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Uteruskarzinom-Fallbeispiel

Bei Fr. Kramer, 86 Jahre, seit 2 Jahren Witwe, traten vor ca. 8 Monaten immer wieder
vaginale Blutungen auf. Erst auf Drängen ihrer Tochter, ging Fr. Kramer vor ca. 4 Monaten zu
einem niedergelassenen Gynäkologen. Nach der Untersuchung wurde Fr. Kramer von dem
Gynäkologen ins Krankenhaus eingewiesen zur näheren Abklärung und Therapie. Bei dieser
Erstaufnahme vor 4 Monaten auf der gynäkologischen Station 3 G des St.
Elisabethkrankenhauses wurde ein fortgeschrittenes Uteruskarzinom (Endometrium-
karzinom) festgestellt. Daraufhin bekam Frau Kramer ambulant Bestrahlungen, ihr Tochter
hat sie darin unterstützt. Eine Chemotherapie und auch eine OP wurden von Fr. Kramer
abgelehnt.

Die Tochter von Fr. Kramer ist zu 70% berufstätig und hat 2 Kinder im Alter von 18 und 23
Jahren. Die jüngere Tochter steht kurz vor dem Abitur. Das Verhältnis zwischen Frau Kramer
und ihrer Tochter ist eher angespannt, da Fr. Kramer keine Hilfe von fremden Menschen
annehmen will. Sie besteht darauf, dass ausschließlich die Tochter sie unterstützt, was für
die Tochter kaum zu leisten ist.

Heute wurde Frau Kramer erneut auf der gynäkologischen Station 3G aufgenommen. Ihr
Hausarzt veranlasste die Einweisung wegen extremer AZ-Verschlechterung und mehrfacher
häuslicher Stürze. Frau Kramer ist sehr geschwächt, wiegt nur noch 49 kg und spricht sehr
langsam und leise. Sie kann aufgrund der körperlichen Schwäche auch nicht mehr
mobilisiert werden. Fr. Kramer gibt deutliche Schmerzen im li. Oberschenkel/Hüftbereich an,
v. a. beim Drehen im Bett oder beim Anwinkeln der Beine. Seit einem Sturz vor 6 Wochen
hat sie eine offene Stelle am Unterschenkel, die nach Aussage ihrer Tochter nicht heilen will,
obwohl sie jeden Tag einen VW durchführt. Momentan wird Fr. Kramer mit Schmerzmitteln (4
x tgl. 1000 mg Novalgin® und bei Bedarf Sevredol® 10 mg) behandelt, die sie jedoch nicht
regelmäßig nimmt. Fr. Kramer hat eine Patientenverfügung in der festgehalten ist, dass sie
weder Reanimation noch lebensverlängernden Maßnahmen möchte.

Die behandelnde Gynäkologin berichtet, dass mehrere Untersuchungen gelaufen sind und
es Metastasen in den Knochen, in der Lunge und in der Leber gibt. Außerdem ist der
Oberschenkelknochen gebrochen und der hinzugezogene Chirurg würde eine operative
PFN-Anlage vorschlagen. Die Gynäkologin spricht von palliativer Behandlung. Sie würde
eine zusätzliche Belastung durch eine Operation nicht für sinnvoll erachten und empfiehlt
eine stationäre Pflegeeinrichtung incl. Palliativnetz oder einen Platz im Hospiz.

Die Mutter äußert wiederholt den Wunsch, nach Hause gehen zu wollen. Die Tochter, die im
letzten halben Jahr zu Fr. Kramer mind. 1-2 x täglich kam, fühlt sich mit der gesamten
Situation überfordert. Während die behandelnde Ärztin und die Tochter sich weiter auf dem
Flur unterhalten, geht die Pflegefachfrau Elisabeth H. ins Zimmer und findet Fr. Kramer nach
Luft ringend vor, die Lippen sind blau verfärbt.

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Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane Medizin B3.1

Myom

– Definition: Gutartiger Tumor der Uterusmuskulatur (Myometrium)

– Ursachen/Entstehung: Östrogenabhängiges Wachstums (oft bestehen mehrere


Myome gleichzeitig), Alter häufig 40.-50. Lebensjahr

– Symptome: -häufig keine Symptome


-Menstruationsstörungen, Fehlgeburten
-Beschwerden beim Wasserlassen/Stuhlgang: Harndrang, Harnstau,
Obstipation durch Druck (Raumforderung) auf Nachbarorgane
-Bauchschmerzen, Rücken(Kreuz)schmerzen

– Komplikationen: -selten maligne Entartung, bei ausgeprägten Blutungsstörungen


sollte eine Abrasio erfolgen, um Karzinom auszuschließen
-Stieldrehung (Gefäßverschluss → akutes Abdomen)

– Therapie: Regelmäßige Untersuchung (6-12 Monate), bei starken Beschwerden


Operation, alternativ: Katheterembolisation, Hormonelle Therapie

Korpuskarzinom (Endometriumkarzinom)

– Definition: Karzinom (Maligner=bösartiger Tumor) ausgehend von der


Schleimhaut des Uteruskorpus.

– Ursachen/Risikofaktoren: Östrogeneinfluss (Behandlung mit Östrogenpräparat),


Alter häufig ~ 60. Lebensjahr

– Symptome: -vaginale Blutung nach der Menopause


-Blutungsstörungen (häufigere, längere, unregelmäßige Blutungen)
-auffälliger Ausfluss

– Diagnostik: Sonografie (Ultraschall), Hysteroskopie mit Abrasio


(Schleimhautabtragung)

– Therapie: -Hysterektomie (Uterusentfernung) mit Entfernung der Eierstöcke und


evtl. der Lymphknoten (da Metastasengefahr), -Bestrahlung, -Chemotherapie

Descensus uteri (Gebärmuttersenkung)

– Definition: Descensus uteri: Senkung des Uterus (extrem: Prolaps=Vorfall) durch


Beckenbodenschwäche: Überlastung des Beckenbodens durch erhöhten
intraabdominellen Druck (Adipositas), Geburten
evtl. mit Zystozele=Absenkung Harnblase, Rektozele: Absenkung Enddarm

– Symptome: Belastungsinkontinenz (=Stressinkontinenz:Urinabgang beimHusten),


Beschwerden beim Wasserlassen, Rückenschmerzen, Obstipation

– Therapie: Beckenbodentraining, Pessar-Einlage, Gewichtsabnahme, Operation

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Das Bewegungssystem

1. Knochen (Skelettsystem aus Knochen- und Knorpelgewebe)

Aufgaben

– Stabiles Gerüst (Stützgewebe) - Schutz innerer Organe (z.B. Lunge, Gehirn)

– Mineralspeicher (Kalzium, Phosphat) - Ort der Blutzellenbildung

Knochenzellen: 1. Osteoblasten: Knochenaufbau (Östrogene)


2. Osteoklasten: Knochenabbau (Parathormon)
Osteoblasten und Osteoklasten ermöglichen einen ständigen Knochenumbau
zur Anpassung des Knochens an wechselnde Belastungssituationen

Hormone steuern den Knochenumbau:


Parathormon (Epithelkörperchen) stellt Kalzium (Ca) im Blut parat durch Ca-
Freisetzung im Knochen, Ca-Resorption Darm steigt, vermindert Ca-Sekretion Niere
Östrogene regen die Osteoblasten und die Knochenneubildung an.

Osteoporose: Generalisierte Skeletterkrankung mit Verlust an Knochensubstanz und


erhöhter Frakturgefahr Ursachen: Ungleichgewicht zwischen Knochenaufbau/abbau
in Folge von z.B. Bewegungsmangel, Wechseljahre (Östrogenmangel), Ca-Mangel
(Ernährung), Vit D-Mangel, Hyperthyreose, Nieren-Darmerkrankungen, Kortison
Symptome: Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkung, Buckel, Frakturen
Therapie: Kalzium, Vitamin D, Bisphosphonate, OP, Ernährung, Bewegung, Gewicht

2. Muskulatur (Skelettmuskulatur, glatte Muskulatur)

– Skelettmuskulatur für willkürliche Bewegung (z.B. Armmuskeln)

– Glatte Muskulatur für unwillkürliche Bewegung (z.B. Darmperistaltik)

Muskeltonus: Anspannungszustand des Muskels je nach Kontraktion/Relaxation

– Aufgaben: Bewegung, Haltearbeit (Fixierung von Körperteilen), Wärmebildung,


Rückstrom von venösem Blut und Lymphflüssigkeit zum Herzen, Reflexe

3. Gelenke (wie Scharniergelenk (Fingergelenke), Kugelgelenk (Hüftgelenk))

Gelenkflächen, Gelenkknorpel, Gelenkspalt, Gelenkflüssigkeit, Gelenkkapsel,


Gelenkbänder, Gelenkpfanne (stabiles Knochenende), Gelenkkopf (bewegliches K.e.)

Hallux valgus: Fehlstellung im Großzehengrundgelenk mit Krallen-, Hammerzehen


Kontraktur: Gelenkversteifung als Folge von Muskel-, Sehnen-, Kapselverkürzung
Arthrose: (Gelenkverschleiß): chronisch degenerative Gelenkerkrankung mit
Schmerzen und Funktionseinschränkung Ursachen: Knorpelabnutzung durch
Gelenksüberlastung (Alter, Adipositas, Gicht, Verletzung) Symptome: Anlaufschmerz,
Gelenkverformung, Entzündungszeichen Therapie: Entlastung (Gehhilfe, Gewichts-
reduktion), Bewegung, Physiotherapie, Wärme/Kälte, Medikamente(NSAR),Operation

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Erkrankungen der Knochen

Frakturen (Knochenbrüche)

– Definition: Unterbrechung der Kontinuität eines Knochens (in der Regel mit
Bildung eines Bruchspalts und Dislokation)

– Ursachen: Trauma (Gewalteinwirkung nach Sturz, erhöhte Sturzneigung im Alter)


Osteoporose (verminderte Knochendichte/Knochenstabilität im Alter)
Metastasen (Tumorabsiedlungen bösartiger Tumore im Knochen)

– Symptome: - geschlossene Fraktur: Weichteilmantel (Haut,Muskel) unverletzt


- offene Fraktur: Weichteilmantel verletzt/eröffnet
Schmerz, Schwellung, Hämatom (Bluterguss), Bewegungseinschränkung
Fehlstellung, abnorme Beweglichkeit, sichtbare Knochenfragmente

– Diagnose: Die Prüfung von DMS (Durchblutung, Motorik, Sensibilität (Gefühl))


muss nach jeder Verletzung, nach Gips-/Schienungsverbänden und Operation
distal (peripher) davon durchgeführt werden! Bei Fraktur/Trauma: Anamnese,
klinische Untersuchung, Röntgen (2Ebenen), CT (Computertomografie)

– Therapie: Frakturbehandlung gliedert sich in 3 Schritte:


- Reposition: Anatomisch korrektes Einrichten/Stellung der Fraktur
entweder Geschlossen (Zug/Druck) oder Offen (Operation)
- Retention: Ruhigstellung durch Gips,Schienen, Verbände, Extension,
Osteosynthesen (z.B.: Schrauben, Platten, Nägel)
- Rehabilitation: Wiederherstellung der Knochenfunktion durch
Physiotherapie, Anleitung/Übungen zu Alltagsaktivitäten

Frakturen im Alter: -Abnahme des Kalksalzgehaltes im Knochen → Bruchgefahr


-langanhaltende Immobilisierung (Muskelabbau) meiden, -längere Heilungszeiten,
-häufige Frakturen: Oberschenkelhals- (Bein/Hüfte), Radius-/Humerusfraktur (Arm)

Bei jeder Ruhigstellung der unteren Extremität, auch einer kurzzeitigen, erhöht sich die
Thrombosegefahr. Deshalb muss eine Thromboseprophylaxe erfolgen, in der Regel mit
niedermolekularem Heparin, das subkutan gegeben werden kann.

Die Pflege sollte das operierte Körperteil zuerst an- und das Gesunde zuerst ausziehen!

Komplikationen: -verzögerte Heilung sowie Pseudarthrose (fehlende knöcherne


Überbrückung des Bruchspalts nach 4–6 bzw. 6–8 Monaten)
-Infektion desKnochens(Ostitis)/Knochenmarks(Osteomyelitis) =offeneFraktur
-Kompartmentsyndrom: Tritt v. a. am Unterschenkel auf. Aufgrund unnachgiebiger
Faszien führt ein Hämatom oder Ödem innerhalb einer Muskelloge(=Kompartment)
zu einem Druckanstieg mit Durchblutungs- und Nervenfunktionsstörungen.
Symptome sind starke Schmerzen, Schwellung und Sensibilitätsstörungen. Der
Verband muss entfernt, bei gesicherter Diagnose die Faszie gespalten werden.
-Komplexes regionales Schmerzsyndrom = CRPS: Durchblutungsstörungen des
Knochens und der umgebenden Weichteile führen erst zu einer Schwellung, dann zur
Atrophie der Weichteile und Gelenkversteifung. Prävention: Schmerztherapie,
absolute Ruhigstellung der Fraktur, frühzeitige Bewegung der betroffenen Extremität.

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Anatomie und Physiologie des Schmerzes

Schmerz: (Definition) Schmerz ist „ein unangenehmes Sinnes- oder


Gefühlsempfinden, das mit einer aktuellen oder potentiellen Gewebeschädigung
einhergeht oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“
Definition der International Association for the Study of Pain, 1986

Schmerzen entstehen durch Veränderungen im Gewebe, wie z.B. Verletzungen,


Entzündungen, Mangeldurchblutung eines Organs, Hitze/Kälte, Druck auf ein Organ. Diese
Gewebebelastungen führen zur Ausschüttung von Gewebehormonen (z.B. Prostaglandine),
die wiederum zu Entzündung mit z.B. Schwellung und Fieber führen. Durch diese
Veränderungen werden Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) aktiviert, die den Reiz
aufnehmen und über afferente Nervenbahnen (1. Zellkern im Spinalganglion) an das
Rückenmark (RM) weiterleiten. Nach Umschaltung im Hinterhorn (2. Zellkern) geht die
Weiterleitung über den Vorderseitenstrang im Rückenmark zum Thalamus (Zwischenhirn)
und weiter ins Gehirn (Großhirnrinde Gyrus postcentralis).

Die Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzreizen wird durch absteigende


schmerzhemmende Bahnen beeinflusst. Diese körpereigenen Schmerzhemmsysteme
setzen GABA (Neurotransmitter) und körpereigene Opioide (Enkephaline) frei, die an
speziellen Opioidrezeptoren präsynaptisch (Reiz-Überleitungsstelle=Synapse) binden und
die Ausschüttung der Schmerz-Botenstoffe (=Schmerz-Transmitter) reduzieren, so dass der
Schmerzreiz nur noch vermindert weitergeleitet werden kann.

Emotionale Faktoren (subjektive Einstellung) spielen beim Schmerz eine große Rolle. Die
Schmerzwahrnehmung wird beeinflusst von persönlichen Erfahrungen und Bewertungen,
von den Behandlungsmöglichkeiten und den Auswirkungen auf das Alltagsleben. Starke
Schmerzen wirken auf das Vegetative Nervensystem (Sympathikus/Parasymphatikus) mit
Blutdruck- und Pulsanstieg, Muskelkrämpfen, Wundheilungsstörungen. Schmerzbedingte
Einschränkung der Mobilität belastet Lunge und Venen (Beinvenenthrombosen). Schmerzen
sind ein Stressfaktor der die Durchblutung, die Magen-Darmtätigkeit und Harnausscheidung
beeinflusst.

Schmerzdiagnostik

In der Schmerzdiagnostik sind Anamnese und körperliche Untersuchung wichtig. Die


Anamnese stellt Fragen zum Schmerz: -Lokalisation, -Dauer, -Charakter (stechend,
brennend, dumpf?), -Intensität, -Auslöser, abschwächende/verstärkende Faktoren,
psychosoziale Faktoren (Schmerzerleben, Schmerzen im Alltagsleben?)

Schmerztagebuch ist vor allem bei chronischen Schmerzpatienten sinnvoll.

Da Schmerzen individuell empfunden werden, ist eine objektive Messung schwierig. Zum
Einsatz kommen verschiedene Ratingskalen: Zur Schmerzdokumentation gibt der Patient
auf verschiedenen Ratingskalen die empfundenen Schmerzintensität an. Es gibt -
numerische (1-10), -verbale (kein/mäßig/mittelstark/stark/stärkster vorstellbarer Schmerz), -
visuelle (Smiley-Gesichter) Skalen. Sie ermöglichen auch eine gute
Verlaufsdokumentation.

Schmerzen in allen Altersstufen: Kinder, Menschen mit Demenz oder geistiger Behinderung
können sich hinsichtlich ihrer Schmerzen oft nicht artikulieren. Eine professionelle
Patientenbeobachtung, Befragung der Angehörigen ist an dieser Stelle besonder wichtig.

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Schmerztherapie

Vor der Schmerztherapie sollte in der Regel die Ursache geklärt werden. Ziel der
Behandlung ist die Schmerzfreiheit durch die der Kranke psychisch unbeeinträchtigt ist und
aktiv an seiner Gesundung arbeiten kann. Es wird die medikamentöse (Schmerzmedikament
=Analgetika) und nicht-medikamentöse Schmerztherapie unterschieden:

Medikamentöse Schmerztherapie

1. Nichtopioidanalgetika: Wirkung: Hemmen die Cyclooxygenase und damit die Bildung


von Prostaglandinen (Entzündung, Fieber, Schmerz). Sie
werden „Nicht Steroidale Anti-Phlogistika/Rheumatika (NSAP/R) genannt. NSAR sind z.B.
Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, Celecoxib.
Acetylsalicylsäure wirkt auch in niedriger Dosierung als Thrombozytenaggregationshemmer.
Keine NSAR sind z.B. Paracetamol (ben-u-ron) oder Metamizol (Novalgin), da sie nur gegen
Schmerz- und Fieber wirken, nicht aber entzündungshemmend. Metamizol wirkt zudem
krampflösend (Kolik,Tumor). Nebenwirkungen: Schädigung der Magenschleimhaut und der
Niere, Asthmaanfälle, Gefäßspasmen, Hautreaktionen und bei Metamizol: Agranulozytose!

2. Opioidanalgetika: Wirkung: Hemmen die neuronale Erregung/Schmerzleitung im


ZNS (Gehirn/Rückenmark) durch Opioidrezeptoren und wirken
analgetisch (schmerzstillend). Opioide unterliegen meistens dem Betäubungsmittelgesetz.
Nebenwirkungen: Atemdepression (atmungsunterdrückend),
Sedierung, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Krämpfe in Inneren Organen (Koliken),
Miosis, Abhängigkeit, Missbrauch, Sucht. Man unterscheidet stark wirksame (Buprenorphin,
Fentanyl, Morphin) und schwach wirksame (Codein, Tramadol) Opioide. Sie werden zur
Behandlung starker akuter und chronischer Schmerzen eingesetzt. Zur Akutbehandlung
werden sie häufig parenteral verabreicht (auch als Schmerzpumpe, die der Patient steuern
kann), zur chronischen Therapie oral oder transdermal als Pflaster (z.B. Fentanylpflaster).
Kontraindikationen: Opioide sind bei stark eingeschränkter
Lungenfunktion nicht einzusetzen(Ausnahmen:Palliativtherapie,akuteAtemnot/Lungenödem).
Gleichzeitiger Alkoholkonsum oder Einnahme von Psychopharmaka(Antidepressiva) meiden.
Naloxon hebt die Opioidwirkung auf (Opioidantagonist). Manche Präparate wie z.B. Tilidin
werden mit Naloxon kombiniert, um die Missbrauchsgefahr zu reduzieren.

3. Koanalgetika: Wirkung: Keine Analgetika, aber mit schmerzlindernder


Begleitwirkung in Kombination mit Analgetika. Dazu gehören
z.B. Antidepressiva, Antikonvulsiva, Bisphosphonate und Glukokortikoide.

4. Lokalanästhetika: Wirkung: Örtliche Betäubung durch Blockade der


Schmerzreizleitung in den Nervenfasern zur Lokalanästhesie
(Oberflächenanästhesie) oder Regionalanästhesie (Infiltrations- und Leitungsanästhesie).
-Oberflächenanästhesie: zur Oberflächenbetäubung, z.B. vor Eingriffen am Auge
-Infiltrationsanästhesie: zur subkutanen Injektion, z.B. kleine chirurgische Eingriffe
-Leitungsanästhesie: -periphere Leitungsanästhesie: Betäubung einzelner Nerven
oder Nervenplexus bei operativen Eingriffen oder zur Schmerztherapie.
-rückenmarknahe Verfahren: Spinal-, Periduralanästhesie,
Periduralkatheter (Lokalanästhetikum meist mit Opioid in
den Periduralraum appliziert)
Häufig eingesetzte Lokalanästhetika: Lidocain (Xylocain), Bupivacain (Carbostesin)
Kontraindikationen: Gerinnungsstörung (ASS), Allergie, erhöhter Hirndruck, RM-Erkr.

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WHO-Stufenschema der Schmerztherapie

Der Arzt muss bei der Auswahl der Analgetika die Art des Schmerzes und
patientenbezogene Informationen (z.B. Schwangerschaft) berücksichtigen. Das WHO-
Stufenschema stuft die Verordnung bei chronischen Schmerzen folgendermaßen ein:

Stufe 1 (Basismedikation bei leichten Schmerzen):


Nichtopioidanalgetika (z.B. ASS, Ibuprofen, Diclofenac, Paracetamol, Metamizol)

Stufe 2 (Mittelstarke Schmerzen):


Nichtopioidanalgetika plus schwache Opioidanalgetika (z.B. Tramadol, Tilidin)

Stufe 3 (Starke Schmerzen):


Nichtopioidanalgetika plus starke Opioidanalgetika (z.B. Fentanyl, Morphin)

Auf jeder Stufe können Koanalgetika zusätzlich verordnet werden, z.B. Glukokortikoide

Glukokortikoide: Steroidhormone der Nebennierenrinde (als Medikament: Kortison)


Wirkung: Immunsuppressiv, antientzündlich (bei Allergien,chronischen Entzündungen)
Nebenwirkungen: Proteinabbau (Muskel), Stammfettsucht, Zuckerbildung (Diabetes ),
Magengeschwüre, Hypertonie, Ödeme (Natrium-/Wasserretention),
Cushing-Syndrom, lokal auf der Haut → Hautatrophie,
bei Inhalation kann sich eine Candida-Pilz-Infektion entwickeln.

Ursachenorientierte Schmerztherapie (nach Herdegen)

Nozizeptorschmerz (Somatischer und Viszeraler Schmerz): → Analgetika:


Kolik → Spasmolytika (krampflösende Medikamente): z.B. Metamizol (Novalgin),
Butylscopolamin (Buscopan)
Akute Verletzung, postoperativer Schmerz → Nichtopioidanalgetika, Opioide (inder
Notfallmedizin: Ketamin (Ketanest), da keine Atemdepression +Kreislauf stabil
Herzinfarkt → Opioide
Entzündungsschmerz → Nichtopioidanalgetika, Glukokortikoide, Immunsuppressiva
Tumorschmerz → Opioide, Koanalgetika (Glukokortikoide)
Knochenschmerz → Bisphosphonate, Kalzitonin, Nichtopioidanalgetika, Opioide
Migräne → Nichtopioidanalgetika, Triptane (Serotonin-Agonisten(5-HT1))
Spannungskopfschmerz → Nichtopioidanalgetika

Neuropathischer Schmerz:
Diabetische Polyneuropathie, Neuralgie → Koanalgetika (Antidepressiva), Opioide
Kompressionsschmerz → Glukokortikoide

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Nichtmedikamentöse Schmerztherapie

Die nichtmedikamentöse Schmerztherapie unterstützt die medikamentöse Behandlung. Vor


allem bei Chronischen Schmerzen sollte unbedingt eine umfassendere multimodale
Therapie erfolgen. Die nichtmedikamentöse Schmerztherapie beruht im wesentlichen auf
Erfahrung bei noch nicht so umfangreicher Studienlage. Nicht alle Methoden sind für jeden
Menschen geeignet. Dem einen liegen körperbetonte Methoden mehr, der andere ist am
ehesten über den Geist „ansprechbar“.

Methoden der nichtmedikamentöse Schmerztherapie:

Kälte- und Wärmeanwendungen:


Quarkauflage: Quark eignet sich als therapeutische Auflage. Neben der
kühlenden, schmerzlindernden und abschwellenden Wirkung des Quarks,
kommt noch eine entzündungshemmende Wirkung hinzu. Die Anwendung
erfolgt bei Entzündungen (z.B. Arthritis), Sonnenbrand, Insektenstichen,
leichten stumpfen Traumen (z.B. Bänderdehnung/-zerrung) und Blutergüssen.
Durchführung: Quark abtropfen lassen, auf eine Kompresse oder ein Tuch den
Quark etwa fingerdick auftragen, Kompresse wie ein Päckchen wickeln und
auf die zu behandelnde Stelle legen, mit dem Geschirrhandtuch abdecken.
Die Kompresse entfernen, sobald sie erwärmt ist (Überwärmungsgefahr).
Ansonsten wird der Quark belassen, bis er getrocknet ist.

Massagen: auch an Händen und Füßen

TENS: Transkutane Elektrische Nerven-Stimulation

Akupunktur oder Akupressur (Druckpunktmassage)

Bewegung, Mobilisation, Lagerung: Lageänderung zur Druckentlastung/Atemunterstützung

Entspannungsübungen: z.B. progressive Muskelentspannung, Atemtechniken, Meditation

Imagination: Bilderreisen

Psychologische Hilfestellung

Professionell-empathische Gespräche

Aufklärung, Information

Ablenkung: Die Aufmerksamkeit (Bewusstsein) richtet sich auf andere Reize.

Sport-, Musiktherapie, Aromatherapie

Nuklearmedizinische Verfahren: z.B. bei Knochenmetastasen mit einer palliativen


Schmerztherapie (Samarium 153: Radionuklid wird i.v. Injiziert, reichert sich in den
Metastasen an und verkleinert sie) oder bei chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen
(Radiosynoviorthese: Betastrahler wird in das Gelenk injiziert, der die umliegende
Gelenkhaut bestrahlt)

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