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Sika Spritzbeton

Handbuch
Vorwort

Spritzbeton ist ein schnell erhärtendes Material zur Stabilisierung, Sicherung von Bauteilen,
und zur Betonapplikation, ohne die Verwendung von Schalungen. Die Qualität von Spritzbeton
wird bestimmt durch das Zusammenspiel von Mensch, Maschine und dem Baustoff Beton.
Vom Menschen, personifiziert in der Funktion des Düsenführers, wird hohe Fachkompetenz
und Herzblut im Einsatz verlangt. Der Düsenführer muss sich aber vollständig auf die Maschine
und den Baustoff Spritzbeton verlassen können. Das Zusammenspiel und die Qualität dieser
Komponenten bestimmen schlussendlich den Erfolg der Spritzbetonapplikation.

In Zeiten stark steigender Mobilität und beschränkter Platzverhältnisse besteht ein immer
grösserer Bedarf an Infrastrukturbauten unter Tage. In diesem Zusammenhang nimmt Spritzbeton
eine bedeutende Stellung ein. Diese Bauweise eignet sich wirtschaftlich hervorragend und ist
technisch beinahe uneingeschränkt nutzbar, womit sie eine Antwort auf viele Herausforderungen
bietet.

Vor diesem Hintergrund haben sich die Putzmeister AG und die Sika AG zu einer weltweiten
Allianz im Bereich des Spritzbetons im Tunnel- und Minenbau zusammengeschlossen. Diese
Allianz sichert unseren Kunden eine innovative, stetige und abgestimmte Weiterentwicklung
von Spritzbetonmaschinen und Spritzbetonzusatzmittel für höchste Anforderungen in der
mechanisierten Spritzbetonverarbeitung. Das Beste aus der Spritzbetontechnologie und dem
Maschinen Know-How wird so zusammengeführt.

Die beiden Unternehmen haben sich deswegen auch dazu entschlossen, dieses Buch aufzulegen,
um Interessierten den faszinierenden Einstieg in die Welt des Spritzbetons im Untertagebau zu
erleichtern.

Die Autoren Jürg Schlumpf und Jürgen Höfler arbeiten seit vielen Jahren als Ingenieure in
den beiden Unternehmen im Produkt- und Projektmanagement. Dieses Buch bietet einen
Einstieg in die Materie des Spritzbetons und dessen Applikation. Dient auch zur Vertiefung der
Kenntnisse dieser hervorragenden Bauweise und soll allen unseren Partnern als verlässliche
Informationsquelle dienen.

Die neue Edition (August 2011) wurde durch Markus Jahn revidiert und ergänzt. Er arbeitet
bereits mehrere Jahre als Corporate Produktingenieur für Spritzbeton bei der Sika Services AG.

August 2011

3
1. Inhaltsverzeichnis

Vorwort 3

2. Einleitung 7

3. Spritzbetonanwendungen 10
3.1 Bauweisen 11
3.2 Sicherung 12
3.3 Ausbau 14
4. Spritzbetontechnologie 16
4.1 Ausgangsstoffe 16
4.1.1 Zement 16
4.1.2 Zusatzstoffe 16
4.1.3 Gesteinskörnungen 18
4.1.4 Feinanteile 19
4.1.5 Wasser 20
4.2 Spritzbetonzusatzmittel 21
4.2.1 Abbinde- und Erstarrungsbeschleuniger für Spritzbeton 22
4.2.2 Hochleistungsverflüssiger 27
4.2.3 Konsistenzstabilisierer / Abbindeverzögerer 31
4.2.4 Mischungsstabilisatoren 32
5. Spritzbetonanforderungen 35
5.1 Frühfestigkeitsentwicklung 35
5.2 Endfestigkeit 36
5.3 Faserspritzbeton 38
5.4 Spritzbeton mit erhöhter Brandbeständigkeit 41
5.5 Dauerhaftigkeit 42
6. Nassspritzbeton 44
6.1 Anwendungsgebiete 44
6.2 Vorteile 44
6.3 Nassspritzbetonrezepturen 45
6.4 Mengenbilanz von Nassspritzbeton 47
6.5 Spezialrezepturen für Nassspritzbeton 48
6.6 Sieblinie für Spritzbeton 50
6.7 Qualitätssicherung 51
7. Trockenspritzbeton 52
7.1 Anwendungsgebiete 52
7.2 Vorteile 52
7.3 Trockenspritzbetonrezepturen 53

5
1. Inhaltsverzeichnis

7.4 Feuchtigkeit der Zuschlagsstoffe 53


7.5 Mischverhältnis von Trockenspritzbeton 54
8. Spritzbetonapplikation 55
8.1 Sicherheit 55
8.3 Spritztechnik 56
8.3.1 Empfohlene Parameter für das Nassspritzverfahren 58
8.3.2 Applikationsregeln für den Spritzbetonauftrag 60
8.4 Düsenkonfigurationen 61
8.5 Messmethoden 63
8.5.1 Penetrometer 64
8.5.2 Bolzensetzmethode (Hilti) 64
8.5.3 Bohrkernmethode 65
8.5.4 Festigkeitsklassen (EN 14487-1) 65
8.6 Rückprall 67
8.7 Staubentwicklung 68
8.8 Spritzschatten 69
8.9 Mechanisierung / Automatisierung 69
9. Spritzverfahren 70
9.1 Dichtstromverfahren 72
9.1.1 Vorteile 73
9.1.2 Maschinen für das Dichtstromverfahren 74
9.2 Dünnstromverfahren 75
9.2.1 Vorteile 76
9.2.2 Maschinen für das Dünnstromverfahren 76
10. Spritzbetonequipment 78
10.1 Sika-Putzmeister Spritzbetonsysteme 78
10.2 Aliva Spritzbetonmaschinen 80
10.3 Aliva TBM Spritzroboter 82
10.4 Aliva Dosiergeräte 83
11. Abdichtungen 84
11.1 Sikaplan® - Dichtungsbahnen 84
11.2 FlexoDrain W und Sika® Shot-3 85
12. Problembehandlung 86
12.1 Applikationsprobleme 86
12.2 Pumpenprobleme 87
13. Index 88

6
Einleitung
2. Einleitung

Spritzbeton hat im Verlauf des letzten Jahrhunderts die klassische Bauweise der Ausmauerung
von Tunnelprofilen verdrängt und so eine grosse Bedeutung in der Ausbruchsicherung erlangt.
Ohne Spritzbeton ist moderner Tunnelbau undenkbar geworden. Der immer gleiche Begriff
„Spritzbeton“ beschreibt dabei verschiedene Komponenten einer ganzen Technologie:

 der Baustoff Spritzbeton


 das Betonierverfahren Spritzbeton
 die Bautechnik Spritzbeton

Diese drei Komponenten beschreiben eine ganze Technologie, welche eine lange Tradition,
hohes Innovationspotential und eine grosse Zukunft besitzt. Die Betonrezeptur für den Baustoff
Spritzbeton wird durch die Anforderungen der Verwendung und der Zielgrössen bestimmt. In aller
Regel bedeutet das eine Reduktion der maximalen Gesteinskörnung auf 8 mm, eine Erhöhung
des Bindemittelgehaltes und den Einsatz spezieller Spritzbetonzusatzmittel zur Steuerung der
Eigenschaften von Spritzbeton.

Bild 2-1: Spritzbetonapplikation mit Sika ®-PM 500

7
2. Einleitung

Spritzbeton, der erstmals im Jahre 1914 eingesetzt wurde, ist in den letzten Jahrzehnten
stetig weiterentwickelt und verbessert worden. Heute wird grundsätzlich zwischen zwei
Spritzbetonverfahren unterschieden:

 der Trockenspritzbeton
 der Nassspritzbeton

Die wichtigsten Anforderungen an Spritzbetonrezepturen richten sich nach der Verarbeitbarkeit


(Förderung, Spritzapplikation) sowie der Dauerhaftigkeit:

 hohe Frühst- und Frühfestigkeiten  gute Pumpbarkeit (Dichtstromförderung)


 zielgerichtete Festbetoneigenschaften  gute Spritzbarkeit (Geschmeidigkeit)
 anwendergerechte Verarbeitungszeiten  minimaler Rückprall
(lange Offenzeiten)

Das Betonierverfahren Spritzbeton bezeichnet die Verarbeitung. Spritzbeton wird nach der
Herstellung konventionell zum Verarbeitungsgerät transportiert. Mittels geschlossenen
und überdruckfesten Rohr- oder Schlauchleitungen wird Spritzbeton oder -mörtel zur
Verwendungsstelle gefördert, durch Spritzen aufgetragen und dabei verdichtet. Folgende
Methoden werden für diesen Prozessschritt unterschieden:

 das Dichtstromverfahren für den Nassspritzbeton


 das Dünnstromverfahren für den Trockenspritzbeton
 das Dünnstromverfahren für den Nassspritzbeton

Vor dem Spritzen durchströmt der Spritzbeton mit hoher Geschwindigkeit die Spritzdüse. Dort
wird der Spritzstrahl geformt und die notwendigen fehlenden Rezepturbestandteile, wie Wasser
beim Trockenspritzbeton, Druckluft beim Dichtstromverfahren und Abbindebeschleuniger, wo
notwendig, zudosiert. Die nun fertig zubereitete Spritzbetonmischung schiesst unter hohem
Druck an den Untergrund und verdichtet sich dabei so stark, dass augenblicklich eine fertig
verdichtete Betonstruktur entsteht, welche je nach Abbindebeschleunigung in allen Richtungen,
auch senkrecht über Kopf, aufgetragen werden kann.

Die Bautechnik Spritzbeton kann für verschiedenste Anwendungen eingesetzt werden.


Spritzbetone und -mörtel werden in der Betoninstandsetzung, im Tunnel- und Minenbau,
bei der Baugrubensicherung bis hin zur kunstvollen Gestaltung von Objekten eingesetzt. Die
Spritzbetonbauweise zeichnet sich durch verschiedenste Vorteile aus:

8
Einleitung
2. Einleitung

 Auftrag in alle Richtungen, da Spritzbeton sofort haftet und sein Eigengewicht trägt
 applizierbar auf allen Unebenheiten des Untergrundes
 gute Haftung am Untergrund dank Auftrag unter hohem Druck (Verkrallung)
 absolut flexibel in der örtlichen Gestaltung der Schichtstärke
 Betonieren ohne Schalungen
 Ausführung auch als bewehrter Spritzbeton möglich (Stabarmierungen/Faserbewehrungen)
 rasche Schalentragwirkung herstellbar, ohne Formen (Schalungen) und lange Wartezeiten

Spritzbeton ist eine flexible, wirtschaftliche und schnelle Bauweise, welche aber einen erhöhten
Grad der Mechanisierung erfordert und von Fachpersonal durchgeführt werden muss.

Bild 2-2:
Spritzapplikation trocken

Bild 2-3:
Spritzapplikation nass

9
3. Spritzbetonanwendungen

Die Bauweise Spritzbeton wird in verschiedensten Bauaufgaben eingesetzt. Die Flexibilität und
Wirtschaftlichkeit dieses Baustoffes findet Anwendung im Hoch- und Tiefbau, im Tunnelbau und
Spezialtiefbau, also im gesamten konstruktiven Bauwesen. Folgende Anwendungen sind weit
verbreitet:

 Ausbruchssicherung imTunnelbau und  Abdichtungsarbeiten


Kavernenbau  Baugrubensicherung
 Tunnel- und Kavernenausbau  Hangsicherung
 Sicherung im Minen- und Stollenbau  Schutzverkleidung
 Betoninstandsetzung (Betonersatz und  Verschleissschichten
Betonverstärkung)  tragende leichte Spezialkonstruktionen
 Restaurierung historischer Bauwerke  gestalterische Anwendungen
(Blocksteinkonstruktionen)  Swimmingpool-Bau

Bedeutungsmässig stehen dabei der Tunnel- und Minenbau sowie die Betoninstandsetzung im
Vordergrund. Für den Tunnel- und Minenbau steht der Einsatz in der Ausbruchsicherung und im
temporären sowie dauerhaften Gewölbeausbau im Vordergrund. Daneben wird Spritzbeton für
alle sich anbietenden weiteren Betonierarbeiten angewendet. So werden oft grössere Hohlräume
ausgespritzt. Der Spritzbeton hat sich neben der Tunnelsegmentauskleidung (Tübbing) und
dem Innenringbeton als zentrale Betonierweise bestätigt und wurde stetig weiterentwickelt.
Die Anwendungsgrenzen liegen in den technischen und wirtschaftlichen Abgrenzungen zu den
anderen Betonierweisen und Bauverfahren.

Bild 3-1: Kavernenstabilisierung mit Spritzbeton

10
3. Spritzbetonanwendungen

Anwendung
Durch den Einsatz von Ankern lässt sich das Tragverhalten der Spritzbetonschale erhöhen, da
diese mit dem ausbruchnahen Untergrund verbunden wird. Bei starkem Wasseranfall und/
oder hoher Zerklüftung des Untergrundes wird injiziert und mit Guniten und Halbschalen
vorabgedichtet und so die Voraussetzung geschaffen, die Spritzbetonschale aufzubringen.

Der Untertagebau ist wie jede Bauweise historisch regional gewachsen. Was beim Bauen unter
Tage dazu kommt, sind die verschiedenen geologischen Verhältnisse der einzelnen Regionen.
Dadurch und aufgrund der verschiedenen Projekte (Querschnitte und Längen) haben sich
verschiedene Bauweisen entwickelt. Im Bereich des Teilausbruches sind das im wesentlichen die
Österreichische Bauweise (NÖT), die Deutsche Kernbauweise oder zum Beispiel die Belgische
Unterfangungsbauweise. Dabei wird der Gesamtquerschnitt in Teilbereiche unterteilt, welche
einzeln temporär gesichert werden und erst am Ende zum vollen Querschnitt vereint werden.
Im Bereich des Vollausbruches haben neben der Sprengung des gesamten Querschnittes vor
allem der teil- und vollmechanisierte Tunnelausbruch ein gewaltiges Entwicklungspotential. Die
Anwendungseinschränkungen reduzieren sich längerfristig nur noch auf die Wirtschaftlichkeit
der Tunnelbohrmaschinen (TBM). Auf Tunnelbohrmaschinen werden Spritzbetonsysteme zur
Applikation des Spritzbetons fest installiert.

Bild 3-8: Ulmenstollenvortrieb Bild 3-9: Kalottenausbruch

13
3. Spritzbetonanwendungen

3.3 Ausbau
Der dauerhafte Endausbau eines Tunnelbauobjektes ist die bleibende sichtbare Visitenkarte
des ausführenden Tunnelbauunternehmers. Ausnahme davon ist der Endausbau mit
Plattenverkleidungen. Zum dauerhaften konstruktiven Endausbau werden Innenringbeton
(Schalenbeton) und Spritzbeton gleichermassen eingesetzt. Je höher die Anforderungen an die
Ebenheit der Betonoberfläche gestellt werden, desto eher wird der Ausbau als Konstruktionsbeton
mit Innenringschalungen ausgeführt. Auch ästhetisch werden geschalte Innenflächen als
hochwertiger empfunden. Allerdings sind für diesen Ausbau neue und zusätzliche Installationen
in grossem Umfang nötig, die aber je nach Länge des Projektes durch die Wirtschaftlichkeit
des Innenringbetons kompensiert werden. Im Wesentlichen sind hier sehr massive
Innenringschalungen und die Maschinentechnik zur Betonförderung, dem Verdichten und zum
Verschieben der Schalungen notwendig. Konventionell hergestellter Beton muss mit erheblichem
Aufwand verdichtet werden, da Innenringbeton meist über eine grosse Wandstärke verfügt.

Bild 3-10: Ausbau mit Spritzbeton

14
3. Spritzbetonanwendungen

Anwendung
Die Zugänglichkeit ist grösstenteils schwierig, so dass man sich sogenannter
Schalungsvibratoren bedient. Diese weisen aber eine beschränkte Tiefenwirkung auf und müssen
deshalb sehr zeitintensiv und verschleissfördernd eingesetzt werden, was eine zusätzliche
sehr starke Lärmbelastung bedeutet. Ein wichtiger Innovationsschritt kann der Einsatz von
selbstverdichtendem Beton (SVB oder SCC) bedeuten, bei dem der gesamte mechanische
Verdichtungsprozess entfällt und der dank seiner fliessfähigen Konsistenz tatsächlich zum
vollständigen Ausfüllen solcher Formen geeignet ist.

Ohne die Vorgaben höchster Ebenheit eignet sich Spritzbeton auch für den Endausbau.
Auch wird oft vor dem Verlegen der Abdichtungen der Spritzbetonuntergrund mit einem
feineren Gunit möglichst glatt ausgeglichen und damit die Voraussetzungen für ein ebenes
Verlegen der Dichtungsbahnen erheblich verbessert.

Dauerhafter Endausbau Vorteile der gewählten Methode


(Konstruktionsmethode)
Spritzbetonausbau Benutzen der vorhandenen Geräte für die Spritzbetonapplikation:
 Ökonomischer in kurzen Tunnels
 Keine zusätzliche Installationen

Endausbau gleichzeitig auch Stabilisierung:


 Ein ganzer Arbeitsablauf wird gespart

Betonausbau Ebene Betonoberfläche:


 geringerer Luftwiderstand (Ventilation)
 bessere Lichtverhältnisse
 Ästhetischer
 Einfacheres Anbringen von Installationen

Verhinderung von Betoninhomogenitäten, da nicht aufgespritzt wird

Ohne die „Frühstfestigkeitsanforderung“ gibt es mehr Möglichkeiten


in der Betonrezeptur bezüglich der Dauerhaftigkeit

Tabelle 3-1: Vergleich von Ausbau Methoden (Spritzbeton gegen Beton)

15
4. Spritzbetontechnologie

4.1 Ausgangsstoffe
Im Wesentlichen ist Beton ein Dreistoffsystem aus Zement, Zuschlagstoff und Wasser. Um
die Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten zu erweitern, kann daraus leicht ein
Fünfstoffsystem (mit Zusatzstoffen und Zusatzmitteln) werden, was zusammen mit den
Applikationsparametern bei Spritzbeton, zu komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten führt.
Deshalb ist es eine wichtige Voraussetzung, speziell auch bei Spritzbeton, bei Versuchen nicht zu
viele Parameter gleichzeitig zu ändern. Nur die technisch richtige und wirtschaftlich finanzierbare
Lösung wird zur Zufriedenheit aller gelingen.

4.1.1 Zement

Der Zement wirkt in der Spritzbetonrezeptur als „Leim“, welcher die Gesteinskörnungen
miteinander durch den Zementstein verbindet – „sie einbettet“. Weiter dient der Zement auch
als wichtigster Schmierfilm für die Förderung des Spritzbetons. Zemente sind hydraulisch
abbindend und damit für die mechanischen Eigenschaften des erhärteten Betons wesentlich
mitverantwortlich. In Ergänzung zur Anwendung im Konstruktionsbeton wird an Zemente aber
eine zusätzliche zentrale Anforderung gestellt. Zemente für den Spritzbeton müssen in jedem Fall
einen extrem raschen Erstarrungsbeginn und hohe Frühstfestigkeiten ermöglichen.
Zemente mit einem ungenügenden Verhalten in Kombination mit Abbindebeschleunigern oder
in Verbindung mit langsam reagierenden Zusatzstoffen in Kompositzementen eignen sich nur
bedingt zur Herstellung von Spritzbeton im Sicherungsbereich. Der Zementanteil beträgt im
Allgemeinen 300 – 450 kg/m³. Abhängig von der Applikationsmethode und den geforderten
Spritzbetoneigenschaften.

4.1.2 Zusatzstoffe

Zusatzstoffe werden im Spritzbeton für verschiedene Anforderungen eingesetzt und


unterscheiden sich deshalb auch in den Eigenschaften ganz wesentlich:

 zur Ergänzung der Feinanteilbilanz ≤ 0,125 mm (Füllstoff)


 zur Verbesserung bestimmter Dauerhaftigkeitseigenschaften (Festigkeiten / Widerstand
gegen lösenden oder treibenden Angriff)
 zur Erhöhung des Wasserrückhaltevermögens (Mischungsstabilisation)
 zur Reduktion der Pumpendrücke bei der Förderung (Schmierstoff)

16
4. Spritzbetontechnologie

 zum partiellen Ersatz von Zement (Kostenoptimierung)


 zur Beschleunigung (hohe Frühstfestigkeiten)

Material
Zum Einsatz gelangen verschiedenste, der Dauerhaftigkeit und Frühfestigkeit nicht
abträgliche Feinanteilarten mit unterschiedlichem eigenem Reaktionsverhalten. Ein wichtiges
Auswahlkriterium bei den Zusatzstoffen ist die Wirtschaftlichkeit und damit auch die örtliche
Verfügbarkeit dieser Feinststoffe. Darum werden örtlich bedingt unterschiedliche Typen
bevorzugt.

Effekt Zusatz Bemerkungen


Hydraulisch Zement Zementtyp und –menge beeinflussen die Verarbeitbar-
keit und die Festigkeitsentwicklung.
Latent hydraulisch Hochofenschlacke (GGBS) Verlangsamt die Festigkeitsentwicklung und erhöht die
Flugasche (Typ W) Dauerhaftigkeit.
Puzzolanisch Silikafume Verbessert die Dauerhaftigkeit, erhöht das Bindungs-
Flugasche (Typ V) verhalten und damit die mechanischen Eigenschaften
Reduziert den pH-Wert des im Beton vorhandenen
Wassers und sollte dadurch nur in kleinen Mengen
verwendet werden.
Inert Steinmehl Tragen selber nicht zur Erhöhung der Festigkeit bei,
(z.B. Kalksteinmehl) helfen aber die Partikelmatrix zu verfeinern.

Tabelle 4-1: Effekte von Zusätzen in Spritzbeton und –mörtel

Mikrosilikat
Mikrosilikat ist amorphes SiO2, das als Nebenprodukt bei der Herstellung von Silizium entsteht.
Der sogenannte Silicafume weist eine enorme Oberfläche auf, ist äusserst reaktiv und eignet
sich deshalb technisch für die verschiedensten Anforderungen. Auch ist der Einfluss auf die
Frühfestigkeiten positiv. Damit wird Silicafume zum idealen Zusatzstoff. Allerdings sind die Kosten
hoch.

Flugasche
Flugasche fällt aus den Elektrofiltern bei der Elektrizitätsgewinnung mit feingemahlener
Steinkohle an. Flugaschen sind wirtschaftlich günstig und weisen sehr gute Eigenschaften
bezüglich Verarbeitungswilligkeit auf. Auch eignen sich Flugaschen für bestimmte
Dauerhaftigkeitsanforderungen. Wichtig bei der Flugasche ist die Gleichmässigkeit des Produktes.

17
4. Spritzbetontechnologie

Hüttensand
Hüttensand fällt bei der Verhüttung von Eisenerzen an. Hüttensande sind darum wirtschaftlich
günstig und eignen sich deshalb hervorragend als Füllstoffe. Sie reduzieren aber die
Frühstfestigkeit. Die Dauerhaftigkeit von Spritzbeton lässt sich mit Hüttensand in vielen Fällen
positiv beeinflussen.

Charakteristik Zement Silikafume Flugasche Schlacke Steinmehl


Frischbeton
Handling ++ ++ +++ + +++
Wasserrückhaltekapazität ++ +++ + + ++
Festigkeitsentwicklung
Frühstfestigkeit bis 4 h +++ + – – +/–
Frühfestigkeit bis 12 h ++ ++ – – +/–
Endfestigkeit ++ +++ ++ +++ +/–
Dauerhaftigkeit
Wassereindringwiderstand ++ +++ ++ ++ +
Sulfatwiderstand – ++ +/– +++ +/–
ASR Widerstand – +/– +/– +++ +/–
+ verbessernd - vermindernd

Tabelle 4-2: Eigenschaften von Zusätzen in Spritzbeton und -mörtel

4.1.3 Gesteinskörnungen

Die Zuschlagsstoffe (Gesteinskörnungen) bilden das Gerüst in der Spritzbetonmatrix und wirken
als Füllstoff in der Rezeptur. So besteht das Volumen zu ca. 75 % aus den Komponenten Sand
und Kies. Die geologische Zusammensetzung der Zuschläge hat einen entscheidenden Einfluss
auf die Verarbeitungs- und Festbetoneigenschaften. Gesteinskörnungen haben verschiedenste
Funktionen zu erfüllen:

 wichtigster Einflussparameter auf die Gleichmässigkeit in der Spritzbetonmischung


 bestimmende Ausgangsgrösse für den Wasserbedarf
 wirtschaftlicher Füllstoff in der Spritzbetonmatrix
 Einfluss auf mechanische Eigenschaften (Biegezugfestigkeit und Druckfestigkeit)
 starke Beeinflussung der Verarbeitbarkeit der Mischung (Kornformen und Feinanteile)
 hohen Einfluss auf die zu erreichende Dauerhaftigkeit (Porosität und Reinheit)

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4. Spritzbetontechnologie

4.2.1 Abbinde- und Erstarrungsbeschleuniger für Spritzbeton

Chemische Zusammensetzung von flüssigen alkalifreien Beschleunigern


Flüssige alkalifreie Beschleuniger sind mittlerweile weltweit der Standard für anspruchsvolle
Spritzbetonapplikationen, dies aufgrund ihrer vorteilhaften Eigenschaften in Bezug auf die
Verarbeitbarkeit und Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Diese Produkte, welche auf wässrigen
Lösungen oder Suspensionen von Aluminiumsulfat-Verbindungen basieren, sind einfach in
der Handhabung. Wird nun eine konstante Dosierung gewährleistet, entwickeln sich sehr gute
Frühfestigkeiten, welche gleichzeitig optimale Spritzbetoneigenschaften erzeugen. Bei der
Bezeichnung „alkalifrei“ muss man unterscheiden zwischen zwei chemischen Aspekten und den
daraus resultierenden Effekten auf die Spritzbetoneigenschaften.

 Alkalinität (als Synonym für basisch)


Der pH-Wert von alkalifreien Beschleunigern ist tief, typischerweise um pH 3. Dies wirkt sich
positiv auf die Aspekte Gesundheit und Sicherheit aus, da das menschliche Gewebe durch
stark basische Flüssigkeiten stärker gefährdet wird als durch schwache Säuren. Der pH-Wert
von alkalifreien Beschleunigern befindet sich im Bereich von schwachen Säuren, d.h. sie sind
vergleichbar mit süssen Limonaden und Fruchtsäften wie Cola (pH 2,4 – 3).

 Alkali-Ionen Gehalt
Der Gehalt von Alkali-Ionen (Natrium und Kalium) beeinflusst die Betoneigenschaften. Durch
einen erhöhten Alkaligehalt wird die Endfestigkeit und Dauerhaftigkeit des Spritzbetons
reduziert.

Chemische Bestandteile in Spritzbeton mit alkalifreien Beschleunigern


Es gibt einige anspruchsvolle Anforderungen an Spritzbeton, aufgrund seiner Verarbeitung: Bei
Frischbeton wird in der Regel eine gute Verarbeitbarkeit gefordert, d.h. gute Verarbeitungszeit
und Pumpfähigkeit. Für Spritzbeton wird oft das Gegenteil gefordert. Eine plötzliche Festigkeit
muss erreicht werden, damit das Auftragen von Betonschichten über Kopf ermöglicht wird,
welche ihr eigenes Gewicht halten können. Jede Verzögerung der Zementhydratation kann
in einem Versagen der Spritzbetonkonstruktion enden, dies aufgrund sekundärer Effekte wie
Kriechen oder Eindringen von Wasser.

Die wichtigsten Eigenschaften von beschleunigtem Spritzbeton, Abbinden und frühes Erstarren,
werden durch zwei chemische Reaktionen der alkalifreien Beschleuniger (basierend auf
Aluminiumsulfaten und Aluminiumhydroxid Sulfaten) erreicht. Diese Reaktionen finden

22
4. Spritzbetontechnologie

grösstenteils nacheinander statt, wobei es trotzdem eine Überlappung und eine chemische
Beeinflussung zwischen ihnen gibt.

Material
 Die Aluminatreaktion in alkalifreiem Spritzbetonbeschleuniger
Wird der Beschleuniger an der Düse in den Beton gemischt, startet eine deutliche
Ettringitbildung. Diese plötzlichen Ettringitniederschläge, welche während einer Aushärtezeit
von ca. 1 Stunde stattfinden, bilden eine feste Matrix, welche stark genug ist eine gute
Spritzbetonapplikation zu ermöglichen. Aufgrund chemischer und technischer Ursachen wird
bei dieser ersten Spritzbetonreaktion jedoch eine Druckfestigkeit von 1,0 bis 1,5 MPa nicht
überschritten.
Durch die negativen Faktoren, welche auf den jungen Spritzbeton wirken wie, statische Kräfte
(Überkopfanwendungen) oder Wassereindringungen, muss dieser erste Festigkeitsgewinn
durch eine anschliessende Festigkeitsentwicklung, der Silikat-Hydratation als zweite
Spritzbetonreaktion, gesteigert werden.

 Silikatreaktion in alkalifreiem Spritzbetonbeschleuniger


Sogar im Spritzbeton werden oft Verzögerer eingesetzt, um eine verlängerte Verarbeitungszeit
des Gemisches zu erreichen. Wenn der Spritzbeton einmal aufgetragen ist wirkt sich die
Zementverzögerung, d.h. die Verzögerung der Silikat-Hydratationsreaktion negativ auf die
Leistung des Spritzbetons aus. Ein zweiter Effekt von alkalifreien Beschleunigern findet
während dem Aushärten von frischem Spritzbeton statt. Die anfängliche Zementverzögerung
(welche für die Verarbeitbarkeit gefordert ist) wird abgebrochen, was wiederum zu einer
früheren Silikatreaktion führt im Vergleich zu frischem Beton.

Weitere flüssige Beschleuniger


Neben der vorher beschriebenen modernen Beschleunigertechnologie auf alkalifreier Basis, gibt
es ältere Typen von flüssigen Beschleunigern, welche nicht alkalifrei sind, was bedeutet, sie
beinhalten eine hohe Anzahl von Alkali-Ionen und sind sehr basische Flüssigkeiten mit pH-Werten
über pH 11.

Die chemischen Abläufe im Spritzbeton unterscheiden sich von den vorher Beschriebenen für
alkalifreie Beschleuniger. Aus diesen Differenzen ergeben sich bei der Benutzung von nicht
alkalifreien Beschleunigern im Spritzbeton weitere negative Effekte in Bezug auf die Sicherheit
während der Applikation und auf die Spritzbetondauerhaftigkeit. Wegen der hohen Alkalität (pH)
können diese Produkte Verbrennungen von menschlichem Gewebe verursachen.

23
4. Spritzbetontechnologie

Eigenschaften Beschleunigertyp
Alkalisch Alkalisch Alkalifrei
Aluminatbasis Silikatbasis
Dosierbereich 3–6% 12 – 15 % 4–7%
pH-Wert 13 – 14 12 – 13 3
Na2O Äquivalent 20 % 12 % <1 %
Frühfestigkeit bei gleicher Dosierung ++++ ++++ ++
Endfestigkeit + –– +++
Wasserdichtigkeit ++ –– +++
Auslaugverhalten ––– –– –
Arbeitshygiene ––– – +++
Sicherheit bei Arbeit und Transport –– – +++
+ verbessernd – vermindernd
Tabelle 4-4: Beschleunigertypen und ihre Hauptmerkmale

Typ Produkt Anwendung / Wirkung Bemerkung


Abbindebeschleuni- ®
Sigunit -L AF  Vortriebssicherung im  Für das Trocken- und
ger flüssig, alkalifrei Tunnelbau Nassspritzverfahren
 Fels- und Hangsicherung  Geringer
Abbindebeschleuni- Sigunit ® -AF  Hochwertiger Endfestigkeitsabfall
ger Pulver, alkalifrei Ausbauspritzbeton im vergleich mit dem
 Sehr hohe Frühfestigkeit nicht beschleunigten
 Erhöhte Wasserdichtigkeit Ausgangsbeton
 Reduktion der Eluatmenge  Nicht verträglich mit
 Erhöhte Arbeitssicherheit alkalischen Beschleunigern
und -hygiene  Metallteile in Kontakt mit
diesem Beschleuniger
müssen aus rostfreiem
Stahl sein

Abbindebeschleuni- Sigunit ® -L  Vortriebssicherung im  Für das Trocken- und


ger flüssig, alkalisch Tunnelbau Nassspritzverfahren
 Fels- und Hangsicherung  Ätzend
Abbindebeschleuni- Sigunit ®  Sehr hohe Frühfestigkeit  Endfestigkeitsabfall
ger Pulver, alkalisch  Weniger Rüchprall im Vergleich mit dem
 Spritzen auch auf nassen nicht beschleunigten
Untergründen Ausgangsbeton

Tabelle 4-5: Produkt Typen und ihre Hauptanwendungen

25
4. Spritzbetontechnologie

Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass für den dauerhaften Qualitätsspritzbeton unter
Berücksichtigung der Sicherheit der Spritzgruppe nur alkalifreie Abbindebeschleuniger
eingesetzt werden sollen. Alkalifreie Abbindebeschleuniger bieten eine verbesserte Sicherheit in
verschiedensten Bereichen:

Arbeitssicherheit:
Durch den pH-Wert von ca. 3 entstehen keine ätzenden Wasserspritznebel und Aerosole in der
Tunnelluft und somit keine Schädigungen von Haut, Schleimhäuten und Augen.

Umweltsicherheit:
Durch den Einsatz von alkalifreien Abbindebeschleunigern gelangen keine hochalkalischen
Zusatzmittelanteile in Gebirgs- und Drainagewässer.

Transportsicherheit:
Alkalifreie Abbindebeschleuniger haben kein Gefahrenpotential beim Transport, beim Lagern,
dem Umfüllen und der Dosierung.

Betonqualitätssicherheit:
Der Einsatz von alkalifreien Abbindebeschleunigern minimiert den Einfluss der Betonerhärtung
und verbessert die Dichtigkeit des Spritzbetons und somit die Dauerhaftigkeit.

Entsorgungssicherheit:
Durch alkalifreie Abbindebeschleuniger werden keine zusätzlichen löslichen Alkalien in
den Beton eingebracht, und das Betongefüge wird dichter. Dadurch wird die Gefahr von
Versinterungen der Drainagen deutlich verringert.

 Abbindebeschleuniger werden dann als alkalifrei bezeichnet, wenn der Alkaligehalt


bezogen auf die Masse des Beschleunigers ≤ 1% beträgt.

 Produkte werden dann als alkalisch bezeichnet, wenn sie einen pH-Wert zwischen 7
und 14 aufweisen.

26
4. Spritzbetontechnologie

Die Verarbeitungszeit und die innere Kohäsion des frischen Betons werden beeinflusst durch die
Hochleistungsverflüssiger, und dadurch auch alle weiteren Eigenschaften. Die Zusammensetzung
der Verflüssiger hat auch einen Effekt auf die Spritzbetonbeschleuniger. Alle unten genannten
Eigenschaften werden überwiegend beeinflusst durch die Betonrezeptur, welche wiederum durch
die Verflüssiger optimiert und kontrolliert wird.

Die Hauptanforderungen an Hochleistungsverflüssiger in Spritzbeton sind folgende:

Wasserreduzierung:
Erreichen der geforderten Fliessfähigkeit wenn der Wassergehalt im Frischbeton reduziert ist.
Ideale Frischbetonkonsistenz: Ausbreitmass von 550 bis 650 mm

Verarbeitungszeit:
Die Frischbetonkonsistenz muss möglichst konstant bleiben über die geforderte
Verarbeitungszeit, da für den Pumpvorgang eine weiche Konsistenz nötig ist.

Pumpbarkeit:
Eine tiefe Viskosität ergibt eine gute Pumpbarkeit und eine homogene Vermischung des
Spritzbetonbeschleunigers (Sigunit) und des Betons in der Spritzdüse.

Kompatibilität:
Die Wirkung von Hochleistungsverflüssiger, Abbindebeschleuniger und allen anderen
Betonzusatzmitteln müssen untereinander kompatibel sein. Darum müssen diese
Kombinationen getestet und bestätigt werden vom Fliessmittelhersteller und dem
Betonproduzenten. Eine beliebige Kombitation von verschiedenen Produkten und Mitteln kann
zu sehr unbefriedigenden Resultaten führen.

Hinsichtlich der Betontechnologie werden alternative Hochleistungsverflüssiger unterschieden


aufgrund ihrer Wasserreduzierung und ihrer Eignung:

 Verflüssiger
Die begrenzte Wasserreduzierung (5 – 10%) sowie gelegentlich ihre chemische
Zusammensetzung machen Verflüssiger unzweckmässig für Spritzbeton.

28
4. Spritzbetontechnologie

4.2.3 Konsistenzstabilisierer / Abbindeverzögerer:

Spritzbeton wird meistens im Tunnel- und Untertagebau benutzt, wo riesige logistische

Material
Herausforderungen existieren. Deshalb muss die Verarbeitungszeit des Betons so flexibel wie
möglich sein. Dies kann effektiv erreicht werden, da der Start und die Geschwindigkeit der
Hydratation unabhängig gesteuert werden können. Dies geschieht durch das Hinzufügen des
Spritzbeton-Abbindebeschleunigers bei der Düse. Darum kann die Verarbeitbarkeit über mehrere
Stunden verlängert werden und die logistischen Operationen wie die Betonherstellung, der
Transport, Wartezeiten und die Applikation können angemessen eingeplant werden.

SikaTard ® -930
Konsistenzstabilisierer für Spritzbeton, wie SikaTard® -930, ermöglichen fast jede beliebige
Frischbeton-Verarbeitungszeit. Der spezifische Zeiteffekt hängt von der Dosierung, dem
Zementtyp, dem Bindemittelgehalt, dem Wassergehalt und den Temperaturverhältnissen ab.

Erforderliche Verarbeitungszeit Produkt Empfohlene Dosierung pro Zement


1 bis 3 Stunden Sika ® ViscoCrete ® -SC Abhängig vom benötigten W/Z-Wert:
0,8 – 1,5 %
4 Stunden Sika ® ViscoCrete ® -SC 0,8 – 1,5 %
SikaTard ® -930 0,2 – 0,4 %
8 Stunden Sika ® ViscoCrete ® -SC 0,8 – 1,5 %
SikaTard ® -930 0,4 – 0,6 %
12 Stunden Sika ® ViscoCrete ® -SC 0,8 – 1,5 %
SikaTard ® -930 0,6 – 0,8 %

Tabelle 4-8: Verlängerung der Verarbeitungszeit durch zusätzliche Zugabe von SikaTard ® -930

31
4. Spritzbetontechnologie

Typ Produkt Anwendung/ Wirkung Bemerkungen


Beschleuniger Sigunit ®  Schalungsfreies Betonieren  Zugabe an der Düse
Hochleistungs- Sika ® ViscoCrete ® SC  Hohe Wasserreduktion  Optimale Wirkung bei Zugabe
fliessmittel  Bessere Verarbeitbarkeit nach dem Anmachwasser
 Zeitlich kontrolliert verarbeitbar  Optimale Dosierung abhängig
 Starke Festigkeitssteigerung von Zementtyp
 Besseres Schwind- und  Für spezifische Eigenschaften
Kriechverhalten sind Vorversuche mit dem
 Höhere Wasserdichtigkeit zu verwendenden Zement
und den Zuschlagsstoffen
zwingend notwendig
Verzögerer SikaTard ®  Verarbeitbarkeitszeit einstellbar
 Keine Reinigung von Pumpen
und Schläuchen während der
Verzögerungsphase notwendig
Silicafume SikaFume ®  Verbesserte  Zugabe im Betonwerk
Frischbetonhomogenität  Optimale Nachbehandlung
 Stark erhöhte Dichtigkeit ist notwendig, da
 Verbesserte Haftung zwischen Silicafumebeton an der
Zuschlägen und Zementstein Oberfläche sehr schnell
 Hohe Frost und Frost- austrocknet
Tausalzbeständigkeit
 Weniger Rückprall
Polymer- Sikacrete ® -PP1 gleich wie bei SikaFume ® und: gleich wie bei SikaFume ®
vergütetes  Beträchtliche Wasserreduktion
Silicafume-  Für höchste
Pulver Qualitätsanforderungen

Pumphilfen und SikaPump ®  Verbesserung von Homogenität  Zugabe erhöht die


Stabilisatoren Sika ® Stabilizer innerer Kohäsion bei ungünstigen Leistungsaufnahme des
Betonmischungen Mischers und erhöht die
 Erhöhung der Spitzenleistung mit Betonkonsistenz – nicht
weniger Energieverbrauch sogar mittels Zusatzwasser
bei Mischungen mit gebrochenen korrigieren
Zuschlägen
Schmiermittel SikaPump ® -Start 1  Reduziert den  Schmiermittelmixtur
Reibungswiderstand der darf nicht auf die
Schläuche/Rohre Applikationsfläche gespritzt
 Ersetzt Zementschlämme als werden
Schmiermittel
Macro Fasern SikaFiber ®  Verstärken der Spritzbetonschale  Zugabe im Betonwerk
 Erhöhung der Biegezugfestigkeit
und der Energieabsorption

Tabelle 4-9: Übersichtstabelle von Zusatzmitteln und Zusatzstoffen für den Spritzbeton

34
5. Spritzbetonanforderungen

Dieses Kapitel beschreibt alle Anforderungen an Spritzbeton und –mörtel auf einfache und
verständliche Art und Weise. Gewappnet mit diesen Informationen können die Materialien korrekt
gewählt werden. Es vereinfacht die Wahl zwischen Nass- und Trockenspritzverfahren, der
richtigen Mischrezeptur und der korrekten Frühfestigkeitsentwicklung und Dauerhaftigkeit des
aufgetragenen Materials gemäss den benötigten Anforderungen.

Anforderung
5.1 Frühfestigkeitsentwicklung
Stark abhängig vom Anwendungsort des Spritzbetons oder -mörtels müssen unterschiedliche
Anforderungen an die Frühfestigkeitsentwicklung erfüllt werden. Man unterscheidet dabei
zwischen:

 Frühstfestigkeitsentwicklung im Bereich von Minuten bis ca. 1 Stunde


 Frühfestigkeitsentwicklung im Bereich von ca. 1 Stunde bis max. 1 Tag

Danach spricht man von der normalen Festigkeitsentwicklung, vergleichbar mit derjenigen von
Konstruktionsbeton. Die Festigkeitsentwicklung wird durch die gleichen Faktoren beeinflusst:

 Gesteinskörnung
 Zementtyp und Zementgehalt
 Bauteilstärke
 Wassergehalt
 Temperaturen im Beton und der Umgebung (Untergrund)
 Für den Spritzbeton kommt als wesentliche Einflussgrösse der Abbindebeschleuniger hinzu,
welcher die Festigkeiten ab der ersten Minuten bis zu Stunden deutlich erhöht.

Angewendet wird Spritzbeton hauptsächlich in der Sicherung und im Ausbau. Daneben


werden Spritzbetone immer wieder auch zur Verfüllung oder Ausfüllung von Hohlräumen
verwendet. Vor allem im Sicherungsbereich sind die Anforderungen an die Frühst- und
Frühfestigkeitsentwicklung massgebend und werden meist auch vorgeschrieben.

Frühstfestigkeitsentwicklung
In den ersten Minuten nach Auftrag des Spritzbetons ist die Klebkraft des Materials
massgebend. Die richtig dosierte Luftmenge hat dabei einen grossen Einfluss. Sie bestimmt die
Auftragsgeschwindigkeit (Auftragsstärke). Zu geringe Luftmenge bewirkt eine ungenügende
Verdichtung des Spritzgutes, was sich negativ auf die Endfestigkeit auswirkt. Zu hohe Luftmenge
erzeugt viel Staub und grossen Rückprall. Die im Staub schwebenden Feinanteile von Zement

35
5. Spritzbetonanforderungen

und Beschleuniger sind wichtige Bestandteile, die für eine optimale Festigkeitsentwicklung
fehlen. Staubemissionen sind aber auch aus arbeitshygienischen (gesundheitlichen) Gründen
möglichst zu vermeiden. Es kann immer nur so viel Spritzbeton aufgetragen werden, wie es die
Haftzugfestigkeit zwischen Spritzbeton und Untergrund zulässt. Die Frühstfestigkeitsentwicklung
bestimmt die Arbeitsleistung bei der Applikation.

Frühfestigkeitsentwicklung
Ab ca. 1 Stunde (in ausgewählten Fällen oder in der Sofortsicherung bereits nach wenigen
Minuten) stellt sich eine messbare Druckfestigkeit ein. Von dieser Festigkeitsentwicklung ist es
abhängig, ab wann mit dem Vortrieb weitergefahren werden kann. Die Frühfestigkeitsentwicklung
bestimmt den Baufortschritt im Tunnelvortrieb.
.

5.2 Endfestigkeit
Neben den für Spritzbeton spezifisch geforderten Frühst- und Frühfestigkeiten werden
genauso wie bei konventionellem Beton auch mechanische Anforderungen an den erhärteten
Spritzbeton gestellt, in aller Regel nach 28 Tagen. Die Höhe der Festigkeiten richtet sich nach den
Bemessungen des projektierenden Tunnelbauingenieurs. Gemessen werden die Druckfestigkeiten
am Bauwerk oder aus Spritzkisten entnommenen Bohrkernen. Als Referenzwerte dienen zuweilen
auch Würfelproben des ungespritzten Betons, welche aber für die Anwendung Spritzbeton
nicht massgebend sein können, da durch den Prozessschritt des Spritzens die Eigenschaften
deutlich verändert werden können. So haben z.B. die verwendeten Abbindebeschleuniger
und die Fachkompetenz des Düsenführers einen enormen Einfluss auf die zu erreichenden
Endfestigkeiten. Spritzbeton wird meist als dünne Tragschale ausgebildet und sollte daher ein
duktiles Tragverhalten aufweisen. Das kann über Bewehrungsstähle erreicht werden. Ideal für
die flexible Formausbildung von Spritzbeton ist aber der Einsatz von Fasern zur Bewehrung von
Spritzbeton und -mörtel. Durch Fasern bewehrter Spritzbeton ist ein höchst leistungsfähiger,
tragender Baustoff.

Geprüft werden die Eigenschaften des Spritzbetons an Proben, die direkt dem Bauwerk
entnommen werden oder an Spritzkisten, die parallel zur Applikation unter möglichst
vergleichbaren Voraussetzungen gespritzt und dann zur Probekörperentnahme ohne Zerstörung
des Bauwerkes herangezogen werden. Spritzkisten mit definierten Abmessungen werden auch
für den Plattentest zur Bestimmung des Biegezugverhaltens und des Arbeitsvermögens des
faserbewehrten Spritzbetons herangezogen.

36
5. Spritzbetonanforderungen

 Eine Maximierung der Verbundeigenschaften wird durch die Verwendung von Silicafume erreicht.
 Der Zugabezeitpunkt der Faser ist abhängig vom Fasertyp und kann im Falle von Problemen (z.B.
Igelbildung) evtl. abgeändert werden.
 Es ist zu berücksichtigen, dass beim Rückprall auch Fasern verloren gehen und deshalb der
Gehalt, bzw. die Leistungsfähigkeit des gespritzten Betons massgebend sind und nicht die
theoretische Stahlfaserdosierung.

Energieabsorbtions- Energieabsorbtion in Joules [J] für Anwendung für folgende Boden-


klasse eine Auslenkung bis 25 mm / Felsbedingungen
E500 500 vernünftig
E700 700 mittelmässig
E1000 1000 schwierig

Tabelle 5-3: Energieabsorbtionsklassen bezüglich EN 14487-1

Bild 5-5: Plattendruckversuch von stahlfaserverstärktem Spritzbeton gemäss EN 14488-5

40
5. Spritzbetonanforderungen

5.5 Dauerhaftigkeit
Die Menge an Wasser in einer Mischung beeinflusst alle Eigenschaften des erhärteten Betons
zentral und ist darum die entscheidende Einflussgrösse, insbesondere bei der Dauerhaftigkeit.
Auch im Spritzbeton gilt: je tiefer der Wassergehalt in der Mischung, desto besser sind die
Dauerhaftigkeitseigenschaften des Baustoffes. Das Mass zur Beurteilung ist der Faktor Wasser zu
Zement oder Wasser zu Bindemittel. Dieser Faktor wird durch die Zuschlagsstoffe am stärksten
beeinflusst. Die gegebenen Zuschlagsstoffe müssen bei der Festlegung der Grenzwerte für den
Wassergehalt berücksichtigt werden.

 Wasser / Zement-Wert ≤ 0,55 für Beton mit geringen Anforderungen

 Wasser / Zement-Wert ≤ 0,50 für Beton mit mittleren Anforderungen

 Wasser / Zement-Wert ≤ 0,46 für Beton mit hohen Anforderungen

Neben dem Wassergehalt beeinflussen natürlich die Zuschlagsstoffe und das Bindemittel die
Dauerhaftigkeitseigenschaften. Zusätzlich kommt beim Spritzbeton der Einfluss der sehr raschen
Frühst- und Früherhärtung dazu, welche meist über einen Abbindebeschleuniger oder spezielle
Zemente gesteuert wird. Herkömmliche Abbindebeschleuniger reduzieren die Endfestigkeiten
und führen grössere Mengen an Sulfaten in den Spritzbeton ein. Auch deshalb ist der Einsatz von
alkalifreien Beschleunigern zur Herstellung von dauerhaftem Spritzbeton zu bevorzugen. Weiter
ermöglicht der Einsatz von Silicafume eine zusätzliche, deutliche Verdichtung des Betongefüges
und eine Erhöhung der Klebkraft zwischen Zuschlagstoff und Zementsteinmatrix. Beides
verbessert die Dauerhaftigkeit erheblich. Richtig zusammengestellter Spritzbeton ist in der Lage,
alle Anforderungen an die Beständigkeit zu erfüllen, genau gleich wie konventioneller Beton.

Vergleichbar mit konventionell eingebautem Beton gilt ebenso für den Spritzbeton: Die
Spritzbetonoberfläche ist nur so gut, wie sie nachbehandelt worden ist. Die Durchführung der
Nachbehandlung gestaltet sich allerdings weit schwieriger. Vor allem, da in den ersten Stunden,
in denen der geschalte Beton durch die Form geschützt ist, bereits Austrocknung und Zugluft auf
die Spritzbetonoberfläche einwirken. Abhilfe schafft das regelmässige Netzen der Oberfläche,
was im Tunnelquerschnitt aber praktisch nur sehr schwer durchführbar ist. Auch das Abdecken,
beispielsweise mit einem Nachbehandlungswagen, lässt sich im Spritzbetonbau nur schwer
umsetzen. Seit kurzem sind sogenannte interne Nachbehandlungsmittel auf dem Markt, welche

42
5. Spritzbetonanforderungen

dem Spritzbeton schon bei der Herstellung zudosiert werden können und die Aufgabe der
Nachbehandlung dann integriert übernehmen.

Zielparameter Massnahme Produkt


Erhöhung der  Reduktion Wassergehalt Sika ® ViscoCrete ® SC

Anforderung
Druckfestigkeit  Einsatz von Silicafume SikaFume®
Verbesserung der  Reduktion Wassergehalt Sika® ViscoCrete ® SC
Wasserdurchlässigkeit  Einsatz von Silicafume SikaFume®
Erhöhung der  Reduktion Wassergehalt Sika ® ViscoCrete ® SC
Frostbeständigkeit  Einsatz von Silicafume SikaFume ®
Erhöhung der  Reduktion Wassergehalt Sika® ViscoCrete ® SC
Sulfatbeständigkeit  Einsatz eines sulfatbeständigen SikaFume®
CEM und/oder Einsatz von
Silicafume Sigunit ® -L AF
 Minimierung der Beschleuniger-
Dosis
Erhöhung der  Reduktion Wassergehalt Sika® ViscoCrete® SC
AAR-Beständigkeit  Einsatz von Bindemittel mit
niedrigem Na2O-Äquivalent
 Einsatz von Gesteinskörnungen
mit geringem AAR-Potential
 Minimierung der Beschleuniger- Sigunit ® -L AF
Dosis
Tabelle 5-4: Massnahmen zur Änderung der Spritzbetoneigenschaften und zur Erhöhung der Dauerhaftigkeit

Jede Tätigkeit wird durch die Menschen bestimmt, die sie ausführen. Hier sind es insbesondere
der Düsenführer und der Schichtleiter, die die Qualität des eingebauten Spritzbetons zentral
beeinflussen. Alle Massnahmen im Vorfeld erfüllen ihren Zweck nur so gut, wie sie vor Ort
umgesetzt werden. Allerdings müssen den Ausführenden auch praxisgerechte Voraussetzungen
zur Verfügung gestellt werden.

43
6. Nassspritzbeton

Unter Nassspritzbeton versteht man die Förderung (Transport) eines fertig hergestellten
Spritzbetons von Gesteinskörnungen, Zement, Wasser und Spritzbetonzusatzmitteln zu einer
verarbeitbaren Mischung. Für den Spritzvorgang wird der Nassspritzbeton mit Luft und
Erstarrungsbeschleunigern vermischt und appliziert. Für den Transport von Nassspritzbeton
kann das Dichtstromverfahren oder das Dünnstromverfahren eingesetzt werden. Das
Nassspritzbetonverfahren im Dichtstrom ist das modernste Hochleistungsverfahren.

6.1 Anwendungsgebiete
Nassspritzbeton findet immer dann seine Anwendung, wenn hohe Festbetonqualitäten gefordert
sind und hohe Leistungen verlangt werden. So schreitet die Verbreitung von Nassspritzbeton im
maschinellen Tunnelvortrieb unwiderruflich voran. Schlussendlich sind aber auch die Präferenzen
des ausführenden Unternehmers massgebend bei der Wahl des Verfahrens!

Primäre Einsatzgebiete für das Nassspritzbetonverfahren:

 Spritzbetonarbeiten mit hohen Anforderungen an die Spritzleistung


 massgebliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Bereich der Applikation
 verbesserte Dauerhaftigkeitseigenschaften dank kontrollierter Zugabewassermenge

6.2 Vorteile
Die Vorteile des Nassspritzverfahrens liegen in verschiedensten Bereichen. Der Nassspritzbeton
ist das modernere und leistungsfähigere Verfahren zur Verarbeitung von Spritzbeton.

 Erhöhung der Spritzleistung, im Einzelfall bis zu 25 m³/h


 Reduktion der Rückprallmenge um das Doppelte bis Vierfache
 deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen dank reduzierter Staubbildung
 Senkung der Verschleisskosten an der Spritzeinrichtung
 Verringerung des Luftmengenbedarf bei der Spritzapplikation
 Verbesserung der Qualität des eingebauten Spritzbetons (konstanter Wassergehalt)

Beim Nassspritzbeton im Dichtstromverfahren ist der Aufwand zu Beginn (Anfahren) und am


Ende (Reinigung) der Applikation aufwändiger als im Trockenspritzbetonverfahren. Zudem wird
die Verarbeitungszeit bei der Herstellung vorbestimmt, der Spritzbeton muss also in dieser Zeit
verarbeitet werden. Andernfalls fallen Restbetonmengen an.

44
6. Nassspritzbeton

6.3 Nassspritzbetonrezepturen
Die Mischungszusammenstellung von Nassspritzbeton ist abhängig von den geforderten
Festbetonwerten und der erwarteten Verarbeitbarkeit, also von den Zielvorgaben:

 den vorgegebenen Festbetonzielwerten (Druckfestigkeit / Dauerhaftigkeit)


 dem durchzuführenden Logistikkonzept (Transportwege / Temperaturverhältnisse)
 den vorgeschriebenen Einbauverhältnissen (Frühst- und Frühfestigkeitsentwicklung)
 der Wirtschaftlichkeit der Nassspritzbetonrezeptur

Nassspritzen
Als Folge von all diesen Parametern werden Zementtyp und -gehalt, Typ und Abstufungen
der Gesteinskörnungen, der Wassergehalt und die Art und Menge der Spritzbetonzusatzmittel
gewählt, mit Versuchen bestätigt oder nach Beurteilung der Zielgrössen angepasst. Nachfolgend
werden stellvertretend Nassspritzbetonrezepturen detailliert dargestellt.

Bei den Gesteinskörnungen sind die vor Ort vorhandenen Zuschlagsstoffe zentral massgebend
für die Wahl der Abstufung in der Sieblinie. Durch Versuche und Erfahrungswerte mit dem
zur Verfügung stehenden Granulat muss diejenige Sieblinie bestimmt werden, welche die
aufgezählten Anforderungen bestmöglich erfüllt. Ein Ersatz der Gesteinskörnungen kommt aus
wirtschaftlichen Gründen (Transport von gewaltigen Mengen) nur im Ausnahmefall in Frage.
Als Beispiele dienen die nachfolgenden Diagramme zur Festlegung der Sieblinie aufgrund der
Aussiebungen der Einzelkomponenten.

Komponente Typ Menge [kg/m3] Effekt


Bindemittel Zement 400  „Leim“ der Betonmatrix
 Hohe Festigkeitsentwicklung
 Gute Pumpbarkeit
 Kleben auf dem Substrat nach dem Spritzen
Wasser Keine Verunreinigungen 192  Hydratationsprozess
 Gute Pumpbarkeit
Zuschläge 0 – 8 mm 1718  Kornstruktur des Betons
 Aufgrund des Rückpralls ist die Korngrösse
auf 8 mm begrenzt
Hochleistungs- Sika® ViscoCrete® SC 4  Reduziert den benötigten Wassergehalt
verflüssiger  Verbessert die Verarbeitbarkeit

Dichte [kg/m3] 2310

Beschleuniger Sigunit ® -L AF 24  Beschleunigt die Festigkeitsentwicklung


 Betonieren ohne Schalung möglich

Tabelle 6-1: Effekte der Spritzbetonkomponenten


45
6. Nassspritzbeton

Mischungsentwurf von 1 m3 Spritzbeton Gehalt kg kg/L Liter


Mischungsentwurf 1000
Zement 400 3,15 127
Wasser W/Z: 0,48 192 1,00 192
Luftporen 4% 0 0,00 40

Gesteinskörnungen 100 % 1718 2,68 641


Sand 0 – 4 mm 60 % 1031 2,68 385
Kies 4 – 8 mm 40 % 687 2,68 256

Wasser 192
Sandfeuchte 4% 1031 1,00 41
Kiesfeuchte 2% 687 1,00 14
Zusatzwasser 137

Zusatzmittel
Sika® ViscoCrete® SC 1% 4 1,10 4
Sigunit ® -L AF 6% 24 1,40 17

Tabelle 6-2: Mischungsentwurf für Nassspritzbeton

Bild 6-1: Inhaltsstoffe von Spritzbeton: Kies, Wasser, Zement, Betonverflüssiger, Sand (v.l)

46
6. Nassspritzbeton

6.5 Spezialrezepturen für Nassspritzbeton


Beton-Zusammensetzung
Komponenten Typ
Zement CEM I
Gesteinskörnung 0 – 8 mm
Wasser Keine Verunreinigungen
Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC
Beschleuniger Sigunit ® -L AF
Tabelle 6-3: Empfohlene Beton-Zusammensetzung
Höhere Frühfestigkeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 30 kg Zement CEM l Stärkere Frühfestigkeitsentwicklung
+ 2 % Beschleuniger Sigunit ® -L AF Stärkere Frühfestigkeitsentwicklung

Höhere Endfestigkeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 20 kg Silica Fume SikaFume® Höhere Dichte
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit / geringerer
Wasserbedarf
- 15 kg Wasser Wasser Höhere Dichte

Längere Verarbeitungszeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 0,3 % Verzögerer SikaTard® Hydratationsverzögerung

Bessere Pumpbarkeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 30 kg Feinanteile Feinsand/ Kalkstein/ Flugasche Schmierung
+ 0,5 % Pumpmittel SikaPump® Kleinerer Pumpendruck
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit

Höhere Dauerhaftigkeit I
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
- 15 kg Wasser Wasser Höhere Dichte
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit / geringerer
Wasserbedarf

Höhere Dauerhaftigkeit II
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 30 kg Silica fume SikaFume® Höhere Dichte
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit / geringerer
Wasserbedarf

Tabelle 6-5: Anpassungsmöglichkeiten der Beton-Zusammensetzung für spezielle Anforderungen

48
6. Nassspritzbeton

Empfohlene Parameter
Menge Ausbreitmass 600 mm
400 kg Temperatur 20 °C
1718 kg Luftporengehalt 4%
192 kg Festigkeitsentwicklung J2
1% Verarbeitungszeit 2 Std.
6% Wasser / Zement 0,48

Nassspritzen
Tabelle 6-4: Optimale Spritzbetonparameter
Erhöhung der Duktilität I
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 30 kg Makro Stahlfasern mit Endhaken L=35 mm, Ø 0,5 mm Höhere Energieabsorbtion
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit

Erhöhung der Duktilität II


Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 10 kg Makro Synthetikfasern Modifizierte PP L=50 mm, Ø 0,5 mm Höhere Energieabsorbtion
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit

Erhöhte Feuerbeständigkeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 2 kg Mikro Synthetikfasern PP L=6 mm, Ø 0,04 mm Dampfdruckreduktion
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit

Kostenoptimierung I
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
- 70 kg Zement CEM I Kostenreduktion
+ 70 kg Zusätze Kalkstein/ Flugasche Ersatz für Zement

Kostenoptimierung II
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
- 400 kg Zement CEM I Kostenreduktion
+ 400 kg Mischzement CEM II Ersatz für Zement

49
6. Nassspritzbeton

6.7 Qualitätssicherung
Im Rahmen der Eignungsprüfungen (Erstprüfung) und auch für die laufende Qualitätssicherung
ist durch den ausführenden Unternehmer ein Konzept zur Qualitätssicherung aufzustellen. Darin
sind alle relevanten Parameter bezüglich Qualität und Sicherheit nachvollziehbar abgebildet. Die
praxistaugliche Erstellung des Konzeptes ermöglicht eine wirtschaftliche Durchführung und damit
auch dessen Durchsetzung. Die Qualitätssicherung soll den gesamten Prozess beschreiben.

Um ein optimales Zusammenwirken von Zusatzmitteln und Zement zu erreichen, kann es

Nassspritzen
bei Grossprojekten sinnvoll sein eine Zementanalyse durchzuführen. Dadurch können die
Zusatzmittel im Vorfeld optimal auf den Zement abgestimmt werden.

Prozess Arbeitsschritt Prüfgrösse Häufigkeit


Komponenten Geisteinskörnungen Feuchtigkeit Jede Lieferung/ Charge
Sieblinie Periodisch
Kornzusammensetzung Periodisch
Zement/ Zusatzstoffe Lieferpapiere Jede Lieferung/ Charge
Betonzusatzmittel Lieferpapiere Jede Lieferung/ Charge
Beton- Mischanlage Waagen / Mischwerkzeug Nach Wartungsplan
produktion
Betonherstellung Konsistenz Herstellung Jede Lieferung/ Charge
Frischbetonprüfung Wassergehalt Periodisch
Frischbetonrohdichte
Temperaturen (Beton/ Luft)
Konsistenz
Luftporen
Transport Transportfahrzeug Wartung Nach Wartungsplan
Anwendung Spritzbetongerät Wartung Nach Wartungsplan
Beschleuniger-Dosis Täglich
Spritzbeton Konsistenz Nach Prüfplan
Festigkeitsentwicklung
Endfestigkeit
Dauerhaftigkeit

Tabelle 6-7: Qualitätssicherung für Spritzbeton

51
7. Trockenspritzbeton

Unter Trockenspritzbeton versteht man die Förderung (Transport) eines vorgemischten


Spritzbetons, bestehend aus Gesteinskörnungen, Zement, evtl. Spritzbetonzusatzmitteln, aber
ohne Zugabewasser. Diese vorgemischte Rezeptur ist entweder gänzlich trocken (ofentrocken)
oder aber durch die Eigenfeuchtigkeit der Gesteinskörnungen benetzt. Für den Spritzvorgang wird
der Trockenspritzbeton mit Wasser und Erstarrungsbeschleunigern vermischt und dann appliziert.
Anstelle von Erstarrungsbeschleunigern kann im Trockenspritzverfahren auch mit speziellen
Schnellzementen gearbeitet werden, die nach der Benetzung mit Wasser in kürzester Zeit
abbinden. Für den Transport von Trockenspritzbeton kann nur das Dünnstromverfahren eingesetzt
werden. Das Trockenspritzbetonverfahren ist ein ständig weiterentwickeltes, optimiertes und seit
langem bewährtes Verfahren.

7.1 Anwendungsgebiete
Trockenspritzbeton findet immer dann seine Anwendung, wenn geringere Mengen und
Leistungen gefordert sind und höchste Frühstfestigkeiten, beispielsweise zur Vorabdichtung
von starkem Wasseranfall durch Gunite, unabdingbar sind. Schlussendlich sind aber auch die
Präferenzen des ausführenden Unternehmers massgebend bei der Wahl des Verfahrens!

Einsatzgebiete für Trockenspritzbeton und Fertiggunite:

 Betoninstandsetzung
 Abdichtungsarbeiten
 Vorabdichtungen bei starkem Wasseranfall
 zeitlich unabhängiges Logistikkonzept
 kleinere Spritzarbeiten (Siloware vor Ort)

7.2 Vorteile
Die Vorteile des Trockenspritzbetons liegen in seiner Flexibilität. Der Trockenspritzbeton ist das
traditionelle und weltweit bekanntere Verfahren zur Verarbeitung von Spritzbeton.

 höchste Frühstfestigkeiten zur Vorabdichtung oder Vorsicherung


 beinahe unbegrenzte Vorhaltezeit (Verfügbarkeit) bei siliertem Material
 kein Restbeton

52
7. Trockenspritzbeton

Beim Trockenspritzbeton verschlechtern die hohen Rückprallmengen, die Staubentwicklung und


die höheren Verschleisskosten die Wirtschaftlichkeit.

7.3 Trockenspritzbetonrezepturen
Auch die Trockenspritzbeton-Zusammensetzung ist abhängig von den geforderten Zielvorgaben.
Neben den geforderten Festbetonwerten ist hier die Abstimmung zur Optimierung der
Staubentwicklung und der Rückprallmenge massgebend für den wirtschaftlichen Einsatz
von Trockenspritzbeton. Als Folge dieser Parameter werden Zementtyp und -gehalt, Typ und
Abstufungen der Gesteinskörnungen, der Wassergehalt (Eigenfeuchtigkeit) und die Art und
Menge der Spritzbetonzusatzmittel gewählt, mit Versuchen bestätigt oder nach Beurteilung
der Zielgrössen angepasst. Nachfolgend wird stellvertretend eine Trockenspritzbetonrezeptur

Trockenspritzen
detailliert dargestellt.

Bei den Gesteinskörnungen sind die vor Ort vorhandenen Zuschlagsstoffe ausschlaggebend
für die Wahl der Abstufung in der Sieblinie. Durch Versuche und Erfahrungswerte mit dem
zur Verfügung stehenden Granulat muss diejenige Sieblinie bestimmt werden, welche die
aufgezählten Anforderungen bestmöglich erfüllt. Im Trockenspritzbeton, vor allem aber
im Trockenspritzmörtelbereich, also bei den Guniten, wird oft auch mit ofengetrockneten
Fertigmischungen von Spritzmörtelherstellern gearbeitet. Diese Gunite werden im Sack oder
per Silofahrzeug angeliefert und im Zwischensilo bis zur Verarbeitung gelagert. So wird man
unabhängig von den vor Ort anzutreffenden Gesteinskörnungen.

7.4 Feuchtigkeit der Zuschlagsstoffe


Die Einstellung der Eigenfeuchtigkeit im Trockenspritzverfahren ist massgebend für die
Staubentwicklung und die Förderbarkeit. Ist das Material zu trocken, entwickeln sich sehr grosse
Mengen an Staub. Ist das Material hingegen zu feucht, bilden sich Verstopfungen (Anbackungen)
im Fördersystem. Die Eigenfeuchtigkeit sollte zwischen 2% bis 5% liegen und wird entweder
durch die Feuchtigkeit im Granulat gesteuert oder mittels spezieller Benetzungsinstallationen
erreicht. Vor Ort auf der Mischanlage hergestellter Trockenspritzbeton besitzt immer eine geringe
Eigenfeuchtigkeit, da die Gesteinskörnungen nur sehr aufwändig gänzlich trocken gehalten
werden können. Im Trockenbaustoffwerk hergestellte Fertigmörtel und -spritzbetone hingegen
sind ofentrocken und müssen zur Reduktion der Staubentwicklung vorbenetzt werden.

53
8. Spritzbetonapplikation

8.1 Sicherheit
Sicherheit ist ein zentraler Begriff im gesamten Bauwesen, speziell aber auch im Spritzbetonbau,
da hier Maschinentechnik mit starken Kräften (Hydraulik / Pneumatik / Elektronik) mit einer
Applikationstechnik zusammentreffen, bei der wortwörtlich der Beton durch die Luft fliegt!
Also müssen die Anwender und im nahen Umkreis befindliche Personen geschützt werden. Die
Gefahrenquellen:

 Lieferung des Spritzbetons mit grossen Fahrzeugen in meist beengten Verhältnissen bei
schlechtem Licht: persönliche Vorsichtsmassnahme durch eindeutiges und frühes zur
Seite treten; Tragen von reflektierenden Schutzkleidern; ausreichende Beleuchtung des
Fahrzeuges (auch dessen Reinigung); Signalerkennung bei Rückwärtsfahrt

 Umschlag des Betons in das Fördergerät: Schutzgitter zur Verhinderung des Zugangs
zur Fördereinheit; persönliche Schutzausrüstung (wichtig: Augenspritzschutz)

 Förderung des Spritzbetons, der Luft, der Erstarrungsbeschleuniger zur

Applikation
Applikationsstelle: regelmässige Wartung der Geräte nach Wartungsplan (speziell auch
Überprüfung der Förderleitungen oder -schläuche); entsprechende Fachausbildung der
Beschäftigten bei der Maschinentechnik; persönliche Schutzausrüstung; genügende
Arbeitsbeleuchtung sicherstellen

 Applikation des Spritzbetons: persönliche Schutzausrüstung (schlagfeste Brille,


Helm, Handschuhe, Atemschutz, Gehörschutz, Arbeitsschuhe, Ganzkörperbekleidung);
noch ungeschützten und frisch betonierten Bereich nicht betreten, ausreichende
Arbeitsbeleuchtung sicherstellen

 Im Umfeld der Spritzapplikation sollen sich keine Unbeteiligten aufhalten. Und wenn
doch, müssen diese die gleiche persönliche Schutzausrüstung tragen.

Die ganz grossen Gefahren liegen sicher im Abbrechen von frischem Spritzbeton oder noch
unbefestigtem Untergrund auf Personen, in der unsachgemässen Bedienung von Geräten und
Installationen für Elektrik, Hydraulik und Pneumatik und in der eigenen Unachtsamkeit, hier
speziell beim Weglassen bestimmter Teile der persönlichen Schutzausrüstung wie z.B. der
Schutzbrille.

55
8. Spritzbetonapplikation

8.2 Spritzbetonuntergrund
Der Verbund des Spritzbetons mit dem Untergrund kann nur so gut sein, wie die Qualität der
beiden Kontaktflächen. Spritzbeton besitzt aufgrund seines Bindemittelgehaltes und der hohen
Aufprallgeschwindigkeit beim Spritzen gute Voraussetzungen für eine starke Verkrallung und
hohe Haftzugfestigkeiten. Die andere Seite der Kontaktstelle, der Untergrund wird deshalb meist
massgebend für die Verbindung. Im Falle von Unterbeton soll dieser aufgeraut sein, was bei rauen
Spritzbetonoberflächen in der Regel erfüllt ist. Zudem muss die Oberfläche frei von losen und
nur schwach haftenden Teilen sein. Die Oberfläche muss vorgenässt werden, damit durch das
Saugverhalten des bereits trockenen Unterbetons die Verbundstelle nicht vertrocknet. Bei frischen
Ausbruchsoberflächen gilt prinzipiell das gleiche. Die Intensität der Reinigung ist abhängig vom
inneren Zusammenhalt des Untergrundes und die Notwendigkeit des Wässerns richtet sich nach
der Eigenfeuchtigkeit des Haftgrundes. Der Untergrund muss aber immer staubfrei sein.

 Reinigung der Kontaktfläche (Staub / lose Teile)


 Vornetzten des Untergrundes (abhängig vom Saugverhalten des Untergrundes)
 fachgerechtes Applizieren des Spritzbetons / -mörtels (rechtwinklig)

Um die Arbeitsgänge zu optimieren, kann mit der Druckluft der Spritzeinrichtung die Oberfläche
gereinigt und mit Druckwasser gewaschen und genetzt werden. Diese Arbeiten müssen
unmittelbar vor der Spritzapplikation ausgeführt werden, damit sich nicht sofort wieder eine
Staubtrennschicht bildet. Das gilt auch bei schichtweisem Aufbau von Spritzbeton. Bei starkem
Wasseranfall ist das vorgängige Abdichten oder Ableiten des Wassers mit Drainagerinnen
vorzusehen.

8.3 Spritztechnik
Spritzbeton und Spritzmörtel werden schichtweise aufgetragen, entweder im gleichen
Arbeitsgang bei wiederholtem Überspritzen der gleichen Fläche oder in einem späteren
Arbeitsgang nach einer Arbeitsunterbrechung. Bei einer längeren Arbeitsunterbrechung muss
die Oberfläche wieder gereinigt und vorbefeuchtet werden. Wieviel sich in einem Arbeitsgang
auftragen lässt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

56
8. Spritzbetonapplikation

 Klebkraft der Spritzbetonrezeptur (Zement / Grösstkorn / Beschleuniger)


 eingestellte Spritzleistung
 Spritzrichtung (nach oben / horizontal)
 Untergrund oder Unterschichtbeschaffenheit
 Behinderungen (Bewehrungen / Wasser)
 Spritzverfahren und Einstellungen

Für verschiedene Spritzrichtungen muss unterschiedlich vorgegangen werden. Beim Spritzen


nach unten können beliebig dicke Schichten gespritzt werden. Hier ist auf die Einbettung oder
Entsorgung des Rückpralles zu achten, da dieser auf der Oberfläche liegen bleibt.

Beim horizontalen Spritzen kann in dünnen Schichten etappenweise die Schichtstärke aufgebaut
werden oder bei dicken Auftragsstärken von unten in schrägen Streifen gleich die gesamte
Stärke, dafür in der Höhe in Schichten, gespritzt werden. Auch hier soll am Fusspunkt der
Rückprall vor der nächsten Schicht entfernt werden.

Beim Spritzen über Kopf wirken Eigengewicht und Haftung des Spritzbetons entgegengesetzt,

Applikation
so dass dünnere Schichten aufgebaut werden müssen. In aller Regel wird mit geringerer
Spritzleistung und dünneren Schichten weniger Rückprall und damit letztendlich die bessere
Auftragsleistung erreicht. Der Rückprall macht hier keine Probleme.

Der Auftrag des Spritzbetons hat rechtwinklig zum Untergrund oder Unterbeton zu erfolgen.
So wird die Haftung und Verdichtung optimiert und der Rückprall minimiert. Mit kreisenden
Bewegungen wird der Spritzbeton oder -mörtel flächig gleichmässig von Hand oder maschinell
aufgetragen. Das Einspritzen von Bewehrungen ist besonders anspruchsvoll und muss mit
Erfahrung erfolgen, da Hohlräume durch Spritzschatten sehr häufig sind. Die Anwendung von
Stahlfaser- oder Makrokunststofffaserspritzbeton weist diese Schwierigkeit nicht auf.

Der optimale Spritzabstand beträgt 1,2 bis 1,5 m. Oft wird aber im Bereich von 1 bis 2
m gespritzt. Wird der Spritzabstand weiter erhöht, erhöhen sich der Rückprall und die
Staubentwicklung und damit verringert sich die Leistungsfähigkeit der Applikation.

57
x
Beschleunigereffizienz

x
x
x
Spritzbetonkompaktion

x
x
Spritzbetonqualität

x
x
Effizienz

x
x
x
Betonklebrigkeit

x
x
x
x
x
Rückprall

x
Betonbluten

x
x
x
Verstopfen des Equipments

x
x
x
Verschleiss

Schichtbildung durch

x
x
x
Pulsation

x
x
x
Spritzbetoninhomogenität
Reduktion von…

x
x
Zusatzmittelverbrauch

Adhäsionsfehler im Spritz-

x
x
x
x
x
x
beton

x
x
Zeitverluste im Spritzvorgang

Extrakosten aufgrund

x
x
x
schlechter Applikation

x
x
Staubentwicklung

59
Applikation
8. Spritzbetonapplikation

8.3.2 Applikationsregeln für den Spritzbetonauftrag

Bild 8-1: Reinigen des Untergrundes Bild 8-2: Füllen von Ausbrüchen
mit Wasser

Bild 8-3: 1. Spritzbetonschicht - Bild 8-4: Wegwaschen des Staubes


Ausbruchsstabilisierung und Adhäsions- nach langen Pausen
brücke für die 2. Spritzbetonschicht

Bild 8-5: 2. Spritzbetonschicht - Bild 8-6: Korrekte Düsenführung -


Ausbruchsstabilisation, normalerweise zuviel Luft erzeugt Rückprall und
stahlfaserverstärkt zu grosse Fördermenge erzeugt
Schichtbildung
60
8. Spritzbetonapplikation

8.4 Düsenkonfigurationen
Unter der Düsenkonfiguration versteht man die Art und Weise, wie die zur Applikation
notwendigen Elemente in den Spritzbetonhauptstrom eingedüst werden. Den verschiedenen
Verfahren werden kurz vor der Applikation folgende Elemente eingedüst:

Nassspritzbeton Nassspritzbeton Trockenspritzbeton


Dichtstromverfahren Dünnstromverfahren Dünnstromverfahren
 Luft als Fördermedium für  Luft als Fördermedium für  Wasser (Fördermedium)
Beton und Beschleuniger Beschleuniger  Spritzbetonbeschleuniger
 Spritzbetonbeschleuniger  Spritzbetonbeschleuniger (Wasser als Fördermedium)

Tabelle 8-2: Komponenten, die bei der Düse hinzugegeben werden

Die Düsenkonfiguration ist abhängig von der Verfahrensart und der Wahl der eingesetzten
Beschleuniger. Alkalihaltige Beschleuniger werden vorzugsweise 2 – 5 m hinter der Düse
zudosiert. Da sie eine gewisse Reaktionszeit benötigen, bewirkt man dadurch bessere
Resultate im Bereich der Frühstfestigkeiten. Durch die von der Doppelkolbenpumpe

Applikation
herrührenden Unterbrüche des Spritzstrahls werden bei alkalihaltigen Beschleunigern ätzende
Wasserspritznebel und Aerosole in die Tunnelluft freigesetzt. Durch eine korrekte Eindüsung 2 –
5 m hinter der Düse wird die Pulsation kompensiert und der Beschleuniger gebunden. Dadurch
wird die Staubbildung drastisch reduziert. Die Probleme mit ätzendem Wasserdampfnebel und
Aerosolen entstehen bei den alkalifreien Beschleunigern überhaupt nicht. Da sie zudem äusserst
reaktiv sind, müssen sie unmittelbar vor der Spritzdüse zudosiert werden. Durch die damit
verbundene kurze Flugzeit des Spritzbetons reduziert sich die Staubbildung.

Die Spritzdüse bündelt den Spritzstrahl und ist verantwortlich für das Spritzbild. Qualitativ
hochwertige Spritzdüsen sind derart konzipiert, dass sie das gesamte Konglomerat ohne Verluste
an den Untergrund bringen.

Bild 8-7: ungenügende Verteilung der Granulometrie Bild 8-8: gute Verteilung der Granulometrie über
über den Querschnitt des Spritzstrahlst den Querschnitt des Spritzstrahls

61
8. Spritzbetonapplikation

Gleichzeitig muss die gesamte Granulometrie regelmässig über den Querschnitt des
Spritzstrahles verteilt sein.

Die Spritzdüse ist eines der wichtigsten Elemente des Betonspritzsystems und das
Hauptverschleissteil beim Spritzen. In der Düse erfolgt die Durchmischung von Luft, Beton und
Erstarrungsbeschleuniger.

Aus der Entwicklung von neuen Düsenkonzepten resultieren verschiedene Vorteile. Mit der
Reduzierung der Austrittsöffnung konnte der Luftverbrauch optimiert und gleichzeitig die
zunehmend strenger beachteten Gesundheitsvorschriften berücksichtigt werden. Ein weiterer
Vorteil ist, dass die Düse bei einer Verstopfung vom Injektor abgestossen wird. Dadurch werden
die Löcher, bei welchen die Luft und der Erstarrungsbeschleuniger in den Betonstrom gelangen
nicht verstopft. Die abgefallene Düse kann gereinigt und mit wenigen Handgriffen wieder montiert
werden. Um die Kosten für das Hauptverschleissteil gering zu halten wurde die Düse einfach und
mit einem Minimum an Material gefertigt.

Bild 8-9: Dünnstromdüse

Bild 8-10: Dichtstromdüse

62
8. Spritzbetonapplikation

8.5.1 Penetrometer

Die Resultate dieser Methode werden berechnet aus der Kraft die nötig ist um eine Nadel mit
3 mm Durchmesser 15 mm in das Material zu pressen. Die Nadelspitze hat einen Winkel von
60°. Mit dieser Methode kann man die Druckfestigkeit bis zu 1,5 MPa von Hand messen.

Bild 8-12: Penetrationstest von frisch applizierten Beton mit einem digitalen Penetrometer (Mecmesin AFG 1000)

8.5.2 Bolzensetzmethode (Hilti)

Druckfestigkeiten zwischen 1 und 20 MPa werden anhand von Gewindebolzen gemessen.


Sie werden in die Spritzbetonoberfläche geschossen. Anhand der Eindringtiefe kann dann die
Druckfestigkeit errechnet werden.

Bild 8-13 / 14: Setzbolzenverfahren: Mit dem Schussbolzenapparat Hilti DX 450-SCT, werden Bolzen in den
jungen Spritzbeton geschossen und die herausstehende Länge des Bolzen gemessen.

64
8. Spritzbetonapplikation

8.5.3 Bohrkernmethode

Die finale Druckfestigkeit kann mit Bohrkernen, gemäss EN 12504-1 „Prüfung von Beton in
Bauwerken“, gemessen werden.

Applikation
Bild 8-15 / 16: Bohrkernentnahme einer Spritzbetonprobe (links) und Druckfestigkeitsmessung des
Bohrkernes (rechts)

8.5.4 Festigkeitsklassen (EN 14487-1)

Ein Grossteil des Spritzbetons wird im Tunnelbau eingesetzt. Gerade in diesem Bereich spielt
die Frühfestigkeitsentwicklung eine zentrale Rolle. Spritzbeton sollte schnell in dicken Schichten
aufgetragen werden können, und dies sogar über Kopf. Daher wird die Festigkeit von frisch
aufgetragenem Spritzbeton in drei Klassen eingeteilt: J1, J2 und J3 (EN 14487).

65
8. Spritzbetonapplikation

Der Rückprall verändert sich während des Spritzprozesses. Im ersten Moment prallen vor allem
die grösseren Zuschläge ab, da sich am Untergrund zuerst eine feine Schicht als Haftfläche
aufbauen muss. Danach setzt sich der Rückprall aus sämtlichen Komponenten der Rezeptur
zusammen. Über die Klebkraft des Spritzbetons kann die Rückprallmenge stark gesteuert
werden.

Rückprallmenge
Ohne eigene Messungen des Rückpralles mit den vor Ort herrschenden Gegebenheiten kann die
Rückprallmenge nur grob abgeschätzt werden:

 Rückprall beim Trockenspritzbeton 20 – 30% bei der Applikation senkrecht nach oben
 Rückprall beim Nassspritzbeton 5 – 15% bei der Applikation senkrecht nach oben

Wiederverwendung / Entsorgung
Spritzbetonrückprall ist prinzipiell Recyclingbeton mit allen Komponenten der ursprünglichen
Mischung. Im schlechteren Fall ist er noch durch die vor Ort herrschenden Verhältnisse
verunreinigt (verschmutzt). Es gilt wie bei Konstruktionsbeton: Ein geringer Anteil von ca. 10 –
max. 20% richtig aufbereiteter Spritzbetonrückprall kann bedenkenlos wieder eingesetzt werden.

8.7 Staubentwicklung
Staub entsteht bei jeder Art der Spritzbetonapplikation. Allerdings unterscheiden sich Menge und
Art des Staubes sehr stark. Ein sehr grosses Problem entsteht beim Trockenspritzbeton, da die
Komponenten naturgemäss stark zur Staubbildung neigen. Mit geeigneten Massnahmen kann die
Staubentwicklung aber auch hier reduziert werden. Massnahmen zur Reduktion der Staubmenge
sind:

 Verwendung von erdfeuchten Gesteinskörnungen (statt offentrocken)


 Abdichtung der Beschickung der Fördermaschine
 optimal eingestellte und aufeinander abgestimmte (synchronisierte) Parameter an
der Spritzdüse.
 pulsationsarme Materialförderung
 Einsatz von alkalifreien Erstarrungsbeschleunigern
 ab Leistungen > 6 m3/h Verwendung von Spritzmanipulatoren
 Spritzbetonzusatzmittel zur Staubbindung

68
8. Spritzbetonapplikation

 richtiger Wasserdruck (ca. 4 - 7 bar) an der Düse


 evtl. Druckerhöhungspumpe

Trotz aller Massnahmen liegt die Staubentwicklung von Trockenspritzbeton aber um das
doppelte bis vierfache über den Mengen beim Nassspritzbeton. Zur weiteren Verbesserung der
Arbeitssicherheit sollten nur alkalifreie Erstarrungsbeschleuniger verwendet werden.

8.8 Spritzschatten
Die Entstehung von Hohlräumen im applizierten Material, zum Beispiel hinter Bewehrungen
ist vor allem in der Betoninstandsetzung bei Spritzmörteln ein grosses Problem. Aber auch in
der klassischen Spritzbetonbauweise ist diese Herausforderung bekannt. Letztlich kann hier
nur der geübte Düsenführer durch geschickte Wahl des Spritzvorganges eine Minimierung
der Spritzschatten erreichen. Auch hier zeigt sich wieder die Wichtigkeit des Düsenführers als
entscheidendes Kriterium für qualitativ hochwertigen Spritzbeton.

Applikation
8.9 Mechanisierung / Automatisierung
Jeder sich ständig wiederholende Arbeitsvorgang oder Arbeitsschritt verlangt nach einer
Verbesserung der Automatisierung. Während vor nahezu 100 Jahren der schnellbindende Mörtel
Sika ® -1 von Hand von unzähligen Tunnelbauern zwischen die Fugen der Bruchsteinmauerwerke
gepresst wurde, werden heutzutage Grossmengen von mit Spritzbetonzusatzmitteln vergüteten
Spritzbetonen und -mörteln mit hochleistungsfähigen Spritzmaschinen und Betonspritzsystemen
schnell und in hoher Qualität durch wenige Fachspezialisten industriell verarbeitet. Die
Mechanisierung in der Spritzbetontechnologie ist weit fortgeschritten und beinhaltet praktisch
alle Abläufe von der Herstellung bis zur Applikation. Die Zukunft der nächsten Jahre liegt in der
weiteren Automatisierung der Abläufe, primär zur Entlastung des Düsenführers. Ziel muss es
dabei sein, die Fähigkeiten des Düsenführers auf die zu leistende Spritzbetonarbeit zu richten und
ihn von den vielfältigen mechanischen Abläufen, die automatisiert werden können, zu entlasten.
Dabei müssen alle Entwicklungen für ihre Eignung im Tunnelbau massiv und äusserst robust
konstruiert und so einfach wie möglich ausgelegt sein, um einen dauerhaften Bestand zu haben.

69
9. Spritzverfahren

9.1.1 Vorteile

Die Vorteile des Nassspritzverfahrens liegen in verschiedensten Bereichen. Der Nassspritzbeton


ist das modernere und leistungsfähigere Verfahren zur Verarbeitung von Spritzbeton.

 Erhöhung der Spritzleistung, im Einzelfall bis zu 25 m3 /h


 Reduktion der Rückprallmenge um das Doppelte bis Vierfache
 Deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen dank reduzierter Staubbildung
 Reduktion der Verschleisskosten an der Spritzeinrichtung
 Geringerer Luftmengenbedarf bei der Spritzapplikation im Dichtstromverfahren
 Verbesserung der Qualität des eingebauten Spritzbetons (konstanter Wassergehalt)

Beim Nassspritzbeton im Dichtstromverfahren ist der Aufwand zu Beginn (Anfahren) und am


Ende (Reinigung) der Applikation aufwändiger als im Trockenspritzbetonverfahren. Zudem wird
die Verarbeitungszeit bei der Herstellung vorbestimmt, der Spritzbeton muss also in dieser Zeit
verarbeitet werden. Andernfalls fallen Restbetonmengen an.

Die idealen Einsatzgebiete (Anwendungen) für das Nassspritzbetonverfahren ergeben sich aus
den Vorteilen des Verfahrens:

 hohe bis höchste Spritzleistungen

Verfahren
 hohe und höchste mechanische Festbetonanforderungen
 hohe Dauerhaftigkeitsanforderungen

73
9. Spritzverfahren

9.2.1 Vorteile

Die Vorteile des Trockenspritzbetons liegen in seiner Flexibilität. Der Trockenspritzbeton ist ein
traditionelles und weltweit das bekannteste Verfahren zur Verarbeitung von Spritzbeton.

 höchste Frühstfestigkeiten zur Vorabdichtung oder Vorsicherung


 beinahe unbegrenzte Vorhaltezeit (Verfügbarkeit) bei siliertem Material
 kein Restbeton

Beim Trockenspritzbeton belasten die hohen Rückprallmengen, die Staubentwicklung und die
höheren Verschleisskosten die Wirtschaftlichkeit. Die idealen Einsatzgebiete (Anwendungen) für
Trockenspritzbeton und Fertiggunite ergeben sich aus den Vorteilen des Verfahrens:

 Betoninstandsetzung
 Vorabdichtungen bei starkem Wasseranfall
 kleinere Spritzarbeiten
 zeitlich unabhängiges Logistikkonzept (Siloware vor Ort)

9.2.2 Maschinen für das Dünnstromverfahren

Auch für das Trockenspritzverfahren werden das manuelle und das maschinelle Spritzen
eingesetzt. Da mit Trockenspritzbeton sehr oft nur kleinere Spritzleistungen benötigt werden,
hat die manuelle Applikation durch den Düsenführer eine weit grössere Bedeutung als im
Nassspritzbeton. Wie beschrieben, werden für die Verarbeitung von Trockengemischen
vorwiegend Rotormaschinen verwendet, die sich im Direktvergleich unterscheiden durch:

 Spritzleistung (m3 /h)


 Verwendungszweck (trocken / nass / beides)
 Antriebsenergie (Luft / Elektro)
 Abmessungen Spritzgerät (Dimensionen / Gewicht / Handlichkeit)
 Steuerung (manuell / teilautomatisiert)
 Bedienung (am Gerät / ferngesteuert)
 Zusatzinstallationen (Dosiergeräte / Reinigungsgeräte)

76
10. Spritzbetonequipment

10.1 Sika-Putzmeister Spritzbetonsysteme


Die Produktpalette von Spritzbetonequipment umfasst mobile Spritzgeräte, mit Spritzradien bis
zu 17 m und Betonlieferkapazitäten bis zu 30 m³/h.

10.1.1 Sika® -Aliva 503


Der mobile Betonspritzarm mit Kettenfahrzeug dient der automatischen Applikation von
Spritzbeton im Nass- und Trockenspritzprozess unter Tage. Die Maschine ist ideal für niedrige
Sektionen im Tunnel- und Bergbau geeignet.

10.1.2 Sika® -PM 4210


Die robuste und kompakte Spritzbetonmaschine ist besonders geeignet für die harten
Arbeitsbedingungen im Bergbau. Der Spritzarm hat eine vertikale Reichweite von ca. (max.) 9 m
und ist ausgelegt für die Arbeit in mittleren und kleinen Querschnitten. Die Doppelkolbenpumpe
Putzmeister P715 hat eine maximale Förderkapazität von 20 m³/h. Durch einen On-Board-
Schraubenkompressor wird die Maschine noch mobiler und unabhängiger im Gebrauch.

10.1.3 Sika® -PM 500


Das erste gemeinsam entwickelte Spritzbetonsystem der Sika-Putzmeister-Allianz. Mit
einer vertikalen Spritzreichweite von 17 m, wurde die Sika® -PM 500 für mittlere und grosse
Tunnelsektionen, Kavernen und hohe Böschungen entwickelt. Der automatische Spritzarm
erlaubt eine optimale Manövrierbarkeit. Die Doppelkolbenpumpe Putzmeister BSA 1005 hat eine
maximale Pumpkapazität von 30 m³/h.

10.1.4 Sika® -PM 5312


Diese kompakte Maschine wurde entwickelt zum Aufbau auf gängigen 2 oder 3 achsigen LKW.
Sie ist äusserst flexibel und mobil. Das Design ermöglicht dem Benutzer einen einfachen Zugang
zu allen Komponenten und vereinfacht die Anwendung und den Service. Der Spritzarm hat eine
vertikale Reichweite von 14 m, die maximale Pumpkapazität beträgt 20 m³/h.

10.1.5 Sika® -PM 702


Kompakte Doppelkolbenpumpe für den Handgebrauch. Dabei wird der Feucht-
Mischprozess / Dichtstromprozess verwendet. Erhältlich mit einem mobilen Chassis und
Flüssigzusatzmittelpumpe.

78
10. Spritzbetonequipment

Bild 10-1: Sika ®-PM 4210

Systeme
Bild 10-2: Sika ®-PM 500

Bild 10-3: Sika ®-PM 5312

79
10. Spritzbetonequipment

10.2 Aliva Spritzbetonmaschinen


Die Aliva Spritzbetonmaschinen und Systeme die durch die Sika gebaut wurden sind konstruiert
um effiziente, robuste und flexible Arbeit zu ermöglichen. Dabei wird das Rotorprinzip für die
Förderung verwendet. Das Trockengemisch wird durch Luftdruck in einem dünnen Strom zur
Spritzdüse geführt, wo Wasser zusammen mit verschiedenen weiteren flüssigen Zusätzen
(Additiven), wie Erstarrungsbeschleuniger, vermischt werden kann. Eine optional erhältliche
automatische Plattenschmierung reduziert zudem den Verschleiss auf der Maschine und
minimiert dadurch die Betriebskosten.

10.2.1 Aliva® -237


Die AL-237 ist eine kompakte Spritzbetonmaschine für Trockenspritzbeton sowie für kleine
Nassspritzapplikationen von Mörtel. Die niedrige Einfüllhöhe des Trichters erlaubt die Benutzung
von abgepackten Materialien ohne grossen Aufwand. Der integrierte Frequenzumformer (in der
Top-Version) ermöglicht ein stufenloses Umschalten der Rotordrehzahlen. Dadurch kann die
Förderleistung spezifisch für jede Anwendung abgestimmt werden. Mit einer Leistung von
0.4 – 4.0 m³/h ist die AL-237 für jegliche Trockenspritzarbeiten bestens geeignet.

10.2.2 Aliva® -257


Die AL-257 ist eine Maschine für die Trocken- und Nassspritzapplikation im Dünnstromverfahren.
Die Maschine kann durch ihre kleinen Abmessungen, dem Gewicht und der trotzdem
hohen Leistung beeindrucken. Mit ca. 600 kg und den Abmessungen einer kleinen
Trockenspritzmaschine passt die AL-257 auf verschiedenste Arbeitsplätze und ist einfach zu
installieren und verwenden. Mit einer Kapazität von 0.7 – 9.6 m³/h kann die Maschine für kleine
Betonrenovationen aber auch für grosse Hangsicherungen oder im Tunnelbau eingesetzt werden.

10.2.3 Aliva® -267


Besonderes Merkmal ist die durch austauschbare Rotoren variable Kapazität von 4 – 21 m³/h.
Diese wird ergänzt, durch eine automatische Beschleunigerdosierung (Option). Hinsichtlich
Verschleiss kommen hier die neuesten verschleissarmen, inovativen Stahldichtplatten zum
Einsatz. Damit ist ein Einsatz im Tunnelbau, Karvernenbau sowie für Fels- und Hangsicherungen
mit hoher Leistung möglich. Ebenso wird die AL-267 auf Tunnelbohrmaschinen (TBM) sehr oft für
die Tübbinghinterfüllung eingesetzt.

80
10. Spritzbetonequipment

Bild 10-4: Aliva ®- 237 Top

Bild 10-5: Aliva ®- 257 Top

Systeme

Bild 10-6: Aliva ®-267 Top Plus


mit integrierter Dosierpumpe

81
10. Spritzbetonequipment

10.3 Aliva TBM Spritzroboter


Gegenüber dem traditionellen Bohren und Sprengen sowie dem Baggervortrieb, ist der
Tunnelvortrieb mit Tunnelbohrmaschinen (TBM) die modernste Methode. Eine TBM bricht und löst
den Fels normalerweise durch Meisseln und Bohren. Es gibt aber viele verschiedene Typen von
TBM, abhängig von den geologischen oder hydraulischen Verhältnissen oder den Abmessungen
des Tunnels.

Der Tunnelbohrprozess mit einer TBM folgt immer einem ähnlichen Ablauf:
a) Die Ausbruchfläche wird bearbeitet mit Meisseln, Rotationsschneidern, etc.
b) Der Felsausbruch wird an die Oberfläche transportiert
c) Stabilisierungsarbeiten sowie der Innenausbau werden ausgeführt.
Während der Stabilisationsphase c), werden entweder vorgefertigte Tunnelsegmente
(vorgefertigte Betonelemente) montiert, oder es wird stahlfaserverstärkter Spritzbeton appliziert.

Für die Stabilisierung mit Spritzbeton wurde spezielles Spritzbetonequipment entwickelt, welches
auf die TBM montiert werden kann. Diese grossen Systeme werden von der Firma Aliva selber
entwickelt, gebaut und installiert.

Bild 10-7: Aliva ® Spritzbetonequipment für eine TBM

82
10. Spritzbetonequipment

10.4 Aliva Dosiergeräte


Dosiergeräte werden benutzt um den Beschleuniger an der Spritzdüse dem Beton zuzufügen.
Um eine konstante Betonqualität zu garantieren muss die Dosierung der Beschleuniger mit
der gelieferten Menge Beton übereinstimmen. Das Dosiergerät muss also fähig sein, die
gesamte Breite an Dosierungen der gebräuchlichen Produkte abzudecken. (Minimal- und
Maximaldosierung multipliziert mit dem Zementgehalt der geförderten Spritzbetonmischung.)

Funktionsweise der Aliva Dosiergeräte für Spritzbetonbeschleuniger


Der flüssige Beschleuniger wird durch einen Schlauch angesogen und in die Pumpe geleitet. Eine
Rotationsscheibe drückt mit zwei Rollen einen speziellen Schlauch zusammen. Der Inhalt wird
dadurch vorangedrückt und dosiert. Am Ende der Pumpe wird das Zusatzmittel über ein Ventil mit
Wasser oder Luft (falls erforderlich) gemischt. Ein integriertes Ventil verhindert, dass die Pumpe
Überdruck erfährt, falls es eine Verstopfung im Leitungssystem gibt. Für kleinere Applikationen
kann der Beschleuniger von Hand in Form eines Puders zugefügt werden. Dabei kann die
Dosierung nicht überprüft werden. Daher ist dieses Verfahren nicht für grössere Applikationen mit
definierten Beton – Festigkeitsvorgaben zu empfehlen.

Systeme

Bild 10-8: Schemaquerschnitt Bild10-9: Aliva ®-403.6 Synchro


der Schlauchquetschpumpe

83
11. Abdichtungen

11.2 FlexoDrain W und Sika® Shot-3


FlexoDrain W Halbschalen wurden primär für Tunnelbauarbeiten entwickelt, wo sie Wasser
aus dem Felsen drainieren. Zusammen mit anderen Drainagekomponenten wie Astrohre und
Kollektoren kann ein Drainagesystem jeglicher Grösse hinter der Tunnelschale gebaut werden.
Die FlexoDrain W Stücke werden mit Stahlbolzen auf dem Felsen befestigt und können einfach
mit einer Spritzbetonschicht überdeckt werden.

Kleinere Wassereinbrüche können mit Sika® Shot-3 verschlossen werden. Sika® Shot-3 ist ein
Mörtel mit extrem hoher Frühfestigkeit. Der wasserdichte Mörtel wird im Trockenspritzprozess
aufgetragen.

FlexoDrain W Stücke oder Halbschalen können mit Sika® Shot-3 direkt auf dem Felsen befestigt
werden.

Abdichten

Bild 11-3: Befestigen der FlexoDrain W mit Sika ® Shot-3

85
12. Problembehandlung

12.1 Applikationsprobleme
Tabelle 12-1: Troubleshooting Anleitung bei Spritzbeton-Performance Problemen

Problem in Bezug auf Lösungsansatz Problembehandlung


Verdichtung Optimierung der Matrix durch Optimale Siebkurve
Verfeinerung des Mix Designs
Feinanteilgehalt > 450 kg/m³
Zugabe von Zuschlägen
Erhöhung der Verdichtungs- Düsenabstand 1,5 – 2,0 m
energie
Luftdruck 3,5 – 4,5 bar
Reinigen des Spritzkopfes
Reaktion Abbinde- und Härteprozesse Beschleunigerverbrauch prüfen
des Betons verbessern
Wassergehalt reduzieren
Zementgehalt erhöhen
Beschleunigerdosis erhöhen
Beschleuniger wechseln
Zement mit hohem C3A-Gehalt benutzen
Zement mit grösserer Mahlfeinheit benutzen
Mischung Reduzieren der Klebrigkeit Feinanteil reduzieren
Wassergehalt erhöhen
Verflüssigertyp wechseln
Verflüssigerdosis verringern
Erhöhen der Homogenität Maschine warten
Luftdruck 3,5 – 4,5 bar
Verwenden eines Sprühkopfrotors
Spritzkopf reinigen
Pulsieren Erhöhen der Zylinderfüllung Reduzieren der Förderleistung
Einsatz von fliessfähigem Beton (F5-F6)
Maschine warten
Abbindeverhalten Abbinde- und Härteprozesse Betontemperatur erhöhen
des Betons verbessern
Tiefen w/z-Gehalt anzielen
Zementgehalt erhöhen
Beschleunigerdosis erhöhen
Zement mit hohem C3 A-Gehalt benutzen
Zement mit grösserer Mahlfeinheit benutzen
Betontemperaturverluste verhindern
86
12. Problembehandlung

12.2 Pumpenprobleme
Tabelle 12-2: Anleitung für Spritzbeton-Pumpen Probleme

Problem in Bezug auf Lösungsansatz Problembehandlung


Blockierung Verbessern der Pumpbarkeit Optimale Siebkurve
Erhöhen der Feinanteile
Erhöhen des Wassergehaltes (Bluten vermeiden)
Erhöhen der Hochleistungsverflüssiger Dosis
Benutzen von SikaPump® (verbesserte Verar-
beitbarkeit)
Reduktion der Beton-Fördermenge (< 10 m3/h)
Benutzen von SikaPump®-Start 1 (oder
Schmiermischung)
Erhöhen des Luftporengehaltes
Benutzen von SikaTard® (verlängerte Verarbei-
tungszeit)
Verlängern der Mischzeit bei Fasern
Fehlfunktion Fehleranalyse gemäss Fehlerkorrektur mit Troubleshooting Anleitung
Handbuch

Probleme

87
13. Index

A G Schmiermittel 34
Schutzschicht 84
AAR Widerstand 43 Gunit 52, 53
Sicherheit 55
Abbindebeschleuniger 22
H Siebkurve 50
Abbindeverzögerer 31
Silikatreaktion 23
Aliva 80 Hilti 64
Spritzbetonmaschinen 80
Alkalifreie Beschleuniger 22 Hochleistungsverflüssiger 27
Spritzbetonsysteme 78
Alkali-Ionen Gehalt 22 Hüttensand 18
Spritzbetonzusatzmittel 21
Alkalinität 22
Spritzdüse 62
Aluminatreaktion 23 K
Spritzschatten 69
Applikationsregeln 60 Kies 18 Spritzwinkel 58
Ausbruchssicherung 10 Kolbenpumpen 74 Staubentwicklung 68
Ausgangsstoffe 16 Kompatibilität 28 Steinmehl 17
Konsistenzstabilisierer 31
B
T
Beschleuniger 22, 25 L
Trockenspritzbeton 52
Betonpumpen 74, 78 Luftdruck 58, 86
Bohrkernmethode 65 U
Bolzensetzmethode 64 M
Brandwiderstand 41 Makrokunststofffaser Untergrund 56
39
Mechanisierung 69 V
D
Messmethoden 63
Dauerhaftigkeit 42 Mikrosilikat Verarbeitungszeit 28, 31
17
Dichtstromverfahren 72 Mischungsstabilisatoren Verzögerer 31
32
Dichtungsbahnen 84 Mischverhältnis 47, 54 W
Dosiergerät 83
Drainagesystem 85 N Wasser 20
Druckluft 72, 75 Nachbehandlung Wassergehalt 27
42
Dünnstromverfahren 75 Nassspritzbeton Weichheit 32
44, 72
Düsenkonfiguration 61 Nassspritzverfahren W/Z-Wert 42
58
E Z
P
Eigenfeuchtigkeit 53 Zement 16
Penetrometer 64
Endausbau 14 Zementgehalt 46, 54
Polycarboxylate 29
Endfestigkeit 36 Zusatzmittel 21
Pumpbarkeit 33, 87
Energieabsorbtion 40 Zusatzstoffe 16
Putzmeister 78
Erstarrungsbeschleuniger 22 Zuschläge 18
Q
F
Qualitätssicherung 51
Fasern 38
Feinanteil 33 R
Fertiggunite 52, 70
Reinigen 56, 60
Festigkeitsklassen 65
Rezeptur 45, 53
Fliessfähigkeit 32
Rotormaschinen 75, 80
Fliessmitteltypen 29
Rückprall 54, 67
Flugasche 17
Förderung 70 S
Frühfestigkeit 35, 66
Sathlfaser 38

88

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