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202100066
Stichworte Schraubenverbindungen; Kranbahnträger; Ermüdung; Keywords bolted joints; runway beams; fatigue; bolt locking; inspection
Schraubensicherung; Überprüfung
36 © 2021 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin. Stahlbau 90 (2021), Sonderheft Kranbahnen
T. Misiek, F. Götz, M. Volz: Durability and robustness of bolted joints for crane runway beams
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die Schraube Fb,t,Ed und in eine Reduktion der Klemm- Wegen dc << db ist auch Fb,t,Ed << Fc,t,Ed. Dieser Aspekt ist
kraft zwischen den beiden Bauteilen Fc,t,Ed auf (Bild 3). insbesondere bei ermüdungsrelevanten Beanspruchun-
Solange für die Restklemmkraft Fc > 0 gilt, ist die Schrau- gen von großer Bedeutung: Die Schraube erfährt gegen-
benverbindung vorgespannt, d. h., es kommt zu keinem über der in einer geometrisch identischen Verbindung der
Klaffen zwischen den Bauteilen. Kategorie D (nicht vorgespannte Zugverbindung) ledig-
lich eine im Verhältnis der Nachgiebigkeiten db/(db + dc)
reduzierte Spannungsschwingbreite und muss bei ermü-
dungsrelevanter Beanspruchung nur für diese nachgewie-
sen werden [3]. Sobald für die Restklemmkraft Fc = 0 gilt,
muss die Schraube die gesamte äußere Beanspruchung
Ft,Ed alleine ertragen.
Bild 4 Tragverhalten einer a) nicht vorgespannten Verbindung (Kategorie A) und einer b) vorgespannten gleitfesten Verbindung (Kategorie B oder C) unter
Scherbeanspruchung [19]
Load-bearing behavior of a a) non-preloaded connection (category A) and a b) preloaded slip-resistant connection (category B or C) under shear load-
ing [19]
a Die Vorspannkraft Fp,C* für Verbindungen der Kategorien B und C war nach [36] nicht vorgesehen und wurde erst mit [35] und der dort zitierten DASt-Richt
linie 024 [5] eingeführt (und dementsprechend in [3] nicht behandelt)
gegenüber der Situation ohne Relativverschiebung deut- Verbindungen“ – um eine historische, aber immer noch
lich schlechteren Kerbfall). gebräuchliche Definition für diese Verbindungen heran-
zuziehen. Anhaltswerte für „handfest“-Anziehmomente
MA,h sind in [4, 5] zu finden. Dennoch können diese Ver-
2.4 Vorspannkraftniveaus und Zielebenen bindungen, sofern es für die Gebrauchstauglichkeit re
levant ist (Zielebene II, z. B. Schlupfminimierung,
Die in Abschn. 2.1 eingeführte Vorspannkraft Fp variiert Schließen von Spalten etc.), auf Fp,C oder Fp,C* „planmä-
in Abhängigkeit von der Kategorie der Verbindung und ßig vorgespannt“ werden. In Tab. 1 sind die Kategorien
der Zielebene [4, 5]. und Zielebenen zusammengestellt. Bezüglich Erläute
rungen zu den dort aufgeführten Vorspannverfahren und
Bei Verbindungen der Kategorien B, C und E erfolgt die k-Klassen wird auf [3] verwiesen.
Bemessung unter Berücksichtigung der Vorspannkraft
Fp,C oder Fp,C*, sei es, um die Zugkraft Fb,t,Ed in der Damit wird deutlich, dass eine Schraubenverbindung
Schraube infolge einer äußeren Kraft Ft,Ed zu minimieren grundsätzlich dafür konstruiert ist, vorgespannt zu wer-
(Abschn. 2.2) oder um Gleiten zu verhindern (Ab den. Eine Differenzierung erfolgt lediglich dahingehend,
schn.2.3). Es handelt sich also um ein tragsicherheitsrele- welche Bedeutung der Vorspannkraft eingeräumt wird.
vantes Vorspannen (Zielebene I). Erfolgt die Vorspannung einer Verbindung im Rahmen
einer Sicherungsmaßnahme gegen Lösen, so ist diese in
Verbindungen der Kategorien A und D werden ohne An- die Zielebene II einzuordnen, wobei betont werden muss,
satz der Vorspannkraft bemessen. Praktisch wird man dass, anders als in DIN EN 1090-2 [6] formuliert, vor
auch diese Verbindungen immer (mindestens) handfest gespannte Verbindungen durchaus einer zusätzlichen
anziehen und so eine nicht definierte und von der Festig- Sicherungsmaßnahme bedürfen können (wobei es sich
keitsklasse unabhängige „Vorspannung“ aufbringen. Es aber nicht zwangsläufig um ein Sicherungselement han-
handelt sich damit um „nicht planmäßig vorgespannte deln muss).
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Bild 6 Vorspannkraftverluste und Gegenmaßnahmen [19]
Loss of preload and countermeasures [19]
3.1 Parameter
Dieses Phänomen lässt sich auch auf Bauteilbeschichtun- 1. Es kommt zu einer Relativbewegung zwischen den
gen übertragen. Insbesondere weiche organische Be- verspannten Bauteilen, die Schraube wird auf Biegung
schichtungen drücken sich teilweise seitlich aus dem beansprucht.
Schraubenbereich heraus, gleichzeitig wird die in der 2. Mit zunehmender Kraftübertragung kommt es durch
Verbindung verbleibende Beschichtung mit der Zeit Gewindegleiten zu einem Pendeln des Schrauben-
immer weiter komprimiert (Bild 9), was zu weiteren Vor- und/oder Muttergewindes. Der Schraubenkopf bzw.
spannkraftverlusten führt. die Mutter beginnt zu kippen.
3. Der losdrehkritische Zustand setzt ein. Wirksam
Nach DIN EN 1090-2 [6] darf daher bei vorgespannten werden elastisch gespeicherte Torsionsanteile aus dem
Verbindungen nur eine Grundbeschichtung mit einer Anziehen und zunehmend auch das Steigungsmoment,
maximalen Trockenschichtdicke von 100 μm aufgebracht sodass die Rotation des Gewindes einsetzt.
werden. Dies gilt auch für die Auflageflächen der Schei- 4. Der Schraubenkopf und/oder die Mutter beginnen auf
ben. dem Bauteil zu rutschen und es kommt zum vollstän-
digen Losdrehen.
Neben dem Bruch der Schraube infolge Ermüdungsbelas- Als Folge eines Vorspannkraftverlusts nach einem partiel-
tung (Bild 10) ist das Losdrehen einer Schraube und/oder len Losdrehen kann es auch zu einem Ermüdungsbruch
Mutter die häufigste Versagensursache bei einer dyna- kommen (Bild 12), da dann die volle Schwingbreite der
misch belasteten Verbindung. äußeren Kraft Ft,Ed in der Schraube wirkt (Abschn. 2.2).
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Bild 11 Phasen des selbsttätigen Losdrehens [19]
Phases of self-loosening [19]
Bild 12 Schraube mit axialem Ermüdungsbruch nach Scherbelastung Die Wahl der richtigen Sicherungsmaßnahme hängt von
Bolt with axial fatigue failure after shear loading den in Abschn. 3.2 beschriebenen Mechanismen ab, wel-
che zum Lösen der Schraubenverbindung führen. Im Zu-
sammenhang mit der Sicherung von Schraubenverbin-
3.3 Sicherungsmaßnahmen dungen muss zwischen Setzsicherungen, Verliersicherun-
gen und Losdrehsicherungen unterschieden werden.
3.3.1 Anforderungen Setzsicherungen gleichen durch ihre Federwirkung einen
Teil der Setzungen aus. Losdrehsicherungen sollen die
Anforderungen an die Sicherung von Schraubenverbin- Vorspannkraft auf einem möglichst hohen Niveau (etwa
dungen finden sich u. a. in DIN EN 1090-2 [6] und DIN 80 %) halten. Demgegenüber muss eine Verliersicherung
EN 1993-1-8 [12], die beide Kriterien aufführen, wann nur das vollständige Herausdrehen der Schraube aus dem
zusätzliche Überlegungen zur Sicherung der Schrauben- Muttergewinde (die selbstständige Demontage) verhin-
verbindung zu treffen sind (Bild 13). dern. Dabei muss es sich bei einer Sicherungsmaßnahme
nicht zwangsläufig um ein Sicherungselement im Sinne
eines Bauteils handeln. Oftmals lässt sich die Sicherung – niedrige Sechskantmuttern mit Klemmteil (mit nicht-
auch durch eine geeignete Konstruktion und richtige Aus- metallischem Einsatz) nach DIN EN ISO 10511.
führung erzielen.
Muttern mit Klemmteil (Bild 14a) verhindern nicht den
Die nachfolgende Zusammenstellung von Sicherungs- Vorspannkraftverlust durch Losdrehen, sondern das Aus-
maßnahmen ist entsprechend den zugrunde liegenden einanderfallen von Schraube und Mutter. Die Mutter
Mechanismen für das Lösen gegliedert. Einzelne Siche- lässt sich aufgrund der Klemmung bzw. hohen Gewinde-
rungsmaßnahmen werden auch in [3, 19] diskutiert. Eine reibung weder von Hand aufschrauben noch herunter-
– über den Bereich des Bauwesens hinausgehende – drehen. Bei einer Inspektion wirkt die Schraubenverbin-
Übersicht zu Sicherungselementen ist in [20] zu finden. dung bzw. die Mutter jedoch immer festsitzend. Nichts-
destotrotz kann sie sich so weit zurückdrehen, dass die
Vorspannkraft stark abfällt. Versuche [7] zeigen aber,
3.3.2 Sichern gegen Lockern dass sich diese dann auf einem niedrigen Niveau stabili-
siert, sodass die Mutter mit Klemmteil noch als Verliersi-
Die beste Maßnahme gegen Lockern ist es, Setzerschei- cherung wirken kann. Bei ermüdungsrelevanten Bean-
nungen oder Effekte aus Kriechen/Relaxation gering zu spruchungen auf die Schraube kann es folglich immer
halten. Neben den offensichtlichen Möglichkeiten, wie noch zum vorzeitigen Schraubenbruch kommen.
z. B. die Schnittigkeit einer Verbindung (Anzahl der
Kontaktflächen einschließlich der Futterbleche) oder die Bei Verwendung von Muttern mit Klemmteil muss der
Beschichtungsdicken zu reduzieren, kann auch die Garniturgedanke der DIN EN 15048-1 [22] berücksich-
Klemmlänge der Schraubenverbindung erhöht werden. Je tigt werden.
größer die Klemmlänge, desto größer auch die Verlänge-
rung der Schraube im vorgespannten Zustand und desto Nach [23] kann auch bei gewindefurchenden Schrauben
kleiner der Einfluss von Setz- und Kriecherscheinungen. (Bild 14b), z. B. nach DIN 7500 [24], von einer Verlier
sicherheit ausgegangen werden. Das Sicherungsprinzip
Sicherungselemente gegen das reine Lockern wie z. B. ist ähnlich dem der Muttern mit Klemmteil und basiert
federnde Sicherungselemente [19] sind im Stahlbau un auf der Erhöhung der Gewindereibung.
üblich. Bei vorgespannten Verbindungen dürfen diese
nicht eingesetzt werden (Garniturgedanke nach DIN
EN 14399-1 [21]) und für nicht vorgespannte Verbindun- 3.3.4 Sichern gegen Losdrehen
gen bieten sie sowieso keinen Mehrwert.
Die beste Maßnahme gegen Losdrehen ist, eine Relativbe-
wegung oder ein Klaffen zwischen den Bauteilen zu ver-
3.3.3 Sichern gegen Auseinanderfallen: hindern. Dies setzt eine Auslegung und Ausführung der
Verliersicherungen Schraubenverbindung als Kategorie B oder C oder mit
Passschrauben voraus. Zudem muss eine ausreichende
Sofern die Vorspannkraft nicht relevant ist und ein Er Vorspannkraft über die Lebensdauer der Konstruktion
müdungsbruch der Schraube ausgeschlossen werden sichergestellt sein. Damit ist ein erhöhter Fertigungs-,
kann, können sogenannte Verliersicherungen verwendet Montage- und Inspektionsaufwand verbunden. Für Ver-
werden. In der Regel sind damit Muttern mit Klemmteil bindungen mit Passschrauben M12 und einer Klemm
(äl
tere Bezeichnung: selbstsichernde Muttern) gemeint. länge lk ≈ 25 mm hat sich in internen Versuchen der
DIN EN 1090-2 verweist z. B. auf Firma Nord-Lock gezeigt, dass die Toleranzen von
Schraube und Bohrloch immer noch so groß sind, dass
– Sechskantmuttern mit Klemmteil (mit nichtmetalli- es (vorspannkraftniveauabhängig früher oder später) zu
schem Einsatz) nach DIN EN ISO 7040, einem Losdrehen kommen kann. Für Verbindungen
– hohe Sechskantmuttern mit Klemmteil (Ganzmetall- mit auf Fp,C* vorgespannten Passschrauben M20 und
muttern) nach DIN EN ISO 7042, lk = 40 mm zeigen hingegen die in [25] dokumentierten
– Sechskantmuttern mit Klemmteil (Ganzmetallmuttern) Versuche die Wirksamkeit als Sicherungsmaßnahme.
nach DIN EN ISO 7719,
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Quelle: Nord-Lock
Bild 15 Funktionsprinzip der Keilsicherungsscheiben
Working principle of the wedge lock washers
Das Funktionsprinzip ist in Bild 15 dargestellt. Die Ver- Den Autoren sind keine Verfahrensbeschreibungen für
bindung wird vorgespannt. Die außen liegenden Radial- das Kontern oder Ungangbarmachen des Gewindes be-
rippen eines Scheibenpaars sorgen nun für einen Form- kannt, die zu einer reproduzierbaren Sicherungswirkung
schluss mit dem Schraubenkopf und/oder der Mutter führen. Daher verwundert es nicht, dass beide Methoden
sowie mit dem Bauteil. Setzt der losdrehkritische Zu- in anderen Bereichen als veraltet gelten und keine An-
stand ein, kann das Verbindungselement nicht rotieren, wendung mehr finden.
da es durch die Differenz zwischen Keilflächensteigung α
und Gewindesteigung β in Position gehalten wird. Es Im Zusammenhang mit den zweifelhaften Sicherungs-
kommt zu keinem Losdrehen. maßnahmen sei darauf hingewiesen, dass mit Erscheinen
des Nationalen Anhangs [35] die noch in [36] aufgeführte
Bei der Verwendung von Keilsicherungsscheiben sind Sicherungsmaßnahme gegen Lockern durch eine Vor-
deren Anwendungsgrenzen und -hinweise der o. g. Zulas- spannkraft von 50 % Fp,C* gestrichen wurde. Die Gründe
sungen zu beachten, z. B. hinsichtlich der Anziehmomen- dafür dürften vielfältig sein: Zum einen muss befürchtet
te [34] und der zulässigen Beschichtungsdicken. werden, dass die Regelung auch als Sicherungsmaßnah-
me gegen Losdrehen angewandt wurde (was auch in [3]
Bezüglich der im Stahlbau unüblichen Sicherung durch unsauber formuliert wurde), zum anderen dürfte es sich
Klebstoffe und der damit verbundenen technischen und bei der Festlegung auf 50 % Fp,C* eher um einen „pragma-
formalen Probleme wird auf [3] und insbesondere [19] tischen Ansatz“ [37] gehandelt haben, ohne dass [36] auf
verwiesen. die Randbedingungen (Oberflächenbeschichtung, allen-
falls quasistatische Beanspruchungen) eingeht.
3.3.6 Unwirksame Sicherungen net). Nach DIN EN 1993-6 [13], 9.1(3) ist ein Ermüdungs-
nachweis nur für die Bauteile erforderlich, die einer wie-
Nicht unerwähnt bleiben darf, dass es eine Reihe von derholten Beanspruchung aus dem Eigengewicht der
unwirksamen Sicherungselementen gibt. Bereits 2003 Kranbrücke Qc und der Hublast Qh ausgesetzt sind. Dies
wurden eine Reihe von Normen unterschiedlicher un- trifft mit Ausnahme der biegesteifen Stöße für keines der
wirksamer Sicherungselemente zurückgezogen [38]. Dazu nachfolgenden Details zu, d. h., ein Ermüdungsnachweis
zählen: ist in der Regel für die diskutierten Verbindungen nicht
erforderlich (s. dazu auch die Anmerkung zur Abhebesi-
– Federringe (Bild 16) nach DIN 128 [39] und DIN 6905 cherung in Abschn. 4.2). Treten die Beanspruchungen
[40] aus Anfahren, Abbremsen oder Schräglauf (Seitenlasten)
– Federscheiben nach DIN 137 [41] und DIN 6904 [42] betriebsbedingt regelmäßig an einer bestimmten Stelle
– Fächerscheiben nach DIN 6798 [43] und DIN 6907[44] der Kranbahn auf, können diese aber einen Ermüdungs-
– Zahnscheiben nach DIN 6797 [45] nachweis z. B. für eine horizontale Halterung erforderlich
– Sicherungsbleche (Bild 16) nach DIN 93 [46], DIN machen.
432 [47] und DIN 463 [48]
– Sicherungsnäpfe nach DIN 526 [49]
– Sicherungsmuttern (Bild 16) nach DIN 7967 [50] 4.2 Auflager von Kranbahnträgern
Mit dem Zurückziehen der Normen entspricht die Ver- Bild 17 zeigt links eine typische Konsole als Auflager für
wendung dieser Produkte für die Schraubensicherung den Kranbahnträger. Die Befestigung der Konsole an den
nicht mehr dem Stand der Technik. Da dieses ausgiebig Stützen erfolgt zumeist wie dargestellt als Schweißverbin-
kommuniziert und erläutert wurde (z. B. in [38]), ergeben dung, bei (hier nicht dargestellten) Stahlbetonstützen an
sich bei Verwendung der genannten Produkte auch haf- Einbauteilen. Rechts ist in Bild 17 eine Konstruktion dar-
tungsrechtliche Probleme für den Verwender. gestellt, bei der der Kranbahnträger auf der Stütze aufliegt
und diese dann oberhalb des Auflagers mit reduziertem
Querschnitt weitergeführt wird.
4 Kranbahntypische Schraubenverbindungen
Bei entsprechenden Stahlbetonkonsolen oder -stützen
4.1 Vorbemerkungen und Allgemeines werden Einbauteile einbetoniert oder Auflagerplatten
nachträglich in ein Mörtelbett gesetzt.
Nachfolgend werden typische Konstruktionsdetails und
Schraubenverbindungen von Kranbahnträgern im Hin- Da bei Stahlkonsolen quer zum Kranbahnträger zumeist
blick auf die Einwirkungen diskutiert, um daraus Anfor- Langlöcher ausgeführt werden, die eine Ausrichtung des
derungen hinsichtlich Sicherung und Ermüdungsfestig- Kranbahnträgers und (insbesondere bei aufgeschweißten
keit abzuleiten. Die grafische Darstellung der einzelnen Schienen) dem Einstellen der Spurbreite dienen, ergibt
Verbindungen orientiert sich an [26, 27, 51, 52]. Sowohl sich die Beanspruchung der Verbindung in erster Linie
in [26] als auch in [27] finden sich Kapitel, die die Siche- aus Kräften, die in Richtung des Kranbahnträgers wirken.
rung von Schraubenverbindungen bei Kranbahnträgern Dies sind in erster Linie die Kraft HL aus den Antriebs-
behandeln. In [52] finden sich Checklisten zur Bemes- kräften (Anfahren und Abbremsen) der Kranbrücke, aber
sung und Konstruktion, in denen u. a. Sicherungsmaß- auch die Pufferkräfte, auf die in Abschn. 4.7 näher einge-
nahmen in Abhängigkeit von der „structural class of ser- gangen wird. Sofern betriebsbedingt nicht regelmäßig ein
vice“ (vergleichbar mit der Beanspruchungsklasse) aufge- einzelnes Auflager beansprucht wird, ist kein Ermüdungs-
führt sind. nachweis erforderlich. Die Antriebskräfte HL werden mit
einem vom Antrieb abhängigen Schwingbeiwert j5 multi-
Die nachfolgend angegebenen, das Verhältnis der dyna- pliziert. In der Regel gilt j5 = 1,5. Nach DIN EN 1993-6/
mischen Systemantwort zur statischen Systemantwort NA NCI zu 2.3.1 dürfen Schwingbeiwerte ji ≥ 1,1 von
(„dynamische Überhöhung“) bei stoßartiger Belastung Unterstützungskonstruktionen (Konsolen, Stützen) um
beschreibenden Schwingbeiwerte ergeben sich aus DIN Dj = 0,1 reduziert werden. Da die hier betrachtete Ver-
EN 1991-3 [53] (dort als dynamische Faktoren bezeich- bindung des Kranbahnträgers mit der Konsole mit ur-
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Bild 17 Kranbahnträgerbefestigung auf einer Konsole
Crane runway beam fastening on a bracket
[27] wird von den Autoren aber ausschließlich die Ver- hinsichtlich Schwingbeiwerten und Ermüdungsnachwei-
wendung von Sechskantmuttern mit Klemmteil empfoh- sen die gleichen Regelungen wie für den Kranbahnträger.
len, nicht jedoch ein Ungangbarmachen des Gewindes. Bei gelenkigen Stößen beschränkt sich die Planung damit
auf die konstruktive Durchbildung.
4.3 Trägerstöße Bei der Konstruktion biegesteifer Stöße über dem Auflager
ist zu berücksichtigen, dass sich dort auf engstem Raum
Während gelenkige Kranbahnträgerstöße (Bild 22) nur viele Verbindungen und Funktionen konzentrieren.
über dem Auflager ausgeführt werden, können biegesteife
Stöße (Bild 23) sowohl über dem Auflager als auch im Querkraftübertragende Stöße im Feld sind als Verbin
Feld ausgeführt werden. Die Nachweise sind mit den dungen der Kategorie C (gleitfeste Verbindung im Grenz-
Schnittgrößen im Kranbahnträger zu führen, damit gelten zustand der Tragfähigkeit) auszubilden, da es ansonsten
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Bild 22 Gelenkige Stöße
Simple joints
zu einem Versatz in der Lauffläche der Schiene kommt sen Verbindungen eine frühzeitige erste Inspektion
[26]. Bezüglich der Zugbeanspruchung aus Biegung ergibt (Abschn. 5.2) sinnvoll.
sich damit auch eine Verbindung der Kategorie E (vor
gespannte Zugverbindung) mit einer auf einen Bruchteil
der äußeren Zugbeanspruchung reduzierten Schrauben- 4.4 Horizontale Halterung
kraft (Abschn. 2.2) [3]. Da durch die Reibflächen Relativ-
verschiebungen zwischen den Stirnplatten verhindert Die über die Spurkränze oder Führungsrollen in die
werden, ist theoretisch keine Sicherung gegen Losdrehen Schiene eingeleiteten Kräfte HS aus Schräglauf und HT,3
erforderlich, jedoch wird in [26] eine Sicherung empfoh- aus dem Antrieb der Katze können bei leichtem Kranbe-
len. Inwieweit zusätzliche Maßnahmen gegen Lockern trieb über eine horizontale, möglichst nah am Obergurt
erforderlich sind, muss im Einzelfall geprüft werden. Vor des Kranbahnträgers montierte Halterung in die Stützen
dem Hintergrund der Ausführungen in Abschn. 3.3.2 zu eingeleitet werden (Bilder 24, 25). Die Antriebskräfte HT,1
entsprechenden Sicherungselementen ist speziell bei die- bzw. HT,2 der Kranbrücke heben sich näherungsweise auf.
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Da es bei den Verbandsanschlüssen regelmäßig zu einer Die Befestigungen werden durch die Schräglaufkraft HS,
Lastumkehr und stoßartiger Belastung kommt, ist eine die Pufferkraft HB,2 der Katze und die Antriebskräfte HT,i
Sicherung gegen Losdrehen mittels Sicherungselementen aus dem Anfahren und Abbremsen der Kranbrücke
zu empfehlen. Eine Sicherung durch Vorspannung allein (i = 1, 2) oder der Katze (i = 3) beansprucht. Nach
reicht aufgrund der zumeist kleinen Klemmlängenver- DIN EN 1991-3, 2.7.5 darf angenommen werden, dass
hältnisse nicht aus. die Antriebskräfte HT,3 der Katze durch die nur beim
Nachweis für die außergewöhnliche Bemessungssituation
zu berücksichtigenden Pufferkräfte HB,2 abgedeckt sind,
4.6 Schienenbefestigung allerdings werden HT,i und HB,2 in den Krandatenblättern
selten so differenziert ausgewiesen. Lediglich in Verbin-
Die Befestigung der Schienen über mechanische Verbin- dung mit HT,1 und HTt,2 muss ein Schwingbeiwert ϕ5 be-
dungen dürfte nur für Schienen der Form A (mit Fuß- rücksichtigt werden. Die Kräfte zwischen Schiene und
flansch, Bild 27) relevant sein. In diesem Fall sind folgen- Klemme werden über Kontakt übertragen, die zwischen
de Ausführungen denkbar: Klemme und Kranbahnträger über Reibung – wobei aller-
dings in der Regel keine definierte Vorbehandlung der
– direkte Verschraubung mit HV-Garnituren und Keil- Gleitflächen erfolgt. Dies dürfte in Verbindung mit der
scheiben durch den breiten Fußflansch der Schiene stoßartigen Beanspruchung der Grund sein, warum ver-
und den Obergurt des Kranbahnträgers, die Ausfüh- schiedentlich Sicherungen gegen Losdrehen erforderlich
rung ist jedoch nach [26] als veraltet einzustufen wurden (Keilsicherungsscheiben in den Bildern 28, 29).
– geklemmt mit direkter (Bild 28) oder indirekter
(Bild 29) Verschraubung durch den Obergurt des
Kranbahnträgers, Klemme ein- oder mehrteilig 4.7 Prellböcke (Puffer)
– geklemmt mit Verschraubung mit auf den Obergurt
geschweißten Klemmplatten Prellböcke (Bild 30), bestehend aus Endanschlag mit
oder ohne Puffer, werden an den Enden der Lauflänge
In [27] findet sich eine übersichtliche Darstellung der ge- angeordnet. Auf diese Prellböcke und damit deren Ver-
bräuchlichsten Klemmplattensysteme. bindungen wirkt die Pufferkraft HB,1. In der Bauart und
Bild 28 Zweiteilige Klemme mit direkter Verschraubung durch den Obergurt 5.1 Inspektionen während der Montage
des Kranbahnträgers
Two-piece clamp with direct bolting through the top flange of the
crane runway beam
Bezüglich der Inspektionen vor, während und nach dem
Anziehen gelten die Vorgaben in DIN EN 1090-2 [6]. Vor
der Montage der Verbindungen ist generell eine Sichtprü-
fung vorzunehmen, bei Verbindungen der Kategorien B
und C einschließlich der Reibflächen.
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– Begehung durch den (nicht fachkundigen) Eigentümer/
Verfügungsberechtigten (offensichtliche Schäden, z. B.
Verformungen, Schiefstellungen, Risse, Korrosion,
fehlende Schrauben),
– Sichtkontrollen durch eine fachkundige Person (ohne
Verwendung von Hilfsmitteln als intensive erweiterte
Begehung), wobei der in VDI 6200 [58] für diese Über-
prüfung verwendete Begriff Inspektion aufgrund der
Verwechslungsgefahr mit der ebenfalls als Inspektion
bezeichneten Überprüfung nach DIN EN 1993-6/NA
[2] hier vermieden wird,
– eingehender Überprüfung durch eine besonders fach-
kundige Person (handnah, auch bei schwer zugäng
lichen maßgeblichen Bauwerksteile, unter Einsatz von
technischen Hilfsmitteln z. B. eines Drehmomenten-
schlüssels), die der Inspektion nach DIN EN 1993-6/
Bild 31 Kranprüfung NA [2] entspricht.
Crane check
In [57, 58] sind Anhaltswerte für die Zeitintervalle zwi-
schen den Überprüfungen tabelliert. In [57] basieren diese
te Regelwerke [54, 55] zur Kranprüfung (Bild 31) durch auf der Zuordnung zu einer von zwei dort definierten
den Kransachverständigen. Damit ist dieser Bereich so- Kategorien. Kranbahnträger tauchen in der beispielhaf-
wohl in formaler als auch technischer Hinsicht erfasst. ten, nicht abschließenden Aufzählung im Zusammen-
Etwas weniger eindeutig ist die Situation bei den Inspek- hang mit dieser Zuordnung jedoch nicht explizit auf. In
tionen für den Kranbahnträger, sowohl formal hinsicht- [58] basieren diese demgegenüber auf den Schadensfolge-
lich der Abgrenzung zwischen maschinenbaulichen und klassen (consequence classes CC), wobei Kranbahnträger
bau(aufsichtlichem) Bereich als auch technisch im Hin- in aller Regel in (mittlere) CC2 fallen dürften. Im Hin-
blick auf den (zu geringen) Umfang der Prüfung der Kran- blick auf in [2] vorgenommene Kopplung der Teilsicher-
bahnträger im Rahmen der Kranprüfung nach [55] (siehe heitsbeiwerte mit den Inspektionsintervallen erscheint
hierzu auch [16]). für Kranbahnträger diese starre Festlegung jedoch nicht
sinnvoll. Vielmehr wird von den Autoren empfohlen, die
In DIN EN 1993-6 wird zwar ein Inspektions- und War- Zeitintervalle entsprechend der bei der Festlegung der
tungsplan vorgeschlagen, wobei im NA die Teilsicher- Teilsicherheitsbeiwerte gewählten Anzahl der Inspek
heitsbeiwerte mit der Anzahl der Inspektionsintervalle tionsintervalle festzulegen (Tab. 2), d. h., die Zuordnung
über die 25 Jahre Nutzungsdauer verknüpft werden. In [56] zu einer der Kategorien nach [57] ergibt sich indirekt.
sowie im Anhang B der sich in Bearbeitung befindlichen
Neufassung der EN 1993-6 wird ausführlicher auf die Kranbahnträger fallen also bei drei oder vier Inspektions-
technischen Aspekte wie die Planung, Durchführung und intervallen über die Nutzungsdauer in die Kategorie 1, bei
Dokumentation der Inspektionen eingegangen. Direkte einem oder zwei Inspektionsintervallen über die Nut-
formale Festlegungen z. B. durch die Bauaufsicht schei- zungsdauer in die Kategorie 2. Im Hinblick auf die nicht
nen auf den ersten Blick zu fehlen. Es existieren aber die nur zum Ende der Nutzungsdauer, sondern auch zu Be-
Empfehlungen der Bauministerkonferenz [57], die auf die ginn erhöhte Ausfallrate wird empfohlen, eine erste In
Überprüfung der Standsicherheit von baulichen Anlagen spektion bereits kurz nach Inbetriebnahme anzusetzen.
eingehen. Diese sind in VDI 6200 [58] weiter ausgearbei- In der Richtlinie für Windenergieanlagen [59] ist eine
tet worden. Differenziert wird dabei zwischen entsprechende Inspektion mit Kontrolle der Vorspann-
Tab. 2 Inspektionsintervalle
Inspection intervals
Anzahl der Teilsicherheits Anzahl Intervalle über die Nutzungsdauer von 25 Jahren in Anlehnung an [57, 58] Kategorie
Inspektions beiwert γMf nach [57]
intervalle nach [2] Eingehende Überprüfung Sichtkontrolle Begehung
nach [2]
4 1,00 4 12 25
1
3 1,15 3 9 15/25a
2 1,35 2 6 12/25 a
2
1 1,60 1 3 5/25 a
a siehe Anmerkungen im Text
kraft innerhalb des ersten Halbjahres nach der Montage Abweichend von der aus [57, 58] abgeleiteten Anzahl an
vorgesehen. Dieses Intervall kann auch bei Kranbahn Intervallen für die Begehung wird empfohlen, diese jähr-
trägern als Anhaltswert herangezogen werden. lich vorzunehmen, z. B. im Zusammenhang mit der Kran-
prüfung für den maschinenbaulichen Bereich. Damit rela-
Die Anzahl der Intervalle für die Sichtkontrolle ist damit tiviert sich auch die voranstehend geäußerte Kritik am
immer dreimal so hoch wie die Anzahl der Inspektions Umfang der Prüfung der Kranbahnträger im Rahmen der
intervalle nach DIN EN 1993-6/NA. Zusätzliche Sicht Kranprüfung nach [55].
kontrollen sind nach Umbauten und Umnutzungen, tech-
nischen Modernisierungen sowie nach außergewöhnli-
chen Einwirkungen vorzunehmen.
Literatur
[1] DIN EN 1990:2010-12 (2010) Eurocode – Grundlagen der [16] Seeßelberg, Ch. (2019) Inspektionen von Kranbahnen für
Tragwerksplanung. Berlin: Beuth. Ausgabe Dez. 2010. Brückenkrane nach DIN EN 1993-6. Konstruktiver Inge
[2] DIN EN 1993-6/NA:2010-12 (2010) Nationaler Anhang – nieurbau 4, H. 2, S. 51–57.
National festgelegte Parameter – Eurocode 3: Bemessung [17] Seeßelberg, Ch. (2019) Kranbahnen im Bestand: Bewer
und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 6: Kranbahnen. tung, Ertüchtigung, Weiternutzung. Stahlbau 88, S1 Sonder-
Berlin: Beuth. Ausgabe Dez. 2010. heft Kranbahnen, S. 23–38. https://doi.org/10.1002/
[3] Misiek, T.; Volz, M. (2016) Schraubenvorspannung im stab.201900083
Stahlbau. Bauingenieur 91, H. 8, S. 371–380. [18] Dürr, A.; Dreiling, A.; Bartenbach, J. (2019) Kranbahnen
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