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596 Lidzbarski, Ein Exposi der Jestden.
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1) Regierte 1861—76.
2) Dauerte vom 11. März 1872 bis zum 28. Febr. 1873.
3) lu den europäischen Quellen wird dieser Name in den Formen über¬
liefert: Däseni, pl. Duasen, Badger, I, p. III, Dnsni oder Daseni, Layard-
Meissner, p. 163, Davashim, Menant, p. 51; Angaben älterer Reisender
s. bei Ritter, p. 754fiF.
4) Schon frUher, im Jahre 1847, war der Versuch gemacht worden, die
Jesiden zum Militärdienste heranzuziehen , das Vorhaben wurde jedoch infolge
der Intervention Sir Stratford Canning's aufgegeben, vgl. Layard-Zenker, p. 2 f.
598 Lidzbarski, Ein Exposi der Jestden.
erbaten sie eine Frist von zehn Tagen, und hemach überbrachten
sie ihm ein Expos6, in dem folgendes geschrieben stand:
§ 1.
1) Die Besuche hei dem Bilde des Melek Tafis werden den Jesiden da¬
durch bequem gemacht, dass Qauuals (vgl. p. COO, Anm. 2) mit don fünf noch
vorhandenen Exemplaren desselben , den Sandjaks , in die verschiedenen von
Jesiden bewohnten Gegenden reisen; über die Häufigkeit der Besuche vgl.
Siouffi A, p. 268. Nur die Ortschaften des Distriktes Mossul erhalten drei¬
mal im Jabre den Besuch des fUr sie bestimmten Sandjak. Abbildungen s.
bei Badger, I, p. 124, Layard-Zenker, Taf. XV, H und Menant,
p. 99. Übrigens dUrfte in Melek, trotzdem es allgemein mit König Ubersetzt
o , o,,
wird, nicht sondern |j)Juo stecken; vgl. schon Ritter, p. 759 aus
scheint nicht von vornherein = u><jjLb zu sein, sondem es dUrfte diese Gleich¬
setzung auf einer Volksetymologie beruhen, nach der dann die Sandjaks ihre
Form erhalten haben. In dem Worte scheint eher ein alter Gottesname zu
stecken, wenn auch beim Dunkel, in das der Ursprung des Jesidentums und
das Wesen des Tafis gehüllt sind, schwer zu sagen ist, welche Gottheit darin
zu suchen sei. Aber eben deswegen darf lautlich Ähnliches herangezogen werden.
Und so möchte ich denn auf eine Stelle im Fihrist p. Tfl*, 1. 27 f. aufmerksam
machen. Sie handelt von den Festen und Göttern der Harranier und lautet:
II, p. 201 fiF. eingehend behandelt, der in j^Lj eine Korruptel von JjLj = 'Invät
(??) sehen möchte, aber doch nur deshalb, weil ihm ein dem Worte jjLj
ähnlich lautender Gottesname nicht bekannt ist. Da man aber auch sonst viel
Harranisches bei den Jesiden wiederfindet, halte ich es für möglich, dass Taflz
mit unserem Melek Tafis identisch ist. Wer ist nun Taflz? Die Möglichkeit,
4 2 *
Lidzbarski, Ein Exposi der Jesiden. 599
§ 2.
§ 3.
§ 4.
1) Über das Pest des Scheich Adi vgl. die prächtige Schilderung bei
L ay ar d - itf eiss ner , p. ISlfif., Menant, p. 133ff.
2) Im Texte steht eigentlich „den Ort des Sonnenaufganges".
3) Über die Gebetsverrichtung vor der aufgehenden, aber auch vor der
untergehenden Sonne, vgl. Ritter, p. 752, 758, Layard-Meissner, p. 154f.,
Hoffmann, p. 125, Menant, p. 93, lieff., Chabot, p. 110 u. a.
4) Dass ein jeder Jeside sich „un frfere ou une soeur pour l'eterniti"
wählen muss, teilt auch Siouffi B, p. 86 mit; über das Wesen derselben sagt
er aber leider nur, dass sie etwa den christlichen Paten entsprechen. — Aus
unserem Schriftstück allein könnte man sehliessen, dass Scheich und Pir, eigent¬
lich nur das arabische und persische Wort für denselben Begriff (= senior),
eine und dieselbe Würde bezeichnen, in Wirklichkeit sind es aber zwei Klassen
der jesidischen Geistlichkeit, vgl. Siouffi, a. a. 0., p. 87—90, Menant,
p. 61ff. Pir als Titel bei den Ismaeliten s. JA, Serie VII, Bd. 9, p. 381f.
— Den Titel Scheich fuhrt auch eine Keihe göttlich verehrter Wesen, in denen
sich alte Gottheiten erhalten haben. Sie werden oft rait arabischen, muslimischen
Namen genannt, sei es dass es wirklich Menschen gegeben hat, die so hiessen,
und die die Jesiden als Inkarnationen jener Gottheiten ansehen, sei os dass
jene Einkleidung nnr stattfindet, um das Heidnische an ihnen vor den Muslimen
zu verbergen. Hierher gehört der Scheich Schems, d. h Herr Sonne, den sie
auch Scheich Schems-ed-din nennen, vgl. Layard-Meissner, p. 154, Badger,
I, p. 117, Siouffi B, p. 83,87, ferner Scheich Sinn, angeblich eine Abkürzung
von Hassan el-Bassri, in Wirklichkeit = Scheich Sin, d. h. Herr Mond. Aus¬
führliches über den Sinn s. bei Siouffi A, p. 252 lf., B p. 83 ff. Sie haben
ihn, wie so vieles andere den Harräniern entlehnt, und sein harranischor Ur¬
sprung zeigt sich auch darin, dass sie ihn zum Vater Abrahams machen, vgl.
Siouffi B, p. 83. Auch der Scheich Na(;r-ed-din gehört hierher, aber er ist
uicht wie Chabo t's Syrer meint, der Nesroch der alten Assyrer (p. 106, 1. 8
und 116 1. 13), sondern es dürfte j.ai«J in ihm stecken, d. h. der jVAJ der
Doctrine of Addai (od. Phillips, p. 24 1. 18) und NUSS des babylonischen
600 Lidzbarski, Ein Exposi der Jesiden.
§ 5-
§ 6.
Wenn zur Zeit, wo jemand von unserer Sekte stirbt, nicht sein
Bruder für das Jenseits, sein Scheich oder Plr und ein Qauuäl'-)
bei ihm ist und drei Sprüche über ihn sagt, nämlich: ,0 du An¬
beter des Melek Taus erhabenen Wesens, du musst im Glauben
an unseren Angebeteten , d. h. den Melek Taus erhabenen Wesens,
sterben und nicht im Glauben an einen andem. Und wenn jemand
zu dir kommt und dir etwas vom Isläm, dem Christentume, Juden¬
tume oder sonst einer Religion sagt, so glaube ihm nicht imd folge
ihm nicht, und so du eine andere Religion als die unseres an¬
gebeteten Melek Taus erhabenen Wesens bekennst und ihr folgst,
stirbst du als Ungläubiger", [der verfällt dem Unglauben].
§ 7.
Talmuds (Aboda zära f. IIb). Die Anuahme Jensen's, dass Jv*J aus j"«« '
= Nusku verderbt sein diirfte (ZA XI, p. 297, Anm. 1), ist meines Eracbtens
nicht nötig, denn die beiden Angaben stützen einander. Nasr steckt vielleicht
auch im Nasrün-Thal der Achikargeschichte (vgl. Lidzbarski, Neuaramäiscbe
Handschriften, I p. 12, 13 1. 13, II, p. 13, 522, und Nöldeke in ZDMG., L,
p. 309 unten). Man kann wohl ein Qinnesrin „Adlerhorst" begreifen, aber ein
Adler thai passt weniger.
1) Gemeint ist Sure 114 mit ihrem fiir den Scheitän keineswegs schmeichel¬
haften Inhalt.
2) D. h. „Redner", Vorbeter. Über diesen geistlichen Stand vgl. Bad ger,
I, p. 131f., Siouffi B, p. 94f. und Menant, p. 62f.
§ 8.
§ 9.
§ 10.
§ 11-
Wenn ein Mitglied unserer Sekte sich ein Hemde oder sonst
ein (neues) Kleidungsstück machen lässt und es nicht im gesegneten
Wasser tauft, das sich im Heiligtume des Scheich Adi gesegneten
Mysteriums befindet, so darf er es nicht anziehen; thut er es, so
verfällt er dem Unglauben*).
§ 12.
§ 13.
Kein Jeside darf ein Klosett betreten oder ein Badehaus be¬
suchen oder den Löffel oder das Trinkgeiäss eines Muslims oder sonst
eines Andersgläubigen benutzen. Betritt er ein Badehaus oder ein
Klosett oder isst oder trinkt mit dem Löffel eines Muslims und der
§ 14.
vgl. Chabot, ibid. Auf die Quelle wird auch in der Jesidenqafide (Nach¬
richten d. Götting. Gesellschaft d. Wissensch. 1853, p. 209 ff.) Vs. 23 f. an¬
gespielt.
1) Die Furcht der Jesiden vor der blauen, speciell dunkelblauen Farbe,
der Trauerfarbe des Orients, wird auch sonst überliefert: Ritter, p, 762,
Layard-Zenker, p. 3 oben, Badger, 1, p. 121, Siouffi B, p. 91, Menant,
p. 85. Auch Chabo t's Syrer berichtet davon. Wir lesen nämlich bei ihm
)^ -^P> in \LiO , eine jUngere Form von „Indigo, blaue Farbe" (vgl.
Payne-Smith, s. v. und Lidzb. , Neuaram. Handsch. II, p. 509), so dass
Von
Hermann Jacobi.