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ZENTRALBLATT

FÜR CHIRURGIE
Herausgegeben von W. ANSCHÜTZ, Kiel, K. BRANDT, Berlin, H. BÜRKLE DE
LA CAMP, Bochum, A. W. FISCHER, Kiel, E. K. FREY, Düsseldorf, E. GOHR-
B A N D T, Berlin, O. N O R D M AN N , Berlin, P.ROSTOCK, Berlin, F. SAUER­
BRUCH, Berlin, V. S C H M IE D E N , Frankfurt a. M., L. SC H Ö N BAU ER , Wien
V e rla g v o n J o ha nn A m b ro s iu s B a rth / L e ip z ig
70. Jahren ^ - 3-April 1943 / Nr. 14

z u r k o n s e rv a tiv e n Beham dlusig v o n


H yperthyreosen, zur V o r- und SSSachbe-
h o n d lu n g bei Schiiddrüsenresektionen.

Wirkung : Senkung der Pulsfrequenz,


Senkung des Grundumsatzes,
Zunahme des Gewichtes,
Besserung der subjektiven Beschwerden.

Die Dosierung richtet sich nach der Schwere des Falles. Im allgemeinen 3- 6 mal
wöchentlich 1 ccm intramuskulär; im Bedarfsfall kann die Dosis unbedenklich ge­
steigert werden. Bei Koma Basedowicum ist intravenöse Injektion zweckmäßig.

5 Ampullen zu 1,1 ccm RM. 2.47; für Krankenanstalten: 10 Ampullen zu 5 ccm


(Großpackung) RM. 13.86,
. '* '• " ’ ’/• • .1. \ • .. • ' . ■ .

■ K N O LL A .-G ., chem ische F abriken, LU D W IG S H A F E N A M RHEIN

Z bl. Chir.
II Zentralblatt für Chirurgie 1943 Nr. 14

Xifal-M ilch
Milde Kombination steriler Milch mit dosiertem Bakterieneiweiß

F o lg e - u n d S p ä t e r k r a n k u n g e n n a ch
Infektionen
Myocarditis
Apoplexie
Epilepsie
Entziehungskuren aller Art
Ulcus ventriculi et duodeni

Verbilligte Großpackungen ermöglichen viel­


seitigste Verwendung auch in der parenteralen
Eiweißtherapie

S ä c h s i s c h e s S e r u m w e r k A. 6., D re s d e n
---------------- ------------------------------- —--- =—.— ——

DAS UNIVERS/4LGER/iï<
FÜRJEDE >4RT UON ZÖGEN

B-BRAUN-ME LSUNGEN
ZENTRALBLATT
FOR CHIRURGIE
70. Jahrg. 3. April 1943 / Nr.14

I n h a l t
O r ig in a lm itte ilu n g e n :
I. W. Denk (Wien), Zur Therapie des inoperablen Bronchuskarzinoms. S. 470.
II. J. Wymer (München), Probleme bei der chirurgischen Behandlung des Magen- und
Zwölffingerdarmgeschwürs. S. 473.
III. H. Fuß (Duisburg-Hamborn), Spaltbildungen im Bereich des Ellenbogengelenks
beim Preßluftschaden. (M it 6 Abbildungen.) S. 481.
IV. A. Gütgemann (Bonn), Zur Kenntnis der Nieren-Harnleiter-Verlagerung bei extra­
renalen Bauchgeschwülsten. (M it 4 Abbildungen.) S. 487.
N eue B ü c h e r: Uffenorde, Anzeige und Ausführung der Eingriffe an Ohr, Nase und Hals. (S. 492)
— Reichert, Häufigkeit und Ursachen der vorzeitigen Invalidität. (S. 493.) — Nöller, Chirur­
gisch-orthopädische Erbkrankheiten im Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses.
(S. 493.) — Flamm, Kroeber u. Seel, Pharmakodynamik deutscher Heilpflanzen. (S. 493.)—
Mertens, Vermeidung von Irrtümern bei der Krebserkennung. (S. 494.) — Jörns, Nach­
sorge nach chirurgischen Eingriffen. (S. 494.) — Heusch, Blasenkrebs. Aus: Die Urologie
in Einzeldarstellungen. (S. 495.) — Wagner, Methodik und Ergebnisse fortlaufender B lu t­
druckschreibung am Menschen. (S. 495.) — Domagk, u. Hegler, Chemotherapie bakterieller
Infektionen. (S. 495.) — v. Düngern, Ekg.-Atlas fü r den praktischen Arzt. (S. 496.) —
Schönberg, Kollaps, Richtlinien für die Praxis .(S. 496.) —: Hinsberg, Das Geschwulstproblem
in Chemie und Physiologie. (S. 497.) — Haase, Über das Syndrom der Akrokephalossyndak-
tylie. (S. 497.) — Gosset, Erlebnisse und Erkenntnisse eines Chirurgen. (S. 498.) — Devrient,
Überwärmungsbäder, Schlenzkur und Sauna in der Praxis. (S. 499.) — v. Niederhöffer, Be­
handlung von Rückgratsverkrümmungen (Skoliosen) nach dem System Niederhöffer und
die Behandlung des Rundrückens. (S. 499.)
Z e its c h r ifte n :
B a u ch : Peronato, Bezoarsteine in Magen, Dünn- und Dickdarm. (S. 500.) — Buscher, Be­
handlung des Choledochussteinverschlusses. (S. 500.) — Edwards, Gerwig u. Guyton, Akute
Cholecystitis m it Perforation in die Bauchhöhle. (S. 501.) — Burckhardt, Perforationslose
gallige Peritonitis. (S. 501.) — Leskovar, W irkung der Kurzwellen auf die extrahepatischen
Gallenwege. (S. 501.) — Allen u. Wallace, Chirurgische Handhabung von Steinen im Ductus
communis. (S. 502.) — Parson, Sofort- und Endresultate der Cholecystektomie. (S. 502.)
— Foss u. Lillie, Sekundäre Gallenoperationen. (S. 502.) — Quénu u. Masseboeuf, Hämorrha­
gische Cholecystitis mit Gallenstein und Krebs. (S. 502.) — Horsley, Resektion des Duodenums
wegen Tumors der Ampulla vateri. (S. 503.) — Morton u. Widger, Diagnose und die Behand­
lung der akuten Pankreatitis. (S. 503.) — Maske, Behandlung von Pankreascysten durch
Anastomosierung m it dem Magen. (S. 503.) — Ojetti, Riesiges retroperitoneales Fibrom.
(S. 503.) — Armenio, Pneumatosis intestinalis cystica. (S. 504.) — Nordmann, Prognose
des chirurgischen Eingriffs beim Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür. (S. 504.) — McClure
u. Fallis, Partielle Gastrektomie. (S. 505.) — Hilgenfeldt, Muskelpflug fü r die Pyloromyo­
tomie bei Säuglingen. (S. 505.) — Junghanns, Divertikel am Magenpförtner als Zufalls­
befunde bei Magenresektionspräparaten. (S. 505.) — Mahlo, Genese des Nachtschmerzes des
Ulcus duodeni. (S. 505.) — Loi, Harn-Proteose nach Oriel bei Ulcus ventriculi oder duodeni.
(S. 506.) — Meccoli, Singer’sche Probe bei Magenresezierten. (S. 506.) — Gross, Geschwürs­
durchbrüche des Magens und Zwölffingerdarmes während einer Röntgenkontrastunter­
suchung. (S. 506.) — Bischof, Behandlung der freien Ulcusperforation. (S. 507.) — Darup,
Fehldiagnose Ulcus ventriculi perforatum. (S. 508.) — Salvini, Tuberkulose des Duodenums.
(S. 508.) — Papin, Augenblicklicher medizinisch-chirurgischer Stand des Magenkrebses in
der Praxis. (S. 508.) — Schönbauer, Sechzig Jahre Therapie des Magenkarzinoms. (S. 509.)
— Griswold u. Antoncic, Das perforierte peptische Ulcus. (S. 510.) — Foti, Dünndarm­
einklemmung in einen Spalt des Mesocolin ascendens. (S. 510.) — Fromme, »Spontan« ent­
standene Nekrose des Dünndarmes. (S. 510.) — Rousset, Terminale Ileitis. (S. 511.) —

u1 469
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Recker, Klinik und Behandlung des Meckel’schen Divertikels. (S. 511.) — Schultz, Gibt es
Appendicitisepidemien? (S. 512.) — Matsuda, Dem Rosenstein’schen Mesenterialdruckschmerz
ähnliches Symptom und seine chirurgische Bedeutung. (S. 512.) — Sarasin, Indikation
zur Operation bei der chronischen Appendicitis. (S. 512.) — Jungbluth, Neue Indikationen
zur Behandlung der Appendicitis. (S. 513.) — Brodin, Chronische Appendicitis. (S. 514.) —
Warren u. Ballantine jr., Chronische Appendicitis. (S. 515.) — Wangensteen u. Dennis, Erzeu­
gung experimenteller akuter Appendicitis. (S. 515.) — Savarese, Schnittführung bei der
Appendektomie. (S. 516.) — Viranda, Volvulus des Coecums. (S. 516.) — Lange, Die sakro-
abdominale Mastdarmexstirpation. (S. 516.) — Vandenberg, Die in Vergessenheit geratene
Moynihan’sche Tube beim akuten mechanischen Dünndarmverschluß. (S. 516.)

Originalmitteilungen
Aus der II. C hirurgischen U nive rsitä tsklin ik W ien
D ire k to r: Prof. D r. W. D e n k

Zur Therapie des inoperablen Bronehuskarzinoms


Von W. Denk
Die uncharakteristischen Symptome der Frühstadien des Lungenkrebses
bringen es m it sich, daß die Diagnose vielfach erst zu einem Zeitpunkt gestellt w ird,
' in dem eine Radikaloperation nicht mehr möglich ist. Im Laufe der letzten 5 Jahre
kamen 27 Pat. m it der sicheren oder Vermutungsdiagnose eines Bronchuskarzinoms
an die K linik. Bei 6 Kranken konnte nach Sicherstellung der Diagnose durch Bron­
chographie oder Bronchoskopie noch der Versuch einer Radikaloperation durch
Probethorakotomie unternommen, aber nur bei 1 Pat. die Pneumonektomie aus­
geführt werden. Er erlag einer Blutung, und die Autopsie ergab auch in diesem Falle
karzinomatöse Drüsen im Mediastinum jenseits der Trachealbifurkation. 13 Kranke
wurden bestrahlt. 10 sind bereits gestorben, 3 leben noch, davon je eine 5% Jahre
und iy2Jahre in gutem Zustand (Diagnose im zweiten Fall nicht mikroskopisch ge­
sichert) einer seit % Jahren in schlechtem Zustand.
Auch die Mitteilungen im Schrifttum lassen erkennen, daß die Ergebnisse der
Strahlentherapie beim Lungenkrebs recht dürftig sind. So hat S te in e r 21 Kranke
m it primärem Lungenkrebs bestrahlt, ohne irgend einen Erfolg zu erzielen. N u n e s
d ’ A lm e id a hatte unter 16 Fällen 15 vollständige Versager. B lo c h und B o g a rd u s
berichten über 88, darunter 68 mikroskopisch sichergestellte Lungenkarzinome, aber
in keinem Fall konnte eine Lebensverlängerung, durch Bestrahlung erzielt werden.
Etwas bessere Resultate sind von C h a n d le r und P o tte r m itgeteilt worden. Die
Lebensdauer von 61 nicht Bestrahlten betrug im Durchschnitt 6 Monate, die von
59 Bestrahlten 11 Monate, und S aupe erzielte 15% Besserungen unter 200 bestrahl­
ten Kranken.
Nur ganz vereinzelt finden w ir im Schrifttum Nachrichten über wesentliche
Besserungen oder Heilungen von Lungenkrebsen durch Strahlenbehandlung.
Sc h in z berichtet über 2 von 17 bestrahlten Kranken, die 3 und 4 Jahre symptom­
frei blieben. P o p o v ic hat 70 Kranke m it primärem Lungenkarzinom nach ver­
schiedenen Methoden bestrahlt. E r kom m t zu folgenden Ergebnissen: 22 wurden
gebessert, bei den übrigen ließ sich eine Einw irkung der Strahlenbehandlung nicht
nachweisen. Von den Gebesserten waren zur Zeit der Veröffentlichung der A rbeit
m it Sicherheit noch 4 am Leben (darunter 1 m it Gehirnmetastasen), 7 sind nicht
mehr zur Behandlung erschienen, 11 waren bereits gestorben. Bei 16 Kranken betrug

470
Denk, Zu Threrapie des inoperablen Bronchuskarzinoms

die Beobachtungszeit unter 1 Jahr, 9 von diesen waren bereits gestorben, 4 sind
nicht mehr zur Behandlung erschienen, 3 standen noch in Behandlung. 1 Kranker
ist nach 35monatiger Beobachtungszeit an Wirbelmetastasen gestorben. Von den
7 Pat., die nicht mehr zur Behandlung erschienen, standen je einer 21,26 und 47 Mo­
nate in Beobachtung und Behandlung. Man darf wohl annehmen, daß alle diese
Kranken ihrem Leiden erlegen waren. In Anbetracht der durchschnittlichen Lebens­
dauer der Kranken von 6— 12 Monaten kann also in 4 der 70 Fälle von P o p o v ic
von einer beachtlichen Lebensverlängerung durch die Bestrahlung gesprochen
werden.
E ngels te ilt das einschlägige Krankengut des Strahlentherapeutischen In­
stituts in Frankfurt a. M. (Prof. H o lfe ld e r) m it. Von 92 bestrahlten Lungen­
krebsen lebten 2 über 3 Jahre und je 3 über 4 und 5 Jahre. Es sind allerdings die
meisten dieser Fälle histologisch nicht sichergestellt.
Sind demnach die Ergebnisse der Strahlenbehandlung beim Lungenkrebs im
allgemeinen noch als wenig befriedigend zu bezeichnen, so kann ich über eine
Kranke berichten, die durch Röntgenbestrahlungen seit über 5 Jahren von einem
histologisch bestätigten Bronchuskarzinom geheilt ist. Die näheren Umstände
dieses Krankheitsfalles geben vielleicht einen Hinweis darauf, wie die Resultate der
Strahlentherapie dieses Leidens verbessert werden könnten.
Die 40jährige Pat. erkrankte im Frühjahr 1936 an starkem Reizhusten. Nach
einigen Wochen tra t Fieber und Stechen in der linken Brustseite auf. Da eine aus­
wärts vorgenommene Probepunktion Eiter ergab, wurde in einem Krankenhaus
in der Annahme eines Pleuraempyems eine Rippenresektion ausgeführt. Es fand
sich an Stelle des vermuteten Empyems angeblich ein Lungenabszeß bei freier
Pleura. Die Wunde wurde tamponiert und vernäht, nach einigen Tagen aber wegen
der aufgetretenen Pleurainfektion wieder geöffnet. Da die Eiterentleerung unvoll­
kommen war, w ird einige Wochen später noch eine Bülau-Drainage in der vorderen
A xillarlinie angelegt. Da auch diese nicht funktionierte und die Temperatur hoch
blieb, wurde die Pat. am 17. V III. 1936 an die K lin ik eingewiesen. Es fand sich ein
ausgedehnter Pyopneumothorax links bei recht elendem Allgemeinzustand, weshalb
am folgenden Tage eine Bülau-Drainage am tiefsten Punkt in der m ittleren A x illa r­
linie angelegt wurde. Im Eiter fanden sich hämolysierende Streptokokken.
Die Kranke erholte sich zunächst zusehends. Die Lunge entfaltete sich v o ll­
ständig, aber aus der Drainagestelle entleerte sich andauernd mehr oder minder
reichlich Sekret, obwohl wiederholte Röntgenkontrollen keine Retention und keine
Resthöhle erkennen ließen.
Eine interkurrent aufgetretene schwere Pyelitis, die durch einen Nierenstein
bedingt war und eine Pyelotomie erforderlich machte, verzögerte die weitere A u f­
klärung und Behandlung der Lungenaffektion. Die Fistel nach der Buelau-Drainage
sezernierte anhaltend ziemlich stark, die Kranke fieberte weiter, so daß zunächst
eine Fistelfüllung ausgeführt wurde. Das Jodipin gelangte durch eine ungefähr
3 cm lange Fistel im Bereich der Thoraxwand direkt in den linken Bronchialbaum.
Am 20. I. 1937 wurde eine Bronchographie ausgeführt. Das Ergebnis derselben war
überraschend: Der linke Unterlappenbronchus ist nahezu vollständig verschlossen.
Es füllen sich nur die lateral und dorsal gelegenen Bronchialäste.
Dieser Befund ließ m it größter Wahrscheinlichkeit ein Bronchuskarzinom
annehmen, weshalb am 2. II. 1937 durch Prof. W e s s e ly die Bronchoskopie aus­
geführt wurde. Der linke Unterlappenbronchus war durch ein Aftergewebe voll­
ständig verschlossen. Die Probeexzision und mikroskopische Untersuchung ergab
ein Carcinoma simplex.
Da sich als Folge des Empyems eine mächtige Pleuraschwarte gebildet hatte,
war an eine Radikaloperation des Bronchuskarzinoms nicht zu denken. Die Kranke
wurde daher in der Zeit vom 5. III. bis 12. V. 1937 m it Röntgen bestrahlt (M e rio )
Bestrahlungsdosis: 3 Felder 10/15, 200 kV, 70 F.H .D ., Tiefenquotient 39%,
8 rM in ., Gleichspannung, Grainach’sche Schaltung. Hautdosis: 3 Felder à 3000 r,

❖ 471
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Tiefendosis 3000 r auf den Tumor. Gesamtdosis 9000 r. Felder: Thorax links vorn,
seitlich, rückwärts.
Während der Bestrahlungsperiode bestand noch starke Sekretion aus der
Fistel, Husten und erhöhte Temperatur. In den folgenden Wochen besserte sich
der Zustand der Pat. allmählich, Fieber und Sekretion ließen nach, nur der Husten
hielt noch längere Zeit an.
Am 16. VI. 1937 erste bronchoskopische Kontrolle (Prof. W e s s e ly ): Bis
zur Teilungsstelle des linken Ober- und Unterlappenbronchus vollständig normale
Wandverhältnisse. Die Teilungsstelle selbst normal konfiguriert, die Schleimhaut
jedoch von hier ab stark hyperämisch, der Unterlappenbronchus von milchig
getrübtem, eitrigem Sekret erfüllt. Nach wiederholtem Absaugen kann man tie f
in den Unterlappenbronchus Vordringen. Kein Zeichen für einen Tumor.
Die Pat. wurde vorübergehend aus der K lin ik entlassen und am 2. X I. 1937
wieder aufgenommen. Sie hat sich inzwischen recht gut erholt, die Fistel ist ge­
schlossen, kein Fieber, noch ziemlich starker Husten und eitriger Auswurf. Die
Röntgenkontrolle ergibt links basal einige kleine Jodipindepots, sonst kein gröberer
Schatten nachweisbar. Herz nach links verzogen. 5. X I. 1937: Zweite broncho­
skopische Kontrolle (Prof. W essely): Die Schleimhaut des linken Stammbronchus
normal injiziert. Die Teilungsstelle des Ober- und Unterlappenbronchus normal
konfiguriert, normale Ringzeichnung. Der Unterlappenbronchus enthält dünn­
flüssigen Eiten Nach Absaugen desselben sieht man in seinem ganzen zugängigen
Bereich die Ringzeichnung erhalten. Kein Tumorgewebe zu erkennen. Die Pat.
wird am 23. X I. 1937 geheilt entlassen.
Seit ihrer Entlassung aus der K lin ik wurden wiederholt K ontrollunter-
suchungen vorgenommen. Das gute Allgemeinbefinden hielt an. Röntgenkontrollen
zeigten basale Schwarten links, vereinzelte Bronchiektasien und Verziehung des
Herzens. Die letzte Untersuchung erfolgte am 15. IX . 1942. Die Pat. ist vollständig
gesund, kein Husten, kein Auswurf, Gewicht gleichbleibend, kann alle häuslichen
Arbeiten ohne Ermüdung verrichten.
Demnach ist die Pat. seit 5 y2Jahren durch die Röntgenbestrahlung von ihrem
histologisch nachgewiesenen Bronchuskarzinom geheilt. Wenn w ir nun die Frage
aufwerfen, welchem Umstande die vollständige Zerstörung des Tumors durch
die Röntgenstrahlen zu verdanken ist, so können w ir ihn vielleicht in der verunglück­
ten ersten, auswärts ausgeführten Operation erblicken, die wahrscheinlich m it
dazu beigetragen hat, daß der angebliche Lungenabszeß (wahrscheinlich eine bron-
chiektatische Kaverne) entlang dem Punktionskanal in die Pleurahöhle perforierte,
so daß schließlich auf dem Umwege des Pyopneumothorax eine Bronchusfistel
zustande kam. W e sse ly hat gelegentlich der Vorweisung der Pat. in der Fach­
gruppe fü r Chirurgie in Wien am 9. III. 1939 (Zbl. Chir. 1940, 162) darauf hin­
gewiesen, daß die Bronchusfistel in diesem Falle wohl die Voraussetzung fü r den
Erfolg der Strahlenbehandlung war. Sie ermöglichte den Abfluß des Sekretes aus
dem Bronchus.
Diese Annahme hat sicher manches fü r sich, wenn auch die allgemeine E r­
fahrung lehrt, daß die unreifen Formen des adenogenen Carcinoma solidum simplex
besonders gut auf Bestrahlung ansprechen. H inter einem stenosierendenBronchus-
karzinom staut sich das Sekret und es wäre denkbar, daß dieses oder entzündliche
Veränderungen im ausgeschalteten Lungenlappen einen Reiz auf das Karzinom
ausüben, welcher die Beeinflussung desselben durch die Röntgenstrahlen verhindert.
Demnach ergäbe sich folgender Behandlungsvorschlag beim inoperablen
Bronchuskarzinom: Beseitigung der Sekretstauung peripher des Tumors durch
Anlegen einer Bronchusfistel oder durch Querresektion der Lunge. Da die Be­
strahlung erst bei sichergestellter Inoperabilität in Betracht kommt, sollte in jedem
Falle eine Probethorakotomie ausgeführt werden. E rgibt sie die Unmöglichkeit
der Radikaloperation, dann kommen zwei Wege in Betracht. Bei freier Pleura
Einnähen des erkrankten Lungenlappens in das Thoraxfenster, darüber pro-

472
Wymer, Chirurgische Behandlung des Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürs

visorischer Verschluß der Weichteile. Nach etwa 2—3 Wochen wird die Wunde
wieder geöffnet und die eingenähte Lunge m it dem Glühbrenner oder durch Elektro-
koagulation so weit zerstört, bis mehrere kleinere Bronchialäste eröffnet sind.
Bestehen hinreichende Pleuraverwachsungen, dann kann die Querresektion
des Lungenlappens nach der von L. B ra u e r angegebenen Technik an die Probe­
thorakotomie angeschlossen werden. Dieses Verfahren w ird namentlich bei den
Karzinomen eines Bronchus zweiter Ordnung Anwendung finden können, während
bei den Karzinomen eines Hauptthrombus die Drainage in jenem Lappenbereich
anzulegen wäre, welcher sich als atelektatisch oder pneumonisch in filtrie rt erweist.
Wenn auch nicht erwartet werden darf, daß eine größere Zahl von inoperablen
Bronchuskarzinomen durch diese Kombination der Strahlentherapie und einer
operativ angelegten Bronchusfistel geheilt w ird (Metastasen!), so erscheint es doch
möglich, daß die Erfolge der Röntgenbestrahlung dadurch verbessert und wenigstens
einige Kranke von ihrem Leiden dauernd geheilt werden können.

Z u s a m m e n fa s s u n g
Bei einer 40jährigen Frau, die an einem histologisch sichergestellten obturieren­
den Bronchuskarzinom litt, tra t im Bereich des erkrankten Lungenlappens eine
Bronchusfistel auf, welche das gestaute Sekret nach außen ableitete.
Das Karzinom ist nach einer intensiven Röntgentherapie, wie durch broncho-
skopische Untersuchungen festgestellt wurde, vollständig verschwunden, die Pat.
seit 5 y2Jahren geheilt und vollständig beschwerdefrei.
Es w ird der Vorschlag gemacht, bei inoperablen Bronchuskarzinomen vor der
Röntgenbestrahlung eine Bronchusfistel im Bereich des erkrankten Lungenlappens
anzulegen.
S c h r if t t u m
R. B lo c h und G. B o g a rd u s, Z.org. Chir. 101, 648""(1941). — C h a n d le r und P o tte r ,
zit. nach Ochsner und Bakay, Arch. Surg. 42,209 (1941).— H. Engels.Strahlenther. 57,445(1936).
— Nunes d ’ A lm e id a , Z.org. Chir. 98, 123 (1940). — L. P o p o v ic , Strahlenther. 58, 543 (1937).
— Saupe, zit. nach Ochsner und Bakay. — S c h in z , Z u p p in g e r, W a lth e r und D e u c h e r,
Röntgenprax. 12, 255 (1940).

Probleme bei der chirurgischen Behandlung


des Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürs
Von P rof. D r. J. W ym er, M ünchen

Trotz dem Siegesläufe der Magenchirurgie in den letzten 50 Jahren ist die
operative Behandlung des Ulcus am Magen und Zwölffingerdarm noch voll offener
Fragen und Probleme. Schon die Ätiologie und Pathogenese des Ulcus ist noch ganz
unklar und in keiner Weise einheitlich. Neuere Erkenntnisse lassen es möglich er­
scheinen, daß es sich beim Ulcus häufig nicht um ein lokales, sondern um ein
Allgemeinleiden handelt. Auch in der Frage der besten Behandlung, des Zeitpunktes
und A rt des vorzunehmenden Eingriffes schwanken die Ansichten noch hin und her.
Im wesentlichen eine einheitlichere Auffassung herrscht über die rein technische
Seite und die absolute Anzeigestellung zum operativen E in g riff, der bei allen
mechanischen Störungen durch Ulcusvernarbung und bei der Perforation des
Ulcus m it ihren Folgezuständen notwendig ist.
Schon bei der relativen Anzeigestellung, bei welcher nach den aus der klinischen
und röntgenologischen Untersuchung sich ergebenden Befunden individuell von

473
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Fall zu Fall entschieden werden muß, bestehen je nach der Einstellung zum Ulcus-
problem verschiedene Auffassungen.
Abgesehen von diesen eben genannten Problemen, die in einem ungeheuer
angewachsenen Schrifttum erörtert sind, soll in folgendem zu einigen Fragen Stellung
genommen werden, die w ä h re n d der O p e ra tio n eines U lc u s immer wieder an
den Operateur herantreten und deren Entscheidung oft wichtiger und schwieriger
ist als die rein technische Seite des Eingriffes, zumal im Schrifttum weit weniger
darüber publiziert ist.
1. Eine der schwierigsten Entscheidungen bei der operativen Behandlung des
Ulcus ist dann notwendig, wenn bei einem Kranken nach Eröffnung des Abdomens
trotz vorausgegangener sorgfältiger klinischer und röntgenologischer Untersuchung
das U lcus n ic h t fe s tz u s te lle n is t. Es findet sich keine weiße strahlige Narbe,
keine flammende Röte und keine Verwachsungen oder Formveränderungen am
Magen, auch nicht an der Hinterwand nach Freilegung durch das Ligamentum
gastrocolicum. Auch die Rückseite des Duodenum läßt, sichtbar gemacht, keine
Verwachsungen, Wandverdickungen oder entzündliche Drüsen, die ein Ulcus ver­
muten lassen, erkennen. Werden auch alle übrigen abtastbaren Organe der Bauch­
höhle als normal befunden, so soll das Abdomen ohne jeden E ingriff wieder ge­
schlossen werden. Jede Operation ist hier ein »wahres und kaum mehr gutzu­
machendes Unglück« (v. B e rg m a n n ).
In früheren Jahren wurde in solchen Fällen recht häufig die Gastro-Enterostomie
(G.-E.) als Verlegenheitsoperation ausgeführt, die dann häufig zu Störungen führte,
fü r die P rib ra m m it Recht den Ausdruck »G.-E. als Krankheit« geprägt hat.
Wie wichtig es ist, in den Fällen, in denen kein Ulcus zu finden ist, alle Organe,
soweit das vom Schnitt zwischen Schwertfortsatz und Nabel möglich ist, auf krank­
hafte Veränderungen auf das sorgfältigste abzusuchen und wenn möglich sichtbar
zu machen, zeigt folgende Krankengeschichte.
37jährige Kranke, seit 9 Jahren krampfartige Schmerzen im Leib, die in der
Magengegend beginnen und gegen den Rücken zu ausstrahlen. Hochgradige Anämie.
Hämoglobin 45%. Hyperazide Säurewerte. Okkultes B lu t im Stuhl + + . Klinisch
und röntgenologisch wird ein blutendes Ulcus am Pylorus angenommen.
Bei der Laparotomie kein Befund, der auf eine Veränderung am Magen oder
Duodenum hindeutet. Gallenblase, Pankreas usw. o. B., bei der sorgfältigen A b­
suchung des Darmes findet sich ein MeckePsches Divertikel (M. D.), das im Bereiche
des Fundus verdickt ist. Einige entzündlich vergrößerte Drüsen im Mesenterium
legen den Verdacht eines Ulcus im M. D. nahe. Resektion des Darmanschnittes m it
dem M. D.
Die mikroskopische Untersuchung ergibt ein tiefgreifendes Ulcus am Fundus.
Nach kurzer Zeit Anstieg des Hämoglobin allmählich auf normale Werte und Aus­
bleiben aller früheren Beschwerden.
Nur durch das systematische Absuchen des Darmes konnte so bei einer erheb­
lich anämischen Kranken, bei der nach der röntgenologischen und klinischen U nter­
suchung ein blutendes Ulcus am Pylorus angenommen wurde, als wahre Ursache
der Beschwerden ein blutendes Ulcus im MeckeFschen D ivertikel festgestellt und
beseitigt werden.
Kann man bei der Operation ein angenommenes Ulcus nicht feststellen, so ist
man beruhigt und froh, wenn man irgend einen abnormen Befund im Abdomen
vorfindet, der für die Erklärung der bestehenden Beschwerden ausreichend erscheint,
oder wenn man ein Operationsverfahren anwenden kann, das bei negativem Ulcus-
befund gute Erfolge geben soll.
So hat B ire h e r für die Fälle, in denen kein Ulcus zu finden war und bei denen
er früher »eine jener unglückseligen G.-E., die mehr schaden als nützen«, ausführte,

474
Wymer, Chirurgische Behandlung des Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürs

die Resektion des Vagus am kardialen Abschnitt angewandt, wodurch man »mit
absoluter Sicherheit« eine Hyperazidität auf normale Werte herunterdrücken könne.
Er führte diese Vagusresektion auch bei der G.-E. durch und habe seitdem kein
Ulcus pepticum jejuni mehr gesehen. Auch H a m m e s fa h r hat m it der Vagotomie,
wenn kein makroskopischer Ulcusbefund vorlag, an einem großen Material in 60%
sehr gute Resultate gesehen. K ir s c h n e r hält bei Fehlen eines krankhaften Be­
fundes am Magen und in der Bauchhöhle bei Krankheitserscheinungen, die auf
den Magen deuten, unter der Annahme einer »Magenneurose« den Versuch einer
Unterbrechung der Nervenversorgung des Magens fü r gerechtfertigt. Entweder
werden 10 ccm 60proz. Alkohol in die Gegend der Cardia eingespritzt, oder es w ird
die Resektion des kleinen Netzes, besonders an der Cardia vorgenommen. P le n k
hält bei negativem Ulcusbefund die Pyloromyotomie nach P a y r fü r empfehlens­
wert. S ch o e m a ke r sah bei Kranken m it Ulcusbeschwerden, bei denen während der
Operation ein Ulcus nicht zu finden war, eine Periduodenitis m it Adhäsionen, Schleiern
und Strängen, die er dann durchtrennte, wenn sie eine Verziehung, Knickung oder
Verengerung des Zwölffingerdarmes hervorriefen. Auch G u le k e hatte bei einer
Anzahl vo.n Fällen, in denen er ähnliche Beobachtungen machte und ebenso vor­
ging, einen vollen Erfolg.
Aus der großen Zahl von Krankheitsbildern und Operationsvorschlägen, die
bei negativem Ulcusbefund zur Erklärung und Beseitigung der Beschwerden an­
gegeben werden, ist zu ersehen, welches Kopfzerbrechen dieses Problem macht.
Abgesehen von einigen sicher berechtigten Fällen handelt es sich aber meist darum,
daß an Stelle der G.-E. eine andere Verlegenheitsoperation tr it t , die aber, soweit
sie oben erwähnt wurden, weniger schaden w ird als eine kritiklos ausgeführte G.-E.
oder Resektion.
Findet man kein Ulcus, so handelt es sich in vielen Fällen um eine G a s t r it is ,
bei der ein operativer Eingriff, auch eine Resektion nicht berechtigt ist. Durch den
nicht indizierten, immerhin nicht ganz ungefährlichen E in g riff w ird sie im Gegenteil
nicht selten verschlimmert.
Es ist bedauerlich, daß es keine Statistiken darüber gibt, wie o ft eine Laparoto­
mie wegen Ulcus vorgenommen wurde, ohne daß ein Ulcus festgestellt werden
konnte und wie oft reseziert wurde, ohne daß am Resektionspräparat ein einwand­
freies Ulcus zu finden war. Die Zahlen sind sicher größer, als sie angenommen und
zugegeben werden. Wenn ein A utor berichtet, daß er bei negativem Ulcusbefund in
570 Fällen eine Vagotomie ausführte, so ist das eine ganz erhebliche Zahl in einer Hand.
In den meisten Fällen aber w ird es sich, wenn bei der Operation kein Ulcus
festzustellen ist, um ein U lc u s s im p le x handeln, das aber zunächst weniger in
die Hand des Chirurgen, als in die des Internisten gehört. Bei strenger Anzeige­
stellung kann es sich dabei nur um jene Fälle handeln, bei denen okkulte Blutaus­
scheidung im Stuhl und zunehmende Anämie zur Operation drängen.
Dazu folgende Krankengeschichte:
Bei einem 40jährigen anämischen Kranken (55% Hämoglobin), bei dem klinisch
und röntgenologisch ein Ulcus am Pylorus festgestellt wurde, war bei der Freilegung
des Magens ein Ulcus makroskopisch nicht zu erkennen. Auch am Darm kein
Befund, der als Ursache fü r die Blutausscheidung in Betracht kommen kann.
Trotz des negativen Ulcusbefundes am Magen w ird eine Resektion nach B illro th I
ausgeführt. Am Resektionspräparat finden sich am Pylorus drei stecknadelkopf­
große Ulcera, die Ursache der Anämie waren, da nach der Operation derHämoglobin-
gehalt allmählich zur Norm anstieg und vollkommene Beschwerdefreiheit eintrat.
N icht immer aber w ird man in solchen Fällen das Glück haben, das vermutete
Ulcus simplex nach der Resektion w irklich vorzufinden, da auch eine Gastritis
ohne Ulcus zu Blutungen Veranlassung geben kann.

475
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Es gibt z u r Z e it keine M e th o d e , um ein Ulcus simplex auszuschließen, wenn


während der Operation kein Ulcus zu finden ist. Eine Eröffnung des Magens oder eine
gastroskopische Untersuchung durch eine Magenöffnung wird abgesehen von der er­
höhten Infektionsgefahr und Mehrbelastung doch in den meisten Fällen zu keinem
Erfolg führen.
Diese schweren Entscheidungen während der Operation werden dann um SO'
seltener herantreten, je strenger und eingeschränkter die Anzeigestellung und je­
sorgfältiger die vorausgehende klinische und röntgenologische Untersuchung ist.
Aber die Schwierigkeiten sind groß. Viele Kranke und Ärzte drängen zur
Operation, da praktische Ärzte und Internisten vielfach nicht die Geduld aufbringen,
ein Ulcus genügend lange zu behandeln und auch die Kranken nicht willens sind,
die diätetischen und therapeutischen Maßnahmen lange genug durchzuführen.
Immer häufiger kommt es vor, daß Ärzte ihre Kranken m it Magenbeschwerden
dann dem Chirurgen zur Operation überweisen, wenn der Röntgenologe ein Ulcus
festgestellt hat. Darunter sind viele Fälle, in denen nicht einmal die Magensaft­
verhältnisse festgestellt sind. So ist es nicht verwunderlich, daß bei strenger A n­
zeigestellung kaum 20% der wegen Ulcus überwiesenen Kranken fü r die operative
Behandlung geeignet gehalten werden können.
2. Eine weitere praktisch wichtige Frage, die sich immer wieder aufdrängt,
betrifft die A u s d e h n u n g d er R e s e k tio n . Wieviel vom Magen muß neben der
Entfernung des Ulcus weggenommen werden, um Schädigungen durch ein Zuviel
oder Zuwenig zu verhüten und den empirisch und experimentell gewonnenen E r­
kenntnissen der Pathophysiologie gerecht zu werden? Für den erfahrenen Chirurgen
ist es technisch gleichgültig, ob er einen größeren oder kleineren Teil des Magens
wegnimmt. Wiederholt habe ich die Beobachtung machen müssen, daß oft ein.
größerer Anteil des Magens in Wegfall kommt, als ursprünglich beabsichtigt war.
W ir wissen heute, daß neben dem Ulcus und dem Magenpförtner die Pylorus-
drüsenzone, das A ntrum , als die Steuerungszone der chemischen und psychischen
Phase der Magensekretion (K a lk ) vollständig entfernt werden muß.
A ntrum pyloricum, Pylorusdrüsenzone und Pars pylorica oder praepylorica
werden im Schrifttum alternierend verwendet und einander gleichgesetzt.
W ie w e it re ic h t die P y lo ru s d rü s e n z o n e bzw. das A n tr u m p y l o r i ­
cum ? Das ist die Frage, wenn man diesen Teil auf jeden Fall vollständig ent­
fernen soll. Nur bei genauer Kenntnis der Ausdehnung dieser Zone ist es möglich,
zu entscheiden, ob man zuviel oder zuwenig wegnimmt, zumal diese Grenze äußerlich,
nicht festzustellen ist.
Nach D em el kann fü r die Abgrenzung der Pars praepylorica der Gefäßverlauf
am Magen dienen. An der kleinen K u rva tu r ergibt die Stelle des Herantretens der
A. gastrica sin. in die Nähe der Magenwand, an der großen K u rva tu r das A uftreten
der reichlichen Gefäßversorgung durch die gastroepiploischen Gefäße und Beginn
der spärlichen Gefäßversorgung die Grenze, in der reseziert werden soll, wenn man
sicher sein w ill, daß die ganze Pars praepylorica entfernt w ird. Sie entspricht nahe­
zu der Mitte des Magens zwischen Pylorus und Cardia. Angaben, wie weit die Pylorus­
drüsenzone reicht, werden dabei nicht gemacht.
Auch die Röntgenologen haben sich m it dem A ntrum des Magens beschäftigt.
An der Grenze des Antrums gegen den Körper haben sie einen besonderen Musculus
sphincter antri beschrieben. Er ist nach G ro e d e l einwandfrei festgestellt und durch
S tie v e anatomisch bestätigt worden. Dieses röntgenologisch festgestellte A n tru m
stellte eine kleine Blase dar, die kaum ein Fünftel des gesamten Magens ausmacht.
Wenn auch diese Abgrenzung nur muskelmechanisch bedingt ist und über die A n ­
wesenheit von Pylorusdrüsen nichts aussagt, so w ird doch das A ntrum , ein fü r die
Magenchirurgie wichtiger Begriff, abnorm klein dargestellt.

476
Wymer, Chirurgische Behandlung des Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürs

Da es vor allem auf die Anwesenheit der pylorischen Drüsen ankommt, so war
ein Hinweis aus der Anatomie zu erwarten. B ra u s bringt in seinem Lehrbuch ebenso
wie K o p s c h die Abbildungen von G ro e d e l. Er bezeichnet die Grenze zwischen
Salzsäure produzierenden Fundusdrüsen und säurefreien Pylorusdrüsen als scharf.
Sie liege an der kleinen K urvatur zwischen zweiten und letzten D rittel, an der
großen K urvatur zwischen dritten und letzten Viertel der Gesamtlänge. Zu den
gröberen Formen des Magens habe die Grenze keinen Bezug. An derselben Stelle
erwähnt er, daß die Glandulae pyloricae, entsprechend ihrem Namen, auf die Nähe
des Pförtners beschränkt seien.
E igene U n te rs u c h u n g e n 1: Zur Feststellung der oralen Grenze der Pylorus­
drüsenzone wurden mikroskopische Untersuchungen der Schleimhaut entlang der
großen und der kleinen K urvatur vom Pylorus aus beginnend vorgenommen. Der
Leichenmagen eignet sich fü r diese Untersuchungen wenig, da es sehr rasch nach
E in tritt des Todes zu einer Überdehnung des Magens und einer weitgehenden Ver­
dauung der Schleimhaut kommt, so daß exakte Untersuchungen meist nicht mög­
lich sind. Am besten eignet sich das Resektionspräparat des operierten Magens.
Es war von vornherein zu erwarten, daß die Grenze der Pylorusdrüsenschleim-
haut individuell und je nach der wechselnden Größe des einzelnen Magens und der
Dehnung der Magenwand in den einzelnen Magenabschnitten bei Stenosen der
Pylorusgegend in verschiedenem Grade schwanken w ird. Aus den zahlreichen
Untersuchungen, die aber zur Zeit noch nicht abgeschlossen sind, hat es sich gezeigt,
daß die Pylorusdrüsenzone bezogen auf die Gesamtlänge des Magens (gemessen
von der M itte des Pylorus bis zur Cardiaeinmündung in der M itte zwischen kleiner
und großer K urvatur) sich im wesentlichen auf das distale Viertel des Magens be­
schränkt. W ir d also bei der R e s e k tio n das d is ta le D r i t t e l e n t f e r n t ,
so w ir d die P y lo ru s d rü s e n z o n e bzw . das A n tr u m v o lls t ä n d ig e n t­
fe r n t. Da es aber im H inblick auf die vielfach geforderte Zweidrittelresektion gleich­
gültig ist, ob man etwas mehr oder weniger entfernt, so w ird man ein reichliches
D ritte l entfernen, um ganz sicher zu gehen.
Untersucht man bei den anfallenden Resektionspräparaten mikroskopisch die
Schleimhaut auf die Ausdehnung der Pylorusdrüsenzone, so w ird man nach kurzem
das Maß gewinnen, wo man bzw. wie wenig man resezieren muß, wenn vor allem
nur das A ntrum vollständig wegfallen soll.
Die Untersuchungen zeigten ferner, daß die Grenze der Pylorusdrüsenzone
keine scharfe ist, sondern daß sich am Übergang zur Fundusschleimhaut Pylorus-
und Fundusdrüsen nebeneinander finden.
Im Duodenum, jenseits des Pylorus fanden sich in der Pars horizontalis bzw.
cranialis Duodenaldrüsen, die sich von den Pylorusdrüsen weder durch die Färbung
noch durch die Form unterscheiden und die m it diesen identisch zu sein scheinen.
Im H inblick auf die Bedeutung der Pylorusdrüsenzone fü r die Pathogenese des
Magenulcus und Ulcus pepticum jejuni sollen die weiteren Untersuchungen auch
auf das Duodenum ausgedehnt werden.
F o n ta in e und B re n k m a n n (zit. nach N a e g e li) haben sich m it der Lokali­
sation der Fundus- und Pylorusdrüsen experimentell beschäftigt. Sie nahmen
bei Hunden in örtlicher Betäubung bei voller Verdauung eine Eröffnung des Magens
von der Cardia bis zum Pylorus entlang der großen K u rv a tu r vor. Nach gründlichem
Auswaschen wurde die Schleimhaut m it Berliner Blau bestrichen. Der Fundus fä rb t
sich bei voller Verdauung blau, besonders entlang der großen und kleinen K urvatur,

1 Für die liebenswürdige Unterstützung möchte ich an dieser Stelle Prosektor Prof. S in g e r
danken.

I42 477
Zentralblatt für Chirurgie 1943 Nr. 14

während die Umgebung der Cardia braun und das Antrum braun oder grünlich ver­
färbt ist. Eine scharfe Linie trennt die einzelnen Verfärbungen.
Eine Resektion, die dazu führen soll, die Salzsäureproduktion zu verhindern,
muß nach B renkm ann weit mehr als die Hälfte ausmachen. Bei der bloßen Aus­
schaltung des Antrums bleibt der Fundus blau. Auch im Schrifttum w ird fast all­
gemein immer wieder die Forderung aufgestellt, daß man neben dem Geschwür den
Pförtner und das ganze Antrum, immer aber nach der erstmaligen Forderung von
S c h n itz le r und F in s te re r einen überwiegenden Anteil des Magens entfernen
soll (Zweidrittel-Resektion und bei stark erweitertem Magen noch mehr), da da­
durch Anazidität gewährleistet erscheint.
Untersucht man im resezierten Magen die Säureverhältnisse, so findet man,
gleichgültig ob ein ausgedehnterer oder geringerer Anteil des Magens entfernt wurde,
bei Billroth II durchweg, beim B illroth I in den meisten Fällen anazide V erhält­
nisse bzw. ein erhebliches Salzsäuredefizit. Es kann daraus nicht ohne weiteres ge­
schlossen werden, daß keine Salzsäure abgesondert wird. Der im Resektionsmagen
gebildete Magensaft fließt rasch durch die breite Öffnung ab und w ird m it dem
aus dem Darm einfließenden Darminhalt (besonders Galle beim B illro th II) ver­
mengt, so daß eine exakte Prüfung der Magensekretion nicht möglich ist. Um die
Salzsäureproduktion ganz zu verhindern, müßte der ganze Fundusanteil bis zum
kardialen Abschnitt wegfallen, also eine subtotale Resektion ausgeführt werden.
Man erreicht m it jeder auch kleinen Resektion in praxi eine Anazidität, die aber
keine echte ist, da die zurückbleibende Fundusschleimhaut noch Salzsäure ab­
sondert.
Es drängt sich die Frage auf, w a ru m w ir d u rc h die R e s e k tio n eine A n a z i­
d itä t erzeugen w o lle n ? Ist es notwendig und wünschenswert, die Salzsäure­
produktion ganz zu verhindern?
Man könnte zunächst m it einem Satz aus einem internen Lehrbuch antworten,
daß sich nach der Erfahrung diejenigen chirurgischen Behandlungsarten am w ir­
kungsvollsten erwiesen hätten, die die Säureproduktion am radikalsten beseitigen.
Unter dem ungeheuer großen Fragenkomplex über die Entstehung des primären
Ulcus spielt der Magensaft bzw. die Salzsäure eine besondere Rolle, indem es nach
einer vorausgegangenen Ernährungsstörung der Magenschleimhaut zu einer A n ­
dauung durch den stark sauren Magensaft kommen soll und auch die H yper­
azidität neben der Röntgenuntersuchung eines der sinnfälligsten Anzeichen fü r
ein Ulcus ist.
Die Erzeugung einer Anazidität bzw. Verhinderung der Salzsäureproduktion
soll nun auch beim resezierten Magen die Entstehung eines Ulcus pepticum je ju n i
oder eines Rückfallgeschwüres, wie man es hier richtiger genannt hat, verhindern.
Rückfallgeschwüre sind aber so selten, daß sie praktisch keine nennenswerte Be­
deutung haben. S ta rlin g e r hat in einer groß angelegten Untersuchung von 25000
Resezierten nur 0,7% Rückfallgeschwüre errechnet. Obwohl man die Beziehungen
zwischen Auftreten des Rückfallgeschwüres und Ausdehnung der Resektion meines
Wissens an einem großen Sammelmaterial noch nicht fortlaufend untersuchte, so
hat sich doch gezeigt, daß auch nach radikalsten Resektionen Rückfallgeschwüre
beobachtet wurden (D e n k, v. H a b e re r und F in s te re r). Nun können aber die
0,7% Rückfallgeschwüre nach der Resektion nicht allein der Säurewirkung zuge­
schrieben werden, da 19 mögliche Ursachen fü r die Entstehung der Rückfallge­
schwüre in Betracht kommen (S ta rlin g e r).
Es ist nicht recht zu verstehen, warum man durch die Resektion die Säure­
produktion. so radikal beseitigen soll, da sie praktisch fü r die Entstehung des R ück­
fallgeschwüres kaum in Betracht kommt. Zweifelsohne steht die Absicht, sie auch
bei der Resektion aufzuheben oder einzuschränken, in Zusammenhang m it der

478
Wymer, Chirurgische Behandlung der Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürs

Rolle, die die Salzsäure bei Entstehung des primären Geschwüres spielt und vor
allem m it der Entstehung des Ulcus pepticum jejuni bei der G.-E. Während aber bei
der Resektion das Geschwür, der Pförtner und das Antrum , dem die Hauptrolle
bei der Geschwürsentwicklung zukommt (v. H a b e re r, Z u k s c h w e rd t), entfernt
werden, bleibt bei der G.-E. diese Trias erhalten, so daß hier fü r die Entstehung
des Ulcus pepticum jejuni der Magensaft wohl den dominierenden Faktor darstellen
kann. Allein durch Fortfall des Antrums wird aber schon eine äußerst wirksame
Einschränkung der Magensaftmenge erreicht.
Bei der »Resektion zur Ausschaltung« des nicht resezierbaren Ulcus duodeni
nach F in s te re r ist es eher verständlich, wenn eine ausgedehnte Resektion und
Verkleinerung der salzsäureabsondernden Schleimhaut gefordert wird. Das Ulcus
bleibt zurück, in vielen Fällen dazu der Pylorus und ein, wenn auch geringer Anteil
der Antrums, so daß hier ähnliche, wenn auch günstigere Verhältnisse wie nach
der G.-E. vorliegen.
Es bestehen meines Erachtens keine Gründe dafür, daß man bei der Resektion
eines Ulcus eine echte Anazidität (eine verdeckte A nazidität besteht beim B ill­
roth II immer) erzeugt und soviel Fundusschleimhaut wegnimmt, daß keine oder
eine weitgehende Einschränkung der Salzsäureproduktion stattfindet. Die Rolle
der Salzsäure bzw. des Magensaftes bei Entstehung des Rückfallgeschwüres ist noch
um vieles problematischer als bei der Entstehung des primären Ulcus. Wesentlich
ist es nur, daß die Pylorusdrüsenzone total entfernt w ird. Es ist deshalb auch
meines Erachtens nicht notwendig und zweckmäßig bei der Resektion wegen Ulcus,
wenn es nicht seine Lage erfordern sollte, nur aus Sorge, um A nazidität zu gewähr­
leisten, den größten Teil des Magens zu opfern. Zweifelsohne w ird man m it der
begrenzten Resektion des Pylorus und des ganzen Antrum s dasselbe erreichen, ohne
die Nachteile, die durch zu ausgedehnte Resektionen entstehen können (zu kleiner
Magen, Verdauungsstörungen, Anfälligkeit gegen bakterielle Schädigungen, »agastri-
sche Anämie«, Erweiterung der Anastomosenschlinge bis Oberarmdicke usw.).
3. Auch bei der P e r fo r a tio n des U lc u s am M agen u n d D u o d e n u m in
die freie Bauchhöhle gibt die R e s e k tio n zweifelsohne die günstigsten Dauer­
resultate, da m it dem zur Perforation führenden Ulcus auch der Pförtner und das
A ntrum beseitigt und alle postoperativen Komplikationen am Magen oder Duode­
num ausgeschaltet werden.
Die Anhänger der e in fa c h e n Ü b e rn ä h u n g m it N e tz d e c k u n g sehen aber
meines Erachtens m it Recht den Hauptvorteil in der Kürze und Ungefährlichkeit
des Eingriffes bei einem unm ittelbar lebensbedrohenden Zustand und in der T a t­
sache, daß nach der Übernähung eine große Zahl zur Ausheilung kommt. Von vorn­
herein ist beim ersten E ingriff beabsichtigt, später wenn der Kranke sich erholt hat,
eine Resektion vorzunehmen, sofern in der Folge Stenoseerscheinungen oder neue
Ulcusbeschwerden auftreten sollten. Die G.-E. ist bei der Übernähung — wenn
irgend möglich — zu unterlassen, nicht nur wegen der Gefahr des Entstehens eines
Ulcus pepticum jejuni, sondern vor allem deshalb, weil sie den eventuellen zweiten
E ingriff, die Resektion, wesentlich erschweren würde.
Daß perforierte Ulcera nach Übernähung und Netzdeckung nicht selten aus­
heilen, konnte ich erst vor kurzem an 2 Fällen beobachten, bei denen 1 bzw. 1 y2Jahre
nach dem ersten E ingriff eine Resektion vorgenommen wurde. Am Resektions­
präparat zeigte sich in einem Falle eine zarte, kaum sichtbare Narbe, während im
anderen auch eine Narbe nicht zu erkennen war.
E ig e n e N a c h u n te rs u c h u n g e n : Sie bereiten zur Zeit besondere Schwierig­
keiten. Eine große Anzahl der Untersuchenden ist nicht erreichbar, da sie sich beim
Arbeitseinsatz oder bei der Wehrmacht in anderen Gegenden befinden. Von den
Erreichbaren hatte ein Teil keine Zeit (Lohnausfall) oder keine Lust, eine Nach-

479
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Untersuchung über sich ergehen zu lassen, besonders wenn sie sich beschwerdefrei
fühlten. Nur klinische Nachuntersuchungen ohne gleichzeitige Röntgenunter­
suchungen oder solche nur auf Grund von Fragebogen können niemals einen einiger­
maßen sicheren Anhaltspunkt dafür geben, ob ein Ulcus abgeheilt ist oder nicht.
Von den 55 Kranken m it p e rfo rie rte m U lc u s am M agen u n d D u o d e n u m ,
die innerhalb der letzten 5 Jahre nur m it Ü b e rn ä h u n g u n d N e tz d e c k u n g ,
also ohne gleichzeitige G.-E. behandelt waren, konnten nur 27 Kranke klinisch und
auch gleichzeitig röntgenologisch ambulant nachuntersucht werden. Ohne auf
Einzelheiten der Ergebnisse näher einzugehen, ist in diesem Rahmen nur bemerkens­
wert, daß von diesen Nachuntersuchten 37%, voll arbeitsfähig und vollkommen
beschwerdefrei bei normaler Kost waren. Auch bei der klinischen und röntgeno­
logischen Untersuchung (Breipassage) war bei ihnen, abgesehen von einer nachweis­
baren Gastritis in einigen Fällen, kein Anzeichen fü r ein Ulcus vorhanden, so daß
man in diesen Fällen m it großer Wahrscheinlichkeit von einer H e ilu n g des Ge­
schw üres sprechen kann.
Z u k s c h w e rd t, E c k u. a. haben auch nach der einfachen Übernähung über
30% Ausheilung gesehen. L ü tz e ie r , L o b und K ra e g e r berichten, daß klinische
und röntgenologische Nachuntersuchungen und mikroskopische Untersuchungen
an später resezierten Mägen ergaben, daß in einem sehr hohen Prozentsatz das
perforierte, erstmals durch Übernähung behandelte Magen- oder Zwölffingerdarm­
geschwür restlos ausgeheilt war sogar m it echter Schleimhautregeneration.
Die zahlreichen günstigen Erfolge und Heilungen beim perforierten Ulcus durch
einfache Übernähung veranlaßten mich, diese Methode auch auf das c a r d i an ahe,
n ic h t re s e z ie rb a re , n ic h t p e r fo r ie r te Ulcus zu übertragen.
Bisher in 2 Fällen habe ich bei einem cardianahen kallösen Ulcus an der kleinen
K urvatur hoch oben am Fundus das nach hinten in das Pankreas penetrierende
Geschwür nach Eröffnung des kleinen Netzes vom Pankreas abgelöst, den Defekt
in der Magenwand doppelt übernäht und m it Netz gedeckt, entsprechend dem Vor­
gehen beim perforierten Ulcus am Magen und Duodenum. Die Ablösungsstelle am
Pankreas w ird sorgfältig übernäht.
Im ersten Falle handelt es sich um eine 53jährige, stark abgemagerte Kranke
von 40 kg Gewicht, die eine Parese der linken Körperhälfte aufweist. Röntgeno­
logisch und klinisch handelt es sich um ein kallöses Ulcus an der kleinen K urvatur
unterhalb der Cardia. WaR. negativ. Normale Säurewerte im Magensaft. Eine
jejunale Sondenernährung nach M o r a w itz war nur m it vorübergehendem Erfolg
durchgeführt worden.
Bei der Operation fand sich ein einpfennigstückgroßes, cardianahes kallöses
Ulcus, das m it einem fingerdicken Stiel m it dem Pankreas adhärent war. Zu einer
Resektion konnte ich mich bei der sehr elenden Pat. nicht entschließen, zumal sie
zu einer subtotalen geführt hätte. Deshalb Ablösung von außen und Übernähung.
Der Erfolg war überraschend. Die Kranke, die vor 1y2Jahren operiert wurde,
hat an Gewicht sehr rasch zugenommen und keinerlei Beschwerden mehr. Sie kann
alles vertragen, hält aber auf meinen Wunsch noch eine gelockerte Diät.
Der zweite Fall b e trifft eine 61jährige Kranke in stark reduziertem Ernährungs­
zustand (47 kg), bei der nach der klinischen und röntgenologischen Untersuchung
ein cardianahes kallöses Ulcus an der kleinen K u rva tu r besteht. Bei der Operation
erweist sich das kallöse Geschwür m it dem Pankreas verlötet. Auch in diesem Falle
Lösen des Geschwüres vom Pankreas und Übernähung m it Netzdeckung. Der E in g riff
wird rasch und reaktionslos überstanden. Die Kranke hat an Gewicht zugenommen
und ist beschwerdefrei.
Bei der nachträglichen Durchsicht des Schrifttums mußte ich feststellen, daß
schon früher N o e tz e l dieses Verfahren, das in die Umgebung penetrierende Ge­
schwür von außen zu lösen und es dann wie ein perforiertes Ulcus von außen zu über-

480
Fuß, Spaltbildungen im Bereich des Ellenbogengelenkes beim Preßluftschaden

nähen, anscheinend allgemein zur Behandlung des penetrierenden Geschwüres vorge­


schlagen hat. H o hl bäum hat das Verfahren auch bei 7 cardianahen penetrierenden,
nicht perforierten Geschwüren angewandt und in 3 nachuntersuchten Fällen volle
Erfolge gesehen.
Wenn auch dieses Verfahren keinesfalls beim resezierbaren, penetrierenden
Ulcus angewandt werden soll, so kann es doch beim cardianahen, penetrierenden
Geschwür in geeigneten Fällen an Stelle der Jéjunostomie'nach E is e is b e rg oder
der palliativen Resektion nach M a d le n e r in Betracht kommen, um so mehr als
das Verfahren sehr einfach und ungefährlich ist, keine besondere W iderstandskraft
des Kranken voraussetzt und bei wirklichem Versagen anderen Operationsverfahren
nicht hinderlich ist.
Verschiedentlich hat man die operative Behandlung des nicht perforierten
Ulcus, vor allem die Resektion, als Irrweg bezeichnet, m it Unrecht, da w ir heute
noch nicht durch pharmakologische oder andere Beeinflussung beim kallösen Ulcus
einen gleich guten oder besseren Erfolg erzielen können als m it der Resektion.
Sie wird um so mehr berechtigt sein und bleiben, wenn w ir sie nur nach allerstrengster
Anzeigestellung vornehmen, so daß die Fälle immer seltener werden, daß bei der
Operation kein Ulcus zu erkennen ist, und wenn w ir den E in g riff bei voller Erfüllung
der physiologischen Forderung auf das Notwendigste begrenzen und nicht unter
Opferung fast des ganzen Magens ausgedehnte Resektionen ausführen, sondern die
Antropylorektomie oder in geeigneten Fällen kleinere ungefährliche E ingriffe unter
Erhaltung des Magens. Denn »nach allem, was w ir von der Pathogenese des Ulcus
wissen, ist auch die Resektion nur eine Palliativoperation, allerdings nach der
augenblicklich klinischen Erfahrung die beste. Sie bew irkt nichts anderes als daß
sie den Circulus vitiosus, der in der Pathogenese des Ulcus eine große Rolle spielt,
aufs wirksamste unterbricht« (v. R e d w itz ).
A n sc h r. d. V e r f.: München, Bavariaring 17

Aus der C h irurg.-O rth op . A b te ilu n g des Evangelischen Krankenhauses


D uisburg-H am born. C h e fa rzt: P ro f. H . F u ß

Spaltbildungen im Bereich des Ellenbogengelenks


beim Preßluftschaden
Von H. F u ß
M it 6 Abbildungen

Bei den im Schrifttum beschriebenen, unter dem Einfluß der A rb e it m it Preß­


luftgeräten entstehenden Gelenkveränderungen am Ellenbogengelenk, eventuell
auch am Schulter- und Acromio-Clavicular-Gelenk, handelt es sich um Erschei­
nungen, die den verschiedenen Bildern der Arthrosis deformans zuzurechnen sind,
wobei allerdings die Neubildungen die Abnutzungserscheinungen überwiegen. Im
Vordergrund stehen W ulst- und Zackenbildungen, Aushöhlung der Gelenkflächen
sowie Unregelmäßigkeiten des Gelenkspaltes, wie sie von R o s to c k , B ü r k le de
la C am p u. a. eingehend dargestellt sind. Diese Veränderungen sind bedingt durch
das Mißverhältnis zwischen W iderstandskraft der Gelenke und langdauernder
Belastung durch den Rückstoß der Preßluftgeräte.
Am Handgelenk sind andersartige Reaktionen auf diese Dauerbelastung be­
schrieben, so vor allem die Lunatummalakie ( W e tte , R o s to c k u. a.) und neuer­
dings auch Nekrosen und Spaltbildungen im Kahnbein, seltener im Os capitatum

481
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

(R o sto ck, Andreesen, B ü rk le de la Camp). Äußert sich das M ißverhältnis


zwischen Belastung und natürlicher Widerstandskraft bei den Malakien in cystischer
Erweichung und Zusammensinterung des Lunatums, so liegen bei den Spaltbildungen
im Kahnbein Veränderungen vor, wie sie den Looser’schen Umbauzonen bzw. den
Dauer- oder Ermüdungsbrüchen entsprechen, die vielfach an den verschiedensten
Knochen des Skelettes beschrieben wurden (Schipperkrankheit, Ermüdungsbrüche
bei Rekruten). De la Camp weist darauf hin, daß der Gedanke, die Lunatum -
malakie und die Kahnbeinpseudarthrosen bei Preßluftarbeitern als W erkstoff­
ermüdungen aufzufassen, durchaus richtig erscheine.
Bei eingehender Beobachtung eines großen Materials von Preßluftschädigungen
des Ellenbogengelenks lassen sich auch hier an verschiedenen Stellen röntgenolo­
gisch Spaltbildungen beobachten, die große Ähnlichkeit m it Umbauzonen bzw.
Ermüdungsbrüchen haben, und die man daher offenbar diesem Krankheitsbild
zuzurechnen hat.
W ir konnten in 3 Jahren (1940— 1942) unter etwa 500 Begutachtungen von
Preßluftschädigungen bei 64 Untersuchungen 75 d e ra rtig e S p a ltb ild u n g e n
am Ellenbogengelenk feststellen.
Am häufigsten fanden w ir sie auf seitlichen Röntgenaufnahmen an d e r S p itz e
des Proc. co ro n o id e s der E lle (22 Fälle, siehe Abb. 1 und 2). 14mal waren
das rechte, 5mal das linke und 3mal beide Ellenbogengelenke betroffen. Die Größe
des abgetrennten Stückchens war meist gering (einige M illim eter lang), nur in
2 Fällen beträchtlich (y2— 1 cm lang). In einem weiteren Fall fand sich neben einem
größeren ein zweites kleineres Stück.
Die fast regelmäßig gefundenen kleinen, nur einige M illim eter großen Stückchen
haben meist Dreiecksform und sitzen oft dem sonst völlig normalen Proc. coro-
noideus wie eine Haube auf. In anderen Fällen allerdings sind sie von unregel­
mäßiger, oft länglicher Gestalt. Man hat dann den Eindruck, daß die Spaltbildung
in einem bei Preßluftgelenken häufig zu findenden, spitz ausgezogenen, deformierten
Kronenfortsatz erfolgt ist. Derartige Bilder an d e fo rm ie rte n Kronenfortsätzen
hat auch S om m er beschrieben. Häufig erscheint das abgetrennte Stückchen
nach dem Gelenk zu etwas umgebogen bzw. umgekippt. Auch diese Form ist in den

Abb. 1 Abb. 2
Abb. 1 u. 2. Spaltbildung am Processus coronoideus ulnae

482
Fuß, Spaltbildungen im Bereich des Ellenbogengelenkes beim Preßluftschaden

deformierten Spitzen des Kronenfortsatzes beim Preßluftschaden oft schon vor­


gebildet. Der Spalt, der das kleine Stückchen abtrennt, ist zunächst ziemlich schmal,
die Spaltränder sind gerade und glatt. Allmählich t r it t aber eine Abrundung der
Kanten ein, wie w ir das in 3 Fällen im Verlauf eines Jahres bzw. zweier Jahre
beobachten konnten. Die abgerundeten Stücke machen dann den Eindruck eines
freien Gelenkkörpers. Auch eine zunehmende Verdichtung des abgetrennten Stückes
konnte in einem Fall festgestellt werden.
Ob es sich um Abtrennungen handelt, die durch die ganze Breite oder nur durch
einen Teil der Breite des Kronenfortsatzes hindurchgehen, konnte nicht entschieden
werden, da auf sagittalen Aufnahmen der Spalt nicht zu erkennen war. Da am Skelett
der freie Rand des Proc. coronoideus aber nicht ganz geradlinig, sondern wellig
verläuft, ist zu vermuten, daß die Abtrennung den am weitesten vorspringenden
Teil betrifft.
Bei der Betrachtung dieser Veränderungen, insbesondere der in den meisten
Fällen vorliegenden Abtrennung kleiner Stückchen, konnten gelegentlich Zweifel
auftauchen, ob es sich überhaupt um Teile des Kronenfortsatzes handle, oder aber
um Zacken- und Wulstbildungen an der Beugeseite des Humerus, an der Grenze
zwischen Trochlea und Humerusschaft, also unm ittelbar gegenüber der Spitze des
Kronenfortsatzes. Hier, allerdings meist etwas höher, werden ja beim Preßluft­
schaden oft sehr erhebliche Knochenwülste beobachtet. Wenn aber schon die Form
der Knochenwülste eine ganz andere ist als bei unseren Fällen, so ließen seitliche
Aufnahmen in Streckstellung des Gelenkes diese Möglichkeit sofort ausschließen.
Die kleinen Knochenstückchen blieben bei Streckstellung dem Kronenfortsatz
fest aufsitzen und entfernten sich m it ihm vom Humerus, so daß an ihrem Zu­
sammenhang m it dem Kronenfortsatz gar nicht zu zweifeln war.
Von frischen Frakturen an dieser Stelle, die übrigens nur sehr selten sind,
unterscheiden sich die Spaltbildungen durch die glatte Begrenzung gegenüber den
scharfzackigen Rändern eines frischen Bruches.
Diese Spaltbildungen wurden meist an Gelenken gefunden, die die typischen
Zeichen einer Arthrosis deformans, wie man sie bei Preßluftschäden gewohnt ist,
in mehr oder weniger ausgeprägtem Grade aufwiesen. In der Minderzahl der Fälle
(5) war eine Arthrosis deformans nicht oder nur andeutungsweise vorhanden, obwohl
auch hier jahrelange Arbeit m it Preßluftgerät vorausging.
Daß gerade der Kronenfortsatz der Elle einer besonderen Belastung durch den
Rückstoß des Preßluftgerätes ausgesetzt ist, leuchtet ein. Ein relativ schmaler
Knochenfortsatz ist an sich schon leichter in Schwingungen zu versetzen als ein
Gelenkteil m it größerer Masse. Der Rückstoß preßt die Ellengelenkfläche auf die
Trochlea humeri auf, und bei gebeugtem Gelenk w ird gerade die vordere, durch den
Proc. coronoideus gebildete Gelenkfläche naturgemäß besonders belastet. Diese
Belastung findet ja im allgemeinen beim Preßluftgelenk ihren Ausdruck in der
starken Aushöhlung der Ellengelenkfläche und in der mannigfaltigen Deformierung
des Kronenfortsatzes. Dazu kommt, daß an der Vorderfläche des Kronenfortsatzes
der starke M. brachialis inseriert, dessen K ontraktionen während der A rbeit m it
dem Preßluftgerät wohl ebenfalls dazu beitragen, den Fortsatz rhythm isch zu be­
lasten.
An der gegenüberliegenden Stelle, d e r O le c ra n o n s p itz e , konnten ähnliche
Erscheinungen in 15 Fällen beobachtet werden. lOmal war die Spaltbildung rechts,
4mal links und lm a l an beiden Ellenbogen festzustellen.
Die Spaltbildung hatte sich in einigen Fällen am normal gestalteten Olecranon
entwickelt (Abb. 3). In einem Fall war das abgetrennte Stück in zwei abgerundete
Körper zerfallen. In den meisten Fällen aber lag ein stark deformiertes Olecranon
zugrunde (Abb. 4). Manchmal waren zwei nebeneinander liegende Ausziehungen

483
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Abb. 3 Abb. 4
Abb. 3 u. 4. Spaltbildung am Olecranon

festzustellen. Offenbar lagen die Ausziehungen an den beiden seitlichen Enden des
Olecranon. Es war dann nur an einer der beiden Ausziehungen eine Spaltbildung
vorhanden. Das abgetrennte Stückchen war in solchen Fällen dreieckig oder länglich.
Der Spalt war oft ganz fein und glatt, manchmal auch unregelmäßig gestaltet. In
offenbar älteren Fällen war der Spalt weiter und das abgetrennte Stück abgerundet.
Eine Untersuchung an demselben Kranken im Abstand von 6 Jahren ließ erkennen,
wie der unregelmäßige Spalt sich deutlich erweitert hatte.
Gelegentlich konnten auch hier Zweifel auftauchen, ob das fragliche Knochen­
stückchen tatsächlich dem Olecranon zugehörte oder etwa einer W ulstbildung
zwischen Trochlea und Oberarmschaft auf der Streckseite entspräche. Bei feinem
Spalt war die Sachlage von vornherein klar, bei weitem Spalt und abgerundeten
Körpern konnte bei genauer Betrachtung immer nachgewiesen werden, daß ein
Zusammenhang m it dem Humerus nicht bestand.
Auch das Olecranon dürfte beim Bedienen der Preßluftgeräte eine bevorzugte
Stelle fü r die Entstehung von Dauerschwingungen sein. Hier handelt es sich eben­
falls um einen leicht in Schwingungen zu versetzenden Fortsatz des Gelenkes.
Vor allem aber dürfte der an der Außenfläche des Olecranons ansetzende Triceps-
muskel eine besondere Belastung dieser Stelle bedeuten.
Auch diese Spaltbildungen waren in fast allen Fällen m it einer mehr oder weniger
starken Arthrosis deformans des ganzen Gelenkes verbunden, wie sich denn auch die
Spaltbildung meist gerade an arthrotischen Ausziehungen des Olecranons entwickelte.
Ähnliche Spaltbildungen konnten — wenn auch seltener — am m e d ia le n
G e le n ke n d e der E lle auf sagittalen Aufnahmen beobachtet werden (Abb. 5). W ir
fanden 12 solcher Fälle. Es waren 5mal das rechte, 5mal das linke, 2mal beide
Ellenbogengelenke betroffen. In fast allen Fällen war gleichzeitig eine mehr oder
weniger deutliche allgemeine Arthrosis des Gelenkes vorhanden; nur in einem Fall
fehlte sie. Immer war jahrelange Arbeit m it Preßluftgerät voraufgegangen.
Die Größe der abgetrennten Stückchen war meist gering (einige M illim eter
lang). Der Spalt war entweder fein und glatt, dann erschien der Körper mehr drei­
eckig. Manchmal aber fanden sich unregelmäßige Ränder oder Abrundungen der
Spaltränder. Einmal war der abgetrennte Körper geteilt, einmal bot er das B ild
eines völlig freien Körpers. Auch an dieser Stelle hat S o m m e r eine Zacken- oder
Nasenbildung beschrieben, die gelegentlich abbreche. Die von uns beobachteten

484
Fissan-Wund-und Kinderpuder *Fissan-Paste
Fissan-Schweiß- und Fußpuder *Fissan-Kinderöl
Fissan-Schwefelpuder Fissan-Brustwarzensalbe
Fissan-„lchthyol"-Puder *Fissan-Kataplasma
*Fissan-Lebertran-Paste 20% *Fissan-öl
*Fissan-lebertran-Salbe 50% *Fissan-Schüttelmixtur

*Zeitweise nur beschränkt lie fe rb a r

DEUTSCHE liVilLCHWERIKEs 2WBMGESSSBERG (BERGSTR.)

Frei von
unphysiologischen
S.toffen
\ • f • . »

Erspart häufig die Bluttransfusion


H e rstelle r:

J. Pfrim m er & Co./ N ürnberg-O


IV Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

J Individuali» Doaiarbarfcait \
Keinerlei unangenehme NachwirKungen
Mil geringer Dosiaalarka und anhaltanda
Schlafwirkung

1 ccm - 25 Tropfen: 0,1 D iaelhylbarbltunäure


0,05 D iallylbarbitursiure, 0,075 Am m oniumbromid
Tropf-Flaacha zu fl ccm RM O.B7 o.U.
» u u w « n 1.48 O. U.

Ampullen zu 2,2 ccm


20°/.iga Lösung von PhenylaefhylbarbitursSure,
Diaelhylbarbitursäure, Diallylbarblhirsäure mit
1,6 °/o N atrium brom id
Schachtal zu S Ampullen RM 2.25 o. U.

i
B eim K o lla p s
Z u r O p e ra tio n s v o rb e re itu n g
Z u r Beschleunigung d e r E rh o lu n g
nach d e r O p e ra tio n

in te n s iv e T o n is ie ru n g sowohl des Herzens


wie des Gefäßsystems durch

! H a n d e lsfo rm e n : A m pullen

C. H. BOEHRINGER SOHN (JJjJM IN G E L H E I M A M R H E IN


und L iq uid um 10°lo
Fuß, Spaltbildungen im Bereich des Ellenbogengelenkes beim Preßluftschaden

Spalten lagen zum Teil in solchen Wülsten, manchmal aber auch an völlig normaler
Knochenkante.
Die Abstammung der abgetrennten Körper von der Knochenkante am medialen
Ende der Ellengelenkfläche bzw. einer dort gelegenen Zacke war bei feinem Spalt
ohne weiteres zu erkennen. Besonders in solchen Fällen war dies deutlich, wo auf
der anderen Seite ein entsprechender Wulst (ohne Spaltbildung) festzustellen war.
Bei starker Abrundung ähnelte der abgetrennte Körper eventuell einem rundlichen
freien Gelenkkörper, doch war die Beziehung zum medialen Ende der Ellengelenk­
fläche immer noch zu erkennen. Einige Male lag der abgerundete abgetrennte
Körper nicht ganz an der Spitze. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Abtrennung
von einer zweiten, daneben liegenden Zacke. In einem Fall waren die beiden Zacken
ganz gut zu sehen; nur die eine Zacke wies den Spalt auf.
In 2 Fällen wurde schließlich eine Abschnürung an der schon normalerweise
auf sagittalen Aufnahmen zu beobachtenden K n o c h e n z a c k e an d e r G renze
z w is c h e n C a p itu lu m un d T ro c h le a h u m e ri beobachtet, die in Fällen von
Preßluftschädigung gelegentlich erheblich vergrößert erscheint (L in d e , R o s e n ­
baum ). Einmal handelte es sich um ein Gelenk, das sonst keinerlei pathologische
Erscheinungen aufwies. Im zweiten Falle war an einem schwer arthrotisch veränder­
ten linken Ellenbogengelenk (bei einem Linkshänder) das abgetrennte Stückchen
bereits abgerundet und machte den Eindruck eines freien Körpers.
Zum Schluß seien noch die S p a ltb ild u n g e n am O le c ra n o n s p o rn erwähnt,
der bei den Untersuchungen an Preßluftellenbogen häufig beobachtet w ird (Abb. 6).
Freilich ist der Olecranonsporn keine typische Erscheinung eines Preßluftschadens.
E r wird auch sonst des öfteren bei Personen beobachtet, die nie m it Preßluft­
geräten gearbeitet haben. Auch die Spaltbildung im Olecranonsporn ist in Fällen
beschrieben, in denen ein Dauerschaden durch Preßluftgeräte nicht vorliegt (E sau).
Offenbar sind die Bedingungen zur Entstehung einer Spaltbildung gerade am
Olecranonsporn besonders günstig, so daß sie auch ohne die starke Belastung durch
Preßluftgeräte sich leicht entwickelt. Immerhin erscheint beachtenswert, daß der­
artige Spaltbildungen in unserem Krankengut in 24 Fällen beobachtet wurden.
14mal waren das rechte, 5mal das linke und 5mal beide Ellenbogengelenke betroffen.

Abb. 5 Abb. 6
Spaltbildung am med. Gelenk­ Spaltbildung am Olecranon­
ende der Ulna sporn

143 485
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

ln 6 Fällen einseitiger Spaltbildung war auf der anderen Seite ein ungeteilter Sporn
vorhanden. Gleichzeitig mehr oder minder starke Zeichen einer Arthrosis deformans
wurden in den meisten Fällen beobachtet, nur in 5 Fällen waren keine Deformierun­
gen festzustellen. In einem Fall von doppelseitiger Spaltbildung war rechts eine
Arthrosis deformans vorhanden, links nicht. Meist war eine mehr- bis vieljährige
Arbeit m it Preßluftgerät vorangegangen, nur einmal lediglich eine Arbeitsdauer
von 10 Monaten.
Der Spalt war zum Teil schmal, zum Teil breit, die Ränder geradlinig, manch­
mal abgerundet, so daß dann bei breitem Spalt das abgetrennte Stück als ein ganz
selbständiger Körper imponierte. Manchmal war die Spaltbildung unregelmäßig
begrenzt, in einem Fall, der 1940 und 1941 beobachtet werden konnte, war anfangs
ein unregelmäßiger, nicht ganz durchgehender Spalt vorhanden, der 1 Jahr später
vollständig geworden war.
W ir haben versucht aufzuzeigen, wie gerade bei Ellenbogengelenken, die durch das
Arbeiten m it Preßluftgeräten einer besonderen Dauerbelastung ausgesetzt sind, sich
neben den Erscheinungen der Arthrosis deformans typische Spaltbildungen ent­
wickeln können, die den Ermüdungsbrüchen an anderen Knochen vielfach gleichen
und sich von frischen Gewaltbrüchen durch die Glattheit der Ränder unterscheiden.
Diese Spaltbildungen kommen besonders oft gerade an den Stellen vor, an denen
auch Knochenwucherungen m it Vorliebe auftreten: am Proc. coronoideus, an der
Olecranonspitze, am medialen Gelenkende der Ulna. Sie können aber nicht einfach
als Abbrüche pathologischer Zacken betrachtet werden. In den Fällen, in denen
sie an sonst ganz unverändertem Knochen auftreten, bieten sie das reine Bild von
Ermüdungsbrüchen als des ersten Symptoms des bestehenden Mißverhältnisses
zwischen Widerstandskraft des Knochens und Belastung noch vor E in tritt reaktiver
Neubildungen. Es liegt nahe, auch die an krankhaft veränderten Knochenstellen
zu beobachtenden »Abbrüche« als Ermüdungsbrüche zu betrachten, die sich eben
erst nach Ausbildung der Deformierung entwickelt haben, zumal die glatten Bruch­
ränder viel eher das Bild des Dauerbruches als eines echten Abrisses bieten. N atür­
lich dürften diese Spaltbildungen, ebensowenig wie die bekannten arthrotischen
Veränderungen am Ellenbogengelenk, als pathognomonisch fü r den Preßluftschaden
angesehen werden. Andere Belastungen können wohl ebenso gelegentlich einmal
zu solchen Spaltbildungen führen, wie w ir ja gerade beim Spalt im Olecranonsporn
besonders betont haben. Der gutachtliche Nachweis des Vorhandenseins eines
Preßluftschadens ist nach wie vor an die Feststellung länger dauernder A rb e it m it
Preßluftgeräten gebunden. Sind aber bei Vorhandensein dieser Voraussetzung
gelegentlich nur solche Spaltbildungen an sonst unveränderten Knochen vor­
handen, so wird ein Preßluftschaden anzunehmen sein. Vielleicht findet auch die
Entwicklung manches freien Gelenkkörpers von diesen Spaltbildungen aus ihre
Erklärung. Der Grad der Erwerbsverminderung allerdings w ird durch die Spalt­
bildungen a lle in nicht allzusehr beeinflußt werden. In Fällen, in denen außer den
Spaltbildungen schwerere arthrotische Erscheinungen fehlten, waren die klinischen
Symptome gering, so daß die alleinige Feststellung von Spaltbildungen wohl weniger
zur Annahme einer besonderen Erwerbsverminderung als vielmehr zur Mahnung
Veranlassung geben wird, das Arbeiten m it Preßluftgerät zu unterlassen.
S c h r iftt u m
A n d re ese n , Fortschr. Röntgenstr. 60, H. 4. — B ü rk le de Ia Cam p, Z. ärztl. Fortbild. 17,
485 (1938); Arch. f. Orthop. 40, 25 (1939); Zbl. Chir. 1940, Nr. 8. — Esau, Fortschr. Röntgenstr.
34, Nr. 5 .— L in d e , Münch, med. Wschr. 1932, Nr. 50. — Rosen bä u m , Inaug.-Diss., Bonn 1934.
— R o s to c k , Mschr. Unfallheilk. 1931, Nr. 8; Arch. f. Orthop. 29, 284 (1931); Zbl. Chir. 1934,
Nr. 11. — R o s to c k in König-Magnus, Handbuch der Unfallheilkunde 2, 89 (1933). — S o m m e r,
Bruns’ Beitr. 161, 37 (1935); Zbl. Chir. 1941, Nr. 19. — W e tte , Arch. f. Orthop. 29 (1931).

486
Gütgemann, Nieren-Harnleiter-Verlagerung bei Bauchgeschwülsten

Aus der C hirurgischen U n ive rsitä tsklin ik Bonn


D ire k to r: Prof. Frhr. v. R e d w i t z

Zur Kenntnis der Nieren-Harnleiter-Verlagerung


bei extrarenalen Bauchgeschwülsten
Von Doz. A. Gütgemann
M it 4 Abbildungen

Die pyelographische Untersuchung extrarenaler Bauchgeschwülste deckt


häufig Abweichungen der normalen Form und Lage der Niere, ihrer Hohlräume
sowie des Harnleiters auf. Es tr if ft dies vorzugsweise auf r e t r o p e r ito n e a le
Neubildungen zu, fü r die sich je nach räumlicher Lage und Ausdehnung eine Reihe
von pyelographischen Besonderheiten als charakteristisch herausstellen und fü r
eine topische Diagnose auswerten lassen. Unabhängig von ihrer N atur stimmen
in dieser Hinsicht expansive Vorgänge embryonaler, traumatischer, entzündlicher
oder auch blastomatöser A rt oft weitgehend überein. Das Pyelogramm eines Häm­
atoms des Nierenlagers kann dem einer Fettgewebsgeschwulst, eines pararenalen
kalten oder auch eines paranephritischen Abszesses in der Form der Nieren-Harn-
leiter-Verdrängung und -Kompression außerordentlich ähnlich sein. I n t r a p e r i ­
to n e a le Bauchtumoren verändern gelegentlich und bei ausreichender Größe eben­
falls die normale Lage von Niere und Harnleiter.
So beschreibt W eiss Verlagerung und Kompression der linken Niere und des
Harnleiters bei großen Milztumoren (ebenso F r ie d l, B a c h ra c h und H it z e n ­
b e rg e r u. a.). Verdrängung der rechten Niere und des Harnleiters lassen m it­
unter räumlich ausgedehnte Prozesse der Leber erkennen — metastatisch-karzino-
matöse Lebergeschwulst, Lymphangiosarkom der Leber (S ta e h le r), luischer
Lebertumor, kindskopfgroße Gallenblase (H a e n is c h ). Andere intraperitoneale
Geschwülste zeigen seltener Lageveränderungen der ableitenden Harnwege. Häufiger
kommt es hier wie bei den aus dem kleinen Becken sich bauchwärts entwickelnden,
gutartigen Neubildungen — Adnextumoren, Ovarialkystome, in gewisser H insicht
auch gravider Uterus — zur Kompression des Harnleiters m it Stauung und E r­
weiterung der höheren Nierenbecken- und Harnleiter-Abschnitte.
Im allgemeinen gewinnen die bei intraperitonealen Geschwülsten auftretenden
pyelographischen Veränderungen seltener und erst in späteren Krankheitsstadien
diagnostisches Interesse.. Demgegenüber k lä rt die regelmäßig angewandte Pyelo­
graphie bei retroperitonealen, expansiven Vorgängen nicht selten das diagnostische
Gesamtbild weitgehend, so daß der Weg des operativen Vorgehens klar bestimmt ist;
mögen auch A rt und primärer Ausgangspunkt wie die Frage, ob in tra - oder extra­
renale Geschwulst, gelegentlich offenbleiben.
Die dem Pyelogramm zu entnehmenden Form- und Lageabweichungen sind
Folge des innerhalb der gegebenen Grenzen sich auswirkenden räumlichen Aus­
dehnungsbestrebens jeder Neubildung und des hierbei sich entwickelnden Druckes
auf Niere und Harnleiter. Sie sind demnach als reine Kompressionsmerkmale
aufzufassen. Maligne wie entzündliche Prozesse können sich überdies durch de­
struktive Veränderungen verraten. Neben einer bereits auf der übersichtsweisen
Leeraufnahme erkennbaren diffusen oder umschriebenen Verschattung einer
Bauchregion, der Überlagerung, Vergrößerung, Vorbuckelung oder unregelmäßigen
Verbreiterung des Nierenschattens, sowie den m ittelbar auf eine Neubildung hin­
weisenden Anzeichen — Verschwinden des Psoasrandes, des Psoas-Nierenwinkels,

❖ 487
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Überlagerung der Lendenwirbelquerfortsätze, Hochstand und mangelnde Ver­


schieblichkeit einer Zwerchfell hälfte — verdienen somit die im Pyelogramm be­
stehenden, direkten Veränderungen der ableitenden Harnwege unsere besondere
Beachtung. Hier finden sich Verlagerungen, Drehungen und Kippungen der Nieren
kranio-kaudaler, seitlicher und ventro-dorsaler Richtung. Der H arnleiter kann
langgezogen, bogenförmig nach medial, lateral, hinten wie vorn verdrängt sein;
außer Ausbiegungen und Knickungen findet sich spindelförmige Kompression,
m it mehr oder weniger ausgeprägten Anzeichen der Harnstauung. Seitliche und
Schrägaufnahmen lassen insbesondere die Verlagerungen und Verschiebungen des
Harnleiters und der Niere in ventro-dorsaler Richtung erkennen. U nm ittelbare
und stärkere Kompression der Nieren gibt Anlaß zu direkten Veränderungen des
Kelchbeckenbildes, Verlagerung, Verlängerung und Spreizung, rundlicher und bogen­
förmiger Impression sowie zur Stauung von Kelchen. Gegebenenfalls kommen
Füllungsausfälle einzelner Kelche, ganzer Kelchgruppen und von Teilen des Nieren­
beckens zustande. Diese haben oft weitgehende Ähnlichkeit m it den von in tra ­
renalen Geschwülsten her bekannten pyelographischen Symptomen. W ird die
Niere an ihrer Vorderfläche überwachsen und komprimiert, so ist dies auf der pfeil­
rechten Aufnahme aus einer eigentümlich feingliedrigen, zarten und wenig schatten­
dichten Kontrastfüllung zu ersehen.
Die e x tra re n a le n Geschwulstbildungen zeigen meist einen von der Niere
gut abgrenzbaren Weichteilschatten. Dieser wie die Verlagerung von Niere und
Harnleiter bei nur wenig abweichendem oder unverändertem Kelchbeckenbild stellen
ein verwertbares Syndrom extrarenaler, retroperitonealer Bauchgeschwülste dar.
Im Gegensatz zu diesen verursachen die der Niere anliegenden p a ra r e n a le n
Neubildungen meist eine diffuse oder auch mehr umschriebene Vergrößerung des
Nierenschattens. Innerhalb desselben erscheinen die Nierenhohlräume dann
exzentrisch verlagert, häufig in ihrer Gestalt verändert. Ihre manuelle (S cheele)
und statische (M athé) Verschieblichkeit deckt sich im allgemeinen m it der der
Nieren, im Gegensatz zu anderen, insbesondere intraperitonealen Bauchgeschwülsten.
Wie die pararenalen Neubildungen überhaupt weisen auch paranephritische
.Abszesse nicht selten Vergrößerungen und Umformungen des Nierenschattens,
exzentrische Verschiebungen der Nierenhohlräume neben Verdrängungen und
Ausbiegungen der Harnleiter auf. Der sich hier oft rasch entwickelnde Abszeßdruck
kann Anlaß zu direkten Kelchveränderungen werden, Verlängerung, Spreizung und
Impression; quch hier finden sich schlechtere Füllbarkeit, kontrastarme, zarte
Füllung sowie teilweise und totale Füllungsausfälle einzelner Kelche, ganzer Kelch­
gruppen wie des Nierenbeckens. Ihrem Wesen als Kompressionsmerkmal ent­
sprechend wechseln solche Füllungsausfälle m it dem Injektionsdruck; sie lassen
zudem meist fließende Übergänge zu normal gefüllten Kelchen und Nierenbecken­
abschnitten erkennen. Demgegenüber erweist die unregelmäßig verzerrte, scharf-
randig begrenzte und konstante Umrandung echter Füllungsdefekte die destruk­
tiven Eigenschaften des ihnen zugrunde liegenden Gewebsvorganges. A u f die sämt­
lichen zu Füllungsdefekten Anlaß gebenden Möglichkeiten braucht in diesem Zu­
sammenhang nicht näher eingegangen zu werden.
Unter den extrarenalen, retroperitonealen Neubildungen zeigen die s u p r a ­
re n a le n neben einem häufig nachweisbaren, gut abgrenzbaren W eichteilschatten
eine Herabdrängung, Drehung und Kippung der Niere nach ventro-lateral. Außer
einer geringen Medianverdrängung durch den nach innen rotierenden unteren Nieren-
pol weist der Harnleiter oft eine mehr oder weniger ausgeprägte, stum pfwinklige
Abknickung auf, die gelegentlich Anlaß zur Harnrückstauung gibt. Stärkere Ver­
formungen des Kelchbeckenbildes werden im allgemeinen verm ißt; ebenso Füllungs­
defekte, sofern sich in ihnen nicht die Einbeziehung der Nieren selbst in eine destru-

488
Gütgemann, Nieren-Harnleiter-Verlagerung bei Bauchgeschwülsten

ierend wachsende, maligne Neubildung zu erkennen gibt. Gelegentlich findet man


die obersten Nierenkelche leicht verlängert, die Kelchhälse verschmälert, von oben
her flach imprimiert. Hier kann die Abgrenzung gegen Tumoren des oberen Nieren-
pols rein pyelographisch schwierig sein. Ausgesprochene Verlagerung und Umfor­
mung der Kelche spricht eher fü r intrarenalen Geschwulstsitz.
Die gekennzeichneten Veränderungen charakterisieren viele der suprarenal
entwickelten, echten Nebennierenrindengeschwülste. Ihr Nachweis ist wegen der
meist vorhandenen Fettleibigkeit und der, der direkten Betastung wenig zugäng­
lichen Lage unter dem Rippenbogen oft schwer zu führen. Hierzu kommen gewisse
Analogien des klinischen Bildes m it basophilen Hypophysenadenomen, so daß
dem pyelographischen Nachweis solcher Tumoren, möglichst zu einem Zeitpunkt,
wo ihre relative Kleinheit wie das Fehlen nachweisbarer Metastasen eine operative
Behandlung noch aussichtsreich erscheinen lassen, besondere Bedeutung zukommt.
Wie die echten, von der Nebenniere stammenden Gewächse lassen auch andere
suprarenale Neu- und Fehlbildungen, Fettgeschwülste, Lym ph- und Blutcysten
ähnliche pyelographische Abweichungen erkennen. Ein den beschriebenen ähnliches
Pyelogramm von T z s c h irn ts c h zeigt Kippung und Drehung der Niere nach
kaudal-lateral m it winkliger Abknickung des Harnleiters durch einen, in seiner Ge­
nese nicht näher geklärten, wohl suprarenal gelegenen, kalten Abszeß. Bemerkens­
wert ist, daß größere intraperitoneale Tumoren der entsprechenden Bauchregion
gleichartige Verlagerungen herbeizuführen vermögen (erste Gruppe der Milztumoren,
W e is s ; größere Lebergeschwülste, H a e n is c h , S ta e h le r).
Bei den s u b re n a le n Geschwulstbildungen findet sich am ehesten eine A u f­
wärtsverlagerung und Abdrängung der Niere nach außen, verbunden m it einer
leichten Streckung des Harnleiters. Auch diese sind gelegentlich bei entsprechend
gelagerten intraperitonealen Gewächsen nachzuweisen (zweite Gruppe der M ilz­
tumoren, W e is s ; Leber-Gallenblasen-Tumoren, H a e n is c h ). Seltener macht sich
eine Kippung der Niere um eine frontale Achse bemerkbar; dagegen sind bogige
Verlagerungen des Harnleiters m it Kompression und Harnstauungen leichten
Grades relativ häufig.
Bei den die Bauchmitte einnehmenden entzündlichen und blastomatösen Neu­
bildungen der paraaortalen und mesenterialen Lymphknoten sind die Nieren selbst
o ft wenig beteiligt. Sie veranlassen überwiegend bogenförmige Verlagerungen,
Impression und Kompression des subrenalen und lumbalen Harnleiters. Diese gehen
nicht selten m it Störungen der Harnleiterfunktion, Abknickung und ventilartigem
Verschluß der Harnleiterlichtung sowie unter Umständen In filtra tio n der H arnleiter­
wand einher. Für den Nachweis auch beginnender dynamischer und Abflußstörungen
eignet sich die intravenöse Pyelographie in besonderem Maße; sie sind, wie auch
G u ll and betont, bei retroperitonealen Tumoren der m ittleren und unteren Bauch­
regionen relativ häufig.
A uf dem transvesikalen Pyelogramm eines bereits inoperablen, retroperi­
tonealen Sarkoms (Abb. 1) sind beide Harnleiter in ihrem oberen A bschnitt aus­
einandergedrängt, der linke nach außen bogig ausgebuchtet und, mehr als der
rechte, fadenförmig komprimiert. Die Geschwulst hat hier außerdem beide Nieren
nach oben-außen verdrängt sowie zu einer geringen Rotation, besonders der linken
Niere, um ihre Längsachse geführt. Urographisch waren dynamische Störungen
noch nicht vorhanden; die Atemverschieblichkeit beider Nieren entsprach der
Norm. Außer durch die weichteildichte Verschattung im m ittleren Oberbauch,
die rechts und vor dem I. Lendenwirbel liegenden, feinstreifigen und saumartigen
Verkalkungen sowie die klinischen Symptome wurde hier die Diagnose einer, von
den Lym phknoten des m ittleren Retroperitoneums stammenden, malignen Neu­
bildung maßgeblich durch die Veränderungen des Pyelograrrims bestimmt.

489
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Das Pyelogramm eines von der Lendenwirbelsäule ausgehenden, sich retro­


peritoneal nach rechts ausbreitenden kalten Abszesses zeigt in ganz ähnlicher Form
eine Verlagerung des rechten Harnleiters und der rechten Niere (B o sh a m m e r).
Die tumorartige Vergrößerung der Gekröselymphknoten infolge einer stark
verkäsenden Tuberkulose läßt im transvesikalen Pyelogramm (Abb. 2) innerhalb
der weichteildichten Verschattung der linken, mittleren und seitlichen Bauchregion
ebenfalls eine leichtbogige Verlagerung des linken, subrenalen und lumbaren H arn­
leiters nach außen sowie eine geringe Abdrängung der linken Niere erkennen.
Ebenso wie die der mittleren oberen Bauchregion angehörenden expansiven
Neubildungen geben gelegentlich auch die mehr intraperitoneal wachsenden Ge-

Abb. 1 Abb. 2
Abb. 1. Transvesikales Pyeiogromm. Rétropéritonéales Sarkom
Abb. 2. Transvesikales Pyelogramm. Verkäsende Tuberkulose der Gekröselymphknoten

schwülste des Pankreas — Tumoren, Cysten und Pseudocyten — bei ausreichen­


der Größe zu Verdrängungen und Ausbiegungen des oberen Harnleiters sowie zu
Verlagerung des Nierenbeckens Anlaß.
Auch seltener vorkommende retroperitoneale Geschwülste sind häufig durch ï
pyelographische Form und Lageveränderungen gekennzeichnet. Ein von S ta e h le r l
beschriebenes Sympathikoblastom zeigte Kippung der Niere und rechtwinklige
Abknickung des Harnleiters in der A rt suprarenaler Tumoren. D ye s berichtet
über ein retroperitoneales, 3 Pfund schweres Lipom, dem eine diffuse, weichteil­
dichte Verschattung der rechten Bauchseite m it Kaudalverschiebung und leichter
Kantung der rechten Niere, rechtwinkliger Abbiegung des subrenalen, Medialver­
schiebung des lumbalen Harnleiters entsprachen. Das intravenöse Pyelogramm
deckte auch hier trotz einer nur geringen Erweiterung des Nierenbeckens und
Harnleiters funktionelle Störungen in Form einer zeitlichen Verzögerung der K on­
trastmittelausscheidung, einer lange erkennbar bleibenden Kontrastanreicherung des
Parenchyms sowie einer verzögerten Entleerung von Nierenbecken und -kelchen auf.

490
Gütgemann, Nieren-Harnleiter-Verlagerung bei Bauchgeschwülsten

Retroperitoneale Hämatome führen je nach ihrer Lage und Ausdehnung zu


ähnlichen Pyelogrammen. Diffuse Verschattung, kaudale Verlagerung der Niere,
Verschiebung des Harnleiters nach medial m it urographisch nachweisbaren Aus­
scheidungsstörungen beschreibt S im on bei einem subrenalen Hämatom. R u m p e l
fand Verlagerung der Niere nach abwärts m it scharf begrenztem Hämatomschatten
infolge einer von der Nebenniere stammenden Massenblutung.
Retroperitoneale teratoidé Mißbildungen, Dermoide, Cysten und Mischge­
schwülste lassen infolge ihrer oft abnormen Größe mitunter sehr eindrucksvolle
pyelographische Verschiebungen erkennen. Diese machen sich, entsprechend ihrer
häufigsten Entstehung im Bereich der mittleren und unteren Bauchregion, über-

Abb. 3 Abb. 4
Abb. 3. Transvesikales Pyelogramm. Retroperitoneale. sarkomatöse Mischgeschwulst
Abb. 4. Schrägaufnahme zu Abb. 5

wiegend in Harnleiterverdrängungen und Ausbiegungen bemerkbar. Erst ihre


stärkere Ausbreitung nach kranial fü h rt auch zur Verlagerung der Nieren. Trotz
oft erheblicher Verschiebungen der Harnleiter bleibt ihre dynamische Funktion
lange ungestört.
Bei einer von der Vorderfläche des Kreuzbeins ausgehenden retroperitonealen,
sarkomatösen Mischgeschwulst zeigt das transvesikale Pyelogramm auch auf der
Schrägaufnahme (Abb. 3 und 4) das linke Nierenbecken leicht gekippt und
gedreht. Das recht Nierenbecken ist, außer einer geringfügigen Erweiterung,
nicht auffallend verändert. Der rechte Harnleiter biegt in Höhe des III.
Lendenwirbelkörpers nahezu rechtwinklig nach außen-vorn um und verläuft
hier in einem offenbar fixierten großen Bogen an der Vorder-Außenfläche des
bereits auf der Leeraufnahme sich durch zahlreiche, teils schalenförmige, subkap-
sulär angeordnete kalkdichte Flecke abzeichnenden, rundlichen, den Unter­
bauch völlig ausfüllenden Tumors. Auch aus der Schrägaufnahme ist die weite,
bogenförmige Abdrängung des Harnleiters nach außen-vorn zu ersehen. Hier sind
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Ausgangspunkt, Ausdehnung und topographische Lage der sich überwiegend noch


expansiv verhaltenden Neubildung durch das Pyelogramm eindrucksvoll nach­
gewiesen.
Insgesamt führt wohl die Mehrzahl der retroperitonealen, raumbeanspruchen­
den Vorgänge, unabhängig von ihrer geweblichen Struktur, bei ausreichender Größe
zu pyelographisch erfaßbaren Verlagerungen von Niere und Harnleiter. Diese sind
ihrer A rt und Ausprägung nach vom primären Ausgangspunkt, dem Umfang, der
Wachstums- und Druckrichtung einer fraglichen Neubildung, möglicherweise auch
durch das Zeitmaß einer im Nieren-Harnleiter-Bereich sich auswirkenden Kom ­
pression bestimmt. Bei den Geschwülsten der einzelnen Bauchregionen kehren eine
Reihe von Abweichungen des normalen Pyelogramms m it einer gewissen Regel­
mäßigkeit wieder, so daß die pyelographische Untersuchung extrarenaler, retro-
peritonealer Bauchgeschwülste fast immer wesentliche diagnostische Hinweise
erbringt. Von intraperitonealen Geschwulstbildungen lassen insbesondere größere
Leber- und Milz-Tumoren, wenn auch nicht regelmäßig, pyelographische Lage­
abweichungen erkennen, deren diagnostische Verwertbarkeit jedoch hinter der der
retroperitonealen Neubildungen zurücksteht.

Neue Bücher'
♦ Uffenorde. Anzeige und Ausführung der Eingriffe an Ohr, Nase und Hals. Leipzig,
Jo h a n n A m b ro s iu s B a r th , 1942. 546 S. m. 387 Abb. Br. RM. 92.— , geb.
RM. 94.— .
Dem vorliegenden W erk: Anzeige und Ausführung der Eingriffe an Ohr, Nase
und Hals legt Verf. seine eigenen reichen, praktischen wie wissenschaftlichen Er­
fahrungen zugrunde. Wie der Titel besagt, beschränkt er sich nicht nur darauf,
eine Operationslehre zu schildern, in der er systematisch die von den verschiedenen
Autoren geschilderten Methoden wiedergibt und gegenseitig kritisch abwägt. Es
wird im Gegenteil von einer Anführung des Schrifttums so gut wie ganz abgesehen,
wodurch der Charakter des Buches ein gleichmäßiger wird. Hierüber hinaus w ird aber
der Indikationsstellung sowie der Nachbehandlung ein besonders breiter Raum ge­
widmet, die fü r den verantwortungsbewußten A rzt genau so wichtig wie die Ausfüh­
rung des Eingriffes selbst sind. An Hand von zahlreichen Mikrophotogrammen und
Röntgenbildern sowie rein anatomischer Skizzen wird das Krankheitsbild eingehend
besprochen, das schließlich den operativen E ingriff erfordert. Auch zu dem Ver­
ständnis des letzteren finden sich dann weitere gute Bilder. Besonders hervor­
zuheben sind hierbei die Schilderungen der entzündlichen Mittelohrprozesse, die
jeder Ohrenarzt m it Interesse lesen wird. Selbst der erfahrene P raktiker w ird bei
ihrem Studium viele Anregungen gewinnen. Aber auch der Chirurg w ird auf dieses
Buch zurückgreifen, zumal fü r ihn besonders die Abhandlungen über die Sepsis,
die verschiedenen Eingriffe am Kehlkopf sowie die plastischen Operationen von Be­
deutung sein werden. Es würde zu weit führen, in diesem Referat eingehend die
einzelnen Kapitel selbst zu besprechen und dieselben auszugsweise wiederzugeben.
Das Buch wird m erster Linie als Nachschlagewerk dienen und sollte eine weite
Verbreitung, besonders in Fachkreisen, finden. Beachtenswert ist trotz der Kriegszeit
die gute Ausstattung des Buches. B a r th (Berlin).

1 Die in diesem Heft besprochenen oder vom Verlag angezeigten Bücher können durch jede
Buchhandlung bezogen werden.

492
Neue Bücher

♦ F. Reichert (Berlin). Häufigkeit undürsachen der vorzeitigen Invalidität. Leipzig,


G eorg T h ie m e , 1942. 112 S., 8 Abb. 8°. Kart. RM. 4.20.
In dem ersten Abschnitt des Buches wird die Invalidität als soziales Problem
behandelt. Dabei w ird in besonderer Eindringlichkeit auf die Bedeutung psycho­
logischer Momente bei der Beurteilung des Kranken eingegangen, ebenso auf die
Vor- und Nachteile unserer heutigen Sozialversicherung überhaupt. Besonders
w ichtig ist auch die Feststellung, daß sich der Sozialversicherte im Prinzip keines­
wegs andersartig verhält als der Nichtversicherte oder der Privatversicherte. Die
psychologischen Beweggründe, die den Wunsch zur Invalidisierung bzw. Pensio­
nierung auslösen, sind grundsätzlich gleichartige und vielfach mehr durch berufliche
Momente als durch die betreffende Krankheit selbst bedingt.
Im zweiten und dritten Abschnitt werden die Beziehungen von K rankheit,
Tod und Invalidität zueinander und die Statistik der Invalidenversicherung
aus den Jahren 1924— 1938 näher behandelt. Im letzten Abschnitt werden die E r­
gebnisse ausführlich besprochen unter besonderer Berücksichtigung des Arbeits­
schicksals der Frau. Hierbei wird vor allem auf die Gefahren der mehr oder weniger
eintönigen Fabrikarbeit eingegangen und nachgewiesen, wie viel mehr die »schwere
Arbeit« auf dem Land oder im Haushalt der biologischen Eigenart der Frau entspricht.
Die Lektüre" des Buches, das in anschaulicher und einprägsamer Form ge­
schrieben ist, kann jedem A rzt (vor allem dem Gutachter) nur nachdrücklich
empfohlen werden. Z e tte l (Berlin).

^ Fred Nöller (Jena). Chirurgisch-orthopädische Erbkrankheiten im Gesetz zur


Verhütung erbkranken Nachwuchses. Jena, G u s ta v F is c h e r, 1942. 66 S.
m. 78 Abb. RM. 5.— .
N. hat fü r die erbpflegerisch tätigen Ärzte und Studenten aus dem großen
Material der Chirurgischen Universitätsklinik in Jena Erscheinungsbilder und kurze
Übersichten aus dem umfangreichen Gebiet der ererbten Erkrankungen der Glied­
maßen, Muskeln, Wirbelsäule, des Gesichtsschädels und Nervensystems gegeben. E r
hofft, daß auch die Richter des Erbgesundheitsgerichtes manchen A nhalt fü r die
Entscheidung in Sterilisationsverfahren finden können.
Die wichtigsten schweren körperlichen Mißbildungen sind besprochen. Wo die
Beziehungen zum Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses noch ungeklärt
sind, hat N. sich kürzer gefaßt. Man erkennt auch aus diesem Leitfaden, daß noch
manche Probleme ungelöst sind. Nur wenn eindeutige Verhältnisse vorliegen,
darf die Sterilisation ausgeführt werden. Wie streng der Maßstab ist, der angelegt
w ird, ergibt sich daraus, daß unter fast 800 Sterilisationen der Jenaer K lin ik nur
25 Unfruchtbarmachungen wegen schwerer körperlicher Mißbildungen durchgeführt
wurden.
Die kleine Monographie m it hervorragendem Druck und tadelloser Bildwieder­
gabe ist als wertvoller Beitrag anzusehen. H aase (Berlin).

♦ S. Flamm (Wörrishofen), L. Kroeber (Neuhaus-Schliersee) und H. Seel (Berlin),


Pharmakodynamik deutscher Heilpflanzen. Stuttgart, M a r q u a r d t <5 Cie.,
1940. M it 118Abb., darunter 52mehrfarb. von G. D in zin g e r(M ü n ch e n ). 307 S.
K art. RM. 13.50, Ganzleinen RM. 15.— .
U nter dem so viel versprechenden T itel ist das Buch bemüht, sich auf etwa
100 deutsche Arzneipflanzen zu beschränken und diese in botanischer, pharmako­
logischer und klinischer Hinsicht zu besprechen. Es werden die Ansichten des
Volksglaubens und der Homöopathen berücksichtigt, angeblich auch kritisch aus­
gewertet, und teilweise liegen eigene Nachprüfungen derVerf. vor. D ieVerf. wollten

493
Zentralblatt für Chirurgie 1943 Nr. 14

den Medizinstudenten, den Ärzten und den Apothekern einen kurzen und nicht
zu teuren (RM. 15.— !) Leitfaden für die praktische Anwendung einheimischer
Arzneipflanzen in die Hand geben. Lassen w ir aber lieber das Buch m it einer K ost­
probe selber zu uns sprechen, willkürlich z. B. über das Gänseblümchen, welches
auch Maßliebchen, Tausendschönchen und Marienblümchen heiße und zu den
Körbchenblütlern gehöre. Es wirke beim Menschen »kühlend, auflösend, zerteilend,
leicht abführend, schmerz- und krampfstillehd, stärkend und insbesondere den
Stoffwechsel anregend (Blutreinigungsmittel — Frühjahrskuren)«. . . . »Innerlich
und äußerlich« h ilft es »bei Erkrankungen der Haut, Furunkulose, Eiterungen,
Ekzemen und Pyodermien . .. , bei Erkrankungen der Atmungsorgane . . . , E r­
kältungskrankheiten, Verstopfung, Störungen der Leber, Nieren- und Blasenleiden,
Gicht und Rheumatismus . . ., bei schmerzhaften und heftigen Menstruations­
blutungen .. ., bei Verletzungen, Quetschungen, Verrenkungen, Muttermalen,
Fingergeschwüren, Hautkrankheiten, aber auch Schwindel, Zerschlagenheitsgefühl
nach körperlichen Anstrengungen und anderen«. Es hat nach M ad aus außerdem
»gute expektorierende Eigenschaften«. Zur Dosierung der Gänseblümchen gibt das
Buch an »1. die jungen Sprossen im Frühjahr als Salat, 2. als Preßsaft bis 3mal
täglich einen Eßlöffel in Wasser usw.«
Der Heilpflanzen-Pharmakodynamiker heilt also so ungefähr alles m it dem
Gänseblümchen.
Das Vorwort beteuert zwar, daß das Buch sich frei machen wolle vom m ysti­
schen Beiwerk, welches die Volksmedizin der Arzneipflanzentherapie durch die
Jahrhunderte hindurch andichtete. Um so mehr muß man bedauern, daß die mäch­
tigen Antriebe unserer Zeit, auf die die Verf. unter Anrufung der Reichsärzteführung
und des Reichs-Erziehungsministeriums sich sogar berufen, aus dem wirklichen
Heilschatz deutscher Pflanzen dem Medizinstudenten, dem A rzt und Apotheker
nichts Besseres zu bieten wußten. Haase (Berlin).

4- V. F. Mertens, Vermeidung von Irrtümern bei der Krebserkennung. München-


- Berlin, J. F. L e h m a n n , 1942. 88 S. Kart. RM. 3 — .
Das Buch stellt nicht eine eigene Bearbeitung des Fragegebietes dar, sondern
enthält aus dem medizinischen Schrifttum eine Zusammenstellung von D ifferential­
diagnosen bei malignen Tumoren. Angeordnet ist der Stoff alphabetisch nach dem
Namen des publizierenden Autors. Vorangestellt sind zwei Inhaltsverzeichnisse
nach richtigen und falschen Diagnosen, so daß man leidlich schnell über das nach-
lesen kann, was einen gerade interessiert. Das in der Abteilung »richtige Diagnosen«
befindliche W ort »Krebsbubo« halte ich nicht fü r sehr glücklich.
P. R o s to c k (Berlin).

+ G. Jorns (Arnstadt-Jena). Nachsorge nach chirurgischen Eingriffen. Leipzig,


G. T h ie m e , 1942. 280 S., 73 Abb. RM. 17.— bzw. RM. 18.50.
Einen »Leitfaden fü r den nachbehandelnden Arzt« nennt der Verf. sein Buch.
Er hat, wie viele von uns, in seiner Chirurgentätigkeit offenbar sehr oft die Mängel
empfinden müssen, die sich der Nachsorge seiner Operierten hemmend in den Weg
stellen von dem Augenblick an, da der Kranke aus der chirurgischen Hand hinüber­
wechselt in die seines Hausarztes. Wenn sich in diesem Sinne J .’s weniger an den
Chirurgen als vielmehr an den Allgemeinarzt wendet, so ist ihm sein dankenswerter
Versuch aufs beste gelungen. Dem Hausarzt werden nicht bloß R ichtlinien fü r die
Nachbehandlung selbst gegeben, sondern er erfährt auch allerlei über die Prognose
und über weitere Entwicklungsmöglichkeiten der ursprünglichen Erkrankung oder
des durch die Operation gegebenen Zustandes. Damit der nachbehandelnde A rz t

494
Neue Bücher

im klaren bleibt, was die vorangegangene chirurgische Behandlung bezweckte, was


sie erreichen konnte und was sie erreicht hat, war es sicherlich recht, wenn der
Verf. hier und dort die Erinnerung des Allgemeinarztes aus dem chirurgischen Fach­
gebiet und der Operationslehre eingehend auffrischt. Dabei sind langatmige E rk lä ­
rungen, zu deren Lesen der vielbeschäftigte A rzt doch keine Z eit hat, vermieden.
Etwas ausführlichere Darlegungen aber sind m it Recht einigen w ichtigen und
häufigen Krankheitsgebieten (Magenoperationen, Gliedmaßen-Chirurgie) gewidmet.
Erfreulich ist die saubere, deutsche Sprache des Verf.
Man möchte von der Strebsamkeit und von der V erantw ortungsfreudigkeit
unserer Allgemeinärzte wünschen, daß sich recht viele von ihnen in das Buch ver­
tiefen, das der verständnisvollen Nachbetreuung der aus chirurgischer Behandlung
Entlassenen gewidmet ist. Manchem von uns engeren Fachgenossen ist durch J.
ein großer Dienst erwiesen, weil w ir nunmehr unseren Hausärzten m it seinem Buch
einen verläßlichen Ratgeber empfehlen können, m it dessen H ilfe das durch rein
chirurgisches Tun Erreichte so gut wie möglich auch weiterhin gesichert werden
kann. S e ife r t (W ürzburg).

- f K. Heusch. Blasenkrebs. Aus: Die Urologie in Einzeldarstellungen. Leipzig,


G eorg T h ie m e , 1942. 59 S. m. 20 Abb. K art. RM. 6.— .
Die 57 Seiten lange Monographie enthält eine ausgezeichnete D arstellung
unserer Kentnisse über den Blasenkrebs. Den Ausführungen liegt neben den E r­
fahrungen des Schrifttums ein eigenes Krankengut von 100 Fällen zugrunde, das
in allen Richtungen exakt durchgearbeitet ist. Gute Abbildungen unterstreichen
das gesprochene W ort. Besonders einprägsam sind die Darstellung des Lieblings­
sitzes des Blasenkrebses, des Schemas der verschiedenen Entwicklungsform en und
der Operabilität.
Es ist ein Genuß, das Buch zu lesen. R o s to c k (B erlin).

R. Wagner (München). Methodik und Ergebnisse fortlaufender Blutdruckschrei­


bung am Menschen. Leipzig, G eorg T h ie m e , 1942. 153 S. m it 64 Abb. im T e xt.
Gr.-8°. Geh. RM. 12.— , geb. RM. 13.50.
In dem ersten und größten Abschnitt des Buches schildert W. eingehend die
von ihm entwickelte neue Methode der fortlaufenden Blutdruckregistrierung am
Menschen. In weiteren gemeinsam m it H. S c h rö c k s n a d e l und Th. v. W e n se
verfaßten Abschnitten werden die rhythmischen Schwankungen des arteriellen
Blutdruckes beim Menschen, der Einfluß der A m yln itritw irku n g , des Bulbusdruck-
und Valsalvaversuches, des Carotis-sinus-Reflexes auf den B lutdruck und das Ver­
halten von Kreislauf und Atmung beim Erbrechen beschrieben.
Z e tte l (Berlin).

+ Gerhard Domagk (Wuppertal-Elberfeld) und Carl Hegler (Hamburg). Chemothera­


pie bakterieller Infektionen. (Aus L. L e n d le und R. S c h o e n : Beiträge zur
Arzneimitteltherapie. Band 1.) Leipzig, S. H ir z e l, 1942. 2., verbesserte und
erweiterte A ufl. m it 41 Abb. im Text und auf 5 färb. Tafeln. RM. 14.— .
Das 1940 erstmalig erschienene Buch liegt nun bereits in zweiter Auflage vor.
A uf die Besprechung der ersten Auflage in dieser Zeitschrift sei verwiesen. In­
zwischen ist auf mancherlei Gebieten eine weitere Klärung über den therapeutischen
W ert der Sulfonamide erreicht worden. Prontosil und T ibatin haben in ihrer W irk ­
samkeit gegen Streptokokken die M üttersterblichkejt nach Puerperalinfektionen
auf ein D ritte l der früheren Opfer senken können, sofern die M ittel frühzeitig an­
gewandt wurden. Gegen die Pneumonie hat sich aus Sulfapyridin weiterhin sehr

495
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

gut bewährt. Die epidemische Meningitis weist statt bisher 90% Todesopfer nunmehr
90% Heilungen auf. Zur Bekämpfung der Gonorrhoe hat sich das Sulfathiazol
bewährt.
Die Versuche zur Behandlung der W undinfektion werden in steigendem Maße
angestellt. Die Ergebnisse allerdings sind noch nicht zu übersehen. Vielleicht nahmen
letzthin günstige Erfahrungen zahlenmäßig zu (aber sicher scheint zu sein, daß die
banalsten chirurgischen Infektionen, Furunkel, Karbunkel, Abszesse, Phlegmonen,
Osteomyelitis usw. heute genau so verlaufen wie vor der Sulfonamidzeit).
H aase (Berlin).

+ M. Frhr. v. Düngern (Bad Altheide). Ekg.-Atlas für den praktischen Arzt. (Kreis­
laufbücherei Bd. 6.) Dresden und Leipzig, T h e o d o r S te in k o p ff , 1942.
X, 191 S. m it 119 Abb. im Text. Gr.-8°. Geb. RM. 13.50.
Der Atlas ist vorwiegend fü r den praktischen A rzt geschrieben, dem es an
größerer Erfahrung bei der Deutung von Ekg.-Kurven fehlt. A uf die in der Praxis
so häufigen und wichtigen Myokardschädigungen w ird daher besonderer W ert
gelegt. Auch die Grenzfälle erfahren besondere Beachtung, ebenso die oft schwer
zu beurteilenden Restzustände nach Infarkt. Dem Zweck des Buches entsprechend
erfolgte die Einteilung nach rein praktischen Gesichtspunkten. Jeder E kg.-Abbil-
dung ist eine systematische Beschreibung, die Ekg.-Diagnose und eine Beurteilung
(teilweise m it Stichworten aus der Krankengeschichte) beigegeben. Der Anhang
enthält sehr anschauliche schematische Übersichtszeichnungen über die Grundlagen
des normalen Ekg. und der wichtigsten krankhaften Abweichungen. Der Atlas
kann sowohl als Nachschlagewerk als auch zu Übungen im Lesen von Ekg.-Kurven
wärmstens empfohlen werden. Die sehr gute Ausstattung ist besonders hervorzu­
heben. Z e tte l (Berlin).

+ G. Schönberg. Kollaps. Richtlinien fü r die Praxis. (M it einem Beitrag: »Der


K o lla p s in der C h iru rg ie « , von G. M a u re r (Chirurgische Universitätsklinik
München).) Dresden-Leipzig, T h e o d o r S t e i n k o p f f , V III, 82 S. Kl.-8°.
Geb. RM. 4.50.
Die kleine Monographie dient in der Hauptsache praktischen Zwecken. Deshalb
haben die Verf. die strittigen Fragen möglichst außer Diskussion gelassen und sich
bemüht, nur das bisher gesicherte Wissensgut so, wie es fü r praktische Zwecke
erforderlich ist, zur Darstellung zu bringen. Wenn das Buch den T itel »Kollaps«
führt, so ist es aus der Tatsache verständlich, daß der H auptautor Internist ist und
man die Bezeichnung Schock eher in der internen Medizin als in der Chirurgie ver­
wendet. Das Buch enthält in knappster Fassung die Abgrenzung des Begriffes
Schock gegen Kollaps, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren, ferner die verschie­
denen Entstehungstheorien des Schocks. Von besonderem W ert ist eine klare
Herausarbeitung der Unterschiede verschiedener Arten von Schock und Kollaps
und die Beschreibung der wesentlichen Symptome. Hieraus w ird dem Leser auch
ohne weiteres klar, daß tierexperimentelle Ergebnisse m it Schockgiften nicht ohne
weiteres auf den menschlichen Schock und Kollaps übertragen werden dürfen.
Es folgen dann kleine Abschnitte über die Entstehung und A blauf des Kollapses,
über das klinische Bild und die wichtigsten Symptome, ferner ein größerer A bschnitt
über die Ursachen des Kollapses, und zwar vom Standpunkt des K linikers aus ge­
sehen. Hierunter fallen Kollaps nach Verblutung, nach Trauma (Schock), Kollaps
nach toxischen Wirkungen, nach Verbrennung und anderes mehr. Auch den kollaps­
fördernden Zuständen ist ein kleiner Abschnitt gewidmet, und danach w ird aus­
führlich die Behandlung des Kollapses m it Infusion und Transfusion, ferner m it

496
Neue Bücher

den verschiedensten Medikamenten im einzelnen besprochen. Anschließend an die


sehr schöne kurze Darstellung des Internisten folgt eine Besprechung des Kollapses
durch den Chirurgen unter möglichster Vermeidung von Wiederholungen. Dieser
A bschnitt ist leider nicht so geglückt wie der vorangegangene Teil, enthält aber
immerhin das Wesentlichste über die Kollapsentstehung, -bereitschaft und die fü r
den Chirurgen wichtigsten Schock- und Kollapszustände. Die kleine Schrift ist
fü r die rasche Orientierung brauchbar. K illia n (Freiburg).

+ K . Hinsberg. Das Geschwulstproblem in Chemie und Physiologie unter Mitwirkung


von W . Trappe, W. Rodewald (Berlin) und J. Klinke (Oppau). Dresden, T h e o ­
d o r S te in k o p ff, 1942. 434 S. m. 4Abb. RM. 3 0 — geb. RM. 32.— .
Die Lösung des Geschwulstproblems e'rwarten w ir auf biochemischem Gebiet.
Wenn w ir auch heute noch weit vom Forschungsziel entfernt sind, so ist doch schon
sehr viel Kleinarbeit geleistet worden und in mancher Richtung ein deutliches Vor­
dringen in der Kenntnis des Tumorgeschehens erreicht worden.
Das W eltschrifttum weist eine derartige Fülle von Einzelmitteilungen auf,
daß es eine dringende Notwendigkeit wurde, zu ordnen und zu sichten und eine
Übersicht zu geben, die in straffer Anordnung eine schnelle Orientierung ermöglicht.
H. und Mitarbeiter haben sich dieser Aufgabe in mustergültiger Weise angenommen.
In den Hauptkapiteln: Anorganische Stoffe,organische Stoffe, W irkstoffe (Hormone,
Vitamine und Fermente) ist alles Wissenswerte m it übersichtlichen Schrifttums­
angaben berichtet. In einem Schlußkapitel behandelt K lin k e die Beziehungen des
retikulo-endothelialen Systems zum Geschwulstwachstum. Gegenüber dem kürzlich
erschienenen Buch von v. E u le r »Biochemie der Tumoren« hat die H .’sche Dar­
stellung den Vorzug größerer Ausführlichkeit und umfassenderer Berücksichtigung
des Schrifttums der behandelten Gebiete, so daß es als Nachschlagewerk über den
heutigen Stand der Forschung gelten kann.
Wegen ihrer praktischen Bedeutung sei die Beurteilung hervorgehoben, die
H. den Abderhalden’schen Abwehrfermenten beimißt. A uf Grund jahrelanger Be­
obachtung sieht H. in der Abderhalden’schen Abwehrreaktion nicht nur die Möglich­
keit, einen Primärtumor festzustellen, sondern es kann auf diese Weise untersucht
werden, ob z. B. bereits Lebermetastasen bestehen, die gegebenenfalls eine Opera­
tion verbieten.
Den Forschern auf dem Gebiete der Geschwulstkrankheiten wurde von einem
Chemiker ein Buch an die Hand gegeben, das sie oft und gern benutzen werden.
E n g e l (Berlin).

L. Haase. Über das Syndrom der Akrokephalosyndaktylie. Jena, G u s ta v F is c h e r,


1942. 42 S. Br. RM. 6.— .
Die Akrokephalosyndaktylie (A.) von M e c k e l (1822) zuerst beschrieben und
von A p e r t benannt, gehört zusammen m it der Dysostosis cranio-facialis (C ro u z o n )
und dem Hypertelorismus zu den Schädeldysostosen; dabei sind Mischformen m it
fließenden Übergängen, manchmal in ein und derselben Familie häufig. Unter
Hypertelorismus versteht man einen hochgradigen W eitstand der Pupillen und
Augenhöhlen, der oft m it anderen Mißbildungen (z. B. Spitzbogengaumen, Syndak-
tylie) und Schwachsinn gepaart zusammen vorkom mt. In denselben Kreis von Miß­
bildungen gehören weiter die Dysostosi cleido-cranialis und die Dystrophia perio-
stalis hyperplastica, die eine merkwürdige Gegensätzlichkeit in der anatomischen
Form bildung des Skelettsystems aufweisen; bei ihnen ist E rblichkeit nachgewiesen.
W eiter bestehen aber auch Übergänge zwischen der A. und der von Gg. B. G ru b e r
beschriebenen splanchnocystischen Dysenkephalie, einer schweren polycystischen

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Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

gut bewährt. Die epidemische Meningitis weist statt bisher 90% Todesopfer nunmehr
90% Heilungen auf. Zur Bekämpfung der Gonorrhoe hat sich das Sulfathiazol
bewährt.
Die Versuche zur Behandlung der Wundinfektion werden in steigendem Maße
angestellt. Die Ergebnisse allerdings sind noch nicht zu übersehen. Vielleicht nahmen
letzthin günstige Erfahrungen zahlenmäßig zu (aber sicher scheint zu sein, daß die
banalsten chirurgischen Infektionen, Furunkel, Karbunkel, Abszesse, Phlegmonen,
Osteomyelitis usw. heute genau so verlaufen wie vor der Sulfonamidzeit).
H aase (Berlin).

+ M. Frhr. v. Düngern (Bad Altheide). Ekg.-Atlas für den praktischen Arzt. (Kreis­
laufbücherei Bd. 6.) Dresden und Leipzig, T h e o d o r S te in k o p ff , 1942.
X, 191 S. m it 119 Abb. im Text. Gr.-8°. Geb. RM. 13.50.
Der Atlas ist vorwiegend fü r den praktischen A rzt geschrieben, dem es an
größerer Erfahrung bei der Deutung von Ekg.-Kurven fehlt. A uf die in der Praxis
so häufigen und wichtigen Myokardschädigungen w ird daher besonderer W ert
gelegt. Auch die Grenzfälle erfahren besondere Beachtung, ebenso die oft schwer
zu beurteilenden Restzustände nach Infarkt. Dem Zweck des Buches entsprechend
erfolgte die Einteilung nach rein praktischen Gesichtspunkten. Jeder E kg.-Abbii-
dung ist eine systematische Beschreibung, die Ekg.-Diagnose und eine Beurteilung
(teilweise m it Stichworten aus der Krankengeschichte) beigegeben. Der Anhang
enthält sehr anschauliche schematische Übersichtszeichnungen über die Grundlagen
des normalen Ekg. und der wichtigsten krankhaften Abweichungen. Der Atlas
kann sowohl als Nachschlagewerk als auch zu Übungen im Lesen von Ekg.-Kurven
wärmstens empfohlen werden. Die sehr gute Ausstattung ist besonders hervorzu­
heben. Z e tte l (Berlin).

+ G. Schönberg. Kollaps. Richtlinien fü r die Praxis. (M it einem Beitrag: »Der


K o lla p s in der C h iru rg ie « , von G. M a u re r (Chirurgische U niversitätsklinik
München).) Dresden-Leipzig, T h e o d o r S te in k o p ff , V III, 82 S. Kl.-8°.
Geb. RM. 4.50.
Die kleine Monographie dient in der Hauptsache praktischen Zwecken. Deshalb
haben die Verf. die strittigen Fragen möglichst außer Diskussion gelassen und sich
bemüht, nur das bisher gesicherte Wissensgut so, wie es fü r praktische Zwecke
erforderlich ist, zur Darstellung zu bringen. Wenn das Buch den Titel »Kollaps«
führt, so ist es aus der Tatsache verständlich, daß der H auptautor Internist ist und
man die Bezeichnung Schock eher in der internen Medizin als in der Chirurgie ver­
wendet. Das Buch enthält in knappster Fassung die Abgrenzung des Begriffes
Schock gegen Kollaps, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren, ferner die verschie­
denen Entstehungstheorien des Schocks. Von besonderem W ert ist eine klare
Herausarbeitung der Unterschiede verschiedener A rten von Schock und Kollaps
und die Beschreibung der wesentlichen Symptome. Hieraus w ird dem Leser auch
ohne weiteres klar, daß tierexperimentelle Ergebnisse m it Schockgiften nicht ohne
weiteres auf den menschlichen Schock und Kollaps übertragen werden dürfen.
Es folgen dann kleine Abschnitte über die Entstehung und Ablauf des Kollapses,
über das klinische Bild und die wichtigsten Symptome, ferner ein größerer A bschnitt
über die Ursachen des Kollapses, und zwar vom Standpunkt des K linikers aus ge­
sehen. Hierunter fallen Kollaps nach Verblutung, nach Trauma (Schock), Kollaps
nach toxischen Wirkungen, nach Verbrennung und anderes mehr. Auch den kollaps­
fördernden Zuständen ist ein kleiner Abschnitt gewidmet, und danach w ird aus­
führlich die Behandlung des Kollapses m it Infusion und Transfusion, ferner m it

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Neue Bücher

den verschiedensten Medikamenten im einzelnen besprochen. Anschließend an die


sehr schöne kurze Darstellung des Internisten folgt eine Besprechung des Kollapses
durch den Chirurgen unter möglichster Vermeidung von Wiederholungen. Dieser
A bschnitt ist leider nicht so geglückt wie der vorangegangene Teil, enthält aber
immerhin das Wesentlichste über die Kollapsentstehung, -bereitschaft und die fü r
den Chirurgen wichtigsten Schock- und Kollapszustände. Die kleine Schrift ist
fü r die rasche Orientierung brauchbar. K illia n (Freiburg).

+ K . Hinsberg. Das Geschwulstproblem in Chemie und Physiologie unter Mitwirkung


von W . Trappe, W. Rodewald (Berlin) und J. Klinke (Oppau). Dresden, T h e o ­
d o r S te in k o p ff, 1942. 434 S. m. 4Abb. RM. 3 0 — geb. RM. 32.— .
Die Lösung des Geschwulstproblems e'rwarten w ir auf biochemischem Gebiet.
Wenn w ir auch heute noch weit vom Forschungsziel entfernt sind, so ist doch schon
sehr viel Kleinarbeit geleistet worden und in mancher Richtung ein deutliches Vor­
dringen in der Kenntnis des Tumorgeschehens erreicht worden.
Das W eltschrifttum weist eine derartige Fülle von Einzelmitteilungen auf,
daß es eine dringende Notwendigkeit wurde, zu ordnen und zu sichten und eine
Übersicht zu geben, die in straffer Anordnung eine schnelle Orientierung ermöglicht.
H. und M itarbeiter haben sich dieser Aufgabe in mustergültiger Weise angenommen.
In den H auptkapiteln: Anorganische Stoffe, organische Stoffe, W irkstoffe (Hormone,
Vitamine und Fermente) ist alles Wissenswerte m it übersichtlichen Schrifttum s­
angaben berichtet. In einem Schlußkapitel behandelt K lin k e die Beziehungen des
retikulo-endothelialen Systems zum Geschwulstwachstum. Gegenüber dem kürzlich
erschienenen Buch von v. E u le r »Biochemie der Tumoren« hat die H .’sche D ar­
stellung den Vorzug größerer Ausführlichkeit und umfassenderer Berücksichtigung
des Schrifttums der behandelten Gebiete, so daß es als Nachschlagewerk über den
heutigen Stand der Forschung gelten kann.
Wegen ihrer praktischen Bedeutung sei die Beurteilung hervorgehoben, die
H. den Abderhalden’schen Abwehrfermenten beimißt. A uf Grund jahrelanger Be­
obachtung sieht H. in der Abderhalden’schen Abwehrreaktion nicht nur die Möglich­
keit, einen Primärtumor festzustellen, sondern es kann auf diese Weise untersucht
werden, ob z. B. bereits Lebermetastasen bestehen, die gegebenenfalls eine Opera­
tion verbieten.
Den Forschern auf dem Gebiete der Geschwulstkrankheiten wurde von einem
Chemiker ein Buch an die Hand gegeben, das sie oft und gern benutzen werden.
E n g e l (Berlin).

L. Haase. Überdas Syndrom der Akrokephalosyndaktylie. Jena, G u s ta v F is c h e r,


1942. 42 S. Br. RM. 6.— .
Die Akrokephalosyndaktylie (A.) von M e c k e l (1822) zuerst beschrieben und
von A p e r t benannt, gehört zusammen m it der Dysostosis cranio-facialis (C ro u z o n )
und dem Hypertelorismus zu den Schädeldysostosen; dabei sind Mischformen m it
fließenden Übergängen, manchmal in ein und derselben Familie häufig. U nter
Hypertelorismus versteht man einen hochgradigen W eitstand der Pupillen und
Augenhöhlen, der oft m it anderen Mißbildungen (z. B. Spitzbogengaumen, Syndak-
tylie) und Schwachsinn gepaart zusammen vorkom mt. In denselben Kreis von Miß­
bildungen gehören weiter die Dysostosi cleido-cranialis und die Dystrophia perio-
stalis hyperplastica, die eine merkwürdige Gegensätzlichkeit in der anatomischen
Form bildung des Skelettsystems aufweisen; bei ihnen ist E rblichkeit nachgewiesen.
W eiter bestehen aber auch Übergänge zwischen der A. und der von G g. B. G ru b e r
beschriebenen splanchnocystischen Dysenkephalie, einer schweren polycystischen

497
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Mißbildung der großen Eingeweidedrüsen, die selbst wieder in Verbindung m it


Turmschädel und Polydaktylie Vorkommen kann. Es werden dann die wichtigsten
Teilsymptome der A. näher beschrieben, vor allem der Turmschädel. Für einen
großen Teil der Fälle von Turmschädel steht E rblichkeit fest. Häufig sind Ver­
knüpfungen mit anderen Form- und Leistungsabwegigkeiten, z. B. einer Störung
der anderen Form- und Leistungsabwegigkeiten, z. B. einer Störung der E ryth ro ­
poese. Der Turmschädel kann als singuläre Anomalie oder aber im Rahmen eines
umfassenderen Anomaliekomplexes z. B. m it der Biedl’schen Akrokephalia neuro-
endocrina, dem Bardet-Biedl’schen Syndrom Vorkommen; es liegt dann eine
Koppelung anormaler Gene oder eine embryonale Entwicklungsstörung mehrerer
Anlagen vor. Auch hier spricht fü r die E rblichkeit eine Reihe von Beobachtungen
aus dem Weltschrifttum. Dem Wesen nach sind diese »typischen« Mißbildungen
Hypoplasien als Folgen frühhemmender Einflüsse, die in einem allgemeinen degenera-
tiven Milieu auftreten. Eine kritische W ürdigung allgemeiner und den vorliegenden
Gegenstand besonders berührender Tatsachen der Erblichkeitsforschung fü h rt zu
dem Ergebnis, daß die A. ein Erbleiden ist, das sich im Erbgang zumeist rezessiv
verhält und oft nur scheinbar isoliert a u ftritt (Manifestationsschwankungen). Zu­
grunde liegt nicht ein einzelnes pathologisches Gen, sondern eine Koppelung mehrerer
Gene oder Genkomplexe, die ganz allgemein in einem biologisch minderwertigen
Keimplasma auftreten, dessen phänotypische Ausdrucksformen Teilerscheinungen
eines Status degenerativus sind. Daneben kommen vereinzelt Keimschädigungen
und Schädigungen des Fötus in den ersten 4 Lebenswochen in Betracht, besonders
durch Krankheiten der Mutter. Die Träger der Mißbildung fallen unter das Gesetz
zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Der W ert der Abhandlung liegt darin,
daß ein weit verstreutes und schwer zugängliches Beobachtungsgut verarbeitet ist,
auch in der klaren Stellungnahme zur Ursachen- und Erblichkeitsforschung. Die
jedem A rzt begegnenden Abwegigkeiten der menschlichen Körperformen müssen
in dem großen Rahmen einer allgemeinen Mißbildungslehre gesehen werden, wie
ihn der Verf. hier andeutet. Ir s ig le r (Berlin).

+ A. Gosset. Erlebnisse und Erkenntnisse eines Chirurgen. M it einem Geleitwort


von Geh.-Rat Prof. F. S a u e rb ru c h . Aus dem Französischen übersetzt von
W. E. S ü s k in d . S tu ttg a rt-B e rlin , D e u ts c h e V e r la g s - A n s ta lt, 1942.
326 S. RM. 7.— .
Dem freundlichen Geleitwort S a u e rb ru c h ’ s kann man nur zustimmen,
denn das Buch G o s s e t’ s ist getragen von ehrlichem Wollen. Es berichtet von ver­
dienten Erfolgen und es atmet eine liebenswürdige Frische und Anschaulichkeit.
Vorwiegend fü r Fachleute ist es geschrieben, denn nur sie können die zahlreich ein­
geflochtenen, rein chirurgischen Erlebnisse richtig würdigen, unter denen sich nicht
wenige befinden, die durch die Eigenart des chirurgischen Sachverhalts oder durch
die am Geschehnis beteiligten Personen bemerkenswert sind. Ein Deutscher hätte
dieses Buch wohl nie geschrieben. W ird man doch auf Schritt und T r itt der Grenzen
gewahr, die zwischen der deutschen und der westlichen Berufsauffassung sowohl wie
der Lebensanschauung bestehen und auch bestehen dürfen. Gerade hierdurch gewinnt
fü r uns Deutsche die Anschaulichkeit der Darstellung und es weitet sich der B lick­
kreis des Lesers fü r das Verständnis desStrebens unserer ehrlichen Zunftgenossen
in Frankreich. Wenn auch von P olitik und von politisch gekennzeichneten Persön­
lichkeiten viel die Rede ist — von der P o litik in unserem Sinne w ird aber ebenso
wenig gesprochen wie von den Lehren, die m it dem ganzen französischen V o lk
auch der französische Chirurg aus den weltgeschichtlichen Ereignissen der letzten
Jahre hätte ziehen können. S e ife r t (W ürzburg).

498
Neue Bücher

♦ W. Devrient. Überwärmungsbäder, Schlenzkur und Sauna in der Praxis. Berlin,


K a r l F. H a u g . 136 S. K art. RM. 4.— .
Nach dem Vorw ort soll das Buch ein Beitrag zur Wärmekultur sein, es behandelt
die Überwärmungsbäder in ihrer Wirkung, die Technik einzelner Überwärmungs­
behandlungen (Überwärmungsbäder nach W a llin s k y , nach L a m p e rt und die
Schlenzkur), die Indikation und die Sauna. Eine Zusammenstellung dieses Gebietes
der Hydrotherapie und eine wissenschaftliche Näherbringung der Schlenzkur an
die Ärzteschaft ist an sich begrüßenswert. Es wird dies aber nicht erreicht, wenn
man in dem Abschnitt: Indikationen der Überwärmungsbehandlung als solche
unter anderem aufgezählt findet: Summarische Prophylaxe, besonders bei Infek­
tionen und Tumoren, tuberkulöse Prozesse (auch Lungentuberkulose), entzündliche
Prozesse, wie Karbunkel, infizierte frische Wunden, Phlegmonen, Lymphadenitis,
Verletzungen verschiedener A rt, Ausrenkungen, Schwarten und Verwachsungen,
Krampfadern. Es hieße den Rahmen der Besprechung sprengen, wenn man be­
weisen wollte, daß vom chirurgischen Standpunkt hier Grundsätzliches einzu­
wenden ist. Obwohl Verf. selbst warnt, aus seinen Ausführungen nicht den Schluß
zu ziehen, daß m it Überwärmungsbädern eigentlich fast alles geheilt werden kann,
verführt er selbst durch eine sehr lange Indikationsliste, die alle Sparten der Medizin
umgreift, zu dieser Meinung. Äußerste Bedenken fordert der Abschnitt Kranken­
geschichten heraus: Ohne jegliches W ort der K ritik werden Berichte über Behand­
lungserfolge mehrerer Kollegen aneinandergereiht. Daß die A rth ritis deformans
durch Überwärmungsbäder zu heilen ist, soll niemals bezweifelt werden. W eit
stärkere Bedenken entstehen, wenn unter der Diagnose: Phlegmone am Knie
(Nr. 35) die Heilung eines Ulcus am Knie durch Überwärmung berichtet wird, der­
gleichen unter der Diagnose: Phlegmone am Unterschenkel. Sogar ein inzisions­
reifes Panaritium konnte durch eine Schlenzkur beseitigt werden (38)!! Zu diesem
Beispie: lassen sich andere fügen (39, 40). Die kritische Durchsicht des Kranken­
geschichtenkapitels erklärt, warum die Indikationsbreite eine so große ist. Das Buch
ist nicht geeignet, den kritisch eingestellten A rzt fü r die genannten Therapien
zu gewinnen, es fordert nur seine Bedenken heraus. Den nicht Erfahrenen verführt
es zu wahlloser Anwendung. Die an und fü r sich ausgezeichneten Behandlungs­
methoden bringt es in Mißkredit. H a r ff (Berlin).

+ L. v. Niederhöffer. Behandlung von Rückgratsverkrümmungen (Skoliosen) nach


dem System Niederhöffer und die Behandlung des Rundrückens. Osterwieck und
Berlin, E lw in S ta u d e , 1942. 69 S. 32 Abb. Kart. RM. 4.20.
Die Verf. w ill in dem kleinen Buch »das Ergebnis einer jahrzehntelangen E r­
fahrung« auf dem Gebiete der Skoliosebehandlung nach v. N. weitergeben. In ins­
gesamt 11 Kapiteln wird auf Anatomie-physiologische Fragen, auf das v. N.-Ver-
fahren im einzelnen und auf verschiedene Skolioseformen eingegangen. Ein Ab­
schnitt ist dem Rundrücken gewidmet. Dem Buche liegt zweifellos edelste Absicht
zugrunde. Die Behandlungsmethode nach v. N. ist bekannt und hat sich in ge­
eigneten Fällen bewährt. Es wäre darum vielleicht angenehmer aufgefallen, wenn
in der Empfehlung der Behandlungsart v. N. an einzelnen Stellen eine stärkere
Zurückhaltung geübt worden wäre. Zu einer in Grenzen gehaltenen Bescheidenheit
hätte es vielleicht auch gehört, andere Behandlungsarten der Skoliose, die min­
destens ebensoviel Erfolge aufzuweisen haben, anzuführen oder sogar die Methoden
kritisch gegeneinander abzuwägen. Auch lehrmäßig hätte dies einen Sinn gehabt.
Ist die A r t und Weise, wie eine Behandlungsart angepriesen wird, auch eine Sache
der persönlichen Einstellung, so muß man bezüglich der Behandlung des Inhaltes
Kenntnis der üblichen und feststehenden medizinischen Tatsachen verlangen können.

499
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Die Funktion der Muskeln, die auf S. 1 angegeben und als zum Teil neu beschrie­
ben wird, ist längst bekannt. Die auf der gleichen Seite angegebene Nervenver­
sorgung der Muskeln ist falsch. Die Innervation der sogenannten »senkrechten«
Muskeln — gemeint sind wahrscheinlich die Rückenmuskeln im engeren Sinne —
geschieht durch die Rami posteriores der Spinalnerven. Der ventrale Teil der
Rumpfwand einschließlich der entwicklungsgeschichtlich ihm zugehörenden
Gürtel- und Extremitätenmuskulatur w ird durch die Rami anteriores der Spinal­
nerven versorgt. Das Armgeflecht ist »spinal«. S. 3: Die anatomische Medianebene
geht genau durch die M itte des Kopfes, der W irbelkörper usw.‘ Die Zusetzung des
Beiwortes sagittal ist sachlich nicht richtig. A uf S. 34 w ird von einer »bändigen K on­
traktur« gesprochen. Es sei erinnert, daß K o n tra ktu r im engeren Sinne Annäherung
zweier Körperteile durch Zusammenziehung der Muskulatur bedeutet. Im erweiterten
Sprachgebrauch versteht man unter K o n tra ktu r die Fixierung eines Gelenkes in
anormaler Stellung aus desmogener, dermatogener, endogener, myogener usw.
Ursache. Man kann sagen, daß bei Skoliose die Gelenke in anormaler Stellung fix ie rt
sind, aber die »Bänder« sind nicht die Ursache dafür. So ist diese Bezeichnung zum
mindesten unklar, wenn nicht sogar irreführend. In diesem Sinne beruht auch die Prä­
gung: Kontraktes Stadium einer Knochenverbildung auf einem gedanklichen Irrläufer.
Zu diesen Beispielen lassen sich andere fügen. Der A rzt, der das Buch in die Hände
bekommt, wird Nachteile und Vorzüge abzuwägen wissen ; fü r die Krankengymnastik,
den Masseur und die Schwester bringt die Schrift mehr Gefahren als Nutzen.
H a r f f (Berlin).

Zeitschriften
B auch
G. Peronato. Bezoarsteine in Magen, Dünn- und Dickdarm (Arch. ital. Chir. 61, 174
(1941).)
Ihre Entstehung hängt m it der Einnahme vegetarischer, zellulosereicher Nah­
rung zusammen. Es kann dabei zu Dekubitalulcera der Darmwand kommen, die zu
Perforationen führen können. Eine weitere Gefahr besteht im Ileus. Die Behandlung
ist eine chirurgische, Laparotomie und operative Entfernung. Es kommen auch
Rektumsteine vor, die manuell oder durch Klysma zu entfernen sind.
S u n d e r - P la s s m a n n (Münster).

W. Buscher. Eine Methode zur Behandlung des Choledochussteinverschlusses (Dtsch.


med. Wschr. 67, 1344 (1941).)
Bevor der festsitzende Choledochusstein der Operation zugeführt wird, sollen
konservative Maßnahmen die Lösung des Konkrementes versuchen. Besser als die
Anwendung des krampflösenden Atropins in Kombination m it dem austreibenden
Hypophysin, die sich teilweise gegenseitig aufheben, ist die Kombination der
Paravertebralannästhesie m it der Duodenalsondierung. Verf. legt unter Röntgen­
kontrolle die Duodenalsonde ein, fü h rt dann die Paravertebralanästhesie des X . Dor­
salsegmentes aus, um nach kurzer Zeit Magnesiumsulfat durch die Sonde zu geben.
Die Paravertebralanästhesie schaltet lediglich den Splanchnicus aus, während der
Gallenblasenreflex über den N. vagus voll erhalten bleibt. K om m t es nicht zum
Gallenfluß, so läßt sich annehmen, daß es sich nicht um einen Steinverschluß des
Ductus choledochus, sondern um einen Tumor, Adhäsionen usw. handelt. W ieder­
gabe von drei Krankengeschichten. S te n g e r (Berlin).

500
Z e n tra lb la tt fü r Chirurgie 1943 N r. 14 V

Alle Indikationen
der parenteralen Kalktherapie

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VI Zentralblatt für Chirurgie 1943 Nr. 14

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I
Bauch

C. R. Edwards, W. H. Gerwig und W. L. Guyton (Baltimore, Md.). Akute Chole­


cystitis m it Perforation in die Bauchhöhle (Ann. Surg. 113, 824/832 (1941).)
Die Perforation in die freie Bauchhöhle ist als Komplikation der akuten Chole­
cystitis nicht selten. Solche Fälle kommen vor m it und ohne bakterielle Infektion
aus der Gallenblase, m it und ohne Gallensteine. Sie ist eine stark toxische ernste
chemische Peritonitis. Sofortige Operation ist angezeigt. Die Diagnose Perforation
ist sehr schwer zu stellen außer bei der Operation. Die Entscheidung über die N ot­
wendigkeit der Operation muß je nach der klinischen Beobachtung gefällt werden.
Do hm en (Berlin-Friedrichshagen).

H. Burckhardt. Zum Thema der perforationslosen galligen Peritonitis (Arch. klin.


Chir. 201, H. 4 (1941).)
Bei einem 71jährigen Mann, der unter der Wahrscheinlichkeitsdiagnose per­
foriertes Ulcus operiert wurde, fand sich eine gallige Peritonitis, ohne daß eine
Perforation der Gallenblase nachzuweisen war. Die Gallenblase zeigte eine eitrig­
nekrotisierende und phlegmonöse Entzündung auf, in deren Verlauf sie sich von
der Leber völlig abgelöst hatte und nur noch an dem dünnen Stiel hing, zu dem
die Gefäße und der Ductus cysticus zusammengeschrumpft waren. Dieser Stiel war
so morsch, daß er beim Beiseiteschieben der Gallenblase durchriß. Die Gallen­
blasenwand war an manchen Stellen grünlich durchtränkt und histologisch fand
sich an diesen Stellen eine Nekrose aller Schichten. Leider wurde die Durchlässig­
keit der Gallenblase nicht geprüft, und auch der gallige Erguß der Bauchhöhle nicht
genauer untersucht. Verf. nimmt an, daß in diesem Fall zwar nicht die ganze Galle,
aber doch ein großer Teil ihrer Bestandteile durch die nekrotische Wand hindurch­
filtrie rt ist und fü h rt zum Vergleich 2 Fälle von Durchwanderungsperitonitis bei
Serosarissen an. Bei der Besprechung des Schrifttums werden zwei Gruppen von
perforationsloser galliger Peritonitis unterschieden: die eine Gruppe entspricht dem
mitgeteilten Fall, in der anderen handelt es sich um Fälle, wo eine kleine Per­
forationsöffnung wieder verklebt und bei der Operation nicht mehr aufzufinden ist.
Für die Entstehung der Nekrosen w ird aktivierter Pankreassaft verantwortlich
gemacht und auf die W ichtigkeit der anatomischen Tatsache hingewiesen, daß der
Ductus choledochus und der Ductus Wirsungianus dicht nebeneinander münden,
eine Druckverschiebung in den beiden Systemen wird als Ursache fü r die krank­
haften Veränderungen in der Gallenblase wahrscheinlich gemacht. Die Regulierung
des Druckes im Pankreaskanalsystem sei vielleicht die Aufgabe des Ductus Santorini.
G. B e y e r (Berlin).

R. Leskovar (Rohtisch-Sauerbrunn). W irkung der Kurzwellen auf die extrahepati­


schen Gallenwege (Strahlenther. 70, 332 (1941).)
Es w ird eine Methode beschrieben, die die gleichzeitige Registrierung der
Schwankungen des Sphinkter-Oddi-Tonus des Gallenblasen-Innendruckes und des
Magen-Innendruckes ermöglicht und die gewonnene Beobachtung berichtet. Die
Kurzwellenbehandlung des Oberbauches hatte in fast allen Fällen eine stärkere
Senkung des Sphinkter-Oddi-Tonus zur Folge. Derart, daß nach anfänglicher
Steigerung des Tonus erst der Abfall einsetzte. Nach Aussetzung der Durchflutung
blieben die Werte längere Zeit noch unter den Ausgangswerten. Bei der Gallen­
blase fand sich eine leichte Tonuszunahme. Heiße Moorpackungen riefen eine leichte
Tonussteigerung und ein Geringerwerden der Tonusschwankungen hervor. Gleich­
zeitige Registrierung des Magen-Innendruckes m it den Schwankungen des Sphinkter-
Oddi-Tonus zeigte gleichsinniges Verhalten beider. Es w ird daraus auf ein Abhängig­
keitsverhältnis des Sphinkter-Oddi-Tonus vom Magen-Innendruck geschlossen. Zum

501
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

Schluß wird auf einige, sich daraus ergebende therapeutische Gesichtspunkte ein­
gegangen. E. K in d le r (Berlin).

A. W. Allen and R. H. Wallace (Boston, Mass.). Die chirurgische Handhabung von


Steinen im Ductus communis (Ann. Surg. I l l , 838/847.)
Gruppen von Pat. m it Gallensteinerkrankungen m it und ohne Papillendilatation
werden einander gegenübergestellt. Vorsichtige allmählich sich steigernde D ilatation
der Papille nicht ganz bis zur Erreichung des Durchmessers des Ductus communis,
ist eine sichere Maßnahme. Bei der dilatierten Gruppe traten häufiger postoperative
pulmonale Komplikationen auf. Der Prozentsatz der M ortalität bei den dilatierten
Pat. niedriger. Die unbedeutenden Komplikationen waren bei den nicht dilatierten
Pat. häufiger. Eine ernstliche aszendierende Infektion wurde bei den dilatierten
Pat. nicht beobachtet. Nur in einem Falle wurde ein Duodenalreflux beobachtet.
Er verschwand spontan. Eine spätere K onstriktion der dilatierten Papille wurde
nicht beobachtet. Die Permanenz der Dilatation w ird in der Mehrzahl der Fälle
bezweifelt. Bei sehr weiten Gängen m it einer Dilatation 1 cm ist m it dem Verlust
der Sphinkteraktion zu rechnen. D o hm en (Berlin-Friedrichshagen).

W. H. Parsons (Vicksburg, Miss.). Die Sofort- und die Endresultate der Chole­
cystektomie (Ann. Surg. I l l , 831/837 (1940).)
Nach Gallenoperationen ist die unmittelbare M ortalität verhältnismäßig
niedrig und der Prozentsatz von erfolgreichen Endresultaten hoch. Bei Steinopera­
tionen sind die Resultate besser als bei der Exstirpation einer entzündlichen Gallen­
blase. Operationen, die wegen milder oder nicht vorhandener Gallenblasenerkran­
kungen oder wegen geringer physiologischer Abweichungen gemacht werden, haben
keine guten Resultate. Allergische Individuen sollten nur im nötigsten Falle operiert
werden, Cholecystogramme werden von solchen Pat. schlecht vertragen. Die Chol­
angiographie ist eine wertvolle H ilfe bei der Trennung der Tube vom Ductus com­
munis. D o h m e n (Berlin-Friedrichshagen).

H. L. Foss und J. C. Lillie (Danville, Pa.). Sekundäre Gallenoperationen (Ann. Surg.


113, 810/823 (1941).)
Von 2485 Pat. m it Gallenoperationen mußten 140 nachoperiert werden. Solche
Operationen werden notwendig, wenn die erste Operation nicht vollständig sein
konnte oder die Gallengänge verletzt wurden. Die Zahl der steinlosen und möglicher­
weise gesunden Gallenblasen, die wegen suggestiver Symptome entfernt werden,
ist fraglos zu hoch, und in solchen Fällen sind die meisten Nachoperationen erforder­
lich. Cholecystektomierte leiden oft an charakteristischen Symptomen von Gallen­
kolik, weshalb auch durch eine Nachoperation oft nichts erreicht wird. Die Gallen­
erkrankungen sollten immer schnell operiert werden. Zögern ist ungerechtfertigt
und gefährlich. Die erste Operation muß vollständig sein m it Exstirpation der
Gallenblase fast in jedem Falle und sorgfältiger Entfernung aller vorhandenen
Steine. D o h m e n (Berlin-Friedrichshagen).

J. Quénu und A. Masseboeuf. Hämorrhagische Cholecystitis m it Gallenstein und


Krebs. 14 Jahre Überleben nach der Cholecystektomie (Presse méd. 1914, 462.)
Verf. haben bei einer 74jährigen Frau eine enorme blutgefüllte Gallenblase
entfernt, in deren Hals ein Gallenstein saß, der zu einen Krebs der Blase geführt
hatte. Die Kranke starb 14 Jahre später an einer interkurrenten Krankheit.

502
Bauch

Das Zusammentreffen von Gallenstein und Krebs der Gallenblase ist recht
häufig. Seltener das Bestehen einer hämorrhagischen Cholecystitis bei gleichzeitigem
Gallenstein. Das gleichzeitige Vorkommen von Krebs und hämorrhagischer Chole­
cystitis bildet eine große Seltenheit. Im Schrifttum findet sich nur 1 Fall ganz kurz
ohne nähere Angaben erwähnt. F. M ichelsson (Schömberg).

H. S. Horsley (Richmond, Va.). Resektion des Duodenums wegen Tumors der Am­
pulla vateri (Ann. Surg. 113, 802/809 (1941).)
Da ein direkter Einfluß des Pankreassekrets in den Magen-Darm-Kanal nicht
lebensnotwendig, die Sekretion der Pankreasprodukte in die Blutbahn aber doch
lebensnotwendig ist, so ist eine Operation möglich, wie sie von W h ip p le und
anderen angegeben wurde: Exzision des Pankreaskopfes und des Duodenums wegen
Pankreaskrebs oder Duodenalkrebs, der das Pankreas in filtrie rt. Die innere Sekre­
tion scheint durch die externe Absperrung nicht beeinflußt zu werden. Man sollte
aber doch, wenn es ohne zu komplizierte Technik möglich ist, die externe Sekretion
erhalten. D ohm en (Berlin-Friedrichshagen).

J. J. Morton und Stanley Widger (Rochester, N. Y.). Die Diagnose und die Behandlung
der akuten Pankreatitis. (Ann. Surg. I l l , 851/863 (1940).)
Die Diagnose der akuten Pankreatitis ist schwierig. Sichere klinische Methoden
sind nicht genügend vorhanden. Es wird eine neue Methode angegeben, die akute
Pankreatitis labormäßig zu diagnostizieren. 12 Fälle werden angeführt. Die Einzel­
heiten sind aus der Arbeit selbst zu ersehen.
D ohm en (Berlin-Friedrichshagen).

B. Maske. Zur Behandlung von Pankreascysten durch Anastomosierung m it dem


Magen (Chirurg 1941, 573.)
Kasuistische M itteilung eines einschlägigen Falles. Die ganze Pankreascyste
war m it der Hinterwand des Magens fest verbacken und saß dem Pankreas breit
auf, so daß eine Totalentfernung nicht möglich war. Nachdem in der Vorderwand
des Magens eine Inzision gemacht war, konnte man sehen wie aus der Magen-
hinterwand Flüssigkeit aus der Cyste in haarfeinem Strahle in der Gegend des
Zentrums der Verwachsungen in den Magen lief. Nach Punktion an dieser Stelle,
Erweiterung der Stichöffnung durch Inzision auf 3 cm. Nachdem sich der Cysten­
inhalt entleert hatte, Vernähung der Cysten- und Magenwand miteinander. Völlig
glatter Verlauf. Röntgenologische Nachuntersuchung zeigte keine Verbindung zwi­
schen Magen und Cyste. Nachuntersuchung nach einem Vierteljahr ergab bestes
Allgemeinbefinden ohne Beschwerden. Auch die röntgenologische Nachunter­
suchung konnte die weitgehendste Verödung der Cyste und der Anastomose sicher­
stellen. (Röntgenogramme.) S ta h n k e (Ludwigshafen).

F. Ojetti (R om ). Riesiges retroperitoneales Fibrom (Arch. ital. Chir. 60, H. 6 (1941).)


Bei einer 27jährigen Frau m it einem Bauchumfang von 127 cm wurde operativ
ein riesiges retroperitoneales Fibrom von 53x41 x21 cm Größe und 27 kg Gewicht
entfernt.
Die Ä tiologie dieser retroperitonealen Tumoren ist unklar. Wahrscheinlich
rühren sie von Residuen des embryonalen Uro-Genitalapparates her. Frauen zwi­
schen 40 und 60 Jahren erkranken am meisten. Bei spärlichen Symptomen ist die
Diagnose schwierig. Die Prognose ist trotz histologischer Gutartigkeit schlecht, da
der klinische Verlauf meist bösartig ist. Gemischte Lipome und Sarkome sind häu-

503
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

figer, Fibrome seltener. Die Therapie ist rein chirurgisch, am besten transperi­
toneal. K - V o lk m a n n (Eisleben).

C. Armenio (Rom). Über Pneumatosis intestinalis cystica (Policlinico, Sez. praL


1941, H. 37.)
Mitteilung zweier Fälle von Pneumatosis intestinalis cystica, die operiert und
auch histologisch untersucht wurden. In beiden Fällen bestand außerdem eine
Pylorus-Stenose. Die Pneumatosis ist toxisch-infektiöser H erkunft. Die Diagnose
kann vor der Operation mittels Röntgenaufnahme gestellt werden.
K . V o lk m a n n (Eisleben).

0. Nordmann. Die Prognose des chirurgischen Eingriffs beim Magen- und Zw ölf­
fingerdarmgeschwür (Dtsch. med. Wschr. 1941, Nr. 41.)
Die Ausführungen sind fü r den Praktiker gedacht, der, um seinen Pat. zu
beraten, die Grenzen der internen Therapie und die Anzeigen zum chirurgischen
Eingriff kennen muß.
Noch vor 30 Jahren pflegte man nur das Endstadium der Ulcuserkrankung zu
operieren. Als man dann glaubte, auch dem frischen Geschwür m it der G.-E. beizu­
kommen, erlebte man Fehlschläge durch das von nicht paralysierter Magensäure
herrührende, sekundäre peptische Geschwür. Heute hat sich die typische Zw eidrittel­
resektion nach einer der beiden Billroth-Methoden allgemein durchgesetzt. N. glaubt,
von der Resektion nach B illro th II m it retrokolischer G.-E. die besten Erfolge
gesehen zu haben. Wiederholt betont N. die Schwere eines solchen Eingriffes, der
zu gewissenhaftester Anzeige zwingt. Es sollen wenigstens 1—3 Ulcuskuren in
stationärer Behandlung vorausgegangen sein. Eine relative Operationsanzeige ist
auch die soziale Lage.
Jeder Geschwürsträger sollte prophylaktisch m it den Symptomen einer Ulcus-
ruptur vertraut gemacht werden. In den ersten 6 Stunden nach der Ruptur kann
die Resektion vom geübten Chirurgen, aber nur von diesem, ohne wesentliche
Gefahr durchgeführt werden. Wegen der sekundären Entzündung in der Bauchhöhle
m it Unsicherheit der Nähte durch Auflockerung und mangelhafte Verklebungs­
fähigkeit der Serosa sollte man sich sonst auf die einfache Übernähung beschränken.
Dem Pat. ist von vornherein zu sagen, daß vielleicht später eine Magenresektion
(unter keinen Umständen ein G.-E.) notwendig wird.
Die Operation der großen Geschwürsblutung lehnt N. ab. Dagegen ist bei
chronischen und rezidivierenden Blutungen die Operation angezeigt, ehe sich der
Allgemeinzustand verschlechtert. Wenn bei kurzer Vorgeschichte die Röntgen­
untersuchung ein Geschwür ergeben und stärkerer K räfteverfall stattgefunden hat,
so ist zur Operation zu raten, da wiederholt von erfahrenen Pathologen mikrosko­
pisch ein Geschwür diagnostiziert wurde, in Fällen, die später von einem Magen­
karzinom herrührenden Metastasen zugrunde gingen.
Die primäre M o rta litä t der typischen Magenresektion beim Ulcuskranken be­
trägt 2—5%. Es werden über 80% gute Dauerresultate erzielt. Vor einer K orrektur­
operation, die meist durch unzureichende Resektion notwendig w ird, soll nicht zu­
rückgeschreckt werden. Beim scheinbar weder internistisch noch chirurgisch
heilbaren Magen- und Duodenalgeschwür brachte die Jéjunostomie durch vor­
übergehende völlige Ausschaltung des Magens gute Erfolge.
Die Uleuserkrankungen nehmen zahlenmäßig stark zu. Nach seinen E rfahrun­
gen, die er vielfältig belegt, schließt auch N., daß das Inhalieren von Zigaretten
hinsichtlich der Geschwürsentstehung als schwere exogene Schädigung auszuspre­
chen ist. G o e tz (Berlin).

504
Bauch

R. D. McClure und L. S. Fallis (Detroit, Mich.). Die partielle Gastrektomie (A nn. Surg.
I l l , 743/758 (1940).)
Die partielle Gastrektomie ist eine schwierige Angelegenheit. Der E rfo lg hängt
von vielen Faktoren ab. Der wichtigste ist die gute Zusammenarbeit des Chirurgen
m it seinem Assistenten, weshalb letzterer nicht durch einen V ertreter ersetzt werden
darf. Sekundäre Faktoren sind gute Anästhesie, Schockverhütung w ährend der
Operation und sorgfältige postoperative Pflege. Diese Operation sollte n ic h t von
einem nur gelegentlich operierenden A rz t vorgenommen werden. Der O perations­
gang w ird an H and von Abbildungen gezeigt.
D o h m e n (Berlin-Friedrichshagen).

0. Hilgenfeldt. Muskelpflug fü r die Pyloromyotomie bei Säuglingen (C hirurg 1941


619.)
H. g ib t ein Instrum ent an, m it dem der Pylorusmuskel bequem a u fg e p flü g t
werden kann, ohne daß diese Mucosa in Gefahr gebracht w ird . Die O peration w ird
in örtlicher Betäubung m it %Proz- Tutocain vorgenommen. Der S c h n itt geht in
der Körperachse durch den rechten Rectus. Durch diese S ch n ittfü h ru n g lassen sich
die Bauchdecken gut annähen. Die postoperative B lutung aus der P flugw unde
läßt sich am besten beheben durch Muskelumstechung oder durch fo rtla u fe n d e
Naht der beiden klaffenden Schnittränder nach N ö tz e l.
S ta h n k e (Ludw igshafen).

H. Junghanns. D ivertikel am Magenpförtner als Zufallsbefunde bei Magenresektions­


präparaten (Arch. klin . Chir. 201, H. 4 (1941).)
M it zahlreichen Abbildungen der mikroskopischen und makroskopischen P rä ­
parate w ird über 4 Fälle berichtet, in denen sich im O perationspräparat nach Re­
sektion wegen Ulcus duodeni ein D ivertikel am Magenpförtner fand. In 3 F ä lle n
ging das D iv e rtik e l vom Duodenum aus in schräger R ichtung fast unter den P y lo ru s ­
muskel, ihi 4. Fall wurde das D ive rtike l knapp magenwärts neben dem P y lo ru s ­
muskel gefunden. In allen Fällen waren im D ive rtike l alle W andschichten v o r­
handen, wenn auch nicht in gleichmäßiger Ausbildung, es handelt sich also um
»echte« D iv e rtik e l. A n dem Magendivertikel finden sich in der Submucosa H erde
von Pankreasgewebe, deren Ausführungsgänge in das D iv e rtik e l münden.
Es werden die verschiedenen, im S chrifttum vertretenen A nsichten üb e r die
Entstehung der D ive rtik e l erörtert, ohne daß es unter den heutigen V erhältnissen
schon möglich wäre, eine endgültige Entscheidung zu treffen, außer im 4. F a ll, wo
das Zusammentreffen von D ive rtike l und Pankreasgewebe w ohl eindeutig fü r ein
angeborenes D ive rtike l sprechen. In den anderen Fällen ist eine E ntsté h u n g im
Zusammenhang m it den Ulcera nicht ganz von der H and zu weisen, obw ohl der
Verlauf der Narbenzüge nicht deutlich dafür spricht. V erf. neigt dazu, auch diese
D ive rtike l fü r angeboren zu halten. Die häufige Vergesellschaftung von U lcus und
D ivertikel sei vie lle ich t eine Folge der Tatsache, daß Operationspräparate besonders
genau untersucht würden, während man die kleinen D iv e rtik e l in anderen F ällen
bei der Sektion häufig übersehe. Eine genaue Untersuchung von pathologisch­
anatomischer Seite könnte diese Frage wohl am ehesten klären.
G. B e y e r (B e rlin ).

A. Mahlo. Z u r Genese des Nachtschmerzes des Ulcus duodeni (D tsch. med. W schr.
67, 1343 (1941).)
A n 101 K ranken wurde der Zusammenhang zwischen Hungerschm erz und
Säurewerten nachgeprüft. Die Pat. erhielten abends eine Duodenalsonde und alle

505
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

2 Stunden wurde der Magen leer gepumpt. Im allgemeinen schliefen die Pat. dabeï
durch. Ebenso wurde der Einfluß der vorausgehenden Nahrung geprüft. Ein Zu­
sammenhang zwischen Hungerschmerz und stark sauren Magensäften konnte nicht
gefunden werden. Ja, es gab sogar Kranke m it großem kraterförmigem Ulcus und
Säurewerten über 80, die bei Truppenkost keinerlei Beschwerden hatten. Verf.
kommt zu dem Schluß, daß das Auftreten des Hungerschmerzes durch andere
Faktoren bedingt ist, deren Ursache uns bisher noch nicht bekannt ist.
S te n g e r (Berlin).

L. Loi (Pisa). Die Harn-Proteose nach Oriel bei Ulcus ventriculi oder duodeni (Arch.
ital. Chir. 60, H. 6 (1941).)
Die Intradermoreaktion m it der eigenen Proteose nach O rie l bei Ulcus-
kranken war in 28 von 32 Fällen positiv. Die Interdermoreaktion m it der Proteose
eines anderen Kranken war in 19 unter 22 Fällen positiv. Intradermoreaktion m it
der Proteose von Kranken bei Gesunden war in 61 von 82 Fällen negativ.
K. V o lk m a n n (Eisleben).

V. Meccoli (Rom). Die Singer’sche Probe bei Magenresezierten (Policlinico, Sez. prat.
1941, H. 37.)
S in g e r hat beobachtet, daß die subkutane Injektion von Magensaft gesunder,
nicht an perniziöser Anämie leidender Menschen bei der weißen Ratte eine retikulo-
cytäre Krise hervorruft. Diese Reaktion bleibt aus bei Magensaft, der gekocht wurde
oder der von Perniciosakranken stammt. Verf. stellte diese Probe m it Magensaft
an, der von Kranken nach Magenresektion gewonnen wurde. Der Magensaft 25 sol­
cher Kranker reagierte ebenso wie der von Gesunden.
Diese Reaktion ist demnach an das antiperniziöse Agens im Magensaft ge­
bunden, dessen Sitz oder H erkunft von einer bestimmten Stelle des Magens an
Hand der Resektionsfälle nicht ersichtlich ist. Die Reaktion nach S in g e r besitzt
diagnostische Bedeutung. K. V o lk m a n n (Eisleben).

Fr. Gross (Stuttgart). Über Geschwürsdurchbrüche des Magens und Zwölffinger­


darmes während einer Röntgenkontrastuntersuchung nebst kurzem Bericht über
130 durchgebrochene peptische Geschwüre (Arch. klin. Chir. 202, H. 1/2, 329.)
Es werden 2 Fälle von Kontrastbreidurchbrüchen am Magen und Zwölffinger­
darm beschrieben, die unter dem Röntgenschirm erkannt und sofort operiert wurden.
Einmal handelte es sich um ein Ulcus duodeni, das andere Mal um ein perforiertes
Karzinom. Außerdem w ird das seltene Zusammentreffen einer röntgenologisch dar­
gestellten Verbindung zwischen Magenhinterwand und Bursa omentalis infolge
Ulcusperforation bei gleichzeitiger Verbindung dieser Abszeßhöhle m it einem älteren
geklammerten mannskopfgroßen Echinococcus multilocularis beschrieben. Die Ge­
fährlichkeit der Kontrastbreiperforation, wie sie aus den experimentellen Arbeiten
hervorgeht, t r it t nur bei A u s tritt großer Breimengen, bei höherem Lebensalter und
später Operation in Erscheinung. Die Befunde sehr früher Exsudation mahnen
jedoch, die Entfernung aller erreichbaren Breimengen sorgfältigst anzustreben. Um
die Frage der Häufigkeit der Kontrastbreiperforation zu klären, w ird im folgenden
eine Übersicht über das gesamte Krankengut (129 Magen und Zwölffingerdarm­
geschwürsdurchbrüche) berichtet. Die Indikation fü r Übernähung und Resektion
wird erörtert. Der diagnostische W ert des röntgenologischen Gasnachweises w ird
nochmals betont. Im einzelnen werden die Ergebnisse der Operationen m itgeteilt.
Die Häufigkeit der Kontrastbreiperforationen beträgt nach einer Sammelstatistik,
über 388 Fälle 2,6%. E. K in d le r (Berlin).

506
Bauch

F. Bischof. Z u r Behandlung der freien Ulcusperforation (Arch. klin . Chir. 201, H .4


(1941).)

Es w ird berichtet über die Fälle von Ulcusperforation, die in den letzten 5 Jahren
am Allgemeinen Krankenhaus in Wien behandelt worden sind. Von diesen w urden
60 übernäht, bei 4 Fällen wurde außerdem eine Gastro-Enterostomie gejnacht, bei
14 wurde p rim är reseziert. Die Resektion w ird in allen Fällen von chronischem
Ulcus als erstrebenswert angesehen, w ird aber nur dann sofort ausgeführt, wenn der
Operateur davon überzeugt ist, daß der Pat. den größeren E in g riff g u t aushalten
kann. V erzichtet w ird auf die Resektion in allen Fällen von schlechtem K re isla u f,
Lungenkomplikationen, Fieber, im hohen A lter, wenn die Operation aus irgend­
einem Grunde ganz in Allgemeinnarkose ausgeführt werden müßte und wenn die
P eritonitis schon zu w eit fortgeschritten ist. Ist der Dünndarm gasgebläht und
die Serosa gerötet, dann soll unbedingt von einem größeren E in g riff abgesehen
werden. Nach dieser Indikationsstellung waren etwa zwei Fünftel der Fälle re­
sezierbar, von denen 3 starben, während von den p a llia tiv operierten 25 starben.
N icht reseziert werden soll bei akutem Ulcus, da in diesen Fällen eine spätere
Resektion so gut wie nie in Frage kommt, während bei den chronischen U lcera
mindestens 50% später doch reseziert werden müssen. Wenn bei der O peration
eine ganz ausgesprochene Stenose des Duodenums bestand — 4 Fälle — und die
Resektion nicht in Frage kam, wurde eine Gasto-Enterostomie angelegt. V erf. w a rn t
davor, bei jedem übernähten Ulcus eo ipso eine Gastro-Enterostomie hinzuzufügen,
da die Gefahr des Ulcus pepticum je juni zu groß ist. Verf. selbst hat in allen Fällen,
in denen zunächst eine Gastro-Enterostomie angelegt wurde, die Pat. zur späteren
Resektion bestellt und nur in wenigen Fällen m it niedrigen Säurewerten davon
abgesehen, die Operation auszuführen. Als Vorbereitung zur Operation beim
perforierten Ulcus w ird zunächst 0,02 Morphium und 0,0005 A tro p in gegeben, bei
schlechtem Kreislauf außerdem ein Analeptikum . Eine halbe Stunde später w ird
operiert, soweit möglich in Lokalanästhesie. Nach E röffnung der Bauchhöhle w ird
das Peritoneum noch sorgfältig von innen anästhesiert, wozu häufig eine kurze
Allgemeiunarköse nötig ist. Dann w ird der Magen in situ durch eine G astrotom ie
in der Vorderwand des A ntrum s m it dem Aspirator entleert. W ird das Ulcus n u r
übernäht, so w ird nach Verschluß der Gastrotomie m it wenigen Nähten die R änder
des Geschwürs zusammengezogen und Netzzipfel darüber gesteppt. Bei der Reposi­
tion des Magens legt sich dann außerdem noch die Unterfläche der Leber über die
Perforationsstelle und verklebt meist m it ihr, was eine weitere Sicherung fü r die
Naht bedeutet, die durch die völlige Entleerung des Magens schon re la tiv w enig
beansprucht w ird. E in Drainagerohr w ird nie an die Perforationsstelle gelegt, um
die Verklebungen nicht zu verhindern. Befindet sich nur flüssiges E xsudat in der
Bauchhöhle, so w ird sie n u r sorgfältig abgesaugt, sonst w ird sie m it großen Mengen
physiologischer Kochsalzlösung gespült. Die Spülflüssigkeit muß aber die gleich­
bleibende T em peratur von 40° haben, sonst soll man die Bauchhöhle lieber auf
andere A r t reinigen. Bei lokalisierten Abszessen w ird d ra in ie rt, ebenso, wenn nach
Resektion eines ins Pankreas perforierten Ulcus der Ulcusgrund zu rü ckb le ib t. Es
w ird zum Schluß auf die W ich tig ke it hingewiesen, die die A r t der Anästhesie auf
den Enderfolg der Operation hat. Ebenso wie die gewöhnliche Magenresektion in
Lokalanästhesie ausgeführt w ird , soll auch die Operation beim perforierten Ulcus
so ausgeführt werden, in den resezierbaren Fällen ergänzt durch die Splanchnicus-
anästhesie. Eine kurze Allgemeinnarkose ist beim perforierten Ulcus gewöhnlich
nötig zur Spülung der Bauchhöhle und während der Anästhesie des Peritoneums
von innen.
G. B e y e r (B erlin).

507
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

A. Darup. Zur Fehldiagnose Ulcus ventriculi perforatum (Chirurg 1941, 568.)


Auf der 57. Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen in H am burg
hatte V o rs c h ü tz ein der Ulcusperforation ähnliches Krankheitsbild beschrieben,
welches er als Neurose des Ganglion solare bezeichnete. K o n je t z n y hob gegen
die Idee einer neuen Neurose Einspruch und gab zur Erklärung der beobachteten
Erscheinungen als auslösenden Faktor möglicherweise schwere erosive Gastritiden
an. D. untersuchte nun 65 Kranke aus der Zeit von September 1936 bis September
1940, welche unter der Diagnose frei perforiertes Ulcus ventriculi bzw. duodeni
zur Operation kamen, hinsichtlich der sich zu obigem Streit findenden Befunde.
Während bei 60 Kranken die klinische Annahme durch die Laparotomie bestätigt
wurde, ergab sich bei 5 Kranken kein Anhalt fü r Ulcusperforation und Peritonitis,
obwohl auch diese Kranken teils eine klassische Form der Perforation boten,
teils so hochgradig verdächtig erschien, daß man eine abwartende Haltung nicht
verantworten konnte. In 3 Fällen konnte bei diesen Kranken die Zeichen einer
Gastritis festgestellt werden. Diese bei der Operation gestellte Diagnose erwies
sich auch bei der späteren klinischen Verfolgung als richtig und konnte durch
entsprechende Behandlung in längerer Zeit behoben werden. Bei den 2 übrigen
Fällen dagegen fand sich kein objektiver Befund. In beiden Fällen war nach E r­
wachen aus der Narkose die Peritonitis wie weggeblasen. Bei einem Kranken traten
nach 5 Tagen erneut plötzlich heftige Schmerzen in der Magengegend auf, die auf
Atropin-Injektionen ebenso rasch wieder verschwanden. Wenn auch D. sich nicht
zum Vorliegen einer Neurose bekennt, so möchte er andererseits doch das Un­
geklärte derartiger Fälle herausgehoben wissen. S ta h n k e (Ludwigshafen).

D. Salvini (Rom). Zur Tuberkulose des Duodenums (Policlinico, Sez. chir. 1941,
H. 11.)
Verf. berichtet über einen kalten Abszeß der Vorderwand des Duodenums, den
einzigen bekannten Fall des Schrifttums, das sonst im übrigen 125 Fälle von Duo-
denal-Tuberkulose teils ulzerativer, teils narbiger oder hyperplastischer Form be­
schreibt. Ein typisches Krankheitsbild gibt es nicht, so daß die Diagnose kaum
gestellt wird. K. V o lk m ann (Eisleben).

F. Papin. Der augenblickliche medizinisch-chirurgische Stand des Magenkrebses in


der Praxis (Presse méd. 1941, 545.)
Wie die S tatistik lehrt, können von 10 Magenkrebsen heute nur 3— 4 radikal
operiert werden und nur einer w ird dauernd geheilt. Dieses wenig erfreuliche E r­
gebnis w ird in erster Linie durch die geringe W iderstandskraft der Kranken be­
dingt, hängt aber auch m it gewissen technischen Schwierigkeiten der Magen­
resektion zusammen. Der schwächste Punkt der Magenresektion ist nicht so sehr
die zuverlässige Versorgung des Duodenalstumpfes als vielmehr die genügende
Blutversorgung des oralen Magenstumpfes, wenn der Magen hoch oben an der
kleinen K u rva tu r abgetragen werden muß. Hier muß durch eine entsprechende
Dünndarmplastik der drohenden Gangrän der Magenwand vorgebeugt werden.
Nicht selten findet man auch bei der Sektion kleine umschriebene peritonitische
Herde, die keinerlei klinische Symptome machen und langsam unter dem Bilde
einer Lungenkomplikation zum Tode führen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß ein
Teil der in den Statistiken als Todesursache angeführten Lungenkomplikationen
tatsächlich solche kleine peritonitische Herde um die Resektionsstelle sind. Gegen
septische Infektionen von seiten eines geschwürig zerfallenen Magenkrebses w ird
vor der Operation Salzsäure verordnet, außerdem ist die systematische Anwendung
von Antistreptokokkenserum zu empfehlen.

508
Bauch

Ein Teil der Todesfälle ist aber unvermeidlich solange die Kranken in einem
so späten Stadium zur Operation kommen, wie es heute die Regel ist. Eine merk­
liche Besserung der Operationsergebnisse ist nur von einer Verfeinerung der Früh­
diagnostik zu erwarten. Die in den Lehrbüchern und dem klinischen Unterricht
gelehrten Anzeichen des Magenkrebses entsprechen fast durchweg dem bereits
inoperablen Magenkarzinom, oder aber es werden als Frühsymptome eine solche
Menge ganz uncharakteristischer Störungen angeführt, daß der junge A rzt m it ihnen
nichts anfangen kann. Demgegenüber erscheint es vom praktischen Standpunkt
notwendig, zunächst alle seltenen Formen zu übergehen und sich bei der Schilde­
rung der Frühsymptome des Magenkrebses auf die häufigste Form dieses Leidens,
den Krebs des horizontalen Magenabschnittes und des A ntrum pylori zu beschrän­
ken, da diese auch therapeutisch die besten Aussichten bieten. Wenn es Allgemein­
gut der Ärzteschaft w ird in jedem Falle von anhaltender, scheinbar grundloser
leichter Dyspepsie in vorgeschrittenerem Alter, von unerklärlicher Appetitlosigkeit
und von fortschreitendem allgemeinem Verfall, der sich entweder als fortschreitende
B lutarm ut, Abnahme der Kräfte oder des Körpergewichts zeigt, an die Möglichkeit
eines Magenkrebses zu denken, so wäre damit viel gewonnen. Wenn auch nur der
Verdacht auf ein Magenkarzinom frühzeitig erweckt wird, so hat man noch Zeit
durch wiederholte spezielle Untersuchungsverfahren die Diagnose zu sichern. Das
Röntgenverfahren kann in der Hand sehr erfahrener Spezialisten fraglos sehr
wichtige Fingerzeige fü r die Frühdiagnose geben; meist sind aber die Symptome
im Anfangsstadium wenig charakteristisch und erhalten erst ihre Bedeutung da­
durch, daß sie sich unverändert bei den in gewissen Abständen vorgenommenen
Aufnahmen finden. Die Gastroskopie bietet noch nicht so sichere Ergebnisse, doch
ist zu erwarten, daß m it zunehmender Erfahrung das Bild der präkarzinomatösen
Gastritis festgelegt werden wird. Die weiteren Untersuchungsmethoden spielen keine
Rolle, man w ird sie heranziehen, wenn noch Zweifel über den Charakter der E r­
krankung bestehen; ihr etwaiger negativer Ausfall hat aber keine Bedeutung. Ver­
hängnisvoll fü r den Kranken kann es werden, wenn verkannt w ird, daß auch beim
Magenkrebs Perioden mehr oder weniger ausgesprochener Besserung eintreten kön­
nen und daß die ersten Zeichen eines Magenkrebses dazwischen sehr w eit zurück­
liegen können.
Wenn die Diagnose feststeht, soll stets operiert werden, wenn nicht bereits
Metastasen bestehen. Bei spitzem epigastrischem Winkel ist die Operation leichter,
während bei stumpfem Winkel, der Magen hoch oben liegt und das Mesenterium kurz
und leicht verletzlich ist. Ebenso sind die Aussichten bei einem links von der W irbel­
säulegelegenen Magen im allgemeinen günstiger als bei einem quergestellten nach rechts
verzogenem, da in diesem Fall häufig schon Metastasen im kleinen Netz bestehen.
Die Operation des Magenkarzinoms ist die Resektion nach B i l l r o t h II, P o ly a
oder H o fm e is te r - F in s te r e r . Bei der Operation muß man sich davor hüten in
der trügerischen Annahme, es nur m it einem entzündlichen Tumor bzw. kallösen
Ulcus zu tun zu haben, von einer Resektion Abstand zu nehmen, wenn diese tech­
nisch ausführbar ist und zweitens von einer Prognosenstellung auf lange Sicht. Da­
zwischen kom m t es bei einem scheinbar ganz begrenzten Karzinom schon sehr bald
zu ausgedehnten Lebermetastasen, während andererseits manche scheinbar nur pallia­
tive Resektion zur Dauerheilung fü h rt. F. M ic h e ls s o n (Schömberg).

L. Schönbauer. Sechzig Jahre Therapie des Magenkarzinoms (Arch. klin. Chir. 201,
H. 4 (1941).)
A m 29. Januar 1881 führte B il lr o t h die erste erfolgreiche Magenresektion
durch, nachdem es verschiedenen anderen Operateuren vor ihm nicht gelungen

509
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

war. Um die Größe dieser Tat zu verstehen, werden die damaligen Verhältnisse in
der Chirurgie drastisch geschildert. Die Erfolge, die B il lr o t h in den ersten Jahren
m it der Magenresektion und der Gastro-Enterostomie gehabt hat, sind kaum
schlechter als unsere heutigen. Die Magenoperationen, die in den letzten 60 Jahren
an der K lin ik ausgeführt wurden, sind immer wieder zusammenfassend nachunter­
sucht worden, so daß die Behandlungserfolge gut verglichen werden können. U nter
Heranziehung noch einiger anderer Statistiken stellt Verf. fest, daß die primäre
M ortalität der Magenoperationen sich seit B il lr o t h nicht geändert hat, auch die
Indikationsstellung hat sich kaum geändert. Die nur probelaparotomierten und
palliativ Operierten starben fast ausnahmslos innerhalb des ersten Jahres, die
Ergebnisse der Radikaloperation sind ebenfalls fast gleich geblieben — etwa 19,
15 und 5,7% Rezidivfreiheit nach 5, 10 und 15 Jahren. Dagegen ist langsam aber
ständig der Prozentsatz der Pat. angestiegen, die noch radikal operiert werden
konnten und wohl nur auf diesem Wege kann noch eine weitere Besserung der
Behandlungserfolge beim Magenkarzinom erreicht werden.
G. B e y e r (Berlin).

R. A. Griswold (Louisville, Ky.) und R. F. Antoncic, (Cleveland, 0 .). Das perforierte


peptische Ulcus (Ann. Surg. 113, 791/801 (1941).)
Das Studium von 111 Fällen ergibt, daß es außer dem A lter des Pat. und dem
Zeitpunkt der Operation fü r die Mortalitätsfrage wichtig ist, ob Streptokokken in
der Bauchhöhle vorhanden sind. Danach sind die pulmonalen Komplikationen
von W ichtigkeit. Sulfanilamid ist örtlich und allgemein angezeigt.
D o h m e n (Berlin-Friedrichshagen).

D. Foti (Vimercate). Dünndarmeinklemmung in einen Spalt des Mesocolin ascendens


(Arch. ital. Chir. 60, H. 6 (1941).)
Bei einem 9jährigen Kinde war ein Ileus dadurch zustande gekommen, daß
sich eine 15 cm lange Dünndarmschlinge in einen 2 Querfinger breiten Schlitz des
Mesocolon ascendens eingeklemmt hatte. Die Lösung war leicht, der Schlitz wurde
vernäht. K. V o lk m a n n (Eisleben).

A. Fromme. Über eine »spontan« entstandene Nekrose des Dünndarmes (Arch. klin.
Chir. 201, H. 4 (1941).)
Es w ird über 2 Fälle berichtet, in denen sich bei der Operation eine zirkuläre
Nekrose des Dünndarmes fand. Die Defekte waren in beiden Fällen so durch Netz
gedeckt, daß die K o n tin u itä t des Darmes m it Hilfe der Abszeßhöhle erhalten ge­
blieben war. In einem der beiden Fälle war eine Nabelbrucheinklemmung voraus­
gegangen, bei der eine Darmschlinge, die sich anscheinend gut wiedererholt hatte,
reponiert wurde. Bei der Relaparatomie nach 3% Wochen fand sich dann diese
Nekrose, die aber nur einen Teil der eingeklemmten Schlinge entsprach. Es hatten
zwischen den beiden Operationen leichte Ileuserscheinungen bestanden und 3 Tage
nach der Operation auch ein Rückfluß nach dem Magen, der sich aber nicht wieder­
holte. Am 12. und 13. Tag nach der ersten Operation bestanden Durchfälle, die
wahrscheinlich dem Zeitpunkt der Abstoßung der Schleimhaut entsprachen. In
dem anderen Fall bestanden 7 Wochen lang unklare Schmerzen in der linken Bauch­
seite, intermittierendes Fieber, Durchfälle, starke Gewichtsabnahme. Bei der U nter­
suchung war ein Tumor fühlbar, der sich nach einem starken Schüttelfrost etwas
vergrößerte. Die Operation bestand in beiden Fällen in der Resektion und Ver­
einigung der beiden Dünndarmstümpfe.

510
Bauch

Ähnliche Fälle hat Verf. im Schrifttum nicht finden können, zum Vergleich
w ird ein weiterer Fall m itgeteilt, in dem nach Brucheinklemmung und Reposition
einer anscheinend sich gut erholenden Dünndarmschlinge sich eine narbige Stenose
entwickelte. Die Stenose war etwa 2—3 cm lang, während die reponierte Schlinge
10— 15 cm lang war. Die pathologische Untersuchung des Präparates schien makro­
skopisch die Schleimhaut im Bereich der Stenose völlig aufzuhören, mikroskopisch
fand sich regenerierte Schleimhaut. Es muß — auch nach dem klinischen Verlauf,
der auch hier zuerst Durchfälle und später Stenoseerscheinungen aufwies — sich
um einen ähnlichen Vorgang wie bei dem einen der beiden oben mitgeteilten Fälle
gehandelt haben, nur daß es hier nur zu einem Verlust der Schleimhaut kam, der
sich wieder regenerieren konnte. G. B e y e r (Berlin).

P. Rousset (Paris). Die terminale Ileitis (Gaz. Hop. 1941, Nr. 37/38.)
Verf. definiert die Ileitis terminalis als einen entzündlichen hypertrophischen
Prozeß der letzten Ileumschlinge, welcher unter akuten und chronischen Erschei­
nungen verläuft. D e u te lm o s e r beschrieb 1905 die »phlegmonöse Enteritis« der
letzten Ileumschlinge. An diese Arbeit schlossen sich weitere Beobachtungen von
C ro h n , G in z b u rg und O p p e n h e im e r an. Seit 1932 ist die Ileitis zu einem fest
umrissenen Krankheitsbild geworden. Die Ätiologie ist aber auch heute noch unklar.
Eine Reihe von banalen Saprophyten, Colibazillen, Streptokokken, Staphylokokken
und Pneumokokken sowie der Eberth’sche Bazillus konnten als Erreger nicht an­
erkannt werden. Auch wurde die Erkrankung als Folge einer Tuberkulose, Lues
und Lymphogranulomatose eindeutig abgelehnt. Pathogenetisch weist Verf. auf
die schlechten Ernährungsstörungen bzw. Gefäßverhältnisse der letzten Ileum­
schlinge hin. Auch ist der Reichtum an lymphoidem Gewebe in Betracht zu ziehen.
Bei der akuten Ileitis findet sich makroskopisch eine erhebliche subseröse Hyper­
vaskularisation des Darmes m it In filtration des Mesenteriums; histologisch zeigen
sich alle Zeichen einer banalen Entzündung m it Leukocyteninfiltration usw. sowie
das A uftreten von eosinophilen Zellen (O s tro w s k i).
Bei der chronischen Form unterscheidet Verf. eine verhältnismäßig frische
Form (F. récente) von einer älteren Form (F. ancienne). Bei der frischeren Form
liegen vorwiegend ulzeröse Veränderungen der Schleimhaut vor. Bei der älteren
kom m t es zu ausgedehnten granulomatösen Wucherungen, Infiltraten und Abszeß­
bildungen. Die Schlinge w ird hart, regide, zeigt Neigung zur Perforation und Fistel­
bildungen. Das klinische Krankheitsbild ist bei allen Formen schwer zu diagnosti­
zieren. Die Differentialdiagnose gegenüber der Appendicitis und E nteritis steht
im Vordergrund.
Bei den chronischen Formen ist das Röntgenbild oft wegweisend. In den meisten
Fällen kann aber nur die Probelaparotomie zur richtigen Diagnose führen. Die
Therapie erstreckt sich bei den akuten Formen im wesentlichen auf Allgemein­
behandlungen und eventuell Laparotomie m it Peritonealdrainage. Bei den chroni­
schen Formen ist die Resektion der Schlinge das Verfahren der Wahl. Enterostomie-
lleostomie können in Betracht gezogen werden. Die bisherige M ortalitätsziffer
liegt nach S trö m b e c k , welcher 68 Fälle operierte, zwischen 10 und 15%.
P. B o e c k e r (Bochum-Linden).

H. Recker (F rankfu rt a. M .). Zur K lin ik und Behandlung des Meckel’schen Diver­
tikels (Arch. klin. Chir. 202, H. 1/2, 4/3.)
Obwohl das Meckel’sche D ivertikel als eine der häufigsten Mißbildungen des
menschlichen Körpers bekannt ist — auf 56 Personen männlichen Geschlechts
kom m t eine m it einem Meckel’schen D ivertikel — , ist es geradezu erstaunlich, wie

511
Zentralblatt fü r Chirurgie 1943 Nr. 14

selten diese Mißbildung klinisch erkannt wird. Dabei kann das D ivertikel dieselben
Erscheinungen hervorrufen, wie der Wurmfortsatz. Es kann sich gangränös ver­
ändern, perforieren und Ursache fü r den Ileus sein. Da sich häufig im D ivertikel
Magenschleimhautinseln finden, kann sich hier ein Ulcus entwickeln. An Hand von
9 Fällen in denen das Divertikel lebensbedrohliche Zustände verursacht hatte,
weist Verf. die klinische Bedeutung dieser Mißbildung nach. A uf die differential­
diagnostischen Schwierigkeiten weist er besonders hin. Therapeutisch kom m t die
operative Entfernung des Divertikels oder bei Komplikationen die Resektion des
divertikeltragenden Dünndarmabschnittes in Frage. B la n k e (Berlin).

W. Schultz. Gibt es Appendicitisepidemien? (Münch, med. Wschr. 1941, Nr. 46.)


Man hat damit zu rechnen, daß neben der aus lokaler Ursache entstandenen
Appendicitis (Kotstein, Würmer u. dgl.) auch eine hämatogen entstandene Appen­
dicitis möglich ist, welche als übertragbare Infektionskrankheit figuriert. Gehäuftes
Auftreten, das mehrfach im Schrifttum sowie vom Verf. beschrieben wurde, ist
also darauf zurückzuführen, das eine akute übertragbare Infektionskrankheit vor­
lag. Als Erreger kommen nach heutiger Annahme anhämolytische Kokken, be­
sonders Enterokokken, in Frage, aber auch Pneumokokken können die Erkrankung
hervorrufen. H a h n (Tengen).

M. Matsuda. Über ein dem Rosenstein'schen Mesenterialdruckschmerz ähnliches


Symptom und seine chirurgische Bedeutung (Arch. jap. Chir. 18, 574 (1941).)
Wenn bei linker Seitenlage des Pat. auf die rechte Iliacalgrube gedrückt w ird,
oder bei Rückenlage die rechte Iliacalgrube m it Verdrängung des Coecum und
Colon ascendens nach links tief palpiert wird, so findet sich manchmal ein deutlicher
Schmerz. Röntgenologisch war bei diesen Fällen ein mehr oder weniger bewegliches
Coecum und Colon ascendens vorhanden. Bei der Operation dieser Fälle wurde
jedesmal eine perikolitische Membran, die von J a c k s o n zuerst beschrieben wurde,
gefunden. Ihre Breite entsprach immer der Ausdehnung des Druckschmerzes.
Durch die oben beschriebene Untersuchungsmethode w ird eine Anspannung der
Membran verursacht, und so ein peritonealer Zerrungsschmerz ausgelöst. Bei
4 Fällen, bei denen lediglich die Appendektomie ausgeführt wurde, blieben die
Beschwerden erhalten. Bei 2 dieser Fälle konnten sie durch die in zweiter Operation
vorgenommene Abschneidung der perikolitischen Membran beseitigt werden. Verf.
fordert daher, daß bei jeder Appendektomie eine vorhandene perikolitische Mem­
bran abgetrennt und die Coecopexie ausgeführt wird. S te n g e r (Berlin).

J. Sarasin. Die Indikation zur Operation bei der chronischen Appendicitis (Rev. méd.
suisse rom. 1941, N. 10.)
Die pathologische Anatomie hat festgestellt, daß von einem bestimmten
Lebensalter ab fast in allen Appendices die Zeichen einer abgelaufenen Entzündung
zu finden sind, meist in Form von Narben oder einer teilweisen Obliteration. Diese
narbigen Veränderungen können entweder auf eine nicht operierte akute oder
chronische Appendicitis zurückzuführen sein, oder auf kleinste, klinisch unter­
schwellige Reizerscheinungen bezogen werden. Sehr häufig sind an den chronischen
Entzündungen die benachbarten Organe m itbeteiligt in Form einer P e rityp h litis,
Periduodenitis oder Perigastritis. Die klinische Erfahrung hat gelehrt, daß die
Beschwerden, die von einer solchen chronischen Entzündung m it langsamem E r­
löschen des Entzündungsherdes, aber Mitbeteiligung der Nachbarschaft, durch
eine Appendektomie nicht beseitigt werden, in diesen Fällen ist also eine Operation
nicht angezeigt. Sie sollte vielmehr neben den akuten Fällen, von denen aber hier

512
Bauch

nicht die Rede sein soll, den Fällen von echten chronisch-rezidivierenden Appendi­
c i t i s Vorbehalten bleiben. Sehr ausführlich werden Symptomatologie und Diagno­
s tik besprochen. Verf. weist darauf hin, daß bei der chronisch-rezidivierenden
Appendicitis fast nie ein Spontanschmerz im rechten Unterbauch angegeben wird,
auch fehlen Erscheinungen von seiten des Kolons, Störungen der Darmtätigkeit
sind selten. Dagegen ist der Druckschmerz bei der Palpation an typischer Stelle
fast immer auszulösen, er ist zusammen m it der Röntgenuntersuchung, auf die
Verf. sehr großen W ert legt, das sicherste diagnostische Zeichen. Die klinische
Sym ptom atik verlangt eine Einteilung der chronischen Appendicitis in 3 Gruppen.
Die erste ist besonders bei Frauen häufig und verursacht Erscheinungen vorwiegend
von seiten der Gallenblase. Die Frauen klagen über Übelkeit, Schwindelanfälle,
migräneartige Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und Unverträglichkeit be­
stim m ter Speisen. Eine zweite Gruppe umfaßt die gastro-duodenalen Formen, sie
befällt vorwiegend Männer. Die Beschwerden sind ulcusartig, sie bestehen in
Schmerzen im Epigastrium, Schwere- und Völlegefühl in der Magengegend, Krämpfe,
Brennen, saures Aufstoßen und sogar Erbrechen. Die Beschwerden treten nach dem
Essen auf und werden durch Nahrungsaufnahme oder alkalische Medikamente ge­
mildert. Remissionen über längere Zeiten sind im Gegensatz zum Ulcus häufig. Die
dritte Gruppe ist am wenigsten häufig, sie bevorzugt Kinder. Die Kinder scheinen
von einem Infekt befallen, weswegen diese Gruppe auch die »infektiöse« genannt
w ird. Die Kinder erscheinen müde, sie magern ab, klagen über Verdauungs­
störungen und sind nie richtig auf dem Posten. E rst eine genaue Untersuchung
kann die wahre N atur der Erkrankung klären. Zu jeder der Formen bringt Verf.
ausführliche Schrifttumshinweise und besonders kennzeichnende Fälle.
G. B e y e r (Berlin).

J. Jungbluth. Neue Indikationen zur Behandlung der Appendicitis (Hippokrates


1941, H. 38, 977/983.)
Verf. hat schon früher (Dtsch. Chirurgie 254, H. 5/6) zum Thema: »Die Appen­
dicitis und ihre Behandlung« Stellung genommen, ebenso 1930 im Zbl. Chir. (Nr. 11)
»Über Indikationen zur Operation der akuten Appendicitis« eine Stellungnahme
veröffentlicht. Die jetzige ist fü r praktische Ärzte geschrieben. Nach J. zielen seine
Vorschläge nur auf eine Reform der Indikation, des Zeitpunktes der Operation hin.
Verf. meint, alle technischen H ilfsm itte l der neuen Zeit seien im Kam pf gegen die
Erkrankung erschöpft worden. Man habe sich ärztlich auf die möglichst frühzeitige
Operation geeinigt gehabt. Die Bevölkerung sei durch Presse und Nachrichtenwesen
von der Notwendigkeit der schnellen Operation unterrichtet und auch restlos dafür
gewonnen worden. Wenn trotzdem die Todesziffer noch zugenommen habe, so habe
man neben der Transportverbesserung noch A ktivierung des ärztlichen Beistandes
gefordert und gewissermaßen die Schuld auf Laien und überbürdete Allgemein­
praktiker geschoben. J. fü h rt die S tatistik von S tic h an (1926), der von Früh­
fällen 1,4% verlor, nach 48 Stunden 9,5% und bei diffuser Peritonitis 40%. Eine
amerikanische Übersicht nannte nach J. 1936 folgende Zahlen 0,86% bei nicht
perforierter, 11,4% bei perforierter Appendicitis und 39,9% Peritonitistodesfälle.
Verf. stellt folgende Grundsätze auf: 1. Frühfälle ohne Beteiligung des Peritoneums
sind zu operieren, 2. solche m it beginnender Peritonealbeteiligung können operiert
werden, 3. Fälle, bei denen eine stark ausgesprochene Beteiligung des Peritoneums
oder Perforation anzunehmen ist, sind nicht zu operieren. J. gibt zu, daß Schwierig­
keiten bestehen festzustellen, ob das Peritoneum beteiligt sei. Im Zweifelsfalle sei
es besser, eine Beteiligung desselben anzunehmen und die Operation aufzuschieben.
Die konservative Behandlung läßt alle Reizmittel (Wärme- oder Kälteanwendung,

513
Zentralblatt für Chirurgie 1943 Nr. 14

Höhensonne usw., Injektionen von Eiweiß oder Ölemulsion, Serum-, Prontosil-


verabreichung) fort. Dafür wurde in steigendem Maße zur Morphiumtherapie über­
gegangen. (Darmstillegung und Entspannung, und zwar bis zu 3 cg in 24 Stunden.)
J. hatte so 3 Todesfälle bei 800 einschlägigen Kranken. Die Appendektomie nim m t
er jetzt erst 8 Tage nach Fieberfreiheit vor. Es sei von größter W ichtigkeit, die
Möglichkeit zu vermeiden, während der Operation noch auf einen versteckten, nicht
resorbierten Abszeß zu stoßen. Verf. fü h rt auch eine im Jahre 1934 von dem A m eri­
kaner O chsner veröffentlichte Arbeit an, die fü r die konservative Behandlung
der Appendicitis m it peritonealer Beteiligung eintrete.
Anmerkung des Referenten: Man liest die Arbeit nicht ohne Verwunderung.
So z. B. m it Bezug auf die Meinung des Verf., daß alle (technischen) M itte l im
Kampf gegen die Erkrankung erschöpft seien. Wer in der ärztlichen Praxis in Stadt
und Land und auf chirurgischen Krankenstationen in Krankenhaus und K lin ik
tätig ist und gewesen ist, der weiß, daß es m it dem Frühaufmerksamwerden und
Frühaufsuchen des Arztes seitens der Kranken und — man darf das sagen — auch
m it der Früheinweisung durch den einen oder anderen A rzt durchaus noch mangelt.
Das beweist ja auch z. B. die hohe Todesziffer und die Zahl der der dritte n Gruppe
Zugehörigen bei J. (800), sowie auch eben die Tatsache, daß noch so viele Appen-
dicitiden im Spätstadium erst eingewiesen werden. Sodann ist es ja wohl keineswegs
so, daß etwa regelmäßig von der Mehrzahl der Chirurgen auch die Erkrankungsfälle
der Appendicitis im Spätstadium (Abszeß) überhaupt oder zumindest ohne weiteres
operiert werden. Er sieht in der Verbreitung der Meinung, daß tatsächlich alles in
der Bevölkerung und seitens der Ärzte zur Früheinweisung der Appendicitis getan
werde, eine Gefahr, eben weil es nicht so ist und alles getan werden muß, mehr als
bisher dieses Ziel der Früheinweisung zu erreichen. S ta r k (Berlin).

M. Brodin. Die chronische Appendicitis; ihre Diagnostik durch Palpation in auf­


rechter Stellung und ihre Rückwirkung auf das Duodenum m it Stauung im
Genu inferius, die sich durch die radiologische Untersuchung der Darmpassage
nachweisen läßt (Presse méd. 1941, 619.)
Nach den letzten amerikanischen Statistiken sterben in den Vereinigten Staaten
jährlich 17000 Menschen an Appendicitis. Da der akute Anfall in den seltensten Fällen
einen völlig gesunden W urmfortsatz ergreift, so ist die Diagnose der chronischen
Appendicitis von größter W ichtigkeit. Die chronische Appendicitis w ird häufig
übersehen, weil ihre Symptome nicht örtlich begrenzt sind, viel häufiger sind es
Fernsymptome, die scheinbar auf eine Erkrankung des Magens, der Gallenblase
und des Darmes hindeuten. Eine weitere Quelle fü r diagnostische Irrtü m e r ist
die vielfach verbreitete Ansicht, daß bei einer Appendicitis ein D ruckpunkt in
der rechten Darmbeingrube bei Rückenlage nachweisbar sein müsse. Dabei sind
Fälle von chronischer Appendicitis, bei denen in Rückenlage keinerlei D ruck­
empfindlichkeit in der rechten Darmbeingrube nachzuweisen ist, recht häufig. Die
Kranken müssen daher stets auch in linker Seitenlage und in aufrechter Stellung
auf Druckempfindlichkeit untersucht werden. Bei der Palpation am stehenden
Kranken ist der Schmerz stets viel lebhafter und eng begrenzt. Die Stelle, an der
er sich nachweisen läßt, wechselt je nach den anatomischen Verhältnissen und kann
sehr hoch oder kaum über dem Schambein liegen.
Da ferner bei der chronischen Appendicitis das Duodenum schon frühzeitig
durch Entzündung der Lymphwege in Mitleidenschaft gezogen w ird, so kom m t
es im untersten Abschnitt des Duodenums zu einer Stase des Inhalts, die sich am
Röntgenschirm deutlich nachweisen läßt und fü r die Diagnose einer chronischen
Appendicitis von größter Bedeutung ist; weiterhin zeigt die röntgenologische

514
Bauch

Untersuchung der Darmentleerung eine Spätretention des Kontrastbreis im Coecum


und in einem D ritte l der Fälle eine Füllung des Wurmfortsatzes, nachdem das
K ontrastm ittel den ganzen Dickdarm bereits passiert hat.
A u f Grund dieser beiden Symptome konnte Verf. bei 800 Kranken, die wegen
verschiedener Magen-Darm-Leiden bisher ergebnislos behandelt worden waren,
eine chronische Appendicitis diagnostizieren und meist auch bei der Operation
feststellen. Von 500 nachuntersuchten Kranken waren 90% völlig beschwerdefrei
geworden. Bei der Röntgenuntersuchung war eine Stauung des Kontrastmittels im
Duodenum nicht mehr nachzuweisen. F. M ic h e ls s o n (Schömberg.)

R. Warren und H. Th. Ballantine jr. (Boston). Die chronische Appendicitis. Ergeb­
nisse der Appendektomie wegen rezidivierender Schmerzen im rechten unteren
Quadranten des Abdomens (J. amer. med. Assoc. 117, Nr. 12 (1941).)
Chronische Appendicitis wird ein Krankheitsbild genannt, das in wiederkehren­
den Schmerzen im rechten unteren Quadranten des Abdomens besteht, in der Regel
ohne frühere oder augenblickliche krankhafte Veränderungen der Appendix. Von
138 Kranken (einschließlich 69 m it echter chronischer Appendicitis), bei denen die
nicht entzündete Appendix wegen solcher Schmerzen entfernt wurde, blieben etwa
25% ungebessert oder wurden durch die Operation verschlimmert. Kranke, bei denen
die Beschwerden erst kurze Zeit bestanden und wenig Anfälle aufgetreten waren,
hatten bessere Heilungsaussichten als die m it schon lange Zeit bestehenden Be­
schwerden und vielen Anfällen. Die Ergebnisse waren bei männlichen Kranken
besser als bei weiblichen. Ein Todesfall kam nicht vor, aber die Krankheitsdauer
infolge dér Operation darf nicht unberücksichtigt bleiben, und man soll bei der
sogenannten chronischen Appendicitis m it der chirurgischen Behandlung zurück­
haltend sein. K a r l F r its c h (Kassel).

O. W. Wangensteen und C. Dennis (Minneapolis). Die Erzeugung experimenteller


akuter Appendicitis (m it Durchbruch) bei höheren Affen (Surg. etc. 70, Nr. 4
(1940).)
Bei 3 Schimpansen und 2 Gibbons wurde die Appendix gekappt, ihre Mündung
in das Coecum durch Umbindung verschlossen und ,;e dann vorgelagert. M it einer
eingebundenen Kanüle wurde dann der sich in der A, v endix bildende Druck mittels
eines Manometers gemessen. Bei dem ersten Schimpansen platzte die Appendix,
nachdem in 30 Stunden und 40 Minuten der Innendruck auf 76 cm Wasser gestiegen
war. Der zweite Schimpanse starb nach 10 Stunden an Lungentuberkulose, und bei
dem dritten platzte die Appendix nachdem der Innendruck in 39 Stunden auf 106 ccm
Wasser gestiegen und 3 Stunden lang auf dieser Höhe geblieben war. Die mikrosko­
pische Untersuchung aller drei Wurmfortsätze ergab diffuse Appendicitis. Bei den
Gibbons dauerte der Versuch 48% bzw. 22 Stunden und wurde dann abgebrochen.
Der Innendruck war nur in den ersten Stunden auf 6— 7 cm Wasser gestiegen. Es
wurde also nur wenig Flüssigkeit in die Lichtung abgesondert, und es entstand des­
halb, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, auch keine Appendicitis. Die
anatomischen und physiologischen Untersuchungen der Wurmfortsätze, die den
Versuchen vorausgingen, ergaben bei den Schimpansen sehr menschenähnliche
Verhältnisse, bei den Gibbons dagegen nicht. Verf. folgern aus diesen Versuchen,
daß auch beim Menschen bei genügend lange dauerndem Verschluß der Mündung
der Appendix Appendicitis m it Durchbruch entsteht.
K a r l F r its c h (Kassel).

515
Zentralblatt für Chirurgie 1943 Nr. 14

E. Savarese (Genua). Die Wahl der Schnittführung bei der Appendektomie (P o li-
clinico, Sez. chir. 1941, H. 11.)
Es wird eine quere Schnittführung bei der Appendektomie empfohlen, weil
diese die geringste Schädigung der Nerven und Muskulatur aufweist. Man kann
den Schnitt nach medial verlängern durch Spaltung der Rektusscheide in der
Faserrichtung quer und Abdrängung des Muskels. A uf diese Weise läßt sich auch
die andere Muskulatur in der Faserrichtung spalten.
K . V o lk m a n n (Eisleben).

A. Viranda (Turin). Volvulus des Coecums (Arch. ital. Chir. 60, H. 4 (1941).)
Bericht über einen Fall von Volvulus des Coecums, der in akutem Stadium
durch Hemikolektomie geheilt wurde.
Im italienischen Schrifttum sind bis je tzt 22 solcher Volvulusfälle beschrieben,
bei denen es sich um 19 Männer und 3 Frauen handelte. Operativ wurde die Detorsion
in 6 Fällen (m it 0% M ortalität) die Detorsion und Coecostomie in 5 Fällen (m it
60% M ortalität), die Hemikolektomie in 5 Fällen (20% M o rta litä t) und andere
Eingriffe in 4 Fällen (m it 25% M ortalität) vorgenommen.
K . V o lk m a n n (Eisleben).

K. Lange. Die sakro-abdominale Mastdarmexstirpation (Chirurg 1941, 511.)


L. gibt die genaue Technik seines Verfahrens an. Es geht dabei so vor, daß
er ohne Resektion des Kreuzbeins zuerst typisch nach Göt z e die sekrale M obili­
sation ausführt. Nachdem der Darm mobilisiert ist, wird er in die Kreuzbeinhöhlung
nach oben gedrängt, die untere Wunde verschlossen. Jetzt abdominales Vorgehen
m it Beendigung der Operation durch Kunstafter. War vorher ein Anus iliacus
angelegt worden, so wird lediglich die Abtragung des unteren Darmteils vor­
genommen. Dadurch, daß der mobilisierte Darm von unten das Bauchfell dem
Operateur entgegendrückt, ist die Operation von oben aus erleichtert und schnell
durchführbar. Infektion durch das Hindurchziehen des gelösten Darmteils braucht
man nicht zu fürchten. Gekürzte Krankengeschichten von 4 derartig operierten
Fällen. — Wenn auch die Operationsmethoden sich dem Einzelfalle anpassen
müssen, so hält es L. fü r wünschenswert, daß sich gerade fü r diese Operation, die
sicher auch oft in kleinen Krankenhäusern ausgeführt w ird, eine gewisse Standardi­
sierung herausbildet. Maßgebc d fü r die Brauchbarkeit einer Methode bleibt immer
die praktische klinische Erfahrung (primäre M ortalität und R ezidivfreiheit auf
Grund einer größeren Zahlenreihe). L. empfiehlt, das angegebene Verfahren nach­
zuprüfen. S t a h n k e (Ludwigshafen).

H. J. Vandenberg (Grand Rapids, Mich.). Die in Vergessenheit geratene Moynihan-


sche Tube beim akuten mechanischen Dünndarmverschluß (Ann. Surg. 113,
1066/1067 (1941).)
Der akute mechanische Verschluß des Dünndarmes ist eine der schwierigsten
Aufgaben, vor die der Chirurg gestellt wird. Der Gebrauch des Moynihan’schen
Rohres eignet sich sehr zur Behandlung dieses Leidens.
D o h m e n (Berlin-Friedrichshagen).

V e r a n t w o r t lic h fü r die R edaktion: Professor Dr. P. R o s to c k , B e rlin ; fü r A nzeigen:


B e r n h a r d v. A m m o n , Leipzig. Anzeigenannahme: Leipzig C 1, Salomonstraße 18B. T e l.70861.
Verlag: J o h a n n A m b r o s iu s B a r t h , Leipzig. P rinted in Germany. Z u r Z e it g ilt P reisliste 5.
D ruck: B r e i t k o p f & H ä r t e l , Leipzig C 1

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Zentralblatt tur Chirurgie 1943 Nr. 14 V II

A m p u lle n zu 0,01 g
(T ro c k e n a m p u lle n )

F H O f F f n / M ^ N . l A R ö Q H E &CQ A G B E RL I N
g ra u m a p fcfsp a re n l
aber wie •
Ein Ohrenarzt rät: Für die N achbehandlung von O h ro p e ra tio n e n benutze
ich g e rn b o g e n fö rm ig geschnittene W und pflaste r. N ähm e ich d ie nun vom
selben Pflasterstreifen, von dem ich die üblichen ge rade n W u n d p fla s te r ab - «
schneide, dann hätte ich viel A b fa ll (Abb. 1). Darum halte ich stets z w e i
P flasterstreifen im G ebrauch: einen nur fü r die ge rade n (A bb. 2), den andern
nur fü r die bo ge n fö rm ig e n Pflaster (Abb. 3). Ersparnis bis 25 % .

Ver- Schnitt-

Schnitt
. sch n itt* ,

(Abb. 1). (Abb. 2), (Abb. 3).


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