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Sprechtraining

Übungsunterlagen

zusammengestellt von: Mag. Felsberger Armin


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I. ZIELSETZUNGEN

Bildungs- und Lehraufgabe


Unter Berücksichtigung regionaler Mundart müssen die für den künftigen Beruf erforderlichen Sprechtechniken und
Sprechformen in einer der Hochsprache angenäherten Form (Standardsprache) erworben werden. Den
Studierenden soll bewusst werden, dass die Vorbildwirkung bedeutsam für das richtige Sprechverhalten der ihnen
anvertrauten Kinder ist. Sie sollen durch eigenes Tun erfahren, dass sich die Gesamtpersönlichkeit auch durch die
Art des Stimm- und Sprachgebrauchs (einschließlich Körperhaltung, Körpersprache, Mimik, Gestik) manifestiert.
Ziel der Sprecherziehung ist eine ökonomische, gesunde, tragfähige, von richtiger Atmung bestimmte Stimme, die
Kontakt zum Schüler herstellt und damit eine optimale pädagogische Situation ermöglicht. Es ist ein ökonomisches
Sprechen zu erreichen, das den ganzen Menschen in seiner physio-psychischen Einheit erfasst.

Lehrstoff
Wichtigste Kenntnisse über stimmhygienische Maßnahmen, über physiologische Vorgänge beim Sprechen und
Möglichkeiten von Diagnose (Therapie) auffälliger Sprech- und Sprachfehler sind zu vermitteln. Ausgehend von
einer richtigen Atemtechnik sind ein weich-elastischer Stimmeinsatz, richtiger Stimmsitz und plastische Artikulation
anzustreben. Das Auffinden der individuellen Sprechtonhöhe, die Anpassung der Sprechstimme an den Raum und
verschiedene Formen berufsbezogenen Sprechens (Vorlesen, Erzählen, Vortragen, Erklären) sind zu üben. Dabei
ist - unter Berücksichtigung der Persönlichkeitsstruktur des Sprechenden - die Bedeutung der Körpersprache mit
ihrer Vielfalt an Möglichkeiten aufzuzeigen. Die wichtigsten Ausspracheregeln der Hochsprache und Grundregeln
sprachlicher Kommunikation sind zu vermitteln.

II. LEITLINIEN FÜR DAS KONZEPT


Die Stimme ist ein wichtiges Instrument für jeden Menschen, insbesondere für den Lehrer. Richtiges und Situation
angepasstes Sprechen dient nicht nur der Gesunderhaltung des gesamten Organismus, Sprache ist darüber hinaus
ein wichtiges Ausdrucks- und Kontaktmittel. Daraus ergibt sich, dass Sprecherziehung nicht allein auf Lautschulung
beschränkt sein darf. Viel mehr hat das Stimmtraining den "ganzen Menschen" zu erfassen, muss Sprecherziehung
eine psycho-physische Schulung sein. Das gesprochene Wort muss durchdacht und erfühlt werden, wenn es als
lautlich-körperliches Sprechen beim Zuhörer "ankommen" soll. Nur im Zusammenwirken von "Hirn, Herz und Mund"
kann die Intention der Sprache auf den Hörer übergehen.
Die im Lehrplan angestrebten Bildungs- und Lehraufgaben können durch diese Lehrveranstaltung allein nicht
bewältigt werden. Sie verlangen vielmehr eine Interdisziplinarität, indem das Erreichen der Ziele von allen anderen
Ausbildungsbereichen mitgetragen wird. Dies ist vor allem für die Pflege der Standardsprache erforderlich. Die
sprachliche Vorbildwirkung des Lehrers mit ihren positiven und negativen Auswirkungen auf die Schüler bedingt das
Selbstverständnis dieses Ausbildungsbereiches.
Die Atmung ist die Basis für jede stimmliche Tätigkeit. Daher soll das Ziel der Ausbildung in Sprecherziehung eine
"Atemrhythmisch-angepasste Phonation" sein. Die einzelnen Teilbereiche des Stimmtrainings (Körperhaltung,
Atmung, Toneinsatz, Tonsitz, Resonanz, Artikulation) dürfen voneinander nicht isoliert und nicht nur rein
mechanisch trainiert werden, wenngleich beim praktischen Tun Schwerpunkte zu setzen sind.

III. INTERPRETATION
Standardsprache: Die Beherrschung einer überregionalen und dialektfreien "gehobenen " Sprache muss für jeden
Lehrer verbindlich sein. Sie soll zumindest dem Deutsch entsprechen, das auch Ausländer lernen und von uns
erwarten. Wer die Standardsprache beherrscht, wird von seinem Sprachniveau leichter in die Umgangssprache
oder ins Mundartliche greifen können als umgekehrt. Unglaubwürdig und kontaktfeindlich wird die Sprache erst
dann, wenn Hochsprache als "Schönsprechen" (Überbetonung der Vokale, überspannte Konsonantierung)
antrainiert wird. Sowohl für die Pflege der Standardsprache als auch der Umgangssprache und der Mundart gilt
eines gemeinsam: Verständlichkeit durch korrekte Artikulationsspannung. Sowohl beim "Nuscheln" als auch beim
"gespreizten" Sprechen leiden Verständlichkeit, Gesundheit der Sprechorgane und auch der Kontakt zum Zuhörer.
Vorbildwirkung des Lehrers: Untersuchungen zeigen, dass ein vorbildliches Sprechverhalten der Erwachsenen das
Um und Auf für das Sprechverhalten des Kindes ist. Da jedes sprachliche Lernen zunächst durch Imitation erfolgt,
übernimmt z.B. das Kleinkind bereits mit dem Erlernen der Muttersprache auch die Atemform und die Sprechweise
des Erwachsenen, somit aber auch dessen Fehler. Die gute Sprechstimme des Lehrers trägt dazu bei, sprachliche
Mängel des Elternhauses beim Schüler auszugleichen. Eine schlechte Lehrerstimme hingegen hat mit großer
Sicherheit negative Auswirkungen auf das Sprechverhalten der Schüler.
Körpersprache: Der Rollenwechsel vom Hörer zum Sprecher hat Unbehagen und Unsicherheit zur Folge. Trotz
Bewältigung auf sprachlicher Ebene teilen sich diese unverkennbar auf der nonverbalen Ebene der Körpersprache
mit.
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Die Stimme als Ausdrucksmittel


Als Sozialwesen spielt jeder von uns seine Rolle in der Gesellschaft. Es gibt Spielregeln, an die sich jeder halten
muss, wenn er nicht aus seiner Rolle fallen will. Das erfordert auch beim Sprechen Anpassungsfähigkeit an die
jeweilige Situation. Ein Beispiel: Der Prokurist eines Unternehmens wird beim Frühstückskaffee, im Kreise seiner
Familie, anders sprechen als später, mit Portier, Sekretärin, Kunden, Geschäftspartner, in der Vorstandssitzung,
oder am Abend unter Freunden im Kegelklub. täglich erfährt jeder von uns: Zum richtigen Umgang gehören der
gute Ton und passende Worte. Wenn wir uns ausdrücken, bilden Stimme und Geste dabei immer ein Ganzes. Das
lateinische "alicuius personam gerere" bedeutet "jemandes Rolle spielen, jemanden repräsentieren". Tönen (sonare
und bewegen (gerere), also Stimme und Geste, bedingen einander. Die Art, wie der Mensch sich hält, äußert und
gebärdet, spiegelt sich in seiner Persönlichkeit wider. Die Herkunft des Wortes "persona" von "personare"
(durchtönen) betont das Gewicht der Stimme. Jede Form unserer Ausdrucksgestaltung besteht also aus Stimme
und Bewegung. Die Stimme braucht Atem und die Bewegung braucht Atem. Dieser Atem kann nicht zufällig fließen.
Wir wollen aufzeigen, dass immer Beziehungen bestehen zwischen Bewegung, Atem und Stimme. Dabei kommt
dem Atem, der an beiden Ausdrucksmitteln teilhat, bei der Gestaltung des Ausdrucks eine verbindende, ja
beherrschende Rolle zu. Von ihm leben Tanz und Pantomime wie auch Singen und Sprechen.

Grundlagen der Artikulation

Lautphysiologisch müssen wir zwischen Respiration, Phonation und Artikulation im engeren Sinn unterscheiden.
Die Respiration betrifft die Atmungsorgane und dient der Erzeugung des Luftstroms. Sprechen ist also nur eine
sekundäre Funktion in dieser Hinsicht. Die Art der Atmung bestimmt wesentlich die Sprechqualität. Die Menge der
eingeatmeten Luft schwankt individuell beachtlich zwischen 1/2 und 5 Litern. Das Entweichen der Luft führt zu einer
Entspannung, die Bildung von Hindernissen im Ansatzrohr (siehe unten) führt zur Erzeugung verschiedener Laute.
Wir unterscheiden folgende Atmungsformen: Ruheatmung und Phonationsatmung. Die Phonationsatmung ist die
Sprech-Sing-Atmung, Sie erfolgt bewusst, willkürlich und reguliert. Die Einatmungsphase ist relativ kurz, die
Ausatmung erfolgt langsam. Daneben gibt es pathologische Atmungsarten. Zur Feststellung der Respiration dienen
folgende experimentelle Methoden: Spirometer (misst das Maximalvolumen der Lunge), Pneumotachograph (misst
die Geschwindigkeit der Ausatmungsluft). Beide Faktoren bestimmen die Lautstärke und die Lauthöhe. Der
Pneumograph dient der Feststellung und Messung der Bewegungen der Atmungsorgane. Zu den Atmungsorganen
zählen neben der Lunge (Pulmo) die Luftröhre (Trachea), der Kehlkopf (Larynx) und die Nase (Nasus) mit der
Nasenhöhle (Cavum nasi) und den Nebenhöhlen (Sinus paranasales). Insgesamt ist die primäre Funktion des
Atmungssystems der Gasaustausch. Man unterscheidet obere Luftwege (= Nase, Nasenhöhle, Nebenhöhlen,
oberer Teil des Rachens) und die unteren Luftwege (Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien). Die Abbildung 1 zeigt eine
schematische Darstellung der Lunge mit Trachea und Verzweigung der Bronchien. Die Lunge besteht aus einem
rechten und einem linken Lungenflügel. Beide liegen verschiebbar, jede in ihrer in sich geschlossenen
Brustfellhöhle. Die Lungen stehen durch die Luftwege unter atmosphärischem Druck und müssen sich
zwangsweise den Atembewegungen des Thorax anpassen. Beim Einatmen werden sie passiv gedehnt. Als
Atmungsorgan dient sie, wie bereits angeführt, dem Gasaustausch, der in den Alveolen stattfindet. Die Phonation
betrifft den Kelhkopf (Larynx). Er ist ein knorpeliges Gehäuse zwischen dem oberen Luftröhrenring und dem
Zungenbein. Rein anatomisch ist der unterste Teil der Schildknorpel, der auf dem Ringknorpel aufsitzt und am
Zungenbein hängt. Es sind zwei Seitenflügel vorhanden. Das vorderste Stück ist der sogenannte Adamsapfel. Der
Stellknorpel fixiert, wie die Stimmlippen zueinander stehen sollen. Sie bilden die Stimmritze (Glottis). Behauchung
führt zum Schwingen der Stimmlippen. Darüber liegen die Morgan-Taschen und die falschen Stimmlippen, die bei
Kehlkopfoperierten (Laryngektomie) bedeutsam sind. Der Kehlkopfdeckel dient zum Verschluss, etwa beim Essen
(vgl. hiezu Abbildung 2). Durch das Schwingen der Stimmbänder kommt der Stimmton zustande: die stimmhaften
Laute (Vokale, Sonoranten; siehe auch unten). Die Stimmbänder dürfen hierbei einander nur berühren. Die Stimm-
ritze wird abwechselnd geöffnet und geschlossen. Dies erfolgt in sehr kurzen Abständen. Auslösend ist der sub-
glottale Luftdruck, der aktiv zentral gesteuert wird. Der Vorgang des Öffnens und Schließens nimmt etwa 1/125 sec.
in Anspruch.
Die Tonhöhe hängt von zwei verschiedenen Mechanismen ab: von der Länge der Stimmlippen und ihrer
Gespanntheit. Die Lautstärke ist zum Teil auch von den Stimmbändern abhängig: je gespannter, desto stärker.
Bestimmend ist hier vor allem der Luftdruck.
Folgende experimentelle und diagnostische Methoden zur Messung der Phonation stehen zur Verfügung. Abtasten
des Adamsapfels (Stimmton); Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung), Stroboskopie (Filmaufnahmen); Glottographie
und Radiographie.
Die Artikulation im engeren Sinne umfasst die Stimmbänder und die anderen Artikulatoren im Ansatzrohr zur
Bildung der einzelnen Laute. Als Artikulatoren treten die Lippen, der Zahndamm, die Zähne, die Zunge, der harte
und der weiche Gaumen und das Gaumensegel (vgl. hierzu Abbildung 3). Der Vorgang der Artikulation ist auch
ohne komplizierte Instrumente in seinen Grundzügen leicht zu beobachten. Sprachliche Laute entstehen dadurch,
dass die Lunge und ihre Muskulatur einen Luftstrom erzeugen, der durch den Kehlkopf oder ein Hindernis in der
Mundhöhle (Artikulatoren)) in Schwingung versetzt wird. Die Schwingungen werden dann im sogenannten
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Ansatzrohr (Mund- und/oder Nasenhöhle) durch verschiedene Resonanzräume und weitere Schallquellen
unterschiedlich ausgeformt, so dass Laute sehr verschiedener Qualität entstehen, wie sie zu einer differenzierten
Kommunikation unentbehrlich sind.
Grundlagen der artikulatorischen Phonetik
Die Laute bilden die Grundlage aller lautlichen Äußerungen. Sie werden in der Phonetik, der Wissenschaft von den
Lauten behandelt. Die Laute können nach drei Gesichtspunkten eingeteilt werden:
(a) akustisch: Vokale sind Klänge. Sie bestehen aus einem Grundton mit harmonischen Obertönen. Konsonanten
hingegen sind Geräusche, also unharmonische Schwingungen.
(b) funktionell: Diese Einteilung ist auf das System der Sprache bezogen, wobei der Begriff "Silbe” wichtig ist.
Vokale sind Silbenträger. Konsonanten hingen sind im Regelfall keine Silbenträger.
Einige Ausnahmen gibt es auch im Deutschen, etwa: [ps.t]! [hm.]!, auch im Dialekt: [re:dn.].
Sehr häufig sind Konsonanten als Silbenträger in slawischen Sprachen.
(c) artikulatorisch: Vokale sind Öffnungslaute. Der Luftstrom streicht durch den Kehlkopf, Rachen, Mundraum
(manchmal auch Nasenraum) ohne Widerstand. Je nach der Resonanz erhält der jeweilige
Vokal seine typische Klangfarbe. Konsonanten hingegen sind Hemmlaute.
Der Luftstrom wird unterbrochen oder es muss ein Widerstand überwunden werden.
Einteilung der Vokale

Die Klangfarbe der Vokale hängt von vier Faktoren ab:


(a) Vertikallage der Zunge (Zungenhöhe): Bei [i] sind Spitze und Körper der Zunge höher als bei [e] und [a].
b) Horizontallage der Zunge: Man unterscheidet Vorderzungen- (auch Palatal-)vokale, z.B. [e], und Hinterzungen-
(Velar)vokale, z.B. [o]
c) Rundung der Lippen: Es gibt gerundete Vokale, z.B. [u], und ungerundete Vokale, z.B. [i].
d) Velum: Wenn das Velum gesenkt ist, kann der Luftstrom in den Nasenraum gelangen, es kommt zur Bildung von
Nasalvokalen , sonst ist aber der Luftstrom zum Nasenraum abgesperrt. Hier spricht man von Oralvokalen.
Weiters unterscheidet man Primär- und Sekundärvokale. Bei den Sekundärvokalen läuft die Lippen-und
Zungenbewegung nicht in der gewöhnlichen Form ab (dem Normalfall entsprechen jeweils palatal + gerundet; velar
+ ungerundet).
Weitere Erläuterungen und Beispiele zu den Vokalen:

(a) Primärvokale:
i geschlossenes i mieten
i offenes i bitten
e geschlossenes e beten
offenes e betten
ä engl.cat
vorderes a, kurz Watte
hinteres a, lang baten
geschlossenes u Mut
offenes u Butter
geschlossenes o Bote
offenes o Bottich
umgangssprachlich a Vater., "Vota"
schwachauslautendes, schwaches, unbetontes e Hüte

(b) Sekundärvokale:
y geschlossenes ü Hüte
offenes ü Hütte
geschlossenes ö Öle
offenes ö Hölle
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Für das Deutsche gilt die folgende Faustregel: Die geschlossene Variante ist lang, die offene Variante ist kurz. Die
Länge wird in der Transkription mit angegeben.

(c) Diphtonge:

Hier handelt es sich um die Verschmelzung zweier Vokale. Im Deutschen gibt es hierzu nur drei Formen, nämlich:

ei = ae au = ao eu = oö

Die Konsonanten.

Zur besseren schematischen Einteilung der Konsonanten ist es notwendig, die wesentlichen Artikulationsorte und
Artikulationsarten zusammenzustellen.

(a) Artikulationsorte:
bilabial: Lautbildung mit Ober- und Unterlippe (b, p, m)
labiodental: Unterlippe und obere Schneidezähne (pf, v, f)
dental: Zungenspitze und obere Schneidezähne
alveolar: Zunge und Gaumenrand (Zahndamm) (d, t, z, s, n, l, r)
palatal: Zunge und harter Gaumen (j, s`, c)
velar: Zunge und weicher Gaumen (g, k, x, n)
uvular: Zunge und Zäpfchen (R)
glottal: Lautbildung an der Stimmritze (ch)

(b) Artikulationsarten:
Nasale: Die Nasenhöhle wird als Resonanzraum verwendet, die Mundhöhle an bestimmter Stelle verschlossen.

Laterale: Mundhöhle wird durch die Zunge teilweise (nur in der Mitte) verschlossen, die Luft kann an beiden Seiten
entweichen (l).

Intermittierende: Die Mundhöhle wird durch die Zunge oder das Zäpfchen schnell hintereinander geschlossen und
wieder geöffnet (r).

Spiranten: An einer Stelle der Mund- oder Rachenhöhle wird der Luftweg fast verschlossen: Engelaute, f, v, s.

Verschlusslaute: Die Mundhöhle wird an einer Stelle verschlossen und explosionsartig geöffnet (z.B. b, p).

Affrikate: Besonders enge Kombination eines Verschlusslautes mit einem homorganen (= an der- selben Stelle
gebildeten) Spiranten, z.B. pf, ts.

Sprechstörungen

Hier ist besonders das Stammeln für uns von Interesse. Es handelt sich um Aussprachefehler, die an einzelne
Laute oder Lautverbindungen gebunden sind. Man unterscheidet Dyslalien bei zentralen Entwicklungshemmungen
(bei intellektuellem Entwicklungsrückstand, bei partieller Lautagnosie, zentraler akustischer
Differenzierungsschwäche, bei peripheren Hörschädigungen als audiogene Dyslalie), und als zweite Gruppe die
mechanischen und funktionellen Dyslalien, wobei es sich um peripher bedingte expressive
Entwicklungshemmungen handelt. Zu den letzten Formen zählen das Lispeln (Sigmatismus), das die Zischlaute (s,
sch, z, x) betrifft. Die oralen Sigmatismen entstehen meist wegen falscher Zungenlage, nasale Sigmatismen, die auf
falsche Gaumenfunktion zurückzuführen sind, treten selten auf. Weiters zählt hierzu das funktionelle Näseln
(Rhinolalia aperta, Thinolalioa clausa). Beim offenen Näseln geht die Sprechluft durch die Nase, weil das
Gaumensegel nicht gehoben wird. Betroffen sind hiervon meist nur die Vokale. Beim geschlossenen Näseln
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handelt es sich um eine Klangstörung von (m, n, ng) infolge einer Dauerkontraktion des Velums. Selten treten
Betazismen (b, p), Deltazismen und Tetazismen (d, t, f, w), Gammazismen und Kappazismen (g, k) auf, häufig
Lambdazismen (l) und Rhotazismen (r). Die möglichen Fehlformen bei allen Dyslalien sind zahlreich, meist werden
Ersatzlaute verwendet.
Von Silben- und Wortstammeln spricht man, wenn isolierte Laute richtig gebildet werden können,in bestimmten
Wörtern oder Silben aber fehlen oder ersetzt werden (Tilgung und Substitution). Auch Angleichungen (Assimilation)
und Umstellungen (Metathesen) sind möglich.
Dysglossien treten als artikulatorische Störungen der Aussprache infolge organischer Veränderungen an den
peripheren Sprechorganen (Lippen, Zähne, Kiefer, Zunge, Gaumen) auf. Ursachen sind meist Wachstumsprozesse
und -störungen, Lähmungen, Verletzungen und Vernarbungen, Missbildungen. Bekannt ist die Rhinoglossis, die
Sprache bei Gaumenspalten.

Beim Sprechen unterscheiden wir folgende Hauptfehler


- nächlässige oder übertriebene Artikulation
- Verschlucken der Endsilben
- mangelnde Abstimmung von Mimik und Gestik beim Sprechen
- Verhauchen
- Pressen
- offenes Näseln
- Knödeln
- zu hohes oder zu tiefes Sprechen - mangelndes Pendeln der Sprechmelodie um die Indifferenzlage
- die Art, lauter oder nachdrücklicher zu werden
- modeabhängiger Stimmgebrauch
- mühsame und geräuschvolle Atmung

Nachlässige Artikulation
Es handelt sich um jenes "maulfaule Nuscheln", das die Vernehmbarkeit erschwert. Das Publikum reagiert
gewöhnlich mit dem Zuruf "Bitte lauter!". In vielen Fällen lesen wir von der Mimik des Sprechers ab, was unserem
Ohr entgeht. Dies ist aber nur dort möglich, wo deutliches Artikulieren an der Mimik sichtbar wird.
Übertriebene Artikulation
Atem-, Stimm- und Artikulationstechnik wurden in der Sprecherziehung oft gesondert geübt. Auf diese Weise verfiel
die deutliche Aussprache längere Zeit einem isolierten Drill, und "frisiertes Schönsprechen" war die Folge. Eine
derart silbenstechende Überbetontheit des Sprechtechnikers hatte zur Folge, dass der Laie heute noch den Begriff
"Sprecherziehung" mit dem Beigeschmack theatralisch gespreizter Unnatürlichkeit verbindet.
Verschlucken der Endsilben
Es war ein verständliches Bestreben, den Manierismus in der Artikulation abzubauen. Der Reformwille schoss aber
über das Ziel der gewünschten Natürlichkeit hinaus und landete oft in einem Sprachschlendrian. Anstelle der
Überbetonung trat ein Verschlucken der Endsilben, das sogenannte maulfaule Nuscheln. Zum Beispiel wurde aus
"Leben" "Lebn" und zuletzt nur noch "Lem"; aus "Guten Morgen" wurde "Gutn Morgn" und dann bloß noch "Gumoin"
usw. Die Lippen bleiben hierbei nahezu unbewegt, und der Vokal wird von ihnen mangelhaft "umgriffen".
Demgegenüber hört man oft Bemühungen, die an jene frühere, unbeholfene Schulkindbetonung, wie "Lebän" und
"gebän", erinnern, die wir als Extreme vom Gedichtaufsagen her kennen.
Verhauchen
Bei der verhauchten Stimme hört man den Luftstrom heraus, dadurch klingt sie "überlüftet" bis heiser. Für den
Erkennungstest eignet sich am besten das a. Man hält diesen Vokal in mittlerer Stimmlage eine Weile und drängt
dabei einmal ganz bewusst Luft durch den Kehlkopf. So hört man deutlich das Strömungsgeräusch der Luft. Die
Stimme kann nicht mehr tragen. Das Bemühen, lauter zu werden, verstärkt nur den Fehler. Auch bei den
Konsonanten kann an ihren Bildungszonen, den Hemmstellen für den Atemstrom, verhaucht werden. Damit kommt
es gleichzeitig zu mangelnder Artikulation und zum Verschlucken der Endsilben. Besonders deutlich hört man das
Verhauchen beim Einsetzen der Stimme. Wer verhaucht ist meist genötigt, vor jedem neuen Einsatz tief Luft zu
holen, wodurch der Fehler verstärkt wird. Das Verhauchen ist oft Ausdruck einer bewussten oder unbewussten
Schonhaltung nach stimmlicher Überanstrengung. Die Stimmorgane werden jedoch auf diese Weise nicht
geschont, es wird nur ein Fehler gegen einen anderen ausgetauscht.
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Mühsame und geräuschvolle Atmung


Zu den Beurteilungskriterien der stimmlichen Leistung gehört auch die Atmung. Eine alte Forderung heißt: Man
muss mühelos, geräuschlos schnell zu Luft kommen und ihren Verbrauch beim Sprechen und Singen sparsam
regeln. Das Ziel war immer, einen langen Atem und eine tragfähige Stimme zu erreichen. Grundsätzlich lässt sich
sagen: Gut geatmet wird dann, wenn man nichts davon hört und sieht.
Die häufigsten Fehler sind: Viele Menschen schnappen geräuschvoll nach Luft, auch wenn sie nur ein einziges
Wort zu sagen haben, oder sie sprechen beispielsweise viel zu viele Wörter in einem Atem und damit viel länger,
als der Luftvorrat reicht, sodass die letzten Silben nur mehr mit Mühe herausgepresst werden können. Die Folge
davon ist wieder ein tiefes, geräuschvolles Luft holen, sogar unter Hochziehen der Schultern, damit das Ganze
wieder von vorn beginnen kann.
Pressen
Von Pressen sprechen wir dann, wenn sich die Stimme hart, knarrend oder sogar gequetscht anhört. Man merkt
deutlich die Anstrengungen, die für den erhöhten Atemdruck unter der "abgeschnürten" Kehle aufgewendet werden.
Im Extremfall sieht man beim Sprecher einen roten Kopf, herausquellende Augäpfel und am Hals die Verspannung
der Muskeln sowie die gestauten Venen. Der Stimmeinsatz ist unangenehm hart. Ein derart ungemäßer
Kraftaufwand behindert das freie Muskelspiel im Kehlkopf und schädigt die Organe. Wer mit der Stimme lauter oder
nachdrücklicher werden will, kommt leicht in Gefahr, zu pressen.
Offenes Näseln
Unter offenem Näseln verstehen wir jene affektierte Sprechweise, bei der die Nasenresonanz deutlich vermehrt ist.
Die Vokale klingen dabei gedämpft. Man findet dies vielfach bei gekünstelter Vornehmheit, als vermeintliches
Gestaltungsmittel für gewisse Stimmungen und auch als Ausgleichsfunktion nach Überanstrengung der Stimme.
Eine einfache Probe gibt Auskunft darüber, ob Näseln vorliegt. Man spricht abwechselnd die Vokale a und i. Dann
hält man sich im Sprechen mit Zeigefinger und Daumen die Nase zu. Normalerweise klingen a und i bei offener wie
bei geschlossener Nase nahezu gleich. Bei offenem Näseln hingegen klingen a und i mit Verschließen der Nase viel
dumpfer.
Knödeln
Die Bezeichnung gibt den akustischen Eindruck ohne weiteres wieder. Beim Knödeln klingt die Stimme so, als hätte
man eine heiße Kartoffel oder eben einen Knödel auf dem hinteren Teil der Zunge liegen. Dadurch kommt eine
"halsige" Stimme zustande. Die Vokale hört man "kehlig", wie beim Gurgeln. Derartiges Knödeln ist auf jeden Fall
als Fehler anzusehen. Bei einzelnen Mundarten, wie im Rheinland oder in Tirol, werden die hinteren
Artikulationszonen bevorzugt. Damit wächst gerade dort die Gefahr einer Neigung zu dieser "halsigen"
Sprechweise.
Zu hohes oder zu tiefes Sprechen - mangelndes Pendeln der Sprechmelodie um die Indifferenzlage
Viele Menschen sprechen, sobald sie nur etwas aufgeregt sind, viel zu hoch. Das kann im Extremfall bis zum
Überschlagen der Stimme führen. Solches Sprechen strengt an und zieht auch den Zuhörer in Mitleidenschaft.
Andererseits kann man beobachten, dass manche Menschen, wenn sie ihrer Aussage besonderen Nachdruck
verleihen wollen, viel zu tief sprechen. zwischen den erwähnten Extremen liegt die individuell günstigste
Stimmlage, die sogenannte Indifferenzlage. Sie befindet sich im unteren Drittel unseres gesamten Stimmumfangs.
Man findet sie am leichtesten mit einem Summton, den man auf hm ganz zwanglos vor sich hin brummt. Die
Spanne zwischen der Höhe und der Tiefe, in der man noch bequem summen kann, entspricht dem jeweils
ökonomischen Stimmumfang beim Sprechen. Das Auf und Ab der Stimme soll um die Indifferenzlage pendeln. Man
muss heraushören lernen, ob ein Sprecher im ökonomischen Bereich seines Stimmumfangs bleibt und wieweit er
die Sprechmelodie als Ausdrucksmittel verwendet. Danach wird man dann unterscheiden, ob monoton-langweilig
oder lebendig-melodiös gesprochen wird. Man wird auch merken, ob jemand ständig zu hoch und an der Grenze
des "Gicksens" spricht oder ob er gewaltsam alles in einem "Brustton der Überzeugung" sagt. Man wird sogar
hellhörig dafür, aus der Stimme auf die jeweilige Stimmung des Sprechenden zu schließen.
Die Art lauter oder nachdrücklicher zu werden
Wir müssen heraushören lernen, wie jemand mit seiner Meinung stimmlich durchzudringen versucht. Man muss
dabei unterscheiden, ob mit zunehmender Ausdruckssteigerung alle Kraft direkt in das Erfolgsorgan Kehlkopf
gepresst wird oder ob das Engagement auf alle Ausdrucksfaktoren in gleicher Weise verteilt ist, das heißt von der
Gesamtpersönlichkeit geleistet wird.
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Die Atmung

Einströmen - Ausströmen - Pause - Einströmen - Ausströmen - - Pause; Heben - Senken des Leibes - einen
Augenblick Ruhe - Heben - Senken des Leibes - einen Augenblick Ruhe. Das Gesicht entspannt. Das ist das Bild,
das ein ruhig Schlafender uns bietet.
Wie kommen wir nun zu dieser Idealatmung? Tun wir einmal nichts, als dass wir, gut auf beiden Füßen stehend, die
Hände locker in die Seiten gelegt, langsam bei geschlossenem Mund durch die Nase einatmen, ohne die Schultern
zu heben. Wir haben das Gefühl, als würden nicht wir selbst durch Muskelkraft den Brustkorb dehnen, sondern als
ob dies die Atemluft bewirke. Nach der Einatmung verharrt die Atemluft eine Sekunde lang in der Brust; dann lassen
wir sie durch den Mund ausströmen. Sie wird nicht ausgestoßen, ausgeblasen, sondern strömt zwischen den nur zu
einem Spalt geöffneten Lippen und Zähnen aus, nicht aus dem weitgeöffneten Mund. Dann folgt abermals eine
kleine Pause, bis unser Körper fordert: wieder einzuatmen!

Übung: Mund schließen.

Durch die Nase langsam und weich einatmen (einströmen lassen).

Auf dem Einatmungshöhepunkt einen Augenblick Ruhe!

Statt eines leeren Ausatmens artikulieren wir.


s.... ...nicht scharf! Weich wie das Summen eines Teekessels.

sch ... nicht hart wie das Ausströmen des Dampfes aus der Lokomotive, sondern weich, wie: Stille, es
schläft jemand

w ... Unterlippen nicht gegen die Oberzähne pressen, nur leicht andrücken.

Übung: Eine Atemübung, im Freien zu machen: Bei leicht geöffenten Lippen langsam durch die Nase einatmen (die
Zungenspitze heben wir etwa wie bei d) - kleine Pause - schnell durch den Mund ausatmen - Pause - schnell
einatmen - Pause - sehr langsam ausatmen. Wir atmen so lange aus, bis wir das Gefühl der Luftleere haben.
Die Bauchdecke hat sich, ohne dass wir etwas dazu getan haben, entspannt. Gleichzeitig hat sich die Kuppel des
Zwerchfelles, die sich beim Einatmen abgeflacht hat, wieder aufgewölbt. Das Zwerchfell folgt auf diese Weise dem
Atem. Bei der Tongebung stützt diese Bewegung die Stimme.
Während in der Ein- und Ausatmung annähernd gleich lang sind, soll beim Sprechen die Einatmung verkürzt, die
Ausatmung verlängert werden. Wir lernen also: Schnell und g e r ä u s c h l o s einatmen und mit der Atemluft
möglichst lange auskommen. Es kann nicht früh genug und nicht nachdrücklich genug darauf aufmerksam gemacht
werden, dass es keinen Sinn hat, dabei zu viel Atem zu holen.

Ausatmung Pause Einatmung


Lunge: Zusammenziehung Ruhe Ausdehnung
(aktiv) (passiv)
Zwerchfell: Ausdehnung Lockerheit Zusammenziehung
(Passiv) (aktiv)

Das Bogenspannen als intentionaler Vorgang - ein Weg zur sogenannten Tonstütze

Mit einem Sportbogen, dessen Sehnen man ohne Überanstrengung spannen kann, geht man in Schrittstellung, hält
mit ausgestrecktem linkem Arm die Bogenmitte und nimmt ein Ziel auf. Nun ergreift man mit der rechten Hand die
Mitte der Sehne und spannt den Bogen. Diese Arbeit wird nicht allein vom rechten Arm, sondern vom Gürtelbereich
her mit dem ganzen Körper getan. Bei richtiger Ausführung der Übung erfolgt mit dem zielgerichteten Spannen der
Sehne eine Erweiterung des Brustkorbes, besonders im Bereich des Rippenbogens. Das bringt kräftige Inspiration
mit sich. Nach einigen Sekunden wird die Spannung der Bogensehen langsam nachgelassen, womit auch die beim
Spannen erfolgte Entfächerung der Rippen zurückgeht. Die Übung wird mehrmals wiederholt.
Nun soll die Verbindung von Bogenspannen und Stimmgebrauch hergestellt werden. Mit dem Spannen vollzieht
sich die Einatmung. Mit dem Nachlassen der Spannung geschieht die Ausatmung. In dieser Ausatmungsphase
aber spielt sich, zeitlich betrachtet, die Stimmtätigkeit ab. Nun versucht man, den Bogen wieder intentional zu
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spannen, und hält während des langsam gezügelten Nachlassens der Bogensehen zur Begleitung ein "ooo..." in
mittlerer Stimmlage aus. Bei richtiger Durchführung ist man überrascht, wie mühelos und lang sich der Ton auf
diese Weise halten lässt.

Das rhythmische Spannen und Lösen des Atemdrucks beim Sprechen und Singen

Das Beispiel der Autohupe kann das veranschaulichen. Wenn man den Gummiballon loslässt, hört der Ton auf, und
der Ballon füllt sich augenblicklich wieder mit Luft. Je elastischer der Gummiballon ist, desto schneller schießt Luft
ein. Auf unseren Organismus übertragen heißt dies: Je vorteilhafter die inspiratorische Spannung ist, um so
schneller vollzieht sich die Luftergänzung.
Abspannen mit t
Man sitzt bequem, hakt die Hände vor der Brust ineinander und zieht sie zu dem Wort nicht kräftig auseinander,
wobei die Ellenbogen etwas angehoben werden. Das Wort nicht wird bei der Engenbildung von ch merklich
gedehnt. Synchron mit dem hörbaren Aufgeben des t wird die Spannung der Hände gelöst. Die Übung wird mit
bequemen Intervallen mehrmals wiederholt. An einer vor den Mund gehaltenen Hand spürt man deutlich, dass mit
dem Aufgeben des t Luft entweicht.
Der weich-elastische Stimmeinsatz
Die Testwörter Abend, Ebene, immer, Ofen, Ufer werden nacheinander gesprochen. Vor jedem Vokaleinsatz zählt
man flüsternd und betont rhythmisch eins, zwei, drei, wobei mit den Händen der Takt gegeben wird. Statt der Zahl
Vier wird dann das Testwort in normaler Lautstärke gesprochen, also: eins, zwei, drei - Abend oder:
eins, zwei, drei - Ebene
Die folgenden Übungen sind laut, langsam deutlich zu lesen, Wort für Wort, am Anfang unserer Arbeit jedes
voneinander getrennt. Der Unterschied zwischen betonten und unbetonten Silben ist deutlich herauszuarbeiten.
Jeder Satz muss durch Senken der Stimme richtig abgeschlossen werden.

Die Arbeit am Vokal


Für helle, flache, gequetschte Stimmen kommt die Arbeit an der dunklen Vokalgruppe in Frage, die Entwicklung des
meist flachsten Vokales a vom u her. Also: u - o - a; und von hier aus schreitet man dann zur hellen Vokalgruppe
weiter: a - e - i.
Für dumpfe, halsige Stimmen gilt der umgekehrte Weg: i - e - a; und weiter: a - o - u.
Obwohl wir nach dem klanglichen Eindruck dunklere und hellere Vokale unterscheiden, wird darauf bei der Arbeit
am einzelnen Vokal keinerlei Rücksicht genommen. Für beide Vokalfärbungen, hell und dunkel, ist der Vordersitz
anzustreben.
Die einfachen Vokale verändern sich im Deutschen während der Lautung nicht. Auch vor einem r bleibt der Vokal
unverändert und darf nicht in ein a abgleiten, das den Übergang zum r bildet oder dieses gar ersetzt; z.B. Sturm,
nicht Stuarm oder Stuam.

a im Inlaut:

lang (geschlossen) - kurz (offen) lang (geschlossen) - kurz (offen)


Made - Matte Haken - Hacke
nagen - Nacken Schar - scharren
lahm - Lamm Haar - harren
Lade - Latte jagen - Jacke
Lage - Lacke Bahn - Bann
Rasen - Rasse Base - Bass
raten - Ratte Dame - Damm
Strafe - straff Gase - Gasse
fahl - Fall Babel - Pappel
Wahl - Wall Tadel - Dattel
wahr - warten Staat - Stadt
Saal - Salz Star - starr
Sahne - Sand kam - Kamm
zagen - Zacken Kahn - kann
Schaden - Schatten Qual - Qualle
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a im Anlaut:

lang kurz lang kurz


ahnen - Anna Amen - Amme
Ahle - alle Aachen - Achtung
Art - Artist Aas - Ast
Aare - Arme Asien - Asphalt
Ahn - an Abend - Apennin

Der Unterschied auf den es hier ankommt ist, nicht allein durch die Länge der Vokale bedingt, sondern auch durch
die verschiedene Energie, mit der die auslautenden Konsonanten zu sprechen sind. Auch ist der anlautende kurze
Vokal mit etwas härterem Einsatz zu sprechen, als der lange.
Die Vorsilbe an- ist immer kurz:
Angabe andrehen anbahnen anregen anbauen
Anschlag aneignen Anlage anlegen anführen

Wörter, in denen nach Th. S i e b s "Deutsche Hochsprache - Bühnensprache" die Aussprache geregelt wurde:

kurzes, offenes a: langes, geschlossenes a:


ab, Nachen, Nachbar; ihr habt, gehabt, brach;
Magdeburg; die Brache, das Gemach;
am, Damwild, Bräutigam; nach, Schmach, Ungemach;
an, man, heran; Jagd, Magd;
Hellebarde, Garten, hart, Karte; artig, Art, Bart, zart;
Marter, Scharte, warten; Arzt, Harz, Quarz, Papst;
Walfisch, Walross, Walnuss; der Wal, Walstatt;
Marschall, barsch, Marsch; Labsal, Schicksal;
das, dass, was, Monat; achtsam, folgsam, Leichnam;
Klatsch Gas, Fraß, Spaß;
Heimat, Heirat, Zierat.

Dem lahmen Asiaten sah man niemals an, was er dachte. Abraham jagte der Jacht samt ihrer
achtköpfigen Bemannung der ganzen adriatischen Küste entlang nach, dann gelang es
Andreas, die waghalsige Bande zu fangen. Nachdem am Abend alle die zahlreichen
Verwandten schlafen gegangen waren, kam Matthias, Anastasia und Alexandra auf den
Gedanken, die alten Balladen und Sagen des Landes im Saale vorzutragen. Die Namen der
fünf Erdteile sind: Amerika, Afrika, Asien, Europa und Australien. "Der Menschheit ganzer
Jammer fasst mich an", ist ein bekanntes Zitat von Goethe. Manche Altstadt sank in Asche, das
flache Land bestand die zahlreichen Angriffe leichter. Der Angeklagte sagte keinesfalls die
Wahrheit. Der Mann nahm an allen afrikanischen Luftangriffen teil. Anna und Franziska ahnten
die baldige Ankunft des alten Mannes. Der interessante Abenteurer sang nach dem Nachtmahl
zur Gitarre; alle Anwesenden sangen mit; in der prachtvoll akustischen Halle klang der Gesang
wunderbar. Deine Art, den Bart zu tragen, ist unschön. Der Knabe wartet artig im Garten.
Diesen rosafarbenen Quarz fand man im Harz. Die scheinbare Unart des Arztes war nur ein
rauher Spaß. Unser Nachbar fuhr mit dem Nachen über die Ache. Diese brave Magd heiratete
in ihrer Heimat. Warum ist der Mann verzagt, niemand klagt ihn an. Das unartige Kind öffnete
den Gashahn zum Spaß. Fasse ihn nicht hart an, er wartet darauf, dass er die Scharte
ausbessern kann.
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Romanze in A Der kleine Regenwurm


Ein kleiner Aal Blumen ohne Zahl
saß auf dem Wal. blühn nun überall,
"Nun anders 'rum mal!" und im Bach die Wellen spielen
sprach der Wal. mit dem Sonnenstrahl.
Da schrie der Aal:
"Ist nicht egal.
Ich bin zu schmal.
Du aber, Wal,
bist kolossal.

Frau von Hagen Ein älterer Herr in Hagen


Frau von Hagen, darf ich's wagen, Ein älterer Herr in Hagen
Sie zu fragen, wieviel Kragen Sie getragen, konnte keine Gabeln vertragen.
als Sie lagen, krank am Magen, Er aß weder Bienen noch Rosen,
im Spital zu Kopenhagen? noch Brillen, noch Jucksalbendosen.
Sonst weiß ich nichts zu sagen
über den Opa in Hagen.

e-ä
Wir unterscheiden im Deutschen vier verschiedene e-Laute:
1. das lange, geschlossene e (Beet),
2. das lange, offene ä (Märchen),
3. das kurze, offene e (ä) (Feld, fällt),
4. das schwache e in Nebensilben (Gabe).

Bei der Bildung der e-Laute ist vor allem zu beachten, dass der Mund in die Breite gezogen wird. Im Gegensatz zu
den Vokalen o und u, bei denen die Lippen leicht gerundet sind, werden bei den e-Lauten (und ebenso auch bei i)
die Lippen gespreizt, und zwar im Allgemeinen umso mehr, je geschlossener der Laut klingt. Die Zungenspitze liegt
an den unteren Schneidezähnen. Der Zungenrücken hebt sich gegen den vorderen harten Gaumen.
Beim langen ä nehmen Lippen und Zunge eine Stellung ein, die zwischen der von a und e liegt, sich jedoch nicht zu
weit von der des e entfernt. Man hüte sich, diesen Laut allzu flach und offen - plärrend - auszusprechen.

Die Vorsilben er-, zer-, ver-, ent- haben immer kurzes, offenes e:

erleben zertreten vergeben entscheiden


erhalten zerreißen verzeihen entbehren
ergreifen zerstören verdienen entgleisen
erlauben zerfallen verlieren entbieten
erschlagen zerkauen vertrauen entzücken
erbitten zerbrechen vertragen entsetzen
erregen zerbeißen verlieben entsenden

In diesem Zusammenhang sei die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass nach diesen Vorsilben ein anlautender
Vokal mit neuem Einsatz zu sprechen ist:
er/obern ver/anlassen ent/ehren
er/arbeiten ver/argen ent/arten
er/eignen ver/achten ent/eignen
er/übrigen ver/äussern ent/äußern
er/innern ver/einen ent/erben
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Das e in den Vorsilben be- und ge- darf weder nach ö hin gesprochen werden, noch darf es offen sein wie das in er-
, ver- etc.:
begehen belieben gedeihen Gedanken
behalten bedauern gehalten Geburt
betragen bedienen geliehen gelassen

Die Vorsilbe her- kommt sowohl betont als auch unbetont vor:

betont: unbetont:
hernehmen herüber herbei
hersagen heraus herzu
herschauen herein herunter
hertragen hervor herauf

Scharf zu unterscheiden ist:


Das Leben gern zu leben, er hält - erhält er geht - ergeht
musst du darüber steh´n! er lebt - erlebt er ringt - erringt
Drum lerne dich erheben, er hört - erhört er regt - erregt
drum lerne abwärts seh'n.

Er hält das Pferd. Erhält er das Schwert?


Folgt er der Unterhaltung. Er kämpft um sein Recht.
Er ringt nach Atem. Er erringt den Preis.
Man hat die Katze ertränkt. Er trägt die Krone.
Es ist unerhört, wie gut er hört. Er lebt und erlebt neu.

Der Unterschied beruht hier darauf, dass das Fürwort Er lang und geschlossen gesprochen wird, die Vorsilbe er
dagegen kurz und offen.

Der um das Erbe geprellte ehrliche Sekretär des Herzogs verhehlte seinen berechtigten Ärger
keineswegs. Ich gestehe, dass die Ehre des netten Mädchens nicht unerheblich verletzt ist. Die
Ähren der Gerste sind von denen des Weizens verschieden. Der Erzengel steht auf einem
Sockel von Erz. Der lernbegierige Lehrer strebte aus dieser engen Umgebung heraus. Der
Gelehrte erzählte den jungen Menschen die Lebensgeschichte der Propheten. Erdwärme nennt
man die Eigenwärme des Erdkörpers. Erdung ist die Herstellung einer leitenden Verbindung
zwischen elektrischen Geräten und der Erde. Es gibt Menschen, die auf das Essen von
Erdbeeren schlecht reagieren. Erblehre ist die Wissenschaft von den Gesetzmäßigkeiten der
Vererbung. Der Herr entsendet mehrere Knechte zur Verstärkung der sich ehrenvoll im
Ährenfeld wehrenden Männer. Die erschöpfte Menge betete in den ausgedehnten Sälen für ihr
Seelenheil und um den ersehnten Regen für Mensch und Vieh. Der träge Schlächter wetzte
zum zehntenmal sein glänzendes Messer, ehe er das Ferkel zerlegte. Die Eltern erzählen dem
eigenen und dem fremden Mädchen Märchen aus fernen Ländern.
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Das i wird mit leicht geöffneten und etwas mehr als bei e in die Breite gezogenen Lippen gesprochen. Bei der
Artikulation des i kann sich der Zungenrücken leicht zu sehr an den Gaumen anlegen, wodurch es gewissermaßen
verquetscht oder zerdrückt wird. Es genügt nicht, nur die Lippen breit z uziehen und die Zähne freizulegen, es
kommt darauf an, den Mundraum nicht zu eng zu gestalten.

i - im Inlaut:

lang (geschlossen) - kurz (offen) lang (geschlossen) - kurz (offen)


Miene - Minne schielen - schillern
Liebe - Lippe Stiel - still
fliegen - flicken Hiebe - Hippe
Riese - Riss Biene - binnen
rief - Riff Bier - Birne

i - im Anlaut:

lang kurz lang - kurz


ihm - im Isar - ist
ihn - in Ida - Italien
ihr - irr Ilias - Iffland
ihnen - innen Isel - Indien

Er zielt aus der Zille auf die flink flitzenden Fischchen, die wir Stichlinge nennen. Ich bin das
Ziel dieser Biene und werde binnen kurzem ihr Opfer sein. Diese übermütigen Iren wollen ihren
Irrtum nicht einsehen; sie wollen nicht wissen, dass Irren menschlich ist. Sie sind ihrer
trefflichen Sitten wegen gut gelitten und machen gute Miene zum bösen Spiel. Der Riese riss
den riesigen Fisch auf das spitze Riff und rief um Hilfe. In ihrer Verwirrung ging Irene den
wütenden Widder immer wieder und wieder an. In der Mittagsstille zirpten Grillen in der Wiese,
Bienen und schimmernde Libellen flogen hin und wider, winzige Zillen glitten das Flüsschen
hinunter, vier Schwimmer schwammen in ihrem Kielwasser. Sieg ist das Ziel des Krieges. Man
bezichtigte ihn vor Gericht zu den Gerüchtemachern zu gehören.

Immer find' ich dich in tiefem Sinnen;


sinnst der Pflicht nach, die dich zu mir trieb?
Doch ich will dich nimmer so gewinnen,
sieh! erzwingen lässt sich nicht die Lieb'.
Kannst du dich nicht liebend mir verbinden,
will verzichten lieber ich auf dich.
Will ein andrer dir die Myrthe winden,
still verschließ' ich meine Lieb' in mich.

(Lina Rollet)
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Geht es dir auch so; He, Sie !!!


Ich kenne eine Ruth Durch unsre Gegend spazierte,
Die fragte ich, wie es ihr geh'; die Landschaft mit Tritten verzierte
meist ist ihr fröhlich zumut, ein Saurier, hoch und dick
manchmal aber so weh wie eine Fabrik.
wie einem Regenwurm, barfuß im Schnee.
Mir blieb die Spucke weg: Solch ein Vieh!
Spatzenausflug doch als er mir durch die Radieschen
Die Spatzen schrein in ihrem Nest marschierte,
als hätten sie ein großes Fest: da rief ich "He, Sie !!!"
Philippzipzip! Philippzipzip!
Und weiß nicht, wieviel Gäst. Rätsel
Wenn ich trinke, lauf ich schnell,
Nun ist vorbei Gesang und Schmaus krieg ich nichts, dann steh ich.
da fliegen sie aufs Dach heraus: Hab ein eisenhartes Fell.

Philippzipzip! Philippzipzip! Knips mich an, dann seh ich.


Und ruhn ein wenig aus. (Das Auto)

Das o stellt eine Zwischenstufe von a zu u dar. Bei der Bildung dieses Lautes ist darauf zu achten, dass man sich
weder zu sehr der noch stärker gerundeten Aussprache des u noch der ungerundeten des a nähert. Wir
unterscheiden ein langes geschlossenes und ein kurzes, offenes o.
Die Zunge liegt wie bei a und u locker im Unterkiefer. Man achte auch auf unverkrampfte Unterkiefermuskeln und
auf die Lippen, welche den Ton ausformen sollen, ohne sich zu sehr vorzustülpen. Wichtig ist bei diesem Vokal der
Vordersitz. Das Metall, das den Vokal tragfähiger und schlagfkräftiger macht, ist ebenso zu erarbeiten wie die
Weichheit des Klanges.

o - im Inlaut:

lang(geschlossen) - kurz (offen) lang(geschlossen kurz (offen)


Mode - Motte Zofe - Zopf
Lot - Lotte hohl - Holz
Lore - Lorbeer Hoch - Hochzeit
rot - Rotte Jod - Joppe
Rose - Rösser Bohren - Born
Pfote - Pfosten Pose - Posse
vorgehen - Vorteil Donau - Donner
Fohlen - voll Dom - Tom
wohnen - Wonne Ton - Tonne
Sohn - Sonne Gote - Gott
Schote - Schotte Kohl - Koller
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o - im Anlaut o - vor "r"


lang kurz lang kurz

Ober - ob Chor - Korn


Ostern - Osten Pore - Borte
Obacht - Obdach Moor - Mord
Ofen - offen Ohr - Ort

Das Volk tollte und johlte. Es kollerte und bollerte und holperte und stolperte über Stock und
Stein. Tom spielt im hohen Dom die Orgel. Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor.
"Vorwärts!" rief die drohende Horde und rannte durch die offene Pforte. Thomas bekam seinen
Wochenlohn im Klosterhof. Hochauf loderte die tosende Lohe. Morsches Holz klingt hohl. Voll
Trotz und Stolz antwortete er dem drohenden Volk. Die Osterglocken läuten vom Dom. Gestern
wurde Antigone von Sophokles mit großem Erfolg gespielt. Zu seiner großen Not kam noch der
Hohn und Spott unguter Kollegen. Worte, Worte, nichts als Worte. Hochmut kommt vor dem
Fall. Die tobende Rotte wollte den Tod des Boten. Vier rote Boote sind auf dem tobenden See.
Roter Mohn und rote Rosen sind des hohen Sommers Zeichen. Stoß auf Stoß rollten die
Wogen heran. Wie gewonnen, so zerronnen. Dieser Sohn des Volkes opferte sorglos die Blüte
seines Volkes dem Tode. Morgen fahren wir für eine Woche fort. Wir hoffen auch im hohen
Norden auf Sonne. Wir sahen hinter dem Großglockner die Sonne rot versinken; bald darauf
stieg der Mond empor. Der Chor gehorchte vorbildlich. Er verlor Geld, borgte und borgte und
wird nun die Sorge nicht los. Trotz des frostigen Morgens zogen die Soldaten frohgemut der
Sonne entgegen. "Der Tor und der Tod" - so heißt das Werk von Hugo v. Hofmannsthal. An
manchen Orten nennt man die Moore auch Moos. Über dem Ofen war der rote Vorhang
verkohlt. Die rollenden Donnerschläge kommen näher. Die Hochtor-Nordwand forderte schon
manches Todesopfer. Kaum geboren, schon gestorben. Er versucht, im Vorort der großen
Stadt sein Fortkommen zu finden.

Das ö darf nicht entrundet, d.h. nicht zu hell nach e hin gesprochen werden. Die Stellung der Lippen ist gleich der
des o, sie sind also leicht vorgestülpt, während die Haltung der Zunge annähernd die des e ist.

ö - im Anlaut ö - vor "r"

lang kurz lang - kurz

Öse - östlich Röhre - örtlich


Ödenburg - Öttingen schwört - wörtlich
Öfen - öffnen Betört - Mörder
Öde - Öchslein Chöre - Mörser

Die ewigen Verschwörungen erschweren den regierenden Herren das Leben, das tröstet den
zerstörungslustigen Pöbel. Die böhmische Gräfin erfleht in ihren Gebeten göttlichen Segen für
den verehrten König und die Königin. Löse beim Lesen die Zähne mehr voneinander. Der
Tölpel hörte das Dröhnen der Bomber nicht, er dehnte und reckte sich fröhlich, höchst erstaunt
über die erschreckten Gesichter der verstörten Mönche. Die Törin stellte den Besen in den
Teer. Während der Rede des Reeders rötete sich der östliche Himmel märchenhaft über dem
Meer.
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Beim ü verbindet sich die Rundung der Lippen mit einer Zungenhaltung, die der des i nahekommt. Es ist sehr genau
auf die Lippenrundung zu achten, damit das ü nicht dem i ähnlich klinge. Da aus dem Griechischen Stammende y,
im Deutschen Ypsilon genannt, wird als ü gesprochen. Gelegentlich kommt eine Neigung zum i vor, z.B. in Zylinder.

ü - im Inlaut: ü - im Anlaut

lang kurz lang kurz lang kurz

müßig - müssen Züge - zücken Übel - üppig


müde - Mütter Hüte - Hütte üben - Fürst
Nüstern - Nüsse hüben - hübsch über - kürzlich
Lüge - Lücke Bühne - bündig
Flüge - flügge bübisch - Püppchen
Rüge - Rücken büßen - Büste
Krüge - Krücke Düne - dünn
fühlen - füllen Düse - Düsseldorf
führen - Fürsten Tür - dürr
Wüste - wüsste kühn - künden

Er führt den Fürsten über Gründe und Schlünde. Hilf ihm über die Hürde. Das Kind spielte
glücklich mit dem Kürbis. Der Südwind trieb das Boot zurück zur Insel. Auf dem Rücken der
lieblichen Insel Rügen blüht üppiger Ginster. Günstige Winde bliesen herüber. Nimm Rücksicht
auf die vielen Mütter. Müde müssen wir wieder zurück. Die Riege rückt hinüber. Die
Dienstmagd dünstet das Geflügel. Flieger überfliegen die windgepeitschte Wüste. Wüssten die
Mütter, wie ihre Kinder dürsten! Dürfte ich dir dienen, ich täte es gerne. Sieh hier ringsum die
wüste Wildnis! Der Tiger blickte tückisch herüber. Klirrenden Trittes stürmten die Ritter vorüber.
Siegfried und Kriemhilde kürten einander. Tristan und Isolde, Siegfried und Kriemhilde sind
berühmte Liebespaare. Die Güte dieses Kindes ist berückend. Sie brieten das Vieh in der
brütenden Sonne. Was schiert es mich, ob er das Feuer schürt.

U
Wenn die Lippen lose aufeinander liegen und wir sie durch den tönenden Atem sozusagen auseinander blasen,
können wir ohne jegliche Mühe ein u erzeugen. Die Zahnreihen berühren sich dabei nicht. Schieben wir dann die
Lippen leise vor und runden wir sie etwas stärker als bei o, so haben wir die Voraussetzung für ein vollklingendes u
geschaffen.
u im Inlaut: u - im Anlaut u - vor r
lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz

Mut - Mutter Zug - Zucker Uhr - Urteil Ur - Urteil


Ruhm - bummeln Husten - huschen Uhu - Ulla Flur - Furt
Luke - Luchs Krume - krumm Usus - Unze Geburt - Gurt
Stuhl - Rummel Buhle - Bulle Ute - Ulli Mure - murrt
Ruß - Russe Buch - Bucht Ufer - Ulme Spur - Spurt
Rune - rund Bude - Butter
Fuder - Futter Bube - Puppe
Pfuhl - Pfund Pute - Putz
Wucher - Wucht Tube - Tulpe
Sultan - Sucht gut - Guss
Schule - Schuld Kuh - Kunde
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Die Vorsilbe un- ist immer kurz und trägt meistens den Ton.Die Vorsilbe um- kommt sowohl betont, als auch
unbetont vor.

ungut Ungunst unfreundlich Umbau - ich umbaue


untreu Unwetter unliebenswürdig Umgang - ich umgehe
unlieb unbekannt Ungeheuer Umlauf - ich umlaufe
unbändig unhörbar ungebildet Umstand - wir umstehen
unachtsam unanständig untragbar

Eine Gruppe junger Burschen versuchte den Turm zu erstürmen. Die Mutter war über das
lange Ausbleiben des Jungen tief beunruhigt. Die Furcht trieb ihn zur Flucht. Ruf den Jungen,
Punktum und Schluss! Es wuchsen dunkle Ulmen und Buchen rundum. Des Kleinen Füße sind
kurz, krumm und plump. Der Preis ist nicht unter hundert Pfund. Die Aussage des
Kundschafters ist Lug und Trug. Du musst das Huhn unterm Busch hervorholen. Die Jungen
schauen mutig in die dunkle Zukunft. Das ruchlose Getue schuf Schuld und Fluch. Funken und
Glut flogen umher. Nimm einen Schluck Rum, das tut gut. Die Buben sind munter und gesund.
Von Mut durchdrungen, tut er das Gute. Gute Kunst schafft uns gute Stunden. Ein Ausspruch
Goethes ist: Man erträgt die Unbequemen lieber, als man die Unbedeutenden duldet. Der Uhu
ruft im dunklen Wald. Marcus Antonius ruft am Schluss seiner Forumsrede: "Unheil, du bist im
Zuge!" Dumpfer Sumpfgeruch drang durch das Fenster in die dunstige Stube. Furchtlos fuhren
die jungen Menschen durch unerforschtes Sumpfland. Das Urteil trug zur Befriedigung der
Unruhen bei. Ein gutes Buch zu lesen, ist ein unvergleichlicher Genuss. Der Umbau wurde
durch einen unzulänglichen Baumeister gemacht. Der Hund duckte sich murrend und knurrend.
Er ist unfähig, die Unkosten zu begleichen. Er fand Unterschlupf in unserer Untergrundbahn.
Du musst die Urkunde suchen. Das Flugzeug ging im Sturzflug herunter. Juni, Juli und August
sind die Sommermonate. Er verlor Gut und Blut durch Lug und Trug. Du musst das Schutzhaus
suchen. In der Kluft war es dunkel wie in einer Gruft. Er wusch sich hurtig die verrußten Hände.
Sie trug die volle Butte zur Bude. Die Kuh holte sich vom Fuder herunter ihr Futter. Die Taube
gurrt, der Käfer surrt, die Katze schnurrt und der Hund knurrt.

ei - au - eu

Bei den Diphthongen gehen die Sprechwerkzeuge von der Stellung des ersten Lautes in die des zweiten über,
wobei aber durch die rasche Verschmelzung eine Klangeinheit erzielt wird. Wir dürfen bei den Diphthongen uns
nicht durch das Schriftbild verleiten lassen. Es gibt im Gegensatz zur Schreibung nur drei Arten der Aussprache:

1. ei= (ai): Wir sprechen ein helles kurzes a und schließen ein unbetontes, geschlossenes e an:ae!

2. eu= (oö) Wir sprechen vom Schriftbild abweichend ein kurzes offenes o und schließlich ein
äu unbetontes, geschlossenes ö an: oö!

3. au= (ao) Dieser Diphthong wird am besten in der Weise gebildet, dass wir einem kurzen a ein
unbetontes geschlossenes o folgen lassen: ao!

Die Schriftbilder ei und ai bezeichnen den gleichen Zwielaut, ebenso ey und ay:

mein - Main Leib - Laib Bayern - Tokayer


Hein - Hain Weise - Waise Bay - Norderney
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Ebenso bezeichnen eu und äu den gleichen Zwielaut:

heute - Häute freuen - Räuber


streuen - läuten Eugen - äugen

ei-Laut eu-(äu) Laut ei-Laut eu-(äu)-Laut


meiden - Meute zeigen - zeugen
Meise - Mäuse scheinen - Scheune
leise - Läuse heiter - heute
leiten - läuten beide - Beute
reiben - Räuber freien - freuen
drei - treu Eile - Eule
Feier - Feuer Brei - Bräu

Dein Gedenken lebt in Träumen fort;


Träume, die dein Bild verklärt mir zeigen,
sagen, dass du ewig bist mein eigen,
und gewiss, die Träume halten Wort.

Meide seinesgleichen, er meint's nicht treu. Das scheue Meislein erschrak vor dem kleinen
Mäuslein. Die herrlichste Zeit am Main ist der Mai. Leite die Leute, sie läuten die kleinen und
die großen Glocken. Zur Feier des Tages brannte man ein Freudenfeuer ab. Er zeigt vor
Zeugen das verbeulte Fahrrad. Er liefert heiter heute die Häute. Sie kam heiser von der weiten
Reise. Viele Heinriche waren deutsche Kaiser. Mein Leuchter ist leichter als dein Leuchter. Der
Räuber reibt sich die Hände über die reiche Beute. Mir will scheinen, die Scheunen seien noch
eine Meile weit entfernt. Das Kleid ist mir nicht feil. Das Fleisch zeigt Fäulnis. Es ist eine reine
Reue. Deine zwei treuen Freunde verbünden sich mit deinem Feind. Freue dich, dass er sie
freit. Frei ist er freilich, doch Freude kennt er nicht. Er geleitet die leidenden Leute zur Feier. Die
Meuterer wurden gepeitscht. Neunundneunzigmal hat dein Meister nein gesagt. Die beiden
teilten die reiche Beute in gleiche Teile. Er widersetzt sich der Heilung mit Heulen. Keiner zeigte
dem Steuereinnehmer ein freundliches Gesicht. Dein Freund freut sich auf den Freitag. Seine
Freude über die wiedererlangte Freiheit war unbeschreiblich. Die Himmelsbläue bedeckte sich
langsam mit bleifarbenen Wolken.
19

Sprachliches Material zur Tempo-Unterscheidung

"Langsame" Verse: "Schnelle" Verse:


Eine alte, dicke Ente Mäuse
Eine alte, dicke Ente Mäuse, Mäuse gibt's bei uns zu Haus:
geht nicht gerne schnell. So lebendig wie der Wind!
Ja, sie möchte, wenn sie könnte! Kommen mutig aus den Löchern raus,
Doch sie ist zu korpulente. zeigen, dass sie heimisch sind.
Solche alte, dicke Ente Und das balgt sich, tollt und spielt Verstecken,
kommt nicht von der Stell. sitzt, passt auf und schaut sich um.
Und des Nachts in allen sechzehn Ecken
Das Krokodil Ihr Gepieps: Wir sind nicht stumm!
Ich bin ein altes Krokodil Morgens: Alle Kerzen angeknabbert,
und leb dahin ganz ruhig und still, Butter ist zur Hälfte fort,
bald in dem Wasser, bald zu Land Ritzen in den Böden vollgesabbert -
am Ufer hier im warmen Sand. Räuber! Hilfe! Zeter! Mord!
Gemütlich ist mein Lebenslauf, Auf dem Teig, in Töpfen ihre Spur...
was mir in Weg kommt, fress ich auf, aber was macht's schließlich aus!
und mir ist es ganz einerlei, Immer gut zu wissen, dass nicht nur man allein
in meinem Magen wirds zu Brei. bewohnt das Haus.
Schon hundert Jahre leb ich jetzt
und wenn ich sterben muss zuletzt,
leg ich mich ruhig ins Schilf hinein
und sterb im Abendsonnenschein.
Mückentanz
Dideldum! Summ, summ, summ!
Die Raupe Das ist zum Entzücken!
"Wer kitzelt mir da am Rücken die Wir tanzen die Mücken,
Steine?" die schnellen Gesellen
fragte die Mauer. - "Ich", sagte die kleine so leise im Kreise,
Raupe, "ich tue es nicht gerne, so wohlig, so munter
'sist nur, weil ich kriechen lerne." hinauf und herunter!

Die Schnecke

Immer langsam, immer langsam Scheint die Sonne, scheint die Sonne,
ohne Sang und ohne Klang hängt sie sich an einen Baum,
geht die Schnecke ihren Gang. bleibt im Haus und rührt sich kaum.

Will sie gehen, will sie gehen Ihre Weise, ihre Weise
in die weite Welt hinaus, hat die Schnecke sowie du:
nimmt sie mit ihr ganzes Haus. nun so lasst sie in Ruh!

Ist es draußen, ist es draußen


trübes Wetter, feucht und nass,
dann spaziert sie in dem Gras.
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Für die Beweglichkeit der Artikulationsorgane

So schnell wie möglich sprechen:

Sieben dumme Düsseldorfer Detektive liefen hinter sieben nudeldicken Dackeln her. Doch die
sieben nudeldicken Dackel schlüpften in ein Loch, und die sieben dummen Düsseldorfer
Detektive suchen immer noch.

Ein krummer Krebs kroch über eine krumme Schraube.


Klitzekleine Kinder können keinen Kirschkern knacken.

Die Katze tritt die Treppe krumm.

Die Bürsten mit schwarzen Borsten bürsten besser


als die Bürsten mit weißen Borsten.

Fischers Fritz fischte frische Fische,


frische Fische fischte Fischers Fritz.

Achtundachtzig achteckige Hechtsköpfe.

Fritz isst frisches Fischfleisch.

Es liegt ein Klötzchen Blei gleich bei Blau-Beuern.


Unser alter Ofentopfdeckel tröpfelt.

Drei Teertonnen,
drei Trantonnen.

Es flogen drei Enten wohl über den Rhein


mit ihren drei goldenen Schnäbelein.
Die erste hieß Frau Mäs,
die andere Frau Päs,
die dritte Frau Triktraktrilliäs.
Hm, hm sprach Frau Mäs zur Frau Päs,
was hat die Frau Tricktracktrilliäs
für ein dickes Gesäß!

Es war einmal ein Mann, der hatte drei Söhne. Der eine hieß Schack, der andere hieß
Schackschwawwerack, der dritte hieß Schackschwawwerackschackonimmini. Nun war da auch
eine Frau, die hatte drei Töchter. Die eine hieß Sipp, die andere hieß Sippsiwwelipp, die dritte
hieß Sippsiwwelippsippelimmini. Und Schack nahm Sipp und Schackschwawwerack nahm
Sippsiwwelipp und Schackschwawwerakschackonimmini nahm Sippsiwwelippsippelimmini.

Er fraß Gras, Bänke, Schränke, BäumeTräume,


Kerne, Sterne, Tücher, Bücher, Messer -
der Allesfresser
Nur Spiegel nicht!
Da sah er sein
Allesfressergesicht.
21

Sprachliches Material zur Lautstärke-Unterscheidung

"leise" Verse: "laute" Verse:


Der Nebel Ein Elefant marschiert durchs Land
Der Nebel kommt Ein Elefant marschiert durchs Land
auf Katzenpfötchen. und trampelt durch die Saaten.
Er sitzt und schaut Er ist von Laub und Wiesenheu
über Hafen und Stadt, so groß und kühn geraten.
hebt sich still
und geht wieder weg. Es brechen Baum und Gartenzaum
vor seinem festen Tritte
Beobachtung Er ist von Laub und Wiesenheu
Zarte, feine so groß und kühn geraten.
klitzekleine
Spuren findest du im Schnee? Er trug ein weißes Kreidestück
Zarte, feine in seinem langen Rüssel
kitzekleine und schrieb damit ans Scheunentor:
Spuren - die sind nicht vom Reh! Sie, geht es hier nach Brüssel?

Diese krickel Ich gab ihm einen Apfel


krackel Grüße und zeigte ihm die Autobahn.
schrieb ein andrer Gast hierher: Da kann er sich nicht irren
Zickel zackel und richtet wenig an.
Vogelfüße -
schau: Dort sind schon keine mehr. Mein Glück
Draußen kreischt die Straßenbahn,
Denn nur eben Drüben gröhlt ein Blödian.
fast im Schweben Über mir tobt ein Klavier,
hüpfte, pickte er im Lauf - nebenan ein Hundetier.
und mit einem Sprunge, - Schwunge, Unten dröhnt das Radio,
flog er zu den Wolken auf. und das Wasser rauscht im Klo.
In der Küche pfeift der Topf,
Die Seifenblase und ein Hammer übt klopf-klopf.
Ein Glanz schwebt in die Weite, Doch mir macht das gar nichts aus -
ein Glashaus kugelrund denn ich bin ja nicht zu Haus.
Wer wohnt in seinem Innern?
Ein Hauch aus meinem Mund.

Dort, wo dein Haus aus Glitzern


mit feinem Klang zerschellt,
spring, Hauch, hinaus und rufe:
"Ich grüß' dich, schöne Welt!"
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Für die lautreine Unterscheidung der Vokale

Blumenlied Ball der Tiere


Löwenzahn, sag an, an, an, Mich dünkt, wir geben einen Ball!
ob dein Zahn auch beißen kann. Sprach Frau Nachtigall.
So?
Fingerhut, ach je, je, je, Sprach der Floh.
reichst der Biene bis zur Zeh. Was werden wir essen?
Sprachen die Wespen.
Glockenblume, kling, kling, kling, Nudeln!
Glöckner ist der Schmetterling. Sprachen die Pudeln.
Was werden wir trinken?
Mohn im Korn, so rot, rot, rot, Sprachen die Finken.
kostbar ist das liebe Brot. Bier!
Sprach der Stier.
Butterblume, muh, muh, muh Nein, nein!
morgen kommt die schwarze Kuh. Sprach das Schwein.
Wo werden wir tanzen?
Großmaul Sprachen die Wanzen.
Spaß! Nur ein Hasenfuß scheut Geister Im Haus!
Ha, ha! Sprach die Maus.
Und käm daher ihr Herr und Meister -
He, He! Abzähler
Ich wär, ich sags, nur um so dreister - Eins und eins und zwei und zwei
Hi, Hi! Lehrer Lempke geht vorbei,
Da pickts, da raschelts an der Tür - vier und eins ist viel.
Ho, ho! Hab ich keine borg ich eine,
Springt eine kleine Maus herfür - wieviel linke Hinterbeine
Hu, hu! hat ein Krokodil?
Das ist in kurzem Berichte Sieben Apfelsinenkerne,
vom Großmaul die kleine Geschichte. meine Kinder rechnen gerne,
meine Tante hat zehn Zehn,
du bleibst drin, und du musst gehn.

In dem Wirtshaus hatten die Leute bis nach Mitternacht Fasching gefeiert. Die Musik hatte
gespielt, man hatte gesungen, man hatte getanzt, kurz, es ging hoch her. Aber einmal nimmt
jede Faschingsfeier ein Ende.
Als der Fuchs ins Dorf kam, lag alles längst in tiefem Schlaf. Vom Fasching war nichts mehr zu
merken. Nur vor dem Wirtshaus lag eine große rote Faschingsnase. Die setzte sich der Fuchs
auf. Dann trottete er auf Umwegen nach Hause. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen in den
Wald. Der Fuchs mit der Faschingsnase trabte auf seine Burg zu. Da hörte er hinter sich ein
Knacken, zwischen den Bäumen stand der Jäger mit dem Gewehr.

Der Fuchs, er schaute sich um, der Jäger lachte sich krumm,
die Flinte machte bumm, die Kugel traf eine Fichte.
Aus ist die Geschichte.
23

Die sprachliche Behandlung der Konsonanten

Wir gehen nun von den klingenden Vokalen zum Gebiet der Konsonanten über. Auf den Gegensatz beider
Lautgruppen ist eingangs verwiesen worden. Er betrifft nicht nur die Tonerzeugung (Vokal = Ton, Konsonant =
Geräusch), sondern auch den lautlichen Ausdruckswert. Denn die Selbstlaute sind die Empfindungsträger,
weswegen man sie auch als die weiblichen Elemente der Sprache bezeichnet hat; die Mitlaute hingegen wirken
formbildend-plastisch, es sind die männlichen Formkräfte.

1. Die Klinger (Liquidae semivocales)


L, N, NG, M, R, W, J

2. Die Reibelaute (Strepentes)


S, Z, CH, SCH, F, V, Pf
(Säusel-, Zisch-, Rausch- und Blaselaute)

3. Die Verschlusslaute (Explosivae)


K-CK, G, Q, CH (hinten), H, D-T, B-P
(Gaumen-, Hauch-, Zungen- und Lippenlaute)

1. Die Klinger

Das L hat von allen Klingern das stärkste Klangvolumen. Es steht daher an der Spitze dieser für die
Sprecherziehung so wichtigen Lautgruppe.
Die Aussprache des L bietet keine Schwierigkeit: die gehobene Zungenspitze stemmt sich energisch gegen die
obere Zahnreihe. Bei nachfolgendem Selbstlaut kehrt die Zunge (zur Vermeidung unschöner Schlupflaute)
möglichst schnell in ihre Ruhelage zurück, während sie bei folgendem Mitlaut leicht und unbehindert zur weiteren
Artikulationsbewegung übergeht.
Bei Konsonantenverbindungen mit L (pl, bl, kl, gl, fl, schl) ist besonders darauf zu achten, dass sich zwischen die
Laute kein Gleitlaut einschiebt.

Lager Falle Alter bald Falz Blei Klage Gloria


legen Elle Elend Geld Schmelz Blick Klinge Glaube
Lied Wille Diele mild Pilz blank Kleid Glanz
Lohn rollen holen Gold Holz blähen Kluft glitzern
Lupe Bulle Schule Schuld Sulz blasen klimmen glimmen
löten Hölle Öl Gewalt Mantel bloß Klang glommen
Lüge Fülle fühlen Entgelt Esel blind Klavier Gletscher
Leier teilen Eile schwillt Himmel blöde klettern Glück
Leute heulen Eule geölt Spindel blinken klirren Gleichnis
laufen faulen Aula Kult Kümmel Bluse Kleister Gloggnitz

Blatt Glas platzen Flasche Schlag taumeln Befehl


Blässe glänzen plötzlich fletschen schlecken stammeln hohl
Blitz Glied Plombe fließen Schlitten baumeln steil
Block Glosen plump flott Schlot bummeln Tal
Blut Glut Plunder Flut Schlummer himmeln viel
Blöcke Glöckner Plüsch Flöhe Schlösser wimmeln Saal
Blüte glühen plätschern Flüche Schlüssel tummeln Pfuhl
bleiben gleiten plaudern Fleiß Schleier räkeln Keil
Bläue gläubig plänkeln flau schleudern ekeln faul
blau Glaube Plan Flaum schlau mäkeln Mehl
24

Lohende Flammen strahlen helllodernd ins Land,


leuchten hinab in glühendem Glanz ins neblige Tal,
des Unglücks höllische Qual, schmähliches Leid entschwand,
wie von leisen Engelslippen erschallt das Lied vom erlösenden Gral,
und Glocken klingen begleitend im luftdurchfluteten All,
und heimlich lockt das frohlockende Läuten klangvollen Widerhall.
Und lauter und immer lauter wird das helle Läuten und Klingen,
und leidbefreite Leute lachen und singen:
Gloria, Gloria! Wir leben in Glück und Glanz,
endlich erglühte des Lebens heiliger Kranz,
im Lenz liegt das Land im blütenglänzenden Kleid
und das Licht der Liebe flammt auf in lustvoller Herrlichkeit!

Es ist für jeden Lernenden, der sich die gehobene Standartsprache aneignen will, wichtig, das Zungenspitzen-r
anzuwenden. Darin stimmen alle maßgeblichen Sprecherzieher überein. In der letzten Zeit wird allerdings eine
gewisse Toleranz gegenüber dem Gaumen- oder Zäpfchen-r geübt, das diejenigen, die das Zungenspitzen-r nicht
beherrschen, als Ersatzlaut sprechen.
nicht gerolltes(mildes)r Gerolltes r:
Gras Kragen Rabe Schrecken Spur feiern hart harren
Grenze Krepp Rede Schrank Heer leiern Herz Herr
Grieß Krieg Riese Schritt wir Gauner Wirt wirren
grob Krone Rolle Schrei dir Kindern dürr gurren
Grube Krug Rute schroff Chor zittern Narr dorren
gröhlen krönen Röte Schrulle für Müttern fertig plärren
Gründe Krüge Rübe Schrot Uhr wettern irr surren
Greis Kreide Reise schröpfen
Greuel kräuseln Räuber Schründe
grau Kraut Raute Schraube
Es muss unbedingt vermieden werden, das r in ein a zu verwandeln bzw. durch ein a zu ersetzen:
durch nicht duach Schwert nicht Schweat
Furcht " Fuacht fährt " fäat
Erde " Eade Herde " Heade
Kirche " Kiache Herz " Heaz
wirklich " wiaklich Bürde " Büade
Zwischen dem r am Ende einer Silbe und am Anfang der darauffolgenden darf nicht abgesetzt werden:
herrichten erregen ein paar Räuber der Ritter
herreichen überreichen ihr Ross fahr ruhig
herrudern Überraschung zwar reichlich spar richtig
herrollen Heerrufer vier Räder aller Ruhm

Balken krachen
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern unter Trümmern;
Alles rennet, rettet, flüchtet...
(Schiller)
25

Arme Ritter mit ihren Reisigen reiten durchs riesige Reich. Trommler traben, Unruhe
verbreitend durchtrieben lachend, hierhin und dorthin. Der Traum ist ausgeträumt, die rauhe
Wirklichkeit tritt heran. Die vier Treiber trieben die brünstigen Hirsche durch das Tor. Drohende
Rufe drangen von drüben herüber. Der Herr griff, sich tapfer wehrend, zum Gewehr. Fernher
rollte des Donners Grollen und brach sich brausend am Berg. Orgelbrausen dröhnte vom
Kirchenchor. "Freiheit, Freiheit", brüllte die verwegene Horde. Verbrecherische Burschen
raubten den redlichen Bauern die Trauben vom Rebstock. Der trillernde Lerchenruf drang
hernieder. Trunken torkelten drei Desserteure durch das Gartentor des Wirtshauses. Immer
größerer Lärm machte die Frauen unruhig und nervös. Schreckliche Traumbilder verstörten
seinen armen Verstand. Verlotterte Burschen trieben mit der Armen ihre albernen Scherze. Der
Regen strömte ohne Unterlass über die schiefergedeckten Dächer. Traurig trabte der treue
Tiras hinter seinem kranken Herrn einher. Die Bauerndirne verträumt und vertrödelt die
kostbare Arbeitszeit.

m - n - ng

Diese Lautgruppe bezeichnet man als Nasenlaute. Allen drei Lauten, ist gemeinsam, dass sich bei ihrer Bildung das
Gaumensegel nicht heben darf. Infolge des gesenkten Gaumensegels entwicht der Luftstrom durch die Nase und
ruft dadurch denn für die Lautgruppe so charakteristischen Klang hervor.
.
Beim m bleibt die Zunge in ihrer natürlichen Lage, d.h. sie liegt flach und locker im Unterkiefer, die Zahnreihen
bleiben etwas geöffnet.

Zwischen m und t oder m und d darf kein b gesprochen werden!

flammt träumt frommt Hemd brummt


stammt schäumt kommt stemmt verstummt

Endet das Wort mit m oder mit n und beginnt das nächste Wort mit demselben Laut, dann werden die beiden
aufeinanderfolgenden Laute nicht getrennt; es ist nur der Atemdruck am Ende der auslautenden Silbe
abzuschwächen und am Anfang der anlautenden Silbe zu verstärken:

kam mutig im Monat unnötig in nichts


im Mond um mich annähernd man nimmt
im Mai im Magen von niemand an niemand
.

Mammut - Mann Mal - Dame - am - Arm


Memme - Mensch Mast - Hammel - Damm - Sturm
Moment - Monat Mensch - Memel - Lehm - Form
murmeln - Mund Milde - Himmel - im - Reim
Mime - Mine Mond - Omen - Dom - Oheim
immer - Inn Mund - Muhme - um - Kulm
26

Beim n öffnen wir die Lippenzu einem Spaltmund, legen die Zungenspitze hinter die oberen Schneidezähne. Die
Kiefer bleiben, wie bei der m-Bildung, etwas geöffnet.

Das n darf in den folgenden Beispielen an das m nicht angeglichen werden:

anmelden anmerken unmöglich Unmanier Anmut


anmessen einmachen unmäßig unmerklich Unmut
Auch vor f darf das n nicht verändert werden
:
sanft fünf Zukunft Hanf Unfug
Senf Zunft Anfang Sänfte künftig
Gehört das n zu einer Vorsilbe, so bleibt es vor g oder k unverändert:

Angabe Ankündigung Anklage


ungestüm anketten Unklugheit
eingeben Ankunft Einklang
Das ng ist ein einheitlicher Laut. Die Lippen sind geöffnet. Die Zungenspitze sucht die Nähe der unteren
Schneidezähne. Der Zungenrücken steigt in die Höhe und schließt zusammen mit dem Gaumensegel den vorderen
Mundraum ab. Auf keinen Fall darf die Zunge an den Gaumen angepresst werden. Am Ende des ng-Lautes löst sie
sich sachte vom Gaumensegel, ohne dass ein g als Abschluss hörbar wird.

Gang Ring bangen Mangel


eng Rang drängen Menge
fing lang schlingen Montierung
Gong sang jünger Mustang
jung Übung gedrungen Minderung
hing
Nur vor volltönenden dunklen Vokalen spricht man ng + g:

Ingo Mongole Ungarn


Kongo Mangan Flamingo
Vor dem schwachbetonten u der Nachsilbe -ung bleibt jedoch der bloße ng-Laut:

Bedingung Einengung Verdrängung Übung Teilung


Erringung Sprengung Verjüngung Senkung Innung
Vor der Endung t wird das ng weich artikulieren:

bringt mengt singt sprengt hingt langt


fangt prangt sangt hängt springt drängt
Vor k wird das n wie der Laut ng ausgesprochen:

junger - Junker Drang - Trank


Rangen - Ranken hängen - henken
Anger - Anker dringst - trinkst
schwangen - schwanken singst - sinkst
Wangen - wanken sangst - sankst
schlang - schlank sengst - senkst
27

Montag und Mittwoch mittags kommt der Mann nicht heim. Der junge Junker nahm die
Huldigung männlich entgegen. Der Mann ähnelt in nichts seiner mutigen Mutter. Er fühlt die
brennende Wunde in seinem Herzen. Ohne Besinnen rannte die Meute von hinnen. Die
Walnüsse fallen nicht ab. Dunkle Pflaumen hängen am Baum. Nimm Ananas, Anna, und bringe
sie der Kranken. Sie schwang den Mantel. Sengende Flammen wälzen sich heran. Die Nornen
spinnen den Faden. Die Nonnen gönnen dem Fremden das Mahl. Man muss mindestens
freundliche Miene zum unguten Spiel machen. Eine lärmende, drängende Menge stürmte den
Eingang. Jungen mit Stangen und Angeln gingen singend zum Fischfang. Endlich bringt die
Sonne den Schnee zum Schmelzen. Die müde Mutter ging mit dem nichtsnutzigen Jungen den
Strand entlang. Niemand nimmt Anteil an seiner himmelschreienden Not. Der junge Hengst
gewann das Rennen überlegen. Man besann sich umsonst auf den Namen des jungen
Menschen. Unermüdlich rannte er hin und her, mutig umging er die feindlichen Kolonnen.
Minna von Barnhelm, Nathan der Weise und Emilia Galotti sind die bekanntesten Stücke von
Lessing. Er nannte dem Monarchen die bekanntesten Namen. Der Müller stimmt mit den
überspannten Plänen seines Nachbarn nicht überein. Kein Kummer könnte seinen Hochmut
dämpfen. Der junge braune Hund sprang über alle Zäune. Ohne Unterbrechung folgt ein
sonniger Sonntag dem andern. Das junge Mädchen summte beim Spinnen eine bekannte
Melodie. Er trägt den ungewöhnlichen Namen Agamemnon. Musische Menschen haben
meistens gemeinsame Interessen. Melanchthon war Humanist und Reformator. Die Musik der
"Meistersinger von Nürnberg" ist wunderschön.
28

2. Die Reibelaute

Vorderes CH

Es gibt ein vorderes und ein rückwärts gelegenes CH. Jenes schließt an die hellen Vokale bzw. in das J der
Klingergruppe an, dieses an die dunklen Vokale bzw. an die Gaumenlaute.
Bei der Bildung des vorderen CH ist die Stimmritze mäßig geöffnet, so dass sie nicht tönend mitschwingen kann.
Die energisch geführte Ausatmung, bei gleichzeitig starker Zusammenziehung des Zwerchfells, wird, unter Beihilfe
der beteiligten Organe: weicher Gaumen, Zäpfchen, Zunge und Gaumensegel, zu einem scharfen Geräusch.
Die Zunge ist wie beim L gehoben, das Zäpfchen gesenkt und durch die Reibung der ausströmenden Luft nach
vorne gerichtet, während die Stellung des Kelhkopfs durch den jeweils vorausgehenden Vokal bestimmt wird:
höchste Stellung bei "ich", tiefste bei "auch"
Hinteres CH

Im Gegensatz zum besprochenen vorderen CH, gibt es noch einen Gaumenlaut CH, der den Übergang zum
tonlosen Hauchlaut H bildet. Und wie das H sich an das A anschließt, so erhält auch das CH (hinten) sein
charakteristisches Gepräge durch den physiologischen Zusammenhang mit diesem Vokal: ach!

Vorderes ch (ich-Laut):

Becher Recht Pech Furcht Mädchen Tänzchen


riechen Pflicht mich horchen Kindchen Kätzchen
Eiche leicht weich Störche Söhnchen Schürzchen
Seuche keuchst euch durch Hündchen Kränzchen
Löcher möchtest Töchter Kirche Veilchen Herzchen
Tücher Gerücht tüchtig Monarch Mäuschen Käuzchen

hinteres ch (ach-Laut) ach-Laute: ich-Laute


Bach krachen Pacht Sache - sicher Lach hier nicht!
noch wachen Docht flach - flechten Reich her!
Tuch kochen Flucht lachen - leuchten Such hier!
auch Kuchen macht Loch - Löcher Komm doch her!
Strauch tauchen Wucht doch - dich Wach hier!
Hauch achten faucht Tochter - Töchter Mach hurtig!
Buch - Bücher Tauch hinunter!
Strauch - Sträucher Ach hilf doch!
Fluch - Flüche Bleib auch hier!

Das W schließt sich an das dunkle Vokalgebiet an. Es entsteht durch Lippenschluss und tönende Erregung der
Stimmbänder. Dabei bilden Ober- und Unterlippe einen Breitenschluss, so dass der aus dem Kehlkopf kommende
dunkle Klang gleichsam an den Rändern der tiefliegenden Zuge vorbeistreicht und die Unter- und Oberlippe
zugleich in Vibration versetzt.

Im Walde, da waltet ein altes, ein weihvolles Wotanswort,


da wachsen die wuchtigen Weissbuchen so wohlig und weitfern fort,
da werden weitragende Eichen von Walhalls Helden erwählt,
dort wird von dem Wohl der Welt und ihrem Wege erzählt,
da wird in dir ein wildes, ein wonniges Wagen geweckt,
weil wunderbare Weisen deinen Willen hervorgeschreckt,
da wacht aus Wonnetagen, aus glückwebender Wunderzeit
viel Wehmut auf, und dein Herze wird plötzlich weise und weit.
29

greif weiter auf waldiger Höhe Wie wär's wohl, wenn wir weilten,
hoff wieder auf wendigem Pferde Wo wogende Wellen weich winken,
lauf weg auf welchem Gebiet Wo wonniges Wehen im Walde,
auf wen auf widrige Weise Wenn Westwinde wiegen und weben?
auf wann auf Wiesengrund Wohl werden wir weilen wo Waldweh'n,
aufwärts auf weissen Wolken Weil Waldwonnen Wunder wohl wirken.

Während das W an die dunklen Vokabel (U) anschließt, entspricht die Artikulation des J phonetisch dem hellen I.
Der volkale Anschluss sei rasch und ungezwungen, da jedes tönende Verweilen auf dem J schlecht und
geschmacklos klingt: j-a, J-ammer, J-ubel usw. Stets muss der Nachdruck auf dem Vokal liegen.

ja Jacke Jacke Herr Jakob Jobst wünscht sich seit je


jäh jährlich Jänner das junge Jettchen just zur Eh.
je jemand jetzt
Jod johlen Joch Früh Jauchzen und Jodeln und Jubeln erschallt,
Jux Jubel jung wenn die Junker und Jänger jagen im Wald.

Mit fliegenden Haaren jagten die Mädchen durch das Gehölz. Jauchzend und jubelnd trieben
die Jungen den Fuchs aus dem Bau. Sie hoben den toten Dachs, der nächst dem Wechsel lag,
zu der übrigen Jagdbeute. Des Mädchens wächsernes Gesicht deutete auf ungerechtes
Gericht. Du hast diese Woche die Wache. Er nahm das Lehen aus den Händen des Herrn. Der
Verbrecher flüchtete über das flache Dach. Er stieg höher und höher, jetzt ist er zunächst dem
Thron. Der Hofhund Hassan jaulte jämmerlich. Die Lohe brach mit Wucht aus dem Holzdach.
Er jagt im Flachfeld junge Füchse und Dachse. Der Wuchs der höchsten Tanne ist herrlich. Auf
dem Kirchhof und in der Kirche brennen hohe Wachskerzen. Jeremias war ein Prophet. Jason
heißt der Held einer griechischen Sage. Dieses ist das weichste Tuch. Die Weichsel ist eine
Frucht. Er lebt höchstens noch diese Nacht. Das liebliche Mädchen streichelt das Lämmchen.
Das Bübchen hauchte in seine kalten Händchen und versuchte das Käferchen zu erhaschen.
Hero jauchzte jubelerfüllt. Die sieben Töchter des Atlas waren Plejaden genannt. Achilles und
Ajax waren griechische Heerführer. Achtzehn ächzen, achtzehn jauchzten. Fürchterlich klang
der Racheruf. Die johlende Menge stürmte die Bastille.
30

S-Z

Wir unterscheiden zwischen stimmhaftem und stimmlosem s, d. h. zwischen einem s, bei dem die Stimmlippen
schwingen und einem anderen, bei dem dies nicht der Fall ist; doch darf die Stimmhaftigkeit nicht übertreiben
werden. Stimmhaft ist das s im Anlaut vor Vokalen (auch nach Vorsilben) und im Inlaut zwischen Vokalen, sowie
zwischen r, l, m, n einerseits und einem Vokal andererseits. In allen anderen Fällen, insbesondere im Auslaut, wird
das s stimmlos gesprochen; ss und ß sind immer stimmlos
Die Zungenspitze erhebt sich gegen die oberen Schneidezähne, ohne aber diese selbst zu berühren. Die Zunge
bildet beim s eine Rinne, durch die die Luft gegen die Schneidezähne entweicht.
Fehlerhafte s-Bildung kann auf verschiedene Weise entstehen. Es kann die Zunge zu fest an die Oberzähne
gepresst werden, oder sie kann zwischen den Zähnen hervorgestreckt werden, es kann die Luft seitlich entweichen
oder die Rinnenbildung zu tief sein, wodurch ein pfeifendes s entsteht.

Das z ist eine Lautverbindug von gelindem (nicht hartem) t und s. Bei der Bildung des z ist besonders darauf zu
achten, dass die Oberlippe die Zähne freigibt und vor o und u die Rundung der Lippen zu diesen Lauten exakt
durchgeführt wird.

stimmhaftes s: stimmloses s: stimmhaftes s:


Saat - Base Hast - Hass sagen - zagen
Segen - Esel es - Messer sehen - Zähne
Sieg - Wiese Iltis - hissen Sinn - Zinn
Sohn - Rose Ostern - Gosse Sonne - Zone
Sud - Bluse Lust - Fluss Sucht - Zucht
Söhne - Öse nervös - größer Söller - Zöllner
Süden - Düse wüst - wüsste Sünder - Zünder
Seide - Eisen Eis - heißen Seile - Zeile
Säule - Mäuse Häuschen - äußern säumen - zäumen
Saum - hausen Maus - draußen sauber - Zauber

Sorgfältig zu artikulieren:
aus Zeug aus Zwang aus Zwirn
aus Zufall als Zweck als Zweifel
aus Zeitmangel als zwei als zwischen

Folgt auf die Vorsilbe ent- ein s, so darf dieses nicht mit dem t zu z verschmolzen werden. Das s ist in diesem Falle
mäßig stimmhaft zu sprechen.
Folgt auf die Vorsilbe ent- ein z, so ist darauf zu achten, dass die Artiklationsstellung des t über die Silbengrenzen
hinweg, d.h. also bis in den Beginn der folgenden Silbe hinein beibehalten wird.
Trifft die Vorsilbe aus- mit einem sch zusammen, werden beide Laute deutlich gesprochen.
Wenn auf die Vorsilbe aus ein s folgt, darf zwischen den beiden Lauten nicht abgesetzt werden; das stimmlose
auslautende s muss in das stimmhafte des Anlautes übergehen:

entsagen entzogen ausscheiden


entsiegeln entzücken ausschreiben
entseelt entzweien Ausstellung
entsühnt entzünden aussprechen
entsäuern entzaubern ausschlagen

Die Weisheit dieser Waise ist erstaunlich. Lass sie reisen, wir reißen uns keineswegs um diese
seichte Gesellschaft. Singe leise diese süßen Weisen, sie sind Trost für seine verfinsterte
Seele. Sage Sybille, sieben Sänger aus dem Süden seien draußen. Hast du diesen unseligen
Hass gegen Sigismund aus deinem Herzen herausgerissen? Ich versuche mit Sorgfalt, den
Ruß von unseren Sachen wegzuputzen. Es nützt nicht das Geringste, die Muße zwingen zu
wollen.
31

SCH

Wir können das sch als einen Rauschlaut bezeichnen. Bei richtiger Artikulation schwebt die Zungenspitze in der
Nähe der oberen Zahnwurzeln. Die Zunge bildet eine flache Rille. Die Lippen sind wenig vorgestülpt. Zu vermeiden
ist das Zurückrollen der Zungenspitze zur Höhe des Gaumens; starkes Vorstülpen der Lippen; stimmhaftes
Artikulieren. Wir artikulieren kurz und energisch:

Schaden Asche rasch falsch überrascht


schämen Esche fesch feilschen hascht
schieben Fische Tisch knirschen huscht
Scholle Brosche Frosch verharschen tauscht
Schuhe huschen Tusch Tratsch heischt
schön löschen Busch Kitsch rauscht
Schüler Rüsche Fleisch rutschen bauscht
Scheibe Fleischer Tausch deutsch berauscht
Sp und st im Anlaut und nach Vorsilben werden als schp und scht gesprochen, im Inlaut und Auslaut dagegen
als sp und st.

Spaten anspannen dagegen:


Splitter Ansporn Espe Knospe husten
sprechen Anstalt lispeln Vesper Nüstern
Sprosse Anstellung Wespe Rispe Pfosten
Spule anstecken knuspern raspeln rüsten
Stand Ansturm räuspern Schuster
Stelle Anstand
Staub Ansprache

Anlautendes sp und st wird in Wörtern fremden Ursprungs, die aber nicht mehr als fremd empfunden werden, nach
Siebs (s.o.) als schp und scht gesprochen, in den anderen Fremdwörtern als sp und st:

sp = schp: sp bleibt sp: st = scht: st bleibt st:


Spalier Spektabilität Stadion stakkato
speziell Spektrum Studium stimulieren
Spital Spleen (spr. splin) Strophe Star (Stern)
Sport Standarte stereotyp
Spektakel Stenographie Stilett
Spekulation Stereoskop

Folgt auf die Vorsilbe ent- eine Stammsilbe mit schl, sp, st, so muss man auf größte Geschmeidigkeit der
Artikulation achten:

entschließen entschlummern entstehen


entschleiern entsprechen entstammen
entschlüpfen entspannen entstören
entschlagen entspringen entstellen

Sonnenschein verschönt die Landschaft. Die Spitze des Zuges lässt sich nicht erspähen. Der
starke Stamm leistet stolzen Widerstand. Der Schaft dieses schwerfälligen Schwertes ist auf
eine schmucke Art beschlagen. Aus dem Zwischenfall mit dem aufständischen Stamm wurde
eine Staatsaktion größten Stils gemacht. Der schuldige Bursche führt den schäumenden
Schimmel in den Stall. Der Instinkt des Tieres versetzte die Zuschauer in größtes Staunen. Du
wirst mit dem schnellen Vorstoß alles verschlechtern, anstatt das schöne Ziel zu erreichen.
32

Rascher Entschluss bester Entschluss. Die stürmenden Schweden schwangen scharfe


Schwerter. Die Wespen stachen den Störenfried. Die Kenntnis von Stenographie und Maschine
schreiben ist die wichtigste Voraussetzung für diese Stellung. Du fandest den Schlüssel zum
Kassenschrank schließlich selbst. Das Zwitschern und Kreischen der Rauchschwalben störte
schrecklich. Erschrocken stolperte der stupide Bursche hastig die steinernen Stufen zum Stall
hinunter. Sie erschrickt vor den harmlosen Blindschleichen wie vor den gefährlichsten
Schlangen. Die Stumme sitzt stundenlang mit ihrer Spindel unter der rauschenden Espe und
spinnt. Er wurde durch einen Streifschuss verletzt. Als der Schreckschuss ertönte, befand sich
die Knappschaft im Schacht. Der Sturm stürzte den Blitzschutz. Streu die Spreu im Stall! Die
vom Blitz gestreifte Espe wird vom Holzschläger geschlagen.

f - pf - v

Die Laute f und w werden mit den oberen Schneidezähnen und der Unterlippe gebildet, indem wir diese gegen die
Oberzähne drücken und die Luft zwischen beiden hindurchstreichen lassen. Die Luftzufuhr ist bei f reichlich und
kraftvoll, bei w sanft und sparsam.

In der Konsonatenverbindung pf gehen p und f eine besonders innige Verbindung ein. Die Artikulation muss
energisch sein.

Fall - Pfahl ficht - Pflicht Schlaf - schlaff Hanf


fade - Pfade Flaum - Pflaume schief - Schiff Senf
fand - Pfand Flegel - pflegen Schaf - Schaff fünf
Fund - Pfund Flocke - Pflock Ofen - offen Genf
Feile - Pfeile fliegen - pflücken strafen - straffen

Fährte - Pferde strafen - stampfen Saft - Fracht Schimpf


Falz - Pfalz liefen - impfen Heft - fressen Rumpf
fahre - Pfarre Affen - dampfen Gift - Frucht Dampf
Fahne - Pfanne Ofen - klopfen gafft Freiheit Trumpf

ph = f
Apfel klopfst Reife Phönix Phalanx
Schnepfe hüpfst Taufe Pharao Pharisäer
Gipfel pfropfst Hilfe Phonetik Philosofie
klopft auf Seife Sphinx Physik
dämpft drauf Stufe
stapft Lauf Kaffee

v=f v=f v=f


Vers brav aktiv
Vesper Stativ intensiv
Veilchen Dativ Motiv

v=w v=w v=w


Vasall Sklave Aktivierung
Venus Aktivum Intensivierung
Villa nervös Motivierung
Violine bravo
33

3. Die Verschlusslaute

G - K - Qu

Die Laute g und k werden mit dem Zungenrücken gegen den harten oder den weichen Gaumen artikuliert. Die
Artikulationsstelle ändert sich je nach dem vorangehenden bzw. folgenden Vokal. Man vergleiche damit den
ähnlichen Unterschied zwischen dem Ach- und dem Ich-Laut. Die Bildungsstelle des g und k ist gleichfalls
möglichst nach vorne zu verlegen.
Im Auslaut nach kurzen Vokalen ist der Unterschied zwischen g und k aufgehoben. Es gilt hier die entsprechende
Regel wie für b und p und d und t im Auslaut.

Das x stellt eine Lautverbindung von k und s dar.

Wir unterscheiden:
Gabel - Kabel Glas - Klasse
gerben - kerben glätten - Kletten
gießen - Kies glimmen - erklimmen
Guss - Kuss glommen - erklommen
gönnen - können glauben - klauben
günstig - künstlich Glut - Kluft
Geifer - Käufer gleiten - kleiden
Gnade - Knabe Lage - Lacke
genesen - Knebel Regen - recken
Gnom - Knopf Stiegen - sticken
Gnu - knurren logen - locken
Gneisenau - Knie Krüge - Krücke

Der Gast öffnete die Türe des Kastens. Wir gießen den Garten und schütten Kies auf die
Wege. Stell die Egge in die Ecke! Das Pferd muss zur Tränke gedrängt werden. Der Küster
gießt die herrlich blühende Klematis. Die Beamten bangten in den belagerten Banken. Er
bekleidet einen hohen Rang. Das Mädchen schlang eine Schärpe um den schlanken Leib. Er
krabbelte im Graben nach Krebsen umher. Während Klara den Mantel aufhängte, hinkte der
Alte davon. Er verlor seine Angel, als das Schiff vor Anker ging. Er zog an der Klingel und legte
die Hand auf die Klinke. Der junge Werkgeselle ging zur Bergkapelle. Die ganze Klasse
schaute durch das Fernglas. Die Knaben spielen im Garten Karten. Reich mir die Gabel! Sie
legen das Kabel an der Weggabelung. Der starkknochige Knabe begleitete den Kleinen. Du
lenkst den Wagen längs der Wiesen. Der Bergführer klomm in die glitschige Klamm. Klara
reichte ihr das Glas. Begleite das reizend gekleidete Mädchen. Der Knabe bog dem Bock den
Kopf zurück. Der Trog ist trocken. Die Schneeflocken flogen vom Himmel. Er schlug ihm die
Bitte um einen Schluck Wasser ab. Der Greis macht in jedem Kreis seine Glossen. Leg den
Knochen weg, der Hund wird ihn ablecken. Das Kind fiel in die Grube. Er rieb des Pferdes
Kruppe ab. Die flüggen Vögel fliegen aus dem Nest. Die Flagge wehte am Heck. Das Feuer
brannte flackernd. Das Boot hatte ein Leck. Er legte sich fest in die Riemen.
34

Die Nebensilbe -ig, -igt, -igst


Im Silbenschluss und vor Konsonanten wird:

a) die Nebensilbe -ig = -ich (in Kranich),


b) -igt = -icht (in Kehricht) gesprochen,
c) -igst = -ichst (in freundlichst).

-ig = ich: -igt = icht: -igst = ichst:


König beleidigt freudigst
Honig beerdigt huldigst
ewig gebändigt befriedigst

Die Aussprache des -ig als -ich ist jedoch zu vermeiden, wenn
d) auf die Nebensilbe -ig ein Vokal folgt,
e) wenn in der nächsten Silbe ein zweites ch folgt, wie z.B. vor der Endung -lich oder in dem
Worte Königreich.
-ig = -ich. -ig = -ig
g = stimmhaft g = stimmlos
König - Königstum Königin königlich
- Königskrone ewige ewiglich
ewig - Ewigkeit selige seliglich
selig - Seligkeit heilige wonniglich
hartnäckig - Hartnäckigkeit hartnäckige minniglich
schuldig - Schuldigkeit eilige gütiglich
fertig - Fertigkeit schuldige Königreich

Nehmt das Eurige, lasst uns das Unsrige. Unser König (!) gab den Sieg bekannt. Die Königin
und der König (!) feierten die Sieger königlich. Das Königreich ist gesichert. Die Ewigkeit (!) ist
unvorstellbar. Trage die guten Tage und sei selig (!). Du beleidigst (!) mich. Man hat ihm
gehuldigt (!). Er hat die Tiere gebändigt (!) und besiegt. Seligkeit (!) währt nie ewig (!). Ewiger
Dank sei dein Lohn. Honig (!) ist gesund. Honigkuchen (!) schmeckt gut. Die ledige Magd hat
gekündigt (!). Lediglich der Geiz untergräbt sein Ansehen. Die blut'ge Schlacht ist beendigt (!).
Er schwört ihr ewige Treue. Er sagte dem herzigen Mädchen den Sinnspruch zur Beherzigung.
Er grüßte ihn herzlich, und großherzig (!) verzieh der Sieger dem Besiegten. Der herzige Kerl
biegt sich vor Lachen. Der Gouverneur ist ermächtigt (!), Gold zu geben. Goldige Garben geben
gutes Korn. Du kündigst (!) dem Jäger. Lediglich seine Güte verhinderte das Blutgericht. Das
Geld ist ungültig (!).
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Das h ist ein Hauchlaut. Es bezeichnet den gehauchten Toneinsatz. Das h ist nur vor vollstimmigen Vokalen zu
sprechen, das ist immer im Anlaut eines Wortes oder am Anfang einer voll- oder nebentonigen Silbe.

Bei Wortzusammensetzungen, in denen das Grundwort mit einem h beginnt, ist darauf zu achten, dass dieses an-
lautende h deutlich artikuliert wird.

Gehauchter Einsatz:
Hahn haben hören Wachhund Kirchhof Klosterhof nach hinten
hier heben hübsch Waschhaus Hofhund Schafhirt noch hörbar
Hof Hiebe heilen Fischhalle Hochhaus Leithammel auch hier
Huhn Honig heulen Buschhemd Kurhaus Schwachheit er hat

nahe glühen Bahn Theater


Ehe weihen fehlen Thron
liehen wehe ihn Mathilde
Lohe nähern Ohr Rhein
ruhig Lehen Uhr Katarrh
D-T

Die Laute d und t sind Zahnlaute, d.h., die Zunge hebt sich bei ihnen an die Zahnschneiden. Der Unterschied
zwischen d und t liegt im folgenden: d ist weich, unbehaucht und, außer im Auslaut, stimmhaft (wenn auch nicht
mit allzu starkem Stimmton) zu sprechen.
T dagegen ist ein harter, behauchter und stimmloser Zahnlaut.
D und t dürfen im Anlaut nicht wie nd oder nt klingen.
Im Auslaut ist d immer stimmlos und ist als t zu sprechen. Ein Unterschied in der Aussprache des auslautenden d
(bzw. p) nach langem und nach kurzem Vokal (Lied, litt) beruht allein auf der Verschiedenheit zwischen der
Aussprache nach langem und nach kurzem Vokal.

Dahlie - Taler Draht - trat baden - braten


dannen - Tanne drehen - treten Feder - Väter
der - Teer drinnen - trinken Lieder - Liter
dir - Tier Drohne - Thron Boden - Boten
Dolde - tollte drum - Trumpf Ruder - ruhte
dulden - Tulpe dröhnen - Tröge Köder - Köter
dösen - Getöse drüben - trüb müde - mühte
dünn - tünchen drei - treu Weide - Weite
Deich - Teich drauf - Traube leiden - leiten

Nadel - Natter Mahd - matt gefährden - Gefährte


Lade - Latte Bad - Blatt Wände - wähnte
Räder - Retter Lied - litt werden - wehrten
Mode - Motte Ried - Ritt geworden - Worte
Fuder - Futter Tod - Gott Behörden - gehörten
Wand - Wände Rad - Rat Jagd - er jagt
Sand - sandig Held - hält ward - Wort
Feld - Felder Tod - tot Mond - es lohnt sich
gold - vergolden Hemd - kämmt Hund - bunt
Huld - dulden seid - seit fremd - kämmt
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Betreten drehte der Dreher das Rad. Die Treiber trieben die drei gehetzten Tiere aus dem
schützenden Dickicht, die Treibjagd ging durch Feld und Wald, dann trabten die ermüdeten
Jagdteilnehmer ins Dorf zurück. Der Anstreicher übertünchte die feuchten Wände. Die Soldaten
geleiteten die Mütter mit ihren leidenden Kindern in die vom Feind verschonte Stadt zurück, sie
trösteten und ermutigten die Verstörten mit Rat und Tat. Deine Tante liest Dantes Göttliche
Komödie dilettantisch vor. Endlich erkannten wir in dem ländlich gekleideten, freundlich
lächelnden, mit einem fremden Akzent sprechenden Mann unseren alten treuen Diener wieder.
Es scheint, dass dir die Tiere mehr bedeuten als die dich umgebenden Menschen. Er bemühte
sich, dir richtig zu raten, endlich ließ er dich tun, was du wolltest. Der Fremde hielt den
zitternden Hund fest und drehte sich dann zu den drei im Wind schwankenden Tannen, in
deren Schatten der von dem witternden Hund gestellte dreiste Dieb stand. Während die beiden
baten, baden zu dürfen, hörte der dritte Tritte hinter sich. Er sagte uns die Daten, an denen die
tollen Taten sich ereignet hatten. Der dumme tölpelhafte Dicke erschreckte die Truthühner. Die
dunkle Tat darf nicht durch dich getan werden. Man bedroht dich, das darf dich nicht
bedrücken, vertraue der Kraft deines Protektors. Die giftige Natter glitt davon. Jedes deiner
gereizten Worte trifft David wie ein Nadelstich. Er isst leidenschaftlich gern Datteln und tadelt
die andern ob ihrer Naschhaftigkeit. Nicht tausend Tonnen Getreide lindern die Not. Das Pferd
trabte an und nahm spielend beide Hürden. Dein Leichtsinn verschuldete die Not von
Tausenden, die unschuldig das größte Leid tragen müssen.

B-P

Das b ist ein stimmhafter, das p ein stimmloser Lippenverschlusslaut. Der Lippenverschluss des b löst sich
weich, die Spannung der Lippen bei p ist eine stärkere, die Sprengung des Verschlusses infolgedessen härter.
Während sich die Lippen zum b weich lösen, wird vor der Lippenlösung zum p ein wenig gestoppt, doch ist dabei
jede Übertreibung zu vermeiden.
Im Auslaut ist das b immer stimmlos und ist als p zu sprechen.

Bass - Pass Blatt - platt


backen - packen Blätter - Plätte
Becher - Pech Blume - plump
Binde - Pinte Blöße - plötzlich
Beter - Peter blühen - plündern
bohren - Pore Braten - Prater
Bude - Pute brechen - prächtig
Bube - Puppe Brise - Prise
Bein - Pein Brot - Protz
Büffel - Püffe breit - Preis

gab - gabt - gabst tappen - tappt - tappst


stoben - stobt - stobst stoppen - stoppt - stoppst
Trab - trabt - trabst kappen - kappt - kappst
lieben - liebt - liebst kippen - kippt - kippst
loben - lobt - lobst foppen - foppt - foppst
üben - übt - übst stülpen - stülpt - stülpst
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Beim Zusammentreffen von Verschlusslauten im Auslaut mit gleichartigen im Anlaut der folgenden Silbe oder
des folgenden Wortes ist die Verschlussstellung für die Gesamtdauer der beiden Laute beizubehalten.
Ist der anlautende Konsonant stimmhaft, so setzt der Stimmton zu Beginn der zweiten Silbe ein. Diese Regel gilt für
alle Verschlusslaute (b, p, d, t, g, k).
Die Artikulation von solchen zusammenstoßenden Konsonanten bereitet dem Anfänger oft einige Schwierigkeit.

abbrennen - ablassen ob bunt


abbrechen - abrechnen ob Blumen
abbringen - abringen ob Peter
abbraten - abraten ab Paris

Der Benediktinerpater bat für seine Brüder um Pässe. Der Trupp beutegieriger Plünderer
zündete den ausgeraubten Palast an und rannte im Galopp den Berg hinunter. Der berühmte
Pianist improvisierte mit Vorliebe auf Bösendorfer- und Blüthner-Flügeln. Paracelsus, Pascal,
Petrarca, Plinius sind Namen berühmter Persönlichkeiten. Der Perser, kraftvoll wie ein
Berserker, brachte den vollblütigen Berberhengst zum Antraben und dann zum Galopp. Der
Büffel erträgt harte Püffe. Das gebrochene Bein verursacht dem kühnen Springer viel Pein. Der
Kapitän nahm, auf der Schiffsbrücke stehend, trotz der scharfen Prise Tabak. Um keinen Preis
war er dazu zu bewegen, das brennende Boot aufzugeben.
Das Haus wird abbrennen. Das Pferd wird abrennen. Ab Passau wird die Donau breit. Ob
breite Wege oder schmale, das ist nicht wichtig. Frage, ob Blumen zu haben sind! Ob Peter
oder Paul sich abplagt, ist gleich. Es war ein großes Abplagen, aber die Kleiderablage steht.
Wir haben knapp beide Züge erreicht. Ich muss das Fest abblasen. Man wird ihm das
Geständnis abringen und ihn von der Lüge abbringen. Lass dir vom kalten Essen abraten und
lasse dir lieber das Fleisch abbraten! Er wird sich um das Lob reißen und Gott lobpreisen. Ruf
hinab: Breitet Tücher aus!
Der prunkeliebende Prinz brachte auf seinen Packwagen viel Ballast in seinen prachtvollen
Palast. Der Bäcker hatte das Pech, dass der Wagen mit den eingepackten Backwaren
zusammenbrach. Brutus prophezeite, dass Primislaus den Lipizzaner in prachtvolllem Endspurt
zum Sieg führen würde. Der baskische Bauer brachte den Bassisten ohne Pass über die
Pyrenäen. Peter und Paul brachten die Pritschen in das britische Lager. Der boshafte Bernhard
bepinselte das blaubemalte Schreibpult seines Bruders. Der Hauptmann der Partisanen ließ
sich den Bart wachsen. Der brave Bursche erlebt die Pracht des brasilianischen Frühlings.

Qu

Die Aussprache des Qu (kw) macht keine Schwierigkeit. Nur muss man beachten, dass die Lippen nicht zu sehr
nach vorne geschoben werden sonst entsteht das unschöne: Ku-wal stand Qual. Übungen: qual, Quell, quillt,
Quarz, quirlen usw.

Qu = kw x = ks
Qual Quint quellen Xaver Xanthippe Hexe Taxe fix
Quaste Quecke quietschen Xanten Xerxes Mixer Faxen Max
Quelle Quote Quotient
Quirl quäken Quanten

Erquickende Quelle quillt quirlend empor.


Quickende Quinten quälen quengelnde Quäker.
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Diese Studier- und Übungsunterlage wurde mit Beiträgen aus folgenden Lehr-, Übungs-
und Unterrichtswerken zusammengestellt:

COBLENZER/MUCHAR: Atem und Stimme, Bundesverlag, Wien 1993

VERA BALSER-EBERLE: Sprechtechnisches Übungsbuch, Bundesverlag, Wien 1993

HEY JULIUS: Die Kunst der Sprache, Mainz/Leipzig 1957

MATHELITSCH/FRIEDRICH GERHARD: Die Stimme, Springer Verlag 1995

DITKO; Peter: In Bildern reden; Econ & List, ISBN: 3-612-21432-2

RELLSTAB, Felix: Sprechtechnik-Übungen. Stutz & Co. ISBN: 3-85928-010-7

LACKNER, Tatjana u.a.: Die Schule des Sprechens. öbv et hpt. ISBN: 3-215-12909-4

ROSSIE, Michael: Sprechertraining. List. ISBN: 3-471-78568-X

MÄRTIN Doris und BOECK Karin: "Small talk", Heyne, ISBN 3-453-14838-X

In der DUDEN-Reihe Band 6 wird die Aussprachelehre und Betonung für die deutsche Standardsprache
genormt.

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