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Reviewed Work(s): Die Orgeltabulatur von 1448 des Adam Ileborgh aus Stendal by Gerhard
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Review by: Margarete Reimann
Source: Die Musikforschung, 9. Jahrg., H. 1 (1956), pp. 91-93
Published by: Bärenreiter on behalf of Gesellschaft für Musikforschung e.V.
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/41113378
Accessed: 29-08-2023 07:31 +00:00
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Berichte und Kleine Beiträge 91
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92 Besprechungen
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Besprechungen ça
wiederholt und so nicht Zufall sein kann. gelegt ist. Ob diese These nicht eine Stütze
Das dritte und fünfte Präludium dagegen im Tenor der Mensurae „frowe all myn hof-
könnten, mit ihrem völlig freien Schwei- fen an dir lyet" erhält, der geistlich, auf
fen, eher von anderer Hand stammen. Auch Maria umzudeuten wäre? Und zur Frage
Nähe der Mensurae zu den Präludien, auf der Transposition der Präambeln: Apel hat
die M. weist, besteht bei gründlicher Durch- auf die Diskrepanz aufmerksam .ecinacht,
sicht in mehr als einer Beziehung, wie in der die zwischen der Bemerkung zum 3. Prälu-
Behandlung der Finalen, der Sequenzen, der dium, die „omnia pr aeludi a . . . ad omnes
Binnen- (in den Mensurae Zeilen-) kadenzen notas" zu transponieren vorschlägt, und den
und der Motivgruppen. Alles das kann aber Angaben zu einzelnen Präludien besteht,
natürlich wiederum nur hypothetisch zu den die nur bestimmte Tonarten für die Trans-
Hypothesen Apels hinzutreten. position nennen. Da aber immer nur die
Dagegen scheint sich uns Apels pedalische Tonarten d, f, g, a genannt sind und c nur
Auffassung der Unterstimmen, die M. wörtlich bei dem Präludium in d erscheint, wird die
übernimmt, neuerdings durch die von Kast- Erklärung einfach darin zu suchen sein, daß
ner bekannt gegebenen Stücke von Schlick9 bei der damaligen Stimmung der gebräuch-
vollauf zu bestätigen. Wenn 1520 Pedalge- liche Tonartenkreis auf c, d, f, g, a be-
brauch für solche Stimmhäufung möglich schränkt war und diese Tonarten als omnes
war, dann ist Doppelpedal um 1450 eine notae zu verstehen sind.
Selbstverständlichkeit. Wir möchten demzu- Margarete Reimann, Berlin
folge auch für die gelegentlichen Klanger-
weiterungen zur Vier- und Fünfstimmig- Ewald Jammers: Anfänge der abend-
keit, die Apel - und mit ihm M. - trotz ländischen Musik. Collection d'Études Mu-
der Buchstabennotierung dem Manual zu- sicologiques, Sammlung musikwissenschaft-
weisen zu müssen meinen, für Pedal plädie- licher Abhandlungen, Band 31, Librairie
ren. Die erhöhte Schreibung der 3. und 4. Heitz - Strasbourg/Kehl 1955, 187 S.
Note - man vgl. z. B. Mensura I, T. 19 - Aus der Perspektive des Gregorianikers, des
gälte dann wohl der Unterscheidung von musikalischen Paläographen und des um die
Fußspitze und Ferse; die Notation wäre Musikwerke aus den Anfängen der abend-
also höchst logisch. Übrigens folgt aus die- ländischen Musik Besorgten zieht Jammers
ser Stimmverteilung durchaus nicht nur ein- eine Summe seiner jahrzehntelang gewach-
händiges Manualspiel, wie M. deutet. Die senen Einsichten in die Welt der vielver-
Oberstimme wandert oft genug in die Baß- zweigten und -verschlungenen Einzelströme,
region (man vgl. z. B. Mensura I, T. 12 ff., aus deren prüfender Zusammenschau die
II, T. 38 ff., Ill, T. 7, 10 ff.) und wäre hier echten Einsichten des Analytikers gewachsen
sinn- wie spielgemäß von der linken Hand sind. Mit welcher Vehemenz und Überzeu-
zu übernehmen, so daß also beide Hände gungskraft in den einzelnen Lagern Theorien
sich in die Ausführung der Oberstimme teil- erdacht, verworfen und neu formuliert wur-
ten. Die starke Orientierung der Pedal- den, wird dort deutlich, wo der Verf. von
schreibung an der Spielweise (getrennte Auf- der Aussichtslosigkeit einer Verständigung
zeichnung für beide Füße) findet wiederum redet (S. 80), weil die Argumente sich seit
in ähnlichen Praktiken der Lüneburger Ta- 50 Jahren nicht geändert hätten, und gele-
bulaturen (getrennte Notierung für beide gentlich einer Erörterung über die schluß-
Manuale) eine Fortsetzung. Hier scheint ein folgernd-konstruktive Musik andeutet, wie
kontinuierlicher Strom weiter zu fließen und viele dieser Fragenkreise im Dunkeln lie-
die Bedeutung der Tabulatur Ileborghs für gen, wobei die erwähnten Beispiele nur Lich-
die norddeutsche Entwicklung nur immer ter seien, „die notdürftig das Feld der Aus-
mehr zu betonen. einandersetzung abstecken" (134). J. s Einbau
Zum Schluß seien noch zwei Bemerkun-
von Sicherungen gegenüber diesen musikge-
gen erlaubt. Knoche hat wahrscheinlichschichtlichen
zu Demonstrationen empirischer
machen gesucht, daß die Hs. Ileborghs zurEinsichten gipfelt (auf dem Hintergrund sei-
Gelegenheit der Einweihung der Marien- ner Beweisführungen) in der These von Be-
kirche zu Stendal, die 1447 statt hatte, gegnungen
an- („geistige Zeugungen" , 9), wobei
sich als sein Hauptanliegen die Ablehnung
jener Forschung und Praxis herausschält, die
• A. Schlick, Hommage à l'empereur Charles Quint,
hrsg. v. M. S. Kastner, Barcelona 1954. den Choral „gewissermaßen totlaufen und
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