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Inklusion

im Fokus
Die besten Tipps aus der Förderpraxis
Sprach f ö rd e r u ng
h eft:
Themen
für Lehrerinnen und Lehrer

Wie Sie ein gutes Sprachverständnis: Mit diesen Was Sie bei fehler-
Sprachvorbild So fördern Sie es Maßnahmen zu bes- hafter Aussprache
werden konkret serer Grammatik tun können
Lesen Sie, wie Sie durch Erfassen Sie das sprach- Erfahren Sie, wie Sie Unterstützen Sie Ihren
Ihr Sprechverhalten liche Verstehen Ihres die grammatikalische Schüler im phonetischen
als Lehrkraft positiven Schülers und unterstüt- Ausdrucksweise des Bereich mit einfachen
Einfluss nehmen. zen Sie es aktiv. Kindes fördern. Maßnahmen ganz effektiv.
>> Seite 2 >> Seite 4 >> Seite 6 >> Seite 10

So fördern Sie Sprache von Grund auf Weit ausholen


Wenn Sie einen Schüler mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt Liebe Kollegin,
„Sprache“ unterrichten, ist phonologische Bewusstheit oft ein noch weit lieber Kollege,
entferntes Ziel. Gerade bei sprachlichen Entwicklungsverzögerungen gilt:
Die übliche Förderung, wie z. B. das Heraushören von Lauten und Bilden vielleicht geht es Ih-
von Reimen, kann Ihren Schüler noch überfordern. Holen Sie darum wei- nen wie mir: Für mich
ter aus und knüpfen Sie da an, wo Ihr Schüler sich sprachlich sicher fühlt. begann die sprachli-
che Förderung meiner
Die Lehrerausbildung setzt im sprachlichen Bereich in der Regel bei der Grundschüler immer
Grundvoraussetzung für den Schriftspracherwerb an: der phonologischen Be- mit der phonologischen
Jennifer Kärnbach,
wusstheit. Doch was, wenn die Basiskompetenzen dafür gar nicht vorhanden Bewusstheit. Ich wusste, Chefredakteurin
sind? Unterrichten Sie einen Schüler mit sprachlicher Entwicklungsverzöge- diese ist die Basis für das
rung oder ein Kind nicht-deutscher Muttersprache, sollten Sie für die Förde- Erlernen von Lesen und Schreiben. Doch als
rung die frühe Sprachentwicklung im Hinterkopf haben. Denn diese bildet die Emma in meine Klasse kam, erkannte ich:
Grundlage für das, worauf Sie mit Ihrer Förderung aufbauen. Wenn bereits Das Mädchen war aufgrund einer Entwick-
dort Kompetenzen fehlen, kann die Förderung nicht ohne Weiteres Erfolg lungsverzögerung noch weit von phonolo-
bringen. gischer Bewusstheit entfernt. Bei ihr musste
ich mit der Förderung noch viel weiter vorn
Dieses Themenheft hilft Ihnen dabei, sich in das Thema einzuarbeiten oder beginnen.
Ihre Kenntnisse zu vertiefen. Außerdem können Sie die Fördertipps zu jedem
Entwicklungsstand für die Förderpläne Ihrer Schüler übernehmen. Es grüßt Sie herzlich, Ihre
>>Lesen Sie weiter ab Seite 2

Wie groß ist der Wortschatz im Grundschulalter?


Der Wortschatz eines 8-Jährigen in der Muttersprache um-
fasst bei sprachlich unauffälliger Entwicklung: Jennifer Kärnbach ist Grundschullehrerin,
systemische Beraterin und Expertin für Inklusion.
rezeptiv (Verstehen) ca. 23.000 Wörter

Ihr direkter Kontakt zur Redaktion:


produktiv (Sprechen) ca. 5.000 Wörter
E-Mail:redaktion@inklusion-schule.org
Quelle: Entwicklung des Wortschatzes nach Gopnik, Kuhl,
Tel: (0)228 82057496
Metzloff 2000 / Wendlandt 2003 Fax: (0)228 359358

Inklusion
Inklusion imim
Fokus ist DIE
Fokus praxisnahe03/18
I Ausgabe Unterstützung
März für alle Lehrerinnen und Lehrer, die sich der Herausforderung der Inklusion stellen
Seite 1 wollen.
Sprachliche Entwicklung fördern

Wie Sie als Sprachvorbild die sprachliche Entwicklung


fördern
Emma kann gar nicht folgen. Ihre Lehrerin hat gerade mehrere Fragen hintereinandergestellt. Allein durchs Zu-
hören ist das Mädchen so gefordert, dass sie gar keine Chance hat, eine Antwort zu formulieren. Emma profitiert
davon, wenn ihre Lehrerin langsam spricht. Es hilft Emma, wenn auf eine Frage eine ausreichende Pause folgt.
Dann hat das Mädchen Zeit, nachzudenken und einen Satz zu formulieren.

Mit Ihrer Art zu kommunizieren Satzes erfasst. Sprechen Sie zudem Verzichten Sie
können Sie als Lehrkraft die Wei- hochdeutsch und betonen Sie korrekt. auf mehrdeutige,
chen für eine förderliche sprachliche metaphorische oder
Entwicklung stellen. Vieles erfordert Reduzieren Sie Ihre Anzahl ironische Formulierungen.
vielleicht ein wenig Übung. Das ei- an Wörtern
gene Sprachverhalten zu reflektie- Arbeitsanweisungen und Fragen
ren ist gerade in einer turbulenten Legen Sie Wert darauf, nur das zu sollten Sie für Ihre Schüler mit För-
Unterrichtsstunde nicht leicht. Ho- sagen, was nötig ist. Fügen Sie ggf. derschwerpunkt Sprache in mehrere
len Sie sich ruhig Unterstützung im eine zusätzliche Erklärung hinzu, Abschnitte teilen. Achten Sie beson-
Teachingteam. Arbeiten Sie allein, wenn Ihre Schüler diese benötigen. ders im Unterrichtsgespräch darauf,
bitten Sie eine Kollegin um Hospi- Beispiel: Kettenfragen zu vermeiden.
tation. Lassen Sie sich Rückmeldung
zu Ihrem Kommunikationsverhalten • statt: „Bitte nehmt jetzt eure Reflektieren Sie Ihren
geben. Nehmen Sie sich kleinschrit- Deutschhefte raus. Aus der Mathe- eigenen Redeanteil
tig vor, einzelne Aspekte nach und stunde bitte alles wegpacken. Ich
nach zu optimieren. habe gesehen, ihr habt heute mit Viele Lehrer sprechen zu viel im Ver-
dem Zirkel gearbeitet. Den bitte hältnis zu ihren Schülern. Schonen
Sprechen Sie in auch wegpacken ...“ Sie Ihre Stimme – Sie brauchen diese
vollständigen Sätzen • besser: „Jetzt packt alle Mathe- noch eine Weile. Das kommt auch
sachen weg. Ihr braucht nur euer Ihren Schüler zugute. Je mehr die
Als Lehrkraft sind Sie ein wichtiges Deutschheft.“ Kinder sprechen, desto besser.
Sprachvorbild für Ihren Schüler. Ach-
ten Sie darauf, dass Sie Ihre Sätze Passen Sie das Schaffen Sie vielfältige
vollenden und nicht abbrechen. Sprachniveau an Sprechanlässe

Legen Sie Wert auf Ihre Bedenken Sie, dass für ein Kind mit Regen Sie Ihre Schüler mit verschie-
Grammatik sprachlicher Entwicklungsverzöge- denen Materialien zum Sprechen an:
rung einfache Formulierungen bes-
Vielleicht denken Sie, dass es selbst- ser sind. Das bedeutet: • ein Bild
verständlich ist, grammatikalisch • ein Gegenstand
korrekt zu sprechen. Doch manch- • Erklären Sie Fremdwörter, wenn • ein Geräusch
mal schleichen sich auch bei Leh- Sie sie verwenden müssen. • ein kurzer Text
rern Fehler oder Angewohnheiten • Sparen Sie Fremdwörter ansons-
ein. Diese sind meist schnell ausge- ten aus. Sorgen Sie für
merzt – allein dadurch, dass Sie auf- • Achten Sie auf kurze Sätze. niederschwellige
merksam darauf achten. • Verzichten Sie auf mehrdeutige, Angebote
metaphorische oder ironische For-
Achten Sie auf eine klare mulierungen. Ganz besonders Schüler mit sonder-
Sprache pädagogischem Förderschwerpunkt
im sprachlichen Bereich trauen sich
Auch dies ist ein Punkt, an dem Sie
Praxis-Tipp oft nicht, vor der Klasse zu spre-
als Lehrkraft immer wieder arbeiten Nehmen Sie einmal auf, was Sie in- chen. Helfen Sie Ihrem Schüler, in-
sollten. Die Worte sollten klar abge- nerhalb einer Unterrichtsstunde sagen. dem Sie den Druck reduzieren. Dem
grenzt sein. Beobachten Sie beson- Reflektieren Sie dann in Ruhe zu Hause. Nachbarn zu berichten oder sich
ders, dass am Ende des Satzes keine Sein Sie ruhig kritisch dabei. Setzen Sie in der Kleingruppe auszutauschen
sich dann einzelne Ziele. Beispiel: Diese
Wörter verschwimmen. Dies geschieht genügt anfangs völlig. Wird Ihr
Woche achte ich eine klarere Sprache.
häufig, wenn man intuitiv annimmt, Notieren Sie dies in Ihrem Wochen- Schüler sprachlich sicherer, können
der Gegenüber habe den Sinn der bzw. Unterrichtsplaner, so dass Sie es Sie das Plenum immer noch einbe-
Aussage bereits durch den Beginn des jeden Morgen vor Augen haben. ziehen.

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sprachliche Entwicklung fördern

Stellen Sie offene Fragen Hören Sie aktiv zu Korrigieren Sie Fehler
sinnvoll
Regen Sie Ihren Schüler zum Spre- Gerade ein Kind mit sprachlichen
chen an. Stellen Sie dazu Fragen, Schwierigkeiten braucht diese Wert- Ihr Schüler macht beim Sprechen
die nicht mit „Ja“ oder „Nein“ zu schätzung. Es erfordert von Ihnen vielleicht häufiger typische einen
beantworten sind. eine Menge Geduld, besonders wenn Fehler:
Ihr Schüler nicht flüssig spricht.
Legen Sie Wert auf Bleiben Sie am Ball. • ein falsch ausgesprochenes,
vollständige Antworten • ein nicht richtig betontes Wort,
Lassen Sie Ihren Schüler • der falsche Satzbau.
Machen Sie es in Ihrer Klasse zur aussprechen
Regel, dass Ihre Schüler möglichst in Vielleicht verspüren Sie den Drang, das
ganzen Sätzen antworten. Ein Tipp: Auch wenn es schwerfällt und Sie Kind die korrigierte Version wieder-
Fehlt bei der Antwort Ihres Schü- ihm gern helfen wollen: Unterbre- holen zu lassen. Besser ist, wenn Sie
lers der Rest des Satzes, geben Sie chen Sie das Kind nicht, um ein die Aussage des Schülers aufgreifen
ein Handzeichen. Beispiel: „Clara, Wort zu korrigieren oder den Satz und korrekt nachsprechen. Fordern Sie
möchtest du mit Jan oder mit Ida zu beenden. keine zusätzliche Wiederholung vom
arbeiten?“ – „Ida.“  Malen Sie mit Kind ein. Das wirkt sich schnell demo-
dem Zeigefinger z. B. einen Bogen Stellen Sie sprachliche tivierend aus und setzt die Hemm-
in die Luft. „Ich möchte mit Ida ar- Fehler hintenan schwelle fürs Sprechen hinauf.
beiten.“
Weisen Sie Ihren Schüler nicht auf Fazit: Seien Sie ein
Halten Sie Fragen sprachlich falsche Konstruktionen Sprachvorbild
und Aufforderungen hin, während er erzählt. Gehen Sie
auseinander stattdessen auf den Inhalt des Ge- Auch auf Ihre Sprache kommt es
sagten ein. Notieren Sie sich ggf. an. Wenn Sie Ihr Sprachverhalten
Im Sprachfluss geschieht es häufig, danach typische Fehler des Kindes, kritisch unter die Lupe nehmen, pro-
dass Anweisungen als Fragen for- und greifen Sie diese bei der Förde- fitiert Ihr Schüler mit sprachlicher
muliert werden. Beispiel: „Stellst du rung auf. Entwicklungsverzögerung.
bitte deinen Stuhl hoch?“ Obwohl
die eigentliche Aufforderung: „Stell
bitte deinen Stuhl hoch“ gemeint
ist. Dies ist eine zusätzliche Hürde
© contrastwerkstatt – Fotolia.com

für Kinder, die Schwierigkeiten in


der Kommunikation haben. Wörtlich
gesehen könnte Ihnen Ihr Schü-
ler in diesem Fall auch mit „Nein“
antworten. Achten Sie darum auf
Eindeutigkeit bei Ihren Formulie-
rungen.

Visualisieren Sie
zusätzlich

Wenn Sie Arbeitsanweisungen ertei-


len, sollten Sie entsprechende Bild-
karten zur Unterstützung einsetzen.
Bildkarten finden Sie z. B. unter:
www.schule.org

Halten Sie mit Ihrem


Schüler Blickkontakt

Sehen Sie Ihren Schüler an, wenn


Sie sprechen. Er kann durch Beob-
achten der Mund- und Lippenbe-
wegung besser verstehen, was Sie
sagen. Als Sprachvorbild haben Sie Einfluss auf die sprachliche Entwicklung Ihres Schülers.

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Sprachverständnis

Sprachverständnis: So fördern Sie es ab jetzt umfassend


Emma versteht häufig nicht, was mit einem Wort gemeint ist. Bei Nomen gelingt ihr dies meist noch, doch Ver-
ben, Adjektive und Präpositionen fallen ihr schwer. Für das Mädchen ist die Situationsgebundenheit sehr wichtig:
Ohne konkreten Bezug kann sie keinen Zusammenhang herstellen. Ist z. B. keine Schere in Sicht, weiß sie nicht,
was „ausschneiden“ bedeutet. Ihr Sprachverständnis ist dafür noch nicht weit genug entfaltet.

Das Sprachverständnis Ihres Schülers kann stark von der wird ihm dies deutlich schwerer fallen. Beobachten Sie
Situation abhängen, in der er sich befindet. Je eindeuti- Ihren Schüler in unterschiedlichen Situationen genau, um
ger der Zusammenhang ist, desto leichter fällt das richti- das Sprachverständnis richtig einzuordnen. Tragen Sie in
ge Verstehen. Beispiel: Liegt nur ein Buch auf dem Tisch, diesen Beobachtungsbogen ein, welche Kompetenzen Ih-
kann Ihr Schüler schnell erkennen, was Sie mit „Buch“ nen aufgefallen sind. Es ist außerdem Platz für Ihre Noti-
meinen. Ist das Buch einer von vielen Gegenständen, zen, z. B., um Auffälligkeiten festzuhalten.

Beobachtungsbogen Sprachverständnis
Kompetenz
Nr.
Mein Schüler ...
 Beispiel Fördertipp Ihre Beobachtung

1 … versteht Nomen. Wo ist der Ball? Legen Sie mehrere Gegenstände auf
ein Tuch. Fragen Sie z. B.: „Wo ist der
Stift?“
2 … versteht Verben. Möchtest du trinken? Betrachten Sie Bilderbücher. Fragen
Sie z. B.: „Welches Kind rutscht?“
3 … versteht Präpositionen. Leg den Ball bitte auf Lassen Sie das Kind ein Kuscheltier
den Stuhl. mitbringen. Nennen Sie den Namen
des Tiers und wo es sich befinden
soll. Beispiel: „Fynn sitzt jetzt auf
dem Stuhl.“ Lassen Sie das Kind die
Anweisung ausführen.
4 … versteht Adjektive. Was ist größer? (Ob- Setzen Sie Bildkarten ein. Die Gegen-
jekte vergleichen) stände sollten sich bezüglich eines
Merkmals vergleichen lassen.
5 … versteht Zeitangaben. Übers Wetter sprechen: Lassen Sie die Kinder von Erlebnissen
Heute scheint die Son- erzählen.
ne. Gestern hat es ge-
regnet.
6 … versteht W-Fragen. Wie heißt du? Wer Arbeiten Sie mit Abbildungen in Bil-
sitzt neben dir? derbüchern.
7 … versteht situationsgebun- Hol mir bitte mal deine Erteilen Sie situationsgebundene
dene einteilige Aufforde- Schere. (Schere liegt Anweisungen auf Gegenstände in
rungen. bereit.) Sichtweite bezogen.
8 … versteht situationsunge- Hol mir bitte mal dein Erweitern Sie Anweisungen auf Ge-
bundene, einteilige Auffor- Heft. (Heft nicht in genstände außer Sichtweite.
derungen. Sichtweite)
9 … versteht mehrteilige Auf- Zieh bitte erst deine Erteilen Sie kleine, mehrteilige Auf-
forderungen. Jacke und dann deine träge. Achten Sie auf eine einfache
Handschuhe an. Formulierung:
statt: „Nachdem du das Bild ausge-
malt hast, pack bitte das Heft weg.“
besser: „Male bitte erst das Bild aus
und packe dann das Heft weg.“
10 … versteht Beziehungen Was musst du tun, da- Fragen Sie nach Begründungen: Wa-
zwischen Sachverhalten. mit deine Federmappe rum ist es jetzt hell? Es ist hell, weil
aufgeht? wir das Licht angemacht haben.

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Wortschatz

Wortschatz: Diese Kompetenzen sollten Sie im Blick haben


Can zeigt oft auf Gegenstände, die er nicht benennen kann. Einige einzelne Wörter spricht er von sich aus.
Doch in der Regel sind dies nur Nomen. Verben und Adjektive verwendet der Junge noch spärlich. Zunehmend
kann er allerdings die Bedeutung dieser Wörter verstehen. Can wächst mehrsprachig auf. Seine Eltern sprechen
nur türkisch. Sie fragen sich, ob der verzögerte deutsche Spracherwerb an der Muttersprache liegt. Seine Eltern
sprechen zu Hause kein Deutsch.

Sprechen die Eltern Ihres Schülers zu Hause eine ande- diese Kompetenz Ihrem Schüler noch fehlt. Notieren Sie
re Sprache, kann es zu einer verzögerten Erweiterung Auffälligkeiten in der letzten Spalte.
des deutschen Wortschatzes kommen. Auch Schüler mit
erhöhtem Förderbedarf im sprachlichen Bereich weisen
häufig einen zu kleinen aktiven Wortschatz auf. För- Praxis-Tipp
dern Sie konkret die Erweiterung und fordern Sie Ihren Eltern mit nicht-deutscher Muttersprache sind häufig ver-
Schüler zur Bildung von Oberbegriffen und komplexeren unsichert, ob sie mit ihrem Kind Deutsch sprechen sollten.
Sätzen auf. Kreuzen Sie die vorhandenen Kompetenzen Raten Sie ihnen, diese Sprache zu verwenden, die sie selbst
an. Das jeweilige Beispiel erläutert das jeweilige Können. am besten sprechen.
Außerdem erhalten Sie direkt einen Fördertipp, wenn

Beobachtungsbogen semantisch-lexikalische Ebene


Kompetenz
Nr.
Mein Schüler ...
 Beispiel Fördertipp Ihre Beobachtung

1 … spricht einzelne Das Kind nennt ledig- Zeigen Sie auf Abbildungen und fragen Sie:
Wörter. lich das Wort, um aus- „Was ist das?“
zudrücken, dass es et-
was haben möchte.
2 … verwendet Ver- Was macht das Kind Nutzen Sie Abbildungen von Tätigkeiten in Bü-
ben. auf dem Bild? (Essen) chern und auch Alltagssituationen. Fragen Sie
z. B.: „Was macht Tilo?“ „Tilo rutscht.“
3 … verwendet Ad- Ist die Ameise groß Hat Ihr Schüler Probleme, das richtige Adjektiv
jektive in der oder klein? zu finden, helfen Sie ihm, indem Sie 2 vorge-
Grundform sicher. ben: „Ist das süß oder sauer?“ „Ist das schwer
oder leicht?“
4 … verwendet Prä- Ich sitze auf dem Arbeiten Sie mit Satzanfängen, wie z. B.: „Liegt
positionen. Stuhl. der Ball auf dem Tisch oder unter dem Tisch?“
„Der Ball liegt ... – auf dem Tisch.“
5 … benennt Farben. Das Gras ist grün. Üben Sie vielfältig die Zuordnung der Grund-
farben. Fertigen Sie z. B. ein Farbenmemory an.
Achten Sie auf die Versprachlichung.
6 … benennt For- Das ist das Dreieck. Arbeiten Sie z. B. mit Magnetspielen, die ver-
men. schiedene Formen enthalten. Sie können die-
se Übung mit den Präpositionen (und Farben)
verbinden. Beispiel: „Das Dreieck ist auf dem
Quadrat.“
7 … benennt Körper- Das ist mein Kopf. Nutzen Sie Spiele und Abbildungen. Geben Sie
teile. ggf. den Satzanfang samt Possessivpronomen
vor:
„Das ist meine ...“ (Hand)
„Das ist mein ...“ (Auge/Kopf)
8 … benennt Tiere. Das ist der Hund. Setzen Sie Bildkarten und Abbildungen in Bü-
chern ein. Geben Sie ggf. den Satzanfang samt
Artikel vor:
„Das ist der ...“ (Hund)
„Das ist die ...“ (Katze)
9 … kann Oberbe- Die Gabel gehört zum Arbeiten Sie mit Bildkarten oder konkretem
griffe bilden. Besteck. Der Apfel ge- Material. „Zeige mir alles, was Obst ist.“
hört zum Obst.

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Grammatik

So fördern Sie die richtige Verwendung grammatikalischer


Formen
Mihkos Spracherwerb läuft verzögert ab. Anders • Wo ist der Hund?
als die Kinder in seiner Klasse verwendete er bei • Was macht der Hund?
der Einschulung noch keine Verbzweitstellung. Das • Warum ist der Hund nass?
Verb steht bei Mihko stets am Satzende, allerdings • Wer spielt mit dem Hund?
nicht konjugiert: „Ich Auto spielen.“ Zum Bilden
von ganzen und längeren Sätzen muss der Junge Setzen Sie auf korrektives Feedback
konkret angeregt werden. Besonders herausfordernd
ist für seine Lehrer, ihm die grammatikalischen Greifen Sie das Gesagte auf, indem Sie es in korrekter
Strukturen beizubringen, ohne ihn permanent zu grammatikalischer Form wiederholen. Beispiele:
verbessern.
• Schüler: „Ich Buch haben.“
Bei einem unauffällig verlaufenden Spracherwerb begin- • korrektives Feedback: „Ah, du möchtest das Buch haben?“
nen Kinder im 2. Lebensjahr, 2-Wort-Sätze zu bilden. • Schüler: „Ich Apfel essen.“
Darauf folgen 3-Wort-Sätze mit der typischen Verb- • korrektives Feedback: „Stimmt, du isst einen Apfel.“
endstellung im Infinitiv. In einem Alter von 3-4 Jahren • Schüler: „Ich gestern Schwimmbad.“
sprechen die meisten Kinder grammatikalisch zunehmend • korrektives Feedback: „Schön, du warst gestern im
korrekt – die Verbzweitstellung wird berücksichtigt. Schwimmbad.“
• Schüler: „Die Hund holt Ball.“
Bei einem verzögerten Spracherwerb können Sie durch- • korrektives Feedback: „Genau, der Hund holt den Ball.“
aus erleben, dass Ihre Schüler noch auf einer die- • Schüler: „Das Katze fangen Maus.“
ser frühen Entwicklungsstufen verharren. Ergreifen Sie • korrektives Feedback: „Du hast recht, die Katze fängt
passende Fördermaßnahmen, besonders, indem Sie die Maus.“
Sprachanlässe schaffen.
Erfassen Sie die morphologisch-
Regen Sie dazu das Kind vielfältig zum syntaktische Entwicklung
Sprechen an
Mit dem folgenden Beobachtungsbogen gelingt es Ih-
Greifen Sie auf Bildkarten und Abbildungen in Büchern nen, den Überblick zu behalten. Setzen Sie ein Kreuz für
zurück. Suchen Sie auch Anlässe in konkreten Situatio- eine vorhandene Kompetenz. Fehlt diese noch, können
nen auf dem Pausenhof und im Klassenzimmer. Setzen Sie den Fördertipp nutzen. Raum für Ihre Notizen ist in
Sie dazu gezielt W-Fragen ein. Beispiele: der letzten Spalte.
© Photographee.eu – Fotolia.com

Wenn Ihr Schüler sich verstanden fühlt, wird er beim Sprechen mutiger.

Seite 6
Grammatik

Beobachtungsbogen morphologisch-syntaktische Ebene


Kompetenz
Nr.
Mein Schüler ...
 Beispiel Fördertipp Ihre Beobachtung

1 … spricht 3-Wort- Anna Milch trinken. Geben Sie dem Kind mit korrektivem Feedback
Sätze mit Verb- möglichst immer die Rückmeldung, dass sie es
endstellung. verstanden haben. Auch wenn beim Aufgrei-
fen des Satzes die Satzstruktur abweicht – Ihr
Schüler wird trotzdem nach und nach die gram-
matikalisch richtigen Formen verinnerlichen.
2 … spricht Mehr- Ich einkaufen mit Verwendet Ihr Schüler zunehmend mehr als 3
wortsätze ohne Mama gestern. Wörter pro Satz, erhöht sich auch der Schwie-
korrekte Wortstel- rigkeitsgrad bei der Wortstellung im Satz. Er-
lung. mutigen Sie das Kind weiterhin durch kor-
rektives Feedback und Signalisieren Ihres
Verstehens.
3 … konjugiert das Du spielt mit Auto. Die Verwendung der korrekten Konjugation er-
Verb noch nicht fordert viel Übung. Spielidee: Ihre Schüler ste-
korrekt. hen mit Ihnen im Kreis. Sie gehen auf der Stelle
und sage: „Ich gehe“ (zeigen Sie auf sich) – „er
geht“ (zeigen Sie auf das Kind neben ihnen). Es
beginnt, auf der Stelle zu gehen, und sagt: „Ich
gehe“ (zeigt auf sich) – „sie geht“ (zeigt auf Kind
neben sich) usw. In der nächsten Runde setzen
Sie ein neues Verb ein. Statt er/sie können Sie
nach und nach auch du/wir/ihr usw. verwenden.
4 … stellt keine kor- „Warum kalt ist?“ Ermutigen Sie Ihre Schüler, viele Fragen zu
rekten W-Fragen. stellen. Setzen Sie W-Fragen häufig selbst ein
und regen Sie mit diesen auch Ihre Schüler
zum Austausch untereinander an.
5 … ist noch nicht „Ich gehe zu Es eignen sich Wimmelbilder in Kombination
sicher im Ge- Schwimmbad.“ mit W-Fragen zur Förderung.
brauch von Prä- „Wo ist der Hund?“ – „Der Hund ist auf der
positionen mit Wiese.“
entsprechender „Wo ist das Kind?“ – „Das Kind ist auf der
Flexion. Schaukel.“
6 … bildet den Plural „das Heft – die Heften“ Nutzen Sie Memoryspiele. Achten Sie auf Ver-
nicht korrekt. sprachlichung: „Ah, ein Schuh – 2 Schuhe!“
7 … setzt den fal- „das Hund“ Arbeiten Sie mit Bildkarten und Artikelkörb-
schen Artikel ein. chen. 3 verschiedenfarbige Körbe mit Beschrif-
tung „der/die/das“. Lassen Sie das Kind die
Karten mit Versprachlichung in die Körbe sor-
tieren.
8 … flektiert Adjekti- „das schönen Haus“ Nutzen Sie Personenbeschreibungen. Setzen
ve falsch. Sie z. B. Bildkarten mit lustigen Wesen ein, die
Ihre Schüler beschreiben.
9 … verwendet den „Der Vogel frisst der Arbeiten Sie z. B. mit Anleitungen, nach denen
Kasus Akkusativ/ Wurm.“ Türme gebaut werden sollen. Lassen Sie Ihre
Dativ falsch. „Ich geben das Mäd- Schüler dazu sprechen. „Ich brauche den roten
chen den Ball.“ Stein. Jetzt brauche ich den gelben Stein ...“
Sie können Ihre Schüler auch nach den nötigen
Steinen fragen lassen: „Gibst du mir bitte den
gelben Stein?“  Anregungen für den Dativ:
Wem schmeckt was? Wem gehört was?
10 … stellt das Verb „Ich male Mama ein Arbeiten Sie mit Warum-Fragen:
bei Nebensätzen Bild, weil sie freut sich - Warum malst du das Bild?
nicht ans Satz- dann. - Warum gehst du zum Fußballtraining?
ende.
11 … kann die Per- „Ich habe die Jacke an- Besonders die unregelmäßigen Verbformen er-
fekt-Form nicht gezieht.“ fordern viel Übung. Setzen Sie auf korrektives
korrekt bilden. Feedback. Lassen Sie Ihre Schüler vom Wo-
12 … kann die Präte- „Ich ziehte meine Ja- chenende erzählen (Perfekt) und lesen Sie viele
ritum-Form nicht cke an.“ Geschichten vor (Präteritum).
korrekt bilden.

Seite 7
Aussprache

Undeutliche oder fehlerhafte Aussprache:


Das können Sie tun
Wenn Mira spricht, ist sie kaum zu verstehen. Gerade Konsonantenverbindungen wie bl, gl und kl fallen dem
Mädchen schwer. Ihre Mitschüler und auch ihre Lehrerin brauchen viel Geduld, wenn sie Mira zuhören. Doch
besonders das Mädchen selbst geht mit sich hart ins Gericht. Sie strengt sich an, und doch fällt ihr das Sprechen
nicht leicht. Mira neigt zu auffälligem Sozialverhalten, mit dem sie ihr sprachliches Defizit zu kompensieren
versucht.

Gehen Sie der Ursache genau auf den Grund, wenn Sie ei- Gleich in der Spalte daneben finden Sie passende Übungs-
nen Schüler mit Schwierigkeiten im phonetisch-phonolo- wörter, wenn die Aussprache noch nicht korrekt ist.
gischen Bereich unterrichten. Erfassen Sie, welche Lautver-
bindungen beim Kind richtig und welche falsch gebildet
werden. Praxis-Tipp
Lassen Sie Ihren Schüler die Übungswörter nicht stupide
Mit der folgenden Liste gelingt Ihnen die Erfassung leich- aufsagen. Denken Sie sich Sprechanlässe auf, in denen diese
ter: Sie finden dort die Laute, die beim Spracherwerb zu ei- enthalten sind. Beispiel:
ner Gruppe gehören. Wenn diese von Ihrem Schüler korrekt
gebildet werden, setzen Sie einen Haken. „Möchtest du den blauen oder den braunen Spielstein?“

Beobachtungsbogen zur Lauterfassung


Laut/ Korrekte
Lautgruppe Beispiele für Übungen oder Übungswörter Notizen
Lautverbindung Bildung? 
Vokale a, e, i, o, u, au, eu, ei  Wörter mit gleichem Anlaut deutlich
vorsprechen:
Ameise, Amsel, Angel, Adler
Einfache b, d, m, n, p  Singspiele, Fingerspiele, Bewegungsspiele zur
Konsonanten Anregung
Konsonanten f, l, ng, t, w 
Schwierige g, j, r  Nutzen Sie Sinnlos-Reime und -Reihen. Setzen
Konsonanten Sie Instrumente ein: Bei jedem Schlag auf die
Trommel wird eine Silbe gesprochen:
„Ga-Ga-Gu
Ja-Ja-Ju
Ra-Ra-Ru“
„Go-Go-Go.
Jo-Jo-Jo
Ro-Ro-Ro“
Konsonanten- bl, fl, gl, kl,  blau, blond, flau, flach, glauben, glühen, glatt,
verbindungen br, fr, gr klein, Kloß, klar, Klasse, braun, breit, bringen,
fragen, freuen, Freund, Freude, frei, grau, groß,
Grund, grün
Ch-Laut 1 ch  gleich, reich, Milch, ich, mich, dich, sich, freund-
lich, hässlich, bisschen, brechen, stechen, krie-
chen
Sch-Laut sch  Schatz, Schlange, Schuhe, Schere, Schirm,
Schaf, Schal, Schule, Schraube, Schwanz, schön,
schnell, schreiben
Schwere Kon- dr-, tr-  drehen, Draht, draußen
sonantenver- kn-, kr- treten, trösten, traurig, treu
bindungen sch+Konsonant kneten, Knall, kneifen,
kraus, Kraut, kriegen, krumm
Schmetterling, schmeißen, Schnecke, schneiden
Stuhl, Stock, stolpern, stoßen, Stange, Staub-
sauger

Seite 8
Kommunikation

So stärken Sie die kommunikativen Fähigkeiten Ihres


Schülers
Ida kommuniziert nicht immer der Situation angemessen. Wenn sie etwas erzählen möchte, kann sie sich nicht
zurücknehmen. Sie spricht auch dann, wenn dafür nicht die richtige Zeit ist – weil z. B. ein anderes Kind gerade
an der Reihe ist. Außerdem fällt es ihr schwer, sich in Figuren einer Geschichte hineinzuversetzen. Ihre persönli-
che Wahrnehmung und Empfindung steht dabei noch zu sehr im Mittelpunkt.

Verbale und nonverbale Botschaften richtig zu ver- fitieren von entsprechenden Übungen. Beobachten Sie
stehen ist eine wichtige Kompetenz für Ihren Schüler. die Kompetenzen Ihres Schülers in diesem Lernbereich
Diese steht in Zusammenhang mit einer angemessenen besonders ausgiebig. Schaffen Sie dazu zahlreiche Gele-
Kommunikation. Gerade jüngeren Kinder fällt es häufig genheiten, indem Sie Rollenspiele und Bücher einsetzen.
schwer, sich in der Kommunikation auf den Gesprächs- Sie finden im Beobachtungsbogen die Möglichkeit, vor-
partner adäquat einzulassen. Aber auch Schüler mit För- handene Kompetenzen anzukreuzen. Außerdem ist dort
derbedarf im pragmatischen Bereich der Sprache pro- Raum für Ihre Notizen.

Beobachtungsbogen kommunikative Fähigkeiten


Kompetenz
Nr.
Mein Schüler ...
 Beispiel Fördertipp Notizen

1 … beherrscht den  Ida wartet nach einer Frage ab, Lesen Sie Geschichten mit verteilten Rollen. Jüngere
Sprecher-Hörer- damit jemand antworten kann. Schüler können auch von „Mitlesebüchern“ profitieren,
Wechsel. bei denen sie das passende Wort ergänzen.
2 … hält Blickkon-  Ida sieht andere Kinder an, Erinnern Sie Ihre Schüler immer wieder daran, den Ge-
takt mit dem Spre- wenn sie mit ihr sprechen. sprächspartner anzusehen. Machen Sie dies zum Wo-
cher. chenziel oder nehmen Sie es in die Klassenregeln auf.
3 … weiß, dass Mi-  Ida kann an Bildkarten zeigen, Arbeiten Sie mit Gefühlskärtchen, auf denen Körperhal-
mik und Gestik wie ein trauriges Kind aussieht. tungen und Gesichter für Emotionen stehen.
Gefühle ausdrü-
cken.
4 … spricht der Situ- Idas Mimik und Gestik passen Setzen Sie Rollenspiele ein. Üben Sie mit den Kindern
ation angemessen. zum Erzählten. die passende Mimik und Gestik.
5 … kann abwar-  Ida ruft im Erzählkreis nicht Führen Sie einen sogenannten „Erzählstein“ ein. Wer
ten, bis er erzählen dazwischen, sondern wartet, diesen in der Hand hält, ist mit Erzählen dran.
darf. bis sie dran ist.
6 … kann konzent-  Ida langweilt sich nicht, wenn Stellen Sie im Anschluss an eine Erzählung Fragen, die
riert zuhören. ein anderes Kind dran ist, son- die zuhörenden Schüler beantworten.
dern hört zu.
7 … kann passende  Max erzählt, dass er am Wo- Lassen Sie Ihre Schüler selbst sinnvolle Fragen zum Er-
Fragen zum Thema chenende Eis essen war. Ida zählten stellen.
stellen. fragt: „Welches Eis hast du ge-
gessen?“
8 … fragt nach,  Ida fragt: „Warst du erst Eis es- Regen Sie Ihre Schüler an nachzufragen, wenn etwas
wenn er etwas sen und danach auf dem Spiel- unklar ist. Beispiel: „Hast du verstanden, wann Max Eis
nicht versteht. platz?“ essen war?“
9 … antwortet tref-  Ida kann sich erinnern, wel- Stellen Sie zu kurzen Erzählungen Fragen zum Inhalt
fend auf Fragen. che Farbe der Vogel in der Ge- und der Reihenfolge.
schichte hatte.
10 … kann Ereignisse  Ida erzählt die Geschichte in Unterstützen Sie mithilfe von Bildkarten das Nach-
in entsprechender der richtigen Reihenfolge nach: erzählen von Geschichten. Die Karten sollten die wich-
Reihenfolge nach- „Der Vogel hat Hunger. Er sucht tigsten Ereignisse abbilden.
erzählen. einen Wurm. Dabei trifft er ei-
nen anderen Vogel ...“
11 … kann sich in Fi-  Ida erkennt, dass ein Kind Stellen Sie immer wieder Fragen zu der Verfassung und
guren oder andere von einer traurigen Situati- Gefühlslage von Figuren:
Schüler hineinver- on spricht. Sie beantwortet die - „Glaubst du, Leo hat sich darüber gefreut?“
setzen. Frage dazu: „Glaubst du, Leo ist - „Wie würdest du dich fühlen, wenn …“
jetzt traurig?“, richtig.

Seite 9
phonologische Bewusstheit

Wie Sie Ihrem Schüler zu phonologischer Bewusstheit


verhelfen
Wiebke gilt als sprachlich nicht sehr stark. Sie hat kein Gefühl für Silben und findet keine Reimwörter. Sie kann
nicht einschätzen, welches Wort länger oder kürzer ist. Liegen 2 Bildkarten vor ihr, beurteilt sie dies nach Größe
und Länge des abgebildeten Gegenstandes – nicht nach Anzahl der Silben. Sieht sie einen Zug und ein Eich-
hörnchen, denkt sie, der Zug wäre länger – weil er in der Realität größer ist als das Tier. Wiebkes phonologische
Bewusstheit ist noch nicht ausreichend entfaltet, um Lesen und Schreiben zu lernen.

Um Lesen und Schreiben zu lernen, (vorne – Mitte – hinten) steht, ist eine werb. Mithilfe des Beobachtungs-
müssen Ihre Schüler ein Gefühl für grundlegende Fähigkeit. Fördern Sie bogens verschaffen Sie sich einen
Sprache bekommen. die phonologische Bewusstheit umfas- Überblick, was Ihr Schüler bereits
send mit spielerischen Übungen. kann. So finden Sie schnell die pas-
Sie sollten erkennen, ob sich ein Laut senden Übungen, um die noch nicht
in einem ausgewählten Wort befindet. So schaffen Sie die besten Voraus- vorhandenen Kompetenzen zu stär-
Auch an welcher Stelle dieser im Wort setzungen für den Schriftspracher- ken.

Beobachtungsbogen zur phonologischen Bewusstheit


Kompetenz
Nr.
Mein Schüler ...
 Beispiel Fördertipp Notizen

1 … kann bei Sing- Das Kind kann zusammen mit Arbeiten Sie mit verschiedenen Liedern – nicht nur im
spielen und Lie- den Mitschülern den Rhythmus Musikunterricht. Lassen Sie Ihre Schüler die Rhythmen
dern den Rhyth- beim Morgenlied klatschen. klatschen, mit Körperinstrumenten (stampfen, schnipsen,
mus mitklatschen. schnalzen) oder mit Rhythmusinstrumenten begleiten.
Variante: Arbeiten Sie auch mit verschiedenen Rhyth-
mus-Pattern. Beispiel: 2 x in die Hände, 2 x auf die
Oberschenkel.
2 … kann Worte im Das Kind kann für jedes Wort Sprechen Sie Ihrem Schüler einfache Sätze vor. Lassen
Satz erkennen. im Satz einen Muggelstein le- Sie das Kind den Satz wiederholen. Sprechen Sie ihn
gen. erneut vor. Für jedes Wort, das Sie sagen, soll es einen
Muggelstein legen. Beispiel: Das Haus ist rot.
3 … kann Silben Das Kind kann die Silben eines Reihen Sie verschiedene Worte aneinander. Lassen Sie
klatschen. Wortes durch Klatschen mar- Ihre Schüler gemeinsam die Worte nachsprechen und
kieren: Haus-tür. mitklatschen. Beispiel: Eisenbahn – Hut – Sonne – Ra-
diergummi
Tipp: Heften Sie die passenden Bildkarten an die Tafel.
Variieren Sie mit Körperinstrumenten (schnipsen, pat-
schen auf die Oberschenkel usw.)
4 … kann Reime er- Das Kind bejaht bzw. verneint Legen Sie 2 Bildkarten aus. Lassen Sie Ihren Schüler
kennen. treffend, ob sich Wörter rei- sagen, was er sieht. Fragen Sie Ihren Schüler: „Reimen
men. sich die Wörter Dose und Hose?“
Reimt sich Fisch und Tisch?
5 … kann Reime er- Das Kind vervollständigt Sätze Denken Sie sich Sätze aus, in denen der Reim ergänzt
gänzen. so, dass sie sich reimen: werden muss.
Ene-Mene-Mas: Wasser, das Beispiele:
ist … – nass.“ „Mi-Mo-Maus: Wer wohnt in diesem Haus?“
„Ki-Ka-Kund: Der Apfel, der ist rund/gesund.“
„Ti-Ta-Tut: Ich brauche meinen Hut.“
„Fi-Fa-Fei: Das Huhn legt ein Ei.“
Tipp: Setzen Sie ggf. unterstützend Bildkarten ein. Stel-
len Sie ein passendes und ein unpassendes Wort zur
Auswahl.
6 … kann echte Rei- Das Kind kann das passende Arbeiten Sie mit Bildkarten. Legen Sie die 1. Karte hin
me finden. Reimwort finden. (z. B. Rose) und lassen Sie den Gegenstand benennen.
„Rose – Dose“ Sagen Sie Ihrem Schüler, dass nun das Reimwort gesucht
ist. Stellen Sie 3 zur Auswahl. Stellen Sie sicher, dass Ihr
Schüler die richtige Bezeichnung kennt. Lassen Sie ihn
dazu die abgebildeten Gegenstände benennen. Beispiel:
„Was reimt sich auf Rose? Haus, Fisch oder Hose?“

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phonologische Bewusstheit

Beobachtungsbogen zur phonologischen Bewusstheit


Kompetenz
Nr.
Mein Schüler ...
 Beispiel Fördertipp Notizen

7 … kann Minimal- Das Kind findet ähnlich klin- Legen Sie verschiedene Bildkarten aus, auf denen Wör-
paare unterschei- gende Wörter: Stange – Span- ter mit Minimalpaaren abgebildet sind. Lassen Sie Ihren
den. ge, Hase – Hose, Klasse - Kasse Schüler sortieren, welche Paare zusammengehören.
Eine Liste mit solchen Worten finden Sie unter: http://
skolnet.de/liste-mit-minimalpaaren/
8 … Wörter mit glei- Das Kind kann aus verschiede- 1. Zeigen Sie verschiedene Abbildungen zu einem be-
chem Anlaut fin- nen Wörtern solche herausfil- stimmten Laut. Lassen Sie Ihre Schüler z. B. zeigen,
den. tern, die den gleichen Anlaut welche mit diesem beginnen.
haben. „Was beginn mit M?“ 2. Setzen Sie Wimmelbilder zu einem Laut ein. Bitten
- „Maus, Milch, Messer“ Sie Ihre Schüler, alles auszumalen, was z. B. mit „K“ an-
(und nicht Hut, Ente, Ofen) fängt.
9 … kann den Anlaut Das Kind kann treffend beja- Lassen Sie Ihren Schüler Bildkarten danach sortieren, ob
erkennen. hen oder verneinen, ob es ei- die abgebildeten Gegenstände mit einem entsprechen-
nen Laut im Wort hört. „Hörst den Laut beginnen oder nicht. Beispiel:
du bei Ofen ein ”O“ am An- - mit „”O“: Ofen, Oma, Ohr, Orgel, Obst
fang?“ – „Ja.“ - ohne ”O“: Haus, Stuhl, Glas, Brille usw.
10 … erkennt, ob sich Das Kind kann treffend bejahen Spielen Sie das „Daumen rauf – Daumen runter“-Spiel.
ein Laut im Wort oder verneinen, ob es einen Sie lesen Ihrem Schüler eine Reihe von Wörtern vor. Be-
befindet. Laut im Wort hört. „Hörst du findet sich der gesuchte Laut im Wort, zeigt Ihr Schüler
ein ”T“ in Schaukel?“ – „Nein.“ mit dem Daumen nach oben. Ist der Laut nicht enthal-
ten, geht der Daumen nach unten. Beispiel:
„Wir suchen Wörter mit ”L“: Löffel, malen, laufen, trin-
ken, lachen, schreiben ...“
11 … kann den End- Das Kind kann benennen, wo- Auch hierfür ist das „Daumen rauf – Daumen runter“-
laut erkennen. mit ein Wort endet. „Schaukel Spiel geeignet. Sprechen Sie den gesuchten Laut dabei
hat am Ende ein ”L“.“ deutlich und betont.
Beispiel: „Wir suchen Wörter mit ”T“ am Ende: Hut, hel-
fen, gut, Gabel, Auto, Mut, acht, Arzt“
12 … kann angeben, Das Kind kann Laute im Wort Lassen Sie Ihren Schüler Muggelsteine in ein Raster
wo im Wort er den verorten. „Wo hörst du das ”L“? setzen. Dieses sollte 3 Spalten enthalten für vorne, in
Laut hört. Am Anfang, in der Mitte oder der Mitte und hinten.
am Ende?“ Beispiel: „Wo hörst du -e- in Emma?“
Beispiel: Schaukel  am Ende
X

„Wo hörst du -e- in Ente?“


X X
© Africa Studio – Fotolia.com

Verschiedene Laute erkennen gehört zu


den wichtigsten Voraussetzungen für den
Schriftspracherwerb.

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Praktische Hilfe

Mit diesen 8 Tipps fördern Sie das Interesse Ihrer Schüler


an Sprache und Schrift
Luca kommt aus einem anregungsarmen Elternhaus. Zu Hause gibt es kaum Bücher. Er hat seine Eltern auch
noch nie beobachtet, wie sie ein Buch lesen. Auch Kinderbücher besitzt Luca wenige. Ihm wird nicht vorgele-
sen – die meiste Zeit verbringt der Junge vorm Fernseher.

Lust auf Schrift und Sprache sind förderlich, wenn Ihre Tipp 4: Integrieren Sie Lieder und
Schüler einen erfolgreichen Sprach- und Schriftspracher- Singspiele
werb aufzeigen sollen. Doch nicht überall werden die
Voraussetzungen im Elternhaus dafür geschaffen. Ma- Setzen Sie in möglichst allen Fächern immer wieder Be-
chen Sie stattdessen das Klassenzimmer zum anregungs- wegungslieder und Singspiele ein. Musikalische Wahrneh-
reichen Ort. mung fördert die sprachliche Entwicklung Ihrer Schüler.

Tipp 1: Lesen Sie viel vor Tipp 5: Erstellen Sie Fühlbuchstaben

Schaffen Sie Rituale, die mit Vorlesen in Verbindung Für Ihre Schüler, die das Alphabet noch lernen, eignen
stehen. Nehmen Sie sich zu festen Zeiten vor, Ihren sich selbst gestaltete Fühlbuchstaben. Drucken Sie Buch-
Schülern aus einem Buch vorzulesen. Beispielswei- stabenvorlagen aus. Lassen Sie Ihre Schüler diese mit
se jeden Tag die ersten 10 Minuten nach der großen Kleber und verschiedenen Materialien gestalten. Später
Pause. Sie wecken so das Interesse an Büchern, för- eignen sich diese dann, um Buchstaben mit verbunde-
dern die Sprache und erweitern den Wortschatz Ihrer nen Augen zu erkennen und zu unterscheiden. Ich emp-
Schüler. Sie regen Ihre Schüler auch dazu an, selbst fehle den Einsatz folgender Materialien:
lesen können zu wollen. Ihre Schüler kommen dabei
außerdem nach einer erlebnisreichen Pause schneller • Sand
zur Ruhe. • Sandpapier
• Federn
Tipp 2: Richten Sie eine Leseecke ein • Plastikperlen
• Knöpfe
Eine eigene Leseecke mit Sofa und ansprechenden Kin- • Pfeifenputzerdraht
derbüchern ist in Ihrem Klassenzimmer sehr wichtig. • Moosgummi
Eltern spenden häufig gern Bücher für diesen Anlass.
Geben Sie Ihren Schülern Gelegenheit, die Leseecke auf- Tipp 7: Schaffen Sie interessante
zusuchen. Beispiele: Schreibanlässe

• vor Unterrichtsbeginn Beginnen Sie früh, Ihre Schüler kleine Erlebnisse oder
• wenn eine Arbeit beendet ist z. B. Notizen zu Gegenständen anfertigen zu lassen. Mit-
• zur Recherche bei Vorträgen hilfe der Anlauttabelle gelingt das vielen Kindern schon
bald. Andernfalls können Sie Ihre Schüler z. B. mit Lü-
Tipp 3: Schaffen Sie Sprechanlässe ckentexten unterstützen. Sorgen Sie dafür, dass Schrift
und Sprache für Ihre Schüler nützlich wird. Beispiele:
Setzen Sie verschiedene Methoden ein, Ihre Schü-
ler zum Erzählen anzuregen. Geeignet sind dafür z. B. • eine Einkaufsliste schreiben
Bildkarten, mitgebrachte Gegenstände oder Ferienerleb- • aus 4 Zutaten ein Rezept ausdenken und (zu Hause)
nisse. Sie können neben dem Erzählkreis auch in Klein- ausprobieren
gruppen oder Partnerarbeit erzählen lassen. Achten Sie • eine Spielanleitung für Mitschüler schreiben
auf klare Regeln, wann wer mit dem Erzählen dran ist • zu 3 Gegenständen eine Geschichte ausdenken
(z.B. Erzählstein). Üben Sie auch zu diesem Zeitpunkt
schon, wie Ihre Schüler spannende Geschichten erzäh- Tipp 8: Besuchen Sie Orte zur
len: Leseförderung

• Einleitung mit Vorstellung der Personen Ein Gang in die Bibliothek oder ins Theater – sogar ins
• Beschreibung des Ziels der Hauptperson Kino. Mit dem Besuch dieser außerschulischen Lernorte
• spannender Höhepunkt: Hauptperson erreicht ihr Ziel können Sie den Bogen zu Büchern und Texten in Ihrem
knapp Unterricht schaffen. Ihre Schüler begegnen Sprache und
• abrundender Schluss Schrift auch außerhalb des Klassenzimmers.

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