Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
1
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
2
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
3
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
4
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
5
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
1.3.2 Rationalisierung
• umfassende, sichere Rechnerunterstützung im täglichen Betrieb ist unumgänglich
• Bei Ausfall „stehen alle Räder still“
• Automatisierung von Informationsverarbeitungsaufgaben à Rationalisierungs-
bestreben à Kostenvorteile durch Einsparung von Personal
• Rechner kennen keine Sperrstunde à Bearbeitung großer Datenmengen, 24/7
6
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
1.3.4 Innovation
• Informationstechnik = befähigende Technik (engl.: enabling technology)
• Wegbereiter für mehr Effektivität
• Beispiel: personalisierte, auf einzelne Kunden maßgeschneiderte Angebote
• Durch Verbesserung à neue Geschäftsfelder
• Informationstechnik revolutioniert Art und Weise wie Mitarbeiter und Marktpartner
miteinander kommunizieren, zusammenarbeiten und Geschäfte machen
7
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
1.4.1 Automatisierung
• sichere, straffe und kostengünstige Abwicklung im Handel à
Warenwirtschaftssysteme
• Verkaufsabrechnung durch Scannerkassen à Voraussetzung: Standardisierung von
Artikelnummern und maschinenlesbare Verschlüsselung durch Strichcodes
• Automatische Lagersysteme für Ein- und Auslagerung und Nachverfolgung der
Waren + Zusammenstellung von Artikeln (Kommissionierung) für Versand an Filialen
und Kunden ohne Mitwirkung von Menschen
1.4.2 Selbstbedienung
• Übertragung von Tätigkeiten an Kunden à wesentliche Kostenreduktion
• vollständige Selbstbedienung durch Verkaufsautomaten und Online-Shopping
• teilweise Selbstbedienung in Warenhäusern, Ladengeschäften à Selbstauswahl der
Waren und Selbsttransport zur Kassa
• Regaloptimierungsprogramme = renditeorientierte Warenplatzierung
• Elektronische Regaletiketten engl.: electronic self labeling) à rasche, kostengünstige
Preisänderungen, hohe Preisgenauigkeit, Zeitgewinn und Arbeitserleichterung
• Verkaufsabrechnung mittels Self-Scanning-Kassen und kontaktloses Bezahlen mit
Nahfeldkommunikation (NFC)
• Amazon-Go-Märkte: Produkte werden automatisiert bis Ausgang verfolgt, wo ohne
Kasse Verrechnung vollautomatisch erfolgt
• Auslagerung reduziert Kosten und erhöht Kundenzufriedenheit à schnelleres
Einkaufstempo und großes Sortiment
1.4.3 Individualisierung
• Outsourcing auch in Bereichen wie Produktdesign
• Geschäftsideen entspringen oft der Idee eines Konsumenten
• Erfolg eines Produkts hängt von Konsumentennachfrage und Marktsituation ab
• Durch Informationstechnik kann Kunde Produkte auf persönlichen Bedarf und
Interesse entwerfen
benutzergetrieben Innovation (engl.: user driven innovation) = systematischer Ansatz,
um innovative Produkte und Dienstleistungen direkt durch Nachfrager zu entwerfen à
Kunde kann Wünsche direkt in Design einbringen
• Produktindividualisierung unterstützt durch Produktkonfiguratoren à verfolgen
Konfigurationsprozess und überprüfen Konsistenz und Machbarkeit
• Mit virtueller/erweiterter Realität können Produkte in Umgebung angesehen werden
Virtuelle Realität (engl.: virtual reality) = Echtzeitanimation nachgebildeter, drei-
dimensionaler Ausschnitt der realen Welt à Benutzer kann künstlichen Raum begehen
und Objekte fühlen und bewegen
Erweiterte Realität (engl.: augmented reality) = Kombination aus physischer Realität mit
Elementen der virtuellen Realität
• Konsumenten können teils Designs direkt an Händler/Hersteller weiterleiten oder in
3-D-Designs in standardisierten Formaten bereitstellen
• Manchmal ist Design nicht umsetzbar à vom Betrieb mit „Lead-Usern“
vorangetrieben (User, deren Ideen dem Markt vorauseilen)
8
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
9
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
„Intelligente“ Dinge
Internet der Dinge (engl.: Internet of things; IoT) = immer mehr Gebrauchsgegenstände
sind mit Speichern/Prozessoren ausgestattet und mit Internet verbunden
• „intelligente“ Gegenstände (engl.: smart things) können auf öffentlich verfügbare
Informationen zugreifen, über Internet gesteuert werden und mit anderen Dingen
direkt kommunizieren (engl.: machine-to-machine communication; M2M)
• Entwicklung in Richtung Internet aller Seienden à Personen, Betriebe, Prozesse,
Gebäude, Gegenstände aller Art verfügen über virtuelle Identität
• Viele Dinge sind mit Sensoren und Rechnern ausgestattet à von Benutzer nicht
immer wahrgenommen à „Dingfunktion“ im Vordergrund
• IS mit erweiterter Realität können umgebende Realwelt mit Information aus Internet
anreichern à Bilderkennungssoftware und Sensoren
• sich bewegende Rechner können mit Vielzahl von Sensoren Informationen aus
Umwelt empfangen und verarbeiten
RFID (radio frequency identification) = Verfahren zur automatischen Identifizierung und
Lokalisierung von Objekten und Lebewesen
à RFID-Chip versendet eindeutige Identifikation und kann gegebenfalls Information
liefern
à passive RFID-Chips kommen ohne eigene Stromquelle aus (verwenden empfangene
Funkquellen als Energie)
• RFID ermöglicht berührungslose Identifikation, Steuerung und Verfolgung von Waren
entlang gesamten Lieferkette
• auf RFID-Etikett kann elektronischer Produktcode (EPC) abgespeichert werden
• eindeutige Identifikation jedes einzelnen Artikels (im Vergleich zu GTIN-Strichcode)
• Bei Erfassung mit RFID-Lesegeräten müssen Produkte beim Transport, im Lager, etc.
nicht vereinzelt ausgerichtet werden à Erfassung mehrerer Hundert Artikel in
Sekunden
• wichtigste Nutzen von RFID: Erhöhung der Verfügbarkeit von Artikeln, Rückverfolg-
barkeit, Fälschungssicherheit, Reduzierung von Diebstählen
• zukunftsträchtige RFID-Anwendungen: „intelligente“ Warenregale,
kundenindividuelle Werbung im Verkaufsraum und vollautomatisiertes Kassieren
• Wenn Kunden sich durch Kundenkarte oder App identifizieren ist noch viel mehr
möglich: kundenindividuelle, auf Standort basierte, Produktempfehlungen und
Hinweise auf Aktionen durch Bildschirme und Einkaufswagen, Wegberechnung des
Kunden zu Produkten seiner Wahl, und und und
• weitere Möglichkeit: Ortung durch LED-Beleuchtungssysteme
• VIELE DATENSCHUTZBEDENKEN!!! L
• Verbreitung von RFID-Etiketten bisher langsam, da sehr kostenspielig
o passive RFID (10-20 Cent); aktive RFID (25-100 €)
o außerdem: RFID-Lesegeräte, Entwicklung der RFID-Anwendungen, Integration
in Informationssysteme
• RFID-Anteil im Handel mit Textilien und Bekleidung am stärksten fortgeschritten
• Man rechnet mit Vermehrung der Anzahl an Sensoren durch Internet der Dinge und
Miniaturisierung à ca. eine Billion Sensoren im Jahr 2020 (ca. 130 pro Kopf)
10
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
2.1.1 Digitalisierung
• Bezeichnungen „Digitalisierung“ und „digital“ als Synonyme für Informationstechnik
• Digitalisierung als Heilsversprechen, um Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und
damit Beschäftigung und Wohlstand in der Zukunft sichern
Digitalisierung (engl.: digitization) = Umwandlung von analogen Daten, die durch
kontinuierliche Funktion repräsentiert sind, in digitale Daten, die durch Zeichen
repräsentiert sind
digital (engl.: digital) = oft mit „Informationstechnik“ oder „rechnerunterstützt“
gleichgesetzt
• Produktivitätsfortschritte und Wettbewerbsvorteile durch Rechnereinsatz
• Aktuelle Herausforderungen:
o Erhöhung der IT-Sicherheit
o Auslagerung der Datenverarbeitung in Servicerechenzentren (Cloud-
Computing)
o Internet der Dinge; Anpassung der Kundenansprache an Erfahrungen und
Erwartungen (digital customer experience, DCX)
o Verwaltung und Auswertung großer heterogener Datenbestände (Big Data)
o Weiterentwicklung der Internet-Portale; Automatisierung menschlicher
Interaktionen durch maschinelles Lernen und wissensbasierte Systeme, durch
Spracherkennung- und -steuerung von Geräten und Roboter (Künstliche
Intelligenz)
o Ausweitung von virtueller und erweiterter Realität
o Verwendung von dezentral geführten Kontobüchern (z.B. Blockchains)
IT-Markt
• Unternehmen der IT-Branche (Hardware, Software, Dienstleistungen) profitieren am
allermeisten von Digitalisierungsboom
• Ende 2017 Top 5 wertvollsten Unternehmen alle aus IT-Branche
• wertvollste IT-Unternehmen Deutschlands: Softwarehersteller SAP Platz 62
• Top 4 Softwareunternehmen 2017: Microsoft, IBM, Oracle, SAP
• Umsatz mit Produkten/Diensten der Informations- und Kommunikationstechnik à
geschätzt auf 3,29 Billionen € (2018)
12
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Informationswirtschaftlicher Reifegrad
• Nutzung moderner Informationstechnik hat Einfluss auf Wohlstand und
Entwicklungsperspektiven der Staaten, Betriebe und einzelner Menschen
Informationswirtschaftlicher Reifegrad (engl.: e-readiness) = durch vergleichende
Analysen (engl.: benchmark) einer großen Zahl von Einzelkriterien ermittelt à Qualität
der IT-Infrastruktur & IT-Nutzungsmöglichkeiten von Konsumenten, Betriebe und
Regierungen
• Ländervergleiche in Bezug auf einzelne IT-Kennzahlen (Mobiltelefondichte, PC-
Dichte, Internetanschluss etc.) zeigen ein starkes Nord-Süd-Gefälle auf
• Informationswirtschaftlicher Reifegrad wird genutzt, um Staaten miteinander und im
Zeitablauf zu vergleichen
• à Feststellung von Schwachpunkten und Verbesserungspotenzialen
• à Feststellung digitaler Spaltung zwischen Staaten
• außerdem gibt es Reifegradmodelle für Betriebe (IT-Infrastrukru und Arbeitsweise)
Digitale Spaltung
digitale Spaltung/Kluft (engl.: digital divide/gap) = Unterschiede in der IT-Ausstattung
und IT-Nutzung in einzelnen Staaten oder verschiedenen Bevölkerungsgruppen; geht
davon aus, dass durch IT-Nichtnutzung schlechtere Entwicklungschancen in sozialer und
wirtschaftlicher Hinsicht aufkommen
• hohe IT-Verfügbarkeit = hoher
volkswirtschaftlicher Wohlstand (kein
Kausalzusammenhang, empirisch nicht
belegbar)
• in verschiedenen Bevölkerungsgruppen
einzelner Staaten ebenfalls ungleich
verteilt (soziodemografisch und
geografische Kriterien) à mit
zunehmenden informations-
wirtschaftlichen Reifegrad geringer
• Gründe für Nutzung oder Nichtnutzung
von IT sind vielfältig
• Voraussetzungen für IT-Nutzung: Bedarf, Angebot, Wissen, Kaufkraft, Befähigung
• über Maßnahmen zur Überwindung digitaler Spaltung herrscht Uneinigkeit
13
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
2.1.2 Globalisierung
Globalisierung (engl.: globalization) = wachsende Verentzung der Welt in Wirtschaft,
Politik, Kommunikation und Kultur
à Informationstechnik (Internet!) ist wesentliche Voraussetzung für weltweiten Kapital-
und Warenverkehr, Auslandsproduktion, Transport- und Personenverkehr)
• Gründe für Globalisierung: vor allem billige Transportmöglichkeiten und Steuerung
von entlegenen Produktionsstätten à Chancen bei Auslagerung (günstiger, weniger
staatliche Auflagen)
• Nur durch Einsatz von Telekommunikation und Softwareunterstützung von verteilten
Geschäftsprozessen können länderübegreifende Entscheidungen getroffen werden
und überwunden werden
• Kostenunterschiede zwischen verschiedenen Ländern für Betriebe von Vorteil à
Niederlassungen/Werke im kostengünstigeren Ausland und Outsourcing
2.1.3 Outsourcing
Outsourcing = langfristig ausgerichtete, vollständige oder teilweise Übertragung von
zuvor innerbetrieblich erfüllten Aufgaben eines Betriebs an selbstständige, externe
Produzenten und Dienstleister (Dauer des Abkommens und Qualität der Leistungen
genau festgelegt)
• Gründe für Outsourcing: kurz- und mittelfristige Kosteneinsparungen, Erhöhung der
Flexibilität, Effizienz und Qualität
• Gegenargumente: Verlust von Wissen, Sicherheitsbedenken, Sorgen um
Abhängigkeiten von Drittunternehmen, Koordinationsaufwand
• Frage des Sicherheitsbedürfnisses und Risikoabschätzung
14
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
2.2.1 Geschäftsmodelle
Geschäftsmodelle (engl.: business model) = Geschäftstätigkeit eines Unternehmens oder
Unternehmenszweigs aus Sicht der Wertschöpfung, Kosten und Erlöse
à enthält Geschäftsidee, Wertschöpfungsziel (engl.: value proposition), Konzept
(Leistungsmodell), Ertragsmodell, und Alleinstellungsmerkmal (engl.: unique selling
proposition, USP)
• wichtiges Argument zur Konkretisierung der Unternehmensstrategie und Ausrichtung
der Geschäftsprozesse à Gestaltung von Geschäfts-modellen à Rahmen für
Angebot von Produkten und Diensten
15
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
16
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
2.3.2 IT-Organisation
• Für Durchsetzung betriebsweiter Konzepte, Standards und übergeordneter Priorität
bei Entwicklung und Betrieb von IS ist es wichtig, dass IT-Leiter (engl.: chief
information officer, CIO) möglichst hoch in Organisationshierachie eingeordnet ist!!!
17
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
18
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
2.3.3 IT-Berufsbilder
• Leiter Informationssysteme
• IS-Organisation
• Systemanalytiker
• Anwendungsentwickler
• DevOps-Ingenieur
• Data-Scientist
• Webdesigner
• Systemprogrammierer
• Netzwerk- und
Systemadministrator
• Benutzerbetreuer
• IT-Verkäufer
• IT-Berater
• IT-Trainer
19
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Kapitel 3: Geschäftsprozessmanagement
3.1 Geschäftsprozesse
3.1.1 Bedeutung von Geschäftsprozessen
• Geschäftsprozesse gibt es in jeder Art von Betrieb überall dort, wo arbeitsteilig
gearbeitet wird, sprich wo Aufgaben in einzelne Teilaufgaben unterteilt sind
• Typische Geschäftsprozesse: Bestellung, Ausschreibung, Beschwerde, Beantragung
• Betriebe führen Geschäftsprozesse aus, wenn sie Produkte erstellen oder
Dienstleistungen erbringen à Qualität der Geschäftsprozesse hat Einfluss auf
Qualität der betrieblichen Leistungen
• effektiv = die richtigen Dinge tun à Effektivität = Maß der Wirksamkeit
• effizient = die Dinge richtig tun à Effizienz = Maß für Wirtschaftlichkeit
Geschäftsprozess (engl.: business process) = komplexer, aus mehreren Funktionen
bestehender Arbeitsablauf zur Erledigung einer betrieblichen Aufgabe
à Funktionen stehen in zeitlich-sachlogischem Zusammenhang und tragen zu
betriebswirtschaftlichen Zielen bei
• Einzelne Funktionsbereiche decken meist nur einzelne Schritte in umfassenderen
Geschäftsprozessen ab
• Geschäftsprozesse sind typischerweise funktionsbereichsübergreifend
Prozessorientierung (engl.: process orientation): Ansatz zur Organisation eines Betriebs,
der Geschäftsprozesse in den Mittelpunkt stellt
à Zuständigkeiten für Prozesse explizit als Teil der Aufbauorganisation definiert
• Informationssysteme sind im Zusammenhang mit Geschäftsprozessen eine
befähigende Technik à durch neue Informationstechniken effektivere und
effizientere Abläufe möglich
• IS dienen zur Integration von Geschäftsprozessen über Funktionsbereiche hinaus
• Beispiel Beschaffungsprozess:
20
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
21
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
• Bei der Betrachtung auf Typebene wird nicht ein einzelner Geschäftsfall (Instanz) des
Prozesses betrachtet, sondern eine Vorlage erstellt wird mit der viele Geschäftsfälle
abgearbeitet werden können
Geschäftsprozesstyp (engl.: business process type): beschreibt allgemeinen Arbeitsablauf
für Klasse von gleichartigen Geschäftsfällen
Geschäftsfall (engl.: case) = Geschäftsprozessinstanz (business process instance):
konkreter, spezifischer Arbeitsablauf
• Geschäftsprozessmanagement beschäftigt sich hauptsächlich mit Geschäftsprozess-
typen à Wie sind Geschäftsfälle allgemein durchzuführen?
• Typebene = Vorgaben für alle gleichartigen Geschäftsfälle
• Instanzebene = zielt auf einzelne konkrete Geschäftsfälle ab à Informationen über
laufende Geschäftsprozesse erhalten (Durchlaufzeit ermitteln, Probleme analysieren)
• Prinzip der inkrementellen Verbesserung à verschiedene Ansätze zur Gestaltung
von Geschäftsprozessen
o normalerweise ziel Management darauf ab, Prozesse schrittweise zu
verbessern
• Gegenstück: Konzept des Geschäftsprozess-Reegineerings à radikale Einschnitte
und grundlegende Änderungen in der Art und Weise wie Geschäftsprozesse in der
Vergangenheit durchgeführt wurden (hohes Risiko, wegen Gefahr von Widerstand)
22
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
23
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
24
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
25
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
26
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
27
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
29
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Digitaler Zwilling (engl.: digital twin): digitales Abbild eines existierenden oder in
Entwicklung befindlichen Produkts oder Prozesses zu Simulations- und Analysezwecken
• Konsequenzen von Änderungen eines Rechners können geprüft werden, ohne dass
Produkt physisch erzeugt oder Prozess eingeführt werden muss
4.1.1 Modellierungskonzepte
Modellierung (engl.: modeling): vereinfachende & zweckorientierte Abbildung eines
Sachverhalts
à Abbildung = Verrichtung und Ergebnis
à Verrichtung = Vorgang, einen Sachverhalt nach Maßgabe eines Zwecks zu verkürzen
und abzubilden
• 3 Charakteristika eines Modells: Abbildungscharakter, Vereinfachungseigenschaft,
Zweckorientierung
• Modell ist immer einfacher als das entsprechende Original
o Frage des Umfangs und Detaillierungsgrads
o Verkürzung impliziert als Kriterium die Relevanz
• Modelle sind stets nach zwei Gesichtspunkten zu beurteilen
o Bezug zum Original und Zweckmäßigkeit
30
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
31
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
4.2 Modellierungssprachen
Modellierungssprache (engl.: modeling language): künstliche Sprache für Zweck der
Modellierung
à Reihe von Konstruktionselementen (Syntax) mit vordefinierter Bedeutung (Semantik),
die gemäß vorgegebenen Regeln (Grammatik) zu einem Modell zusammengefügt und
benannt werden
• Modellierungssprachen besitzen oft eine grafische Notation à leicht verständliche
Diagramme
• Modellierungssprachen definieren formale Struktur und erfordern informelle
Benennung der Elemente
• Struktur dieses BPMN-Modell ergibt sich aus Reihe von Elementen, die mit Kanten
verbunden sind
• Elementtypen Aktivität, Ereignis und Schalter + Kontrollkante zur Veranschaulichung
der sachlogischen Abfolge à formale Struktur, die eine Modellierungssprache
definiert
• Elemente müssen explizit und verständlich benannt werden à oft geben
Modellierungssprachen Regeln für Benennung vor
o z.B.: auf Substantiv folgt Verb im Infinitiv à Aktivität
o z.B.: auf Substantiv folgt Perfekt Partizip à Ereignis
32
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
4.2.3 Modellierungsqualität
• Modellierungsqualität wirkt sich positiv auf Erfolg des Modellierungsprojekt aus
Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung (engl.:guidelines of modeling): Richtigkeit,
Relevanz, Wirtschaftlichkeit, Klarheit, Vergleichbarkeit und Systematik als wesentliche
Qualitätskriterien der Modellierung
4.3 ARIS-Architektur-modell
Informationsarchitektur (engl.: information
systems architecture): gesamtheitliche
Beschreibung der Prozesse,
Organisationsstrukturen, Funktionen, Daten
und Kommunikationsbeziehungen der
Informationssysteme eines Betriebs
• Architektur integrierter
Informationssysteme (ARIS) von
Scheer (1995)
o Integrationskonzept, das aus
ganzheitlicher Betrachtung
von Geschäftsprozessen
abgeleitet wird à hohe
Komplexität
o Reduktion der Komplexität durch Zerlegung von komplexen Prozessen in
verschiedene Sichten und durch Beschreibung der Sichten auf
unterschiedlichen Abstraktionsniveaus à 3 Beschreibungsebenen
33
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
4.3.1 Sichten
• Organisationssicht: Elemente der Aufbauorganisation eines Betriebs zentral à
Definition der Arbeitsteilung des Betriebs
• Funktionssicht: Beschreibung der zu erfüllenden Funktionen und deren
Zusammenhänge à Arbeitsverrichtungen zur Erreichung vorgegebener
operationaler Ziele à können Elementen der Organisationssicht zugeordnet werden
• Datensicht: Definition der Daten, die in IS verfügbar sein sollen à Grundlage für alle
Funktionen und Abläufe
• Steuerungssicht: Definition der zu realisierenden Prozesse à Spezifikation von
Ereignissen, die Funktionen auslösen und Festlegung der Reihenfolge der
Abarbeitung à Zusammenführung der weiteren Sichten und Definition von deren
Zusammenspiel
• Leistungssicht: Ergebnisse von Prozessen = Leistung à viele unterschiedliche
Leistungsarten (Sach- und Dienstleistungen) & Verwendung auf unterschiedlichen
Abstraktionsebenen à Leistung = Produkt à IS-Dienstleistungen auf Datenobjekte
• für gewählte Abstraktionen werden grafische Symbole vorgeschlagen à außerdem:
verschiedene Modellierungssprachen
4.3.2 Beschreibungsebenen
• innerhalb jeder Sicht gibt es drei Beschreibungsebenen
• Ausgangspunkt: betriebswirtschaftliche Problemstellung (z.B. Gestaltung von
Geschäftsprozess)
1. Fachkonzept: Problemstellung präzisieren und in formalisierter
Beschreibungssprache darstellen à keine Aussagen über IS
2. DV-Konzept (Datenverarbeitungskonzept): Begriffe des Fachkonzepts in notwendige
Beschreibungselemente der Informationstechnik übertragen
3. Implementierung: Beschreibung der konkreten hardware- und softwaretechnischen
Komponenten
• Jede ebene hat unterschiedliche Änderungszyklen
• Je weiter man von abstrakter Ebene konkretisiert, desto mehr Detailentscheidungen
und Änderungen
4.4.1 Zieldiagramme
Zieldiagramm (engl.: goal model): Darstellung der Zerlegung von betrieblichen Zielen in
eine Hierarchie von untergeordneten Zielen
à Funktionssicht auf Ebene der Fachkonzepte (ARIS)
• Helfen Zielkonflikte zu identifizieren
• für ganzen Betrieb oder nur für einzelnes Projekt
• hilfreich, um Zweck der Modellierung herauszuarbeiten à was kommt ins Model?
34
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
4.4.2 Funktionshierarchiebäume
Funktionshierarchiebaum (engl.: function hierarchy tree): Darstellung der Zerlegung von
betrieblichen Funktionen in eine Hierachie von Unterfunktionen
à Beschreibung der Funktionssicht in ARIS
• In Funktionssicht werden die von IS
zu unterstützenden Funktionen und
deren Zusammenhänge beschrieben
• Funktion = Vorschrift zur
Arbeitsverrichtung, um operationale
Ziele zu erreichen
• Mathematik: Aus Eingabewert
(Input) wird Ausgabewert (Output)
ermittelt
• Betrieblicher Kontext:
Arbeitsverrichtungen & Veränderungen eines Systemzustands
• Funktionen können Elementen der Organisationssicht zugeordnet werden
4.4.3 Organigramme
Organigramm (engl.: organization chart): Darstellung der gebildeten
Organisationseinheiten mit ihren Beziehungen gemäß gewählten Strukturierungskriterien
à Beschreibung der Organisationssicht in ARIS
• Aufgabenverteilung auf organisatorische Einheiten (Stellengliederung) und
Kommunikationsbeziehungen zwischen diesen
• zahlreiche Notationen zur Darstellung von
Organigrammen
• ARIS sieht zahlreiche Konstruktionselemente für
Organigramme vor
o Organisationseinheiten, Stellen, Personen,
Standorte, Kostenstellen, Gruppen,
Verweise auf weitere Organigramme
• unterschiedliche grafische Symbole
• Konstruktionselemente werden durch gerichtete
Kanten (hierarchische Ordnung) und ungerichtete
Kanten (Zusammenhang) verbunden
35
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
4.4.4 Produktbäume
Produktbäume (engl.: product tree): Darstellung der Zerlegung von Produkten in eine
Hierarchie von Teilprodukten
à Beschreibung der Leistungssicht in ARIS
• Bestandteile: Zwischenprodukte in
Produktion oder Vorleistungen von
Dritten
• welche Teilprodukte müssen in
welcher Reihenfolge bereitgestellt
werden?
• Mithilfe von Produktbäumen kann man Stücklisten beschreiben à Verzeichnis der
Mengen aller Rohstoffe, Teile und Baugruppen
• Für physische Produkte, Dienstleistungen und Finanzprodukte
4.5.1 Wertschöpfungskettendiagramme
Wertschöpfungskettendiagramm (engl.: value chain diagram): Darstellung von
betrieblichen Prozessen auf abstraktem Niveau und Veranschaulichung des
Zusammenhangs von Prozessen miteinander
à Beschreibung der Steuerungssicht in ARIS
• Beispiel Wergschöpfungskettendiagramm:
o Prozesse als Hexagone, die nach
rechts zeigen à Verrichtung mit
Formulierung als Substantiv
o Kanten zwischen MW & Produktion &
Betrieb à Vorgänger-Nachfolger-
Beziehung
o Kanten zwischen MW und z.B. Einkauf
à Teilprozess-Relation
• Klarheit des Modells mithilfe der Positionierung der Elemente, Beschriftung der
Kanten oder anderer Kantenfarben
• Benützung bei Modellierung von
Prozesslandkarten
o = Übersicht des gesamten
Betriebs aus Prozesssicht in
einzigem Modell
o 3 Kategorien: Haupt- oder
Kernprozesse,
Unterstützungsprozesse und
Managementprozesse
36
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
4.5.2 BPMN-Prozessmodelle
BPMN (Business Process Model and Notation): Modellierungssprache, um Ablauf eines
Prozesses im Hinblick auf zeitlich-sachlogische Abhängigkeiten zwischen Aktivitäten
(engl.: activity, task) und Ereignissen (engl.: event) zu beschreiben. Gatter (engl.:
gateway) beschreiben Entscheidungen und Parallelausführungen
à Beschreibung der Steuerungssicht in ARIS
• im einfachsten Fall: Abfolge von Aktivitäten und Ereignissen
o Aktivitäten als zwei Wörter: Geschäftsobjekt + Verb à Verrichtungen des
Prozesses
o Ereignisse als zwei Wörter: Geschäftsobjekt + Verb im Perfektpartizip à
Zustände und Bedingungen, die Funktionen auslösen oder von ihnen
hervorgerufen werden
• Gatter drückt Verzweigungen und Zusammenführungen aus
o XOR-Gatter: Entscheidungspunkt à Beschriftungen der ausgehenden Kanten
spezifizieren die entsprechenden Bedingungen, die einander ausschließen
müssen, à nur eine Alternative wird verfolgt à XOR-Zusammenführung
o UND-Gatter: Punkt, an dem in parallele Pfade verzweigt wird à UND-
Zusammenführung bringt sie wieder zusammen
o ODER-Gatter: Entscheidungspunkt, zu dem eine, mehrere oder auch alle
folgenden Alternativen gewählt werden können
• Konstruktionsregeln für BPMN-Modelle:
o Jeder Ablauf beginnt mit einem oder mehreren Startereignissen und endet
mit einem oder mehreren Endereignissen
o Aktivitäten und Ereignissen dürfen niemals mehr als eine eingehende und
eine ausgehende Kante haben
o Verzweigung und Zusammenführung müssen vom selben Typ sein
37
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
4.5.4 DMN-Entscheidungstabellen
DMN (Decision Model and Notation): Modellierungssprache, um Zusammenhang
zwischen Entscheidungen und Daten zu beschreiben à u.a. Format für
Entscheidungstabellen
• Entscheidungen erfolgen meist auf
Grundlage vordefinierter Regeln
• Jede Zeile stellt eine Regel dar, um
Ausgangswert zu bestimmen
• Kombination von Eingabewerten
darf nur für eine Zeile gültig sein
• Tabelle sollte vollständig sein
• Beispiel: Entscheidungstabelle zur Prüfung der Kreditwürdigkeit
38
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
39
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
40
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
41
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
42
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
43
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
45
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
46
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
47
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
5.4 Materialwirtschaft
5.4.1 Aufgaben der Produktion
Materialwirtschaft (engl.: materials management): Planung, Steuerung, Verwaltung und
Kontrolle der Materialbestände und -bewegungen innerhalb eines Betriebs und zwischen
Betrieb und Marktpartnern
à Warenwirtschaft (Synonym im Handel): hoher Servicegrad zu niedrigen Kosten
à Hauptaufgabengebiete: Einkauf, Lagerhaltung, Disposition und Rechnungsprüfung
à Logistik: Materialwirtschaft + Transport, Zwischenwerksverkehr,
Warenumschlagsstellen, Instandhaltung und Entsorgung
48
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
49
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
5.5 Produktion
5.5.1 Aufgaben der Produktion
Produktion im weiteren Sinn: Erzeugung von Produkten und Dienstleistungen aller Art in
allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft
Produktion im engeren Sinn (engl.: production, manufacturing; Fertigung): Industrielle
Leistungserstellung
• Produktionsmanagement: alle Managementaufgaben der Produktion bzw. Fertigung
• Strategische Entscheidungen: einmalig und unabhängig von konkreten Aufträgen à
grundlegende Festlegungen zu Produktfeldern, Breite, Tiefe des Produktions-
programms, Produktionsstandorten, Betriebsgrößen, Fabrikplanung und generellen
Produktionsprozessabläufen
• Taktische Entscheidungen: Ausgestaltung der Produktfelder nach Art und Qualität
der Produkte, Eigenfertigung oder Fremdbezug, mittelfristige Personal- und
Ausrüstungsplanung, Planung der Verfahrensentwicklung
• Operative Entscheidungen: periodenbezogene Produktionsprogrammplanung,
Produktionsablaufplanung, Produktionssteuerung
• Produktionsplanung und -steuerung geht von Fertigungssystem aus, das im Rahmen
des strategischen und taktischen Produktionsmanagements festgelegt wird
• Vielfalt von Systemtypen à Grundlegende Organisationstypen der Produktion
• Fließfertigung (engl.: continuous flow production): Arbeitsplätze und Betriebsmittel
werden in Abfolge der Arbeitsgänge angeordnet (Flussprinzip)
o à mit oder ohne Zeitzwang
• Werkstattfertigung (engl.: job shop production): Anordnung der Arbeitsplätze und
Maschinen nach Tätigkeitsschwerpunkten
• Gruppenfertigung (engl.: batch production): Mischform aus Fließband und Werkstatt
• Einzelfertigung (engl.: make-to-order production): nur eine Einheit des Erzeugnisses
• Serienfertigung (engl.: serial production): mehrere gleichartige Produkte gleichzeitig
oder unmittelbar aufeinanderfolgend
• Sortenfertigung (engl.: variety production): artverwandte Produkte in begrenzten
Mengen nach demselben Fertigungsablau
• Massenfertigung (engl.: mass production): Erzeugnis in großen Mengen
Industrie 4.0: vierte industrielle Revolution à intelligente, digital vernetzte Systeme und
Internet der Dinge soll weitgehend selbstorganisiert Produktion ermöglichen
• Arbeitsplätze sollen sich durch Prozessoren und Sensoren vernetzen und miteinander
kommunizieren à Transparenz im Produktionsmanagement à vorausschauende
Instandhaltung (engl.: predictive maintenance) und Entscheidungen der Fertigungs-
steuerung können dezentralisiert und autonom getroffen werden
• Produkte aktivieren nötige Arbeitsschritte und Ressourcen und Lösen bei Störungen
oder Zielkonflikten Gegenmaßnahmen aus
• individualisierte Massenfertigung (engl.: mass customization): Herstellung
individueller Produkte nach Anforderungen der Kunden
50
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
51
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
5.6 Vertrieb
5.6.1 Aufgaben des Vertriebs
Marketing (Absatzwirtschaft): Maßnahmen, die Verwertung der betrieblichen Leistungen
sichern und damit für hinreichende Erlöse sorgen
à Produkt- und Programmpolitik, Preispolitik, Distributionspolitik,
Kommunikationspolitik
• Marketing im absatzwirtschaftlichen Sinn (SAP)
• Prozesse im Marketing sind weniger gut strukturiert und vielfältiger ausgeprägt à
eigenständige Lösungen zum Erreichen von Wettbewerbsvorteilen
• Im Zusammenhang mit ERP-Systemen auf Distribution eingeschränkte
Begriffsauffassung
Vertrieb (engl.: sales and distribution): Abwicklung des Verkaufs und der damit
verbundenen operativen Prozesse über verschiedenen Absatzwege eines Betriebs
52
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
53
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
54
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
55
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
56
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
6.1.5 Netzwerkeffekte
• Bei Standardisierung von Produkten/Dienstleistungen investiert eine Institution in
Entwicklung von Standards, von deren Verwendung viele Marktteilnehmer
profitieren à Nutzen eines Gutes nimmt mit Verbreitungsgrad zu
• Metcalf’sche Gesetz: Wert eines Kommunikationsmediums steigt quadratisch mit
Zahl der daran angeschlossenen Benutzer an
o Zahl der möglichen Interaktionen in Netzwerk steigt quadratisch zur Zahl der
angeschlossenen Benutzer
o 1970 Robert Metcalf (Entwickler des Ethernets)
positiver Netzwerkeffekt: erhöhte Verbreitung eines Gutes kommt Produzenten und
Kunden (Nutzern) zu Gute
• zu positiven Netzwerkeffekten zählen positive Konsumeffekte und in indirekter Folge
positive Produktionseffekte
positiver Konsumeffekt: Netzwerkeffekt, der durch Anzahl der Nutzer eines Gutes
mitbestimmt wird, à Nutzen einer Einheit eines Gutes steigt mi Verbreitungsgrad des
Gutes
• Nutzer eines Gutes = Netzwerk
• Durch erhöhten Nutzen für Individuum steigt Nutzen für Gesamtnetzwerk
• positiver Produktionseffekt ist indirekt, da durchschnittliche Kosten mit
zunehmendem Absatz/Teilnehmerkreis sinken
positiver Produktionseffekt (Skaleneffekt, engl.: economcy of scale): positiver Effekt, der
auf Stückkostendegression beruht à durch erhöhte Stückzahl können bereits geleistete
(fixe) Produktentwicklungskosten zu geringerem Anteil auf Verkaufserlöse pro Stück
angesetzt werden
• Stückkostendegression durch Aufteilung von Investitionen (Fixkosten) auf höhere
Anzahl verkaufter Einheiten + Mengenrabatte
• Vorteil hoch bei hohen Anfangsinvestitionen und geringen Herstellungs- und
Vertriebskosten
• Anfangsphase: falsche Schluss, dass Internet-Unternehmen massiv von positiven
Netzwerkeffekten profitieren à Umsatzmaximierung als Weg zur Marktdominanz
57
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
• Strategie war durch billige Produkte und massive Werbung großen Kundenstock zu
erreichen und Markteintritt für Konkurrenz zu erschweren
• „Lock-in“: Kosten der Teilnehmer beim Wechsel zu Alternativprodukt à z.B. bei
hohem Anteil an anbieterspezifischen Produkten à Trend zur Monopolisierung
• digitale Produkte sind aber auf Märkten häufig instabil und neue Netzwerke
entstehen schnell mit geringen Einstiegskosten (schwacher Lock-In)
• Starker Lock-in-Effekt wird durch starke positive Konsumeffekte und hohe
Herstellerwechselkosten bewirkt à hoher Monopolisierungsgrad
6.2.2 Suchdienste
Suchdienste (engl.: search service): Dienst im Internet, der Benutzern Unterstützung beim
Auffinden gesuchter Inhalte über das Internet bietet
Suchmaschine (engl.: search engine): Suchdienst, der Auffinden von gesuchten
Webressourcen ermöglicht
Suchportal (engl.: search portal): Suchdienst, der Auffinden von speziellen Inhalten des
Portals unterstützt
• Es gibt universelle Suchdienste und spezielle Suchdienste
• B2C-Bereich: Preisvergleichsdienste stark frequentiert
• geografischer Raum kann ganze Welt sein oder auf bestimmten Sprachraum oder
geografisches Gebiet begrenzt sein
58
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
59
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
6.2.4 Bezahldienste
• Zahlungsformen: Bezahlung auf Rechnung, per Online-Bezahldienst, per Lastschrift,
per Kreditkarte und per Vorauskasse
• Zahlung gegen Rechnung nach Kauf für Käufer am beliebtesten
• Vorauskasse für Verkäufer am beliebtesten
• Vorauszahlung wird vor allem dann gefordert, wenn es keine längeren Geschäfts-
beziehungen gegeben hat oder individualisierte Produkte bestellt werden à auch bei
Online-Auktionen!
• Seit 1990er gibt es im Internet spezielle Bezahldienst für kostengünstige
Mikrozahlungen à die ersten waren proprietär und gingen von Vorauszahlungen der
Konsumenten aus, von deren Guthaben bei Bedarf Rechnungsbeträge abgebucht
werden (DigiCash aus 1989 konnten sich nicht durchsetzen)
• Mehr Erfolg: Internet-Bezahldienste à klassische Zahlungsformen wie Lastschrift,
Rechnung und Kreditkarte
Internet-Bezahldienst (engl.: internet payment service): Mittler zwischen Anbieter und
Benutzer für elektronische Zahlungsabwicklung beim Internet-Vertrieb (z.B. PayPal,
AmazonPay, Sofort GmbH, Klarna, Apple Pay, Bitcoin)
à für Käufer kostenlos, für Anbieter entstehen transaktions- bzw. umsatzabhängige
Gebühren
à unterstützen gängige Zahlungsformen, verwalten Anbieter und Benutzer und bieten
Anbietern Statistiken und Absicherung gegen Zahlungsrisiken
à Einbindung über bereitgestellte Programmierschnittstellen
60
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
61
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
6.3.2 Auktionssysteme
• angeboten als Dienstleistung von Online-Auktionshäusern und elektronischen
Märkten im B2C- und B2B-Bereich
• Vorteile einer elektronischen Auktion sind die Unterstützung des
Preisfindungsprozesses und technisch einfache Realisierung
Auktion: Verfahren für multilaterale Verhandlungen, bei dem Preise und Konditionen für
Produkte/Dienstleistungen auf Basis von Geboten der Auktionsteilnehmer zustande
kommen (mehr als zwei Parteien)
à bei Fernauktionen können Bieter online Gebote abgeben und sich informieren
• Dominierende Auktionstypen: englische Auktion, Vickrey- oder Zweitpreisauktion,
holländische Auktion und verdeckte Höchstpreisauktion
• Ablauf einer Auktion:
1. Auktionator startet Auktion und nennt Ausgangsgebot
2. Bieter geben einmalig oder wiederholt Gebot ab
3. Auktionator beendet Auktion und bestes Gebot erhält Zuschlag
• Auktionstypen unterscheiden sich hinsichtlich Informationspolitik (offen oder
verdeckt) und Preisbildung (welcher Preis hat Auktionsgewinner zu zahlen)
offene Auktion: Bieter beobachten Gebote ihrer Konkurrenten und reagieren
wechselseitig darauf
verdeckte Auktion (engl.: sealed auction): Gebote werden verdeckt abgegeben
englische Auktion (engl.: open ascending price auction): offene Höchstpreisauktion, bei
der von Mindestpreis nach oben gesteigert wird
holländische Auktion (engl.: open descending price auction): offene Auktion, bei der
Auktionator hohen Ausgangspreis nennt und Schritt für Schritt reduziert, bis Bieter die
Auktion unterbricht à erhält dann Zuschlag und bezahlt letztgenannten Preis
• führt sehr schnell zu Ergebnissen
• Problem: spekulatives Bietverhalten, um hohe Konsumentenrente (Differenz aus
Preis, den Konsument bezahlen würde und Marktpreis) zu erzielen
Vickrey-Auktion: verdeckte Zweitpreisauktion, bei der Auktionsgewinner Betrag in Höhe
des zweithöchsten Gebots zahlt
6.3.3 Ausschreibungssysteme
• in betrieblichen Beschaffungsbereich werden oft Ausschreibungsverfahren
unterstützt
Ausschreibung (engl.: call for bids; tendering): Verfahren zur Ermittlung des
Angebotspreises als Vorbereitung zur Vergabe eines Auftrags im Rahmen eines
Wettbewerbs
à Ausschreibung ist Kundmachung eines Kaufinteresses, durch das potenzielle Anbieter
aufgefordert werden, Angebote zur Erbringung einer bestimmten, möglichst genau
beschriebenen Leistung abzugeben
• bei öffentlicher Ausschreibung kann sich jeder Anbieter beteiligen
• bei beschränkter Ausschreibung werden nur bestimmte Anbieter einbezogen
• in vielen Ländern sind Ausschreibungen für öffentliche Auftraggeber ab bestimmter
Auftragssumme gesetzlich vorgeschrieben
62
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
umgekehrte Auktion: Käufer schreibt gesuchte Leistung aus und Anbieter sehen Gebote
ihrer Konkurrenten und können diese unterbieten (offene Auktion)
6.3.4 Börsensysteme
Börse (engl.: exchange): organisierter Markt für Wertpapiere, Devisen, bestimmte
Produkte, Dienstleistungen und ihre Derivate à Makler stellen während Handelszeiten
Preise (Kurse) fest, die sich aus vorliegenden Kauf- und Verkaufsaufträgen ergeben
à bei elektronischen Börsen wird Maklerfunktion von Computerprogramm
übernommen
• Auktionsbörsen/zweiseitige Börsen kommen für polypolitische Märkte in Betracht
à beide Marktseiten haben symmetrische Handlungsmöglichkeiten (Nachfrager
Kaufofferten und Anbieter Verkaufsofferten)
• Güter sind nicht präsent und müssen gleichwertige, standardisierte Beschaffenheit
aufweisen (fungible Güter)
verdeckte zweiseitige Auktion (engl.: clearinghouse auction): Anbieter und Nachfrager
geben verdeckt ihre Offerten ab à nach Ende der Bietphase werden Offerten in
Transaktionen überführt à Verkaufsofferten in aufsteigender Reihenfolge, Kaufofferten
in absteigender Reihenfolge in Vektoren geordnet à diskrete Angebots- und
Nachfragekurve à Umsatz soll maximiert werden
• Transaktionspreis ist für alle Transaktionen normalerweise einheitlich
kontinuierliche zweiseitige Auktion (engl.: continuous double auction): Offerten werden
kontinuierlich zusammengeführt, wodurch ständig neuer Kurs gebildet wird = variable
Notierung auf Wertpapierbörsen
• oft kommen auf Börsen Kauftransaktionen auch mit dem Marktplatzbetreiber als
Zwischenhändler vor à Anonymisierung auf Börsen
• Vorteile von Börsen: anonyme Marktteilnahme, Unterstützung des
Preisfindungsprozesses und hohe Flexibilität bei Transaktionen
63
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Kundenprofil: Beinhaltet Gesamtheit der Eigenschaften, die typisch für Kunden und
relevant für Geschäftsbeziehung sind à personenbezogene, demografische,
psychografische, sozioökonomische Daten und Kundenwert
• Kundenwert wird durch Betrachtung der Kundenbeziehung in Relation zu anderen
Kundenbeziehungen ermittelt (Customer-Lifetime-Value-Analyse, ABC-Klassifikation)
• Bildung von Kundensegmenten mittels statistischer Verfahren wie Faktoranalyse
oder Clusteranalyse
64
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
65
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
66
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
67
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
68
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
69
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
70
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
71
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
72
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
73
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Kapitel 7: Managementunterstützungssysteme
7.1 Betriebliche Entscheidungen
• „Management“ = Führung und Führungskräfte von Betrieben
• treffen Entscheidungen zur Problemlösung à Erkennen von Problemen, Finden und
Beurteilen von Handlungsalternativen, Wahl der besten Alternative + Umsetzung
Managementunterstützungssystem (MUS, Führungs-IS, Management-IS (MIS), engl.:
management support/information system = rechnergestütztes Informationssystem, das
für Führungskräfte eine adäquate Informationsversorgung und
Entscheidungsunterstützung bietet
à aufgabengerechte Informationsinhalte und benutzergerechte Präsentation und
Bedienungsfreundlichkeit
• Unterscheidung in oberes, mittleres / unteres Management
• Topmanagement hat strategische Aufgaben à Entscheidungen von großer
Tragweite à Vorgabe von Zielen und Strategien + Allokation knapper Ressourcen
(Budgets, Stellen) à meist unter großer Unsicherheit
o Information mit Vorhersagecharakter benötigt (mittel- und langfristig)
o Daten über Konkurrenz, Konjunktur und sonstige externe Sachverhalte
o besonders: aggregierte (aufsummierte) und periodenbezogene Daten
• Middle-Management ist für Umsetzung der strategischen Vorgaben umzusetzen à
Entscheidungen über Mitteleinsatz, Lösungen finanzieller und personeller Probleme
+ Definition von taktischen Zielen, Perioden und Grundsätzen
• Informationsanforderungen liegen zwischen strategischen und operativen
Entscheidungen
o bei operativen Entscheidungen stehen Subjekte, geografische Gebiete und
Objekte im Vordergrund
• Entscheidungen auf operativer Ebene laufend im Tagesgeschäft à gut strukturiert
und routinemäßig
• Information für operative Entscheidungen vorwiegend aus internen Quellen à
Information muss zeitnah reale Abläufe widerspiegeln à vergangene/gegenwärtige
Geschäftsvorfälle in engem, funktionsspezifischem Bereich
• Betriebliche Entscheidungen werden durch jeweilige Bedingungslage beeinflusst
o auf allen Ebenen durch Abfrage- und Berichtssysteme + Entscheidungsunter-
stützungssysteme
• Entscheidungsunterstützungssysteme beinhalten mathematische Methoden/Modelle
zur Lösung komplexer Fragestellungen à je nach Entscheidungsgegenstand typische
Auswertungen
• Daten für Entscheidungsunterstützungssysteme kommen von internen/externen
Quellen oder von Dritten
• drei Kategorien:
1. Klassische Entscheidungsunterstützungssysteme à modellbasiert
2. Business-Intelligence Systeme à datenbasiert; Aufbereitung von Daten aus
verschiedenen Quellen
3. konzeptorientierte und vorkonfigurierte Systeme à für spezifische
Managementaufgaben
• methodische Grundlagen für diese Systeme = Data-Science
74
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
75
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
7.2.1 Regressionsanalyse
Regressionsanalyse: statistisches Verfahren, um Beziehung zwischen abhängigen und
verschiedenen unabhängigen Variablen zu bestimmen
76
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
7.2.2 Klassifikation
Klassifikation (engl.: classification): Verfahren, die ein dichotomes oder kategoriales
Merkmal mithilfe von verschiedenen unabhängigen Variablen erklären
à dichotom = zwei entgegengesetzte Werte (z.B. gut/schlecht, ja/nein)
à kategorial = abzählbarer Wertebereich
• spezielle Ausprägung der Regression
• logistische Regression: abhängige Variable ist dichotom
• außerdem: andere Verfahren der Klassifikation, die nicht Regression sind
7.2.3 Segmentierung
Segmentierung (engl.: clustering): algorithmische Verfahren, die Ähnlichkeiten zwischen
Datenelementen erkennen und diese in Ähnlichkeitsgruppen zusammenfassen
• Vielzahl von Anwendungsfällen
• Verfahren, die MIT vorgegebenen Anzahl von Segmenten arbeiten oder Anzahl der
Segmente aufgrund von Eigenschaften der Daten bestimmen
7.2.4 Assoziationsanalyse
• alternative Möglichkeit der Auswertung von Kundendaten besteht darin mit
Warenkorbanalysen festzustellen, welche Artikel gemeinsam gekauft werden, um
Präsentation darauf anzupassen à Assoziationen
• Ziel: unbekannte Assoziationsregeln aufdecken
• z.B.: „Wenn Produkt A gekauft wird, dann hat das zur Folge, dass auch Produkt B
gekauft wird“
Assoziationsregel: Beschreibt Zusammenhang von Merkmalen in einer Menge von
Transaktionen. Eingabe ist Menge von beobachteten Transaktionen. Ausgabe ist
Assoziationsregel der Form „Eingabemerkmale à Ausgabemerkmal“
à Güte einer Assoziationsregeln anhand der Kennzahlen Support, Confidence, Lift
à Support (X) = wie oft Menge der Merkmale X gemeinsam beobachtet, wird
à Confidence (XàY) = misst Vertrauen in Ergebnis als Support (X ∪ Y) / Support (X)
à Lift (XàY) = gibt an, wie interessant eine Regel ist als Support (X ∪ Y) / Support (X) *
Support (Y)
• Assoziationsanalyse meist zur Analyse von Warenkörben
• Bei Internet-basierten IS gibt Analyse von Transaktionsdaten wertvolle Hinweise für
Personalisierung von Angeboten, Empfehlungssysteme und
Kundenbeziehungsmanagement
• Klickstromanalysen (engl.: click stream analysis): welche Webseiten werden wie
lange angesehen und welche Inhalte sind „angekommen“
• E-Mail-Analysen: welche Verkaufsförderungsmaßnahmen haben Kunden erreicht
und welche Kundendienstleistungen wurden nachgefragt
• es braucht profunde Fachkenntnisse, um Techniken sachgerecht einsetzen zu können
• automatisiertes Auffinden von interessanten Sachverhalten ist allg. nicht möglich
77
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
7.2.6 Text-Mining
• Teilgebiet des Data-Mining
• rechnergestützte Extraktion interessanter Muster aus Texten à vielfältig
• Sprachstilanalysen, biomedizinische Anwendungen, automatische Klassifikation von
Texten, Unterstützung von Marketingaktivitäten, Neuproduktentwicklung
Text-Mining: Reihe von Analyseverfahren, die die inhaltlichen Zusammenhänge in
textuellen Daten mithilfe von Algorithmen erkennen
• Rohdaten (Textdokumente) sind unstrukturiert
• Herausforderungen: Vorverarbeitung der Rohdaten und große Mengen an Daten
78
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
7.2.7 Simulation
• verschiedene Methoden des maschinellen Lernens leiten Modelle ab
• Prognosezwecke, Durchführung von Simulationen
• Durch Simulationen können betriebliche Prozesse auf Rechner getestet werden,
bevor sie in Realität eingesetzt werden
Simulation: Experiment, bei dem eine komplexe Realweltsituation durch Softwaresystem
nachgebildet wird
à bei Ablauf der Simulation kann System beobachtet und analysiert werden
à durch Variation von Parametern können unterschiedliche Annahmen überprüft
werden
• durch Simulationen in Form von „Was-Wäre-Wenn“-Fragen können Auswirkungen
der Änderung einzelner Parameter auf Ergebnis geschätzt werden (Szenarioanalyse)
• bei „Wie-erreicht-man“-Simulationen werden Maßnahmen zur Erreichung eines
vorgegebenen Ziels gesucht (Zielwertsuche)
79
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
80
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
7.4 Business-Intelligence-Systeme
• Business-Intelligence ist gesamtheitlicher Ansatz, der dem Informationsbedarf von
Managern in systematischer Weise begegnet
Business-Intelligence: integriertes, betriebsindividuell zu entwickelndes Gesamtkonzept
zur IT-Unterstützung des Managements
à Intelligence = Wissen durch Erfassung, Integration, Transformation, Speicherung,
Analyse und Interpretation geschäftsrelevanter Informationen generiert wird
Business-Intelligence-Systeme: individuell an Betrieb angepasste analytische
Anwendungen zur Integration und Auswertung großer Datenbestände
à Berichtserstellung, multidimensionale Datenanalyse, Kennzahlenvergleiche,
Kundenbewertungen, Clusteranalysen
• Ordnungsrahmen = Transaktionsdaten werden auf dem Weg zum Manager über
mehrere Schichten hinweg schrittweise aggregiert und angereichert
• in Datenbereitstellungsschicht werden Transaktionsdaten bereinigt und konsolidiert
• darüber liegende Schicht = Analysesysteme zur Generierung nützlicher Information +
weitere Verwertung im Rahmen von Wissensmanagementsystemen
• letzte Schicht = Informationszugriff mit speziell adaptierten Internet-Portalen
81
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
82
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
84
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
85
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
86
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
87
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
7.5.2 Topmanagementinformationssysteme
Topmanagementinformationssysteme (engl.: executive information system, EIS): einfach
bedienbare, meist grafisch orientierte Abfrage- und Berichtssysteme, die dem oberen
Management rasch Überblicksinformation liefern
à Schwerpunkte: umfassende, kompakte Darstellung der Bedingungslage, strategisches
Controlling, Erfolgsrechnung und Konsolidierung
• System muss in hohem Ausmaß an Informationsstrukturen und Bedingungslage
angepasst werden à keine fertigen Systeme am Markt nur Baukästen
• in EIS dominiert strategische Controllinginformation à mengen-/wertmäßige
Darstellung von Zielwerten, Mitteleinsatz und Leistungen
o Verbesserung der Transparenz des Betriebsgeschehens und effizientere
Steuerung des Unternehmens
o Controlling basiert auf Jahresplanung in einzelnen Betriebsbereichen und wird
auf Abteilungsebene fortgesetzt à meist einjähriger Wirtschaftsplan
• bei interner/externer Strategieplanung à Portfolioanalysen, Markt- und
Wettbewerbsanalysen, Erarbeitung von Betriebszielen, Stärken-Schwächen-Analyse
• Kontroll- und Steuerungsfunktionen auf horizontaler Ebene à operative
Controllinginstrumente (Profitcenterrechnung, Außendienstrechnung,
Investitionsrechnung, Cashflow-Analysen, Bilanzanalyse) à Soll-Ist-Vergleiche und
Trendanalysen
• Erfolgsrechnung à Finanzbuchhaltung und Bilanzierung
• Management by Exception soll auch von EIS unterstützt werden
o Sollwerte werden mit Istwerten im EIS erfasst und ständig verglichen
o Topmanagement greift nur bei außerordentlichen Abweichungen ein
• DuPont-Kennzahlenbaum:
89
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
8.2 IS-Planung
Planung: vorbereitendes Durchdenken à gedankliche Vorwegnahme von zukünftigen
Aktivitäten, deren konzeptionelle Abfolge und Bereitstellung von Ressourcen
• Strategische Planung = Gesamtbetrieb und einzelne Geschäftsfelder
o langfristige Abstimmung der Potenziale des Betriebs auf die jeweilige
Bedingungslage
o Planungshorizont min. 3 Jahre à Topmanagement
o erheblicher Investitionsaufwand, schwer rückgängig und riskant
• Taktische Planung = mittelfristig à 1 – 3 Jahre
• Operative Planung = laufendes Geschäft, kurzfristig à bis 1 Jahr
Informationssystemplanung: Planungsaktivitäten zur Entwicklung und zum Betrieb von
Informationssystemen
90
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
92
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
93
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
94
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
8.3 IS-Entwicklung
IS-Entwicklung (engl.: IS development): Umsetzung der Projektaufträge aus IS-Planung
à Weiterentwicklung, Anpassung und Einführung der Informationssysteme bei
Einhaltung der Termine/Kosten, Erfüllung der Qualitätsstandard und Weiterentwicklung
der IS-Architektur
95
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
8.3.1 IS-Projektplanung
Projekt: nicht routinemäßiges Vorhaben, das in seinen Zielen, Mitteleinsatz und
Terminierung abgegrenzt ist à Projektleiter koordiniert Aktivitäten der Mitglieder einer
Projektgruppe und ist für Erfolg/Misserfolg verantwortlich
• Projekte können aus strategischer IS-Planung oder laufenden Wartungs-
anforderungen und Änderungswünsche bestehender IS abgeleitet werden
• Hilfsmittel für Festlegung der Reihenfolge von Projekten = IS-Projektportfolio
o systematische Projektauswahl und Verteilung vorhandener Ressourcen
entsprechend den unternehmerischen Zielen
IS-Projektportfolio: Gesamtheit der IS-Projekte eines Betriebs oder Fachbereichs
à Fachbereich muss Gesamtheit der IS-Projekte steuern = Ziele/Auswirkungen bewerten,
Prioritäten setzen, Ressourcen für Durchführung bereitstellen
à Reihenfolge nach unternehmerischen Kriterien, Projektabhängigkeiten und
verfügbaren Ressourcen
• Vorgehensmodell des St. Galler Informationssystemmanagements sieht
entsprechendes IS-Projektportfoliomanagement vor mit Kernelementen:
o Projektübergreifende Bewertung der IS-Anträge:
keine Unterscheidung zwischen Wartungs-,
Infrastruktur- oder Neuentwicklungsprojekten à
Je nach Aufwand Projektportfoliomanagement
oder Change-Management
o Machbarkeitsstudie
o Verteilung der Ressourcen: Analyse durch zwei
Dimensionen à 1. Fachbereich und IS-
Management mit Reihenfolge nach sachlogischen
Gesichtspunkten (betriebliche Reihenfolge) oder
2. Fachbereich und Geschäftsführung nach erwartetem Beitrag zum
Betriebserfolg (unternehmerische Reihenfolge)
• Man nimmt das nach unternehmerischer Rangfolge wichtigste Projekt, berücksichtigt
alle Projekte, die Voraussetzung dafür sind, und trägt sie in IS-Migrationsplan ein ...
• Sobald alle Projekte in IS-Migrationsplan eingetragen sind = vorläufiger IS-
Migrationsplan à endgültiger IS-Migrationsplan erst, wenn geplante Projekte mit
verfügbaren finanziellen/personellen Ressourcen abgeglichen sind
• Durch IS-Projektportfoliomanagement wird Verbindung zwischen IS-Planung und IS-
Entwicklung hergestellt
• Ziel: Steigerung der Effizienz und Effektivität der IS-Entwicklung und Erfüllung der
Forderungen der strategischen IS-Planung
• IS-Migrationsplan ist jährlich zu überarbeiten
96
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
o Geschäftsprozessmodellierung:
Analyse des Betriebs, Ermittlung des
Verbesserungspotenzial und
Sollkonzept
o Requirements-Engineering:
Erstellung einer vollständigen und
widerspruchsfreien
Anforderungsspezifikation für
System
o Entwurf (engl.: design): Entwurf
einer Systemarchitektur
o Implementierung: Design wird in Hardware- und Softwaresystem überführt
o Softwaretest: Prüfung des entwickelten Systems
o Change-Management: Einführung einer Version des Systems im operativen
Betrieb à Installation, Schulung, Änderungswünsche
§ ergänz 5 Tätigkeitsbereiche und muss von Initialisierung des Projekts
kontinuierlich erfolgen
• Zwischen verschiedenen Aufgaben gibt es
enge Verknüpfungen à IS-Entwicklung ist in
mehrere Phasen eingeteilt, in denen
Tätigkeiten wiederholt ausgeführt werden
• Tätigkeiten können in allgemeine IS-
Managementtätigkeiten (kontinuierlich) und
IS-Entwicklungstätigkeiten (sequenziell)
unterteilt werden
• sequenzieller Durchlauf der
Entwicklungstätigkeiten = Iteration oder Entwicklungszyklus à In jeder Iteration
werden Ergebnisse weiterentwickelt à inkrementelle Entwicklung
• 1. Konzeptionsphase
o Schwerpunkt auf Projektmanagement
o Anschaffungen der für Entwicklung benötigten Hardware und Software
o Geschäftsprozessmodellierung & Requirements-Engineering im Vordergrund
o Danach: Entwurf, Implementierung (Prototyp) und Test
o Ergebnis: klare/gemeinsame Vorstellung der Beteiligten über Architektur
• 2. Umsetzungsphase
o weitere Anschaffungen
o Projektmanagement wird fortgeführt (nicht mehr so viel Aufwand) à
Konfigurationsmanagement überwacht/verwaltet alle IS gehörige Artefakte
o zu Beginn: Requirements-Engineering (detaillierte Vorgaben für Entwicklung)
o Später: Entwurf, Implementierung und Test
o Ende: Systemtest im Vordergrund
o hohe Entwicklungstätigkeit durch stetige Verbesserung des Systems erklärbar
• 3. Einführungsphase
o Hauptlast auf Konfigurationsmanagement durch leicht erhöhte
Projektmanagementaufgaben
o Fokus auf Tätigkeiten des Change-Managements à Einführungsstrategie,
Installationstätigkeiten, Übernahme von Daten
97
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
8.3.3 Requirements-Engineering
Requirements-Engineering: möglichst vollständige Gewinnung und Aufzeichnung der
Anforderungen an ein zu erstellendes oder zu erweiterndes System
à Resultat = Anforderungsspezifikation
• meisten gescheiterten Projekte sind auf Fehler in Anforderungsspezifikation
zurückzuführen
• früh erkannte Fehler sind kostengünstiger korrigierbar als in späteren Phasen der
Systementwicklung
• auch bezeichnet als Etablierung einer Vision in einem bestimmten Kontext
• Gewinnung und Dokumentation von Anforderungen keine triviale Aufgabe
o Funktionale Anforderungen: geforderte Funktionen
§ z.B. Möglichkeit zur Filialbestellung aus Zentrallager
o Qualitätsanforderungen (nicht funktionale Anforderungen): geforderte
Qualitätsattribute
§ z.B. Laufzeiteffizienz, Wartbarkeit, Nachvollziehbarkeit, Bedienbarkeit
• verschiedene Anforderungen müssen hinreichend detailliert beschreiben sein
o à ansonsten Möglichkeit zu Fehlinterpretationen
• wichtige Ergänzungsinformation: Priorität, mit der Anforderung berücksichtigt
werden muss à oft nicht explizit vorgegeben; durch Reihe von Faktoren bestimmt
o terminliche/budgetäre Rahmenbedingungen, langfristige Anforderungen,
Quelle der Anforderung
• um hohe Akzeptanz des Systems zu erreichen müssen alle Stakeholder in
Entwicklungsprozess integriert werden à verschiedene Sichtweisen
• 3 verschiedene Arten von Anforderungsmodellen:
o Zielmodelle: Beschreibung relativ abstrakter Anforderungen (Zieldiagramme)
o Szenarien: Beschreibung tatsächlicher oder denkbarer Ereignis- und
Aktionsreihenfolgen (BPMN-Modelle)
o Lösungsmodelle: Beschreibung der konkreten Umsetzung durch zuständige
Entwickler (ER-Diagramme)
• Unterteilung in 3 Aspekte
o Aspekt der Spezifikation: Anforderungen nach aktuellem Kenntnisstand
korrekt abgebildet à möglichst vollständige, korrekte und konsistente
Spezifikation
o Aspekt der Repräsentation: Abbildung eines Sachverhalts durch formale/
informelle Beschreibungsmittel à Beschreibung verschiedener Sichten auf
denselben Betrachtungsgegenstand
o Verhandlungsaspekt: unterschiedliche Grade der Übereinstimmung bezüglich
Spezifikationsdokument à alle beteiligten sollen Erstellung akzeptieren und
Systemspezifikation soll verständlich sein
• Requirements-Engineering ist keine isolierte Phase, sondern kontinuierlicher,
iterativer und inkrementeller Prozess
98
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
99
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
o Frühzeitige Problemerkennung
Modultest: Überprüfung einzelner Softwarekomponenten auf korrekte Funktionalität
• Softwaretest kann in 3 verschiedene Testarten unterteilt werden
• jeweilige Komponente wird isoliert betrachtet
• findet nahe Quellcode statt und kann mit Fehlerbehebungswerkzeugen (engl.:
debugging tool) erfolgen
• kann in sehr frühen Entwicklungsstadien durchgeführt werden
Integrationstest: gemeinsame Testung von Konfigurationen oder Subsystemen eines
Softwaresystems
• Interagieren einzelne Komponenten in der vorgesehenen Weise?
Systemtest: Testung eines komplettes Softwaresystems (evtl. Hardwaresystems) à
Testung des fertig installierten Informationssystems
• vielfach erst in späteren Entwicklungsstadien
Akzeptanztest: Funktionstest eines Systems aus Sicht eines Benutzers
• Fokus auf korrekte Realisierung der Endbenutzerfunktionen
• Weiters können 2 Kategorien von Testverfahren unterschieden werden
o White-Box-Test (strukturell) & Black-Box-Test (funktional)
White-Box-Tests: Untersuchung der internen Struktur des Quellprogramms von
Softwarekomponenten und Überprüfung der Qualität des Quellprogramms
• Anweisungsüberdeckungstest: Jede Anweisung im Quellprogramm einer
Komponente soll min. 1x ausgeführt werden
• Zweigüberdeckungstest: Jede Anweisung/Verzweigung im Quellprogramm einer
Komponente soll min. 1x ausgeführt werden
• Pfadtest: gezielte verschiedene Ausführungspfade innerhalb eines Quellprogramms
eine Komponente
Black-Box-Tests: Untersuchung „von außen“, ob betrachtete Komponente die
festgelegten Anforderungen erfüllt, ohne dass Tester die Interna der Komponente kennen
• keine Rücksicht auf interne Umsetzung einer Anforderung à für verschiedene
Implementierungen verwendbar
• Hauptfokus bei Black-Box-Test: Definition von Testfällen, die hohe
Wahrscheinlichkeit zur Aufdeckung von Fehlern aufweisen
• Auswahl der Testfälle und Reihenfolge von Tests
Regressionstest: Test, der sicherstellen soll, dass vorher korrekt funktionierendes
Programm auch nach Modifikationen noch der Spezifikation entspricht
• hilfreich, wenn Regressionstest automatisiert sind à Vermeidung von Fehlern und
Unachtsamkeit
• bei iterativen/inkrementeller Softwareentwicklung muss in jedem Schritt
Testspezifikation des Systems aktualisiert werden
• Testen führt zu Qualitätsverbesserung, hat aber Grenzen à Unmöglichkeit der
vollständigen Testung
• Testen kann niemals Fehlerfreiheit nachweisen
100
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
8.3.6 Change-Management
Change-Management: Aufgaben und Tätigkeiten, die ausgeführt werden müssen, um
Änderungen möglichst effizient in Organisation oder (operatives) Informationssystem
einzubringen
• Änderungen können durch folgende Ereignisse ausgelöst werden:
o Marktänderungen, Änderungen durch Kooperationen und Übernahmen,
Änderungen der Marketingstrategie, Änderungen der operativen Prozesse,
Änderung von Gesetzen oder bindenden Vorschriften, Anschaffung einer
neuen Systemkomponente
• Change-Management-tätigkeiten umfassen großes Spektrum an verschiedenartigen
Aufgaben, die ganz unterschiedliche Qualifikation von Verantwortlichen verlangen
à organisatorische und soziale Fähigkeiten, aber auch technisches Wissen
• Change-Management auf Ebene der Systemeinführung und auf Ebene der
Systementwicklung und -wartung
• Change-Management-Aktivitäten im Kontext der Systemeinführung vor allem auf
Ebene von organisatorischen Maßnahmen und Geschäftsprozessen à Einführungs-
strategie, Einweisung der Mitarbeiter, Anpassung vorhandener Prozesse
Einführungsstrategie (engl.: depolyment strategy): Schritte der Einführung + Zeitpunkt
und Umfang der Freigabe des Systems für Benutzer
• Stichtagsumstellung oder Parallelumstellung
• Vorteil der Stichtagsumstellung: alle Mitarbeiter arbeiten im gleichen System
• Umfang der Umstellung: Komplettumstellung oder gegliederte Umstellung
o Gliederung z.B. nach Teilsystemen und nach organisatorischen oder
räumlichen Kriterien
• lose gekoppelte Systeme oder eng gekoppelte Systeme
• Projektdauer ist oft bei Komplettumstellung kürzer, bei Teilumstellung ist es aber
leichter auf Fehler zu reagieren
• Tätigkeiten im Rahmen der Systementwicklung und -wartung eher technischer
Natur à Aufmerksamkeit auf Änderungswünsche von Benutzern und Testern
• bei Softwareentwicklung ist Change-Management Teil des Konfigurations-
managements
Konfigurationsmanagement: Verwaltung und Überwachung aller im Laufe einer
Softwareentwicklung erstellten Dokumente und Softwarekomponenten
à Hauptaufgabe: Fortschreibung einer Projekt- und Produkthistorie
• bei Upgrades müssen nicht nur betroffene Komponenten geprüft, geändert und
weiterentwickelt werden
• Traceability-Information hilft bei der schnellen Identifikation von Artefakten und
Personen à vollständige Nachvollziehbarkeit
Traceability: Möglichkeit, Verbindung zwischen Personen, Entscheidungen, Modellen und
Systembestandteilen zu speichern, um im Nachhinein noch genau feststellen zu können,
wie diese zusammengehören
• Verbindung zwischen Personen und Artefakten
• Artefakt: jedes Produkt, das im Laufe der Systementwicklung erstellt wurde
• Art der aufgezeichneten Traceability-Information hängt von verschiedenen
Einflussfaktoren ab (Terminplanung, Budget, Gesetz, Entwicklungsprozess)
101
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
102
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
103
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
104
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
8.4 IS-Betrieb
IS-Betrieb: Zusammenfassung der organisatorischen Maßnahmen, die die Gewährleistung
des laufenden Betriebs des IS in einer dynamischen Umwelt sicherstellen
• Kernproblem beim Betrieb von IS = Sicherheit
• wichtige Aspekte: Sicherheitsmanagement, Umgang mit Weitergabe sensibler Daten
und Softwareschutz
• 2 wichtige Prozesse des IS-Betriebs, wie sie im Rahmen der ITIL-Richtlinien für IT-
Servicemanagement diskutiert werden:
o Störungsmanagement und Problemmanagement
• Prozesse wirken mit Change-Management und Konfigurationsmanagement
zusammen
• Weitere Handlungsfelder des IS-Betriebs: Behandlung unvorhergesehener Ereignisse,
Kapazitätsmanagement, Ausfallsmanagement
• Durch fortlaufende Überwachung können unvorhergesehene Ereignisse schnell
erkannt und behandelt werden
• Kapazitätsmanagement zielt auf ausreichende Personal- und Rechenkapazitäten
• Ausfallsmanagement definiert Anleitungen, um Beeinträchtigungen von Ausfällen
möglichst gering zu halten
8.4.1 Störungsmanagement
• durch fortlaufende Änderungen und Weiterentwicklungen kann es zu Störungen
kommen à Ursachen sind vielfältig
• Ziel: Ursachen von Störungen zeitnah identifizieren und beheben
Störungsmanagement: Maßnahmen, die dazu beitragen, die Ursache von Störungen
schnell zu erkennen und diese zeitnah zu beheben
• Schwierigkeit: Störungen können nicht immer
eindeutig einer Ursache zugeordnet werden
• Benutzer fehlt meist technisches Verständnis, um
Ursachen zu erkennen
• Störungsmeldungen sind wie Symptome
• nicht alle Störungen sind gleich schwierig und gleich
wichtig à Klassifikation von Störungen nach
Prioritätsstufen
• First-Level-Support: einfache Störungen durch niedrig
qualifizierte Mitarbeiter mittels Standardlösungen
beheben
• Second-Level-Support: Mitarbeiter mit umfassendem technischem Wissen
• Third-Level-Support: Behebung der Störungen von Entwicklungsabteilung
• Wenn Behebung nicht gelingt, à Problem des Problemmanagements
8.4.2 Problemmanagement
• Durchführung einer tiefgehenden Diagnose, auf deren Basis Problemlösung
bereitgestellt werden kann
• Mitarbeiter haben tiefes technisches Verständnis der IS-Architektur und deren IS
• Zentraler Baustein: Problemdatenbank à unbekannte Probleme werden dort
dokumentiert
105
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
106
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
107
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
9.2.1 Sicherheitsziele
• Schema von Basiszielen und höheren Zielen
• Basisziele: Sicherung der Vertraulichkeit, Integrität, Authentifikation und
Verfügbarkeit
109
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
110
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Einmalkennwort (OTP): Kennwort, das für eine einmalige Verwendung bestimmt ist und
sehr kurze Gültigkeitsdauer hat (z.B. TAN)
• Besitz eines bestimmten Gegenstands: z.B. ein digitales Dokument, das dabei hilft
vom System identifiziert zu werden
• Körperliche Merkmale: bestimmte, nicht veränderliche und schwer nachzubildende
körperliche Merkmale werden mit zuvor gespeicherten Originaldaten verglichen
o biometrische Authentifikationsverfahren à Universalität, Einzigartigkeit
und Beständigkeit (z.B. Fingerabdrücke, Iris, Retina, Stimmenanalyse oder
Gesichtserkennung)
Multifaktorauthentifizierung (MFA): Identitätsprüfung auf Basis mehrerer getrennter
Authentifizierungsverfahren à möglichst unterschiedliche Kommunikationskanäle
à spezielle Form: Zweifaktorauthentifizierung (2FA)
111
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
112
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
114
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
9.4 Sicherheitsmanagement
Sicherheitsmanagement: sämtliche Aktivitäten zum Schutz von IT-Komponenten vor
absichtlichem oder versehentlichem Missbrauch
à Gewährleistung der Integrität und Vertraulichkeit der Daten
à Aufgaben: Regelung von Zugriffsberechtigungen zu Programmen und Daten,
Zutrittsberechtigungen zu Räumen, die sensible Daten beherbergen
à organisatorische Maßnahmen, die Grundlage für darauf aufbauende Dienste bilden
• Kosten der Informationssicherheit = Kosten der Schadensfälle + Kosten für
Gegenmaßnahmen
• im Betrieb von IS treten laufend unvorhergesehene Ereignisse auf
o menschliche Fehleingaben, Systemfehler, Ausfall von Systemkomponenten,
Konkurs des langjährigen IT-Lieferanten, ...
• Aus Sicht des IS-Managements müssen Prozesse definiert werden, die entsprechende
Vorfälle vom Zeitpunkt ihrer erstmaligen Entdeckung bis zu endgültigen Lösung
begleiten
• Abschätzung von Größe des Schadenspotenzial für Kategorie von Ereignissen im
Vorhinein!!!
Risiko: Zustand oder Ereignis, das mit bestimmter Wahrscheinlichkeit eintritt und
Gefährdung bedeuten könnte
Risikomanagement: große Menge von Tätigkeiten, die dazu beitragen soll, Risiken zu
erkennen, Ausmaß abzuschätzen und Folgen zu vermindern
• Typische Tätigkeiten des Risikomanagements:
o Identifikation der Risiken, Analyse der Risiken, Planung zur Behandlung der
verschiedenen Risiken
• Bei Brand eines Rechenzentrums können Hunderte GB umfassen à reine
Wiederbeschaffungskosten + Kosten für Geschäftsausfälle
o Gegenmaßnahme: Ersatzrechenzentren
o warmes Ersatzrechnerzentrum: Daten werden laufend aktualisiert gehalten
o kaltes Ersatzrechnerzentrum: Sicherung von Hardware und Sicherungskopien
à im Bedarfsfall wird System hochgefahren
115
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Tag-Null-Angriff (engl.: zero day exploit): Angriff auf Rechnersysteme, der am Tag des
Bekanntwerdens einer Sicherheitslücke erfolgt
à Systemadministratoren haben meist keine Möglichkeit, Sicherheitsaktualisierungen
rasch genug zu installieren, um Angriffstyp zu verhindern
116
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
117
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
9.4.5 Rechteverwaltung
• Wenn Rechner von mehreren Personen benutzt werden, à Verhinderung
gegenseitiger Störungen
• Ursachen: Verwendung/Änderung von Daten und Programmen anderer Benutzer,
fehlerhafter Gebrauch von Systemkommandos
• jedem Benutzer werden durch Benutzeradministration eigener Speicherbereich und
Benutzerklasse zugeordnet
• Jeder Bereich ist durch Benutzerkennung und Kennwort geschützt
• in modernen Systemen kann für jedes Programm/Datei bestimmt werden, wer Lese-,
Schreib- und Ausführungsrechte hat à Bis auf die Feldebene (einzelne Attribute)
• Rechte eines Benutzers = Berechtigungsprofil à ergibt sich aus Aufgabenprofil
• Systemverwalter/Datenbankadministrator benötigt mehr Rechte
• Rechte vergeben ist keine einmalige Entscheidung, sondern verlangt laufend
Anpassungen
wahlfreie oder diskrete Zugriffskontrolle (engl.: discretionary access control, DAC):
Eigentümer ist allein für Schutz des Objekts und Objekt selbst verantwortlich
• einfaches Sicherheitsmodell mit hoher Flexibilität und Eigenverantwortung
118
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
119
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
120
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
o Zutrittskontrollsystem
o Cookies à zielgruppenorientierte Werbung und Sammeln von Kundendaten
o Suchmaschinenanbieter à zielgruppenspezifische Werbung und Erstellung
umfassender Persönlichkeitsprofile
o Data-Mining
o Clouds
o Mobiltelefone à M-Commerce à ortsbezogene Dienste
• In Mittel- und Nordeuropa hat Schutz der Privatsphäre höheren Stellenwert als sonst
auf der Welt
• Maßnahmen zum Datenschutz betreffen gesamtes organisatorisches, technisches,
rechtliches und wirtschaftliches Umfeld
o politisch, rechtlich, organisatorisch: Schutz der personenbezogenen Daten
und IT-Sicherheit durch Gesetze, Betriebsvereinbarungen und
organisatorischen Maßnahmen
o technisch: Entwicklung „einbruchsicherer“ IT-Infrastruktur und IS
121
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
122
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
123
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
10.1.3 Stellenwertsysteme
• Im Dezimalsystem lässt sich Wert einer Zahl aus Wert und Stellung der Ziffer
ermitteln (213 = 200 + 10 + 3)
Stellenwertsystem: Zahlensystem, bei dem Wert einer Ziffer innerhalb einer Ziffernfolge
von ihrer Stellung abhängt
à bei Stellenwertsystemen nimmt Wert einer Ziffer von Ziffernposition zu Ziffernposition
jeweils um einen Faktor zu, welcher der Basis des Zahlensystems entspricht
• Stellenwert mit der Basis B à Zeichenvorrat von B Ziffern (0, 1,..., B-1)
dezimales Zahlensystem: Stellenwertsystem mit der Basis 10 und Ziffernvorrat von zehn
Ziffern (0, 1, ..., 9)
• In Stellenwertsystem errechnet sich Wert W einer Zahl, die durch n Ziffern dargestellt
wird nach der Formel: 𝑊 = ∑"#$ !%& 𝑏! ∗ 𝐵
!
o bi stellt Wert der i-ten Ziffer dar (Nennwert) und Bi drückt Stellenwert aus
o Ziffernwert = Multiplikation des Nennwerts mit Stellenwert
o Gesamtwert = Summe der Ziffernwerte
• Stellenwertsystem mit Basis B = Nennwert maximal B-1
o Wird genau 1 addiert à Übertrag (109+1=110; 999+1=1000)
Dualsystem: Stellenwertsystem mit der Basis 2 à zwei verschiedene Ziffern (0 & 1)
• Um Wert von Dualzahl zu erhalten stellt man Dualzahl als Summe von
Zweierpotenzen dar, die mit ihrem Nennwert multipliziert werden
124
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
125
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
10.2 Datenstrukturen
10.2.1 Datenelemente
• Rechnerintern wird Information durch Bit- oder Bytefolgen repräsentiert
• für konzeptionelles Modell ist unerheblich, in welche Form Datenelemente
gespeichert werden
• für Operationen, die auf Datenelemente zugreifen/verändern ist Repräsentation
wichtig à Form der Speicherung bestimmt Effizienz der Datenverarbeitung
127
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
128
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Baum: gerichteten azyklischen Graphen mit einem Wurzelknoten, bei dem jeder Knoten
maximal einen Vorgängerknoten besitzt
Ordnung (Grad): maximale Anzahl der unmittelbaren Nachfolger eines Knotens eines
Graphen
• Unterscheiden von azyklischen Graphen: Von
Wurzel des Baums existiert zu jedem Knoten nur
genau ein Pfad
• Binäre Bäume sind einfache Datenstrukturen à 1
Datenelement zur Repräsentation des Inhalts mit
zwei Verweisen auf beide Nachfolgerknoten
o Kein Nachfolgerknoten = ungültiger Wert
lineare Liste: Graphen der Ordnung eins
à Jedes Listenelement besitz maximal einen unmittelbaren Vorgängerknoten und
maximal einen unmittelbaren Nachfolgerknoten
à Äquivalent zur Wurzel des Baumes = Anker
• Lineare Listen repräsentieren einfachste Datenstrukturen
129
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
10.2.4 Dateien
Datei: Sammlung von zusammengehörigen Daten, die primär zur dauerhaften
(persistenten) Speicherung von Daten auf Speichermedium dient
à Dateien besitzen einen Namen und werden über Dateisystem verwaltet
à Operationen: Öffnen, Schließen, Kopieren, Umbenennen und Löschen von Dateien +
Lese-, Schreib- und Suchoperationen innerhalb der Datei
Dateiformat: Art und Weise der Speicherung und Codierung
• Wichtige Formen von Dateien: Textdateien und Binärdateien bzw. Dateien mit
formatiertem oder unformatiertem Inhalt
• Textdateien enthalten druckbare und für Menschen direkt interpretierbare Zeichen
• Binärdateien enthalten beliebige Zeichen, die nur von Programmen interpretiert und
verarbeitet werden können
• In formatierten Dateien hat jeder einzelne Datensatz der Datei denselben Aufbau à
oft sind Repräsentationsgrößen vorgegeben
• Um Daten von Dateien zu bearbeiten müssen diese vom Speichermedium geladen
werden
sequenzielle Speicherform: systematisches Durcharbeiten der Datenelemente innerhalb
einer Datei von Beginn an
direkt adressierbare Speicherform: bei Kenntnis der Adresse kann direkt auf
Datenelement zugegriffen werden
• Strategie, um bei sequenzieller Speicherform nach Datenelement zu suchen:
sequenzielles Suchen
• Zugriffszeiten sind bei Kenntnis von Speicheradressen eindeutig besser
• es gibt Verfahren, die Speicheradressen aus Suchbegriffen algorithmisch ermitteln
(Hash-Verfahren) oder für Suchbegriffe Verweistabellen (Indextabellen) anlegen
(Indexverfahren)
10.3 Datenbanken
Datenbank: zentral verwalteter Datenbestand, der über anwendungsunabhängige
Zugriffs-verfahren nutzbar gemacht wird
Datenbankverwaltungssysteme (DBMS): verwalten Datenbestand und ermöglichen
gleichzeitige Zugriffe von mehreren Anwendungsprogrammen und mehreren Benutzern
auf diesen
• Mit DBMS werden Daten- und Zugriffsstrukturen
definiert à Definition von Datentypen und
Attributen, Definition von Zugriffspfaden und
Zugriffsrechten
• Einsatz eines DBMS für Anwendungssysteme nicht
zwingend notwendig à Datenverwaltung kann
auch von Anwendungsprogramm realisiert werden à erheblicher Mehraufwand
• DBMS verwaltet gemeinsamen Datenbestand, der von mehreren Anwendungs-
systemen genutzt werden kann
• DBMS behandelt Probleme wie effiziente Datenspeicherung, Regelung der Zugriffs-
rechte oder Behandlung gleichzeitigen Zugriffs zentral
• Verarbeitung/Auswertung der Daten durch Anwendungsprogramme
130
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
131
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Blockchain: Form historischer Datenbank, bei der Einträge nicht gelöscht werden können
und Unveränderbarkeit durch kryptografische Prüfsummen zugesichert wird
• BlockchaBlockchains bilden Grundlage fälschungssicherer Datenbanken à
technische Verhinderung der Änderung der Daten im Nachhinein
10.3.2 ANSI-SPRAC-Dreischichtenmodell
• Wie können Aufgaben in transaktionsorientierten
Datenbankverwaltungssystemen strukturiert werden? à
ANSI-SPARC-Dreischichtenmodell bietet
Abstraktionsansatz, der es erlaubt Aspekte getrennt
voneinander zu behandeln
• betont Aufgabentrennung zwischen Datenbanksystem und
Anwendungssystem
• Entkoppelung des konzeptionellen Datenmodels von
physischer Realisierung (Speicherung) und Erreichung
weitgehender Unabhängigkeit zwischen
Anwendungsprogrammen und Datenbanksystem
• Schichten: externe Schicht (Externe Sichten),
konzeptionelle Schicht und interne Schicht
• Ziel: physische und logische Datenunabhängigkeit eines Datenbanksystems
• physische Datenunabhängigkeit (Implementierungsunabhängigkeit) à
Entkoppelung der konzeptionellen Schicht von der für Speicherung gewählten
Datenstruktur à Veränderung der physischen Speicherstruktur verlangt keine
Veränderung des Anwendungsprogramms
• logische Datenunabhängigkeit (Anwendungsunabhängigkeit) à Entkoppelung des
Datenbanksystems von Änderungen und Erweiterungen der
Anwendungsschnittstellen
Externe Schicht
• jede Anwendung soll nur Zugang zu bestimmten Datenerhalten
• Ausschnitte des konzeptionellen Modells à (Benutzer-)Sichten
externe Schemata: Ausschnitte des konzeptionellen Schemas, die für einzelne
Anwendungen relevant sind
à abgegrenzte, anwendungs- und benutzerspezifische Sicht auf Datenbank, die jeweils
genau an spezifische Bedürfnisse angepasst ist
Konzeptionelle Schicht
• konzeptionelles Datenmodell beschreibt Realitätsausschnitt à unabhängig von
Realisierung in einem konkreten Datenbankverwaltungssystem
• für spezielles Datenbanksystem ist es nötig, das konzeptionelle in ein konkretes
Datenmodell umzuwandeln
konzeptionelle Schema: Ergebnis der Abbildung eines konzeptionellen Datenmodells in
ein konkretes Datenmodell, das in bestimmtes Datenbanksystem implementiert werden
kann
• hängt von konzeptionellen Datenmodell und gewählten Datenmodell ab
• wichtigsten Datenmodelle in chronologischer Reihenfolge: hierarchisches
Datenmodell, Netzwerkdatenmodell und relationales Modell
132
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Interne Schicht
Interne Schicht: bestimmt physische Datenorganisation und legt Zugriffspfade für Daten
fest
à Ziel: minimale Zugriffszeit bei möglichst optimaler Speicherplatzausnutzung
• Ziel kann durch Wahl geeigneter Datenstrukturen, Speicher und Suchalgorithmen,
durch Orientierung an Hardwareeigenschaften und spezielle Auszeichnung einzelner
Attribute als Schlüssel erreicht werden
• Realisierung schneller Zugriffe meist durch effiziente Datenstrukturen (z.B.
Baumstrukturen)
133
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
10.3.7 SQL
Structured Query Language (SQL): Definitions- und Abfragesprache für relationale
Datenbanksysteme und Marktstandard für Datenbanksprachen
à relationen-algebraische Sprache, die mächtige Ausdrucksmittel zur Abfrage und
Verknüpfung von Tabellen zur Verfügung stellt
à mengenorientiert und deskriptiv
• mittels SQL werden Tabellen in relationalen Datenbankschema definiert à Einfügen
und Abfragen von Daten à Grundoperationen: Selektion, Projektion, Verbund
• mit Datendefinitionsbehelfe von SQL werden relationale Schema und externe
Sichten realisiert
• Zur Veränderung und Erstellung der Datenbankstruktur à CREATE, DROP, ALTER
• mit CREATE können Tabellen, Benutzersichten und Schlüssel definiert werden
• Datenabfrage mit SQL-Befehl SELECT à realisiert Projektion (Reduktion von
Spalten), Selektion (Reduktion der Zeilen) und Verbund (Verknüpfung von Tabellen)
o Projektion wird durch Angabe der Attributnamen wird bei SELECT-Anweisung
realisiert à Attributnamen stammen aus der in FROM-Klausel angeführten
Tabelle à Selektion durch Einschränkungen der WHERE-Klausel
134
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
10.4.1 JSON
• JSON = Standard aus Programmiersprache JavaScript
• Webentwickler müssen mit JavaScript arbeiten à JSON bietet Option, das
syntaktisch gleiche Format für Webprogrammierung und persistente Speicherung zu
nutzen
JSON (JavaScript object notation): offener Standard für Beschreibung baumstrukturierter
Daten
à JSON-Objekt kann weitere strukturierte oder nicht strukturierte Datenelemente
enthalten (Aggregation), wobei jedes Attribut einen/mehrere Werte enthalten kann
(mehrwertige Attribute)
• strukturierte Elemente im JSON-
Format sind intuitiv lesbar
o Zusammengesetzte Attribute
zwischen geschweiften
Klammern
o mehrwertige Attribute zwischen eckigen Klammern
• JSON = Verarbeitung durch Programmiersprache JavaScript
• XML = völlig programmiersprachenneutral = reine Auszeichnungssprache
135
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
10.4.3 XML-Dokumente
• mit XML lassen sich Dokumente so gestalten, dass sie für
Menschen und Maschinen leicht verstehbar sind
• Struktur durch Anordnung von Markierungen à Kleiner-
Zeichen „<“ und Größer-Zeichen „>“
o Endemarkierungen mit Schrägstrich „/“
• Anfangs- und Endemarkierung = XML-Element
o jedes nicht leere XML-Element muss mit
Endemarkierung abgeschlossen sein
• Inhalt ergibt sich aus Elementinhalten und kann von
Strukturinformation unterschieden werden
• durch XML-Attribute kann für XML-Elemente weiterer Zusatzinformation angegeben
werden
• Grundelemente von XML-Dokumenten = Entitäten à enthalten verarbeiteten Text
oder Rohtext
o verarbeiteter Text: Dateninhalt + deklarative Textauszeichnungen
o Rohtext ist unstrukturiert und enthält keine Auszeichnungen à keine XML-
Unterelemente
• Elementinhalt aus anderen Elementen und Dateninhalten
136
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
137
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Linked Open Data (LOD): frei zugängliche und frei verwendbare Daten, die über das
Internet bezogen werden können, und mittels RDF beschrieben sind
RDF-Modelle
• Grundlage von RDF: Modell zur Formulierung
von Aussagen über Ressourcen
• Ressource + beschreibende Eigenschaft (engl.:
property) + Werte (engl.: property value) à
Werte: strukturierte Daten, einfache
Zeichenketten (Literale) oder weitere
Ressourcen
• Datenmodell wird in Form eines gerichteten
Graphen dargestellt à Knoten = Ressourcen
oder Literale und Kanten = Eigenschaften
• Ressource = Oval und Literal = Rechteck
• Kante bezeichnet Aussage à Prädikat
• Jede RDF-Aussage besteht aus Subjekt, Prädikat und Objekt à RDF-Triples
• enthält Eigenschaft strukturierten Werten à Oval ohne Beschriftung à anonyme
Ressource
• RDF-Eigenschaften bilden beschreibenden Merkmale einer Ressource
• RDF-Schema: Welche Eigenschaften können für Ressource vergeben werden? Welche
Werte kann Eigenschaft annehmen?
RDF-Schema
RDF-Schema: kontrolliertes Vokabular, das Bezeichnungen für gültige Eigenschaften und
auch deren Wertebereich definiert
à Welche Wertausprägungen sind gültig? Welche Ressourcen dürfen Eigenschaften
zugewiesen werden?
à Klassen für gleichartige Ressourcen
• RDF-Schema gibt Information zur Verfügung zur Interpretation von RDF-Aussagen
• RDF-Klasse besitzt keine festgelegte Attributmenge, sondern eine Menge von RDF-
Eigenschaften, die Ressourcen verschiedener Klassen zugeordnet werden können
• um RDF-Graphen zu speichern/übertragen wird meist XML-Syntax genutzt
138
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
139
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
140
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11.1.1 Funktionseinheiten
• Rechner besteht aus Funktionseinheiten
o Aufnehmen von Information von außen
(Eingabeeinheit)
o Interpretation und Umwandlung von
Information (Zentraleinheit)
o Aufbewahrung von Information (externe
Speicher)
o Abgabe von Information nach außen
(Ausgabeeinheit)
Zentraleinheit (engl.: central unit): Funktionseinheit innerhalb eines Rechners, die einen
oder mehrere Prozessoren und Zentralspeicher umfasst
Zentralprozessor (engl.: central processing unit; CPU): steuert den Gesamtablauf der
Informationsverarbeitung, koordiniert beteiligte Funktionseinheiten und führt
Rechenoperationen aus
• Zentraleinheit besteht intern aus mehreren Einheiten à Steuereinheit (engl.: control
unit; CU) und arithmetische/logische Einheit (engl.: artihmetical logical unit; ALU)
o Steuereinheit decodiert Befehle, die Prozessor ausführen soll, koordiniert
Speicherzugriffe und steuert weitere Einheiten
o arithmetische/logische Einheit ist für Berechnung von arithmetischen (Grund-
rechenarten) und logischen Operationen
• CPU enthält zusätzlich eine geringe Menge an Speicher mit kurzen Zugriffszeiten
(Registerspeicher)
Zentralspeicher (engl.: main memory): enthält aktuell laufende Programme und die
aktuell zu verarbeitenden Daten
• Vergleich mit Menschen: Zentraleinheit (Gehirn), Eingabeeinheiten (Sinnesorgane),
Ausgabeeinheiten (Artikulierungsmöglichkeiten), Zentralspeicher (Kurzzeit-
gedächtnis), externe Speicher (Langzeitgedächtnis)
141
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11.1.2 Prozessoren
Prozessor: Funktionseinheit, die für Durchführung von Maschinenbefehlen sorgt, à Durch
Prozessor werden Daten und Befehle aus Zentralspeicher geladen, Befehle decodiert und
ausgeführt, wodurch Ausgabedaten erzeugt werden
• Jeder Prozessor unterstützt eine Reihe von Maschinenbefehlen à Befehlssatz à
meist ca. 50 – 900 verschiedene Maschinenbefehle
o arithmetische Befehle (+, -, *, ...)
o logische Befehle (Vergleichen Bitoperationen, ...)
o Datentransferbefehle (Übertragen, Verschieben, ...)
o Ein- und Ausgabebefehle (Lesen, Schreiben, ...)
• Ablauf von Maschinenbefehlen erfolgt von
Schritten à zeitlicher Ablauf von Taktgeber à
Synchronisation von Operationen
• Ablauf: Laden des Befehls aus Zentralspeicher à
Befehl Decodieren, relevante Daten ermitteln (aus
Prozessor oder Zentralspeicher) à Ausführung des
Maschinenbefehls
• ähnlich wie bei Fließbandarbeit à verzahnte
Aufgaben
• Leistung eines Prozessors hängt von Dauer der
Maschinenzyklen ab à von Taktrate des Prozessors bestimmt
• wenn die entsprechenden Funktionseinheiten innerhalb eines Prozessors mehrfach
ausgelegt werden, kann Grad der parallelen Abarbeitung von Befehlen erhöht
werden
• durch Prozessoren, die parallele Verarbeitung von Befehlen ermöglichen à
erhebliche Leistungssteigerung
• mögliche Leistungssteigerung erfordert auch Programme, die Parallelverarbeitung
nutzen können
• wenn gewisse Funktionseinheiten nicht gebraucht werden können diese zur
Reduktion des Stromverbrauchs an- und abgeschaltet werden
• Viele Stufen der Fließbandverarbeitung benötigen eine konstante Zeit
• Dauer der letztendlichen Befehlsausführung ist von Art des Befehls abhängig
• bei RISC-Architekturen kann jede Befehlsausführung in einem Maschinenzyklus
durchgeführt werden
RISC (reduced instruction set computer): Prozessorarchitektur mit einem vergleichsweise
kleinen Vorrat von sehr einfachen Maschinenbefehlen, die meist in einem
Prozessorzyklus abgearbeitet werden können
• RISC-Architektur enthält oft weniger umfangreichen Befehlssatz à Vereinfachung
der Entwicklung des Prozessors
• oft werden mehrere einfache Befehle anstelle eines komplexen Befehls (CISC)
benötigt
CISC (complex instruction set computer): Sammelbezeichnung für konventionelle
Prozessorarchitekturen mit einem großen Vorrat an Maschinenbefehlen verschiedener
Komplexität, deren Abarbeitung oft viele Taktzyklen benötigt
142
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11.1.3 Speicher
Speicher (engl.: storage, memory): Funktionseinheit eines Rechners, die Information
aufnimmt, aufbewahrt und abgibt
• In Zentraleinheit enthaltener Speicher à Zentralspeicher oder interner Speicher
• wichtigster interner Speicher: Arbeitsspeicher
Arbeitsspeicher (engl.: main memory; working storage): vom Prozessor direkt
adressierbare Zentralspeicher, der über eine Vielzahl von Speicherzellen verfügt, in denen
aktuell laufende Programme und deren Daten gespeichert werden
à Speicherzellen werden über Speicheradressen referenziert
• interne Speicher ermöglichen sehr schnellen Zugriff (kurze Zugriffsdauer)
o Fassungsvermögen ist aber begrenzt
o dienen zur Speicherung und nicht für eine Aufbewahrung von Information
o i.d.R. flüchtige Speicher à bei Unterbrechung der Stromversorgung verlieren
sie ihren Inhalt
externe Speicher: Speicher, die nicht Bestandteil der Zentraleinheit sind (nicht flüchtig)
• externe Speicher sind langsamer (längere Zugriffsdauer), dafür aber billiger
o große Speicherkapazitäten
• nicht unmittelbar benötigte Daten/Programme werden extern gespeichert und bei
Bedarf in internen Speicher übertragen
• externe Speicher werden auch als Massenspeicher bezeichnet
Puffer: Speicher, der vorübergehend Daten aufnimmt, die von einer Funktionseinheit zu
einer anderen übertragen werden
• Pufferspeicher werden verwendet, wo Einheiten mit unterschiedlicher
Verarbeitungsgeschwindigkeit zusammenarbeiten
• fast alle Rechner haben Puffer für Datenverkehr zwischen schneller Zentraleinheit
und langsameren Ein- und Ausgabegeräten bzw. Übertragungsleitungen
• Cache: Pufferspeicher zwischen Arbeitsspeicher und Zentralprozessor
o sehr kurze Zugriffszeit und begrenzte Kapazität von nur einigen Tausend Bytes
• für Arbeitsspeicher werden preisgünstigere Halbleiterbauelemente verwendet, mit
denen viel größere Kapazitäten mit Zykluszeiten realisiert werden
143
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11.1.5 Rechnerarchitekturen
Rechnerarchitektur: beschreibt auf hohem Abstraktionsniveau, aus welchen funktionalen
Einheiten ein Prozessor/Rechner aufgebaut ist, in welcher Anzahl diese Komponenten
vorhanden sind und wie sie verbunden sind
• heutige Rechnerarchitekturen maßgeblich durch
von-Neumann-Architektur geprägt
• Architektur nutzte erstmals Arbeitsspeicher, um
Daten als auch Programme zu halten
• so wurde es möglich, dass ein Rechner
unterschiedliche Programme ausführen kann
• Einzweckmaschine à universelle Rechenmaschine
• bei von-Neumann-Architektur werden Anweisungen (Teile des Programms) + Daten
(Eingabewerte für Anweisungen) aus Speicher in Zentralprozessor transferiert
• von-Neumann-Flaschenhals à je mehr Operationen zeitgleich desto weniger Nutzen
• Lange Zeit gab es nur Rechner, die mit Zentralprozessor nacheinander, Befehl für
Befehl, einzelne Datenelemente verarbeiten à SISD-Architektur
Single-Instruction-Single-Data-Architektur (SISD): Rechner, bei dem in einem
Bearbeitungsschritt jeweils nur eine Anweisung (engl.: single instruction) mit einem
einfachen Operanden (engl.: single data) ausgeführt werden kann
• Bei vielen Anwendungen liegen mehrere Operanden vor à Operation wird auf
mehrere Werte durchgeführt (Vektor, Matrix)
o bei Verarbeitung von Multimediadaten und mathematisch/numerischen
Anwendungen
144
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
145
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
146
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
147
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
148
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
149
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11.6 Betriebssystem
Betriebssystem: Gesamtheit der Systemprogramme eines Rechners, die die
grundlegende Infrastruktur für die Ausführung von Anwendungssoftware bilden
à Abstraktion von Hardwareeigenschaften
à Steuerung und Überwachung von Anwendungsprogrammen
à Betriebssystemkern und Dienstprogramme
• Betriebssystemkern befinden sich
während des Rechnerbetriebs
permanent im Arbeitsspeicher
• Dienstprogramme werden bei Bedarf
in Arbeitsspeicher zur Ausführung
geladen
• Zweck eines Betriebssystems:
o Effizienz von Rechnern
steigern
o standardisierte Schnittstellen
o Vereinfachung von Rechnerbenutzung
• Betriebssysteme für Server: Linux und Windows / für Schreibtisch- und Notebook-
PCs: Windows und macOS / für Tablet-Computer und Smartphones: Android und iOS
/ für eingebettete Systeme: IoT und Linux
11.6.1 Auftragsverwaltung
• Programme können zeitverzahnt oder parallel abgearbeitet werden
Task: ablaufendes Programm im Arbeitsspeicher eines Rechners
• Wenn Rechner mehrere Prozessorkerne hat à gleichzeitige Ausführung von Tasks
150
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11.6.2 Arbeitsspeicherverwaltung
• Arbeitsspeicherverwaltung (engl.: memory management) = Verwaltung des
Arbeitsspeichers und Bereitstellung eines geschützten Speicherbereichs für
Anwendungsprozesse
• Arbeitsspeicher kann physisch oder virtuell vorhanden sein
o virtuell = Einheit existiert nicht physisch, aber verhält sich so als wäre sie
physisch
virtueller Speicher: Speicher, der in seiner Größe vom physischen (tatsächlich
verfügbaren) Speicher unabhängig ist
à Bereitstellung gemeinsam von Hardware und Betriebssystem
à Teile des Speichers aus realem Arbeitsspeicher oder externem Speicher
151
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11.6.3 Dateiverwaltung
• Dateisystem (engl.: file system) à Organisation von Daten auf Speichermedien
• Belegungsverzeichnis zur Verwaltung belegter und unbenutzter Datenblöcke
• Namen + Größe + Modifikationsdatum + Berechtigungsinformation
• bestimmte Zugriffsmethoden für Dateien
• auf externem Speicher können ein oder mehrere Dateisysteme abgelegt werden
• Metadaten und gespeicherte Daten müssen in jedem Dateisystem konsistent
gehalten werden à Wichtig bei Programmabstürzen oder Systemfehlern
• viele Betriebssysteme bieten Dienstprogramme für Dateisystemüberprüfung
o während Prüfung kann Dateisystem nicht benutzt werden à Reduktion der
Verfügbarkeit des Rechners
• Moderne Dateisysteme bieten Transaktionssicherheit
• Ansatz: journal-basierte Dateisysteme à alle
Änderungsoperationen werden im Journal
aufgezeichnet
• SAN-System (storage area network): externer
Speicher für ausfallssichere Speicherblöcke
mehrerer Rechner
o Grundlage von unternehmensweiten Speichersystemen
o große Ausfallsicherheit, hohe Übertragungskapazitäten, große Datenmengen,
modulare Erweiterung von Speicherkapazitäten
o Jeder Server ist mit 2 SAN-Switches verbunden (Fibre Channel) à bei Ausfall
eines Standorts kann Speicher am anderen genutzt werden
• NAS-System (network attached storage): Zugang auf Ebene von Dateisysteme in
einem Netzwerk
152
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
11.6.4 Benutzerverwaltung
• Ermächtigung verschiedener Benutzer zur Verwendung am Gesamtsystem oder
Teilsystem
Einbenutzerbetrieb (engl.: single-user mode): zu einem Zeitpunkt nur ein Benutzer
Mehrbenutzerbetrieb (engl.: muli-user mode): zu einem Zeitpunkt mehrere Benutzer
• Definition unterschiedlicher Benutzer à Benutzerkennung + Kennwort
• Kennwort dient der Authentifikation des Benutzers
11.7 Virtualisierung
Virtualisierung: Nachbildung von physischen Hardwarekomponenten durch Software
• durch Virtualisierung
können einzelne
Hardwarekomponenten
oder gesamte
Rechnersysteme emuliert
(nachgebildet) werden
• Testen und Entwicklung
von Anwendungen, obwohl Hardwareentwicklung nicht abgeschlossen oder Gerät
nicht verfügbar ist
• außerdem: Entwicklung von Anwendungen für andere Rechnerarchitekturen
• auf einem physischen Rechner können auch mehrere logische (virtuelle) Rechner
installiert sein
• neben üblicher Standardsoftware sind virtuelle Maschinen installiert, die teils andere
Betriebssysteme und unterschiedliche Prozessorarchitekturen nutzen
• Betriebssystem auf physischem Rechner = Hostbetriebssystem
• virtualisierter Rechner = Gastsystem mit Gastbetriebssystemen
• Wenn Rechner ausschließlich auf virtualisierten Massenspeicher zugreifen können
virtualisierte Rechner von Rechner zu Rechner verschoben werden, ohne dass
Benutzer dies bemerkt
• Vorteil: Reduktion von Abschaltzeiten von Diensten
• Vorteil bei Schreibtisch-PCs: installierte Software kann zentral von Arbeitsplatz-
rechner verwaltet werden und Definition virtualisierter Maschinen können zentral
aktualisiert werden
• Neuaufsetzen von Arbeitsplatzkonfigurationen bei Hardwareproblemen einfacher
• Nachteil: Rechenaufwand à hängt stark von Grad der Virtualisierung ab
o muss anderer Befehlssatz des Prozessors emuliert werden à Overhead sehr
groß
153
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
12.1.1 Datenübertragungssystem
• bei Datenübertragung werden Daten in digitaler Form über Übertragungsmedium
von einer Datenquelle zu einer Datensenke übertragen
• Datenquelle/-senke = elektronische Komponenten à Bestandteil eines Rechners
oder Peripheriegerätes (Drucker) à Datenstationen
Datenübertragungssystem: zwei oder mehrere Datenstationen, die zum Zwecke des
Datenaustausches durch Übertragungsmedium miteinander verbunden sind
• innerhalb Datenstation werden
Daten von Datenendeinrichtung
über Schnittstelle zu einer
Datenübertragungseinrichtung
geleitet, welche Daten in Signale
umwandelt
• Auf Empfängerseite werden Signale
nach gleichen
Signalisierungsverfahren wieder in
digitale Daten zurück gewandelt
Modem (Modulator + Demodulator): Datenübertragungseinrichtung, die digitale Daten
der Datenendeinrichtung in analoge Übertragungssignale umwandelt und überträgt à
bzw. empfängt und decodiert
• Beispiele: Telefonmodems (digitale Daten in Töne), Funkmodems (Daten in
Radiosignale), Glasfasermodems (Daten in optische Signale)
154
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
155
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
12.1.3 Übertragungsleistung
• Übertragungsleistung wird wesentlich durch Wahl des Übertragungsmediums
bestimmt
• wichtigste Kennzahlen: Übertragungskapazität, Latenz der Übertragung,
Qualitätsfaktoren wie Fehlerrate und Ausfallssicherheit
Übertragungskapazität: Wert, der angibt, welche Datenmenge in einer bestimmten Zeit
über ein Medium übertragen werden kann
à Gemessen durch Anzahl der pro Sekunde übertragenen Bits
Signallaufzeit (engl.: signal proagation time): Zeitspanne, die ein Signal (Bit) benötigt, um
Strecke zwischen zwei Punkten zu durchlaufen
à Gemessen in Millisekunden (ms)
• Ausbreitungsgeschwindigkeit von Lichtwellen im Vakuum = Lichtgeschwindigkeit
o 3 x 108 m/s = 300.000 km/s
• innerhalb von festen Körpern kann diese Geschwindigkeit nicht erreicht werden
o Kupferkabel 75%, Glasfaserkabel 66%
Latenz (Übertragungsverzögerung): Verzögerung zwischen dem Versenden und der
Ankunft des ersten Datenbits einer Meldung
à ergibt sich aus Verzögerung beim Verschicken, Signallaufzeit über Medium und
Verzögerung beim Empfangen einer Bitfolge
à Gemessen in Millisekunden (ms)
• Latenz beim Verschicken und Empfangen ergibt
sich aus Verzögerungen
• für manche Anwendungen ist Latenz zweitranging,
für manche essenziell
• Beispiele für geringe Latenz: interaktive Sprach- und
Videokonferenzanwendungen, Computerspiele
• hohe Latenz bei Telefonie à verzögertes Hören des
Gesprächspartners
• ITU-T definiert empfundene Verbindungsqualität
abhängig von der Latenz
156
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
Transferzeit: Zeit zwischen Beginn des Versendens des ersten Bits eines Datenstroms bis
zum Empfang des letzten Bits
à Summe der Sende- und Empfangslatenz und Übertragungsdauer, die durch
Übertragungskapazität und übertragene Datenmenge bestimmt wird
12.2 Rechnernetze
• Wie können aus elementaren Datenübertragungswegen komplexe Netze geschaffen
werden, bei denen unterschiedliche Übertragungswege über standardisierte
Schnittstelle als ein einheitliches Medium benutzt werden?
Rechnernetz (Netz, Netzwerk; engl.: computer network): räumlich verteiltes System von
Datenstationen (Rechner, Steuereinheiten, periphere Geräte), die durch
Datenübertragungs-einrichtungen und -wege miteinander verbunden sind
157
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
12.2.2 Kommunikationsprotokolle
• Anfang 1980er bestand Rechnernetz aus Großrechnern und einfachen
Datenstationen, die mittels proprietärer Protokolle miteinander verbunden waren
• Mangel an Standards à ausschließlich herstellereigene Geräte und Programme für
Zugang
offene Kommunikationssysteme: Systemkomponenten, welche auf anerkannten,
öffentlichen Standards und Normen beruhen
à Komponenten sind herstellerunabhängig und unterstützten Interoperabilität in
Kommunikationssystemen
• mittlerweile arbeiten Rechner aller Art und von verschiedenen Herstellern über
Kommunikationsprotokolle zusammen
• in Organisationsstationen wie W3C (engl.: World Wide Web Consortium) kooperieren
Unternehmen und öffentliche Forschungsinstitutionen, um frei zugängliche Standard
für Kommunikation im Internet zu erarbeiten
Kommunikationsprotokolle: festgeschriebene Konvention für Kommunikation zwischen
Datenstationen
à Protokoll regelt Aufbau (Syntax, Repräsentationsgrößen, notwendige Inhalte) von
Meldungen und legt fest, welche Antworten auf Meldungen erfolgen müssen/können
• Kommunikationsprotokolle legen Regeln für Kommunikation zwischen Rechnern in
präziser und möglichst unmissverständlicher Form fest
• einige sind für viele Kommunikationsanwendungen nutzbar, anderen nur für einzelne
Anwendungen
• Konventionen über Kabeltypen und Signalisierung sind anwendungsunabhängig und
unterscheiden sich nicht
• Problem der Adressierung stellt sich nicht für jede Form der Kommunikation
• Definition von Kommunikationsregeln in Netzwerk à komplexes/vielschichtiges
Programm
12.2.3 ISO/OSI-Referenzmodell
• Einordnung und Strukturierung von Kommunikationsprotokollen à ISO-OSI-
Referenzmodell von der ISO (International Standardization Organization) mit
internationalen Normungsgremien
ISO/OSI-Referenzmodell (OSI = open systems interconnection): allgemeines, abstraktes
Schichtenmodell für die Kommunikation von Datenstationen in einem offenen,
heterogenen Netzwerk à dient der Einordnung von Kommunikationsprotokollen
• ISO/OSI-Referenzmodell gliedert
Teilaufgaben der Kommunikation in 7
Funktions-schichten à jede Schicht hat
entsprechende Protokolle, für die es
mehrere Alternativen geben kann
• bei Kommunikation zwischen konkreten
Datenstationen à jeweils gleiche
Protokolle in gleicher Form
158
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
12.2.4 Sicherungsschicht
• Ethernet-Familie ist wichtigste Protokollfamilie auf Sicherungsschicht
• elementare Elemente auf Sicherungsschicht à Datenpakete, die gesichert
übertragen werden
• Bei 10-Mbit-Ethernet-Protokoll
beträgt Länge eines Pakets 64 –
1.518 Bytes ohne Präambel
(signalisiert Paketanfang)
• Ethernet-Paket enthält Nutzdaten
(engl.: payload – Daten, die von einer Anwendung übertragen werden sollen) und
Steuerdaten (engl.: control data – Daten die notwendig sind um Nutzdaten zu
übertragen)
• Bei 10-Mbit-Ethernet gehören zu Steuerdaten Präambel, Ziel- und Absenderadresse,
Länge der Nutzdaten und Prüfziffer zur Fehlererkennung
159
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
160
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
12.2.5 Kopplungseinheiten
• um unterschiedliche Teilnetze zu verbinden
braucht man Kopplungseinheiten (engl.:
gateway), die auf unterschiedlichen Schichten
je nach Bedarf Anpassungen von Protokollen
durchführen können
• einfachster Fall: auf erster Schicht werden
Signale verstärkt und an weitere Teilsegmente
weitergegeben
• bei Koppelung auf Anwendungsschicht à
anwendungsspezifische Anpassungen
161
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
• Kommunikation zwischen zwei Datenstationen muss auf jeder Schicht mit demselben
Protokoll erfolgen à für Endgeräte + zwischen Endgerät und Kopplungseinheit
• gleiche Kopplungseinheit mit verschiedenen Netzwerken mit unterschiedlichen
Protokollen à Anpassung der Protokolle!!!
• Verwenden angeschlossene Netzwerke dieselben Protokolle = keine Anpassung
• Je nachdem, auf welcher Ebene Endgeräte einheitliche Protokolle verwenden à
unterschiedliche Kopplungseinheiten
Hub oder Netzwerkkonzentrator: Kopplungseinheit, an die mehrere Netzwerksegmente
angeschlossen werden
• Hub = zentraler Verteilerknoten für Vielzahl von Verbindungen
• Begriffsverwendung von Hub meist für Repeater in sternförmiger Topologie
• einfachste Kopplungseinheit = reine Verstärkerstation = Repeater
Repeater: Kopplungseinheit für die Bitübertragungsschicht
à empfängt elektrische oder optische Signale (Bits) an einem Anschluss und sendet
gleichen Signale an alle weiteren angeschlossenen Netzwerksegmente
• Um Repeater zu verwenden müssen Systeme von erster Schicht aufwärts identische
Protokolle verwenden
• häufige Anwendung = Überbrückung (Verlängerung) von maximalen Kabellängen in
einem Gebäude
Netzwerkbrücke: Kopplungseinheit zur Verbindung von Netzen auf der Sicherungsschicht
à verbindet Netzwerksegmente, indem sie Pakete von einem Netzwerksegment
empfängt, prüft und diese in ein oder mehrere andere Netzwerksegmente weiterleitet
• Netzwerkbrücke kann
verwendet werden, um
unterschiedliche
Realisierungen der
Bitübertragungsschicht
zu überbrücken
• Protokolle (auch höhere
Schichten, 2+) müssen
identisch sein
• Netzwerkbrücke leitet nur korrekt empfangene Pakete weiter à keine Propagierung
von Fehlern (vgl. Repeater)
• zusätzliche Eigenschaft: unterstützen Netzlasttrennung à nicht jedes empfangene
Paket muss an alle angeschlossenen Segmente weitergeleitet werden
• Netzwerkbrücke merkt sich MAC-Adressen pro Netzwerksegment und leitet Pakete
mit bekannten MAC-Adressen nur an Segment weiter, in dem Zieladresse ist à
Verkehrstrennung zwischen Teilsegmenten
• i.d.R. ist keine explizite Konfiguration von Hardware notwendig
• Brücken lernen selbstständig MAC-Adressen der angeschlossenen Stationen für
Verkehrstrennung
• Pakete mit unbekannten MAC-Adressen oder Broadcast-Adressen werden von einer
Netzwerkbrücke an alle angeschlossenen Segmente weitergeleitet
162
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
12.3 Internet-Protokolle
• wichtigsten Protokolle auf Schichten 4 – 7 à
Internet-Protokolle bzw. TCP/IP-
Protokollfamilie
• Internet-Protokolle stellen nur geringe
Anforderungen an unteren Beiden Schichten
des ISO/OSI-Referenzmodells
• Ziel: lokale Netze in globales Netz integrieren
• Ursprung: ARPA Net (1960er) à Verbindung
von Rechnern von US-amerikanischen
Forschungseinrichtungen
o erstes Netz umfasst 4 Rechner
• Veröffentlichung von Internet-Protokollen als RFCs (engl.: request for comment) zur
freien Verfügung
• liberale Informationspolitik führte zu Multiplikationseffekt à unterschiedliche
Forschergruppen können auf Arbeiten von anderen aufbauen
• heute existieren 8.000 RFCs beschreiben die Gesamtheit von TCP/IP-Protokollfamilie
• offene Politik eng mit Open-Source-Software verbunden
• TCP/IP-Architektur fand durch Unix weite Verbreitung à Quellcode von Berkeley
Unix war für jedermann frei verfügbar
• Heute sind auf allen gängigen Plattformen Implementierungen von TCP/IP verfügbar
• freier und gleichberechtigter Zugang zum Internet à Netzneutralität
163
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
164
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
165
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
166
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
167
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
168
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
12.4.2 Internet-Anwendungen
• meisten Internet-Anwendungen basieren auf HTTP
• Nutzung von Internet-Anwendungen im
privaten Haushalt:
o Endgeräte sind über WLAN zu
Zugangspunkt verbunden
o Endgeräte erhalten vom
Zugangspunkt IPv4-Adressen im
privaten Netzwerk
o Zugangspunkt = Router = öffentliche IPv4-Adresse
o Transportschicht: TCP-Verbindung von Webklienten zum Zielrechner (HTTP-
GET-Anfrage) – Webbrowser antwortet mit Statuscode
o E-Mail Klientenprogramm Thunderbird à greift auf konfigurierten E-Mail-
Server über Anwendungsprotokoll IMAP4 à TCP-Verbindung (anderer
Aufbau als bei HTTP)
12.4.3 Cloud-Computing
Cloud-Computing: Nutzung von meist mehreren Servern, die von externen Dienstleistern
über das Internet bereitgestellt werden, um dort Daten zu speichern, zu verwalten oder
zu verarbeiten, ohne hierfür lokale Rechner verwenden zu müssen
• Utility-Computing: betont Versorgungsaspekt à Bereitstellung von
Rechendienstleistungen, ohne dass sich Nutzer darum kümmern muss
• On-Demand-Computing: Schrittweise Erhöhung/Reduktion von Kapazitäten in der
Cloud à Selbstbedienung und Skalierbarkeit in der Cloud
• Durch Auslagern können über Skaleneffekte Kosten reduziert werden
• Nachteil: sensible Daten über Geschäftsfälle und Projekte landen bei Dritten
• Public Cloud: Cloud-Dienste aus öffentlicher Infrastruktur
169
Betriebliche Informationssysteme 1 Sommersemester 2021
170