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9—11. Auf Befehl von Assur, Sin, Samas, Bei, Nebo, der Istar von
Ninive, der Istar von Arbela hob mich mein leiblicher Vater in der
Versammlung meiner Brüder empor 12. mit den Worten: ,, Dieser
ist mein Erbprinz"; und 13.—14. Samas und Adad fragte er durch
Opferschau, da gaben sie ihm ein sicheres Ja zur Antwort mit den
Worten: „Er ist dein (würdiger) Ersatz^", und 15. ihren gewichtigen
Ausspruch beachtete er imd die Einwohner Assyriens, groß mid klein,
16. (und) meine Brüder, den Mannesstamm meines Vaterhauses, ver¬
sammelte er gleichzeitig. 17. Vor Assur, Sin, Samas, Nebo, Marduk,
den Göttern Assyriens (und) 18. den Göttern, die im Himmel und auf
Erden wohnen" — und meinem Erbprinzentum Treue zu halten',
19. ließ er sie bei ihrem (der Götter) vornehmen Namen schwören.
20.—22. In einem richtigen Monat, an einem glücklichen Tage,
betrat ich freudig auf ihr erhabenes Geheiß hin das Kronprinzenpalais,
die ehrfurchtgebietende Stätte, in dem königliche Art* zu Hause ist,
da 23. ergoß sich frevelhafte' Sitte über meine Brüder, und sie
' Dieser Zeile kann man so, wie sie dasteht, keinen Sinn abgewinnen.
Die Fortführung der Handlung nach -ma durch relatives äa ist un¬
möglich (äa iläni wie III 22 vielmehr ,,das der Götter", ,,den (Weg)
der Götter", wie schon richtig Thompson). Demgemäß muß auch
riddu kenu dem gleichen Gedankengange angehören, der der
Sinn unserer Zeilen ist: die über die Bevorzugung Asarhaddons er¬
bitterten Brüder fangen sofort an zu wühlen. So muß entweder
das Verbum falsch sein, oder, was wahrscheinlicher ist, die Negation
vor kenu versehentlich fehlen, riddu = rldu (von redü) ist synonjrm
zn üsu (aus sum. ms). S. Landsberger ZA 41,297"; v. Soden, ebd. 167^
Bücherbesprechungen 173
wichen 24. vom GöttUclien, auf ihre eigenen hoffärtigen Taten 25. ver-
heiBen sie sich und sclimiedeten böse Pläne (und) 26. böse Zungen,
lügnerische Verleimidimgen solcher Art, wie sie den Göttern mi߬
fallen, 27. richteten sie gegen mich imd haltlose Lügen^ 28. sprachen
sie unausgesetzt hinter mir her Gehässigkeiten".
29. Das milde' Herz meines Vaters in gottloser Weise stimmten
sie mir böse, 30. (aber) insgeheim empfand sein Herz Mitleid und
31. seine Augen bheben (weiterhin) darauf gerichtet, daß ich das
Königtum bekleiden solle.
32. Da sprach ich bei mir und überdachte in meinem Innern: 33.
,,Ihre Taten sind hoffärtig und auf das, was sie selbst gut heißen,
34. verlassen sie sich und in gottloser Weise tun sie Böses." 35. Zu
Assur, dem Götterkönig, und dem mitleidsvollen Marduk, denen
Freveltaten ein Greuel sind, 36. in Huldigung, demütiger Bitte und
Unterwürfigkeit 37. betete ich, und sie willfahrten meiner Bitte:
38. Nach dem Gutdünken der großen Götter, meiner Herren, entrückt
den bösen Taten, 39. ließen sie mich an einem verborgenen Orte (ruhig)
weilen und ihr wohltuendes Schutzdach 40. spannten sie über mir aus
und nahmen mich in Obhut als (künftigen) König.
41. (Darob) kamen dann meine Brüder (vollends) von Sinnen und
jegliches (Tun), das* den Göttern 42. und Menschen mißfällt, taten
sie und schmiedeten böse Pläne. 43. Sie rebellierten, und inmitten
* asäru ist ungefähr Synonym von paqädu. piqittu unserer Stelle ist
demnach inneres Objekt, paqädu heißt ,, ordnungsmäßig übergeben",
besonders von Gegenständen, die öffenthches Eigentum sind. Da¬
durch erklärt sich auch die Bedeutungsverwandtschaft mit dem
Begriffe „zählen" (Thureau-Dangin, 8. Feldzug Sargons Z. 12;
Idg. SiD.DÜ direkt ,, Zählung veranstalten"). Der Begriff von
aääru ist enger und beschränkt sich wohl nur auf den mihtärischen
Bereich, wo er von der Übergabe bei gleichzeitiger Bestandesauf-
Bücherbesprechungen 175
Proviant für meinen Feldzug schüttete ich nicht auf; 66. Schnee \md
Frost des Monats Sebat, die Härte des Winters fürchtete ich nicht
(vmd) 67. wie ein fliegender Aar' 68. öffnete ich meine Schwingen, meine
Feinde niederzuwerfen. 69. Den Weg nach Ninive marschierte ich
mühsam aber eilig ; da nun 70. (stellten sich) im Bezirke Chalnigalbat"
alle ihre erstrangigen Krieger mir entgegen, 71. verlegten mir den
Weg und schliffen ihre Waffen. 72. Die Furcht vor den großen Göt¬
tern, meinen Herren, warf sie zu Boden, 73. sie sahen meinen mächti¬
gen Angriff imd kamen von Sinnen. 74. Istar, die Herrin des Kampf¬
getümmels, die mein Priestertum hebt, 75. trat an meine Seiteund
zerbrach ihre Bogen. 76. Ihre Schlachtordnung löste sie auf, und
77. in ihrer Gesamtheit riefen sie: ,, Dieser ist unser König!" 78. (Ängst¬
hch) drehten sie sich auf ihr erhabenes Kommando hin neben mir
herum (oder) standen hinter mir, 79. indem sie gleich Lämmern sich zu¬
' urinnu hat Langdon RA 29, 122 nach Stellen bei Gudea als Vogel
gesichert, was ja schon aus der Verbindung mit mupparSu ,, fliegend"
und nuballu ,, Schwinge" (Tigl.-Pil. I. Pr. VII 57) sich ergab. Fraghch
bleibt, ob es sich um einen realen oder mythischen Vogel handelt.
Ich möchte in urinnu auf Grund folgender Indizien den mythischen
Adler sehen :
sammendrängten' (?), (dabei) flehten sie meine Majestät an; 80. die
Assyrer aber, die die eidliche Verpflichtung bei den großen Göttern
auf mich beschworen hatten, 81. kamen mir entgegen und küßten
meine Füße. 82. Aber jene Thronräuber, die Rebelhon und Aufstand
angestiftet hatten, 83. hörten von meinem Anmarsch und ließen ihre
verläßlichsten Truppen im Stich und 84. flohen in ein unbekanntes
Land
König aus dem Wege räumte. Aber es ist mehr als zweifel¬
haft, ob Sanherib, der mit seinem Überschwenken zur
Aramäerin Zakütu und dem Babylonier Asarhaddon seine
frühere Gesinnung verleugnen mußte, jetzt unter dem Drucke
der Asarhaddon feindlichen Brüder und angesichts der
drohenden Revolte Asarhaddons nicht in das Lager der
Brüder überging, zumal diese ja nur seine frühere national¬
assyrische Politik repräsentierten. Nach wie vor halten wir
diese Möglichkeit für die wahrscheinlichste, nehmen also an,
daß Sanherib im Lager von Asarhaddons Feinden stand.
Trifft dies zu, so ist die weitere Annahme gegeben, daß San¬
herib von Asarhaddons Anhängern beseitigt wurde, wobei die
Spekulation auf die Uneinigkeit seiner Nachfolger maßgebend
gewesen sein kann. Diese unsere Annahme ist demnach nicht
eine ,, vorgefaßte Meinung", sondern für sie spricht schon die
allgemeine Rechtsvermutung, daß bei Thronwirren der Nach¬
folger des gestürzten Königs seinen Vorgänger aus dem Wege
räumte; ferner aber auch das absolute Schweigen unserer
Inschrift über Sanheribs Ende, eine Tatsache, die um so
12*
180 Bücherbesprechungen
Ins Jahr 676 fällt Asarhaddons Feldzug nach Bäzu. Für die
Lokalisierung dieses Landes liegen in der Hauptsache drei Hypothesen
vor:
III) Auch die Verlegung von Bäzu nach Arabien ist noch proble¬
matisch, wenngleich am wahrscheinlichsten. Eine ausgedehnte Salz¬
wüste ist allerdings weder im inneren noch im östlichen Arabien zu
finden'. Zwar scheinen Namen wie K/Qisu (col. IV 62) xmd Ga'uäni
(IV 66) arabisch zu sein (vgl. und ^), ebenso Akbaru (j^ oder
jt\)> aber die eindeutige Identifikation einer der bei Asarhaddon ge¬
' Vgl. die Karte Northern Arabia in The Geographical Journey vol.
59, Mai 1922.
Teil des Buches erschienen, so daß sich das Werk noch nicht
im ganzen überblicken läßt ; vor allem werden erst die bei der
letzten Lieferung zu erwartenden Register eine volle Aus¬
schöpfung des reichen Inhalts möglich machen.
Die zweite und hauptsächliche Schwierigkeit liegt in der
Form der Darstellung; Hrozny baut seine Entzifferung nicht
systematisch auf wie etwa Forrer, sondern zwängt die Fülle
seiner Erkenntnisse in den dafür nicht recht geeigneten
Rahmen eines Kommentars zu der schwierigen Inschrift von
Karaburun, die in Messerschmidts Corpus Inscriptionum
Hettiticarum, 1. Nachtrag (MVAG 1902, 3) als Nr. XLVI und
in wesentlich verbesserter Form von Olmstead, Charles und
Wrench, Travels and Studies in the Nearer East vol. I part 11:
Hittite Inscriptions (Ithaca, New York 1911; im Rahmen des
Werkes The Cornell Expedition to Asia Minor and the Assyro-
Babylonian Orient) Plate V veröffentlicht ist. Ich gebe zu¬
nächst eine kurze Inhaltsangabe von Hroznys nicht ganz
leicht zu überblickendem Buche.
wird^. Daher muß der Kritiker trotz aher zum Ausdruck ge¬
brachten Bedenken doch den Mut der Forsclier bewundern,
die als kühne Pioniere auf kaum betretenem Boden einen Weg
bahnen, unbekümmert darum, ob die heute gewonnenen Er¬
gebnisse morgen vielleicht als schwerer Irrtum erwiesen
werden. So gebührt auch Hrozny alle Anerkennung dafür,
daß er eine sehr große Zahl neuer Lesungen und Deutungen
vorschlägt, deren Bewährung allerdings großenteils von der
Zukunft abhängt, daß er zum erstenmale einen vollständigen
grammatischen Abriß bietet^, selbst wenn man ein solches
Unternehmen noch für verfrüht hält, und daß er nach Forrers
zeichen ^ mit n = a wechselt (S. 23), also ein Vokal und zwar am
wahrscheinlichsten ein zweites a (ä) ist*. Aber im übrigen habe ich
' [Wie misicher noch vieles ist, zeigt ein Vergleich von Hroznys
Übersetzung der Inschrift von Karaburun mit der stark abweichen¬
[41 S. 1]. RHA 2 S. 115ff.). Daß auch @) = '(] sei (Hrozny S. 101
Nr. 8: dl), bezweifle ich; bei der Übersetzung der Schlußworte von
Carch. I A 6 Z. 8—9 (Hroznjr S. 38 f.) ist es mir nicht wahrscheinlich,
daß die Hunde den Thron des Übeltäters fressen sollen. wird
den Eindruck, daß die Bestimmung der Vokale, um die man sicli seit
den Anfängen der liieroglyphisclien Forscliung bemülit hat, trotz
HroznJ^ auch heute noch nicht endgültig erledigt ist. Über (1=0
imd 't = i, die auch der sonst ganz abseits stehende Jensen ZA NF 1
S. 256, 288 ff. für Vokale hält, bin ich mit Meriggi OLZ 1933 Sp. 83
(und schon ZA NF 5 S. 176, 184 ff.) und Hrozny S. 21 f. einig; auch
Zeichens Q treimen sich un.sere Wege. Ich schließe mich der Auf¬
fassung Meriggis an (ZA NF 5 S. 184), daß der schräge Doppelstrich
unter dem Zeichen ein Ausdruck für die Vokallänge und demnach das
analoge Zeichen ^ als i zu lesen sei ; Hrozni^ dagegen hält den schrägen
Doppelstrich für ein horizontal gelegtes 0 (S. 21 f.) und faßt also Q
S. 39) in (J) , was Meriggi jetzt mit Forrer ha liest. Hrozn;^ begründet
seinen Ansatz mit dem häufigen Vorkommen von vor "l" ua. So
bestechend diese Begründung zunächst namentlich für den scheint,
der von der hethitischen Keilschrift herkommt, so scheitert sie doch
OTO- für aia- „machen", daß das zwischen Vokalen doch wohl
konsonantische i von dem folgenden a getrennt als i geschrieben
wurde. Für (J^ = ha tritt neuerdings auch H. Pedersen AOr 5 S. 183 ff.
1 Forrers Lesung ha (S. 50''), der sich auch Meriggi (OLZ 1933, Sp. 82)
angeschlossen hat, halte ich deshalb nicht für durchschlagend, weil
sie auf etymologisierendem Wege gewonnen ist.
190 Bücherbesprechungen
ein, freilich aus Gründen der Etymologie, imd Hrozn3^ selbst rechnet
jetzt (ebd. S. 241 f.) wenigstens mit beiden Lesmigen u und ha. Die
damit angenommene Polyphonie müßte jedoch erst noch mit anderen
Gründen erwiesen werden.]
Von sonstigen Punkten, die die Lesmig betreffen, kann ich nur
einige herausgreifen.
Ob @ (S. 109 Nr. 26) eine Zusammensetzung aus T i und (J) ist,
scheint mir ebenso wie die darnach vorgeschlagene Lesung ju nicht
erwiesen ; vielleicht sind in Nr. 26 überhaupt mehrere Zeichen zu-
sanmaengeworfen'. [Ansprechender wäre jetzt Hrozni^s Vorschlag
Partikel sein könnte. Meriggi kann für seine Lesung \J = ra zwar die
Tarkummuwa-Legende ins Feld führen (OLZ 1933 Sp. 76), doch erregt
in Formen wie ra-wa, ra-ta (Meriggi WZKM 40 S. 263f.) das anlau¬
tende r Bedenken".
Abgesehen davon, daß mich die Deutung von als ,, weibliche Brust"
nicht recht überzeugt, so dürfte Hrozny drei verschiedene Wörter in
' Beiläufig sei bemerkt, daß auch bei den Handzeichen (S. Ulf.
Nr. 44) mehrere zu trennende Zeichen zusammengeworfen sind.
" An sich wäre in der Bilderschriftsprache ebenso wenig wie im
Luwischen (Sommer AU S. 76) und anderen kleinasiatischen
Sprachen (s. zuletzt Friedrich, Hethitisch und ,, kleinasiat." Sprachen
S. 26) anlautendes r zu erwarten (vgl. auch Meriggi WZKM 40
S. 256f.).
Bücherbesprechungen 191
daraus hinfällig. Übrigens wären die vielen Zeichen für ta (S. 113f.
Nr. 51—55) auch a priori ebenso bedenklich wie die vielen e.
Das Zeichen /\ (S. 103 Nr. 17), dessen Lesung hd (?), hi (?), he (?)
Hrozny selbst für sehr unsicher hält, möchte ich im Hinblick auf den
Namen des Hat-tu-äi-la und den der Hauptstadt Hat-tu-äi (Bossert
Forsch, u. Fortschr. 1933 S. 19) und im Anschluß an Meriggi OLZ
1933 Sp. 82 lieber hat lesen. Allerdmgs bin ich mir dabei bewußt, daß
damit der bisher erste Ausnahmefall von der von Gelb Hittite Hiero¬
Daß die Zeichen "vp (Nr. 24 S. 105 ff.) und ||| ||| ||| (Nr. 25 S. 109)
mit einander wechseln, hat Hrozny richtig beobachtet", aber die vor¬
geschlagenen Lautwerte je, ve usw. sind nicht zwingend (Meriggi liest
beide Zeichen laut brieflicher Mitteilung vom 26. 6. 1933 jetzt nu).
Ganz misicher ist auch der Lautwert ve für ||| (Nr. 62 S. 116),
den Hrozny S. 63 f. erschließt. Da Hrozny die zwei Verbalformen
(oder s" und n") umschreiben würde. Gewiß sind s und n gemeint,
aber die Schrift drückt den Konsonanten behelfsmäßig durch ein
Silbenzeichen aus, nicht anders, als wenn das Urartäische neben dem
selteneren, aber lauttreueren, IAr-giä-ti-iä meist IAr-gii-ti-äe für den
Subjektskasus * Argistis und stets lAr-giä-ti-ni für den Objektskasus
*Argistin schreibt. Vgl. zum ersteren Friedrich, Einf. ins Urar¬
täische § 8. Ganz analog ist auch kyprisch po-to-li-se = ttoSXk; und
to-ni-ia-te-ra-ne = xöv Ijaxlpav.
2 Vgl. übrigens auch schon Gelb I S. 46.
192 Bücherbesprechungen
zeichen beeinflußt (s. schon o. S. 190 f .), und ebenso von <^ kutala- (?)
„Mauer" (S. 31 f.) im Anschluß an keilschrift-heth. kuttaä „Mauer";
hier bleibt das Ideogramm zunächst unerklärt und wird erst nach-
träghch (S. 83") als Wasserwaage erklärt, was aber wiederum nicht als
Ideograrmn für ,, Mauer" überzeugend wirkt. Etymologisierend ge¬
wonnen sind auch avelu „Götterbild" (S. 72, vgl. dazu schon oben),
OS- „sein" (S. 58f., vgl. auch Meriggi RHA 2 S. 115), Uta- „schenken,
schicken" (S. 57), stän „Ort" (S. 43f.)\ malugala- , .klein" (S. 54).
Oh ta-ba-si-la-ä ,,Hase" (S. 55f.) richtig ist, bleibt abzuwarten; auf
Zufall aber wird die Ähnlichkeit des Wortes mit türkisch tavSan be¬
schrift-heth. huhhas „Großvater") ist doch von Einfluß auf die Lesimg
hu-ha- (Pedersen AOr 5 S. 183 ff.) bezw. fß-ha- (Hrozny ebd. S. 241),
vgl. o. S. 190]. Sehr geistreich ist S. 53 die Gleichsetzung des Namens
' Das gilt wohl auch z. B. von den Plm-alendungen -ia und -ai, die
Hroznjr S. 25 f. und 30 annimmt.
" Meriggis Anknüpfung an den keilschrifthethitischen pronominalen
Dativ Sing, apedani zu apä^ ,.er" (RHA 2 S. 45) ist nur ein Not¬
behelf.
' Vgl. übrigens auch schon Bossert, Santas und Kupapa S. 84ff..
Forrer S. 41.
13«
196 Bücherbesprechungen
die von der Lesung 1^ = ja ausgehend (s. dazu o. S. 189) den Schreibern
der Texte soviel grammatisches Gefühl zutraut, daß sie zwei gleich
oder ganz ähnliche gesprochene Wörter von verschiedener syntak¬
tischer Geltung durch die Schrift unterschieden hätten. Immerhin
<^
sehr nahe rmd wird noch wahrscheinlicher, wenn wir in II eine Ligatur
aus i und a derart sehen, daß dem oben verkürzten 0 = a das spitze
nämlich Meriggis Lesimg III III III = bewähren sollte, so hätten wir
„er gab") und Luwischen (zu luwisch ajaru vgl. Hrozny S. IP und
schon AOr 4 S. 374, Meriggi RHA 2 S. 54f.)2. Nunmehr werden
2 Vgl. auch Hans Bauer ZDMG NF 11 (1933) S. *9* (ohne die luwische
Etymologie).
198 Bücherbesprechungen
wir auch die 1. Pers. Sing. Praet. aiaha „ich machte" mit Forrer
S. 50'5 und Meriggi OLZ 1933 Sp." 82, WZKM 40 S. 257" an
luwische Formen wie tapar-ha ,,ich herrsclite" (Götze, Hattusilis S. 62)
anknüpfen dürfen. Der Grad der Verwandtschaft zwischen Keil-
schrifthethitisch, Luwisch rmd der Hieroglyphensprache kaim erst
nach Herausarbeitung der grammatischen Einzelheiten bestimmt
werden; während sie in manchen Punkten wie basta und aiaru eng
scheint, steht beispielsweise das hieroglyphische Relativum ia-, wie
schon Hrozny S. 12f. bemerkt, von keilschrifthethitischem und
luwischem kui-^ weit ab.
Wir müssen uns also vorerst mit der Aussicht begnügen, daß hier ein
für die Orientalistik wie für die Indogermanistik interessantes neues
Forschungsgebiet seiner endgültigen Erschließung entgegengeht, vmd
wir können allen Entzifferern vollen Erfolg für den weiteren Verlauf
ihrer schwierigen Aufgabe wünschen.
[Nach Ablieferung meines Manuskripts erschien Hroznys Bearbeitmig
der hieroglyphischen Bleiinschriften unter dem Titel ,,Les inscrip¬
tions ,hittites' hieroglyphiques sur plomb, trouvees k Assur. Essai
de dechiffrement" (AOr 5 [1933] S. 208—242, auch als Sonder¬
druck mit Paginierung von S. 1—35). Ein genaueres Eingehen auf
diesen ersten Versuch, den schwierigsten hieroglyphisch-hethitischen
Texten näherzukommen, ist hier leider nicht mehr möglich. Mit
Bedauern vermißt man einen bei der Dunkelheit der Texte be¬
sonders erwiüischten Kommentar; die Anmerkungen unter der
Transkription sind dafür nur ein unvollkommener Ersatz. Was von
der hier besprochenen Hauptarbeit Hroznys gilt, gilt daher auch von
der Bearbeitung der Bleiinschriften: daß über die Bestätigung der
hier vorgeschlagenen Deutungen erst die Zukunft zu entscheiden hat.
AuchHroznys weitere Arbeit ,, Inscriptions ,, hittites" hieroglyphiques
' Daß auch im Luwischen das Relativum kui- lautet, zeigt die luwisch-
hethitische Quasibilinguis KUB IX 31, wo luwischem ku-in-zi
Kol. II Z. 23 der hethitische Nom. Plur. ku-e-eS Kol. I Z. 37 ent¬
spricht.
Bücherbesprechungen 199
Auf einem ganz anderen Wege kommen wir also direkt auf die Zeit
des babylonischen Neujahrsfestes am 14. Nisan', an dem nach einer
Pause von 7% Monaten zum ersten Male wieder Beobachtungen um
18 Uhr Sternzeit möglich werden. Und darauf kommen wir, ohne
daß wir eine Voraussetzung über die mögliche Jahreszeit gemacht
haben ! Herbstäquinoktium und Wintersolstizium scheiden aus, weil
dort 18 Uhr Sternzeit auf die Tagesstunden fällt, und es bleibt nur
die Erwägung , ob nicht vielleicht das Sommersolstizium noch möghch
wäre, bei dem 18 Uhr Sternzeit auf Mitternacht fällt.
Diese Möglichkeit läßt sich leicht als unwahrscheinlich nachweisen.
Das Sommersolstizium fällt auf den mittleren 28. Sivan, also vor den
Nemnond, während der 14. Nisan ein Vollmondstag und der Tag
des Neujahrsfestes war. Endlich spricht für den 14. Nisan gewichtig
der Text CT 33, 6 IV 10—14, der mit den Worten begmnt:
' [Das babyl. Neujahrsfest fand vom 3.—11. Nisan statt, seine Haupt¬
tage waren 8.—11. Nisan; bekannthch wiesen die wirklichen Daten
gegenüber den mittleren Abweichimgen bis zu 6 Wochen auf. Hg.J
202 Bücherbesprechungen
P. V. Neugebauer.
Die Seiten 8—11 zeigen auf, daß die Babylonier und Assyrer
bis etwa — 700 für ihre Tempelbauten einen gemeinsamen
Richtkreis benutzten, der ein für alle Mal festlag, indem er
bestimmte Sterne untereinander verband: seine Lage hat
Bücherbesprechungen 205
Spiel.
Die Übersicht auf S. 206 — nach Martinys Angaben — gebe
den Grundriß für die Erörterung der Einzelheiten ab.
Zu 1. Daß zugleich die Mitteltreppe von Etemenanki in ihrer
Neigung auf den Polarstern (a Draconis) hingerichtet war, hat Martiny
MDOG 71, 11—15 nachzuweisen versucht. Jetzt glaubt er das, laut
fgab-gir-tab S + ß Scorphl
Borsippa Ezida
Igis-da oc Tauri
Uruk dingir-
Bit-res
tus-a-mes S Ophiuchi
a Hursagkalama' — Innin» — ( ? )
' Diese findet man nur im Werk Rawlinsons imd bei Craig, Astr. Texts
1899. In Virolleauds Neuausgabe (L'Astrologie Chaldeenne) fehlen
sie.
b Hursagkalama — [ ] — mul-glr-tab'
(Ishara mul-gir-tab")
Emeteursag — Zababa'
f Zababa 1 *
l IlS-tar i
Ekisibba, ein
kummu in }5 ( Zababa lg
l iBa-bae )
Emetehursag
; E-sä-tür-ra Ishara').
in einer Vor¬
stadt von Ba¬
bylon
Dürfen wir schließen, daß (a -|- b) das Sternbild der Irmin von
Hursagkalama mit dem Skorpion in Beziehung stand, weil in diesem
Tempel Ishara neben Innin, oder (a + b -|- c) eins mit ihr, wohnte ?
(Dagegen spräche vielleicht g). Sind Innin, Istar, Ba-bag und Ishara
in Hursagkalama etwa gar nur Namen einer einzigen Gottheit ? Wir
wissen zu wenig, als daß wir auf diese Fragen genau und zuverlässig
antworten könnten. Aber eins köimen wir behaupten: nichts läßt
erkennen, daß Hursagkalama ein Zababa-Tempel gewesen wäre'.
Also entweder ist Martinys Tempel S. 17 Nr. 3 Hursagkalama, dann
hat er an sich nichts mit einem Zababagestirn zu tun ; oder es ist ein
Zababatempel, dann heißt er Emeteursag und Antares kann für seine
Richtkreis maßgebend war. Die Winkelgröße 54,5° (so ist in der dritt¬
letzten Spalte statt 36» zu lesen) würde ins 15. vorchristliche Jahr¬
hundert weisen.
->w..i;av.s:y-.r.^^^j>:-qy.;t--^^fe6^?
Bücherbesprechungen 211
Lugal = a Centauri
Wir finden:
(1915) nicht bekannt, daß in b) und d) <lhanig zu lesen ist, denn dieser
Name wird mit den Zeichen ^lugal geschrieben, wie übrigens "^sullat
mit den Zeichen ^va, die sonst z. B. Nabü gelesen werden konnten.
14*
212 Bücherbesprechtingen
Erst das „Yale-Vokabular", ZI. 266 und 267, bei Clay lehrte, welche
Lesungen in unserem Fall zu wählen waren — leider ohne die falschen
aus den 1915 schon gedruckten Werken ausschalten zu können; und
auf solchen mußte Martiny fußen. — Also: der Mardukstern Regulus
und der Hanls-Stern a Centauri teilen sich zwar in ein mehrdeutiges
Ideogramm, haben aber sonst nichts miteinander gemein, vor allem
keine besonderen mythologischen Beziehungen. —
K:^»-'^'^ auf:
bestimmt wären. Aber woraufhin kann man von einem der Keil¬
schrift Unkundigen verlangen, daß er die Gleichung „Dilgan" =
„Ikü"^ auf eigene Faust erkennt ? Martiny ist denn auch ein Opfer
so überspannter Anforderungen geworden. Kultr. 13 übernimmt er
Zimmerns ,, Widdergestirn" und Thureau-Dangins „™«^ JTM" ; Kultr. 22
Bezold-Kopffs ,, Pegasus-Viereck = Dilgan", ohne ahnen zu können,
' TU 32, 22. Das Gleiche gibt, wie Landsberger zuerst erkannt hat,
das Gilgamesepos, Taf. XI, 57 (Thompson) ausdrücklich von der
Arche Utnapistims an. Sie steht unter Eas Schutz, Iku ist aber
nach der älteren Lehre Vorläufer der Eagestirne (KAV 218b I 3),
nach der jüngeren (Wohn)sitz des Ea (Mul Apin I, I 40).
" P. V. Neugebauer-Weidner BSGW 67 II 85; vgl. Weidner, AfK 2,
129.
Bücherbesprechungen 215
Zu einigen der Stellen, auf die W. sich für seine Auffassung beruft,
habe ich mich im Vorstehenden bereits geäußert; es sei mir erlaubt,
um einer gewissen Abrundung willen auch noch auf W.'s Zitate
Nr. 3. 4a, b, (c). 5 einzugehn.
Zu KAV 218 B I 1—4: prk heißt m. W. nirgends „sich wölben",
sondern überall „(als Sperre) vorgelegt, vorgelagert sein, vor etwas
liegen" usw. An dieser Stelle heißt es, daß Iku im tlb^ des „Ostens"
steht, und sich dabei (an der Grenze zwischen „Ost" und „Süd" ?)
vor den ,, Süden" vorlegt. Aber was bedeuten diese Ausdrücke?
W. selbst warnt vor ihrer übereilten Deutimg (126'). Diese ,,Himmels-
richtimgen" haben anscheinend nichts mit Deklination (,,Nord" —
„Süd") oder Rektaszension („Ost" — „West") zu tun. Tragen wir
nämlich die tlb - Angaben von KAV 218 in die Zwölf maldrei, die Grund -
läge von KAV 218, ein — methodisch das nächstliegende —, so ist
keine Spur einer Verteilungsregel erkeimbar. Dies Material ist also für
eine Lagebestimmung des Iku-Gestims vorläufig nicht zu verwerten.
Zu Ist. II 54. ina bi-rit bedeutet nirgends „mitten in". Auch hier
kaum. Denn Ist. II 55—58 heißt es, daß mul-dili-p&t (= Venus)
ina libbi^' (= mitten in) mul-ur-gu-la (= Löwe) bzw. mul-
lugal (= Regulus) steht; wie aber ließe sich der Gebrauch von itm
bi-rit statt ina libbi''' erklären, weim dort wie hier „mitten in" ge¬
meint wäre? ina bi-rit bedeutet sonst immer ,, zwischen"; hier, wo
davon nur ein einziges Wort, und zwar in der Einzahl, abhängt,
paßt das aber nicht». Mit dieser Stelle ist also bis auf weiteres auch
nichts anzufangen.
Das gilt leider ebenso von Ist. II 74, schon weil das Subjekt des
mir auch sonst unverständlichen Satzes nicht mit Gewißheit mul-
dili-pät ist.
Ist. IV 14 imd XX 89 müßten an und für sich jeden Unbefangenen
davon überzeugen, daß Iku ein Ekliptikalgestirn, also nicht das
Pegasusviereck, ist. Nun weist Weidner mit Recht darauf hin, daß
Ist.IV14inTh. Rep. 211, 6 zitiert wird; es ist aber schon gesagt worden
daß dem Iku dieses Omenzitats in der Beobachtung Anunitu, also ein
anderes Gestirn, und zwar auf der Ekliptik, entspricht. Man sieht:
Ist. IV 14 gebraucht ,,Iku" für den Wissenden in übertragenem Sinn.
■— Ebenso .steht es anscheinend mit Ist. XX 89. Das Omen dieser
Zeile findet sich, wie Weidner gezeigt hat, wörtlich in ACh 1. Suppl.
XLVII 7 wieder; hier aber nennen die vorhergehenden Zeilen ver¬
schiedene Fixsterne (!), die in das Ikugestirn eingetreten (!) seien.
Die Fixsternnamen sind hier ohne Frage Decknamen für Planeten
(ihnen folgen mit sonst gleicher Aussage Mars und Merkur) ; dann
gerät aber auch ,,Iku" in 1. Suppl. XLVII (somit auch in Ist. XX
89) in den Verdacht, Deckbenennung, und zwar für ein Fixstern¬
bild, zu sein. Vor Ausschaltung dieses Verdachts können wir diese
Stellen für die Erkennung des Iku-Sternbildes nicht gebrauchen.
Weidner (Handb. 6—12; 118ff.) und Kugler (Sternk. Ergg. 193 ff.)
haben über die Verwendung von Sterndecknamen verschiedentlich
gehandelt. Ist. IV 14 und XX 89 scheinen mir klassische Beispiele
dafür zu sein, daß unter Umständen nichts die Maskenhaftigkeit
eines solchen Namens verrät, wenigstens unseren Augen nicht, und
daß dann vielleicht nur ein glücklicher Zufall unseren Irrtum behebt.
Weidner hat bereits in seinem Handbuch S. 40 (1915) gesagt, daß
es gefährlich ist, die astronomischen Anschauungen der Babylonier
aus ihren astrologischen Schriften ablesen zu wollen. Zweifellos!
Denn deren Angaben sind oft philologisch recht schwierig, treiben
allerhand Geheimniskrämerei oder Phantasterei, und sind auch dort,
wo diese Eigenschaften fehlen, meist viel zu unbestimmt, als daß sie
für halbwegs genaue Berechnungen eine sichere Grundlage abgeben
könnten. Aus Quellen dieser Art sind aber sämtliche Einwände
Weidners gegen die Bezold-Kopffsche Ansicht über Iku geschöpft.]
Es bleiben, soviel ich sehe, Möglichkeiten des Einspruchs gegen die
Gleichung Iku = Pegasusviereck nur noch von den kalendarischen
Texten aus gegeben. Aber einigermaßen genaue und vertrauens¬
würdige Kunde zur Frage erbringt uns da nur Mul Apin. Deshalb
seien die Astronomen gebeten, die Angaben der dritten Spalte von
Mul Apin I erneut auf diese Gleichung hin zu prüfen. —
Ich schließe mit der Aufzählung von Einzelheiten, die m. E. nicht
übergangen werden dürfen: S. 11 Uruk unter Samsuilüna (nicht
Bücherbespreohungen 217
. A. Schott.