Sie sind auf Seite 1von 8

Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk

Landwirtschaftliche
Biogasanlagen

Energie und Dünger in der


Kreislaufwirtschaft
Landwirtschaftliche
Biogasanlagen

Energie und Dünger in der


Kreislaufwirtschaft

Biogas hat in der Landwirtschaft eine jahr- des 2000 in Kraft getretenen EEGs, die Vergä- machen Energiepflanzen – bezogen auf die
zehntelange Tradition. So entstanden schon rung von eigens angebauten Energiepflanzen Masse - etwas mehr als die Hälfte der Ein-
unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg erste mit einem Zuschlag bei der Vergütung belohnt satzstoffe aus, liefern aber nahezu 80 % der
Biogasanlagen, deren Hauptzweck allerdings wurde (sog. NawaRo-Bonus), stieg die Zahl Energie. Grund hierfür ist die deutlich geringe-
darin bestand, durch die Vergärung von Gül- der Anlagen weiter stark an. Einen Höhepunkt re Energiedichte von Wirtschaftsdünger, insbe-
le einen hochwertigeren Dünger zu erzeugen. erlebte diese Entwicklung in den Jahren 2009 sondere Gülle, die zu über 90 % aus Wasser
Ein positiver Nebeneffekt dabei war, dass das bis 2011, als innerhalb von drei Jahren ca. besteht.
entstehende Gas energetisch zu Heizzwecken 3.300 Anlagen in Betrieb gingen. In den letz- Daher reicht insbesondere in landwirtschaft-
genutzt werden konnte. In den darauffolgen- ten Jahren ging der Anlagenzubau aufgrund lich eher kleinstrukturierten Regionen Deutsch-
den Dekaden konnte sich aufgrund niedriger verschlechterter wirtschaftlicher Rahmenbe- lands wie beispielsweise in Bayern die Gülle
Energie- und Mineraldüngerpreise diese Ent- dingungen stark zurück. Derzeit sind nur noch eines einzelnen Betriebes häufig nicht aus, um
wicklung nicht fortsetzen. Erst in Folge der Öl- kleine güllebasierte Anlagen wirtschaftlich, eine Biogasanlage zu betreiben. Der spezifi-
krise wurden wieder vermehrt Biogasanlagen von denen deutschlandweit im ersten Halbjahr sche Anfall von Gülle hängt nicht nur von der
gebaut, die mit Gülle betrieben wurden. Im 2015 ca. 40 entstanden. Ende 2014 gab es Tierart, sondern auch von einer Reihe weiterer
Jahr 1990 trat als Vorläufer des Erneuerbare- in Deutschland knapp 8.000 Biogasanlagen, Bedingungen wie etwa der Haltungsart ab.
Energien-Gesetzes (EEG) das Stromeinspei- davon ca. 2.360 in Bayern. Damit trägt Strom Letztlich kann man aber als Faustzahl anset-
segesetz in Kraft, das erstmals Erzeugern von aus Biogas zu knapp 5% zur Strombereitstel- zen, dass ca. 8 bis 12 Großvieheinheiten (1
erneuerbarem Strom eine feste Vergütung lung in Deutschland bei. GV = ca. 500 kg Lebendgewicht Tier) nötig
zusicherte und es somit den Landwirten er- sind, um Biogas für 1 kW elektrische BHKW-
möglichte, Biogasanlagen in Kraft-Wärme- Substrate
Leistung zu erzeugen. Daher sind für eine klei-
Kopplung (KWK) zu betreiben. Um die Anlage, 95 % der in Biogasanlagen in Deutschland ne, rein mit Gülle betriebene Biogasanlage
insbesondere das BHKW, besser auszulasten, eingesetzten Substrate sind Energiepflanzen mit 30 kW, schon Viehbestände von 250 bis
wurden nun vermehrt biologische Rest- und und Wirtschaftsdünger (W. ist der Oberbegriff 300 GV erforderlich. Wenn diese Mengen
Abfallstoffe wie z. B. Fett aus der Gastronomie für Gülle, Mist und Futterreste aus der Vieh- nicht an einem Betrieb vorhanden sind, ist es
als Kosubstrate eingesetzt, für deren Verwer- haltung). Die restlichen 5 % setzen sich aus auch denkbar, Gülle und Mist von verschie-
tung die Betreiber Entsorgungserlöse erhielten. Reststoffen verschiedener Art und insbesonde- denen landwirtschaftlichen Betrieben in einer
Nachdem 2004, bei der ersten Novellierung re kommunalem Bioabfall zusammen. Hierbei

2
Lagerungs-, Einbring- und
Gärtechnik
Energiepflanzen werden zum Erntezeitpunkt in
Fahrsilos einsiliert und können nach Abschluss
des Silierprozesses (ca. 2 Wochen) in der Bio-
gasanlage genutzt werden. Sie werden dann
zusammen mit anderen festen Substraten (z. B.
Mist) mit Hilfe von Beschickungseinrichtungen
(z. B. Schnecken, Schubböden) direkt in den
Fermenter eingebracht, während Gülle im ein-
fachsten Fall vom Stall direkt in die Vorgrube
und von dort in den Fermenter fließt. Es kann
erforderlich oder sinnvoll sein, die Biomasse
vor der eigentlichen Einbringung aufzuberei-
ten. So müssen z. B. Speiseabfälle aus hygie-
nischen Gründen thermisch vorbehandelt wer-
den, andererseits durchlaufen aufgrund ihrer
Struktur schwerer vergärbare Substrate (z. B.
Landschaftspflegegras) häufig eine separate
Abbildung 1: Einfaches Ablaufschema einer Biogasanlage
Zerkleinerungsstufe (Mühle, Schredder).
gemeinsamen Biogasanlage zu vergären. Al- blierung von neuen, ökologisch vorteilhaften
lerdings muss in diesem Fall auf die Vorgaben Energiepflanzen, die Erweiterung von Frucht- Bei über 90 % der Biogasanlagen findet der
aus dem Dünge- und Veterinärrecht und auf folgen, die Nutzung von nicht als Viehfutter Gärprozess in stehenden zylinderförmigen,
die geringe Transportwürdigkeit von Gülle ge- verwertbarem Grünland oder Schnitten aus luft- und lichtundurchlässigen Behältern aus
achtet werden. der Biotoppflege (sog. Landschaftspflegema- Stahl bzw. Stahlbeton statt, auf denen als Dach
terial) und den Einsatz von Zwischenfrüchten, eine Betondecke oder eine kugel- oder kegel-
Bei Energiepflanzen wie Mais, als Ganzpflan- förmige Folienhaube installiert wird. Seltener
ze geerntetem Getreide oder Grünland liegen was insbesondere für ökologisch arbeitende
Betriebe eine interessante Möglichkeit darstellt. werden liegende oder Boxenfermenter ein-
die Trockensubstanzanteile häufig über 30 %. gesetzt. Eine mehrstufige Prozessführung wird
Auf die Frischmasse bezogen entsteht aus So gibt es zahlreiche Forschungsprogramme,
um neue Energiepflanzen und angepasste An- in der Regel durch Hintereinanderschaltung
Energiepflanzen somit deutlich mehr Methan von Fermenter und Gärproduktlager oder
als aus Gülle (Abbildung 3).Weil der Trocken- bausysteme zu etablieren. Dadurch können
neue Arten wie Sorghum, Durchwachsene Sil- Fermenter, Nachgärer und Gärproduktlager
substanzgehalt im Fermenter nicht über 15 % erreicht. Der Transport zwischen den Behältern
liegen sollte, bedeutet das aber auch, dass bei phie oder ungarisches Energiegras die Vielfalt
auf dem Acker erhöhen. Einen Überblick über erfolgt mit Pumpen oder im freien Überlauf,
einer alleinigen Vergärung dieser Stoffe Was- die Durchmischung der Behälter mit ein oder
ser zugegeben oder Gärsubstrat rezirkuliert bekannte und neuartige Energiepflanzen gibt
eine eigene C.A.R.M.E.N. e.V. -Broschüre. mehreren Rührwerken. Hier werden je nach
werden muss, um das Substrat im Fermenter technischer Anforderung Propeller-, Langachs-
gut rührbar und pumpfähig zu machen. Schließlich bietet eine Biogasanlage auch eine oder Paddelrührwerke eingesetzt. Fermenter
Werden Energiepflanzen in einer Biogasan- ideale Möglichkeit, um landwirtschaftliche und Nachgärer sind mit Wärmedämmung
lage eingesetzt, so hängt der Flächenbedarf Reststoffe bzw. Nebenprodukte wie beispiels- und integrierter Heizung ausgerüstet. Um das
vor allem von den Trockenmasseerträgen pro weise Stroh oder Kartoffelschalen energetisch Risiko von klimaschädlichen Methanemissi-
Hektar ab. Als Faustzahl kann hier angesetzt zu verwerten. onen aus dem Fermenter auszuschließen, ist
werden, dass man ca. 0,5 (Maissilage) bis 2 eine zusätzliche Gasverbrauchseinrichtung, in
Hektar (extensives Grünland) pro kW elektri- der Regel eine Notfackel, vorgeschrieben.
scher Leistung benötigt. Der vergleichsweise
höchste Masseertrag, der geringe Faktoren-
einsatz beim Anbau sowie die weit verbreitete
Anbautechnik erklären auch, warum vor allem
Mais (bezogen auf die Energiepflanzen mit ei-
nem Anteil von über 70 %) als Biogassubstrat
zum Einsatz kommt. Daneben werden Getrei-
deganzpflanzen und Grünlandaufwuchs, aber
auch Zuckerrüben und Getreidekorn verwen-
det.
Da aber in Biogasanlagen grundsätzlich - mit
Ausnahme holzartiger Stoffe (Lignin) - nahezu
jegliche organische Substanz vergoren wer-
den kann, ermöglicht Biogas wie kein anderer
landwirtschaftlicher Produktionszweig die Eta- Abbildung 2: BHKW einer Biogasanlage (537 kWel)

3
Gärprozess
Die Etablierung und Beibehaltung eines stabi-
len Gärprozesses ist eine anspruchsvolle Auf-
gabe. Bei Inbetriebnahme der Biogasanlage
wird Gärsubstrat aus einer bestehenden An-
lage oder auch Rindergülle zum Animpfen des
Gärprozesses in den Fermenter eingebracht.
Danach kann es aber noch mehrere Monate
bis zum Erreichen des Volllastbetriebs dau-
ern. Die Prozesstemperatur im Fermenter bzw.
Nachgärer wird meist im mesophilen Bereich,
auf etwa 37 bis 42° C, gehalten. Aber auch
eine thermophile Betriebsweise im Bereich von Abbildung 3: Methanertrag verschiedener Substrate
50 bis 55°C, die schnellere Umsetzungsraten bringung als Gärprodukt auf die landwirt- Wärmetauscher nennt man Blockheizkraft-
ermöglicht, aber auch höheren Betreuungs- schaftlichen Flächen gespeichert wird. Dieses werk (BHKW) (siehe Abbildung 2). Die elek-
aufwand erfordert, ist möglich. ist unbeheizt und unisoliert, aber häufig noch trische Energie wird ins öffentliche Netz ein-
Die Biogasproduktion erfolgt als biochemi- gasdicht, so dass entstehendes Biogas noch gespeist. Mit der Motor- und Abgasabwärme
scher Prozess durch Mikroorganismen (Bakte- aufgefangen und verwertet werden kann. Bei wird zunächst der Fermenter beheizt, um dort
rien und Archaeen), die organisches Material der Ausbringung des Gärprodukts sollten bo- die notwendige Gärtemperatur aufrecht zu
unter anaeroben Bedingungen abbauen und dennahe Verfahren (Schleppschlauch/-schuh, erhalten. Die darüber hinausgehenden, meist
umsetzen. Dabei werden zunächst ungelöste Injektion, Grubber) eingesetzt werden. Da- noch erheblich hohen Wärmeenergiemengen
Polymere wie Fette, Eiweiße und Kohlenhy- durch werden zum einen Treibhausgasemissi- können außerhalb der Anlage, z. B. zur Be-
drate durch Hydrolyse in niedermolekulare onen vermieden und zum anderen wird eine heizung von Wohn-, Stall- sowie Betriebsge-
Verbindungen wie Zucker, Fett- und Ami- Ausgasung des wertvollen Stickstoffs redu- bäuden, zur Trocknung oder als Prozesswärme
nosäuren oder Glycerin aufgespalten. Im ziert. Insbesondere vergorene Gülle zeichnet verwendet werden.
nächsten Schritt, der Acidogenese, entstehen sich durch einen verbesserten Düngerwert Da Wärme nicht ohne erhebliche Verluste
niedere Fettsäuren, wie Essig-, Propion- und aus, d. h. die Flüssigkeit ist weniger aggres- über größere Distanzen transportiert werden
Buttersäure sowie Alkohole, Wasserstoff und siv und die enthaltenen Nährstoffe, insbeson- kann, sollte die Planung einer Biogasanlage
Kohlendioxid. Die darauf folgenden Prozesse dere Stickstoff, sind für die Pflanzen leichter von einer Wärmeverwertungsmöglichkeit her
der Acetogenese und Methanbildung laufen verfügbar. Mittlerweile werden insbesondere begonnen werden. Alternativ wird das Biogas
parallel ab. In der Acetogenese werden Es- bei größeren Anlagen vermehrt verschiedene über eine Niederdruckleitung zu einer Wär-
sigsäure, Kohlendioxid und Wasserstoff ge- Aufbereitungstechnologien eingesetzt, um die mesenke transportiert und erst dort in einem
bildet. Daraus werden in der Methanogenese Düngeeffizienz zu optimieren und die Trans- BHKW verstromt. Damit werden die transport-
Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2) syn- portwürdigkeit zu erhöhen. bedingten Wärmeenergieverluste vermieden.
thetisiert. Das schließlich entstehende Biogas Größere Entfernungen zwischen BHKW und
besteht zu etwa 50 bis 65 Volumenprozent aus Gasverwertung
Wärmeverbraucher werden vereinzelt auch
Methan, ca. 35 bis 45 Volumenprozent sind Die Biogasspeicherung erfolgt in der Regel mit mobilen
unverwertbares Kohlenstoffdioxid. Ammoniak, drucklos im Kunststofffoliensack oder im Luft- Wärmespeichern überbrückt.
Schwefelwasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und raum über der Flüssigkeit in den Gärbehäl-
Wasserstoff machen weniger als ein bis zwei tern. Das erzeugte Biogas wird zum größten Aufbereitung und Einspeisung
Volumenprozent des Biogases aus. Zur ener- Teil zur Verstromung eingesetzt. Ein Motor Zunehmend wird auch die Aufbereitung von
getischen Verwertung muss das Biogas noch verbrennt das erzeugte Biogas und treibt ei- Biogas auf Erdgasqualität und die Einspeisung
aufbereitet werden. Dies erfolgt meist mittels nen Generator an. Diese Kombination von in das öffentliche Erdgasnetz verfolgt. Dazu
biologischer Entschwefelung im Fermenter Verbrennungsmotor mit Elektrogenerator und müssen das Kohlendioxid und die weiteren
und einfacher Auskondensation des Wasser-
anteils im Biogas. Alternativ gibt es Module zur Einnahmen Ausgaben
externen Entschwefelung. Möglich ist auch die
Stromeinnahmen Kapitalkosten
Zugabe von Eisenoxidlösungen zum Substrat,
um den Schwefel im Fermenter auszufällen Eventuell Wärme- Instandhaltungs- und betriebsgebundene Kosten
und aus der Gasphase zurückzuhalten. Au- einnahmen Instandhaltung von Bauwerk, BHKW, Technik
ßerdem werden Filter angeboten, die mittels Arbeitszeit, Versicherung, Betreuung durch ein Labor
Aktivkohle Schwefelwasserstoff aus dem Bio- Eventuell Verbrauchsgebundene Kosten
gasstrom entfernen. Verwertungserlöse Einsatzstoffe, evtl. Zündöl, evtl. externes Wasser,
Eigenstrombedarf, Ausbringkosten Gärprodukt
Gärprodukte
Sonstige Kosten
Nach Abschluss des Gärprozesses in Fer-
Gutachten, Versicherung, Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltung
menter und Nachgärer fließt das Substrat in
ein Gärproduktlager, in dem es bis zur Aus- Tabelle 1: Kostenpunkte und Einnahmequellen

4
Abbildung 4: Vergleich der jährlichen Kostenstruktur einer 250 kW-NawaRo-Anlage mit einer 30 kW-Gülle-Anlage
Spurengase vom Methan abgetrennt werden. Landwirt - einen neuen Betriebszweig dar, für BHKW) auch Ausgaben für die Silos, Wärme-
Es gibt hierfür verschiedene Verfahren. Zum ei- den nicht nur die finanziellen, rohstofftechni- leitungen, Netzanschluss, aber auch für Pla-
nen kann das Kohlendioxid in der sogenann- schen und arbeitszeitlichen Voraussetzungen nung und Inbetriebnahme an. Daher ist vor
ten Druckwechseladsorption an festen Adsor- gegeben sein müssen, sondern auch spezifi- der Investitionsentscheidung eine sorgfältige
benten, z. B. Aktivkohle, angelagert werden. sche fachliche Kenntnisse erworben werden Prüfung der Wirtschaftlichkeit als Teil eines
Zu den absorptiven Verfahren, bei denen das müssen. Insbesondere müssen mehrere Perso- Businessplans notwendig. Während z. B. die
Kohlendioxid in einer Flüssigkeit gelöst wird, nen in der Lage sein, die Biogasanlage zu be- jährlichen Kosten güllebasierter Anlagen sehr
zählen z. B. die Druckwasserwäsche oder die dienen, um bei einem Ausfall des eigentlichen stark vom Kapitaldienst dominiert werden,
Aminwäsche. Beim Membranverfahren wer- Betriebsleiters eine sichere Weiterführung der bilden bei Biogasanlagen, die überwiegend
den die unerwünschten Gasbestandteile an Gasproduktion zu gewährleisten. Aber auch Energiepflanzen einsetzen, Substratkosten den
einer Membran abgetrennt. für Aspekte wie Arbeits- und Anlagensicher- größten Block bei der Kostenstruktur (siehe
Das so erzeugte Biomethan unterscheidet sich heit, Öffentlichkeitsarbeit, Umweltschutz oder Abbildung 4). Daher sollte hier der optimalen
in seinen chemischen Eigenschaften nicht vom Controlling sollten Verantwortlichkeiten festge- Substratausnutzung bei Planung und Betrieb
Erdgas und muss dann vor der Einspeisung legt werden. der Anlage größte Aufmerksamkeit gewidmet
nur noch auf den entsprechenden Druck des Als Rechtsform wird häufig eine Gesellschaft werden. Aber auch Kostenblöcke wie Instand-
Gasnetzes gebracht werden. An einer ande- des bürgerlichen Rechts (GbR) gewählt. Dabei haltung oder Eigenenergieverbrauch können
ren Stelle im Netz kann dann das Biomethan handelt es sich um eine Personengesellschaft. durch sinnvolle Planung und Betrieb reduziert
entnommen und in einem BHKW eingesetzt Das bedeutet auch, dass der Betreiber mit sei- werden. Tabelle 1 gibt einen Überblick zu den
werden. Die Nachverfolgbarkeit wird über ein nem gesamten Privatvermögen haftet. Daher verschiedenen Kostenpunkten und Einnahme-
Bilanzierungssystem gewährleistet. ist insbesondere bei Betreibermodellen mit quellen.

Auch die Betankung von Gasautos mit Bio- mehreren Beteiligten eine GmbH oder eine
GmbH & Co. KG die Rechtsform der Wahl. EEG
methan findet bereits in der Praxis statt. So
konnte 2012 an 230 Erdgastankstellen in Bei einer Vielzahl an Beteiligten bieten auch Seit Einführung des EEG als Nachfolger des
Deutschland Biomethan in unterschiedlichen Genossenschaften gewisse Vorteile. Man soll- Stromeinspeisegesetzes im Jahr 2000 besteht
Anteilen getankt werden. An 76 Tankstellen te sich in jedem Fall von einem Rechtsbeistand für die Netzbetreiber eine Anschlusspflicht für
war sogar reines Biomethan erhältlich. Mittler- juristischen Rat einholen. die Anlage und eine Abnahme- und Vergü-
weile ist aufgrund von steuergesetzlichen Än- Auch genehmigungsrechtlich müssen beim tungspflicht für Strom, der durch Vergärung
derungen die Zahl der Biomethantankstellen Bau und Betrieb der Biogasanlage vielfältige von Biomasse gewonnen wurde. Die darin
rückläufig. Vorschriften beachtet werden. Je nach Größe festgelegte Vergütung für 20 Jahre auf Basis
der Anlage müssen die Regelungen des Bun- von Festpreisen ermöglichte erstmals die not-
Weiterführende Informationen zum The- wendige Planungssicherheit für die relativ kos-
ma Biomethan finden sich in einer eigenen desimmissionsschutzgesetzes eingehalten wer-
den, darüber hinaus existieren eine Vielzahl tenintensiven Projekte. Das EEG wurde in den
C.A.R.M.E.N. e.V. -Broschüre. Jahren 2004, 2009 und 2012 novelliert. Zu-
von Verordnungen und Gesetzen, die Teilbe-
Betriebsorganisation und reiche des Betriebs einer Biogasanlage regeln letzt trat zum 1. August 2014 ein neues EEG
Ökonomie (z. B. Düngegesetz, Kreislaufwirtschaftsgesetz, in Kraft.

Viele Biogasanlagen werden einzelbetrieblich Bioabfallverordnung, Störfallverordnung, Während bei den ersten beiden Novellierun-
geführt. In kleinstrukturierten Gebieten kann Energiesteuergesetz, Verordnung über Anla- gen (2004 und 2009) die Rahmenbedingun-
aber häufig ein einzelner Betrieb nicht ausrei- gen zum Umgang mit wassergefährdenden gen sich jeweils verbesserten, wurden 2012
chend Rohstoffe zur Versorgung einer Biogas- Stoffen). die Vergütungsvoraussetzungen deutlich ver-
anlage zur Verfügung stellen. Hier bietet sich Bei der Neuerrichtung einer Biogasanlage schärft. Es wurde eine Wärmenutzungspflicht
das Modell einer Gemeinschaftsbiogasanlage sind erhebliche Investitionen nötig. So fallen und ein sogenannter Maisdeckel eingeführt.
von mehreren Landwirten an. Die Biogas- neben den Kosten für die eigentliche Biogas- Mit letzterem reagierte der Gesetzgeber auf
produktion stellt für den Betreiber – meist ein anlage (Fermenter, Einbringtechnik, Gebäude, die öffentliche Diskussion, die unter dem Be-

5
griff „Vermaisung“ geführt wurde. In der Folge des EEG entspricht und damit Anspruch auf Die Einsatzstoffe, die Technik und die Ver-
brachen die Anlagenneubauzahlen deutlich den KWK-Bonus besteht. Bei anderen Anlagen wendungsmöglichkeiten bei Biogas sind
ein, während ein Zubau an installierter Leis- mit anderer Vergütungsstruktur oder anderem sehr vielfältig. Daher ist auch die energe-
tung vorwiegend durch Erweiterung bestehen- Inbetriebnahmejahr besteht diese Prüfpflicht tische und ökologische Bilanz von Biogas
der Anlagen erfolgte. möglicherweise nicht. Möchte man daher also stark vom Konzept abhängig. Grundsätzlich
Mit der aktuell seit August 2014 gültigen Fas- Aussagen über eine bestimmte Biogasanlage sind die Umweltwirkungen umso positiver, je
sung des EEG wurde einerseits der Erweiterung treffen, ist immer zu beachten, unter welchen mehr Reststoffe und Gülle eingesetzt werden
von Bestandsanlagen ein Riegel vorgeschoben rechtlichen Rahmenbedingungen sie errichtet und je mehr Wärme verwertet werden kann.
und andererseits die Vergütungen für Neuan- wurde und betrieben wird. Aber auch beim gezielten Anbau von Energie-
lagen so deutlich reduziert, dass der Neubau pflanzen ist eine deutliche CO2-Einsparung
Ökologie gegenüber dem Strommix in Deutschland zu
einer Biogasanlage sich aktuell nur noch im
Bereich der kleinen güllebasierten Anlagen Bei der Lagerung unvergorener Gülle wird Me- erreichen.
wirtschaftlich darstellen lässt. Eine Übersicht than freigesetzt. Durch die Verwertung in einer Auch die Energiebilanz fällt positiv aus. Wird
über die Vergütungssätze in den Jahren 2010 Biogasanlage wird die Gülle ausgefault und Mais zur Vergärung in Biogasanlagen ange-
und 2015 bieten Tabellen 2 und 3. das entstehende Methan verbrannt, wodurch baut und das Biogas anschließend verstromt,
seine klimaschädliche Wirkung deutlich redu- so ergibt sich laut einer Studie der bayerischen
Für die weitaus überwiegende Anzahl der Bio- ziert wird. Das bei der Verbrennung des Me-
gasanlagen in Deutschland (ca. 90 %) gelten Landesanstalt für Landwirtschaft ein Verhältnis
thans freigesetzte Kohlendioxid stammt nicht von Output zu Input von ca. 2,3 : 1. Durch
die Regelungen des EEG 2009. Hier besteht aus fossilen Quellen vergangener Erdzeitalter,
eine strikte Trennung zwischen sogenannten eine Nutzung der Wärme kann dieser Faktor
sondern aus dem sich ständig wiederholenden auf über 4 : 1 angehoben werden.
NawaRo-Anlagen, die nur Wirtschaftsdünger Prozess der Kohlendioxidentnahme aus der
und Energiepflanzen einsetzen dürfen, und Luft, dem Aufbau von Pflanzenmaterial und Flexibilisierung und bedarfs-
sonstigen sogenannten Reststoffanlagen. Die seiner Zersetzung bei abbauenden Prozessen gerechte Stromeinspeisung
spezifische Vergütung einer Biogasanlage setzt (hier Vergärung, Verbrennung). Da sich diese
sich zusammen aus der Grundvergütung und Bis vor einigen Jahren wurden nahezu alle
Vorgänge innerhalb eines Kreislaufs befinden, Biogasanlagen in Vollast mit dem Ziel einer
verschiedenen Boni und unterscheidet sich ist die energetische Nutzung von Biogas CO2-
von Anlage zu Anlage teilweise erheblich. maximalen eingespeisten Strommenge be-
neutral. Durch die anaerobe Vergärungstech- trieben. Mittlerweile hat bei den Betreibern ein
NawaRo-Anlagen erhalten den NawaRo- nik werden zudem viele unangenehm wirken-
Bonus, häufig zusätzlich noch den Güllebo- Umdenken stattgefunden. Immer mehr nutzen
de Geruchsstoffe im Substrat zerstört sowie den Vorteil, den der Energieträger Biogas ge-
nus, manchmal auch den Landschaftspfle- Krankheitserreger im Substrat reduziert. Somit
gebonus, je nach Art und Zusammensetzung genüber Wind- und Solarenergie besitzt. Wäh-
trägt die Biogasanlage zur deutlichen Senkung rend das Angebot letzterer fluktuiert und nicht
der Einsatzstoffe. Andere Boni, die mehr von von Geruchsemissionen bei der Lagerung und
der eingesetzten Technik abhängen, sind der steuerbar ist, kann Biogas über einen längeren
auch der Ausbringung bei. Zeitraum gespeichert und dann flexibel und
Luftreinhaltebonus, der KWK-Bonus und der
Technologiebonus. Darüber hinaus gibt es Vergorene Gülle führt bei der Ausbringung bedarfsgerecht verstromt werden. Zwei Ein-
Leistungsklassen, die bewirken, dass größere zu weniger Ätzschäden an den Kulturpflanzen satzgebiete stehen hier im Vordergrund.
Anlagen eine geringere Vergütung als kleiner sowie an den Bodenlebewesen. Durch die Einerseits kann Biogas die Schwankungen von
erhalten (siehe Tabellen 2 & 3). Die Einhal- Vergärung wird der Anteil an mineralischem Sonne und Wind teilweise ausgleichen, d.h.
tung der im EEG festgelegten Vorgaben wird Stickstoff in der Gülle erhöht, welcher bei die Anlage schaltet ab, wenn viel Wind- und
teilweise von einem sogenannten Umweltgut- der Ausbringung leichter pflanzenverfügbar Solarstrom im Netz zur Verfügung stehen,
achter geprüft und zertifiziert. So muss er bei ist. Dies führt bei sachgemäßer Handhabung während sie zu den anderen Zeiten dafür mit
vielen Anlagen z. B. einmal im Jahr prüfen, zu weniger Auswaschung von Stickstoff ins höherer Leistung betrieben wird. Diese be-
ob die Wärmenutzung den Anforderungen Grundwasser. darfsgerechte Stromeinspeisung kann dem
Betreiber verglichen mit der klassischen Voll-
einspeisung durchaus Mehreinnahmen brin-
gen.
Das andere Gebiet ist der Regelleistungs-
markt. Regelleistung wird benötigt, um kurz-
fristige unvorhergesehene Schwankungen
zwischen Stromerzeugung und –nachfrage
auszugleichen, da andernfalls das Stromnetz
zusammenbrechen könnte. Hier können Bio-
Tabelle 2: Vergütungssätze für Strom aus Biogas bei Inbetriebnahme gas-BHKWs, die schnell an- und abgeschaltet
2010 (jeweils in €-ct/ kWhel) bzw. in ihrer Leistung angepasst werden kön-
nen, einen signifikanten Beitrag zur Stützung
des Stromnetzes leisten. Diese Dienstleistung
wird vergütet, so dass der Betreiber auch hier
Tabelle 3: Vergütungssätze für Strom aus Biogas bei Inbetriebnahme Mehreinnahmen generieren kann.
2015 (jeweils in €-ct/ kWhel)

6
Wichtige Sicherheitsaspekte
Beim Betrieb von Biogasanlagen können vor allem in tieferliegenden Bereichen gefährliche Gaskonzentrationen entstehen. Gesundheits-
risiken und Lebensgefahr bestehen bei folgenden Gasen:

Kohlendioxid CO2
• Schwerer als Luft, verdrängt die Atemluft, Erstickungstod!

Schwefelwasserstoff H2S
• Schwerer als Luft, Nervengift, Tod durch Atemlähmung!

Ammoniak NH3
• Gesundheitsschädlich, reizt Augen und Haut!

Methan CH4
• Bei zündfähiger Gaskonzentration (4,4 bis 16,5 Vol.-%) besteht Explosionsgefahr!
Weitere Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen:
Weitere Gefahren liegen im Entstehen von Bränden und der Bildung von Kondensat, was zum Einfrieren von Leitungen führen kann. Mit
technischen Maßnahmen können eine Reihe von möglichen Unfällen und Störungen vermieden werden. Dazu zählen z. B. Sicherheitsein-
richtungen am Gärbehälter und am Gasspeicher, die eine unzulässige Änderung des Innendruckes verhindern. Befüllöffnungen, Kanäle
und Schächte müssen gegen ein Hineinstürzen von Personen gesichert werden. Das Blockheizkraftwerk muss durch einen außenliegenden
Notausschalter abgeschaltet werden können.
Wichtig ist, dass die Betriebsanweisungen und eine Gefährdungsbeurteilung vom Betreiber der Biogasanlage erstellt werden. Daneben
muss auch ein Auslaufen von Sickersäften und Gärsubstraten vermieden werden. Insbesondere bei der Lagerung großer Mengen an Ener-
giepflanzen in Silos fallen große Mengen an Sickersäften an. Diese müssen direkt in die Biogasanlage gelangen und dürfen keinesfalls im
Erdreich versickern oder in Gewässer gelangen.
Schutzabstände und Exzonen sind nach den geltenden Vorschriften einzuhalten. Alle Be- dienvorrichtungen sollten oberir-
disch angebracht werden. Auf das Verbot von Feuer, offenem Licht und Rauchen muss deutlich hingewiesen werden. Heiße Ma-
terialien sind gegen Berühren zu schützen. Ein Brandschutzkonzept sollte mit der örtlich zuständigen Feuerwehr erstellt werden.
Detaillierte Sicherheitsaspekte können zum Beispiel in den Technischen Regeln Anlagensicherheit Biogas (TRAS) und den Technischen
Regeln für Gefahrstoff Biogas (TRGS) nachgelesen werden.

7
Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk e.V.

C.A.R.M.E.N. e.V., das Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netz-


werk, wurde am 6. Juli 1992 in Rimpar bei Würzburg durch den Freistaat Bayern
gegründet. Anfang 2001 wurde der eingetragene Verein Teil des Kompetenzzen-
trums für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo) mit Sitz in Straubing. Seit 2012
unterstützt C.A.R.M.E.N. e.V. zudem aktiv die Umsetzung der Ziele der Energie-
wende.
Der von 75 Mitgliedern getragene Verein beschäftigt aktuell 40 Mitarbeitende.
Diese befassen sich mit den Themen biogene Festbrennstoffe, Biogas und übrige
Erneuerbare Energien sowie Mobilität, Stoffliche Nutzung, Bioökonomie, Ener-
gieeffizienz, Akzeptanz und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Einbindung in das KoNaRo bietet günstige Voraussetzungen für die Arbeit
des Netzwerks. C.A.R.M.E.N. e.V. ist zwar zunächst eine bayerische Einrich-
tung, doch die Aktivitäten reichen längst über Landes- und Bundesgrenzen
hinaus.

Dienstleistungen

C.A.R.M.E.N. e.V. bietet unterschiedliche Dienstleistungen für land- und forst-


wirtschaftlich Beschäftigte, Kommunen und die öffentliche Hand, Forschung,
Unternehmen sowie Privatpersonen an. Die Beschäftigten tragen mit ihrem
Fachwissen und ihren Erfahrungen zur Umsetzung und zum Gelingen ver-
schiedenster Vorhaben bei. Die Erstinformation ist eine kostenfreie Dienstleistung des Netzwerks. Auch für Veranstaltungen
Dritter stehen die Mitarbeitenden als Referenten und Kontakt u. a. rund um die Themen Bioenergie, Solarenergie, Windenergie,
Stromspeicherung, Energieeffizienz, Akzeptanzmanagement und stoffliche Nutzung zur Verfügung.

• Unabhängige Beratung und Projektbegleitung:


Einschätzungen zur Wirtschaftlichkeit, fachliche und methodische Unterstützung und
Optimierung von Projekten, z. B. bei der Realisierung von Energiekonzepten in Kommunen
• Umfangreiche Publikationen und Informationsangebote:
Broschüren, Pressemitteilungen, Fachartikel, Tagungsbände sowie
Internetpräsenz mit aktuellen Informationen, Branchenverzeichnissen,
Terminkalender u.v.a.
• Informationsveranstaltungen und Fachtagungen
• Messeauftritte und -beteiligungen, Ausstellungen, Führungen,
Exkursionen

Herausgeber: C.A.R.M.E.N. e.V.,


Centrales Agrar-Rohstoff Marketing-
und Energie-Netzwerk
Schulgasse 18 · 94315 Straubing
Tel.: 09421 960 300 · Fax -333
E-Mail: contact@carmen-ev.de
Internet: www.carmen-ev.de
V.i.S.d.P.: Edmund Langer
Text und Konzeption: C.A.R.M.E.N.
Hinweis: Diese Broschüre wendet sich an alle Interessierten gleichermaßen. Auf e.V.
eine durchgehend geschlechtsneutrale Schreibweise wird zugunsten der besseren Bildnachweis: C.A.R.M.E.N. e.V.
Lesbarkeit des Textes verzichtet. Stand: September 2015

Das könnte Ihnen auch gefallen