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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Philosophisches Seminar
Modulzuordnung: BA-Arbeit
Wintersemester 2022/23
Betreuerin: Prof. Dr. Julia Peters
Zweitgutachter: PD Dr. Roberto Vinco
Abgabedatum: 08.02.2023

Hegels Begriff des Lebens als höchste Stufe der Natur und als unmittelbare
Idee in der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften
Eine Untersuchung über die Konstitution von Subjektivität im pflanzlichen und im
tierischen Organismus in den Paragraphen 343–376 der Naturphilosophie

Jon Goiri Dittrich


Goethestraße Nr. 1
69221 Dossenheim
E-Mail: jon.goiri_dittrich@stud.uni-heidelberg.de; jongoirid@gmail.com
Studiengang: Philosophie (HF), Germanistik (NF)
7. Fachsemester
Matrikelnummer: 4109998

1
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ............................................................................................................................................ 3

1. Einführung in den Begriff des Organismus .............................................................................. 5

2. Der pflanzliche Organismus oder die „besondere, formelle Subjektivität“ ......................... 7

2.1. Die Subjektivität der Pflanze................................................................................................ 7

2.2. Lebensprozess der Pflanze ................................................................................................. 12

2.2.1. Der Gestaltungsprozess ................................................................................................... 13

2.2.2. Der Assimilationsprozess ................................................................................................ 15

2.2.3. Der Gattungsprozess ....................................................................................................... 17

3. Der tierische Organismus oder die „einzelne, konkrete Subjektivität“ ............................... 20

3.1. Der Gestaltungsprozess oder das „Selbstgefühl“ ........................................................... 22

3.2. Der Assimilationsprozess oder die „wahre Gewissheit seiner selbst“ ......................... 23

3.3. Der Gattungsprozess oder das „Selbstgefühl im Anderen“.......................................... 25

Fazit ................................................................................................................................................... 30

Literaturverzeichnis ......................................................................................................................... 33

Siglenverzeichnis ......................................................................................................................... 35

Anhang .............................................................................................................................................. 36

Eidesstattliche Erklärung................................................................................................................ 37

2
Einleitung

In der Einleitung zur Naturphilosophie bestimmt Hegel den Begriff der Natur als „die Idee in der
Form des Andersseins“1 oder der „Äußerlichkeit“2. Mit dieser Definition möchte Hegel die Natur als
diejenige Sphäre bestimmen, in der die Gegenstände „in irreduzibler Anschaulichkeit da [sind]“3
und sich zunächst der begrifflichen Erfassung entziehen. Die Äußerlichkeit der Natur besteht
darin, dass die Naturgegenstände sich nur als vereinzelte gegeneinander verhalten und in einer
zufälligen Beziehung zueinander stehen, in der die Fremdbestimmung durch ein Äußeres wie
beispielsweise durch ein Naturgesetz die Regel ist.4 Die Natur ist die „Nichtbeziehung“5 überhaupt,
die „absolut für sich selbst ohne Subjectivität seyende Aeusserlichkeit des Raums und der Zeit“6,
in der sich die Selbstbeziehung nur in ihrer letzten Stufe als die „Entäußerung ihrer letzten
Äußerlichkeit“ vollzieht.7 Wie dies zu verstehen ist, wird am Ende dieser Arbeit erklärt. Hegel
konzipiert nämlich die Natur als ein „System von Stufen“8 begrifflicher Entwicklung, in welcher die
Äußerlichkeit der Natur in dem Maße abnimmt, in dem die Organisation der von den
Naturbegriffen beschriebenen Gegenstände mit jeder Stufe zunimmt. Nach einer langen
begrifflichen Entwicklung, welche durch die Reiche der Mechanik und der Physik geht, gelangen
wir an die letzte und höchste Stufe innerhalb der Natur: das organische Leben.9
Die vorliegende Arbeit setzt an dieser Stelle des Systems ein. Thema ist also das organische
Leben in der Naturphilosophie. Hegel behandelt innerhalb dieser Abteilung drei Typen von
Organismen: den geologischen, den vegetabilischen und den animalischen Organismus. Diese
Arbeit untersucht den Lebensprozess der Pflanze und des Tiers. Dabei wird die Frage gestellt, wie
Subjektivität aus ihren Lebensprozessen zustandekommt und welche Formen von Subjektivität in
diesen Organismen dabei entstehen.
Meine These ist folgende: In seinem Lebensprozesses konstituiert sich der pflanzliche
Organismus als „besondere, formelle Subjektivität“.10 Das pflanzliche Individuum erhält sich nur,
indem es sich ewig verzweigt und fortsprosst. Im Gestaltungsprozess entwickelt sich demnach eine
unzusammenhängende Vielfalt an pflanzlichen Individuen, in die das pflanzliche Subjekt sich

1 G. W. F. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse (1830), hrsg. von Friedhelm Nicolin & Otto
Pöggeler, 8. Aufl., Hamburg 1991 [ND 2011], §247; im Folgenden zitiert unter der Sigle E bzw. E1 (für die Erstausgabe
aus dem Jahre 1817).
2 Ebd.
3 T. S. Hoffmann: Georg Friedrich Wilhelm Hegel. Eine Propädeutik, Wiesbaden 2004, S. 392.
4 Vgl. E §248.
5 Hoffmann: Georg Friedrich Wilhelm Hegel, S. 390.
6 G. W. F. Hegel: Wissenschaft der Logik. Zweiter Band. Die subjektive Logik (1816), in: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 12, hg.

v. Friedrich Hogemann und Walter Jaeschke, Düsseldorf 1981, S. 253; die Gesammelten Werke von Hegel werden im
Folgenden zitiert unter der Sigle GW.
7 Vgl. Hoffmann: Georg Friedrich Wilhelm Hegel, S. 401.
8 E §249.
9 Vgl. ebd., §248.
10 Ebd. §337.

3
besondert und zugleich zerfällt, denn es vermag dabei nicht, seine subjektive Einheit beizubehalten.
Aus dem Assimilationsprozess ergibt sich, dass das Licht das äußerliche Selbst der Pflanze ist. Die
Pflanze erreicht im Gattungsprozess den Höhepunkt an Subjektivität, wenn sich in der Blüte das
pflanzliche Individuum auf sich selbst bezieht und bei der Befruchtung mit sich selbst
zusammenschließt.
Der tierische Organismus erlangt im Gestaltungsprozess ein unmittelbares Gefühl seiner
selbst.11 Dieses Selbstgefühl in Form der Begierde und ihrer Befriedigung reguliert dann während
des Assimilationsprozesses das Verhältnis des Tiers zur unorganischen Natur. Resultat des
Assimilationsprozesses ist die „wahre Selbstgewissheit“ des Tieres.12 Innerhalb des
Gattungsprozesses bringt die Begattung als Einung zweier einzelner Individuen ein „Selbstgefühl
im Andern“ zustande.13 Der tierische Organismus erlangt im Laufe seines Lebensprozesses
„einzelne konkrete Subjektivität“14, d.h. insofern es zur Gattung, wenn auch nur „an sich“ und in
vereinzelter Form, wird. Es ist schließlich der Tod eines anderen Individuums der Gattung, der die
Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit im Urmenschen auslöst und ihm den Übergang von der Natur
zum Geist ermöglicht.15
Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil führe ich in den Begriff des Organismus
ein und ziehe dafür Kant (KU §§64–66)16 und Hegel (E §§336, 337, 352) heran. Die Darlegung von
Hegels Auffassung des Organismus schließt gleichzeitig eine Einleitung in sein Prozessdenken und
in seinen Begriff der Subjektivität mit ein. Der zweite Teil befasst mit dem Lebensprozess und der
Subjektivität der Pflanze (E §§343–349). Der dritte Teil widmet sich dem tierischen Organismus
(E §§350–376). Bei der Darstellung seines Lebensprozesses richte ich die Aufmerksamkeit auf die
für das Tier charakteristischen Subjektivitätsformen des „unmittelbaren Selbstgefühls“, der
„wahren Selbstgewissheit“ und des „Selbstgefühls im Andern“. Dabei abstrahiere ich im großen
Teil von Einzelheiten des Lebensprozesses, die keine Voraussetzung für das Verständnis von
Subjektivität bilden. Am Ende der Arbeit gebe ich eine neue Interpretation des Paragraphen 376
an, der zufolge Hegel hier den Übergang von der Zoologie in die Anthropologie vollzieht und es
erst das menschliche Tier ist, der sich durch die Einsicht in die eigene individuelle Sterblichkeit von
der Natur zum Geist erheben kann.
Meine Darstellung berücksichtigt neben den Paragraphen und Anmerkungen Hegels in der
Enzyklopädie teilweise auch die Zusätze, welche Michelet aus unterschiedlichen

11 Vgl. Ebd. §356.


12 Vgl. Ebd. §366.
13 Vgl. Ebd. §369.
14 Ebd. §337.
15 Vgl. Ebd. §376.
16 I. Kant: Kritik der Urteilskraft, Hamburg 2009; im Folgenden zitiert unter der Sigle KU.

4
Vorlesungsnachschriften aus den Jahren 1805 bis 1830 zusammengestellt hat.17 Parallel dazu
beachte ich die Nachschriften von Dove18 und Von Griesheim19 in der deutschen Originalsprache.
Die Ansätze von Brinkmann20 und Khurana21 zum animalischen Organismus und seinem
Lebensprozess werden in der Argumentation ebenso berücksichtigt.

1. Einführung in den Begriff des Organismus

Ein biologischer Organismus ist nach Kant ein Naturwesen, dessen Form nicht als das Resultat
der Wirkung bloßer mechanischer Naturgesetze begriffen werden kann.22 Die natürliche Kausalität
reicht für uns nicht aus, um dessen Organisation zu verstehen. Obwohl er nach wirkenden
Ursachen entstanden sein mag, beurteilen wir ihn als „Wirkung durch Endursachen“23, sodass es in
ihm zu einer eigentümlichen Koinzidenz von wirkender Ursache und Endursache kommt.24 Der
Organismus, sagt Kant vorläufig, ist „von sich selbst […] Ursache und Wirkung“.25 Er bezeichnet diesen
demzufolge als einen „Naturzweck“26 Die Koinzidenz von Ursache und Wirkung lässt sich am
Beispiel eines Baumes gut beobachten. Der Baum ist ein Ganzes, dessen Teile in wechselseitiger
Abhängigkeit zueinander stehen und sich auf diese Weise gegenseitig erhalten. „[D]ie Blätter [sind]
zwar Produkte des Baums [also Wirkung des Baumes, Anm. d. Verf.], erhalten aber diesen doch
auch gegenseitig [hier sind sie Ursache des Baumes, Anm. d. Verf.]; denn die wiederholte
Entblätterung würde ihn töten, und sein Wachstum hängt von ihrer Wirkung auf den Stamm ab.“27
Das Zusammenfallen von Ursache und Wirkung lässt sich auf die Grundbestimmung des
Organismus zurückführen: die Selbstorganisation.28 Die Teile des Baumes existieren „um der anderen

17 M. J. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, Bd. 3, London/New York 1970; G. W. F. Hegel: Vorlesungen über die
Philosophie der Natur, in: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 24.3, hg. v. Niklas Hebing, Düsseldorf 2016.
18 G. W. F. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, Wintersemester 1825/26, Nachschrift von Heinrich Wilhelm

Dove, in: Ders.: Vorlesungen, Ausgewählte Nachschriften und Manuskripte, Bd. 17, hg. v. Karol Bal, Gilles Marmasse, Thomas
Siegfried Posch und Klaus Vieweg, Hamburg 2007; die Vorlesungen, Ausgewählte Nachschriften und Manuskripte werden im
Folgenden zitiert unter VL.
19 G. W. F. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, Wintersemester 1823/24, Nachschrift von Karl Gustav Julius

von Griesheim, mit Varianten aus der Nachschrift von Romuald Hube, in: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 24.1, hg. v.
Wolfgang Bonsiepen, Düsseldorf 2012, S. 471–752.
20 K. Brinkmann: „Hegel on the Animal Organism“, in: Laval théologique et philosophique 52/1 (Februar 1996), S. 135–

153.
21 T. Khurana: Das Leben der Freiheit. Form und Wirklichkeit der Autonomie, Berlin 2017.
22 vgl. KU §64, S. 370. (Paginierung der Akademie-Ausgabe)
23 KU §65, S. 373.
24 Vgl. ebd.
25 Ebd. §64, S. 370.
26 Ebd.

Kant bezeichnet in der Kritik der Urteilskraft den biologischen Organismus als einen „Naturzweck“, insofern er eine
Form aufweist, die als objektiv zweckmäßig innerhalb der Natur beurteilt werden kann. (Ebd. Einleitung VIII., S. 193).
Diese Zweckmäßigkeit gründet nicht in der Nutzbarkeit für den Menschen oder andere Tiere, sondern ist dem
Gegenstand selbst innerlich. Demzufolge spricht Kant hier auch von „innerer Zweckmäßigkeit“ (vgl. Ebd. §63).
27 Ebd. §64, S. 372.
28 Ebd. §65, S. 374.

5
und des Ganzen willen“29, aber nicht nur das, denn damit wären sie bloß nur Werkzeuge der Kunst.30
Jeder Teil ist „ein die anderen Teile (folglich jeder den anderen wechselseitig) hervorbringendes
Organ“.31 „[A]lles [ist] Zweck und wechselseitig auch Mittel“32 in einem selbstorganisierten Naturwesen.
Die Selbstorganisation impliziert demzufolge gleichzeitig die Selbstproduktion und
Selbstgliederung des Organismus. Der lebendige Organismus vermag es, im System noch nicht
vorhandene, fremde Materie sich anzueignen und sie dabei seinem eigenen Prinzip gemäß zu
organisieren. Kant bezeichnet diese Fähigkeit des Organismus als dessen „bildende Kraft“.33
Hegel stimmt mit Kants Auffassung des lebendigen Organismus überein, weicht aber von
ihm in einem entscheidenden Punkt ab. Für Hegel ist, anders als für Kant, die „innere
Zweckmäßigkeit“ nicht bloß ein regulatives Prinzip unserer Urteilskraft, um die Form von
lebendigen Organismen begreifen zu können, sondern objektiv. „[I]m Lebendigen [ist] der Zweck in
der Materie immanente Bestimmung und Tätigkeit“, nicht nur die „äußerliche Form“ dieser
Materie.34
Auf dieser Basis versteht Hegel den Organismus ferner als Prozess und als Subjektivität. Der
lebendige Organismus ist nicht statische Einheit oder ruhig beharrende Identität, sondern ein
Prozess der Vereinigung von Gegensätzen. Er ist der Prozess, sich in besondere Momente zu
unterscheiden, um diese dann wieder aufzulösen und in die Einheit zurückzuführen.35 Der
Organismus ist ein geschlossener Kreislauf, der „im Ende des Prozesses sich zum Anfange
wiederherstellt“.36 „[Er] ist nur, indem [er] sich zu dem macht, was [er] ist“.37 Demzufolge ist er
also kein bloß Gegebenes, Seiendes, sondern auch der Vollzug seiner selbst. Ferner ist der
Organismus „vorausgehender Zweck, der selbst nur das Resultat ist“.38 Auf diese Weise beschreibt
Hegel die Koinzidenz von wirkender Ursache und Endursache, die bei Kant bereits erläutert
wurde.
Das zweite Kennzeichen des Organismus ist die Subjektivität. Subjektivität meint hier nicht
etwa nur die menschliche Subjektivität, das individuelle „Ich“ oder das Selbstbewusstsein eines
Einzelnen.39 Hegel hat hier nicht im Sinn eine einseitige, besondere Subjektivität oder ein Subjekt,
welches als eine gesonderte, metaphysische Substanz allem zugrunde liegen würde.40 Er distanziert

29 Ebd. §65, S. 373.


30 Vgl. ebd. §65, S. 374.
31 Ebd.
32 Ebd. §66, S. 376.
33 Ebd. §65, S. 374.
34 E §57.
35 Vgl. E §336.
36 Vgl. ebd. §337.
37 Ebd. §352.
38 Ebd.
39 Vgl. L. De Vos: Art. ‚Subjekt‘, in: Hegel-Lexikon, hg. v. Paul Cobben, Paul Cruysberghs, Peter Jonkers und Lu De

Vos, Darmstadt 2006, S. 430–434, S. 430.


40 Vgl. ebd.

6
sich durchaus von dieser Auffassung, indem er die Subjektivität als eine lebendige „sich auf sich
beziehende negative Einheit“41 begreift. Seine Konzeption lehnt sich an Aristoteles’ Substanzbegriff.
Aristoteles fasst die Substanz nicht bloß als totes Substrat, als Materie, welche die
Veränderung passiv erleidet und der somit die Tätigkeit stets äußerlich bleibt, sondern ebenfalls als
Form, als energeia, d.h. als Tätigkeit, die „reine Wirksamkeit aus sich selbst“ und „auf sich
beziehende Negativität“ ist.42 Die absolute Substanz ist für Aristoteles „Möglichkeit [die Materie
ist Möglichkeit, Anm. d. Verf.] und Wirklichkeit, Form und Materie nicht voneinander getrennt“.43
So begreift auch Hegel die Substanz nicht allein als das Objektive, sondern ebenfalls als das Subjekt,
das diese Aktivität der energeia ist. Hegel identifiziert die energeia mit „konkrete[r] Subjektivität“.44
Diese Konzeption der Subjektivität impliziert, dass das Subjektive auch nicht für sich alleine
besteht, sondern dass es vom Objektiven mitkonstitutiert wird, dass das Subjektive für Hegel mit
dem Objektiven zusammengewachsen45 ist. In der Naturphilosophie heißt dies, dass man, um die
Subjektivität des Organismus zu begreifen, nicht von seinem Lebensprozess abstrahieren kann.
Die konkrete Subjektivität des Tieres existiert nur als die Tätigkeit der Negation der objektiven
Momente, die in seinem Lebensprozess erscheinen, bzw. als das Resultat dieser Tätigkeit. Das
Lebendige ist nur als das Aufzehren seines Anderen, das unmittelbar mit dem Aufgehen in diesem
Anderen gleichbedeutend ist. Dieses Andere mag sein eigener Körper sein, die natürliche
Umgebung, aus der es sich ernährt oder ein anderes Individuum seiner Gattung. Da dieses Andere
ein Strukturmoment seiner selbst ist, bedeutet dessen Negation, die Rückkehr zu sich selbst, die
Erhaltung der negativen Einheit. Das Lebendige als negative Einheit ist eine Einheit, welche sich
nur als Prozess der Vereinigung von Gegensätzen mittels bestimmter Negationen erhält.

2. Der pflanzliche Organismus oder die „besondere, formelle Subjektivität“

2.1. Die Subjektivität der Pflanze

Die vegetabilische Natur oder der pflanzliche Organismus ist die zweite Realisationsstufe des
Organischen in der Natur. Sie steht zwischen dem geologischen Organismus, das noch nicht
Lebendiges war und bloß als der „Leichnam des Lebensprozesses“46 begriffen wurde, und dem

41 E §337.
42 Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie II, in: Ders.: Werke in zwanzig Bänden, Bd. 19, hg. v. Eva Moldenhauer
und Karl Markus Michel, Frankfurt am Main 1970 (Theorie-Werkausgabe), S. 154; die Theorie-Werkausgabe wird im
Folgenden zitiert unter der Sigle TWA.
43 Ebd.
44 Ebd.
45 Deswegen heißt die Subjektivität bei Hegel auch „konkret“. „Konkret“ kommt von Lateinisch concretus, das auf

Deutsch „zusammengewachsen“ bedeutet. (vgl. Dudenredaktion (o. J.): „Konkret“ auf Duden online. URL:
https://www.duden.de/node/149464/revision/1413346 (Abrufdatum: 23.01.2023)).
46 E §337.

7
tierischen Organismus als der „einzelne[n] konkrete[n] Subjektivität“47. Der pflanzliche
Organismus markiert den Beginn des Lebens und der Subjektivität innerhalb der Natur.
Am Anfang von Paragraph 343 reflektiert Hegel über die Subjektivität in der Natur im
Allgemeinen. Die Subjektivität ist „das Organische als Einzelnes“48, d.h. als die konkrete Totalität
der Momente des Lebendigen, wie sie aus seiner negierenden Tätigkeit im Lebensprozess resultiert.
Da die Subjektivität nur konkret ist, insofern sie mit der Objektivität zusammenwächst, „entwickelt
[sie] sich in einen objektiven Organismus“.49 Der Begriff ist nur wirklich, insofern er sich objektiviert.
Hegel spezifiziert weiterhin, dass dieser objektive Organismus „die Gestalt, als einen sich in Teile,
die voneinander unterschieden sind, gliedernden Leib [ist].“50 Das Wort „voneinander“ weist auf die
wechselseitige Abhängigkeit hin, in der die Glieder und Organe des lebendigen Körpers zueinander
stehen. Das Partizip I „gliedernd“ weist auf die aktive Tätigkeit des Begriffs bzw. der Gestalt hin.
Die Pflanze ist noch nicht „subjektive Lebendigkeit“ im vollen Sinne, denn letztere ist an ihr
„nur erst unmittelbar[]“ vorhanden.51 Hegel bemerkt, dass in der vegetabilischen Natur „der objektive
Organismus und die Subjektivität desselben noch unmittelbar identisch“ sind.52 Dies lässt sich,
Hegel zufolge, am Resultat des Gestaltungsprozesses feststellen. Der Prozess der Gliederung und
Selbsterhaltung des pflanzlichen Individuums ist unmittelbar ein Sprossen, das neue Individuen
produziert. Dabei wird die ganze Pflanze nicht zu einer „subjektive[n] Einheit von Gliedern“53,
sondern „nur [zum] Boden“54, auf dem eine nur oberflächlich zusammenhängende Vielheit von
Individuen wächst. Um die Identität von Objektivität und Subjektivität in der Pflanze zu verstehen,
ist es nötig, bei der Erklärung zunächst beide Kategorien gedanklich voneinander zu trennen, um
dann zu zeigen, wie sie koinzidieren. Man kann sich das so vorstellen: Das pflanzliche Subjekt geht
als organisches Wesen daran, die Materie ihrem eigenen Prinzip gemäß zu organisieren. Es prägt
seine Form dieser Materie als sein Objekt ein, sodass am Ende die ganze Gestalt der Pflanze „von
der idealisierten Form durchdrungen“ ist.55 Diese Beschreibung erweckt den Anschein, als ob die
Subjektivität über ihre Objektivität verfügen würde. So ist es aber nicht, denn die Pflanze betreibt
eine idealisierende Tätigkeit, doch ohne Bezug auf diese Tätigkeit selbst. Dies lässt sich daran
feststellen, dass das pflanzliche Subjekt im Gestaltungsprozess unfähig ist, seine Einheit
beizubehalten. Es kommt außer sich und zerfällt in mehrere Individuen.56

47 Ebd.
48 Ebd. §343.
49 Ebd.
50 Ebd.
51 Ebd.
52 Ebd.
53 Ebd.
54 Ebd.
55 Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 707.
56 Vgl. E §343.

8
Das pflanzliche Subjekt als das Allgemeine unterscheidet sich von sich selbst, kann sich aber
bei dieser Selbstunterscheidung nicht in sich selbst verhalten und geht sofort zu seiner
Besonderung über. (Das pflanzliche Individuum erhält sich nur, indem es sich verzweigt.) Diese
Selbstunterscheidung ist aber nur äußerlich und formal57, denn der neue Zweig oder die Knospe
ist ein anderes Individuum, das sich vom ersten verselbstständigt hat. Die neue Knospe ist nicht
ein Glied als ein besonderes Moment, zu dem sich das erste Individuum als zu sich selbst verhält.
(Ein innerer Unterschied zwischen dem Allgemeinen und dem Besonderen ist hier also nicht
vorhanden.) An diesem Resultat erkennt man, dass das pflanzliche Subjekt kein eigentliches
Selbstverhältnis besitzt und von seinem objektiven Organismus gar nicht getrennt ist.
Die Idee der Identität von Objektivität und Subjektivität hat Hegel in der ersten Ausgabe der
Enzyklopädie auf andere Weise ausgedrückt. Er schreibt dort: „Die Allgemeinheit des Lebens und
seine Einzelnheit ist in der unmittelbaren Lebendigkeit unmittelbar identisch.“58 Hiermit
übermittelt Hegel eine Einsicht, welche mit der Vorstellung der Identität von Objektivem und
Subjektivem direkt verbunden ist, jedoch in der dritten Ausgabe etwas unterkommt. Nämlich, dass
die Pflanze keinen Unterschied zwischen der Gattung und dem Individuum macht.59 Die einzelnen
Individuen (die Zweige, die Knospen) sind nicht in die Gattung (die Pflanze als Ganze) reflektiert,
denn sie sind schon die ganze Pflanze, bereits Gattung. Die Gattung ist ihrerseits auch nicht in ihre
Individuen reflektiert.60 Sie wird nicht zur vermittelten, konkreten Individualität.
Eine weitere Konsequenz dieser fehlenden Unterscheidung zwischen Allgemeinem und
Einzelnem sieht Hegel darin, dass „die Differenz der organischen Teile nur eine oberflächliche
Metamorphose [ist], […] [sodass] der eine [Teil] […] leicht in die Funktion des andern übergehen
[kann]“.61 Im vegetabilischen Organismus sind die einzelnen Organe in ihrer Funktion nicht so
stark spezialisiert wie im tierischen Organismus. Die Organe können einander ersetzen. Dies rührt
daher, dass die Organe im Grunde miteinander identisch sind und sie sich nur durch eine
scheinbare, äußerliche Umgestaltung voneinander unterscheiden. Dies wird in Paragraph 345
weiter ausgeführt. Der Gedanke geht zurück auf Goethe. In seinem wissenschaftlichen Text Die
Metamorphose der Pflanzen62 erklärt Goethe wie sich alle Organe der sprossenden und blühenden
Pflanze aus dem Blatt heraus entwickeln. Selbst die Frucht lässt sich aus der Blattgestalt herleiten.63
Ein konkretes Beispiel liefert die Metamorphose vom Laubblatt in das Fruchtblatt. Diese kann
manchmal direkt beobachtet werden.64 Zur Physiologie der Pflanze lässt sich noch ergänzen, dass

57 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §337 Addition (S. 13).
58 E1 §267, in: GW Bd. 13, S. 158.
59 Vgl. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 702.
60 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §344 Addition (S. 52).
61 E §343.
62 J. W. von Goethe: Die Metamorphose der Pflanzen, in: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Bd. 13,

Hamburg 1948 ff..


63 Vgl. ebd., S. 100–101.
64 Hierzu findet sich ein Bild im Anhang.

9
sich die Pflanze einerseits in abstrakte Gebilde gliedert, die immer dieselbe allgemeine Struktur
aufweisen und in allen möglichen Gliedern oder Organen mit unterschiedlichen Funktionen zu
finden sind (hierzu zählen sich beispielsweise Zellen und Fasern), andererseits in konkrete Gebilde,
d.h. in besondere Organe mit spezifischen Funktionen (hierunter gehören Glieder oder Organe
wie das Blatt, der Stengel, die Wurzel usw.).65 Ferner zeigt die Gestalt der Pflanze eine Nähe zu
„den geometrischen Formen und [zur] kristallinische[n] Regelmäßigkeit“.66 Man denke
beispielsweise an die Form und an das Muster der Blätter, an die Form der Blüte und an die Anzahl
der Blütenblätter.67 Der Grund dafür ist, dass die Pflanze ein Wesen ist, das sich zwischen dem
mineralogischen Kristall und dem Tier einordnet und zwischen Chemie und und voll ausgebildeter
Organik oszilliert.68 Hieraus erklärt sich auch, dass die Produkte des Lebensprozesses der Pflanze
den chemischen Produkten nahe stehen69: „Plant products consist of acids such as citric acid, and
are certainly not wholly chemical substances any longer“70, aber auch nicht die vollkommen
organische Substanzen, wie man sie im Tier findet.71
Hegel beginnt den Paragraphen 344, indem er eine Einsicht zum Inhalt des vorigen
Paragraphen ergänzt. Nämlich, dass bei der Pflanze der Gestaltungsprozess des einzelnen
Individuums mit dem Gattungsprozess zusammenfällt. Die Selbsterhaltung der Pflanze ist
unmittelbar auch ihre Fortpflanzung, denn um weiter fort zu bestehen, muss sie neue Individuen
produzieren.72 Die Idee der Identität von Subjektivem und Objektivem im pflanzlichen
Organismus fasst Hegel nochmal in folgendem Satz zusammen: „Die selbstische Allgemeinheit,
das subjektive Eins der Individualität trennt sich nicht von der reellen Besonderung, sondern ist in
sie nur versenkt.“73 An dieser Stelle will Hegel aber den mangelnden Unterschied zwischen
Allgemeinen und Besonderem (zwischen Gattung und Individuum) bzw. die Identität von beiden
als die charakteristische Subjektivität der Pflanze hervorheben.
Inhalt von Paragraph 344 sind ferner die einzelnen Eigenschaften der Pflanze. Hegel zählt
diese Eigenschaften in Form von Mängeln auf und führt diese auf die noch unentwickelte
Subjektivität der Pflanze zurück. Es gibt vier Charakteristika, die das Tier besitzt, welche aber die
Pflanze noch entbehrt: Selbstbewegung und Ortsbestimmung, unterbrechende Ernährung,
animalische Wärme und Selbstgefühl.

65 Vgl. E §345.
66 Ebd.
67 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §345 Addition (S. 65).
68 Vgl. ebd., S. 65–66.
69 Vgl. E §345.
70 Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §345 Addition (S. 66).
71 Vgl. ebd.
72 In der Metamorphose der Pflanzen redet Goethe von sukzessiver (Sprossen) und simultaner Fortpflanzung (Blüten- und

Fruchtstand) (vgl. J. W. von Goethe: Die Metamorphose der Pflanzen, in: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden.
Bd. 13, Hamburg 1948 ff., S. 99.)
73 E §344.

10
Für Hegel entbehrt die Pflanze der Fähigkeit, ihren Ort aus sich selbst heraus zu bestimmen,
weil sie „noch nicht für sich seiende Subjektivität“74 ist. In Paragraph 342 wird die Pflanze als die
„an ihr selbst sich gliedernde[] Subjektivität“ beschrieben, „welche den nur an sich seienden
Organismus [den geologischen Organismus, Anm. d. Verf.], die physische allgemeine und
individuelle Natur, von sich ausschließt und ihr gegenübertritt“.75 Sie ist aber noch von dieser
äußeren Natur abhängig, insofern sie die „Bedingung ihrer Existenz“76 bildet, die Pflanze durch sie
erregt wird und die Natur der Pflanze das Material zu ihrem Lebensprozess liefert.77 Zu diesen
äußeren Mächten, welche das Leben der Pflanze ermöglichen und zugleich bedingen, zählt sich
auch die Einwirkung der Schwerkraft. Die Schwerkraft ist die allgemeine Bestimmung der Materie
und sie determiniert auch den Ort dieser Materie im Raum.78 Das Tier ist von dieser äußeren
Bestimmung schon befreit, weil es ein Selbst entwickelt hat und damit auch Negativität. Die
Negativität erlaubt dem Tier das Moment der Besonderheit zu negieren, d.i. jeden besonderen Ort
zu negieren, auf dem es sich befindet und sich damit „aus sich selbst“79 (nicht frei) zu bewegen.80
Dies ist der Pflanze noch verwehrt. Sie kann sich nicht von ihrem Ort bewegen, weil sie sich gar
nicht von dieser auf sie von außen zukommenden Bestimmung unterscheiden kann. In ihrer
Bewegung auf der Stelle ist sie auch vom Licht, der Wärme und der Luft bestimmt.81
Die Pflanze hat weiterhin keine „sich unterbrechende Intussuszeption“.82 Intussuszeption
bedeutet hier die „besondere Form des Pflanzenwachstums durch Einlagerung neuer Substanzen
zwischen schon vorhandene Strukturen.“83 Sie entspricht der tierischen Ernährung. Der Grund,
weshalb sich die Pflanze kontinuierlich ernährt, ist jener, dass sie kein Selbst ist, das sich gegen ihre
Umgebung abschließt. Das Selbst des Tieres setzt die unorganische Natur, der er gegenübersteht,
als sein Anderes. Das Tier unterscheidet sich von diesem Anderen und bleibt trotzdem frei in
seinem Verhalten zu ihm, denn dieses Andere ist das Andere seiner selbst. Die unorganische
Umgebung, aus der es sich ernährt, ist ein Strukturmoment seiner selbst, das es betätigt, um sich
selbst zu erhalten. Das Tier kann infolgedessen dieses Verhalten selbst regulieren. Dazu kommt
noch, dass das Tier sein Anderes, sein Negatives, in sich selbst als einen Mangel, als ein bestimmtes
Bedürfnis fühlt, sodass es sich nur bestimmte Nahrungsmittel aus der Natur („individualisierte[s]
Unorganische[s]“84) einverleibt.85 Das alles ist bei der Pflanze nicht der Fall. Da sie kein Selbst ist,

74 Ebd.
75 Ebd. §342.
76 Ebd.
77 Vgl. ebd.
78 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §351 Addition (S. 105).
79 E §351.
80 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §351 Addition (S. 105).
81 Vgl. ebd., §344 Addition (S. 50).
82 E §344.
83 Dudenredaktion (o. J.): „Intussuszeption“ auf Duden online. URL:
https://www.duden.de/node/72054/revision/1348248 (Abrufdatum: 23.01.2023).
84 E §344.
85 Vgl. E §§360–362.

11
welches seiner Umgebung entgegengesetzt ist, ist ihre Ernährung ununterbrochen und das
Unorganische, das sie aufnimmt, nicht individuiert. Somit verhält sie sich nur „zu den allgemeinen
Elementen“86 (Luft, Erde, Wasser, Licht) und wird dabei von diesen teilweise von außen bestimmt.
Den Mangel an „[a]nimalischer Wärme“87 und an „Selbstgefühl“88 führt Hegel auch auf die
Subjektivitätsform der Pflanze zurück. Der tierische Organismus erzeugt Wärme als Resultat der
ständigen Negation und Reproduktion von Gliedern oder Organen innerhalb seiner selbst.89
Wärme resultiert aus dem „bestimmte[n] Aufheben der Kohäsionen“.90 Da die Pflanze dieses
internen Prozesses entbehrt, und nur weiter fortsprosst, um dann zu versteifen, produziert sie keine
Wärme.91
Das Selbstgefühl kann sich nur dann ausbilden, wenn der Organismus sich selbst zum Objekt
machen kann, wenn er sich selbst in sich findet.92 Dazu bedarf es aber einer Selbstunterscheidung,
bei der dann dieser Unterschied als besonderes Moment wiederum in die Einheit des Subjekts
zurückgeführt wird. Dies ist bei der Pflanze noch nicht der Fall, da ihre Individuen voneinander
unabhängig sind und nur oberflächlich miteinander zusammenhängen.
Im folgenden werden die konkreten Prozesse dargestellt, durch welche sich die Subjektivität
der Pflanze erst konstituiert.

2.2. Lebensprozess der Pflanze

Werdend betrachte sie nun, wie nach und nach sich die Pflanze,
Stufenweise geführt, bildet zu Blüten und Frucht.
Aus dem Samen entwickelt sie sich, sobald ihn der Erde
Stille befruchtender Schoß hold in das Leben entläßt
Und dem Reize des Lichts, des heiligen, ewig bewegten,
Gleich den zärtesten Bau keimender Blätter empfiehlt.93

Für Hegel ist der Lebensprozess der Prozess der konkreten „Lebendigkeit“.94 Das Leben ist kein
abstraktes Allgemeines, keine bloß leere Form, sondern notwendig an seinen Inhalt, den konkreten
Gegenstand, d.i. dem lebendigen Organismus, geknüpft. Dieser Organismus ist als ein Schluss zu

86 Ebd. §344.
87 Ebd.
88 Ebd.
89 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §351 Addition (S. 106).
90 Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 708.
91 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §344 Addition (S. 52).
92 Vgl. ebd., §337 Addition (S. 13).
93 J. W. von Goethe: Die Metamorphose der Pflanzen, in: Ders.: Berliner Ausgabe, Bd.1: Poetische Werke. Gedichte und Singspiele,

Berlin 1960 ff, S. 543–545.


94 E §346.

12
begreifen,95 d.h. als die Vermittlung oder als die vermittelnde Beziehung zwischen abstrakten
Verstandesbestimmungen, als dasjenige, das die Extreme zusammenschließt.
Nach der Logik gliedert sich der Lebensprozess notwendig in drei Prozesse, die den
Momenten des Begriffs zugeordnet werden können. In der „subjektiven Einheit des Lebendigen“96
schließt sich die „Dreiheit der Prozesse“97 zu einem einzigen Prozess zusammen.
Der Prozess fängt mit dem Keim als einem Unmittelbaren an. Dieses Unmittelbare, das zum
Prozess vorausgesetzt wird, ist eigentlich schon das Resultat dieses Prozesses. Dies kommt aber im
dritten Prozess erst zum Vorschein. In dem Keim ist schon die ganze Pflanze enthalten. Der Keim
ist der volle Begriff, der aber noch nicht expliziert und deswegen noch nicht wirklich ist.98

2.2.1. Der Gestaltungsprozess

Der Gestaltungsprozess ist der Prozess der Selbstproduktion und Selbsterhaltung innerhalb eines
pflanzlichen Individuums. In ihm bezieht sich die Pflanze auf sich selbst, doch auf eine Weise, die
zugleich „Beziehung auf Äußeres und Entäußerung“ ist.99 Dies bedeutet, dass der
Gestaltungsprozess unmittelbar mit dem Assimilations- und dem Gattungsprozess zusammenfällt.
Für den Begriff heißt dies, dass seine Momente an der Pflanze auch nicht genau unterschieden
werden können. Dies wird im weiteren Verlauf deutlicher.
Der Gestaltungsprozess hat zwei Seiten: die substantielle und die vermittelnde.100 Der
substantielle Gestaltungsprozess meint die „unmittelbare Verwandlung“101 der Nahrung in die
„spezifische Natur der Pflanzenart“.102 Die Pflanze eignet sich einen äußeren Stoff an, indem sie
diesen ihrem eigenen Prinzip gemäß organisiert, in ihr eigenes Wesen umbildet. Hierbei geschieht
eine „substantielle Veränderung“.103 Die Verwandlung ist insofern unmittelbar, als die Nahrung bei
der Pflanze nicht wie das Tier viele Phasen der Assimilation (mechanische Bemächtigung,
Verdauung, Infektionen usw.)104 durchlaufen muss, sondern in ihr „die Veränderung als unmittelbare

95 Vgl. ebd. §217.


96 Ebd.
97 Ebd. §346.
98 Vgl. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 708–709.
99 E §346.
100 Vgl. ebd.
101 Ebd.
102 Ebd.
103 Ebd. §345 Anm.
104 Vgl. ebd. §§363–365.

13
Infektion geschieht“.105 Verwandelt werden die Nahrungsmittel in den „Lebenssaft“106, welcher dann
wiederum zur Herstellung einzelner Gebilde eingesetzt wird.107
Im Kontrast dazu steht der vermittelnde Gestaltungsprozess, dessen Ziel die Vermittlung
der Pflanze mit sich selbst ist.108 Die Pflanze unterscheidet sich nach außen in die zwei Extreme
von Wurzel und Blatt.109 Diese Gebilde vermitteln einander, d.h., dass das eine nur durch das
andere da ist und beide in unzertrennlicher Verbindung sind. Die Pflanze als Ganze ist dann das
verbindende Mittlere, das nur als die vermittelnde Beziehung ihrer Momente existiert.
Parallel dazu findet eine weitere Diremtion statt, welche im Innern der Pflanze geschieht:
Das allgemeine Zellgewebe unterscheidet sich „in die Holzfaser und in die Lebensgefäße“.110 Hegel
bezeichnet diese Diremtion als „abstrakt“, weil die Zellen zu den abstrakten Gebilden gehören.
Durch die Lebensgefäße zirkulieren der Holzsaft und der Lebenssaft,111 und enthalten hiermit den
„innern Kreislauf“112 der Pflanze.113 Der innere Kreislauf des Lebenssaftes entspricht dem
Blutkreislauf der Tiere. Er verläuft durch die ganze Pflanze und gibt somit der Sammlung von
pflanzlichen Individuen eine Einheit.114 Dieser Kreislauf kann als die vermittelnde Tätigkeit des
Begriffs ausgelegt werden.115
Die vermittelte Erhaltung der Pflanze durch Unterscheidung in innere Gebilde ist
unmittelbar ein „Wachstum als Produktion neuer Bildungen“.116 Die Selbstunterscheidung der
Pflanze hört nie auf, da sich die Zellen, die Lebensgefäße, Holzfaser usw. dauernd vermehren.117
Die Diremtion in Holz und Rinde deutet Hegel als eine „abstrakte Beziehung [der Pflanze, Anm. d.
Verf.] auf sich selbst“118, weil hier die Reflexion der Pflanze in sich selbst in der Verholzung, d.h.
in der totalen Objektivierung ihrer selbst, der Setzung einer toten Substanz, einem abstrakten

105 Ebd. §345 Anm.


106 Ebd. §346. Modern gesprochen ist damit wahrscheinlich der Traubenzucker, der bei der Fotosynthese entsteht,
gemeint. Aus der Stärke, in die der Traubenzucker umgebildet wird, stellt die Pflanze Zellulose, Öle oder auch
Farbstoffe her, die als Baustoffe für Zellwände oder Holz eingesetzt werden. (vgl. H. Bickel u.a.: Natura. Biologie für
Gymnasien. 7. Bis 10. Schuljahr, Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig 2002, S. 78, 84.)
107 Vgl. E §346.
108 Vgl. ebd.
109 Der Stamm ist kein notwendiger Bestandteil von Pflanzen. Monokotilotonen wie zum Beispiel Gräser und Palmen

besitzen nur Wurzeln und Blätter und kommen ohne einen Stamm aus. (vgl. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der
Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 709; vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §346a Addition (S. 70))
110 Vgl. E §346.

„Lebensgefäß“ ist der Terminus, den Schulz für die Spiralgefäße verwendet hat. (vgl. Hegel: Vorlesungen über die
Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 179; vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §346a Addition (S. 72))
Die Lebensgefäße, die sich in den Blättern befinden, absorbieren die Feuchtigkeit und wandeln diese Feuchtigkeit in
den Lebenssaft um. (vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §346a Addition (S. 75–76)).
111 vgl. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: VL Bd. 17, S. 179.
112 E §346.
113 Vgl. E §346.
114 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §346a Addition (S. 77).
115 Vgl. ebd.
116 E §346.
117 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §346a Addition (S. 72).
118 E §346.

14
Allgemeinen, resultiert. Das Holz als Residuum ihres Lebensprozesses dient ihr jedoch als
unorganische Basis, als Skelett, das sie stützt.119
Das dritte Moment der vermittelnden Selbsterhaltung entspricht bei der Pflanze nicht dem
„Zusammenschließen des Individuums mit sich selbst“, sondern der „Produktion eines neuen
Pflanzenindividuums, der Knospe.“120 Die Beziehung der Pflanze auf sich selbst ist bereits eine
Entäußerung. Die Selbstvermittlung der Pflanze verbleibt nicht beim Moment des Allgemeinen,
sondern geht gleich zur ihrer Besonderung über. Die Pflanze gerät außer sich, bevor sie sich erst
mit sich selbst zusammengeschlossen hat.

2.2.2. Der Assimilationsprozess

Wie bereits angedeutet, impliziert der Gestaltungsprozess unmittelbar den Assimilationsprozess.


Hegel bezeichnet diesen hier als den „nach außen sich spezifizierenden Prozesse“.121 Der Same bliebe
ruhig, wenn er nicht von außen erregt würde.122 Damit er treibt, muss er mit Feuchtigkeit in
Kontakt geraten, denn die Pflanze entbehrt des „innere[n] Trieb[s]“123 vom animalischen Keim.124
Die Wurzel saugt das Wasser und andere Mineralien aus der Erde ein, während das Blatt und die
Rinde dieses Wasser mithilfe von Licht und Luft vermittelt assimilieren.125 Mit letzterem meint
Hegel wahrscheinlich die Verwandlung von Luft in Wasser, welche bei der Pflanzenatmung126
stattfindet.127
Besonders eigentümlich bei der Pflanze ist ihr Verhältnis zum Licht. Die Pflanze ist für Hegel
ein selbstloses Wesen128, welches ihr Selbst außer sich findet und zwar im Element des Lichtes.129
Bevor er zu dieser Einsicht kommt, schreibt Hegel: „Die Rückkehr-in-sich, in welcher die
Assimilation sich beschließt, hat das Selbst nicht in innerer subjektiver Allgemeinheit gegen die

119 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §346a Addition (S. 80).
120 E §346.
121 Ebd. §347.
122 Vgl. Ebd. §347; vgl. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 712.
123 Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 712.
124 Vgl. ebd.
125 Vgl. E §347.
126 Das Blatt ist als die Lunge der Pflanze zu begreifen. Tagsüber atmet sie Kohlenstoffdioxid ein und gibt Sauerstoff

als Abfallstoff der Fotosynthese ab. Nachst findet nur Zellatmung statt, da ohne Sonnenlicht keine Fotosynthese
stattfinden kann. Die Zellen nehmen Traubenzucker und Sauerstoff auf und geben als Abfallstoffe Kohlenstoffdioxid
und Wasser und ab. (vgl. Bickel u.a.: Natura. Biologie für Gymnasien., S. 78–79.) Link zeigt in zwei Werke, die Hegel
gekannt hat, bereits ein Wissen darüber, wie Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff und viceversa und Luft in Wasser und
viceversa umgewandelt werden (vgl. H. F. Link: ‚Principles‘, S. 283 & Ders.: ‚Supplements‘ I, S. 62–63., zitiert nach:
Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §347 Addition (S. 87–88). Wichtig ist noch anzumerken, dass sich diese
Umwandlungen nicht rein mechanisch oder chemisch erklären lassen, sondern das Resultat eines organischen
Prozesses sind. (vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §347 Addition (S. 87–88))
127 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §347 Addition (S. 87).
128 Die Pflanze ist für Hegel insofern ein selbstloses Wesen, dass sie sich nicht selbstständig in sich verhält. (vgl. Hegel:

Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: VL Bd. 17, S. 181.) Ihr Verhalten in sich, ihr innerer Kreislauf
entspricht nicht dem tierischen Nervensystem, das unabhängig von äußerer Einwirkung ist. (vgl. Petry (Hg.): Hegel’s
philosophy of nature, §344 Addition (S. 52))
129 Vgl. E §347.

15
Äußerlichkeit, nicht ein Selbstgefühl zum Resultate.“130 Die Assimilation beschließt sich, wenn die
Pflanze den unorganischen Stoff in ihre organische Substanz umgebildet hat. Die Pflanze kehrt
dabei sozusagen zu sich zurück. Diese Rückkehr ist jedoch nicht eine Rückkehr aus der äußeren
Natur in die subjektive Einheit der Pflanze (in die konkrete oder subjektive Allgemeinheit), denn
das Negative der Pflanze ist noch nicht zu einem „Begriffsmoment des Lebendigen“131 geworden,
das als ein Mangel innerhalb ihrer Subjektivitätsstruktur gesetzt ist.132 Das Selbstgefühl der
Befriedigung eines Bedürfnisses setzt ein ihm vorausgehendes Gefühl des Mangels voraus.
Das Selbstgefühl bildet auch eine Voraussetzung für die sinnliche Wahrnehmung der
äußeren Wirklichkeit. Die Wahrnehmung eines Äußeren, z.B. die Betrachtung eines äußeren
Gegenstandes, impliziert unmittelbar die Wahrnehmung des eigenen Leibes, des verkörperten
Selbst. Die sinnliche Wahrnehmung ist nur als „bestimmtes Gefühl“133, d.h. als die unmittelbare
Reflexion des tierischen Organismus in sich selbst bei seiner äußerlichen Beziehung.134 Weil die
Pflanze des Selbstgefühls entbehrt, bleibt ihr diese theoretische Betrachtung der äußeren
Wirklichkeit versagt. Ihr Verhältnis zum Licht ist also nicht das Sehen, die „Manifestation [eines]
Äußerlichen für Äußerliches“135, d.i. eines abgeschlossenen Selbst gegen das Licht, sondern ein
Verhältnis der absoluten Abhängigkeit vom Licht. Nicht die Pflanze verfügt über das Licht als ein
Moment ihrer selbst, das sie betätigen könnte, sondern das Licht verfügt über die Pflanze. Es
bedingt die Pflanze in einem solchem Maße, dass ohne den äußeren Stimulus des Lichtes das
Wachstum nicht gleich verlaufen würde und die Pflanze viele ihrer Eigenschaften gar nicht
ausbilden könnte. Man könnte deshalb sagen, dass das Licht die Pflanze im doppelten Sinne
„erzieht“. Damit sollte verständlicher geworden sein, weshalb Hegel das Licht als das „äußerliche
Selbst“136 der Pflanze begreift, von dem sie in ihrem Wachstum und Fortsprossen „hinausgerissen“
wird.137
Zu den Eigenschaften, welche die Pflanze durch das Licht ausbildet, gehören „die
Gewürzhaftigkeit, Geistigkeit des Geruchs, des Geschmacks, Glanz und Tiefe der Farbe,
Gedrungenheit und Kräftigkeit der Gestalt“.138 Das Licht erlaubt somit der Pflanze ihre eigene
Individualität zu konsolidieren.139 In dieser Hinsicht lässt sich das Verhältnis von Licht und Pflanze
mit dem Verhältnis von Individuum und Staat vergleichen:

130 Ebd.
131 Ebd. §219.
132 Vgl. ebd.
133 Ebd. §357.
134 Vgl. ebd.
135 Ebd. §358.
136 Ebd. §347.
137 Ebd.
138 Ebd.
139 Vgl. E §347 Zusatz, in: GW, Bd. 24.3, S. 1498–1499.

16
„Wie ein menschliches Individuum im Verhältniß zum Staate, als seiner sittlichen Substantialität,
seiner absoluten Macht und seinem Wesen, eben in dieser Identität selbstständig und für sich wird,
reift und wesentlich wird: so giebt sich die Pflanze im Verhältniß zum Licht ihre Particularität,
specifische und kräftige Bestimmtheit in sich selbst.“140

Im demselben Sinne, in dem der Staat die Macht über das Individuum ist, ist mutatis mutandis das
Licht die Macht über die Pflanze. Damit resultiert der Assimilationsprozess nicht in der
Bemächtigung der Äußerlichkeit der Pflanze und einem Zusammenschluss mit ihr, sondern in der
totalen Offenheit und der Preisgabe an eine äußere Macht.

2.2.3. Der Gattungsprozess

Als erstes ist anzumerken, dass bei der Pflanze kein eigentlicher Gattungsprozess stattfindet,
sondern nur eine Andeutung desselben.141 Dieser Prozess ist also von dem des Tieres durchaus zu
unterscheiden.
In der Blüte gebiert, Hegel zufolge, die Pflanze „ihr Licht aus sich als ihr eignes Selbst“.142 Die
Blüte ist das Resultat der Assimilation des Lichtes. Nur durch Einwirkung des Lichtes erlangen die
Blütenblätter eine spezifische Farbe, die nicht das neutrale grün der sonstigen Teile ist.143 Das Licht
ist deswegen nicht nur eine Metapher für die Farbe der Blüte. Die Blüte ist nicht allein das Produkt
des Lichtes als eines externen Selbst, sondern auch das „eigne[] Selbst“144 der Pflanze, das sie in
ihrem Lebensprozess erzeugt. Die Blüte ist das Bild eines sich auf sich selbst beziehenden
Pflanzenindividuums.145 Dies wird im weiteren Verlauf näher erklärt.
Die Blüte hemmt das Wachstum der Zweige und setzt dem unendlichen Fortsprossen eine
Grenze. Diese Unterbrechung des Wachstums bedeutet die Negation der Selbsterhaltung der
Pflanze, denn der Gestaltungsprozess war unmittelbar Wachstum als Produktion neuer Individuen.
Die Pflanze negiert sich selbst in der Blüte. Diese Selbstnegation bedeutet aber nicht die Negation
des Individuums durch die Gattung, denn bei der Pflanze fallen Einzelnheit und Allgemeinheit,
Individuum und Gattung zusammen. Das individuelle Tier gewinnt durch diese
Selbsteinschränkung, durch die Negation ihres individuellen Selbst, die Empfindung seiner Selbst
im anderen Individuum seiner Gattung bzw. die Identität mit dem allgemeinen Selbst der
Gattung.146 Der positive Inhalt, der aus der bestimmten Negation resultiert, ist ein anderer als der
ursprüngliche. Die Pflanze vollzieht die Negation an sich selbst und hat als Resultat nur die erneute

140 Ebd., S. 1499.


141 E §348.
142 Ebd.
143 Vgl. ebd.
144 Ebd.
145 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §348 Addition (S. 91).
146 Vgl. E §369.

17
Wiederholung ihrer selbst. Das Individuum, das im Gattungsprozess erzeugt wird, war bereits
vorher unmittelbar (als Produkt des Gestaltungsprozesses) in der Pflanze vorhanden.
Im folgenden wird der Prozess der Befruchtung konkret dargestellt:
Die Blüte unterscheidet sich in den Antheren und den Filamenten einerseits und dem Pistill
und dem Fruchtknoten andererseits. Diese entsprechen in etwa den Geschlechtsorganen des
tierischen Organismus. Die Antheren und Filamente sind die männlichen, der Pistill und der
Fruchtknoten die weiblichen Geschlechtsorgane. Logisch betrachtet bedeutet dies die
Selbstunterscheidung des Begriffs, das Setzen von abstrakten, endlichen Bestimmungen.147 Bei der
Befruchtung treten diese Teile in ein Verhältnis zueinander: Die Antheren öffnen sich, der in ihnen
enthaltene Pollen fliegt durch die Luft und fällt auf das Stigma des Pistills.148 Die Befruchtung ist
laut Schelver als eine Vergiftung des Pistills zu begreifen.149 Das Öl, das im Pollen enthalten ist,
vergiftet das Stigma und tilgt den „Trieb des Wachstums“.150 Der Pistill verwelkt dann und der
Fruchtknoten beginnt an zu schwellen.151 Die Blütenblätter und die Filamente sind währendessen
auch abgefallen. Das Ergebnis dieses destruktiven Prozesses ist die Bildung der Frucht, worin sich
der Samen befindet.152 Begriffslogisch bedeutet dies erstens das Übergehen von endlichen
Bestimmungen in ihre Entgegengesetzten bzw. die Negation der abstrakten Bestimmungen
innerhalb der Blüte (während der Befruchtung) und das aus dieser bestimmten Negation
(Verwelken, Abfallen der genannten Teile) folgende positive Resultat (die Frucht bzw. der
Samen).153
Dieser Prozess, bemerkt Hegel, entpricht jedoch nicht in vollem Sinne dem Gattungsprozess
wie er beim Tier vorzufinden ist. Der ausschlaggebende Unterschied besteht darin, dass die Pflanze
es nicht „zum Verhältnis der Individuen als solcher, sondern nur zu einem Unterschiede [bringt],
dessen Seiten nicht zugleich an ihnen die ganzen Individuen sind“.154 Das Verhältnis zwischen den
Geschlechtsorganen der Pflanze entspricht nicht dem Verhältnis zwischen vollständigen
Individuen.155 Das Geschlecht ist nicht ein Prinzip, das ein pflanzliches Individuums in seiner
Ganzheit prägt und durchdringt, sondern es betrifft nur einen begrenzten Bereich der Pflanze, nur

147 Vgl. ebd. §80.


148 Vgl. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 715.
149 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §348 Addition (S. 97–98).
150 Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders: GW Bd. 24.1, S. 715–716; vgl. auch Petry (Hg.): Hegel’s

philosophy of nature, §348 Addition (S. 97–98).


151 Vgl. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 715.
152 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §348 Addition (S. 98).
153 Vgl. E §§81–82.
154 Ebd. §348.
155 Es existieren jedoch auch Pflanzenarten, z.B. die Dioecia (Palmen, Hanf, Hopfen), bei denen jeweils zwei

verschiedene Pflanzenindividuen die männlichen und die weiblichen Geschlechtsorgane besitzen. (vgl. Petry (Hg.):
Hegel’s philosophy of nature, §348 Addition (S. 93)).

18
einzelne Gebilde.156 Außerdem ist der Geschlechtsunterschied bei Pflanzen wechselnd. „Eine
weibliche Pflanze wird oft im Fortwachsen männlich und umgekehrt.“157
Obwohl es hier nicht zum wirklichen Geschlechtsverhältnis zwischen Individuen einer
Gattung kommt, ist die Blüte als der Höhepunkt der pflanzlichen Subjektivität zu betrachten.158
Denn die Blüte, insofern sie dem ins Unendliche fortgehenden Wachstum nach außen eine Grenze
setzt, entspricht dem Moment der Rückkehr159 aus der Besonderung und der Andersheit und
ermöglicht den Zusammenschluss der Pflanze mit sich selbst. Die Blüte ist das Bild eines sich auf
sich selbst beziehenden Pflanzenindividuums.160 Der Selbstbezug hat sich durch
Selbstunterscheidung, Aufhebung der bestimmten Unterschiede und Wiederherstellung der
Einheit vollzogen. Die Frucht bzw. der Samen in ihr (als die wiederhergestellte Einheit)
konzentriert in sich die ganze Information über das Wesen der Pflanze, sodass aus ihm das
pflanzliche Individuum als ein vermitteltes, erzeugtes hervorgeht. „Der Keim“, welcher am Anfang
des Gestaltungsprozesses unmittelbar gesetzt wurde, „ist hier für das eine und dasselbe Individuum
anzusehen, dessen Lebendigkeit diesen Prozess durchläuft und durch Rückkehr in sich ebenso sich
erhalten hat, als zur Reife eines Samens gediehen ist“.161
Am Ende des Paragraphen merkt Hegel noch an, dass der Gattungsprozess „im ganzen ein
Überfluß“ ist.162 Der Samen sei überflüßig, da zur Produktion eines neues Individuums der
Gestaltungsprozess im Prinzip ausreicht. Gleich im nächsten Paragraphen merkt Hegel jedoch an,
dass dem Begriff nach das Lebendige notwendig der Prozess ist, mit sich selbst
zusammenzuschließen.163 Die Individualität der Pflanze darf nicht einfach vorausgesetzt werden,
sondern als Resultat einer Vermittlung hervorgebracht werden. Der Gattungsprozess hat diese
Vermittlung der Pflanze mit sich selbst ermöglicht. Das Pflanzenindividuum ist am Ende des
Prozesses nicht mehr „unmittelbare Einzelnheit und das Außereinander des vegetabilischen Lebens“164,
d.i. die stete Produktion von neuen Knospen, die nicht miteinander zusammenhängen, sondern
die „mit sich selbst zusammengegangene Individualität“165, welche gleichzeitig Ursache und
Wirkung ihrer selbst ist.
Der Gattungsprozess bei der Pflanze ist aber nur formal166 und die Formalität kennzeichnet
infolgedessen auch ihre Subjektivitätsform. Das vermittelte Individuum, das als Resultat des

156 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §348 Addition (S. 93–94); Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur,
in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 714.
157 Vgl. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Natur, in: Ders.: GW Bd. 24.1, S. 714.
158 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §348 Addition (S. 92).
159 Vgl. ebd. §348 Addition (S. 91).
160 Vgl. ebd.
161 E §348.
162 Ebd.
163 Vgl. E §§349, 217.
164 Ebd. §349.
165 Ebd.
166 vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §348 Addition (S. 96).

19
Gattungsprozesses hervorgebracht wird, ist nicht das ursprüngliche, das durch Selbstnegation jetzt
inhaltlich neu bestimmt wäre (als Einzelnes oder als konkrete Allgemeinheit), sondern wieder ein
anderes, neues Individuum, in welches das erste zerfallen ist. Der Selbstbezug vollzieht sich nur
auf förmlicher, äußerlicher, nicht auf subjektiver (innerer) Ebene.

3. Der tierische Organismus oder die „einzelne, konkrete Subjektivität“

Die Aufhebung der Unmittelbarkeit des pflanzlichen Individuums und des äußerlichen
Zusammenhangs der Individuen auf der Pflanze begründet für Hegel „den Übergang in den
wahrhaften Organismus“.167 Nach dem Gattungsprozess erweist sich das pflanzliche Individuum
auch als ein Vermitteltes und damit als ein „vorübergehende[s] Moment“168 im ganzen
Lebensprozess der Pflanze. Das Individuum hat sich als die Gattung erwiesen, welche sich selbst
gleichzeitig als ein Glied des Ganzen erzeugt. Damit kann zum tierischen Organismus
übergegangen werden, da in ihm „die Teile wesentlich Glieder“169 sind.
Der tierische Organismus ist die höchste Stufe der Organisation innerhalb der Natur. Sein
Organismus weist eine innere Gliederung auf, die beim pflanzlichen in dieser Form noch nicht
existiert. Die Glieder und „die Organe des Organismus [sind] dem Organismus [nun] selbst
innerlich“.170 In Hegels Worten: „[D]ie eigene Äußerlichkeit der Gestalt [ist] zu Gliedern
idealisiert“.171 Dies bedeutet, dass der Zusammenhang zwischen den Teilen nicht mehr wie bei der
Pflanze äußerlich ist, sondern dass der Begriff bzw. die Idee den Organismus als Ganzes
durchdringt, sodass die Unterschiede, in die sich die Gestalt entwickelt, wesentlich Glieder,
Momente der Gestalt oder der Idee sind und ein einziges vereintes Leben bilden.172 Die allgemeinen
Bestimmungen des tierischen Organismus sind im ersten Kapitel im Grunde genommen bereits
abgehandelt worden. Der tierische Organismus ist der Prozess, sich „zu dem [zu] mach[en], was es
ist“173, der Prozess, der sich als negative bzw. selbstische Einheit erhält, woraus die konkrete
Subjektivität resultiert.
Der Paragraph 351 legt die Eigenschaften und Fähigkeiten des Tieres dar. Es sind eben die
Eigenschaften, welche die Pflanze entbehrt. Das Tier vermag sich selbst zu bewegen und seinen
Ort, obwohl nicht frei, doch „nach innerem Zufall aus sich selbst“174 zu bestimmen. Die Schwerkraft
bestimmt nicht seinen Ort im Raum auf mechanische Weise, denn das Tier ist ein Selbst, dessen

167 E §349.
168 Ebd.
169 Ebd.
170 Schnädelbach (Hg.): Hegels »Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften« (1830), S. 194.
171 E §350.
172 Vgl. ebd. §337.
173 Ebd. §352.
174 Ebd. §351.

20
Anderes auch ein Strukturmoment seiner selbst ist, das in seiner Macht liegt. Das Tier ist das tätige
sich Unterscheiden von der Natur und das Negieren äußerer Einwirkungen. (Die Mechanik ordnet
sich hierbei der Organik unter.) In diesem Sinne ist es auch „the pure and proper negativity of
various specific places“.175
Insofern das Tier über die Fähigkeit zur „Selbstbewegung“ verfügt, bezeichnet Hegel es als
„eine freie Zeit“.176 Raum und Zeit sind zunächst abstrakte Kategorien, die sich konkret nur in der
Bewegung denken lassen.177 Über die nur fremdbestimmte Bewegung steht die Selbstbewegung des
Tieres, welche ferner imstande ist, nicht nur den Raum um sich,178 sondern auch die Zeit selbst zu
strukturieren.179
Das Vermögen, die Zeit selbst zu strukturieren, besitzt das Tier auch, insofern es „Stimme“
hat.180 Hoffmann merkt an, dass die Stimme des Tieres „in gewisser Weise der Triumph über den
nur äußeren Zeitlauf – frei geformte, aus dem »Inneren« heraus »bestimmte« Zeit, qualifiziertes
Jetzt [ist]“.181 Die Stimme ermöglicht diese Kontrolle über die Zeit, weil sie Ausdruck und
Manifestation einer Subjektivität ist, insofern diese als „wirkliche Idealität“182, d.i. als Seele tätig ist.
Das Tier ist ein einheitliches Leben, Idee oder Seele. Die Seele ist jedoch in einem Leib realisiert,
der als die äußere Manifestation der Seele zu begreifen ist. Diese Äußerlichkeit kann ihrerseits aber
auch nicht auf die Leiblichkeit reduziert werden, denn die Leiblichkeit ist nur ein Zeichen für die
Seele.183 Oder die Leiblichkeit muss als etwas aufgefasst werden, dass mehr als den rein materiellen
Körper umfasst: „Die Seele hat an ihrer Leiblichkeit ihre freie Gestalt, in der sie sich fühlt und sich
zu fühlen gibt“.184 Diese Gestalt ist „wirkliche Idealität“185 in dem Sinne, dass sie sich beispielsweise
durch die Stimme, die sie produziert, „zu fühlen gibt“186 und somit auf ihre Umwelt wirken kann.
Weil in der Stimme die Subjektivität in Raum und Zeit in Form von Schallwellen gegenständlich
wird,187 ermöglicht dies dem Tier „die Herrschaft der abstrakten Idealität von Zeit und Raum“188
zu übernehmen.
Weitere Eigenschaften des Tieres sind seine Wärme als Resultat des internen Prozesses der
Selbstaufzehrung und Selbsterhaltung seiner Organe und die „unterbrochene Intussuszeption“.189 Das

175 Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §351 Addition (S. 105).
176 E §351.
177 Vgl. Hoffmann: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, S. 398.
178 Vgl. ebd., S. 397.
179 Vgl. Hoffmann: Anmerkung Nr. 198, in: Ders.: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, S. 506.
180 Vgl. E §351.
181 Hoffmann: Anmerkung Nr. 198, in: Ders.: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, S. 506.
182 E §351.
183 Vgl. E §411.
184 Ebd.
185 Ebd. §351.
186 Ebd. §411.
187 Vgl. E §351 Zusatz, in: GW Bd. 24.3, S. 1518.
188 E §351.
189 Ebd. §351.

21
Tier ernährt sich intermittierend, weil es das Verhalten zu seiner anorganischen Umgebung,
insofern diese ein Strukturmoment seiner Subjektivität selbst ist, selbst regulieren kann. Das Tier
fühlt wann es Hunger hat und wann es satt ist. (vgl. dazu auch S. 9-10).
Das letzte und zugleich wichtigste Merkmal, das das Tier auszeichnet, ist das Gefühl bzw.
das Selbstgefühl.190 Im folgenden wird dargelegt, wie dieses Selbstgefühl aus dem
Gestaltungsprozess resultiert.

3.1. Der Gestaltungsprozess oder das „Selbstgefühl“

Die „Gestalt ist das animalische Subjekt als ein Ganzes nur in Beziehung auf sich selbst“.191 Sie
entspricht dem ersten Moment des Begriffs, der „sich auf sich beziehende[n] Allgemeinheit“.192 Ihr
Prozess ist dieser Bezug auf sich selbst, der aber wiederum in drei Teilprozesse unterteilt ist, die
den drei Momenten des Begriffs zugeordnet sind: die Sensibilität als Allgemeinheit, die Irritabilität
als Besonderheit und die Reproduktion als Einzelnheit.193 Diese Begriffsmomente haben jeweils
ihre Realität in dem Nerven-, Blut- und Verdauungssystem.194 Darauf werde ich nicht näher
eingehen, da dies keine Voraussetzung für das Verständnis des Selbstgefühls darstellt.
Der Gestaltungsprozess ist der Prozess, dass sich die Glieder bzw. die Organe195 des Körpers
wechselseitig hervorbringen und erhalten. Zur Beschreibung Kants fügt Hegel hinzu, dass sie sich
nicht nur gegenseitig hervorbringen, sondern auch gegenseitig aufzehren.196 Im Organismus sind
die Glieder nicht nur Zwecke füreinander, sondern auch Mittel. Der Organismus macht „seine
eigenen Glieder zu seiner unorganischen Natur, zu Mitteln“,197 zehrt diese auf und ernährt sich
daraus (zehrt sich damit selbst auf).198 Der Prozess, diese Anorganität aufzuheben, ist gleichzeitig
der Prozess der Gliederung und Erhaltung des Organismus in sich selbst.199 Die organische Einheit,
die aus diesem Prozess resultiert, ist die Gestalt. Diese Gestalt ist jedoch keine „abgrenzbare, äußere
Gestalt“200, die sich von der äußeren Natur unterscheidet, sondern eine prozessuale Einheit, die
„nicht allein eine äußere Gestalt [den objektiven Körper, Anm. d. Verf.] hervor[bringt], sondern
zugleich ein Selbst, das auf elementare Weise – im Modus des Gefühls – für sich wird.“201 Die
Gestalt ist nicht bloß objektiv, sondern auch subjektiv. Die Prozessualität der Gestalt ist nicht nur

190 Vgl. ebd. §§351, 365.


191 Ebd. §353.
192 Ebd. §355.
193 Vgl. ebd. §353.
194 Vgl. ebd. §354.
195 Anders als im pflanzlichen Organismus sind die Organe des tierischen Organismus klar voneinander unterschieden

und jedes hat eine spezifische Funktion.


196 Vgl. Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 345–346.
197 E §356.
198 Vgl. ebd.
199 Vgl. Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 346; vgl. E §356.
200 Ebd., S. 344.
201 Ebd.

22
eine äußerliche, sondern sie ist für das Tier präsent in der Form des Gefühls. Gefühl resultiert aus
der Identität der Identität und Nicht-Identität zwischen Selbst und Körper/Leib. Anders gesagt:
Das Selbst hat seinen Unterschied im Leib, mit dem es zugleich identisch ist. Das Resultat der
Negation dieses Unterschiedes (als zweite Negation) ist das Gefühl.202 Das Gefühl ist das
Allgemeine (das Selbst), das unmittelbar in sich reflektiert ist.203 Es ist der Begriff als Allgemeines,
das um seiner Selbstbestimmung willen sich selbst von sich unterscheidet und sich dabei in sich
selbst als Bestimmtes findet, insofern „die wirkliche Bestimmtheit unmittelbar als Besonderheit in
das Allgemeine aufgenommen [wird]“.204 Die Identität von Selbst und Leib, das Selbstgefühl, kann
nur als Rückkehr aus der Selbstunterscheidung des Allgemeinen gesetzt werden. Selbstgefühl
impliziert eine Verdoppelung der Subjektivität, sodass sie sich auf beiden Seiten befindet. 205 Das
Tier besitzt Selbstgefühl, insofern in ihm „das Selbst, […] für das Selbst ist“.206 Hiermit hat sich
das tierische Individuum im Gestaltungsprozess mit sich selbst zusammengeschlossen.

3.2. Der Assimilationsprozess oder die „wahre Gewissheit seiner selbst“

Der Assimilationsprozess entspricht dem zweiten Moment des Begriffs, der Besonderung. Die
Gestalt unterhält sich nicht nur in sich selbst, sondern bezieht sich zugleich auf ein Äußeres. Dieses
Äußere ist die unorganische Natur als das Andere des Tieres. Die Natur ist „äußerliche Bedingung
und Material“207, „Voraussetzung“208 für die Erhaltung des tierischen Organismus, doch nicht in dem
Sinne, dass es, wie die Pflanze, sein Selbst in der Natur hätte und von dieser äußerlich bestimmt
und bedingt würde, sondern so, dass es die Natur als ein Moment seines Lebensprozesses und
seiner Subjektivitätsstruktur integriert. (Im Besonderen ist das Allgemeine sein eigenes Anderes.)
Das Selbstgefühl spielt gleich eine Rolle in diesem Prozess nach außen. Indem das Selbst die Natur
von sich ausschließt und sich gleichzeitig auf sie bezieht, ist „die tierische Organisation in dieser
äußerlichen Beziehung unmittelbar in sich reflektiert“.209 D.h., dass die sinnliche Wahrnehmung eines
äußeren Gegenstandes die Wahrnehmung des eigenen Leibes impliziert.210 Die sinnliche
Wahrnehmung durch die fünf Sinne ist die erste Form der Aneignung der Natur, der „theoretische
Prozeß“211, der die Natur noch als „äußere[] Objektivität bestehen lässt“.212

202 Vgl. Brinkmann: „Hegel on the Animal Organism“, S. 144.


203 Vgl. E §§350, 351, 353.
204 Vgl. E §353.
205 Vgl. Petry (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, §350 Addition (S. 102).
206 E §350 Zusatz, in: GW Bd. 24.3, S. 1515.
207 E §357.
208 Ebd. §219.
209 Ebd. §357.
210 Vgl. Brinkmann: „Hegel on the Animal Organism“, S. 143.
211 E §357.
212 Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 351.

23
Die zweite Aneignungsform ist „der reelle Prozeß oder das praktische Verhältnis zu der
unorganischen Natur“.213 Voraussetzung für dieses Verhältnis ist die Trennung der Gestalt von der
Natur.214 Diese Trennung ist nicht bloß äußerlich, sondern geschieht auf immanente Weise,
innerhalb des Organismus bzw. des animalischen Subjekts. Der immanente Widerspruch zwischen
sich selbst und der außen stehenden Natur ist für das Tier direkt fühlbar in der Form des
Mangels.215 Das Tier fühlt die ihm gegenüberstehende Objektivität unmittelbar, denn es hat sie als
die Negation seiner selbst in sich.216 Das Gefühl des Mangels erweckt aber sofort den „Trieb, ihn
aufzuheben“217, die eigentliche praktische Tätigkeit. Der Trieb ist die Tätigkeit, einen bestimmten
Inhalt, der in der Subjektivitätsstruktur noch allein negativ und (einseitig) subjektiv vorhanden ist,
nämlich als bestimmter Mangel, als Bedürfnis nach etwas spezifisches oder als Begierde, positiv
und objektiv in die Subjektivitätsstruktur zu setzen.218 Damit dies geschehe, setzt der Trieb bzw.
der Instinkt219 diesen „durch das Bedürfnis spezifizierten Inhalt […] als Zweck“220 ein, der dann
vom Tier verfolgt wird. Das Tier geht somit dazu über, diesen Inhalt positiv in sich zu setzen:
Indem es von einzelnen Dingen der Natur erregt wird221, werden diese zu seinen spezifischen
Nahrungsmitteln, die er dann verzehrt und sich einverleibt.222 Die aufzehrende Assimilation
geschieht in zwei Schritten223: Der erste Schritt ist die „mechanische Bemächtigung des äußern
Objekts“224, worunter man sich zum Beispiel das Fangen eines Fisches oder das Pflücken einer
Frucht vorstellen kann. Der zweite Schritt besteht in der eigentlichen Assimilation als den
organischen Prozess der Einverleibung, d.i. der Verwandlung des Objekts in die Organisation des
Tieres, welche unter anderem durch die Verdauung geschieht.225
Die reelle Assimilation der Objektivität erweist dem Tier seine Macht über die Natur und
gibt ihm die „wahre Gewissheit“ seiner selbst.226 Diese Gewissheit über sich selbst ist nicht bloß
einseitig subjektiv, eine, an der es zweifeln könnte, sondern ebenso objektiv, da das Tier sich
bewiesen hat, sein anderes Objektives aufzuheben und in seine eigene Ordnung integrieren zu

213 E §359.
214 Vgl. ebd.
215 Vgl. ebd. §359 Anm.
216 Vgl. ebd. §359.
217 Ebd.
218 Vgl. ebd. §360.
219 Hegel versteht den Instinkt als die „auf bewußtlose Weise wirkende Zwecktätigkeit“ (E §360 Anm.).
220 Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 354.
221 Es handelt sich hierbei um eine „innere Erregung“ (E §§360, 361), da die Objekte der Natur, bevor das Tier sie

verzehrt, im animalischen Subjekt bereits als Negation seiner selbst gesetzt sind. (vgl. Ebd. §359).
222 Vgl. E §§361, 362.

Die formelle Assimilation wird hier nicht behandelt. (Siehe E §362)


223 Diese sind ihrerseits in mehrere Teilprozesse unterteilt, die hier nicht weiter behandelt werden.
224 E §363.
225 Vgl. ebd. §§363–364.

Die Ernährung des Tiers ist, anders als bei der Pflanze, intermittierend, da das Selbstgefühl das Verhältnis des Tiers
mit seiner Umgebung reguliert. Die Begierde bewegt das Tier dazu, sich zu ernähren und die Befriedigung derselben
verursacht die Unterbrechung der Ernährung. In dem Moment, in dem es satt ist, hört es auf zu essen.
226 Vgl. E §366.

24
können. Das Tier hat sich dadurch „die Gewißheit seiner selbst als wahre Gewißheit, als solche,
welche ihm selbst auf gegenständliche Weise geworden ist“227, gegeben.
Die Negation der äußeren Natur resultiert nicht in Nichts, da die Natur jetzt in der Organik
des Tieres aufgehoben ist. Das Tier bleibt aber seinerseits von dieser Negation auch nicht
unverändert. Weil die Negation seines Anderen auch die Negation seiner selbst impliziert, bedeutet
diese Negation seine Auflösung in die allgemeine Substanz des Lebens, welche die Gattung228 ist.
Dadurch ist das Tier nicht mehr ein unmittelbares Individuum, sondern als durch die Gattung
vermittelt „konkretes Allgemeines, Gattung“229 geworden. Seine unmittelbare Subjektivität ist damit
auch aufgehoben und ab jetzt als Produkt des Lebensprozesses zu begreifen.230

3.3. Der Gattungsprozess oder das „Selbstgefühl im Anderen“

Und doch ist in dem wachsam warmen Tier


Gewicht und Sorge einer großen Schwermut.231

Die Befriedigung des Bedürfnisses nach Nahrung weist das Defizit auf, dass die Befriedigung nur
vorübergehend ist.232 Das animalische Subjekt bleibt stets auf sein Anderes angewiesen, um sich
seiner selbst gewiss zu werden. Der Gegensatz zwischen Subjektivität und Objektivität lässt sich
nur vorübergehend beseitigen, da die Begierde den äußeren Gegenstand immer wieder erzeugt.233
Dieses Defizit begründet den Übergang zum Gattungsprozess, in dem eine höhere
Subjektivitätsform erreicht wird.
Aus dem Assimilationsprozess hat sich das Tier als konkrete Allgemeinheit bzw. als Gattung
ergeben. Wie bereits bei Aristoteles ist die Gattung für Hegel nicht jenseits der Individuen zu
denken, die sie integrieren.234 Die Gattung ist somit zunächst „in ansichseiender einfacher Einheit mit
der Einzelnheit des Subjekts“235, d.h. unmittelbar identisch mit dem Individuum und noch nicht
für sich, seiner selbst nicht bewusst. Es ist aber auch erwiesen worden, dass das Tier einzelne
Subjektivität, ein Individuum mit Selbstgefühl und Selbstgewissheit ist. Damit ist es gleichzeitig

227 Hegel: Phänomenologie des Geistes, in: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 9, hg. v. Wolfgang Bonsiepen und Reinhard Heede,
Hamburg 1980, S. 107.
228 Mit „Gattung“ meint Hegel an dieser Stelle nicht etwa Spezies oder Art, sondern „allgemeines Leben“ (vgl. Khurana:

Fußnote 44, in: Ders.: Das Leben der Freiheit, S. 363).


229 E §366.
230 Vgl. ebd.
231 R. M. Rilke: Duisener Elegien. Die achte Elegie, in: Ders.: Die Gedichte, Frankfurt am Main/Leipzig 1998, S. 658–

660.
232 Vgl. E §362.
233 Vgl. Hegel: Phänomenologie des Geistes, in: Ders.: GW Bd. 9, S. 107.
234 Für Aristoteles ist die Gattung eine Substanz zweiter Ordnung, die nicht unabhängig der Individuen (als Substanz

erster Ordnung), besteht. (vgl. Copleston, Frederick: „La metafísica de Aristóteles“. In: Copleston, Frederick: A history
of philosophy, Bd. 1, Greece and Rome. London: Burns and Oates Ltd. 1960, spanisch: Historia de la filosofía. Vol. 1, De la
Grecia clásica al Mundo cristiano. Übers. von Juan Manuel García de la Mora. Barcelona: Ariel 2011, S. 250–274, S. 262.)
235 E §367.

25
nicht-identisch mit der Gattung. Anders gesagt: Das Tier ist Gattung, aber als spekulative Identität
ist es auch gleichzeitig für die Gattung. Das Tier „muß für das andre sein, was e[s] ist.“.236 Dieser
immanente Unterschied, sowie er zwischen dem Tier als Individuum und dem Tier als Gattung
innerhalb der spekulativen Einheit beschrieben worden ist237, entspricht dem Urteil des
Allgemeinen.238 Diese instabile Gleichheit bzw. Ungleichheit des Tieres mit sich selbst artikuliert
sich im Gattungsprozess, bei dem das Allgemeine „in Verhältnis und Prozeß mit der Einzelnheit
der Subjektivität tritt“.239 Bisher war das Tier nur einzelne Subjektivität. Ziel dieses Prozesses ist
weiterhin das Zusammenschließen der Gattung mit sich selbst, sodass sie „für sich seiende Einheit“240
und „subjektive Allgemeinheit“241 wird. Ob dies erreicht wird, sehen wir noch.
Das Verhältnis zwischen dem einzelnen Tier und der Gattung kommt auf unterschiedliche
Weisen zum Vorschein. Hegel beschreibt zwei negative und eine positive Gattungsbeziehung.242
Die negativen Gattungsbeziehungen enden in dem Tod des tierischen Individuums und entbehren
eines positiven Resultats. Diese sind erstens das Verhältnis zwischen Individuen unterschiedlicher
Tierarten (E §368) und zweitens die „Selbstbeziehung des Individuums […] in Form von Krankheit
und Tod“243 (E §§371–376). Die positive Gattungsbeziehung ist das Geschlechtsverhältnis, das
ebenfalls den „Tod nach erreichter Reproduktion“244 ergibt, aber darüberhinaus noch ein neues
Tierindividuum erzeugt, das als positives Resultat gilt. Die Vervielfältigung und das
Auseinanderfallen der Prozesse deutet Hegel als eine Konsequenz davon, dass die Gattung noch
nicht in subjektiver Einheit mit sich selbst existiert, d.h., dass sie sich seiner selbst „noch nicht [als]
Ein Subjekt“245 bewusst ist.
Die erste negative Gattungsbeziehung ergibt sich aus der Besonderung der allgemeinen
Gattung in die einzelnen Tierarten.246 Um der Selbsterhaltung willen verzehren die Tierarten
einander wie die anorganische Natur im Assimilationsprozess auch verzehrt wurde. Die Gattung
tritt hierbei nur negativ hervor,247 denn sie erhält und behauptet sich nur durch die Negation der
jeweils anderen Tierart, die ihr feindlich gegenübersteht.248 Damit verwirklicht sich die Gattung

236 Hegel: Phänomenologie des Geistes, in: Ders.: GW Bd. 9, S. 108.


237 Dieser innere Unterschied zwischen Allgemeines und Einzelnes zeichnet das Tier gegenüber der Pflanze aus.
238 Vgl. E §367.
239 Ebd. §366.
240 Ebd. §367.
241 Ebd.
242 Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 359.
243 Ebd.
244 Ebd., S. 360.
245 E §367.
246 Vgl. Ebd. §368.
247 Vgl. Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 365–366.
248 Vgl. E §368.

Dieses feindliche Verhalten, welches zwischen Tierarten herrscht, übt, zusammen mit den zufälligen und wechselnden
Umständen der umgebenden Natur, „eine fortdauernde Gewaltsamkeit und Drohung von Gefahren auf [das] Gefühl
[des Tieres] aus“, sodass sich sein Gefühl als „ein unsicheres, angstvolles, unglückliches“ konstituiert (E §368 Anm.).

26
nicht als Ganze, sondern nur in je partikularisierter Form,249 denn es ist nur die besondere Tierart,
die sich auf diese Weise erhält und „für sich“ wird.250 Das eigentliche Resultat ist der Tod einzelner
tierischer Individuen, ohne, dass sich dadurch die Gattung mit sich zusammenschließen würde.
Im Geschlechtsverhältnis bezieht sich ein tierisches Individuum auf ein anderes Individuum
seiner Art. Diese Beziehung ist affirmativ,251 denn sie ergibt ein positives Resultat. Die Situation ist
folgende: Zwei Tiere unterschiedlichen Geschlechts begegnen einander. Als einzelne Individuen
verfügen sie, indem sie den Gestaltungsprozess und den Assimilationprozess durchgegangen sind,
bereits ein Selbstgefühl und auch die Gewissheit über sich selbst. Doch nun gilt es durch dieses
Verhältnis ihr Selbstgefühl im Andern ihrer Gattung zu erlangen.252 Der Ausgangspunkt ist dem
des reellen Assimilationsprozesses sehr ähnlich253: das einzelne Tier fühlt zunächst einen Mangel,
ein bestimmtes Bedürfnis und den Trieb diesen aufzuheben. Das Gefühl des Bedürfnisses oder
des Mangels deutet Hegel als das immanente Beziehen der Gattung auf sich selbst, als den gefühlten
Widerspruch oder als die Einheit der Identität und Nicht-Identität zwischen Einzelnem und
Allgemeinem.254 Da das einzelne Tier der Gattung nicht unmittelbar angemessen ist, erweckt sich
in ihm der Trieb „als Spannung gegen die[se] Unangemessenheit“.255 Das Objekt, das ihm beim
Geschlechtsverhältnis gegenübersteht und erregt, ist jedoch nicht eines, das es aufzuzehren
beabsichtigt, da es ein Mitglied seiner eigenen Art ist. Außerdem zeigt das andere Tier, sofern es
ein anderes selbstständiges Subjekt ist, einen Widerstand, getötet zu werden. Zweck des tierischen
Triebs ist es vielmehr, sich mit diesem Anderen in der Begattung zu vereinigen. Hiermit erlangt das
Individuum ein Selbstgefühl seiner selbst im Andern seiner Gattung bzw. seiner Art.256 Diese
Subjektivitätsstruktur ist die komplexeste, die innerhalb der Natur erreicht wird. Das folgende Bild
sollte hilfreich sein, um sich diese Struktur vorzustellen: Wenn das individuelle Selbstgefühl mit der
Reflexion seiner selbst im Spiegel verglichen werden kann, dann ist das Selbstgefühl im Anderen
die unendliche Reflexion eines Spiegels in einem anderen Spiegel, ein „Spiegel im Spiegel“. Ich
erlaube mir an dieser Stelle einen Vergleich mit der Bewegung des Anerkennens257 in der
Phänomenologie des Geistes anzuführen: Indem das Individuum innerhalb der spekulativen Einheit für
das Andere existiert, hat es sich zunächst an dieses Andere verloren. „[E]s findet sich als ein anderes
Wesen.“258 Dieses Andere ist damit jedoch auch unmittelbar aufgehoben, denn das Individuum

249 Vgl. Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 364.


250 Vgl. E §368.
Diese erste Gattungsbeziehung ist hier nur zusammenfassend dargestellt worden, da sie inhaltlich nicht unbedingt
relevant für die behandelte Thematik ist.
251 Vgl. E §369.
252 Vgl. ebd.
253 Vgl. Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 366.
254 Vgl. E §369.
255 Ebd.
256 Vgl. ebd.
257 Diese gilt streng genommen nur für das Selbstbewusstsein, das sich erst im Menschen entwickelt. Ich denke aber,

dass der Vergleich an dieser Stelle nützlich sein kann.


258 Hegel: Phänomenologie des Geistes, in: Ders.: GW Bd. 9, S. 109.

27
„sieht auch nicht das Andere als [selbstständiges, Anm. d. Verf.] Wesen, sondern sich selbst im
Anderen“.259 Das Individuum geht somit darauf, nicht das Andere, sondern sein Anderssein
aufzuheben. Dieses Aufheben seines Andersseins bedeutet für das Individuum die Rückkehr in
sich selbst und das freie Entlassen des anderen Individuums, das seinerseits ebenfalls in sich
zurückkehrt. Die Individuen sind nach dem Durchgang durch die zwei Negationen inhaltlich
anders bestimmt als vor dieser Erfahrung.260
Dieses Selbstgefühl im Andern, das bei der Begattung erreicht wird, nennt Hegel auch das
„Gefühl der Allgemeinheit“261 oder das „Gefühl der Gattung“.262 Die zwei Geschlechter als
endliche Bestimmungen gehen während des Geschlechtsakts ineinander über und lösen sich dabei
selbst auf. Hegel beschreibt demzufolge die Gattung, die sich daraus als „die negative Identität der
differenten Einzelnheiten“263 ergibt, als „ein geschlechtsloses Leben“264. (Die
Geschlechtsbestimmungen sind in der Gattung aufgehoben.) Dies ist das erste positive Resultat.
Das zweite positive Resultat ist das durch die Begattung neu erzeugte Individuum. Hegel
merkt gleich an, dass dieses Individuum zwar Gattung ist, jedoch wieder als ein „unmittelbar
Einzelnes“.265 Dies erklärt sich folgendermaßen: Die sich selbst erzeugende Gattung fällt nach dem
Erreichen seines subjektiven Höhepunkts in der Begattung wieder zurück auf seine erste
Unmittelbarkeit, dem einzelnen Individuum. Es ist die „schlechte Unendlichkeit des Progressus“266,
welche es nur erlaubt, dass sich die Gattung durch den unendlich sich wiederholenden Kreislauf,
in dem Individuen untergehen und durch neue Individuen ersetzt werden, erhält. In der Natur
muss stets mindestens eines äußerlich bleiben. So bringt sich im Tierreich die Gattung nur „an
sich“267, d.h. nur objektiv betrachtet zur Existenz.268 In anderen Worten: Der Zusammenschluss der
Gattung mit sich selbst findet hier nur für uns, nicht für die Tiere statt. Denn „[n]ur in der Form
der Einzelheit ist die Gattung für das Tier […] [und] [i]m Tiere ist noch nicht […] das Allgemeine
als solches für das Allgemeine“.269
Die zweite negative Gattungsbeziehung geschieht in Form von Krankheit und Tod. Die
Krankheit deutet Hegel als eine Verstörung oder ein Missverhältnis des Organismus mit sich selbst,

259 Ebd.
260 Ich habe hier die Bewegung nur vereinfachend dargestellt. Man müsste eigentlich die Doppelsinnigkeit in der
Bewegung mehr herausheben.
261 E §368 Zusatz, in: GW Bd. 24.3, S. 1576.
262 Ebd.
263 E §370.
264 Ebd.
265 Ebd.
266 Ebd.
267 Ebd.
268 Vgl. ebd.
269 E §381 Zusatz, in: Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse 1830. Dritter Teil. Die Philosophie

des Geistes mit den mündlichen Zusätzen, zit. nach: Ders.: Werke in zwanzig Bänden, Bd. 10, hg. v. Eva Moldenhauer und Karl
Markus Michel, Frankfurt am Main 1970, S. 20.
In diesem Sinne entspricht der Gattungsprozess beim Tier nicht in vollem Sinne dem Moment der Einzelheit des
Begriffs, da die Einheit von Einzelnem und Allgemeinem noch nicht bewusst ist.

28
bei dem ein besonderes System oder Organ, vom äußeren Unorganischen dazu erregt, aufhört sich
dem Ganzen zu subordinieren und eine Selbstständigkeit entwickelt, welche sich gegen das Ganze
wendet.270 Es ist diese Fixierung auf ein Besonderes,271 welche den Tod des Individuums
herbeiführen kann, wenn die Heilung nicht gelingt und sich am Ende das Besondere im
Organismus gegen das Allgemeine bewährt. Hegel merkt jedoch weiter im Text an, dass selbst,
wenn der Heilungsprozess gelingt und das Individuum seine Krankheit überwindet, er eine
„ursprüngliche Krankheit“272 in sich trägt, welche ihn, früher oder später, zum Tod verurteilt.273 Diese
„ursprüngliche Krankheit“ besteht in einer „Unangemessenheit zur Allgemeinheit“,274 die das Tier
dadurch zu überwinden versucht, dass es seine Einzelheit der Allgemeinheit einbildet.275 Die
Einbildung in die Allgemeinheit versteht Khurana als den „Tod der Gewohnheit“.276 Das tierische
Individuum gleicht sich der allgemeinen Gattung an, wenn sein Leben „zur prozeßlosen Gewohnheit
geworden ist“,277 d.h., wenn seine Tätigkeit eine Abgestumpftheit und Gleichförmigkeit erlangt hat,
die das einzelne Tier von seinen Artgenossen ununterscheidbar macht. Es entsteht auf diese Weise
eine Identität zwischen Allgemeinem und Einzelnem, die allein abstrakt, weil sie nur objektiv ist.278
Der immanente Unterschied zwischen Einzelnem und Allgemeinem, der die lebendige Gattung
ausmacht, ist damit auch ausgelöscht. Was Khurana hier meiner Ansicht nach aber hier außer Acht
lässt ist, dass die Gewohnheit nicht nur den „geistigen“ Tod der Frische und Spontaneität der
Lebendigkeit mit sich bringt, sondern auch allmählich den physischen Tod des Tieres.
Im letzten Paragraphen der Naturphilosophie beschreibt Hegel den Übergang von der Natur
zum Geist. Es ist bereits deutlich geworden, wie durch den Tod des einzelnen Tieres (der „Tod des
Natürlichen“279) die Identität zwischen Einzelnem und Allgemeinem, zwischen Individuum und
Gattung auf der abstrakten, objektiven Seite geschaffen wird. Der Tod eines tierischen
Individuums ist jedoch für ein anderes Individuum beobachtbar, welches darin auch seine eigene
Sterblichkeit erkennen kann. Meine These an dieser Stelle ist: Das Tier, welches dieser Einsicht
fähig ist, ist der Mensch. Hegel vollzieht in Paragraph 376 meines Erachtens den Übergang von
der Zoologie zur Anthropologie. Es ist erst der Mensch, bzw. der Urmensch, der Hominide,
welcher die Identität von Individuum und Gattung auch subjektiv nachvollziehen kann. Um dies
zu verstehen, ist es nötig, auf die am Anfang der Einleitung besprochene Naturauffassung Hegels

270 Vgl. E §§371–374.


Es handelt sich hierbei auch um eine Gattungsbeziehung, insofern Hegel die Krankheit als ein „Organismus im
Organismus“ begreift (vgl. Schnädelbach (Hg.): Hegels »Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften« (1830), S. 192.)
271 Vgl. E §373.
272 Ebd. §375.
273 Vgl. ebd.
274 Ebd.
275 Vgl. ebd.
276 Khurana: Das Leben der Freiheit, S. 363.
277 E §375.
278 Vgl. ebd.
279 Ebd. §376.

29
zurückzugreifen: Die Natur hatte Hegel definiert als die Idee in ihrer Äußerlichkeit. Wie im Verlauf
der Arbeit gezeigt worden ist, sind Naturgegenstände nicht „reine Selbstverhältnisse“280, sondern
immer in äußere Beziehungen verwickelt und von äußeren Gesetzen bestimmt.281 Die Pflanze hat
ihr Selbst außer sich im Licht und das Tier, obwohl es bereits ein Selbst ist, das sich das Andere
einverleiben oder sich in es empfinden kann, bleibt vereinzelt gegen die Macht der Gattung und
erliegt ihr.282 Was nun, subjektiv betrachtet, geschieht, wenn der Tod des tierischen Individuums
von einem anderen Individuum beobachtet wird, ist die Aufhebung des „letzte[n] Außersichsein[s]
der Natur“.283 „Der Tod des Organischen ist […] eine Beziehung auf sich“284, indem das in der Natur
tätige, seiner selbst bisher bewusstlose Subjekt (die Gattung) sich hier selbst als Objekt vor sich
hat. Diese Objektivierung des Subjekts lässt sich, Hoffmann folgend, als „Veräußerung der
Äußerlichkeit“285 begreifen. Diese letzte Äußerlichkeit wird aufgehoben in dem Moment, in dem
das Tier sich selbst in diesem Anderen erkennt und der fremde Tod ihm die eigene Sterblichkeit
lehrt. Die Einsicht in seine eigene Sterblichkeit zeigt ihm weiterhin, dass nicht das Individuum,
sondern die Gattung die bestehende Substanz ist und dass das Individuum nicht unmittelbar
vorhanden ist, sondern erst von der Gattung erzeugt und auch vernichtet wird. Somit kann es nicht
anders, als sich selbst als „konkrete Allgemeinheit“, als selbstbewusste Gattung, d.i. als Geist zu
begreifen.286 Das einzige Tier, dass sich aber dessen bewusst werden kann, ist der Mensch.
Im Tod des Natürlichen hebt sich die Natur als Begriff selbst auf. Mit der Aufhebung ihrer
letzten Äußerlichkeit hebt sich auch die Unmittelbarkeit der Idee, die Subjektivität als nur „an sich
seiende[r] Begriff“287 auf und wird zur konkreten Subjektivität, bei der der Begriff „für sich selbst
ist“288, d.h. sie wird zum erfüllten Begriff, der mit seiner Realität zusammenstimmt, zum Geist.289

Fazit

Am Anfang dieser Arbeit wurde die Frage nach der Konstitution von Subjektivität im pflanzlichen
und im tierischen Organismus gestellt. Am Lebensprozess der Pflanze hat sich gezeigt, dass die
Pflanze nur eine „besondere, formelle Subjektivität“ entwickelt. Am Gestaltungsprozess ließ sich
beobachten, wie das pflanzliche Subjekt es bei seiner Selbstunterscheidung nicht vermag, sich als
Allgemeines in sich selbst zu verhalten und sofort in seine Besonderung übergeht. Indem es sich

280 Hoffmann: Georg Friedrich Wilhelm Hegel, S. 395.


281 Vgl. ebd.
282 Vgl. E §374.
283 Ebd. §376.
284 Hoffmann: Georg Friedrich Wilhelm Hegel, S. 401.
285 Ebd., S. 401–402.
286 Vgl. E §376.
287 Ebd.
288 Ebd. §374.
289 Vgl. ebd. §376.

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verzweigt, erzeugt es ein neues Pflanzenindividuum und verliert dabei die selbstische Einheit. Der
Unterschied, in dem es sich dirimiert, wird nicht in die Einheit zurückgeführt, weil der neue Zweig
bzw. die neue Knospe ein Anderes ist, das sich vom ersten, ihm hervorbringenden, unmittelbar
verselbständigt. Damit kann man nur von einer formalen, äußerlichen Selbstunterscheidung bei
der Pflanze sprechen. Die Pflanze verhält sich zu sich selbst, doch nur objektiv betrachtet, denn
die Selbstbezüglichkeit ist hier nicht ohne die äußere Wiederholung des Ganzen in einem neuen
Individuum. Die Preisgabe und Verlorenheit an das Besondere wird auch im Assimilationsprozess
deutlich. Erstens ist der Gestaltungsprozess als Beziehung der Pflanze auf sich unmittelbar die
Beziehung nach außen. Die Zweige und Blätter der Pflanze verlieren sich an das Licht als ihr
„äußerliche[s] Selbst“.290 Das Licht bestimmt als ein Äußerliches, über welches die Pflanze keine
Verfügung hat, ihr Wachstum und viele ihrer charakteristischen Eigenschaften. Im
Gattungsprozess gelangt die Pflanze an den Höhepunkt ihrer Subjektivität. Indem die Blüte das
Wachstum der Zweige hemmt und dem fortgehenden Sprossen eine Grenze setzt, vollzieht die
Pflanze in ihr eine Selbstnegation, welche die Rückkehr aus der Besonderung (aus der Andersheit)
ermöglicht. In der Blüte bezieht sich die Pflanze auf sich selbst, indem zunächst eine
Differenzierung in einzelne Geschlechtsteile geschieht, die dann bei der Befruchtung aufgehoben
wird, sodass schließlich daraus die Frucht mit dem Samen als die wiederhergestellte Einheit
resultiert. In diesem Prozess schließt sich die pflanzliche Individualität mit sich selbst zusammen.
Die pflanzlichen Individuen gehen daraus als Vermittelte hervor. Doch selbst hier bleibt die
Subjektivität der Pflanze eine formelle: Denn das vermittelte Individuum, das als Resultat des
Gattungsprozesses hervorgebracht wird, ist nicht das ursprüngliche, das durch Selbstnegation jetzt
inhaltlich neu bestimmt wäre (als Einzelnes oder konkrete Allgemeinheit), sondern ein anderes,
neues Individuum, das wieder nur die formelle Wiederholung des ersten ist. Der Selbstbezug
vollzieht sich nur auf förmlicher, äußerlicher, nicht auf subjektiver (innerer) Ebene.
In seinem Lebensprozess konstituiert sich das Tier als „einzelne, konkrete Subjektivität“. Als
die wichtigsten subjektiven Fähigkeiten und Eigenschaften des Tieres haben sich ergeben: die
Selbstbewegung und die damit eingehende Ortsbestimmung und freie Strukturierung der Zeit, die
Stimme als „wirkliche Idealität“291 und das Selbstgefühl. Das Selbstgefühl ist als das Resultat der
Prozessualität der Gestalt zu begreifen und als die Reflexion besonderer leiblicher Zustände in die
selbstische Einheit. Im Assimilationsprozess gewinnt das Tier durch die Betätigung des Triebs und
die Einverleibung der äußeren unorganischen Natur als der „reellen Objektivität“ die „wahre
Gewissheit seiner selbst“. Die Subjektivität des Tiers objektiviert sich und bestimmt sich dabei
weiter als „konkrete Allgemeinheit“ oder als Gattung.292 Durch die Negation seines Anderen

290 Ebd. §347.


291 Ebd. §351.
292 Die Konkretheit besteht in diesem Zusammenwachsen der Subjektivität mit der Objektivität.

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negiert sich das Tier zugleich selbst, löst sich in das „allgemeine Leben“ auf und wird dadurch
begrifflich zu einem Einzelnen als die Einheit von Allgemeinheit (Gestalt) und Besonderheit
(äußere Natur).293 Im Gattungsprozess tritt das konstituierte Einzelne wieder in einem Verhältnis
zur allgemeinen Gattung. In zwei Teilprozessen kämpft das einzelne Tier gegen die Gattung als ein
ihm Äußerliches und erliegt am Ende ihrer Macht. Sie enden im Tod einzelner Individuen, woraus
die Gattung nur negativ hervorgeht. Im Geschlechtsverhältnis dagegen gelingt es dem einzelnen
Tier sein Selbstgefühl in einem anderen Tier seiner Art zu erlangen. Bei der Begattung vereinigen
sich zwei tierische Individuen auf eine Weise, dass dabei ein „Gefühl der Allgemeinheit“294 entsteht.
Das Tier erreicht damit fast sich als „subjektive Allgemeinheit […] in Existenz zu setzen“.295 Doch
das „Selbstgefühl im Anderen“ ist noch nicht das Selbstbewusstsein der Gattung, in dem sich die
Gattung erst mit sich selbst zusammenschließt. Die Gattung ist für das Tier „[n]ur in der Form der
Einzelheit“296 oder das Tier ist noch nicht für sich selbst das Allgemeine.297 In diesem Sinne ist das
Tier nicht in vollem Sinne Einzelnheit (konkrete Allgemeinheit), da ihm die Einheit von Einzelnem
und Allgemeinem noch nicht bewusst ist. Es ist erst das menschliche Tier, welches im Tod eines
anderen Individuums seine eigene Sterblichkeit erkennt und aus dieser Erfahrung lernt, die Gattung
als die eigentlich bestehende Substanz anzuerkennen. Es versteht, dass das Individuum nur ein
Vermitteltes ist und fasst sich infolgedessen selbst als Gattung auf.298 Die selbstbewusste Gattung
ist aber schon der Geist. Die Einsicht in den Tod des Anderen299 und in die eigene Sterblichkeit ist
diese schmerzhafte Befreiung des Geistes aus der Natur.

293 Dies ist nur die unmittelbare Negation der Einzelheit. (vgl. E §367)
294 E §368 Zusatz, in: GW Bd. 24.3, S. 1576.
295 E §367.
296 E §381 Zusatz, in: TWA, Bd. 10, S. 20.
297 Vgl. ebd.
298 Dies ist die durch die Gattung vermittelte Negation der Einzelheit. (vgl. E §§367, 376)
299 Des Anderen seiner selbst.

32
Literaturverzeichnis

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J. W. von Goethe: Die Metamorphose der Pflanzen, in: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14
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J. W. von Goethe: Poetische Werke. Gedichte und Singspiele, in: Ders: Berliner Ausgabe, Bd. 1, Berlin 1960
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Sekundärliteratur:

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Copleston, Frederick: „La metafísica de Aristóteles“. In: Copleston, Frederick: A history of philosophy,
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Dudenredaktion (o. J.): „Intussuszeption“ auf Duden online. URL:


https://www.duden.de/node/72054/revision/1348248 (Abrufdatum: 23.01.2023).

Dudenredaktion (o. J.): „Konkret“ auf Duden online. URL:


https://www.duden.de/node/149464/revision/1413346 (Abrufdatum: 23.01.2023).

Hoffmann, T. S.: Georg Friedrich Wilhelm Hegel. Eine Propädeutik, Wiesbaden 2004.

Khurana, T.: Das Leben der Freiheit. Form und Wirklichkeit der Autonomie, Berlin 2017.

Petry, M. J., (Hg.): Hegel’s philosophy of nature, Bd. 3, London/New York 1970.

Schnädelbach, H. (Hg.): Hegels »Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften« (1830). Ein Kommentar
zum Systemgrundriß, Frankfurt am Main 2000.

34
Siglenverzeichnis

E G. W. F. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse (1830),


hrsg. von Friedhelm Nicolin & Otto Pöggeler, 8. Aufl., Hamburg 1991 [ND 2011].
E1 Dasselbe Werk in der Erstauflage aus dem Jahre 1817
GW G. W. F. Hegel: Gesammelte Werke, hg. v. der Rheinisch-Westfälischen Akademie der
Wissenschaften, Hamburg 1968ff.
KU I. Kant: Kritik der Urteilskraft, Hamburg 2009.
TWA G. W. F. Hegel: Werke in zwanzig Bänden, hg. v. Eva Moldenhauer und Karl Markus
Michel, Frankfurt am Main 1970. (Theorie Werkausgabe)
VL G. W. F. Hegel: Vorlesungen, Ausgewählte Nachschriften und Manuskripte, Bd. 17, hg. v.
Karol Bal, Gilles Marmasse, Thomas Siegfried Posch und Klaus Vieweg, Hamburg
2007.

35
Anhang

Abbildung 1: Peer Schilperoord: Japanische Zierkirsche Verlaubung des Fruchtblattes


(Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Prunus_serrulata_Bluete_Metamorphose20080421.jpg#file;
lizentiert unter CC BY-SA 3.0).

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Eidesstattliche Erklärung

Ich gebe hiermit die eidesstattliche Erklärung ab, dass ich meine Bachelorarbeit über „Hegels
Begriff des Lebens als höchste Stufe der Natur und als unmittelbare Idee in der Enzyklopädie der
philosophischen Wissenschaften. Eine Untersuchung über die Konstitution von Subjektivität im
pflanzlichen und im tierischen Organismus in den Paragraphen 343–376 der Naturphilosophie“
selbstständig angefertigt, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und
alle wörtlichen oder sinngemäß übernommenen Textstellen als solche kenntlich gemacht habe.

Meine Bachelorarbeit darf nach Ablauf der Aufbewahrungszeit im Gemeinsamen Prüfungsamt


dem Institut meines (ersten) Hauptfaches (oder anderen universitären Einrichtungen, z.B.
Universitätsarchiv) übermittelt werden. Im Institut (oder anderen universitären Einrichtungen)
kann meine Bachelorarbeit eingesehen werden.

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass aus meiner Arbeit – unter Angabe der Quelle – zitiert
wird.

Heidelberg, 08.02.2023.

Jon Goiri-Dittrich.

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