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DIE MEERJUNGFRAU
ERSTER GESANG
ZWEITER GESANG
DRITTER GESANG
O Madonna Aphrodite,
Ach verzeih und hab Erbarmen,
Daß ich lang gezögert habe,
Bin nun dein in Ganzhingabe!
O Madonna Aphrodite,
Rief der Taugenichts ekstatisch.
Sprach die Herrin: Lieber Träumer,
Nenn mich nicht mehr Aphrodite,
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
Meeresperle, Margarethe
Schwanke, o Großmutter-Schwanin,
Sing dem Schwanensänger Schwanke
Noch ein Märchen von der Schwanfrau!
Oldenburg im Oldenburger
Land hat eine weisheitsfromme
Universität, studierte
Ein Student dort Platons Schriften.
SECHSTER GESANG
SIEBENTER GESANG
Schaumgeborne, Meergeborne,
Mutter sie der schönen Liebe,
Schlich sie sich in seine Kammer,
Schenkte Wein ein in den Becher.
TORSTEN
ERSTER GESANG
ZWEITER GESANG
DRITTER GESANG
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
PETER
ERSTER GESANG
Valentin im Kinderspiele
Konnte Peter gar nicht leiden,
Neidisch war er sehr, weil Peter
Schöner war und vielmals klüger.
ZWEITER GESANG
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
Königinnen, Konkubinen
Sollst du schaun, doch widerstehen!
Und erwählen dir die Eine,
Deine Feine, deine Reine!
AVE MARIA!
*
DIE PRINZESSIN VON ZYPERN
Lächelnliebende Prinzessin,
Wie der Mona Lisa Lächeln
Ist das zauberhafte Lächeln
Dieser Königin der Elfen.
Diese Paradiesesmädchen,
Fleischgewordne Männerträume,
Waren alles Ideale,
Die im Tanze sich bewegten.
10
11
Wonne aller Wonnen! Frau Maria
Herrlich ist erschienen in dem Himmel!
Unbefleckte Jungfrau, rein wie Jade,
Einen Ring an deinen Ehefinger
Tu ich, geb dir einen neuen Namen,
Du sollst Toto heißen, mein Geliebter!
Schau, sie schwebte überm Meer des Himmels
Auf dem Muschelwagen ihrer Schönheit,
Ihre schwarzen Haare fein wie Seide,
Ihre schwarzen Augen Meteore,
Ihr Gewand war lange feine Seide,
Licht umfloss den Leib sie, niederrauschend,
Um die Lenden trug sie einen Gürtel,
Trug sie einen goldnen Zaubergürtel,
Lang fiel ihr die Seide auf die Füße,
Nackte Füße, weiß wie Lotosblüten.
Immer Jungfrau blieb sie, rein wie Jade,
Universellen Allerbarmens Göttin!
SUN WU KUNG
ERSTER AKT
ERSTE SZENE
(China. Die Insel Peng-lai-shan im Gelben Ostmeer Huang-hai. Der Berg der Blumen und Früchte.
Der Herr des Himmels und Sun Wu Kung.)
DER HERR
Ich will dich schaffen, Affe Sun Wu Kung,
Ich trage dich als Urbild schon im Geist
Von Ewigkeit zu Ewigkeit, dein Urbild
In meinem Geist will aus dem Nichts ich schaffen
Und aus der potentiellen Möglichkeit
Wirst du zur aktuellen Wirklichkeit!
(Der Herr streckt seine rechte Hand aus und legt ein steinernes Ei auf die Insel der Seligen.)
(Das Stein-Ei bricht auf und Sun Wu Kung springt als vollendeter Affe hervor.)
SUN WU KUNG
Ich preise dich, o Herr des höchsten Himmels,
Dich, Jadekaiser in der Nephritstadt,
Der Phönixstadt an der Milchstraße Ende,
Der mich geschaffen hat, weil er mich wollte!
ZWEITE SZENE
(Die Götter Tausendmeilenauge und Feinohr schweben durch den Himmel über der Erde.)
TAUSENDMEILENAUGE
Gott Feinohr, Bruder, hörst du Sun Wu Kung?
FEINOHR
Gott Tausendmeilenauge, siehst du ihn?
TAUSENDMEILENAUGE
Ich sehe China, von der Großen Mauer
Gegürtet an den Lenden des Gemütes,
Die Jungfrau China seh ich, eine Mutter,
Die mit der leeren Schale betteln geht
Um Reis vorm Heiligtum der Großen Leere.
FEINOHR
Ich höre den Gesang von Chinas Muse,
Vielleicht ist Chinas Muse die Tschang O,
Die weiße Königin des weißen Mondes,
Denn alle Dichter dichten von dem Mond.
TAUSENDMEILENAUGE
Reisfelder seh ich unter Wasser stehen.
FEINOHR
Yak-Rinder hör ich brüllen hoch in Tibet.
TAUSENDMEILENAUGE
Ich seh den Strand der Südmeerinsel Sanya.
FEINOHR
Ich höre Mönche ihre Mantren murmeln:
Gegrüßet seiest du, o Guan Yin!
TAUSENDMEILENAUGE
Ich seh den jungen Himmelssohn, den Kaiser,
Den Knaben im Verbotenen Palast,
Der Milch trinkt an den Brüsten seiner Amme.
FEINOHR
Ich hör der Philosophen Streitgespräche,
Ob gut sei oder böse von Natur
Der Mensch, da streiten sich die Schulen noch.
TAUSENDMEILENAUGE
Ich seh die heiligen Gebirge Chinas,
Fünf heilige Gebirge Chinas seh ich.
FEINOHR
Ich hör den Gong, den Klangstein und die Pipa.
TAUSENDMEILENAUGE
Ich sehe einen Dichter, der betrunken
Den Mond umarmen will, sein Spiegelbild
Im Dung-ting-See, und der ertrinkt betrunken.
FEINOHR
Doch Sun Wu Kung, den hab ich nicht gehört!
Ich habe kein Gebet gehört vom Affen!
TAUSENDMEILENAUGE
In keinem Tempel sah ich je den Affen!
DRITTE SZENE
VIERTE SZENE
ZWEITER AKT
ERSTE SZENE
(Sun Wu Kung und ein kleiner Kreis auserwählter Affen, darunter besonders ein alter bärtiger Affe.)
SUN WU KUNG
Ich weine, weine über, ach, den Tod!
Wie grausam ist der Tod, der letzte Feind!
Ein Affenweib mit schönen Affentitten
Gestorben ist: Wo ist die Äffin hin?
Was soll das Affenleben, noch so lustig,
Das heitre Spiel mit Kokosnüssen und
Das Fummeln am Geschlecht, wenn doch zuletzt
Der Tod das ganze Sein zunichte macht?
Ja, kommen wir nicht aus dem ewgen Nichtsein
Und kehren schließlich heim ins ewge Nichtsein?
Was ist denn da der Sinn des Affenlebens?
ALTER AFFE
In dir erwacht ist das Verlangen nach
Der Weisheit, wie die Philosophen sagen.
Die Weisheit ist Geschmack am Ewigen
Und ist die Einsicht in die reine Wahrheit.
SUN WU KUNG
Gibt es denn eine absolute Wahrheit?
Es gibt so viel verschiedne Meinungen!
ALTER AFFE
Begib dich auf die Suche, Sun Wu Kung!
Es heißt bereits bei einem alten Meister:
Wer sucht, der wird zuletzt die Wahrheit finden.
SUN WU KUNG
Ein Künstler aber sagte, dass er finde,
Er finde einfach, ohne je zu suchen.
ALTER AFFE
Ja, mit der Suche hat es etwas auf sich:
Du stellst dir etwas vor, das du dann suchst,
So läufst du einem Irrbild hinterher,
Irrst immer weiter von der Wahrheit ab.
SUN WU KUNG
So irre ich umher, ein Irrtums-Meister,
Von Irrtum irre ich zu Irrtum weiter,
Ja, gibt es eine Hoffnung noch für mich?
ALTER AFFE
Es gibt nur eine Hoffnung für den Sucher,
Die Hoffnung, dass die absolute Wahrheit
Sich plötzlich offenbart und dich erleuchtet.
SUN WU KUNG
Bevor ich geh auf meine Pilgerreise
Der Wahrheitssuche, ist es mein Verlangen,
Mit euch, geliebte Affenbrüder mein,
Den Pfirsich der Unsterblichkeit zu essen,
Des langen Lebens grünen Wein zu trinken.
(Sun Wu Kung und die auserwählten Affenbrüder essen und trinken feierlich.)
ZWEITE SZENE
(Saubere Stadt. Sun Wu Kung im gutbürgerlichen Anzug, ein Kleinbürger und eine Kleinbürgerin.)
SUN WU KUNG
Ich kam auf einem kleinen Kiefernfloß,
Ich ruderte mit einer Bambusstange,
So kam ich in die Stadt auf dem Kanal
Und kaufte mir ein Haus bei andern Häusern.
KLEINBÜRGER
Das ist des Menschen größtes Glück, ein Haus,
Denn meine Wohnung, das ist meine Burg.
KLEINBÜRGERIN
Hast du denn immer auch geputzt dein Haus?
KLEINBÜRGER
Und hast du immer auch am Wochenende,
Wenn du von deiner Arbeit kommst im Amt,
Das Hausdach renoviert und den Balkon?
SUN WU KUNG
Ich liebe nicht die Hausarbeit, das Putzen,
Da hab ich eine Putzmagd mir bestellt.
Auch lieb ich nicht die Renovierungsarbeit,
Da ließ ich kommen einen Zimmermann.
KLEINBÜRGERIN
Du könntest selber deine Wohnung putzen,
Da braucht es keine Putzfrau in dem Haus.
Was tust du denn den ganzen Tag zuhause?
SUN WU KUNG
Ich denke über Schöpfer und Geschöpf.
Ich dachte sonst, in Gott sei reiner Akt,
Doch sei in Gott auch alles in Potenz.
Die Möglichkeiten aller Wesenheiten
Als Ideale seien schon in Gott.
Jetzt aber denk ich, Gott ist purer Akt
Und die Materia ist die Potenz,
Die bloße nackende Materia
Ist eine unverwirklichte Potenz.
KLEINBÜRGERIN
Potenz bedeutet doch die Manneskraft
Und Akt die eheliche Einigung.
Du solltest dir ein Weib zur Gattin nehmen,
Dann wärs vorbei mit deinen Grübeleien.
KLEINBÜRGER
So denkst du also müßig vor dich hin?
Was bringt das denn? Das bringt dir doch kein Geld!
SUN WU KUNG
Beinahe hätte ich ein Weib genommen
Und wär geworden auch zum Kindervater,
Dann hätte ich auch Geld verdienen müssen.
Ich wäre gerne so wie ihr gewesen,
Doch leider suche ich geheime Weisheit.
Geboren bin ich, ach, zum Philosophen!
DRITTE SZENE
(Sun Wu Kung auf seinem Kiefernfloß, mit seiner Bambusstange rudernd, er landet am Strand des
Westlandes. Nahe am Strande im Pinien- und Fichtenwalde singt ein Holzfäller.)
SUN WU KUNG
Nun weiter, weiter auf der Pilgerreise,
Wie grün, wie grün sind doch die Pinienwälder!
Holzfäller, sag, wo ich gelandet bin!
HOLZFÄLLER
Im Westland bist gelandet an dem Strand,
Nah an dem Strande sind die Pinienwälder.
SUN WU KUNG
Was sangest du doch für ein schönes Lied?
Die Melodie gefiel mir. Sings noch einmal!
HOLZFÄLLER
(singt)
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens,
Oh wie allein dort!
SUN WU KUNG
Das Lied, das Lied, ach, das geht mir zu Herzen,
Ich bin doch auch ein Waisenkind im All!
Wenn ich in Not und Jammer bin, so schrei ich:
O Mutter, Mutter, komm und steh mir bei!
Dann aber schweigt das ganze Universum.
Ich bin ja so allein in dieser Welt,
Ich glaube gar, ich wäre unsichtbar,
Und sehen mich die Menschen äußerlich,
So sind sie mir im Innern alle fremd.
HOLZFÄLLER
Das Lied, das lehrte mich ein weiser Meister,
Der lebte in dem fernen schönen Südland,
Er lebte auf dem heiligen Gebirge,
Das Berg des Herzens heißt. Dort sang er mir
Von seiner Einsamkeit und wie sein Atem
Jetzt mit dem Winde wandert durch die Welt.
SUN WU KUNG
Ach bitte, sing noch einmal dieses Lied!
HOLZFÄLLER
(singt)
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens,
Oh wie allein dort!
SUN WU KUNG
Allein, allein, ich bin ja so allein!
Der weise Meister, der dies Lied erfunden,
Der könnte mich verstehen, glaube ich,
Ich will ein Schüler seiner Einsicht werden!
HOLZFÄLLER
So zieh zum weisen Meister in das Südland!
SUN WU KUNG
Der Süden ist die Himmelsrichtung Gottes.
DRITTER AKT
ERSTE SZENE
(Der weise Meister sitzt vor seiner Hütte auf einer Bambusmatte und meditiert. Aus der Ferne naht
ihm Sun Wu Kung.)
MEISTER
Ich bin der Meister der geheimen Weisheit,
Du, mein Besucher, was willst du von mir?
SUN WU KUNG
Was tust du grade, o du weiser Meister?
MEISTER
Ich meditiere an der Perlenschnur
Die Weisheit ewiger Barmherzigkeit,
Daß das Juwel steckt in der Lotosblüte.
Doch das wirst du wohl nicht verstehen, Affe.
SUN WU KUNG
Ich bin ja gar kein rechter Affe mehr,
Denn ich bewundere die weisen Meister.
Ach, wäre ich doch auch ein weiser Meister!
Doch gibt es Meister, die in Sünde leben
Und Knaben schänden oder kleine Mädchen!
MEISTER
Die Stunde kommt, die Spreu und Weizen trennt.
Willst du in meine Weisheitsschule kommen?
SUN WU KUNG
Erst möchte ich ein bisschen mit dir plaudern.
MEISTER
Ich plaudre nicht, ich sprech nur von der Lehre.
SUN WU KUNG
Bedenke, dass ich noch ein Affe bin
Und hab noch nicht gespeist das Brot der Weisheit.
MEISTER
Der Gott der Weisheit und Barmherzigkeit
Lädt dich in meine Weisheitsschule ein.
Ich sehe deine Demut, deinen Hunger
Nach Wahrheit, nach Gerechtigkeit auf Erden.
Kannst du die alten Schriften denn verstehen?
SUN WU KUNG
Wir Affen lieben auch die alten Schriften.
Doch wenn wir euch, die weisen Meister, sehen
Mit Weihrauch huldigen den alten Schriften,
Befällt uns doch ein wenig scheeler Neid.
MEISTER
Tritt ein in meine Hütte, komm und sieh,
Und wenn ich bring das Soma-Opfer dar
Dem Himmelsgott, darfst du dabei sein, Bruder,
Und stehen in der Gegenwart des Gottes.
SUN WU KUNG
Vielleicht ich werde selbst noch weiser Meister?
MEISTER
Ich danke dir, dass du gekommen bist.
ZWEITE SZENE
(Der Meister, seine zwölf Jünger, und Sun Wu Kung in der Hütte der Einsiedelei.)
MEISTER
Du bist in meine Schule eingetreten,
Du möchtest meine tiefe Weisheit kennen,
Entschlossen bist du, willst ein Jünger sein
Und mir auf meinem Himmelswege folgen.
Ein jeder Jünger, der in meiner Schule
Geht den geheimnisvollen Weg nach innen,
Legt ab den bürgerlichen Vatersnamen
Und wird genannt von mir mit neuem Namen.
SUN WU KUNG
Wie soll ich heißen, mein geliebter Meister?
MEISTER
Erwachender, der leer für Gott geworden!
SUN WU KUNG
Erwachender, der leer für Gott geworden?
Ist denn mein altes Affen-Ich gestorben,
In mir erstanden die Natur des Buddha?
EIN JÜNGER
Erwachender, der leer für Gott geworden,
Die sündige Natur des Affen ist
Im Bad der Reinigung ersoffen, aber
Der alte Affe ist ein guter Schwimmer.
ZWEITER JÜNGER
Nein, jetzt wo wir geworden zur Natur
Des Buddha, ist das ganze alte Ich
Gestorben, wir sind neue Kreatur!
Was frag ich da nach meinem alten Ich,
Nach meines Vaters, meiner Mutter Karma?
Ich bin ja jetzt zum Buddha-Gott geworden!
DRITTER JÜNGER
Sie beten alle zu Gautama Buddha,
Die Toren, dieser Pöbel in den Tempeln!
Ich bin genau so groß wie Buddha, ich
Bin von dem Ewigen Urbuddha Teil,
Ein Stück von Gott, ein menschgewordner Gott!
VIERTER JÜNGER
Erst dachte ich, wenn ich ein Mönch erst bin,
Dann bin ich eine neue Kreatur,
Die alten Sünden der Vergangenheit
Hab ich schon alle abgelegt, jedoch
Jetzt werd ich weise erst in Altersmilde,
Jetzt wieder mir gefallen junge Mädchen,
Die lüstern tanzen, und Musik und Wein!
MEISTER
Ihr Toren alle seid noch unerleuchtet!
SUN WU KUNG
Doch ich bin der Erwachende, erwacht
Zum Großen Vakuum für Gottes Weisheit!
DRITTE SZENE
SUN WU KUNG
Hier hab ich neulich Nesseln ausgerissen
Und habe alte Dornen fortgetragen.
Dann habe ich den Acker umgegraben
Und acht gegeben, dass ich mit dem Spaten
Nicht einem Regenwurm das Leben nehme,
Dort hinten pflanzt ich Kräuter, dort Salat,
Dort Erdbeerbüsche und dort Pfirsichbäume,
Kirschbäume, Apfelbäume, Pflaumenbäume
Und dort lass rauschen ich den Bambusbusch.
Nur, Weisheit, was mach ich nur mit den Schnecken?
Ich darf sie nicht mit Salz bestreuen, denn
Ein Tier zu töten, ist ein großes Laster.
Nun, Weisheit, halte ich mir eben Enten,
Die Enten fressen dann die Schnecken auf.
Doch hier, dies kleine Beet, hab ich besonders
Gepflegt, hier sorge ich mich um die Rose,
Beschneiden muß im Frühling ich die Rose,
Auf dass im Sommer sie auch Blüten trägt.
Hier diese Gartenbank im Bambusschatten
Ist meine Ruhestelle, hier zu lesen,
Hol ich das Buch aus meiner Manteltasche.
(Er holt ein winzigkleines Exemplar des Tao-te-king von Lao Tse aus der Tasche und beginnt zu
lesen.)
(Er schlägt das Buch wieder zu und steckt es zurück in die Manteltasche.)
VIERTE SZENE
(Der Meister und Sun Wu Kung unterm Feigenbaum – ficus religiosa – vor der Hütte.)
MEISTER
Erwachender, ich will dich Weisheit lehren!
SUN WU KUNG
Ach, Weisheit! Ich will tanzen, tanzen, sag ich!
MEISTER
Ich lehr dich das Geheimnis der Magie,
Der Zauberverse und der Amulette,
Verbrannte Texte, Talismane, Zahlen
Und Zeichen, Signaturen der Magie.
SUN WU KUNG
Ach was, Magie! Ich will nur tanzen, tanzen!
MEISTER
Ich lehre dich, Orakel zu verstehen,
Das Stechen in den Büchern und das Losen,
Wahrsagen aus den Karten, Staatsorakel
Von Tibet und das Lesen im I Ging.
SUN WU KUNG
Ach was, Orakel! Tanzen will ich, tanzen!
MEISTER
Ich lehre dich geheime Wissenschaft,
Naturerkenntnis, Alchemie, die Sprache
Der Vögel, Elixiere, Pillen, Drogen.
SUN WU KUNG
Ach Wissenschaft! Ich will nur tanzen, tanzen!
MEISTER
Ich lehre dich den Yoga der Aktion,
Almosengeben und Barmherzigkeit.
SUN WU KUNG
Ach was, Aktion! Ich möchte tanzen, tanzen!
MEISTER
Ich lehre dich den Weg des rechten Atmens,
Qi Gong, wie man den Atem reguliert.
SUN WU KUNG
Qi Gong! Das schützt nicht vor dem Sterbenmüssen!
FÜNFTE SZENE
(Der Meister, Sun Wu Kung und drei kleine Knaben aus dem nahen Dorf.)
MEISTER
Willst du jetzt Philosophenweisheit hören?
Ich sage dir: Der Mensch ist selber Gott!
SUN WU KUNG
(lacht)
Ich bin kein Mensch, kein Mensch, ein Affe
Bin ich und möchte Purzelbäume machen!
DIE KNABEN
Ja, kannst du denn auch einen Handstand machen?
SUN WU KUNG
Ich wills versuchen, meine kleinen Götter!
MEISTER
Was sollen diese tollen Kindereien?
Ich lehre dich geheime Wissenschaft!
DIE KNABEN
Ach spiel doch bitte, bitte, mit uns Ball!
SUN WU KUNG
Ich bin der Ball! Ihr Götter spielt das Ballspiel!
(Sun Wu Kung rennt durch den Garten, die Knaben lachend lärmend hinterher.)
MEISTER
Ehrwürdige geheime Wissenschaft,
Du bist nichts für die blinden Kindermenschen!
Erwachender, du bist ein Narr geworden!
DIE KNABEN
O bitte, spiele du mit uns Verstecken!
SUN WU KUNG
Ich seh nichts mehr! Jetzt bin ich unsichtbar!
MEISTER
Unwürdig bist du meiner Weisheit, geh,
Du Narr mit ruhelosem Affenherzen,
Verlasse meine Philosophenhütte!
VIERTER AKT
ERSTE SZENE
(Sun Wu Kung auf der Insel der Affen. Um ihn grauhaarige Affenmütter und Affenväter.)
ZWEITE SZENE
(Sun Wu Kung im Wasserschloß des Ostmeerdrachens. Der Ostmeerdrache als Meereskönig und
seine wunderschöne Tochter als Prinzessin des Meeres. Der Meereskönig und Sun Wu Kung trinken
grünen Tee vom Himalaya.)
DRACHENKÖNIG
Zusammen sind gerollt die Blätter Tee,
Wir legen sie ins Porzellan der Tasse
Und gießen drüber kochend heißes Wasser,
Sodann entfalten sich die grünen Blätter,
Die lang und schmal wie Mädchenfinger sind
Und geben ihr erquickendes Aroma
Dem heißen Wasser, den Geschmack von Tee.
SUN WU KUNG
Verehrter Ostmeerdrachenkönig, ich
Besitze nur ein kleines scharfes Messer,
Mit dem muß ich den Teufelskönig töten.
DRACHENKÖNIG
Der Teufelskönig ist sehr stark, du wirst
Mit einem Messer ihn nicht töten können.
PRINZESSIN
Verzeihe, Herr, du großer Affenkönig,
Daß ich zu dir erhebe meine Stimme.
SUN WU KUNG
Prinzessin, wunderschön und voller Anmut,
Wenn ich dich sehe, liebliche Prinzessin,
Ich schließe gleich zurück auf Gottes Schönheit!
PRINZESSIN
Im Ostmeer, mitten in der tiefsten Tiefe,
Da weiß ich stecken eine Kupferstange,
Wenn du herausziehst diese Kupferstange,
Kannst du mit ihr den Teufelskönig töten.
SUN WU KUNG
Prinzessin, Weisheit aus dem Land des Lächelns,
Was ist denn das für eine Kupferstange?
PRINZESSIN
An dieser Kupferstange in dem Meer,
Der Axis Mundi mitten in dem Ostmeer,
An ihr hing einst die weiße Himmelsschlange.
SUN WU KUNG
Ich sehe ein Gesicht, und was ich sehe,
Ist dieses: Ziehe ich die Kupferstange
Aus ihrem Grund im Ostmeer, überflutet
Das Meer das Wasserschloß des Drachenkönigs!
PRINZESSIN
Mit meinem zauberhaften Lächeln ich
Gebiete dir: Nimm du die Kupferstange
Und schlag mit ihr den Teufelskönig tot!
DRITTE SZENE
(Zwei weißgekleidete Männer führen Sun Wu Kung in den unterirdischen Palast der Todesgötter.)
SUN WU KUNG
Ihr Männer in den weißen Leinenkleidern,
Wohin entführt ihr mich? Was seid ihr schweigsam!
(Sie erscheinen vor den Thronen der Todesgötter. Die Todesgötter springen erschrocken auf.)
DIE TODESGÖTTER
O Herr des Himmels! Was hat das zu sagen?
Warum kommt zu uns her der Affenkönig?
SUN WU KUNG
Nennt mich nicht mehr mit Namen Sun Wu Kung,
Nennt mich auch nicht den Affenkönig mehr,
Nennt mich auch nicht mehr den Erwachenden,
Erwacht zur Leere für die Weisheit Gottes,
Nennt mich des Himmels Eingeborenen
Und Heiligsten von allen Heiligen!
DIE TODESGÖTTER
Was forderst du von uns, du Eingeborner
Des Himmels, Heiligster der Heiligen?
SUN WU KUNG
Ich sage: Reicht mir her das Buch des Todes!
(Die Todesgötter reichen ihm das Buch des Todes, er schlägt es auf und sucht nach Namen darin.)
SUN WU KUNG
Hier, in dem Buch des Todes sehe ich
Die Namen aller meiner Affenkinder
Geschrieben kalligraphisch schön mit Tusche
Und angegeben ihre Todesstunde.
Gebt einen Pinsel mir und schwarze Tusche!
(Die Todesgötter reichen ihm ein Tintenfass und einen Pinsel. Er taucht den Pinsel in das Fass.
Dann streicht er im Buch des Todes die Namen seiner Affenkinder aus.)
DIE TODESGÖTTER
Der Affenkinder Namen streichst du aus?
SUN WU KUNG
Ja, ich entreiß dem Tode meine Kinder!
FÜNFTER AKT
ERSTE SZENE
(Im Himmel. Der Herr des Himmels, zu seiner Rechten steht der Genius Morgenstern. Vor ihm
erscheinen der Ostmeerdrachenkönig und die Todesgötter.)
OSTMEERDRACHE
O Herr, die Affen werden allzu frech!
Jetzt fordern doch bereits die Menschenaffen
Verbürgt ihr heilig Menschenaffenrecht!
Bald gehen Affenweibchen gar zur Wahl
Und wählen einen Affenpräsidenten
In einer Menschenaffendemokratie!
Ihr Führer ist der wilde Sun Wu Kung,
Der mit dem Beistand meiner schönen Tochter
Die Kupferschlange aus dem Ostmeer zog
Und überflutete mein Wasserschloß!
DIE TODESGÖTTER
O Herr, du ewige Gerechtigkeit!
Die Tiere müssen alle, alle sterben,
Doch Sun Wu Kung kam in das Totenreich
Und strich der Affenkinder Namen aus
Dem Buch des Todes vor dem Weltgericht!
DER HERR
Verkläger! Hören will ich Morgenstern!
GENIUS MORGENSTERN
O Herr, die ewige Gerechtigkeit
Wird überwunden nur durch deine eigne
Barmherzigkeit, die dir im Busen wühlt.
Liebhaber bist du aller Lebewesen!
Wenn etwas wäre in der Welt, das du
Nicht liebtest, hättest du es nicht geschaffen.
Die Götter brauchen deine Gnade nicht,
Jedoch die ruhelosen Affenherzen
Bedürfen deines herzlichen Erbarmens!
DER HERR
O Morgenstern, du Genius der Liebe,
Was soll ich tun mit diesem Sun Wu Kung?
GENIUS MORGENSTERN
Herr, hab Erbarmen! Zwar er ist ein Sünder,
Ist ein Rebell, ein Schwätzer und ein Spötter,
Doch hab Erbarmen, Herr, doch hab Erbarmen
Und nimm ihn auf in deine Himmelshallen!
DER HERR
Gut, Morgenstern, du Genius der Liebe,
Führ du mir Sun Wu Kung ins Paradies!
GENIUS MORGENSTERN
Dein Wille, Ewiger, ist mir Befehl.
ZWEITE SZENE
(Sun Wu Kung allein auf dem Gipfel des Affenberges. Der Genius Morgenstern erscheint vor ihm.)
GENIUS MORGENSTERN
O Sun Wu Kung, ich habe gute Nachricht.
SUN WU KUNG
Zu mir jetzt kommen gar die Himmelsgötter?
Wo sind die Göttinnen mit vollem Busen
Und schönen Haaren in den Schwangewändern?
GENIUS MORGENSTERN
Statt Himmelsgöttinnen mit vollem Busen
Jetzt kommt zu dir der Genius Morgenstern,
Ich lade dich in Gottes Himmel ein!
SUN WU KUNG
Soll ich jetzt selbst ein Gott des Himmels werden?
GENIUS MORGENSTERN
Vorbei ist jetzt die Zeit von Stolz und Hochmut.
Der Affe stellte sich den Menschen gleich,
Die Menschen stellten sich den Göttern gleich.
Erkenne jetzt: Du bist ein Knecht des Herrn,
Berufen, um auf Knieen anzubeten.
SUN WU KUNG
Ja, guter Schutzgott, führ mich in den Himmel!
(Eine goldene Wolke verhüllt den Genius Morgenstern und Sun Wu Kung, sie schweben aufwärts
zur östlichen Himmelspforte. Dort erwartet sie der Wächter der Himmelspforte, der himmlische
Fischer.)
HIMMLISCHER TORWÄCHTER
Wer klopft hier an die Paradiesespforte?
GENIUS MORGENSTERN
Der Affenkönig Sun Wu Kung klopft an.
HIMMLISCHER TORWÄCHTER
Wie? Soll ein Affe in den Himmel kommen?
SUN WU KUNG
Auch Esel kommen doch ins Paradies!
GENIUS MORGENSTERN
Der Herr des Himmels will, dass alle Affen
Gerettet werden, auch der Affenkönig.
HIMMLISCHER TORWÄCHTER
Was, Sun Wu Kung, was hast du anzubieten?
SUN WU KUNG
Ach, leider hab ich gar nichts anzubieten,
Ich hab nicht die Verdienste frommer Menschen,
So bin ich ärmer als die Bettelmönche.
GENIUS MORGENSTERN
O Wächter du der Himmelspforte, öffne!
HIMMLISCHER TORWÄCHTER
Komm, Sun Wu Kung! Der Herr ist zu barmherzig!
DRITTE SZENE
(Im Himmel. Sun Wu Kung ist Guter Hirte der himmlischen Schafe und Lämmer und weidet die
Herde auf den Bergen des Herzens in Einsamkeit.)
SUN WU KUNG
Der Herr des Himmels fragte: Liebst du mich?
Ich sagte: Ja, o Herr, ich liebe dich!
Da sprach der Herr: So weide meine Lämmer!
Der Herr des Himmels fragte: Liebst du mich?
Ich sagte: Ja, o Herr, ich liebe dich!
Da sprach der Herr: So weide meine Schafe!
Dann fragte mich der Herr: Bist du mir Freund?
Ich sagte: Herr des Himmels, du weißt alles,
Du weißt, ich will mit dir befreundet sein!
Da sprach der Herr: So weide meine Schafe!
Und so bin ich geworden zu dem Hirten,
Dem guten Hirten, und die Lämmer alle,
Sie kennen meine Stimme, folgen mir.
Ist da ein Mietling, der die Herde hütet,
Sieht der die Wölfe kommen, flieht der Mietling,
Doch nicht der gute Hirte, der bleibt da.
(Er holt eine Hirtenflöte aus der Tasche und bläst auf der Flöte.)
(Er springt durch das südliche Himmelstor zurück auf die irdische Insel der Affen.)
VIERTE SZENE
(Sun Wu Kung auf der Insel der Affen. Zwei Teufel legen ihm den Kaisermantel um.)
SUN WU KUNG
Ich bin der Kaiser aller Affen Chinas,
Doch bin ich nicht der Himmelssohn geworden
Durch das Mandat des Himmels, unsres Vaters,
Ich habe selbst zum Kaiser mich gekrönt.
DIE BEIDEN TEUFEL
Du bist ja nicht von Gottes Gnaden Kaiser,
Ein autonomer Herrscher du des Volkes,
Auch nicht durch das Mandat des Volkes Kaiser,
Selbstherrlich du dein eigner Kaisermacher.
SUN WU KUNG
Ich, großer Affenkaiser aller Affen,
Bestimme, dass der Homo sapiens,
Der Mensch, der denkt, soll hingerichtet werden!
DIE BEIDEN TEUFEL
Vor allem alle Menschensöhne, die
Auf ihrer Nase eine Brille tragen!
SUN WU KUNG
Allein der Homo faber bleibt bestehen,
Der Mensch der Arbeit soll im Reiche dienen.
DIE BEIDEN TEUFEL
Was aber mit dem Homo religiosus?
SUN WU KUNG
Die Bettelmönche mit dem Aberglauben?
Die Bonzen aller Tempel sollen sterben!
Das Gold der Tempel für die Menschengötter
Gehört dem Affenkaiser jetzt allein.
DIE BEIDEN TEUFEL
Was soll geschehen mit den Menschenbüchern,
Die von den Menschengöttern Kunde geben?
SUN WU KUNG
Ich werde selbst ein Weisheitsbuch verfassen,
Ich nenne es die Bibel Sun Wu Kungs,
Man wird sie Blinden auf die Augen legen
Und so gewinnen sie die Sehkraft wieder.
DIE BEIDEN TEUFEL
Wie soll dein Name sein, o großer Führer?
SUN WU KUNG
Ich bin der himmelgleiche Heilige!
DIE BEIDEN TEUFEL
Nun braucht das Affenvolk nicht mehr den Himmel,
Denn auf der Erde gegenwärtig ist
Der himmelgleiche Heilige, ihr Kaiser.
SUN WU KUNG
Den Himmel überlassen wir den Göttern.
Auf Erden gibt’s genügend Kokosnüsse,
Genug Bananen gibt’s für alle Affen!
FÜNFTE SZENE
(Der Kriegsgott Notscha kommt in voller Rüstung vom Himmel geritten und verfolgt den
fliehenden Sun Wu Kung.)
NOTSCHA
Der Kriegsgott muß dich holen in den Himmel?
Ja, wollt ihr Affen nicht freiwillig kommen?
Muß man euch drohen erst mit eurem Tod?
SUN WU KUNG
Wo du mich jetzt mit meinem Tod bedrohst,
Da wär es doch nicht adlige Gesinnung,
Wenn jetzt ich an die Himmelspforte klopfte.
NOTSCHA
Ja, wenn nicht in der Stunde deines Todes,
Wann willst du dann um das Erbarmen flehen?
SUN WU KUNG
Ach, allzu schön ist doch die Mutter Erde,
So grüne Bäume gibt’s doch nicht im Himmel.
NOTSCHA
Wenn ich dir drohe mit dem Schwert des Todes,
Was nützen dir dann noch die grünen Bäume?
SUN WU KUNG
Erst möchte ich auf Erden Abschied nehmen
Von allen meinen lieben Affenkindern.
Ich kann jetzt noch nicht in den Himmel kommen,
Wer soll für meine Affenkinder sorgen?
NOTSCHA
Der Herr im Himmel sorgt sich um die Vögel
Und sollte sich ums Affenvolk nicht kümmern?
Du sorge dich nur um dein Seelenheil!
SUN WU KUNG
Die Klappe zu, so ist der Affe tot.
NOTSCHA
Das gibt ein schreckliches Erwachen noch,
Wenn ich dich töte mit dem Schwert des Krieges
Und deine Seele tritt dann vor den Herrn,
Den du dein Leben lang geleugnet hast!
SUN WU KUNG
Geh weg von mir, o Kriegsgott, ich verstecke
In einem Tempel mich auf einem Berge
Und lebe als ein Eremit allein
In den chinesischen Gebirgeshöhen
Und pflanze Reis an für den heißen Reiswein.
NOTSCHA
Jetzt hab ich dich! Jetzt musst du mit mir kommen!
SUN WU KUNG
Ihr Götter, Göttin oder Gott, Erbarmen!
SECHSTER AKT
ERSTE SZENE
(Im Himmel. Der Herr des Himmels, der Genius Morgenstern und Sun Wu Kung.)
DER HERR
So bist du also jetzt im Himmelreich,
Weil du ein Narr gewesen bist, ein Narr,
Drum musste ich mich über dich erbarmen.
Ich will dir einen neuen Namen geben,
Auf einer weißen Jade steht der Name.
SUN WU KUNG
O Herr, wie soll mein neuer Name sein?
DER HERR
O Morgenstern, du Genius der Liebe,
Wie soll des Narren neuer Name sein?
GENIUS MORGENSTERN
Er heiße: Himmelgleicher Heiliger.
DER HERR
O himmelgleicher Heiliger, bist du
Zufrieden mit dem neuen Namen, Närrchen?
SUN WU KUNG
Ich bin der himmelgleiche Heilige!
Wo aber soll ich leben in dem Himmel?
Ich will nicht wieder nur ein Hirte sein,
Ich will genießen die Glückseligkeit!
DER HERR
O Morgenstern, du Genius der Liebe,
Wo ist ein Platz für ihn im Paradies?
GENIUS MORGENSTERN
Ich schaute gestern noch im Paradies
Ein weißes Schloß in einem großen Park.
DER HERR
Wo ist das weiße Schloß mit seinem Park
Gelegen in dem weiten Paradies?
GENIUS MORGENSTERN
O Herr, denk an den himmlischen Palast
Der Hsi Wang Mu, der Königin und Mutter
Des Westgebirges, östliche vom Palast
Ist dieses weiße Schloß mit seinem Park
Gelegen und durch Wege zu erreichen.
DER HERR
Gefällt dir deine neue Wohnung, Kindchen?
SUN WU KUNG
Ja, Herr. Ich bin erschöpft vom Erdeleben.
Ich hab zuviel vom heißen Wein getrunken
Und hab zuviel geraucht vom Opium.
Jetzt brauch ich Ruhe, Herr, jetzt brauch ich Ruhe,
Jetzt will ich schlummern nur im Paradies
Und ab und an gemütlich dann spazieren
Und Hsi Wang Mu besuchen im Palast.
ZWEITE SZENE
(Sun Wu Kung geht im Paradies spazieren. Er sieht den Gott des nördlichen Polarsterns mit dem
Gott des südlichen Polarsterns zusammen sitzen beim Schachspiel.)
(Sun Wu Kung wandert weiter durch das Paradies und kommt zum Stern des Rinderhirten und zum
Stern der Weberin.)
RINDERHIRTE
Geliebte, einmal nur im Jahre kommen
Zusammen wir, weil zwischen unsern Sternen
Der weiße Sternenstrom galaktisch strömt.
WEBERIN
Mein Freund, doch heute ist der Feiertag,
Da bauen Elstern hilfreich uns die Brücke.
RINDERHIRTE
Ich hab dir ein Geschenk auch mitgebracht,
Schau, dieses Joch des Ochsen schenk ich dir.
WEBERIN
Ich auch hab ein Geschenk dir mitgebracht,
Schau, diese Spindel leg ich dir zu Füßen.
RINDERHIRTE
Nun, darf ich dich auch küssen, Vielgeliebte?
WEBERIN
Ich bitte um ein Küsschen auf die Wange!
DRITTE SZENE
(Im Paradies. Der Pfirsichgarten der Hsi Wang Mu. Hsi Wang Mu und Sun Wu Kung.)
SUN WU KUNG
O Hsi Wang Mu, o Königin und Mutter,
Was soll ich tun in deinem Pfirsichgarten?
HSI WANG MU
O Sun Wu Kung, der Laster Anfang ist
Der Müßiggang. Die Muße stürzte Staaten
Und stürzte Könige von ihren Thronen.
Der Müßiggang begann die schlimmsten Kriege.
SUN WU KUNG
O Göttin Muße, sei von mir gegrüßt!
HSI WANG MU
Allein aus deinem Müßiggang vielleicht
Verliebst du dich und du verwirrst dein Herz!
Allein aus Muße wählst du einen Freund,
Der einem schlimmen Finger ähnlich sieht!
SUN WU KUNG
Die Arbeit aber hab ich nie geliebt.
Im Schweiße seines Angesichtes Arbeit
Zu tun, war immer mir ein Fluch des Herrn.
HSI WANG MU
Doch will ich, dass du in dem Himmelsgarten
Ein Gärtner bist, ein Herrscher bist im Garten,
Der Himmelsgarten sei dir untertan,
Du herrsche wie ein kleiner Gott im Garten!
SUN WU KUNG
Und darf ich denn auch von den Pfirschen naschen?
HSI WANG MU
Die Himmelspfirschen der Unsterblichkeit
Sind dir verboten! Achte das Tabu!
SUN WU KUNG
Wie schön am Pfirsichbaum die Blüten sind!
Ich seh die Blüten von den Mandelbäumen,
Kirschblüten sah ich einst am Fujiyama,
Sah Apfelblüten und sah Pflaumenblüten,
Die schönsten sind die Pfirsichblüten doch!
Und diese Pfirschen! Diese roten Bälle,
So samtweich ist die Haut wie eine Wange
Der Urgroßmutter eines Bettelmönches,
Und wenn ich diese süßen Bälle schaue
Und denken muß an feste Mädchenbrüste,
Dann möcht ich ihren Nektar schlecken, saugen!
(Sun Wu Kung pflückt sich einen der verbotenen Pfirsiche der Unsterblichkeit und verspeist ihn mit
sündigem Genuß.)
VIERTE SZENE
ERSTE FEE
O liebe Schwester, süßes Himmelsmädchen,
Wie schön das Leben ist im Paradies!
ZWEITE FEE
O Mädchen, schau, in unsrer Mädchenschönheit
Bricht sich wie im Kristall das Licht der Schönheit.
DRITTE FEE
Die Wesenheit der Schönheit sei gegrüßt,
Der Schönheit Urform und der Schönheit Urbild,
Die himmlische Idee der Schönheit grüß ich.
ERSTE FEE
Die Wesenheit der Schönheit ist in Gott,
Urschönheit ist die Gottheit, alle Schönen
Sind wie die Sonnenstrahlen einer Sonne.
ZWEITE FEE
Und darum gibt es auch im Paradies
Kein altes fettes Weib mit Falten, Runzeln,
Kein altes Weib mit Warzen im Gesicht.
Hier ist kein alter Mann mit dickem Bauch,
Mit grauem Bart und Ansatz einer Glatze.
Das alles sind die Zeichen nur des Todes.
DRITTE FEE
Im Paradies der Wesenheit der Schönheit
Sind Himmelsmädchen nur von sechzehn Jahren.
ERSTE FEE
Und darum werden sich die Künstler freuen,
Die Maler, die die Guan Yin gemalt,
Die Dichter, die besungen junge Mädchen,
Die, wenn sie kommen in das Paradies,
Die werden sehn, dass sie das Paradies
Schon manchmal auf der Erde vorverkostet,
Wenn sie ein junges Mädchen lächeln sahn.
ZWEITE FEE
Erwache, Südwind, blase in den Garten!
DRITTE FEE
Die Hsi Wang Mu, die Königin und Mutter,
Sie gibt in ihrem himmlischen Palast
Ein Fest, und alle Götter sind geladen.
(Feen ab. Sun Wu Kung schüttelt seine Schlaftrunkenheit ab und reibt sich den Schlaf aus den
Augen.)
SUN WU KUNG
Geladen alle Götter! Und ich nicht?
FÜNFTE SZENE
SUN WU KUNG
Wohin des Weges, Unbeschuhter Gott?
UNBESCHUHTER GOTT
Ich will zum Fest der Mutter Hsi Wang Mu,
Sie lud die Götter ja zum einem Festmahl.
SUN WU KUNG
Bin ich allein, nur ich nicht eingeladen?
UNBESCHUHTER GOTT
Ich will die Mutter und die Königin
Des Westgebirges bitten, dich zu laden.
Ja, lieber will ich fasten, will ich hungern,
Als dass das Himmelreich wär unharmonisch!
Wir sind hier eine göttliche Familie.
SUN WU KUNG
Familie? Was ich von Familien sah
Auf Erden, das war einfach ekelhaft!
Ich sah Gorillaweibchen, alt und fett,
Mit schlaffen Affentitten unterm Baum
Bei Kokosnüssen sitzen, sinnlos schwatzen,
Gorillamännchen sah ich, grau ihr Haar,
Sie furzten vor sich hin voll Langeweile,
Gorillakinder in Lianen schaukelnd
Laut kreischten voller Neid und Eifersucht.
Das soll ich alles hier im Himmel finden?
UNBESCHUHTER GOTT
Das Himmelreich ist anders als die Erde.
Wir werden hier erst zur Familie Gottes,
Nachdem wir durch das Haus der Reinigung
Gegangen und uns badeten im Feuer.
SUN WU KUNG
Wenn einer nun sein Leben lang gelitten
An seinem Vater und an seiner Mutter,
Soll ihnen er im Paradies begegnen?
UNBESCHUHTER GOTT
Wer durch das Haus der Reinigung gegangen
Und von dem Wasser des Vergessens trank,
Vergisst die Bösen und die Übeltäter,
Denkt nur noch an die schönsten Liebeswonnen!
SUN WU KUNG
Ich möchte auch zum Mahl der Königin.
UNBESCHUHTER GOTT
Wir Götter in dem Paradies sind alt,
Wir brauchen einmal wieder junge Götter!
SUN WU KUNG
Wenn ich dich anschau, Unbeschuhter Gott,
So scheinst du alt an Tagen mir zu sein
Und doch so lieblich wie ein junges Mädchen.
UNBESCHUHTER GOTT
Das Herz der Königin sei mit dir, Kindchen!
SECHSTE SZENE
(Im Palast der Königinmutter Hsi Wang Mu. Die Götter sitzen an einer langen Tafel und speisen
Ambrosia und trinken Nektar. Sun Wu Kung lässt das Ambrosia weg und trinkt einen Becher Nektar
nach dem andern.)
HSI WANG MU
Ja, habt ihr alle auch genügend Nektar?
DER RINDERHIRTE
Das war auf Erden unser Wunsch gewesen,
Wenn wir dereinst zu einem Sternbild werden,
Dann trinken wir mit Hsi Wang Mu den Nektar.
Auf Erden uns bekam der Nektar nicht,
Ich denke an den heißen gelben Reiswein,
Uns taten immer unsre Schädel weh
Und manchmal mussten wir uns auch erbrechen.
Wie schön, dass wir jetzt in dem Paradies
Als Götter leckern Nektar trinken dürfen.
SUN WU KUNG
Beim ersten Becher Nektar bin ich noch
Erleuchtet nicht, da leugne ich die Wahrheit,
Wenn ich jedoch den ganzen Krug geleert,
Erkenne ich sie ganz, die nackte Wahrheit.
RINDERHIRTE
Du säufst zuviel! Anstatt dich zu besaufen,
Laß lieber dich vom reinen Geist erleuchten!
SUN WU KUNG
Ihr trinkt den Nektar mit den Götterbrüdern
Im himmlischen Palast der Hsi Wang Mu.
Ich aber trinke Gottes Trunkenheit,
Ich selber bin zum Nektar schon geworden,
In meinen Adern fließt kein Affenblut,
In meinen Adern fließt der Nektar Gottes!
RINDERHIRTE
Der Affe bleibt ein Affe allezeit.
SUN WU KUNG
In meinen Adern fließt der Nektar Gottes
Und dieser Nektar mich verklärt zum Gott.
Ist auf dem Monde doch ein Nektarmeer,
Ich Nektartrunkener versinke trunken
Im Nektarmeer des Gottes auf dem Mond.
RINDERHIRTE
Ja, bist du denn auch einmal nüchtern, Narr?
SUN WU KUNG
Ich Trunkenheit von Gottes Trunkenheit
Versink ekstatisch in dem Rausch der Liebe
Und schlafe trunken mit dem Schlaf des Gottes!
RINDERHIRTE
Ach, was du sagst, ist nichts als purer Wahnsinn!
SIEBENTE SZENE
(Im Himmel. Sun Wu Kung taumelt betrunken in die Einsiedlerhütte von Lao Tse. Dort hat der
abwesende Lao Tse sein alchemistisches Laboratorium und stellt die Pillen des ewigen Lebens her.)
SUN WU KUNG
Dies also ist das Haus von Lao Tse,
Hier ist sein alchemistisches Labor.
Die Menschen und die Götter wollen alle
Die Pillen der Unsterblichkeit verspeisen.
Sie möchten sammeln sich in großen Hallen
Beim Taoistenpapst im Gelben Turban,
Und wenn sie ihre Mantren dann gemurmelt
Und haben ihren Atem reguliert,
Dann möchten sie in heiliger Versammlung
Die Pillen der Unsterblichkeit verspeisen.
Doch auch erleuchtet bleiben Narren Narren,
Die Pille der Unsterblichkeit verwechseln
Sie mit dem Elixier des langen Lebens.
Sie wollen alle hundert Jahre leben
Und noch der Greis von siebzig Jahren will
Dem sechzehn Jahre jungen Mädchen gleich sein
An Lebensfrische und an Blütenanmut.
Die Narren sind nicht wert der Lebenspillen!
Hier aber in der Zelle der Erleuchtung
Bereitet Lao Tse das Elixier
Des langen Lebens und die Pillen der
Unsterblichkeit. Und ich bin hier allein.
Ich nehme alle länglichen Phiolen
Mit dem berühmten Elixier des Lebens
Und alle Schalen mit den weißen Pillen
Und dann besauf ich mich am Elixier
Des langen Lebens und ich stopf mich voll
Mit Pillen der Unsterblichkeit, sie alle
Beschenken mich mit der Unsterblichkeit.
(Sun Wu Kung leert die Flaschen mit dem Elixier alle und isst alle Pillen auf.)
SIEBENTER AKT
ERSTE SZENE
(Im Himmel. Der Herr des Himmels im weißen Jadethron. Lao Tse und Hsi Wang Mu stehen vor
dem Herrn.)
HSI WANG MU
Ach Herr, ich muß von Sun Wu Kung vermelden,
Daß er beim Liebesmahl der Königin,
Beim Abendmahl im himmlischen Palast,
Nicht nur ein Bröcklein aß Ambrosia
Und nur die Lippen netzte mit dem Nektar,
Nein, dass er sich besoffen hat, besoffen,
Getaumelt und getorkelt ist der Säufer!
LAO TSE
O Herr, in meiner Zelle in dem Himmel
War er im alchemistischen Labor
Und hat das Elixier des langen Lebens
Und alle Pillen der Unsterblichkeit
Verschlungen gierig, als wenn’s Zucker wäre.
DER HERR
Wo ist jetzt Sun Wu Kung? Er möchte kommen,
Reumütig soll er seine Buße tun!
LAO TSE
Er wusste, aß du Reu und Buße forderst,
Doch ist er ja so stolz auf seine Sünden
Und rühmt sich seiner frechen Heldentaten!
HSI WANG MU
Und darum hielt er’s nicht im Himmel aus
Und hat das Gartenparadies verlassen
Und kehrte zu der Erde, zu den Affen
Zurück, ein Herr der Affen dort zu sein.
LAO TSE
Ja, lieber wollt er Herr auf Erden sein
Als Gottes Diener in dem Himmelreich.
DER HERR
Ruft ihn zurück, ich will ihn bei mir haben!
HSI WANG MU
Er, der schon war in meinem Paradies,
Die Pfirschen der Unsterblichkeit gekostet,
Vom Becher mit dem Götternektar trank,
Der ist unsterblich schon und noch auf Erden!
LAO TSE
Er, der das Elixier des Lebens trank
Und aß die Pillen der Unsterblichkeit,
Der ist unsterblich schon und doch auf Erden!
DER HERR
Ruft ihn zurück, ich will ihn bei mir haben!
Ich habe meine Freude an dem Kindchen!
ZWEITE SZENE
(Der Herr in seinem weißen Jadethron. Vor ihm steht die Göttin Guan Yin, die Mutter der
Barmherzigkeit.)
DER HERR
O Guan Yin, du Mutter des Erbarmens,
Nur du kannst jetzt den Affen Sun Wu Kung
Durch dein Erbarmen in den Himmel holen!
GUAN YIN
In meiner herzlichen Barmherzigkeit
Ist alles eingeschlossen in der Welt,
So wie ein Embryo im Uterus!
DER HERR
So geh du zu dem Himmelstor im Süden,
Von dort aus hole Sun Wu Kung zurück!
GUAN YIN
Ich fange ihn mit meinem Diamant-Ring,
Des Tao Diamant-Ring hat die Macht,
Den Affen an das Himmelreich zu binden.
DER HERR
Wenn du den Diamant-Ring angelegt,
Dann ziehe ihn hinauf ins Paradies!
GUAN YIN
Ich ziehe ihn mit meiner Perlenschnur
Des Mutter-Mantras in das Paradies!
DER HERR
Wenn Menschen sterben, in der Todesstunde
Sie lallen oftmals nur noch: Mama, Mama!
GUAN YIN
Ich bin die Mutter aller Sterbenden,
Ich bin der Todesstunde liebe Mama!
(Guan Yin geht zur südlichen Himmelspforte und wirft den Diamant-Ring des Tao auf die Erde.
Damit fängt sie Sun Wu Kung.)
SUN WU KUNG
(auf Erden, auf der Insel der Affen)O Guan Yin, das ist dein Diamant-Ring!
Ich bin verlobt mit dir, o Guan Yin!
GUAN YIN
Freund, halt dich fest an meiner Perlenschnur!
SUN WU KUNG
O Göttin, Göttin, ich bin ganz dein eigen!
DRITTE SZENE
(Sun Wu Kung ist wieder im Himmel. Er steckt jetzt in dem Läuterungsofen des Lao Tse. Flammen
schlagen aus dem Ofen.)
SUN WU KUNG
Wie lange muss ich noch im Ofen brennen?
LAO TSE
Bis alle deine Sünden abgebüßt!
SUN WU KUNG
O weh, ich hab mein Leben lang gesündigt!
LAO TSE
Doch bist du auserwählt fürs Paradies!
Die Gnadengöttin Guan Yin, gerettet
Hat deine Seele sie fürs Paradies!
SUN WU KUNG
O wär ich endlich schon im Paradies!
Wie heiß doch diese Feuerflammen brennen!
LAO TSE
Jetzt komm hervor, du bist jetzt Gold geworden.
Die Sehnsuchtsglut hat dich purgiert,
Da abgefallen alle Schlacken sind,
Bist du geworden jetzt ein goldner Affe.
(Sun Wu Kung steigt aus dem Läuterungsofen, er ist zu einem goldenen Affen der Weisheit
geworden.)
SUN WU KUNG
Geläutert bin ich, o jetzt bin ich rein,
Ich bin bereit, dem Kaiser zu begegnen!
LAO TSE
Der Jadekaiser auf dem Jadethron
Hat dich dem großen Buddha übergeben.
Der Ewige Urbuddha ist im Himmel
Der große Buddha von dem Reinen Land.
SUN WU KUNG
Ich möchte aber lieber nicht verlöschen
Im bloßen Nichts der absoluten Leere!
LAO STE
Dein wartet eine Arbeit noch, jedoch
Zuerst will dich der große Buddha prüfen.
SUN WU KUNG
Wie lange dauert noch die Prüfungszeit?
LAO TSE
Auch Buddha musste Myriaden Jahre
Auf seinen Eingang ins Nirwana warten.
Jetzt geh, Siddharta wartet schon auf dich!
VIERTE SZENE
(Der Ewige Urbuddha, riesengroß, und Sun Wu Kung, der in der Hand Buddhas ist.)
BUDDHA
Du fandest dich in meiner rechten Hand,
Ich sagte dir, dass niemand dich entreißen
Aus meinen Händen könnte und dass du
Entfliehen könntest zwar, wohin du willst,
Du wärest immer doch in meiner Hand.
SUN WU KUNG
Das glaube ich dir nicht, Gautama Buddha,
Ich bin gewandelt hunderttausend Meilen
Und kam zu einem mächtigen Gebirge,
Fünf Gipfel standen steil da in die Höhe.
Ich sah dich nicht, ich war dir ja entkommen.
So stellte ich mich vor den mittlern Gipfel
Und pisste lachend diesen Gipfel an
Und schrieb mit meinem Strahle des Urin
An jenen mittlern Gipfel: Ich war hier!
BUDDHA
Du wusstest nicht, du warst in meiner Hand.
Fünf Gipfel schautest du? In Wahrheit waren
Fünf Finger das von meiner rechten Hand.
Die Wurzel schau du meines Mittelfingers,
Hier sind die Tropfen noch von deinem Pipi.
SUN WU KUNG
O Ewiger Urbuddha, der du bist
Verkörpert in dem Buddha Reinen Landes,
Ich konnte deinen Händen nicht entkommen?
BUDDHA
In meiner rechten Hand ist alle Kraft,
Von meinen Händen strömt Barmherzigkeit.
Mein Universales Allerbarmen alles
Umfängt, der Universen Universum
Ruht sicher in der rechten Hand des Buddha.
SUN WU KUNG
So geb ich mich geschlagen und ergeb mich
Freiwillig dir in deine rechte Hand,
Bewahre mich in deiner rechten Hand
Und laß mich leben in dem Reinen Land!
BUDDHA
Das Paradies ist noch das Höchste nicht!
Die Götter suchen alle selbst Erlösung!
Die Götter und die Paradiesbewohner,
Sie wollen alle sich vermischen mit
Dem Ozean der Allbarmherzigkeit,
Wo sie erlöst von ihrem alten Ego
Vergottet werden in dem Ungewordnen!
FÜNFTE SZENE
(Die Göttin Guan Yin, Mutter der Barmherzigkeit, und Sun Wu Kung, der goldene Affe der
Weisheit, der an seiner rechten Hand den Diamant-Ring des Tao trägt.)
GUAN YIN
Mein vielgeliebter Affe Sun Wu Kung,
Du bist ganz mein in Gottes Paradies!
SUN WU KUNG
Ich liebe dich vor allem, meine Göttin,
Dich, Guan Yin, die Mutter meines Heiles!
GUAN YIN
Ich habe einen Wunsch und eine Bitte.
SUN WU KUNG
Sprich, meine Mutter und Gebieterin!
Im Himmel ist es aller Götter Freude,
Dir liebevoll zu dienen, Heilige!
GUAN YIN
Auf Erden drunten in dem Reich der Mitte
Ein großer Hunger ist nach Gottes Wort!
Ich habe einen meiner treusten Jünger
Erwählt, als Mönch nach Israel zu pilgern,
Das Evangelium von Gottes Wort
Zu bringen in das gelbe Reich der Mitte.
Mein vielgeliebter Affe Sun Wu Kung,
Du bist zu einem Heiligen geworden,
Steig du als Boddisattwa des Erbarmens
In meinem Namen wieder auf die Erde
Und hilf du meinem auserwählten Jünger,
Das Buch der Evangelien zu holen
In mein zumeist geliebtes Reich der Mitte!
SUN WU KUNG
Was ist denn das, ein Evangelium?
GUAN YIN
Die Freudenbotschaft ists für die Chinesen,
Daß Gott, der höchste Herr des höchsten Himmels,
Der Gott der Götter, ist ein Mensch geworden
Und wanderte als Gottmensch auf der Erde.
Das Evangelium gibt davon Kunde.
SUN WU KUNG
O vielgeliebte Göttin Guan Yin,
Ich will erfüllen alle deine Wünsche!
Mein größtes Glück im Paradiese ist,
Von jenen deinen mitleidsvollen Augen
Dir alle deine Wünsche abzulesen!
GUAN YIN
Bereite dich! Das gelbe Reich der Mitte
Verdurstet fast nach dieser Freudenbotschaft!
SUN WU KUNG
Hat dieser Gottmensch einen Namen auch?
GUAN YIN
Ye-su Ji-du!
DIE ZIGEUNER
ERSTER GESANG
ZWEITER GESANG
DRITTER GESANG
Es waren König einst und Königin,
Die hatten lange Zeiten keine Kinder.
Der König dacht: Wir haben niemals welche.
Da weinte er und klagte immer laut:
Was wird aus uns wohl ohne Kinder werden?
Da sprach der König zu der Königin:
O meine vielgeliebte Königin,
Ich gehe fort und werde dich verlassen,
Und wenn bei meiner Rückkehr ich zu dir
Nicht einen eingebornen Sohn hier finde,
Dann werd ich dich mit eignen Händen töten,
Vielleicht auch schicke ich dich weg von mir
Und will mit dir nicht mehr zusammen leben.
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
SECHSTER GESANG
SIEBENTER GESANG
SWANTJE
ERSTER GESANG
DIE SCHWANEN-KÖNIGIN
ZWEITER GESANG
DIE SECHS SCHWÄNE
DRITTER GESANG
DER ZAR SALTAN UND DIE SCHWANENPRINZESSIN