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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen

Author(s): Louis Ginzberg


Source: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums, Jahrg. 78 (N. F.
42), H. 1 (Januar/Februar 1934), pp. 9-33
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/23085668
Accessed: 20-01-2024 19:27 +00:00

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Was bedeutet ‫"?א‬ Jesaias )

den Aegypten!1 seit


Pyramidenzeit und dasder Emmerbier
uluSinmahhu)
{ulusinnu,{ulusinnu, und andere Biere bei den Babyloniern2
schon im Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. nachgewiesen sind,
daß die Aegypter zur Zeit der
19. Dynastie aus Kdj im nord
westlichen Syrien Bier einführten3, und es also an und für sich
wahrscheinlich ist, daß man dasselbe auch in Palästina kannte,
so wird man nicht zweifeln, daß mit diesen Zeilen die Bedeutung
von ‫ אבס‬als eine Art von Bier nachgewiesen ist, und es bleibt
nur noch die Stelle Jes. 122 zu übertragen. Sie lautet: Dein Bier
ist unschmackhaft gemacht durch Wasser. Das nur hier sich
findende ‫ לוהמ‬ist part. pass, von einem Verbum, das dem arab.

entspricht und die Bedeutung des arab. hat,

welches Täg IX, 355, mit x**.¿ ,altered for the worse

in taste and colour' (so Lane s. v. ágiri) erklärt wird.

Beiträge
Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen.
Von Louis Ginzberg.

II *
Die vorliegenden Notizen schrieb ich vor zwanzig Jahren
für die zu Löws sechzigsten Geburtstag geplante Festschrift.
So groß damals die Enttäuschung der Freunde Löws über
das Nichterscheinen des Werkes (infolge des Weltkrieges)
war,
so ist doch jetzt ihre Freude größer, dem Achtzigjährigen Zeichen
ihrer Hochachtung und Verehrung darbringen zu können. ‫דע האמ םינש‬
1 Wörterbuch der 169
Vgl. Erman-Grapow, ägypt. Sprache III,
und Erman-Ranke, Ägypten, S. 225, auch Ed. Meyer, Geschichte des
Altertums II, l2 (1928), S. 17, Anm.
2 Das Getreide im alten Wien
Vgl. Hrozny, Babylonien, 1913,
S. 140 ff.
3 W. Max Asien und nach
Müller, Europa altägypt. Denkmälern,
Leipzig 1893, S. 246. Erman-Grapow a. 0.
4 Für den sowohl zwischen den als innerhalb der
semit. Sprachen
arab, Dialekte häufigen Wechsel von endständigem l mit n vgl. Ruzicka,
Konsonantische Dissimilation in den semitischen Sprachen, S. 56 f.
* Der erste Teil dieser ist in der Schwarz-Fest
Untersuchungen
Schrift erschienen.

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10 Louis Ginzberg

‫ דאכ‬in M. BK.
9,4 kann nicht einfach ‫״‬häßlich" bedeuten. Ge
schmacklosigkeit mag ein Verbrechen sein, aber das Gericht ist ihr
gegenüber machtlos, und diese Mischnah spricht vom Schaden
ersatz, den der Färber für das Färben ‫ רואכ‬zu bezahlen hat. Der
Talmud z. St. 100b—101a erklärt demnach, daß an dieser Stelle ‫רואכ‬
,,Kleckse", ,,schmutzige Streifen" bedeuten, die ihr Dasein der
Verwendung schlechter Farbe verdanken, und für die daher der
Färber verantwortlich sei. Diese Erklärung1 des Talmuds geht
von der Voraussetzung aus, daß die Grundbedeutung der Wurzel
‫ דאכ‬sei ,,von schmutziger, schwarzer Farbe sein". Diese GB.
liegt vor in BR. 22,6 (S. 209), wo Theodor gegen die überwiegende
Mehrzahl der Hss. ‫דואכ‬
‫ ג‬liest, ‫ י‬während
‫'ג‬ ‫ ד‬bezw.
‫רואכ‬, T' die
‫רועכ‬,
allein richtige LA. ist; denn die haggadische Aussage2 beruht
auf der Deutung ‫ ולפאיו = ולפיו‬,,und wurde dunkel", und ferner
wird diese GB. vorausgesetzt in der häufigen Zusammenstellung
von ‫ רואכ‬mit ‫„ רוחש‬schwarz", bzw. 3‫„ םחופמ‬pechschwarz", zur
Bezeichnung der Neger. Im syrischen ‫„ ריאכ‬schwarze, dicke
Wolke" hat sich die GB. dieser Wurzel
erhalten, von der die
übliche „anklagen, schelten" eine
sekundäre Entwickelung ist.
Sehultheß HW. 77 leugnet zwar einen solchen Übergang für das
Syrische, aber ‫„ אאכ‬schelten" kann trotz Joüon und anderer
(vgl. Gesen. HWB 17 s. v. .‫ )דהכ‬nicht gut vom hbr. ‫ ההכ‬ge
trennt werden, das „dunkel ein" und „schelten" bedeutet. Die

Annahme ist demnach berechtigt, daß ‫דאכ‬, oder genauer gesagt,

1 Diese Talmudstelle ist allerdings von den späteren Kommentatoren


und den modernen Lexikographen arg mißverstanden worden, obwohl
die geonäische Tradition dieselbe so deutlich erklärt, daß es einen Wunder
nimmt, wie das geschehen konnte. Nach dieser Erklärung waren im Volks
munde zwei Bezeichnungen für solche Kleckse im Gebrauch, ‫ סובלכ‬,,Zange"

(eigentlich ,,Hündchen"; vgl. Low zu Krauß, 288) und ‫ידוד‬ ‫ ארפכ‬Wisch


R. Bezalel —
läppen; vgl. Aschkenazi, ‫ הטיש ׳קמ‬z. St. etwas kräftige Aus
drücke, aber an Deutlichkeit und Verständlichkeit lassen sie nichts zu
wünschen übrig.
2 Theodor sah um der falschen Lesart zu
sich, gerecht werden, ge
zwungen, die Worte ‫ דחיו ןיקל‬hinzuzufügen, da ‫ דואכ‬nur mit ‫ רחיו‬zusammen

hängen kann.
3 z. B. BR. 341 und An der ersten Stelle hat
Vgl. 36,7; 40,4; 3842.
eine Handschrift: ‫םחפכ‬
,‫רועכ‬ „pechschwarz"!

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 11

die ursprüngliche Form dieser Wurzel1 ‫ דעכ‬Metathese von ‫רכפ‬


sei und als GB. ‫״‬die helle Farbe trüben" anzusetzen sei, das nicht
allein in ‫רעכ‬, wie wir gesehen haben, sich erhalten hat, sondern
auch in ‫רכע‬, besonders im Nhbr. wo es am häufigsten ,,trüben
der Farbe des klaren Weines" bedeutet4.
‫ אסבוב‬in der Bedeutung testiculus 1st aus den WBB zu
streichen, denn nach der geonäischen Tradition heißt ‫ אסבוכ‬in
dem bekannten Sprichworte BM. 101b und Schebu. 41a nicht
von ‫ ׳כ‬,,Dattelbaum",
testiculus,testiculus, sondern ,,Hemd", d. h. „Leib
wäsche", von ‫םכב‬ „waschen"; vgl. „Geonica" II, 191 und 201.
Die von Raschi und anderen Kommentatoren gegebene Er
klärung, wonach ‫ יכ‬testiculus ist, verdankt ihr Dasein der falschen
LA. ‫ הישובמב‬für ‫ הישובלב‬in dem von mir a. a. 0. mitgeteilten
Responsum.
‫ לכ‬Obwohl im Gegensatz zum JA. nur Af. von
im Syrischen
‫לכ‬messen"
‫״‬ gebraucht wird, zeigen die Nomina, ,‫ אליכ‬,‫אתליב‬
‫אליכ‬, die alle zum Kai gehören, daß ursprünglich auch im Syrischen
‫ לב‬gebraucht Wäre es zu gewagt, mit Rücksicht
wurde. auf das
lateinische modo, wörtlich „nach Maß", anzunehmen, daß ‫ ליכ‬in
,‫ליכמ ליכה‬ und ‫ליברע‬ nichts Anderes sei als das part. pass, von
=‫ל‬messen"
‫״‬ ? Die traditionelle Erklärung wird mit Recht von
Barth E. S. 17 verworfen, aber die von ihm gegebene, wonach
es = wäre, ist noch annehmbar.
‫ןעכ‬ weniger
‫ילכ םי‬ In der unverständlichen
Stelle der Mekilta Mischpatim
15, 91a ‫!דאנ םילכאיבהל םילכ‬ ist für das zweite ‫םילכ‬, nach Mek. RS.
22,6; 142 ‫ ילכ םי‬zu lesen, und zwar bedeutet es ,,Muscheln" =
‫ ילכהשענהרבדמ לדנה;םיב‬in Jer. Scheb. 6,1 Anfang steht dafür ‫םרח‬.‫ילכ‬

1 Die erweichte mit ‫— א‬ wohl durch die Nähe des


Orthographie
‫ ר‬veranlaßt — ist seltener als die mit ‫ ע‬und in Handschriften
gutturalen
sowie bei alten Autoren noch viel seltener; vgl. Rabbinovicz, BK. 100b,
Anm. 30. In Cod. Mon. kommt die erste Torrn nur einmal in der Mischnah

vor, die zweite viermal (Ned. 9,10 ‫דועכ‬, neben ‫;רואכ‬ BK. 9,4; Arak. 3,1
und 3). Im Syrischen ist die Form mit ‫ ע‬ganz verschwunden und ‫ראב‬
weiter erweicht zu "O, wobei es mit anderen hononymen Wurzeln vermengt
wurde, sodaß es häufig schwer zu entscheiden ist, welche Wurzel vorliegt.
Ich möchte z. B. ‫„ רוכתא‬schwül s." zu ‫ רמכ‬stellen, und die Verwendung
von ‫ רדכ‬erinnert häufig an ass. Kuru, „Not", „Elend".
2 die s. wo für den Gebrauch von ‫ רכע‬mit
Vgl. WB., v., Belege
Bezug auf das Trüben von Wein, Wasser u. a. Flüssigkeiten gegeben sind.

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12 Louig Ginzberg

‫ םולכ‬Der Irrtum der älteren Lexikographen, ‫ םולכ‬als aus ‫םימ‬,‫לוכ‬


bezw. ‫המואמ‬,‫ לוכ‬zusammengesetzt zu betrachten, ist verzeihlicher
als der mancher neueren Grammatiker (z. B. Segal, Mishnaic Hebrew
210), es zu arab. ‫״‬Wort" zu stellen. Jetzt kennen wir nicht
allein assyr. Kalämu, Kaläma, Kalämi, Kaläme (= Kalutma)‫׳‬
sondern auch palm. ‫( אמלב‬vgl. Reckendorf, ZDMG 42, 401),
sodaß die zuerst von Schwally, Idiotikon 77 vorgeschlagene Er
klärung, wonach ‫םולכ‬, = ‫ לכ המ‬über jeden Zweifel erhaben ist.
Es sei noch bemerkt, daß die Form 1‫ םילוב‬nicht allein im Christi.
Pal. vorkommt, sondern vereinzelt auch im Jüdischen, vgl. das
Midraschfragment in ‫יונג‬:‫דעטכעש‬I, 42 Z. 2.

‫םורילב‬, Zu den häufig korrumpierten


‫סורילקסורילקסורילק‬ Fremdwörtern
gehört ‫ םורילק‬x\rjpo<;, wie man aus Krauß s. v. ersehen kann, und
es scheint, daß auch die Formen ‫שורילכ‬oder ‫ סירילכ‬vorkommen. Der
in Pes. 113b g. u. sich findende Satz ‫ ןיינמןיאשןילאושםיידלכב‬lautete
im Sifre der Tosafisten Schabb. 156b oben: ‫תולרוגב‬,‫ ׳מ ׳ש ׳ש‬und
die Annahme ist wohl berechtigt, daß in Babli das Fremdwort
‫ םירלכב‬zu ‫םיידלבב‬geworden ist — die Verwechselungen von ‫ ר‬mit ‫ד‬
und ‫ ם‬mit ‫ ם‬brauchen nicht belegt zu werden, — während im Sifre
der Tosafisten es durch das hebräische ‫ תולרוגב‬ersetzt wurde. In
unseren Texten des Sifre findet sich der Satz
nicht, wohl aber im
Midrasch Tann. 110, jedoch in der von Babli gegebenen
Fassung, und der Verdacht ist begründet, daß der Verfasser des
MHG. es aus Babli zitierte. Für die Annahme, daß es ursprüng
lieh ‫ םיר״לכב‬lautet, spricht die Konstruktion von ‫לאש‬, mit ‫ב‬, das
nie ,»¡eine Person fragen" sondern nur ,,ein Orakel u. dgl. be
fragen" bedeuten kann. R. Hananel z. St. sowie MHGa. a. 0. lesen
‫ן־אדלכל‬,was aber
angesichts der Übereinstimmung der Hss. und
gedruckten Texte
wohl spätere „Korrektur" ist. Vgl. auch
Finkelstein, Proceedings Am. Acad. Jewish Res. 1932, S. 36,
dessen Ausführung nach dem Obigen zu berichtigen ist.

1 Als Urform ist wohl ‫ םלוכ‬anzusetzen, woraus das gewöhnliche ‫םילכ‬,


wie aus ‫ רב זומ‬nicht ‫ םרב‬sondern ‫ םיב‬entstand, als auch die besonders in

Christpal. gebrauchten ‫םילונ‬. ‫םולוכ‬, ‫םוליכ‬, Ich fand in einigen alten Jeru

schalmi-Fragmenten ‫םלוכ‬, was nicht eine falsche Lesart ist, sondern die
alte Orthographie.

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Beitrage zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 13

‫ תיממכ‬kann nicht gut ^a/iadécov sein1; denn abgesehen davon,


daß man dann ‫תינילימכ‬, oder höchstens ‫תינלימכ‬, erwarten würde, ist
es kaum denkbar, daß dies verhältnismäßig harmlose Reptil von
der Sage in ein blutdürstiges Geschöpf verwandelt wurde, das
unter Menschen wie Tieren großes Unheil anstiftete, wie der
Midrasch (Tehill. 78, 350, die einzige Stelle, wo dies Tier erwähnt
wird) besonders hervorhebt. Zunächst sei bemerkt, daß weder
Jalkut noch Makiri noch der gedruckte Text von Tehil. den Satz
über ‫ תינלמכ‬enthält, der wohl später Zusatz — auf Grund von
Dibre Haj. schel Mosche in BHM. 2,9 g. E. und Jaschar ‫ אב‬ed.
144a — ist. Die ‫תינוליס‬ — zunächst in der einen Hs.
Venedig
des Tehill. in ‫ תינמלס‬verderbt, das dann leicht zu ‫ תינמלב‬wurde —
wird in Jaschar2 als ein zehn Ellen langer Fisch beschrieben, der
das Gewölbe der Häuser sowie die hölzernen Türen zerschnitt,
sodaß die wilden Tiere eindringen konnten, vor denen die Ägypter
sich in den Häusern zu schützen suchten. Diese Beschreibung
paßt vorzüglich auf den Schwertfisch, der zehn bis fünfzehn
Fuß lang ist, und der manchmal wirklich den Holzboden der
Schiffe ,,durchsägt"; daß er aber in der Legende auch aufs Dach
steigt, ist natürlich; Jaschar ist kein Lehrbuch der Ichthyologie.
Aber3 ‫ — תינוליס‬in Dibr. Haj. ‫׳ינוליס‬, so schon in ed. princ. —‫׳‬
ist nicht „Schwertfisch"
ouXr¡\>ouXr¡\> sondern ,,Messerschneidefisch",
worauf die obige Beschreibung weniger gut paßt; jedoch muß man
auch damit rechnen, daß ein späterer Legendensammler den
einen Fisch mit dem andern verwechseln konnte.
‫ תינלמכ‬könnte natürlich ganz gut eine Nebenform von ‫תינמלכ‬
sein, das zu aram. ‫אתמלכ‬, bezw. ‫אתמלק‬, —• arab. wo gleich

1 Low bei s. ist gegen diese


Krauß, y., Identifizierung, weil ‫ היח‬nicht
gut zu Chamäleon paßt, und dieser Einwand wäre dann auch die
gegen
von mir vorgeschlagene Lesung ‫תינוליס‬, ein Fisch. Aber ‫ היח‬wird direkt
nur in Bezug auf ‫ ןיריתנפ‬,,Panther"
gebraucht und nur indirekt auch auf
‫תינלמכ‬, was
ganz in Ordnung ist; vgl. folgende Für ‫איבהו‬
Anmerkung.
nach ‫ ימכ המש‬.1 ‫ האיבהו‬und vgl. Makiri z. St.
2 In Dib. etwas
Haj. gekürzt und anstatt ‫ ׳ליס רשא םיב‬des Jaschar
hat es ‫׳ונוליס‬, ‫ היח ןמ המדאה המשש‬in welchem Satze ‫ המדאה‬vielleicht falsche
Lesart für ‫ ;םיה‬ein solches Ungeheuer kann ohne weiteres als ‫ היח‬bezeichnet
werden. Falls ‫ המדאה‬richtig überliefert ist, dann ist ‫ ׳ליס‬ein unterirdisches'
Tier.Tier.
3 Zu den auf ‫ תי‬gebildeten Fischnamen vgl. Low, Orient-Stud. I, 551.

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14 Louis Ginzberg

falls ‫ ׳ל‬auf ‫ ׳מ‬folgt — gehört, und etwa eine Art Mücke be


zeichnen würde. Es ist aber höchst unwahrscheinlich, daß der
Midrasch bei der vierten Plage das Tier eine bedeutende Rolle
spielen läßt,
welches, bezw. ein ihm ähnliches, die dritte Plage
kennzeichnet, obwohl zugegeben werden muß, daß nach der Uber
setzung der LXX der Unterschied zwischen diesen beiden
Plagen kein großer war; die dritte war die Mücke und die vierte
die Hundsfliege, sodaß ‫ אתמלק‬oder ‫ םנכ = אתמלב‬und ‫בורע = אתלמכ‬
wäre. In Seder El. 8,41 g. u. werden in einer sprachlich wie
sachlich interessanten Stelle1 vierzehn verschiedene Arten von
Ungeziefer mit Namen aufgezählt; ‫אתלמכ‬ist j edoch nicht unter ihnen.

‫ ןנכ‬Die Wbb. belegen ‫ הנכ‬Basis ‫״‬Stamm" aus Babli, es kommt


aber auch in Jer. an zwei Stellen vor, wo es freilich in ‫הנב‬

1 Die drei letzten Namen sind die


aramäisch, übrigen hebräisch,
und ferner ist in der Hs. ‫ ץבוקרי‬wiederholt. Vielleicht ist die Liste von
zehn auf vierzehn, eine ungewöhnliche Zahl, dadurch gewachsen, daß ‫ד׳י‬,
d. h. als ‫ ד״י‬gelesen wurde. Für —
zehn, ‫ ןינוקרי‬.1 ‫ ץדוקרי‬,,die Tänzer"
Low in Hoffmann-Festschrift 124 — und für
vgl. ‫ ןיווזפק‬ist wahrscheinlich
die ,,Springer"
‫ךיזוז&קךיזוז&ק‬ zu lesen, wie das folgende ‫ תוז׳זפן‬zeigt; ‫ ץנופכ‬sind
,,die Hungrigen", aber dasfolgende ‫ ןירדבפכ‬wohl korrumpiert. Das ‫ ש‬in
‫ םישכע‬ist ein Sin = ‫םיסכע‬, eine Nbf. von = aram.
‫„ םיצקע‬Stecher"; ‫יקויב‬ ‫אקג‬
,,Mücke", und ‫ יליכ‬ist vieleicht syr, ‫„ אלפ‬Motte".
2
Vgl. auch ja. ‫ אצמוכ‬und ‫= אצמוק‬ hbr. ‫ ץמוג‬,,Grube".

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 15

korrumpiert worden ist. Jer. Terumah 7,44d und Kidd. 4.66a


entspricht ‫ הללח הנבמ‬genau dem im selben Sinne von Babli ge
brauchten Ausdruck ‫הנכמ‬,‫ תרוינ‬worauf ich schon in Geonica II, 177
aufmerksam 3b liest Aruk s. v. p IV, 252 ‫ןוהיהנכ‬,
machte. Ker.
das aber eine Unform
ist, denn es müßte entweder ‫ ןוהינב‬oder
lauten und ist daher mit Ms. M. und Aschkenazi,
‫ןוהיתנכןוהיתנכ‬ ‫וקמ‬:‫הטיש ׳‬
z. St. ‫ןוהיכנובב‬zu lesen. ‫ אכנוב‬läßt sich zwar sonst im Talmud
nicht nachweisen, es kommt aber im Syrischen, Mandäischen
und bei den Geonen vor (vgl. Epstein ‫)םיניאנה‬,
‫ ׳רפ‬,77 19 sodaß
es wohl reiner Zufall ist, daß es sonst aus dem Talmud nicht zu
belegen ist.
Low, Flora I, 752, hat seine frühere Identifizierung
‫ןוקידנכןוקידנכןוקידנכ‬
von ‫ אקידנכ‬Hui. 49b mit dem später oft gebrauchten ‫ ־ונק‬,,Kandis
zucker" zurückgenommen, denn der Zucker kam erst gegen
gegen 500 nach Persien. Da die LA. an dieser Talmudstelle ganz
unsicher1 ist, wie aus Rabbinovicz z. St. zu ersehen ist, so läßt
sich aus derselben die Erwähnung des Zuckers im Talmud nicht
beweisen; jedoch ist darauf hinzuweisen, daß in einer tannaitischen
Quelle in MHG zu Deut. 269, die Hoffmann mit Recht in
Midrasch Tannaim von ‫ןיקידנכ‬ —
(S. 174) aufnahm, gleichfalls
die Hss. schwanken zwischen und — die
‫וקידנכ ןיקידנכ‬, ‫ןוקודנכ‬
Rede ist. Hoffmann freilich korrigiert: ‫ןוטידנב‬, aber abgesehen
davon, daß sechs Hss, die mir vorlagen, in der Lesung
übereinstimmen und nur mit auf die Vokale ‫ י‬und ‫ר‬
Bezug
differieren, und daß ferner ‫ןוטידנוק‬, das sehr häufig in den
talmudisch-midraschischen Schriften vorkommt, nie anders als
mit ‫ ק‬vorkommt, was auch im Syrischen und Arabischen der
Fall ist, so paßt im Zusammenhang ,,Rohrzucker" vorzüglich,
aber nicht „gewürzter Wein", was ja ‫ ןוטידנוק‬ist. Aus der

Mischung von Trauben nicht Wein, sondern ‫— םיבנע ןמ ןפנה‬,
Honig und Bohnen entsteht eine süßliche, feste Masse, die wohl
dem Rohrzucker ähnlich ist, aber nicht dem gewürzten Wein.
Es scheint demnach, daß spätestens gegen Mitte des zweiten

1 Rabbinovicz verzeichnet vier Varianten und in Bücksicht darauf,


daß auch sonst ‫רגנווכ‬ ,,Tafelmeister" als ‫ קדנופ‬verderbt erscheint (vgl.
Aruk, s. v. ‫ רגנאוב‬IV, 205; Ms. M. liest Ket. 61a, unten richtig: ‫)רגנווכ‬
so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß auch an dieser Stelle
‫ רגנווכ‬zu lesen sei.

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16 Louis Giiizberg

— Ben Batira, der dies Wort gebraucht, ist wohl


Jahrhunderts
der bekannte Tanna dieses Namens, der in Nisibis um diese Zeit
blühte —- die Juden Babyloniens den Rohrzucker mindestens
dem Namen nach kannten.

‫םיפכ‬. Zu diesem
in der hebräischen
hap. Bibel gehört
leg.
auch die Stelle 20e, J28, wo die richtige LA. ‫ םיפכ‬ist
Mid. Tann.
und nicht ‫םייפכ‬, wie Hoffmann hat, das nur in einer nicht besonders
zuverlässigen Handschrift sich findet, während vier andere Hss.,
die ich vor mir hatte, ‫ םיפכ‬bieten1, und da auch sonst ‫םיפכ לש לזרב‬
‫״‬eiserne Kelle" vorkommt (Middot 34), so ist zweifelsohne
an dieser Stelle von ‫ םיפכ לישכו לש לזרב‬von eiserner Kelle und
eisernem Hammer die Rede. An ‫ ףפכ‬,,wölben" zu denken, ist
ganz ausgeschlossen; denn ‫ ■— םייפכ‬ein Dual! — kann doch un
möglich ‫״‬bogenförmig" bedeuten, wie Hoffmann behauptet.
‫ בבל‬liest MHG in einer Mid. Tehill.
19, Ende, ähnlichen Stelle
anstatt ‫ בבסל‬unserer Texte, und man wäre geneigt, dies zu ‫ינתבבל‬
Hohel 49 zu stellen, wonach dieser biblische Vers zu übersetzen
wäre ‫״‬du hast mich verführt"2, was sehr ansprechend wäre. Aber
die älteren
von Mid. Tehill. benutzten Quellen, Talmud und
R., haben für ‫בבסל‬ das aram. ‫דסח‬ —- w. u.
Waj. Äquivalent vgl.
zu ‫רחס‬,‫ ■—׳‬sodaß ‫ בבלל‬in MHG, obwohl es in allen fünf von mir
untersuchten Hss. vorkommt, doch als falsche LA. für ‫ בבסל‬sich
erweist.
!‫תרבל‬
,‫•תרבל‬ Während Lilith nicht allein in der Schrift
erwähnt ist, sondern auch ziemlich häufig in der nach-biblischen

1 In einer Hs. steht ‫ םיפכ‬im während am Rande —■ von einer


Texte,
anderen Hand ? — die Variante ‫ םייפכ‬oder ‫םייפכ‬, die Buchstaben ‫ ם‬und ‫ם‬
sind schwer zu unterscheiden, gegeben wird. In einer anderen Hs. steht
— wie es scheint stand früher ein anderes Wort, das aber ausradiert
‫ןיפקז‬
wurde — eine 44a
Korrektur (!) nach Mischnah Sotah 8,6 mit der Raschi
entnommenen Erklärung am Rande. Nebenbei sei bemerkt, daß es ein
áram. ‫ ספב‬,,binden" nicht giebt; Targ. Esther 1,6 ist ‫ ןפיפכ‬durch das un
mittelbar vorangehende Wort ‫ ףסכד‬veranlaßt und sicher aus ‫ ןתיפכ‬ver
schrieben, syr. ‫ ספכ‬ist gemeinaram. ‫ץפק‬ und bedeutet nicht „binden"
sondern ,¿beim Springen die Füße zusammenziehen"!
2 Verstandes was auch die traditionelle
Eigentlich ,,des beraubt",
Erklärung von ‫ ינתבבל‬ist, obwohl iin Nhbr. ‫„ בבל‬ermutigen", ,,beherzt
machen" bedeutet. Möglich ist, daß ‫ בבל‬an dieser biblischen Stelle nur
Nbf. von ‫יי^ל‬ „anfachen" ist, das im Nhbr. ziemlich häufig ist.

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 17

Literatur vorkommt, hat sich der Name ihrer Kollegin Labartu


nur an einer einzigen Stelle erhalten, die aber arg korrumpiert
so
wurde,wurde,daß man es leicht übersah1. Bei Abba Gorion 6, 39 ist
sicher ‫ תרבל תיליל‬anstatt
‫ קרבל תוליל‬zu lesen, das schlechterdings gar
keinen Sinn
gibt. königliche Das
Gewand, behauptet die Sage,
war dämonischer Herkunft, gewoben von Labrat-Lili th. Da
man aber später Labartu nicht mehr kannte, so wurde für ‫ תרבל‬ein
Verbum ‫ קרבל‬und für ‫ תיליל‬das bekannte ‫ תוליל‬gesetzt; ,,sie wob
es, die Nächte zu beleuchten" ist aber weder sprachlich noch
sachlich befriedigend. Paél von ‫ קרב‬kommt meines Wissens in
keiner semitischen Sprache vor, und man fragt vergebens, wer
die weibliche Person sei, die das Kleid gewoben hat. Nach der
Angabe2 Bubers haben die Hss. bis auf eine ‫ תיליל‬und nicht
‫תוליל‬, aber gerade in dieser einen Hs. ist sicher ‫ תיליל‬zu lesen;
denn ‫( ותנראש תיליל קרבל ךשחב‬,,welches — Kleid — Lilith wob,
um im Dunkeln zu blitzen"), wenn auch nicht die ursprüngliche
LA., sondern aus ‫ ותנראש תיליל תרבל‬entstanden — ‫ךשחב‬ist nach der
von ‫ תרבל‬zu ‫ קרבל‬hinzugefügt!
,,Correktur",,Correktur" — ist verständlich
aber nicht ‫תוליל‬,‫ ותגראש‬das vor ‫ קרבל‬ganz angeschlossen ist.
Die Verderbnis des Textes ist in Aggadat Ester 62 weiter vor
geschritten, wo derselbe lautet: ‫קרוב תולילה ירהב;ךשח‬3‫ותגיראש קרוב‬
Lilith ist in ‫ •— תילילה‬wie für ‫ תולילה‬zu lesen ist, das wohl Druck
fehler ist — noch
zu erkennen, aber Labartu ist beinahe ganz
verschwunden, denn nur wenige würden sie in ‫ קרוב קרוב‬erkennen!
Zu ‫ קרוב‬vgl. meine Abhandlung Tamid in Journal of Jewish
Lore I, 202—203.
‫ גל‬hat nichts Entsprechendes im Aramäischen, denn ja. ‫אנול‬
ist natürlich hebräisches Fremdwort, und syr. ‫ אתנל‬,,Schüssel",
worauf in den hebr. WBB verwiesen wird, ist wohl nichts anderes
als hxái!i¡, etwas aramäisiert, während es in ‫ — אנקל‬ja, wie syr. —
die griechische Form behielt. Für diese Annahme spricht ‫אננל‬
„Kuchen" = hbr. d.h.ein der ähnliches Gebäck, wie auch
‫קיקר‬, ‫אנקל‬
hebr. ‫„ תיחיפצ‬bauchiger Kuchen" zu ‫„ אנקל == תחפצ‬bauchiger Krug"

1 die kurze über diese die Perles


Vgl. Bemerkung Midraschstelle,
aus meinem Briefe an ihn in OLZ. 18, 180 veröffentlichte.
2 Seine daß auch der Text —■ BHM.
Behauptung jedoch, gedruckte
I.I. 16 — ‫ תיליל‬liest, beruht auf einem Irrtum; es steht ganz deutlich ‫תוליל‬,
3 Wie aber m. ‫ קרוב‬zu ‫הגירא‬, das f. ist ?!
paßt
Monatsschrift, 78. Jahrgang

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18 Louis Ginzberg

gehört. Wie in diesem Worte für ‫״‬Schüssel", so hat das Syr.


auch in dem ähnlich lautenden Worte für „Streifen eines Saat
feldes" das ‫ נ‬ausfallen
lassen, während Ja. wie Nhb. das ‫ נ‬beibehielten,
‫הנגל‬, aber syr. ‫אתגל‬. Zur Etymologie von ‫ הנגל‬vgl. Gesenius,
Wb. 17 s. v. ‫ לנ‬und Brockelmann 2, s. v. ‫ אתגל‬some Smend in
seinem zu Sirach 3826.
Kommentar
‫ תיליל‬ist, wie wir jetzt wissen, kein ,,Sturmdämon"1 und hat
nichts mit ‫ ליל‬,,Nacht" zu tun, und da diese richtige Vorstellung
von der Lilith noch unter den Juden des dreizehnten Jahrhunderts
bekannt war, wie aus Parhon, s. v. ‫ ליל‬zu ersehen ist, so liegt kein
Grund vor, Lilith in der midraschisch-talmudischen Literatur als
Nachtgespenst aufzufassen. Nachtgespenster sind in JA, Erub. 18a
sowie im Syrischen — z. B. II Baruch 10g —• ‫ ןיליל‬und nicht ‫אתייל־ל‬,
wie ja zu erwarten wäre, falls Lilith das Nachtgespenst par
excellence wäre. Die Warnung gegen das Schlafen in einem allein
stehenden Hause2, damit man nicht von der Lilith ergriffen werde,
beweist nichts für die Identifizierung derselben mit einem Nacht
gespenst, da von Nacht an dieser Stelle gar keine Rede ist. Allein
stehende Häuser sind natürlich den Sturmdämonen ausgesetzt
und sind für den darin Schlafenden
gefährlich. besonders
‫ אתל‬heißt an all den Stellen, an denen es vorkommt, nichts
anderes als ,,Ursache" und ist als sekundäre Wurzel zu erklären,
entstanden nach Abwerfung des anlautenden ‫ ע‬und Verwendung
des auslautenden fem. ‫ ת‬als radikalen Buchstaben aus ‫אתלט‬, das
ja. zwar nur ,,Vorwand" bedeutet, aber syr. auch ,,Ursache", und
zwar so schon3 in der Übersetzung des NT, vgl. z. B Math 193.

1 Koliuts sehr verdienstvolle über und


Untersuchungen Angelologie
•— die Lilith betreffende Stelle befindet sich S. 86—88 —
Dämonologie
sind im Lichte der neuen Entdeckungen in Babylonien zu ergänzen und
zu berichtigen.
2 Dies bedeutet ‫ ת״ב ידיחי‬und nicht in einem was
„allein Hause",
‫ ידיחי תיבב‬wäre, wie Pes. lila g. u. zeigt, wo ‫ לקד ידיחי‬nur eine alleinstehende
Palme bedeuten kann, da ausdrücklich hervorgehoben wird, daß, falls
der Schatten einer anderen Palme auf den Schlafenden fällt, die Gefahr,
unter dem ‫ לקד ידיחי‬zu schlafen, nicht existiert. Zohar I, 19b hat die
Talmudstelle Schab. 151b mißverstanden und daher die Warnung gegen
das ,,allein" Schlafen ‫ ץמיינ ןיאדיחי‬stark eingeschärft.
3 Der von zu „Ursache" ■—- ¡"1SD hebr.
Übergang ,,Vorwand" vgl.
arab. „Ursache" — ist ein so natürlicher, daß
,,Vorwand", möglicherweise

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 19

Der Ausfall des anlautenden ‫ ע‬im Aramäischen ist keine so seltene


Erscheinung, man denke an ‫ןת‬ = hebr. ,‫ ןשמ‬1‫ = אמט‬hebr. ‫םצע‬,
und die Verwendung des fem. ‫ ת‬als radikalen Bestandteil sekun
därer Wurzeln ist gemeinsemitisch.

‫ ללמ‬m Mid. Tann. 129, und zwar sicher aus einer tanna
itisehen Quelle stammend, gehört nicht zu ‫ללמ‬zerreiben",
‫״‬ b. hebr.
auch sehr häufig im Mischnischen, sondern zu ‫= ללמ‬ ‫ לומ‬,,ab
schneiden", ,,abpflücken". An dieser Stelle wird es genau im
Sinne von nhebr. und ja. ‫ גולמ‬gebraucht, „die Nutznießung des
Mannes am Besitze seiner Frau". Nach Delitzsch ist dieser tech
nische das assyrische
Ausdruck muligu; das hindert jedoch nicht
die Volksethymologie, es zu aram. ‫„ גלמ‬pflücken" zu stellen
(Jer. Jebam. VII, 8a) und daher die Verwendung von ‫ל־מ = ללמ‬
als Verbum zu diesem Nomen, ‫„ גולמ‬Abgepflückte".

‫םמוימ‬ 40, 2. 448 1st, wie man aus dem kritischen Apparat
BR.
bei Theodor ersehen kann, entschieden die bestbezeugte LA. und,
wenn richtig gedeutet, bietet sie keine Schwierigkeit; diese
Midraschstelle lautet: ,,Sarah sprach, ich weiß, woher mein Schlag
— — kommt; mir
Kinderlosigkeit geht es nicht wie den anderen
kinderlosen Frauen, von denen man nur sagen kann, sie braucht
einen ‫״‬Becher" — d. h. Medizin2
—, oder sie braucht ‫ ;םמוימ‬was
aber mich anbetrifft, so hat Gott mir Kinder versagt". Die

Worte Gen 162 werden im Midrasch so gedeutet, daß Sarah wußte,


daß kein ärztliches Mittel ihr helfen werde, weil Gott ihre Kinder
losigkeit beschlossen hat. Low wird uns wohl gelegentlich belehren,
ob das hier erwähnte Heilmittel ¡xr¡ov ,,Bärwurzel" oder amonum
ist; eins von diesen beiden ist ‫ םמוימ‬sicher.

arab. xlc unabhängig yon syr. ‫ אתלע‬ist, vgl. Schultheß, HW. 44 und

meine Bemerkung im Nachtrag zu Efros, Phil. Term, in the Moreh, s. v.

‫ ;הלע‬die dort von mir aufgestellte Behauptung ist dahin zu berichtigen,


daß schon die Geonim und die alten Karäer ‫ ׳"ילע‬im Sinne von ,,Ursache"
gebrauchen, vgl. ‫ יזנג רעטכעש‬II, 87 und 455.
1 Auch und in Seltener
christl.-pal. alt-aramäischen Inschriften.
ist der Ausfall des anlautenden ‫ח‬, vgl. jedoch ‫= אריפ‬ ‫ הריפח‬in ‫יזנג רעטכעש‬
II,II, 356 und 'Aruch s. v.
2 Über ich
‫עובק‬, hebr. ‫תעבוק‬, aber assyr. qabutu „Becher", handle
ausführlich im dritten Teile meiner Abhandlung.
2*

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20 Louis Ginzberg

‫ימוינמ‬. Daß ,‫ ןימינמ ימוינמ‬und ähnliche Personennamen gut


semitisch sind und nichts mit Móvr¡/joc zu tun haben, hat Low
bei Krauss s. v. schon bemerkt; es sei hier noch darauf hingewiesen,
daß in den assyr. Inschriften die Formen Minjameni, Minjamé
(— ‫)ימוינמ‬ und Minfamen sich finden; vgl. Gesenius HWB 17
s. v. ‫ןימינמ‬. Zu ‫ןימינב = ןימינמ‬vgl. auch meine Bemerkung bei Moore,
Judaism III 23 unten.
An der Identität von ‫ףוצרמ‬ mit ¡ján0'.(p)~(K 1st
‫ףוצרמ‬.‫ףוצרמ‬.‫ףוצרמ‬.
natürlich nicht zu zweifeln; fraglich ist mir jedoch, ob nicht die
Entlehnung auf Seiten des Griechischen •liegt. Die Wurzel ‫ףצר‬
— hebr., aram., —
assyr. und arab. gibt eine befriedigende Ety
— die GB. ist ,,zusammenheften" —•
mologie für ‫ ףוצרמ‬,,Sack"
dagegen bietet weder das Griechische noch das Lateinische eine
annehmbare Ableitung. Auch die durchgängige Schreibung
mit ‫ צ‬wäre bei einem Lehnwort aus dem Griechischen sehr auf
fällig. Wohl ist Assimilation des ‫ ם‬vor ‫ פ‬auch sonst nachweisbar,
wie z. B. bei ‫ףוצרפ‬ Trpóaajxov und ‫ץיפוק‬ xóirtc, aber daneben auch

‫ ףוסרפ‬und‫םיפוק‬, während es ein ‫ ףוסדמ‬nicht gibt.


m den WBB. ziemlich reichlich belegt, von der Mischnah
‫ןתמ‬

gute Texte haben ‫ וניתמי‬und nicht ‫— וניתמי‬Tosefta und dem
babyl. Talmud in der Bedeutung ‫״‬feucht machen", „f. bleiben";
die Wurzel ist auch dem palästinensischen Aramäisch nicht ur.
bekannt. Die arg verderbte Stelle Jer. Pes. 3. 1, 30a oben
‫רכו‬,‫דיידומ הנלתמו‬.‫ ןתימ ןוטרט יימד ןיגב‬die von den Kommentatoren
daher gänzlich mißverstanden wurde, lautet in dem von mir
veröffentlichten GF. S. 106, 25: ‫הנונתמו‬,‫ןתימ ןוטדטט י־מר ונ היידומ‬
d. h. ein Viertel —
‫ ןוטרטט‬rézapzov, nicht ‫ןוטדט‬, das nirgends
vorkommt —• Wasser für je einen Modius Getreide darf zum Ar!
feuchten — Objekt in ‫ הנונתמ‬ist ‫•—היידומ‬gebraucht wurden, jedoch
so, daß das Wasser nicht auf einmal hineingegossen wurde, sondern
in vier Absätzen. In dieser Stelle beschreibt
‫ ןתמ‬den sonst als
‫ התיתל‬,,Anfeuchten" bekannten Prozeß, und schon diese Stelle
würde genügen, jeden Zusammenhang zwischen diesem ‫ —■ ןתמ‬wie
schon oben bemerkt, nicht ‫ — ןיתמה‬und ‫„ ןיתמה‬abwarten" un
wahrscheinlich zu machen und
noch weniger ist die Zusammen

Stellung möglich mit ‫ ןנט‬aus ‫ןיט‬ ,,mit feuchtem Lehm oder ähn
liehen Gegenständen — das in der nächsten Zeile im
belegen"
Jeruschalmi ausdrücklich von ‫ ןתמ‬unterschieden wird. Dies

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\

Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 21

‫ןתמ‬st 1 vielmehr eme sekundäre Wurzel mit vorgesetztem1 ‫מ‬

und gehört zu ‫ ןת‬minxit, das zwar im JA. durch das hebr. ‫ןיתשה‬
verdrängt wurde, aber nicht allein im Syrischen, sondern auch
in ja. ‫ אנותמ‬sich erhalten hat, das BB. 18 a urina bedeutet, und
von diesem ‫ ןותמ‬bildete man das Verbum ‫ןתמ‬benetzen",
‫״‬ „an
feuchten". In Pes. 111b g. E. lesen die alten Autoren und Mss.
‫אניתימדא‬,= ‫ דעאנ־תמד‬part, pass von ‫ןתמ‬, und das ‫ י‬nach dem ‫מ‬
ist Hilfsvokal, das durch die Zusammenziehung von ‫ דא‬mit ‫אניתמ‬
nötig wurde, ,‫דינתיימדא‬ der Ausgaben ist eine Unform!
findet sich
einige hundert Mal in den talmudisch-midra
‫קןנ‬
schischen Schriften, in ihren hebräischen wie aramäischen Bestand
teilen, aber nie im Qal2, und man darf daher mit Sicherheit daraus
schließen, daß dies Verbum von ‫( קזנ‬schon biblisch) denominiert
ist, und daher hauptsächlich in Af. gebraucht wird; ‫ קזא‬heißt
soviel als ,,jemanden einen ‫ קזנ‬antun". Darf man es vielleicht
daher zu arab. ,,pressen", „schnüren", stellen? Weniger
wahrscheinlich ist ein Zusammenhang mit ‫ זקנ‬,,stechen".
‫ ירכנ‬heißt nicht allein ‫״‬Fremder", d. h. „Nichtjude", sondern
auch „fremder" Jude, sei es im Gegensatz zu ‫„ בורק‬Verwandten"
oder zu einem einheimischen; Tosefta Jeb. 6, 1 und 3 wird es im
ersten Sinne gebraucht und in Hullin 19, 6 im zweiten. In dieser
Talmudstelle heißt ‫ירכנ‬:‫ ירכנ‬du Ausländer ■—- R. Elazar war
bekanntlich ein Babylonier — hast eine
fremdartige Anschauung;
daß ein so hervorragender Gesetzeslehrer wie R. Elazar von

R. Johanan „Nichtjude" genannt wurde, ganz ist m. E. aus


geschlossen. Wie ich an einer anderen Stelle
(Compte Rendu
des Mélanges Is. Lewy 6) nachgewiesen habe, zeigte R. Johanan
eine große Vorliebe für Wortspiele, die er häufig in Gesprächen
mit seinen Schülern anwandte. Uber ‫„ ירכנ‬auswärtiger Jude"
bei den mittelalterlichen Schriftstellen vgl. Low, Monatsschr. 56,
109; vgl. ferner Mordechai, Jeb. 12: ‫תירכנ‬,‫ ההנה‬eine von fremder
Hand herrührende Glosse.

1 Solche sekundäre Wurzeln sind vom


gewöhnlich Substantiven mit

praefigiertem ‫מ‬ denominiert, und auch ‫ ןתמ‬dürfte wohl direkt zu ‫אנותמ‬


‫״‬Urin" gestellt werden, das regelrecht von ¡!‫ י‬gebildet ist.
2 Die zum
Belege Qal bei Lewy, TWB. scheinen mir nicht ganz zu
verlässig zu sein, und ‫ קזנב‬in Dan. ist wohl ein JiifaJ.

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22 Louis Ginzberg

‫ רצנ‬das gemein aram. ,,zwitschern" ist, hat im Syrischen


die Bedeutung ,,singen", ,,ein Gedicht deklamieren" angenommen,
diese Bedeutung liegt wohl auch in Jer. Ma'as. 3, 10, 51a vor,
Avo die rätselhaften Worte1 ‫דד אבט רכו‬,‫ לזא רוצ רוצ ךחינקודאי‬zu
übersetzen wären: fahre fort und deklamiere immerzu deine
— wörtlich dein worüber R. Zeira von seinem
Frage ‫ינקוד‬,
Schüler R. Jeremiah befragt wurde ■—es ist besser als nichts;
kurz vorher hatte R. Zeira haggadische Deutungen als ,,nichts"
bezeichnet, und obwohl die an ihn gestellte Frage etwas lächerlich
so bezeichnete er sie als ,,besser als nichts", d.h.eine lächerliche
war2,war2,
halakische Frage ist immerhin noch besser als eine haggadische
Deutung. Vielleicht hat ‫ םירצנ‬Jer 316 schon diese Bedeutung;

„Sänger", ,,Herolde" paßt hier vorzüglich, aber nicht „Wächter",


und es sei noch darauf hingewiesen, daß nach Bik. 3, 2 der Leiter
der Wallfahrt beim Antreten des Marsches den Wallfahrenden die
erwähnten aus Jer zurief: „Lasset
Worte uns aufbrechen" usw.
‫יפרצנ‬. In der Jewish Ene. II, 610 verwies ich zur Erklärung
des Ortsnamens ‫יפרצנ‬,‫ יב‬das einige Male im Talmud erwähnt
wird, auf
assyr. nasarptu ‫״‬Schmelztiegel", also eine ähnliche

Benennung eines Ortes wie ‫יראחפ‬.‫ אב‬Jakut I, 474, 21 = ‫יב ידחפ‬


,,Töpferhausen". Indessen hat Ms. M. Ab. Z. 48a ‫ ןפדצנ‬entspr.

1 Zum Texte sei Folgendes bemerkt: Ms. R. liest ‫— דוצל רוצ‬ sicher

Dittographie des ‫ ל‬im vorhergehenden ‫—• לזא‬ und ‫ךתיניקיד‬, das besser
ist als ‫ ךתינקוד‬als Widergabe des gr. ot'xeXXa. Makiri Tehill. 76.9 verderbt
‫ ליז‬teilweise
‫ךתנקידךתנקיד‬, vielleicht auf eine Verwechselung von ‫ ינקיד‬mit ‫ינקור‬

zurückgehend. Sefer yasidim 450 weicht von Ausgaben nur in ‫התינקוד‬, das
besser ist als
‫ ךתינקוד‬und ‫אוהד‬, was ebenso gut wie ‫ איהד‬ist. Ratner z. St.
bietet nur die
Variante ‫ןינדקוד‬, was wohl eine ‫״‬Korrektur" von Sirlev ist,
dem ‫ ינקיד‬unbekannt war, aber nicht das häufig gebrauchte !‫ ;ינרקוד‬Low
bei Krauß, s. v. ‫ינקוד‬, ist nach dem Obigen zu berichtigen.
2 Dieser Humorist unter den Amoräern liebt es bekanntlich, manch
mal spaßige Fragen auf zuwerfen wie die an unserer Stelle, ob die mit
einer zweizackigen Gabel oder Hacke abgepflückten zwei Feigen als eine

einzige zu betrachten seien, weil sie gleichzeitig vom Baum abgenommen


wurden! Den Einfall R. Eliah Fuldas, wonach ‫ ינקוד‬ein Bart ist -— die

Feigen verwickelten sich am Bart und fielen ab bei der Bewegung desselben!!
—— hätte Low bei Krauß, s. v. ‫ינקוד‬, nicht erwähnen sollen. Dies ist nicht

allein sachlich ausgeschlossen, sondern auchsprachlich, denn ‫ ךת־נקוד‬ist


doch zweifelsohne dasselbe wie ‫ינקוד‬, und wir hätten hier einen ,,weiblichen"

Bart, wo doch ‫ ׳ד‬immer masc. ist!

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 23

persischem nä gar¿ panah ‫״‬Zuflucht der Hilflosigkeit". Da ‫יב יפרצנ‬


sicher ein persisches Heiligtum war, das unter der Leitung eines
persischen Priesters stand, wie aus dieser Talmudstelle hervor
geht, so wäre ein solcher Name ein sehr passender. Man müßte
dann annehmen, daß ‫ ןפרצנ‬aus ‫ ידצנ הנפ‬verkürzt ist; es gibt für
solche Abkürzungen reichliche Beispiele.
Der Ausdruck ‫ בוקךם־כ‬Tanna. 13, 10, 66 bedeutet
‫בקנ‬.
‫״‬spare nichts", wörtlich „mache ein Loch in deinen Beutel", eine
idiomatische Redensart, die dem hebr. ‫בוקנ‬ ‫רורצ‬ im Hagg. 1. 6 sehr
nahe kommt. Im Englischen „to make a hole in one's pocket"
heißt „große Ausgaben verursachen". Der Midrasch deutet ‫וילע‬
in ‫ אל למחת וילע‬im Sinne von „seinetwegen", d. h. schone keine
Ausgaben, wenn es sich darum handelt, den Schuldigen zu bestrafen.
Die von Hoffmann gegebene Erklärung ist ganz ausgeschlossen, in
Jer. Schab. 6. 2. 8c ist ‫ אסיכ‬Druckfehler für ‫אסיק‬, welche LA. auch
wirklich bei Meiri Schab. 156a sich findet; man ist nicht berechtigt,
auf Grund eines Druckfehlers eine sonst unnachweisbare Form
‫ אסיכ‬für ‫ אסיק‬anzunehmen. Übrigens ‫ אסיק‬im JA. bedeutet
„Baum" oder „Brennholz"1, daher häufig „Späne", aber man
schlägt niemanden mit einem Baum, noch mit Spänen. Ferner
heißt ‫ףקנ‬, wozu Hof. ‫ בוק‬stellt, nicht „schlagen", sondern „ab
schlagen" oder
„ausschlagen" und im übertragenen Sinne
„beunruhigen", dann aber mit direktem Objekt, sodaß ‫בוקךסיכ‬
höchstens heißen könnte „schlage dein Holz!" Was für einen
Sinn hätte es ferner hervorzuheben, daß man mit einem Holz
jemanden schlagen soll, dessen Hinrichtung in der Schrift ver
ordnet ist.
Als Eigenname 1st ‫אסיקנ‬ nicht mit Sicherheit zu belegen,
‫םקנ‬.‫םקנ‬.
denn in der Verbindung ‫ ׳רהדוהי ןב אפוקנ‬kann es ,,Metzger" be
deuten, wie ein anderer Tanna ‫ ׳רהירכז ןב בצקה‬benannt wird. Daß
neben ‫„ סכנ‬schlachten" es auch eine Nebenform ‫ םקנ‬gibt, hat
Low bei Krauss, II, 366, nachgewiesen.

‫רבס‬. Zu Schulthess' Ausführungen HW 40—41 möchte ich


bemerken: ‫ ארבס‬ist nicht ‫״‬Scharfsinn", noch ist ‫„ ארובט‬scharf

1 Gemeinaramäisch ist =
‫״‬
‫אסיק‬Galgen" hebr. ‫ ץע‬und vielleicht dem
selben nachgebildet. Aber man schlägt nicht den Verbrecher mit dem

Galgen!

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24 Louis Ginzberg

sinnig , und ‫ דבמ‬,,zur Ader lassen" gibt es nicht. Die Meinung,


die man von einer Sache sich bildet, ob auf scharfsinniger Kom
bination oder blödsinnigen Einfällen beruhend, ist ‫ארבס‬, und daher
in der Schulterminologie des babylonischen Talmuds ‫ ארבס‬die
,,Begründung", die ,,Meinung"1, die man von einer ‫ארמנ‬ „Über
lieferung" hat; vgl. Bacher, Terminologie II, s. v. ‫ רבס‬und vgl.
besonders die Regel: ‫דמנילשניארדהו רבסל‬man eigne sich erst den über
lieferten Lehrstoff an, und dann versuche man sich denselben zu
erklären, Schab. 63a, eine allgemeine Regel für den Scharf
sinnigen und erst recht für den, dem Scharfsinn versagt ist.
Der an zwei Stellen des palästinensischen Talmuds erwähnte
Sabora ist einer, der nicht ausschließlich auf die Tradition
sich verläßt — ‫אנפלוי‬ = bab. ‫— ארמג‬, sondern auch seine
paläst.
eigene Meinung befragt, während ,,scharfsinnig" nie anders als
‫ ףירח‬ist. Aber wenn auch ‫ ארבס‬die von Schulthess
angenommene
Bedeutung hätte, so könnte es nicht von der GB. ‫ רבס‬,,stechen",
„zur Ader lassen" abgeleitet werden, denn ein ‫„ רבס‬zur Ader lassen"
gibt es nicht. Aruk VI, 12 liest zwar Ned. 54b = Mei'lah 20b ‫רבס‬
und ebenso R. Nissim z. St., aber nicht allein haben die Ausgaben
‫רכוםמד‬, was natürlich aus ‫ רבוסמד‬verschrieben ist, wie Ms. M.
richtig liest, sondern Aruk selbst belegt ‫רבוסמ‬ viermal, und es
wäre doch höchst unwahrscheinlich, wenn ‫ רבס‬und ‫ רבוס‬dieselbe
Bedeutung hätten. Was aber das letztere anbetrifft, so bedarf
es keiner weithergeholten Ableitungen, es ist nichts anderes, als
das übliche ‫„ רבוס‬pflegen", ,,besorgen"; denn bei den Alten war
eben das ,,Aderlassen" die „Pflege" der Gesundheit par excellence,
und Targ. Ezek 346 übersetzt ‫ הלוחה קזחא‬durch ‫„ איערמלורבומא‬und
die Kranken werde ich pflegen". Von einem anzusetzenden ‫אדבו=מ‬,
die „Lanzette", die zum Aderlassen gebraucht wird, ist2
die Öffnung, die durch dieselbe
‫איידבופמאיירבופמ‬ gemacht wird, abzu
leiten, das aber im Talmud nur in übertragenem Sinne gebraucht
wird von der kleinen Öffnung an einem Weinfasse, die gemacht

1 besonders den Gebrauch von ‫ רובס‬und


Häufig, vgl. ,‫הורבס‬eine
‫״‬

irrige, falsche Meinung" haben, Bacher,


Terminologie II, 130—131.
2 Die schwankt zwischen ‫איירבוסמ‬ und
Orthographie ‫ ;אירבוסמ‬vgl.
‫ ירעש הבושת‬228 •— nicht
Responsensammlung, ‫ ירעש קדצ‬wie Kohut 1. c. hat
••— R. Hananel zu Schab, lila, ‫ ארבוסמ‬in Kohut Anm. 6 ist ein Druckfehler
für ‫אירביסמ‬.

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 25

wird, um den Wein ausströmen zu lassen1. Fraenkel, Fremdw. 261


ist demnach im Rechte, wenn er als ein Lehnwort aus dem
Aramäischen erklärt, nur irrt er, wenn er glaubt, daß es ein aram.

‫ ארבסמ‬gab, was nicht der Fall ist, sondern die Araber gaben dem
ausländischen ‫ ארבוסמ‬eine einheimische Form. Wenn Schulthess
ferner auf ,,Morgenkühle" sich beruft, um die GB. von ‫רבס‬
als „stechen" zu beweisen, das nach seiner Ansicht dieselbe Ent
wickelung durchmacht wie ja. und christ-pal. ‫אצירק‬, das zu
‫ץרק‬ „zwicken" gehört, so ist darauf hinzuweisen, daß nach geo
näischer Tradition ‫ ץרק‬ein runder Kuchen sei (Epstein, Gaonäischer
Kommentar 17 zu Kelim 8, 6), so daß ‫ אצירק‬die frühe Morgen
stunde vielleicht nach der um diese Zeit am Horizont sichtbar
werdenden „Sonnenkugel" benannt wuide; die Bezeichnung der
Sonnenkugel als runder Kuchen hat nichts Auffälliges. Im

Syrischen heißt zwar ‫„ אנצרק‬Frost", jedoch die Morgenstunde


ist die Zeit der Kühle aber nicht die des Frostes. Über die Ent
wicklung von „stechen" zu „frieren" vgl. die Bemerkung in dem
ersten Teile dieser Abhandlung in der Schwarz-Festschrift, 357,
Anm. 1, s. v. ‫ףרח‬.

‫ינס‬. Die Schultermmologie des babylonischen Talmuds


kennt den Ausdruck ‫ איגופ‬der ‫״‬Gang" einer Diskussion — nicht

Entscheidung, wie Levy s.v.; die von ihm zitierte Stelle beweisl
gerade das Gegenteil, daß es nicht Entscheidung ist! —■setzt voraus
Gebrauch des Verbum ‫ינס‬ —
den entsprechenden vgl. BB. 22a das
‫טהר‬ „den Lehrstoff —• im Sinne von ,,dis
Synonym durchgehen"
kutieren". Es ist nun sehr interessant zu bemerken, daß dies
‫ ינפ‬in einer palästinensischen Quelle sich erhalten hat, obwohl ‫אינופ‬
sich nur im Babli nachweisen läßt. In BR. 36. 2, 328 ist die von
Ms. ‫ כ‬gegebene LA. ‫אתתעמש‬,‫ ןנסמ ארח‬die Theodor mit einem Frage
zeichen versah, die allein richtige, die jedoch in den Ausgaben,
Hss.und Parallelstellen, durch die üblichen ‫ןיינת‬, bzw. ‫ןיטשפ‬,
ersetzt wurde.

‫רחס‬, das im Syrischen


— besonders in der Form ‫ — ארוחס‬und
im Christi.-Pal. ,,betteln" bedeutet, heißt zwar gewöhnlich im

Jüdischen ,.herumgehen", und daraus erst entwickelt „hausieren",

1 Dies ist die der die in der


geonäisehe Besehreibung ‫איירבןסמ‬, vgl.
der vorhergehenden Anm. zitierten Autoren.

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26 Louis Ginzberg

dann überhaupt ‫״‬handeln", aber an einigen Stellen des Talmuds


wie des —- palästinensischen — Midrasch findet sieb der aus
den anderen Dialekten bekannte Gebrauch. San. 107a wird mit
Bezug aui Ps 1913-14 bemerkt, daß David einem ‫ רחוס יתוכ‬gleich
handelte, was nicht wie Raschi und Aruk irrtümlich haben: „ein
samaritanischer Kaufmann" bedeutet — ein Kaufmann läßt
allmählich mehr und mehr von dem zuerst verlangten Preise
herunter, während David im Gegenteil allmählich mehr und mehi

verlangte; erst bat er um die Verzeihung der unbeabsichtigten


Sünden, ‫תואינש‬,und dann um die seiner frevelhaften Taten, ‫(םידזמ‬
also ein Verfahren, das gerade das Gegenteil dessen ist, was von
einem geschickten Kaufmann zu erwarten wäre. Die Parallel
stellen, die das Verfahren des Samaritaners näher beschreiben,
lassen darüber keinen Zweifel, daß hier von einem samaritanischen
„Bettler" die Rede ist, der zuerst um einen Schluck Wasser bittet;
wenn er es erhalten hat, bittet er weiter um eine Zwiebel,
und wenn er endlich auch diese bekommen hat, bittet er weiter
um ein Stückchen Brot. In Sanhed. ist demnach ‫„ רחוס‬Bettler"
= Syr. ‫ארוחפ‬, wie es ausdrücklich in Midrasch Tehill. 19, 172
heißt: ‫„ םיתוכה וללהןיעדוי בבסל לעםיחתפה‬diese Samaritaner verstehen
sich auf's Betteln". Für das nhebr. ‫ ןיעדוי בבסל‬hat Waj. R. V, 8
‫ןימיכחהדסחימל‬und soll nach den Kommentatoren ‫„ דפהימ‬betteln"
bedeuten, d. h. um eine Tat der Milde und Wohltätigkeit ‫דסח‬
erbitten, aber man würde dann die Bedeutung „eine Wohl
tätigkeit ausüben" für ‫ הפחמ‬erwarten und nicht „eine solche
empfangen". Viel wahrscheinlicher ist es, daß ‫הדפחימל‬aus ,‫דרחפימל‬
verschrieben ist, die Abschreiber kannten ‫ דפה‬Wohltat, aber
nicht ‫„ דחפ‬betteln". Ferner liegt ‫„ רחמ‬betteln" in BK. 87 b
vor, wo ‫ רחפ לוכאו‬von Raschi richtig erklärt wird: „bettle und
ernähre dich"; Jer. Ket. 5; 30, 25 entspricht ‫„ םנרפתיוהקדצב‬sich
von Almosen ernähren" den Worten ‫דחפ‬ des Babli; die
LA. ‫ חדט‬für ‫ דחפ‬bei Rabbinovicz ist daher entschieden falsch.

Vgl. oben,s. v. ‫בבל‬.


Syrisch ‫ — אתרחס‬bhebr. ‫ןומרא‬soll assyrischen Ursprungs sein
(vgl. Brockelmann, ZA 17, 225 und Schultheß, HW 42) und
indirekt auf ‫ רחס‬,,umgehen" zurückgehen, was ja möglich, aber
nicht ganz sicher ist. Dagegen halte ich ein syrisches ‫„ אתרחס‬Tal
mulde", die Schultheß 43 aus Jaballaha2 178, 4 belegt, als äußerst

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 27

zweifelhaft. An der betreffenden Stelle 1st es wohl = nhebr.


‫ רחס‬oder ‫דס‬,‫ד‬Hürde",
‫״‬ vielfach aus der Mischna und Tosefta zu
belegen; vgl. Vogelstein, Landwirtschaft 20. Im Assyrischen ist
(vgl. weiter unten zu ‫„ )רפס‬Mauer"
supurusupurusupuru und „Hürde", so daß
schließlich auch dies ‫ רחס‬zu ‫„ רחס‬umgeben" gehört.
‫רבס‬. Das zu dieser Wurzel
gehörige Nomen ,‫ארכום‬Schloß
‫״‬ ,
‫״‬Riegel" kommt äußerst
selten in Ja. vor, obwohl es im Syr. ganz
gewöhnlich ist und hatte das Malheur, an der einzigen Stelle,
wo es mit Sicherheit vorkommt1, von den Kommentatoren und
den Lexikographen in ‫ארבוס‬korrigiert zu werden. Jer. Taanit 4B,
68 b ist natürlich ‫ ארבום‬ganz richtig, und ‫ ׳םאפיקד דרט‬ist zu über
setzen: „ein Holzriegel schließt". Der Text der Mischna wurde
verschieden überliefert; die einen lasen in 5a ‫ףסומ‬...‫■■הליענ‬.‫םיצע‬...‫החנמ‬
und in 5b ‫ הליענ‬..• ‫ םיצע‬.■• ‫ החנמ‬... ‫ ףסומ‬die andern umgekehrt. Diese
Unsicherheit der Überlieferung findet sich auch in den Handschriften
und Ausgaben der Mischna im babylonischen Talmud, vgl. das
reichhaltige Material bei Malter z. St. Im Jer. wird zuerst auf
die von unserem Texte abweichende Version mit den Worten
hingewiesen ‫ תיא ינת ינת ףלחמו‬und dann die Ansicht des R. Aha an
geführt, der für den überlieferten ‫ןיתינתמכ‬, Text sich erklärt:
und zum Schluß gibt R. Judan ein „mnemotechnisches Zeichen" —
lies ‫ — רמא ׳ר ׳י ]ן־חי=[ ןמיס‬für den korrekten Text: ‫□דרט‬‫ארבואביקד‬
„ein hölzerner Verschluß schließt", d. h. der Schluß der

Mischna — 5b —• hat ‫„ םיצע‬Holz" und ‫„ הליענ‬Verschluß". Für


Kenner des Jeruschalmi bedarf es keiner weiterer Beweise für
den Gebrauch solcher ‫םינמס‬, und es sei hier nur auf Kil. 6, 4, 30c
und Pes. 3, Ende verwiesen, wo genau dieselben Ausdrücke von
denselben Autoren wie in Taanit gebraucht werden; nur ist,
wie schon bemerkt, an unserer Stelle ‫ יברןומיש‬aus ‫]ןדוי ןמיס‬1= ‫׳בר 'י‬
geworden.
Em ‫ם‬:‫ םי‬oaviq ‫״‬Brett" gibt es nicht, wohl aber ‫ןמ‬,
‫ןס‬.
pl. ‫םינמ‬, auch ‫ןימ‬ und ‫ם־נ־מ‬,geschrieben, was aber ,,Zapfen" be
deutet; vgl. Low bei Krauß, 612 und Friedmann, ‫ןכשמה‬ ‫תבאלמד׳־וב‬
14—15. Arab ^ paßt zwar sachlich aber nicht sprachlich,

1 Men. Ende lesen drei Hss. ‫= ארכוס‬ Sehekal. und bedeutet


64, 51, 48d,
es wohl auch hier ‫״‬Riegel", ,,Schluß"; ganz sicher ist es jedoch nicht, vgl.
Tosafot ad lcc.

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28 Louis Ginzberg

denn dies entspricht hebr. und aram. ‫ ןש‬,,Zahn", wie schon Low 1. c.
bemerkte. Ms. Epstein der erwähnten Baraita hat nach der
Angabe Friedmanns 1. c. ‫ םיצוק‬für ‫ןיניס‬, wonach es sehr nahe
liegt, es mit bhebr. ‫ םיצוק = םינצ‬,,Dornen" zu identifizieren.
Ferner gehört bhebr. ‫ תונצ‬,,Fischerhaken" hierzu; diese, wie die
spitzen Zapfen, heißen „Dornen" wegen ihrer
dornenartigen
Spitzen; die Verwandlung des ‫ צ‬in ‫ ם‬ist wohl durch die Liquida ‫נ‬
veranlaßt; vgl. Barth, ES. 53. Zu ‫ םיצוק = םינס‬vgl. Aruk VI,
80: ‫ ןיניםה ןימכ;יביס‬Nägel und Dornen sind wesentlich identisch.
In der jüdischen
‫רוטדנפ‬.‫רוטדנפ‬. ödipussage, die spätere Autoren
aus einem verloren
gegangenen Midrasch zitieren (vgl. meine
Legends VI, 169, Anm. 2), heißt es, daß der junge Joschua,
der aus dem Bauche eines Fisches lebendig herausgezogen wurde,
am königlichen Hofe erzogen wurde und vom König später als
‫ רוטדנפ‬eingesetzt wurde und als solcher dann, ohne es zu wissen,
seinen eigenen Vater hinrichtete. Ich habe a. d. a. St. ‫רוטדנס‬
als aus ‫ רניטפיק‬verschrieben erklärt. Es ist jedoch nicht gerade
wahrscheinlich, daß ein so häufiges Wort wie ‫ דניטפוק‬zwei Mal
falsch gelesen wurde. Vielleicht ist ‫ דוטדנס‬nichts anderes als
,,Tafelgenosse",
ouvda'awpouvda'awp und die Legende will nur sagen, daß
Joschua vom König zu seinem Tafelgenossen gemacht wurde,
wobei er ihm dann bei einer Gelegenheit den Auftrag gab,
seinen Vater hinzurichten, der sich gegen den König verschuldet
hatte.
‫חפס‬. Tosefta BK. 11, 13: ‫״‬Die Bettunterlage, die mit Werg,
das Kissen, ‫תסכ‬, das mit ‫ תוחפסמ‬,,Häcksel"(?) gefüllt"1. Demnach
ist Ezek. 1318 ‫ תוחפסמ‬neben ‫ תותסכ‬nicht in ‫ תוחפטמ‬zu ändern2 und
noch weniger ‫ תותסכ‬nach dem Assyrischen als ,,Zauberbinden"
zu erklären. Das Wort muß im Bewustsein der Sprache noch zur
Zeit der Tannaim lebendig gewesen sein; diese hätten sicher
nicht in Beschreibung des alltäglichen Lebens einen Ausdruck
gebraucht, der einer dunkeln Bibelstelle entnommen ist. Eine
sichere Etymologie für ‫ תוחפסמ‬kenne ich nicht, man darf aber an

1 In Ms. Erfurt eines Homoteleutons


infolge ausgefallen!
2 Diese Emendation wird in Ges., HWB. s. v. Graetz
17, zuge
schrieben, der auf LXX sich beruft, die ‫ תוחפסמ‬durch wiedergeben.
¿7t1ß('data
Aber Kimhi, der unseren Text vor sich hatte, bemerkt ‫תוחפטמ‬,‫תוחפסמ ומכ‬
und genau so werden die alten Übersetzer nur geraten haben.

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 29

arab. — s. v. — das Getreide"


vgl. Dozy, erinnern, ,,dürres

bezeichnet, und etwas Ähnliches war wohl ‫תוחפסמ‬, womit man die
Kissen füllte. Ein Zusammenhang zwischen ‫ הפס‬und ‫„ חפצ‬platt
drücken" ist übrigens ganz gut möglich, so daß ,,die Häuflein
Gerste und Brotkrumen", von denen Ezekiel im folgenden Verse
spricht, eine nähere Beschreibung der ‫ תוחפטמ‬ist, die mit diesen
Dingen gefüllt waren.
Eine interessante Parallele zu dieser Ezekielstelle bietet
Pes 110b, oben, wo in einem Spruch gegen ,,zauberische Weiber"
(= „die Töchter deines Volkes" beim Propheten) folgendes an
empfohlen wird: Euere kahlen Köpfe mögen sichtbar werden,
euere Brotkrumen verwehen, euere Gewürze zerstreut usw. Die
Zauberinnen verwandten demnach Brotkrumen1 als Zaubermittel,
und ferner mnßten sie, um den Zauber wirksam zu machen, ihre
Köpfe bedeckt haben, genau so wie zur Zeit Ezekiels. RSBM.
in seinem Kommentar
z. St. und RJBS. in seiner Responsen
Sammlung, N. 92, weisen schon auf die Verwandtschaft zwischen
der Talmudstelle und der in Ezekiel. Moderne Bibelerklärer
scheinen jedoch dem Grundsatz zu folg n: Hebraica sunt, non
legiintiir!
‫רפס‬. Gemeinaram.
•‫ופט״‬Ufer" und ja. ‫ רפפ‬,,Grenzstadt"
gehören wohl zu einer Wurzel ‫„ רפס‬umgeben", das Ufer ist die
Umschließ ang des Flusses, wie die Grenzstadt das Land um
schließt. Zu dieser Wurzel, die im Assyrischen ziemlich weit
entwickelt ist — saparu „umgeben", —
suparu „Umschließung",
gehört wohl auch nhebr. und ja. ‫׳‬:‫ריפ־‬, die den Embryo um
schließende Hautblase, wonach es nicht als ‫זע‬, sondern als ‫ש‬
zu sprechen wäre, denn ‫רפמ‬, wie Nöldeke ZDMG. 54, 160 schon
bemerkt hatte, entspricht im Arabischen -xá¿ „Rand". Nöl
deke allerdings sah in diesem ‫ רפמ‬nur eine Nbf. von ‫אתפש‬Lippe
‫״‬ ,
was aber
angesichts des assyr. suparu wohl ausgeschlossen ist.
Es ist mir auch sehr zweifelhaft, ob die von Nöldeke vorgenommene
des gemeinaram. ‫ רפס‬,,barbieren" und arab. ‫' ״‬
Trennung

1 Erubin 64b wo auf Ezekiel verwiesen wird


Vgl. unten, gleichfalls
für die Verwendung von Brotkrumen für Zauberz wecke. Allerdings wird
daselbst eine Ansicht angeführt, wonach nur ganze Brote für diesen Zweck

gebraucht werden. Blau, Zauberv/esen 78 ist demnach zu berichtigen.

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30 Louis Gmzberg

,,Schneide" berechtigt sei. Das Verbum ‫ רפס‬ist sicher denomi


nativ und daher in Qal nicht gebraucht
mag ursprünglich und
ein rundes, etwa einer Tonsui ähnliches Haaischneiden bezeichnet
haben und erst allmählich die allgemeine Bedeutung „barbieren"
angenommen haben. Falls die GB. von ‫ רפמ‬,,schneiden" wäre, könnte
man auch ‫ רפמ‬aus ‫ רפס‬erklären (vgl. den ersten Teil dieser Arbeit,
s. v. ‫)אדוג‬, aber eine solche Annahme läßt sich nicht beweisen.

‫דקמ‬. 1. ‫ = דקס‬syr. ‫תקז‬anstacheln"


Es sind zu unterscheiden ‫״‬
••—• Low bei Krauss, s. v. ‫דיקסמ‬ — und ‫״‬überrascht werden",
d. h. plötzlich, wie das Tier, mit dem Ochsenstachel ‫ אתקז‬einen
Schlag erhalten. So ist EKah R. zu 1, 14 ‫ הדוקפ‬mit der Hand
schritt bei Buber 77 zu lesen und nicht ‫הרוקש‬, wie die Ausgaben
bieten; denn es bedeutet hier „überrascht" und nicht „be
schleunigt"; es gehört daher zu ‫ דקמ‬und nicht ‫דקש‬.
2. In BK. 22a lasen die
Geonim Saadia und Hai1 ‫ידקט‬,
bez. ‫״‬
,‫אדקפ‬Tänze", „Tanz" für ‫אריקז‬ der Ausgaben. Das Ent
stehen der falschen LA. läßt sich noch verfolgen; zuerst wurde das
‫ ד‬in ‫ אדיקפ‬als ‫ ר‬verlesen und daher ‫ אריקס‬bei R. Hananel, Aruk
und Alfassi, waraus dann ‫ אריקז‬entstanden ist; denn ‫ רקז‬ist das
gewöhnliche Verbum für das Springen der Ziege, wovon an dieser
Talmudstelle die Rede ist. Was die Abkunft von ‫ רקס‬anbetrifft,
so halte ich es für eine sekundäre Bildung, entstanden aus dem
Schafel zu ‫רקס‬ „binden", daher ‫רקס‬ „die Füße aneinander eng
anschließen zum Springen".

‫ ףקמ‬kommt nur im Ja., besonders m dem Targumim und im


Nhebr. vor, und zwar scheint die GB. ‫״‬auf jemanden sich los
stürzen" zu sein, woraus die verschiedenen Bedeutungen dieser
Wurzel, wie z. B.
das häufige ‫אפיקסת‬falscher
‫״‬ Vorwand", ‫״‬Be
schuldigung" u. dgl. m., sich leicht erklären lassen. Obwohl der
Wechsel von ‫ ח‬mit ‫ ק‬nicht häufig ist — aber nicht beispiellos,
vgl. die Literatur darüber bei Gesen. HWB. 17 zu ‫■— ח‬so ist doch
höchst wahrscheinlich ‫ ףקם‬nur eine Nebenform von der sehr
weit verbreiteten Wurzel ‫״‬
‫ףחס‬niederwerfen". Es sei hier nur
daß in den
tannaitischen Midraschim —■
bemerkt, ‫ ףקם‬und ‫ףקז‬
Erweichung des ‫ ם‬vor p! — vorkommt; vgl. Sifre D. 242 and 349

1 ‫ ׳צ םילמ תודדוב‬ed. Wertheimer n. 75 ‫ םישרש‬s. v.


Vgl. und Kimhi ‫דקש‬,
wie auch Parhon, s. v.

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 31

an beiden mit ‫ם‬, aber Midrasch Tanna. 22, 14, 139: ‫ףקדזמ הל‬
Stellen
,,sie falsch zu beschuldigen suchte".
,‫בהרס‬. ‫ברס‬ In den bhebr. WBB. wird gewöhnlich zu ‫ברמ‬
,,widerspenstig s." auf talmud. ‫„ ברפ‬sich weigern" verwiesen.
Das Wort hat jedoch im Talmud nie die letztere Bedeutung —
‫ןברפ‬
ist natürlich ,,widerspenstig!"-— und bedeutet sonst nichts anderes
als ,,sieb zieren", „sich bitten lassen". Es ist höchst wahrschein
lieb eine Schafelbildung von ‫„ בר‬Meister, Herr", d. h. „den vor
nehmen Herrn spielen", und daher im Syrischen „schwatzen und

lügen"; denn jede „Ziererei" ist im Grunde genommen ein Ge


schwätz und eine Lüge, der sich Zierende meint es ja niemals
ernst. Ähnlich ist der Übergang im talmudischen ‫ ברס‬,,in jemanden
dringen", „jemanden zu überreden suchen" unter Aufwand vieler,
häufig nicht ernst gemeinter Worte. Weniger wahrscheinlich ist
die Annahme, daß ‫ ברס‬in dieser Bedeutung von ‫=( ב!דרם‬ bhebr.
‫„ בהר‬auf jemanden losgehen"1), verkürzt sei oder gar falsch LA.
für ‫ בהרפ‬wäre. Der
Übergang von ‫ברר‬, das nur im feindlichen
Sinne gebraucht wird, zu ‫ברס‬, bzw. ‫בהרס‬, im freundlichen Sinne
wäre doch höchst auffällig. Mit Sicherheit läßt sich ‫דרש‬,‫ב‬nur
in der Bedeutung „beschleunigen", „sich beeilen" nachweisen,
und wo unsere Texte ‫ בהרפ‬bieten, haben die Hss2 ‫ ;ברס‬vgl. z. B.
Hullin 94a, wo für ‫ בהרפמ‬der Ausgaben zwei Hss. ‫ ברפמ‬haben,
welche LA. die allein richtige ist, wie aus den Parallelstellen Tosefta
BK. 7, 8 und BB. 6, 14, Mek. Mischp. 13, Jer. Demai 4, 4, 24c
und DER. 8 zu ersehen ist, die alle ‫ברפמ‬ haben. In Targum
Jer. II, Gen 2635 haben die Ausgaben ‫ןינבוהרפ‬, aber Aruk, s. v.
‫הפר‬, liest richtig ‫ ■—• ןינברפ‬eigentlich sollte das fem. ‫ ןנברפ‬hier
stehen —; denn die Übersetzung beruht auf der Auffassung, daß
Tw. rnb soviel wie ‫ — תרמ‬von ‫„ הרמ‬widerspenstig s." —■ sei.
‫לגרס‬. ‫ ׳גרם‬Zu bhebr. ‫גרש‬, aram. no ‫״‬flechten" gehört ‫לנרט‬
,,liniieren"; die Linien umflechten die zwischen denselben sich
befindenden Schriftzeichen, eine äußerst markante
Bezeichnung
für das Verhältnis der Linien zu der Schrift. Man denke auch daran,
daß ,,weben" zur Bezeichnung einer schriftlichen oder miind

1 Daß ‫ בהרס‬,,sich beeilen" zu bhebr. ‫ בהר‬gehört, hat Schultheß HW. 67

nachgewiesen.
2 ist ‫ בהרפמ‬der BK. 32 E. ‫ ברסמ‬des M.
Dagegen Ausgaben g. gegen
Hs. zu behalten, denn es bedeutet hier „beeilen".

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lichen Komposition gebraucht wird, nicht allein in nhebr, ‫הכסמ‬


‫״‬Traktat" und ‫הכלהה‬,‫תא‬ ‫גרא‬ sondern auch im lateinischen ,,textus",
„Gewebe". Im ‫אדנרופ‬ „Linie" -—• und daraus,
eigentlich Syr.
aber äußerst selten, ‫„דגרס‬schreiben"—fand ein Ubergang des ‫ ל‬in ‫ד‬
statt, das bekanntlich auch sonst vorkommt, vgl. Barth, ES.
45—46. Veranlaßt ist dieser Übergang vielleicht durch die syno
nyme Wurzel ‫דרס‬, das hebr. zwar nur in ‫דריש‬vorliegt, aber im ja.
ziemlich häufig ist, so daß es wohl auch im Syrischen existiert
haben muß. Auch in ja. ‫„דיגרס‬Zahn im Schloß" fand ein Zusammen
fließen der beiden synonymen Wurzeln ‫ גרס‬und ‫ דרש‬statt, denn
es bedeutet sicher das Gitterwerk, Geflecht im Schloß.
Die Zusammenstellung von ‫ לגרס‬mit ‫ לנר‬oder gar regula
kommt nicht ernstlich in Betracht und ebensowenig die von
Perles, Schwarz - Festschrift 303 von
vorgeschlagene AWeitang
‫״‬Striegel".
arpiyylaarpiyylaarpiyyla Dieses, dem Lateinischen entnommene
Wort (strigilis) kommt erst im Byzantischen vor, das ältere
Griechisch hat dafür
axlzyyk, welches im Syr. in der Form
erscheint
‫אריגלטאריגלט‬ (Nöldeke bei Frankel FW. 43), und es wäre doch
höchst auffällig, daß in den jüngeren syrischen Quellen das alte
sich erhalten hätte, dagegen in den alten jüdischen Quellen
arhyykarhyyk
■■—‫ לגרס‬ist tannaitisch — das später arpiyyla! Die Entwickelung
von „Striegel" zu „Linie" ist ferner kaum denkbar, denn wenn
auch Plutarchs wahr sein sollte, daß die Spartaner Rohr
Angabe
als Striegel gebrauchten, so ist es doch nicht verständlich, wie
das letztere Wort die Bedeutung „Linie" erhielt, wenn es auch
sicher richtig ist, daß die Juden Rohr als Lineal verwandten.
Höchstens könnte es das Wort für „Lineal" geben, aber ‫לוגרס‬
„Lineal" ist, wie die Form zeigt, aus ‫לנרמ‬ „liniieren" gebildet
und nicht umgekehrt ‫ לנרס‬von ‫לונרס‬.
Zu ‫גרכ‬flechten"
‫״‬ gehört bekanntlich auch das gememaram.
‫„ אתם‬Sattel", und es sei hier noch bemerkt, daß BB. 73a‫ווה‬
‫ןגירט‬
= „standen gesattelt" bedeutet und nicht, wie Levy, s. v. ‫גרס‬, hat:
„mit Unterbrechung". Zu ‫„ אגרס‬Sattel" gehört das geonäisch
‫ לגרמ‬in Responsensammkmg Lyck 69, wo zu lesen ist: ‫בכרמ‬,‫אוהו‬
d. h., das aram. ‫ לגרס‬ist bhebr. ‫בכרמ‬.
‫חרס‬. Es sind zu unterscheiden 1.‫ חרם‬,,langgestreckt", ,,herab
hängend"
— von Gliedein des Körpers — gehört zu bhebr. ‫חרס‬
,,herabhängen" und arab. ,,frei werden". 2. ‫ חרס‬ja. und

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Beiträge zur Lexikographie des Jüdisch-Aramäischen 33

‫״‬schneiden = arab. und daraus


syrisch ‫״‬verwunden", ‫״‬ver

unstaltin", daher ‫ אנחרום‬ja. wie syr. ‫״‬Sünde", ‫״‬etwas Häßliches",


‫״‬Verdorbenes". In der Verwendung von ‫ חרס‬im Ja. mit Bezug
auf Speisen und Getränke heißt es wohl ‫״‬verwest", und ist ‫חרס‬
‫״‬stinken" kaum nachweisbar, da an all den vielen Stellen, wo man
so übersetzt, es ebensogut ‫״‬verderben", ‫״‬verwesen" heißen kann.
Falls aber es wirklich ein ‫חרט‬stinken"
‫״‬ gibt, dann ist es wohl
eine Nbf. von ‫ירפ‬, das gemeinaramäisch ist, und ist dann ‫אנזדרוט‬
,,Sünde" dazu zu stellen. In Sanhedrin
22a ist nach geonäischer
Tradition in Responsensammlung Harkavy 144, N. 295, R. Hananel
z. St. und Aruk s. v. ‫ רס‬VI, 126 ‫ דח ירט‬zu lesen —• ‫ דכ‬der Ausgaben
ist besser! — und ‫ ידס‬hat hier dieselbe Bedeutung wie ‫ חרט‬,,ver
derben", im übertragenen Sinne ‫״‬untauglich", so daß diese beiden
Wurzeln im identischen Sinne gebraucht werden. Da nun aram.
‫ידס‬stinken"
‫״‬ kaum von arab. jZ ‫״‬böse sein" getrennt werden kann,
— man denke nur an hebr. ‫שאב‬, das bhebr. ‫״‬stinken" = gemein
aram. ‫„ שאב‬schlecht" — so gehört ‫„אתונחרפ‬Geruch" wohl zu =‫ירפ חרם‬
und nicht zu ‫חרפב‬. Wie dem auch sei, bhebr. ‫ החרמנ‬in Jerem 49-.
— zu diesem Ausdrucke 97a ‫ תמכח םירפוסה חרטת‬als
vgl. Sanh.
Parallelismus zu ‫ — וסאמי‬ist wohl spätere Orthographie für ‫;החר׳שנ‬
denn sowohl ‫ חרסב‬als eventuell ‫ חרסצ‬verlangt ein '‫ ש‬im Hebräischen.
‫טרפ‬. In Mekilta R Sch.114, 21, 40 hat unser Text. ‫השעו םהלךרד‬
‫רושימ‬,‫ טרס‬was nach dem Herausgeber heißen soll: ‫״‬Und er macht
für sie den krummen Weg zu einer Ebene". Aber ‫ טרס‬heißt nie
anders als ‫״‬einschneiden", ‫״‬einsetzen", und zwar nur mit Bezug
auf weiches Material, wie die menschliche Haut oder Papier u.
dgl., und kann daher kaum von der Landstraße gebraucht werden.
In der Parallelstelle, Tosefta Sota 42 S. 299 oben, lesen Ausgabe
und Ms. Wien2: ‫ךלוהו‬,‫ ךרד טרסךשומ‬was zu übersetzen ist: ‫״‬ein Weg,
der gradlinig sich hinzieht", denn es gehört zu ‫ טרס‬linieren = syr.
‫אטרס‬Linie".
‫״‬ Die Emendation R. El. Wilnas: ‫ איטרס‬Stratum
ist demnach überflüssig, denn wenn es auch ein ‫ טרס‬gegeben haben
muß, wie Arab, -bly* zeigt, so paßt ‫ ךשומךלוהו‬viel besser zu einer
‫״‬Linie" als zu einer ‫״‬Straße".

1 Der auch in ‫ ב״ל תודמ‬des MHG. Schechter


ganze Paragraph (bei XXI),
wo jedoch ‫ ו״טרס‬steht. Die Striche sollen vielleicht andeuten, daß das ‫ ו‬zu
streichen sei, oder daß es zu folgendem Worte ‫ רושימ‬gehört: ‫רושימו‬. ‫ךרד טרס‬
2 In Ms. E. eines Homoteleutons
infolge ausgefallen.
Monatsschrift,73. Jahrgang

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