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6) Wellen

a) Grundbegriffe  Mechanische Schwingungen


 Überlagerung (Interferenz) von Schwingungen
Themenübersicht

 Mechanische Wellen
 Ausbreitung und Eigenschaften mechanischer
Wellen
 Stehende Wellen
 Doppler-Effekt
 Akustik (Lehre vom Schall)
 Übersicht über Wellen

b) Erdbeben  Ausbreitung von Erdbeben

a) Grundbegriffe
 Mechanische Schwingungen

Bei einer Reihe von periodischen Vorgängen bewegt sich der Körper um eine stabile
Gleichgewichtslage. Sobald sich der Körper aus dieser entfernt, tritt eine rücktreibende Kraft auf,
die den Körper abbremst und ihn wieder in Richtung der Gleichgewichtslage hin beschleunigt.
Wegen der Trägheit des Körpers bewegt sich dieser aber über die Gleichgewichtslage hinaus und
der eben beschriebene Vorgang beginnt von neuem. Der Körper beginnt also nach einer
Auslenkung aus der Ruhelage (Elongation) von selbst zu schwingen, eine solche Bewegung nennt
man mechanische Schwingung.

Voraussetzungen zur Entstehung mechanischer


Schwingungen
 Vorhandensein schwingungsfähiger Körper bzw.
Teilchen (Oszillatoren, Schwinger)
 Auslenkung der Oszillatoren aus der
Gleichgewichtslage (Energiezufuhr)
 Vorhandensein einer in die Gleichgewichtslage
rücktreibenden Kraft

Eine Kugel hängt an einer Feder.


In der Ruheposition herrscht Gleichgewicht zwischen der nach unten
wirkenden Schwerkraft und der nach oben wirkenden Federkraft. Wird
die Kugel angehoben, so spürt man eine Kraft nach unten
(Schwerkraft), bei einer Auslenkung nach unten spürt man eine Kraft
nach oben (Federkraft). Wenn man die Kugel nach dem Anheben frei
lässt, so wird die Kugel bis zum Erreichen der Gleichgewichtslage von
der Schwerkraft beschleunigt. Wegen der Trägheit der Kugel bewegt
sie sich über die Gleichgewichtslage hinaus und wird dann von der
entgegenwirkenden Federkraft abgebremst. Danach wiederholt sich
diese Abfolge in umgekehrter Richtung. So entsteht eine mechanische
Schwingung.
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Beschreibung mechanischer Schwingungen
Schwingungen können in verschiedensten Formen auftreten. Dabei ist es zunächst einmal wichtig,
in wie viele Raumrichtungen sich ein schwingendes System bewegen kann.
Der einfachste Fall ist die Schwingung eines Körpers in nur einer Richtung, eine sogenannte
lineare Schwingung. (z.B. Federschwinger, Fadenpendel)
Zeichnet man in ein Diagramm den Zusammenhang zwischen der Auslenkung (Elongation) y aus
der Gleichgewichtslage und der Zeit t ein, so erhält man eine Weg-Zeit-Funktion der Schwingung,
bei der sich ein periodischer Kurvenverlauf ergibt.

Wenn der Graph der Weg-Zeit-Funktion einer Sinusfunktion entspricht, spricht man von einer
harmonischen Schwingung, andernfalls nennt man die Schwingung nicht harmonisch.
Außerdem unterscheidet man, ob die Schwingung einem Reibungseinfluss ausgesetzt ist oder
nicht, je nachdem nennt man die Schwingung gedämpft bzw. ungedämpft.
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Mathematische Größen zur Beschreibung mechanischer Schwingungen

Die Auslenkung (Elongation) gibt den


Abstand des schwingenden Körpers von der Y [ y ] = 1m
Gleichgewichtslage an.

Die Amplitude einer Schwingung ist der


maximale Abstand des schwingenden ymax [ ymax ] = 1m
Körpers von der Gleichgewichtslage.

Die Schwingungsdauer (Periodendauer) gibt


die Zeit für eine vollständige Hin- und T [T]=1s
Herbewegung an.

Die Frequenz einer Schwingung gibt an, wie 1


viele Schwingungen in jeder Sekunde f [ f ] = 1 Hertz (1 Hz) = 1 s-1
ausgeführt werden. T

Mathematische Beschreibung harmonischer Schwingungen


Ein harmonischer Oszillator führt die gleiche Bewegung aus wie die Projektion einer gleichförmigen
Kreisbewegung.
Der Radius entspricht der Amplitude ymax , die Umlaufzeit der Schwingungsdauer T.

T 2 2 Die Elongation y kann damit in folgenderweise


    t  2  f  t angegeben werden:
t  T
2 y  y  t   ymax  sin    t 
 :  2  f (Kreisfrequenz)
y  y  t   ymax  sin  2  f  t 
T
    t  2  f  t
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Beispiele für harmonische Schwingungen
Federschwinger Fadenpendel

l Länge des Pendels


m Masse des schwingenden Körpers g Ortsfaktor (Fallbeschleunigung)
D Federkonstante l
T  2  ... Schwingungsdauer
m g
T  2  ... Schwingungsdauer
D  bei kleinen Auslenkungen!!!
 Überlagerung (Interferenz) von Schwingungen
Wie auch andere Bewegungen können sich auch Schwingungen überlagern.
Wir betrachten der Einfachheit halber nur die Überlagerung von harmonischen Schwingungen
gleicher Frequenz.

Schwingungen gleicher Frequenz mit der Phasendifferenz   0 (Verstärkung)

y1  ymax,1  sin    t 
y2  ymax,2  sin    t 
y  y1  y2  ymax,1  sin    t   ymax,2  sin    t 
y   ymax,1  ymax,2   sin    t 

Schwingungen gleicher Frequenz mit der Phasendifferenz    (Abschwächung o. Auslöschung)

y1  ymax,1  sin    t 
y2  ymax,2  sin    t   
y  y1  y2  ymax,1  sin    t   ymax,2  sin    t   
y  y1  y2  ymax,1  sin    t   ymax,2  sin    t 
y   ymax,1  ymax,2   sin    t 
Bei ymax,1  ymax,2 erfolgt Auslöschung!

Überlagern sich also zwei harmonische Schwingungen gleicher Frequenz, so entsteht als
resultierende Schwingung wieder eine harmonische Schwingung mit der gleichen Frequenz. Dabei
können als Ergebnis der Überlagerung je nach Phasendifferenz Verstärkung, Abschwächung oder
Auslöschung auftreten.
Überlagern sich zwei harmonische Schwingungen unterschiedlicher Frequenz, so ist die
resultierende Schwingung im Allgemeinen keine harmonische Schwingung mehr!
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 Mechanische Wellen
Schwingungsfähige Körper oder Teilchen (Oszillatoren) können durch Kopplung von einem
anderen Oszillator Energie erhalten und so selbst zu Schwingungen angeregt werden.

Eine mechanische Welle ist die Ausbreitung einer mechanischen Schwingung im Raum.
Eine Welle ist eine zeitlich und räumlich periodische Änderung physikalischer Größen.
Mit einer Welle wird Energie übertragen, jedoch kein Stoff transportiert.

Voraussetzungen zur Entstehung mechanischer Wellen:


 Vorhandensein von miteinander gekoppelten Oszillatoren
 Anregung von mindestens einem der Oszillatoren durch Energiezufuhr zu Schwingungen

Arten mechanischer Wellen

Longitudinalwellen (Längswellen)
Schwingungsrichtung und Ausbreitungsrichtung
stimmen überein.
In Gasen und Flüssigkeiten wirken kaum
Kohäsionskräfte, benachbarte Teilchen können
daher nur über Stöße wechselwirken.
Beispiele: Schallwellen, P-Wellen (Erdbeben)
Transversalwellen (Querwellen)
Schwingungsrichtung und Ausbreitungsrichtung
verlaufen senkrecht zueinander.
In Festkörpern wirken starke Kohäsionskräfte, es
können daher auch transversale Bewegungen
übertragen werden.
Beispiele: Seilwellen, S-Wellen (Erdbeben)

Oberflächenwellen (Kreiswellen)

Die Teilchen führen eine kreisförmige Bewegung aus, wobei für das wellenförmige
Erscheinungsbild die Bewegungskomponente senkrecht zur Ausbreitungsrichtung entscheidend
ist. Es wirken Kohäsionskräfte (Oberflächenspannung) und die Schwerkraft.
Beispiele: Wasserwellen
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Beschreibung mechanischer Wellen

Da jeder Oszillator mechanische Schwingungen


ausführt, können die Begriffe Elongation, Amplitude,
Schwingungsdauer und Frequenz auch für die
Beschreibung mechanischer Wellen genutzt werden.
Mit Hilfe dieser bereits bekannten Größen kann dann
das Verhalten einer Welle an einem bestimmten Ort
beschreiben.

Zur Beschreibung der räumlichen Ausbreitung einer Für einen bestimmten Ort (x = konstant) wird
Welle werden noch zwei weitere Größen benötigt, die dargestellt, wie sich ein von der Welle
betroffenes Teilchen in Abhängigkeit von der
Wellenlänge und die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Zeit bewegt.

Die Wellenlänge ist der minimale Abstand zwischen zwei


Oszillatoren, die sich im gleichen Schwingungszustand befinden.
Das ist auch der Abstand zwischen zwei benachbarten      1m
Wellenbergen oder Wellentälern.

 v  1ms1
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle ist die
Geschwindigkeit, mit der sich eine bestimmte Phase im Raum
ausbreitet.
v
Für alle mechanischen Wellen gilt wie für
andere Wellen ein grundlegender
Zusammenhang zwischen der
Ausbreitungsgeschwindigkeit v, der
Frequenz f und der Wellenlänge  :

Für einen bestimmten Zeitpunkt (t = konstant) wird


dargestellt, welche Lage die Gesamtheit aller schwingenden
vf
Teilchen hat.

 Ausbreitung und Eigenschaften mechanischer Wellen

Die wichtigsten Eigenschaften von Wellen


können anhand eines einfachen Modells
erklärt werden. Dieses Modell wurde nach
dem niederländischen Naturforscher
Christian Huygens huygenssches Prinzip
benannt:

Jeder Punkt einer Wellenfront ist


Ausgangspunkt für kreis- oder
kugelförmige Elementarwellen. Zur Darstellung der Ausbreitung von Wellen nutzt man
Diese Elementarwellen besitzen die Wellenfronten und Wellennormale.
gleiche Ausbreitungsgeschwindigkeit wie Die Wellenfronten (schwarz) sind Stellen maximaler
die ursprüngliche Welle. Auslenkung (Wellenberge). Ihr Abstand voneinander ist
Die Elementarwellen überlagern sich. gleich der Wellenlänge.
Die Einhüllende aller Elementarwellen Die Wellennormale (rot) steht immer senkrecht auf den
bildet die neue Wellenfront. Wellenfronten. Ihre Richtung stimmt immer mit der
Ausbreitungsrichtung überein.
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Reflexion von Wellen


Trifft eine Welle auf eine ebenen Oberfläche,
dann wird sie reflektiert. Dabei gilt das
Reflexionsgesetz:

Bei der Reflexion von Wellen sind der


Einfallswinkel und der Reflexionswinkel
gleich groß.

  
Die Wellennormalen der einfallenden
und reflektierten Wellen liegen in einer
Ebene.

Brechung von Wellen


Trifft eine Welle unter einem Winkel   0 auf eine ebene Grenzfläche zweier Stoffe, in denen sie
sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ausbreitet, dann ändert sie ihre
Ausbreitungsrichtung. Sie wird gebrochen. Dabei gilt das Brechungsgesetz:

Beim Übergang einer Welle von einem Stoff in


einen anderen gilt für den Zusammenhang
zwischen Einfallswinkel  ,
Reflexionswinkel  und den
Ausbreitungsgeschwindigkeiten v1 und v2
der folgende Zusammenhang:

sin  v1

sin  v2

Beugung von Wellen


Trifft eine Welle auf eine Spalte oder Kante, so
sind die betreffenden Stellen nach dem
huygensschen Prinzip Ausgangspunkt von
Elementarwellen. Damit breitet sich die Welle
auch in den Schattenraum hinein aus.

Dringt eine Welle abweichend von ihrer


geradlinigen Ausbreitung an Kanten und
Spalten in den Schattenraum ein, so
spricht man von Beugung.

Interferenz (Überlagerung) von Wellen


Treffen zwei oder mehrere Wellen in Die Überlagerung
einem Ort zusammen, dann regen sie (Superposition) von
die dort befindlichen Teilchen zu einer Wellen bezeichnet
zusammengesetzten Schwingung an. man als Interferenz.
Dabei bilden sich
Da es bei der Zusammensetzung von
Bereiche der
Schwingungen zu Verstärkung,
Verstärkung, der
Abschwächung oder Auslöschung Abschwächung
kommen kann, ist ein gleiches Verhalten bzw. der
auch bei der Überlagerung von Wellen Auslöschung.
zu erwarten.
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Absorption von Wellen


Beim Durchgang von Wellen durch Stoffe erfolgt eine Abschwächung oder Absorption.
Damit verringert sich die Energie der Welle, die Energie wird vom Stoff aufgenommen.

Streuung von Wellen


Hindernisse, die im Vergleich zur Wellenlänge sehr klein sind, werden zu Ausgangspunkten von
Elementarwellen, die sich von dort nach allen Richtungen ausbreiten. Dieser Vorgang wird als
Streuung bezeichnet. Er spielt vor allem in der Optik eine bedeutende Rolle.

Polarisation von Wellen


Wird bei Transversalwellen unterschiedlicher
Schwingungsrichtung eine bestimmte
Schwingungsrichtung herausgefiltert, so spricht man
von Polarisation.
Die Wellen schwingen dann in einer
Schwingungsrichtung, sie sind linear polarisiert.

Dispersion von Wellen


Bei der Ausbreitung von Wellen in einem Stoff hängt die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle
in der Regel von der Wellenlänge bzw. der Frequenz ab. Diese Erscheinung bezeichnet man als
Dispersion. Sie spielt vor allem in der Optik eine Rolle.

 Stehende Wellen

Wenn Wellen an einem festen Ende reflektiert werden, so kehrt ein Wellenberg als Wellental
zurück. Es entsteht ein Phasensprung von    .
Hin- und rücklaufende Welle können sich dann überlagern. Dabei ist es möglich, dass sich
sogenannte stehende Wellen ausbilden.
Der Bereich zwischen den beiden festen Enden des Wellenerregers und des Ortes der Reflexion
ergibt dabei ein ganzzahliges Vielfaches der halben Wellenlänge!

An bestimmten Stellen des Raumes bilden


sich Schwingungsbäuche (maximale
Auslenkung) und Schwingungsknoten
(Auslenkung null).
Bei Reflexion einer Welle am freien Ende
wird ein Wellenberg als Wellenberg
reflektiert. Es gibt keinen Phasensprung!

a) Eine lange dünne Feder ist am rechten Ende


befestigt. Eine kurze Auslenkung nach oben
wandert als Wellenberg nach rechts und
kommt als Wellental zurück.
b) Lässt man das rechte Ende frei, wird ein
Wellenberg als Wellenberg reflektiert.
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 Doppler-Effekt

Bei einer Relativbewegung zwischen einem


Sender (z.B. Sirene eines Rettungswagens) und
einem Empfänger (Beobachter, Mikrofon),
unterscheidet sich die vom Empfänger
wahrgenommene Frequenz fE von der vom
Sender abgegebenen Frequenz fS.
Dieses Phänomen wird als Doppler-Effekt
bezeichnet. Es kommt zu einer
Frequenzverschiebung, die sich bei
Schallwellen als Änderung in der Tonhöhe
bemerkbar macht (akustischer Doppler-Effekt).
Wenn die Geschwindigkeit des Senders größer
als die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen
wird, so bildet sich ein machscher Kegel. Der Doppler-Effekt bei Wasserwellen: der Erregerstift
Ein Überschallflugzeug hört man z.B. erst dann, bewegt sich gleichförmig nach links. Die Kreiswellen
drängen sich vor dem Erreger zusammen, hinter ihm
wenn es bereits vorüber ist, dann aber mit werden sie auseinandergezogen.
einem lauten Knall (Überschallknall).

Das Flugzeug ist schon bei F und hat den ersten und alle
Bei ruhendem Sender läuft die Welle mit der Wellenlänge  weiteren Wellenberge überholt. Die Wellenberge besitzen
über den Empfänger. Durch die Bewegung wird die kürzere eine gemeinsame Hülle, den machschen Kegel. An allen
Stellen, über die dieser Mantel hinweg streicht, hört man
Wellenlänge      s wahrgenommen.
einen explosionsartigen Knall. Man sagt auch, das
Flugzeug habe die „Schallmauer“ durchbrochen.

 Akustik (Lehre vom Schall)

Die Akustik beschäftigt sich mit der


Entstehung, der Ausbreitung, den
Eigenschaften und der Nutzung des
Schalls. Unter Schall versteht man im
engeren Sinn alles das, was der Mensch
mit den Ohren wahrnehmen kann, wie z.B.
Geräusche, Sprache, Musik oder Lärm.
Damit wir etwas als Schall wahrnehmen,
müssen bestimmte Bedingungen erfüllt
sein.
Im dargestellten Diagramm kann man den
Hörbereich (16 Hz < f < 20000 Hz) des
menschlichen Ohres erkennen.
f < 16 Hz … Infraschall
f > 20 000 Hz … Ultraschall
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Die Lautstärke hängt davon ab, mit welcher Amplitude Die Tonhöhe hängt davon ab, wie schnell ein Körper
ein Körper schwingt. schwingt.
Je größer die Amplitude der Schwingung eines Je größer die Frequenz der Schwingung eines Körpers
Körpers ist, umso lauter ist der Ton. ist, umso höher ist der Ton.

Übersicht zu den verschiedenen Arten von Schallwellen

 Übersicht über Wellen

Wellen

Mechanische Wellen

Federwellen Wasserwellen Schallwellen Erdbebenwellen Tsunami

Elektromagnetische Wellen

Licht -Strahlung Röntgenstrahlung Kosmische Strahlung Radiowellen

Materiewellen
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b) Erdbeben
 Ausbreitung von Erdbeben

Um die Ausbreitung eines Erdbebens zu verstehen, wollen wir die die Ausbreitung von Longitudinal-
und Transversalwellen im Raum etwas näher betrachten.
Mechanische Wellen brauchen zur Ausbreitung einen Träger. Dieser besteht aus einzelnen
Teilchen, die durch elastische Kräfte miteinander verbunden sind. Bei festen Körpern können wir
uns die auftretenden Kräfte so vorstellen, als ob die einzelnen Teilchen durch elastische Federn
nach allen drei Raumrichtungen miteinander verbunden sind.

Wird in einem Festkörper ein Teilchen aus seiner Gleichgewichtslage etwas nach rechts ausgelenkt, so entsteht
eine große Kraft auf das rechts neben ihm liegende Teilchen. Dieses wird stark beschleunigt.
Es entsteht eine Längsstörung mit großer Ausbreitungsgeschwindigkeit nach rechts (entsprechend auch nach
links). Weil aber alle Teilchen miteinander gekoppelt sind, bildet sich auch eine Querstörung nach oben
(entsprechend nach unten) aus, die aber eine kleinere Ausbreitungsgeschwindigkeit aufweist.

Im Inneren von Flüssigkeiten und Gasen können hingegen nur Longitudinalwellen entstehen. Die
Oberfläche einer Flüssigkeit ist stets bestrebt, sich nach einer Störung wieder horizontal
einzustellen. Diese Eigenschaft ermöglicht einer Wasseroberfläche Wellen mit sowohl einer
Transversal- als auch einer Longitudinalkomponente.
Erdbebenwellen

Der Herd eines Erdbebens kann bis zu


einigen Hundert Kilometern unter der
Erdoberfläche liegen. Von dort breiten sich
mechanische Longitudinal- und
Transversalwellen nach allen Richtungen
durch das Innere der Erde aus und werden
durch Seismografen, die auf der ganzen
Erde verteilt sind, aufgezeichnet.
In den aufgezeichneten Seismogrammen Seismogramm des Erdbebens in Izmit am 17.08.1999
sind wichtige Informationen enthalten: mit der Stärke 7,4 auf der Richterskala

Da sich Longitudinalwellen (P-Wellen, Primärwellen) in einem festen Körper schneller ausbreiten


als Transversalwellen (S-Wellen, Sekundärwellen), treffen die beiden verschiedenen Wellentypen
mit einer gewissen Zeitdifferenz bei der Erdbebenmessstation ein. Je größer diese Zeitdifferenz ist,
umso größer ist die Entfernung zum Zentrum des Bebens.
Noch später treffen die an der Oberfläche entlanglaufenden Transversalwellen ein (Love-Wellen
und Rayleigh-Wellen). Diese bewirken die größten Zerstörungen in bebauten Gebieten!
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Die Geschwindigkeit der Longitudinal- und


Transversalwellen hängt von den elastischen
Eigenschaften des Erdmaterials ab. Deshalb liefern
Seismogramme auch Informationen über Festigkeit
und Dichte vom Inneren der Erde.
Durchlaufen Erdbebenwellen auf dem Weg vom
Erdbebenherd zum Seismografen Schichten, die tiefer
als 2900 km in der Erde liegen, so kommen nur noch
Longitudinalwellen an.
Noch nie ist eine Transversalwelle beobachtet worden,
die größere Tiefen durchsetzt hätte. Daraus kann man
auf einen Erdkern schließen, der in dieser Tiefe
beginnt und sich wie eine Flüssigkeit verhält.

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