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Kumulierter Energieaufwand (KEA) II

Vorlesung „Umweltmanagement und Öko-Auditierung“

Anika Neitz-Regett
04.05.2023 TU München
Überblick über die Vorlesung „Umweltmanagement und
Öko-Auditierung“ im Sommersemester 2023
Termin: Inhalt:
VL 1 20.04.2023 Vorstellung und Einführung (Neitz-Regett)
VL 2 27.04.2023 Kumulierter Energieaufwand (KEA) I (Neitz-Regett)
VL 3 04.05.2023 Kumulierter Energieaufwand (KEA) II (Neitz-Regett)
VL 4 11.05.2023 Klimapolitik und Transformationspfade (Schmidt-Achert)
VL 5 25.05.2023 Ökobilanzierung/LCA I - Grundlagen (Neitz-Regett)
VL 6 01.06.2023 Ökobilanzierung/LCA II - Beispiele (Neitz-Regett)
VL 7 15.06.2023 Umweltmanagementsysteme und Berichterstattung (Neitz-Regett)
VL 8 22.06.2023 Europäischer Emissionshandel (Ostermann)
VL 9 29.06.2023 Exkursion (Neitz-Regett)
VL 10 06.07.2023 Partizipation und Akzeptanz (Wohlschlager)
VL 11 13.07.2023 Corporate Carbon Footprint und Kreislaufwirtschaft (Haas)
VL 12 20.07.2022 Wichtige Erkenntnisse + Fragen zur Prüfung (Neitz-Regett)
27.07.2022 Klausur
In Präsenz im Raum N3823 (mit Option auf digital), Vorlesungen jeweils von 15:00-16:30,
Ankündigungen und Vorlesungsunterlagen auf Moodle 2
Übersicht: Werkzeuge der Nachhaltigkeit

Managen

Messen und bilanzieren Umweltmanagement- Transformations- Kommunizieren


systeme strategien
KEA Nachhaltigkeits-
berichterstattung

Ökobilanz Akzeptanz
Politische Instrumente

Klimaabkommen Emissionshandel

3
Agenda

1. Rückblick: Grundlagen

2. Anwendungsbeispiele

3. Berechnungsansätze mit Übungsaufgaben

→ Kennenlernen möglicher Anwendungsfelder und Darstellungsformen


→ Erlernen von Berechnungsansätzen anhand von Übungsaufgaben
4
1. Rückblick:
Grundlagen

5
Der KEA ist ein Indikator für die Inanspruchnahme von
energetischen Ressourcen über den gesamten Lebenszyklus

Herstellung (H) Nutzung (N) Entsorgung (E)

Herstellung + Gewinnung, Betriebsenergieverbrauch + Entsorgung + KEA für


Verarbeitung, Herstellung und KEA für Herstellung und Herstellung und Entsorgung
Entsorgung der Fertigungs-, Entsorgung von Ersatzteilen, von Hilfs- und Betriebsstoffen
Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Betriebsmitteln, die für
Betriebsmittel, inkl. Transporte sowie Betriebsmittel, die für Entsorgung erforderlich sind,
Betrieb und Wartung inkl. Transporte
erforderlich sind, inkl.
Transporte

Kumulierter Energieaufwand (KEA)

KEA = KEAH + KEAN + KEAE

6
Er kann daher bei der Ökobilanzierung mit einer genauen
Anleitungen zur Erfassung von Energieflüssen unterstützen

Ökobilanz/LCA
keine genaue Anleitung zur Bilanzierung von
Energieflüssen in den ISO-Normen 14040/44

Der KEA unterstützt durch:


− ausgereifte Methodik der Bilanzierung von Stoff-
und Energieflüssen
− robuste, nachvollziehbare Energiekennzahl zur
Bewertung der Energieströme
− einfache Ermittlung der energiebedingten
Emissionen
− Vielzahl an Basisdaten
− Vgl. VDI 4600

7
Der KEA enthält nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch
stofflich gebundene Energie

KEA = KEV + KNA KEA=Kumulierter Energieaufwand


KEV=Kum. Energieverbrauch
KNA=Kum. Nichtenergetischer Aufwand
NEV=Nichtenergetischer Verbrauch
SEI=Stoffgebundener Energieinhalt
KNA = NEV + SEI EE=Endenergien
g=Bereitstellungsnutzungsgrad
I, j, k=Laufindizes für Energieträger
z.B. stofflich genutzte z.B. Werkstoff
fossile Energieträger aus Holz

𝐸𝐸𝑖 𝑁𝐸𝑉𝑗 𝑆𝐸𝐼𝑘


→ 𝐾𝐸𝐴 = ෍ +෍ +෍
𝑔𝑖 𝑔𝑗 𝑔𝑘
𝑖 𝑗 𝑘

8
Energetische Zuordnung bei der Stoffrückführung nach VDI 4600

Zuordnung zu Prozess 1 nur Heizwert

Prozess 1 Produkt 1 Aufbereitung Rohstoff X Prozess 2 Produkt 2

Gutschrift in Höhe des Heizwerts

99
2. Anwendungs-
beispiele

10
Beispiel „Bereitstellungsnutzungsgrad“ – Kumulierter
Energieaufwand zur Bereitstellung von Heizöl (extraleicht)

100 %

0,3 %
Exploration
Rohöl-
bereitstellung 1,9 %
Gewinnung und Aufbereitung
1,2 %
Transport des Rohöls

Raffinerie
5,4 %
Herstellung Heizöl EL

0,8 %
Verteilung Transport
0,1 %
Verluste durch Verdunstung

90,275 % Bereitstellungsnutzungsgrad

11
11
Quelle: FfE, 1997
Dabei kann sich der Bereitstellungsnutzgrad stark nach
Herkunftsländern unterscheiden (hier: Erdgas per Pipeline)

Rußland Niederlande
100 % 100 %

0,1 % 0,1 %
Exploration & Erschließung
3,4 % 1,0 %
Förderung & Aufbereitung
11,0 % 0,2 %
bis Ferntransport Energieaufwand
bis
4,5 % 0,0 %
Grenze Ferntransport Leckage Grenze

Grenze bis 1,7 % 1,7 % Grenze bis


Inlandsverluste
Endverbraucher Endverbraucher
Haushalt Haushalt

79,2 % 97,0 %

447.11\Sankey2.CDR
Stand: 21.04.97
12
12
Quelle: FfE, 1990er
Beispiel „KEA Aluminium“ – Schematische Darstellung der
Prozesskette

13
13
Beispiel „KEA Aluminium“ – Ergebnisse der Prozesskettenanalyse
(1/2)
Input Wert Einheit Input Wert Einheit
Petrolkoks 679,1 kg/t Anode
Steinsalz 730,6 kg/t Natronlauge
Petrolkoks energetisch 20,4 kg/t Anode
Strom für Steinsalzherst. 42,03 kWh/t Natronlauge
Elektrodenpech 120,8 kg/t Anode
B-Mix für Steinsalzherst. 6,33 kg/t Natronlauge Elektrodenpech energetisch 49,1 kg/t Anode
Strom 1.550 kWh/t Natronlauge Füllpulver 20,3 kg/t Anode
Wasser 0,7252 m3/t Natronlauge Anodenreste 202,7 kg/t Anode
3
Erdgas 85,3 m /t Anode
Output Wert Einheit Strom 200 kWh/t Anode
Wasserstoff (H2) 12,6 kg/t Natronlauge
Chlor 443,2 kg/t Natronlauge Output Wert Einheit
Teer 2,6 kg/t Anode

Für im Ausland produzierte Tonerde (Tonerde 2, 3)


Für in Deutschland
Tonerde-Produktion produzierte
in Deutschland Tonerde
(Tonerde 1) (Tonerde 1) Tonerde-Produktion im Ausland (Tonerde 2
Input Wert Einheit
Input Wert Einheit Bauxit 2.298 kg/t Tonerde
Bauxit 1.924 kg/t Tonerde Natronlauge (50%) 92,8 kg/t Tonerde
Natronlauge (50%) 50,0 kg/t Tonerde Kalk 92,8 kg/t Tonerde
3
Kalk 49,7 kg/t Tonerde Erdgas 165,1 m /t Tonerde
3
Erdgas 302,8 m /t Tonerde Schweröl 110,9 kg/t Tonerde
Strom 260 kWh/t Tonerde Steinkohle 62,6 kg/t Tonerde
Wasser 0,3 m3/t Tonerde Strom 260 kWh/t Tonerde
Mahlkörperverschleiß 13,20 kg/t Tonerde Wasser 0,3 m3/t Tonerde
Mahlkörperverschleiß 13 kg/t Tonerde
Output Wert Einheit
Output Wert Einheit
Rotschlamm 962 kg/t Tonerde
Rotschlamm 1.450 kg/t Tonerde
14
14
Beispiel „KEA Aluminium“ – Ergebnisse der Prozesskettenanalyse
(2/2)

Primär-Aluminium-Produktion in Deutschland (Prim-Al 1) Primär-Aluminium-Produktion im Ausland (Prim-Al 2)


Für in Deutschland produziertes Primär-Aluminium (Prim-Al 1) Für im Ausland produziertes Primär-Aluminium (Prim-Al 2)
Input Wert Einheit Input Wert Einheit
Tonerde 1.910 kg/t Prim-Al Tonerde 1.940 kg/t Prim-Al
Anoden 520 kg/t Prim-Al Anoden 520 kg/t Prim-Al
Kathoden 25,4 kg/t Prim-Al Kathoden 25,4 kg/t Prim-Al
Elektrolysestrom 14.015 kWh/t Prim-Al
Strombedarf 15.200 kWh/t Prim-Al
sonstiger Strom 863 kWh/t Prim-Al
Diesel 89,0 kg/t Prim-Al
Diesel 89,0 kg/t Prim-Al
Aluminiumfluorid 17,5 kg/t Prim-Al
Aluminiumfluorid 17,5 kg/t Prim-Al

Output Wert Einheit Output Wert Einheit


Fluoridhaltige Salze 14,0 kg/t Prim-Al Fluorhaltige Salze 14,0 kg/t Prim-Al
Anodenreste 105,4 kg/t Prim-Al Anodenreste 105,4 kg/t Prim-Al

15
15
Beispiel „KEA Aluminium“ – Flussdiagramm zur Bereitstellung für in
Deutschland produziertes Primär-Aluminium

16
16
Beispiel „KEA Aluminium“ – Flussdiagramm zur Bereitstellung für in
Deutschland produziertes Sekundär-Aluminium
LKW
393 MJ
Erdgas
1.203 MJ
LKW
393 MJ Strom
Erdgas 782 MJ
1.203 MJ Schweröl
207 MJ
Strom
818 MJ
Schweröl
207 MJ Aufbereitung

Aufbereitung Aufbereiteter
Altschrott
2.586 MJ
Erdgas
Aufbereiteter 8.738 MJ
Altschrott
2.622 MJ
Erdgas
8.738 MJ
Strom
3.150 MJ

Schweröl
Strom
572 MJ
3.297 MJ
Hilfsstoffe und
Zuschläge 35 MJ
Schweröl Salz
572 MJ 14 MJ
Hilfsstoffe und
Zuschläge 35 MJ
Salz
14 MJ
Sekundär-Aluminium-
Produktion
Sekundär-Aluminium- Güterzug
Produktion Sekundär-Aluminium
577 MJ
Massengutfrachter
15.095 MJ 101 MJ
Sekundär-Aluminium Güterzug Schubboot mit
15.278 MJ 358 MJ Leichter 42 MJ

Transport Transport
Sekundär-Aluminium Sekundär-Aluminium
17
aus Deutschland
15.636 MJ vs. 240.022 MJ für Primär-Aluminium!
importiert
15.815 MJ
17
Beispiel „Müllheizkraftwerk (MHKW)“ – Massenbedarf für den Bau
des MHKW München Nord

Quelle: FfE

18
18
Quelle: FfE
Beispiel „Müllheizkraftwerk (MHKW)“ – Resultierender KEA für den
Bau des MHKW München Nord

Quelle: FfE

→ Die Gegenüberstellung der Material- und Energiebilanzen veranschaulicht die


unterschiedliche Energieintensität von Materialien. 19
19
Aber bei vielen (energieintensiven) Prozessen ist der Anteil der
Anlagenherstellung gering im Vergleich zum Energieverbrauch:

20
Quelle: FfE; KPEV=Kumulierter Primärenergieverbrauch
Beispiel „Beitragsanalyse“ – Kumulierter Energieaufwand eines
Mittelklasse-Pkw einschließlich Verkehrsinfrastruktur
Quelle: FfE
Gesamter Kumulierter Herstellung Nutzung
Energieaufwand 82,5 GJ je Pkw 555 GJ je Pkw
637 GJ je Pkw Automobilwerk Infrastruktur
(Endmontage etc.) Karosserie und 9%
650 14% Zusatzstoffe Instandhaltung
23% 9%
Antriebs-
system Kraftstoff-
550 19% bereitstellung
Ausstattung 12%
22% Kraftstoff-
verbrauch
Kraftstoff- Fahrwerk 70%
450 389
verbrauch 18% Elektrik
61 %
4%

Entsorgung Entsorgung
GJ je Pkw

350
(Energieaufwand) (Energiegutschrift)
0,9 GJ je Pkw -1,4 GJ je Pkw
Öle und
250 Kraftstoff- Bremsflüssigkeit
bereitstellung Transporte
66,6 27% 19%
11 % Fahrzeug- Reifen
Infrastruktur verwerter 41%
150 47,4
7%
Reststoff- 41% Motor
51,7 Instandhaltung deponierung 21%
8% 4%
50 82,5
Herstellung Sonstiges Kühler
13 % Shredder und 10%
Separieranlage (Batterie etc.)
Entsorgung 28% 9%
-0,5
-50 (Nutzungsdauer 10 Jahre, Fahrleistung 159.000 km, Technikstand 1990)

→ Die Aufschlüsselung des KEAs nach Lebenszyklusphasen und Prozessen gibt Aufschluss
über die wichtigsten Treiber der Energie- und somit auch der Emissionsbilanz. 21
Beispiel „Stahl und Blech“ – Zusammensetzung des KEAs nach
unterschiedlichen Fertigungsstufen

Stahl: Blech:
35 35

30 30
Vergütung
KEAH [GJ / t]

KEAH [GJ / t]
25 25 Kaltwalzen
20 20 Warmwalzen
Halbzeugproduktion
15 15

10 10
Hochofen und
Stahlkonverter bzw. Hochofen und
5 5 Stahlkonverter
Lichtbogenofen
Erzabbau und Sinter Erzabbau und Sinter
0 0

22
Quelle: FfE
Beispiel Plastik“ – Zusammensetzung des KEAs nach
unterschiedlichen Fertigungsstufen

80

60
KEAH [GJ / t]

40
Spritzgießen
Polymerisation
20 Streamcracking
Exploration, Aufbereitung
(inkl. stoffl. gebundener Energieinhalt)
0

Quelle: FfE, PP= Polypropylen

→ Die Aufschlüsselung nach Fertigungsstufen verdeutlicht den Energiebedarf der


notwendigen Prozessschritte bis zum Endprodukt. 23
Beispiel „Kumulierter Energieaufwand und
kumulierte CO2-Emissionen der deutschen Außenhandelsgüter“
PEV nach dem
Einheit PJ PEV im Ausland Territorialprinzip
für die Herstellung
Primärenergieverbrauch der Importgüter
13.745

Primärenergieverbrauch ? 13.745
Nichtenergetischer
Verbrauch
978

PEV im Inland +
PEV für die Herstellung von Importgütern
Statistische 3.181
Differenzen
Umwandlungsverluste
44

544
8.998
Verbrauch in den ?
Energiesektoren
Endenergieverbrauch PEV für die PEV nach dem
Herstellung der
Verbrauchskonzept
Exportgüter

2.599 2.571 2.431 1.397

Gewerbe, Handel,
Industrie Verkehr Haushalte
Dienstleistungen
Quelle: nach AG Energiebilanzen
PEV = Primärenergieverbrauch Verbraucher
24
Quelle: Diplomarbeit Jonas Lindner, TUM, FfE, 2014
Zugrundliegende Datenbasis

1. Masse der gehandelten Güter (in kg) aus Außenhandelsstatistik


2. Kumulierter Energieaufwand KEAH (in MJ/kg) und kumulierte CO2-Emissionen KEMH (in kg CO2/kg) bei der
Herstellung von Gütern aus:
− KEA-Datenbank der FfE
− Gemis
− Ecoinvent
− weiteren Literaturquellen

25
Quelle: Diplomarbeit Jonas Lindner, TUM, FfE, 2014
Ergebnis: Importe und -exporte von energiebedingten
CO2-Emissionen mit ausgewählten Handelspartnern
Saldo KEMH [Mio. t CO2] NO SE RU
mit ausgewählten 15 Mio.t -3 Mio.t 15 Mio.t
Handelspartnern

CN
24 Mio.t

NL
12 Mio.t
UK
-10 Mio.t
BE PL
8 Mio.t -4 Mio.t
US
-7 Mio.t CZ
11 Mio.t
BR
6 Mio.t FR AT
-7 Mio.t CH -8 Mio.t JP
-17 Mio.t 1 Mio.t

IT
3 Mio.t TR
-3 Mio.t

ES
1 Mio.t

restl. Länder
-8 Mio.t

26
Quelle: Diplomarbeit Jonas Lindner, TUM, FfE, 2014
Ergebnis: Primärenergiebilanz nach Territorial- und
Verbrauchsprinzip

PEV nach dem


Territorialprinzip
PEV im Ausland
für die Herstellung
der Importgüter

10.156 PJ 13.745 PJ Werte sind zwar nicht aktuell, aber es lässt sich erkennen, dass:
• die importierten und exportierten Energieströme jeweils in einer
ähnlichen Größenordnung wie der Primärenergieverbrauch im Inland
PEV im Inland +
PEV für die Herstellung von Importgütern
liegen
• und somit die Berücksichtigung des Außenhandels für die nationale
9.640 PJ Energie- und Emissionsbilanzierung als Ergänzung zur Territorialbilanz
PEV für die
Herstellung der sinnvoll ist.
Exportgüter PEV nach dem
Verbrauchskonzept

14.261 PJ

PEV = Primärenergieverbrauch Verbraucher

27
Quelle: Diplomarbeit Jonas Lindner, TUM, FfE, 2014
Beispiel „synthetische Kraftstoffe“ – fossiler KEA für konventionelle
und strombasierte Kraftstoffe (Strommix 2020)
4,5

3,5
KEA fossil in MJ / MJ

2,5
Konventionell
2 Synthetisch

1,5

0,5

0
Benzin Diesel Kerosin Methan Wasserstoff

28
Quelle: Zwischenergebnis aus dem Projekt BEniVer
Beispiel „synthetische Kraftstoffe“ – gesamter KEA aufgeschlüsselt
nach Primärenergiequellen (Strommix 2020)
7,0

6,0

5,0
KEA gesamt in MJ / MJ

4,0 Geothermie
Primärwald
3,0
Wasser

2,0 PV
Wind
1,0 Nuklear
Fossil
0,0
Konventionell

Konventionell

Konventionell

Konventionell
Konventionell

Synthetisch

Synthetisch

Synthetisch

Synthetisch

Synthetisch
Benzin Diesel Kerosin Methan Wasserstoff
29
Quelle: Zwischenergebnis aus dem Projekt BEniVer
Beispiel „synthetische Kraftstoffe“ – Klimawirkung für
konventionelle und strombasierte Kraftstoffe (Strommix 2020)
300

250
GWP100 in g CO2-Äq. / MJ

200

150 Fossil
Synthetisch

100

50

0
Benzin Diesel Kerosin Methan Wasserstoff
GWP=Global Warming Potential 30
Quelle: Zwischenergebnis aus dem Projekt BEniVer
Beispiel „synthetische Kraftstoffe“ – zukünftige Reduktion der
Klimawirkung von konventionellem und synthetischen Benzin
300

250

200

GWP100 in g CO2-Äq. / MJ
150

100

50

0
2020 2030 2050

-50
Benzin konventionell Benzin synthetisch

GWP=Global Warming Potential 31


Quelle: Zwischenergebnis aus dem Projekt BEniVer
3. Berechnungsansätze
mit Übungsaufgaben

32
Grundlagen zur Verbrennung von Brennstoffen

• Vereinfacht besteht jeder Brennstoff aus den folgenden Komponenten:


− Kohlenstoff C
− Wasserstoff H
− Schwefel S
− Sauerstoff O
− Stickstoff N
− Wasser H2O
− Asche A
• Verbrennung: Reaktion des Brennstoffs mit Sauerstoff
• Dabei entstehen Wärme und Emissionen

→ Bestimmung von verbrennungsbedingten Emissionen basierend auf


Brennstoffzusammensetzung? 33
33
Beispiele für Verbrennungsreaktionen

1
C + O → CO + 110,5 kJ/mol
2 2

1
CO + O → CO2 + 283,0 kJ/mol
2 2

C + O2 → CO2 + 393,5 kJ/mol

1
H2 + O → H2Oflüssig + 285,3 kJ/mol
2 2

1
H2 + O → H2Ogasf. + 241,8 kJ/mol
2 2

1
SO + O → SO2 + 297,1 kJ/mol
2 2

S + O2 → SO2 + 297,1 kJ/mol


34
34
Stöchiometrische Verbrennungsgleichung von Kohlenstoff

Hinweis:
C + O2 → CO2 Molare Masse von
C=12 g/mol
O=16 g/mol
12 g C + 32 g O2 → 44 g CO2

12 kg C + 32 kg O2 → 44 kg CO2

1 kg C + 2,67 kg O2 → 3,67 kg CO2

→ Auf Basis der Verbrennungsgleichung können mithilfe der molaren Masse die
verbrennungsbedingten Emissionen bestimmt werden. 35
35
Stöchiometrische Verbrennungsgleichung von Wasserstoff?

Hinweis:
1
H2 + O → H2O Molare Masse von
2 2 H=1 g/mol
O=16 g/mol
2 g H2 + ? g O2 → ? g H2O

1 kg H2 + ? kg O2 → ? kg H2O

36
36
Stöchiometrische Verbrennungsgleichung von Wasserstoff? -
Lösung

Hinweis:
1
H2 + O → H2O Molare Masse von
2 2 H=1 g/mol
O=16 g/mol
2 g H2 + 16 g O2 → 18 g H2O

1 kg H2 + 8 kg O2 → 9 kg H2O

37
37
Übung „Verbrennungsrechnung“

Welche CO2-Emissionen fallen je Kilometer durch die Verbrennung von Diesel in einem Pkw an?

Eckdaten:
• Kraftstoffverbrauch: 5 l / 100 km
• Dichte Diesel: 1 l = 0,85 kg
• Zusammensetzung Diesel: ~ 85 % C und 15 % H2

38
38
Übung „Verbrennungsrechnung“ – Lösung

Welche CO2-Emissionen fallen je Kilometer durch die Verbrennung von Diesel in einem Pkw an?

Eckdaten:
• Kraftstoffverbrauch: 5 l / 100 km
• Dichte Diesel: 1 l = 0,85 kg
• Zusammensetzung Diesel: ~ 85 % C und 15 % H2

Lösung:
• Masse des Kraftstoffs: 5 l/100 km x 0,85 kg/l = 4,25 kg/100 km
• Davon Kohlenstoff: 0,85 x 4,25 kg/100 km = 3,61 kg C/100 km
• Verbrennungsgleichung: 1 kg C + 2,67 kg O2 → 3,67 kg CO2
• CO2-Emissionen: 3,61 kg C/100 km x 3,67 kg CO2/kg C = 13,26 kg CO2/100 km
• Bezogen auf km: 0,133 kg CO2/km bzw. 133 g CO2/km

39
39
Übung „KEA Hybridfahrzeug“

a) Berechnen Sie den KEA eines hybriden Fahrzeugs bei einer gesamten Kilometerleistung von 150.000 km
• Die Herstellung des Fahrzeugs benötigt 120 GJ Primärenergie. Wartung, Ersatzteile usw. sind bereits bei der
Herstellung berücksichtigt.
• Bei der Entsorgung entsteht eine Nettogutschrift von 67 GJ Primärenergie.
• Kraftstoffverbrauch = 2 l Benzin / 100 km
• Dichte Benzin: 0,75 kg/l
• Stromverbrauch = 10 kWh / 100 km
• Der Bereitstellungsnutzungsgrad für Strom sei gel = 36 %

b) Berechnen Sie für die Nutzungsphase die direkten CO 2-Emissionen des Fahrzeugs auf der Straße
Hinweise:

1 kWh=3,6 MJ

40
40
Übung „KEA Hybridfahrzeug“ – Lösung

a) Berechnen Sie den KEA eines hybriden Fahrzeugs bei einer gesamten Kilometerleistung von 150.000 km

• KEA = KEAH + KEAN + KEAE


• KEAH = 120 GJ, KEAE = -67 GJ
𝑘𝑊ℎ 𝑀𝐽 2𝑙 𝑘𝑔 𝑀𝐽
• KEAN= 10 ÷ 0,36 ∙ 3,6 + ∙ 0,75 ∙ 43,5 ∙ 1,16 = 175,7 MJ/100 km= 1,757 MJ/km
100 𝑘𝑚 𝑘𝑊ℎ 100 𝑘𝑚 𝑙 𝑘𝑔

Strom Benzin

• KEAN für gesamte Fahrleistung: 150.000 km x 1,757 MJ/km = 263.535 MJ = 264 GJ


• KEA=120 GJ + 264 GJ – 67 GJ = 317 GJ

b) Berechnen Sie für die Nutzungsphase die direkten CO 2-Emissionen des Fahrzeugs auf der Straße
2𝑙 𝑘𝑔 𝑀𝐽 𝑘𝑔 𝐶𝑂2 𝑘𝑔 𝐶𝑂2 𝑘𝑔 𝐶𝑂2
• CO2-Emissionen = ∙ 0,75 ∙ 43,5 ∙ 0,065 = 4,24 = 0,0424
100 𝑘𝑚 𝑙 𝑘𝑔 𝑀𝐽 100 𝑘𝑚 𝑘𝑚

• Hochgerechnet auf gesamte Fahrleistung: 150.000 km x 0,0424 kg CO2/km =63619 kg CO2


41
41
Basisdaten zur Bereitstellung und Umwandlung von Brennstoffen

42
42
Quelle: FfE, Ganzheitliche Bilanzierung der Energiebereitstellung
Agenda

1. Rückblick: Grundlagen

2. Anwendungsbeispiele

3. Berechnungsansätze mit Übungsaufgaben

→ Kennenlernen möglicher Anwendungsfelder und Darstellungsformen


→ Erlernen von Berechnungsansätzen anhand von Übungsaufgaben
43
Kernbotschaften

1
Der KEA kann als Basis für die Bilanzierung von energiebedingten Emissionen dienen.

2
Die Stöchiometrie ist ein hilfreiches Werkzeug zur Quantifizierung von Emissionen.

3 Durch eine geeignete Aufschlüsselung und Visualisierung des KEAs (z.B. in Form von Flussdiagrammen) können die
zugrundeliegenden Zusammenhänge schnell erfasst werden.

44
Zum Nachschlagen:

VDI 4600: https://www.vdi.de/richtlinien/details/vdi-4600-kumulierter-energieaufwand-kea-begriffe-


berechnungsmethoden
VDI 4600 Blatt 1 – Beispiele: https://www.vdi.de/richtlinien/details/vdi-4600-blatt-1-kumulierter-
energieaufwand-beispiele
Doktorarbeit „Kumulierter Energieaufwand für Güter und Dienstleistungen“, Wolfgang Mauch, 1993

45
Diskussion
Fragen? Anmerkungen?

! ?
?
§ „…“

46
Dr.-Ing. Anika Neitz-Regett
Leiterin Ressourcen und Klimaschutz
Tel.: +49(0)89 15 81 21– 45
Email: aregett@ffe.de oder
anika.neitz-regett@tum.de

Forschungsstelle für Energiewirtschaft


Am Blütenanger 71 – 80995 München
Tel.: +49(0)89 15 81 21 – 0
Email: info@ffe.de
Internet: www.ffe.de
Twitter: @FfE_Muenchen
Fotos: ©Enno Kapitza

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