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Anika Neitz-Regett
27.04.2023 TU München
Überblick über die Vorlesung „Umweltmanagement und
Öko-Auditierung“ im Sommersemester 2023
Termin: Inhalt:
VL 1 20.04.2023 Vorstellung und Einführung (Neitz-Regett)
VL 2 27.04.2023 Kumulierter Energieaufwand (KEA) I (Neitz-Regett)
VL 3 04.05.2023 Kumulierter Energieaufwand (KEA) II (Neitz-Regett)
VL 4 11.05.2023 Klimapolitik und Transformationspfade (Schmidt-Achert)
VL 5 25.05.2023 Ökobilanzierung/LCA I - Grundlagen (Neitz-Regett)
VL 6 01.06.2023 Ökobilanzierung/LCA II - Beispiele (Neitz-Regett)
VL 7 15.06.2023 Umweltmanagementsysteme und Berichterstattung (Neitz-Regett)
VL 8 22.06.2023 Europäischer Emissionshandel (Ostermann)
VL 9 29.06.2023 Exkursion (Neitz-Regett)
VL 10 06.07.2023 Partizipation und Akzeptanz (Wohlschlager)
VL 11 13.07.2023 Corporate Carbon Footprint und Kreislaufwirtschaft (Haas)
VL 12 20.07.2022 Wichtige Erkenntnisse + Fragen zur Prüfung (Neitz-Regett)
27.07.2022 Klausur
In Präsenz im Raum N3823 (mit Option auf digital), Vorlesungen jeweils von 15:00-16:30,
Ankündigungen und Vorlesungsunterlagen auf Moodle 2
Übersicht: Werkzeuge der Nachhaltigkeit
Managen
Ökobilanz Akzeptanz
Politische Instrumente
Klimaabkommen Emissionshandel
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Einstiegsfragen
Wer hat den Begriff KEA vor dieser Veranstaltung schon einmal gehört?
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Agenda
1. Grundlagen
2. Vorgehensweise
3. Übungsaufgaben
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Warum der Kumulierte Energieaufwand (KEA)?
Ökobilanz/LCA
keine genaue Anleitung zur Bilanzierung von
Energieflüssen in den ISO-Normen 14040/44
→ Der KEA als „Kurzökobilanz“, da ein Großteil der Umweltwirkungen mit dem
Energieaufwand verbunden sind. 7
Gesamtheit des primärenergetisch bewerteten Aufwands über den
Lebenszyklus eines Produktes oder einer Dienstleistung
→ KEA folgt dem Lebenszyklusgedanken und umfasst die Herstellung-, Nutzungs- und
Entsorgungsphase. 8
Aber was bedeutet Primärenergie eigentlich und wie grenzt sich
diese von anderen Energieformen ab?
1. Gefördertes Rohöl
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Begriffsdefinitionen: Primär-, Sekundär-, End- und Nutzenergie
Primärenergie (Rohenergie) ist der Energieinhalt von Energieträgern, die in der Natur vorkommen und technisch
noch nicht umgewandelt wurden. Man unterscheidet zwischen den, an menschlichen Maßstäben gemessen,
unerschöpflichen bzw. regenerativen, den fossilen und nuklearen Energieträgern. Beispiele sind Erdgas, Erdöl oder
Steinkohle, solange sich diese noch in der jeweiligen Lagerstätte befinden. Regenerative Energieträger - wie Wind
oder Sonne - werden oft mit Faktor 1 in Primärenergie umgerechnet.
Sekundärenergie ist der Energieinhalt von Energieträgern, der aus Primärenergie durch einen oder mehrere
Umwandlungsschritte gewonnen wird. Beispielhaft sind hier Heizöl oder Benzin zu nennen, welche verlustbehaftet
Endenergie ist der Energieinhalt aller primären und sekundären Energieträger, der dem Verbraucher letztendlich zur
Verfügung steht. Dieser Wert ist bereits vermindert um sämtliche Transport- und Umwandlungsverluste, den
nichtenergetischen Verbrauch und den Eigenbedarf - etwa bei der Stromerzeugung in Kraftwerken - die auf dem
Weg zum Endverbraucher anfallen. Beispiele sind Benzin an der Tankstelle, Strom aus der Steckdose oder
Fernwärme im Haushalt.
Nutzenergie umfasst alle technischen Formen der Energie, welche der Verbraucher letztendlich benötigt, also
Wärme, mechanische Energie, Licht, elektrische und magnetische Feldenergie (z.B. für Galvanik und Elektrolyse) und
elektromagnetische Strahlung, um Energiedienstleistungen ausführen zu können..
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Berechnung des KEA gemäß VDI 4600
→ Neben dem Energieverbrauch umfasst der KEA auch die nichtenergetisch eingesetzten
Energieträger sowie den stofflich gebundenen Energieinhalt. 12
Begriffsdefinitionen: KEV, KNA, NEV und SEI
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Bestimmung des Bereitstellungsnutzungsgrads von Brennstoffen
• Der Bereitstellungsnutzungsgrad ist vergleichbar mit dem Wirkungsgrad der Prozesskette von der
Primärenergieträgergewinnung bis zur Bereitstellung des Energieträgers.
• Der Bereitstellungsnutzungsgrad (g) von Brennstoffen (Br) ist definiert als das Verhältnis des Heizwertes (Hu) am
Einsatzort zum KEA für die Bereitstellung des Brennstoffs (KEABr):
𝐻𝑢
𝑔𝐵𝑟 =
𝐾𝐸𝐴𝐵𝑟
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Was ist der Heizwert und wie unterscheidet er sich vom Brennwert?
→ Unter Brenn- bzw. Heizwert wird die bei der vollkommenen Verbrennung freigesetzte
Energie bezogen auf die Brennstoffmenge bei Normzustandsbedingungen verstanden. 15
Verdeutlichung am Beispiel der Verbrennung von Wasserstoff
Bei der Verbrennung von Wasserstoff wird Wärme (241,8 kJ/mol) freigesetzt:
H2 + ½ O2 H2O (gasförmig) + Wärme
Mithilfe der molaren Masse von H2 (2,01588 g/mol) kann der Heizwert berechnet werden:
241,8 / 2,01588 = 119,9 kJ/g bzw. 33,3 kWh/kg
Bei der Kondensation des entstandenen Wassers wird zusätzliche Wärme (44 kJ/mol) freigesetzt:
H2O (gasförmig) H2O (flüssig) + Wärme
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Beispiel: Brennwert und Heizwert von verschiedenen Brennstoffen
50 150
MJ/kg Brennwert (HO) MJ/m3
Heizwert (HU) 125
40
100
30
75
20
50
10
25
0 0
Stadtgas
Ferngas
Propan
Hochofengichtgas
Erdgas (trocken)
Wasserstoff
n- Butan
Gasflammk.
Heizöl S
Diesel
Fettkohle
Anthrazit
roh
Koks
Schwefel
Brikett
Holz
Benzin
Koks
Heizöl EL
Steinkohle Braunkohle
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Quelle: FfE
Bestimmung des Bereitstellungsnutzungsgrads von elektrischer
Energie
• Der Bereitstellungsnutzungsgrad (g) von Strom (el) ist definiert als das Verhältnis der elektrischen Energie am
Einsatzort (Wel) zum KEA für die Erzeugung, Transport und Verteilung zum Endverbraucher:
𝑊𝑒𝑙
𝑔𝑒𝑙 =
𝐾𝐸𝐴𝑒𝑙
• Dabei wird der KEA für Brennstoffe (Br), regenerative Energien (reg) und Kernenergie (nuk) berücksichtigt:
𝑊𝑒𝑙
𝑔𝑒𝑙 =
𝑊 𝑊 𝑊
σ𝑙 𝐵𝑟,𝑙 + σ𝑗 𝑟𝑒𝑔,𝑗 + 𝑛𝑢𝑘
𝑔𝐵𝑟,𝑙 𝑔𝑟𝑒𝑔,𝑗 𝑔𝑛𝑢𝑘
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Beispiel: KEA für die Bereitstellung elektrischer Energie
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Quelle: FfE
Aufschlüsselung nach regenerativem und nicht-regenerativem
Aufwand über den KNRA und den KRA
→ Sofern die vorhandene Datenbasis es zulässt, ist diese Aufteilung von Vorteil und kann
weiter differenziert werden nach einzelnen Primärenergieträgern. 20
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Der KEA ermöglicht die energetische Beurteilung und den
Vergleich von Produkten und Dienstleistungen
Bei der Ermittlung des Kumulierten Energieaufwandes für Produkte und Dienstleistungen erhält man eine Basis für
die Berechnung bzw. Hinweise auf:
• die Wahl der Werkstoffe und der Prozesstechnik unter energetischen Gesichtspunkten,
• den Einfluss der Nutzungsdauer energieverbrauchender oder umwandelnder ökonomischer Güter (Produkte und
Dienstleistungen) unter energetischen Gesichtspunkten,
• die energetische Bedeutung der Behandlung benutzter Güter durch Teil-, Komponenten- oder Stoffrückführung,
energetische Nutzung und Entsorgung,
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Formelzeichen
Symbol Einheit Bedeutung
EE J/fE, Wh/fE *) Endenergie
g - Bereitstellungsnutzungsgrad
Hu=Hi=H J/kg, Wh/kg Heizwert (unterer Heizwert, inferior)
Ho=Hs=B J/kg, Wh/kg Brennwert (oberer Heizwert, superior)
KEA J/fE, Wh/fE Kumulierter Energieaufwand
KEV J/fE, Wh/fE Kumulierter Energieverbrauch
KNA J/fE, Wh/fE Kumulierter Nichtenergetischer Aufwand
KRA J/fE, Wh/fE Kumulierter Regenerativer Aufwand
KNRA J/fE, Wh/fE Kumulierter Nichtregenerativer Aufwand
NEV J/fE, Wh/fE Nichtenergetischer Verbrauch
PE J/fE, Wh/fE Primärenergie
SEI NE, Wh/fE Stoffgebundener Energieinhalt
W J/fE, Wh/fE Energie
*) Diese Energiegrößen werden auf die funktionale Einheit (fE) bezogen. Darunter wird das jeweils betrachtete Produkt, dessen Masse, Volumen,
Energie usw. oder die Dienstleistung verstanden.
Indizes:
Symbol Bedeutung
Be Bereitstellung
Br Brennstoff
E Entsorgung
ET Energieträger
el elektrisch
foss fossil
H Herstellung
l,j,k Laufindizes
N Nutzung
nuk nuklear
reg regenerativ 22
2. Vorgehensweise
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Definition der Bilanzgrenzen – Beispielhafte Darstellung von
Stoff- und Energieflüssen für einen Prozess
Primärenergieträger Primäre und sekundäre Rohstoffe : genutzt
nicht
Bereitstellung der betrieblichen Produktionsfaktoren genutzt
Prozess
Fertigungsaufwand
Datenbank 2. Stufe
Zusammensetzung
Baugruppen Energie- und Entsorgungs-
Wartungsaufwand verfahren
Vorläufiger KEA
Endgültiger KEA
Quelle: FfE nach VDI 4600
→ Oder Kombination von mikro- und makroanalytischen Ansätzen im Zuge einer Materialbilanzanalyse:
Massen-/Stoffgerüste x spezifische KEA-Daten je Material
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Prozesskettenanalyse – Schema eines Materialstammbaums für die
Herstellung
Stoffeinsatz Fertigungsebene
Endprodukt
….. Baugruppe
….. Bauteil
Werkstoffe,
….. Halbzeuge
Rohstoffe
Rohstoffe
in der
Lagerstätte
Wärme Emissionen
Brennstoffe Koppel-
produkte
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Quelle: FfE
Mögliche Zurechnung bei Koppelprodukten (Allokation)
• Zuordnung des gesamten Energieverbrauchs zu einem oder mehreren Produkten, welche als Zielprodukte,
angesehen werden. Alle anderen anfallenden Produkte und Stoffe werden energiefrei bewertet.
• Aufteilung des KEA auf alle Ziel- und Kuppelprodukte anhand einer geeigneten Bewertungsgröße:
− Physikalische Größen: Masse, Volumen, Stoffmenge
− Energetische Größen: Heizwert, Brennwert, Enthalpie, gewichtete Energie oder Exergie der entstandenen
Ziel- und Kuppelprodukte
− Wirtschaftliche Größen: Marktpreis, Werkabgabepreis, d.h. eine Zuordnung auf Basis einer monetären
Bewertung
• Gutschriftenverfahren: Koppelprodukt wird mit dem KEA eines Äquivalenzprozesses bewertet
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Übung „Energieformen“
1. Diesel ab Raffinerie
2. Raumwärme im Gebäude
3. Strom an der Steckdose
4. Gefördertes Rohöl
5. Prozesskälte in der Industrie
6. Steinkohle an der Grube
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Übung „Energieformen“ – Lösung
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Übung „Prozessschritte“
Welche Prozessschritte fallen bei der Energiebereitstellung von der Primärenergie (Beispiel Gaskraftwerk) bis zur
Nutzenergie (Beispiel Elektrofahrzeug) an?
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Übung „Prozessschritte“ – Lösung
Welche Prozessschritte fallen bei der Energiebereitstellung von der Primärenergie (Beispiel Gaskraftwerk) bis zur
Nutzenergie (Beispiel Elektrofahrzeug) an?
z.B.
• Gasförderung
• Gastransport
• Gasverbrennung
• Stromerzeugung
• Stromtransport und -verteilung
• Laden der Batterie
• Krafterzeugung im Fahrzeug
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Übung „KEA 1“
Berechnen Sie den KEA für einen Prozess mit folgenden Verbräuchen:
Hinweis:
1 kWh=3,6 MJ
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Übung „KEA 1“ – Lösung
𝑀𝐽
25 𝑘𝑊ℎ ∙ 3,6
𝐾𝐸𝐴 = 𝑘𝑊ℎ + 22 𝑀𝐽 + 19 𝑀𝐽
0,33 0,88 0,9
=
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Übung „KEA 2“
Berechnen Sie den KEA für einen Prozess mit folgenden Verbräuchen:
Hinweis:
1 kWh=3,6 MJ
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Übung „KEA 2“ – Lösung
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Agenda
1. Grundlagen
2. Vorgehensweise
3. Übungsaufgaben
1
Der KEA ist ein Indikator für die Inanspruchnahme von energetischen Ressourcen.
2
Der KEA enthält nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch stofflich gebundene Energie.
3
Der KEA verfolgt den Lebenszyklusansatz und berücksichtigt Herstellung, Nutzung sowie Entsorgung.
4
Er kann daher bei der Ökobilanzierung mit einer genauen Anleitungen zur Erfassung von Energieflüssen unterstützen.
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Zum Nachschlagen:
41
Diskussion
Fragen? Anmerkungen?
! ?
?
§ „…“
42
Dr.-Ing. Anika Neitz-Regett
Leiterin Ressourcen und Klimaschutz
Tel.: +49(0)89 15 81 21– 45
Email: aregett@ffe.de oder
anika.neitz-regett@tum.de