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FAZ.NET, 14.08.2022
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Uniper-Aktie im Check

50 Millionen Euro Verlust - am Tag


Von Dennis Kremer

Vor nicht allzu langer Zeit war der Gaskonzern Uniper der Liebling
der Anleger. 2022 ist der Aktienkurs des Unternehmens jedoch
dramatisch gefallen. Bringt der Einstieg des Staates die Wende?
Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Gaskonzern Uniper der Liebling der Anleger.
Der Aktienkurs stieg trotz gelegentlicher Rückschläge stetig nach oben, die Dividende
erhöhte sich jedes Jahr ein bisschen. All das war sehr nach dem Geschmack der meisten
Investoren, die entgegen dem gängigen Klischee an der Börse gar nicht auf Nervenkitzel
aus sind, sondern eher Berechenbarkeit und Verlässlichkeit schätzen. Umso besser also,
dass die neue Bundesregierung sich noch zu Jahresanfang zu Erdgas als einer "wichtigen
Brückentechnologie" bekannte.

Doch gerade als es so schien, als ob Uniper seinem Namen alle Ehre machen würde (das
Kunstwort setzt sich aus "unique" und "performance" zusammen: "einzigartige
Wertentwicklung"), brach der Krieg gegen die Ukraine los. Plötzlich fand sich das deutsche
Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf im Zentrum der Weltpolitik wieder.

Denn Uniper war nicht nur eines von fünf Unternehmen, die sich an der Finanzierung der
umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 beteiligt hatten - Geld, das unwiederbringlich verloren
sein dürfte. Sondern Uniper bezog Anfang des Jahres zwei Drittel des Gases, das der
Konzern weiterverkaufte oder in seinen eigenen Kraftwerken einsetzte, auf Basis von
langfristigen Lieferverträgen aus Russland. Und das "seit 50 Jahren absolut zuverlässig",
wie Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach noch im Januar im F.A.S.-Interview betonte. Worte,
die er mittlerweile so nicht wiederholt. Denn Gas aus Russland fließt kaum noch zu Uniper,
was nicht nur für das Unternehmen und seine Aktionäre ein Problem ist, sondern für die
gesamte Bundesrepublik: Der Düsseldorfer Konzern beliefert nämlich zum Beispiel rund 100
Stadtwerke, für die deutsche Gasversorgung ist kein Unternehmen wichtiger. Steckt Uniper
in Schwierigkeiten, wird es in Deutschland womöglich dunkel und kalt.

50 Millionen Euro Verlust am Tag

Nächste Woche muss Konzernchef Maubach Halbjahreszahlen präsentieren, und sicher ist
heute schon: Schön wird das nicht. Rund 50 Millionen Euro Verlust macht Uniper nach
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Das Unternehmen steckt in einer bedrohlichen Krise, der Aktienkurs ist seit Jahresanfang
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um mehr als 80 Prozent gefallen. Freude macht die Uniper-Aktie gerade niemandem mehr.

Doch wie so oft sind die Profianleger an den Börsen schon wieder eine Umdrehung weiter
und fragen sich: Könnte die Aktie nach dem drastischen Absturz nicht jetzt wieder
interessant sein? Schließlich kommt der Staat dem Unternehmen zu Hilfe. Die
Bundesrepublik Deutschland wird demnächst 30 Prozent der Uniper-Anteile halten, das
verhindert die Pleite. Und zusätzlich ermöglicht es die vom Kabinett beschlossene Umlage
Uniper und anderen Unternehmen, ab Herbst die zusätzlichen Kosten für das Beschaffen
von Gas zu weiten Teilen indirekt an die Verbraucher weiterzugeben. Warum also jetzt nicht
günstig die Uniper-Aktie kaufen?

Vorteil Staatsbeteiligung?

Das mag für den ein oder anderen verlockend klingen. Doch zuvor gilt es, Vor- und
Nachteile des Investments gut abzuwägen. Der Einstieg des Staates sichert dem
Unternehmen zwar das Überleben, aber ein Grund zum Jubeln ist er für Aktionäre nicht.
Aktiengesellschaften mit Staatsbeteiligung machen den Investoren selten Freude, wie die
Beispiele der Fluggesellschaft Lufthansa und der Commerzbank zeigen. Dividenden darf
Uniper wegen des Staatseinstiegs derzeit nicht ausschütten: Das ist zwar in der derzeitigen
Lage verständlich, aber macht die Aktie nicht unbedingt attraktiver.

Gut läuft das Geschäft allerdings in allen Bereichen, die nichts mit Russland zu tun haben:
in Unipers Wasserkraftwerken in Deutschland und Schweden, in den schwedischen
Atomkraftwerken, die ebenfalls zum Konzern gehören - und ja, auch in den Kohlemeilern,
die Uniper nach wie vor betreibt. Selbst mit den Gaskraftwerken lässt sich angesichts des
hohen Strompreises noch in manchen Bereichen Geld verdienen. Allerdings nur mit Gas,
das nicht aus Russland stammt, sondern aus anderen Ländern, und das Uniper in teuren
Strom umwandelt.

Das Urteil der Analysten

Aber reicht das aus für ein Investment? Das Urteil der Analysten fällt hart aus: 35 Prozent
der von Bloomberg befragten Finanzfachleute raten zum Verkauf der Aktie, 60 Prozent
beobachten die Situation - nur ein Analyst rät derzeit zum Kauf. Dazu muss man wissen: So
eindeutig gegen eine Aktie positionieren sich die Experten nur selten.

Guido Hoymann, Leiter der Aktienanalyse des Bankhauses Metzler, hat die Uniper-Aktie
bereits zu Beginn der russischen Invasion auf die Verkaufsliste gesetzt. Er hat die Sache
durchgerechnet: "Bis die Gasumlage im Herbst kommt, erleidet Uniper seit Juli im
Russlandgeschäft einen Verlust, der nach meinen Schätzungen zwischen fünf und sieben
Milliarden Euro liegen wird. Demgegenüber steht auf Jahressicht ein operativer Gewinn von
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Die Verluste fallen an, weil Uniper in den vergangenen Jahren vor allem als Gasgroßhändler
tätig war: Langfristige Lieferverträge mit Russlands Staatskonzern Gazprom ermöglichten
das billige Beschaffen von Gas und den teureren Weiterverkauf. Meist handelte es sich
dabei um Termingeschäfte, durch die sich die Käufer schon heute zu einem festen Preis
eine Gaslieferung von Uniper in der näheren Zukunft sicherten. Uniper verließ sich darauf,
dass das Gas dafür günstig aus Russland floss. Nun aber muss der Konzern es aus
anderen Quellen teuer besorgen, was zu den derzeitigen Verlusten führt. Mit diesem
Problem der Verpflichtungen aus Termingeschäften dürfte Uniper noch bis zu drei Jahre zu
tun haben, schätzt Metzler-Analyst Hoymann. Wer als Aktionär auf die große Wende
spekuliert, muss also Geduld mitbringen.

Einer könnte das alles jedoch im Handumdrehen ändern: Sollte Russlands Staatschef
Wladimir Putin beschließen, wieder mehr Gas nach Europa zu schicken, würden auch die
Verluste von Uniper sofort wieder zurückgehen. Aber Metzler-Analyst Hoymann warnt: "Wer
darauf hofft, geht eine Wette auf Putin ein, von der ich dringend abraten würde. Keiner weiß,
ob und in welchem Maße Russland weiter Gas liefern wird."

Ein Blick auf andere Energieaktien

Welche Aktien aber gibt es sonst noch, mit deren Hilfe Anleger von den gestiegenen
Energiepreisen profitieren könnten? Ist es doch gemäß der nüchternen Logik der
Finanzmärkte nur recht und billig, sich das, was einem als Verbraucher genommen wird, als
Aktionär wieder zurückzuholen.

Der finnische Energiekonzern Fortum ist in dieser Hinsicht mit Skepsis zu betrachten, was
sich einfach erklären lässt: Fortum hält die Mehrheit an Uniper. Alles, was Uniper belastet,
schlägt darum auch auf den Mutterkonzern durch. Der Aktienkurs der Finnen ist denn auch
seit Jahresanfang um 60 Prozent gefallen.

Man könnte stattdessen den Essener Energiekonzern Eon für eine bessere Alternative
halten. Die Kursverluste sind mit 25 Prozent seit Jahresanfang nicht ganz so schlimm, die
Meinung der Analysten eher positiv. Auch Eon verbindet übrigens eine Geschichte mit
Uniper: Uniper war einst eine Tochtergesellschaft des Energiekonzerns, die dieser 2016 an
die Börse brachte. Eon kümmert sich seitdem vor allem um das Geschäft mit Stromnetzen.
Das ist zwar relativ verlässlich. Jedoch plagen Eon hohe Schulden, was in Zeiten steigender
Zinsen weniger erfreulich ist. Das Unternehmen selbst warnt derzeit trotz guter Gewinne vor
Schwierigkeiten wegen der hohen Preisschwankungen am Energiemarkt.

Anstelle von Eon bietet es sich aus Sicht der meisten Experten derzeit darum eher an, auf
den anderen großen deutschen Energiekonzern zu setzen: Die Aktie von RWE empfehlen
aktuell 90 Prozent der Analysten zum Kauf. Das Unternehmen hat den Wandel vom
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Unternehmen ist viel unabhängiger von russischem Gas als Uniper.

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