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bar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein-
speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch
maskuline Form gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer ge-
meint.
Gewusst? J¤K¤L¤
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1
1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 1
Die Gebärmutter wird durch die beiden Aa. uterinae versorgt, die
aus der jeweiligen A. iliaca interna entspringen, den Ureter unter-
kreuzen, und dann durch die Parametrien an die Gebärmutter
heranziehen. Etwa am Übergang von Zervix zu Corpus uteri er-
reichen sie seitlich den Uterus, und verlaufen dann stark ge-
schlängelt nach kranial. In der Schwangerschaft erlaubt dies beim
Wachstum der Gebärmutter durch die Streckung der Gefäße die
problemlose Blutversorgung.
Am Tubenabgang geben sie dann beidseits den Ramus tubarius
ab, der den Eileiter versorgt, und dort Anastomosen mit der A.
ovarica bildet.
Die Ovarien werden, analog zur Versorgung der Hoden (Aa. te-
sticulares), von den Aa. ovaricae versorgt, die entweder direkt aus
der Aorta oder, häufiger links als rechts gelegentlich auch beid-
seits, aus der A. renalis entspringen.
Der venöse Rückstrom erfolgt analog über Vv. uterinae bzw.
Vv. ovaricae, die parallel zu den Arterien verlaufen.
Antwort 2
Der Uterus wird von mehreren Bändern gehalten, die wichtigsten
sind die Ligamenta rotunda (oder Teres uteri), die am Fundus
etwas ventral der Tubenabgänge nach lateral zur Beckenwand zie-
hen, dort in den Leistenkanal eintreten und bis in die großen
Labien ausstrahlen.
Seitlich ist der Uterus durch die Parametrien an der Beckenwand
fixiert, eine breite eher bindegewebig ausgeprägte Platte, durch
die auch die Blutversorgung an den Uterus herantritt. Auch
Lymphabfluss, insbesondere von der Zervix, verläuft über die
Parametrien, ebenso wie die Ureteren, die von kranial kommend
dann nach ventral durch die Parametrien zur Blase ziehen.
Im Bereich der Zervix setzen am Uterus zwei weitere Bänder an,
die Lig. sacrouterina, die zum Os sacrum ziehen.
2
1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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3
1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 3
Die Transformationszone oder Übergangszone bezeichnet den
Abschnitt der Portio uteri, an der das Plattenepithel der Vaginal-
wand und das Zylinderepithel des Zervikalkanals aneinander-
stoßen. Hier ist die Entstehungsstelle der Dysplasien und der
Zervixkarzinome. Vor der Pubertät liegt die Transformations-
zone meist weit im Zervikalkanal, während der Geschlechtsreife
ist sie oft auf der Portiooberfläche sichtbar. Dabei lässt sie sich im
Rahmen der Kolposkopie mit der Jod-Probe gut erkennen. Nach
der Menopause ist sie, bedingt durch den Hormonmangel, wieder
im Zervikalkanal zu finden.
Antwort 4
Vulva: Leistenlymphknoten, dann weiter über die iliakalen
Lymphknoten
Vagina: distale Hälfte: inguinale Lymphknoten, proximale
Hälfte: iliakale Lymphknoten
Cervix uteri: über die Parametrien (rektale Palpation zur Beur-
teilung!) zu den Lymphknoten in der Fossa obturatoria, dann
über die Lymphknoten entlang der A. iliaca interna und externa
zu den Lymphknoten der Iliaca communis und dann über die
paraaortalen Lymphknoten
Corpus uteri: iliakale Lymphknoten, dann zu den paraaortalen
Lymphknoten
Adnexe: paraaortale Lymphknoten.
Antwort 5
Der Lymphabfluss erfolgt überwiegend in die axillären Lymph-
knoten, z. T. aus den beiden oberen Quadranten auch direkt in
die supraklavikulären Lymphknoten. Die beiden inneren Qua-
dranten der Brust werden über die retrosternalen Lymphknoten
drainiert.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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5
1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 6
Die Menarche bezeichnet den Zeitpunkt der ersten Regelblutung.
In Deutschland zwischen dem 10. und 16. Lebensjahr, im Mittel
bei 12 Jahren. In der letzten Zeit ist eine Vorverschiebung der
Menarche um etwa 3–4 Monate alle 10 Jahre zu verzeichnen.
Antwort 7
Letzte regelmäßige, von den Ovarien gesteuerte Regelblutung.
Der genaue Zeitpunkt lässt sich erst im Nachhinein bestimmen,
wenn keine weiteren Blutungen folgen. Der häufig verwendete
Begriff „Menopausenblutung“ ist meist falsch, es handelt sich um
eine postmenopausale Blutung. Die Menopause tritt meist zwi-
schen dem 45. und 55. Lebensjahr auf.
Antwort 8
Klimakterium: Wechseljahre, Zeitraum der nachlassenden Ova-
rialfunktion um die Menopause herum.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 9
Entwicklung der Schambehaarung, in der Regel Beginn im 8.
oder 9. Lebensjahr. Nach Tanner werden sechs Stadien unter-
schieden:
P1: keine Behaarung
P2: wenige Schamhaare an den Labia majora
P3: kräftige Behaarung von umschriebener Ausdehnung
P4: Erwachsenenbehaarung, aber noch geringere Ausdehnung
P5: normale Erwachsenenbehaarung, nach oben horizontal
scharf begrenzt
P6: zum Nabel ansteigende und auf die Oberschenkel über-
greifende Behaarung: pathologisch.
Antwort 10
Entwicklung der weiblichen Brust. Klassifikation nach Tanner:
B1: vorpubertär, keine fühlbare Brustdrüse. Der Warzenhof
folgt den Hautkonturen der umgebenden Brust.
B2: Die Brustknospe entwickelt sich, Brustdrüsengewebe be-
ginnt tastbar zu werden; der Warzenhof ist leicht vergrößert.
B3: Die Brust beginnt sich zu wölben, das Drüsengewebe ist
größer als die Grenzen des Warzenhofes. Dieser vergrößert sich
weiter, bleibt aber in einer Ebene mit dem umgebenden Gewe-
be.
B4: Brustgröße und Erhebung nehmen zu, die Brustwarze und
der Warzenhof heben sich von der Brustkontur ab.
B5: Die Brust erreicht ihre Endgröße, der Warzenhof bildet
wieder eine Ebene mit der Brustkontur, aus der nur die Brust-
warze hervorsteht.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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9
1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 11
Menstruationsphase: Abbruchblutung, die Zählung der Zyklus-
tage beginnt mit dem ersten Tag der Blutung. Progesteron, Östra-
diol und LH sind relativ niedrig, FSH zeigt bereits einen Anstieg.
Antwort 12
Proliferationsphase (Aufbau des Endometriums): Langsamer
Östradiol-Anstieg bis Zyklusmitte und Eisprung, FSH fällt etwas
ab, mittzyklischer LH-Peak. Progesteron ist niedrig.
Antwort 13
Sekretionsphase: Umbau des Endometriums zur optimalen Ein-
nistung der Eizelle. Östradiol fällt nach dem Eisprung ab, steigt
dann in der zweiten Zyklushälfte wieder leicht an, um zwei Tage
vor der Menstruation wieder abzufallen. Progesteron steigt
kontinuierlich an, steiler Abfall nach dem Zugrundegehen des
Gelbkörpers (Corpus luteum) und Beginn der Menstruation. LH
ist konstant niedrig, FSH fällt zunächst nach dem Eisprung,
steigt wenige Tage vor der Menstruation wieder an.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 14
Die Sekretion von FSH (follikelstimulierendes Hormon) aus der
Hypophyse wird durch die Sekretion von GnRH (Gonadotropin-
Releasing-Hormon aus dem Hypothalamus) stimuliert, und
durch das Östrogen des heranreifenden Follikels gebremst. In
der ersten Zyklushälfte finden sich zunächst relativ konstante
FSH-Spiegel, vor der Ovulation kommt es zum relativen FSH-Ab-
fall. Kurz nach dem LH-Anstieg (s. u.) kommt es auch zum FSH-
Peak. In der zweiten Zyklushälfte fallen die FSH-Spiegel zunächst
wieder, nach Untergang des Corpus luteum, und dem daraus
resultierenden Progesteronabfall findet sich ein erneuter FSH-
Anstieg um eine neue Follikelgeneration für den kommenden
Zyklus zu stimulieren.
LH (luteinisierendes Hormon) wird ebenso aus der Hypophyse
sezerniert. In der Zyklusmitte kommt es durch entsprechend
hohen Östrogenspiegel (aus dem Follikel) durch einen positiven
Feedback-Mechanismus zum steilen LH-Anstieg (sog. LH-Peak),
der 24 h später den Eisprung (Ovulation) hervorruft.
In der ersten und zweiten Zyklushälfte sind die LH-Werte relativ
niedrig und konstant, bis auf den oben beschriebenen mittzykli-
schen Anstieg.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 15
Eigenanamnese: bestehende Beschwerden und Erkrankungen,
Voroperationen, Vorerkrankungen
gynäkologische Anamnese: Menarche, letzte Menstruation
(erster Tag), Zykluslänge, Zyklusunregelmäßigkeiten, Zwi-
schenblutungen, derzeitige und frühere Kontrazeption
geburtshilfliche Anamnese: vorausgegangene Schwangerschaf-
ten und Geburten (inkl. Geburtsmodus, Geburtsgewichte der
Kinder, Geschlecht), explizit nach Schwangerschaftsabbrüchen
fragen, Komplikationen in der Schwangerschaft, bei Geburt
und Wochenbett
Familienanamnese: maligne Erkrankungen (insbesondere
Mammakarzinome), Frühgeburten, Fehlgeburten, Fehlbildun-
gen bei Verwandten, bekannte Erbkrankheiten, Hypertonus,
Diabetes mellitus
Medikamentenanamnese: derzeitige Einnahme, frühere Ein-
nahme, insbesondere von Hormonpräparaten
Sozialanamnese
vegetative Anamnese: Appetit, Stuhlgang, Miktion, ggf. Störun-
gen des Sexuallebens ansprechen.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Gewusst? J¤K¤L¤
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15
1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 16
Physiologischer Befund an der Portio-Oberfläche, wobei hier,
meist nur während der Geschlechtsreife, das Zylinderepithel aus
dem Zervikalkanal auf der Oberfläche sichtbar ist. Da das Zylin-
derepithel weniger widerstandsfähig ist als das Plattenepithel,
kann es bei einer Ektopie leichter zu Kontaktblutungen (z. B. nach
Geschlechtsverkehr) kommen.
Antwort 17
Betrachtung der Portio uteri mit einer Lupenvergrößerung von
5- bis 40-fach. Hierbei lassen sich Veränderungen und Präkanze-
rosen besser als in der direkten Betrachtung erkennen. Zur Kol-
poskopie sollte immer eine Essigprobe gehören (Betupfen der
Oberfläche mit 3 % Essigsäure), wobei sich suspekte Areale
schnell weiß anfärben („essigweiß“). Danach erfolgt die Jodpro-
be, wobei sich Plattenepithelzellen wegen des Glykogens jod-
positiv (= braun) anfärben, Zylinderepithelzellen und veränderte
Zellen z. B. einer Dysplasie jodnegativ bleiben. Ggf. kann dann
unter kolposkopischer Kontrolle eine gezielte Biopsie erfolgen.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 18
Anamnese
Patientin macht nur den Oberkörper frei, dann Untersuchung
der Brust und der regionalen Lymphabflusswege.
Patientin zieht sich an, entkleidet den Unterleib
Lagerung auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl
Palpation des Abdomens: Resistenzen, Dolenzen, Lebergröße
Nierenlager, inguinale LK
Inspektion des äußeren Genitale einschließlich Klitoris
Spekulumeinstellung zur Entfaltung der Scheide: Inspektion
der Scheidenwände, der Portio
Entnahme des zytologischen Abstriches von Portio-Oberfläche
und aus dem Zervikalkanal
bimanuelle Palpation: Uterus: Größe, Lage, Konsistenz, Druck-
schmerzhaftigkeit, Beweglichkeit; Adnexe: Größe, Dolenzen,
Beweglichkeit; Parametrien; Douglas-Raum
rektale Untersuchung: Douglas-Raum, Parametrien, Rektum-
schleimhaut
Gespräch mit der Patientin über Befunde und Konsequenzen.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 19
Die Klassifikation erfolgt nach der modifizierten Münchner
Nomenklatur, die letztlich auf den Vorschlägen von Papa-
nicolaou (daher der Begriff Pap-Abstrich) beruht. Die Angabe
erfolgt immer in römischen Ziffern, zur Unterscheidung vom
Hormongrad:
Pap 0: nicht auswertbarer Abstrich
Pap I: normales Zellbild, außer der physiologischen Döderlein-
Flora keine Bakterien sichtbar
Pap II: normales Zellbild, bakterielle Mischflora.
Häufig werden heute Pap I und Pap II zu einer Gruppe (Pap I/II)
zusammengefasst, da beide den Normalbefund beschreiben.
Antwort 20
Beurteilung der im zytologischen Abstrich enthaltenen Platten-
epithelzellen. Je nach Östrogenspiegel finden sich mehr Zellen der
oberen Schichten (Superfizialzellen) oder Zellen der tieferen
Schichten (Intermediärzellen, Parabasalzellen). Der Hormongrad
wird zur Unterscheidung von der Klassifikation nach Papanico-
laou in arabischen Zahlen angegeben:
Grad 1: überwiegend Parabasalzellen
Grad 2: überwiegend kleine Intermediärzellen
Grad 3: überwiegend große Intermediärzellen
Grad 4: überwiegend Superfizialzellen.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 21
Anamnese, insbesondere Familienanamnese, Vorerkrankun-
gen oder Voroperationen an der Brust, Stillzeiten, Stillpro-
bleme
Inspektion im Stehen, mit herunterhängenden Armen und bei
Elevation der Arme über den Kopf. Auf Hautveränderungen
(Einzeihungen, Vorwölbungen) und Asymmetrien achten!
Palpation: systematisch Quadrant für Quadrant, Retromamil-
lär-Region extra, wobei sowohl mit der flachen Hand gegen die
Thoraxwand palpiert wird, wie auch mit beiden Händen gegen-
einander.
Kompression des retromamillären Drüsenkörpers, ggf. Gewin-
nung von Mamillensekret
Palpation der regionären Lymphabflussgebiete (Axilla, Supra-
klavikulargruben, Halsregion)
Gespräch mit der Patientin über Befunde und ggf. weitere
Maßnahmen.
Antwort 22
Orangenhaut bezeichnet eine grobporige Veränderung der Haut
über einem Mamma-Karzinom. Es kommt zur Retraktion der
feinen intramammären Ligamente durch den Tumor und zum
lokalen Lymphödem, wodurch die Haut ein orangenartiges Relief
aufweist.
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
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1 Anatomie, Physiologie und gynäkologische Untersuchung
Antwort 23
Ultraschall und MRT gelten als Zusatzuntersuchungen, die die
Mammographie als Maßnahme der Früherkennung aber nicht
ersetzen können.
Durch die Sonographie lassen sich insbesondere zystische Befun-
de sehr gut abgrenzen und weiter differenzieren. Auffällige solide
Befunde können gut ausgemessen und ebenfalls in Bezug auf die
zu vermutende Dignität beurteilt werden. Oft lässt sich Ultra-
schall-gestützt eine Stanzbiopsie aus dem Befund entnehmen.
Die Magnetresonanztomographie (NMR, MRT) wird zur Abklä-
rung unklarer Befunde eingesetzt, zur Kontrolle nach Karzinom-
Operationen insbesondere zur Differenzierung zwischen Narbe
und Rezidiv, und bei Patientinnen mit Inlays zur Darstellung des
restlichen Drüsenkörpers. Erste neue Daten lassen vermuten, dass
auch die Früherkennung von Karzinomen möglich ist, und auch
deren Vorstufen, insbesondere in Form des duktalen Carcinoma
in situ (DCIS), sich im MRT besser als in der konventionellen
Mammographie abbilden lassen.
Antwort 24
Im Rahmen des Mammographie-Screenings zur Früherkennung
hat jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren Anspruch auf eine 2-
jährlich durchzuführende Mammographie, und diese Leistung
wird auch von den Krankenkassen erstattet.
Zu empfehlen sind allerdings Mammographien ab dem 40. Le-
bensjahr, und auch über das 70. Lebensjahr hinaus. Bei Patien-
tinnen mit belastender Familienanamnese ggf. auch vor dem 40.
Lebensjahr, bei nachgewiesener BRCA-Mutation ggf. auch sehr
viel früher, und dann im jährlichen Rhythmus.
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2 Endokrinologie
Gewusst? J¤K¤L¤
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2 Endokrinologie
Antwort 1
Infertilität: Unvermögen, nach einer Befruchtung eine Schwan-
gerschaft auszutragen.
Primäre Sterilität: Unvermögen überhaupt schwanger zu wer-
den.
Sekundäre Sterilität: Ausbleiben einer Schwangerschaft, nach-
dem bereits ein- oder mehrmals eine Schwangerschaft bestanden
hat.
Antwort 2
Die häufigsten Sterilitätsursachen sind
beim Mann (ca. 30 % der Ursachen):
Oligospermie (zu wenig Spermien)
Azoospermie (keine Spermien)
Asthenospermie (zu wenig bewegliche Spermien).
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2 Endokrinologie
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2 Endokrinologie
Antwort 3
Anzahl: 20–250 Mio./ml
Morphologie: > 50 % morphologisch unauffällige Spermien
Beweglichkeit: > 50 % insgesamt bewegliche, > 30 % vorwärts
bewegliche Spermien.
Antwort 4
Die Diagnostik sollte in Form einer Abstufung von weniger
invasiven Maßnahmen beginnend bis zu den invasiven Maß-
nahmen reichen. So ist es z. B. nicht gerechtfertigt bei der Frau
eine Bauchspiegelung durchzuführen, ohne dass ein aktuelles
Spermiogramm des Partners vorliegt.
Anamnese (insbesondere Zyklusanamnese, bestehende Erkran-
kungen, Voroperationen)
gynäkologische Untersuchung (Fehlbildungen, Myome)
vaginaler Ultraschall (Fehlbildungen, Ovarialtumoren, Zyklus-
monitoring)
Führen einer Basaltemperaturkurve
Laboruntersuchungen
Spermiogramm beim Partner
hormonelle Funktionsteste (Gestagen-Test, Östrogen-/Gesta-
gen-Test)
diagnostische Hysteroskopie
diagnostische Laparoskopie mit Chromopertubation (Prüfung
der Durchgängigkeit der Eileiter).
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2 Endokrinologie
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2 Endokrinologie
Antwort 5
In der ersten Zyklushälfte (3.–7. Zykustag):
LH
FSH
Estradiol
Testosteron
Androstendion
DHEAS.
Antwort 6
Je nach Lokalisation, Ausmaß und Ursache des Verschlusses
kommen entweder eine Refertilisationsoperation (mikrochirur-
gisch) oder eine künstliche Befruchtung (IVF, In-vitro-Fertilisa-
tion) infrage.
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2 Endokrinologie
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2 Endokrinologie
Antwort 7
Von einem Überstimulationssyndrom spricht man, wenn im
Rahmen einer Sterilitätsbehandlung durch massive Stimulation
der Hypophyse eine übermäßige FSH-Ausschüttung erfolgt, und
daraus folgend die Ovarien mit der Heranreifung multipler Fol-
likel reagieren. Bis zu einem gewissen Grad ist das erwünscht, um
möglichst viele Eizellen gewinnen zu können. Bei ca. 10 % der
Patientinnen kommt es aber nach der Punktion der Eizellen zu
einer massiven zystischen Vergrößerung der Ovarien und einer
Ödem- und Aszitesbildung.
Antwort 8
Durch Verschiebung erheblicher Flüssigkeitsmengen aus dem
Gefäß- in den Extravasalraum bestehen Probleme von Seiten des
Aszites (Auftreibung des Bauches, Obstipation, Schmerzen), der
Pleuraergüsse (Atemnot, Dyspnoe) und des massiv erhöhten
Hämatokrits (Thrombose- und Emboliegefahr, Nierenversagen).
Die Behandlung sollte stets stationär mit Heparin, vorsichtiger i.v.
Flüssigkeitszufuhr unter strenger Bilanzierung, und ggf. Gabe von
Furosemid oder im Extremfall sogar Hämodialyse erfolgen.
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2 Endokrinologie
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2 Endokrinologie
Antwort 9
Die heterologe (oder auch donogene) Insemination erfolgt mit
Sperma eines fremden Partners (sog. Samenspende).
Sie ist in Deutschland zwar nicht verboten, bietet aber eine Reihe
juristischer Fallstricke, da das Kind später das Recht auf die
Kenntnis seiner Abstammung hat, und den Spender ausfindig
machen kann. Die rechtlichen Beziehungen zwischen Kind, Spen-
der und Wunscheltern sind in vielen Bereichen noch ungeklärt.
Antwort 10
Die häufigsten klinischen Erscheinungsbilder bei Hyperpro-
laktinämie sind:
Amenorrhö, Anovulation, Östrogenmangel
Mamillensekretion, meist beidseitig (Galaktorrhö)
Kopfschmerzen
bei Makroprolaktinom: Gesichtsfeldausfälle durch Druck auf
den N. opticus (bitemporale Hemianopsie).
Die Diagnostik stützt sich auf:
Prolaktinbestimmung im Serum
Schädel-MRT
Gesichtsfeldmessung (Optometrie).
Antwort 11
Schwangerschaft und Stillzeit
anovulatorische Zyklen
Anorexie, Hochleistungssport
Hypothyreose
medikamentöse Therapie mit Psychopharmaka, Antihyperten-
siva
Prolaktinom
„Post-pill“-Amenorrhö.
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2 Endokrinologie
Gewusst? J¤K¤L¤
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2 Endokrinologie
Antwort 12
Die Diagnostik ist als Stufenplan zu verstehen:
Anamnese, insbesondere Zyklusanamnese, Medikamente,
Schwangerschaften, Kontrazeption
Schwangerschaftstest
Sonographie (Genitalorgane, Nebenniere)
Prolaktinbestimmung
Hormonstatus: LH, FSH, Testosteron, DHEAS, Östrogen, Pro-
gesteron
Gestagentest: Gabe von Progesteron über 10–12 Tage in der 2.
Zyklushälfte. Nach Absetzen sollte es zu einer Abbruchblutung
kommen. Wenn nicht, liegt ein Östrogenmangel vor.
Östrogen-Gestagen-Test: Gabe eines 2-Phasen-Präparates,
bleibt nach Absetzen die Abbruchblutung aus, liegt eine uterine
Amenorrhö vor (Endometriumaplasie, Asherman-Syndrom).
Antwort 13
Im normalen Zyklus ist die Gelbkörperphase mit 14 Tagen die
konstante Phase. Kommt es zum vorzeitigen Untergang des Cor-
pus luteum, spricht man von einer Luteal-Phasen-Insuffizienz.
Die Klinik zeigt sich durch prämenstruelle Schmierblutungen
(sog. „Spotting“) und verkürzte Zyklen. Häufige Ursache der In-
fertilität.
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2 Endokrinologie
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2 Endokrinologie
Antwort 14
Die wichtigsten Risikofaktoren für eine Osteoporose sind:
familiäre Belastung
Bewegungsmangel
Östrogenmangel
Kortikosteroid-Therapie
lang dauernde Therapie mit Heparinen
Rauchen.
Antwort 15
Zur Behandlung der Osteoporose kommen infrage:
Sport und Bewegung
ausreichende Kalzium-Zufuhr
Vitamin-D-Gabe
Bisphosphonate.
Antwort 16
In Mitteleuropa tritt die Menopause zwischen dem 45. und dem
55. Lebensjahr ein.
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2 Endokrinologie
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2 Endokrinologie
Antwort 17
Typische Beschwerden in den Wechseljahren sind:
Hitzewallungen Schweißausbrüche, Schlafstörungen
mangelnde Libido, trockene Scheide
Osteoporose
Stimmungsschwankungen (eher depressive Verstimmung)
Harninkontinenz, Obstipation.
Antwort 18
Entspannungstechniken (Yoga, Sport, Gymnastik)
Phytotherpaie (Mönchspfeffer, Silberkerzenöl)
Hormonersatztherapie (Tablette, Pflaster, Gel, Vaginalovula).
Antwort 19
Eine alleinige Gabe von Östrogenen ist bei vorhandenem Uterus
obsolet (Gefahr des Endometriumkarzinoms). Erhöht sind bei
einer hormonellen Substitution das Risiko für Thrombose, Em-
bolie und Schlaganfall. Der Einfluss auf die Entstehung von Mam-
makarzinomen wird kontrovers diskutiert, allerdings findet wohl
eine Beschleunigung des Wachstums bereits bestehender Karzi-
nome statt.
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3 Gutartige gynäkologische
Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 1
Bedingt durch die Myomknoten kommt es zu einer mangelnden
Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur. Außerdem können bei
großen Knoten durch Druck auf die Nachbarorgane entsprechen-
de Probleme entstehen. Im Einzelnen findet sich Folgendes:
Dysmenorrhö (schmerzhafte Regelblutung)
Hypermenorrhö (verstärkte Regelblutung)
Menorrhagie (verlängerte Regelblutung)
Anämie
Pollakisurie (durch Druck auf die Harnblase)
Harnstressinkontinenz (bei Senkung des Uterus)
Obstipation (bei Druck auf den Darm)
Harnaufstau (bei Kompression des Ureters).
Antwort 2
bei kleinen Myomen und Beschwerdefreiheit: keine Behand-
lung notwendig
Embolisation der Myome (radiologisch gesteuert)
endokrin durch Ausschalten der endogenen Östrogenproduk-
tion (GnRH-Analoga)
operative Myomenukleation (laparoskopisch, hysteroskopisch
oder per Laparotomie)
Hysterektomie (vaginal oder abdominal).
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 3
Anämie durch Hypermenorrhö
nekrotisierendes Myom durch mangelnde Blutzufuhr im
Inneren des Myomknotens, insbesondere bei schnellem
Myomwachstum
Stieldrehung eines Myoms
Kompression des Harnleiters mit Harnaufstau
maligne Entartung zum Uterus-Sarkom (extrem selten).
Antwort 4
Möglich sind die abdominale, die vaginale, die laparoskopische
oder die laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie
(LAVH). Wichtige Faktoren bei der Entscheidung sind:
Dignität des Befundes, bei Malignom in der Regel Laparotomie
Größe der Gebärmutter
Beweglichkeit der Gebärmutter
Weite der Scheide (z. B. abhängig von der Anzahl der voran-
gegangenen Geburten)
evtl. notwendige oder geplante Zusatzeingriffe (z. B. Adnex-
ektomie, Appendektomie)
totale oder suprazervikale Hysterektomie geplant?
bei V.a. intraperitoneale Verwachsungen eher abdominaler
Zugangsweg.
Antwort 5
Das Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb des
Cavum uteri wird als Endometriose bezeichnet.
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 6
Endometriosis genitalis interna: Endometriose der inneren
Genitalorgane, z. B. in der Uteruswand durch Einwachsen von
Endometriuminseln in die Muskulatur (sog. Adenomyosis
uteri), der Tube (sog. Salpingitis isthmica nodosa) oder der
Ovarien (sog. Schokoladenzysten, wegen des dick-braunen
Inhalts)
Endometriosis genitalis externa: Herde an Vagina, Vulva,
Perineum oder im Douglas-Raum und den Haltebändern des
Uterus (Lig. rotundum, Lig. sacrospinale)
Endometriosis extragenitalis: Herde im Bauchraum, großen
Netz oder (sehr selten) extraperitoneal (Nabel, Lunge, Gehirn,
Darm, Harnblase).
Antwort 7
Es gibt verschiedene Theorien zur Entstehung, wahrscheinlich ist
das Vorkommen aller Ursachen:
embryonale Anlagestörung: bei der Entwicklung der Genitalien
kommt es zum „Hängenbleiben“ von Endometriumzellen z. B.
im Ovargewebe.
Verschleppung von Endometriumanteilen durch die Menst-
ruation, antegrad (in Portio, Vagina, und Vulva) oder retrograd
(Tuben, Ovarien, Peritoneum)
hämatogene oder lymphogene Ausbreitung (Lunge, Gehirn,
Blase)
iatrogen durch z. B. Perforation der Uteruswand bei einer
Kürettage oder durch Verschleppung von Endometriumzellen
bei einer operativen Eröffnung des Uterus (Kaiserschnitt,
Myomenukleation).
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 8
Dysmenorrhö, typischerweise 2–3 Tage vor Beginn der eigent-
lichen Menstruation einsetzend, mit Beginn der Blutung meist
deutlicher Rückgang der Beschwerden
Ovarialzysten, sonographisch mit eingedicktem Inhalt
Sterilität aufgrund des Tubenverschlusses
erhöhte Rate an Eileiterschwangerschaften
zyklische Blutungen z. B. aus Harnblase, Darm oder zyklus-
abhängiger Bluthusten (Hämoptoe).
Antwort 9
Hämatokolpos = blutgefüllte Scheide. Tritt auf bei einer Hyme-
nalatresie (Hymen imperforatus) nach den ersten Menstruatio-
nen (meist mit 11–13 Jahren) mit Rückstau des Menstrualbluts.
Im Vordergrund der Klinik stehen Unterbauchschmerzen, pri-
märe Amenorrhö. Die Diagnose wird durch die gynäkologische
Untersuchung gesichert (Inspektion des intakten Hymens mit
sich dahinter dunkelrot stauendem Blut).
Die Therapie besteht in der Inzision des Hymens und partiellen
Resektion, um eine erneutes Verwachsen zu verhindern.
Antwort 10
Gonadendysgenesie, z. B. beim Ullrich-Turner Syndrom (feh-
lendes zweites X-Chromosom; 45, X0) mit Stranggonaden
Uterusfehlbildungen durch mangelnde oder unvollständige
Vereinigung der Müller-Gänge z. B. Uterus duplex, Uterus sub-
septus, Uterus bicornis
Vaginalfehlbildungen: Vaginalaplasie, Vaginalatresie, vaginales
Septum
Hymenalatresie.
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 11
Ruptur mit akutem Schmerzereignis
Ruptur mit intraperitonealer Blutung
Stieldrehung mit akutem Abdomen
langsames Wachstum bis zum Kystom, kann den gesamten
Bauchraum ausfüllen mit Druck auf die Nachbarorgane und
entsprechenden Beschwerden.
Antwort 12
Zunächst Ausschluss von Komplikationen und malignitätsver-
dächtiger Strukturen (Utraschall: Binnenechos, unregelmäßige
Begrenzung, zusätzlicher Aszites; postmenopausal neu aufge-
tretenen Zyste). Sollten diese vorliegen, dann sofortige operative
Intervention.
Ansonsten ist bei vermuteten benignen Befunden eine spontane
Regression in ca. 80 % der Fälle zu erwarten, somit bei beschwer-
defreier Patientin zunächst abwartendes Verhalten bis zu drei
Monaten angezeigt.
Bei Persistenz der Zyste zyklische Gabe von Gestagenen (in der
zweiten Zyklushälfte) oder eines gestagenbetonten Ovulations-
hemmers.
Bei weiterer Persistenz dann operative Intervention, meist als
operative Laparoskopie mit Ausschälen der Zyste. Bei großen Be-
funden oder perimenopausalen Patientinnen ggf. auch Adnex-
ektomie.
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 13
vor jeglicher Manipulation an der Brust Blutentnahme zur
Messung des Prolaktin-Spiegels
Anamnese, insbesondere ausführliche Medikamenten-Ana-
mnese
Sekret zur zytologischen Untersuchung asservieren
Inspektion und Palpation der Brust
Mammasonographie
Mammographie
Galaktographie (Darstellen des sezernierenden Milchgangs
durch Auffüllen mit Röntgenkontrastmittel)
Ductoskopie
ggf. histologische Sicherung des Befundes, je nach Ergebnis der
obigen Untersuchungen.
Antwort 14
Amenorrhö von 6–8 Wochen
typische klinische Schwangerschaftszeichen (Brustspannen,
Übelkeit)
akute Unterbauchschmerzen, meist mit einer Seitenpräferenz,
u.U. auch akutes Abdomen
bei Tubarruptur und intraperitonealer Blutung: Schock, ge-
spanntes Abdomen.
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
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17 Wie hoch ist die Rezidivrate einer EUG nach einer tuben-
erhaltenden Operation?
Gewusst? J¤K¤L¤
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 15
Abort
Adnexitis
Appendizitis
stielgedrehte Ovarialzyste
Ovarialzystenruptur
nekrotisierendes Myom.
Antwort 16
Operativ (meist laparoskopisch):
tubenerhaltende Operation durch Schlitzung der Tube (Salpin-
gotomie) und Entfernen der EUG
komplette oder partielle Salpingektomie
Einspritzen von Methotrexat (Zytostatikum) in die Tube.
Konservativ:
orale oder i.v. Gabe von Methotrexat (Zytostatikum)
bei sehr niedrigem HCG und beschwerdefreier Patientin ggf.
Zuwarten unter sehr engmaschiger klinischer und sonographi-
scher Kontrolle, sowie Monitoring des regelrechten HCG-Ab-
falls.
Antwort 17
Die Rezidivrate bei Erhalt des Eileiters beträgt ca. 25 %. Hierüber
muss die Patientin unbedingt vor der geplanten Operation auf-
geklärt werden. Ggf. muss bei abgeschlossener Familienplanung
und immer bei einem Rezidiv eine Salpingektomie empfohlen
werden.
54
3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 18
Abortus imminens (drohender Abort): leichte, unterregelstarke
Blutung, Schwangerschaft ist intakt
Abortus incipiens (einsetzender Abort): überregelstarke Blu-
tung, Abort kann nicht mehr aufgehalten werden, Embryo in-
trauterin
Abortus incompletus (unvollständiger Abort): Uteruskavum
nicht vollständig entleert, aber Embryo ausgestoßen
Abortus completus (kompletter Abort): Uteruskavum leer
Missed abortion (verhaltener Abort): Schwangerschaft nicht
vital, aber keine Blutung oder Abortbestrebungen.
Eine Sonderform stellt der febrile Abort dar, der in allen Stadien
auftreten kann, und ggf. zum septischen Abort, einer akut lebens-
bedrohlichen Erkrankung werden kann.
Antwort 19
Abortus imminens: stationäre Krankenhausaufnahme, strenge
Bettruhe, ggf. Magnesium und Gestagene
Abortus incipiens: instrumentelle Nachtastung (Ausschabung),
um alle Schwangerschaftsanteile sicher zu entfernen
Abortus incompletus: instrumentelle Nachtastung (Ausscha-
bung), um alle Schwangerschaftsanteile sicher zu entfernen
Abortus completus: eigentlich eine Ausschlussdiagnose, wenn
bei der Nachtastung kein Gewebe mehr gewonnen werden
konnte. Bei niedrigen b-HCG-Werten und sonographisch lee-
rem Kavum kann im Einvernehmen mit der Patientin auch ein
abwartendes Verhalten unter engmaschiger Kontrolle der
HCG-Werte gerechtfertigt sein.
Missed abortion: instrumentelle Nachtastung (Ausschabung),
um alle Schwangerschaftsanteile sicher zu entfernen.
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
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3 Gutartige gynäkologische Erkrankungen
Antwort 20
Bei einer medizinischen Indikation zum Schwangerschaftsab-
bruch, wenn also Gesundheit (einschließlich der psychischen
Gesundheit) oder das Leben der Mutter gefährdet sind, und
diese Gefahr nicht anders als durch die Beendigung der
Schwangerschaft abgewendet werden kann, gibt es keine Fris-
ten.
Im Falle der sog. „kriminologischen Indikation“, wenn die
Schwangerschaft nach einem Sexualdelikt eingetreten ist, ist ein
Abbruch bis zur 12. Woche post conceptionem (= 14. Woche
post menstruationem) möglich.
Ein Schwangerschaftsabbruch auf Wunsch der Mutter ist
möglich bis zur 12. Woche post conceptionem (= 14. Woche
post menstruationem). Hierzu ist eine Beratung bei einer zuge-
lassenen Beratungsstelle vorgeschrieben, und danach eine War-
tezeit von mindestens drei vollen Tagen.
Antwort 21
Aufnahme der Patientin
Reifung des Muttermundes mit Prostaglandin-Vaginalzäpf-
chen (z. B. CergemJ)
ggf. zusätzliche Induktion oder Unterstützung der Wehen
durch Prostaglandine oder Oxytocin
ausreichende Analgesie
nach Ausstoßung des Fetus dann in Narkose instrumentelle
Nachtastung
bei Rh-negativen Patientinnen entsprechende Prophylaxe be-
achten
Medikamente zum Abstillen verschreiben (z. B. PravidelJ)
Obduktion, Bestattung und genetische Untersuchung des Fetus
mit der Patientin besprechen
Hilfe bei der Trauerarbeit anbieten (Selbsthilfegruppen, ggf.
psychologische Unterstützung).
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4 Familienplanung
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Gewusst? J¤K¤L¤
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4 Familienplanung
Antwort 1
Der Pearl-Index ist eine Berechnungsmethode, um die Zuverläs-
sigkeit von Kontrazeptiva vergleichen zu können. Er beziffert die
eingetretenen Schwangerschaften bei 100 Paaren innerhalb von
12 Monaten. Hierbei gehen sowohl Anwendungsfehler der Me-
thode wie auch echte Versager in den Index mit ein.
Antwort 2
Ohne Verwendung von Kontrazeptiven ist der Pearl-Index etwa
bei 85. Das bedeutet, dass bei etwa 15 von 100 Paaren trotz regel-
mäßigem Geschlechtsverkehr innerhalb eines Jahres keine
Schwangerschaft eintritt.
Antwort 3
Tab. 4.1: Pearl-Index verschiedener Verhütungsmethoden
Verhütungsmethode Pearl-Index
Zeitwahlmethode 15–20
Temperaturmethode 1–3
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4 Familienplanung
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4 Familienplanung
Antwort 4
Die Methode nach Billings ist eine Zeitwahlmethode, die versucht
die fruchtbaren Tage im Zyklus zu ermitteln. Hierbei macht man
sich die Östrogen-Wirkung auf den Zervix-Schleim zunutze, der
in Zyklusmitte flüssiger und spinnbarer wird. Wenn man ver-
sucht, einen Tropfen des Zervikalsekretes zwischen Daumen und
Zeigefinger auseinanderzuziehen, dann gelingt dies in der fertilen
Phase, ohne dass der so entstehende Faden abreißt.
Nach Billings beginnen die Abstinenztage mit Auftreten des flüs-
sigen Zervixschleims und dauern bis vier Tage nach dem Sekre-
tionsmaximum. Der Pearl-Index beträgt 25.
Antwort 5
Bei der Temperatur-Methode (symptothermale Kontrazeption)
wird die Erhöhung der Körpertemperatur um ca. 0,5 C durch
die beginnende Gestagenproduktion ausgenutzt. Die Ovulation
liegt 1–2 Tage vor dem Temperaturanstieg. Zur Messung muss
die sog. Basaltemperatur herangezogen werden: Messung jeden
Morgen vor dem Aufstehen, mit dem gleichen Thermometer mit
der gleichen Methode. Die sicher unfruchtbaren Tage sind dann
ab dem dritten Tag nach dem Temperaturanstieg bis zur Menst-
ruation, die möglicherweise unfruchtbaren Tage (sog. erweiterte
Methode) berechnen sich vom Beginn der Menstruation bis zum
sechsten Tag vor dem frühesten, in einem Zyklus gemessenen,
Temperaturanstieg.
Die Methode ist nur sinnvoll bei regelmäßigem Zyklus anzuwen-
den. Probleme ergeben sich z. B. bei unregelmäßigen Arbeitszei-
ten (Nachdienste) oder Infektionen.
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4 Familienplanung
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4 Familienplanung
Antwort 6
Das Kondom muss über das erigierte Glied gestreift werden, ohne
dass es zu Einrissen des Kondoms kommt (Cave: Fingernägel).
Das kleine Reservoir für das Ejakulat sollte über der Eichel erhal-
ten bleiben. Nach der Ejakulation muss das noch steife Glied aus
der Scheide gezogen, und das Kondom entfernt werden. Dass ein
Kondom nur einmal verwendet werden darf, hat sich hoffentlich
überall herumgesprochen ...
Antwort 7
Risiken: erhöhte Rate an Endometritis, Endomyometritis und
Adnexitis und an Eileiterschwangerschaften (EUG, etwa 3-mal so
hoch wie ohne Spirale). Risiko der Sterilität durch Verklebung der
Eileiter, Hypermenorrhö, Dysmenorrhö. Möglichkeit der unbe-
merkten Ausstoßung des IUP, Perforation der Uteruswand mit
intraperitonealer Lage.
Absolute Kontraindikationen: bestehende Schwangerschaft,
Uterusfehlbildungen, Uterus myomatosus, rezidivierende Adne-
xitiden, akut bestehende Infektion, auffälliger zytologischer Ab-
strich, Allergien gegen Kupfer, Kunststoffe.
Relative Kontraindikationen: Immunsuppression, Blutungsano-
malien, großer Uterus myomatosus, Diabetes mellitus, rheuma-
tische Endokarditis in der Anamnese, junge Patientin ohne abge-
schlossene Familienplanung.
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4 Familienplanung
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Antwort 8
Zu den hormonellen Kontrazeptiva zählen:
orale Kontrazeption („Pille“) als Einphasen-, Zweiphasen- oder
Dreiphasenpräparat
reine Gestagenpille (sog. „Minipille“)
Hormonpflaster zur Kontrazeption (EvraJ)
vaginaler Hormonring (Nuva-RingJ)
Depot-Gestagene
gestagenhaltige Hormonspirale (MirenaJ).
Antwort 9
Depot-Gestagene sind:
Medroxyprogesteronazetat: als Drei-Monatsspritze i.m.
Etonogestrel: als subkutanes Stäbchen mit zwei Jahren Wir-
kungsdauer (ImplanonJ)
Levonorgestrel: als Intrauterin-Spirale (MirenaJ).
Antwort 10
Die oralen Kontrazeptiva erreichen ihre Wirkung durch unter-
schiedliche Mechanismen:
Hemmung der Ovulation
Veränderung des Zervixschleims, damit Erschweren der Sper-
mienaszension
Nidationshemmung durch mangelnden Aufbau des Endome-
triums
Verminderung der Tubenmotilität.
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4 Familienplanung
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4 Familienplanung
Antwort 11
Wichtigste Nebenwirkungen der Östrogene sind: vermehrte
Wassereinlagerung mit Ödemen, Hypertonie, Mastodynie, Übel-
keit, Cholestase, Wachstum evtl. vorhandener Myome, erhöhtes
Thrombo-Embolierisiko. Vermehrter vaginaler Fluor.
Je nach verwendetem Gestagen können auftreten: Appetitzu-
nahme, Müdigkeit, Libidoverlust, Akne, Depressionen, Hirsutis-
mus, Zwischenblutungen, Neigung zu Vulvovaginitis, trockene
Scheide.
Antwort 12
Die „Pille“ sollte nicht verschrieben werden bei:
bestehender Schwangerschaft
Z.n. Embolie, tiefer Beinvenenthrombose, Apoplex, Herz-
infarkt
Hypertonie (> 160/100 mmHg)
Z.n. hormonempfindlichen Tumoren (Mamma, Endometri-
um, Melanom)
Raucherinnen über 35 Jahre
unklare Genitalblutungen
Koagulopathien
akute Hepatitis.
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4 Familienplanung
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Antwort 13
Die Pille sollte sofort abgesetzt werden bei:
Eintreten eine Schwangerschaft
Migräneanfällen, Sehstörungen, Schwindel
Zunahme epileptischer Anfälle
Thrombose, Embolie
Auftreten eines Ikterus
vor längerer Immobilisation (z. B. geplanter großer Operation).
Antwort 14
Zur postkoitalen Kontrazeption kommen infrage:
Levonorgestrel („Pille danach“, Gestagenpräparat): bei Ein-
nahme innerhalb von 48 h nach dem Verkehr. Sicherheit von
98 %
postkoitale Einlage einer Spirale: bis zum dritten Tag nach
Geschlechtsverkehr möglich, Sicherheit etwa 95 %
Antigestagene (Mifepriston): in Deutschland für diese Indika-
tion nicht zugelassen.
Antwort 15
Neben den Barriere-Methoden (Kondom, Scheidendiaphragma,
Spermizide) kommen ab sechs Wochen postpartal die Einlage
einer Spirale, oder während der Stillzeit reine Gestagen-Pillen in-
frage. Hormonpflaster, Hormonring und „Pille“ sind wegen des
Östrogenanteils mit Übergang in die Muttermilch kontraindi-
ziert.
Auch wenn unter dem Stillen meist eine Amenorrhö auftritt, ist
diese keine sichere Kontrazeption.
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4 Familienplanung
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4 Familienplanung
Antwort 16
In der Regel in Lokalanästhesie Aufsuchen des Vasa deferentia.
Exzision eines Teils des Samenstranges und anschließende Liga-
tur beider Enden. Der Erfolg der Maßnahme muss durch zwei
negative Spermiogramme nach etwa 3–6 Monaten überprüft wer-
den, erst dann ist eine sichere Verhütung gegeben.
Antwort 17
In Vollnarkose wird mittels einer Bauchspiegelung (Laparo-
skopie) eine Elektrokoagulation der Eileiter an drei Stellen sowie
meist zusätzlich eine Durchtrennung der Tuben durchgeführt.
Die Anlage von Clips oder Ringen zum Tubenverschluss wird
heute kaum noch angewendet.
Alternativ kann natürlich auch im Rahmen z. B. einer Sectio
caesarea eine partielle Salpingektomie oder Fimbrektomie erfol-
gen.
Antwort 18
Prinzipiell sind, außer bei einer Salpingektomie, sowohl beim
Mann wie bei der Frau die operativen Eingriffe reversibel. Beim
Mann wird durch eine Re-Anastomosierung ein Erfolg von ca.
70 % erreicht, bei der Frau je nach Ausgangssituation eine Durch-
gängigkeit der Eileiter von 20–40 %.
Alternativ kommen bei Kinderwunsch Verfahren der assistierten
Reproduktion infrage mit Spermienaspiration beim Mann oder
Follikelpunktion der Frau mit anschließender IVF.
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5 Schwangerschaft
Gewusst? J¤K¤L¤
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5 Schwangerschaft
Antwort 1
Die Naegele-Regel dient der Berechnung des Geburtstermins,
ausgehend von dem ersten Tag der letzten Menstruation und der
Zykluslänge. Konkret lautet sie:
1. Tag der letzten Regel + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr
x = Geburtstermin
x ist dabei die Abweichung in Tagen vom 28-Tage-Zyklus.
Beispiel für einen 32-Tage-Zyklus:
13.3.2008 + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr + 4 = 24.12.2008
Antwort 2
Unsichere Zeichen: Übelkeit und Erbrechen, Spannungsgefühl
der Brüste, Appetitstörungen, Pollakisurie, Obstipation, Hyper-
pigmentation der Areola, livide Verfärbung von Introitus und
Vagina.
Wahrscheinliche Zeichen: sekundäre Amenorrhö, positives b-
HCG, Anstieg der Basaltemperatur um 0,5 C über mehr als
16 Tage, vergrößerter und aufgelockerter Uterus.
Sichere Zeichen: Ultraschall mit Nachweis des Embryos oder der
fetalen Herzaktion (ab 6. SSW), Hören der fetalen Herzaktion (ab
12. SSW), Fühlen von Kindsteilen (ab 18. SSW), Spüren von
Kindsbewegungen (ab 20. SSW).
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5 Schwangerschaft
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5 Schwangerschaft
Antwort 3
Anamnese (insbesondere Zyklusanamnese, vorausgegangene
Schwangerschaften, Operationen, bestehende Erkrankungen,
Medikamente)
körperliche Untersuchung einschließlich Mammae, gynäkolo-
gischer Untersuchung, Zytologie
Bestimmung von Körpergewicht, Größe, Puls, Blutdruck
Blutentnahme (Blutbild, Blutgruppe einschließlich Rhesus-
Formel, Antikörper-Suchtest, Röteln-Titer, Lues, HIV auf
Wunsch der Mutter)
Chlamydien-Screening (Abstrich).
Antwort 4
1. Screening (9.–12. SSW): Bestimmung der intrauterinen
Lage, Berechnung des Geburtstermins
2. Screening (19.–22. SSW): sog. Fehlbildungs-Schall, Kon-
trolle des korrekten Wachstums, Screening auf Organfehl-
bildungen
3. Screening (29.–32. SSW): Kontrolle des zeitgerechten
Wachstums, Ausschluss Retardierung, Makrosomie, Hydrops
fetalis.
Antwort 5
Chlamydien (Abstrich): in der Frühschwangerschaft
Hepatitis B: ab der 36. SSW serologisch
Soor: ab der 36. SSW durch Nativpräparat oder Pilzkultur
B-Streptokokken: ab der 36. SSW, bzw. bei Frühgeburtsbestre-
bungen auch früher.
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5 Schwangerschaft
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5 Schwangerschaft
Antwort 6
Da Blutgruppen-Antikörper plazentagängig sind und zur Anämie
mit Hydrops fetalis führen können, wird empfohlen bei jeder
Schwangeren zu Beginn der Schwangerschaft und in der 28.–
30. SSW einen Antikörper-Suchtest durchzuführen.
Bei Rh-negativen Schwangeren erfolgt eine Rh-Prophylaxe rou-
tinemäßig in der 28. SSW. Diese besteht in der Gabe von Anti-
D-Immunglobulin, um bei einem eventuellen Übertritt von fe-
talen Rh-positiven Erythrozyten in den mütterlichen Kreislauf die
Bildung dieser AK durch die Mutter selbst zu verhindern.
Nach der Geburt wird die Blutgruppe des Kindes bestimmt, ist
diese Rh-positiv, erfolgt eine weitere Anti-D-Gabe, um für folgen-
de Schwangerschaften eine Sensibilisierung auszuschließen.
Außerdem wird bei allen Ereignissen in der Schwangerschaft, bei
denen ein Übergang fetalen Blutes in den mütterlichen Kreislauf
möglich ist, eine Anti-D-Gabe empfohlen. Dies ist z. B. bei Ab-
orten, Totgeburten, Amniozentese und nach Unfällen der Fall.
Antwort 7
Die Ernährung sollte eiweiß- und kohlenhydratreich, aber fett-
arm sein. Der Kalorienbedarf liegt bei 2300–2800 kcal pro Tag.
Es besteht ein erhöhter Kalzium-Bedarf, der z. B. durch 0,5 l
Milch täglich gedeckt werden kann. Der Flüssigkeitsbedarf liegt
bei 2–2,5 l.
Als Nahrungszusatz wird Folsäure (zur Prophylaxe von Neural-
rohrdefekten) und Jodid empfohlen.
Rohes Hackfleisch und roher Fisch sind wegen der Gefahr der
Toxoplasmose verboten, ebenso sollte auf rohe Eier (Salmonel-
len) verzichtet werden. Durch Rohmilchkäse, unbehandelte
Milch oder Milchprodukte können Listerien übertragen werden.
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5 Schwangerschaft
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5 Schwangerschaft
Antwort 8
Streng kontraindiziert in der Schwangerschaft sind:
Cumarinderivate (z. B. MarcumarJ): Gefahr der fetalen Blutun-
gen
Tetrazykline: Störung der Knochen- und Zahnentwicklung
Chloramphenicol: sog. Grey-Syndrom mit Zyanose, Hydrops
und Herz-Kreislauf-Versagen
Aminoglykoside: nephro- und ototoxisch
Sulfonamide: fetaler Ikterus
Androgene, Anabolika: Virilisierung weiblicher Feten
Virostatika, Zytostatika: teratogen
orale Antidiabetika: fraglich teratogen
pflanzliche Laxanzien: Abortinduktion.
Antwort 9
Alle Tätigkeiten, bei denen Leben oder Gesundheit von Mutter
oder Kind gefährdet sind. Insbesondere:
Umgang mit radioaktiven Stoffen
Umgang mit teratogenen Stoffen (Chemikalien, Zytostatika)
Arbeiten bei denen die Schwangere Staub, Lärm, Hitze oder
Erschütterungen ausgesetzt ist
Beschäftigung in den letzten sechs Wochen vor der Geburt,
außer auf ausdrücklichen Wunsch der Schwangeren
Arbeiten nach 20.00 Uhr und vor 6.00 Uhr oder an Sonn- und
Feiertagen
Arbeiten, die regelmäßiges Stehen erfordern
Arbeiten, bei denen regelmäßig mehr als 5 kg oder gelegentlich
mehr als 10 kg gehoben werden müssen
Arbeiten auf Beförderungsmitteln ab der 12. SSW
Akkord- oder Fließbandarbeiten.
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Antwort 10
16. SSW: Fundus gerade oberhalb der Symphyse tastbar
20. SSW: Fundus in der Mitte zwischen Symphyse und Nabel
24. SSW: Fundus am Nabel
30. SSW: Fundus zwischen Nabel und Rippenbogen
36. SSW: Fundus am Rippenbogen
38. SSW: Fundus meist etwas gesenkt (z. B. zwei Querfinger
unterhalb des Rippenbogens).
Antwort 11
Die Leopold-Hangriffe stellen eine äußere Untersuchung der
Schwangeren zur Bestimmung der Kindslage dar.
1. Leopold-Handgriff: Feststellen des Fundusstands der Gebär-
mutter durch Tasten der kranialen Uteruskante
2. Leopold-Handgriff: Ertasten der Stellung des kindlichen Rü-
ckens (rechts oder links) durch Anlegen der Hände seitlich an
den Uterus
3. Leopold-Handgriff: Unterscheiden zwischen Schädel- und
Beckenend-Lage durch Umfassen des führenden Kindsteiles
oberhalb der Symphyse mit einer Hand. Der Kopf lässt sich
leichter hin und her bewegen (ballotieren) als der Steiß.
4. Leopold-Handgriff: Ermitteln des Höhenstandes des voran-
gehenden Kindsteiles von außen, indem beide Hände von kra-
nial kommend seitlich oberhalb der Symphyse tasten.
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5 Schwangerschaft
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Antwort 12
In der Gravidität kommt es meist im 2. Trimenon zu einem leich-
ten physiologischen Blutdruckabfall, insbesondere des diastoli-
schen Wertes. Im 3. Trimenon wird der Ausgangswert wieder
erreicht, oder leicht überschritten.
Antwort 13
Die Grenzwerte für einen Hypertonus liegen in der Schwanger-
schaft bei 140/90 mmHg (letzte noch normale Werte).
Antwort 14
Da eine akute Röteln-Infektion mit schweren Fehlbildungen beim
Kind einhergehen kann, und eine aktive Schutzimpfung in der
Schwangerschaft kontraindiziert ist, sollte die Schwangere sich
unbedingt von allen Infektionsquellen fernhalten. Insbesondere
Meiden von bekannt Infizierten und großen Menschenmengen
(sofern möglich) gehört dazu. Bei Frauen in Risikoberufen (Er-
zieherinnen, Lehrerinnen) muss ein Arbeitsverbot (keine Krank-
schreibung) erfolgen.
Nach der Geburt sollte möglichst unmittelbar im Wochenbett
eine Impfung erfolgen.
Antwort 15
Alle aktiven Impfungen mit Lebendimpfstoff oder Toxoid sind
in der Schwangerschaft kontraindiziert, bis auf Tetanus und
Poliomyelitis.
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5 Schwangerschaft
16 Was ist ein CTG? Welche Kriterien zur Beurteilung des CTG
kennen Sie?
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5 Schwangerschaft
Antwort 16
Ein CTG (Cardio-Toco-Graphie) ist die gleichzeitige Aufzeich-
nung der kindlichen Herztöne (meist über Ultraschallaufnehmer
über die mütterliche Bauchdecke) und der Wehentätigkeit. Die
Registrierung sollte über mindestens 30 Minuten erfolgen, und
im 3. Trimenon nicht in Rückenlage der Patientin (Gefahr der
Vena-cava-Kompression durch den schwangeren Uterus).
Zur Beurteilung des CTG werden folgende Kriterien herangezo-
gen:
Baseline oder Basalfrequenz: mittlere Herzfrequenz des Fetus.
Norm: 120–140/min
Oszillationsamplitude: Differenz zwischen höchster und nied-
rigster Herzfrequenz. Norm: 10–25/min
Vorhandensein von spontanen Akzelerationen: Beschleuni-
gung der Frequenz um > 10/min als Folge kindlicher Bewegun-
gen
Dezelerationen: Abfall der Herzfrequenz entweder wehensyn-
chron (Dezeleration Typ 1, z. B. intrapartal bei Vagusreiz durch
Druck auf den kindlichen Kopf) oder Beginn der Dezeleration
nach der Wehe (Typ 2) als Zeichen der fetalen Hypoxie.
Antwort 17
Bei vorzeitiger Wehentätigkeit ist zu empfehlen:
körperliche Schonung, Bettruhe
Magnesium oral oder als Infusion
Tokolytika: z. B. b-Mimetika (PartusistenJ) als i.v. Gabe
Antibiotika i.v., da Ursache der Wehen häufig eine Infektion ist.
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5 Schwangerschaft
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5 Schwangerschaft
Antwort 18
Die Strahlenbelastung durch eine Röntgenaufnahme des Thorax
(ca. 0,08 mGy) für den Fetus ist dermaßen gering, dass keine
Schädigung zu erwarten ist. Erst ab einer Belastung des Fetus von
> 200 mGy sollte eine Interruptio diskutiert werden.
Antwort 19
Von einer Risikogravidität spricht man beispielsweise bei:
Mehrlingen
Z.n. zwei oder mehr Aborten
Z.n. Geburt eines toten oder fehlgebildeten Kindes
Z.n. Uterusoperation (Myomenukleation, Sektio)
schwere mütterliche Erkrankung
Vielgebärende (> 5 Entbindungen)
Schwangere unter 16 oder über 35 Jahren
Adipositas
Anämie
Frühgeburtsbestrebungen
V.a. fetale Fehlbildung
Terminüberschreitung um mehr als 10 Tage.
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5 Schwangerschaft
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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5 Schwangerschaft
Antwort 20
Eine Ultraschalluntersuchung kann nie eine chromosomale
Störung beweisen. Bei Vorliegen entsprechender Risikofaktoren
(Alter, Familienanamnese) oder der unten aufgeführten Soft-
marker sollte ein weitere Abklärung durch Amniozentese erfol-
gen:
vergrößerte Nackenfalte (13. SSW)
fehlendes Nasenbein
dorso-nuchales Ödem
White spot: kleine, echoreiche Areale in einer oder beiden
Herzkammern
kurze Röhrenknochen (unter der 5. Perzentile)
Sandalenfurche
hyperechogener Darm
Erweiterung des Nierenbeckens (Pyelektasie).
Antwort 21
Eine genetische Beratung sollte z. B. empfohlen werden bei:
Alter der Mutter > 35 Jahre
Alter des Vaters > 45 Jahre
auffällige Familienanamnese
habituelle Aborte (> 2)
Exposition toxischer Stoffe oder Strahlen
Infektion der Mutter in der Frühschwangerschaft (z. B. mit
Röteln)
Auffälligkeiten in der Sonographie
Einnahme teratogener Medikamente
bekannte Stoffwechselstörung.
90
5 Schwangerschaft
22 Was empfehlen Sie einer Patientin in der 21. SSW mit einer
nachgewiesenen Glukosurie?
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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5 Schwangerschaft
Antwort 22
Auch wenn eine geringe Glukosurie in der Schwangerschaft
durch die niedrige Nierenschwelle für Glukose häufig auftritt,
sollte ein Gestationsdiabetes ausgeschlossen werden.
Hierzu ist ein oraler Glukose-Toleranztest zu empfehlen.
Zusätzlich ist eine Sonographie anzuraten, um Hinweise auf einen
Diabetes erkennen zu können, wie fetale Makrosomie oder ein
Polyhydramnion.
Antwort 23
Beim neu aufgetretenen Gestationsdiabetes ist häufig zunächst
eine diätetische Einstellung möglich. Da orale Antidiabetika in
der Schwangerschaft kontraindiziert sind, muss bei steigenden
Blutzuckerwerten eine intensivierte Einstellung mit Insulin erfol-
gen.
Antwort 24
Zunächst kommt es in der Frühschwangerschaft zu einem Abfall
der notwendigen Insulindosis, da ein Teil der Glukose vom Em-
bryo verbraucht wird. Etwa ab der 20. SSW ist dann aber durch
die plazentaren Peptid- und Steroidhormone mit einem rasch
steigenden Bedarf zu rechnen.
Bei ungenügender Insulingabe wird der Zucker vom Fetus ver-
stoffwechselt, der selbst dann eine Makrosomie und ein Hy-
dramnion entwickelt. Bei der Mutter können deshalb trotzdem
normale Blutzuckerwerte auftreten.
Deshalb sollte die Einstellung in der Schwangerschaft extrem
streng mit Nüchtern- und postprandialen Werten stets unter
100 mg/dl erfolgen.
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5 Schwangerschaft
Gewusst? J¤K¤L¤
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93
5 Schwangerschaft
Antwort 25
Eine leichte Übelkeit, vor allem morgens und gelegentlich auftre-
tendes Erbrechen in der Frühschwangerschaft kommen recht
häufig vor. Erst wenn nahezu keine Nahrung mehr bei sich be-
halten werden kann oder bei Gewichtsverlust spricht man von
einer Hyperemesis.
Auslösende Faktoren sind wahrscheinlich erhöhte b-HCG-Spie-
gel, da bei Mehrlingen oder einer Blasenmole ein übermäßiges
Erbrechen öfters anzutreffen ist. Psychische Faktoren spielen aber
ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Antwort 26
Häufig ist mit der stationären Aufnahme und der damit verbun-
denen Veränderung des sozialen Umfeldes bereits ein wichtiger
therapeutischer Schritt getan. Zusätzlich wird in den ersten Tagen
eine rein parenterale Ernährung mit Nahrungskarenz, Gabe von
Antiemetika und dann folgendem langsamem Kostaufbau emp-
fohlen.
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5 Schwangerschaft
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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5 Schwangerschaft
Antwort 27
Das HELLP-Syndrom stellt eine Sonderform der HES (hyper-
tensiven Erkrankungen in der Schwangerschaft) dar. Es zeichnet
sich aus durch:
Hämolyse
Erhöhung der Leberenzyme (Elevated Liver Enzymes)
Thrombopenie (Low Platelet).
Antwort 28
Bei geringer Ausprägung und insbesondere früher Schwanger-
schaftswoche ist ggf. ein abwartendes Verhalten unter sehr eng-
maschigem Monitoring zu vertreten, um eine Lungenreifebe-
handlung vor der Geburt noch durchführen zu können.
Die einzige kausale Therapie besteht in der Beendigung der
Schwangerschaft, in der Regel durch Kaiserschnitt. Thrombo-
zytentransfusionen sollten bei Werten unter 20 000/ll oder kli-
nisch relevanter Blutung erwogen werden.
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5 Schwangerschaft
Gewusst? J¤K¤L¤
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5 Schwangerschaft
Antwort 29
Häufigste Ursache prä- oder perinataler infektiöser Erkrankun-
gen des Neugeborenen. Etwa 1 % aller Schwangeren machen in
der Gravidität eine Erstinfektion mit dem Zytomegalie-Virus
durch. Ca. 10 % der Neugeborenen zeigen direkt postpartal Zei-
chen der intrauterinen Infektion, etwa 10 % entwickeln spätere
Störungen. Die schwersten Verläufe werden bei Infektionen in
der Frühgravidität beobachtet.
Die typischen Symptome sind ZNS-Schäden (Verkalkungen in-
trazerebral, Mikrozephalus, Chorioretinitis), Ikterus, Hepatitis,
thrombozytopenische Purpura, Anämie.
Bei Infektionen unter der Geburt kann es zu letalen interstitiellen
Pneumonien kommen.
Antwort 30
Beim Varizellen-Virus handelt es sich um ein Virus aus der Her-
pes-Gruppe, ca. 7 % der Schwangeren besitzen keinen Immun-
schutz.
Bei einer Infektion vor der 21. SSW besteht lediglich ein Risiko
von etwa 1 % der diaplazentaren Übertragung, mit nachfolgen-
dem kongenitalem Varizellen-Syndrom.
Allerdings besteht ein erhebliches Risiko für das Neugeborene,
eine generalisierte neonatale Infektion mit Hepatitis, Enzephalitis
und häufig letalem Verlauf zu entwickeln, wenn bei der Mutter
das Exanthem zwischen vier Tagen vor und zwei Tagen nach der
Geburt auftritt. In diesen Fällen ggf. Geburt durch Gabe von To-
kolytika herauszögern, passive Immunisierung der Mutter, und
passive Impfung des Neugeborenen direkt postpartal.
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6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
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6 Geburt
Antwort 1
Ein Blasensprung bezeichnet das Zerreißen der Eihäute mit Ab-
gang von Fruchtwasser.
Je nach Zeitpunkt unter der Geburt unterscheidet man:
vorzeitiger Blasensprung: vor Beginn regelmäßiger Wehen-
tätigkeit
frühzeitiger Blasensprung: vor der vollständigen Eröffnung des
Muttermunds
rechtzeitiger Blasensprung: mit vollständiger Eröffnung des
Muttermunds
verspäteter Blasensprung: Kind wird in der intakten Frucht-
blase geboren, meist nur bei Frühgeburten.
Antwort 2
Beim vorzeitigen Blasensprung kann es, da der Kopf oft noch
keinen Kontakt zum Becken aufgenommen hat, zum Nabel-
schnurvorfall oder bei Quer- oder Schräglage auch zum Vorfall
kleiner Teile (Arm, Bein) kommen.
Die häufigste Komplikation ist die Infektion der Fruchthöhle
(Chorioamnionitis) bzw. das Amnioninfektionssyndrom (AIS).
Durch den direkten Kontakt der Frucht mit der Scheide kann es
zur aufsteigenden Infektion mit Keimen aus der Vagina kommen.
Hieraus entwickelt sich eine schnell fortschreitende Entzündung
intrauterin, die bis zur mütterlichen Sepsis gehen kann.
100
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
101
6 Geburt
Antwort 3
Bei einem vorzeitigen Blasensprung in der 27. SSW ist das Risiko
der Infektion (Amnioninfekt) gegen das Risiko der extremen
Frühgeburtlichkeit abzuwägen. Unter strenger Kontrolle der
Infektparameter bei der Mutter sollte versucht werden, eine Ver-
längerung der Schwangerschaft zu erreichen. Hierzu werden
Bettruhe, Antibiotika und wehenhemmende Medikamente (z. B.
Partusiten, Magnesium) empfohlen.
Zusätzlich wird versucht, bei Ungeborenen die Reifung der Lunge
zu fördern, indem der Mutter ein plazentagängiges Kortiko-
steroid (z. B. Betamethason) i.m. appliziert wird. Dieses führt bei
Feten zur Stimulation der Surfactant-Produktion in der Lunge.
In der 37. SSW geht man vor einer problemlosen postpartalen
Anpassung des Neugeborenen aus. Deswegen werden keine
Tokolytika verabreicht oder eine Lungenreifung induziert. Unter
Kontrolle der Infektparameter ist es aber durchaus gerechtfertigt
abzuwarten bis eigene Wehen einsetzen.
Eine Patientin mit vorzeitigem Blasensprung sollte immer lie-
gend, möglichst mit leichter Beckenhochlagerung in die Klinik
transportiert werden, da die potentielle Gefahr besteht, dass der
evtl. noch hoch stehende Kopf beim Tiefertreten die Nabelschnur
komprimieren könnte.
Antwort 4
Bei der Geburt werden folgende drei Phasen unterschieden:
Eröffnungsphase: beginnt mit den ersten muttermundswirk-
samen Wehen und dauert bis zur vollständigen Eröffnung des
Muttermundes. Bei Erstgebärenden zwischen 8 und 12 h, bei
Mehrgebärenden ca. 4 h
Austreibungsphase: ab Beginn des vollständig eröffneten
Muttermundes bis zur Geburt des Kindes. Dauer: 1 h bei
Erst-, kürzer bei Mehrgebärenden
Nachgeburtsphase: nach der Geburt des Kindes bis zur Geburt
der Plazenta. Sollte nicht länger als 30 Minuten dauern.
102
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
103
6 Geburt
Antwort 5
Schwangerschaftswehen: meist nur lokale Kontraktionen der
Gebärmuttermuskulatur ohne Wirkung auf den Muttermund
Senkwehen: unkoordinierte Wehen, die etwa in der 36. Woche
ein Tiefertreten des Kopfes in das mütterliche Becken bewir-
ken.
Vorwehen: unregelmäßige Wehen in den Tagen vor der Ge-
burt, meist aber mit zunehmender Tendenz
Eröffnungswehen: muttermundswirksame Wehen, die zu-
nächst eine Verkürzung der Portio bewirken (oft mit Abgang
von blutigem Schleim, sog. Zeichnungsblutung oder „Zeich-
nen“), dann ein Aufgehen des Muttermundes
Austreibungswehen: regelmäßige Wehen nach vollständiger
Eröffnung des Muttermundes, bewirken das Tiefertreten des
Kopfes
Presswehen: Austreibungswehen, die zusätzlich von der Ge-
bärenden durch Aktivierung der Bauchpresse unterstützt wer-
den. Sie führen zur eigentlichen Geburt des Kindes.
Nachgeburtswehen: bewirken nach der Geburt des Kindes eine
weitere Kontraktion des Uterus und so die Lösung und Geburt
der Plazenta
Nachwehen: unterstützen die Rückbildung der Gebärmutter
im Wochenbett.
104
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
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105
6 Geburt
Antwort 6
Zum schnellen Beenden der Geburt in der Austreibungsphase
(meist aus kindlicher Indikation) gibt es folgende Verfahren:
Zangengeburt (Forzeps): kann schnell und ohne technische
Hilfsmittel eingesetzt werden. Durch den zusätzlichen Platz-
bedarf der Zangenlöffel neben dem kindlichen Kopf kommt
es aber häufiger zu Verletzungen der Mutter. Bei unkorrekter
Anlage oder Abrutschen der Zange können Verletzungen beim
Ungeborenen auftreten.
Vakuumextraktion (Saugglocke): geringere Verletzungsge-
fahr, benötigt aber Strom und entsprechende Geräte. Bis zur
Geburt vergehen mehrere Minuten, da der Unterdruck der
Glocke langsam aufgebaut werden muss.
Antwort 7
Bei einer Mikroblutuntersuchung (MBU) oder Fetalblutanalyse
(FBA) wird die intrapartale Überwachung des Fetus gegenüber
dem reinen CTG deutlich verbessert. Insbesondere bei patholo-
gischem CTG kann durch die Bestimmung des pH und des Base
Exzess (BE) eine bessere Aussage über den Zustand des Unge-
borenen gewonnen werden. Die Bestimmung erleichtert die Ent-
scheidung, ob weiter eine normale Geburt angestrebt werden
kann, oder ob eine operative Geburtsbeendigung (Sectio caesarea
oder vaginal-operativ) notwendig ist.
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6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
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107
6 Geburt
Antwort 8
Nach Lagerung der Mutter in Rückenlage wird über ein Amnio-
skop der kindliche Kopf eingestellt. Nach Abtupfen von Frucht-
wasser und Blut wird dann mit einer kleinen Lanzette die
Kopfhaut geritzt, und der austretende Blutstropfen in eine zuvor
heparinisierte Kapillare angesaugt.
Die Bestimmung von pH und Base Exzess erfolgt in einem
üblichen pH-Meter.
Antwort 9
Die kritische Grenze, die ein Eingreifen erforderlich macht, liegt
in der Eröffnungsperiode (EP) bei einem pH von < 7,25; in der
Austreibungsperiode (AP) bei einem pH von < 7,20.
Nach Saling werden folgende Kriterien unterschieden:
pH > 7,30: normal
pH 7,29–7,25: reduziert, in der EP Kontrolle nach 10 min
pH 7,24–7,20: Präazidose
pH 7,19–7,15: leichte Azidose, Gefährdung des Kindes
pH 7,14–7,10: mittelgradige Azidose, Geburt umgehend an-
streben
pH 7,09–7,01: fortgeschrittenen Azidose, höchste Gefahr
pH < 7,00: schwere Azidose.
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6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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6 Geburt
Antwort 10
Der Dammschutz dient, wie der Name bereits sagt, dem Schutz
des mütterlichen Damms vor Zerreißungen unter der Geburt.
Wichtig ist vor allem die Kontrolle der Austreibungsphase und
der Presswehen, die Gebärende sollte zum wehensynchronen,
kontrollierten Mitpressen angeleitet werden, zum möglichst ru-
higen Atmen in den Wehepausen und beim eigentlichen Durch-
tritt des Kopfes möglichst auf das aktive Mitpressen verzichten,
und stattdessen besser hecheln.
So hat der Damm die beste Möglichkeit, sich langsam mitzu-
dehnen.
Der eigentliche Dammschutz besteht im aktiven Bremsen des
Kopfdurchtritts, indem eine Hand auf das kindliche Köpfchen
gelegt wird, und entsprechender Gegendruck aufgebaut wird. Die
zweite Hand kann zusätzlich den Damm von seitlich her versu-
chen zu raffen.
Antwort 11
Ein Dammschnitt oder Episiotomie dient der Erleichterung des
Kopfdurchtritts und der Vermeidung von Dammrissen. Aller-
dings hat sich in den letzten Jahren hier durchaus die Ansicht
bezüglich der Notwendigkeit geändert, ein Schnitt wird wesent-
lich seltener angewendet als früher.
Man unterscheidet:
mediane Episiotomie: geringere Blutung, weniger Schmerzen,
da weniger Hautnerven durchtrennt werden, bessere Naht-
möglichkeit da symmetrisch und anatomisch einfacher zu ad-
aptieren
mediolaterale Episiotomie: geringere Gefahr des Weiterreißens
in den Sphincter ani
laterale Episiotomie: etwas größerer Platzgewinn, aber sehr viel
schlechtere Heilung, heute obsolet.
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6 Geburt
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111
6 Geburt
Antwort 12
Schmerzen, und insbesondere Schmerzen unter der Geburt wer-
den individuell sehr unterschiedlich empfunden. Zur Entspan-
nung der Schwangeren und damit indirekt zur Analgesie tragen
deshalb auch äußere Faktoren wie Wissen über die Geburtsvor-
gänge, Anwesenheit einer vertrauten Person, ruhige, entspannte
Atmosphäre im Kreißsaal und Eingehen auf die Wünsche und
Bedürfnisse der Gebärenden wesentlich bei. Folgende Möglich-
keiten der Analgesie gibt es:
Akupunktur, Homöopathie
Spasmolytika: insbesondere in der Eröffnungsperiode kann der
Teufelskreis aus Angst, Anspannung und Schmerz durchbro-
chen werden
Opiate: als starke Analgetika geeignet, eine gute Schmerzbe-
kämpfung zu erreichen
Periduralanästhesie (PDA): Möglichkeit zur kompletten
Schmerzausschaltung, mögliche Anästhesieform für Kaiser-
schnitte
Pudendus-Blockade: Analgesie des Dammes in der Austrei-
bungsphase
Lokalanästhesie: z. B. am Damm vor einer Episiotomie.
112
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
113
6 Geburt
Antwort 13
Zu den geburtsunmöglichen Lagen zählen:
Querlage
Schräglage
hoher Geradstand
mentoposteriore Gesichtslage: das Kind hat den Kopf komplett
deflektiert, das Kinn ist der führende Teil des Kindes und zeigt
zum Rücken der Mutter
nasoposteriore Stirnlage
hintere Scheitelbeineinstellung: Abweichen des Kopfes nach
seitlich-hinten im Beckeneingang.
Auch wenn oben genannte Lagen die eigentlich geburtsunmög-
lichen, weil geburtsmechanisch nicht durch das Becken passend,
darstellen, so wird heute eigentlich bei jeder Form der Gesichts-
lage oder Stirnlage eher eine Sektio empfohlen, um das Risiko für
Mutter und Kind zu minimieren.
114
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
115
6 Geburt
Antwort 14
Die Querlage ist immer eine Indikation zur Sectio caesarea. Beim
Feststellen einer Querlage darf auf keinen Fall eine Amniotomie
(Eröffnen der Fruchtblase) erfolgen, das es sonst zu einem Arm-
vorfall mit Einkeilen der Schulter (sog. verschleppte Querlage)
und nachfolgender Uterusruptur kommen kann.
Einzige Ausnahme ist die Geburt des zweiten Zwillings. Da hier
der Geburtskanal bereits durch das erste Kind entsprechend ge-
dehnt ist, kann beim zweiten Kind der Versuch einer Wendung
auf den Fuß mit nachfolgender Extraktion des Kindes gemacht
werden.
Auch bei einem Kaiserschnitt kann die Entwicklung aus Querlage
deutlich erschwert sein, da in den meisten Fällen das Kind nach
Eröffnen des Uterus erst in eine Längslage gedreht werden muss,
bevor es geboren werden kann.
Antwort 15
Beim hohen Geradstand stellt sich der Kopf im Beckeneingang
nicht quer, sondern gerade ein, der Rücken des Kindes zeigt ent-
weder zur Bauchdecke oder zum Rücken der Mutter. Bei der va-
ginalen Untersuchung ist die Pfeilnaht gerade zu tasten. Da die
Geburt (außer bei sehr kleinem Kopf) so nicht erfolgen kann,
wird versucht durch Lagerung der Patientin die Drehung des Kin-
des zu erreichen. Gelingt dies nicht, so bleibt nur eine Kaiser-
schnittgeburt.
116
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
117
6 Geburt
Antwort 16
Bei der Betrachtung der Geburtsmechanik muss man von den
anatomischen Gegebenheiten des mütterlichen Beckens ausge-
hen: der Beckeneingang ist ein Queroval, der Beckenausgang ein
Längsoval. In der Beckenmitte ist der Geburtskanal nahezu rund.
Auch die Kopfform des Kindes stellt ein Oval dar, die Haltung des
Kopfes mit dem geringsten Durchmesser ist die Flexion („Kinn
auf die Brust“).
Im Beckeneingang liegt das Kind so, dass es zur Seite schaut. Ist
dabei der Rücken links, spricht man von einer 1. Lage, ist der
Rücken rechts, von einer 2. Lage (Merke: Rücken rechts, d. h.
2-mal „r“, also 2. Lage). Der Kopf ist nicht flektiert, so dass man
bei der vaginalen Untersuchung in der Regel beide Fontanellen
tasten kann (die große Fontanelle ist vorne, die kleine hinten am
kindlichen Kopf). Zwischen den Fontanellen verläuft die Pfeil-
naht, diese ist im Beckeneingang also als quer verlaufend zu
tasten.
Bei Tiefertreten des Kopfes erfolgen 3 Bewegungen gleichzeitig:
Tiefertreten in den Geburtskanal
Rotation des Kindes um 90 , der Rücken zeigt jetzt zur Bauch-
decke der Mutter, die Pfeilnaht ist bei der Tastuntersuchung
erst schräg, dann gerade zu tasten.
Zunehmende Flexion des Kopfes, um die engste Stelle des müt-
terlichen Beckens besser passieren zu können. Damit wird bei
der Tastuntersuchung zunehmend nur noch die kleine Fon-
tanelle (Hinterhaupt) unter der Symphyse (= vorne) tastbar,
dies erklärt die Bezeichnung „vordere Hinterhauptslage“.
Am Beckenausgang kommt es zur Deflexion des Kopfes, das
Gesicht wird über den Damm geboren. Zur Geburt der Schultern
erfolgt eine weitere Rotation um 90 (zurück in die alte Lage).
Danach wird zunächst die vordere, dann die hintere Schulter ge-
boren.
118
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
119
6 Geburt
Antwort 17
Etwa 4–5 % der Kinder liegen zur Geburt in Beckenendlage.
Hierbei ist die reine Steißlage von der Steiß-Fuß-Lage und den
Fuß- und Knielagen zu unterscheiden. Allen gemeinsam ist ein
geringerer Umfang der Hüfte als der Kopfumfang.
Daraus ergeben sich folgende Risiken:
mangelnde Vordehnung des Geburtskanals bis zur Geburt des
Kopfes
Abdrücken der Nabelschnur durch den Kopf im Beckenein-
gang, wenn der Steiß schon geboren ist
mangelnde Kontraktionskraft des Uterus, da der größte Teil des
Kindes geboren werden muss, wenn die Gebärmutter schon zu
2/3 entleert ist
vorzeitige Lösung der Plazenta.
Antwort 18
Die Manualhilfe nach Bracht beschreibt ein Manöver zur Ent-
wicklung des Kindes aus Beckenendlage.
Hierbei wird, wenn der untere Winkel des vorderen Schulterblatts
im Introitus zu sehen ist, das Kind mit beiden Händen am Steiß
gefasst, so dass die Daumen auf den Oberschenkeln des Neuge-
borenen zu liegen kommen. Die Entwicklung des Kindes erfolgt
dann unter sanftem Zug bogenförmig um die Symphyse herum
auf den Bauch der Mutter. Wichtig ist, nicht zu früh einzugreifen,
da ansonsten die Arme des Kindes nach oben schlagen können,
und das Durchtrittsplanum des Kopfes noch zusätzlich vergrö-
ßern.
120
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
121
6 Geburt
Antwort 19
Auch wenn keine unbedingte medizinische Notwendigkeit be-
steht, wird heute Erstgebärenden aufgrund der genannten Risiken
häufig bei Beckenendlage (BEL) eine primäre Sektio empfohlen.
Echte Kontraindikationen gegen eine vaginale Geburt bei BEL
sind:
geschätztes Geburtsgewicht > 4000 g
Fußlage
Hyperextension des Kopfs
Z.n. Sektio oder größerer Myomenukleation
Hydrozephalus
enges Becken, zu vermutendes Missverhältnis
Frühgeburtlichkeit.
Antwort 20
Die Schulterdystokie stellt einen meist unvorhergesehen eintre-
tenden geburtshilflichen Notfall dar. Es kommt nach der Geburt
des Kopfes zur Einklemmung der vorderen Schulter hinter der
mütterlichen Symphyse.
Auf keinen Fall darf versucht werden, am Kopf zu ziehen oder
Druck auf den Fundus auszuüben (sog. Kristeller-Handgriff) da
damit die Situation nur verschlimmert wird. Ebenso ist die Gabe
von Kontraktionsmitteln obsolet.
Durch mehrmaliges Beugen und Strecken der Beine im Hüft-
gelenk (sog. McRoberts-Manöver) kann die Schulter oft gelöst
werden. Führt dies nicht zum Erfolg, wird durch Anlegen einer
Episiotomie oder ggf. Vergrößern eines bereits vorhandenen
Dammschnitts zusätzlich Platz geschaffen. Dann kann durch
Druck unmittelbar oberhalb der Symphyse versucht werden, die
Schulter zu lösen.
122
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
23 Eine Schwangere stellt sich mit einer Blutung in der 33. SSW
im Kreißsaal vor. Was sind die möglichen Differential-
diagnosen?
Gewusst? J¤K¤L¤
123
6 Geburt
Antwort 21
Für jede vaginal-operative Entbindung müssen folgende Voraus-
setzungen erfüllt sein:
Bestehen einer Indikation (meist kindliche Indikation bei Hyp-
oxie)
ausreichende Analgesie
vollständige Eröffnung des Muttermundes
eröffnete Fruchtblase
Der größte Teil des Kopfes muss die Beckenmitte (engster Teil
des Beckens) bereits passiert haben.
Antwort 22
Bei einem Nabelschnurvorfall muss das Kind durch sofortige
Notsektio entbunden werden. Bis zum Beginn des Kaiserschnitts
sollte der Kopf durch die vaginal untersuchende Hand nach oben
gedrückt werden, um die Kompression der Nabelschnur zu ver-
mindern. Zusätzlich Gabe von Tokolytika i.v.
Antwort 23
Blutungen im 3. Trimenon können als Ursache haben:
vorzeitige Plazentalösung
Placenta praevia
Eröffnung des Muttermunds mit Zeichnungsblutung
sog. Randsinusblutung vom Unterrand der Plazenta
Blutung bei Blasensprung und Insertio velamentosa (die Ge-
fäße der Nabelschnur laufen über die Eihäute und reißen beim
Blasensprung mit ein)
Kolpitis, Zervizitis insbesondere bei Chlamydien
Blutung aus einer Zervixektopie
extragenitale Blutung (z. B. aus Blase oder Enddarm, Hämor-
rhoidalblutung).
124
6 Geburt
24 Wie ist das weitere Vorgehen bei Blutungen in der 33. SSW?
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
125
6 Geburt
Antwort 24
Zur weiteren Abklärung sollte zunächst die Vitalität des Kinds
überprüft werden (CTG, Ultraschall), dann per Sonographie die
Lage und Integrität der Plazenta. Eine vorsichtige Spiegeleinstel-
lung klärt Menge und Herkunft des Bluts.
Die vaginale Tastuntersuchung zur Bestimmung des Mutter-
munds darf erst erfolgen, wenn eine Placenta praevia sicher aus-
geschlossen ist, da ansonsten die Blutung verstärkt werden kann.
Die weitere Therapie richtet sich nach der Ursache der Blutung:
Insertio-velamentosa-Blutung und vorzeitige Plazentalösung:
sofortige Notsektio
Placenta praevia: abhängig von der Blutungsstärke Sektio oder
vorsichtiges Abwarten und Lungenreifebehandlung
Randsinusblutung: außer Überwachung von Mutter und Kind
meist keine Therapie erforderlich
Eröffnung des Muttermundes: Tokolyse.
Antwort 25
Als Placenta praevia bezeichnet man die Lage des Mutterkuchens
vor dem inneren Muttermund. Hierdurch kommt es bei der be-
ginnenden Eröffnung zur massiven, für Mutter und Kind lebens-
bedrohlichen Blutung.
Folgende Formen werden unterschieden:
Placenta praevia marginalis: bis an den Rand des inneren Mut-
termunds reichend, Spontangeburt u.U. möglich
Placenta praevia partialis: der innere Muttermund wird teilwei-
se überdeckt.
Placenta praevia totalis: komplette Überdeckung des Mutter-
munds.
126
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
127
6 Geburt
Antwort 26
Die vorzeitige Plazentalösung äußert sich in der Regel durch eine
vaginale Blutung. Liegt die Lösungsstelle am Unterrand, ent-
spricht der gesehene Blutverlust auch dem tatsächlichen Blutver-
lust.
Antwort 27
Der Apgar-Score dient der Zustandsbeurteilung des Neugebore-
nen nach 1, 5 und 10 Minuten postpartal.
Folgende Kriterien werden vergeben, danach die Punkte zusam-
men gezählt:
0 1 2
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6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
129
6 Geburt
Antwort 28
Die U1 wird als erste Untersuchung des Neugeborenen meist in
der ersten Lebensstunde durch den Geburtshelfer durchgeführt.
Insbesondere ist zu achten auf:
Zustand und Verhalten des Neugeborenen
erkennbare äußere Fehlbildungen
Auskultation (Herz): Frequenz, Arrhythmie, Herzgeräusche
Auskultation (Lungen): seitengleiche Atmung. Ein Entfaltungs-
knistern ist physiologisch
Inspektion der Haut: Farbe, Ödeme, Geburtsverletzungen,
Hämangiome, Hautanhängsel
Halsregion: Struma, Schlüsselbeinfrakturen
Kopf: Schädelknochen, Fontanellen (nicht eingezogen, nicht
gespannt)
Mund-Rachen-Raum: Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, ggf. Son-
dierung des Magens zum Ausschluss einer Ösophagusatresie
Palpation des Abdomens: Leber reicht bis zu zwei Querfinger
unter den Rippenbogen, Resistenzen, Hernien
Skelett: Fußfehlstellungen, Spina bifida, Polydaktylie
Genitalorgane: Fehlbildungen, Descenus testis
Reflexe und Muskeltonus
Gewicht, Größe, Kopfumfang.
130
6 Geburt
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
131
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Antwort 29
Bei in Utero verbleibenden Plazentaresten (auch kleinen An-
teilen) besteht die Gefahr der uterinen Atonie mit massiver Nach-
blutung postpartal. Die Therapie ist eine sofortige, notfallmäßige
Kürettage und die Gabe von Kontraktionsmitteln.
Mittelfristig kann es zu Entzündungen (Puerperalsepsis) und in
seltenen Fällen auch zur Ausbildung eines Chorionkarzinoms
kommen.
Antwort 30
Frühgeborene sind akut insbesondere gefährdet durch:
Atemstörung, mangelnder Atemantrieb
gestörte Temperaturregulation: Gefahr des Auskühlens
Herzrhythmusstörungen
Gefahr der Hirnblutung
Icterus neonatorum bei unreifer Leber.
Bei Lösung zentral an der Plazenta kann aber auch nur eine sehr
geringe oder gar keine Blutung nach außen auftreten. In diesen
Fällen klagt die Patientin meist über heftige, krampfartige Bauch-
schmerzen, ggf. je nach Menge der Blutung auch Schocksympto-
matik. Die Diagnose wird durch Ultraschall (retroplazentares
Hämatom) gesichert.
Die Therapie der Wahl ist der sofortige Not-Kaiserschnitt.
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6 Geburt
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133
6 Geburt
Antwort 31
Eine Atonie ist die mangelnde Kontraktion des Uterus nach der
Geburt. Hierbei kommt es aus der ehemaligen Plazentahaftstelle
zu einer massiven Blutung, die innerhalb von Minuten zum
Schock führen kann.
Antwort 32
Als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Atonie sind bekannt:
Mehrlingsgravidität
Makrosomie (z. B. beim Diabetes mellitus)
unvollständige Plazenta
Hydramnion
Hydrozephalus
Sectio caesarea
Sturzgeburt
lang dauernde, protrahierte Geburt
Gabe von Kontraktionsmitteln unter der Geburt
Myome, Endometriosis interna
Uterusfehlbildungen.
Antwort 33
Folgende Maßnahmen sollten bei einer Atonie ergriffen werden:
Gabe von Kontraktionsmitteln (Oxytozin, Methergin)
manuelle Kompression und Halten des Uterus
Auflegen einer Eisblase
Nachkürettage, um eventuelle Plazentareste zu entfernen
Gabe von Prostaglandinen zur Kontraktion
Tamponade des Uterus, ggf. mit Prostaglandinen
Kompressionsnähte des Uterus per Laparotomie
Ligatur der A. iliaca interna
als Ultima Ratio: Hysterektomie.
134
7 Wochenbett
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
135
7 Wochenbett
Antwort 1
Das Wochenbett beginnt unmittelbar nach der Geburt der
Plazenta und endet mit dem Abschluss der uterinen Rückbildung,
erkennbar am Versiegen des Wochenflusses (Lochien), etwa
sechs Wochen nach der Geburt.
Antwort 2
direkt nach der Geburt: ca. zwei Querfinger oberhalb des Nabels
1. Tag p.p.: am Nabel
5. Tag p.p.: 2–3 Querfinger unterhalb des Nabels
10. Tag p.p.: 1–2 Querfinger oberhalb der Symphyse.
Antwort 3
Die Wochenbett- oder Rückbildungsgymnastik soll einerseits die
physiologischen Rückbildungsvorgänge der Gebärmuter unter-
stützen, andererseits auch die schwangerschaftsbedingten Verän-
derungen (Musketonus, Bauchmuskulatur) wieder zurückbilden.
Besonders wichtig ist die Beckenbodengymnastik, um einem
späteren Deszensus der Genitalorgane und der damit oft verbun-
denen Harninkontinenz entgegenwirken zu können.
Die Gymnastik wird meist schon während des stationären Auf-
enthalts nach der Geburt begonnen, um die Übungen kennenzu-
lernen, kann aber sinnvoll meist erst nach vier Wochen p.p.
durchgeführt werden, wenn Dammschnitt/Verletzungen gut ver-
heilt sind.
Antwort 4
136
7 Wochenbett
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
137
7 Wochenbett
Antwort 5
Bei Fieber im Wochenbett sollte man an folgende Diagnosen denken:
Milcheinschuss
beginnende Mastitis
beginnende Endomyometritis
Harnwegsinfekt
Pneumonie
Bein- oder Beckenvenenthrombose.
Antwort 6
Bei der Subinvolutio uteri handelt es sich um eine mangelnde Zu-
rückbildung der Gebärmutter. Behandlungsmöglichkeiten sind:
manuelles Aufdehnen des Muttermunds bei zu schnellem
Verschluss oder bei mangelnder Eröffnung unter der Geburt
(z. B. nach Sektio)
Anlegen des Kinds und damit Förderung der endogenen Oxy-
tozin-Ausschüttung
Eisblase auf den Fundus zur Anregung von Kontraktionen
Mobilisation der Patientin
Gabe von Kontraktionsmitteln (Oxytozin, Methylergometrin).
Antwort 7
Typische Zeichen der Endomyometritis sind:
Unterbauchschmerzen, insbesondere beim Anlegen des Kinds
schmerzhafte Nachwehen
Temperaturanstieg
hoch stehender Uterus
weicher Uterus
bei der Palpation: deutlicher Kantenschmerz am Uterus
faulig riechende Lochien
allgemeine Abgeschlagenheit
häufig bitemporale Kopfschmerzen.
138
7 Wochenbett
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
139
7 Wochenbett
Antwort 8
Neben Kontraktionsmitteln (Oxytozin, Methergin) sind vor
allem Antibiotika (Cephalosporine) zur Therapie wichtig. Außer-
dem Heparinisierung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und sta-
tionäre Überwachung der Patientin.
Das Stillen wird durch die Antibiose nicht beeinflusst.
Antwort 9
Die häufigsten mütterlichen Todesursachen (in absteigender
Häufigkeit) sind:
Blutung (z. B. bei Atonie des Uterus)
Lungenembolie
Puerperalsepsis
Fruchtwasserembolie.
Antwort 10
Das Sheehan-Syndrom ist eine ischämische Nekrose der Hypo-
physe durch Thrombose in den hypophysären Venen. Es kann
postpartal auftreten. Durch die hormonellen Ausfallserscheinun-
gen kommt es zu:
Agalaktie (Ausbleiben der Milch) durch den Prolaktinmangel
Amenorrhö durch fehlendes FSH und LH
Hypothyreose durch mangelndes TSH
Ausfall der Nebennierenrinde bei ACTH-Mangel.
140
7 Wochenbett
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
141
7 Wochenbett
Antwort 11
Typische Infektionszeichen mit Rötung, Überwärmung und
Schmerzen. Meist plötzlich einsetzendes hohes Fieber (> 40 C),
allgemeines Krankheitsgefühl.
In der Frühphase genügt oft ein Entleeren der Brust z. B. durch
Ausstreichen, dann Kühlen (z. B. mit Quarkwickeln) und Hoch-
binden mit einem festen BH. Evtl. Drosselung der Milchproduk-
tion medikamentös mit Prolaktinhemmern (z. B. PravidelJ). Zu
häufiges Abpumpen kann allerdings eher die Milchproduktion
wieder anregen, und ist damit kontraproduktiv. Stillen, möglichst
in etwas größeren Abständen, ist weiter möglich. Die Bakterien
werden von der Magensäure des Neugeborenen abgetötet.
Bei fortgeschrittener Mastitis muss meist abgestillt (Reduktion
der Trinkmenge; medikamentöse Prolaktinhemmug) und ein
Antibiotikum i.v. gegeben werden.
Antwort 12
Ein florider Abszess sollte immer chirurgisch durch Inzision,
Gegeninzision und danach Spülen der Wunde behandelt werden.
Zusätzlich Abstillen und Antibiotika i.v.
142
7 Wochenbett
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
143
7 Wochenbett
Antwort 13
Etwas 50–60 % der Frauen leiden postpartal etwa am dritten Tag
unter leichten Depressionen, den sog. „Heultagen“ oder „Baby
blues“. Neben Kopfschmerzen, Müdigkeit und Weinerlichkeit
tritt vor allem einem Gefühl der Insuffizienz bei der Versorgung
des Neugeborenen auf. Wichtig ist die Erklärung über das häufige
Auftreten und die Normalität, die Unterstützung durch den Part-
ner und die Hebammen/Ärzte.
Abzugrenzen davon ist eine echte Wochenbettdepression (Psy-
chose), mit Verwirrtheit, Realitätsverlust, Halluzination und
Agitiertheit sowie eine postpartale Neurose mit Depression,
Müdigkeit, die meist sechs Wochen nach der Geburt bis zu einem
Jahr auftritt.
Antwort 14
Die Wochenbettpsychose kann vom dritten Tag p.p. an bis zu
sechs Wochen nach der Geburt auftreten.
Antwort 15
Suizidrisiko, Kindstötungsrisiko sowie ein Wiederholungsrisiko
von ca. 50 % nach der nächsten Geburt sind die hauptsächlichen
Probleme.
Die Behandlung muss stationär am besten durch einen darauf
spezialisierten Psychiater erfolgen. Neben der medikamentösen
Behandlung (Neuroleptika) und der Psychotherapie ist auch eine
gute soziale Unterstützung (z. B. Wohnungssuche, Betreuung des
Kindes regeln) wichtig.
144
7 Wochenbett
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
145
7 Wochenbett
Antwort 16
Bei beschwerdefreier Patientin sollt eine frauenärztliche Untersu-
chung etwa sechs Wochen nach der Geburt erfolgen. Im Fall einer
ambulanten Geburt mit Aufenthalt von weniger als 24 Stunden ist
eine Kontrolle nach 4–7 Tagen zu empfehlen.
Antwort 17
Die U2-Untersuchung ist die zweite Früherkennungsuntersu-
chung des Neugeborenen, sie wird durch einen Kinderarzt durch-
geführt.
Sie kann frühestens am dritten Lebenstag erfolgen (insbesondere
viele Herzfehler sind vorher nicht erkennbar) und sollte vor dem
10. Lebenstag durchgeführt sein.
Antwort 18
Die U3 wird von der 4. bis zur 6. Lebenswoche durchgeführt.
Oft wird sie mit einer Hüftsonographie kombiniert, um eine
Fehlstellung im Hüftgelenk früh zu erkennen und entsprechend
behandeln zu können.
146
7 Wochenbett
Gewusst? J¤K¤L¤
20 Wie lange und wie oft kann nach der Geburt eine Hebamme
in Anspruch genommen werden?
Gewusst? J¤K¤L¤
147
7 Wochenbett
Antwort 19
Die Blutentnahme erfolg in der Regel am dritten Lebenstag des
Kindes, frühestens 36 Stunden nach der Geburt. Bei einer frühe-
ren Abnahme sollte der Test wiederholt werden.
In den meisten Labors wird mittlerweile eine erweitertes Stoff-
wechselscreening angeboten, bei dem auf über 50 verschiedene
Erkrankungen untersucht wird.
Zumindest enthalten sind aber:
Phenylketonurie (PKU)
Biotinidasemangel
Hypothyreose
Galaktosämie
adrenogenitales Syndrom (AGS)
Hyperphenylalaninämie (HDA)
Glutarazidurie Typ I (GA I)
Ahornsiruperkrankung (MSUD)
Isovalerianazidämie (IVA).
Antwort 20
Hebammenpflege steht jeder Entbundenen 16-mal innerhalb der
ersten acht Wochen nach der Geburt zu. Bei Notwendigkeit und
entsprechender ärztlicher Bescheinigung auch öfter und länger.
148
8 Entzündliche Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
149
8 Entzündliche Erkrankungen
Antwort 1
langsam zunehmende Unterbauchschmerzen
Abwehrspannung bei der abdominalen Palpation
Fieber
Portio-Wackel-Schiebeschmerz bei der gynäkologischen Un-
tersuchung
Druckschmerz über den Adnexen bei der bimanuellen Tast-
untersuchung
zervikaler Fluor
ggf. Obstipation
Subileus.
Antwort 2
Appendizitis
Divertikulitis
Nierensteine
Harnwegsinfekte
Stieldrehung einer Ovarialzyste
Ovarialzystenruptur
nekrotisierendes Myom
Dysmenorrhö
Endometriose.
Antwort 3
stationäre Aufnahme
eingeschränkte Bettruhe
Antiphlogistika
intravenöse Antibiose mit Chlamydien- und Anaerobier wirk-
samen Medikamenten
ggf. Umsetzen der Antibiose bei Besserung der Symptomatik
auf orale Gabe
bei Beschwerdezunahme unter Antibiose: Laparoskopie.
150
8 Entzündliche Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
151
8 Entzündliche Erkrankungen
Antwort 4
Tuboovarialabszess
Peritonitis
Sepsis
Sterilität
erhöhte Rate an Eileiterschwangerschaften
chronische Unterbauchbeschwerden
Verwachsungssitus mit mechanischem Ileus
perihepatische Verwachsungen.
Antwort 5
junge, sexuell aktive Frauen
häufig wechselnde Geschlechtspartner
vaginale Infektionen
liegende Intrauterinspirale (IUP)
vorausgegangene intrauterine Eingriffe (z. B. Abrasio, Interrup-
tio, IUP-Einlage)
Immunschwäche (z. B. HIV-Infektion).
Antwort 6
Ein Tuboovarialabszess muss immer operativ behandelt werden.
Unter Antibiotikaschutz erfolgt in der Regel eine Laparoskopie, in
der Hoffnung den Befund auch laparoskopisch entfernen zu kön-
nen. Bei ausgedehnten Prozessen, insbesondere mit Einbeziehung
von Dünn- oder Dickdarm in den Abszess ist meist eine Laparo-
tomie nötig. Außerdem:
Entfernen des Abszesses, ggf. auch mit Adnexektomie, wenn
nicht anders möglich
Abstrichentnahme zur mikrobiologischen Diagnostik
gründliches Spülen des Bauchraums
Einlegen von Drainagen intraperitoneal zum weiteren Spülen
Fortführen der Antibiose über mindestens 10 Tage.
152
8 Entzündliche Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
153
8 Entzündliche Erkrankungen
Antwort 7
Bei Infektion der Portio findet sich häufig eine große, bei Berüh-
rung leicht blutende Ektopie. Ggf. auch Kontaktblutungen beim
Geschlechtsverkehr.
Im Fall einer aufsteigenden Infektion kommt es meist zur
Adnexitis.
Antwort 8
Endometritis: meist keine Schmerzen sondern lediglich irreguläre
uterine Schmierblutungen. Oft aber auch nur vermehrter vagina-
ler Fluor.
Erst bei Übergreifen der Entzündung auf die Muskulatur (Endo-
myometritis) kommt es zu Unterbauchschmerzen, ggf. bei zu-
sätzlicher Peritonitis mit entsprechender Abwehrspannung, Sub-
ileus oder sogar Ileus-Symptomatik.
Bei der gynäkologischen Palpation ist der Uterus extrem druck-
schmerzhaft.
Antwort 9
Adnexitis
Appendizitis
Divertikulitis
Uterus myomatosus
Dysmenorrhö
Endometriose
Nierenkolik
Harnwegsinfekt.
154
8 Entzündliche Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
11 Wie sieht die typische Klinik und wie die Therapie der
Bartholinitis aus?
Gewusst? J¤K¤L¤
155
8 Entzündliche Erkrankungen
Antwort 10
Bei der Bartholinitis (Entzündung der Bartholini-Drüsen am
Scheideneingang) sind in der Regel Keime aus dem Analbereich
Auslöser, also E. coli oder Enterokokken. Außerdem spielen
Hautkeime wie Staphylococcus aureus eine gewisse Rolle.
Gelegentlich tritt auch eine untere Gonorrhö (Neisseria gonor-
rhoeae) in Form einer Bartholinitis auf. Darum sollte immer eine
entsprechende mikrobiologische Diagnostik erfolgen.
Antwort 11
Klinik: schmerzhafte Schwellung der Drüse am Scheideneingang
mit Rötung und Überwärmung. Meist entwickelt sich die Entzün-
dung schleichend über mehrere Tage bis Wochen.
Bei akuter Entzündung und entsprechender Schwellung ist ein
Sitzen kaum noch möglich, das Gehen deutlich eingeschränkt.
Kommt es zur Ruptur, entleert sich eitriges, manchmal auch blu-
tig tingiertes Sekret.
Therapie: die Behandlung ist operativ, mit großzügiger Eröff-
nung der Abszesshöhle. Kleine Inzisionen schaffen meist nur eine
vorübergehende Entlastung, da sich der Abszess zu schnell wieder
verschließt.
Der Abszessgrund wird dann nach gründlichem Spülen mit An-
tiseptika mit dem Hautrand der Inzision vernäht (Marsupialisa-
tion). Je nach Größe des Defektes kann es auch sinnvoll sein, eine
Lasche einzulegen, um den zu schnellen Verschluss zu verhin-
dern.
Die Wunde sollte dann unter weiterem Spülen vom Wundgrund
her zugranulieren, was mehrere Tage bis Wochen dauern kann.
Meist kann die Spülung zu Hause (z. B. mit einer Dusche und
lauwarmen Wasser) durch die Patientin selbst erfolgen.
156
8 Entzündliche Erkrankungen
12 Benennen Sie die Stadien der Lues mit der jeweiligen Klinik,
und den ungefähren zeitlichen Ablauf.
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
157
8 Entzündliche Erkrankungen
Antwort 12
Primärstadium: ca. zwei Wochen (zehn Tage bis drei Monate)
nach Eintritt des Erregers (Treponema pallidum) kommt es an
der Eintrittsstelle zu Ausbildung des Primäraffektes: schmerzlose
Ulzeration mit hartem, derbem Randsaum (daher der Begriff
„harter Schanker“). Zusammen mit der folgenden regionären
Lymphknoten-Schwellung spricht man vom Primärkomplex.
Sekundärstadium: charakterisiert durch die typischen Haut-
veränderungen. Meist erst nach Abheilung des Primäraffektes
tritt am Stamm ein nicht-juckendes, zunächst makulöses dann
papulöses Exanthem auf. Die Effloreszenzen haben eine gelb-
lich-bräunlich-rötliche Farbe. Die Hauterscheinungen haben
keine bevorzugte Lokalisation, charakteristisch ist der Befall der
Handflächen und Fußsohlen. Daneben ist die Mundschleimhaut
in Form der Plaques muqueuses (Verdickungen des Epithels und
Infiltrate) betroffen. Oft kommt es zu einem mäusefraßähnlichen
Haarausfall (Alopecia syphilitica). Perianal und genital treten
Condylomata lata auf.
Tertiärstadium: nach 1–10 Jahren. Im Vordergrund steht die
Erkrankung des zentralen Nervensystems. Bei der infiltrierend-
destruierenden Entzündung der Hinterhörner des Rückenmarks
kommt es zu Ataxie, Areflexie, Parästhesien und Störungen der
Blasen- und Darmreflexe (Tabes dorsalis).
Antwort 13
Therapie der Wahl ist in allen Stadien die Gabe von Penicillin. Da
sich die Treponemen langsam replizieren, ist eine Behandlungs-
dauer von mindestens 10–14 Tagen, im Sekundärstadium und bei
Neurolues von 14–21 Tagen, notwendig. Bei Allergien können
Cephalosporine, Makrolide oder Tetrazyklin eingesetzt werden.
158
8 Entzündliche Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
16 Was ist die häufigste vaginale Infektion, wie äußert sie sich
klinisch und wie sieht die Therapie aus?
Gewusst? J¤K¤L¤
159
8 Entzündliche Erkrankungen
Antwort 14
gynäkologische Untersuchung, insbesondere zur Differenzie-
rung von vaginalem zu zervikalem Fluor
Kolposkopie
Nativpräparat
mikrobiologischer Abstrich
ggf. Abstrich auf Chlamydien, z. B. bei großer, leicht blutender
Zervixektopie
zytologischer Abstrich
ggf. HPV-Diagnostik im Abstrich.
Antwort 15
Entnahme eines Tropfens des Vaginalsekretes z. B. vom Spe-
kulum direkt auf einen Objektträger, dann Überschichten mit
1–2 Tropfen NaCl 0,9 % und Deckgläschen auflegen. Betrachten
im Mikroskop: zu sehen sind die Epithelzellen, ggf. Leukozyten,
Soor-Myzelien, Bakterien (Döderlein-Flora oder andere), bei
Gardnerella-vaginalis-Infektion sog. Schlüsselzellen (Clue cells)
mit dichtem Bakterienrasen direkt auf den Zellen.
Alternativ kann anstatt der Kochsalzlösung auch Kalilauge ver-
wendet werden. Bei Aminkolpitis entsteht dann ein typischer,
fischartiger Geruch, im Mikroskop stellen sich z. B. Soor-Myze-
lien braun gefärbt dar.
Antwort 16
Pilzinfektion mit Candida albicans (Soor).
Klinisch vaginaler Pruritus, weißlich-bröckeliger Fluor. Im Nativ-
präparat typische Soor-Myzelien zu erkennen.
Therapie mit Antimykotikum (z. B. Clotrimazol) als Creme und
Vaginalovula, anschließend Aufbau der normalen Döderlein-Flora
durch entsprechende Vaginalovula. Partnermitbehandlung nicht
vergessen!
160
8 Entzündliche Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
161
8 Entzündliche Erkrankungen
Antwort 17
Die wichtigsten Risikofaktoren gehen mit einem Verschwinden
der Döderlein-Bakterien (Laktobazillus) und daraus folgend einer
Störung des normalen, sauren Scheidenmilieus einher:
mangelnde Hygiene
Östrogenmangel (z. B. Postmenopause, Stillzeit)
Antibiotikatherapie
übertriebene Hygiene
Harninkontinenz
Diabetes mellitus
enge Kleidung mit mechanischer Reizung
Adipositas.
Antwort 18
Häufigste Erreger (ca. 80 %) sind Staphylokokken. Eine Mastitis
außerhalb des Wochenbetts findet sich meist bei einer Hyper-
prolaktinämie (häufige Ursachen: Medikamente, Prolaktinom,
Hyperthyreose).
Antwort 19
Weitere Diagnostik durch Ultraschall, Blutbild mit CRP, BSG,
unbedingt Mammographie zum Ausschluss eines Malignoms,
ggf. erst nach Abklingen der akuten Entzündungsymptomatik.
Die Behandlung besteht aus einer intravenösen Antibiose, Gabe
von Antiphlogistika und ggf. Behandlung der Hyperprolaktin-
ämie.
Bei Abszessbildung ist eine operative Intervention mit Inzision
mit Gegeninzision sowie Spülen der Wunde und Abwarten der
Granulation notwendig.
Bei jedem unklaren Befund unbedingt histologische Sicherung
zum Ausschluss eines inflammatorischen Mammakarzinoms
durchführen.
162
8 Entzündliche Erkrankungen
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
163
8 Entzündliche Erkrankungen
Antwort 20
Das Toxic-Shock-Syndrome bezeichnet eine lebensbedrohliche
Erkrankung, hervorgerufen durch massive Einschwemmung von
Toxinen aus Streptokokken der Gruppe A.
Auftreten kann es in der Gynäkologie bei nekrotisierten Myomen,
septischen Aborten aber auch bei einer Kolpitis bei Tamponver-
wenderinnen.
Die Letalität wird mit 10–20 % angegeben, die klinischen Zeichen
entsprechen denen einer fulminant verlaufenden Sepsis (Schüt-
telfrost, Schweißausbrüche, positiver Schockindex, Kreislauf-
zentralisation, Nierenversagen, disseminierte intravasale Koagu-
lopathie (DIC), marmorierte Haut).
Die Behandlung muss so schnell wie möglich auf einer Intensiv-
station mit Antibiotika, Beatmung, ggf. Dialyse erfolgen.
Antwort 21
Trichomonaden-Infektionen (Protozooen, sexuell übertragbar)
sind häufig mit einer Soor-Infektion vergesellschaftet. Die Klinik
zeigt:
grünlich-gelblicher, schaumiger Fluor
starkes Brennen im Genitalbereich
Dysurie
keine LK-Schwellung.
Antwort 22
Die Diagnostik lässt sich am einfachsten im Nativpräprat stellen,
durch Nachweis der ovalen Geißeltierchen mit spindelförmigem
Zellkern, die sich im Präparat bewegen.
Die Behandlung besteht aus Metronidazol oral, da fast immer
auch die Blase mitbetroffen ist. Partnermitbehandlung nicht
vergessen!
164
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
165
9 Mammakarzinom
Antwort 1
familiäre Belastung (insbesondere Verwandte ersten Grades)
Z.n. Mammakarzinom der anderen Brust
genetischer Defekt im BRCA-1- oder BRCA-2-Gen
frühe Menarche, späte Menopause
Kinderlosigkeit
Nicht-Stillen
Adipositas
Rauchen
Mastopathie zweiten oder dritten Grades.
Antwort 2
atypische duktale Hyperplasie (ADH)
duktales Carcinoma in situ (DCIS)
Carcinoma lobulare in situ (CLIS)
Milchgangspapillomatose.
Antwort 3
Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren erhalten eine Einladung
zum Screening. Nach rein technischer Durchführung der Mam-
mographie in einem zugelassenen Screening-Zentrum (mindes-
tens 5000 Mammographien im Jahr) erfolgt eine Doppelbefun-
dung der Aufnahmen, die Patientin erhält dann innerhalb einer
Woche einen Bescheid. Bei suspekten Befunden wird die Patien-
tin erneut einbestellt, und ggf. eine weitere Diagnostik oder his-
tologische Abklärung der Befunde veranlasst. Der betreuender
Hausarzt und Frauenarzt sind zunächst nicht in das Screening mit
einbezogen.
166
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
167
9 Mammakarzinom
Antwort 4
unregelmäßige Begrenzung
inhomogene Binnenstruktur
dorsale Schallauslöschung („hinter dem Tumor“)
Verstärkung des Randsignals hinter dem Befund
Infiltration der Umgebungsstrukturen, kein verdrängendes
Wachstum.
Antwort 5
Bei der Inspektion ggf. Vorwölbung der Haut oder Einziehung
der Haut über dem Tumor. Orangen-Haut-Phänomen über dem
Tumor (die Haut erscheint grob-porig, wie eine Orange), bei
Invasion der Haut ggf. auch Exulzerationen sichtbar. Die Tastun-
tersuchung zeigt einen derben, gegenüber der Umgebung meist
nicht verschieblichen, unregelmäßig begrenzten, nicht druck-
dolenten Tumor. Bei Kompression der Haut über dem Tumor
mit zwei Fingern eher Einziehung der Haut nach innen, anstatt
der zu vermutenden Vorwölbung (Jackson-Phänomen). Bei der
Palpation der Axilla ggf. vergrößerte, nicht druckdolente Lymph-
knoten tastbar.
168
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
169
9 Mammakarzinom
Antwort 6
brusterhaltende Operation mit Entfernen des Tumors unter
Einhalten eines ausreichenden Sicherheitssaums
modifiziert radikale Mastektomie mit Entfernen der Pektoralis-
Faszie
Lymphknoten-Dissektion der Axilla der Level I und II
Sentinel-Lymphknoten-Biopsie der Axilla.
Antwort 7
Wunsch der Patientin
multizentrisches Karzinom
ungünstige Brust-/Tumor-Relation
ausgedehnte intraduktale Komponente des Karzinoms
exulzeriertes Mammakarzinom
Infiltration der Thoraxwand
unvollständige Entfernung des Karzinoms auch in der Nach-
resektion
bestehende Kontraindikationen gegen die Nachbestrahlung
ausgedehnte Lymphangiosis carcinomatosa
ausgedehnte Hämangiosis carcinomatosa.
170
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
171
9 Mammakarzinom
Antwort 8
Die adjuvante Behandlung ist eine „Sicherheitstherapie“ und
wird bei Patientinnen mit erhöhtem Rezidivrisiko eingesetzt.
Vermutete, aber nicht nachzuweisende Mikrometastasen sollen
dadurch therapiert werden. Somit muss die Behandlung immer
systemisch sein.
Bei der neoadjuvanten Behandlung erfolgt nach histologischer
Sicherung des Karzinoms (z. B. durch Stanzbiopsie) vor der
eigentlichen Operation eine präoperative medikamentöse Be-
handlung zur Verkleinerung des Befunds. Einerseits soll eine
bessere Operabilität erreicht werden (Brusterhaltung), anderer-
seits besteht durch die Kontrolle der Tumorgröße (Ultraschall,
Mammographie) die Möglichkeit, das Ansprechen der Behand-
lung direkt kontrollieren zu können (sog. In-vitro-Chemo-
sensitivitäts-Testung). Zum Einsatz kommen in der Regel
Chemotherapeutika, evtl. auch eine endokrine Behandlung.
Antwort 9
Zur Therapienetscheidung spielen folgende Faktoren eine we-
sentliche Rolle:
Alter der Patientin
Menopausenstatus
allgemeiner körperlicher Zustand
Morphologie des Tumors
Größe des Karzinoms
befallene Lymphknoten
histologisches Grading
Lymphangiosis/Hämangiosis carcinomatosa
Art der Operation
Hormonrezeptorstatus des Karzinoms
Her2-neu-Rezeptorstatus.
172
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
173
9 Mammakarzinom
Antwort 10
Eine Strahlentherapie ist indiziert:
nach jeder brusterhaltenden Operation
bei unvollständiger Resektion des Tumors
bei vier oder mehr befallenen Lymphknoten der Axilla auch bei
Z.n. Mastektomie
bei kapselüberschreitend wachsenden Lymphknoten-Metasta-
sen
palliativ-analgetisch bei Skelettmetastasen
bei Hirnmetastasen
beim Thoraxwandrezidiv.
Antwort 11
Eine Fernmetastasierung tritt beim Mammakarzinom (in abstei-
gender Häufigkeit) auf in:
Knochen (Wirbelsäule, große Röhrenknochen): Skelettszinti-
graphie, ggf. Nachröntgen bei auffälligen Befunden
Pleura: Röntgen-Thorax
Lunge: Röntgen-Thorax
Leber: Sonographie, bei Auffälligkeiten oder eingeschränkter
Beurteilbarkeit ggf. CT
Gehirn: CT (nur bei neurologisch auffälligen Patientinnen).
174
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
175
9 Mammakarzinom
Antwort 12
Die Nachsorge sollte risikoadaptiert erfolgen, meist in den ersten
fünf Jahren alle drei Monate, danach alle sechs Monate. Bei be-
schwerdefreien Patientinnen besteht diese aus:
Anamnese, insbesondere in Bezug auf Knochenschmerzen,
Luftnot, Appetitlosigkeit
Mammographie: bei brusterhaltend operierten Patientinnen
die ersten zwei Jahre alle sechs Monate, danach jährlich an der
betroffenen Brust wie bei den anderen Patientinnen auch
klinische Untersuchung
jährliche gynäkologische Untersuchung mit Ultraschall.
176
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
177
9 Mammakarzinom
Antwort 13
Bei der Sentinel-Lymphknoten-(Wächterlymphknoten-)Biopsie
werden der erste oder die ersten drainierenden Lymphknoten
des Karzinoms identifiziert und entfernt. Ist der Lymphknoten
tumorfrei (Schnellschnittuntersuchung), kann auf die komplette
Dissektion der axillären Lymphknoten verzichtet, und damit die
Morbidität für die Patientin (insbesondere das Lymphödem)
deutlich gesenkt werden.
Zur Darstellung wird eine radioaktiv markierte, kolloidale Lösung
24–36 Stunden vor der Operation um den Tumor herum einge-
spritzt, der Lymphknoten mit einer Gamma-Kamera dargestellt.
Intraoperativ kann dann mit einer Gamma-Sonde der Lymph-
knoten aufgefunden werden. Zusätzlich wird meist der Lymph-
abfluss vom Tumor noch mit Toluidin-Blau markiert, um den
Lymphknoten besser identifizieren zu können.
Die Methode kann bei Karzinomen bis 2 cm (in manchen Zen-
tren auch bis zu 3 cm) Größe und bei klinisch und sonographisch
unauffälligen axillären Lymphknoten angewendet werden.
Antwort 14
Chemotherapie: Anthrazykline (AdriamycinJ, EpirubicinJ),
Taxane (TaxotereJ), Cyclophosphamid, Vinorelbine (Navel-
bineJ), Gemcitabine (GemzarJ).
Hormonelle Therapie: GnRH-Analoga (ZoladexJ), Tamoxifen,
Aromatasehemmer (ArimidexJ, FemaraJ).
Antikörpertherapie: Trastuzumab (HerceptinJ), Lapatinib (Ty-
cerbJ), Bevacizumab (AvastinJ).
178
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
179
9 Mammakarzinom
Antwort 15
Exemestan (AromasinJ)
Anastrozol (ArimidexJ)
Letrozol (FemaraJ).
Antwort 16
Mögliche Nebenwirkungen von Tamoxifen sind:
vaginaler Fluor (durch die Östrogene Restwirkung des Tamo-
xifens)
Aufbau der Gebärmutterschleimhaut
Postmenopausenblutung
Endometriumkarzinom
Kopfschmerzen
Übelkeit
Thrombosen
Verschlechterung des Visus (vor Therapiebeginn augenärztli-
che Kontrolle empfohlen)
bei prämenopausalen Patientinnen: Ovarialzysten.
Antwort 17
klinische Untersuchung
Bestimmung von Körpergröße und Gewicht (Dosierung der
Chemotherapie wird nach der Körperoberfläche berechnet)
Blutbild zum Ausschluss einer Anämie und Leukopenie
EKG
UKG mit Bestimmung der linksventrikulären Ejektionsfrakti-
on (LVEF) da Anthrazykline kardiotoxisch sind.
180
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
181
9 Mammakarzinom
Antwort 18
Das Breast-Imaging-Reporting-and-Data-System (BI-RADS) ist
eine Einteilung mammographischer Befunde in 6 Kategorien
(BI-RADS 0–5) des American College of Radiology (ACR):
Kategorie 0: unvollständige Diagnostik, weitere Maßnahmen
wie z. B. Zielaufnahme, Vergrößerungsaufnahme, Ultraschall,
oder Kernspintomographie empfohlen.
Kategorie 1: bedeutet kein krankhafter Befund. Die Brüste sind
symmetrisch und ohne Herdbefunde, Architekturstörungen
oder suspekte Verkalkungen abgebildet. Eine Kontrolle ist
nicht erforderlich.
Kategorie 2: Mammographie mit sicher benignen Befunden
(z. B. kalzifizierte Fibroadenome, Ölzysten, Lipome, Galaktoze-
len oder Hamartome mit charakteristischem Aussehen). Zu
dieser Kategorie gehören auch Beschreibungen der intramam-
mären Lymphknoten, Implantate etc. In dieser Kategorie sind
maligne Prozesse ausgeschlossen und keine weiteren Kontrol-
len erforderlich.
Kategorie 3: wahrscheinlich benigner Befund. Kontrollen er-
forderlich, in der Regel in sechs Monaten. Nur in Ausnahme-
fällen sollten kürzere Intervalle erfolgen.
Kategorie 4: unklare, wahrscheinlich maligne Befunde. Diese
Befunde haben keine charakteristische Morphologie eines
Brustkrebses, aber sie erfordern eine definitive histologische
Abklärung (perkutane Biopsie/offene Biopsie).
Kategorie 5: malignomtypische Befunde.
182
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
183
9 Mammakarzinom
Antwort 19
pT1b: T = Tumorgröße, der Vorsatz p bezeichnet den postope-
rativen Status, also die Sicherung des Befundes histologisch.
T1b entspricht einer Tumorgröße von > 1,0–2,0 cm, in diesem
Fall 16 mm.
pN1a (1/12): N = Angabe zum Lymphknotenbefall, N1 = Me-
tastase in 1–3 axillären Lymphknoten, in diesem Fall in einem
von 12 entfernten Lymphknoten (1/12)
M0: M = Angabe zu Fernmetastasen, M0 = keine Fernmetasta-
sen vorhanden
R0 (7 mm): R = Entfernung des Tumors im Gesunden (R0)
oder im histologischen Präparat randbildend (R1). In diesem
Fall minimaler freier Randsaum 7 mm.
L0: L = Angabe zur Lymphangiosis carcinomatosa, in diesem
Fall keine vorhanden
V0: V = Angabe zur Hämangiosis carcinomatosa, in diesem Fall
keine vorhanden
ER positiv (12): ER = Estrogen-(Östrogen-)Rezeptor. In die-
sem Fall positiv, also vorhanden. Die Bestimmung erfolgt im-
munhistologisch durch einen Score mit maximal 12 Punkten.
Der Tumor würde durch Östrogene im Wachstum stimuliert.
PR positiv (7): PR = Progesteronrezeptor. Hier auch positiv,
aber etwas schwächer als der Östrogenrezeptor. Ein Mamma-
karzinom gilt als Hormonrezeptor-positiv, wenn mindestens
einer der beiden Rezeptoren exprimiert ist.
Her2-neu negativ: Keine Überexpression des Her2-neu-(c-
erbB2-)Rezeptors auf der Zelloberfläche. Somit ist eine Be-
handlung mit entsprechenden Antikörpern (z. B. HerceptinJ)
nicht sinnvoll.
184
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
185
9 Mammakarzinom
Antwort 20
Keine weitere Operation erforderlich, da der Befund im Ge-
sunden reseziert, und ausreichend Lymphknoten (12) aus der
Axilla entfernt wurden.
obligate Nachbestrahlung der Brust bei brusterhaltend operier-
tem Karzinom
Rat zur adjuvanten Therapie bei einem befallenen Lymph-
knoten
Rat zur endokrinen Therapie bei positivem Hormonrezeptor,
entweder mit Tamoxifen, oder bei bestehenden Kontraindi-
kationen (z. B. Z.n. Thrombose oder Embolie) mit einem Aro-
matasehemmer (z. B. FemaraJ) über fünf Jahre.
keine Indikation zur Antikörper-Therapie bei fehlendem Re-
zeptor.
Antwort 21
Mögliche Prophylaxe beim Lymphödem:
Vermeiden von Verletzungen an Arm und Hand
keine Blutentnahmen, Injektionen an der betroffenen Seite
keine Blutdruckmessung
Vermeidung von Sonnenbrand
keine enge, einschnürende Kleidung tragen
Idealgewicht anstreben und halten
gleichförmige Bewegungen und Überlastung vermeiden
(Schreibmaschine schreiben, Tennis spielen).
Therapie:
Lymphdrainge
nach Entstauung: Kompressionsstrumpf nach Maß
LymphdiaralJ Tropfen.
186
9 Mammakarzinom
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
187
9 Mammakarzinom
Antwort 22
Therapie der Wahl bei eher geringem Rezidivrisiko ist Tamoxifen
20 mg über 5 Jahre. Bei erhöhtem Risiko oder Kontraindikationen
gegen Tamoxifen (Z.n. Thromboembolie, Herzrhythmusstörun-
gen) sollte der Einsatz eines Aromatasehemmers empfohlen werden.
Antwort 23
Intraduktales Karzinom oder invasiv duktales Karzinom in der
Nähe der Brustwarze mit Ausbreitung in der umgebenden Haut.
Zeichnet sich klinisch durch eine Rötung, ein Exzem und ggf.
Ulzerationen der Areola und der angrenzenden Haut aus.
Nach Sicherung der Diagnose durch Biopsie ist eine Entfernung
der Befunde im Gesunden meist ausreichend, wobei dabei nahezu
immer der Mamillen-Areola-Komplex mit entfernt werden muss.
Antwort 24
Patientinnen mit einer nachgewiesenen BRCA-1- oder -2-Muta-
tion haben ein Lebensrisiko über 80 %, ein Mamma- oder Ova-
rialkarzinom zu entwickeln. Da es außer der prophyaktischen
chirurgischen Therapie eigentlich keine wirksamen präventiven
Maßnahmen gibt, sollte eine Testung auf genetische Defekte nur
bei Risikokonstellationen und auch nach ausführlicher geneti-
scher und psychoonkologischer Beratung erfolgen.
Die wichtigsten Kriterien zur Beratung sind:
drei oder mehr Frauen in der Familie, die an Brustkrebs er-
krankt sind oder
mindestens zwei Frauen in der Familie mit Auftreten von
Brust- und Ovarialkrebs oder
zwei betroffene Frauen in der Familie, wobei die Erkrankung
vor dem 50. Lebensjahr erfolgte, oder die Erstdiagnose beidsei-
tiger Brustkrebs vor dem 40. Lebensjahr oder
eine Frau, mit einem Brustkrebs vor dem 30. Lebensjahr, oder
einem Ovarialkarzinom vor dem 40. Lebensjahr.
188
10 Gynäkologische Onkologie
Gewusst? J¤K¤L¤
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10 Gynäkologische Onkologie
Antwort 1
Symptome
Postmenopausenblutung
fleischwasserfarbener Ausfluss
beim fortgeschrittenen Karzinomen: Pollakisurie, Obstipation,
Nierenaufstau, Hämaturie.
Risikofaktoren
Adipositas
Hypertonus
Diabetes mellitus
Östrogen-Überstimulation (z. B. bei alleiniger Östrogengabe
postmenopausal).
Antwort 2
Anamnese, insbesondere auch Medikamente (Östrogene?)
gynäkologische Untersuchung (Blutung ex utero? Menge? Farbe?)
Abstrichentnahme zur zytologischen Untersuchung
vaginale Sonographie (Endometrium-Dicke, Hypervaskulari-
sation, Ovarien)
Ausschluss Hämaturie, anale Blutung
Hysteroskopie
Kürettage (Ausschabung) zur histologischen Untersuchung des
Endometriums.
Antwort 3
Infiltration des Myometriums um mehr als die Hälfte (Tumor-
stadium pT1c)
schlecht differenzierte Tumoren (Grading G3)
klarzellige, seröse oder adenosquamöse Karzinome
Tumorinvasion des Zervixstromas (Stadium T2b)
Tumorausdehnung über den Uterus hinaus, aber auf das kleine
Becken beschränkt (Tumorstadium FIGO III)
Progesteronrezeptor-positive Karzinome.
190
10 Gynäkologische Onkologie
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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10 Gynäkologische Onkologie
Antwort 4
Primär bei inoperablen Befunden (Tumorstadium FIGO IV, oder
bei erheblichen Begleiterkrankungen der Patientin).
Postoperativ bei:
eigentlich indizierter, aber nicht durchgeführter Lymphonod-
ektomie
Tumorbefall der Scheide (Stadium FIGO IIIb) (vaginale After-
loading-Therapie).
Antwort 5
Die Gesamtprognose des Endometriumkarzinoms ist mit einer
5-Jahres-Überlebensrate von insgesamt über 80 % als sehr gut
einzustufen. Die meisten Karzinome werden wegen der Früh-
symptome (Postmenopausenblutung) früh erkannt und sind
durch die einfache Hysterektomie gut therapierbar. Bei einer
Infiltration des Myometriums von weniger als 1/3 ist die 5-JÜR
sogar > 90 %.
Antwort 6
Im Gegensatz zum Endometriumkarzinom machen bösartige
Ovarialtumoren keine bis sehr geringe Frühsymptome. Erst bei
Kompression oder Infiltration der Nachbarorgane, deutlichem
Aszites oder sehr großen Tumoren treten klinische Zeichen auf:
Zunahme des Bauchumfangs bei gleichzeitiger Gewichtsabnahme
Tumoranämie
Dyspnoe
Obstipation
diffuse Bauchschmerzen
Pollakisurie
Hämaturie
Nierenaufstau.
192
10 Gynäkologische Onkologie
Gewusst? J¤K¤L¤
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10 Gynäkologische Onkologie
Antwort 7
familiäre Belastung
Mutation des BRCA-Gens
keine Schwangerschaften
kurze Stillzeiten.
Da Ovarialkarzinome aus dem Epithel des Ovars, also eigentlich
dem Peritoneum entstehen, ist die Anzahl der stattgehabten Ei-
sprünge ein gewisser Risikofaktor, da jedes Mal Reparaturvorgän-
ge mit erhöhter Zellproliferation erfolgen müssen. Anders herum
gesagt, führt eine Verminderung der Zahl der Ovulationen (z. B.
durch Schwangerschaften, Stillzeit, aber auch Einnahme hormo-
neller Kontrazeptiva) zu einer deutlichen Risikoreduktion.
Antwort 8
CEA und Ca 125 beim Ovarialkarzinom
Ca 19-9 bei muzinösen Karzinomen
AFP (Alpha-Fetoprotein) bei Keimzelltumoren
HCG
Östrogen, Progesteron und Testosteron bei hormonproduzie-
renden Tumoren (Granulosa- und Thekazelltumoren, Andro-
blastome, Sertoli-Leydig-Zell-Tumoren).
Antwort 9
Sarkome des Uterus haben eine extrem schlechte Prognose. Trotz
radikaler Operation und ggf. Chemotherapie beträgt die 5-Jahres-
Überlebensrate weniger als 5 %.
194
10 Gynäkologische Onkologie
Gewusst? J¤K¤L¤
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195
10 Gynäkologische Onkologie
Antwort 10
Das Ovarialkarzinom metastasiert primär intraperitoneal. Die
häufigsten Metastasen finden sich:
am kontralateralen Ovar
im Douglas-Raum
im großen Netz
am Peritoneum des kleinen Beckens
an den Zwerchfellkuppeln
Pleurametastasen (wahrscheinlich im Sinne einer Durchwan-
derung der Zwerchfelle)
an der Mesenterialwurzel
auf Darm-, Magen- und Leberoberfläche.
Antwort 11
Ziel der operativen Behandlung des Ovarialkarzinoms ist die
möglichst komplette Entfernung aller makroskopisch sichtbaren
Tumorherde. Die Prognose der Erkrankung wird ganz wesentlich
durch den Erfolg der Erstoperation bestimmt.
Als Mindestoperation gilt die Adnexektomie bds., die Hyster-
ektomie, die Entfernung des großen Netzes, sowie die Entnahme
multipler PEs intraperitoneal (Douglas, Beckenwand, vordere
Bauchwand, parakolische Rinne, Zwerchfellkuppeln bds., Mesen-
terialwurzel).
Bei sichtbarer intraperitonealer Metastasierung sollte eine kom-
plette Deperitonealisierung des Douglas und ggf. der Zwerchfelle
erfolgen, und die Resektion aller befallenen Stellen, ggf. unter
Entfernung von Darmanteilen und/oder Anlage eines Anus
praeter.
196
10 Gynäkologische Onkologie
Gewusst? J¤K¤L¤
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10 Gynäkologische Onkologie
Antwort 12
Die wichtigsten Substanzgruppen bei der Behandlung des Ovari-
alkarzinoms sind Taxane und Platinderivate. Mögliche Schemata
sind:
Carboplatin/Paclitaxel (TaxolJ)
Cisplatin/Paclitaxel (TaxolJ)
Carboplatin/Docetaxel (TaxotereJ).
Antwort 13
Aufgrund der fehlenden Frühsymptome werden Ovarialkarzi-
nome meist erst spät, im Stadium FIGO III erkannt. Die 5-JÜR
liegt, trotz der aggressiven Therapiemaßnahmen bei weniger als
30 %.
Antwort 14
Die wichtigsten Risikofaktoren für das Collumkarzinom sind:
HPV-(Human-Papilloma-Virus-)Infektion, insbesondere mit
den Typen 16/18/31/33 und 53
Rauchen
häufig wechselnde Geschlechtspartner
mangelnde Intimhygiene
häufige genitale Infektionen (Kolpitis).
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10 Gynäkologische Onkologie
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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10 Gynäkologische Onkologie
Antwort 15
Die Impfung wird derzeit in Deutschland empfohlen für junge
Frauen vor Aufnahme von Sexualkontakt, also in der Altersgrup-
pe von 13–19 Jahren. Anzunehmen ist, dass auch ältere Frauen
von der Impfung profitieren, sofern noch keine Infektion mit
HPV vorliegt. Allerdings werden die Kosten derzeit von den
Krankenkassen nicht erstattet.
Mit der Impfung ist davon auszugehen, dass ca. 80 % der virus-
bedingten Zervixkarzinome verhindert werden können.
Um eine schnellere Elimination der Viren zu erreichen, wäre
eigentlich auch eine Impfung der Männer sinnvoll, hierzu gibt
es aber keine wissenschaftlichen Daten.
Antwort 16
Ein Abstrich der Gruppe PapV bedeutet den Verdacht auf ein
Zervixkarzinom. Hier sollte zunächst eine histologische Siche-
rung des Befundes erfolgen, meist in Form einer Knipsbiopsie in
Narkose. Im gleichen Eingriff kann auch das Staging der Erkran-
kung erfolgen, durch vaginale und rektovaginale Tastuntersu-
chung, Zystoskopie und Rektoskopie.
Danach erfolgt die stadiengerechte Therapie des Karzinoms.
Antwort 17
Zervixkarzinome sind zu 96 % Plattenepithelkarzinome, die am
Übergang des Plattenepithels der Scheide zum Zylinderepithel des
Zervikalkanales entstehen. Diese Übergangs- oder Transformati-
onszone liegt altersabhängig entweder auf der Portiooberfläche
(während der Geschlechtsreife) oder eher weiter im Zervikalkanal
(nach der Menopause).
Die sehr viel selteneren Adenokarzinome entstehen im Zervikal-
kanal, sind bei der gynäkologischen Untersuchung nicht sichtbar,
und wachsen oft als sog. Zervixhöhlenkarzinome.
200
10 Gynäkologische Onkologie
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201
10 Gynäkologische Onkologie
Antwort 18
Laparotomie mit pelviner Lymphonodektomie (Lymphknoten
entlang der Aa. iliacae internae, externae und communes sowie
Lymphknoten in der Fossa obturatoria), Darstellung und Präpa-
ration der Parametrien und Präparation des Ureters bis zum Ein-
tritt in die Blase, Hysterektomie, wobei die Parametrien komplett
mit reseziert werden, Entfernen des oberen Scheidendrittels.
Eine Ovarektomie ist nicht Bestandteil der Operation, auch wenn
sie bei postmenopausalen Patientinnen als prophylaktische Maß-
nahme oft empfohlen wird.
Bei jungen Patientinnen sollten die Ovarien mobilisiert, und
außerhalb des kleinen Beckens verlagert werden (Ovaropexie),
um sie vor Strahlenschäden bei einer evtl. folgenden Radiatio zu
bewahren. Zur späteren Lokalisation durch Röntgen erfolgt eine
Markierung mit Metall-Clips.
Antwort 19
In den frühen Stadien des Zervixkarzinoms (FIGO I: auf die
Zervix beschränkt, FIGO IIa: obere zwei Drittel der Vagina be-
fallen, IIb: Anfangsteil der Paramatrien befallen und evtl. im
Stadium FIGO IIIb: auch unteres Drittel der Vagina befallen) ist
die Operation die Therapie der Wahl.
Lediglich bei sehr kleinen Karzinomen (pT-1a1 und -1a2) und
bestehendem Kinderwunsch kann auf die Hysterektomie nach
entsprechender Aufklärung der Patientin verzichtet werden.
202
10 Gynäkologische Onkologie
Gewusst? J¤K¤L¤
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10 Gynäkologische Onkologie
Antwort 20
Bei inoperablen Tumoren kann durch präoperative Chemothera-
pie versucht werden, den Befund so weit zu verkleinern, dass eine
OP möglich ist.
In fortgeschrittenen Stadien des Zervixkarzinoms (ab FIGO IIIa)
ist die kombinierte Bestrahlung (perkutan und Afterloading) die
Therapie der Wahl, oft in Kombination mit einer Chemotherapie
mit Cisplatin als Radiosensitizer.
Antwort 21
Viele Vulvakarzinome werde häufig erst spät erkannt, da sie als
genitale Infektion missgedeutet werden.
Das typische Symptom ist der genitale Pruritus, bei der Inspek-
tion findet sich in den Frühstadien eine Rötung im Genitalbe-
reich. Hieraus entwickelt sich dann das als Vorwölbung oder als
Ulzeration sichtbare Karzinom.
Antwort 22
Die Behandlung sollte wo immer möglich operativ erfolgen. Bei
kleinen Befunden genügt die Exzision im Gesunden, bei fortge-
schrittenen Karzinomen erfolgt die komplette, radikale Vulvek-
tomie mit inguinaler Lymphonodektomie beidseits.
204
11 Deszensus und Inkontinenz
Gewusst? J¤K¤L¤
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11 Deszensus und Inkontinenz
Antwort 1
Adipositas
Rauchen
mehrere Schwangerschaften
Geburten großer Kinder (> 4000 g)
vaginal-operative Geburten
konstitutionelle Bindegewebsschwäche
Östrogenmangel
familiäre Belastung.
Antwort 2
Bei einer Senkung (Deszensus) sind praktisch immer Uterus,
vordere Scheidenwand mit der dahinter liegenden Blase und die
hintere Scheidenwand mit dem Rektum betroffen.
Je nach Ausmaß der Senkung kann es zu folgenden Beschwerden
kommen:
Rückenschmerzen
Druckgefühl in der Scheide bei Stehen oder Laufen
Harninkontinenz, insbesondere beim Niesen oder Husten
Pollakisurie
gehäuftes Auftreten von Harnwegsinfekten
Obstipation
beim Prolaps des Uterus: Harnverhalt.
Antwort 3
Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz)
motorische Urgeinkontinenz (Dranginkontinenz)
sensorische Urgeinkontinenz
Überlaufblase
neurogene Blasenstörung
Blasen-Scheiden-Fisteln.
206
11 Deszensus und Inkontinenz
Gewusst? J¤K¤L¤
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11 Deszensus und Inkontinenz
Antwort 4
Bei der Stressinkontinenz besteht als anatomische Ursache meist
eine Senkung mit entsprechenden Beschwerden. Der Urinabgang
erfolgt bei Erhöhen des intraabdominalen Druckes, z. B. beim
Niesen, Husten, Lachen oder schwerem Heben.
Bei der Dranginkontinenz kommt es zu unwillkürlichen Kon-
traktionen des M. detrusor vesicae. Die Patientin verspürt den
Harndrang, kann aber den Urin nicht mehr halten.
Antwort 5
Anamnese (Medikamente, bestehender Diabetes mellitus, Art
der Inkontinenz, Risikofaktoren)
gynäkologische Untersuchung
Sonographie
Zystoskopie
urodynamische Messung (Urethro-Zysto-Tonometrie).
Antwort 6
Die Patientin entleert die Blase, Urinstix zum Ausschluss eines
Harnwegsinfekts. Lagerung auf dem gynäkologischen Untersu-
chungsstuhl, Desinfektion des Genitale. Einbringen des Ballon-
katheters rektal (zur Messung des intraabdominalen Druckes)
und des Messkatheters vesikal (mit zwei Messpunkten, beide
werden zunächst intravesikal platziert). Entleeren der Blase und
Bestimmen des Resturins. Auffüllen der Blase mit Kochsalzlösung
(angewärmt), bis die Patientin einen Harndrang angibt. Zwi-
schendurch Husten lassen, um evtl. unwillkürliche Detrusorkon-
traktionen auszulösen. Zurückziehen des Messkatheters in der
Harnblase mir einer definierten Geschwindigkeit, so dass der
vordere Messpunkt das Ruheprofil der Urethra aufzeichnet. Zu-
rückschieben des vorderen Messpunkts in die Blase, und erneutes
Zurückziehen, wobei die Patientin dabei hustet (Stressprofil).
208
11 Deszensus und Inkontinenz
Gewusst? J¤K¤L¤
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11 Deszensus und Inkontinenz
Antwort 7
Sensorische Urgeinkontinenz
Harnwegsinfekt
Blasensteine
Blasendivertikel
Tumore
Östrogenmangel.
Motorische Urgeinkontinenz
Impulse des Rückenmarks
erhöhter Parasympathikotonus
Instabilität des M. detrusor vesicae
psychosomatische Ursachen.
Antwort 8
Therapie des Harnwegsinfektes
Entfernen von Blasensteinen, Therapie eines Blasentumors
Östrogensubstitution, ggf. vaginal
medikamentöse Therapie mit Anticholinergika.
Antwort 9
Anticholinergika führen zu trockenem Mund, trockenen Augen,
Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Obstipation, Verschlech-
terung des Nachtsehens.
210
11 Deszensus und Inkontinenz
Gewusst? J¤K¤L¤
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11 Deszensus und Inkontinenz
Antwort 10
Miktionstraining, Beckenbodengymnastik, Östrogene lokal oder
systemisch, Anpassen eines Vaginalpessars (Würfel oder Ring).
Antwort 11
Rekonstruktion der korrekten anatomischen Verhältnisse und
Aufhängen der vorderen Scheidenwand und damit auch der Blase
durch abdominale (Kolposuspension z. B. nach Burch oder Mar-
shall-Marchetti-Krantz, sakrospinale Fixation des Scheidenpols)
oder vaginale OP-Techniken (Anlegen von Bändern wie TVT
[Tension free vaginal tape] oder Obturatorband, Einbringen von
Netzen, die an vier oder sechs Punkten im Körper verankert
werden).
Antwort 12
Operativ
Hysterektomie mit ausgedehnter vorderer und hinterer Schei-
denplastik
Anlegen von stabilisierenden Netzen (4- oder 6-Punkt)
partielle Kolpektomie
Kolpokleisis (subtotaler Verschluss des Introitus als Rezidiv-
prophylaxe).
Konservativ: Anpassen eines Würfelpessars nach Reposition des
Uterus und der Scheide.
212
11 Deszensus und Inkontinenz
13 Was ist bei der Einlage und beim Wechsel eines Vaginal-
pessars zu beachten?
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11 Deszensus und Inkontinenz
Antwort 13
Korrekte Größe wählen, so dass das Pessar nicht verloren wird,
aber auch keine Druckulzera hervorruft. Reichlich Östrogen-
Creme verwenden. Zum Einführen das Pessar möglichst gut zu-
sammendrücken.
Bei Wechsel des Pessars nach Entfernen Spiegeleinstellung, um
Ulzerationen erkennen zu können. Sind diese vorhanden, Pessar
nicht wieder einsetzen, sondern zunächst die Abheilung abwar-
ten.
Antwort 14
Blasentumore
Vaginalkarzinome
Z.n. Radiatio
postoperative Komplikation z. B. bei vorderer Scheidenplastik
Blasenverletzung intraoperativ
Durchscheuern z. B. eines TVT-Bandes
extrem lang dauernde Geburtsverläufe mit Drucknekrosen
(in Entwicklungsländern eine der häufigsten geburtshilflichen
Komplikationen).
Antwort 15
Gründliche Anamnese, danach Spiegeleinstellung. Zystoskopie.
Sollte sich keine eindeutige Fistel darstellen lassen, dann wird
die Blase mit gefärbter Kochsalzlösung aufgefüllt, und eine weiße
Tamponade in die Scheide eingelegt. Kontrolle auf blaue Ver-
färbung nach normaler körperlicher Aktivität der Patientin.
Ggf. Sondieren des Fistelganges mit der Knopfkanüle.
Auch eine radiologische Darstellung nach Auffüllen der Blase mit
Kontrastmittel ist möglich.
214
11 Deszensus und Inkontinenz
Gewusst? J¤K¤L¤
Gewusst? J¤K¤L¤
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11 Deszensus und Inkontinenz
Antwort 16
Bei kleinen Fisteln kann nach Legen eines Blasen-Dauerkatheters
zunächst zugewartet werden. Ein spontaner Verschluss kommt
häufig vor.
Persistiert die Fistel und bei größeren Fisteln ist eine operative
Intervention mit Ausschneiden des Fistelgangs notwendig, da-
nach werden die entsprechenden Schichten der Organe wieder
vernäht.
Antwort 17
Die Überlaufblase ist gekennzeichnet durch eine massive Dila-
tation der Blase und erhebliche Resturinmengen, meist als Folge
einer Stenosierung der Urethra oder bei neurologischen Erkran-
kungen mit Erschlaffung der Blasenmuskulatur. Der Urin geht
nur noch in geringen Mengen (tröpfchenweise) ab.
Die Diagnose lässt sich am einfachsten sonographisch stellen, an-
hand der massiv gefüllten Harnblase.
Antwort 18
Bei hypotoner Urethra kann eine Umspritzung der Harnröhre
mit kolloidalen Substanzen zu einer Einengung, und damit zu
einer Stabilisierung der Muskulatur führen.
Oft müssen diese Eingriffe allerdings nach wenigen Jahren wie-
derholt werden.
216
Register
A D
217
Register
genetische Beratung 89 L
Geradstand, hoher 114–115
Gesichtslage, mentoposteriore 114 Lageanomalie des Fetus 113, 115,
Gestationsdiabetes 91 117, 119, 121
Glukosurie 91 Leopold-Handgriffe 81
gynäkologische Anamnese 14 LH 11
Lues 157
Lymphabfluss 3
H Lymphödem 185
Lymphonodektomie 189
Hämatokolpos 47
Harninkontinenz 205, 207, 209,
211, 213, 215 M
Hebamme 147
HELLP-Syndrom 95 M. Paget 187
Hepatitis-B-Screening 75 Mamillensekretion 51
Hinterhauptslage 117 Mammakarzinom 165, 167, 169,
Hormongrad nach Schmitt 19 173, 175, 177, 183, 185, 187
Hormonpflaster 66 Mammographie 23
Hormonring 66 Mammographie-Screening 165
HPV-Impfung 199 Manualhilfe nach Bracht 119
Hyperemesis gravidarum 93 Mastitis 138, 141, 161
Hypertonus 83 MBU 105, 107
Hysterektomie 43 Medikamente in der Schwanger-
schaft 79
Menarche 5
I Menopause 5, 37
Menstruationsphase 10
Infertilität 25 Mikroblutuntersuchung 105, 107
Insemination 33 Milcheinschuss 135
Interruptio 57, 87 Missed abortion 56
Münchner Nomenklatur 20
Mutterschutzgesetz 79
K
Klimakterium 5, 39 N
Kolposkopie 15
Kondom 63 Nabelschnurvorfall 123
Kontrazeption, orale 65, 67, 69 Naegele-Regel 73
Kontrazeption, postkoitale 69 Nativpräparat, Vaginalsekret 159
Krebsfrüherkennung 17
Orangenhaut-Phänomen 21
Osteoporose 37
218
Register
S
U
Saugglocke 106
Scheidenflora 162 U1 129
Scheitelbeineinstellung, U2 145
hintere 114 U3 145
Schräglage 114 Überlaufblase 206, 215
Schulterdystokie 121 Überstimulationssyndrom 31
Schwangerschaftsabbruch 57 Ultraschalluntersuchung 75
Schwangerschaftszeichen 73, 75 Urgeinkontinenz 206, 209
Sekretionsphase 10 urodynamische Messung 207
Sentinel-Lymphknoten-Biop- Uterus myomatosus 41, 43
sie 177 Uterus-Sarkom 193
Sheehan-Syndrom 139
Soor 75, 160
Spermiogramm 27
219
Register
V Z
220