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Die „sabäische“ Version von König ʿĒzānās Trilingue RIE 185 und RIE 185bis
Author(s): Alexander Sima
Source: Archiv für Orientforschung, Bd. 50 (2003/2004), pp. 269-284
Published by: Archiv für Orientforschung (AfO)/Institut für Orientalistik
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41668625
Accessed: 09-11-2017 14:57 UTC
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Die „sabäische" Version von König (Èzãnãs
Trilingue RIE 185 und RIE 185bis
Von Alexander Sima f (Heidelberg)
A. Partitur der sabäischen und äthiopischen Versionen von RIE 185 und RIE 185bis
B. Paläographische, orthographische und linguistische Auswertung der sabäischen Versionen
1. Paläographie
2. Orthographie
3. Lexikon
4. Syntax
5. Sonstige linguistische Besonderheiten der sabäischen Versionen
6. Zusammenfassung
Exkurs 1: Die Sabäismen aller „sabäischen" cEzãnã-Inschriften im Vergleich
C. Die Unterschiede zwischen den vier Fassungen
1. Besonderheiten, die nur éine der vier Versionen betreffen
2. Abweichungen von RIE 185 sab.+äth. gegenüber RIE 185bis sab.+äth.
3. Der Schlußsatz der äthiopischen und griechischen Versionen
D. Rekonstruktion der Entstehung der Trilinguen RIE 185 und RIE 185bis
Exkurs 2: Die Titulatur des cEzänä in RIE 185 und RIE 185bis
E. Sinn und Zweck der sabäischen Versionen von RIE 185 und RIE 185bis vor dem Hintergrund der südarabisch-äthiopischen
Beziehungen zur Zeit cEzãnãs
Unter den epigraphischen Zeugnissen, die der um Weder in der Äthiopistik noch in der Sabäistik ist
die Mitte des 4. Jh. s n. Chr. regierende aksumitische die „sabäische" Version der (Êzãnã-Trilinguen bislang
Herrscher (Êzãnã hinterlassen hat, finden sich auchauf großes Interesse gestoßen. Dies mag zum einen
vier Inschriften in altsüdarabischer Schrift: (1.) die daran liegen, daß sie sozusagen zwischen den Diszipli-
einsprachige sabäische Inschrift RIE 186, (2.) die sabä- nen steht, zum anderen, daß ihnen neben den äthiopi-
isch-griechische Bilingue RIE 190 und (3.) die sabä- schen Versionen kein eigenständiger Informationswert
isch-griechisch-äthiopische Trilingue RIE 185 und ihr zugestanden wird. Die folgende Untersuchung möchte
Duplikat RIE 185bis. Von den späteren Herrschern anhand von RIE 185 und RIE 185bis nicht nur das
Aksums haben Kaleb (RIE 191) und W(zb (RIE 192) „Sabäische" am Hofe cÊzãnãs näher betrachten, son-
Inschriften in altsüdarabischer Schrift hinterlassen. dern auch fragen, welche Aufschlüsse diese „sabäi-
Seit Nöldeke 1894, 368, ist bekannt, daß die in schen" Versionen über die Entstehungsgeschichte der
sabäischer Schrift geschriebene Version von RIE 185 - Trilinguen und die südarabisch-äthiopischen Beziehun-
das Duplikat RIE 185bis wurde erst 1991 publiziert - gen zur Zeit des (Ezänä geben.
in einem nur äußerlich „sabäisierten" Gq(9Z abgefaßt
ist, das Nöldeke mit seinem bekannten Diktum „gra-
phischer Unfug" (1894, 368) gestraft hat. Daher hat es A. Partitur der sabäischen und äthiopischen
sich eingebürgert, diese Inschriften als zweisprachig Versionen von RIE 185 und RIE 185bis3
(griechisch - G9(9z) aufzufassen, deren G^sz- Version
in zwei verschiedenen Schriftarten - äthiopisch und 1. RIE 185 muß bereits zu Beginn des 20. Jh.s durch
altsüdarabisch - geschrieben ist1. Für letztere Fassung Erosion stark beschädigt und teilweise unleserlich
hat sich in jüngerer Zeit die Bezeichnung „Pseudo-
Sabäisch" eingebürgert2. 3) Der gesamte Text wurde zwecks Übersichtlichkeit in 17
ungleich lange Paragraphen eingeteilt. Für RIE 185bis äth.
wurde die übersichtlichere Zeilenzählung von Uhlig 2001
]) Vgl. u.a. Nöldeke 1913, 696, Rahlfs 1916, 286, und übernommen, der Wechsel der Beschriftungsflächen wurde
jüngst Brakmann 1994, 68 („in zwei Sprachen und drei aber wie in RIE mit B und C angegeben. Die Übersetzung
Schriftarten") und Fn. 332 („also nicht «dreisprachig in Ge}ez, folgt weitgehend derjenigen von Uhlig 2001 und gibt die
Sabäisch und Griechisch abgefaßt»"). RIE faßt daher die besser erhaltene Version von RIE 185bis wieder, Abweichun-
altsüdarabische und äthiopische Version in einer Gruppe gen gegenüber RIE 185 werden in den Fußnoten vermerkt.
zusammen: „en écriture sudarabique, bien que la langue soit Erläuternde Zusätze zur Übersetzung stehen in runden Klam-
le guèze" (p. 239). mern. Um die Vergleichbarkeit nicht zu erschweren wurde
2) Vgl. z. B. Robin 1991-93, 96-97; Munro-Hay 1991, äth. s ebenso wie im Sabäischen als d transferiert. Die
246; Weninger 2001, 8. Wer diese Bezeichnung in die Semi- stimmlosen Sibilanten des Äthiopischen werden wie gewoh
tistik eingeführt hat, kann ich nicht feststellen. s und s, die des Sabäischen s, s und s transliteriert.
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270 Alexander Sima
1 RIE 185 I (sab.): 1 czn / mlk / ) ksmm / w dhmrm / wrydnm / w hbštm / wsbym / w 2 s
RIE 185 II (G9(9z): 1 czn / ngš / *ksm / [w] hmyr / w ks / 2 wsby / w hbst /
RIE 185bis I (sab.): 1 [c](y)dn / mlk / ykswm / w hmrm / wrydnm I w 2 slhnm / wstím / w hbštm /
RIE 185bis II (Gsc3z): 1 czn / ngš / yksm / w hmr / wrd<n> / w 2 ks / wsb* / w s Ihn /
(Ëzânâ, der König von Aksüm und Himyar und Raydän und Salhln und Saba) und Habaša
Srd und Käsü und Bega,7
der König der Könige, der Sohn des Mahrsm, der nicht besiegt wird vom Feind.
erreicht
4) In der sabäischen Version scheinen anhand des über- hatten das Land", Z. 7: statt „mit Kindern und
zeichneten Faksimiles von Littmann 1913 folgendeFrauen" lies „mit ihren Kindern und ihren Frauen", Z. 19 statt
Korrektu-
ren möglich: RIE transliteriert konsequent f obwohl „demdeutlich
MHRM" lies „unserem MHRM"; Z. 26: die Wendung
.v zu lesen ist (zu dieser Eigenheit, die im Kommentar l-d-bn fehlt
von in der Übersetzung. Der m. E. überzeugende
RIE nicht einmal erwähnt wird, vgl. unten B.2.1.3), Vorschlag
am Endevon Schneider 1987, 602-603, die Wendung z^msn
von Z. 13 lies *srgw statt Vgw, in Z. 18 lies (mit/ Littmann) Iz^bn, die sich in allen vier Versionen findet(!), nicht als
zwldn statt dwldn (da im Kommentar zu RIE gewöhnlich auf Schreibfehler von z* msn / /z)/?<>>«, sondern als za-amãsanõ
Differenzen zur Lesung Littmanns hingewiesen wird, la-zd^dbdn „wer diesen Stein zerstört" zu deuten, wurde von
in die-
sem Fall aber nicht, liegt möglicherweise bloß einUhlig nicht aufgenommen. Z. 20: Die Klammern bei „(als
Druckfeh-
ler vor). Opfer / als Preis)" widersprechen den eingangs (p. 13) formu-
5) Vor der unkritischen Benutzung des sehr fehlerhaften lierten Klammerregeln, da yktt am Stein vorhanden ist (das
Faksimiles der sabäischen Version (Uhlig 2001, 14) muß gleiche Versehen in der Übersetzung von Z. 41 der äthiopi-
gewarnt werden. schen Version). Auch die Übersetzung der äthiopischen Fas-
6) Die Lesung von Uhlig enthält einige Verbesserungen sung enthält einige Versehen: Z. 9: ynsshm bedeutet nicht
gegenüber RIE, ist aber in nicht wenigen Fällen anhand „ihren Frauen" sondern „ihren Tieren" (Fn. 6 ist diesbezüg-
seines neuen Fotos zu korrigieren: 1) äth. Version: Z. 2: lies lich unklar, denn keine der vier Fassungen läßt die Tiere
sby statt ss*, Z. 6: lies hdfli statt hdfn , 2) sab. Version: Z. 9: unerwähnt, wohl aber 185bis äth. die Frauen); Z. 25-26:
statt ngštm lies ngšt /, Z. 10: statt *ntm / cwd lies yntscwd, Z. ysrgwn ist kein Konverb sondern Perfekt (vor fnwnhm steht
16: statt ykbrm lies ynbrm , Z. 21: statt tryn lies sryq, Z. 22: w-). Z. 62: „soll man uns anerkennen" ist semantisch unwahr-
statt ymhdnm lies ymhdnm , Z. 24: statt mtn lies msn , Z. 24: scheinlich (vgl. DLW im Gecez) und setzt vor allem einen
statt lykwnmm lies lykwnm , Z. 25: statt dmdwm lies dmdwm , unerwarteten Subjekt- und Numerus Wechsel voraus. Im Kom-
Z. 26: statt /Ä« lies Iďbn; nach den freigelassenen Stellen in mentar auf p. 28 werden die fünf msl und die s hfl durchein-
Z. 9, 18 und 19 sowie am Beginn von Z. 13 fehlen die ander gebracht: msl meint metallene Statuen (= griech. o
Worttrenner. In Z. 5 ist der Name des Bruders doch eher mit ocvôpiòcç „Statue, Standbild in menschlicher Gestalt") und
den anderen Versionen s^znh statt šwznh zu lesen (das Foto nicht „Stelen" oder „Metallplaketten", shft (beachte das De-
im RIE ist an dieser Stelle deutlicher). Die vielen Verwechs- monstrativum!) hingegen meint den Stein samt der darauf
lungen von h, h und h sowie d und d gehen mehrheitlich nicht angebrachten Inschrift RIE 185 bzw. 185bis. Die Frage am
auf das Konto des Steinmetzen, sondern des Herausgebers. Ende von Anm. 8 (p. 28) kann daher nur bejaht werden.
Statt des deutlichen š wird stets / transliteriert. Die Überset- 7) Die Reihung der beherrschten Völker und Länder folgt
zung der sab. Version enthält ebenfalls einige Versehen: Z. 5- RIE 185bis sab., deren Gestalt der Titulatur mehr Elemente
6 statt „Und als sie erreicht hatten ihr Land" lies „Und als sie enthält als die übrigen Versionen.
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Die „sabäische" Version von König (Ezanãs Trilingue RIE 185 und RIE 185bis 271
Als das Volk der Beja Krieg anfing8, sandten wir unsere Brüder Šaczana und Hadifa, damit sie gegen sie
fuhren.
Und nachdem sie (d. h. die beiden Brüder) das Land (der Beja) erreicht hatten, unterwarfen sich ihnen10 sechs
Könige mit ihren Völkern.
Und nachdem (diese Könige und Völker) sich unterworfen hatten, ließen sie (d. h. die beiden Brüder) sie
wegführen11 aus ihrem Land,12 mit ihrer Nachkommenschaft und ihren13 Frauen und ihren Völkern und ihrem
Vieh,
w ynsthm / W / [ZaA/] / 9
wf^ssAm7 / / ZaA/] 11 /
w ^/s cwúf[m] [Za A/] /
13 w ^ss / (w¿m / 677 /
wobei die Zahl der Leute eines jeden der sechs Könige 4400 betrug und (die Zahl) ihrer1
Zahl) ihrer Schafe 6224 und (die Zahl) ihrer Lasttiere 677.
wegführen". Da keine 3. sg. m. als Handlungsträger in Frage ,4) RIE 185: om.
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272 Alexander Sima
1 1 dýklmm /
z]/« 13 [m] /
dýklm /
sg¿>¿ /
Und dabei speisten sie sie von dem Tag an, als sie sie weggeführt hatten aus i
Tag (mit) Emmerbrot, 22000 (Stück), und Fleisch, das ihnen16 genügt,
(und) gaben ihnen dabei Bier und Wein in ausreichendem Maß17 zu trinken, vier Monate (lang).
Und als sie nach Aksum zu uns gekommen waren, kleideten wir großzügig ihre Leute,
und wir schmückten ihre Könige und schickten sie18, damit sie bewohnen das Land Md, eine Region unseres
Landes.19
12 wi[¿] 16 [ř]rt/zmm / II ngšm / Ihm [Zahl] / jÄTim 17 [/] sč/s/ / [rcgftm /] [Za/z/] /
wf 17 ttnhm / iPhd / Agi / yhd [I 4190 / //z]m / kn 18 / s¿/s¿ / wgiř / 25140 /
wiř 18 tnhmm / // Agi / Ihm / [Za/z/] / y/nwz / / tafo 19 t / flgiř / [Za/z/] /
wfttn 34 /zm / Whd 35 Agi / yh<d> 36 4190 37 kbb / l sd st I ngšt 39 25140 40
und wir teilten ihnen pro König 4190 Rinder zu - das sind20 für sechs Könige: 25.140 (Rinder).
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Die „sabäische" Version von König 'Ezãnas Trilingue RIE 185 und RIE 185bis 273
Und wir widmeten dem21 Mhrm, der uns gezeugt hat, als Lobpreis (folgende) Statuen: aus Gold: eine, und aus
Silber: eine, und aus Erz: drei.
[Imhrmm / zwldnm /
Imhrm / zwldn /
Im hrm / Izwldnm /
Imhrm 53 zwldn /
Und wir schrieben diese Inschrift und stellten <sie> auf, und wir übergaben22 <sie> dem (str und de
und dem Mhrm, der uns gezeugt hat.
w^mbhrm / /jy^m / 24
Vrcè 23 [/z]r / /jas0 /
> bhyr / /yi^ /
' 6/ir / /ys0 61
Und wenn es einen gibt, der diesen Stein zerstört, indem er <ihn> ausradiert und beschädigt?24, so sei(en) er
und sein25 Geschlecht und seine25 Nachkommen aus dem Land vertilgt.
Und wenn (jemand) ...?, dann soll er ausgelöscht werden. Und wie wir aufgestellt haben ihn (d. h. de
so soll er uns und unserer Stadt27 Nutzen bringen für ihre Fortdauer28;
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274 Alexander Sima
17
/ Im
60 w't
[nur
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Die „sabäische" Version von König (Êzãnãs Trilingue RIE 185 und RIE 185bis 275
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276 Alexander Sima
c) Nomen + Suffix
Das auffälligste Merkmal der sabäischen Textfas-
> hwnm (185/3) lyahawïna-MI
sungen ist das häufige Auftreten der sabäischen Mima-
) hzbhmm
tion - bei völligem Fehlen der sabäischen Nunation! -, (185/4-5) lyahzãbíhõmii-MI
die vom Verfasser offenbar als wesentliches Charakte- sgbtmm (185/11-12) Isdgbatömü-Ml
ristikum des Sabäischen betrachtet wurde. dqqmm (185/5) Idaqïqômû-MI
) nstmm (185/5-6) Pandstömü-Ml
a) nomen proprium bhrmm (185/9) řdb-bshěromú-MI
ll-Htmm (185/10) llala-dlatömü-MI
yksmm (185/1), ) ktwmm (185/12), ykswmm (185bis/14)
hmrm (185/1, 185bis/l)
stímm (185/6. 13), tbymm Isatíomü-MI
( 1 85bis/l 5)
rydnm (185/1, 185bis/l)
bhrnm (185bis/17) Ibdhérdna-MI
hbštm (185/1, 185bis/2)
sfhmm (1 85bis/l 5) Isdfhömü-Ml
slhnm (185/2, 185bis/2)
ngštmm (185/14) Inagastõmú-MI
sb'm (185/1, 185bis/2)
zmdm (185/23), dmdwm Izamadü-MI
symm (185/2, 185bis/2)
(185bis/25)
ksm (185/2), kswm (185bis/3)
srdm (185bis/2)
wldm (185/23), wldwm lwdlüdü-MI
(185bis/25)
bgm (185/2. 3, 185bis/3)
zlfm (185/26), zlfwm (185bis/27) Izdlüfü-MI
mhrmm (185/2. 18, 185bis/3), mhrm-n-m (185bis/19)40
fdnm (185/3)
d) finîtes Verb
hdfhm (185bis/5)
'tmwym (185bis/4) řl-ydtmawwtf-MI
17) Lesung ist unsicher! yknm (185/16), ykwnm lydkün-MI
Eine solche Form liegt wohl auch der griechischen (185/22, 185bis/24)
Transkription cO(ir|piTcòv (gen. pl.) zugrunde.
"b'nm (185/17-18, 185bis/19) řabtina-MI
¥)) Die Schreibung Rdn kommt auch im Jemen vereinzelt
wldnm (185/18. 21, Iwaladanä-Ml
vor (MAFRA Y -dî-as-Sawlac IA/4 [1. Jh. n. Chr.], RES 5085/8
und Ja 546/3 [spätsab.]). 185bis/20. 23)
šmnm (185bis/22) Isëmna-MI
40) Der einzige Beleg für nomen proprium + Poss. -Suffix
+ Mimation. ) mhdnm (185bis/22) lyamãhdanna-MI
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Die „sabäische" Version von König (Ezanas Trilingue RIE 185 und RIE 185bis 277
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278 Alexander Sima
5. Sonstige linguistische
RIE 185 RIE 185bis Besond
der sabäischen Versionen d 12 11
t 5 16
5.1. Assimilation von n und m43
š für /f/ 8 4
Assimilation von n an den folgenden Konsonanten š für /s/ 0 1 (Lesung unsicher)
w für /ü/ loi 5 13
ist bei zwei Wörtern an insgesamt vier Stellen bezeugt:
1. řdzza! (185bis sab./10, 185bis äth./l 6) (die paral-
y für /I/ lèi 1 9
lelen Versionen haben W bzw. Vzz bzw. 0) Mimation 72 45
2. ybr lydbbarül (185 äth./l 5, 185bis äth./29) (die
sabäischen Versionen haben ynbr) b) Die Sabäismen werden nur äuße
versucht zu sagen: nur zufällig -
Assimilation von m an den folgenden KonsonantenFassungen am gleichen Wort ange
legstellen in B.2).
ist nur bei > dm-bdhèr an insgesamt fünf Stellen be-
zeugt:
1. "bhrm (185 sab./9, 185 äth./l 1, 185bis sab./ll) 6.2. Folgerungen
(185bis äth./14 hat ) m-bhrm )
1 . Die für beide Stelen einheitlich
2. "bhyr (185bis sab./25), "bhr (185bis äth./58) (185
Gq(9Z- Vorlage wurde erst im let
sab./äth. haben ym-bhr)
leicht sogar erst beim Anbringen
Stele, mit „Sabäismen" versehen
Obwohl Assimilation von n (nicht aber von m) in
RIE 185 und RIE 185bis unabhä
einigen mittelsabäischen Dialekten belegt ist, sind die-
möglicherweise waren dafür ver
se Schreibungen nicht als „Sabäismen" zu werten,
zuständig.
sondern - da sie häufiger in den äthiopischen Fassun-
2. Das uneinheitliche, stark divergierende Ergebnis der
gen vorkommen als in den sabäischen - eher als dia-
lektale Formen des GsSz anzusehen.
„Sabäisierung" weist daraufhin, daß es für die Ge-
staltung des Pseudo-Sabäischen keine klaren Re-
geln oder Direktiven gab. Bei dessen Verwendung
5.2. Externer maskuliner Plural auf -n l-änl
konnte offenbar auf keinerlei normativ wirkende
Zum sabäischen Wort mlk wird in 185/2 und Vorbilder zurückgegriffen werden. Eine verbindli-
che
185bis/3 nicht der korrekte sabäische Plural ) mlk Tradition, wie Gocqz mit sabäischen Buchsta-
, der
im Gac9Z eine andere Bedeutung angenommen benhat,
zu schreiben ist, gab es in Aksum mit Sicher-
gebildet, sondern ein äthiopischer äußerer Plural heit
aufnicht.
-n
l-änl . 3. Das Pseudo-Sabäische war eine ad-hoc- Kreation der
Kanzlei des (Êzãnã. Aller Wahrscheinlichkeit nach
6. Zusammenfassung war RIE 185+185bis der erste Text bei dem dieses
Verfahren überhaupt angewandt wurde.45
6.1. Befund
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Die „sabäische" Version von König (Êzãnãs Trilingue RIE 185 und RIE 185bis 279
RIE 185 RIE 185bis RIE 186 RIE 19046 C. Die Unterschiede zwischen
linksläufig + + + - ¿en vjer Fassungen
d 12 1 1 8 47 848
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280 Alexander Sima
Ob in 185bis sab. das Suffix -n bei ydlwn wegen Diese Abweichungen, bei denen RIE 185 sab.+äth.
des folgenden hgry (vgl. unten) als Suffix der gegen RIE 185bis sab.+äth. steht, sind wesentlich auf-
1. sg. aufzufassen ist, bleibt unklar. schlußreicher als die unter 6.1. a) genannten, da sie
Nur in 185bis sab. trägt hgry das Poss. -Suffix zeigen, daß jeweils die sabäische Fassung in einer
der 1. sg., in den übrigen Fassungen das Poss.- engeren Verbindung zur äthiopischen Fassung auf der-
Suffix 1. pl. hgr-n. selben Stele steht als zur sabäischen Fassung auf der
anderen Stele. Wichtig sind vor allem die Fehler - Slh
Diese Besonderheiten, die sich nur in éiner der vier statt Slhn, unbezeichnetes /-ä/ im Auslaut, y Ism
Fassungen finden, sind in der Regel eher unbedeu- Paflasömül statt korrekt y Iswm faflaswömü! -, die in
tend.58 Meist handelt es sich um fehlende - offensicht- beiden Versionen der einen Stele auftreten, aber in
lich vergessene - Wörter, Suffixe und Buchstaben oder beiden Versionen der anderen Stele fehlen.
um zusätzliche - und dann meist falsch gesetzte -
Partikeln und Konjunktionen. Mitunter wurde ohne 3. Der Schlußsatz der äthiopischen
erkennbare Gründe in der äthiopischen Version ein von und griechischen Versionen
der sabäischen Version abweichendes, aber gleichbe-
Die abschließende Widmung Wtfn / Imhrm / swt /
deutendes Wort verwendet (§§ 7, 12). Bedeutsam und
inhaltlich interessant sind nur der Wechsel von der wbdh der äthiopischen und griechischen Fassung bei-
der Stelen fehlt in beiden sabäischen Versionen.
1. pl. zur 1. sg. (§§ 14, 16) und die Alternation mdr -
bhr (§ 14), ohne daß sich daraus aber allzu weitrei-
chende Schlüsse ziehen ließen.59
D. Rekonstruktion der Entstehung der
2. Abweichungen von RIE 185 sab.+äth. Trilinguen RIE 185 und RIE 185bis
gegenüber RIE 185bis sab.+äth.
Die langwierige und schrittweise Entstehung der
§ 1 185: der Name des Schlosses von Mãrib ohne -n dreisprachigen Inschrift des Achaimenidenherrschers
als Slh :: 185bis: Slhn.
Darius am Felsen von Bisitun lehrt, daß derartige
§ 3 185: hzb kongruiert singularisch Çdrr, ydb^w) ::
Monumente keineswegs zwangsläufig von Anfang an
185bis: hzb kongruiert pluralisch Çdrrm^ydtíwm).
als solche konzipiert und in einem Zug ausgeführt
185bis: der Auslautvokal in S^znh wird mit -h
worden sein müssen, sondern die Dreisprachigkeit sich
wiedergegeben :: 185: der Auslautvokal bleibt ebenso gut erst nach und nach durch Hinzufügen wei-
unbezeichnet.
terer „Übersetzungen" im Verlauf einer sich über län-
§ 4 185bis: Präpositionalobjekt Im llömül :: 185: gere Zeit hinziehenden Entstehungsgeschichte ergeben
kein Im llömül . kann.60
§ 5 185: yism Paflasömül ist singularisch :: 185bis: Um die Entstehung der Trilinguen des (Êzãnã bes-
]fls'vm ťaflaswómúl ist pluralisch. ser verfolgen zu können, ist es nötig, sich die Vertei-
lung der drei Versionen auf jeder der beiden Stelen zu
5S) Auffallend ist jedoch deren hohe Zahl, die der Sorgfalt
vergegenwärtigen:
der Ausführenden kein gutes Zeugnis ausstellt.
1. Bei RIE 185 ist auf der Vorderseite der Stele die
5M) Ob sich der Wechsel von 1. pl. zu 1. sg. in §§ 14 und
16 von RIE 185bis sab. tatsächlich auf eine abweichende sabäische und auf der Rückseite die griechische
Vorlage zurückfuhren läßt, wie Drewes 1991, 385, im An-Version angebracht; die äthiopische Version wurde
schluß an Rahlfs annimmt, muß vorerst offen gelassen wer-
den. 60) Vgl. Schmitt 1991, 18b-20b.
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Die „sabäische" Version von König cÊzanãs Trilingue RIE 185 und RIE 185bis 281
ohne Einschaltung einer Leerzeile, eines Ornament- sab.+äth. und 185bis sab.+äth. (auch bei offen-
bandes o. ä.(!) unter die säbäische gedrängt. Der sichtlichen Fehlern) in sich übereinstimmen, er-
Steinmetz war bemüht, den gesamten äthiopischen klären.
Text auf der Vorderseite, unterhalb der sabäischen
Version hineinzuzwängen, daher werden die äthio-
pischen Zeichen gegen Ende zu immer kleiner. Exkurs 2: Die Titulatur des (Êzãnã in
2. Bei RIE 185bis ist - ebenso wie bei RIE 185 - auf RIE 185 und RIE 185bis
der Vorderseite des Steins die sabäische und auf der
Rückseite die griechische Version angebracht, die
Bei der Behandlung der Abweichungen zwi
äthiopische wurde gleichfalls ohne Einschaltung
den vier semitischen Fassungen wurde die Titul
einer Leerzeile o. ä. unter der sabäischen hinzuge- die besondere Probleme bietet, ausgespart. Di
fügt. Im Gegensatz zu RIE 185 reichte der nochhier nachgeholt werden.
verfügbare Platz auf der Vorderseite jedoch nicht (Êzãnãs Titulatur besteht aus drei Teilen:
aus, sodaß der Schluß der äthiopischen Version auf1. ngš / yksm etc. „der König von Aksüm etc."
der Schmalseite der Stele und unter der griechi-
2. ngš / ngst „der König der Könige"
schen Version eingemeißelt werden mußte. 3. wld / mhrm / ďytmw y / Idr „der Sohn des Mah
der nicht besiegt wird vom Feind"
Die Entstehung der Trilinguen läßt sich somit fol-
gendermaßen zusammenfassen: Diese Form der Titulatur findet sich in allen In-
(1.) Ursprünglich waren RIE 185 und RIE 185bis als schriften des (Êzãnã, die vor der Konversion zum
Bilinguen konzipiert und trugen jeweils auf derChristentum gesetzt wurden (RIE 185, 185bis, 186,
Vorderseite die sabäische und auf der Rückseite
187, 188 [in letzterer ohne ngš / ngšt]). Nach dem
die griechische Fassung. Religionswechsel wird der Name des Mahrsm durch
(2.) Erst nachträglich wurde die äthiopische Version den von (Êzãnãs Vater ersetzt, die Struktur der Titula-
unter die sabäische gesetzt. Da auf der Rückseite
tur aber beibehalten (RIE 189/1-4). Die Titulatur in
bereits die griechische Fassung stand, mußte derRIE 271 (griechisch), deren semitische Fassung(en),
Steinmetz den gesamten äthiopischen Text auf nicht erhalten ist (sind), weist jedoch darauf hin, daß
dem noch freien unteren Teil der Vorderseite
sich diese Struktur noch unter cÊzãnã weiter aufzulö-
unterbringen oder - wie in RIE 185bis, wo der
sen begann und allmählich erheblich umgeformt wur-
Platz dafür nicht ausreichte - auf die Schmalsei- de.
ten der Stele ausweichen.
1. In allen Inschriften des (Êzãnã steht am Kopf der
(3.) Danach erst wurde beschlossen, den Schlußsatz Titulatur das Wort ngš bzw. mlk (sabäisch) gefolgt
(§ 17) in der äthiopischen und griechischen Ver- von einer langen Liste von Völkern und Ländern,
sion hinzuzufügen. In der sabäischen Version über die zu herrschen (Êzãnã beansprucht. Da aksu-
konnte er nicht mehr hinzugesetzt werden, da mitisches Vergleichsmaterial aus der Zeit unmittel-
die äthiopische Fassung ohne Leerzeile unmit- bar vor cÊzãnã fehlt,61 läßt sich nicht feststellen, ob
telbar an die sabäische angeschlossen worden
die explizite Anführung aller beherrschten Länder
war.
ein genuin äthiopisches Strukturelement ist oder
fremde Vorbilder nachahmt. Auf jeden Fall sind die
Zur „sabäisch-äthiopischen Übersetzungstechnik"
Elemente Saba' Salhïn, Himyar und Raydän aus
lassen sich folgende Beobachtungen machen: den sabäo-himyarischen Herrschertitulaturen ent-
(1.) Die sabäische Fassung wurde in Gac9z konzipiert
lehnt, wo die übliche Form der Titulatur mlk / stí /
und - wie in der Zusammenfassung von Ab-
wdrydn lautet. Der Name Rydn steht in den südara-
schnitt B gezeigt - erst beim Anbringen bischen
auf der Titulaturen nicht für das Schloß der Himy-
Stele „sabäisiert". Diese „Sabäisierung"aren
wurde
selbst sondern für alle Stämme, die den (bny)
für RIE 185 und RIE 185bis unabhängig vonein-
d-Rydn , d. h. der Familie, die von Raydän aus
ander und ohne einheitliche oder von einer Tra-
regiert, Untertan sind. Die Titulatur des (Êzãnã läßt
dition vorgegebene Regeln vorgenommen. die Partikel d- vor Raydän weg, nimmt Raydän
(2.) Die nachträgliche äthiopische Fassung wurde aus wörtlich und füllt das so gewonnene „Saba) und
der bereits am Stein befindlichen sabäischen
Raydän" per analogiam auf: Zu Saba* wird das
Fassung „rückübersetzt", indem man einfach die
Sabäismen wieder wegnahm. Dabei wurden aber
61) Sembrouthes nennt sich in RIE 275 schlicht „König
einige Fehler in der bereits bestehenden sabäi-
der Könige der Aksumiten"; daß sich Gdr in RIE 180 nur
schen Version nicht als solche erkannt und somit
ngšy / yksm nennt, könnte auch an der geringen Größe des
in die äthiopische Version übernommen. Nur so Widmungsobjekts und dem daraus sich ergebenden Zwang,
läßt sich die oben gezeigte Eigenheit, daß 185 sich kurz zu fassen, liegen.
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282 Alexander Sima
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Die „sabäische" Version von König (Ezanas Trilingue RIE 185 und RIE 185bis 283
(Êzãnãs Konsolidierungs- und Expansionspolitik Die in der Literatur angeführten Gründe für (Êzãnãs
konzentrierte sich nach Ausweis seiner erhaltenen In- Verwendung des „Sabäischen" lassen sich leicht wi-
schriften ausschließlich auf afrikanische Territorien69 - derlegen: Der Gebrauch des Altsüdarabischen diene
was wiederum mit dem negativen sabäischen Quellen- dazu, den Inschriften ein altehrwürdiges Gepräge und
befund übereinstimmt. Die südarabischen Elemente in eine sakrosankte Aura zu verleihen.73 Angesichts der
seiner Titulatur spiegeln einen Herrschaftsanspruch Tatsache, daß Sabäisch im 4. Jh. n. Chr. eine ebenso
wider, der im 3. Jh. - obwohl niemals verwirklicht „gegenwärtige"
- Sprache war wie heute etwa Russisch
doch zeitweilig in greifbare Nähe gerückt war.70 Der oder Chinesisch und der Steinmetz sich offensichtlich
im Rahmen der Titulatur ererbte Herrschaftsanspruch bemühte den kontemporären Duktus von jenseits des
über den Jemen war zur Zeit (Êzãnãs zwar nur noch Roten Meeres nachzuahmen, kann von Altehrwürdig-
fiktiv, aber in ideologischer Hinsicht offenbar doch keit keine Rede sein.74 Da die aksumitische Religion
von zentraler Bedeutung - auch wenn sich die äthiopi- mit den diversen altsüdarabischen Panthea keinerlei
sche Außenpolitik (Êzãnãs faktisch längst Zielen auf Gemeinsamkeiten aufweist, scheidet auch ein sakro-
afrikanischem Boden zugewandt hatte. sankter Charakter aus. Daß die dreisprachigen Königs-
inschriften aus dem achaimenidischen und sassanidi-
2. Die sabäische Version der Trilinguen schen Iran, auf die Munro-Hay verweist, in Aksum als
RIE 185 und 185bis Vorbilder fungierten, scheint mir eher unwahrschein-
lich. Auch ein besonderes internationales Prestige, das
Spätestens seit dem Beginn der aksumitischen Peri-
ode existierte eine von der altsüdarabischen Schrift
mit dem Altsüdarabischen verbunden gewesen sein
soll, läßt sich nicht nachweisen. Sabäisch war auch
distinkte äthiopische Schrift. Von der offiziellen Ver-
niemals eine lingua franca im südlichen mare ery-
wendung der äthiopischen Schrift legt die Weihein- thraeum .
schrift des Königs Gdr RIE 180 (Beginn des 3. Jh.s?)
Dem Verfasser der sabäischen Versionen war gewiß
Zeugnis ab. Im frühen 4. Jh. begann unter König Wczb
bewußt, daß sein Sabäisch fiktiv war und von keinem
die Einführung der - bereits teilweise vokalisierten -
Sabäer verstanden würde - ebenso fiktiv wie (Êzãnãs
äthiopischen Schrift auf Münzen. Zwar ist das äthiopi-
südarabische Titulaturelemente. Die „sabäischen" Ver-
sche Textcorpus der ersten drei Jahrhunderte n. Chr.
sionen waren somit nicht an die wenigen Sabäer, die
nicht sehr umfangreich, zur Zeit des (Ezänä konnte
sich in Aksum aufhielten, gerichtet sondern an die
man in Aksum aber doch auf eine mehrere Jahrhunder-
äthiopischen Untertanen des (Ézãnã: Der Herrschafts-
te umfassende äthiopische Schreibtradition zurückblik-
anspruch über Südarabien sollte den (wohl mehrheit-
ken. Umgekehrt existieren für die aksumitischen Jahr-
lich schriftunkundigen) Betrachtern geradezu ins Auge
hunderte vor cEzänä keine Belege für irgendeine Ver-
springen: Daher die Verwendung von offen-sichtlich
wendung des Sabäischen - weder sabäische Sprache in
sabäischen Charakteristika wie Schriftrichtung, Schrift-
sabäischer Schrift noch äthiopische Sprache in sabäi-
scher Schrift.71 Dies zusammen mit dem in Abschnitt
duktus, spezifisch sabäische Konsonanten (t, d , s),
Mimation, maires lectionis , sabäische Wörter bn und
B. Festgestellten berechtigt - solange nicht Neufunde
mlk in der Titulatur. Ein der Schrift kundiger Aksumite
das Gegenteil nahelegen - zur Annahme, daß das
konnte den Text lesen und - selbst mit rudimentären
„Pseudo-Sabäische" von RIE 185 und RIE 185bis, das
Sabäisch-Kenntnissen - wohl verstehen. Er hätte den
auf keinerlei Vorbilder oder Traditionen zurückgreifen
Sinn der „Sabäismen" erkannt: Die „sabäische" Versi-
konnte, eine ad /zoc-Erfindung der Kanzlei (Ëzânâs
darstellt.72 on soll den ideologischen Anspruch des cÊzãnã, Herr-
scher über Südarabien zu sein, der in der Titulatur
explizit ausgesprochen wird, implizit zum Ausdruck
bringen.
69) RIE 185 und 185bis: Feldzug gegen die Beja, RIE 189-
190: Feldzug gegen die Nuba; die in RIE 186-188 genannten
Völker und Länder sind teilweise zwar nicht mit Sicherheit
zu identifizieren, liegen jedoch gewiß nicht auf der Arabi-
schen Halbinsel. christlich und damit sicher die jüngste der vier derzeit be-
70) Laut Ja 631 (um 230 n. Chr.) und Gr 27 (undatiert) kannten sabäischen (Êzãnã-Inschriften.
haben die Äthiopier kurzfristig sogar die himyarische Haupt- 73) Munro-Hay 1991, 246; Weninger 2001, 8.
stadt eingenommen. 74) Daß etwa tausend Jahre früher im (anscheinend recht
71) Nur nebenbei sei festgehalten, daß auch das Formular kurzlebigen) Reich von D(mt tatsächlich sabäische Inschrif-
und der Stil von RIE 185 und RIE 185bis keinerlei sabäischen ten gesetzt wurden, war im 4. Jh. n. Chr. sicherlich ohne
Einfluß verraten und gegen eine aus Südarabien stammende jegliche Bedeutung. (Ézãnã hatte keinen Anlaß, ideologisch
Schrifttradition in Aksum sprechen. Anschluß an Dcmt zu suchen. Davon grundsätzlich zu trennen
n) Ob - wie ich vermute - RIE 185+185bis älter als RIE ist auch die interessante, von Schneider 1987-1994 konsta-
186 sind, läßt sich nicht entscheiden und ist auch für die tierte Tatsache, daß die äthiopischen Versionen von RIE 185
vorliegende Fragestellung nicht von Belang. RIE 190 ist und 185bis archaisierende paläographische Züge aufweisen.
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