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Vorwort
Spritzbeton ist ein schnell erhärtendes Material zur Stabilisierung, Sicherung von Bauteilen,
und zur Betonapplikation, ohne die Verwendung von Schalungen. Die Qualität von Spritzbeton
wird bestimmt durch das Zusammenspiel von Mensch, Maschine und dem Baustoff Beton.
Vom Menschen, personifiziert in der Funktion des Düsenführers, wird hohe Fachkompetenz
und Herzblut im Einsatz verlangt. Der Düsenführer muss sich aber vollständig auf die Maschine
und den Baustoff Spritzbeton verlassen können. Das Zusammenspiel und die Qualität dieser
Komponenten bestimmen schlussendlich den Erfolg der Spritzbetonapplikation.
In Zeiten stark steigender Mobilität und beschränkter Platzverhältnisse besteht ein immer
grösserer Bedarf an Infrastrukturbauten unter Tage. In diesem Zusammenhang nimmt Spritzbeton
eine bedeutende Stellung ein. Diese Bauweise eignet sich wirtschaftlich hervorragend und ist
technisch beinahe uneingeschränkt nutzbar, womit sie eine Antwort auf viele Herausforderungen
bietet.
Vor diesem Hintergrund haben sich die Putzmeister AG und die Sika AG zu einer weltweiten
Allianz im Bereich des Spritzbetons im Tunnel- und Minenbau zusammengeschlossen. Diese
Allianz sichert unseren Kunden eine innovative, stetige und abgestimmte Weiterentwicklung
von Spritzbetonmaschinen und Spritzbetonzusatzmittel für höchste Anforderungen in der
mechanisierten Spritzbetonverarbeitung. Das Beste aus der Spritzbetontechnologie und dem
Maschinen Know-How wird so zusammengeführt.
Die beiden Unternehmen haben sich deswegen auch dazu entschlossen, dieses Buch aufzulegen,
um Interessierten den faszinierenden Einstieg in die Welt des Spritzbetons im Untertagebau zu
erleichtern.
Die Autoren Jürg Schlumpf und Jürgen Höfler arbeiten seit vielen Jahren als Ingenieure in
den beiden Unternehmen im Produkt- und Projektmanagement. Dieses Buch bietet einen
Einstieg in die Materie des Spritzbetons und dessen Applikation. Dient auch zur Vertiefung der
Kenntnisse dieser hervorragenden Bauweise und soll allen unseren Partnern als verlässliche
Informationsquelle dienen.
Die neue Edition (August 2011) wurde durch Markus Jahn revidiert und ergänzt. Er arbeitet
bereits mehrere Jahre als Corporate Produktingenieur für Spritzbeton bei der Sika Services AG.
August 2011
3
1. Inhaltsverzeichnis
Vorwort 3
2. Einleitung 7
3. Spritzbetonanwendungen 10
3.1 Bauweisen 11
3.2 Sicherung 12
3.3 Ausbau 14
4. Spritzbetontechnologie 16
4.1 Ausgangsstoffe 16
4.1.1 Zement 16
4.1.2 Zusatzstoffe 16
4.1.3 Gesteinskörnungen 18
4.1.4 Feinanteile 19
4.1.5 Wasser 20
4.2 Spritzbetonzusatzmittel 21
4.2.1 Abbinde- und Erstarrungsbeschleuniger für Spritzbeton 22
4.2.2 Hochleistungsverflüssiger 27
4.2.3 Konsistenzstabilisierer / Abbindeverzögerer 31
4.2.4 Mischungsstabilisatoren 32
5. Spritzbetonanforderungen 35
5.1 Frühfestigkeitsentwicklung 35
5.2 Endfestigkeit 36
5.3 Faserspritzbeton 38
5.4 Spritzbeton mit erhöhter Brandbeständigkeit 41
5.5 Dauerhaftigkeit 42
6. Nassspritzbeton 44
6.1 Anwendungsgebiete 44
6.2 Vorteile 44
6.3 Nassspritzbetonrezepturen 45
6.4 Mengenbilanz von Nassspritzbeton 47
6.5 Spezialrezepturen für Nassspritzbeton 48
6.6 Sieblinie für Spritzbeton 50
6.7 Qualitätssicherung 51
7. Trockenspritzbeton 52
7.1 Anwendungsgebiete 52
7.2 Vorteile 52
7.3 Trockenspritzbetonrezepturen 53
5
1. Inhaltsverzeichnis
6
Einleitung
2. Einleitung
Spritzbeton hat im Verlauf des letzten Jahrhunderts die klassische Bauweise der Ausmauerung
von Tunnelprofilen verdrängt und so eine grosse Bedeutung in der Ausbruchsicherung erlangt.
Ohne Spritzbeton ist moderner Tunnelbau undenkbar geworden. Der immer gleiche Begriff
„Spritzbeton“ beschreibt dabei verschiedene Komponenten einer ganzen Technologie:
Diese drei Komponenten beschreiben eine ganze Technologie, welche eine lange Tradition,
hohes Innovationspotential und eine grosse Zukunft besitzt. Die Betonrezeptur für den Baustoff
Spritzbeton wird durch die Anforderungen der Verwendung und der Zielgrössen bestimmt. In aller
Regel bedeutet das eine Reduktion der maximalen Gesteinskörnung auf 8 mm, eine Erhöhung
des Bindemittelgehaltes und den Einsatz spezieller Spritzbetonzusatzmittel zur Steuerung der
Eigenschaften von Spritzbeton.
7
2. Einleitung
Spritzbeton, der erstmals im Jahre 1914 eingesetzt wurde, ist in den letzten Jahrzehnten
stetig weiterentwickelt und verbessert worden. Heute wird grundsätzlich zwischen zwei
Spritzbetonverfahren unterschieden:
der Trockenspritzbeton
der Nassspritzbeton
Das Betonierverfahren Spritzbeton bezeichnet die Verarbeitung. Spritzbeton wird nach der
Herstellung konventionell zum Verarbeitungsgerät transportiert. Mittels geschlossenen
und überdruckfesten Rohr- oder Schlauchleitungen wird Spritzbeton oder -mörtel zur
Verwendungsstelle gefördert, durch Spritzen aufgetragen und dabei verdichtet. Folgende
Methoden werden für diesen Prozessschritt unterschieden:
Vor dem Spritzen durchströmt der Spritzbeton mit hoher Geschwindigkeit die Spritzdüse. Dort
wird der Spritzstrahl geformt und die notwendigen fehlenden Rezepturbestandteile, wie Wasser
beim Trockenspritzbeton, Druckluft beim Dichtstromverfahren und Abbindebeschleuniger, wo
notwendig, zudosiert. Die nun fertig zubereitete Spritzbetonmischung schiesst unter hohem
Druck an den Untergrund und verdichtet sich dabei so stark, dass augenblicklich eine fertig
verdichtete Betonstruktur entsteht, welche je nach Abbindebeschleunigung in allen Richtungen,
auch senkrecht über Kopf, aufgetragen werden kann.
8
Einleitung
2. Einleitung
Auftrag in alle Richtungen, da Spritzbeton sofort haftet und sein Eigengewicht trägt
applizierbar auf allen Unebenheiten des Untergrundes
gute Haftung am Untergrund dank Auftrag unter hohem Druck (Verkrallung)
absolut flexibel in der örtlichen Gestaltung der Schichtstärke
Betonieren ohne Schalungen
Ausführung auch als bewehrter Spritzbeton möglich (Stabarmierungen/Faserbewehrungen)
rasche Schalentragwirkung herstellbar, ohne Formen (Schalungen) und lange Wartezeiten
Spritzbeton ist eine flexible, wirtschaftliche und schnelle Bauweise, welche aber einen erhöhten
Grad der Mechanisierung erfordert und von Fachpersonal durchgeführt werden muss.
Bild 2-2:
Spritzapplikation trocken
Bild 2-3:
Spritzapplikation nass
9
3. Spritzbetonanwendungen
Die Bauweise Spritzbeton wird in verschiedensten Bauaufgaben eingesetzt. Die Flexibilität und
Wirtschaftlichkeit dieses Baustoffes findet Anwendung im Hoch- und Tiefbau, im Tunnelbau und
Spezialtiefbau, also im gesamten konstruktiven Bauwesen. Folgende Anwendungen sind weit
verbreitet:
Bedeutungsmässig stehen dabei der Tunnel- und Minenbau sowie die Betoninstandsetzung im
Vordergrund. Für den Tunnel- und Minenbau steht der Einsatz in der Ausbruchsicherung und im
temporären sowie dauerhaften Gewölbeausbau im Vordergrund. Daneben wird Spritzbeton für
alle sich anbietenden weiteren Betonierarbeiten angewendet. So werden oft grössere Hohlräume
ausgespritzt. Der Spritzbeton hat sich neben der Tunnelsegmentauskleidung (Tübbing) und
dem Innenringbeton als zentrale Betonierweise bestätigt und wurde stetig weiterentwickelt.
Die Anwendungsgrenzen liegen in den technischen und wirtschaftlichen Abgrenzungen zu den
anderen Betonierweisen und Bauverfahren.
10
3. Spritzbetonanwendungen
Anwendung
Durch den Einsatz von Ankern lässt sich das Tragverhalten der Spritzbetonschale erhöhen, da
diese mit dem ausbruchnahen Untergrund verbunden wird. Bei starkem Wasseranfall und/
oder hoher Zerklüftung des Untergrundes wird injiziert und mit Guniten und Halbschalen
vorabgedichtet und so die Voraussetzung geschaffen, die Spritzbetonschale aufzubringen.
Der Untertagebau ist wie jede Bauweise historisch regional gewachsen. Was beim Bauen unter
Tage dazu kommt, sind die verschiedenen geologischen Verhältnisse der einzelnen Regionen.
Dadurch und aufgrund der verschiedenen Projekte (Querschnitte und Längen) haben sich
verschiedene Bauweisen entwickelt. Im Bereich des Teilausbruches sind das im wesentlichen die
Österreichische Bauweise (NÖT), die Deutsche Kernbauweise oder zum Beispiel die Belgische
Unterfangungsbauweise. Dabei wird der Gesamtquerschnitt in Teilbereiche unterteilt, welche
einzeln temporär gesichert werden und erst am Ende zum vollen Querschnitt vereint werden.
Im Bereich des Vollausbruches haben neben der Sprengung des gesamten Querschnittes vor
allem der teil- und vollmechanisierte Tunnelausbruch ein gewaltiges Entwicklungspotential. Die
Anwendungseinschränkungen reduzieren sich längerfristig nur noch auf die Wirtschaftlichkeit
der Tunnelbohrmaschinen (TBM). Auf Tunnelbohrmaschinen werden Spritzbetonsysteme zur
Applikation des Spritzbetons fest installiert.
13
3. Spritzbetonanwendungen
3.3 Ausbau
Der dauerhafte Endausbau eines Tunnelbauobjektes ist die bleibende sichtbare Visitenkarte
des ausführenden Tunnelbauunternehmers. Ausnahme davon ist der Endausbau mit
Plattenverkleidungen. Zum dauerhaften konstruktiven Endausbau werden Innenringbeton
(Schalenbeton) und Spritzbeton gleichermassen eingesetzt. Je höher die Anforderungen an die
Ebenheit der Betonoberfläche gestellt werden, desto eher wird der Ausbau als Konstruktionsbeton
mit Innenringschalungen ausgeführt. Auch ästhetisch werden geschalte Innenflächen als
hochwertiger empfunden. Allerdings sind für diesen Ausbau neue und zusätzliche Installationen
in grossem Umfang nötig, die aber je nach Länge des Projektes durch die Wirtschaftlichkeit
des Innenringbetons kompensiert werden. Im Wesentlichen sind hier sehr massive
Innenringschalungen und die Maschinentechnik zur Betonförderung, dem Verdichten und zum
Verschieben der Schalungen notwendig. Konventionell hergestellter Beton muss mit erheblichem
Aufwand verdichtet werden, da Innenringbeton meist über eine grosse Wandstärke verfügt.
14
3. Spritzbetonanwendungen
Anwendung
Die Zugänglichkeit ist grösstenteils schwierig, so dass man sich sogenannter
Schalungsvibratoren bedient. Diese weisen aber eine beschränkte Tiefenwirkung auf und müssen
deshalb sehr zeitintensiv und verschleissfördernd eingesetzt werden, was eine zusätzliche
sehr starke Lärmbelastung bedeutet. Ein wichtiger Innovationsschritt kann der Einsatz von
selbstverdichtendem Beton (SVB oder SCC) bedeuten, bei dem der gesamte mechanische
Verdichtungsprozess entfällt und der dank seiner fliessfähigen Konsistenz tatsächlich zum
vollständigen Ausfüllen solcher Formen geeignet ist.
Ohne die Vorgaben höchster Ebenheit eignet sich Spritzbeton auch für den Endausbau.
Auch wird oft vor dem Verlegen der Abdichtungen der Spritzbetonuntergrund mit einem
feineren Gunit möglichst glatt ausgeglichen und damit die Voraussetzungen für ein ebenes
Verlegen der Dichtungsbahnen erheblich verbessert.
15
4. Spritzbetontechnologie
4.1 Ausgangsstoffe
Im Wesentlichen ist Beton ein Dreistoffsystem aus Zement, Zuschlagstoff und Wasser. Um
die Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten zu erweitern, kann daraus leicht ein
Fünfstoffsystem (mit Zusatzstoffen und Zusatzmitteln) werden, was zusammen mit den
Applikationsparametern bei Spritzbeton, zu komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten führt.
Deshalb ist es eine wichtige Voraussetzung, speziell auch bei Spritzbeton, bei Versuchen nicht zu
viele Parameter gleichzeitig zu ändern. Nur die technisch richtige und wirtschaftlich finanzierbare
Lösung wird zur Zufriedenheit aller gelingen.
4.1.1 Zement
Der Zement wirkt in der Spritzbetonrezeptur als „Leim“, welcher die Gesteinskörnungen
miteinander durch den Zementstein verbindet – „sie einbettet“. Weiter dient der Zement auch
als wichtigster Schmierfilm für die Förderung des Spritzbetons. Zemente sind hydraulisch
abbindend und damit für die mechanischen Eigenschaften des erhärteten Betons wesentlich
mitverantwortlich. In Ergänzung zur Anwendung im Konstruktionsbeton wird an Zemente aber
eine zusätzliche zentrale Anforderung gestellt. Zemente für den Spritzbeton müssen in jedem Fall
einen extrem raschen Erstarrungsbeginn und hohe Frühstfestigkeiten ermöglichen.
Zemente mit einem ungenügenden Verhalten in Kombination mit Abbindebeschleunigern oder
in Verbindung mit langsam reagierenden Zusatzstoffen in Kompositzementen eignen sich nur
bedingt zur Herstellung von Spritzbeton im Sicherungsbereich. Der Zementanteil beträgt im
Allgemeinen 300 – 450 kg/m³. Abhängig von der Applikationsmethode und den geforderten
Spritzbetoneigenschaften.
4.1.2 Zusatzstoffe
16
4. Spritzbetontechnologie
Material
Zum Einsatz gelangen verschiedenste, der Dauerhaftigkeit und Frühfestigkeit nicht
abträgliche Feinanteilarten mit unterschiedlichem eigenem Reaktionsverhalten. Ein wichtiges
Auswahlkriterium bei den Zusatzstoffen ist die Wirtschaftlichkeit und damit auch die örtliche
Verfügbarkeit dieser Feinststoffe. Darum werden örtlich bedingt unterschiedliche Typen
bevorzugt.
Mikrosilikat
Mikrosilikat ist amorphes SiO2, das als Nebenprodukt bei der Herstellung von Silizium entsteht.
Der sogenannte Silicafume weist eine enorme Oberfläche auf, ist äusserst reaktiv und eignet
sich deshalb technisch für die verschiedensten Anforderungen. Auch ist der Einfluss auf die
Frühfestigkeiten positiv. Damit wird Silicafume zum idealen Zusatzstoff. Allerdings sind die Kosten
hoch.
Flugasche
Flugasche fällt aus den Elektrofiltern bei der Elektrizitätsgewinnung mit feingemahlener
Steinkohle an. Flugaschen sind wirtschaftlich günstig und weisen sehr gute Eigenschaften
bezüglich Verarbeitungswilligkeit auf. Auch eignen sich Flugaschen für bestimmte
Dauerhaftigkeitsanforderungen. Wichtig bei der Flugasche ist die Gleichmässigkeit des Produktes.
17
4. Spritzbetontechnologie
Hüttensand
Hüttensand fällt bei der Verhüttung von Eisenerzen an. Hüttensande sind darum wirtschaftlich
günstig und eignen sich deshalb hervorragend als Füllstoffe. Sie reduzieren aber die
Frühstfestigkeit. Die Dauerhaftigkeit von Spritzbeton lässt sich mit Hüttensand in vielen Fällen
positiv beeinflussen.
4.1.3 Gesteinskörnungen
Die Zuschlagsstoffe (Gesteinskörnungen) bilden das Gerüst in der Spritzbetonmatrix und wirken
als Füllstoff in der Rezeptur. So besteht das Volumen zu ca. 75 % aus den Komponenten Sand
und Kies. Die geologische Zusammensetzung der Zuschläge hat einen entscheidenden Einfluss
auf die Verarbeitungs- und Festbetoneigenschaften. Gesteinskörnungen haben verschiedenste
Funktionen zu erfüllen:
18
4. Spritzbetontechnologie
Alkali-Ionen Gehalt
Der Gehalt von Alkali-Ionen (Natrium und Kalium) beeinflusst die Betoneigenschaften. Durch
einen erhöhten Alkaligehalt wird die Endfestigkeit und Dauerhaftigkeit des Spritzbetons
reduziert.
Die wichtigsten Eigenschaften von beschleunigtem Spritzbeton, Abbinden und frühes Erstarren,
werden durch zwei chemische Reaktionen der alkalifreien Beschleuniger (basierend auf
Aluminiumsulfaten und Aluminiumhydroxid Sulfaten) erreicht. Diese Reaktionen finden
22
4. Spritzbetontechnologie
grösstenteils nacheinander statt, wobei es trotzdem eine Überlappung und eine chemische
Beeinflussung zwischen ihnen gibt.
Material
Die Aluminatreaktion in alkalifreiem Spritzbetonbeschleuniger
Wird der Beschleuniger an der Düse in den Beton gemischt, startet eine deutliche
Ettringitbildung. Diese plötzlichen Ettringitniederschläge, welche während einer Aushärtezeit
von ca. 1 Stunde stattfinden, bilden eine feste Matrix, welche stark genug ist eine gute
Spritzbetonapplikation zu ermöglichen. Aufgrund chemischer und technischer Ursachen wird
bei dieser ersten Spritzbetonreaktion jedoch eine Druckfestigkeit von 1,0 bis 1,5 MPa nicht
überschritten.
Durch die negativen Faktoren, welche auf den jungen Spritzbeton wirken wie, statische Kräfte
(Überkopfanwendungen) oder Wassereindringungen, muss dieser erste Festigkeitsgewinn
durch eine anschliessende Festigkeitsentwicklung, der Silikat-Hydratation als zweite
Spritzbetonreaktion, gesteigert werden.
Die chemischen Abläufe im Spritzbeton unterscheiden sich von den vorher Beschriebenen für
alkalifreie Beschleuniger. Aus diesen Differenzen ergeben sich bei der Benutzung von nicht
alkalifreien Beschleunigern im Spritzbeton weitere negative Effekte in Bezug auf die Sicherheit
während der Applikation und auf die Spritzbetondauerhaftigkeit. Wegen der hohen Alkalität (pH)
können diese Produkte Verbrennungen von menschlichem Gewebe verursachen.
23
4. Spritzbetontechnologie
Eigenschaften Beschleunigertyp
Alkalisch Alkalisch Alkalifrei
Aluminatbasis Silikatbasis
Dosierbereich 3–6% 12 – 15 % 4–7%
pH-Wert 13 – 14 12 – 13 3
Na2O Äquivalent 20 % 12 % <1 %
Frühfestigkeit bei gleicher Dosierung ++++ ++++ ++
Endfestigkeit + –– +++
Wasserdichtigkeit ++ –– +++
Auslaugverhalten ––– –– –
Arbeitshygiene ––– – +++
Sicherheit bei Arbeit und Transport –– – +++
+ verbessernd – vermindernd
Tabelle 4-4: Beschleunigertypen und ihre Hauptmerkmale
25
4. Spritzbetontechnologie
Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass für den dauerhaften Qualitätsspritzbeton unter
Berücksichtigung der Sicherheit der Spritzgruppe nur alkalifreie Abbindebeschleuniger
eingesetzt werden sollen. Alkalifreie Abbindebeschleuniger bieten eine verbesserte Sicherheit in
verschiedensten Bereichen:
Arbeitssicherheit:
Durch den pH-Wert von ca. 3 entstehen keine ätzenden Wasserspritznebel und Aerosole in der
Tunnelluft und somit keine Schädigungen von Haut, Schleimhäuten und Augen.
Umweltsicherheit:
Durch den Einsatz von alkalifreien Abbindebeschleunigern gelangen keine hochalkalischen
Zusatzmittelanteile in Gebirgs- und Drainagewässer.
Transportsicherheit:
Alkalifreie Abbindebeschleuniger haben kein Gefahrenpotential beim Transport, beim Lagern,
dem Umfüllen und der Dosierung.
Betonqualitätssicherheit:
Der Einsatz von alkalifreien Abbindebeschleunigern minimiert den Einfluss der Betonerhärtung
und verbessert die Dichtigkeit des Spritzbetons und somit die Dauerhaftigkeit.
Entsorgungssicherheit:
Durch alkalifreie Abbindebeschleuniger werden keine zusätzlichen löslichen Alkalien in
den Beton eingebracht, und das Betongefüge wird dichter. Dadurch wird die Gefahr von
Versinterungen der Drainagen deutlich verringert.
Produkte werden dann als alkalisch bezeichnet, wenn sie einen pH-Wert zwischen 7
und 14 aufweisen.
26
4. Spritzbetontechnologie
Die Verarbeitungszeit und die innere Kohäsion des frischen Betons werden beeinflusst durch die
Hochleistungsverflüssiger, und dadurch auch alle weiteren Eigenschaften. Die Zusammensetzung
der Verflüssiger hat auch einen Effekt auf die Spritzbetonbeschleuniger. Alle unten genannten
Eigenschaften werden überwiegend beeinflusst durch die Betonrezeptur, welche wiederum durch
die Verflüssiger optimiert und kontrolliert wird.
Wasserreduzierung:
Erreichen der geforderten Fliessfähigkeit wenn der Wassergehalt im Frischbeton reduziert ist.
Ideale Frischbetonkonsistenz: Ausbreitmass von 550 bis 650 mm
Verarbeitungszeit:
Die Frischbetonkonsistenz muss möglichst konstant bleiben über die geforderte
Verarbeitungszeit, da für den Pumpvorgang eine weiche Konsistenz nötig ist.
Pumpbarkeit:
Eine tiefe Viskosität ergibt eine gute Pumpbarkeit und eine homogene Vermischung des
Spritzbetonbeschleunigers (Sigunit) und des Betons in der Spritzdüse.
Kompatibilität:
Die Wirkung von Hochleistungsverflüssiger, Abbindebeschleuniger und allen anderen
Betonzusatzmitteln müssen untereinander kompatibel sein. Darum müssen diese
Kombinationen getestet und bestätigt werden vom Fliessmittelhersteller und dem
Betonproduzenten. Eine beliebige Kombitation von verschiedenen Produkten und Mitteln kann
zu sehr unbefriedigenden Resultaten führen.
Verflüssiger
Die begrenzte Wasserreduzierung (5 – 10%) sowie gelegentlich ihre chemische
Zusammensetzung machen Verflüssiger unzweckmässig für Spritzbeton.
28
4. Spritzbetontechnologie
Material
Herausforderungen existieren. Deshalb muss die Verarbeitungszeit des Betons so flexibel wie
möglich sein. Dies kann effektiv erreicht werden, da der Start und die Geschwindigkeit der
Hydratation unabhängig gesteuert werden können. Dies geschieht durch das Hinzufügen des
Spritzbeton-Abbindebeschleunigers bei der Düse. Darum kann die Verarbeitbarkeit über mehrere
Stunden verlängert werden und die logistischen Operationen wie die Betonherstellung, der
Transport, Wartezeiten und die Applikation können angemessen eingeplant werden.
SikaTard ® -930
Konsistenzstabilisierer für Spritzbeton, wie SikaTard® -930, ermöglichen fast jede beliebige
Frischbeton-Verarbeitungszeit. Der spezifische Zeiteffekt hängt von der Dosierung, dem
Zementtyp, dem Bindemittelgehalt, dem Wassergehalt und den Temperaturverhältnissen ab.
Tabelle 4-8: Verlängerung der Verarbeitungszeit durch zusätzliche Zugabe von SikaTard ® -930
31
4. Spritzbetontechnologie
Tabelle 4-9: Übersichtstabelle von Zusatzmitteln und Zusatzstoffen für den Spritzbeton
34
5. Spritzbetonanforderungen
Dieses Kapitel beschreibt alle Anforderungen an Spritzbeton und –mörtel auf einfache und
verständliche Art und Weise. Gewappnet mit diesen Informationen können die Materialien korrekt
gewählt werden. Es vereinfacht die Wahl zwischen Nass- und Trockenspritzverfahren, der
richtigen Mischrezeptur und der korrekten Frühfestigkeitsentwicklung und Dauerhaftigkeit des
aufgetragenen Materials gemäss den benötigten Anforderungen.
Anforderung
5.1 Frühfestigkeitsentwicklung
Stark abhängig vom Anwendungsort des Spritzbetons oder -mörtels müssen unterschiedliche
Anforderungen an die Frühfestigkeitsentwicklung erfüllt werden. Man unterscheidet dabei
zwischen:
Danach spricht man von der normalen Festigkeitsentwicklung, vergleichbar mit derjenigen von
Konstruktionsbeton. Die Festigkeitsentwicklung wird durch die gleichen Faktoren beeinflusst:
Gesteinskörnung
Zementtyp und Zementgehalt
Bauteilstärke
Wassergehalt
Temperaturen im Beton und der Umgebung (Untergrund)
Für den Spritzbeton kommt als wesentliche Einflussgrösse der Abbindebeschleuniger hinzu,
welcher die Festigkeiten ab der ersten Minuten bis zu Stunden deutlich erhöht.
Frühstfestigkeitsentwicklung
In den ersten Minuten nach Auftrag des Spritzbetons ist die Klebkraft des Materials
massgebend. Die richtig dosierte Luftmenge hat dabei einen grossen Einfluss. Sie bestimmt die
Auftragsgeschwindigkeit (Auftragsstärke). Zu geringe Luftmenge bewirkt eine ungenügende
Verdichtung des Spritzgutes, was sich negativ auf die Endfestigkeit auswirkt. Zu hohe Luftmenge
erzeugt viel Staub und grossen Rückprall. Die im Staub schwebenden Feinanteile von Zement
35
5. Spritzbetonanforderungen
und Beschleuniger sind wichtige Bestandteile, die für eine optimale Festigkeitsentwicklung
fehlen. Staubemissionen sind aber auch aus arbeitshygienischen (gesundheitlichen) Gründen
möglichst zu vermeiden. Es kann immer nur so viel Spritzbeton aufgetragen werden, wie es die
Haftzugfestigkeit zwischen Spritzbeton und Untergrund zulässt. Die Frühstfestigkeitsentwicklung
bestimmt die Arbeitsleistung bei der Applikation.
Frühfestigkeitsentwicklung
Ab ca. 1 Stunde (in ausgewählten Fällen oder in der Sofortsicherung bereits nach wenigen
Minuten) stellt sich eine messbare Druckfestigkeit ein. Von dieser Festigkeitsentwicklung ist es
abhängig, ab wann mit dem Vortrieb weitergefahren werden kann. Die Frühfestigkeitsentwicklung
bestimmt den Baufortschritt im Tunnelvortrieb.
.
5.2 Endfestigkeit
Neben den für Spritzbeton spezifisch geforderten Frühst- und Frühfestigkeiten werden
genauso wie bei konventionellem Beton auch mechanische Anforderungen an den erhärteten
Spritzbeton gestellt, in aller Regel nach 28 Tagen. Die Höhe der Festigkeiten richtet sich nach den
Bemessungen des projektierenden Tunnelbauingenieurs. Gemessen werden die Druckfestigkeiten
am Bauwerk oder aus Spritzkisten entnommenen Bohrkernen. Als Referenzwerte dienen zuweilen
auch Würfelproben des ungespritzten Betons, welche aber für die Anwendung Spritzbeton
nicht massgebend sein können, da durch den Prozessschritt des Spritzens die Eigenschaften
deutlich verändert werden können. So haben z.B. die verwendeten Abbindebeschleuniger
und die Fachkompetenz des Düsenführers einen enormen Einfluss auf die zu erreichenden
Endfestigkeiten. Spritzbeton wird meist als dünne Tragschale ausgebildet und sollte daher ein
duktiles Tragverhalten aufweisen. Das kann über Bewehrungsstähle erreicht werden. Ideal für
die flexible Formausbildung von Spritzbeton ist aber der Einsatz von Fasern zur Bewehrung von
Spritzbeton und -mörtel. Durch Fasern bewehrter Spritzbeton ist ein höchst leistungsfähiger,
tragender Baustoff.
Geprüft werden die Eigenschaften des Spritzbetons an Proben, die direkt dem Bauwerk
entnommen werden oder an Spritzkisten, die parallel zur Applikation unter möglichst
vergleichbaren Voraussetzungen gespritzt und dann zur Probekörperentnahme ohne Zerstörung
des Bauwerkes herangezogen werden. Spritzkisten mit definierten Abmessungen werden auch
für den Plattentest zur Bestimmung des Biegezugverhaltens und des Arbeitsvermögens des
faserbewehrten Spritzbetons herangezogen.
36
5. Spritzbetonanforderungen
Eine Maximierung der Verbundeigenschaften wird durch die Verwendung von Silicafume erreicht.
Der Zugabezeitpunkt der Faser ist abhängig vom Fasertyp und kann im Falle von Problemen (z.B.
Igelbildung) evtl. abgeändert werden.
Es ist zu berücksichtigen, dass beim Rückprall auch Fasern verloren gehen und deshalb der
Gehalt, bzw. die Leistungsfähigkeit des gespritzten Betons massgebend sind und nicht die
theoretische Stahlfaserdosierung.
40
5. Spritzbetonanforderungen
5.5 Dauerhaftigkeit
Die Menge an Wasser in einer Mischung beeinflusst alle Eigenschaften des erhärteten Betons
zentral und ist darum die entscheidende Einflussgrösse, insbesondere bei der Dauerhaftigkeit.
Auch im Spritzbeton gilt: je tiefer der Wassergehalt in der Mischung, desto besser sind die
Dauerhaftigkeitseigenschaften des Baustoffes. Das Mass zur Beurteilung ist der Faktor Wasser zu
Zement oder Wasser zu Bindemittel. Dieser Faktor wird durch die Zuschlagsstoffe am stärksten
beeinflusst. Die gegebenen Zuschlagsstoffe müssen bei der Festlegung der Grenzwerte für den
Wassergehalt berücksichtigt werden.
Neben dem Wassergehalt beeinflussen natürlich die Zuschlagsstoffe und das Bindemittel die
Dauerhaftigkeitseigenschaften. Zusätzlich kommt beim Spritzbeton der Einfluss der sehr raschen
Frühst- und Früherhärtung dazu, welche meist über einen Abbindebeschleuniger oder spezielle
Zemente gesteuert wird. Herkömmliche Abbindebeschleuniger reduzieren die Endfestigkeiten
und führen grössere Mengen an Sulfaten in den Spritzbeton ein. Auch deshalb ist der Einsatz von
alkalifreien Beschleunigern zur Herstellung von dauerhaftem Spritzbeton zu bevorzugen. Weiter
ermöglicht der Einsatz von Silicafume eine zusätzliche, deutliche Verdichtung des Betongefüges
und eine Erhöhung der Klebkraft zwischen Zuschlagstoff und Zementsteinmatrix. Beides
verbessert die Dauerhaftigkeit erheblich. Richtig zusammengestellter Spritzbeton ist in der Lage,
alle Anforderungen an die Beständigkeit zu erfüllen, genau gleich wie konventioneller Beton.
Vergleichbar mit konventionell eingebautem Beton gilt ebenso für den Spritzbeton: Die
Spritzbetonoberfläche ist nur so gut, wie sie nachbehandelt worden ist. Die Durchführung der
Nachbehandlung gestaltet sich allerdings weit schwieriger. Vor allem, da in den ersten Stunden,
in denen der geschalte Beton durch die Form geschützt ist, bereits Austrocknung und Zugluft auf
die Spritzbetonoberfläche einwirken. Abhilfe schafft das regelmässige Netzen der Oberfläche,
was im Tunnelquerschnitt aber praktisch nur sehr schwer durchführbar ist. Auch das Abdecken,
beispielsweise mit einem Nachbehandlungswagen, lässt sich im Spritzbetonbau nur schwer
umsetzen. Seit kurzem sind sogenannte interne Nachbehandlungsmittel auf dem Markt, welche
42
5. Spritzbetonanforderungen
dem Spritzbeton schon bei der Herstellung zudosiert werden können und die Aufgabe der
Nachbehandlung dann integriert übernehmen.
Anforderung
Druckfestigkeit Einsatz von Silicafume SikaFume®
Verbesserung der Reduktion Wassergehalt Sika® ViscoCrete ® SC
Wasserdurchlässigkeit Einsatz von Silicafume SikaFume®
Erhöhung der Reduktion Wassergehalt Sika ® ViscoCrete ® SC
Frostbeständigkeit Einsatz von Silicafume SikaFume ®
Erhöhung der Reduktion Wassergehalt Sika® ViscoCrete ® SC
Sulfatbeständigkeit Einsatz eines sulfatbeständigen SikaFume®
CEM und/oder Einsatz von
Silicafume Sigunit ® -L AF
Minimierung der Beschleuniger-
Dosis
Erhöhung der Reduktion Wassergehalt Sika® ViscoCrete® SC
AAR-Beständigkeit Einsatz von Bindemittel mit
niedrigem Na2O-Äquivalent
Einsatz von Gesteinskörnungen
mit geringem AAR-Potential
Minimierung der Beschleuniger- Sigunit ® -L AF
Dosis
Tabelle 5-4: Massnahmen zur Änderung der Spritzbetoneigenschaften und zur Erhöhung der Dauerhaftigkeit
Jede Tätigkeit wird durch die Menschen bestimmt, die sie ausführen. Hier sind es insbesondere
der Düsenführer und der Schichtleiter, die die Qualität des eingebauten Spritzbetons zentral
beeinflussen. Alle Massnahmen im Vorfeld erfüllen ihren Zweck nur so gut, wie sie vor Ort
umgesetzt werden. Allerdings müssen den Ausführenden auch praxisgerechte Voraussetzungen
zur Verfügung gestellt werden.
43
6. Nassspritzbeton
Unter Nassspritzbeton versteht man die Förderung (Transport) eines fertig hergestellten
Spritzbetons von Gesteinskörnungen, Zement, Wasser und Spritzbetonzusatzmitteln zu einer
verarbeitbaren Mischung. Für den Spritzvorgang wird der Nassspritzbeton mit Luft und
Erstarrungsbeschleunigern vermischt und appliziert. Für den Transport von Nassspritzbeton
kann das Dichtstromverfahren oder das Dünnstromverfahren eingesetzt werden. Das
Nassspritzbetonverfahren im Dichtstrom ist das modernste Hochleistungsverfahren.
6.1 Anwendungsgebiete
Nassspritzbeton findet immer dann seine Anwendung, wenn hohe Festbetonqualitäten gefordert
sind und hohe Leistungen verlangt werden. So schreitet die Verbreitung von Nassspritzbeton im
maschinellen Tunnelvortrieb unwiderruflich voran. Schlussendlich sind aber auch die Präferenzen
des ausführenden Unternehmers massgebend bei der Wahl des Verfahrens!
6.2 Vorteile
Die Vorteile des Nassspritzverfahrens liegen in verschiedensten Bereichen. Der Nassspritzbeton
ist das modernere und leistungsfähigere Verfahren zur Verarbeitung von Spritzbeton.
44
6. Nassspritzbeton
6.3 Nassspritzbetonrezepturen
Die Mischungszusammenstellung von Nassspritzbeton ist abhängig von den geforderten
Festbetonwerten und der erwarteten Verarbeitbarkeit, also von den Zielvorgaben:
Nassspritzen
Als Folge von all diesen Parametern werden Zementtyp und -gehalt, Typ und Abstufungen
der Gesteinskörnungen, der Wassergehalt und die Art und Menge der Spritzbetonzusatzmittel
gewählt, mit Versuchen bestätigt oder nach Beurteilung der Zielgrössen angepasst. Nachfolgend
werden stellvertretend Nassspritzbetonrezepturen detailliert dargestellt.
Bei den Gesteinskörnungen sind die vor Ort vorhandenen Zuschlagsstoffe zentral massgebend
für die Wahl der Abstufung in der Sieblinie. Durch Versuche und Erfahrungswerte mit dem
zur Verfügung stehenden Granulat muss diejenige Sieblinie bestimmt werden, welche die
aufgezählten Anforderungen bestmöglich erfüllt. Ein Ersatz der Gesteinskörnungen kommt aus
wirtschaftlichen Gründen (Transport von gewaltigen Mengen) nur im Ausnahmefall in Frage.
Als Beispiele dienen die nachfolgenden Diagramme zur Festlegung der Sieblinie aufgrund der
Aussiebungen der Einzelkomponenten.
Wasser 192
Sandfeuchte 4% 1031 1,00 41
Kiesfeuchte 2% 687 1,00 14
Zusatzwasser 137
Zusatzmittel
Sika® ViscoCrete® SC 1% 4 1,10 4
Sigunit ® -L AF 6% 24 1,40 17
Bild 6-1: Inhaltsstoffe von Spritzbeton: Kies, Wasser, Zement, Betonverflüssiger, Sand (v.l)
46
6. Nassspritzbeton
Höhere Endfestigkeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 20 kg Silica Fume SikaFume® Höhere Dichte
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit / geringerer
Wasserbedarf
- 15 kg Wasser Wasser Höhere Dichte
Längere Verarbeitungszeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 0,3 % Verzögerer SikaTard® Hydratationsverzögerung
Bessere Pumpbarkeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 30 kg Feinanteile Feinsand/ Kalkstein/ Flugasche Schmierung
+ 0,5 % Pumpmittel SikaPump® Kleinerer Pumpendruck
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit
Höhere Dauerhaftigkeit I
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
- 15 kg Wasser Wasser Höhere Dichte
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit / geringerer
Wasserbedarf
Höhere Dauerhaftigkeit II
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 30 kg Silica fume SikaFume® Höhere Dichte
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit / geringerer
Wasserbedarf
48
6. Nassspritzbeton
Empfohlene Parameter
Menge Ausbreitmass 600 mm
400 kg Temperatur 20 °C
1718 kg Luftporengehalt 4%
192 kg Festigkeitsentwicklung J2
1% Verarbeitungszeit 2 Std.
6% Wasser / Zement 0,48
Nassspritzen
Tabelle 6-4: Optimale Spritzbetonparameter
Erhöhung der Duktilität I
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 30 kg Makro Stahlfasern mit Endhaken L=35 mm, Ø 0,5 mm Höhere Energieabsorbtion
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit
Erhöhte Feuerbeständigkeit
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
+ 2 kg Mikro Synthetikfasern PP L=6 mm, Ø 0,04 mm Dampfdruckreduktion
+ 0,2 % Hochleistungsverflüssiger Sika® ViscoCrete® SC Bessere Verarbeitbarkeit
Kostenoptimierung I
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
- 70 kg Zement CEM I Kostenreduktion
+ 70 kg Zusätze Kalkstein/ Flugasche Ersatz für Zement
Kostenoptimierung II
Rezeptur Änderung Produkt Effekt
- 400 kg Zement CEM I Kostenreduktion
+ 400 kg Mischzement CEM II Ersatz für Zement
49
6. Nassspritzbeton
6.7 Qualitätssicherung
Im Rahmen der Eignungsprüfungen (Erstprüfung) und auch für die laufende Qualitätssicherung
ist durch den ausführenden Unternehmer ein Konzept zur Qualitätssicherung aufzustellen. Darin
sind alle relevanten Parameter bezüglich Qualität und Sicherheit nachvollziehbar abgebildet. Die
praxistaugliche Erstellung des Konzeptes ermöglicht eine wirtschaftliche Durchführung und damit
auch dessen Durchsetzung. Die Qualitätssicherung soll den gesamten Prozess beschreiben.
Nassspritzen
bei Grossprojekten sinnvoll sein eine Zementanalyse durchzuführen. Dadurch können die
Zusatzmittel im Vorfeld optimal auf den Zement abgestimmt werden.
51
7. Trockenspritzbeton
7.1 Anwendungsgebiete
Trockenspritzbeton findet immer dann seine Anwendung, wenn geringere Mengen und
Leistungen gefordert sind und höchste Frühstfestigkeiten, beispielsweise zur Vorabdichtung
von starkem Wasseranfall durch Gunite, unabdingbar sind. Schlussendlich sind aber auch die
Präferenzen des ausführenden Unternehmers massgebend bei der Wahl des Verfahrens!
Betoninstandsetzung
Abdichtungsarbeiten
Vorabdichtungen bei starkem Wasseranfall
zeitlich unabhängiges Logistikkonzept
kleinere Spritzarbeiten (Siloware vor Ort)
7.2 Vorteile
Die Vorteile des Trockenspritzbetons liegen in seiner Flexibilität. Der Trockenspritzbeton ist das
traditionelle und weltweit bekanntere Verfahren zur Verarbeitung von Spritzbeton.
52
7. Trockenspritzbeton
7.3 Trockenspritzbetonrezepturen
Auch die Trockenspritzbeton-Zusammensetzung ist abhängig von den geforderten Zielvorgaben.
Neben den geforderten Festbetonwerten ist hier die Abstimmung zur Optimierung der
Staubentwicklung und der Rückprallmenge massgebend für den wirtschaftlichen Einsatz
von Trockenspritzbeton. Als Folge dieser Parameter werden Zementtyp und -gehalt, Typ und
Abstufungen der Gesteinskörnungen, der Wassergehalt (Eigenfeuchtigkeit) und die Art und
Menge der Spritzbetonzusatzmittel gewählt, mit Versuchen bestätigt oder nach Beurteilung
der Zielgrössen angepasst. Nachfolgend wird stellvertretend eine Trockenspritzbetonrezeptur
Trockenspritzen
detailliert dargestellt.
Bei den Gesteinskörnungen sind die vor Ort vorhandenen Zuschlagsstoffe ausschlaggebend
für die Wahl der Abstufung in der Sieblinie. Durch Versuche und Erfahrungswerte mit dem
zur Verfügung stehenden Granulat muss diejenige Sieblinie bestimmt werden, welche die
aufgezählten Anforderungen bestmöglich erfüllt. Im Trockenspritzbeton, vor allem aber
im Trockenspritzmörtelbereich, also bei den Guniten, wird oft auch mit ofengetrockneten
Fertigmischungen von Spritzmörtelherstellern gearbeitet. Diese Gunite werden im Sack oder
per Silofahrzeug angeliefert und im Zwischensilo bis zur Verarbeitung gelagert. So wird man
unabhängig von den vor Ort anzutreffenden Gesteinskörnungen.
53
8. Spritzbetonapplikation
8.1 Sicherheit
Sicherheit ist ein zentraler Begriff im gesamten Bauwesen, speziell aber auch im Spritzbetonbau,
da hier Maschinentechnik mit starken Kräften (Hydraulik / Pneumatik / Elektronik) mit einer
Applikationstechnik zusammentreffen, bei der wortwörtlich der Beton durch die Luft fliegt!
Also müssen die Anwender und im nahen Umkreis befindliche Personen geschützt werden. Die
Gefahrenquellen:
Lieferung des Spritzbetons mit grossen Fahrzeugen in meist beengten Verhältnissen bei
schlechtem Licht: persönliche Vorsichtsmassnahme durch eindeutiges und frühes zur
Seite treten; Tragen von reflektierenden Schutzkleidern; ausreichende Beleuchtung des
Fahrzeuges (auch dessen Reinigung); Signalerkennung bei Rückwärtsfahrt
Umschlag des Betons in das Fördergerät: Schutzgitter zur Verhinderung des Zugangs
zur Fördereinheit; persönliche Schutzausrüstung (wichtig: Augenspritzschutz)
Applikation
Applikationsstelle: regelmässige Wartung der Geräte nach Wartungsplan (speziell auch
Überprüfung der Förderleitungen oder -schläuche); entsprechende Fachausbildung der
Beschäftigten bei der Maschinentechnik; persönliche Schutzausrüstung; genügende
Arbeitsbeleuchtung sicherstellen
Im Umfeld der Spritzapplikation sollen sich keine Unbeteiligten aufhalten. Und wenn
doch, müssen diese die gleiche persönliche Schutzausrüstung tragen.
Die ganz grossen Gefahren liegen sicher im Abbrechen von frischem Spritzbeton oder noch
unbefestigtem Untergrund auf Personen, in der unsachgemässen Bedienung von Geräten und
Installationen für Elektrik, Hydraulik und Pneumatik und in der eigenen Unachtsamkeit, hier
speziell beim Weglassen bestimmter Teile der persönlichen Schutzausrüstung wie z.B. der
Schutzbrille.
55
8. Spritzbetonapplikation
8.2 Spritzbetonuntergrund
Der Verbund des Spritzbetons mit dem Untergrund kann nur so gut sein, wie die Qualität der
beiden Kontaktflächen. Spritzbeton besitzt aufgrund seines Bindemittelgehaltes und der hohen
Aufprallgeschwindigkeit beim Spritzen gute Voraussetzungen für eine starke Verkrallung und
hohe Haftzugfestigkeiten. Die andere Seite der Kontaktstelle, der Untergrund wird deshalb meist
massgebend für die Verbindung. Im Falle von Unterbeton soll dieser aufgeraut sein, was bei rauen
Spritzbetonoberflächen in der Regel erfüllt ist. Zudem muss die Oberfläche frei von losen und
nur schwach haftenden Teilen sein. Die Oberfläche muss vorgenässt werden, damit durch das
Saugverhalten des bereits trockenen Unterbetons die Verbundstelle nicht vertrocknet. Bei frischen
Ausbruchsoberflächen gilt prinzipiell das gleiche. Die Intensität der Reinigung ist abhängig vom
inneren Zusammenhalt des Untergrundes und die Notwendigkeit des Wässerns richtet sich nach
der Eigenfeuchtigkeit des Haftgrundes. Der Untergrund muss aber immer staubfrei sein.
Um die Arbeitsgänge zu optimieren, kann mit der Druckluft der Spritzeinrichtung die Oberfläche
gereinigt und mit Druckwasser gewaschen und genetzt werden. Diese Arbeiten müssen
unmittelbar vor der Spritzapplikation ausgeführt werden, damit sich nicht sofort wieder eine
Staubtrennschicht bildet. Das gilt auch bei schichtweisem Aufbau von Spritzbeton. Bei starkem
Wasseranfall ist das vorgängige Abdichten oder Ableiten des Wassers mit Drainagerinnen
vorzusehen.
8.3 Spritztechnik
Spritzbeton und Spritzmörtel werden schichtweise aufgetragen, entweder im gleichen
Arbeitsgang bei wiederholtem Überspritzen der gleichen Fläche oder in einem späteren
Arbeitsgang nach einer Arbeitsunterbrechung. Bei einer längeren Arbeitsunterbrechung muss
die Oberfläche wieder gereinigt und vorbefeuchtet werden. Wieviel sich in einem Arbeitsgang
auftragen lässt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
56
8. Spritzbetonapplikation
Beim horizontalen Spritzen kann in dünnen Schichten etappenweise die Schichtstärke aufgebaut
werden oder bei dicken Auftragsstärken von unten in schrägen Streifen gleich die gesamte
Stärke, dafür in der Höhe in Schichten, gespritzt werden. Auch hier soll am Fusspunkt der
Rückprall vor der nächsten Schicht entfernt werden.
Beim Spritzen über Kopf wirken Eigengewicht und Haftung des Spritzbetons entgegengesetzt,
Applikation
so dass dünnere Schichten aufgebaut werden müssen. In aller Regel wird mit geringerer
Spritzleistung und dünneren Schichten weniger Rückprall und damit letztendlich die bessere
Auftragsleistung erreicht. Der Rückprall macht hier keine Probleme.
Der Auftrag des Spritzbetons hat rechtwinklig zum Untergrund oder Unterbeton zu erfolgen.
So wird die Haftung und Verdichtung optimiert und der Rückprall minimiert. Mit kreisenden
Bewegungen wird der Spritzbeton oder -mörtel flächig gleichmässig von Hand oder maschinell
aufgetragen. Das Einspritzen von Bewehrungen ist besonders anspruchsvoll und muss mit
Erfahrung erfolgen, da Hohlräume durch Spritzschatten sehr häufig sind. Die Anwendung von
Stahlfaser- oder Makrokunststofffaserspritzbeton weist diese Schwierigkeit nicht auf.
Der optimale Spritzabstand beträgt 1,2 bis 1,5 m. Oft wird aber im Bereich von 1 bis 2
m gespritzt. Wird der Spritzabstand weiter erhöht, erhöhen sich der Rückprall und die
Staubentwicklung und damit verringert sich die Leistungsfähigkeit der Applikation.
57
x
Beschleunigereffizienz
x
x
x
Spritzbetonkompaktion
x
x
Spritzbetonqualität
x
x
Effizienz
x
x
x
Betonklebrigkeit
x
x
x
x
x
Rückprall
x
Betonbluten
x
x
x
Verstopfen des Equipments
x
x
x
Verschleiss
Schichtbildung durch
x
x
x
Pulsation
x
x
x
Spritzbetoninhomogenität
Reduktion von…
x
x
Zusatzmittelverbrauch
Adhäsionsfehler im Spritz-
x
x
x
x
x
x
beton
x
x
Zeitverluste im Spritzvorgang
Extrakosten aufgrund
x
x
x
schlechter Applikation
x
x
Staubentwicklung
59
Applikation
8. Spritzbetonapplikation
Bild 8-1: Reinigen des Untergrundes Bild 8-2: Füllen von Ausbrüchen
mit Wasser
8.4 Düsenkonfigurationen
Unter der Düsenkonfiguration versteht man die Art und Weise, wie die zur Applikation
notwendigen Elemente in den Spritzbetonhauptstrom eingedüst werden. Den verschiedenen
Verfahren werden kurz vor der Applikation folgende Elemente eingedüst:
Die Düsenkonfiguration ist abhängig von der Verfahrensart und der Wahl der eingesetzten
Beschleuniger. Alkalihaltige Beschleuniger werden vorzugsweise 2 – 5 m hinter der Düse
zudosiert. Da sie eine gewisse Reaktionszeit benötigen, bewirkt man dadurch bessere
Resultate im Bereich der Frühstfestigkeiten. Durch die von der Doppelkolbenpumpe
Applikation
herrührenden Unterbrüche des Spritzstrahls werden bei alkalihaltigen Beschleunigern ätzende
Wasserspritznebel und Aerosole in die Tunnelluft freigesetzt. Durch eine korrekte Eindüsung 2 –
5 m hinter der Düse wird die Pulsation kompensiert und der Beschleuniger gebunden. Dadurch
wird die Staubbildung drastisch reduziert. Die Probleme mit ätzendem Wasserdampfnebel und
Aerosolen entstehen bei den alkalifreien Beschleunigern überhaupt nicht. Da sie zudem äusserst
reaktiv sind, müssen sie unmittelbar vor der Spritzdüse zudosiert werden. Durch die damit
verbundene kurze Flugzeit des Spritzbetons reduziert sich die Staubbildung.
Die Spritzdüse bündelt den Spritzstrahl und ist verantwortlich für das Spritzbild. Qualitativ
hochwertige Spritzdüsen sind derart konzipiert, dass sie das gesamte Konglomerat ohne Verluste
an den Untergrund bringen.
Bild 8-7: ungenügende Verteilung der Granulometrie Bild 8-8: gute Verteilung der Granulometrie über
über den Querschnitt des Spritzstrahlst den Querschnitt des Spritzstrahls
61
8. Spritzbetonapplikation
Gleichzeitig muss die gesamte Granulometrie regelmässig über den Querschnitt des
Spritzstrahles verteilt sein.
Die Spritzdüse ist eines der wichtigsten Elemente des Betonspritzsystems und das
Hauptverschleissteil beim Spritzen. In der Düse erfolgt die Durchmischung von Luft, Beton und
Erstarrungsbeschleuniger.
Aus der Entwicklung von neuen Düsenkonzepten resultieren verschiedene Vorteile. Mit der
Reduzierung der Austrittsöffnung konnte der Luftverbrauch optimiert und gleichzeitig die
zunehmend strenger beachteten Gesundheitsvorschriften berücksichtigt werden. Ein weiterer
Vorteil ist, dass die Düse bei einer Verstopfung vom Injektor abgestossen wird. Dadurch werden
die Löcher, bei welchen die Luft und der Erstarrungsbeschleuniger in den Betonstrom gelangen
nicht verstopft. Die abgefallene Düse kann gereinigt und mit wenigen Handgriffen wieder montiert
werden. Um die Kosten für das Hauptverschleissteil gering zu halten wurde die Düse einfach und
mit einem Minimum an Material gefertigt.
62
8. Spritzbetonapplikation
8.5.1 Penetrometer
Die Resultate dieser Methode werden berechnet aus der Kraft die nötig ist um eine Nadel mit
3 mm Durchmesser 15 mm in das Material zu pressen. Die Nadelspitze hat einen Winkel von
60°. Mit dieser Methode kann man die Druckfestigkeit bis zu 1,5 MPa von Hand messen.
Bild 8-12: Penetrationstest von frisch applizierten Beton mit einem digitalen Penetrometer (Mecmesin AFG 1000)
Bild 8-13 / 14: Setzbolzenverfahren: Mit dem Schussbolzenapparat Hilti DX 450-SCT, werden Bolzen in den
jungen Spritzbeton geschossen und die herausstehende Länge des Bolzen gemessen.
64
8. Spritzbetonapplikation
8.5.3 Bohrkernmethode
Die finale Druckfestigkeit kann mit Bohrkernen, gemäss EN 12504-1 „Prüfung von Beton in
Bauwerken“, gemessen werden.
Applikation
Bild 8-15 / 16: Bohrkernentnahme einer Spritzbetonprobe (links) und Druckfestigkeitsmessung des
Bohrkernes (rechts)
Ein Grossteil des Spritzbetons wird im Tunnelbau eingesetzt. Gerade in diesem Bereich spielt
die Frühfestigkeitsentwicklung eine zentrale Rolle. Spritzbeton sollte schnell in dicken Schichten
aufgetragen werden können, und dies sogar über Kopf. Daher wird die Festigkeit von frisch
aufgetragenem Spritzbeton in drei Klassen eingeteilt: J1, J2 und J3 (EN 14487).
65
8. Spritzbetonapplikation
Der Rückprall verändert sich während des Spritzprozesses. Im ersten Moment prallen vor allem
die grösseren Zuschläge ab, da sich am Untergrund zuerst eine feine Schicht als Haftfläche
aufbauen muss. Danach setzt sich der Rückprall aus sämtlichen Komponenten der Rezeptur
zusammen. Über die Klebkraft des Spritzbetons kann die Rückprallmenge stark gesteuert
werden.
Rückprallmenge
Ohne eigene Messungen des Rückpralles mit den vor Ort herrschenden Gegebenheiten kann die
Rückprallmenge nur grob abgeschätzt werden:
Rückprall beim Trockenspritzbeton 20 – 30% bei der Applikation senkrecht nach oben
Rückprall beim Nassspritzbeton 5 – 15% bei der Applikation senkrecht nach oben
Wiederverwendung / Entsorgung
Spritzbetonrückprall ist prinzipiell Recyclingbeton mit allen Komponenten der ursprünglichen
Mischung. Im schlechteren Fall ist er noch durch die vor Ort herrschenden Verhältnisse
verunreinigt (verschmutzt). Es gilt wie bei Konstruktionsbeton: Ein geringer Anteil von ca. 10 –
max. 20% richtig aufbereiteter Spritzbetonrückprall kann bedenkenlos wieder eingesetzt werden.
8.7 Staubentwicklung
Staub entsteht bei jeder Art der Spritzbetonapplikation. Allerdings unterscheiden sich Menge und
Art des Staubes sehr stark. Ein sehr grosses Problem entsteht beim Trockenspritzbeton, da die
Komponenten naturgemäss stark zur Staubbildung neigen. Mit geeigneten Massnahmen kann die
Staubentwicklung aber auch hier reduziert werden. Massnahmen zur Reduktion der Staubmenge
sind:
68
8. Spritzbetonapplikation
Trotz aller Massnahmen liegt die Staubentwicklung von Trockenspritzbeton aber um das
doppelte bis vierfache über den Mengen beim Nassspritzbeton. Zur weiteren Verbesserung der
Arbeitssicherheit sollten nur alkalifreie Erstarrungsbeschleuniger verwendet werden.
8.8 Spritzschatten
Die Entstehung von Hohlräumen im applizierten Material, zum Beispiel hinter Bewehrungen
ist vor allem in der Betoninstandsetzung bei Spritzmörteln ein grosses Problem. Aber auch in
der klassischen Spritzbetonbauweise ist diese Herausforderung bekannt. Letztlich kann hier
nur der geübte Düsenführer durch geschickte Wahl des Spritzvorganges eine Minimierung
der Spritzschatten erreichen. Auch hier zeigt sich wieder die Wichtigkeit des Düsenführers als
entscheidendes Kriterium für qualitativ hochwertigen Spritzbeton.
Applikation
8.9 Mechanisierung / Automatisierung
Jeder sich ständig wiederholende Arbeitsvorgang oder Arbeitsschritt verlangt nach einer
Verbesserung der Automatisierung. Während vor nahezu 100 Jahren der schnellbindende Mörtel
Sika ® -1 von Hand von unzähligen Tunnelbauern zwischen die Fugen der Bruchsteinmauerwerke
gepresst wurde, werden heutzutage Grossmengen von mit Spritzbetonzusatzmitteln vergüteten
Spritzbetonen und -mörteln mit hochleistungsfähigen Spritzmaschinen und Betonspritzsystemen
schnell und in hoher Qualität durch wenige Fachspezialisten industriell verarbeitet. Die
Mechanisierung in der Spritzbetontechnologie ist weit fortgeschritten und beinhaltet praktisch
alle Abläufe von der Herstellung bis zur Applikation. Die Zukunft der nächsten Jahre liegt in der
weiteren Automatisierung der Abläufe, primär zur Entlastung des Düsenführers. Ziel muss es
dabei sein, die Fähigkeiten des Düsenführers auf die zu leistende Spritzbetonarbeit zu richten und
ihn von den vielfältigen mechanischen Abläufen, die automatisiert werden können, zu entlasten.
Dabei müssen alle Entwicklungen für ihre Eignung im Tunnelbau massiv und äusserst robust
konstruiert und so einfach wie möglich ausgelegt sein, um einen dauerhaften Bestand zu haben.
69
9. Spritzverfahren
9.1.1 Vorteile
Die idealen Einsatzgebiete (Anwendungen) für das Nassspritzbetonverfahren ergeben sich aus
den Vorteilen des Verfahrens:
Verfahren
hohe und höchste mechanische Festbetonanforderungen
hohe Dauerhaftigkeitsanforderungen
73
9. Spritzverfahren
9.2.1 Vorteile
Die Vorteile des Trockenspritzbetons liegen in seiner Flexibilität. Der Trockenspritzbeton ist ein
traditionelles und weltweit das bekannteste Verfahren zur Verarbeitung von Spritzbeton.
Beim Trockenspritzbeton belasten die hohen Rückprallmengen, die Staubentwicklung und die
höheren Verschleisskosten die Wirtschaftlichkeit. Die idealen Einsatzgebiete (Anwendungen) für
Trockenspritzbeton und Fertiggunite ergeben sich aus den Vorteilen des Verfahrens:
Betoninstandsetzung
Vorabdichtungen bei starkem Wasseranfall
kleinere Spritzarbeiten
zeitlich unabhängiges Logistikkonzept (Siloware vor Ort)
Auch für das Trockenspritzverfahren werden das manuelle und das maschinelle Spritzen
eingesetzt. Da mit Trockenspritzbeton sehr oft nur kleinere Spritzleistungen benötigt werden,
hat die manuelle Applikation durch den Düsenführer eine weit grössere Bedeutung als im
Nassspritzbeton. Wie beschrieben, werden für die Verarbeitung von Trockengemischen
vorwiegend Rotormaschinen verwendet, die sich im Direktvergleich unterscheiden durch:
76
10. Spritzbetonequipment
78
10. Spritzbetonequipment
Systeme
Bild 10-2: Sika ®-PM 500
79
10. Spritzbetonequipment
80
10. Spritzbetonequipment
Systeme
81
10. Spritzbetonequipment
Der Tunnelbohrprozess mit einer TBM folgt immer einem ähnlichen Ablauf:
a) Die Ausbruchfläche wird bearbeitet mit Meisseln, Rotationsschneidern, etc.
b) Der Felsausbruch wird an die Oberfläche transportiert
c) Stabilisierungsarbeiten sowie der Innenausbau werden ausgeführt.
Während der Stabilisationsphase c), werden entweder vorgefertigte Tunnelsegmente
(vorgefertigte Betonelemente) montiert, oder es wird stahlfaserverstärkter Spritzbeton appliziert.
Für die Stabilisierung mit Spritzbeton wurde spezielles Spritzbetonequipment entwickelt, welches
auf die TBM montiert werden kann. Diese grossen Systeme werden von der Firma Aliva selber
entwickelt, gebaut und installiert.
82
10. Spritzbetonequipment
Systeme
83
11. Abdichtungen
Kleinere Wassereinbrüche können mit Sika® Shot-3 verschlossen werden. Sika® Shot-3 ist ein
Mörtel mit extrem hoher Frühfestigkeit. Der wasserdichte Mörtel wird im Trockenspritzprozess
aufgetragen.
FlexoDrain W Stücke oder Halbschalen können mit Sika® Shot-3 direkt auf dem Felsen befestigt
werden.
Abdichten
85
12. Problembehandlung
12.1 Applikationsprobleme
Tabelle 12-1: Troubleshooting Anleitung bei Spritzbeton-Performance Problemen
12.2 Pumpenprobleme
Tabelle 12-2: Anleitung für Spritzbeton-Pumpen Probleme
Probleme
87
13. Index
A G Schmiermittel 34
Schutzschicht 84
AAR Widerstand 43 Gunit 52, 53
Sicherheit 55
Abbindebeschleuniger 22
H Siebkurve 50
Abbindeverzögerer 31
Silikatreaktion 23
Aliva 80 Hilti 64
Spritzbetonmaschinen 80
Alkalifreie Beschleuniger 22 Hochleistungsverflüssiger 27
Spritzbetonsysteme 78
Alkali-Ionen Gehalt 22 Hüttensand 18
Spritzbetonzusatzmittel 21
Alkalinität 22
Spritzdüse 62
Aluminatreaktion 23 K
Spritzschatten 69
Applikationsregeln 60 Kies 18 Spritzwinkel 58
Ausbruchssicherung 10 Kolbenpumpen 74 Staubentwicklung 68
Ausgangsstoffe 16 Kompatibilität 28 Steinmehl 17
Konsistenzstabilisierer 31
B
T
Beschleuniger 22, 25 L
Trockenspritzbeton 52
Betonpumpen 74, 78 Luftdruck 58, 86
Bohrkernmethode 65 U
Bolzensetzmethode 64 M
Brandwiderstand 41 Makrokunststofffaser Untergrund 56
39
Mechanisierung 69 V
D
Messmethoden 63
Dauerhaftigkeit 42 Mikrosilikat Verarbeitungszeit 28, 31
17
Dichtstromverfahren 72 Mischungsstabilisatoren Verzögerer 31
32
Dichtungsbahnen 84 Mischverhältnis 47, 54 W
Dosiergerät 83
Drainagesystem 85 N Wasser 20
Druckluft 72, 75 Nachbehandlung Wassergehalt 27
42
Dünnstromverfahren 75 Nassspritzbeton Weichheit 32
44, 72
Düsenkonfiguration 61 Nassspritzverfahren W/Z-Wert 42
58
E Z
P
Eigenfeuchtigkeit 53 Zement 16
Penetrometer 64
Endausbau 14 Zementgehalt 46, 54
Polycarboxylate 29
Endfestigkeit 36 Zusatzmittel 21
Pumpbarkeit 33, 87
Energieabsorbtion 40 Zusatzstoffe 16
Putzmeister 78
Erstarrungsbeschleuniger 22 Zuschläge 18
Q
F
Qualitätssicherung 51
Fasern 38
Feinanteil 33 R
Fertiggunite 52, 70
Reinigen 56, 60
Festigkeitsklassen 65
Rezeptur 45, 53
Fliessfähigkeit 32
Rotormaschinen 75, 80
Fliessmitteltypen 29
Rückprall 54, 67
Flugasche 17
Förderung 70 S
Frühfestigkeit 35, 66
Sathlfaser 38
88