Die Frage, ob die EU supranational oder intergouvernemental
handeln sollte, hängt von der Art des Problems oder der Aufgabe
ab, die bewältigt werden muss. Im supranationalen Handeln verfügt
die EU über spezifische Zuständigkeiten und Befugnisse gemäß
dem EU-Vertrag, wie beim Binnenmarkt, der gemeinsamen
Währung und der Wettbewerbspolitik. Dies ist effektiv, wenn
Probleme mehrere Staaten betreffen, wie die Bekämpfung
grenzüberschreitender Kriminalität, Umweltschutz und Forschung.
Intergouvernementales Handeln ist angebracht, wenn nationale
Ebene besser geeignet ist, insbesondere in sensiblen Bereichen
wie Verteidigung und Sicherheit. In politisch heiklen Themen kann
eine Zusammenarbeit oder intergouvernementales Handeln
bevorzugt werden, um nationale Interessen zu schützen.
Vorteile supranationalen Handelns sind Effizienz, Einheitlichkeit bei
grenzüberschreitenden Problemen und die Vermeidung von
Fragmentierung. Es fördert die Integration und Solidarität in Europa.
Nachteile sind demokratische Defizite und der Verlust von
Souveränität.
Vorteile intergouvernamentalen Handelns sind Flexibilität und
Rücksicht auf nationale Bedürfnisse in sensiblen Politikbereichen.
Es gibt weniger demokratische Defizite und Respekt für nationale
Souveränität. Nachteile sind ein langsamer Entscheidungsprozess,
mögliche Blockaden und Ineffizienz in globalen Angelegenheiten.
Insgesamt hängt die Entscheidung zwischen supranationalem und
intergouvernementalem Handeln davon ab, wie die Umstände und
Probleme der EU bewertet werden. In einigen Fällen ist eine
Zusammenarbeit zwischen Mitgliedsstaaten und der EU für bessere
gemeinsame Lösungen erforderlich.
2 säulen der Geldpolitik
Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt ihre Geldpolitik auf
Grundlage von zwei zentralen Säulen:
• Geldmengensteuerung (Quantitätssäule): Die erste Säule der
Geldpolitik bezieht sich auf die Steuerung der Geldmenge in der
Wirtschaft. Die EZB setzt Geldmengenziele, um Preisstabilität zu
gewährleisten. Dies bedeutet, dass sie darauf abzielt, die Inflation
in der Eurozone auf mittlere Sicht unter, aber nahe bei 2% zu
halten. Die Kontrolle der Geldmenge soll eine übermäßige Inflation
oder Deflation verhindern.
• Zinspolitik (Zinssäule): Die zweite Säule umfasst die
Steuerung der Zinsen, insbesondere des Leitzinses. Die EZB legt
den Hauptrefinanzierungssatz fest, zu dem sich Geschäftsbanken
von der Zentralbank Geld leihen können. Durch die Beeinflussung
der Zinssätze versucht die EZB, die Wirtschaftsaktivität zu steuern,
die Investitionen zu fördern und die Inflation im gewünschten
Bereich zu halten.
Diese beiden Säulen bilden gemeinsam die Grundlage für die
Geldpolitik der EZB und sollen dazu beitragen, ein stabiles
wirtschaftliches Umfeld in der Eurozone zu schaffen.
Der Transmissionsmechanismus in der Geldpolitik beschreibt
den Weg, auf dem geldpolitische Maßnahmen, insbesondere
Veränderungen im Leitzins, ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft
entfalten. Dieser Mechanismus ist entscheidend für die
Übertragung der Geldpolitik in die Realwirtschaft. Der erste Schritt
im Transmissionsmechanismus ist die Änderung des Leitzinses
durch die Zentralbank, zum Beispiel die Europäische Zentralbank
(EZB). Eine Zinserhöhung verteuert Kredite, während eine
Zinssenkung die Kosten für Kreditaufnahmen reduziert. Diese
Zinsänderungen beeinflussen wiederum die Zinsen am Geldmarkt,
am Kapitalmarkt und letztendlich die Zinsen, die Unternehmen und
Haushalte für ihre Kredite zahlen.
Die Veränderungen in den Zinsen haben direkte Auswirkungen auf
das Konsum- und Investitionsverhalten. Niedrigere Zinsen können
den Konsum und die Investitionen ankurbeln, da Kredite
erschwinglicher werden. Dadurch steigt die Nachfrage nach Gütern
und Dienstleistungen, was zu höheren Umsätzen und letztendlich
zu einem Anstieg der Produktion führen kann. Der
Transmissionsmechanismus wirkt jedoch nicht nur über die Zinsen.
Auch andere Kanäle spielen eine Rolle, wie beispielsweise der
Wechselkurskanal. Eine Veränderung des Leitzinses kann die
Währung beeinflussen, was Auswirkungen auf Exporte und Importe
hat. Es ist wichtig zu betonen, dass der
Transmissionsmechanismus nicht immer reibungslos verläuft, und
die Effekte können je nach wirtschaftlichem Umfeld variieren.
Faktoren wie das Vertrauen der Verbraucher, die
Kreditverfügbarkeit und externe Schocks beeinflussen die
Wirksamkeit dieses Mechanismus. Zentralbanken überwachen
daher sorgfältig die Entwicklung dieser Kanäle, um ihre
geldpolitischen Entscheidungen zu steuern und ihre Ziele, wie
Preisstabilität und Wirtschaftswachstum, zu erreichen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) nutzt verschiedene
Instrumente, um die Geldpolitik zu steuern. Eines davon ist die
Mindestreserve. Hierbei sind Banken verpflichtet, einen
bestimmten Prozentsatz ihrer Kundeneinlagen bei der Zentralbank
zu hinterlegen, über den sie nicht frei verfügen können. Dieser Satz
betrug im November 2023 1%. Durch diese Maßnahme wird die
Kreditvergabe der Banken begrenzt, da sie einen Teil ihrer Mittel
nicht für Darlehen verwenden können. Eine Erhöhung des
Mindestreservesatzes würde dazu führen, dass Banken über
weniger Zentralbankgeld verfügen, ihre Kreditvergabemöglichkeiten
einschränken und das Geldmengenwachstum verlangsamen. Ein
weiteres Instrument sind die ständigen Fazilitäten, zu denen die
Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität gehören. Die
Spitzenrefinanzierungsfazilität ermöglicht es Banken, kurzfristig
Zentralbankgeld zu leihen, wenn sie es benötigen. Hierbei müssen
sie Sicherheiten stellen und einen Zinssatz zahlen, der höher ist als
der Leitzins. Die Einlagefazilität hingegen erlaubt es Banken,
überschüssige Liquidität zu einem festen Zinssatz bei der
Zentralbank anzulegen. Dieser Zinssatz liegt niedriger als der
Leitzins. Diese Fazilitäten beeinflussen die kurzfristige
Liquiditätsversorgung der Banken. Ein weiteres wichtiges
Instrument sind die Offenmarktgeschäfte, die verschiedene
Laufzeiten haben. Hauptrefinanzierungsgeschäfte mit sieben Tagen
Laufzeit sind dabei entscheidend. Bei diesen Geschäften kann die
EZB kurzfristig Geld aus dem Finanzsystem ziehen oder
einspeisen. Tender sind dabei das Verfahren, bei dem Banken
Zentralbankgeld von der EZB erhalten können. Zinstender
ermöglichen es den Banken, einen Zinssatz vorzuschlagen,
während beim Mengentender die Zentralbank den Zinssatz festlegt,
und die Banken die gewünschte Geldmenge bieten .
Zusammengefasst dienen diese Instrumente dazu, die Liquidität
im Bankensystem zu steuern, die Kreditvergabe zu beeinflussen
und die Geldmenge in der Wirtschaft zu regulieren. Je nach
wirtschaftlicher Lage und geldpolitischer Zielsetzung setzt die EZB
diese Instrumente flexibel ein.