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Evangelische Hochschule Berlin

Studiengang Soziale Arbeit B.A.

Hausarbeit

im Modul 1.2 Pädagogische Grundlagen von Sozialer Arbeit

Zielgruppenkonzept nach Schilling für einen

Projekttag zur Cybermobbing-Prävention in Jahrgangsstufe 7

Seminar: S112 Einführung in pädagogisches Denken und Handeln

Vorgelegt von:

Dozentin: Maren Bahn

Eingereicht am: 09.02.2018


III

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ...................................................................................................................... 4

1 Inhaltliche Überlegungen ....................................................................................... 5

2 Erstes didaktisches Element: Ressourcen ............................................................. 7

2.1 Interne Ressourcen ........................................................................................ 7

2.2 Externe Ressourcen ....................................................................................... 7

3 Zweites didaktisches Element: Voraussetzungen .................................................. 8

3.1 Individuelle/anthropogene Voraussetzungen .................................................. 8

3.2 Sozio-kulturelle Voraussetzungen................................................................... 9

4 Drittes didaktisches Element: Lehr-Lern-Situation.................................................. 9

5 Sechstes didaktisches Element: Anthropologische Überlegungen ....................... 11

6 Viertes und fünftes didaktisches Element: Ziele/Inhalte und Methoden ................ 12

6.1 Richtziel-Ebene ............................................................................................ 12

6.2 Grobziel-Ebene............................................................................................. 12

6.2.1 Erziehungsziele ..................................................................................... 12

6.2.2 Handlungsziele ...................................................................................... 13

6.2.3 Lernziele ................................................................................................ 13

6.3 Feinziele ....................................................................................................... 14

7 Schlussbetrachtung ............................................................................................. 19

Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 20
4

Einleitung

Diese Arbeit soll die Frage beantworten, inwieweit SchülerInnen von der Teilnahme an
einem Projekttag zur Cybermobbing-Prävention profitieren können. Eine Studie zur Eva-
luation von Mobbing-Prävention an amerikanischen Schulen hat gezeigt, dass die An-
zahl der Mobbinghandlungen unter SchülerInnen nach Durchführung von Präventions-
Projekten nur geringfügig sinkt. Die Forscher konnten allerdings nachgewiesen, dass
neu erlerntes Wissen über Mobbing die Wahrnehmung der SchülerInnen verändert und
einen positiven Einfluss auf die Einstellung der Schüler zum Thema Gewalt und Mobbing
nach sich zieht (Merrell et al. 2008, S. 38). Für die Soziale Arbeit im Bereich der Mob-
bing-Prävention und für das in der vorliegenden Hausarbeit zu beschreibende Konzept
lässt sich daraus folgender Grundgedanke ableiten: SchülerInnen profitieren von Prä-
ventionsarbeit, weil sie dort unter pädagogischer Anleitung ihre Sozialkompetenz stär-
ken und lernen, sich in Mobbing-Situationen angemessen zu verhalten - was zwar nicht
in erster Linie das Mobbing, aber doch die negative Wirkung von Mobbing reduziert.

Das vorliegende Zielgruppenkonzept ist die Verschriftlichung einer Gruppenpräsentation


und ist erstellt nach Schilling (Schilling 2013). Die fiktive Ausgangslage gestaltet sich
folgendermaßen: Ein Gymnasium möchte einen Projekttag zur Cybermobbing-Präven-
tion in einer Klasse der 7. Jahrgangsstufe durchführen. Die schuleigenen Sozialarbeiter
können diesen Projekttag zwar vor- und nachbereiten, aber zur Planung und Durchfüh-
rung haben sie keine Zeit. Deshalb ist die Schule auf der Suche nach externen Sozial-
arbeiterInnen, die ein passendes Konzept anbieten können. Daraufhin stellen drei Sozi-
alarbeiterInnen eines freien Trägers der Schule das folgende Konzept zur Planung eines
Projekttages zur Cybermobbing-Prävention vor.

„Ein Konzept ist die gedankliche Vorwegnahme einer Handlungssituation, d. h. bevor der
Pädagoge handelt, muss er planen. Planung heißt, Informationen einholen, Ziele und
Methoden überlegen, Kriterien für die Auswertung bedenken“ (Schilling 2013, S. 228).
Ferner versteht Roth „unter Lernen im allgemeinsten Sinn (...) die produktive und auf
Förderung angewiesene Fähigkeit des Menschen, Vorstellungen, Gewohnheiten, Ein-
stellungen und Fähigkeiten aufzubauen bzw. zu verändern“ (Roth 1973, S. 188, zitiert
nach Schilling 2013, S. 36). Die vorliegende Arbeit versucht ebendiese Einsichten um-
zusetzen, insofern das vorzustellende Konzept beschreibt, wie SchülerInnen einen an-
gemessenen Umgang mit Cybermobbing erlernen können.
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Das erste Kapitel versammelt inhaltliche Überlegungen zum Thema Cybermobbing so-
wie zur Zielsetzung und Durchführung der pädagogischen Maßnahme. Kapitel 2 und 3
erläutern notwendige Ressourcen und gegebene Voraussetzungen für das Projekt. Im
4. Kapitel wird die Lehr-Lern-Situation mit Blick auf einen etwaigen pädagogischen Ge-
winn beschrieben und Kapitel 5 stellt, mit derselben Blickrichtung, anthropologische
Überlegungen an. Bevor in Kapitel 7 eine kurze Schlussbetrachtung zur eingangs ge-
stellten Frage folgt, werden in Kapitel 6 die Ziele, Inhalte und Methoden des Projektes
dargestellt. Hierbei wird von abstrakten Richtzielen ausgegangen, woraus sich zunächst
Erziehungs- und Handlungsziele, schließlich neun konkrete Lernziele ergeben. Auf der
Feinziel-Ebene beschränkt sich die vorliegende Arbeit auf die Beschreibung zweier Me-
thoden, der Betrachtung eines Films mit anschließender Gruppendiskussion, einschließ-
lich didaktischem Kommentar, sowie auf Überlegungen zur Auswertung des Projektta-
ges.

1 Inhaltliche Überlegungen

Gewalt gehört zum Alltag jugendlicher Lebenswelten. In den Medien, der Familie, dem
Freundeskreis und in der Schule sind Jugendliche häufig Zeuge und Opfer von Gewalt -
und werden natürlich auch zum Täter. Die Folgen von Gewalt äußern sich in Depressi-
onen, Angstgefühlen und körperlichen Reaktionen, in sozialer Isolation und schulischem
Misserfolg. Mobbing in Schulen, d.h. schikanierendes Verhalten auf dem Schulhof oder
der Straße, ist kein neues Phänomen. Cybermobbing ist die Erweiterung des Mobbings
in den digitalen Raum. Es findet per Smartphone, in Sozialen Netzwerken, im Internet,
in Apps, Sozialen Netzwerken und Videoportalen statt. Das Mobbing hört nicht am
Schultor auf, sondern begleitet Betroffene in alle Lebensbereiche. Ausgrenzung, Schi-
kane, Beleidigung, Bloßstellung und viele andere Gewaltformen finden im Internet be-
sonders starke Ausprägung. Die Folgen für Betroffene sind äußerst belastend und ste-
hen den Reaktionen auf herkömmliches Mobbing in nichts nach. Darüber hinaus ist Cy-
bermobbing für Betroffene besonders demütigend, weil der digitale Raum potenziell öf-
fentlich ist (vgl. Felling 2014, S. 4–6). Jugendliche sind sich häufig nicht darüber bewusst,
welchen Schaden sie mit einer Bildveröffentlichung, einem verletzenden oder bedrohli-
chen Kommentar im Internet anrichten können. Für viele Täter ist Cybermobbing eine
Machtdemonstration, häufig allerdings ist es bloß ein Spaß, begangen aus Langeweile
6

(vgl. Hilt et al. 2017, S. 23). Aufklärung und Sensibilisierung für die Empfindungen An-
derer ist deshalb ein zentraler Bestandteil der Cybermobbing-Prävention.

Das vorliegende Konzept ist ausgelegt auf Präventionsarbeit in der 7. Jahrgangsstufe,


weil die Altersstufe der 12 bis 15-Jährigen hinsichtlich Cybermobbing als Risikogruppe
gilt. In der 7. Klasse steigt die Gewalt für gewöhnlich rapide an (vgl. Schubarth 2010, S.
71). Die SchülerInnen stehen zu diesem Zeitpunkt häufig unter Leistungsdruck, was dem
Eintritt in die Sekundarstufe und den damit verbundenen höheren schulischen Anforde-
rungen geschuldet ist. Sie befinden sich zudem noch in der Kennenlernphase, vielen
SchülerInnen ist die neue Schule noch unbekannt, die Gruppe kennt sich noch nicht,
Bindungen untereinander sind oft geprägt durch Unsicherheit. Die SchülerInnen befin-
den sich in der frühen Adoleszenz (vgl. Grob/Jaschinski 2003, S. 19). Bei einem Großteil
der Mädchen hat die Pubertät gerade begonnen, für die Jungen steht sie kurz bevor.
Alle SchülerInnen erleben momentan oder in naher Zukunft große physiologische Ver-
änderungen und deren psychologische Auswirkungen, wie z.B. "verändertes Körper-
empfinden, Selbstzweifel, Unabhängigkeitsgefühl(e) (evtl. mit Gewalt, Aggression, De-
linquenz), Schamgefühle, Abgrenzung von der Familie, Verletzlichkeit auf psychischer
Ebene und Rückzug“ (ebd., S. 18). Weil in der 7. Klassenstufe also in vielerlei Hinsicht
ein neuer Abschnitt im Leben der SchülerInnen beginnt, scheint hier ein guter Zeitpunkt
zu sein für Präventionsarbeit in Form eines Projekttages.

Der geplante Projekttag ist eine pädagogische Maßnahme zur generellen Gewalt-, Mob-
bing- und Cybermobbing-Prävention. Im Zentrum der Projektidee steht die Information,
Aufklärung und Sensibilisierung der SchülerInnen sowie eine Stärkung ihrer Sozialkom-
petenz. Im ersten Block des Projekttages (7:30-10:30 Uhr, inkl. Pausen) sehen die Schü-
lerInnen einen kurzen Lehrfilm zum Thema Cybermobbing. Im Anschluss wird der Film
mittels einer angeleiteten Diskussion innerhalb der Klasse verarbeitet. Danach stellen
die SchülerInnen die einzelnen Themen des Films in einem Rollenspiel dar. Im zweiten
Block (10:30-13:30 Uhr) findet kreative Kleingruppenarbeit statt. Die SchülerInnen wer-
den mit ihren Handys verschiedene Kurzfilme drehen, wobei die im Rollenspiel erprobten
Szenen die Grundlage für die Handlung bilden. Die Kurzfilme werden anschließend im
Klassenverband gezeigt und gemeinsam ausgewertet. Im dritten und letzten Block
(13:30-16:30 Uhr) entwickeln die SchülerInnen gemeinsam unter Anleitung einen für alle
verbindlichen Handlungsleitfaden zur angemessenen Reaktion auf Cybermobbing.
7

2 Erstes didaktisches Element: Ressourcen

2.1 Interne Ressourcen

Ziele des Trägers: Die Sozialkompetenz der SchülerInnen wird gefördert.

Personal: Für den Projekttag werden drei SozialarbeiterInnen eingesetzt, deren Arbeits-
schwerpunkte in den Themenbereichen Mobbing und Cybermobbing, sowie Medien-
und Theaterpädagogik liegen. Dieses Team besteht aus mindestens einem Mann und
einer Frau, um eventuelle Bedürfnisse der SchülerInnen hinsichtlich geschlechterspezi-
fischer Kommunikation angemessen begegnen zu können. Die schulinternen Sozialar-
beiterInnen beteiligen sich an der Vor- und Nachbereitung des Projekttages.

Finanzen: Das Bundesministerium des Inneren und das Deutsche Forum für Kriminal-
prävention beteiligen sich an den Kosten für die drei externen SozialarbeiterInnen.

Material: Medienkoffer (Beamer, Laptop, Filmdatei, Digitalkamera, Filmschnittpro-


gramm), Handys der Schüler

Räume: Klassenraum und Schulgelände

Zielgruppe: Eine 7. Klasse im Klassenverband (in den anderen 7. Klassen wird ebenfalls
ein Projekttag zum Thema stattfinden oder hat bereits stattgefunden).

Versicherungsschutz: Leiter wie SchülerInnen sind über den Träger versichert. Die El-
tern haben ihr Einverständnis gegeben, dass ihre Kinder eigene Handys im Rahmen des
Projektes nutzen und auch selbst in Videoaufnahmen vorkommen dürfen.

Übungseinheit/Zeit: Ein Unterrichtstag von 7:30 – 16:30 Uhr

2.2 Externe Ressourcen

Schule: Gymnasium

Konflikte: Cybermobbing im Klassenverband sollte sich auf einem mittleren Niveau be-
finden. Falls die Klasse oder einzelne SchülerInnen akut unter extremen Fällen von Cy-
bermobbing leiden, sollte das Projekt der Lage angepasst werden.

Öffentlichkeit: Der Projekttag wird von den SchulsozialarbeiterInnen schulweit angekün-


digt (durch Plakate und mündliche Ankündigungen im Unterricht sowie auf Schulver-
sammlungen), sodass die gesamte Schule davon weiß. Die Eltern werden mündlich am
Elternabend und durch Flyer informiert. Dadurch gelangt der Begriff Cybermobbing ins
8

Bewusstsein und den aktiven Wortschatz der Schulgemeinschaft und Familien, was als
notwendiger erster Schritt in die Auseinandersetzung mit dem Thema angesehen wird.
Für das Gelingen dieses Projektes ist es von großer Wichtigkeit, dass LehrerInnen, El-
tern und SozialarbeiterInnen zusammenarbeiten. Die SchülerInnen brauchen nun kom-
petente Ansprechpartner, die sich mit Cybermobbing auskennen. Allen Beteiligten sollte
klar sein, dass die Schülerinnen sich zwar von den Eltern lösen, aber keinesfalls unab-
hängig von deren Einfluss sind (vgl. Remschmidt 1992, S. 160). Dies unterstreicht die
Notwendigkeit der Einbindung der Eltern durch einen gut geplanten und durchgeführten
Elternabend.

3 Zweites didaktisches Element: Voraussetzungen

3.1 Individuelle/anthropogene Voraussetzungen

Alter: 12-13 Jahre

Geschlecht: SchülerInnen aller Geschlechter

Entwicklungsstand: Die SchülerInnen befinden sich in der frühen Adoleszenz. Die Pu-
bertät hat eben begonnen oder steht kurz bevor. Damit einher gehen physiologische
Veränderungen und deren psychologische Auswirkungen. Es herrscht eine Peergroup-
Orientierung; Aufbau von Beziehungen, Tätigkeitsdrang, Erlebnishunger, Risikofreude,
Jungen: Demonstration von Kraft und Größe, Mädchen: menschliches Verstehen und
charakterliche Qualitäten, allgemeines Renommierverhalten, Kritiksucht, Unabhängig-
keitsstreben, Selbstbestimmung, Selbständigkeit (vgl. Remschmidt 1992, S. 162).

Fähigkeiten: Schlussfolgerndes Denken, hypothetisches Denken, technisch-konstrukti-


ves Denken, Beginn der Entwicklung vom mechanischen zum sinnvoll-logischen Ge-
dächtnis (vgl. Fend 1992, S. 57 f.).

Fertigkeiten: Handynutzung, Darstellung, Rollenspiel, Kritische Haltung ggü. Gesell-


schaft.

Motivation: Die SchülerInnen sind vermutlich motivierter als üblich, da sie die Sozialar-
beiterInnen nicht kennen. Viele können mit dem Thema etwas anfangen, einige werden
womöglich erstmals Worte und andere Ausdrucksweisen für das finden, was sie selbst
am eigenen Leib erfahren oder anderswo gesehen haben.
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Auffälligkeiten: Nicht alle sind auf demselben Entwicklungsstand. Es kann passieren,


dass einige Schüler sich profilieren wollen durch Provokation, Albernheit usw., andere
wiederum werden schweigen aus Scham.

Probleme: Wenn Einzelne von Mobbing-, Cybermobbing-, sonstigen Gewalt- und Aus-
grenzungserfahrungen sowie Demütigungen erzählen, und dafür ausgelacht werden,
dann greifen die SozialarbeiterInnen behutsam ein, selbstverständlich ohne die Betroffe-
nen noch weiter bloßzustellen, um die Wirkungsweise eines solchen Vorgangs transpa-
rent zu machen. Alle SchülerInnen sollen zu Wort kommen können, wobei es nicht das
Ziel ist, ausschließlich über Einzelschicksale zu sprechen und betroffen zu sein. Hier,
wie überall im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, ist ein gewisses Feingefühl unab-
dingbar.

Vorkenntnisse: Alle können von Mobbing- oder Cybermobbing-Erfahrungen berichten.

3.2 Sozio-kulturelle Voraussetzungen

Schicht/Status/Habitus: eher Mittelschicht, eher gebildete Elternhäuser

Wirtschaftliche Lage: eher Elternhäusern mit mittlerem Einkommen

Nationalität: Der überwiegende Teil der SchülerInnen ist in Deutschland aufgewachsen,


ein geringer Teil ist durch andere Kulturräume geprägt.

Sprachstil: Jugendsprache

Konflikte: Einige SchülerInnen haben private Probleme. Die Familie beginnt, sie als Ju-
gendliche wahrzunehmen. Es herrscht allgemeiner Leistungsdruck. Es bestehen Kon-
flikte innerhalb der Gruppe, die vor allem darauf zurückzuführen sind, dass die Schüler-
Innen sich noch nicht kennen und ihren Platz in der Gruppe suchen.

Peergroup: Für die meisten SchülerInnen stellt der Freundeskreis die wichtigste Bezugs-
gruppe dar. Einige bewegen sich bereits in außerschulischen Subkulturen (Internet-Ga-
mes, Social-Media-basierte Interessengruppen), und gehören dort einer Peergroup an.

4 Drittes didaktisches Element: Lehr-Lern-Situation

1. Lernen: „Wir wollen aber unter Lernen im allgemeinsten Sinn verstehen die produktive
und auf Förderung angewiesene Fähigkeit des Menschen, Vorstellungen,
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Gewohnheiten, Einstellungen und Fähigkeiten aufzubauen bzw. zu verändern“ (vgl. Roth


1973, S. 188, zitiert nach Schilling 2013, S. 36). Folgende Lernformen können unter-
schieden werden: Intentionales, d.h. bewusstes Lernen: Die SchülerInnen wollen z.B.
wissen, ob sie schon einmal gemobbt wurden; sie haben die Absicht, etwas über Mob-
bing zu erfahren. Funktionales, d.h. unbewusstes Lernen: Die SchülerInnen beobachten,
z.B. während des Rollenspiels, ihre eigene Reaktion und die der MitschülerInnen, und
übernehmen unbewusst eine Handlungsweise, die in einer Mobbingsituation hilfreich
sein kann. Emotionales Lernen, d.h. Lernen durch Fühlen: Wenn z.B. die SchülerInnen
im Rollenspiel die Perspektive des Mobbingopfers einnehmen, fühlen sie sich selbst aus-
geschlossen und bedroht; so lernen sie spielerisch am eigenen Leibe, dass Mobbing
schmerzhaft ist. Ebenso wird kognitives, soziales und kulturelles Lernen von Bedeutung
sein. Alle Lernformen gemeinsam führen zu Verhaltensänderung, weil die SchülerInnen
auf mehreren Wegen lernen, z.B. durch Sammeln von Erfahrungen (Rollenspiel, Film-
dreh), eigenes Handeln, Einsicht (Perspektivenwechsel, Empathie), Beobachtung (Film,
Rollenspiel, Filmdreh), Lernen am Modell (Information durch SozialarbeiterInnen), Ver-
stärkung, Lob und Anerkennung (angeleitete Diskussionen und Gruppenarbeiten durch
SozialarbeiterInnen, Auswertung), Gewohnheit (problembewusstes Sprechen über Mob-
bing), Übung (Filmdreh, Handlungsleitfaden) und nicht zuletzt durch Gespräche (Beteili-
gung an Gruppendiskussionen, Kleingruppenarbeit, Eins-zu-eins-Gespräche mit den
SozialarbeiterInnen).

2. Prozess: Lernen braucht Zeit, daher erfolgt das Lernen in kleinen Schritten. Schüler-
Innen sammeln Informationen und Erfahrungen im Umgang mit eigenen Gefühlen. Der
Projekttag soll den SchülerInnen das gute Gefühl geben, etwas über Cybermobbing zu
wissen und damit umgehen zu können.

3. Gefälle: Den SozialarbeiterInnen ist daran gelegen, das Gefälle zu den SchülerInnen
abzubauen, in vier Entwicklungsschritten partnerschaftliches Verhalten anzustreben,
und so die SchülerInnen allmählich zu Mitverantwortung und Selbständigkeit hinzufüh-
ren. (1) Zunächst treffen die SozialarbeiterInnen Entscheidungen über den Ablauf und
den Inhalt des Projekttages stellvertretend für die SchülerInnen (so z.B. in der Einstiegs-
phase und angeleiteten Diskussion). (2) Es folgt die behutsame Aktivierung der Schüler-
Innen zur Teilhabe entsprechend ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen (Diskussion, Rol-
lenspiel, Filmdreh). (3) Der dritte Schritt ist geprägt durch ein regressiv-komplementäres
Agieren der SozialarbeiterInnen, welches den SchülerInnen ermöglicht, Verantwortung
zu tragen und Fehler zu machen (Filmdreh). (4) Während der Präsentation und
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Besprechung der selbst hergestellten Kurzfilme, sowie in der Ausarbeitung eines Hand-
lungsleitfadens agieren die SozialarbeiterInnen und SchülerInnen bereits gleichberech-
tigt.

4. Verhältnis: Die SozialarbeiterInnen analysieren die Klasse zunächst dahingehend,


welchen Leitungsstil sie bisher gewöhnt ist. Es ist davon auszugehen, dass sicheres
Auftreten und klare Kommunikation, d.h. autoritatives Verhalten, ein guter Einstieg in
einen Projekttag ist, wenn die Gruppe die SozialarbeiterInnen noch nicht kennt. Wie auch
die Stichpunkte zum Lehr-Lern-Gefälle zeigen, gestaltet sich der Projekttag als allmäh-
liche Hinwendung zur Partnerschaftlichkeit, welche das Ziel des Lernprozesses ist. Unter
Partnerschaftlichkeit verstehen die SozialarbeiterInnen vor allem Achtung und Wärme,
einfühlendes Verstehen, Aufrichtigkeit, sowie den Grundsatz ‚Fördern statt Dirigieren‘.

5 Sechstes didaktisches Element: Anthropologische Über-


legungen

Sensumotorische Dimension: Alle Sinne der SchülerInnen werden angesprochen (Ler-


nen mit Arbeitsbögen, Video, Tafel, Rollenspiel, Sprache/Schrift, Handy- und PC-Nut-
zung).

Emotional-affektive Dimension: Atmosphäre wertschätzend und aufmerksam; Störun-


gen haben Vorrang; Beziehungsebene zu SchülerInnen muss stimmen.

Kognitiv-rationale Dimension: Es geht bei dem Projekttag darum, dass die Schüler Inte-
resse für das Thema Cybermobbing entwickeln. Zusätzlich zu den Informationen über
Gewalt und Cybermobbing lernen sie, wie sie sich verhalten, wenn sie Cybermobbing-
Zeuge, -Opfer oder -Täter sind (Handlungsleitfaden).

Psycho-aktionale Dimension: Durch das eigenständige Erarbeiten der Themenkomplexe


Gewalt und Cybermobbing anhand des Films und in der Diskussion (Film, Sprache, Ta-
fel-Text) sowie durch Anleitung und Unterstützung durch die SozialarbeiterInnen und
untereinander, lernen die SchülerInnen, ihrer Wahrnehmung zu vertrauen und ihren
kommunikativen Möglichkeiten sowie ihrem Selbstbewusstsein gemäß zu handeln.

Sozial-kommunikative Dimension: Die SchülerInnen können durch eigene Beteiligung


während des Projekttages lernen, dass eine positive Lernatmosphäre für die Gruppe
entsteht, von der alle profitieren. Sie bekommen Kontakt zueinander, nehmen
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unterschiedliche Erfahrungen, Standpunkte, Bedürfnisse und Interessen wahr, nehmen


Rücksicht aufeinander und gehen fair miteinander um.

Kulturell-ethische Dimension: Die SchülerInnen entwickelt im Laufe des Tages eine po-
sitive Einstellung zu sich und ihren Stärken und Schwächen, zu ihren kommunikativen
Fähigkeiten und Kenntnissen hinsichtlich Schlichtung und Hilfe. Sie reflektieren ihre bis-
herigen Erfahrungen mit Cybermobbing und ihre weitere Zukunft im Kontext Gewalt und
Handynutzung.

6 Viertes und fünftes didaktisches Element: Ziele/Inhalte


und Methoden

6.1 Richtziel-Ebene

Richtziel 1. Grades: Die SchülerInnen steigern ihre Sozialkompetenz und vermeiden un-
bewusstes Cybermobbing.

Richtziel 2. Grades: Die SchülerInnen erhalten Informationen über Cybermobbing und


erarbeiten gemeinsam einen Handlungsleitfaden zum richtigen Umgang mit Cybermob-
bing-Situationen.

6.2 Grobziel-Ebene

6.2.1 Erziehungsziele

1. Blitzanalyse (Standard): Überprüfung in der Eingangssituation, ob der Projekttag wie


geplant durchgeführt werden kann, oder ob der Plan geändert werden muss.
2. Einstimmung der SchülerInnen auf den Projekttag.
3. Die SchülerInnen erhalten erste Informationen über Cybermobbing.
4. Die SchülerInnen erfahren, dass Perspektivenwechsel zu tieferem Verständnis führt.
5. Die SchülerInnen lernen ihre Klasse besser kennen.
6. Die SchülerInnen erkennen Cybermobbing dort, wo es auftritt und reagieren ange-
messen darauf.
7. Die SchülerInnen erfahren Unterstützung in der Auseinandersetzung mit dem Thema
Cybermobbing.
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8. Die SchülerInnen haben Freude und fühlen sich wohl.


9. Auswertung (Standard)

6.2.2 Handlungsziele

Die SchülerInnen wollen vermutlich...

1. einen abwechslungsreichen, spannenden Tag erleben.


2. sich besser kennenlernen.
3. jede/r auf ihre/seine Weise in der Gruppe agieren.
4. etwas über Cybermobbing erfahren.
5. wissen, an wen man sich bzg. Cybermobbing wenden kann.
6. Freude haben.
7. nicht über- oder unterfordert werden.
8. kreativ sein.

6.2.3 Lernziele

Die Erziehungsziele 1-9 werden als Lernziele übernommen.

Struktur-orientierte Ziele

1. Blitzanalyse (Standard): Überprüfung in der Eingangssituation, ob der Projekttag


wie geplant durchgeführt werden kann, oder ob der Plan geändert werden muss.
Ergebnis-orientierte Ziele

2. Einstimmung der SchülerInnen auf den Projekttag.


3. Die SchülerInnen erhalten erste Informationen über Cybermobbing.
4. Die SchülerInnen erfahren, dass Perspektivenwechsel zu tieferem Verständnis
führt.
5. Die SchülerInnen lernen ihre Klasse besser kennen.
6. Die SchülerInnen erkennen Cybermobbing dort, wo es auftritt und reagieren an-
gemessen darauf.

Prozess-orientierte Ziele

7. Die SchülerInnen erfahren Unterstützung in der Auseinandersetzung mit dem


Thema Cybermobbing.
8. Die SchülerInnen haben Freude und fühlen sich wohl.
9. Auswertung (Standard)
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Ergebnis-Verlauf/Begründung
Die Erziehungs- und Lernziele und die vermuteten Handlungsziele der SchülerInnen wi-
dersprechen sich nicht. HZ 1 wird schwerpunktmäßig in LZ 3, 4 und 6 berücksichtigt. HZ
2 wird in LZ 5 übernommen und ist darüber hinaus zusammen mit HZ 3 in fast allen
Phasen des Projekttages enthalten, so in LZ 2, 3, 4, 5, 6 und 8. HZ 4 ist der Kern von LZ
3-5. HZ 5 wird in LZ 7 berücksichtigt und HZ 6 in LZ 8. HZ 7 wird in allen Lernzielen
berücksichtigt. HZ 8 wird in LZ 4 einbezogen. LZ 1 und 9 sind unabdingbarer Teil der
hier vorgestellten pädagogischen Einheit und werden deshalb standardmäßig durchge-
führt.

6.3 Feinziele

Aus Platzgründen können an dieser Stelle nur ein Feinziel sowie Überlegungen zur Aus-
wertung näher erläutert werden. Weil die Information über Cybermobbing und die Akti-
vierung der SchülerInnen zur Teilhabe zentrale Anliegen des Projektes sind, wird hier
ein Feinziel zu Lernziel 3 beschrieben. Die übrigen Feinziele werden angedeutet.

➢ Blitzanalyse (Standard)

Zu Lernziel 1: Vergleich der konkreten und geplanten Situation; Konzeptvorstellung; Mei-


nung der SchülerInnen erfragen, Reaktion interpretieren; Lernziele beibehalten oder än-
dern.

➢ Einstiegsphase

Zu Lernziel 2: Persönliche Ansprache durch die SozialarbeiterInnen; Informationen über


Verlauf des Tages; SchülerInnen lernen SozialarbeiterInnen kennen; SchülerInnen ler-
nen sich untereinander besser kennen durch themenbezogenes Kennenlernspiel.

➢ Hauptphase

Feinziele zu Lernziel 3:

Die SchülerInnen....

1. schauen einen Lehrfilm zum Thema an.


2. stellen die Handlung des Films an der Tafel dar.
3. diskutieren die Handlung des Films und die eigene Haltung zu Cybermobbing.
4. erhalten während der angeleiteten Diskussion sukzessive Informationen über
das Thema Cybermobbing.
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Didaktischer Kommentar
Inhalt/Verhalten: Bei dem hier gezeigten Film handelt es sich um Episode 6 aus dem von
der Polizei in Zusammenarbeit mit Pädagogen hergestellten Lehrfilm ‚Abseits‘, Laufzeit
der Episode: 5:23 Minuten (Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes
2017). Der Film ist für SchülerInnen ab 9 Jahren geeignet und zeigt am Beispiel von
Cybermobbing, körperlicher Aggression und Mobbing Möglichkeiten des Opferschutzes
sowie Lösungswege auf. Im Anschluss an den Film tragen die SchülerInnen während
einer angeleiteten Diskussion ihre Gedanken zur Filmhandlung zusammen. Die Klas-
sengemeinschaft sammelt nun an der Tafel, was sie bereits über die Themen des Films
weiß. Die SozialarbeiterInnen ergänzen das Wissen der SchülerInnen hier wie im ge-
samten Verlauf des Projekttages mit relevantem Fachwissen, sodass mindestens die
wichtigsten Leitfragen zum Thema Cybermobbing-Prävention behandelt werden kön-
nen. Die Leitfragen lauten u.a.:

• Welche Grundrechte gibt es?


• Was ist Cybermobbing?
• Welche Auswirkungen hat Cybermobbing?
• Welche schulischen und rechtlichen Konsequenzen hat Cybermobbing für die
Täter?
• Wie kann man sich selbst und andere in einer Mobbingsituation schützen?
• Wie lässt sich Mobbing aus Sicht der Opfer, Täter, Zeugen, LehrerInnen vermei-
den?
• Wie kann man andere auf Mobbing-Verhalten hinweisen?
• Welche Möglichkeiten zur Hilfe und Unterstützung vor, während und nach einer
Mobbing-Situation wünscht ihr euch?

Begründung
Der Film erleichtert den Schülern den Einstieg in das komplexe und heikle Thema (nie-
mand spricht gerne darüber, vor allem nicht direkt Betroffene) und ist ein guter Aus-
gangspunkt für eine gemeinsame Auseinandersetzung mit den erwähnten Leitfragen. In
der anschließenden Diskussion kommen bereits alle Themen, Begriffe und Methoden
vor, die im weiteren Verlauf des Projekttages von Bedeutung sein werden. Die Schüler-
Innen gewöhnen sich z.B. daran, im Klassenverband über das Thema Mobbing zu spre-
chen, blicken analytisch auf den Film und damit auf eine Cybermobbing-Situation und
entwickeln erste Gedanken zu Handlungsmöglichkeiten. Da die SchülerInnen
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spätestens seit der Einstiegsphase wissen, dass sie im Verlauf des Tages zusammen
einen ähnlichen Film drehen werden, nehmen sie den Lehrfilm nicht nur passiv als Infor-
mationsquelle zum Thema Cybermobbing wahr, sondern auch als Beispiel für eine ei-
gene kurze Filmerzählung, was eine eher aktive Rezeptionshaltung ermöglicht.

Vermittlungsvariablen
Methode: Film anschauen, Gruppendiskussion
Medien: Film, Notebook, Beamer, Sprache, Tafel
Material: Filmdatei
Zeit: ca. 1 Stunde
Pädagogische und organisatorische Hinweise:
Während der Filmbesprechung und im weiteren Verlauf der Diskussion kann es vorkom-
men, dass SchülerInnen von eigenen Cybermobbing-Erfahrungen berichten. Hier ist die
behutsame Steuerung der Diskussion durch die SozialarbeiterInnen besonders wichtig,
um eine Stigmatisierung der Betroffenen zu vermeiden und andere zu ermutigen, über
unangenehme Erfahrungen zu sprechen. Es geht den SozialarbeiterInnen darum, einen
Raum des respektvollen Miteinanders zu schaffen. Die SchülerInnen werden dazu befä-
higt, sich untereinander zuzuhören und darauf zu vertrauen, akzeptiert statt ignoriert
oder ausgelacht zu werden.

Die SchülerInnen...
5. berichten von eigenen Cybermobbing-Erfahrungen.
6. nehmen als Gruppe die Perspektiven der Filmfiguren ein (Opfer, Täter, Zeugen)
und tragen ihre Erkenntnisse zusammen.
7. erfahren, gegen welche Grundrechte die Täter verstoßen haben.
8. beschreiben (in mündlicher Diskussion unter Zuhilfenahme der Tafel), welche
Handlungsoptionen Cybermobbing-Opfer haben.
9. beschreiben, wie dem Opfer geholfen werden kann.
10. beschreiben, wie Zeugen und Tätern geholfen werden kann.

Zu Lernziel 4: Kreatives Handeln in Gruppenarbeit (Rollenspiel und Filmdreh).

Zu Lernziel 5: Gemeinsame Diskussionen; Raum für die Schilderung eigener Erfahrun-


gen; intensiver Kontakt während kreativer Gruppenarbeiten.
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➢ Schlussphase

Zu Lernziel 6: Gemeinsame Erarbeitung eines Handlungsleitfadens; Einigung auf ver-


bindliche Regeln im Umgang miteinander.

Zu Lernziel 7: Im Vorfeld Gespräche mit SchulsozialarbeiterInnen und LehrerInnen; Vor-


bereitung des Projekttages durch LehrerInnen im passenden Unterrichtsfach; Durchfüh-
rung eines Elternabends zusammen mit Schulsozialarbeitern und LehrerInnen, um El-
tern auf das Thema aufmerksam zu machen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen;
Eltern und LehrerInnen befähigen, mit SchülerInnen über Cybermobbing zu sprechen.

Zu Lernziel 8: SozialarbeiterInnen haben eine entspannte und eher spielerische Atmo-


sphäre im Sinn, da gerade bei der Behandlung eines ernsthaften Themas die Freude
am gemeinsamen, produktiven Umgang damit großen Lernerfolg ermöglicht.

Überlegungen zur Auswertung


Nach den Grundsätzen reflektierter Pädagogik wird der Projekttag als Ganzes, sowie
jede Unterrichtseinheit für sich genommen, beobachtet und ausgewertet. Dies erfolgt
mittels Beobachtung (nonverbal), Feedback (verbal) und schriftlicher Befragung (Frage-
bogen). Ziel der Auswertung ist eine Formulierung von Konsequenzen für die weitere
Arbeit sowie die Dokumentation allgemeiner Erfahrungen.

In der Woche vor dem Projekttag wird den SchülerInnen von den SchulsozialarbeiterIn-
nen und LehrerInnen ein standardisierter Fragebogen zur Gewalt- und Mobbing-Situa-
tion in ihrer Schule vorgelegt. Dabei handelt es sich um den sogenannten Smob-Frage-
bogen von Horst Kasper, erhältlich beim AOL-Verlag Lichtenau (Kasper 2001). Eine Aus-
wertung der Fragebögen zeigt auf, wo und wie häufig welche Art von Gewalt in dieser
Schule vorkommt. Diese Ergebnisse sind den SozialarbeiterInnen vor Durchführung des
Projekttages bekannt und fließen in die Planung desselben ein.

Während des Projekttages beobachten die SozialarbeiterInnen einerseits das Verhalten


der SchülerInnen, andererseits das eigene Verhalten in der Lehr-Lern-Situation, um fest-
zustellen, ob die Erziehungsziele erreicht wurden und ob die Handlungsziele der Schüler
richtig eingeschätzt wurden.
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Beobachtung
Beobachtungskriterien zu Lernziel 9:

Die Auswertung der Unterrichtseinheit zu Lernziel 3 erfolgt nonverbal anhand festgeleg-


ter Kriterien mittels Beobachtung des Verhaltens der SchülerInnen.

1. Sind die SchülerInnen bei der Informationsvermittlung aufmerksam?

Handlungskriterien:
• Schauen sie den Film konzentriert an?
• Hören sie den SozialarbeiterInnen und anderen SchülerInnen zu?
• Tragen sie zum Gespräch bei und stellen Fragen?

2. Wie reagieren die SchülerInnen auf den Film?

Handlungskriterien
• Machen sie einen bedrückten oder gelassenen Eindruck?
• Reagieren sie ernsthaft und sachlich oder eher unsachlich und albern?
• Können sie eigene Cybermobbing-Erfahrungen beschreiben?

3. Können die SchülerInnen über den Film diskutieren?

Handlungskriterien
• Wie sprechen sie über eigene Cybermobbing-Erfahrungen?
• Beziehen sie sich auf vorhergegangene Diskussionsbeiträge?
• Hören sie sich gegenseitig aktiv oder eher passiv zu?
• Verlieren sie das Thema aus den Augen oder bleiben sie dabei?

4. Sind die SchülerInnen in der Lage, die Situation der Filmfiguren zu beschreiben?

Handlungskriterien
• Können sie die dargestellte Situation nachvollziehen?
• Können sie sich in die Lage der Filmfiguren versetzen?
• Können sie formulieren, wie es den Filmfiguren wohl gehen mag?

Feedback
Das Feedback wird verbal, mittels Befragung der Schüler am Ende des Projekttages
ermittelt. Es dient nicht nur zur Kontrolle der Arbeit der SozialarbeiterInnen, sondern ist
auch für die Schüler wichtig. Das Feedback zeigt den Schülern konkret, was sie in den
vergangenen Stunden gesehen, erlebt, gemeinsam erarbeitet und gelernt haben, und
schließt ihren Tag mit dem guten Gefühl ab, produktiv gewesen zu sein. Folgende As-
pekte sind besonders wichtig für die verbale Evaluation:
19

Die SchülerInnen sagen, ob...


1. ihnen der Tag gefallen hat.
2. sie sich den Tag so oder anders vorgestellt haben.
3. sie sich untereinander kennengelernt haben.
4. die SozialarbeiterInnen ihnen gut erklärt haben, was Cybermobbing ist.
5. sie eine Cybermobbing-Situation erkennen können.
6. es Spaß gemacht hat, einen Film zu drehen
7. sie sich in zukünftigen Cybermobbing-Situationen Hilfe und Unterstützung holen.
8. sie sich an den Handlungsleitfaden halten wollen.
9. sie mit den SozialarbeiterInnen zufrieden waren.
10. sie sich unter- oder überfordert gefühlt haben.

7 Schlussbetrachtung

Abschließend lässt sich sagen, dass SchülerInnen in hohem Maße von der Teilnahme
an einem Projekttag zur Cybermobbing-Prävention profitieren können. Es scheint realis-
tisch, dass die SchülerInnen durch die intensive Auseinandersetzung während des Pro-
jekttages ihre Sozialkompetenz steigern können. Die Informationen über Gewalt und de-
ren Wirkung, über Bedingungen des Cybermobbings und die jeweils spezifische Situa-
tion der Opfer, Täter und Zeugen, sowie Diskussionen, intensive Gruppenarbeiten und
angeleitete Reflexionen über das bereits Gelernte – alle diese pädagogischen Mittel zu-
sammengenommen können, wenigstes kurzfristig, eine signifikante Verhaltensänderung
bewirken. Zu bedenken ist allerdings, dass eine langfristige und grundsätzliche Verhal-
tensänderung aller SchülerInnen hin zu hoher Sozialkompetenz, geringer Gewaltanwen-
dung und richtigem Umgang mit Gewalt- und Cybermobbingsituationen nur durch regel-
mäßige Präventionsarbeit erreicht werden kann. Lernen braucht Zeit. Die Durchführung
eines Projekttages zur Prävention von Cybermobbing kann deshalb nur ein erster Schritt
- oder auch ein kleiner Teil - der notwendigerweise zeitintensiven pädagogischen Arbeit
zu diesem Thema sein, das auch LehrerInnen und Eltern etwas angeht. Kinder und Ju-
gendliche brauchen Unterstützung im Umgang mit Medien und Gewalt. Cybermobbing-
Betroffene benötigen Hilfe zur Selbsthilfe, wobei die Situation der Zeugen und Täter nicht
vergessen werden sollte. Auch Täter und Zeugen brauchen Zuwendung, weil Cybermob-
bing-Handlungen häufig Flolge negativer Erfahrungen sind, mit denen die Betroffenen
nicht alleine gelassen werden sollten. Wünschenswert wäre außerdem eine Weiterent-
wicklung bestehender Präventionsprojekte durch eine Verstärkung des Peer-to-Peer An-
satzes (vgl. Schmitt 2005), damit SchülerInnen zusätzlich zu LehrerInnen, Sozialarbei-
terInnen und Eltern auch unterhalb der Generationengrenze, nämlich unter Gleichaltri-
gen kompetente AnsprechpartnerInnen finden.
20

Literaturverzeichnis

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gendschutz Landesstelle NRW e.V. Köln. Verfügbar [online] unter: http://www.lehrplankom-
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Grob, Alexander; Jaschinski, Uta (2003): Erwachsen werden. Entwicklungspsychologie des Ju-
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Remschmidt, Helmut (1992): Adoleszenz. Entwicklung und Entwicklungskrisen im Jugendalter.


Stuttgart: Thieme.

Roth, Heinrich (1973): Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens. Zitiert nach Schil-
ling, Johannes (2013): Didaktik/Methodik Sozialer Arbeit. Grundlagen und Konzepte. 6. Auflage.
München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag.

Konzept erstellt nach:


Schilling, Johannes (2013): Didaktik/Methodik Sozialer Arbeit. Grundlagen und Konzepte. 6.
Auflage. München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag.

Schmitt, Annette (2005): Konfliktmediation in der Schule. Ergebnisse einer Evaluationsstudie.


Hamburg: Kovač

Schubarth, Wilfried (2010): Gewalt und Mobbing an Schulen. Möglichkeiten der Prävention und
Intervention. Stuttgart: Kohlhammer.

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