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I. ZIELSETZUNGEN
Lehrstoff
Wichtigste Kenntnisse über stimmhygienische Maßnahmen, über physiologische Vorgänge beim Sprechen und
Möglichkeiten von Diagnose (Therapie) auffälliger Sprech- und Sprachfehler sind zu vermitteln. Ausgehend von
einer richtigen Atemtechnik sind ein weich-elastischer Stimmeinsatz, richtiger Stimmsitz und plastische Artikulation
anzustreben. Das Auffinden der individuellen Sprechtonhöhe, die Anpassung der Sprechstimme an den Raum und
verschiedene Formen berufsbezogenen Sprechens (Vorlesen, Erzählen, Vortragen, Erklären) sind zu üben. Dabei
ist - unter Berücksichtigung der Persönlichkeitsstruktur des Sprechenden - die Bedeutung der Körpersprache mit
ihrer Vielfalt an Möglichkeiten aufzuzeigen. Die wichtigsten Ausspracheregeln der Hochsprache und Grundregeln
sprachlicher Kommunikation sind zu vermitteln.
III. INTERPRETATION
Standardsprache: Die Beherrschung einer überregionalen und dialektfreien "gehobenen " Sprache muss für jeden
Lehrer verbindlich sein. Sie soll zumindest dem Deutsch entsprechen, das auch Ausländer lernen und von uns
erwarten. Wer die Standardsprache beherrscht, wird von seinem Sprachniveau leichter in die Umgangssprache
oder ins Mundartliche greifen können als umgekehrt. Unglaubwürdig und kontaktfeindlich wird die Sprache erst
dann, wenn Hochsprache als "Schönsprechen" (Überbetonung der Vokale, überspannte Konsonantierung)
antrainiert wird. Sowohl für die Pflege der Standardsprache als auch der Umgangssprache und der Mundart gilt
eines gemeinsam: Verständlichkeit durch korrekte Artikulationsspannung. Sowohl beim "Nuscheln" als auch beim
"gespreizten" Sprechen leiden Verständlichkeit, Gesundheit der Sprechorgane und auch der Kontakt zum Zuhörer.
Vorbildwirkung des Lehrers: Untersuchungen zeigen, dass ein vorbildliches Sprechverhalten der Erwachsenen das
Um und Auf für das Sprechverhalten des Kindes ist. Da jedes sprachliche Lernen zunächst durch Imitation erfolgt,
übernimmt z.B. das Kleinkind bereits mit dem Erlernen der Muttersprache auch die Atemform und die Sprechweise
des Erwachsenen, somit aber auch dessen Fehler. Die gute Sprechstimme des Lehrers trägt dazu bei, sprachliche
Mängel des Elternhauses beim Schüler auszugleichen. Eine schlechte Lehrerstimme hingegen hat mit großer
Sicherheit negative Auswirkungen auf das Sprechverhalten der Schüler.
Körpersprache: Der Rollenwechsel vom Hörer zum Sprecher hat Unbehagen und Unsicherheit zur Folge. Trotz
Bewältigung auf sprachlicher Ebene teilen sich diese unverkennbar auf der nonverbalen Ebene der Körpersprache
mit.
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Lautphysiologisch müssen wir zwischen Respiration, Phonation und Artikulation im engeren Sinn unterscheiden.
Die Respiration betrifft die Atmungsorgane und dient der Erzeugung des Luftstroms. Sprechen ist also nur eine
sekundäre Funktion in dieser Hinsicht. Die Art der Atmung bestimmt wesentlich die Sprechqualität. Die Menge der
eingeatmeten Luft schwankt individuell beachtlich zwischen 1/2 und 5 Litern. Das Entweichen der Luft führt zu einer
Entspannung, die Bildung von Hindernissen im Ansatzrohr (siehe unten) führt zur Erzeugung verschiedener Laute.
Wir unterscheiden folgende Atmungsformen: Ruheatmung und Phonationsatmung. Die Phonationsatmung ist die
Sprech-Sing-Atmung, Sie erfolgt bewusst, willkürlich und reguliert. Die Einatmungsphase ist relativ kurz, die
Ausatmung erfolgt langsam. Daneben gibt es pathologische Atmungsarten. Zur Feststellung der Respiration dienen
folgende experimentelle Methoden: Spirometer (misst das Maximalvolumen der Lunge), Pneumotachograph (misst
die Geschwindigkeit der Ausatmungsluft). Beide Faktoren bestimmen die Lautstärke und die Lauthöhe. Der
Pneumograph dient der Feststellung und Messung der Bewegungen der Atmungsorgane. Zu den Atmungsorganen
zählen neben der Lunge (Pulmo) die Luftröhre (Trachea), der Kehlkopf (Larynx) und die Nase (Nasus) mit der
Nasenhöhle (Cavum nasi) und den Nebenhöhlen (Sinus paranasales). Insgesamt ist die primäre Funktion des
Atmungssystems der Gasaustausch. Man unterscheidet obere Luftwege (= Nase, Nasenhöhle, Nebenhöhlen,
oberer Teil des Rachens) und die unteren Luftwege (Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien). Die Abbildung 1 zeigt eine
schematische Darstellung der Lunge mit Trachea und Verzweigung der Bronchien. Die Lunge besteht aus einem
rechten und einem linken Lungenflügel. Beide liegen verschiebbar, jede in ihrer in sich geschlossenen
Brustfellhöhle. Die Lungen stehen durch die Luftwege unter atmosphärischem Druck und müssen sich
zwangsweise den Atembewegungen des Thorax anpassen. Beim Einatmen werden sie passiv gedehnt. Als
Atmungsorgan dient sie, wie bereits angeführt, dem Gasaustausch, der in den Alveolen stattfindet. Die Phonation
betrifft den Kelhkopf (Larynx). Er ist ein knorpeliges Gehäuse zwischen dem oberen Luftröhrenring und dem
Zungenbein. Rein anatomisch ist der unterste Teil der Schildknorpel, der auf dem Ringknorpel aufsitzt und am
Zungenbein hängt. Es sind zwei Seitenflügel vorhanden. Das vorderste Stück ist der sogenannte Adamsapfel. Der
Stellknorpel fixiert, wie die Stimmlippen zueinander stehen sollen. Sie bilden die Stimmritze (Glottis). Behauchung
führt zum Schwingen der Stimmlippen. Darüber liegen die Morgan-Taschen und die falschen Stimmlippen, die bei
Kehlkopfoperierten (Laryngektomie) bedeutsam sind. Der Kehlkopfdeckel dient zum Verschluss, etwa beim Essen
(vgl. hiezu Abbildung 2). Durch das Schwingen der Stimmbänder kommt der Stimmton zustande: die stimmhaften
Laute (Vokale, Sonoranten; siehe auch unten). Die Stimmbänder dürfen hierbei einander nur berühren. Die Stimm-
ritze wird abwechselnd geöffnet und geschlossen. Dies erfolgt in sehr kurzen Abständen. Auslösend ist der sub-
glottale Luftdruck, der aktiv zentral gesteuert wird. Der Vorgang des Öffnens und Schließens nimmt etwa 1/125 sec.
in Anspruch.
Die Tonhöhe hängt von zwei verschiedenen Mechanismen ab: von der Länge der Stimmlippen und ihrer
Gespanntheit. Die Lautstärke ist zum Teil auch von den Stimmbändern abhängig: je gespannter, desto stärker.
Bestimmend ist hier vor allem der Luftdruck.
Folgende experimentelle und diagnostische Methoden zur Messung der Phonation stehen zur Verfügung. Abtasten
des Adamsapfels (Stimmton); Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung), Stroboskopie (Filmaufnahmen); Glottographie
und Radiographie.
Die Artikulation im engeren Sinne umfasst die Stimmbänder und die anderen Artikulatoren im Ansatzrohr zur
Bildung der einzelnen Laute. Als Artikulatoren treten die Lippen, der Zahndamm, die Zähne, die Zunge, der harte
und der weiche Gaumen und das Gaumensegel (vgl. hierzu Abbildung 3). Der Vorgang der Artikulation ist auch
ohne komplizierte Instrumente in seinen Grundzügen leicht zu beobachten. Sprachliche Laute entstehen dadurch,
dass die Lunge und ihre Muskulatur einen Luftstrom erzeugen, der durch den Kehlkopf oder ein Hindernis in der
Mundhöhle (Artikulatoren)) in Schwingung versetzt wird. Die Schwingungen werden dann im sogenannten
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Ansatzrohr (Mund- und/oder Nasenhöhle) durch verschiedene Resonanzräume und weitere Schallquellen
unterschiedlich ausgeformt, so dass Laute sehr verschiedener Qualität entstehen, wie sie zu einer differenzierten
Kommunikation unentbehrlich sind.
Grundlagen der artikulatorischen Phonetik
Die Laute bilden die Grundlage aller lautlichen Äußerungen. Sie werden in der Phonetik, der Wissenschaft von den
Lauten behandelt. Die Laute können nach drei Gesichtspunkten eingeteilt werden:
(a) akustisch: Vokale sind Klänge. Sie bestehen aus einem Grundton mit harmonischen Obertönen. Konsonanten
hingegen sind Geräusche, also unharmonische Schwingungen.
(b) funktionell: Diese Einteilung ist auf das System der Sprache bezogen, wobei der Begriff "Silbe” wichtig ist.
Vokale sind Silbenträger. Konsonanten hingen sind im Regelfall keine Silbenträger.
Einige Ausnahmen gibt es auch im Deutschen, etwa: [ps.t]! [hm.]!, auch im Dialekt: [re:dn.].
Sehr häufig sind Konsonanten als Silbenträger in slawischen Sprachen.
(c) artikulatorisch: Vokale sind Öffnungslaute. Der Luftstrom streicht durch den Kehlkopf, Rachen, Mundraum
(manchmal auch Nasenraum) ohne Widerstand. Je nach der Resonanz erhält der jeweilige
Vokal seine typische Klangfarbe. Konsonanten hingegen sind Hemmlaute.
Der Luftstrom wird unterbrochen oder es muss ein Widerstand überwunden werden.
Einteilung der Vokale
(a) Primärvokale:
i geschlossenes i mieten
i offenes i bitten
e geschlossenes e beten
offenes e betten
ä engl.cat
vorderes a, kurz Watte
hinteres a, lang baten
geschlossenes u Mut
offenes u Butter
geschlossenes o Bote
offenes o Bottich
umgangssprachlich a Vater., "Vota"
schwachauslautendes, schwaches, unbetontes e Hüte
(b) Sekundärvokale:
y geschlossenes ü Hüte
offenes ü Hütte
geschlossenes ö Öle
offenes ö Hölle
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Für das Deutsche gilt die folgende Faustregel: Die geschlossene Variante ist lang, die offene Variante ist kurz. Die
Länge wird in der Transkription mit angegeben.
(c) Diphtonge:
Hier handelt es sich um die Verschmelzung zweier Vokale. Im Deutschen gibt es hierzu nur drei Formen, nämlich:
ei = ae au = ao eu = oö
Die Konsonanten.
Zur besseren schematischen Einteilung der Konsonanten ist es notwendig, die wesentlichen Artikulationsorte und
Artikulationsarten zusammenzustellen.
(a) Artikulationsorte:
bilabial: Lautbildung mit Ober- und Unterlippe (b, p, m)
labiodental: Unterlippe und obere Schneidezähne (pf, v, f)
dental: Zungenspitze und obere Schneidezähne
alveolar: Zunge und Gaumenrand (Zahndamm) (d, t, z, s, n, l, r)
palatal: Zunge und harter Gaumen (j, s`, c)
velar: Zunge und weicher Gaumen (g, k, x, n)
uvular: Zunge und Zäpfchen (R)
glottal: Lautbildung an der Stimmritze (ch)
(b) Artikulationsarten:
Nasale: Die Nasenhöhle wird als Resonanzraum verwendet, die Mundhöhle an bestimmter Stelle verschlossen.
Laterale: Mundhöhle wird durch die Zunge teilweise (nur in der Mitte) verschlossen, die Luft kann an beiden Seiten
entweichen (l).
Intermittierende: Die Mundhöhle wird durch die Zunge oder das Zäpfchen schnell hintereinander geschlossen und
wieder geöffnet (r).
Spiranten: An einer Stelle der Mund- oder Rachenhöhle wird der Luftweg fast verschlossen: Engelaute, f, v, s.
Verschlusslaute: Die Mundhöhle wird an einer Stelle verschlossen und explosionsartig geöffnet (z.B. b, p).
Affrikate: Besonders enge Kombination eines Verschlusslautes mit einem homorganen (= an der- selben Stelle
gebildeten) Spiranten, z.B. pf, ts.
Sprechstörungen
Hier ist besonders das Stammeln für uns von Interesse. Es handelt sich um Aussprachefehler, die an einzelne
Laute oder Lautverbindungen gebunden sind. Man unterscheidet Dyslalien bei zentralen Entwicklungshemmungen
(bei intellektuellem Entwicklungsrückstand, bei partieller Lautagnosie, zentraler akustischer
Differenzierungsschwäche, bei peripheren Hörschädigungen als audiogene Dyslalie), und als zweite Gruppe die
mechanischen und funktionellen Dyslalien, wobei es sich um peripher bedingte expressive
Entwicklungshemmungen handelt. Zu den letzten Formen zählen das Lispeln (Sigmatismus), das die Zischlaute (s,
sch, z, x) betrifft. Die oralen Sigmatismen entstehen meist wegen falscher Zungenlage, nasale Sigmatismen, die auf
falsche Gaumenfunktion zurückzuführen sind, treten selten auf. Weiters zählt hierzu das funktionelle Näseln
(Rhinolalia aperta, Thinolalioa clausa). Beim offenen Näseln geht die Sprechluft durch die Nase, weil das
Gaumensegel nicht gehoben wird. Betroffen sind hiervon meist nur die Vokale. Beim geschlossenen Näseln
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handelt es sich um eine Klangstörung von (m, n, ng) infolge einer Dauerkontraktion des Velums. Selten treten
Betazismen (b, p), Deltazismen und Tetazismen (d, t, f, w), Gammazismen und Kappazismen (g, k) auf, häufig
Lambdazismen (l) und Rhotazismen (r). Die möglichen Fehlformen bei allen Dyslalien sind zahlreich, meist werden
Ersatzlaute verwendet.
Von Silben- und Wortstammeln spricht man, wenn isolierte Laute richtig gebildet werden können,in bestimmten
Wörtern oder Silben aber fehlen oder ersetzt werden (Tilgung und Substitution). Auch Angleichungen (Assimilation)
und Umstellungen (Metathesen) sind möglich.
Dysglossien treten als artikulatorische Störungen der Aussprache infolge organischer Veränderungen an den
peripheren Sprechorganen (Lippen, Zähne, Kiefer, Zunge, Gaumen) auf. Ursachen sind meist Wachstumsprozesse
und -störungen, Lähmungen, Verletzungen und Vernarbungen, Missbildungen. Bekannt ist die Rhinoglossis, die
Sprache bei Gaumenspalten.
Nachlässige Artikulation
Es handelt sich um jenes "maulfaule Nuscheln", das die Vernehmbarkeit erschwert. Das Publikum reagiert
gewöhnlich mit dem Zuruf "Bitte lauter!". In vielen Fällen lesen wir von der Mimik des Sprechers ab, was unserem
Ohr entgeht. Dies ist aber nur dort möglich, wo deutliches Artikulieren an der Mimik sichtbar wird.
Übertriebene Artikulation
Atem-, Stimm- und Artikulationstechnik wurden in der Sprecherziehung oft gesondert geübt. Auf diese Weise verfiel
die deutliche Aussprache längere Zeit einem isolierten Drill, und "frisiertes Schönsprechen" war die Folge. Eine
derart silbenstechende Überbetontheit des Sprechtechnikers hatte zur Folge, dass der Laie heute noch den Begriff
"Sprecherziehung" mit dem Beigeschmack theatralisch gespreizter Unnatürlichkeit verbindet.
Verschlucken der Endsilben
Es war ein verständliches Bestreben, den Manierismus in der Artikulation abzubauen. Der Reformwille schoss aber
über das Ziel der gewünschten Natürlichkeit hinaus und landete oft in einem Sprachschlendrian. Anstelle der
Überbetonung trat ein Verschlucken der Endsilben, das sogenannte maulfaule Nuscheln. Zum Beispiel wurde aus
"Leben" "Lebn" und zuletzt nur noch "Lem"; aus "Guten Morgen" wurde "Gutn Morgn" und dann bloß noch "Gumoin"
usw. Die Lippen bleiben hierbei nahezu unbewegt, und der Vokal wird von ihnen mangelhaft "umgriffen".
Demgegenüber hört man oft Bemühungen, die an jene frühere, unbeholfene Schulkindbetonung, wie "Lebän" und
"gebän", erinnern, die wir als Extreme vom Gedichtaufsagen her kennen.
Verhauchen
Bei der verhauchten Stimme hört man den Luftstrom heraus, dadurch klingt sie "überlüftet" bis heiser. Für den
Erkennungstest eignet sich am besten das a. Man hält diesen Vokal in mittlerer Stimmlage eine Weile und drängt
dabei einmal ganz bewusst Luft durch den Kehlkopf. So hört man deutlich das Strömungsgeräusch der Luft. Die
Stimme kann nicht mehr tragen. Das Bemühen, lauter zu werden, verstärkt nur den Fehler. Auch bei den
Konsonanten kann an ihren Bildungszonen, den Hemmstellen für den Atemstrom, verhaucht werden. Damit kommt
es gleichzeitig zu mangelnder Artikulation und zum Verschlucken der Endsilben. Besonders deutlich hört man das
Verhauchen beim Einsetzen der Stimme. Wer verhaucht ist meist genötigt, vor jedem neuen Einsatz tief Luft zu
holen, wodurch der Fehler verstärkt wird. Das Verhauchen ist oft Ausdruck einer bewussten oder unbewussten
Schonhaltung nach stimmlicher Überanstrengung. Die Stimmorgane werden jedoch auf diese Weise nicht
geschont, es wird nur ein Fehler gegen einen anderen ausgetauscht.
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Die Atmung
Einströmen - Ausströmen - Pause - Einströmen - Ausströmen - - Pause; Heben - Senken des Leibes - einen
Augenblick Ruhe - Heben - Senken des Leibes - einen Augenblick Ruhe. Das Gesicht entspannt. Das ist das Bild,
das ein ruhig Schlafender uns bietet.
Wie kommen wir nun zu dieser Idealatmung? Tun wir einmal nichts, als dass wir, gut auf beiden Füßen stehend, die
Hände locker in die Seiten gelegt, langsam bei geschlossenem Mund durch die Nase einatmen, ohne die Schultern
zu heben. Wir haben das Gefühl, als würden nicht wir selbst durch Muskelkraft den Brustkorb dehnen, sondern als
ob dies die Atemluft bewirke. Nach der Einatmung verharrt die Atemluft eine Sekunde lang in der Brust; dann lassen
wir sie durch den Mund ausströmen. Sie wird nicht ausgestoßen, ausgeblasen, sondern strömt zwischen den nur zu
einem Spalt geöffneten Lippen und Zähnen aus, nicht aus dem weitgeöffneten Mund. Dann folgt abermals eine
kleine Pause, bis unser Körper fordert: wieder einzuatmen!
sch ... nicht hart wie das Ausströmen des Dampfes aus der Lokomotive, sondern weich, wie: Stille, es
schläft jemand
w ... Unterlippen nicht gegen die Oberzähne pressen, nur leicht andrücken.
Übung: Eine Atemübung, im Freien zu machen: Bei leicht geöffenten Lippen langsam durch die Nase einatmen (die
Zungenspitze heben wir etwa wie bei d) - kleine Pause - schnell durch den Mund ausatmen - Pause - schnell
einatmen - Pause - sehr langsam ausatmen. Wir atmen so lange aus, bis wir das Gefühl der Luftleere haben.
Die Bauchdecke hat sich, ohne dass wir etwas dazu getan haben, entspannt. Gleichzeitig hat sich die Kuppel des
Zwerchfelles, die sich beim Einatmen abgeflacht hat, wieder aufgewölbt. Das Zwerchfell folgt auf diese Weise dem
Atem. Bei der Tongebung stützt diese Bewegung die Stimme.
Während in der Ein- und Ausatmung annähernd gleich lang sind, soll beim Sprechen die Einatmung verkürzt, die
Ausatmung verlängert werden. Wir lernen also: Schnell und g e r ä u s c h l o s einatmen und mit der Atemluft
möglichst lange auskommen. Es kann nicht früh genug und nicht nachdrücklich genug darauf aufmerksam gemacht
werden, dass es keinen Sinn hat, dabei zu viel Atem zu holen.
Das Bogenspannen als intentionaler Vorgang - ein Weg zur sogenannten Tonstütze
Mit einem Sportbogen, dessen Sehnen man ohne Überanstrengung spannen kann, geht man in Schrittstellung, hält
mit ausgestrecktem linkem Arm die Bogenmitte und nimmt ein Ziel auf. Nun ergreift man mit der rechten Hand die
Mitte der Sehne und spannt den Bogen. Diese Arbeit wird nicht allein vom rechten Arm, sondern vom Gürtelbereich
her mit dem ganzen Körper getan. Bei richtiger Ausführung der Übung erfolgt mit dem zielgerichteten Spannen der
Sehne eine Erweiterung des Brustkorbes, besonders im Bereich des Rippenbogens. Das bringt kräftige Inspiration
mit sich. Nach einigen Sekunden wird die Spannung der Bogensehen langsam nachgelassen, womit auch die beim
Spannen erfolgte Entfächerung der Rippen zurückgeht. Die Übung wird mehrmals wiederholt.
Nun soll die Verbindung von Bogenspannen und Stimmgebrauch hergestellt werden. Mit dem Spannen vollzieht
sich die Einatmung. Mit dem Nachlassen der Spannung geschieht die Ausatmung. In dieser Ausatmungsphase
aber spielt sich, zeitlich betrachtet, die Stimmtätigkeit ab. Nun versucht man, den Bogen wieder intentional zu
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spannen, und hält während des langsam gezügelten Nachlassens der Bogensehen zur Begleitung ein "ooo..." in
mittlerer Stimmlage aus. Bei richtiger Durchführung ist man überrascht, wie mühelos und lang sich der Ton auf
diese Weise halten lässt.
Das rhythmische Spannen und Lösen des Atemdrucks beim Sprechen und Singen
Das Beispiel der Autohupe kann das veranschaulichen. Wenn man den Gummiballon loslässt, hört der Ton auf, und
der Ballon füllt sich augenblicklich wieder mit Luft. Je elastischer der Gummiballon ist, desto schneller schießt Luft
ein. Auf unseren Organismus übertragen heißt dies: Je vorteilhafter die inspiratorische Spannung ist, um so
schneller vollzieht sich die Luftergänzung.
Abspannen mit t
Man sitzt bequem, hakt die Hände vor der Brust ineinander und zieht sie zu dem Wort nicht kräftig auseinander,
wobei die Ellenbogen etwas angehoben werden. Das Wort nicht wird bei der Engenbildung von ch merklich
gedehnt. Synchron mit dem hörbaren Aufgeben des t wird die Spannung der Hände gelöst. Die Übung wird mit
bequemen Intervallen mehrmals wiederholt. An einer vor den Mund gehaltenen Hand spürt man deutlich, dass mit
dem Aufgeben des t Luft entweicht.
Der weich-elastische Stimmeinsatz
Die Testwörter Abend, Ebene, immer, Ofen, Ufer werden nacheinander gesprochen. Vor jedem Vokaleinsatz zählt
man flüsternd und betont rhythmisch eins, zwei, drei, wobei mit den Händen der Takt gegeben wird. Statt der Zahl
Vier wird dann das Testwort in normaler Lautstärke gesprochen, also: eins, zwei, drei - Abend oder:
eins, zwei, drei - Ebene
Die folgenden Übungen sind laut, langsam deutlich zu lesen, Wort für Wort, am Anfang unserer Arbeit jedes
voneinander getrennt. Der Unterschied zwischen betonten und unbetonten Silben ist deutlich herauszuarbeiten.
Jeder Satz muss durch Senken der Stimme richtig abgeschlossen werden.
a im Inlaut:
a im Anlaut:
Der Unterschied auf den es hier ankommt ist, nicht allein durch die Länge der Vokale bedingt, sondern auch durch
die verschiedene Energie, mit der die auslautenden Konsonanten zu sprechen sind. Auch ist der anlautende kurze
Vokal mit etwas härterem Einsatz zu sprechen, als der lange.
Die Vorsilbe an- ist immer kurz:
Angabe andrehen anbahnen anregen anbauen
Anschlag aneignen Anlage anlegen anführen
Wörter, in denen nach Th. S i e b s "Deutsche Hochsprache - Bühnensprache" die Aussprache geregelt wurde:
Dem lahmen Asiaten sah man niemals an, was er dachte. Abraham jagte der Jacht samt ihrer
achtköpfigen Bemannung der ganzen adriatischen Küste entlang nach, dann gelang es
Andreas, die waghalsige Bande zu fangen. Nachdem am Abend alle die zahlreichen
Verwandten schlafen gegangen waren, kam Matthias, Anastasia und Alexandra auf den
Gedanken, die alten Balladen und Sagen des Landes im Saale vorzutragen. Die Namen der
fünf Erdteile sind: Amerika, Afrika, Asien, Europa und Australien. "Der Menschheit ganzer
Jammer fasst mich an", ist ein bekanntes Zitat von Goethe. Manche Altstadt sank in Asche, das
flache Land bestand die zahlreichen Angriffe leichter. Der Angeklagte sagte keinesfalls die
Wahrheit. Der Mann nahm an allen afrikanischen Luftangriffen teil. Anna und Franziska ahnten
die baldige Ankunft des alten Mannes. Der interessante Abenteurer sang nach dem Nachtmahl
zur Gitarre; alle Anwesenden sangen mit; in der prachtvoll akustischen Halle klang der Gesang
wunderbar. Deine Art, den Bart zu tragen, ist unschön. Der Knabe wartet artig im Garten.
Diesen rosafarbenen Quarz fand man im Harz. Die scheinbare Unart des Arztes war nur ein
rauher Spaß. Unser Nachbar fuhr mit dem Nachen über die Ache. Diese brave Magd heiratete
in ihrer Heimat. Warum ist der Mann verzagt, niemand klagt ihn an. Das unartige Kind öffnete
den Gashahn zum Spaß. Fasse ihn nicht hart an, er wartet darauf, dass er die Scharte
ausbessern kann.
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e-ä
Wir unterscheiden im Deutschen vier verschiedene e-Laute:
1. das lange, geschlossene e (Beet),
2. das lange, offene ä (Märchen),
3. das kurze, offene e (ä) (Feld, fällt),
4. das schwache e in Nebensilben (Gabe).
Bei der Bildung der e-Laute ist vor allem zu beachten, dass der Mund in die Breite gezogen wird. Im Gegensatz zu
den Vokalen o und u, bei denen die Lippen leicht gerundet sind, werden bei den e-Lauten (und ebenso auch bei i)
die Lippen gespreizt, und zwar im Allgemeinen umso mehr, je geschlossener der Laut klingt. Die Zungenspitze liegt
an den unteren Schneidezähnen. Der Zungenrücken hebt sich gegen den vorderen harten Gaumen.
Beim langen ä nehmen Lippen und Zunge eine Stellung ein, die zwischen der von a und e liegt, sich jedoch nicht zu
weit von der des e entfernt. Man hüte sich, diesen Laut allzu flach und offen - plärrend - auszusprechen.
Die Vorsilben er-, zer-, ver-, ent- haben immer kurzes, offenes e:
In diesem Zusammenhang sei die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass nach diesen Vorsilben ein anlautender
Vokal mit neuem Einsatz zu sprechen ist:
er/obern ver/anlassen ent/ehren
er/arbeiten ver/argen ent/arten
er/eignen ver/achten ent/eignen
er/übrigen ver/äussern ent/äußern
er/innern ver/einen ent/erben
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Das e in den Vorsilben be- und ge- darf weder nach ö hin gesprochen werden, noch darf es offen sein wie das in er-
, ver- etc.:
begehen belieben gedeihen Gedanken
behalten bedauern gehalten Geburt
betragen bedienen geliehen gelassen
Die Vorsilbe her- kommt sowohl betont als auch unbetont vor:
betont: unbetont:
hernehmen herüber herbei
hersagen heraus herzu
herschauen herein herunter
hertragen hervor herauf
Der Unterschied beruht hier darauf, dass das Fürwort Er lang und geschlossen gesprochen wird, die Vorsilbe er
dagegen kurz und offen.
Der um das Erbe geprellte ehrliche Sekretär des Herzogs verhehlte seinen berechtigten Ärger
keineswegs. Ich gestehe, dass die Ehre des netten Mädchens nicht unerheblich verletzt ist. Die
Ähren der Gerste sind von denen des Weizens verschieden. Der Erzengel steht auf einem
Sockel von Erz. Der lernbegierige Lehrer strebte aus dieser engen Umgebung heraus. Der
Gelehrte erzählte den jungen Menschen die Lebensgeschichte der Propheten. Erdwärme nennt
man die Eigenwärme des Erdkörpers. Erdung ist die Herstellung einer leitenden Verbindung
zwischen elektrischen Geräten und der Erde. Es gibt Menschen, die auf das Essen von
Erdbeeren schlecht reagieren. Erblehre ist die Wissenschaft von den Gesetzmäßigkeiten der
Vererbung. Der Herr entsendet mehrere Knechte zur Verstärkung der sich ehrenvoll im
Ährenfeld wehrenden Männer. Die erschöpfte Menge betete in den ausgedehnten Sälen für ihr
Seelenheil und um den ersehnten Regen für Mensch und Vieh. Der träge Schlächter wetzte
zum zehntenmal sein glänzendes Messer, ehe er das Ferkel zerlegte. Die Eltern erzählen dem
eigenen und dem fremden Mädchen Märchen aus fernen Ländern.
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Das i wird mit leicht geöffneten und etwas mehr als bei e in die Breite gezogenen Lippen gesprochen. Bei der
Artikulation des i kann sich der Zungenrücken leicht zu sehr an den Gaumen anlegen, wodurch es gewissermaßen
verquetscht oder zerdrückt wird. Es genügt nicht, nur die Lippen breit z uziehen und die Zähne freizulegen, es
kommt darauf an, den Mundraum nicht zu eng zu gestalten.
i - im Inlaut:
i - im Anlaut:
Er zielt aus der Zille auf die flink flitzenden Fischchen, die wir Stichlinge nennen. Ich bin das
Ziel dieser Biene und werde binnen kurzem ihr Opfer sein. Diese übermütigen Iren wollen ihren
Irrtum nicht einsehen; sie wollen nicht wissen, dass Irren menschlich ist. Sie sind ihrer
trefflichen Sitten wegen gut gelitten und machen gute Miene zum bösen Spiel. Der Riese riss
den riesigen Fisch auf das spitze Riff und rief um Hilfe. In ihrer Verwirrung ging Irene den
wütenden Widder immer wieder und wieder an. In der Mittagsstille zirpten Grillen in der Wiese,
Bienen und schimmernde Libellen flogen hin und wider, winzige Zillen glitten das Flüsschen
hinunter, vier Schwimmer schwammen in ihrem Kielwasser. Sieg ist das Ziel des Krieges. Man
bezichtigte ihn vor Gericht zu den Gerüchtemachern zu gehören.
(Lina Rollet)
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Das o stellt eine Zwischenstufe von a zu u dar. Bei der Bildung dieses Lautes ist darauf zu achten, dass man sich
weder zu sehr der noch stärker gerundeten Aussprache des u noch der ungerundeten des a nähert. Wir
unterscheiden ein langes geschlossenes und ein kurzes, offenes o.
Die Zunge liegt wie bei a und u locker im Unterkiefer. Man achte auch auf unverkrampfte Unterkiefermuskeln und
auf die Lippen, welche den Ton ausformen sollen, ohne sich zu sehr vorzustülpen. Wichtig ist bei diesem Vokal der
Vordersitz. Das Metall, das den Vokal tragfähiger und schlagfkräftiger macht, ist ebenso zu erarbeiten wie die
Weichheit des Klanges.
o - im Inlaut:
Das Volk tollte und johlte. Es kollerte und bollerte und holperte und stolperte über Stock und
Stein. Tom spielt im hohen Dom die Orgel. Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor.
"Vorwärts!" rief die drohende Horde und rannte durch die offene Pforte. Thomas bekam seinen
Wochenlohn im Klosterhof. Hochauf loderte die tosende Lohe. Morsches Holz klingt hohl. Voll
Trotz und Stolz antwortete er dem drohenden Volk. Die Osterglocken läuten vom Dom. Gestern
wurde Antigone von Sophokles mit großem Erfolg gespielt. Zu seiner großen Not kam noch der
Hohn und Spott unguter Kollegen. Worte, Worte, nichts als Worte. Hochmut kommt vor dem
Fall. Die tobende Rotte wollte den Tod des Boten. Vier rote Boote sind auf dem tobenden See.
Roter Mohn und rote Rosen sind des hohen Sommers Zeichen. Stoß auf Stoß rollten die
Wogen heran. Wie gewonnen, so zerronnen. Dieser Sohn des Volkes opferte sorglos die Blüte
seines Volkes dem Tode. Morgen fahren wir für eine Woche fort. Wir hoffen auch im hohen
Norden auf Sonne. Wir sahen hinter dem Großglockner die Sonne rot versinken; bald darauf
stieg der Mond empor. Der Chor gehorchte vorbildlich. Er verlor Geld, borgte und borgte und
wird nun die Sorge nicht los. Trotz des frostigen Morgens zogen die Soldaten frohgemut der
Sonne entgegen. "Der Tor und der Tod" - so heißt das Werk von Hugo v. Hofmannsthal. An
manchen Orten nennt man die Moore auch Moos. Über dem Ofen war der rote Vorhang
verkohlt. Die rollenden Donnerschläge kommen näher. Die Hochtor-Nordwand forderte schon
manches Todesopfer. Kaum geboren, schon gestorben. Er versucht, im Vorort der großen
Stadt sein Fortkommen zu finden.
Das ö darf nicht entrundet, d.h. nicht zu hell nach e hin gesprochen werden. Die Stellung der Lippen ist gleich der
des o, sie sind also leicht vorgestülpt, während die Haltung der Zunge annähernd die des e ist.
Die ewigen Verschwörungen erschweren den regierenden Herren das Leben, das tröstet den
zerstörungslustigen Pöbel. Die böhmische Gräfin erfleht in ihren Gebeten göttlichen Segen für
den verehrten König und die Königin. Löse beim Lesen die Zähne mehr voneinander. Der
Tölpel hörte das Dröhnen der Bomber nicht, er dehnte und reckte sich fröhlich, höchst erstaunt
über die erschreckten Gesichter der verstörten Mönche. Die Törin stellte den Besen in den
Teer. Während der Rede des Reeders rötete sich der östliche Himmel märchenhaft über dem
Meer.
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Beim ü verbindet sich die Rundung der Lippen mit einer Zungenhaltung, die der des i nahekommt. Es ist sehr genau
auf die Lippenrundung zu achten, damit das ü nicht dem i ähnlich klinge. Da aus dem Griechischen Stammende y,
im Deutschen Ypsilon genannt, wird als ü gesprochen. Gelegentlich kommt eine Neigung zum i vor, z.B. in Zylinder.
ü - im Inlaut: ü - im Anlaut
Er führt den Fürsten über Gründe und Schlünde. Hilf ihm über die Hürde. Das Kind spielte
glücklich mit dem Kürbis. Der Südwind trieb das Boot zurück zur Insel. Auf dem Rücken der
lieblichen Insel Rügen blüht üppiger Ginster. Günstige Winde bliesen herüber. Nimm Rücksicht
auf die vielen Mütter. Müde müssen wir wieder zurück. Die Riege rückt hinüber. Die
Dienstmagd dünstet das Geflügel. Flieger überfliegen die windgepeitschte Wüste. Wüssten die
Mütter, wie ihre Kinder dürsten! Dürfte ich dir dienen, ich täte es gerne. Sieh hier ringsum die
wüste Wildnis! Der Tiger blickte tückisch herüber. Klirrenden Trittes stürmten die Ritter vorüber.
Siegfried und Kriemhilde kürten einander. Tristan und Isolde, Siegfried und Kriemhilde sind
berühmte Liebespaare. Die Güte dieses Kindes ist berückend. Sie brieten das Vieh in der
brütenden Sonne. Was schiert es mich, ob er das Feuer schürt.
U
Wenn die Lippen lose aufeinander liegen und wir sie durch den tönenden Atem sozusagen auseinander blasen,
können wir ohne jegliche Mühe ein u erzeugen. Die Zahnreihen berühren sich dabei nicht. Schieben wir dann die
Lippen leise vor und runden wir sie etwas stärker als bei o, so haben wir die Voraussetzung für ein vollklingendes u
geschaffen.
u im Inlaut: u - im Anlaut u - vor r
lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz
Die Vorsilbe un- ist immer kurz und trägt meistens den Ton.Die Vorsilbe um- kommt sowohl betont, als auch
unbetont vor.
Eine Gruppe junger Burschen versuchte den Turm zu erstürmen. Die Mutter war über das
lange Ausbleiben des Jungen tief beunruhigt. Die Furcht trieb ihn zur Flucht. Ruf den Jungen,
Punktum und Schluss! Es wuchsen dunkle Ulmen und Buchen rundum. Des Kleinen Füße sind
kurz, krumm und plump. Der Preis ist nicht unter hundert Pfund. Die Aussage des
Kundschafters ist Lug und Trug. Du musst das Huhn unterm Busch hervorholen. Die Jungen
schauen mutig in die dunkle Zukunft. Das ruchlose Getue schuf Schuld und Fluch. Funken und
Glut flogen umher. Nimm einen Schluck Rum, das tut gut. Die Buben sind munter und gesund.
Von Mut durchdrungen, tut er das Gute. Gute Kunst schafft uns gute Stunden. Ein Ausspruch
Goethes ist: Man erträgt die Unbequemen lieber, als man die Unbedeutenden duldet. Der Uhu
ruft im dunklen Wald. Marcus Antonius ruft am Schluss seiner Forumsrede: "Unheil, du bist im
Zuge!" Dumpfer Sumpfgeruch drang durch das Fenster in die dunstige Stube. Furchtlos fuhren
die jungen Menschen durch unerforschtes Sumpfland. Das Urteil trug zur Befriedigung der
Unruhen bei. Ein gutes Buch zu lesen, ist ein unvergleichlicher Genuss. Der Umbau wurde
durch einen unzulänglichen Baumeister gemacht. Der Hund duckte sich murrend und knurrend.
Er ist unfähig, die Unkosten zu begleichen. Er fand Unterschlupf in unserer Untergrundbahn.
Du musst die Urkunde suchen. Das Flugzeug ging im Sturzflug herunter. Juni, Juli und August
sind die Sommermonate. Er verlor Gut und Blut durch Lug und Trug. Du musst das Schutzhaus
suchen. In der Kluft war es dunkel wie in einer Gruft. Er wusch sich hurtig die verrußten Hände.
Sie trug die volle Butte zur Bude. Die Kuh holte sich vom Fuder herunter ihr Futter. Die Taube
gurrt, der Käfer surrt, die Katze schnurrt und der Hund knurrt.
ei - au - eu
Bei den Diphthongen gehen die Sprechwerkzeuge von der Stellung des ersten Lautes in die des zweiten über,
wobei aber durch die rasche Verschmelzung eine Klangeinheit erzielt wird. Wir dürfen bei den Diphthongen uns
nicht durch das Schriftbild verleiten lassen. Es gibt im Gegensatz zur Schreibung nur drei Arten der Aussprache:
1. ei= (ai): Wir sprechen ein helles kurzes a und schließen ein unbetontes, geschlossenes e an:ae!
2. eu= (oö) Wir sprechen vom Schriftbild abweichend ein kurzes offenes o und schließlich ein
äu unbetontes, geschlossenes ö an: oö!
3. au= (ao) Dieser Diphthong wird am besten in der Weise gebildet, dass wir einem kurzen a ein
unbetontes geschlossenes o folgen lassen: ao!
Die Schriftbilder ei und ai bezeichnen den gleichen Zwielaut, ebenso ey und ay:
Meide seinesgleichen, er meint's nicht treu. Das scheue Meislein erschrak vor dem kleinen
Mäuslein. Die herrlichste Zeit am Main ist der Mai. Leite die Leute, sie läuten die kleinen und
die großen Glocken. Zur Feier des Tages brannte man ein Freudenfeuer ab. Er zeigt vor
Zeugen das verbeulte Fahrrad. Er liefert heiter heute die Häute. Sie kam heiser von der weiten
Reise. Viele Heinriche waren deutsche Kaiser. Mein Leuchter ist leichter als dein Leuchter. Der
Räuber reibt sich die Hände über die reiche Beute. Mir will scheinen, die Scheunen seien noch
eine Meile weit entfernt. Das Kleid ist mir nicht feil. Das Fleisch zeigt Fäulnis. Es ist eine reine
Reue. Deine zwei treuen Freunde verbünden sich mit deinem Feind. Freue dich, dass er sie
freit. Frei ist er freilich, doch Freude kennt er nicht. Er geleitet die leidenden Leute zur Feier. Die
Meuterer wurden gepeitscht. Neunundneunzigmal hat dein Meister nein gesagt. Die beiden
teilten die reiche Beute in gleiche Teile. Er widersetzt sich der Heilung mit Heulen. Keiner zeigte
dem Steuereinnehmer ein freundliches Gesicht. Dein Freund freut sich auf den Freitag. Seine
Freude über die wiedererlangte Freiheit war unbeschreiblich. Die Himmelsbläue bedeckte sich
langsam mit bleifarbenen Wolken.
19
Die Schnecke
Immer langsam, immer langsam Scheint die Sonne, scheint die Sonne,
ohne Sang und ohne Klang hängt sie sich an einen Baum,
geht die Schnecke ihren Gang. bleibt im Haus und rührt sich kaum.
Will sie gehen, will sie gehen Ihre Weise, ihre Weise
in die weite Welt hinaus, hat die Schnecke sowie du:
nimmt sie mit ihr ganzes Haus. nun so lasst sie in Ruh!
Sieben dumme Düsseldorfer Detektive liefen hinter sieben nudeldicken Dackeln her. Doch die
sieben nudeldicken Dackel schlüpften in ein Loch, und die sieben dummen Düsseldorfer
Detektive suchen immer noch.
Drei Teertonnen,
drei Trantonnen.
Es war einmal ein Mann, der hatte drei Söhne. Der eine hieß Schack, der andere hieß
Schackschwawwerack, der dritte hieß Schackschwawwerackschackonimmini. Nun war da auch
eine Frau, die hatte drei Töchter. Die eine hieß Sipp, die andere hieß Sippsiwwelipp, die dritte
hieß Sippsiwwelippsippelimmini. Und Schack nahm Sipp und Schackschwawwerack nahm
Sippsiwwelipp und Schackschwawwerakschackonimmini nahm Sippsiwwelippsippelimmini.
In dem Wirtshaus hatten die Leute bis nach Mitternacht Fasching gefeiert. Die Musik hatte
gespielt, man hatte gesungen, man hatte getanzt, kurz, es ging hoch her. Aber einmal nimmt
jede Faschingsfeier ein Ende.
Als der Fuchs ins Dorf kam, lag alles längst in tiefem Schlaf. Vom Fasching war nichts mehr zu
merken. Nur vor dem Wirtshaus lag eine große rote Faschingsnase. Die setzte sich der Fuchs
auf. Dann trottete er auf Umwegen nach Hause. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen in den
Wald. Der Fuchs mit der Faschingsnase trabte auf seine Burg zu. Da hörte er hinter sich ein
Knacken, zwischen den Bäumen stand der Jäger mit dem Gewehr.
Der Fuchs, er schaute sich um, der Jäger lachte sich krumm,
die Flinte machte bumm, die Kugel traf eine Fichte.
Aus ist die Geschichte.
23
Wir gehen nun von den klingenden Vokalen zum Gebiet der Konsonanten über. Auf den Gegensatz beider
Lautgruppen ist eingangs verwiesen worden. Er betrifft nicht nur die Tonerzeugung (Vokal = Ton, Konsonant =
Geräusch), sondern auch den lautlichen Ausdruckswert. Denn die Selbstlaute sind die Empfindungsträger,
weswegen man sie auch als die weiblichen Elemente der Sprache bezeichnet hat; die Mitlaute hingegen wirken
formbildend-plastisch, es sind die männlichen Formkräfte.
1. Die Klinger
Das L hat von allen Klingern das stärkste Klangvolumen. Es steht daher an der Spitze dieser für die
Sprecherziehung so wichtigen Lautgruppe.
Die Aussprache des L bietet keine Schwierigkeit: die gehobene Zungenspitze stemmt sich energisch gegen die
obere Zahnreihe. Bei nachfolgendem Selbstlaut kehrt die Zunge (zur Vermeidung unschöner Schlupflaute)
möglichst schnell in ihre Ruhelage zurück, während sie bei folgendem Mitlaut leicht und unbehindert zur weiteren
Artikulationsbewegung übergeht.
Bei Konsonantenverbindungen mit L (pl, bl, kl, gl, fl, schl) ist besonders darauf zu achten, dass sich zwischen die
Laute kein Gleitlaut einschiebt.
Es ist für jeden Lernenden, der sich die gehobene Standartsprache aneignen will, wichtig, das Zungenspitzen-r
anzuwenden. Darin stimmen alle maßgeblichen Sprecherzieher überein. In der letzten Zeit wird allerdings eine
gewisse Toleranz gegenüber dem Gaumen- oder Zäpfchen-r geübt, das diejenigen, die das Zungenspitzen-r nicht
beherrschen, als Ersatzlaut sprechen.
nicht gerolltes(mildes)r Gerolltes r:
Gras Kragen Rabe Schrecken Spur feiern hart harren
Grenze Krepp Rede Schrank Heer leiern Herz Herr
Grieß Krieg Riese Schritt wir Gauner Wirt wirren
grob Krone Rolle Schrei dir Kindern dürr gurren
Grube Krug Rute schroff Chor zittern Narr dorren
gröhlen krönen Röte Schrulle für Müttern fertig plärren
Gründe Krüge Rübe Schrot Uhr wettern irr surren
Greis Kreide Reise schröpfen
Greuel kräuseln Räuber Schründe
grau Kraut Raute Schraube
Es muss unbedingt vermieden werden, das r in ein a zu verwandeln bzw. durch ein a zu ersetzen:
durch nicht duach Schwert nicht Schweat
Furcht " Fuacht fährt " fäat
Erde " Eade Herde " Heade
Kirche " Kiache Herz " Heaz
wirklich " wiaklich Bürde " Büade
Zwischen dem r am Ende einer Silbe und am Anfang der darauffolgenden darf nicht abgesetzt werden:
herrichten erregen ein paar Räuber der Ritter
herreichen überreichen ihr Ross fahr ruhig
herrudern Überraschung zwar reichlich spar richtig
herrollen Heerrufer vier Räder aller Ruhm
Balken krachen
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern unter Trümmern;
Alles rennet, rettet, flüchtet...
(Schiller)
25
Arme Ritter mit ihren Reisigen reiten durchs riesige Reich. Trommler traben, Unruhe
verbreitend durchtrieben lachend, hierhin und dorthin. Der Traum ist ausgeträumt, die rauhe
Wirklichkeit tritt heran. Die vier Treiber trieben die brünstigen Hirsche durch das Tor. Drohende
Rufe drangen von drüben herüber. Der Herr griff, sich tapfer wehrend, zum Gewehr. Fernher
rollte des Donners Grollen und brach sich brausend am Berg. Orgelbrausen dröhnte vom
Kirchenchor. "Freiheit, Freiheit", brüllte die verwegene Horde. Verbrecherische Burschen
raubten den redlichen Bauern die Trauben vom Rebstock. Der trillernde Lerchenruf drang
hernieder. Trunken torkelten drei Desserteure durch das Gartentor des Wirtshauses. Immer
größerer Lärm machte die Frauen unruhig und nervös. Schreckliche Traumbilder verstörten
seinen armen Verstand. Verlotterte Burschen trieben mit der Armen ihre albernen Scherze. Der
Regen strömte ohne Unterlass über die schiefergedeckten Dächer. Traurig trabte der treue
Tiras hinter seinem kranken Herrn einher. Die Bauerndirne verträumt und vertrödelt die
kostbare Arbeitszeit.
m - n - ng
Diese Lautgruppe bezeichnet man als Nasenlaute. Allen drei Lauten, ist gemeinsam, dass sich bei ihrer Bildung das
Gaumensegel nicht heben darf. Infolge des gesenkten Gaumensegels entwicht der Luftstrom durch die Nase und
ruft dadurch denn für die Lautgruppe so charakteristischen Klang hervor.
.
Beim m bleibt die Zunge in ihrer natürlichen Lage, d.h. sie liegt flach und locker im Unterkiefer, die Zahnreihen
bleiben etwas geöffnet.
Endet das Wort mit m oder mit n und beginnt das nächste Wort mit demselben Laut, dann werden die beiden
aufeinanderfolgenden Laute nicht getrennt; es ist nur der Atemdruck am Ende der auslautenden Silbe
abzuschwächen und am Anfang der anlautenden Silbe zu verstärken:
Beim n öffnen wir die Lippenzu einem Spaltmund, legen die Zungenspitze hinter die oberen Schneidezähne. Die
Kiefer bleiben, wie bei der m-Bildung, etwas geöffnet.
Montag und Mittwoch mittags kommt der Mann nicht heim. Der junge Junker nahm die
Huldigung männlich entgegen. Der Mann ähnelt in nichts seiner mutigen Mutter. Er fühlt die
brennende Wunde in seinem Herzen. Ohne Besinnen rannte die Meute von hinnen. Die
Walnüsse fallen nicht ab. Dunkle Pflaumen hängen am Baum. Nimm Ananas, Anna, und bringe
sie der Kranken. Sie schwang den Mantel. Sengende Flammen wälzen sich heran. Die Nornen
spinnen den Faden. Die Nonnen gönnen dem Fremden das Mahl. Man muss mindestens
freundliche Miene zum unguten Spiel machen. Eine lärmende, drängende Menge stürmte den
Eingang. Jungen mit Stangen und Angeln gingen singend zum Fischfang. Endlich bringt die
Sonne den Schnee zum Schmelzen. Die müde Mutter ging mit dem nichtsnutzigen Jungen den
Strand entlang. Niemand nimmt Anteil an seiner himmelschreienden Not. Der junge Hengst
gewann das Rennen überlegen. Man besann sich umsonst auf den Namen des jungen
Menschen. Unermüdlich rannte er hin und her, mutig umging er die feindlichen Kolonnen.
Minna von Barnhelm, Nathan der Weise und Emilia Galotti sind die bekanntesten Stücke von
Lessing. Er nannte dem Monarchen die bekanntesten Namen. Der Müller stimmt mit den
überspannten Plänen seines Nachbarn nicht überein. Kein Kummer könnte seinen Hochmut
dämpfen. Der junge braune Hund sprang über alle Zäune. Ohne Unterbrechung folgt ein
sonniger Sonntag dem andern. Das junge Mädchen summte beim Spinnen eine bekannte
Melodie. Er trägt den ungewöhnlichen Namen Agamemnon. Musische Menschen haben
meistens gemeinsame Interessen. Melanchthon war Humanist und Reformator. Die Musik der
"Meistersinger von Nürnberg" ist wunderschön.
28
2. Die Reibelaute
Vorderes CH
Es gibt ein vorderes und ein rückwärts gelegenes CH. Jenes schließt an die hellen Vokale bzw. in das J der
Klingergruppe an, dieses an die dunklen Vokale bzw. an die Gaumenlaute.
Bei der Bildung des vorderen CH ist die Stimmritze mäßig geöffnet, so dass sie nicht tönend mitschwingen kann.
Die energisch geführte Ausatmung, bei gleichzeitig starker Zusammenziehung des Zwerchfells, wird, unter Beihilfe
der beteiligten Organe: weicher Gaumen, Zäpfchen, Zunge und Gaumensegel, zu einem scharfen Geräusch.
Die Zunge ist wie beim L gehoben, das Zäpfchen gesenkt und durch die Reibung der ausströmenden Luft nach
vorne gerichtet, während die Stellung des Kelhkopfs durch den jeweils vorausgehenden Vokal bestimmt wird:
höchste Stellung bei "ich", tiefste bei "auch"
Hinteres CH
Im Gegensatz zum besprochenen vorderen CH, gibt es noch einen Gaumenlaut CH, der den Übergang zum
tonlosen Hauchlaut H bildet. Und wie das H sich an das A anschließt, so erhält auch das CH (hinten) sein
charakteristisches Gepräge durch den physiologischen Zusammenhang mit diesem Vokal: ach!
Vorderes ch (ich-Laut):
Das W schließt sich an das dunkle Vokalgebiet an. Es entsteht durch Lippenschluss und tönende Erregung der
Stimmbänder. Dabei bilden Ober- und Unterlippe einen Breitenschluss, so dass der aus dem Kehlkopf kommende
dunkle Klang gleichsam an den Rändern der tiefliegenden Zuge vorbeistreicht und die Unter- und Oberlippe
zugleich in Vibration versetzt.
greif weiter auf waldiger Höhe Wie wär's wohl, wenn wir weilten,
hoff wieder auf wendigem Pferde Wo wogende Wellen weich winken,
lauf weg auf welchem Gebiet Wo wonniges Wehen im Walde,
auf wen auf widrige Weise Wenn Westwinde wiegen und weben?
auf wann auf Wiesengrund Wohl werden wir weilen wo Waldweh'n,
aufwärts auf weissen Wolken Weil Waldwonnen Wunder wohl wirken.
Während das W an die dunklen Vokabel (U) anschließt, entspricht die Artikulation des J phonetisch dem hellen I.
Der volkale Anschluss sei rasch und ungezwungen, da jedes tönende Verweilen auf dem J schlecht und
geschmacklos klingt: j-a, J-ammer, J-ubel usw. Stets muss der Nachdruck auf dem Vokal liegen.
Mit fliegenden Haaren jagten die Mädchen durch das Gehölz. Jauchzend und jubelnd trieben
die Jungen den Fuchs aus dem Bau. Sie hoben den toten Dachs, der nächst dem Wechsel lag,
zu der übrigen Jagdbeute. Des Mädchens wächsernes Gesicht deutete auf ungerechtes
Gericht. Du hast diese Woche die Wache. Er nahm das Lehen aus den Händen des Herrn. Der
Verbrecher flüchtete über das flache Dach. Er stieg höher und höher, jetzt ist er zunächst dem
Thron. Der Hofhund Hassan jaulte jämmerlich. Die Lohe brach mit Wucht aus dem Holzdach.
Er jagt im Flachfeld junge Füchse und Dachse. Der Wuchs der höchsten Tanne ist herrlich. Auf
dem Kirchhof und in der Kirche brennen hohe Wachskerzen. Jeremias war ein Prophet. Jason
heißt der Held einer griechischen Sage. Dieses ist das weichste Tuch. Die Weichsel ist eine
Frucht. Er lebt höchstens noch diese Nacht. Das liebliche Mädchen streichelt das Lämmchen.
Das Bübchen hauchte in seine kalten Händchen und versuchte das Käferchen zu erhaschen.
Hero jauchzte jubelerfüllt. Die sieben Töchter des Atlas waren Plejaden genannt. Achilles und
Ajax waren griechische Heerführer. Achtzehn ächzen, achtzehn jauchzten. Fürchterlich klang
der Racheruf. Die johlende Menge stürmte die Bastille.
30
S-Z
Wir unterscheiden zwischen stimmhaftem und stimmlosem s, d. h. zwischen einem s, bei dem die Stimmlippen
schwingen und einem anderen, bei dem dies nicht der Fall ist; doch darf die Stimmhaftigkeit nicht übertreiben
werden. Stimmhaft ist das s im Anlaut vor Vokalen (auch nach Vorsilben) und im Inlaut zwischen Vokalen, sowie
zwischen r, l, m, n einerseits und einem Vokal andererseits. In allen anderen Fällen, insbesondere im Auslaut, wird
das s stimmlos gesprochen; ss und ß sind immer stimmlos
Die Zungenspitze erhebt sich gegen die oberen Schneidezähne, ohne aber diese selbst zu berühren. Die Zunge
bildet beim s eine Rinne, durch die die Luft gegen die Schneidezähne entweicht.
Fehlerhafte s-Bildung kann auf verschiedene Weise entstehen. Es kann die Zunge zu fest an die Oberzähne
gepresst werden, oder sie kann zwischen den Zähnen hervorgestreckt werden, es kann die Luft seitlich entweichen
oder die Rinnenbildung zu tief sein, wodurch ein pfeifendes s entsteht.
Das z ist eine Lautverbindug von gelindem (nicht hartem) t und s. Bei der Bildung des z ist besonders darauf zu
achten, dass die Oberlippe die Zähne freigibt und vor o und u die Rundung der Lippen zu diesen Lauten exakt
durchgeführt wird.
Sorgfältig zu artikulieren:
aus Zeug aus Zwang aus Zwirn
aus Zufall als Zweck als Zweifel
aus Zeitmangel als zwei als zwischen
Folgt auf die Vorsilbe ent- ein s, so darf dieses nicht mit dem t zu z verschmolzen werden. Das s ist in diesem Falle
mäßig stimmhaft zu sprechen.
Folgt auf die Vorsilbe ent- ein z, so ist darauf zu achten, dass die Artiklationsstellung des t über die Silbengrenzen
hinweg, d.h. also bis in den Beginn der folgenden Silbe hinein beibehalten wird.
Trifft die Vorsilbe aus- mit einem sch zusammen, werden beide Laute deutlich gesprochen.
Wenn auf die Vorsilbe aus ein s folgt, darf zwischen den beiden Lauten nicht abgesetzt werden; das stimmlose
auslautende s muss in das stimmhafte des Anlautes übergehen:
Die Weisheit dieser Waise ist erstaunlich. Lass sie reisen, wir reißen uns keineswegs um diese
seichte Gesellschaft. Singe leise diese süßen Weisen, sie sind Trost für seine verfinsterte
Seele. Sage Sybille, sieben Sänger aus dem Süden seien draußen. Hast du diesen unseligen
Hass gegen Sigismund aus deinem Herzen herausgerissen? Ich versuche mit Sorgfalt, den
Ruß von unseren Sachen wegzuputzen. Es nützt nicht das Geringste, die Muße zwingen zu
wollen.
31
SCH
Wir können das sch als einen Rauschlaut bezeichnen. Bei richtiger Artikulation schwebt die Zungenspitze in der
Nähe der oberen Zahnwurzeln. Die Zunge bildet eine flache Rille. Die Lippen sind wenig vorgestülpt. Zu vermeiden
ist das Zurückrollen der Zungenspitze zur Höhe des Gaumens; starkes Vorstülpen der Lippen; stimmhaftes
Artikulieren. Wir artikulieren kurz und energisch:
Anlautendes sp und st wird in Wörtern fremden Ursprungs, die aber nicht mehr als fremd empfunden werden, nach
Siebs (s.o.) als schp und scht gesprochen, in den anderen Fremdwörtern als sp und st:
Folgt auf die Vorsilbe ent- eine Stammsilbe mit schl, sp, st, so muss man auf größte Geschmeidigkeit der
Artikulation achten:
Sonnenschein verschönt die Landschaft. Die Spitze des Zuges lässt sich nicht erspähen. Der
starke Stamm leistet stolzen Widerstand. Der Schaft dieses schwerfälligen Schwertes ist auf
eine schmucke Art beschlagen. Aus dem Zwischenfall mit dem aufständischen Stamm wurde
eine Staatsaktion größten Stils gemacht. Der schuldige Bursche führt den schäumenden
Schimmel in den Stall. Der Instinkt des Tieres versetzte die Zuschauer in größtes Staunen. Du
wirst mit dem schnellen Vorstoß alles verschlechtern, anstatt das schöne Ziel zu erreichen.
32
f - pf - v
Die Laute f und w werden mit den oberen Schneidezähnen und der Unterlippe gebildet, indem wir diese gegen die
Oberzähne drücken und die Luft zwischen beiden hindurchstreichen lassen. Die Luftzufuhr ist bei f reichlich und
kraftvoll, bei w sanft und sparsam.
In der Konsonatenverbindung pf gehen p und f eine besonders innige Verbindung ein. Die Artikulation muss
energisch sein.
ph = f
Apfel klopfst Reife Phönix Phalanx
Schnepfe hüpfst Taufe Pharao Pharisäer
Gipfel pfropfst Hilfe Phonetik Philosofie
klopft auf Seife Sphinx Physik
dämpft drauf Stufe
stapft Lauf Kaffee
3. Die Verschlusslaute
G - K - Qu
Die Laute g und k werden mit dem Zungenrücken gegen den harten oder den weichen Gaumen artikuliert. Die
Artikulationsstelle ändert sich je nach dem vorangehenden bzw. folgenden Vokal. Man vergleiche damit den
ähnlichen Unterschied zwischen dem Ach- und dem Ich-Laut. Die Bildungsstelle des g und k ist gleichfalls
möglichst nach vorne zu verlegen.
Im Auslaut nach kurzen Vokalen ist der Unterschied zwischen g und k aufgehoben. Es gilt hier die entsprechende
Regel wie für b und p und d und t im Auslaut.
Wir unterscheiden:
Gabel - Kabel Glas - Klasse
gerben - kerben glätten - Kletten
gießen - Kies glimmen - erklimmen
Guss - Kuss glommen - erklommen
gönnen - können glauben - klauben
günstig - künstlich Glut - Kluft
Geifer - Käufer gleiten - kleiden
Gnade - Knabe Lage - Lacke
genesen - Knebel Regen - recken
Gnom - Knopf Stiegen - sticken
Gnu - knurren logen - locken
Gneisenau - Knie Krüge - Krücke
Der Gast öffnete die Türe des Kastens. Wir gießen den Garten und schütten Kies auf die
Wege. Stell die Egge in die Ecke! Das Pferd muss zur Tränke gedrängt werden. Der Küster
gießt die herrlich blühende Klematis. Die Beamten bangten in den belagerten Banken. Er
bekleidet einen hohen Rang. Das Mädchen schlang eine Schärpe um den schlanken Leib. Er
krabbelte im Graben nach Krebsen umher. Während Klara den Mantel aufhängte, hinkte der
Alte davon. Er verlor seine Angel, als das Schiff vor Anker ging. Er zog an der Klingel und legte
die Hand auf die Klinke. Der junge Werkgeselle ging zur Bergkapelle. Die ganze Klasse
schaute durch das Fernglas. Die Knaben spielen im Garten Karten. Reich mir die Gabel! Sie
legen das Kabel an der Weggabelung. Der starkknochige Knabe begleitete den Kleinen. Du
lenkst den Wagen längs der Wiesen. Der Bergführer klomm in die glitschige Klamm. Klara
reichte ihr das Glas. Begleite das reizend gekleidete Mädchen. Der Knabe bog dem Bock den
Kopf zurück. Der Trog ist trocken. Die Schneeflocken flogen vom Himmel. Er schlug ihm die
Bitte um einen Schluck Wasser ab. Der Greis macht in jedem Kreis seine Glossen. Leg den
Knochen weg, der Hund wird ihn ablecken. Das Kind fiel in die Grube. Er rieb des Pferdes
Kruppe ab. Die flüggen Vögel fliegen aus dem Nest. Die Flagge wehte am Heck. Das Feuer
brannte flackernd. Das Boot hatte ein Leck. Er legte sich fest in die Riemen.
34
Die Aussprache des -ig als -ich ist jedoch zu vermeiden, wenn
d) auf die Nebensilbe -ig ein Vokal folgt,
e) wenn in der nächsten Silbe ein zweites ch folgt, wie z.B. vor der Endung -lich oder in dem
Worte Königreich.
-ig = -ich. -ig = -ig
g = stimmhaft g = stimmlos
König - Königstum Königin königlich
- Königskrone ewige ewiglich
ewig - Ewigkeit selige seliglich
selig - Seligkeit heilige wonniglich
hartnäckig - Hartnäckigkeit hartnäckige minniglich
schuldig - Schuldigkeit eilige gütiglich
fertig - Fertigkeit schuldige Königreich
Nehmt das Eurige, lasst uns das Unsrige. Unser König (!) gab den Sieg bekannt. Die Königin
und der König (!) feierten die Sieger königlich. Das Königreich ist gesichert. Die Ewigkeit (!) ist
unvorstellbar. Trage die guten Tage und sei selig (!). Du beleidigst (!) mich. Man hat ihm
gehuldigt (!). Er hat die Tiere gebändigt (!) und besiegt. Seligkeit (!) währt nie ewig (!). Ewiger
Dank sei dein Lohn. Honig (!) ist gesund. Honigkuchen (!) schmeckt gut. Die ledige Magd hat
gekündigt (!). Lediglich der Geiz untergräbt sein Ansehen. Die blut'ge Schlacht ist beendigt (!).
Er schwört ihr ewige Treue. Er sagte dem herzigen Mädchen den Sinnspruch zur Beherzigung.
Er grüßte ihn herzlich, und großherzig (!) verzieh der Sieger dem Besiegten. Der herzige Kerl
biegt sich vor Lachen. Der Gouverneur ist ermächtigt (!), Gold zu geben. Goldige Garben geben
gutes Korn. Du kündigst (!) dem Jäger. Lediglich seine Güte verhinderte das Blutgericht. Das
Geld ist ungültig (!).
35
Das h ist ein Hauchlaut. Es bezeichnet den gehauchten Toneinsatz. Das h ist nur vor vollstimmigen Vokalen zu
sprechen, das ist immer im Anlaut eines Wortes oder am Anfang einer voll- oder nebentonigen Silbe.
Bei Wortzusammensetzungen, in denen das Grundwort mit einem h beginnt, ist darauf zu achten, dass dieses an-
lautende h deutlich artikuliert wird.
Gehauchter Einsatz:
Hahn haben hören Wachhund Kirchhof Klosterhof nach hinten
hier heben hübsch Waschhaus Hofhund Schafhirt noch hörbar
Hof Hiebe heilen Fischhalle Hochhaus Leithammel auch hier
Huhn Honig heulen Buschhemd Kurhaus Schwachheit er hat
Die Laute d und t sind Zahnlaute, d.h., die Zunge hebt sich bei ihnen an die Zahnschneiden. Der Unterschied
zwischen d und t liegt im folgenden: d ist weich, unbehaucht und, außer im Auslaut, stimmhaft (wenn auch nicht
mit allzu starkem Stimmton) zu sprechen.
T dagegen ist ein harter, behauchter und stimmloser Zahnlaut.
D und t dürfen im Anlaut nicht wie nd oder nt klingen.
Im Auslaut ist d immer stimmlos und ist als t zu sprechen. Ein Unterschied in der Aussprache des auslautenden d
(bzw. p) nach langem und nach kurzem Vokal (Lied, litt) beruht allein auf der Verschiedenheit zwischen der
Aussprache nach langem und nach kurzem Vokal.
Betreten drehte der Dreher das Rad. Die Treiber trieben die drei gehetzten Tiere aus dem
schützenden Dickicht, die Treibjagd ging durch Feld und Wald, dann trabten die ermüdeten
Jagdteilnehmer ins Dorf zurück. Der Anstreicher übertünchte die feuchten Wände. Die Soldaten
geleiteten die Mütter mit ihren leidenden Kindern in die vom Feind verschonte Stadt zurück, sie
trösteten und ermutigten die Verstörten mit Rat und Tat. Deine Tante liest Dantes Göttliche
Komödie dilettantisch vor. Endlich erkannten wir in dem ländlich gekleideten, freundlich
lächelnden, mit einem fremden Akzent sprechenden Mann unseren alten treuen Diener wieder.
Es scheint, dass dir die Tiere mehr bedeuten als die dich umgebenden Menschen. Er bemühte
sich, dir richtig zu raten, endlich ließ er dich tun, was du wolltest. Der Fremde hielt den
zitternden Hund fest und drehte sich dann zu den drei im Wind schwankenden Tannen, in
deren Schatten der von dem witternden Hund gestellte dreiste Dieb stand. Während die beiden
baten, baden zu dürfen, hörte der dritte Tritte hinter sich. Er sagte uns die Daten, an denen die
tollen Taten sich ereignet hatten. Der dumme tölpelhafte Dicke erschreckte die Truthühner. Die
dunkle Tat darf nicht durch dich getan werden. Man bedroht dich, das darf dich nicht
bedrücken, vertraue der Kraft deines Protektors. Die giftige Natter glitt davon. Jedes deiner
gereizten Worte trifft David wie ein Nadelstich. Er isst leidenschaftlich gern Datteln und tadelt
die andern ob ihrer Naschhaftigkeit. Nicht tausend Tonnen Getreide lindern die Not. Das Pferd
trabte an und nahm spielend beide Hürden. Dein Leichtsinn verschuldete die Not von
Tausenden, die unschuldig das größte Leid tragen müssen.
B-P
Das b ist ein stimmhafter, das p ein stimmloser Lippenverschlusslaut. Der Lippenverschluss des b löst sich
weich, die Spannung der Lippen bei p ist eine stärkere, die Sprengung des Verschlusses infolgedessen härter.
Während sich die Lippen zum b weich lösen, wird vor der Lippenlösung zum p ein wenig gestoppt, doch ist dabei
jede Übertreibung zu vermeiden.
Im Auslaut ist das b immer stimmlos und ist als p zu sprechen.
Beim Zusammentreffen von Verschlusslauten im Auslaut mit gleichartigen im Anlaut der folgenden Silbe oder
des folgenden Wortes ist die Verschlussstellung für die Gesamtdauer der beiden Laute beizubehalten.
Ist der anlautende Konsonant stimmhaft, so setzt der Stimmton zu Beginn der zweiten Silbe ein. Diese Regel gilt für
alle Verschlusslaute (b, p, d, t, g, k).
Die Artikulation von solchen zusammenstoßenden Konsonanten bereitet dem Anfänger oft einige Schwierigkeit.
Der Benediktinerpater bat für seine Brüder um Pässe. Der Trupp beutegieriger Plünderer
zündete den ausgeraubten Palast an und rannte im Galopp den Berg hinunter. Der berühmte
Pianist improvisierte mit Vorliebe auf Bösendorfer- und Blüthner-Flügeln. Paracelsus, Pascal,
Petrarca, Plinius sind Namen berühmter Persönlichkeiten. Der Perser, kraftvoll wie ein
Berserker, brachte den vollblütigen Berberhengst zum Antraben und dann zum Galopp. Der
Büffel erträgt harte Püffe. Das gebrochene Bein verursacht dem kühnen Springer viel Pein. Der
Kapitän nahm, auf der Schiffsbrücke stehend, trotz der scharfen Prise Tabak. Um keinen Preis
war er dazu zu bewegen, das brennende Boot aufzugeben.
Das Haus wird abbrennen. Das Pferd wird abrennen. Ab Passau wird die Donau breit. Ob
breite Wege oder schmale, das ist nicht wichtig. Frage, ob Blumen zu haben sind! Ob Peter
oder Paul sich abplagt, ist gleich. Es war ein großes Abplagen, aber die Kleiderablage steht.
Wir haben knapp beide Züge erreicht. Ich muss das Fest abblasen. Man wird ihm das
Geständnis abringen und ihn von der Lüge abbringen. Lass dir vom kalten Essen abraten und
lasse dir lieber das Fleisch abbraten! Er wird sich um das Lob reißen und Gott lobpreisen. Ruf
hinab: Breitet Tücher aus!
Der prunkeliebende Prinz brachte auf seinen Packwagen viel Ballast in seinen prachtvollen
Palast. Der Bäcker hatte das Pech, dass der Wagen mit den eingepackten Backwaren
zusammenbrach. Brutus prophezeite, dass Primislaus den Lipizzaner in prachtvolllem Endspurt
zum Sieg führen würde. Der baskische Bauer brachte den Bassisten ohne Pass über die
Pyrenäen. Peter und Paul brachten die Pritschen in das britische Lager. Der boshafte Bernhard
bepinselte das blaubemalte Schreibpult seines Bruders. Der Hauptmann der Partisanen ließ
sich den Bart wachsen. Der brave Bursche erlebt die Pracht des brasilianischen Frühlings.
Qu
Die Aussprache des Qu (kw) macht keine Schwierigkeit. Nur muss man beachten, dass die Lippen nicht zu sehr
nach vorne geschoben werden sonst entsteht das unschöne: Ku-wal stand Qual. Übungen: qual, Quell, quillt,
Quarz, quirlen usw.
Qu = kw x = ks
Qual Quint quellen Xaver Xanthippe Hexe Taxe fix
Quaste Quecke quietschen Xanten Xerxes Mixer Faxen Max
Quelle Quote Quotient
Quirl quäken Quanten
Diese Studier- und Übungsunterlage wurde mit Beiträgen aus folgenden Lehr-, Übungs-
und Unterrichtswerken zusammengestellt:
LACKNER, Tatjana u.a.: Die Schule des Sprechens. öbv et hpt. ISBN: 3-215-12909-4
MÄRTIN Doris und BOECK Karin: "Small talk", Heyne, ISBN 3-453-14838-X
In der DUDEN-Reihe Band 6 wird die Aussprachelehre und Betonung für die deutsche Standardsprache
genormt.