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Duden

Chemie
5. bis 10. Klasse

2., neu bearbeitete Auflage

Duden Schulbuchverlag
Berlin - Mannheim - Zürich
Herausgeber
Dr. Christine Ernst, Claudia Puhlfürst, Dr. Martin Schönherr

Autoren
Dr. Christine Ernst, Arno Fischedick, Dr. Lutz Grubert, Dr. Annett Hartmann,
Dr. Horst Hennig, Dr. Günther Kauschka, Prof. Dr. Andreas Link,
Dr. Gabriele Mederow, Claudia Puhlfürst, Dr. Ulrich Riederer, Dr. Sven Scheurell,
Dr. Gerd-Dietrich Schmidt, Helga Simon, Holger Steps, Dr. Hartmut Vogt

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
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© Duden 2011 FEDCBA


Bibliographisches Institut GmbH, Dudenstraße 6, 68167 Mannheim, und
Duden Paetec GmbH, Bouchs6straße 12, 12435 Berlin

Redaktion Claudia Puhlfürst, Dr. Sven Scheurell


Gestaltungskonzept Britta Scharffenberg
Umschlaggestaltung WohlgemuthPartners, Hamburg
Layout Johanna Dörsing .
Grafik Johanna Dörsing, Marco Eichler, Christiane Gottschlich, Karin Mall,
Walther-Maria Scheid
Druck und Bindung GGP Media GmbH, Karl-Marx-Straße 24, 07381 Pößneck

ISBN 978-3-411-73592-1
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

i Die Chemie - eine Naturwissenschaft rl


1.1 Gegenstand und Teilgebiete der Chemie 8
1.1.1 Chemie als Naturwissenschaft......... 2.2222 c2ceneeeeeeen 8
1.1.2 Teilgebiete der Chemie .......... 222222 seeeereeneennenn 12.
1.1.3 Verflechtung der Chemie mit anderen Wissenschaften ...... 13
1.2 Denk- und Arbeitsweisen in der Chemie 15
1.2.1 Begriffe und Größen in der Chemie ..........2222cece 2. 15
1.2.2 Gesetze, Modelle und Theorien in der Chemie ............. 18
1.2.3 Erkenntnisgewinnung in der Chemie .........2222cere2 0 20
1.2.4 Beschaffen und Präsentieren von Informationen............ 31
1.3 Das Experiment 38
1.3.1 Grundlagen......... 2222 neeeeneeeeneeeneeeeeeeeene
nn 38
1.3.2 Vorgehen beim Experimentieren .........22222eeeeeeenn 46
1.3.3 Sicherheit beim Experimentieren ..........222222eceeeen 49

rl Struktur und Eigenschaften von Stoffen 53


2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 54
2.1.1 'Stoffeigenschäften. 2... :0.: 000m ana sense 54
2.1.2 Bausteine der Stoffe............222cseeeeeeeeeenne
een 58
2.1.3 Reinstoffe und Stoffgemische...........:2222@2neeenenn 60 Überblick 66
2.2 Atome und Atombindung 67
2.2.1 Atommodelle ............222nseeeneerennerenee
rennen 67
2.2.2: Atombindung =» » u: :: 2:4 senaae Harennaar 72 Überblick 83
2.3 Metalle und Metallbindung 84
2.3.1 Struktur und Eigenschaften der Metalle. .................. 84
2.3.2 Wichtige Metalle und Legierungen. ........22222nceneee 87 Überblick 91
2.4 Ionen und lonenbindung 92
2.4.1 lONeN.::: 2:4 Henne ann an na ran nn 92
2.4.2 Struktur und Eigenschaften von lonensubstanzen............ 95
2.4.3 Salzbildungsreaktionen............222e22neeeen nennen 98
2.4.4 Wichtige lonensubstanzen........... 2222222 een nenn 99 Überblick 101
2.5 Säuren und Basen 102
2.5.1 Der Säure-Base-Begriff..........222noeseneeeeeenne nenn 102
2.5.2 Wichtige anorganische Säuren .........2222er seen 103
2.5.3 DEM PH-Wert „===... : sr man: ae nenne ce ea 105
2.5.4 Wichtige anorganische Basen ..........222220reeeeeennn: 106
2.5.5 Bildung von sauren und basischen Lösungen ............- 107 Überblick 108
2.6 Chemische Zeichensprache 109
2.6.1 Grundlagen... „urn. -enssemne ons maene hr saenne 109
2.6.2 Chemische Symbole ........ 22222222 senn rer nennen nn 110
2.6.3 Chemische Formeln ........ 222 2nseneeeeeeeee
een nn 111
2.6.4 Chemische Reaktionsgleichungen ...........2222er2en 114 Überblick 118

6} DENEhTancENTeN) IE
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 120
3.1.1 Merkmale chemischer Reaktionen ............2222222 0. 120
3.1.2 Exotherme und endotherme Reaktionen ................ 122 Überblick 124
3.1.3 Aktivierungsenergie und Reaktionsgeschwindigkeit ....... 125
3.1.4 Chemisches Gleichgewicht... ...........222 2222er 130 Überblick 133
Inhaltsverzeichnis

3.2 Arten chemischer Reaktionen 134


3.2.1 Klassifizierung chemischer Reaktionen................... 134
3.2.2 Redoxreaktionen - Reaktionen mit Elektronenübergang.... 134
3.2.3 Elektrochemische Reaktionen.............222n2er seen 138
3.2.4 Säure-Base-Reaktionen - Reaktionen mit Protonenübergang 147
Überblick 150 3.2.5 Fällungsreaktionen..........:2c2ceneeneeee nennen nenn 149

4.1 Stoffproben kennzeichnende Größen 152


4.2 Stoff kennzeichnende Größen 156
4.3 _Zusammensetzungsgrößen 158
Überblick 164 4.4 Stöchiometrisches Rechnen 161

5 Periodensystem der Elemente 165


5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 166
5.1.1 Grundlagen..........222eseeeeeeeeneneee
ernennen nenn 166
5.1.2 Aufbau des Periodensystems........22222222ne nern 168
5.1.3 Periodizität der Eigenschaften ......... 222222 neeeeeenn 172
5.1.4 Gruppeneigenschaften............222222
2er een 180
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 185
5.2.1 Grundlagen.........22u2e2neeeeeeneeenene nennen 185
5.2.2 Kohlenstoff und Kohlenstoffverbindungen .............. 186
5.2.3 Silicium und Silictumverbindungen.......... 22222222220. 192
5.2.4 Stickstoff und Stickstoffverbindungen ......... 2.222.220. 196
5.2.5 Phosphor und Phosphorverbindungen ........22222220.. 200
5.2.6 Sauerstoff und Oxide........2 22222 see seen een 204
5.2.7 Schwefel und Schwefelverbindungen............2222222.. 212
Überblick 220 5.2.8 Chlor und Chlorverbindungen........ 2222222 eeeeeene en 216

6 Organische Verbindungen 221


6.1 _Kohlenwasserstoffe 222
6.1.1 Grundlagen. .........22unneneeneeernenneeeen een nenn 222
6.1.2 Kettenförmige Kohlenwasserstoffe ......... 222222 ecen. 224
Überblick 236 6.1.3 Ringförmige Kohlenwasserstoffe ...........2222ec2c20. 233
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 237
6.2.1 Grundlagen...........222n2eeeeeeeeeeeeneeeeeee
nenne 237
6.2.2 Halogenkohlenwasserstoffe (Alkylhalogenide)............. 239
6.2.3 Alkohole und Phenole...........2c2nceeeneeeeeeennenn 240
Überblick 246 6.2.4 Aldehyde und Ketone ..........--22rsn nennen en nen 244
6.2.5 Ether .......oooooneeeeeeneneeeeeeneeneeneeeeeen 247
6.2.6: Amine once a nenne nn nennen ea nie 248
6.2.7 Carbonsäuren..........2neneeeeeeeeeeneenee
leeren 249
Überblick 253 6.2.8 Ester (Carbonsäureester) ........c2nceeeeeeeeeeeenenenn 252
6.2.9 Aminosäuren........nomneeeeeeeeenneneeeeeeen ee nennn 254
6.2.10 Peptide und Eiweiße ..........ccuneeeeeeneeeeeenenenn 255
6.2.11 Fette .........2 22 Hau nur ran nen sen nenne sen 259
Überblick 268 6.2.12 Kohlenhydrate .......... 2.22 ceceneeeeeeneereeeneneen 262
Überblick 275 6.2.13 Synthetische makromolekulare Stoffe ...........2..2.2... 269
Inhaltsverzeichnis

6.3 Reaktionen organischer Stoffe 276


6.3.1 Grundlagen...........2c2neeeeeeeeeeeeereeeee nennen 276
6.3.2 Substitutionsreaktionen.........22222neeereeeeeeeeeen 276
6.3.3 Additionsreaktionen ...........222neeeeereeereee een 278
6.3.4 Eliminierungsreaktionen ........
22222 ceeeeeeeeeee een 279 Überblick 280

7.1 Grundlagen chemisch-technischer Prozesse 282


7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 287
7.2.1 Technische Herstellung von Eisen und Stahl............... 287
7.2.2 Technische Herstellung von Ammoniak ......... 2222200. 292
7.2.3 Technische Herstellung von Salpetersäure ................ 294
7.2.4 Technische Herstellung von Schwefelsäure. ............... 296
7.2.5 Technische Herstellung von Branntkalk ...........2.222... 298
7.2.6 Wichtige Baustoffe und ihre Herstellung. ................. 300
7.2.7 Elektrochemische Prozesse. ...... 22222220 ee rennen 302
7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe 306
7.3.1 Grundlagen........:22222eseneeeeneeenenee rennen en 306
7.3.2 Kohleveredlung .........:22222e2eneneeeee
een 307
7.3.3 Aufarbeitung von Erdöl..........:222n2eseneeeeene
een 308
7.3.4 Technische Herstellung von Methanol und Ethanol......... 313 Überblick 316

£ Stoffkreisläufe Er
8.1 Grundlagen 318
8.2 Der Kreislauf des Wassers 318
8.3 Der Kreislauf des Kohlenstoffs 321
8.4 Der Kreislauf des Stickstoffs 324
85 DerKreislauf des Phosphors 327 Überblick 328

9 ERST 329
9.1 Grundlagen 330
9.2 Belastung der Gewässer 331
9.3 Belastungen der Atmosphäre 336
9.4 Belastung des Bodens 342 Überblick 344

10 __ Nachweisreaktionen 345
10.1 Nachweisreaktionen für anorganische Stoffe 346
10.1.1 Vorproben erleichtern die Suche ............22222n 200. 346
10.1.2 Nachweise durch Fällungsreaktionen...............22.220.. 347
10.1.3 Nachweise gasförmiger Stoffe ........ 2.22.20 ee een. 349
10.1.4 Nachweise durch Farbreaktionen ......... 22222222 eH 00. 350
10.2 Nachweisreaktionen für organische Stoffe 352
10.2.1 Nachweise organischer Stoffklassen............- 22222200. 352
10.2.2 Nachweise von Naturstoffen ...... 2:22 cnseeeeeeeennnnen 354 Überblick 356
Die Chemie - eine
Naturwissenschaft
1.1 Gegenstand und Teilgebiete der Chemie

1.1.1 Chemie als Naturwissenschaft

Überall in Natur und Technik, ob auf der Erde, im Weltall oder in den Le-
bewesen, finden chemische Reaktionen statt. Bei einem Gewitter treten
z.B. elektrische Entladungen auf. Die Blitze bewirken durch elektrische
Energie chemische Reaktionen der Luftbestandteile miteinander.

Schon seit Jahrtausenden sind den Menschen verschiedenste chemische


Erscheinungen bekannt. Durch Blitzeinschläge, z.B. in hohe Bäume,
kann Feuer entstehen. Bei der Verbrennung von Holz wird Energie in
Form von Wärme und Licht frei. Die Urmenschen kannten und nutzten
das Feuer, ohne dass ihnen bewusst war, dass es sich bei der Verbrennung
um eine chemische Reaktion, eine Oxidation (5. 135), handelt.

Zuerst nutzten die Menschen be-


stimmte chemische Erscheinungen
nur aus. Da sie die Ursachen nicht
kannten, waren sie nicht in der
Lage, chemische Reaktionen be-
wusst zu steuern.
Anfangs waren Wann es dem ersten Menschen ge-
die Urmenschen lang, selbst Feuer zu erzeugen, ist
noch nicht in der heute nicht mehr genau feststell-
Lage, Feuer selbst zu bar, da es keine Dokumente aus
erzeugen. Sie waren
jener Zeit gibt. Die Menschen der
darauf angewiesen,
Eiszeit konnten das Feuer jedoch
die kostbare Flamme
Tag und Nacht zu schon entzünden.
erhalten und zu
bewachen. Wahr- Erst mit überlieferten Aufzeichnungen kann man die Geschichte der
scheinlich holten sie Chemie nachvollziehen. So verwendete der Mensch anorganische Pig-
sich das Feuer von mente zum Färben schon vor mehr als 25000 Jahren. Das beweisen Höh-
natürlich entstande- lenzeichnungen, z.B. bei Lascaux in Frankreich.
nen Bränden.
Die Ägypter balsamierten ihre Toten ein und verhinderten damit deren | Die Frage nach
Verwesung. Verwesung ist ein chemischer Vorgang, bei dem organische der Herkunft des
Stoffe, z.B. Eiweiße, zersetzt werden. Die Technik des Einbalsamierens Wortes Chemie ist
war so hervorragend entwickelt, dass sich die Mumien Jahrtausende ge- nicht eindeutig zu
beantworten. Die
halten haben.
Griechen verwende-
Nicht nur die Ägypter, auch die Chinesen, Babylonier und Inder konnten
ten die Begriffe „chy-
schon vor vielen Jahrtausenden zuckerhaltige Flüssigkeiten zu alkoho- los” und „chymos”
lischen Getränken vergären (/7S. 314) oder Speiseessig herstellen. Die (Saft), abgeleitet
dazu benötigten Gefäße stellten sie aus Ton her. Das keramische Material von „chein” für
wurde gebrannt, glasiert und farbig bemalt, wobei man chemische Pro- schütten, gießen. Das
zesse unbewusst ausnutzte. ägyptische „ch’mi”
und das arabische
„chemi” für schwarz
könnten auch Pate
für „Chemie” ge-
standen haben. Die
griechischen Wörter
„chyma“ (Metall-
guss) oder „chyta”
(schmelzbar) könnten
ebenfalls eine Rolle
gespielt haben.

Auch Metalle wurden schon frühzeitig gewonnen. Zuerst fand, verar- | Die Ägypter
beitete und verwendete man edle Metalle (5. 137), da diese gediegen, waren schon um
also elementar, auf der Erde vorkommen. Funde von Schmuckgegenstän- 3000 v.Chr. in der
Lage, Tinte und Papy-
den aus Gold und Silber sind bis zu 7000 Jahren alt.
rus als Schreibmateri-
Mithilfe sehr einfacher Öfen konnte vor ca. 8000 Jahren Blei aus dem na-
alien herzustellen.
türlichen Erz Bleiglanz (Bleisulfid) durch Reduktion gewonnen werden.
Später wurden auch Kupfer und Eisen als wichtigste Gebrauchsmetalle
im Altertum durch Verhüttung aus ihren Erzen hergestellt. Die ältesten
Eisenwerkzeuge sind über 4000 Jahre alt und stammen aus Anatolien. In
Europa begann die Eisenzeit erst um 1000 vor Christus.

Auch Legierun-
gen (/5. 89) werden
schon seit Jahrtau-
senden hergestellt.
Die Sumerer in
Mesopotamien
gebrauchten schon
etwa 3500 vor
Christus Gegenstände
aus Bronze. Seit 2000
Jahren stellt man
Messing her.
Methoden

[Der Begriff Nicht nur die Metalle, sondern auch Glas gehören zu den ersten durch
„Alchemie” oder „Al- bewusste Ausnutzung chemischer Reaktionen hergestellten Produkten.
chimie” kommt aus In den Ländern der Erde entwickelte sich die Lehre von den Stoffen und
dem Arabischen „al deren Umwandlungen nicht unabhängig voneinander. Doch hielten
kimyia” für Chemie.
viele Herrscher ihre Gelehrten gefangen, um deren Geheimnisse nicht
Alchemisten gab es
nicht nur in Europa,
preiszugeben.
sondern auch in
China, Ägypten und Das Zeitalter der Alchemisten be-
Indien. gann schon zu Beginn unserer
Zeitrechnung und dauerte insge-
Die Lehre vom samt etwa 1500 Jahre.
Stein der Weisen Die Alchemisten suchten nach dem
hielt sich noch Stein der Weisen. Damit, so glaub-
lange. Zu Beginn ten sie, sei es möglich, Stoffe be-
des 18. Jahrhunderts
liebig ineinander umwandeln zu
erforschte J. F. BÖTT-
können, um z.B. Gold aus irgend-
GER (1682-1719) in
einem billigen, unedlen Metall zu
Meißen im Auftrag
gewinnen.
August des Starken
die Erzeugung von Auch Kranke sollten ihre Gesund-
Gold. Dabei fand er heit wiedererlangen und dem Be-
1708 ein Rezept zur sitzer des Steins der Weisen sollte
Porzellanherstellung. ein hohes Alter beschieden sein.

Im Mittelalter begann im europäischen Raum eine allmähliche Weiter-


entwicklung der Alchemie. Bergleute, Metallurgen, Handwerker und
Heilkundige beobachteten, experimentierten und probierten neue Tech-
nologien aus.
[ PARACELSUS Der deutsche Arzt THEOPHRASTUS BOMBASTUS VON HOHENHEIM, ge-
(1493-1551) begrün- nannt PARACELSUS (1493-1551), war der Ansicht, dass es keinen Stein
dete die latrochemie der Weisen gäbe. Er entdeckte die schmerzlindernde Wirkung des Opi-
(griech. iatros = ums und gebrauchte Quecksilberpräparate zur Heilung.
Arzt), in der er durch
chemisches Expe-
Im 16. und 17. Jahrhundert entstand nach und nach die Wissenschaft
rimentieren neue
Arzneimittel erfand. Chemie. Berühmte Forscher und Gelehrte trugen ihren Teil dazu bei, dass
die unwissenschaftliche Lehre vom Stein der Weisen allmählich aus den
Köpfen verschwand.
GEORGIUS AGRICOLA (1494-1555),
ein deutscher Forscher (/ Abb.
rechts), veröffentlichte im Jahre
1556 sein auch heute noch be-
kanntes Werk „De re metallica”
(„Über die metallischen Dinge”
oder „Vom Wesen der Metalle”).
Darin behandelte er die Grundla-
gen der Metallurgie.
In seinem Lehrbuch „Alchemica”
beschreibt der Alchemist ANDREAS
LIBAVIUS (1550-1616) u.a. die
Herstellung von Salpetersäure,
Schwefelsäure sowie einer Reihe
von Salzen.
Methoden

JOHN DALTON (1766-1844), Lehrer für Mathematik und Naturwissen- Ü{J DANIEL SEN- u
schaften in Manchester, entwickelte das später nach ihm benannte dal- NERT (1572-1637)
tonsche Atommodell. Er verwendete zur Darstellung größtenteils noch beobachtete und
bildhafte Symbole. beschrieb die
JOACHIM JUNGIUS (1587-1657) und ROBERT BOYLE (1627-1691) be- Vorgänge beim
gründeten Mitte des 17. Jahrhunderts den modernen Elementbegriff. sen. Verdampfen,
J. J. BERZELIUS (1779-1848) gab später den chemischen Elementen statt Allen ee 122)
k und Sublimieren von
der Zeichen Elementsymbole (/S5. 110). Stoffen Mit seinen
Dass sich die Chemie zu einer exakten Wissenschaft entwickelte, istM.W. daraus resultieren-
LOMONOSSOW (1711-1765) und A. DE LAVOISIER (1743-1794) zu verdan- den Schlussfolgerun-
ken, die vor allem mittels genauer quantitativer Methoden Masse- und gen begründete er
Volumenänderungen feststellten und auswerteten. die Atomtheorie.
Durch diese Elementaranalysen konnte LAVOISIER als Erster die Vorgänge
bei Verbrennungen richtig erklären.

PL?
"I:
wer

A. LAVOISIER (1743-1794) F. WÖHLER (1800-1882)

Im 19. Jahrhundert wurden innerhalb kurzer Zeit viele bahnbrechende


Entdeckungen gemacht. Der Engländer SIR H. DAVY (1778-1829) zer-
legte Alkali- und Erdalkaliverbindungen mit elektrischem Strom in ihre
Bestandteile.
Der Deutsche F. WÖHLER (1800-1882) synthetisierte den ersten organi- |] Die chemische
schen Stoff - Harnstoff - im Labor und widerlegte damit die Theorie vom Industrie entwickelte
Vitalismus. J. W. DÖBEREINER (1780-1849) stellte die Triaden von Ele- sich mit Beginn des
menten (7. 166) auf. R. W. BUNSEN (1811-1899) und G. R. KIRCHHOFF 20. Jahrhunderts.
(1824-1887) entdeckten die Spektroskopie. u
F. A. KEKULE VON STRADONITZ (1829-1896) fand die Formel von Benzen " ı
Dünger, Arzneimittel,
(Benzol). J. L. MEYER (1830-1897) und D. I. MENDELEJEW (1834-1907) Schädlingsbekämp-
stellten das Periodensystem der Elemente (/5S. 167) auf. fungsmittel u.v.m.
Im 20. Jahrhundert wurde von MAX PLANCK (1859-1947) und ALBERT wurden synthetisch
EINSTEIN (1879-1955) die Quantentheorie entwickelt. hergestellt. Gleich-
zeitig traten aber
Die Chemie ist eine Naturwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit auch:zunehmend
Umweltschädigun-
dem Aufbau, den Eigenschaften und der Umwandlung von Stoffen -
! h gen durch chemische
durch chemische Reaktionen. alfa af
Methoden

1.1.2 Teilgebiete der Chemie

Die Chemie wird in verschiedene Teilgebiete untergliedert. Sie unter-


scheiden sich in Aufgabenbereichen und Arbeitsmethoden. Zwischen
den Teilgebieten gibt es vielfältige Verknüpfungen. Auch mit anderen
Wissenschaften ist die Chemie eng verknüpft.

Teilgebiet Untersuchungsgegenstand
Allgemeine - Grundlagen der Chemie |
theoretische - Aufbau von Stoffen
Chemie - chemische Zeichensprache
chemische Bindungen
chemische Reaktionen und Reaktionsarten

Analytische - qualitative Bestimmung (Nachweise)


von
Chemie chemischen Elementen und Verbindungen
- quantitative Bestimmung (Mengenanteile)

Umwelt- —- Untersuchung des Verhaltens chemischer


chemie Stoffe in der Umwelt
- Vermeidung und Regulierung von Um-
weltschäden durch chemische Reaktionen

Physikali- - Energieumwandlungen bei chemischen | Exotherme chemische Reaktion


sche Chemie Reaktionen (chemische Thermodynamik) |
Aktivierungsenergie
— zeitlicher Verlauf chemischer Reaktionen
(Reaktionskinetik) frei werdende |
Energie |

Anorgani- - Elementsubstanzen
sche Chemie - anorganische Stoffe und Stoffgruppen
- Aufbau und Reaktionen dieser Stoffe

Technische - chemisch-technische
Prozesse, derenRek- |
Chemie tionen, Vorgänge und Verfahrenstechnik
- Bedeutung und Verwendung der herge-
stellten Stoffe
Methoden

Teilgebiet Untersuchungsgegenstand u
Organische - organische Stoffe und Stoffgruppen (Koh- |
Chemie lenwasserstoffe und Derivate) | |
i . | H H |
- Aufbau und Reaktionen von organischen || \_/f c=C ||
Stoffen | IN |
| H H

Biochemie - chemische Reaktionen und Vorgänge aus substrat neh Produktes


(physio- der Biologie, z.B. im Stoffwechsel | |
logische |
Chemie) |
eh BE

Enzym-Substrat- Enzym
Komplex

1.1.3 Verflechtung der Chemie mit anderen Wissenschaften

Chemie und Physik

Die Physik ist eine Naturwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit den-
grundlegenden Erscheinungen und Gesetzen in der natürlichen
Umwelt und erklärt viele Erscheinungen in Natur und Technik.

Die Wissenschaft Physik wird in verschiedene Teilgebiete unterteilt. In der Ü Auch die Leitung
Wärmelehre werden Temperaturen von Körpern, Veränderungen durch des elektrischen
Zufuhr und Abgabe von Wärme, Aggregatzustände und ihre Übergänge Stroms in Me-
sowie Wärmeübertragungen untersucht. Das Teilgebiet Energie beschäf- tallen kann mit
physikalischen
tigt sich u.a. mit der Umwandlung von Energieformen ineinander.
und chemischen
Gesetzmäßigkeiten
Die Chemie befasst sich in der physikalischen Chemie u.a. mit den Ener- erklärt werden. In
gieumwandlungen bei chemischen Reaktionen. Dabei nutzt sie physika- den Metallen liegt
lische Erkenntnisse und Gesetzmäßigkeiten zur Beschreibung und Erklä- Metallbindung vor
rung der Vorgänge. (5. 84 f.). Frei be-
Bei exothermen Reaktionen (75. 122) wird Energie freigesetzt. Das wegliche Elektronen
können thermische Energie, z.B. bei der Verbrennung von Kohle, Licht- können durch das
energie, z.B. bei der Verbrennung von Kerzenwachs, oder mechanische Gitter wandern. Legt
man ein elektrisches
Energie, z.B. bei Knallgasreaktionen, sein. Bei endothermen Reaktionen
Feld an, wandern die
(75. 123) wird Energie zugeführt, z.B. bei der Bildung von Stickstoffoxi- Elektronen gerichtet.
den aus Stickstoff und Sauerstoff der Luft bei Gewittern.
Die allgemeine und theoretische Chemie erklärt den Aufbau der Stoffe.
Alle Stoffe bestehen aus kleinsten Teilchen. Diese Teilchen sind Atome,
Ionen oder Moleküle. Ein Atom besitzt einen Atomkern und eine Atom-
hülle (7 Abb. rechts).
Die Atom- und Kernphysik erklärt den Aufbau von Atomen, das Zustan-
dekommen radioaktiver Strahlung oder die Erzeugung von Kernenergie.
Die Erkenntnisse der Physik werden auch in der allgemeinen Chemie ver-
wendet, z.B. um Stoffumwandlungen zu erklären.
Methoden

Mm Biologie und Chemie

Die Biologie ist eine Naturwissenschaft. Als Wissenschaft vom Le-


ben erforscht sie die Entstehung des Lebens, seine Gesetzmäßigkei-
ten, die Entwicklung des Lebens und seine Erscheinungsformen.

Für viele Pflanzen Die Wissenschaft Biologie wird in verschiedene Teilgebiete unterteilt.
ist der pH-Wert In der Ökologie werden die Wechselwirkungen von Lebewesen unter-
(75. 105) des Bodens einander und mit ihrer Umwelt untersucht. Die Umwelt setzt sich aus
ein wichtiger Um- biotischen (belebten) und abiotischen (unbelebten) Faktoren zusammen.
weltfaktor. Er wird
Die unbelebte Umwelt eines Lebewesens wird auch durch chemische
durch verschiedene
lonen beeinflusst.
Einflüsse geprägt.
Durch Düngung mit Die Zellen der Lebewesen selbst bestehen teilweise aus organischen Stof-
in derchemischen fen, z.B. Eiweißen. Die Chemie befasst sich in der anorganischen und or-
Industrie hergestell- ganischen Chemie mit dem Aufbau und den Reaktionen anorganischer
ten Düngemitteln und organischer Stoffe.
können Erträge in Die Biochemie erklärt chemische Reaktionen und Vorgänge im Stoff-
der Landwirtschaft wechsel aller Lebewesen. Die Physiologie, ein Teilgebiet der Biologie,
gesteigert werden. beschäftigt sich mit Funktionen und Leistungen des Organismus und sei-
ner Teile.
Die Fotosynthese ist ein Stoffwechselprozess, bei dem grüne Pflanzen
mithilfe ihres Chlorophylis und unter Ausnutzung der Lichtenergie aus
den anorganischen Stoffen Wasser und Kohlenstoffdioxid organische
Stoffe wie Glucose (und daraus Stärke) herstellen.

Fotosynthese

Aa\ Sauerstoff

Lichtenergie

Wasser —e
+

Kohlenstoff-
dioxid
Stärke

In der präparativen Chemie werden die verschiedensten Stoffe herge-


stellt. Kunststoffe, Medikamente, Schädlingsbekämpfungsmittel, Wasch-
mittel oder Düngemittel sind für Mensch, Tiere und Pflanzen bedeut-
sam.

Auch mit der Geografie ist die Chemie verflochten. Stoffkreisläufe


(75. 318 ff.), z.B. der Kreislauf des Wassers, können sowohl von che-
mischer Seite als auch von geografischer (geologischer) und sogar von
physikalischer Seite betrachtet werden.
Gesteine und Mineralien bestehen aus anorganischen Stoffen. Bei der
Verwitterung finden nicht nur physikalische Vorgänge, sondern auch
chemische Reaktionen statt.
Methoden

1.2 Denk- und Arbeitsweisen in der Chemie

1.2.1 Begriffe und Größen in der Chemie

Begriffe

Ein Ziel der Chemie besteht darin, in der Natur Zusammenhänge und Ge-
setze zu erkennen und mithilfe der Gesetze Erscheinungen zu erklären
oder vorherzusagen, die man in der belebten oder unbelebten Natur
beobachten kann. Die gewonnenen Erkenntnisse werden genutzt, um
Stoffe mit gewünschten Eigenschaften herzustellen, Energie zu erzeu-
gen oder die Umwelt zu beeinflussen.
Dazu werden in der Chemie chemische Reaktionen und Prozesse genau
beobachtet und Experimente durchgeführt. Stoffe und Vorgänge in der
Natur werden miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten und Unter-
schiede zu erkennen und sie zu Klassen oder Gruppen zusammenzufas-
sen. Die Zuordnung einer Gruppe von Objekten zu einem Wort nennt
man Begriff.

Ein Begriff ist eine logische Grundform zum Ordnen von Objekten. © Manchmal wird
Er ist das Ergebnis von Verallgemeinerung und Abstraktion und be- einfach festgelegt,
was unter einem
inhaltet eine Klasse von Objekten (Körper, Stoffe oder Vorgänge)
Begriff zu verstehen
mit gemeinsamen unveränderlichen Merkmalen.
ist, z.B. beim Begriff
„Geschwindigkeit”.
In einigen Fällen
kann man einen
EB Begriffe: Begriff definieren,
Chemisches Element: Ein chemisches Element ist dadurch gekenn- indem man alle Ob-
zeichnet, dass alle Atome (und Ionen) des Elements die gleiche An- jekte aufzählt, die zu
zahl Protonen im Kern enthalten. Magnesium und Kohlenstoff sind diesem Begriff gehö-
chemische Elemente. Alle Magnesiumatome enthalten 12 Protonen ren. Auch im Alltag
im Atomkern. Alle Kohlenstoffatome enthalten immer 6 Protonen werden Begriffe
benutzt, um sich zu
im Atomkern.
verständigen. All-
tagsbegriffe werden
Damit in der Wissenschaft jeder unter einem Begriff dieselben Ob- nicht exakt definiert,
jekte versteht, werden Begriffe in den Naturwissenschaften eindeutig sondern auf der
definiert. Grundlage von Erfah-
Fachbegriffe knüpfen oft an Alltagsbegriffe an, werden aber exakt rungen im Umgang
definiert und schränken die Anwendbarkeit des Begriffs ein. Deshalb mit Objekten und
muss man bei der Anwendung von Begriffen beachten, ob es sich um Wörtern gebildet.
naturwissenschaftliche Fachbegriffe oder um Alltagsbegriffe handelt. Deshalb stimmen
Alltagsbegriffe und
naturwissenschaft-
Größen liche Fachbegriffe
häufig nicht bzw.
Ein Teil der naturwissenschaftlichen Fachbegriffe wird auch als Größen nicht vollständig
bezeichnet. Dabei handelt es sich um Begriffe, die messbare Eigenschaf- überein.
ten von Objekten beschreiben.

| Eine Größe beschreibt eine messbare Eigenschaft von Objekten.


Methoden

[Ü Die Bedeutung Um den Wert einer Größe anzugeben, muss eine Einheit festgelegt sein.
einer Größe gibt an, Der Wert der Größe ist dann das Produkt aus Zahlenwert und Einheit.
welche Eigenschaft Für jede Größe ist mindestens ein Formelzeichen als Abkürzung fest-
der Objekte beschrie- gelegt. Mithilfe von Formelzeichen kann man naturwissenschaftliche
ben wird. Für ein
Gesetze schneller und einfacher in mathematischer Form formulieren
konkretes Objekt
kann der Ausprä-
und anwenden.
gungsgrad dieser
Eigenschaft gemes- Wichtige Größen und Einheiten in der Chemie
sen und angegeben In den Naturwissenschaften werden die Größen nach verschiedenen Ge-
werden. Dieser sichtspunkten unterteilt. So sind stoffkennzeichnende Größen beispiels-
Ausprägungsgrad weise spezifisch für reine Stoffe und hängen nicht davon ab, wie groß
wird auch Wert einer die vorliegende Stoffportion ist. Im Gegensatz dazu nehmen Masse oder
Größe genannt. Volumen mit der Stoffportion zu.

E stoffkennzeichnende Größen
Größe Berechnung Beispiele
molare M=4 MnaoH = 40 g/mol
Masse M Mu,so, = 98 g/mol
molares Vn =Y bei Normbedingungen
Volumen Vm Vm = 22,4 /mol
Dichte o 0= vr Enacı = 2,2 g/cm?

de 050, = 2,93 g/l nn

Außerdem wird auch zwischen sieben Basisgrößen und abgeleiteten


Größen unterschieden. Aus den in der Tabelle farbig hervorgehobenen
Basiseinheiten des Internationalen Einheitensystems lassen sich fast alle
anderen Einheiten ableiten.

Größe Formel- Einheiten Beziehungen zwischen den


zeichen Größen und Einheiten

relative Ar 1 Ar EN
Atommasse m, - Masse des Atoms
u - atomare Masseneinheit

Dichte 0 | Gramm je Kubik- 9 1_= 1000. 8


| cm? cm? m?
zentimeter i
Kilogramm je — 12= 1% (speziell für Gase)
Kubikmeter u a

Druck p Pascal Pa 1Ppa=ıN


m

Bar bar 1 bar = 100000 Pa

Energie E Joule J ;
| Newtonmeter Nm 1J=1 EUR 1Nm=1Ws
Wattsekunde ws a
Methoden

Größe Formel- Einheiten Beziehungen zwischen den


zeichen Größen und Einheiten
elektrische Q ‚ Coulomb G 1C =1As
Ladung
Masse m Kilogramm kg 1kg =1000g
Tonne t 1t =1000kg
Temperatur T Kelvin K OK =-273,15 °C
d Grad Celsius °C 0°C =273,15K
Volumen Kubikmeter m? 11= 1 dm?
Liter |
Wärme Q Joule J 1J=1Nm=1Ws

Stoffmenge n Bin eh n=N= v

molare Masse | M Gramm pro Mol g/mol M=2

molares ; BER _V
Volumen Vm | Vn Liter pro Mol l/mol Vm=n

Stöchiometrische Verhältnisse
Größe Formel- | Größen- Erläuterungen
zeichen | gleichung
Masse/ m m _Mı:n m, Ma - Massen der Stoffe 1 und 2
Masse m; m Man N, Na - Stoffmengen der Stoffe 1 und 2
er n in Mit M,, M> - molare Massen der Stoffe 1und2
Volumen v num V1, V2 - Volumen der gasförmigen Stoffe 1
ai und 2; bei 0°C und 1013,25 hPa
Volumen/ Vı Vv_M Vm - molares Normvolumen des gasför-
Volumen 2 Vv' Ra migen Stoffs 2
Nreal - real erhaltene Stoffmenge
Ausbeute n = ma Ntheor —- theoretisch mögliche Stoffmenge

Kässenantell Ta: = Mi m; — Masse der Komponente i


i IT m m - Summe der Masse aller Komponenten
‚ . V; - Volumen der Komponente i
Volumenanteil | o; Pp= v Vo -— Gesamtvolumen vor dem Mischvorgang
A in - V - Gesamtvolumen der Lösung nach dem
Massen- B B, _ Mi Mischvorgang
konzentration nr .|n; - Stoffmenge der Komponentei
Volumen- u oh n - Gesamtstoffmenge des Stoffgemischs
konzentration TV
Stoffmengen- |_ = |
konzentration TTV |
Methoden

1.2.2 Gesetze, Modelle und Theorien in der Chemie

Gesetze

Ü Die Bedingungen, In den Naturerscheinungen können durch Beobachtungen und Experi-


unter denen ein Zu- mente Zusammenhänge erkannt werden. Wenn sich Zusammenhänge
sammenhang stets in der Natur unter bestimmten Bedingungen immer wieder einstellen
wirkt, werden auch und damit für eine ganze Gruppe oder Klasse von Objekten gelten, dann
Gültigkeitsbedingun-
spricht man von gesetzmäßigen Zusammenhängen.
gen genannt.

Gesetze in den Naturwissenschaften sind allgemeine und wesent-


liche Zusammenhänge in der Natur, die unter bestimmten Bedin-
gungen stets wirken.

EM Im Periodensystem ändern sich die Eigenschaften der Elemente mit


steigender Ordnungszahl. Elemente der gleichen Hauptgruppe wei-
sen jedoch immer wiederkehrend ähnliche Eigenschaften auf (Gesetz
der Periodizität, /S. 172). Die Ursache liegt darin, dass die Atome die
gleiche Zahl an Außenelektronen besitzen, die maßgeblich die che-
mischen und physikalischen Eigenschaften bestimmen.

Da naturwissenschaftliche Gesetze stets für eine Klasse von Objekten


gelten, werden zu ihrer Formulierung naturwissenschaftliche Begriffe
und Größen genutzt. Oft können naturwissenschaftliche Begriffe auch
erst im Zusammenhang mit erkannten Gesetzen exakt definiert werden.
Naturwissenschaftliche Gesetze existieren unabhängig vom Willen und
von den Wünschen des Menschen.

[Eine wichtige M Das Gesetz von der Erhaltung


Aufgabe der Chemie der Masse (/S. 161) wirkt bei
besteht darin, allen chemischen Reaktionen,
Erscheinungen in der ob wir es wollen oder nicht.
Natur und die ent-
Der Mensch kann Gesetze er-
sprechenden Gesetze
kennen und zu seinem Vorteil
zu erkennen und
mithilfe geeigneter nutzen. So kann man in der In-
Modelle und Theo- dustrie und im Labor das Ge-
rien zu beschreiben. setz von der Erhaltung der
Masse nutzen, um die entste-
henden Massen der Reaktions-
produkte oder die benötigten
Massen der Ausgangsstoffe zu
berechnen.

Naturwissenschaftliche Gesetze können unterschiedlich genau erkannt


und unterschiedlich in der Art dargestellt sein.
Es gibt Gesetze, die lediglich beschreiben, unter welchen Bedingungen
bestimmte Erscheinungen in der Natur auftreten. Diese Gesetze enthal-
ten eine qualitative Gesetzesaussage, die mit Worten beschrieben wird.
Methoden

Modelle 5

Zum Erklären von Erscheinungen und Voraussagen werden in der Che- [ÜÜ Mit dem Teil-
mie auch Modelle genutzt. chenmodell können
z.B. die Aggregatzu-
Ein Modell stellt eine Vereinfachung der Wirklichkeit dar. In eini- ande Se of
gut erklärt werden:
gen wesentlichen Punkten stimmt das Modell mit der Wirklichkeit 1, Teilchen in.einern
überein, in anderen nicht. Fäststoff:

Mit einem Modell können nur bestimmte, nie alle Erscheinungen voraus-
gesagt werden. Ein Modell ist nur innerhalb bestimmter Grenzen gültig
und sinnvoll anwendbar. Modelle sind keine Naturgesetze.

EB Das Teilchenmodell (S. 59) beinhaltet folgende Aussagen:


2. Teilchen in einer
1. Alle Stoffe bestehen aus kleinsten Teilchen.
Flüssigkeit:
2. Zwischen diesen Teilchen ist leerer Raum.
3. Die Teilchen bewegen sich ständig.
2. Zwischen den Teilchen herrschen Anziehungskräfte mit sehr ge-
ringer Reichweite.

Ein gedankliches Modell kann auch materiell umgesetzt werden. Im Teil-


chenmodell können die einzelnen Teilchen mit Kugeln dargestellt wer-
den. Dabei werden die Anziehungskräfte und die Bewegung der Teil- 3; Teilchen in einem
chen nicht berücksichtigt. was

Theorien

Nicht alle Modelle und Gesetze lassen sich in der gesamten Naturwissen-
schaft anwenden. Für jeden Teilbereich der Chemie gibt es z. T. verschie-
dene Gesetze und auch unterschiedliche Modelle. Mehrere Modelle, Ge-
setze und Begriffe fasst man als Theorie zusammen.

Ein System von Gesetzen, Modellen und anderen Aussagen, z.B.


über einen Teilbereich einer Naturwissenschaft, wird als Theorie
bezeichnet.

EM Die Stoßtheorie (/S. 125) beschreibt den zeitlichen Verlauf chemi- ÜJ wenn die
scher Reaktionen auf der Teilchenebene und beruht auf folgenden Teilchen keine
grundsätzlichen Aussagen: ausreichende Ener-
1. Die Teilchen von Stoffen bewegen sich ungeordnet im Raum. Mit ge besitzen oder
steigender Temperatur nehmen ihre Geschwindigkeit und damit "Aumlich ungünstig
ihre Energie zu. zusammenstoßen,
; . . alle bleibt der Zusam-
2. Aufgrund ihrer Bewegung stoßen die Teilchen zufällig zusam- menstoß umwirksar:
men. d.h., es findet keine
3. Wenn die Teilchen eine bestimmte Mindestenergie aufweisen Reaktion statt.
und in räumlich günstiger Lage zusammenstoßen, erfolgt eine
chemische Reaktion.
4. Mit der Temperatur steigt die Zahl dieser wirksamen Zusammen-
stöße, sodass die Reaktionsgeschwindigkeit zunimmt.
Methoden

1.2.3 Erkenntnisgewinnung in der Chemie

Erkennen naturwissenschaftlicher Gesetze

[ Manchmal führt Das Erkennen und Anwenden von Gesetzen in Naturwissenschaften und
die Anwendung Technik ist ein äußerst komplexer, oft langwieriger Vorgang. Wichtige
eines Gesetzes zu Naturgesetze und deren Gültigkeitsbedingungen sind in langen, wech-
der Erkenntnis, dass selvollen historischen Prozessen entdeckt worden. Diese Entdeckungen
das Gesetz nicht in
waren oft von Irrtümern und Irrwegen begleitet.
allen Fällen so wirkt,
Auch heute noch ist das Erkennen von Naturgesetzen trotz modernster
wie es vorausgesagt
wurde. Dann müssen
Experimentier- und Computertechnik ein komplizierter Prozess, bei dem
die Gültigkeitsbedin- oft ganze Gruppen von Wissenschaftlern in aller Welt zusammenarbei-
gungen einge- ten. Unabhängig vom Thema, den eingesetzten Apparaturen oder den
schränkt oder der beteiligten Wissenschaftlern, wird in den Naturwissenschaften oft nach
Zusammenhang und ähnlichen Methoden vorgegangen.
die Bedingungen In der Chemie wird meist experimentell gearbeitet (75. 38 ff.), um
noch genauer unter- Naturgesetze zu erkennen oder zu beweisen.
sucht werden.
Weg der Erkenntnis
Vorgehen | Beispiel
|

1. Beobachten v von | - Magnesium verbrennt


E
mit greller Flamme
Erscheinungen in |
{
zu Magnesiumoxid.
der Natur
{
}
}
- Die Masse des Magnesiumoxids ist größer
|
!
als die Masse des Magnesiums.
1
2. Vergleichen und | '- Aluminium verbrennt zu Aluminiumoxid.
Erkennen von Ge- }| - Die Masse des Aluminiumoxids ist größer
meinsamkeiten, | als die Masse des Aluminiums.
|
Unterschieden ‘ - Die Metalle haben vor der Reaktion eine
und Regelmä- geringere Masse als die Metalloxide nach
Bigkeiten der Reaktion.
3. Aufstellenvon - Die Metalle haben sich mit einem unsicht-
Vermutungen baren Stoff verbunden, dessen Masse in das
Reaktionsprodukt eingegangen ist.
‘ - Der unsichtbare Stoff könnte Sauerstoff
sein.
4. Überprüfen der |- Die Verbrennung verschiedener Metalle
Vermutungen mit | und Nichtmetalle findet unter gleichen Be-
weiteren Experi- dingungen z.B im abgeschlossenen Gefäß
menten statt.
- Die Massen aller Stoffe werden festgestellt.
6. Aufstelleneiner | - Bei der Verbrennung von Stoffen ist die
Gesetzesaussage Masse der Reaktionsprodukte gleich der
Masse der Ausgangsstoffe.
7. Verallgemeinern | - Bei chemischen Reaktionen entspricht die
und Formulieren Masse der Ausgangsstoffe der Masse der
des Gesetzes Reaktionsprodukte (Gesetz von der Erhal-
tung der Masse).
Methoden

Das entdeckte Gesetz kann nun zur Erklärung von weiteren Natur-
erscheinungen genutzt werden. Jede erfolgreiche Anwendung eines
Gesetzes in der Praxis ist ein Beweis für die Richtigkeit des Gesetzes unter
den gegebenen Bedingungen.

Tätigkeiten in der Chemie

Vor allem im Zusammenhang mit dem Erkennen und Anwenden natur-


wissenschaftlicher Gesetze, mit dem Definieren von Begriffen und dem
Arbeiten mit Größen gibt es eine Reihe von wichtigen Tätigkeiten, die in
den Naturwissenschaften immer wieder durchgeführt werden.
Mithilfe dieser Tätigkeiten können Erkenntnisse über Vorgänge, Zusam-
menhänge oder Gesetzmäßigkeiten leichter gewonnen werden. In der
Chemie werden sowohl praktische Tätigkeiten, wie das Experimentieren
(75. 38 ff.), als auch eine Reihe geistiger Tätigkeiten wie das Erläutern,
von Sachverhalten u.v.a.m. angewendet.

Beobachten

[Beobachten
Beobachten ist eine Form des Erkundens. Dabei werden mit Sin- allein reicht meist
nesorganen oder mit Hilfsmitteln Eigenschaften, Abläufe oder Be- nicht. Um später die
ziehungen festgestellt. Die beobachteten Objekte oder Prozesse gemachten Beobach-
werden dabei nicht grundlegend verändert. tungen auswerten
zu können, müssen
sie möglichst genau
beschrieben werden
Bei vielen Beobachtungen geht man systematisch vor. Vor dem Beginn (75. 22).
der Beobachtung muss ein Beobachtungsziel oder eine Fragestellung
formuliert werden. Nach der Durchführung der Beobachtung werden
Aussagen zur Auswertung formuliert, die sich auf das Beobachtungzziel
oder die Fragestellung beziehen.

EB Beobachte die Reaktion von Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) mit


Magnesium.
1. Beobachtungsziel: Verändern sich die Eigenschaften der Aus-
gangsstoffe während der Reaktion? Zeigen sich besondere Er-
scheinungen, z.B. Farben, Gerüche, Geräusche oder Ähnliches?
2. Durchführung: Etwas verdünnte Chlorwasserstoffsäure (Salz-
säure) wird in ein Reagenzglas gegeben. Ein Span Magnesium
(Vorsicht!) wird hinzugefügt.
3. Beobachtung: Magnesium ist ein fester Stoff und besitzt einen
silbrigen Glanz. Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) ist eine farb-
lose, stechend riechende Flüssigkeit. Die Flüssigkeit schäumt auf.
[| Rückschlag-
Der Magnesiumspan wird kleiner und verschwindet allmählich.
= sicherung
Das Gefäß erwärmt sich. Ein Gas entsteht. Das entstehende Gas
ist farblos und brennbar (Vorsicht: Knallgasbildung möglich!). u Magnesium-
/ \späne
4. Auswertung: Die Eigenschaften von Magnesium und Chlorwas-
serstoffsäure verändern sich während der Reaktion. Der metalli-
sche Glanz verschwindet. Der feste Stoff löst sich auf. Neue Stoffe
mit neuen Eigenschaften sind entstanden. Eine chemische Reak-
tion hat stattgefunden.
Methoden

m Messen

Beim Messen wird der Wert einer Größe, d.h. der Ausprägungs-
grad einer Eigenschaft, mithilfe eines Messgeräts bestimmt. Die zu
messende Größe wird dabei mit einer festgelegten Einheit vergli-
chen. Dazu wird in der Regel eine Messvorschrift festgelegt.

ÜJ Bei der Bestim- Messwerte sind immer fehlerbehaftet und deshalb nur Näherungswerte
mung einer Größe, für den wahren Wert einer Größe. Die Fehler sind teilweise durch die
z.B. der Masse oder Messgenauigkeit der Messgeräte bedingt. Andere Fehler können durch
dem Volumen, ungenaues Ablesen oder durch Verunreinigungen von Glasgeräten oder
werden oft mehrere
Chemikalien entstehen.
Messungen durch-
eführt und aus i Dr .
nr Nessineften ein EM Messen des Volumens einer Flüssigkeit
Mittelwert gebildet. 1. Aufgabe: Miss das Volumen einer Flüssigkeit mit einer Messzylin-
der.
2. Durchführung: Zuerst wird das Volumen der Flüssigkeit geschätzt,
danach ein geeigneter Messzylinder ausgewählt. Die Flüssigkeit
wird in den Messzylinder, der auf einer waagerechten Unterlage
steht, gefüllt. Das Ablesen erfolgt, indem man die Augen in Höhe
der Flüssigkeitsoberfläche bringt und den Stand an der tiefsten
Stelle der Oberfläche abliest.
3. Beobachtung und Auswertung: Das Volumen der Flüssigkeit be-
trägt ... |.

Ü] Zur Abschätzung
der Genauigkeit von
Messwerten werden
Fehlerbetrachtungen
durchgeführt.

V=245ml

Beschreiben

u Im Unterschied . : h .
zur Erklärung einer Beschreiben ist ‚die zusammenhängende und geordnete Darstel-
Erscheinung wird bei lung von Erscheinungen mit sprachlichen Mitteln. Äußerlich wahr-
der Beschreibung nehmbare Eigenschaften der Erscheinung, z.B. die Eigenschaften
nicht auf die Ursa- eines Stoffs, der Ablauf eines Prozesses oder der Aufbau einer Ver-
chen der Erscheinung suchsapparatur oder eines Messgeräts, werden wiedergegeben.
eingegangen.
Methoden

Ei Verbrennen von Magnesium


1. Aufgabe: Beschreibe die Vorgänge
beim Verbrennen von Magnesium an
der Luft.
2. Beschreibung: Ein Magnesiumspan wird
erhitzt. Nach kurzer Zeit flammt das
Magnesium grell auf. Es brennt an der
Luft unter sehr heller Lichterscheinung
und Wärmeentwicklung weiter. Nach
Beendigung des Vorgangs bleibt ein
weißer, fester Stoff übrig.

Vergleichen

Beim Vergleichen werden nach bestimmten Kriterien gemeinsame


und unterschiedliche Merkmale von zwei oder mehreren Ver-
gleichsobjekten ermittelt und angegeben.

Das Vergleichen ist meist mit anderen Tätigkeiten wie Beobachten, Be- Ü] Der Vergleich
schreiben oder Messen verbunden. kann gegebenen-
falls auch mit einer
Vergleich von Methanol und Ethanol Schlussfolgerung ab-
geschlossen werden.
1. Aufgabe: Vergleiche die Struktur und die Eigenschaften von
Methanol und Ethanol miteinander.
2. Vergleich: Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede können aus-
formuliert oder in tabellarischer Form dargestellt werden.

Gemeinsamkeiten Unterschiede

Methanol | Ethanol

Struktur | Die Moleküle bestehen aus | ummenformel: | Summenformel:


\ Kohlenstoff-, Wasserstoff- und ı CH,O, \ GHgO,
, Sauerstoffatomen. eine CH;-Gruppe ‚ eine C3H5-Gruppe
ı Die Atome sind durch Einfach- | im Molekül im Molekül
bindungen verbunden.
Die Moleküle besitzen jeweils
eine Hydroxylgruppe.
' Die Moleküle sind polar und
‚ bilden Wasserstoffbrücken un-
tereinander aus. Methanol: CH;OH , Ethanol: C3H,OH
Eigen- | physikalisch: farblos, flüssig, - Siedetemperatur: | - Siedetemperatur:
\
schaften ı} stechend riechend, wasserlöslich, 0,=64,5°C 09,=78,3°C
ähnliche Dichte — Schmelztempera- ‚ - Schmelztempera-
ı chemisch: verbrennen vollstän- ' tur: d4=-97,7°C tur: d=-114,1°C
| dig zu CO, und H»0, partielle ‚ - stark giftig \ - schwach giftig
Oxidation zu Aldehyden, Ver- - keine Dehydrati- ' - Dehydratisierung
| esterung mit Carbonsäuren ' sierung möglich ' zu Ethen
Methoden

m Erklären

Beim Erklären wird ein Sachverhalt oder eine naturwissenschaftli-


che Erscheinung zusammenhängend, logisch und nachvollziehbar
dargelegt. Dabei wird auf relevante Naturgesetze, Regeln und an-
dere Beziehungen zurückgegriffen, um gegebenenfalls die Ursa-
che für die Erscheinung aufzuzeigen.

Beim Erklären wird dargestellt, warum eine Erscheinung so und nicht


anders auftritt. Um die Ursachen dafür aufzuzeigen, können auch auf
Modellen oder Grafiken genutzt werden, um die Zusammenhänge bes-
ser zu veranschaulichen.

M Erklärung eines Sachverhalts mit dem Teilchenmodell


1. Aufgabe: Erkläre, warum beim Mischen von 50 ml Wasser mit
50 ml Ethanol (Alkohol) nur 96 ml und nicht 100 ml Flüssigkeit
entstehen.
2. Erklärung: Die Teilchen der gemischten Stoffe sind unterschied-
lich groß. Wasserteilchen sind kleiner als Ethanolteilchen. Stellt
man sich die Teilchen als Kugeln vor, befinden sich zwischen den
großen Ethanolteilchen große Zwischenräume.
In diese Zwischenräume können sich die viel kleineren Wasserteil-
chen einlagern. Dadurch beanspruchen die Teilchen im Gemisch
insgesamt weniger Raum als getrennt. Das Volumen des Stoffge-
mischs ist geringer als das Volumen der einzelnen Flüssigkeiten.

Erläutern

Beim Erläutern wird ein naturwissenschaftlicher Sachverhalt, z.B.


ein Begriff, ein Modell oder ein Gesetz, anhand eines Beispiels oder
mithilfe von Zusatzinformationen, wenn möglich mithilfe der che-
mischen Zeichensprache, veranschaulicht.
Methoden

Um den Sachverhalt für andere Menschen besser verständlich darzule- N] Beachte beim u
gen, kann man auch mehrere Beispiele zur Erläuterung heranziehen. Erläutern folgende
Wenn es möglich ist, müssen chemische Formeln oder Reaktionsglei- Hinweise:
chungen genutzt werden, um den Zusammenhang damit zu veranschau- 1; Nenne den zu
erläuternden
lichen.
Sachverhalt oder

EB Erläutern eines Sachverhalts 2 N Bauer


1. Aufgabe: Methansäure (Ameisensäure) ist die einfachste Car- halt einfach und
bonsäure und das erste Glied in der homologen Reihe der unver- anschaulich dar.
zweigten Alkansäuren (/5. 250). Sie wirkt als einzige Alkansäure 3. Verwende ein ge-
reduzierend und nimmt deshalb eine Sonderstellung ein. eignetes Beispiel
Erläutere anhand der Molekülstruktur von Methansäure ihre zur Illustration.
Sonderstellung in der homologen Reihe der Alkansäuren. 4. Nutze, wenn es
2. Erläuterung: Die unverzweigten Alkan- ae ein
säuren bilden eine homologe Reihe der Zu- & ee
sammensetzung C„H3n,ıCOOH. Methan- HL
säure HCOOH ist das erste Glied dieser Ds
Reihe, weil das Methansäuremolekül nur
ein Kohlenstoffatom enthält. Dieses ist Be-
standteil der Carboxylgruppe (-COOH).
An das Kohlenstoffatom ist noch ein Was-
serstoffatom gebunden. Damit verfügt das
Säuremolekül auch über eine Aldehyd-
gruppe (-CHO).
Aufgrund der Carboxylgruppe im Molekül weist Methansäure
die typischen Eigenschaften der Carbonsäuren auf. Sie dissoziiert
in wässriger Lösung und bildet mit Metalloxiden, unedlen Metal-
len und Metallhydroxiden Salze.

(H20)
HCOOH —— H* + COO”

2HCOOH + 2Na —- 2HCOONa + H3

HCOOH + KOH —- HCOOK + H,O


HCOOH + CaCOz — (HCOO),Ca + H50 + CO,
Nur die Methansäure enthält als zweite funktionelle Gruppe eine [ÜÜ] Methansäure
Aldehydgruppe im Molekül. Deshalb wirkt die Ameisensäure kommt in der Natur
- ähnlich wie Aldehyde (5. 244) - reduzierend. So bildet sich als Bestandteil von
bei der Tollens-Probe mit ammoniakalischer Silbernitratlösung Giften vor, die einige
. ; e Tiere (Ameisen
ein schwarze
hwarzer Silberspiegel.
pıeg .
Wespen) oder Pflan-
zen (Brennnesseln)
HCOOH + 2Ag* + 20H” —- CO, + 2Agl + 2H,0 zu Verteidigungs-
zwecken nutzen.
Die gleichzeitige Existenz von zwei funktionel-
len Gruppen im Molekül wird auch als Bi-
funktionalität bezeichnet. Sie ist die Ursa-
che für die Sonderstellung der Methansäure in
der homologen Reihe der Alkansäuren.
Methoden

m Begründen

Beim Begründen wird ein Nachweis geführt, dass eine Aussage


richtig oder falsch ist. Dazu werden kausale Zusammenhänge von
Ursache und Wirkung hergestellt und die Argumente in logischer
Folge angeführt.

Aussagen werden immer begründet, während Zusammenhänge erklärt


(7/5. 24) werden müssen. Begründungen können sowohl objektiv als
auch subjektiv sein. Beim Erklären bezieht man sich dagegen objektiv
auf Gesetze und Modelle.

EM Begründen eines Sachverhalts


I Bei der Reaktion 1. Aufgabe: Begründe, dass bei der Reaktion von Eisen mit
von Eisen mit Kupfer(Il)-oxid Eisen als Reduktionsmittel wirkt.
Kupfer(Il-oxid findet 2. Begründung: Eisen ist ein unedles Metall. Unedle Metalle sind
eine Reaktion mit dadurch gekennzeichnet, dass sie leicht Elektronen abgeben.
Elektronenübergang
Kupfer ist ein edles Metall. Edle Metalle sind dadurch gekenn-
(7/5. 136), eine Red-
zeichnet, dass sie Elektronen aufnehmen.
oxreaktion, statt.
Das unedle Eisen gibt demnach Elektronen an das edlere Kupfer
im Kupfer(Il)-oxid ab. Aufgrund der Elektronenabgabe fungiert
das Eisen als Reduktionsmittel, das selbst oxidiert wird. Kupfer
wird durch die Aufnahme der Elektronen reduziert.

Fe + CuUO — Cu + Feo

Definieren

Beim Definieren wird ein Begriff eindeutig charakterisiert. Dazu


werden die wesentlichen Merkmale angeführt, die ihn gleichzeitig
von anderen Begriffen eindeutig abgrenzen.

Begriffe lassen sich auf verschiedene Weise definieren. Häufig wird zu-
erst ein Oberbegriff angegeben und dann die artbildenden Merkmale
des Begriffs genannt.
Eine andere Variante besteht darin, zum zu definierenden Begriff alle
möglichen Beispiele bzw. Unterbegriffe aufzuzählen.

Ü] Die Definition EM Definition eines Begriffs


von Größen erfolgt 1. Aufgabe: Definiere den Begriff Redoxreaktion.
im Allgemeinen 2. Definition: Redoxreaktionen sind chemische Reaktionen mit Elek-
durch mathematische tronenübergang. Das Reduktionsmittel gibt Elektronen ab und
Gleichungen,
wird dabei oxidiert. Das Oxidationsmittel nimmt Elektronen auf
z.B. M=mImn.
und wird dabei reduziert.
Bei einer Redoxreaktion laufen Reduktion (Elektronenaufnahme)
und Oxidation (Elektronenabgabe) immer gleichzeitig miteinan-
der gekoppelt ab.
Methoden

Voraussagen

Ü Gehe beim Vor-


Beim Voraussagen wird ein wahrscheinlich auftretendes Ereignis, aussagen in folgen-
ein Zustand oder eine zu erwartende Entwicklung auf der Grund- den Schritten vor:
lage von Fakten, naturwissenschaftlichen Erkenntnissen oder Ge- 1. Beschreibe zuerst
setzen vorhergesagt. die wesentlichen
Merkmale der
vorauszusagenden
Erscheinung.
Voraussagen sind bei chemischen Experimenten (/'S. 38 ff.) von beson- 2. Nutze Gesetzmä-
derer Bedeutung. Mithilfe der Kenntnisse vom Aufbau der Stoffe und Bigkeiten und
vom Verlauf einer chemischen Reaktion ist man in der Lage, eintretende Modelle um eine
Erscheinungen im Voraus zu formulieren. In der Praxis wird anschließend Voraussage abzu-
die Voraussage geprüft und eventuell korrigiert. leiten.
3. Formuliere die
Voraussage ge-
El Voraussagen von chemischen Reaktionen
gebenenfalls mit
1. Aufgabe: Formuliere eine Voraussage über den Verlauf und das
„Wenn, ... dann
Ergebnis der Reaktion von Natrium mit Chlor. u

Voraussage: Chlor ist ein gelbgrünes,


stechend riechendes, giftiges Gas. Es
gehört zu den molekular vorkom-
menden Elementsubstanzen der VIl.
Hauptgruppe. Wie das verwandte
Fluor ist es ein äußerst reaktions-
freudiges Element.
Das Chloratom besitzt sieben Au-
Benelektronen. Um ein Elektronen-
oktett und damit Stabilität zu errei-
chen, muss ein Chloratom noch ein
Elektron aufnehmen. Dabei entsteht
ein Chlorid-Anion.
Natrium gehört zu den Metallen der
I. Hauptgruppe, den Alkalimetallen.
Diese besitzen ein Außenelektron ÜJ Wissenschaftliche
und können durch Abgabe dieses Voraussagen beruhen
Außenelektrons stabile, positiv gela- immer auf Gesetzen
und Modellen und
dene Kationen bilden.
haben nichts mit Spe-
Das Natriumatom gibt demnach ein
kulationen zu tun.
Elektron ab, das vom Chloratom auf-
Trotzdem muss eine
genommen wird. Voraussage nicht
Wenn Natrium mit Chlor in Verbin- immer eintreffen,
dung gebracht wird, findet eine hef- wenn z.B. bestimmte
tige Reaktion statt. Dabei entsteht Bedingungen nicht
ein neuer Stoff mit neuen Eigen- beachtet wurden
schaften. Natriumchlorid ist eine oder vorher bekannt
waren. Chlor und
weiße, kristalline Substanz.
Natrium müssen z.B.
Im Kristallgitter der salzartigen Ver-
erst aktiviert werden,
bindung sind die Natrium- und die bevor sie heftig mit-
Chlorid-Ionen durch lIonenbindung einander reagieren.
miteinander verbunden.
Methoden

Diskutieren

EI Im einfachsten
Fall wird diskutiert, Beim Diskutieren werden unterschiedliche Positionen zu vorgege-
ob eine Aussage rich- benen Sachverhalten, Aussagen oder Thesen gegenübergestellt.
tig oder falsch ist. Dazu trägt man Pro- und Kontra-Argumente bzw. Vor- und Nach-
teile zusammen, ohne eine Wertung abzugeben.

EM Diskutieren eines Sachverhalts


1. Aufgabe: Diskutiere die Vorteile und Nachteile von Seifen als
Reinigungsmittel.
2. Diskussion: Seifen sind Stoffgemische von Natrium- bzw. Kalium-
salzen der Fettsäuren. Die Waschwirkung beruht darauf, dass
Seifen die Oberflächenspannung der Waschlauge herabsetzen,
Textilien und Schmutzteilchen benetzen und voneinander tren-
nen. Die Schmutzteilchen werden als Micellen (5. 261) mit der
Waschlauge ins Abwasser abgegeben.

| Beim Diskutieren Vorteile von Seifen Nachteile von Seifen


|
ist es zweckmäßig, in - leicht aus nachwachsenden - reagieren in Wasser ba-
\
folgenden Schritten Rohstoffen (Fetten) und sisch, sodass empfindliche
vorzugehen: |
Natrium- bzw. Kalium- | Fasern (Wolle) und die Haut
1. Informiere dich |
hydroxid herstellbar |
| angegriffen werden
über den vorgege-
benen Sachverhalt. - preiswert und damit auch | - basische Waschlaugen
2. Trage Pro- und in armen h Ländern leicht
|
| belasten
\ das Abwasser bzw.
Kontra-Argumente zugänglich | die Umwelt

bzw. Vor- und —- lösen viele Verschmutzun- |- lösen nicht alle Verschmut-
Nachteile zusam- gen (z.B. Fette) und töten | zungen (z.B. Eiweiße,
men. Mikroorganismen ab | Rotwein), insbesondere aus
3. Leite daraus eine ' Textilien
objektive Schluss-
' - bilden mit Calcium- und
folgerung, jedoch
| Magnesium-lonen bei har-
keine subjektive
Wertung ab. | tem Wasser schwer lösliche
Kalkseifen
- dadurch wird die Waschwir-

|
kung beeinträchtigt und
Seifen können nur schlecht

| dosiert werden
- Ablagerung von Kalkseifen

|
|
führen zu grauer und star-
rer Wäsche mit unangeneh-
mem Geruch
ER öderne Wasch: BE
mittel enthalten eine Die Diskussion zeigt, dass Seifen als Reinigungsmittel viele Nach-
Vielzahl von Kompo- teile aufweisen. Zur Reinigung von Textilien sind jedoch Wasch-
nenten. Die Tenside mittel besser geeignet, die moderne Tenside als waschaktive Sub-
machen weniger als
stanzen enthalten.
20% des Wasch-
pulvers aus.
Weitere Inhaltsstoffe wie Wasserenthärter, Bleichmittel usw. sor-
gen für ein optimales Waschergebnis.
Methoden

Interpretieren

> Beim Interpretie-


Beim Interpretieren wird die Bedeutung eines in komprimierter ren von Diagrammen
Form vorgegebenen Sachverhalts (grafische Darstellungen, Glei- ist folgende Schritt-
chungen, experimentelle Beobachtungen usw.) mit sprachlichen folge zweckmäßig:
Mitteln geordnet dargelegt. 1. Nenne die Größen,
die auf den Achsen
des Diagramms
abgetragen sind.
Dabei kommt es darauf an, kausale Zusammenhänge zu finden, um Dia- >. Beschreibe den
grammen, Beobachtungsergebnissen oder verbalen Aussagen eine auf Verlauf des bzw.
die Natur oder die Gesellschaft bezogene Bedeutung zu geben. der Graphen.
3. Erkläre den
El Interpretieren eines Diagramms Verlauf auf der
1. Aufgabe: Interpretiere das Konzentrations-Zeit-Diagramm einer Grundlage deiner
chemischen Kennt-
chemischen Reaktion.
nisse.
4. Leite eine Schluss-
c in mol/l

folgerung ab.
Konzentration
der Reaktionsprodukte
Beliebige
chemische Reaktion

A =—=B
A = Konzentration
A+B==C der Ausgangsstoffe

tin min

2. Interpretation: Das Diagramm zeigt die Veränderung der Stoff-


mengenkonzentrationen c; von Ausgangsstoffen und Reaktions-
produkten einer beliebigen chemischen Reaktion als Funktion
der Zeit t.
Zu Beginn der Reaktion (t = 0 s) ist die Konzentration der Aus-
gangsstoffe sehr hoch, während die Konzentration der Reakti-
onsprodukte null ist. Im Verlauf der Reaktion sinkt die Konzen-
tration der Ausgangsstoffe, weil diese zu Reaktionsprodukten
umgesetzt werden. Dementsprechend nimmt die Konzentration
der Reaktionsprodukte kontinuierlich zu.
Nach einiger Zeit verringern sich aber die Konzentrationsver-
änderungen. Zum Ende der Reaktion stellt sich ein konstantes
Konzentrationsverhältnis von Ausgangsstoffen und Reaktions-
produkten ein.
Die Ursache dafür liegt im Teilchenbereich. Je weniger Teilchen I» Beim Interpretie-
der Ausgangsstoffe vorhanden sind, umso weniger können zu ren von mathemati-
Produkten umgesetzt werden. Folglich verlangsamt sich die Hin- schen Gleichungen
reaktion mit der Zeit. Gleichzeitig erfolgt die Rückreaktion von oder Reaktionsglei-
chungen geht man
Reaktionsprodukten zu Ausgangsstoffen. Diese verläuft umso
nach einer anderen
schneller, je mehr Produktteilchen vorhanden sind. Schrittfolge vor.
Nach einer bestimmten Zeit werden genauso viele Teilchen der
Ausgangsstoffe in Reaktionsprodukte umgewandelt wie umge-
kehrt. Dadurch bleibt die Zahl der Teilchen und die Konzentrati-
onen an Ausgangsstoffen und Reaktionsprodukten konstant.
Methoden

nz Bewerten

TE Gehe beim Be- } : , i i


Werten vor Sachver: Beim Bewerten wird ein gegebener Sachverhalt unter Einbezie-
halten in folgenden hung des eigenen Fach- und Methodenwissens kritisch geprüft.
Schritten vor: Daraus leitet man eine begründete, selbstständige Einschätzung
1. Überlege, unter zum Sachverhalt ab.
welchen Kriterien
der Sachverhalt
geprüft werden
soll. Das eigene, subjektive Werturteil sollte nach bestimmten, gegebenen-
2. Sammle Fakten falls selbst gewählten Kriterien, z.B. wirtschaftlicher Nutzen, Schäden für
und Argumente, die Umwelt usw., vertreten werden.
die für die Bewer-
tung wichtigsind m 1. Aufgabe: Ein großer Teil der Kunststoffabfälle wird heute noch
3. Wäge Vor- und immer nicht recycelt. Stattdessen werden die Abfälle in Müllver-
Nachteile gegen: brennungsanlagen verbrannt und die Verbrennungswärme wird
einander ab. a ; :
4. Leite aufder als Heizwärme genutzt. Bewerte diese energetische Verwertung
Grundlage deines von Kunststoffmüll.
Fachwissens dein Bewertung: Die energetische Verwertung von Kunststoffabfällen
persönliches Wert- ist unter wirtschaftlichen und umweltchemischen Gesichtspunk-
urteil ab. ten zu betrachten:
Kunststoffmüll ist nicht biologisch abbaubar und fällt in riesigen
Mengen an. Da Deponien nur begrenzt zur Verfügung stehen,
muss der Müll anderweitig entsorgt werden. Bei der vollstän-
digen Verbrennung der Abfälle wird Energie frei, die als Heiz-
wärme genutzt werden kann. Auf diese Weise werden fossile
Energieträger geschont.
Allerdings entstehen bei der Müllverbrennung auch Schadstoffe
wie Dioxine, die aufwendig aus den Verbrennungsabgasen ent-
fernt werden müssen. Das bei der Verbrennung gebildete Koh-
lenstoffdioxid verstärkt den Treibhauseffekt. Außerdem ist der
Rohstoff Erdöl, aus dem die Stoffe hergestellt wurden, unwieder-
bringlich verloren.
[3 Auch Plastikmö- Dies könnte vermieden werden, wenn es gelingt, Kunststoff-
bel wie dieser Desig- abfälle sortenrein zu sammeln, zu schmelzen und in neue Formen
nerstuhl können aus zu bringen (werkstoffliches Recycling). Eine andere Möglichkeit
Kunststoffgranulat wäre, durch chemische Reaktionen aus den Abfällen zumindest
hergestellt werden.
die Rohstoffe zurückzugewinnen, aus denen neue Kunststoffe
hergestellt werden können (rohstoffliches Resyeling. ).
Unter wirtschaftlichen Kri-
terien ist die energetische
Kunststoffverwertung die
beste Methode, weil De-
ponieraum gespart und
Energie gewonnen wird.
Aus Umweltsicht wäre es
besser, wenn Kunststoffa-
bfälle als Werkstoffe wie-
derverwertet und daraus
Rohre, Fensterprofile usw.
hergestellt werden.
Methoden

1.2.4 Beschaffen und Präsentieren von Informationen

Recherchieren in geeigneten Quellen

Die im Laufe der Jahrhunderte von Chemikern gewonnenen Erkennt- > Fundiertes
nisse sind so umfangreich, dass sie niemand vollständig überblickt. Das chemisches Wissen
chemische Grundwissen ist in Lexika oder Fachbüchern in Bibliotheken findet man u.a. in
zusammengefasst bzw. in Online-Enzyklopädien oder Datenbanken im folgenden Online-

Internet gespeichert. Enzyklopädien:


- http:/lwikipedia.de
Wenn ein naturwissenschaftliches Problem zu lösen ist, muss man zu- - www.chemgape-
erst Informationen beschaffen, z.B. zu den Eigenschaften eines Stoffes dia.de
oder zu umweltchemischen Entwicklungen. Im Medienzeitalter finden - www.schuelerlexi-
wir Informationen zu fast allen naturwissenschaftlichen Fragestellungen kon.de
im Internet. - www.seilnacht.
Für eine Recherche, z.B. zu „Säure-Base-Indikatoren”, verwendet man com
Suchmaschinen wie „Google“ oder „Yahoo“. Häufig führen diese zu gro-
Ben Online-Enzyklopädien bzw. Internetlexika.

1. Gib zuerst über einen Browser die Internetadresse der Suchmaschine u Für die meisten
oder des Internetlexikons ein. Suchmaschinen sind
2. Überlege dir zielführende Schlüsselwörter bzw. Suchbegriffe. Das Leerzeichen, Plus-
Thema selbst, z.B. Glas, ist im Allgemeinen das wichtigste Schlüssel- und Minuszeichen
zugelassene Operato-
wort.
ren. So schränkt die
3. Informiere dich, wie deine Suchabfrage präzisiert werden kann. Kombination „Indi-
Kombiniere dazu die Schlüsselwörter entsprechend den Regeln der kator +pH-Wert” die
Suchmaschine. Suche ein.
4. Gib die Suchbegriffe mit der entsprechenden Syntax in die speziell
dafür vorgesehenen Suchfenster ein.

FE
Inhalt KZ Profisuche ES el la ESS EEe are

" Säure-Base-Indikatoren & N Thema Qualitative anorganische Analyse

Anthocyane, Basen, Farbumschlag, Indikator, Methylrot,


Mischindikatoren, pH-Wert, Säure-Base-Titrationen,
Säuren, Umschlagbereiche, Universalindikator

Säuren und Basen gehören zu den am weitesten


verbreiteten chemischen Substanzen. Zur Bestimmung
der Konzentration von Säuren und Basen, z.B. durch
Titration, werden sogenannte Indikatoren (Anzeiger)
verwendet. Farbindikatoren für Säure-Base-Reaktionen
sind schwache organische Säuren oder Basen, die je nach
dem pH-Wert der Lösung eine unterschiedliche Struktur
und damit verschiedene Farben aufweisen.

Thema anzeigen
Methoden

m Informationen aus dem Internet sind nicht immer zuverlässig, da das In-
ternet eine Kommunikationsplattform für jedermann ist. Deshalb sollten
Aussagen und Daten immer durch Vergleich mit anderen Quellen abge-
sichert (verifiziert) werden.

Medien

Lesen und Verstehen von Fachtexten

Speziell die Texte in Fachzeitschriften oder Fachbüchern sind häufig


schwer verständlich. Mithilfe der sogenannten Fünf-Schritt-Methode
lässt sich der Sinn schneller erfassen, wie das folgende Beispiel zeigt:
= Ä 2 Ä
Das Stoffgemisch Luft kann mithilfe des Linde-Verfahrens indus-
triell in seine Bestandteile aufgetrennt werden. Dazu muss das
Gas verflüssigt werden.
Zu diesem Zweck lässt man Luft in ein Kreislaufsystem (7 Abb.)
einströmen und verdichtet sie zuerst in einem Kompressor. Da-
durch erwärmt sich das Gas und muss gekühlt werden. In einem
zweiten Kühler wird die Temperatur noch weiter abgesenkt. Von
diesem Gegenstromkühler strömt die Luft in einen Auffangbehäl-
ter. Da dieser ein größeres Volumen besitzt als das Rohrsystem des.
Kreislaufs, expandiert die Luft und die Temperatur sinkt weiter.
Diese Vorgänge wiederholen sich so lange, bis die Siedetempe-
ratur der Luft unterschritten wird. Die flüssige Luft kann nun in
eine separate Destillationsanlage überführt werden. Zur Stoff-
trennung destilliert man dort den Stickstoff bei einer Temperatur
von -196°C und den Sauerstoff bei-183°C aus dem Gemisch ab.
verdichtete Luft entspannte Luft

Kühler 1 Kühler2

| Entspannung +
‚4 Abkühlung
Pumpe flüssige Luft
Methoden

EM 1. Aufgabe: DJ Fünf-Schritt-Me-
Lies den Text auf $. 32 mithilfe der Fünf-Schritt-Methode. thode zum Verstehen
von Fachtexten:
2. Verstehendes Lesen des Fachtextes: 1. Verschaffe dir
- Verschaffe dir einen groben Überblick. einen groben
Überblick.
« Es geht um die technische Gewinnung von Sauerstoff und
2. Stelle Fragen zu
Stickstoff mithilfe des Linde-Verfahrens. Dazu wird Luft ver- wesentlichen
flüssigt und anschließend destilliert. Inhalten.
- Leite Fragen zu wesentlichen Inhalten ab. 3. Lies gründlich.
e Durch welche physikalischen Prozesse lässt sich Luft verflüssi- Markiere Kern-
gen? aussagen und
e Auf welchen Stoffeigenschaften beruht die Trennung von Schlüsselwörter.
Sauerstoff und Stickstoff? 4. Fasse die Kernaus-
sagen zusammen.
- Lies gründlich. Markiere Kernaussagen und Schlüsselwörter.
5. Gib den Inhalt mit
Schlage unklare Begriffe nach.
eigenen Worten
« Kompression ist das Verdichten von Gasen unter Druck. Da- wieder.
bei steigt die Temperatur an.
e Als Expansion bezeichnet man die Ausdehnung von Gasen
bei gleichzeitiger Abkühlung.
e Destillation nennt man die Trennung von Stoffgemischen
durch Verdampfen einzelner Bestandteile mit unterschiedli-
cher Siedetemperatur und deren Kondensation.
- Fasse die Kernaussagen in kurzer Form (Text oder Schema) mit
eigenen Worten zusammen.
® Linde-Verfahren: Verfahren zur Verflüssigung und Zerlegung
von Luft
e Absenkung der Temperatur durch mehrfache Verdichtung
(Kompression), Kühlung und Ausdehnung (Expansion)
e Angewendetes Trennverfahren: Destillation
« Trennung aufgrund unterschiedlicher Siedetemperaturen der
Bestandteile der Luft
- Wiederhole den Inhalt. Gib dazu die wichtigen Aussagen mit
eigenen Worten wieder.

Präsentieren von Informationen

Die Präsentation von Informationen bzw. Arbeitsergebnissen, z.B. einer


Literaturrecherche oder praktischer Arbeiten in der Gruppe, kann auf
verschiedene Weise erfolgen (/ Abb.). Alle Präsentationen sollten an-
schaulich, gut verständlich und logisch gegliedert sein.

Computer- Lernplakat schriftliche


präsentation Präsentation
Methoden

23 Vorbereiten und Halten eines Vortrags


Ü] Präsentationen Wenn du einen Vortrag halten oder die Ergebnisse der Gruppenarbeit
lassen sich besonders vorstellen sollst, sind folgende Tipps hilfreich:
gut am Computer
entwickeln. Mithilfe 1, Vorbereiten eines Vortrags
SNEREESDENSEL Ei9- - Überlege dir, was alles zum Thema gehört. Nutze dazu verschie-
en K dene Informationsquellen (/S. 32).
Folien äder Websites - Gliedere den Vortrag in Abschnitte. Ordne den Gliederungspunk-
mit Fotos, Animatio- ten dein gesammeltes Material zu.
nen usw. erstellen. - Schreibe die Schwerpunkte in Kurzform (in Stichwörtern) auf.
- Erarbeite einen Rohentwurf. Formuliere den Text unter Verwen-
dung der Fachsprache.
— Überlege dir, was du an die Tafel oder auf Folien schreibst.
- Illustriere Folien oder Flipcharts mit aussagekräftigen Grafiken
oder Fotos. Gehe sparsam mit Texten um.
- Ordne die Inhalte übersichtlich an. Verwende nur kurze, gut struk-
turierte Texte, am besten Stichpunkte.
— Verwende nur Fachbegriffe, die du auch selbst erklären kannst.
- Nenne deine Informationsquellen.
- Teste die Lesbarkeit aus einer größeren Entfernung.
- Trainiere den Vortrag laut. Halte dich an die vorgegebene Zeit.

2. Halten eines Vortrags


- Nenne und zeige die Gliederung (/ Abb.).
- Wecke am Anfang des Vortrags Interesse und Neugier mit einem
interessanten Aufhänger, z.B. einer Zeitungsmeldung, einem Zitat
oder sogar einem kleinen Experiment.
- Leite neue Absätze deutlich ein, z.B. mit „Ein weiterer Punkt ist
..." oder „Als Nächstes ...”.
- Sprich frei und in kurzen Sätzen. Lies nicht die Texte auf den Folien
vor, sondern interpretiere die Grafiken und Schemata.
- Bemühe dich, laut, langsam und deutlich zu sprechen. Schaue
deine Zuhörer/-innen an.
- Achte auf die Zeit. Schließe den Vortrag mit einer kurzen Zusam-
menfassung ab.
Methoden

Anfertigen eines Lernplakats 2

Wandzeitungen oder Lernplakate (Poster) fallen auf. Sie sind geeignet,


um Informationen, Versuchsergebnisse oder den Verlauf bzw. die Ergeb-
nisse eines Projekts kurz und übersichtlich zu präsentieren.

- Gib dem Poster eine Überschrift, die sofort über den Inhalt informie-
ren und Neugier beim Betrachter wecken soll.
- Verwende viele Abbildungen, einfache grafische Darstellungen und
Skizzen.
- Formuliere kurze, knappe und gut strukturierte Texte.
- Ordne die Inhalte übersichtlich an.
- Kennzeichne, was inhaltlich zusammengehört, mit gleichen Schriftar-
ten, Farben und Formen. Achte jedoch darauf, dass das Poster nicht
überladen wirkt.
- Nenne deine Informationsquellen.
- Teste die Lesbarkeit aus einer größeren Entfernung.

Wasser - unser wichtigstes Lebensmittel


Quellungsmittel Ausgangsstoff für Stoffwechselprozesse
In den Zellen ist Wasser für die Aufrechter- Wasser dient als Ausgangsstoff bio- -——.
haltung des Zellinnendrucks nötig. Es ist chemischer Reaktionen, z.B. beim , )
Bestandteil des gelartigen Zellplasmas und Abbau körperfremder Stoffe f
ermöglicht so unter anderem die in der Verdauung oder bei n
Plasmaströmung. Redoxreaktionen im Energie- m ı
N, stoffwechsel. ' |
{ \
N
Der
menschliche
Organismus besteht
zu mehr als 70% aus
Wasser. Um die Verluste
durch Stoffwechsel und
Transpiration auszugleichen,
muss ein Erwachsener _ .
Lösungs- und Transportmittel täglich mindestens zwei Wärmeregulation
Liter Wasser zu sich
nehmen.
Wasser löst Auf-
Nährstoffe, grundder
Mineralstoffe, Gase hohen Wärmeka-
und Stoffwechselpro- pazität, seiner guten
dukte. Dadurch werden Wärmeleitfähigkeit ,
die Stoffe an den Ort im und der Verdunstungs-
Organismus transportiert, kälte stellt Wasser
an dem sie benötigt eine wichtige
werden. Grundlage für die
Regulation der
Körpertemperatur
dar.
Methoden

DE Anfertigen einer Facharbeit

Im Rahmen einer Facharbeit oder eines Referats bearbeiten Schüler und


Schülerinnen ein naturwissenschaftliches Thema selbstständig unter Ein-
beziehung von Fachliteratur und anderen Quellen.
Mithilfe der im Unterricht erlernten naturwissenschaftlichen Methoden
werden Fachtexte gelesen, Erscheinungen und Abläufe untersucht sowie
Experimente und Daten ausgewertet, die das Thema betreffen.
Die gewonnenen Erkenntnisse müssen fachlich korrekt, inhaltlich struk-
turiert und in der richtigen Form präsentiert werden.

1. Analyse des Themas


- Eine gründliche Vorbereitung der Arbeit ist sehr wichtig. Fehler
oder Versäumnisse bei der Analyse kosten beim Schreiben der
Facharbeit viel Zeit oder führen zu einer schlechteren Bewertung!
- Beantworte daher vorab folgende Fragen:
e Welche Anforderungen ergeben sich aus der Themenstellung?
° Welche konkreten Inhalte gehören dazu?
e Welche Materialien benötige ich zur Vorbereitung, Erstellung
und Präsentation der Facharbeit?
e In welcher Form sollen die Ergebnisse präsentiert werden?
- Erstelle eine stichpunktartige Liste zu jeder Frage. Lasse dich von
deiner Lehrkraft oder anderen Fachleuten beraten, die Erfahrung
beim Anfertigen von naturwissenschaftlichen Arbeiten haben.

[ Du musst unbe- 2. Beschaffen von Materialien


dingt klären, ob die - Eine Internetrecherche liefert erste Anhaltspunkte, in welchen
Quellen das Material Quellen weiteres Material zu finden ist. Das können Fachbücher,
zur Veröffentlichung elektronische Medien oder Personen bzw. Firmen sein, die auf dem
freigeben und ob die
untersuchten Fachgebiet tätig sind (/'$. 32).
Voraussetzungen,
z.B. zur Vorführung
- Stelle sicher, dass die Materialien auch zur Präsentation genutzt
von Experimenten, werden können.
vorhanden sind.
3. Sichtung des Materials und Gliederung der Facharbeit
Manuskriptvorbereitung
Ü Die Gliederung - Verschaffe dir zuerst ei- 1. Einleitung
bildet die Grund- nen Überblick über das 1.4 Stand der Literatur
lage für das spätere gesammelte Material. 22 Lone and
Inhaltsverzeichnis. R Überfliege die Tekterund 2 I ibecen und Experimente
: : 2.1 Beschreibung der Untersuchungsmethoden
versehe sie mit kurzen No- 2.2 Durchführung der Experimente
tizen. 2.3 Abfolge von Experimenten bzw.
- Werte Statistiken, Gra- Teshreihen
fiken und Experimente 3. Ergebnisse und Diskussion
stichpunktartig aus. 3.1 Darstellung der eigenen Ergebnisse
- Ordne die Materialien 3.2 Diskussion der Ergebnisse unter Bezug auf
nach ihrer Wichtigkeit. die Fachliteratur
3 3. Schlussfolgerungen
- Entwickle eine Gliederung
4. Zusammenfassung und Ausblick
der Facharbeit. Den ein- 5 Literaturverzeichnis
zelnen Gliederungspunk- 6 Materialanhang
ten werden die Materia-
lien zugeordnet.
Methoden

4. Ausarbeitung des Manuskripts Ü Erläutere alle


- Erarbeite anhand der Gliederung und des geordneten Materials von dir verwendeten
einen Rohentwurf. Nutze dabei nur das Material, das in direktem Fachbegriffe.
Zusammenhang zum Thema steht.
- Gehe in der Einleitung auf den aktuellen Kenntnisstand zur The-
matik ein. Leite daraus eine Problemstellung ab.
- Beschreibe die Methoden, z.B. Experimente, mit denen du das Pro-
blem im Rahmen deiner Arbeit untersuchen willst.
- Die Ergebnisse deiner Untersuchungen werden sprachlich aus-
formuliert oder noch besser in Form von Tabellen, Grafiken bzw.
Übersichten vorgestellt. Dabei erfolgt noch keine Wertung der Re-
sultate.
- Diskutiere deine Resultate unter Berücksichtigung der Literaturan-
gaben. Argumentiere logisch und objektiv, ohne abzuschweifen!
Leite am Ende jedes Hauptkapitels eine Schlussfolgerung ab oder
fasse die Ergebnisse kurz zusammen.
- Gib in einer abschließenden Zusammenfassung einen zusammen-
hängenden Überblick über das Erarbeitete. An dieser Stelle kann
eine persönliche Wertung erfolgen und ein Ausblick auf die wei-
tere Entwicklung gegeben werden.
- Achte bereits bei der ersten Überarbeitung des Entwurfs darauf, DJ Für die Bewer-
den „roten Faden” herauszuarbeiten. Gehe inhaltlich logisch und tung der Facharbeit
strukturiert vor und behandle in den jeweiligen Kapiteln aus- ist natürlich der
schließlich die dazugehörigen Inhalte. Inhalt am wichtigs-
ten. Trotzdem kann
man auch durch eine
5. Erstellen der endgültigen Fassung attraktive Gestaltung
- Vor der Erstellung der Endfassung sollte das Manuskript noch ein- der Präsentation
mal der Lehrkraft vorgestellt und mit ihr beraten werden: Punkte sammeln!
e Wurde die Problemstellung grundsätzlich richtig erfasst und be-
arbeitet?
e Welche Verbesserungen, Streichungen oder Ergänzungen sind
notwendig?
e \Vo müssen Fehler korrigiert werden?
- Recherchiere in der Zwischenzeit feh-
lende Daten oder neuere Entwicklungen Beispiele für Quellenangaben im Literatur-
zum Thema. verzeichnis
Überarbeite das Manuskript letztmalig
Bücher (zwei Autoren):
unter Beachtung der Hinweise der Lehr-
[1] B. und F Schardt: Referate und Fachar-
kraft. Dabei ist neben der fachlichen Kor- beiten, Effektive Arbeitstechniken in der
rektheit und zeitlichen Aktualität auch Oberstufe; Stark Verlagsgesellschaft mbH,
auf die sprachliche Gestaltung und kor- Freising 1999
rekte Rechtschreibung zu achten.
Erstelle bei der Endkorrektur auch den- Zeitungsartikel (ein Autor):
[2] C. Neidhardt: Energiequellen mit Zukunft;
Materialanhang. Dieser enthält eigene
in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 6 vom
Versuchsergebnisse, Messwerttabellen
8.01.2008, S. 27
und eine Liste über die verwendeten
Messgeräte bzw. Hilfsmittel. Angabe einer Quelle im Internet (ohne Autor):
Das Literaturverzeichnis muss richtig und [3] Die Brennstoffzelle, Onlinepublikation,
vollständig sein (/ Abb.). Es dürfen keine http://de.wikipedia.org/wiki/Brennstoff-
zelle, Stand: 31.01.2008
Quellen verschwiegen oder deren Ergeb-
nisse als eigene präsentiert werden.
Methoden

1.3 Das Experiment

1.3.1 Grundlagen

Das Experimentieren ist eine sehr komplexe Tätigkeit, die beim Erkennen
und Anwenden von Naturgesetzen auftritt. Das Ziel eines Experiments
besteht darin, eine Frage an die Natur zu beantworten. Dazu wird eine
Erscheinung der Natur unter ausgewählten, konkreten, kontrollierten
und veränderbaren Bedingungen beobachtet und ausgewertet. Die Be-
dingungen und das gesamte Experiment müssen wiederholbar sein.

Beim Experimentieren werden theoretische Überlegungen und


Voraussagen, z.B. über Stoffumwandlungen oder energetische Er-
scheinungen, unter ausgewählten, wiederholbaren Bedingungen
praktisch überprüft. Der Ablauf und die Ergebnisse des Experi-
ments werden beobachtet und ausgewertet.

Mit Experimenten werden z.B. Zusammenhänge untersucht. Dies dient


dem Erkennen von Naturgesetzen. Andererseits können bei Experimen-
ten Gesetze angewendet werden, um z.B. den Wert von Größen zu be-
stimmen.

Geräte und Apparaturen

Geräte
[Viele Geräte sind In der Chemie werden Stoffe untersucht. Stoffe müssen sicher aufbe-
aus Glas, denn es ist wahrt und gelagert werden. Viele dieser Stoffe sind gefährlich. Sie dür-
ein sehr beständi- fen nicht mit der Haut in Berührung kommen, in die Luft oder ins Abwas-
ger Stoff. Nur sehr ser gelangen oder mit anderen Stoffen in Kontakt kommen.
wenige Chemikalien
vermögen es, Glas
Zur Untersuchung von Stoffen und ihren chemischen Reaktionen werden
anzugreifen. Laborg-
las ist z.B. hitzebe- verschiedene Geräte und Hilfsmittel verwendet.
ständiger als Nor-
malglas, weil es eine Die in der Chemie benötigten Laborgeräte werden häufig aus Glas
andere Zusammen- oder Keramik hergestellt.
setzung aufweist.
Laborgeräte können
auch aus Metallen, In einigen Laborgeräten werden Chemikalien aufbewahrt, bestimmte
Kunststoffen oder
Größen (/5. 15f.) von Stoffen gemessen, Stoffe gemischt, erhitzt oder
Holz bestehen.
verteilt. In den Geräten finden die chemischen Reaktionen statt.

Hilfsmittel sind alle zur Untersuchung von Stoffen zusätzlich, ne-


ben den Laborgeräten, benötigten Geräte. Sie können aus ver-
schiedenen Materialien sein.

Geräte und Hilfsmittel


Laborgeräte: Reagenzglas, Becherglas, Messzylinder
Hilfsmittel: Filterpapier, Schutzbrille, Streichhölzer
Methoden

Laborgeräte u

ee,
EZ |i, >>u
f
|5
u

Reagenz- Reagenzglas U-Rohr mit Verbrennungsrohr


glas mit seitlichem seitlichem Ansatz
Ansatz

=>
|

Standkolben Rundkolben

|
ca
Standzylinder Messzylinder Kolben- Gaswasch-
prober flasche

Exsikkator Scheidetrichter Kühler Tropftrichter

| a
Kristallisier- Trichter Uhrglas-
schale schale
Methoden

2 Laborgeräte und Hilfsmittel

Tiegelzange Reagenzglas- Reagenzglas- Reagenzglas- Stativ


halter ständer bürste

N)

Dreifuß Gasbrenner Heizhaube

Drahtnetz Stativklemme Stativmuffe Magnetrührer

\
|

ı
Spritz- Spatellöffel |i Verbrennungs- Reibschale
flasche = |öffel mit Pistill

Di _

Tüpfelplatte Tropfpipette Porzellantiegel Porzellanschiffchen


Methoden

Apparaturen
Für bestimmte Tätigkeiten, immer wiederkehrende Reaktionen oder
Vorgänge im Labor gibt es vorgeschriebene Arbeitsmethoden. Zu diesen
Methoden gehören meist bestimmte vorgegebene Apparaturen.

Eine Apparatur besteht aus mehreren miteinander verbundenen


Geräten und Hilfsmitteln. Mit Apparaturen werden häufig wieder-
kehrende Reaktionen im Labor durchgeführt.

Es gibt zum einen Apparaturen zur Trennung von Stoffgemischen, z.B.


zum Eindampfen, Filtrieren, Destillieren, Reinigen, Trocknen und Auffan-
gen von Gasen.
Andere Apparaturen werden zur Durchführung bestimmter, oft benötig-
ter Reaktionen, z.B. zur Gasentwicklung, zur Elektrolyse oder zur Neut-
ralisation benötigt.

Apparaturen zur Stofftrennung


1. Eindampfen
Das Eindampfen einer wässrigen Eindampfen DI Es gibt verschie-
Lösung kann z.B. im Reagenzglas dene Brenner-
über dem Brenner (//S. 45) durch- ; flammen (/S. 45).
geführt werden. Bei größeren £ Yeössrige lösung Bei der Arbeit mit
dem Gasbrenner
Flüssigkeitsmengen wird eine Ab- NK
müssen bestimmte
dampfschale verwendet. Diese pe / Abdampfschale Verhaltensregeln
wird höchstens bis zur Hälfte mit pm beachtet werden.
der Lösung gefüllt und mithilfe \ |
von Dreifuß und Drahtnetz mit If Brenner
dem Brenner mit kleiner Flamme (Sparflammen-
erwärmt. Wenn das Lösungsmittel einstellung)
fast vollständig verdampft ist, wird si] | |
der Brenner ausgemacht. m [Ü Beim Falten des
Rundfilters wird
2. Filtrieren folgendermaßen
Ein Rundfilter aus Papier wird ge- Filtrieren vorgegangen:
1. Falten des Rund-
faltet und in einen Glastrichter n
filters in der Mitte:
eingelegt. Mit destilliertem Wasser
wird das Filterpapier angefeuch- ı
ı
tet, damit die Flüssigkeit besser = !
durchläuft. !

Die zu filtrierende Flüssigkeit wird


mit angelegtem Glasstab vorsich- 2. Nochmaliges
tig bis höchstens 1 cm unter den Falten:
Rand in den Trichter gefüllt. Die !
'

ı ı
durchgelaufene Flüssigkeit heißt !
!
Filtrat. Im Trichter bleibt ein Rück- !

stand, ein Feststoff, zurück. 3. Öffnen des Filters:

V
Außer Rundfiltern kennt man noch
weitere Filterarten, z.B. Faltenfilter
oder Fritten mit unterschiedlichen
Porengrößen.
Methoden

3. Destillieren
DI Vor dem Destil- Die zu destillierende Flüssigkeit wird in einen Rundkolben oder Destil-
lieren muss man sich lierkolben mit seitlichem Ansatzrohr höchstens bis zur Hälfte gefüllt. Ein
über die zu erwar- Thermometer wird im Hals des Destillationsaufsatzes so befestigt, dass
tenden Siedetempe- sein Ende sich beim Ansatzrohr befindet.
raturen der Stoffe im
Die Flüssigkeit im Rundkolben wird nun vorsichtig bis zum Sieden er-
Klaren sein. Danach
wird das Thermo-
wärmt. Dabei verdampft zuerst der leichter flüchtige Stoff mit der nied-
meter auswählt. rigeren Siedetemperatur aus dem Stoffgemisch. Der entstehende Dampf
Manche Flüssigkei- gelangt in den Kühler. Dort wird er durch im Gegenstrom fließendes
ten können beim Wasser gekühlt, sodass das Gas auskondensiert. Das Kondensat fließt in
Erhitzen schlagartig ein Glasgefäß, z.B. einen Kolben.
herausspritzen (Sie- Dieses Kondensat wird auch als Destillat bezeichnet. Im Rückstand ver-
deverzug). Das wird bleiben die schwerer flüchtigen Bestandteile des Stoffgemischs, die erst
durch Zugabe von bei höheren Temperaturen sieden.
kleinen Siedestein-
chen verhindert. Destillieren

Thermometer

Destillations- Kühlwasseraustritt
aufsatz Kühler

Destillation- ——£-
Brennbare Stoffe kolben
dürfen nie mit offe-
ner Flamme erwärmt Kühlwasser-
werden! eintritt
Heizhaube
Kolben
(Vorlage)

4. Reinigen und Trocknen von Gasen


© Für manche Das zu reinigende oder zu trock-
Apparaturen gibt nende Gas wird in eine oder meh-
es vorgefertigte rere hintereinander geschaltete
Glasgeräte, deren Gaswaschflaschen eingeleitet. Die
Verbindungsstellen
Waschflüssigkeit, z.B. Schwefel-
genormt sind und
säure, nimmt die Feuchtigkeit auf
genau ineinander-
passen. Durch einen oder reagiert mit anderen Verun-
bestimmten Glas- reinigungen.
schliff sind diese Ver- Am Ende der Apparatur wird das
bindungsstellen (die gereinigte Gas aufgefangen. Über-
teilweise eingefettet schüssige Gase, die giftig sind, müs-
werden) vollkommen sen in den Abzug geleitet werden,
dicht. Solche Appara- brennbare oder explosive Gase
turen heißen „Schliff-
dürfen jedoch nicht in den Abzug
apparaturen”. Waschflasche 1 Waschflasche 2
gelangen.
Methoden

5. Pneumatisches Auffangen von Gasen


Pneumatisch werden Gase aufgefangen, die bei einer chemischen Reak- U Ungiftige,
tion entstehen. Dazu wird das Gas in ein Auffanggefäß eingeleitet, das ungefährliche
eine Sperrflüssigkeit enthält, mit der es keine chemische Reaktion einge- Gase können auch
hen darf. Dort verdrängt das Gas die Flüssigkeit, meist Wasser. Außerdem ganz einfach durch
sollte es sich nur geringfügig in der Sperrflüssigkeit lösen. Luftverdrängung
aufgefangen wer-
Die Flüssigkeitsmenge in der pneumatischen Wanne darf nur so hoch den. Hat das Gas eine
sein, dass die verdrängte Flüssigkeit aus dem Auffanggefäß noch hinein- geringere Dichte als
passt. Nachdem das Auffanggefäß mit Gas gefüllt ist, wird es verschlos- Luft, z.B. Helium
sen (Stopfen vorher in die pneumatische Wanne legen!). wird die Öffnung des
Das Ableitungsrohr muss vorher aus der Sperrfllüssigkeit entfernt wer- Auffanggefäßes nach
den, damit keine Flüssigkeit in die Gasentwicklungsapparatur zurückge- unten gehalten. Ist
saugt wird. es schwerer als Luft,
z.B. Kohlenstoffdi-
Pneumatisches Auffangen 7 oxid, wird es einfach
in das senkrecht
Zuleitung —e stehende Gefäß
Auffanggefäß (Öffnung oben) ein-
geleitet.

pneumatische —
Wanne

- Sperrflüssigkeit

Apparaturen zur Durchführung von Reaktionen


1. Apparatur zur Gasentwicklung
Gase entstehen oft bei der Reak- Gasentwicklung [Ü] Gase können
tion von festen Stoffen mit Flüs- auch durch Zerset-
sigkeiten. In einem Kolben oder zung von Feststoffen
entwickelt werden.
einem Reagenzglas befindet sich
Dazu wird der feste
ein fester Stoff. 7 Salzsäure
Stoff in einem Ver-
Der Kolben wird mit einem dop- brennungsrohr unter
pelt durchbohrten Stopfen ver- Luftabschluss erhitzt
schlossen, in dem ein gebogenes (75. 44) und das Gas
Glasrohr steckt. aufgefangen.
Durch die zweite Öffnung führt
man eine Tropfpipette ein, die
die Flüssigkeit enthält. Nun wird
diese langsam auf den Feststoff Calciumcarbonat
getropft, bis ein Gas entsteht.
Das gebildete Gas kann entweder pneumatisch aufgefangen oder in
Gaswaschflaschen (/S. 39) eingeleitet und weiterverarbeitet werden.

El Entstehung eines gasförmigen Stoffs


CaCO; + 2HCI — Ca’*+2Cl + H0 + CO

Calcitum- + Salz —— Calcium- + Wasser+ Kohlenstoff-


carbonat säure chlorid dioxid
Methoden

23 2. Apparatur zur Reaktion von Gasen mit festen Stoffen


Ü] Reaktionen von Der Feststoff befindet sich in einem Verbrennungsrohr, je nach seiner
Gasen mit Flüssig- Beschaffenheit noch zusätzlich in einem Porzellanschiffchen.
keiten können z.B. Die Enden des Verbrennungsrohrs werden meist noch mit Glaswolle lo-
in Gaswaschflaschen ker verschlossen. Das Gas wird aus der Gasentwicklungsapparatur über
75 ADHLIIENDE: den Feststoff geleitet. Oft muss das Verbrennungsrohr erhitzt werden,
führt werden. . . a:
um die Reaktion zu ermöglichen.

Reaktion von Gasen mit Feststoffen

fester Stoff

EB! Reaktion von Gasen mit Feststoffen


C(fest) + CO;z (gasförmig) — 2 CO (gasförmig)
Kohlenstoff+ Kohlenstoffdioxid —- Kohlenstoffmonooxid

3. Apparatur zur Elektrolyse


3 will man gasför- Die Flüssigkeit oder Lösung, welche der Elektrolyse (/S. 146) unterzogen
mige Elektrolysepro- werden soll, befindet sich in einem Gefäß. In die Flüssigkeit tauchen zwei
dukte auffangen, so Elektroden, die mit einer Stromquelle verbunden sind.
verwendet man ein Durch Anlegen einer Gleichspannung wird die elektrochemische Reak-
U-Rohr mit je einem fi a
ion ausgelöst.
Ansatzrohr an jeder
Seite. Von diesen
Elektrolyseapparatur
aus können die Gase
dann pneumatisch
aufgefangen werden.

BI In den Strom-
kreis kann auch ein M Elektrolyse von Wasser
Messgerät (Voltmeter ee
elektrische
oder Amperemeter) 2 H,O 2 H, + O,
geschaltet werden. Energie
Methoden

Arbeit mit dem Gasbrenner

Im Chemieunterricht werden zwei Arten von Gasbrennern eingesetzt. Ü Unabhängig


Der von ROBERT BUNSEN konstruierte Bunsenbrenner wurde von NICO- von der Gasversor-
LAUS TECLU zum leistungsfähigeren Teclubrenner weiterentwickelt. gung funktionieren
Spiritusbrenner und
Kartuschenbrenner.
Aufbau des Bunsenbrenners
Im Spiritusbrenner
Der Bunsenbrenner besitzt einen Gasbrenner
befindet sich eine
Metallfuß (1). Am oberen Ende des brennbare Flüssigkeit
Fußes befindet sich ein Schlauch - Brennspiritus. Der
zur Gaszufuhr (2). Mit einer Stell- Kartuschenbrenner
schraube oder einem Hahn (3) lässt enthält in der Kartu-
sich der Zustrom des Brenngases sche ein brennbares
regulieren. Das Gas strömt durch Gas, z.B. Propan.
das Brennerrohr (4) nach oben. Im
unteren Bereich des Brennerrohrs
befindet sich eine Öffnung, der
Luftzutritt. Mit einem Stellring (5)
kann diese Öffnung verschlossen
werden. Dadurch können die An-
teile von brennbarem Gas und Luft
und somit die Flammentemperatur
verändert werden.

Umgang mit dem Brenner


Damit der Gasbrenner richtig funktioniert, müssen beim Entzünden ei- [ Gasbrenner
nige Regeln beachtet werden: funktionieren mit
- Streichhölzer oder Gasanzünder bereitlegen Stadtgas oder Erdgas.
- Prüfen, ob Gas- und Luftzufuhr geschlossen sind Mit Erdgas können
aufgrund seiner
- Streichholz entzünden, Gaszufuhr am Brenner öffnen und dann die
Zusammensetzung
Flamme entzünden
höhere Temperatu-
ren erreicht werden.
Brennerflamme und Flammenzonen
Wurde der Brenner nach der be- leuchtende Flamme
schriebenen Schrittfolge entzün- max. 900 °C
det, erhält man eine leuchtende
Flammen-
Flamme. Die Leuchtflamme brennt temperatur
lautlos, flackert und ist gelb ge- ca. 600°C
färbt.
Durch Öffnen der Luftzufuhr am © In der Flamme
Brennerrohr wird dem Gas mehr des Teclubrenners
Gas-Luft-Gemisch
Sauerstoff zugeführt. Ein deutli- werden aufgrund
sind noch höhere
ches Rauschen ist zu hören. Diese
Temperaturen mög-
Flamme ist schwach blau und wird rauschende Flamme
lich. Im Außenkegel
als entleuchtete oder rauschende Außenkegel ca. 1000°C der entleuchteten
Flamme bezeichnet. Die entleuch- Flamme können
heißeste Zone ca. 1300°C
tete Flamme besitzt zwei Zonen, 1200°C erreicht
Innenkegel ca. 400°C
einen inneren Kegel und einen werden. In der hei-
äußeren Mantel, in denen unter- Besten Zone beträgt
schiedliche Temperaturen herr- die Temperatur etwa
schen. 1500°C.
Methoden

m 1.3.2 Vorgehen beim Experimentieren


Alle chemischen Experimente werden mit dem Ziel durchgeführt, theo-
retische Zusammenhänge zu erkennen, Überlegungen oder Voraussagen
zu überprüfen.
Da oft mit gefährlichen, giftigen oder gesundheitsschädlichen Stoffen
gearbeitet wird, bedarf es vor der eigentlichen Durchführung einer
gründlichen Vorbereitung. Bei allen Experimenten muss sicherheitsbe-
wusst vorgegangen werden. Durch umfassende Information vor dem Ex-
perimentieren können Gefahren vermieden werden.

Beim Experimentieren ist immer die folgende Schrittfolge einzuhalten:


1. Vorbereitung
2. Durchführung
3. Beobachtung (wird oft mit Durchführung zusammengefasst)
4. Auswertung

Vorbereitung des Experiments

[3 Gibt der Lehrer Jedes Experiment hat ein Ziel. Entweder wird mit dem Experiment eine
im Unterricht ein Voraussage bestätigt oder widerlegt. Manchmal ist es auch erforderlich,
Protokoll vor, soent- mehrere Experimente nacheinander durchzuführen.
hält dieses oft Vor- Oft ergibt sich das Experiment aus einer Aufgabenstellung. Zur Durch-
überlegungen. Die
führung und gedanklichen Gliederung von Experimenten hat sich das
Beantwortung dieser
Protokoll (7 S. 48) bewährt.
Aufgaben trägt zum
Erfassen der chemi- Die Planung eines Experiments erfolgt in folgenden Teilschritten:
schen Grundlagen
und zur optimalen 1. Erfassen und Durchdenken der Aufgabe
Durchführung des - Überlegen, welches Ziel mit dem Experiment erreicht werden soll.
Experimentes bei. - Herausfinden der Gesetzmäßigkeiten, die bei dem geplanten Ex-
periment wirken.
- Ergründen möglicher Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen, Beach-
ten des Arbeitsschutzes (/S. 49.)

2. Planen der Apparatur (/$. 43.)


- gedankliches Auswählen der nötigen Geräte und Hilfsmittel
- Anfertigen einer Skizze zum Versuchsaufbau
- Durchdenken des Ablaufs anhand der Skizze

3. Vorbereiten der experimentellen Durchführung


- Bereitstellen der benötigten Geräte und Hilfsmittel
- Bereitstellen der benötigten Chemikalien
- Aufbau und Überprüfung der Apparatur

U Im Unterricht ist 4. Durchdenken des Ablaufs:


es nötig, dass die - gedankliches Durchführen des Experiments,
Lehrkraft jede Appa- - Prüfen möglicher Gefahrenquellen
ratur überprüft, um
mögliche Gefahren
. Nach diesen Vorbereitungen kann mit der Durchführung des Experi-
auszuschließen.
ments begonnen werden. Der Arbeitsschutz (/S. 49f.) darf dabei nie
vernachlässigt werden.

TÜTE
Methoden

Durchführung des Experiments mit Beobachtungen

Nach der erfolgten Vorbereitung und dem Aufbau der Apparatur be- U Oft ist es günstig,
ginnt die Durchführung. Manchmal ist es notwendig, bestimmte Geräte wenn zwei oder
und Chemikalien erst anzufordern. mehr Schüler ge-
In einem vorgegebenen Protokoll oder einer Versuchsanleitung sind oft meinsam ein Experi-
ment durchführen.
schon die einzelnen Arbeitsschritte der Durchführung aufgelistet. Bei
So kann z.B. gleich-
der Durchführung wird folgendermaßen vorgegangen: zeitig eine Reaktion
1. Durchlesen und Erfassen der Experimentieranleitung durchgeführt und
2. schrittweises und planmäßiges Ausführen des Experimentes unter protokolliert werden.
Beachtung der Sicherheitsvorschriften
Beobachten (/S. 21) aller Veränderungen
sorgfältiges Protokollieren der Beobachtungen und Messwerte
IE

Stilllegung der Apparatur nach Ablauf der chemischen Reaktion


sichere Aufbewahrung oder Entsorgung der Reaktionsprodukte

Um mögliche Veränderungen bei chemischen Reaktionen erkennen zu-


können, ist es nötig, die Eigenschaften der Ausgangsstoffe und Reakti-
onsprodukte und die Bedingungen vor der Reaktion genau festzuhalten.
Bei der Auswertung wird dann ein Vergleich (/S. 23) durchgeführt.

Auswertung

Nach dem Experiment erfolgt die Auswertung, deren Teilschritte je nach Nach Beendigung
Aufgabe und Experiment variieren können. Bei der Auswertung werden des Experiments
die im Protokoll festgehaltenen Beobachtungen und Messwerte inter- sollte der Arbeits-
pretiert. Dabei ist folgende Vorgehensweise zweckmäßig: platz aufgeräumt
werden. Die benötig-
1. Vergleichen von Eigenschaften, Größen, Zuständen vor und nach der
ten Geräte müssen
Reaktion nach der Zerlegung
Auswerten der Messgrößen der Apparatur gerei-
Deuten der Ereignisse während der Reaktion, nigt werden.
DE

Entwickeln von Reaktionsgleichungen (/5. 116)


Schlussfolgern, Herstellen von Zusammenhängen
Beantworten der Aufgabenstellung

Um die Beobachtungen und die Er- [Am Ende jedes


gebnisse zu dokumentieren, wird Experiments müssen
ein Protokoll nach dem gleichen auch die Hände
gründlich gereinigt
Schema angefertigt, nach dem
werden, um sie von
auch das Experiment durchgeführt
anhaftenden Chemi-
wurde. kalien zu befreien.
Dadurch wird gewährleistet, dass
die einzelnen Arbeitsschritte, die
Beobachtungen und die Auswer-
tung gefahrlos und fachgerecht
wiederholt bzw. nachvollzogen
werden können.
Auf der nachfolgenden Seite ist
das Protokollschema am Beispiel-
der Reaktion von Metalloxiden mit
Wasser demonstriert.
Methoden

Schema eines Protokolls

Teile | Beispiel
Aufgabe: Prüfe, ob eine basische Lösung entsteht, wenn Metall-
- Fragestellung und Ziel des oxide der Elemente der Il. Hauptgruppe mit Wasser
Experimentes reagieren.

Vorbetrachtungen: 1. Gib Namen und Formeln einiger Basen an. Nenne


- Wiederholung benötigter die in den Basenlösungen vorliegenden lonen. Erläu-
Kenntnisse tere den Begriff Suspension.
- Sicherstellung des Arbeits- 2. Beschreibe das Vorgehen beim Trennen der
schutzes Bestandteile einer Suspension.
3. Beschreibe den Nachweis von Hydroxid-lonen.
Geräte und Chemikalien: Geräte: Chemikalien:
- Auflistung aller benötigten — Reagenzgläser — destilliertes Wasser
Laborgeräte und Hilfsmittel - Reagenzglasständer ' - Calciumoxid
l . ü
- Auflistung aller benötigten - Reagenzglashalter '- Magnesiumoxid
Chemikalien - Rundfilter (Filterpapier) - Universalindikatorlösung
- Spatel oder Indikatorpapier
- Brenner
- Spritzflasche
- Schutzbrille

| Durchführung mit Beobach- Durchführung: Beobachtungen:


tungen: 1. Gib mit dem Spatel 1. Calciumoxid ist ein
- Arbeitsschritte zur Durchfüh- etwas Calciumoxid in weißes, geruchloses
rung des Experiments ein Reagenzglas. Füge Pulver. Es löst sich nicht
- Sicherheitshinweise etwa 5 ml destilliertes vollständig auf.
- beobachtete Veränderungen Wasser hinzu.
2. Erwärme das Gemisch 2. Das Calciumoxid löst
vorsichtig. sich vollständig auf.
3. Filtriere die abge- 3. Der Universalindikator
kühlte Lösung. Prüfe färbt sich blau.
das Filtrat mit Univer-
salindikator.
4. Wiederhole den Ver- 4. Auch bei Magnesium-
such mit Magnesium- oxid färbt sich der Uni-
oxid. versalindikator blau.

Auswertung: Auswertung:
- Deuten der beobachteten 1. Die wässrigen Lösungen zeigen eine basische Reak-
Erscheinungen tion. Es sind Hydroxid-Ionen entstanden.
- Schlussfolgern
- Aufstellen von Reaktions- 2. CaO + H,O —- Ca(OH),
gleichungen MgO + HzO —- Mg(OH),
- Berechnen von Größen
- Beantworten von Aufgaben, 3. Bei der Reaktion von Calciumoxid und Magnesium-
Bezug zur Aufgabenstellung oxid mit Wasser entstehen basische Lösungen.
herstellen Ähnliche Reaktionen zeigen alle Metalloxide der
Elemente der Il. Hauptgruppe mit Wasser.
Methoden

1.3.3 Sicherheit beim Experimentieren u

Verhaltensregeln

Experimente erfordern besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Zum [Üf Erste-Hilfe-


einen wird teilweise mit gefährlichen Stoffen, so genannten Gefahrstof- Maßnahmen bei
fen (5. 51f.), gearbeitet, zum anderen können durch unsachgemäßen Schädigungen durch
Umgang mit Chemikalien und Geräten Unfälle oder Verletzungen ge- Chemikalien sollten
schehen. jedem Teilnehmer

Beim Experimentieren im Chemieraum bzw. im Labor sind folgende Ver- le et =


annt sein.
haltensregeln zu beachten:

1. Der Arbeitsbereich muss ordentlich und sauber sein. Lehrbücher oder


Kleidung sollten nicht im unmittelbaren Experimentierumfeld auf-
bewahrt werden. Auf dem Arbeitsplatz liegen nur die notwendigen
Arbeitsmittel.
2. Im Chemieraum dürfen keine Speisen oder Getränke eingenommen
und aufbewahrt werden!
3. Alle Geräte sind sorgsam und pfleglich zu behandeln. Die für das Ex-
periment benötigten Geräte sollten auf dem Arbeitsplatz bereitge-
stellt und geprüft werden. Beschädigungen und Verluste sind sofort
zu melden.
4. Den Anweisungen der Lehrkraft oder des Leiters des Experiments ist
unbedingt Folge zu leisten! Schriftliche Versuchsanleitungen müssen
vor dem Experiment gelesen und durchdacht werden.
5. Zum Schutz der Kleidung empfiehlt sich das Tragen eines Kittels. Län-
gere Haare sollten nicht offen getragen werden, da sie sonst in die
Flamme eines Brenners geraten können. Weitere Schutzvorrichtun-
gen, z.B. Schutzbrille, Handschuhe oder Abzug, sind wenn nötig zu
verwenden.
6. Über Feuerlöschgeräte, deren Handhabung, den Verlauf von Flucht-
wegen und Erste-Hilfe-Maßnahmen muss Klarheit herrschen.
7. Die Apparaturen sind exakt nach Anleitung aufzubauen. Das Experi-
ment darf erst beginnen, wenn die Apparatur freigegeben und die
Versuchsabläufe klar sind.
8. Beim Experimentieren ist die Versuchsdurchführung genauestens
einzuhalten.
9. Gasbrenner, Chemikalien und Geräte dürfen nicht zu nah an die [ÜÜ Auch das Ver-
Tischkante gestellt werden. Einen entzündeten Brenner muss man halten bei Bränden
immer im Auge behalten! und Maßnahmen
10. Der Arbeitsplatz und die benutzten Geräte sind nach Beendigung des Brandschutzes
des Experiments zu säubern. a Jam Ex
11. Es hist zu prüfen,. ob , alle Gas- . und Wasserhähne
.
geschlossen sind! \ ei geklärt und
esprochen werden.
12. Bei außergewöhnlichen Zwischenfällen Ruhe bewahren. Anweisun-
gen der beaufsichtigenden Personen sind generell zu beachten.

Jeder Klassenraum, in dem experimentiert wird, besitzt mehrere „Not-


Aus-Schalter”. Werden diese „Not-Aus-Schalter” betätigt, so wird die
Gaszufuhr unterbrochen und der Strom abgeschaltet. Die Beleuchtung
ist davon nicht betroffen.
Methoden

m Vorsichtsmaßnahmen für den Umgang mit Chemikalien

[ Auch im Haushalt Beim chemischen Experimentieren im Unterricht oder im Labor sind alle
wird mit ätzenden Stoffe als Chemikalien zu betrachten. Da viele Chemikalien die Gesund-
oder gesundheits- heit oder die Umwelt gefährden können, sind beim Umgang generell
schädlichen Stoffen, folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
z.B. Rohrreiniger, ge-
Anbeiiet, Dit eich
Verletzungen auf,
1. Chemikalien dürfen nie in Flaschen oder Gläser gefüllt werden, die
weil diese Chemika- auch für Lebensmittel verwendet werden!
lien vorschriftswidrig 2- Vorratsgefäße, in denen Chemikalien aufbewahrt werden, sind vor-
in Lebensmittelge- schriftsmäßig zu kennzeichnen! Dabei sind die Regeln des global
fäßen aufbewahrt harmonisierten Systems zur Einstufung und Kennzeichnung von Che-
werden. mikalien (GHS, /S. 51) zu beachten!
3. Über die Eigenschaften der für das Experiment benötigten Stoffe
und über mögliche Gefahren, die von diesen Stoffen ausgehen, sollte
man sich vor der Durchführung informieren.
4. Immer nur geringe Stoffmengen verwenden. Nie mit größeren Men-
gen arbeiten, als in der Versuchsanleitung angegeben sind.
5. Nach der Entnahme von Chemikalien sind die Vorratsgefäße sofort
wieder zu verschließen. Einmal entnommene Chemikalien dürfen
nicht wieder in das Vorratsgefäß zurückgegeben werden, da sie die
Stoffe verunreinigen könnten.
6. Chemikalien gehören nicht in den Ausguss!
7. Chemikalien nicht mit den Fingern berühren! Nach dem Experimen-
tieren die Hände gründlich säubern!
8. Geschmacksproben sind grundsätzlich verboten, auch wenn man an-
nimmt, dass der Stoff ungiftig ist!
9. Geruchsproben werden durchgeführt, indem Gase oder Dämpfe aus
ausreichender Entfernung vorsichtig mit der Hand zur Nase gefä-
chelt werden!
10. Das Ansaugen von Chemikalien (Pipettieren) mit dem Mund ist im
Chemieunterricht grundsätzlich verboten!
11. Flüssigkeiten können beim Erhitzen leicht herausspritzen. Das Rea-
genzglas ist deshalb höchstens bis zu einem Drittel zu füllen. Das
Erwärmen der Flüssigkeit sollte vorsichtig bei leichtem Schütteln er-
folgen. Die Öffnung eines Reagenzglases darf nie auf eine Person
gerichtet werden!
DI stoffe, die sich 12. Das Gesicht darf man nie über ein Gefäß halten, in dem eine Reak-
in nicht eindeutig tion abläuft!
gekennzeichneten 13. Beim Arbeiten mit feuergefährlichen Stoffen dürfen sich in der Nähe
Gefäßen befinden,
keine Zündquellen oder Wärmequellen wie offene Flammen oder
dürfen nicht zum
Heizplatten befinden!
Experimentieren
14. Nach Beendigung des Experiments sind Chemikalienreste in die vom
verwendet werden.
Lehrer bereitgestellten Abfallgefäße zu geben.
15. Gebrauchte Gefäße sind sorgfältig zu säubern, zu trocknen und weg-
zuräumen.

Beim chemischen Experimentieren steht die Sicherheit an erster


Stelle. Deshalb sind alle Stoffe als Chemikalien zu betrachten und
eine Reihe wichtiger Verhaltensregeln einzuhalten.
Methoden

Kennzeichnung von Gefahrstoffen

Gefahrstoffe sind Stoffe (Chemikalien) oder Stoffgemische (Zube-


reitungen), die ein gesundheitsgefährdendes oder umweltgefähr-
liches Potenzial besitzen. Sie müssen weltweit einheitlich mit Pikto-
grammen und Signalwörtern gekennzeichnet werden.

Die Kennzeichnung der Gefahrstoffe erfolgt ab 1.12.2010 nach dem glo- Ü Die Gefahren-
bal harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Che- symbole werden mit
mikalien (GHS). Dieses ersetzt schrittweise die seit 2005 in Deutschland konkreten Gefahren-
gültige Gefahrstoffverordnung. In der bis 2015 dauernden Übergangs- hinweisen (H-Sätze:
(Hazard Statements)
phase können Gefahrstoffe demnach mit unterschiedlichen Piktogram-
und Sicherheitsrat-
men gekennzeichnet sein (/ Tab., 5. 52).
schlägen (P-Sätze:
Precautionary State-
EB Viele Säuren und Basen wir- ments) kombiniert.
ken ätzend. Die gesundheits-
gefährdende Wirkung beruht
darauf, dass sie Eiweiße zerstö-
ren und dem Gewebe Wasser
entziehen können.
In Abhängigkeit von ihrer Kon-
zentration werden sie als „ät- © ande
zend” (7 Abb.) oder als „rei- a:
i
zend” gekennzeichnet. gan en
Beispiele sind Schwefelsäure
oder Natriumhydroxid, das in
fester Form auch in Rohrreini-
gern (/5. 50) enthalten ist.

Brennbare Flüssigkeiten dür-


fen im Schulbereich nur in Ge-
fäßen von maximal 1 | Fassungs-
vermögen aufbewahrt werden.
Beim Umgang mit leicht ent-
zündlichen und explosionsge-
fährlichen Stoffen müssen be-
.
sondere Vorsichtsmaßnahmen —
beachtet werden i . .
eeGefahr! we
Entzündlich!
Manche Stoffe sind wie das D——
krebserregende Benzen (Ben-
zol, /S. 234) so giftig, dass da-
mit keine Schülerexperimente | = [I Auch im Haushalt
durchgeführt werden dürfen. werden z.T. gefähr-
liche, brennbare
Die Regelungen des GHS bzw. der Gefahrstoffverordnung werden für oder giftige Stoffe
verwendet. Sie sind
den Unterricht weiter konkretisiert. Für alle Gefahrstoffe werden Be-
ebenfalls nach den
triebsanweisungen für die Hand des Lehrers erarbeitet. Schüler sind vor Vorgaben der GHS zu
der Arbeit mit Gefahrstoffen zu belehren und über den richtigen Ge- kennzeichnen.
brauch zu unterweisen.
Methoden

Kennbuchstabe und Beschreibung der Wirkung Symbol nach


Gefahrenbezeichnung der gekennzeichneten Stoff GeStoffV

T giftig Erhebliche Gesundheitsschäden


T+ sehr giftig durch Einatmen, Verschlucken
oder Aufnahme durch die Haut.
0 ©
Kann krebserzeugend und/oder |
fortpflanzungsgefährdend sein.
Signalwort: Gefahr Keine Schülerexperimente.

!
!
Xn gesundheits- Gesundheitsschäden durch
schädlich Einatmen, Verschlucken oder |
Aufnahme durch die Haut. |
Kann krebserzeugendg, sensibili-
Signalwort: Gefahr sierend oder fortpflanzungsge-
fährdend sein.
1

Xi reizend Reizwirkung auf die Haut, die


Atmungsorgane und die Augen.
ı Kann sensibilisierend durch Haut-
Signalwort: Achtung ı kontakt sein

Fi
i
j

I;
j
E explosions- | Explosion unter bestimmten
gefährlich Bedingungen möglich.
‚ Keine Schülerexperimente.
Signalwort: Gefahr |
| C ätzend | Hautgewebe und Geräte werden
nach Kontakt zerstört.
|
, Signalwort: Gefahr
I
j

|
|
Il
IF leichtentzündlich Entzünden sich selbst an heißen
' F+ hochentzündlich Gegenständen.
Mit Wasser entstehen leicht ent-
OO

Signalwort: Gefahr zündliche Gase. 3

O brandfördernd Andere brennbare Stoffe werden


entzündet, ausgebrochene
‚ Brände gefördert.
Signalwort: Gefahr
]

N umweltgefährlich, Sind sehr giftig, giftig oder


umweltgefährdend schädlich für Wasserorganismen,
| Pflanzen, Tiere und Bodenorga-
‚ nismen; schädliche Wirkung auf
die Umwelt.
| komprimierte
Gase Gaszylinder enthältkomprimier-
I

j
}
\
I

‚ tes Gas. Kann durch Erhitzen


explodieren. |
'

Kann auch gefrorenes Gas enthal-


‚ Signalwort: Achtung ten, das Kältebrandwunden oder
ee n nenne nei
ı Verletzungen hervorruft.
£> c
O VO
Eu) yo
Jo en
co
+
O
„L
U 02}
N
ee
O oO
>
a
LU
Oo
S
S
I
Eu)
X
en
en
+
N
54 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften

2.1.1 Stoffeigenschaften

[I Nicht alle Stoffe Stoffe sind die Materialien, aus denen Körper bestehen. Jeder Stoff
riechen angenehm. besitzt bestimmte Eigenschaften, die ihn charakterisieren.
Manche setzen sogar
schleimhautreizende
Dämpfe frei. Deshalb
Vorsicht bei der
Die Stoffeigenschaften ermittelt man entweder mit den Sinnesorganen
Geruchsprobe.
(sensitiv) oder durch Messungen bzw. andere Experimente.
Zu den sensitiven Eigenschaften zählen Farbe, Geruch, Oberflächenbe-
schaffenheit und der Aggregatzustand von Stoffen.

Ausgewählte sensitive Stoffeigenschaften


Oberflächenbeschaf- | - glatt oder rau
fenheit — matt oder glänzend
ı - farbig oder farblos
Aggregatzustand ' - fest, flüssig oder gasförmig
- hängt von den äußeren Bedingungen
' ab, speziell von der Temperatur und vom
Druck

[J Beim Übergang Noch besser lassen sich Stoffe durch messbare oder andere experimentell
eines Stoffs vom fes- bestimmbare Eigenschaften charakterisieren und erkennen.
ten in den flüssigen
Zustand bleibt die Schmelztemperatur und Siedetemperatur:
Temperatur (Bestim-
Die Temperatur, bei der ein fester Stoff flüssig wird, ist die Schmelztem-
mung von ds) kon-
stant. Gleiches gilt
peratur ds.
für den Übergang Die Temperatur, bei der ein flüssiger Stoff in den gasförmigen Zustand
vom flüssigen in den übergeht, heißt Siedetemperatur 9,.
gasförmigen Zustand Diese für den jeweiligen Reinstoff charakteristischen Temperaturen las-
(Bestimmung von d\)). sen sich genau messen.

Bestimmung der Schmelztemperatur Bestimmung der Siedetemperatur

Die Stoffprobe Thermometer


Die Stoffprobe wird
wird durch Er- durch Erhitzen in
wärmen in den Wasser den gasförmigen
flüssigen Zustand Zustand überführt
überführt und und dabei die Tem-
dabei die Tempe- peratur gemessen.
ratur gemessen. "Ai

—; )
siedende
zu schmelzende Flüssigkeit
Substanz (z.B. Eis) (z.B. H20)
Destillat in
der Vorlage
Heizhaube
2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 55

Dichte:
Gegenstände mit gleicher Masse Ermittlung der Dichte eines festen Körpers
können ein unterschiedliches Vo-
lumen aufweisen. Welche Masse ©
ein Körper mit einem konkreten
Volumen hat, ist vom Stoff abhän-
gig und wird durch die Dichte be-
schrieben.
Die Dichte eines Stoffs ergibt sich
aus dem Quotienten seiner Masse
und seines Volumens. Sie ist für
jeden Reinstoff charakteristisch.
Bestimmung des Bestimmung der
Allerdings hängt die Dichte von Volumens durch die Masse des Körpers
der Temperatur und bei Gasen Differenzmethode mit einer Waage
auch vom Druck ab.
®
Elektrische Leitfähigkeit: Berechnung der Dichtenach 0= r
Die elektrische Leitfähigkeit be-
schreibt die Fähigkeit von Stoffen,
den elektrischen Strom zu leiten.
Dazu müssen frei bewegliche Ladungsträger, also Elektronen (/5. 84.)
oder lonen (5. 92f.), vorhanden sein. Dies ist beispielsweise bei Metal-
len und wässrigen Lösungen oder Schmelzen von Salzen der Fall.

Wärmeleitfähigkeit: [| Körper aus Metal-


Die Wärmeleitung ist eine Form der Wärmeübertragung. Dabei wird in len, z.B. aus Kupfer
Stoffen Wärme von einer Stelle höherer Temperatur zu einer Stelle nied- Oder Aluminium,
rigerer Temperatur übertragen. leiten die Wärme
und den elektrischen
Die Wärmeleitfähigkeit von Stoffen ist sehr unterschiedlich. Bei Metallen
Strom gut. Schlechte
beruht sie vor allem auf der Beweglichkeit der Elektronen im Metall- elektrische und Wär-
gitter. Bei anderen Festkörpern wird die Wärme hauptsächlich durch meleiter sind Wasser,
Schwingungen der Gitterbausteine weitergeleitet. Luft, oder Glas.

Test auf elektrische Leitfähigkeit Test auf Wärmeleitfähigkeit

lokal erwärmen

= 10 cm
—T

eingeklemmter Draht
kleine Kugel
aus Kerzenmasse
Reagenzglashalter
aus Metall
zu untersuchende Stoffprobe
Reagenzglasständer

Leuchtet die Lampe, leitet der Stoff den Schmilzt die Kerzenmasse relativ schnell,
elektrischen Strom. leitet der Stoff die Wärme gut.
56 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

DI c.F.c.MoHs Härte:
(1773-1839) hat die Stoffe sind unterschiedlich hart. Einige Feststoffe lassen sich durch Kraft-
Methode des Ritzens einwirkung mithilfe anderer Stoffe ritzen, z.B. eine Glasscheibe durch
bereits um 1820 be- einen Glasschneider mit einer Stahl- oder Diamantspitze.
nutzt, um für Stoffe
Welche Stoffe man mit einem anderen Stoff ritzen kann, hängt von ihrer
eine noch heute ver-
Härte ab. Dabei gilt grundsätzlich, dass weichere Materialien durch här-
wendete Härteskala
aufzustellen. tere Stoffe geritzt werden.

Bestimmung der Ritzhärte nach MOHS Härteskala nach MOHS


Man ritzt mit | einen Stoff | zum
‚ bis Härte Beispiel
dem Fingernagel 2 Gips
einem Kupfer- 3 Marmor
nagel |
einer Stahlnadel 5 ‚ Apatit
Quarzkristallen | 7 Glas
Mit einem härteren Stoff kann man einen di
weicheren Stoff ritzen. dem Diamant- 10 Diamant
schneider |

Verformbarkeit:
© Keramikfliesen Stoffe sind unter Krafteinwirkung gut oder schlecht verformbar. Solche
und Glas sind kaum Stoffe, die wie Glas leicht zerspringen, bezeichnet man als spröde.
verformbar, sie sind Verformungen werden in zwei Ar-
spröde. Kupfer, Stahl ten unterteilt. Bei der plastischen
oder Knete sind
Verformung geht der Stoff nach
relativ gut plastisch
verformbar. Gummi
der Krafteinwirkung nicht wieder
lässt sich dagegen von allein in seine ursprüngliche
elastisch verformen. Form zurück. Dies ist z.B. bei Knet-
masse, Ton oder einigen Metallen
der Fall.
Bei einer elastischen Verformung
nimmt der Stoff nach der Kraftein-
wirkung wieder seine ursprüng-
liche Form an. Dies ist z.B. bei
Autoreifen, Gummibällen oder
Schwämmen zu beobachten.

Magnetische Eigenschaften:
I Es gibt verschie- Mit einem Dauermagneten lässt
dene Formen des sich leicht prüfen, ob Stoffe mag-
Magnetismus. netisch sind. Gegenstände aus Ei-
sen, Cobalt oder Nickel sowie ei-
nige Legierungen werden von
Magneten angezogen.
Die große Mehrzahl der Stoffe ist
jedoch nicht magnetisch und kann
daher nicht auf diese Weise cha-
rakterisiert werden.
2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 57

Löslichkeit:
Geben wir Kochsalz in Wasser, löst sich das Bestimmung der Löslichkeit eines Feststoffs
Salz langsam auf. Mehl ist dagegen nur © Abwägen von © Zugabe
schlecht in Wasser löslich. Auch Flüssigkeiten Stoffportionen Salz
und Gase können in einem Lösungsmittel (z.B.je 5g)
gelöst werden. So enthält Wasser beispiels- Br
sta
weise meist gelösten Sauerstoff, warmes
Wasser weniger als kaltes Wasser.
Die Löslichkeit eines Stoffs gibt an, in wel-
cher Menge ein Reinstoff in einem Lösungs- Die Lösung ist gesättigt, wenn
mittel gelöst werden kann. Sie ist von der sich ein Bodensatz bildet, der
Art des Stoffs, von der Art des Lösungsmit- sich beim Rühren nicht löst.
tels und von der Temperatur abhängig.

Brennbarkeit:
Wenn wir Stoffe erhitzen, schmelzen oder sieden sie bei ausreichender [Üf Steckbriefe
Wärmezufuhr. Beim Erwärmen unbekannter Substanzen mit dem Bren- können außerdem
ner ist jedoch Vorsicht geboten, da viele Stoffe brennbar (5. 211) sind Informationen zu
oder sich zersetzen, bevor sie schmelzen bzw. sieden. Vorkommen, zum
Ein Stoff ist brennbar, wenn er nach seiner Entzündung von selbst weiter. B@4 und zur Ver-
wendung der Stoffe
brennt, auch wenn die Zündquelle, z.B. ein Gasbrenner, entfernt wird.
enthalten.
Chemiker bestimmen durch spezielle Experimente, wie leicht entzünd-
lich Stoffe sind, und unterteilen sie in verschiedene Brandklassen.

Stoffe werden durch eine Vielzahl sensitiver und experimentell


bestimmbarer Eigenschaften charakterisiert. Die Kombination der
Eigenschaften und weitere Informationen zu den Stoffen werden
in sogenannten Steckbriefen zusammengefasst.

Steckbrief: Kochsalz (chemischer Name: Natriumchlorid)

ARELBdEch
m Farbe: farblos (kleine Kristalle erscheinen weiß) m regelmäßiges drei-
= Geruch: geruchlos dimensionales _
= Geschmack: charakteristisch salzig (Vorsicht! Im lonengitter
Chemieunterricht keine
Geschmacksprobe vornehmen!)
= Oberfläche: matt glänzend
m Härte: 2 (Härte nach MOHS)
m Aggregatzustand: bei Raumtemperatur fest, kristallin = im Meerwasser
- Schmelztemperatur 801 °C m als Steinsalz in
- Siedetemperatur 1465 °C Salzlagerstätten
= Dichte: 2,2 g-cm?? (bei 25°C)
= elektrische Leitfähigkeit: Feststoff nicht elektrisch
leitfähig, Lösungen und
Schmelzen leiten den Strom m Speisesalz
= Löslichkeit: sehr gut in Wasser löslich = Streusalz
(in 100 qg Wasser lösen sich bei 20°C 35,85 9) (Winterdienst)
= Brennbarkeit: nicht brennbar = Konservierungsmittel
m magnetische Eigenschaften: nicht magnetisch = Industriesalz
58 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.1.2 Bausteine der Stoffe

[3 Zucker und Salz Alle Eigenschaften von Stoffen sind durch ihren Bau bedingt. Stoffe be-
sind fest, farblos stehen aus kleinsten, selbst mit Lichtmikroskopen nicht sichtbaren Teil-
und lösen sich gut chen. Sie können daher nur in vereinfachter Form mithilfe von Modellen
in Wasser. Beim dargestellt werden.
Erhitzen zeigen die
Das erste Teilchenmodell entwickelte der griechische Philosoph DEMOKRIT
beiden Feststoffe
jedoch unterschied-
(460-380 v. Chr.) bereits vor mehr als 2000 Jahren. Er überlegte, dass
liche Eigenschaften. man kleine, nicht weiter teilbare Teilchen erhalten würde, wenn man
Auch der Geschmack einen Körper immer weiter zerteilt. Er nannte sie Atome (griech: atomos
ist nicht gleich. - unteilbar, 5. 67 ff.).

In Lehrbüchern werden Teilchen heute häufig als Kugeln dargestellt,


zwischen denen leerer Raum (Vakuum) ist. Diese Darstellung beschreibt
jedoch nicht die Kräfte, die zwischen den Teilchen wirken.

Zerlegt man Kreide, erhält man Kreidepulver. Versucht man, das Kreide-
stück wieder zu formen, funktioniert dies nicht. Beim Zerteilen wurde
der Verband der Teilchen zerstört und damit wurden die Kräfte über-
wunden, die zwischen den Teilchen wirken.

I Je höher die Diese Kräfte bilden eine weitere


Temperatur ist, umso Ursache für Eigenschaften von
schneller erfolgt die Stoffen. So hängt es von ihnen ab,
brownsche Bewe- wie schnell sich Stoffe mischen.
gung. Teilchen von
Dabei spielt auch die Bewegung
Feststoffen bewegen
sich kaum, weil
der Teilchen eine Rolle.
zwischen ihnen sehr Dass sich Teilchen bewegen, er-
starke Kräfte wirken. kennt man z.B., wenn sich ein
Sie schwingen nur Tropfen Tinte von selbst im gesam-
geringfügig hin und ten Wasser verteilt. Die Bewegung
her. In Flüssigkeiten der Teilchen in Gasen und Flüssig-
und Gasen sind die keiten ist unregelmäßig und wird
Kräfte zwischen den nach ihrem Entdecker brownsche
Teilchen deutlich
Bewegung genannt.
schwächer als in
Feststoffen.
ROBERT BROWN (1773-1858) entdeckte 1827, dass Blütenpollen in einem
Tropfen Wasser immer wieder ihren Standort in nicht vorhersehbarer Art
und Weise veränderten.
ALBERT EINSTEIN (1879-1955) gab 1905 eine Erklärung dafür: Die winzig
kleinen Teilchen der Flüssigkeit befinden sich in ständiger Bewegung. Sie
stoßen dabei an die viel größeren Pollenkörnchen und schieben diese
unregelmäßig hin und her.
2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 59

[Das Stoff-
Das Teilchenmodell besagt:
Teilchen-Konzept
Alle Stoffe bestehen aus kleinsten Teilchen. überschneidet sich
Zwischen den Teilchen ist leerer Raum. teilweise mit dem
Struktur-Eigen-
Die Teilchen befinden sich in ständiger Bewegung.
a

schafts-Konzept.
Zwischen den Teilchen wirken Kräfte.
Beim Stoff-Teilchen-
Konzept wird
bewusst zwischen
Die Kräfte, die zwischen den Teilchen wirken, führen dazu, dass diese den Erscheinungen
sich zu großen Teilchenverbänden zusammenlagern. Die Art und Stärke auf Stoffebene und
dieser Kräfte, z. B. chemischer Bindungen (/S. 84), hängen in erster Linie deren Deutung auf
von der Art der Teilchen ab. Teilchenebene unter-
Die Vielfalt der Stoffe ergibt sich aus den vielen Kombinationsmöglich- schieden.

keiten einer begrenzten Zahl chemischer Elemente (/5S. 166). Dieser


Zusammenhang zwischen der Stoffebene und der Teilchenebene wird
durch das Stoff-Teilchen-Konzept verdeutlicht.

Stoff-Teilchen-Konzept

gelb

m glänzend

= fest
Kirelle
eigenschaften
= beständig gegenüber
dem Sauerstoff der Luft
m elektrisch leitfähig
Die Struktur bedingt

die Eigenschaften.

Teilchenebene
(nicht sichtbarer Goldatome (Teilchen)
Bereich)

® besitzen 79 Protonen
und 79 Elektronen
w sind elektrisch neutral

ua geben Elektronen ab Teilchen-


eigenschaften
= bilden ein regelmäßiges
dreidimensionales
Atomgitter
60 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.1.3 Reinstoffe und Stoffgemische

Einteilung der Stoffe

ED Stoffe lassen
sich nach verschie-
denen Kriterien Reinstoffe Stoffgemische
einteilen. Nach ihrer
Zusammensetzung chemische Element. . homogene heterogene
unterscheidet man Verbindungen substanzen = Sr
reine Stoffe und |
Stoffgemische. z a le ln |
Molekül- onen Metalle Halbmetalle Nichtmetalle
substanzen substanzen

j Reine Stoffe (Reinstoffe) bestehen nur aus einer Art von Teilchen.

[ÜJ Reinstoffe be- Reinstoffe werden anhand der Teilchen, aus denen sie aufgebaut sind, in
gegnen uns im Alltag verschiedene Stoffklassen unterteilt. Dabei unterscheidet man zunächst
sehr selten. Reine zwischen Elementsubstanzen und chemischen Verbindungen.
Stoffe spielen dage-
gen eine wichtige
Elementsubstanzen
Rolle in der Chemie
und in der Industrie.
Chemische Elementsubstanzen sind Reinstoffe, die nur aus einer
Atomsorte bestehen.

Für die Elementsubstanzen wird immer das jeweilige Elementsymbol aus


dem Periodensystem der Elemente (5. 171) verwendet. Anhand ihrer
physikalischen und chemischen Eigenschaften werden die Elementsub-
stanzen in Metalle, Nichtmetalle und Halbmetalle unterteilt.

I Silicium ist ein EM Elementsubstanzen


Halbmetall, das Aluminium ist nur aus Alumini- ,»#
spezielle elektrische umatomen aufgebaut. ® -
ee Helium besteht ausschließlich 3 90
an eines SIıclum aus Heliumatomen. > >
wird für elektroni- els . el:
. Silicium ist nur aus Siliciumato-
sche Bauelemente in
Computern benötigt.
men aufgebaut. Al He

Chemische Verbindungen

Chemische Verbindungen sind Reinstoffe, die aus mindestens zwei


miteinander verbundenen Teilchen bestehen. Das können Atome
oder Ionen sein.

Zu den chemischen Verbindungen gehören Molekülsubstanzen, lonen-


substanzen und weitere Verbindungen.
2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 61

Molekülsubstanzen

. ’ . . [DJ Nach Stoffgrup-


Molekülsubstanzen sind chemische Verbindungen oder Element- pen können chemi-
substanzen, die aus Molekülen aufgebaut sind. sche Verbindungen
auch in anorganische
und organische Ver-
bindungen eingeteilt
Die Moleküle der Molekülsubstanzen können aus Atomen eines einzigen .
werden. Anorgani-
Elements bestehen. schen Verbindungen
sind z.B.:
® Molekülsubstanzen aus Atomen einer Atomsorte: - Oxide
1. Das Wasserstoffmolekül besteht aus i> H, - Säuren
zwei Wasserstoffatomen. i - - Basen
2. Das Phosphormolekül des weißen £ - Salze
Phosphors (/7S. 200) besteht aus vier —\y Zu den organischen
Phosphoratomen. 3 . Verbindungen gehö-
ren z.B.:
Die Moleküle der Molekülsubstanzen können auch aus Atomen mehre- -Alkane
rer Elemente (mindestens zwei verschiedenen) aufgebaut sein. zAksna
- Carbonsäuren
n , - Kohlenhydrate
EZ Molekülsubstanzen aus verschiedenenen Atomsorten:
1. Das Wassermolekül besteht aus ei-
nem Sauerstoff- und zwei \Wasser-
stoffatomen.
2. DasEthanolmolekül besteht aus zwei
Kohlenstoff-, sechs Wasserstoff- und x >) CH3-CH,-OH
einem Sauerstoffatom.

lonensubstanzen

lonensubstanzen sind chemische Verbindungen, die aus unter-


schiedlich geladenen lonen aufgebaut sind.

Die Ionensubstanzen können aus entgegengesetzt geladenen einfachen


Ionen, aber auch aus zusammengesetzten lonen bestehen.

EM lonensubstanzen aus einfachen lonen:


Natriumchlorid ist aus Natrium- EI Einfache Ionen
Ionen und Chlorid-Ionen aufge- a Ci-Ion entstehen durch
baut. Die kleinste Baueinheit na* cı- Maren Elektronenabgabe
besteht aus einem Natrium-Ion oder Elektronen-
und einem Chlorid-Ion. Viele aufnahme (7°5. 931.)
dieser Baueinheiten ergeben AUSLOINEN:
die lonensubstanz Natrium-
chlorid. Jedes einzelne Chlorid-
lon ist im Gitter von sechs Na-
trium-Ilonen umgeben und
jedes einzelne Natrium-Ion von
sechs Chlorid-Ionen.
62 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

DJ wenn beide lo- lonensubstanzen mit zusammengesetzten lonen


nen unterschiedliche Bei den zusammengesetzten — NH,*-Ion
Ladungen besitzen, lonen kann die räumliche An- CI’-Ion -
ist die räumliche ordnung ähnlich der einfacher
Anordnung der
lonen sein. Sind beide lonen
lonen komplizierter,
einfach positiv und negativ ge-
z.B. bei Magnesium-
phosphat (3Mg?* zu laden, ordnen sich die lonen a

2POy>)). auch hier im Verhältnis 1:1 an,


genau wie bei lonenkristallen
aus einfachen lonen.

Zusammengesetzte lonen bestehen aus Atomen, die durch Atombindun-


gen verbunden sind! Ihre elektrische Ladung ergibt sich daraus, dass die
Gesamtzahl aller Elektronen im Ion größer (Anionen) oder kleiner (Kat-
ionen) ist als die Gesamtzahl der Protonen aller Atome.

Beispiele zusammengesetzter Ionen


Ammonium-lon NH4* | Carbonat-Ion CO3?”
FR |
| m
oO
| l
H-N-H __C__
H | IO [6]
|
Protonenzahl: 1-7+4-1= 11 Protonenzahl: 1-6+3-8=30
Elektronenzahl: 10 Elektronenzahl: 32
Ladung: 11-10
= 1+ | Ladung:
l
30-32= 2-

Stoffgemische

Luft ist ein


Stoffgemisch aus Stoffgemische bestehen aus Teilchen unterschiedlicher Reinstoffe.
Stickstoff, Sauer- Viele Eigenschaften der reinen Stoffe bleiben im Gemisch erhalten.
stoff und anderen
Gasen. Benzin ist
ein Stoffgemisch aus
verschiedenen Koh-
Stoffgemische verwenden wir
lenwasserstoffen. täglich, wenn wir uns mit Seife
waschen oder unsere Haut mit
Cremes pflegen. Auch die meis-
ten Lebensmittel sind Stoffge-
mische, die Fette, Eiweiße und
andere Bestandteile enthalten
können. Viele ursprüngliche Ei-
genschaften der reinen Stoffe
bleiben im Gemisch erhalten.

Stoffgemische können durch physikalische Methoden voneinander ge-


trennt werden. Die Eigenschaften der Stoffgemische werden von ihren
einzelnen Bestandteilen bestimmt. Daher richtet sich auch die Einteilung
der Stoffgemische nach den Eigenschaften.
2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 63

Homogene und heterogene Stoffgemische

In homogenen Stoffgemischen sind die beteiligten Stoffe bis zu


den kleinsten Teilchen miteinander vermischt.
Sie lassen sich nicht einmal mit dem Mikroskop voneinander un-
terscheiden.

Je nach Aggregatzustand der Gemische und ihrer Bestandteile unterteilt


man verschiedene homogene Stoffgemische.

Arten homogener Stoffgemische


Bezeichnung | Zusammensetzung Modell
Beispiele
Legierung | aus mindestens zwei festen Reinstof-
‚fen:
| - Bronze
‚- Messing
- Edelstahl (/ Abb.)
- Weißgold
'- Amalgam
|
Gläser ‚ aus mindestens zwei festen Reinstof-
fen:
\ - Fensterglas (7 Abb.)
ı - Glaskeramik (Ceranfeld)
' - Bleikristall

| (Es gibt auch einige glasartige Rein-


| stoffe.)
Lösung | aus mindestens einem festen und
‚ mindestens einem flüssigen Stoff:
‚ — Zuckerwasser (/ Abb.)
‚ aus zwei flüssigen Reinstoffen:
ı - Speiseessig
‚ aus einem flüssigen und einem gas-
ı förmigen Reinstoff:
| - in Wasser gelöstes Kohlenstoffdioxid

Gasgemisch | aus mindestens zwei gasförmigen


, Reinstoffen:
| - Luft ( Abb.)
'- Knallgas
| — Stadtgas
64 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

In heterogenen Stoffgemischen sind die beteiligten Stoffe nicht


bis zu den kleinsten Teilchen miteinander vermischt. Die verschie-
denen Teilchen können mit bloßem Auge oder mit optischen Hilfs-
mitteln wahrgenommen werden

Die einzelnen Teilchen heterogener Stoffgemische sind z.B. mit der Lupe
oder, bei feiner Vermischung, mit dem Mikroskop deutlich erkennbar.
Je nach Aggregatzustand der Stoffe werden verschiedene heterogene
Stoffgemische unterschieden.

Arten heterogener Stoffgemische


Bezeichnung Zusammensetzung
Beispiele
Gemenge aus mindestens zwei festen Rein-
stoffen:
- Granit
- Gartenerde

Suspension aus mindestens einem festen und


einem flüssigen Reinstoff:
- naturtrüber Saft
- Wasserfarbe
- flüssiger Beton
Emulsion aus mindestens zwei flüssigen Rein-
stoffen:
- Milch
- Handcreme

Schaum oder aus mindestens einem flüssigen und


Schaumstoff einem gasförmigen Reinstoff:
- Bierschaum
aus mindestens einem festen und
einem gasförmigen Reinstoff:
— Schaum-Polystyrol

"Rauch aus mindestens einem festen und


einem gasförmigen Reinstoff:
- Ruß in Luft

Nebel aus mindestens einem flüssigen und


einem gasförmigen Reinstoff:
- Wolken (Wasserdampf in Luft)
2.1 Stoffe und ihre Eigenschaften 65

Trennen von Stoffgemischen

Da in den Gemischen die typischen Eigenschaften der einzelnen Rein- I Auch die Ad-
stoffe erhalten bleiben, können Stoffgemische leicht getrennt werden, sorptionsfähigkeit
wenn sich die vermischten Stoffe in ihren Eigenschaften ausreichend un- kann zum Trennen
terscheiden. Eine dieser unterschiedlichen Eigenschaften wird dann zur von Stoffgemischen
genutzt werden.
Trennung der Gemische genutzt.

Trennen von Stoffgemischen


Unterschiedliche | Getrenntes Trennverfahren . Beispiele
fl
Eigenschaften Stoffgemisch
Siedetempe- Lösungen Eindampfen ' Eindampfen
ratur Suspensionen Eindunsten
Destillieren

|
|

Teilchengröße Gemenge Sieben ‚ Filtrieren 2


Suspensionen Filtrieren x &
Rauch |

Dichte | Suspensionen , Zentrifugieren Dekantieren .


‚ Emulsionen ı Dekantieren
| ' Sedimentieren

| |
Löslichkeit | Gemenge | Extrahieren Extrahieren
ı Lösungen

| |

magnetische | Gemenge ' Magnetscheiden


Eigenschaften | Suspensionen
Überblick

Reinstoffe und Stoffgemische

= Alle Stoffe bestehen aus Teilchen, die mithilfe des Teilchenmodells


vereinfacht beschrieben werden können. Die Teilchen bewegen sich
ständig im Raum. Zwischen den Teilchen wirken Kräfte.

m Jeder Stoff besitzt bestimmte charakteristische Eigenschaften.


Unterschiedliche Eigenschaften der Reinstoffe können zur Stofftren-
nung genutzt werden.

m Stoffgemische bestehen aus Teilchen unterschiedlicher Reinstoffe.


Viele Eigenschaften der reinen Stoffe bleiben im Gemisch erhalten.

Reinstoffe Sul FJuga

Eigenschaftskombinationen Farbe, Geruch, Geschmack


kennzeichnen einen Stoff eindeutig. Härte
Charakteristische Eigenschaften Aggregatzustand
kennzeichnen einen Stoff Löslichkeit
besonders gut. Brennbarkeit

Eigenschaften kann man Wärmeleitfähigkeit


bestimmen oder ermitteln elektrische Leitfähigkeit
- mit Sinnesorganen Dichte
- durch Messungen und
Schmelztemperatur
Experimente
- aus Tabellen Siedetemperatur

Wissenstest 2A auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


2.2 Atome und Atombindung 67

2.2 Atome und Atombindung

2.2.1 Atommodelle

Atome sind die kleinsten Bausteine der Stoffe. Sie lassen sich mit
chemischen Methoden nicht weiter zerlegen. Ein Atom besteht aus
Atomkern und Atomhülle.

Da Atome unvorstellbar klein sind, können sie nur mithilfe von Modellen If] Zur Klärung eines
beschrieben werden. Im Verlauf der Zeit entwickelten Wissenschaftler chemischen Sach-
auf der Grundlage der damals bekannten Theorien oder neuer experi- verhalts muss nicht
menteller Erkenntnisse unterschiedliche Atommodelle. immer das modernste
(und damit oft auch
komplizierteste)
Die Atomhypothese von DEMOKRIT
Atommodell heran-
gezogen werden.
Der Grieche DEMOKRIT VON AB-
DERA (um 460-375 v. Chr.) war ei-
ner der größten Philosophen des
Altertums. Er kam zu der Feststel-
lung, dass die Stoffe nicht unend-
lich teilbar sind, sondern aus kleins-
ten, unteilbaren Einheiten (atomos)
aufgebaut sein müssten.
Die Atome sind „der Qualität nach
gleich”, aber in Form und Gewicht
verschieden. Seine Hypothese
konnte jedoch damals noch nicht
experimentell bestätigt werden.

Im Laufe der Jahrhunderte geriet die Vorstellung von den Atomen als
unteilbare Einheiten der Stoffe in Vergessenheit und wurde erst wieder
aktuell, als durch Experimente neue Erkenntnisse in der Chemie und Phy-
sik gewonnen wurden.

Die Atomhypothese nach DALTON

Der englische Chemiker JOHN DAL- [ JOHN DALTON


TON kam auf der Grundlage des (1766-1844)
Gesetzes von der Erhaltung der bestimmte die
Masse und der Gesetze von den Atomgewichte von
einigen Elementen
konstanten und den multiplen
und erkannte, dass
Massenverhältnissen (/S. 162) zu
diese mit chemischen
seiner Atomhypothese (1808): Mitteln nicht weiter
1. Alle Atome desselben Elements zerlegt werden
sind untereinander gleich. können.
2. Atome verschiedener Ele-
mente haben unterschiedliche
Massen.
3. Atome sind unveränderlich.
68 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Das rutherfordsche Atommodell

[ ERNEST RUTHER- ERNESTRUTHERFORD


führte 191 die
FORD (1871-1937) nach ihm benannten Streuversu-
führte als Erster che durch. Dabei bestrahlte er eine
künstliche Kernre- dünne Goldfolie mit positiven
aktionen aus und Heliumkernen (a-Teilchen), weil
erhielt als Physiker
diese sehr klein sind. Er konnte da-
1908 den Nobelpreis
bei feststellen, dass fast alle
für Chemie.
a-Teilchen die Folie ungehindert
durchdrangen.
Er hatte jedoch erwartet, dass die
Teilchen von den kompakten Ato-
men reflektiert würden. Da die
kleinen Teilchen hindurchtreten
konnten, mussten Atome leere
Räume enthalten.

Rutherfordscher Streuversuch
etwa 500 nm
= 2000 Atome Kern-Hülle-Modell
Bleiblock eines Goldatoms
a-Teilchen

Radium:
sendet a--Teilchen aus

abgelenkte
a-Teilchen

RUTHERFORD schloss aus seinen Experimenten, dass fast die gesamte


Masse des Atoms im sehr kleinen Kern lokalisiert sein muss und die viel
größere Hülle einen fast leeren Raum darstellt.

Die Ladung des Kerns ist positiv. Atommodell nach RUTHERFORD


Zur Neutralisation dieser positiven
Ladung bedarf es jedoch negativ
geladener Elektronen in der Atom-
hülle, denn das Atom ist nach Atomkern mit
Protonen
außen hin elektrisch neutral. Es
Atomhülle
entstand ein einfaches Kern-Hülle-
mit Elektronen
Modell.
Obwohl der massereiche Kern ge-
nauso viele Protonen enthält wie
die Hülle Elektronen, ist die Hülle
100000-mal größer als der Atom- Atomkern
kern. Trotzdem ist die Masse der (Stecknadelkopfgröße) Atomhülle
Elektronen um ein Vielfaches klei-
ner als die der Protonen.
2.2 Atome und Atombindung 69

Masse Ladung Symbol Ort [1 Physiker beschrei-


ben den Atomkern
Proton 1,673 - 1027” kg | positiv Ip Atomkern oft mithilfe des
Tröpfchenmodells.
Neutron 1,675 - 1027 kg | neutral an Atomkern
Darin sind die
Elektron 9,109 : 10°?’ kg | negativ . %e Atomhülle Protonen rot und
die Neutronen weiß
dargestellt.
JAMES CHADWICK (1891-1974) wies 1932 nach, dass im Atomkern ne-
ben den Protonen noch Neutronen existieren. Dabei handelt es sich um
massereiche Elementarteilchen, die elektrisch neutral sind. Im Gegen-
satz zur Kernladungszahl kann die Neutronenzahl in den Kernen einer
Atomsorte unterschiedlich sein. Deshalb existieren von vielen Elementen
Atome unterschiedlicher Masse, die man Isotope nennt.
Die Summe der positiven Elementarladungen der Protonen entspricht
der Kernladung des Atoms. Alle Atome eines Elements weisen die glei-
che Kernladungszahl Z auf. Die Masse des Atomkerns (Massenzahl A)
und damit annähernd des Atoms ergibt sich aus der Gesamtzahl der Pro-
tonen (Kernladungszahl Z) und der Neutronen (Neutronenzahl N).

Ü Die Kernladungs-
zahl eines Atoms
Z + N = A ist identisch mit der
Ordnungszahl des
entsprechenden Ele-
Atome bestehen aus dem positiv geladenen Atomkern mit den
ments (/. 166 ff.).
Protonen und Neutronen sowie der negativ geladenen Elektro-
nenhülle mit den Elektronen. Atome sind elektrisch neutral, weil
die Zahl der Protonen und Elektronen identisch ist und sich die
Ladungen damit ausgleichen.

Die Kenntnisse über den Atombau nutzt man auch zur Charakterisie-
rung chemischer Elemente. Eine Elementsubstanz (/'S. 60) ist nur aus
Atomen eines Elements aufgebaut, die die gleiche Anzahl von Protonen
aufweisen.
[1 Bei der Spektral-
EM So enthalten Atome des Ele- analyse beobachtet
ments Gold 79 Protonen im man das von einem
Kern (5. 68). Sauerstoff- Stoff ausgesandte
Licht in farbigen Li-
Atome des Elements Sauerstoff atom
nien durch ein Spek-
enthalten dagegen acht Proto-
troskop. Demnach
nen im Kern. können Elektronen
nur bestimmte
Das rutherfordsche Kern-Hülle-Modell gilt in der Physik als erstes wissen- Energiebeträge auf-
schaftliches Atommodell. Es wurde jedoch schnell klar, dass auch dieses nehmen oder wieder
Modell seine Grenzen hat. abgeben. Aus diesen
So müssten beispielsweise nach den Gesetzen der klassischen Physik die Linienspektren ergab
um den Kern kreisenden Elektronen Energie abgeben. Infolge dieser sich die Erkenntnis,
dass ein Elektron nur
ständigen Energieabgabe wären Atome theoretisch instabil.
in bestimmten Ener-
Auch die unterschiedlichen Linienspektren, die die Atome verschiedener
gieniveaus existieren
Elemente bei hohen Temperaturen aussenden, können nicht mit dem kann.
einfachen Kern-Hülle-Modell erklärt werden.
70 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Das Atommodell nach BOHR und SOMMERFELD

[I nıELs BOHR Der dänische Physiker NIELS BOHR Atommodell nach BOHR
(1885-1962) entwickelte 1913 das rutherford-
entwickelte das sche Atommodell weiter. Aus theo-
Schalenmodell für retischen Überlegungen schlussfol-
das Wasserstoff-
gerte er, dass sich die Elektronen
atom. ARNOLD
nicht beliebig, sondern nur auf be-
SOMMERFELD (1868
stimmten Bahnen - sogenannten © .
bis 1951) verfei-
Elektronenschalen - um den Kern 6 a
nerte das Modell. Er
definierte elliptische
bewegen. Auf diesen stabilen Elek- Wasserstoff-
Elektronenbahnen, tronenbahnen strahlen die Elek- Chloratom atom
die zu einer weiteren tronen keine Energie ab.
Unterteilung der
Elektronenhülle Jede der kreisförmigen Elektronenbahnen besitzt einen festen Radius
führen. und entspricht einem bestimmten Energieniveau. Der Radius der äußers-
ten Elektronenschale bestimmt den Radius des Atoms. Mithilfe dieses
Modells konnte BOHR den Radius des Wasserstoffatoms genau berech-
nen.
Er bezeichnete sieben Elektronenschalen mit den Großbuchstaben (K, L,
M bis Q) oder natürlichen Zahlen n = 1 bis 7. Jede dieser Schalen bzw.
jedes dieser Energieniveaus kann nur eine bestimmte Anzahl Elektronen
mit gleichem Energiegehalt aufnehmen.
Die maximale Elektronenzahl wächst mit dem Radius der Bahnen. Sie
ergibt sich aus der Formel 2n?, wobei n die Nummer der jeweiligen Elek-
tronenschale ist.

Die Elektronen der K-Schale bzw. des ersten Energieniveaus sind am


energieärmsten. Die Elektronen der äußersten Schale im jeweiligen
Atom besitzen die höchste Energie.
Die Energieniveaus werden von innen nach außen besetzt. Die Elek-
tronenbesetzung kann entweder mit dem gezeichneten Schalenmo-
dell oder mithilfe eines Energiediagramms, dem sogenannten Energie-
niveauschema, angegeben werden.
[| Maximale Anzahl Die vollständig besetzten Elektronenschalen ergeben die stabilen Elekt-
der Elektronen auf ronenkonfigurationen der Edelgase (5. 184). Diese Elementsubstanzen
einem Energieniveau reagieren aufgrund ihres Atombaus kaum mit anderen Stoffen.
=2n?

n = Nummer des Atommodell des Natriumatoms Energieniveauschema des Natrium-


Energieniveaus (der nach BOHR atoms
Elektronenschale)
Die maximale Anzahl Energie der Elektronen
der Elektronen auf
den Energieniveaus M-Schale n=3
beträgt:
1. Niveau: 2-1?=2
2. Niveau: 2-2?=8 = L-Schale n=2
&
3. Niveau: 2 - 32 = 18
4. Niveau: 2-42 =32 K-Schale n=1
usw. Schema des Energiegehalts der
Elektronen des Natriumatoms ,,‚Na
2.2 Atome und Atombindung 71

Maximale Anzahl der Elektronen pro Schale (2.n?) DI Nicht alle Elektro-
nen eines Energie-
niveaus besitzen die
gleiche Energie. Da-
her können Energie-
2m 2 8) 8 | 32 | 50 | 72 | 3 niveaus auch noch in
Edelgas He ee
Ne in
Ar Kr inside
ı xe nn
Rn | Unterniveaus unter-
teilt werden, die mit
kleinen Buchstaben
Die Elektronen auf den vollständig besetzten, kernnahen Schalen wer- bezeichnet werden.
den vom Atomkern stark angezogen und stehen nicht für chemische Re- Es gibt z.B. s-, p-, d-
aktionen zur Verfügung. und f-Unterniveaus.
Je weiter die Elektronen vom Kern entfernt sind, umso energiereicher
sind sie. Die Elektronen auf der äußersten besetzten Elektronenschale
können relativ leicht abgegeben werden. Deshalb bestimmen diese Au-
Benelektronen bzw. Valenzelektronen entscheidend die chemischen Ei-
genschaften der Elemente.
Als besonders stabile Anordnung der Außenelektronen hat sich die Ach-
terschale erwiesen. Daher streben alle Atome danach, die Achterschale
oder zumindest eine andere stabile Edelgaskonfiguration zu erreichen.

Nach dem bohrschen Atommodell kreisen die Elektronen auf sta- EI In modernen
bilen Bahnen um den Atomkern. Diese Elektronenschalen ent- Atommodellen geht
man davon aus, dass
sprechen Energieniveaus und können maximal 2n? Elektronen
sich Elektronen in
aufnehmen. Die Elektronen der äußersten Schale (Außenelektro-
Aufenthaltsräumen,
nen) besitzen die höchste Energie und bestimmen die chemischen den sogenannten
Eigenschaften der Elemente. Orbitalen, in der
Atomhülle aufhalten.

Ab der dritten Schale wird die Elektronen- Schalenmodell des Magnesiumatoms


verteilung jedoch komplizierter als von
BOHR angenommen. Zudem haben spätere Atomhülle
Untersuchungen gezeigt, dass das Schalen- mit 12 Elektronen (e”)
modell weitere Grenzen hat. So lassen sich
K-Schale (2e°)
die Bahnkurven nicht so genau berechnen,
wie BOHR vorgeschlagen hatte. L-Schale de) ———a
Das Atommodell nach BOHR und SOMMER-
FELD wird jedoch oft benutzt, um den Zu- M-Schale (2e”)
sammenhang zwischen dem Bau der Atome Atomkern O .o
und der Stellung der Elemente im Perioden- mit 12 Protonen ;
system (/S. 168f.) zu veranschaulichen.
Die Nummer der äußersten besetzten Elek-
tronenschale eines Atoms bestimmt die
Periodennummer des Elements im PSE. Mit der Besetzung einer neuen
Elektronenschale durch ein Elektron wird eine neue Periode eröffnet.
Die Zahl der Außenelektronen entspricht somit der Nummer der Haupt-
gruppe, in der das Element zu finden ist.

Mit dem einfachen Schalenmodell nach BOHR und SOMMERFELD


lässt sich der innere Bau der Atome und die daraus resultierende
Stellung der Elemente im Periodensystem erklären.
72 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.2.2 Atombindung

Moleküle

Moleküle sind Teilchen, die aus mindestens zwei Atomen bestehen.


Diese sind durch Atombindungen miteinander verbunden.

Ähnlich wie Atome sind Moleküle nach außen elektrisch neutral. Anders
als Atome können Moleküle jedoch mit chemischen Methoden in ihre
Bestandteile zerlegt werden.

Einteilung der Moleküle

zweiatomige mehratomige Makromoleküle


IULOLESEL Moleküle

Hunderttausend
Atomen bestehend _

3 Kleinere Moleküle bestehen oft nur aus zwei oder drei Atomen.
- Wasserstoff: H,
- Sauerstoff: O,
- Kohlenstoffdioxid: CO,
-— Wasser: H,O

Mehratomige Moleküle
[ Die Anordnung Schwefel und Phosphor gehören zu den Elementsubstanzen (/S. 60),
der Atome im deren Moleküle aus mehreren bis vielen Atomen des gleichen Elements
Molekül kann bei bestehen. Zwischen diesen gleichen Atomen bilden sich unpolare Atom-
ein und demselben bindungen (/. 73f.) aus.
Stoff verschieden
Auch mehrere verschiedene Elemente können Moleküle bilden. Zwi-
sein. Je nach Struktur
schen den verschiedenen Atomen bestehen mehr oder weniger polare
ergeben sich für
den jeweiligen SToff Atombindungen (/'S. 75f.).
unterschiedliche
Eigenschaften. Man EM Mehratomige Moleküle
spricht von Modifika- — Schwefel: Sg (vereinfacht: S)
tionen. - Phosphorsäure: Hz3PO,
— Octan: CgHıg
- Glucose: CgH420g

[ werden nur Moleküle, die aus sehr vielen Atomen aufgebaut sind, werden Makromo-
einige Atome oder leküle genannt. Häufig bestehen sie aus monomeren Grundbausteinen,
Monomere aus die sich vielfach im Makromolekül wiederholen (/. 265 ff.).
Makromolekülen
entfernt, ändern sich
EM Natürliche makromolekulare Stoffe sind z.B. Stärke und Cellulose.
deren Eigenschaften
nur unwesentlich.
Auch Kunststoffe wie Polyethylen oder Polystyrol sind aus Makromo-
lekülen aufgebaut.
2.2 Atome und Atombindung 73

Vom Atom zum Molekül

Ob sich Atome zu Molekülen verbinden, hängt von ihrer Elektronenkon- I Die Zahl der
figuration, speziell der Zahl der Außenelektronen ab. Diese wird durch Außenelektronen
die Elektronenschreibweise verdeutlicht. Darin gibt man Außenelektro- von Atomen lässt
nen durch Punkte an den Elementsymbolen an. Besitzt ein Atom mehr sich aus der Stellung
der Elemente im
als vier Außenelektronen, werden die Elektronen paarweise durch Stri-
Periodensystem
che dargestellt.
(75. 168f.) ablesen.
Als einzelne Atome stabil sind nur die reaktionsträgen Edelgase. Die
Elektronenanordnung mit zwei oder acht Außenelektronen stellt einen
besonders energiearmen Zustand dar (75.184). Deshalb streben auch
die Atome der anderen Elemente danach, die Edelgaskonfiguration zu
erreichen.
Eine Möglichkeit dazu besteht darin, sich mit anderen Atomen zu ver-
binden und die vorhandenen Elektronen gemeinsam zu nutzen. Das ein-
fachste Atom, das Wasserstoffatom, enthält ein einziges Elektron. Dieser
Zustand ist weniger stabil als der des Heliumatoms mit zwei Elektronen.
Deshalb nähern sich zwei Wasserstoffatome einander so an, dass sich
ihre Elektronenhüllen gegenseitig durchdringen.
Durch die gemeinsame Nutzung der beiden Elektronen erreichen die
Wasserstoffatome die Edelgaskonfiguration des Heliums. Die negativ
geladenen Elektronen bewegen sich zwischen den positiv geladenen
Atomkernen und bilden ein gemeinsames Elektronenpaar. Fluoratome
Es wird von beiden Atomkernen gleich stark angezogen und bewirkt besitzen 7 Außen-
die Bindung der Atome im Molekül. Man spricht deshalb auch von der elektronen. Zwei
Atombindung und dem bindenden Elektronenpaar. Es wird durch einen Fluoratome bilden
ein gemeinsames
waagerechten Strich zwischen den Atomsymbolen dargestellt.
Elektronenpaar, das
von beiden Atomen
Die Atombindung ist eine Art der chemischen Bindung, die auf der genutzt werden
Anziehung zwischen gemeinsamen Elektronenpaaren (negative kann. Dadurch wird
Ladung) und Atomkernen (positive Ladung) beruht. Sie wird auch die stabile Achter-
als Elektronenpaarbindung bezeichnet. schale des Neon-
atoms erreicht.

Wasserstoffatome Fluoratome

Wasserstoffmolekül Fluormolekül

1 gemeinsames 1 gemeinsames
Elektronenpaar Elektronenpaar

Heliumatom Neonatom

2 Außenelektronen 8 Außenelektronen

Achterschale
74 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

EA Die kleinen Die Oktettregel besagt, dass Atome in Molekülen danach streben,
Wasserstoffatome
können kein Elek-
durch Elektronenpaarbindung den energiearmen Zustand des
tronenoktett bilden. Elektronenoktetts (Achterschale) zu erreichen.
Hier genügt die Sta-
bilität der ersten voll
besetzten Elektro-
nenschale (Helium-
Anders als Wasserstoff- und Fluoratome besitzen Sauerstoffatome
konfiguration) mit sechs Außenelektronen. Um die stabile Anordnung des Neonatoms zu
zwei Elektronen aus. erreichen, müssen im Sauerstoffmolekül sogar zwei gemeinsame Elek-
tronenpaare gebildet werden (/ Abb. unten). Die Doppelbindung wird
durch zwei waagerechte Striche in der Molekülformel symbolisiert.
Die bindenden Elektronenpaare werden von beiden Atomen gleichbe-
rechtigt genutzt. Durch die Bildung der Mehrfachbindung können beide
Sauerstoffatome acht Außenelektronen nutzen.
Diese Anordnung wird Achterschale oder Elektronenoktett genannt und
ist außerordentlich stabil. Atome mit Achterschale verfügen über vier
bindende und/oder freie Elektronenpaare.

Bildung von Mehrfachbindungen

° Sauerstoff- IN- N Stickstoff-


atome u 7 atome
© ı e
@ ; 9 Sauerstoff- Stickstoff-
our, ® molekül molekül
ı ©
oe . ©
2 gemeinsame 3 gemeinsame
oo

© i
Elektronenpaare Elektronenpaare
VEN
o=0

u Formeln, in EM Im Stickstoffmolekül erreichen beide Stickstoffatome die Achter-


denen (freie oder schale durch Bildung einer Dreifachbindung. Jedes Stickstoffatom
bindende) Elektro- stellt drei seiner fünf Außenelektronen für die gemeinsamen Elek-
nenpaare durch Stri- tronenpaare zur Verfügung. Durch die teilweise Durchdringung der
che gekennzeichnet
beiden Atomhüllen können die bindenden Elektronenpaare von bei-
werden, nennt man
nach dem amerikani-
den Stickstoffatomen genutzt werden.
schen Physikochemi- Die drei Atombindungen führen dazu dass Stickstoff ähnlich reakti-
ker GILBERT N. LEWIS
onsträge ist wie die Edelgase.
(1875-1946) Lewis-
Formeln. Gleichartige Atome ziehen die bindenden Elektronenpaare gleich stark
an. Folglich bilden sich keine Ladungsschwerpunkte im Molekül und die
Moleküle sind unpolar.
Einige Nichtmetalle sind aus zweiatomigen unpolaren Molekülen auf-
gebaut. Da zwischen diesen nur schwache zwischenmolekulare Anzie-
hungskräfte wirken, liegen die Elementsubstanzen meist gasförmig vor.

Bindungen zwischen gleichartigen Atomen sind unpolar, weil die


bindenden Elektronenpaare von beiden Atomkernen gleich stark
angezogen werden. Unpolare Atombindungen werden hauptsäch-
lich zwischen Atomen der Nichtmetalle gebildet.
2.2 Atome und Atombindung 75

Polare Atombindungen

Bei einer polaren Atombindung werden gemeinsame Elektronen-


paare von verschiedenartigen Atomen nicht gleichberechtigt ge-
nutzt. Es entstehen Ladungsschwerpunkte.

Verschiedenartige Atome besitzen eine unterschiedliche Elektronegati-


vität (/S. 173), d.h. die an der Bindung beteiligten Atome ziehen die
gemeinsamen Elektronenpaare unterschiedlich stark an.
Elemente mit hoher Elektronegativität üben eine stärkere Anziehungs-
kraft auf bindende Elektronenpaare aus als schwach elektronegative
Elemente.

Ei Elektronegativitätswerte von Elementen:


Sauerstoff: 3,5 Chlor: 3,0 Wasserstoff: 2,1

Die Bindung im Chlorwasserstoffmolekül


Das gemeinsame Elektronenpaar zwischen dem Wasserstoff- und dem EI Ein solches
Chloratom ist in Richtung des Chloratoms verschoben. Dadurch entste- Molekül mit zwei
hen am Chloratom ein negativer Ladungsschwerpunkt und am Wasser- entgegengesetzten
stoffatom ein positiver Ladungsschwerpunkt. Ladungsschwer-
punkten besitzt ein
Diese Ladungsschwerpunkte werden als Partialladungen bezeichnet und
elektrisches Dipol-
mit ö* und ö” gekennzeichnet. moment und wird
Dipolmolekül oder
Wasserstoff- Chloratom Dipol genannt.
atom

Moleküle wie das Chlormolekül, die aus Atomen gleicher Elektronega- (9) Für die Kenn-
tivität bestehen, sind unpolar, weil das Elektronenpaar von beiden Ato- zeichnung von pola-
men gleichberechtigt genutzt wird. Im Gegensatz dazu werden beim ren Atombindungen
Chlorwasserstoffmolekül ein positiver und ein negativer Ladungsschwer- in Formeln gibt es
mehrere Möglich-
punkt ausgebildet. Es ist demzufolge polar gebaut.
keiten:

Chlormolekül Chlorwasserstoffmolekül
I ör I 7
j
I
$ I

bindendes Elektronen- bindendes Elektronen-


paar in der Mitte paar nicht in der Mitte
76 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Die Bindung im Wassermolekül


Im Wassermolekül sind - ähnlich wie im Chlorwasserstoffmolekül - ver-
schiedene Atome miteinander verbunden. Sauerstoff besitzt eine höhere
Elektronegativität als Wasserstoff. Dadurch wird das bindende Elektro-
nenpaar im Wassermolekül stärker zum Sauerstoffatom hingezogen.
Infolge der Verschiebung der gemeinsamen Elektronen lässt sich am
Sauerstoffatom eine negative Partialladung (6°) nachweisen. Demge-
genüber ist das Wasserstoffatom aufgrund der Elektronenverschiebung
schwach positiv geladen (ö*).
3 Zwischen den Am Sauerstoffatom befinden sich außerdem noch zwei nichtbindende
Dipolen wirken Elektronenpaare, die mehr Platz beanspruchen als die Wasserstoff-
zwischenmolekulare atome. Aus diesem Grund besitzt das Wasserstoffmolekül eine gewin-
Kräfte, die entschei-
kelte räumliche Struktur (/ Abb.).
dend die Stoffeigen-
Daraus und aus der negativen Partialladung des Sauerstoffatoms ergibt
schaften des Wassers
beeinflussen.
sich ein negativer Ladungsschwerpunkt auf dessen Seite im Molekül. Die
Partialladungen der Wasserstoffatome bilden dagegen gemeinsam ei-
nen positiven Ladungsschwerpunkt auf der anderen Molekülseite. Folg-
lich sind Wassermoleküle ebenfalls Dipole.

a) Sauerstoffmolekül c) gewinkelte Struktur Y 5


©=0) i des Wassermoleküls O
AEN=O l 7 g AN ö+

’ ’
unpolare H ı

Atombindung ® d) Molekülmodell
® des Wassermoleküls
ne

b) Sauerstoff-Wasserstoff-Bindung
ö+ &
H O0
AEN>O e) Dipoldarstellung
polare des Wassermoleküls
Atombindung

U Aus der Differenz


der Elektronegativi- Die Polarität von Atombindungen ergibt sich aus der Elektronega-
tätswerte kann man
tivitätsdifferenz AEN der an der Bindung beteiligten Atome.
Aussagen über die
Art der chemischen
Bindung und deren
Polarität ableiten.
Je größer die Differenz der Elektronegativitätswerte ist, umso polarer
Einem Vorschlag von wird die Bindung. Bei Verbindungen zwischen stark elektronegativen
LINUS PAULING (1901 und elektropositiven Elementen erfolgt ein vollständiger Elektronen-
bis 1904) folgend, übergang. Dadurch entstehen lonen, sodass keine polare Atombindung,
orientiert man sich sondern lonenbindung (/'S. 95 ff.) vorliegt.
an einer Differenz
von 1,7 als Grenzwert Differenz der Elektro-
negativitätswerte AEN =0 0,1 bis 1,7 >1,7
zwischen polarer
Atombindung und Bindungsart unpolare polare Atom- lonenbindung
lonenbindung. Atombindung bindung
2.2 Atome und Atombindung 77

Zwischenmolekulare Kräfte

Zwischenmolekulare Kräfte wirken zwischen einzelnen Molekü-


len gleicher oder verschiedener Art. Obwohl zwischenmolekulare
Kräfte schwächer sind als Atombindungen, bestimmen sie maß-
geblich die Eigenschaften der Stoffe.

DU Zwischenmole-
Zwischenmolekulare Kräfte kulare Kräfte sind
besondere Wechsel-
wirkungen zwischen
Van-der-Waals-Kräfte \Wasserstoffbrückenbindungen Molekülen, die
streng genommen
nicht zu den Atom-
bindungen zählen.
Sie werden häufig -
ebenfalls nicht ganz
korrekt - mit Van-
der-Waals-Kräften
gleichgesetzt.

Die Wasserstoffbrückenbindung

[] wasserstoffbrü-
Wasserstoffbrückenbindungen entstehen zwischen Molekülen, cken spielen eine
in denen Wasserstoffatome an besonders stark elektronegative wichtige Rolle in
Atome (z.B. Fluor, Sauerstoff oder Stickstoff) gebunden sind. der Natur, z.B. bei
Eiweißen und Nu-
cleinsäuren. Auch die
besonderen Eigen-
Die Atombindung zwischen stark elektronegativen Atomen und Wasser- schaften des Wassers
stoffatomen ist stark polarisiert, da z.B. Fluor- oder Sauerstoffatome das sind zum großen Teil
bindende Elektronenpaar besonders stark anziehen. An den Wasserstoff- auf die Wasserstoff-
atomen herrscht dadurch Elektronenmangel, d.h., sie sind positiviert und brückenbindung
treten mit den freien Elektronenpaaren eines anderen elektronegativen zurückzuführen.
Atoms in Wechselwirkung. Die Aggregatzustände des Wassers lassen sich
mithilfe der Wasserstoffbrückenbindungen erklären.

Die Ausbildung von Wasserstoff- gr oe [Ü Wasserstoffbrü-


brücken zwischen den H>O-Dipo- ; ee g cken können zwi-
len ist die Ursache dafür, dass Was-- e.. 1.9, „ds Wasser- schen gleichartigen,
ser unter Normalbedingungen 4 E. nn aber auch zwischen
unterschiedlichen
flüssig ist. Beim Gefrieren verbin- $ : Wasser-
Molekülen gebildet
den sich die Wassermoleküle zu ei- ge stoff- werden.
m: . ‘ o* ww: brücken-
nem regelmäßigen Molekülgitter ! 6 E* induna
mit Hohlräumen. Dadurch nimmt «N. In. ev
Eis ein größeres Volumen als r 2
flüssiges Wasser ein und schwimmt i r
auf dem Wasser (Anomalie des ge > r
Wassers). “ r
78 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Stoffe mit Atombindungen

Es gibt viele verschiedene Stoffe, deren Teilchen durch Atombin-


dungen verbunden sind. Dazu gehören ein Teil der Elementsub-
stanzen und alle Molekülverbindungen.

[] Metalle bestehen
zwar ebenfalls aus Stoffe mit Atombindungen
Atomen. Diese wer-
den aber nicht durch
Atombindungen, Elementsubstanzen Molekülverbindungen
sondern durch Me-
tallbindung (/'S. 84)
zusammengehalten. Nichtmetalle Halbmetalle

Sen: SEE: . Schwefelsäure H 250%

Einige Nichtmetalle und Halbmetalle (/S. 175) bestehen aus dreidimen-


sionalen Atomgittern.
Andere Nichtmetalle und alle Molekülverbindungen sind Molekülsub-
stanzen. Sie bestehen aus Molekülen, zwischen denen unterschiedlich
starke zwischenmolekulare Kräfte wirken.

Nichtmetalle und Halbmetalle

[Die Nichtmetalle Nichtmetalle sind Elementsubstanzen, die nur wenige gemeinsame


stehen im Perioden- Eigenschaften besitzen. Sie sind schlechte elektrische und Wärme-
system der Elemente
leiter und weisen eine relativ hohe Elektronegativität auf. Ihre
hauptsächlich auf
Oxide bilden mit Wasser saure Lösungen.
der rechten Seite
(75. 174).

Nichtmetalle können bei Raumtemperatur gasförmig, z.B. Wasserstoff,


flüssig, z.B. Brom, oder fest, z.B. Schwefel, sein. Auch in anderen physi-
kalischen Eigenschaften und vor allem in ihrem chemischen Reaktions-
verhalten unterscheiden sich Nichtmetalle teilweise erheblich.

[Ü] Edelgase nehmen EM Das Nichtmetall Wasserstoff besteht aus


eine Sonderstellung Wasserstoffmolekülen, bei denen zwei Was- y..H
unter den Nichtme- serstoffatome über eine Atombindung mit-
tallen ein (5. 184). einander verbunden sind.
Aufgrund ihrer
stabilen Elektronen-
konfiguration bilden
Chemische Reaktionen:
Edelgasatome keine
1. Knallgasreaktion mit Sauerstoff:
Bindungen unterein- 2 H> + O, — 2 H,O

ander aus. 2. Knallgasreaktion mit Chlor


H5 + Cly — 2HCl

Eigenschaften: Wasserstoff ist ein farbloses, geruchloses, brennbares,


kaum wasserlösliches Gas.
2.2 Atome und Atombindung 79

Vorkommen: Elementar kommt Wasserstoff auf der Erde nur sel-


ten vor, z.B. in einigen Vulkangasen. Im Weltall ist er das häufigste
Element. In gebundener Form ist der Wasserstoff auf der Erde sehr
häufig, z.B. im Wasser H,O oder in organischen Verbindungen.

Verwendung: In der chemi- u Wasserstoff ist


schen Industrie wird Wasser- ein interessanter al-
stoff für zahlreiche Reaktionen ternativer Energieträ-
verwendet, z.B. für die Ammo- ger, weil bei der stark
exothermen Verbren-
niaksynthese, die Herstellung
nung theoretisch
von Chlorwasserstoff, Aldehy-
keine Schadstoffe
den und Alkoholen (Methanol) entstehen. Er kann
sowie zur Fetthärtung. in Brennstoffzellen
Im Gemisch mit Sauerstoff oder in Wasserstoff-
nutzt man ihn zum Schweißen verbrennungsmo-
und als Raketentreibstoff. Außerdem ist Wasserstoff als alternativer toren eingesetzt
Energieträger, z.B. für Kraftfahrzeuge (/ Abb.), im Einsatz. werden.

Ei Das Nichtmetall Brom gehört zur Gruppe


der Halogene. Es besteht aus zweiatomigen
Molekülen. Die Bromatome und damit auch
die Moleküle sind jedoch viel größer und ıBr--Brı Br,
schwerer als Wasserstoffatome.

Chemische Reaktionen:
1. Redoxreaktion mit Metallen (Salzbildung)
2Fe + 3Brz —- 2FeBrz
2. Addition (5. 278) mit organischen Verbindungen
GH, + Br, —= GHyBr>

Eigenschaften: Brom ist bei Raumtemperatur eine rotbraune, ste-


chend riechende Flüssigkeit. Brom bildet an der Luft giftige Dämpfe
und löst sich gut in Wasser.
Verwendung: Brom ist ein wichtiger Ausgangsstoff zur Herstellung
von Farbstoffen, Lösungsmitteln und Pflanzenschutzmitteln.

Auch in festen Nichtmetallen sind die Atome durch Atombindungen mit-


einander verbunden. Die Moleküle können jedoch mehr als zwei Atome
enthalten. So besteht Schwefel aus achtatomigen
Molekülen, während im lod jeweils zwei Atome mit-
einander verbunden sind.

EM lodmoleküle sind ähnlich aufgebaut wie Fluor- oder [J Iod geht bereits
Chlormoleküle. Dadurch, dass lodatome jedoch viel bei Raumtemperatur
größer sind als die anderen Halogenatome, wirken langsam vom festen
direkt in den gasför-
zwischen den lodmolekülen stärkere Anziehungs-
migen Aggregatzu-
kräfte. Aufgrund dieser sogenannten Van-der-
stand über. Diesen
Waals-Kräfte (/S. 77) ist lod fest und Chlor gas- Prozess bezeichnet
förmig. Durch die regelmäßige Anordnung der man als Sublimation.
lodmoleküle entsteht ein Molekülgitter bzw. ein
Molekülkristall.
80 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass Nichtmetallatome keine


Moleküle, sondern große Atomgitter bilden. Darin sind viele Atome
durch Einfachbindungen zu regelmäßigen dreidimensionalen Kristall-
strukturen verknüpft.

[] Kohlenstoff tritt EM Kohlenstoffatome besitzen vier


noch in anderen Mo- Außenelektronen. Da es räum-
difikationen auf, z.B. lich unmöglich ist, Vierfachbin-
als Grafit (/S. 186f.). dungen auszubilden, erreichen
Kohlenstoffatome die Achter-
schale auf andere Weise.
Sie können beispielsweise vier
Einfachbindungen zu vier be-
nachbarten Kohlenstoffato-
men bilden.
Diese sind ebenfalls tetraed-
risch von vier Kohlenstoffato-
men umgeben, sodass sich eine
regelmäßige dreidimensionale
Struktur (/ Abb.) ergibt.
Da die Atombindungen viel stärker sind als die Van-der-Waals-Kräfte
im Molekülkristall ist die Diamantstruktur des Kohlenstoffs beson-
ders stabil.

Halbmetalle sind Elementsubstanzen, die bei Raumtemperatur


fest und elektrisch halbleitend sind. Sie stehen im Periodensystem
(75. 174) zwischen Metallen und Nichtmetallen.

Ähnlich wie das Nichtmetall Kohlenstoff kristallisieren Halbmetalle in


Atomgittern. So ähnelt die Struktur des Siliciums der des Diamants.
Andere Halbmetalle können wie Kohlenstoff unterschiedliche Modifi-
kationen ausbilden. In diesen verschiedenen Atomgittern des gleichen
Elements sind die Atome unterschiedlich angeordnet. Daraus ergeben
sich teilweise andere Eigenschaften der Modifikationen der gleichen Ele-
mentsubstanz.

Feste Nichtmetalle und Halbmetalle besitzen dreidimensionale


Gitterstrukturen. Dabei unterscheidet man Atomgitter und Mole-
külgitter. Im Atomgitter sind Atome durch Atombindungen in alle
Raumrichtungen verknüpft. Die Moleküle im Molekülgitter werden
dagegen durch zwischenmolekulare Kräfte zusammengehalten.

Atomgitter in Molekülgitter
|
- Kohlenstoff (Nichtmetall), z.B. | - Schwefel (Nichtmetall), z.B.
Diamant- oder Grafitstruktur rhombischer oder monoklini-
(/S. 186 f.) scher Schwefel (‚75S. 213)
- Silicium (Halbmetall) diamant- | - Phosphor (Nichtmetall), z.B.
ähnliche Struktur (5. 192) ' weißer Phosphor (/S. 200)
2.2 Atome und Atombindung 81

Molekülverbindungen

Molekülverbindungen sind Molekülsubstanzen, deren Moleküle [Bei den anorga-


aus Atomen unterschiedlicher Elemente bestehen. Die Atome sind nischen Stoffgruppen
durch Atombindungen miteinander verknüpft. existieren neben den
Molekülverbindun-
gen auch lonensubs-
tanzen.
Die Vielfalt der Molekülverbindungen ist nahezu unerschöpflich. Da-
durch, dass viele Kombinationen an unterschiedlichen Elementen mög-
lich sind, weisen diese ein extrem breites Spektrum an physikalischen
und chemischen Eigenschaften auf.
Die Eigenschaften werden durch die Struktur der Moleküle und die zwi-
schenmolekularen Wechselwirkungen bestimmt.

Halogenverbindungen,
Sauerstoffverbindungen, z.B. HBr, SiCl,, SF;
andere, z.B. Stickstoff- oder
z.B. CO,, NO, SO,
Schwefelverbindungen
Wasserstoffverbindungen,
Säuren, z.B. H,50O,, HNO,
z.B. H,S, NH,, HCI
anorganische

Molekülverbindungen
organische Verbindungen mit
Kohlenwasserstoffe funktionellen Gruppen

kettenförmige, ringförmige, makromolekulare


Verbindungen Aldehyde und
z.B.Propan C,H, z.B. Benzen
Ketone, z.B.
HCHO, CH,COCH;
makromolekulare synthetische,
Naturstoffe, z.B. Eiweiße z.B. PVC, PE Naturstoffe,
z.B. Amino-
säuren, Glucose
Carbonsäuren und
Ester, z.B. CH3COOH
andere Verbin-
dungen mit funk-
Halogenkohlen- tionellen Gruppen
wasserstoffe, z.B. CHCI,

Ausgewählte Molekülverbindungen
Verbindung Eigenschaften | Bedeutung
Wasser H,O | - flüssig, farblos, nicht brenn- | - Lebensmittel für alle Lebewesen
| bar, hohe Wärmekapazität, ‚ - Lösungsmittel in Natur und
\ Dichteanomalie zwischen O0 Technik
' und 4°C | - Transportmittel
| - reagiert mit Säuren, Basen - Quellungsmittel
und unedlen Metallen, löst | - Ausgangsstoff und Hilfsstoff
ı polare Verbindungen (z.B. (z.B. Kühlwasser) in der Industrie
\ Salze) ı - Lebensraum vieler Organismen
82 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Ausgewählte Molekülverbindungen
Verbindung Eigenschaften Bedeutung
nn Kohlenstoffdioxid - gasförmig, farblos, nicht - belastet als Verbrennungspro-
CO, brennbar, absorbiert Infrarot- dukt fossiler Brennstoffe die
strahlung, schwerer als Luft, Atmosphäre (Treibhausgas)
wirkt erstickend - dient zur Herstellung von Me-
chemisch sehr beständig, löst thanol, Harnstoff und Soda
sich in Wasser und anderen - als Kohlensäure in Erfrischungs-
Lösungsmitteln getränken
- Feuerlöscher, Kühlmittel (Tro-
ckeneis), Inertgas
Sal petersäure HNO3 flüssig farblos, stechend rie- - wichtige Grundchemikalie zur
chend, giftig, ätzende Wirkung Herstellung von Stickstoffdün-
mit Wasser in jedem Verhältnis gemitteln, Sprengstoffen (TNT),
mischbar Farbstoffen (Azofarbstoffe)
chemisch sehr reaktiv, greift usw.
Metalle, Metalloxide und Car- - Einsatz als Oxidationsmittel zur
bonate an Synthese von Nitro- oder ande-
wirkt oxidierend, reagiert teil- ren Stickstoffverbindungen
weise heftig mit organischen - Ätzmittel, z.B. für Edelstahl
Verbindungen
_ Methan CH gasförmig, farblos, geruchlos, - Treibhausgas in der Atmo-
sehr gut brennbar sphäre
löslich in organischen Lösungs- - Grubengas in Bergwerken
mitteln wie Ether, aber nicht in - umweltfreundlicher Brennstoff
Wasser (Hauptbestandteil von Erdgas)
chemisch beständig, geht Subs- - Ausgangsstoff zur Herstellung
titutionsreaktionen ein von Methanol und Methanal
Ethanol CzH5,OH flüssig, farblos, charakteristisch - Trinkalkohol in Bier, Wein und
riechend, leicht entzündlich, anderen Getränken
schwach giftig - alternativer Kraftstoff (Bio-
mischbar mit Wasser und vielen ethanol) oder Brennstoff
organischen Lösungsmitteln (Spiritus)
wirkt reduzierend, geht fol- - Lösungsmittel für Arzneistoffe
gende chemische Reaktionen oder Duftstoffe (Kosmetik)
ein: Dehydrierung, Dehydra- - Konservierungs-, Desinfektions-
tisierung und verschiedene und Reinigungsmittel
Redoxreaktionen - Ausgangsstoff für Ester, Chlor-
ethan und andere Chemiepro-
dukte
Methanal HCHO gasförmig, farblos, stechend - giftiger Schadstoff im Ziga-
riechend, giftig, brennbar rettenrauch und in einigen
löslich in Wasser und organi- Kunststoffen
schen Lösungsmitteln - Ausgangsstoff zur Herstellung
geht viele Additions-, Konden- von Phenoplasten und Form-
sations- und Redoxreaktionen aldehydharzen
ein - Konservierungs- und Desinfek-
tionsmittel in der Industrie
Überblick

Atome und Atombindung

= Atome bestehen aus einem massereichen,


positiv geladenen Kern und einer fast masse-
freien, negativ geladenen Atomhülle.
Der Atomkern enthält Protonen und Neu-
tronen. Die Protonenzahl entspricht der
Kernladungszahl. Die Atomhülle enthält die
Elektronen.
Die Zahl der Protonen und Elektronen ist gleich, sodass Atome elek-
trisch neutral sind.

= Die Elektronen bewegen sich auf stabilen Schalenmodell (Sau ffatom)


Bahnen um den Atomkern. Diese Elektro-
nenschalen entsprechen Energieniveaus und
können maximal 2n? Elektronen aufnehmen.
Die Außenelektronen besitzen die höchste
Energie und bestimmen die chemischen K-Schale (2 Meer
Eigenschaften der Elemente. L-Schale (6e) — —
Die Elektronenanordnung der Edelgase mit n 2
zwei bzw. acht Außenelektronen ist beson- Atomkern
ders energiearm. Daher streben alle Atome mit8 Protonen —
danach, die Achterschale oder eine andere I
stabile Edelgaskonfiguration zu erreichen.

s Moleküle bestehen aus mindestens zwei Atomen, die durch ein oder
mehrere gemeinsame Elektronenpaare miteinander verknüpft sind.
Diese Art der chemischen Bindung bezeichnet man als Atombindung
bzw. Elektronenpaarbindung. Sie beruht auf der Anziehung zwischen
gemeinsamen Elektronenpaaren (negative Ladung) und Atomkernen
(positive Ladung) sowie auf dem Bestreben der Atome, eine Achter-
schale zu erreichen.
Die Atombindung zwischen Elementen gleicher Elektronegativität
ist unpolar. Atome unterschiedlicher Elektronegativität bilden polare
Atombindungen.

Sauerstoffmolekül

AEN = 0, unpolares Molekül

auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD Wissenstest 2B


84 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.3 Metalle und Metallbindung

2.3.1 Struktur und Eigenschaften der Metalle

Chemische Bindung in Metallen

Metalle sind Elementsubstanzen, die elektrisch leitfähig sind, eine


gute Wärmeleitfähigkeit und einen metallischen Glanz besitzen.
Metalle sind meist gut verformbar. Außer Quecksilber sind alle Me-
talle bei Zimmertemperatur fest.

[Ü Die Metallatome Die typischen Eigenschaften der Metalle ergeben sich aus ihrem Bau,
sind im Metallgitter d.h. aus der Anordnung der Teilchen und der zwischen ihnen wirkenden
so dicht wie möglich Kräfte. Feste Metalle bilden kristalline Strukturen, weil ihre kleinsten
gepackt. Dabei un- Teilchen, die Metallatome, geometrisch regelmäßig in einem dreidimen-
terscheidet man drei
sionalen Metallgitter angeordnet sind.
Gittertypen.

Metallatome besitzen meist nur ein bis drei Außenelektronen. Diese be-
finden sich relativ weit vom Kern entfernt und können leicht abgegeben
werden. Sie sind in der Gitterstruktur frei beweglich und bilden das so-
genannte Elektronengas.
Nach der Elektronenabgabe stimmt die Zahl der Protonen und Elektro-
nen in den Atomen nicht mehr überein. Aus den neutralen Atomen ent-
stehen am selben Gitterplatz positiv geladene Metall-Ionen bzw. Atom-
rümpfe.
[Ü Dieses Modell der Durch Aufnahme und Abgabe von Elektronen findet ein ständiger Wech-
Metallbindung wird sel zwischen neutralen Atomen und positiven Atomrümpfen statt.
auch Elektronengas- Zwischen den positiv geladenen lonen und den frei beweglichen elekt-
modell genannt. risch negativ geladenen Elektronen wirken relativ starke elektrische An-
ziehungskräfte. Diese bewirken den Zusammenhalt im Kristall. Die Art
der Bindung bezeichnet man als Metallbindung.

Die Metallbindung ist eine Art der chemischen Bindung, die auf
der Anziehung zwischen frei beweglichen, negativ geladenen
Elektronen, dem Elektronengas, und positiv geladenen Metall-
Ionen beruht.

Modell des
Aluminiumatoms Modell des Metallgitters Stoff: Aluminium
2.3 Metalle und Metallbindung 85

Mit dem Elektronengasmodell lassen sich viele Eigenschaften der Me- FÜ Die meisten
talle gut erklären. Da starke Kräfte zwischen den Atomrümpfen und den chemischen Elemente
frei beweglichen Elektronen wirken, weisen Metalle meist den festen sind Metalle. Sie
Aggregatzustand auf. stehen im Perioden-
system der Elemente
Bei ausreichender Wärmezufuhr beginnen die Teilchen, stärker zu
hauptsächlich auf
schwingen. Wird die Schmelztemperatur des Metalls erreicht, werden die
der linken Seite
Schwingungen so stark, dass die Teilchen die Anziehungskräfte im Me- (5. 174).
tallkristall überwinden und ihre festen Gitterplätze verlassen. Das Metall
schmilzt und geht in den flüssigen Aggregatzustand über. Bei weiterer
Energiezufuhr wird das Metall gasförmig.
Dadurch, dass das Metallgitter aus gleichartigen oder ähnlichen Atomen
besteht, können die Atomschichten relativ leicht durch mechanische
Krafteinwirkung gegeneinander verschoben werden. Dabei ändern sich
die Bindungskräfte zwischen den Metallatomen nicht und sie können in
der neuen Position verbleiben. Deshalb sind fast alle Metalle gut plas-
tisch verformbar.
Anhand des Baus der Metalle lässt sich auch die elektrische Leitfähig- FÜ Auch die gute
keit erklären. Sie beruht auf den frei beweglichen Elektronen, die im Wärmeleitfähigkeit
Metallkristall vorhanden sind. Unter dem Einfluss einer Gleichspannung der Metalle beruht
bewegen sie sich gerichtet vom Minus- zum Pluspol, sodass es zu einem auf den im Metallgit-
ter frei beweglichen
Ladungstransport kommt.
Elektronen.

Schmelz- und Siedetemperaturen Verformbarkeit

- sehr unterschiedliche Schmelz- und - alle Metalle plastisch


Siedetemperaturen verformbar
(Natrium: 9, = 98°C, d, = 892 °C; - einige Metalle bzw. ihre
Wolfram: d, = 3 410°C, ö,=5 500 °C) Legierungen (Stahl)
- bei Raumtemperatur fest elastisch verformbar
(Ausnahme: Quecksilber)

- sehr unterschied- -Dichte<5g:cm°:


liche Härte (Ritz- Leichtmetall
härte nach MOHS: (z.B. Aluminium)
Blei 1,5; Eisen 4,5; — Dichte>5g cm’:
Chrom 9) Schwermetall
(z.B. Eisen)

Leitfähigkeit metallischer Glanz

- alle Metalle elektrisch leitfähig - glatte metallische Oberflächen


und wärmeleitfähig, jedoch reflektieren das Licht
unterschiedlich gut - silbrig oder farbig glänzend
86 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Einteilung der Metalle

Trotz aller Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die Metalle doch in eini-


gen Eigenschaften, z.B. in ihrem spezifischen Gewicht bzw. ihrer Dichte,
der Farbe, der Schmelztemperatur oder ihrem Redoxverhalten.
Anhand dieser Eigenschaften lassen sich die Metalle in unterschiedliche
Gruppen einteilen.

[U Nach ihrer Farbe Einteilung der Metalle nach der Dichte


können Metalle in
Leichtmetalle Schwermetalle
Schwarzmetalle, z.B.
Eisen, und Buntme- Dichte kleiner als 5 g/cm? Dichte größer als 5 g/cm?
talle, z.B. Kupfer,
eingeteilt werden.
EM Natrium, Magnesium EI Chrom, Eisen, Gold

[ Edelmetalle kom- Einteilung der Metalle nach der Schmelztemperatur


men in der Natur niedrig schmelzende mittel schmelzende hoch schmelzende
häufig gediegen, Metalle Metalle ' Metalle
d.h. als reines Metall,
vor. Unedle Metalle niedriger als 600 °C 600-1 100°C ab 1100°C
(75. 137) kommen
= Zinn, Cadmium EM Aluminium M Mangan, Eisen
dagegen nur in ge-
bundener Form vor.
Einteilung der Metalle nach den Redoxeigenschaften
unedle Metalle ' edle Metalle
- geben leicht Elektronen ab - geben schwer Elektronen ab
— bilden leicht Oxide - bilden schwer Oxide
M Natrium, Magnesium EB Kupfer, Silber, Gold, Platin

Die chemischen Eigenschaften, insbesondere die Beständigkeit an der


Luft, bestimmen maßgeblich die natürlichen Vorkommen und die An-
wendungen der Metalle.
Aus der Variabilität der Eigenschaften ergeben sich die vielfältigen Ver-
wendungsmöglichkeiten der Metalle.

(Ü] Das häufigste M So ist das Leichtmetall Mag-


Gebrauchsmetall ist nesium bei gleichem Volumen
Eisen mit einer Welt- mehr als zehnmal leichter als
jahresproduktion von das Schwermetall Gold. Wegen
600 Mio. Tonnen.
seines geringen Gewichts wird
Das unedle Metall ist
Magnesium ebenso wie Alumi-
Hauptbestandteil von
Stahl (7. 290f.). nium zunehmend im Karosse-
riebau verarbeitet.
Das edle Gold nutzt man da-
gegen für Zahnfüllungen, zur
Schmuckherstellung und wegen seiner selbst für Metalle hervorra-
genden Leitfähigkeit in der Elektroindustrie.
Zinn ist wegen seines relativ niedrigen Schmelzpunkts Hauptbestand-
teil des Lötzinns. Die extrem harten Metalle Chrom und Wolfram eig-
nen sich besonders für die Veredelung von Oberflächen.
2.3 Metalle und Metallbindung 87

2.3.2 Wichtige Metalle und Legierungen

Metall und Eigenschaften Vorkommen und Verwendung


—- Vorkommen: in metallischer [Der Erdkern
Form z.B. in Meteoriten, in mi- mit einem Radius
neralischer Form in Eisenerzen, von etwa 3500 km
z.B. Pyrit, Hämatit, Magnetit besteht fast voll-
oder Limonit ständig aus Eisen.
Verwendung: wichtigstes Eisen gehört in
lonenform auch zu
Gebrauchsmetall, meist in Form |
den lebenswichtigen
von Legierungen (/'5. 89) wie
Spurenelementen für
Gusseisen und Stahl, z.B. für Menschen, Tiere, und
Eisen: Brückenbau, Schiffsbau, Ma- Pflanzen.
in reinem Zustand silberweiß, schinenbau oder Fahrzeugbau
Schwermetall, relativ weich,
dehnbar, rostet sehr schnell, sehr
reaktionsfreudig

Vorkommen: in Form von © Aluminium ist


Aluminiumerzen (wichtigstes ein Bestandteil von
Aluminiumerz ist das Bauxit) wertvollen Edelstei-
Verwendung: im Fahrzeugbau nen wie Rubin oder
und Flugzeugbau, für Haus- Saphir.

haltsgeräte, im Bauwesen, in
der Verpackungsindustrie, in
der Elektrotechnik

' Aluminium:
‚ silberweißes Leichtmetall,
‚ widerstandsfähig gegenüber
| Luftfeuchtigkeit, korrosionsbe-
‚ ständig durch Ausbildung einer
sehr dünnen, harten Schicht aus
Aluminiumoxid, gut verformbar

Vorkommen: relativ seltenes


[© Auch Kupfer ist in
Element, in metallischer Form lonenform ein wich-
in geringen Mengen; gebun- tiges Spurenelement,
den als Kupferkies oder Kupfer- | das besonders an
glanz Elektronenübertra-
Verwendung: in der Elektro- gungsprozessen im
industrie als Kabelmaterial, für Körper beteiligt ist.
Heizanlagen und Kühlanlagen

\
' Kupfer:
‚ hellrot, sehr weich, dehnbar, sehr
gute elektrische Leitfähigkeit,
oxidiert an der Luft langsam
!
88 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Metall und Eigenschaften Vorkommen und Verwendung


- Vorkommen: in elementarer
[Die Goldreserven
der Welt werden
Form, z.B. im Ural, in Kanada,
auf etwa 60000 t in Australien und in Sibirien
geschätzt. Legt - Verwendung: fast immer in
man den derzeiti- Form von Legierungen in der
gen Goldverbrauch Schmuckindustrie, für Münzen,
zugrunde, reichen in der Elektronik und Zahn-
die Vorräte noch ca. Gold: technik
30 Jahre. rötlich gelb, sehr weich, Schwer-
metall, dehnbar, leicht bearbeit-
bar, sehr reaktionsträge

[] Genau wie Gold — Vorkommen: in elementarer


ist auch Silber ein Form (gediegen), häufig als
beliebtes Schmuck- Begleitmetall zu Gold, selten in
metall. Schwerlösli- Form von Erzen, z.B. Argyrodit
che Silberhalogenide — Verwendung: Schmuck,
spielten eine wich- Bestecke, Münzen, Spiegel,
tige Rolle in der klas-
Batterien, Katalysatoren, in
sischen Fotografie. Silber :
der Fotoindustrie in Form von
weiß glänzend, weich, leicht
Silbersalzen
verformbar und dehnbar, besitzt
von allen Metallen die höchste
Leitfähigkeit für Elektrizität und
Wärme

[I Das Leichtmetall - Vorkommen: in Form von Er-


Titan ist chemisch zen, z.B. Rutil und Titaneisen-
sehr beständig und erz (IImenit)
wird u.a. deshalb — Verwendung: wegen seiner
für medizinische hohen Festigkeit und des gerin-
Prothesen (/ Abb.)
gen Gewichts, für Triebwerke
eingesetzt. In der
Titan: in der Luft- und Raumfahrt,
Farbenindustrie nutzt
man Titandioxid (Ti- ‚ silberweiß, dehnbar, kann kalt Apparate in der chemischen
tanweiß) als Pigment gewalzt und zu Drähten gezogen Industrie, Medizin und Militär-
für Dispersionsfar- ‚ werden, bildet an der Luft eine technik
ben. ı fest haftende Oxidschicht, ist des-
. halb sehr korrosionsbeständig

|
- Vorkommen: in verschiedenen
Mineralien, Gewinnung aus
Uranpecherz
-— Verwendung: als Kernbrenn-
stoff, Herstellung von Kernwaf-
fen; Uran mit hoher Dichte als
Strahlenschutzmaterial sowie
BUZTE
zur Panzerung von Geschossen
an frischen Oberflächen silber-
ı glänzend, an der Luft beständig,
‚ überzieht sich schnell mit einer
Oxidschicht, radioaktiv
2.3 Metalle und Metallbindung 89

Legierungen

Metalle werden selten rein, sondern häufig in Form von Legierungen


verwendet. Diese homogenen Stoffgemische (/5. 63) entstehen, wenn
sich ein Metall mit einem weiteren Metall oder mit anderen Stoffen, z.B.
in einer Schmelze, verbindet.
Legierungen bestehen also aus mehr als einer Atomsorte. Sie haben
überwiegend metallische Eigenschaften. Mit der Herstellung von Legie-
rungen werden die für technische Anwendungen erforderliche Härte,
chemische Beständigkeit oder andere spezielle Eigenschaften gezielt
verbessert.
Durch das Zusammenschmelzen verschiedener Metalle, mitunter auch
durch den Zusatz geringer Mengen an Nichtmetallen, z.B. Kohlenstoff,
werden beim Erstarren Fremdatome in das Metallgitter eingebaut.

Substitutionsmischkristall Einlagerungsmischkristall []] Bei Legierungen


werden Metallatome
im Gitter durch an-
dere Atome ersetzt
(Substitutionsmisch-
kristall) oder es be-
finden sich kleinere
Atome zwischen
größeren Metallato-
men (Einlagerungs-
mischkristall).
Wenn die Atomgröße und der Gittertyp der Legierungspartner annä-
hernd übereinstimmen, werden Metallatome durch andere Metallatome
ersetzt (/ Abb. links).
Sind die Fremdatome deutlich kleiner als die des Wirtsmetalls, werden
sie in die Gitterlücken zwischen den großen Metallatomen eingelagert
(7 Abb. rechts).

Legierungen sind homogene Stoffgemische aus zwei oder mehr


Elementen, von denen mindestens eines ein Metall ist.

Legierungen weisen teilweise ähnliche und teilweise sogar bessere > Die Himmels-
Eigenschaften auf als ihre elementaren Bestandteile. scheibe von Nebra
(etwa 2000 v.Chr.)
besteht aus Bronze.
EM So ist Eisen relativ weich und rostet an der Luft sehr schnell. Die Ei-
senlegierung Stahl (/S. 290) ist härter, schlagfester und oft beständi-
ger als Eisen. Durch Zusätze von Nickel, Chrom o.a. erhält man Spezi-
alstähle. In der Industrie und im Bauwesen wird hauptsächlich Stahl
und kaum Eisen verwendet.
Die Legierung Bronze enthält mindestens 60% Kupfer und als zwei-
ten Hauptbestandteil Zinn. Während die Reinstoffe Kupfer und
Zinn relativ weich sind, erreicht die Legierung eine wesentlich grö-
Bere Härte. Das wurde bereits in der vorgeschichtlichen Bronzezeit
erkannt. Da die Legierung schon bei weniger als 1000°C schmilzt,
konnten bereits 3000 v. Chr. Werkzeuge und Waffen aus Bronze her-
gestellt werden.
90 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Auch Gold wird häufig in Form von Legierungen, z.B. als Schmuck-
metall, verwendet. Feingold enthält mindestens 99,9% Gold; Rot-
oder Farbgolde enthalten neben dem Gold vor allem Kupfer (bis zu
30%) und Silber (bis zu 35 %).
Weißgolde enthalten Palladium oder Nickel, manchmal auch et-
was Kupfer und Zink; Blattgolde sind Silber-Kupfer-Legierungen
(70-99% Gold). Goldlegierungen sind gegenüber dem reinen Gold
meist härter und verschleißfester.
Der Goldgehalt in Goldlegierungen wird in Anteilen von Tausend,
früher auch in Karat angegeben: 100% Gold entsprechen einem
Feingehalt von Tausend, das sind 24 Karat.

Legierungen verschiedener Metalle


Legierung, ı Eigenschaften | Verwendung
Zusammensetzung
|j
Gusseisen I

|
96-98 % Eisen, spröde, gieß-, aber nicht | Gießen maßgenauer
2-4% Kohlenstoff schmiedbar Formstücke, z.B. Gully-
| deckel
Stahllegierungen:
- Eisenstähle: - relativ elastisch, schmiedbar | je nach Legierung als:
> 38,3 % Eisen, ı - Werkzeuge, Federn,
< 1,7% Kohlenstoff, ' Bleche, Nägel, Rohre;
- Baustähle: ı - Reaktoren in der
< 0,4% Kohlenstoff, | chemischen Industrie,
> 96 % Eisen) Haushaltsgeräte
- V2A-Stahl: - sehr hart, korrosionsbestän- |
71% Eisen, 20% Chrom, dig, zäh, beständig gegen-
8% Nickel, je 0,2 % Silicium, über vielen Chemikalien
Kohlenstoff, Mangan
Bronze
etwa 60 % Kupfer, dehnbar, verschleißfest, | Glocken, Medaillen,
30-40 % Zinn, andere Bestand- korrosionsbeständig, gut zu ' Geschütze, Plastiken,
teile (Aluminium, Blei, Zink) verarbeiten ı Kunstgegenstände
Messing
55-90% Kupfer, gut verformbar, korrosionsbe- | Armaturen, Türklinken,
10-45% Zink ständig Kunstgegenstände
'Neusilber
45-67 % Kupfer, 10-26 % sehr korrosionsbeständig, | Bestecke, Reißzeuge,
Nickel und etwas Zink ‚ fest, silberfarben \ Musikinstrumente
Amalgame
Quecksilber mit anderen Metal- meist bei leichtem Erwärmen | Zahnfüllungen, Elektro-
len, z.B. Blei, Gold, ‚Silber, Zink plastisch, sehr gut verformbar | den
Duraluminium
mehr als 90% Aluminium, sehr leicht, mechanisch und | | Fahrräder, Bahntechnik,
<5% Kupfer, <2% Magnesium, chemisch sehr beständig IF Flugzeugbau
<1% Mangan
Metalle und Legierungen

= Metalle sind Elementsubstanzen, die eine charakteristische Kombi-


nation gemeinsamer Eigenschaften aufweisen. Sie glänzen metallisch,
sind gut verformbar und leiten sowohl den elektrischen Strom als auch
die Wärme. Die typischen Eigenschaften ergeben sich aus der Struktur
der Metalle, d.h. der Anordnung der Teilchen und der zwischen ihnen
wirkenden Kräfte.

= Metallatome bilden ein regelmäßiges Metallgitter. Sie geben ihre


Außenelektronen ab, sodass diese frei beweglich sind. Dadurch sind auf
den Gitterplätzen positiv geladene Atomrümpfe vorhanden. Die Me-
tallbindung beruht auf der Anziehung zwischen den positiv geladenen
Atomrümpfen und den negativ geladenen Elektronen.

Metallgitter

= Legierungen sind Gemische von zwei oder mehr Elementen, von


denen mindestens eines ein Metall ist. Durch die Legierungsbildung
verändern sich die Eigenschaften. Bei technisch wichtigen Legierungen
wie Stahl oder Messing werden optimale Eigenschaften erhalten.
Legierungen bestehen ebenfalls aus Metallgittern. Darin besetzen
große Fremdatome reguläre Gitterplätze. Kleine Fremdatome werden
dagegen in Lücken zwischen den anderen Metallatomen eingelagert.

auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD Wissenstest 2C


92 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.4 Ionen und lonenbindung

2.4.1 lonen

Ionen sind elektrisch geladene Teilchen. Positiv geladene Ionen


heißen Kationen, negativ geladene werden Anionen genannt.

Nach ihrer Zusammensetzung und der Entstehung können einfache


Ionen, zusammengesetzte Ionen, Zwitterionen und Komplexionen un-
terschieden werden.

einfache lonen zusammengesetzte lonen Zwitterionen Komplexionen

aus Teilchen eines . aus Teilchen von mindestens aus Teilchen von aus Zentralteilchen
Elements zwei Elementen mindestens (Zentralion oder -atom)
. zwei Elementen und Liganden

positiv. negativ: mern |


positiv - negativ.
geladen, geladen, positiv „geladen, geladen,
z.B.Nat { eladen, I 0 SZ li) zB. gi
ZB.HO* "NH3-CH,—C00 I[CUNH3),]?* TAg(s,03),1?

Bildung einfacher Ionen

Einfache Ionen entstehen aus einem Atom eines chemischen Elements


durch Aufnahme oder Abgabe von Elektronen. Gibt ein Atom Elektro-
nen ab, wird ein positiv geladenes Kation gebildet. Bei Elektronenauf-
nahme entsteht ein negativ geladenes Anion.
Durch die Elektronenaufnahme bzw. -abgabe streben die Atome eine
stabile Edelgaskonfiguration (5. 184) an, häufig die Achterschale. Aus
der Zahl der aufgenommenen bzw. abgegebenen Elektronen ergibt sich
die Ladung der lonen.

[ Durch Ionen-
17,Cl-Atom 17,Cl-lon
bildung wird nicht
immer eine Achter- Ek Eh
schale erreicht. Mög-
lich sind auch andere 3 9889980— „ve 3 peTeTeTe Tee 0-
stabile Edelgaskonfi-
2 89-89-8829 8- — 21.8628-9--9-8-
gurationen, z.B. mit MR Sr 18
zwei (Helium) oder
cl + © Se ch
18 (Krypton) Außen-
elektronen. Chloratom + e — Chlorid-Ion
2.4 lonen und lonenbindung 93

11Na-Atom 11Na*-Ion
E E
k k

3-8
- e7

2 H8-8-8-6-4-9-2-9— ___. 28-89-2499 -


1he— 18

Na mm Nat + e
Natriumatom Dear Natrium-lon

Zusammenhang zwischen Atombau und Bildung einfacher Ionen

[Ü Diese Zusammen-
Haupt- Anzahl der Anzahl der Anzahl der Ladung des
hänge stellen eine
gruppe Außen- abgegebenen aufgenomme- lons starke Vereinfachung
'elektronen Elektronen nen Elektronen dar. Vor allem die
Io 1 1 +1 Elemente der IV. bis
VII. Hauptgruppe bil-
den auch lonen mit
anderen Ladungen.
-— | u. — Fr ——

Aus dieser Übersicht ergibt sich, dass die Metalle der I.-IIl. Hauptgruppe
nur positiv geladene lonen bilden. Dabei stimmt die Ladung der Katio-
nen mit der Hauptgruppennummer überein.
Elemente der V.-VIl. Hauptgruppe bilden bevorzugt negativ geladene
Ionen, also Anionen. Der Zahlenwert der Ladung der Anionen lässt sich
nach der einfachen Formel: „Ladung des Ions = acht minus Hauptgrup-
pennummer” berechnen.
Die Elemente der VIII. Hauptgruppe bilden keine lonen, da sie schon ein
Elektronenoktett (Achterschale) besitzen.

Ionenbildung durch Elektronenabgabe


U Elemente der
IV. Hauptgruppe
Element der I.-Ill. Hauptgruppe —- Kation + Elektron(en) (75. 186 ff.) können
sowohl Elektronen
aufnehmen als auch
M Kaliumatom —— Kalium-lon + Elektron
abgeben, um eine
K — K* + e Achterschale zu er-
reichen. Die Bildung
Magnesiumatom —— Magnesium-Ion + Elektronen vierfach geladener
Mg — Mg** + 2e lonen ist jedoch
selten, weil so hoch
Aluminiumatom —— Aluminium-Ion + Elektronen geladene lonen nicht
Al — AB+ + 3e sehr stabil sind.
94 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

lonenbildung durch Elektronenaufnahme

Element der V.-VIl. Hauptgruppe + Elektronen) —- Anion

= Chloratom + Elektron —— Chlorid-Ion


cl + © — cl

Schwefelatom + Elektronen —— Sulfid-Ion


5 + 2e” — 57

Benennung und chemische Zeichen von einfachen Ionen


Zur Kennzeichnung einfacher Ionen verwendet man - ähnlich wie bei
Atomen - das Elementsymbol. Außerdem wird oben rechts neben dem
Symbol die Ladung des Ions angegeben.
Ist das Ion mehrfach geladen, wird der Betrag der Ionenladung mit einer
Ziffer gekennzeichnet. Die Ziffer Eins wird bei der Angabe des Betrags
der Ionenladung üblicherweise weggelassen.
Um Kationen und Anionen auch vom Namen her zu unterscheiden, wer-
den Anionen mit einer Endung versehen. Alle einfachen Anionen erhal-
ten die Endung „-id”.

EM Benennung und Symbole von lonen:


Bromid-lon: Br” Sulfid-Ion: S?
Lithium-lIon: Lit Calcium-lon: Ca?*

Vergleich von Atomen und Ionen


u Zusammenge- Teilchen Atom einfaches Ion
setzte lonen (/S. 62)
bestehen aus mehre- Verhältnis von Anzahl der Protonen = | Anzahl der Protonen #
ren durch Atombin- Protonen und Anzahl der Elektronen | Anzahl der Elektronen
dung verbundenen Elektronen
Atomen. Ihre Ladung
Ladung des Teir neutral positiv oder negativ
ergibt sich aus der
chens
Gesamtzahl der
Protonen und Elek- Beispiel 12p*+12e"=0 12 p* +10 e"=2+
tronen im lon. Magnesium
’& ”
I
= So
9° "0

Protonenzahl:
(1:7)+(3-8)=31
Elektronenzahl:
(3-10)+2=32
lonenladung:
31-32 = 1- Atome und lonen eines chemischen Elements besitzen die gleiche
Anzahl an Protonen und Neutronen. Sie unterscheiden sich nur in
der Elektronenanzahl und damit in ihrer Ladung.
2.4 Ionen und lonenbindung 95

2.4.2 Struktur und Eigenschaften von lonensubstanzen

lonenbindung und lonenkristalle

Die Ionenbindung bzw. lonenbeziehung ist eine Art der chemi-


schen Bindung, die auf der elektrostatischen Anziehung zwischen
den positiv geladenen (Kationen) und negativ geladenen Ionen
(Anionen) beruht.

Die entgegengesetzt geladenen lonen entstehen beispielsweise bei der Im Natrium-


chemischen Reaktion zwischen geeigneten Metallen und Nichtmetallen. chloridkristall ist je
Durch Elektronenabgabe bilden die Metallatome Kationen. Die Elektro- ein Chlorid-Ion von
nen werden von Nichtmetallatomen aufgenommen, wobei stabile An- sechs Natrium-lonen
und umgekehrt ein
ionen entstehen.
Natrium-Ion von
Die verschiedenen lonen ordnen sich regelmäßig in einem dreidimensio-
sechs Chlorid-Ionen
nale lonengitter an. Die positiv und negativ geladenen lonen ziehen sich umgeben.
aufgrund ihrer entgegengesetzten elektrischen Ladung elektrostatisch
an. Diese starken Kräfte wirken in alle Raumrichtungen und führen zum
Zusammenhalt der Ionen im lonenkristall.

Bildung eines Natriumchloridkristalls


Chlormoleküle Chloratome Chlorid-Ion

EIG od ei Natrium-Ion
Spaltung u Aufnahme r

der >’ von


Ü
Moleküle Elektronen f © ® ö & Bildung des

!
o —
Kristallgitters | (”
A
I
Natriumgitter Natriumatome \

4) Zerfall o w Abgabe vd
HM — ee Se:
” des Gitters o® von Elektronen
Natrium-lon Chlorid-Ion

lonenkristalle können mithilfe eines Gittermodells dargestellt werden


(7 Abb. oben rechts). Dabei werden die Abstände zwischen den lonen
verhältnismäßig größer dargestellt, als sie sind. Auf diese Weise wird die
räumliche Struktur deutlicher erkennbar.

Ein lonenkristall kann auch mit-


hilfe eines Packungsmodells dar-
gestellt werden. Dabei geht man Natrium-lon
von einer Anordnung der lonen in
Chlorid-Ion
einer dichten Kugelpackung (Teil-
chenmodell, 75S. 59) aus und be-
rücksichtigt auch deren unter-
schiedliche Größe.
96 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

[Bei anderen Im Natriumchloridkristall ist die


Salzen weicht die An- gleiche Anzahl von einfach po-
ordnung der Ionen sitiv geladenen Natrium-lIonen wm Stoff: Natriumchlorid
von der im NaCl- und einfach negativ geladenen w Verhältnis Na*: Cl’ = 1:1
Kristall ab. Aufgrund
Chlorid-Ionen enthalten. w 1 Baueinheit: Natriumchlorid
der unterschiedli-
chen Ladungen und
Das Verhältnis der lonen be-
Größen der Ionen trägt 1:1 und ist der Formel
kommen unterschied- des Salzes zu entnehmen. Die Formel NaCl ist eine Verhältnisformel
liche Gittertypen und kennzeichnet die kleinste Baueinheit von lonenkristallen.
zustande. Beson-
ders bei Salzen aus Dadurch heben sich die Beträge der entgegengesetzten lonenladungen
zusammengesetzten insgesamt auf und der Kristall ist nach außen elektrisch neutral.
lonen (/S. 62) ist die
räumliche Struktur
Mm \Wenn die lonen im Kristall un-
häufig kompliziert.
terschiedliche Ladungen besit- Ca?*-Kationen F’-Anionen
zen, müssen sich diese eben-
> Genau umge- falls ausgleichen. Beim Calci-

V
kehrt ist die Situation umfluorid ist das Ca°*-Ion

nun nn)
2;
beim ionischen zweifach positiv und das F’-Ion
Lithiumoxid Li>O. Bei einfach negativ geladen. Des-
der A»B-Verbindung
halb müssen pro Ca?*-Ion zwei
kommen auf ein ee
F-lonen vorhanden sein, da-
O2”-Anion zwei Li*-
Kationen. mit der CaF,-Kristall elektrisch
neutral ist. Folglich ist ein Kat-
ion von 8 Anionen, aber ein
Anion nur von vier Kationen
umgeben.

lonenkristalle sind regelmäßige dreidimensionale Anordnungen


von Anionen und Kationen. Sie sind nach außen neutral, weil die
Ladungen der positiven Ionen insgesamt durch die negativ gelade-
nen lonen ausgeglichen werden.

mögliche Kristallformen von lonensubstanzen

Natriumchlorid- Gittermodell NaCl


kristall

würfelförmig, hexagonal,
z.B. Kochsalz NaCl z.B. Anhydrit CaSO,

rhomboedrisch, oktaedrisch,
z.B. Calcit CaCO; z.B. Alaun KAI(SO,)>
2.4 lonen und lonenbindung 97

Eigenschaften von lonensubstanzen

EI salze sind die


lonensubstanzen weisen eine stabile Gitterstruktur mit starken wichtigste Unter-
elektrostatischen Anziehungskräften zwischen den entgegenge- gruppe der lonensub-
setzt geladenen lonen im dreidimensionalen Gitter auf. stanzen.

Aufgrund dieser Struktur besitzen alle Ionensubstanzen eine Reihe ge- [] wegen seiner
meinsamer charakteristischer Eigenschaften: Härte wird z.B. Koch-
1. Aufgrund der starken elektrostatischen Anziehungskräfte im Gitter salz aus Lagerstätten
haben lonensubstanzen einen festen Aggregatzustand und sind kris- auch als Steinsalz

tallin. bezeichnet.
2. Die hohen Schmelz- und Siedetemperaturen ergeben sich aus dem
starken Zusammenhalt der Teilchen. Um die Ionen voneinander zu
trennen, muss viel Energie (Wärme) aufgewandt werden.
3. Vor allem Salze sind meist hart und ©
spröde. Bei plötzlicher mechanischer
Krafteinwirkung zerspringen sie. Do Fe
Durch die Krafteinwirkung werden » .
die lonenschichten gegeneinander
verschoben. Dadurch geraten Ionen =ad
MD»
We
Di
-

mit gleicher Ladung in unmittelbare 3 D 2> 3.


Nähe. Aufgrund der Abstoßung zwi- fi“
schen den Teilchen zerspringen die I E-
Kristalle (/ Abb.).
4. Die Schmelzen der lonensubstanzen leiten den elektrischen Strom.
Bei genügender Energiezufuhr zerfällt der Kristall in einzelne, frei
bewegliche Ionen, die den Ladungstransport ermöglichen.
5. lonensubstanzen dissoziieren in Wasser. Da Wassermoleküle kleine
Dipole (5. 76) sind, können sie mit den elektrisch geladenen Ionen
der Salze in Wechselwirkung treten und diese aus dem lonengitter
herauslösen.

lonensubstanzen sind kristalline Stoffe mit hohen Schmelz- und


Siedetemperaturen. Die Kristalle sind hart, aber spröde. Feste > In Wasser liegen
lonensubstanzen leiten den elektrischen Strom nicht, sondern nur lonen immer hydrati-
siert vor!
in Form von Schmelzen oder wässrigen Lösungen.

festes NaCl —— Zerfall des Gitters (Dissoziation) ——> gelöstes NaCl (Na* + Cl-)
98 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.4.3 Salzbildungsreaktionen

[ Neutralisations- Salze sind lonensubstanzen, die aus Metall-Kationen oder Ammo-


reaktionen (/5S. 148) nium-lonen und Säurerest-Anionen bestehen.
zwischen Säuren und
Basen sind immer
exotherm.
Wichtige Salzbildungsreaktionen sind Säure-Base-Reaktionen (1.bis3.).
Aber auch bei Redoxreaktionen (4. und 5.) sowie Fällungsreaktionen (6.)
entstehen Salze als Reaktionsprodukte.

1. Neutralisationsreaktionen von Säuren und Basen

Säure(lösung) + Base(llösungd) —— Salz(lösung) + Wasser

Mi Reaktion von Salzsäure mit Natriumhydroxidlösung


HCI + NaOH —- NaCl + H,O

2. Reaktion von Säuren und Metalloxiden

Säure(lösung)D) + Metalloxid ——- Salz(lösung) + Wasser

[ Redoxreakti- El Reaktion von Salzsäure mit Calciumoxid


onen, bei denen 2HCI + CaO —- Call» + H,O
Elementsubstanzen
zu lonensubstanzen 3. Reaktion von Nichtmetalloxiden und Basen
reagieren, sind häu-
fig stark exotherm.
Nichtmetalloxid + Basen(lösung) —- Salz(lösung)) + \Wasser
Auf diese Weise
entstehen nicht nur
Salze wie Natrium- El Reaktion von Kohlenstoffdioxid mit Calciumhydroxid
chlorid, sondern auch CO + Ca(OH), —- CaCO; + H,O
salzartige Oxide wie
Magnesiumoxid. 4. Reaktion von verdünnten Säuren und unedlen Metallen

Säure(lösung) + unedles Metall —- Salz(lösung) + Wasserstoff

El Reaktion von Salzsäure mit Magnesium


2 HCl + Mg — Mall, + H3

[Die Löslichkeit 5. Reaktion von Metallen und Nichtmetallen


von Salzen in Wasser
unterscheidet sich Metall + Nichtmetall — Salz
stark. Sie hängt von
der Art des Salzes
EI Reaktion von Natrium mit Chlor
und der Temperatur
2 Na + Ch — 2Nall
ab. Die Fällung bzw.
Kristallisation ist
die Umkehrung des 6. Fällungsreaktionen (/S. 149):
Lösungsprozesses
bzw. der Dissoziation Kationen in wässriger Lösung + Anionen —— Salz
in Wasser.
BM Ag* + CT — Agclh
2.4 lonen und lonenbindung 99

2.4.4 Wichtige Ilonensubstanzen

lonensubstanzen werden aufgrund ihrer Eigenschaften auch salz- [ Ionensubstan-


artige Stoffe genannt. Neben den Salzen gehören jedoch auch zen spielen eine
viele Metallhydroxide und Metalloxide zu den lonensubstanzen. wichtige Rolle im
Alltag. So benutzen
die Menschen schon
seit Jahrtausenden
Während viele Salze in Salzlagerstätten in der Natur vorkommen, müs-
verschiedene Salze
sen die meisten ionischen Oxide und Hydroxide wie Natriumhydroxid als Lebensmittelkon-
synthetisch hergestellt werden. servierungsstoffe,
z.B. Kochsalz und
Ionen- Eigenschaften und Gewinnung und Verwendung Nitrate.
substanz Vorkommen
Natrium- — farblos, durchsich- — Abbau von Steinsalzvor-
chlorid tig, fest, würfelför- kommen
Kochsalz mige Kristalle, gut - Auflösen und Eindampfen
NaCl wasserlöslich natürlicher Salzsolen, Ein-
als Steinsalz (Halit) dunsten oder Ausfrieren von
in mächtigen Meerwasser
Lagerstätten, im Konservierung von Lebens-
Meerwasser, in mitteln
einigen Binnenseen Herstellung von Salzsäure,
ohne Abfluss, z.B. Chlor, Natronlauge, Natrium-
im Toten Meer carbonat, Natriumsulfat
Gerbstoffindustrie und kera-
mische Industrie
Natrium- fest, weiß, gut industrielle Gewinnung aus
carbonat wasserlöslich Natriumchlorid mithilfe des
Soda in Natronseen in Solvay-Verfahrens oder durch
Na>CO; Afrika, Nord- und Reinigung von Natursoda
Südamerika sowie Grundchemikalie zur Her-
in Lagerstätten in stellung von Glas, Papier,
Asien Zellstoff, Seifen und Wasch-
mitteln
Natrium- fest, weiß, gut Gewinnung durch Chloralkali-
hydroxid wasserlöslich, Elektrolyse (/S. 302) aus
NaOH wasseranziehend Natriumchloridlösung
(hygroskopisch) Neutralisationsmittel, zum
und stark ätzend Aufschluss von Erzen in der [] Carbonate und
kommt nicht natür- Metallurgie (/S. 304), zur Sulfate können
lich vor Herstellung von Seifen, Pa- auch im Trinkwasser
enthalten sein. Die
pier, Kunstseide, Gummi usw.
Wasserhärte ist ein
Calcium- fest, weiß, schwer _ Abbau im Tagebau Maß für den Anteil
carbonat wasserlöslich als Baumaterial, Ausgangs- vor allem schwer
Kalkstein als Kalkstein, stoff für das Kalkbrennen löslicher Ionensub-
CaCO; Kreide, Marmor (75. 298), zur Herstellung stanzen, zu denen
oder Calcit (Kalk- von Zement vor allem Calcium-
und Magnesiumsalze
' spat) |
gehören.
100 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

lonen- Eigenschaften und Gewinnung und Verwendung


substanz Vorkommen
2 Calcium- - farblos bis weiß; - Abbau im Tagebau
n Calciumoxid
sulfat fest, pulverförmig, |- in der Bauindustrie direkt als
(Branntkalk) ist ein
ionisches Oxid, das
Anhyarit schwer wasserlös- Gips oder zur Zementproduk-
durch Kalkbrennen CaSO, lich tion
aus Calciumcarbonat - als Anhydrit oder - in der Keramik-, der Farben-
gewonnen wird. als Gips (/S. 215) und der Papierindustrie
Calcium- - fest, weiß, wasser- | - durch Kalklöschen von
hydroxid löslich, ätzend Branntkalk mit Wasser
Löschkalk | - kommt nicht natür- | - als Baumaterial (Löschkalk)
Ca(OH), lich vor zur Zubereitung von Mörtel,
zur Reinigung von Abwässern
und zur Entschwefelung von
Abgasen; als Düngemittel
[1 Der in den Kalila- Kalium- - farblos, fest, - durch Reaktion von Natrium-
gerstätten vorkom- nitrat kristallin, gut nitrat mit Kaliumchlorid-
mende Kainit enthält Salpeter, wasserlöslich, in - Bestandteil von Schwarz-
Chloride und Sulfate
Kalisalpe- geschmolzenem pulver und Düngemitteln, zur
des Kaliums. Das sind
oft sogenannte Dop-
ter KNO;z Zustand starkes Herstellung von Kaliumnitrit
pelsalze, z.B. Carnal- Oxidationsmittel für die Lebensmittelindustrie
lit als Doppelsalz des - in Salzlagerstätten
Kaliumchlorids mit Kalium- ' - weiß, fest, pulver- - aus Kaliumhydroxid und Koh-
Magnesiumchlorid: carbonat förmig, sehr gut lenstoffdioxid
KCI - MgCl; : 6 H,O.
Pottasche wasserlöslich - zur Glas-, Seifen- und Emaille-
K,CO; - in Salzlagerstätten, herstellung, für Waschmittel,
in einigen Binnen- zur Produktion von Kalium-
gewässern, z.B. im verbindungen
Toten Meer
Alumini- - weiß, fest, schlecht | - durch Aufschluss von Bauxit
umoxid wasserlöslich, ex- mit Natronlauge
Alz03 trem hart - als Schleifmittel, Material
- als Tonerde oder für keramische Gefäße und
Korund Werkzeuge, Katalysator für
Reaktionen, Zahnpulver
[2 Ammoniumsalze Ammoni- |- weiß, fest, sehr gut | - als Nebenprodukt beim
sind außerordent- umchlorid wasserlöslich Solvay-Verfahren
lich vielseitige Salmiak — kommt nicht natür- | - zur Herstellung von Kältemi-
Verbindungen, die
NH,Cl lich vor schungen und Sprengstoffen,
hauptsächlich als
Düngemittel einge-
als Elektrolyt für Batterien
setzt werden. und als Lötstein
Ammoni- - weiß, fest, extrem - durch Neutralisation von Sal-
umnitrat gut wasserlöslich, petersäure mit Ammoniak
NH4NO3 zerfällt explosions- | - rein oder als Bestandteil von
artig bei hohen Sprengstoffen, im Gemisch
Temperaturen mit Kalk als ideales Stickstoff-
- kommt nicht natür- düngemittel
lich vor
Struktur und Eigenschaften von lonensubstanzen

a lonen werden durch Elektronenabgabe oder Elektronenaufnahme


aus Atomen gebildet, die dadurch eine stabile Achterschale erreichen.

entstehen durch Ladung Beispiel


Nat, Cat, AP*, NH4*
Kationen Elektronenabgabe positiv
Anionen Elektronenaufnahme | negativ CH, S?, 5042, POy

uw Die lonen sind in einem regelmäßigen dreidimensionalen Gitter


angeordnet. Das Zahlenverhältnis der Ionen im Kristallgitter wird durch
ihre Ladungen bestimmt. Die Summen der positiven und negativen
Ladungen heben sich insgesamt auf, sodass Ionensubstanzen elektrisch
neutral sind.

u Zwischen den entgegengesetzt geladenen lonen wirken starke elek-


trostatische Anziehungskräfte in alle Raumrichtungen. Auf der lonen-
bindung beruhen die typischen Eigenschaften aller Ionensubstanzen.

= Zu den lonensubstanzen gehören Salze, Metallhydroxide und einige


Metalloxide, die Ionengitter bilden.

lonenkristall

auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD Wissenstest 2D


102 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.5 Säuren und Basen

2.5.1 Der Säure-Base-Begriff

Säure-Base-Definitionen (Definitionen nach ARRHENIUS)

Ws. A. ARRHENIUS
(1859-1927) war Säuren sind chemische Verbindungen, die in wässriger Lösung in
ein schwedischer elektrisch positiv geladene Wasserstoff-Ionen (Protonen) und elek-
Physikochemiker. Er trisch negativ geladene Säurerest-lonen dissoziieren.
gilt als Begründer der
Lehre von chemi-
schen Reaktionen in
wässrigen Lösungen,
EM Dissoziation von Säuren nach ARRHENIUS
der lonentheorie. HNO; == H* = NOz"
HzPO, == 3H* + POy”
Allgemein kann eine Säure nach ARRHENIUS mit folgender Gleichung be-
schrieben werden:
oe
Säure == Wasserstoff-Ion (Proton) + Säurerest-lon
HA = H* + A

u Die Säure- Basen sind chemische Verbindungen, die in wässriger Lösung in


Base-Theorie von elektrisch positiv geladene Metall-Ionen und elektrisch negativ ge-
ARRHENIUS bleibt auf ladene Hydroxid-Ionen dissoziieren.
wässrige Lösungen
begrenzt. Basen müs-
sen immer OH”-Ionen
M Dissoziation von Basen nach ARRHENIUS
enthalten.
NaOH = Na* + OH
Ca(OH), — Ca’* + 20H

Allgemein kann eine Base nach ARRHENIUS mit folgender Gleichung be-
schrieben werden:
Base ——== Metall-ıon + Hydroxid-Ion
MOH = M* + OH”

Definitionen nach BRÖNSTED

EI 1. N. BRÖNSTED
(1879-1947), ein dä- Säuren sind Teilchen, die bei chemischen Reaktionen positiv gela-
nischer Physikoche- dene Wasserstoff-Ionen (Protonen) abgeben. Sie werden als Proto-
miker, erweiterte die nendonatoren (lat.: donator- Geber) bezeichnet.
Säure-Base-Theorie
von ARRHENIUS. Da-
nach lassen sich die
EB Protonenabgabe nach BRÖNSTED
sauren Eigenschaften
von Protonendo- HCl + H,O == H,0* + cl”
natoren außerhalb Säure H*
wässriger Lösungen
erklären.
Das Chlorwasserstoffmolekül gibt in einer Reaktion mit Protonenüber-
gang (5. 147) ein Proton an das Wassermolekül ab. Es ist eine BRÖN-
STED-Säure. Das Wassermolekül fungiert dagegen als BRÖNSTED-Base.
2.5 Säuren und Basen 103

Basen nehmen bei chemischen Reaktionen Protonen auf. Sie wer-


den Protonenakzeptoren (lat.: acceptor- Geber) genannt.

EB! Protonenaufnahme nach BRÖNSTED | Nach BRÖNSTED


H,O + NH3 == NH4* + OH° wird verständlich,
warum Ammoniak
Hr Base eine Base ist, obwohl
das Molekül keine
OH-lIonen enthält.
Das Ammoniakmolekül nimmt ein Proton vom Wassermolekül auf.
Es ist eine BRÖNSTED-Base.

Gibt eine BRÖNSTED-Säure ein Proton ab, so wird sie dadurch zu einer
BRÖNSTED-Base, denn das entstandene Teilchen kann nun wieder ein
Proton aufnehmen.
An solchen Reaktionen mit Protonenübergang (5. 147) sind immer
zwei Säure-Base-Paare beteiligt, zwischen denen ein Gleichgewicht be-
steht. Sie werden als korrespondierende Säure-Base-Paare bezeichnet.

EM Korrespondierende Säure-Base-Paare nach BRÖNSTED

| r—— |
HCl + NH == NH* + Ch
Säure1 Base2 Säure 2 Base 1

2.5.2 Wichtige anorganische Säuren

Im Labor, in der chemischen Industrie, aber auch im täglichen Leben spie- = Wasser ist ein
len Säuren bzw. saure Lösungen eine große Rolle. Beispiel für eine
Bekannte Säurelösungen sind die Salzsäure, die Schwefelsäure, die Phos- amphotere Substanz.
Amphotere können
phorsäure oder die Salpetersäure, die zu den anorganischen Säuren ge-
in Abhängigkeit vom
hören. Organische Säuren sind z.B. Carbonsäuren (/S. 249ff.).
Reaktionspartner
sowohl Protonen
1. Salzsäure HCI
abgeben (BRÖNSTED-
Salzsäure ist die wässrige Lösung von Chlorwasserstoff. Das Molekül Säure), als auch
reagiert mit Wasser zu Hydronium-lonen und Chlorid-Ionen. Protonen aufnehmen
HCl + H,O = H;0* + cl (BRÖNSTED-Base).

Eigenschaften: Salzsäure ist eine farblose, stechend riechende Flüs-


sigkeit, sie wirkt ätzend (über 25%) und greift unedle Metalle an.
Verwendung: Sie wird zur Metallreinigung, zur Herstellung von Chlo-
riden und organischen Chlorverbindungen sowie zur Neutralisation
von Abwässern eingesetzt.

Sp Gefahr Ätzend!
2. Schwefelsäure H,SO, w>15%
Gefahr! Reizend!

Schwefelsäure reagiert mit Wasser zu Hydronium-lonen und Sulfat-


5% <w< 15%
De

lonen.
H>504 + 2H,0 == 2H30* + 50,”
104 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

I säuren schme- Eigenschaften: Schwefelsäure ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, mit
cken tatsächlich Wasser unter starker Wärmeentwicklung beliebig mischbar, stark
sauer. Daher wasseranziehend (hygroskopisch) und stark ätzend.
haben sie auch Verwendung: Sie wird als Trockenmittel, zur Herstellung von Dünge-
ihren Namen, wie
mitteln, zur Herstellung anderer Säuren, zur Reinigung von Erdölde-
die Geschichte des
stillaten, als Batteriesäure oder zur Herstellung von verschiedenen
Säurebegriffs zeigt.
Die anorganischen
Estern verwendet.
Säuren sind fast alle
ätzend und dürfen, 3. Phosphorsäure H3PO,
wie alle Chemika- Phosphorsäure reagiert mit Wasser zu Hydronium-lonen und Phos-
lien, nicht gekostet phat-lonen.
werden. H3PO4, + 3H5,0 == 3H30* + PO4”

Eigenschaften: Phosphorsäure ist farblos, in reiner Form fest, jedoch


in Wasser sehr leicht löslich, stark wasseranziehend (hygroskopisch)
und ätzend.
Verwendung: Sie wird zur Herstellung von Phosphaten und Phos-
phatdüngemitteln, zur Wasserenthärtung, zur Herstellung von
Weichmachern und Oberflächenschutzmitteln für Eisen und als
Lebensmittelzusatzstoff eingesetzt.

4. Salpetersäure HNO;
Salpetersäure reagiert mit Wasser zu Hydronium-lIonen und Nitrat-
lonen.
HNO; + H5O == H30* + NOz
Eigenschaften: Salpetersäure ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, ste-
chend riechend, wasserlöslich und ätzend. Sie löst in konzentrierter
Form die meisten unedlen Metalle und Silber, nicht aber Gold und
Platin.
Verwendung: Sie wird zur Herstellung von Nitratdüngemitteln, als
Nitrier- und Oxidationsmittel und als „Scheidewasser” zur Trennung
von Gold und Silber eingesetzt.

Nach den bei der Dissoziation (ARRHENIUS) bzw. Reaktion mit Wasser
(BRÖNSTED) entstehenden Säurerest-Ionen sind auch die Salze benannt,
die dieses Säurerest-lon enthalten.

Namen wichtiger Säurerest-lonen und zugehöriger Salze

Säure | Säurerest-Ion Salz

Salzsäure Chlorid- Ion | Chloride

Salpetersäure Nitrat- Ion |‚ Nitrate

Schwefelsäure Sulfat-Ion, Hydrogensulfat-Ion ‚ Sulfate, Hydrogensulfate


schweflige Säure Sulfit-Ion, Hydrogensulfit-Ion | Sulfite, Hydrogensulfite
Phosphorsäure Phosphat-Ion, Hydrogenphosphat- | Phosphate, Hydrogenphos-
Ion, Dihydrogenphosphat- Ion | phate, Dihydrogenphosphate

Kohlensäure | Carbonat- Ion, Hydrogencarbonat- Ion | Carbonate, Hydrogencarbonate


2.5 Säuren und Basen 105

2.5.3 Der pH-Wert

= pH-Werte einiger
Der pH-Wert ist eine Maßzahl für die in einer Lösung enthaltenen Flüssigkeiten:
Wasserstoff-Ionen (Hydronium-lonen). Magensaft: 0,9-2,3
Zitronensaft: 2,3
Cola: 2,4
Reines Wasser besitzt eine geringfügige elektrische Leitfähigkeit. Es saure Milch: 4,4
Schweiß: 4-6,8
muss daher frei bewegliche Ionen enthalten. Diese Ionen entstehen in
Harn: 5-7
einer Säure-Base-Reaktion (/5. 147) der Wassermoleküle mit sich selbst. Speichel: 6-8
Die Gleichgewichtsreaktion nennt man Autoprotolyse des Wassers. Milch: 6,4-6,7
Blut: 7,4
H* Y

Seifenlösung: 8-10
H}O + H}0 == H30* + OH°
AH |
In reinem Wasser ist die Konzentration der Wasserstoff-Ionen (Hydro-
nium-lonen) und der Hydroxid-Ionen gleich groß. Reines Wasser ist neu-
tral, der pH-Wert beträgt 7.
In sauren Lösungen ist die Konzentration der Wasserstoff-Ionen (Hydro-
nium-lonen) höher als die der Hydroxid-lonen. Saure Lösungen weisen
einen pH-Wert unter 7 auf.
In basischen bzw. alkalischen Lösungen ist die Konzentration der Was-
serstoff-Ionen (Hydronium-lonen) niedriger als die der Hydroxid-lonen.
Daher besitzen basische bzw. alkalische Lösungen einen höheren pH-
Wert als 7.
Der pH-Wert lässt sich beispielsweise mit Säure-Base-Indikatoren feststel-
len. Diese Farbstoffe ändern ihre Farbe in Abhängigkeit vom pH-Wert
der Lösung. Der Farbumschlag erfolgt bei unterschiedlichen pH-Werten.

Indikator Farbe bei Umschlagsbereich Farbe bei


pH<<7 pH>>7
Methylrot rot '4,4<pH<6,2 ‚ gelb
Lackmus rot ‚5,0<pH<8,0 blau
Bromthymolblau gelb \6,2<pH< 7,6 blau
Universalindikator | rot '6,5<pH<7,5 blau Ü Der pH-Wert
Phenolphthalein farblos ‚80<pH<9,8 rot wässriger Lösungen
liegt meist zwischen
Die klassische Zuordnung, nach der saure Lösungen rot, neutrale Lösun- 0 und 14. Er kann
durch Indikatoren
gen grün und basische Lösungen blau gefärbt sind, gilt nur für Universal-
oder mithilfe des
indikatoren. Dabei handelt es sich um Stoffgemische, deren wässrige Lö- pH-Meters bestimmt
sungen sich genau entsprechend der unten abgebildeten pH-Wertskala werden.
färben.

pH-Wert

Eigenschaften
der Lösung

Gehalt an Hydronium-lonen Gehalt an Hydroxid-Ionen


nimmt ab. nimmt ab.
106 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.5.4 Wichtige anorganische Basen

[] Anorganische Basen und ihre Lösungen, die Laugen, spielen eine wichtige Rolle in der
Basen wie Natrium- Industrie. Sie sind aber auch im Haushalt anzutreffen.
hydroxid sind u.a. in
Rohrreinigern enthal- 1. Natriumhydroxid NaOH
ten. Bei der Reaktion
Natriumhydroxid wird auch als Ätznatron bezeichnet. Die wässrige
mit Wasser entsteht
stark ätzende Nat-
Lösung heißt Natronlauge.
ronlauge. Deshalb Eigenschaften: Natriumhydroxid ist weiß, fest, kristallin, stark was-
ist beim Umgang mit seranziehend (hygroskopisch), gut wasserlöslich unter starker Wär-
diesen Mitteln größte meentwicklung und stark ätzend.
Vorsicht geboten! Verwendung: Natriumhydroxid wird in großen Mengen in der Metall-
urgie, in der Glas-, Seifen-, Waschmittel- und Zellstoffindustrie sowie
für die Synthese anderer Verbindungen, z.B. Farbstoffe, benötigt.

Kaliumhydroxid KOH
Kaliumhydroxid wird auch als Ätzkali bezeichnet. Die wässrige Lö-
sung heißt Kalilauge.
Eigenschaften: Kaliumhydroxid ist weiß, fest, stark wasseranziehend
(hygroskopisch), gut wasserlöslich und stark ätzend.
Verwendung: Es wird als Trockenmittel, zur Herstellung von Wasch-
mitteln, Wasserenthärtern und in der Glasindustrie eingesetzt.

Calciumhydroxid Ca(OH),
Die wässrige Lösung von Calci-
umhydroxid heißt Kalkwasser.
Eigenschaften: Calciumhydro-
xid ist weiß, fest, wenig was-
serlöslich und ätzend.
Verwendung: Als Löschkalk
dient Calciumhydroxid zur
Herstellung von Kalkmörtel.
Außerdem wird es zur Rauch-
gasentschwefelung in Kraft-
werken (5. 339) und zur Was-
seraufbereitung verwendet.

[ Barytwasser wird Bariumhydroxid Ba(OH),


zum Nachweis von Die wässrige Lösung von Bariumhydroxid heißt Barytwasser.
Kohlenstoffdioxid Eigenschaften: Bariumhydroxid ist weiß, fest, kristallin, mäßig was-
(5. 349) verwendet serlöslich und ätzend.
Vorsicht: Wasserlös-
Verwendung: Es wird zur Herstellung organischer Bariumverbindun-
liche Bariumverbin-
gen, zur Entwässerung von Fetten, Wachsen und Glycerin benötigt.
dungen sind giftig!

Ammoniak NHz
Die wässrige Lösung von Ammoniak heißt Ammoniakwasser.
Eigenschaften: Ammoniak ist farblos, gasförmig und riecht stechend.
Es ist hervorragend wasserlöslich und wirkt ätzend.
Verwendung: Ammoniak dient als Ausgangsstoff für die Herstel-
lung von Düngemitteln, Sprengstoffen, Kunststoffen (Chemiefasern)
u.v.a. chemischen Produkten.
2.5 Säuren und Basen 107

2.5.5 Bildung von sauren und basischen Lösungen

Saure Lösungen entstehen durch Reaktionen von Säuren oder


Nichtmetalloxiden mit Wasser.

Löst man eine gasförmige, flüssige oder feste Säure in Wasser, erhält Ü] Chlorwasserstoff
man eine saure Lösung. Eine andere Möglichkeit zur Darstellung saurer ist eine gasförmige
Lösungen besteht darin, Nichtmetalloxide mit Wasser zur Reaktion zu Säure, Essigsäure ist
bringen. In beiden Fällen findet eine Protolyse, d.h. eine Reaktion mit bei Raumtemperatur
flüssig und Citronen-
Protonenübergang (5. 147) statt.
säure fest.

El Lösen von Säuren in Wasser


CH3COOH + H,O == H;30* + CH3COO”

Reaktion von Nichtmetalloxiden mit Wasser


503 + 2 H,0 == H30* + HSO,

Basische Lösungen (Laugen) entstehen durch Reaktionen von


Basen, Metalloxiden oder unedlen Metallen mit Wasser.

Lösen von Basen in Wasser = Das Lösen von



NH; + H,O > NH4* + OH’ Metallhydroxiden
KOH + H,O == K* + OH + H,O entspricht der
Dissoziation nach

Reaktion von Metalloxiden mit Wasser ARRHENIUS.

Na0 + H5}O == 2Na* + 20H

Reaktion unedler Metalle mit Wasser


Mg + 2H;0 == Mg’* + 20H + H

Typische Reaktionen von Säuren

Sowohl die anorganischen als auch die meisten organischen Säuren u Die Bildung von
(75. 249ff.) gehen ähnliche Reaktionen ein. Dazu gehören neben der Wasser und Salz ist
Dissoziation bzw. Protolyse in Wasser (/ oben) vor allem die Neutralisa- das charakteristische
Merkmal von Neu-
tion sowie die Reaktionen mit unedlen Metallen und mit Carbonaten.
tralisatiosreaktionen
(75. 148).
1. Neutralisationsreaktion mit Basen

BE HNO; + NaOH — NaNO; + H30

2. Redoxreaktion mit unedlen Metallen

BE 2HCl + Mg —- MgClz + H,O

3. Zersetzung von Carbonaten

m H-50, + CaCO; — CaSO, + H5O + CO


Überblick

Säuren und Basen

= Säuren sind nach BRÖNSTED Protonendonatoren, d.h. Teilchen, die


Protonen abgeben. Durch Reaktion mit Wasser bilden Säuren saure
Lösungen.

Bildung von sauren Lösungen

Halogenwasserstoff + Wasser = saure Lösung


HCI *H0 . ee ho td
Nichtmetalloxid + Wasser = saure Lösung

So, #340. == 210500

m Basen sind nach BRÖNSTED Protonenakzeptoren, d.h. Teilchen, die


Protonen aufnehmen. Durch Reaktion mit Wasser bilden sie basische
bzw. alkalische Lösungen, die als Laugen bezeichnet werden.

Bildung von basischen Lösungen

Metallhydroxid + Wasser == Metall-Ionen + Hydroxid-Ionen

NaOH +0 Na + OH + H,0
Metalloxid + Wasser == Metall-Ionen + Hydroxid-Ionen
CaO BO “cd + 20H"
unedles Metall + Wasser => Metall-Ionen + Hydroxid- + Wasser-
lonen stoff
2Na +2H0 => >Na + 20H + HB

m» Der pH-Wert ist eine Maßzahl zur Charakterisierung einer sauren, ba-
sischen oder neutralen Lösung. Er gibt an, ob in einer wässrigen Lösung
Wasserstoff-Ionen oder Hydroxid-Ionen im Überschuss vorliegen.

= Universalindikatoren sind Gemische verschiedener Säure-Base-Indi-


katoren. Die pH-Wertskala im Bereich von 0 (stark sauer) bis 14 (stark
basisch) entspricht der Färbung von Universalindikatoren.

Farbskala des
Universalindikators

PH-Wertskala | O..aaaeneenneaennennnnnnnennnnnnnennnnn T. venkErznnEE RNEEREEERTREE 14 |


\ k
saurer Bereich Neutralpunkt basischer Bereich

Wissenstest 2D auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


2.6 Chemische Zeichensprache 109

2.6 Chemische Zeichensprache

2.6.1 Grundlagen

Mithilfe der chemischen Zeichensprache lassen sich weltweit Stoffe


und chemische Reaktionen kurz, übersichtlich und vor allem ein-
heitlich darstellen.

Schon im Altertum waren einige Symbole der Alchemisten EI Im Altertum


Metalle, z.B. die Edelmetalle Gold waren sieben Metalle
und Silber, aber auch unedle Me- bekannt, die mit
talle wie Zinn und Eisen bekannt. ©) Gold ) Silber sieben Himmelskör-
Da noch keine Erkenntnisse über une (Mond) pern gleichgesetzt
den Aufbau der Stoffe vorhanden wurden:
Quecksilber Q Kupfer - Gold = Sonne
waren, unterschied man weder (Merkur) (Venus) - Silber = Mond
Elemente noch Verbindungen oder - Kupfer = Venus
Stoffgemische voneinander. « Eisen 4 Zinn - Eisen = Mars
Nach ihrem Aussehen oder ihren (Mars) (Jupiter) - Zinn= Jupiter
Eigenschaften verwendete man - Quecksilber=
Symbole und Zeichen zur Darstel- Blei Merkur
lung der sieben Metalle, die aus (Saturn) - Blei = Saturn
der Astrologie entlehnt waren.

Die Alchemisten werden auch als Üf Die Blütezeit


„Chemiker des Mittelalters” be- der Alchemie war
zeichnet. Sie forschten im Dienste zwischen 1200 und
1500.
von Fürsten nach dem Stein der
Weisen, mit dessen Hilfe sie Gold
aus minderwertigen Metallen her-
stellen wollten.
Jeder Alchemist hatte seine eigene
Geheimsprache und seine eige-
nen Geheimzeichen für die Stoffe,
damit die Konkurrenten mit den
Aufzeichnungen nichts anfangen
konnten.

So entwickelten sie verschiedene Zeichen, um bestimmte Stoffe symbol-


haft darzustellen. Diese Symbole dienten eher der Geheimhaltung der
Erkenntnisse als einer Verständigung der Alchemisten untereinander.

Zeichen und Symbole aus dem 17. Jahrhundert

Stoff Zeichen/Symbol Stoff Zeichen/Symbol Stoff Zeichen/Symbol

Feuer LS: Seife > Grünspan &

Urin Le] Salpeter &D Asche -—£,

Wachs - Salmiak x Essig % oder -


110 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.6.2 Chemische Symbole

Chemische Elemente bilden die Grundlage aller Stoffe. Jedem che-


mischen Element wird genau ein Symbol zugeordnet.

Historische Entwicklung der Symbole

Die sieben Metalle des Altertums sind chemische Elemente. Sie wurden
anfangs, abhängig von ihren Eigenschaften, sieben Himmelskörpern zu-
geordnet. Die für die Himmelskörper verwendeten Zeichen wurden auch
für die entsprechenden Metalle eingesetzt.
Im Verlauf der Jahrhunderte erfuhren die Zeichen Vereinfachungen und
Wandlungen. Andere Stoffe, Elemente, aber auch Verbindungen kamen
hinzu.

El JOHN DALTON Chemische Symbole von Metallen im Verlauf der Jahrhunderte


|
(1766-1844) Bezeichnung des Symbol/Zeichen
versuchte im Jahre Metalls |
1803 die bekannten
Elemente zu ordnen. deutsch lateinisch ' Alchemie | Dalton | heute
Er verwendete zum griechisch | | |
größten Teil noch
Zeichen und keine Gold , Aurum | oO | & Au
Buchstaben.

Silber Argentum ) | 9 Ag
ai i m | nn
Kupfer Cuprum Q | © | Cu

Eisen | Ferrum | c | ® | Fe

|
Zinn Stannum | | Sn

Quecksil- | Hydrar- | | |
ber gyrum | Ö | & | Hg

Blei Pumbum 009.08 Pb


söns sacoB Erst der Chemiker )J. J. BERZELIUS schlug im Jahre 1814 ein System aus
BERZELIUS (1799 Buchstaben vor, um die chemischen Elemente und damit auch die Ele-
bis 1848) war ein mentsubstanzen zu kennzeichnen.
schwedischer Chemi- Ein Elementsymbol besteht entweder aus einem Großbuchstaben oder
ker. Er begründete im
einem Groß- und einem Kleinbuchstaben.
19. Jh. die chemische
Zeichensprache, die
wir auch heute noch Chemische Elemente werden mit einem Symbol gekennzeichnet.
verwenden. Das Elementsymbol leitet sich häufig vom lateinischen oder grie-
chischen Namen des Elements ab.
2.6 Chemische Zeichensprache 111

Symbole können sowohl die Elementsubstanz insgesamt, aber auch ein


Element kennzeichnen.
Für Symbole gibt es mehrere verschiedene Schreibweisen, die bestimmte
Eigenschaften des Elements wiedergeben, z.B. die Ladung des lons
(75. 93.) oder die Zahl der Außenelektronen.

m Einige Elemente und ihre Symbole


deutsche | lateinische/griechische Elementsymbol
Bezeichnung Bezeichnung
Helium Helium He
Sauerstoff Oygenium oO
Stickstoff Nitrogenium N
Antimon Stibium Sb
Silber Argentum Ag
Kupfer Cuprum Cu

2.6.3 Chemische Formeln

Chemische Formeln sind Anordnungen von Symbolen und Zahlen.


Sie kennzeichnen Teilchen und Stoffe, bei denen mindestens zwei
Atome oder Ionen miteinander verbunden sind.

Bei den meisten chemischen Stoffen sind entweder Atome oder lonen
miteinander verbunden. Solche chemischen Verbindungen werden in
der chemischen Zeichensprache mit Formeln charakterisiert. Die Formel
leitet sich aus dem Aufbau der Verbindung ab.

EM Am Beispiel des Wasserstoffs lässt sich leicht die Ableitung einer For- Wasserstoffatom
mel aus dem Bau des Stoffs erklären. Ein Wasserstoffmolekül besteht HH H
aus zwei miteinander verbundenen Wasserstoffatomen.
GG

Ein Wasserstoffatom wird durch das Symbol H gekennzeichnet. Wasserstoffmolekül


Zwei miteinander verbundene Wasserstoffatome werden dadurch
a H,
gekennzeichnet, dass die Anzahl der Atome als tiefgestellte Zahl
(Index) hinter dem Symbol erscheint.

Immer dann, wenn mehrere Atome oder Ionen miteinander verbunden


sind, wird die Anzahl der Atome oder lonen in dieser chemischen Verbin-
dung jeweils als tiefgestellte Zahl hinter der Formel oder hinter dem Ion
angegeben, z.B. Cl» , NazO, HzCO;>.

Steht keine tiefgestellte Zahl hinter dem jeweiligen chemischen Zeichen,


so bedeutet dies, dass das Teilchen nur einmal in dieser Verbindung vor-
kommt, z.B. NaCl, HCl, CO, NO.
112 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Arten von Formeln


Je nach Art der beteiligten Teilchen kann zwischen Molekülformeln und
lonenformeln unterschieden werden.
In der organischen Chemie werden verschiedene Struktur- und Summen-
formeln zur Darstellung der Moleküle verwendet (/S. 237).

[Ob es sich bei den EM Interpretation chemischer Formeln


beteiligten Teilchen
um Atome oder ein- Interpretation von Beispiel H,O Beispiel NH;
fache Ionen handelt, Formeln der Mole-
findet man heraus, külsubstanzen
wenn man die Dif-
ferenz der Elektro-
1. Stoff |Wasser | Ammoniak
negativitätswerte 2. Elemente | Wasserstoff und ‚ Stickstoff und Was-
(7/5. 76) berechnet. ı Sauerstoff , serstoff
Liegt diese über 1,7,
so sind die Teilchen 3. Zahlenverhält- | Wassermoleküle, , Ammoniakmoleküle,
lonen. Das funkti- nis der Atome | bestehend aus zwei | bestehend aus ei-
oniert aber nur bei im Molekül | Wasserstoffatomen nem Stickstoffatom
einfachen und nicht ı und einem Sauerstoff- | und drei Wasser-
bei zusammengesetz- | atom | stoffatomen
ten lonen.

Aus chemischen Formeln der Molekülsubstanzen können der Name


des Stoffs, die beteiligten Elemente und das Zahlenverhältnis der
Atome im Molekül abgeleitet werden.

[U Calciumphosphat El Aussagen von Formeln


enthält zusammen-
gesetzte lonen. Hier Interpretation von Beispiel NaCl Beispiel Ca3(PO,)>
wird in der Formel Formeln der lonen-
nicht nur das Verhält- substanzen
nis der Ionen zuei-
nander angegeben.
1. Stoff | Natriumchlorid | Calciumphosphat
Auch die Zahl der 2. Elemente Natrium und Chlor | Calcium, Phosphor
Sauerstoffatome in | ı und Sauerstoff
der kleinsten Bauein-
heit des Salzes lässt 3. Teilchen ' Natrium-lonen ' Calcium-lIonen
sich der lonenformel Chlorid-Ionen ‚ Phosphat-lonen
entnehmen.
4. Zahlenverhältnis | 1:1 | 3:2
der Ionen _ |
ll | nn _
5. Die Formel | eine kleinste Bau- | eine kleinste Bau-
kennzeichnet die | einheit einheit
kleinste Bauein- | Natriumchlorid | Calciumphosphat
heit des jeweili- |
|
|
gen Stoffs. | '

Aus chemischen Formeln der lonensubstanzen können der Name


des Stoffs, die beteiligten Elemente und lonen sowie deren Zah-
lenverhältnisse abgeleitet werden. Die Formel der lonensubstanz
kennzeichnet die kleinste Baueinheit dieser lonensubstanz.
2.6 Chemische Zeichensprache 113

Entwickeln von Formeln

Entwickeln der Formeln von Molekülsubstanzen | Die Formeln der


Wenn der Name einer Verbindung bekannt ist, kann die Formel nach der Nichtmetalloxide
folgenden Schrittfolge aufgestellt werden. Dieses System ist jedoch nur lassen sich direkt aus
für Formeln einfacher Verbindungen möglich. dem Namen ableiten.

Schrittfolge zum Entwickeln der Formel einer einfachen Molekül- Beispiel:


substanz Schwefelwasserstoff
1: Angabe der Symbole für die beteiligten Elemente | H S
2. Ermitteln der Wertigkeit der beteiligten Elemente (hier gegen- | 1 2
über Wasserstoff) aus dem Periodensystem |
Fa |
3. Bilden des kleinsten gemeinsamen Vielfachen der Wertigkeiten | 2
Kleinstes gemeinsames Vielfaches durch Wertigkeit teilen | 2:1 2:2
| 2 1
5. Angeben des Zahlenverhältnisses als tiefgestellte Zahl in der | H,5
Formel |

@ Namen und Formeln von Molekülsubstanzen


Name | Atome | Zeichen | Verhältnis | Formel
Distickstoff- |Stickstoffatom | N 12:1 NO
monooxid | Sauerstoffatom | O |

Entwickeln der Formeln von lonensubstanzen


Das Zahlenverhältnis der Ionen in den lonensubstanzen wird durch die
elektrischen Ladungen der lonen bestimmt. Positive und negative elek-
trische Ladungen müssen sich ausgleichen.

Schrittfolge zum Entwickeln der Formel einer lonensubstanz Beispiel:


Aluminiumoxid
1. Angabe der Symbole für die beteiligten Ionen | Al oO
2. Ermitteln der lonenwertigkeiten der beteiligten lonen und die | 3 2
daraus resultierenden lonenladungen | Al>*+ 0”
Bilden des kleinsten gemeinsamen Vielfachen der Wertigkeiten | 6
4. Kleinstes gemeinsames Vielfaches durch Wertigkeit teilen | 6:3 6:2
| 2 3
5. Angeben des Zahlenverhältnisses als tiefgestellte Zahl in der | Alz03
Formel

Die Ladungen der


u Namen und Formeln von IENERSURSISHZEN Ionen können meist
aus der Stellung der
Name | lonen Zeichen | Verhältnis . Formel
Elemente im Perio-
Calcium- Calcium-Ion | Ca** 11:2 ı CaF, densystem (5. 93)
fluorid Fluorid-Ion | FF | abgeleitet werden.
114 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

2.6.4 Chemische Reaktionsgleichungen

Reaktionsgleichungen veranschaulichen mit Worten, Symbolen,


Formeln und Zeichen die Vorgänge bei chemischen Reaktionen.

[Ü Reaktionsglei- Die Umwandlung der Ausgangsstoffe in die Reaktionsprodukte und die


chungen sagen Umordnung der Teilchen (5. 120ff.) kann durch verschiedene Arten
nichts über die von Reaktionsgleichungen beschrieben werden.
Vollständigkeit einer Zur kurzen und übersichtlichen Charakterisierung chemischer Reaktio-
Reaktion aus. In
nen verwendet man Wortgleichungen oder Formelgleichungen.
vielen Fällen erfolgt
ein unvollständiger
Ausführlichere Informationen enthalten Formelgleichungen in lonen-
Stoffumsatz. Dann oder Elektronenschreibweise. Alle chemischen Reaktionsgleichungen
kann sich ein chemi- sind nach dem gleichen Schema aufgebaut.
sches Gleichgewicht
einstellen, das mit
Reaktionspfeil
einem Doppelpfeil Are ElteEsesie nr Reaktionsprodukte
gekennzeichnet wird
(75. 130ff.).
liegen vor der gibt die Richtung liegen nach der
Reaktion vor der Reaktion an Reaktion vor

Wortgleichungen

In einer Wortgleichung werden die reagierenden Stoffe mit ihren


systematischen Namen angegeben.

ÜÜ Die Reaktion EM \Wortgleichungen für chemische Reaktionen


von Wasserstoff mit Wasserstoff kann in einem Standzylinder mit Sauerstoff zur Reaktion
Sauerstoff verläuft gebracht werden. Das Reaktionsprodukt Wasser ist durch Wasser-
nach der Aktivierung tropfen an der Glaswand erkennbar.
außerordentlich
Die Wortgleichung für diese chemische Reaktion lautet:
heftig. Sie wird auch
als Knallgasreaktion
bezeichnet.

Wasserstoff und Sauerstoff reagieren zu Wasser.

Die Reaktion von Natronlauge mit Salzsäure wird beschrieben durch:

Natronlauge _— Eule | + De

Natronlauge und Salzsäure reagieren zu Natriumchlorid und Wasser.

Aus einer Wortgleichung können nur die Ausgangsstoffe und die Reakti-
onsprodukte abgelesen werden.
Die Stoffmengen und daraus resultierend die Massen der beteiligten
Stoffe können aus ihr nicht abgeleitet werden. Eine Wortgleichung kann
in eine Formelgleichung umgewandelt werden.
2.6 Chemische Zeichensprache 115

Formelgleichungen

In einer Formelgleichung werden die reagierenden Stoffe mit ih-


ren Symbolen oder Formeln angegeben. Die Stoffmengen der Aus-
gangsstoffe und der Reaktionsprodukte sind ablesbar.

Bei chemischen Reaktionen reagieren die Teilchen immer in einem fes-


ten Zahlenverhältnis miteinander. Deshalb verwendet der Chemiker For-
melgleichungen, in denen die reagierenden Teilchen mithilfe der chemi-
schen Zeichensprache ausgedrückt werden. Zahlen vor den Zeichen oder
als Fußnote lassen qualitative und quantitative Aussagen zu.

E Da Messungen zeigen, dass ein Wassermolekül immer aus zwei Was- [| Bei der Elektro-
serstoffatomen und einem Sauerstoffatom besteht, muss bei der Re- Iyse (/S. 146) von
aktion von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser das Verhältnis der Wasser, also dessen
reagierenden Teilchen folgendermaßen sein: Zerlegung durch
H- :0O : H-O Strom, erhält man
2:02:
2:94 2 das doppelte Volu-
" " men an Wasserstoff
lat lm im Vergleich zu
Ein. anderes Zahlenverhältnis würde gegen das Gesetz von der Erhal- szuerstoff.
tung der Masse (/S. 161) verstoßen.
Folgende modellhafte Darstellung spiegelt die Entstehung der Re-
aktionsgleichung für die Bildung von Wasser aus Wasserstoff und
Sauerstoff wider. Die Darstellung geht von der Bildung von sechs
Wassermolekülen aus.

Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff

6 Wasserstoffmoleküle 3 Sauerstoffmoleküle 6 Wassermoleküle

Es reagieren also immer zwei Wasserstoffmoleküle mit einem Sau-


erstoffmolekül. Daraus bilden sich zwei Wassermoleküle. Demnach
kann man die Wortgleichung, die das kleinste ganzzahlige Verhältnis
wiedergibt, folgendermaßen erweitern:

2 Wasserstoff- + 1 Sauerstoff- — 2 Wasser-


moleküle molekül moleküle
116 2 Struktur und Eigenschaften von Stoffen

Für die Reaktionspartner werden nun die Formeln oder Elementsym-


bole eingesetzt. Die Formelgleichung spiegelt das Zahlenverhältnis
der reagierenden Teilchen wider:
2 H> + O, —- 2 H,O

[| Diese Methode Schrittfolge zum Aufstel- Beispiel: Reaktion von Aluminium mit
ist. nur für einfache len einer Formelgleichung Sauerstoff
Reaktionsgleichun- (Reaktionsgleichung)
gen möglich.In der 1. Formulieren der Wort- | Aluminium + Sauerstoff —
Seaherur des tet gleichung Aluminiumoxid
chen ein chemisches 2. Einsetzen der chemi- Al + 03 —- Al»O3
Zeichen. Die Zahl vor schen Zeichen für die
dem Zeichen wird als Reaktionspartner

Ermitteln der Stöchio- OA + © —. Ab6;


metriezahlen: kgv:6 —
[I Bei der Formel- ” vucen des kleins- | 6:2=3 6:3=2
leichung sind Stoff- en gemeinsamen |
und Ladungsbilanz Vielfachen (kgV)der | @Al + 30, —- 2AI0O;
der Ausgangsstoffe Stoffmengen u —— kgv: 4 — I
und Produkte aus- - Dividieren des kgV 154 4.
geglichen. D.h., die durch die jeweilige | @4AAl + 30, ——- 2AIO;z
Summe der Atome Atomanzahl
i ili . on |
jedes Beteiligten —- Einsetzen in die Reak- |
Elements und die |
Summe der Ladun- tionsgleichung
gen ist auf der rech- 4. Kontrolle der Anzahl der | 4Al + 30, — 2AIO;z
ten und der linken Atome:
Seite der Reaktions- - Aluminiumatome | 4-1=4 2-.2=4
gleichung gleich. - Sauerstoffatome | 32-6 23=6

Interpretation von Reaktionsgleichungen

Aus chemischen Reaktionsgleichungen lassen sich Aussagen über die re-


agierenden Teilchen und quantitative Angaben ableiten.
1. Qualitative Interpretation (reagierende Teilchen):
Bei dieser Interpretation gibt man die Anzahl, die Art und den Na-
men der reagierenden Teilchen an. Sind Ionen an der chemischen
Reaktion beteiligt, so werden deren Ladungen mit berücksichtigt.

[ Zur Ergänzung EM Qualitative Interpretation von Reaktionsgleichungen


können mit der Reak-
tionsgleichung auch 2Mg + O, _— 2 MgO
die Bedingungen 2 Atome und 1 Molekül reagieren zu 2 kleinsten Baueinheiten
chemischer Reakti- Magnesium Sauerstoff Magnesiumoxid.
onen oder die Ener-
giebilanz (/S. 121 ff.) Ca?+ + 2 cl — CaCl,
angegeben werden. 1 zwei- und 2 einfach reagieren zu 1 kleinsten Baueinheit
fach positiv negativ Calciumchlorid.
geladenes geladene
Calcium-Ion Chlorid-Ionen
2.6 Chemische Zeichensprache 117

2. Quantitative Interpretation (Stoffmengen):


Bei der quantitativen Interpretation werden den Faktoren in der Re- Die Stoffmenge
aktionsgleichung die entsprechenden Stoffmengen (/5. 155) zuge- n ist eine Größe, die
ordnet. die Teilchenzahl an-
gibt. Zur Kennzeich-
nung von quantita-
3 Quantitative Interpretation von Reaktionsgleichungen
tiven Umsätzen sind
auch gebrochene
2Mg + 0, — 2 MgO Zahlen möglich, z.B.:
2 mol und 1 mol reagieren zu 2 mol
Magnesium Sauerstoff Magnesiumoxid.
H> + % O, er H,O

6CO, + 6 H,O — C&H,0, + 60,


6 mol und 6 mol reagieren zu 1mol und 6mol
Kohlenstoff- Wasser Glucose Sauerstoff.
dioxid

Reaktionsgleichungen in lonenschreibweise

Bei Gleichungen in lonenschreibweise werden alle dissoziiert vor-


liegenden Teilchen als Ionen angegeben.

Bei vielen chemischen Reaktionen sind alle oder einige der beteiligten
Teilchen lonen, die häufig in wässriger Lösung vorliegen.

Ei Die Reaktion von Salzsäure mit Natronlauge kann mit folgender Re-
aktionsgleichung wiedergegeben werden:
NaOH + HCI —- NaCl + H,O

Diese Reaktionsgleichung gibt jedoch den wahren Sachverhalt dieser


Reaktion nur vereinfacht wieder. Die reagierenden Ausgangsstoffe
sind in Wasser gelöst, also dissoziiert. Auch das Reaktionsprodukt Na-
triumchlorid liegt dissoziiert, also in frei beweglichen lonen, vor. Alle
dissoziiert vorliegenden Teilchen werden in der Gleichung in lonen-
schreibweise wiedergegeben:
H* + CH + Na* + OH” — Na* + C” + H,O

HCI NaOH NaCl

Unter Verwendung der Hydronium-lonen ergibt sich: [DJ Wasser dissoziiert


H30* + CH + Na* + OH” — Na* + Cl” + 2H,0 unter Normbedin-
gungen nur geringfü-
HCl NaOH NaCl gig. Deshalb schreibt
man es auch nicht in
lonenschreibweise.
Aus den Gleichungen in lonenschreibweise ist ersichtlich, dass die
Natrium-lonen und die Chlorid-Ionen sich während der Reaktion
nicht verändern, sie nehmen nicht an der Reaktion teil. Solche Teil-
chen werden bei den vereinfachten lonengleichungen weggelassen.
Es ergibt sich die vereinfachte Ionengleichung für die Reaktion von
Natronlauge mit Salzsäure:
H30* + OH” — 2H,0
Wergejlar

Chemische Zeichensprache

» Mithilfe der chemische Zeichensprache lassen sich Teilchen, Stoffe


und chemische Reaktionen durch weltweit einheitliche Symbole, For-
meln oder Reaktionsgleichungen kurz und übersichtlich darstellen.

Zicben Aussage Beispiel De


Chemische - Symbole kennzeichnen chemi- Das Symbol Al beschreibt die Element-
Symbole sche Elemente bzw. Elementsub- | substanz Aluminium oder ein Aluminium-
_____.| stanzen. atom. Das Symbol Al?* kennzeichnet ein
De dreifach positiv geladenes Alumnium-lon.
Chemische Formeln beschreiben die Zu- Die Formel CO, beschreibt das Kohlen-
Formeln _sammensetzung von Teilchen stoffdioxidmolekül oder die entspre-
und Stoffen, bei denen mehrere | chende Molekülsubstanz.
Atome oder Ionen miteinander | Die Formel CO3?” kennzeichnet die
' verbunden sind. Zusammensetzung des Sulfat-Ions. Die
Formel Na>zCO; beschreibt die kleinste
Baueinheit des Salzes Natriumcarbonat.
Chemische Reaktionsgleichungen ver- Wortgleichung:
Reaktions-- anschaulichen mit Worten, Calcium + Fluor — Calciumfluorid
gleichungen Symbolen, Formeln und anderen
Zeichen den Ablauf chemischer | Formelgleichung:
Reaktionen. Ca + BR — (Ch

= Schrittfolge zum Entwickeln einer Formelgleichung:

1. Formulieren der Wortgleichung


reagieren
Eisen + Sauerstoff > Eisen(Ill)-oxid
z
2. Einsetzen der Symbole bzw. Formeln
Fe + O, ug Fe,O3;

3. Ermitteln der Stöchiometriezahlen


a) Fe + O, —— Fe,O;

— kgV:6 —
6:2=3 6:3=2

b) Fe Fi 3 O, _— 2 Fe,03

u kgV: 4
4:1=4 4:2:2=1

cd) 4Fe + 3 O, —e 2 Fe,O;

4. Kontrolle der Anzahl der Atome auf beiden Seiten der Gleichung
linke Seite: 4 Eisenatome und 6 Sauerstoffatome
rechte Seite: 4 Eisenatome und 6 Sauerstoffatome

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Chemische Reaktion
120 3 Chemische Reaktion

3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen

3.1.1 Merkmale chemischer Reaktionen

Beispiele fürphy„- \Venn wir Wasser auf dem Herd erhitzen, verdampft ein Teil der Flüs-
sikalische Vorgänge: sigkeit. Der Wasserdampf kondensiert am Topfdeckel und wird wieder
Schmelzen von Eis flüssig. Im Ergebnis dieser Zustandsänderungen liegt wieder der gleiche
= en von Zucker Stoff Wasser mit seinen charakteristischen Eigenschaften vor.
ın lee

Physikalische Vorgänge sind Prozesse, bei denen sich nur die Form
von Körpern oder der Aggregatzustand ändern.

[Ü] Beispiele fürche- Verbrennen wir eine Kerze, wird


mische Reaktionen: scheinbar das Kerzenwachs gasför-
- Verbrennen von mig. Bei der Kondensation des ge-
Holz bildeten Gases erhält man jedoch
- Entfernen von Kalk-
. . nicht festes Wachs, sondern flüssi-
flecken mit Essig
ges Wasser. Als zweites Produkt
der Stoffumwandlung ist Kohlen-
stoffdioxid entstanden.

Bei chemischen Reaktionen findet immer eine Stoffumwandlung


statt. Es entstehen neue Stoffe mit neuen Eigenschaften.

Aus einem oder mehreren Ausgangsstoffen (Edukten) werden im Reakti-


onsverlauf ein oder mehrere Reaktionsprodukte (Produkte) mit anderen
physikalischen und chemischen Eigenschaften gebildet.

Ausgangsstoffe (Edukte) —- Reaktionsprodukte (Produkte)

Die Stoffum- Die Ursache für die Stoffumwandlung liegen im Teilchenbereich. Teil-
wandlungkann chen der Edukte reagieren zu neuen Teilchen der Produkte. Die neue
durch Reaktionsgle Anordnung der Teilchen führt zu veränderten Wechselwirkungen zwi-
chungen beschrieben schen den Teilchen. Daraus resultieren andere charakteristische Stoff-
nerdekt, eigenschaften der Reaktionsprodukte.
. Ausgangsstoffe Reaktionsprodukte
Wortgleichung |ı Kohlenstoff + ‚Sauerstoff — | Kohlenstoffdioxid
Formelgleichung c + © — CO,

Eigenschaften der fest _ gasförmig | | gasförmig nn


reagierenden Stoffe | schwarz farblos farblos
brennbar fördert Verbrennung . wirkt erstickend
Bindungen unpolare Atombindungen polare ‚Atombindung
Teilchen a. » “_

9%
2) Moleküle 4 w. Moleküle
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 121

Bei chemischen Reaktionen erfolgt eine Veränderung bzw. Umord-


nung der Teilchen. Dabei ändern sich auch die Wechselwirkungen
zwischen den Teilchen.

Bei der Umordnung der Teilchen müssen chemische Bindungen gelöst Die Aktivie-
und neue Bindungen geknüpft werden. Zum Lösen der Bindungen ist rungsenergie wird
immer die Zufuhr von Energie erforderlich. Dadurch werden die Teilchen meistens in Form von
in einen aktivierten Zustand versetzt (5. 125). Wärme oder Licht

Beim Knüpfen neuer Bindungen wird dagegen Energie frei. Wenn die geführt.
Teilchen der Produkte energieärmer sind, als die Teilchen der Edukte, er-
folgt die Gesamtreaktion unter Energieabgabe. Bei solchen exothermen
Reaktionen (5.122), z.B. bei Verbrennungsreaktionen, wird ein Teil der
chemischen Energie der Edukte in thermische Energie (Wärme), mecha-
nische oder Lichtenergie umgewandelt und abgegeben.

Bei chemischen Reaktionen sind Stoff- und Energieumwandlung


untrennbar miteinander verbunden. Die Ursache der Stoff- und
Energieumwandlung sind Veränderungen im Teilchenbereich.

Sind die Produktteilchen energiereicher, muss zur Stoffumwandlung


Energie zugeführt werden. In diesem Fall wird die aufgenommene Ener-
gie (Wärme, Lichte oder elektrische
Energie) in chemische Energie der
Reaktionsprodukte umgewandelt.
Beispiele solcher endothermer Re-
aktionen (5.123), die unter Ener-
gieaufnahme ablaufen, sind das
Braten von Eiern bzw. das Garen
von Lebensmitteln allgemein oder
die Bildung von Ozon unter Ein-
wirkung von Sonnenstrahlung in
der Atmosphäre (75.340).

Der Verlauf chemischer Reaktionen und die Reaktionsgeschwindigkeit


hängen von der Reaktionstemperatur, dem Druck und der Konzentration
der an der Reaktion beteiligten Stoffe ab. Diese physikalischen Größen
werden als Reaktionsbedingungen bezeichnet.

AF= EReaktionsprodukte” FAusgangsstoffe =-nkJ AF= EReaktionsprodukte Mr EAusgangsstoffe =+nk)

o o

I
2 ei
____ ler $ abgegebene
a]
2 ae
|eieramen
foenommene ei .

u, gay as Ss
58.0 23 50 555
385
sid IE
sea 225
5% >33
es
122 3 Chemische Reaktion

3.1.2 Exotherme und endotherme Reaktionen

Reaktionswärme

[ll Die Energieum- Bei chemischen Reaktionen werden Bindungen bei den Ausgangs-
wandlungen bei
stoffen gelöst und bei den Reaktionsprodukten neue geknüpft.
chemischen Reakti-
Dabei ändert sich der gesamte Energieinhalt der beteiligten Stoffe.
onen sind vielfältig.
So kann chemische Chemische Energie wird zumeist in Wärme umgewandelt, die
Energie auch in Reaktionswärme Q.
mechanische oder
elektrische Energie
umgewandelt u 2Mg%) + O2) 2 MgO;) Q = -1201 kl/mol
werden. Metallbindung Atombindung lonenbindung

Ek

Aktivierungs-
energie Ey

[I griech.: ; Reaktions-
exos - außerhalb
Energie der Ausgangs- wärme
stoffe (Magnesium 0 = n kilmol
thermos - warm
und Sauerstoff)
(exotherm)

\ Energie des
Reaktionsprodukts
(Magnesiumoxid)

Reaktionsverlauf

[I Als Bindungs- Bei vielen Reaktionen ist die Energie der Reaktionsprodukte niedriger
energie wird die als die Energie der Ausgangsstoffe, weil die neu gebildeten chemischen
Energie, die bei der Bindungen stärker als die gelösten Bindungen sind. Die frei werdende
Bildung einer Atom- Energie wird bei exothermen Reaktionen in Form von Wärme abgege-
bindung freigesetzt
ben. Die Reaktionswärme Q erhält ein negatives Vorzeichen.
wird, bezeichnet. Bei
der Spaltung einer
Atombindung muss EM Exotherme Reaktionen
Energie aufgewendet 2Na + Cl» —- 2Nalcl Q=-822 kJ/mol
werden. Bei Reak- H> + Cl, — 2 HCl Q = -184 kJ/mol
tionen, bei denen
ausschließlich Atom- Die Reaktionsprodukte können auch einen höheren Energieinhalt als die
bindungen gelöst Ausgangsstoffe haben, weil die neu geknüpften Bindungen schwächer
und neu geknüpft sind als die gelösten Bindungen. In diesem Fall muss den Reaktionspart-
werden, kann die Re-
nern Wärme zugeführt werden und die Reaktionswärme wird positiv.
aktionswärme direkt
aus den Bindungs-
energien berechnet EM Endotherme Reaktionen
werden. N, + O, —- 2NO Q = +181 kJ/mol
2C + 2 H» > CHa Q = +52 kJ/mol
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 123

Ek EI griech.:
endos - innen
thermos - warm

! Reaktions-
wärme
Q=+nk)/mol
(endotherm)

1% A
Aktivierungs-
energie Ey Be ı 9

Energie des
Energie der Ausgangs- Reaktions-
stoffe (N, + O,) produkts

Y | An
Reaktionsverlauf

Bei einer exothermen chemischen Reaktion wird Wärme abgege-


ben, während im umgekehrten Fall bei einer endothermen chemi-
schen Reaktion Wärme aus der Umgebung aufgenommen wird.

Anwendungen exothermer und endothermer Reaktionen

Die geschichtlich älteste von den Menschen genutzte exotherme Reak-


tion ist das Verbrennen von Holz. Auch heute noch wird weltweit der
größte Teil der Elektroenergie durch die Verbrennung von fossilen Ener-
gieträgern gewonnen.

EM Exotherme Reaktionen zur Energieerzeugung


c + 02 — CO, Q =-393 kJ/mol
CHy + 2 O, ar CO, + 2 H,O Q =-890 kJ/mol

Wichtige exotherme Reaktionen sind auch die Oxidation von Schwefel-


dioxid zu Schwefeltrioxid bei der Produktion von Schwefelsäure und die
Ammoniaksynthese aus Wasserstoff und Stickstoff.

El Exotherme Reaktionen in der chemischen Industrie


250, + © —— 2SO; Q = -99 kJ/mol
N, + 3H2 —- 2NH3 Q = -92,2 k)/mol

In der chemischen Industrie und in der Metallurgie werden auch endo- [Ü Bei Gleichge-
therme Reaktionen genutzt, z.B. bei der Synthese von Wasserstoff aus wichtsreaktionen
Erdgas und bei der Gewinnung von Eisen im Hochofenprozess. (75. 130) gilt die
nach der Gleichung
angegebene Reakti-
EM Endotherme Reaktionen in der chemischen Industrie
onswärme Q immer
CH + 2H50 —- CO, + 44H, Q = +165 kJ/mol für die Hinreaktion.
C + CO, —- 2CO Q = +172 kJ/mol
FeO + C —— Fe + CO Q = +156 kJ/mol
Überblick

Konzept der chemischen Reaktion

m Bei einer chemischen Reaktion bilden sich aus den Ausgangsstoffen


Reaktionsprodukte. Zu beobachten sind Änderungen der Eigenschaften
der Stoffe (Stoffumwandlung) und energetische Erscheinungen (Ener-
gieumwandlung).

m Stoff- und Energieumwandlungen laufen immer gleichzeitig ab.

Ausgangsstoffe —- Reaktionsprodukte

m Die Ursache für Stoff- und Energieumwandlungen bilden Änderun-


gen im Teilchenbereich. Aus den Teilchen der Ausgangsstoffe bilden sich
Teilchen der Reaktionsprodukte. Da neue Teilchen vorliegen, ändern
sich die Kräfte, die zwischen den Teilchen wirken.

Teilchen der Ausgangsstoffe —- Teilchen der Reaktionsprodukte

Stoffumwandlung

+ \ ' ee
\

Magnesium Sauerstoff Magnesiumoxid


(metallisch (farbloses Gas) (weißes Pulver)
glänzend, fest)

Energieumwandlung

I chemische ... 2
“chemische Energ ‚Energievon _ Wärme und
und Sauerstoff _ Magnesium- licht

Abgabe von Energie in Form von Licht und Wärme (exotherme Reaktion)

Magnesium- Sauerstoff- Magnesium-lonen


atome moleküle und Oxid-Ionen

Wissenstest 3 auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


3.1. Grundlagen chemischer Reaktionen 125

3.1.3 Aktivierungsenergie und Reaktionsgeschwindigkeit

Damit chemische Reaktionen überhaupt stattfinden können, muss


den Ausgangsstoffen zuerst eine Aktivierungsenergie zugeführt
werden, um sie in einen reaktionsfähigen Zustand zu versetzen.

Selbst stark exotherme Prozesse wie die Knallgasreaktion werden erst [] Der schwedische
durch Zufuhr von Energie, z.B. eines Zündfunkens, ausgelöst. Die Not- Physiker und Chemi-
wendigkeit der Aktivierung der Ausgangsstoffe bei allen chemischen ker S. A. ARRHENIUS
Reaktionen lässt sich mithilfe der Stoßtheorie erklären. (1859-1927) gilt als
Mitbegründer der
Reaktionskinetik.
Aktivierung und wirksamer Zusammenstoß

Damit zwei Teilchen miteinander reagieren können, müssen sie wirksam


zusammenstoßen. Dazu müssen sie über eine Mindestenergie verfügen
und in der richtigen räumlichen Position zusammenstoßen.

(| Die Bewegungs-
energie aller Teilchen
ist im zeitlichen
Mittel gleich. Bei
einer Momentauf-
[A +B] 2 AB nahme gibt es also
energiereiche und
Ist eine der beiden Voraussetzungen nicht erfüllt, läuft keine chemische energiearme Teilchen
Reaktion ab. Erst durch Zufuhr von Energie, z.B. Licht, Wärme, mechani- gleichzeitig. Es
scher oder elektrischer Energie, werden die Teilchen der Ausgangsstoffe können aber nur die
aktiviert, d.h. in einen reaktionsfähigen Zustand versetzt. Dieser wird Teilchen reagieren,
häufig auch als Übergangszustand bezeichnet. die über die notwen-
Bei einigen chemischen Reaktionen reicht bereits die Wärme der Umge- dige Mindestenergie
bung bei Raumtemperatur aus, um die Teilchen zu aktivieren. verfügen.

Die Energieumwandlung im Verlauf chemischer Reaktionen lässt sich an-


hand von Energiediagrammen (/ Abb. unten) veranschaulichen.

Energiediagramm einer Molekülreaktion

A b3| Übergangszustand
Energie

Aktivierungs-
energie E,
Aktivierung Umsetzung
Ü Der Betrag der
Aktivierungsenergie
Reaktions- E, ist immer positiv.
wärme Q Die Aktivierungs-
energie ist von der
29» Reaktionswärme Q
(75. 122) unbedingt
Reaktionsverlauf zu unterscheiden.
126 3 Chemische Reaktion

Reaktionsgeschwindigkeit

[Die Reaktionsge-
schwindigkeit hängt Die Reaktionsgeschwindigkeit kennzeichnet den zeitlichen Verlauf
nach der Arrhenius- einer chemischen Reaktion, d.h. wie schnell die Umwandlung der
Gleichung mit der Ausgangsstoffe in die Reaktionsprodukte erfolgt.
Aktivierungsenergie
zusammen. Je kleiner
die Aktivierungsener-
gie, umso schneller Im zeitlichen Verlauf einer Reaktion ändern sich die Konzentrationen
verläuft die Reaktion. der an der Reaktion beteiligten Stoffe. Die Konzentrationen der Aus-
gangsstoffe nehmen ab und die der Endprodukte zu. Den Quotienten
aus der Konzentrationsänderung Ac in der dazugehörigen Zeitspanne At
bezeichnet man als mittlere Reaktionsgeschwindigkeit vr.

[| Die Reaktionsge- c-t-Diagramm eines Ausgangsstoffs im Verlauf einer chemischen Reaktion


schwindigkeit kann
aus den Konzentra-
Konzentration c

tionsänderungen so- mittlere Reaktions-


wohl der Ausgangs- geschwindigkeit Ac
v,=——-
stoffe als auch der R At
©)
I
I
I
I
I

Reaktionsprodukte
berechnet werden.
Konzentration eines
Ausgangsstoffes

[ff Der Niederlän- Beeinflussung der Reaktionsgeschwindigkeit


der J. H. VAN’T HOFF
(1852-1911) befasste
sich mit der Reakti- Die Reaktionsgeschwindigkeit einer chemischen Reaktion wird von
onsgeschwindigkeit. der Temperatur, den Konzentrationen der beteiligten Stoffe, der
Die Formulierung der Oberfläche der reagierenden Stoffe und der Anwesenheit von Ka-
Reaktionsgeschwin- talysatoren beeinflusst.
digkeits-Temperatur-
Regel (RGT-Regel)
stammt von ihm.
Abhängigkeit von der Temperatur

c-t-Diagramm eines Ausgangsstoffs im Verlauf einer Mit steigender Temperatur bewe-


chemischen Reaktion bei unterschiedlicher Temperatur gen sich die Teilchen schneller, ihre
Bewegungsenergie nimmt zu. Da-
Konzentration e

durch erhöht sich die Teilchenan-


zahl, die über die nötige Mindest-
20°C energie verfügt.
Außerdem wächst pro Zeiteinheit
30°C
die Anzahl der Zusammenstöße
zwischen den Teilchen. Tempera-
turerhöhungen bewirken also im-
mer eine Erhöhung der Reaktions-
Zeitt geschwindigkeit, weil dadurch die
Energie der Teilchen zunimmt.
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 127

Abhängigkeit von der Konzentration


Eine höhere Konzentration der Edukte ent- a) b)
spricht einer höheren Teilchendichte. Dadurch
steigt die Wahrscheinlichkeit von unwirksamen
und wirksamen Zusammenstößen der Teilchen.
Bei einer Verdopplung der Teilchenzahl in ei-
nem bestimmten Volumen vervierfacht sich die
Zahl der Zusammenstöße (/ Abb.).
Folglich nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit
mit steigender Konzentration der Ausgangs-
stoffe zu.
Aus dem gleichen Grund laufen Gasreaktionen
4 mögliche 16 mögliche
bei hohem Druck schneller ab als bei niedrigen Zusammenstöße Zusammenstöße
Drücken.

Durchmischung und Zerteilungsgrad


Mithilfe der Stoßtheorie wird verständlich, warum auch die Durchmi-
schung der Ausgangsstoffe eine wichtige Rolle für den Reaktionsverlauf
spielt. Je gleichmäßiger die Teilchen der verschiedenen Ausgangsstoffe
verteilt sind, umso häufiger können sie zusammenstoßen.

keine Durchmischung, große Teilchen, kle


k naTeilche
kaum Zusammenstöße wenig Zusammenstöße v

Aus dem gleichen Grund beeinflusst der Zerteilungsgrad der Ausgangs-


stoffe die Reaktionsgeschwindigkeit heterogener Reaktionen. Je höher
die aktive Oberfläche pro Volumeneinheit ist, desto besser können die
Teilchen in Kontakt treten und umso schneller erfolgt die Reaktion.

Diesen Effekt nutzen wir beim Ent- Ü Kleinste Me-


zünden eines Feuers mit kleinen tallteilchen finden
Zweigen anstelle von großen Holz- vielfältige Anwen-
dungen u.a. in der
klötzen. Extrem kleine Teilchen
Nanotechnologie
sind besonders reaktiv. Deshalb
oder auf der Ober-
können Gemische aus brennbaren fläche von Katalysa-
Metallpartikeln und Luft schon bei toren.
relativ niedrigen Temperaturen
heftig miteinander reagieren.
Gefürchtet sind auch plötzliche Ex-
plosionen von Mehlstaub in Müh-
len oder von Kohlestaub in Berg-
werken.
128 3 Chemische Reaktion

Katalysatoren

Katalysatoren verringern die Aktivierungsenergie und erhöhen da-


durch die Reaktionsgeschwindigkeit. Der Verlauf von katalysierten
chemischen Reaktionen wird als Katalyse bezeichnet.

Ü Katalysatoren Durch die Absenkung der Aktivierungsenergie (/5S. 125) verfügt bei
werden nicht in der gleich bleibender Temperatur eine größere Anzahl von Teilchen über
Reaktionsgleichung die erforderliche Mindestenergie für wirksame Zusammenstöße. Die
berücksichtigt, da sie Reaktionsgeschwindigkeit wird erhöht.
nach Beendigung der
Reaktion unverän-
Ablauf einer exothermen chemischen Reaktion mit und ohne Katalysator
dert vorliegen.
EA

Reaktion ohne
Katalysator Aktivierungs-
energie ohne
Katalysator
Energie der
Ausgangs- F+
energie mit
stoffe
Katalysator
Reaktion mit Katalysator Reaktions-
wärme
Energie der
Reaktions-
produkte

Wirkung des Katalysators


1. Bildung von Zwischenprodukten:
Katalysatoren bilden mit den Ausgangsstoffen mehr oder weniger
instabile Zwischenverbindungen, die im Verlauf der Reaktion zu den
Reaktionsprodukten zerfallen. Der Katalysator selbst liegt nach der
Reaktion unverändert vor.
[Der Abgaskataly- 2. Spezifische Wirkung:
sator für Ottomoto- Katalysatoren beeinflussen chemische Reaktionen unterschiedlich
ren besteht aus Platin stark. So kann man in der Industrie bei verschiedenen möglichen
und Rhodium auf
Reaktionswegen nur den gewünschten ablaufen lassen.
einer Trägersubstanz.
Er ermöglicht die
Umwandlung der bei
Je nach Aggregatzustand von reagierenden Stoffen und Katalysator un-
der Benzinverbren- terscheidet man homogene und heterogene Katalyse.
nung entstehenden 1. Heterogene Katalyse (Kontaktkatalyse): Katalysator und reagie-
Giftstoffe in unschäd- rende Stoffe bilden verschiedene Phasen, die Katalyse findet an der
liche Reaktionspro- Oberfläche des Katalysators (Phasengrenze) statt.
dukte. Er verringert
so die Umweltbelas- EM Schwefelsäureherstellung (Kontaktverfahren):
tung durch Benzin- - Katalysator: Vanadium(V)-oxid; fest
motoren.
- Reaktionspartner: Schwefeldioxid, Sauerstoff und Schwefeltrioxid;
alle gasförmig
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 129

2. Homogene Katalyse: Katalysator und reagierende Stoffe bilden ein- Ü] Positive Katalyse
homogenes Stoffgemisch (/$. 63). wird das Beschleu-
nigen der Reaktion
E Herstellung von Ethanal durch Oxidation von Ethen (in Wasser): genannt. Negative
Katalyse ist eine Ver-
- Katalysator: Palladium(Il)-chlorid; in Wasser gelöst
zögerung des Ablaufs
- Reaktionspartner: Ethen, Sauerstoff und Ethanal in Wasser gelöst
durch sogenannte
Inhibitoren.
Katalytische Reaktionen
Als Katalysatoren werden unterschiedliche chemische Stoffe, z.B. Me-
talle, ihre Oxide, Nichtmetalloxide, Säuren und Basen oder Komplexver-
bindungen, eingesetzt. Die Katalysatoren können sowohl anorganischer
als auch organischer Natur sein.
Bilden unterschiedliche Stoffe einen Katalysator, spricht man von Misch-
katalysatoren.
In der chemischen Industrie wird häufig mit Katalysatoren gearbeitet.

BE Großtechnische Prozesse, in denen Katalysatoren eingesetzt werden (Ein Beispiel für


- Schwefelsäure-Kontakt-Verfahren (/S. 296) die selten vorkom-
- Ammoniaksynthese (5. 292) menden negativen
- Reformieren von Benzin (/S. 312) Katalysen sind
die gesteuerten
- Katalytisches Cracken (/S. 310)
Redoxreaktionen
- Methanolsynthese (5. 313)
bei der biologi-
schen Zellatmung
Biokatalysatoren (Endoxidation). Hier
Auch in der Natur spielen Kataly- Substrat neue wird die Reaktion
satoren eine große Rolle. Die Bio- Produkte zwischen Sauerstoff
aktives
katalysatoren sind Wirkstoffe (oft und Wasserstoff
Zentrum
Enzyme), welche in geringsten durch Enzyme stark
verlangsamt.
Mengen Stoffwechselvorgänge erst
ermöglichen oder beschleunigen.
Aufgrund ihrer speziellen Eiweiß-
struktur wirken Enzyme außeror-
dentlich spezifisch. Sie erkennen Enzym Sr Enzym
unter verschieden Substanzen ein SuDSLLdN-
Komplex
ganz bestimmtes Substrat.
Mit diesem gehen sie nach dem
Schlüssel-Schloss-Prinzip eine reaktive Zwischenverbindung ein (/ Abb.).
Dadurch ermöglichen die Enzyme nur ganz spezifische Reaktionen zu
ganz bestimmten Produkten.
Enzyme müssen höhere Anforderungen erfüllen als andere Katalysato- Im engeren Sinne
ren. Sie gewährleisten, dass biochemische Prozesse bei niedrigen Tem- sind Biokatalysato-
peraturen -— beim Menschen etwa 37°C - und im neutralen pH-Bereich ren nur die Enzyme.
Oft jedoch werden
mit der gewünschten Geschwindigkeit ablaufen. Außerdem sollten bei
auch Hormone,
enzymatischen Reaktionen keine giftigen Nebenprodukte entstehen.
Vitamine oder
Pflanzenwuchsstoffe
EI Stoffwechselvorgänge, in denen Biokatalysatoren wirken: dazugerechnet. Auch
- Fotosynthese diese Verbindungen
- Zellatmung beschleunigen be-
- alkoholische Gärung stimmte Reaktionen.
- Verdauungsvorgänge
- Fixierung von Luftstickstoff durch Knöllchenbakterien
130 3 Chemische Reaktion

3.1.4 Chemisches Gleichgewicht

Grundlagen

[2 gleichgewichts- Wenige chemische Reaktionen laufen nur in eine Richtung ab. Viele
reaktionen werden chemische Reaktionen sind umkehrbar, bei ihnen können aus den gebil-
mit einem Doppel- deten Reaktionsprodukten wieder die entsprechenden Ausgangsstoffe
pfeil gekennzeichnet. entstehen.
Die Hinreaktion
verläuft von links
nach rechts, die Rück-
Allgemeines Schema einer umkehrbaren chemischen Reaktion
reaktion von rechts Hinreaktion
u
nach links. Ausgangsstoffe .—— Reaktionsprodukte
Rückreaktion

EB Veresterung
Säure + Alkohol —— Ester + Wasser
Ester + Wasser —— Säure + Alkohol

Säure + Alkohol == Ester + Wasser

[I Ein chemisches Ein chemisches Gleichgewicht stellt sich ein, wenn bei einer um-
Gleichgewicht kann kehrbaren chemischen Reaktion Hin- und Rückreaktion gleichzei-
sich nur in Reaktions-
tig nebeneinander ablaufen.
systemen einstellen,
bei denen kein Stoff-
austausch mit der
Umgebung erfolgt.
Dadurch bleibt der Stoffumsatz bei Gleichgewichtsreaktionen unvoll-
ständig. Nach einer bestimmten Zeit bleiben die Konzentrationen an
Ausgangsstoffen (Edukte) und Reaktionsprodukten konstant (makrosko-
pisch stationärer Zustand).
Diese Zeit vom Beginn der umkehrbaren chemischen Reaktion bis zum
Erreichen des Gleichgewichtszustands, nennt man Einstellzeit.
Im Gleichgewichtszustand laufen die Hin- und Rückreaktion mit gleicher
Geschwindigkeit (/ Abb. auf S. 131) ab.
Auf Teilchenebene findet somit immer ein Stoffumsatz statt (submi-
kroskopisch dynamischer Zustand), obwohl die Konzentrationen der
Ausgangsstoffe und Reaktionsprodukte konstant sind.

[| Ausgehend vom El Reaktion von lod mit Wasserstoff


Gleichgewichtszu-
stand hängt die lod + Wasserstoff == lodwasserstoff
Richtung, in welche la + H> == 2Hl
die chemische Reak-
tion abläuft, von den
8 8
Reaktionsbedin-
gungen Druck, 3 3 > > ad 2 > 2
Temperatur und
er nd
Konzentration ab. 4 23 >>|?
H, + I, H,, Iyı HI ll

» H, Wasserstoffmoleküle “2 1, lodmoleküle
3.1 Grundlagen chemischer Reaktionen 131

c VR
| |
| |
| |
Co(Edukte) ı aG(Produkte)
VHin
|
| |
ı IVHinl
= IVRuckl
| Tau)
= konstant ı
| |
| I
VRück |
Co(Produkte) I CgGtEdukte) I
t t
Einstellzeit | Gleichgewicht Einstellzeit | Gleichgewicht

Kennzeichen der Einstellzeit Kennzeichen des Gleichgewichts


- Konzentration der Ausgangs- | - Konzentrationen von Aus- [ Quantitativ
stoffe nimmt ab gangsstoffen und Reaktions- lässt sich die Lage
- Konzentration der Reaktions- produkten ändern sich nicht des chemischen
Gleichgewichts durch
produkte nimmt zu mehr
das Massenwir-
- Reaktionsgeschwindigkeit der | - Reaktionsgeschwindigkeiten kungsgesetz (MWG)
Hinreaktion nimmt ab von Hin- und Rückreaktion sind beschreiben.
- Reaktionsgeschwindigkeit der gleich
Rückreaktion nimmt zu

Nach der Einstellung des chemischen Gleichgewichts bleiben die


Konzentrationen der reagierenden Stoffe konstant. Die Geschwin-
digkeiten von Hin- und Rückreaktion sind gleich. Das chemische
Gleichgewicht ist sowohl vonseiten der Ausgangsstoffe aus auch
vonseiten der Reaktionsprodukte einstellbar.

Beeinflussung von Gleichgewichtsreaktionen

Durch veränderte Reaktionsbedingungen kann in einem Gleichgewichts- 2 Der Franzose


system die Lage des Gleichgewichts verschoben werden. H. L. LE CHATE-
Durch Veränderung der Faktoren LIER (1850-1936)
— Temperatur, formulierte 1884 das
- Konzentration, „Prinzip des kleinsten
- Druck (bei Gasen) Zwangs”, indem er
den Einfluss äußerer
kann das Gleichgewicht beeinflusst werden.
Bedingungen auf
chemische Gleich-
Katalysatoren verringern die Einstellzeit des chemischen Gleichgewichts, gewichte darlegte.
da die Reaktionsgeschwindigkeit durch Herabsetzung der Aktivierungs- Nach ihm wurde
energie erhöht wird. es auch als Prinzip
Katalysatoren verändern jedoch nicht die Lage des Gleichgewichts, da sie von LE CHATELIER
die Hin- und die Rückreaktion gleichermaßen beschleunigen. benannt.
132 3 Chemische Reaktion

Beeinflussung durch die Temperatur


[LE CHATELIER Durch Temperaturerhöhung wird die Reaktion begünstigt, die unter
formulierte die Energieverbrauch abläuft, also die endotherme Reaktion.
Verschiebung eines Durch Temperaturerniedrigung wird die Reaktion begünstigt, die unter
Gleichgewichts so, Energieabgabe abläuft, also die exotherme Reaktion.
dass dieses dem
äußeren Zwang
ausweicht. Durch die
Beeinflussung durch die Konzentration
Lageverschiebung
Die Erhöhung der Konzentration eines Stoffs begünstigt die Reaktion,
verkleinert sich bei der dieser Stoff verbraucht wird. Wird also die Konzentration eines
der Zwang. Daher Ausgangsstoffs erhöht, so wird die Hinreaktion, bei der dieser Ausgangs-
stammt die Bezeich- stoff verbraucht wird, gefördert.
nung „Prinzip vom Wird die Konzentration eines Stoffs, z.B. durch Entnahme aus dem Sys-
kleinsten Zwang”. tem, erniedrigt, so wird die Reaktion begünstigt, bei der dieser Stoff ge-
bildet wird. Durch Abführung von Reaktionsprodukten kann so ebenfalls
die Hinreaktion, bei der diese Reaktionsprodukte entstehen, gefördert
werden.

Beeinflussung durch den Druck


Der Druck hat nur Einfluss auf chemische Gleichgewichtsreaktionen,
wenn Gase beteiligt sind und sich die Volumina der Ausgangsstoffe von
den Volumina der Reaktionsprodukte unterscheiden. Druckerhöhung
fördert die Reaktion, die unter Volumenabnahme verläuft. Druckernied-
rigung fördert die Reaktion, die unter Volumenzunahme verläuft.

EB Volumenänderung bei chemischen Reaktionen


Volumen nimmt ab
N, + 3 H, jSP EEE SEEEEBEEEEEEEEEE u 2 NH;
Volumen nimmt zu

22,41 3-22,41 > 2:-22,41


Lu 49

89,6 | 44,81

Veränderte Beeinflussung der Lage des chemischen Gleich-


Bedingungen gewichts
Temperatur: |
[Bei sehr vielen
chemischen Reaktio-
- Erhöhung ' - fördert die endotherme Reaktion
nen spielen mehrere - Verringerung - fördert die exotherme Reaktion
Gleichgewichte eine Konzentration:
Rolle. Man spricht
- Erhöhung - fördert die den Stoff verbrauchende Reaktion
dann von gekoppel-
- Verringerung - fördert die den Stoff bildende Reaktion
ten Gleichgewichten.
Druck:
- Erhöhung - fördert die Reaktion mit Volumenabnahme
- Verringerung - fördert die Reaktion mit Volumenzunahme

Jede Beeinflussung des Gleichgewichts durch Temperatur, Konzen-


tration oder Druck führt zu einer solchen Änderung des Gleichge-
wichtszustands, die den störenden Einfluss verringert.
Überblick

Reaktionsgeschwindigkeit und chemisches Gleichgewicht

= Die Reaktionsgeschwindigkeit vr beschreibt die zeitliche Verände- ab


rung der Stoffmengen bzw. Konzentrationen der an einer Reaktion
beteiligten Stoffe. 3

u Sie wird von der Art der reagierenden Teilchen bestimmt und hängt
außerdem von der Temperatur und dem Druck sowie der Durchmi-
schung und dem Zerteilungsgrad der Edukte ab.

w Katalysatoren beschleunigen chemische Reaktionen durch Herab-


setzung der Aktivierungsenergie. Sie liegen nach der Reaktion wieder
unverändert vor.

sw Ein chemisches Gleichgewicht kann sich c


nur bei einer reversiblen Reaktion einstellen,
solange kein Stoffaustausch zwischen System
und Umgebung stattfindet. Es ist durch folgende Co(Edukte) CsG(Produkte)
allgemeine Merkmale gekennzeichnet:
1. Der Stoffumsatz erfolgt unvollständig. Edukte
Cagıi) = konstant
und Produkte liegen nach der Einstellung des
Gleichgewichts nebeneinander in einem kons-
tanten Konzentrationsverhältnis vor.
2. Hin- und Rückreaktion laufen gleichzeitig Co(Produkte) CsG(Edukte)
nebeneinander ab. Im Gleichgewicht sind t
Einstellzeit ' Gleichgewicht
die Beträge der Reaktionsgeschwindigkeiten
identisch, |vpin| = IVrückl-
3. Obwohl makroskopisch die Konzentrationen
der Reaktanten konstant sind, findet mikroskopisch eine ständige
Umwandlung von Teilchen statt.
4. Der Gleichgewichtszustand ist von beiden Seiten (Edukt- bzw. Pro-
duktseite) einstellbar.
Einfluss der Reaktionsbedingungen auf die Lage chemischer Gleichgewichte
Reaktionsbedingungen Auswirkung
Temperatur Erhöhung begünstigt endotherme Reaktionen
Verringerung begünstigt exotherme Reaktionen
Druck Erhöhung begünstigt Gasphasenreaktionen, die unter Volu-
menabnahme verlaufen
Verringerung begünstigt Gasphasenreaktionen, die unter Volu-
menzunahme verlaufen
Konzentration | Erhöhung begünstigt die Reaktion, bei der der Stoff ver-
braucht wird
Verringerung begünstigt die Reaktion, bei der der Stoff gebildet
wird

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134 3 Chemische Reaktion

3.2 Arten chemischer Reaktionen

3.2.1 Klassifizierung chemischer Reaktionen

2 DI Es gibt eine Reihe Chemische Reaktionen können nach einer Vielzahl verschiedener
weiterer Möglich- Kriterien eingeteilt werden.
keiten zur Klassifi-
zierung chemischer
Reaktionen.
1. Nach dem Aggregatzustand der reagierenden Stoffe werden Gas-
phasenreaktionen, Reaktionen in (wässrigen) Lösungen und Reaktio-
nen von Feststoffen unterschieden.
2. In Abhängigkeit von der Art der miteinander reagierenden Teilchen
bezeichnet man Stoffumwandlungen als Molekülreaktionen, lonen-
reaktionen oder radikalische Reaktionen.
3. In der organischen Chemie betrachtet man die Änderung des Bin-
dungszustands der Kohlenstoffatome und unterscheidet zwischen
Addition, Substitution und Eliminierung (/S. 276 ff.).
4. Aus energetischer Sicht lassen sich Reaktionen anhand der Energie-
formen klassifizieren, die bei der Reaktion benötigt oder frei wird.

ausgetauschte Energieform Reaktionstyp


Wärme | thermochemische Reaktion
(exotherm bzw. endotherm)
UV-Strahlung | | fotochemische Reaktion
Elektroenergie elektrochemische Reaktion
mechanische Energie tribochemische Reaktion

[Nach manchen 5. Eine weitere Möglichkeit zur Klassifizierung beruht auf der Art der
Kriterien können bei der Reaktion ausgetauschten Teilchen. Danach unterscheidet
nicht alle chemischen man vor allem in der anorganischen Chemie zwischen Säure-Base-
Reaktionen zugeord- Reaktionen (/'5. 147), Redoxreaktionen (75.136) und Fällungs-
net werden.
reaktionen (/S. 149).

ausgetauschte Teilchen Reaktionstyp


Protonen (Wasserstoff-lonen) Säure-Base-Reaktionen
Elektronen Redoxreaktionen
Ionen Fällungs- und Komplexreaktionen
Atome bzw. Atomgruppen Substitutionsreaktionen

3.2.2 Redoxreaktionen - Reaktionen mit Elektronenübergang

Der Begriff Redoxreaktion stammt ursprünglich von Reduktions-Oxida-


tions-Reaktionen. Nach der Aufklärung von Verbrennungsvorgängen
durch A. L. DE LAVOISIER wurde die Aufnahme von Sauerstoff (oxyge-
nium) als Oxidation bezeichnet.
3.2 Arten chemischer Reaktionen 135

Redoxreaktionen im engeren Sinn I Nachdem der


Sauerstoff von ).
Oxidation im engeren Sinn Reduktion im engeren Sinn
PRIESTLEY (1733 bis
- Aufnahme von Sauerstoff — Abgabe von Sauerstoff 1804) und gleich-

- Bildung von Oxiden - Zerfall von Oxide n


zeitig von C. W.
SCHEELE (1742-1786)
Beispiel: Beispiel: entdeckt worden
Bildung von Schwefeldioxid Zerfall von Stickstoffmonooxid war, konnte A.L.
Gleichung: Gleichung: LAVOISIER (1749
S + O, — SO, 2NO — N» + O,
bis 1794) mit seiner
Sauerstofftheorie die
Phlogistontheorie wi-
Der Entzug von Sauerstoff aus einer Verbindung wurde Reduktion ge-
derlegen. Er bewies
nannt. Daraus ergab sich die damalige Definition der Redoxreaktionen experimentell, dass
im engeren Sinn. eine Verbrennung
Sauerstoffaufnahme
Bei Redoxreaktionen im engeren Sinne gibt das Oxidationsmittel und damit Massenzu-
Sauerstoff ab und wird dabei selbst reduziert. Das Reduktionsmit- nahme bedeutet.
tel nimmt Sauerstoff auf und wird dabei selbst oxidiert. Oxidation
und Reduktion laufen immer gleichzeitig nebeneinander ab.

El Redoxreaktion zwischen Kupferoxid und Wasserstoff


Reduktion
Oxidation

CuO + H, — 9 + Cu
Ausgangsstoffe Reaktionsprodukte

Kupferoxid Wasserstoff Wasser Kupfer

Der Stoff, der den Der Stoff, der Der Stoff, Der Stoff,
Sauerstoff liefert, den Sauerstoff der durch der durch
ist das Oxidations- aufnimmt, ist das die Oxidation die Reduktion
mittel, er wird Reduktionsmittel, entsteht. entsteht.
reduziert. er wird oxidiert.

Allgemeines Schema einer Redoxreaktion im engeren Sinne ©] Mit dieser


Definition der Redox-
Oxidations- Reduktions- Oxidation reaktion im engeren
mittel mittel] y Sinn, werden Redox-
Ni +: EB — ı% + BO prozesse an denen
4 keine Sauerstoffver-
Reduktion bindungen beteiligt
sind, nicht erfasst.

Nach der Aufklärung des Atombaus wurde erkannt, dass einer Oxidati-
onsreaktion stets eine Abgabe von Elektronen zugrunde liegt. Die von
einem Atom abgegebenen Elektronen werden von einem anderen Atom
aufgenommen. Diese Elektronenaufnahme ist die Reduktion.
Aus diesen Erkenntnissen entwickelte sich die Theorie von der Redoxre-
aktion im erweiterten Sinn.
136 3 Chemische Reaktion

[I Die Elektronen- Redoxreaktionen im erweiterten Sinn


donatoren sind
Reduktionsmittel, Oxidation im erweiterten Sinn Reduktion im erweiterten Sinn
sie werden durch die = Abgbae von Elektronen - Aufnahme von Elektronen
Elektronenabgabe
gleichzeitig oxidiert. Beispiel: | Beispiel:
Die Elektronen- Bildung von Magnesium-lonen ı Bildung von Chlorid-Ionen
akzeptoren sind Gleichung: | Gleichung:
Oxidationsmittel,
Mg — Mg’* + 2e Ch + 2eT — 2ch
sie werden durch
die Elektronenauf-
nahme reduziert. Teilchen, die Elektronen abgeben, sind Elektronendonatoren. Teilchen,
Elektronenaufnahme die Elektronen aufnehmen, sind Elektronenakzeptoren.
und -abgabe laufen
immer gleichzeitig
ab, sodass keine Elek- u Magnesium + Chlor — Magnesiumchlorid
tronen erzeugt oder
Elektronenaufnahme Reduktion
vernichtet werden.
Y
Mg = &; — Mg* + 2cCh
ı A
Elektronenabgabe Oxidation

[] Die Änderung der Das Magnesiumatom (Reduktionsmittel) gibt Elektronen an das


Oxidationszahlen ist Chloratom ab und wird selbst oxidiert. Das Chloratom (Oxidations-
das charakteristische mittel) nimmt Elektronen auf und wird selbst reduziert.
Merkmal für Redox-
reaktionen.
Redoxpaare

Jedem Oxidationsmittel entspricht ein dazugehöriges Reduktionsmittel.


Man nennt diese ein Redoxpaar.

Oxidation
Reduktionsmittel Oxidationsmittel
Reduktion

[3 Zwischen zwei Bei einer Redoxreaktion reagieren immer zwei Redoxpaare miteinander.
Redoxpaaren bil- Die reagierenden Teilchen werden als Redoxsystem zusammengefasst.
det sich durch die
Elektronenaustausch-
a Reduktion
reaktion ein chemi-
sches Gleichgewicht | Oxidation
aus. Dieses wird als
Redoxgleichgewicht 2 H* Mg“* + H,
bezeichnet. Oxidations- Reduktions- Oxidations- 8 Reduktions-
mittel (1) mittel (2) mittel (2) mittel (1)

Redoxreaktionen sind chemische Reaktionen mit Elektronenüber-


tragung. Bei der Teilreaktion Oxidation werden von dem Reduk-
tionsmittel(2) Elektronen abgegeben. Bei der Teilreaktion Reduk-
tion werden vom Oxidationsmittel(1) Elektronen aufgenommen.
Beide Teilreaktionen finden gleichzeitig nebeneinander statt.
3.2 Arten chemischer Reaktionen 137

Die Redoxreihe der Metalle

Entsprechend ihrer Stellung im Periodensystem haben die Metalle ein [] Metalle, die ihre
unterschiedliches Bestreben, Elektronen abzugeben oder aufzunehmen. Außenelektronen
Nach der Tendenz, Elektronen abzugeben, können die Metalle in einer leicht abgeben,
Redoxreihe angeordnet werden: bezeichnet man als
unedle Metalle. Die
unedlen Metalle sind
gute Reduktionsmit-
tel (Elektronendona-
toren) und werden
deshalb leicht oxi-
diert. Zu den unedlen
Metallen zählen die
Alkali- und Erdalkali-
metalle, Aluminium,
Zink und Eisen.

Wird ein unedles Metall in eine wässrige Lösung eines Salzes eines edle-
ren Metalls getaucht, so scheidet sich das edlere Metall auf dem unedle-
ren ab. Es nimmt Elektronen auf (wird reduziert). Das unedlere geht in
Lösung, es gibt Elektronen ab (wird oxidiert).

®B Taucht ein Eisennagel in eine [Ü Metalle, die ihre


Kupfer(Il)-sulfatlösung, so wird Außenelektronen nur
nach einiger Zeit das Eisen als schwer abgeben, be-
unedles Metall in Lösung ge- zeichnet man als edle
Metalle. Die edlen
hen, es bildet Eisen(Il)-Ionen
Metalle sind nur
und gibt Elektronen an die
schwer zu oxidieren,
Kupfer(Il)-Ionen ab. Diese wer- ihre Ionen aber sind
den zu Kupfer reduziert. Das sehr gute Oxidations-
Kupfer scheidet sich am Eisen- mittel (Elektronenak-
nagel ab. zeptoren). Beispiele
Eine ähnliche Reaktion ist beim für edle Metalle sind
Eintauchen eines Zinkblechs in Kupfer, Quecksilber,
in CuSO,-Lösung Silber und Platin.
die Kupfer(Il)-sulfatlösung zu
beobachten.
Dagegen erfolgt zwischen ei- Cu?* + Fe — Cu + Fe?t
nem Silberdraht und Kupfer(Il)- Cu?* + ZA — Cu + Zn?
lonen keine Reaktion.

Eine technische Anwendung der Redoxreihe der Metalle ist die Ze- [ Die Redoxreihe
mentation (Abscheidung) von Kupfer durch Eisen. Durch Zugabe von spielt eine wichtige
Eisenschrott zu einer Kupfer(Il)-sulfatlösung, die man beim Auslaugen Rolle im Alltag, z.B.
kupferarmer Erze erhält, wird das Kupfer ausgefällt und Eisen geht als beim Korrosions-
schutz und bei Batte-
Eisen(Il)-sulfat in Lösung.
rien (75. 141 ff.).

Unedle Metalle stehen in der Redoxreihe links und sind gute Reduk-
tionsmittel, d.h. sie lassen sich leicht oxidieren. Edle Metalle stehen
in der Redoxreihe rechts und sind schlechte Reduktionsmittel. Ihre
Kationen wirken in wässriger Lösung stark oxidierend, sodass sich
edle Metalle leicht aus ihren Salzlösungen abscheiden lassen.
138 3 Chemische Reaktion

3.2.3 Elektrochemische Reaktionen

Grundlagen

I Elektrochemische Elektrochemische Reaktionen gehören zu den Reaktionen mit


Reaktionen sind Elektronenübergang (Redoxreaktionen). Es findet eine Umwand-
spezielle Redoxreak-
lung von chemischer Energie in elektrische Energie oder umge-
tionen.
kehrt statt.

Einteilung elektrochemischer Prozesse

Elektrochemische Prozesse

Galvanische Prozesse Elektrolytische Prozesse


a . nn nn
2

[3 In Metallen fun- freiwilliger Prozess nicht freiwilliger Prozess


gieren frei beweg- a mansiar =
liche Elektronen als
Ladungsträger.

Elektrolyte und Elektroden

Elektrochemische Reaktionen finden an Elektroden statt, die im Kontakt


mit Elektrolytlösungen stehen. Die Leitung des elektrischen Stroms kann
durch verschiedene Ladungsträger, Elektronen oder lonen, erfolgen.

Elektrolyte sind Stoffe, in denen der Ladungstransport durch Wan-


derung von positiv oder negativ geladenen lonen erfolgt.

[I Die Elektrolyte
werden anhand der
Verfügbarkeit der
lonen in verschiedene
Elektrolyte
Gruppen unterteilt.

Als Elektrode wird der Teil eines metallischen Leiters bezeichnet,


der den elektrischen Strom auf in Gasen, Flüssigkeiten oder in Fest-
körpern vorhandene Ladungsträger (lonen) überträgt.
3.2 Arten chemischer Reaktionen 139

Die einfachsten Beispiele sind


Metallelektroden, bei denen sich
das Metall im Kontakt zu einem
in Wasser leicht löslichen Salz des
Metalls befindet ( Abb.).
Taucht man ein Zinkblech in eine
verdünnte Zinksulfatlösung, dann
werden an der Metalloberfläche Metall Elektrolyt
durch Oxidation Zn?*-Ionen gebil-
det. Diese gehen durch die Phasen-
grenze in die wässrige Phase über,
die dadurch partiell positiv aufge-
laden wird.
Die Elektronen verbleiben im Metall, das sich an der Phasengrenze ne- > Die Teilchen 3
gativ auflädt. Zwischen der metallischen Phase und dem Elektrolyt stellt symbolisieren
sich ein elektrochemisches Gleichgewicht ein. Wassermoleküle, die
Die dargestellte Metallelektrode wird mit dem Elektrodensymbol die Hydrathülle der
Ionen bilden. ©) sind
Zn/Zn?* gekennzeichnet. Der Schrägstrich symbolisiert die Phasengrenze,
Elektronen in der
durch die die Ladungsträger durchtreten. metallischen Phase.

Kennzeichnung einer Metallelektrode


Elementsymbol Ladungszahl
des Metalls der Metall-Kationen

Symbol für die Symbol des


(heterogene) Phasengrenze Metall-Kations

Aufgrund der elektrostatischen Anziehung zwischen Elektronen und in


der Lösung hydratisierten Kationen bildet sich eine elektrochemische
Doppelschicht aus.
Die entgegengesetzten Ladungen führen zu einem elektrischen Feld und
damit zur Ausbildung des elektrochemischen Potenzials E der Elektrode
(Elektrodenpotenzial oder Redoxpotenzial).

Gleichung für die Bildung des elektrochemischen Potenzials


Me - Metall
Oxidation zu A Me”*- Metall-Kation
Me Ba Me Eee e - Elektronen
[Ü] Edle Metalle
SRURHION z - Anzahl der Elektronen
lassen sich leicht
elektrochemisch aus
ihren Salzlösungen
Die Potenzialdifferenz zwischen der festen Phase und dem Elektrolyten
abscheiden. An der
hängt von der Art des Metalls und von der Konzentration der Metall-
Elektrode läuft ein
lonen in der Lösung ab. Zudem sind Elektrodenpotenziale temperatur-
Reduktionsprozess
und konzentrationsabhängig. ab. Unedle Metalle
gehen dagegen
Infolge der Redoxreaktionen und des Ladungsträgerübergangs leicht in Lösung; d.h.,
zwischen Metall und Elektrolyt bildet sich eine elektrochemische das Metall löst sich
Doppelschicht aus. Daraus resultiert das elektrochemische Poten- auf. An der Elektrode
läuft ein Oxidations-
zial der Elektrode.
prozess ab.
140 3 Chemische Reaktion

Galvanische Prozesse und galvanische Elemente

[Der italienische
Arzt und Naturfor- Bei galvanischen Prozessen wird chemische Energie freiwillig in
scher LUIGI GALVANI
elektrische Energie umgewandelt.
(1737-1798) wurde
durch seine an
Froschschenkeln
Um nutzbare elektrische Energie durch Redoxreaktionen zu erzeugen,
durchgeführten elek-
müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein:
trochemischen Ver-
suche berühmt. Nach 1. räumliche Trennung von Oxidations- und Reduktionsvorgängen, um
ihm sind zahlreiche unerwünschten Kontakt von verschiedenen Metallen und Metall-
Prozesse mit dem lonen zu verhindern
Wortstamm „galvan” 2. Verbindung der getrennt ablaufenden Vorgänge durch einen elek-
benannt. trischen Leiter

Zur Realisierung dieser Voraussetzungen verwendet man das galvanische


Element.

Das galvanische Element ist eine elektrochemische Zelle. Es besteht


aus zwei miteinander kombinierten Elektroden.

Jede elektrochemische Zelle besteht aus zwei Elektroden oder auch aus
zwei elektrochemischen Halbzellen, die miteinander elektrisch leitend,
z.B. über einem Stromschlüssel, verbunden sind.
Der Stromschlüssel enthält eine Elektrolytlösung, z.B. Kaliumchlorid-
lösung oder Kaliumnitratlösung und ermöglicht den Ladungstransport
zwischen den Halbzellen.
Als Stromschlüssel kann auch eine halbdurchlässige Membran verwendet
werden, die den Übergang von lonen als Ladungsträgern zwischen den
beiden Elektrolytlösungen erlaubt.

J. F. DANIELL Das Daniell-Element


(1790-1845) ein Stromschlüssel
englischer Chemiker
und Physiker, entwi-
ckelte 1836 als Erster Kupferblech Zinkblech
ein galvanisches
Element. Es bestand
aus einer Kupferelek-
trode in einer Kup-
fersulfatlösung und
einer Zinkelektrode
in einer Zinksulfatlö- CuSO,-Lösung ZnSO,-Lösung
sung. Es lieferte etwa
eine Spannung von Halbzelle 1 Halbzelle 2
etwa 1,05V. (Katode) (Anode)

Werden die beiden Metalle durch einen leitenden Draht verbunden, so


fließt durch die Kombination von zwei Elektroden ein elektrischer Strom
durch das System, der mit einem Messgerät gemessen werden kann.
Chemische Energie wird in elektrische Energie umgewandelt.
3.2 Arten chemischer Reaktionen 141

Prozesse im Daniell-Element

' Elektrode | (Halbzelle I) | Elektrode I (Halbzelle II)


Vorgänge | Kupfer-Ionen aus der Lösung | Zinkatome geben Elektronen ab,
ı nehmen Elektronen auf, Kupfer . die Zink-lonen wandern in die
scheidet sich am Kupferstabab Lösung
chemische Reaktion | Reduktion von Kupfer-Ionen ' Oxidation von Zinkatomen
Teilgleichung Cu* + 2e — Cu |Zzn — Zn? + de’

Ladung der Elek- im Vergleich zur Elektrode Il: ‚ im Vergleich zur Elektrode |:
trode '® ‚©

Zellreaktion Zn + Cu = Zn + Cu

Diese Prozesse laufen freiwillig (ohne äußeren Zwang) so lange bei kon-
stanter Temperatur und konstantem Druck ab, bis die Potenzialdifferenz
zwischen den beiden Elektroden Null ist.

Das Daniell-ELEMENT ist eine elektrochemische Zelle, bei der eine


Kupfer/Kupfer(Il)-Ionen-Elektrode und eine Zink/Zink(Il)-Ionen-
Elektrode gekoppelt sind.

Alle elektrochemischen Prozesse sind immer eine Kombination aus [] Die Kombination
Reduktions-/Oxidationsvorgängen. In der einen Halbzelle läuft die der beiden Halbzel-
Reduktion (Elektronenaufnahme) und in der anderen Halbzelle die Oxi- lenreaktionen ergibt
die Gesamtreaktion
dation (Elektronenabgabe) ab.
(Zellreaktion).
Reduktion und
Die Elektrode bzw. Halbzelle, an der die Oxidation abläuft, be- Oxidation laufen
zeichnet man als Anode (Donatorhalbzelle) und die Elektrode, an gekoppelt, aber in
der die Reduktion erfolgt, als Katode (Akzeptorhalbzelle). getrennten Räumen
(elektrochemischen
Halbzellen) ab.
Bei galvanischen Zellen ist das Vorzeichen der Katode positiv, da Elek-
tronen aus dem Metall der Elektrode abgezogen werden. Die Katode
lädt sich dabei selbst positiv auf. Die Anode wird durch die Übertragung
der Elektronen auf das Metall der Anode negativ.

Batterien

Batterien sind galvanische Elemente, die als Energiespeicher die-


nen. Die freiwillige Zellreaktion läuft nur in eine Richtung, wobei
die gespeicherte chemische Energie in elektrische Energie umge-
wandelt wird.

Das Daniell-Element liefert eine positive Zellspannung von etwas mehr


als 1 V und diente als eine der ersten Batterien in der Elektrotechnik des
19. Jh. Es wurde später durch das leistungsfähigere Leclanch&-Element
abgelöst, das auch als Zink-Kohle-Batterie bekannt geworden ist.
142 3 Chemische Reaktion

I Es gibt verschie- Heute nutzen wir hauptsächlich Alkali-Mangan-Batterien für Taschen-


dene Batterietypen. lampen, Wecker oder Fernbedienungen. Dabei handelt es sich um Zink-
Als ortsunabhängige Mangandioxid-Zellen mit alkalischen Elektrolyten.
Stromquellen sind sie
flexibel einsetzbar.
Zellreaktion:
Zn) + 2MnOzx + H3O1) —— ZnO« + 2 MnO(OH);)
Die aus der Zellreaktion resultierende Nennspannung beträgt 1,5 V. Je
nach Belastung sinkt sie nach mehreren Stunden unter 0,8 V. Die Entla-
dung erfolgt jedoch deutlich langsamer als bei Zink-Kohle-Batterien.

Bau einer Alkali-Mangan-Batterie Bau einer Zink-Silberoxid-Batterie


Deckel
Bluepel (Minuspol)
Kunststoff- Zinkpulver
Stahl- Braun- dichtring
becher steinmasse

Zinkgel
Separator

Ableitnagel
(Minuspol)

Kunststoff- Separator Silberoxid


; Boden-
dichtung scheibe Außenmantel
(Pluspol)

I Entladene Für kleinere Anwendungen, z.B. in Armbanduhren, verwendet man da-


Batterien sind nicht gegen Knopfzellen, die häufig aus anderen Elektrodenmaterialien be-
wieder aufladbar. stehen. So finden Zink-Silberoxid-Batterien Verwendung in Taschenrech-
Sie werden daher nern oder Fernbedienungen von Autos.
als Primärzellen
Als Oxidationsmittel diente früher giftiges Quecksilberoxid, das aber in-
bezeichnet.
zwischen durch Silberoxid ersetzt wurde. An der Anode wird ähnlich wie
bei der Alkali-Mangan-Batterie Zink oxidiert. Als Elektrolyt verwendet
man Kalilauge. Die Zellreaktion liefert eine Spannung von ca. 1,55 V.

Zellreaktion: Zn) + Ag20.) —— ZnOl + 2Ag«)

[ Lithiumbatterien Lithiumbatterien werden in Fotoapparaten, Computern und sogar in


enthalten organische Herzschrittmachern (/ Abb.) eingesetzt. Es gibt verschiedene Typen von
Elektrolyte. Der Auf- Lithiumbatterien, die über zehn Jahre halten können.
bau und der Elektro- Die Anode besteht immer aus Lithium, als Katodenmaterial dienen z.B.
Iyt variieren mit dem
Mangandioxid, lod oder Kupfersulfid. Bei der Entladung einer Lithium-
Katodenmaterial.
Kupfersulfid-Batterie läuft folgende Zellreaktion ab:

Zellreaktion: 2 Lig) + CuSks) —e Liy$«) + Cug)

Hauptsächlich wegen ihres Gehalts an mehr oder weniger giftigen Me-


tallen gehören Batterien nicht in den Hausmüll, sondern müssen sepa-
rat entsorgt werden. Durch moderne Recycling-Verfahren können die
Metalle daraus zurückgewonnen werden.
3.2 Arten chemischer Reaktionen 143

Akkumulatoren

; : zu Weitere Typen
Auch Akkumulatoren sind galvanische Elemente zur Erzeugung von Akkumulatoren
elektrischer Energie. Im Gegensatz zu Batterien sind Akkumulato- sind Nickel-Cadmium
ren mehrfach wieder aufladbar. und Nickel-Metallhy-
drid-Akkumulatoren.

Der bekannteste Akkumulator ist der Bleiakkumulator, der in vielen


Kraftfahrzeugen als Autobatterie Verwendung findet. Er besteht im ein-
fachsten Fall aus einer Blei- und einer Blei(lV)-oxidelektrode in verdünn-
ter Schwefelsäure als Elektrolyt.
Beim freiwilligen Entladevorgang werden Bleiatome oxidiert und Blei(IV)-
Ionen reduziert ( Abb.). Die dabei zwischen den Elektroden fließenden
Elektronen betreiben einen angeschlossenen Verbraucher (Glühlampe
usw.), bis der Akkumulator vollständig entladen ist.
Um den Akkumulator wieder aufzuladen, müssen die umgekehrten Re-
aktionen ablaufen. Diese werden durch Anlegen einer äußeren Span-
nung durch Elektrolyse (/S. 146) erzwungen.

Blei- Blei(lIV)-oxid Blei Blei(lV)-oxid Blei- Strom- Blei(lV)-oxid


Anode Katode Katode quelle Anode
© ®
®
Elektronenfluss } kein
Elektronenfluss

. Bleisulfat]|

Entladen entladener Zustand


Zellreaktion: Eitiäden
Pb + - PbO,: + :44:0* 412507 a 2PbSO, + 6H,0
aden

Modernere Akkumulatoren sind Lithium-


Ladevorgang Elektronenfluss
Ionen-Akkumulatoren. Sie sind viel leichter
als Bleiakkumulatoren und deshalb besser
für mobile Anwendungen geeignet. Mit
3,8V weisen sie eine hohe Nennspannung
und eine lange Lebensdauer auf. Der Pluspol
besteht aus Mischoxiden wie Li»MnO, und
der Minuspol aus Grafit. An der Redoxreak-
tion ist nur das Elektrodenmaterial beteiligt,
die Lithium-Ionen dienen nur zum Ladungs- ss
ausgleich zwischen den Polen. ” Elektrolyt

Zellreaktion:
Ent-
‚ laden | . .
LiaMnO, + Grafit —= LiMnO;z + Li-Grafit Entladevorgang Elektronenfluss
Laden
144 3 Chemische Reaktion

Elektrochemische Korrosion

Elektrochemische Korrosion ist die Auflösung oder Zerstörung ei-


ner metallischen Oberfläche durch elektrochemische Reaktionen.

[3 Aus der Stellung Elektrochemische Korrosion kann immer dort auftreten, wo zwei unter-
der Metalle in der schiedliche Metalle im direkten elektrischen Kontakt stehen.
Redoxreihe (/S. 137) Sind diese unterschiedlichen Metalle direkt miteinander verbunden
kann das elektro- oder durch einen Elektrolyten miteinander in Kontakt, so bildet sich ein
chemische Verhalten
Lokalelement aus.
abgeschätzt und
beurteilt werden. Un-
edle Metalle werden Lokalelemente sind spezielle galvanische Elemente, die auf einen
leichter oxidiert. Sie sehr kleinen Bereich begrenzt sind.
korrodieren dadurch
stärker als edle
Metalle.
Lokalelement

säurehaltiges Wasser
(Elektrolyt)

[Ü Der Begriff Korro- Ein solches Lokalelement kann beispielsweise entstehen, wenn Zinkrohre
sion (lat. corrodere = mit Kupfer verlötet werden. Das unedlere Zink bildet die Lokalanode.
zernagen) wird heute Der anodische Oxidationsprozess führt dazu, dass Zink sich langsam auf-
auch auf nichtme- zulösen beginnt. Die Elektronen fließen zum Kupfer, das als Lokalkatode
tallische Werkstoffe
fungiert. Da Kupfer ein edles Metall ist, erfolgt an der Lokalkatode als
angewendet. Häufig
Reduktionsprozess die Abscheidung von Wasserstoff.
werden darunter
auch Schädigungen
durch physikalische, Lokalanode: , ZN) Zu Zac) + 2e۩
biologische und Lokalkatode: 2 H30 (ag) + 28e- — Hg) + 2 H30\ı)
chemische Prozesse
zusammengefasst. Besonders stark unterliegen Eisenwerkstoffe der Korrosion. Durch Ros-
ten von Eisen entstehen jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Ca. 30 % der
Stahlproduktion wird dafür benötigt, Korrosionsschäden zu ersetzen.
Ursachen der Rostbildung sind Redoxreaktionen mit Sauerstoff, Wasser,
Säuren oder die Bildung von Lokalelementen mit Verunreinigungen des
Eisens.
Die elektrochemischen Vorgänge beim Rosten sind sehr komplex. Stark
vereinfacht laufen folgende Prozesse ab:

Anode: Fe — Fetag + 2€
Katode: % O;(g) + H3O1) + 2e”T — 2 OH (ag)
3.2 Arten chemischer Reaktionen 145

In einer Folgereaktion wird schwer lösliches Eisen(Il)-hydroxid gebildet, [Im Gegensatz zu


das mit weiterem Sauerstoff zudem umgangssprachlich als Rost bezeich- anderen Oxidschich-
neten Eisen(Ill)-oxidhydroxid oxidiert wird. ten haftet Rost
nicht fest an der
Oberfläche, sodass
Fe ao) + 20H a) — FelOH)ac)
die Korrosion immer
2Fe(OH);(s) + % O;(g) De 2FeO(OH).,) + H30)
weiter fortschreiten
kann.
Die Geschwindigkeit des Rostens hängt von den äußeren Bedingungen
in der Umwelt, z.B. saurer Regen (/75. 338), ab.
An trockener Luft oxidert reines Eisen nur sehr langsam. Roheisen, das
Verunreinigungen edlerer Metalle enthält, rostet viel schneller, weil sich
Lokalelemente herausbilden, an denen das unedle Eisen oxidiert wird.
Die Luftfeuchte und der Säuregehalt des Elektrolyten beschleunigen die
Rostbildung ebenfalls.

Korrosionsschutz
Angesichts der immensen Schäden durch elektrochemische Korrosion
von Metallen, insbesondere von Eisenteilen, hat der Korrosionsschutz
eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung.
Beim passiven Korrosionsschutz versucht man, durch zusätzlich aufge-
brachte Lack- oder Kunststoffüberzüge bzw. andere Beschichtungen das
Metall vor dem Angriff von Oxidationsmitteln zu schützen.
Beim aktiven Korrosionsschutz wird die Korrosion dadurch verhindert, [Die Vermei-
dass anstelle der anodischen Oxidation des zu schützenden Metalls dung der Korrosion
Oxidationsprozesse von anderen Metallen ermöglicht bzw. gefördert beginnt bei der Aus-
werden. wahl korrosionsbe-
ständiger Werkstoffe,
passiver Korrosionsschutz aktiver Korrosionsschutz z.B. Messing oder
Edelstahl, die durch
Passivierung durch fest haftende | Schutz durch Verbindung des un- ihre Zusammenset-
Metalloxidschichten, z.B. bei | edlen Metalls mit noch unedleren zung sehr korrosions-
Zink, Aluminium, Nickel \ Opferanoden, z.B. Magnesium beständig sind.
| bei Schiffskörpern
Emaillieren oder Feuerverzinken ' elektrolytische Abscheidung von
. unedleren Metallen, z.B. Verzin-
| ken von Eisen (Galvanisieren)
Erzeugen fest haftender Polymer- | Schalten des zu schützenden
oder Phosphatschichten, z.B. | Metalls als Katode mit einer
Eisenphosphat ‚ inerten Anode, z.B. Kohle, durch
ı Anlegen einer Gleichspannung
Aufbringen organischer Lacke, ‚ Legierungen, die die Bildung
z.B. Öl-, Nitro- oder Alkydharz- einer dichten, korrosionsbestän-
farben ‚ digen Oxidschicht fördern, z.B.
Edelstahl [3 Eine der wichtigs-
ten Methoden ist das
Galvanisieren, bei
Die Korrosion von Metallen kann durch Aufbringen korrosions- dem elektrolytisch
beständiger Oberflächenschichten auf das zu schützende Metall unedle Metalle wie
Zn oder Cr, z.B. auf
verlangsamt werden. Auch durch Legierungsbildung oder durch
Stahl, abgeschieden
Opferanoden lassen sich Metalle effektiv vor Korrosion schützen.
werden.
146 3 Chemische Reaktion

Elektrolytische Prozesse

[ Auf ähnliche Elektrolytische Prozesse sind elektrochemische Reaktionen, bei de-


Weise werden nen nicht freiwillig ablaufende Stoffumwandlungen durch Anle-
kleinere Akkumula-
gen einer äußeren Spannung erzwungen werden. Dabei wird elek-
toren für MP3-Player,
trische Energie in chemische Energie umgewandelt. Es handelt sich
Notebooks usw. mit
speziellen Ladegerä- um die Umkehrung der entsprechenden galvanischen Reaktion.
ten an der Steckdose
aufgeladen.
Elektrolytische Verfahren finden vielfältige Anwendungen im Alltag so-
wie in Wissenschaft und Technik.
Im Alltag lädt die Lichtmaschine des Autos während der Fahrt den Blei-
akkumulator (75.143) auf. Sie wandelt mechanische Energie in elekt-
rische Energie um und leitet sie an den Akku weiter. Dort wird durch
Umkehrung der galvanischen Reaktion wieder chemische Energie ge-
speichert.
Industriell sind vor allem elektrolytische Synthesen oder großtechni-
sche Reinigungsverfahren von Metallen von Bedeutung. Auf diese
Weise werden Stoffe gewonnen, die durch chemische Reduktionsmittel
bzw. Oxidationsmittel nur mit extrem hohem Aufwand herstellbar sind
(/ Tab. unten).
[Ü Die Elektro- Das Galvanisieren ist trotz seines Namens ein elektrolytisches Verfahren
tauchlackierung von zum Korrosionsschutz. Dabei werden metallische Überzüge auf anderen
Metallteilen kommt Werkstoffen elektrolytisch abgeschieden. Die fest haftende Schutzschicht
z.B. bei Autokarosse- aus Chrom, Zinn oder Zink schützt das darunter liegende Metall vor dem
rien zum Einsatz.
Zutritt von Luft und Feuchtigkeit.

Anwendung Prinzip Beispiele


Aufladen Umkehrung der galva- - Bleiakkumulator
von Akkumu- | nischen Reaktion durch | - Nickel-Metallhydrid
latoren \ Zufuhr von elektrischer und Lithium-lonen-
Energie Akkumulator
technische Zersetzung von lonen- - Chloralkali-Elektrolyse
Synthesen von verbindungen durch Zu- zur Herstellung von
Elementen und fuhr elektrischer Energie Chlor und Natronlauge
Verbindungen in Elementsubstanzen - Kupferraffination
oder Umwandlung in - Elektrolyse zur Gewin-
EI In Elektroly-
andere Verbindungen nung von Aluminium
sezellen sind die
Vorzeichen von Korrosions- Aufbringen einer meist - Galvanisieren
Katode und Anode schutz durch metallischen Schutz- - Elektrotauchlackierung
anders als in den Elektrolyse schicht auf einem —- Eloxal-Verfahren
galvanischen Zellen. Werkstück
Hier ist die Katode
negativ geladen und elektrolytische Messen der Ladungs- — Elektrogravimetrie
die Anode positiv Analysever- menge und der Masse - Coulometrie
geladen. In diesen fahren von elektrolytisch abge-
Elektrolysezellen | schiedenen Stoffen zur
wandern somit die quantitativen Analyse
Kationen zur Katode ‚ mithilfe der faraday-
und die Anionen zur
| schen Gesetze
Anode.
3.2 Arten chemischer Reaktionen 147

3.2.4 Säure-Base-Reaktionen - Reaktionen mit Protonen-


übergang

> Teilchen, die


Säuren sind nach BRÖNSTED Protonendonatoren, d.h. Teilchen, die sowohl Protonen ab-
Protonen abgeben. Basen sind nach BRÖNSTED Protonenakzepto- geben als auch anla-
ren, d.h. Teilchen, die Protonen aufnehmen. gern können, nennt
man Ampholyte. Ob
sie als Säure oder
als Base reagieren,
Säuren geben Protonen ab, Basen nehmen Protonen auf. Durch Abgabe hängt vom jeweili-
eines Protons entsteht aus einer Säure die korrespondierende Base. gen Reaktionspartner
Aus einer Base entsteht durch Aufnahme eines Protons die korrespon- ab (5. 178).
dierende Säure.

korrespondierend
korrespondierende
Säure-Base-Paare
| '
HEI + H,O ee Ci + 10° Säure | Base
1 Pe a
Dt
korrespondierend

Ein korrespondierendes Säure-Base-Paar besteht immer aus der


protonenreicheren Form und der protonenärmeren Form der glei-
uno,
H,COz
[Nas
| HCO3”
chen Grundverbindung.
NH NH3
HCOz>> | C0z2-
Bei der Reaktion von Ammoniak mit Wasser wirken Wassermoleküle als 04”
Protonendonatoren. Bei der Rückreaktion fungieren Hydroxid-Ionen als
dazu korrespondierende Protonenakzeptoren. Somit bilden auch H,O
und OH’ ein korrespondierendes Säure-Base-Paar. = Der pH-Wert
(75. 105) ist ein Maß
= H+ H+
für die Konzentra-
tion der Hydronium-
H,O + NH, = O0H +. NH4* lonen (H30*) in einer
Säure (1) + Base (2) Zn Base (1) + Säure (2) wässrigen Lösung.

Bei all diesen Säure-Base-Reaktionen handelt es sich um Reaktionen mit [Die Autoproto-
Protonenübergang (Protolysen). Dabei stehen zwei korrespondierende Iyse ist eine Reaktion
Säure-Base-Paare miteinander im Gleichgewicht. Dieses beruht auf der mit Protonenüber-
Übertragung eines Protons von einer Säure auf eine andere Base. gang zwischen
zwei gleichen
Molekülen, z.B.
Proton Proton
zwei Wasser- oder
Säure (1) + Base (2) = Base (1) + Säure (2) zwei Ammoniak-
molekülen.

Säure-Base-Reaktionen sind Reaktionen, die unter Protonenüber-


tragung verlaufen. An jeder Säure-Base-Reaktion sind zwei korres-
pondierende Säure-Base-Paare beteiligt.
143 3 Chemische Reaktion

Neutralisationsreaktionen

[ Neutralisations- Gibt man tropfenweise Natronlauge zu einer sauren Lösung, dann er-
reaktionen spielen wärmt sich die Lösung. Bei der exothermen Reaktion reagieren die
eine wichtige Rolle Hydronium-lonen der Säurelösung mit den Hydroxid-lonen der basischen
z.B. in Kläranlagen Lösung zu Wassermolekülen.
und bei der Kalkung
von Böden in der
Landwirtschaft. BE
Säure
: Base Wasser

Wenn die Stoffmenge der zugefügten Hydroxid-Ionen gleich der Stoff-


menge der ursprünglich enthaltenen Hydronium-lonen ist, dann ist die
erhaltene Lösung neutral. Aus diesem Grund bezeichnet man solche
Säure-Base-Reaktionen als Neutralisation.
Die Natrium-lonen und die Säurerest-Ionen verbleiben in der Lösung.
Beim Eindampfen dieser Salzlösung bilden sich Salzkristalle.
Auf ähnliche Wiese verlaufen viele Säure-Base-Reaktionen in wässriger
Lösung. Als Reaktionsprodukte der Neutralisation entstehen immer Was-
ser und ein Salz. Deshalb gehört die Neutralisation zu den Salzbildungs-
reaktionen (75.98).

[Die Reaktionsglei- 5 HCl + NaOH NaCl + H,O


\
chungen für Neutra-
lisationsreaktionen #08 + C” + Nat + Na* + CF+
werden als einfache
Formelgleichungen
oder in lonenschreib-
weise angegeben. Neutralisationsreaktionen sind spezielle Säure-Base-Reaktionen,
bei denen Hydronium-lonen und Hydroxid-Ionen zu Wassermole-
külen zusammentreten. Als zweites Reaktionsprodukt der exother-
men Reaktion entsteht ein Salz.

Neutralisation der Salzsäure durch Natriumhydroxidlösung

Säurelösung Metallhydroxidlösung neutrale Lösung, beim Eindampfen_=———


en
mit Indikator %] (Lauge)
mit Indikator

(ag) & Na’. 4 man Nat .c + Cl (ag) +


AQ=-nkJ : mol!
3.2 Arten chemischer Reaktionen 149

3.2.5 Fällungsreaktionen

I Fällungsreaktio-
Fällungsreaktionen sind Reaktionen, bei denen aus Lösungen frei nen werden u.a. zum
beweglicher Ionen ein Feststoff ausfällt. Die Löslichkeit des Fest- Nachweis von Stoffen
stoffs im Lösungsmittel wird dabei überschritten. genutzt (/S. 348).

Unter der Löslichkeit eines Stoffs in einem Lösungsmittel versteht man


die maximale Menge an Substanz, die das Lösungsmittel bei einer be-
stimmten Temperatur aufnehmen kann.

EM Löslichkeit verschiedener Stoffe (in 100 g Wasser bei 20°C): [Die Natrium-
- Natriumchlorid NaCl: 35,9g lonen und die Nitrat-
- Silbernitrat AgNO;: 215,59 lonen beteiligen
- Silberchlorid AgCl: 0,00015 g sich nicht an der
Reaktion, sie liegen
unverändert frei be-
Salze lösen sich unter Dissoziation in Wasser. Werden Natriumchlorid und
weglich vor. Die Fäl-
Silbernitrat in unterschiedlichen Gefäßen in Wasser gelöst, so dissoziie- lungsreaktion kann
ren diese Salze. In der Lösung liegen die entsprechenden lonen vor. mit einer Gleichung
in lonenschreibweise
El Dissoziation von Natriumchlorid und Silbernitrat dargestellt werden.
NaCl _——
Na* + cl Durch einen nach
AgNO3 —= Ag* + NO3" unten gerichteten
Pfeil hinter dem
schwerlöslichen Stoff
Vermischt man nun die beiden Salzlösungen, so bildet sich ein Nieder-
wird das Ausfällen
schlag (Feststoff) aus schwer löslichem Silberchlorid, der sich am Boden
gekennzeichnet.
absetzt.

Reaktion von Natriumchloridlösung mit Silbernitratlösung

Gemisch aus Natrium-


i | chloridlösung und
Wasser —_ . | Silbernitratlösung
| = |‘
«“
4

u
)

Natriumchloridlösung Silbernitratlösung
enthält frei bewegliche enthält frei bewegliche enthält frei bewegliche
@ Natrium-lonen Na* Silber-lonen Ag* @ Natrium-lonen Na*

> Chlorid-Ionen Cl Nitrat-Ionen NO, > Nitrat-lonen NO,

3» festes (fast unlösliches) Silberchlorid


Agcl

Na* + cl” + Ag* + NO," m Na*+NO, + Agcıl


vereinfachte lonengleichung:
ch + Ag’ eh Agci\
Überblick

Arten chemischer Reaktionen

u Redoxreaktionen sind Reaktionen mit Elektronenübergang, bei de-


nen die Teilreaktionen Oxidation und Reduktion miteinander gekoppelt
ablaufen. Die bei der Oxidation abgegebenen Elektronen werden bei
der Reduktion aufgenommen.

m Elektrochemische Reaktionen sind Redoxreaktionen, bei denen che-


mische in elektrische Energie (galvanische Prozesse) oder elektrische in
chemische Energie (elektrolytische Prozesse) umgewandelt wird.

Redoxreaktionen
l
I 1 1
elektrochemische Reaktionen Verbrennungsreaktionen weitere Reaktionen

_ 1.0 - exotherme Reaktion von - viele Elektronenüber-


galvanische Reaktionen Elektrolysen Stoffen mit Sauerstoff tragungsreaktionen
z.B. mit Wasserstoff
- Umwandlung - Umwandlung oder Halogenen
chemischer Energie elektrischer Energie
in elektrische Energie in chemische Energie

m Säure-Base-Reaktionen sind Reaktionen mit Protonenübergang.


Dabei fungieren Säuren als Protonendonatoren, die Wasserstoff-Ionen
an Basen (Protonenakzeptoren) abgeben.

Vergleich von Redoxreaktione en


Redoxreaktionen Säure-Base-Reaktionen
übertragene Teilchen | Elektronen Protonen
Teilchendonator Reduktionsmittel (RM) Säure ($)
Teilchenakzeptor Oxidationsmittel (OM) Base (B)
korrespondierende RM4a) = 0Mı,) + € Sy == Bey +H* oder
Paare HA = X + H
Gleichgewicht RMı4) + OMa == Sy + Ba = Ba) + 5@)
OM«) + RMo)

Beispielreaktion Fe + Cu?* -» Fe2*


+ Cu H;O+NH3, == NH4*+OH”
bauch
Elektronenübergang Protonenübergang

m Fällungsrekationen können als Reaktionen mit Ionenübergang


betrachtet werden. Dabei treten frei bewegliche Ionen in Lösungen
zu schwer löslichen Salzen zusammen, wenn die Löslichkeit des Salzes
unter den gegebenen Bedingungen überschritten wird.

Wissenstest 3B auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


Chemisches Rechnen
152 4 Chemisches Rechnen

4.1 Stoffproben kennzeichnende Größen

Atom- und Molekülmasse

Absolute und relative Atommasse


| Die atomare Mas- Die absoluten Massen der einzelnen Atome von Stoffproben sind sehr,
seneinheit ist eine sehr klein und liegen im Bereich von 10°2* bis 10°? g.
willkürliche Festle- Um das chemische Rechnen mit solch kleinen Zahlenwerten zu vermei-
gung. Die Bezeich- den, hat man eine atomare Masseneinheit eingeführt und vergleicht die
nung „u” kommt aus
absoluten Atommassen mit dieser Masseneinheit.
dem Englischen von
„unit” für Einheit.
Die atomare Masseneinheit 1 u entspricht einem Zwölftel der
Masse eines Kohlenstoffatoms, '?C.
Mkohlenstoffatom _= _0,000000000000000000000019932
7 9 _- ,

= 0,000000 000 000000000000001 661 g


= 1,661:10° g

[ Die relative Die relative Atommasse gibt an, wie viel mal größer die Masse ei-
Atommasse kann
nes Atoms als die atomare Masseneinheit ist.
aus dem Perioden-
system der Elemente Formelzeichen: A,
(/5. 358) abgelesen Einheit: 1 (Verhältniszahl)
werden.

Schwefel hat eine relative Atommasse von 32,06. Die Masse eines Schwe-
felatoms entspricht demnach etwa dem Zweiunddreißigfachen der ato-
maren Masseneinheit. Die relativen Atommassen der anderen Elemente
liegen zwischen 1 (Wasserstoff) und 285 (Copernicium).

Berechnung der relativen Atommasse A,


relative Atommasse - absolute Masse eines Atoms
atomare Masseneinheit
A,
= _ Ma
u

Ü Für die Umrech- M Aufgabe: Berechne die Masse eines Bleiatoms.


nung der Einheiten Analyse: Im Periodensystem der Elemente kann man die relative
gilt: 1kg = 1000g Atommasse von Blei ablesen und daraus die absolute
Atommasse berechnen.

Gesucht: mMy(glei)
Gegeben: Aygıei) = 207,2 u = 1,661-10°° q

Lösung: A, =72
Ma(Blei) = Ar U
Ma(lei) = 207,2: 1,661:10°°°* g
Ma(lei) = 3,442-102? q
Ergebnis: Ein Bleiatom hat eine Masse von 3,442: 10°? g.
4.1 Stoffproben kennzeichnende Größen 153

Relative Molekülmasse
Die atomare Masseneinheit kann auch auf Moleküle angewendet wer-
den. Da Moleküle aus Atomen aufgebaut sind, ergibt sich die relative
Molekülmasse als Summe der einzelnen relativen Atommassen.

Die relative Molekülmasse ist die Summe der relativen Atommas- [Ü Einige relative
sen aller Atome, die in dem Molekül enthalten sind. Molekülmassen kön-
nen aus Stofftabellen
Formelzeichen: M, entnommen werden,
Einheit: 1 (Verhältniszahl) z.B. unter www.
tafelwerk.de

M Aufgabe: Berechne die relative Molekülmasse eines Schwefeldi-


oxidmoleküls.
Analyse: Schwefeldioxid hat die Formel SO,. Ein Schwefeldioxid-
molekül besteht aus einem Schwefelatom und zwei Sau-
erstoffatomen. Im Periodensystem der Elemente kann
man die relativen Atommassen von Schwefel und Sauer-
stoff ablesen.

Gesucht: M,(so,)
Gegeben: A,(s) = 32,06 Arco) = 16,0

Lösung: Die relative Molekülmasse ist die Summe der relativen


Atommassen der Atome, die im Molekül enthalten sind.
My (so,) = Arcs) + 2 Arto)
My(so,) = 32,06 + 2- 16,0
M,(so,) = 64,06

Ergebnis: Ein Schwefeldioxidmolekül hat eine relative Molekül-


masse von 64,06.

Masse, Volumen und Teilchenanzahl

Masse von Stoffen


Die Menge von Stoffproben oder Stoffportionen wird im Allgemeinen [ Die Einheit1 kg
mit den Größen Masse oder Volumen gekennzeichnet. ist eine Basiseinheit
des Internationalen
Einheitensystems.
Die Masse gibt an, wie schwer oder wie leicht und wie träge eine
Im Alltag sind auch
Stoffprobe oder Stoffportion ist. veraltete Einhei-
Formelzeichen: m ten wie Pfund und
Zentner gebräuch-
Einheiten: ein Kilogramm (1 kg)
lich, die aber in der
ein Gramm (1 g)
naturwissenschaft-
lichen Fachsprache
vermieden werden:
Teile und Vielfache der Masseeinheiten sind ein Milligramm (1 mg) und - 1 Pfund =500g
- 1 Zentner =50 kg.
eine Tonne (1 t). Es gelten folgende Zusammenhänge:
1t =1000kg = 1000000 g = 1000000000 mg
1kg=1000g = 1000000 mg
19 =1000 mg
154 4 Chemisches Rechnen

Volumen von Stoffen

Das Volumen gibt an, wie viel Raum eine Stoffprobe oder Stoffpor-
tion einnimmt.

Formelzeichen: V
Einheiten: ein Kubikmeter (1 m?)
ein Liter (1 |)

[ Zwischen den Beziehungen zwischen den Volumeneinheiten


Einheiten gelten fol-
gende Beziehungen: I

'
1 m? = 1000|
1m
1dm?=1l
1m?
1cm?=1ml
'
HERE 22,=

wenn as 1 m3 = 1000|

Ü] Der Rauminhalt Teile der Volumeneinheit 1 m? sind Kubikdezimeter (1 dm?) und Kubik-
von Schiffen wird in millimeter (1 mm? ). Es gelten folgende Zusammenhänge:
Bruttoregistertonnen 1m? = 1000 dm? = 1000000 cm? = 1000000000 mm?
(BRT) angegeben. 1 dm? = 1000 cm? = 1000000 mm?
Eine Registertonne
1 cm? = 1000 mm?
entspricht 2,832 m?.
Das Volumen von
Erdöl wird häufig in Teile und Vielfache der Volumeneinheit 1 | sind ein Milliliter (1 ml) und
der Einheit „barrel” ein Hektoliter (1 hl). Es gelten folgende Zusammenhänge:
angegeben. Ein 11 = 1000 ml
Barrel entspricht 1hl = 1001|
158,758 1.
Anzahl der Teilchen
Eine Stoffprobe beinhaltet eine bestimmte Anzahl von Teilchen. Somit
kann die Menge einer Stoffprobe oder Stoffportion auch durch die Teil-
chenanzahl oder die Stoffmenge gekennzeichnet werden.

Die Teilchenanzahl gibt an, wie viele Teilchen in einer Stoffprobe


oder Stoffportion vorhanden sind.
Formelzeichen: N

Da jedes Teilchen eines Stoffs eine ganz bestimmte Masse hat, sind umso
mehr Teilchen in einer Stoffportion vorhanden, je größer die Masse ist.
Es gilt folgender Zusammenhang:

Teilchenanzahl und Masse einer Stoffportion

Die Teilchenzahl ist proportional zur Masse: N-m


4.1. Stoffproben kennzeichnende Größen 155

Stoffmenge

Selbst kleine Portionen chemischer Stoffe wie 19 Natriumchlorid ent- Ü Die Avogadro-
halten eine riesige Anzahl von Teilchen. Zur Vereinfachung von Berech- Konstante ist nach
nungen führte man darum eine neue physikalische Grundgröße ein, dem italienischen
die Stoffmenge n. Als Einheit der Stoffmenge wurde die Anzahl von Physiker und Chemi-
602 200 000 000 000.000 000 000 = 6,022 - 10°? Teilchen = 1 mol festgelegt. ker AMADEO AVO-

Diese Anzahl von Teilchen, die in einem Mol eines Stoffs enthalten sind, GADRO (1776-1856)
benannt.
wird durch die Avogadro-Konstante N, angegeben.

Die Stoffmenge gibt an, wie viele Teilchen eines Stoffs in einer > Die Einheit
Stoffprobe oder Stoffportion vorliegen. 1 mol ist seit 1971
eine Basiseinheit
Formelzeichen: n des Internationalen
Einheit: ein Mol (1 mol) Einheitensystems.

Die Teilchenanzahl, die ein Mol eines jeden Stoffs enthält, beträgt:
N, = 6,022 : 10°? mol"! (Avogadro-Konstante).

Die Teilchenanzahl in einer Stoffportion ist umso größer, je größer die 3 Stoffproben
Stoffmenge des Stoffs ist. Der Quotient aus Teilchenanzahl und Stoff- bestehen aus einer
menge ist konstant und entspricht der Avogadro-Konstante. unvorstellbar großen
Anzahl von Teilchen.
Zusammenhang zwischen Teilchenanzahl N und Stoffmenge n Stoffprobe Kupfer:
N=-n oder X = konstant m=40g
V=4,46 cm?
S :
N=N,:n oder N_ zen
n=Nnodern=,,, Ncu = 3,79 : 10°?
n = 0,629 mol

M Aufgabe: Berechne, aus wie vielen Teilchen (Molekülen) eine Stoff-


probe von 10 g Wasser besteht.
Analyse: Die Stoffmenge an Wasser ergibt sich aus dem Quotienten
aus Masse und molarer Masse. Mithilfe der Stoffmenge
kann man die Teilchenanzahl berechnen.
Gesucht: N
Gegeben: my,o=10g; Na = 6,022: 10°? mol"!
My,o = 18 g/mol

Lösung: Ny,o=Na:n n=7


My,o 6,022 - 10°?- 109: mol
N,o=Na My, Nn,0 = 18 g- mol

Ny,0 = 3,35: 10°° Ü Die molaren


Massen und die
Avogadro-Konstante
Ergebnis: 10 g Wasser enthalten 3,35 10°? Wassermoleküle. kann man Stofftabel-
len oder Tafelwerken
entnehmen. \
Stoffproben können durch die Größen Masse, Volumen, Teilchen-
anzahl und Stoffmenge gekennzeichnet werden.
156 4 Chemisches Rechnen

4.2 Stoff kennzeichnende Größen

Dichte von Stoffen

[8 In der Chemie Die Dichte gibt an, welche Masse jeder Kubikzentimeter Volumen
wird die Dichte eines Stoffs hat.
von Gasen meist in
Gramm je Liter ange-
Formelzeichen: o (griechischer Buchstabe rho)
geben. Es gilt: Einheiten: ein Gramm je Kubikzentimeter (1 et g/cm?)
m

g=1Kdm
17=1 ein Kilogramm je Kubikmeter (1 S kg/m?)
m

Ein Stoff hat eine Dichte von 1 g/cm?, wenn jeder Kubikzentimeter dieses
Stoffes eine Masse von 1 g besitzt.
Für die Einheiten gilt:
1 g/cm? = 1 kg/dm? = 1000 kg/m?
1 kg/m? = 0,001 kg/dm? = 0,001 g/cm?

[ Die Dichte von Jeder Stoff hat bei einer bestimmten Temperatur und einem be-
Stoffen findet man stimmten Druck eine bestimmte Dichte.
in Stofftabellen, z.B.
unter www.tafel-
werk.de.
Mit Veränderung der Temperatur Berechnung der Dichte
ändert sich das Volumen vieler
Stoffe merklich und damit auch Dichte = Masse 0=

<I3
Volumen
ihre Dichte.
Bei Reinstoffen entspricht der
ermittelte Wert für die Dichte genau der Dichte eines Stoffs. Die Dichte
kennzeichnet den Stoff, aus dem dieser Körper besteht.
Bei Stoffgemischen ergibt sich die Dichte aus den nach Anteilen gewich-
teten Dichten der Reinstoffe, die das Stoffgemisch bilden.

Molare Masse

Ü Die molaren Die molare Masse eines Stoffs gibt an, welche Masse jedes Mol, das
Massen kann man sind 6,022 1023 Teilchen, dieses Stoffs besitzt.
Tabellen und Tafel-
werken entnehmen. Formelzeichen: M
Für Elemente sind Einheit: ein Gramm je Mol (1 9 1 g/mol)
mol’
häufig nicht die
molaren Massen,
sondern die relativen
Atommassen in Da die Massen der Teilchen der Stoffe unterschiedlich sind, besitzen
Tabellen angegeben. verschiedene Stoffe auch unterschiedliche molare Massen. Aufgrund
Dem Betrag nach des proportionalen Zusammenhangs zwischen der Masse und der Stoff-
entsprechen sich die menge einer Stoffprobe kann man die molare Masse berechnen.
Größen.
Berechnung der molaren Masse
Masse der Stoffprobe M=
>|3

molare Masse = Stoffmenge der Stoffprobe


4.2 Stoff kennzeichnende Größen 157

M Aufgabe: Berechne die molare Masse von Zinkchlorid. Ü] Die Beträge der
Analyse: Die molare Masse von Zinkchlorid ergibt sich aus den mo- molaren Massen von
laren Massen der Zink-Ionen und der Chlorid-Ionen. Aus Zink-und Chlorid-
der Formel der Verbindung ZnCI, folgt, dass 1mol des Sal- Ionen stimmen mit
den Beträgen der re-
zes 1 mol Zink-Ionen und 2mol Chlorid-Ionen enthält.
lativen Atommassen
von Zink- und Chlor-
Gesucht: Mzncı, atomen überein.
Gegeben: Mzn = 65,38 g/mol Mcı = 35,45 g/mol

Lösung: Mzncı, = Mzn +2: Mcı


Mzncı, = 65,38 g/mol + 2 : 35,45 g/mol
Mzncı, = 136,28 g/mol

Ergebnis: Die molare Masse von Zinkchlorid beträgt 136,28 g/mol.


Mcı = 35,45 g/mol
Molares Volumen
3 65,38

zn
Das molare Volumen eines Stoffs gibt an, welches Volumen ein
Mol, das sind 6,022 1023 Teilchen, dieses Stoffs besitzt.
Formelzeichen: V
Einheit: ein Liter je Mol (1 ——; 1/mol) Mzn = 65,38 g/mol

Für Gase gilt das Gesetz von AVOGADRO.

Das Gesetz von AVOGADRO besagt, dass gleiche Volumina gasför-


miger Stoffe bei gleichem Druck und gleicher Temperatur gleich
viele Teilchen enthalten.

[ Das molare Vo-


Verhältins von Teilchenanzahl und Volumen bei Gasen lumen aller idealen
22,4 | Wasserstoff 22,4 | Neon 22,4| Kohlenstoffdioxid Gase beträgt unab-
hängig von ihrer Zu-
sammensetzung bei
eo 10% 0 °C und 101,3 kPa
ii | , . » ıD “ etwa 22,4 l/mol.
ed |
? Je b „a #-
Vm = 22,4 /mol
ww He ‚0

6,022 - 10°? Teilchen 6,022: 10°° Teilchen 6,022 - 107° Teilchen


(Wasserstoffmoleküle) (Neonatome) (Kohlenstoffdioxidmoleküle)
220g 220,29 244,0g

Bei einem Druck von 101,3 kPa und einer Temperatur von O °C sind das
6,022 102? Gasteilchen. Diese nehmen ein Volumen von 22,41 ein.

Berechnung des molaren Volumens


Volumen der Stoffprobe YV=V
EEE der
molares Volumen = Stoffmenge arlHa Fe
Stoffprobe mn
158 4 Chemisches Rechnen

4.3 Zusammensetzungsgrößen

In der Chemie und im Alltag haben wir es häufig mit Gemischen aus
mehreren Stoffen zu tun. Die Eigenschaften der Stoffgemische werden
durch ihre Zusammensetzung beeinflusst.

En [| Aus den verschie- EM Steinkohle enthält mehr Kohlenstoff und weniger Wasser als Braun-
denen Zusammenset- kohle und hat deshalb einen höheren Heizwert.
zungsgrößen können Je höher die Konzentration der Hydroxid-Ionen in der wässrigen Lö-
mithilfe der molaren sungen ist, umso stärker ist die ätzende Wirkung der Laugen.
Größen wieder die
Die Wärmekapazität von Luft und damit der Treibhauseffekt der At-
Stoffmengen berech-
net werden.
mosphäre hängen davon ab, wie viel Kohlenstoffdioxid, Wasser und
andere Treibhausgase die Luft enthält.

Die Zusammensetzung von Stoffgemischen wird durch verschiedene


Zusammensetzungsgrößen angegeben. Dabei benutzt man für Fest-
stoffe und Gasgemische meist Anteilsgrößen, da die Masse von Feststof-
fen und der Druck oder das Volumen von Gasen sehr einfach gemessen
werden können.

Größe Berechnung Beispiele


| Der Massenanteil an Natriumchlorid in einem Gemisch
Massenanteil o; osIT Mgesamt
aus 10 g NaCl und 90 g PbCI, beträgt 0,1 bzw. 10
\ Gew.-%.
, Der Stoffmengenanteil an Natriumchlorid in diesem
Stoffmengen- _ Pi | Gemisch (0,171 mol NaCl und 0,324 mol PbCI,) beträgt
anteil x; IT Ngesamt
' 0,35 bzw. 35 mol-%.
| Der Volumenanteil von Stickstoffin einem Gemisch
Volumenanteil p; V; ‚ aus 7,9 | Stickstoff und 2,1 | Sauerstoff beträgt 0,79
Pp =
Vg esamt
' oder 79 Vol.-%.

M Aufgabe: In einem idealen Gasgemisch von Stickstoff und Sau-


erstoff beträgt der Volumenanteil des Sauerstoffs bei
Normbedingungen 90, = 21,0 Vol.-%. Wie groß sind der
Stoffmengen- und Massenanteil von Sauerstoff?
Analyse: Bei 90, = 0,21 enthalten 100 Liter Gas 21 Liter Sauerstoff
und 79 Liter Stickstoff. Die Stoffmengen können aus den
molaren Volumina berechnet werden.
Aus den Stoffmengen erhält man die Massen mithilfe der
molaren Massen von Sauerstoff und Stickstoff.

Zu Die Summe Gesucht: Xo, und wo,


der Anteile aller Gegeben: Vo.=2 211 Vn, 2 = 791
Bestandteile in einem Mo, = 32 g/mol Mn, = 28 g/mol
Stoffgemisch ergibt Vm = 22,4 /mol
100% oder 1 (einhei-
tenlos).
Lösung: n 0,7 mSs n NT
N nm

no, = 0,937 mol nn, = 3,53 mol


4.3 Zusammensetzungsgrößen 159

mo,
N mn,=Mn, Rn,
= 30,0 g MN, = 98,75 9

-— __097 mol _
Xo, = 10,937 + 3,53) moi — 021
_-__300g _
©0, = %0,0+98,75)9 0,233
Ergebnis: Der Stoffmengenanteil xo_ des idealen Gasgemischs be-
trägt 21,0 mol-% und ist gleich dem Volumenanteil.
Der Massenanteil des Sauerstoffs, &o, = 23,3 Gew.-%, ist
größer als der Stoffmengenanteil. I] wenn Chemiker
von der Konzentra-
Für Lösungen ist die gebräuchlichste Zusammensetzungsgröße die Stoff- tion einer Lösung
mengenkonzentration c;, weil aus dieser Größe die Stoffmenge eines ge- sprechen, ist damit

lösten Stoffs direkt aus dem Volumen der Lösung ermittelt werden kann. fast immer die Stoff-
mengenkonzentra-
Der Gehalt des gelösten Stoffs kann aber auch als Massenanteil »; oder
tion gemeint.
als Massenkonzentration ß,; angegeben werden.

Größe Berechnung Beispiele


Stoffmengen- on . Eine Natronlauge einer Konzentration von 2 mol/l
konzentration c; |” Viesung | enthält 0,2 mol NaOH in 100 ml Lösung.
Mare m Dies entspricht einer Massenkonzentration von 80 g
konzentration ß, Pi= Visum NaOH proliter Natronlauge.
u Der Massenanteil von NaOH beträgt 7,4 Gew.-% bei
Massenanteil o; ay= PL , einer Dichte der Lösung von o = 1,079 g/cm’.
ösung |

EB Aufgabe: Für eine Titration werden 100 ml einer Natronlauge mit


einer Konzentration von cnaoH = 0,1 mol/l benötigt.
Beschreibe, wie diese Lösung hergestellt wird.
Analyse: Aus der Stoffmengenkonzentration und dem Volumen [ff Die Masse einer
der Lösung ergibt sich die benötigte Stoffmenge an fes- Lösung ergibt sich
tem Natriumhydroxid. Daraus kann mithilfe der molaren aus der Summe der
Masse die Einwaage an Natriumhydroxid berechnet wer- Massen des gelösten
den. Beide Gleichungen werden nach der Stoffmenge toffs und des
; Lösungsmittels. Das
umgestellt und gleichgesetzt. Salem esse an
sung ist jedoch nicht
Gesucht: MyaoH identisch mit der
Gegeben: cnaoH = 0,1 mol/l Summe der Volumina
VLösung = 100 ml MynaoH = 40,0 g/mol ihrer Bestandteile.
Deshalb ist bei vielen
Lösung: NnaoH = CnaoH’VnaoH Und NNaoH = eh Reshnungen
die
m =M .C .V NaOH Dichte der Lösungen
NaOH NaOH "NaOH YNaOH sn
mnaoH = 40,0g/mol-0,1 mol/l-0,11 Zu berücksichtigen:
MNaoH = 0,49 =400 mg

Ergebnis: Um 100 ml einer Natronlauge mit cyaoH = 0,1 mol/l herzu-


stellen, müssen 400 mg festes Natriumhydroxid eingewo-
gen werden. Diese werden in ein Glasgefäß gegeben und
vorsichtig mit etwa 50 ml Wasser gelöst. Danach wird die
Lösung mit Wasser auf genau 100 ml aufgefüllt.
160 4 Chemisches Rechnen

Mischungsrechnen

[Ü Beim Mischen von Das Mischen von Lösungen unterschiedlicher Konzentrationen oder das
Lösungen ist immer Verdünnen hoch konzentrierter Lösungen sind alltägliche Aufgabenso-
darauf zu achten, wohl in chemischen Laboren als auch in der chemischen Industrie, z.B.
dass die konzen- bei der Chloralkali-Elektrolyse (/S. 302).
triertere Lösung zur
Den Gesamtgehalt o; eines Stoffs in einer Mischung oder das Massenver-
verdünnten Lösung
hältnis m; :m; , in dem die Teillösungen gemischt werden müssen, lassen
(erst das Wasser,
dann die Säure!) sich mit der Mischungsgleichung berechnen.
gegeben wird.
Mischungsgleichung für ein Gemisch aus zwei Lösungen:
m; @1(j) +mz: @x(i) = (m} + m;)- [07

m, Ma _- Masse der Lösungen 1 und 2


@4(i), @a(i) - Massenanteile der Komponente i in den Teillösungen
@; - Massenanteil der Komponente i in der Mischung

I Um anstelle des EM Aufgabe: Handelsüblichekonzentrierte Salzsäure enthält37 Gew.-%


Massenverhältnisses Chlorwasserstoff. Mit destilliertem Wasser soll daraus
der Lösungen das 1kg Salzsäure mit einem Massenanteil von 5 Gew.-% her-
Volumenverhältnis zu gestellt werden. Wie kann man diese 5%ige Salzsäure
erhalten, muss man
herstellen?
die Massen mithilfe
der Dichten in die
Analyse: Die Summe der Massen Salzsäure m; und Wasser m; be-
Volumina umrech-
trägt Ikg. Die Beziehung m, = 1kg - m; setzt man in
nen. die Mischungsgleichung ein und stellt nach m; um. Da
Wasser kein Chlorwasserstoff enthält, beträgt ox(ucı) = 0.
Dementsprechend vereinfacht sich die Rechnung mit der
Mischungsgleichung.

Gesucht: Massenteile bzw. Mischungsverhältnis m} :m»

[Ü Beim Mischungs- Gegeben: wy(ucı) = 0,37 @xHcı) = 0


rechnen kann auch OHcıI = 0,05 m +ma = 1 kg
das Mischungskreuz
benutzt werden: Lösung m»=1kg-m;
mı = @ 0x0)
m; @1) = @; m @4(Hcı) + (1kg - m3): oacucı) = 1Kg -@ycı
Beide Rechenwege
1 kg @ycı- 1 kg @xHcı)
a = O1(HCI)
= @2Hcı)
führen zum gleichen
Ergebnis. m. 1kg:0,05-0
1770,37 -0

m; =1359

m; =1kg-m;
= 865 g

Ergebnis: Um eine 5%ige Salzsäure herzustellen, gibt man 865g


Wasser in ein Becherglas und fügt vorsichtig 135g konzen-
trierte Salzsäure mit einem Massenanteil von 37 Gew.-%
dazu.
4.4 Stöchiometrisches Rechnen 161

4.4 Stöchiometrisches Rechnen

Die Stöchiometrie ist die Lehre von der Berechnung der Zusammenset- u Das Wort „Stö-
zung chemischer Verbindungen sowie von den Massen-, Volumen- und chiometrie” kommt
Ladungsverhältnissen chemischer Reaktionen. aus dem Griechischen
Bei stöchiometrischen Berechnungen wird im allgemeinen von einem voll- von „stoicheion” für
Grundstoff und „me-
ständigen Stoffumsatz der Ausgangsstoffe zu den Produkten ausgegan-
trein” für Messen.
gen. Die Stöchiometrie basiert auf folgenden grundlegenden Gesetzen:

Gesetze der Erhaltung der Masse und der Anzahl der Atome

7 Das Gesetz von


Bei allen chemischen Reaktionen bleibt die Masse der an der Reak- der Erhaltung der
tion beteiligten Stoffe erhalten. Die Gesamtmasse der Ausgangs- Masse gründet sich
stoffe ist gleich der Gesamtmasse der Reaktionsprodukte. auf die wissenschaft-
lichen Erkenntnisse
Am = MReaktionsprodukte — IMAusgangsstoffe = 0 von M. W. LOMONOS-
soWw und A. L. LAVOI-
SIER. Voraussetzung
= C + O, = CO,
für ihre Entdeckun-
129g 329 44g
gen war die Einfüh-
rung der Waage in
Die Masse der Stoffe ergibt sich aus der Masse der Teilchen bzw. der die Chemie.
Atome, aus denen die Stoffe bestehen. Deshalb gilt bei chemischen Re-
aktionen das Gesetz der Erhaltung der Anzahl der Atome.

Bei allen chemischen Reaktionen bleibt die Anzahl der Atome er-
halten. Die Anzahl der Atome der Ausgangsstoffe ist gleich der
Anzahl der Atome der Reaktionsprodukte.

El Reaktion von Kohlenstoff mit Sauerstoff [Der französische


@ + O5 —- (CO, Chemiker und Apo-
1 Atom + 2Atome —— 3Atome theker J. L. PROUST
ergründete die Ge-
setze der Stöchiome-
Gesetze der konstanten und multiplen Proportionen
trie und formulierte
1797 das Gesetz
In jeder chemischen Verbindung sind die Elemente, aus denen die von den konstanten
Proportionen.
Verbindung besteht, in konstanten Proportionen (Massenverhält-
nissen) enthalten.
m
mı- Ma oder m = konstant

m Massenverhältnis von Wasserstoff und Sauerstoff im Wasser


Ü Die Masse Was-
serstoff verhält sich
Masse H, Masse O, | Masse H,O zur Masse Sauerstoff
unabhängig von der
. 2,09 . 16,0 g | 1809 2 betrachteten Masse
0,2t 1,6t | 1,8t an Wasser wie 1 zu 8
1,0kg 8,0 kg 9,0 kg (my,:mo, = 1:8).
162 4 Chemisches Rechnen

Kohlen- nc:ny JOHN DALTON (1866-1644) fand 1804 bei der Untersuchung des Verhält-
wasser- nisses zwischen Kohlenstoff und Wasserstoff im Methan und Ethin das
stoff Gesetz der multiplen Proportionen (daltonsches Gesetz).
CH, 1:4
eu Ta =
Bilden zwei Elemente verschiedene Verbindungen miteinander, so
hr —
stehen die Stoffmengenanteile des selben Elements im Verhältnis
Er 2 u kleiner ganzer Zahlen zueinander.
Ir re

Daraus lässt sich die chemische Formel (Summenformel) der Verbindun-


gen ableiten. Sie gibt das Zahlenverhältnis der Teilchen (Atome) der
Elemente in der betrachteten Verbindung wieder.

Folglich reagieren die Stoffe bei chemischen Reaktionen immer in


konstanten Stoffmengenverhältnissen miteinander.
n
Ü Beim stöchio- n-n2 oder nn = konstant
metrischen Rechnen
solltest du Folgendes
beachten: Stöchiometrische Berechnungen
1. Analysiere
zunächst den
Sachverhalt der
Die Erkenntnis, dass Stoffe in konstanten Massen- und Stoffmengenver-
Aufgabe. Stelle hältnissen miteinander reagieren, lässt sich auf unterschiedliche Weise
eine Reaktionsglei- für stöchiometrische Berechnungen nutzen.
chung auf.
. Stelle die gesuch- 1. Berechnungen mit Verhältnisgleichungen:
ten und die ge- mı m,
gebenen Größen A + B ne c
der Aufgabe zu- n1:Mı = Wert1 Nn2: Ma = Wert2
sammen! Ermittle
fehlende Größen m = m
aus Tafelwerken Wert 1 ” Wert2
und Tabellen.
. Suche einen 2. Berechnungen mit Größengleichungen:
Ww

Ansatz für die Be-


mı _ Mı:nı
rechnungen über
m M3'n
a) eine Verhältnis-
gleichung oder EM Aufgabe: Berechne die Masse des Magnesiumoxids, die bei der Ver-
b) eine Größen-
brennung von 0,5 g Magnesium theoretisch entsteht!
gleichung.
Analyse: Zunächst muss die Reaktionsgleichung entwickelt wer-
. Stelle die Glei-
den. Danach geht man schrittweise so vor, wie in der
>

chung nach der


gesuchten Größe Randspalte angegeben.
um. Setze die ge- 2Mg + O5 —- 2MgOo
gebenen Größen
ein und berechne Gesucht: mMygo
die gesuchte Gegeben: mg = 0,59 Ming = 24,39/mol Mugo = 40,3 g/mol
Größe. Nng=2 mol nmgo = 2 mol
. Formuliere das
u

Ergebnis der Auf-


Lösung: 1. Möglichkeit:
gabe. Beantworte
dabei die Fragen
Berechnung mithilfe von Verhältnisgleichungen: Dazu
im Aufgabentext. werden die entsprechenden Werte ermittelt und die ge-
gebenen und gesuchten Größen werden eingesetzt.
4.4 Stöchiometrisches Rechnen 163

0,5g Mmgo
2Mg + O0, —- 2MgOo
2 mol-24,3 g/mol 2 mol-40,3g/mol
Wert1 =48,6g Wert2 = 80,6 g

Die Werte werden in die Verhältnisgleichung eingesetzt,


nach der gesuchten Größe umgestellt und die Berech-
nung durchgeführt.
0,59 _ Mmgo _0,59:80,6g
MMgo = 0,83 g
48,6 ° 80,69 MgO” "486g

2. Möglichkeit: Berechnung mit der Größengleichung:


Mmgo _ Mmgo ' Rmgo
Mmg Myug ' Rmg

Anschließend erfolgt das Einsetzen der Größen in die


Größengleichung:
40,3%
mol
-2 mol -0,5g
m = m = 0,83
MgO 24,3 9-2 mol M9O 9
Ergebnis: Bei der Reaktion von 0,5 g Magnesium mit Sauerstoff
entstehen 0,83g Magnesiumoxid.

Bei Reaktionen, an denen Gase beteiligt sind, berechnet man die Stoff- Ü Da das Volumen
mengen der Gase aus dem gegebenen Volumen und dem molaren Vo- des gasförmigen
lumen idealer Gase. Wasserstoffs gesucht
ist, wird diesem als
molare Bezugsgröße
EB Aufgabe: \Welches Volumen an Wasserstoff kann vom kippschen
das molare Volumen
Gasentwickler freigesetzt werden, wenn er mit 50 g Zink
zugeordnet. Der
und ausreichend Salzsäure gefüllt ist? gegebenen Masse
Analyse: Ausgangspunkt der Berechnung ist wieder die Reakti- von Zink wird ent-
onsgleichung. Danach wird das Volumen Wasserstoff sprechend die molare
über die Verhältnisgleichung berechnet. Masse von Zink
Zn + 2HCI —- ZnClz + Ha zugeordnet. Da das
molare Volumen nur
Gesucht: VH, im Normzustand gilt,
entstehen nur bei
Gegeben: Mzn = 65,4 g/mol Mzn=50g Nzu = 1 mol
0 °C und 1013 hPa
Vm = 22,4 /mol ny,=
2
1 mol exakt 17 | Wasser-
stoff.
Lösung: 50g VH,
Zn + 2 HCI ZnCl, + H,
1 mol - 65,4 g/mol 1 mol - 22,4 /mol

Verhältnisgleichung: u MZznMV VR,


zn n 2 m
509g _ Y4 2
1 mol - 65,4 g/mol ” 1 mol - 22,4 /mol

Vh 509-2241 = 17,11
2° 1 mol - 65,4 g/mol

Ergebnis: Beim Einsatz von 50 g Zink können im kippschen Gasent-


wickler 17,1 | Wasserstoff freigesetzt werden.
Überblick

Wichtige Größen in der Chemie

Molares Volumen V,, Avogadro-Konstante N,

Stöchiometrische Berechnungen

m Bei chemischen Reaktionen reagieren die Stoffe in festen Massen-


und Stoffmengenverhältnissen und festen Volumen- und Massenver-
hältnissen miteinander.

m; 1 - m, 2 bzw. 7!
m; = konstant

n1-n2 bzw. = = konstant

mı - V>2 bzw. m = konstant

a Stöchiometrische Berechnungen sind über Verhältnisgleichungen


oder über Größengleichungen möglich.

n, - My = Wert 1 | m. Ma m Men is My-n; |


n3:M, =Wert2 Wert 1 \ Wert 2 m a M;3.nz v2 2 Vn:a

oder m 6.
n,- Vm=Wert2 Wert1 Wert2

Wissenstest 4 auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


Periodensystem der Elemente

u wrog- ger
"2.0067
166 5 Periodensystem der Elemente

5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente

5.1.1 Grundlagen

[J) Der innere Das Periodensystem der Elemente (PSE) ist eine Anordnung der
Bau der Atome chemischen Elemente, die sich aus ihrem Atombau ergibt.
(75. 68ff.) bestimmt
die Stellung der
Elemente im Perio-
densystem und die
Elemente
Eigenschaften der
Elementsubstanzen.

Chemische Elemente sind dadurch gekennzeichnet, dass alle Atome


die gleiche Anzahl von Protonen im Kern enthalten.

Elemente werden in der chemi-


schen Zeichensprache mit Element-
symbolen gekennzeichnet, die sich
meist aus dem lateinischen oder
griechischem Namen des Elements
ableiten.

[| 2 Ag kann be- Das Elementsymbol kann mehrere Bedeutungen haben:


deuten: 1. Esist das Zeichen für ein Atom des Elements.
1. Essind zwei 2. Esist das Zeichen für das Element bzw. die Elementsubstanz (/S. 60).
Atome Silber. 3. Es handelt sich um die Stoffmenge von 1 mol des Elements.
. Es handelt sich um
N

das Element Silber. Historische Entwicklung des Periodensystems


. Es liegen 2 mol
W

Silber vor. Im 19. Jahrhundert gab es verschiedene Versuche, die damals bekannten
chemischen Elemente systematisch zu ordnen.

1816: JOHANN WOLFGANG DÖBER-


EINER wies nach, dass sich bestimmte
Elemente nach ihrem chemischen
Verhalten zu Gruppen von je drei Ele-
menten („Triade”) zusammenfassen
lassen. 1816 erfolgte die erste Mittei-
EI „Triaden“ sind lung über die Triade Calcium-Stron-
Dreiergruppen tium-Barium. DÖBEREINER bildete
chemischer Elemente, weitere Dreiergruppen chemischer
die von J. W. DÖBER- Elemente mit ähnlichen Eigenschaf-
EINER (1780-1849) ten.
nach ihrer Analogie Er nutzte die Dreiteilung als allgemei-
aufgestellt wurden,
nes Ordnungsprinzip und stellte dabei
2.B.:
fest, dass die Atommassendifferenzen
- Ca-Sr-Ba
- Cl-Br-I jeweils nahezu gleich waren oder dass
-Li-Na-K die Atommasse des zweiten Elements etwa dem arithmetischen Mittel
aus den Atommassen des ersten und dritten Elements entsprach.
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 167

Seine Ergebnisse veröffentlichte DÖBEREINER 1829 unter dem Titel „Ver-


such einer Gruppierung der elementaren Stoffe nach ihrer Analogie”.
Das Verdienst DÖBEREINERS besteht darin, als Erster zahlenmäßige Bezie-
hungen zwischen chemisch ähnlichen Elementen gefunden zu haben.

1850: MAX VON PETTENKOFER stellte größere Gruppen chemischer Ele-


mente als DÖBEREINER zusammen, z.B. Stickstoff-Arsen-Antimon-Bis-
mut. Diese Elementgruppen verglich er mit homologen Reihen organi-
scher Verbindungen.

1862: BEGUYER DE CHANCOURTOIS entwarf ein Modell, bei dem die Ele- (I Zu NEWLANDs
mente nach ihrer steigenden Atommasse auf einer Schraubenlinie um Zeiten waren z.B.
einen Zylinder angeordnet waren. die Edelgase noch
unbekannt. Auch
andere in der Natur
1863-1866: JOHN ALEXANDER NEWLANDS ordnete die damals bekannten
selten vorkommende
62 Elemente nach steigender Atommasse so an, dass nach jeweils sieben
Elemente wurden
Elementen ein achtes Element folgte, das dem ersten in der Reihe che- erst später entdeckt.
misch ähnlich ist (Gesetz der Oktaven).

1868-1870: LOTHAR MEYER benutzte für sei- [2 DımiTrı ıwaA-


ne Anordnung der Elemente die von ihm NOWITSCH MEN-
entdeckte Beziehung zwischen Atommassen DELEJEW (1834 bis
und Atomvolumina. Das Atomvolumen ist 1907) und LOTHAR
demnach eine periodische Funktion der MEYER (1830-1895)
Atommasse. Es gelang ihm bereits, Gruppen veröffentlichten un-
von Elementen mit chemisch ähnlichen Ei- abhängig voneinan-
genschaften zusammenzustellen. Schon der ihre Arbeiten zur
systematischen Ord-
1864 führte er die Periodizität in den Diffe-
nung der chemischen
renzen von DÖBEREINERs Triaden auf Unter- Elemente.
schiede im Atombau zurück.

1869: DIMITRI MENDELEJEW ordnete die Ele-


mente ebenfalls nach steigenden Atommas-
sen und stellte dabei Elemente mit ähnli-
chen chemischen Eigenschaften konsequent
untereinander. So entdeckte er das Gesetz
der Periodizität (S. 172) und konnte auf
dieser Grundlage die Existenz und wesentli-
che Eigenschaften damals noch unbekann-
ter Elemente voraussagen. Die entstandene
Anordnung der Elemente wurde als Perio-
densystem der Elemente bezeichnet. Ü Nach 1904 wur-
den noch weitere Ele-
1894-1904: Das Periodensystem der Elemente wurde durch die Entde- mente entdeckt bzw.
künstlich erzeugt.
ckungen der Edelgase vervollständigt.
2006 gelang es einem
russisch-amerikani-
1913-1925: HENRY MOSELEY wies 1913 nach, dass die Elemente im Peri-
schen Forscherteam,
odensystem nicht nach ihren Atommassen, sondern nach der Anzahl der einige Atome des
Protonen im Kern angeordnet sind. Weitere Forschungen zeigten, dass Elements mit der
die Einteilung des Periodensystems in Perioden, Haupt- und Nebengrup- Ordnungszahl 118
pen auf der Verteilung der Elektronen in der Atomhülle beruht. herzustellen.
168 5 Periodensystem der Elemente

5.1.2 Aufbau des Periodensystems

Das heutige Periodensystem der Elemente ist eine Übersicht der chemi-
schen Elemente auf der Grundlage ihres Atombaus. Es zeigte sich mit der
Entwicklung physikalischer Untersuchungsmethoden, dass die Protonen
im Atomkern ausschlaggebend sind. Je nach ihrer Anzahl wurde jedem
Element eine Ordnungszahl zugeteilt.

Die Ordnungszahl

Ü Die Reihenfolge
der Ordnungszahlen Die Ordnungszahl bestimmt die Reihenfolge der Elemente. Sie er-
wurde 1913 von gibt sich aus der Anzahl der Protonen im Atomkern eines Elements
HENRY MOSELEY (Kernladungszahl) und entspricht damit auch der Anzahl der Elek-
(1887-1915) tronen in der Atomhülle.
experimentell aus
Röntgenspektren der
Elemente abgeleitet.
Atommodell
Nach dem rutherfordschen
Atommodell (5.68) besitzt Atomikern
ein Aluminiumatom 13 Proto- mit Protonen
nen im Atomkern und 13 Elek-
tronen in der Atomhülle. Aus
der Protonenzahl ergibt sich Atomhülle
die Kernladungszahl und damit mit Elektronen
die Ordnungszahl 13 für das
Element Aluminium.

Perioden

Die bei der Anordnung der Elemente im Periodensystem entste-


henden waagerechten Reihen nennt man Perioden.

[I Je höher die Peri- Die Perioden werden von oben nach unten mit arabischen Ziffern numme-
odennummer, desto riert. Eine Periode beginnt immer dann, wenn hinzukommende Elektro-
instabiler und damit nen ein höheres Energieniveau einnehmen. Damit wird in der Atomhülle
seltener werden die
eine neue Elektronenschale besetzt. Die Nummer der Periode entspricht
Elemente. Die super-
der Anzahl der besetzten Elektronenschalen in der Atomhülle.
schweren Elemente
der 7. Periode zerfal-
len alle radioaktiv.

tronenschale
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 169

Elemente, deren Atome die gleiche Anzahl besetzter Elektronen-


schalen besitzen, werden der gleichen Periode zugeordnet.

Daraus ergibt sich, dass die Atome aller Elemente einer Periode die glei-
che Anzahl von Energieniveaus (Elektronenschalen) besitzen, z.B. in der
1. Periode eine Schale, in der 2. Periode zwei Schalen usw.
Die Atome der bisher bekannten Elemente weisen höchstens sieben
Elektronenschalen auf. Innerhalb einer Periode nimmt die Anzahl der
Außenelektronen mit steigender Ordnungszahl zu, die Anzahl der Au-
Benelektronen steigt von 1 bis 8 (Ausnahme: 1. Periode).

2. Periode des Periodensystems

Lithium Beryllium Bor Kohlenstoff Stickstoff Sauerstoff Neon

Gruppen

Die bei der Anordnung der Elemente im Periodensystem entste-


henden senkrechten Reihen nennt man Gruppen. Es gibt Haupt-
gruppen und Nebengruppen. Sie unterscheiden sich in der Beset-
zung der Elektronenschalen (Energieniveaus).

Die Anordnung der Elemente nach steigender Protonenanzahl in den Pe- [Bei den auf
rioden ergibt, dass Atomsorten mit der gleichen Anzahl an Außenelek- Calcium folgenden
tronen untereinander stehen (Ausnahme: Helium). Diese Elemente bil- Elementen werden
die Elektronen nicht
den Elementgruppen mit ähnlichen Eigenschaften.
weiter auf der 4.
Im Periodensystem gibt es acht Hauptgruppen und acht Nebengruppen.
Schale positioniert,
In der I. Hauptgruppe stehen Elemente mit einem Außenelektron, in der sondern die 3. Schale
Il. Hauptgruppe Elemente mit zwei Außenelektronen usw. Die Anzahl wird weiter aufge-
der Außenelektronen eines Atoms bestimmt die Zuordnung zu einer füllt. Alle Elemente
Hauptgruppe. nach dem Calcium bis
Die Hauptgruppennummer entspricht der Außenelektronenzahl der zum Zink (30), aber
Atome aller in dieser Gruppe stehenden Elemente. Nur das Element auch die auf Stron-
Helium besitzt nicht acht, sondern nur zwei Außenelektronen. tium, Barium und
Radium folgenden
Elemente füllen In-
Hauptgruppennummer = Anzahl der Außenelektronen nenschalen auf. Diese
Elemente werden
Nebengruppenele-
mente genannt. Alle
Nebengruppenele-
Innerhalb der Hauptgruppe nimmt die Anzahl der besetzten Ener- mente sind Metalle.
gieniveaus (Elektronenschalen) mit steigender Ordnungszahl zu.
170 5 Periodensystem der Elemente

Aus dem Periodensystem können die Anzahl der Protonen, Elektronen


und Außenelektronen sowie die Anzahl der Elektronenschalen abgele-
sen werden.
Jedes Feld im Periodensystem enthält für das betreffende Element we-
sentliche Angaben zum Atombau.

[Die Zahl der be- Angaben zum Atombau eines Elements im Periodensystem
setzten Elektronen-
schalen n entspricht Zahl der
der Periodennummer. Außen-
Eine Elektronen- elektronen
schale kann maximal
2n? Elektronen auf- ee ee da nee een Zahl der besetzten
nehmen. i Schalen

e
Periode i

Zahl der
Protonen und
Elektronen

Stellung des Elements im Aussagen zum Atombau


Periodensystems
Ordnungszahl - Anzahl der Protonen (Kernladungszahl)
- Anzahl der Elektronen
Periode - Anzahl der besetzten Energieniveaus
(Elektronenschalen)
Hauptgruppennummer |- Anzahl der Außenelektronen

® Stellung im PSE und Atombau


- Stickstoff: Ordnungszahl 7 = 7 Protonen, 7 Elektronen
2. Periode = 2 besetzte Energieniveaus (Schalen)
V. Hauptgruppe = 5 Außenelektronen
- Argon: Ordnungszahl 18 = 18 Protonen, 18 Elektronen
3. Periode = 3 besetzte Energieniveaus (Schalen)
VI. Hauptgruppe = 8 Außenelektronen

2 Die Farbe der Aus den Feldern im Periodensystem können für das entsprechende Ele-
Felder im Perioden- ment noch weitere Angaben entnommen werden.
system gibt Auskunft
über den Metallcha-
rakter der Elemente.
Metalle sind blau, Ordnungszahl relative Atommasse
Nichtmetalle rosa (Protonenzahl)
und Halbmetalle
grün unterlegt Elektronegativitätswert Elementsymbol
(75. 358). Elementname
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 171

Hauptgruppe
V

Nebengruppe

Actinoide Lanthanoide

ÜÜ Die Besetzung
Der Aufbau des Periodensystems (/ Abb.) ergibt sich aus der Kern- der Elektronenscha-
ladungszahl der Atome und der unterschiedlichen Besetzung der len bezeichnet man
Energieniveaus mit Elektronen. Umgekehrt lassen sich deshalb aus auch als Elektronen-
der Stellung eines Elements im Periodensystem Informationen zum konfiguration der
Atombau entnehmen. Elemente.

Daraus leiten sich die Eigenschaften der Elementsubstanzen ab. Die


chemischen Eigenschaften werden hauptsächlich von der Zahl der Elek-
tronenschalen (Periodennummer) und der Anzahl der Außenelektronen
(Hauptgruppennummer) bestimmt. Davon hängt die Reaktivität des Ele-
ments ab und welche chemischen Bindungen gebildet werden.

Fluor ist ein Element der 2. Periode


und der VIl. Hauptgruppe. Da das
Atom 7 Außenelektronen besitzt,
muss es ein Elektron aufnehmen,
um eine Edelgaskonfiguration zu
erreichen. Deshalb neigt Fluor sehr
stark dazu, Anionen zu bilden und
mit Metallen zu Salzen zu reagie-
ren. Mit manchen Atomen bilden
Fluoratome ein gemeinsames Elek-
tronenpaar aus (5.73). Als Atome
lonenbildung:
eines Elements der 2. Periode ist
das Fluoratom relativ klein. Daher IF- +e© —— IF
wird bei der Bindungsbildung sehr Molekülbildung:
viel Energie frei, sodass Fluor ein iF- ++ Fl IF-Fl
sehr reaktives Element ist. = n =
Die Gemeinsamkeiten im Atombau der Elemente innerhalb einer Peri-
ode und innerhalb einer Hauptgruppe führen zu ähnlichen Eigenschaf-
ten der Elemente. Daraus resultiert die von MENDELEJEW entdeckte Peri-
odizität der Eigenschaften.
172 5 Periodensystem der Elemente

5.1.3 Periodizität der Eigenschaften

[ÜÜ MENDELEJIEW Schon MENDELEJEW und MEYER erkannten im 19. Jahrhundert, dass sich
und MEYER ordneten die Eigenschaften der Elemente periodisch, d.h. immer wiederkehrend
damals die Elemente ändern. Auf Grundlage dieser Erkenntnis benutzte MENDELEJEW sein Pe-
nach steigender riodensystem für Voraussagen von Elementen, die zur damaligen Zeit
Atommasse. noch unbekannt waren.
Dies wurde möglich, weil er beim Untereinanderstellen von Elementen
mit ähnlichen Eigenschaften Lücken lassen musste. An diesen Stellen ver-
mutete MENDELEJEW noch unentdeckte Elemente, für die er die Eigen-
schaften voraussagte:
1. Eka-Aluminium: Entdeckung 1875 durch P. E. LECOQ DE BOISBAUDRAN
(Gallium)
2. Eka-Bor: Entdeckung 1879 durch L. F. NILSON (Scandium)
3. Eka-Silicium: Entdeckung 1886 durch C. A. WINKLER (Germanium)

EI Gallium ist ein EM Eigenschaften von Germanium


glänzend weißes,
weiches und dehnba- Voraussage von Ermittlung durch
res Metall. Schmelz- MENDELEJEW WINKLER
temperatur: 29,78°C,
Siedetemperatur: Atommasse etwa 72 u | 72,59 u
über 2300°C. Aussehen dunkelgrau, metallisch | weißlich grau, metallisch
F R ä x

Schmelzpunkt | hoch | 958 °C


Dichte 5,5 g/cm? | 5,36 g/cm?

Oxid XO, GeO,

Die Periodizität der Eigenschaften ist vor allem bei den Hauptgruppen-
elementen ausgeprägt. Sie beruht auf dem ähnlichen Atombau der Ele-
mente einer Hauptgruppe.
2 Der deutsche Innerhalb der Perioden nimmt die Zahl der Protonen und Elektronen
Chemiker CLEMENS bis zur VIII. Hauptgruppe kontinuierlich zu, bis die äußerste Elektronen-
WINKLER (1838-1904) schale mit acht Elektronen besetzt ist. Folglich ändern sich die Eigen-
benannte das Halb- schaften der Elemente innerhalb der Perioden allmählich.
metall Germanium Erfolgt die Besetzung einer weiteren Schale mit Elektronen, beginnt eine
nach seinem Heimat- neue Periode. Die Eigenschaften ändern sich sprunghaft von den Edel-
land.
gasen (VIII. Hauptgruppe, /S. 180f.) zu den Alkalimetallen (l. Haupt-
gruppe, /S. 182f.).
Dadurch stehen in den Hauptgruppen Elemente mit unterschiedlicher
Anzahl an Elektronenschalen aber gleicher Zahl an Außenelektronen un-
tereinander. Deshalb weisen sie abgestuft ähnliche Eigenschaften auf.

Das Gesetz der Periodizität beruht darauf, dass die Eigenschaften


der Elemente vom Atombau der Elemente abhängen. Sie ändern
sich innerhalb einer Periode allmählich und beim Übergang von
der VIII. zur I. Hauptgruppe sprunghaft. Die Eigenschaften der Ele-
mente einer Hauptgruppe ähneln sich immer wiederkehrend.
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 173

Atomradius und Elektronegativität

Als Atomradius r, wird der Radius der äußersten besetzten Elek- + Der unterschiedli-
tronenschale betrachtet. Er kann durch die Messung des Abstands che Gang der Atom-
zwischen den Kernen benachbarter Atome bestimmt werden. radien innerhalb
der Gruppen und
Perioden bedingt
die Schrägbeziehung
Innerhalb einer Hauptgruppe nimmt die Größe der Atome der Elemente im PSE. Elemente
von oben nach unten zu, weil die Zahl besetzter Elektronenschalen und wie Bor und Silicium
damit deren Abstand zum Atomkern wächst. weisen ähnliche
Innerhalb einer Periode sinkt der Atomradius mit steigender Ordnungs- Atomradien und ein
zahl (Abb. unten). Die zunehmende Kernladung wird durch den Ein- ähnliches Reaktions-
bau der entsprechenden Elektronen auf die äußerste Elektronenschale verhalten auf.
kompensiert. Diese Elektronen werden allerdings von der gleichen Zahl
innerer Elektronenschalen vor der positiven Kernladung abgeschirmt.

Die Elektronegativität (EN) charakterisiert das Bestreben eines


Atoms, das bindende Elektronenpaar in einer Atombindung (/S. 75)
anzuziehen.

Die Elektronegativität ist abhängig von der Kernladung eines Atoms und [Die Elektronega-
vom Atomradius. Je größer die Kernladung eines Atoms bei gleicher An- tivität ist kein Maß
zahl an Elektronenschalen ist, desto größer ist die Elektronegativität und für die Reaktivität
umso stärker wird ein bindendes Elektronenpaar angezogen. der Elemente,
sondern bestimmt
Nimmt die Anzahl der Elektronenschalen zu, wird die Anziehungskraft
die Polarität von
des Atomkerns auf die äußeren Elektronen aufgrund des abschirmenden Atombindungen.
Effekts der inneren Elektronenschalen schwächer.
Innerhalb einer Periode nimmt die Elektronegativität von links nach
rechts zu. Innerhalb einer Hauptgruppe sinkt die Elektronegativität von
oben nach unten. Beim Übergang in eine neue Periode nimmt die Elek-
tronegativität sprunghaft ab.
Die Differenz der Elektronegativitätswerte von Atomen, die miteinander
eine Reaktion eingehen, wird genutzt, um zwischen unpolarer und pola-
rer Atombindung bzw. lIonenbindung zu unterscheiden (/S. 77).

Atomradien und Elektronegativitäten der Elemente der 2. und 3. Periode [I Die Grafik
verdeutlicht auch die
Sonderstellung der
Edelgase innerhalb
ihrer Perioden.
Dadurch, dass sie
kaum Verbindungen
eingehen, lässt sich
der Atomradius nur
schwer bestimmen.
Elektronegativitäts-
werte werden für
Edelgase gar nicht
angegeben.
174 5 Periodensystem der Elemente

Metallcharakter der Elemente

[ Metalle besitzen
relativ wenig Außen- Im Periodensystem findet man auf der linken Seite die Metalle, auf
elektronen, die leicht der rechten die Nichtmetalle.
den Anziehungsbe-
reich des Atomkerns
verlassen und sich
Nach ihren chemischen Eigenschaften werden die Elemente in Metalle
innerhalb eines dicht
gepackten Gitters
(75. 84) und Nichtmetalle (S. 78) unterteilt. Als wichtigstes unterschei-
von Metall-Ionen dendes Merkmal gilt die elektrische Leitfähigkeit.
(Atomrümpfen) frei
bewegen können. Innerhalb einer Periode nehmen die metallischen Eigenschaften
Durch die frei beweg- bei Hauptgruppenelementen von links nach rechts ab. Die nicht-
lichen Elektronen
metallischen Eigenschaften nehmen bei den Hauptgruppenele-
leiten Metalle den
menten innerhalb einer Periode zu.
elektrischen Strom.

Die Ursache für die abnehmenden metallischen Eigenschaften liegt im


größer werdenden Einfluss der Atomkerne. Die Außenelektronen wer-
den stärker angezogen.

[I Bei Nichtmetal- In einer Hauptgruppe wächst die Kernladung mit steigender Ordnungs-
len treten keine frei zahl von oben nach unten. Der Abstand zwischen Atomkern und Außen-
beweglichen Elek- schale wird in der Hauptgruppe nach unten hin größer, weil je eine neue
tronen innerhalb von
Schale hinzukommt. Gleichzeitig wird die Anziehungskraft des Atom-
Atomverbänden auf.
kerns durch die „Innenschalen” abgeschirmt. In der Folge können sich
Nichtmetalle leiten in
der Regel den elektri-
die Außenelektronen relativ leicht aus der Atomhülle lösen.
schen Strom nicht.
Der Metallcharakter nimmt in den Hauptgruppen von oben nach
unten zu, der Nichtmetallcharakter ab.

Zwischen Metallen und Nichtmetallen stehen im PSE Elemente, die we-


der typisch metallische noch typisch nichtmetallische Eigenschaften zei-
gen. Diese werden als Halbmetalle bezeichnet. So besitzt z.B. Silicium
(75. 192) sowohl nichtmetallische als auch metallische Eigenschaften. Es
steht zwischen dem Metall Aluminium und dem Nichtmetall Phosphor.

[Ü] Halbmetalle sind


im Periodensystem
grün unterlegt,
Metalle blau und
Nichtmetalle rot.
5 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 175

Halbmetalle

[I Die elektrische
Als Halbmetalle werden chemische Elemente bezeichnet, die in Leitfähigkeit der
ihren Eigenschaften eine Mittelstellung zwischen Metallen und Halbmetalle nimmt
Nichtmetallen einnehmen. auch dann zu,
wenn dem Halbme-
tall Frremdatome
Eigenschaften Metalle Halbmetalle Nichtmetalle zugegeben werden
reltchers I je: \ı. . Dotierung).
Leitfähigkeit leiten den elek- leiten den elek- | leiten den elek- 2
bei Zimmer- trischen Strom _trischen Strom | trischen Strom
temperatur kaum ‚ nicht
Leitfähigkeit | elektrischer elektrischer
Wi- ‚ keine Verände-
bei steigender | Widerstand derstand nimmt | rungen
Temperatur | nimmt zu, ab, Leitfähigkeit
Leitfähigkeit | nimmt zu |
nimmt ab |
saurer bzw. Oxide reagie- Oxide können | Oxide reagie-
basischer ren in Wasser sauer oder ba- ren in Wasser
Charakter der | basisch sisch reagieren | sauer
Oxide |
Elektro- gering mittel
negativitätt (0,7 bis 1,9) (1,8 bis 2,4)

Halbmetalle weisen halbleitende Eigenschaften


(/ Tab.) auf, sie sind aber nicht mit der Stoff-
klasse der Halbleiter identisch.
Ihre Oxide sind amphoter (/S. 178), sie können
sowohl sauer als auch basisch reagieren.

Bei Halbmetallen gibt es häufig eine metalli-


sche und eine nichtmetallische Modifikation.
Halbmetalle bilden hauptsächlich Molekülver-
bindungen und seltener salzartige Verbindun-
gen. Die Verbindungen wurden bereits von den
Menschen genutzt, lange bevor die Halbmetalle
als Elemente entdeckt und isoliert wurden.

EM So wurden Borverbindungen bereits im antiken Rom zur Glasherstel-


lung verwendet. Die Herstellung von reinem kristallinem Bor gelang
jedoch erst 1909.
Siliciumhaltige Verbindungen dienen seit jeher als Baumaterialien
(Gesteine, Lehm, Zement, Beton). Silicium wurde vermutlich schon im
18. Jahrhundert entdeckt, aber erst 1824 von JÖNS JAKOB BERZELIUS
als Element erkannt und benannt.
Arsen lässt sich schon in den Haaren von Mumien aus dem 3. Jahrtau-
send v.Chr. nachweisen. Dies wird als Verbindung zur Kupferherstel-
lung gedeutet, da Arsen als Verunreinigung in Kupfererzen vorkom-
men kann. Auch Antimon wurde in seinen Verbindungen schon in der
Bronzezeit als Zuschlag zu Kupfer verwendet, um Bronze herzustellen.
176 5 Periodensystem der Elemente

Halbmetall Eigenschaften Vorkommen Verwendung


Bor | - tritt in einer amorphen - tritt in der Natur | - zur Dotierung von
Modifikation als braunes nur in Form von ‘ Silicium- und Germa-
Pulver und in drei kristalli- Verbindungen auf, niumhalbleitern
nen Modifikationen auf wie z.B. Kernit, | - zur Herstellung von
- das ß-rhomboedrische Bor Borax, Sassolin, | Hartstoffen
ist schwarzgrau, kristallin Ulexit, Boracit, \ - als Neutronenabsor-
und mit einer MOHS-Härte Pandermit und ber in Kernreaktoren
von 9,5 nach dem Diamant Colemanit \ - als Ferrobor zur Er-
das härteste Element - wichtiges Spuren- zeugung von Stählen
- kristallines Bor ist bei element, beson- | mit hhoher Härte
Raumtemperatur reakti- ders für höhere ' - als Perborat in Wasch-
onsträge Pflanzen mitteln
Silicium - metallisch-grau, spröde, - als Siliciumdioxid | - zur Herstellung von
sehr leicht (z.Bin Quarz) und | _ Silicumverbindungen
- wenig reaktionsfähig in Silicaten (u.a. Silicone)
- in Form von ' - in der Halbleitertech-
Kieselsäure z.B. ' nologie und Mikro-
bei Kieselalgen, ' elektronik
Gräsern, in Haaren | - zum Bau von Solar-
und Knochen zellen

Germa- - grauweiß - in den Mineralien | - in der Halbleitertech-


nium - spröde Argyrodit und nologie
- an der Luft bei Raumtem- Germanit, | - in optischen Bauele-
peratur sehr beständig - als Begleiter von menten
Kupfer- und Zink- | - in der Hochfrequenz-
erzen | technik

Arsen - verschiedene Modifikatio- | - in den Mineralien | - Legierungsbestand-


nen, u.a.: Arsenolamprit, Al- teil für Blei- und
- graues Arsen (kristallisie- lemontit, Arseno- Kupferlegierungen
rend, grau, metallisch) pyrit und Löllingit | - als Dotierungsmate-
- gelbes Arsen (wachsartig, - in Form von Arsen- rial in der Halbleiter-
gelb, sehr instabil) sulfiden (Realgar, | technologie
'- Arsen und Asenverbindun- Auripigment) \ - als Bestandteil einiger
gen sind sehr giftig. | Arzneimittel
| - als Bestandteil von
\ Schädlingsbekämp-
| fungsmitteln
Selen - verschiedene Modifi- - sehr selten in Se- | - zur Herstellung von
kationen: lenmineralien Photozellen und Be-
- graues Selen (metallisch, in Form von Me- lichtungsmessern
leitet im Dunkeln den tallseleniden als | — Legierungszusatz in
Strom nur wenig, bei Begleiter verschie- der Stahlindustrie
Belichtung nimmt die Leit- dener schwefelhal- - Färbemittel in der
fähigkeit stark zu) tiger Erze Glasindustrie
- mehrere rote und schwarze e Spurenelement für
Modifikationen (nichtme- ' Mensch und Tier
tallisch, nichtleitend)
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 177

Halbmetall Eigenschaften Vorkommen Verwendung


Antimon |- mehrere Modifikationen, ‚ - kann gediegen ‚ - als Legierungsbe-
' die wichtigste ist das ' vorkommen ' standteil
' graue Antimon (zinn- ' - im Allemontit ‚ - in der Halbleiter-
weiß, hell glänzend, sehr - im Antimonit und industrie
spröde, metallisch, elek- in anderen sulfidi- | - zur Herstellung von
trisch gering leitfähig) \ schen Erzen Antimonverbindun-
gen z.B. für Medika-
mente

Saure oder basische Eigenschaften der Oxide

Saure oder
Aus dem Periodensystem können Aussagen zur Reaktion der Oxide basische Lösungen
der Elemente mit Wasser abgeleitet werden. Metalloxide reagie- können mit Indika-
ren mit Wasser basisch. Nichtmetalloxide bilden mit Wasser saure toren identifiziert
Lösungen. werden (/S. 350).
Daher rührt die
farbliche Markierung
. . . . . der Metalle und
Die Oxide der Metalle der I. bis III. Hauptgruppe reagieren mit Wasser zu der Nichtmetalle im
Metallhydroxiden bzw. basischen Lösungen von Hydroxiden. Periodensystem.

Ei Reaktion von Metalloxiden mit Wasser


Metalloxid + Wasser —- Metallhydroxid
Na,O0 + H,O —- 2 NaOH
CaO + H,0 —- Ca(OH),

Die Oxide der Nichtmetalle der IV. bis VIl. Hauptgruppe bilden mit Was-
ser Säuren bzw. saure Lösungen.

E Reaktion von Nichtmetalloxiden mit Wasser


Nichtmetalloxid + \Wasser — Säure
CO, + H,O Zn H3CO3
P>0; + 3 H,O = 2 H3POy

Die basischen Eigenschaften der Hydroxidlösungen nehmen in den Peri-


oden von der I. bis zur Ill. Hauptgruppe ab.
Die sauren Eigenschaften nehmen innerhalb einer Periode von der IV. bis
zur VII. Hauptgruppe zu.

Stärke von Säuren und Basen


3. Periode

basische ELLE
Eigenschaften Eigenschaften
178 5 Periodensystem der Elemente

In der Mitte des Periodensystems stehen die Halbmetalle. Die Oxide


dieser Elemente können in Abhängigkeit von ihren Reaktionspart-
nern sowohl als Säuren als auch als Basen reagieren.

Neben den Halbmetallen bilden auch einige Metalle wie Aluminium und
Blei amphotere Oxide. In Wasser sind diese Oxide meist sehr schwer lös-
lich, sie reagieren aber mit Säuren oder Basen.

[Ü] Die amphoteren Ampholyte verhalten sich gegenüber starken Säuren als Basen, d.h. sie
Reaktionen des Alu- bilden mit starken Säuren Salze.
miniumoxids werden
nur mit nicht zu hoch EB} Reaktionen amphoterer Oxide mit Schwefelsäure
erhitztem Al»O3
Al2O3 + 3 H2z50, ——e Alz(SOy)3 + 3H,0
beobachtet.
Pb O + Hz550%4 ——- PbSO, + H0
Mit starken Basen reagieren amphotere Oxide jedoch wie Säuren. Dabei
entstehen ebenfalls Salze, die teilweise zu den Komplexverbindungen
gehören.

Ei Reaktionen amphoterer Oxide mit Natriumhydroxid


Al}03 + 2Na0OH + 3H30 —- 2 NalAl(OH),]
PbO + 2NaOH + H,O ir Na>[Pb(OH).]

[| Komplexverbin- Amphotere Oxide können von den Elementen der Hauptgruppen Il bis VI
dungen sind eine be- gebildet werden. Auch viele Oxide der Nebengruppenmetalle besitzen
sondere Stoffklasse, amphotere Eigenschaften.
die sich aufgrund
spezieller Bindungs-
eigenschaften von Amphotere Verbindungen (Ampholyte) können entweder als Säu-
einfachen Salzen und ren oder als Basen reagieren, je nachdem, wie stark sauer bzw. ba-
Molekülverbindun- sisch ihr jeweiliger Reaktionspartner ist.
gen unterscheiden.

Wertigkeit der Elemente

Die Wertigkeit bezeichnet die Fähigkeit der Elemente chemische


Bindungen, z.B. mit Wasserstoffatomen oder mit Sauerstoffato-
men einzugehen. Sie wird mit römischen Zahlen angegeben und
ändert sich ebenfalls periodisch.

Wertigkeit gegenüber Wasserstoff

Die stöchiometrische Wertigkeit eines Elements gegenüber Was-


serstoff gibt an, wie viele Wasserstoffatome das Element binden
oder in einer Verbindung ersetzen kann. Wasserstoff selbst ist im-
mer einwertig.
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 179

Wertigkeit der Elemente der 2. Periode gegenüber Wasserstoff


Hauptgruppe | I ni mimv| v| vo] ovu
Wasserstoff- | LiH BeH> BH3 | CH4 | NH3 |

oO

z
7
N
‚verbindungen

|
1
|

Wertigkeit |
||

Die höchstmögliche Wertigkeit der Hauptgruppenelemente gegenüber [Ü] Innerhalb der


Wasserstoff nimmt von der I. bis zur IV. Hauptgruppe innerhalb der Peri- Hauptgruppen bleibt
ode zu, sie entspricht der Hauptgruppennummer. die maximale Wer-
Die Höchstwertigkeit der Hauptgruppenelemente gegenüber Wasser- tigkeit gegenüber
stoff nimmt von der V. bis zur VIl. Hauptgruppe ab. Die maximale Wer- NNASSEITGFT Er
tigkeit der Elemente der V. bis VII. Hauptgruppe kann berechnet werden, aleien,
indem man die Hauptgruppennummer von acht abzieht.

Wertigkeit gegenüber Sauerstoff


Da sich ein Sauerstoffatom mit zwei Wasserstoffatomen verbindet und
Wasserstoff einwertig ist, wurde festgelegt, dass Sauerstoff zweiwertig ist.
Mit steigender Ordnungszahl nimmt innerhalb einer Periode die höchst-
mögliche Wertigkeit eines Elements gegenüber Sauerstoff von der I. bis
zur VII. Hauptgruppe kontinuierlich zu.

Wertigkeit der Elemente der 3. Periode gegenüber Sauerstoff


Hauptgruppe | | Il IN | IV V V vl
Sauerstoff- 'Na5z0 | MgO | AlyO3 | SiO, | PO; | SO; | CI,O07,
verbindungen

Wertigkeit

Die höchstmögliche Wertigkeit der Elemente gegenüber Sauer-


stoff entspricht der Hauptgruppennummer. Sie nimmt demzufolge
innerhalb einer Periode kontinuierlich zu.

Neben der maximalen Wertigkeit Häufige Wertigkeiten von


können viele Elemente, vor allem Nichtmetallen
Nichtmetalle (/ Tab.) und Neben- I

Wasserstoff W
gruppenelemente, noch andere
Wertigkeiten annehmen. Die Ursa- Kohlenstoff | I, IV
che dafür liegt im Atombau der —
einzelnen Elemente und lässt sich Stickstoff u N,N
nicht so einfach mit dem Gesetz Sauerstoff | 1
der Periodizität begründen. m
Die Wertigkeit darf nicht mit der Schwefel
_ M I, vo
-1
Oxidationszahl der Elemente ver- Chlor | 1, vl
wechselt werden. . _ BE R |
180 5 Periodensystem der Elemente

5.1.4 Gruppeneigenschaften

I. Hauptgruppe

Die Elemente der I. Hauptgruppe (außer Wasserstoff) sind Metalle.


Diese Metalle werden als Alkalimetalle bezeichnet.

Atombau
Wasserstoff
| Wasserstoff Die Atome der Elemente der |. 4H
bildet eine Aus- Hauptgruppe besitzen alle ein Elek-
nahme, denn das tron auf dem äußersten Energieni-
Atom besitzt nur ein veau (der äußeren Schale), das rela- Lithium
einziges Proton und gli
tiv leicht abgegeben werden kann.
ein einziges Elektron.
Diese bei den Alkalimetallen be-
Das Element bildet
zweiatomige Mo- sonders leicht herauslösbaren Elek-
leküle und gehört tronen bewegen sich frei zwischen Natrium
den Atomrümpfen und sind die „Na
damit nicht zu den
Alkalimetallen. Grundlage der Metallbindungen
im Atomverband.
Außer Wasserstoff besitzen die Ele-
Kalium
mente der I. Hauptgruppe metalli-
19Ka
sche Eigenschaften. Das einzige Au-
Benelektron befindet sich in relativ
großem Abstand zum Atomkern.
Der Abstand nimmt innerhalb der
Hauptgruppe in Richtung Francium Rubidium
noch zu, da weitere Elektronenscha- 37Rb

len hinzukommen. Deshalb sind die


Elemente der I. Hauptgruppe leicht
ionisierbar.
Je größer die Entfernung des Au-
Benelektrons zum Kern, desto Caesium
größer ist die Reaktionsfähigkeit. 55C5
Das gemeinsame Merkmal der Al-
kalimetalle, der Besitz eines Au-
Benelektrons, führt zu überein-
stimmenden Eigenschaften. Die
unterschiedliche Anzahl der besetz-
ten Elektronenschalen führt zu ab-
Francium
gestuften Eigenschaften innerhalb g7fr
der Hauptgruppe.

Eigenschaften der Alkalimetalle


1. Elektrische Leitfähigkeit
Die Alkalimetalle leiten den elektrischen Strom gut, weil durch die
Metallbindung (5. 84f.) frei bewegliche Elektronen als Ladungsträ-
ger vorhanden sind. Wird an das Metall eine elektrische Spannung
angelegt, so wandern die frei beweglichen Elektronen durch das
Metallgitter.
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 181

lonenbildung (lonisierbarkeit) u Aufgrund ihrer


Alkalimetalle sind leicht ionisierbar. Sie geben das eine Außenelek- hohen Reaktionsfreu-
tron ab, sodass einfach positiv geladene Ionen entstehen. digkeit sind die Alka-
limetalle sehr unedle
Metalle (S. 137). Sie
lonenbildung bei Alkalimetallen
müssen unter Luftab-
Na — Na + © schluss aufbewahrt
K — k + ee werden, da sie schon
bei Raumtemperatur
Chemische Reaktionen mit der Luftfeuchte
Die leichte lonisierbarkeit führt dazu, dass die Alkalimetalle sehr reagieren.
reaktionsfreudig sind. Sie sind ideale Reaktionspartner für Halogene
und bilden mit diesen Salze (5. 95).
Mit Wasser reagieren die Alkalimetalle zu basischen Lösungen und
Wasserstoff. Die Heftigkeit der Reaktion nimmt innerhalb der Haupt-
gruppe zu.
u Bei der Ver-
Reaktion von Alkalimetallen mit Wasser brennung von
2Na + 2H5,0 — 2Na0OH + HH, Alkalimetallen bzw.
2K + 2H,)0O — 2KOH + HH, beim Einbringen
ihrer Salze in die
Brennerflamme tre-
Beim Erhitzen verbrennen Lithium, Natrium und Kalium in Abhän- ten Flammenfärbun-
gigkeit von den Reaktionsbedingungen zu Oxiden oder Peroxiden. gen (/5. 346) auf,
die zum Nachweis
Reaktion von Alkalimetallen mit Luftsauerstoff genutzt werden.
4li + O, —_— 2 Li,O
2Na + O5, — NO,

Alkalimetalle im Vergleich
l

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min- | |
rot | |

3 Na \gelb 97,5 ‚892 0,97 157 09


|

4 K |rot- 63,7 760 0,866 203 0,8


vio- | |
lett | |
| |
5 | Rb rot 139,0 700 1,53 216 0,8 |
| | |

6 Cs blau 1290 690 1,90 235 0,7 |


7 Fr
I. |
27,0 680 2,20
I282
. |0,7 ||
182 5 Periodensystem der Elemente

VII. Hauptgruppe

Die Elemente der VII. Hauptgruppe sind Nichtmetalle. Sie werden


als Halogene bezeichnet.

Atombau der Halogene


[I griech.: halo - Die Bezeichnung Halogene für die
Salz, genann - bilden Elemente Fluor, Chlor, Brom, lod Fluor
und Astat stammt aus dem Grie-
chischen.
Das gemeinsame Merkmal der
Halogene im Atombau ist das Vor-
handensein von sieben Elektronen Chlor
auf der Außenschale. Eine stabile 47€1

Elektronenkonfiguration (Achter-
schale) kann durch Aufnahme
eines Elektrons oder durch Aus-
bildung einer unpolaren Atombin-
Brom
dung erreicht werden. 35Br
Dieses Merkmal führt zu einer
Reihe gemeinsamer Gruppenei-
genschaften, die aber durch die un-
terschiedliche Anzahl der besetzten
Elektronenschalen abgestuft auf-
treten.
lod
Halogene sind Molekülsubstanzen.
s3l
Je zwei Atome bilden eine unpo-
lare Atombindung.

Die Elemente der VIl. Haupt-


gruppe besitzen nichtmetallische Astat
Eigenschaften. Nur das radioaktive g5At
Astat kann schon teilweise metalli-
sche Eigenschaften aufweisen und
wird deshalb zu den Halbmetallen
(75. 175) gerechnet.

Eigenschaften der Halogene


( Die Tendenz zur 1. lonenbildung
Elektronenaufnahme Halogene können ein Elektron aufnehmen, sodass einfach negativ
nimmt innerhalb der geladene Ionen, die Halogenid-lonen (z.B. Chlorid-Ionen, CI”, oder
VII. Hauptgruppe von lodid-Ionen, I”), entstehen.
oben nach unten ab.

ME lonenbildung bei Halogenen


Cl + e® — cl
Br + e”’ — Br
5.1 Ordnung in der Vielfalt der Elemente 183

2. Chemische Reaktionen DI Fluor ist das


Halogene sind sehr reaktionsfreudig. Die Reaktionsfähigkeit nimmt reaktionsfähigste
in Richtung Astat ab. Die Reaktionen der Halogene mit unedlen Me- Element im Perioden-
tallen verlaufen im Allgemeinen heftig. system.

E Reaktion von Halogenen mit Metallen


Ca + 2Na — 2Nall
Brz + 2K —- 2KBr
3 + 2Al — 2Allz
Mit Wasserstoff bilden Halogene Halogenwasserstoffe. Auch hier nimmt
die Heftigkeit der Reaktion mit steigender Periodennummer ab. Wäh-
rend Fluor und Chlor explosionsartig mit Wasserstoff reagieren (Knall-
gasbildung), erfolgt die Umsetzung von lod mit Wasserstoff langsam.

EB Reaktion von Halogenen mit Wasserstoff


1) + H> —— 2HF

Br> + H> —— 2HBr

Halogene sind leicht flüchtige Nichtmetalle. Die Flüchtigkeit und der El Oxidationszahlen
Nichtmetallcharakter nehmen zum lod hin ab. Fluor und Chlor sind bei sind formale Größen
Raumtemperatur gasförmig. Brom ist eine braune Flüssigkeit und lod ist und kennzeichnen
unter Standardbedingungen fest, aber beim Erwärmen leicht flüchtig. den Ladungszustand
von Atomen oder
Astat ist ein radioaktives Halbmetall.
lonen in Verbindun-
gen.
Mit vielen Metallen reagieren die Halogene stark exotherm unter Bil-
dung von Salzen. Daraus resultiert auch der Name Halogene (griech.:
Salzbildner).

Halogene im Vergleich

u: es | |
‚ H-Verbindungen
Säurestärke der
| Reaktionsfähig-

|
|
© =
En
| 1.0
& =
|
ar © nelsolal
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| Farbtiefe

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3 |ca| -1 | -101 34 9 30
| +1.43,.45.47 | |

4 Br) 70,59 | 114 | 28


| | +1,45, +47 | | |
| | | |
| | | |
u 1 ma | 185 || 133 || 25 |
|
| 4145,47 | | |

6 At 4 302 35 2722
+1,45,+7 | | | | |
184 5 Periodensystem der Elemente

VI. Hauptgruppe

Der Begriff
Edelgase entstand als Die Elemente der VIll. Hauptgruppe sind gasförmige Nichtmetalle.
analoger Begriff zu Aufgrund ihrer Reaktionsträgheit werden sie Edelgase genannt.
den Edelmetallen, als
man feststellte, dass
die Elemente der VIII.
Atombau
Hauptgruppe kaum
mit anderen Stoffen Edelgasatome besitzen zwei (He-
reagieren. lium) oder acht Elektronen (Neon Neonatom
bis Radon) auf der äußersten 8 Außen-
Schale. Damit ist das höchste Ener- elektronen
gieniveau vollständig besetzt, so- Achterschale
dass Edelgasatome nicht danach
streben, Elektronen abzugeben
bzw. aufzunehmen.
Aus diesem Grund bilden Edelgase keine mehratomigen Moleküle. Sie
reagieren nur unter extremen Bedingungen mit anderen sehr reaktions-
freudigen Elementen wie Fluor oder Sauerstoff.

Eigenschaften und Verwendung


[ Helium als das Aufgrund ihrer stabilen Elektronenkonfiguration sind Edelgase reakti-
„edelste” aller Edel- onsträge. Sie kommen in atomarer Form in der Atmosphäre der Erde vor.
gase geht keinerlei Alle Edelgase sind farblos, geruchlos und gasförmig.
chemische Verbin- Aus dem Alltag sind sie als Füllgase von Leuchtstoffröhren bekannt. In
dungen ein. Vom
der Technik dienen sie als Schutzgase und als Kühlmittel.
Xenon sind einige
Fluoride und Oxide Vertreter Gewinnung und Verwendung
bekannt.
Helium | - Gewinnung: aus heliumhaltigen Gasquellen
| - Verwendung: Füllgas in Ballons und Luftschiffen,
' Schutzgas beim Lichtbogenschweißen, Kühlgas in
| Kernreaktioren, Zusatz in Gasflaschen für Taucher,
|
l
in flüssiger Form als Kühlmittel
Neon ' - Gewinnung: durch Destillation von verflüssigter Luft
\ - Verwendung: Füllgas in Leuchtstoffröhren und Glimm-
| lampen
Argon | - Gewinnung: durch Destillation von verflüssigter Luft
| - Verwendung: Schutzgas beim Schweißen und bei der
| Stahlherstellung, Füllgas i in Glühlampen
Krypton 1 - Gewinnung: durch Destillation von verflüssigter Luft
[I Die Gewin- -— Verwendung: in Glühlampen (Kryptonlampen), Isola-
nung von Edel- | tionsgas für Fensterverglasungen
gasen ist durch
Luftverflüssigung Xenon |- Gewinnung: durch Destillation von verflüssigter Luft
möglich. Dazu kühlt - Verwendung: in Straßenlampen, Blitzlampen, in Auto-
man Luft stark ab, bis scheinwerfern, Leuchttürmen, in der UV-Spektroskopie
sich die verschiede- Radon ı- Gewinnung: entsteht bei radioaktiven Zerfallsprozes-
nen Gase verflüssigt
| sen, z.B. von Uran
haben. Danach folgt
durch Destillation die | - Verwendung: für hydrologische Untersuchungen in der
Luftzerlegung. ' Erdbebenvorhersage
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 185

5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen

5.2.1 Grundlagen

Elementsubstanzen sind reine Stoffe, die aus Atomen einer einzi- © Moleküle
gen Atomsorte bestehen. Chemische Verbindungen setzen sich aus (75. 72) sind
mindestens zwei verschiedenen Elementen zusammen. Im Gegen- Teilchen, in denen
mindestens zwei
satz zu den Verbindungen können Elementsubstanzen mit chemi-
Atome miteinander
schen Mitteln nicht weiter aufgetrennt werden.
verknüpft sind.

3 Elemente und Verbindungen


Elementsubstanzen:
- atomar: Helium, Magnesium
- molekular: Sauerstoff, Schwefel

Verbindungen bestehen aus mehreren Elementen:


- Molekülsubstanz: Wasser, Kohlenstoffdioxid
- lonensubstanz: Natriumchlorid, Natriumhydroxid

Atomar auftretende Elemente werden mit dem Elementsymbol gekenn-


zeichnet. Für molekular vorkommende Elemente und chemische Verbin-
dungen werden Formeln (5. 112) verwendet.

Eine Formel enthält die Symbole der an der Verbindung beteiligten Ele-
mente und gibt das kleinste Zahlenverhältnis der miteinander verbunde-
nen Atome oder lonen an.

Stoff Zusammensetzung Formel


Neon 1 Atom Neon | Ne
Chlor 2. . | ? Atome Chlor Ber
|
Schwefel nn '8 Atome Schwefel 2 . \ Sg (vereinfacht s
Kohlenstoff nn viele Atome KcKohlenstoff nn | vereinfacht C
Kohlenstoffmonooxid 11 ‚Atom Kohlenstoff, 1 Atom Sauerstoff | co
Magnesiumfluorid | 1 Magnesium--Ion, 2 Fluorid-Iconen . | MgR; .

Anorganische Verbindungen sind Verbindungen aller Elemente [I Heute sind ca.


des Periodensystems mit Ausnahme der in der organischen Chemie 200000 anorgani-
(75. 222 ff.) betrachteten Kohlenstoffverbindungen. sche Verbindungen
bekannt. Die Vielfalt
der organischen
Stoffe ist mit mehr
Zu den anorganischen Verbindungen gehören z.B. die Oxide (5. 204 ff.), als 30 Mio. aber
Säuren (/S. 102), Basen (/S. 106) und Salze (/S. 97 ff.). deutlich größer.
Sie können auch anhand ihrer chemischen Bindungen in Molekülsub-
stanzen oder lonensubstanzen unterteilt werden.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die verschiedenen Hauptgrup-
penelemente und ihre Verbindungen zu betrachten.
186 5 Periodensystem der Elemente

5.2.2 Kohlenstoff und Kohlenstoffverbindungen

Das Element Kohlenstoff

Kohlenstoff ist ein Element der IV. Hauptgruppe. Es hat die Ord-
nungszahl 6.

Atombau:
[Ü Modifikationen Das Kohlenstoffatom besitzt 6 Pro-
sind Erscheinungsfor- tonen und meist 6 Neutronen im
men eines Elements Atomkern sowie 6 Elektronen in
bzw. einer Verbin- der Atomhülle. Auf der ersten
dung. Sie bestehen
Schale (dem ersten Energieniveau) © o@
aus den gleichen
befinden sich zwei und auf der-
Atomen, haben aber
durch unterschiedli- zweiten Schale (dem zweiten Ener-
che Anordnung der gieniveau) vier Elektronen. Koh-
Atome unterschiedli- lenstoff hat vier Außenelektronen.
che physikalische und
z.T. auch chemische Um eine stabile Achterschale (/S. 74) zu erreichen, kann ein Kohlen-
Eigenschaften. stoffatom vier weitere Elektronen aufnehmen. Durch Atombindungen
entsteht ein Elektronenoktett.

EB Ausbildung von Atombindungen


- unpolare Atombindungen mit weiteren Kohlenstoffatomen:
Diamant, Grafit, Fullerene
- polare Atombindungen mit anderen Atomen: Kohlenstoffdioxid,
Kohlensäure

Das Element Kohlenstoff kommt in mehreren Modifikationen als


Grafit, Diamant und in Form der Fullerene vor.

I Grafit kommt Die unterschiedlichen Eigenschaften der Kohlenstoffmodifikationen sind


je nach Herstel- in der verschiedenen Anordnung der Kohlenstoffatome begründet.
lungstemperatur
in verschiedenen Grafit
Erscheinungsformen
Die Kohlenstoffatome sind in gleich
vor:
- ca. 400°C: Ruß,
seitigen Sechsecken wabenartig an-
Holzkohle, schwarz, geordnet. Diese „Wabennetze”
porös, locker liegen in vielen ebenen Schichten
- ca. 800 °C: Koks, so übereinander, dass unter der
Glanzkohlenstoff, Mitte jedes Sechsecks ein Kohlen-
schwarz, kleinere stoff-atom der vorigen Ebene liegt.
Kristalle In diesen Ebenen (Sechseckebe-
- ca. 1500 °C: Retor- nen) besitzt jedes Kohlenstoffatom
tengrafit, schwarz,
nur drei Bindungspartner. Das
dichte, kristalline
Aggregate
vierte Außenelektron ist nicht in
einer Atombindung fest gebun-
den.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 187

Deshalb kann sich das vierte Außenelektron frei im Gitter bewegen.


Durch diese Variabilität kommen die elektrische Leitfähigkeit parallel zu
den Schichten und die tiefschwarze Farbe des Grafits zustande.

Im Kristallgitter des Grafits ist jedes Kohlenstoffatom mit drei an-


deren Kohlenstoffatomen verbunden. Zwischen den so gebildeten
Schichten existieren frei bewegliche Elektronen.

Diamant
Jedes Kohlenstoffatom ist tetra- u „Ideale” Dia-
edrisch mit vier weiteren Kohlen- manten sind farblos.
stoffatomen verbunden. Alle vier Die Farbigkeit vieler
Außenelektronen sind an Atom- Diamanten erklärt
sich durch Fehlstellen
bindungen beteiligt, und alle
im Kristallgitter und
Atome sind gleich weit voneinan-
durch die Anwesen-
der entfernt. Es bildet sich ein völ- heit geringer Bei-
lig regelmäßiges Kristallgitter. Das mengungen anderer
regelmäßige Kristallgitter ist der Atome.
Grund für die extreme Härte des
Diamanten. Da im Diamantgitter keine frei beweglichen Außenelektro-
nen vorhanden sind, besitzt Diamant keine elektrische Leitfähigkeit.

Im Kristallgitter des Diamants ist jedes Kohlenstoffatom mit vier ÜÜ Verdampft man
anderen Kohlenstoffatomen verbunden. Es gibt keine frei beweg- Grafit im Lichtbogen
(unter Helium), so
lichen Elektronen.
enthält der entste-
hende Ruß Fullerene.
Sie wurden 1985
Fullerene
durch die Wissen-
Die Kohlenstoffatome im Fulleren schaftler SMALLEY
sind in Form regelmäßiger Fünf- (1943-2005), KROTO
und Sechsecke angeordnet. Das
(geb. 1939) und CURL
gesamte Molekül ähnelt einer (geb. 1933) entdeckt.
Hohlkugel. Jedes Kohlenstoffatom
ist mit drei weiteren Kohlenstoff-
atomen verbunden. Das vierte Au-
Benelektron ist ungebunden.
Die kugelförmige Anordnung hat
sich als außerordentlich stabil er-
wiesen.

EB Die wichtigsten Vertreter sind das Buckminster-Fulleren C60, das aus


60 Kohlenstoffatomen besteht, und das Fulleren C70. Beide kommen
auch in der Natur vor. Sie wurden in Trümmern von Meteoriten und
im Weltraum nachgewiesen.

Fullerene sind symmetrische Moleküle aus regelmäßigen Fünf- und 2m Eine weitere
Sechsringen von Kohlenstoffatomen. Jedes Kohlenstoffatom ist Erscheinungsform
des Kohlenstoffs sind
mit drei weiteren Kohlenstoffatomen verbunden. Es existieren un-
die 2000 entdeckten
gebundene Elektronen. Nanotubes.
188 5 Periodensystem der Elemente

Eigenschaften der Modifikationen des Kohlenstoffs


Diamant | Grafit Fulleren (60)
farblos, kristallin, grauschwarz, blättrig, dunkelbraun, pul-
durchsichtig, stark metallisch glänzend, verförmig, geringere
lichtbrechendg, sehr sehr weich, elektrisch Dichte als Diamant
hart, nicht elektrisch leitfähig und Grafit
leitfähig

Reaktionen des Kohlenstoffs:


Reiner Kohlenstoff ist reaktionsträge. Bei Zimmertemperatur reagiert er
außer mit dem aggressiven Fluor mit keinem Partner.
Nach einer Aktivierung verbindet sich Kohlenstoff in einer Redoxreak-
tion mit Sauerstoff, er verbrennt.
Bei einer unvollständigen Verbrennung unter Sauerstoffmangel entsteht
Kohlenstoffmonooxid.
2C + © — 2C0
Bei vollständiger Verbrennung entsteht Kohlenstoffdioxid.
CC + O, oo CO,

In seinen Verbindungen bildet Kohlenstoff (außer bei den salzartigen


Carbiden) polare Atombindungen aus.

Vorkommen von Kohlenstoff:


[Ü Kohle ist im Laufe In elementarer Form kommt Koh-
vieler Mio. Jahre aus lenstoff in der Natur in allen drei
abgestorbenen Pflan- Modifikationen vor.
zen entstanden. Am häufigsten ist der Grafit, der
Neben Kohlenstoff
u.a. in der Steinkohle enthalten ist.
und Kohlenstoffver-
In Form organischer Verbindungen
bindungen enthalten
Steinkohle und findet man Kohlenstoff in fossilen
Braunkohle u.a. Was- Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas,
ser, Schwefel- und aber auch in Kohlevorkommen.
Stickstoffverbindun- In mineralischer Form kommt Koh-
gen. lenstoff vor allem in Carbonaten
vor, z.B. in Kreidefelsen.
In der Luft ist Kohlenstoff als Koh-
lenstoffdioxid vorhanden. Auch in
allen Naturstoffen (5. 254ff.) ist
Kohlenstoff enthalten.

Verwendung von Kohlenstoff:


zZ 99% des ge- - Naturgrafit zur Herstellung feuerfester Produkte, für Ofenauskleidun-
samten organischen gen und Bleistifte
Kohlenstoffs auf der - Elektrografit für Elektroden und Schmelzflusselektrolysen
Erde sind in Pflanzen
— Koks zur Stahlherstellung (/S. 290)
gebunden.
- Ruß für Tusche, Druckereifarben und als Zusatzstoff in Autoreifen
- Aktivkohle zur Adsorption von Giftstoffen (auch in der Medizin)
- Diamanten zu 95 % für technische Zwecke (Industriediamanten)
- Diamanten als Schmucksteine
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 189

Anorganische Kohlenstoffverbindungen

In anorganischen Verbindungen kommt Kohlenstoff in Form von


Kohlenstoffmonooxid CO, Kohlenstoffdioxid CO,, Kohlensäure
H3CO;,Carbonaten und Kohlenstoffdisulfid CS; vor.

Kohlenstoffmonooxid CO

Kohlenstoffmonooxid ist ein Molekül. Es besteht aus einem Atom


Kohlenstoff und einem Atom Sauerstoff, die durch polare Atom-
bindungen verbunden sind.

Eigenschaften:
Kohlenstoffmonooxid ist ein farbloses, geruchloses, gasförmiges Atem- El Kohlenstoffmo-
gift und leichter als Luft. Es ist wenig wasserlöslich und verbrennt mit nooxid ist sehr giftig.
bläulicher Flamme zu Kohlenstoffdioxid. Das kommt von
2CO + O, —e 2 CO,
seiner Eigenschaft,
eine 300-mal stärkere
Bindung zum roten
Kohlenstoffmonooxid kann Metalloxide reduzieren. Diese Eigenschaft
Blutfarbstoff Hämo-
wird z.B. im Hochofenprozess genutzt. globin einzugehen
als Sauerstoff. Der
Ei Reaktion von Kohlenstoffmonooxid mit Eisen(Il)-oxid Sauerstofftransport
CO + Fe © —- CO, + Fe im Blut wird da-
durch gehemmt oder
Die Anlagerung von Wasserstoff (Hydrierung, 75. 278) an Kohlenstoff- verhindert.
monooxid führt zu Methanol und anderen Alkoholen.

BE Hydrierung von Kohlenstoffmonooxid zu Methanol


cO + 2 H> =—— CH3OH

Herstellung:
Generatorgas entsteht, wenn Luft über glühenden Koks geleitet wird. = Generatorgas
Hierbei verbrennt der Kohlenstoff zunächst zu Kohlenstoffdioxid (1), enthält etwa 30 %
welches sich bei Temperaturen von über 1000°C mit unverbranntem Kohlenstoffmono-
Kohlenstoff zu Kohlenstoffmonooxid (2) umsetzt. oxid und 60%
Stickstoff aus der
1. C + 0 — (CO,
Luft. Wassergas
2. CO, + C — 2CO enthält etwa 50 %
Wasserstoff und 40 %
Wassergas erhält man durch Überleiten von Wasserdampf über glühende Kohlenstoffmono-
Kohle. Dabei müssen Temperaturen über 1000°C eingehalten werden, oxid.
da sich das gebildete Kohlenstoffmonooxid bei tieferen Temperaturen
mit weiterem Wasserdampf zu Kohlenstoffdioxid umsetzt.
C+ HO — CO + Hp

Verwendung:
Generatorgas und Wassergas werden als Synthesegase (/5. 293) u.a. für
die Herstellung von Ammoniak, Methanol, Essigsäure und andere orga-
nische Verbindungen verwendet.
190 5 Periodensystem der Elemente

Kohlenstoffdioxid CO,

Kohlenstoffdioxid ist ein Molekül. Es besteht aus einem Atom Koh-


lenstoff und zwei Atomen Sauerstoff, die durch polare Atombin-
dungen verbunden sind.

Eigenschaften:
nn I Kohlenstoffdi- Kohlenstoffdioxid ist farblos, geruchlos, gasförmig, schwerer als Luft,
oxid sammelt sich nicht brennbar, unterhält die Verbrennung nicht, wirkt erstickend und
am Boden an, da kann unter Druck zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet werden, die
es schwerer ist als bei Abkühlung fest wird („Trockeneis”). Es ist wasserlöslich, dabei ent-
Luft. In Neapel gibt
steht Kohlensäure (5. 191).
es die sogenannte
CO, + H,O == H>CO3
Hundsgrotte, in die
CO, entweicht. Sie
hat ihren Namen da- Durch Wasserstoff und einige sehr unedle Metalle kann Kohlenstoffdi-
her, dass z.B. Hunde oxid zu Kohlenstoffmonooxid reduziert werden.
wegen des am Boden
entströmenden CO, EM Reduktion von Kohlenstoffdioxid durch Wasserstoff
ersticken, während CO, + H> == H,O + Co
Menschen ungehin-
dert atmen können.
Beim Nachweis des Kohlenstoffdioxids (/S. 349) nutzt man seine Reak-
In der atmosphäri-
tion mit Hydroxidlösungen von Metallen der Il. Hauptgruppe. Dabeient-
schen Luft sind etwa
0,035 Vol.-% CO,
stehen schwer lösliche Metallcarbonate. Im Labor wird Bariumhydroxid-
enthalten. Es kommt lösung (Barytwasser) als Nachweisreagenz verwendet.
auch in Mineralquel- CO; + Ba(OH);, == BaCO;)l + H,O
len (Sauerbrunnen)
vor. In gebunde- Herstellung:
nem Zustand ist es Kohlenstoffdioxid fällt bei der Verbrennung von Kohlenstoff oder orga-
in Carbonaten als nischen Verbindungen als Reaktionsprodukt an.
Carbonat-lon (CO>?")
enthalten.
El Verbrennung von Methan
CH + 20, — CO, + 2H,0

Auch durch Reaktion von Carbonaten mit den meisten Säuren entsteht
Kohlenstoffdioxid.

E Reaktion von Salzsäure mit Calciumcarbonat


CaCO; + 2HCI — Call» + H5O + CO,

Außerdem entsteht Kohlenstoffdioxid beim Kalkbrennen:


CaCO; — CaO + CO,

In Gewächshäu- Verwendung:
sern können mit Kohlenstoffdioxid ist Ausgangsstoff zur Herstellung von Soda und Harn-
einer leichten Koh- stoff. In der Getränkeindustrie wird es zur Herstellung kohlensäure-
lenstoffdioxidbega- haltiger Getränke verwendet. Beim Schweißen dient es als Schutzgas.
sung höhere Erträge
Feuerlöscher enthalten häufig flüssiges Kohlenstoffdioxid (Kohlensäu-
in der Fotosynthese
reschneelöscher). Festes Kohlenstoffdioxid wird als Trockeneis in der
erzielt werden.
Technik zur Kühlung eingesetzt.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 191

Kohlensäure HzCO3z

Kohlensäure ist eine schwache Säure, die nur in wässriger Lösung


vorliegt.

Eigenschaften:
Kohlensäure ist farblos, geruchlos, leicht säuerlich schmeckend, leicht zer- = In wässriger
setzlich, liegt nur in wässriger Lösung vor und dissoziiert nur schwach. Lösung reagieren
H>CO3 == H* + HCO3° nur 0,1% des Koh-
lenstoffdioxids zu
Kohlensäure. 99,9%
Herstellung:
liegen als physikalisch
Kohlensäure entsteht beim Einleiten von Kohlenstoffdioxid in Wasser.
gelöstes Oxid vor. Die
CO, + H,O == H2CO3
in der Getränkein-
dustrie verwendete
Verwendung: „Kohlensäure“ ist
„Kohlensäure” wird in Form von Kohlenstoffdioxid Getränken zuge- ebenfalls gelöstes
setzt, um deren Geschmack und die Haltbarkeit zu verbessern. Das CO, Kohlenstoffdioxid.
entweicht nach dem Öffnen der Flaschen in Form kleiner Gasbläschen.

Salze der Kohlensäure

Kohlensäure dissoziiert schrittweise. Im ersten Dissoziationsschritt ent-


steht das Hydrogencarbonat-Ion HCOz. Die dazugehörigen Salze heißen
Hydrogencarbonate. Im zweiten Dissoziationsschritt entsteht das Carbo-
nat-Ion co3%. Die dazugehörigen Salze heißen Carbonate. Zahlreiche
Carbonate (z.B. Marmor) kommen in der Natur vor, während andere
(z.B. Soda) wichtige Produkte der chemischen Industrie sind.

BE Kalkstein, Kreide, Marmor CaCO;, Magnesit MgCO;, Dolomit


MgCO; : CaCO;, Siderit FeCO; und Soda Na5CO3

Kohlenstoffdisulfid (Schwefelkohlenstoff) CS,

Kohlenstoffdisulfid ist ein Molekül. Es besteht aus einem Atom


Kohlenstoff und zwei Atomen Schwefel, die durch Atombindun-
gen verbunden sind.

Ü Kohlenstoffdisulfid
Kohlenstoffdisulfid ist farblos, flüssig, unangenehm riechend, in Wasser ist außerordentlich
schlecht löslich, bildet sehr leicht entzündliche Dämpfe und verbrennt giftig. Es wird über
das Atmungssystem
dann zu Kohlenstoffdioxid und Schwefeldioxid.
und die Haut aufge-
C5, + 30, —ye CO, + 250,
nommen und kann
in höheren Dosen
Herstellung und Verwendung: zur Atemlähmung
Kohlenstoffdisulfid wird durch Einwirkung von Schwefeldampf auf führen. Dämpfe von
Kohle hergestellt. Kohlenstoffdisulfid
Die Flüssigkeit dient zur Herstellung von Viskose. Kohlenstoffdisulfid ist können mit Luft hef-
ein gutes Lösungsmittel für Fette, Öle, Polymere und anderen Stoffe. tig explodieren.
192 5 Periodensystem der Elemente

5.2.3 Silicium und Siliciumverbindungen

Das Element Silicium

Silicium ist ein Element der IV. Hauptgruppe. Es hat die Ordnungs-
zahl 14.

Atombau:
EI Silicium kommt Das Siliciumatom besitzt 14 Proto-
in der Natur nur in nen und meist 14 Neutronen im
Form von Verbindun- Atomkern sowie 14 Elektronen in
gen vor, die sich fast der Atomhülle. Auf der ersten
ausschließlich vom
Elektronenschale (dem ersten
Silicitumdioxid SiO,
Energieniveau) befinden sich zwei,
ableiten lassen. Rei-
nes Silicium kann nur
auf der zweiten Elektronenschale
industriell hergestellt (dem zweiten Energieniveau) acht
werden. und auf der dritten Elektronen-
schale (dem dritten Energieniveau)
vier Elektronen. Silicium hat vier
Außenelektronen.

Um eine stabile Achterschale (5. 74) zu erreichen, kann ein Silicium-


atom vier weitere Elektronen aufnehmen. Durch Atombindungen ent-
steht ein Elektronenoktett.

El Ausbildung von Atombindungen


- unpolare Atombindungen: mit weiteren Siliciumatomen (kristalli-
nes Silicium)
(Ü] Die beiden - polare Atombindungen: mit anderen Atomen (Siliciumdioxid,
Formen des Siliciums, Silicate, Silane)
das pulverförmige
braune und das kris- Aufbau des reinen Siliciums
talline dunkelgraue
Jedes Siliciumatom ist tetraedrisch
Silicium, wurden
mit vier weiteren Siliciumatomen
früher als verschie-
dene Modifikationen verbunden. Alle vier Außenelek-
des Siliciums tronen sind an Atombindungen
angesehen. Durch beteiligt und gleich weit vonein-
weiterführende ander entfernt. Dadurch bildet sich
Untersuchungen ein völlig regelmäßiges Kristallgit-
konnte jedoch be- ter, das dem Diamantgitter ent-
wiesen werden, dass spricht.
sie sich in Wirklich-
Eine dem Grafit ähnliche Struktur
keit nur durch ihre
kann Silicium nicht ausbilden. Es
Teilchengröße, Ober-
flächenausbildung ist jedoch ein Halbleiter; bei hohen Temperaturen leitet der Kristall den
und im Gehalt an elektrischen Strom. Silicium ist ein Halbmetall (5. 175).
Verunreinigungen Bei Zimmertemperatur sind alle vier Außenelektronen in Atombindun-
unterscheiden. Im gen gebunden. Mit zunehmender Temperatur lösen sich immer mehr
Kristallaufbau sind Elektronen und werden frei beweglich, sodass die Leitfähigkeit mit der
sie identisch. Temperatur steigt.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 193

Im Kristallgitter des Siliciums ist jedes Silictumatom mit vier an-


deren Siliciumatomen verbunden. Es gibt bei Zimmertemperatur
keine frei beweglichen Elektronen.

Chemische Reaktionen
Reines Silicium ist reaktionsträge. Bei Zimmertemperatur reagiert es nur [I Vor allem das
mit dem aggressiven Fluor unter Feuererscheinung zu Siliciumtetrafluorid Siliciumtetrachlo-
SiF4, mit den übrigen Halogenen reagiert es beim Erhitzen zu den ent- rid SiCly besitzt als
sprechenden Tetrahalogeniden. Ausgangsstoff für die
Synthese organischer
An der Luft verbrennt Silicium erst bei sehr hohen Temperaturen (ober-
Siliciumverbindun-
halb 1000°C) zu SiO,, da die sich sofort bildende dünne Schicht aus Silici-
gen (Silicone) große
umdioxid SiO, den weiteren Zutritt von Sauerstoff erschwert. Bedeutung.
Si + O5, —- SiO,

Mit Stickstoff reagiert Silicium bei etwa 1400°C zu Siliciumnitrid SizNy.


35i + 2 N» u Siz3N4

In allen Säuren (ausgenommen in Flusssäure; HF) ist Silicium praktisch [Viele Metalle
unlöslich. Das liegt an der unlöslichen Schutzschicht aus Siliciumdioxid, gehen beim Erhitzen
welche einen Angriff der Säure verhindert. Dagegen löst sich Silicium mit Silicium in elekt-
leicht in heißen Laugen in einer exothermen Reaktion unter Wasserstof- rischen Schmelzöfen
in Silicide (/S. 195),
fentwicklung. Es entstehen Silicate.
intermetallische
Verbindungen von
EM Reaktion von Silicium mit Natriumhydroxidlösung Metallen und Silicium
Si + 2NaAOH + H5}O °—- NaSi0O; + 2H, über, z.B. Ca,Si, CaSi,
Mg3Si, CaSi>.

Vorkommen:
Silicium kommt in der Natur nie in reiner Form vor. In Form seiner Verbin-
dungen (/S. 194) ist Silicium jedoch nach Sauerstoff das zweithäufigste [ Reinstsilicium
Element der Erde. wird für Mikrochips
benötigt. Kein
Computer würde
Bedeutung:
ohne dieses Element
Vom Silicium werden drei Handelsformen unterschieden: Ferrosilicium,
funktionieren. Reines
technisches Silicium und Reinstsilicium.
Silicium leitet den
1. Ferrosilictum FeSi: Siliciumgehalt zwischen 10-90% Herstellung elektrischen Strom
durch Reduktion von Quarz (Siliciumdioxid) mit Kohlenstoff in Licht- schlecht. Wenn die
bogenreduktionsöfen, Verwendung als Legierungsbestandteil für Einführung von
Eisen und korrosionsbeständige Gusslegierungen. Fremdatomen gezielt
2. Technisches Silicium: Reinheitsgrad zwischen 98,5-99% Herstel- erfolgt, erhält man
lung durch Reduktion von Quarz (Siliciumdioxid) mit Kohlenstoff in ein Halbleitersilicium.
Lichtbogenreduktionsöfen, Verwendung (ca. 50 %) als Legierungsbe-
standteil für Aluminium, zur Herstellung von Siliciumverbindungen
(75.194).
3. Reinstsilictum (Halbleitersilicum): Reinheitsgrad über 99,999 %,
Verwendung in der Mikroelektronik und der Solarzellenproduktion
(Fotovoltaik). Für integrierte Schaltkreise wird das hochreine Sili-
cium bewusst mit Antimon-, Aluminium- oder Arsenatomen versetzt.
Durch diese Dotierung kann man die Leitfähigkeit des Halbmetalls
gezielt beeinflussen.
194 5 Periodensystem der Elemente

Anorganische Silictumverbindungen

Ü Tetraeder
Wichtige anorganische Verbindungen des Siliciums sind Silicium-
(Vierflächner) sind
dioxid, Kieselsäure und ihre Salze, die Silicate.
pyramidenähnliche,
von vier Dreiecken
begrenzte geometri-
Siliciumdioxid SiO,
sche Körper.
Siliciumdioxid liegt anders als Koh-
lenstoffdioxid nicht als Molekül
vor. Anstelle von zwei Doppelbin-
dungen werden vom Silicium vier
Einfachbindungen zum Sauerstoff
ausgebildet, sodass stabile SiO,-
Tetraedrische An- Einheiten entstehen. Diese tetrae-
ordnungen sind sehr drischen SiO,-Einheiten sind so
stabil und kommen miteinander verknüpft, dass ein
in vielen chemischen regelmäßiges Gitter mit der Ver-
Strukturen von Mole-
hältnisformel SiO, entsteht.
külen und kristalli-
nen Festkörpern vor.
Eigenschaften:
Polymeres Siliciumdioxid ist fest, kristallin, in reiner Form farblos und ge-
ruchlos.

Vorkommen:
Siliciumdioxid kommt in der Natur
als Quarz vor. Quarz kann in ver-
schiedenen Erscheinungsformen
auftreten. Als Bergkristall findet er
sich in Gesteinshöhlen. Auch Sand
besteht aus kleinen Quarzkristal-
len. Verschiedene Mineralien, z.B.
Granit, enthalten Quarz.

Verwendung:
Sand wird zur Glasherstellung benötigt. Durch die große Härte der
Kristalle ist Quarz als Schleifmittel einsetzbar. Siliciumdioxid wird als
Bestandteil natürlicher Füllstoffe eingesetzt, z.B. für Beschichtungen,
flüssige Kunststoffe, Dichtungsmassen und Hausanstriche.

Kieselsäure H,SiO,

Aufbau:
Monokieselsäure besteht aus einem Molekül mit einem Siliciumatom
und jeweils vier Sauerstoff- und Wasserstoffatomen.

Formel ob räumliche Modell


| Anordnung
“9-09
7)
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 195

Eigenschaften:
Mono- oder Orthokieselsäure ist eine sehr schwache Säure, die nur in u In der Natur
großer Verdünnung (c<3: 10”? mol-I"') einige Zeit beständig ist. Durch kommen nur die
Wasserabspaltung können diese Monomere zu Polykieselsäuren konden- Salze der Kieselsäure,
sieren. Dabei bilden sich Ketten oder Ringe, die aus tetraederförmigen die Silicate, vor. So
enthalten z.B. Kiesel-
SiO4*-Einheiten bestehen, welche über Sauerstoffatome auf verschie-
algen ein kristallines
dene Weise miteinander verknüpft sein können.
Gerüst von Silicaten.

Silicate

Die Salze der Kieselsäuren sind die aus unterschiedlich angeordne-


ten SiO,* -Bausteinen und den dazugehörigen Kationen bestehen-
den Silicate. Die Strukturen der Silicate sind sehr vielfältig.

Die Strukturen der Salze ähneln denen der entsprechenden Kieselsäuren. Ü Durch Zusammen-
Je nach Verknüpfung der SiO4*-Tetraeder können Silicate kettenförmig schmelzen von Sand
(Kettensilicate), flächig (Blattsilicate) oder räumlich (Gerüstsilicate) auf- SiO, mit Natrium-
gebaut sein. oder Kaliumcarbonat
bei 1400°C bilden
Mit der Vielfalt der Strukturen ändern sich die Eigenschaften, sodass Sili-
sich Alkalisilicate, de-
cate viele technische Anwendungen finden. ren wässrige Lösun-
Silicatgläser werden u.a. als Laborglas oder in optischen Geräten einge- gen als „Wasserglas”
setzt. Alkalisilicate (Natrium- und Kaliumsilicate) werden für Betonim- bezeichnet werden.
prägnierungen und als Bindemittel für Mauerputze sowie zur Herstel-
lung von Wasch- und Reinigungsmitteln verwendet.

Technisch hergestellte Siliciumverbindungen

Siliciumcarbid SiC
Siliciumcarbid ist ein wichtiger Vertreter der keramischen Baustoffe 7. Die meisten Sili-
(Nichtoxidkeramik). Die hohe chemische Beständigkeit sowie die guten cide besitzen unter
mechanischen Eigenschaften, z.B. hohe Festigkeit und Härte auch bei den metallischen
hohen Temperaturen (über 1000°C), machen das Siliciumcarbid zu einem Hartstoffen die nied-
rigsten Schmelztem-
modernen Werkstoff.
peraturen und Härte-
werte. Sie eignen sich
Siliciumnitrid Siz3Ny daher nicht für den
Auch aus Siliciumnitrid werden keramische Werkstoffe hergestellt. Diese Einbau in Hartmetall-
haben ähnliche Eigenschaften wie Siliciumcarbidkeramiken. Die Anwen- legierungen.
dungsgebiete ähneln denen des Siliciumcarbids. Der Einbau von Metall-
oxiden (Al,O3;, Y3O3, ZrO, oder BeO) verändert die Eigenschaften.

Metallsilicide
Silicide gehören zu den metallischen Hartstoffen. Sie besitzen eine hohe
Beständigkeit gegenüber chemischen Einflüssen. Molybdänsilicid MoSi,
wird als elektrisches Heizelement eingesetzt. Calciumsilicide wie Ca>Si
dienen als Zusatzstoffe für die Stahlherstellung.

Siliciumhalogenide
Die wichtigsten Siliciumhalogenide sind das Siliciumtetrachlorid SiCl4
und das Silicochloroform SiHCIz. Sie werden zur Herstellung von Reinstsi-
licium und organischen Siliciumverbindungen eingesetzt.
196 5 Periodensystem der Elemente

5.2.4 Stickstoff und Stickstoffverbindungen

Das Element Stickstoff

Stickstoff ist ein Element der V. Hauptgruppe. Es hat die Ordnungs-


zahl 7.

Atombau:
u Der Name Das Stickstoffatom besitzt 7 Proto-
Stickstoff kommt nen und meist 7 Neutronen im
von „ersticken”, z.B. Atomkern sowie 7 Elektronen in
von Flammen. Das der Atomhülle.. Auf der ersten
Element wurde in der
Elektronenschale (dem ersten
zweiten Hälfte des
Energieniveau) befinden sich zwei
18. Jahrhunderts von
mehreren Chemikern und auf der zweiten Elektronen-


z.B. D. RUTHERFORD
schale (dem zweiten Energie-
(1749-1819), C. W. niveau) fünf Elektronen. Stickstoff
SCHEELE (1742-1786) hat fünf Außenelektronen.
und H. CAVENDISH
Um eine stabile Achterschale (/S. 74) zu erreichen, kann ein Stickstoff-
(1731-1810) unab- atom drei weitere Elektronen aufnehmen. Durch Atombindungen ent-
hängig voneinander steht ein Elektronenoktett.
entdeckt.
EM Ausbildung von Atombindungen
- unpolare Atombindungen mit anderen Stickstoffatomen: Stick-
stoffmolekül
- polare Atombindungen mit anderen Atomen: Stickstoffoxide, Am-
moniak

Das Element Stickstoff kommt immer als Molekül vor.

Aufbau des Stickstoffmoleküls:


ia Aus der hohen Das Stickstoffmolekül besteht aus
Stabilität der Drei- zwei Stickstoffatomen. Die Atome
fachbindung des sind durch drei gemeinsame Elekt-
Stickstoffmoleküls er- ronenpaare (unpolare Atombin-
gibt sich die geringe
dungen) miteinander verbunden.
chemische Reaktivität IN=N]|
Jedes Stickstoffatom besitzt noch
(Reaktionsträgheit)
des Stickstoffs. zwei nichtbindende Elektronen.

Eigenschaften:
Das Element Stickstoff ist ein farbloses, geruchloses, nicht brennbares
Gas. Das Gas unterhält Verbrennungsvorgänge nicht.

Reaktionen des Stickstoffs:


[ Stickstoff ist das Stickstoff ist sehr reaktionsträge. Bei Zimmertemperatur reagiert das Gas
am häufigsten in nur mit sehr unedlen Metallen zu Nitriden.
freier Form vorkom-
mende bekannte Ele- El Reaktion von Stickstoff mit Lithium
ment auf der Erde.
N + 6Li — 2LizN
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 197

Vorkommen:
Stickstoff ist der Hauptbestandteil der Luft. Das Gas hat einen Anteil von
78,1 Vol.-% in der Atmosphäre.

Herstellung:
Großtechnisch kann Stickstoff auf physikalischem Wege durch fraktio- u Im Labor
nierte Destillation von flüssiger Luft gewonnen werden (/S5. 32). kann elementarer
Auf chemischem Wege erhält man Stickstoff durch die Verbrennung von Stickstoff durch ther-
Kohle mit Luft und anschließender Abtrennung des gebildeten Kohlen- mische Zersetzung
von Ammoniumnitrit
stoffdioxids aus dem Gasgemisch.
gewonnen werden.

Verwendung:
Aufgrund seiner Reaktionsträgheit wird Stickstoff als Schutzgas (Inert-
gas) verwendet, z.B. in der Lebensmittelindustrie. Flüssiger Stickstoff
wird in der Kältetechnik zur Konservierung von Zellen und 2.T. sogar
schon von Organen eingesetzt.

Anorganische Stickstoffverbindungen

Stickstoff bildet eine Reihe von anorganischen Verbindungen, z.B.


Ammoniak, verschiedene Stickstoffoxide, Salpetersäure und deren
Salze, die Nitrate.

Ammoniak NH3z

Ammoniak ist ein Molekül. Es besteht aus einem Atom Stickstoff


und drei Atomen Wasserstoff, die durch polare Atombindungen
verbunden sind.

Eigenschaften:
Ammoniak ist farblos, gasförmig, mit charakteristischem Geruch, leichter
als Luft und gut wasserlöslich. Die wässrige Lösung reagiert schwach ba-
sisch, weil das Ammoniakmolekül als Protonenakzeptor (/S. 147) wirkt,
und in wässriger Lösung Hydroxid-Ionen entstehen.
NH3 + H,O u NH4* + OH”

Trotz seiner basischen Eigenschaften ist Ammoniak in der Lage, mit Me- Zu Das Haber-Bosch-
tallen unter Abgabe von Wasserstoff zu reagieren. Dabei bilden sich Verfahren wurde
Amide (MeNH,), Imide (Me,NH) oder Nitride (MezN). 1913 entwickelt.
Es ermöglichte
Deutschland wäh-
Herstellung:
rend des Ersten
Das wichtigste Verfahren zur Herstellung von Ammoniak ist die Ammo-
Weltkriegs die zur
niaksynthese nach dem Haber-Bosch-Verfahren (5. 292). Waffenproduktion
notwendigen Nitrate
Verwendung: unter Umgehung des
Ammoniak wird zu etwa 80% für die Herstellung von Stickstoffdün- Handelsembargos
gemitteln gebraucht. Der Rest dient zur Herstellung von Kunststoffen, selbst herzustellen.
Sprengstoffen auf Nitratbasis und Pflanzenschutzmitteln.
198 5 Periodensystem der Elemente

Stickstoffoxide

I Distickstoffmono-
oxid NO wird in der Mit Sauerstoff bildet Stickstoff verschiedene Oxide. Dazu gehören
Medizin als Narkose- Distickstoffmonooxid N>O, Stickstoffmonooxid NO, Distickstoff-
mittel verwendet. trioxid N>O;, Stickstoffdioxid NO, und Distickstoffpentoxid N>0O;.
NO/NO,-Gemische heißen nitrose Gase.

Name Stickstoffmonooxid Stickstoffdioxid

Molekülmodell

u BE m No,
Formel
Eigenschaften 2 ı farblos, gasförmig, geruchlos, , braunrot, gasförmig, stechend
sehr giftig, kaum wasserlöslich, ‚ riechend, sehr giftig, starkes Oxi-
| sehr reaktionsfreudig
un -
| dationsmittel, gut wasserlöslich
nenn mm nen

Vorkommen I im menschlichen Körper als blut- | entsteht durch spontane > Oxida-
| gefäßerweiternde Substanz, in | tion von Stickstoffmonooxid, in
, Abgasen, im Zigarettenrauch | Abgasen, im Zigarettenrauch
Verwendung | zur Salpetersäureherstellung; | als Zwischenstufe bei der Herstel-
‚ entsteht aus blutdrucksenkenden ‚ lung der Salpetersäure
| Mitteln

FÜ In blutdrucksen- Die Oxide des Stickstoffs reagieren mit Wasser zu verschiedenen Säuren.
kenden Medika- Stickstoffmonooxid bildet mit Luftsauerstoff Stickstoffdioxid.
menten ist oft 2NO + O2 == 2NO,
Glyceroltrinitrat
(Nitroglycerin) ent-
Stickstoffdioxid reagiert mit Wasser zu einem Gemisch aus Salpetersäure
halten. Daraus setzt
und salpetriger Säure.
der Körper durch
enzymatische Reak- 2NO, + H3O == HNO; + HNO,
tionen das gefäßer-
weiternde Stickstoff- Salpetersäure HNO3
monocoxid frei.

Salpetersäure ist eine starke Säure, die mit Wasser in Wasserstoff-


Ionen (Hydronium-lIonen) und Nitrat-lonen dissoziiert.

Eigenschaften:
Reine Salpetersäure ist eine farblose, stark ätzende Flüssigkeit und wirkt
als starkes Oxidationsmittel.
1. Konzentrierte Salpetersäure
Sie ist eine farblose Flüssigkeit und löst Edelmetalle wie Kupfer und
Silber, aber nicht Gold und Platin. Salpetersäure wird zur Herstellung
von Düngemitteln, Kunstfasern, Nitrolacken, Farbstoffen und deren
Zwischenprodukten (Anilin) verwendet.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 199

2. Verdünnte Salpetersäure [U Im Labor werden


Sie ist eine farblose Flüssigkeit, stark sauer (ähnlich der Salzsäure) konzentrierte (68 %)
und reagiert mit unedlen Metallen zu Nitraten. und verdünnte
2 HNO3 + Mg ee Mg(NO;),> + HJ
(12%) Salpetersäure
verwendet. Höher
konzentrierte Salpe-
Salpetersäure ist die wichtigste der stickstoffhaltigen Säuren. Sie dient
tersäure (65-100 %)
vor allem zur Herstellung von Nitraten. kann rotes Stickstoff-
dioxid enthalten.
Salze der Salpetersäure - Nitrate Beim Öffnen der
Flasche entweicht das
Stickstoffdioxid unter
Nitrate bestehen aus positiv geladenen Metall- oder Ammonium- Rauchbildung, sodass
Ionen und negativ geladenen Nitrat-Ionen. die hoch konzen-
trierte Säure auch
rote, rauchende Sal-
petersäure genannt
Die Salze der Salpetersäure, die Nitrate, entstehen entweder durch Reak- wird.
tion der Säure mit Metallen oder indem Salpetersäure mit entsprechen-
den Carbonaten oder Hydroxiden umgesetzt wird.

= Bildung von Nitraten aus Carbonaten und Hydroxiden zu Salpetrige Säure


2HNO; + NazCO3 — 2NaNO; + H50O + CO, HNO; ist eine schwa-
HNO; + KOH — KNO; + H,O che Säure. Die Salze
der salpetrigen Säure
sind die Nitrite.
Alle Nitrate sind wasserlösliche Salze, sie dissoziieren in Metall-Ionen und
Nitrat-lonen (/S. 97).

= Dissoziation von Natriumnitrat


NaNO; == Na* + NO

Wichtige Nitrate sind Kaliumnitrat, Natriumnitrat und Ammoniumnitrat. u Silbernitrat ist ein
1. Kaliumnitrat KNOz bekanntes Nachweis-
Kaliumnitrat, ein weißes, kristallines Salz, wird auch als „Salpeter” mittel für Halogenid-
bezeichnet. Schon vor Jahrhunderten verwendete man es zur Her- lonen (/S. 347).
Zur Herstellung von
stellung von Schwarzpulver. Auch heute noch ist es ein Ausgangs-
Feuerwerkskörpern
stoff für Sprengstoffe und wird außerdem für Kunststoffe und Farb-
verwendet man u.a.
stoffe gebraucht. Barium- und Stronti-
2. Natriumnitrat NaNO3 umnitrat.
Wie Kaliumnitrat ist auch das Natriumnitrat ein weißes, kristallines
Salz. Es ist Hauptbestandteil des Chilesalpeters. Natriumnitrat wird
als Düngemittel und zur Herstellung von Feuerwerk verwendet.
3. Ammoniumnitrat NH4NO3
Das Salz ist weiß, kristallin und zerfällt beim Erhitzen explosionsartig.
Ammoniumnitrat ist ein idealer Stickstoffdünger, darf jedoch nach
dem Sprengstoffgesetz nur in Gemischen eingesetzt werden.

Stickstoff kommt auf der Erde nicht nur in anorganischen Verbindungen


vor. In verschiedenen organischen Stoffen ist ebenfalls Stickstoff gebun-
den. Alle Eiweiße (/S. 255) sind aus Stickstoff enthaltenden Aminosäu-
ren aufgebaut, die über Peptidbindungen miteinander verknüpft sind.
Luftstickstoff, anorganisch und organisch gebundener Stickstoff stehen
über einen Stickstoffkreislauf (75. 324) miteinander in Verbindung.
200 5 Periodensystem der Elemente

5.2.5 Phosphor und Phosphorverbindungen

Das Element Phosphor

Phosphor ist ein Element der V. Hauptgruppe. Es hat die Ordnungs-


zahl 15.

Atombau:
[Phosphor wurde Das Phosphoratom besitzt 15 Pro-
1669 von dem Al- tonen und 16 Neutronen im Atom-
chemisten HENNING kern sowie 15 Elektronen in der
BRAND (um 1630 bis Atomhülle. Auf dem ersten Ener-
nach 1692) auf der gieniveau befinden sich zwei, auf
Suche nach Gold dem zweiten Energieniveau acht
bzw. dem „Stein der
und auf dem dritten Energieni-
Weisen“ entdeckt, als
veau fünf Elektronen. Phosphor
er im eingedampften
Harn unter Luftab- hat fünf Außenelektronen.
schluss eine feste Um eine stabile Elektronenkon-
Substanz erhielt. figuration (/S. 74) zu erreichen,
Bei Lufteinwirkung kann Phosphor drei Elektronen
leuchtete diese aufnehmen und Phosphidanionen P?" bilden. Wesentlich häufiger jedoch
Substanz im Dunkeln geht Phosphor polare oder unpolare Atombindungen mit geeigneten
und bekam deshalb Partnern ein. Anders als Stickstoff bildet Phosphor nur selten Mehrfach-
den Namen Phosphor
bindungen aus und kommt daher nicht als P,-Molekül vor.
(griech. phospho-
ros - Lichtträger,
lichttragend). EM Ausbildung von Atombindungen
- unpolare Atombindungen mit anderen Phosphoratomen: weißer
Phosphor, roter Phosphor
- polare Atombindungen mit anderen Atomen: Tetraphosphor-
hexaoxid, Tetraphosphordecaoxid

Vom elementaren Phosphor existieren mehrere Modifikationen, so z.B.


weißer, roter, violetter und schwarzer Phosphor.

Weißer Phosphor
[Auch JOHANN Phosphoratome bilden untereinan-
KUNKEL (um 1630 bis der keine Mehrfachbindungen. Um
1703) und ROBERT ein Elektronenoktett zu erhalten,
BOYLE (1627-1691) werden bei der weißen Modifika-
entdeckten unabhän- tion drei unpolare Atombindungen
gig voneinander den zu anderen Phosphoratomen und
Phosphor. KUNKEL ein freies Elektronenpaar ausgebil-
stellte ihn erstmalig det. Dadurch entstehen tetraeder-
aus Knochen dar. LA- förmige P;-Moleküle, die sehr ener-
VOISIER (1743-1794) giereich und damit außerordentlich
beschreibt den Phos-
reaktionsfreudig sind.
phor als nichtmetal-
lisches chemisches
Element. Die einzelnen Modifikationen unterscheiden sich in ihren Strukturen und
somit auch in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 201

Weißer Phosphor ist kristallin, bei Zimmertemperatur wachsartig, nicht [weißer Phosphor
wasserlöslich, bildet sehr giftige Dämpfe und leuchtet im Dunkeln. wird unter Wasser
Roter, schwarzer und violetter Phosphor können aus der weißen gelagert. Dadurch
Modifikation hergestellt werden. wird verhindert, dass
er mit dem Luftsau-
erstoff reagiert oder
Andere Modifikationen des Phosphors
sich selbst entzündet.
roter - bildet sich beim Erhitzen von weißem Phosphor unter
Phosphor Luftabschluss
- besteht aus unregelmäßig dreidimensional vernetzten
Phosphoratomen
- dunkelrot, amorph, pulverförmig, nicht giftig, entzün-
det sich erst oberhalb 400 °C, explodiert im Gemisch mit
starken Oxidationsmitteln schon bei geringer Energie-
zufuhr, z.B. Reibung
ÜÜ Das Leuchten des
violetter | - entsteht durch langes Erhitzen aus dem weißen Phos- weißen Phosphors
Phosphor phor im Dunkeln beruht
besteht aus einem kompliziert aufgebauten Schichtgit- darauf, dass er an
ter, in dem die Phosphoratome röhrenförmig verknüpft der Luft in Spuren
sind verdampft und lang-
kristallin, kristallisiert in gut spaltbaren Tafeln sam zu P4O49 oxidiert
wird. Bei dieser Re-
schwarzer - entsteht u.a. unter Hochdruck aus dem weißen Phos- aktion wird Energie
Phosphor phor frei, die z. T. als Licht
besteht aus gewellten Doppelschichten aus P;-Ringen abgegeben wird
— kristallin, glänzend, eisengrau, leitet elektrischen Strom (Phosphoreszens).
' und Wärme, wasserunlöslich, ungiftig

Reaktionen des Phosphors:


Weißer Phosphor ist äußerst reaktionsfreudig und schon bei tiefen Tem-
peraturen selbstentzündlich. An trockener Luft verbrennt er zu Tetraphos-
phordecaoxid P4O109 (5. 202).
Pa +5 O, I P4030

Mit Halogenen, z.B. Chlor, reagiert Phosphor zu Halogeniden.

= Pa + 6 Cl, — 4 PClz

Vorkommen: [9 Phosphor ist ein


Phosphor kommt in der Natur nur gebunden in Form von Phosphaten in unentbehrlicher
Sedimentgesteinen vor. Zu den wichtigsten Phosphatmineralien gehört Nährstoff für die
Entwicklung der
Apatit.
Pflanzen. Urin und
Verbindungen des Phosphors sind wichtige Bestandteile aller Lebewesen.
Exkremente sind
Sie kommen besonders im Gehirn, in Nerven, im Blut und in Muskeln vor.
reich an Phosphaten.
Knochen und Zähne bestehen zum großen Teil aus Phosphorverbindun- Die ausgetrockne-
gen. Phosphor ist auch in Nucleinsäuren und Enzymen enthalten. ten Exkremente
von Seevögeln der
Verwendung: südamerikanischen
Weißer Phosphor dient zur Gewinnung verschiedener Phosphorverbin- Pazifikküste (Guano)
dungen, z.B. Tetraphosphordecaoxid, Phosphorsäure und Phosphaten. werden deshalb
Roter Phosphor wird zur Herstellung von Zündhölzern, Feuerwerk und auch als Düngemittel
genutzt.
Brandbomben sowie zur Erzeugung künstlichen Nebels genutzt.
202 5 Periodensystem der Elemente

Anorganische Phosphorverbindungen

In Form von anorganischen Verbindungen kommt Phosphor in ver-


schiedenen Oxiden, deren Säuren und den Salzen dieser Säuren
vor.

Phosphor bildet mit Sauerstoff verschiedene Oxide, z.B. Tetraphosphor-


hexaoxid PO; oder Tetraphosphordecaoxid P40jo, die technisch bedeut-
samste Verbindung.

Tetraphosphordecaoxid P4O40

u Um die Formel
des Phosphor(V)- Tetraphosphordecaoxid oder Phosphor(V)-oxid ist ein Molekül. Es
oxids P4O49 zu besteht aus vier Phosphoratomen und zehn Sauerstoffatomen, die
vereinfachen, kürzt durch polare Atombindungen miteinander verbunden sind.
man die Zahlen, die
das Atomzahlver-
hältnis angeben. So
entsteht die Formel Eigenschaften:
P,O;, bezeichnet als Tetraphosphordecaoxid ist farblos, geruchlos, fest und stark wasseran-
Diphosphorpentoxid ziehend (hygroskopisch). Mit Wasser reagiert das Oxid sehr heftig unter
oder nur Phosphor- Bildung der Phosphorsäure.
pentoxid. Die Mole-
küle des P4O79 bilden Herstellung und Verwendung:
eine Käfigstruktur. Tetraphosphordecaoxid wird technisch durch Verbrennen von weißem
Phosphor in trockener Luft hergestellt.
Pa + 5 O, == P4040

Das stark hygroskopische Oxid wird in der Industrie und im Labor als
Trockenmittel eingesetzt.

Phosphorsäure H3PO,

Phosphorsäure ist eine mittelstarke Säure, die mit Wasser teilweise


in Wasserstoff-Ionen (Hydronium-lonen) und Phosphat-lonen dis-
soziiert.

Eigenschaften:
Phosphorsäure ist eine farblose, kristalline, in Wasser leicht lösliche Sub-
stanz. Bei der Reaktion mit Wasser dissoziiert die Phosphorsäure stufen-
weise.
HzPO, + 3H50 == 3H30* + PO,”

Herstellung und Verwendung:


Phosphorsäure wird technisch durch Umsetzung von Calciumphosphat
mit Schwefelsäure oder durch die Reaktion von Tetraphosphordecaoxid
mit Wasser hergestellt.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 203

EM Herstellung von Phosphorsäure:


Caz3(POy)> + 3 H350, —e 2 H3POy + 3 CaSO,
PaO4o + 6 H,O — 4 H3POy

Die Phosphorsäure dient als Ausgangsstoff für die Herstellung phosphat- [Reine Phosphor-
haltiger Düngemittel und von Natriumphosphaten für die Enthärtung säure, z.B. für die
von Wasser. Sie findet in der Emailleindustrie, bei der Herstellung von Lebensmittelindus-
Porzellankitt und Zahnfüllungen Verwendung. In der Getränkeindustrie trie, wird durch Ver-
brennen von weißem
wird sie als Säuerungsmittel, z.B. in Cola, genutzt.
Phosphor in einem
Durch die schrittweise Dissoziation gibt es drei mögliche Säurerest-Ionen Luft-Wasserdampf-
der Phosphorsäure: das Dihydrogenphosphat-, das Hydrogenphosphat- Strom gewonnen.
und das Phosphat-lon.
Demzufolge gibt es drei mögliche Salze der Phosphorsäure. Die Dihydro-
genphosphate (primäre Phosphate), die Hydrogenphosphate (sekundäre
Phosphate) und die eigentlichen Phosphate (tertiäre Phosphate). Alle
werden unter dem Sammelbegriff Phosphate zusammengefasst.

Salze der Phosphorsäure - Phosphate

In Form von anorganischen Verbindungen kommt Phosphor in ver-


schiedenen Oxiden, deren Säuren und vor allem den Salzen dieser
Säuren, den Phosphaten, vor.

Einige wichtige Phosphate


Gruppe | Namen und Formeln Bedeutung

Natrium- - Natriumdihydrogenphos- | - zur Metallreinigung


phosphate phat NaH,PO, ı - für Puffersysteme
ı - Dinatriumhydrogenphos- | - in der Tierernährung
\ phat Na»3HPO,„ \ - in der Lebensmittel-
‚ - Trinatriumphosphat | industrie
Na3PO, (vereinfacht auch | - zur Wasserenthär-
Natriumphosphat) ' tung in Geschirrspül-
- Natriumdiphosphat mitteln
NayP>07 |
- Natriumtriphosphat |
Na5P3070 |
Ammonium- | - Diammoniumhydrogen- \- als Düngemittel
phosphate phospat (NH„)>HPOy \ (kommt im Guano
' vor)
Calcium- ' - Calciumdihydrogenphos- | - als Düngemittel © In der Natur kom-
phosphate phat Ca(HPO,); | - in der Futtermittel- men große Mengen
- Calciumhydrogenphos- industrie an Calciumphospat
phat CaHPO, ‚ - in der Lebensmit- in Form von Apatit in
Lagerstätten vor.
- Calciumphosphat ' telindustrie
Ca3(POy)> \ - als Bestandteil von
- Superphosphat Zahnpasta
Ca(H>PO,„)> "2 CaSO,y
204 5 Periodensystem der Elemente

5.2.6 Sauerstoff und Oxide

Das Element Sauerstoff

Sauerstoff ist ein Element der VI. Hauptgruppe. Es hat die Ord-
nungszahl 8.

Atombau:
> Das Element Das Sauerstoffatom besitzt 8 Pro-
Sauerstoff wurde tonen und meist 8 Neutronen im
1771 von C.\W. Atomkern sowie 8 Elektronen in
SCHEELE (1742-1786) der Atomhülle. Auf der ersten
entdeckt. Elektronenschale (dem ersten
Energieniveau) befinden sich zwei
>
und auf der zweiten Elektronen- 7

schale (dem zweiten Energieni- 8


veau) sechs Elektronen. Sauerstoff
hat sechs Außenelektronen.
Um eine stabile Achterschale (5. 74) zu erreichen, kann ein Sauerstoff-
atom zwei Elektronen aufnehmen. Sauerstoff kann mit anderen Sauer-
stoffatomen Moleküle mit Atombindungen bilden. Das Element Sauer-
stoff kommt immer molekular vor.

Aufbau des Sauerstoffmoleküls:


U 0zon ist ein Das Sauerstoffmolekül besteht aus
bläuliches, charakte- zwei Sauerstoffatomen. Die Atome
ristisch riechendes, sind durch zwei gemeinsame Elek-
giftiges Gas mit der tronenpaare (unpolare Atombin-
Formel O;. Es zerfällt
dung) miteinander verbunden.
bei Energiezufuhr
Jedes Sauerstoffatom besitzt noch
(Licht, Wärme) sehr a
schnell zu Sauerstoff. vier nichtbindende Elektronen 8-0
(zwei Paare).

Eigenschaften:
Das Element Sauerstoff ist ein farbloses, geruchloses Gas. Sauerstoff ist
selbst nicht brennbar, unterhält jedoch die Verbrennung und die At-
mung. Das Gas ist in Wasser relativ gut löslich.

Reaktionen:
Da die Atombindungen im Sauerstoffmolekül sehr stark sind, ist das Gas
bei Raumtemperatur relativ reaktionsträge. Bei höheren Temperaturen
reagiert Sauerstoff jedoch z.T. sehr heftig mit vielen Elementen.

EI Reaktionen verschiedener Elemente mit Sauerstoff


5 +0, — 50,
c + O, ——e CO,
2H, + 05 — 2H;0
2Na + O, ——— Na,03,
2Mg + O0, —- 2MgO
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 205

Vorkommen:
Sauerstoff kommt molekular mit ca. 21 Vol.-% in der Luft vor. In anor- u Im hoffmann-
ganischen Verbindungen tritt Sauerstoff in Form von Silicaten, Carbona- schen Wasserzer-
ten oder Oxiden, z.B. Wasser, und in vielen organischen Verbindungen setzungsapparat
(75. 240 ff.) auf. wird Wasser, das mit
verdünnter Schwe-
felsäure angesäuert
Herstellung und Verwendung:
wurde (Erhöhung
Die gasförmigen Nichtmetalle Was- der Leitfähigkeit),
serstoff und Sauerstoff können aus durch Elektrolyse
Wasser durch elektrolytische Zer- in Wasserstoff und
setzung gewonnen werden. Sauerstoff zerlegt.
Reiner Sauerstoff wird z.B. in
der Medizin in Beatmungsgerä-
ten eingesetzt. Im Gemisch mit
brennbaren Gasen wird das Gas
zum Schweißen und Brennschnei-
den genutzt. Sauerstoff dient in
der chemischen Industrie z.B. zur
Herstellung von Schwefelsäure
(75. 296) und als Synthesegas in
der organischen Chemie.
Flüssiger Sauerstoff wird als Rake-
tentreibstoff genutzt. Weiterhin
findet er u.a. Anwendung beim
Bleichen und in der biologischen
Abwasserreinigung.

Anorganische Sauerstoffverbindungen

Wichtige anorganische Verbindungen des Sauerstoffs sind Oxide,


sauerstoffhaltige Säuren und ihre Salze sowie Basen.

Oxide

Oxide sind chemische Verbindungen, in denen das Element Sauer-


stoff mit mindestens einem weiteren Element verbunden ist.

Viele Elemente, vor allem Nichtmetalle, können verschiedene Oxide bil-


den. Nach der Anzahl der im Molekül vorhandenen Sauerstoffatome
werden Monooxide, Dioxide, Trioxide, Tetraoxide usw. unterschieden.

M Nichtionische Oxide
co Kohlenstoffmonooxid
CO, _Kohlenstoffdioxid
SO; _Schwefeltrioxid
NO, Stickstoffdioxid
N>O, Distickstofftetraoxid
P40}0 Tetraphosphordecaoxid
206 5 Periodensystem der Elemente

Oxide werden nach ihrem Reaktionsverhalten gegenüber Wasser


(7 S. 178) geordnet.

Säure bildende Oxide Basen bildende Oxide . amphotere Oxide


Oxide, die mit Wasser Oxide, die mit Wasser Oxide, die mit einer Säure wie
eine Säure bilden eine Base bilden eine Base und mit einer Base wie
eine Säure reagieren
- Nichtmetalloxide, z.B. - vor allem Oxide der - Aluminiumoxid, Arsentrioxid,
Kohlenstoffdioxid, Alkali- und der Blei(ll)-oxid, Wasser
Schwefeltrioxid, Erdalkalimetalle, z.B.
Phosphor(V)-oxid Calciumoxid,
- wenige Metalloxide, z.B. Magnesiumoxid
Chrom(VI)-oxid,
Mangan(VIl)-oxid

Oxide entstehen durch die Reaktion von Metallen mit Sauerstoff nach
der allgemeinen Gleichung:

Metall + Sauerstoff —— Metalloxid

EM Reaktion von Calcium mit Sauerstoff


2Ca + O0, — 2Ca0

[Ü] Metalloxide Auch durch die Reaktion von Nichtmetallen mit Sauerstoff können sich
(CaO, Na>z0;, usw.) Oxide bilden.
und Nichtmetall-
oxide (CO,, NO usw.) Nichtmetall + Sauerstoff —— Nichtmetalloxid
unterscheiden sich
grundlegend in den
Bindungsverhält-
nissen und dadurch EM Reaktion von Schwefel mit Sauerstoff
auch in ihren Eigen- S + O, me 50,

schaften.
Die Reaktion eines Stoffs mit Sauerstoff wird allgemein als Oxidation
(75. 134) bezeichnet. Wichtige Oxide sind z.B. einige Metalloxide, wie
Calciumoxid, Magnesiumoxid oder Aluminiumoxid, und Nichtmetall-
oxide, wie Wasser oder Tetraphosphordecaoxid (/S. 202).

Wasser H,O

[| Wasser ist keine


systematische Wasser ist ein Molekül. Es besteht aus einem Atom Sauerstoff und
Bezeichnung. Die zwei Atomen Wasserstoff, die durch polare Atombindungen ver-
chemisch exakte bunden sind.
Bezeichnung wäre
Diwasserstoffmono-
oxid.
Wasser ist das Oxid des Wasserstoffs. Im Wassermolekül sind zwei Was-
serstoffatome mit einem Sauerstoffatom miteinander verbunden. Sie bil-
den ein gewinkeltes Molekül mit einem Bindungswinkel von 104,5°.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 207

Modellhafte Darstellung des Wassermoleküls


en
Pr
I Brei
a

W o105 9

Die gewinkelte Struktur kommt dadurch zustande, dass das Sauerstoff- Eu Hinsichtlich seiner
atom noch zwei nichtbindende Elektronenpaare besitzt. Deren Aufent- Dichte zeigt Wasser
haltsräume beanspruchen mehr Platz als die beiden Wasserstoffatome. ein ungewöhnliches
Da Sauerstoff elektronegativer ist als Wasserstoff, zieht das Sauerstoff- Verhalten. Erwärmt
man es von 0°C be-
atom die bindenden Elektronenpaare stärker an. Deshalb entsteht am
ginnend, steigt seine
am Sauerstoffatom ein negativer Pol. Am anderen Molekülende, an dem Dichte zunächst an
sich die Wasserstoffatome befinden, bildet sich ein positiver Pol, sodass und erreicht bei 4°C
Wassermoleküle Dipole sind. ein Maximum. Wird
das Wasser weiter
Eigenschaften: erwärmt, nimmt die
Wasser ist farblos, geruchlos, erstarrt (unter Normaldruck) bei 0°C zu Eis Dichte wieder ab.
und geht bei 100°C in Wasserdampf über. Reines Wasser ist kaum elek- Diese und andere
trisch leitfähig. spezielle Eigenschaf-
ten fasst man unter
Wasser ist ein amphoteres Oxid. Es kann als Brönsted-Säure oder als
der Bezeichnung
Brönsted-Base (//S. 102f.) reagieren.
Anomalie des Was-
Durch seinen Dipolcharakter ist Wasser eines der besten Lösungsmittel sers zusammen.
für alle polaren Verbindungen und lonensubstanzen. Die gelösten Stoffe
dissoziieren dabei oft. An die dabei gebildeten Ionen lagern sich Was-
sermoleküle an, sodass man von aquatisierten oder hydratisierten Ionen
spricht (/S. 97).

El Dissoziation von Kaliumchlorid in Wasser


Kllo) — Krag) + Mag)

Herstellung:
Reines Wasser wird über Destillation oder Entmineralisierung an lonen- 2 In Industrie und
austauschern hergestellt. Landwirtschaft wird
Wasser noch für viele
Vorkommen und Bedeutung: andere Zwecke benö-

Wasser kommt auf der Erde nicht nur in flüssiger Form, sondern auch
tigt (5. 320).
als Eis oder als Wasserdampf in der Atmosphäre vor. Die Zirkulation des
Wassers wird im Wasserkreislauf (/7S. 318 ff.) beschrieben. Auch in Ver-
bindungen, z.B. in Kristallen als gebundenes Kristallwasser, oder in Kom-
plexverbindungen kann Wasser enthalten sein.

Wasser ist in der Natur ein universelles Lösungsmittel, Lebensraum, Bau-


stoff aller Lebewesen, Transportmittel und Nährstoff.
Der Körper des Menschen besteht zu ungefähr 70% aus Wasser. Den
höchsten Wasseranteil haben dabei Blut und Lymphe mit über 93%,
aber auch die Muskulatur enthält fast 80% Wasser und das Gehirn und
Rückenmark noch über 70%.
Fehlt eine ausreichende Wasserzufuhr, werden die Funktionen des Kör-
pers schnell gestört. Im Durchschnitt wird davon ausgegangen, dass je-
der Mensch pro Tag ungefähr 2 Liter Wasser zum Trinken benötigt.
208 5 Periodensystem der Elemente

Calciumoxid CaO

Calciumoxid ist eine Ionensubstanz mit der Formel CaO. Der Stoff
wird auch als Branntkalk, gebrannter Kalk oder Ätzkalk bezeich-
net.

Eigenschaften:
= Ü] Magnesit und Do- Calciumoxid ist weiß, fest, pulverförmig bis stückig und wirkt stark ät-
lomit sind Mineralien zend. Calciumoxid ist ein Basen bildendes Oxid. Es reagiert mit Wasser
mit der chemischen unter heftiger Wärmeentwicklung zu Calciumhydroxid Ca(OH),. Dieser
Zusammenset- Vorgang wird als Kalklöschen bezeichnet, die entstehende Calciumhyd-
zung MgCO; bzw.
roxidlösung wird Löschkalk (gelöschter Kalk) genannt.
CaCO; : MgCO;. Aus
CaO + H,O ——— Ca(OH),
ihnen können die
Oxide, z.B. durch Cal- Branntkalk Löschkalk
cinieren, gewonnen
werden. Herstellung und Verwendung:
Calciumoxid wird technisch durch das Kalkbrennen (Brennen von Cal-
ciumcarbonat CaCO;, 75. 298) gewonnen. Deshalb wird es Branntkalk
genannt. Branntkalk und Löschkalk werden vor allem in der Bauindus-
trie für Kalkmörtel benötigt. Das sich im Kalkmörtel bildende Calciumhy-
droxid reagiert mit dem Kohlenstoffdioxid der Luft zu wasserunlöslichem
Calciumcarbonat, der Mörtel bindet ab.
Ca(OH), + CO, =——- CaCO; + H,O
Löschkalk Kalk

Magnesiumoxid MgO

Magnesiumoxid ist eine Ionensubstanz mit der Formel MgO. Der


Stoff wird auch als Magnesia bezeichnet.

Eigenschaften:
(In der Lebens- Magnesiumoxid ist weiß, fest und pulverförmig. In Wasser ist es fast un-
mittelindustrie wird löslich, zeigt jedoch je nach unterschiedlichen Herstellungsbedingungen
Magnesiumoxid als verschiedene Reaktionsfähigkeit. Magnesiumoxid, das bei einer Tempe-
Lebensmittelzusatz- ratur zwischen 700 °C und 800 °C gebrannt wurde, kann mit Wasser lang-
stoff (E530) als Säu-
sam zu Magnesiumhydroxid Mg(OH); reagieren.
reregulator einge-
setzt. Außerdem
MgO + H50O —- Mg(OH),
findet es Verwen-
dung als Trennmittel Herstellung und Verwendung:
für Waffelblätter und Magnesiumoxid wird aus Magnesit MgCO; oder Dolomit gebrannt. Da-
als Aufschlussmittel bei wird das Magnesiumcarbonat erhitzt, sodass es in Magnesiumoxid
für Rohkakao. und Kohlenstoffdioxid zerfällt. Das Magnesiumoxid, welches bei Tempe-
raturen über 1000°C gebrannt wurde, findet als Rohmaterial für feuer-
feste Steine Verwendung.
Es kann ebenfalls als Isoliermaterial in der Elektroindustrie genutzt wer-
den. Bei 600 °C gebranntes Magnesium (Magnesia) dient als Pulver in der
Medizin zur Neutralisation von Magensäuren.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 209

Wichtige Oxide und ihre Verwendung


Name und | Eigenschaften Verwendung
Formel |
Eisen(II,II)- | fest, schwarz, magne- - als Magnetitelektrode
oxid ‚tisch, elektrisch leitfähig - als schwarzes Farbpig-
(Magnetit) | ment, Glasfärbemittel
Fe30, { - als Poliermittel
Eisen(Ill)-oxid \ rot bis schwarz, kristallin - als Poliermittel
Fe303 - als rotes Farbpigment
- als Hämatit in der
| Schmuckindustrie
Titandioxid | weiß, kristallin, pulver- j als Weißpigment in.
TiO, ‚ förmig, widerstandsfä- Farben
hig gegenüber chemi- - als Rutil und Anatas in
schen Einflüssen der Schmuckindustrie
in der Kosmetik- und
pharmazeutischen
Industrie
_Cobalt(li,Ili)- | stahlgrau bis schwarz, - in der Emailleindustrie
oxid ' kristallin - zur Herstellung von
Co30, Solarkollektoren
- als Katalysator
_Blei(ll)-oxid nicht wasserlöslich, aber - in der Glasindustrie,
(Bleiglätte) löslich in Essigsäure, - als Stabilisator für PVC
PbO Salpetersäure und Basen- - als Aktivator für Kau-
lösungen tschuk
zur Bleiglasherstellung
1

Blei(IV)-oxid braun, stark oxidierend, - Bestandteil der Reib-


PbO, | nicht wasserlöslich, in masse für Zündhölzer
. Basenlösungen löslich - in Bleiakkumulatoren
Blei(ll,IV)-oxid | rot, nicht wasserlöslich - für Korrosionsschutz-
(Mennige) | anstriche
- zur Bleiglasherstellung
Chromllll)- schwarz-grün, metallisch - zur Herstellung von
oxid glänzend, kristallin, in Chrom
Cr303 Wasser, Säuren, Basenlö- ‚ - als Farbpigment
sungen und Alkoholen - als Poliermittel
unlöslich als Katalysator
"Aluminium- = Tonerde: pulvrig weiß, | - als Katalysator
oxid wasseranziehend (hy- als Absorptionsmittel
AlzO3 groskopisch), in Säuren
und Basen löslich |
'- Korund: hart, kris- } - zur Herstellung von
tallin, in Säuren und Schleifmitteln
Basen unlöslich | zur Herstellung von
Glas- und Keramik-
produkten
210 5 Periodensystem der Elemente

Wichtige Oxide und ihre Verwendung (Fortsetzung)


Name und | Eigenschaften | Verwendung
Formel | |
Tetraphos- | farblos, geruchlos, was- | - als Trockenmittel
phordecaoxid | seranziehend (hygrosko- | - zur Abspaltung von
P4O4o ı pisch), ätzend, reagiert | \Wasser aus Verbindun-
| heftig mit Wasser ' gen
| - zur Herstellung von
| \ Phosphorsäure
Kupfer(I)-oxid | karminrot bis gelb, fest, - als pilztötendes Mittel
Cu,O kristallin | (Fungizid)
- als Katalysator
| | - zum Rotfärben von
| | Glas
Kupfer(Il)-oxid | dunkelbraun bis | als Katalysator
CuO schwarz, amorph oder - zum Entschwefeln von
| kristallin ' Erdöl
| | - als Wärmesammler in
|
{
Sonnenkollektoren
l }
{
- zur Herstellung
| farbiger Gläser und
Glasuren

Farbgebende Oxide
Eine Reihe von Metalloxiden wird in der Glasindustrie zum Färben der
Produkte verwendet (/ Abb.). Dabei wird zwischen einer Anlauffärbung
und einer lonenfärbung unterschieden. Die Ionenfärbung wird oft durch
Metalloxide hervorgerufen.

EM Gilasfärbung durch Oxide


Eisen(IIl)-oxid: gelbbraun Kupferf(Il)-oxid: blau
Eisen(Il)-oxid: blaugrün Kupfer(I)-oxid: rot
Manganoxid: violett Neodymoxid: purpur
Chromoxid: grüngelb bis rotgelb Cobaltoxid: meist blau
Wolframoxid: gelb Uranoxid: gelb

Oxide als Schmucksteine


Ü Die rote Farbe Einige wertvolle Schmuck- und Edelsteine gehören ihrer chemischen
des Rubins beruht Zusammensetzung nach zu den Oxiden (/Tab.).
auf Spuren von
ChromtIll)-Ionen im Schmuckstein Zusammensetzung
Korundigitter.
Korund als Rubin (rot) oder Saphir | Al>03 mit farbgebenden Verun-
(blau) | reinigungen
Quarz als Bergkristall, Rosenquarz, | SiO, mit farbgebenden Verun-
Amethyst, Citrin, Achat u.a. m. | reinigungen
Spinell | MgAl,O4
Opal SiOy.nH,0
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 211

Verbrennung - Feuer - Brände - Brandschutz

Eine Verbrennung ist eine sehr schnell verlaufende chemische Re-


aktion eines Stoffs mit Sauerstoff oder mit einem anderen Oxida-
tionsmittel (5. 135).

Die Entzündung oder Entflammung (bei Gasen) bezeichnet den Beginn


einer Verbrennung.

Die Entzündungstemperatur ist die Temperatur, bei der ein Stoff


bei Vorhandensein von Luftsauerstoff von selbst zu brennen an-
fängt.

EB Entzündungstemperaturen verschiedener Stoffe


Torf: 230°C, Fichtenholz: 280 °C, Braunkohle: 250-280°C, Steinkohle:
330-440°C, Teer: 500°C, weißer Phosphor: 50°C

Die Verbrennungstemperatur ist die bei der Verbrennung wirk- Ü Die Brandklassen
same Temperatur. (A,B, C, Dund F)
werden nach den
brennbaren Stoffen
unterteilt. Brände
Das Feuer ist die sichtbare äußere Begleiterscheinung einer Verbrennung
können sich in
und kann als Flamme oder Glut (auch in Kombination beider Formen)
Sekundenschnelle
auftreten. Flammen sind brennende, Wärme und Licht ausstrahlende ausbreiten. Wer über
Gase. mögliche Maßnah-
Als Glut werden glühende Festkörper bezeichnet, die ebenfalls Wärme men bei ausbrechen-
und Licht ausstrahlen. den Bränden und das
Als Verbrennungswärme wird die bei der vollständigen Verbrennung ei- richtige Verhalten
nes Stoffs frei werdende Wärmemenge bezeichnet. informiert ist, kann
im Notfall gezielt
und schnell handeln.
Für die Verbrennung sind drei Voraussetzungen erforderlich:
Je nach Brandklasse
1. Vorhandensein eines brennbaren Stoffs
werden verschiedene
2. Vorhandensein von Sauerstoff Löschmittel (Pulver,
3. Erreichen der Entzündungstemperatur/Vorhandensein einer Zünd- Kohlenstoffdioxid,
quelle Wasser und Schaum)
eingesetzt.
Brandschutz und Brandbekämpfung

Zum Schutz vor Bränden und zur Brandbekämpfung muss mindestens eine
der drei Voraussetzungen für die Verbrennung ausgeschlossen werden.

= - Entfernen der brennbaren Stoffe vom Brandherd: Anlegen von


Feuerschneisen (z.B. bei Waldbränden), Anlegen von Wassersper-
ren zwischen einem Brand und brennbaren Stoffen
- Verhindern des Sauerstoffzutrittes: z.B. durch Abdecken mit einer
Löschdecke oder durch Zuschütten mit Sand
- Abkühlen unter die Entzündungstemperatur: z.B. durch Löschen
mit Wasser oder Kohlenstoffdioxidschaum
212 5 Periodensystem der Elemente

5.2.7 Schwefel und Schwefelverbindungen

Das Element Schwefel

Schwefel ist ein Element der VI. Hauptgruppe. Es hat die Ord-
nungszahl 16.

Atombau:
Das Element Das Schwefelatom besitzt 16 Proto-
Schwefel war in ele- nen und meist 16 Neutronen im
mentarer Form und Atomkern sowie 16 Elektronen in
in Form von Verbin- der Atomhülle. Auf der ersten Elek-
dungen schon in der
tronenschale (dem ersten Energie-
Antike bekannt.
niveau) befinden sich zwei, auf der
Schwefel besitzt
verschiedene Isotope. zweiten Elektronenschale acht und
Diese haben entwe- auf der dritten Elektronenschale
der 16, 17 oder 18 sechs Elektronen.
Neutronen im Kern. Schwefel hat sechs Außenelektro-
nen. Um eine stabile Achterschale
(/5. 74) zu erreichen, kann ein Schwefelatom zwei weitere Elektronen
aufnehmen, wobei das Sulfid-Ion entsteht. Auch durch Atombindungen
kann ein Elektronenoktett erreicht werden.

EM Ausbildung von Atombindungen


- unpolare Atombindungen mit weiteren Schwefelatomen: rhombi-
scher Schwefel, monokliner Schwefel
- polare Atombindungen mit anderen Atomen: Schwefeldioxid,
Schwefeltrioxid

Elementarer Schwefel kommt in verschiedenen temperaturabhängigen


Modifikationen vor, z.B. als rhombischer, monokliner oder plastischer
Schwefel. Einzig der rhombische Schwefel (a-Schwefel) ist bei Zimmer-
temperatur stabil.

Rhombischer Schwefel (a-Schwefel)


+ Bei Vulkanaus- Jedes Schwefelatom ist mit zwei be-
brüchen können sich nachbarten Schwefelatomen ver-
durch Reaktion zwi- bunden. Zwei der Außenelektro-
schen unterschied- nen gehen jeweils eine unpolare
lichen Schwefelver-
Atombindung ein, sodass jedes
bindungen dichte
Schwefelatom noch vier nichtbin-
Schwefelwolken
bilden: dende Elektronen (zwei Paare)
besitzt.
SO,
+ 2455 — Insgesamt bilden acht Schwefel-
35 + 24,0 atome eine ringförmige, gewellte
Struktur, die als Kronenform be-
zeichnet wird. Schwefel hat die
Molekülformel Sg. Vereinfacht wird
häufig das Symbol S verwendet.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 213

Rhombischer Schwefel ist bei Zimmertemperatur beständig, fest und bil- EU Schwefel kommt
det rhombische Kristalle. Er ist zitronengelb, nicht wasserlöslich, kaum in in elementarer
organischen Lösungsmitteln, aber sehr gut in Schwefelkohlenstoff lös- Form in zahlreichen
lich. Schwefel tritt bei unterschiedlichen Temperaturen in verschiedenen Schwefellagerstätten
vor. Sulfidmineralien
Zustandsformen mit unterschiedlichen Aggregatzuständen auf.
sind Kiese, Glanze
und Blenden. Sulfat-
Reaktionen des Schwefels: mineralien sind Gips
Schwefel reagiert schon bei geringer Wärmezufuhr mit sehr vielen Ele- (75. 215), Anhydrit,
menten. An der Luft verbrennt er nach Entzündung mit blauer Flamme Bittersalz und Glau-
zu Schwefeldioxid bersalz.
S + © —m 50,

Mit vielen Metallen bildet Schwefel nach Erhitzen Metallsulfide.

EM Reaktion von Schwefel mit Eisen


S + Fe — Fe

Vorkommen und Verwendung:


Schwefel kommt sowohl elementar, als auch in vielen Mineralien vor,
z.B. in Sulfiden und Sulfaten. Er wird zur Herstellung von Schwefeldioxid
(75. 296), Schwefelkohlenstoff, Schwefeldioxid, Schwefelfarbstoffen
und für die Vulkanisation von Kautschuk verwendet.

Weitere Zustandsformen des Schwefels bei unterschiedlichen Aggregatzuständen


monokliner - entsteht bei 95,6°C aus rhombischem Schwefel |

Schwefel — besteht aus ringförmigen Sg-Molekülen


(ß-Schwefel) - hellgelbe, nadelförmige (monokline) Kristalle
- schmilzt bei 119,0°C

flüssiger - entsteht bei 119°C aus monoklinem Schwefel


Schwefel - besteht aus ringförmigen Sg-Molekülen, die \N\ NEN
(A-Schwefel) sich bei steigender Temperatur zu Ketten
ii An
aufspalten
flüssig, hellgelb, leicht beweglich \ ey»
zähflüssiger - entsteht bei etwa 160°C aus flüssigem Schwe- .
4 >
Schwefel
plastischer
fel
- besteht aus längeren Schwefelketten und ring- |
aa ta
“> "a > |
Schwefel förmigen S„-Molekülen | Py>ae 3
AA
(u-Schwefel) - braun, viskos, harzartig, wird bei etwa 400°C
wieder dünnflüssig
Schwefel- - entsteht bei 444,6°C (Sieden des Schwefels)
AAZN AL
dampf - besteht anfangs aus Sg-Molekülen, die mit li ww

steigender Temperatur in kleinere Bruchstücke |


g: 5
zerfallen, bei ca. 2000 °C besteht der Dampf
A

aus einzelnen Schwefelatomen


[u

nn
in
w

N
214 5 Periodensystem der Elemente

Anorganische Schwefelverbindungen

In Form von anorganischen Verbindungen kommt Schwefel in ver-


schiedenen Oxiden, deren Säuren und den Salzen dieser Säuren
sowie als Schwefelwasserstoff vor.

Schwefeldioxid SO,

Schwefeldioxid ist ein Molekül. Es besteht aus einem Schwefel-


atom und zwei Sauerstoffatomen, die durch polare Atombindun-
gen miteinander verbunden sind.

Eigenschaften:
Schwefeldioxid ist farblos, stechend riechend, gasförmig, giftig und was-
serlöslich. Bei der Reaktion mit Wasser entsteht eine Lösung, die gelös-
tes Schwefeldioxid, Hydronium-lIonen und Hydrogensulfit-Ionen enthält
und als schweflige Säure bezeichnet wird.

Herstellung und Verwendung:


Schwefeldioxid kommt in vulkanischen Gasen vor und entsteht als Ne-
benprodukt beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.
Schwefeldioxid wird zur Herstellung von Schwefelsäure, für die Produk-
3 Schwefel bildet tion schwefelhaltiger Chemikalien, in der Zellstoffproduktion, in der
mit Sauerstoff ver- Manganerzaufbereitung und als Desinfektions- und Reinigungsmittel
schiedene Oxide. genutzt.

Schwefeltrioxid SO3

Schwefeltrioxid ist ein vieratomiges Molekül. Es besteht aus einem


Schwefelatom und drei Sauerstoffatomen, die durch polare Atom-
bindungen miteinander verbunden sind.

Eigenschaften:
Schwefeltrioxid ist eine feste Substanz, die in drei Modifikationen auf-
treten kann. Es ist stark wasseranziehend (hygroskopisch), wirkt mäßig
oxidierend und reagiert unter starker Wärmeentwicklung heftig mit
Wasser zu Schwefelsäure.
SO; + H,O —— H,504

Herstellung und Verwendung:


Schwefeltrioxid wird durch katalytische Oxidation aus Schwefeldioxid
(als Zwischenprodukt bei der Herstellung von Schwefelsäure) oder im La-
bor durch Destillation von rauchender Schwefelsäure gewonnen.
Es wird zur Herstellung verschiedener Chemikalien, z.B. Schwefelsäure
im Kontaktverfahren (/S. 296) oder Chlorsulfonsäure, und zur Sulfonie-
rung (Einführung der Sulfogruppe -SO3H) organischer Substanzen (z.B.
in der Waschmittelindustrie) genutzt.
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 215

Schwefelsäure Hz5SO,

Schwefelsäure ist eine starke Säure, die mit Wasser in Wasserstoff-


Ionen (Hydronium-lonen) und Sulfat-lonen dissoziiert.

Eigenschaften:
Reine Schwefelsäure ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, die bereits bei
10,4°C erstarrt. Auf der Haut wirkt die Säure stark ätzend. Die konzen-
trierte Schwefelsäure enthält zu etwa 4% Wasser. Schwefelsäure ist mit
Wasser in beliebigem Verhältnis mischbar.
Die Reaktion mit Wasser (Protolyse) verläuft stark exotherm.
H5504 + 2H5;0 — 2 H30* + SO, Du Beim Verdünnen
der Schwefelsäure
Herstellung und Verwendung: ist die Säure immer
Schwefelsäure wird im Kontaktverfahren (7 S. 296) hergestellt. Die Säure in das Wasser zu gie-
Ben, nie umgekehrt.
wird als Trockenmittel, zur Herstellung von Düngemitteln, zur Gewin-
Dabei ist intensiv zu
nung von Titanoxid, zur Herstellung von Sprengstoffen, von Zellwolle rühren. Wegen der
und Kunstseide oder als Akkumulatorsäure benötigt. großen Wärmeent-
wicklung kann es
Salze der Schwefelsäure - Sulfate sonst zum Versprit-
zen der überhitzten
Sulfate bestehen aus positiv geladenen Metall- oder Ammonium- Säure kommen.

Ionen und negativ geladenen Sulfat-Ionen.

Sulfate kommen in der Natur häufig vor.

EM - Calciumsulfat CaSO, (in der wasserfreien Form als Anhydrit CaSO, © sulfate werden
oder als Gips CaSO,-2 H,O) wie Gips in der Bau-
- Bariumsulfat BaSO, (Schwerspat, Baryt) industrie verwendet.
Bariumsulfat wird als
weißes Füllmaterial
Sulfate können z.B. durch Reaktion von Schwefelsäure mit Metallen,
und zur Herstellung
Metalloxiden und Metallhydroxiden entstehen. von Kunstdruck-
papier eingesetzt.
Schwefelwasserstoff H,S

Schwefelwasserstoff ist ein Molekül. Es besteht aus einem Schwe-


felatom und zwei Wasserstoffatomen, die durch polare Atombin-
dung miteinander verbunden sind.

Eigenschaften:
Schwefelwasserstoff ist gasförmig, farblos und riecht nach faulen Eiern.
Es ist sehr giftig und lähmt das Atemzentrum. Das Gas ist wasserlöslich,
die Lösung reagiert sauer. Dabei entsteht Schwefelwasserstoffsäure. ED sulfide sind die
Salze der Schwefel-
Vorkommen: wasserstoffsäure. In
der Natur treten sie
In der Natur kommt Schwefelwasserstoff in vulkanischen Gasen, im Erdöl
wie Zinkblende (ZnS)
und Erdgas und bei der Zersetzung von Eiweiß durch Fäulnis vor. Schwe-
als Mineralien auf.
felwasserstoff wird technisch aus den Elementen hergestellt.
216 5 Periodensystem der Elemente

5.2.8 Chlor und Chlorverbindungen

Das Element Chlor

Chlor ist ein Element der VIl. Hauptgruppe. Es hat die Ordnungs-
zahl 17.

Atombau:
[ Chlor hat seinen Das Chloratom besitzt 17 Protonen
Namen vom grie- und meist 18 Neutronen im Atom-
chischen „chloros” kern sowie 17 Elektronen in der
für grün wegen der Atomhülle. Auf der ersten Elektro-
Farbe des Gases.
nenschale (dem ersten Energieni-
veau) befinden sich zwei, auf der
zweiten Elektronenschale acht und
auf der dritten Elektronenschale
sieben Elektronen. Chlor hat sie-
ben Außenelektronen. Um eine
stabile Achterschale (/S. 74) zu er-
reichen, kann ein Chloratom ein Elektron aufnehmen. Chlor kann mit
anderen Chloratomen Moleküle mit unpolaren Atombindungen bilden.
Durch Aufnahme eines Elektrons kann auch ein negativ geladenes Chlo-
rid-Ion entstehen. Das Element Chlor kommt immer als Molekül vor.

Aufbau des Chlormoleküls:


[Ü Die Reaktion Das Chlormolekül besteht aus zwei
von Chlor ist umso Chloratomen. Die Atome sind
heftiger, je größer durch ein gemeinsames Elektro-
das Reduktionsver- nenpaar (unpolare Atombindung)
mögen des anderen
miteinander verbunden. Jedes
Reaktionspartners
Chloratom besitzt noch sechs
ist. Aufgrund seines
hohen Oxidationsver- nichtbindende Elektronen (drei
mögens kommt Chlor Paare).
in der Natur nicht in
freier Form vor. Eigenschaften:
Das Element Chlor ist ein stechend riechendes, grüngelbes, sehr giftiges
Gas. In Wasser ist Chlor nur wenig löslich, die ca. 0,5%ige Lösung wird als
Chlorwasser bezeichnet. Chlor ist schwerer als Luft (ca. 2,5-fach).

Reaktionen:
Chlor gehört neben Fluor zu den reaktionsfreudigsten Elementen. So re-
agiert es schon bei Raumtemperatur mit den meisten Elementen unter
großer Wärmeentwicklung (exotherme Reaktionen). Alkalimetalle, Erd-
alkalimetalle und auch viele andere Elemente, z.B. Phosphor, Bor, Sili-
cium oder Zinn, reagieren teilweise heftig mit Chlor zu Chloriden.

EM Reaktionen verschiedener Elemente mit Chlor


Mg + Ca —— Mgll,
2P + 3Cl — 2PClz
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 217

Vorkommen:
Da Chlor ein äußerst reaktionsfreudiges Element ist, kommt es außer in I Chlorgas wirkt
einigen Vulkangasen nie elementar, dafür jedoch in zahlreichen Verbin- stark toxisch. Es
dungen vor, hauptsächlich in Chloriden. zerstört pflanzliche
und tierische
Gewebe. Im Ersten
Verwendung:
Weltkrieg wurde es
Der größte Teil des produzierten Chlors (etwa 80%) dient der Herstel-
als Kampfgas einge-
lung organischer Produkte, z.B. Lösungsmittel wie Chloroform, Tetra- setzt. Das Gas kann
chlorkohlenstoff, Trichlorethylen. Bakterien und Algen
Chlor ist außerdem ein Ausgangsstoff für Bleichmittel, Polyvinylchlorid vernichten. Diese
(PVC), Waschmittel, Herbizide und Pestizide. Chlor wird durch Elektrolyse Eigenschaft macht
aus wässrigen Kochsalzlösungen, hauptsächlich durch das Membranver- man sich bei der
fahren (/S. 302), gewonnen. Wasserbehandlung
zur Desinfektion, z.B.
in Schwimmbädern,
Anorganische Chlorverbindungen
zunutze.

Wichtige anorganische Verbindungen des Chlors sind Chlorwasser-


stoff und Chloride.

Chlorwasserstoff HCI

Chlorwasserstoff ist ein Molekül. Es besteht aus einem Atom Chlor


und einem Atom Wasserstoff, die durch polare Atombindungen
verbunden sind.

Eigenschaften:
Chlorwasserstoff ist farblos, gasförmig, stechend riechend, nicht brenn-
bar und gut wasserlöslich. Die wässrige Lösung reagiert sauer, da Chlor-
wasserstoff in einer Reaktion mit Protonenübergang (5. 147) ein
Wasserstoff-Ion an das Wassermolekül abgibt. Es entstehen Hydronium-
lonen und Chlorid-lonen.
HCl + H,O == H30* + cl

Reines Chlorwasserstoffgas leitet den elektrischen Strom nicht. Die polare © oft wird Chlor-
Atombindung im Molekül ist stabil. Chlorwasserstoff ist wesentlich reak- wasserstoff mit seiner
tionsträger als seine wässrige Lösung, die Salzsäure. in Wasser gelösten
Form, der Salzsäure,
verwechselt oder
Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure)
gleichgesetzt.

In wässriger Lösung dissoziiert Chlorwasserstoff in Wasserstoff-


lonen und Chlorid-Ionen. Die wässrige Lösung wird Chlorwasser-
stoffsäure oder Salzsäure genannt.

Reaktionen der Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure):


Salzsäure ist ein starke Säure. Sie dissoziiert in wässriger Lösung vollstän-
dig in Wasserstoff-Ionen und Chlorid-Ionen.
Salzsäure reagiert mit unedlen Metallen unter Bildung von Wasserstoff
und Metallchloriden (5. 107).
218 5 Periodensystem der Elemente

[ÜÜ Die Magensäure EM Reaktion von Salzsäure mit Zink


des Menschen ist
eine verdünnte Salz- 2H* + 2CH + Zn 0 —— Zzn* + 2cC+ MW
säure (pH-Wert =2) —— m

vor. Sie aktiviert das


2 HCI (vereinfacht) ZnCl»
Eiweiß verdauende
Enzym Pepsin und
tötet Keime ab, die
Salzsäure reagiert mit vielen in Wasser schwer löslichen Salzen, z.B. Cal-
mit der Nahrung in ciumcarbonat, so dass sich diese auflösen. Kalkablagerungen können so
den Magen gelangt entfernt werden.
sind. Der Magen
selber wird vor dem EM Reaktion von Salzsäure mit Calciumcarbonat
Angriff der ätzenden
Säure mit einer 2H* + 2Cl” + CaCOz Ca* + 2Cl + CO> + H5O
dicken Schleimschicht nn. ng

geschützt. Wird zu
2 HCI (vereinfacht) CaCl)
viel Salzsäure produ-
ziert oder steigt diese
in der Speiseröhre Vorkommen und Verwendung von Salzsäure:
nach oben, entsteht Freie Salzsäure kommt nur in geringen Mengen vor, z.B. in Verdauungs-
Sodbrennen. säften und den Ausdünstungen einiger Vulkane. Übliche Handelsformen
sind verdünnte Salzsäure (etwa 7%ig), konzentrierte Salzsäure (etwa
30%ig) und rauchende Salzsäure (etwa 37 %ig).
Salzsäure fällt zu fast 90% als Nebenprodukt bei Chlorierungen (Halo-
genaustauschreaktionen in der organisch en Chemie) an und muss des-
halb nicht noch zusätzlich in größeren Mengen hergestellt werden.
Zur Herstellung kleinerer Mengen kann Chlorwasserstoff durch die Reak-
tion von Kochsalz mit Schwefelsäure gebildet werden.
2NaCl + H2504 ——e Na3504 + 2 HCl

[Ein Gemisch aus Die Verwendungszwecke der Salzsäure sind vielfältig. Sie wird eingesetzt
drei Teilen konzen- für:
trierter Salzsäure und - die Reinigung von Metalloberflächen
einem Teil konzen- - das Beizen von Metallen
trierter Salpetersäure
- die Herstellung von Metallchloriden
wird als Königswasser
- Neutralisationsreaktionen in der anorganischen und organischen Che-
bezeichnet, da es den
„König der Metalle”, mie
das Gold, auflöst. - Hydrolyse (Spaltung) von Eiweißen und Kohlenhydraten
- Säurebehandlung von Ölquellen

Salze der Chlorwasserstoffsäure - Chloride

Chloride sind die Salze der Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure). Sie


bestehen aus positiv geladenen Metall- oder Ammonium-lonen
und negativ geladenen Chlorid-Ionen.

Chloride können durch Reaktionen der Salzsäure mit unedlen Metallen


gebildet werden.

EM Reaktion von Salzsäure mit Magnesium


2HCI + Mg De MgClI, + Hr
5.2 Ausgewählte Elemente und ihre Verbindungen 219

Chloride bilden sich auch durch Reaktion von Chlorwasserstoffsäure mit


Metalloxiden oder durch Neutralisationsreaktion mit Metallhydroxiden.

Ei Reaktion von Chlorwasserstoffsäure mit Magnesiumoxid

2H* + 2cC" + MgO Mg®* + 2Cl + MO


——— u

2 HCI (vereinfacht) MgCl,


2 HCI + MgO MgCl, + H,O
Reaktion von Chlorwasserstoffsäure mit Calciumhydroxid

2H*+ 2Cl+ Ca* + 20H- Ca* + 2Cl + 2H50


\ a v ;
2 HCl (vereinfacht) Ca(OH), CaCla

Eigenschaften:
Chloride sind meist in Wasser sehr gut löslich. Die starken Elektrolyte
(75.138) dissoziieren in Metall-Ionen (oder Ammonium-lonen) und
Chlorid-Ionen.

BE Dissoziation von Magnesiumchlorid


MgClz — Mg’* + 2cC

Wichtige Chloride sind Natriumchlorid und Kaliumchlorid. Für die Her- [| Neben den anor-
stellung von Chloriden gibt es zahlreiche Methoden. Wichtige Herstel- ganischen Chlorver-
lungsverfahren von anorganischen Chloriden sind die folgenden Reak- bindungen existieren
tionen zwischen: auch einige organi-
sche Chlorverbindun-
- Elementen, z.B. Alkalimetall, und Chlor-Element und Chlorwasser-
gen (5. 239).
stoffsäure
- Metalloxid, Kohlenstoff und Chlor
Hydroxid und Chlorwasserstoffsäure
Carbonat und Chlorwasserstoffsäure

Chloride kommen auch in der Natur in großen Lagerstätten vor, z.B.


Natriumchlorid als Steinsalz oder Kaliumchlorid als Sylvin.

Weitere anorganische Chlorverbindungen


Neben den Metallchloriden lassen sich Chlorverbindungen mit Sauerstoff
und Wasserstoff (Sauerstoffsäuren und deren Salze) synthetisieren.

Wichtige Sauerstoffsäuren des Chlors und deren Salze


Name der Säure und des Salzes | Formel der | Verwendung
‚ Säure |
hypochlorige Säure, Hypochlorite | HCIO Bleichlauge, Desinfektionsmittel

chlorige Säure, Chlorite


Ch 1 HCO, \ | Zellstoffbleiche . .
Chlorsäure, Chlorate
C nl HCIO;. . | Zellstoffbleiche, Streichhölzer
Perchlorsäure, Perchlorate. HCIO, | Feuerwerkskörper, Raketenantrieb
Werde

Periodensystem der Elemente

m Der Aufbau des Periodensystems der Elemente ergibt sich aus dem
inneren Bau der Atome.
- Die Elemente sind nach steigender Ordnungszahl bzw. Kernladungs-
zahl geordnet.
- Elemente mit ähnlichem Atombau und daraus resultierenden ähnlichen
Eigenschaften werden zu Perioden und Gruppen zusammengefasst.

En Atombau 20,2 Stellung im:PSE


Zahl der Protonen Ordnungszahl
Anzahl der besetzten Elektronenschalen | Nummer der Periode

Anzahl der Außenelektronen (Haupt- Nummer der Haupt-


gruppenelemente) gruppe

3 Hauptgruppe
©
D:

Kernladungszahl
(Ordnungszahl)

Atommasse

2 Außenelektronen (Il. Hauptgruppe)


Elementsymbol
Elementname
3 besetzte Schalen Schalenmodell ==
Elektronegativität (3. Periode) des Magnesium-
atoms u

m Gesetz der Periodizität: Die Eigenschaften der Elemente ähneln sich


immer wiederkehrend innerhalb einer Hauptgruppe und ändern sich
allmählich innerhalb einer Periode. Deutliche Unterschiede ergeben sich
beim Übergang von der VIll. zur I. Hauptgruppe.

Eigenschaft ns in einer Periode in einer Hauptgruppe


Atomradius ry nimmt ab nimmt zu
Elektronegativität EN nimmt zu nimmt ab

Metallcharakter nimmt ab nimmt zu


saure Reaktion der Oxide | nimmt zu nimmt ab

Wissenstest 5 auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


Organische Verbindungen
222 6 Organische Verbindungen

6.1 Kohlenwasserstoffe

6.1.1 Grundlagen

[] Manchmal wird Als Kohlenwasserstoffe wird eine große Gruppe chemischer Ver-
der in den Kohlen- bindungen bezeichnet, die aus den Elementen Kohlenstoff und
wasserstoffen ge- Wasserstoff bestehen. Die Kohlenstoffatome sind hier unterein-
bundene Kohlenstoff
ander durch Einfach-, Doppel- oder Dreifachbindungen zu einem
wieder „sichtbar”.
stabilen Kohlenstoffgerüst verknüpft. Die frei bleibenden Bin-
So kann bei der
unvollständigen dungsstellen werden von Wasserstoffatomen besetzt.
Verbrennung einiger
Kohlenwasserstoffe
Ruß entstehen. Ruß Kohlenwasserstoffe können in verschiedene Gruppen eingeteilt werden.
ist feinstverteilter Als Grundlage für eine Einteilung kann das Kohlenstoffgerüst herange-
Kohlenstoff. zogen werden. Entsprechend der Anordnung der Atome werden ketten-
förmige und ringförmige Kohlenwasserstoffe unterschieden.

Ei kettenförmiger ringförmiger
Kohlenwasserstoff Kohlenwasserstoff

ausführliche Strukturformeln: H N
HC SAH
lllnı
H-C-C-C-C-C-C-H
Ho
n
1\H
c/"
| H/ >c* NH
HHH HH H AN
H H
vereinfachte Strukturformeln: CH,
CH, "CH,
CH3-CH,-CH3Z-CH,—CH,—CH;
nn CH,
x

Hexan Cyclohexan

> Gesättigte Koh- Kohlenwasserstoffe werden als gesättigt bezeichnet, wenn die Kohlen-
lenwasserstoffe sind stoffatome in ihrem Molekül untereinander nur durch Einfachbindun-
in der Natur weit gen verknüpft sind.
verbreitet. Sie sind Sie sind ungesättigt, wenn zwei oder mehrere Kohlenstoffatome unter-
z.B. im Erdöl und
einander durch Doppel- oder Dreifachbindungen (Mehrfachbindungen)
Erdgas enthalten.
verbunden sind.

EM gesättigter ungesättigter
Kohlenwasserstoff Kohlenwasserstoff

ausführliche Strukturformeln:
HH H
I 1 1 | „H
H-C-C-C-H H-C-C=
I 1 1 Il SH
H HH

vereinfachte Strukturformeln:
CH; CH, CH; CH;=-CH=CH,
Propan Propen
6.1 Kohlenwasserstoffe 223

Bei den Kohlenwasserstoffen können die Kohlenstoffatome linear un-


verzweigt oder verzweigt angeordnet sein.

EB linear unverzweigte Kette verzweigte Kette

Bee Ba
HHH H HHH NH

HHHH H HH
H-C-H
H
Butan 2-Methylbutan
(2-Monomethylbutan)

Ringförmige Kohlenwasserstoffe können aus einem oder mehreren Rin-


gen bestehen.

BE Kohlenwasserstoff
mit einem Ring mit zwei Ringen
H H HH HH
H_/ \_H NZ N,/
ae H\ zer a ‚H

H<c c-H HH ch
H
INN
C H H/
Sc N Pa
\c N „
<SH
a: Er Z
HH HH HH
Cyclopentan Decalin (Bicyclo-4,4,0-decan)

Einige der kettenförmigen Kohlenwasserstoffe und einige der gesättig- | Homologe Reihen
ten ringförmigen Kohlenwasserstoffe wie die Cycloalkane (/'S. 233) bil- treten auch bei orga-
den homologe Reihen. nischen Verbindun-
gen auf, die außer
Kohlenstoff und
Eine homologe Reihe ist eine Folge chemisch ähnlicher Verbindun- Wasserstoff weitere
gen, bei der sich zwei aufeinanderfolgende Glieder in der Reihe Elemente im Molekül
durch eine -CH,-Atomgruppe unterscheiden. Ähnliche Struktur- haben. So bilden z.B.
merkmale bedingen weitgehend übereinstimmende chemische Ei- Alkanale (5. 244)
genschaften. Unterschiedliche Molekülmassen führen zu abgestuft oder Alkansäuren
unterschiedlichen physikalische Eigenschaften. (75. 249) homologe
Reihen.

Einteilung der Kohlenwasserstoffe

kettenförmige Kohlenwasserstoffe ringförmige Kohlenwasserstoffe


(offenkettige, aliphatische, acyclische (cyclische Kohlenwasserstoffe)
Kohlenwasserstoffe)
ee]
gesättigt ungesättigt alicyclisch aromatische
Kohlenwasserstoffe
en
Alkane Alkene Alkine Cycloalkane Cycloalkene
224 6 Organische Verbindungen

6.1.2 Kettenförmige Kohlenwasserstoffe

Alkane

Alkane sind kettenförmige Kohlenwasserstoffe, deren Kohlenstoff-


atome ausschließlich durch einfache Atombindungen (Einfachbin-
dungen) miteinander verknüpft sind. Alle anderen Bindungen sind
mit Wasserstoffatomen besetzt.

Alkane bilden eine homologe Reihe mit der allgemeinen Summenformel


CnHan+2-
Die ersten vier Alkane der homologen Reihe sind bei Raumtemperatur
gasförmig, n-Pentan bis n-Heptadecan sind flüssig und alle höheren fest.
Die flüssigen Alkane besitzen einen typischen Benzingeruch.
Alkane sind in Wasser unlöslich, weil die Moleküle unpolar sind und mit
Wassermolekülen nur schwache Wechselwirkungen eingehen. Dafür lö-
sen sich Alkane hervorragend in unpolaren Lösungsmitteln wie Toluen.

Homologe Reihe der Alkane mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen


Name Summenformel |; vereinfachte Strukturformel und Siedetemperatur
Kalottenmodell in °C

Methan CH, CH, -161,5

Ethan OH CH3-CH3 -88,6

Propan Cz3Hg CH3-CH3-CH3 -42,2

n-Butan C4H4o CH3-CH,-CH3-CH3 -0,5

n-Pentan C;H4> CH3-CH3-CH»-CH>-CH3 36,1

Einige Reaktionen von Alkanen

[] Methan und
Sauerstoff bilden im Aufgrund der starken unpolaren Atombindungen in den Molekü-
Verhältnis 1:2 ein len sind Alkane relativ reaktionsträge. Bei ausreichender Aktivie-
leicht entzündliches, rung reagieren sie jedoch mit Sauerstoff (Redoxreaktion) und mit
explosives Gemisch, Halogenen (Substitutionsreaktion).
das „schlagende Wet-
ter”, z.B. in Kohle-
gruben, verursachen
kann. Auch die Abspaltung von Wasserstoff (Eliminierung) in Gegenwart eines
Katalysators ist eine mögliche Reaktion.
6.1 Kohlenwasserstoffe 225

Verbrennung (Redoxreaktion): u Auf der exother-


men Verbrennung
vollständige Verbrennung der Alkane beruht
CH4 + 2 O, =—_— CO, + 2 H,O
ihre hauptsächliche
Verwendung als
Energieträger in
unvollständige Verbrennung (Rußbildung bei Sauerstoffmangel)
Kraftstoffen, Erdgas
CH4 + O, — (C+2 H,O
oder Heizöl.

Reaktion mit Halogenen (Substitutionsreaktion nach Aktivierung


durch Licht):

HHHHH HHH HH
a a | — — Licht LE =
H-C-C-C-C-C-H + IBr-BrI > H-C-C-C-C-C-Bril + H-Brl
a =. III T ii
HHHHH HHH HH

Pentan Brom (Br,) 1-Brompentan Bromwasser-


stoff (HBr)

Dehydrierung (Eliminierung)

HHHH HH H
u Kat. I |
Nr
HH H H HH
Butan But-2-en

Name Eigenschaften Vorkommen | Verwendung [DJ viele Pflanzen


Methan | farblos, geruch- |- iinErdgas | - als Heizgas oder nutzen höhere
| los, gasförmig, undGru- | Stadtgas Alkane zum Aufbau
| : i n einer Schutzschicht.
brennt mit bengas - in der chemischen : . on
sch Elanch ims f Industrf Herstel Äpfel sind mit einem
| schwach leuch- - im Sumpf- ndustrie zur Herstel- Gemisch vort Alkanen
| tender Flamme, gas lung von Kohlen- mit 27 bis 29 Koh-
\ in Wasser schlecht stoffmonooxid, lenstoffatomen im
löslich, bildet mit Wasserstoff, Ruß (für Molekül überzogen,
, Luft explosive Kautschukindustrie Kohlblätter mit dem
| Gemische und Farbenindustrie) kettenförmigen
- als Ausgangsstoff Alkan mit 29 Kohlen-
für verschiedene stoffatomen. Diese
Synthesen wasserunlöslichen
BEER | u BE y Alkane setzen die
Ethan | farblos, brennbar, | - im Erdgas | - als Heizgas Verdunstung herab.
, geruchlos, gas- - in Abgasen | - zur Herstellung von Auch Bienenwachs
ı förmig, in Wasser der Erdöl- Ethen enthält hochmoleku-
ı schlecht löslich verarbei- lare Alkane.
| tung
Propan | farblos, brennbar, _- im Erdgas | - als Rohstoff für die
und | geruchlos, gas- - in Abgasen Petrochemie
Butan | förmig, in Wasser der Erdöl- | - als Heizgas
| schlecht löslich verarbei- - als Treibmittel für
tung Aerosole
226 6 Organische Verbindungen

Alkene

Ü Das Vorliegen von Alkene sind kettenförmige Kohlenwasserstoffe, die in ihrem Mo-
Mehrfachbindungen
kann mit der Baeyer-
lekül neben Einfachbindungen auch mindestens eine Doppelbin-
Probe nachgewiesen dung zwischen zwei benachbarten Kohlenstoffatomen enthalten.
werden (/5. 353). Alkene gehören zu den ungesättigten Kohlenwasserstoffen.

Alkene sind ungesättigte Kohlenwasserstoffe. Sie bilden eine homologe


Reihe mit der allgemeinen Summenformel C„H>n-

Homologe Reihe der Alkene mit 2 bis 5 Kohlenstoffatomen


Name Summenformel | vereinfachte Strukturformel und Siedetemperatur
Dun. lee il a Le RE Ba 7 nn

en Cha CH3=CH, 103,7

an CzHe CH3-CH=CH, _477

en C4Hg CH3-CHz-CH=CH, 65

Pent-1-en C5H4o CH3-CH>-CH7-CH=CH> 30,0

Wichtige Alkene

Name Eigenschaften Verwendung


Ethen | farblos, bildet mit Luft | - zur Herstellung von Kunst-
| explosive Gemische, | stoffen (Polyethylen, PVC),
‚ leicht süßlicher Geruch, | Lösungsmitteln (Ethanol) und
‚ gasförmig, in Wasser fast | Klebstoffen
ı unlöslich, brennbar | - in der pharmazeutischen
| Industrie
, - in der Lebensmittelindustrie
' zum Nachreifen von Obst
Propen | farblos, gasförmig, in - als Brenngas (Flüssiggas)
| höherer Konzentration - zur Kunststoffherstellung
narkotisierend, brennbar, (Polypropylen)
in Wasser nicht löslich - zur Benzinherstellung
- als Ausgangsstoff für die
chemische Industrie
Buten farblos, gasförmig, - zur Herstellung von Kunst-
brennbar, in Wasser nicht stoffen, Synthesekautschuk
löslich und anderen Verbindungen
6.1 Kohlenwasserstoffe 227

Einige Reaktionen von Alkenen

Die typische Reaktion der Alkene ist die Additionsreaktion


(75. 278).

1. Addition von Wasserstoff (Hydrierung)

u H H HH
\ / Kat. |
c=C + H-H —— H-C- = H
/ \
H H H H
Ethen Ethan

2. Addition von Wasser (Hydratisierung) Ü Als Katalysator


wirkt bei dieser
= H H H n HN hi Reaktion das Proton
\ C=C-C-H
| | + —
H-0-H Kat. H-C-C-C-H (Wasserstoff a oder
7 | = I 11 Hydronium-Ion)
H H H OHH einer Säure, z.B. der
Propen Propan-2-ol Schwefelsäure.

3. Addition von Halogenen


> Bei der Reaktion
= H H H H von Ethen mit Brom
cC=C + IBr-Bri —_— H-C-C-H entfärbt sich das
/ \ cz ı braune Reaktionsge-
H H
IBRILBFI misch (5. 353).
Ethen 1,2-Dibromethan

4. Addition von Halogenwasserstoff

= H H H H
\u _ Il
c=C + H-Cli — H-C-C-H
EN z Il
HH H cl!
Ethen Chlorethan
(EthylIchlorid)

= HH
MH „ Kat. Il
n cC=C _—— c-Cc
/ \ |
H H HH ni

Ethen Polyethen u Polyethylen


(Polyethylen) (PE /S. 273) ist ein
wichtiger Kunststoff,
der sehr gut verformt
werden kann. Er wird
Die Polymerisation kann über unterschiedliche Verfahren erfolgen. Je
z.B. als Folie für die
nach Reaktionsbedingungen und Struktur der Ausgangsstoffe (Mono-
Lebensmittelverpa-
mere) können stark verzweigte kettenförmige Makromoleküle oder ckung genutzt.
auch kaum verzweigte Makromoleküle entstehen.
228 6 Organische Verbindungen

Alkine

[I Alkine bilden Alkine sind kettenförmige Kohlenwasserstoffe, die in ihrem Mo-


eine homologe Reihe
mit der allgemeinen
lekül neben Einfachbindungen auch mindestens eine Dreifachbin-
Summenformel dung: zwischen zwei benachbarten
: Kohlenstoffatomen enthalten.
Harz: Alkine gehören zu den ungesättigten Kohlenwasserstoffen.

Ausgewählte Alkine
Name | Summenformel | vereinfachte Strukturformel und Siedetemperatur
| Kalottenmodell in °C
Ethin | =C_
(Acetylen) GH5 | H-C=C-H 83,6
|
Propin | CzHa CH;-C= CH -27,5

But-1-in CyHe CH=C-CH,-CH, 18,0

But-2-in CaHe CH,-C=C-CH, 27,2

Einige Reaktionen von Alkinen

m In Carbidlam-
pen, die früher in i Die typische Reaktion der Alkine ist die Addition.
den Bergwerken
zur Beleuchtung
eingesetzt wurden,
Addition von Wasserstoff (Hydrierung)
wurde Calciumcarbid
Die Hydrierung erfolgt in Gegenwart eines Katalysators (z.B. Platin
mit Wasser versetzt.
Dabei entsteht u.a. oder Nickel). Sie verläuft über die Stufe der Alkene zu den Alkanen.
Ethin. Das Ethin
verbrennt mit dem m
Sauerstoff der Luft CH=CH + H—H Be CH,=CH,
und spendet Licht.
Ethin Ethen
Die Umsetzung von
Calciumcarbid mit
Wasser wird auch zur CH,= CH, + HH a, CH,— CH,
Darstellung von Ethin
Ethen Ethan
im Labor genutzt.

2. Addition von Wasser (Hydratisierung)


Diese Reaktion verläuft katalytisch bei Anwesenheit von Quecksilber-
Ionen in Schwefelsäure.

=
_ Doy#
H-C=C-H + H-Ö-H
° — Kat.oe H-c-c"
C
n 8
Ethin Ethanal
6.1 Kohlenwasserstoffe 229

3. Addition von Halogenen (Halogenierung mit Brom oder Chlor)


Die Reaktion erfolgt in mehreren Stufen und kann durch Katalysato-
ren (z.B. Metallhalogenide) beschleunigt werden. Zuerst entstehen
Halogenalkene, die zu Halogenalkanen weiterreagieren können.

H H
CH=CH + 1Br-Brı
<=
u
Kat.
>c=c/ 1,2-Dibrom-
.

2. ıBrı iBrı ethen


Ethin
= H ıBri IBrı
x 2 - 0 — Kat. Il 1,1,2,2-Tetra-
„ec + IBr-Bı ——- H-C-C-H bromethan
ıBr! iBrı a
IBrı IBrı
1,2-Dibromethen

4. Addition von Halogenwasserstoff (Hydrohalogenierung)

u H IBri H
| = H\ Il
H-C=C-C-H + H-Bri —— C=C-C-H
| = H“ I
H H

Propin 2-Brompropen

IBriH H IBriH
u a _ I
„e=C-C-H + H-Br — HESEZSCH
H | | |
H H Br H

2-Brompropen 2,2-Dibrompropan

Ethin (Acetylen)

Ethin wird heute hauptsächlich aus Methan (Erdgas) hergestellt.


1500°C Ethin wird in
2CHy GH + 3H3 Stahlflaschen mit
gelbem Anstrich in
Ethin wird hauptsächlich als Brenngas zum Schweißen und in der chemi- Ateton/Kieselgur
gelöst aufbewahrt.
schen Industrie zur Herstellung anderer organischer Stoffe genutzt.

Eigenschaften Verwendung
- farblos, gasförmig, narko- | - zum autogenen Schwei-
tisch wirkend, etherischer Ben und Schneiden im
Geruch, brennt mit hell Gemisch mit Sauerstoff
leuchtender Flamme, gut | - als Ausgangsstoff für
wasserlöslich Synthesen von Vinyl-
- verflüssigtes Ethin explo- chlorid, Butan-1,4-
diert bei Stoß oder beim diol, Vinylacetat und
Erhitzen Acrylsäure, die u.a. zur
- explosiv im Gemisch Kunststoffherstellung
mit Luft und Sauerstoff benötigt werden
(Acetylen-Knallgas)
230 6 Organische Verbindungen

Isomerie von Kohlenwasserstoffen

Isomere sind chemische Verbindungen mit gleicher Summenfor-


mel, aber unterschiedlicher Struktur.

[DJ Isomere ähneln Die unterschiedliche Struktur der Moleküle führt zu unterschiedlichen
sich mehr oder physikalischen und chemischen Eigenschaften der Stoffe.
weniger in ihren Es werden zwei Hauptformen der Isomerie unterschieden, die Konstitu-
Eigenschaften. Die tionsisomerie (Strukturisomerie) und die Stereoisomerie.
Unterschiede in
den Eigenschaften
hängen u. a. davon Konstitutionsisomere (Strukturisomere) sind Verbindungen mit
ab, welche Form der gleicher Summenformel, aber unterschiedlicher Verknüpfung der
Isomerie vorliegt. Atome im Molekül.

Beispiele sind alle verzweigten und unverzweigten Kohlenwasserstoffe


gleicher Summenformel. Diese Form der Konstitutionsisomerie wird
auch Kettenisomerie genannt.

EM n-Butan i-Butan (Methylpropan)


(„Normal”-Butan) („Isomer”-Butan; vereinfacht /so-Butan)
HHH H HH H
Il Il
H-C-&-0-CH H-C-C-C-H
II l |
HHH H H H
H-C-H
9,=-0,5°C Summenformel: C,Hyo H 9,=-11,8 °C

Eine andere Form ist die Doppelbindungsisomerie, bei der sich die Iso-
mere nur durch die Lage der Doppelbindung im Molekül unterscheiden.

mM But-1-en But-2-en
HH H HH HH
H a
=C=C=C=H H-C-C=C-C-H
H/ 1 2 1314 11 2 3 14
H H H H
09, =-6,3 °C Summenformel: C,H 0,=3,7°C

[Bei den Verbin- Stereoisomere sind Verbindungen mit gleicher Konstitution, aber
dungen mit funk- unterschiedlicher räumlicher Anordnung der Atome im Molekül.
tionellen Gruppen
(75. 237 ff.) gibt es
noch weitere Formen
Zur Steroisomerie gehört u.a. die cis-trans-Isomerie, die an Molekülen
der Isomerie organi-
mit Doppelbindungen auftritt.
scher Verbindungen.

EM cis-But-2-en (Z-But-2-en) trans-But-2-en (F-But-2-en)


He a
H,c” \cH, He? Sy

09, =3,7°C Summenformel: C,Hg 9, =0,9°C


6.1 Kohlenwasserstoffe 231

Nomenklatur kettenförmiger Kohlenwasserstoffe

Die Wortstämme der Verbindungen entsprechen der Anzahl der Kohlen- > Früher wur-
stoffatome in der Molekülkette. den organische
Die Endungen kennzeichnen den Bindungsgrad in der Molekülkette. Verbindungen
mit Trivialnamen
bezeichnet. Später
Anzahl der Kohlenstoffatome und Benennung
wurde eine syste-
1 C: Meth- 6 C: Hex- 11 C: Undec- 16 C: Hexadec- matische Namens-
2 C: Eth- 7 €: Hept- 12 C: Dodec- 17 C: Heptadec- gebung notwendig.
3 C: Prop- 8 C: Oct- 13 C: Tridec- 18 C: Octadec- Die heute gültigen
4.C: But- 9C: Non- 14 C: Tetradec- 19 C: Nonadec- Regeln wurden von
der IUPAC ausgear-
5 C: Pent- 10 C: Dec- 15 C: Pentadec- 20 C: Eicos-
beitet. Die nebenste-
hende Nomenklatur
Mi n n n 4 H Pentan besitzt fünf Kohlenstoffatome im Molekül. entspricht diesen
IUPAC-Regeln.
Tas
HHH HH

Endung Bindungsgrad Beispiel


Name Formel
-an nur Einfachbindungen zwischen Ethan H H
den Kohlenstoffatomen H-C-C- H
1
HH

en mindestens eine Doppelbindung | Ethen HH


zwischen zwei Kohlenstoffatomen ec
| H H

-in | mindestens
eine Dreifachbindung | en
zwischen zwei Kohlenstoffatomen Ethn H-C=C-H

Ab einer Anzahl von vier Kohlenstoffatomen wird auch die Lage der
Mehrfachbindung mit arabischen Ziffern angegeben.

EB HH HH Doppelbindung am 2. Kohlenstoffatom: Pent-2-en > Für die Anzahl


I 1 |
der Bindungen oder
ae Seitenketten gilt:
H HH H
di-
PwhN

tri-
Bei verzweigten kettenförmigen Kohlenwasserstoffen wird der Grund- tetra-
name von der längsten unverzweigten Kette im Molekül (Wortstamm penta-
-vonoaavuı

und Endung) abgeleitet. Der Name der Seitenkette ergibt sich aus dem hexa-
Wortstamm des Kohlenwasserstoffrests mit der Endung -yl (Alkylrest). hepta-
octa-
| nona-
längste Kette: mit 5 Kohlenstoffatomen
-Pentan 0 deca-
Alkylrest: -methyl
Position: am 2. Kohlenstoffatom
2-Methylpentan (2-Monomethylpentan)
232 6 Organische Verbindungen

Kohlenwasserstoffe mit mehreren Doppelbindungen im Molekül

Es gibt auch Ver- Neben Molekülen, die nur eine Doppelbindung enthalten, gibt es auch
bindungen mit mehr Verbindungen mit zwei oder mehreren Doppelbindungen. Sie werden
als einer Dreifachbin- als Diene oder Polyene bezeichnet. Je nach Lage der Doppelbindungen
dung im Molekül. werden verschiedene Verbindungstypen unterschieden.
Moleküle mit zwei
Dreifachbindungen Anordnung der EuRbelDIndungen
heißen z.B. Diine.
Die Doppelbindun- Die Doppel- und | Die Doppelbindun-
gen liegen unmittel- ı Einfachbindungen ‚ gen sind durch mehr
bar nebeneinander ‚ wechseln sich ab, sie ‚ als eine Einfachbin-
und haben somit ein ‚ alternieren. ı dung voneinander
gemeinsames Kohlen- | | | getrennt.
stoffatom. | |
kumulierte Doppel- ‚ konjugierte Doppel- | isolierte Doppelbin-
bindungen ‚ bindungen ungen
Propa-1,2-dien | Penta-1,3-dien | Hexa- 1 5- dien.

| H HH j HH H
H\ ‚H IH Il IH ‚H
G=c=C | C=C-C=C-C-H| C=C-C-C-C=C
H’ “H ' H/ | | H/ a a
H H | HH H

Wichtige Diene und Polyene


Die Diene Butadien und Isopren sind wichtige Ausgangsstoffe für die
Synthese von Kautschuk, z. B. für Autoreifen. Isopren ist darüber hinaus
Baustein einiger Naturstoffe.
So lassen sich beispielsweise die polyenen Terpene vom Isopren ableiten.
Sie treten u.a. als Pflanzeninhaltsstoffe auf. Zu den Terpenen gehören
etherische Öle, Harze, Farbstoffe, Milchsäfte oder Bitterstoffe.
Du Der natürliche Auch Carotinoide gehören zu den Polyenen. Das ß-Carotin ist als Pro-
Farbstoff ß-Carotin vitamin A bekannt. Carotinoide besitzen eine große Bedeutung für die
ist ein Polyen. Gesundheit des Menschen. Sie kommen beispielsweise in Lachs, Möhren
und Paprika vor.

Wichtige Diene Eigenschaften Verwendung


|
Buta-1,3-dien - farbloses, leicht zu , - zur Herstellung ver-
| .
verflüssigendes Gas | schiedener Arten von
H\ 1 JH '- in Alkohol und | Synthesekautschuk
De C= an Ether gut löslich | - zur Herstellung von
|
H - sehr reaktionsfreu- |' Kunststoffen
‚dig (Polymerisation)
2-Methylbuta-1,3- | - farblose, ölige Flüs- | - zurır Herstellung ı von
dien (lsopren) | sigkeit \ Synthesekautschuk
H - polymerisiert sehr | —- Baustein vieler
Un c- e_ ei ' langsam | Naturstoffe (Natur-
Hl “Ho \ kautschuk, Terpene,
HS ZH | ' Carotinoide)
6.1 Kohlenwasserstoffe 233

6.1.3 Ringförmige Kohlenwasserstoffe

Cycloalkane

Cycloalkane sind ringförmige Kohlenwasserstoffe, deren Kohlen- > Ringförmige


Kohlenwasserstoffe
stoffatome ausschließlich durch Einfachbindungen verknüpft sind.
mit mindestens einer
Doppelbindung im
Molekül gehören zu
Die Cycloalkane bilden eine homologe Reihe mit der allgemeinen Sum-
den Cycloalkenen.
menformel C„Hzn- Die Namen der Cycloalkane werden aus den Namen
der entsprechenden Alkane und der Vorsilbe Cyclo- gebildet.
In ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften ähneln die Cyclo-
alkane den entsprechenden Alkanen.

BE Strukturformeln einiger Cycloalkane:


u Die Kohlenstoff-
H H H H H H . h atome des Cyclo-
\r 1 HÖE _ cH H ‚c H
c H-C-C-H / \ >C CL hexanmoleküls sind
HC/ >- CH Il HC C-H Ai
H\ ı /HH nicht in einer Ebene,
\ H-C-C-H H/ N c 7 \H HEN _ Ay
sondern räumlich
H H H a Br
HH HH angeordnet. Dabei
gibt es verschiedene
Cyclopropan Cyclobutan Cyclopentan Cyclohexan
Möglichkeiten der
Anordnung der
Cyclohexan - ein wichtiger Vertreter der Cycloalkane Atome im Raum.

Eigenschaften Vorkommen Verwendung


\
- farblos - in Erdöl | - als Lösungsmittel für Fette,
— flüssig | Harze, Wachse
— leicht brennbar | - zur Herstellung von Adipin-
— benzinähnlicher säure und Caprolactam
Geruch \ - als Ausgangsstoff zur Produk-
| tion von Perlon und Nylon

Aromatische Verbindungen

Di Aromatische Ver-
Aromaten sind ringförmige, ungesättigte organische Verbindun- bindungen wurden
gen, die ein besonders stabiles Elektronensystem aufweisen. ursprünglich aus
Pflanzen gewonnen
und erhielten ihren
Namen wegen des
Die auch als Arene bezeichneten aromatischen Kohlenwasserstoffe ha- angenehmen „aro-
ben in ihrem Molekül nur Kohlenstoff- und Wasserstoffatome. Andere matischen” Geruchs,
Aromaten enthalten noch weitere Atome, z.B. Sauerstoff- oder Stick- z.B. Vanillin.
stoffatome, in ihren Molekülen (5. 235).
Da die aromatischen Ringsysteme sehr stabil sind, ist die bevorzugte
Reaktionsart die Substitution. Besondere Bedeutung haben die aroma-
tischen Verbindungen, die sich vom Benzen (Benzol) ableiten. Sie sind
wichtige Ausgangsstoffe für die chemische Industrie.
234 6 Organische Verbindungen

Benzen

[ Benzen wurde
1825 erstmals aus Benzen (Benzol) ist der bekannteste aromatische Kohlenwasser-
Kokereigas isoliert. stoff. In seinem Molekül sind sechs Kohlenstoffatome und sechs
Heute werden aro- Wasserstoffatome in einem Ring miteinander verbunden. Die Sum-
matische Kohlenwas- menformel lautet CgHe.
serstoffe meist aus
Steinkohlenteer oder
aus Erdöl gewonnen.
Nach dieser Summenformel gehört Benzen zu den ungesättigten Koh-
lenwasserstoffen. Es geht jedoch nicht die für Alkene und Alkine typi-
schen Additionsreaktionen ein (/S. 278).
Stattdessen ist Benzen ähnlich reaktionsträge wie die Alkane. Erst nach
ausreichender Aktivierung bzw. in Gegenwart von Katalysatoren sind
Substitutionsreaktionen möglich (5. 277).

Struktur
Cyclohexa- Die ungewöhnlichen Eigenschaften des Benzens sind auf die besondere
1,3,5-trien Molekülstruktur zurückzuführen, an deren Aufklärung die Chemiker im
19. Jahrhundert jahrelang forschten.

Erst 40 Jahre nach der Entdeckung des Benzens entwickelte ERNST AU-
GUST VON KEKULE (1829-1896) eine Ringstruktur mit drei konjugierten
Doppelbindungen, die die Bindungsverhältnisse annähernd korrekt be-
schreibt. Er vermutete, dass diese Doppelbindungen hin- und herschwin-
gen und deshalb zwei gleichwertige mesomere Grenzstrukturen des
Benzenmoleküls existieren.

Cyclohexa- Diese Oszillationstheorie entwickelte ERICH HÜCKEL (1896-1980) weiter.


2,4,6-trien Auf der Grundlage theoretischer Betrachtungen erkannte er, dass sich
oberhalb und unterhalb des Benzenmoleküls sechs ungepaarte Elektro-
nen frei bewegen. Sie bilden ein delokalisiertes Elektronensextett, das
durch einen Ring in der vereinfachten Strukturformel bzw. im Molekül-
symbol dargestellt wird.

Strukturformel Strukturformel Schematische Dar-


(von KEKULE) (heutiger Stand) stellung (Symbol)

CL
h
c Sa 2 Fe
h
€ NSrr
|
vr
HSc-
I Il

4
SE
nee
I |
Ö
| |
H H
Die Kohlenstoff- Im Innern des Ben- An den sechs Eck-
[Ü Benzen wird
atome im Benzenring zenrings bilden ins- punkten befinden
häufig auch Benzol
genannt, obwohl das sind abwechselnd gesamt sechs Außen- sich Kohlenstoff-
Molekül keine Hydro- durch Einfach- und elektronen der sechs atome. Das Elektro-
xylgruppe enthält. Doppelbindungen Kohlenstoffatome ein nensextett wird durch
miteinander ver- | stabiles Sextett. einen Kreis im Innern
knüpft. gekennzeichnet.
6.1 Kohlenwasserstoffe 235

Eigenschaften und Verwendung des Benzens

Eigenschaften Vorkommen Verwendung


- farblos, flüssig - im Erdöl = Ausgangsstoff in der
- charakteristischer, aromati- | - entsteht in geringen chemischen Industrie,
scher Geruch Mengen bei der unvoll- z.B. für Farbstoffe, Insek-
- brennt mit stark rußender ständigen Verbrennung tizide und pharmazeuti-
Flamme organischer Stoffe, z.B. sche Präparate
- mit den meisten organi- beim Tabakrauchen und für die Herstellung
schen Lösungsmitteln (Ether, Räuchern von Kunststoffen, z.B.
Alkohole, Aceton) beliebig ‚ - entsteht in größeren Polystyren, Synthesekau-
mischbar ' Mengen bei der Verko- tschuk und Polyamiden
- giftig und krebserregend kung von Steinkohle

Chemische Reaktionen
HÜCKEL wies nach, dass das Benzenmolekül durch die Delokalisierung [ Auch Phenol
der Elektronen energetisch stabilisiert wird. Auf dieser sogenannten Me- (7/5. 243 ff.) und
someriestabilisierung beruht die Reaktionsträgheit des Benzens und der Anilin (/$. 248)
anderen aromatischen Verbindungen. sind Derivate des
Benzens.
Aus dem gleichen Grund sind am Benzen hauptsächlich Substitutions-
reaktionen möglich. Beim Austausch eines Wasserstoffatoms gegen an-
dere Atome oder Atomgruppen bleibt der stabile aromatische Zustand
erhalten. Durch Substitution lassen sich verschiedene Abkömmlinge (De-
rivate) des Benzens herstellen.

EB Nitrierung des Benzens (vereinfacht):

©
Kat.
+ HNO, —— (O)- NO, + H,0
Benzen Nitrobenzen

Abkömmlinge des Benzens

Name und Formel Eigenschaften Verwendung


Toluen (Toluol; Methyl- | farblos, flüssig, brennbar, als Lösungsmittel für La-
benzen) | aromatischer Geruch, wenig cke, Fette, Öle
wasserlöslich, gut in organi- Ausgangsstoff für Synthe-
(O)- ch; schen Lösungsmitteln löslich sen von weiteren Aroma-
ten
Nitrobenzen (Nitrobenzol) gelblich, flüssig, riecht nach als Lösungsmittel
Bittermandeln, kaum wasser- zur Herstellung von Anilin
(O)-no, löslich, sehr giftig für Farbstoffe und Harze

Styren (Styrol, Vinylbenzen) farblos, flüssig, erstarrt schon zur Herstellung von Poly-
bei Zimmertemperatur (unter styrol als Plastwerkstoff
(O)- ch =CH, Lichteinfluss) zu einer glasarti- und als Schaumstoff
gen Masse (Polystyrol) zur Herstellung von Syn-
thesekautschuk
Überblick

Kohlenwasserstoffe

= Kohlenwasserstoffe sind unpolare organische Verbindungen, deren


Moleküle ausschließlich Kohlenstoff- und Wasserstoffatome enthalten.
Die Atome sind durch Atombindungen miteinander verknüpft.

Kohlenwasserstoffe (Elemente: C, H)
]
f 1
kettenförmig ringförmig
|

gesättigt ungesättigt alicyclisch aromatisch


(nur Einfachbindungen (mindestens eine Mehrfach- (z.B. Cycloalkan) (z.B. Benzen)

Ss
zwischen C-Atomen) bindung zwischen C-Atomen)

| men
Alkane Alkene Alkine
(Einfachbindung) (Doppelbindung) (Dreifachbindung)

Kettenförmige Kohlenwasserstoffe

= Alkane, Alkene und Alkine bilden homologe Reihen, deren Glieder


sich um jeweils eine -CH,-Gruppe unterscheiden und ähnliche Eigen-
schaften aufweisen. Aus der Zunahme der Molekülmassen resultieren
abgestufte Unterschiede in den physikalischen Eigenschaften.

Stoffgruppe Alkne Akne Aline


Strukturmerk- | nur Einfachbin- | eine Doppel- eine Dreifach-
mal dungen bindung bindung
Summenformel | C„Han+2 C„H3n CHsn->2
typische Reak- | Oxidation, Oxidation, Oxidation,
tion Substitution, Addition, Addition
Eliminierung Eliminierung
Beispiel Ethan Ethen Ethin
OH CH | CH>

Aromatische Kohlenwasserstoffe

©
Benzen C,H,
= Aromatische Kohlenwasserstoffe sind ringförmige ungesättigte or-
ganische Verbindungen. Sie sind besonders stabil, weil die Moleküle ein
sehr stabiles Elektronensystem aufweisen. Aromatische Verbindungen
gehen bevorzugt Substitutionsreaktionen ein.

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6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 237

6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen

6.2.1 Grundlagen

Funktionelle Gruppen sind Atome oder Atomgruppen in den Mo- Zu Verbindungen


lekülen organischer Verbindungen. Sie bestimmen die chemischen mit der gleichen
und physikalischen Eigenschaften der Stoffe funktionellen
Gruppe, die sich nur
in der Kettenlänge
des Alkylrests unter-
Das Reaktionsverhalten von Molekülen mit der gleichen funktionellen
scheiden, bilden eine
Gruppe ist für alle Verbindungen ähnlich. So reagieren alle Carbonsäu- homologe Reihe.
ren in gleicher Weise, z.B. mit unedlen Metallen oder mit Carbonaten.

BE 2R-COOH + Na —- 2R-COONa + HT

2R-COOH + CaCO; —- (R-COO),.Ca + H5O + CO,T

Das gilt prinzipiell auch für die physikalischen Eigenschaften. So weisen u Neben den
Alkansäuren höhere Siedetemperaturen auf als Alkanole ähnlicher Ket- Summenformeln
tenlänge und diese wiederum höhere als Alkanale. und Strukturformeln
Allerdings ändern sich die physikalischen Eigenschaften mit der Größe dienen Kalotten- und
Kugel-Stab-Modelle
und Verzweigung der Moleküle. Mit wachsender Kettenlänge des Alkyl-
zur vereinfachten
rests steigen die Siede- und die Schmelztemperatur der Verbindungen Darstellung von Mo-
schrittweise an. Dagegen nimmt die Löslichkeit in Wasser ab. lekülstrukturen.

Um die Strukturen organischer Moleküle und damit auch der funktionel-


len Gruppen vereinfacht darzustellen, wurden unterschiedliche Modelle
entwickelt. Welches der Formeln bzw. Modelle benutzt werden, richtet
sich nach dem Informationsgehalt, den das Modell liefert.

Darstellungsform Beispiel Merkmale und Informationsgehalt


I| Die Summenformel gibt nur die qualitative und
quantitative atomare Zusammensetzung des
Summenformel | C3HgO
Moleküls an. Sie enthält aber keine Information
|
' zur Struktur des Moleküls bzw. der Verbindung.
Aus der vereinfachten Strukturformel lassen
sich ebenfalls Aussagen zur Zusammensetzung
vereinfachte der Verbindung ableiten. Zudem werden bei
| CH3 - CH, - CHO
Strukturformel dieser rationellen Darstellung wichtige Bin-
dungen und funktionelle Gruppen im Molekül
gezeigt.
In der vollständigen Strukturformel werden
HH ol alle Bindungen zwischen den Atomen, freie
RR ur
vollständige Elektronenpaare und funktionelle Gruppen an-
Strukturformel HH us, gegeben. Trotzdem sind die räumliche Struktur
(LEWIS-Formel) HH und die realen Bindungswinkel aufgrund der
zweidimensionalen Darstellung nicht erkenn-
bar.
238 6 Organische Verbindungen

Stoffklasse funktionelleGup
pe | — Beispiel
Name Formel Bezeich- Name und Struktur- Formel
nung formel
Halogen- Halogenid -F Halogen- | Bromethan CHHsBr
kohlenwas- | (Halogen- -Cl (Ethylbromid)
serstoffe atom) -Br H H
= H-C-C-Bri
(Hal) a

Alkohole Hydroxyl- -OH -ol Ethanol (Ethylalkohol) C>5H50H


gruppe in
H-0-0-0-H
HH

Phenole Hydroxyl- -OH Hydroxy- | Hydroxybenzen (Phenol) | C5;H5OH


gruppe Ö _O-H

Aldehyde |Aldehj- | -CHO | -al Ethanal (Acetaldehyd) | CH3CHO


gruppe | „O'
H=C=C
Wo H

Ketone Ketogruppe fe -on Propan-2-on (Aceton) (CH3)zCO


i H © H
oO I
H-C-C-C=H
H H

Ether Ethergruppe | -O- -ether Diethylether (C3H5)0

Inn
ee HH HH

Amine Amino- -NH, -amin Ethylamin (Aminoethan) | CaH5NH>


gruppe A a „N

H-C-C-NI
II O.N
HH H
Carbon- Carboxyl- -COOH | -säure Ethansäure (Essigsäure) | CH3COOH
säuren gruppe Hs
| „O
H-C-C_
mn SH
Carbon- Estergruppe |-COOR | -ester Methansäuremethylester HCOOCH3
ester 7% H
| |
H=C-0-CH
H
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 239

6.2.2 Halogenkohlenwasserstoffe (Alkylhalogenide)

Halogenkohlenwasserstoffe sind organische Verbindungen mit


Halogenatomen im Molekül.

Die Halogenalkane leiten sich von den Alkanen ab. Dabei sind ein oder [Ü] Die sehr giftigen
mehrere Wasserstoffatome durch ein Halogenatom ausgetauscht. und krebserregen-
Sie sind meist Zwischenprodukte in organischen Synthesen. Verbindun- den Dioxine können
gen mit niedriger Anzahl an Kohlenstoffatomen im Molekül werden beim Verbrennen von
Chlorkohlenwasser-
häufig als Lösungsmittel verwendet.
stoffen entstehen.
Halogenalkene und Halogenalkine sind ungesättigt, sie besitzen Doppel-
oder Dreifachbindungen. Die aromatischen Halogenkohlenwasserstoffe
nennt man Halogenarene (Arylhalogenide).

Ei Halogenkohlenwasserstoffe:
Chlormethan (Methylchlorid) CH3CI
Dichlormethan (Methylenchlorid) CH,Cl
Trichlormethan (Chloroform) CHCIz
Tetrachlormethan (Tetra) CCl,
Chlorethen (Vinylchlorid) CHCI=CH>

Herstellung von Halogenkohlenwasserstoffen: © Früher wurden


1. Reaktion von Alkanen mit Halogenen Fluorchlorkohlenwas-
serstoffe als Treib-
gase in Sprühflaschen
a H-C
N +
=
(dA
Licht

IC
H-C-Äl
\ +
bzw. in Kühlaggre-
gaten verwendet.
| = l
H Heute weiß man,
dass die leicht
flüchtigen FCKW für
2. Reaktion eines Alkohols mit einem Halogenwasserstoff die Zerstörung der
Ozonschicht maßgeb-

H-C
N + HE —
'
HA +
lich verantwortlich
sind. Deshalb wurden
die FCKW durch
| l
H andere Treibgase
ersetzt oder die Tech-
nik auf Pumpsprays
3. Addition eines Halogenwasserstoffs an ein Alken umgestellt.

Nc=C +. Hd — H-C-CcH
Wi
/ \ Zi
HH Hd
Halogenkohlenwasserstoffe wurden wegen ihrer flexiblen Eigenschaf-
ten und preiswerten Synthese jahrelang vielfältig im Alltag genutzt, z.B.
als Insektizide, Treibgase und Kühlmittel.
Heute wissen wir von der gesundheitsschädlichen und umweltschädigen-
den Wirkung der meisten Halogenkohlenwasserstoffe. Deshalb ist ihre
Verwendung heute größtenteils verboten bzw. stark eingeschränkt.
240 6 Organische Verbindungen

6.2.3 Alkohole und Phenole

Alkohole

I Für einwertige Alkohole sind organische Verbindungen mit einer oder mehreren
Alkanole gilt die all-
Hydroxylgruppen im Molekül. Von den Alkanen abgeleitete Alko-
gemeine Summenfor-
hole mit einer Hydroxylgruppe heißen Alkanole.
mel: C„H3n420-

Nach der Anzahl der funktionellen Gruppen werden die Alkohole in


zwei Klassen eingeteilt.

Einwertige Alkohole besitzen nur eine Hydroxylgruppe im Molekül.


Mehrwertige Alkohole besitzen mindestens zwei Hydroxylgruppen im
Molekül. Die Gruppe der einwertigen Alkohole kann noch nach der Stel-
lung der Hydroxylgruppe in primäre, sekundäre und tertiäre (tert.-) Al-
kohole unterteilt werden.

Einwertige und mehrwertige Alkohole

einwertig mehrwertig
primär 1
sekundär tertiär |
1

! a Ba: EL:
|
HH H I
|
i I
H-C-C-C-0-H H O1 H H 01 H | H-C-C-H | H-C- C= C-H
Il | ee H-e>C>C H
|
10| ı0|
|
|
|
IOI 101 IOI
HH H | | I Il
HH H H | H | HH OH HH
| H-C=H |
H | |
Propan-1-ol , Propan-2-ol 2-Methylpropan- | Ethan-1,2-diol | Propan-1,2,3-triol
(n-Propanol) , (Isopropanol) 2-ol (tert.-Buta- _ (Ethylenglycol) ‚ (Glycerol, Glycerin)
L | nol) |

Einwertige Alkohole

1. Methanol (Methylalkohol, Carbinol, Holzgeist 75. 313)


Formeln:
H

lı _
H-C-0-H CH; —OH CH,OH CH,O
H

Eigenschaften: Methanol hat eine Siedetemperatur von 64,7°C und


[ Eine Vergiftung eine Dichte von 0,791 g/cm?. Es ist eine farblose, giftige, mit Was-
mit Methanol führt ser und einigen organischen Lösungsmitteln mischbare Flüssigkeit.
in kleinen Mengen Metanol brennt mit blassblauer Flamme.
zur Erblindung, in Verwendung: Methanol dient als Lösungsmittel und Kraftstoffzusatz
größeren zum Tode.
sowie als Ausgangsstoff zur Synthese von Methanal (Formaldehyd),
Essigsäure, Methylhalogeniden und anderen Chemikalien.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 241

2. Ethanol (Ethylalkohol, Alkohol, Weingeist 75. 314)


Formeln:

:
H-C-C-0-H CH,-CH,-OH C,HsOH C,H,O
HH
Eigenschaften: Ethanol hat eine Siedetemperatur von 78°C und eine [Ü Die alkoholische
Dichte von 0,785 g/cm?. Es ist eine farblose, gesundheitsschädliche, Gärung erfolgt
mit Wasser und einigen organischen Lösungsmitteln mischbare Flüs- unter anaeroben
sigkeit. Es brennt mit blassblauer Flamme. Bedingungen, d.h. S
Verwendung: Ethanol wird zur Herstellung von Farben, pharmazeu- UNter Ausschluss von
. i . Sauerstoff. Deshalb
tischen Präparaten, als Kraftstoffzusatz und in der Medizin zur Kon- wird der Weinballon
servierung anatomischer Präparate verwendet. Ein großer Teil des mit einem mit Wasser
durch Gärung gewonnenen Ethanols dient zur Herstellung alkoho- gefüllten Gärröhr-
lischer Getränke. chen verschlossen.
Alkoholische Gärung: Einige Bakterien sind in der Lage, Glucose in
Abwesenheit von Sauerstoff mithilfe von Enzymen zu Ethanol zu
vergären. Bei der biochemischen Reaktion wird Glucose schrittweise
unter Abgabe von Kohlenstoffdioxid zu Ethanol abgebaut.

(Enzyme)
CH 205 2C,H,OH + 2CO,

Dabei wird Energie frei, die in Form von Adenosintriphosphat (ATP)


gespeichert wird. In Gegenwart von Sauerstoff bildet sich bei der Gä-
rung sehr leicht Essigsäure als Oxidationsprodukt des Ethanols.

3. Propanole
Propan-1-ol (n-Propano!):
Formeln:
CH3-CH3-CH,-OH C3H7OH Cz3HgO
Eigenschaften: Propan-1-ol hat eine Siedetemperatur von 97,2°C
und eine Dichte von 0,804 g/cm?. Es ist eine farblose, angenehm rie-
chende, brennbare, gesundheitsschädliche Flüssigkeit.
Verwendung: Propan-1-ol wird als Lösungsmittel verwendet.

Propan-2-ol (Ilsopropanol):
Formeln:
CH3-CH(OH)-CH3 C3H,OH C3HgO

Eigenschaften: Propan-2-ol hat eine Siedetemperatur von 82,4°C


und eine Dichte von 0,785 g/cm?. Es ist eine farblose, angenehm rie-
chende, brennbare, gesundheitsschädliche Flüssigkeit.
Verwendung: Propan-2-ol wird als Lösungsmittel, in Kraftstoffen ge-
gen Vergaservereisung und als Ausgangsstoff für die Acetonherstel-
lung verwendet.
242 6 Organische Verbindungen

4. Butanole
Die unterschiedlichen Butanole zeigen, dass die physikalischen Eigen-
schaften auch von der Struktur des Alkylrests im Molekül beeinflusst
werden.

systematir_ Butan-1-ol Butan-2-ol . 2-Methyl- 2-Methyl-


scher Name propan-1-ol propan-2-ol
Strukturfor- HHHH | HH HH H | H
meln | ı_ | II Tl | |
. H-C-C-C-C-Ö-H | H-C-C-C-C-H H-C-H H-C-H
ausführlich | | Il HILH H |
HH HH HH 101 H | In
I H-C-C-C-0-H | HO-C-0-H
In I |
HH H H
HSCH
H

vereinfacht CH3-CH>-CH>-CH3-OH | CH3-CH3-CH(OH)-CHz3 | CH3-CH(CH3)-CH3OH | CH3-CH3C(CHz)-OH


Siede-
117,5°C 99,5°C 108,4°C 82,5°C
temperatur |
Schmelz-
-90°C -115°C -108°C | 25,4°C
temperatur

Eigenschaften und Verwendung: Butan-1-ol ist nur begrenzt mit


Wasser mischbar. Es dient als Lösungsmittel für Harze und Nitrolacke.
2-Methylpropan-1-ol (Ilsobutanol) kommt in den giftigen Fuselölen
vor.

Mehrwertige Alkohole

u Cholesterol 1. Ethan-1,2-diol (Ethylenglykol, Glykol)


(Cholesterin) ist aus Formeln:
Sicht der funktio- HO-CH>-CH,-OH C,Hy4(OH)> C5H£0>
nellen Gruppe ein
Alkohol, wird aber zu
Eigenschaften: Ethan-1,2-diol hat eine Siedetemperatur von etwa
den Steroiden oder
197°C und eine Dichte von 1,113 g/cm?. Es ist eine farblose, gesund-
Lipiden gerechnet.
Es ist eine lipophile heitsschädliche Flüssigkeit.
(fettliebende) Sub- Verwendung: Ethan-1,2-diol wird als Frostschutzmittel für Motoren
stanz. Gleichzeitig (Glysantin) und zur Synthese von Kunststoffen (Polyester) genutzt.
ist sie hydrophob
(wasserabweisend). Propan-1,2,3-triol (Glycerol, Glycerin)
Ein hoher Choleste- Formeln:
rinspiegel im Blut
HO-CH>-CH(OH)-CH,-OH C3H5(OH)z C3HgO3
erhöht die Gefahr
eines Herzinfarkts.
Eigenschaften: Propan-1,2,3-triol hat eine Schmelztemperatur von
20°C und eine Dichte von 1,223 g/cm’?. Es ist eine farblose, ölige, stark
wasseranziehende Flüssigkeit.
Verwendung: Propan-1,2,3-triol ist Bestandteil aller Fette und Öle
(75. 259). Die Verbindung selbst wird als Bremsflüssigkeit, Frost-
schutzmittel in Kraftfahrzeugen, zur Herstellung von Kunststoffen,
und Sprengstoffen, z.B. Nitroglycerin, sowie als Feuchthaltemittel in
der Kosmetik-, Tabak- und Lebensmittelindustrie verwendet.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 243

Phenole

Phenol:
Phenole sind aromatische Verbindungen, bei denen mindestens CgH5OH
ein Wasserstoffatom am Benzenring durch eine Hydroxylgruppe
OH

O
ersetzt ist.

Im Unterschied zu den Alkoholen ist die Hydroxylgruppe nicht an einen Resorcin:


kettenförmigen Alkylrest, sondern direkt an ein Kohlenstoffatom des CgH4(OH)>
aromatischen Benzenrings gebunden.
OH
In wässrigen Lösungen reagieren Phenole sauer, da von der funktionel-
len Hydroxylgruppe der Phenole ein Wasserstoff-Ion abgespalten wer-
den kann. In der Reaktion mit Protonenübergang entstehen Phenolat- OH
Anionen und Hydronium-lonen.
+
Hydrochinon:
_ ar „N = „H
CgH4(OH)>
O)-5-H + O-5 + |H-0|

Q
H H OH

Phenolmolekül Wassermolekül Phenolat-Ion Hydronium-lIon

EM Vertreter der Phenole: OH

Phenol (Hydroxybenzen, Hydroxybenzol)


Phenol bildet farblose Kristalle mit typischem Geruch, die in Wasser
wenig, aber in Ethanol gut löslich sind. Es ist giftig und wirkt ät-
zend.

1,3-Dihydroxybenzen (1,3-Dihydroxybenzol, Resorcin) ist farblos, ge-


ruchlos, kristallin, wasserlöslich und wirkt verdünnt desinfizierend, in
höheren Konzentrationen ist es giftig.

1,4-Dihydroxybenzen (1,4-Dihydroxybenzol, Hydrochinon) wurde in


der klassischen Fotografie als Entwickler benutzt.

Verwendung von Phenolen BE Phenole sind


Ausgangsstoffe
Leime und Lacke für die Herstellung
Phenoplaste Phenolharze fotografische Entwickler vieler organischer
Verbindungen, die
Polykondensation von Einsatz mehrwertiger
‚Phenol mit Methanal _ Phenole beispielsweise in
Arzneimitteln, Farb-
a eh) stoffen, Sprengstof-
fen und Holzschutz-
Chemiefasern ae Farbstoffe mitteln Anwendung
finden.
Polyamide, z.B. Phenolsulfonsäuren
_Perlon® als Ausgangsstoff

Pharmazeutika
Phenol als Ausgangsstoff,
z.B.
für Synthese von Salicylsäure
244 6 Organische Verbindungen

6.2.4 Aldehyde und Ketone

Aldehyde

Aldehyde sind organische Verbindungen mit einer Aldehydgruppe


im Molekül. Die Aldehydgruppe hat die Formel -CHO.

Typisch für die Aldehydgruppe ist ihre reduzierende Wirkung. Aldehyde


reduzieren die Silber-Ionen der ammoniakalischen Silbernitratlösung zu
elementarem Silber. Ein Silberspiegel entsteht. Mit fehlingscher Lösung
reagieren Aldehyde zu rotem Kupfer(l)-oxid (5. 352).

[Ü Für Alkanale gilt Als Alkanale bezeichnet man die Aldehyde, die sich von den Alka-
die allgemeine Sum- nen ableiten.
menformel: C„H3nO.

u Man spricht von Alkanale bilden eine homologe Reihe, in der besonders Methanal und
einer reduzierenden Ethanal bedeutsam sind.
Wirkung, wenn ein
Stoff Elektronen ab- Methanal und Ethanal als Vertreter der Alkanale
gibt. Dabei wird der
Stoff selbst oxidiert. Sl Methanal | Ethanal
Der Reaktionspartner
scher Name |
nimmt Elektronen Trivialname Formaldehyd | Acetaldehyd
auf und wird redu-
ziert (5. 136). I „H | H JH
Men EI=e | H-C-C,
0) | H| oO!

| CH3-CHO
Modell |

[ Benzaldehyd Eigenschaf- - farblos, stechend \ - farblos, stechend rie-


ist der einfachste ten riechend, gasförmig, chend, flüssig, leicht
aromatische Aldehyd, wasserlöslich flüchtig (Sdp.: 21°C
eine farblose, nach
- sehr giftig, krebserre- — leicht entzündlich,
bitteren Mandeln
gend brennt mit blass leuch-
riechende, ölige
Flüssigkeit. In der - denaturiert Eiweiß tender Flamme
Lebensmittelin- - giftig, krebserregend
dustrie wird der Verwen- - Konservieren von Tier- — Ausgangsstoff für ver-
Stoff als Zusatzstoff
dung präparaten schiedene Produkte
(Bittermandelaroma)
- Herstellung von Kunst- (Ethanol, Ethansäure,
eingesetzt.
stoffen Kunstharze)
- Bindemittel für Holz- - als Trockenspiritus
spanplatten
- Desinfektionsmittel |
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 245

Ketone

Ketone sind organische Verbindungen mit dem Element Sauerstoff


im Molekül. Sie besitzen die Ketogruppe als funktionelle Gruppe.

Im Unterschied zu den Aldehyden befindet sich statt des Wasserstoff-


atoms der Aldehydgruppe am Kohlenstoffatom ein zweiter organischer
Rest. Sind die beiden Reste gleich, handelt es sich um ein symmetrisches
Keton.
Die Aldehyd- und die Ketogruppe zeigen ein sehr ähnliches Reaktions-
verhalten. Deshalb fasst man beide als Carbonylgruppe zusammen. Alle
Reaktionen an der Carbonylgruppe finden am Kohlenstoffatom statt.
Die Reaktionen der Ketone ähneln denen der Aldehyde, es gibt aber
auch deutliche Unterschiede. Ketone können z.B. nicht oxidiert und des-
wegen auch nicht mit fehlingscher Lösung nachgewiesen werden.

Alkanone werden kettenförmige Ketone genannt, die sich von den Für Alkanone
Alkanen ableiten. gilt die gleiche allge-
meine Summenfor-
mel wie für Alkanale:
CnH>nO.
Niedermolekulare Ketone sind wasserlösliche, oft angenehm riechende
Flüssigkeiten. Höhermolekulare Ketone sind fest. Viele Ketone sind
häufig nur als Zwischenprodukte in der pharmazeutischen Industrie von
Interesse.
Der bekannteste Vertreter der Ketone ist das Aceton (Propanon).
Formeln:

H-C-C-C-H CH,-CO-CH,
| |
H H

Eigenschaften: Aceton (Propanon) hat eine Siedetemperatur von 56°C


und eine Dichte von 0,791 g/cm?. Es ist eine farblose, brennbare, mit
Wasser und organischen Stoffen mischbare Flüssigkeit mit typischem Ge-
ruch.
Verwendung: Aceton (Propanon) dient als universelles Lösungsmittel
und ist Bestandteil von Farben, Fleckentfernern und Klebstoffen. In der
Industrie dient es als Ausgangsstoff für verschiedene organische Synthe-
sen.
Herstellung: Aceton kann durch das Hock-Verfahren aus aus Benzen und
Propen oder durch katalytische Dehydrierung (/S. 279) von Isopropanol
hergestellt werden.

EM Synthese von Aceton aus Propan-2-ol:

oo
H-C-C-C-H Kal
oh
H-C-C-C-H + HH
| | | |
HH H HH
Überblick

Alkohole, Aldehyde und Ketone

= Alkohole sind Sauerstoffabkömmlinge (Derivate) der kettenförmigen


und gesättigten ringförmigen Kohlenwasserstoffe, deren Moleküle
mindestens eine Hydroxylgruppe enthalten.

= Alkanole sind Sauerstoffabkömmlinge der Alkane. Unverzweigte ein-


wertige Alkanole mit einer endständigen Hydroxylgruppe bilden eine
homologe Reihe der allgemeinen Summenformel C„H3n+10H.
Mehrwertige Alkohole wie Propan-1,2,3-triol (Glycerol) enthalten meh-
n rere Hydroxylgruppen.

‚Alkohol Methanol Es Ethanol Propan-1-o)l Propan-1,2,3-triol


CH30H CH50H C3H7OH Cz3H5(OH)z

ı - unvollständige Oxidation zu Aldehyden oder Carbonsäuren


- vollständige Oxidation (Verbrennung) zu Kohlenstoffdioxid und Wasser
- Veresterung mit Carbonsäuren

m Phenole sind aromatische Verbindungen, die mindestens eine Hydro-


xylgruppe am Benzenring tragen. Sie gehören nicht zu den Alkoholen.

m Aldehyde und Ketone sind unterschiedliche Sauerstoffabkömmlinge


(Derivate) der Kohlenwasserstoffe, die eine Aldehydgruppe bzw. eine
Ketogruppe im Molekül enthalten. Aufgrund ihrer unterschiedlichen
funktionellen Gruppen unterscheiden sie sich in ihren Eigenschaften.

ialdehyde 2 .000.0.20.2...ıKelone,

Methanal (Formaldehyd) Propanon (Aceton)

Ä | H-CHoO CH,-CO-CH,
; Entstehung . 5 durch Oxidation primärer Alkohole | durch Oxidation sekundärer Alkohole
Eigenschaft I - verbrennen vollständig zuKoh- | - verbrennen vollständig zu Kohlen-
en . lenstoffdioxid und Wasser stoffdioxid und Wasser
- stark reduzierende Wirkung —- keine reduzierende Wirkung
ı- häufig giftig oder krebserregend | - chemisch relativ beständig

Wissenstest 6B auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 247

6.2.5 Ether

Ether sind organische Verbindungen mit dem Element Sauerstoff


im Molekül. Bei der Ethergruppe befindet sich das Sauerstoffatom
zwischen zwei Kohlenstoffatomen.

Ether haben die allgemeine Formel R'-O-R?. Die Bezeichnungen R' und Ü Mit dem Symbol
R? stehen für organische Reste. Das können sowohl beliebige Alkylreste „R” wird hier ein
(von Alkanen stammend) als auch Arylreste sein, die von Aromaten stam- organischer Rest be-
men. Sind beide Reste gleich, spricht man von symmetrischen Ethern. Es zeichnet, bei dem das
erste Atom nach der
gibt auch cyclische Ether, z.B. Tetrahydrofuran.
Bindung immer ein
Ether können durch Kondensation (5. 277) zweier Alkoholmoleküle in Kohlenstoffatom ist.
Gegenwart eines Katalysators entstehen.

EM Bildung von Diethylether aus zwei Molekülen Ethanol:

HH HH HH HH
II _ N Kat. a a _..
H-C-C-0-H + H-0-C-C-H = H-C-C-0-C-C-H+ H-0-H
I 1 | | I 1
HH HH HH HH

Eine Bildung von Ethern kann auch aus einem Alkohol und einem ande-
ren organischen Molekül erfolgen, z.B. einem Halogenalkan.

E Bildung von Ethylphenylether aus Phenol und Monochlorethan:


H H 1 Hi
|
o-H + IE-Cc-C-H —— O-C-C-H + H-Cl
©-28 \ — II © I | —
HH HH

Die Dämpfe von niedermolekularen Ethern sind leicht entflammbar, mit (3 Butanol und
Luft bilden Etherdämpfe hochexplosive Gemische. Ether sind hervorra- Diethylether sind
gende Lösungsmittel für Fette und Harze. Verwendung finden sie des- Isomere. Obwohl
sie die gleiche Sum-
halb vor allem als Lösungs- und Extraktionsmittel. Höhere Ether dienen
menformel C4H}00
auch als Weichmacher für Kunststoffe.
haben, sind sie von
der Struktur, und
BE Diethylether wird oft auch vereinfacht nur als Ether daraus resultierend,
bezeichnet. Er ist eine farblose, leicht bewegliche in den chemischen
Flüssigkeit. Seine Siedetemperatur beträgt nur und physikalischen
34,5°C. Eigenschaften, völlig
Früher wurde Diethylether als Narkosemittel ver- unterschiedliche
wendet. Wegen der Nebenwirkungen ist der Ether Verbindungen.
aber heute als medizinisches Narkosemittel nicht
mehr zugelassen.
Das berühmte Hausmittel „Hoffmanns Tropfen”
enthält pflanzliche Wirkstoffe gelöst in Ether und
Ethanol. Es hilft bei Schwächeanfällen und wirkt
krampflösend.
248 6 Organische Verbindungen

6.2.6 Amine

Amine sind organische Verbindungen mit dem Element Stickstoff


im Molekül. Sie besitzen die Aminogruppe mit der Formel -NH3 als
funktionelle Gruppe.

I Es gibt auch Verbindungen mit einer Aminogruppe im Molekül kommen in der Natur
Amine, bei denen das häufig vor. So erfüllen Amine u.a. wichtige Aufgaben bei der Reizleitung
Stickstoffatom der (Histamin) oder bei der Blutdruckregulierung (Adrenalin) im Organis-
funktionellen Gruppe mus. Außerdem tragen Aminosäuremoleküle, die Bausteine der Eiweiße
mit zwei oder drei
neben der Carboxylgruppe mindestens eine Aminogruppe.
organischen Resten
verbunden ist. Im
Stresshormon Adre-
u Verbindungen mit Aminogruppe im Molekül
nalin sind am Stick-
stoffatom nur noch verein- y H | H COOH
ein Wasserstoffatom, fachte \ \ N
IN-C,H IN IN-C-H
aber zwei organische Struktur- H
„025 H
/ <O) lu
ı H H
Reste gebunden. formel |
Name Ethylamin Phenylamin | Aminoethansäure
(Anilin) | (Glycin)

Amine reagieren in wässrigen Lösungen basisch, da an die Aminogruppe


ein Proton angelagert werden kann. Durch die Reaktion mit Protonen-
übergang entstehen Hydroxid-lIonen und organische Ammonium-lonen.

N A
+ A
Da
——

O-N Io —
H + IO-H
2= ——

H H H
Anilin Wasser- Anilium- Hydroxid-
molekül molekül Kation Anion

Ein technisch bedeutsames Amin ist das aromatische Anilin (Phenylamin).


Trotz seiner Giftigkeit ist es ein wichtiges Zwischenprodukt für organische
Synthesen.

ih
U wie HO
\
Indigo H :

Kunststoffe

Il z.B. Polyurethane
Dapson® oder Anilinharze
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 249

6.2.7 Carbonsäuren

Carbonsäuren sind organische Verbindungen, die mindestens eine


Carboxylgruppe mit der Formel -COOH als funktionelle Gruppe
besitzen.

Carbonsäuren können eine oder mehrere Carboxylgruppen im Molekül | Für Alkansäuren


haben. Monocarbonsäuren besitzen eine, Dicarbonsäuren zwei und Tri- gilt die allgemeine
carbonsäuren drei Carboxylgruppen. Summenformel:
C„H3nO>-
Alkansäuren sind Carbonsäuren mit einer Carboxylgruppe, die sich
von einem Alkan ableiten.

Carbonsäuren zeigen ähnliche chemische Eigenschaften wie anorgani-


sche Säuren. In wässriger Lösung dissoziieren sie in Säurerest-lonen und
Wasserstoff-Ionen (Protonen), die mit Wassermolekülen Hydronium-
Ionen bilden. Die Wasserlöslichkeit der Carbonsäuren nimmt mit der
Kettenlänge ab.

Namen und Formeln einiger Alkansäuren


Name ausführliche | vereinfachte Anzahl der | Name des
(Trivialname) Strukturformel ' Strukturformel C-Atome Säurerest-lons
Methansäure öl | H-COOH 1 Methoanat-
(Ameisensäure) H-c’ | Ion
O-H | (Formiat-Ion)

Ethansure HCC 2 Ethanoat-Ion


(Essigsäure) | H-e-c? | (Acetat-Ion)
H O-H
ee en m sem
Propansäure | HH 5 CH3-CH,-COOH 3 Propanoat-lon
(Propionsäure) | u_c.c-c? | (Propionat-
hm SH | on
een [een lan en
Butansäure HIHI CH3-(CH5)„-COOH 4 Butanoat-lo
(Buttersäure) Fr el Ba | (Butyrat-Ion)
I I5_ | |

Hexadecansäure HH) 5 CH3-(CH>)14-COOH | 16 | Hexadeca-


(Palmitinsäure) „Lei? | | noat-Ion
li Su | ' (Palmitat-Ion)
H n | |
Octadecansäure H{H) | CH3-(CH3)16-COOH | 18 | Octadecanoat-
(Stearinsäure) a el | | Ion
Il Söo_y | ‚ (Stearat-Ion)
HIHI, = | |
ah van
250 6 Organische Verbindungen

Weitere typische El Dissoziation einer Alkansäure:


Reaktionen der
Alkansäuren sind | pe] (H,O) | pe
die Veresterung H-C-C = H-C-C + H*
| No | No _
(75. 252) sowie
die Reaktionen mit
unedlen Metallen Ethansäure Acetat-lon Wasserstoff-Ion
und Carbonaten
(7/5. 253).
Mit Basen findet eine Neutralisationsreaktion (//S. 148) statt. Dabei ent-
stehen Salze der organischen Säuren und Wasser.

EM Neutralisationsreaktion einer Alkansäure mit einer Base:


H = H =

HCC + Na! + OH” —— HCC + Na* + H,O


|
H
5
O-H H* H
Ol-
OI

Ethansäure Natriumhydroxid Natriumacetat Wasser

u Ameisen produ- Wichtige Alkansäuren


zieren Ameisensäure,
die sie beim Biss 1. Methansäure (Ameisensäure):
absondern. Legt Eigenschaften: Methansäure ist eine farblose, stechend riechende,
man angefeuchtetes
stark ätzende, brennbare, gut mit Wasser und organischen Lösungs-
Indikatorpapier auf
mitteln mischbare Flüssigkeit. Es ist die stärkste Monocarbonsäure.
einen Ameisenhau-
fen, färbt es sich rot. Verwendung: Methansäure wird zum Imprägnieren, Beizen (Textil-
und Lederindustrie), als Entkalkungs- und Desinfektionsmittel ver-
wendet.

2m Essigsäure ist 2. Ethansäure (Essigsäure):


die wichtigste der Eigenschaften: Ethansäure ist eine farblose, stechend riechende, mit
Monocarbonsäuren. Wasser und organischen Lösungsmitteln gut mischbare Flüssigkeit.
Wasserfreie Essig- Verwendung: Sie wird in der Lebensmittelindustrie als Speiseessig, in
säure wird als Eisessig
Färbereien sowie als Lösungs- und Entkalkungsmittel eingesetzt.
bezeichnet.

3. Propansäure (Propionsäure):
Eigenschaften: Propansäure ist eine farblose, stechend riechende,
mit Wasser und organischen Lösungsmitteln gut mischbare Flüssig-
keit.
Verwendung: Propansäure dient als Konservierungsmittel, weil sie
hemmend auf das Wachstum von Schimmelpilzen wirkt. Zudem
wird sie zur Herstellung von Lösungsmitteln, Riechstoffen und
Pflanzenschutzmitteln genutzt.

4. Butansäure (Buttersäure):
Eigenschaften: Butansäure ist eine farblose, ölige, unangenehm rie-
chende, gut mit Wasser und organischen Lösungsmitteln mischbare
Flüssigkeit. Sie wird beim Ranzigwerden der Butter frei und ist im
Schweiß enthalten.
Verwendung: Butansäure wird zur Herstellung von Lösungsmitteln,
Geschmacks- und Riechstoffen verwendet.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 251

Andere Carbonsäuren

(Die Abkömm-
Alkandisäuren sind Carbonsäuren mit zwei Carboxylgruppen im linge der Carbon-
Molekül. Sie leiten sich von Alkanen ab. säuren werden als
Carbonsäurederivate
bezeichnet. Die
Carbonsäureamide,
Alkandisäuren gehören zu den Dicarbonsäuren. Es sind farblose, kristal-
-ester und -thio-
line Substanzen. ester kommen in
der Natur häufig vor
Wichtige Alkandisäuren und haben auch im
menschlichen Stoff-
1. Oxalsäure findet man als Säure in der Natur häufig, z.B. in Rhabarber, wechsel eine große
Spinat, Sauerklee oder in Rüben. Calciumoxalat, das Salz der Oxal- Bedeutung.
säure, kommt im Blut und Harn des Menschen und vieler Säugetiere
COOH
vor. Die Säure wird als Hilfsmittel in der Färberei, zur Herstellung |
blauer Tinte und als Bleichmittel für Stroh und Holz verwendet. COOH
Oxalsäure
(Ethandisäure)
Malonsäure ist in der Natur nur sehr wenig verbreitet. Sie wird für die
COOH
Synthese vieler organischer Verbindungen eingesetzt, z.B. Ketone, I
Ester oder Aromastoffe. CH,
COOH

Bernsteinsäure ist Bestandteil unreifer Früchte und von Pilzen. Sie Malonsäure
(Propan-1,3-disäure)
kommt aber auch in Bernstein und anderen fossilen Harzen vor. Im
Stoffwechsel tritt sie bei der Zellatmung auf. Bernsteinsäure dient COOH
I
zur Herstellung von Farbstoffen und pharmazeutischen Präparaten,
die Ester werden als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzt.
| 2

COOH
Carbonsäuren mit weiteren funktionellen Gruppen Bernsteinsäure
(Butan-1,4-disäure)
Neben der Carboxylgruppe können Carbonsäuren auch weitere funktio-
nelle Gruppen im Molekül enthalten. Carbonsäuren mit Hydroxylgruppe
heißen Hydroxycarbonsäuren. Sind eine oder mehrere Aminogruppen
gebunden, handelt es sich um Aminosäuren (/75. 254).

Hydroxycarbonsäuren [ Lebensmittelzu-
satzstoffe werden
HO\ „01 HO\ „I HO\ „01 HO\ „01

S 5
mit E-Nummern
gekennzeichnet.
HO-C-H HO-C-H HO-C-H H-C-H 5, Carbonsäuren als
N
H-C-H H-C-H H-C-OH HO-C-C\ Konservierungsstoffe
| I I | sind häufig. Dazu
H cN C
IN
H-c-n
| gehören z.B. E236
IO OH IO OH (Ameisensäure), E260
IN (Essigsäure), E270
IO OH
(Milchsäure) und
Milchsäure Äpfelsäure Weinsäure Citronensäure E330 (Citronensäure).
(2-Hydroxy- (2-Hydroxy- (2,3-Dihydroxy- (3-Carboxy-
propansäure) butan-1,4-disäure) butan-1,4-disäure) 3-hydroxypentan-
1,5-disäure)
Namen der Säuerest-lonen
Lactat-lon Malat-lon Tartrat-Ion Citrat-lon
252 6 Organische Verbindungen

6.2.8 Ester (Carbonsäureester)

Ester sind Verbindungen, die aus organischen oder anorganischen


Säuren und Alkoholen unter Wasserabspaltung entstanden sind.
Die Esterbildung wird als Veresterung bezeichnet.

EZ Die Veresterung Bei der Veresterung einer organischen Säure und eines Alkohols reagie-
ist eine Gleichge- ren die Hydroxylgruppe und die Carboxylgruppe miteinander. Aus diesen
wichtsreaktion. Um funktionellen Gruppen wird Wasser abgespalten.
sie möglichst weit
auf die Seite des
Mil Reaktion von Ethansäure mit Ethanol - Veresterung:
Esters zu verlagern,
muss entweder der A OI . H nl Veresterung a „2
Ester oder das Wasser H-C-C Bo--c-H = H-c-c
dem Gleichgewicht | I 1 |
H HH H
entzogen werden.

Ethansäure Ethanol Ethansäureethylester \Wasser

Die Molekülreste von Alkohol und Carbonsäure sind über das Sauerstoff-
atom über eine Esterbindung verknüpft. Der Ester wird benannt, indem
man zuerst den Namen der Säure, z.B. Ethansäure, angibt und dann die
Bezeichnung des Alkylrests, z.B. -ethyl, mit der Endung -ester anfügt.
Die Rückreaktion, also die Spaltung des Esters mittels Wasser (hydrolyti-
sche Spaltung) in eine Säure und den Alkohol, nennt man Hydrolyse.

Mi Spaltung von Essigsäuremethylester - Hydrolyse:


H Ha
| „9 Bi Hydrolyse „9
H=C=C\ + => H-c-C

1
I
O-cH
A_r_
h I }

H
Ethansäure- Wasser Ethansäure Methanol
methylester

Zu Aspirin (Acetylsa- M Ester sind eine sehr vielfäl-


licylsäure) ist das am tige Stoffgruppe. In der Natur
häufigsten verwen- findet man sie z.B. in Früchten
dete Schmerzmittel
als natürliche Duft- und Aro-
(Analgetikum). Der
mastoffe. Natürliche Wachse,
Stoff hat außerdem
z.B. Bienenwachs, sind eben-
eine gerinnungs-
hemmende Wirkung falls Ester. Ester können auch
und dient daher zur industriell hergestellt werden.
Vorbeugung von Man setzt sie als Lösungsmit-
Embolien. Aspirin tel, Aromastoffe oder in der
ist gleichzeitig eine Parfümindustrie ein.
Benzoesäure und ein
Ethansäureester.
Auch im Stoffwechsel der Tiere und im menschlichen Körper spielen Ester
eine bedeutende Rolle. Fette (/S. 259 ff.) sind Gemische verschiedener
Ester des Glycerols (Glycerins) mit Carbonsäuren, die als Fettsäuren be-
zeichnet werden.
Überblick

Carbonsäuren und Ester

» Carbonsäuren sind organische Verbindungen, die mindestens eine


Carboxylgruppe im Molekül enthalten.

» Alkansäuren sind Carbonsäuren und Sauerstoffabkömmlinge


der Alkane. Die allgemeine Summenformel der Alkansäuren lautet
CnHan+1COOH. Alkansäuren mit einer endständigen Carboxylgruppe
bilden eine homologe Reihe.

Alkansäuren

(d-iuel0lg-e,

Carbonsäuren mit mehre- z.B. Milchsäure


ren funktionellen Gruppen CH3-CHOH-COOH

s» Aufgrund der Carboxylgruppe im Molekül gehen Carbonsäuren


folgende typische chemische Reaktionen ein:
saure Reaktion in wässriger X) Lösung

4 (H,O) > .
CHz=C r WO ...n ıchH..C + H30
N -H N
1O1

Salzbildungsreaktion (Beispiel Neutralisationsreaktion)

Ol Ol
” v
CH>C _| +H30* + Na* + OH” —— |CH-C | + Na* + 2H,0
LG:

FG
ıo

Zersetzung von Carbonaten

OÖ! O!
0 0
2 2. + 2H30” + CaCO, —— 2 ao + Ca?*+ 3H,O + CO,
+

sm Carbonsäureester entstehen durch Reaktionen von Carbonsäuren mit


Alkoholen. Bei der Kondensation wird Wasser abgespalten. Die Esterbil-
dung ist eine umkehrbare Reaktion. Die Rückreaktion heißt Hydrolyse.
ee
se e Alkohol Feen. 33: e Wasser

Ethansäure-
Ethansäure ı Ethanol Y Wasser “
77 ethylester

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254 6 Organische Verbindungen

6.2.9 Aminosäuren

[| Aminosäuren Aminosäuren sind organische Verbindungen mit mindestens zwei


sind farblose, relativ verschiedenen funktionellen Gruppen. Aminosäuremoleküle
hoch schmelzende enthalten mindestens je eine Carboxylgruppe und eine Amino-
Feststoffe. gruppe.

Als a-Aminosäuren (2-Aminosäu- Allgemeine Formel: «&-Aminosäure


ren) werden alle Aminosäuren
NH,: Aminogruppe
bezeichnet, bei denen sowohl die
Aminogruppe als auch die Carbo- COOH: Carboxyl-
gruppe
xylgruppe am 2. Kohlenstoffatom a
gebunden sind. „R” steht für einen R: Seitenkette
beliebigen organischen Rest.

[Der menschliche Einige ausgewählte Aminosäuren


Organismus kann nur
Glycin (Gly) Alanin (Ala) Cystein (Cys) Glutaminsäure (Glu) Tyrosin (Tyr)
einen Teil der benö-
tigten Aminosäuren
selbst herstellen.
Die anderen heißen H,ZN-C-H H,N-C-H H,N-C-H
essenzielle Amino-
säuren und müssen
mit der Nahrung auf-
genommen werden.

Aminosäuren reagieren aufgrund ihrer funktionellen Gruppen ähnlich


wie Carbonsäuren (/75. 249) und Amine (/S. 248). Je nach den funkti-
onellen Gruppen in der Seitenkette können weitere chemische Reaktio-
nen auftreten.
Typisch für fast alle Aminosäuren ist die Bildung von Carbonsäureamiden.
Dabei entstehen Peptidbindungen. Aus zwei einzelnen Molekülen ent-
stehen Dipeptide. Durch Verknüpfung vieler Moleküle bilden sich Poly-
peptide. Aus ihnen bilden sich Eiweiße.
© In der Natur In wässrigen Lösungen wandert das Wasserstoff-Ion (Proton) der Carbo-
kommen über 500 xylgruppe zur Aminogruppe. Die Aminosäure liegt dann als Zwitterion
verschiedene Ami- vor, das insgesamt neutral ist. Die negative Ladung an der Carboxylat-
nosäuren vor. Nur gruppe und die positive Ladung an der Ammoniumgruppe heben sich
22 von ihnen sind an
gegenseitig auf.
Aufbau der Eiweiße
lebender Organismen
Reaktion einer Aminosäure (Alanin in Wasser)
beteiligt. Sie werden
proteinogene oder
IO_ OH
biogene Aminosäu-
N

S
c H +
ren genannt. | „H
H-C-NI Ammoniumgruppe
| N
H-C-H H
| |
H H Zwitterion
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 255

6.2.10 Peptide und Eiweiße

Peptide sind Verbindungen, die durch die Reaktion mehrerer Ami-


nosäuren miteinander entstehen. Sie stellen die Grundlage der Ei-
weiße dar.

Bei der Kondensation zweier Aminosäuren entsteht unter Abspaltung [ÜÜ Die-COo-NH-
von Wasser ein Dipeptid. Es besteht aus zwei Aminosäureresten, die über Gruppe zwischen
eine Peptidbindung verbunden sind. zwei Aminosäure-
Bei der Kondensation können sich sowohl gleiche als auch unterschiedli- festen nennt man
che Aminosäuren zu Peptiden verbinden. die repäiigranpe:
Sie ist ein besonderes
ni 5: Strukturmerkmal der
N Hof In Peptide.
AETERHE-C
|
HR)
= +
O-HH H
R,, R, - Reste der Seitenketten Peptidgruppe

Da Peptidmoleküle ebenfalls über mindestens eine Carboxylgruppe und


eine Aminogruppe verfügen, können weitere Aminosäuren angelagert
werden. Durch mehrfache Kondensation entstehen kettenförmige Oligo-
oder Polypeptide (/ Tab.).
Durch Kondensation vieler Aminosäuren bilden sich makromolekulare
Strukturen. Diese stellen die Grundlage der Eiweiße (Proteine) dar, die
aus mehreren Polypeptidketten bestehen können. Aufgrund ihrer räum-
lichen Struktur (75. 256) üben Eiweiße wichtige Funktionen im Organis-
mus aus.
Obwohl nur die 22 biogenen Aminosäuren an der Synthese der mensch-
lichen Eiweiße beteiligt sind, ergeben sich daraus unzählige Kombi-
nationsmöglichkeiten. Bei einer Länge einer Polypeptidkette von 100
Aminosäuremolekülresten und 22 verschiedenen Aminosäuren können
theoretisch 22'% verschiedene Polypeptide entstehen.
Die richtige Reihenfolge der Aminosäuren aller körpereigenen Eiweiße
ist über die DNA im Genom verschlüsselt.

Peptid Beispiel
Dipeptid - Der Süßstoff Aspartam ist aus den Aminosäureresten der
2 Aminosäurereste im Molekül Asparaginsäure und des Phenylalanins aufgebaut.
Oligopeptid - Jenach Anzahl der Aminosäurereste heißen sie Di-, Tri-,
2-10 Aminosäurereste im Tetrapeptide usw.
Molekül - Das Gift des grünen Knollenblätterpilzes a-Amanitin ist
ein Octapeptid.
Polypeptid - Das Hormon Insulin ist ein Polypeptid mit 51 Aminosäu-
11-100 Aminosäurereste reresten im Molekül.
Eiweiß (Protein) - Das Bewegungsprotein Myosin ermöglicht die Kontrak-
mehr als 100 Aminosäurereste tion der Muskeln. Es besteht aus zwei Peptidketten mit
im Molekül je 2000 Aminosäureresten.
256 6 Organische Verbindungen

Struktur der Eiweiße

DI Erst in der
endgültigen Form Eiweiße sind aus Aminosäureresten aufgebaute komplexe makro-
erlangt das Eiweiß molekulare Verbindungen. Die jeweiligen Polypeptidketten sind
seine volle Wirksam- charakteristisch in mehreren Ebenen strukturiert.
keit im Organismus.

Die außerordentlich komplizierte Struktur der Eiweiße wird zur besseren


Übersicht modellhaft in vier Ebenen unterteilt.
U In einigen Fällen Die jeweiligen Polypeptidketten von Eiweißen unterscheiden sich durch
lagern sich mehrere ihre Primärstruktur. Diese wird durch die Art, Anzahl und Reihenfolge
Peptidketten zu ihrer Aminosäuren, die sogenannte Aminosäuresequenz bestimmt.
einem Eiweißmo-
An verschiedenen Stellen des Proteinmoleküls bilden sich Wasserstoff-
lekül zusammen.
brückenbindungen zwischen den -CO- und -NH-Gruppen der Peptid-
Die Wechselwirkun-
gruppen. Dadurch entsteht die Sekundärstruktur, die die räumliche
gen zwischen den
einzelnen Ketten Anordnung einzelner Abschnitte der Peptidkette beschreibt. Bei der
bestimmen die o-Helixstruktur sind die Polypeptidketten spiralförmig angeordnet. Eine
Quartärstruktur und ß-Faltblattstruktur bildet sich durch die Zusammenlagerung gestreckter
damit die Raumstruk- Peptidketten.
tur des gesamten Die Tertiärstruktur beschreibt den vollständig räumlichen Aufbau einer
Makromolekäüls. Polypeptidkette und wird u. a. durch Wasserstoffbrücken und Disulfid-
bindungen (Schwefelbrücken) stabilisiert.

__ Sekundärstruktur
Primärstruktur räumliche Anordnung innerhalb der Polypeptid-
eines Proteinmoleküls kette als Helix- oder Faltblattstruktur
- Aminosäuresequenz Br

a-Helix

Tertiärstruktur
räumliche
J Anordnung
(Schema)
Legende
“ Wasserstoff (H) & Sauerstoff (0)
© Kohlenstoff (C) & Rest
= ungeordnete
© Stickstoff (N) Bereiche
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 257

Eigenschaften der Eiweiße

Unter physiologischen Bedingungen (37°C, pH = 7) ist die Struktur der


Eiweiße sehr stabil. Sie ist aber empfindlich gegenüber einigen Umwelt-
einflüssen und wird durch Erhitzen, durch Kontakt mit Säuren, Schwer-
metallsalzen oder organischen Lösungsmitteln angegriffen.

Dabei werden speziell Wasserstoffbrücken- und andere Bindungen im


Makromolekül aufgebrochen. Dadurch wird die räumliche Anordnung
der Polypeptidketten zerstört und das Eiweiß biologisch inaktiv. Man be-
zeichnet diese unumkehrbare (irreversible) Zerstörung der Proteinstruk-
tur als Denaturierung.
Die Denaturierung von Eiweißen durch Hitzeeinwirkung hat jeder schon
beobachtet, wenn er sich verbrannt hat. Beim Braten eines Spiegeleis
nutzen wir die Denaturierung, um das Essen in eine appetitliche Form
zu bringen.
Durch die Magensäure werden mit der Nahrung aufgenommene Eiweiße [Ü Beim Eiweiß-
ebenfalls denaturiert. Auf diese Weise wird die Eiweißverdauung einge- nachweis durch die
leitet. Zusätzlich werden die Eiweißstrukturen eindringender Mikroorga- Xanthoproteinre-
aktion (/S. 355)
nismen zerstört und diese abgetötet.
erfolgt ebenfalls eine
Die Denaturierung von Eiweißen ist auch eine Ursache der Giftwirkung
Denaturierung.
von Schwermetall-Ionen. Sie bilden besonders mit Peptidgruppen und
Schwefelatomen stabile Verbindungen, sodass die denaturierten Eiweiße
ihre biologischen Funktionen nicht mehr erfüllen können.

Eiweiße sind unter physiologischen Bedingungen chemisch bestän-


dig. Unter Einwirkung von Hitze, Schwermetallsalzen, Säuren und
organischen Lösungsmittel erfolgt jedoch die Denaturierung.

BE Beim Dauerwellen von Haaren Ausschnitt aus der Struktur des Keratins (Schema)
laufen dagegen umkehrbare
chemische Reaktionen ab: Am
Aufbau der Haare sind Eiweiße i EA
En ; . Keratin- yo
beteiligt, die man Keratine Doppelhelix Ei
nennt. Keratine enthalten viele
Cysteinreste, die Schwefelbrü- ISI Disulfid-
cken (Disulfidbindungen) zu 'ıs) bindung
N
anderen Polypeptidketten aus-
CH,
bilden können. ER A
Durch reduzierende Chemi- silys
ar
kalien löst der Friseur die Di-
sulfidbindungen und bringt
das Haar in die gewünschte AS = Aminosäurerest
lockige Form. Anschließend fi-
xiert er die Dauerwelle, indem
er die Haare mit einem Oxida-
tionsmittel behandelt, sodass
sich neue Disulfidbindungen
bilden und die Locken formen.
258 6 Organische Verbindungen

Bedeutung der Eiweiße

© Mit der Nahrung Proteine sollen mindestens 12%


werden auch die unserer täglichen Nahrung ausma-
essenziellen Amino- chen. Eiweißreiche Nahrungsmit-
säuren zugeführt, tel sind Fisch, Fleisch, Sojabohnen,
die der Organismus
Eier, Milch und Käse.
nicht selbst herstellen
kann.
Die Eiweiße werden während des
Verdauungsvorgangs in Amino-
säuren aufgespalten. Über die
Darmzotten gelangen sie ins Blut
und werden zu den Zellen trans-
portiert.
Proteine sind die Grundbausteine aller Zellen. In den Ribosomen kann die
Zelle aus den verschiedenen Aminosäuren selbst körpereigene Eiweiße
herstellen. Dieser Vorgang wird als Proteinbiosynthese bezeichnet.

Funktionen im Organismus
[ Die Proteinbio- Eiweiße erfüllen eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen in lebenden
synthese ist eng mit Organismus. Danach unterteilt man die Eiweiße in sieben Gruppen.
der DNA verbunden.
Die DNA kodiert den Unterteilung der Eiweiße nach ihrer Funktion
Bauplan der kör-
pereigenen Eiweiße
durch Verschlüsse-
lung der Aminosäu-
resequenz. Mithilfe
einer anderen Nu-
cleinsäure, der RNA,
werden die Eiweiße
synthetisiert.

[Durch ihre Besonders wichtig ist ihre Funktion als Biokatalysatoren bzw. Enzyme
spezifische Wirkung (75. 129) oder als Strukturproteine (/5. 257).
steuern Enzyme prak-
tisch alle Stoffwech- M EinanderesBeispielistdas
Trans- ß,-Kette Hämgruppe ß,-Kette
selprozesse unter
portprotein Hämoglobin, das
physiologischen Be-
dingungen. Die hohe
im Blut der Wirbeltiere enthal-
Spezifität lässt sich ten ist. Die kugelförmigen Ma-
mit dem von EMIL kromoleküle des Hämoglobins
FISCHER (1852-1919) bestehen aus vier Peptidketten.
entdeckten Schlüssel- Jede Peptidkette enthält eine
Schloss-Prinzip erklä- Hämgruppe mit einem Eisen(II)-
ren (5. 129). Ion. Daran können Sauerstoff-
moleküle gebunden und von
der Lunge zu den Muskeln oder
zu anderen Zellen transportiert
a,-Kette
werden.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 259

6.2.11 Fette

Fette sind Gemische verschiedener Ester des Glycerols. In einem


Fettmolekül sind drei Fettsäurereste mit einem Glycerolrest (Gly-
cerinrest) verknüpft.

Fette entstehen durch Veresterung (/'S. 252). Glycerol (Glycerin) ist u Für die Fette
eindreiwertiger Alkohol (systematischer Name: Propan-1,2,3-triol). Die werden auch die Be-
Hydroxylgruppen des Glycerols reagieren mit Carboxylgruppen verschie- griffe Glyceride oder
dener Carbonsäuren (/S. 249) unter Abspaltung von Wasser. Triester verwendet.

Bildung eines Fetts


H ” H ©
| Ill
N=C= + BEBC- C7H35 H-C- O-C-C,7H35
e . ”

H-C H+ u, u Cr Cs + 3 H-0-H
|
H-C-0-#
?
Y H=Z0=C-C,,H3;
Ale
H-C- 0-C-Ch7H33
| g |
H H
Propan- + Fettsäuren Fett + Wasser
1,2,3-triol

Fettsäuren

Fettsäuren sind unverzweigte Monocarbonsäuren. Die meist lang-


kettigen Moleküle (Ausnahme: Butansäure) weisen eine gerade Ü Der Anteil ver-
Anzahl von Kohlenstoffatomen (oft 12 bis 20) auf. schiedener Fettsäu-
ren ist in tierischen
und pflanzlichen
Fetten unterschied-
Ungesättigte Fettsäuren enthalten mindestens eine Doppelbindung in
lich:
der Alkylgruppe. Sie sind bevorzugt in pflanzlichen Fetten und Ölen ge-
- Butter: 60% gesät-
bunden und von besonderer Bedeutung für die menschliche Ernährung. tigt (Palmitinsäure,
Tierische Fette enthalten dagegen hauptsächlich gesättigte Fettsäuren. Myristinsäure),
40 % ungesättigt
Gesättigte Fette Ungesättigte Fette (Ölsäure)
Struktur- enthalten nur gesättigte | enthalten ungesättigte - Schweineschmalz:
merkmal Fettsäurereste (ohne . Fettsäurereste: 45 % gesättigt
(Palmitinsäure),
Doppelbindungen inder - einfach ungesättigt (mit
55% ungesättigt
Alkylgruppe) | einer Mehrfachbindung)
(Ölsäure)
- mehrfach ungesättigt - Sonnenblumenöl:
(mit mindestens zwei 10% gesättigt,
Mehrfachbindungen) 90 % ungesättigt
(Linolsäure)
Beispiele Butansäure C3HgCOOH- ' Ölsäure C7H33C0OH
- Olivenöl: 15 %
enthaltener Palmitinsäure C}5H3;COOH | Linolsäure C47H3}COOH
gesättigt, 85% un-
Fettsäuren Stearinsäure C47H35COOH| Linolensäure C/7H39COOH
gesättigt (Ölsäure)
260 6 Organische Verbindungen

Vorkommen und Bedeutung:


> Einige ungesät- Fette sind Bestandteil jeder lebenden Zelle. Bei Tieren kommen sie in
tigte Fettsäuren sind fester Form im Fettgewebe vor. Pflanzenfette (Öle) sind dagegen meist
essenziell und müs- flüssig und vor allem in Früchten und Samen enthalten.
sen mit der Nahrung Lebewesen nutzen Fette bevorzugt als Energiespeicher. Fettschichten
aufgenommen wer-
schützen die inneren Organe und dienen auch zur Wärmeisolation. Zu-
den. Sie werden auch
dem lösen Fette bestimmte Vitamine, die der Organismus benötigt.
Omega-Fettsäuren
genannt. Fehlen Sie,
kommt es zu Mangel- Eigenschaften der Fette:
erscheinungen. Da es sich bei den natürlichen Fetten um Stoffgemische mit unterschied-
lichen Anteilen gesättigter und ungesättigter Fettsäurereste handelt,
besitzen sie keine definierte Schmelztemperatur, sondern einen Schmelz-
bereich.
In ihren chemischen Eigenschaften sind die Fette untereinander ähnlich.
So lösen sie sich nicht in Wasser, können aber als fein verteilte Tröpfchen
mit Wasser Emulsionen bilden. In vielen organischen Lösungsmitteln,
außer in Alkohol, sind Fette gut löslich. Bei der Fettspaltung in Lebewe-
sen findet eine durch Enzyme katalysierte Reaktion der Fette mit Wasser
(Hydrolyse) statt. Es entstehen Glycerol und verschiedene Fettsäuren.

Fettspaltung - Hydrolyse

en
H-C=©-€-C.,H,, +: H,O
1
H-C-0O-H + C,7H3,COOH
en l
H-C-0-C-C,H3; + HMO
Enzyme
——
=|
H-C-0-H + C,.H,,COOH

= |
N

H-C-8-C-CypHas + H,O H-C-O-H + C,,H33COOH


|
H
Fett (Glycerolester) Wasser Glycerol Fettsäuren

[Die Natriumsalze Fette können durch Natronlauge in Glycerol und die Natriumsalze der
der Fettsäuren wer- Fettsäuren gespalten werden. Diese Stoffgemische (Natriumcarboxylate)
den als Kernseifen werden als Seife verwendet. Deshalb wird die Esterspaltung mit Natron-
bezeichnet. Wird
lauge (Natriumhydroxidlösung) auch als Verseifung bezeichnet.
die Verseifung mit
Kalilauge durch-
Verseifung
geführt, erhält
man die Kalium-
carboxylate, die als
weiche Schmierseifen C,7H3,COONa
benutzt werden.
C,sH3,COONa

C,7H33COONa

Fett (Glycerolester) Natriumhydroxid- Glycerol Natrium-


lösung carboxylate
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 261

Waschwirkung von Seifen

Ü] Verbindungen
Seifen sind Gemische von Natrium- oder Kaliumsalzen von Fettsäu- wie Seifen, die mit
ren mittlerer oder höherer Kettenlänge. Wasser und Fetten
mischbar sind und die
Grenzflächenspan-
nung herabsetzen,
Die Waschwirkung der Seifen beruht auf ihrer Struktur und den daraus
heißen Tenside.
resultierenden Wechselwirkungen mit Wasser- und Schmutzteilchen. In
Wasser dissoziieren Seifen in Seifen-Anionen und Metall-Kationen:
(H>0)
C17H35-COOH C47H35,C00” + Kr

Die Seifen-Anionen bestehen aus einem langen unpolaren Alkylrest und = Umgekehrt ist das
einer polaren Carboxylatgruppe. Das polare Ende wird von den polaren unpolare Ende fett-
Wassermolekülen angezogen und ist demzufolge wasserfreundlich (hy- freundlich (lipophil),
drophil). Der unpolare Teil geht kaum Wechselwirkungen mit Wassermo- während der polare
Teil fettabweisend
lekülen ein und wird als wasserabweisend (hydrophob) bezeichnet.
(lipophob) ist.

Alkylrest: r | Carboxylat-lon:
wasserabweisend ( ds: (en) €; _ | wasserfreundlich
(hydrophob) (hydrophil)

Die wasserabweisenden Alkylreste durchstoßen die Oberfläche von Was- 2 Moderne Wasch-
sertropfen. Dadurch verringern sich die Anziehungskräfte zwischen den mittel enthalten
Wassermolekülen und die Oberflächenspannung nimmt ab. Die Schmutz- eine Vielzahl von
Komponenten.
teilchen werden durch die Seifenlösung benetzt.
Die eigentlichen
An der Grenzfläche zwischen Wasser und unpolaren Schmutzteilchen
Reinigungsmittel,
reichern sich die Seifen-Anionen an. Die fettfreundlichen Enden der Sei- die Tenside, machen
fenanionen dringen in die Schmutzteilchen ein. Diese werden durch die weniger als 20% des
nach außen ragenden ionischen Teile negativ aufgeladen und von der Waschpulvers aus.
Textilfaser abgestoßen.
Die Schmutzteilchen lösen sich ab
und schweben als sogenannte Mi-
cellen in der Waschlauge. Da auch
die Fasern negativ aufgeladen sind Schmutzteilchen
können sie sich nicht mehr daran
anlagern. Die Waschwirkung von Die unpolare Stofffaser
Seifen ist jedoch nur selten opti- wird durch die Anlage-
rung der Seifen-Anionen
mal. Aufgrund der basischen Re-
benetzbar.
aktion der Seifen-Anionen werden
Naturfasern wie Wolle oder die
Haut geschädigt.
zerkleinerte
Außerdem bilden die Seifen-An- Schmutzteilchen
ionen mit im Leitungswasser ge- an der Schwebe
lösten Calcium- und Magnesium- (Micellen)
lonen schwer lösliche Kalkseifen.
Bei hartem Wasser wird der Reini-
gungseffekt erheblich beeinträch-
tigt und die Wäsche vergraut.
262 6 Organische Verbindungen

6.2.12 Kohlenhydrate

Überblick
Ü Die Strukturen
der Kohlenhydrate Kohlenhydrate sind organische Verbindungen mit den Elementen
können vereinfacht
Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff im Molekül.
dargestellt werden:
Monosaccharid
Der Anteil des Sauerstoffs in den Kohlenhydraten ist sehr hoch. Ursache
dafür sind die vielen Hydroxylgruppen, die in den Molekülen enthalten
w

sind. Die meisten Moleküle können mit der allgemeinen Formel Cm(H20O),
charakterisiert werden.
Disaccharid Einige der Kohlenhydrate schmecken süß und werden deshalb als Zucker
(Saccharide) bezeichnet. Je nach der Zahl der beteiligten Kohlenhydrat-
bausteine können die Kohlenhydrate in drei Gruppen eingeteilt werden.
Dr

Kohlenhydrate werden nach der Zahl der Kohlenhydratbausteine


in Monosaccharide (Einfachzucker), Disaccharide (Zweifachzucker)
und Polysaccharide (Vielfachzucker) unterteilt.

Polysaccharid
(Ausschnitt) Bezeich- Monosaccharide Disaccharide Polysaccharide
nung (Einfachzucker) (Zweifachzucker) (Vielfachzucker)
Struktur - bestehennur |- bestehen aus — bestehen aus
07

aus einem Ring zwei miteinan- vielen miteinan-


- können nicht der verknüpf- der verknüpften
in einfachere | ten Ringen Ringen
Kohlenhydrate | - können in Mo- - können in einfa-
zerlegt werden nosaccharide | chere Kohlen-
| zerlegt werden hydrate zerlegt
00%

werden
Beispiele - Glucose (Trau- |
|| - Saccharose - Stärke
benzucker) | (Rohrzucker)
- Fructose \ — Maltose (Malz- | - Cellulose
(Fruchtzucker) | zucker)

Monosaccharide

[| Kohlenhydrate
mit 2 bis 10 Mono- Monosaccharide können in Ketten- oder Ringform auftreten. Ent-
saccharidbausteinen hält das kettenförmige Molekül eine Aldehydgruppe, dann gehört
werden unter der der Zucker zu den Aldosen. Im Gegensatz dazu tragen Ketosen
Bezeichnung Oligo- außer den Hydroxylgruppen noch die Ketogruppe im Molekül.
saccharide zusam-
mengefasst.

Nach der Anzahl der Kohlenstoffatome im Molekül werden Triosen mit


drei, Tetrosen mit vier, Pentosen mit fünf, Hexosen mit sechs und Hepto-
sen mit sieben Kohlenstoffatomen unterschieden. Nur die Pentosen und
die Hexosen sind in der Natur bedeutsam.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 263

Glucose (Traubenzucker)

Glucose (Traubenzucker) ist ein Monosaccharid mit sechs Kohlen-


stoffatomen. Das Molekül kann in einer Ringform oder einer Ket-
tenform vorliegen. In der Ringform haben sich fünf Kohlenstoff-
atome über ein Sauerstoffatom verbunden.

Zwischen der Ringform und der Kettenform des Glucosemoleküls bildet u Da die Ketten-
sich in wässriger Lösung ein Gleichgewicht, das sich ständig neu einstellt. form durch die Alde-
In beiden Formen besitzt das Molekül fünf Hydroxylgruppen. Bei der hydgruppe reduzie-
kettenförmigen Struktur befindet sich am ersten Kohlenstoffatom eine rende Eigenschaften
besitzt, kann man
Aldehydgruppe.
Glucose mit fehling-
Daher zählt Glucose sowohl zu den Aldosen als auch zu den Hexosen und
scher Lösung oder
wird auch als eine Aldohexose bezeichnet. auch mit ammonia-
kalischer Silbernitrat-
Ausführliche Strukturformel Vereinfachte Strukturformel lösung nachweisen
Ringform Kettenform Ringform Symbol (75. 354).

OH H\ /S!
I iKe

ana H-C-OH
nA/ H an L Moden
HzC7OH
OH ZH H=C-OH
Ho \ I/ OH 1
| | Hesze!
H OH OH

Eigenschaften:
Glucose bildet farblose, süß schmeckende Kristalle. Sie ist hervorragend © Durch das Blut
in Wasser, aber schlecht in Ethanol löslich. wird Glucose zu allen
Wie alle Aldosen wirkt Glucose reduzierend. Bei der partiellen Oxidation Zellen des Körpers
von Glucose entsteht Gluconsäure. Prinzipiell ist Glucose brennbar und transportiert. Der
Glucosegehalt im
wird dabei vollständig zu Kohlenstoffdioxid und Wasser oxidiert.
menschlichen Körper
Von einigen Reduktionsmitteln wird Glucose zu Sorbit reduziert.
liegt zwischen 0,07
und 0,12 %, also ca.
Vorkommen und Bedeutung: 0,1 g pro 100 ml Blut.
Glucose ist das häufigste Mono- Ist der Blutzucker-
saccharid. Sie kommt in verschie- gehalt höher, tritt
denen Früchten und in Honig vor. Diabetes (Zucker-
Grüne Pflanzen bilden Glucose bei krankheit) auf.
Diabetiker müssen
der Fotosynthese.
deshalb bei der Nah-
Menschen und Tiere nehmen Glu-
rungsaufnahme den
cose mit der Nahrung auf. Im Blut Kohlenhydratanteil
des Menschen sind einige Gramm streng kontrollieren.
des Monosaccharids gelöst. Der
Blutzuckergehalt ist lebensnot-
wendig, weil Glucose bei der
Zellatmung benötigt wird. In den
Mitochondrien wird sie unter Frei-
setzung von Energie zu Kohlen-
stoffdioxid und Wasser abgebaut.
264 6 Organische Verbindungen

Fructose (Fruchtzucker)

u Fructose ist ein Fructose (Fruchtzucker) ist ein Monosaccharid mit sechs Kohlen-
Monosaccharid mit stoffatomen. Fructose kann in mehreren Ringformen oder in einer
sechs Kohlenstoffa-
Kettenform vorliegen. In der häufigsten Ringform haben sich vier
tomen. Das Molekül
Kohlenstoffatome über ein Sauerstoffatom verbunden.
besitzt die gleiche
Summenformel wie
Glucose - C5H 1205
- aber eine andere Ausführliche Strukturformel Vereinfachte Strukturformel
Struktur.
Ringform Kettenform Ringform Symbol

I
H-C-H_O\_H-C-H
a
H-C-H HOCH,
6
OS
1
CH,OH
I 2C-0
Ne
H OH
oc °NH Ho
HO OH
1
rt, (OH H-C-OH
l
4 3
OH H HzC-OH OH H
H-C=H
OH

Eigenschaften:
[I Auch die in den Fructose bildet farblose, süß schmeckende Kristalle. Sie ist hervorragend
Nucleinsäuren DNA in Wasser, aber schlechter in Ethanol löslich.
und RNA enthalte- Fructose wirkt reduzierend, weil sie sich in wässriger Lösung in Glucose
nen Zucker Ribose umwandeln kann.
und Desoxyribose
gehören zu den
Monosacchariden.
Vorkommen und Bedeutung:
Es handelt sich um Fructose kommt in vielen Früchten und Honig vor und kann im Stoff-
Pentosen. wechsel der Lebewesen als Zwischenprodukt auftreten.

HOCH oO OH

| H
N
H
Disaccharide

Nr | Die Disaccharide (Zweifachzucker) bestehen aus zwei miteinander ver-


OH OH knüpften Monosacchariden. Zu den Disacchariden gehören z.B. Saccha-
Ribose rose (Rohrzucker), Maltose (Malzzucker) und Lactose (Milchzucker).

ZN
HOCH O OH
Saccharose (Rohrzucker)
1 H H
NT, | Saccharose ist ein Disaccharid (Zweifachzucker). Ein Glucosemole-
OH H külrest und ein Fructosemolekülrest sind über ein Sauerstoffatom
Desoxyribose
verknüpft.

Eigenschaften:
Saccharose bildet farblose, süß Vereinfachte Strukturformel
schmeckende, gut wasserlösliche CH>OH
Kristalle.
Sie besitzt keine reduzierende
Wirkung. Beim Erhitzen entsteht
zuerst Karamellzucker, später zer-
setzt sich die Saccharose.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 265

Vorkommen und Bedeutung:


Saccharose kann sowohl aus Zu-
ckerrohr (Zuckergehalt 14-16 %)
als auch aus Zuckerrüben (Zucker-
gehalt 16-20%) gewonnen wer-
den. Sie wird daher als Rohrzucker
oder Rübenzucker bezeichnet.
Der handelsübliche Zucker ist reine
Saccharose, der in Europa durch
Raffination aus Zuckerrüben her-
gestellt wird.
Er wird zum Süßen, Konservieren
und zur Herstellung zuckerhaltiger
Nahrungsmittel verwendet.

Maltose (Malzzucker)

Maltose (Malzzucker) ist ein Disaccharid. Im Molekül sind zwei Glu-


cosereste durch ein Sauerstoffatom miteinander verknüpft.

Eigenschaften:
Maltose bildet farblose, süß schme- Vereinfachte Strukturformel u Auch Lactose
ckende Kristalle. Sie istain Wasser gehört zu den Di-
CH>OH CHOH
gut löslich. In Ethanol löst sich Mal- 5 & sacchariden. Die
deutsche Bezeich-
tose nicht. H/y H H/H OH
nung Milchzucker
Sie reduziert ‚fehlingsche Lösung, Sr 5 OH MH
weist auf das Vor-
weil sie in wässriger Lösung eine 1 Mi kommen der Lactose
offenkettige Aldehydform bilden H OH H OH in Milch hin.
kann.

Vorkommen und Bedeutung:


Die Maltose kommt in der Natur in keimendem Getreide und in Kartof-
feln vor. Sie ist z.B. im Malzbier enthalten. Im Körper spalten Enzyme die
Maltose durch Hydrolyse in zwei Moleküle Glucose.

Polysaccharide

FE Am Abbau der
Polysaccharide sind makromolekulare Stoffe, die aus vielen mitein- Kohlenhydrate ist
ander verknüpften Monosaccharidresten bestehen. das Vitamin B1 betei-
ligt. Ein Mangel an
Vitaminen kann zu
schweren Erkrankun-
Je nach Anzahl der verknüpften Monosaccharidreste und der Art ihrer gen führen. Vitamine
Verknüpfung gibt es sehr unterschiedliche Polysaccharide. Zu ihnen ge- sind organische
hören Cellulose mit mehr als 10000 Einzelbausteinen, Stärke mit bis zu Stoffe, die zur Auf-
1200 (Amylose) bzw. bis zu 12000 (Amylopektin) Einzelbausteinen. rechterhaltung der
Glykogen, oft als „tierische Stärke” bezeichnet, ist ein Polysaccharid mit Körperfunktionen
bis zu 100000 verknüpften Monosaccharidresten. Chitin, Baustoff von notwendig sind.
Insekten oder Krebstieren, ist ebenfalls ein Polysaccharid.
266 6 Organische Verbindungen

Stärke

u Stärke wird mit


lod-Kaliumiodid- Stärke ist ein Polysaccharid. Sie setzt sich aus zwei makromoleku-
Lösung nachgewie- laren Bestandteilen zusamm en: Amylose und Amylopektin. Die
sen (/ 5. 355). Grundbausteine (Monomere) sind Glucosemoleküle.

Bau . .
Bezeichnung Amylose Amylopektin
Anteil 20-30 % 70-80 %
Monomer Glucoserest (CgH4005)n Glucoserest (C,gH4005)n
Anzahl der 300-1200 1500-12000
Monomere
Anordnung - unverzweigte Ketten - verzweigt sich bei ca. jedem 8. bis
der Monomere - schraubenartig gewunden 9. Glucosemolekül astähnlich
- Glucosemoleküle am ersten und - Glucosemoleküle sowohl am ers-
am vierten Kohlenstoffatom ten, vierten als auch am sechsten
verknüpft Kohlenstoffatom verknüpft
schematische
Darstellung

Eigenschaften:
[Ü Das Polysaccharid Natürliche Stärke ist ein farbloses, nicht süß schmeckendes Pulver. Sie ist
Stärke wird in den in kaltem Wasser und Ethanol nur teilweise löslich, bildet in siedendem
pflanzlichen Zellen in Wasser eine kolloidale Lösung, di e beim Abkühlen zum Gel erstarrt.
Form von Stärkekörn-
Durch Enzyme oder verdünnte S äuren wird Stärke schrittweise zu Glu-
chen gespeichert.
cose abgebaut (Hydrolyse). Fehlingsche Lösung wird nicht reduziert.

Vorkommen und Bedeutung:


Stärke entsteht aus Glucose in Pflanzen als Endprodukt der Fotosynthese.
In den einzelnen Zellen der Speicherorgane wird das Makromolekül ein-
gelagert.
Stärke dient auch als wichtiges Nahrungsmittel für den Menschen. Im
Stoffwechsel wird sie zu Glucose abgebaut. Stärkehaltige Nahrungsmit-
tel sind alle Getreideprodukte, z.B. Mehl und Backwaren oder Nudeln,
aber auch Kartoffeln.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 267

Cellulose

(Die Struktur von


Cellulose ist ein Polysaccharid. Die Makromoleküle bestehen aus Amylose und Cellu-
mehreren Tausend verknüpften Glucosebausteinen. lose ist unterschied-
lich, obwohl in bei-
den Makromolekülen
Glucosemoleküle am
Die einzelnen Glucosebausteine sind am ersten und am vierten Kohlen-
ersten und vierten
stoffatom miteinander verknüpft. Sie bilden lange unverzweigte Mak- Kohlenstoffatom
romoleküle. Benachbarte Molekülketten sind durch Wasserstoffbrücken verknüpft sind. Aber:
miteinander verbunden. Aufgrund dieser Struktur bildet Cellulose Fasern In der Natur kommen
von hoher mechanischer und chemischer Stabilität. a-Glucose und
ß-Glucose vor. Sie un-
Struktur der Cellulose terscheiden sich nur
in der Stellung der
4 CH,OH CH,OH OH-Gruppe am ers-
ten Kohlenstoffatom
4 in der Ringform.
H,
N

|
Wecfrsnändngn 0 CH3OH
© udn

CH,OH Hl pi
>
4 CH,OH
Cellobiose-Einheit ß-(1>4)-Verknüpfung
a-Glucose

CH;OH

Eigenschaften:
Cellulose ist farblos, brennbar, in Wasser und verdünnten Säuren unlös-
lich. In alkalischen Lösungen quillt Cellulose auf, weil kurzkettige Anteile
gelöst werden.
H OH
Der Abbau von Cellulose erfolgt nur durch niedere Lebewesen, wie Bak-
B-Glucose
terien, Pilze und bestimmte Insekten, die das Enzym Cellulase besitzen.
Mit Säuren kann Cellulose in Abhängigkeit von Säurestärke und Tempe-
ratur durch Holzverzuckerung bis zur Glucose abgebaut werden. In der Amylose ist
a-Glucose, in der
Vorkommen und Bedeutung: Cellulose ß-Glucose
glykosidisch ver-
Cellulose ist der Hauptbestandteil
knüpft.
der pflanzlichen Zellwand und da-
mit die am häufigsten vorkom-
mende organische Verbindung.
Je nach Herkunft unterscheidet [3 In Verbindung
sich die Zusammensetzung der mit Laugen quillt Cel-
Cellulose. In den Samenhaaren der lulose auf. Man ver-
wendet das Produkt
Baumwolle sind bis zu 7000 Gluco-
dann zur Herstellung
semoleküle verknüpft, in Holz nur
von Viskose.
etwa 2500.
Aus Holz und Stroh wird Cellulose
gewonnen, die als Zellstoff in den
Handel gelangt. Zellstoff ist ein
wichtiger technischer Rohstoff, der
z.B. zu Papier verarbeitet wird.
std eilt

Naturstoffe

= Naturstoffe sind alle organischen Stoffe, die im Stoffwechsel


von Organismen, also durch biochemische Prozesse,
gebildet werden.

= Eiweiße (Proteine) sind makromolekulare Stoffe,


die aus vielen Aminosäureresten bestehen. Diese
sind über Peptidbindungen verknüpft. Die Eiweiße
besitzen eine komplizierte räumliche Struktur.

Grundbausteine u Bedeutung "Vorkommen Nachweis


Aminosäurereste Gerüstsubstanz, En- Ei, Milch, Fleisch, Xanthoproteinreaktion,
zyme, Hormone Hülsenfrüchte Biuretreaktion

sm Fette sind Gemische aus unterschiedlichen Gly-


cerolestern, wobei Glycerol jeweils mit verschie-
denen ungesättigten und gesättigten Carbonsäu-
ren verestert sein kann.

Grundbaustei ne Bedeutung Vorkommen Nachweis


Glycerolreste und Energiereserve, Wär- feste Fette wie Butter, Fettfleckprobe
Fettsäurereste meisolation, Schutz- Schmalz;
funktion fette Öle wie Olivenöl

m Kohlenhydrate sind organische Stoffe, die aus


den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sau-
erstoff zusammengesetzt sind. Sie werden nach
der Anzahl ihrer Grundbausteine in Monosaccha-
ride, Disaccharide und Polysaccharide eingeteilt.

Bee _ Nachweis.
bausteine en
Glucose - Energieliefe- | Obst, Produkt der | fehlingsche Probe,
(Monosaccharid) rant Fotosynthese TOLLENS-Probe

Saccharose Glucose, Haushalts- Zuckerrohr kein spezifischer


(Disaccharid) Fructose zucker Zuckerrübe Nachweis

Stärke Glucose- Speicherstoff, | Getreide, Kartoffel | Blaufärbung bei


(Polysaccharid) reste Energiere- Zugabe von lod-
serve Kaliumiodidlösung

Wissenstest 6D auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 269

6.2.13 Synthetische makromolekulare Stoffe

Synthetische makromolekulare Stoffe sind industriell herge-


stellte Verbindungen mit sehr großer Molekülmasse von mehr als
10000 g/mol. Sie werden auch als Kunststoffe bezeichnet.

Die Herstellung der makromolekularen Kunststoffe erfolgt durch Poly-


merisation, Polykondensation oder Polyaddition.

Polymerisation

Du Die Moleküle
Die Polymerisation ist ein Sonderfall der Addition. Dabei reagieren der Ausgangsstoffe
viele gleichartige Moleküle (Monomere) mit Mehrfachbindungen bezeichnet man als
unter deren Aufspaltung zu einem Makromolekäül. Monomere.

Polymerisationsreaktionen verlaufen in drei Teilschritten: | Die Eigenschaften


1. Bei der Startreaktion wird die Mehrfachbindung des Ausgangsstoffs, der Polymere können
z.B. durch einen geeigneten Initiator aufgespalten. Dabei entsteht durch die Wahl der
Monomere, verschie-
ein Radikal, also ein Teilchen mit einem ungepaarten Elektron.
dene Zusatzstoffe
und die Optimierung
der Reaktionsbe-
dingungen gezielt
beeinflusst werden.

2. Das Startradikal reagiert mit weiteren Monomeren unter Bildung


neuer Radikale. Durch vielfache Wiederholung der Kettenwachs-
tumsreaktion entsteht eine makromolekulare Polymerkette.

H ıcıl H ıcdı Ir Andere wichtige


Il H\ je a Kunststoffe, die
R-C- + n cC=C _— R+C-CrC-C durch Polymerisation
I H H
H HIH H synthetisiert werden,
n sind Polyvinylchlorid
(PVC), Polyacrylnitril
3. Durch Kombination zweier Radikale kommt es zum Kettenabbruch. (PAN) und Polystyrol
(PS).
= H dla ıcdı H dl H ıdı
ı ılı a la
RTC-C -C- + -R —— RTC-C EIER
la ıılı
H H HIH H
n

Bei der stark exothermen Kettenreaktion entstehen keine Nebenpro-


dukte. Nach dem Prinzip der Polymerisation werden viele aus dem All-
tag bekannte Kunststoffe synthetisiert. Polyethen bzw. Polyethylen (PE)
werden zur Herstellung von Haushaltsgegenstände (Folien, Rohre, Müll-
tonnen) und Industrieprodukte (Chemikalienbehälter) gefertigt.
270 6 Organische Verbindungen

Polykondensation

Die Polykondensation ist ein Sonderfall der Substitution. Dabei


reagieren verschiedene Monomere mit mehreren funktionellen
Gruppen meist unter Abspaltung von Wasser zu Makromolekülen.

Eine Reihe makromolekularer Stoffe wird durch Polykondensation syn-


thetisiert. Dazu müssen die Monomere mindestens zwei funktionelle
Gruppen oder andere reaktionsfähige Stellen im Molekül besitzen.
Bei der Kondensation der Moleküle entsteht unter Abspaltung von Was-
ser zunächst ein ebenfalls reaktionsfähiges Dimer. Dieses reagiert mit
weiteren Monomeren unter vielfacher Wiederholung der Kondensation
zum Makromolekül.

1. Kondensation (Veresterung)

en
H-0-C-R-C-0O-H+H-0O-R'-O-H ——
an
H-0-C-R-C-O-R'-O-H
-H,0
2. Vielfache Wiederholung der Kondensation (Veresterung)

n
wi
H-0-C-R-C- O-R'-O-H a
De
H-0O+C-R-C-O-R'-O+H
- (n-1) H,O

Auf diese Weise werden u.a. Polyester ( Abb. oben) und Polyamide
hergestellt. Zur Synthese der Polyamide wird anstelle eines Diols ein
Diamin als Ausgangsstoff verwendet.
[Die Polyaddition Polyester wie Polyethylenterephtalat (PET) dienen zur Produktion von
ist wiederum ein Son- Kunstfasern oder Getränkeflaschen.
derfall der Addition. Polyamide wie Nylon werden hauptsächlich als Synthesefasern oder als
Sie wird vor allemzur technische Werkstoffe genutzt. Aus den Fasernn stellt man Freizeitbe-
Synthese der Poly: kleidung, Bodenbeläge oder Taue her. Auch Folien oder Heizöltanks kön-
urethane genutzt. - : -
nen aus thermoplastischen Polyamiden gefertigt werden.

Einteilung nach der Syntheseart


Polymere Polykondensate IP Polyadditionsprodukte
- entstehen durch Polyme- - entstehen durch Polykon- | - entstehen durch Polyad-
risation densation ‚ dition
- es gibt nur einen Aus- - es reagieren zwei verschie- | - 6 reagieren : zwei i verschie-
gangsstoff, der mindestens | dene Ausgangsstoffe ' dene Ausgangsstoffe
eine Doppelbindung im — beide Ausgangsstoffe | - mindestens ein Ausgangs-
Molekül enthält haben zwei funktionelle | stoff besitzt eine Doppel-
Gruppen i im Molekül | bindung im Molekül
- Reaktionsprodukt: Polymer = Reaktionsprodukte: Poly„- |-ein Reaktionsprodukt
- kein Nebenprodukt | kondensat und Nebenpro- | - kein Nebenprodukt
\ dukt (meist Wasser)
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 271

Plaste und Elastomere

Kunststoffe können nach verschiedenen Kriterien unterteilt werden. Für >» Hermann Stau-
uns als Verbraucher ist vor allem die Unterteilung anhand der Material- dinger (1881-1965)
eigenschaften von Interesse. erkannte die
Am bekanntesten ist die Gruppe der Plaste. Sie sind weitgehend bestän- Besonderheiten
der Strukturen von
dig gegenüber Witterungseinflüssen und Chemikalien wie Säuren und
Kunststoffen. Er gilt
Laugen. Die meisten Plaste leiten weder den elektrischen Strom noch die
als Begründer der
Wärme, weshalb sie häufig als Isolationsmaterial eingesetzt werden. makromolekularen
Anhand ihres Verhaltens beim Erhitzen und ihrer mechanischen Eigen- Chemie.
schaften lassen sich Plaste in drei Gruppen einteilen: in Thermoplaste,
Duroplaste (Duromere) und Elastomere.

Thermoplaste und Duroplaste unterscheiden sich durch das Verhal-


ten beim Erhitzen: Thermoplaste werden weich, Duroplaste zerset-
zen sich bei hoher Temperatur.

Bei langsamem Erwärmen werden Thermoplaste weich, sodass sie sich u Wichtige Thermo-
beliebig plastisch verformen lassen. Die Ursache dafür liegt in der Struk- plaste sind Polye-
tur der Makromoleküle. then, Polyethylen-
Thermoplaste bestehen aus linear angeordneten Makromolekülen, terephthalat,
Polystyrol u.v.a.m.
die nur wenig verzweigt und räumlich praktisch nicht verknüpft sind
(/ Abb.). Der Zusammenhalt erfolgt vor vor allem über zwischenmole-
kulare Kräfte (75. 77).
Bei Zufuhr von Wärme werden diese überwunden und die Moleküle [| Chemiefasern
können verschoben und gestreckt werden. Dabei nimmt die Festigkeit und andere technisch
ab und eine Verformung wird möglich. Beim Abkühlen wirken wieder wichtige Kunststoffe
sind im modernen
die zwischenmolekularen Kräfte und der Kunststoff behält die beim Er-
Alltag unverzichtbar.
wärmen angenommene Form. Aufgrund der leichten Formbarkeit bei
erhöhter Temperatur können Thermoplaste zu unterschiedlichsten Bau-
teilen verarbeitet und sogar Chemiefasern daraus gezogen werden.

Thermoplaste bestehen aus schwach verzweigten, räumlich nicht


verknüpften Makromolekülen. Sie lassen sich durch Erwärmen be-
liebig plastisch verformen.
272 6 Organische Verbindungen

U Zu den Duroplas- Vielfach räumlich vernetzte Polymere bilden Duroplaste mit großer me-
ten (Duromere) ge- chanischer Festigkeit, hoher chemischer und Wärmebeständigkeit. Die
hören Phenoplaste, Makromoleküle sind in alle Raumrichtungen durch Atombindungen
Aminoplaste und vernetzt. Beim Erwärmen werden die Bindungen aufgebrochen und die
einige Polyurethane.
dreidimensionale Struktur wird zerstört.

Duroplaste zersetzen sich bei hohen Temperaturen. Durch die Ver-


netzung der Moleküle wird die Beweglichkeit der Ketten so stark
behindert, dass die entstandenen Kunststoffe bei der Herstellung
sofort in die angestrebte Form gebracht werden müssen.

DI Elastomere wie Die Makromoleküle der Elastomere sind weitmaschig vernetzt (/ Abb.).
Gummi oder Synthe- Im ungedehnten Zustand nehmen die Makromoleküle eine Knäuelge-
sekautschuk lassen stalt an. Durch die Einwirkung von Zugkraft werden sie gestreckt. Bei
sich nicht thermisch Raumtemperatur können sie mindestens auf das Zweifache ihrer Länge
umformen.
gedehnt werden.
Nach Aufhebung der Krafteinwirkung nehmen sie aufgrund der ur-
sprünglichen Vernetzung wieder ihren ehemaligen Zustand an.

Elastomere sind Kunststoffe, die elastisch verformbar sind, da ihre


Makromoleküle weitmaschig vernetzt sind.
6.2 Verbindungen mit funktionellen Gruppen 273

Name Formel Verwendung Herstellung


Einteilung
Polyethen LDPE: Folien, Verpa- | Polymerisation von
(Polyethylen) ckungen ' Ethen bei hohem Druck
PE HDPE: Rohre, (150-300 MPa) oder in
Flaschen, Haushalts- Gegenwart spezieller
artikel Katalysatoren bei nied-
Thermoplast rigem Druck (<2 MPa)
Polyvinyl- Hart-PVC: Rohre, Polymerisation von
chlorid Fensterrahmen Monochlorethen (Vinyl-
PVC Weich-PVC: Folien, chlorid)
Fußbodenbeläge
Thermoplast
Polystyren H H
'Formteile, Haushalts-| Polymerisation vo
von
(Polystyrol) artikel Styren (Styrol)
HE C

Oh
PS aufgeschäumt als
n Wärmedämmstoff
Thermoplast
Polyamid Le) & Plast: Folien, Maschi- Polykondensation von
PA Il Il | nenteile, Gehäuse Dicarbonsäuren mit ver-
HO+C-R-C-N-R-+NH,
Faser: Nylon, Perlon, schiedenen Diaminen
Thermoplast H n Teppiche
Chemiefaser |
Polyester
7 oO‘ |
Plast: Getränkefla- Polykondensation ver-
PET schen, Maschinen- schiedener Carbonsäu-
I Il _ |
oe teile, Gehäuse ‚, ren mit Alkoholen
n |
Thermoplast Textilfasern
Chemiefaser Lacke, Verbundstoffe |

Polyacrylnitril . ‚Strickwaren, Heim- ‚ Polymerisation von


PAN textilien Acrylnitril

Chemiefaser

Phenoplast Harze, Lackeund | Polykondensation vovon


PF Leime | Phenol mit Methanal
Schichtpressstoff und . (Formaldehyd)
Formteile

Duroplast

Synthese- Gummiherstellung, Polymerisation von:


kautschuk H HH Reifen, Schläuche, - Butadien
SR, SBR I I
H+C-C=C-C-H
1 Kabelisolierung - Butadien mit Styren
I 1 Arbeitsschutzbe- - Butadien mit Acryl-
HH Hln kleidung, Latexpro- nitril u.a. m.
!
Elastomer }
; dukte, Klebstoffe
274 6 Organische Verbindungen

Kunststoffverwertung

u Die moderne
Kunsttoffindustrie Kunststoffabfälle belasten die Umwelt und sind selbst als Rohstoffe
entwickelt inzwi- nutzbar. Sie können verbrannt werden, zu niedermolekularen Roh-
schen biologisch stoffen abgebaut oder als Werkstoffe wiederverwertet werden.
abbaubare Polymere.
Diese zerfallen in
niedermolekulare
Verbindungen, die
Die hohe Beständigkeit von Kunststoffen erweist sich nach ihrem Ge-
von Mikroorga- brauch als Nachteil, denn die wenigsten Kunststoffe sind biologisch ab-
nismen abgebaut baubar. Da in Deutschland jährlich über 4,5 Mio. Tonnen Kunststoffmüll
werden können. anfallen, ist die Entsorgung problematisch.
Derartige Abfallmengen können nicht auf Deponien gelagert werden.
Angesichts der abnehmenden Erdölvorräte stellen Kunststoffabfälle
auch wertvolle Rohstoffe dar und müssen wiederverwertet werden.

Kunststoffverwertung

EEE
- _ Makromoleküle
EEE
- Makromoleküle
BEE
- Makromoleküle
_ werden verbrannt . _ werden zerlegt bleiben erhalten
- ‚Produkt:En - Produkte: Roh- .- Produkt: Recyc-
stoffe, Monomere ling- -Kunststoff

Die giftigen Be- Bei der energetischen Verwertung werden die organischen Polymere
standteile der Abgase verbrannt. Die dabei frei werdende Energie ist u.a. als Heizwärme nutz-
von Müllverbren- bar. Allerdings entstehen dabei auch Giftstoffe wie Dioxine, halogenierte
nungsanlagen müs- Kohlenwasserstoffe und saure Gase.
sen durch leistungs-
fähige Filteranlagen
Effektiver und umweltfreundlicher ist die rohstoffliche Verwertung der
entfernt werden.
Kunststoffabfälle. Dabei werden durch chemische Prozesse die Mono-
mere oder andere niedermolekulare Bestandteile der Polymere zurück-
gewonnen. So kann man durch Umsetzung von Altkunststoffen mit Was-
serstoff Benzin, Dieselöl oder Synthesegas produzieren. Auf diese Weise
wird aus Kunststoffmüll Synthesegas und Wärme für den Hochofenpro-
zess erzeugt.
u Die Voraus- Sortenreine Abfälle von Thermoplasten lassen sich auch werkstofflich
setzung für eine wiederverwerten. Dazu werden die gereinigten und zerkleinerten Ab-
wirtschaftliche fälle geschmolzen und in neue For-
Verwertung von
men gebracht. Durch Umschmelzen
Kunststoffen ist eine
werden Parkbänke, Klettergerüste,
konsequente Müll-
Rohre und Klappboxen u.v.a.m.
trennung.
hergestellt. Aufgrund von Verun-
reinigungen, Oxidationsprozessen
oder zu hoher Wärmebelastung beim
Umschmelzen sind die Recyclingkunst-
stoffe normalen Thermoplasten aber
qualitativ unterlegen.
Überblick

Kunststoffe

= Kunststoffe sind makromolekulare Werkstoffe, die aus unterschiedli-


chen Monomeren synthetisiert werden. Thermoplaste, Duroplaste und
Elastomere unterscheiden sich in ihrer Struktur, durch ihr Verhalten
beim Erhitzen und ihre mechanischen Eigenschaften.

Thermoplaste n Duroplaste Elastomere

‚Struktur Die Makromoleküle Ans Die Makromoleküle sind Die Makromeleküile sind
linear angeordnet oder engmaschig vernetzt. weitmaschig vernetzt.
gering verzweigt.

Eigen- Erweichen bei Erwär- Zersetzen sich bei elastische Verformung


schaften mung, plastische Verfor- Erwärmung, plastische bei Krafteinwirkung,
mung möglich Verformung nicht plastische Verformung
möglich nicht möglich
Beispiele Polyvinylchlorid - PVC, Phenoplaste, Synthesekautschuk
Polyethylen - PE einige Polyester einige Polyurethane

= Kunststoffe entstehen u.a. durch durch Polymerisation oder Poly-


kondensation.
Die Polymerisation ist ein Spezialfall der Addition, bei der sich viele
Monomere zu einem Polymer verbinden. Dabei werden die Mehrfach-
bindungen zwischen Kohlenstoffatomen der Monomere aufgespalten.

= Die Polykondensation ist eine spezielle Substitution, bei der die


Monomere unter Abspaltung kleiner Moleküle zu Makromolekülen
verknüpft werden.

Abfallbeseitigung

!
Deponie energetische Verwertung Recycling
(Müllverbrennung)
1 !
rohstoffliche werkstoffliche
Wiederverwertung Wiederverwertung

auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD Wissenstest 6E


276 6 Organische Verbindungen

6.3 Reaktionen organischer Stoffe

6.3.1 Grundlagen

Im Gegensatz zu den schnell verlaufenden lonenreaktionen (/'S. 149)


anorganischer Stoffe verlaufen Umsetzungen organischer Substanzen
relativ langsam.
Die zur Aufspaltung von Atombindungen (Elektronenpaarbindungen)
notwendige Energie wird deshalb häufig in Form von Wärme oder Licht
zugeführt. In anderen Fällen kommen Katalysatoren zum Einsatz.

Organische Reaktionen lassen sich grundsätzlich auf drei Reakti-


onstypen zurückführen:
1. die Substitutionsreaktion mit den Sonderfällen Kondensation
und Polykondensation,
2. die Additionsreaktion mit den Sonderfällen Polymerisation
und Polyaddition,
3. die Eliminierungsreaktion.

Mit dieser Einteilung nach dem Mechanismus, d.h. dem Reaktionsweg


und der Art der Umgruppierung der von Atomen bzw. Atomgruppen,
werden aber nicht alle organischen Reaktionen erfasst.
Ü Carbonylreakti- Deshalb bezeichnet der organische Chemiker Verbrennungsreaktionen
onennehmen eine und oxidative sowie reduktive Veränderungen an funktionellen Grup-
Sonderstellung ein, pen (Nachweisreaktionen, /S. 354) als Redoxreaktionen, obwohl auch
da es sich dabei um
viele Additionen und Eliminierungen sowie manche Substitutionen
eine Kombination
Redoxreaktionen sind.
unterschiedlicher Me-
chanismen handelt.
Addition
\ - Anlegering von
Substitution . 2 .
n Austausch von

a Organische
larelaeleletzie|

Carbonylreaktionen

tionellen. Gruppen

6.3.2 Substitutionsreaktionen

ÜÜ Mit dem Bin- Die Substitution ist eine organische Reaktion, bei der Atome oder
dungsgrad (5. 231) Atomgruppen zwischen den Molekülen der Ausgangsstoffe ausge-
wird die Zahl der tauscht werden. Dabei bleibt Grad der an der chemischen Reaktion
Atombindungen zwi- beteiligten Bindung erhalten. Meist entstehen aus zwei Ausgangs-
schen zwei Atomen stoffen zwei Reaktionsprodukte.
bezeichnet.
6.3 Reaktionen organischer Stoffe 277

Substitutionsreaktionen treten oft bei organischen Stoffen mit Einfach-


bindungen auf. Es sind also bevorzugte Reaktionen der gesättigten Koh-
lenwasserstoffe.
So reagieren Alkane nach Aktivierung durch Licht oder Wärme mit Chlor
oder Brom. Diese Form der Substitution nennt man Halogenierung.

BE Halogenierung von Alkanen Bei der Halo-


genierung werden
Hl A nn . A H ea
le Sa Licht Bu u er organischen
n i f EB + BEE u z hi di + Hai Moleküle durch Ha-
HH HH logenatome ersetzt.
Ethan Chlor Monochlorethan Chlorwasserstoff Die entstehenden
Abkömmlinge der
ursprünglichen Stoffe
Die Halogenalkane können ebenfalls Substitutionsreaktionen eingehen. nennt man Halogen-
Bei der Reaktion mit Basen wie Metallhydroxide oder Ammoniak wird derivate.
das Halogenatom durch andere funktionelle Gruppen, z. B. die OH-
Gruppe oder die NH,-Gruppe, ersetzt.
In umgekehrter Weise können Alkohole oder Amine mit Halogenwasser-
stoffsäuren wieder zu Halogenalkanen umgesetzt werden.

M Substitution von Halogenalkanen

Monobromethan Kaliumhydroxid Ethanol Kaliumbromid

Aromaten gehen hauptsächlich Substitutionsreaktionen ein, weil das sta-


bile Elektronensextett (//S. 234) nur bei der Substitution erhalten bleibt.

BE Halogenierung von Aromaten

FeBr;
Ö + iBr- Bri Te o® + H- Brı

Benzen Brom Brombenzen Bromwasserstoff

Kondensationsreaktionen sind Sonderfälle der Substitution, bei


denen kleine, einfach gebaute Moleküle, meist Wasser, aus organi-
schen Stoffen abgespalten werden.

EM Veresterung einer Carbonsäure mit einem Alkohol


N
HH = H HH © H
Il „9 Bo e E Veresterung 4 J 1 " 5 N +
H-C-C-C4 + HO-C-H = H-C-C-C-0-C-H+
Il ee l Hydrolyse I | =
HH H HH H
Propansäure Methanol Propansäuremethylester Wasser
278 6 Organische Verbindungen

6.3.3 Additionsreaktionen

Die Addition ist eine organische Reaktion, bei der ein kleineres
Molekül an die Mehrfachbindung eines ungesättigten Moleküls
angelagert wird. Der Grad dieser Bindung nimmt ab. Meist ent-
steht aus zwei Ausgangsstoffen ein Reaktionsprodukt.

[3 Additionen sind Die Hydrierung ist eine Additionsreaktion, bei der in Anwesenheit von
die bevorzugten Katalysatoren Wasserstoffatome an Mehrfachbindungen ungesättigter
Reaktionen unge- Kohlenwasserstoffe oder anderer Verbindungen angelagert werden.
sättigter organischer
Verbindungen, insbe-
sondere der Alkene EB HH «
und Alkine. C=C NS 5 an
H H
Ethen

H-c- c’ h x Kat.

H| H
Ethanal Wasserstoff Ethanol

Bei der Halogenierung als Additionsreaktion werden Halogenatome an


die Mehrfachbindung von Alkenen oder Alkinen angelagert.

a C=C-C-H + >
a
C-€-C-H
Z | I | I
H H HH H
Propen Brom 1,2-Dibrompropan

Bei der Hydrohalogenierung reagieren die ungesättigten Verbindungen


mit Halogenwasserstoffen unter Anlagerung eines Halogenatoms und
eines Wasserstoffatoms an die Mehrfachbindung.

E HH H HHHOH
\e=e--o
7 | |
u + J Hu
Bin
H-c
#-c
:
=C-C=H
H H H 'B:; H

But-1-en Bromwasserstoff Brombutan

[I Die Polyaddition Die Hydratisierung ist die Addition von Wasser. Dabei lagern sich ein
ist ein Sonderfall, bei Wasserstoffatom und eine Hydroxylgruppe an die Mehrfachbindung an.
dem nicht Mehrfach-
bindungen zwischen =
Kohlenstoffatomen,
sondern an funktio-
HOT N
C=C-C-H + —
nn
H-C-C-C-H
nellen Gruppen auf- | | |
H H H H
gespalten werden
Prop-1-en Wasser Propan-2-ol
6.3 Reaktionen organischer Stoffe 279

6.3.4 Eliminierungsreaktionen

Die Eliminierung ist eine organische Reaktion, bei der Atome oder
Atomgruppen aus den Molekülen der Ausgangsstoffe abgespalten
werden. Dabei wird an zwei benachbarten Kohlenstoffatomen je
ein gebundenes Atom oder eine Atomgruppe entfernt. Der Bin-
dungsgrad zwischen diesen beiden Kohlenstoffatomen nimmt zu.
Aus einem Ausgangsstoff entstehen zwei Reaktionsprodukte.

Eliminierungsreaktionen sind die Rückreaktionen der Additionsreakti- u Eliminierun-


onen. Ein typisches Beispiel ist die Dehydrierung, die Umkehrung der gen spielen eine
Hydrierung. große Rolle bei der
Bei der Dehydrierung werden in Gegenwart von Katalysatoren und bei Synthese von unge-
sättigten Kohlen-
hohen Temperaturen Wasserstoffatome aus Molekülen gesättigter Ver-
wasserstoffen. Diese
bindungen abgespalten. Auf diese Weise entstehen aus Alkanen wie Pro- sind die wichtigsten
pan Alkene (Propen) und Wasserstoff. Ausgangsstoffe für
die Polymerisation
BE Dehydrierung von Alkanen von Kunststoffen
(75. 269).
H HH HH,
I I | /
H&@cH Bel H-C-C=l +
HHH HN
1 ulm wahe

Propan Propen Wasserstoff

Bei der Dehydratisierung werden Wassermoleküle aus den Molekülen


von Alkoholen oder anderen organischen Verbindungen abgespalten.
Als Reaktionsprodukte werden ungesättigte Verbindungen und Wasser
gebildet.

E Dehydratisierung von Alkoholen

HH H HH
Il Kat I 1 N “
H-c- c- EöH ee ie H-0-H
Il
HHH I "
Propan-1-ol Propen Wasser

Bei der Dehydrohalogenierung werden ein Halogenatom und ein Was-


serstoffatom aus dem Molekül eines Halogenalkans abgespalten. Dabei
entstehen der Halogenwasserstoff und ein Alken.

El Dehydrohalogenierung von Halogenalkanen

Kat Zi
— c=C +
FE N
H H

Monochlorethan Ethen Chlorwasserstoff


Überblick

Reaktionen organischer Verbindungen

m Organische Reaktionen werden nach dem Reaktionsmechanismus in


drei grundlegende Reaktionstypen unterteilt.

Substitution BETTER
- Atome oder Atomgrup- - Atome oder Atomgrup- - Atome oder Atomgrup-
pen werden ersetzt. pen werden angelagert. pen werden abgespal-
— Zwei Ausgangsstoffe - Zwei Ausgangsstoffe ten.
n reagieren zu zwei Reak- reagieren zu einem - Ein Ausgangsstoff re-
tionsprodukten. Reaktionsprodukt. agiert zu zwei Reakti-
- Der Bindungsgrad der - Der Bindungsgrad der onsprodukten.
beteiligten Bindung beteiligten Bindung - Der Bindungsgrad der
bleibt erhalten. nimmt ab. beteiligten Bindung
nimmt zu.

u Die Klassifizierung nach dem Mechanismus erfasst nicht alle Redox-


reaktionen organischer Verbindungen. Beispiele sind die vollständige
Verbrennung von Kohlenwasserstoffen oder die Oxidation bzw. Reduk-
tion von Verbindungen mit funktionellen Gruppen.

Substitution Oxidation
(+Cl, , HCl) (+1%20,)

Monochlorethan Ethan Ethanol

Addition| | Eliminierung Addition Eliminierung o\ Addition| | Eliminierung


(+H,) (H,) (+H,) (H,) (+H,) CH,)

Ethanal

Addition Eliminierung Reduktion 4 | Oxidation


(+H,) (-H,) (-%0,) (+120,)

Kohlenstoffdioxid
Verbrennung
| 10,) | b
N Ethin Ethansäure
Wasser

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Chemisch-technische Prozesse
282 7 Chemisch-technische Prozesse

7.1 Grundlagen chemisch-technischer Prozesse

2 In Lagerstätten Seit vielen Jahrzehnten werden großtechnische chemische Verfahren so-


werden verschie- wohl zur Erzeugung von anorganischen Stoffen, z.B. Roheisen und Stahl,
dene mineralische Aluminium, Düngemitteln oder Branntkalk, als auch zur Produktion or-
Rohstoffe gefunden. ganischer Stoffe, z.B. Erdölprodukte, Plaste, Elastomere und Fasern, an-
Der Abbau erfolgt
gewendet.
in Bergwerken oder
über Tage (Eisenerz).
Rohstoffe

Die für chemisch-technische Prozesse als Ausgangsstoffe benötig-


ten Rohstoffe müssen häufig erst aufbereitet werden.

[ Angesichts der Die zur Herstellung chemischer Produkte notwendigen Rohstoffe liegen
wirtschaftlichen fast nie in reiner Form vor, sondern müssen vor ihrem Einsatz oft durch
Entwicklung solcher die Abtrennung störender Begleitstoffe aufbereitet werden. Je nach Her-
Länder wie China kunft und Zusammensetzung werden mehrere Gruppen von Rohstoffen
und Indien ist zu
unterschieden.
erwarten, dass der
Bedarf bei einigen
Rohstoffen in einigen Fossile Rohstoffe oder fossile Kohlenstoffträger, wie Kohle, Erdgas
Jahrzehnten nicht oder Erdöl, entstanden während der Erdgeschichte aus lebenden
mehr gedeckt wer- Organismen, welche nach ihrem Absterben im Verlauf der Jahrmil-
den kann. lionen umgewandelt wurden.

Erdgas ist ein Gemisch gasförmiger Kohlenwasserstoffe, das hauptsäch-


lich aus Methan besteht. Es enthält aber z.T. auch Kohlenstoffdioxid und
Schwefelwasserstoff. Man verwendet das geförderte Erdgas als Heizgas
oder zur Weiterverarbeitung für Synthesegas.
[ll Erdgas wird Erdöl ist ein komplexes, flüssiges Stoffgemisch aus vielen verschiedenen
sowohl mit Erdöl ketten- und ringförmigen Kohlenwasserstoffen. Seine Verwendung ist
zusammen als auch vielseitig (/S. 308 ff.).
getrennt aus eigenen Bei der Kohle wird je nach der Entstehungszeit in Steinkohle (erd-
Erdgaslagerstätten
geschichtlich älter) und Braunkohle (erdgeschichtlich jünger) unter-
gefördert.
schieden. Bei beiden Formen handelt es sich um Stoffgemische aus
hochmolekularen Kohlenwasserstoffen, welche auch Wasser und Mine-
ralbestandteile enthalten.

Ei Braunkohle und Steinkohle


werden in Deutschland
hauptsächlich in Kraftwer-
ken zur Wärme- und Strom-
erzeugung genutzt. Sie de-
cken mit je etwa 25% die
Hälfte des Strombedarfes.
Aber auch chemische Roh-
stoffe gewinnt man aus
Kohle (5. 307).
7.1. Grundlagen chemisch-technischer Prozesse 283

Mineralische Rohstoffe sind natürliche Bestandteile der Erdkruste,


die als Erze, Gestein oder als Salze auftreten können.

Beispiele für mineralische Rohstoffe


Bezeichnung Zusammensetzung Verwendung
Apatit Phosphatmineral | Herstellung vonn Phosphatdünge- i
‚ mitteln und Phosphorsäure
Bauxit Sedimentgestein mit bis zu 50-60% | Herstellung von Aluminium
Aluminiumhydroxid
Eisenerze Eisenoxide, Eisensulfide, Eisencarbo- Roheisenherstellung
nate
Kalisalze Salzgemisch aus 20-50 % Kalium- Herstellung von Kalidüngemit-
‚ chlorid sowie Natriumchlorid, teln, Kaliumhydroxid und Brom
Magnesiumchlorid, Magnesiumsulfat,
Bromiden
Kalkstein Calciumcarbonat mit Spuren vvon Herstellung von Branntkalk,
Eisenoxiden und Siliciumdioxid Zement, Glas
Quarzsand Siliciumdioxid, z. T. mit Spuren von Herstellung von n Glas, Halbleiter-
Eisenoxiden silicium
Schwefel meist ohne Verunreinigungen | Herstellung von Schwefeldioxid,
Schwefelsäure, Gummi
Steinsalz mehr als 99% Natriumchlorid Herstellung von Natriumhydro-
‚xid, Chlor, Speisesalz
sulfidische Erze aus den Sulfiden zahlreicher Metalle | Gewinnung der jeweiligen Me-
wie Eisen, Kupfer, Blei, Zink ‚ talle und von Schwefeldioxid

Obwohl heute die Hauptmenge der organischen Chemieprodukte auf


der Basis von Erdöl und Erdgas hergestellt werden, entstammen seit
geraumer Zeit etwa 10% der Produkte der chemischen Industrie nach-
wachsenden Rohstoffen.
Die in den nachwachsenden Roh-
stoffen enthaltenen organischen
Stoffe entstehen bei allen Pflanzen
mithilfe der Fotosynthese aus an-
organischen Stoffen (Kohlenstoff-
dioxid, Wasser) und unter Einwir-
kung von Sonnenlicht.
Der wichtigste nachwachsende
Rohstoff ist Holz mit einem An-
teil von über 90%. \Weltweit wer-
den etwa 1,2 Mrd. Tonnen Holz
industriell genutzt. Dabei hat die
Nutzung der Cellulose als Haupt-
bestandteil des Holzes die größte
Bedeutung, z.B. für die chemische
und für die Papierindustrie.
284 7 Chemisch-technische Prozesse

[ Nachwachsende
Unter nachwachsenden Rohstoffen versteht man molekulare oder
Rohstoffe werden
zwar als unbegrenzt
hochmolekulare Stoffe, die hauptsächlich pflanzlichen Ursprunges
angesehen, können sind. Tierische Produkte haben dabei nur einen kleinen Anteil.
aber den riesigen
Rohstoffbedarf der
Menschheit nicht Nachwachsende Rohstoffe
vollständigabdecken. Rohstoff | Gewinnung Bestandteile Verwendung
‚ aus
Fette, Öle | Pflanzensamen verschiedene Speiseöl, zur Herstel-
Glycerolester lung von Kosmetika,
(Glycerinester) | Treibstoff (Biodiesel)
Holz verholzten Polysaccharid: | Baustoff, Brennstoff,
Pflanzenteilen Cellulose Herstellung von Zell-
(Baumstämme) stoff, Papier, Fasern,
Klebstoffen
Rohr- Zuckerrüben, Disaccharid: Nahrungsmittel,
zucker Zuckerrohr Saccharose Herstellung von
Bioethanol
Stärke Getreide, Kar- Polysaccharide: | Nahrungsmittel,
toffeln Amylose und Herstellung von Kleb-
Amylopektin stoffen
Pflanzen- | Baumwolle, Fa- | Polysaccharide: | zur Herstellung von
fasern serlein (Flachs), | Cellulose und Geweben, Seilen und
Faserhanf andere Kleidung
Latex Gummibaum Makromolekül: | Naturkautschuk
Polyisopren
© In die CO,-Bilanz
alternativer Energie- Nachwachsende Rohstoffe bieten nicht nur den Vorteil, dass sie immer
träger gehen viele wieder in der Natur neu gebildet werden. Wenn sie wie einheimischer
Faktoren ein, z.B. der Biodiesel sinnvoll als alternative Energieträger genutzt werden, kann
beim Transport oder
ihre CO>-Bilanz besser werden als die fossiler Energieträger.
für die Düngung an-
fallende CO,-Anteil.
Ein weiterer Vorteil nachwachsender Rohstoffe besteht darin, dass die
Produkte, z.B. aus Stärke (/ Abb. rechts), biologisch abbaubar sind.
7.1. Grundlagen chemisch-technischer Prozesse 285

Sekundärrohstoffe sind Nebenprodukte und Abfälle von Produk-


tionsverfahren oder Produkte, die ihren ursprünglichen Gebrauchs-
wert verloren haben, aber noch als Rohstoffe eingesetzt werden
können.

Altmaterial wird meist wieder aufbereitet. Die dazu nötigen Vorgänge


bezeichnet man als Recycling. Zur Gruppe des Altmaterials gehören so-
wohl Altpapier, Glasbruch, Reste aus der Metall verarbeitenden Indust-
rie, Plastikabfälle als auch verunreinigte Schwefelsäure.
Industrielle Nebenprodukte dienen oft als Rohstoffe für andere Pro-
dukte. So wird die Hochofenschlacke im Straßenbau genutzt und das
Schwefeldioxid in den Abgasen der Kohlekraftwerke wird mit einer Auf-
schlämmung von Calciumcarbonat absorbiert und in Gips überführt. Die-
ser wird dann unter anderem im Bauwesen genutzt.
Beim Recycling von Altmaterial kann es vorkommen, dass das Recyclat
in einigen Eigenschaften nicht mehr die Qualität von Neuware erreicht.
Beispielsweise führen Verunreinigungen im Altglas dazu, dass es kaum
möglich ist, dieses zur Herstellung von farblosem Glas zu nutzen.

[ Das duale System


erfasst alle Verpa-
MN ö) I 16) ckungen, die mit
IC PER LLS einem grünen Punkt
gekennzeichnet sind.
Diese werden einer
Wiederverwertung
zugeführt.

Als Hilfsstoffe bezeichnet man chemische Zusätze, welche für die


Durchführung der Reaktionen nötig sind, aber nicht ins Endpro-
dukt eingehen.

Neben Rohstoffen braucht man für viele Verfahren noch Hilfsstoffe. © Großtechnische
Diese Stoffe werden nach der erfolgten chemischen Reaktion abgetrennt Verfahren bestehen
und regeneriert. Oft können sie wieder verwendet werden. Dann führt oft aus mehreren
man sie in den Prozess zurück. aufeinanderfolgen-
den Stufen, z.B.
Überführen der
Bi Hilfsstoffe sind Katalysatoren, Lösungsmittel, Extraktionsmittel, Ad- Ausgangsstoffe in
sorptionsmittel oder Emulgatoren, die nach der Reaktion abgetrennt, einen geeigneten Zu-
regeneriert und in den Prozess zurückgeführt werden. stand (z.B. Auflösen),
Erwärmen, chemische
Rohstoffe müssen vor ihrem Einsatz aufbereitet werden. Je nach Umsetzung, Abküh-
ihrer Herkunft unterscheidet man mineralische, fossile, nachwach- len, Trennen des
anfallenden Gemi-
sende und Sekundärrohstoffe. Zusätzlich werden noch oft Hilfs-
sches (Reinigung des
stoffe im Produktionsprozess eingesetzt. Produkts).
286 7 Chemisch-technische Prozesse

Besonderheiten chemisch-technischer Verfahren

Bei der industriellen Herstellung von Stoffen spielen zahlreiche Faktoren


eine große Rolle, die unter Laborbedingungen oft vernachlässigt werden
können. So muss die Produktion so wirtschaftlich wie möglich erfolgen
und die Umweltbelastungen müssen so gering wie möglich gehalten
werden.
Das führt einerseits dazu, dass sich die Herstellung eines Stoffs im Labor
von der technischen Synthese grundlegend unterscheidet.
Zum anderen kommt bei technischen Verfahren der Abtrennung, Ver-
wertung oder schadlosen Entsorgung von Nebenprodukten eine viel
größere Bedeutung zu als im Labor oder im Chemieunterricht.

Problem Technisches Arbeitsprinzip Beispiel


Verfügbarkeit und Qua- | - Aufbereitung der Rohstoffe, - Gewinnung von reinem Alu-
lität von Rohstoffen Abtrennung störender Be- miniumoxid aus Bauxit für
gleitstoffe die Aluminiumherstellung
(75. 304)
Einsatz von Abfällen als | - Recycling von Wertstoffen | = Schrotteinsatz
bei der Stahl-
Rohstoffe aus Abfällen herstellung (/S. 290)
- Kunststoffrecycling (5. 274)
Lage des chemischen - Temperatur- und Druckop- - Optimierung der Reakti-
Gleichgewichts timierung nach dem Prinzip onsbedingungen bei der
‚ vonLE CHATELIER Synthese von Ammoniak
| - Abtrennung der Produkte (75. 292) und Schwefelsäure
' aus dem Reaktionsgemisch (75. 296)
' und Rückführung der nicht
| umgesetzten Ausgangsstoffe
' (Kreislaufprinzip)
Geringe Reaktionsge- ı - Einsatz technischer Kataly- - Synthese von Salpetersäure .
schwindigkeit satoren (75. 294) und Methanol
(75. 313)
Entstehung von Neben- - Abtrennung und Verwertung - Nutzung von Schwefel aus
produkten \ oder Entsorgung der Neben- der Erdölentschwefelung zur
produkte Herstellung von Schwefel-
säure (/5. 296)
Entstehung von Schad- - Umwandlung der Schad- - Rauchgasreinigung von
stoffen stoffe in ungiftige Produkte Kraftwerken (/'S. 339)
- sichere Entsorgung der
Schadstoffe
Hohe Reaktionstempe- - Kopplung endotherrmer und - Hochofenprozess (5. 287)
raturen und Abwärme exothermer Prozesse - Synthese von Methanol
exothermer Prozesse (Gegenstromprinzip) (75. 313)
ı - Einsatz von Wärmetauschern
Hoher Aufwand beim - kontinuierliche Betriebsweise - Rohöldestillation (/S. 308)
Anfahren technischer bzw. periodische Zugabe von - Kalkbrennen (/5. 298)
Anlagen Ausgangsstoffen - Chloralkalielektrolyse
(7. 302)
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 287

7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe

7.2.1 Technische Herstellung von Eisen und Stahl

Grundlagen

Eisen (/S. 87) ist das wichtigste Gebrauchsmetall. Reines Eisen findet nur Ü] Gediegenes Eisen
selten Verwendung, z.B. als Magnetkern in der Magnettechnik. Weit macht etwa 90 % des
häufiger passt man es den vielfältigen Gebrauchszwecken durch Verän- Erdkerns aus. Damit
derungen wie Legieren (/S. 89) mit anderen Metallen an. Im Hoch- ist es das verbrei-
tetste Element der
ofenprozess gewinnt man aus Eisenerz großtechnisch Roheisen. Roh-
Erde. In der Erdkruste
eisen enthält etwa 4% Kohlenstoff und andere Elemente, ist hart und
finden sich etwa
spröde und daher nicht verformbar. Verringert man den Kohlenstoffge- 4,7% in Form von
halt unter 2%, so erhält man schmiedbaren Stahl. Eisenerzen. Auch in
Roheisen wird durch Reduktion (5. 134) oxidischer Eisenerze wie Magne- unserem Sonnensys-
tit (Eisen(Il, III)-oxid), Hämatit (Eisen(Ill)-oxid) oder Limonit (Eisen(IIl)-oxid tem kommt Eisen
mit gebundenem Wasser) hergestellt. Sulfidische Erze, z.B. Pyrit, werden häufig vor, was die
durch Rösten in ihre Oxide überführt und anschließend reduziert. zahlreichen Eisen-
meteorite beweisen.

Roheisengewinnung

Teile des Hochofens Vorgänge im Ofen

Austritt der Gichtgase %


100-150 °C
I Im Jahr 2009
Beschickung ® wurden durch den
Erz und Zuschläge, Koks Hochofenprozess
Gicht weltweit 800 Mio.
N Tonnen Roheisen
erzeugt.
Vorwärmzone ®
200 - 500 °C

Schacht Reduktionszone @
> 700 °C

Kohlungszone ®
> 1100 °C
Luftzufuhr Heißluft &
1000-1300 °C

Herd Schmelzzone ©
> 1200 °C
| Große Hochöfen
haben ein Gesamtvo-
Schlackenabstich ® lumen von 6000 m?
und einen Durch-
Roheisenabstich
messer von 15 m.
Gestell Sie liefern ca. 4 Mio.
Tonnen Roheisen im
Jahr.
288 7 Chemisch-technische Prozesse

Ablauf des Hochofenprozesses:

Ü Die Wirt-
schaftlichkeit der Im Hochofen wird durch Reduktion von Eisenerzen mithilfe von
Roheisenherstellung Koks und Heißluft flüssiges Roheisen erzeugt. Als Nebenprodukte
hängt maßgeblich entstehen Schlacke und Gichtgas.
von der Umsetzung
der technischen
Arbeitsprinzipien im Abschnitt Vorgänge
Hochofenprozess ab.
Beschickung D - periodische Zufuhr von Erz, Koks und
Zuschlägen
- Zusatz (Zuschlag) von Kalk, um die in
den Erzen enthaltenen Verunreinigun-
gen („Gangart” aus Silicium-, Mangan-
Schwefel- und Phosphorverbindungen)
zu binden
Luftzufuhr ® - kontinuierliches Einblasen von heißer
Luft (Sauerstoff)
- Gegenstrom von Luft und Feststoffen
DI Durch die Vorwärmzone ®) - Abgabe der Wärme von aufsteigenden
Aufnahme von Gasen an die Feststoffe
Kohlenstoff wird —- Trocknung der Feststoffe
die Schmelztempe-
ratur des Eisens von Reduktionszone @ - Reduktion der Eisenerze durch aufstei-
1540°C auf etwa gendes Kohlenstoffmonooxid (indirekte
1200°C abgesenkt. Reduktion)
- Kohlenstoffdioxid bildet sich
- Kohlenstoffdioxid reagiert mit darüber
liegendem Koks zu Kohlenstoffmonooxid
- Kohlenstoffmonooxid reduziert erneut
Eisenerz

Kohlungszone ® - Aufnahme von Kohlenstoff durch das


schwammartige metallische Eisen (Koh-
lung)
- Roheisen entsteht
- Kohlenstoffdioxid steigt nach oben
—- Reaktion von Kohlenstoffdioxid mit Koks
zu Kohlenstoffmonooxid

Schmelzzone ®) — Reaktion des glühenden Kokses mit Luft-


sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid
I Gichtgas ist ein - bei Temperaturen von über 1200 °C
Gasgemisch. Es be- schmilzt das Roheisen
steht aus etwa 50 %
Stickstoff, 15-20 % Austritt des Gicht- - Austritt der Gichtgase am oberen Ende
Kohlenstoffdioxid gases der Vorwärmzone ®)
und 25-30 % Koh- — Verbrennen des Gichtgases in Türmen
lenstoffmonooxid. Es (Speichern der Wärme im Mauerwerk)
dient als Brennstoff. - Nutzung der Wärme zum Aufheizen der
Luft für den Hochofen (Winderhitzer)
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 289

"Roheisenabstich | - flüssiges Roheisen enthält etwa 4% Koh- [Ü Hochofenschlacke


ı lenstoff und andere Elemente wird auch Hütten-
- Ansammlung am Boden des Hochofens schlacke genannt.
Man verwendet sie
| - periodische Entnahme (Abstich)
z.B. als Baustoff.
Schlackenabstich @ | - Bildung flüssiger Schlacke (Hauptkom-
ponente Calciumsilicat) durch Reaktion
der Verunreinigungen (Gangart) mit dem
zugesetzten Kalk
ı - Schlacke schwimmt auf dem flüssigen
' Roheisen und schützt es vor Oxidation
\ - periodische Entnahme (Abstich)

Chemische Reaktionen im Hochofen:

Ausgangsstoffe:
verschiedene Eisenerze, Koks, Kalkstein (Zuschlag), Luft

Reaktionsprodukte:
Roheisen (Eisen mit 3,5-4% Kohlenstoff, 1% Silicium, 2-3% Mangan, bis
0,2% Phosphor)
Hochofenschlacke, Gichtgas

Reaktionen in den einzelnen Abschnitten des Hochofens: EI Gusseisen


gewinnt man durch
in der Schmelzzone (6) Umschmelzen von
c + © —- (CO, Q = -393 kJ/mol Roheisen. Je nach Be-
handlung gibt es ver-
schiedene Sorten für
in der Kohlungszone ®) die unterschiedlichen
c + CO, —- 2CO Q = +174 kJ/mol Einsatzgebiete. Aus
Gusseisen bestehen
3Ffe + 2CO — FesC + CO, (Kohlung) Rohre, Gullideckel,
Bratpfannen usw.
in der Reduktionszone
Fe5,0; + CO —- 2FeO + CO, Q=-4k)J/mol

Fe O + Co — Fe + CO Q=-12 k)/mol

FeO + C — Fe + CO Q = +156 kJ/mol

Schlackenbildung unter der Schmelzzone ®


SiO, + CaCO3 us CaSiOz 2 CO,

Als Roheisen wird Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt von mehr


als 3,5% bezeichnet. Durch den hohen Anteil an Kohlenstoff ist
es druckfest, aber sehr spröde. Festes Roheisen ist weder in der
Hitze noch in der Kälte verformbar. In flüssiger Form lässt es sich
aber in Formen gießen und so direkt zu Gussartikeln (Gusseisen)
verarbeiten.
290 7 Chemisch-technische Prozesse

Stahlerzeugung

Bei der Stahlerzeugung wird Roheisen durch Oxidationsprozesse


von den enthaltenen Verunreinigungen befreit. Der enthaltene
Kohlenstoff wird mit Sauerstoff oxidiert. Andere Elemente reagie-
ren mit Zuschlägen zu Schlacke.

Wegen der schlechten Materialeigenschaften des Gusseisens wird nur


ein kleiner Teil des Roheisens zu Gussartikeln verarbeitet, während der
größte Teil zu Stahl weiterverarbeitet wird. Als Stahl bezeichnet man
Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt unter 2,1%, welches schmied- und
walzbar ist.
I Im höchsten Ge- Um aus Roheisen Stahl herzustellen, müssen die störenden Beimengun-
bäude der Welt, dem gen, vor allem Kohlenstoff, abgereichert werden. Das erfolgt durch Oxi-
828 m hohem Burj dation mit Sauerstoff (Frischen) in einem kippbaren Konverter. Dabei
Dubai sind mehr als kann auch Schrott zugegeben werden.
30000 Tonnen Stahl
Über die Dauer der Sauerstoffeinleitung (maximal 15-20 min.) kann der
verbaut.
Kohlenstoffgehalt im Stahl je nach Verwendungszweck zwischen 0,04
und 1,5% eingestellt werden. Zur Verbesserung der Eigenschaften gibt
man nach dem Frischen z.T. verschiedene Legierungsmetalle hinzu, so-
dass niedrig legierte oder hoch legierte Stähle entstehen.
Mehr als 75% vor allem niedrig legierte Stähle werden durch das Sau-
erstoff-Aufblasverfahren erzeugt. Dabei wird Sauerstoff in das flüssige
Eisen geblasen, um die Verunreinigungen zu verbrennen. Außerdem
setzt man Schrott zur Kühlung und Kalk dazu, um Silicium und Phosphor
in der Schlacke zu binden.

U Hoch legierte Sauerstoffblaskonverter


Stähle stellt man
häufig nach dem Teile des Konverters
Elektrostahl-
Einblasen ®
Verfahren her, weil
des Sauerstoffs
damit die Zusam-
Austreten des Sauerstoff-Blaslanze
mensetzung besser
Kohlenstoff-
eingestellt und ein monooxids &
störender Sauerstoff-
überschuss in der
Schmelze vermie- Roheisenzufuhr ®
den werden kann. und Entleerung
Dazu werden fast
ausschließlich hoch Konvertergefäß
legierter Stahlschrott
sowie die gegebe-
nenfalls benötigten
Legierungsmetalle Schlacke 9 —
im Lichtbogen
geschmolzen und die
Zusammensetzung Schmelze ®
optimiert. feuerfeste
Ausmauerung
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 291

Ablauf des Sauerstoff-Aufblasverfahrens:

Abschnitt Vorgänge DZ Insgesamt wur-


den 2009 weltweit
Roheisen- \ - Beschickung mit flüssigem Roheisen und bis zu 1,1 Mrd. Tonnen
zufuhr © 40% Eisenschrott Stahl erzeugt.
| - Kalkzuschläge zum Binden der Begleitelemente
| Silicium und | Phosphor
Sauerstoff- |- - Einblasen des erforderlichen Sauerstoffs indie:
zufuhr ® \ Schmelze durch ein Rohr (Blaslanze)
Schmelze OO |- enthaltener Kohlenstoff reagiert mit dem ein-
| geblasenen Sauerstoff und dem Sauerstoff aus
' Schrott (Eisenoxid) zu Kohlenstoffmonooxid
' - bei der exothermen Reaktion wird Wärme zum
| _Aufheizen der Schmelze frei
Austritt des | - Kohlenstoffmonooxid entweicht aus der oberen
Abgases ® Öffnung
Schlacken- u - Schlacke entsteht durch Reaktion der Zuschläge.
bildung ® mit den anderen Elementen des Roheisens und
schwimmt über der Schmelze

Chemische Reaktionen bei der Stahlerzeugung: Ü stähle können


verschieden zusam-
Ausgangsstoffe: mengesetzt sein.
Roheisen, Eisenschrott (enthält Eisenoxide als Rost), Sauerstoff - wetterfester Bau-
stahl:
0,1-0,A4A% C,
Reaktionsprodukte:
0,1-0,4% Si,
Stahl (Eisen < 2,1% Kohlenstoff), Schlacke, Kohlenstoffmonooxid 0,3-0,8% Mn,
0,5-0,8% Cr
Chemische Reaktionen in den Abschnitten: hochfester Stahl
in der Schmelze @) (für hohe Zugbe-
2C + 0, —- 2CO (Entkohlung) Q = -221 kJ/mol lastung):
0,2-0,4% C,
3C + F&03 — 2Ffe + 3CO 0,2-1,5% Si,
0,5-1,0% Mn,
0,8-1,0% Cr,
in der Schlacke ©) 0,3-0,4% Mo,
Si + 0, —- SiO, 1,0-2,0% Ni,
0,1-0,5 % V
SiOo, + CaCO; — CaSiO; + CO, rostfreier Stahl
<0O,1%C,
Stähle sind Legierungen aus Eisen und bis zu 2,1% Kohlenstoff. Zusätz- 18% Cr,
lich können noch Legierungsmetalle, z.B. Mangan, Chrom, Nickel, Titan, 10% Ni,
Vanadium oder Molybdän, zugesetzt werden. 2% Mo,
<2% Mn,
Die Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten der verschiedenen
0,1-0,2% Ti
Stahlsorten hängen von ihrer Zusammensetzung ab. Die mechanischen
Eigenschaften wie Härte und Zähigkeit des Stahls können auch durch
eine thermische Behandlung (Anlassen) beeinflusst werden. Durch Tem-
pern und Abschrecken des Stahls werden gezielt bestimmte Gefüge-
eigenschaften erzeugt.
292 7 Chemisch-technische Prozesse

7.2.2 Technische Herstellung von Ammoniak

[ Stickstoffdünge-
mittel werden in der Die Ammoniaksynthese ist eine Gleichgewichtsreaktion, die an ei-
Landwirtschaft als nem Katalysator durchgeführt wird. Um einen Umsatz von etwa
Pflanzennährstoff 20% zu erreichen, muss mit hohem Druck gearbeitet werden. Der
eingesetzt. Die Pflan- eingesetzte Eisenkatalysator arbeitet bei 400-500 °C.
zen benötigen Stick-
stoffsalze, um daraus
in ihrem Stoffwechsel
Eiweiße aufzubauen. Ammoniak (/S. 197) ist die technisch wichtigste Stickstoffverbindung.
Die Weltproduktion übersteigt 125 Mio. Tonnen pro Jahr. Ein Großteil
des erzeugten Ammoniaks wird zur Herstellung von Stickstoffdüngemit-
teln verwendet. Außerdem dient Ammoniak u.a. zur Herstellung von
Salpetersäure, Soda und Kunststoffen.
Ammoniak wird in einem Synthesereaktor, den man auch als Kontakt-
ofen bezeichnet, aus Stickstoff und Wasserstoff erzeugt. Das Verfahren
wird nach seinen geistigen Vätern FRITZ HABER und CARL BOSCH auch als
Haber-Bosch-Verfahren bezeichnet.

Ablauf der Ammoniaksynthese:


Die technische Ammoniaksynthese Ammoniakanteile im Gleichgewicht
ist eine Gleichgewichtsreaktion. \olumen-
Nach dem Prinzip von LE CHATE- anteil
LIER begünstigen hoher Druck und 1Nn%
niedrige Temperatur die Hinreak- 100- 100 MPa
tion (/ Abb.), da sie exotherm ist - 30 MPa
und unter Volumenabnahme er- 80-
folgt. Man arbeitet daher mit ho- =
hen Drücken von p = 25-30 MPa. 60-1
FRITZ HABER
(1868-1934) Die Reaktion läuft an einem Ka- TEN
talysator ab, dessen Arbeitstem- 7
peratur 400-500 °C beträgt. Der 2
Eisenkatalysator entsteht durch a
Reduktion von Eisenoxid mit Zu-
200 300 400 500 600 700
sätzen von Aluminiumoxid, Kali-
din °C
umoxid und Calciumoxid.

Die Ausgangsstoffe werden auf die entsprechende Arbeitstemperatur


des Katalysators vorgeheizt. Weil die Hinreaktion exotherm ist, heizt sich
das Reaktionsgas ständig weiter auf. Das ist sowohl für den Katalysator
als auch für den Umsatz ungünstig. Deshalb wird im Reaktor mehrmals
eine Zwischenkühlung des Gasgemisches durchgeführt.
Je nach Druck und Temperatur erhält man Umsätze von 15-20% Am-
moniak pro Reaktordurchgang. Diese liegen unter den theoretisch
möglichen Ammoniakanteilen (7 Abb. oben), weil sich beim einmaligen
Durchgang das Gleichgewicht nicht vollständig einstellt.
CARL BOSCH Nach Austritt aus dem Reaktor trennt man das gebildete Ammoniak
(1874-1940) durch Kondensation bei etwa -10 °C von den nicht umgesetzten Aus-
gangsstoffen ab. Diese werden zusammen mit dem Frischgas in den
Reaktor zurückgeführt (Kreislaufprinzip).
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 293

Ammoniaksynthese [Die Leuna-Werke


in Halle-Merseburg
wurden eigens für
Reaktor Wärmetauscher Tiefkühler N. H, die Ammoniaksyn-
these erbaut. Seit
1916 wurde dort
das Haber-Bosch-
Kataly- Verfahren bis in die
sator neunziger Jahre
(Kontakt- durchgeführt.
ns Kühlmittel
(-35°C)

Kühlung NH; (flüssig)

Kreislaufgebläse

NHz, N, H,

Synthesegas (N, + 3 H,)

Kompressor

Das Verfahren zur Ammoniakerzeugung wurde von FRITZ HABER in den


Jahren 1905 bis 1910 im Labor entwickelt und ab 1913 von CARL BOSCH
industriell umgesetzt.
Wichtig für den Erfolg der Ammoniaksynthese war die Entwicklung eines
preiswerten Katalysators hoher Lebensdauer durch ALWIN MITTASCH. Er
fand nach intensivem Forschen den geeigneten Eisen-Katalysator. Dazu
wurden in etwa 20000 Versuchen mehr als 3000 unterschiedliche Kata-
Iysatoren getestet.

Chemische Reaktionen bei der Ammoniaksynthese: ALWIN MITTASCH


Ausgangsstoffe: (1869-1953)
Synthesegas (aus Kohle, Erdöl, Erdgas) mit Stickstoff und Wasserstoff im
Verhältnis 1:3

Reaktionsprodukt:
Ammoniak

Bedingungen:
Reaktionstemperatur = 400-500 °C
Druck = 25-30 MPa
Katalysator: Eisen

Reaktionsgleichung:
N, + 3 H> =2 NH3 Q=-92 kJ/mol

Heute erzeugt eine moderne Syntheseanlage (/ Abb. rechts) täglich bis


zu 1500 Tonnen Ammoniak.
294 7 Chemisch-technische Prozesse

7.2.3 Technische Herstellung von Salpetersäure

u Sprengstoffe, die
aus Salpetersäure Salpetersäure wird durch schrittweise Oxidation von Ammoniak
hergestellt werden, zu Stickstoffmonooxid und Stickstoffdioxid und anschließende Ab-
sind z.B. Nitroglyce- sorption des Stickstoffdioxids in Wasser hergestellt.
rin (Glycerintrinitrat)
oder Cellulosenitrat
(Schießbaumwolle).
Salpetersäure (5. 198), eine der stärksten anorganischen Säuren, wird
hauptsächlich zur Herstellung von Stickstoffdüngemitteln, z.B. Ammoni-
umnitrat oder Kalkammonsalpeter, verwendet.
Etwa 10-15% der Säure nutzt man zur Erzeugung organischer Verbin-
dungen wie Fasern oder Kunststoffen, zur Herstellung von Sprengstof-
fen oder als Ätzmittel für Metalle.

Die Erzeugung von Salpetersäure ist ein kontinuierlicher Prozess, der in


drei Teilschritten abläuft:
1. katalytische Oxidation von Ammoniak zu Stickstoffmonooxid
2. \Weiteroxidation mit Luft zu Stickstoffdioxid
3. Absorption von Stickstoffdioxid in Wasser und Reaktion zu Salpeter-
säure

Ablauf der Salpetersäureherstellung:

[Die nach diesem Abschnitt Vorgänge


Prozess hergestellte
Salpetersäure hat Zuleitung D | - Mischen von Ammoniak und Luft im Verhältnis 1:10
einen Gehalt von - Einleiten in einen Verbrennungsofen (Kontaktofen)
60-65 %. Das ist für
die meisten Anwen- Kontaktofen | - Oxidation von Ammoniak mit Luft zu Stickstoff-
dungen ausreichend. ® monooxid am Katalysator (Platin-Netze)
Für die Herstellung - kurze Verweilzeit am Katalysator verhindert den
von Sprengstoffen Zerfall des gebildeten Stickstoffmonooxids
beötigt man jedoch
95 %ige Salpeter- Abhitze- - Nutzung der entstehenden Wärme im nachgeschal-
säure. kessel & teten Abhitzekessel zur Erzeugung von Wasser-
dampf
- Gasgemisch kühlt sich schnell ab, sodass es nicht in
Stickstoff und Sauerstoff zerfallen kann

Oxidations- - Reaktion des gebildeten Stickstoffmonooxids mit


turm O dem Sauerstoff der zugeführten Luft zu Stickstoff-
dioxid
Absorptions- - Umsetzung des Stickstoffdioxids mit Wasser im Ge-
kolonne ®) genstrom zu Salpetersäure
- gleichzeitige Oxidation des sich erneut bildenden
Stickstoffmonooxids mit Sauerstoff zu Stickstoff-
dioxid, welches wieder mit Wasser reagiert

Austritt des —- Restgas enthält 95-97 % Stickstoff, 2-4% Sauer-


Restgases (&) stoff, 1% Edelgase und bis zu 0,05 % Stickstoff-
oxide; wird gereinigt
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 295

Salpetersäureherstellung [I Die Salpetersäu-


reherstellung wird
Luft-Ammoniak auch als OSTWALD-

Gemisch © Verfahren bezeich-


j net. Das Verfahren
NO Luft Wasser Restgas © wurde von dem
deutschen Chemiker
WILHELM FRIEDRICH
Katalysator®
(Platin-Netze) OSTWALD (1853 bis
1932) entwickelt.

INN
Abhitze- %
kessel
+ ——
an NO,

Wasser Salpetersäure

®
Kontakt- Oxidations- Absorptions-
ofen turm kolonne

Chemische Reaktionen bei der Salpetersäureherstellung:

Ausgangsstoffe:
Ammoniak, Luft, Wasser

Reaktionsprodukte:
Salpetersäure, Restgas

Bedingungen im Kontaktofen:
Reaktionstemperatur = 850-950 °C
Druck = 0,3-1,5 MPa
Katalysator: Platin (zum Teil mit Rhodium)
Kontaktzeit am Katalysator: 0,0002-0,001 s

Reaktionsgleichungen:
im Kontaktofen ®
Hauptreaktion (läuft zu 95-97 % ab)
ANH; + 50, —- ANO + 6H,0 Q = -904 kJ/mol

Nebenreaktion (läuft zu 3-5% ab)


ANH; + 30,5 — 2N + 64,0 Q=-1268 kl/mol
im Oxidationsturm &
2NO + © —- 2NO, Q=-116 k)/mol [| Das Restgas der
Salpetersäureher-
in der Absorptionskolonne ®) stellung enthält
3NO5, + HH O0 ——- 2HNO; + NO Q = -73 kJ/mol Stickstoffoxide NO,.
Durch Abgasreini-
gung wird der Gehalt
Das Stickstoffmonooxid reagiert sofort mit überschüssigem Sauerstoff zu
an umweltschädli-
Stickstoffdioxid, das anschließend wieder mit Wasser zu Salpetersäure chen NO, minimiert.
umgesetzt wird.
296 7 Chemisch-technische Prozesse

7.2.4 Technische Herstellung von Schwefelsäure

Schwefelsäure wird im Kontaktverfahren durch schrittweise Oxida-


tion von Schwefel hergestellt. Das gebildete Schwefeltrioxid wird
zu Schwefelsäure absorbiert.

/f SoDIUM SULFATE,\\
DODECYLBENZENE-))] Schwefelsäure (/S. 215) ist die am meisten produzierte Chemikalie auf
SULFONATE ) der Welt. Pro Jahr werden etwa 150 Millionen Tonnen davon erzeugt.
Sie wird zur Herstellung vieler Produkte verwendet. Der Hauptanteil von
65% wird zur Erzeugung von Phosphatdüngemitteln gebraucht. Die
restlichen 35% werden für die Metallaufbereitung und -verarbeitung,
zur Waschmittelherstellung (/ Abb. links), als Trockenmittel oder zur
Produktion anorganischer Salze und anderer Säuren benötigt.
Die Herstellung der Schwefelsäure erfolgt nach dem Kontaktverfahren.
Als Kontakt bezeichnet man den auf mehreren porösen Böden (Horden)
angeordneten Katalysator aus Vanadium(V)-oxid.

[EI Auch bei Schwe- Das Kontaktverfahren verläuft kontinuierlich in drei Teilschritten:
felsäure bekommt 1. Gewinnung von Schwefeldioxid aus Schwefel
das Recycling 2. Katalytische Oxidation des Schwefeldioxids zu Schwefeltrioxid
an _ 3. Absorption des Schwefeltrioxids zu Schwefelsäure
nn ee Wegen der sehr heftigen Reaktion des Schwefeltrioxids mit Wasser
de ee wird das Gas nicht in Wasser, sondern in 96%ige Schwefelsäure ein-
des Säureabfafls. geleitet und die entstehende 100%ige Säure danach kontinuierlich-
mit Wasser wieder verdünnt.

Schwefelsäuresynthese

Erzeugung des SO,-Luftgemisches Erzeugung von SO, Absorption von SO,

Luft,
Verbren-
Schwefel
nungsofen ® Abgas

Schwefelsäure (96 %)
Katalysator-
Kühler
Dampf ;
| Absorptions-
Kühl- 5 m
wasser

Wärme-
tauscher

503, O2, N, Wasser

Schwefelsäure (96%) als Produkt


7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 297

Ablauf der Schwefelsäureherstellung:

Abschnitt Vorgänge US In einigen


Ländern der Erde
Verbrennungs- ‚ - Oxidation (Verbrennung) von elementarem finden sich Schwe-
ofen D \ Schwefel mit Luft zu Schwefeldioxid fellagerstätten, in
welchen elementarer
Luftzufuhr ® - katalytische Oxidation von Schwefeldioxid zu
Schwefel abgebaut
| Schwefeltrioxid
wird. Heutzutage
' - Gleichgewichtsreaktion bei 420-450 °C nimmt die Gewin-
' (günstigste Bedingung für den Katalysator) nung von Schwefel
- Katalysator: Vanadium(V)-oxid mit Zusätzen durch Entschwefe-
- die bei der exothermen Reaktion frei wer- lung von Erdöl und
dende Wärme beeinflusst die Ausbeute an Erdgas immer mehr
Schwefeltrioxid negativ, Wärmeüberschuss zu. Durch das Rösten
wird durch Zwischenkühlung abgeführt sulfidischer Erze oder
Recycling verun-
Absorbtionsturm @ | - Einleitung des Schwefeltrioxids in 96 %ige reinigter Abfall-
Schwefelsäure und Absorption schwefelsäure kann
- Herstellen der gewünschten Konzentration Schwefeldioxid auch
\ (96-99%) durch Versetzen der 100%igen hergestellt werden.
Schwefelsäure mit verdünnter Schwefelsäure
"Abgasreinigung ® . - Senkung des Schwefeldioxidgehaltes im Ab-
gas (enthält mehr als 90 % Stickstoff, etwas
Sauerstoff, weniger als 0,1 % Schwefeldioxid)
auf unter 0,05 %

Chemische Reaktionen bei der Schwefelsäureherstellung:

Ausgangsstoffe: 5 In modernen
Schwefel, Luft, Wasser Anlagen erfolgt die
technische Herstel-
Reaktionsprodukte: lung von Schwefel-
säure im Doppel-
Schwefelsäure, Abgas
kontaktverfahren.
Dabei absorbiert man
Bedingungen im Kontaktofen: das Schwefeltrioxid
Reaktionstemperatur = 420-450 °C, Normaldruck nach dem Kataly-
Katalysator: Vanadium(V)-oxid mit Zusätzen satorkontakt und
leitet das verbliebene
Reaktionsgleichungen. Gasgemisch nochmals
im Verbrennungsofen (® über eine weitere
5 +0 — 50, Q = -297 kl/mol Katalysatorschicht.
Dadurch wird der
Umsatz von 98%
im Kontaktofen @ auf mehr als 99,6 %
2505, + & —- 250; Q=-99 k)/mol gesteigert und die
Abgasreinigung
im SO;-Absorbtionsturm (vereinfacht) @ vereinfacht.
SO; + H»504 (96%) —- H3»50, (100%)

Das Verdünnen der 100%igen Schwefelsäure erfolgt mit verdünnter


Schwefelsäure von 100% auf etwa 96 %.
298 7 Chemisch-technische Prozesse

7.2.5 Technische Herstellung von Branntkalk

Durch thermische Zersetzung von Calciumcarbonat (Kalk), dem


sogenannten Kalkbrennen, wird technisch Calciumoxid (Brannt-
kalk) gewonnen. Branntkalk reagiert beim Kalklöschen mit Wasser
zu Calciumhydroxid (Löschkalk).

zu Calciumcarbonat Calciumoxid CaO (/S. 208) wird als Ätzkalk, gebrannter Kalk, Branntkalk
kommt in vielfältigen oder Luftkalk bezeichnet.
Variationen auf der Man verwendet Branntkalk als Ausgangsmaterial für die Calciumcarbid-
Erde vor. Kalkspat synthese, in der Metallverhüttung als basischen Zuschlag, in der Zucker-
(Calcit) kann als Dop-
und Zellstoffindustrie, zur Abwasserreinigung oder zur Herstellung von
pelspat aus kristalli-
nem Calciumcarbonat
Glas und Soda. Die Bauindustrie stellt aus gebranntem Kalk durch Zu-
bestehen. Kalkstein gabe von Sand und Wasser Kalkmörtel her.
ist ein gebirgsbilden- Die chemische Reaktion des Branntkalks mit Wasser wird als Löschen be-
des Mineral. Zwei zeichnet. Es entsteht Calciumhydroxid Ca(OH)> das als Löschkalk bezeich-
Formen sind Marmor net wird.
und Kreide. Kalktuff
entsteht aus kalkhal- Als Ausgangsstoff für die Erzeugung von Calciumoxid wird reines Cal-
tigem Wasser unter ciumcarbonat verwendet, das in der Natur als Kalkstein (75. 188) vor-
Beteiligung von
kommt.
Pflanzen. Das Gestein
Das Brennen ist eine thermische Zersetzung des Calciumcarbonats bei
wird auch Travertin
genannt. Temperaturen von 900-1000 °C.
Der Brennvorgang findet als kontinuierlicher Prozess in einem Schacht-
ofen, dem Kalkschachtofen, statt.

Kalkbrennen

Zonen/Abschnitte

@ Koks, Kalkstein

2 Die zur Zerset- Vorwärmzone ® Abgas


zung des Calciumcar- (Vorwärmen des (N,; CO;; O,)
bonats erforderliche Brenngutes)
Wärme wird durch
Verbrennung von
Koks erzeugt. Zum Brennzone @) Reaktion der
Ausgangsstoffe
Kalkbrennen von
1 Tonne Calcium-
carbonat sind etwa
1750 MJ Energie
erforderlich. Vorwärmzone
(Vorwärmen
der Luft) ® Luft
(N, 0,)

© Branntkalk
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 299

Ablauf des Kalkbrennens:

Abschnitt Vorgänge
Zufuhr der Aus- - Kalkstein (Calciumcarbonat) und Koks wer-
gangsstoffe W den periodisch von oben in den Schachtofen
gegeben
- Erhitzen des Brennguts in der Vorwärmzone
_ durchaufsteigendes Abgas
Luftzufuhr® = Einblasen von Luft von unten in den Ofen,
‘ die sich beim Aufsteigen erwärmt [Ü) Kalkstein wird in
großen Steinbrüchen
Brennzone ®) BZ Koks (Kohlenstoff) reagiert mit Luftsauerstoff
abgebaut.
- die erforderliche Reaktionstemperatur von
' 1000 °C wird erreicht
ı - Calciumcarbonat wird thermisch zu Calcium-
‘ oxid und Kohlenstoffdioxid zersetzt
ee

Austritt des Abga- | - austretendes Abgas besteht aus Stickstoff,


ses ı nicht umgesetztem Sauerstoff und dem Re-
aktionsprodukt Kohlenstoffdioxid
Entnahme des -— das Hauptprodukt Calciumoxid (Branntkalk)
Produkts ©) ' wird am unteren Ende des Ofens periodisch
entnommen

Chemische Reaktionen beim Kalkbrennen:

Ausgangsstoffe:
Calciumcarbonat, Koks, Luft

Reaktionsprodukte:
Branntkalk, Abgase (Stickstoff, Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid)

Bedingungen im Schachtofen:
Reaktionstemperatur: 1000°C

Reaktionsgleichungen:
Ü Das Kalkbrennen
in der Brennzone @) und das Abbinden
Reaktion von Koks mit Luftsauerstoff von Kalkmörtel ist
ein Kohlenstoff-
CC + O5 — CO, Q = -393 kJ/mol
dioxidkreislauf.
Allerdings wird beim
thermisches Zersetzen von Kalkstein Kalkbrennen mehr
CaCO; —- cCaO + CO, Q = +181 kJ/mol Kohlenstoffdioxid
freigesetzt als dann
Beim Verarbeiten zu Löschkalk wird der Branntkalk mit Wasser versetzt vom Mörtel wieder
(Kalklöschen). Es bildet sich Calciumhydroxid. gebunden wird,
Ca + H,O —- Ca(OH), Q = -64 kJ/mol da man auch die
CO,-Emission des
Brennstoffs einrech-
Das Calciumhydroxid reagiert mit dem Kohlenstoffdioxid der Luft wieder
nen muss.
zu Calciumcarbonat. Dadurch wird der Kalkmörtel fest (Abbinden).
300 7 Chemisch-technische Prozesse

7.2.6 Wichtige Baustoffe und ihre Herstellung

Baustoffe sind alle Materialien, aus denen Bauwerke entstehen.


Das können Metalle und deren Legierungen, Steine, Stoffgemische
wie Zement und Beton, Glas oder auch pflanzliche Materialien wie
Holz sein.

Für Wohnhäuser und Industriebauten werden die vielfältigsten Bau-


materialien verwendet. Jeder Baustoff hat bestimmte wünschenswerte,
aber auch nachteilige Eigenschaften.

[I Beton ist der


i Beton wird aus Zement, Sand und
weltweit am meisten Wasser hergestellt. Das flüssige
genutzte Baustoff. Gemisch kann in beliebige Formen
2009 wurden welt- gegossen werden. Beton härtet
weit mehr als 2 Mrd.
durch die Reaktion der Inhalts-
Tonnen Zement zu
Beton verarbeitet.
stoffe des Zements mit Wasser auch
unter Luftabschluss aus. Der Bau-
stoff ist sehr druckfest und gegen
Witterungseinflüsse beständig.

Ziegel werden aus Lehm, Sand,


Wasser und Zusatzstoffen herge-
stellt. Auch dieses Baumaterial
besitzt eine gute Druckfestigkeit
und kann zudem durch enthaltene
Poren Gase und Wasserdampf aus-
tauschen. Klinker werden bei hoher
Temperatur gebrannt und sind sehr
hart und witterungsbeständig.

En Durch geeignete Glas stellt man aus Quarzsand mit


Zusätze können Kalk, Soda und anderen Zusatzstof-
die Eigenschaften fen her. Es ist lichtdurchlässig, lässt
von Glas gezielt sich in geschmolzenem Zustand
beeinflusst werden.
in jede beliebige Form bringen
Dadurch sind vielfäl-
und mit Metalloxiden einfärben
tige Anwendungen
von Spezialgläsern, (75. 210). Ein großer Nachteil ist
z.B. für Laborgeräte die Sprödigkeit von Glas, es zer-
oder als optische bricht sehr schnell.
Gläser möglich.
Andere keramische Baustoffe (Flie-
sen) entstehen aus Tonmineralien
mit verschiedenen Zusätzen. Ihre
Eigenschaften ähneln denen von
Ziegeln. Synthetisch hergestellte
Hochleistungskeramiken (Carbide,
7/5. 195) werden dagegen nur sel-
ten als Baustoffe eingesetzt.
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 301

Wichtige mineralische Baustoffe


Name Rohstoffe/ | Verwendung | Herstellung
(Zusammenset- | Vorkommen
zung) |
Gips im Gestein
8Verbände,
Baugips: Stuck, - Brennen von Gipsgestein (Abspal-
(Calciumsulfat als Gipsstein,
| kartonplatten,
Gips- tung des Kristallwassers)

|
und gebunde- Alabaster, — bei 200 °C entsteht Stuckgips
nes Kristallwas- | Marienglas Estrich für Fußbö- (CaSO,: 0,5 H,O; Halbhydrat)
ser) den) - bei 800-1000 °C entsteht Estrich-

||
gips (CaSO,; Anhydrit)
- Abbinden (Das Kristallwasser
lagert sich wieder an.)
Kalkmörtel Calcium- Verbinden von - Löschkalk (Calciumhydroxid) wird-
(Löschkalk und hydroxid aus | Mauersteinen, mit Wasser versetzt
Sand) gelöschtem Verputzen von - Sand dient als Füllstoff
Branntkalk, Wänden (härtet - reagiert mit Kohlenstoffdioxid
Wasser, Sand nur an der Luft) der Luft zu Calciumcarbonat, wird
dabei fest (Abbinden)
Zement Calcium- als steinähnli- - Brennen von Kalkstein und Ton
(Calciumsilicate carbonat ches Material; zusammen bei 1500 °C im Dreh-
und Calcium- (Kalkstein) härtet auch unter ] rohrofen
aluminate) und Ton Wasser - Mahlen des entstehenden Klinkers
- Vermischen mit Wasser zu Zement-
mörtel
Beton Zement, Baustoff für Häu-- _ Zementmörtel wird durch Mischen
(Zementmörtel, Wasser, Sand, ser und Straßen, von Zement, Wasser und Sand
grober Kies Kies oder Stahlbeton mit hergestellt
oder Steinsplitt) Schotter | Stahlelementen - Zugabe der Füllstoffe
- für Stahlbeton: Einbetten von Ei-
senstäben oder -gittern, gibt dem
spröden Beton Biegefestigkeit
Ziegel Ton, Lehm, ı Mauer- und Dach- | - Mischen der Komponenten mit
(Alumosilicate, Hochofen- | ziegel, Klinker Wasser
Eisenoxide) schlacke ı - Formen der Rohlinge
Zusätze | - Brennen bei 1000-1500 °C
Baukeramik Ton, Feld- | Dränagerohre, — Mischen der Komponenten mit
(Alumosilicate. spat, Kaolin, | Fliesen Wasser
Quarz) Quarz, | - Formen der Rohlinge
Zusätze L - Brennen bei 900-1300 °C
Glas Sand | Normalglas als. ı - Zusammenschmelzen von Sand,
Normalglas \| (Silicium- ' Fensterglas oder | Kalk und Soda bei 1200-1650 °C
(Natrium und | dioxid),Kalk |‚ Flaschenglas, Spe- - beim Abkühlen entsteht eine
Calciumsilicate) (Calcium- ‚ zialglas, z.B. Blei- nichtkristalline (amorphe), durch-
\ carbonat) ‚ kristall, Laborglas, sichtige Struktur
' und Soda ‚ optisches Glas) - Färbungen durch Zusatz von Me-
' (Natrium- | talloxiden
| carbonat) !
— Spezialgläser durch Zusätze
ı
302 7 Chemisch-technische Prozesse

7.2.7 Elektrochemische Prozesse

Herstellung von Chlor und Natronlauge durch Chloralkali-Elektrolyse

Beim Membranverfahren der Chloralkali-Elektrolyse wird eine


wässrige Natriumchloridlösung elektrolysiert. Dabei entstehen an
den Elektroden die Hauptprodukte Chlor und Natronlauge.

Sowohl Chlor (5. 216) als auch Natronlauge (Natriumhydroxidlösung,


/'S. 106) werden vielfältig genutzt. 75-80% des erzeugten Chlors die-
nen zur Herstellung organischer Verbindungen, z.B. Polyvinylchlorid
(/ Abb. links). Die restlichen 20-25% setzt man u.a. zum Bleichen von
Zellstoff oder zur Desinfektion von Wasser ein.
Natronlauge wird als Neutralisationsmittel, in der Zellstoff- und Papierin-
dustrie, bei der Aluminiumherstellung aus Bauxit sowie für Waschmittel
und Seifen gebraucht.
> Es existieren Das Membranverfahren ist das modernste Verfahren der Chloralkali-
mehrere Varianten Elektrolyse. Durch Zufuhr elektrischer Energie zu einer wässrigen Natri-
der Chloralkali-Elek- umchloridlösung entstehen Chlor und Natronlauge gleichzeitig. Wasser-
trolyse. Neben dem stoff bildet sich als Nebenprodukt. Die an den Elektroden stattfindenden
Membranverfahren
Redoxreaktionen werden durch den elektrischen Strom bewirkt. Die Zell-
werden noch das
spannung beträgt dabei 3 bis 4 Volt.
Diaphragma- und das
Amalgam-Verfahren Eine gasdichte, aber kationendurchlässige Membran trennt beim Mem-
betrieben. branverfahren Anoden- und Katodenraum. Dies verhindert das Vermi-
schen von Chlor und Wasserstoff. Die beiden Gase bilden miteinander
ein Chlor-Knallgasgemisch, das schon durch normale Lichteinwirkung
explosionsartig miteinander reagiert.

Membranverfahren

NaCl (fest) I Soflssallige


und -reinigung
Dünnsole
200 g/l Nacl

Natronlauge
ca. 33% NaOH ®

Reinsole u EiNndampfung

|
300 g/l Nacl

Katoden--
Natronlauge Natronlauge
ca. 33% ca. 50%
NaOH NaOH
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 303

Ablauf des Membranverfahrens:

Abschnitt Vorgänge I Die Chlorid-Ionen


werden nur teilweise
Anodenraum ® —- kontinuierlicher Zufluss von konzentrierter an der Anode oxi-
Natriumchloridlösung (Reinsole) diert. Der andere Teil
- Oxidation der Chlorid-Ionen an der Anode wird mit der Dünn-
aus beschichtetem Titan sole dem Prozess
- Ableiten des gasförmigen Chlors im oberen wieder zugeführt.
Bereich des Anodenraums
Dünnsole-Abfluss ® - Zuführung der verdünnten Natriumchloridlö-
sung (Dünnsole) zur Sole-Aufsättigung
- Herstellen der ursprünglichen Konzentration
durch Zugabe von festem Natriumchlorid
Membran @) - Natrium-lonen wandern vom Anodenraum
durch die selektive Membran in den Kato-
denraum

Katodenraum % - kontinuierlicher Wasserzufluss


- Reduktion der Wassermoleküle an der Ka-
tode aus Stahl zu Wasserstoffmolekülen und
Hydroxid-Ionen
- Ableiten des gasförmigen Wasserstoffs im
oberen Bereich des Katodenraums
- Hydroxid-lonen (aus Wassermolekülen)
bilden mit eingewanderten Natrium-lonen
Natriumhydroxidlösung
"Natronlauge- - kontinuierliche Entnahme der Natriumhydro-
Abfluss © xidlösung (Natronlauge)

Chemische Reaktionen beim Membranverfahren: ÜÜ Beim Membran-


verfahren erhält man
Ausgangsstoffe: sehr reine, bis zu
33%ige Natronlauge.
festes Natriumchlorid, Wasser
Durch anschließendes
Eindampfen kann
Reaktionsprodukte:
man die Natronlauge
Chlor, Natronlauge (bis 33%ige Natriumhydroxidlösung), Wasserstoff bis auf einen NaOH-
Gehalt von 50 %
Chemische Reaktionen: aufkonzentrieren.
Anode:
2C7 — chT + 2€

Katode:
2H,0+ 2 °— HT + 204
Na* + OH” —- NaOH

Elektrolyseprozesse sind sehr energieaufwendig. Allein für die Chlor-


alkali-Elektrolyse werden etwa 2% der in Deutschland erzeugten Elek-
troenergie benötigt. Andere Verfahren zur Chlorherstellung wären aber
kaum weniger energieintensiv und außerdem viel teurer.
304 7 Chemisch-technische Prozesse

Gewinnung von Aluminium durch Schmelzflusselektrolyse

Aluminium wird mittels Schmelzflusselektrolyse hergestellt. Aus


dem Rohstoff Bauxit gewinnt man Aluminiumoxid. Dieses wird-
durch elektrischen Strom zu Aluminium reduziert.

N, Nach Eisen ist Aluminium (/'5. 87) das zweitwichtigste techni-


sche Metall. Der größte Teil dieses Leichtmetalls, etwa 40 %,
wird im Fahrzeug- und Flugzeugbau verwendet. 20-25 %
werden für das Bauwesen benötigt und die restliche
Menge im Maschinenbau, in der Verpackungsindustrie
und in der Elektrotechnik.
Die Aluminiumgewinnung erfolgt in zwei Stufen:

Erste Stufe:
[3 Aluminiumlegie- Reines Aluminiumoxid wird aus dem Rohstoff Bauxit gewonnen. Mittels
rungen mit Magne- Natronlauge kann Aluminiumhydroxid Al(OH);z aus dem Bauxit heraus-
sium, Silicium und gelöst werden. Die Begleitstoffe, verschiedene Eisenoxide und Silicium-
weiteren Metallen dioxid, sind unlöslich und bleiben zurück.
zeichnen sich durch
Danach muss Aluminiumhydroxid aus der Lösung ausgefällt werden.
hohe Festigkeit und
Durch Entwässerung und Trocknung des Hydroxids entsteht reines Alu-
Korrosionsbeständig-
keit aus. miniumoxid Al,O;.

Zweite Stufe:
Aluminium ist ein sehr unedles Metall. Deshalb gewinnt man es durch
Elektrolyse aus einer Schmelze von Aluminiumoxid mit Kryolith NazAlF,
(/ Abb.). Wegen des hohen Energieverbrauchs wird Aluminium haupt-
sächlich in Ländern wie Norwegen produziert, die billige Elektroenergie
aus Wasserkraftwerken nutzen können.

Schmelzflusselektrolyse
Abgase
|

| Kohleanoden (Grafit) ® |
Stromzuführung für die Anode
Abstich ©)
Aluminiumoxid und Kryolith
(fest) D

Schmelze ®

flüssiges Aluminium
Kohlekatode ®
ee) Stromzuführung für die Katode

feuerfestes
Mauerwerk
7.2 Prozesse zur Gewinnung anorganischer Stoffe 305

Ablauf der Schmelzflusselektrolyse:

Abschnitt Vorgänge u Aus einer wässri-


gen Lösung lässt sich
Zufuhr der Aus- | - der Schmelzpunkt des reinen Oxids liegt bei Aluminium mittels
gangsstoffe ‚ über 2000 °C, daher löst man 5-10% Alumini- Elektrolyse nicht
' umoxid in einem geschmolzenen Gemisch von abscheiden, da Was-
Kryolith NazAlF, und anderen Salzen bei 950 °C serstoff sich leichter
-- Aluminiumoxid iiiwird periodisch zugeführt als Aluminium an
een nn nee nennen
der Katode bildet.
Schmelze e® | —_ Elektrolyse bei 950-1000 °C und einer Zellspan- Deshalb erfolgt die
\ nung von etwa 5 Volt Elektrolyse aus der
- formal betrachtet liegt Aluminiumoxid in dieser Schmelze. Für die
Schmelze in Form von Aluminium-lonen Al?* energieaufwen-
|
und Oxid-Ionen or vor dige Schmelzfluss-
elektrolyse werden in
Katode © | - Reduktion der Aluminium- Ionen z zuu Aluminium. Deutschland mehr als
= Katode aus Kohlenstoff in Form von Grafit, wel- 2% der jährlich er-
cher mit einer Stromzuführung verbunden ist zeugten Elektroener-
gie aufgewendet.
Anode ® | - Oxidation der „Oxid-Ionen” zu Sauerstoff
\ an einer Anode aus Kohlenstoff (mehrere
' Grafitstäbe tauchen in die Schmelze ein)
- sofortige Reaktion des gebildeten Sauerstoffs
mit Kohlenstoff zu Kohlenstoffmonooxid und
weiter zu Kohlenstoffdioxid
| - die entstehenden Abgase entweichen oben aus
der Schmelze und werden gereinigt
Abstich © | - _ Ansammlung des gebildeten Aluminiums
(Schmelzpunkt 660 °C) unter der Schmelze
- periodischer Abstich erfolgt

Chemische Reaktionen bei der Schmelzflusselektrolyse:

Ausgangsstoffe: [U Auch für Ver-


Aluminiumoxid (aus Bauxit) packungen, z.B.
Getränkedosen, wird
Aluminium verwen-
Reaktionsprodukte:
det. Durch Recycling
Aluminium, Abgas (Kohlenstoffdioxid und Kohlenstoffmonooxid)
kann das Aluminium
wieder aufbereitet
Chemische Reaktionen: werden.
Anode:
30°” + 2C — CO + (0, + 6e©

Katode:
2A + Ge — 2A

Eine wirtschaftliche Alternative zur Schmelzflusselektrolyse ist das Alumi-


niumrecycling. Für das Trennen und Einschmelzen von Aluminiumschrott \
braucht man nur 10% der Energie. Dabei entfallen die Energiekosten
(Sr Eh
für die Gewinnung von Aluminiumoxid. Zudem schmilzt Aluminium bei Nurreer
660 °C, sodass bei Temperaturen unter 700°C gearbeitet werden kann.
306 7 Chemisch-technische Prozesse

7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe

7.3.1 Grundlagen

DI Große Erdöllager- Fossile Rohstoffe sind aus abgestorbener Biomasse unter Einwir-
stätten finden sich in kung von Druck und Wärme darüberliegender Erdschichten ent-
Russland, in den USA, standen. Sie sind Rohstoffbasis für die meisten organischen Pro-
in Mexiko, in Afrika,
dukte.
am Persischen Golf
und in der Nordsee.

Bei fossilen Rohstoffen handelt es sich um komplexe Gemische kohlen-


stoffhaltiger organischer Verbindungen, welche auch die Elemente Sau-
erstoff, Schwefel oder Stickstoff enthalten können.

‚elementare Zusammensetzung fossiler Rohstoffe in %


Rohstoff (a H oO S N
Stein- 85-90 5 3-7 1-2
kohle
Braun- 65-70 5-8 15-30 1-3
kohle
Erdöl 85-90 10-14 0-2 0,1-7
Erdgas 55-80 20-25 0 0-25

Ü Erdöl hat sich in- Diese Rohstoffe werden zu etwa 90% für die Energieerzeugung und zu
nerhalb von über 10 10% für die Gewinnung organischer Grundchemikalien verwendet. Bei
Millionen Jahren aus der Verbrennung zur Energieerzeugung entsteht neben Wasserdampf
abgestorbenen Klein- Kohlenstoffdioxid, das zum Treibhauseffekt beiträgt. Auch die Schad-
lebewesen gebildet.
stoffe Schwefeldioxid und Stickstoffoxide werden freigesetzt.
Die Weltvorräte an
Zur Gewinnung verschiedener Grundchemikalien, z.B. Methanol oder
förderbarem Erdöl
wurden 2006 auf Ethen aus fossilen Rohstoffen, müssen die Gemische getrennt und che-
ungefähr 1,5 - 10!" misch umgewandelt werden.
Tonnen geschätzt. Zwar sind die Vorräte an Kohle
größer als die an Erdöl und Erdgas,
aber es ist in den meisten Fällen
viel einfacher, die Grundstoffe,
z.B. Alkane, Alkene, Aromaten
und Treibstoffe, aus Erdöl- und
Erdgas zu gewinnen. Gemessen
am derzeitigen Verbrauch reichen
die bekannten Kohlevorräte noch
etwa 150 Jahre, die Erdöl- und Erd-
gasvorräte ca. 40 Jahre.
Wegen der begrenzten Vorräte,
aber auch wegen der Umweltschä-
den, die durch die Verbrennung
fossiler Rohstoffe verursacht wer-
den (/S. 337 ff.), muss sparsam mit
ihnen umgegangen werden.
7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe 307

7.3.2 Kohleveredlung

Durch Kohleveredlung werden aus Kohle hochwertige Brennstof-


fen (Koks, Stadtgas) und wichtige Grundchemikalien, z.B. aroma-
tische Verbindungen, gewonnen. Es gibt drei wichtige Verfahren
der Kohleveredlung: die Kohleentgasung, die Kohlehydrierung
und die Synthesegaserzeugung.

Zur Gewinnung hochwertiger Produkte aus dem Rohstoff Kohle müssen (Kohle ist kein
Steinkohle und Braunkohle chemischen Umwandlungen unterzogen reiner Kohlenstoff,
werden. Dazu wurden verschiedene Veredlungsverfahren entwickelt. sondern hat eine
hochpolymere
Molekülstruktur,
1. Bei der Kohleentgasung (Verkokung, Schwelung) wird Kohle unter
die hauptsächlich
Luftabschluss auf hohe Temperaturen bis zu 1400°C erhitzt. Dabei
aus Kohlenstoff-,
werden flüchtige Bestandteile (Teer, Aromaten, Gase) abgespalten. Wasserstoff- und
Es bleibt Koks als hochwertiger Brennstoff zurück. Sauerstoffatomen be-
Die Kohleentgasung dient insbesondere der Gewinnung von Koks steht. Kohle enthält
für den Hochofenprozess. Der anfallende Teer enthält viele Stoffe, auch mineralische
von denen einige als Grundchemikalien daraus gewonnen werden. Bestandteile.

2. Bei der Kohlehydrierung wird Kohle unter hohem Druck bei © Teer war anfangs
400-500°C mit Wasserstoff zu flüssigen Kohlenwasserstoffen (Ben- ein unerwünschtes
zin, Öle) umgesetzt. Nebenprodukt der
Verkokung. Nach
der Entdeckung,
3. Bei der Synthesegaserzeugung (Kohlevergasung) setzt man Kohle
dass man aus Teer
(auch Heizöl oder Erdgas) mit Luft oder reinem Sauerstoff und Was- Aromaten und
serdampf nach folgenden formalen Reaktionen um. Phenol (/S. 243) zur
Synthese von Farb-
2C +0, —- 2C0 Q = -220 kJ/mol stoffen gewinnen
C + HO — CO+H, Q = +132 kKJ/mol kann, wurde Teer ein
begehrtes Produkt.
Dabei werden häufig die exotherme Reaktion mit Sauerstoff und die
endotherme mit Wasserdampf miteinander gekoppelt.
Das Gasgemisch aus Wasserstoff und Kohlenstoffmonooxid dient
beispielsweise als Synthesegas für die Herstellung von Methanol.

Die Kohleveredlungsverfahren lie- [Ü Die Bedeutung


ferten bis Mitte des 20. Jahrhun- der Kohleveredlung
derts viele Ausgangsstoffe für die könnte angesichts
steigender Erdöl-
chemische Industrie. Erst ab etwa
preise und der län-
1950 setzte sich die Petrochemie
geren Verfügbarkeit
durch, weil sich die Chemikalien
von Kohle in Zukunft
aus Erdöl und Erdgas billiger her- wieder zunehmen.
stellen lassen.
Die Verkokung zur Gewinnung
von Koks für den Hochofenprozess
und die Erzeugung von Synthese-
gas werden aber nach wie vor in-
dustriell betrieben.
308 7 Chemisch-technische Prozesse

7.3.3 Aufarbeitung von Erdöl

Erdöl ist ein sehr komplexes Gemisch verschiedenster kettenförmi-


ger, ringförmiger und aromatischer Kohlenwasserstoffe.

u Im Erdöl können Die Zusammensetzung des Erdöls kann von Lagerstätte zu Lagerstätte
Verbindungen mit je nach vorliegendem pflanzlichen und tierischen Material und den vor-
einer Kettenlänge ab herrschenden Bildungsbedingungen stark variieren.
vier Kohlenstoffato- Die Verarbeitung des Erdöls erfolgt in einer Raffinerie in Stufen.
men (Siedetempera-
Rohöldestillation:
tur<20 °C) bis hin zu
mehr als 50 Kohlen-
Dabei wird das Rohöl in Siedefraktionen getrennt.
stoffatomen (Siede- Weiterverarbeitung:
temperatur>500 °C) Ziel ist dabei, die Mengenanteile der Siedefraktion zu ändern (Cracken)
enthalten sein. Zu- und ihre Qualität zu verbessern (Reforming, Entschwefeln).
sätzlich sind auch oft Petrochemie:
organische Moleküle Aus den verschiedenen Gemischen werden anschließend bestimmte Ver-
mit Sauerstoff-, Stick- bindungen, z.B. Aromaten und Olefine (Alkene), hergestellt und isoliert.
stoff- und Schwefel- Sie sind Rohstoffe für verschiedene Synthesen.
atomen enthalten.

Rohöldestillation

Ziel der Rohöldestillation ist es, das Erdöl, ein sehr uneinheitli-
ches Gemisch verschiedener organischer Stoffe, in Fraktionen mit
definierten Siedebereichen zu zerlegen. Siedefraktionen sind ein-
heitlichere Gemische von Kohlenwasserstoffen mit ähnlichem Sie-
debereich.

Rohöldestillation
Gase leichtes Heizöl, Benzin
<30 °C

al Gasöl
Cracken
Leichtbenzin schweres
50-100 °C Dieselöl

Schwerbenzin Spindelöl
100-180 °C RIngeID.e
Petroleum Maschinen-
150-270 °C öle
: .
Gasöl
240-360 °C Zylinderöle

Rohöl Rückstand
rer ie ® Rückstand
>360 °C (Bitumen)

Röhrenofen Fraktionierkolonne I Röhrenofen Fraktionierkolonne Il


(Normaldruck) ® (Vakuum) ®
7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe 309

Ablauf der Rohöldestillation:

Abschnitt Vorgänge > Wegen der Viel-


zahl der Verbindun-
Fraktionier- - kontinuierliches Einleiten des erhitzten Rohöls gen im Rohöl und
kolonne I® in die Kolonne der dicht beieinander
— Verdampfen der unter 360 °C siedenden An- liegenden Siedetem-
teile bei Normaldruck peraturen ist es nicht
- Abkühlung der Dämpfe bis zur Kondensation möglich, einzelne
Verbindungen wie
während des Aufsteigens
Benzen direkt aus
- kontinuierliche Entnahme der einzelnen Frakti-
dem Rohöl zu ge-
onen in verschiedenen Höhen der Kolonne
winnen.
Entnahme des. I- Entnahme des über 360 °C siedenden Anteils
Rückstands & des Rohöls als flüssiger Rückstand
Fraktionier- - Zerlegung des Rückstands i im Vakuum (unter
kolonne II ®& schonenden Bedingungen) in weitere Fraktio-
nen (Ölfraktionen)
- übrig bleibt Bitumen als Vakuumrückstand
(@ (Bestandteile, die erst bei mehr als 500 °C
sieden)
Cracken ® — thermisches Cracken des flüssigen Rückstands
als Alternative zur Vakuumfraktionierung
- Gewinnung niedrig siedender Produkte nach
Fraktionierung

Ausgangsstoffe:
Rohöl

Produkte:
1. aus der Normaldruckdestilla- > Der Erdöl-
tion (Fraktionierkolonne |) durchsatz in einer
Gasgemisch (<30 °C) als modernen Raffinerie
ist sehr groß. In der
Heiz- und Synthesegas
Raffinerie Leuna wer-
Leichtbenzin (50-100 °C) als
den beispielsweise
Lösungsmittel in der Rohöldestilla-
Schwerbenzin (100-180 °C) tionsanlage jährlich
zur Kraftstoffherstellung mehr als 10Mio.
(Benzin für Pkw) Tonnen verarbeitet,
Petroleum (150-270 °C) als das sind stündlich
Flugzeugbenzin (Kerosin) etwa 1250 Tonnen
Dieselöl, Gasöl (240-360 °C) oder etwa 1500 m’.
als Dieselkraftstoff, Heizöl
2. aus der Vakuumdestillation
(Fraktionierkolonne Il)
Gasöl
Dieselöl als Heizöl
schweres Heizöl
Maschinen- und Schmieröl
Bitumen zur Asphalt- und
Teerherstellung
310 7 Chemisch-technische Prozesse

Crackverfahren

[] Das Wort Cracken ; $


stammt vom engli- Crackverfahren sind Prozesse zur Umwandlung von hochsiedenden
schen „to crack” und in niedrigsiedende Erdölfraktionen durch Spaltung von Kohlen-
bedeutet „spalten“. wasserstoffen. Je nach Gemisch wird das Verfahren rein thermisch
oder mithilfe von Katalysatoren durchgeführt.

Bei der Rohöldestillation fallen oft nur etwa 20% Benzinfraktionen und
etwa 50% Produkte mit einer Siedetemperatur unter 360 °C an. Der Be-
darf für diese niedrigsiedenden Fraktionen ist jedoch viel höher.
Daher muss man zusätzlich langkettige Kohlenwasserstoffe (hochsie-
dend) aus den Vakuumdestillaten spalten und in Kohlenwasserstoffe
kürzerer Kettenlänge (niedrigsiedend) umwandeln.

Katalytisches Cracken ®

Fraktionier-
Crackprodukte kolonne
® => —> Crack-
Reaktor gase

Rauchgas N
® | . — Crack-
Regenerator | : | benzine

—- Crack-
reaktivierter dieselöl
Katalysator Zyklon |
Vakuum- | > Crack-
destillat gasöl

. Fer
h

=—>- Crack-
Röhrenofen ® rückstand

Ablauf des katalytischen Crackens:

2 Auch ohne Abschnitt Vorgänge


Katalysatoren ist
das Cracken von Röhrenofen - Erhitzen des Vakuumdestillats auf 500- 600 °C

ln Reaktor ® - Reaktion des Stoffgemischs am Katalysator


möglich. Dieses als (Siliciumdioxid und Aluminiumoxid)
thermisches£racken - Spaltung der großen Moleküle des Vakuumdes-
bezeichnete Ver- tillats in ein Gemisch kleinerer Moleküle (Gase,
fahren liefert aber Benzine, Petroleum)
qualitativ schlechtere - Ablagerung der entstehenden geringen Koks-
Crackbenzine. mengen auf dem Katalysator, wodurch dieser
innerhalb von Minuten unwirksam wird
7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe 311

Regenerator® - Einleiten des koksbeladenen Katalysators in


einen Regenerator
- Befreiung des Katalysators vom Koks durch
Abbrennen
- Rückführung des Katalysators in den Reaktor ®
Fraktionier- Einleiten der Crackprodukte in die Fraktionier-
kolonne @ \ kolonne und destillative Trennung des Stoffge-
' mischs in mehrere Siedefraktionen

Ausgangsstoffe:
Vakuumdestillate (Gemisch organischer Verbindungen mit hohen Siede-
punkten aus der Rohöldestillation)

Reaktionsprodukte:
- Crackgase
- Crackbenzine
- Crackdieselöl
- Crackgasöl
- Crackrückstand

El Chemische Reaktionen (Beispiele):


Kat
C35H53 Cı5H32 + CoHo + €
Vakuumdestillat Alkan Alkan Koks

Kat.
CH5H5sa —— Cı11H>4 + OH; + CsH4> + CoHe + 2H5,
Vakuumdestillat Kette Kette Ring Ring (Aromat)

Bessere Benzinqualität durch Reformieren

Die Hauptmenge des Benzins dient als Treibstoff für Kraftfahrzeuge. Die
Qualität der Benzine aus der Rohöldestillation reicht dafür nicht aus,
weil sie zum „Klopfen” neigen.
Das Klopfen entsteht im Motor beim vorzeitigen Entzünden des Ben-
zin-Luft-Gemischs während des Verdichtens. Die verschiedenen Kohlen-
wasserstoffe unterscheiden sich in ihrem Klopfverhalten. Unverzweigte [ÜÜ Durch chemische
Alkane (/S 224) neigen stärker zum vorzeitigen Entzünden, während Umwandlungen kann
verzweigte Alkane und Aromaten (/'S. 233) weniger stark klopfen. die Klopffestigkeit
und damit die Ben-
" ; E en f . zinqualität verbessert
Als Maßzahl für die Benzinqualität dient die Octanzahl (ROZ). Sie werden: In der Ver
gibt an, wie klopffest das Benzin ist. gangenheit wurden
auch in Deutsch-
land hochgiftige
Man hat dem sehr klopffreudigen n-Heptan willkürlich die Octanzahl Bleiverbindungen
Null zugeordnet. Dem sehr klopffesten 2,2,4-Trimethylpentan (lsooctan) als Antiklopfmittel
wurde dagegen die Octanzahl 100 zugeordnet. Folglich besitzt ein Ge- zugesetzt. Manche
misch von 10% n-Heptan und 90 % Isooctan eine Octanzahl von 90. Ein Länder verwenden
beliebiges Benzin, das sich im Testmotor genau so verhält wie dieses duch heute noch
Gemisch, erhält auch die Octanzahl 90. bleihaltiges Benzin.
312 7 Chemisch-technische Prozesse

Kohlenwasserstoffanteile vor und nach dem Reformieren


| unverzweigte | verzweigte | Cycloalkane | Aromaten | Octanzahl
ı Alkane , Alkane |
Rohbenzin 30-50% 20-40% 20-50 % 5-20% | 60-75
Reformingbenzin | ca. 15% ca. 30% ca. 5% ca. 50% | 95-99

Die Ursache für die schlechte Qualität des Rohbenzins ist der hohe Gehalt
an unverzweigten Alkanen. Um die Klopffestigkeit zu verbessern, müs-
sen diese durch chemische Reaktionen in verzweigte oder ringförmige
Kohlenwasserstoffe überführt werden. In der Industrie erfolgt diese Um-
wandlung durch Reformieren bzw. den Reforming-Prozess.

Ablauf des Reformierens

Das Reformieren ist ein katalytischer Prozess zur Verbesserung der


Benzinqualität. Dabei werden unverzweigte Kohlenwasserstoffe
mit niedriger Octanzahl in Kohlenwasserstoffe mit hoher Octan-
zahl umgewandelt.

Der Reforming-Prozess wird kontinuierlich betrieben. Das Rohbenzin


wird bei etwa 500°C und 1 MPa Druck über einen Katalysator aus Platin
auf Aluminiumoxid geleitet. Dabei findet eine Strukturumlagerung von
unverzweigten zu verzweigten Alkanen und ringförmigen Verbindun-
gen statt. Durch weitere Wasserstoffabspaltung entstehen aus den Cy-
cloalkanen (5. 233) dann Aromaten.
Die Aromaten (Benzen, Toluen, /S. 235) lassen sich durch Extraktion in
reiner Form selektiv aus dem Reformingbenzin herauslösen. Sie dienen
dann als Rohstoffe für die Herstellung zahlreicher Produkte.

Schema der chemischen Reaktionen beim Reformieren


CH,
1 |
CH, CH,-EH,- CH, - EH,- CH,- ch, ı „Fomelslerung,, CH, CH, CH, CH-CH,-CH,
n-Heptan iso-Heptan (ROZ = 42)
(ROZ = 0)

R
(-H,) Cyclisierung 2,

Cha A u Dell CH;


ni I Isomerisierung ih eh Dehydrierung OT
——> —
CH,-CH, CH, CH, (-3H,)
CH,

Dimethylcyclopentan Methylcyclohexan Toluen


(ROZ = 80) (ROZ = 75) (ROZ = 115)
7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe 313

7.3.4 Technische Herstellung von Methanol und Ethanol

Herstellung von Methanol - Methanolsynthese

Methanol (/5$. 240) ist nach seinen Verwendungsmöglichkeiten und der Du Methanol hat
produzierten Menge der wichtigste Alkohol. Pro Jahr werden weltweit als Treibstoff für
insgesamt mehr als 20 Mio. Tonnen Methanol hergestellt. Kraftfahrzeuge den
Dieser Alkohol wird für die Herstellung verschiedenster organischer Vorteil, dass es leicht
zu gewinnen ist und
Stoffe, z.B. Methanal (/S. 244), Essigsäure (/'S. 249f.) oder Kunststoffe,
nicht nur aus Erdöl
benötigt. Er dient als Lösungsmittel für Lacke und Farben und kann als
hergestellt werden
Vergaserkraftstoff oder Kraftstoffzusatz eingesetzt werden. kann.

Methanol wird in einer Gleichgewichtsreaktion aus Synthesegas in


einem Reaktor hergestellt.

Methanolherstellung [Die Methanolsyn-


these ist eine Gleich-
Reaktor @ Wärmetauscher ® CO,H, gewichtsreaktion,
bei der eine niedrige
@® Temperatur und ho-
Methanol- her Druck die Hinre-
abscheider aktion (Methanolaus-
Kataly- beute) begünstigen.
sator Es wird mit Drücken
(Kontakt von 5 bis 35 MPa an
schicht) einem Katalysator
Kühlung Kreislaufgebläse Roh- gearbeitet.
methanol

Synthesegas
Methanol, CO,H, (CO, H,)
Kompressor

Ablauf der Methanolsynthese:

Abschnitt Vorgänge
Kompressor ® - Verdichten des Synthesegases aus Kohlenstoffmonooxid und Wasser-
stoff auf 5 bis 35 MPa
Wärmetauscher ® |, - Erhitzen des Gasgemischs auf 250-350 °C

Reaktor ® | - Entstehung von Methanol durch Kontakt mit dem Katalysator (ver-
\ schiedene Kupfer-, Aluminium- und Zinkoxide)
Abtrennung des | - Abkühlung und Kondensation des Rohmethanols
Rohmethanols ® | - Abtrennung von den nicht umgesetzten Ausgangsstoffen, die dann
in den Kreislauf zurückgeführt werden
| - Reinigung des Rohmethanols durch Destillation
314 7 Chemisch-technische Prozesse

> Die technische Ausgangsstoffe: Synthesegas (aus Erdöl, Erdgas oder Kohle) mit Kohlen-
Herstellung von stoffmonooxid und Wasserstoff
Methanol erfolgt Reaktionsprodukte: Methanol
unter ähnlichen
Bedingungen wie die Chemische Reaktion:
Ammoniaksynthese
(7/5. 292 f.).
CO + 2H,z == CH30H Q=-91 kJ/mol

Herstellung von Ethanol - Ethanolsynthese

Ethanol kann durch alkoholische Gärung aus Kohlenhydraten


(Gärungsalkohol) oder durch Hydratisierung von Alkenen (Synthe-
sealkohol) erzeugt werden.

9 Mittels alkoholi- Ethanol (5. 241) ist der bekannteste Vertreter der Alkohole. Ähnlich
scher Gärung kann wie das Methanol kann es vielfältig verwendet werden. Ethanol dient
höchstens ein Alko- zur Herstellung von Acetaldehyd, Essigsäure, Fruchtestern und anderen
holgehalt (Ethanol- organischen Chemikalien, als Lösungsmittel, Treibstoffzusatz und als
gehalt) von ca. 15 %
Brennspiritus. Für Genusszwecke wird nur Gärungsalkohol verwendet.
erreicht werden,
dann sterben die
Hefezellen ab.
Herstellung von Gärungsethanol:

2 Das Destillieren
von niedrigprozen-
tigem Ethanol wird
auch als Brennen von
Alkohol bezeichnet.
Weinbrand entstand
also durch Brennen
von Wein. Jeder De-
stillationsdurchgang 1. Als Ausgangsstoffe für die alkoholische Gärung dienen sowohl Viel-
wird mit einem Stern fachzucker, z.B. Stärke, als auch Zweifach- und Einfachzucker wie
gekennzeichnet. Bei Rohrzucker (Saccharose) oder Traubenzucker (Glucose). Vielfachzu-
der alkoholischen Gä- cker werden zuerst zu vergärbaren Zuckern abgebaut.
rung entstehen auch 2. Besondere Enzyme in Hefen vergären anschließend die Zucker in-
geringe Mengen wässriger Lösung zu Ethanol und Kohlenstoffdioxid.
anderer Alkohole
3. Nach Abschluss des Gärprozesses filtriert man die Hefe aus der wäss-
(Fuselöle), die bei
rigen Lösung ab.
der Destillation größ-
tenteils abgetrennt 4. Um hochprozentiges Ethanol zu gewinnen, muss die wässrige Lö-
werden. sung anschließend destilliert oder zu Trinkbranntwein aufkonzen-
triert werden.
7.3 Prozesse zur Gewinnung organischer Stoffe 315

Sn
Aus verschiede-
nen pflanzlichen
Rohstoffen lassen
sich unterschiedliche
Spirituosen herstel-
len:
Weizen: Korn
Gerste: Whisky
Kartoffeln: Wodka
Reis: Sake
Agave: Tequila
Zuckerrohr: Rum

Ausgangsstoffe: U Als Treibstoff


Traubenzucker oder verschiedene Kohlenhydrate kann Ethanol sowohl
im Gemisch mit Ben-
Reaktionsprodukte: zin als auch in reiner
Form eingesetzt
Ethanol, Kohlenstoffdioxid
werden. Im Jahr 2008
wurden weltweit
Chemische Reaktion: etwa 50 Mio.t Bio-
Hefe-Enzyme ethanol hergestellt,
C5H 1206 2 Cz3H50H + 2 CO, davon ca. 25 Mio.t
in den USA auf Basis
Herstellung von Syntheseethanol: von Maisstärke und
ca. 20 Mio.t in Brasi-
1. An den Ausgangsstoff Ethen (5. 226) wird mithilfe von Katalysato- lien aus Zuckerrohr.
Die Menge in den
ren (z.B. Phosphorsäure auf Siliciumdioxid) Wasser addiert.
USA deckt nur etwa
2. Das Verfahren erfolgt kontinuierlich bei Temperaturen von 250 bis 5% des Gesamtben-
300 °C und Drücken von 6 bis 8 MPa. zinbedarfs.
Da es sich um eine Gleichgewichtsreaktion handelt, erhält man pro
Reaktordurchgang am Katalysator nur etwa 5% Umsatz von Ethen
zu Ethanol.
Gebildetes Ethanol wird nach dem Reaktor durch Kondensation von
nicht umgesetzten Ausgangsstoffen abgetrennt. Diese werden dann
in den Kreislauf zurückgeführt.
Das entstehende Rohethanol enthält Nebenprodukte als Verunreini-
gung und wird anschließend durch Destillation gereinigt, sodass als
Produkt 96%iges Ethanol entsteht.

Ausgangsstoffe: Ü Der Bedarf


Ethen (Ethylen) und Wasser an Ethanol kann
nicht allein durch
Gärungsethanol ge-
Reaktionsprodukte:
deckt werden. Daher
Ethanol
wird auch Synthese-
ethanol hergestellt.
Chemische Reaktion:

CH>=CH}h + H50 == CH3-CH)-OH Q = -46 kJ/mol


Überblick

Arbeitsweisen und Prinzipien chemisch-technischer Prozesse

m Die technische Gewinnung chemischer Produkte muss aus wirtschaft-


lichen und ökologischen Gründen wesentlich effektiver erfolgen als die
entsprechenden Synthesen im Labor.

Problem | Besonderheiten chemisch-technischer Verfahen


Rohstoffe - große Mengen müssen ständig verfügbar sein
—- müssen für die Synthese aufbereitet werden
Nebenprodukte - Trennung von Haupt- und Nebenprodukten
sollten möglichst für andere Zwecke nutzbar sein
müssen anderenfalls sicher entsorgt werden
Unvollständiger Optimierung der Reaktionsbedingungen nach dem Prinzip des
Stoffumsatz kleinsten Zwangs
unvollständig umgesetzte Ausgangsstoffe werden abgetrennt
müssen dem Reaktionssystem wieder zugeführt werden (Kreislauf-
prinzip)
Geringe Reaktions- Einsatz technischer Katalysatoren
geschwindigkeit Optimierung der Reaktionstemperatur
Aufwand beim An- kontinuierliche Fahrweise
und Ausfahren des periodische Zugabe von Ausgangsstoffen
Prozesses
Umweltverträg- Nutzung von Recyclingmaterial als Rohstoffe
lichkeit Verwertung möglichst aller entstandenen Produkte
Vermeidung schädlicher Abfälle oder Abgase (Reinigung)
minimaler Energieverbrauch (Wärmetauscher, Gegenstromprinzip)

Chemisch-technische Arbeitsprinzipien im Hochofen

stofflicher Gegenstrom , vn \_ thermischer Gegenstrom


Gründliche Durch- feste Aus- Wärmeaustausch kalt heiß
mischung führt gangsstoffe ermöglicht das (Erz, Koks (Gischtgas)
zum günstigen Vorwärmen der Zuschläge)
Reaktionsverlauf Ausgangstoffe und
Abkühlen der Re-
aktionsprodukte

gasförmige heiß vorgewärmt


Ausgangs- (Roheisen (Luft)
stoffe Schlacke)

(o- und endothermer Reaktionen


exotherm:C + O, — (0, endotherm: FO + C — Fe + CO

Wissenstest 7 auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


Stoffkreisläufe

a =En n
en
318 8 Stoffkreisläufe

8.1 Grundlagen

[I Stoffkreisläufe Auf der Erde läuft ständig eine unvorstellbar große Zahl chemischer Re-
kann man rein aktionen ab, sowohl in der unbelebten Natur als auch in allen Lebewe-
qualitativ, aber auch sen. Dazu kommen die chemischen Prozesse in der Industrie, in der Land-
quantitativ mit An- wirtschaft oder in unserem Alltag.
gabe der Austausch-
mengen und Reser-
Mi Diese Reaktionen können lo-
voire betrachten.
kal begrenzt sein, etwa die Bil-
dung von Kalk (Calciumcarbo-
nat) in der Kaffeemaschine.
Laufen die Reaktionen dage-
gen im großen Maßstab ab,
wie beispielsweise bei einem
Vulkanausbruch, sind großflä-
chige oder sogar globale Wir-
kungen die Folge.

Auch die dauerhafte Verbrennung fossiler Rohstoffe zur Energiege-


winnung wirkt sich global auf die natürlichen Stoffkreisläufe aus.

Bei großflächigen und globalen Prozessen spielen die natürlichen Stoff-


kreisläufe eine wichtige Rolle, da die Stoffe zwischen den vier verschie-
denen Umweltbereichen, der Atmosphäre, der Hydrosphäre, der Geo-
sphäre und der Biosphäre ausgetauscht werden (/7S. 328).

Stoffkreisläufe beschreiben den regionalen oder globalen Haus-


halt einer bestimmten Verbindung oder eines Elements in den vier
Umweltbereichen.

8.2 Der Kreislauf des Wassers

In der Umwelt kommt Wasser in allen drei Aggregatzuständen vor, als


Wasserdampf in der Atmosphäre, als Flüssigkeit in den Gewässern und
als Eis in Gletschern und Polkappen.
Das Wasser in der Umwelt ist nie chemisch rein, es enthält gelöste Gase
und meist noch gelöste Mineralsalze sowie organische Verbindungen. Je
nach Salzgehalt unterscheidet man zwischen Salz- und Süßwasser.
Die gesamte Wassermenge der Erde
[I Ein Volumen von wird auf 1,4 Mrd. km? geschätzt, der
1,4 Mrd. km? ent- weitaus größte Teil mit über 97 % be-
spricht einem Würfel Gesamt-
wassermenge
findet sich als Salzwasser in den Mee-
der Kantenlänge ren. Weniger als 3% sind Süßwasser,
der Erde
1100 km, etwa der
das wiederum überwiegend im Polar-
Distanz von Flens-
burg bis Venedig.
eis gebunden ist. Nicht einmal 0,5%
Süßwassermenge liegen als Grundwasser oder Wasser in
Flüssen und Seen vor (/S. 331).
8.1 Der Kreislauf des Wassers 319

Wasserkreislauf (Angaben in 101? m?/Jahr) Ir Im Meer, in den


Seen, im Polareis
Atmosphäre und in Gletschern
sowie im Grundwas-
Wasserdampf ser wird das Wasser
Transport unterschiedlich lange
40 gespeichert.
Niederschläge Niederschläge
111 385
Verweildauer von
m Wassermolekülen
Verdunstung Transpiration
Atmo- einige
425
sphäre Tage
Verdunstung
Fluss mehrere,
‚Wochen
Abwasser Sie >100
scher Jahre
Trinkwasser
ickerung Tiefen- | einige
Rückfluss
wasser | Jahrtau-
40
der sende
Grundwasser Ozeane

Eis der mehrere


Der Kreislauf des Wassers zwischen den Umweltbereichen wird von der Antark- | 100000
Sonne angetrieben, die die Energie für die physikalischen Vorgänge lie- tis Jahre
fert. Der Wasserkreislauf beinhaltet folgende Teilprozesse:

Teilprozesse beim Wasserkreislauf


Verdunsten - Bildung von Wasserdampf über Wasserflächen und ÜÜ Verdunsten ist
feuchten Böden der allmähliche
- Übergang in die Atmosphäre Übergang von flüs-
sigem Wasser in den
Kondensation | - Bildung kleinster Wassertröpfchen gasförmigen Zustand
- Entstehung von Wolken in der Atmosphäre bei Temperaturen
deutlich unterhalb
Transport - Verfrachtung der Wolken über weite Strecken in
der Siedetemperatur.
der Atmosphäre
Niederschlag - Zusammenlagerung der Tröpfchen zu größeren .
Tropfen (Regen) oder Eis (Hagel), die zur Erde fallen
Abfluss | - Niederschlagswasser fließt in Flüssen zum Meer.
_Versickern ‚ - Niederschlagswasser dringt in den Boden ein und
wird zu Grundwasser.
- Grundwasser fließt ebenfalls zum Meer.
Aufnahme - Pflanzen und Tiere nehmen Oberflächenwasser
und Bodenfeuchte auf.
Transpiration hsel der
= Apg epe yon! Wasserdampf beim Stoffwec
Pflanzen und Tiere (Atmung)

Der Wasserkreislauf beschreibt die Zustands- und Ortsveränderun-


gen des Wassers in den vier Umweltbereichen. Durch ihn ist auch
der Erhalt des Süßwasserbestands der Erde gegeben.
320 8 Stoffkreisläufe

Menschlicher Einfluss auf den Wasserkreislauf

© In der Natur wird


Wasser als Nahrungs- Der Mensch nutzt die Wasservorräte der Erde in vielfältiger Weise
mittel, Lösungs- und und greift dadurch in den Wasserkreislauf ein.
Transportmittel sowie
als Quellungsmittel
benötigt. Zudem ist
Wir brauchen täglich Trinkwasser für viele Zwecke im Haushalt (7. 331).
Wasser Bestandteil
aller Zellen und dient
Die Landwirtschaft benötigt Wasser zur Bewässerung der Kulturen, zum
als Lebensraum vieler Füttern der Tiere und zu Reinigungszwecken. In der Industrie wird Was-
Organismen. ser als Lösungsmittel in verschiedenen technischen Prozessen eingesetzt.
Weiterhin wird sogenanntes Brauchwasser, z. B. für Kühlzwecke in Kraft-
werken, benötigt.

I Für die Herstel- Wasserverbrauch zur Herstel- Wasserverwendung BRD 2007


lung von Lebensmit- lung verschiedener Podukte __ Mrd. m?
teln und anderen Produkt Verbrauch 20
Produkten des All-
tags wird viel mehr 1 Rose 51 1
Wasser benötigt als
1 Mikrochip (2 g) 301
man annnehmen
könnte (/ Tab.). 1IMilch 2001 n
IkgPapier 7501 5
I Im Rindfleisch 1 Baumwollshirt | 2000 n =
steckt nicht nur der
Wasserverbrauch
1 kg Reis 4000| Ä Be
der Rinder, sondern 1 Jeanshose ‚sooo SS E x se
auch das Wasser der
Futterproduktion.
1 kg Rindfleisch 150001 ec ınD
Für die oben genannten Anforderungen stehen die Oberflächengewäs-
ser (Flüsse, Seen) und das Grundwasser zur Verfügung, deren Vorräte
durch die Niederschläge wieder aufgefüllt werden müssen.
Durch die Entnahme von Wasser aus diesen Quellen, vor allem aber durch
die Rückführung von verunreinigtem Abwasser greift der Mensch in den
Wasserkreislauf in vielfältiger Weise ein. Das wirkt sich besonders auf
die Qualität der Wasservorräte aus und es kann zu Umweltbelastungen
kommen (5. 331 ff.).
[8 Auch die Erwär- Zum einen verschlechtern sich dadurch auch die Lebensbedingungen für
mung der Flüsse die im Wasser lebenden Organismen, zum anderen können Schadstoffe
durch Kühlwasser in die Nahrungskette gelangen.
von Kraftwerken Durch Verunreinigung der Quel-
beeinträchtigt die
len wird die Trinkwasseraufberei-
Wasserqualität.
tung (75.332) erschwert. Dazu
trägt u.a. die Landwirtschaft, vor
allem in tropischen Ländern, bei.
Aufgrund des hohen Wasserver-
brauchs und der Verunreinigungen
der Abwässer bereitet die Versor-
gung der Bevölkerung mit saube-
rem Trinkwasser immer größere
Schwierigkeiten.
8.3 Der Kreislauf des Kohlenstoffs 321

8.3 Der Kreislauf des Kohlenstoffs

Das Element Kohlenstoff ist in allen vier Umweltbereichen in Form unter- [ÜÜ Die Atmosphäre
schiedlicher Verbindungen enthalten. Der Hauptanteil, etwa 99,8% der enthält als kleinster
Gesamtmenge, befindet sich in der Lithosphäre. Speicher nur etwa
0,001 % der Gesamt-
Vorkommen von Kohlenstoff in den Umweltbereichen menge an Kohlen-
; ! ; stoff. Sie reagiert
_Umweltbereich Br Kohlenstoff in gebundener Form el
Lithosphäre ' - Carbonatgestein (Kalkstein, Dolomit) lichsten gegenüber
- fossile Rohstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas) Veränderungen.
Atmosphäre | - - Kohlenstoffdioxid (Spuren Methan)
Hydrosphäre | - in Wasser gelöstes Kohlenstoffdioxid
i- _Hydrogencarbonate und Carbonate
Biosphäre | - organische Verbindungen, z.B. Fette,
Eiweiße und Kohlenhydrate, in lebender
und abgestorbener Biomasse

Die chemischen Umwandlungen kohlenstoffhaltiger Verbindun- KR Durch mensch-


gen und den Austausch dieser Verbindungen zwischen den vier liche Beeinflussung
des Kohlenstoffkreis-
Umweltbereichen bezeichnet man als globalen Kohlenstoffkreis-
laufs nimmt der
lauf oder Kohlenstoffzyklus.
Kohlenstoffgehalt
der Atmosphäre
Der Austausch des Kohlenstoffs zwischen den Umweltbereichen erfolgt jährlich um ca. 5 Mrd.
hauptsächlich über Kohlenstoffdioxid CO. lertenzzur

Kohlenstoffkreislauf und Stofffluss in Mrd. Tonnen pro Jahr

Atmosphäre ca. 800 (2009)


Zuwachs +5 jährlich

120
1-2 7 92-93
en 56 Ent- Verbrauch chemische
60 Minerali- waldung fossiler Prozesse
Pflanzen- sierung Brennstoffe 6

SOonD biologische
und chemische
. Prozesse

2800 Biosphäre 5000-7000 700 Oberflächenwasser


(Lebewesen, fossile Brennstoffe 25 Biomasse
org. Abfall) 66000000 Geosphäre 38000 Tiefsee
322 8 Stoffkreisläufe

Teilkreisläufe des Kohlenstoffkreislaufs

Der Kohlenstoffkreislauf besteht aus mehreren Teilkreisläufen. Im kurz-


fristigen Teilkreislauf zwischen der Biosphäre (Land) und der Atmosphäre
wird Kohlenstoffdioxid durch biochemische Prozesse ausgetauscht. Der
Kohlenstoffkreislauf zwischen Landlebewesen und Atmosphäre ist ge-
schlossen und fast ausgewogen (/ Abb. auf S. 321 links).

u Die Reaktions- Prozess | Beschreibung


gleichungen für die
Fotosynthese | Produzenten (grüne Pflanzen) nehmen Kohlenstoff-
Fotosynthese und für
ı dioxid auf und wandeln es in mehreren Schritten in
die Zellatmung sind
Bruttogleichungen. | Glucose (Traubenzucker) um.
Sie geben zwar den
6 CO, +6 H,O en CgH 1206 +6 O,
gesamten Stoffum- Chlorophyll
satz, nicht aber die
komplexen biochemi- Ernährung und | Produzenten wandeln Glucose im Stoffwechsel in
schen Teilschritte Verdauung | andere Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße um.
wieder.
ı Konsumenten ernähren sich von diesen Nährstoffen
ı und wandeln diese im Stoffwechsel in körpereigene
Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße um.
Zellatmung | Lebewesen gewinnen Energie durch die Verbren-
ı nung energiereicher Stoffe. Bei der Zellatmung
wird Glucose in mehreren Teilschritten mit Sauer-
‚ stoff zu Kohlenstoffdioxid und Wasser umgesetzt.
Enzyme
CgH 1206 +6 O, 6 CO, +6 H,O

Mineralisierung ' Destruenten (Bakterien und Pilze) bauen abge-


| storbene Biomasse vollständig zu anorganischen
Verbindungen wie Kohlenstoffdioxid, Ammoniak
‚ oder Wasser ab.

2 Die Fotosynthese Der kurzfristige Teilkreislauf zwischen Hydrosphäre und Atmosphäre


und Mineralisierung (/ Abb. auf S. 321 rechts) ist ebenfalls geschlossen und nahezu ausge-
laufen in den einzel- glichen. Die ausgetauschte Stoffmenge beinhaltet die Absorption von
nen Jahreszeiten mit Kohlenstoffdioxid in Wasser und dessen Entweichen daraus. Dazu kommt
unterschiedlicher In-
die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid durch Fotosynthese von Algen und
tensität ab. Das führt
Pflanzen in den Meeren und die Abgabe des Gases durch die Atmung von
im Jahresverlauf zu
Schwankungen des Meeresorganismen.
CO,-Gehalts, die Abgestorbene Biomasse sinkt auf den Meeresboden und wird dem kurz-
auch in Diagrammen fristigen Kreislauf entzogen. Im langfristigen organischen Kreislauf ent-
sichtbar werden stehen aus verschiedenen Arten von Biomasse unter Sauerstoffabschluss
Erdöl, Erdgas und Kohle. Durch Verbrennung der fossilen Energieträger
gelangt der Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre zurück.

Im langfristigen anorganischen Kreislauf verteilt sich der Kohlenstoff in


Form verschiedener Verbindungen, hauptsächlich Kohlenstoffdioxid und
Carbonate, zwischen der Atmosphäre, Hydrosphäre und Geosphäre. Durch
Fällung der schwer löslichen Carbonate ist der Kohlenstoff dem Kreislauf
dauerhaft entzogen.
8.3 Der Kreislauf des Kohlenstoffs 323

Menschlicher Einfluss auf den Kohlenstoffkreislauf

u Die Einheit ppm


Durch natürliche Prozesse entstand auf der Erde ein stabiles Fließ- bedeutet parts per
gleichgewicht. Infolge der konstanten Austauschraten zwischen million (bei Gasen:
den Umweltbereichen blieb der CO,-Gehalt der Atmosphäre über 1 ml pro m?).
400.000 Jahre relativ konstant unter 300 ppm.

CO,-Gehalt der Atmosphäre und Temperaturänderungen auf der Erde seit 400.000 Jahren

CO, in ppm
300 Warmzeit Warmzeit Holozän
Warmzeit
280
260 —— Temperatur
Kaltzeit —— CO,-Gehalt
240
220
200
! T T T T 1 T T
400000 350000 300000 250000 200000 150000 100000 50000 0

Seit dem 19. Jahrhundert verbrennen die Menschen zunehmend fossile [Nach den Prog-
Rohstoffe und bringen damit zusätzlich Kohlenstoffdioxid in die Atmo- nosen des Weltkli-
sphäre ein. Dadurch steigt der CO,-Gehalt kontinuierlich an und lag im marates wird es
Jahr 2009 bei 390 ppm (/ Abb. unten). voraussichtlich in den
nächsten Jahrzehn-
Von den derzeitigen jährlichen Emissionen von etwa 9 Mrd. Tonnen Koh-
ten aufgrund des
lenstoff werden zwar etwa 25% zusätzlich von den Meeren absorbiert Treibhauseffekts zu
und etwa 20% durch verstärktes Wachstum der Pflanzen gebunden. Der deutlichen Klimaän-
Rest verbleibt in der Atmosphäre und lässt den Gehalt jährlich weiter derungen auf der
steigen. Die Erhöhung der Fotosyntheserate verläuft aber langsamer als Erde kommen.
der Anstieg des CO,-Gehalts in der Luft.
In der Atmosphäre nimmt der Gehalt an Kohlenstoffdioxid um 3-4 ppm
pro Jahr zu und verstärkt damit den Treibhauseffekt (5. 336).

CO,-Gehalt der Atmosphäre 0 bis 2010 und 1970 bis 2010

CO>3 i
in ppm
370- 1970 bis —
2010

340-

316-
CO,-Gehalt
280-

250 z i—
0 500 1000 1500 2000 Jahr
324 8 Stoffkreisläufe

8.4 Der Kreislauf des Stickstoffs

EI Eiweiße ent- Das Element Stickstoff ist in allen vier Umweltbereichen in Form unter-
halten ca. 17% schiedlicher Verbindungen enthalten. Der Hauptanteil, etwa 99% der
Stickstoff. Gesamtmenge, befindet sich als molekularer Stickstoff N, in der Atmo-
Um körpereigene
Eiweiße bilden zu
können, benötigen
NULBDLIE SS N N A
alle Lebewesen ERENSGISETUN
Stickstoff. Umweltbereich Stickstoff in gebundener Form
Atmosphäre - molekularer Stickstoff
—- Spuren verschiedener Stickstoffoxide
Lithosphäre - Nitrate und Ammoniumsalze im Boden
- Natriumnitrat (Chilesalpeter) in Lagerstätten
Hydrosphäre - in Wasser gelöste Nitratsalze
Biosphäre - stickstoffhaltige organische Verbindungen
(Aminosäuren, Eiweiße, DNA, Hormone) in
lebender und abgestorbener Biomasse
- organische Stickstoffverbindungen spielen
eine zentrale Rolle beim Aufbau und Stoff-
wechsel lebender Organismen

EI Der Grund für die Im Stickstoffkreislauf wird der Weg des Elements Stickstoff sowie
hohe Stabilität des seiner anorganischen und organischen Verbindungen durch die
Stickstoffmoleküls ist vier Umweltbereiche auf der Erde betrachtet.
die Dreifachbindung.
IN=N]
Der Stickstoffkreislauf besteht aus mehreren Teilkreisläufen. Dabei geht
es vor allem darum, den außerordentlich stabilen Stickstoff aus der Luft
zu fixieren, d.h. in reaktivere Stickstoffverbindungen zu überführen und
damit für lebende Organismen verfügbar zu machen.

atmosphärische Fixierung
A
8.4 Der Kreislauf des Stickstoffs 325

Teilkreisläufe des Stickstoffkreislaufs

Biologische Stickstofffixierung
Die meisten Lebewesen sind nicht in der Lage, den reaktionsträgen Stick- (Nur wenige Bak-
stoff aus der Luft direkt in körpereigene Stoffe (Aminosäuren und Ei- terienarten können
weiße, 7 5.255) umzuwandeln. Stickstoff direkt in
Tiere benötigen körperfremde Eiweiße als Nahrung. Pflanzen nehmen Ammoniumsalze
umwandeln. Diese
Stickstoff in Form gelöster Nitrate oder Ammoniumsalze mit dem Wasser
leben im Wasser,
aus dem Boden auf. Dazu muss der molekulare Stickstoff zunächst bio- z.B. Cyanobakterien,
logisch fixiert werden. oder im Boden wie
IndererstenStufe, derFixierung, re-
N,O Knöllchenbakterien
duzieren einige Bakterien im Bo- Durch Symbiose mit
Denitri-
den den Stickstoff zum Ammoniak. Fixierung fizierung
letzteren gedeihen
Anschließend oxidieren andere Schmetterlingsblütler
Bakterien Ammoniak bzw. Ammo- auch auf stickstoff-
niumsalze in der Nitrifizierung stu- armen Böden.

fenweise zu Nitraten (/ Abb.).


Die Denitrifizierung bezeichnet
den Vorgang, bei dem Nitrate
wieder in molekularen Stickstoff
überführt werden. Dieser Prozess
erfolgt wiederum über Boden-
bakterien. Als Zwischenstufe tritt
Distickstoffmonooxid NO auf. WI Distickstoffmono-
oxid kann aus dem
Atmosphärische Stickstofffixierung Boden in die Atmo-
Ein anderer Prozess der natürlichen Stickstofffixierung ist die Bildung sphäre diffundieren.
Daraus ergibt sich
von Salpetersäure in der Atmosphäre (/’ Abb., S. 324).
ein Problem, weil das
Bei hohen Temperaturen, wie sie bei Waldbränden, Vulkanausbrüchen
Gas ein langlebiges
oder in Blitzen auftreten, reagieren Stickstoff und Sauerstoff der Luft Treibhausgas ist. Ob-
zu Stickstoffmonooxid NO und Stickstoffdioxid NO>. Die Stickstoffoxide wohl der N>O-Gehalt
(7 5.198) bilden mit der Luftfeuchtigkeit Salpetersäure, die mit dem Nie- der Atmosphäre
derschlag in den Boden gelangt. nur etwa 3:10”%
beträgt, verstärkt
Kreislauf Biosphäre - Boden das Gas merklich
den Treibhauseffekt
Pflanzen können für die Assimilation Stickstoff aus dem Boden bevor-
(/ 5.336).
zugt in Form von Nitrat-lonen, aber auch in Form von Ammonium-lonen
aufnehmen.
Aus den Salzen synthetisieren sie
dann organische Stickstoffverbin-
dungen wie Aminosäuren und
Eiweiße. Die organischen Stick-
stoffverbindungen werden in der
Nahrungskette weitergegeben.
Nach dem Tod der Lebewesen
werden die organischen Stickstoff-
verbindungen aus abgestorbener
Biomasse wieder von Bakterien
und Pilzen in der Mineralisierung
zu anorganischen Stickstoffverbin-
dungen abgebaut.
326 8 Stoffkreisläufe

Menschlicher Einfluss auf den Stickstoffkreislauf

(I Das Haber-Bosch- Menschliche Aktivitäten beeinflussen den Stickstoffkreislauf an


Verfahren (/ 5.292) mehreren Stellen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die in-
und das Ostwald-
dustrielle Fixierung von Luftstickstoff durch die Synthese von Am-
Verfahren (/ 5.294)
moniak und durch die technische Herstellung von Salpetersäure.
liefern die Ausgangs-
stoffe für alle Stick-
stoffdüngemittel.
Aus diesen Stoffen kann für die Landwirtschaft zur Ertragssteigerung
mineralischer Stickstoffdünger hergestellt werden, z.B. als Kalkammon-
salpeter. Der Einsatz von Stickstoffdüngemitteln stieg weltweit von etwa
10 Mio. t im Jahr 1960 auf knapp 100 Mio. t im Jahr 2007.

Bilanz der Stickstofffixierung im


Jahr 2008
biologische | 180 Mio. t
Fixierung , Stickstoff
atmosphärische | 35 Mio. t
Fixierung | Stickstoff
industrielle ‚90 Mio. t
Fixierung , Stickstoff

Durch den massenhaften Einsatz von Mineraldüngern steigt der Nitrat-


gehalt im Boden. Die Nitrate werden aus dem Boden ausgewaschen und
zunehmend ins Grundwasser und damit in Trinkwasserquellen eingetra-
gen. Hohe Nitratgehalte im Trinkwasser (75.333) stellen jedoch ein Ge-
sundheitsrisiko dar.
[ÜÜ Der vorindustri- Von den Feldern gelangen die Nitrate in Flüsse und Seen und verursa-
elle Gehalt von Di- chen vor allem in stehenden Gewässern die Eutrophierung (/ 5.335) mit
stickstoffmonooxid in Massenvermehrung an Algen. Über die Flüsse werden Düngemittel in
der Atmosphäre lag die Meere eingetragen, wo es ebenfalls zur Eutrophierung kommt. So
bei 280 ppb, heute
herrscht in der südlichen Ostsee im Grundbereich im Sommer häufig Sau-
beträgt er schon über
320 ppb (parts per
erstoffmangel durch den Abbau abgestorbener Biomasse. Das führt zur
billion = 1-10). massiven Schädigung der Bodenlebewesen.
Infolge der erhöhten Nitratgehalte der Böden nimmt der Umfang der
Denitrifizierung zu. Dadurch entsteht u.a. mehr Distickstoffmonooxid,
das in die Atmosphäre gelangt und dort zum Treibhauseffekt beiträgt.

Ü) Durch aufwen- Auch durch die Emission von Stick- Verusacher von NO,-Emissionen
dige Verfahren zur stoffoxiden aus Verbrennungspro- BRD 2007
Abgasreinigung in zessen wird der Stickstoffkreislauf Landwirtschaft 70 kt
der Industrie sind die durch den Menschen beeinflusst.
Industrie 90 kt

durch den sauren


Die Abgase von Kraftwerken und
Regen verursachten
vor allem von Fahrzeugen enthal-
Umweltprobleme
zurückgegangen. ten Stickstoffoxide, die mit Wasser
und Sauerstoff in der Atmosphäre
zu Salpetersäure reagieren.
Diese trägt zusammen mit Schwe-
felsäure zur Entstehung des sauren
Regens (/ 5.338) bei.
8.5 Der Kreislauf des Phosphors 327

8.5 Der Kreislauf des Phosphors

u Alle Lebewesen
Im Phosphorkreislauf wird der Weg des Elements Phosphor in Form
enthalten Phosphor
seiner anorganischen und organischen Verbindungen in der Um-
in Nucleinsäuren und
welt betrachtet. im Energiespeicher-
stoff ATP. Bei den
Wirbeltieren bildet
Der Austausch und die Umwandlung von Phosphorverbindungen in der Calciumphosphat
Umwelt findet nur zwischen den Bereichen Lithosphäre, Hydrosphäre einen wichtigen
und Biosphäre statt. Da die Atmosphäre an diesem Kreislauf nicht betei- Bestandteil der Kno-
ligt ist, bezeichnet man ihn auch als Ablagerungskreislauf. chensubstanz.
Ausgehend von phosphatreichen Gesteinsschichten lässt sich der Phos-
phorkreislauf in folgende Abschnitte unterteilen:
1. Freisetzung von Phosphaten aus Gestein und Lösen im Wasser
2. Aufnahme von löslichen Phosphaten durch Pflanzen
3. Umwandlung von Phosphaten in organische Phosphorverbindungen
in Pflanzen
4. Aufnahme und Umwandlung organischer Phosphorverbindungen
durch Tiere
5. Zersetzung von abgestorbener Biomasse durch Bakterien und Bil-
dung von anorganischen löslichen Phosphaten

Ein Teil der Phosphorverbindungen wird aus dem Boden ausgewaschen [ Phosphorverbin-
und gelangt in die Gewässer. Dort lagern sich Phosphate im Sediment ab dungen werden
oder werden dem Kreislauf durch Wasserpflanzen wieder zugeführt. neben Stickstoffver-
Der natürliche Phosphorkreislauf wird ebenfalls vom Menschen beein- bindungen als
Mineraldünger zur
flusst. Phosphate aus Waschmitteln und Fäkalien sowie abgeschwemm-
Ertragssteigerung in
ter Phospatdünger gelangen in die Gewässer und können dort zur Eutro- der Landwirtschaft
phierung (/ 5.335) führen. eingesetzt.

DI Stoffkreisläufe
anderer Stoffe spie-
len vor allem in der
Biologie eine Rolle.
Überblick

Stoffkreisläufe in der Natur

u In Stoffkreisläufen werden Stoffumwandlungen eines Elements in


verschiedene Verbindungen oder der Weg einer einzigen Verbindung
durch die Umweltbereiche betrachtet.

ei GH elie

betrachten

ee ee nke den \Veg nur einer Verbindung


(und seiner Verbindungen) (eines Elements)

» Stoffkreisläufe lassen sich auch nach der Verknüpfung verschiedener


Prozesse in den verschiedenen Umweltbereichen unterteilen.

m An den Kreisläufen können sowohl biologische, geologische und che-


mische Vorgänge als auch nur geologische und physikalische Vorgänge
beteiligt sein.

Stoffkreisläufe

sind

biochemische Kreisläufe geophysikalische Kreisläufe

= Stoffkreisläufe werden in der Natur und in vielen industriellen Pro-


zessen durchlaufen.

am In natürlichen Kreisläufen kommt es auch ohne menschliche Einflüsse


zu kürzeren oder mittelfristigen Schwankungen. Trotzdem haben sich
langfristig relativ stabile Fließgleichgewichte zwischen den Umweltbe-
reichen eingestellt.

= Die natürlichen Stoffkreisläufe werden durch menschliche Aktivitä-


ten, z.B. Industrie, Landwirtschaft, Kraftfahrzeuge usw., beeinflusst. Um
die daraus resultierenden Störungen zu minimieren, müssen Rohstoffe
und Energie so effektiv wie möglich genutzt werden.

Wissenstest 8 auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


Umweltchemie
330 9 Umweltchemie

9.1 Grundlagen

zZ Auch wenn oft Als Umwelt wird sowohl die unbelebte als auch die belebte Natur be-
nur die Schadwir- zeichnet. Die Chemie, vor allem die chemische Industrie, wirkt sich auf
kungen betrachtet beide Teile aus.
werden, so ist die
chemische Industrie
im Alltag unverzicht-
barn. Sie produ-
ziert Düngemittel,
I
Medikamente und
Atmosphäre
ermöglicht unseren
hohen Lebensstan-
‚du
dard. Gleichzeitig
hat der Mensch mit
der Chemie auch alle Die Wirkungen chemischer Stoffe können oft nicht eindeutig getrennt
Mittel in der Hand,
oder zugeordnet werden. Häufig werden die Einflüsse der Chemie unter
Umweeltschäden in
Grenzen zu halten.
dem Aspekt der Schadwirkung bestimmter Stoffe betrachtet.

Auswirkungen chemischer Stoffe


auf die Atmosphäre auf die Gewässer auf den Boden
— Schadstoffe, die die — Schadstoffe, die die —- Schadstoffe, die
Luft verunreinigen, Gewässer verunrei- den Boden ver-
z.B. Feinstaub nigen, z.B. Salze, unreinigen, z.B.
Mineralöle Schwermetalle
- Stoffe, die zum - Stoffe, die den pH- - Stoffe, die den pH-
Treibhauseffekt Wert des Gewässers Wert des Bodens
beitragen, z.B. verändern, z.B. verändern, z.B.
Kohlenstoffdioxid Säuren, Basen Säuren, Basen
>» Die Ozon zerstö- - Ozon zerstörende - Stoffe, die als - Stoffe, die als
renden Stickstoff-
Stoffe, z.B. FCKW Pflanzennährstoff Pflanzennährstoff
oxide in den höheren
und Stickstoffoxide wirken, z.B. Wasch- wirken, z.B. Dün-
Schichten der At-
mosphäre stammen
mittelbestandteile gemiittel
hauptsächlich aus
Flugzeugabgasen.
Eine weitere Möglichkeit, den Einfluss der Chemie auf die Umwelt zu
betrachten, ist der Verursacheraspekt. Dabei wird die Herkunft der Ein-
wirkungen betrachtet.

Herkunft der Schadstoffe


9.2 Belastung der Gewässer 331

9.2 Belastung der Gewässer

Die Wasservorräte der Erde

u Meerwasser
Wasser ist ein kostbares Gut, obwohl 72% der Erdoberfläche von enthält große
Wasser bedeckt sind. Weniger als 3% der Gesamtwassermenge Mengen an gelösten
sind Süßwasser mit einem Salzgehalt von weniger als 1 g/l. Salzen und ist nur
mit großem Aufwand
nutzbar.

Nur ein geringer Teil des Süßwassers ist für den Menschen nutzbar, da
etwa 85 % davon als Eis in den Polargebieten und Gletschern gebunden
ist. Etwa 10 Mio km? liegen als Grundwasser im Boden oder als Ober-
flächenwasser in Flüssen und Seen vor und stehen zur Gewinnung von
Trinkwasser, zur Bewässerung in der Landwirtschaft oder für industrielle
Zwecke zur Verfügung (/'5. 320).

Süßwassermenge in km? © Der Erhalt des


Süßwasserbestands
40Mio. 27 ' WW süßwasser insgesamt
der Erde wird durch
30 Mio. Inlandeis und Gletscher den globalen Wasser-
kreislauf gewährleis-
4 _ Grundwasser tet 75. 318 ff.).
20 Mio. +“
Oberflächenwasser
10 Mio. | (Flüsse und Seen)

0
- WE Atmosphäre
ÜÜ Der größte
Teil des kostbaren
Gewinnung von Trinkwasser Trinkwassers dient
für Zwecke, für die
keine hohe Reinheit
Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, der tägliche Bedarf des
nötig ist. Es ist daher
Menschen beträgt 2-3 Liter. Der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch sinnvoll, bei Neubau-
in deutschen Haushalten liegt bei ca. 125Litern pro Person und Tag. ten z.B. Toiletten mit
Davon werden nur 5% zum Trinken und zur Speisenzubereitung ein- „Grauwasser” (Re-
gesetzt. An Trinkwasser werden besonders hohe Anforderungen daran genwasser, Abwasser
gestellt: es soll klar, geruchlos und geschmacksfrei sein und darf keine der Dusche) in einem
Krankheitskeime enthalten. eigenen Wassernetz
zu betreiben.
Durchschnittlicher Wasserverbrauch in deutschen Haushalten
Verwendungszweck Verbrauch pro
Person und Tag

Körperhygiene caMlitr
WC-Spülung . \ | ca. 35 Liter
Wschescen 24 ae
Geschirplen ar ler
Reinigung
der Wohnung, Blumen gießen usw. |ca. 7 Liter
Zubereitung von Speisen und Getränken ‚ca. 6 Liter
332 9 Umweltchemie

Beispiele für Weiterhin dürfen im Trinkwasser bestimmte Grenzwerte an gelösten


Grenzwerte nach Stoffen nicht überschritten werden. Daher ist Süßwasser zur Gewinnung
der Trinkwasserver- von Trinkwasser besonders gut geeignet.
ordnung In Deutschland wird es zu 75% aus Grundwasser, zu 20% aus Ober-
Calcium: 400 mg-I"' flächenwasser, hauptsächlich aus Stauseen, und 5% aus sogenanntem
Chlorid: 250 mg-I" Uferfiltrat gewonnen. Je nach Herkunft kann das Rohwasser verschie-
Nitrat: 50 mg-I" dene potenzielle Schadstoffe enthalten und muss in geeigneter Weise
Blei: 0,025 mg-I-" aufbereitet werden.

Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel und wird zu vielen


Zwecken benötigt. Es kann aus verschiedenen Quellen gewonnen
werden und wird je nach Herkunft entsprechend aufbereitet.

Trinkwasseraufbereitung aus Grundwasser


u Die Trinkwasser- Grundwasser wird oft aus ergiebigen Vorräten in 20 bis über 100 m Tiefe
aufbereitung aus gefördert. Dieses Wasser enthält keinen gelösten Sauerstoff, meist je-
Oberflächenwasser doch gelöste Eisen(Il)- und Mangantli)-Salze. Diese werden bei Kontakt
und Uferfiltraten ist mit Luft oxidiert und fallen dann als Eisen(IIl)-hydroxid bzw. Mangan(IV)-
aufwendiger, weil
oxid aus.
Krankheitskeime
Daher wird das geförderte Rohwasser zuerst intensiv belüftet (/ Abb.).
oder Spuren von
Pflanzenschutzmit- Im Reaktionsbecken setzt sich der größte Teil der ausgefällten Nieder-
teln und anderen schläge ab. Der Rest wird im Kiesfilter und falls erforderlich in einem
Schadstoffen vor- Aktivkohlefilter abfiltriert. Der Reinwasserbehälter dient als Speicher.
kommen können.
Da dieses Rohwasser keine Krankheitserreger enthält, ist - anders als bei
Oberflächenwasser - eine Desinfektion mit Chlor oder Ozon nicht nötig.
Nach der Aufbereitung wird das Trinkwasser sorgfältig analysiert, um die
Einhaltung der vorgegebenen Grenzwerte und anderer Qualitätskrite-
rien zu gewährleisten.

Trinkwasseraufbereitung aus Grundwasser


9.2 Belastung der Gewässer 333

Ein Problem ist die zunehmende Nitratbelastung im Trinkwasser. Inten- I Anteil der Grund-
sive Düngung mit Nitraten führt dazu, dass diese aus dem Boden aus- wassermessstellen
gewaschen werden und in Trinkwasserbrunnen gelangen. Hohe Nitrat- mit Nitratgehalten
gehalte im Trinkwasser stellen ein Gesundheitsrisiko insbesondere bei über dem Grenzwert
von 50 mg-I"" in
Säuglingen dar. Durch Beeinträchtigung des Sauerstofftransports im Blut
Deutschland:
können Säuglinge an Blausucht sterben.
Da man die Nitrat-Ionen nicht selektiv aus dem Rohwasser entfernen 1960: 2%
kann, gibt es nur die Möglichkeit, nitratreiches Wasser mit nitratarmen 1990: 6%
aus einer anderen Quelle zu mischen, um so unterhalb des Grenzwertes 2010: 16%
zu bleiben.

Reinigung kommunaler Abwässer

[Verschiedene
Kommunale Abwässer sind häusliche und gewerbliche Abwässer, Stoffe werden in
die häufig auch mit Regenwasser vermischt sind. Wenn sie unbe- Kläranlagen kaum
handelt in die Flüsse gelangen, gefährden sie die Trinkwasserver- abgebaut, z.B. be-
sorgung und die im Wasser lebenden Organismen. stimmte Arzneistoffe.
Daraus kann ein
Risiko entstehen, da
sie negativ auf Lebe-
Kommunale Abwässer sind hauptsächlich belastet mit: wesen in Gewässern
- suspendierten Feststoffen (Sand, biologisches Material) wirken oder über das
- Nährstoffen (Stickstoffverbindungen und Phosphate) Grundwasser wieder
- abbaubaren organischen Verbindungen (z.B. Eiweiße, Tenside) in das Trinkwasser
biologisch wirksamen Stoffen (z.B. Schwermetalle, Pharmaka) gelangen können.

Das Hauptziel kommunaler Kläranlagen besteht in der Abtrennung der


Feststoffe, der organischen Inhaltsstoffe sowie der Nährstoffe. Diese er-
folgt in mehreren Stufen, einer mechanischen, einer biologischen und
einer chemischen Reinigung:

Reinigung kommunaler Abwässer

Mechanische Reinigung Biologische Reinigung Chemische


Reinigung

Rechen Sandfang Vorklärbecken Belebt- Nachklärbecken Phosphatfällung


schlammbecken

anorganischer Belebtschlamm
Schlamm Gasbehälter

Klärschlamm zur
Verwertung/Deponie

Entwässerung Schlammfaulraum Heizung


334 9 Umweltchemie

Ü Klärschlamm In der mechanischen Reinigungsstufe werden zuerst die suspendierten


ist ein wertvoller Feststoffe abgetrennt (/ Abb. auf S. 333).
Dünger in der Land- In der biologischen Reinigungsstufe bauen Mikroorganismen unter Be-
wirtschaft, allerdings lüftung (Sauerstoffzufuhr) die organischen Verbindungen größtenteils
nur, wenn er nicht
ab. Dabei werden auch die Nährstoffe weitgehend umgesetzt. Die Mi-
mit Schadstoffen
kroorganismen fallen als Klärschlamm aus, der Überschuss wird abge-
belastet ist.
trennt. Am Klärschlamm können aber z.B. Schwermetalle oder giftige
organische Schadstoffe angelagert werden.
In die Kläranlage kann noch eine Phosphatfällung als chemische Reini-
gungsstufe integriert sein, um das Risiko der Gewässereutrophierung
durch Phosphate (5. 335) zu reduzieren.

Gefährdung der Gewässer

Durch menschliche Aktivitäten freigesetzte Stoffe werden durch


direkte Einleitung mit Abwässern, durch Abschwemmung von Bö-
den und auf dem Luftweg in Flüsse, Seen und Meere eingetragen
und verursachen dort Schäden.

Die Menschen nutzen Wasser nicht nur in Haushalten, sondern viel mehr
noch für industrielle und landwirtschaftliche Zwecke (/S. 320).
Dabei gelangen auf vielfältige Weise Schadstoffe in die Gewässer, die die
Umwelt schädigen oder über das Grundwasser sogar in die Nahrungs-
kette gelangen können.

Gewässergefährdung durch eingetragene Stoffe


Stoffe Herkunft Wirkung Abhilfe
Nitrate - Überdüngung i inder - Eutrophierung vvon | - Vermeidung vevon Über-
Landwirtschaft Seen bzw. Meeren | düngung
- NO,„-Emissionen von |- Gesundheitsgefah- | - Minimierung der NO,-
Autos und Kraftwer- ren durch Nitrate Emissionen
ken (5. 338) im Trinkwasser
Schwer- - Industrieprozesse = chronische Vergif- |- Vermeidung der Nutzung
metalle - Deponieabwässer tung durch Blockie- | - gesicherte Deponien
- Mineraldünger rung von Enzymen | - Emissionsminderung
Biozide - Landwirtschaft (Ein- - giftig für andere - Minderung der Einsatz-
trag ins Grundwasser Organismen menge
und Lufttransport) - Anreicherung in - alternative Schädlingsbe-
Organismen kämpfung
Mineral- - illegales Ablassen - direkte Schädigung | - verstärkte Kontrollen und
öle - Unfälle und Havarien von Organismen verbesserte Sicherheit
Salze - Rohstoffgewinnung - direkte Schädigung | - alternative Technologien
- Streusalz von Organismen
Kunst- - unkontrollierte - Tod von Tieren - sachgerechte Entsorgung
stoffmüll Müllentsorgung in durch Verwechs- und Recycling von Kunst-
Gewässer lung mit Nahrung ı stoffen
9.1 Belastung der Gewässer 335

BE Kunststoffmüll aus Verpackungen wird in vielen Ländern der Erde


nicht recycelt und gelangt so in die Ozeane. Durch globale Ver-
schmutzung der Meere entstand im Pazifik ein Müllstrudel von der
Größe Mitteleuropas. An den Stränden der Weltmeere werden täg-
lich große Mengen von Kunststoffmüll angespült. In den Mägen von
Seevögeln werden die versehentlich gefressenen Müllfetzen zurück-
gehalten und führen zu Krankheiten und zum Tod der Tiere.

Ein anderes Beispiel ist die Eutrophierung von Gewässern durch ein über-
höhtes Nährstoffangebot an Nitraten und Phosphaten. Die Salze wer-
den hauptsächlich durch Düngemittel in der Landwirtschaft und durch
Phosphate aus Exkrementen, Gülle und Reinigungsmitteln in die Ober-
flächengewässer eingetragen.
Die zusätzlichen Pflanzennährstoffe verursachen ein Massenwachstum
an Algen. Die Algen lassen wenig Licht ins Wasser eindringen, wodurch
die Fotosynthese der Wasserpflanzen behindert wird. Abgestorbene
Algen sinken zum Boden des Gewässers, wo zu ihrer Zersetzung große
Mengen an Sauerstoff verbraucht werden.

Eutrophierung von Gewässern WI In stehenden und


langsam fließenden
Nährstoffe Sauerstoff Sauerstoff

Et tr
Gewässern kann
der erforderliche
Sauerstoff wegen
fehlender Durch-
Algenblüte sauerstoffreich mischung nicht in
\
. ) ' e | ausreichender Menge
f IR Ä
Sauerstoffzehrung $ h : von der Oberfläche
\\ r / \ on { N Y a
in die Tiefe gelangen.
N : Fischsterben sauerstoffarm

$ ai
Zersetzung
# N
- nKr
Mi)
vn) 1.17%.
* N "
Umkippen
AZ
EN
En ulgase =, — sauerstofffrei ,

Faulschlamm

In sauerstoffarmem Wasser können auch keine Fische mehr leben. Wenn


der Sauerstoff im Tiefenwasser ganz verbraucht ist, läuft der Abbau der
Biomasse durch anaerobe Bakterien ab, man nennt das „Umkippen des
Sees”. Unter diesen Bedingungen bilden sich Methan sowie die toxischen
Stoffe Schwefelwasserstoff und Ammoniak.
Die Sanierung eutrophierter Gewässer ist ein aufwendiger Prozess. Dazu
muss man die Nährstoffe aus dem Gewässer entfernen oder den Nähr-
stoffkreislauf unterbinden. Danach können die Wasserorganismen wie-
der neu angesiedelt werden.

Der Übergang eines Gewässers vom nährstoffarmen in den nähr-


stoffreichen Zustand wird Eutrophierung genannt. Durch bioche-
mische Reaktionen verarmt das Gewässer an Sauerstoff und es
entstehen Schadstoffe, die zum Umkippen des Ökosystems führen
können.
336 9 Umweltchemie

9.3 Belastungen der Atmosphäre

Aufbau der Atmosphäre

[Ü) Die Zusammen- Luft ist ein Stoffgemisch, sie enthält 78,1 % Stickstoff, 21,0% Sauerstoff,
setzung der Atmos- 0,9% Argon und zahlreiche Spurengase wie Kohlenstoffdioxid und
phäre hat sich in der Ozon. Verschiedene Spurengase haben aber große Bedeutung für be-
Erdgeschichte stark stimmte Eigenschaften der Atmosphäre.
geändert. Sauerstoff
wurde erst durch die
Fotosynthese der Die Atmosphäre ist die Lufthülle der Erde. Sie besitzt eine ausge-
Pflanzen gebildet. prägte vertikale Temperaturverteilung und wird dadurch in ver-
schiedene Schichten gegliedert.

Diese Schichtung ergibt sich durch verschiedene physikalische und che-


mische Prozesse in der Atmosphäre und ist von großer Bedeutung für die
Verteilung der Stoffe in der Atmosphäre.
Die bis etwa 10 km reichende unterste Schicht ist die Troposphäre, in der
sich fast das gesamte Wettergeschehen abspielt. In dieser Schicht sinkt
die Temperatur mit zunehmender Höhe. In der darüberliegenden Strato-
sphäre steigt die Temperatur wieder an.

Das wird durch das dort gebildete


Aufbau der Atmosphäre Ozon verursacht, welches das ener-
giereiche Sonnenlicht im UV-Bereich
absorbiert. Der Bereich des Tempe-
km
Eat 000 raturminimums zwischen beiden
sphäre Schichten, die Tropopause, hat große
r 800 80 ©
hs = Bedeutung. Sie erschwert den unge-
a = & hinderten Stoffaustausch zwischen
ja i 5 diesen beiden Schichten. Durch
I 200 an menschliche Aktivitäten gelangen
co 160 natürliche Gase wie Kohlenstoffdi-
oxid, aber auch naturfremde wie
80 ' 80 Halogenkohlenwasserstoffe in die
har 60 . a Atmosphäre. Dadurch werden die Ei-
genschaften der Lufthülle und natür-
a 40 a2 liche Gleichgewichte beeinflusst.
oO: » . . .
Tropa- 20 »» 8% Als Folge des Chemikalieneintrags in
pause die Atmosphäre können sich regional
und global schwerwiegende Verän-
8 8 derungen der Umwelt ergeben, weil:
: \ > } - Schadstoffe als Gase, Dämpfe und
Tropo 5 \ GW, 5 Stäube weit transportiert werden,
= Hr a LER Tai . us
sphäre N, 4 RN vi - die Masse der Atmosphäre ver-
j 1 gleichsweise klein ist und sie da-
ne 0 0 her empfindlich bereits auf kleine
one

-100 -60 -20 0 20 Temperatur [°C]


Schadstoffmengen reagiert,
- nachhaltige Veränderungen schon
in kurzen Zeiträumen stattfinden.
9.3 Belastungen der Atmosphäre 337

Die Sonnenstrahlung umfasst den Wellenlängenbereich von 200 bis 7 Gase, die
3000 nm. Kurzwelliges UV-Licht (A < 300 nm) wird in der Stratosphäre fast infrarote Strahlung
vollständig absorbiert. Langwelliges UV- und sichtbares Licht können die absorbieren und
Atmosphäre dagegen passieren. Diese Strahlung erwärmt die Erdober- so die Luft erwär-
men, nennt man
fläche und wird hauptsächlich als Wärmestrahlung im Infrarotbereich
Treibhausgase. Ohne
A > 780nm) wieder reflektiert. Die Infrarotstrahlung wird in der Atmo- die natürlichen Treib-
sphäre von einigen Spurengasen, z.B. Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid, hausgase in der At-
Methan teilweise absorbiert. Daraus resultiert eine Erwärmung der Erde mosphäre würde die
um ca. 33°C, die als natürlicher Treibhauseffekt bezeichnet wird. mittlere Oberflächen-
temperatur der Erde
Die Erwärmung der unteren Atmosphäre infolge Energieabsorp- nur -18°C betragen.
tion durch klimarelevante Spurengase nennt man Treibhauseffekt.

Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wird jedoch der Kohlenstoff-


kreislauf (/5$. 321) gestört. Die Konzentration an Kohlenstoffdioxid in
der Atmosphäre ist in den letzten hundert Jahren um ca. 25 % gestiegen.
Die Konzentration anderer Treibhausgase in der Luft hat durch menschli-
che Einflüsse ebenfalls zugenommen, z.B. hat sich die CH,-Konzentration
im gleichen Zeitraum etwa verdoppelt. Dadurch wird mehr Infrarotstrah-
lung in der Atmosphäre absorbiert und der natürliche Treibhauseffekt
anthropogen verstärkt.
Da sich die Emissionen von Treibhausgasen fortsetzen, steigen auch ihre (Ü Der Name Treib-
atmosphärischen Konzentrationen künftig weiter an. Zudem haben ei- hauseffekt ist abge-
nige anthropogene Treibhausgase wie die Halogenkohlenwasserstoffe leitet vom Treibhaus,
eine viel stärkere Wirkung als z.B. Kohlenstoffdioxid. Somit ist eine wei- in diesem ist das Glas
durchlässig für ein-
tere globale Erwärmung vorprogrammiert.
gestrahltes sichtbares
Licht, aber undurch-
Der Anstieg der weltweiten Jahresdurchschnittstemperatur um lässig für reflektierte
ca. 0,7°C in den letzten hundert Jahren wird als anthropogene Ver- Infrarotstrahlung.
stärkung des Treibhauseffekts angesehen.
338 9 Umweltchemie

Emissionen der säurebildenden Gase SO, und NO,

Die Summe aus


den Stickstoffoxi- Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe werden u.a. Schwefel-
den NO und NO, oxide und Stickstoffoxide freigesetzt, die selbst schädlich sind. Da
bezeichnet man als sie in der Atmosphäre Säuren bilden, nennt man sie saure Gase.
Stickoxide bzw. NO,.

Industrie, Gewerbe, Verkehr und Haushalte benötigen fossile Brenn-


stoffe, die organisch gebundenen Schwefel und Stickstoff enthalten. Da-
durch entstehen bei der Verbrennung neben Kohlenstoffdioxid CO, auch
Schwefeldioxid SO, und Stickstoffoxide wie NO bzw. NO,. Zusätzlich bil-
den sich oberhalb 1000°C Stickstoffoxide aus Stickstoff und Sauerstoff
der Verbrennunggsluft.
Die in den Abgasen enthaltenen Gase Schwefeldioxid und Stickstoffdi-
oxid wirken direkt schädigend auf lebende Organismen.

Entstehung und Wirkung saurer


CO,, Staub, NO,, SO,

saurer Regen

[3 In Deutschland Schon aufgrund des natürliches CO,-Gehalts der Luft nimmt Regenwas-
wurden in den ser Kohlenstoffdioxid auf. Daraus entstehen Spuren von Kohlensäure
1990er Jahren pH- H,CO;, die zu einem schwach sauren pH-Wert von 5,6 von „sauberem”
Werte des Regens
Regenwasser führen. Die zusätzlich eingetragenen Schwefel- und Stick-
zwischen 4,0 und
stoffoxide bilden mit der Luftfeuchtigkeit weitere Säuren (H>5SO3, H50,
4,5 gemessen. Das
entspricht der 10- bis
bzw. HNO;). Daraus ergibt sich
40-fachen Protonen- eine weitere Verringerung des pH-
konzentration des Werts (/S. 105). Der saure Regen
Normalwerts. Oft führt zur Versauerung der Gewäs-
tritt saurer Regen ser und Böden, zur Korrosion von
nicht am Ort der Bauwerken und zu Schädigungen
Schadstofffreiset- des Ökosystems Wald.
zung sondern in weit Um Schäden an der Umwelt mög-
entfernten Gebieten
lichst gering zuhalten, müssen
auf. Ursache ist die
Abgase von diesen Schadstoffen
Verteilung durch den
Wind. weitgehend befreit werden. Dies
geschieht bei der Rauchgasreini-
gung in Kraftwerken und durch
Abgaskatalysatoren bei Autos.
9.3 Belastungen der Atmosphäre 339

Rauchgasreinigung in Kraftwerken

u Typische
Die Hauptschadstoffe im Rauchgas eines Kraftwerks sind Kohlen- Rauchgaszusam-
stoffdioxid, Schwefeldioxid, Stickstoffoxide und Staub. Sie müssen mensetzung eines
durch Rauchgasreinigung weitgehend entfernt werden. Kohlekraftwerks:
78% N,, 16% CO,,
6% O,, 0,1% SO,
Es gibt in vielen Ländern gesetzliche Vorgaben über zulässige Höchst- (2 9/m?), 0,05-0,1%
mengen an Schadstoffen im Rauchgas. In Deutschland gelten für große NO, (0,8-1,5 g/m?),
Kraftwerke mit über 300 MW Leistung u.a. folgende Abgasgrenz- 6-50 g Staub/m?.
werte: Staub <50 mg/m?; Schwefeldioxid <400 mg/m?, Stickstoffoxide
<200 mg/m?. Vergleicht man diese Vorgaben mit den Ausgangswerten,
so erfordert das Mindestabscheidungsgrade von ca. 99,9% bei Staub,
80% bei Schwefeldioxid und 80% bei den Stickstoffoxiden.

Rauchgasreinigung
SO;, NO,, Staub Dampf-
turbine Generator Strom
NH;, Luft Rauch-
gas
Kamin Katalysator

Staub, SO,

CaCO;-
Suspen-
sion
Luft SO,
Gips

REA Elektrofilter DeNOx Kessel Fernwärme Kühlturm Fluss-


wasser

Meist werden zuerst die Stickstoffoxide in der DeNOx-Anlage entfernt. [Bei der Rauchgas-
Sie werden an einem Katalysator bei 300-400°C mit zu dosiertem Am- reinigung in Kraft-
moniak zu 80-90% in Stickstoff und Wasserdampf umgesetzt. werken werden die
Schadstoffe nachein-

6NO + ANH3 —— 5N3 + 6 H,O


ander entfernt. Der
Bau eines Steinkohle-
6NO,; + 8NH3 —- 7N5 + 12 H,O
Kraftwerks mit einer
Leistung von 700 MW
Dann wird das Gas in einem Elektrofilter, das mit 50-80 kV arbeitet, ent- kostet insgesamt ca.
staubt. Dabei werden die Staubteilchen negativ aufgeladen und schei- 750 Mio. €, davon die
den sich an der positiv geladenen Filterwand ab. Rauchgasreinigung
In der Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) wird anschließend das allein ca. 25%.
Schwefeldioxid weitgehend entfernt. Dafür gibt es verschiedene Mög-
lichkeiten. In den meisten Fällen sprüht man eine wässrige Suspension
von fein gemahlenem Kalkstein CaCO; in das Rauchgas ein. Dabei ent-
steht aus Schwefeldioxid, Kalk und Sauerstoff der eingeblasenen Luft Gips
CaSO,:2H30, der in der Baustoffindustrie verwendet werden kann.
340 9 Umweltchemie

Abbau von Ozon in der Stratosphäre

In der Stratosphäre wird durch fotochemische Spaltung von mo-


lekularem Sauerstoff Ozon gebildet. Dieses absorbiert UV-Strah-
lung und verhindert so, dass biologisch schädliche Strahlung zur
Erdoberfläche gelangt.

[Ü] Die bei der Ozon- Die energiereiche UV-Strahlung der Sonne spaltet in der Stratosphäre
bildung frei wer- Sauerstoffmoleküle in Atome, die mit weiteren Sauerstoffmolekülen
dende Energie wird Ozon bilden. Da die Spaltung durch Einwirkung von Strahlung angeregt
von einem anderen wird, spricht man von einer fotochemischen Reaktion oder Fotolyse.
Molekül M, das als
Stoßpartner fungiert,
aufgenommen.
Ozonbildung:
O> 20 A<242 nm
O + © + M — O0 + M

Das fotochemisch gebildete Ozon wird ebenfalls durch Strahlung unter


Rückbildung von molekularem Sauerstoff wieder gespalten.

Ozonzerfall: h-v
O3 - O + O5 A<310nm
O + O3; 20,
[Ü] Die Reaktions- Zwischen Ozonbildung und -zerfall stellt sich ein Gleichgewicht und folg-
partner X sind lich eine ständige Ozonschicht in der Stratosphäre ein. Diese Ozonschicht
Radikale. Sie werden absorbiert UV-Strahlung und verhindert, dass der biologisch schädliche
auch fotolytisch Teil dieser Strahlung A < 300 nm auf die Erdoberfläche gelangt; sie ist
aus verschiedenen
damit notwendig für das Leben auf der Erde.
Spurengasen in der
Stratosphäre, z.B.
Das stratosphärische Ozon kann aber durch verschiedene Stoffe auch
H>0, NO, oder FCKW, chemisch abgebaut werden. Dabei läuft eine Reaktionskette ab, in der
gebildet. diese Stoffe wieder zurückgebildet werden und somit katalytisch weitere
Ozonmoleküle spalten können.

Chemischer Ozonabbau:
O; + X — XO + O,
x + 00 — 10 +xX (X = OH, NO, Cl)

O3; + 0 — 20,

u Das Ozonloch Die Ozon zerstörenden Stoffe, z.B. in die Stratosphäre gelangtes Wasser,
über der Antarktis ist sind teilweise natürlichen Ursprungs. Der chemische Ozonabbau wird
eine besondere re- aber anthropogen besonders durch die Emission von Fluorchlorkohlen-
gionale und zeitlich
wasserstoffen verstärkt. Die FCKW, z.B. CF»Cl,, werden in der Tropo-
begrenzte Erschei-
sphäre nicht abgebaut und wandern langsam in die Stratosphäre. Dort
nung. Sie sollte nicht
mit der allgemeinen
werden sie durch UV-Strahlung fotolytisch gespalten. Die dabei gebilde-
Reduktion des stra- ten Chloratome (Radikale) spalten nun zusätzlich Ozon. Die stratosphä-
tosphärischen Ozons rische Ozonschicht wurde dadurch in den letzten 30 Jahren zwischen 60°
gleichgesetzt werden Süd und 60° Nord um etwa 10% reduziert, sodass entsprechend mehr
biologisch schädliche UV-Strahlung auf die Erdoberfläche gelangt.
9.3 Belastungen der Atmosphäre 341

Die Bildung von bodennahem Ozon (Fotosmog)

Im Gegensatz zum stratosphärischen Ozon ist bodennahes Ozon


schädlich. Es bildet sich zusammen mit anderen Reizgasen durch
fotochemische Reaktionen aus Vorläufermolekülen speziell im
Sommer. Das Gemisch dieser Reizgase nennt man Fotosmog.

Ozon ist natürlicher Bestandteil der bodennahen Atmosphäre, es gelangt Ü] Autoabgase sind
z.B. aus der Stratosphäre in die Troposphäre. Der natürliche Gehalt von Quelle von Vorläu-
10-30 ug/m? in Bodennähe ist viel kleiner als in der Stratosphäre. fermolekülen des
Durch menschliche Aktivitäten wird die Ozonkonzentration besonders Ozons. Sie enthalten
bis 10000 ppm CO,
im Sommer stark erhöht. Ozon wird nicht direkt freigesetzt, sondern bil-
100-8000 ppm NO,,
det sich unter Einfluss der Sonnenstrahlung fotochemisch aus Vorläufer- 200 ppm CH, und
substanzen wie Stickstoffoxiden, Kohlenstoffmonooxid und Kohlenwas- C3He, bis 500 ppm
serstoffen. Neben Ozon entstehen dabei auch andere Schadstoffe, die Olefine, 20-50 ppm
zusammen den schädlichen Fotosmog bilden. Aromaten, bis
Die Reaktionswege bei der Umwandlung der Vorläufersubstanzen zum 400 pm Aldehyde
Fotosmog sind sehr komplex. Auf einem dieser Wege wird Sticktstoffmo- (10000 ppm = 1%).
nooxid zu Stickstoffdioxid oxidiert. Das Sonnenlicht spaltet entstandenes
Stickstoffdioxid wieder in Stickstoffmonooxid und atomaren Sauerstoff.
Dieser bildet dann mit molekularem Sauerstoff Ozon.

CO + NO + 0 CO, + NO,
h-v
NO, NO + © A< 430 nm
oO + O, O3;

In einem zweiten Weg werden aus Kohlenwasserstoffen und Sauerstoff [Ü] Aldehyde und
unter Beteiligung von Stickstoffdioxid Aldehyde und Ozon gebildet. Die ihre Folgeprodukte
Aldehyde unterliegen z.T. noch weiteren Folgereaktionen. sind ebenfalls Reiz-
gase im Fotosmog.

Der Fotosmog tritt besonders an Volumenanteil [ppm]


warmen Sommertagen auf. Dabei 4
0,4-
durchläuft die Konzentration der
Schadstoffe charakteristische Tages- N —— Ozon
zyklen (/ Abb.). --- Kohlen- © Zum Schutz
0,3 - ı von menschlicher
Durch Reaktion z.B. mit NO und \ wasserstoffe
Kohlenwasserstoffen wird Ozon Gesundheit und der
nachts wieder abgebaut. Der Wind ’ \ Vegetation gibt es
gesetzliche Schwel-
transportiert NO, und Ozon aber 0,27 _ ,' x lenwerte für Ozon.
auch vom Bildungsort in soge- x In letzter Zeit wurde
nannte Reinluftgebiete. Da dort der für Menschen
wenig Autoverkehr ist und deshalb kritische Schwellen-
weniger Stickstoffoxide und Koh- wert von 180 ug/m?
lenwasserstoffe in der Luft vorhan- weniger häufig
den sind, ist nachts der Ozonabbau 0 überschritten, die für
T T 1
geringer. Die Ozonkonzentration 0 8 16 24 Pflanzen kritische
Konzentration von
ist dann in den Reinluftgebieten Tageszeit
80 ug/m? aber öfter.
höher als in den Ballungsgebieten.
342 9 Umweltchemie

9.4 Belastung des Bodens

Zusammensetzung des Bodens

Der Boden ist ein Stoffgemisch aus verschiedenen festen, flüssigen


und gasförmigen Stoffen.

Boden setzt sich aus Bodenteil-


chen, Bodenwasser und Bodenluft
zusammen. In den Poren leben
zahlreiche Tiere und Pflanzen.
Die festen Bestandteile sind anor- 1 un u Aus
ganische
an,
Stoffe, z.B. Mineralien
der lösli il
nd a
als Flüssigkeit
. wie Silicate 75. 195), oder lösli- 0 gchünsenen
che Salze, die Natrium-Ionen Nat, 5° Get e
Kalium-Ionen K* und Magnesium- a ae
Ionen Mg°* bilden. en Hohlräumen
Auch organische Stoffe, z.B. Hu-
mus, sind im Boden enthalten.

Anlagerung und Austausch von lonen durch Bodenteilchen

[| Herbizide sind Die chemischen Eigenschaften des Bodens sind von der Bodenart, dem
Unkrautbekämp- Wassergehalt und der Zusammensetzung der organischen Stoffe abhän-
fungsmittel, Insekti- gig. Entscheidend für chemische Reaktionen im Boden sind die zu den
zide wirken gegen Bodenteilchen gehörenden Tonmineralien und Huminstoffe (Humus), da
Schadinsekten und
sie Ionen an sich anlagern oder gegeneinander austauschen können.
Fungizide gegen un-
erwünschten Pilzbe-
fall. Alle gemeinsam Belastungen des Bodens
werden als Biozide
zusammengefasst.
Der Boden kann durch in Wasser gelöste Luftschadstoffe, Schwer-
metalle, Düngemittel, Biozide oder Substanzen aus Deponien be-
lastet werden.

Belastungen des Bodens

Ana Schwermetall- Dünge- Biozide Stoffe aus Deponien


schadstoffe lonen mittel (Pestizide) (Altlasten)
a
9.4 Belastung des Bodens 343

Schwermetalle und ihre Wirkung


Metall | Herkunft Wirkung
Blei - Nahrungsmittel (Leber, Nie- - Schäden bei ständiger Aufnahme
ren von Tieren) - wird in den Knochen gespeichert
- Bleirohre von Trinkwasser- - schädigt das Nervensystem
leitungen - schädigt bereits den Embryo
- alte Rostschutzfarben — hemmt geistige Entwicklung bei Kindern
— Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel-
schwäche
Cadmium - Nahrungsmittel (Leber, Nie- - wird in den Nieren gespeichert
ren von Tieren) - schädigt die Nieren
- Tabakrauch - hemmt Enzyme
- in Klärschlamm - führt zur Skelettschrumpfung
- kann Krebs auslösen
Quecksilber | - Nahrungsmittel (Leber, fett- | - auch als Dämpfe beim Einatmen giftig
reiche Fische) - fettlösliche organische Quecksilberver- s
- Bakterien wandeln anorgani- bindungen überwinden die Blut-Hirn-
sche Quecksilberverbindun- Schranke
gen in hochgiftige organische | - schädigt Nervensystem und Nieren
Quecksilberverbindungen um | -— hemmt Enzyme
- Amalgamfüllungen - leichte Erregbarkeit, Zittern, Gedächtnis-
- Goldschürfer in Afrika verlust

Wirkung von Düngemiitteln, Bioziden und Altlasten auf den Boden

1. Düngemittel enthalten vor allem Phosphate und Nitrate. Sie werden


entweder im Boden gespeichert oder von den Pflanzen aufgenom-
men. Besonders Nitrate werden auch ausgewaschen, da die Boden-
teilchen sie nicht anlagern können. Dadurch gelangen sie ins Grund-
wasser und führen zu einer Eutrophierung der Gewässer (75. 335).
2. Biozide werden von der Landwirtschaft eingesetzt, um Schädlinge
zu bekämpfen. Es sind sehr verschiedene Stoffgruppen, von denen
besonders die chlororganischen Verbindungen für die Umwelt ge-
fährlich sind. Viele Substanzen gelangen in den Boden und werden
ins Grundwasser gespült. Damit belasten sie die Gewässer und den
Wasserkreislauf (/'S. 320).
3. Stoffe aus Deponien (Altlas-
ten) stammen von Industrie-
betrieben, aus dem Hausmüll,
von Militärstandorten oder
auch aus wilden Deponien.
Es können Säuren, Salze, Lau-
gen, Mineralöle, Farbstoffe,
Treibstoffe und viele andere
Stoffe sein. Je nach Herkunft
und Zusammensetzung ist die
Wirkung dieser als Altlasten
bezeichneten Stoffe sehr un-
terschiedlich.
Überblick

Umweltbereiche und Chemikalieneintrag

m Unsere Umwelt besteht aus vier Umweltbereichen, in denen durch


natürliche Prozesse chemische Stoffumwandlungen stattfinden.

I
Atmosphäre: Geosphäre
(Luft) (Boden)

sw Infolge menschlicher Aktivitäten in Haushalten, Verkehr, Industrie


und Landwirtschaft gelangen zusätzlich natürlich vorkommende Stoffe
und speziell synthetisierte Stoffe in die Umwelt.

= Sowohl durch natürliche als auch durch den Menschen verursachte


Chemikalieneinträge verändert sich die Zusammensetzung der vier
Umweltbereiche.

Stoffe und anthropogene Quelle . Auswirkungen auf die Umwelt


Kohlenstoffdioxid CO, aus Verbrennung, Verstärkung des natürlichen Treibhausef-
Methan CH, aus diversen Quellen fektes
Schwefel- und Stickstoffoxide (SO, und NO,) saurer Regen, Versauerung von Gewässern,
aus Verbrennungsprozessen mitverantwortlich für Waldsterben
Stickstoff- und Kohlenstoffoxide sowie Koh- Bildung von bodennahem Ozon und Foto-
lenwasserstoffe aus Autoabgasen smog im Sommer
Feinstaub aus Verbrennung von Festbrenn- Gesundheitsschäden beim Einatmen
stoffen in veralteten Einzelraumfeuerungs-
anlagen und Dieselkraftstoff
Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) Ozonzerstörung in der Stratosphäre
Phosphate aus Waschmitteln und Fäkalien Eutrophierung der Gewässer
Schwermetalle (z.B. Blei) aus Industriepro- Gesundheitsschäden durch Aufnahme mit
zessen der Nahrung
Nitrate aus Düngemitteln Auswaschen ins Grundwasser, Gesundheitsri-
siken, Eutrophierung der Gewässer
chlorierte Kohlenwasserstoffe aus verschie- Bioakkumulation, Störung des Immunsys-
denen Quellen tems und der Fortpflanzungsfähigkeit bei
Lebewesen
Kunststoffmüll aus Verpackungen und ande- riesiger Teppich aus Kunstoffmüll im Pazifik,
ren Kunststoffprodukten der giftige Chemikalien speichert; ange-
schwemmte Kunststoffteile verunreinigen
Strände und töten Meerestiere

Wissenstest 9 auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


Nachweisreaktionen
346 10 Nachweisreaktionen

10.1 Nachweisreaktionen für anorganische Stoffe

10.1.1 Vorproben erleichtern die Suche

Chemiker müssen in Lebensmittelbetrieben und kriminaltechnischen


Laboren häufig unbekannte Substanzen identifizieren. Angesichts der
Tatsache, dass heute mehrere Millionen Verbindungen bekannt sind, ist
der eindeutige Nachweis schwierig.
Um die Suche einzugrenzen, betrachten Chemiker zuerst die ohne Hilfs-
mittel erkennbaren Stoffeigenschaften (/S. 54ff.) wie Aggregatzustand,
Farbe und Geruch. Organische Substanzen sind fast immer brennbar.
Wenn die Substanz nicht brennbar ist, könnte es sich um einen anorgani-
schen Stoff handeln, der verschiedenen Vorproben unterzogen wird.

[1 Viele Salze sind Vorprobe Information


gut in Wasser löslich, Löslichkeit in Wasser lösliche Verbindung (z.B. Salze) oder
andere dagegen nur
schwer löslicher Stoff (z.B. Nichtmetall)
in Säuren oder Basen.
Manche Element- i pH-We rt wässriger saure @..B. Säure), ‚ neutrale ( (z.B. Salze) oder
substanzen, Oxide Lösungen (/S. 105) basische (z.B. Metalloxid) Verbindung
und Salze lösen sich
Verhalten in Säuren Hinweis auf Metalle, schwer lösliche Oxide,.
dagegen überhaupt
nicht. oder Basen Hydroxide und Salze
‚Flammenfärbung Alkali- und Erdalkali- bzw. ‚Kupfersalze
Hinweise auf bestimmte Metalle erhält man durch die Flammenfärburng,
die ihre Ionen hervorrufen (/ Tab. unten). Dazu feuchtet man die Spitze
eines sauberen, ausgeglühten Magnesiastabs an und taucht sie in die
Probe. Dann hält man die Spitze in die entleuchtete Brennerflamme.

[Die Flammenfär- Metall Element- Flammen-


bung durch Natrium symbol farbe
ist sehr intensiv.
Barium Ba gelbgrün
Bereits Spuren von
10°’ mg rufen noch Caesium “ 2. Tblauviolett
eine stark gelbe
Färbung hervor. Calcium a ziegelrot
Natrium ist in
vielen Substanzen
Kalium K zu "| hellviolett j
in geringen Spuren Kupfer Cu DE grün i
vorhanden und kann
so andere Flammen- Lithium u | karminrot“
färbungen überde-
Natrium Na 2 gelb. i
cken. Betrachtet man
die Flammenfärbung Rubidium Rb_ | rotviolett
durch ein Cobaltglas,
so filtert dieses das Strontium Ss | P
Gelb des Natriums
heraus.
Vorproben sind einfache Tests, durch die Hinweise auf Stoffgrup-
pen oder einzelne Elemente gewonnen werden, die in der zu un-
tersuchenden Probe enthalten sind.
10.1 Nachweisreaktionen für anorganische Stoffe 347

10.1.2 Nachweise durch Fällungsreaktionen

u Bleibt die Farb-


Nachweisreaktionen sind chemische Reaktionen, aus deren Er- änderung oder die
gebnis eindeutig zu erkennen ist, ob der gesuchte Stoff bzw. be- Fällung aus, ist der
stimmte lonen in einer Probe enthalten sind. Nachweis negativ.

Anorganische Salze, Oxide und Hydroxide liegen fest oder in wässri-


ger Lösung vor. Viele Ionen können in wässrigen Lösungen Reaktionen
eingehen, in deren Ergebnis sich die Farbe der Lösung ändert oder ein
schwer löslicher Niederschlag ausfällt.
Ist die Farbänderung charakteristisch (5. 350f.) bzw. bildet sich der
Niederschlag unter den gewählten Bedingungen nur mit dem vermute-
ten Ion, dann spricht man von einem positiven Nachweis.
Zum Nachweis anorganischer Ionen besonders gut geeignet sind u Bei einigen Nach-
Fällungsreaktionen (/5. 149). Dabei treten Ionen aus der Lösung des weisen, z.B. beim
Nachweismittels mit Ionen aus der Probenlösung zusammen und bilden Aldehydnachweis
ein schwer lösliches Salz. (75. 352) fallen auch
Metalle oder Metall-
oxide aus.
BE Bei Zugabe von Silbernitratlösung zu einer mit Salpetersäure ange-
säuerten Lösung von Metallhalogeniden bilden sich verschiedene
Silberhalogenide. Während Silberfluorid wasserlöslich ist, entstehen
mit Chlorid-, Bromid- und lodid-Ionen unterschiedlich gefärbte Nie-
derschläge (/ Abb. unten).

Ag + X — AgXl x= Cl, Br,

[Ü Reaktion der
Halogenid-Ionen mit
salpetersaurer Silber-
nitratlösung

Ag + F Agcl AgBr Agl

Die Salpetersäure bewirkt, dass nur die Halogenid-Ionen schwer lösli-


che Silbersalze bilden und keine anderen Ionen den Nachweis stören.
Aus dem gleichen Grund wird bei der Analyse immer mit destillier-
tem Wasser und sauberen Glasgeräten gearbeitet.
Eindeutig unterscheiden lassen sich die Niederschläge durch ihre Re-
aktion mit Ammoniaklösung. Weißes Silberchlorid löst sich bereits
in verdünnter und Silberbromid in konzentrierter Ammoniaklösung.
Der gelbe Niederschlag von Silberiodid bleibt dagegen auch in kon-
zentrierter Ammoniaklösung bestehen.

Fällungsreaktionen können als Nachweisreaktionen genutzt wer-


den, wenn die gesuchte Verbindung mit dem Nachweismittel ei-
nen charakteristischen Niederschlag bildet.
348 10 Nachweisreaktionen

Nachweis einiger Ionen durch Fällungsreaktionen


Ionen Nachweismittel Nieder- zugrunde liegende chemische Reaktion
schlag (Fällung)
Chlorid- | Silbernitratlösung weiß Ag* + CH — Agclıl
Ionen CI” | (AgNO;-Lösung)
Silberchlorid löst sich in verdünnter Ammo-
niaklösung.
Bromid- | Silbernitratlösung gelblic- Ag* + Br —- AgBr\
Ionen Br° | (AgNO;-Lösung) weiß
Silberbromid löst sich in konzentrierter
Ammoniaklösung.
lodid- Silbernitratlösung gelb Ag + 7 — Agl
lonen I” (AgNO;-Lösung)
Silberiodid löst sich nicht in Ammoniak-
lösung.
Silber- Natriumchloridlö- weiß Ag* + CT — Agcll
lonen sung (NaCl-Lösung)
Ag* Silberchlorid löst sich in verdünnter Ammo-
niaklösung.
Sulfat- Bariumchloridlösung | weiß Ba°* + SO —- BaSOyl
lonen (BaCl,-Lösung); mit
sr einigen Tropfen Salz- Das Ansäuern mit Salzsäure verhindert das
säure ansäuern Ausfällen von Bariumcarbonat.
Barium- | verdünnte Schwe- weiß Ba* + SO —- BaSOyl
Ionen felsäure (H250,- |
Bart Lösung)
Carbonat- | Kalkwasser (Ca(OH)>- | weiß Ca* + CO — CaCO;
lonen Lösung)
CO, Calciumcarbonat löst sich in verdünnten
Säuren.
Calcium- | Natriumcarbonat- weiß Ca* + (O3 — CaCO;
lonen Lösung (Na,CO;-
Ca?*t Lösung) Calciumcarbonat löst sich in verdünnten
Säuren.
Sulfid- Bleiacetat; schwarz 'Pb?* + S”=_ —— PbS\
lonen S?" | Pb(CHzCOO); als
Bleiacetatpapier Bleisulfid löst sich in konzentrierten Säuren.
oder -lösung
Blei-lonen | Schwefelwasserstoff schwarz |Pb?* + S” —- PbsJ
Pb?*+ (H>S-Lösung)
Bleisulfid löst sich in konzentrierten Säuren.
Phosphat- ammoniakalische weiß Mg?* + NHy* + POg? —- MgNHyPO4L
lonen Magnesiumchlorid-
PO4” lösung (MgCI,) Magnesiumammoniumsulfat löst sich in
verdünnten Säuren.
10.1 Nachweisreaktionen für anorganische Stoffe 349

10.1.3 Nachweise gasförmiger Stoffe

Nachweis von Kohlenstoffdioxid

Der Nachweis von Kohlenstoffdioxid wird als Fällung von Calcium- [3 Auch der Nach-
oder Bariumcarbonat durchgeführt. weis von Carbonat-
lonen gehört zu den
Fällungsreaktionen.
Oft werden die Car-
Das auf Kohlenstoffdioxid zu prüfende Gas wird in Calciumhydroxidlö-
bonate jedoch erst
sung (Kalkwasser) oder Bariumhydroxidlösung (Barytwasser) eingeleitet. zu Kohlenstoffdioxid
Wenn das Gas Kohlenstoffdioxid enthält, fällt ein weißer Niederschlag umgesetzt, das dann
von Calciumcarbonat bzw. Bariumcarbonat aus. nachgewiesen wird.
So ist der Carbonat-
Ca(OH);» + CO5, — CaCcOz) + H,O lonen-Nachweis
Ba(OH)» + CO5 — BaCcO;)l + H,O gleichzeitig ein Nach-
weis eines gasförmi-
Nachweis von Sauerstoff gen Stoffes.

Der Nachweis von Sauerstoff wird mit der Spanprobe bzw. Glimm-
probe durchgeführt.

Ein Holzspan wird zum Glimmen


gebracht, indem er entzündet und a ae
nach einer Weile die Flamme aus- mit
geblasen wird. An der Luft mit ei- Sauerstoff
nem Sauerstoffgehalt von ca. 21 % Rn ® S2,
glimmt der Span weiter. \ Span entzünden,
Bei einer höheren Sauerstoffkon- dann ausblasen „
zentration (ab etwa 30%) flammt | Span glimmt <= ®
| glimmenden
der Span hell auf. Befindet sich Span in das
in dem Reagenzglas reiner Sauer- | Gas eintauchen
stoff, so entzündet sich der glim-
mende Span wieder.

Nachweis von Wasserstoff

‚ Der Nachweis von Wasserstoff erfolgt durch die Knallgasprobe.

Reiner Wasserstoff verbrennt an


Knallgasprobe Verbrennen von reinem
der Luft mit blauer Flamme. Gemi- Wasserstoff [®]
sche aus Wasserstoff und Sauerstoff
sind explosiv. Hält man ein teil-
weise mit Wasserstoff gefülltes Re-
agenzglas an eine Brennerflamme,
so entzündet sich das Gasgemisch
mit einem lauten Pfiff oder deut-
lichem Knall (Vorsicht!). Bei der
Knallgasraktion entsteht Wasser.
350 10 Nachweisreaktionen

10.1.4 Nachweise durch Farbreaktionen

Nachweis von Wasserstoff-Ionen und Hydroxid-Ionen

u Säure-Base- Wasserstoff-Ionen (Hydronium-Ionen) und Hydroxid-Ionen werden


Indikatoren
mit Säure-Base-Indikatoren nachgewiesen.
unterscheiden sich
in den Farben, die
sie bei unterschied-
Säure-Base-Indikatoren sind Farbstoffe, deren Farbe von der Konzen-
lichen pH-Werten
tration der Wasserstoff- bzw. Hydronium-lIonen und Hydroxid-lonen in
annehmen und dem
pH-Bereich, in dem wässriger Lösung abhängt (5. 105).
der Farbumschlag Spezielle Gemische aus mehreren Säure-Base-Indikatoren bezeichnet
stattfindet. man als Universalindikatoren. Sie bilden die typische Färbung der pH-
Wertskala zwischen 0 (tiefrot) bis 14 (tiefblau) ab. Der Nachweis der 0.9.
Ionen erfolgt meistens mit feuchtem Universalindikatorpapier (/ Abb.).

Farbänderungen einiger Säure-Base-Indikatoren bei Anwesenheit


von Wasserstoff- bzw. Hydronium-lonen oder Hydroxid-Ionen
lonen Indikator Farbänderung des Indikators
Wasserstoff- | Lackmus ı wird rot
Ionen (Hydro- | Phenolphthalein ' bleibt farblos
nium-lonen) | Bromthymolblau wird gelb
Universalindikator |; verschiedene Rotstufen
Hydroxid- Lackmus wird blau
lonen Phenolphthalein wird rosa bis rot
, Bromthymolblau wird hellblau
| Universalindikator verschiedene Blaustufen

Nachweis von Ammoniak und Ammonium-lonen

> Da weder Ammonium-lonen und Ammoniak (/S. 197) können indirekt über die
Ammoniak noch Bildung von Ammoniumhydroxid durch den Nachweis der Hydroxid-
Ammonium-lonen lonen nachgewiesen werden.
direkt nachgewiesen
Aus der unbekannten Substanz, z.B. Ammoniumchlorid, wird zuerst
werden, spricht man
durch Zugabe einer starken Base, z.B. Natriumhydroxidlösung, gasför-
von einem indirekten
Nachweis von Ammo-
miges Ammoniak ausgetrieben. Das entstehende Ammoniak weist einen
nium-lonen. typischen, unangenehm stechenden Geruch auf.

NHaCl + NaOH — NH3T + Nacl + H,O

Ammoniak reagiert mit Wasser zu Ammoniumhydroxid. Hält man ange-


feuchtetes Universalindikatorpapier über die Versuchsanordnung, so zeigt
dieses die Bildung der Hydroxid-Ionen, z.B. durch Blaufärbung, an.

NH3 + H,O — NH4* + OH”

Wässrige Lösungen von Ammoniak erkennt man am charakteristischen


Geruch und am basischen pH-Wert.
10.1 Nachweisreaktionen für anorganische Stoffe 351

Nachweis von Nitrat-lonen

Du Eisen(Il)-sulfat-
| Nitrat-lonen werden mit der „Ringprobe” nachgewiesen. lösung muss immer
wieder frisch herge-
stellt werden, da sich
die Eisen(II)-Ionen all-
Die zu prüfende Lösung wird mit mit konz. H,50,E
mählich in Eisen(IlII)-
wenigen Tropfen verdünnter unterschichten
lonen umwandeln.
Schwefelsäure angesäuert. Danach
wird das Gemisch etwa im Verhält- brauner Ring
nis 1:1 mit einer frisch zubereite-
ten Eisen(Il)-sulfatlösung versetzt.
Diese Lösung wird mit konzent- nitrathaltige Lösung +
Eisen(Il)-sulfatlösung
rierter Schwefelsäure unterschich-
tet (Vorsicht: kein Schülerversuch!).
Beim Unterschichten lässt man die Schwefelsäure langsam an der Wand ED Zum Nachweis
desschräg gehaltenen Reagenzglases herunterrinnen. An der Trennfläche von Nitrat-lonen gibt
zwischen konzentrierter Schwefelsäure und Probelösung bildet sich ein es auch Teststreifen.
brauner bis violetter Ring von Nitrosyleisen(Il)-sulfat. Mit einer Farbskala
kann die Menge an
Nitrat-lonen ermittelt
Nachweis von Phosphat-Ionen
werden.

Phosphat-lonen können als Komplexverbindung mit Ammonium-


molybdat nachgewiesen werden.

Gleiche Mengen Ammoniummo- © ®


Iybdatlösung und konzentrierte & 2 mi konz. . = 1 ml der
' Salpeter- |Fzuprü u
FM
Salpetersäure werden miteinander
versetzt (Vorsicht! Kein Schülerver- | säure fenden
| ‚ Lösung
such!) @D. Die zu untersuchende
Lösung wird hinzugefügt und vor- | = 2 ml Am- |
sichtig etwas erwärmt @®. Sind
Phosphat-lonen (5. 203) enthal-
ten, färbt sich das Gemisch durch
| monium-
ı molybdat-
lösung
'
das entstehende Ammoniummo- Gelb-
färbung
Iybdatphosphat gelb ®.

Nachweis von Wasser

\ Wasser wird mit wasserfreiem Kupfer(Il)-sulfat nachgewiesen.

Das Nachweismittel wird durch vorsichtiges Erhitzen von blauem was-


serhaltigem Kupfer(Il)-sulfat hergestellt. Das enthaltene Kristallwasser
verdampft, es entsteht wasserfreies, weißes Kupfer(Il)-sulfat. Gibt man
dazu eine wasserhaltige Probe, nimmt das weiße Kupferf(Il)-sulfat dieses
Wasser in Form von Kristallwasser auf. Dabei wird wieder blaues wasser-
haltiges Kupfer(Il)-sulfat gebildet ( Abb.).
352 10 Nachweisreaktionen

10.2 Nachweisreaktionen für organische Stoffe

10.2.1 Nachweise organischer Stoffklassen


[Die eindeutige Obwohl sie nur aus einigen wenigen Elementen bestehen, ist die Viel-
Identifizierung falt der organischen Stoffe noch größer als die der anorganischen Stoffe.
organischer Stoffe Deshalb gibt es kaum spezifische Nachweisreaktionen für einzelne
erfolgt mithilfe der Stoffe. Charakteristische Farb- und Fällungsreaktionen liefern aber Hin-
quantitativen Ele-
weise auf funktionelle Gruppen oder andere Strukturmerkmale. Anhand
mentaranalyse und
moderner analyti-
dieser Strukturmerkmale lassen sich die Stoffe einer bestimmten organi-
scher Verfahren. schen Stoffklasse zuordnen.

Hinweis auf die Hydroxylgruppe

Alkohole und Phenole sind Verbin-


dungen mit Hydroxylgruppe(n) im
Cerammonium-
Molekül. Sie reagieren mit salpe- nitrat-Reagenz
tersaurer Cerammoniumnitratlö-
sung unter Bildung rötlicher (Alko-
hole) oder grünlich (Phenole)
gefärbter Komplexe (/ Abb.).
Gibt man einige Tropfen Eisen(Ill)-
chloridlösung zu einem Phenol,
färbt sich die Lösung ebenfalls in-
tensiv. Alkohole zeigen diese Farb- Alkohole Penole

reaktion nicht.

Hinweis auf die Aldehydgruppe

[ll Aldehyde
(7/5. 244) und ihre Aldehyde sind starke Reduktionsmittel. Das kann zum Nachweis
Dämpfe sind giftig mit verschiedenen Nachweismitteln ausgenutzt werden.
und Krebs erregend.
Deshalb dürfen
die Nachweise nur Nachweismittel Durchführung Beobachtung
unter dem Ab-
Tollens-Reagenz |\ - mehrere Tropfen - Schwarzfärbung
zug durchgeführt 1
| Tollens-Reagenz zur
(ammoniakalische durch fein verteil-
werden. Auch mit |
fuchsinschwefliger Silbernitratlösung) 1
} Probe geben tes Silber
Säure (Schiffs- - Gemisch vorsichtig ‚ - Silberspiegel an
Reagenz) kann die | erwärmen ' der Gefäßwand
Aldehydgruppe
nachgewiesen R-CHO + 2Ag* + 20H” —- R-COOH + 2Agl + H,O
werden. Die Lösung
färbt sich rotvio-
fehlingsche Lösung | - fehlingsche Lösung - ziegelroter
lett. Diese Reaktion (enthält Kupfer(Il)- ' Iund II zu gleichen Niederschlag von
beruht nicht auf der sulfat) | Teilen mischen Kupfer(I)-oxid
Reduktionswirkung | - Gemisch zur Probe
der Aldehyde. geben und vorsichtig
| erhitzen

R-CHO + 2 Cu?* + 40H” —- R-COOH + Cu>zOl + 2H,0


10.2 Nachweisreaktionen für organische Stoffe 353

Hinweis auf die Carboxylgruppe

Carbonsäuren dissoziieren in Wasser in Wasserstoff-Ionen (Hydro-


nium-lonen) und Säurerest-Ionen. Die Wasserstoff-Ionen (Hydro-
nium-lonen) färben Universalindikatoren rot.

Ein weiterer Hinweis auf die Carboxylgruppe (/S. 238) im Molekül ist die
Reaktion mit Natriumhydrogencarbonat. Lösungen von Carbonsäuren,
z.B. in Wasser oder in Ethanol, schäumen bei Zugabe von Natriumhydro-
gencarbonat durch die Bildung von Kohlenstoffdioxid stark auf.

Nachweise von Mehrfachbindungen

[| Mit Bromwasser
Doppel- und Dreifachbindungen können durch Additionsreaktion kann auch nachge-
mit Brom oder mit Baeyers Reagenz nachgewiesen werden. wiesen werden, dass
Pflanzenfette und
Öle ungesättigte
Fettsäuren enthal-
Addition von Brom ten. Die Doppelbin-
An Mehrfachbindungen (/S. 74) zwischen Kohlenstoffatomen wird dungen der unge-
Brom unter Aufspaltung der Bindungen angelagert. Das wird zum Nach- sättigten Fettsäuren
weis von Mehrfachbindungen genutzt. Dazu wird die zu untersuchende addieren das Brom.
Substanz durch Bromwasser geleitet oder
mit Bromwasser geschüttelt. Bei Vorliegen
einer Mehrfachbindung entfärbt sich das (| Bromwasser ist
braune Bromwasser (/ Abb.). in Wasser gelös-
tes Brom. In der
CH4 + Br, =—- GHyBr>
Gleichung muss
also nicht etwa HBr
(Bromwasserstoff),
gasförmig, flüssig flüssig,
sondern die Formel
farblos + braun —— farblos Br, verwendet wer-
den. Das Wasser kann
Baeyer-Probe man weglassen.
Baeyers Reagenz ist eine wässrige Lösung von Soda (Natriumcarbonat,
Na,>CO;) und Kaliumpermanganat KMnO, von violetter Farbe. Kalium-
permanganat oxidiert u.a. organische Stoffe mit Mehrfachbindungen.

Die zu untersuchende Substanz ©


wird in einem Reagenzglas mit -t. Baeyers
B ER RR Reagenz
aeyers Reagenz kräftig geschüt (violett) R)
telt. Bei Vorhandensein von Mehr- |
fachbindungen entfärbt sich die |
violette Lösung und es bildet sich kräftig dunkel-
ein dunkelbrauner Niederschlag. schütteln brauner
Diese Reaktion ist nur ein Hinweis — | || Niederschlag
auf Mehrfachbindungen, da Kali- A (MnO,)
umpermanganat auch mit funktio- siichände
nellen Gruppen einiger organi- Substanz
scher Stoffe reagiert.
354 10 Nachweisreaktionen

10.2.2 Nachweise von Naturstoffen

Nachweise von Kohlenhydraten

[Liegt eine völlig Zu den Kohlenhydraten (5. 262 ff.) gehören Mono-, Di- und Polysaccha-
unbekannte orga- ride. Für einige Vertreter gibt es Nachweisreaktionen, die aber nur teil-
nische Substanz vor, weise spezifisch sind.
so muss zuerst die
qualitative Elemen-
Nachweise von Monosacchariden
taranalyse durchge-
führt werden. Damit
ji Der Nachweis von Glucose erfolgt mit der fehlingschen Probe.
erfährt man, welche
Elemente enthalten Fehlingsche Lösung I und feh-
sind. Danach stellt lingsche Lösung II werden im auf Glucose )
man das anteilige Verhältnis 1:1 gemischt. Eine zu prüfende TE,
Zahlenverhältnis der dunkelblaue Lösung entsteht Substanz /:$
Elemente mit der @. Dazu wird etwas von dem
quantitativen Ele- zu prüfenden Stoff gegeben. vorsichtig
mentaranalyse fest. erhitzen
Die Lösung wird vorsichtig
(Siedeverzug!) erhitzt.
Bei Anwesenheit von Glu-
fehlingsche
cose fällt nach und nach über Lösung I und Il
verschiedene Farbstufen ein
ziegelroter Niederschlag von
Kupfer(I)-oxid aus @.
Un
Der Nachweis beruht auf der
reduzierende Wirkung der
Aldehydgruppe der Ketten-
form (/'5S. 263) der Glucose. Deshalb ist die fehlingsche Probe kein
spezifischer Glucosenachweis, denn sie wird durch viele Reduktions-
mittel gestört. Die fehlingsche Probe verläuft mit Fructose ebenfalls
positiv, da sich Fructose in alkalischer Lösung in Glucose umwandelt.

Der Nachweis von Fructose erfolgt mit der Seliwanoff-Reaktion.

[I Die Seliwanoff- Die zu untersuchende Substanz


Probe funktioniert wird mit etwa 3 ml 10%jiger ©
bei allen Kohlenhy- Salzsäure versetzt. Dazu wird
draten, die anstelle
eine Spatel- JFL
eine Spatelspitze Resorcin ge- spitze Resorcin / /
der Aldehydgruppe
geben (D. Unter vorsichtigem 1 & ; 7
eine Ketogruppe
Schütteln erwärmt man das
(75. 238) im Molekül vorsichtig
Gemisch. | Rot-
besitzen. Mit Glucose erhitzen
Bei Anwesenheit von Fructose ——
färbung
stellt sich nach
längerer Erwärmung wird mit dem Resorcin in einer |
ebenfalls eine Rotfär- mehrschrittigen Reaktion ein -| Gemisch aus
bung ein. roter Farbstoff, jedoch kein zu prüfender
Niederschlag gebildet ®. Die Substanz und |
Seliwanoff-Probe ist ebenfalls 3 ml Salzsäure 3
kein spezifischer Nachweis, da
auch andere Kohlenhydrate
die Farbreaktion zeigen.
10.2 Nachweisreaktionen für organische Stoffe 355

Nachweise von Polysacchariden


1. Nachweis von Stärke:
Auf die zu untersuchende Substanz wird lod-Kaliumiodid-Lösung
(gelblich bis bräunlich) getropft. Bei Anwesenheit von Stärke
(75. 266) tritt eine Blaufärbung ein. Sie verschwindet beim Erhitzen
der blauen Lösung und bildet sich aufs Neue beim Abkühlen. Die
Blaufärbung ist auf die Einlagerung von lodmolekülen in die Hohl-
räume der Amylosestruktur zurückzuführen.

2. Nachweis von Cellulose: [Nachweis von


Auf die zu untersuchende Substanz wird sogenannte Chlorzinkiod- Stärke in Getreide
Lösung, ein gelblich bis bräunliches Gemisch aus Chlorwasser und
Zinkiodidlösung, getropft. Bei Anwesenheit von Cellulose (5. 267)
tritt eine Blau- bis Violettfärbung auf.

Nachweis von Eiweißen

Eiweiße können mit der Biuretreaktion oder mit der Xanthoprote-


inreaktion nachgewiesen werden.

Biuretreaktion
Die Untersuchungssubstanz wird I Auch mit Ninhy-
in einem Reagenzglas mit etwa ® etwas konzentrierte ® drin-Reagenz können
3 ml konzentrierter farbloser Na- a Eiweiße nachgewie-
triumhydroxidlösung und einigen dünnte Kupfer(li): sen werden Der Si
Tropfen stark verdünnter hell- sulfatlösung &] esuren blauviolente
blauer Kupferf(Il)-sulfatlösung ver- | Farbkomplexe.
setzt und kräftig geschüttelt ©. N
In Gegenwart von Eiweißen tritt kräftig
eine Violettfärbung ein ®. Die | schütteln
Biuretreaktion ist ein Nachweis | Ä
der Peptidbindung und auf die Bil- \ + zu prüfende Violett-
dung von Farbkomplexen zurück- Substanz färbung
zuführen.

Xanthoproteinreaktion
Zur Untersuchungssubstanz wer- © 8. D Fette (75. 259 ff.)
den etwa 3 ml konzentrierte Sal- IA hinterlassen auf
petersäure (Vorsicht!) gegeben ). etwa 3 ml / / saugfähigem
Gegebenenfalls wird das Gemisch [ konzentrierte Papier bleibende,
anschließend vorsichtig über der ar bereraure urchscheinende
Brennerflamme oder im Wasser- | Gelb- eledrnber
bad erwärmt ®. | a | färbung taugt aber nicht als
Vorhandene Eiweiße werden |. vorsichtig Nachweisteaktion für
durch die Salpetersäure denatu- | | erhitzen Naturstoffe.
riert (/S. 257). Man beobachtet | I:
eine starke Gelbfärbung, die die- \_77 zu prüfende
ser Nachweisreaktion den Namen Substanz
gab (griech.: xanthos - gelb).
Überblick

Identifizierung anorganischer und organischer Stoffe

= Bei der qualitativen Analyse wird die Art eines Reinstoffs oder die
Bestandteile eines Stoffgemischs ermittelt. Zur Identifizierung anorga-
nischer Salze weist man ihre ionischen Bestandteile mithilfe spezifischer
Reaktionen nach.

Fällungsreaktionen ee

- Löslichkeit lonen aus | | Der gesuchte


in Wasser homogenen | Id Stoff bzw.
— pH-Wert Lösungen die lonen bil-
- Reaktionen treten zu ei- den mit dem
mit Säuren nem schwer Nachweis-
und Basen löslichen mittel eine
- Flammen- Niederschlag charak-
färbung zusammen. teristisch
gefärbte
Verbindung.

«= Zur Identifizierung organischer Stoffe stehen kaum spezifische


Nachweisreaktionen zur Verfügung. Mithilfe von Farb- und Fällungsre-
aktionen lassen sich aber Strukturmerkmale nachweisen. Anhand dieser
Strukturmerkmale können die Verbindungen organischen Stoffklassen
zugeordnet und durch weitere Untersuchungen identifiziert werden.

Farb- und Fällungs- Weiterführende


reaktionen Untersuchungen

- Brennbarkeit Hinweise auf: - quantitative Elementar-


— Mischbarkeit mit Wasser - Hydroxylgruppen analyse
und organischen Lösungs- - Aldehydgruppen - Bestimmung der molaren
mitteln - Carboxylgruppen Masse
— pH-Wert — Mehrfachbindungen — Untersuchung physikali-
Nachweis von: scher Eigenschaften (z.B.
- Kohlenhydraten Schmelztemperatur)
- Eiweißen - spektroskopische Verfahren

Wissenstest 10 auf http://wissenstests.schuelerlexikon.de und auf der DVD


Anhang
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Anhang

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358
Register 359

Register Ammoniak 106, 147, 197, Aufbereitung von


292, 326, 335 - Erdöl 308 ff.
Ampholyte 147, 178 - Trinkwasser 332 f.
A amphotere Oxide 178, 206 Ausbeute 17
Abgaskatalysator 338 amphotere Verbindun- Außenelektronen 71, 73, 169
Abgasreinigung 295, 297 gen 147, 175, 178, 206 Autoabgase 341
Abwasser 320 Amylopektin 266 Autoprotolyse des Was-
Abwasserreinigung 333 Amylose 266 sers 105
Aceton 245 Anfertigen eines Lern- AVOGADRO, AMADEO 155
Acetylen 229 plakats 35 Avogadro-Konstante 155
Achterschale 71, 74, 186 Anfertigen einer Facharbeit
Addition 227, 278, 280, 353 36 Bü
AGRICOLA, GEORGIUS 10 Anilin (Phenylamin) 248 Baeyer-Probe 353
Akkumulator 146 Anionen 92, 101 Basen 102, 106, 147
Aktivierungsenergie 121, Anode 141 basische Lösung 107
125, 128 Anomalie des Wassers 77, basische Oxide 177
Akzeptorhalbzelle 141 207 Basiskonzepte
Alchemie 10, 109 Antiklopfmittel 311 - Donator-Akzeptor-
Aldehyde 238, 244, 246, 341, Antimon 177 Konzept 150
352 Anwenden von Gesetzen 20 - Konzept der chemischen
Aldohexose 263 Apparaturen im Labor 41 Reaktion 124
Aldosen 262 Arbeitsprinzipien - Stoff-Teilchen-Konzept 59
Alkali-Mangan-Batterie 142 - technische 286 - Struktur-Eigenschafts-
Alkalimetalle 180 Arene 233 Konzept 91, 101
Alkanale 244 Aromaten 233 Batterien 141
Alkandisäuren 251 aromatische Kohlenwasser- Baueinheit kleinste 96
Alkane 224, 236, 277 stoffe 236 Baustoffe 300
Alkanole 246 ARRHENIUS, SVANTE 102, 125 Bauxit 304
Alkanone 245 Arsen 176 Begriff 15
Alkansäuren 249, 253 Aspartam 255 Begründen 26
Alkene 226, 236, 278 Aspirin 252 Benennung von
Alkine 228, 236, 278 Assimilation 325 - lonen 94
Alkohole 238, 240, 246 Atmosphäre 321, 324, 330, - Kohlenwasserstoffen 231
- einwertige 240 336, 341 Benzen (Benzol) 234
- mehrwertige 241 - Gefährdung 336 Benzin 309, 311
- primäre 240 Atombindung 73, 83 Beobachten 21
- sekundäre 240 - polare 75 Berechnungen
- tertiäre 240 - unpolare 74 - der absoluten Atom-
alkoholische Gärung 314 Atome 67,83 masse 152
Altlasten 343 Atomgitter 80 - der Masse an Reaktions-
Aluminium 87, 304 Atomhülle 68 produkten
Aluminiumlegierungen 304 Atomhypothese 67 - der molaren Masse 157
Aluminiumoxid 209 Atomkern 68 - der relativen Molekül-
Aluminiumrecycling 305 Atommasse masse 153
Amalgame 90 - absolute 152 - der Teilchenanzahl 155
Ameisensäure 249 f. - relative 152 - der Zusammensetzung
Amine 238, 248 Atommodell von Stoffgemischen 158f.
Aminosäuren 254 - nach BOHR und SOMMER- - des Volumens an Reakti-
- biogene FELD 70 onsprodukten 163
- essenzielle - nach RUTHERFORD 68 - Mischungsrechnen 160
- proteinogene Atomradius 173 - stöchiometrische 162 ff.
360 Anhang

BERZELIUS, JÖNS JAKOB brownsche Bewegung 58 Chloralkali-Elektrolyse 146,


11, 110 BUNSEN, ROBERT 11, 45 302
Beschaffen von Informa- Bunsenbrenner 45 Chloride 218
tionen 31 Buntmetalle 86 Chlorwasserstoff 75, 217
Besonderheiten chemisch- Buta-1,3-dien 232 Chlorwasserstoffsäure 217
technischer Verfah- Butan 224 Cholesterin 242
ren 286, 316 Butansäure 249 f. Citronensäure 251
Bestimmung von Stoffeigen- Buttersäure 249 f. Cracken 310
schaften 56 Crackverfahren 310
Beton 300 c CURL, ROBERT 187
Bewässerung 320 Cadmium 343 Cycloalkane 233
Bewerten 30 Calciumcarbonat 99, 208,
Bindungrgrad 231 298 D
Biochemie 14 Calciumfluorid 96 DALTON, JOHN 11, 67, 110,
Bioethanol 315 Calciumhydroxid 106, 298 162
biogene Aminosäuren 254 Calciumoxid 208, 298 daltonsche Atomhypo-
Biokatalysatoren 129 Carbon 238 these 67
Biologie 14 Carbonate 191 Daniell-Element 141
biologische Reinigungs- Carbonsäureester 252 f. DANIELL, JOHN FREDERIC 140
stufe 334 Carbonsäuren 238, 249, 253, Dauerwelle 257
biologische Stickstoff- 353 DAVY, SIRHUMPHRY 11
fixierung 325 CAVENDISH, HENRY 196 Definieren 26
Biosphäre 321, 324, 330 Cellulose 267 Dehydratisierung 279
Biozide 334, 343 CHADWICK, JAMES 69 Dehydrierung 225, 279
Bitumen 309 CHATELIER, HENRY LE 69 Dehydrohalogenierung 279
Biuretreaktion 355 Chemie 8, 12 Dekantieren 65
Blei 343 - Teilgebiete 12 DEMOKRIT VON ABDERA 58,
Bleiakkumulator 146 Chemiefaser 271 67
Bleioxide 209 chemische Reaktionen Denaturierung 257
Blutzuckergehalt 263 8, 120, 124 Denitrifizierung 325
Boden 342 f. - anorganischer Stoffe 134 DeNOx-Anlage 339
bodennahes Ozon 341 - endotherme 121. f. Desoxyribose 264
Bodenschadstoffe 342 - exotherme 121 f. Destillation 42
BOHR, NIELS 70 - Klassifizierung 134, 276 - fraktionierte 309
BOISBAUDRAN, PAUL EMILE - organischer Stoffe 276, Diabetes 263
LECOQDE 172 280 Diamant 80, 187
Bor 176 —- Säure-Base-Reaktio- Dichte 16, 55, 156
BOSCH, Carl 292 nen 147 Diene 232
BÖTTGER, JOHANN 10 - umkehrbare 130 Dieselöl 309
BOYLE, ROBERT 11, 200 chemische Reinigungs- Diethylether 247
BRAND, HENNING 200 stufe 334 Dioxin 239
Brandschutz 211 chemisches Element 166 Dipeptid 255
Branntkalk 208, 298 chemisches Gleichge- Diphosphorpentoxid 202
Brauchwasser 320 wicht 130, 133 Dipole 75 f., 207
Brenner 45 - Einstellzeit 131 Disaccharide 262, 264, 268
Brennstoffzellen 79 — Merkmale 131 Diskutieren 28
Brom 79 chemische Verbindungen 60 Dissoziation 149, 207, 219
BRÖNSTED, JOHANNES NICO- chemische Zeichen- Disulfidbrücke 256
LAUS 102 sprache 109 ff., 118 DÖBEREINER, JOHANN WOLF-
Bronze 89 f. Chitin 265 GANG 11, 166
BROWN, ROBERT 58 Chlor 216 ff., 302 Dolomit 208
Register 361

Donator-Akzptor- elektrolytische Prozesse Ethanal 244


Konzept 150 146, 205 Ethanol 82, 241, 314
Donatorhalbzelle 141 Elektronegativität 75, 173 Ethansäure (Essig-
Doppelbindung 74, 231 Elektronen 68 säure) 249 f.
- isolierte 232 Elektronenakzeptoren 136 Ethen 226
- konjugierte 232 Elektronendonatoren 136 Ether 238, 247
- kumulierte 232 Elektronengas 84 Eutrophierung 327, 335
Drehrohrofen 301 Elektronengasmodell 85 exotherme Reaktion 122
Dreifachbindung 74, 231 Elektronenkonfigura- Experimentieren 38, 46
Druck 16, 132 tion 171 - Protokoll 48
Düngemittel 292, 294, 335, Elektronenoktett 74 - Verhaltensregeln 49
343 Elektronenpaar Explosion 127
Duraluminium 90 - bindendes 73
Durchmischung 127 - gemeinsames 73 F

Duroplaste 271 f., 275 Elektronenschale 70, 83, Facharbeit anfertigen 36


168 ff. Fachtexte lesen 32
E Elektronensextett 234 Fällungsreaktionen 149, 347,
Edelgase 173, 184 Elektrotauchlackierung 146 356
Edelgaskonfiguration 71, 73, Element 15, 69, 166 ß-Faltblattstruktur 256
83, 171, 184 Elementaranalyse 352 Farbreaktionen 347, 356
Edelsteine 210 Elementsubstanzen 60, 78, Fasern 271
edle Metalle 86, 137 185 FCKW 340
Edukte 120 Elementsymbol 110, 166 fehlingsche Probe 354
Eigenschaften von Stoffen Eliminierung 225, 276, 279 f. Fette 252, 259, 268
54 ff. Emaillieren 145 - Schmelzbereich 260
Einbalsamieren 9 Emission von Stickstoff- Fettfleckprobe 355
Eindampfen 41 oxiden 326 Fettsäuren
Einfachzucker 262 endotherme Reaktion 123 - essenzielle 260
EINSTEIN, ALBERT 11, 58 energetische Verwer- - gesättigte 259
Einstellzeit 130, 131 tung 274 - ungesättigte 259
einwertige Alkohole 240 Energie 16 Feuer 211
Eisen 87, 287 Energiediagramm 122, 125, Feuerverzinken 145
Eisenoxide 209 128 Filtration 41, 332
Eiweiße 255, 256, 268, 324 Energieniveau 70, 169 Filtrieren 41, 65, 332
- Bedeutung 258 Energieniveauschema 70 FISCHER, EMIL 258
- biologische Funktio- Energieumwandlung 124 Flammen 211
nen 258 Entwickeln chemischer For- Flammenfärbung 346
- Struktur 256 meln 113 Fließgleichgewicht 323, 328
Elastomere (Elaste) 272, 275 Entzündungstemperatur 211 Fluorchlorkohlenwasser-
elektrische Leitfähigkeit 55, Enzyme 129, 258, 314 stoffe 239, 340
174, 180 Erdgas 282, 306 Formaldehyd 82, 244
elektrochemische Doppel- Erdöl 282, 306, 308 Formelgleichung 115
schicht 139 Erkenntnisgewinnung 20 Formeln 111, 118
elektrochemische Reaktio- Erklären 24 fossile Brennstoffe 338
nen 134,138, 150 Erläutern 24 fossile Rohstoffe 306
elektrochemisches Poten- essenzielle Aminosäuren 254 fotochemische Reaktion
zial 139 essenzielle Fettsäuren 260 134, 340
elektrochemische Zelle 140 Essig 9 Fotosmog 341
Elektroden 138 Ester 252 Fotosynthese 283, 322
Elektrolyse 146, 205 Esterbildung 252 f. fraktionierte Destillation 309
Elektrolyte 138 Ethan 225 Frischen 290
362 Anhang

Fruchtzucker 264 global harmonisiertes System Humus 342


Fructose 264, 354 zur Einstufung und Kenn- Hydratisierung 227 f., 278,
Fullerene 187 zeichnung von Chemika- 314
Fünf-Schritt-Methode 32 lien (GHS) 51 Hydrierung 227 f., 278
funktionelle Gruppen Glucose 263, 314, 354 Hydrohalogenierung 229,
237 ff., 270 Glut 211 278
Glycerin (Glycerol) 242, 259 Hydrolyse 253, 260
Gold 88 Hydronium-Ionen 102, 108,
Gallium 172 Grafit 186 148, 338
GALVANI, LUIGI 140 Größen 15 Hydrosphäre 321, 324, 330
galvanische Prozesse 140 - stoffkennzeichnende 16, Hydroxid-Ionen 99, 148
galvanisches Element 140 156 ff.
Galvanisieren 145, 146 - Stoffproben kennzeich- I
Gasbrenner 45 nende 152 ff. industrielle Fixierung 326
Gärung, alkoholische Grundwasser 332 Informationsquellen 32
241, 314 Gummi 272 Informationen
Gefahrstoffe 51 Gusseisen 90, 289 - Beschaffen 31
Gefahrstoffverordnung 51 - Präsentieren 33 ff.
Gegenstromprinzip 286 Infrarotstrahlung 337
gemeinsames Elektronen- HABER, FRITZ 292 Insulin 255
paar 171 Haber-Bosch-Verfahren 292 Internationales Einheiten-
Geografie 14 Halbleiter 192 system 16, 153
Geosphäre 330 Halbmetalle 174 f., 192 Interpretieren 29, 116
Germanium 172, 176 Halogenalkane 239, 277 lod 79
gesättigte Kohlenwasser- Halogenalkene 239 lonen 92 ff.
stoffe 222, 277, 278 Halogenalkine 239 lonenbildung 93
gesättigte Fettsäuren 259 Halogene 182 f. lonenbindung 95, 101
Gesetze 18 Halogenierung 229, 277, 278 lonenformeln 112
- der Erhaltung der Anzahl Halogenkohlenwasser- lonenkristall 95
der Atome 161 stoffe 238 f., 336 lonensubstanzen 61 ff., 101
- der Erhaltung der Halten eines Vortrags 34 - Eigenschaften 97
Masse 161 Hämoglobin 258 isolierte Doppelbindun-
- der konstanten Proportio- Härte 56 gen 232
nen 161 Härte des Wassers 261 Isomere 230, 240
- der multiplen Proportio- Hauptgruppe 169 Isopren 232
nen 162 Hauptgruppen des PSE Isotope 69, 212
- der Periodizität 18 - I. Hauptgruppe 180 IUPAC-Regeln 231
- von AVOGADRO 157 - VII. Hauptgruppe 182
Gewässerschadstoffe 334 - VIII. Hauptgruppe 184 ui K DENLIEREIE
Gips 213, 301, 339 Hefe 314 Kaliumhydroxid 106
Gittermodell 95 a-Helixstruktur 256 Kalk 99, 208, 298
Glas 300 Hilfsmittel 38 Kalkbrennen 208, 298
Glasgeräte 39 f. Hilfsstoffe 285 Kalkmörtel 301
Gleichgewicht Hinreaktion 131 Kalkstein 298, 339
- chemisches 130, 133 Hochofen 287 Katalysator 292, 310
- elektrochemisches 139 Hochofenschlacke 289 Katalysatoren 128, 131, 133,
Gleichgewichtsreaktion 130, Hoffmanns Tropfen 247 286
292, 313 homogene Katalyse 129 Katalyse
Gleichgewichtszustand 130 homologe Reihe 223 f., 226, - heterogene 128
Glimmprobe 349 233, 237, 246 - homogene 128
HÜCKEL, ERICH 234 katalytisches Cracken 310
Register 363

Kationen 92, 101 Kontaktofen 292, 294 Luft 336


Katode 141 Kontaktverfahren 296 Luftschadstoffe 339
KEKULE, ERNST AUGUST Konzentration 127, 132
VON 11, 234 Konzept der chemischen M
Keramik 300 Reaktion 124 Magensäure 257
Kern-Hülle-Modell 68 korrespondierende Säure- Magnesiumoxid 208
Kernladungszahl 69, 83, 168 Base-Paare 103 Magnetismus 56
Kernseifen 260 korrespondierendes Säure- makromolekulare
Kerosin 309 Base-Paar 147 Stoffe 266, 269, 275
Ketone 238, 245 f. Korrosion 144 Makromoleküle 72, 266, 269
Ketosen 262 Korrosionsschutz 145 Maltose (Malzzucker) 265
kettenförmige Kohlenwas- Korund 210 Masse 17, 153
serstoffe 222, 236 Kraftwerke 339 Massenanteil 17, 158 f.
Kettenisomerie 230 Kreislaufprinzip 286, 292 Massenkonzentration 159
Kieselsäure 194 KROTO, HAROLD 187 mechanische Reinigungs-
Kläranlage 333 Kühlwasser 320 stufe 334
Klärschlamm 334 kumulierte Doppelbindun- Mehrfachbindung 74
kleinste Baueinheit 96 gen 232 mehrwertige Alkohole 240
Klopffestigkeit 311 KUNKEL, JOHANN 200 Membranverfahren 302
Knallgasprobe 349 Kunststoffe 269 ff., 275 MENDELEJEW, DIMITIRI
Knopfzellen 142 Kunststoffmüll 334 f. IWANOWITSCH 167
Kochsalz 57, 99 Kunststoffverwertung 274 f. menschliche Aktivitäten 328,
Kohle 188, 282, 306 f. Kupfer 87 344
Kohleentgasung 307 Kupferraffination 146 mesomere Grenzstruktu-
Kohlehydrierung 307 ren 234
Kohlenhydrate 262, 268 L Messing 90
- Einteilung 262 Laborgeräte 38 f. Metallbindung 84, 91
- Disaccharide 264 f. Lacke 145 Metallcharakter 174
- Monosaccharide 262 f. Lage chemischer Gleichge- Metalle 9, 84, 91
- Polysaccharide 265 f. wichte 131, 133 - Buntmetalle 86
Kohlensäure 191 Landwirtschaft 320 - edle 86, 137
Kohlenstoff 80, 186, 321 Laugen 107 - Leichtmetalle 86
Kohlenstoffdioxid 82, 190, LAVOISIER, ANTOINE DE 11, - Schmelztemperatur 86
321, 338 134, 200 - Schwermetalle 86, 343
Kohlenstoffdisulfid 191 Lebensmittelzusatz- - unedle 86, 137
Kohlenstoffkreislauf stoffe 251 Metallelektrode 139
321, 337 Legierungen 89, 91, 145 Metallhydroxide 99
- Teilkreisläufe 322 Legierungsmetalle 290 metallische Eigenschaf-
Kohlenstoffmonooxid 189 Leichtmetalle 86 ten 85, 174
Kohlenstoffverbindungen Lernplakat anfertigen 35 Metalloxide 99
- anorganische 189 ff. Lesen von Fachtexten 32 Methan 82, 225
Kohlenwasserstoffe 222 ff., LEWIS, GILBERT 74 Methanal 82, 244
236, 308, 310 LIBAVIUS, ANDREAS 10 Methanol 240, 313
- Nomenklatur 231 Lithiumbatterie 142 Methansäure 249 f.
Kohleveredlung 307 Lithium-lonen- MEYER, LOTHAR 11, 167
Komplexverbindungen 178 Akkumulator 143 Micellen 261
Kondensation 253, 255, 277 Lithosphäre 321, 324 Milchsäure 251
Königswasser 218 Lokalelement 144 mineralische Rohstoffe 283
konjugierte Doppelbindun- LOMONOSSOW, MICHAEL 11 Mineralisierung 322, 325
gen 232 Löschkalk 298 Mineralöle 334
Konstitutionsisomerie 230 Löslichkeit 57, 149 Mischungsgleichung 160
364 Anhang

Mischungsrechnen 160 NEWLANDS, JOHN 167 Periodensystem 171


MITTASCH, ALWIN 293 Nichtmetallcharakter 174 - Aufbau 168
Modelle 19, 58, 237 Nichtmetalle 78 - historische Entwick-
Modifikationen 80, 175, 186 Nitratbelastung 333 lung 166
- des Kohlenstoffs 187 Nitrate 199, 326, 334 Periodizität der Eigenschaf-
- des Phosphors 200 Nitrifizierung 325 ten 172
- des Schwefels 212 Nitrobenzen (Nitroben- PETTENKOFER, MAX VON 167
MOHS, CARL FRIEDRICH 56 zol) 235 Phenole 238, 243, 246
molare Masse 17, 156 Nitroglycerin 198 Phenoplaste 272 f.
molares Volumen 17, 157 nitrose Gase 198, 338 f. Phenylamin (Anilin) 248
Moleküle 72, 83 Normalglas 301 Phosphatdüngemittel 296
Molekülformeln 112 Nucleinsäuren 258, 264, 327 Phosphate 203, 327
Molekülkristall 79 Nylon 270 Phosphor 200
Molekülmasse, relative 153 Phosphoreszens 201
Molekülsubstanzen 61, 78 oO al I Phosphorkreislauf 327
Molekülverbindungen 78, 81 Oberflächenspannung 261 Phosphorsäure 104, 202
Monocarbonsäuren 259 Oberflächenwasser 331, 332 Phosphor(V)-oxid 202
Monomere 266, 269 Octanzahl 311 pH-Wert 105, 108
Monosaccharide 262, 268 Oktettregel 74 pH-Wertskala 105, 108
MOSELEY, HENRY 167 Ökologie 14 Physik 13
Müllstrudel 335 Öle 260 physikalischer Vorgang 120
Myosin 255 Oligopeptide 255 PLANCK, MAX 11
Oligosaccharide 262 pneumatisches Auffan-
N Omega-Fettsäuren 260 gen 43
nachwachsende Roh- Opal 210 polare Atombindung 75
stoffe 283 Opferanode 145 Polarität von Molekülen 76
Nachweis Ordnungszahl 168 Polyacrylnitril (PAN) 273
- gasförmiger Stoffe 349 organische Reaktionsty- Polyaddition 270
- organischer Stoffklas- pen 276, 280 Polyamid (PA) 273
sen 352 organische Stoffklassen 238 Polyene 232
- von Ammoniak 350 organische Verbindun- Polyester 270, 273
- von Ionen 348 ff. gen 222 ff. Polyethen (Polyethylen,
- von Mehrfachbindun- OSTWALD, WILHELM 295 PE) 269, 273
gen 353 Oszillationstheorie 234 Polyethylenterephtalat
- von Naturstoffen 354 f. Oxalsäure 251 (PET) 270
Nachweisreaktionen 347 ff. Oxidation 134, 206 Polykondensation 270, 275
Nahrungsmittel 258 Oxidationsmittel 135 Polymerisation 227, 269, 275
Nanotubes 187 Oxide 205 Polypeptide 255 ff.
Natriumcarbonat 99 Ozon 204, 340 Polysaccharide 262, 265, 268
Natriumchlorid 61, 95, 99, Ozonloch 340 Polystyren (Polystyrol,
219 Ozonschicht 340 PS) 273
Natriumhydroxid 99, 106 Polyurethane 270, 272
Natronlauge 302 pP Polyvinylchlorid (PUR) 273
natürliche Stickstofffixie- Packungsmodell 95 primäre Alkohole 240
rung 325 Palmitinsäure 249 Primärstruktur von Eiwei-
Naturstoffe 254 ff. PARACELSUS 10 Ben 256
Nebel 64 Partialladung 75 f. Prinzip des kleinsten
Nebengruppen 169 PAULING, LINUS 76 Zwangs 131
Neusilber 90 Peptidbindungen 254 Prinzip von LE CHATE-
Neutralisation 107, 148 Peptide 255 ff. LIER 131, 292, 286
Neutronen 69 Periode 168 ff. Produkte 120
Register 365

Propan-1,2,3-triol (Glycerol, Redoxpaare 136 Sauerstoff 204


Glycerin) 242 Redoxpotenzial 139 Säure-Base-Indikatoren 105,
Propanon (Aceton) 245 Redoxreaktion 134, 139, 150, 350
Propansäure 250 225, 276, 280 Säure-Base-Reaktionen 147,
Proteine 255, 256, 268, 324 - im engeren Sinn 135 150
- Bedeutung 258 - im erweiterten Sinn 136 saure Gase 338
- biologische Funktio- Redoxreihe 137 saure Lösung 107 f.
nen 258 Reduktion 135 Saure Lösungen 107
- Struktur 256 Reduktionsmittel 135 Säuren 102, 108, 147, 338
proteinogene Aminosäu- reduzierende Wirkung 244, saure Oxide 177, 338
ren 254 263 Säurerest-Ionen 104
Protokoll 48 Referat anfertigen 36 saurer Regen 326, 338
Protonen 68 Reformieren 312 Schadstoffe
Protonenakzeptoren 103, Reinstoffe 60, 66 - im Boden 342
147, 197 Reinstsilicium 193 - in Gewässern 344
Protonendonatoren 102, 147 relative Atommasse 16, 152 - in der Luft 338
PROUST, JOSEPH-LOUIS 161 relative Molekülmasse 153 SCHEELE,
CARL WILHELM 196,
RGT-Regel 126 204
Q“ Ribose 264 Schlacke 289
qualitative Analyse 356 ringförmige Kohlenwasser- Schlüssel-Schloss-Prinzip 129
Quartärstruktur 256 stoffe 222 Schmelzbereich von
Quarz 194, 210 Ringprobe 351 Fetten 260
Quecksilber 343 Rohbenzin 312 Schmelzflusselektrolyse 304
Roheisen 287 Schmelztemperatur 54, 86
R Rohöldestillation 308 Schmierseifen 260
Raffinerie 308 Rohstoffe 282 Schutzgas 197
Rauchgasentschwefe- - fossile 282 Schwefel 212
lung 339 - mineralische 283 Schwefelbrücken 256
Rauchgasreinigung 339 - nachwachsende 283 Schwefeldioxid 214, 338
Reaktionen rohstoffliche Verwer- Schwefellagerstätten 297
- chemische 120 f. tung 274 Schwefelsäure
- elektrochemische 138 f. Rosten 144 - Eigenschaften 103, 215
- endotherme 123 Rösten sulfidischer Erze 297 - Herstellung 296
- exotherme 122 Rückreaktion 131 - Verwendung 215, 296
- mit Elektronenüber- RUTHERFORD, DANIEL 196 Schwefeltrioxid 214, 297
gang 136 RUTHERFORD, ERNEST 68 Schwefelwasserstoff 215,
- mit Protonenüber- 335
gang 147 5 Schwermetalle 86, 334, 343
Reaktionsbedingungen 121, Saccharose 264 Seifen 260 ff.
133 Salpetersäure 82, 104, 198, sekundäre Alkohole 240
Reaktionsgeschwindig- 294, 326 Sekundärrohstoffe 285
keit 126, 133 salpetrige Säure 199 Sekundärstruktur 256
Reaktionsgleichun- Salz 99 Selen 176
gen 114 ff. Salzbildner 183 Seliwanoff-Reaktion 354
- Formelgleichungen 115 Salzbildungsreaktionen 148 Siedefraktionen 308
- in lonenschreibweise 117 Salze 183 Siedetemperatur 54
- Wortgleichung 114 - Eigenschaften 97 Silber 88
Reaktionswärme 122 - Bildungsreaktionen 98 Silberhalogenide 347
Recherchieren 31 - wichtige Salze 99 f. Silicate 195, 342
Recycling 274, 285 Salzsäure 103, 148, 217 Silicide 195
Redoxgleichgewichte 136 Salzwasser 318 Silicium 176, 192
366 Anhang

Siliciumcarbid 195 Stoffmengen- Theorien 19


Siliciumdioxid 194 anteil 158 Thermoplaste 271, 273, 275
SMALLEY, RICHARD 187 Stoffmengenkonzentra- Titan 88
Soda 99 tion 17, 159 Toluen (Toluol) 235
Sodbrennen 218 Stoff-Teilchen-Konzept 59 Transportproteine 258
SOMMERFELD, ARNOLD 70 Stoffumwandlung 120, 124 Traubenzucker 263, 314, 354
Sonnenstrahlung 337 Stoßtheorie 19, 125 Treibhauseffekt 306, 323,
Spanprobe 349 Stratosphäre 336, 340 326, 337
Spezialglas 300 f. Streuversuche 68 - anthropogener 337
Spinell 210 Stromschlüssel 140 - natürlicher 337
Sprengstoffe 294 Struktur-Eigenschafts- Treibhausgase 337
Spurengase 336 Konzept 91, 101 Treibstoffe 315
Stahl 89 f., 290 Strukturformeln 237 tribochemische Reaktion 134
Stahlerzeugung 290 Strukturisomerie 230 Trinkwasser 320
Stahlsorten 291 Strukturproteine 258 - Aufbereitung 332
Stärke 266, 314 Styren (Styrol) 235 - Verbrauch 331
Stearinsäure 249 Substitution 225, 276, 280 Tropopause 336
Steckbriefe von Stoffen 31, Sulfate 215 Troposphäre 336
57 Sulfide 215
Stein der Weisen 10 Summenformel 237 U N

Stereoisomerie 230 Süßwasser 318, 331 Übergangszustand 125


Stickstoff 196, 324 Symbole 110, 118 Umgang mit Chemikalien 50
Stickstoffdioxid 198 Synthesefasern 270 umkehrbare Reaktionen 130
Stickstoffdüngemittel 294, Synthesegas 307, 313 Umkippen des Sees 335
326 Synthesegaserzeugung 307 Umschmelzen 274
Stickstofffixierung 325 f. Synthesekautschuk 272 f. Umwelt 330, 344
- atmosphärische unedle Metalle 86, 137
- biologische T u . ungesättigte Kohlenwasser-
- industrielle technische Herstellung von stoffe 222
Stickstoffkreislauf 324 - Aluminium 304 Universalindikatoren 108,
Stickstoffmonooxid 198 - Ammoniak 292 350
Stickstoffoxide 198, 326, 338 - Branntkalk 298 unverzweigte Kohlenwasser-
Stöchiometrie 161 - Chlor und Natron- stoffe 223
stöchiometrische Berechnun- lauge 302 Uran 88
gen 162 f. - Methanol 313 UV-Strahlung 337, 340
Stoffe 54 ff., 60 - Salpetersäure 294
Stoffebene 124 - Schwefelsäure 296 V i

Stoffeigenschaften 54 ff. Teer 307 Valenzelektronen 71, 73, 169


- messbare 54 Teilchen 58 Vanadium(V)-oxid 297
- sensitive 54 Teilchenanzahl 154 Vanillin 233
Stoffgemische 62, 66 Teilchenebene 124 VAN’T HOFF, JACOBUS
- heterogene 64 Teilchenmodell 19, 60, 66 HENRICUS 126
- homogene 63 Temperatur 17, 132 Verbindungen 185
- Trennen 65 Tenside 261 - chemische 60
Stoffklassen, organische 238 Terpene 232 - anorganische 185
Stoffkreisläufe 318, 328 tertiäre Alkohole 240 Verbrennung 211, 225
- des Kohlenstoffs 321 f. Tertiärstruktur 256 Verbrennungswärme 211
- des Phosphors 327 Tetraeder 187, 194 Verdauung 322
— des Stickstoffs 324 f. Tetraphosphordecaoxid vereinfachte Strukturfor-
—- des Wassers 319 f. (Diphosphorpento- mel 237
Stoffmenge 17, 155 xid) 202, 210 Veresterung 252, 277
Register 367

Verformbarkeit 56 W xı a
Vergleichen 23 Wärme 17, 122 Xanthoproteinreaktion 355
Verhältnisformel 96 Wärmeleitfähigkeit 55
Verseifung 260 Wärmetauscher 292, 313 Z |
Verursacheraspekt 330 Waschmittel 261 Zeichensprache chemi-
Verwertung von Kunststof- Waschmittelherstellung 296 sche 118
fen 274 Waschprozess 261 Zellatmung 322
verzweigte Kohlenwasser- Wasser 81, 206, 318, 320, 331 Zellstoff 267
stoffe 223 Wasser Zement 300
Vielfachzucker 262 - Anomalie 77, 207 Zerteilungsgrad 127
Vitamine 265 - Funktionen 320 Ziegel 300
vollständige Strukturformel - Verwendung 320, 331 Zink-Kohle-Batterie 141
(Lewis-Formel) 237 Wasserhärte 261 zusammengesetzten
Volumen 17, 154 Wasserkreislauf 319 ff. lonen 62
Volumenanteil 17, 158 Wassermolekül 76, 207 Zusammensetzungs-
Voraussagen 27 Wasserstoff 78, 180 größen 158
Vorproben 346, 356 Wasserstoffbrückenbindun- Zustandsänderungen 120
Vortrag halten 34 gen 77, 256, 267 Zweifachzucker 262
werkstoffliche Verwer- Zwischenkühlung 292
tung 274 zwischenmolekulare
Wertigkeit 178 Kräfte 77, 271
WÖHLER, FRIEDRICH 11 Zwitterion 254
Wortgleichung 114
368 Anhang

Bildquellenverzeichnis

Adidas: 248/1d; AEG Hausgeräte GmbH: 121/1; akg-images, Berlin: 10/1; BASF, Ludwigshafen:
12/3, 293/3; Bayer AG: 252/1; Bibliographisches Institut GmbH, Mannheim: 80/1, 210/2, 335/2;
A. Biedermann, Berlin: 270/1, 305/1; Bosch: 209/2; J. Bussen, Berlin: 47/1; Corel Photos Inc.: 8/3,
59/1, 88/2; Daimler AG: 12/2, 79/1, 86/1; B. Dapprich, Amstetten: 210/1; DB AG/C. Weber: 3041;
Degussa AG, Frankfurt am Main: 66/1, 88/1; Deutsche Gesellschaft für Kunststoff-Recycling
mbH (DKR), Köln: 285/2; Duden Paetec GmbH: 172/2, 174/1a-1b und 1j, 247/1; Prof. Dr. A. Link:
342/1; Fotolia: 283/1, 331/1/ N. Chan: 232/1/ 1. Eihmane: 300/3/ V. Gansovsky: 87/1/ S.Jouet: 28/1/
St. Müller: 211/1/ G. Paire: 320/1/ H. Pattschull: 284/1/ S. Ucok: 87/3; Der Grüne Punkt Duales
System Deutschland AG: 30/1-2; Informationszentrale Deutsches Mineralwasser ( IDM ): 207/1;
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265/1, 272/1b, 274/1, 299/1, 306/1, 335/1, 338/1, 343/1/ T. Äsgeirsson: 318/1/ S. Fichter: 294/1/
I. Genkin: 252/2/J. Leroy: 267/1/R. Milert: 302/1/ N. Nguyen: 296/1/ F. Nicolae: 290/1/S. ODonnell:
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22/1, 23/1a-c, 24/1 und 2, 27/1, 2 u. 3, 31/1, 56/1, 56/2, 58/2, 62/1, 63/3, 84/1, 91/1 u. 2, 122/1a,
122/1b, 122/1c, 155/1, 172/1, 174/1g, 174/1i, 174/11, 174/1m, 222/1, 227/1, 258/1, 268/1, 268/2,
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mauritius images/ P. Enzinger, 314/1; J. Menzel, Radewege: 300/4; Merck: 12/1; Messer Griess-
heim GmbH: 229/1; Metabowerke GmbH, Nürtingen: 209/3; Prof. Dr. L. Meyer, Potsdam: 174/1f;
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194/1, 245/1, 285/1; NOVAMONT S.P.A.: 284/2; panthermediaff. Bayersdorfer: 8/1/ T. Eble: 106/1/
T. Hartmann: 8/2/ J. Pelka: 88/4; J. Pettkus, Zepernick: 124/1a, 174/1d; Photo Disc Inc.: 63/4, 66/2:
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18/1; picture alliance/dpa: 315/1; Pitopia/K. Aussem, 2007: 282/1; RAG Deutsche Steinkohle AG:
307/1; R. Randhahn, Negast: 300/2; Reckitt Benckiser Deutschland GmbH: 63/1; SCHOTT, Mainz:
356/6; W. Schuchardt, Göttingen: 79/2, 124/1c, 174/1n; T. Seilnacht, Tuttlingen: 27/3; Techno-
rama, www.technorama.ch: 205/2; Dr. M. Unger, Königs-Wusterhausen: 300/1; Wacker Siltronic
AG Burghausen: 60/1; The Yorck Project 2003: 9/1, 108/1

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