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de MANAGEMENT & TECHNOLOGIE Oktober 2012

Über- und Detailblick vereint

Software erhöht Verfügbarkeit von Anlagen zur Kupferrückgewinnung
Die Aurubis AG ist der größte Produzent von Kupferkathoden in Europa. Damit Umweltschutz,
Wirtschaftlichkeit und Produktqualität im Einklang stehen, setzt das Unternehmen bei der Auto-
matisierung modernste technische Lösungen ein. So sorgt beispielsweise ein intelligentes
Instandhaltungstool bei der erneuerten Wasserversorgung der Kesselanlage zur Kupferrückge-
winnung für erhöhte Verfügbarkeit und vielseitige Diagnosemöglichkeiten.

Recycling lohnt sich. Das beweist
die Aurubis AG in Lünen. Als nach
eigenen Angaben weltweit
größter Kupferrecycler wird dort
Kupfer aus Recyclingrohstoffen
und Altkupfer mit hoher Qualität
rückgewonnen. „Wir produzieren
hier Kupfer mit einem Reinheits-
gehalt von 99,99 Prozent“, erklärt
Christian Rox betont: „Diese Anlagen laufen rund um die Uhr und dürfen unter keinen Um-
ständen ausfallen.“ Deshalb geschah die Modernisierung auch im laufenden Betrieb.
Christian Rox, ein Mitarbeiter der
Engineering- und Instandhal-
tungsabteilung.
Im Zuge von Kapazitätserwei-
terungen wurde die komplette
Wasserversorgung der Kessel-
anlage erneuert. Diese kühlt die
Abgase aus dem Schmelzprozess
herunter. Die Modernisierung ge-
schah im laufenden Betrieb; eine
anspruchsvolle Aufgabenstellung.
Rox betont: „Diese Anlagen laufen
rund um die Uhr und dürfen
unter keinen Umständen aus-
fallen.“
Aus diesem Grund wurde der
datentechnischen Vernetzung
viel Aufmerksamkeit geschenkt,
was sich in einer durchgängigen
Prozesskontrolle widerspiegelt.
Mit der Projektabwicklung der
elektrotechnischen Ausrüstung
wurde ein langjähriger Partner,
nämlich die A. Große-Wentrup
GmbH aus Dortmund betraut.
Dass eine durchgängige Systemdiagnose nicht teuer sein muss, zeigt das Praxisbeispiel bei
Aurubis. „Hätten wir diese umfassende Instandhaltungsplattform gewissermaßen zu Fuß pro-
grammieren müssen, wäre das für den Endanwender ein finanzielles Fiasko gewesen“, vermuten
Oliver Tewes und Marcel Recker, beide von der A. Große-Wentrup GmbH. Bilder: Siemens
Clemens Recker, geschäftsfüh-
render Gesellschafter von Aurubis,
betont: „Entscheidend für eine
möglichst hohe Verfügbarkeit
sind ein perfektes Engineering,
zuverlässige Komponenten sowie
eine lückenlose Datenerfassung
und -auswertung.“ Vor diesem
Hintergrund hatten sich die Ver-
antwortlichen für die Installation
des Visualisierungssystems
Simatic WinCC von Siemens ent-
schieden.
Den großen Vorteil dieser Lösung
sehen die A. Große-Wentrup
GmbH und die Aurubis AG in der
einfachen Datenübernahme von
Siemens-eigenen Systemen, aber
auch von Fremdsystemen - etwa
einfachen Messgebern wie zum
Beispiel Zählern.
Zustandsorientiert und
vorausschauend
Durch diesen Schritt wurde die
gesamte Informationsphilo-
sophie im Bereich der Wasserver-
sorgung der Kesselanlagen ge-
ändert und standardisiert.
Während früher ein rudimentäres
Meldesystem auf DOS-Basis
genutzt wurde, um Störungen zu
erkennen, gibt es heute Tausende
von Messwerten, die feingranular
zugeordnet und ausgewertet
werden können.
Für Rox ist dies eine komfortable
Situation: „Dadurch sind wir aus
Sicht der Instandhaltung in der
Lage, sehr schnell zustands-
orientiert zu reagieren und
gleichzeitig eine voraus-
schauende Instandhaltungs-
planung betreiben zu können.“
Herzstück dieser Datenvernet-
zung bildet die Software Simatic
Maintenance Station, die zu-
sätzlich gewählt wurde. Diese
wird optional angeboten und
lässt sich sowohl im Prozessleit-
system Simatic PCS 7 als auch in
Simatic WinCC einsetzen. Die Zu-
satzsoftware bildet also die
Schnittstelle zwischen der Pro-
grammierebene auf Basis von
Step7 und der Visualisierung in
WinCC.
Das bedeutet, das Programm holt
sich alle benötigten Informa-
tionen aus der Programmier-
ebene innerhalb der Anlagen-
automatisierung und stellt sie
aufbereitet der Visualisierungs-
ebene zur Verfügung. Ein Vorteil
dabei ist, dass die Software
selbstständig Masken erstellt und
die Objektintegration übernimmt.
Sie erzeugt also die Bilder, fügt
die Diagnoseobjekte ein und ver-
schaltet diese automatisch mit
den entsprechenden Objekten in
der Steuerung.
Oliver Tewes, Senior Project
Manager bei A. Große-Wentrup,
bestätigt: „Durch die überaus
hohen Anforderungen an die Ver-
fügbarkeit der Wasserversorgung
war die Installation eines solchen
leistungsfähigen Instandhal-
tungsprogramms notwendig.“
Dank dieser Installation hat der
Anlagenbediener jederzeit einen
Überblick über aktuelle I&M-
Informationen (Identification &
Maintenance), ohne dass der Pro-
zess unterbrochen werden muss.
Dabei werden nicht nur die Be-
triebsparameter der gesamten
Anlage überwacht, sondern auch
die EDV-technische Performance,
wie Marcel Recker, Software-Pro-
jekteur der A. Große-Wentrup
GmbH, bestätigt: „Das System ist
so leistungsfähig, dass es auch
die gesamte Hardware - also alle
intelligenten Siemens-Kompo-
nenten inklusive der Server sowie
der Kommunikationsnetze - über-
wachen und diagnostizieren
kann.“
Mittelpunkt der Lösung bilden
die beiden redundant aufge-
bauten Siemens Rack-PCs Simatic
IPC 847B als WinCC Server mit
jeweils drei Netzwerkkarten für
die drei unterschiedlichen Kom-
munikationsnetze (Ethernet): An-
lagenbus (WinCC Server zu
Steuerungen, SPS), Terminalbus
Clemens Recker, geschäftsführender Gesellschafter der A. Große-Wentrup GmbH, Christian Rox,
Mitarbeiter der Engineering- und Instandhaltungsabteilung bei Aurubis, und Oliver Tewes, Pro-
jektleiter bei A. Große-Wentrup (v.l.n.r.), sind von der Instandhaltungslösung Simatic Maintenan-
ce Station überzeugt: „Das System lässt sich mühelos integrieren, ist einfach zu bedienen und
gibt der Instandhaltung wichtige Informationen auf der Prozess- und Automatisierungsebene.“
(Server-Clients) und Werksnetz. Trouble-Shooting ist damit passé“,
Die Komponenten der Feldebene verdeutlicht Rox.
kommunizieren über Profibus mit Insgesamt kann die Werkstechnik
den Steuerungen. Die damit nun die Anlage 1200 (Wasserauf-
mögliche Diagnose reicht bis zu bereitung) und die Anlage 1500
einzelnen Ports analoger und (Wasserhaltung) sowie Teile der
digitaler E/A-Karten. Kesselbereiche per Knopfdruck
Rox ergänzt: „Durch die im transparent machen. Das System
System hinterlegten IM-Daten- bietet sogar noch reichlich Re-
sätze erhalten wir eine Vielzahl serven, um sukzessive auch Kom-
servicerelevanter Informationen pressorenstation, Kühlwasser-
wie zum Beispiel die Adresse, die kreislauf, Öltanklager und an-
Gerätenummer, den Hardware- deres mehr „nachzurüsten“.
und Softwarestand, das In- Damit bei der Vielzahl an Daten
stallationsdatum und sogar die auch noch die Übersichtlichkeit
Siemens-Bestellnummer.“ erhalten bleibt, lassen sich im
Nach der Erfahrung von Rox ver- System Filter beziehungsweise
kürzen sich dadurch Serviceein- Zeitbereiche definieren. Außer-
In WinCC lassen sich Trendgruppen definieren. Christian Rox, ein Mitarbeiter der Engineering-
und Instandhaltungsabteilung von Aurubis, erklärt: „Damit sind wir in der Lage, bestimmte
Messwerte aufzuzeichnen und beliebig zusammenzustellen, um ausgesuchte Anlagenbereiche
mit einem Knopfdruck analysieren zu können.“
sätze sehr stark und auch dem können Anlagen oder An-
Wartungsaufträge können so lagenkennzeichen separat be-
schnell und unkompliziert an- trachtet und ausgewertet werden.
gestoßen werden. „Es lassen sich „Dadurch, dass es für diesen An-
sogar weitere Zusatzfunktionen lagenbereich keine eigene
programmieren und somit ein zu- Leitwarte gibt, mussten wir die
sätzlicher Nutzen generieren“, er- Informationen den Verantwort-
gänzt Marcel Recker. lichen auf einem anderem Weg
Beispielsweise ermöglicht eine zugänglich machen“, ergänzt
selbst erstellte, in WinCC in- Tewes.
tegrierte Schnittstellendatei den Das Zusatzprogramm WinCC-
direkten Zugriff auf die Hard- ACC (Alarm Control Center) bot
warepläne. Das bedeutet: Drückt sich hier an, denn alle relevanten
der Instandhalter auf den Knopf Störmeldungen können auf diese
„Eplan Viewer“, kann er sich sofort Weise den Instandhaltern von
die Hardwarepläne der Anlage Aurubis per Mobiltelefon mit-
ansehen. geteilt werden. „Eine solche de-
„Mithilfe dieser Funktionen können zentrale Leitwarte unterstützt uns
wir erheblich früher und deutlich intensiv dabei, die hundertpro-
zielgerichteter auf Störungen zentige Verfügbarkeit der
reagieren als bisher. Außerdem Wasserversorgung für die Kessel
erhält das Servicepersonal durch zu garantieren“, kommentiert
die detaillierten Informationen Christian Rox von Aurubis.
viel mehr Aktionsmöglichkeiten - www.siemens.de/maintenance