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Heft 4
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Schweizer Soldat Nr. 04
I I
April 2012
GESCHICHTE
rekrutierte.
Licht in dieses kaum aufgearbeitete
Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte SS-Soldbuch und Personalausweis von Sturmbannführer (Major) Heinrich J. Hersche
bringt Militärhistoriker Vincenz Oertie, aus Appenzell.
Gais, mit seinem neuen Buch «Ein Appenzeller
in der Waffen-SS». Später führten sie den «Lindenhof» in 1927 zum Major, und als Chef-Reitlehrer
«Die allermeisten Bewerber waren Herisau und den «Appenzellerhof» in war er nun Hauptverantwortlicher für das
geblendet vom wirtschaftlichen Aufschwung Altstätten. Der junge Heinrich absolvierte gesamte Reit- und Fahrwesen im Eidgenössischen
des Dritten Reichs, von den pompös nach der Realschule in Appenzell die Kavallerie-Remonten-Depot.
inszenierten Nürnberger Parteitagen, den Handelsmatura und eine kaufmännische Lehre
Hauptfigur in Oerties Buch ist Major werden. Am 17. Januar 1916 wurde er zum und reichte seine Demission ein.
Heinrich Johann Hersche. Er wurde 1889 Instruktor befördert, womit Auskommen Am 1. Januar 1936 wurde er entlassen.
als Bürger von Appenzell in Zürich geboren. und Zukunft gesichert schienen. Militärisch kaltgestellt und geächtet, von
Seine Eltern waren geschäftstüchtige Im gleichen Jahr ehelichte er Bertha Gläubigern bedrängt und überdies polizeilich
Wirtsleute. Für 30000 Franken erwarben Reimann, die einer wohlhabenden Basler wegen nazifreundlicher Aktivitäten
sie 1903 den Gasthof «Weissbadbrücke» in Familie entstammte. Nach dem weiteren überwacht, bot ihm das deutsche Konsulat
Weissbad bei Appenzell. militärischen Aufstieg avancierte er Ende in Basel den Posten als Betriebsleiter im
GESCHICHTE Schweizer Soldat I Nr. 04 |
April 2012
Mitte der 1920er-Jahre: Hauptmann Hersche als international Hersche wuchs im Gasthof «Weissbadbrücke» bei Appenzell
erfolgreicher Spring- und Dressurreiter (auf «Siegfried»). auf, wo seine Eltern als Wirtsleute tätig waren.
Rüstungskonzern «Getewent» im rat noch politische Vergehen vorlagen, dernd aus. Die Zuchthausstrafe sass er in
sudetendeutschen Gablonz an. plädierte der Verteidiger für ein mildes Urteil. der kantonalen Strafanstalt St. Jakob in
St. Gallen ab, wo er wegen guter Führung
SS-Sturmbannführer Mildes Urteil
am 26. Juni 1948 vorzeitig entlassen wurde.
Hersche verliess die Schweiz am 13. Die verhängte Strafe von acht Monaten
Krank und ausgegrenzt
Dezember 1941 auf legalem Wege, um dann Zuchthaus berücksichtigte den guten
in Deutschland bitter enttäuscht zu werden, Leumund, die ausgezeichnete militärische Hersche kehrte zu seiner Familie
entsprach doch die Tätigkeit in keiner Weise Qualifizierung in der Schweiz und den die bereits vorher wieder in der Schweiz
zurück,
den Versprechungen. Nach einem Einsatz Umstand, dass er als Folge der ungerechtfertigten Wohnsitz genommen hatte. Lungenkrank
als ziviler Reitlehrer in der Hauptreitschule Zwangspensionierung in eine schwierige und von der Gesellschaft ausgegrenzt,
in München-Riem verlangte das Lage geraten war. vermochte er sich mit verschiedensten Arbeiten
Kommando wenig später ultimativ Dienst in Uniform Auch seine anlässlich der Generalmobilmachung schlecht und recht über Wasser zu halten. Er
und den Eintritt in die Waffen-SS. 1939/40 der Armee wiederholt verstarb am 9. Februar 1971 in Hergiswil NW,
Eine Rückkehr in die Schweiz beurteilte und vergeblich angebotenen Dienste sowie wo er auch bestattet wurde.
Hersche als absolut perspektivlos. Er Hersches kategorisches Verlangen, als SS-
«Ein Appenzeller in der Waffen-SS», 300 Seiten, reich
blieb in Deutschland, liess seine Frau und Angehöriger nie gegen sein Vaterland illustriert, Fr. 36.-, ist im Verlag Appenzeller Volksfreund,
Tochter nachkommen und wurde seinem eingesetzt zu werden, wirkten sich strafmil¬ Appenzell, erschienen.
Majorsgrad entsprechend am 19. Februar
1942 als Sturmbannführer in die Waffen-SS
aufgenommen.
Instruktor im Elsass
Per 1. Dezember 1943 wurde Hersche
nach Sennheim/Cernay im Elsass versetzt.
Hier wurde ihm im Ausbildungslager für
ausländische SS-Freiwillige das Kommando des