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Chemie
5. bis 10. Klasse
Duden Schulbuchverlag
Berlin - Mannheim - Zürich
Herausgeber
Dr. Christine Ernst, Claudia Puhlfürst, Dr. Martin Schönherr
Autoren
Dr. Christine Ernst, Arno Fischedick, Dr. Lutz Grubert, Dr. Annett Hartmann,
Dr. Horst Hennig, Dr. Günther Kauschka, Prof. Dr. Andreas Link,
Dr. Gabriele Mederow, Claudia Puhlfürst, Dr. Ulrich Riederer, Dr. Sven Scheurell,
Dr. Gerd-Dietrich Schmidt, Helga Simon, Holger Steps, Dr. Hartmut Vogt
Das Wort Duden ist für den Verlag Bibliographisches Institut GmbH als Marke
geschützt.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, vorbehaltlich der Rechte,
die sich aus den Schranken des UrhG ergeben, nicht gestattet.
ISBN 978-3-411-73592-1
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
6} DENEhTancENTeN) IE
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 120
3.1.1 Merkmale chemischer Reaktionen ............2222222 0. 120
3.1.2 Exotherme und endotherme Reaktionen ................ 122 Überblick 124
3.1.3 Aktivierungsenergie und Reaktionsgeschwindigkeit ....... 125
3.1.4 Chemisches Gleichgewicht... ...........222 2222er 130 Überblick 133
Inhaltsverzeichnis
£ Stoffkreisläufe Er
8.1 Grundlagen 318
8.2 Der Kreislauf des Wassers 318
8.3 Der Kreislauf des Kohlenstoffs 321
8.4 Der Kreislauf des Stickstoffs 324
85 DerKreislauf des Phosphors 327 Überblick 328
9 ERST 329
9.1 Grundlagen 330
9.2 Belastung der Gewässer 331
9.3 Belastungen der Atmosphäre 336
9.4 Belastung des Bodens 342 Überblick 344
10 __ Nachweisreaktionen 345
10.1 Nachweisreaktionen für anorganische Stoffe 346
10.1.1 Vorproben erleichtern die Suche ............22222n 200. 346
10.1.2 Nachweise durch Fällungsreaktionen...............22.220.. 347
10.1.3 Nachweise gasförmiger Stoffe ........ 2.22.20 ee een. 349
10.1.4 Nachweise durch Farbreaktionen ......... 22222222 eH 00. 350
10.2 Nachweisreaktionen für organische Stoffe 352
10.2.1 Nachweise organischer Stoffklassen............- 22222200. 352
10.2.2 Nachweise von Naturstoffen ...... 2:22 cnseeeeeeeennnnen 354 Überblick 356
Die Chemie - eine
Naturwissenschaft
1.1 Gegenstand und Teilgebiete der Chemie
Überall in Natur und Technik, ob auf der Erde, im Weltall oder in den Le-
bewesen, finden chemische Reaktionen statt. Bei einem Gewitter treten
z.B. elektrische Entladungen auf. Die Blitze bewirken durch elektrische
Energie chemische Reaktionen der Luftbestandteile miteinander.
Auch Metalle wurden schon frühzeitig gewonnen. Zuerst fand, verar- | Die Ägypter
beitete und verwendete man edle Metalle (5. 137), da diese gediegen, waren schon um
also elementar, auf der Erde vorkommen. Funde von Schmuckgegenstän- 3000 v.Chr. in der
Lage, Tinte und Papy-
den aus Gold und Silber sind bis zu 7000 Jahren alt.
rus als Schreibmateri-
Mithilfe sehr einfacher Öfen konnte vor ca. 8000 Jahren Blei aus dem na-
alien herzustellen.
türlichen Erz Bleiglanz (Bleisulfid) durch Reduktion gewonnen werden.
Später wurden auch Kupfer und Eisen als wichtigste Gebrauchsmetalle
im Altertum durch Verhüttung aus ihren Erzen hergestellt. Die ältesten
Eisenwerkzeuge sind über 4000 Jahre alt und stammen aus Anatolien. In
Europa begann die Eisenzeit erst um 1000 vor Christus.
Auch Legierun-
gen (/5. 89) werden
schon seit Jahrtau-
senden hergestellt.
Die Sumerer in
Mesopotamien
gebrauchten schon
etwa 3500 vor
Christus Gegenstände
aus Bronze. Seit 2000
Jahren stellt man
Messing her.
Methoden
[Der Begriff Nicht nur die Metalle, sondern auch Glas gehören zu den ersten durch
„Alchemie” oder „Al- bewusste Ausnutzung chemischer Reaktionen hergestellten Produkten.
chimie” kommt aus In den Ländern der Erde entwickelte sich die Lehre von den Stoffen und
dem Arabischen „al deren Umwandlungen nicht unabhängig voneinander. Doch hielten
kimyia” für Chemie.
viele Herrscher ihre Gelehrten gefangen, um deren Geheimnisse nicht
Alchemisten gab es
nicht nur in Europa,
preiszugeben.
sondern auch in
China, Ägypten und Das Zeitalter der Alchemisten be-
Indien. gann schon zu Beginn unserer
Zeitrechnung und dauerte insge-
Die Lehre vom samt etwa 1500 Jahre.
Stein der Weisen Die Alchemisten suchten nach dem
hielt sich noch Stein der Weisen. Damit, so glaub-
lange. Zu Beginn ten sie, sei es möglich, Stoffe be-
des 18. Jahrhunderts
liebig ineinander umwandeln zu
erforschte J. F. BÖTT-
können, um z.B. Gold aus irgend-
GER (1682-1719) in
einem billigen, unedlen Metall zu
Meißen im Auftrag
gewinnen.
August des Starken
die Erzeugung von Auch Kranke sollten ihre Gesund-
Gold. Dabei fand er heit wiedererlangen und dem Be-
1708 ein Rezept zur sitzer des Steins der Weisen sollte
Porzellanherstellung. ein hohes Alter beschieden sein.
JOHN DALTON (1766-1844), Lehrer für Mathematik und Naturwissen- Ü{J DANIEL SEN- u
schaften in Manchester, entwickelte das später nach ihm benannte dal- NERT (1572-1637)
tonsche Atommodell. Er verwendete zur Darstellung größtenteils noch beobachtete und
bildhafte Symbole. beschrieb die
JOACHIM JUNGIUS (1587-1657) und ROBERT BOYLE (1627-1691) be- Vorgänge beim
gründeten Mitte des 17. Jahrhunderts den modernen Elementbegriff. sen. Verdampfen,
J. J. BERZELIUS (1779-1848) gab später den chemischen Elementen statt Allen ee 122)
k und Sublimieren von
der Zeichen Elementsymbole (/S5. 110). Stoffen Mit seinen
Dass sich die Chemie zu einer exakten Wissenschaft entwickelte, istM.W. daraus resultieren-
LOMONOSSOW (1711-1765) und A. DE LAVOISIER (1743-1794) zu verdan- den Schlussfolgerun-
ken, die vor allem mittels genauer quantitativer Methoden Masse- und gen begründete er
Volumenänderungen feststellten und auswerteten. die Atomtheorie.
Durch diese Elementaranalysen konnte LAVOISIER als Erster die Vorgänge
bei Verbrennungen richtig erklären.
PL?
"I:
wer
Teilgebiet Untersuchungsgegenstand
Allgemeine - Grundlagen der Chemie |
theoretische - Aufbau von Stoffen
Chemie - chemische Zeichensprache
chemische Bindungen
chemische Reaktionen und Reaktionsarten
Anorgani- - Elementsubstanzen
sche Chemie - anorganische Stoffe und Stoffgruppen
- Aufbau und Reaktionen dieser Stoffe
Technische - chemisch-technische
Prozesse, derenRek- |
Chemie tionen, Vorgänge und Verfahrenstechnik
- Bedeutung und Verwendung der herge-
stellten Stoffe
Methoden
Teilgebiet Untersuchungsgegenstand u
Organische - organische Stoffe und Stoffgruppen (Koh- |
Chemie lenwasserstoffe und Derivate) | |
i . | H H |
- Aufbau und Reaktionen von organischen || \_/f c=C ||
Stoffen | IN |
| H H
Enzym-Substrat- Enzym
Komplex
Die Physik ist eine Naturwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit den-
grundlegenden Erscheinungen und Gesetzen in der natürlichen
Umwelt und erklärt viele Erscheinungen in Natur und Technik.
Die Wissenschaft Physik wird in verschiedene Teilgebiete unterteilt. In der Ü Auch die Leitung
Wärmelehre werden Temperaturen von Körpern, Veränderungen durch des elektrischen
Zufuhr und Abgabe von Wärme, Aggregatzustände und ihre Übergänge Stroms in Me-
sowie Wärmeübertragungen untersucht. Das Teilgebiet Energie beschäf- tallen kann mit
physikalischen
tigt sich u.a. mit der Umwandlung von Energieformen ineinander.
und chemischen
Gesetzmäßigkeiten
Die Chemie befasst sich in der physikalischen Chemie u.a. mit den Ener- erklärt werden. In
gieumwandlungen bei chemischen Reaktionen. Dabei nutzt sie physika- den Metallen liegt
lische Erkenntnisse und Gesetzmäßigkeiten zur Beschreibung und Erklä- Metallbindung vor
rung der Vorgänge. (5. 84 f.). Frei be-
Bei exothermen Reaktionen (75. 122) wird Energie freigesetzt. Das wegliche Elektronen
können thermische Energie, z.B. bei der Verbrennung von Kohle, Licht- können durch das
energie, z.B. bei der Verbrennung von Kerzenwachs, oder mechanische Gitter wandern. Legt
man ein elektrisches
Energie, z.B. bei Knallgasreaktionen, sein. Bei endothermen Reaktionen
Feld an, wandern die
(75. 123) wird Energie zugeführt, z.B. bei der Bildung von Stickstoffoxi- Elektronen gerichtet.
den aus Stickstoff und Sauerstoff der Luft bei Gewittern.
Die allgemeine und theoretische Chemie erklärt den Aufbau der Stoffe.
Alle Stoffe bestehen aus kleinsten Teilchen. Diese Teilchen sind Atome,
Ionen oder Moleküle. Ein Atom besitzt einen Atomkern und eine Atom-
hülle (7 Abb. rechts).
Die Atom- und Kernphysik erklärt den Aufbau von Atomen, das Zustan-
dekommen radioaktiver Strahlung oder die Erzeugung von Kernenergie.
Die Erkenntnisse der Physik werden auch in der allgemeinen Chemie ver-
wendet, z.B. um Stoffumwandlungen zu erklären.
Methoden
Für viele Pflanzen Die Wissenschaft Biologie wird in verschiedene Teilgebiete unterteilt.
ist der pH-Wert In der Ökologie werden die Wechselwirkungen von Lebewesen unter-
(75. 105) des Bodens einander und mit ihrer Umwelt untersucht. Die Umwelt setzt sich aus
ein wichtiger Um- biotischen (belebten) und abiotischen (unbelebten) Faktoren zusammen.
weltfaktor. Er wird
Die unbelebte Umwelt eines Lebewesens wird auch durch chemische
durch verschiedene
lonen beeinflusst.
Einflüsse geprägt.
Durch Düngung mit Die Zellen der Lebewesen selbst bestehen teilweise aus organischen Stof-
in derchemischen fen, z.B. Eiweißen. Die Chemie befasst sich in der anorganischen und or-
Industrie hergestell- ganischen Chemie mit dem Aufbau und den Reaktionen anorganischer
ten Düngemitteln und organischer Stoffe.
können Erträge in Die Biochemie erklärt chemische Reaktionen und Vorgänge im Stoff-
der Landwirtschaft wechsel aller Lebewesen. Die Physiologie, ein Teilgebiet der Biologie,
gesteigert werden. beschäftigt sich mit Funktionen und Leistungen des Organismus und sei-
ner Teile.
Die Fotosynthese ist ein Stoffwechselprozess, bei dem grüne Pflanzen
mithilfe ihres Chlorophylis und unter Ausnutzung der Lichtenergie aus
den anorganischen Stoffen Wasser und Kohlenstoffdioxid organische
Stoffe wie Glucose (und daraus Stärke) herstellen.
Fotosynthese
Aa\ Sauerstoff
Lichtenergie
Wasser —e
+
Kohlenstoff-
dioxid
Stärke
Begriffe
Ein Ziel der Chemie besteht darin, in der Natur Zusammenhänge und Ge-
setze zu erkennen und mithilfe der Gesetze Erscheinungen zu erklären
oder vorherzusagen, die man in der belebten oder unbelebten Natur
beobachten kann. Die gewonnenen Erkenntnisse werden genutzt, um
Stoffe mit gewünschten Eigenschaften herzustellen, Energie zu erzeu-
gen oder die Umwelt zu beeinflussen.
Dazu werden in der Chemie chemische Reaktionen und Prozesse genau
beobachtet und Experimente durchgeführt. Stoffe und Vorgänge in der
Natur werden miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten und Unter-
schiede zu erkennen und sie zu Klassen oder Gruppen zusammenzufas-
sen. Die Zuordnung einer Gruppe von Objekten zu einem Wort nennt
man Begriff.
Ein Begriff ist eine logische Grundform zum Ordnen von Objekten. © Manchmal wird
Er ist das Ergebnis von Verallgemeinerung und Abstraktion und be- einfach festgelegt,
was unter einem
inhaltet eine Klasse von Objekten (Körper, Stoffe oder Vorgänge)
Begriff zu verstehen
mit gemeinsamen unveränderlichen Merkmalen.
ist, z.B. beim Begriff
„Geschwindigkeit”.
In einigen Fällen
kann man einen
EB Begriffe: Begriff definieren,
Chemisches Element: Ein chemisches Element ist dadurch gekenn- indem man alle Ob-
zeichnet, dass alle Atome (und Ionen) des Elements die gleiche An- jekte aufzählt, die zu
zahl Protonen im Kern enthalten. Magnesium und Kohlenstoff sind diesem Begriff gehö-
chemische Elemente. Alle Magnesiumatome enthalten 12 Protonen ren. Auch im Alltag
im Atomkern. Alle Kohlenstoffatome enthalten immer 6 Protonen werden Begriffe
benutzt, um sich zu
im Atomkern.
verständigen. All-
tagsbegriffe werden
Damit in der Wissenschaft jeder unter einem Begriff dieselben Ob- nicht exakt definiert,
jekte versteht, werden Begriffe in den Naturwissenschaften eindeutig sondern auf der
definiert. Grundlage von Erfah-
Fachbegriffe knüpfen oft an Alltagsbegriffe an, werden aber exakt rungen im Umgang
definiert und schränken die Anwendbarkeit des Begriffs ein. Deshalb mit Objekten und
muss man bei der Anwendung von Begriffen beachten, ob es sich um Wörtern gebildet.
naturwissenschaftliche Fachbegriffe oder um Alltagsbegriffe handelt. Deshalb stimmen
Alltagsbegriffe und
naturwissenschaft-
Größen liche Fachbegriffe
häufig nicht bzw.
Ein Teil der naturwissenschaftlichen Fachbegriffe wird auch als Größen nicht vollständig
bezeichnet. Dabei handelt es sich um Begriffe, die messbare Eigenschaf- überein.
ten von Objekten beschreiben.
[Ü Die Bedeutung Um den Wert einer Größe anzugeben, muss eine Einheit festgelegt sein.
einer Größe gibt an, Der Wert der Größe ist dann das Produkt aus Zahlenwert und Einheit.
welche Eigenschaft Für jede Größe ist mindestens ein Formelzeichen als Abkürzung fest-
der Objekte beschrie- gelegt. Mithilfe von Formelzeichen kann man naturwissenschaftliche
ben wird. Für ein
Gesetze schneller und einfacher in mathematischer Form formulieren
konkretes Objekt
kann der Ausprä-
und anwenden.
gungsgrad dieser
Eigenschaft gemes- Wichtige Größen und Einheiten in der Chemie
sen und angegeben In den Naturwissenschaften werden die Größen nach verschiedenen Ge-
werden. Dieser sichtspunkten unterteilt. So sind stoffkennzeichnende Größen beispiels-
Ausprägungsgrad weise spezifisch für reine Stoffe und hängen nicht davon ab, wie groß
wird auch Wert einer die vorliegende Stoffportion ist. Im Gegensatz dazu nehmen Masse oder
Größe genannt. Volumen mit der Stoffportion zu.
E stoffkennzeichnende Größen
Größe Berechnung Beispiele
molare M=4 MnaoH = 40 g/mol
Masse M Mu,so, = 98 g/mol
molares Vn =Y bei Normbedingungen
Volumen Vm Vm = 22,4 /mol
Dichte o 0= vr Enacı = 2,2 g/cm?
relative Ar 1 Ar EN
Atommasse m, - Masse des Atoms
u - atomare Masseneinheit
Energie E Joule J ;
| Newtonmeter Nm 1J=1 EUR 1Nm=1Ws
Wattsekunde ws a
Methoden
molares ; BER _V
Volumen Vm | Vn Liter pro Mol l/mol Vm=n
Stöchiometrische Verhältnisse
Größe Formel- | Größen- Erläuterungen
zeichen | gleichung
Masse/ m m _Mı:n m, Ma - Massen der Stoffe 1 und 2
Masse m; m Man N, Na - Stoffmengen der Stoffe 1 und 2
er n in Mit M,, M> - molare Massen der Stoffe 1und2
Volumen v num V1, V2 - Volumen der gasförmigen Stoffe 1
ai und 2; bei 0°C und 1013,25 hPa
Volumen/ Vı Vv_M Vm - molares Normvolumen des gasför-
Volumen 2 Vv' Ra migen Stoffs 2
Nreal - real erhaltene Stoffmenge
Ausbeute n = ma Ntheor —- theoretisch mögliche Stoffmenge
Gesetze
Modelle 5
Zum Erklären von Erscheinungen und Voraussagen werden in der Che- [ÜÜ Mit dem Teil-
mie auch Modelle genutzt. chenmodell können
z.B. die Aggregatzu-
Ein Modell stellt eine Vereinfachung der Wirklichkeit dar. In eini- ande Se of
gut erklärt werden:
gen wesentlichen Punkten stimmt das Modell mit der Wirklichkeit 1, Teilchen in.einern
überein, in anderen nicht. Fäststoff:
Mit einem Modell können nur bestimmte, nie alle Erscheinungen voraus-
gesagt werden. Ein Modell ist nur innerhalb bestimmter Grenzen gültig
und sinnvoll anwendbar. Modelle sind keine Naturgesetze.
Theorien
Nicht alle Modelle und Gesetze lassen sich in der gesamten Naturwissen-
schaft anwenden. Für jeden Teilbereich der Chemie gibt es z. T. verschie-
dene Gesetze und auch unterschiedliche Modelle. Mehrere Modelle, Ge-
setze und Begriffe fasst man als Theorie zusammen.
EM Die Stoßtheorie (/S. 125) beschreibt den zeitlichen Verlauf chemi- ÜJ wenn die
scher Reaktionen auf der Teilchenebene und beruht auf folgenden Teilchen keine
grundsätzlichen Aussagen: ausreichende Ener-
1. Die Teilchen von Stoffen bewegen sich ungeordnet im Raum. Mit ge besitzen oder
steigender Temperatur nehmen ihre Geschwindigkeit und damit "Aumlich ungünstig
ihre Energie zu. zusammenstoßen,
; . . alle bleibt der Zusam-
2. Aufgrund ihrer Bewegung stoßen die Teilchen zufällig zusam- menstoß umwirksar:
men. d.h., es findet keine
3. Wenn die Teilchen eine bestimmte Mindestenergie aufweisen Reaktion statt.
und in räumlich günstiger Lage zusammenstoßen, erfolgt eine
chemische Reaktion.
4. Mit der Temperatur steigt die Zahl dieser wirksamen Zusammen-
stöße, sodass die Reaktionsgeschwindigkeit zunimmt.
Methoden
[ Manchmal führt Das Erkennen und Anwenden von Gesetzen in Naturwissenschaften und
die Anwendung Technik ist ein äußerst komplexer, oft langwieriger Vorgang. Wichtige
eines Gesetzes zu Naturgesetze und deren Gültigkeitsbedingungen sind in langen, wech-
der Erkenntnis, dass selvollen historischen Prozessen entdeckt worden. Diese Entdeckungen
das Gesetz nicht in
waren oft von Irrtümern und Irrwegen begleitet.
allen Fällen so wirkt,
Auch heute noch ist das Erkennen von Naturgesetzen trotz modernster
wie es vorausgesagt
wurde. Dann müssen
Experimentier- und Computertechnik ein komplizierter Prozess, bei dem
die Gültigkeitsbedin- oft ganze Gruppen von Wissenschaftlern in aller Welt zusammenarbei-
gungen einge- ten. Unabhängig vom Thema, den eingesetzten Apparaturen oder den
schränkt oder der beteiligten Wissenschaftlern, wird in den Naturwissenschaften oft nach
Zusammenhang und ähnlichen Methoden vorgegangen.
die Bedingungen In der Chemie wird meist experimentell gearbeitet (75. 38 ff.), um
noch genauer unter- Naturgesetze zu erkennen oder zu beweisen.
sucht werden.
Weg der Erkenntnis
Vorgehen | Beispiel
|
Das entdeckte Gesetz kann nun zur Erklärung von weiteren Natur-
erscheinungen genutzt werden. Jede erfolgreiche Anwendung eines
Gesetzes in der Praxis ist ein Beweis für die Richtigkeit des Gesetzes unter
den gegebenen Bedingungen.
Beobachten
[Beobachten
Beobachten ist eine Form des Erkundens. Dabei werden mit Sin- allein reicht meist
nesorganen oder mit Hilfsmitteln Eigenschaften, Abläufe oder Be- nicht. Um später die
ziehungen festgestellt. Die beobachteten Objekte oder Prozesse gemachten Beobach-
werden dabei nicht grundlegend verändert. tungen auswerten
zu können, müssen
sie möglichst genau
beschrieben werden
Bei vielen Beobachtungen geht man systematisch vor. Vor dem Beginn (75. 22).
der Beobachtung muss ein Beobachtungsziel oder eine Fragestellung
formuliert werden. Nach der Durchführung der Beobachtung werden
Aussagen zur Auswertung formuliert, die sich auf das Beobachtungzziel
oder die Fragestellung beziehen.
m Messen
Beim Messen wird der Wert einer Größe, d.h. der Ausprägungs-
grad einer Eigenschaft, mithilfe eines Messgeräts bestimmt. Die zu
messende Größe wird dabei mit einer festgelegten Einheit vergli-
chen. Dazu wird in der Regel eine Messvorschrift festgelegt.
ÜJ Bei der Bestim- Messwerte sind immer fehlerbehaftet und deshalb nur Näherungswerte
mung einer Größe, für den wahren Wert einer Größe. Die Fehler sind teilweise durch die
z.B. der Masse oder Messgenauigkeit der Messgeräte bedingt. Andere Fehler können durch
dem Volumen, ungenaues Ablesen oder durch Verunreinigungen von Glasgeräten oder
werden oft mehrere
Chemikalien entstehen.
Messungen durch-
eführt und aus i Dr .
nr Nessineften ein EM Messen des Volumens einer Flüssigkeit
Mittelwert gebildet. 1. Aufgabe: Miss das Volumen einer Flüssigkeit mit einer Messzylin-
der.
2. Durchführung: Zuerst wird das Volumen der Flüssigkeit geschätzt,
danach ein geeigneter Messzylinder ausgewählt. Die Flüssigkeit
wird in den Messzylinder, der auf einer waagerechten Unterlage
steht, gefüllt. Das Ablesen erfolgt, indem man die Augen in Höhe
der Flüssigkeitsoberfläche bringt und den Stand an der tiefsten
Stelle der Oberfläche abliest.
3. Beobachtung und Auswertung: Das Volumen der Flüssigkeit be-
trägt ... |.
Ü] Zur Abschätzung
der Genauigkeit von
Messwerten werden
Fehlerbetrachtungen
durchgeführt.
V=245ml
Beschreiben
u Im Unterschied . : h .
zur Erklärung einer Beschreiben ist ‚die zusammenhängende und geordnete Darstel-
Erscheinung wird bei lung von Erscheinungen mit sprachlichen Mitteln. Äußerlich wahr-
der Beschreibung nehmbare Eigenschaften der Erscheinung, z.B. die Eigenschaften
nicht auf die Ursa- eines Stoffs, der Ablauf eines Prozesses oder der Aufbau einer Ver-
chen der Erscheinung suchsapparatur oder eines Messgeräts, werden wiedergegeben.
eingegangen.
Methoden
Vergleichen
Das Vergleichen ist meist mit anderen Tätigkeiten wie Beobachten, Be- Ü] Der Vergleich
schreiben oder Messen verbunden. kann gegebenen-
falls auch mit einer
Vergleich von Methanol und Ethanol Schlussfolgerung ab-
geschlossen werden.
1. Aufgabe: Vergleiche die Struktur und die Eigenschaften von
Methanol und Ethanol miteinander.
2. Vergleich: Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede können aus-
formuliert oder in tabellarischer Form dargestellt werden.
Gemeinsamkeiten Unterschiede
Methanol | Ethanol
m Erklären
Erläutern
Um den Sachverhalt für andere Menschen besser verständlich darzule- N] Beachte beim u
gen, kann man auch mehrere Beispiele zur Erläuterung heranziehen. Erläutern folgende
Wenn es möglich ist, müssen chemische Formeln oder Reaktionsglei- Hinweise:
chungen genutzt werden, um den Zusammenhang damit zu veranschau- 1; Nenne den zu
erläuternden
lichen.
Sachverhalt oder
(H20)
HCOOH —— H* + COO”
m Begründen
Fe + CuUO — Cu + Feo
Definieren
Begriffe lassen sich auf verschiedene Weise definieren. Häufig wird zu-
erst ein Oberbegriff angegeben und dann die artbildenden Merkmale
des Begriffs genannt.
Eine andere Variante besteht darin, zum zu definierenden Begriff alle
möglichen Beispiele bzw. Unterbegriffe aufzuzählen.
Voraussagen
Diskutieren
EI Im einfachsten
Fall wird diskutiert, Beim Diskutieren werden unterschiedliche Positionen zu vorgege-
ob eine Aussage rich- benen Sachverhalten, Aussagen oder Thesen gegenübergestellt.
tig oder falsch ist. Dazu trägt man Pro- und Kontra-Argumente bzw. Vor- und Nach-
teile zusammen, ohne eine Wertung abzugeben.
bzw. Vor- und —- lösen viele Verschmutzun- |- lösen nicht alle Verschmut-
Nachteile zusam- gen (z.B. Fette) und töten | zungen (z.B. Eiweiße,
men. Mikroorganismen ab | Rotwein), insbesondere aus
3. Leite daraus eine ' Textilien
objektive Schluss-
' - bilden mit Calcium- und
folgerung, jedoch
| Magnesium-lonen bei har-
keine subjektive
Wertung ab. | tem Wasser schwer lösliche
Kalkseifen
- dadurch wird die Waschwir-
|
kung beeinträchtigt und
Seifen können nur schlecht
| dosiert werden
- Ablagerung von Kalkseifen
|
|
führen zu grauer und star-
rer Wäsche mit unangeneh-
mem Geruch
ER öderne Wasch: BE
mittel enthalten eine Die Diskussion zeigt, dass Seifen als Reinigungsmittel viele Nach-
Vielzahl von Kompo- teile aufweisen. Zur Reinigung von Textilien sind jedoch Wasch-
nenten. Die Tenside mittel besser geeignet, die moderne Tenside als waschaktive Sub-
machen weniger als
stanzen enthalten.
20% des Wasch-
pulvers aus.
Weitere Inhaltsstoffe wie Wasserenthärter, Bleichmittel usw. sor-
gen für ein optimales Waschergebnis.
Methoden
Interpretieren
folgerung ab.
Konzentration
der Reaktionsprodukte
Beliebige
chemische Reaktion
A =—=B
A = Konzentration
A+B==C der Ausgangsstoffe
tin min
nz Bewerten
Die im Laufe der Jahrhunderte von Chemikern gewonnenen Erkennt- > Fundiertes
nisse sind so umfangreich, dass sie niemand vollständig überblickt. Das chemisches Wissen
chemische Grundwissen ist in Lexika oder Fachbüchern in Bibliotheken findet man u.a. in
zusammengefasst bzw. in Online-Enzyklopädien oder Datenbanken im folgenden Online-
1. Gib zuerst über einen Browser die Internetadresse der Suchmaschine u Für die meisten
oder des Internetlexikons ein. Suchmaschinen sind
2. Überlege dir zielführende Schlüsselwörter bzw. Suchbegriffe. Das Leerzeichen, Plus-
Thema selbst, z.B. Glas, ist im Allgemeinen das wichtigste Schlüssel- und Minuszeichen
zugelassene Operato-
wort.
ren. So schränkt die
3. Informiere dich, wie deine Suchabfrage präzisiert werden kann. Kombination „Indi-
Kombiniere dazu die Schlüsselwörter entsprechend den Regeln der kator +pH-Wert” die
Suchmaschine. Suche ein.
4. Gib die Suchbegriffe mit der entsprechenden Syntax in die speziell
dafür vorgesehenen Suchfenster ein.
FE
Inhalt KZ Profisuche ES el la ESS EEe are
Thema anzeigen
Methoden
m Informationen aus dem Internet sind nicht immer zuverlässig, da das In-
ternet eine Kommunikationsplattform für jedermann ist. Deshalb sollten
Aussagen und Daten immer durch Vergleich mit anderen Quellen abge-
sichert (verifiziert) werden.
Medien
Kühler 1 Kühler2
| Entspannung +
‚4 Abkühlung
Pumpe flüssige Luft
Methoden
EM 1. Aufgabe: DJ Fünf-Schritt-Me-
Lies den Text auf $. 32 mithilfe der Fünf-Schritt-Methode. thode zum Verstehen
von Fachtexten:
2. Verstehendes Lesen des Fachtextes: 1. Verschaffe dir
- Verschaffe dir einen groben Überblick. einen groben
Überblick.
« Es geht um die technische Gewinnung von Sauerstoff und
2. Stelle Fragen zu
Stickstoff mithilfe des Linde-Verfahrens. Dazu wird Luft ver- wesentlichen
flüssigt und anschließend destilliert. Inhalten.
- Leite Fragen zu wesentlichen Inhalten ab. 3. Lies gründlich.
e Durch welche physikalischen Prozesse lässt sich Luft verflüssi- Markiere Kern-
gen? aussagen und
e Auf welchen Stoffeigenschaften beruht die Trennung von Schlüsselwörter.
Sauerstoff und Stickstoff? 4. Fasse die Kernaus-
sagen zusammen.
- Lies gründlich. Markiere Kernaussagen und Schlüsselwörter.
5. Gib den Inhalt mit
Schlage unklare Begriffe nach.
eigenen Worten
« Kompression ist das Verdichten von Gasen unter Druck. Da- wieder.
bei steigt die Temperatur an.
e Als Expansion bezeichnet man die Ausdehnung von Gasen
bei gleichzeitiger Abkühlung.
e Destillation nennt man die Trennung von Stoffgemischen
durch Verdampfen einzelner Bestandteile mit unterschiedli-
cher Siedetemperatur und deren Kondensation.
- Fasse die Kernaussagen in kurzer Form (Text oder Schema) mit
eigenen Worten zusammen.
® Linde-Verfahren: Verfahren zur Verflüssigung und Zerlegung
von Luft
e Absenkung der Temperatur durch mehrfache Verdichtung
(Kompression), Kühlung und Ausdehnung (Expansion)
e Angewendetes Trennverfahren: Destillation
« Trennung aufgrund unterschiedlicher Siedetemperaturen der
Bestandteile der Luft
- Wiederhole den Inhalt. Gib dazu die wichtigen Aussagen mit
eigenen Worten wieder.
- Gib dem Poster eine Überschrift, die sofort über den Inhalt informie-
ren und Neugier beim Betrachter wecken soll.
- Verwende viele Abbildungen, einfache grafische Darstellungen und
Skizzen.
- Formuliere kurze, knappe und gut strukturierte Texte.
- Ordne die Inhalte übersichtlich an.
- Kennzeichne, was inhaltlich zusammengehört, mit gleichen Schriftar-
ten, Farben und Formen. Achte jedoch darauf, dass das Poster nicht
überladen wirkt.
- Nenne deine Informationsquellen.
- Teste die Lesbarkeit aus einer größeren Entfernung.
1.3.1 Grundlagen
Das Experimentieren ist eine sehr komplexe Tätigkeit, die beim Erkennen
und Anwenden von Naturgesetzen auftritt. Das Ziel eines Experiments
besteht darin, eine Frage an die Natur zu beantworten. Dazu wird eine
Erscheinung der Natur unter ausgewählten, konkreten, kontrollierten
und veränderbaren Bedingungen beobachtet und ausgewertet. Die Be-
dingungen und das gesamte Experiment müssen wiederholbar sein.
Geräte
[Viele Geräte sind In der Chemie werden Stoffe untersucht. Stoffe müssen sicher aufbe-
aus Glas, denn es ist wahrt und gelagert werden. Viele dieser Stoffe sind gefährlich. Sie dür-
ein sehr beständi- fen nicht mit der Haut in Berührung kommen, in die Luft oder ins Abwas-
ger Stoff. Nur sehr ser gelangen oder mit anderen Stoffen in Kontakt kommen.
wenige Chemikalien
vermögen es, Glas
Zur Untersuchung von Stoffen und ihren chemischen Reaktionen werden
anzugreifen. Laborg-
las ist z.B. hitzebe- verschiedene Geräte und Hilfsmittel verwendet.
ständiger als Nor-
malglas, weil es eine Die in der Chemie benötigten Laborgeräte werden häufig aus Glas
andere Zusammen- oder Keramik hergestellt.
setzung aufweist.
Laborgeräte können
auch aus Metallen, In einigen Laborgeräten werden Chemikalien aufbewahrt, bestimmte
Kunststoffen oder
Größen (/5. 15f.) von Stoffen gemessen, Stoffe gemischt, erhitzt oder
Holz bestehen.
verteilt. In den Geräten finden die chemischen Reaktionen statt.
Laborgeräte u
ee,
EZ |i, >>u
f
|5
u
=>
|
Standkolben Rundkolben
|
ca
Standzylinder Messzylinder Kolben- Gaswasch-
prober flasche
| a
Kristallisier- Trichter Uhrglas-
schale schale
Methoden
N)
\
|
ı
Spritz- Spatellöffel |i Verbrennungs- Reibschale
flasche = |öffel mit Pistill
Di _
Apparaturen
Für bestimmte Tätigkeiten, immer wiederkehrende Reaktionen oder
Vorgänge im Labor gibt es vorgeschriebene Arbeitsmethoden. Zu diesen
Methoden gehören meist bestimmte vorgegebene Apparaturen.
ı ı
durchgelaufene Flüssigkeit heißt !
!
Filtrat. Im Trichter bleibt ein Rück- !
V
Außer Rundfiltern kennt man noch
weitere Filterarten, z.B. Faltenfilter
oder Fritten mit unterschiedlichen
Porengrößen.
Methoden
3. Destillieren
DI Vor dem Destil- Die zu destillierende Flüssigkeit wird in einen Rundkolben oder Destil-
lieren muss man sich lierkolben mit seitlichem Ansatzrohr höchstens bis zur Hälfte gefüllt. Ein
über die zu erwar- Thermometer wird im Hals des Destillationsaufsatzes so befestigt, dass
tenden Siedetempe- sein Ende sich beim Ansatzrohr befindet.
raturen der Stoffe im
Die Flüssigkeit im Rundkolben wird nun vorsichtig bis zum Sieden er-
Klaren sein. Danach
wird das Thermo-
wärmt. Dabei verdampft zuerst der leichter flüchtige Stoff mit der nied-
meter auswählt. rigeren Siedetemperatur aus dem Stoffgemisch. Der entstehende Dampf
Manche Flüssigkei- gelangt in den Kühler. Dort wird er durch im Gegenstrom fließendes
ten können beim Wasser gekühlt, sodass das Gas auskondensiert. Das Kondensat fließt in
Erhitzen schlagartig ein Glasgefäß, z.B. einen Kolben.
herausspritzen (Sie- Dieses Kondensat wird auch als Destillat bezeichnet. Im Rückstand ver-
deverzug). Das wird bleiben die schwerer flüchtigen Bestandteile des Stoffgemischs, die erst
durch Zugabe von bei höheren Temperaturen sieden.
kleinen Siedestein-
chen verhindert. Destillieren
Thermometer
Destillations- Kühlwasseraustritt
aufsatz Kühler
Destillation- ——£-
Brennbare Stoffe kolben
dürfen nie mit offe-
ner Flamme erwärmt Kühlwasser-
werden! eintritt
Heizhaube
Kolben
(Vorlage)
pneumatische —
Wanne
- Sperrflüssigkeit
fester Stoff
BI In den Strom-
kreis kann auch ein M Elektrolyse von Wasser
Messgerät (Voltmeter ee
elektrische
oder Amperemeter) 2 H,O 2 H, + O,
geschaltet werden. Energie
Methoden
[3 Gibt der Lehrer Jedes Experiment hat ein Ziel. Entweder wird mit dem Experiment eine
im Unterricht ein Voraussage bestätigt oder widerlegt. Manchmal ist es auch erforderlich,
Protokoll vor, soent- mehrere Experimente nacheinander durchzuführen.
hält dieses oft Vor- Oft ergibt sich das Experiment aus einer Aufgabenstellung. Zur Durch-
überlegungen. Die
führung und gedanklichen Gliederung von Experimenten hat sich das
Beantwortung dieser
Protokoll (7 S. 48) bewährt.
Aufgaben trägt zum
Erfassen der chemi- Die Planung eines Experiments erfolgt in folgenden Teilschritten:
schen Grundlagen
und zur optimalen 1. Erfassen und Durchdenken der Aufgabe
Durchführung des - Überlegen, welches Ziel mit dem Experiment erreicht werden soll.
Experimentes bei. - Herausfinden der Gesetzmäßigkeiten, die bei dem geplanten Ex-
periment wirken.
- Ergründen möglicher Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen, Beach-
ten des Arbeitsschutzes (/S. 49.)
TÜTE
Methoden
Nach der erfolgten Vorbereitung und dem Aufbau der Apparatur be- U Oft ist es günstig,
ginnt die Durchführung. Manchmal ist es notwendig, bestimmte Geräte wenn zwei oder
und Chemikalien erst anzufordern. mehr Schüler ge-
In einem vorgegebenen Protokoll oder einer Versuchsanleitung sind oft meinsam ein Experi-
ment durchführen.
schon die einzelnen Arbeitsschritte der Durchführung aufgelistet. Bei
So kann z.B. gleich-
der Durchführung wird folgendermaßen vorgegangen: zeitig eine Reaktion
1. Durchlesen und Erfassen der Experimentieranleitung durchgeführt und
2. schrittweises und planmäßiges Ausführen des Experimentes unter protokolliert werden.
Beachtung der Sicherheitsvorschriften
Beobachten (/S. 21) aller Veränderungen
sorgfältiges Protokollieren der Beobachtungen und Messwerte
IE
Auswertung
Nach dem Experiment erfolgt die Auswertung, deren Teilschritte je nach Nach Beendigung
Aufgabe und Experiment variieren können. Bei der Auswertung werden des Experiments
die im Protokoll festgehaltenen Beobachtungen und Messwerte inter- sollte der Arbeits-
pretiert. Dabei ist folgende Vorgehensweise zweckmäßig: platz aufgeräumt
werden. Die benötig-
1. Vergleichen von Eigenschaften, Größen, Zuständen vor und nach der
ten Geräte müssen
Reaktion nach der Zerlegung
Auswerten der Messgrößen der Apparatur gerei-
Deuten der Ereignisse während der Reaktion, nigt werden.
DE
Teile | Beispiel
Aufgabe: Prüfe, ob eine basische Lösung entsteht, wenn Metall-
- Fragestellung und Ziel des oxide der Elemente der Il. Hauptgruppe mit Wasser
Experimentes reagieren.
Auswertung: Auswertung:
- Deuten der beobachteten 1. Die wässrigen Lösungen zeigen eine basische Reak-
Erscheinungen tion. Es sind Hydroxid-Ionen entstanden.
- Schlussfolgern
- Aufstellen von Reaktions- 2. CaO + H,O —- Ca(OH),
gleichungen MgO + HzO —- Mg(OH),
- Berechnen von Größen
- Beantworten von Aufgaben, 3. Bei der Reaktion von Calciumoxid und Magnesium-
Bezug zur Aufgabenstellung oxid mit Wasser entstehen basische Lösungen.
herstellen Ähnliche Reaktionen zeigen alle Metalloxide der
Elemente der Il. Hauptgruppe mit Wasser.
Methoden
Verhaltensregeln
[ Auch im Haushalt Beim chemischen Experimentieren im Unterricht oder im Labor sind alle
wird mit ätzenden Stoffe als Chemikalien zu betrachten. Da viele Chemikalien die Gesund-
oder gesundheits- heit oder die Umwelt gefährden können, sind beim Umgang generell
schädlichen Stoffen, folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
z.B. Rohrreiniger, ge-
Anbeiiet, Dit eich
Verletzungen auf,
1. Chemikalien dürfen nie in Flaschen oder Gläser gefüllt werden, die
weil diese Chemika- auch für Lebensmittel verwendet werden!
lien vorschriftswidrig 2- Vorratsgefäße, in denen Chemikalien aufbewahrt werden, sind vor-
in Lebensmittelge- schriftsmäßig zu kennzeichnen! Dabei sind die Regeln des global
fäßen aufbewahrt harmonisierten Systems zur Einstufung und Kennzeichnung von Che-
werden. mikalien (GHS, /S. 51) zu beachten!
3. Über die Eigenschaften der für das Experiment benötigten Stoffe
und über mögliche Gefahren, die von diesen Stoffen ausgehen, sollte
man sich vor der Durchführung informieren.
4. Immer nur geringe Stoffmengen verwenden. Nie mit größeren Men-
gen arbeiten, als in der Versuchsanleitung angegeben sind.
5. Nach der Entnahme von Chemikalien sind die Vorratsgefäße sofort
wieder zu verschließen. Einmal entnommene Chemikalien dürfen
nicht wieder in das Vorratsgefäß zurückgegeben werden, da sie die
Stoffe verunreinigen könnten.
6. Chemikalien gehören nicht in den Ausguss!
7. Chemikalien nicht mit den Fingern berühren! Nach dem Experimen-
tieren die Hände gründlich säubern!
8. Geschmacksproben sind grundsätzlich verboten, auch wenn man an-
nimmt, dass der Stoff ungiftig ist!
9. Geruchsproben werden durchgeführt, indem Gase oder Dämpfe aus
ausreichender Entfernung vorsichtig mit der Hand zur Nase gefä-
chelt werden!
10. Das Ansaugen von Chemikalien (Pipettieren) mit dem Mund ist im
Chemieunterricht grundsätzlich verboten!
11. Flüssigkeiten können beim Erhitzen leicht herausspritzen. Das Rea-
genzglas ist deshalb höchstens bis zu einem Drittel zu füllen. Das
Erwärmen der Flüssigkeit sollte vorsichtig bei leichtem Schütteln er-
folgen. Die Öffnung eines Reagenzglases darf nie auf eine Person
gerichtet werden!
DI stoffe, die sich 12. Das Gesicht darf man nie über ein Gefäß halten, in dem eine Reak-
in nicht eindeutig tion abläuft!
gekennzeichneten 13. Beim Arbeiten mit feuergefährlichen Stoffen dürfen sich in der Nähe
Gefäßen befinden,
keine Zündquellen oder Wärmequellen wie offene Flammen oder
dürfen nicht zum
Heizplatten befinden!
Experimentieren
14. Nach Beendigung des Experiments sind Chemikalienreste in die vom
verwendet werden.
Lehrer bereitgestellten Abfallgefäße zu geben.
15. Gebrauchte Gefäße sind sorgfältig zu säubern, zu trocknen und weg-
zuräumen.
Die Kennzeichnung der Gefahrstoffe erfolgt ab 1.12.2010 nach dem glo- Ü Die Gefahren-
bal harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Che- symbole werden mit
mikalien (GHS). Dieses ersetzt schrittweise die seit 2005 in Deutschland konkreten Gefahren-
gültige Gefahrstoffverordnung. In der bis 2015 dauernden Übergangs- hinweisen (H-Sätze:
(Hazard Statements)
phase können Gefahrstoffe demnach mit unterschiedlichen Piktogram-
und Sicherheitsrat-
men gekennzeichnet sein (/ Tab., 5. 52).
schlägen (P-Sätze:
Precautionary State-
EB Viele Säuren und Basen wir- ments) kombiniert.
ken ätzend. Die gesundheits-
gefährdende Wirkung beruht
darauf, dass sie Eiweiße zerstö-
ren und dem Gewebe Wasser
entziehen können.
In Abhängigkeit von ihrer Kon-
zentration werden sie als „ät- © ande
zend” (7 Abb.) oder als „rei- a:
i
zend” gekennzeichnet. gan en
Beispiele sind Schwefelsäure
oder Natriumhydroxid, das in
fester Form auch in Rohrreini-
gern (/5. 50) enthalten ist.
!
!
Xn gesundheits- Gesundheitsschäden durch
schädlich Einatmen, Verschlucken oder |
Aufnahme durch die Haut. |
Kann krebserzeugendg, sensibili-
Signalwort: Gefahr sierend oder fortpflanzungsge-
fährdend sein.
1
Fi
i
j
I;
j
E explosions- | Explosion unter bestimmten
gefährlich Bedingungen möglich.
‚ Keine Schülerexperimente.
Signalwort: Gefahr |
| C ätzend | Hautgewebe und Geräte werden
nach Kontakt zerstört.
|
, Signalwort: Gefahr
I
j
|
|
Il
IF leichtentzündlich Entzünden sich selbst an heißen
' F+ hochentzündlich Gegenständen.
Mit Wasser entstehen leicht ent-
OO
j
}
\
I
2.1.1 Stoffeigenschaften
[I Nicht alle Stoffe Stoffe sind die Materialien, aus denen Körper bestehen. Jeder Stoff
riechen angenehm. besitzt bestimmte Eigenschaften, die ihn charakterisieren.
Manche setzen sogar
schleimhautreizende
Dämpfe frei. Deshalb
Vorsicht bei der
Die Stoffeigenschaften ermittelt man entweder mit den Sinnesorganen
Geruchsprobe.
(sensitiv) oder durch Messungen bzw. andere Experimente.
Zu den sensitiven Eigenschaften zählen Farbe, Geruch, Oberflächenbe-
schaffenheit und der Aggregatzustand von Stoffen.
[J Beim Übergang Noch besser lassen sich Stoffe durch messbare oder andere experimentell
eines Stoffs vom fes- bestimmbare Eigenschaften charakterisieren und erkennen.
ten in den flüssigen
Zustand bleibt die Schmelztemperatur und Siedetemperatur:
Temperatur (Bestim-
Die Temperatur, bei der ein fester Stoff flüssig wird, ist die Schmelztem-
mung von ds) kon-
stant. Gleiches gilt
peratur ds.
für den Übergang Die Temperatur, bei der ein flüssiger Stoff in den gasförmigen Zustand
vom flüssigen in den übergeht, heißt Siedetemperatur 9,.
gasförmigen Zustand Diese für den jeweiligen Reinstoff charakteristischen Temperaturen las-
(Bestimmung von d\)). sen sich genau messen.
—; )
siedende
zu schmelzende Flüssigkeit
Substanz (z.B. Eis) (z.B. H20)
Destillat in
der Vorlage
Heizhaube
2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 55
Dichte:
Gegenstände mit gleicher Masse Ermittlung der Dichte eines festen Körpers
können ein unterschiedliches Vo-
lumen aufweisen. Welche Masse ©
ein Körper mit einem konkreten
Volumen hat, ist vom Stoff abhän-
gig und wird durch die Dichte be-
schrieben.
Die Dichte eines Stoffs ergibt sich
aus dem Quotienten seiner Masse
und seines Volumens. Sie ist für
jeden Reinstoff charakteristisch.
Bestimmung des Bestimmung der
Allerdings hängt die Dichte von Volumens durch die Masse des Körpers
der Temperatur und bei Gasen Differenzmethode mit einer Waage
auch vom Druck ab.
®
Elektrische Leitfähigkeit: Berechnung der Dichtenach 0= r
Die elektrische Leitfähigkeit be-
schreibt die Fähigkeit von Stoffen,
den elektrischen Strom zu leiten.
Dazu müssen frei bewegliche Ladungsträger, also Elektronen (/5. 84.)
oder lonen (5. 92f.), vorhanden sein. Dies ist beispielsweise bei Metal-
len und wässrigen Lösungen oder Schmelzen von Salzen der Fall.
lokal erwärmen
= 10 cm
—T
eingeklemmter Draht
kleine Kugel
aus Kerzenmasse
Reagenzglashalter
aus Metall
zu untersuchende Stoffprobe
Reagenzglasständer
Leuchtet die Lampe, leitet der Stoff den Schmilzt die Kerzenmasse relativ schnell,
elektrischen Strom. leitet der Stoff die Wärme gut.
56 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
DI c.F.c.MoHs Härte:
(1773-1839) hat die Stoffe sind unterschiedlich hart. Einige Feststoffe lassen sich durch Kraft-
Methode des Ritzens einwirkung mithilfe anderer Stoffe ritzen, z.B. eine Glasscheibe durch
bereits um 1820 be- einen Glasschneider mit einer Stahl- oder Diamantspitze.
nutzt, um für Stoffe
Welche Stoffe man mit einem anderen Stoff ritzen kann, hängt von ihrer
eine noch heute ver-
Härte ab. Dabei gilt grundsätzlich, dass weichere Materialien durch här-
wendete Härteskala
aufzustellen. tere Stoffe geritzt werden.
Verformbarkeit:
© Keramikfliesen Stoffe sind unter Krafteinwirkung gut oder schlecht verformbar. Solche
und Glas sind kaum Stoffe, die wie Glas leicht zerspringen, bezeichnet man als spröde.
verformbar, sie sind Verformungen werden in zwei Ar-
spröde. Kupfer, Stahl ten unterteilt. Bei der plastischen
oder Knete sind
Verformung geht der Stoff nach
relativ gut plastisch
verformbar. Gummi
der Krafteinwirkung nicht wieder
lässt sich dagegen von allein in seine ursprüngliche
elastisch verformen. Form zurück. Dies ist z.B. bei Knet-
masse, Ton oder einigen Metallen
der Fall.
Bei einer elastischen Verformung
nimmt der Stoff nach der Kraftein-
wirkung wieder seine ursprüng-
liche Form an. Dies ist z.B. bei
Autoreifen, Gummibällen oder
Schwämmen zu beobachten.
Magnetische Eigenschaften:
I Es gibt verschie- Mit einem Dauermagneten lässt
dene Formen des sich leicht prüfen, ob Stoffe mag-
Magnetismus. netisch sind. Gegenstände aus Ei-
sen, Cobalt oder Nickel sowie ei-
nige Legierungen werden von
Magneten angezogen.
Die große Mehrzahl der Stoffe ist
jedoch nicht magnetisch und kann
daher nicht auf diese Weise cha-
rakterisiert werden.
2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 57
Löslichkeit:
Geben wir Kochsalz in Wasser, löst sich das Bestimmung der Löslichkeit eines Feststoffs
Salz langsam auf. Mehl ist dagegen nur © Abwägen von © Zugabe
schlecht in Wasser löslich. Auch Flüssigkeiten Stoffportionen Salz
und Gase können in einem Lösungsmittel (z.B.je 5g)
gelöst werden. So enthält Wasser beispiels- Br
sta
weise meist gelösten Sauerstoff, warmes
Wasser weniger als kaltes Wasser.
Die Löslichkeit eines Stoffs gibt an, in wel-
cher Menge ein Reinstoff in einem Lösungs- Die Lösung ist gesättigt, wenn
mittel gelöst werden kann. Sie ist von der sich ein Bodensatz bildet, der
Art des Stoffs, von der Art des Lösungsmit- sich beim Rühren nicht löst.
tels und von der Temperatur abhängig.
Brennbarkeit:
Wenn wir Stoffe erhitzen, schmelzen oder sieden sie bei ausreichender [Üf Steckbriefe
Wärmezufuhr. Beim Erwärmen unbekannter Substanzen mit dem Bren- können außerdem
ner ist jedoch Vorsicht geboten, da viele Stoffe brennbar (5. 211) sind Informationen zu
oder sich zersetzen, bevor sie schmelzen bzw. sieden. Vorkommen, zum
Ein Stoff ist brennbar, wenn er nach seiner Entzündung von selbst weiter. B@4 und zur Ver-
wendung der Stoffe
brennt, auch wenn die Zündquelle, z.B. ein Gasbrenner, entfernt wird.
enthalten.
Chemiker bestimmen durch spezielle Experimente, wie leicht entzünd-
lich Stoffe sind, und unterteilen sie in verschiedene Brandklassen.
ARELBdEch
m Farbe: farblos (kleine Kristalle erscheinen weiß) m regelmäßiges drei-
= Geruch: geruchlos dimensionales _
= Geschmack: charakteristisch salzig (Vorsicht! Im lonengitter
Chemieunterricht keine
Geschmacksprobe vornehmen!)
= Oberfläche: matt glänzend
m Härte: 2 (Härte nach MOHS)
m Aggregatzustand: bei Raumtemperatur fest, kristallin = im Meerwasser
- Schmelztemperatur 801 °C m als Steinsalz in
- Siedetemperatur 1465 °C Salzlagerstätten
= Dichte: 2,2 g-cm?? (bei 25°C)
= elektrische Leitfähigkeit: Feststoff nicht elektrisch
leitfähig, Lösungen und
Schmelzen leiten den Strom m Speisesalz
= Löslichkeit: sehr gut in Wasser löslich = Streusalz
(in 100 qg Wasser lösen sich bei 20°C 35,85 9) (Winterdienst)
= Brennbarkeit: nicht brennbar = Konservierungsmittel
m magnetische Eigenschaften: nicht magnetisch = Industriesalz
58 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
[3 Zucker und Salz Alle Eigenschaften von Stoffen sind durch ihren Bau bedingt. Stoffe be-
sind fest, farblos stehen aus kleinsten, selbst mit Lichtmikroskopen nicht sichtbaren Teil-
und lösen sich gut chen. Sie können daher nur in vereinfachter Form mithilfe von Modellen
in Wasser. Beim dargestellt werden.
Erhitzen zeigen die
Das erste Teilchenmodell entwickelte der griechische Philosoph DEMOKRIT
beiden Feststoffe
jedoch unterschied-
(460-380 v. Chr.) bereits vor mehr als 2000 Jahren. Er überlegte, dass
liche Eigenschaften. man kleine, nicht weiter teilbare Teilchen erhalten würde, wenn man
Auch der Geschmack einen Körper immer weiter zerteilt. Er nannte sie Atome (griech: atomos
ist nicht gleich. - unteilbar, 5. 67 ff.).
Zerlegt man Kreide, erhält man Kreidepulver. Versucht man, das Kreide-
stück wieder zu formen, funktioniert dies nicht. Beim Zerteilen wurde
der Verband der Teilchen zerstört und damit wurden die Kräfte über-
wunden, die zwischen den Teilchen wirken.
[Das Stoff-
Das Teilchenmodell besagt:
Teilchen-Konzept
Alle Stoffe bestehen aus kleinsten Teilchen. überschneidet sich
Zwischen den Teilchen ist leerer Raum. teilweise mit dem
Struktur-Eigen-
Die Teilchen befinden sich in ständiger Bewegung.
a
schafts-Konzept.
Zwischen den Teilchen wirken Kräfte.
Beim Stoff-Teilchen-
Konzept wird
bewusst zwischen
Die Kräfte, die zwischen den Teilchen wirken, führen dazu, dass diese den Erscheinungen
sich zu großen Teilchenverbänden zusammenlagern. Die Art und Stärke auf Stoffebene und
dieser Kräfte, z. B. chemischer Bindungen (/S. 84), hängen in erster Linie deren Deutung auf
von der Art der Teilchen ab. Teilchenebene unter-
Die Vielfalt der Stoffe ergibt sich aus den vielen Kombinationsmöglich- schieden.
Stoff-Teilchen-Konzept
gelb
m glänzend
= fest
Kirelle
eigenschaften
= beständig gegenüber
dem Sauerstoff der Luft
m elektrisch leitfähig
Die Struktur bedingt
die Eigenschaften.
Teilchenebene
(nicht sichtbarer Goldatome (Teilchen)
Bereich)
® besitzen 79 Protonen
und 79 Elektronen
w sind elektrisch neutral
ED Stoffe lassen
sich nach verschie-
denen Kriterien Reinstoffe Stoffgemische
einteilen. Nach ihrer
Zusammensetzung chemische Element. . homogene heterogene
unterscheidet man Verbindungen substanzen = Sr
reine Stoffe und |
Stoffgemische. z a le ln |
Molekül- onen Metalle Halbmetalle Nichtmetalle
substanzen substanzen
j Reine Stoffe (Reinstoffe) bestehen nur aus einer Art von Teilchen.
[ÜJ Reinstoffe be- Reinstoffe werden anhand der Teilchen, aus denen sie aufgebaut sind, in
gegnen uns im Alltag verschiedene Stoffklassen unterteilt. Dabei unterscheidet man zunächst
sehr selten. Reine zwischen Elementsubstanzen und chemischen Verbindungen.
Stoffe spielen dage-
gen eine wichtige
Elementsubstanzen
Rolle in der Chemie
und in der Industrie.
Chemische Elementsubstanzen sind Reinstoffe, die nur aus einer
Atomsorte bestehen.
Chemische Verbindungen
Molekülsubstanzen
lonensubstanzen
Stoffgemische
Die einzelnen Teilchen heterogener Stoffgemische sind z.B. mit der Lupe
oder, bei feiner Vermischung, mit dem Mikroskop deutlich erkennbar.
Je nach Aggregatzustand der Stoffe werden verschiedene heterogene
Stoffgemische unterschieden.
Da in den Gemischen die typischen Eigenschaften der einzelnen Rein- I Auch die Ad-
stoffe erhalten bleiben, können Stoffgemische leicht getrennt werden, sorptionsfähigkeit
wenn sich die vermischten Stoffe in ihren Eigenschaften ausreichend un- kann zum Trennen
terscheiden. Eine dieser unterschiedlichen Eigenschaften wird dann zur von Stoffgemischen
genutzt werden.
Trennung der Gemische genutzt.
|
|
| |
Löslichkeit | Gemenge | Extrahieren Extrahieren
ı Lösungen
| |
2.2.1 Atommodelle
Atome sind die kleinsten Bausteine der Stoffe. Sie lassen sich mit
chemischen Methoden nicht weiter zerlegen. Ein Atom besteht aus
Atomkern und Atomhülle.
Da Atome unvorstellbar klein sind, können sie nur mithilfe von Modellen If] Zur Klärung eines
beschrieben werden. Im Verlauf der Zeit entwickelten Wissenschaftler chemischen Sach-
auf der Grundlage der damals bekannten Theorien oder neuer experi- verhalts muss nicht
menteller Erkenntnisse unterschiedliche Atommodelle. immer das modernste
(und damit oft auch
komplizierteste)
Die Atomhypothese von DEMOKRIT
Atommodell heran-
gezogen werden.
Der Grieche DEMOKRIT VON AB-
DERA (um 460-375 v. Chr.) war ei-
ner der größten Philosophen des
Altertums. Er kam zu der Feststel-
lung, dass die Stoffe nicht unend-
lich teilbar sind, sondern aus kleins-
ten, unteilbaren Einheiten (atomos)
aufgebaut sein müssten.
Die Atome sind „der Qualität nach
gleich”, aber in Form und Gewicht
verschieden. Seine Hypothese
konnte jedoch damals noch nicht
experimentell bestätigt werden.
Im Laufe der Jahrhunderte geriet die Vorstellung von den Atomen als
unteilbare Einheiten der Stoffe in Vergessenheit und wurde erst wieder
aktuell, als durch Experimente neue Erkenntnisse in der Chemie und Phy-
sik gewonnen wurden.
Rutherfordscher Streuversuch
etwa 500 nm
= 2000 Atome Kern-Hülle-Modell
Bleiblock eines Goldatoms
a-Teilchen
Radium:
sendet a--Teilchen aus
abgelenkte
a-Teilchen
Ü Die Kernladungs-
zahl eines Atoms
Z + N = A ist identisch mit der
Ordnungszahl des
entsprechenden Ele-
Atome bestehen aus dem positiv geladenen Atomkern mit den
ments (/. 166 ff.).
Protonen und Neutronen sowie der negativ geladenen Elektro-
nenhülle mit den Elektronen. Atome sind elektrisch neutral, weil
die Zahl der Protonen und Elektronen identisch ist und sich die
Ladungen damit ausgleichen.
Die Kenntnisse über den Atombau nutzt man auch zur Charakterisie-
rung chemischer Elemente. Eine Elementsubstanz (/'S. 60) ist nur aus
Atomen eines Elements aufgebaut, die die gleiche Anzahl von Protonen
aufweisen.
[1 Bei der Spektral-
EM So enthalten Atome des Ele- analyse beobachtet
ments Gold 79 Protonen im man das von einem
Kern (5. 68). Sauerstoff- Stoff ausgesandte
Licht in farbigen Li-
Atome des Elements Sauerstoff atom
nien durch ein Spek-
enthalten dagegen acht Proto-
troskop. Demnach
nen im Kern. können Elektronen
nur bestimmte
Das rutherfordsche Kern-Hülle-Modell gilt in der Physik als erstes wissen- Energiebeträge auf-
schaftliches Atommodell. Es wurde jedoch schnell klar, dass auch dieses nehmen oder wieder
Modell seine Grenzen hat. abgeben. Aus diesen
So müssten beispielsweise nach den Gesetzen der klassischen Physik die Linienspektren ergab
um den Kern kreisenden Elektronen Energie abgeben. Infolge dieser sich die Erkenntnis,
dass ein Elektron nur
ständigen Energieabgabe wären Atome theoretisch instabil.
in bestimmten Ener-
Auch die unterschiedlichen Linienspektren, die die Atome verschiedener
gieniveaus existieren
Elemente bei hohen Temperaturen aussenden, können nicht mit dem kann.
einfachen Kern-Hülle-Modell erklärt werden.
70 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
[I nıELs BOHR Der dänische Physiker NIELS BOHR Atommodell nach BOHR
(1885-1962) entwickelte 1913 das rutherford-
entwickelte das sche Atommodell weiter. Aus theo-
Schalenmodell für retischen Überlegungen schlussfol-
das Wasserstoff-
gerte er, dass sich die Elektronen
atom. ARNOLD
nicht beliebig, sondern nur auf be-
SOMMERFELD (1868
stimmten Bahnen - sogenannten © .
bis 1951) verfei-
Elektronenschalen - um den Kern 6 a
nerte das Modell. Er
definierte elliptische
bewegen. Auf diesen stabilen Elek- Wasserstoff-
Elektronenbahnen, tronenbahnen strahlen die Elek- Chloratom atom
die zu einer weiteren tronen keine Energie ab.
Unterteilung der
Elektronenhülle Jede der kreisförmigen Elektronenbahnen besitzt einen festen Radius
führen. und entspricht einem bestimmten Energieniveau. Der Radius der äußers-
ten Elektronenschale bestimmt den Radius des Atoms. Mithilfe dieses
Modells konnte BOHR den Radius des Wasserstoffatoms genau berech-
nen.
Er bezeichnete sieben Elektronenschalen mit den Großbuchstaben (K, L,
M bis Q) oder natürlichen Zahlen n = 1 bis 7. Jede dieser Schalen bzw.
jedes dieser Energieniveaus kann nur eine bestimmte Anzahl Elektronen
mit gleichem Energiegehalt aufnehmen.
Die maximale Elektronenzahl wächst mit dem Radius der Bahnen. Sie
ergibt sich aus der Formel 2n?, wobei n die Nummer der jeweiligen Elek-
tronenschale ist.
Maximale Anzahl der Elektronen pro Schale (2.n?) DI Nicht alle Elektro-
nen eines Energie-
niveaus besitzen die
gleiche Energie. Da-
her können Energie-
2m 2 8) 8 | 32 | 50 | 72 | 3 niveaus auch noch in
Edelgas He ee
Ne in
Ar Kr inside
ı xe nn
Rn | Unterniveaus unter-
teilt werden, die mit
kleinen Buchstaben
Die Elektronen auf den vollständig besetzten, kernnahen Schalen wer- bezeichnet werden.
den vom Atomkern stark angezogen und stehen nicht für chemische Re- Es gibt z.B. s-, p-, d-
aktionen zur Verfügung. und f-Unterniveaus.
Je weiter die Elektronen vom Kern entfernt sind, umso energiereicher
sind sie. Die Elektronen auf der äußersten besetzten Elektronenschale
können relativ leicht abgegeben werden. Deshalb bestimmen diese Au-
Benelektronen bzw. Valenzelektronen entscheidend die chemischen Ei-
genschaften der Elemente.
Als besonders stabile Anordnung der Außenelektronen hat sich die Ach-
terschale erwiesen. Daher streben alle Atome danach, die Achterschale
oder zumindest eine andere stabile Edelgaskonfiguration zu erreichen.
Nach dem bohrschen Atommodell kreisen die Elektronen auf sta- EI In modernen
bilen Bahnen um den Atomkern. Diese Elektronenschalen ent- Atommodellen geht
man davon aus, dass
sprechen Energieniveaus und können maximal 2n? Elektronen
sich Elektronen in
aufnehmen. Die Elektronen der äußersten Schale (Außenelektro-
Aufenthaltsräumen,
nen) besitzen die höchste Energie und bestimmen die chemischen den sogenannten
Eigenschaften der Elemente. Orbitalen, in der
Atomhülle aufhalten.
2.2.2 Atombindung
Moleküle
Ähnlich wie Atome sind Moleküle nach außen elektrisch neutral. Anders
als Atome können Moleküle jedoch mit chemischen Methoden in ihre
Bestandteile zerlegt werden.
Hunderttausend
Atomen bestehend _
3 Kleinere Moleküle bestehen oft nur aus zwei oder drei Atomen.
- Wasserstoff: H,
- Sauerstoff: O,
- Kohlenstoffdioxid: CO,
-— Wasser: H,O
Mehratomige Moleküle
[ Die Anordnung Schwefel und Phosphor gehören zu den Elementsubstanzen (/S. 60),
der Atome im deren Moleküle aus mehreren bis vielen Atomen des gleichen Elements
Molekül kann bei bestehen. Zwischen diesen gleichen Atomen bilden sich unpolare Atom-
ein und demselben bindungen (/. 73f.) aus.
Stoff verschieden
Auch mehrere verschiedene Elemente können Moleküle bilden. Zwi-
sein. Je nach Struktur
schen den verschiedenen Atomen bestehen mehr oder weniger polare
ergeben sich für
den jeweiligen SToff Atombindungen (/'S. 75f.).
unterschiedliche
Eigenschaften. Man EM Mehratomige Moleküle
spricht von Modifika- — Schwefel: Sg (vereinfacht: S)
tionen. - Phosphorsäure: Hz3PO,
— Octan: CgHıg
- Glucose: CgH420g
[ werden nur Moleküle, die aus sehr vielen Atomen aufgebaut sind, werden Makromo-
einige Atome oder leküle genannt. Häufig bestehen sie aus monomeren Grundbausteinen,
Monomere aus die sich vielfach im Makromolekül wiederholen (/. 265 ff.).
Makromolekülen
entfernt, ändern sich
EM Natürliche makromolekulare Stoffe sind z.B. Stärke und Cellulose.
deren Eigenschaften
nur unwesentlich.
Auch Kunststoffe wie Polyethylen oder Polystyrol sind aus Makromo-
lekülen aufgebaut.
2.2 Atome und Atombindung 73
Ob sich Atome zu Molekülen verbinden, hängt von ihrer Elektronenkon- I Die Zahl der
figuration, speziell der Zahl der Außenelektronen ab. Diese wird durch Außenelektronen
die Elektronenschreibweise verdeutlicht. Darin gibt man Außenelektro- von Atomen lässt
nen durch Punkte an den Elementsymbolen an. Besitzt ein Atom mehr sich aus der Stellung
der Elemente im
als vier Außenelektronen, werden die Elektronen paarweise durch Stri-
Periodensystem
che dargestellt.
(75. 168f.) ablesen.
Als einzelne Atome stabil sind nur die reaktionsträgen Edelgase. Die
Elektronenanordnung mit zwei oder acht Außenelektronen stellt einen
besonders energiearmen Zustand dar (75.184). Deshalb streben auch
die Atome der anderen Elemente danach, die Edelgaskonfiguration zu
erreichen.
Eine Möglichkeit dazu besteht darin, sich mit anderen Atomen zu ver-
binden und die vorhandenen Elektronen gemeinsam zu nutzen. Das ein-
fachste Atom, das Wasserstoffatom, enthält ein einziges Elektron. Dieser
Zustand ist weniger stabil als der des Heliumatoms mit zwei Elektronen.
Deshalb nähern sich zwei Wasserstoffatome einander so an, dass sich
ihre Elektronenhüllen gegenseitig durchdringen.
Durch die gemeinsame Nutzung der beiden Elektronen erreichen die
Wasserstoffatome die Edelgaskonfiguration des Heliums. Die negativ
geladenen Elektronen bewegen sich zwischen den positiv geladenen
Atomkernen und bilden ein gemeinsames Elektronenpaar. Fluoratome
Es wird von beiden Atomkernen gleich stark angezogen und bewirkt besitzen 7 Außen-
die Bindung der Atome im Molekül. Man spricht deshalb auch von der elektronen. Zwei
Atombindung und dem bindenden Elektronenpaar. Es wird durch einen Fluoratome bilden
ein gemeinsames
waagerechten Strich zwischen den Atomsymbolen dargestellt.
Elektronenpaar, das
von beiden Atomen
Die Atombindung ist eine Art der chemischen Bindung, die auf der genutzt werden
Anziehung zwischen gemeinsamen Elektronenpaaren (negative kann. Dadurch wird
Ladung) und Atomkernen (positive Ladung) beruht. Sie wird auch die stabile Achter-
als Elektronenpaarbindung bezeichnet. schale des Neon-
atoms erreicht.
Wasserstoffatome Fluoratome
Wasserstoffmolekül Fluormolekül
1 gemeinsames 1 gemeinsames
Elektronenpaar Elektronenpaar
Heliumatom Neonatom
2 Außenelektronen 8 Außenelektronen
Achterschale
74 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
EA Die kleinen Die Oktettregel besagt, dass Atome in Molekülen danach streben,
Wasserstoffatome
können kein Elek-
durch Elektronenpaarbindung den energiearmen Zustand des
tronenoktett bilden. Elektronenoktetts (Achterschale) zu erreichen.
Hier genügt die Sta-
bilität der ersten voll
besetzten Elektro-
nenschale (Helium-
Anders als Wasserstoff- und Fluoratome besitzen Sauerstoffatome
konfiguration) mit sechs Außenelektronen. Um die stabile Anordnung des Neonatoms zu
zwei Elektronen aus. erreichen, müssen im Sauerstoffmolekül sogar zwei gemeinsame Elek-
tronenpaare gebildet werden (/ Abb. unten). Die Doppelbindung wird
durch zwei waagerechte Striche in der Molekülformel symbolisiert.
Die bindenden Elektronenpaare werden von beiden Atomen gleichbe-
rechtigt genutzt. Durch die Bildung der Mehrfachbindung können beide
Sauerstoffatome acht Außenelektronen nutzen.
Diese Anordnung wird Achterschale oder Elektronenoktett genannt und
ist außerordentlich stabil. Atome mit Achterschale verfügen über vier
bindende und/oder freie Elektronenpaare.
© i
Elektronenpaare Elektronenpaare
VEN
o=0
Polare Atombindungen
Moleküle wie das Chlormolekül, die aus Atomen gleicher Elektronega- (9) Für die Kenn-
tivität bestehen, sind unpolar, weil das Elektronenpaar von beiden Ato- zeichnung von pola-
men gleichberechtigt genutzt wird. Im Gegensatz dazu werden beim ren Atombindungen
Chlorwasserstoffmolekül ein positiver und ein negativer Ladungsschwer- in Formeln gibt es
mehrere Möglich-
punkt ausgebildet. Es ist demzufolge polar gebaut.
keiten:
Chlormolekül Chlorwasserstoffmolekül
I ör I 7
j
I
$ I
’ ’
unpolare H ı
Atombindung ® d) Molekülmodell
® des Wassermoleküls
ne
b) Sauerstoff-Wasserstoff-Bindung
ö+ &
H O0
AEN>O e) Dipoldarstellung
polare des Wassermoleküls
Atombindung
Zwischenmolekulare Kräfte
DU Zwischenmole-
Zwischenmolekulare Kräfte kulare Kräfte sind
besondere Wechsel-
wirkungen zwischen
Van-der-Waals-Kräfte \Wasserstoffbrückenbindungen Molekülen, die
streng genommen
nicht zu den Atom-
bindungen zählen.
Sie werden häufig -
ebenfalls nicht ganz
korrekt - mit Van-
der-Waals-Kräften
gleichgesetzt.
Die Wasserstoffbrückenbindung
[] wasserstoffbrü-
Wasserstoffbrückenbindungen entstehen zwischen Molekülen, cken spielen eine
in denen Wasserstoffatome an besonders stark elektronegative wichtige Rolle in
Atome (z.B. Fluor, Sauerstoff oder Stickstoff) gebunden sind. der Natur, z.B. bei
Eiweißen und Nu-
cleinsäuren. Auch die
besonderen Eigen-
Die Atombindung zwischen stark elektronegativen Atomen und Wasser- schaften des Wassers
stoffatomen ist stark polarisiert, da z.B. Fluor- oder Sauerstoffatome das sind zum großen Teil
bindende Elektronenpaar besonders stark anziehen. An den Wasserstoff- auf die Wasserstoff-
atomen herrscht dadurch Elektronenmangel, d.h., sie sind positiviert und brückenbindung
treten mit den freien Elektronenpaaren eines anderen elektronegativen zurückzuführen.
Atoms in Wechselwirkung. Die Aggregatzustände des Wassers lassen sich
mithilfe der Wasserstoffbrückenbindungen erklären.
[] Metalle bestehen
zwar ebenfalls aus Stoffe mit Atombindungen
Atomen. Diese wer-
den aber nicht durch
Atombindungen, Elementsubstanzen Molekülverbindungen
sondern durch Me-
tallbindung (/'S. 84)
zusammengehalten. Nichtmetalle Halbmetalle
Chemische Reaktionen:
1. Redoxreaktion mit Metallen (Salzbildung)
2Fe + 3Brz —- 2FeBrz
2. Addition (5. 278) mit organischen Verbindungen
GH, + Br, —= GHyBr>
EM lodmoleküle sind ähnlich aufgebaut wie Fluor- oder [J Iod geht bereits
Chlormoleküle. Dadurch, dass lodatome jedoch viel bei Raumtemperatur
größer sind als die anderen Halogenatome, wirken langsam vom festen
direkt in den gasför-
zwischen den lodmolekülen stärkere Anziehungs-
migen Aggregatzu-
kräfte. Aufgrund dieser sogenannten Van-der-
stand über. Diesen
Waals-Kräfte (/S. 77) ist lod fest und Chlor gas- Prozess bezeichnet
förmig. Durch die regelmäßige Anordnung der man als Sublimation.
lodmoleküle entsteht ein Molekülgitter bzw. ein
Molekülkristall.
80 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
Atomgitter in Molekülgitter
|
- Kohlenstoff (Nichtmetall), z.B. | - Schwefel (Nichtmetall), z.B.
Diamant- oder Grafitstruktur rhombischer oder monoklini-
(/S. 186 f.) scher Schwefel (‚75S. 213)
- Silicium (Halbmetall) diamant- | - Phosphor (Nichtmetall), z.B.
ähnliche Struktur (5. 192) ' weißer Phosphor (/S. 200)
2.2 Atome und Atombindung 81
Molekülverbindungen
Halogenverbindungen,
Sauerstoffverbindungen, z.B. HBr, SiCl,, SF;
andere, z.B. Stickstoff- oder
z.B. CO,, NO, SO,
Schwefelverbindungen
Wasserstoffverbindungen,
Säuren, z.B. H,50O,, HNO,
z.B. H,S, NH,, HCI
anorganische
Molekülverbindungen
organische Verbindungen mit
Kohlenwasserstoffe funktionellen Gruppen
Ausgewählte Molekülverbindungen
Verbindung Eigenschaften | Bedeutung
Wasser H,O | - flüssig, farblos, nicht brenn- | - Lebensmittel für alle Lebewesen
| bar, hohe Wärmekapazität, ‚ - Lösungsmittel in Natur und
\ Dichteanomalie zwischen O0 Technik
' und 4°C | - Transportmittel
| - reagiert mit Säuren, Basen - Quellungsmittel
und unedlen Metallen, löst | - Ausgangsstoff und Hilfsstoff
ı polare Verbindungen (z.B. (z.B. Kühlwasser) in der Industrie
\ Salze) ı - Lebensraum vieler Organismen
82 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
Ausgewählte Molekülverbindungen
Verbindung Eigenschaften Bedeutung
nn Kohlenstoffdioxid - gasförmig, farblos, nicht - belastet als Verbrennungspro-
CO, brennbar, absorbiert Infrarot- dukt fossiler Brennstoffe die
strahlung, schwerer als Luft, Atmosphäre (Treibhausgas)
wirkt erstickend - dient zur Herstellung von Me-
chemisch sehr beständig, löst thanol, Harnstoff und Soda
sich in Wasser und anderen - als Kohlensäure in Erfrischungs-
Lösungsmitteln getränken
- Feuerlöscher, Kühlmittel (Tro-
ckeneis), Inertgas
Sal petersäure HNO3 flüssig farblos, stechend rie- - wichtige Grundchemikalie zur
chend, giftig, ätzende Wirkung Herstellung von Stickstoffdün-
mit Wasser in jedem Verhältnis gemitteln, Sprengstoffen (TNT),
mischbar Farbstoffen (Azofarbstoffe)
chemisch sehr reaktiv, greift usw.
Metalle, Metalloxide und Car- - Einsatz als Oxidationsmittel zur
bonate an Synthese von Nitro- oder ande-
wirkt oxidierend, reagiert teil- ren Stickstoffverbindungen
weise heftig mit organischen - Ätzmittel, z.B. für Edelstahl
Verbindungen
_ Methan CH gasförmig, farblos, geruchlos, - Treibhausgas in der Atmo-
sehr gut brennbar sphäre
löslich in organischen Lösungs- - Grubengas in Bergwerken
mitteln wie Ether, aber nicht in - umweltfreundlicher Brennstoff
Wasser (Hauptbestandteil von Erdgas)
chemisch beständig, geht Subs- - Ausgangsstoff zur Herstellung
titutionsreaktionen ein von Methanol und Methanal
Ethanol CzH5,OH flüssig, farblos, charakteristisch - Trinkalkohol in Bier, Wein und
riechend, leicht entzündlich, anderen Getränken
schwach giftig - alternativer Kraftstoff (Bio-
mischbar mit Wasser und vielen ethanol) oder Brennstoff
organischen Lösungsmitteln (Spiritus)
wirkt reduzierend, geht fol- - Lösungsmittel für Arzneistoffe
gende chemische Reaktionen oder Duftstoffe (Kosmetik)
ein: Dehydrierung, Dehydra- - Konservierungs-, Desinfektions-
tisierung und verschiedene und Reinigungsmittel
Redoxreaktionen - Ausgangsstoff für Ester, Chlor-
ethan und andere Chemiepro-
dukte
Methanal HCHO gasförmig, farblos, stechend - giftiger Schadstoff im Ziga-
riechend, giftig, brennbar rettenrauch und in einigen
löslich in Wasser und organi- Kunststoffen
schen Lösungsmitteln - Ausgangsstoff zur Herstellung
geht viele Additions-, Konden- von Phenoplasten und Form-
sations- und Redoxreaktionen aldehydharzen
ein - Konservierungs- und Desinfek-
tionsmittel in der Industrie
Überblick
s Moleküle bestehen aus mindestens zwei Atomen, die durch ein oder
mehrere gemeinsame Elektronenpaare miteinander verknüpft sind.
Diese Art der chemischen Bindung bezeichnet man als Atombindung
bzw. Elektronenpaarbindung. Sie beruht auf der Anziehung zwischen
gemeinsamen Elektronenpaaren (negative Ladung) und Atomkernen
(positive Ladung) sowie auf dem Bestreben der Atome, eine Achter-
schale zu erreichen.
Die Atombindung zwischen Elementen gleicher Elektronegativität
ist unpolar. Atome unterschiedlicher Elektronegativität bilden polare
Atombindungen.
Sauerstoffmolekül
[Ü Die Metallatome Die typischen Eigenschaften der Metalle ergeben sich aus ihrem Bau,
sind im Metallgitter d.h. aus der Anordnung der Teilchen und der zwischen ihnen wirkenden
so dicht wie möglich Kräfte. Feste Metalle bilden kristalline Strukturen, weil ihre kleinsten
gepackt. Dabei un- Teilchen, die Metallatome, geometrisch regelmäßig in einem dreidimen-
terscheidet man drei
sionalen Metallgitter angeordnet sind.
Gittertypen.
Metallatome besitzen meist nur ein bis drei Außenelektronen. Diese be-
finden sich relativ weit vom Kern entfernt und können leicht abgegeben
werden. Sie sind in der Gitterstruktur frei beweglich und bilden das so-
genannte Elektronengas.
Nach der Elektronenabgabe stimmt die Zahl der Protonen und Elektro-
nen in den Atomen nicht mehr überein. Aus den neutralen Atomen ent-
stehen am selben Gitterplatz positiv geladene Metall-Ionen bzw. Atom-
rümpfe.
[Ü Dieses Modell der Durch Aufnahme und Abgabe von Elektronen findet ein ständiger Wech-
Metallbindung wird sel zwischen neutralen Atomen und positiven Atomrümpfen statt.
auch Elektronengas- Zwischen den positiv geladenen lonen und den frei beweglichen elekt-
modell genannt. risch negativ geladenen Elektronen wirken relativ starke elektrische An-
ziehungskräfte. Diese bewirken den Zusammenhalt im Kristall. Die Art
der Bindung bezeichnet man als Metallbindung.
Die Metallbindung ist eine Art der chemischen Bindung, die auf
der Anziehung zwischen frei beweglichen, negativ geladenen
Elektronen, dem Elektronengas, und positiv geladenen Metall-
Ionen beruht.
Modell des
Aluminiumatoms Modell des Metallgitters Stoff: Aluminium
2.3 Metalle und Metallbindung 85
Mit dem Elektronengasmodell lassen sich viele Eigenschaften der Me- FÜ Die meisten
talle gut erklären. Da starke Kräfte zwischen den Atomrümpfen und den chemischen Elemente
frei beweglichen Elektronen wirken, weisen Metalle meist den festen sind Metalle. Sie
Aggregatzustand auf. stehen im Perioden-
system der Elemente
Bei ausreichender Wärmezufuhr beginnen die Teilchen, stärker zu
hauptsächlich auf
schwingen. Wird die Schmelztemperatur des Metalls erreicht, werden die
der linken Seite
Schwingungen so stark, dass die Teilchen die Anziehungskräfte im Me- (5. 174).
tallkristall überwinden und ihre festen Gitterplätze verlassen. Das Metall
schmilzt und geht in den flüssigen Aggregatzustand über. Bei weiterer
Energiezufuhr wird das Metall gasförmig.
Dadurch, dass das Metallgitter aus gleichartigen oder ähnlichen Atomen
besteht, können die Atomschichten relativ leicht durch mechanische
Krafteinwirkung gegeneinander verschoben werden. Dabei ändern sich
die Bindungskräfte zwischen den Metallatomen nicht und sie können in
der neuen Position verbleiben. Deshalb sind fast alle Metalle gut plas-
tisch verformbar.
Anhand des Baus der Metalle lässt sich auch die elektrische Leitfähig- FÜ Auch die gute
keit erklären. Sie beruht auf den frei beweglichen Elektronen, die im Wärmeleitfähigkeit
Metallkristall vorhanden sind. Unter dem Einfluss einer Gleichspannung der Metalle beruht
bewegen sie sich gerichtet vom Minus- zum Pluspol, sodass es zu einem auf den im Metallgit-
ter frei beweglichen
Ladungstransport kommt.
Elektronen.
haltsgeräte, im Bauwesen, in
der Verpackungsindustrie, in
der Elektrotechnik
' Aluminium:
‚ silberweißes Leichtmetall,
‚ widerstandsfähig gegenüber
| Luftfeuchtigkeit, korrosionsbe-
‚ ständig durch Ausbildung einer
sehr dünnen, harten Schicht aus
Aluminiumoxid, gut verformbar
\
' Kupfer:
‚ hellrot, sehr weich, dehnbar, sehr
gute elektrische Leitfähigkeit,
oxidiert an der Luft langsam
!
88 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
|
- Vorkommen: in verschiedenen
Mineralien, Gewinnung aus
Uranpecherz
-— Verwendung: als Kernbrenn-
stoff, Herstellung von Kernwaf-
fen; Uran mit hoher Dichte als
Strahlenschutzmaterial sowie
BUZTE
zur Panzerung von Geschossen
an frischen Oberflächen silber-
ı glänzend, an der Luft beständig,
‚ überzieht sich schnell mit einer
Oxidschicht, radioaktiv
2.3 Metalle und Metallbindung 89
Legierungen
Legierungen weisen teilweise ähnliche und teilweise sogar bessere > Die Himmels-
Eigenschaften auf als ihre elementaren Bestandteile. scheibe von Nebra
(etwa 2000 v.Chr.)
besteht aus Bronze.
EM So ist Eisen relativ weich und rostet an der Luft sehr schnell. Die Ei-
senlegierung Stahl (/S. 290) ist härter, schlagfester und oft beständi-
ger als Eisen. Durch Zusätze von Nickel, Chrom o.a. erhält man Spezi-
alstähle. In der Industrie und im Bauwesen wird hauptsächlich Stahl
und kaum Eisen verwendet.
Die Legierung Bronze enthält mindestens 60% Kupfer und als zwei-
ten Hauptbestandteil Zinn. Während die Reinstoffe Kupfer und
Zinn relativ weich sind, erreicht die Legierung eine wesentlich grö-
Bere Härte. Das wurde bereits in der vorgeschichtlichen Bronzezeit
erkannt. Da die Legierung schon bei weniger als 1000°C schmilzt,
konnten bereits 3000 v. Chr. Werkzeuge und Waffen aus Bronze her-
gestellt werden.
90 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
Auch Gold wird häufig in Form von Legierungen, z.B. als Schmuck-
metall, verwendet. Feingold enthält mindestens 99,9% Gold; Rot-
oder Farbgolde enthalten neben dem Gold vor allem Kupfer (bis zu
30%) und Silber (bis zu 35 %).
Weißgolde enthalten Palladium oder Nickel, manchmal auch et-
was Kupfer und Zink; Blattgolde sind Silber-Kupfer-Legierungen
(70-99% Gold). Goldlegierungen sind gegenüber dem reinen Gold
meist härter und verschleißfester.
Der Goldgehalt in Goldlegierungen wird in Anteilen von Tausend,
früher auch in Karat angegeben: 100% Gold entsprechen einem
Feingehalt von Tausend, das sind 24 Karat.
|
96-98 % Eisen, spröde, gieß-, aber nicht | Gießen maßgenauer
2-4% Kohlenstoff schmiedbar Formstücke, z.B. Gully-
| deckel
Stahllegierungen:
- Eisenstähle: - relativ elastisch, schmiedbar | je nach Legierung als:
> 38,3 % Eisen, ı - Werkzeuge, Federn,
< 1,7% Kohlenstoff, ' Bleche, Nägel, Rohre;
- Baustähle: ı - Reaktoren in der
< 0,4% Kohlenstoff, | chemischen Industrie,
> 96 % Eisen) Haushaltsgeräte
- V2A-Stahl: - sehr hart, korrosionsbestän- |
71% Eisen, 20% Chrom, dig, zäh, beständig gegen-
8% Nickel, je 0,2 % Silicium, über vielen Chemikalien
Kohlenstoff, Mangan
Bronze
etwa 60 % Kupfer, dehnbar, verschleißfest, | Glocken, Medaillen,
30-40 % Zinn, andere Bestand- korrosionsbeständig, gut zu ' Geschütze, Plastiken,
teile (Aluminium, Blei, Zink) verarbeiten ı Kunstgegenstände
Messing
55-90% Kupfer, gut verformbar, korrosionsbe- | Armaturen, Türklinken,
10-45% Zink ständig Kunstgegenstände
'Neusilber
45-67 % Kupfer, 10-26 % sehr korrosionsbeständig, | Bestecke, Reißzeuge,
Nickel und etwas Zink ‚ fest, silberfarben \ Musikinstrumente
Amalgame
Quecksilber mit anderen Metal- meist bei leichtem Erwärmen | Zahnfüllungen, Elektro-
len, z.B. Blei, Gold, ‚Silber, Zink plastisch, sehr gut verformbar | den
Duraluminium
mehr als 90% Aluminium, sehr leicht, mechanisch und | | Fahrräder, Bahntechnik,
<5% Kupfer, <2% Magnesium, chemisch sehr beständig IF Flugzeugbau
<1% Mangan
Metalle und Legierungen
Metallgitter
2.4.1 lonen
aus Teilchen eines . aus Teilchen von mindestens aus Teilchen von aus Zentralteilchen
Elements zwei Elementen mindestens (Zentralion oder -atom)
. zwei Elementen und Liganden
[ Durch Ionen-
17,Cl-Atom 17,Cl-lon
bildung wird nicht
immer eine Achter- Ek Eh
schale erreicht. Mög-
lich sind auch andere 3 9889980— „ve 3 peTeTeTe Tee 0-
stabile Edelgaskonfi-
2 89-89-8829 8- — 21.8628-9--9-8-
gurationen, z.B. mit MR Sr 18
zwei (Helium) oder
cl + © Se ch
18 (Krypton) Außen-
elektronen. Chloratom + e — Chlorid-Ion
2.4 lonen und lonenbindung 93
11Na-Atom 11Na*-Ion
E E
k k
3-8
- e7
Na mm Nat + e
Natriumatom Dear Natrium-lon
[Ü Diese Zusammen-
Haupt- Anzahl der Anzahl der Anzahl der Ladung des
hänge stellen eine
gruppe Außen- abgegebenen aufgenomme- lons starke Vereinfachung
'elektronen Elektronen nen Elektronen dar. Vor allem die
Io 1 1 +1 Elemente der IV. bis
VII. Hauptgruppe bil-
den auch lonen mit
anderen Ladungen.
-— | u. — Fr ——
Aus dieser Übersicht ergibt sich, dass die Metalle der I.-IIl. Hauptgruppe
nur positiv geladene lonen bilden. Dabei stimmt die Ladung der Katio-
nen mit der Hauptgruppennummer überein.
Elemente der V.-VIl. Hauptgruppe bilden bevorzugt negativ geladene
Ionen, also Anionen. Der Zahlenwert der Ladung der Anionen lässt sich
nach der einfachen Formel: „Ladung des Ions = acht minus Hauptgrup-
pennummer” berechnen.
Die Elemente der VIII. Hauptgruppe bilden keine lonen, da sie schon ein
Elektronenoktett (Achterschale) besitzen.
Protonenzahl:
(1:7)+(3-8)=31
Elektronenzahl:
(3-10)+2=32
lonenladung:
31-32 = 1- Atome und lonen eines chemischen Elements besitzen die gleiche
Anzahl an Protonen und Neutronen. Sie unterscheiden sich nur in
der Elektronenanzahl und damit in ihrer Ladung.
2.4 Ionen und lonenbindung 95
EIG od ei Natrium-Ion
Spaltung u Aufnahme r
!
o —
Kristallgitters | (”
A
I
Natriumgitter Natriumatome \
4) Zerfall o w Abgabe vd
HM — ee Se:
” des Gitters o® von Elektronen
Natrium-lon Chlorid-Ion
V
kehrt ist die Situation umfluorid ist das Ca°*-Ion
nun nn)
2;
beim ionischen zweifach positiv und das F’-Ion
Lithiumoxid Li>O. Bei einfach negativ geladen. Des-
der A»B-Verbindung
halb müssen pro Ca?*-Ion zwei
kommen auf ein ee
F-lonen vorhanden sein, da-
O2”-Anion zwei Li*-
Kationen. mit der CaF,-Kristall elektrisch
neutral ist. Folglich ist ein Kat-
ion von 8 Anionen, aber ein
Anion nur von vier Kationen
umgeben.
würfelförmig, hexagonal,
z.B. Kochsalz NaCl z.B. Anhydrit CaSO,
rhomboedrisch, oktaedrisch,
z.B. Calcit CaCO; z.B. Alaun KAI(SO,)>
2.4 lonen und lonenbindung 97
Aufgrund dieser Struktur besitzen alle Ionensubstanzen eine Reihe ge- [] wegen seiner
meinsamer charakteristischer Eigenschaften: Härte wird z.B. Koch-
1. Aufgrund der starken elektrostatischen Anziehungskräfte im Gitter salz aus Lagerstätten
haben lonensubstanzen einen festen Aggregatzustand und sind kris- auch als Steinsalz
tallin. bezeichnet.
2. Die hohen Schmelz- und Siedetemperaturen ergeben sich aus dem
starken Zusammenhalt der Teilchen. Um die Ionen voneinander zu
trennen, muss viel Energie (Wärme) aufgewandt werden.
3. Vor allem Salze sind meist hart und ©
spröde. Bei plötzlicher mechanischer
Krafteinwirkung zerspringen sie. Do Fe
Durch die Krafteinwirkung werden » .
die lonenschichten gegeneinander
verschoben. Dadurch geraten Ionen =ad
MD»
We
Di
-
festes NaCl —— Zerfall des Gitters (Dissoziation) ——> gelöstes NaCl (Na* + Cl-)
98 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
2.4.3 Salzbildungsreaktionen
lonenkristall
Ws. A. ARRHENIUS
(1859-1927) war Säuren sind chemische Verbindungen, die in wässriger Lösung in
ein schwedischer elektrisch positiv geladene Wasserstoff-Ionen (Protonen) und elek-
Physikochemiker. Er trisch negativ geladene Säurerest-lonen dissoziieren.
gilt als Begründer der
Lehre von chemi-
schen Reaktionen in
wässrigen Lösungen,
EM Dissoziation von Säuren nach ARRHENIUS
der lonentheorie. HNO; == H* = NOz"
HzPO, == 3H* + POy”
Allgemein kann eine Säure nach ARRHENIUS mit folgender Gleichung be-
schrieben werden:
oe
Säure == Wasserstoff-Ion (Proton) + Säurerest-lon
HA = H* + A
Allgemein kann eine Base nach ARRHENIUS mit folgender Gleichung be-
schrieben werden:
Base ——== Metall-ıon + Hydroxid-Ion
MOH = M* + OH”
EI 1. N. BRÖNSTED
(1879-1947), ein dä- Säuren sind Teilchen, die bei chemischen Reaktionen positiv gela-
nischer Physikoche- dene Wasserstoff-Ionen (Protonen) abgeben. Sie werden als Proto-
miker, erweiterte die nendonatoren (lat.: donator- Geber) bezeichnet.
Säure-Base-Theorie
von ARRHENIUS. Da-
nach lassen sich die
EB Protonenabgabe nach BRÖNSTED
sauren Eigenschaften
von Protonendo- HCl + H,O == H,0* + cl”
natoren außerhalb Säure H*
wässriger Lösungen
erklären.
Das Chlorwasserstoffmolekül gibt in einer Reaktion mit Protonenüber-
gang (5. 147) ein Proton an das Wassermolekül ab. Es ist eine BRÖN-
STED-Säure. Das Wassermolekül fungiert dagegen als BRÖNSTED-Base.
2.5 Säuren und Basen 103
Gibt eine BRÖNSTED-Säure ein Proton ab, so wird sie dadurch zu einer
BRÖNSTED-Base, denn das entstandene Teilchen kann nun wieder ein
Proton aufnehmen.
An solchen Reaktionen mit Protonenübergang (5. 147) sind immer
zwei Säure-Base-Paare beteiligt, zwischen denen ein Gleichgewicht be-
steht. Sie werden als korrespondierende Säure-Base-Paare bezeichnet.
| r—— |
HCl + NH == NH* + Ch
Säure1 Base2 Säure 2 Base 1
Im Labor, in der chemischen Industrie, aber auch im täglichen Leben spie- = Wasser ist ein
len Säuren bzw. saure Lösungen eine große Rolle. Beispiel für eine
Bekannte Säurelösungen sind die Salzsäure, die Schwefelsäure, die Phos- amphotere Substanz.
Amphotere können
phorsäure oder die Salpetersäure, die zu den anorganischen Säuren ge-
in Abhängigkeit vom
hören. Organische Säuren sind z.B. Carbonsäuren (/S. 249ff.).
Reaktionspartner
sowohl Protonen
1. Salzsäure HCI
abgeben (BRÖNSTED-
Salzsäure ist die wässrige Lösung von Chlorwasserstoff. Das Molekül Säure), als auch
reagiert mit Wasser zu Hydronium-lonen und Chlorid-Ionen. Protonen aufnehmen
HCl + H,O = H;0* + cl (BRÖNSTED-Base).
Sp Gefahr Ätzend!
2. Schwefelsäure H,SO, w>15%
Gefahr! Reizend!
lonen.
H>504 + 2H,0 == 2H30* + 50,”
104 Struktur und Eigenschaften von Stoffen
I säuren schme- Eigenschaften: Schwefelsäure ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, mit
cken tatsächlich Wasser unter starker Wärmeentwicklung beliebig mischbar, stark
sauer. Daher wasseranziehend (hygroskopisch) und stark ätzend.
haben sie auch Verwendung: Sie wird als Trockenmittel, zur Herstellung von Dünge-
ihren Namen, wie
mitteln, zur Herstellung anderer Säuren, zur Reinigung von Erdölde-
die Geschichte des
stillaten, als Batteriesäure oder zur Herstellung von verschiedenen
Säurebegriffs zeigt.
Die anorganischen
Estern verwendet.
Säuren sind fast alle
ätzend und dürfen, 3. Phosphorsäure H3PO,
wie alle Chemika- Phosphorsäure reagiert mit Wasser zu Hydronium-lonen und Phos-
lien, nicht gekostet phat-lonen.
werden. H3PO4, + 3H5,0 == 3H30* + PO4”
4. Salpetersäure HNO;
Salpetersäure reagiert mit Wasser zu Hydronium-lIonen und Nitrat-
lonen.
HNO; + H5O == H30* + NOz
Eigenschaften: Salpetersäure ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, ste-
chend riechend, wasserlöslich und ätzend. Sie löst in konzentrierter
Form die meisten unedlen Metalle und Silber, nicht aber Gold und
Platin.
Verwendung: Sie wird zur Herstellung von Nitratdüngemitteln, als
Nitrier- und Oxidationsmittel und als „Scheidewasser” zur Trennung
von Gold und Silber eingesetzt.
Nach den bei der Dissoziation (ARRHENIUS) bzw. Reaktion mit Wasser
(BRÖNSTED) entstehenden Säurerest-Ionen sind auch die Salze benannt,
die dieses Säurerest-lon enthalten.
= pH-Werte einiger
Der pH-Wert ist eine Maßzahl für die in einer Lösung enthaltenen Flüssigkeiten:
Wasserstoff-Ionen (Hydronium-lonen). Magensaft: 0,9-2,3
Zitronensaft: 2,3
Cola: 2,4
Reines Wasser besitzt eine geringfügige elektrische Leitfähigkeit. Es saure Milch: 4,4
Schweiß: 4-6,8
muss daher frei bewegliche Ionen enthalten. Diese Ionen entstehen in
Harn: 5-7
einer Säure-Base-Reaktion (/5. 147) der Wassermoleküle mit sich selbst. Speichel: 6-8
Die Gleichgewichtsreaktion nennt man Autoprotolyse des Wassers. Milch: 6,4-6,7
Blut: 7,4
H* Y
Seifenlösung: 8-10
H}O + H}0 == H30* + OH°
AH |
In reinem Wasser ist die Konzentration der Wasserstoff-Ionen (Hydro-
nium-lonen) und der Hydroxid-Ionen gleich groß. Reines Wasser ist neu-
tral, der pH-Wert beträgt 7.
In sauren Lösungen ist die Konzentration der Wasserstoff-Ionen (Hydro-
nium-lonen) höher als die der Hydroxid-lonen. Saure Lösungen weisen
einen pH-Wert unter 7 auf.
In basischen bzw. alkalischen Lösungen ist die Konzentration der Was-
serstoff-Ionen (Hydronium-lonen) niedriger als die der Hydroxid-lonen.
Daher besitzen basische bzw. alkalische Lösungen einen höheren pH-
Wert als 7.
Der pH-Wert lässt sich beispielsweise mit Säure-Base-Indikatoren feststel-
len. Diese Farbstoffe ändern ihre Farbe in Abhängigkeit vom pH-Wert
der Lösung. Der Farbumschlag erfolgt bei unterschiedlichen pH-Werten.
pH-Wert
Eigenschaften
der Lösung
[] Anorganische Basen und ihre Lösungen, die Laugen, spielen eine wichtige Rolle in der
Basen wie Natrium- Industrie. Sie sind aber auch im Haushalt anzutreffen.
hydroxid sind u.a. in
Rohrreinigern enthal- 1. Natriumhydroxid NaOH
ten. Bei der Reaktion
Natriumhydroxid wird auch als Ätznatron bezeichnet. Die wässrige
mit Wasser entsteht
stark ätzende Nat-
Lösung heißt Natronlauge.
ronlauge. Deshalb Eigenschaften: Natriumhydroxid ist weiß, fest, kristallin, stark was-
ist beim Umgang mit seranziehend (hygroskopisch), gut wasserlöslich unter starker Wär-
diesen Mitteln größte meentwicklung und stark ätzend.
Vorsicht geboten! Verwendung: Natriumhydroxid wird in großen Mengen in der Metall-
urgie, in der Glas-, Seifen-, Waschmittel- und Zellstoffindustrie sowie
für die Synthese anderer Verbindungen, z.B. Farbstoffe, benötigt.
Kaliumhydroxid KOH
Kaliumhydroxid wird auch als Ätzkali bezeichnet. Die wässrige Lö-
sung heißt Kalilauge.
Eigenschaften: Kaliumhydroxid ist weiß, fest, stark wasseranziehend
(hygroskopisch), gut wasserlöslich und stark ätzend.
Verwendung: Es wird als Trockenmittel, zur Herstellung von Wasch-
mitteln, Wasserenthärtern und in der Glasindustrie eingesetzt.
Calciumhydroxid Ca(OH),
Die wässrige Lösung von Calci-
umhydroxid heißt Kalkwasser.
Eigenschaften: Calciumhydro-
xid ist weiß, fest, wenig was-
serlöslich und ätzend.
Verwendung: Als Löschkalk
dient Calciumhydroxid zur
Herstellung von Kalkmörtel.
Außerdem wird es zur Rauch-
gasentschwefelung in Kraft-
werken (5. 339) und zur Was-
seraufbereitung verwendet.
Ammoniak NHz
Die wässrige Lösung von Ammoniak heißt Ammoniakwasser.
Eigenschaften: Ammoniak ist farblos, gasförmig und riecht stechend.
Es ist hervorragend wasserlöslich und wirkt ätzend.
Verwendung: Ammoniak dient als Ausgangsstoff für die Herstel-
lung von Düngemitteln, Sprengstoffen, Kunststoffen (Chemiefasern)
u.v.a. chemischen Produkten.
2.5 Säuren und Basen 107
Löst man eine gasförmige, flüssige oder feste Säure in Wasser, erhält Ü] Chlorwasserstoff
man eine saure Lösung. Eine andere Möglichkeit zur Darstellung saurer ist eine gasförmige
Lösungen besteht darin, Nichtmetalloxide mit Wasser zur Reaktion zu Säure, Essigsäure ist
bringen. In beiden Fällen findet eine Protolyse, d.h. eine Reaktion mit bei Raumtemperatur
flüssig und Citronen-
Protonenübergang (5. 147) statt.
säure fest.
Sowohl die anorganischen als auch die meisten organischen Säuren u Die Bildung von
(75. 249ff.) gehen ähnliche Reaktionen ein. Dazu gehören neben der Wasser und Salz ist
Dissoziation bzw. Protolyse in Wasser (/ oben) vor allem die Neutralisa- das charakteristische
Merkmal von Neu-
tion sowie die Reaktionen mit unedlen Metallen und mit Carbonaten.
tralisatiosreaktionen
(75. 148).
1. Neutralisationsreaktion mit Basen
NaOH +0 Na + OH + H,0
Metalloxid + Wasser == Metall-Ionen + Hydroxid-Ionen
CaO BO “cd + 20H"
unedles Metall + Wasser => Metall-Ionen + Hydroxid- + Wasser-
lonen stoff
2Na +2H0 => >Na + 20H + HB
m» Der pH-Wert ist eine Maßzahl zur Charakterisierung einer sauren, ba-
sischen oder neutralen Lösung. Er gibt an, ob in einer wässrigen Lösung
Wasserstoff-Ionen oder Hydroxid-Ionen im Überschuss vorliegen.
Farbskala des
Universalindikators
2.6.1 Grundlagen
Die sieben Metalle des Altertums sind chemische Elemente. Sie wurden
anfangs, abhängig von ihren Eigenschaften, sieben Himmelskörpern zu-
geordnet. Die für die Himmelskörper verwendeten Zeichen wurden auch
für die entsprechenden Metalle eingesetzt.
Im Verlauf der Jahrhunderte erfuhren die Zeichen Vereinfachungen und
Wandlungen. Andere Stoffe, Elemente, aber auch Verbindungen kamen
hinzu.
Silber Argentum ) | 9 Ag
ai i m | nn
Kupfer Cuprum Q | © | Cu
Eisen | Ferrum | c | ® | Fe
|
Zinn Stannum | | Sn
Quecksil- | Hydrar- | | |
ber gyrum | Ö | & | Hg
Bei den meisten chemischen Stoffen sind entweder Atome oder lonen
miteinander verbunden. Solche chemischen Verbindungen werden in
der chemischen Zeichensprache mit Formeln charakterisiert. Die Formel
leitet sich aus dem Aufbau der Verbindung ab.
EM Am Beispiel des Wasserstoffs lässt sich leicht die Ableitung einer For- Wasserstoffatom
mel aus dem Bau des Stoffs erklären. Ein Wasserstoffmolekül besteht HH H
aus zwei miteinander verbundenen Wasserstoffatomen.
GG
Wortgleichungen
Natronlauge _— Eule | + De
Aus einer Wortgleichung können nur die Ausgangsstoffe und die Reakti-
onsprodukte abgelesen werden.
Die Stoffmengen und daraus resultierend die Massen der beteiligten
Stoffe können aus ihr nicht abgeleitet werden. Eine Wortgleichung kann
in eine Formelgleichung umgewandelt werden.
2.6 Chemische Zeichensprache 115
Formelgleichungen
E Da Messungen zeigen, dass ein Wassermolekül immer aus zwei Was- [| Bei der Elektro-
serstoffatomen und einem Sauerstoffatom besteht, muss bei der Re- Iyse (/S. 146) von
aktion von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser das Verhältnis der Wasser, also dessen
reagierenden Teilchen folgendermaßen sein: Zerlegung durch
H- :0O : H-O Strom, erhält man
2:02:
2:94 2 das doppelte Volu-
" " men an Wasserstoff
lat lm im Vergleich zu
Ein. anderes Zahlenverhältnis würde gegen das Gesetz von der Erhal- szuerstoff.
tung der Masse (/S. 161) verstoßen.
Folgende modellhafte Darstellung spiegelt die Entstehung der Re-
aktionsgleichung für die Bildung von Wasser aus Wasserstoff und
Sauerstoff wider. Die Darstellung geht von der Bildung von sechs
Wassermolekülen aus.
[| Diese Methode Schrittfolge zum Aufstel- Beispiel: Reaktion von Aluminium mit
ist. nur für einfache len einer Formelgleichung Sauerstoff
Reaktionsgleichun- (Reaktionsgleichung)
gen möglich.In der 1. Formulieren der Wort- | Aluminium + Sauerstoff —
Seaherur des tet gleichung Aluminiumoxid
chen ein chemisches 2. Einsetzen der chemi- Al + 03 —- Al»O3
Zeichen. Die Zahl vor schen Zeichen für die
dem Zeichen wird als Reaktionspartner
Reaktionsgleichungen in lonenschreibweise
Bei vielen chemischen Reaktionen sind alle oder einige der beteiligten
Teilchen lonen, die häufig in wässriger Lösung vorliegen.
Ei Die Reaktion von Salzsäure mit Natronlauge kann mit folgender Re-
aktionsgleichung wiedergegeben werden:
NaOH + HCI —- NaCl + H,O
Chemische Zeichensprache
— kgV:6 —
6:2=3 6:3=2
b) Fe Fi 3 O, _— 2 Fe,03
u kgV: 4
4:1=4 4:2:2=1
4. Kontrolle der Anzahl der Atome auf beiden Seiten der Gleichung
linke Seite: 4 Eisenatome und 6 Sauerstoffatome
rechte Seite: 4 Eisenatome und 6 Sauerstoffatome
Beispiele fürphy„- \Venn wir Wasser auf dem Herd erhitzen, verdampft ein Teil der Flüs-
sikalische Vorgänge: sigkeit. Der Wasserdampf kondensiert am Topfdeckel und wird wieder
Schmelzen von Eis flüssig. Im Ergebnis dieser Zustandsänderungen liegt wieder der gleiche
= en von Zucker Stoff Wasser mit seinen charakteristischen Eigenschaften vor.
ın lee
Physikalische Vorgänge sind Prozesse, bei denen sich nur die Form
von Körpern oder der Aggregatzustand ändern.
Die Stoffum- Die Ursache für die Stoffumwandlung liegen im Teilchenbereich. Teil-
wandlungkann chen der Edukte reagieren zu neuen Teilchen der Produkte. Die neue
durch Reaktionsgle Anordnung der Teilchen führt zu veränderten Wechselwirkungen zwi-
chungen beschrieben schen den Teilchen. Daraus resultieren andere charakteristische Stoff-
nerdekt, eigenschaften der Reaktionsprodukte.
. Ausgangsstoffe Reaktionsprodukte
Wortgleichung |ı Kohlenstoff + ‚Sauerstoff — | Kohlenstoffdioxid
Formelgleichung c + © — CO,
9%
2) Moleküle 4 w. Moleküle
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 121
Bei der Umordnung der Teilchen müssen chemische Bindungen gelöst Die Aktivie-
und neue Bindungen geknüpft werden. Zum Lösen der Bindungen ist rungsenergie wird
immer die Zufuhr von Energie erforderlich. Dadurch werden die Teilchen meistens in Form von
in einen aktivierten Zustand versetzt (5. 125). Wärme oder Licht
Beim Knüpfen neuer Bindungen wird dagegen Energie frei. Wenn die geführt.
Teilchen der Produkte energieärmer sind, als die Teilchen der Edukte, er-
folgt die Gesamtreaktion unter Energieabgabe. Bei solchen exothermen
Reaktionen (5.122), z.B. bei Verbrennungsreaktionen, wird ein Teil der
chemischen Energie der Edukte in thermische Energie (Wärme), mecha-
nische oder Lichtenergie umgewandelt und abgegeben.
o o
I
2 ei
____ ler $ abgegebene
a]
2 ae
|eieramen
foenommene ei .
u, gay as Ss
58.0 23 50 555
385
sid IE
sea 225
5% >33
es
122 3 Chemische Reaktion
Reaktionswärme
[ll Die Energieum- Bei chemischen Reaktionen werden Bindungen bei den Ausgangs-
wandlungen bei
stoffen gelöst und bei den Reaktionsprodukten neue geknüpft.
chemischen Reakti-
Dabei ändert sich der gesamte Energieinhalt der beteiligten Stoffe.
onen sind vielfältig.
So kann chemische Chemische Energie wird zumeist in Wärme umgewandelt, die
Energie auch in Reaktionswärme Q.
mechanische oder
elektrische Energie
umgewandelt u 2Mg%) + O2) 2 MgO;) Q = -1201 kl/mol
werden. Metallbindung Atombindung lonenbindung
Ek
Aktivierungs-
energie Ey
[I griech.: ; Reaktions-
exos - außerhalb
Energie der Ausgangs- wärme
stoffe (Magnesium 0 = n kilmol
thermos - warm
und Sauerstoff)
(exotherm)
\ Energie des
Reaktionsprodukts
(Magnesiumoxid)
Reaktionsverlauf
[I Als Bindungs- Bei vielen Reaktionen ist die Energie der Reaktionsprodukte niedriger
energie wird die als die Energie der Ausgangsstoffe, weil die neu gebildeten chemischen
Energie, die bei der Bindungen stärker als die gelösten Bindungen sind. Die frei werdende
Bildung einer Atom- Energie wird bei exothermen Reaktionen in Form von Wärme abgege-
bindung freigesetzt
ben. Die Reaktionswärme Q erhält ein negatives Vorzeichen.
wird, bezeichnet. Bei
der Spaltung einer
Atombindung muss EM Exotherme Reaktionen
Energie aufgewendet 2Na + Cl» —- 2Nalcl Q=-822 kJ/mol
werden. Bei Reak- H> + Cl, — 2 HCl Q = -184 kJ/mol
tionen, bei denen
ausschließlich Atom- Die Reaktionsprodukte können auch einen höheren Energieinhalt als die
bindungen gelöst Ausgangsstoffe haben, weil die neu geknüpften Bindungen schwächer
und neu geknüpft sind als die gelösten Bindungen. In diesem Fall muss den Reaktionspart-
werden, kann die Re-
nern Wärme zugeführt werden und die Reaktionswärme wird positiv.
aktionswärme direkt
aus den Bindungs-
energien berechnet EM Endotherme Reaktionen
werden. N, + O, —- 2NO Q = +181 kJ/mol
2C + 2 H» > CHa Q = +52 kJ/mol
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 123
Ek EI griech.:
endos - innen
thermos - warm
! Reaktions-
wärme
Q=+nk)/mol
(endotherm)
1% A
Aktivierungs-
energie Ey Be ı 9
Energie des
Energie der Ausgangs- Reaktions-
stoffe (N, + O,) produkts
Y | An
Reaktionsverlauf
In der chemischen Industrie und in der Metallurgie werden auch endo- [Ü Bei Gleichge-
therme Reaktionen genutzt, z.B. bei der Synthese von Wasserstoff aus wichtsreaktionen
Erdgas und bei der Gewinnung von Eisen im Hochofenprozess. (75. 130) gilt die
nach der Gleichung
angegebene Reakti-
EM Endotherme Reaktionen in der chemischen Industrie
onswärme Q immer
CH + 2H50 —- CO, + 44H, Q = +165 kJ/mol für die Hinreaktion.
C + CO, —- 2CO Q = +172 kJ/mol
FeO + C —— Fe + CO Q = +156 kJ/mol
Überblick
Ausgangsstoffe —- Reaktionsprodukte
Stoffumwandlung
+ \ ' ee
\
Energieumwandlung
I chemische ... 2
“chemische Energ ‚Energievon _ Wärme und
und Sauerstoff _ Magnesium- licht
Abgabe von Energie in Form von Licht und Wärme (exotherme Reaktion)
Selbst stark exotherme Prozesse wie die Knallgasreaktion werden erst [] Der schwedische
durch Zufuhr von Energie, z.B. eines Zündfunkens, ausgelöst. Die Not- Physiker und Chemi-
wendigkeit der Aktivierung der Ausgangsstoffe bei allen chemischen ker S. A. ARRHENIUS
Reaktionen lässt sich mithilfe der Stoßtheorie erklären. (1859-1927) gilt als
Mitbegründer der
Reaktionskinetik.
Aktivierung und wirksamer Zusammenstoß
(| Die Bewegungs-
energie aller Teilchen
ist im zeitlichen
Mittel gleich. Bei
einer Momentauf-
[A +B] 2 AB nahme gibt es also
energiereiche und
Ist eine der beiden Voraussetzungen nicht erfüllt, läuft keine chemische energiearme Teilchen
Reaktion ab. Erst durch Zufuhr von Energie, z.B. Licht, Wärme, mechani- gleichzeitig. Es
scher oder elektrischer Energie, werden die Teilchen der Ausgangsstoffe können aber nur die
aktiviert, d.h. in einen reaktionsfähigen Zustand versetzt. Dieser wird Teilchen reagieren,
häufig auch als Übergangszustand bezeichnet. die über die notwen-
Bei einigen chemischen Reaktionen reicht bereits die Wärme der Umge- dige Mindestenergie
bung bei Raumtemperatur aus, um die Teilchen zu aktivieren. verfügen.
A b3| Übergangszustand
Energie
Aktivierungs-
energie E,
Aktivierung Umsetzung
Ü Der Betrag der
Aktivierungsenergie
Reaktions- E, ist immer positiv.
wärme Q Die Aktivierungs-
energie ist von der
29» Reaktionswärme Q
(75. 122) unbedingt
Reaktionsverlauf zu unterscheiden.
126 3 Chemische Reaktion
Reaktionsgeschwindigkeit
[Die Reaktionsge-
schwindigkeit hängt Die Reaktionsgeschwindigkeit kennzeichnet den zeitlichen Verlauf
nach der Arrhenius- einer chemischen Reaktion, d.h. wie schnell die Umwandlung der
Gleichung mit der Ausgangsstoffe in die Reaktionsprodukte erfolgt.
Aktivierungsenergie
zusammen. Je kleiner
die Aktivierungsener-
gie, umso schneller Im zeitlichen Verlauf einer Reaktion ändern sich die Konzentrationen
verläuft die Reaktion. der an der Reaktion beteiligten Stoffe. Die Konzentrationen der Aus-
gangsstoffe nehmen ab und die der Endprodukte zu. Den Quotienten
aus der Konzentrationsänderung Ac in der dazugehörigen Zeitspanne At
bezeichnet man als mittlere Reaktionsgeschwindigkeit vr.
Reaktionsprodukte
berechnet werden.
Konzentration eines
Ausgangsstoffes
Katalysatoren
Ü Katalysatoren Durch die Absenkung der Aktivierungsenergie (/5S. 125) verfügt bei
werden nicht in der gleich bleibender Temperatur eine größere Anzahl von Teilchen über
Reaktionsgleichung die erforderliche Mindestenergie für wirksame Zusammenstöße. Die
berücksichtigt, da sie Reaktionsgeschwindigkeit wird erhöht.
nach Beendigung der
Reaktion unverän-
Ablauf einer exothermen chemischen Reaktion mit und ohne Katalysator
dert vorliegen.
EA
Reaktion ohne
Katalysator Aktivierungs-
energie ohne
Katalysator
Energie der
Ausgangs- F+
energie mit
stoffe
Katalysator
Reaktion mit Katalysator Reaktions-
wärme
Energie der
Reaktions-
produkte
2. Homogene Katalyse: Katalysator und reagierende Stoffe bilden ein- Ü] Positive Katalyse
homogenes Stoffgemisch (/$. 63). wird das Beschleu-
nigen der Reaktion
E Herstellung von Ethanal durch Oxidation von Ethen (in Wasser): genannt. Negative
Katalyse ist eine Ver-
- Katalysator: Palladium(Il)-chlorid; in Wasser gelöst
zögerung des Ablaufs
- Reaktionspartner: Ethen, Sauerstoff und Ethanal in Wasser gelöst
durch sogenannte
Inhibitoren.
Katalytische Reaktionen
Als Katalysatoren werden unterschiedliche chemische Stoffe, z.B. Me-
talle, ihre Oxide, Nichtmetalloxide, Säuren und Basen oder Komplexver-
bindungen, eingesetzt. Die Katalysatoren können sowohl anorganischer
als auch organischer Natur sein.
Bilden unterschiedliche Stoffe einen Katalysator, spricht man von Misch-
katalysatoren.
In der chemischen Industrie wird häufig mit Katalysatoren gearbeitet.
Grundlagen
[2 gleichgewichts- Wenige chemische Reaktionen laufen nur in eine Richtung ab. Viele
reaktionen werden chemische Reaktionen sind umkehrbar, bei ihnen können aus den gebil-
mit einem Doppel- deten Reaktionsprodukten wieder die entsprechenden Ausgangsstoffe
pfeil gekennzeichnet. entstehen.
Die Hinreaktion
verläuft von links
nach rechts, die Rück-
Allgemeines Schema einer umkehrbaren chemischen Reaktion
reaktion von rechts Hinreaktion
u
nach links. Ausgangsstoffe .—— Reaktionsprodukte
Rückreaktion
EB Veresterung
Säure + Alkohol —— Ester + Wasser
Ester + Wasser —— Säure + Alkohol
[I Ein chemisches Ein chemisches Gleichgewicht stellt sich ein, wenn bei einer um-
Gleichgewicht kann kehrbaren chemischen Reaktion Hin- und Rückreaktion gleichzei-
sich nur in Reaktions-
tig nebeneinander ablaufen.
systemen einstellen,
bei denen kein Stoff-
austausch mit der
Umgebung erfolgt.
Dadurch bleibt der Stoffumsatz bei Gleichgewichtsreaktionen unvoll-
ständig. Nach einer bestimmten Zeit bleiben die Konzentrationen an
Ausgangsstoffen (Edukte) und Reaktionsprodukten konstant (makrosko-
pisch stationärer Zustand).
Diese Zeit vom Beginn der umkehrbaren chemischen Reaktion bis zum
Erreichen des Gleichgewichtszustands, nennt man Einstellzeit.
Im Gleichgewichtszustand laufen die Hin- und Rückreaktion mit gleicher
Geschwindigkeit (/ Abb. auf S. 131) ab.
Auf Teilchenebene findet somit immer ein Stoffumsatz statt (submi-
kroskopisch dynamischer Zustand), obwohl die Konzentrationen der
Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte konstant sind.
» H, Wasserstoffmoleküle “2 1, lodmoleküle
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 131
c VR
| |
| |
| |
Co(Edukte) ı aG(Produkte)
VHin
|
| |
ı IVHinl
= IVRuckl
| Tau)
= konstant ı
| |
| I
VRück |
Co(Produkte) I CgGtEdukte) I
t t
Einstellzeit | Gleichgewicht Einstellzeit | Gleichgewicht
89,6 | 44,81
u Sie wird von der Art der reagierenden Teilchen bestimmt und hängt
außerdem von der Temperatur und dem Druck sowie der Durchmi-
schung und dem Zerteilungsgrad der Edukte ab.
2 DI Es gibt eine Reihe Chemische Reaktionen können nach einer Vielzahl verschiedener
weiterer Möglich- Kriterien eingeteilt werden.
keiten zur Klassifi-
zierung chemischer
Reaktionen.
1. Nach dem Aggregatzustand der reagierenden Stoffe werden Gas-
phasenreaktionen, Reaktionen in (wässrigen) Lösungen und Reaktio-
nen von Feststoffen unterschieden.
2. In Abhängigkeit von der Art der miteinander reagierenden Teilchen
bezeichnet man Stoffumwandlungen als Molekülreaktionen, lonen-
reaktionen oder radikalische Reaktionen.
3. In der organischen Chemie betrachtet man die Änderung des Bin-
dungszustands der Kohlenstoffatome und unterscheidet zwischen
Addition, Substitution und Eliminierung (/S. 276 ff.).
4. Aus energetischer Sicht lassen sich Reaktionen anhand der Energie-
formen klassifizieren, die bei der Reaktion benötigt oder frei wird.
[Nach manchen 5. Eine weitere Möglichkeit zur Klassifizierung beruht auf der Art der
Kriterien können bei der Reaktion ausgetauschten Teilchen. Danach unterscheidet
nicht alle chemischen man vor allem in der anorganischen Chemie zwischen Säure-Base-
Reaktionen zugeord- Reaktionen (/'5. 147), Redoxreaktionen (75.136) und Fällungs-
net werden.
reaktionen (/S. 149).
CuO + H, — 9 + Cu
Ausgangsstoffe Reaktionsprodukte
Der Stoff, der den Der Stoff, der Der Stoff, Der Stoff,
Sauerstoff liefert, den Sauerstoff der durch der durch
ist das Oxidations- aufnimmt, ist das die Oxidation die Reduktion
mittel, er wird Reduktionsmittel, entsteht. entsteht.
reduziert. er wird oxidiert.
Nach der Aufklärung des Atombaus wurde erkannt, dass einer Oxidati-
onsreaktion stets eine Abgabe von Elektronen zugrunde liegt. Die von
einem Atom abgegebenen Elektronen werden von einem anderen Atom
aufgenommen. Diese Elektronenaufnahme ist die Reduktion.
Aus diesen Erkenntnissen entwickelte sich die Theorie von der Redoxre-
aktion im erweiterten Sinn.
136 3 Chemische Reaktion
Oxidation
Reduktionsmittel Oxidationsmittel
Reduktion
[3 Zwischen zwei Bei einer Redoxreaktion reagieren immer zwei Redoxpaare miteinander.
Redoxpaaren bil- Die reagierenden Teilchen werden als Redoxsystem zusammengefasst.
det sich durch die
Elektronenaustausch-
a Reduktion
reaktion ein chemi-
sches Gleichgewicht | Oxidation
aus. Dieses wird als
Redoxgleichgewicht 2 H* Mg“* + H,
bezeichnet. Oxidations- Reduktions- Oxidations- 8 Reduktions-
mittel (1) mittel (2) mittel (2) mittel (1)
Entsprechend ihrer Stellung im Periodensystem haben die Metalle ein [] Metalle, die ihre
unterschiedliches Bestreben, Elektronen abzugeben oder aufzunehmen. Außenelektronen
Nach der Tendenz, Elektronen abzugeben, können die Metalle in einer leicht abgeben,
Redoxreihe angeordnet werden: bezeichnet man als
unedle Metalle. Die
unedlen Metalle sind
gute Reduktionsmit-
tel (Elektronendona-
toren) und werden
deshalb leicht oxi-
diert. Zu den unedlen
Metallen zählen die
Alkali- und Erdalkali-
metalle, Aluminium,
Zink und Eisen.
Wird ein unedles Metall in eine wässrige Lösung eines Salzes eines edle-
ren Metalls getaucht, so scheidet sich das edlere Metall auf dem unedle-
ren ab. Es nimmt Elektronen auf (wird reduziert). Das unedlere geht in
Lösung, es gibt Elektronen ab (wird oxidiert).
Eine technische Anwendung der Redoxreihe der Metalle ist die Ze- [ Die Redoxreihe
mentation (Abscheidung) von Kupfer durch Eisen. Durch Zugabe von spielt eine wichtige
Eisenschrott zu einer Kupfer(Il)-sulfatlösung, die man beim Auslaugen Rolle im Alltag, z.B.
kupferarmer Erze erhält, wird das Kupfer ausgefällt und Eisen geht als beim Korrosions-
schutz und bei Batte-
Eisen(Il)-sulfat in Lösung.
rien (75. 141 ff.).
Unedle Metalle stehen in der Redoxreihe links und sind gute Reduk-
tionsmittel, d.h. sie lassen sich leicht oxidieren. Edle Metalle stehen
in der Redoxreihe rechts und sind schlechte Reduktionsmittel. Ihre
Kationen wirken in wässriger Lösung stark oxidierend, sodass sich
edle Metalle leicht aus ihren Salzlösungen abscheiden lassen.
138 3 Chemische Reaktion
Grundlagen
Elektrochemische Prozesse
[I Die Elektrolyte
werden anhand der
Verfügbarkeit der
lonen in verschiedene
Elektrolyte
Gruppen unterteilt.
[Der italienische
Arzt und Naturfor- Bei galvanischen Prozessen wird chemische Energie freiwillig in
scher LUIGI GALVANI
elektrische Energie umgewandelt.
(1737-1798) wurde
durch seine an
Froschschenkeln
Um nutzbare elektrische Energie durch Redoxreaktionen zu erzeugen,
durchgeführten elek-
müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein:
trochemischen Ver-
suche berühmt. Nach 1. räumliche Trennung von Oxidations- und Reduktionsvorgängen, um
ihm sind zahlreiche unerwünschten Kontakt von verschiedenen Metallen und Metall-
Prozesse mit dem lonen zu verhindern
Wortstamm „galvan” 2. Verbindung der getrennt ablaufenden Vorgänge durch einen elek-
benannt. trischen Leiter
Jede elektrochemische Zelle besteht aus zwei Elektroden oder auch aus
zwei elektrochemischen Halbzellen, die miteinander elektrisch leitend,
z.B. über einem Stromschlüssel, verbunden sind.
Der Stromschlüssel enthält eine Elektrolytlösung, z.B. Kaliumchlorid-
lösung oder Kaliumnitratlösung und ermöglicht den Ladungstransport
zwischen den Halbzellen.
Als Stromschlüssel kann auch eine halbdurchlässige Membran verwendet
werden, die den Übergang von lonen als Ladungsträgern zwischen den
beiden Elektrolytlösungen erlaubt.
Prozesse im Daniell-Element
Ladung der Elek- im Vergleich zur Elektrode Il: ‚ im Vergleich zur Elektrode |:
trode '® ‚©
Zellreaktion Zn + Cu = Zn + Cu
Diese Prozesse laufen freiwillig (ohne äußeren Zwang) so lange bei kon-
stanter Temperatur und konstantem Druck ab, bis die Potenzialdifferenz
zwischen den beiden Elektroden Null ist.
Alle elektrochemischen Prozesse sind immer eine Kombination aus [] Die Kombination
Reduktions-/Oxidationsvorgängen. In der einen Halbzelle läuft die der beiden Halbzel-
Reduktion (Elektronenaufnahme) und in der anderen Halbzelle die Oxi- lenreaktionen ergibt
die Gesamtreaktion
dation (Elektronenabgabe) ab.
(Zellreaktion).
Reduktion und
Die Elektrode bzw. Halbzelle, an der die Oxidation abläuft, be- Oxidation laufen
zeichnet man als Anode (Donatorhalbzelle) und die Elektrode, an gekoppelt, aber in
der die Reduktion erfolgt, als Katode (Akzeptorhalbzelle). getrennten Räumen
(elektrochemischen
Halbzellen) ab.
Bei galvanischen Zellen ist das Vorzeichen der Katode positiv, da Elek-
tronen aus dem Metall der Elektrode abgezogen werden. Die Katode
lädt sich dabei selbst positiv auf. Die Anode wird durch die Übertragung
der Elektronen auf das Metall der Anode negativ.
Batterien
Zinkgel
Separator
Ableitnagel
(Minuspol)
Akkumulatoren
; : zu Weitere Typen
Auch Akkumulatoren sind galvanische Elemente zur Erzeugung von Akkumulatoren
elektrischer Energie. Im Gegensatz zu Batterien sind Akkumulato- sind Nickel-Cadmium
ren mehrfach wieder aufladbar. und Nickel-Metallhy-
drid-Akkumulatoren.
. Bleisulfat]|
Zellreaktion:
Ent-
‚ laden | . .
LiaMnO, + Grafit —= LiMnO;z + Li-Grafit Entladevorgang Elektronenfluss
Laden
144 3 Chemische Reaktion
Elektrochemische Korrosion
[3 Aus der Stellung Elektrochemische Korrosion kann immer dort auftreten, wo zwei unter-
der Metalle in der schiedliche Metalle im direkten elektrischen Kontakt stehen.
Redoxreihe (/S. 137) Sind diese unterschiedlichen Metalle direkt miteinander verbunden
kann das elektro- oder durch einen Elektrolyten miteinander in Kontakt, so bildet sich ein
chemische Verhalten
Lokalelement aus.
abgeschätzt und
beurteilt werden. Un-
edle Metalle werden Lokalelemente sind spezielle galvanische Elemente, die auf einen
leichter oxidiert. Sie sehr kleinen Bereich begrenzt sind.
korrodieren dadurch
stärker als edle
Metalle.
Lokalelement
säurehaltiges Wasser
(Elektrolyt)
[Ü Der Begriff Korro- Ein solches Lokalelement kann beispielsweise entstehen, wenn Zinkrohre
sion (lat. corrodere = mit Kupfer verlötet werden. Das unedlere Zink bildet die Lokalanode.
zernagen) wird heute Der anodische Oxidationsprozess führt dazu, dass Zink sich langsam auf-
auch auf nichtme- zulösen beginnt. Die Elektronen fließen zum Kupfer, das als Lokalkatode
tallische Werkstoffe
fungiert. Da Kupfer ein edles Metall ist, erfolgt an der Lokalkatode als
angewendet. Häufig
Reduktionsprozess die Abscheidung von Wasserstoff.
werden darunter
auch Schädigungen
durch physikalische, Lokalanode: , ZN) Zu Zac) + 2e۩
biologische und Lokalkatode: 2 H30 (ag) + 28e- — Hg) + 2 H30\ı)
chemische Prozesse
zusammengefasst. Besonders stark unterliegen Eisenwerkstoffe der Korrosion. Durch Ros-
ten von Eisen entstehen jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Ca. 30 % der
Stahlproduktion wird dafür benötigt, Korrosionsschäden zu ersetzen.
Ursachen der Rostbildung sind Redoxreaktionen mit Sauerstoff, Wasser,
Säuren oder die Bildung von Lokalelementen mit Verunreinigungen des
Eisens.
Die elektrochemischen Vorgänge beim Rosten sind sehr komplex. Stark
vereinfacht laufen folgende Prozesse ab:
Anode: Fe — Fetag + 2€
Katode: % O;(g) + H3O1) + 2e”T — 2 OH (ag)
3.2 Arten chemischer Reaktionen 145
Korrosionsschutz
Angesichts der immensen Schäden durch elektrochemische Korrosion
von Metallen, insbesondere von Eisenteilen, hat der Korrosionsschutz
eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung.
Beim passiven Korrosionsschutz versucht man, durch zusätzlich aufge-
brachte Lack- oder Kunststoffüberzüge bzw. andere Beschichtungen das
Metall vor dem Angriff von Oxidationsmitteln zu schützen.
Beim aktiven Korrosionsschutz wird die Korrosion dadurch verhindert, [Die Vermei-
dass anstelle der anodischen Oxidation des zu schützenden Metalls dung der Korrosion
Oxidationsprozesse von anderen Metallen ermöglicht bzw. gefördert beginnt bei der Aus-
werden. wahl korrosionsbe-
ständiger Werkstoffe,
passiver Korrosionsschutz aktiver Korrosionsschutz z.B. Messing oder
Edelstahl, die durch
Passivierung durch fest haftende | Schutz durch Verbindung des un- ihre Zusammenset-
Metalloxidschichten, z.B. bei | edlen Metalls mit noch unedleren zung sehr korrosions-
Zink, Aluminium, Nickel \ Opferanoden, z.B. Magnesium beständig sind.
| bei Schiffskörpern
Emaillieren oder Feuerverzinken ' elektrolytische Abscheidung von
. unedleren Metallen, z.B. Verzin-
| ken von Eisen (Galvanisieren)
Erzeugen fest haftender Polymer- | Schalten des zu schützenden
oder Phosphatschichten, z.B. | Metalls als Katode mit einer
Eisenphosphat ‚ inerten Anode, z.B. Kohle, durch
ı Anlegen einer Gleichspannung
Aufbringen organischer Lacke, ‚ Legierungen, die die Bildung
z.B. Öl-, Nitro- oder Alkydharz- einer dichten, korrosionsbestän-
farben ‚ digen Oxidschicht fördern, z.B.
Edelstahl [3 Eine der wichtigs-
ten Methoden ist das
Galvanisieren, bei
Die Korrosion von Metallen kann durch Aufbringen korrosions- dem elektrolytisch
beständiger Oberflächenschichten auf das zu schützende Metall unedle Metalle wie
Zn oder Cr, z.B. auf
verlangsamt werden. Auch durch Legierungsbildung oder durch
Stahl, abgeschieden
Opferanoden lassen sich Metalle effektiv vor Korrosion schützen.
werden.
146 3 Chemische Reaktion
Elektrolytische Prozesse
korrespondierend
korrespondierende
Säure-Base-Paare
| '
HEI + H,O ee Ci + 10° Säure | Base
1 Pe a
Dt
korrespondierend
Bei all diesen Säure-Base-Reaktionen handelt es sich um Reaktionen mit [Die Autoproto-
Protonenübergang (Protolysen). Dabei stehen zwei korrespondierende Iyse ist eine Reaktion
Säure-Base-Paare miteinander im Gleichgewicht. Dieses beruht auf der mit Protonenüber-
Übertragung eines Protons von einer Säure auf eine andere Base. gang zwischen
zwei gleichen
Molekülen, z.B.
Proton Proton
zwei Wasser- oder
Säure (1) + Base (2) = Base (1) + Säure (2) zwei Ammoniak-
molekülen.
Neutralisationsreaktionen
[ Neutralisations- Gibt man tropfenweise Natronlauge zu einer sauren Lösung, dann er-
reaktionen spielen wärmt sich die Lösung. Bei der exothermen Reaktion reagieren die
eine wichtige Rolle Hydronium-lonen der Säurelösung mit den Hydroxid-lonen der basischen
z.B. in Kläranlagen Lösung zu Wassermolekülen.
und bei der Kalkung
von Böden in der
Landwirtschaft. BE
Säure
: Base Wasser
3.2.5 Fällungsreaktionen
I Fällungsreaktio-
Fällungsreaktionen sind Reaktionen, bei denen aus Lösungen frei nen werden u.a. zum
beweglicher Ionen ein Feststoff ausfällt. Die Löslichkeit des Fest- Nachweis von Stoffen
stoffs im Lösungsmittel wird dabei überschritten. genutzt (/S. 348).
EM Löslichkeit verschiedener Stoffe (in 100 g Wasser bei 20°C): [Die Natrium-
- Natriumchlorid NaCl: 35,9g lonen und die Nitrat-
- Silbernitrat AgNO;: 215,59 lonen beteiligen
- Silberchlorid AgCl: 0,00015 g sich nicht an der
Reaktion, sie liegen
unverändert frei be-
Salze lösen sich unter Dissoziation in Wasser. Werden Natriumchlorid und
weglich vor. Die Fäl-
Silbernitrat in unterschiedlichen Gefäßen in Wasser gelöst, so dissoziie- lungsreaktion kann
ren diese Salze. In der Lösung liegen die entsprechenden lonen vor. mit einer Gleichung
in lonenschreibweise
El Dissoziation von Natriumchlorid und Silbernitrat dargestellt werden.
NaCl _——
Na* + cl Durch einen nach
AgNO3 —= Ag* + NO3" unten gerichteten
Pfeil hinter dem
schwerlöslichen Stoff
Vermischt man nun die beiden Salzlösungen, so bildet sich ein Nieder-
wird das Ausfällen
schlag (Feststoff) aus schwer löslichem Silberchlorid, der sich am Boden
gekennzeichnet.
absetzt.
u
)
Natriumchloridlösung Silbernitratlösung
enthält frei bewegliche enthält frei bewegliche enthält frei bewegliche
@ Natrium-lonen Na* Silber-lonen Ag* @ Natrium-lonen Na*
Redoxreaktionen
l
I 1 1
elektrochemische Reaktionen Verbrennungsreaktionen weitere Reaktionen
[ Die relative Die relative Atommasse gibt an, wie viel mal größer die Masse ei-
Atommasse kann
nes Atoms als die atomare Masseneinheit ist.
aus dem Perioden-
system der Elemente Formelzeichen: A,
(/5. 358) abgelesen Einheit: 1 (Verhältniszahl)
werden.
Schwefel hat eine relative Atommasse von 32,06. Die Masse eines Schwe-
felatoms entspricht demnach etwa dem Zweiunddreißigfachen der ato-
maren Masseneinheit. Die relativen Atommassen der anderen Elemente
liegen zwischen 1 (Wasserstoff) und 285 (Copernicium).
Gesucht: mMy(glei)
Gegeben: Aygıei) = 207,2 u = 1,661-10°° q
Lösung: A, =72
Ma(Blei) = Ar U
Ma(lei) = 207,2: 1,661:10°°°* g
Ma(lei) = 3,442-102? q
Ergebnis: Ein Bleiatom hat eine Masse von 3,442: 10°? g.
4.1 Stoffproben kennzeichnende Größen 153
Relative Molekülmasse
Die atomare Masseneinheit kann auch auf Moleküle angewendet wer-
den. Da Moleküle aus Atomen aufgebaut sind, ergibt sich die relative
Molekülmasse als Summe der einzelnen relativen Atommassen.
Die relative Molekülmasse ist die Summe der relativen Atommas- [Ü Einige relative
sen aller Atome, die in dem Molekül enthalten sind. Molekülmassen kön-
nen aus Stofftabellen
Formelzeichen: M, entnommen werden,
Einheit: 1 (Verhältniszahl) z.B. unter www.
tafelwerk.de
Gesucht: M,(so,)
Gegeben: A,(s) = 32,06 Arco) = 16,0
Das Volumen gibt an, wie viel Raum eine Stoffprobe oder Stoffpor-
tion einnimmt.
Formelzeichen: V
Einheiten: ein Kubikmeter (1 m?)
ein Liter (1 |)
'
1 m? = 1000|
1m
1dm?=1l
1m?
1cm?=1ml
'
HERE 22,=
wenn as 1 m3 = 1000|
Ü] Der Rauminhalt Teile der Volumeneinheit 1 m? sind Kubikdezimeter (1 dm?) und Kubik-
von Schiffen wird in millimeter (1 mm? ). Es gelten folgende Zusammenhänge:
Bruttoregistertonnen 1m? = 1000 dm? = 1000000 cm? = 1000000000 mm?
(BRT) angegeben. 1 dm? = 1000 cm? = 1000000 mm?
Eine Registertonne
1 cm? = 1000 mm?
entspricht 2,832 m?.
Das Volumen von
Erdöl wird häufig in Teile und Vielfache der Volumeneinheit 1 | sind ein Milliliter (1 ml) und
der Einheit „barrel” ein Hektoliter (1 hl). Es gelten folgende Zusammenhänge:
angegeben. Ein 11 = 1000 ml
Barrel entspricht 1hl = 1001|
158,758 1.
Anzahl der Teilchen
Eine Stoffprobe beinhaltet eine bestimmte Anzahl von Teilchen. Somit
kann die Menge einer Stoffprobe oder Stoffportion auch durch die Teil-
chenanzahl oder die Stoffmenge gekennzeichnet werden.
Da jedes Teilchen eines Stoffs eine ganz bestimmte Masse hat, sind umso
mehr Teilchen in einer Stoffportion vorhanden, je größer die Masse ist.
Es gilt folgender Zusammenhang:
Stoffmenge
Selbst kleine Portionen chemischer Stoffe wie 19 Natriumchlorid ent- Ü Die Avogadro-
halten eine riesige Anzahl von Teilchen. Zur Vereinfachung von Berech- Konstante ist nach
nungen führte man darum eine neue physikalische Grundgröße ein, dem italienischen
die Stoffmenge n. Als Einheit der Stoffmenge wurde die Anzahl von Physiker und Chemi-
602 200 000 000 000.000 000 000 = 6,022 - 10°? Teilchen = 1 mol festgelegt. ker AMADEO AVO-
Diese Anzahl von Teilchen, die in einem Mol eines Stoffs enthalten sind, GADRO (1776-1856)
benannt.
wird durch die Avogadro-Konstante N, angegeben.
Die Stoffmenge gibt an, wie viele Teilchen eines Stoffs in einer > Die Einheit
Stoffprobe oder Stoffportion vorliegen. 1 mol ist seit 1971
eine Basiseinheit
Formelzeichen: n des Internationalen
Einheit: ein Mol (1 mol) Einheitensystems.
Die Teilchenanzahl, die ein Mol eines jeden Stoffs enthält, beträgt:
N, = 6,022 : 10°? mol"! (Avogadro-Konstante).
Die Teilchenanzahl in einer Stoffportion ist umso größer, je größer die 3 Stoffproben
Stoffmenge des Stoffs ist. Der Quotient aus Teilchenanzahl und Stoff- bestehen aus einer
menge ist konstant und entspricht der Avogadro-Konstante. unvorstellbar großen
Anzahl von Teilchen.
Zusammenhang zwischen Teilchenanzahl N und Stoffmenge n Stoffprobe Kupfer:
N=-n oder X = konstant m=40g
V=4,46 cm?
S :
N=N,:n oder N_ zen
n=Nnodern=,,, Ncu = 3,79 : 10°?
n = 0,629 mol
[8 In der Chemie Die Dichte gibt an, welche Masse jeder Kubikzentimeter Volumen
wird die Dichte eines Stoffs hat.
von Gasen meist in
Gramm je Liter ange-
Formelzeichen: o (griechischer Buchstabe rho)
geben. Es gilt: Einheiten: ein Gramm je Kubikzentimeter (1 et g/cm?)
m
g=1Kdm
17=1 ein Kilogramm je Kubikmeter (1 S kg/m?)
m
Ein Stoff hat eine Dichte von 1 g/cm?, wenn jeder Kubikzentimeter dieses
Stoffes eine Masse von 1 g besitzt.
Für die Einheiten gilt:
1 g/cm? = 1 kg/dm? = 1000 kg/m?
1 kg/m? = 0,001 kg/dm? = 0,001 g/cm?
[ Die Dichte von Jeder Stoff hat bei einer bestimmten Temperatur und einem be-
Stoffen findet man stimmten Druck eine bestimmte Dichte.
in Stofftabellen, z.B.
unter www.tafel-
werk.de.
Mit Veränderung der Temperatur Berechnung der Dichte
ändert sich das Volumen vieler
Stoffe merklich und damit auch Dichte = Masse 0=
<I3
Volumen
ihre Dichte.
Bei Reinstoffen entspricht der
ermittelte Wert für die Dichte genau der Dichte eines Stoffs. Die Dichte
kennzeichnet den Stoff, aus dem dieser Körper besteht.
Bei Stoffgemischen ergibt sich die Dichte aus den nach Anteilen gewich-
teten Dichten der Reinstoffe, die das Stoffgemisch bilden.
Molare Masse
Ü Die molaren Die molare Masse eines Stoffs gibt an, welche Masse jedes Mol, das
Massen kann man sind 6,022 1023 Teilchen, dieses Stoffs besitzt.
Tabellen und Tafel-
werken entnehmen. Formelzeichen: M
Für Elemente sind Einheit: ein Gramm je Mol (1 9 1 g/mol)
mol’
häufig nicht die
molaren Massen,
sondern die relativen
Atommassen in Da die Massen der Teilchen der Stoffe unterschiedlich sind, besitzen
Tabellen angegeben. verschiedene Stoffe auch unterschiedliche molare Massen. Aufgrund
Dem Betrag nach des proportionalen Zusammenhangs zwischen der Masse und der Stoff-
entsprechen sich die menge einer Stoffprobe kann man die molare Masse berechnen.
Größen.
Berechnung der molaren Masse
Masse der Stoffprobe M=
>|3
M Aufgabe: Berechne die molare Masse von Zinkchlorid. Ü] Die Beträge der
Analyse: Die molare Masse von Zinkchlorid ergibt sich aus den mo- molaren Massen von
laren Massen der Zink-Ionen und der Chlorid-Ionen. Aus Zink-und Chlorid-
der Formel der Verbindung ZnCI, folgt, dass 1mol des Sal- Ionen stimmen mit
den Beträgen der re-
zes 1 mol Zink-Ionen und 2mol Chlorid-Ionen enthält.
lativen Atommassen
von Zink- und Chlor-
Gesucht: Mzncı, atomen überein.
Gegeben: Mzn = 65,38 g/mol Mcı = 35,45 g/mol
zn
Das molare Volumen eines Stoffs gibt an, welches Volumen ein
Mol, das sind 6,022 1023 Teilchen, dieses Stoffs besitzt.
Formelzeichen: V
Einheit: ein Liter je Mol (1 ——; 1/mol) Mzn = 65,38 g/mol
Bei einem Druck von 101,3 kPa und einer Temperatur von O °C sind das
6,022 102? Gasteilchen. Diese nehmen ein Volumen von 22,41 ein.
4.3 Zusammensetzungsgrößen
In der Chemie und im Alltag haben wir es häufig mit Gemischen aus
mehreren Stoffen zu tun. Die Eigenschaften der Stoffgemische werden
durch ihre Zusammensetzung beeinflusst.
En [| Aus den verschie- EM Steinkohle enthält mehr Kohlenstoff und weniger Wasser als Braun-
denen Zusammenset- kohle und hat deshalb einen höheren Heizwert.
zungsgrößen können Je höher die Konzentration der Hydroxid-Ionen in der wässrigen Lö-
mithilfe der molaren sungen ist, umso stärker ist die ätzende Wirkung der Laugen.
Größen wieder die
Die Wärmekapazität von Luft und damit der Treibhauseffekt der At-
Stoffmengen berech-
net werden.
mosphäre hängen davon ab, wie viel Kohlenstoffdioxid, Wasser und
andere Treibhausgase die Luft enthält.
mo,
N mn,=Mn, Rn,
= 30,0 g MN, = 98,75 9
-— __097 mol _
Xo, = 10,937 + 3,53) moi — 021
_-__300g _
©0, = %0,0+98,75)9 0,233
Ergebnis: Der Stoffmengenanteil xo_ des idealen Gasgemischs be-
trägt 21,0 mol-% und ist gleich dem Volumenanteil.
Der Massenanteil des Sauerstoffs, &o, = 23,3 Gew.-%, ist
größer als der Stoffmengenanteil. I] wenn Chemiker
von der Konzentra-
Für Lösungen ist die gebräuchlichste Zusammensetzungsgröße die Stoff- tion einer Lösung
mengenkonzentration c;, weil aus dieser Größe die Stoffmenge eines ge- sprechen, ist damit
lösten Stoffs direkt aus dem Volumen der Lösung ermittelt werden kann. fast immer die Stoff-
mengenkonzentra-
Der Gehalt des gelösten Stoffs kann aber auch als Massenanteil »; oder
tion gemeint.
als Massenkonzentration ß,; angegeben werden.
Mischungsrechnen
[Ü Beim Mischen von Das Mischen von Lösungen unterschiedlicher Konzentrationen oder das
Lösungen ist immer Verdünnen hoch konzentrierter Lösungen sind alltägliche Aufgabenso-
darauf zu achten, wohl in chemischen Laboren als auch in der chemischen Industrie, z.B.
dass die konzen- bei der Chloralkali-Elektrolyse (/S. 302).
triertere Lösung zur
Den Gesamtgehalt o; eines Stoffs in einer Mischung oder das Massenver-
verdünnten Lösung
hältnis m; :m; , in dem die Teillösungen gemischt werden müssen, lassen
(erst das Wasser,
dann die Säure!) sich mit der Mischungsgleichung berechnen.
gegeben wird.
Mischungsgleichung für ein Gemisch aus zwei Lösungen:
m; @1(j) +mz: @x(i) = (m} + m;)- [07
m; =1359
m; =1kg-m;
= 865 g
Die Stöchiometrie ist die Lehre von der Berechnung der Zusammenset- u Das Wort „Stö-
zung chemischer Verbindungen sowie von den Massen-, Volumen- und chiometrie” kommt
Ladungsverhältnissen chemischer Reaktionen. aus dem Griechischen
Bei stöchiometrischen Berechnungen wird im allgemeinen von einem voll- von „stoicheion” für
Grundstoff und „me-
ständigen Stoffumsatz der Ausgangsstoffe zu den Produkten ausgegan-
trein” für Messen.
gen. Die Stöchiometrie basiert auf folgenden grundlegenden Gesetzen:
Gesetze der Erhaltung der Masse und der Anzahl der Atome
Bei allen chemischen Reaktionen bleibt die Anzahl der Atome er-
halten. Die Anzahl der Atome der Ausgangsstoffe ist gleich der
Anzahl der Atome der Reaktionsprodukte.
Kohlen- nc:ny JOHN DALTON (1866-1644) fand 1804 bei der Untersuchung des Verhält-
wasser- nisses zwischen Kohlenstoff und Wasserstoff im Methan und Ethin das
stoff Gesetz der multiplen Proportionen (daltonsches Gesetz).
CH, 1:4
eu Ta =
Bilden zwei Elemente verschiedene Verbindungen miteinander, so
hr —
stehen die Stoffmengenanteile des selben Elements im Verhältnis
Er 2 u kleiner ganzer Zahlen zueinander.
Ir re
0,5g Mmgo
2Mg + O0, —- 2MgOo
2 mol-24,3 g/mol 2 mol-40,3g/mol
Wert1 =48,6g Wert2 = 80,6 g
Bei Reaktionen, an denen Gase beteiligt sind, berechnet man die Stoff- Ü Da das Volumen
mengen der Gase aus dem gegebenen Volumen und dem molaren Vo- des gasförmigen
lumen idealer Gase. Wasserstoffs gesucht
ist, wird diesem als
molare Bezugsgröße
EB Aufgabe: \Welches Volumen an Wasserstoff kann vom kippschen
das molare Volumen
Gasentwickler freigesetzt werden, wenn er mit 50 g Zink
zugeordnet. Der
und ausreichend Salzsäure gefüllt ist? gegebenen Masse
Analyse: Ausgangspunkt der Berechnung ist wieder die Reakti- von Zink wird ent-
onsgleichung. Danach wird das Volumen Wasserstoff sprechend die molare
über die Verhältnisgleichung berechnet. Masse von Zink
Zn + 2HCI —- ZnClz + Ha zugeordnet. Da das
molare Volumen nur
Gesucht: VH, im Normzustand gilt,
entstehen nur bei
Gegeben: Mzn = 65,4 g/mol Mzn=50g Nzu = 1 mol
0 °C und 1013 hPa
Vm = 22,4 /mol ny,=
2
1 mol exakt 17 | Wasser-
stoff.
Lösung: 50g VH,
Zn + 2 HCI ZnCl, + H,
1 mol - 65,4 g/mol 1 mol - 22,4 /mol
Vh 509-2241 = 17,11
2° 1 mol - 65,4 g/mol
Stöchiometrische Berechnungen
m; 1 - m, 2 bzw. 7!
m; = konstant
oder m 6.
n,- Vm=Wert2 Wert1 Wert2
u wrog- ger
"2.0067
166 5 Periodensystem der Elemente
5.1.1 Grundlagen
[J) Der innere Das Periodensystem der Elemente (PSE) ist eine Anordnung der
Bau der Atome chemischen Elemente, die sich aus ihrem Atombau ergibt.
(75. 68ff.) bestimmt
die Stellung der
Elemente im Perio-
densystem und die
Elemente
Eigenschaften der
Elementsubstanzen.
Silber vor. Im 19. Jahrhundert gab es verschiedene Versuche, die damals bekannten
chemischen Elemente systematisch zu ordnen.
1862: BEGUYER DE CHANCOURTOIS entwarf ein Modell, bei dem die Ele- (I Zu NEWLANDs
mente nach ihrer steigenden Atommasse auf einer Schraubenlinie um Zeiten waren z.B.
einen Zylinder angeordnet waren. die Edelgase noch
unbekannt. Auch
andere in der Natur
1863-1866: JOHN ALEXANDER NEWLANDS ordnete die damals bekannten
selten vorkommende
62 Elemente nach steigender Atommasse so an, dass nach jeweils sieben
Elemente wurden
Elementen ein achtes Element folgte, das dem ersten in der Reihe che- erst später entdeckt.
misch ähnlich ist (Gesetz der Oktaven).
Das heutige Periodensystem der Elemente ist eine Übersicht der chemi-
schen Elemente auf der Grundlage ihres Atombaus. Es zeigte sich mit der
Entwicklung physikalischer Untersuchungsmethoden, dass die Protonen
im Atomkern ausschlaggebend sind. Je nach ihrer Anzahl wurde jedem
Element eine Ordnungszahl zugeteilt.
Die Ordnungszahl
Ü Die Reihenfolge
der Ordnungszahlen Die Ordnungszahl bestimmt die Reihenfolge der Elemente. Sie er-
wurde 1913 von gibt sich aus der Anzahl der Protonen im Atomkern eines Elements
HENRY MOSELEY (Kernladungszahl) und entspricht damit auch der Anzahl der Elek-
(1887-1915) tronen in der Atomhülle.
experimentell aus
Röntgenspektren der
Elemente abgeleitet.
Atommodell
Nach dem rutherfordschen
Atommodell (5.68) besitzt Atomikern
ein Aluminiumatom 13 Proto- mit Protonen
nen im Atomkern und 13 Elek-
tronen in der Atomhülle. Aus
der Protonenzahl ergibt sich Atomhülle
die Kernladungszahl und damit mit Elektronen
die Ordnungszahl 13 für das
Element Aluminium.
Perioden
[I Je höher die Peri- Die Perioden werden von oben nach unten mit arabischen Ziffern numme-
odennummer, desto riert. Eine Periode beginnt immer dann, wenn hinzukommende Elektro-
instabiler und damit nen ein höheres Energieniveau einnehmen. Damit wird in der Atomhülle
seltener werden die
eine neue Elektronenschale besetzt. Die Nummer der Periode entspricht
Elemente. Die super-
der Anzahl der besetzten Elektronenschalen in der Atomhülle.
schweren Elemente
der 7. Periode zerfal-
len alle radioaktiv.
tronenschale
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 169
Daraus ergibt sich, dass die Atome aller Elemente einer Periode die glei-
che Anzahl von Energieniveaus (Elektronenschalen) besitzen, z.B. in der
1. Periode eine Schale, in der 2. Periode zwei Schalen usw.
Die Atome der bisher bekannten Elemente weisen höchstens sieben
Elektronenschalen auf. Innerhalb einer Periode nimmt die Anzahl der
Außenelektronen mit steigender Ordnungszahl zu, die Anzahl der Au-
Benelektronen steigt von 1 bis 8 (Ausnahme: 1. Periode).
Gruppen
Die Anordnung der Elemente nach steigender Protonenanzahl in den Pe- [Bei den auf
rioden ergibt, dass Atomsorten mit der gleichen Anzahl an Außenelek- Calcium folgenden
tronen untereinander stehen (Ausnahme: Helium). Diese Elemente bil- Elementen werden
die Elektronen nicht
den Elementgruppen mit ähnlichen Eigenschaften.
weiter auf der 4.
Im Periodensystem gibt es acht Hauptgruppen und acht Nebengruppen.
Schale positioniert,
In der I. Hauptgruppe stehen Elemente mit einem Außenelektron, in der sondern die 3. Schale
Il. Hauptgruppe Elemente mit zwei Außenelektronen usw. Die Anzahl wird weiter aufge-
der Außenelektronen eines Atoms bestimmt die Zuordnung zu einer füllt. Alle Elemente
Hauptgruppe. nach dem Calcium bis
Die Hauptgruppennummer entspricht der Außenelektronenzahl der zum Zink (30), aber
Atome aller in dieser Gruppe stehenden Elemente. Nur das Element auch die auf Stron-
Helium besitzt nicht acht, sondern nur zwei Außenelektronen. tium, Barium und
Radium folgenden
Elemente füllen In-
Hauptgruppennummer = Anzahl der Außenelektronen nenschalen auf. Diese
Elemente werden
Nebengruppenele-
mente genannt. Alle
Nebengruppenele-
Innerhalb der Hauptgruppe nimmt die Anzahl der besetzten Ener- mente sind Metalle.
gieniveaus (Elektronenschalen) mit steigender Ordnungszahl zu.
170 5 Periodensystem der Elemente
[Die Zahl der be- Angaben zum Atombau eines Elements im Periodensystem
setzten Elektronen-
schalen n entspricht Zahl der
der Periodennummer. Außen-
Eine Elektronen- elektronen
schale kann maximal
2n? Elektronen auf- ee ee da nee een Zahl der besetzten
nehmen. i Schalen
e
Periode i
Zahl der
Protonen und
Elektronen
2 Die Farbe der Aus den Feldern im Periodensystem können für das entsprechende Ele-
Felder im Perioden- ment noch weitere Angaben entnommen werden.
system gibt Auskunft
über den Metallcha-
rakter der Elemente.
Metalle sind blau, Ordnungszahl relative Atommasse
Nichtmetalle rosa (Protonenzahl)
und Halbmetalle
grün unterlegt Elektronegativitätswert Elementsymbol
(75. 358). Elementname
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 171
Hauptgruppe
V
Nebengruppe
Actinoide Lanthanoide
ÜÜ Die Besetzung
Der Aufbau des Periodensystems (/ Abb.) ergibt sich aus der Kern- der Elektronenscha-
ladungszahl der Atome und der unterschiedlichen Besetzung der len bezeichnet man
Energieniveaus mit Elektronen. Umgekehrt lassen sich deshalb aus auch als Elektronen-
der Stellung eines Elements im Periodensystem Informationen zum konfiguration der
Atombau entnehmen. Elemente.
[ÜÜ MENDELEJIEW Schon MENDELEJEW und MEYER erkannten im 19. Jahrhundert, dass sich
und MEYER ordneten die Eigenschaften der Elemente periodisch, d.h. immer wiederkehrend
damals die Elemente ändern. Auf Grundlage dieser Erkenntnis benutzte MENDELEJEW sein Pe-
nach steigender riodensystem für Voraussagen von Elementen, die zur damaligen Zeit
Atommasse. noch unbekannt waren.
Dies wurde möglich, weil er beim Untereinanderstellen von Elementen
mit ähnlichen Eigenschaften Lücken lassen musste. An diesen Stellen ver-
mutete MENDELEJEW noch unentdeckte Elemente, für die er die Eigen-
schaften voraussagte:
1. Eka-Aluminium: Entdeckung 1875 durch P. E. LECOQ DE BOISBAUDRAN
(Gallium)
2. Eka-Bor: Entdeckung 1879 durch L. F. NILSON (Scandium)
3. Eka-Silicium: Entdeckung 1886 durch C. A. WINKLER (Germanium)
Die Periodizität der Eigenschaften ist vor allem bei den Hauptgruppen-
elementen ausgeprägt. Sie beruht auf dem ähnlichen Atombau der Ele-
mente einer Hauptgruppe.
2 Der deutsche Innerhalb der Perioden nimmt die Zahl der Protonen und Elektronen
Chemiker CLEMENS bis zur VIII. Hauptgruppe kontinuierlich zu, bis die äußerste Elektronen-
WINKLER (1838-1904) schale mit acht Elektronen besetzt ist. Folglich ändern sich die Eigen-
benannte das Halb- schaften der Elemente innerhalb der Perioden allmählich.
metall Germanium Erfolgt die Besetzung einer weiteren Schale mit Elektronen, beginnt eine
nach seinem Heimat- neue Periode. Die Eigenschaften ändern sich sprunghaft von den Edel-
land.
gasen (VIII. Hauptgruppe, /S. 180f.) zu den Alkalimetallen (l. Haupt-
gruppe, /S. 182f.).
Dadurch stehen in den Hauptgruppen Elemente mit unterschiedlicher
Anzahl an Elektronenschalen aber gleicher Zahl an Außenelektronen un-
tereinander. Deshalb weisen sie abgestuft ähnliche Eigenschaften auf.
Als Atomradius r, wird der Radius der äußersten besetzten Elek- + Der unterschiedli-
tronenschale betrachtet. Er kann durch die Messung des Abstands che Gang der Atom-
zwischen den Kernen benachbarter Atome bestimmt werden. radien innerhalb
der Gruppen und
Perioden bedingt
die Schrägbeziehung
Innerhalb einer Hauptgruppe nimmt die Größe der Atome der Elemente im PSE. Elemente
von oben nach unten zu, weil die Zahl besetzter Elektronenschalen und wie Bor und Silicium
damit deren Abstand zum Atomkern wächst. weisen ähnliche
Innerhalb einer Periode sinkt der Atomradius mit steigender Ordnungs- Atomradien und ein
zahl (Abb. unten). Die zunehmende Kernladung wird durch den Ein- ähnliches Reaktions-
bau der entsprechenden Elektronen auf die äußerste Elektronenschale verhalten auf.
kompensiert. Diese Elektronen werden allerdings von der gleichen Zahl
innerer Elektronenschalen vor der positiven Kernladung abgeschirmt.
Die Elektronegativität ist abhängig von der Kernladung eines Atoms und [Die Elektronega-
vom Atomradius. Je größer die Kernladung eines Atoms bei gleicher An- tivität ist kein Maß
zahl an Elektronenschalen ist, desto größer ist die Elektronegativität und für die Reaktivität
umso stärker wird ein bindendes Elektronenpaar angezogen. der Elemente,
sondern bestimmt
Nimmt die Anzahl der Elektronenschalen zu, wird die Anziehungskraft
die Polarität von
des Atomkerns auf die äußeren Elektronen aufgrund des abschirmenden Atombindungen.
Effekts der inneren Elektronenschalen schwächer.
Innerhalb einer Periode nimmt die Elektronegativität von links nach
rechts zu. Innerhalb einer Hauptgruppe sinkt die Elektronegativität von
oben nach unten. Beim Übergang in eine neue Periode nimmt die Elek-
tronegativität sprunghaft ab.
Die Differenz der Elektronegativitätswerte von Atomen, die miteinander
eine Reaktion eingehen, wird genutzt, um zwischen unpolarer und pola-
rer Atombindung bzw. lIonenbindung zu unterscheiden (/S. 77).
Atomradien und Elektronegativitäten der Elemente der 2. und 3. Periode [I Die Grafik
verdeutlicht auch die
Sonderstellung der
Edelgase innerhalb
ihrer Perioden.
Dadurch, dass sie
kaum Verbindungen
eingehen, lässt sich
der Atomradius nur
schwer bestimmen.
Elektronegativitäts-
werte werden für
Edelgase gar nicht
angegeben.
174 5 Periodensystem der Elemente
[ Metalle besitzen
relativ wenig Außen- Im Periodensystem findet man auf der linken Seite die Metalle, auf
elektronen, die leicht der rechten die Nichtmetalle.
den Anziehungsbe-
reich des Atomkerns
verlassen und sich
Nach ihren chemischen Eigenschaften werden die Elemente in Metalle
innerhalb eines dicht
gepackten Gitters
(75. 84) und Nichtmetalle (S. 78) unterteilt. Als wichtigstes unterschei-
von Metall-Ionen dendes Merkmal gilt die elektrische Leitfähigkeit.
(Atomrümpfen) frei
bewegen können. Innerhalb einer Periode nehmen die metallischen Eigenschaften
Durch die frei beweg- bei Hauptgruppenelementen von links nach rechts ab. Die nicht-
lichen Elektronen
metallischen Eigenschaften nehmen bei den Hauptgruppenele-
leiten Metalle den
menten innerhalb einer Periode zu.
elektrischen Strom.
[I Bei Nichtmetal- In einer Hauptgruppe wächst die Kernladung mit steigender Ordnungs-
len treten keine frei zahl von oben nach unten. Der Abstand zwischen Atomkern und Außen-
beweglichen Elek- schale wird in der Hauptgruppe nach unten hin größer, weil je eine neue
tronen innerhalb von
Schale hinzukommt. Gleichzeitig wird die Anziehungskraft des Atom-
Atomverbänden auf.
kerns durch die „Innenschalen” abgeschirmt. In der Folge können sich
Nichtmetalle leiten in
der Regel den elektri-
die Außenelektronen relativ leicht aus der Atomhülle lösen.
schen Strom nicht.
Der Metallcharakter nimmt in den Hauptgruppen von oben nach
unten zu, der Nichtmetallcharakter ab.
Halbmetalle
[I Die elektrische
Als Halbmetalle werden chemische Elemente bezeichnet, die in Leitfähigkeit der
ihren Eigenschaften eine Mittelstellung zwischen Metallen und Halbmetalle nimmt
Nichtmetallen einnehmen. auch dann zu,
wenn dem Halbme-
tall Frremdatome
Eigenschaften Metalle Halbmetalle Nichtmetalle zugegeben werden
reltchers I je: \ı. . Dotierung).
Leitfähigkeit leiten den elek- leiten den elek- | leiten den elek- 2
bei Zimmer- trischen Strom _trischen Strom | trischen Strom
temperatur kaum ‚ nicht
Leitfähigkeit | elektrischer elektrischer
Wi- ‚ keine Verände-
bei steigender | Widerstand derstand nimmt | rungen
Temperatur | nimmt zu, ab, Leitfähigkeit
Leitfähigkeit | nimmt zu |
nimmt ab |
saurer bzw. Oxide reagie- Oxide können | Oxide reagie-
basischer ren in Wasser sauer oder ba- ren in Wasser
Charakter der | basisch sisch reagieren | sauer
Oxide |
Elektro- gering mittel
negativitätt (0,7 bis 1,9) (1,8 bis 2,4)
Saure oder
Aus dem Periodensystem können Aussagen zur Reaktion der Oxide basische Lösungen
der Elemente mit Wasser abgeleitet werden. Metalloxide reagie- können mit Indika-
ren mit Wasser basisch. Nichtmetalloxide bilden mit Wasser saure toren identifiziert
Lösungen. werden (/S. 350).
Daher rührt die
farbliche Markierung
. . . . . der Metalle und
Die Oxide der Metalle der I. bis III. Hauptgruppe reagieren mit Wasser zu der Nichtmetalle im
Metallhydroxiden bzw. basischen Lösungen von Hydroxiden. Periodensystem.
Die Oxide der Nichtmetalle der IV. bis VIl. Hauptgruppe bilden mit Was-
ser Säuren bzw. saure Lösungen.
basische ELLE
Eigenschaften Eigenschaften
178 5 Periodensystem der Elemente
Neben den Halbmetallen bilden auch einige Metalle wie Aluminium und
Blei amphotere Oxide. In Wasser sind diese Oxide meist sehr schwer lös-
lich, sie reagieren aber mit Säuren oder Basen.
[Ü] Die amphoteren Ampholyte verhalten sich gegenüber starken Säuren als Basen, d.h. sie
Reaktionen des Alu- bilden mit starken Säuren Salze.
miniumoxids werden
nur mit nicht zu hoch EB} Reaktionen amphoterer Oxide mit Schwefelsäure
erhitztem Al»O3
Al2O3 + 3 H2z50, ——e Alz(SOy)3 + 3H,0
beobachtet.
Pb O + Hz550%4 ——- PbSO, + H0
Mit starken Basen reagieren amphotere Oxide jedoch wie Säuren. Dabei
entstehen ebenfalls Salze, die teilweise zu den Komplexverbindungen
gehören.
[| Komplexverbin- Amphotere Oxide können von den Elementen der Hauptgruppen Il bis VI
dungen sind eine be- gebildet werden. Auch viele Oxide der Nebengruppenmetalle besitzen
sondere Stoffklasse, amphotere Eigenschaften.
die sich aufgrund
spezieller Bindungs-
eigenschaften von Amphotere Verbindungen (Ampholyte) können entweder als Säu-
einfachen Salzen und ren oder als Basen reagieren, je nachdem, wie stark sauer bzw. ba-
Molekülverbindun- sisch ihr jeweiliger Reaktionspartner ist.
gen unterscheiden.
oO
„
z
7
N
‚verbindungen
|
1
|
Wertigkeit |
||
Wertigkeit
Wasserstoff W
gruppenelemente, noch andere
Wertigkeiten annehmen. Die Ursa- Kohlenstoff | I, IV
che dafür liegt im Atombau der —
einzelnen Elemente und lässt sich Stickstoff u N,N
nicht so einfach mit dem Gesetz Sauerstoff | 1
der Periodizität begründen. m
Die Wertigkeit darf nicht mit der Schwefel
_ M I, vo
-1
Oxidationszahl der Elemente ver- Chlor | 1, vl
wechselt werden. . _ BE R |
180 5 Periodensystem der Elemente
5.1.4 Gruppeneigenschaften
I. Hauptgruppe
Atombau
Wasserstoff
| Wasserstoff Die Atome der Elemente der |. 4H
bildet eine Aus- Hauptgruppe besitzen alle ein Elek-
nahme, denn das tron auf dem äußersten Energieni-
Atom besitzt nur ein veau (der äußeren Schale), das rela- Lithium
einziges Proton und gli
tiv leicht abgegeben werden kann.
ein einziges Elektron.
Diese bei den Alkalimetallen be-
Das Element bildet
zweiatomige Mo- sonders leicht herauslösbaren Elek-
leküle und gehört tronen bewegen sich frei zwischen Natrium
den Atomrümpfen und sind die „Na
damit nicht zu den
Alkalimetallen. Grundlage der Metallbindungen
im Atomverband.
Außer Wasserstoff besitzen die Ele-
Kalium
mente der I. Hauptgruppe metalli-
19Ka
sche Eigenschaften. Das einzige Au-
Benelektron befindet sich in relativ
großem Abstand zum Atomkern.
Der Abstand nimmt innerhalb der
Hauptgruppe in Richtung Francium Rubidium
noch zu, da weitere Elektronenscha- 37Rb
Alkalimetalle im Vergleich
l
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2 | Li kar- 180 1330 0,53 1133 1,0
min- | |
rot | |
VII. Hauptgruppe
Elektronenkonfiguration (Achter-
schale) kann durch Aufnahme
eines Elektrons oder durch Aus-
bildung einer unpolaren Atombin-
Brom
dung erreicht werden. 35Br
Dieses Merkmal führt zu einer
Reihe gemeinsamer Gruppenei-
genschaften, die aber durch die un-
terschiedliche Anzahl der besetzten
Elektronenschalen abgestuft auf-
treten.
lod
Halogene sind Molekülsubstanzen.
s3l
Je zwei Atome bilden eine unpo-
lare Atombindung.
Halogene sind leicht flüchtige Nichtmetalle. Die Flüchtigkeit und der El Oxidationszahlen
Nichtmetallcharakter nehmen zum lod hin ab. Fluor und Chlor sind bei sind formale Größen
Raumtemperatur gasförmig. Brom ist eine braune Flüssigkeit und lod ist und kennzeichnen
unter Standardbedingungen fest, aber beim Erwärmen leicht flüchtig. den Ladungszustand
von Atomen oder
Astat ist ein radioaktives Halbmetall.
lonen in Verbindun-
gen.
Mit vielen Metallen reagieren die Halogene stark exotherm unter Bil-
dung von Salzen. Daraus resultiert auch der Name Halogene (griech.:
Salzbildner).
Halogene im Vergleich
u: es | |
‚ H-Verbindungen
Säurestärke der
| Reaktionsfähig-
|
|
© =
En
| 1.0
& =
|
ar © nelsolal
Pelle |.
an yo
| Farbtiefe
© E | V— ı NS. 05 | OO 5 £ |
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I
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I
I
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I
| }
3 |ca| -1 | -101 34 9 30
| +1.43,.45.47 | |
6 At 4 302 35 2722
+1,45,+7 | | | | |
184 5 Periodensystem der Elemente
VI. Hauptgruppe
Der Begriff
Edelgase entstand als Die Elemente der VIll. Hauptgruppe sind gasförmige Nichtmetalle.
analoger Begriff zu Aufgrund ihrer Reaktionsträgheit werden sie Edelgase genannt.
den Edelmetallen, als
man feststellte, dass
die Elemente der VIII.
Atombau
Hauptgruppe kaum
mit anderen Stoffen Edelgasatome besitzen zwei (He-
reagieren. lium) oder acht Elektronen (Neon Neonatom
bis Radon) auf der äußersten 8 Außen-
Schale. Damit ist das höchste Ener- elektronen
gieniveau vollständig besetzt, so- Achterschale
dass Edelgasatome nicht danach
streben, Elektronen abzugeben
bzw. aufzunehmen.
Aus diesem Grund bilden Edelgase keine mehratomigen Moleküle. Sie
reagieren nur unter extremen Bedingungen mit anderen sehr reaktions-
freudigen Elementen wie Fluor oder Sauerstoff.
5.2.1 Grundlagen
Elementsubstanzen sind reine Stoffe, die aus Atomen einer einzi- © Moleküle
gen Atomsorte bestehen. Chemische Verbindungen setzen sich aus (75. 72) sind
mindestens zwei verschiedenen Elementen zusammen. Im Gegen- Teilchen, in denen
mindestens zwei
satz zu den Verbindungen können Elementsubstanzen mit chemi-
Atome miteinander
schen Mitteln nicht weiter aufgetrennt werden.
verknüpft sind.
Eine Formel enthält die Symbole der an der Verbindung beteiligten Ele-
mente und gibt das kleinste Zahlenverhältnis der miteinander verbunde-
nen Atome oder lonen an.
Kohlenstoff ist ein Element der IV. Hauptgruppe. Es hat die Ord-
nungszahl 6.
Atombau:
[Ü Modifikationen Das Kohlenstoffatom besitzt 6 Pro-
sind Erscheinungsfor- tonen und meist 6 Neutronen im
men eines Elements Atomkern sowie 6 Elektronen in
bzw. einer Verbin- der Atomhülle. Auf der ersten
dung. Sie bestehen
Schale (dem ersten Energieniveau) © o@
aus den gleichen
befinden sich zwei und auf der-
Atomen, haben aber
durch unterschiedli- zweiten Schale (dem zweiten Ener-
che Anordnung der gieniveau) vier Elektronen. Koh-
Atome unterschiedli- lenstoff hat vier Außenelektronen.
che physikalische und
z.T. auch chemische Um eine stabile Achterschale (/S. 74) zu erreichen, kann ein Kohlen-
Eigenschaften. stoffatom vier weitere Elektronen aufnehmen. Durch Atombindungen
entsteht ein Elektronenoktett.
Diamant
Jedes Kohlenstoffatom ist tetra- u „Ideale” Dia-
edrisch mit vier weiteren Kohlen- manten sind farblos.
stoffatomen verbunden. Alle vier Die Farbigkeit vieler
Außenelektronen sind an Atom- Diamanten erklärt
sich durch Fehlstellen
bindungen beteiligt, und alle
im Kristallgitter und
Atome sind gleich weit voneinan-
durch die Anwesen-
der entfernt. Es bildet sich ein völ- heit geringer Bei-
lig regelmäßiges Kristallgitter. Das mengungen anderer
regelmäßige Kristallgitter ist der Atome.
Grund für die extreme Härte des
Diamanten. Da im Diamantgitter keine frei beweglichen Außenelektro-
nen vorhanden sind, besitzt Diamant keine elektrische Leitfähigkeit.
Im Kristallgitter des Diamants ist jedes Kohlenstoffatom mit vier ÜÜ Verdampft man
anderen Kohlenstoffatomen verbunden. Es gibt keine frei beweg- Grafit im Lichtbogen
(unter Helium), so
lichen Elektronen.
enthält der entste-
hende Ruß Fullerene.
Sie wurden 1985
Fullerene
durch die Wissen-
Die Kohlenstoffatome im Fulleren schaftler SMALLEY
sind in Form regelmäßiger Fünf- (1943-2005), KROTO
und Sechsecke angeordnet. Das
(geb. 1939) und CURL
gesamte Molekül ähnelt einer (geb. 1933) entdeckt.
Hohlkugel. Jedes Kohlenstoffatom
ist mit drei weiteren Kohlenstoff-
atomen verbunden. Das vierte Au-
Benelektron ist ungebunden.
Die kugelförmige Anordnung hat
sich als außerordentlich stabil er-
wiesen.
Fullerene sind symmetrische Moleküle aus regelmäßigen Fünf- und 2m Eine weitere
Sechsringen von Kohlenstoffatomen. Jedes Kohlenstoffatom ist Erscheinungsform
des Kohlenstoffs sind
mit drei weiteren Kohlenstoffatomen verbunden. Es existieren un-
die 2000 entdeckten
gebundene Elektronen. Nanotubes.
188 5 Periodensystem der Elemente
Anorganische Kohlenstoffverbindungen
Kohlenstoffmonooxid CO
Eigenschaften:
Kohlenstoffmonooxid ist ein farbloses, geruchloses, gasförmiges Atem- El Kohlenstoffmo-
gift und leichter als Luft. Es ist wenig wasserlöslich und verbrennt mit nooxid ist sehr giftig.
bläulicher Flamme zu Kohlenstoffdioxid. Das kommt von
2CO + O, —e 2 CO,
seiner Eigenschaft,
eine 300-mal stärkere
Bindung zum roten
Kohlenstoffmonooxid kann Metalloxide reduzieren. Diese Eigenschaft
Blutfarbstoff Hämo-
wird z.B. im Hochofenprozess genutzt. globin einzugehen
als Sauerstoff. Der
Ei Reaktion von Kohlenstoffmonooxid mit Eisen(Il)-oxid Sauerstofftransport
CO + Fe © —- CO, + Fe im Blut wird da-
durch gehemmt oder
Die Anlagerung von Wasserstoff (Hydrierung, 75. 278) an Kohlenstoff- verhindert.
monooxid führt zu Methanol und anderen Alkoholen.
Herstellung:
Generatorgas entsteht, wenn Luft über glühenden Koks geleitet wird. = Generatorgas
Hierbei verbrennt der Kohlenstoff zunächst zu Kohlenstoffdioxid (1), enthält etwa 30 %
welches sich bei Temperaturen von über 1000°C mit unverbranntem Kohlenstoffmono-
Kohlenstoff zu Kohlenstoffmonooxid (2) umsetzt. oxid und 60%
Stickstoff aus der
1. C + 0 — (CO,
Luft. Wassergas
2. CO, + C — 2CO enthält etwa 50 %
Wasserstoff und 40 %
Wassergas erhält man durch Überleiten von Wasserdampf über glühende Kohlenstoffmono-
Kohle. Dabei müssen Temperaturen über 1000°C eingehalten werden, oxid.
da sich das gebildete Kohlenstoffmonooxid bei tieferen Temperaturen
mit weiterem Wasserdampf zu Kohlenstoffdioxid umsetzt.
C+ HO — CO + Hp
Verwendung:
Generatorgas und Wassergas werden als Synthesegase (/5. 293) u.a. für
die Herstellung von Ammoniak, Methanol, Essigsäure und andere orga-
nische Verbindungen verwendet.
190 5 Periodensystem der Elemente
Kohlenstoffdioxid CO,
Eigenschaften:
nn I Kohlenstoffdi- Kohlenstoffdioxid ist farblos, geruchlos, gasförmig, schwerer als Luft,
oxid sammelt sich nicht brennbar, unterhält die Verbrennung nicht, wirkt erstickend und
am Boden an, da kann unter Druck zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet werden, die
es schwerer ist als bei Abkühlung fest wird („Trockeneis”). Es ist wasserlöslich, dabei ent-
Luft. In Neapel gibt
steht Kohlensäure (5. 191).
es die sogenannte
CO, + H,O == H>CO3
Hundsgrotte, in die
CO, entweicht. Sie
hat ihren Namen da- Durch Wasserstoff und einige sehr unedle Metalle kann Kohlenstoffdi-
her, dass z.B. Hunde oxid zu Kohlenstoffmonooxid reduziert werden.
wegen des am Boden
entströmenden CO, EM Reduktion von Kohlenstoffdioxid durch Wasserstoff
ersticken, während CO, + H> == H,O + Co
Menschen ungehin-
dert atmen können.
Beim Nachweis des Kohlenstoffdioxids (/S. 349) nutzt man seine Reak-
In der atmosphäri-
tion mit Hydroxidlösungen von Metallen der Il. Hauptgruppe. Dabeient-
schen Luft sind etwa
0,035 Vol.-% CO,
stehen schwer lösliche Metallcarbonate. Im Labor wird Bariumhydroxid-
enthalten. Es kommt lösung (Barytwasser) als Nachweisreagenz verwendet.
auch in Mineralquel- CO; + Ba(OH);, == BaCO;)l + H,O
len (Sauerbrunnen)
vor. In gebunde- Herstellung:
nem Zustand ist es Kohlenstoffdioxid fällt bei der Verbrennung von Kohlenstoff oder orga-
in Carbonaten als nischen Verbindungen als Reaktionsprodukt an.
Carbonat-lon (CO>?")
enthalten.
El Verbrennung von Methan
CH + 20, — CO, + 2H,0
Auch durch Reaktion von Carbonaten mit den meisten Säuren entsteht
Kohlenstoffdioxid.
In Gewächshäu- Verwendung:
sern können mit Kohlenstoffdioxid ist Ausgangsstoff zur Herstellung von Soda und Harn-
einer leichten Koh- stoff. In der Getränkeindustrie wird es zur Herstellung kohlensäure-
lenstoffdioxidbega- haltiger Getränke verwendet. Beim Schweißen dient es als Schutzgas.
sung höhere Erträge
Feuerlöscher enthalten häufig flüssiges Kohlenstoffdioxid (Kohlensäu-
in der Fotosynthese
reschneelöscher). Festes Kohlenstoffdioxid wird als Trockeneis in der
erzielt werden.
Technik zur Kühlung eingesetzt.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 191
Kohlensäure HzCO3z
Eigenschaften:
Kohlensäure ist farblos, geruchlos, leicht säuerlich schmeckend, leicht zer- = In wässriger
setzlich, liegt nur in wässriger Lösung vor und dissoziiert nur schwach. Lösung reagieren
H>CO3 == H* + HCO3° nur 0,1% des Koh-
lenstoffdioxids zu
Kohlensäure. 99,9%
Herstellung:
liegen als physikalisch
Kohlensäure entsteht beim Einleiten von Kohlenstoffdioxid in Wasser.
gelöstes Oxid vor. Die
CO, + H,O == H2CO3
in der Getränkein-
dustrie verwendete
Verwendung: „Kohlensäure“ ist
„Kohlensäure” wird in Form von Kohlenstoffdioxid Getränken zuge- ebenfalls gelöstes
setzt, um deren Geschmack und die Haltbarkeit zu verbessern. Das CO, Kohlenstoffdioxid.
entweicht nach dem Öffnen der Flaschen in Form kleiner Gasbläschen.
Ü Kohlenstoffdisulfid
Kohlenstoffdisulfid ist farblos, flüssig, unangenehm riechend, in Wasser ist außerordentlich
schlecht löslich, bildet sehr leicht entzündliche Dämpfe und verbrennt giftig. Es wird über
das Atmungssystem
dann zu Kohlenstoffdioxid und Schwefeldioxid.
und die Haut aufge-
C5, + 30, —ye CO, + 250,
nommen und kann
in höheren Dosen
Herstellung und Verwendung: zur Atemlähmung
Kohlenstoffdisulfid wird durch Einwirkung von Schwefeldampf auf führen. Dämpfe von
Kohle hergestellt. Kohlenstoffdisulfid
Die Flüssigkeit dient zur Herstellung von Viskose. Kohlenstoffdisulfid ist können mit Luft hef-
ein gutes Lösungsmittel für Fette, Öle, Polymere und anderen Stoffe. tig explodieren.
192 5 Periodensystem der Elemente
Silicium ist ein Element der IV. Hauptgruppe. Es hat die Ordnungs-
zahl 14.
Atombau:
EI Silicium kommt Das Siliciumatom besitzt 14 Proto-
in der Natur nur in nen und meist 14 Neutronen im
Form von Verbindun- Atomkern sowie 14 Elektronen in
gen vor, die sich fast der Atomhülle. Auf der ersten
ausschließlich vom
Elektronenschale (dem ersten
Silicitumdioxid SiO,
Energieniveau) befinden sich zwei,
ableiten lassen. Rei-
nes Silicium kann nur
auf der zweiten Elektronenschale
industriell hergestellt (dem zweiten Energieniveau) acht
werden. und auf der dritten Elektronen-
schale (dem dritten Energieniveau)
vier Elektronen. Silicium hat vier
Außenelektronen.
Chemische Reaktionen
Reines Silicium ist reaktionsträge. Bei Zimmertemperatur reagiert es nur [I Vor allem das
mit dem aggressiven Fluor unter Feuererscheinung zu Siliciumtetrafluorid Siliciumtetrachlo-
SiF4, mit den übrigen Halogenen reagiert es beim Erhitzen zu den ent- rid SiCly besitzt als
sprechenden Tetrahalogeniden. Ausgangsstoff für die
Synthese organischer
An der Luft verbrennt Silicium erst bei sehr hohen Temperaturen (ober-
Siliciumverbindun-
halb 1000°C) zu SiO,, da die sich sofort bildende dünne Schicht aus Silici-
gen (Silicone) große
umdioxid SiO, den weiteren Zutritt von Sauerstoff erschwert. Bedeutung.
Si + O5, —- SiO,
In allen Säuren (ausgenommen in Flusssäure; HF) ist Silicium praktisch [Viele Metalle
unlöslich. Das liegt an der unlöslichen Schutzschicht aus Siliciumdioxid, gehen beim Erhitzen
welche einen Angriff der Säure verhindert. Dagegen löst sich Silicium mit Silicium in elekt-
leicht in heißen Laugen in einer exothermen Reaktion unter Wasserstof- rischen Schmelzöfen
in Silicide (/S. 195),
fentwicklung. Es entstehen Silicate.
intermetallische
Verbindungen von
EM Reaktion von Silicium mit Natriumhydroxidlösung Metallen und Silicium
Si + 2NaAOH + H5}O °—- NaSi0O; + 2H, über, z.B. Ca,Si, CaSi,
Mg3Si, CaSi>.
Vorkommen:
Silicium kommt in der Natur nie in reiner Form vor. In Form seiner Verbin-
dungen (/S. 194) ist Silicium jedoch nach Sauerstoff das zweithäufigste [ Reinstsilicium
Element der Erde. wird für Mikrochips
benötigt. Kein
Computer würde
Bedeutung:
ohne dieses Element
Vom Silicium werden drei Handelsformen unterschieden: Ferrosilicium,
funktionieren. Reines
technisches Silicium und Reinstsilicium.
Silicium leitet den
1. Ferrosilictum FeSi: Siliciumgehalt zwischen 10-90% Herstellung elektrischen Strom
durch Reduktion von Quarz (Siliciumdioxid) mit Kohlenstoff in Licht- schlecht. Wenn die
bogenreduktionsöfen, Verwendung als Legierungsbestandteil für Einführung von
Eisen und korrosionsbeständige Gusslegierungen. Fremdatomen gezielt
2. Technisches Silicium: Reinheitsgrad zwischen 98,5-99% Herstel- erfolgt, erhält man
lung durch Reduktion von Quarz (Siliciumdioxid) mit Kohlenstoff in ein Halbleitersilicium.
Lichtbogenreduktionsöfen, Verwendung (ca. 50 %) als Legierungsbe-
standteil für Aluminium, zur Herstellung von Siliciumverbindungen
(75.194).
3. Reinstsilictum (Halbleitersilicum): Reinheitsgrad über 99,999 %,
Verwendung in der Mikroelektronik und der Solarzellenproduktion
(Fotovoltaik). Für integrierte Schaltkreise wird das hochreine Sili-
cium bewusst mit Antimon-, Aluminium- oder Arsenatomen versetzt.
Durch diese Dotierung kann man die Leitfähigkeit des Halbmetalls
gezielt beeinflussen.
194 5 Periodensystem der Elemente
Anorganische Silictumverbindungen
Ü Tetraeder
Wichtige anorganische Verbindungen des Siliciums sind Silicium-
(Vierflächner) sind
dioxid, Kieselsäure und ihre Salze, die Silicate.
pyramidenähnliche,
von vier Dreiecken
begrenzte geometri-
Siliciumdioxid SiO,
sche Körper.
Siliciumdioxid liegt anders als Koh-
lenstoffdioxid nicht als Molekül
vor. Anstelle von zwei Doppelbin-
dungen werden vom Silicium vier
Einfachbindungen zum Sauerstoff
ausgebildet, sodass stabile SiO,-
Tetraedrische An- Einheiten entstehen. Diese tetrae-
ordnungen sind sehr drischen SiO,-Einheiten sind so
stabil und kommen miteinander verknüpft, dass ein
in vielen chemischen regelmäßiges Gitter mit der Ver-
Strukturen von Mole-
hältnisformel SiO, entsteht.
külen und kristalli-
nen Festkörpern vor.
Eigenschaften:
Polymeres Siliciumdioxid ist fest, kristallin, in reiner Form farblos und ge-
ruchlos.
Vorkommen:
Siliciumdioxid kommt in der Natur
als Quarz vor. Quarz kann in ver-
schiedenen Erscheinungsformen
auftreten. Als Bergkristall findet er
sich in Gesteinshöhlen. Auch Sand
besteht aus kleinen Quarzkristal-
len. Verschiedene Mineralien, z.B.
Granit, enthalten Quarz.
Verwendung:
Sand wird zur Glasherstellung benötigt. Durch die große Härte der
Kristalle ist Quarz als Schleifmittel einsetzbar. Siliciumdioxid wird als
Bestandteil natürlicher Füllstoffe eingesetzt, z.B. für Beschichtungen,
flüssige Kunststoffe, Dichtungsmassen und Hausanstriche.
Kieselsäure H,SiO,
Aufbau:
Monokieselsäure besteht aus einem Molekül mit einem Siliciumatom
und jeweils vier Sauerstoff- und Wasserstoffatomen.
Eigenschaften:
Mono- oder Orthokieselsäure ist eine sehr schwache Säure, die nur in u In der Natur
großer Verdünnung (c<3: 10”? mol-I"') einige Zeit beständig ist. Durch kommen nur die
Wasserabspaltung können diese Monomere zu Polykieselsäuren konden- Salze der Kieselsäure,
sieren. Dabei bilden sich Ketten oder Ringe, die aus tetraederförmigen die Silicate, vor. So
enthalten z.B. Kiesel-
SiO4*-Einheiten bestehen, welche über Sauerstoffatome auf verschie-
algen ein kristallines
dene Weise miteinander verknüpft sein können.
Gerüst von Silicaten.
Silicate
Die Strukturen der Salze ähneln denen der entsprechenden Kieselsäuren. Ü Durch Zusammen-
Je nach Verknüpfung der SiO4*-Tetraeder können Silicate kettenförmig schmelzen von Sand
(Kettensilicate), flächig (Blattsilicate) oder räumlich (Gerüstsilicate) auf- SiO, mit Natrium-
gebaut sein. oder Kaliumcarbonat
bei 1400°C bilden
Mit der Vielfalt der Strukturen ändern sich die Eigenschaften, sodass Sili-
sich Alkalisilicate, de-
cate viele technische Anwendungen finden. ren wässrige Lösun-
Silicatgläser werden u.a. als Laborglas oder in optischen Geräten einge- gen als „Wasserglas”
setzt. Alkalisilicate (Natrium- und Kaliumsilicate) werden für Betonim- bezeichnet werden.
prägnierungen und als Bindemittel für Mauerputze sowie zur Herstel-
lung von Wasch- und Reinigungsmitteln verwendet.
Siliciumcarbid SiC
Siliciumcarbid ist ein wichtiger Vertreter der keramischen Baustoffe 7. Die meisten Sili-
(Nichtoxidkeramik). Die hohe chemische Beständigkeit sowie die guten cide besitzen unter
mechanischen Eigenschaften, z.B. hohe Festigkeit und Härte auch bei den metallischen
hohen Temperaturen (über 1000°C), machen das Siliciumcarbid zu einem Hartstoffen die nied-
rigsten Schmelztem-
modernen Werkstoff.
peraturen und Härte-
werte. Sie eignen sich
Siliciumnitrid Siz3Ny daher nicht für den
Auch aus Siliciumnitrid werden keramische Werkstoffe hergestellt. Diese Einbau in Hartmetall-
haben ähnliche Eigenschaften wie Siliciumcarbidkeramiken. Die Anwen- legierungen.
dungsgebiete ähneln denen des Siliciumcarbids. Der Einbau von Metall-
oxiden (Al,O3;, Y3O3, ZrO, oder BeO) verändert die Eigenschaften.
Metallsilicide
Silicide gehören zu den metallischen Hartstoffen. Sie besitzen eine hohe
Beständigkeit gegenüber chemischen Einflüssen. Molybdänsilicid MoSi,
wird als elektrisches Heizelement eingesetzt. Calciumsilicide wie Ca>Si
dienen als Zusatzstoffe für die Stahlherstellung.
Siliciumhalogenide
Die wichtigsten Siliciumhalogenide sind das Siliciumtetrachlorid SiCl4
und das Silicochloroform SiHCIz. Sie werden zur Herstellung von Reinstsi-
licium und organischen Siliciumverbindungen eingesetzt.
196 5 Periodensystem der Elemente
Atombau:
u Der Name Das Stickstoffatom besitzt 7 Proto-
Stickstoff kommt nen und meist 7 Neutronen im
von „ersticken”, z.B. Atomkern sowie 7 Elektronen in
von Flammen. Das der Atomhülle.. Auf der ersten
Element wurde in der
Elektronenschale (dem ersten
zweiten Hälfte des
Energieniveau) befinden sich zwei
18. Jahrhunderts von
mehreren Chemikern und auf der zweiten Elektronen-
&®
z.B. D. RUTHERFORD
schale (dem zweiten Energie-
(1749-1819), C. W. niveau) fünf Elektronen. Stickstoff
SCHEELE (1742-1786) hat fünf Außenelektronen.
und H. CAVENDISH
Um eine stabile Achterschale (/S. 74) zu erreichen, kann ein Stickstoff-
(1731-1810) unab- atom drei weitere Elektronen aufnehmen. Durch Atombindungen ent-
hängig voneinander steht ein Elektronenoktett.
entdeckt.
EM Ausbildung von Atombindungen
- unpolare Atombindungen mit anderen Stickstoffatomen: Stick-
stoffmolekül
- polare Atombindungen mit anderen Atomen: Stickstoffoxide, Am-
moniak
Eigenschaften:
Das Element Stickstoff ist ein farbloses, geruchloses, nicht brennbares
Gas. Das Gas unterhält Verbrennungsvorgänge nicht.
Vorkommen:
Stickstoff ist der Hauptbestandteil der Luft. Das Gas hat einen Anteil von
78,1 Vol.-% in der Atmosphäre.
Herstellung:
Großtechnisch kann Stickstoff auf physikalischem Wege durch fraktio- u Im Labor
nierte Destillation von flüssiger Luft gewonnen werden (/S5. 32). kann elementarer
Auf chemischem Wege erhält man Stickstoff durch die Verbrennung von Stickstoff durch ther-
Kohle mit Luft und anschließender Abtrennung des gebildeten Kohlen- mische Zersetzung
von Ammoniumnitrit
stoffdioxids aus dem Gasgemisch.
gewonnen werden.
Verwendung:
Aufgrund seiner Reaktionsträgheit wird Stickstoff als Schutzgas (Inert-
gas) verwendet, z.B. in der Lebensmittelindustrie. Flüssiger Stickstoff
wird in der Kältetechnik zur Konservierung von Zellen und 2.T. sogar
schon von Organen eingesetzt.
Anorganische Stickstoffverbindungen
Ammoniak NH3z
Eigenschaften:
Ammoniak ist farblos, gasförmig, mit charakteristischem Geruch, leichter
als Luft und gut wasserlöslich. Die wässrige Lösung reagiert schwach ba-
sisch, weil das Ammoniakmolekül als Protonenakzeptor (/S. 147) wirkt,
und in wässriger Lösung Hydroxid-Ionen entstehen.
NH3 + H,O u NH4* + OH”
Trotz seiner basischen Eigenschaften ist Ammoniak in der Lage, mit Me- Zu Das Haber-Bosch-
tallen unter Abgabe von Wasserstoff zu reagieren. Dabei bilden sich Verfahren wurde
Amide (MeNH,), Imide (Me,NH) oder Nitride (MezN). 1913 entwickelt.
Es ermöglichte
Deutschland wäh-
Herstellung:
rend des Ersten
Das wichtigste Verfahren zur Herstellung von Ammoniak ist die Ammo-
Weltkriegs die zur
niaksynthese nach dem Haber-Bosch-Verfahren (5. 292). Waffenproduktion
notwendigen Nitrate
Verwendung: unter Umgehung des
Ammoniak wird zu etwa 80% für die Herstellung von Stickstoffdün- Handelsembargos
gemitteln gebraucht. Der Rest dient zur Herstellung von Kunststoffen, selbst herzustellen.
Sprengstoffen auf Nitratbasis und Pflanzenschutzmitteln.
198 5 Periodensystem der Elemente
Stickstoffoxide
I Distickstoffmono-
oxid NO wird in der Mit Sauerstoff bildet Stickstoff verschiedene Oxide. Dazu gehören
Medizin als Narkose- Distickstoffmonooxid N>O, Stickstoffmonooxid NO, Distickstoff-
mittel verwendet. trioxid N>O;, Stickstoffdioxid NO, und Distickstoffpentoxid N>0O;.
NO/NO,-Gemische heißen nitrose Gase.
Molekülmodell
u BE m No,
Formel
Eigenschaften 2 ı farblos, gasförmig, geruchlos, , braunrot, gasförmig, stechend
sehr giftig, kaum wasserlöslich, ‚ riechend, sehr giftig, starkes Oxi-
| sehr reaktionsfreudig
un -
| dationsmittel, gut wasserlöslich
nenn mm nen
Vorkommen I im menschlichen Körper als blut- | entsteht durch spontane > Oxida-
| gefäßerweiternde Substanz, in | tion von Stickstoffmonooxid, in
, Abgasen, im Zigarettenrauch | Abgasen, im Zigarettenrauch
Verwendung | zur Salpetersäureherstellung; | als Zwischenstufe bei der Herstel-
‚ entsteht aus blutdrucksenkenden ‚ lung der Salpetersäure
| Mitteln
FÜ In blutdrucksen- Die Oxide des Stickstoffs reagieren mit Wasser zu verschiedenen Säuren.
kenden Medika- Stickstoffmonooxid bildet mit Luftsauerstoff Stickstoffdioxid.
menten ist oft 2NO + O2 == 2NO,
Glyceroltrinitrat
(Nitroglycerin) ent-
Stickstoffdioxid reagiert mit Wasser zu einem Gemisch aus Salpetersäure
halten. Daraus setzt
und salpetriger Säure.
der Körper durch
enzymatische Reak- 2NO, + H3O == HNO; + HNO,
tionen das gefäßer-
weiternde Stickstoff- Salpetersäure HNO3
monocoxid frei.
Eigenschaften:
Reine Salpetersäure ist eine farblose, stark ätzende Flüssigkeit und wirkt
als starkes Oxidationsmittel.
1. Konzentrierte Salpetersäure
Sie ist eine farblose Flüssigkeit und löst Edelmetalle wie Kupfer und
Silber, aber nicht Gold und Platin. Salpetersäure wird zur Herstellung
von Düngemitteln, Kunstfasern, Nitrolacken, Farbstoffen und deren
Zwischenprodukten (Anilin) verwendet.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 199
Wichtige Nitrate sind Kaliumnitrat, Natriumnitrat und Ammoniumnitrat. u Silbernitrat ist ein
1. Kaliumnitrat KNOz bekanntes Nachweis-
Kaliumnitrat, ein weißes, kristallines Salz, wird auch als „Salpeter” mittel für Halogenid-
bezeichnet. Schon vor Jahrhunderten verwendete man es zur Her- lonen (/S. 347).
Zur Herstellung von
stellung von Schwarzpulver. Auch heute noch ist es ein Ausgangs-
Feuerwerkskörpern
stoff für Sprengstoffe und wird außerdem für Kunststoffe und Farb-
verwendet man u.a.
stoffe gebraucht. Barium- und Stronti-
2. Natriumnitrat NaNO3 umnitrat.
Wie Kaliumnitrat ist auch das Natriumnitrat ein weißes, kristallines
Salz. Es ist Hauptbestandteil des Chilesalpeters. Natriumnitrat wird
als Düngemittel und zur Herstellung von Feuerwerk verwendet.
3. Ammoniumnitrat NH4NO3
Das Salz ist weiß, kristallin und zerfällt beim Erhitzen explosionsartig.
Ammoniumnitrat ist ein idealer Stickstoffdünger, darf jedoch nach
dem Sprengstoffgesetz nur in Gemischen eingesetzt werden.
Atombau:
[Phosphor wurde Das Phosphoratom besitzt 15 Pro-
1669 von dem Al- tonen und 16 Neutronen im Atom-
chemisten HENNING kern sowie 15 Elektronen in der
BRAND (um 1630 bis Atomhülle. Auf dem ersten Ener-
nach 1692) auf der gieniveau befinden sich zwei, auf
Suche nach Gold dem zweiten Energieniveau acht
bzw. dem „Stein der
und auf dem dritten Energieni-
Weisen“ entdeckt, als
veau fünf Elektronen. Phosphor
er im eingedampften
Harn unter Luftab- hat fünf Außenelektronen.
schluss eine feste Um eine stabile Elektronenkon-
Substanz erhielt. figuration (/S. 74) zu erreichen,
Bei Lufteinwirkung kann Phosphor drei Elektronen
leuchtete diese aufnehmen und Phosphidanionen P?" bilden. Wesentlich häufiger jedoch
Substanz im Dunkeln geht Phosphor polare oder unpolare Atombindungen mit geeigneten
und bekam deshalb Partnern ein. Anders als Stickstoff bildet Phosphor nur selten Mehrfach-
den Namen Phosphor
bindungen aus und kommt daher nicht als P,-Molekül vor.
(griech. phospho-
ros - Lichtträger,
lichttragend). EM Ausbildung von Atombindungen
- unpolare Atombindungen mit anderen Phosphoratomen: weißer
Phosphor, roter Phosphor
- polare Atombindungen mit anderen Atomen: Tetraphosphor-
hexaoxid, Tetraphosphordecaoxid
Weißer Phosphor
[Auch JOHANN Phosphoratome bilden untereinan-
KUNKEL (um 1630 bis der keine Mehrfachbindungen. Um
1703) und ROBERT ein Elektronenoktett zu erhalten,
BOYLE (1627-1691) werden bei der weißen Modifika-
entdeckten unabhän- tion drei unpolare Atombindungen
gig voneinander den zu anderen Phosphoratomen und
Phosphor. KUNKEL ein freies Elektronenpaar ausgebil-
stellte ihn erstmalig det. Dadurch entstehen tetraeder-
aus Knochen dar. LA- förmige P;-Moleküle, die sehr ener-
VOISIER (1743-1794) giereich und damit außerordentlich
beschreibt den Phos-
reaktionsfreudig sind.
phor als nichtmetal-
lisches chemisches
Element. Die einzelnen Modifikationen unterscheiden sich in ihren Strukturen und
somit auch in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 201
Weißer Phosphor ist kristallin, bei Zimmertemperatur wachsartig, nicht [weißer Phosphor
wasserlöslich, bildet sehr giftige Dämpfe und leuchtet im Dunkeln. wird unter Wasser
Roter, schwarzer und violetter Phosphor können aus der weißen gelagert. Dadurch
Modifikation hergestellt werden. wird verhindert, dass
er mit dem Luftsau-
erstoff reagiert oder
Andere Modifikationen des Phosphors
sich selbst entzündet.
roter - bildet sich beim Erhitzen von weißem Phosphor unter
Phosphor Luftabschluss
- besteht aus unregelmäßig dreidimensional vernetzten
Phosphoratomen
- dunkelrot, amorph, pulverförmig, nicht giftig, entzün-
det sich erst oberhalb 400 °C, explodiert im Gemisch mit
starken Oxidationsmitteln schon bei geringer Energie-
zufuhr, z.B. Reibung
ÜÜ Das Leuchten des
violetter | - entsteht durch langes Erhitzen aus dem weißen Phos- weißen Phosphors
Phosphor phor im Dunkeln beruht
besteht aus einem kompliziert aufgebauten Schichtgit- darauf, dass er an
ter, in dem die Phosphoratome röhrenförmig verknüpft der Luft in Spuren
sind verdampft und lang-
kristallin, kristallisiert in gut spaltbaren Tafeln sam zu P4O49 oxidiert
wird. Bei dieser Re-
schwarzer - entsteht u.a. unter Hochdruck aus dem weißen Phos- aktion wird Energie
Phosphor phor frei, die z. T. als Licht
besteht aus gewellten Doppelschichten aus P;-Ringen abgegeben wird
— kristallin, glänzend, eisengrau, leitet elektrischen Strom (Phosphoreszens).
' und Wärme, wasserunlöslich, ungiftig
= Pa + 6 Cl, — 4 PClz
Anorganische Phosphorverbindungen
Tetraphosphordecaoxid P4O40
u Um die Formel
des Phosphor(V)- Tetraphosphordecaoxid oder Phosphor(V)-oxid ist ein Molekül. Es
oxids P4O49 zu besteht aus vier Phosphoratomen und zehn Sauerstoffatomen, die
vereinfachen, kürzt durch polare Atombindungen miteinander verbunden sind.
man die Zahlen, die
das Atomzahlver-
hältnis angeben. So
entsteht die Formel Eigenschaften:
P,O;, bezeichnet als Tetraphosphordecaoxid ist farblos, geruchlos, fest und stark wasseran-
Diphosphorpentoxid ziehend (hygroskopisch). Mit Wasser reagiert das Oxid sehr heftig unter
oder nur Phosphor- Bildung der Phosphorsäure.
pentoxid. Die Mole-
küle des P4O79 bilden Herstellung und Verwendung:
eine Käfigstruktur. Tetraphosphordecaoxid wird technisch durch Verbrennen von weißem
Phosphor in trockener Luft hergestellt.
Pa + 5 O, == P4040
Das stark hygroskopische Oxid wird in der Industrie und im Labor als
Trockenmittel eingesetzt.
Phosphorsäure H3PO,
Eigenschaften:
Phosphorsäure ist eine farblose, kristalline, in Wasser leicht lösliche Sub-
stanz. Bei der Reaktion mit Wasser dissoziiert die Phosphorsäure stufen-
weise.
HzPO, + 3H50 == 3H30* + PO,”
Die Phosphorsäure dient als Ausgangsstoff für die Herstellung phosphat- [Reine Phosphor-
haltiger Düngemittel und von Natriumphosphaten für die Enthärtung säure, z.B. für die
von Wasser. Sie findet in der Emailleindustrie, bei der Herstellung von Lebensmittelindus-
Porzellankitt und Zahnfüllungen Verwendung. In der Getränkeindustrie trie, wird durch Ver-
brennen von weißem
wird sie als Säuerungsmittel, z.B. in Cola, genutzt.
Phosphor in einem
Durch die schrittweise Dissoziation gibt es drei mögliche Säurerest-Ionen Luft-Wasserdampf-
der Phosphorsäure: das Dihydrogenphosphat-, das Hydrogenphosphat- Strom gewonnen.
und das Phosphat-lon.
Demzufolge gibt es drei mögliche Salze der Phosphorsäure. Die Dihydro-
genphosphate (primäre Phosphate), die Hydrogenphosphate (sekundäre
Phosphate) und die eigentlichen Phosphate (tertiäre Phosphate). Alle
werden unter dem Sammelbegriff Phosphate zusammengefasst.
Sauerstoff ist ein Element der VI. Hauptgruppe. Es hat die Ord-
nungszahl 8.
Atombau:
> Das Element Das Sauerstoffatom besitzt 8 Pro-
Sauerstoff wurde tonen und meist 8 Neutronen im
1771 von C.\W. Atomkern sowie 8 Elektronen in
SCHEELE (1742-1786) der Atomhülle. Auf der ersten
entdeckt. Elektronenschale (dem ersten
Energieniveau) befinden sich zwei
>
und auf der zweiten Elektronen- 7
Eigenschaften:
Das Element Sauerstoff ist ein farbloses, geruchloses Gas. Sauerstoff ist
selbst nicht brennbar, unterhält jedoch die Verbrennung und die At-
mung. Das Gas ist in Wasser relativ gut löslich.
Reaktionen:
Da die Atombindungen im Sauerstoffmolekül sehr stark sind, ist das Gas
bei Raumtemperatur relativ reaktionsträge. Bei höheren Temperaturen
reagiert Sauerstoff jedoch z.T. sehr heftig mit vielen Elementen.
Vorkommen:
Sauerstoff kommt molekular mit ca. 21 Vol.-% in der Luft vor. In anor- u Im hoffmann-
ganischen Verbindungen tritt Sauerstoff in Form von Silicaten, Carbona- schen Wasserzer-
ten oder Oxiden, z.B. Wasser, und in vielen organischen Verbindungen setzungsapparat
(75. 240 ff.) auf. wird Wasser, das mit
verdünnter Schwe-
felsäure angesäuert
Herstellung und Verwendung:
wurde (Erhöhung
Die gasförmigen Nichtmetalle Was- der Leitfähigkeit),
serstoff und Sauerstoff können aus durch Elektrolyse
Wasser durch elektrolytische Zer- in Wasserstoff und
setzung gewonnen werden. Sauerstoff zerlegt.
Reiner Sauerstoff wird z.B. in
der Medizin in Beatmungsgerä-
ten eingesetzt. Im Gemisch mit
brennbaren Gasen wird das Gas
zum Schweißen und Brennschnei-
den genutzt. Sauerstoff dient in
der chemischen Industrie z.B. zur
Herstellung von Schwefelsäure
(75. 296) und als Synthesegas in
der organischen Chemie.
Flüssiger Sauerstoff wird als Rake-
tentreibstoff genutzt. Weiterhin
findet er u.a. Anwendung beim
Bleichen und in der biologischen
Abwasserreinigung.
Anorganische Sauerstoffverbindungen
Oxide
M Nichtionische Oxide
co Kohlenstoffmonooxid
CO, _Kohlenstoffdioxid
SO; _Schwefeltrioxid
NO, Stickstoffdioxid
N>O, Distickstofftetraoxid
P40}0 Tetraphosphordecaoxid
206 5 Periodensystem der Elemente
Oxide entstehen durch die Reaktion von Metallen mit Sauerstoff nach
der allgemeinen Gleichung:
[Ü] Metalloxide Auch durch die Reaktion von Nichtmetallen mit Sauerstoff können sich
(CaO, Na>z0;, usw.) Oxide bilden.
und Nichtmetall-
oxide (CO,, NO usw.) Nichtmetall + Sauerstoff —— Nichtmetalloxid
unterscheiden sich
grundlegend in den
Bindungsverhält-
nissen und dadurch EM Reaktion von Schwefel mit Sauerstoff
auch in ihren Eigen- S + O, me 50,
schaften.
Die Reaktion eines Stoffs mit Sauerstoff wird allgemein als Oxidation
(75. 134) bezeichnet. Wichtige Oxide sind z.B. einige Metalloxide, wie
Calciumoxid, Magnesiumoxid oder Aluminiumoxid, und Nichtmetall-
oxide, wie Wasser oder Tetraphosphordecaoxid (/S. 202).
Wasser H,O
W o105 9
Die gewinkelte Struktur kommt dadurch zustande, dass das Sauerstoff- Eu Hinsichtlich seiner
atom noch zwei nichtbindende Elektronenpaare besitzt. Deren Aufent- Dichte zeigt Wasser
haltsräume beanspruchen mehr Platz als die beiden Wasserstoffatome. ein ungewöhnliches
Da Sauerstoff elektronegativer ist als Wasserstoff, zieht das Sauerstoff- Verhalten. Erwärmt
man es von 0°C be-
atom die bindenden Elektronenpaare stärker an. Deshalb entsteht am
ginnend, steigt seine
am Sauerstoffatom ein negativer Pol. Am anderen Molekülende, an dem Dichte zunächst an
sich die Wasserstoffatome befinden, bildet sich ein positiver Pol, sodass und erreicht bei 4°C
Wassermoleküle Dipole sind. ein Maximum. Wird
das Wasser weiter
Eigenschaften: erwärmt, nimmt die
Wasser ist farblos, geruchlos, erstarrt (unter Normaldruck) bei 0°C zu Eis Dichte wieder ab.
und geht bei 100°C in Wasserdampf über. Reines Wasser ist kaum elek- Diese und andere
trisch leitfähig. spezielle Eigenschaf-
ten fasst man unter
Wasser ist ein amphoteres Oxid. Es kann als Brönsted-Säure oder als
der Bezeichnung
Brönsted-Base (//S. 102f.) reagieren.
Anomalie des Was-
Durch seinen Dipolcharakter ist Wasser eines der besten Lösungsmittel sers zusammen.
für alle polaren Verbindungen und lonensubstanzen. Die gelösten Stoffe
dissoziieren dabei oft. An die dabei gebildeten Ionen lagern sich Was-
sermoleküle an, sodass man von aquatisierten oder hydratisierten Ionen
spricht (/S. 97).
Herstellung:
Reines Wasser wird über Destillation oder Entmineralisierung an lonen- 2 In Industrie und
austauschern hergestellt. Landwirtschaft wird
Wasser noch für viele
Vorkommen und Bedeutung: andere Zwecke benö-
Wasser kommt auf der Erde nicht nur in flüssiger Form, sondern auch
tigt (5. 320).
als Eis oder als Wasserdampf in der Atmosphäre vor. Die Zirkulation des
Wassers wird im Wasserkreislauf (/7S. 318 ff.) beschrieben. Auch in Ver-
bindungen, z.B. in Kristallen als gebundenes Kristallwasser, oder in Kom-
plexverbindungen kann Wasser enthalten sein.
Calciumoxid CaO
Calciumoxid ist eine Ionensubstanz mit der Formel CaO. Der Stoff
wird auch als Branntkalk, gebrannter Kalk oder Ätzkalk bezeich-
net.
Eigenschaften:
= Ü] Magnesit und Do- Calciumoxid ist weiß, fest, pulverförmig bis stückig und wirkt stark ät-
lomit sind Mineralien zend. Calciumoxid ist ein Basen bildendes Oxid. Es reagiert mit Wasser
mit der chemischen unter heftiger Wärmeentwicklung zu Calciumhydroxid Ca(OH),. Dieser
Zusammenset- Vorgang wird als Kalklöschen bezeichnet, die entstehende Calciumhyd-
zung MgCO; bzw.
roxidlösung wird Löschkalk (gelöschter Kalk) genannt.
CaCO; : MgCO;. Aus
CaO + H,O ——— Ca(OH),
ihnen können die
Oxide, z.B. durch Cal- Branntkalk Löschkalk
cinieren, gewonnen
werden. Herstellung und Verwendung:
Calciumoxid wird technisch durch das Kalkbrennen (Brennen von Cal-
ciumcarbonat CaCO;, 75. 298) gewonnen. Deshalb wird es Branntkalk
genannt. Branntkalk und Löschkalk werden vor allem in der Bauindus-
trie für Kalkmörtel benötigt. Das sich im Kalkmörtel bildende Calciumhy-
droxid reagiert mit dem Kohlenstoffdioxid der Luft zu wasserunlöslichem
Calciumcarbonat, der Mörtel bindet ab.
Ca(OH), + CO, =——- CaCO; + H,O
Löschkalk Kalk
Magnesiumoxid MgO
Eigenschaften:
(In der Lebens- Magnesiumoxid ist weiß, fest und pulverförmig. In Wasser ist es fast un-
mittelindustrie wird löslich, zeigt jedoch je nach unterschiedlichen Herstellungsbedingungen
Magnesiumoxid als verschiedene Reaktionsfähigkeit. Magnesiumoxid, das bei einer Tempe-
Lebensmittelzusatz- ratur zwischen 700 °C und 800 °C gebrannt wurde, kann mit Wasser lang-
stoff (E530) als Säu-
sam zu Magnesiumhydroxid Mg(OH); reagieren.
reregulator einge-
setzt. Außerdem
MgO + H50O —- Mg(OH),
findet es Verwen-
dung als Trennmittel Herstellung und Verwendung:
für Waffelblätter und Magnesiumoxid wird aus Magnesit MgCO; oder Dolomit gebrannt. Da-
als Aufschlussmittel bei wird das Magnesiumcarbonat erhitzt, sodass es in Magnesiumoxid
für Rohkakao. und Kohlenstoffdioxid zerfällt. Das Magnesiumoxid, welches bei Tempe-
raturen über 1000°C gebrannt wurde, findet als Rohmaterial für feuer-
feste Steine Verwendung.
Es kann ebenfalls als Isoliermaterial in der Elektroindustrie genutzt wer-
den. Bei 600 °C gebranntes Magnesium (Magnesia) dient als Pulver in der
Medizin zur Neutralisation von Magensäuren.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 209
Farbgebende Oxide
Eine Reihe von Metalloxiden wird in der Glasindustrie zum Färben der
Produkte verwendet (/ Abb.). Dabei wird zwischen einer Anlauffärbung
und einer lonenfärbung unterschieden. Die Ionenfärbung wird oft durch
Metalloxide hervorgerufen.
Die Verbrennungstemperatur ist die bei der Verbrennung wirk- Ü Die Brandklassen
same Temperatur. (A,B, C, Dund F)
werden nach den
brennbaren Stoffen
unterteilt. Brände
Das Feuer ist die sichtbare äußere Begleiterscheinung einer Verbrennung
können sich in
und kann als Flamme oder Glut (auch in Kombination beider Formen)
Sekundenschnelle
auftreten. Flammen sind brennende, Wärme und Licht ausstrahlende ausbreiten. Wer über
Gase. mögliche Maßnah-
Als Glut werden glühende Festkörper bezeichnet, die ebenfalls Wärme men bei ausbrechen-
und Licht ausstrahlen. den Bränden und das
Als Verbrennungswärme wird die bei der vollständigen Verbrennung ei- richtige Verhalten
nes Stoffs frei werdende Wärmemenge bezeichnet. informiert ist, kann
im Notfall gezielt
und schnell handeln.
Für die Verbrennung sind drei Voraussetzungen erforderlich:
Je nach Brandklasse
1. Vorhandensein eines brennbaren Stoffs
werden verschiedene
2. Vorhandensein von Sauerstoff Löschmittel (Pulver,
3. Erreichen der Entzündungstemperatur/Vorhandensein einer Zünd- Kohlenstoffdioxid,
quelle Wasser und Schaum)
eingesetzt.
Brandschutz und Brandbekämpfung
Zum Schutz vor Bränden und zur Brandbekämpfung muss mindestens eine
der drei Voraussetzungen für die Verbrennung ausgeschlossen werden.
Schwefel ist ein Element der VI. Hauptgruppe. Es hat die Ord-
nungszahl 16.
Atombau:
Das Element Das Schwefelatom besitzt 16 Proto-
Schwefel war in ele- nen und meist 16 Neutronen im
mentarer Form und Atomkern sowie 16 Elektronen in
in Form von Verbin- der Atomhülle. Auf der ersten Elek-
dungen schon in der
tronenschale (dem ersten Energie-
Antike bekannt.
niveau) befinden sich zwei, auf der
Schwefel besitzt
verschiedene Isotope. zweiten Elektronenschale acht und
Diese haben entwe- auf der dritten Elektronenschale
der 16, 17 oder 18 sechs Elektronen.
Neutronen im Kern. Schwefel hat sechs Außenelektro-
nen. Um eine stabile Achterschale
(/5. 74) zu erreichen, kann ein Schwefelatom zwei weitere Elektronen
aufnehmen, wobei das Sulfid-Ion entsteht. Auch durch Atombindungen
kann ein Elektronenoktett erreicht werden.
Rhombischer Schwefel ist bei Zimmertemperatur beständig, fest und bil- EU Schwefel kommt
det rhombische Kristalle. Er ist zitronengelb, nicht wasserlöslich, kaum in in elementarer
organischen Lösungsmitteln, aber sehr gut in Schwefelkohlenstoff lös- Form in zahlreichen
lich. Schwefel tritt bei unterschiedlichen Temperaturen in verschiedenen Schwefellagerstätten
vor. Sulfidmineralien
Zustandsformen mit unterschiedlichen Aggregatzuständen auf.
sind Kiese, Glanze
und Blenden. Sulfat-
Reaktionen des Schwefels: mineralien sind Gips
Schwefel reagiert schon bei geringer Wärmezufuhr mit sehr vielen Ele- (75. 215), Anhydrit,
menten. An der Luft verbrennt er nach Entzündung mit blauer Flamme Bittersalz und Glau-
zu Schwefeldioxid bersalz.
S + © —m 50,
nn
in
w
N
214 5 Periodensystem der Elemente
Anorganische Schwefelverbindungen
Schwefeldioxid SO,
Eigenschaften:
Schwefeldioxid ist farblos, stechend riechend, gasförmig, giftig und was-
serlöslich. Bei der Reaktion mit Wasser entsteht eine Lösung, die gelös-
tes Schwefeldioxid, Hydronium-lIonen und Hydrogensulfit-Ionen enthält
und als schweflige Säure bezeichnet wird.
Schwefeltrioxid SO3
Eigenschaften:
Schwefeltrioxid ist eine feste Substanz, die in drei Modifikationen auf-
treten kann. Es ist stark wasseranziehend (hygroskopisch), wirkt mäßig
oxidierend und reagiert unter starker Wärmeentwicklung heftig mit
Wasser zu Schwefelsäure.
SO; + H,O —— H,504
Schwefelsäure Hz5SO,
Eigenschaften:
Reine Schwefelsäure ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, die bereits bei
10,4°C erstarrt. Auf der Haut wirkt die Säure stark ätzend. Die konzen-
trierte Schwefelsäure enthält zu etwa 4% Wasser. Schwefelsäure ist mit
Wasser in beliebigem Verhältnis mischbar.
Die Reaktion mit Wasser (Protolyse) verläuft stark exotherm.
H5504 + 2H5;0 — 2 H30* + SO, Du Beim Verdünnen
der Schwefelsäure
Herstellung und Verwendung: ist die Säure immer
Schwefelsäure wird im Kontaktverfahren (7 S. 296) hergestellt. Die Säure in das Wasser zu gie-
Ben, nie umgekehrt.
wird als Trockenmittel, zur Herstellung von Düngemitteln, zur Gewin-
Dabei ist intensiv zu
nung von Titanoxid, zur Herstellung von Sprengstoffen, von Zellwolle rühren. Wegen der
und Kunstseide oder als Akkumulatorsäure benötigt. großen Wärmeent-
wicklung kann es
Salze der Schwefelsäure - Sulfate sonst zum Versprit-
zen der überhitzten
Sulfate bestehen aus positiv geladenen Metall- oder Ammonium- Säure kommen.
EM - Calciumsulfat CaSO, (in der wasserfreien Form als Anhydrit CaSO, © sulfate werden
oder als Gips CaSO,-2 H,O) wie Gips in der Bau-
- Bariumsulfat BaSO, (Schwerspat, Baryt) industrie verwendet.
Bariumsulfat wird als
weißes Füllmaterial
Sulfate können z.B. durch Reaktion von Schwefelsäure mit Metallen,
und zur Herstellung
Metalloxiden und Metallhydroxiden entstehen. von Kunstdruck-
papier eingesetzt.
Schwefelwasserstoff H,S
Eigenschaften:
Schwefelwasserstoff ist gasförmig, farblos und riecht nach faulen Eiern.
Es ist sehr giftig und lähmt das Atemzentrum. Das Gas ist wasserlöslich,
die Lösung reagiert sauer. Dabei entsteht Schwefelwasserstoffsäure. ED sulfide sind die
Salze der Schwefel-
Vorkommen: wasserstoffsäure. In
der Natur treten sie
In der Natur kommt Schwefelwasserstoff in vulkanischen Gasen, im Erdöl
wie Zinkblende (ZnS)
und Erdgas und bei der Zersetzung von Eiweiß durch Fäulnis vor. Schwe-
als Mineralien auf.
felwasserstoff wird technisch aus den Elementen hergestellt.
216 5 Periodensystem der Elemente
Chlor ist ein Element der VIl. Hauptgruppe. Es hat die Ordnungs-
zahl 17.
Atombau:
[ Chlor hat seinen Das Chloratom besitzt 17 Protonen
Namen vom grie- und meist 18 Neutronen im Atom-
chischen „chloros” kern sowie 17 Elektronen in der
für grün wegen der Atomhülle. Auf der ersten Elektro-
Farbe des Gases.
nenschale (dem ersten Energieni-
veau) befinden sich zwei, auf der
zweiten Elektronenschale acht und
auf der dritten Elektronenschale
sieben Elektronen. Chlor hat sie-
ben Außenelektronen. Um eine
stabile Achterschale (/S. 74) zu er-
reichen, kann ein Chloratom ein Elektron aufnehmen. Chlor kann mit
anderen Chloratomen Moleküle mit unpolaren Atombindungen bilden.
Durch Aufnahme eines Elektrons kann auch ein negativ geladenes Chlo-
rid-Ion entstehen. Das Element Chlor kommt immer als Molekül vor.
Reaktionen:
Chlor gehört neben Fluor zu den reaktionsfreudigsten Elementen. So re-
agiert es schon bei Raumtemperatur mit den meisten Elementen unter
großer Wärmeentwicklung (exotherme Reaktionen). Alkalimetalle, Erd-
alkalimetalle und auch viele andere Elemente, z.B. Phosphor, Bor, Sili-
cium oder Zinn, reagieren teilweise heftig mit Chlor zu Chloriden.
Vorkommen:
Da Chlor ein äußerst reaktionsfreudiges Element ist, kommt es außer in I Chlorgas wirkt
einigen Vulkangasen nie elementar, dafür jedoch in zahlreichen Verbin- stark toxisch. Es
dungen vor, hauptsächlich in Chloriden. zerstört pflanzliche
und tierische
Gewebe. Im Ersten
Verwendung:
Weltkrieg wurde es
Der größte Teil des produzierten Chlors (etwa 80%) dient der Herstel-
als Kampfgas einge-
lung organischer Produkte, z.B. Lösungsmittel wie Chloroform, Tetra- setzt. Das Gas kann
chlorkohlenstoff, Trichlorethylen. Bakterien und Algen
Chlor ist außerdem ein Ausgangsstoff für Bleichmittel, Polyvinylchlorid vernichten. Diese
(PVC), Waschmittel, Herbizide und Pestizide. Chlor wird durch Elektrolyse Eigenschaft macht
aus wässrigen Kochsalzlösungen, hauptsächlich durch das Membranver- man sich bei der
fahren (/S. 302), gewonnen. Wasserbehandlung
zur Desinfektion, z.B.
in Schwimmbädern,
Anorganische Chlorverbindungen
zunutze.
Chlorwasserstoff HCI
Eigenschaften:
Chlorwasserstoff ist farblos, gasförmig, stechend riechend, nicht brenn-
bar und gut wasserlöslich. Die wässrige Lösung reagiert sauer, da Chlor-
wasserstoff in einer Reaktion mit Protonenübergang (5. 147) ein
Wasserstoff-Ion an das Wassermolekül abgibt. Es entstehen Hydronium-
lonen und Chlorid-lonen.
HCl + H,O == H30* + cl
Reines Chlorwasserstoffgas leitet den elektrischen Strom nicht. Die polare © oft wird Chlor-
Atombindung im Molekül ist stabil. Chlorwasserstoff ist wesentlich reak- wasserstoff mit seiner
tionsträger als seine wässrige Lösung, die Salzsäure. in Wasser gelösten
Form, der Salzsäure,
verwechselt oder
Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure)
gleichgesetzt.
geschützt. Wird zu
2 HCI (vereinfacht) CaCl)
viel Salzsäure produ-
ziert oder steigt diese
in der Speiseröhre Vorkommen und Verwendung von Salzsäure:
nach oben, entsteht Freie Salzsäure kommt nur in geringen Mengen vor, z.B. in Verdauungs-
Sodbrennen. säften und den Ausdünstungen einiger Vulkane. Übliche Handelsformen
sind verdünnte Salzsäure (etwa 7%ig), konzentrierte Salzsäure (etwa
30%ig) und rauchende Salzsäure (etwa 37 %ig).
Salzsäure fällt zu fast 90% als Nebenprodukt bei Chlorierungen (Halo-
genaustauschreaktionen in der organisch en Chemie) an und muss des-
halb nicht noch zusätzlich in größeren Mengen hergestellt werden.
Zur Herstellung kleinerer Mengen kann Chlorwasserstoff durch die Reak-
tion von Kochsalz mit Schwefelsäure gebildet werden.
2NaCl + H2504 ——e Na3504 + 2 HCl
[Ein Gemisch aus Die Verwendungszwecke der Salzsäure sind vielfältig. Sie wird eingesetzt
drei Teilen konzen- für:
trierter Salzsäure und - die Reinigung von Metalloberflächen
einem Teil konzen- - das Beizen von Metallen
trierter Salpetersäure
- die Herstellung von Metallchloriden
wird als Königswasser
- Neutralisationsreaktionen in der anorganischen und organischen Che-
bezeichnet, da es den
„König der Metalle”, mie
das Gold, auflöst. - Hydrolyse (Spaltung) von Eiweißen und Kohlenhydraten
- Säurebehandlung von Ölquellen
Eigenschaften:
Chloride sind meist in Wasser sehr gut löslich. Die starken Elektrolyte
(75.138) dissoziieren in Metall-Ionen (oder Ammonium-lonen) und
Chlorid-Ionen.
Wichtige Chloride sind Natriumchlorid und Kaliumchlorid. Für die Her- [| Neben den anor-
stellung von Chloriden gibt es zahlreiche Methoden. Wichtige Herstel- ganischen Chlorver-
lungsverfahren von anorganischen Chloriden sind die folgenden Reak- bindungen existieren
tionen zwischen: auch einige organi-
sche Chlorverbindun-
- Elementen, z.B. Alkalimetall, und Chlor-Element und Chlorwasser-
gen (5. 239).
stoffsäure
- Metalloxid, Kohlenstoff und Chlor
Hydroxid und Chlorwasserstoffsäure
Carbonat und Chlorwasserstoffsäure
m Der Aufbau des Periodensystems der Elemente ergibt sich aus dem
inneren Bau der Atome.
- Die Elemente sind nach steigender Ordnungszahl bzw. Kernladungs-
zahl geordnet.
- Elemente mit ähnlichem Atombau und daraus resultierenden ähnlichen
Eigenschaften werden zu Perioden und Gruppen zusammengefasst.
3 Hauptgruppe
©
D:
Kernladungszahl
(Ordnungszahl)
Atommasse
6.1 Kohlenwasserstoffe
6.1.1 Grundlagen
[] Manchmal wird Als Kohlenwasserstoffe wird eine große Gruppe chemischer Ver-
der in den Kohlen- bindungen bezeichnet, die aus den Elementen Kohlenstoff und
wasserstoffen ge- Wasserstoff bestehen. Die Kohlenstoffatome sind hier unterein-
bundene Kohlenstoff
ander durch Einfach-, Doppel- oder Dreifachbindungen zu einem
wieder „sichtbar”.
stabilen Kohlenstoffgerüst verknüpft. Die frei bleibenden Bin-
So kann bei der
unvollständigen dungsstellen werden von Wasserstoffatomen besetzt.
Verbrennung einiger
Kohlenwasserstoffe
Ruß entstehen. Ruß Kohlenwasserstoffe können in verschiedene Gruppen eingeteilt werden.
ist feinstverteilter Als Grundlage für eine Einteilung kann das Kohlenstoffgerüst herange-
Kohlenstoff. zogen werden. Entsprechend der Anordnung der Atome werden ketten-
förmige und ringförmige Kohlenwasserstoffe unterschieden.
Ei kettenförmiger ringförmiger
Kohlenwasserstoff Kohlenwasserstoff
ausführliche Strukturformeln: H N
HC SAH
lllnı
H-C-C-C-C-C-C-H
Ho
n
1\H
c/"
| H/ >c* NH
HHH HH H AN
H H
vereinfachte Strukturformeln: CH,
CH, "CH,
CH3-CH,-CH3Z-CH,—CH,—CH;
nn CH,
x
Hexan Cyclohexan
> Gesättigte Koh- Kohlenwasserstoffe werden als gesättigt bezeichnet, wenn die Kohlen-
lenwasserstoffe sind stoffatome in ihrem Molekül untereinander nur durch Einfachbindun-
in der Natur weit gen verknüpft sind.
verbreitet. Sie sind Sie sind ungesättigt, wenn zwei oder mehrere Kohlenstoffatome unter-
z.B. im Erdöl und
einander durch Doppel- oder Dreifachbindungen (Mehrfachbindungen)
Erdgas enthalten.
verbunden sind.
EM gesättigter ungesättigter
Kohlenwasserstoff Kohlenwasserstoff
ausführliche Strukturformeln:
HH H
I 1 1 | „H
H-C-C-C-H H-C-C=
I 1 1 Il SH
H HH
vereinfachte Strukturformeln:
CH; CH, CH; CH;=-CH=CH,
Propan Propen
6.1 Kohlenwasserstoffe 223
Bee Ba
HHH H HHH NH
HHHH H HH
H-C-H
H
Butan 2-Methylbutan
(2-Monomethylbutan)
BE Kohlenwasserstoff
mit einem Ring mit zwei Ringen
H H HH HH
H_/ \_H NZ N,/
ae H\ zer a ‚H
H<c c-H HH ch
H
INN
C H H/
Sc N Pa
\c N „
<SH
a: Er Z
HH HH HH
Cyclopentan Decalin (Bicyclo-4,4,0-decan)
Einige der kettenförmigen Kohlenwasserstoffe und einige der gesättig- | Homologe Reihen
ten ringförmigen Kohlenwasserstoffe wie die Cycloalkane (/'S. 233) bil- treten auch bei orga-
den homologe Reihen. nischen Verbindun-
gen auf, die außer
Kohlenstoff und
Eine homologe Reihe ist eine Folge chemisch ähnlicher Verbindun- Wasserstoff weitere
gen, bei der sich zwei aufeinanderfolgende Glieder in der Reihe Elemente im Molekül
durch eine -CH,-Atomgruppe unterscheiden. Ähnliche Struktur- haben. So bilden z.B.
merkmale bedingen weitgehend übereinstimmende chemische Ei- Alkanale (5. 244)
genschaften. Unterschiedliche Molekülmassen führen zu abgestuft oder Alkansäuren
unterschiedlichen physikalische Eigenschaften. (75. 249) homologe
Reihen.
Alkane
[] Methan und
Sauerstoff bilden im Aufgrund der starken unpolaren Atombindungen in den Molekü-
Verhältnis 1:2 ein len sind Alkane relativ reaktionsträge. Bei ausreichender Aktivie-
leicht entzündliches, rung reagieren sie jedoch mit Sauerstoff (Redoxreaktion) und mit
explosives Gemisch, Halogenen (Substitutionsreaktion).
das „schlagende Wet-
ter”, z.B. in Kohle-
gruben, verursachen
kann. Auch die Abspaltung von Wasserstoff (Eliminierung) in Gegenwart eines
Katalysators ist eine mögliche Reaktion.
6.1 Kohlenwasserstoffe 225
HHHHH HHH HH
a a | — — Licht LE =
H-C-C-C-C-C-H + IBr-BrI > H-C-C-C-C-C-Bril + H-Brl
a =. III T ii
HHHHH HHH HH
Dehydrierung (Eliminierung)
HHHH HH H
u Kat. I |
Nr
HH H H HH
Butan But-2-en
Alkene
Ü Das Vorliegen von Alkene sind kettenförmige Kohlenwasserstoffe, die in ihrem Mo-
Mehrfachbindungen
kann mit der Baeyer-
lekül neben Einfachbindungen auch mindestens eine Doppelbin-
Probe nachgewiesen dung zwischen zwei benachbarten Kohlenstoffatomen enthalten.
werden (/5. 353). Alkene gehören zu den ungesättigten Kohlenwasserstoffen.
en C4Hg CH3-CHz-CH=CH, 65
Wichtige Alkene
u H H HH
\ / Kat. |
c=C + H-H —— H-C- = H
/ \
H H H H
Ethen Ethan
= H H H H
\u _ Il
c=C + H-Cli — H-C-C-H
EN z Il
HH H cl!
Ethen Chlorethan
(EthylIchlorid)
= HH
MH „ Kat. Il
n cC=C _—— c-Cc
/ \ |
H H HH ni
Alkine
Ausgewählte Alkine
Name | Summenformel | vereinfachte Strukturformel und Siedetemperatur
| Kalottenmodell in °C
Ethin | =C_
(Acetylen) GH5 | H-C=C-H 83,6
|
Propin | CzHa CH;-C= CH -27,5
m In Carbidlam-
pen, die früher in i Die typische Reaktion der Alkine ist die Addition.
den Bergwerken
zur Beleuchtung
eingesetzt wurden,
Addition von Wasserstoff (Hydrierung)
wurde Calciumcarbid
Die Hydrierung erfolgt in Gegenwart eines Katalysators (z.B. Platin
mit Wasser versetzt.
Dabei entsteht u.a. oder Nickel). Sie verläuft über die Stufe der Alkene zu den Alkanen.
Ethin. Das Ethin
verbrennt mit dem m
Sauerstoff der Luft CH=CH + H—H Be CH,=CH,
und spendet Licht.
Ethin Ethen
Die Umsetzung von
Calciumcarbid mit
Wasser wird auch zur CH,= CH, + HH a, CH,— CH,
Darstellung von Ethin
Ethen Ethan
im Labor genutzt.
=
_ Doy#
H-C=C-H + H-Ö-H
° — Kat.oe H-c-c"
C
n 8
Ethin Ethanal
6.1 Kohlenwasserstoffe 229
H H
CH=CH + 1Br-Brı
<=
u
Kat.
>c=c/ 1,2-Dibrom-
.
u H IBri H
| = H\ Il
H-C=C-C-H + H-Bri —— C=C-C-H
| = H“ I
H H
Propin 2-Brompropen
IBriH H IBriH
u a _ I
„e=C-C-H + H-Br — HESEZSCH
H | | |
H H Br H
2-Brompropen 2,2-Dibrompropan
Ethin (Acetylen)
Eigenschaften Verwendung
- farblos, gasförmig, narko- | - zum autogenen Schwei-
tisch wirkend, etherischer Ben und Schneiden im
Geruch, brennt mit hell Gemisch mit Sauerstoff
leuchtender Flamme, gut | - als Ausgangsstoff für
wasserlöslich Synthesen von Vinyl-
- verflüssigtes Ethin explo- chlorid, Butan-1,4-
diert bei Stoß oder beim diol, Vinylacetat und
Erhitzen Acrylsäure, die u.a. zur
- explosiv im Gemisch Kunststoffherstellung
mit Luft und Sauerstoff benötigt werden
(Acetylen-Knallgas)
230 6 Organische Verbindungen
[DJ Isomere ähneln Die unterschiedliche Struktur der Moleküle führt zu unterschiedlichen
sich mehr oder physikalischen und chemischen Eigenschaften der Stoffe.
weniger in ihren Es werden zwei Hauptformen der Isomerie unterschieden, die Konstitu-
Eigenschaften. Die tionsisomerie (Strukturisomerie) und die Stereoisomerie.
Unterschiede in
den Eigenschaften
hängen u. a. davon Konstitutionsisomere (Strukturisomere) sind Verbindungen mit
ab, welche Form der gleicher Summenformel, aber unterschiedlicher Verknüpfung der
Isomerie vorliegt. Atome im Molekül.
Eine andere Form ist die Doppelbindungsisomerie, bei der sich die Iso-
mere nur durch die Lage der Doppelbindung im Molekül unterscheiden.
mM But-1-en But-2-en
HH H HH HH
H a
=C=C=C=H H-C-C=C-C-H
H/ 1 2 1314 11 2 3 14
H H H H
09, =-6,3 °C Summenformel: C,H 0,=3,7°C
[Bei den Verbin- Stereoisomere sind Verbindungen mit gleicher Konstitution, aber
dungen mit funk- unterschiedlicher räumlicher Anordnung der Atome im Molekül.
tionellen Gruppen
(75. 237 ff.) gibt es
noch weitere Formen
Zur Steroisomerie gehört u.a. die cis-trans-Isomerie, die an Molekülen
der Isomerie organi-
mit Doppelbindungen auftritt.
scher Verbindungen.
Die Wortstämme der Verbindungen entsprechen der Anzahl der Kohlen- > Früher wur-
stoffatome in der Molekülkette. den organische
Die Endungen kennzeichnen den Bindungsgrad in der Molekülkette. Verbindungen
mit Trivialnamen
bezeichnet. Später
Anzahl der Kohlenstoffatome und Benennung
wurde eine syste-
1 C: Meth- 6 C: Hex- 11 C: Undec- 16 C: Hexadec- matische Namens-
2 C: Eth- 7 €: Hept- 12 C: Dodec- 17 C: Heptadec- gebung notwendig.
3 C: Prop- 8 C: Oct- 13 C: Tridec- 18 C: Octadec- Die heute gültigen
4.C: But- 9C: Non- 14 C: Tetradec- 19 C: Nonadec- Regeln wurden von
der IUPAC ausgear-
5 C: Pent- 10 C: Dec- 15 C: Pentadec- 20 C: Eicos-
beitet. Die nebenste-
hende Nomenklatur
Mi n n n 4 H Pentan besitzt fünf Kohlenstoffatome im Molekül. entspricht diesen
IUPAC-Regeln.
Tas
HHH HH
-in | mindestens
eine Dreifachbindung | en
zwischen zwei Kohlenstoffatomen Ethn H-C=C-H
Ab einer Anzahl von vier Kohlenstoffatomen wird auch die Lage der
Mehrfachbindung mit arabischen Ziffern angegeben.
tri-
Bei verzweigten kettenförmigen Kohlenwasserstoffen wird der Grund- tetra-
name von der längsten unverzweigten Kette im Molekül (Wortstamm penta-
-vonoaavuı
und Endung) abgeleitet. Der Name der Seitenkette ergibt sich aus dem hexa-
Wortstamm des Kohlenwasserstoffrests mit der Endung -yl (Alkylrest). hepta-
octa-
| nona-
längste Kette: mit 5 Kohlenstoffatomen
-Pentan 0 deca-
Alkylrest: -methyl
Position: am 2. Kohlenstoffatom
2-Methylpentan (2-Monomethylpentan)
232 6 Organische Verbindungen
Es gibt auch Ver- Neben Molekülen, die nur eine Doppelbindung enthalten, gibt es auch
bindungen mit mehr Verbindungen mit zwei oder mehreren Doppelbindungen. Sie werden
als einer Dreifachbin- als Diene oder Polyene bezeichnet. Je nach Lage der Doppelbindungen
dung im Molekül. werden verschiedene Verbindungstypen unterschieden.
Moleküle mit zwei
Dreifachbindungen Anordnung der EuRbelDIndungen
heißen z.B. Diine.
Die Doppelbindun- Die Doppel- und | Die Doppelbindun-
gen liegen unmittel- ı Einfachbindungen ‚ gen sind durch mehr
bar nebeneinander ‚ wechseln sich ab, sie ‚ als eine Einfachbin-
und haben somit ein ‚ alternieren. ı dung voneinander
gemeinsames Kohlen- | | | getrennt.
stoffatom. | |
kumulierte Doppel- ‚ konjugierte Doppel- | isolierte Doppelbin-
bindungen ‚ bindungen ungen
Propa-1,2-dien | Penta-1,3-dien | Hexa- 1 5- dien.
| H HH j HH H
H\ ‚H IH Il IH ‚H
G=c=C | C=C-C=C-C-H| C=C-C-C-C=C
H’ “H ' H/ | | H/ a a
H H | HH H
Cycloalkane
Aromatische Verbindungen
Di Aromatische Ver-
Aromaten sind ringförmige, ungesättigte organische Verbindun- bindungen wurden
gen, die ein besonders stabiles Elektronensystem aufweisen. ursprünglich aus
Pflanzen gewonnen
und erhielten ihren
Namen wegen des
Die auch als Arene bezeichneten aromatischen Kohlenwasserstoffe ha- angenehmen „aro-
ben in ihrem Molekül nur Kohlenstoff- und Wasserstoffatome. Andere matischen” Geruchs,
Aromaten enthalten noch weitere Atome, z.B. Sauerstoff- oder Stick- z.B. Vanillin.
stoffatome, in ihren Molekülen (5. 235).
Da die aromatischen Ringsysteme sehr stabil sind, ist die bevorzugte
Reaktionsart die Substitution. Besondere Bedeutung haben die aroma-
tischen Verbindungen, die sich vom Benzen (Benzol) ableiten. Sie sind
wichtige Ausgangsstoffe für die chemische Industrie.
234 6 Organische Verbindungen
Benzen
[ Benzen wurde
1825 erstmals aus Benzen (Benzol) ist der bekannteste aromatische Kohlenwasser-
Kokereigas isoliert. stoff. In seinem Molekül sind sechs Kohlenstoffatome und sechs
Heute werden aro- Wasserstoffatome in einem Ring miteinander verbunden. Die Sum-
matische Kohlenwas- menformel lautet CgHe.
serstoffe meist aus
Steinkohlenteer oder
aus Erdöl gewonnen.
Nach dieser Summenformel gehört Benzen zu den ungesättigten Koh-
lenwasserstoffen. Es geht jedoch nicht die für Alkene und Alkine typi-
schen Additionsreaktionen ein (/S. 278).
Stattdessen ist Benzen ähnlich reaktionsträge wie die Alkane. Erst nach
ausreichender Aktivierung bzw. in Gegenwart von Katalysatoren sind
Substitutionsreaktionen möglich (5. 277).
Struktur
Cyclohexa- Die ungewöhnlichen Eigenschaften des Benzens sind auf die besondere
1,3,5-trien Molekülstruktur zurückzuführen, an deren Aufklärung die Chemiker im
19. Jahrhundert jahrelang forschten.
Erst 40 Jahre nach der Entdeckung des Benzens entwickelte ERNST AU-
GUST VON KEKULE (1829-1896) eine Ringstruktur mit drei konjugierten
Doppelbindungen, die die Bindungsverhältnisse annähernd korrekt be-
schreibt. Er vermutete, dass diese Doppelbindungen hin- und herschwin-
gen und deshalb zwei gleichwertige mesomere Grenzstrukturen des
Benzenmoleküls existieren.
CL
h
c Sa 2 Fe
h
€ NSrr
|
vr
HSc-
I Il
4
SE
nee
I |
Ö
| |
H H
Die Kohlenstoff- Im Innern des Ben- An den sechs Eck-
[Ü Benzen wird
atome im Benzenring zenrings bilden ins- punkten befinden
häufig auch Benzol
genannt, obwohl das sind abwechselnd gesamt sechs Außen- sich Kohlenstoff-
Molekül keine Hydro- durch Einfach- und elektronen der sechs atome. Das Elektro-
xylgruppe enthält. Doppelbindungen Kohlenstoffatome ein nensextett wird durch
miteinander ver- | stabiles Sextett. einen Kreis im Innern
knüpft. gekennzeichnet.
6.1 Kohlenwasserstoffe 235
Chemische Reaktionen
HÜCKEL wies nach, dass das Benzenmolekül durch die Delokalisierung [ Auch Phenol
der Elektronen energetisch stabilisiert wird. Auf dieser sogenannten Me- (7/5. 243 ff.) und
someriestabilisierung beruht die Reaktionsträgheit des Benzens und der Anilin (/$. 248)
anderen aromatischen Verbindungen. sind Derivate des
Benzens.
Aus dem gleichen Grund sind am Benzen hauptsächlich Substitutions-
reaktionen möglich. Beim Austausch eines Wasserstoffatoms gegen an-
dere Atome oder Atomgruppen bleibt der stabile aromatische Zustand
erhalten. Durch Substitution lassen sich verschiedene Abkömmlinge (De-
rivate) des Benzens herstellen.
©
Kat.
+ HNO, —— (O)- NO, + H,0
Benzen Nitrobenzen
Styren (Styrol, Vinylbenzen) farblos, flüssig, erstarrt schon zur Herstellung von Poly-
bei Zimmertemperatur (unter styrol als Plastwerkstoff
(O)- ch =CH, Lichteinfluss) zu einer glasarti- und als Schaumstoff
gen Masse (Polystyrol) zur Herstellung von Syn-
thesekautschuk
Überblick
Kohlenwasserstoffe
Kohlenwasserstoffe (Elemente: C, H)
]
f 1
kettenförmig ringförmig
|
Ss
zwischen C-Atomen) bindung zwischen C-Atomen)
| men
Alkane Alkene Alkine
(Einfachbindung) (Doppelbindung) (Dreifachbindung)
Kettenförmige Kohlenwasserstoffe
Aromatische Kohlenwasserstoffe
©
Benzen C,H,
= Aromatische Kohlenwasserstoffe sind ringförmige ungesättigte or-
ganische Verbindungen. Sie sind besonders stabil, weil die Moleküle ein
sehr stabiles Elektronensystem aufweisen. Aromatische Verbindungen
gehen bevorzugt Substitutionsreaktionen ein.
6.2.1 Grundlagen
BE 2R-COOH + Na —- 2R-COONa + HT
Das gilt prinzipiell auch für die physikalischen Eigenschaften. So weisen u Neben den
Alkansäuren höhere Siedetemperaturen auf als Alkanole ähnlicher Ket- Summenformeln
tenlänge und diese wiederum höhere als Alkanale. und Strukturformeln
Allerdings ändern sich die physikalischen Eigenschaften mit der Größe dienen Kalotten- und
Kugel-Stab-Modelle
und Verzweigung der Moleküle. Mit wachsender Kettenlänge des Alkyl-
zur vereinfachten
rests steigen die Siede- und die Schmelztemperatur der Verbindungen Darstellung von Mo-
schrittweise an. Dagegen nimmt die Löslichkeit in Wasser ab. lekülstrukturen.
Stoffklasse funktionelleGup
pe | — Beispiel
Name Formel Bezeich- Name und Struktur- Formel
nung formel
Halogen- Halogenid -F Halogen- | Bromethan CHHsBr
kohlenwas- | (Halogen- -Cl (Ethylbromid)
serstoffe atom) -Br H H
= H-C-C-Bri
(Hal) a
Inn
ee HH HH
H-C-C-NI
II O.N
HH H
Carbon- Carboxyl- -COOH | -säure Ethansäure (Essigsäure) | CH3COOH
säuren gruppe Hs
| „O
H-C-C_
mn SH
Carbon- Estergruppe |-COOR | -ester Methansäuremethylester HCOOCH3
ester 7% H
| |
H=C-0-CH
H
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 239
Die Halogenalkane leiten sich von den Alkanen ab. Dabei sind ein oder [Ü] Die sehr giftigen
mehrere Wasserstoffatome durch ein Halogenatom ausgetauscht. und krebserregen-
Sie sind meist Zwischenprodukte in organischen Synthesen. Verbindun- den Dioxine können
gen mit niedriger Anzahl an Kohlenstoffatomen im Molekül werden beim Verbrennen von
Chlorkohlenwasser-
häufig als Lösungsmittel verwendet.
stoffen entstehen.
Halogenalkene und Halogenalkine sind ungesättigt, sie besitzen Doppel-
oder Dreifachbindungen. Die aromatischen Halogenkohlenwasserstoffe
nennt man Halogenarene (Arylhalogenide).
Ei Halogenkohlenwasserstoffe:
Chlormethan (Methylchlorid) CH3CI
Dichlormethan (Methylenchlorid) CH,Cl
Trichlormethan (Chloroform) CHCIz
Tetrachlormethan (Tetra) CCl,
Chlorethen (Vinylchlorid) CHCI=CH>
H-C
N + HE —
'
HA +
lich verantwortlich
sind. Deshalb wurden
die FCKW durch
| l
H andere Treibgase
ersetzt oder die Tech-
nik auf Pumpsprays
3. Addition eines Halogenwasserstoffs an ein Alken umgestellt.
Nc=C +. Hd — H-C-CcH
Wi
/ \ Zi
HH Hd
Halogenkohlenwasserstoffe wurden wegen ihrer flexiblen Eigenschaf-
ten und preiswerten Synthese jahrelang vielfältig im Alltag genutzt, z.B.
als Insektizide, Treibgase und Kühlmittel.
Heute wissen wir von der gesundheitsschädlichen und umweltschädigen-
den Wirkung der meisten Halogenkohlenwasserstoffe. Deshalb ist ihre
Verwendung heute größtenteils verboten bzw. stark eingeschränkt.
240 6 Organische Verbindungen
Alkohole
I Für einwertige Alkohole sind organische Verbindungen mit einer oder mehreren
Alkanole gilt die all-
Hydroxylgruppen im Molekül. Von den Alkanen abgeleitete Alko-
gemeine Summenfor-
hole mit einer Hydroxylgruppe heißen Alkanole.
mel: C„H3n420-
einwertig mehrwertig
primär 1
sekundär tertiär |
1
! a Ba: EL:
|
HH H I
|
i I
H-C-C-C-0-H H O1 H H 01 H | H-C-C-H | H-C- C= C-H
Il | ee H-e>C>C H
|
10| ı0|
|
|
|
IOI 101 IOI
HH H | | I Il
HH H H | H | HH OH HH
| H-C=H |
H | |
Propan-1-ol , Propan-2-ol 2-Methylpropan- | Ethan-1,2-diol | Propan-1,2,3-triol
(n-Propanol) , (Isopropanol) 2-ol (tert.-Buta- _ (Ethylenglycol) ‚ (Glycerol, Glycerin)
L | nol) |
Einwertige Alkohole
lı _
H-C-0-H CH; —OH CH,OH CH,O
H
:
H-C-C-0-H CH,-CH,-OH C,HsOH C,H,O
HH
Eigenschaften: Ethanol hat eine Siedetemperatur von 78°C und eine [Ü Die alkoholische
Dichte von 0,785 g/cm?. Es ist eine farblose, gesundheitsschädliche, Gärung erfolgt
mit Wasser und einigen organischen Lösungsmitteln mischbare Flüs- unter anaeroben
sigkeit. Es brennt mit blassblauer Flamme. Bedingungen, d.h. S
Verwendung: Ethanol wird zur Herstellung von Farben, pharmazeu- UNter Ausschluss von
. i . Sauerstoff. Deshalb
tischen Präparaten, als Kraftstoffzusatz und in der Medizin zur Kon- wird der Weinballon
servierung anatomischer Präparate verwendet. Ein großer Teil des mit einem mit Wasser
durch Gärung gewonnenen Ethanols dient zur Herstellung alkoho- gefüllten Gärröhr-
lischer Getränke. chen verschlossen.
Alkoholische Gärung: Einige Bakterien sind in der Lage, Glucose in
Abwesenheit von Sauerstoff mithilfe von Enzymen zu Ethanol zu
vergären. Bei der biochemischen Reaktion wird Glucose schrittweise
unter Abgabe von Kohlenstoffdioxid zu Ethanol abgebaut.
(Enzyme)
CH 205 2C,H,OH + 2CO,
3. Propanole
Propan-1-ol (n-Propano!):
Formeln:
CH3-CH3-CH,-OH C3H7OH Cz3HgO
Eigenschaften: Propan-1-ol hat eine Siedetemperatur von 97,2°C
und eine Dichte von 0,804 g/cm?. Es ist eine farblose, angenehm rie-
chende, brennbare, gesundheitsschädliche Flüssigkeit.
Verwendung: Propan-1-ol wird als Lösungsmittel verwendet.
Propan-2-ol (Ilsopropanol):
Formeln:
CH3-CH(OH)-CH3 C3H,OH C3HgO
4. Butanole
Die unterschiedlichen Butanole zeigen, dass die physikalischen Eigen-
schaften auch von der Struktur des Alkylrests im Molekül beeinflusst
werden.
Mehrwertige Alkohole
Phenole
Phenol:
Phenole sind aromatische Verbindungen, bei denen mindestens CgH5OH
ein Wasserstoffatom am Benzenring durch eine Hydroxylgruppe
OH
O
ersetzt ist.
Q
H H OH
Pharmazeutika
Phenol als Ausgangsstoff,
z.B.
für Synthese von Salicylsäure
244 6 Organische Verbindungen
Aldehyde
[Ü Für Alkanale gilt Als Alkanale bezeichnet man die Aldehyde, die sich von den Alka-
die allgemeine Sum- nen ableiten.
menformel: C„H3nO.
u Man spricht von Alkanale bilden eine homologe Reihe, in der besonders Methanal und
einer reduzierenden Ethanal bedeutsam sind.
Wirkung, wenn ein
Stoff Elektronen ab- Methanal und Ethanal als Vertreter der Alkanale
gibt. Dabei wird der
Stoff selbst oxidiert. Sl Methanal | Ethanal
Der Reaktionspartner
scher Name |
nimmt Elektronen Trivialname Formaldehyd | Acetaldehyd
auf und wird redu-
ziert (5. 136). I „H | H JH
Men EI=e | H-C-C,
0) | H| oO!
| CH3-CHO
Modell |
Ketone
Alkanone werden kettenförmige Ketone genannt, die sich von den Für Alkanone
Alkanen ableiten. gilt die gleiche allge-
meine Summenfor-
mel wie für Alkanale:
CnH>nO.
Niedermolekulare Ketone sind wasserlösliche, oft angenehm riechende
Flüssigkeiten. Höhermolekulare Ketone sind fest. Viele Ketone sind
häufig nur als Zwischenprodukte in der pharmazeutischen Industrie von
Interesse.
Der bekannteste Vertreter der Ketone ist das Aceton (Propanon).
Formeln:
H-C-C-C-H CH,-CO-CH,
| |
H H
oo
H-C-C-C-H Kal
oh
H-C-C-C-H + HH
| | | |
HH H HH
Überblick
ialdehyde 2 .000.0.20.2...ıKelone,
Ä | H-CHoO CH,-CO-CH,
; Entstehung . 5 durch Oxidation primärer Alkohole | durch Oxidation sekundärer Alkohole
Eigenschaft I - verbrennen vollständig zuKoh- | - verbrennen vollständig zu Kohlen-
en . lenstoffdioxid und Wasser stoffdioxid und Wasser
- stark reduzierende Wirkung —- keine reduzierende Wirkung
ı- häufig giftig oder krebserregend | - chemisch relativ beständig
6.2.5 Ether
Ether haben die allgemeine Formel R'-O-R?. Die Bezeichnungen R' und Ü Mit dem Symbol
R? stehen für organische Reste. Das können sowohl beliebige Alkylreste „R” wird hier ein
(von Alkanen stammend) als auch Arylreste sein, die von Aromaten stam- organischer Rest be-
men. Sind beide Reste gleich, spricht man von symmetrischen Ethern. Es zeichnet, bei dem das
erste Atom nach der
gibt auch cyclische Ether, z.B. Tetrahydrofuran.
Bindung immer ein
Ether können durch Kondensation (5. 277) zweier Alkoholmoleküle in Kohlenstoffatom ist.
Gegenwart eines Katalysators entstehen.
HH HH HH HH
II _ N Kat. a a _..
H-C-C-0-H + H-0-C-C-H = H-C-C-0-C-C-H+ H-0-H
I 1 | | I 1
HH HH HH HH
Eine Bildung von Ethern kann auch aus einem Alkohol und einem ande-
ren organischen Molekül erfolgen, z.B. einem Halogenalkan.
Die Dämpfe von niedermolekularen Ethern sind leicht entflammbar, mit (3 Butanol und
Luft bilden Etherdämpfe hochexplosive Gemische. Ether sind hervorra- Diethylether sind
gende Lösungsmittel für Fette und Harze. Verwendung finden sie des- Isomere. Obwohl
sie die gleiche Sum-
halb vor allem als Lösungs- und Extraktionsmittel. Höhere Ether dienen
menformel C4H}00
auch als Weichmacher für Kunststoffe.
haben, sind sie von
der Struktur, und
BE Diethylether wird oft auch vereinfacht nur als Ether daraus resultierend,
bezeichnet. Er ist eine farblose, leicht bewegliche in den chemischen
Flüssigkeit. Seine Siedetemperatur beträgt nur und physikalischen
34,5°C. Eigenschaften, völlig
Früher wurde Diethylether als Narkosemittel ver- unterschiedliche
wendet. Wegen der Nebenwirkungen ist der Ether Verbindungen.
aber heute als medizinisches Narkosemittel nicht
mehr zugelassen.
Das berühmte Hausmittel „Hoffmanns Tropfen”
enthält pflanzliche Wirkstoffe gelöst in Ether und
Ethanol. Es hilft bei Schwächeanfällen und wirkt
krampflösend.
248 6 Organische Verbindungen
6.2.6 Amine
I Es gibt auch Verbindungen mit einer Aminogruppe im Molekül kommen in der Natur
Amine, bei denen das häufig vor. So erfüllen Amine u.a. wichtige Aufgaben bei der Reizleitung
Stickstoffatom der (Histamin) oder bei der Blutdruckregulierung (Adrenalin) im Organis-
funktionellen Gruppe mus. Außerdem tragen Aminosäuremoleküle, die Bausteine der Eiweiße
mit zwei oder drei
neben der Carboxylgruppe mindestens eine Aminogruppe.
organischen Resten
verbunden ist. Im
Stresshormon Adre-
u Verbindungen mit Aminogruppe im Molekül
nalin sind am Stick-
stoffatom nur noch verein- y H | H COOH
ein Wasserstoffatom, fachte \ \ N
IN-C,H IN IN-C-H
aber zwei organische Struktur- H
„025 H
/ <O) lu
ı H H
Reste gebunden. formel |
Name Ethylamin Phenylamin | Aminoethansäure
(Anilin) | (Glycin)
N A
+ A
Da
——
—
O-N Io —
H + IO-H
2= ——
H H H
Anilin Wasser- Anilium- Hydroxid-
molekül molekül Kation Anion
ih
U wie HO
\
Indigo H :
Kunststoffe
Il z.B. Polyurethane
Dapson® oder Anilinharze
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 249
6.2.7 Carbonsäuren
3. Propansäure (Propionsäure):
Eigenschaften: Propansäure ist eine farblose, stechend riechende,
mit Wasser und organischen Lösungsmitteln gut mischbare Flüssig-
keit.
Verwendung: Propansäure dient als Konservierungsmittel, weil sie
hemmend auf das Wachstum von Schimmelpilzen wirkt. Zudem
wird sie zur Herstellung von Lösungsmitteln, Riechstoffen und
Pflanzenschutzmitteln genutzt.
4. Butansäure (Buttersäure):
Eigenschaften: Butansäure ist eine farblose, ölige, unangenehm rie-
chende, gut mit Wasser und organischen Lösungsmitteln mischbare
Flüssigkeit. Sie wird beim Ranzigwerden der Butter frei und ist im
Schweiß enthalten.
Verwendung: Butansäure wird zur Herstellung von Lösungsmitteln,
Geschmacks- und Riechstoffen verwendet.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 251
Andere Carbonsäuren
(Die Abkömm-
Alkandisäuren sind Carbonsäuren mit zwei Carboxylgruppen im linge der Carbon-
Molekül. Sie leiten sich von Alkanen ab. säuren werden als
Carbonsäurederivate
bezeichnet. Die
Carbonsäureamide,
Alkandisäuren gehören zu den Dicarbonsäuren. Es sind farblose, kristal-
-ester und -thio-
line Substanzen. ester kommen in
der Natur häufig vor
Wichtige Alkandisäuren und haben auch im
menschlichen Stoff-
1. Oxalsäure findet man als Säure in der Natur häufig, z.B. in Rhabarber, wechsel eine große
Spinat, Sauerklee oder in Rüben. Calciumoxalat, das Salz der Oxal- Bedeutung.
säure, kommt im Blut und Harn des Menschen und vieler Säugetiere
COOH
vor. Die Säure wird als Hilfsmittel in der Färberei, zur Herstellung |
blauer Tinte und als Bleichmittel für Stroh und Holz verwendet. COOH
Oxalsäure
(Ethandisäure)
Malonsäure ist in der Natur nur sehr wenig verbreitet. Sie wird für die
COOH
Synthese vieler organischer Verbindungen eingesetzt, z.B. Ketone, I
Ester oder Aromastoffe. CH,
COOH
Bernsteinsäure ist Bestandteil unreifer Früchte und von Pilzen. Sie Malonsäure
(Propan-1,3-disäure)
kommt aber auch in Bernstein und anderen fossilen Harzen vor. Im
Stoffwechsel tritt sie bei der Zellatmung auf. Bernsteinsäure dient COOH
I
zur Herstellung von Farbstoffen und pharmazeutischen Präparaten,
die Ester werden als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzt.
| 2
COOH
Carbonsäuren mit weiteren funktionellen Gruppen Bernsteinsäure
(Butan-1,4-disäure)
Neben der Carboxylgruppe können Carbonsäuren auch weitere funktio-
nelle Gruppen im Molekül enthalten. Carbonsäuren mit Hydroxylgruppe
heißen Hydroxycarbonsäuren. Sind eine oder mehrere Aminogruppen
gebunden, handelt es sich um Aminosäuren (/75. 254).
Hydroxycarbonsäuren [ Lebensmittelzu-
satzstoffe werden
HO\ „01 HO\ „I HO\ „01 HO\ „01
S 5
mit E-Nummern
gekennzeichnet.
HO-C-H HO-C-H HO-C-H H-C-H 5, Carbonsäuren als
N
H-C-H H-C-H H-C-OH HO-C-C\ Konservierungsstoffe
| I I | sind häufig. Dazu
H cN C
IN
H-c-n
| gehören z.B. E236
IO OH IO OH (Ameisensäure), E260
IN (Essigsäure), E270
IO OH
(Milchsäure) und
Milchsäure Äpfelsäure Weinsäure Citronensäure E330 (Citronensäure).
(2-Hydroxy- (2-Hydroxy- (2,3-Dihydroxy- (3-Carboxy-
propansäure) butan-1,4-disäure) butan-1,4-disäure) 3-hydroxypentan-
1,5-disäure)
Namen der Säuerest-lonen
Lactat-lon Malat-lon Tartrat-Ion Citrat-lon
252 6 Organische Verbindungen
EZ Die Veresterung Bei der Veresterung einer organischen Säure und eines Alkohols reagie-
ist eine Gleichge- ren die Hydroxylgruppe und die Carboxylgruppe miteinander. Aus diesen
wichtsreaktion. Um funktionellen Gruppen wird Wasser abgespalten.
sie möglichst weit
auf die Seite des
Mil Reaktion von Ethansäure mit Ethanol - Veresterung:
Esters zu verlagern,
muss entweder der A OI . H nl Veresterung a „2
Ester oder das Wasser H-C-C Bo--c-H = H-c-c
dem Gleichgewicht | I 1 |
H HH H
entzogen werden.
Die Molekülreste von Alkohol und Carbonsäure sind über das Sauerstoff-
atom über eine Esterbindung verknüpft. Der Ester wird benannt, indem
man zuerst den Namen der Säure, z.B. Ethansäure, angibt und dann die
Bezeichnung des Alkylrests, z.B. -ethyl, mit der Endung -ester anfügt.
Die Rückreaktion, also die Spaltung des Esters mittels Wasser (hydrolyti-
sche Spaltung) in eine Säure und den Alkohol, nennt man Hydrolyse.
1
I
O-cH
A_r_
h I }
H
Ethansäure- Wasser Ethansäure Methanol
methylester
Alkansäuren
(d-iuel0lg-e,
4 (H,O) > .
CHz=C r WO ...n ıchH..C + H30
N -H N
1O1
Ol Ol
” v
CH>C _| +H30* + Na* + OH” —— |CH-C | + Na* + 2H,0
LG:
FG
ıo
OÖ! O!
0 0
2 2. + 2H30” + CaCO, —— 2 ao + Ca?*+ 3H,O + CO,
+
Ethansäure-
Ethansäure ı Ethanol Y Wasser “
77 ethylester
6.2.9 Aminosäuren
S
c H +
ren genannt. | „H
H-C-NI Ammoniumgruppe
| N
H-C-H H
| |
H H Zwitterion
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 255
Bei der Kondensation zweier Aminosäuren entsteht unter Abspaltung [ÜÜ Die-COo-NH-
von Wasser ein Dipeptid. Es besteht aus zwei Aminosäureresten, die über Gruppe zwischen
eine Peptidbindung verbunden sind. zwei Aminosäure-
Bei der Kondensation können sich sowohl gleiche als auch unterschiedli- festen nennt man
che Aminosäuren zu Peptiden verbinden. die repäiigranpe:
Sie ist ein besonderes
ni 5: Strukturmerkmal der
N Hof In Peptide.
AETERHE-C
|
HR)
= +
O-HH H
R,, R, - Reste der Seitenketten Peptidgruppe
Peptid Beispiel
Dipeptid - Der Süßstoff Aspartam ist aus den Aminosäureresten der
2 Aminosäurereste im Molekül Asparaginsäure und des Phenylalanins aufgebaut.
Oligopeptid - Jenach Anzahl der Aminosäurereste heißen sie Di-, Tri-,
2-10 Aminosäurereste im Tetrapeptide usw.
Molekül - Das Gift des grünen Knollenblätterpilzes a-Amanitin ist
ein Octapeptid.
Polypeptid - Das Hormon Insulin ist ein Polypeptid mit 51 Aminosäu-
11-100 Aminosäurereste reresten im Molekül.
Eiweiß (Protein) - Das Bewegungsprotein Myosin ermöglicht die Kontrak-
mehr als 100 Aminosäurereste tion der Muskeln. Es besteht aus zwei Peptidketten mit
im Molekül je 2000 Aminosäureresten.
256 6 Organische Verbindungen
DI Erst in der
endgültigen Form Eiweiße sind aus Aminosäureresten aufgebaute komplexe makro-
erlangt das Eiweiß molekulare Verbindungen. Die jeweiligen Polypeptidketten sind
seine volle Wirksam- charakteristisch in mehreren Ebenen strukturiert.
keit im Organismus.
__ Sekundärstruktur
Primärstruktur räumliche Anordnung innerhalb der Polypeptid-
eines Proteinmoleküls kette als Helix- oder Faltblattstruktur
- Aminosäuresequenz Br
a-Helix
Tertiärstruktur
räumliche
J Anordnung
(Schema)
Legende
“ Wasserstoff (H) & Sauerstoff (0)
© Kohlenstoff (C) & Rest
= ungeordnete
© Stickstoff (N) Bereiche
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 257
BE Beim Dauerwellen von Haaren Ausschnitt aus der Struktur des Keratins (Schema)
laufen dagegen umkehrbare
chemische Reaktionen ab: Am
Aufbau der Haare sind Eiweiße i EA
En ; . Keratin- yo
beteiligt, die man Keratine Doppelhelix Ei
nennt. Keratine enthalten viele
Cysteinreste, die Schwefelbrü- ISI Disulfid-
cken (Disulfidbindungen) zu 'ıs) bindung
N
anderen Polypeptidketten aus-
CH,
bilden können. ER A
Durch reduzierende Chemi- silys
ar
kalien löst der Friseur die Di-
sulfidbindungen und bringt
das Haar in die gewünschte AS = Aminosäurerest
lockige Form. Anschließend fi-
xiert er die Dauerwelle, indem
er die Haare mit einem Oxida-
tionsmittel behandelt, sodass
sich neue Disulfidbindungen
bilden und die Locken formen.
258 6 Organische Verbindungen
Funktionen im Organismus
[ Die Proteinbio- Eiweiße erfüllen eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen in lebenden
synthese ist eng mit Organismus. Danach unterteilt man die Eiweiße in sieben Gruppen.
der DNA verbunden.
Die DNA kodiert den Unterteilung der Eiweiße nach ihrer Funktion
Bauplan der kör-
pereigenen Eiweiße
durch Verschlüsse-
lung der Aminosäu-
resequenz. Mithilfe
einer anderen Nu-
cleinsäure, der RNA,
werden die Eiweiße
synthetisiert.
[Durch ihre Besonders wichtig ist ihre Funktion als Biokatalysatoren bzw. Enzyme
spezifische Wirkung (75. 129) oder als Strukturproteine (/5. 257).
steuern Enzyme prak-
tisch alle Stoffwech- M EinanderesBeispielistdas
Trans- ß,-Kette Hämgruppe ß,-Kette
selprozesse unter
portprotein Hämoglobin, das
physiologischen Be-
dingungen. Die hohe
im Blut der Wirbeltiere enthal-
Spezifität lässt sich ten ist. Die kugelförmigen Ma-
mit dem von EMIL kromoleküle des Hämoglobins
FISCHER (1852-1919) bestehen aus vier Peptidketten.
entdeckten Schlüssel- Jede Peptidkette enthält eine
Schloss-Prinzip erklä- Hämgruppe mit einem Eisen(II)-
ren (5. 129). Ion. Daran können Sauerstoff-
moleküle gebunden und von
der Lunge zu den Muskeln oder
zu anderen Zellen transportiert
a,-Kette
werden.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 259
6.2.11 Fette
Fette entstehen durch Veresterung (/'S. 252). Glycerol (Glycerin) ist u Für die Fette
eindreiwertiger Alkohol (systematischer Name: Propan-1,2,3-triol). Die werden auch die Be-
Hydroxylgruppen des Glycerols reagieren mit Carboxylgruppen verschie- griffe Glyceride oder
dener Carbonsäuren (/S. 249) unter Abspaltung von Wasser. Triester verwendet.
H-C H+ u, u Cr Cs + 3 H-0-H
|
H-C-0-#
?
Y H=Z0=C-C,,H3;
Ale
H-C- 0-C-Ch7H33
| g |
H H
Propan- + Fettsäuren Fett + Wasser
1,2,3-triol
Fettsäuren
Fettspaltung - Hydrolyse
en
H-C=©-€-C.,H,, +: H,O
1
H-C-0O-H + C,7H3,COOH
en l
H-C-0-C-C,H3; + HMO
Enzyme
——
=|
H-C-0-H + C,.H,,COOH
= |
N
[Die Natriumsalze Fette können durch Natronlauge in Glycerol und die Natriumsalze der
der Fettsäuren wer- Fettsäuren gespalten werden. Diese Stoffgemische (Natriumcarboxylate)
den als Kernseifen werden als Seife verwendet. Deshalb wird die Esterspaltung mit Natron-
bezeichnet. Wird
lauge (Natriumhydroxidlösung) auch als Verseifung bezeichnet.
die Verseifung mit
Kalilauge durch-
Verseifung
geführt, erhält
man die Kalium-
carboxylate, die als
weiche Schmierseifen C,7H3,COONa
benutzt werden.
C,sH3,COONa
C,7H33COONa
Ü] Verbindungen
Seifen sind Gemische von Natrium- oder Kaliumsalzen von Fettsäu- wie Seifen, die mit
ren mittlerer oder höherer Kettenlänge. Wasser und Fetten
mischbar sind und die
Grenzflächenspan-
nung herabsetzen,
Die Waschwirkung der Seifen beruht auf ihrer Struktur und den daraus
heißen Tenside.
resultierenden Wechselwirkungen mit Wasser- und Schmutzteilchen. In
Wasser dissoziieren Seifen in Seifen-Anionen und Metall-Kationen:
(H>0)
C17H35-COOH C47H35,C00” + Kr
Die Seifen-Anionen bestehen aus einem langen unpolaren Alkylrest und = Umgekehrt ist das
einer polaren Carboxylatgruppe. Das polare Ende wird von den polaren unpolare Ende fett-
Wassermolekülen angezogen und ist demzufolge wasserfreundlich (hy- freundlich (lipophil),
drophil). Der unpolare Teil geht kaum Wechselwirkungen mit Wassermo- während der polare
Teil fettabweisend
lekülen ein und wird als wasserabweisend (hydrophob) bezeichnet.
(lipophob) ist.
Alkylrest: r | Carboxylat-lon:
wasserabweisend ( ds: (en) €; _ | wasserfreundlich
(hydrophob) (hydrophil)
Die wasserabweisenden Alkylreste durchstoßen die Oberfläche von Was- 2 Moderne Wasch-
sertropfen. Dadurch verringern sich die Anziehungskräfte zwischen den mittel enthalten
Wassermolekülen und die Oberflächenspannung nimmt ab. Die Schmutz- eine Vielzahl von
Komponenten.
teilchen werden durch die Seifenlösung benetzt.
Die eigentlichen
An der Grenzfläche zwischen Wasser und unpolaren Schmutzteilchen
Reinigungsmittel,
reichern sich die Seifen-Anionen an. Die fettfreundlichen Enden der Sei- die Tenside, machen
fenanionen dringen in die Schmutzteilchen ein. Diese werden durch die weniger als 20% des
nach außen ragenden ionischen Teile negativ aufgeladen und von der Waschpulvers aus.
Textilfaser abgestoßen.
Die Schmutzteilchen lösen sich ab
und schweben als sogenannte Mi-
cellen in der Waschlauge. Da auch
die Fasern negativ aufgeladen sind Schmutzteilchen
können sie sich nicht mehr daran
anlagern. Die Waschwirkung von Die unpolare Stofffaser
Seifen ist jedoch nur selten opti- wird durch die Anlage-
rung der Seifen-Anionen
mal. Aufgrund der basischen Re-
benetzbar.
aktion der Seifen-Anionen werden
Naturfasern wie Wolle oder die
Haut geschädigt.
zerkleinerte
Außerdem bilden die Seifen-An- Schmutzteilchen
ionen mit im Leitungswasser ge- an der Schwebe
lösten Calcium- und Magnesium- (Micellen)
lonen schwer lösliche Kalkseifen.
Bei hartem Wasser wird der Reini-
gungseffekt erheblich beeinträch-
tigt und die Wäsche vergraut.
262 6 Organische Verbindungen
6.2.12 Kohlenhydrate
Überblick
Ü Die Strukturen
der Kohlenhydrate Kohlenhydrate sind organische Verbindungen mit den Elementen
können vereinfacht
Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff im Molekül.
dargestellt werden:
Monosaccharid
Der Anteil des Sauerstoffs in den Kohlenhydraten ist sehr hoch. Ursache
dafür sind die vielen Hydroxylgruppen, die in den Molekülen enthalten
w
sind. Die meisten Moleküle können mit der allgemeinen Formel Cm(H20O),
charakterisiert werden.
Disaccharid Einige der Kohlenhydrate schmecken süß und werden deshalb als Zucker
(Saccharide) bezeichnet. Je nach der Zahl der beteiligten Kohlenhydrat-
bausteine können die Kohlenhydrate in drei Gruppen eingeteilt werden.
Dr
Polysaccharid
(Ausschnitt) Bezeich- Monosaccharide Disaccharide Polysaccharide
nung (Einfachzucker) (Zweifachzucker) (Vielfachzucker)
Struktur - bestehennur |- bestehen aus — bestehen aus
07
werden
Beispiele - Glucose (Trau- |
|| - Saccharose - Stärke
benzucker) | (Rohrzucker)
- Fructose \ — Maltose (Malz- | - Cellulose
(Fruchtzucker) | zucker)
Monosaccharide
[| Kohlenhydrate
mit 2 bis 10 Mono- Monosaccharide können in Ketten- oder Ringform auftreten. Ent-
saccharidbausteinen hält das kettenförmige Molekül eine Aldehydgruppe, dann gehört
werden unter der der Zucker zu den Aldosen. Im Gegensatz dazu tragen Ketosen
Bezeichnung Oligo- außer den Hydroxylgruppen noch die Ketogruppe im Molekül.
saccharide zusam-
mengefasst.
Glucose (Traubenzucker)
Zwischen der Ringform und der Kettenform des Glucosemoleküls bildet u Da die Ketten-
sich in wässriger Lösung ein Gleichgewicht, das sich ständig neu einstellt. form durch die Alde-
In beiden Formen besitzt das Molekül fünf Hydroxylgruppen. Bei der hydgruppe reduzie-
kettenförmigen Struktur befindet sich am ersten Kohlenstoffatom eine rende Eigenschaften
besitzt, kann man
Aldehydgruppe.
Glucose mit fehling-
Daher zählt Glucose sowohl zu den Aldosen als auch zu den Hexosen und
scher Lösung oder
wird auch als eine Aldohexose bezeichnet. auch mit ammonia-
kalischer Silbernitrat-
Ausführliche Strukturformel Vereinfachte Strukturformel lösung nachweisen
Ringform Kettenform Ringform Symbol (75. 354).
OH H\ /S!
I iKe
ana H-C-OH
nA/ H an L Moden
HzC7OH
OH ZH H=C-OH
Ho \ I/ OH 1
| | Hesze!
H OH OH
Eigenschaften:
Glucose bildet farblose, süß schmeckende Kristalle. Sie ist hervorragend © Durch das Blut
in Wasser, aber schlecht in Ethanol löslich. wird Glucose zu allen
Wie alle Aldosen wirkt Glucose reduzierend. Bei der partiellen Oxidation Zellen des Körpers
von Glucose entsteht Gluconsäure. Prinzipiell ist Glucose brennbar und transportiert. Der
Glucosegehalt im
wird dabei vollständig zu Kohlenstoffdioxid und Wasser oxidiert.
menschlichen Körper
Von einigen Reduktionsmitteln wird Glucose zu Sorbit reduziert.
liegt zwischen 0,07
und 0,12 %, also ca.
Vorkommen und Bedeutung: 0,1 g pro 100 ml Blut.
Glucose ist das häufigste Mono- Ist der Blutzucker-
saccharid. Sie kommt in verschie- gehalt höher, tritt
denen Früchten und in Honig vor. Diabetes (Zucker-
Grüne Pflanzen bilden Glucose bei krankheit) auf.
Diabetiker müssen
der Fotosynthese.
deshalb bei der Nah-
Menschen und Tiere nehmen Glu-
rungsaufnahme den
cose mit der Nahrung auf. Im Blut Kohlenhydratanteil
des Menschen sind einige Gramm streng kontrollieren.
des Monosaccharids gelöst. Der
Blutzuckergehalt ist lebensnot-
wendig, weil Glucose bei der
Zellatmung benötigt wird. In den
Mitochondrien wird sie unter Frei-
setzung von Energie zu Kohlen-
stoffdioxid und Wasser abgebaut.
264 6 Organische Verbindungen
Fructose (Fruchtzucker)
u Fructose ist ein Fructose (Fruchtzucker) ist ein Monosaccharid mit sechs Kohlen-
Monosaccharid mit stoffatomen. Fructose kann in mehreren Ringformen oder in einer
sechs Kohlenstoffa-
Kettenform vorliegen. In der häufigsten Ringform haben sich vier
tomen. Das Molekül
Kohlenstoffatome über ein Sauerstoffatom verbunden.
besitzt die gleiche
Summenformel wie
Glucose - C5H 1205
- aber eine andere Ausführliche Strukturformel Vereinfachte Strukturformel
Struktur.
Ringform Kettenform Ringform Symbol
I
H-C-H_O\_H-C-H
a
H-C-H HOCH,
6
OS
1
CH,OH
I 2C-0
Ne
H OH
oc °NH Ho
HO OH
1
rt, (OH H-C-OH
l
4 3
OH H HzC-OH OH H
H-C=H
OH
Eigenschaften:
[I Auch die in den Fructose bildet farblose, süß schmeckende Kristalle. Sie ist hervorragend
Nucleinsäuren DNA in Wasser, aber schlechter in Ethanol löslich.
und RNA enthalte- Fructose wirkt reduzierend, weil sie sich in wässriger Lösung in Glucose
nen Zucker Ribose umwandeln kann.
und Desoxyribose
gehören zu den
Monosacchariden.
Vorkommen und Bedeutung:
Es handelt sich um Fructose kommt in vielen Früchten und Honig vor und kann im Stoff-
Pentosen. wechsel der Lebewesen als Zwischenprodukt auftreten.
HOCH oO OH
| H
N
H
Disaccharide
ZN
HOCH O OH
Saccharose (Rohrzucker)
1 H H
NT, | Saccharose ist ein Disaccharid (Zweifachzucker). Ein Glucosemole-
OH H külrest und ein Fructosemolekülrest sind über ein Sauerstoffatom
Desoxyribose
verknüpft.
Eigenschaften:
Saccharose bildet farblose, süß Vereinfachte Strukturformel
schmeckende, gut wasserlösliche CH>OH
Kristalle.
Sie besitzt keine reduzierende
Wirkung. Beim Erhitzen entsteht
zuerst Karamellzucker, später zer-
setzt sich die Saccharose.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 265
Maltose (Malzzucker)
Eigenschaften:
Maltose bildet farblose, süß schme- Vereinfachte Strukturformel u Auch Lactose
ckende Kristalle. Sie istain Wasser gehört zu den Di-
CH>OH CHOH
gut löslich. In Ethanol löst sich Mal- 5 & sacchariden. Die
deutsche Bezeich-
tose nicht. H/y H H/H OH
nung Milchzucker
Sie reduziert ‚fehlingsche Lösung, Sr 5 OH MH
weist auf das Vor-
weil sie in wässriger Lösung eine 1 Mi kommen der Lactose
offenkettige Aldehydform bilden H OH H OH in Milch hin.
kann.
Polysaccharide
FE Am Abbau der
Polysaccharide sind makromolekulare Stoffe, die aus vielen mitein- Kohlenhydrate ist
ander verknüpften Monosaccharidresten bestehen. das Vitamin B1 betei-
ligt. Ein Mangel an
Vitaminen kann zu
schweren Erkrankun-
Je nach Anzahl der verknüpften Monosaccharidreste und der Art ihrer gen führen. Vitamine
Verknüpfung gibt es sehr unterschiedliche Polysaccharide. Zu ihnen ge- sind organische
hören Cellulose mit mehr als 10000 Einzelbausteinen, Stärke mit bis zu Stoffe, die zur Auf-
1200 (Amylose) bzw. bis zu 12000 (Amylopektin) Einzelbausteinen. rechterhaltung der
Glykogen, oft als „tierische Stärke” bezeichnet, ist ein Polysaccharid mit Körperfunktionen
bis zu 100000 verknüpften Monosaccharidresten. Chitin, Baustoff von notwendig sind.
Insekten oder Krebstieren, ist ebenfalls ein Polysaccharid.
266 6 Organische Verbindungen
Stärke
Bau . .
Bezeichnung Amylose Amylopektin
Anteil 20-30 % 70-80 %
Monomer Glucoserest (CgH4005)n Glucoserest (C,gH4005)n
Anzahl der 300-1200 1500-12000
Monomere
Anordnung - unverzweigte Ketten - verzweigt sich bei ca. jedem 8. bis
der Monomere - schraubenartig gewunden 9. Glucosemolekül astähnlich
- Glucosemoleküle am ersten und - Glucosemoleküle sowohl am ers-
am vierten Kohlenstoffatom ten, vierten als auch am sechsten
verknüpft Kohlenstoffatom verknüpft
schematische
Darstellung
Eigenschaften:
[Ü Das Polysaccharid Natürliche Stärke ist ein farbloses, nicht süß schmeckendes Pulver. Sie ist
Stärke wird in den in kaltem Wasser und Ethanol nur teilweise löslich, bildet in siedendem
pflanzlichen Zellen in Wasser eine kolloidale Lösung, di e beim Abkühlen zum Gel erstarrt.
Form von Stärkekörn-
Durch Enzyme oder verdünnte S äuren wird Stärke schrittweise zu Glu-
chen gespeichert.
cose abgebaut (Hydrolyse). Fehlingsche Lösung wird nicht reduziert.
Cellulose
|
Wecfrsnändngn 0 CH3OH
© udn
CH,OH Hl pi
>
4 CH,OH
Cellobiose-Einheit ß-(1>4)-Verknüpfung
a-Glucose
CH;OH
Eigenschaften:
Cellulose ist farblos, brennbar, in Wasser und verdünnten Säuren unlös-
lich. In alkalischen Lösungen quillt Cellulose auf, weil kurzkettige Anteile
gelöst werden.
H OH
Der Abbau von Cellulose erfolgt nur durch niedere Lebewesen, wie Bak-
B-Glucose
terien, Pilze und bestimmte Insekten, die das Enzym Cellulase besitzen.
Mit Säuren kann Cellulose in Abhängigkeit von Säurestärke und Tempe-
ratur durch Holzverzuckerung bis zur Glucose abgebaut werden. In der Amylose ist
a-Glucose, in der
Vorkommen und Bedeutung: Cellulose ß-Glucose
glykosidisch ver-
Cellulose ist der Hauptbestandteil
knüpft.
der pflanzlichen Zellwand und da-
mit die am häufigsten vorkom-
mende organische Verbindung.
Je nach Herkunft unterscheidet [3 In Verbindung
sich die Zusammensetzung der mit Laugen quillt Cel-
Cellulose. In den Samenhaaren der lulose auf. Man ver-
wendet das Produkt
Baumwolle sind bis zu 7000 Gluco-
dann zur Herstellung
semoleküle verknüpft, in Holz nur
von Viskose.
etwa 2500.
Aus Holz und Stroh wird Cellulose
gewonnen, die als Zellstoff in den
Handel gelangt. Zellstoff ist ein
wichtiger technischer Rohstoff, der
z.B. zu Papier verarbeitet wird.
std eilt
Naturstoffe
Bee _ Nachweis.
bausteine en
Glucose - Energieliefe- | Obst, Produkt der | fehlingsche Probe,
(Monosaccharid) rant Fotosynthese TOLLENS-Probe
Polymerisation
Du Die Moleküle
Die Polymerisation ist ein Sonderfall der Addition. Dabei reagieren der Ausgangsstoffe
viele gleichartige Moleküle (Monomere) mit Mehrfachbindungen bezeichnet man als
unter deren Aufspaltung zu einem Makromolekäül. Monomere.
Polykondensation
1. Kondensation (Veresterung)
en
H-0-C-R-C-0O-H+H-0O-R'-O-H ——
an
H-0-C-R-C-O-R'-O-H
-H,0
2. Vielfache Wiederholung der Kondensation (Veresterung)
n
wi
H-0-C-R-C- O-R'-O-H a
De
H-0O+C-R-C-O-R'-O+H
- (n-1) H,O
Auf diese Weise werden u.a. Polyester ( Abb. oben) und Polyamide
hergestellt. Zur Synthese der Polyamide wird anstelle eines Diols ein
Diamin als Ausgangsstoff verwendet.
[Die Polyaddition Polyester wie Polyethylenterephtalat (PET) dienen zur Produktion von
ist wiederum ein Son- Kunstfasern oder Getränkeflaschen.
derfall der Addition. Polyamide wie Nylon werden hauptsächlich als Synthesefasern oder als
Sie wird vor allemzur technische Werkstoffe genutzt. Aus den Fasernn stellt man Freizeitbe-
Synthese der Poly: kleidung, Bodenbeläge oder Taue her. Auch Folien oder Heizöltanks kön-
urethane genutzt. - : -
nen aus thermoplastischen Polyamiden gefertigt werden.
Kunststoffe können nach verschiedenen Kriterien unterteilt werden. Für >» Hermann Stau-
uns als Verbraucher ist vor allem die Unterteilung anhand der Material- dinger (1881-1965)
eigenschaften von Interesse. erkannte die
Am bekanntesten ist die Gruppe der Plaste. Sie sind weitgehend bestän- Besonderheiten
der Strukturen von
dig gegenüber Witterungseinflüssen und Chemikalien wie Säuren und
Kunststoffen. Er gilt
Laugen. Die meisten Plaste leiten weder den elektrischen Strom noch die
als Begründer der
Wärme, weshalb sie häufig als Isolationsmaterial eingesetzt werden. makromolekularen
Anhand ihres Verhaltens beim Erhitzen und ihrer mechanischen Eigen- Chemie.
schaften lassen sich Plaste in drei Gruppen einteilen: in Thermoplaste,
Duroplaste (Duromere) und Elastomere.
Bei langsamem Erwärmen werden Thermoplaste weich, sodass sie sich u Wichtige Thermo-
beliebig plastisch verformen lassen. Die Ursache dafür liegt in der Struk- plaste sind Polye-
tur der Makromoleküle. then, Polyethylen-
Thermoplaste bestehen aus linear angeordneten Makromolekülen, terephthalat,
Polystyrol u.v.a.m.
die nur wenig verzweigt und räumlich praktisch nicht verknüpft sind
(/ Abb.). Der Zusammenhalt erfolgt vor vor allem über zwischenmole-
kulare Kräfte (75. 77).
Bei Zufuhr von Wärme werden diese überwunden und die Moleküle [| Chemiefasern
können verschoben und gestreckt werden. Dabei nimmt die Festigkeit und andere technisch
ab und eine Verformung wird möglich. Beim Abkühlen wirken wieder wichtige Kunststoffe
sind im modernen
die zwischenmolekularen Kräfte und der Kunststoff behält die beim Er-
Alltag unverzichtbar.
wärmen angenommene Form. Aufgrund der leichten Formbarkeit bei
erhöhter Temperatur können Thermoplaste zu unterschiedlichsten Bau-
teilen verarbeitet und sogar Chemiefasern daraus gezogen werden.
U Zu den Duroplas- Vielfach räumlich vernetzte Polymere bilden Duroplaste mit großer me-
ten (Duromere) ge- chanischer Festigkeit, hoher chemischer und Wärmebeständigkeit. Die
hören Phenoplaste, Makromoleküle sind in alle Raumrichtungen durch Atombindungen
Aminoplaste und vernetzt. Beim Erwärmen werden die Bindungen aufgebrochen und die
einige Polyurethane.
dreidimensionale Struktur wird zerstört.
DI Elastomere wie Die Makromoleküle der Elastomere sind weitmaschig vernetzt (/ Abb.).
Gummi oder Synthe- Im ungedehnten Zustand nehmen die Makromoleküle eine Knäuelge-
sekautschuk lassen stalt an. Durch die Einwirkung von Zugkraft werden sie gestreckt. Bei
sich nicht thermisch Raumtemperatur können sie mindestens auf das Zweifache ihrer Länge
umformen.
gedehnt werden.
Nach Aufhebung der Krafteinwirkung nehmen sie aufgrund der ur-
sprünglichen Vernetzung wieder ihren ehemaligen Zustand an.
Oh
PS aufgeschäumt als
n Wärmedämmstoff
Thermoplast
Polyamid Le) & Plast: Folien, Maschi- Polykondensation von
PA Il Il | nenteile, Gehäuse Dicarbonsäuren mit ver-
HO+C-R-C-N-R-+NH,
Faser: Nylon, Perlon, schiedenen Diaminen
Thermoplast H n Teppiche
Chemiefaser |
Polyester
7 oO‘ |
Plast: Getränkefla- Polykondensation ver-
PET schen, Maschinen- schiedener Carbonsäu-
I Il _ |
oe teile, Gehäuse ‚, ren mit Alkoholen
n |
Thermoplast Textilfasern
Chemiefaser Lacke, Verbundstoffe |
Chemiefaser
Duroplast
Kunststoffverwertung
u Die moderne
Kunsttoffindustrie Kunststoffabfälle belasten die Umwelt und sind selbst als Rohstoffe
entwickelt inzwi- nutzbar. Sie können verbrannt werden, zu niedermolekularen Roh-
schen biologisch stoffen abgebaut oder als Werkstoffe wiederverwertet werden.
abbaubare Polymere.
Diese zerfallen in
niedermolekulare
Verbindungen, die
Die hohe Beständigkeit von Kunststoffen erweist sich nach ihrem Ge-
von Mikroorga- brauch als Nachteil, denn die wenigsten Kunststoffe sind biologisch ab-
nismen abgebaut baubar. Da in Deutschland jährlich über 4,5 Mio. Tonnen Kunststoffmüll
werden können. anfallen, ist die Entsorgung problematisch.
Derartige Abfallmengen können nicht auf Deponien gelagert werden.
Angesichts der abnehmenden Erdölvorräte stellen Kunststoffabfälle
auch wertvolle Rohstoffe dar und müssen wiederverwertet werden.
Kunststoffverwertung
EEE
- _ Makromoleküle
EEE
- Makromoleküle
BEE
- Makromoleküle
_ werden verbrannt . _ werden zerlegt bleiben erhalten
- ‚Produkt:En - Produkte: Roh- .- Produkt: Recyc-
stoffe, Monomere ling- -Kunststoff
Die giftigen Be- Bei der energetischen Verwertung werden die organischen Polymere
standteile der Abgase verbrannt. Die dabei frei werdende Energie ist u.a. als Heizwärme nutz-
von Müllverbren- bar. Allerdings entstehen dabei auch Giftstoffe wie Dioxine, halogenierte
nungsanlagen müs- Kohlenwasserstoffe und saure Gase.
sen durch leistungs-
fähige Filteranlagen
Effektiver und umweltfreundlicher ist die rohstoffliche Verwertung der
entfernt werden.
Kunststoffabfälle. Dabei werden durch chemische Prozesse die Mono-
mere oder andere niedermolekulare Bestandteile der Polymere zurück-
gewonnen. So kann man durch Umsetzung von Altkunststoffen mit Was-
serstoff Benzin, Dieselöl oder Synthesegas produzieren. Auf diese Weise
wird aus Kunststoffmüll Synthesegas und Wärme für den Hochofenpro-
zess erzeugt.
u Die Voraus- Sortenreine Abfälle von Thermoplasten lassen sich auch werkstofflich
setzung für eine wiederverwerten. Dazu werden die gereinigten und zerkleinerten Ab-
wirtschaftliche fälle geschmolzen und in neue For-
Verwertung von
men gebracht. Durch Umschmelzen
Kunststoffen ist eine
werden Parkbänke, Klettergerüste,
konsequente Müll-
Rohre und Klappboxen u.v.a.m.
trennung.
hergestellt. Aufgrund von Verun-
reinigungen, Oxidationsprozessen
oder zu hoher Wärmebelastung beim
Umschmelzen sind die Recyclingkunst-
stoffe normalen Thermoplasten aber
qualitativ unterlegen.
Überblick
Kunststoffe
‚Struktur Die Makromoleküle Ans Die Makromoleküle sind Die Makromeleküile sind
linear angeordnet oder engmaschig vernetzt. weitmaschig vernetzt.
gering verzweigt.
Abfallbeseitigung
!
Deponie energetische Verwertung Recycling
(Müllverbrennung)
1 !
rohstoffliche werkstoffliche
Wiederverwertung Wiederverwertung
6.3.1 Grundlagen
a Organische
larelaeleletzie|
Carbonylreaktionen
tionellen. Gruppen
6.3.2 Substitutionsreaktionen
ÜÜ Mit dem Bin- Die Substitution ist eine organische Reaktion, bei der Atome oder
dungsgrad (5. 231) Atomgruppen zwischen den Molekülen der Ausgangsstoffe ausge-
wird die Zahl der tauscht werden. Dabei bleibt Grad der an der chemischen Reaktion
Atombindungen zwi- beteiligten Bindung erhalten. Meist entstehen aus zwei Ausgangs-
schen zwei Atomen stoffen zwei Reaktionsprodukte.
bezeichnet.
6.3 Reaktionen organischer Stoffe 277
FeBr;
Ö + iBr- Bri Te o® + H- Brı
6.3.3 Additionsreaktionen
Die Addition ist eine organische Reaktion, bei der ein kleineres
Molekül an die Mehrfachbindung eines ungesättigten Moleküls
angelagert wird. Der Grad dieser Bindung nimmt ab. Meist ent-
steht aus zwei Ausgangsstoffen ein Reaktionsprodukt.
[3 Additionen sind Die Hydrierung ist eine Additionsreaktion, bei der in Anwesenheit von
die bevorzugten Katalysatoren Wasserstoffatome an Mehrfachbindungen ungesättigter
Reaktionen unge- Kohlenwasserstoffe oder anderer Verbindungen angelagert werden.
sättigter organischer
Verbindungen, insbe-
sondere der Alkene EB HH «
und Alkine. C=C NS 5 an
H H
Ethen
H-c- c’ h x Kat.
H| H
Ethanal Wasserstoff Ethanol
a C=C-C-H + >
a
C-€-C-H
Z | I | I
H H HH H
Propen Brom 1,2-Dibrompropan
E HH H HHHOH
\e=e--o
7 | |
u + J Hu
Bin
H-c
#-c
:
=C-C=H
H H H 'B:; H
[I Die Polyaddition Die Hydratisierung ist die Addition von Wasser. Dabei lagern sich ein
ist ein Sonderfall, bei Wasserstoffatom und eine Hydroxylgruppe an die Mehrfachbindung an.
dem nicht Mehrfach-
bindungen zwischen =
Kohlenstoffatomen,
sondern an funktio-
HOT N
C=C-C-H + —
nn
H-C-C-C-H
nellen Gruppen auf- | | |
H H H H
gespalten werden
Prop-1-en Wasser Propan-2-ol
6.3 Reaktionen organischer Stoffe 279
6.3.4 Eliminierungsreaktionen
Die Eliminierung ist eine organische Reaktion, bei der Atome oder
Atomgruppen aus den Molekülen der Ausgangsstoffe abgespalten
werden. Dabei wird an zwei benachbarten Kohlenstoffatomen je
ein gebundenes Atom oder eine Atomgruppe entfernt. Der Bin-
dungsgrad zwischen diesen beiden Kohlenstoffatomen nimmt zu.
Aus einem Ausgangsstoff entstehen zwei Reaktionsprodukte.
HH H HH
Il Kat I 1 N “
H-c- c- EöH ee ie H-0-H
Il
HHH I "
Propan-1-ol Propen Wasser
Kat Zi
— c=C +
FE N
H H
Substitution BETTER
- Atome oder Atomgrup- - Atome oder Atomgrup- - Atome oder Atomgrup-
pen werden ersetzt. pen werden angelagert. pen werden abgespal-
— Zwei Ausgangsstoffe - Zwei Ausgangsstoffe ten.
n reagieren zu zwei Reak- reagieren zu einem - Ein Ausgangsstoff re-
tionsprodukten. Reaktionsprodukt. agiert zu zwei Reakti-
- Der Bindungsgrad der - Der Bindungsgrad der onsprodukten.
beteiligten Bindung beteiligten Bindung - Der Bindungsgrad der
bleibt erhalten. nimmt ab. beteiligten Bindung
nimmt zu.
Substitution Oxidation
(+Cl, , HCl) (+1%20,)
Ethanal
Kohlenstoffdioxid
Verbrennung
| 10,) | b
N Ethin Ethansäure
Wasser
[ Angesichts der Die zur Herstellung chemischer Produkte notwendigen Rohstoffe liegen
wirtschaftlichen fast nie in reiner Form vor, sondern müssen vor ihrem Einsatz oft durch
Entwicklung solcher die Abtrennung störender Begleitstoffe aufbereitet werden. Je nach Her-
Länder wie China kunft und Zusammensetzung werden mehrere Gruppen von Rohstoffen
und Indien ist zu
unterschieden.
erwarten, dass der
Bedarf bei einigen
Rohstoffen in einigen Fossile Rohstoffe oder fossile Kohlenstoffträger, wie Kohle, Erdgas
Jahrzehnten nicht oder Erdöl, entstanden während der Erdgeschichte aus lebenden
mehr gedeckt wer- Organismen, welche nach ihrem Absterben im Verlauf der Jahrmil-
den kann. lionen umgewandelt wurden.
[ Nachwachsende
Unter nachwachsenden Rohstoffen versteht man molekulare oder
Rohstoffe werden
zwar als unbegrenzt
hochmolekulare Stoffe, die hauptsächlich pflanzlichen Ursprunges
angesehen, können sind. Tierische Produkte haben dabei nur einen kleinen Anteil.
aber den riesigen
Rohstoffbedarf der
Menschheit nicht Nachwachsende Rohstoffe
vollständigabdecken. Rohstoff | Gewinnung Bestandteile Verwendung
‚ aus
Fette, Öle | Pflanzensamen verschiedene Speiseöl, zur Herstel-
Glycerolester lung von Kosmetika,
(Glycerinester) | Treibstoff (Biodiesel)
Holz verholzten Polysaccharid: | Baustoff, Brennstoff,
Pflanzenteilen Cellulose Herstellung von Zell-
(Baumstämme) stoff, Papier, Fasern,
Klebstoffen
Rohr- Zuckerrüben, Disaccharid: Nahrungsmittel,
zucker Zuckerrohr Saccharose Herstellung von
Bioethanol
Stärke Getreide, Kar- Polysaccharide: | Nahrungsmittel,
toffeln Amylose und Herstellung von Kleb-
Amylopektin stoffen
Pflanzen- | Baumwolle, Fa- | Polysaccharide: | zur Herstellung von
fasern serlein (Flachs), | Cellulose und Geweben, Seilen und
Faserhanf andere Kleidung
Latex Gummibaum Makromolekül: | Naturkautschuk
Polyisopren
© In die CO,-Bilanz
alternativer Energie- Nachwachsende Rohstoffe bieten nicht nur den Vorteil, dass sie immer
träger gehen viele wieder in der Natur neu gebildet werden. Wenn sie wie einheimischer
Faktoren ein, z.B. der Biodiesel sinnvoll als alternative Energieträger genutzt werden, kann
beim Transport oder
ihre CO>-Bilanz besser werden als die fossiler Energieträger.
für die Düngung an-
fallende CO,-Anteil.
Ein weiterer Vorteil nachwachsender Rohstoffe besteht darin, dass die
Produkte, z.B. aus Stärke (/ Abb. rechts), biologisch abbaubar sind.
7.1. Grundlagen chemisch-technischer Prozesse 285
Neben Rohstoffen braucht man für viele Verfahren noch Hilfsstoffe. © Großtechnische
Diese Stoffe werden nach der erfolgten chemischen Reaktion abgetrennt Verfahren bestehen
und regeneriert. Oft können sie wieder verwendet werden. Dann führt oft aus mehreren
man sie in den Prozess zurück. aufeinanderfolgen-
den Stufen, z.B.
Überführen der
Bi Hilfsstoffe sind Katalysatoren, Lösungsmittel, Extraktionsmittel, Ad- Ausgangsstoffe in
sorptionsmittel oder Emulgatoren, die nach der Reaktion abgetrennt, einen geeigneten Zu-
regeneriert und in den Prozess zurückgeführt werden. stand (z.B. Auflösen),
Erwärmen, chemische
Rohstoffe müssen vor ihrem Einsatz aufbereitet werden. Je nach Umsetzung, Abküh-
ihrer Herkunft unterscheidet man mineralische, fossile, nachwach- len, Trennen des
anfallenden Gemi-
sende und Sekundärrohstoffe. Zusätzlich werden noch oft Hilfs-
sches (Reinigung des
stoffe im Produktionsprozess eingesetzt. Produkts).
286 7 Chemisch-technische Prozesse
Grundlagen
Eisen (/S. 87) ist das wichtigste Gebrauchsmetall. Reines Eisen findet nur Ü] Gediegenes Eisen
selten Verwendung, z.B. als Magnetkern in der Magnettechnik. Weit macht etwa 90 % des
häufiger passt man es den vielfältigen Gebrauchszwecken durch Verän- Erdkerns aus. Damit
derungen wie Legieren (/S. 89) mit anderen Metallen an. Im Hoch- ist es das verbrei-
tetste Element der
ofenprozess gewinnt man aus Eisenerz großtechnisch Roheisen. Roh-
Erde. In der Erdkruste
eisen enthält etwa 4% Kohlenstoff und andere Elemente, ist hart und
finden sich etwa
spröde und daher nicht verformbar. Verringert man den Kohlenstoffge- 4,7% in Form von
halt unter 2%, so erhält man schmiedbaren Stahl. Eisenerzen. Auch in
Roheisen wird durch Reduktion (5. 134) oxidischer Eisenerze wie Magne- unserem Sonnensys-
tit (Eisen(Il, III)-oxid), Hämatit (Eisen(Ill)-oxid) oder Limonit (Eisen(IIl)-oxid tem kommt Eisen
mit gebundenem Wasser) hergestellt. Sulfidische Erze, z.B. Pyrit, werden häufig vor, was die
durch Rösten in ihre Oxide überführt und anschließend reduziert. zahlreichen Eisen-
meteorite beweisen.
Roheisengewinnung
Schacht Reduktionszone @
> 700 °C
Kohlungszone ®
> 1100 °C
Luftzufuhr Heißluft &
1000-1300 °C
Herd Schmelzzone ©
> 1200 °C
| Große Hochöfen
haben ein Gesamtvo-
Schlackenabstich ® lumen von 6000 m?
und einen Durch-
Roheisenabstich
messer von 15 m.
Gestell Sie liefern ca. 4 Mio.
Tonnen Roheisen im
Jahr.
288 7 Chemisch-technische Prozesse
Ü Die Wirt-
schaftlichkeit der Im Hochofen wird durch Reduktion von Eisenerzen mithilfe von
Roheisenherstellung Koks und Heißluft flüssiges Roheisen erzeugt. Als Nebenprodukte
hängt maßgeblich entstehen Schlacke und Gichtgas.
von der Umsetzung
der technischen
Arbeitsprinzipien im Abschnitt Vorgänge
Hochofenprozess ab.
Beschickung D - periodische Zufuhr von Erz, Koks und
Zuschlägen
- Zusatz (Zuschlag) von Kalk, um die in
den Erzen enthaltenen Verunreinigun-
gen („Gangart” aus Silicium-, Mangan-
Schwefel- und Phosphorverbindungen)
zu binden
Luftzufuhr ® - kontinuierliches Einblasen von heißer
Luft (Sauerstoff)
- Gegenstrom von Luft und Feststoffen
DI Durch die Vorwärmzone ®) - Abgabe der Wärme von aufsteigenden
Aufnahme von Gasen an die Feststoffe
Kohlenstoff wird —- Trocknung der Feststoffe
die Schmelztempe-
ratur des Eisens von Reduktionszone @ - Reduktion der Eisenerze durch aufstei-
1540°C auf etwa gendes Kohlenstoffmonooxid (indirekte
1200°C abgesenkt. Reduktion)
- Kohlenstoffdioxid bildet sich
- Kohlenstoffdioxid reagiert mit darüber
liegendem Koks zu Kohlenstoffmonooxid
- Kohlenstoffmonooxid reduziert erneut
Eisenerz
Ausgangsstoffe:
verschiedene Eisenerze, Koks, Kalkstein (Zuschlag), Luft
Reaktionsprodukte:
Roheisen (Eisen mit 3,5-4% Kohlenstoff, 1% Silicium, 2-3% Mangan, bis
0,2% Phosphor)
Hochofenschlacke, Gichtgas
Fe O + Co — Fe + CO Q=-12 k)/mol
Stahlerzeugung
[ Stickstoffdünge-
mittel werden in der Die Ammoniaksynthese ist eine Gleichgewichtsreaktion, die an ei-
Landwirtschaft als nem Katalysator durchgeführt wird. Um einen Umsatz von etwa
Pflanzennährstoff 20% zu erreichen, muss mit hohem Druck gearbeitet werden. Der
eingesetzt. Die Pflan- eingesetzte Eisenkatalysator arbeitet bei 400-500 °C.
zen benötigen Stick-
stoffsalze, um daraus
in ihrem Stoffwechsel
Eiweiße aufzubauen. Ammoniak (/S. 197) ist die technisch wichtigste Stickstoffverbindung.
Die Weltproduktion übersteigt 125 Mio. Tonnen pro Jahr. Ein Großteil
des erzeugten Ammoniaks wird zur Herstellung von Stickstoffdüngemit-
teln verwendet. Außerdem dient Ammoniak u.a. zur Herstellung von
Salpetersäure, Soda und Kunststoffen.
Ammoniak wird in einem Synthesereaktor, den man auch als Kontakt-
ofen bezeichnet, aus Stickstoff und Wasserstoff erzeugt. Das Verfahren
wird nach seinen geistigen Vätern FRITZ HABER und CARL BOSCH auch als
Haber-Bosch-Verfahren bezeichnet.
Kreislaufgebläse
NHz, N, H,
Kompressor
Reaktionsprodukt:
Ammoniak
Bedingungen:
Reaktionstemperatur = 400-500 °C
Druck = 25-30 MPa
Katalysator: Eisen
Reaktionsgleichung:
N, + 3 H> =2 NH3 Q=-92 kJ/mol
u Sprengstoffe, die
aus Salpetersäure Salpetersäure wird durch schrittweise Oxidation von Ammoniak
hergestellt werden, zu Stickstoffmonooxid und Stickstoffdioxid und anschließende Ab-
sind z.B. Nitroglyce- sorption des Stickstoffdioxids in Wasser hergestellt.
rin (Glycerintrinitrat)
oder Cellulosenitrat
(Schießbaumwolle).
Salpetersäure (5. 198), eine der stärksten anorganischen Säuren, wird
hauptsächlich zur Herstellung von Stickstoffdüngemitteln, z.B. Ammoni-
umnitrat oder Kalkammonsalpeter, verwendet.
Etwa 10-15% der Säure nutzt man zur Erzeugung organischer Verbin-
dungen wie Fasern oder Kunststoffen, zur Herstellung von Sprengstof-
fen oder als Ätzmittel für Metalle.
INN
Abhitze- %
kessel
+ ——
an NO,
Wasser Salpetersäure
®
Kontakt- Oxidations- Absorptions-
ofen turm kolonne
Ausgangsstoffe:
Ammoniak, Luft, Wasser
Reaktionsprodukte:
Salpetersäure, Restgas
Bedingungen im Kontaktofen:
Reaktionstemperatur = 850-950 °C
Druck = 0,3-1,5 MPa
Katalysator: Platin (zum Teil mit Rhodium)
Kontaktzeit am Katalysator: 0,0002-0,001 s
Reaktionsgleichungen:
im Kontaktofen ®
Hauptreaktion (läuft zu 95-97 % ab)
ANH; + 50, —- ANO + 6H,0 Q = -904 kJ/mol
/f SoDIUM SULFATE,\\
DODECYLBENZENE-))] Schwefelsäure (/S. 215) ist die am meisten produzierte Chemikalie auf
SULFONATE ) der Welt. Pro Jahr werden etwa 150 Millionen Tonnen davon erzeugt.
Sie wird zur Herstellung vieler Produkte verwendet. Der Hauptanteil von
65% wird zur Erzeugung von Phosphatdüngemitteln gebraucht. Die
restlichen 35% werden für die Metallaufbereitung und -verarbeitung,
zur Waschmittelherstellung (/ Abb. links), als Trockenmittel oder zur
Produktion anorganischer Salze und anderer Säuren benötigt.
Die Herstellung der Schwefelsäure erfolgt nach dem Kontaktverfahren.
Als Kontakt bezeichnet man den auf mehreren porösen Böden (Horden)
angeordneten Katalysator aus Vanadium(V)-oxid.
[EI Auch bei Schwe- Das Kontaktverfahren verläuft kontinuierlich in drei Teilschritten:
felsäure bekommt 1. Gewinnung von Schwefeldioxid aus Schwefel
das Recycling 2. Katalytische Oxidation des Schwefeldioxids zu Schwefeltrioxid
an _ 3. Absorption des Schwefeltrioxids zu Schwefelsäure
nn ee Wegen der sehr heftigen Reaktion des Schwefeltrioxids mit Wasser
de ee wird das Gas nicht in Wasser, sondern in 96%ige Schwefelsäure ein-
des Säureabfafls. geleitet und die entstehende 100%ige Säure danach kontinuierlich-
mit Wasser wieder verdünnt.
Schwefelsäuresynthese
Luft,
Verbren-
Schwefel
nungsofen ® Abgas
Schwefelsäure (96 %)
Katalysator-
Kühler
Dampf ;
| Absorptions-
Kühl- 5 m
wasser
Wärme-
tauscher
Ausgangsstoffe: 5 In modernen
Schwefel, Luft, Wasser Anlagen erfolgt die
technische Herstel-
Reaktionsprodukte: lung von Schwefel-
säure im Doppel-
Schwefelsäure, Abgas
kontaktverfahren.
Dabei absorbiert man
Bedingungen im Kontaktofen: das Schwefeltrioxid
Reaktionstemperatur = 420-450 °C, Normaldruck nach dem Kataly-
Katalysator: Vanadium(V)-oxid mit Zusätzen satorkontakt und
leitet das verbliebene
Reaktionsgleichungen. Gasgemisch nochmals
im Verbrennungsofen (® über eine weitere
5 +0 — 50, Q = -297 kl/mol Katalysatorschicht.
Dadurch wird der
Umsatz von 98%
im Kontaktofen @ auf mehr als 99,6 %
2505, + & —- 250; Q=-99 k)/mol gesteigert und die
Abgasreinigung
im SO;-Absorbtionsturm (vereinfacht) @ vereinfacht.
SO; + H»504 (96%) —- H3»50, (100%)
zu Calciumcarbonat Calciumoxid CaO (/S. 208) wird als Ätzkalk, gebrannter Kalk, Branntkalk
kommt in vielfältigen oder Luftkalk bezeichnet.
Variationen auf der Man verwendet Branntkalk als Ausgangsmaterial für die Calciumcarbid-
Erde vor. Kalkspat synthese, in der Metallverhüttung als basischen Zuschlag, in der Zucker-
(Calcit) kann als Dop-
und Zellstoffindustrie, zur Abwasserreinigung oder zur Herstellung von
pelspat aus kristalli-
nem Calciumcarbonat
Glas und Soda. Die Bauindustrie stellt aus gebranntem Kalk durch Zu-
bestehen. Kalkstein gabe von Sand und Wasser Kalkmörtel her.
ist ein gebirgsbilden- Die chemische Reaktion des Branntkalks mit Wasser wird als Löschen be-
des Mineral. Zwei zeichnet. Es entsteht Calciumhydroxid Ca(OH)> das als Löschkalk bezeich-
Formen sind Marmor net wird.
und Kreide. Kalktuff
entsteht aus kalkhal- Als Ausgangsstoff für die Erzeugung von Calciumoxid wird reines Cal-
tigem Wasser unter ciumcarbonat verwendet, das in der Natur als Kalkstein (75. 188) vor-
Beteiligung von
kommt.
Pflanzen. Das Gestein
Das Brennen ist eine thermische Zersetzung des Calciumcarbonats bei
wird auch Travertin
genannt. Temperaturen von 900-1000 °C.
Der Brennvorgang findet als kontinuierlicher Prozess in einem Schacht-
ofen, dem Kalkschachtofen, statt.
Kalkbrennen
Zonen/Abschnitte
@ Koks, Kalkstein
© Branntkalk
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 299
Abschnitt Vorgänge
Zufuhr der Aus- - Kalkstein (Calciumcarbonat) und Koks wer-
gangsstoffe W den periodisch von oben in den Schachtofen
gegeben
- Erhitzen des Brennguts in der Vorwärmzone
_ durchaufsteigendes Abgas
Luftzufuhr® = Einblasen von Luft von unten in den Ofen,
‘ die sich beim Aufsteigen erwärmt [Ü) Kalkstein wird in
großen Steinbrüchen
Brennzone ®) BZ Koks (Kohlenstoff) reagiert mit Luftsauerstoff
abgebaut.
- die erforderliche Reaktionstemperatur von
' 1000 °C wird erreicht
ı - Calciumcarbonat wird thermisch zu Calcium-
‘ oxid und Kohlenstoffdioxid zersetzt
ee
Ausgangsstoffe:
Calciumcarbonat, Koks, Luft
Reaktionsprodukte:
Branntkalk, Abgase (Stickstoff, Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid)
Bedingungen im Schachtofen:
Reaktionstemperatur: 1000°C
Reaktionsgleichungen:
Ü Das Kalkbrennen
in der Brennzone @) und das Abbinden
Reaktion von Koks mit Luftsauerstoff von Kalkmörtel ist
ein Kohlenstoff-
CC + O5 — CO, Q = -393 kJ/mol
dioxidkreislauf.
Allerdings wird beim
thermisches Zersetzen von Kalkstein Kalkbrennen mehr
CaCO; —- cCaO + CO, Q = +181 kJ/mol Kohlenstoffdioxid
freigesetzt als dann
Beim Verarbeiten zu Löschkalk wird der Branntkalk mit Wasser versetzt vom Mörtel wieder
(Kalklöschen). Es bildet sich Calciumhydroxid. gebunden wird,
Ca + H,O —- Ca(OH), Q = -64 kJ/mol da man auch die
CO,-Emission des
Brennstoffs einrech-
Das Calciumhydroxid reagiert mit dem Kohlenstoffdioxid der Luft wieder
nen muss.
zu Calciumcarbonat. Dadurch wird der Kalkmörtel fest (Abbinden).
300 7 Chemisch-technische Prozesse
|
und gebunde- Alabaster, — bei 200 °C entsteht Stuckgips
nes Kristallwas- | Marienglas Estrich für Fußbö- (CaSO,: 0,5 H,O; Halbhydrat)
ser) den) - bei 800-1000 °C entsteht Estrich-
||
gips (CaSO,; Anhydrit)
- Abbinden (Das Kristallwasser
lagert sich wieder an.)
Kalkmörtel Calcium- Verbinden von - Löschkalk (Calciumhydroxid) wird-
(Löschkalk und hydroxid aus | Mauersteinen, mit Wasser versetzt
Sand) gelöschtem Verputzen von - Sand dient als Füllstoff
Branntkalk, Wänden (härtet - reagiert mit Kohlenstoffdioxid
Wasser, Sand nur an der Luft) der Luft zu Calciumcarbonat, wird
dabei fest (Abbinden)
Zement Calcium- als steinähnli- - Brennen von Kalkstein und Ton
(Calciumsilicate carbonat ches Material; zusammen bei 1500 °C im Dreh-
und Calcium- (Kalkstein) härtet auch unter ] rohrofen
aluminate) und Ton Wasser - Mahlen des entstehenden Klinkers
- Vermischen mit Wasser zu Zement-
mörtel
Beton Zement, Baustoff für Häu-- _ Zementmörtel wird durch Mischen
(Zementmörtel, Wasser, Sand, ser und Straßen, von Zement, Wasser und Sand
grober Kies Kies oder Stahlbeton mit hergestellt
oder Steinsplitt) Schotter | Stahlelementen - Zugabe der Füllstoffe
- für Stahlbeton: Einbetten von Ei-
senstäben oder -gittern, gibt dem
spröden Beton Biegefestigkeit
Ziegel Ton, Lehm, ı Mauer- und Dach- | - Mischen der Komponenten mit
(Alumosilicate, Hochofen- | ziegel, Klinker Wasser
Eisenoxide) schlacke ı - Formen der Rohlinge
Zusätze | - Brennen bei 1000-1500 °C
Baukeramik Ton, Feld- | Dränagerohre, — Mischen der Komponenten mit
(Alumosilicate. spat, Kaolin, | Fliesen Wasser
Quarz) Quarz, | - Formen der Rohlinge
Zusätze L - Brennen bei 900-1300 °C
Glas Sand | Normalglas als. ı - Zusammenschmelzen von Sand,
Normalglas \| (Silicium- ' Fensterglas oder | Kalk und Soda bei 1200-1650 °C
(Natrium und | dioxid),Kalk |‚ Flaschenglas, Spe- - beim Abkühlen entsteht eine
Calciumsilicate) (Calcium- ‚ zialglas, z.B. Blei- nichtkristalline (amorphe), durch-
\ carbonat) ‚ kristall, Laborglas, sichtige Struktur
' und Soda ‚ optisches Glas) - Färbungen durch Zusatz von Me-
' (Natrium- | talloxiden
| carbonat) !
— Spezialgläser durch Zusätze
ı
302 7 Chemisch-technische Prozesse
Membranverfahren
Natronlauge
ca. 33% NaOH ®
Reinsole u EiNndampfung
|
300 g/l Nacl
Katoden--
Natronlauge Natronlauge
ca. 33% ca. 50%
NaOH NaOH
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 303
Katode:
2H,0+ 2 °— HT + 204
Na* + OH” —- NaOH
Erste Stufe:
[3 Aluminiumlegie- Reines Aluminiumoxid wird aus dem Rohstoff Bauxit gewonnen. Mittels
rungen mit Magne- Natronlauge kann Aluminiumhydroxid Al(OH);z aus dem Bauxit heraus-
sium, Silicium und gelöst werden. Die Begleitstoffe, verschiedene Eisenoxide und Silicium-
weiteren Metallen dioxid, sind unlöslich und bleiben zurück.
zeichnen sich durch
Danach muss Aluminiumhydroxid aus der Lösung ausgefällt werden.
hohe Festigkeit und
Durch Entwässerung und Trocknung des Hydroxids entsteht reines Alu-
Korrosionsbeständig-
keit aus. miniumoxid Al,O;.
Zweite Stufe:
Aluminium ist ein sehr unedles Metall. Deshalb gewinnt man es durch
Elektrolyse aus einer Schmelze von Aluminiumoxid mit Kryolith NazAlF,
(/ Abb.). Wegen des hohen Energieverbrauchs wird Aluminium haupt-
sächlich in Ländern wie Norwegen produziert, die billige Elektroenergie
aus Wasserkraftwerken nutzen können.
Schmelzflusselektrolyse
Abgase
|
| Kohleanoden (Grafit) ® |
Stromzuführung für die Anode
Abstich ©)
Aluminiumoxid und Kryolith
(fest) D
Schmelze ®
flüssiges Aluminium
Kohlekatode ®
ee) Stromzuführung für die Katode
feuerfestes
Mauerwerk
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 305
Katode:
2A + Ge — 2A
7.3.1 Grundlagen
DI Große Erdöllager- Fossile Rohstoffe sind aus abgestorbener Biomasse unter Einwir-
stätten finden sich in kung von Druck und Wärme darüberliegender Erdschichten ent-
Russland, in den USA, standen. Sie sind Rohstoffbasis für die meisten organischen Pro-
in Mexiko, in Afrika,
dukte.
am Persischen Golf
und in der Nordsee.
Ü Erdöl hat sich in- Diese Rohstoffe werden zu etwa 90% für die Energieerzeugung und zu
nerhalb von über 10 10% für die Gewinnung organischer Grundchemikalien verwendet. Bei
Millionen Jahren aus der Verbrennung zur Energieerzeugung entsteht neben Wasserdampf
abgestorbenen Klein- Kohlenstoffdioxid, das zum Treibhauseffekt beiträgt. Auch die Schad-
lebewesen gebildet.
stoffe Schwefeldioxid und Stickstoffoxide werden freigesetzt.
Die Weltvorräte an
Zur Gewinnung verschiedener Grundchemikalien, z.B. Methanol oder
förderbarem Erdöl
wurden 2006 auf Ethen aus fossilen Rohstoffen, müssen die Gemische getrennt und che-
ungefähr 1,5 - 10!" misch umgewandelt werden.
Tonnen geschätzt. Zwar sind die Vorräte an Kohle
größer als die an Erdöl und Erdgas,
aber es ist in den meisten Fällen
viel einfacher, die Grundstoffe,
z.B. Alkane, Alkene, Aromaten
und Treibstoffe, aus Erdöl- und
Erdgas zu gewinnen. Gemessen
am derzeitigen Verbrauch reichen
die bekannten Kohlevorräte noch
etwa 150 Jahre, die Erdöl- und Erd-
gasvorräte ca. 40 Jahre.
Wegen der begrenzten Vorräte,
aber auch wegen der Umweltschä-
den, die durch die Verbrennung
fossiler Rohstoffe verursacht wer-
den (/S. 337 ff.), muss sparsam mit
ihnen umgegangen werden.
7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe 307
7.3.2 Kohleveredlung
Zur Gewinnung hochwertiger Produkte aus dem Rohstoff Kohle müssen (Kohle ist kein
Steinkohle und Braunkohle chemischen Umwandlungen unterzogen reiner Kohlenstoff,
werden. Dazu wurden verschiedene Veredlungsverfahren entwickelt. sondern hat eine
hochpolymere
Molekülstruktur,
1. Bei der Kohleentgasung (Verkokung, Schwelung) wird Kohle unter
die hauptsächlich
Luftabschluss auf hohe Temperaturen bis zu 1400°C erhitzt. Dabei
aus Kohlenstoff-,
werden flüchtige Bestandteile (Teer, Aromaten, Gase) abgespalten. Wasserstoff- und
Es bleibt Koks als hochwertiger Brennstoff zurück. Sauerstoffatomen be-
Die Kohleentgasung dient insbesondere der Gewinnung von Koks steht. Kohle enthält
für den Hochofenprozess. Der anfallende Teer enthält viele Stoffe, auch mineralische
von denen einige als Grundchemikalien daraus gewonnen werden. Bestandteile.
2. Bei der Kohlehydrierung wird Kohle unter hohem Druck bei © Teer war anfangs
400-500°C mit Wasserstoff zu flüssigen Kohlenwasserstoffen (Ben- ein unerwünschtes
zin, Öle) umgesetzt. Nebenprodukt der
Verkokung. Nach
der Entdeckung,
3. Bei der Synthesegaserzeugung (Kohlevergasung) setzt man Kohle
dass man aus Teer
(auch Heizöl oder Erdgas) mit Luft oder reinem Sauerstoff und Was- Aromaten und
serdampf nach folgenden formalen Reaktionen um. Phenol (/S. 243) zur
Synthese von Farb-
2C +0, —- 2C0 Q = -220 kJ/mol stoffen gewinnen
C + HO — CO+H, Q = +132 kKJ/mol kann, wurde Teer ein
begehrtes Produkt.
Dabei werden häufig die exotherme Reaktion mit Sauerstoff und die
endotherme mit Wasserdampf miteinander gekoppelt.
Das Gasgemisch aus Wasserstoff und Kohlenstoffmonooxid dient
beispielsweise als Synthesegas für die Herstellung von Methanol.
u Im Erdöl können Die Zusammensetzung des Erdöls kann von Lagerstätte zu Lagerstätte
Verbindungen mit je nach vorliegendem pflanzlichen und tierischen Material und den vor-
einer Kettenlänge ab herrschenden Bildungsbedingungen stark variieren.
vier Kohlenstoffato- Die Verarbeitung des Erdöls erfolgt in einer Raffinerie in Stufen.
men (Siedetempera-
Rohöldestillation:
tur<20 °C) bis hin zu
mehr als 50 Kohlen-
Dabei wird das Rohöl in Siedefraktionen getrennt.
stoffatomen (Siede- Weiterverarbeitung:
temperatur>500 °C) Ziel ist dabei, die Mengenanteile der Siedefraktion zu ändern (Cracken)
enthalten sein. Zu- und ihre Qualität zu verbessern (Reforming, Entschwefeln).
sätzlich sind auch oft Petrochemie:
organische Moleküle Aus den verschiedenen Gemischen werden anschließend bestimmte Ver-
mit Sauerstoff-, Stick- bindungen, z.B. Aromaten und Olefine (Alkene), hergestellt und isoliert.
stoff- und Schwefel- Sie sind Rohstoffe für verschiedene Synthesen.
atomen enthalten.
Rohöldestillation
Ziel der Rohöldestillation ist es, das Erdöl, ein sehr uneinheitli-
ches Gemisch verschiedener organischer Stoffe, in Fraktionen mit
definierten Siedebereichen zu zerlegen. Siedefraktionen sind ein-
heitlichere Gemische von Kohlenwasserstoffen mit ähnlichem Sie-
debereich.
Rohöldestillation
Gase leichtes Heizöl, Benzin
<30 °C
al Gasöl
Cracken
Leichtbenzin schweres
50-100 °C Dieselöl
Schwerbenzin Spindelöl
100-180 °C RIngeID.e
Petroleum Maschinen-
150-270 °C öle
: .
Gasöl
240-360 °C Zylinderöle
Rohöl Rückstand
rer ie ® Rückstand
>360 °C (Bitumen)
Ausgangsstoffe:
Rohöl
Produkte:
1. aus der Normaldruckdestilla- > Der Erdöl-
tion (Fraktionierkolonne |) durchsatz in einer
Gasgemisch (<30 °C) als modernen Raffinerie
ist sehr groß. In der
Heiz- und Synthesegas
Raffinerie Leuna wer-
Leichtbenzin (50-100 °C) als
den beispielsweise
Lösungsmittel in der Rohöldestilla-
Schwerbenzin (100-180 °C) tionsanlage jährlich
zur Kraftstoffherstellung mehr als 10Mio.
(Benzin für Pkw) Tonnen verarbeitet,
Petroleum (150-270 °C) als das sind stündlich
Flugzeugbenzin (Kerosin) etwa 1250 Tonnen
Dieselöl, Gasöl (240-360 °C) oder etwa 1500 m’.
als Dieselkraftstoff, Heizöl
2. aus der Vakuumdestillation
(Fraktionierkolonne Il)
Gasöl
Dieselöl als Heizöl
schweres Heizöl
Maschinen- und Schmieröl
Bitumen zur Asphalt- und
Teerherstellung
310 7 Chemisch-technische Prozesse
Crackverfahren
Bei der Rohöldestillation fallen oft nur etwa 20% Benzinfraktionen und
etwa 50% Produkte mit einer Siedetemperatur unter 360 °C an. Der Be-
darf für diese niedrigsiedenden Fraktionen ist jedoch viel höher.
Daher muss man zusätzlich langkettige Kohlenwasserstoffe (hochsie-
dend) aus den Vakuumdestillaten spalten und in Kohlenwasserstoffe
kürzerer Kettenlänge (niedrigsiedend) umwandeln.
Katalytisches Cracken ®
Fraktionier-
Crackprodukte kolonne
® => —> Crack-
Reaktor gase
Rauchgas N
® | . — Crack-
Regenerator | : | benzine
—- Crack-
reaktivierter dieselöl
Katalysator Zyklon |
Vakuum- | > Crack-
destillat gasöl
—
. Fer
h
=—>- Crack-
Röhrenofen ® rückstand
Ausgangsstoffe:
Vakuumdestillate (Gemisch organischer Verbindungen mit hohen Siede-
punkten aus der Rohöldestillation)
Reaktionsprodukte:
- Crackgase
- Crackbenzine
- Crackdieselöl
- Crackgasöl
- Crackrückstand
Kat.
CH5H5sa —— Cı11H>4 + OH; + CsH4> + CoHe + 2H5,
Vakuumdestillat Kette Kette Ring Ring (Aromat)
Die Hauptmenge des Benzins dient als Treibstoff für Kraftfahrzeuge. Die
Qualität der Benzine aus der Rohöldestillation reicht dafür nicht aus,
weil sie zum „Klopfen” neigen.
Das Klopfen entsteht im Motor beim vorzeitigen Entzünden des Ben-
zin-Luft-Gemischs während des Verdichtens. Die verschiedenen Kohlen-
wasserstoffe unterscheiden sich in ihrem Klopfverhalten. Unverzweigte [ÜÜ Durch chemische
Alkane (/S 224) neigen stärker zum vorzeitigen Entzünden, während Umwandlungen kann
verzweigte Alkane und Aromaten (/'S. 233) weniger stark klopfen. die Klopffestigkeit
und damit die Ben-
" ; E en f . zinqualität verbessert
Als Maßzahl für die Benzinqualität dient die Octanzahl (ROZ). Sie werden: In der Ver
gibt an, wie klopffest das Benzin ist. gangenheit wurden
auch in Deutsch-
land hochgiftige
Man hat dem sehr klopffreudigen n-Heptan willkürlich die Octanzahl Bleiverbindungen
Null zugeordnet. Dem sehr klopffesten 2,2,4-Trimethylpentan (lsooctan) als Antiklopfmittel
wurde dagegen die Octanzahl 100 zugeordnet. Folglich besitzt ein Ge- zugesetzt. Manche
misch von 10% n-Heptan und 90 % Isooctan eine Octanzahl von 90. Ein Länder verwenden
beliebiges Benzin, das sich im Testmotor genau so verhält wie dieses duch heute noch
Gemisch, erhält auch die Octanzahl 90. bleihaltiges Benzin.
312 7 Chemisch-technische Prozesse
Die Ursache für die schlechte Qualität des Rohbenzins ist der hohe Gehalt
an unverzweigten Alkanen. Um die Klopffestigkeit zu verbessern, müs-
sen diese durch chemische Reaktionen in verzweigte oder ringförmige
Kohlenwasserstoffe überführt werden. In der Industrie erfolgt diese Um-
wandlung durch Reformieren bzw. den Reforming-Prozess.
R
(-H,) Cyclisierung 2,
Methanol (/5$. 240) ist nach seinen Verwendungsmöglichkeiten und der Du Methanol hat
produzierten Menge der wichtigste Alkohol. Pro Jahr werden weltweit als Treibstoff für
insgesamt mehr als 20 Mio. Tonnen Methanol hergestellt. Kraftfahrzeuge den
Dieser Alkohol wird für die Herstellung verschiedenster organischer Vorteil, dass es leicht
zu gewinnen ist und
Stoffe, z.B. Methanal (/S. 244), Essigsäure (/'S. 249f.) oder Kunststoffe,
nicht nur aus Erdöl
benötigt. Er dient als Lösungsmittel für Lacke und Farben und kann als
hergestellt werden
Vergaserkraftstoff oder Kraftstoffzusatz eingesetzt werden. kann.
Synthesegas
Methanol, CO,H, (CO, H,)
Kompressor
Abschnitt Vorgänge
Kompressor ® - Verdichten des Synthesegases aus Kohlenstoffmonooxid und Wasser-
stoff auf 5 bis 35 MPa
Wärmetauscher ® |, - Erhitzen des Gasgemischs auf 250-350 °C
Reaktor ® | - Entstehung von Methanol durch Kontakt mit dem Katalysator (ver-
\ schiedene Kupfer-, Aluminium- und Zinkoxide)
Abtrennung des | - Abkühlung und Kondensation des Rohmethanols
Rohmethanols ® | - Abtrennung von den nicht umgesetzten Ausgangsstoffen, die dann
in den Kreislauf zurückgeführt werden
| - Reinigung des Rohmethanols durch Destillation
314 7 Chemisch-technische Prozesse
> Die technische Ausgangsstoffe: Synthesegas (aus Erdöl, Erdgas oder Kohle) mit Kohlen-
Herstellung von stoffmonooxid und Wasserstoff
Methanol erfolgt Reaktionsprodukte: Methanol
unter ähnlichen
Bedingungen wie die Chemische Reaktion:
Ammoniaksynthese
(7/5. 292 f.).
CO + 2H,z == CH30H Q=-91 kJ/mol
9 Mittels alkoholi- Ethanol (5. 241) ist der bekannteste Vertreter der Alkohole. Ähnlich
scher Gärung kann wie das Methanol kann es vielfältig verwendet werden. Ethanol dient
höchstens ein Alko- zur Herstellung von Acetaldehyd, Essigsäure, Fruchtestern und anderen
holgehalt (Ethanol- organischen Chemikalien, als Lösungsmittel, Treibstoffzusatz und als
gehalt) von ca. 15 %
Brennspiritus. Für Genusszwecke wird nur Gärungsalkohol verwendet.
erreicht werden,
dann sterben die
Hefezellen ab.
Herstellung von Gärungsethanol:
2 Das Destillieren
von niedrigprozen-
tigem Ethanol wird
auch als Brennen von
Alkohol bezeichnet.
Weinbrand entstand
also durch Brennen
von Wein. Jeder De-
stillationsdurchgang 1. Als Ausgangsstoffe für die alkoholische Gärung dienen sowohl Viel-
wird mit einem Stern fachzucker, z.B. Stärke, als auch Zweifach- und Einfachzucker wie
gekennzeichnet. Bei Rohrzucker (Saccharose) oder Traubenzucker (Glucose). Vielfachzu-
der alkoholischen Gä- cker werden zuerst zu vergärbaren Zuckern abgebaut.
rung entstehen auch 2. Besondere Enzyme in Hefen vergären anschließend die Zucker in-
geringe Mengen wässriger Lösung zu Ethanol und Kohlenstoffdioxid.
anderer Alkohole
3. Nach Abschluss des Gärprozesses filtriert man die Hefe aus der wäss-
(Fuselöle), die bei
rigen Lösung ab.
der Destillation größ-
tenteils abgetrennt 4. Um hochprozentiges Ethanol zu gewinnen, muss die wässrige Lö-
werden. sung anschließend destilliert oder zu Trinkbranntwein aufkonzen-
triert werden.
7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe 315
Sn
Aus verschiede-
nen pflanzlichen
Rohstoffen lassen
sich unterschiedliche
Spirituosen herstel-
len:
Weizen: Korn
Gerste: Whisky
Kartoffeln: Wodka
Reis: Sake
Agave: Tequila
Zuckerrohr: Rum
a =En n
en
318 8 Stoffkreisläufe
8.1 Grundlagen
[I Stoffkreisläufe Auf der Erde läuft ständig eine unvorstellbar große Zahl chemischer Re-
kann man rein aktionen ab, sowohl in der unbelebten Natur als auch in allen Lebewe-
qualitativ, aber auch sen. Dazu kommen die chemischen Prozesse in der Industrie, in der Land-
quantitativ mit An- wirtschaft oder in unserem Alltag.
gabe der Austausch-
mengen und Reser-
Mi Diese Reaktionen können lo-
voire betrachten.
kal begrenzt sein, etwa die Bil-
dung von Kalk (Calciumcarbo-
nat) in der Kaffeemaschine.
Laufen die Reaktionen dage-
gen im großen Maßstab ab,
wie beispielsweise bei einem
Vulkanausbruch, sind großflä-
chige oder sogar globale Wir-
kungen die Folge.
Das Element Kohlenstoff ist in allen vier Umweltbereichen in Form unter- [ÜÜ Die Atmosphäre
schiedlicher Verbindungen enthalten. Der Hauptanteil, etwa 99,8% der enthält als kleinster
Gesamtmenge, befindet sich in der Lithosphäre. Speicher nur etwa
0,001 % der Gesamt-
Vorkommen von Kohlenstoff in den Umweltbereichen menge an Kohlen-
; ! ; stoff. Sie reagiert
_Umweltbereich Br Kohlenstoff in gebundener Form el
Lithosphäre ' - Carbonatgestein (Kalkstein, Dolomit) lichsten gegenüber
- fossile Rohstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas) Veränderungen.
Atmosphäre | - - Kohlenstoffdioxid (Spuren Methan)
Hydrosphäre | - in Wasser gelöstes Kohlenstoffdioxid
i- _Hydrogencarbonate und Carbonate
Biosphäre | - organische Verbindungen, z.B. Fette,
Eiweiße und Kohlenhydrate, in lebender
und abgestorbener Biomasse
120
1-2 7 92-93
en 56 Ent- Verbrauch chemische
60 Minerali- waldung fossiler Prozesse
Pflanzen- sierung Brennstoffe 6
SOonD biologische
und chemische
. Prozesse
CO,-Gehalt der Atmosphäre und Temperaturänderungen auf der Erde seit 400.000 Jahren
CO, in ppm
300 Warmzeit Warmzeit Holozän
Warmzeit
280
260 —— Temperatur
Kaltzeit —— CO,-Gehalt
240
220
200
! T T T T 1 T T
400000 350000 300000 250000 200000 150000 100000 50000 0
Seit dem 19. Jahrhundert verbrennen die Menschen zunehmend fossile [Nach den Prog-
Rohstoffe und bringen damit zusätzlich Kohlenstoffdioxid in die Atmo- nosen des Weltkli-
sphäre ein. Dadurch steigt der CO,-Gehalt kontinuierlich an und lag im marates wird es
Jahr 2009 bei 390 ppm (/ Abb. unten). voraussichtlich in den
nächsten Jahrzehn-
Von den derzeitigen jährlichen Emissionen von etwa 9 Mrd. Tonnen Koh-
ten aufgrund des
lenstoff werden zwar etwa 25% zusätzlich von den Meeren absorbiert Treibhauseffekts zu
und etwa 20% durch verstärktes Wachstum der Pflanzen gebunden. Der deutlichen Klimaän-
Rest verbleibt in der Atmosphäre und lässt den Gehalt jährlich weiter derungen auf der
steigen. Die Erhöhung der Fotosyntheserate verläuft aber langsamer als Erde kommen.
der Anstieg des CO,-Gehalts in der Luft.
In der Atmosphäre nimmt der Gehalt an Kohlenstoffdioxid um 3-4 ppm
pro Jahr zu und verstärkt damit den Treibhauseffekt (5. 336).
CO>3 i
in ppm
370- 1970 bis —
2010
340-
316-
CO,-Gehalt
280-
250 z i—
0 500 1000 1500 2000 Jahr
324 8 Stoffkreisläufe
EI Eiweiße ent- Das Element Stickstoff ist in allen vier Umweltbereichen in Form unter-
halten ca. 17% schiedlicher Verbindungen enthalten. Der Hauptanteil, etwa 99% der
Stickstoff. Gesamtmenge, befindet sich als molekularer Stickstoff N, in der Atmo-
Um körpereigene
Eiweiße bilden zu
können, benötigen
NULBDLIE SS N N A
alle Lebewesen ERENSGISETUN
Stickstoff. Umweltbereich Stickstoff in gebundener Form
Atmosphäre - molekularer Stickstoff
—- Spuren verschiedener Stickstoffoxide
Lithosphäre - Nitrate und Ammoniumsalze im Boden
- Natriumnitrat (Chilesalpeter) in Lagerstätten
Hydrosphäre - in Wasser gelöste Nitratsalze
Biosphäre - stickstoffhaltige organische Verbindungen
(Aminosäuren, Eiweiße, DNA, Hormone) in
lebender und abgestorbener Biomasse
- organische Stickstoffverbindungen spielen
eine zentrale Rolle beim Aufbau und Stoff-
wechsel lebender Organismen
EI Der Grund für die Im Stickstoffkreislauf wird der Weg des Elements Stickstoff sowie
hohe Stabilität des seiner anorganischen und organischen Verbindungen durch die
Stickstoffmoleküls ist vier Umweltbereiche auf der Erde betrachtet.
die Dreifachbindung.
IN=N]
Der Stickstoffkreislauf besteht aus mehreren Teilkreisläufen. Dabei geht
es vor allem darum, den außerordentlich stabilen Stickstoff aus der Luft
zu fixieren, d.h. in reaktivere Stickstoffverbindungen zu überführen und
damit für lebende Organismen verfügbar zu machen.
atmosphärische Fixierung
A
8.4 Der Kreislauf des Stickstoffs 325
Biologische Stickstofffixierung
Die meisten Lebewesen sind nicht in der Lage, den reaktionsträgen Stick- (Nur wenige Bak-
stoff aus der Luft direkt in körpereigene Stoffe (Aminosäuren und Ei- terienarten können
weiße, 7 5.255) umzuwandeln. Stickstoff direkt in
Tiere benötigen körperfremde Eiweiße als Nahrung. Pflanzen nehmen Ammoniumsalze
umwandeln. Diese
Stickstoff in Form gelöster Nitrate oder Ammoniumsalze mit dem Wasser
leben im Wasser,
aus dem Boden auf. Dazu muss der molekulare Stickstoff zunächst bio- z.B. Cyanobakterien,
logisch fixiert werden. oder im Boden wie
IndererstenStufe, derFixierung, re-
N,O Knöllchenbakterien
duzieren einige Bakterien im Bo- Durch Symbiose mit
Denitri-
den den Stickstoff zum Ammoniak. Fixierung fizierung
letzteren gedeihen
Anschließend oxidieren andere Schmetterlingsblütler
Bakterien Ammoniak bzw. Ammo- auch auf stickstoff-
niumsalze in der Nitrifizierung stu- armen Böden.
Ü) Durch aufwen- Auch durch die Emission von Stick- Verusacher von NO,-Emissionen
dige Verfahren zur stoffoxiden aus Verbrennungspro- BRD 2007
Abgasreinigung in zessen wird der Stickstoffkreislauf Landwirtschaft 70 kt
der Industrie sind die durch den Menschen beeinflusst.
Industrie 90 kt
u Alle Lebewesen
Im Phosphorkreislauf wird der Weg des Elements Phosphor in Form
enthalten Phosphor
seiner anorganischen und organischen Verbindungen in der Um-
in Nucleinsäuren und
welt betrachtet. im Energiespeicher-
stoff ATP. Bei den
Wirbeltieren bildet
Der Austausch und die Umwandlung von Phosphorverbindungen in der Calciumphosphat
Umwelt findet nur zwischen den Bereichen Lithosphäre, Hydrosphäre einen wichtigen
und Biosphäre statt. Da die Atmosphäre an diesem Kreislauf nicht betei- Bestandteil der Kno-
ligt ist, bezeichnet man ihn auch als Ablagerungskreislauf. chensubstanz.
Ausgehend von phosphatreichen Gesteinsschichten lässt sich der Phos-
phorkreislauf in folgende Abschnitte unterteilen:
1. Freisetzung von Phosphaten aus Gestein und Lösen im Wasser
2. Aufnahme von löslichen Phosphaten durch Pflanzen
3. Umwandlung von Phosphaten in organische Phosphorverbindungen
in Pflanzen
4. Aufnahme und Umwandlung organischer Phosphorverbindungen
durch Tiere
5. Zersetzung von abgestorbener Biomasse durch Bakterien und Bil-
dung von anorganischen löslichen Phosphaten
Ein Teil der Phosphorverbindungen wird aus dem Boden ausgewaschen [ Phosphorverbin-
und gelangt in die Gewässer. Dort lagern sich Phosphate im Sediment ab dungen werden
oder werden dem Kreislauf durch Wasserpflanzen wieder zugeführt. neben Stickstoffver-
Der natürliche Phosphorkreislauf wird ebenfalls vom Menschen beein- bindungen als
Mineraldünger zur
flusst. Phosphate aus Waschmitteln und Fäkalien sowie abgeschwemm-
Ertragssteigerung in
ter Phospatdünger gelangen in die Gewässer und können dort zur Eutro- der Landwirtschaft
phierung (/ 5.335) führen. eingesetzt.
DI Stoffkreisläufe
anderer Stoffe spie-
len vor allem in der
Biologie eine Rolle.
Überblick
ei GH elie
betrachten
Stoffkreisläufe
sind
9.1 Grundlagen
zZ Auch wenn oft Als Umwelt wird sowohl die unbelebte als auch die belebte Natur be-
nur die Schadwir- zeichnet. Die Chemie, vor allem die chemische Industrie, wirkt sich auf
kungen betrachtet beide Teile aus.
werden, so ist die
chemische Industrie
im Alltag unverzicht-
barn. Sie produ-
ziert Düngemittel,
I
Medikamente und
Atmosphäre
ermöglicht unseren
hohen Lebensstan-
‚du
dard. Gleichzeitig
hat der Mensch mit
der Chemie auch alle Die Wirkungen chemischer Stoffe können oft nicht eindeutig getrennt
Mittel in der Hand,
oder zugeordnet werden. Häufig werden die Einflüsse der Chemie unter
Umweeltschäden in
Grenzen zu halten.
dem Aspekt der Schadwirkung bestimmter Stoffe betrachtet.
u Meerwasser
Wasser ist ein kostbares Gut, obwohl 72% der Erdoberfläche von enthält große
Wasser bedeckt sind. Weniger als 3% der Gesamtwassermenge Mengen an gelösten
sind Süßwasser mit einem Salzgehalt von weniger als 1 g/l. Salzen und ist nur
mit großem Aufwand
nutzbar.
Nur ein geringer Teil des Süßwassers ist für den Menschen nutzbar, da
etwa 85 % davon als Eis in den Polargebieten und Gletschern gebunden
ist. Etwa 10 Mio km? liegen als Grundwasser im Boden oder als Ober-
flächenwasser in Flüssen und Seen vor und stehen zur Gewinnung von
Trinkwasser, zur Bewässerung in der Landwirtschaft oder für industrielle
Zwecke zur Verfügung (/'5. 320).
0
- WE Atmosphäre
ÜÜ Der größte
Teil des kostbaren
Gewinnung von Trinkwasser Trinkwassers dient
für Zwecke, für die
keine hohe Reinheit
Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, der tägliche Bedarf des
nötig ist. Es ist daher
Menschen beträgt 2-3 Liter. Der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch sinnvoll, bei Neubau-
in deutschen Haushalten liegt bei ca. 125Litern pro Person und Tag. ten z.B. Toiletten mit
Davon werden nur 5% zum Trinken und zur Speisenzubereitung ein- „Grauwasser” (Re-
gesetzt. An Trinkwasser werden besonders hohe Anforderungen daran genwasser, Abwasser
gestellt: es soll klar, geruchlos und geschmacksfrei sein und darf keine der Dusche) in einem
Krankheitskeime enthalten. eigenen Wassernetz
zu betreiben.
Durchschnittlicher Wasserverbrauch in deutschen Haushalten
Verwendungszweck Verbrauch pro
Person und Tag
Körperhygiene caMlitr
WC-Spülung . \ | ca. 35 Liter
Wschescen 24 ae
Geschirplen ar ler
Reinigung
der Wohnung, Blumen gießen usw. |ca. 7 Liter
Zubereitung von Speisen und Getränken ‚ca. 6 Liter
332 9 Umweltchemie
Ein Problem ist die zunehmende Nitratbelastung im Trinkwasser. Inten- I Anteil der Grund-
sive Düngung mit Nitraten führt dazu, dass diese aus dem Boden aus- wassermessstellen
gewaschen werden und in Trinkwasserbrunnen gelangen. Hohe Nitrat- mit Nitratgehalten
gehalte im Trinkwasser stellen ein Gesundheitsrisiko insbesondere bei über dem Grenzwert
von 50 mg-I"" in
Säuglingen dar. Durch Beeinträchtigung des Sauerstofftransports im Blut
Deutschland:
können Säuglinge an Blausucht sterben.
Da man die Nitrat-Ionen nicht selektiv aus dem Rohwasser entfernen 1960: 2%
kann, gibt es nur die Möglichkeit, nitratreiches Wasser mit nitratarmen 1990: 6%
aus einer anderen Quelle zu mischen, um so unterhalb des Grenzwertes 2010: 16%
zu bleiben.
[Verschiedene
Kommunale Abwässer sind häusliche und gewerbliche Abwässer, Stoffe werden in
die häufig auch mit Regenwasser vermischt sind. Wenn sie unbe- Kläranlagen kaum
handelt in die Flüsse gelangen, gefährden sie die Trinkwasserver- abgebaut, z.B. be-
sorgung und die im Wasser lebenden Organismen. stimmte Arzneistoffe.
Daraus kann ein
Risiko entstehen, da
sie negativ auf Lebe-
Kommunale Abwässer sind hauptsächlich belastet mit: wesen in Gewässern
- suspendierten Feststoffen (Sand, biologisches Material) wirken oder über das
- Nährstoffen (Stickstoffverbindungen und Phosphate) Grundwasser wieder
- abbaubaren organischen Verbindungen (z.B. Eiweiße, Tenside) in das Trinkwasser
biologisch wirksamen Stoffen (z.B. Schwermetalle, Pharmaka) gelangen können.
anorganischer Belebtschlamm
Schlamm Gasbehälter
Klärschlamm zur
Verwertung/Deponie
Die Menschen nutzen Wasser nicht nur in Haushalten, sondern viel mehr
noch für industrielle und landwirtschaftliche Zwecke (/S. 320).
Dabei gelangen auf vielfältige Weise Schadstoffe in die Gewässer, die die
Umwelt schädigen oder über das Grundwasser sogar in die Nahrungs-
kette gelangen können.
Ein anderes Beispiel ist die Eutrophierung von Gewässern durch ein über-
höhtes Nährstoffangebot an Nitraten und Phosphaten. Die Salze wer-
den hauptsächlich durch Düngemittel in der Landwirtschaft und durch
Phosphate aus Exkrementen, Gülle und Reinigungsmitteln in die Ober-
flächengewässer eingetragen.
Die zusätzlichen Pflanzennährstoffe verursachen ein Massenwachstum
an Algen. Die Algen lassen wenig Licht ins Wasser eindringen, wodurch
die Fotosynthese der Wasserpflanzen behindert wird. Abgestorbene
Algen sinken zum Boden des Gewässers, wo zu ihrer Zersetzung große
Mengen an Sauerstoff verbraucht werden.
Et tr
Gewässern kann
der erforderliche
Sauerstoff wegen
fehlender Durch-
Algenblüte sauerstoffreich mischung nicht in
\
. ) ' e | ausreichender Menge
f IR Ä
Sauerstoffzehrung $ h : von der Oberfläche
\\ r / \ on { N Y a
in die Tiefe gelangen.
N : Fischsterben sauerstoffarm
$ ai
Zersetzung
# N
- nKr
Mi)
vn) 1.17%.
* N "
Umkippen
AZ
EN
En ulgase =, — sauerstofffrei ,
Faulschlamm
[Ü) Die Zusammen- Luft ist ein Stoffgemisch, sie enthält 78,1 % Stickstoff, 21,0% Sauerstoff,
setzung der Atmos- 0,9% Argon und zahlreiche Spurengase wie Kohlenstoffdioxid und
phäre hat sich in der Ozon. Verschiedene Spurengase haben aber große Bedeutung für be-
Erdgeschichte stark stimmte Eigenschaften der Atmosphäre.
geändert. Sauerstoff
wurde erst durch die
Fotosynthese der Die Atmosphäre ist die Lufthülle der Erde. Sie besitzt eine ausge-
Pflanzen gebildet. prägte vertikale Temperaturverteilung und wird dadurch in ver-
schiedene Schichten gegliedert.
Die Sonnenstrahlung umfasst den Wellenlängenbereich von 200 bis 7 Gase, die
3000 nm. Kurzwelliges UV-Licht (A < 300 nm) wird in der Stratosphäre fast infrarote Strahlung
vollständig absorbiert. Langwelliges UV- und sichtbares Licht können die absorbieren und
Atmosphäre dagegen passieren. Diese Strahlung erwärmt die Erdober- so die Luft erwär-
men, nennt man
fläche und wird hauptsächlich als Wärmestrahlung im Infrarotbereich
Treibhausgase. Ohne
A > 780nm) wieder reflektiert. Die Infrarotstrahlung wird in der Atmo- die natürlichen Treib-
sphäre von einigen Spurengasen, z.B. Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid, hausgase in der At-
Methan teilweise absorbiert. Daraus resultiert eine Erwärmung der Erde mosphäre würde die
um ca. 33°C, die als natürlicher Treibhauseffekt bezeichnet wird. mittlere Oberflächen-
temperatur der Erde
Die Erwärmung der unteren Atmosphäre infolge Energieabsorp- nur -18°C betragen.
tion durch klimarelevante Spurengase nennt man Treibhauseffekt.
saurer Regen
[3 In Deutschland Schon aufgrund des natürliches CO,-Gehalts der Luft nimmt Regenwas-
wurden in den ser Kohlenstoffdioxid auf. Daraus entstehen Spuren von Kohlensäure
1990er Jahren pH- H,CO;, die zu einem schwach sauren pH-Wert von 5,6 von „sauberem”
Werte des Regens
Regenwasser führen. Die zusätzlich eingetragenen Schwefel- und Stick-
zwischen 4,0 und
stoffoxide bilden mit der Luftfeuchtigkeit weitere Säuren (H>5SO3, H50,
4,5 gemessen. Das
entspricht der 10- bis
bzw. HNO;). Daraus ergibt sich
40-fachen Protonen- eine weitere Verringerung des pH-
konzentration des Werts (/S. 105). Der saure Regen
Normalwerts. Oft führt zur Versauerung der Gewäs-
tritt saurer Regen ser und Böden, zur Korrosion von
nicht am Ort der Bauwerken und zu Schädigungen
Schadstofffreiset- des Ökosystems Wald.
zung sondern in weit Um Schäden an der Umwelt mög-
entfernten Gebieten
lichst gering zuhalten, müssen
auf. Ursache ist die
Abgase von diesen Schadstoffen
Verteilung durch den
Wind. weitgehend befreit werden. Dies
geschieht bei der Rauchgasreini-
gung in Kraftwerken und durch
Abgaskatalysatoren bei Autos.
9.3 Belastungen der Atmosphäre 339
Rauchgasreinigung in Kraftwerken
u Typische
Die Hauptschadstoffe im Rauchgas eines Kraftwerks sind Kohlen- Rauchgaszusam-
stoffdioxid, Schwefeldioxid, Stickstoffoxide und Staub. Sie müssen mensetzung eines
durch Rauchgasreinigung weitgehend entfernt werden. Kohlekraftwerks:
78% N,, 16% CO,,
6% O,, 0,1% SO,
Es gibt in vielen Ländern gesetzliche Vorgaben über zulässige Höchst- (2 9/m?), 0,05-0,1%
mengen an Schadstoffen im Rauchgas. In Deutschland gelten für große NO, (0,8-1,5 g/m?),
Kraftwerke mit über 300 MW Leistung u.a. folgende Abgasgrenz- 6-50 g Staub/m?.
werte: Staub <50 mg/m?; Schwefeldioxid <400 mg/m?, Stickstoffoxide
<200 mg/m?. Vergleicht man diese Vorgaben mit den Ausgangswerten,
so erfordert das Mindestabscheidungsgrade von ca. 99,9% bei Staub,
80% bei Schwefeldioxid und 80% bei den Stickstoffoxiden.
Rauchgasreinigung
SO;, NO,, Staub Dampf-
turbine Generator Strom
NH;, Luft Rauch-
gas
Kamin Katalysator
Staub, SO,
CaCO;-
Suspen-
sion
Luft SO,
Gips
Meist werden zuerst die Stickstoffoxide in der DeNOx-Anlage entfernt. [Bei der Rauchgas-
Sie werden an einem Katalysator bei 300-400°C mit zu dosiertem Am- reinigung in Kraft-
moniak zu 80-90% in Stickstoff und Wasserdampf umgesetzt. werken werden die
Schadstoffe nachein-
[Ü] Die bei der Ozon- Die energiereiche UV-Strahlung der Sonne spaltet in der Stratosphäre
bildung frei wer- Sauerstoffmoleküle in Atome, die mit weiteren Sauerstoffmolekülen
dende Energie wird Ozon bilden. Da die Spaltung durch Einwirkung von Strahlung angeregt
von einem anderen wird, spricht man von einer fotochemischen Reaktion oder Fotolyse.
Molekül M, das als
Stoßpartner fungiert,
aufgenommen.
Ozonbildung:
O> 20 A<242 nm
O + © + M — O0 + M
Ozonzerfall: h-v
O3 - O + O5 A<310nm
O + O3; 20,
[Ü] Die Reaktions- Zwischen Ozonbildung und -zerfall stellt sich ein Gleichgewicht und folg-
partner X sind lich eine ständige Ozonschicht in der Stratosphäre ein. Diese Ozonschicht
Radikale. Sie werden absorbiert UV-Strahlung und verhindert, dass der biologisch schädliche
auch fotolytisch Teil dieser Strahlung A < 300 nm auf die Erdoberfläche gelangt; sie ist
aus verschiedenen
damit notwendig für das Leben auf der Erde.
Spurengasen in der
Stratosphäre, z.B.
Das stratosphärische Ozon kann aber durch verschiedene Stoffe auch
H>0, NO, oder FCKW, chemisch abgebaut werden. Dabei läuft eine Reaktionskette ab, in der
gebildet. diese Stoffe wieder zurückgebildet werden und somit katalytisch weitere
Ozonmoleküle spalten können.
Chemischer Ozonabbau:
O; + X — XO + O,
x + 00 — 10 +xX (X = OH, NO, Cl)
O3; + 0 — 20,
u Das Ozonloch Die Ozon zerstörenden Stoffe, z.B. in die Stratosphäre gelangtes Wasser,
über der Antarktis ist sind teilweise natürlichen Ursprungs. Der chemische Ozonabbau wird
eine besondere re- aber anthropogen besonders durch die Emission von Fluorchlorkohlen-
gionale und zeitlich
wasserstoffen verstärkt. Die FCKW, z.B. CF»Cl,, werden in der Tropo-
begrenzte Erschei-
sphäre nicht abgebaut und wandern langsam in die Stratosphäre. Dort
nung. Sie sollte nicht
mit der allgemeinen
werden sie durch UV-Strahlung fotolytisch gespalten. Die dabei gebilde-
Reduktion des stra- ten Chloratome (Radikale) spalten nun zusätzlich Ozon. Die stratosphä-
tosphärischen Ozons rische Ozonschicht wurde dadurch in den letzten 30 Jahren zwischen 60°
gleichgesetzt werden Süd und 60° Nord um etwa 10% reduziert, sodass entsprechend mehr
biologisch schädliche UV-Strahlung auf die Erdoberfläche gelangt.
9.3 Belastungen der Atmosphäre 341
Ozon ist natürlicher Bestandteil der bodennahen Atmosphäre, es gelangt Ü] Autoabgase sind
z.B. aus der Stratosphäre in die Troposphäre. Der natürliche Gehalt von Quelle von Vorläu-
10-30 ug/m? in Bodennähe ist viel kleiner als in der Stratosphäre. fermolekülen des
Durch menschliche Aktivitäten wird die Ozonkonzentration besonders Ozons. Sie enthalten
bis 10000 ppm CO,
im Sommer stark erhöht. Ozon wird nicht direkt freigesetzt, sondern bil-
100-8000 ppm NO,,
det sich unter Einfluss der Sonnenstrahlung fotochemisch aus Vorläufer- 200 ppm CH, und
substanzen wie Stickstoffoxiden, Kohlenstoffmonooxid und Kohlenwas- C3He, bis 500 ppm
serstoffen. Neben Ozon entstehen dabei auch andere Schadstoffe, die Olefine, 20-50 ppm
zusammen den schädlichen Fotosmog bilden. Aromaten, bis
Die Reaktionswege bei der Umwandlung der Vorläufersubstanzen zum 400 pm Aldehyde
Fotosmog sind sehr komplex. Auf einem dieser Wege wird Sticktstoffmo- (10000 ppm = 1%).
nooxid zu Stickstoffdioxid oxidiert. Das Sonnenlicht spaltet entstandenes
Stickstoffdioxid wieder in Stickstoffmonooxid und atomaren Sauerstoff.
Dieser bildet dann mit molekularem Sauerstoff Ozon.
CO + NO + 0 CO, + NO,
h-v
NO, NO + © A< 430 nm
oO + O, O3;
In einem zweiten Weg werden aus Kohlenwasserstoffen und Sauerstoff [Ü] Aldehyde und
unter Beteiligung von Stickstoffdioxid Aldehyde und Ozon gebildet. Die ihre Folgeprodukte
Aldehyde unterliegen z.T. noch weiteren Folgereaktionen. sind ebenfalls Reiz-
gase im Fotosmog.
[| Herbizide sind Die chemischen Eigenschaften des Bodens sind von der Bodenart, dem
Unkrautbekämp- Wassergehalt und der Zusammensetzung der organischen Stoffe abhän-
fungsmittel, Insekti- gig. Entscheidend für chemische Reaktionen im Boden sind die zu den
zide wirken gegen Bodenteilchen gehörenden Tonmineralien und Huminstoffe (Humus), da
Schadinsekten und
sie Ionen an sich anlagern oder gegeneinander austauschen können.
Fungizide gegen un-
erwünschten Pilzbe-
fall. Alle gemeinsam Belastungen des Bodens
werden als Biozide
zusammengefasst.
Der Boden kann durch in Wasser gelöste Luftschadstoffe, Schwer-
metalle, Düngemittel, Biozide oder Substanzen aus Deponien be-
lastet werden.
I
Atmosphäre: Geosphäre
(Luft) (Boden)
[Ü Reaktion der
Halogenid-Ionen mit
salpetersaurer Silber-
nitratlösung
Der Nachweis von Kohlenstoffdioxid wird als Fällung von Calcium- [3 Auch der Nach-
oder Bariumcarbonat durchgeführt. weis von Carbonat-
lonen gehört zu den
Fällungsreaktionen.
Oft werden die Car-
Das auf Kohlenstoffdioxid zu prüfende Gas wird in Calciumhydroxidlö-
bonate jedoch erst
sung (Kalkwasser) oder Bariumhydroxidlösung (Barytwasser) eingeleitet. zu Kohlenstoffdioxid
Wenn das Gas Kohlenstoffdioxid enthält, fällt ein weißer Niederschlag umgesetzt, das dann
von Calciumcarbonat bzw. Bariumcarbonat aus. nachgewiesen wird.
So ist der Carbonat-
Ca(OH);» + CO5, — CaCcOz) + H,O lonen-Nachweis
Ba(OH)» + CO5 — BaCcO;)l + H,O gleichzeitig ein Nach-
weis eines gasförmi-
Nachweis von Sauerstoff gen Stoffes.
Der Nachweis von Sauerstoff wird mit der Spanprobe bzw. Glimm-
probe durchgeführt.
> Da weder Ammonium-lonen und Ammoniak (/S. 197) können indirekt über die
Ammoniak noch Bildung von Ammoniumhydroxid durch den Nachweis der Hydroxid-
Ammonium-lonen lonen nachgewiesen werden.
direkt nachgewiesen
Aus der unbekannten Substanz, z.B. Ammoniumchlorid, wird zuerst
werden, spricht man
durch Zugabe einer starken Base, z.B. Natriumhydroxidlösung, gasför-
von einem indirekten
Nachweis von Ammo-
miges Ammoniak ausgetrieben. Das entstehende Ammoniak weist einen
nium-lonen. typischen, unangenehm stechenden Geruch auf.
Du Eisen(Il)-sulfat-
| Nitrat-lonen werden mit der „Ringprobe” nachgewiesen. lösung muss immer
wieder frisch herge-
stellt werden, da sich
die Eisen(II)-Ionen all-
Die zu prüfende Lösung wird mit mit konz. H,50,E
mählich in Eisen(IlII)-
wenigen Tropfen verdünnter unterschichten
lonen umwandeln.
Schwefelsäure angesäuert. Danach
wird das Gemisch etwa im Verhält- brauner Ring
nis 1:1 mit einer frisch zubereite-
ten Eisen(Il)-sulfatlösung versetzt.
Diese Lösung wird mit konzent- nitrathaltige Lösung +
Eisen(Il)-sulfatlösung
rierter Schwefelsäure unterschich-
tet (Vorsicht: kein Schülerversuch!).
Beim Unterschichten lässt man die Schwefelsäure langsam an der Wand ED Zum Nachweis
desschräg gehaltenen Reagenzglases herunterrinnen. An der Trennfläche von Nitrat-lonen gibt
zwischen konzentrierter Schwefelsäure und Probelösung bildet sich ein es auch Teststreifen.
brauner bis violetter Ring von Nitrosyleisen(Il)-sulfat. Mit einer Farbskala
kann die Menge an
Nitrat-lonen ermittelt
Nachweis von Phosphat-Ionen
werden.
reaktion nicht.
[ll Aldehyde
(7/5. 244) und ihre Aldehyde sind starke Reduktionsmittel. Das kann zum Nachweis
Dämpfe sind giftig mit verschiedenen Nachweismitteln ausgenutzt werden.
und Krebs erregend.
Deshalb dürfen
die Nachweise nur Nachweismittel Durchführung Beobachtung
unter dem Ab-
Tollens-Reagenz |\ - mehrere Tropfen - Schwarzfärbung
zug durchgeführt 1
| Tollens-Reagenz zur
(ammoniakalische durch fein verteil-
werden. Auch mit |
fuchsinschwefliger Silbernitratlösung) 1
} Probe geben tes Silber
Säure (Schiffs- - Gemisch vorsichtig ‚ - Silberspiegel an
Reagenz) kann die | erwärmen ' der Gefäßwand
Aldehydgruppe
nachgewiesen R-CHO + 2Ag* + 20H” —- R-COOH + 2Agl + H,O
werden. Die Lösung
färbt sich rotvio-
fehlingsche Lösung | - fehlingsche Lösung - ziegelroter
lett. Diese Reaktion (enthält Kupfer(Il)- ' Iund II zu gleichen Niederschlag von
beruht nicht auf der sulfat) | Teilen mischen Kupfer(I)-oxid
Reduktionswirkung | - Gemisch zur Probe
der Aldehyde. geben und vorsichtig
| erhitzen
Ein weiterer Hinweis auf die Carboxylgruppe (/S. 238) im Molekül ist die
Reaktion mit Natriumhydrogencarbonat. Lösungen von Carbonsäuren,
z.B. in Wasser oder in Ethanol, schäumen bei Zugabe von Natriumhydro-
gencarbonat durch die Bildung von Kohlenstoffdioxid stark auf.
[| Mit Bromwasser
Doppel- und Dreifachbindungen können durch Additionsreaktion kann auch nachge-
mit Brom oder mit Baeyers Reagenz nachgewiesen werden. wiesen werden, dass
Pflanzenfette und
Öle ungesättigte
Fettsäuren enthal-
Addition von Brom ten. Die Doppelbin-
An Mehrfachbindungen (/S. 74) zwischen Kohlenstoffatomen wird dungen der unge-
Brom unter Aufspaltung der Bindungen angelagert. Das wird zum Nach- sättigten Fettsäuren
weis von Mehrfachbindungen genutzt. Dazu wird die zu untersuchende addieren das Brom.
Substanz durch Bromwasser geleitet oder
mit Bromwasser geschüttelt. Bei Vorliegen
einer Mehrfachbindung entfärbt sich das (| Bromwasser ist
braune Bromwasser (/ Abb.). in Wasser gelös-
tes Brom. In der
CH4 + Br, =—- GHyBr>
Gleichung muss
also nicht etwa HBr
(Bromwasserstoff),
gasförmig, flüssig flüssig,
sondern die Formel
farblos + braun —— farblos Br, verwendet wer-
den. Das Wasser kann
Baeyer-Probe man weglassen.
Baeyers Reagenz ist eine wässrige Lösung von Soda (Natriumcarbonat,
Na,>CO;) und Kaliumpermanganat KMnO, von violetter Farbe. Kalium-
permanganat oxidiert u.a. organische Stoffe mit Mehrfachbindungen.
[Liegt eine völlig Zu den Kohlenhydraten (5. 262 ff.) gehören Mono-, Di- und Polysaccha-
unbekannte orga- ride. Für einige Vertreter gibt es Nachweisreaktionen, die aber nur teil-
nische Substanz vor, weise spezifisch sind.
so muss zuerst die
qualitative Elemen-
Nachweise von Monosacchariden
taranalyse durchge-
führt werden. Damit
ji Der Nachweis von Glucose erfolgt mit der fehlingschen Probe.
erfährt man, welche
Elemente enthalten Fehlingsche Lösung I und feh-
sind. Danach stellt lingsche Lösung II werden im auf Glucose )
man das anteilige Verhältnis 1:1 gemischt. Eine zu prüfende TE,
Zahlenverhältnis der dunkelblaue Lösung entsteht Substanz /:$
Elemente mit der @. Dazu wird etwas von dem
quantitativen Ele- zu prüfenden Stoff gegeben. vorsichtig
mentaranalyse fest. erhitzen
Die Lösung wird vorsichtig
(Siedeverzug!) erhitzt.
Bei Anwesenheit von Glu-
fehlingsche
cose fällt nach und nach über Lösung I und Il
verschiedene Farbstufen ein
ziegelroter Niederschlag von
Kupfer(I)-oxid aus @.
Un
Der Nachweis beruht auf der
reduzierende Wirkung der
Aldehydgruppe der Ketten-
form (/'5S. 263) der Glucose. Deshalb ist die fehlingsche Probe kein
spezifischer Glucosenachweis, denn sie wird durch viele Reduktions-
mittel gestört. Die fehlingsche Probe verläuft mit Fructose ebenfalls
positiv, da sich Fructose in alkalischer Lösung in Glucose umwandelt.
Biuretreaktion
Die Untersuchungssubstanz wird I Auch mit Ninhy-
in einem Reagenzglas mit etwa ® etwas konzentrierte ® drin-Reagenz können
3 ml konzentrierter farbloser Na- a Eiweiße nachgewie-
triumhydroxidlösung und einigen dünnte Kupfer(li): sen werden Der Si
Tropfen stark verdünnter hell- sulfatlösung &] esuren blauviolente
blauer Kupferf(Il)-sulfatlösung ver- | Farbkomplexe.
setzt und kräftig geschüttelt ©. N
In Gegenwart von Eiweißen tritt kräftig
eine Violettfärbung ein ®. Die | schütteln
Biuretreaktion ist ein Nachweis | Ä
der Peptidbindung und auf die Bil- \ + zu prüfende Violett-
dung von Farbkomplexen zurück- Substanz färbung
zuführen.
Xanthoproteinreaktion
Zur Untersuchungssubstanz wer- © 8. D Fette (75. 259 ff.)
den etwa 3 ml konzentrierte Sal- IA hinterlassen auf
petersäure (Vorsicht!) gegeben ). etwa 3 ml / / saugfähigem
Gegebenenfalls wird das Gemisch [ konzentrierte Papier bleibende,
anschließend vorsichtig über der ar bereraure urchscheinende
Brennerflamme oder im Wasser- | Gelb- eledrnber
bad erwärmt ®. | a | färbung taugt aber nicht als
Vorhandene Eiweiße werden |. vorsichtig Nachweisteaktion für
durch die Salpetersäure denatu- | | erhitzen Naturstoffe.
riert (/S. 257). Man beobachtet | I:
eine starke Gelbfärbung, die die- \_77 zu prüfende
ser Nachweisreaktion den Namen Substanz
gab (griech.: xanthos - gelb).
Überblick
= Bei der qualitativen Analyse wird die Art eines Reinstoffs oder die
Bestandteile eines Stoffgemischs ermittelt. Zur Identifizierung anorga-
nischer Salze weist man ihre ionischen Bestandteile mithilfe spezifischer
Reaktionen nach.
Fällungsreaktionen ee
epoLlad
(84 12-0199, = N) (Iyezsßunupıo)
addnıßydney n UI 9SsseWWOIY |yezusuojold se9 : „H addnıßjdney
358
Register 359
Verformbarkeit 56 W xı a
Vergleichen 23 Wärme 17, 122 Xanthoproteinreaktion 355
Verhältnisformel 96 Wärmeleitfähigkeit 55
Verseifung 260 Wärmetauscher 292, 313 Z |
Verursacheraspekt 330 Waschmittel 261 Zeichensprache chemi-
Verwertung von Kunststof- Waschmittelherstellung 296 sche 118
fen 274 Waschprozess 261 Zellatmung 322
verzweigte Kohlenwasser- Wasser 81, 206, 318, 320, 331 Zellstoff 267
stoffe 223 Wasser Zement 300
Vielfachzucker 262 - Anomalie 77, 207 Zerteilungsgrad 127
Vitamine 265 - Funktionen 320 Ziegel 300
vollständige Strukturformel - Verwendung 320, 331 Zink-Kohle-Batterie 141
(Lewis-Formel) 237 Wasserhärte 261 zusammengesetzten
Volumen 17, 154 Wasserkreislauf 319 ff. lonen 62
Volumenanteil 17, 158 Wassermolekül 76, 207 Zusammensetzungs-
Voraussagen 27 Wasserstoff 78, 180 größen 158
Vorproben 346, 356 Wasserstoffbrückenbindun- Zustandsänderungen 120
Vortrag halten 34 gen 77, 256, 267 Zweifachzucker 262
werkstoffliche Verwer- Zwischenkühlung 292
tung 274 zwischenmolekulare
Wertigkeit 178 Kräfte 77, 271
WÖHLER, FRIEDRICH 11 Zwitterion 254
Wortgleichung 114
368 Anhang
Bildquellenverzeichnis
Adidas: 248/1d; AEG Hausgeräte GmbH: 121/1; akg-images, Berlin: 10/1; BASF, Ludwigshafen:
12/3, 293/3; Bayer AG: 252/1; Bibliographisches Institut GmbH, Mannheim: 80/1, 210/2, 335/2;
A. Biedermann, Berlin: 270/1, 305/1; Bosch: 209/2; J. Bussen, Berlin: 47/1; Corel Photos Inc.: 8/3,
59/1, 88/2; Daimler AG: 12/2, 79/1, 86/1; B. Dapprich, Amstetten: 210/1; DB AG/C. Weber: 3041;
Degussa AG, Frankfurt am Main: 66/1, 88/1; Deutsche Gesellschaft für Kunststoff-Recycling
mbH (DKR), Köln: 285/2; Duden Paetec GmbH: 172/2, 174/1a-1b und 1j, 247/1; Prof. Dr. A. Link:
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System Deutschland AG: 30/1-2; Informationszentrale Deutsches Mineralwasser ( IDM ): 207/1;
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265/1, 272/1b, 274/1, 299/1, 306/1, 335/1, 338/1, 343/1/ T. Äsgeirsson: 318/1/ S. Fichter: 294/1/
I. Genkin: 252/2/J. Leroy: 267/1/R. Milert: 302/1/ N. Nguyen: 296/1/ F. Nicolae: 290/1/S. ODonnell:
209/1/ D. Pellegriti: 317/1/ I. Peters: 263/1/ F. Rostagno: 326/1/J. Stephens: 119/1/ A. Stiop: 151/1/
K. Stockamp: 145/1; F. Jantzen, Bad Arolsen: 174/1c, 174/1e; PD Dr. B. Kaiser TU, Darmstadt: 59/2;
Dr. A. Kalenberg: 63/2; Kali und Salz GmbH, Kassel: 101/3; Dr. Uwe Kils, New Jersey USA: 53/1;
Kohlmorgen, Berlin: 174/1k; Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie/ Juraj Liptäk: 89/1;
LD Systeme AG & Co. KG: 124/1b; G. Liesenberg, Berlin: 289/1; Linde AG: 174/1h; Lurgi GmbH:
281/1; Boris Mahler, Fotograf Berlin: 58/1, 101/1-2, 120/1; Heinz Mahler, Fotograf, Berlin: 7/1,
22/1, 23/1a-c, 24/1 und 2, 27/1, 2 u. 3, 31/1, 56/1, 56/2, 58/2, 62/1, 63/3, 84/1, 91/1 u. 2, 122/1a,
122/1b, 122/1c, 155/1, 172/1, 174/1g, 174/1i, 174/11, 174/1m, 222/1, 227/1, 258/1, 268/1, 268/2,
268/3, 269/1, 271/1, 272/2b, 346/1, 347/1a-d, 350/1 u. 2, 351/1, 2 u. 3, 353/1, 355/1, 356/1 bis 5;
mauritius images/ P. Enzinger, 314/1; J. Menzel, Radewege: 300/4; Merck: 12/1; Messer Griess-
heim GmbH: 229/1; Metabowerke GmbH, Nürtingen: 209/3; Prof. Dr. L. Meyer, Potsdam: 174/1f;
NASA Goddard/ Rob Gutro: 329/1; Museum für Naturkunde, Berlin: 96/1; Z. Neuls, Berlin: 91/3,
194/1, 245/1, 285/1; NOVAMONT S.P.A.: 284/2; panthermediaff. Bayersdorfer: 8/1/ T. Eble: 106/1/
T. Hartmann: 8/2/ J. Pelka: 88/4; J. Pettkus, Zepernick: 124/1a, 174/1d; Photo Disc Inc.: 63/4, 66/2:
85/1, 88/3, 205/1, 221/1, 345/1; Photosphere: 309/1; Phywe Systeme GmbH & Co. KG, Göttingen:
18/1; picture alliance/dpa: 315/1; Pitopia/K. Aussem, 2007: 282/1; RAG Deutsche Steinkohle AG:
307/1; R. Randhahn, Negast: 300/2; Reckitt Benckiser Deutschland GmbH: 63/1; SCHOTT, Mainz:
356/6; W. Schuchardt, Göttingen: 79/2, 124/1c, 174/1n; T. Seilnacht, Tuttlingen: 27/3; Techno-
rama, www.technorama.ch: 205/2; Dr. M. Unger, Königs-Wusterhausen: 300/1; Wacker Siltronic
AG Burghausen: 60/1; The Yorck Project 2003: 9/1, 108/1