann wie folgt über die Zementmenge praktisch nicht beeinflussen. Dies ist wahrscheinlich den folgenden günstigen Wirkungen 0,8

vermieden werden: zuzuschreiben, welche die Zunahme des Schwindmaßes aus-


0,6 200
• verwenden von Zementen mit niedrigerer Hydratations- Bei hochfesten Betonen mit einem w/z-Wert < 0,40 verringert gleichen:
0,30
wärme (LH-Zemente) und Festigkeitsklasse, wie Hoch- sich das Endschwindmaß nicht mehr. Es ist im Gegenteil sogar • erhöhte Festigkeit des Betons (insbesondere Zugfestigkeit) 175
ofenzemente mit einem hohen Hüttensandgehalt eine tendenzielle Erhöhung zu beobachten, weil ein starker An- wegen des höheren Zementgehaltes 0,4
150
(z. B. Holcim Duo oder Holcim ECOPlanet) stieg des chemischen oder autogenen Schwindens die Reduktion • leichte Verringerung des Elastizitätsmoduls des Betons we-
125
0,2
• Betonrezepturen mit geringem Zementgehalt und einem des Trocknungsschwindens kompensiert. gen der größeren Menge an Zementleim, welcher weniger 100
hohen Anteil an Betonzusatzstoffen (z. B. Steinkohlenflug- steif ist als das Korngerüst. Dies wiederum hat tendenziell
0,0
asche oder Kalksteinmehl) zur Folge, dass die aus dem Schwinden resultierenden Zug- 150 250 350 450 550 650 750
• möglichst spät ausschalen und nicht zum Zeitpunkt spannungen reduziert werden Zementgehalt [kg(m³]
der höchsten Betontemperatur ausschalen, um keinen • Ausführung in größeren, dafür wenigen Betonieretappen
Abb. 10.3.11
thermischen Schock zu provozieren (die Temperatur der und damit einhergehende Reduktion des differenziellen Einfluss des Zementgehalts, des Wassergehalts und des Wasserzementwerts auf das Endschwindmaß (gemessen
an Prismen der Abmessungen 100 x 100 x 400 mm³ bei einer relativen Luftfeuchte von 50 % ab dem fünften Tag)
Betonoberfläche erfährt beim Ausschalen eine abrupte Schwindens aus unterschiedlichen Betonaltern.
(Quelle: P. Grübl, H. Weigler, S. Karl: Beton-Arten, Herstellung und Eigenschaften, Verlag Ernst & Sohn)
Abkühlung)
• Betonierabschnitte günstig wählen (Abb. 10.3.2 und 10.3.3)
• verstärkte und zeitlich ausgedehnte Nachbehandlungs- Bemerkung
maßnahmen vorsehen (Thermomatten) Bei Rüttelbeton für übliche Hochbauten der Festigkeitsklasse
• Verwenden eines Erhärtungsverzögerers C20/25 und der Expositionsklasse XC1 liegen der Wassergehalt
und das Schwindmaß in der gleichen Größenordnung wie bei
SVB.

286 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 287


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schäden durch Frost- und Frost-Tausalz- Schäden durch Frost- und Frost-Tausalz-
Angriff Angriff
10.4

10.4
Allgemeines Schadensbilder beim Frost- und Frost-Tausalz-Angriff
Gefriert Frischbeton bevor er seine Gefriebeständigkeit erreicht, Dieses Verhalten wird nach Setzer durch die sogenannte Mikro- Bei den Schäden durch Frost- und Frost-Tausalz-Angriff wird Erst im weiteren Verlauf können diese Schädigungen durch Risse
muß er entsprechend der Beschreibung in Kapitel 5.3 „Beto- eislinsenpumpe hervorgerufen und als Frostsaugen bezeichnet. zwischen innerer und äußerer Schädigung unterschieden. auch von außen sichtbar werden.
nieren bei extremer Witterung - Kalte Temperaturen“ zurückge-
baut werden. Angriff durch Frost in Kombination mit Taumitteln Bei der inneren Schädigung wird das tieferliegende Betongefü- Äußere Schäden sind durch Abwitterung der Oberfläche erkenn-
Bei Schäden aus Frosteinwirkung auf Festbeton unterscheiden Es ist seit Langem bekannt, dass Tausalze (oder andere, den Ge- ge geschädigt. Dies ist äußerlich anfänglich nicht zu erkennen, bar. Über nicht frostbeständigen Gesteinskörnern können sich
wir in reinen Frostangriff und in Frostangriff in Kombination frierpunkt des Wassers senkende Mittel) gegenüber dem reinen kann aber mittels Messung der Ultraschalllaufzeiten festgestellt sogenannte Popouts auf der Oberfläche bilden.
mit Taumitteln. Der Schädigungsgrad bei beiden Frostangriffen Frostangriff die Schädigung von Beton deutlich erhöhen, wobei werden.
hängt von der Wassersättigung des Betons ab. Trockene Betone der Grad der Schädigung von vielen Einflussfaktoren abhängt.
Abb. 10.4.3 (links)
zeigen einen hohen Widerstand gegen Frostangriff. Bei einer Die Schädigung des Betons durch Tausalze ist die Folge des Probekörper vor Frost
mäßigen Wassersättigung ist mit einer geringeren Frosteinwir- durch die genannten Mittel in den oberflächennahen Schichten
kung zu rechnen, Betone mit hoher Wassersättigung weisen ein des Betons verursachten thermischen Schocks. Die Taumittel
Abb. 10.4.4 (rechts)
hohes Schadenspotential auf. Als Auslöser für die Schädigung ist entziehen dem Beton die für das Aufschmelzen des Schnees Probekörper nach 28
Frost-Tau-Wechsel
die Dichteanomalie des Wassers von hoher Bedeutung. oder Eises notwendige Wärme. Dies verursacht einen besonders
Wasser hat bei ca. 4 °C seine höchste Dichte und damit auch sein raschen Temperatursturz, der durch den gleichen Mechanismus
niedrigstes Volumen. Bei höheren und auch bei niedrigeren Tem- wie bei der Frosteinwirkung Scherspannungen hervorruft, die zu
peraturen dehnt sich Wasser aus, die Dichte wird kleiner und das Abplatzungen an der Betonoberfläche führen können.
Volumen nimmt zu. Der Übergang vom flüssigen zum festen Allerdings ist die schädigende Einwirkung der Taumittel sehr viel
Aggregatszustand ist mit einer Dichtereduzierung und einer intensiver als die bloße Frosteinwirkung.
sprunghaften Volumenzunahme verbunden. Deshalb schwimmt
Eis auch auf dem Wasser.
Der Transport von Wasser ist die Ursache für fast alle Schädi- In den Abbildungen 10.4.3 und 10.4.4 ist ein und derselbe Die Abnahmekriterien der verschiedenen Verfahren zur Frostprü-
gungsmechanismen im Beton. Probekörper vor und nach der Frost-Tausalz-Prüfung dargestellt. fung gelten im allgemeinen nicht für die Bewertung bestehender
Deutlich sind Abwitterungen nach der Frostbeanspruchung zu Bauwerke im Rahmen von Bauwerksuntersuchungen.
Angriff durch Frost erkennen. Da jedoch die Abwitterung hier nur 280 g/m² betra-
Die Schädigung des Betons durch periodisches Gefrieren und gen hat, hat dieser Probekörper die Anforderung an die Prüfung In den Bildern 10.4.5 und 10.4.6 ist ein Probekörper mit einer
Tauen erfolgt vor allem durch die Umwandlung des Wassers in mittels CDF-Test hervorragend bestanden. Abwitterung von 1.690 g/m² dargestellt. Damit hat diese Beton-
den Poren des Zementsteins und der Gesteinskörnung in Eis. Im CDF-Test ist eine Oberflächenabwitterung an gesondert her- zusammensetzung die Frostprüfung mittels CDF-Test nicht
Die Eisbildung ist aufgrund der Anomalie des Wassers mit einer gestellten Probekörpern von ≤ 1.500 g/m² als Abnahmekriterium bestanden.
rund neunprozentigen Volumenvergrößerung verbunden. Die vereinbart. Das bedeutet, dass an der Oberfläche eine Abwitte-
Volumenvergrößerung, aber auch die dadurch bewirkte Ver- rung von 0,6 mm erlaubt ist.
drängung des noch nicht gefrorenen Wassers im Betoninneren,
bewirken hohe innere Drücke und Spannungen. Überschreiten Abb. 10.4.5 (links)
Abb. 10.4.1
diese die Betonzugfestigkeit wird der Beton im Inneren geschä- Probekörper vor Frost
Frost-Tausalz-Schaden an Beladerampen bei einem Speditionsauslieferungslager
digt. Es entsteht bei häufiger Wiederholung des Frost-Tau-Zyk-
lus ein dichtes Netz von Mikrorissen in den oberflächennahen Abb. 10.4.6 (rechts)
Probekörper nach 28
Betonschichten, die zu einer erheblichen Festigkeitsminderung
Frost-Tau-Wechsel
und schließlich zu Abplatzungen an der Oberfläche und zum
Zerbröckeln des Betons führen.
Temperaturstürze im Beton unter den Gefrierpunkt sind umso
gefährlicher, je rascher und häufiger sie erfolgen. Allerdings
müssen die Poren des Betons voll Wasser, d. h. der Beton muss
fast mit Wasser gesättigt sein, damit es zu einer Schädigung des
Betons kommt. Deswegen sind senkrechte Betonoberflächen
von Frostschäden weniger betroffen. Durch die in Kapitel 7.2 „Frost- und Frost-Tausalzbeständiger Natürlich ist auch hier von der Betonzusammensetzung, dem
Mit jedem Frost-Tau-Wechsel nimmt der Wassersättigungsgrad Beton“ beschriebenen Maßnahmen können Schäden durch richtigen Einbau und der korrekten Nachbehandlung alles zu
des Betons unabhängig von der zuvor durch kapillares Saugen Abb. 10.4.2
Frost- und Frost-Tausalz-Einwirkung weitestgehend vermie- berücksichtigen.
aufgenommenen Feuchtemenge zu. Frost-Tausalz-Schaden - Detail den werden.

288 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 289


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schäden durch chemisch lösenden Angriff Schäden durch chemisch lösenden Angriff
10.5

10.5
Arten der chemischen Schädigungen Vermeidungsmaßnahmen Wirkung verschiedener chemischer Stoffe
Je nach der Art des chemischen Angriffes bleibt der Beton ent- Der Schutz des Betons vor dem Angriff chemischer Stoffe von Abb. 10.5.3 zeigt, ob und wie verschiedene, häufig mit Beton in
weder beständig oder zersetzt sich mehr oder weniger rasch. Im außen erfordert: Berührung kommende chemische Stoffe auf diesen einwirken.
Wesentlichen sind zwei Arten von Schädigungen zu unterschei- • die Herstellung und Verarbeitung eines dichten, demzu-
Verhalten des bewehr- Abb. 10.5.3
den. folge wenig porösen Betons unter Berücksichtigung der Chemischer Stoff Verhalten unbewehrten Betons
ten Betons Wirkung verschiedener
chemischer Stoffe
Expositionsklasse XA Schädigung durch Be-
keine Schädigung Chemische Zersetzung Quellen
Chemische Zersetzung • eine erhöhte (durch den Planer gemäß spezifischen Gege- wehrungskorrosion
Eine chemische Zersetzung des Betons ist gekennzeichnet benheiten festzulegende) Überdeckung des Betons, ohne Schwache Basen 🔵
durch die Auflösung eines oder auch mehrerer Bestandteile des jede Ausnahme auch bei Scheinfugen, Fugen und Abtrep-
Starke Basen 🔵
erhärteten Zementsteins durch einen von außen einwirken- pungen
den chemischen Stoff (Abb. 10.5.1). Der oder die betreffenden Schwache Säuren 🔷 ⃣

Bestandteile werden dabei aus dem Beton ausgelaugt, wodurch Muss mit dem Angriff gelöster Sulfate gerechnet werden, sind Starke Säuren 🔷🔷 ⃣
der Beton immer poröser wird und damit nicht nur an Festigkeit, die erwähnten Maßnahmen durch die Verwendung eines Ze-
sondern auch seine Schutzfunktion gegen die Bewehrungskor- ments mit hohem Sulfatwiderstand (SR-Zement gemäß Kap. 1.1
Regenwasser, destilliertes,
entmineralisiertes Wasser 🔷 ⃣

rosion verliert. Dieser Vorgang beginnt immer an der Kontakt- »Zemente«) zu ergänzen. Hierfür kommen die Holcim Zemente Öle, Fette 🔷 ⃣
fläche zwischen Beton und dem chemisch wirkenden Stoff und
schreitet (meist langsam) ins Betoninnere fort.
Holcim Sulfo, Holcim ECOPlanet B3 und Holcim Durabilo 4 N-SR
in Betracht (siehe auch Kap. 10.6 »Schäden durch Sulfatangriff«).
Gelöste Sulfate 🔷 ⃣

Gelöste Chloride 🔵 🔷
Chemisch bewirktes Quellen Beton ist nur gegenüber sehr schwachen Säuren einigermaßen Kohlendioxid (CO2) 🔵 ⃣
Eine zweite Art der chemischen Schädigung wird in Gegenwart beständig. Schon Säuren mittlerer Stärke und erst recht starke
von Kapillarporenwasser durch die Reaktion eines chemisch Säuren zersetzen ihn jedoch bis zur Gebrauchsuntauglichkeit. 🔵 keine Schädigung
wirksamen Stoffs mit einem oder mehreren Bestandteilen des Neben den schon erwähnten Maßnahmen ist zu seinem Schutz
erhärteten Zementsteins verursacht. Entsteht bei dieser Reakti- vor solchen Säuren zusätzlich eine säurebeständige Beschich- 🔷 direkter Angriff
on ein festes Produkt, das ein größeres Volumen besitzt als die tung (Kunstharze, Keramik usw.) erforderlich. Für die Herstellung
festen Ausgangsstoffe zusammen, kommt es zu einem Quellen von Betonen, die einem aggressiven Milieu ausgesetzt sind, sind ⃣ Bewehrungskorrosion als Folge der oberflächlichen Zerstörung des Betons oder seiner bis zur Bewehrung vorgedrungenen
des Betons. Da die dadurch hervorgerufenen Spannungen bald hüttensandhaltige Zemente besonders geeignet. Karbonatisierung
die Betonzugfestigkeit übersteigen, bilden sich Risse, die sich
langsam, aber stetig ausbreiten, oft auch in vom Ort der Reaktion Hüttensandhaltige CEM II Zemente (Holcim Ferro) und speziell
entfernten Zonen. Hochofenzemente CEM III (Holcim Duo oder Holcim ECOPlanet B3), Bei der Festlegung des Betons nach DIN EN 206-1 und DIN Weitere diesbezügliche Angaben finden sich in Kap. 3.4 »Druck-
sowie Schieferhochofenzement Durabilo 4 N-SR, haben ein ho- 1045-2 müssen die einwirkenden Umgebungsbedingungen be- festigkeit und Expositionsklassen«.
hes Nacherhärtungspotential, was die Ausbildung eines dichten rücksichtigt werden. Dabei unterscheiden die Normen zwischen
Betongefüges fördert. verschiedenen Expositionsklassen, wie z. B. chemischem Angriff
(XA) oder durch Karbonatisierung ausgelöster Korrosion (XC).

Abb. 10.5.1
Von Säure angegriffenes
Zementmörtelprisma
(rechte Prismenhälfte) Abb. 10.5.4 (links)
Lösender chemischer
Angriff auf Betonober-
fläche

Abb. 10.5.5 (rechts)


Stark lösender
chemischer Angriff mit
deutlicher Schädigung
Abb. 10.5.2
der Betonoberfläche
Säureangriff auf Beton-
fläche im landwirschaftli-
chen Bereich

290 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 291


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schäden durch Sulfatangriff Schäden durch Sulfatangriff


10.6

10.6
Abb. 10.6.3
Chemische Vorgänge beim Sulfatangriff Vermeidungsmaßnahmen Normative Anforderungen an Zemente nach DIN EN 197-1
Bohrpfähle mit SR-
Sulfate in wässriger Lösung können erhärteten Beton angreifen. Muss davon ausgegangen werden, dass der Beton mit gelösten SR-Zemente werden nun als Normalzemente mit hohe Sulfat- Zement im gipshaltigen
Sie reagieren mit dem Trikalziumaluminat des Zementsteins oder im Boden vorkommenden Sulfaten im Kontakt stehen wird, widerstand „SR“ bezeichnet und aus der DIN 1164-10 heraus- Boden

unter starker Volumenvergrößerung zu den Phasen Ettringit sind folgende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen: genommen:
(7 - 8 fache Volumenvergrößerung) oder Thaumasit (Auflösung • Der eingebrachte Beton muss sehr dicht sein, d. h. eine • Portlandzement CEM I mit limitiertem C3A-Gehalt
der Zementsteinmatrix). Die Schädigung des Betongefüges niedrige Porosität haben - CEM I-SR 0 (C3A-Gehalt des Klinkers = 0 %)
durch diesen Prozess wird als Sulfattreiben bezeichnet. • Der w/z-Wert des Frischbetons soll 0,50 nicht überschreiten - CEM I-SR 3 (C3A-Gehalt des Klinkers = ≤ 3 %)
- CEM I-SR 5 (C3A-Gehalt des Klinkers = ≤ 5 %)
Schäden durch Sulfatangriffe Ist anzunehmen, dass der Beton mit zirkulierendem Wasser mit • Hochofenzemente CEM III mit Mindestgehalt an Hütten-
Der Sulfatangriff bedroht vor allem erdberührende Betonkon- einem Sulfatgehalt von mehr als 600 mg SO4/l oder mit Erd- sand
struktionen und -bauteile. Im Untergrund vorhandene was- schichten mit einem Sulfatgehalt von mehr als 3.000 mg - CEM III/B-SR (keine Anforderung an den C3A-Gehalt des
serlösliche, sulfatische Mineralien wie Gips und Anhydrit SO4/kg in Kontakt stehen wird, soll gemäß DIN EN 206-1 und Klinkers)
(Kalziumsulfat) oder Pyrit sind potentielle Sulfatquellen. Selbst DIN 1045-2 ein Zement mit hohem Sulfatwiderstand - CEM III/C-SR (keine Anforderung an den C3A-Gehalt des
weit entfernte Sulfatvorkommen können zu einer Gefährdung (SR-Zement gemäß Kap. 1.1 »Zemente«) verwendet werden. Klinkers)
führen, da die Sulfate durch die Zirkulation unterirdischer • Puzzolanzement CEM IV mit limitiertem C3A-Gehalt im
Wässer zum Betonbauwerk gelangen können. Kanalbauten zur Hierfür kommen in Betracht: Klinker und Mindestgehalt an Puzzolan
Ableitung von Abwässern aus Haushalten oder Industrie können • Portlandzemente mit besonders niedrigem Gehalt an - CEM IV/A-SR (C3A-Gehalt des Klinkers ≤ 9 %)
durch Sulfatangriffe geschädigt werden, weil solche Abwäs- Trikalziumaluminat von C3A ≤ 3 M.-% (Holcim Sulfo 5 R) - CEM IV/B-SR (C3A-Gehalt des Klinkers ≤ 9 %)
ser oft gelöste Sulfate enthalten. Die Schädigung des Betons • Hochofenzemente wie Holcim ECOPlanet B4 mit einem
geht von einer Volumenvergrößerung aus, die zu einer starken Gehalt an Hüttensand von mindestens 66 M.-%
Zusammensetzung (Massenanteil in Prozent1)) Abb. 10.6.4
Rissbildung führt (Abb. 10.6.1). Allerdings gehen diese Vorgänge • Schieferhochofenzement (Holcim Durabilo 4 N-SR) mit Anforderung an SR-
Haupbestandteile Zement nach DIN EN
relativ langsam vor sich, sodass provisorische Bauten im Regelfall einer Zulassung als sulfatbeständiger Zement Haupt- Bezeichnung der sieben Produkte (Normalze-
Natürliches Kieselsäurereiche Nebenbe- 197-1
arten mente mit hohem Sulfatwiderstand) Klinker Hüttensand
keinen besonderen Schutz erfordern. Puzzolan Flugasche standteile
DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 berücksichtigen sulfathaltige K S P V
Grundwässer und natürliche Böden unter der Expositionsklasse CEM I-SR 0
Portlandzement mit hohem
des chemischen Angriffs, XA1 bis XA3 (siehe Kap. 3.4 »Druckfes- CEM I CEM I-SR 3 95 - 100 - - - 0-5
Sulfatwiderstand
CEM I-SR 5
tigkeit und Expositionsklassen«). Erfolgt wegen des erhöhten
Hochofenzement mit hohem CEM III/B-SR 20 - 34 66 - 80 - - 0-5
Sulfatgehalts im Grundwasser oder Boden die Zuordnung zu CEM III
Sulfatwiderstand CEM III/C-SR 5 - 19 91 - 96 - - 0-5
den Expositionsklassen XA2 oder XA3, sind Zemente mit einem
Puzzolanzement mit hohem CEM IV/A-SR 65 - 79 - 21 - 35 0-5
hohen Sulfatwiderstand gemäß DIN EN 197-1 zu verwenden. CEM IV
Sulfatwiderstand2) CEM IV/B-SR 45 - 64 - 36 - 55 0-5
1)
Die Werte in der Tabelle beziehen sich auf die Summe der Haupt- und Nebenbestandteile
2)
Für Puzzolanzemente mit hohem Sulfatwiderstand, d. h. Zementarten CEM IV/A-SR und CEM IV/B-SR, sind neben Klinker die Hauptbestandteile in der Bezeichnung der Zement-
Abb. 10.6.1
art anzugeben (z.B.: CEM IV/A (P) 32,5 N-SR)
Durch Sulfatangriff
geschädigtes Zement-
mörtelprisma, Volumen-
vergrößerung (Treiben)
Abb. 10.6.5
Grenzwerte für Zusammensetzung und Eigenschaften von Beton - Teil 2 - DIN EN 206-1
Grenzwerte für Zusam-
mensetzung und
XA1 XA2 XA3 Eigenschaften nach
ursprüngliche Länge DIN EN 206-1
Höchstzulässiger w/z-Wert 0,60 0,50 0,45

Mindestdruckfestigkeitsklasse C25/30 C35/45 C35/45

Mindestzementgehalt [kg/m³] 280 320 320

Mindestzementgehalt bei Anrechnung von FA


270 270 270
[kg/m³]
Abb. 10.6.2
Tübbinge - Bauteile, die oft in sulfathaltiger Umgebung eingebaut werden Sulfatangriff SO42- [mg/l] ≥ 200 und ≤ 600 > 600 und ≤ 3.000 > 3.000 und ≤ 6.000

Schutzschicht oder dauerhafte


Besondere Maßnahmen
Bekleidung

292 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 293


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schäden durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion Schäden durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion


10.7

10.7
Alkali-Kieselsäure-Reaktion Holcim NA-Zemente Feuchtigkeitsklassen Auf der Grundlage der zu erwartenden Umgebungsbedingun-
Die Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR) ist eine langsam verlaufen- Zur Vermeidung solcher Schäden gilt in Deutschland die gen ist jedes Bauteil einer Feuchtigkeitsklasse zuzuordnen (Abb.
de, chemische Reaktion zwischen sogenannten reaktiven Ge- CEM I 42,5 N (na) Holcim Pur 4 N-NA DAfStb-Richtlinie »Vorbeugende Maßnahmen gegen schädigen- 10.7.2). Die Feuchtigkeits- und die Expositionsklassen sind dem
CEM I 42,5 R (na) Holcim Pur 4 R-NA
steinskörnungen und Alkalien. Einige Gesteinskörnungen, wie de Alkalireaktion im Beton« (Alkali-Richtlinie). Mit Wirkung der Betonhersteller anzugeben. Daraus ergeben sich eventuell
CEM I 52,5 R (na) Holcim Pur 5 R-NA
mikrokristalline Quarze, Opale, Flint, aber auch Feldspate, Glim- CEM I 52,5 R-SR3 (na) Holcim Sulfo 5 R A2-Änderung wurden die Feuchtigkeitsklassen aus der Alkali- zusätzliche Anforderungen an die Gesteinskörnung oder den
mer, gebrochene und rezyklierte Gesteinskörnungen, reagieren CEM II/B-S 32,5 R (na) Holcim Ferro 3 R (na) Richtlinie in die DIN 1045-2 übernommen. Zement (Abb. 10.7.7 – Abb. 10.7.9).
CEM II/B-S 42,5 N (na) Holcim Ferro 4 N (na)
mit den Alkalien der Porenlösung im Beton. Hauptträger lösli-
CEM III/A 32,5 N-LH na) Holcim Duo 3 N-LH (na)
cher Alkalien (Na+ und K+) ist der Zement. Die Alkalien können CEM III/A 42,5 N (na) Holcim Duo 4 N (na) Abb. 10.7.2
jedoch auch aus der Umgebung, z. B. aus Bergwässern, Tausal- CEM III/A 52,5 N-SR (na) Holcim Duo 5 N-SR (na) Feuchtigkeitsklassen
Klasse Beschreibung der Umgebung Beispiele für die Zuordnung von Expositionsklassen
CEM III/B 32,5 N-LH/SR (na) Holcim ECOPlanet B3
zen oder Meerwasser stammen. Die Alkali-Kieselsäure-Reaktion
CEM III/B 42,5 L-LH/SR (na) Holcim ECOPlanet B4
findet nur statt, wenn eine hohe Luftfeuchte von über 80 % oder CEM III/B 42,5 N-LH/SR (na) Holcim ECOPlanet B4
Wasser in flüssigem Zustand als Reaktionspartner vorliegen. Beton, der nach normaler Nachbehandlung nicht • Innenbauteile des Hochbaus
längere Zeit feucht und nach dem Austrocknen
WO während der Nutzung weitgehend trocken bleibt • Bauteile, auf die Außenluft, nicht jedoch z. B. Niederschläge, Oberflächenwasser,
Die Alkali-Kieselsäure-Reaktion führt zur Bildung eines quellfä- Bodenfeuchte einwirken können und/oder die nicht ständig einer relativen Luftfeuchte
Innenbauteile - trocken von mehr als 80 % ausgesetzt werden
higen Alkali-Kieselsäure-Gels. Im erhärteten Beton kann dieses Bedingungen für das Zustandekommen einer Alkali-
hydrophile Gel zu Treiberscheinungen und – daraus resultierend Kieselsäure-Reaktion
– zu Rissen und Dehnungen führen. Die Alkali-Kieselsäure-Reaktion kann nur erfolgen, wenn • Ungeschützte Außenbauteile, die z. B. Niederschlägen, Oberflächenwasser oder Boden-
folgende Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind: feuchte ausgesetzt sind
• Innenbauteile des Hochbaus für Feuchträume, wie z. B. Hallenbäder, Wäschereien und
Die »Alkali-Richtlinie« des DAfStb legt Maßnahmen fest, um AKR • Vorhandensein von potentiell reaktiven Gesteins- Beton, der während der Nutzung häufig oder andere gewerbliche Feuchträume, in denen die relative Luftfeuchte überwiegend höher
zu vermeiden. Sie fordert die Einstufung der Gesteinskörnungen körnungen längere Zeit feucht ist als 80 % ist
WF
in Alkaliempfindlichkeitsklassen (Abb. 10.7.3) und die Berück- • genügend Feuchtigkeit im Beton Außenbauteile - feucht • Bauteile mit häufiger Taupunktunterschreitung, wie z. B. Schornsteine, Wärmeüberträ-
sichtigung der Umgebungsbedingungen für das Bauteil (Feuch- • hohe Porosität des Betons gerstationen, Filterkammern und Viehställe

tigkeitsklassen Abb. 10.7.2). • genügend lösliche Alkalien in der Porenlösung • Massige Bauteile gemäß DAfStb-Richtlinie «Massige Bauteile aus Beton», deren kleins-
te Abmessung 0,80 m überschreitet (unabhängig vom Feuchtezutritt)
Bei der Verwendung alkaliempfindlicher Gesteinskörnung sind in
bestimmten Fällen Maßnahmen zu treffen und gegebenenfalls
Zemente mit niedrigem wirksamem Alkaligehalt ((na)-Zemente) • Bauteile mit Meerwassereinwirkung
einzusetzen (Abb. 10.7.7 – Abb. 10.7.9). Beton, der zusätzlich zu der Beanspruchung
nach Klasse WF häufiger oder langzeitiger Alkali-
• Bauteile unter Tausalzeinwirkung ohne zusätzliche hohe dynamische Beanspruchung (z. B.
Spritzwasserbereiche, Fahr- und Stellflächen in Parkhäusern)
Die Holcim (Deutschland) GmbH bietet daher viele ihrer Zemen- zufuhr von außen ausgesetzt ist
WA
te als (na)-Zemente an. Auch die Verwendung hüttensandhalti- Außenbauteile - feucht mit Alkalizufuhr
• Bauteile von Industriebauten und landwirtschaftlichen Bauwerken (z. B. Güllebehälter) mit
Alkalisalzeinwirkung
ger Zemente kann zur Vermeidung von AKR beitragen. Hütten-
sande weisen in der Regel einen geringen Gehalt an löslichen • Betonfahrbahnen der Belastungsklasse Bk 1,0 und Bk 0,3
Alkalien auf.

Die Feuchtigkeitsklasse WS ist in DIN EN 1992-1-1 nicht enthalten.


(na)-Zemente WS wird nur für hochbeanspruchte Betonfahrbahnen nach TL Beton-StB angewendet
Zemente die dem (na)-Kriterium nach DIN 1164-10 entsprechen,
können als vorbeugende Maßnahme gegen schädigende Alkali-
Kieselsäure-Reaktionen eingesetzt werden. Sie zeichnen sich Klasse Beschreibung der Umgebung Beispiele für die Zuordnung von Expositionsklassen

durch ein besonders niedriges Na2O-Äquivalent aus und dienen


Beton, der hoher dynamischer Beanspruchung
nicht als Alkalienquelle für eine AKR. Abb. 10.7.1 und direktem Alkalieintrag ausgesetzt ist • Bauteile unter Tausalzeinwirkung mit zusätzlicher hoher dynamischer Beanspruchung
Schadensbild einer Alkali-Kieselsäure-Reaktion WS
Holcim bietet hier eine Vielzahl von geeigneten Zementen an. Straßenbeton • Betonfahrbahnen der Belastungsklasse Bk 100 bis Bk 1,8

Die Feuchtigkeitsklasse WS ist in der Alkali-Richtlinie nicht geregelt.

294 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 295


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schäden durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion Schäden durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion


10.7

10.7
Kennzeichnung der Gesteinskörnungen Gesteinskörnungen sind in eine der Alkaliempfindlichkeitsklas- Zementauswahl
Gesteinskörnung für die Herstellung von Beton nach EN 206-1 sen einzustufen (siehe Abb. 10.7.3). Diese Klassen reichen von Bei der Verwendung alkaliempfindlicher Gesteinskörnung sind
und DIN 1045-2 muss unabhängig vom Gewinnungsgebiet be- E I (unbedenklich) bis E III (bedenklich). Ohne Zertifizierung nach in bestimmten Fällen Maßnahmen zu treffen und Zemente mit
züglich ihrer Alkalireaktivität beurteilt und gekennzeichnet Alkali-Richtlinie wird die Gesteinskörnung in die Alkaliempfind- niedrigem wirksamen Alkaligehalt (na-Zemente) einzusetzen
werden. Die Prüfung, Einstufung und Überwachung wird in der lichkeitsklasse E III eingestuft. (Abb. 10.7.7 – Abb. 10.7.9).
Alkali-Richtlinie geregelt. Teil 2 der Richtlinie betrifft Gesteinskör- Auf dem Betonlieferschein sind die Feuchtigkeitsklasse und die
nung aus bestimmten Gewinnungsgebieten in Norddeutschland Alkaliempfindlichkeitsklasse der Gesteinskörnung anzugeben.
(siehe Abb. 10.7.1). Teil 3 der Richtlinie behandelt Gesteinskör- Ohne diese Angaben darf der Beton nur für Feuchtigkeitsklasse
Abb. 10.7.7
nung aus gebrochenem oder rezykliertem Gestein. WO (Innenbauteile) eingesetzt werden. Feuchtigkeitsklasse Vorbeugende
Alkaliempfindlichkeitsklasse Maßnahmen für
WO WF WA Beton mit einem
Zementgehalt
Abb. 10.7.3 Klasse Gesteinskörnungen Beurteilung hinsichtlich AKR z ≤ 330 kg/m3
Alkaliempfindlichkeitsklas- E I-O keine keine keine
sen für Gesteinskörnung E I-O unbedenklich

E II-O
• Opalsandstein einschließlich Kieselkreide bedingt brauchbar
E II-O keine keine NA-Zement

E III-O bedenklich E III-O keine NA-Zement Austausch der Gesteinskörnung

E I-OF unbedenklich

E II-OF • Opalsandstein einschließlich Kieselkreide und Flint bedingt brauchbar

E III-OF bedenklich
Abb. 10.7.8
• gebrochene Grauwacke Feuchtigkeitsklasse Vorbeugende
E I-S • gebrochener Quarzporphyr (Rhyolith) unbedenklich Alkaliempfindlichkeitsklasse Maßnahmen für
• gebrochener Oberrhein-Kies WO WF WA Beton mit einem
• rezyklierte Körnungen Zementgehalt
• Kies mit > 10 M.-% der vorgenannten Körnungen z > 330 kg/m3
E III-S • andere gebrochene, nicht als unbedenklich eingestufte Gesteinskörnungen bedenklich E I-OF keine keine keine
• andere gebrochene Gesteinskörnungen ohne baupraktische Erfahrungen

E II-OF keine NA-Zement NA-Zement


Für die Einstufung der unterschiedlichen Gesteinskörnungen gelten bestimmte Kriterien (Abb.10.7.4 - Abb.10.7.6)
E III-OF keine NA-Zement Austausch der Gesteinskörnung
Abb. 10.7.4 Grenzwerte für die Alkaliempfindlichkeitsklassen [in M.-%]
Kriterien zur Einstufung Bestandteile
von Gesteinskörnung E I-O E II-O E III-O
mit Opalsandstein ein-
schließlich Kieselkreide Opalstein einschließlich Kieselkreide (über 1 mm)1) ≤ 0,5 ≤ 2,0 > 2,0

1)
in den Prüfkornklassen 1 bis 4 mm einschließlich reaktionsfähigem Flint
Abb. 10.7.9
Zementgehalt Feuchtigkeitsklasse Vorbeugende Maßnahmen
Alkaliempfindlichkeits-
Abb. 10.7.5 Grenzwerte für die Alkaliempfindlichkeitsklassen [in M.-%] für Beton bei Alkaliemp-
Kriterien zur Einstufung Bestandteile klasse findlichkeitsklassen
[kg/m³] WO WF WA
von Gesteinskörnung E I-OF E II-OF E III-OF E I-S bis E III-S
mit Opalsandstein ein-
schließlich Kieselkreide Opalstein einschließlich Kieselkreide (über 1 mm)1) ≤ 0,5 ≤ 2,0 > 2,0 E I-S ohne Festlegung keine keine keine
und Flint
Reaktionsfähiger Flint (über 4 mm) ≤ 3,0 ≤ 10,0 > 10,0 z ≤ 300 keine keine keine

Opalsandstein einschließlich Kieselkreide und reaktionsfähiger Flint ≤ 4,0 ≤ 15,0 > 15,0 Gutachten oder
300 < z ≤ 350 keine keine
1)
in den Prüfkornklassen 1 bis 4 mm einschließlich reaktionsfähigem Flint NA-Zement
E III-S1)

Gutachten oder Gutachten oder


Abb. 10.7.6 Alkaliempfindlichkeitsklasse 1) z > 350 keine Austausch der
Kriterium für die Kriterium NA-Zement Gesteinskörnung
Einstufung in die E I-S E III-S
Alkaliempfindlich- ε ≤ 0,6 ε ≤ 0,6 gilt auch für nicht beurteilte Gesteinskörnungen
1)
Grenzwerte2) für die Dehnung der Betonbalken mm/m2
keitsklassen E I-S
und E III-S Rissbildung der Würfel keine stark 3)

1)
Maßgebend ist die jeweils ungünstigere Bewertung
2)
Nach 9 Monaten Nebelkammerlagerung einschließlich Wärme- und Feuchtedehnung
3)
Mit Rissbreiten w ≥ 0,2 mm

296 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 297


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Schäden durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion Schäden durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion


10.7

10.7
Abb. 10.7.14
An Zemente für Betonfahrbahnen (Feuchtigkeitsklasse WS) Die Feuchtigkeitsklasse WS ist in der Alkali-Richtlinie nicht Vorsorgliche Maßnahmen
Starke Rissbildung
werden zur Vermeidung von AKR durch die TL Beton-StB07 geregelt. Bei der Verwendung von alkaliempfindlicher Gesteinskörnung infolge Quellens des
Betons, verursacht durch
und des Allgemeinen Rundschreibens Straßenbau Nr. ist gemäß der betreffenden Richtlinie des DAfStb zu verfahren.
eine Alkali-Kieselsäure-
04/2013 spezielle Anforderungen hinsichtlich ihres Alkalige- Reaktion
haltes gestellt (Abb. 10.7.10). Für den Fall, dass sich eine Gesteinskörnung als potentiell reaktiv
erweist, wird allgemein empfohlen, die folgenden Maßnahmen
zu ergreifen:
Alkaligehalt des Zements ohne
Hüttensandgehalt Alkaligehalt des Zements
Hüttensand/Ölschiefer
Zement • beim Entwurf von Bauwerken sind konstruktive Maß-
Na2O-Äquivalent Na2O-Äquivalent
[M.-%]
[M.-%] [M.-%] nahmen vorzusehen, um das Eindringen von Wasser zu
Abb. 10.7.10
CEM I - ≤ 0,80 - verhindern und damit das Risiko einer betonschädigenden
Zulässige Alkaligehalte
von Zementen für den
Alkali-Kieselsäure-Reaktion möglichst gering zu halten.
Bau von Fahrbahn- CEM II/A-S, -T, -LL - ≤ 0,80 - Wasser sollte dabei leicht abfließen oder durch geeignete
decken nach
TL Beton-StB 07 CEM II/B-T - - ≤ 0,90
Entwässerungssysteme sowie zuverlässige, kontrollierbare
Abb. 10.7.15
und unterhaltsarme Abdichtungen abgeleitet werden. AKR-Schäden an einer
CEM II/B-S 21 bis 29 - ≤ 0,90 Wasserführende Risse im Beton sollten durch eine gute Bodenplatte

CEM II/B-S 30 bis 35 - ≤ 1,00


Bewehrungs- und Fugenanordnung vermieden werden.

CEM III/A 36 bis 50 - ≤ 1,05 • geeignete Betonzusammensetzung mit einem w/z-Wert


< 0,50 wählen

Abb. 10.7.11 (links)


• die Gesamtmenge der löslichen Alkalien im Beton auf ein
Rissbildung als Folge
einer Alkali-Kieselsäure- sinnvolles Maß begrenzen (ca. 3 kg/m3 im Fall herkömmli-
Reaktion cher Bauwerke mit einer Nutzungsdauer von 50 Jahren)

Abb. 10.7.12 (rechts)


• Zemente mit niedrigem wirksamen Alkaligehalt ((na)-Ze-
Betonbauteil mit
starker Rissbildung ment gemäß DIN 1164-10) verwenden
infolge AKR Abb. 10.7.16
Starke AKR-Schäden an
• Hüttensandhaltige Zemente des Typs CEM II oder CEM III einem Tunnelgewölbe
verwenden (z. B. Holcim Ferro, Holcim Duo, Holcim ECO-
Planet). Hüttensande weisen in der Regel einen niedrigen
Gehalt an löslichen Alkalien auf und fordern aufgrund ihrer
ausgeprägten Nacherhärtung die Ausbildung von dichten
Betongefügen.

• Bauwerksteile in permanent trockener Umgebung (Expo-


sitionsklasse XC1) und einer Dicke unter 50 cm erfordern
Abb. 10.7.13
Beispiele Umgebung Expositionsklassen Feuchtigkeitsklasse keine besonderen Maßnahmen. Dies gilt auch für provi-
Zuordnung von Bauteilen
(Beispiele) Innenbauteil, bewehrt immer trocken XC1 WO sorische Konstruktionen sowie für sekundäre und einfach
Sohlplatte im Erdreich unter GOK, bewehrt nass, selten trocken XC2 WF ersetzbare Elemente.

Kellerwand, teilweise über GOK, bewehrt wechselnd nass und trocken, Frost XC4, XF1 WF

Fahrbahndecken, offenes Parkdeck, bewehrt wechselnd nass und trocken, Frost, Tausalz XC4, XF4, XD3, XM1 WA

wechselnd nass und trocken, Frost, Tausalz,


Betonfahrbahndecken nach ZTV-Beton SV I - III XF4, XM2 WS
hohe dynamische Beanspruchung

298 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 299


Ursachen und Vermeidung von Betonschäden Ursachen und Vermeidung von Betonschäden

Karbonatisierung und Bewehrungskorrosion Karbonatisierung und Bewehrungskorrosion


10.8

10.8
Abb. 10.8.3
Karbonatisierung Bewehrungskorrosion - Wirkungen der Karbonatisierung im Geschwindigkeit der Karbonatisierung
Die Karbonatisierung-
Als Karbonatisierung wird die chemische Reaktion des Kohlen- bewehrten Beton Die Geschwindigkeit, mit der sich die Karbonatisierungsfront stiefe als Funktion der
30
dioxids [CO2] der Luft mit dem Kalziumhydroxid [Ca(OH)2] des Demgegenüber kann die Karbonatisierung indirekt die Beweh- ins Betoninnere bewegt, ist umso höher, je poröser der Beton Zeit variiert - je nach den
einwirkenden Faktoren -
Betons zu Kalziumkarbonat bezeichnet. Dieser Vorgang beginnt rung des bewehrten Betons schwer schädigen. Im nicht karbona- ist. Daneben beeinflussen eine Reihe weiterer Faktoren wie in einem weiten Bereich
25
an der Oberfläche des Betons und schreitet langsam ins Innere tisierten Beton schützt dessen hohe Alkalität (pH > 12) den Stahl Zementgehalt, Temperaturverlauf, alternierende dauernde oder
fort. Der Beton wird durch die einhergehende Volumenzu- vor Korrosion. Weil die Karbonatisierung die Alkalität reduziert überhaupt keine Benetzung mit Wasser die Karbonatisierungs- 20

Karbonatisierungstiefe [mm]
nahme positiv beeinflusst, das Gefüge wird dichter, wodurch (pH < 9), setzt die Korrosion ein, sobald die Karbonatisierungs- geschwindigkeit und damit die Karbonatisierungstiefe. Jedoch
Festigkeit und Dauerhaftigkeit erhöht werden. Die Karbonati- front die Zone der Bewehrung erreicht hat. nimmt die Karbonatisierungsgeschwindigkeit in der Regel mit 15
sierung schützt den Beton gegen das Eindringen von Gasen und Die Korrosion ist mit einer Volumenvergrößerung der Beweh- der Zeit allmählich ab, da die höhere Dichtigkeit der bereits kar-
Flüssigkeiten und stellt somit für den unbewehrten Beton einen rung verbunden, die zu einem Absprengen der Betondeckung bonatisierten Schicht das weitere Eindringen von Kohlendioxid 10
durchaus vorteilhaften Vorgang dar. führen kann. Der Korrosionsfortschritt der Bewehrungsstäbe erschwert.
wird dadurch stark beschleunigt, womit der Beton rasch seine 5
Gebrauchstauglichkeit und Tragfähigkeit verliert.
Vermeidungsmaßnahmen
10 20 30 40 Zeit
Um die karbonatisierungsbedingte Bewehrungskorrosion zu [Jahre]
vermeiden, muss dafür gesorgt werden, dass durch eine aus-
reichende Dicke und Dichtigkeit des Betons die Karbonatisie-
rungsfront nicht bis zur Bewehrung vorstößt.
Abb. 10.8.4
Schäden an der
Betonoberfläche durch
Dies wird erreicht durch:
Karbonatisierung
• eine allseitige, genügende Überdeckung der Bewehrung,
abgestuft zwischen 20 und 65 mm gemäß Expositions-
klasse und Bewehrungstyp (Details siehe DIN EN 1992-1-1
und DIN EN 1992-1-1/NA, Ziffer 4.4.1)
• je nach Expositionsklasse eine Zementdosierung von min-
destens 280 bzw. 300 kg/m³ im fertig verdichteten Beton
(gemäß DIN EN 206-1 und DIN 1045-2)
• einen moderaten Wasserzementwert (gemäß Expositi-
onsklasse nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2), um einen
Zementstein von möglichst geringer Porosität zu erzielen
• eine nahezu vollständige Verdichtung, d. h. Minimierung
des Anteils an Verdichtungsporen
• eine gute Nachbehandlung des Betons, damit die Beton-
oberfläche auch nach dem Ausschalen keinen Feuchtig-
keitsverlust erleidet und vollständig hydratisieren kann

Abb. 10.8.1 Abb. 10.8.2


Karbonatisierungsfront, die mit dem Phenolphthalein-Test auf einem Betoneinschnitt Bauteil, bei dem die ungenügende Überdeckung der Bewehrung als Folge der Karbona-
sichtbar gemacht worden ist. Wo das Phenolphthalein den Beton violett einfärbt, ist tisierung und der Korrosion abgesprengt worden ist
der Beton noch nicht karbonatisiert.

300 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 301


Anhang Normen, Regelwerke und Richtlinien

Normen, Regelwerke und Richtlinien


11.0

11.1
Normen und Regelwerke
DIN 1045-1000: Entwurfsphase DIN 1045-4:2012-02: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton -
Teil 4: Ergänzende Regeln für die Herstellung und die Konformität von Fertig-
DIN-Fachbericht 100:2010-03: Beton - Zusammenstellung von DIN EN 206-1 teilen
Beton - Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität und
DIN 1045-2 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton - Teil 2: Beton; DIN 1055-3:2006-03: Einwirkungen auf Tragwerke - Teil 3: Eigen- und Nutz-
Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität; Anwendungsregeln lasten für Hochbauten
zu DIN EN 206-1
DIN EN 1097-2:2020-06: Prüfverfahren für mechanische und physikalische
DIN-Fachbericht 129:2005-02: Anwendungsdokument zu DIN EN 1536:1999- Eigenschaften von Gesteinskörnungen - Teil 2: Verfahren zur Bestimmung des
06, Ausführung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) Widerstandes gegen Zertrümmerung; Deutsche Fassung EN 1097-2:2020
- Bohrpfähle
DIN EN 1097-6:2013-09: Prüfverfahren für mechanische und physikalische
DIN EN 196-1:2016-11: Prüfverfahren für Zement - Teil 1: Bestimmung der Eigenschaften von Gesteinskörnungen - Teil 6: Bestimmung der Rohdichte und
Festigkeit; Deutsche Fassung EN 196-1:2016 der Wasseraufnahme; Deutsche Fassung EN 1097-6:2013

DIN EN 197-1:2011-11: Zement - Teil 1: Zusammensetzung, Anforderungen DIN EN 1097-8:2020-06: Prüfverfahren für mechanische und physikalische
und Konformitätskriterien von Normalzement; Deutsche Fassung EN 197- Eigenschaften von Gesteinskörnungen - Teil 8: Bestimmung des Polierwertes;
1:2011 Deutsche Fassung EN 1097-8:2020

DIN EN 197-2:2014-05: Zement - Teil 2: Konformitätsbewertung; Deutsche DIN 1100-1:2021-09: Hartstoffe für Estrichmörtel und Estrichmassen nach DIN
Fassung EN 197-2:2014 EN 13813 - Teil 1: Anforderungen und Prüfverfahren

DIN EN 197-4:2004-08: Zement - Teil 4: Zusammensetzung, Anforderungen DIN 1100-2:2021-09: Hartstoffe für Estrichmörtel und Estrichmassen nach DIN
und Konformitätskriterien von Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestig- EN 13813 - Teil 2: Konformitätsnachweis
keit; Deutsche Fassung EN 197-4:2004
DIN 1164-10:2013-03: Zement mit besonderen Eigenschaften - Teil 10:
DIN EN 197-5:2021-07: Zement - Teil 5: Portlandkompositzement CEM II/C-M Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis von
und Kompositzement CEM VI; Deutsche Fassung EN 197-5:2021 Zement mit niedrigem wirksamen Alkaligehalt

DIN EN 206-1:2001-07: Beton - Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung DIN 1164-11:2003-11: Zement mit besonderen Eigenschaften - Teil 11:
und Konformität; Deutsche Fassung EN 206-1:2000 Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis von
Zement mit verkürztem Erstarren
DIN EN 450-1:2012-10: Flugasche für Beton - Teil 1: Definition, Anforderungen
und Konformitätskriterien; Deutsche Fassung EN 450-1:2012 DIN 1164-12:2005-06: Zement mit besonderen Eigenschaften - Teil 12:
Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis von
DIN EN 459-1:2015-07: Baukalk - Teil 1: Begriffe, Anforderungen und Konfor- Zement mit einem erhöhten Anteil an organischen Bestandteilen
mitätskriterien; Deutsche Fassung EN 459-1:2015
DIN EN 1367-1:2007-06: Prüfverfahren für thermische Eigenschaften und
DIN EN 932-3:2003-12: Prüfverfahren für allgemeine Eigenschaften von Verwitterungsbeständigkeit von Gesteinskörnungen - Teil 1: Bestimmung des
Gesteinskörnungen - Teil 3: Durchführung und Terminologie einer vereinfach- Widerstandes gegen Frost-Tau-Wechsel; Deutsche Fassung EN 1367-1:2007
ten petrographischen Beschreibung (enthält Änderung A1:2003); Deutsche
Fassung EN 932-3:1996 + A1:2003 DIN EN 1367-2:2010-02: Prüfverfahren für thermische Eigenschaften und
Verwitterungsbeständigkeit von Gesteinskörnungen - Teil 2: Magnesium-
DIN EN 933-1:2012-03: Prüfverfahren für geometrische Eigenschaften von sulfat-Verfahren; Deutsche Fassung EN 1367-2:2009
Gesteinskörnungen - Teil 1: Bestimmung der Korngrößenverteilung - Siebver-
fahren; Deutsche Fassung EN 933-1:2012 DIN EN 1367-6:2008-12: Prüfverfahren für thermische Eigenschaften und
Verwitterungsbeständigkeit von Gesteinskörnungen - Teil 6: Beständigkeit
DIN EN 933-3:2012-04: Prüfverfahren für geometrische Eigenschaften von gegen Frost-Tau-Wechsel in der Gegenwart von Salz (NaCl); Deutsche Fassung
Gesteinskörnungen - Teil 3: Bestimmung der Kornform - Plattigkeitskennzahl; EN 1367-6:2008
Deutsche Fassung EN 933-3:2012
DIN EN 1504-2:2015-03 - Entwurf: Produkte und Systeme für den Schutz und
DIN EN 933-4:2015-01: Prüfverfahren für geometrische Eigenschaften von die Instandsetzung von Betontragwerken - Definitionen, Anforderungen, Qua-
Gesteinskörnungen - Teil 4: Bestimmung der Kornform - Kornformkennzahl; litätskontrolle und AVCP - Teil 2: Oberflächenschutzprodukte und -systeme für
Deutsche Fassung EN 933-4:2008 Beton; Deutsche Fassung prEN 1504-2:2015

DIN EN 934-2:2012-08: Zusatzmittel für Beton, Mörtel und Einpressmörtel DIN EN 1520:2011-06: Vorgefertigte Bauteile aus haufwerksporigem Leicht-
- Teil 2: Betonzusatzmittel - Definitionen, Anforderungen, Konformität, Kenn- beton und mit statisch anrechenbarer oder nicht anrechenbarer Bewehrung;
zeichnung und Beschriftung; Deutsche Fassung EN 934-2:2009+A1:2012 Deutsche Fassung EN 1520:2011

DIN EN 1008:2002-10: Zugabewasser für Beton - Festlegung für die Probenah- DIN EN 1536:2015-10: Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau - Bohr-
me, Prüfung und Beurteilung der Eignung von Wasser, einschließlich bei der pfähle; Deutsche Fassung EN 1536:2010+A1:2015
Betonherstellung anfallendem Wasser, als Zugabewasser für Beton; Deutsche
Fassung EN 1008:2002 DIN EN 1538:2015-10: Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau -
Schlitzwände; Deutsche Fassung EN 1538:2010+A1:2015
DIN 1045-1:2008-08: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton -
Teil 1: Bemessung und Konstruktion DIN EN 1744-1:2013-03: Prüfverfahren für chemische Eigenschaften von
Gesteinskörnungen - Teil 1: Chemische Analyse; Deutsche Fassung EN 1744-
DIN 1045-2:2008-08: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton - 1:2009+A1:2012
Teil 2: Beton - Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität -
Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1 DIN EN 1992-1-1:2011-01: Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von
Stahlbeton- und Spannbetontragwerken - Teil 1-1: Allgemeine Bemessungs-
DIN 1045-3:2012-03: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton - regeln und Regeln für den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 +
Teil 3: Bauausführung - Anwendungsregeln zu DIN EN 13670 AC:2010

302 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 303


Normen, Regelwerke und Richtlinien Normen, Regelwerke und Richtlinien

Normen, Regelwerke und Richtlinien Normen, Regelwerke und Richtlinien


11.1

11.1
Normen und Regelwerke Normen und Regelwerke Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen
DIN 4102-1:1998-05: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen - Teil 1: DIN EN 13055:2016-11: Leichte Gesteinskörnungen DIN 18353:2016-09: VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - ZTV-ING - Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für
Baustoffe; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Ingenieurbauten
DIN EN 13263-1:2009-07: Silikastaub für Beton - Teil 1: Definitionen, Anfor- - Estricharbeiten
DIN 4226-100:2002-02: Gesteinskörnungen für Beton und Mörtel - derungen und Konformitätskriterien ZTV-W: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen - Wasserbau (ZTV-W)
Teil 100: Rezyklierte Gesteinskörnungen DIN 18507:2012-08: Pflastersteine aus haufwerksporigem Beton - Begriffe, für Wasserbauwerke aus Beton und Stahlbeton
DIN EN 13282-1:2013-06: Hydraulische Tragschichtbinder - Teil 1: Schnell Anforderungen, Prüfungen, Überwachung
DIN 4226-101:2017-08: Rezyklierte Gesteinskörnungen für Beton nach erhärtende hydraulische Tragschichtbinder - Zusammensetzung, Anforder-
DIN EN 12620 - Teil 101: Typen und geregelte gefährliche Substanzen ungen und Konformitätskriterien DIN 18541-1:2021-01: Fugenbänder aus thermoplastischen Kunststoffen zur ZTV-LW 16: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für
Abdichtung von Fugen in Beton - Teil 1: Begriffe, Formen, Maße, Kennzeich- den Bau Ländlicher Wege
DIN 4226-102:2017-08: Rezyklierte Gesteinskörnungen für Beton nach DIN EN 13282-2:2015-07: Hydraulische Tragschichtbinder - Teil 2: Normal nung
DIN EN 12620 - Teil 102: Typprüfung und Werkseigene Produktionskontrolle erhärtende hydraulische Tragschichtbinder - Zusammensetzung, Anforde- ZTV E-StB 17: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien
rungen und Konformitätskriterien DIN 18551:2014-08: Spritzbeton - Nationale Anwendungsregeln zur Reihe für Erdarbeiten im Straßenbau
DIN 7865-1:2015-02: Elastomer-Fugenbänder zur Abdichtung von Fugen in DIN EN 14487 und Regeln für die Bemessung von Spritzbetonkonstruktionen
Beton - Teil 1: Formen und Maße DIN EN 13318:2000-12: Estrichmörtel und Estriche - Begriffe ZTV Beton-StB 07: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richt-
DIN 18560-1:2015-11: Estriche im Bauwesen - Teil 1: Allgemeine Anforde- linien für den Bau von Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln und
DIN 11622-1:2006-01: Gärfuttersilos und Güllebehälter - Teil 1: Bemessung, DIN EN 13369:2018-09: Allgemeine Regeln für Betonfertigteile rungen, Prüfung und Ausführung Fahrbahndecken aus Beton
Ausführung, Beschaffenheit; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 13529:2003-12: Produkte und Systeme für den Schutz und die DIN 19702:2013-02: Massivbauwerke im Wasserbau - Tragfähigkeit, Ge- ZTV SoB-StB 20: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlini-
DIN 11622-2:2015-09: Gärfuttersilos, Güllebehälter, Behälter in Biogas- Instandsetzung von Betontragwerken - Prüfverfahren - Widerstand gegen brauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit en für den Bau von Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau
anlagen, Fahrsilos - Teil 2: Gärfuttersilos, Güllebehälter und Behälter in starken chemischen Angriff
Biogasanlagen aus Beton DIN 51043:1979-08: Traß; Anforderungen, Prüfung TL Beton-StB 07: Technische Lieferbedingungen für Baustoffe und Baustoff-
DIN EN 13670:2011-03: Ausführung von Tragwerken aus Beton gemische für Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln und Fahrbahn-
DIN 11622-5:2015-09: Gärfuttersilos, Güllebehälter, Behälter in Biogasanla- DIN 51130:2014-02: Prüfung von Bodenbelägen - Bestimmung der rutsch- decken aus Beton - Bitte Hinweise zu Änderungen beachten
gen, Fahrsilos - Teil 5: Fahrsilos DIN EN 13791:2020-02: Bewertung der Druckfestigkeit von Beton in Bauwer- hemmenden Eigenschaft - Arbeitsräume und Arbeitsbereiche mit Rutschge-
ken und in Bauwerksteilen fahr - Begehungsverfahren - Schiefe Ebene TL BuB E-StB 20: Technische Lieferbedingungen für Bodenmaterialien und
DIN EN 12350-1:2019-09: Prüfung von Frischbeton - Teil 1: Probenahme und Baustoffe für den Erdbau im Straßenbau
Prüfgeräte DIN EN 13813:2017-03 - Entwurf: Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche DIN EN ISO 140-6:1998-12: Akustik - Messung der Schalldämmung in Gebäu-
- Estrichmörtel und Estrichmassen - Eigenschaften und Anforderungen den und von Bauteilen - Teil 6: Messung der Trittschalldämmung von Decken TL Gestein-StB: Technische Lieferbedingungen für Gesteinskörnungen im
DIN EN 12350-2:2019-09: Prüfung von Frischbeton - Teil 2: Setzmaß in Prüfständen (ISO 140-6:1998) Straßenbau
DIN EN 13892-2:2003-02: Prüfverfahren für Estrichmörtel und Estrichmas-
DIN EN 12350-4:2019-09: Prüfung von Frischbeton - Teil 4: Verdichtungsmaß sen - Teil 2: Bestimmung der Biegezug und Druckfestigkeit DIN EN ISO 9000: Qualitätsmanagementsysteme - Grundlagen und Begriffe TP Beton-StB 10: Technische Prüfvorschriften für Tragschichten mit hydrauli-
(ISO 9000:2015) schen Bindemitteln und Fahrbahndecken aus Beton
DIN EN 12350-5:2019-09: Prüfung von Frischbeton - Teil 5: Ausbreitmaß DIN EN 14199:2015-07: Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau - Mikro-
pfähle DIN EN ISO 12696:2017-05: Kathodischer Korrosionsschutz von Stahl in
DIN EN 12350-6:2019-09: Prüfung von Frischbeton - Teil 6: Frischbetonroh- Beton (ISO 12696:2016)
dichte DIN EN 14216:2015-09: Zement - Zusammensetzung, Anforderungen und Richtlinien
Konformitätskriterien von Sonderzement mit sehr niedriger Hydratations- DIN EN ISO 14025:2011-10: Umweltkennzeichnungen und -deklarationen -
DIN EN 12350-7:2019-09: Prüfung von Frischbeton - Teil 7: Luftgehalt - wärme Typ III Umweltdeklarationen - Grundsätze und Verfahren (ISO 14025:2006) DAfStb-Richtlinie: Richtlinie für die Herstellung von Beton unter Verwendung
Druckverfahren von Restwasser, Restbeton und Restmörtel
DIN EN 14487-1:2006-03: Spritzbeton - Teil 1: Begriffe, Festlegungen und ASTM C 173/C 173M:2016: Bestimmung des Luftgehaltes von Frischbeton
DIN EN 12350-8:2019-09: Prüfung von Frischbeton - Teil 8: Selbstverdichten- Konformität (volumetrisches Verfahren) DAfStb-Richtlinie: Richtlinie für Schutz und Instandsetzung von Betonbau-
der Beton - Setzfließversuch teilen
DIN EN 14487-2:2007-01: Spritzbeton - Teil 2: Ausführung RStO: Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen
DIN EN 12390-1:2021-09: Prüfung von Festbeton - Teil 1: Form, Maße und DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Herstellung und Verwendung von Trockenbeton
andere Anforderungen für Probekörper und Formen DIN EN 14488-2:2006-09: Prüfung von Spritzbeton - Teil 2: Druckfestigkeit und Trockenmörtel (Trockenbeton-Richtlinie)
DIN EN 12390-2:2019-10: Prüfung von Festbeton - Teil 2: Herstellung und von jungem Spritzbeton
Lagerung von Probekörpern für Festigkeitsprüfungen DAfStb-Richtlinie: Richtlinie für Beton mit verlängerter Verarbeitbarkeitszeit
DIN EN 14889-1:2006-11: Fasern für Beton - Teil 1: Stahlfasern - Begriffe, (Verzögerter Beton)
DIN EN 12390-3:2019-10: Prüfung von Festbeton - Teil 3: Druckfestigkeit von Fest-
Probekörpern legungen und Konformität DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Massige Bauteile aus Beton

DIN EN 12504-1:2021-02: Prüfung von Beton in Bauwerken - Teil 1: Bohr- DIN EN 14889-2:2018-09 - Entwurf: Fasern für Beton - Teil 2: Polymerfasern - DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Beton nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 mit
kernproben - Herstellung, Untersuchung und Prüfung der Druckfestigkeit Begriffe, Festlegungen und Konformität rezyklierten Gesteinskörnungen nach DIN EN 12620 Gesteinskörnungen
nach DIN EN 12620
DIN EN 12504-2:2012-12: Prüfung von Beton in Bauwerken - Teil 2: Zerstö- DIN EN 15167-1:2006-12: Hüttensandmehl zur Verwendung in Beton, Mör-
rungsfreie Prüfung - Bestimmung der Rückprallzahl tel und Einpressmörtel - Teil 1: Definitionen, Anforderungen und Konformi- DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Betonbau beim Umgang mit wassergefährden-
tätskriterien den Stoffen (BUmwS)
DIN EN 12524:2000-07: Baustoffe und -produkte - Wärme- und feuchte-
schutztechnische Eigenschaften - Tabellierte Bemessungswerte DIN EN 15804:2020-03: Nachhaltigkeit von Bauwerken - Umweltprodukt- DAfStb-Richtlinie: Fließbeton; Herstellung, Verarbeitung und Prüfung
deklarationen - Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte
DIN EN 12620:2013-07: Gesteinskörnungen für Beton DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Selbstverdichtender Beton (SVB-Richtlinie)
DIN EN 16908:2017-05: Zement und Baukalk - Umweltproduktdeklarationen -
DIN EN 12664:2001-05: Wärmetechnisches Verhalten von Baustoffen und Produktkategorieregeln in Ergänzung zu EN 15804 DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Vorbeugende Maßnahmen gegen schädigende
Bauprodukten - Bestimmung des Wärmedurchlasswiderstandes nach dem Alkalireaktion im Beton (Alkali-Richtlinie)
Verfahren mit dem Plattengerät und dem Wärmestrommessplatten-Gerät DIN V 18004: Prüfverfahren nach DIN V 20000-103 und DIN V 20000-104
- Trockene und feuchte Produkte mit mittlerem und niedrigem Wärmedurch- DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton
lasswiderstand DIN SPEC 18140:2012-02: Ergänzende Festlegungen zu DIN EN 1536:2010- (WU-Richtlinie)
12, Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau - Bohrpfähle
DIN EN 12699:2015-07: Ausführung von Arbeiten im Spezialtiefbau - Ver- DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Anforderungen an Ausgangsstoffe zur Herstel-
drängungspfähle DIN 18197:2018-01: Abdichten von Fugen in Beton mit Fugenbändern lung von Beton nach DIN EN 206-1 in Verbindung mit DIN 1045-2

DIN EN 12878:2014-07: Pigmente zum Einfärben von zement- und/oder DIN 18218:2010-01: Frischbetondruck auf lotrechte Schalungen DAfStb-Richtlinie: Richtlinie Stahlfaserbeton
kalkgebundenen Baustoffen - Anforderungen und Prüfverfahren

304 Betonpraxis Der Weg zu dauerhaftem Beton 305


Merkblätter, Leitfäden und Literaturhinweise

Merkblätter, Leitfäden und Literaturhinweise


11.2

Merkblätter des Deutschen Betonvereins (DBV) Literaturhinweise

• Merkblatt: Sichtbeton • Bauteilkatalog; Planungshilfe für dauerhafte Betonbauteile nach der


neuen Normengeneration; Verlag Bau + Technik; Düsseldorf
• Merkblatt: Stahlfaserbeton
• Merkblatt: Industrieböden aus Beton für Frei- und Hallenflächen • Brameshuber; Selbstverdichtender Beton, Spezialbeton Band 5; Verlag
• Merkblatt: Hochfester Beton Bau + Technik; Düsseldorf 2004
• Merkblatt: Selbstverdichtender Beton
• Pickhardt, Bose, Schäfer; Beton – Herstellung nach Norm; Verlag Bau +
• Merkblatt: Bemessungsgrundlagen für Stahlfaserbeton im Tunnelbau Technik; Düsseldorf 2020 Eifert, Bethge
• Merkblatt: Grundlagen zur Bemessung von Industrieböden aus Stahl-
faserbeton • Beton – Prüfung nach Norm; Verlag Bau + Technik; Düsseldorf 2011
• Merkblatt: Technologien des Stahlfaserbetons und Stahlfaserspritz-
betons
• Grübl, Weigler, Karl; Beton – Arten, Herstellung und Eigenschaften;
Ernst & Sohn; Berlin 2001
Zement-Merkblätter Informationszentrum Beton • König, Holschemacher, Dehn; Selbstverdichtender Beton; Bauwerk;
Berlin 2001
• Zemente und ihre Herstellung
• Gesteinskörnungen für Normalbeton • Locher; Zement; Verlag Bau + Technik; Düsseldorf 2000
• Betonzusätze, Zusatzmittel und Zusatzstoffe
• Richter; Hochfester Beton – Hochleistungsbeton; Spezialbeton Band 3;
• Frischbeton – Eigenschaften und Prüfungen Verlag Bau + Technik; Düsseldorf 1999
• Überwachen von Beton auf Baustellen
• Transportbeton • Scholz, Hiese; Baustoffkenntnis; Werner Verlag; München 2007
• Expositionsklassen von Beton und besondere Betoneigenschaften • Schorn; Spritzbeton; Spezialbetone Band 6; Verlag Bau + Technik;
• Massenbeton Düsseldorf 2005
• Hochfester Beton/Hochleistungsbeton
• Strehlein, Doris Elisabeth; Dissertation; Fleckige Dunkelverfärbungen
• Risse im Beton an Sichtbetonoberflächen, Charakterisierung – Entstehung – Vermei-
• Ausblühungen – Entstehung, Vermeidung dung; Technische Universität München, Lehrstuhl für Baustoffkunde
• Selbstverdichtender Beton – Eigenschaften und Prüfungen und Werkstoffprüfung; München 2012
• Sichtbeton – Gestaltung von Betonoberflächen • Vollpracht, Eifert, Hersel; Straßenbau heute – Betondecken; Verlag Bau
• Schalung für Beton + Technik; Düsseldorf 2004
• Wasserundurchlässige Betonbauwerke
Holcim (Deutschland) GmbH
• Industrieböden aus Beton • Weber; Guter Beton; Verlag Bau + Technik; Düsseldorf 2019
• Zement-Merkblätter Betontechnik; Schriftenreihe des Bundesverban-
Marketing und Produktmanagement des der Deutschen Zementindustrie e.V.; Köln
Leitfäden Holcim Deutschland
schland) GmbH • Zement-Taschenbuch; Verlag Bau + Technik; Düsseldorf 2008
• Leitfaden für Sichtbeton auf der Baustelle
eutschland) GmbH • Betonböden für Produktions- und Lagerhallen; Lohmeyer/Ebeling;
• Leitfaden für Sichtbeton im Fertigteilwerk
• Leitfaden für Glättbeton Verlag Bau + Technik 2006

22 • Leitfaden für WU-Beton • Beton-Handbuch; Leitsätze für Bauüberwachung und Bauausführung;


• Leitfaden Einfluss der Zementtemperatur Deutscher Beton-Verein e.V.; Bauverlag GmbH; Wiesbaden 1995
• Leitfaden Moderate Betontemperaturen
s: • Handbuch der Betonprüfung; Iken/Lackner/Wöhnl/Zimmer; Verlag
• Leitfaden für Fahrsiloböden Bau + Technik 2003

• Sichtbeton; Pfeifer/Liebers/Brauneck; Verlag Bau + Technik 2006


Flyer Holcim Deutschland
out: • Sichtbeton-Handbuch 2007
• Zement nach DIN EN 197-1
Marketing und Produktmanagement • Weiße Wannen – einfach und sicher; Lohmeyer/Ebeling; Verlag Bau +
• Beton nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2
schland) GmbH • Expositionsklassen - Anwendungsbeispiele
Technik 2007 Spritzbeton; Laich SA; Avegno 1991

eutschland) GmbH • Betonieren bei heißem Wetter oder starkem Wind • Technik des Sichtbetons; Peck/Bosold/Bose; Verlag Bau + Technik 2007
• Betonieren bei kaltem Wetter
• Industrieböden aus Beton
schluss
• Frischbeton-Prüfungen
und Empfehlungen der• Holcim (Deutschland)
Überwachung auf der Baustelle
ksichtigen die derzeit gültigen Normen, Merk-
• Ausblühungen
• Zementestrich
raxiserfahrungen. Die Informationen sind jedoch
nach DIN EN 13813 und DIN 18560

h und werden unter Ausschluss jeglicher Haftung


eistung abgegeben.
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306 Betonpraxis

2 Betonpraxis
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31319 Sehnde-Höver 72359 Dotternhausen
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