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Sallen-Key-Filter

Ein Sallen-Key-Filter, im Englischen auch als Sallen and Key Filter


oder als Voltage Controlled Voltage Source Filter (VCVS Filter)
bezeichnet, ist ein aktives elektronisches Filter, das aus einem
Operationsverstärker und mehreren elektrischen Widerständen und
Kondensatoren besteht. Die Bezeichnung leitet sich aus den Namen
der beiden Entwickler R. P. Sallen und E. L. Key ab, welche dieses
Filter 1955 am Massachusetts Institute of Technology (MIT)
Sallen-Key-Filterstruktur eines
entwickelten[1]. Tiefpassfilters, Mitkopplungsstruktur

Der Vorteil des Sallen-Key-Filters besteht darin, dass mit minimalem


schaltungstechnischem Aufwand ein analoges Filter – wie in
nebenstehenden Abbildungen dargestellt – realisiert werden kann. Es
lassen sich durch Anpassen der Filterstruktur sowohl Tiefpassfilter,
Hochpassfilter als auch Bandpassfilter realisieren. Da die
Übertragungsfunktion aufgrund der Abzweigstruktur keine
komplexen Nullstellen aufweisen kann, können damit nur so
genannte Allpolfilter, Filter ohne Übertragungsnullstellen, realisiert
Sallen-Key-Filterstruktur eines
werden. Bandsperren und Filter mit elliptischen Grundgliedern wie
Hochpassfilters,
Cauer-Filter können mit Sallen-Key-Filter nicht realisiert werden.
Mitkopplungsstruktur
Sallen-Key-Filter weisen dabei immer eine Filterordnung von zwei
auf. Dies bedeutet, dass bei einem Tiefpass- bzw. Hochpassfilter der
Betragsfrequenzgang eine Änderung von 12 dB pro Oktave erfährt. Höhere Filterordnungen erfordern eine
Reihenschaltung mehrerer Sallen-Key-Filter, womit ausschließlich gerade Filterordnungen erzielt werden
können. Bei Sallen-Key-Filtern wird der Operationsverstärker üblicherweise mit positivem Verstärkungsfaktor
betrieben, auch als Mitkopplungsstruktur bezeichnet. Da sich die konjugiert-komplexen Pole der
Übertragungsfunktion auch mit einem negativen Verstärkungswert realisieren lassen, können Sallen-Key-Filter
auch in einer Gegenkopplungsstruktur, allerdings mit höherem Bauelementeaufwand, realisiert werden.
Aufgrund des höheren Bauelementeaufwandes bei identischer Übertragungsfunktion spielen Sallen-Key-Filter
in Gegenkopplungsstruktur keine wesentliche Rolle. Der Operationsverstärker wird in beiden Fällen in
Gegenkopplung betrieben.

Die Filterstruktur ist zudem relativ stabil gegenüber Bauteiltoleranzen, was neben dem einfachen Aufbau die
praktische Relevanz begründet. Erkauft werden diese Vorteile durch den Nachteil, dass zur Erzielung eines
möglichst hohen Gütefaktors Q extrem hohe und nicht praktikable Bauelementewerte nötig sind. Sallen-Key-
Filter werden daher in der analogen Schaltungstechnik bevorzugt dort eingesetzt, wo es auf minimale
Bauelementeanzahl mit großem Toleranzschema ankommt und wo geringe Gütefaktoren akzeptierbar sind.

Anwendungsbeispiele in Form eines Tiefpasses finden sich auf der analogen Seite gegen Aliasing unmittelbar
vor dem Analog-Digital-Umsetzer und als Filter gegen Spiegelspektren (Anti-Imaging-Filter) unmittelbar nach
dem Digital-Analog-Umsetzer in nachrichtentechnischen Systemen.

Inhaltsverzeichnis
Filterentwurf[2]
Grundlagen
Dimensionierung
Literatur
Einzelnachweise
Weblinks

Filterentwurf[2]

Grundlagen

Soll beispielsweise ein Tiefpass 2. Ordnung dimensioniert werden, so


lautet die Übertragungsfunktion:

Sallen-Key-Struktur mit
Spannungsteiler für die Bestimmung
des Filtertypes

Mit der Annahme und vereinfacht sich die Übertragungsfunktion des Filters
enorm:

Vergleicht man diese Übertragungsfunktion mit der allgemeinen Form eines Tiefpasses 2. Ordnung, dann kann
über einen Koeffizientenvergleich die Gleichspannungsverstärkung berechnet werden:

Damit folgt:

Stellt man diese beiden Koeffizienten um, dann erhält man:


Die Gleichspannungsverstärkung wird über den Spannungsteiler , eingestellt und hängt nicht von
der Grenzfrequenz ab. Der Filtertyp hängt allerdings von der Größe von ab.

Dimensionierung

Für die Dimensionierung von Filtern werden sogenannte Filter-Tabellen herangezogen. Ein Beispiel zeigt die
folgende Tabelle:

Filterkoeffizienten für Tiefpässe 2. Ordnung[2]


Kritisch Bessel Butterworth 3 dB-Tschebyscheff

Setzt man diese Parameter in die Koeffizienten ein, erhält man folgende Gleichspannungsverstärkungen:

Gleichspannungsverstärkung und Polgüte für Tiefpassfilter 2. Ordnung[2]


Kritisch Bessel Butterworth 3 dB-Tschebyscheff ungedämpft

Über die Vorgabe von beispielsweise und der Kapazität , können dann die restlichen Bauteile berechnet
werden.

Literatur
Paul Horowitz, Winfield Hill: The Art Of Electronics. Cambridge University Press, 1989, ISBN
0-521-37095-7, S. 267–276.
Lutz v. Wangenheim: Aktive Filter und Oszillatoren. 1. Auflage. Springer, 2008, ISBN 978-3-
540-71737-9.
Ulrich Tietze, Christoph Schenk, Halbleiter-Schaltungstechnik, Springer-Verlag 1986, 8.
Auflage, ISBN 3-540-16720-X (mit ausführlichen Tabellen für die Filterkoeffizienten von
kaskadierten Sallen-Key-Filtern bis zur 10. Ordnung)

Einzelnachweise
1. R.P. Sallen und E.L. Key: A Practical Method of Designing RC Active Filters, IRE Transactions
on Circuit Theory, Ausgabe 1, Seite 74 bis 85, 1955
2. Schenk, Christoph., Gamm, Eberhard., Springer-Verlag GmbH: Halbleiter-Schaltungstechnik.
15., überarb. und erw. Aufl. 2016. Berlin, ISBN 978-3-662-48354-1, S. 806–819.

Weblinks
Commons: Sallen-Key filters (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Sallen-Key_filters?use
lang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Active Filter Design Techniques (https://focus.ti.com/lit/ml/sloa088/sloa088.pdf) (PDF; 322 kB)
Applikationsschrift über analoge Filter und deren Berechnung (engl.)
Analog Devices Filter Wizard Web-App (http://www.analog.com/filterwizard) erstellt Sallen-
Key-Filter-Schaltungen

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sallen-Key-Filter&oldid=195481189“

Diese Seite wurde zuletzt am 4. Januar 2020 um 01:04 Uhr bearbeitet.

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