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EINE REISE ZU DEN NUBA

7.3.2024 N0 11
Warum ich eine Zionistin bin – S. 32

Der Schriftsteller Navid Kermani fährt in die Berge des südlichen Sudan
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N 0 11

Die gute Nachricht: Mit dieser Ausgabe beginnt etwas Neues.


Claire Beermann, unsere Style-Direktorin, taucht in ihrer Kolumne
»Liebe Leute« (S. 10) in die Welt der Prominenz ab und fragt sich: Die schöne Art,
Was hat das mit mir zu tun? Sehr viel, wie Sie gleich in der ersten Spanisch zu lernen!
Folge lesen werden. Außerdem wird unsere Redakteurin Amelie
Apel von nun an wöchentlich ihre Shortlist an schönen Dingen (S. 47)
benennen. Die schlechte Nachricht, Sie ahnen es: Es enden lieb Praktische
Drei
gewonnene Formate, die Strom-Kolumne etwa, in der unser Creative verschiedene Übungen im Heft
Sprachniveaus und online
Director Mirko Borsche neun Jahre lang Produkte getestet hat.
Auf den Spiele-Seiten verabschieden wir uns vom Scrabble und von
der Logelei, konzipiert von Sebastian Herzog und Zweistein. Wir
danken unseren Kolumnisten von Herzen für ihre langjährige Arbeit.
Und auch wenn das Format nicht mehr jede Woche erscheinen
wird: Wir werden uns weiterhin alle Mühe geben, Sie »heiter bis Erklärung
glücklich« zu stimmen.  Ihre ZEITmagazin-Redaktion wichtiger
Begriffe

Das Sprachlern-
magazin der ZEIT

14 Vergessenes Volk
Im Sudan herrscht Krieg. Ein Besuch
bei den Nuba ist ein Abenteuer
Inhalt Moises Saman, Emma Howells, Barbara Dziadosz

Faszinierende Einblicke in die


spanischsprachige Welt
34 Die Ausgestoßene
Die Evolutionsbiologin Carole K. Exklusive Reise-Tipps und
Hooven über den Kulturkampf in Harvard kulinarische Highlights

Spannende Artikel über Lebensart


und Gesellschaft

44 Flatternder Trost
Titelfotos MOISES SAMAN

Ein Vogelexperte erklärt in der Natur-


kolumne, warum er diese Tiere liebt Jetzt 1 x gratis sichern!
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Manchmal findet man im Internet etwas, nach dem man gar nicht
HARALD MARTENSTEIN 6
gesucht hatte. Ich zum Beispiel letzte Woche die Neufassung des
deutschen Strafgesetzbuchs von 1935. Hier der von den Nazis um-
geschriebene Artikel 1, auszugsweise.
»Bestraft wird, wer eine Tat begeht, die das Gesetz für strafbar er-
Über missliebige
klärt oder die nach dem Grundgedanken eines Strafgesetzes und
nach gesundem Volksempfinden Bestrafung verdient. Findet auf
Gedanken und den Kampf
die Tat kein bestimmtes Strafgesetz unmittelbar Anwendung, so gegen »Hass«
wird die Tat nach dem Gesetz bestraft, dessen Grundgedanke auf
sie am besten zutrifft.«
Strafbar war also alles, was dem »gesunden Volksempfinden« nicht
entsprach. Wie das gesunde Volksempfinden sich vom ungesunden
unterschied, bestimmte die Regierung. Falls sich für eine Tat kein
Paragraf im Gesetzbuch fand, dann tat es auch irgendein anderer,
der »am besten zutrifft«.
Gesetze sind nicht immer perfekt. Aber sie sind der beste Schutz
vor Willkür, den es gibt. Wenn ein Staat anfängt, sich an so vagen
Kriterien wie »Volksempfinden« zu orien­tie­ren und seine Bürger
für gestern noch legale Äußerungen mit Sanktionen zu bedrohen,
dann befindet er sich auf einer schiefen Ebene, von der wir alle
wissen, wo sie enden kann. »Volksempfinden« ist ein Begriff von
gestern. Wenn staatliche Autoritäten sich heute aber auf verletzte
Gefühle berufen oder auf den Kampf gegen »Hass« statt auf Gesetze,
dann ist das auch nicht viel besser.
Deshalb war ich erschrocken, als die Ministerin Lisa Paus neulich
zu einer Art Mobilmachung gegen ihr missliebige Gedanken auf-
rief, die »unterhalb der Strafbarkeitsgrenze« sind und »gerade noch
so unter Meinungsfreiheit fallen«. Regierungsnahe Organisationen
sollen Millionen bekommen, um Regierungsgegner zu bekämpfen,
die von ihren Grundrechten Gebrauch machen. Man soll in Zu-
kunft nicht mehr »den Staat verhöhnen«, so Paus’ Ministerkollegin
Nancy Faeser. Was für ein Staat wäre das wohl, der nicht mehr ver-
höhnt werden dürfte?
In einem »Brief an die Wähler« schrieb Wladimir Putin: »Je stärker
die Regierung ist, umso freier sind die Menschen.«
Demokratische Regierungen akzeptieren, anders als Putin, dass ihre
Stärke begrenzt ist, unter anderem durch die Freiheit jedes Einzel-
nen. Die anderen aber wollen jedes Wort kontrollieren, jedes Buch
auf die richtige Haltung prüfen, sogar Sportveranstaltungen sollen
sich in Hochämter der richtigen Denkweise verwandeln.
Zum Deutschabitur in Niedersachsen wurde 2018 ein Auszug aus ei-
ner Rede von Joseph Goeb­bels zur Interpretation angeboten. Er hielt
diese Rede bei der Bücherverbrennung in Berlin, am 10. Mai 1933.
»Revolutionen, wenn sie echt sind, machen nirgends halt! Es gibt
keine Revolutionen, die nur die Wirtschaft oder nur die Politik
oder nur das Kulturleben reformierten oder umstürzten, Revolutio-
nen sind Durchbrüche neuer Weltanschauungen (...). Dann muss
der Durchbruch dieser Weltanschauung das ganze öffentliche Leben
erfüllen, es darf davon kein Gebiet unberührt bleiben.«
Genau das sollte es nie wieder geben: eine Weltanschauung, die das
Zu hören unter zeit.de/vorgelesen

ganze öffentliche Leben erfüllt.


Jeder, der andere als »böse« diffamieren will, verwendet heute den
Faschismusvorwurf. Putin behauptet, die Ukraine sei faschistisch.
­Erdoğan klagt Israel des Faschismus an. Ich unterstelle den Ministe-
rinnen Faeser und Paus keineswegs, dass sie etwas mit Faschismus am
Hut haben. Ich habe nur den Verdacht, dass sie nicht wissen, worin
der Unterschied zwischen demokratischen und unfreien Gesellschaf-
ten besteht. Bei Ministerinnen ist das besonders schade.

Illustration Martin Fengel


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WOCHENMARKT 8 DER SIZILIANER

Gestürzter Blutorangenkuchen
Zutaten für eine Springform mit 22 cm Durchmesser: 120 g zimmerwarme Salzbutter (plus etwas mehr zum Fetten der Form),
140 g Zucker, 3 kleine Bio-Blutorangen, 4 Eier, Mark von 1 Vanilleschote,
100 g griechischer Joghurt, 180 g Mehl, 60 g Mandeln (gemahlen), 1 TL Backpulver

Aufmerksame Leser dieser Kolumne wissen, gen sehen nicht nur gut aus, sie geben dem kann auch solche ohne Salz verwenden, aber
dass bei mir zu Hause noch knapp drei Kilo Kuchen etwas leicht Bitteres, Besonderes. wer es mit der salzigen ausprobiert, wird be-
Blutorangen aus Sizilien herumliegen. Ich Boden und Ränder einer Springform but- lohnt. Die Butter mit dem restlichen Zucker
habe sie neulich per Post bestellt und damit tern, etwas Zucker daraufstreuen. Ich habe verquirlen. Eier und Va­nille­mark dazugeben
einen Salat zubereitet, mit gerösteten Pista- für das Bestreuen der Form Demerara-Zucker­ und nochmals verquirlen. Anschließend Saft
zien und Burrata, das war im ZEIT­magazin genommen, einen unraffinierten Rohrzucker, der verbliebenen Blut­ orange und Joghurt
Nr. 8/24 nachzulesen. Gut, manche Orangen aber falls Sie davon noch nie etwas gehört dazugeben.
schimmelten, da sie in einem einfachen Papp- haben, nehmen Sie einfach normalen Zu- Zum Schluss Mehl, Mandeln und Backpul-
karton aus Italien angereist waren. Einige cker. Zwei Blutorangen – ungeschält – in ver hinzufügen, bis ein glatter Teig entsteht,
habe ich verschenkt, ein tolles Geschenk im dünne Scheiben schneiden und auf den Zu- diesen über die Orangenscheiben gießen. Bei
Februar: Hier, eine Blut­orange aus Sizilien. ckerboden legen. Weil das Rezept franzö- 180 Grad Umluft im vorgeheizten Ofen 40
Und dann habe ich diesen gestürzten Kuchen sisch ist, nimmt man gesalzene Butter. Man Minuten backen, bis der Kuchen gar ist – eine
gebacken. Ich glaube, er funktioniert auch Messerklinge sollte nach dem Einstechen
ohne Orangen, es ist im Prinzip ein einfacher sauber herauskommen. Den Kuchen kurz
französischer Joghurtkuchen. Aber die Oran- Das aktuelle abkühlen lassen, dann stürzen.
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der Schauspieler Jeff 10 »Schauspieler in der freien
Goldblum hat in Jimmy Wildbahn« von den Hobbys
Kimmels Late-­Night-­Show LIEBE LEUTE Prominenter: Bradley
erzählt, was er zum Cooper badet in Eisbächen,
Frühstück isst: »Ich liebe Paul Giamatti stöbert in
Getreideflocken.« Er sei Antiquariaten, Emma ­
neulich selbst mal wieder in Stone macht lange Spazier­­­
den Supermarkt gegangen, gänge. Niemand hatte
um das Flockensortiment
Über den Promi in ein dämliches Hobby, keiner,
unter die Lupe zu nehmen, der Freizeit der vom stundenlangen
»dafür kann man niemanden Simpsons-Glotzen oder vom
schicken«, so Goldblum, Aus- und Einräumen seines
»man muss es sich Werkzeugkastens schwärm-
selbst anschauen«. Auch te. Jeff Goldblum hat, wie
die Zutatenlisten habe er bei Kimmel erzählte, auch
er studiert. Während er das nicht die normalen Flocken
erzählte, simulierte Gold- gekauft, sondern eine
blum mit zusammenge­ besondere Sieben-Kerne-
kniffenen Augen das Lesen Mischung. Klar, er ist ja
der Rückseite einer Corn­ Jeff Goldblum.
flakes-­Schach­tel. Die Komikerin Chelsea
Es hat doch immer etwas Handler postete neulich ein
Wärmendes, zu erfahren, Video von sich beim
dass sogar Leute, die Skifahren. Zu den Skiern
über den Dingen zu schwe- trug sie nur einen Bikini,
ben scheinen, mit ganz auf den Rücken hatte sie
ähnlichen Anliegen durchs einen Hund geschnallt,
Leben gehen wie man in den Händen hielt sie
selbst. Dass ein Jurassic einen Drink und einen Joint
Park-Star nicht nur und sauste, das alles
Dreh­bücher und Fanpost sehr gekonnt balancierend,
liest, sondern gelegentlich Liebt Frühstücksflocken: die Piste runter. Herrgott,
bloß die Rückseite Der Schauspieler Jeff Goldblum können Promis nicht
einer Corn­flakes-­Packung. wenigstens »in der freien
Ich habe das als Kind, Wildbahn« gewöhnlich
während ich mir Crunchy sein? Nein, auf keinen Fall!
Nut reinschaufelte, auch Wenn herauskommt, dass
gemacht. Der Promi in der Promis in ihrer Freizeit
Freizeit, das ist der Kitt, genau den gleichen Quatsch
der die Welt zusammenhält. wie wir anderen treiben,
Foto Sony Pictures Classics

Zugleich will man natürlich meint als Nächstes jeder


wissen, was er in seiner Hans: Promi­sein, das kann
Freizeit anders macht als ich auch! Und dann gerät
wir Übrigen. In der New York die Weltordnung endgültig
­Times las ich unter der Zeile durch­ein­ander.

Von Claire Beermann


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AUF diesem Bild sieht man Sergiy und dort Prothesen bekommen und an einer Re­ zu­zu­gehen, ein paar Worte zu sagen, die von
Lilia. Sergiy war gut gelaunt, als ich die ha­bi­li­ta­tionsmaßnahme teilnehmen. Er hat Herzen kommen, ihnen vielleicht eine Hand
beiden traf. Es stellte sich heraus, dass er beide Beine verloren. auf die Schulter zu legen, sich zu bedan­
demnächst in Kiew in das Rehabilitations­ Es gibt in der Ukraine viele Soldaten, die ken; das müssen wir lernen. Sie sollen keine
zentrum Super­humans gehen wird, in dem unter dem Krieg gelitten haben. Der beste Angst haben oder sich schämen. In der Regel
ich im Herbst selbst schon einmal war, als Weg, auch um mit traumatisierten Soldaten ­freuen sie sich über Small Talk und sind be­
ich für die Kolumne recherchierte; er wird in Kontakt zu treten, besteht darin, auf sie reit, eine ausgestreckte Hand zu schütteln.

Der Illustrator Sergiy Maidukov, 43, ist in Donezk geboren und aufgewachsen, seit 2006 wohnt er in Kiew.
Für uns zeichnet er, wie er sein Land derzeit sieht und erlebt
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AM
RAND
DER
WELT
In den Bergen im Süden des Sudan leben die Nuba, die
durch die Fotos der Hitler-Fotografin Leni Riefenstahl welt-
berühmt wurden. Sind sie wirklich »das glücklichste Volk«,
wie sie behauptete?

Frauen haben Reisig gesammelt – gekocht wird bei den Nuba über offenem Feuer
Von NAVID KERMANI Fotos MOISES SAMAN

Eine lange Reise liegt hinter Mudschahid, als er vor dem Lehmziegeln – das ist alles, was von dem Hauptquartier sei-
ehemaligen Hauptquartier seines Vaters steht. Nachdem nes Vaters übrig geblieben ist. Der Vater: Jussuf Kuwa Mek-
sich die Nuba Ende der Achtzigerjahre gegen die arabisch- ki, der 2001 verstorbene Gründer der Rebellenmiliz »Sudan
islamische Vorherrschaft im Sudan aufgelehnt hatten, People’s Liberation Move­ment – North« (SPLM-N). Um
brachte seine Mutter ihn ins benachbarte Äthiopien. Er den Sohn herum haben sich erst zehn, dann zwanzig, dann
wurde in Kenia eingeschult, ging in Nebraska auf die High- dreißig Angehörige der Lomon versammelt, die diesen ent-
school und diente als amerikanischer Soldat im Irak und legensten Teil der Nuba-Berge bevölkern. Sie berichten,
in Afghanistan. Um viele Illusionen ärmer, entschied sich dass Mekki stets anpackte, wenn die Rebellen Schulen und
Mu­dscha­hid 2021, in die Heimat zurückzukehren, an die Krankenstationen bauten, und sich nicht einmal für die
er keine Erinnerung hatte. Arbeit auf dem Feld zu schade gewesen sei. Seinem Sohn
In Amerika war ich einer von 500 Millionen, sagt er; in schütteln sie ehrfürchtig die Hand oder drücken ihn beinah
den Nuba-Bergen macht meine Anwesenheit einen Un- zärtlich an die Brust. Er müsse etwas aus dem Ort machen,
terschied. sagen die Älteren, ein Museum errichten oder mindestens
Ja, ein bisschen war er auch auf der Suche nach sich selbst, ein Denkmal aufstellen. Mu­dscha­hid verspricht nichts. Er
anders und doch nicht anders als sein Volk nach 200 Jah- hat den Aufstieg unterschätzt, fast fünf Stunden waren wir
ren arabischer Kolonisation. Bei seinem Vater setzte die unterwegs, und gestern ebenso lange mit dem Jeep. Die Lo-
Suche bereits in der Schule ein, als der Religionslehrer von mon benötigen keine zwei Stunden, aber er selbst hat seit
den Engeln sprach, die im Paradies weiß ­seien und in der dem Ausscheiden aus der amerikanischen Armee Gewicht
Hölle schwarz – schwarz wie die Nuba.
Jetzt ist Mu­dscha­hid, 38, verheiratet, selbst Vater einer
kleinen Tochter und lebt wie alle Nuba ohne Strom, Tele- Am Ende jedes Tages findet die
fonnetz, fließend Wasser in einer Hütte aus Lehm, auch
wenn er weiter Cargo-Pants und Baseballmütze trägt. Die Dorfjugend zusammen, junge Männer
Nuba: jenes Bergvolk im Sudan, das mit den Bildern der
Hitler-Fotografin Leni Riefenstahl in den Siebzigerjahren und Frauen, um zu lachen, zu flirten,
für zivilisationsmüde Westler zum Inbegriff afrikanischer
Ursprünglichkeit wurde, Männer wie F ­ rauen athletisch, zu tanzen zum eigenen Gesang
nackt und schön. »Meine Nuba« nannte Riefenstahl sie
oft, wie man von seinen Tieren spricht. Die Lehmdörfer
und Ziegenherden sind noch dieselben, die zauberhaften, angesetzt. Er weiß nicht, ob er noch einmal wiederkehren
während der Regenzeit alpengrünen Wiesen von Beton, wird. Umso glücklicher ist er, den Ort gesehen zu haben,
Plastik, Maschinen weiter unberührt, allein, die »edlen für den sein Vater die Familie im Stich ließ. Mu­dscha­hid
Wilden« sind jetzt bekleidet: die Älteren noch mit den hat seinen Frieden gemacht; der Kampf, findet er, hat sich
arabischen Gewändern, Umhängen und Kopftüchern, die für die Nuba gelohnt.
die Beamten und Prediger mit zehn Peitschenhieben sowie Gab es einen Auslöser?, frage ich.
25 Piastern Bußgeld für Unzüchtigkeit durchsetzten, die Nicht den einen Auslöser, sagt Mu­dscha­hid, aber es gab
Jüngeren am häufigsten mit den Billigkopien von Fußball- einen Moment der Entscheidung, Anfang der Achtziger-
trikots, viele Hundert Kilometer entfernt von der nächs- jahre, da war sein Vater stellvertretender Präsident des Re-
ten Asphaltstraße die gesamte Champions League. Und gionalparlaments in Kaduqli. Als er die Benachteiligung
öfter als Speere sind jetzt Ka­lasch­ni­kows zu sehen. Hasst der schwarzafrikanischen Bevölkerung beklagte, wurde er
du mich?, habe ihn sein Vater bei ihrer letzten, kurzen Be- als Rassist beschimpft: Im Sudan gebe es keine Schwarzen,
gegnung gefragt, erzählt Mu­dscha­hid, da war er fünfzehn, der Sudan sei ein arabisches Land. Von da an war klar, dass
kurz vor der Übersiedlung von Kenia in die USA. er entweder im Gefängnis landen oder in den Widerstand
Warum solltest du ihn hassen?, frage ich. gehen würde. Dabei hatte sein Vater, erzählt Mu­dscha­hid,
Weil er mir kein Vater gewesen war. Und meiner Mutter noch als Jugendlicher wie selbstverständlich geglaubt, tat-
kein Mann. sächlich ein Araber zu sein.
Und was hast du geantwortet? Der europäische Kolonialismus, gleich wo, beruhte auf der
Nichts. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich Trennung dessen, was er Rassen nannte; noch die amerika-
blieb einfach stumm. nischen Besatzer in Afghanistan und im Irak schotteten sich
Und was denkst du heute? von der Bevölkerung in hochgesicherten Lagern ab, die
Ich respektiere ihn, wirklich. Ich weiß jetzt, warum er Städten glichen. Auch Mu­dscha­hid sah die Einheimischen
uns aufgegeben hat. Das war nicht schön, erst recht nicht fast nur aus den Schlitzen der Panzerwagen. Der arabische
für meine Mutter, aber ich kann es verstehen. Kolonialismus verfolgte hingegen allerorten die Assimilati-
Jetzt steht Mu­dscha­hid Jussuf Kuwa, sein Polo­shirt klitsch- on, die womöglich noch grausamer ist. Wer als Nuba im
nass vom Schweiß, vor ein paar hüfthohen M­auern aus Klassenzimmer auch nur ein Wort in seiner Muttersprache
auszusprechen wagte, dem wurde ein Knochen um den Vom Südsudan aus, der sich 2005 abspaltete, ist die Anreise
Hals gehängt, erinnern sich jene noch gut, die in den Städ- zwar möglich, allerdings nur auf dem Luftweg, weil die un-
ten aufgewachsen sind: Seht her, ein Tier. Ein Tier? Ja, weil befestigten Pisten während der Regenzeit nicht befahrbar
ihre Sitten, ihre Namen, ihre Glaubensvorstellungen und sind und in der Trockenzeit von kriminellen Banden kon-
erst recht ihre Nacktheit wie von Tieren ­seien, haben sie in trolliert werden. Also fliegt man mit dem Welternährungs-
der Schule gelernt. Besonders nach dem Militärputsch im programm der Vereinten Nationen, die im Südsudan fast
Jahr 1989 durch Omar al-Baschir, bei dem der Glaubens- wie eine zweite Regierung sind, von der Hauptstadt Juba
eifer hinzukam und die Petrodollar der Wahhabiten vom nach Rumbek, wo Blauhelme aus Nepal in schwerer Mon-
Persischen Golf, steigerte sich die Verachtung offiziell zum tur damit beschäftigt sind, Kinder, Ziegen und Mopeds von
»Heiligen Krieg«, der genozidale Züge trug: tägliche Luft- der Sandpiste zu vertreiben, die zugleich Landebahn und
schläge und die Zerstörung unzähliger Dörfer, Aushunge- Landstraße ist. Mit einer einmotorigen Propeller­maschine
rung, Vertreibung und Versklavung. Baschir wurde 2019 fliegt man weiter über unendliche morastige Tiefebenen
von einer Demokratiebewegung gestürzt. Dass die Revolu- bis nach Yida, wo man sich endgültig am Ende der Welt
tionäre in seinem Haus Kisten voller Spirituosen vorfanden, wähnt, wenn man zwei Tage zuvor in Frankfurt am Main
dazu 100 Millionen Dollar Bargeld, gehört zur Schizophre- abgeflogen ist: ein Flüchtlingscamp, das nach dem Ende
nie der heutigen islamischen Welt. des letzten Krieges sich selbst überlassen wurde. Von dort
Es war eine lange Reise, auch für mich. Über die Haupt- geht es über die Staatsgrenze, die aus zwei Holzstöcken und
stadt Khartum gibt es überhaupt keinen Zugang mehr einer Schnur besteht, acht Stunden mit dem Jeep bis zu
zu den Nuba-Bergen im Süden des Landes, seit im April dem Krankenhaus der deutschen Hilfsorganisation Cap
2023 der Krieg zwischen zwei Generälen ausgebrochen Anamur, in dem wir untergebracht sind.
ist, Abdel Fattah Burhan und Mohammed Hamdan Mit uns im Jeep saß Temas, den seine Eltern Anfang der
­Daglo, die zuvor gemeinsam gegen die demokratische Neunzigerjahre als Kind aus den Nuba-Bergen zu Fuß
Übergangsregierung geputscht hatten. Massaker, Ver- nach Kenia geschickt hatten, damit er nicht im Krieg auf-
gewaltigungen, der Kollaps der Wirtschaft und 7,8 Mil- wächst. Als unbegleiteter Jugendlicher gelangte er in ein
lionen Vertriebene in nicht einmal zehn Monaten, fast Kontingent, das die Flüchtlingshelfer der Vereinten Na-
ein Fünftel der Bevölkerung. tionen Australien zuwiesen. Dort lernte er rasch Englisch,

Mudschahid Jussuf Kuwa hat in den USA gelebt. Vor ein paar Jahren ist er in die Nuba-Berge zurückgekehrt
19

studierte, gründete eine Familie und ist nun Abteilungslei- sudanesischen Armee legten. Nicht nur konnten die Re-
ter in einem internationalen Konzern. Seinen Jahresurlaub bellen die Kontrolle über ihr Land behaupten; seit sich im
aber verbringt er, seit er sich die Flüge leisten kann, bei Sudan die beiden Generäle gegenseitig bekämpfen, weitet
seiner Mutter in dem Weiler, in dem er aufgewachsen ist. die SPLM-N die Grenzen des quasiautonomen Gebietes
Sein Vater war verstorben, als er zum ersten Mal wieder- Dorf um Dorf aus, während sie mit nichts in der Hand
kehrte, das hatte er nicht gewusst. einen Staat aufbaut, Krankenhäuser, Verwaltung, Schulen,
Weiß deine Mutter, dass du kommst? in denen Englisch statt Arabisch gelehrt wird, damit sich
Nein, wie hätte ich sie benachrichtigen können? die nachfolgende Generation endgültig von der kolonialen
Es war bereits dunkel, als Temas den Fahrer anwies zu Vergangenheit löst. Nicht so sehr anders als in der Ukraine,
halten, und dunkel bedeutet in den Nuba-Bergen einen denke ich, wo man mit dem Russischen nichts mehr zu tun
­Ozean aus Schwärze, über dem sich der unglaublichste haben will, das vielerorts dennoch die Verkehrssprache ist.
Sternenhimmel gleich einem Zelt aufspannt. Allerdings verfügen die Ukrainer über eine gemeinsame
Hier?, fragte ich. Aber hier ist doch nichts. Sprache, die bei der Unabhängigkeit noch nicht vollstän-
Komm mit, sagte Temas und leitete mich mit der dig verdrängt worden war. Die Nuba hingegen werden den
Taschenlampe seines Smart­
­ phones zielstrebig durchs Kampf gegen die arabischen Besatzer noch auf lange Zeit
dornige­ ­Gebüsch. in deren Sprache führen und sehen darin offenbar kein allzu
Im Lichtkegel des Smartphones das Gesicht der alten großes Problem. Hass, wie er in Kriegen sonst fast zwangs-
Frau, die schlaftrunken aus der Hütte heraustrat, die Um- läufig aufkommt, Hass begegnet mir selten oder wird je-
armung des heimgekehrten, märchenhaft erfolgreichen denfalls kaum einmal artikuliert, obwohl jeder von den all-
Sohns, ihre Freudentränen – allein dafür hatte sich auch täglichen Erniedrigungen, dem Landraub, den jahrelangen
meine Reise gelohnt. Luft­angrif­fen oder von Massakern zu berichten weiß.
Fällt dir das leicht, fragte ich Temas, als er mich zurück Vielleicht liegt die Sanftheit in ihrer Kultur, vielleicht sind
zum Jeep brachte: drei Wochen ohne Strom, Dusche, sich die Nuba aber auch bewusst, dass es ihnen, ausgerech-
Smart­phone, Matratze, wenn du das Leben in Australien net ihnen, gerade besser geht als den meisten Sudanesen:
gewohnt bist? Während der nördliche Teil des Sudan im Krieg zerfällt
Und morgens, mittags, abends Assida!, lachte Temas. und der Südsudan in der Gesetzlosigkeit versinkt, leben
Was anderes als den immergleichen Brei aus Hirse esse sie in Armut zwar, aber immerhin in Frieden, Sicherheit
er hier kaum. und einer erstaunlich stabilen, basisdemokratischen Ord-
Ja, und? Ist das nicht hart? nung, die sie als ihre eigene ansehen. Auch als Reisender
Im Gegenteil, ich komm total runter, antwortete Temas: fühlt man sich zu keiner Tages- oder Nachtzeit bedroht,
Du merkst hier, du brauchst das alles nicht. Ich frage mich wird nirgends um Geld angegangen und ist niemals der
nur jedes Mal, ob ich das auch meinen Kindern zumuten Willkür eines Waffenträgers ausgesetzt. Fast am beeindru-
könnte, die in Australien geboren sind. ckendsten aber ist die Eintracht, die zwischen den Religio-
Aber dass er im Jeep von Cap Anamur mitfahren konn- nen herrscht. Nicht nur sind viele Familien konfessionell
te, hat ihn dann doch erleichtert, gestand er ein, denn gemischt; auch in der SPLM-N kämpfen Muslime Seite
das einzige öffentliche Verkehrsmittel, das es durch den an Seite mit Christen, und obwohl sie so sehr unter dem
Busch schafft, sind Traktoren mit Anhängern, die gleich- islamistischen Regime in Khartum gelitten haben, ist von
zeitig Lkw und Bus sind: die Fahrgäste sitzen zu zehnt, zu den christlichen Priestern kein schlechtes Wort über ihre
zwanzigst auf der Ladung. Zwei Tage dauert die Fahrt bis muslimischen Geschwister zu hören. Umgekehrt verste-
nach Kauda, der Hauptstadt des Nuba-Gebirges, wobei hen die Imame erst nicht, wen ich meine, wenn ich sie auf
das Wort Stadt für die zwei, drei staubigen Straßen über- die Andersgläubigen anspreche. Andersgläubige? Ach so,
trieben erscheint. Das eigentliche Leben der Nuba spielt die Christen, aber die beten doch zum gleichen Gott. Was
sich entlang der Hänge und in den Hochebenen des Ge- alle Nuba eint, ist das Bewusstsein, dass sie keine Araber
birges ab, die nur zu Fuß zu erreichen sind. Mehr als 50 sind. Um keine Religion zu bevorzugen, haben sie ihren
verschiedene Sprachen werden dort auf engstem Raum wöchentlichen Feier­tag auf den Mittwoch gelegt.
gesprochen, die oft nicht einmal ein Wort gemeinsam Ich frage den Stammeschef der Lomon, Apanjo Moham-
haben. Die Nuba erklären sich die Vielzahl ihrer Volks- med, wann die moderne Zivilisation hier oben Einzug
gruppen damit, dass sie als Schwarzafrikaner einst aus hielt, die Bekleidung, die ersten Schulen, Ärzte – kamen sie
allen Richtungen vor den arabischen Kolonisatoren und mit den Arabern oder zuvor schon mit den europäischen
Sklavenhändlern hierher geflohen sind. Missionaren? Nein, erst mit der SPLM-N, antwortet Apan-
Als Mu­ dscha­hids Vater Mitte der Achtzigerjahre die jo, mit Mu­dscha­hids Vater. Die Araber – weder die räu-
SPLM-N gründete, verschanzte er sich mit seinen Solda- berischen Nomaden noch die Beamten des sudanesischen
ten ebenfalls im Gebirge. Noch immer sind dort die vie- Staats – seien nie bis in die Hochebene vorgedrungen. Und
len Gruben zu sehen, in die sich die Menschen während die Missionare? Die Missionare schon, sagt er, aber die Lo-
der Bombardements durch die Antonow-Flugzeuge der mon hätten sie wegen ihrer helleren Hautfarbe für Araber

Ringkämpfe sind ein uraltes Ritual bei den Nuba, der Sieger wird auf den Schultern über den Schauplatz getragen
Mädchen an einer Quelle. Sie wurden mit einem Kanister zum Wasserholen geschickt
Unter den Nuba gibt es Christen, wie diesen katholischen Priester, und Muslime. Sie leben friedlich zusammen
22

gehalten und sich deshalb vor ihnen versteckt. Aber die Also ist die neue Zeit besser als die alte?
Rebellen sprachen doch ebenfalls Arabisch, sage ich: Wie Ja, eindeutig.
haben Sie sich mit ihnen überhaupt verständigt? Und die Kinder, sind sie heute ebenfalls glücklicher?
Unter ihnen waren Lomon, die in die Städte gezogen wa- Nein, die Kinder nicht. Damals waren sie immer zusam-
ren; die kannten wir, und wir haben ihnen vertraut. men und haben gespielt. Heute gibt es viel mehr Streit.
Und das Arabische haben Sie ebenfalls von der SPLM-N? Außerdem schlafen sie oft hungrig ein.
Ja, in deren Schulen gelernt. Hängt das nicht zusammen? Also Hunger und Streit?
Das heißt, die Welt der Lomon hat sich ausgerechnet mit Ja, das wird so sein.
denen verändert, die für ihren Erhalt kämpften? Wurden denn früher alle satt?
Ja, so könnte man es sagen. Aber wir finden die Verände- Ja, wir hatten genug von allem.
rungen gut. Dann war es früher doch besser als heute, wenn man satt
Um ein Beispiel zu geben, was sich zum Positiven verän- wurde und die Kinder glücklicher waren.
dert, nehmen sich Apanjo und ein anderer Dorfbewohner Die Ernte ist nicht mehr wie früher, weil die Menschen die
zwei lange Stöcke und stellen für uns den traditionellen alten Riten nicht mehr befolgen, wenn sie säen. Und weil
Kampf der Lomon nach. Früher habe man sich bis aufs sie die Ordnung des Kosmos nicht mehr kennen. Deshalb
Blut bekämpft, davon hätten die Rebellen sie abgebracht; bleibt auch der Regen weg.
Apanjo zeigt auf die Stellen an der Brust und am Hals, auf Selbst die Rebellen hätten mehr Respekt vor den Gesetzen
die die Schläge zielten. Heute kämpfe man immer noch der Natur gehabt als die heutigen Lomon. In den Bergen
mit Stöcken, nur eben so, dass niemand sich verletzt, das
sei doch viel besser. Auch die Schulen, die Krankenstatio-
nen, der Kampf gegen Lepra, niemand wolle das missen. Seit 2023 im Sudan Krieg
Ob das alle so sehen? Wir besuchen einen der letzten
Heiler der Lomon, der allein in einer Hütte lebt, versorgt ausgebrochen ist, gibt es Massaker
von einem acht- oder neunjährigen Jungen, der sein Enkel
sein soll, jedoch eher sein Ur­enkel sein wird. Auf die Frage und Vergewaltigungen. Ein Fünftel der
nach seinem eigenen Alter antwortet Komi Ndel Mondel,
hundert sei eine schöne Zahl, deshalb sage er mal, er sei Bevölkerung wurde vertrieben
hundert Jahre alt. Die vielen Falten im heiteren Gesicht,
die rissige Haut, der gebeugte Rücken, der zahnlose
Mund – abwegig ist die Schätzung nicht. Außerdem kann hätten sie sich oft mit Krankheiten herumgeplagt, deshalb
sich Komi an die Ausrufung Faisals zum König des Irak habe er sie behandelt, jeden Tag.
er­innern: 1921 oder ein paar Jahre später, als die Nach- Hatten sie nicht ihre eigenen Ärzte mitgebracht?, frage ich.
richt in den Nuba-Bergen eintraf. Bei Komi Ndel Mondel, Schon, sagt der Heiler, dennoch haben sie mir vertraut.
scheint es, haben die eigenen Heilmethoden gewirkt, und Heute behandele ich praktisch nur noch mich selbst.
nicht nur das: Dass weder die Briten noch die Türken und Aber dann stimmt doch gar nicht, was Sie sagen?
vor allem nicht die Araber je in der Lage waren, die Nuba- Was stimmt nicht?
Berge zu erobern, erklärt er sich mit den Beschwörungen, Dass die Leute nichts gewusst hätten. Sie wussten sehr
mit denen seit je die Feinde vertrieben worden sind. Wel- viel. Sie kannten die Ordnung des Kosmos und die Ge-
che Beschwörungen?, frage ich. Mit einem Stein, antwor- setze der Natur. Sie wussten, was man für eine gute Ernte
tet der Heiler. Man klopft mit einem bestimmten Stein braucht. Sie wussten, wie man geheilt wird und wie Kin-
auf bestimmte Weise auf den Boden und ruft dabei den der sich vertragen. Sie wussten sogar, wie man den Feind
Namen des Feindes, das schlägt ihn zu hundert Prozent in ohne Waffen in die Flucht schlägt.
die Flucht. Der Heiler führt vor, wie das geht. Beim Abschied fragt Komi Ndel Mondel, der Heiler, ob
Und die Antonows?, frage ich. Die haben wieder und wie- ich Medikamente dabeihabe, die ich nicht benötige, die
der ihre Bomben über den Nuba abgeworfen. Schmerzen setzten ihm zu. Es ist das erste Mal, dass mich
Nun, für Flugzeuge sind die Steine auch nicht vorgesehen. in den Nuba-Bergen jemand um etwas bittet. Ich überlasse
Außerdem haben wir am Ende dennoch gesiegt. ihm mein Ibuprofen.
Aus der Hütte holt er ein vergilbtes Foto hervor, da steht der »Das glücklichste Volk der Welt« nannte Leni Riefenstahl
Heiler, vor 40 Jahren bereits ein älterer Herr, mit Lenden- die Nuba, als diese weitgehend abgeschottet von der übrigen
schurz und Speer zwischen Jussuf Kuwa Mekki und einem Menschheit lebten, eins mit dem All. So viele Jahrzehnte
weiteren Kommandeur der SPLM-N. Was der wichtigste später ist schwer zu sagen, was an der Behauptung stimmt,
Unterschied zwischen damals und heute sei, frage ich. Die und selbst damals war es wahrscheinlich fragwürdig, die
Bildung!, ruft der Heiler, der selbst zu alt war, um noch eigene Idee von Glück umstandslos auf eine vor­moderne
lesen und schreiben zu lernen: Damals wussten die Leute Welt anzuwenden. Riefenstahl hat hauptsächlich die Feste­
nichts, sie lebten nur in ihrer eigenen, winzigen Welt. fotografiert, die geschmückten Männer und ­Frauen, die
aufwendigen Masken, die Ringkämpfe, die Begräbnisse, Wir übernehmen die kurzen Strecken, antwortet Lina und
Musiker, die Anmut von Körpern, Landschaft und Archi- meint die zwei Tage mit einem Sack Zwiebeln bis zum
tektur. Sie schrieb selbst, dass es ihr vor allem um Schönheit Markt. Die Männer ­seien für die langen Strecken zu-
ging. Noch die Bilder von der Landarbeit gerieten ihr zur ständig, fügt sie an und meint offenbar den Krieg, den
Augenweide, dabei wird die Plackerei früher nicht geringer die Nuba nicht mehr nur gegen die sudanesische Armee,
gewesen sein. Wo immer wir unter den Lomon Bäuerinnen sondern auch gegen die besonders brutalen Rapid Security
ansprechen – und es sind vor allem die F ­ rauen, die auf den Forces (RSF) des meuternden Generals Daglo führen.
Feldern schuften, Lasten schleppen, das Korn mahlen –, sie Gibt es denn nie einen Moment, in dem du glücklich bist
bestätigen die Freudlosigkeit des Alltags, die Erschöpfung, oder dich ausruhen kannst?, frage ich.
die Entbehrungen, die ihnen ins Gesicht geschrieben ste- Ich bin glücklich, wenn die Kinder satt werden, antwortet
hen. Um die 30 Kilo mag der Sack Zwiebeln wiegen, den Lina. Und wenn sie nicht satt werden, bin ich traurig. Also
sie Woche für Woche auf dem Kopf zum Markt tragen, ein arbeite ich so viel wie möglich, damit ich am Abend glück-
Fußmarsch von zwei Tagen und mit den Einkäufen wieder lich bin und nicht traurig. Dennoch reicht es oft nicht.
zurück. War das früher anders? Nein, die Großmütter ha- Und die Feste? Die Ringkämpfe?
ben nicht weniger schwer geschleppt. Ja, die Ringkämpfe, sagt Lina, und da tritt überraschend
Seit wann machst du das?, frage ich eine junge Bäuerin, die ein versonnenes Lächeln in ihr Gesicht: Aber die sind nur
mit ihren zwei Kindern und den Eltern Zwiebeln erntet. im Sommer. Der Rest ist jeden Tag gleich.
Immer schon, antwortet Lina Abbas, die bereits die dunkle, Hatten ihre Eltern ein anderes Leben? Nein. Ob sie sich
kräftige Stimme einer älteren Frau hat. für ihre beiden Kinder, vier und sechs Jahre alt, ein anderes
Kannst du dich mal ausruhen? Leben wünscht? Ja, absolut.
Nein, nein. Wenn ich vom Markt zurückkehre, mache ich Aber dafür müssen sie in die Schule, sagt Lina: Wenn ich sie
hier sofort weiter. Und wenn ich hier den Sack zubinde, nicht sattbekomme, kann ich sie nicht in die Schule schi-
geht es sofort zum Markt. Dazwischen gibt es nur Haus- cken, dann brauche ich sie auf dem Feld. Besonders das
halt und Schlaf. letzte Jahr war hart.
Ich frage, warum es überall in den Nuba-Bergen fast nur Ich weiß nicht, ob die Nuba früher, vor der Begegnung mit
die ­Frauen sind, die die schweren Lasten tragen. der modernen Welt, glücklicher waren oder gar das glück-

Der Heiler Komi Ndel Mondel, er behandelt Malaria oder Durchfall mit der Verabreichung von Früchten
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lichste Volk der Welt. Als Außenstehender möchte ich die tief in die Nacht feiern. Es ist eine hocherotische Kultur
Frage bejahen, doch wenn ich Einheimische frage, wider- und zugleich sittsam, denn die machohaften Posen der
sprechen die meisten mir. Und auf die Zukunft gerichtet Ringer und die verführerischen Gesten der Tänzerinnen
wünschen sie sich Straßen, Mobilfunk, Elektrizität, weiter- dauern immer nur Sekunden, sie werden also gleichsam
führende Schulen, das En­gage­ment ausländischer Organi- aufgeführt. Unmittelbar danach, wie auf Knopfdruck, ste-
sationen und Investoren, in ferner Zukunft sogar Touris- hen die Männer und ­Frauen scheinbar unbeteiligt ne­ben­
ten, die hoffentlich noch dieselbe, nur von Hand gestaltete ein­an­der, nur hat das Riefenstahl nicht mehr interessiert.
Landschaft, die reiche Kultur und die makellose Architek- Sicher, es liegt auch an den Fußballtrikots und Kopf­
tur früherer Jahrhunderte vorfinden werden. Tatsächlich je- tüchern, dass die Szenerie nicht mehr so aufreizend wirkt
doch birgt die Zukunft eine Gefahr, gegen die das sudanesi- wie auf ihren Bildern. Doch unterlag bereits die frühere
sche Militär eine vergleichsweise beherrschbare Bedrohung Erotik einer strengen Disziplin. Wenn die ­Frauen, ihr Kör-
ist. Der hundertjährige Komi Ndel Mondel mag es auf die per vom Öl glänzend, vor den ebenfalls nackten, knienden
fehlenden Gebete schieben; die Jüngeren sind sich bewusst, Männern tanzten, hatten sie eine Peitsche in der Hand,
dass die immer kürzere Regenzeit dem Klimawandel ge- berichten mir die Älteren; auf Riefenstahls Fotografien
schuldet ist, und etwas anderes als Äcker und Vieh haben sind die Peitschen der Tänzerinnen ebenfalls zu sehen, nur
die Nuba zum Leben nicht. Wenn ich in den Dörfern frage, dass man als Betrachter den Zweck nicht versteht. Den
was am dringendsten benötigt wird, könnte die immerglei- Blick hatten die Männer auf den Boden zu richten. Um
che Antwort kaum informierter sein: Saatgut, das sich für sie zu prüfen, legten die ­Frauen ihnen von vorn das Bein
trockenere Klimazonen eignet, chemischer Dünger, tiefere auf die Schulter und verharrten. Bekam ein Mann eine
Brunnen, technisches Gerät, Medizin für die Rinder, die Erektion, schlug die Frau mit der Peitsche zu, und alle
immer häufiger an Krankheiten ver­enden, Schutz vor Heu- anderen lachten ihn aus. Wie wenig hat das mit der mo-
schrecken und Techniken, damit der Regen nicht abfließt. dernen, westlichen Idee von Erotik zu tun, die Leni Rie-
Dabei sind die Gebirgsketten noch vergleichsweise frucht- fenstahl bewusst oder unbewusst auf die Nuba projizierte.
bar. Jetzt schon dramatisch ist die Situation in weiten Allerdings klingen die Erzählungen der Alten auch für die
Teilen der Ebene, zumal dort auch 350.000 Bürgerkriegs- Nuba selbst, die Jugendlichen, wie aus einer anderen Welt,
flüchtlinge ihr Dasein fristen. Dort liegen die Brunnen oft dabei ist die Vorzeit nur eine Generation her.
viele Kilometer entfernt, und mit dem knappen Wasser ver- Am längsten aber war der Weg für Mu­dscha­hids Vater und
trocknen nicht nur die Felder, sondern versiegt stets auch die jungen Männer, die 1987 seinem Ruf folgten: Sie alle
die Kultur. Niemand tanzt, der hungert, niemand singt, sind zu Fuß bis nach Äthiopien marschiert, sechs Monate
der durstig ist. Umgekehrt, wo immer in den Nuba-Bergen ohne Gepäck und Zelte abseits der ausgetretenen Pfade,
die Erde noch ausreichend nährt, findet sich am Ende je- um nicht entdeckt zu werden, durch Wüsten, Sümpfe und
des Tages die Dorfjugend zusammen, junge, oft auffallend Flüsse, stets bedroht von Schlangen, Insekten, Raubtieren,
hübsche Männer und F ­ rauen, um zu lachen, zu flirten, zu Krankheiten und den Patrouillen der sudanesischen Ar-
tanzen zum eigenen Gesang, den sie mit Händen, Füßen mee. Ihr Hauptnahrungsmittel war Gras, ihr Bett die Erde,
und Rasseln rhythmisch untermalen. Ob sie noch täglich ihre Medizin die Hoffnung. In Äthiopien, wo nach dem
mit­ein­an­der singen werden, wenn das Smart­phone ein- Sturz des Kaisers Haile Selassie eine linksgerichtete Mi-
zieht? Die Entwicklung, die notwendig ist, um den Klima- litärregierung herrschte, der sogenannte Derg, erhielten die
wandel zu überleben, bedroht zugleich die Kultur. Nuba eine Ausbildung, ein bis drei Jahre je nach späterem
Immerhin, noch finde ich die Ringkämpfe fast genauso Rang, um als Soldaten zurückzukehren, wieder sechs Mo-
vor, wie Leni Riefenstahl sie vor 50 Jahren fotografiert hat, nate durch die Wildnis, nur dass nun jeder eine Ka­lasch­
die Masken, die Fußrasseln, die Asche, mit der sich die ni­kow trug. Wie viele haben den Marsch nicht überlebt?,
jungen Männer vor dem Kampf bedecken, das Auf-den- frage ich Generalmajor Ezekiel Kuku Talodi, der das Kom-
Boden-Klopfen, wenn einer den anderen herausfordert, mando an der Front im Norden der Nuba-Berge führt.
der Triumph, nach dem Sieg auf den Schultern getragen Die Toten haben wir nicht gezählt. Wir haben nur die
zu werden, das Öl, mit dem die jungen F ­ rauen den Sie- gezählt, die zurückgekehrt sind: Vom ersten Marsch etwa
ger einreiben. Auch die Gesänge werden noch dieselben 1.200, vom zweiten Marsch etwa 5.000. Als wir genug
sein, die Musik und ebenso die Rinder, die zeremoniell waren, haben wir gekämpft.
geschlachtet werden, um die Gäste zu bewirten. Es ist ein Ich treffe Talodi in dem Städtchen Abre, das vor einigen
Glück: Eigentlich finden die Kämpfe im Sommer statt, Wochen von der SPLM-N erobert worden ist. Allein hier
aber unter den Tabanja richtet jemand ein Fest für seine ließ die sudanesische Armee 200 schwere Waffen und
Mutter und andere Verwandte aus, die vor Jahren verstor- 14 Panzer zurück, die nun zwischen zertrümmerten Lehm-
ben sind, und wir erfahren davon, weil sich die Menschen hütten, abgebrannten Bäumen sowie den Planen und
schon am Vortag von weither auf den Weg machen. Um Strohwänden von Hunderten Notunterkünften stehen. Je-
die tausend Gäste werden es am Ende sein, die nachmit- den Tag treffen Flüchtlinge aus den umkämpften Gebieten
tags mit Tänzen beginnen und nach den Ringkämpfen bis im Norden ein. Umkämpft von wem, umkämpft weshalb?
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Die meisten wissen nicht einmal, vor welcher der beiden Land nach Freiheit sehnt. Deshalb sind sie auf die Straße
Fraktionen sie geflohen sind, der sudanesischen Armee oder gegangen, deshalb haben sie eine Revolution versucht. Sie
den paramilitärischen Rapid Support Forces. Aber dass es haben es immerhin versucht! Wir kämpfen auch für sie.
zu Plünderungen, willkürlichen Erschießungen, Vergewal- Es war eine lange Reise für alle: innerhalb einer einzigen
tigungen kommt, wo die häufig betrunkenen Soldaten ein- Generation die Entwicklung, die andere Völker in tausend
ziehen, weiß im Sudan mittlerweile jedes Kind. Vor dem Jahren durchleben. Von »meinen Nuba« zu einem Volk, das
einzigen Brunnen weit und breit warten die Flüchtlinge in sich nicht mehr zum Objekt der Geschichte machen lassen
einer langen Schlange darauf, ihre gelben Plastikkanister zu will. Denn nicht nur junge Männer hat Mu­dscha­hids Vater
füllen. Mit den erbeuteten Panzern, den Zeltplanen und in die Ferne geführt, damit sie Soldaten werden. Er war sich
verkohlten Baumstümpfen im Hintergrund fügt sich die bewusst, dass ein künftiger Staat auch eine geistige Elite­
Szenerie zu einem Menetekel für die Zukunft Ostafrikas benötigt. Deshalb hat die SPLM-N seit den Neunziger­
und weiter Teile der Welt, wenn nicht mehr um Öl, son- jahren Tausende Jugendliche zum Lernen an Schulen in
dern um Wasser Krieg geführt wird. Kenia, in Uganda und seit der Sezession in den Südsudan
Ich frage auch Talodi, ob es einen bestimmten Auslöser für geschickt. Die Geschichte, die für kaum ein anderes Volk
seine Entscheidung gab, in den Widerstand zu gehen. Ja, der Welt so rasant verlaufen sein dürfte wie für die Nuba in
antwortet er, er sei verhaftet worden, weil er als Student für den letzten 40 Jahren, hat auch die unwahrscheinlichsten
die Rechte der Schwarzen eintrat, zusammen mit seinem­ Lebensläufe hervorgebracht, Temas, Mu­ dscha­ hid, Kuku
besten Freund. Erst hätten die Folterer seinem Freund Talodi – oder Sefedine Ibrahim Alamin, um noch einen
beide­Hände abgeschnitten. Dann hätten sie sich ihm, weiteren ­Weltenstürmer anzuführen: 1991 wurde er zum
­Talodi, zugewandt und angefangen, ihm die Fingernägel Lernen nach Uganda geschickt, zusammen mit etwa tau-
herauszureißen. Der General hält mir seine Finger hin, send anderen Kindern zu Fuß die Strecke bis nach Yida,
­denen die Folterung 40 Jahre später noch anzusehen ist: für die wir mit dem Jeep acht Stunden benötigt haben,
Genau in dem Moment, als sie anfingen, wusste ich, ich dann weiter mit dem Bus. Zehn Jahre hatte er keinen Kon-
werde kämpfen, wenn ich das überlebe, ich werde eben- takt zu seinen Eltern, Telefone oder Post gab es schließlich
falls nach Äthiopien ziehen. Ich dachte mir einfach, willst nicht. An der Schule bot eine französische NGO Kunst-
du wie Vieh abgeschlachtet werden oder wenigstens eh- therapie für traumatisierte Kinder an. Nicht nur schaffte
renvoll sterben? Die ganze Zeit, während sie mir die Nägel es Sefedine in den Kurs, seine Bilder wurden, ohne dass er
ausrissen, sagte ich mir, nein, ich will nicht sterben wie davon wusste,­bis nach Paris verschickt. Eines Tages stand
Vieh, ich will nicht sterben wie Vieh, und das gab mir der Chef des Luxus­modeherstellers Hermès in der Schule­
Kraft. Später in der Zelle sagte ich meinem Freund: Jetzt, und bot Sefedine eine Anstellung an. 1998 wurde sein
da deine Hände nicht mehr da sind, werde auch ich nicht erster Schal produziert und kam weltweit in den Verkauf,
mehr da sein. Ich werde deine Hände sein. ­sieben weitere folgten. Dennoch kehrte Sefedine 2018 in
Talodi spricht nicht sofort von seinen Erfahrungen. Zuerst die Nuba-­Berge zurück, um sich in der kulturellen Arbeit zu
versammelt er seinen Stab um sich, Offiziere in seinem engagieren, und entwirft seine Designs für Hermès seither
Alter, also um die sechzig, deren Laufbahn als Soldat eben- als freier Mitarbeiter in einer Hütte aus Lehm.
falls mit den beiden Gewaltmärschen begann, dazu einige Einer der Gründe, warum wir misshandelt werden konn-
Jüngere. Vor einer Lehmbaracke, die das Hauptquartier ten, war, dass wir kein Selbstbewusstsein hatten, sagt Se-
an der jetzigen Front ist, sitzen sie unter einem Baum auf fedine: Und damit meine ich beides, den Stolz auf sich
Plastikstühlen, Holzstämmen und einem matratzenlosen selbst und das Bewusstsein der eigenen Kultur. Wenn du
Bettgestell, Talodi selbst hinter einem kleinen Tisch. Ein nicht weißt, was du bist, dann wirst du missbrauchbar.
großgewachsener, drahtiger Mann mit blutunterlaufenen, Ich gehe in die Dörfer, ich interessiere mich für die Sitten,
übernächtigten Augen und glänzender Glatze in schlichter die ­Ideen, die Geschichten und versuche zu vermitteln,
Militärkleidung, der mit leiser, stockender Stimme spricht, dass sie wertvoll sind, dass wir das, was wir noch haben,
ob aus Erschöpfung oder weil er es gewohnt ist, dass man bewahren müssen.
ihm zuhört. Für die Nuba ist er der Held, der das eigene Andere Nuba sind nicht Tausende Kilometer weit gereist
Fotos Moises Saman / Magnum Photos

Land befreit und allein seit dem Sommer 40 Garnisonen und haben dennoch ein Leben wie in einer Sage geführt:
der Feinde erobert hat. Da ist Gisma Sooni, die wir im Busch antreffen, als sie ihr
Verspüren Sie nicht den Wunsch, Ihr Volk zu rächen?, Motorrad repariert, 38 Jahre alt und seit ihrem 17. Lebens-
frage ich. Sich selbst zu rächen? Spüren Sie keinen Hass? jahr Soldatin. Eigentlich wollte sie mit dreizehn anfangen
Ich habe keinen Hass verspürt, wirklich nicht, ich habe nie zu kämpfen und stellte sich dem heutigen Präsidenten der
gedacht, dass die Araber schlechtere Menschen ­seien. Ihre Nuba in den Weg, Abdel Asis al-Hilu. Aber Al-Hilu erklärte,
Führung ist schlecht, ja. Mein Sieg war, dass ich nicht auf sie sei zu jung für den Krieg. Gisma ließ nicht locker und
sie herabschaue, so wie sie auf uns. Mein Sieg war, dass stellte sich ein weiteres Mal vor dem Präsidenten auf. Da
für mich alle Menschen Kinder Gottes geblieben sind. willigte er ein, sie an der Waffe auszubilden, bis sie sechzehn
Wir wissen, dass alle Sudanesen leiden, dass sich das ganze ist. 25 Jahre später hat sie sechs Kugeln in ihrem kleinen,

Gisma Sooni ist Kommandeurin bei den Rebellen, die gegen die Truppen zweier verfeindeter Generäle kämpfen
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erkennbar muskulösen Leib und einen Blick, der auf mich starke ­Frauen, die ihre Groß­eltern waren. Menschen, die
ziemlich humorlos wirkt. ihren Körper mochten, die achtgaben auf ihren Körper.
War es leicht, dass dich die Männer als Soldatin akzeptier- Daran war nichts Falsches. Es sind die anderen, die die Ge-
ten?, frage ich. schlechtsorgane und überhaupt alle physische Schönheit
Entschuldige mal, ich bin Kommandeurin. Die Männer auf die Funktion der Reproduktion reduzieren. In unserer
sind es, die akzeptiert werden wollen von mir. Kultur haben wir kein Problem mit dem Körper, wir brau-
Sie sei elf oder zwölf Jahre alt gewesen, als sie auf dem chen ihn nicht zu verstecken. Es sind die anderen, die ein
Feld ihrer Eltern arbeitete und Araber kamen. Sie hätten Problem haben.
den Zaun niedergerissen, hätten das Vieh auf den Acker Bevor Mu­dscha­hid uns zurück nach Yida bringt, machen
getrieben, hätten mit ihren Gewehren Gismas Vater in wir einen Abstecher zu den Massakin, über die Leni Riefen-
Schach gehalten; innerhalb von Minuten sei die Ernte ver- stahl nach mehreren Aufenthalten zwischen 1962 und 1969
nichtet gewesen. Ihr Nuba-Sklaven!, hätten die Nomaden das erste ihrer beiden Bücher veröffentlicht hat. Auch hier
sie verhöhnt: Ihr arbeitet, damit unser Vieh frisst. sehen die Hügelgemeinschaften noch genauso aus wie auf
Das war der Moment, als ich zur Waffe greifen wollte, sagt den Fotografien, Lehmhütten mit Strohdächern, die wie zu
Gisma, während unser Fahrer ihr Motorrad reparieren darf. einer Burg angeordnet sind. Bereits in dem ersten Weiler, in
Später erfahre ich, dass Gisma an dem Tag vergewaltigt dem wir halten, erinnern sich die Alten noch an die »Cha-
wurde. Sie hat es mir nicht gesagt, doch unter den Nuba waga«, die Weiße, die hier jeden Tag vorbeigelaufen sei. Ich
ist es bekannt, sie hat auch öffentlich darüber gesprochen. hole den großformatigen Bildband hervor, und bald schon
Sie ist die Erste, die sagt, dass sie Araber hasst. Ja, bis auf ist das ganze Dorf um eine Pritsche versammelt, auf der die
den Tod. Auf meine Nachfrage wird klar, dass sie mit Ara- Ältesten sich Seite für Seite genau ansehen. Die Bilder ge-
bern die Nomaden meint, die ihre Herden seit je durch das fallen ihnen offensichtlich, das sagen sie auch, während die
Land der Nuba treiben. Was habe sie denn mit Menschen Jungen die Nacktheit und erst recht die sinnlichen Gesten
in Khartum oder Kairo zu tun? In der SPLM-N habe sie und Bewegungen mehr oder weniger entschieden verurtei-
mit Arabern gekämpft, die sich gegen das Re­gime auflehn- len. Eine Diskussion entsteht, an der ich mich beteilige,
ten, die ­seien nun wirklich nicht ihr Problem. Es ist seltsam, indem ich von meinem Gespräch mit Abdel Asis al-Hilu
ganz selten im Krieg: Selbst jemand wie Gisma, die allen berichte. Der Präsident, euer Präsident hat gesagt, dass der
Grund hätte für Humorlosigkeit, weiß zu differenzieren. Körper nichts sei, was man verstecken müsse. Der Körper
Das Regime hält uns für Sezessionisten, sagte mir in Juba sei ein Geschenk Gottes, während die Scham darüber den
Abdel Asis al-Hilu, ein nachdenklicher, belesener Mann, Nuba von den Arabern eingeredet worden sei. Vorsichtig
der nichts von einem Krieger hat: Aber wissen Sie, die stimmen die Alten dem Präsidenten zu, sodass auch bei
wahren Unionisten, das sind wir. den Jungen ein Nachdenken einsetzt. Ich finde die Groß-
Warum das?, fragte ich. mütter sehr schön!, entgegnet ein Mädchen einem Jungen,
Warum haben wir 2019 die Revolution in Khartum un- der immer noch findet, dass die Welt der Alten rückständig
terstützt?, fragte der Präsident zurück. Weil unser eigent- gewesen sei. Aber auch sie sagt, dass niemand mehr leben
liches Ziel keine eigenständige Nation ist, sondern ein will wie sie. Vorbei, vorbei, pflichten ihr die Älteren bei.
demokratischer, föderaler und säkularer Sudan, der in der Und Mu­dscha­hid, der so viel mehr von der neuen Welt
Vielfalt einen Reichtum sieht. Die staatliche Unabhängig- gesehen hat, der in Amerika war, im Irak und in Afghanis-
keit ist lediglich die zweite Option, wenn uns der Staat tan? Im Jeep hatte er die Bilder ebenfalls lange betrachtet,
weiter eine arabische und islamische Identität aufzwingt. aber nichts gesagt. Auch jetzt bleibt er still.
Ich fragte Abdel Asis al-Hilu nach Leni Riefenstahl.
Ja, so haben wir gelebt, antwortete er, genauso wie auf den
Fotografien, ich erinnere mich noch gut. Das war meine hinter der geschichte Der Schriftsteller Navid
Kindheit, sogar meine Jugend noch.
Kermani und der Fotograf Moises Saman
Ob ihn denn die Bilder nicht störten, die immer noch
faschistische Ästhetik Riefenstahls, ihr Paternalismus, die verbrachten acht Tage in den Nuba-Bergen.
nicht einmal kaschierten manipulativen Methoden, mit Die Recherche wurde ermöglicht durch die
denen sie die Nuba dafür gewonnen hat, vor der Kamera Hilfs­organisation Cap Anamur, deren Krankenhaus
zu posieren, nachdem sie bereits Nein gesagt hatten. Al-
Hilu mag nicht widersprechen, aber er verweist darauf, den Betrieb auch in den schlimmsten Zeiten
dass Riefenstahl eine Wirklichkeit bewahrt habe, die sonst des Krieges aufrechterhielt. Finanziell unterstützt
vergessen werden würde. Dafür sei er ihr dankbar, dafür wurde die Reise durch die Mercator Stiftung.
müssten alle Nuba dankbar sein:
Im Herbst erscheint Kermanis Reportagesamm-
Niemand wird bekleidet geboren. Niemand muss sich
seines Körpers schämen, im Gegenteil. Auf den Bildern lung »In die andere Richtung jetzt. Eine Reise
sehen unsere jungen Leute selbstbewusste Männer und durch Ostafrika« bei C. H. Beck

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Berlin, im Februar. Ich bin zu einer Veranstaltung eingeladen, wir Am nächsten Tag teilt ein italienischer Freund über WhatsApp das
sprechen über die Krise der Demokratie und, natürlich, über Anti­ Bild israelischer Soldatinnen, die zwischen Ruinen in Gaza Selfies
semi­tis­mus. Ich rede in letzter Zeit ständig über Anti­semi­tis­mus, schießen. Das Bild ist zweifelsohne grauenvoll. Aber dieser italie­
privat, öffentlich, in Therapiesitzungen, mit mir selbst. nische Freund, daran lässt er keinen Zweifel, hasst nur den jü­
Nach der Veranstaltung kommt eine Autorin zu mir, deren Bücher­ dischen Staat, er postet nur gegen Israel, nie gegen die Hamas.
im selben Verlag erscheinen wie meine und die ich bisher nur aus Ich frage ihn, warum. Er sagt, keine Sorge, ihr habt schon einen
dem Internet kannte. Wir trinken und lachen, doch plötzlich Platz auf meiner Liste der meistgehassten Staaten verloren, die
wird sie ernst und sagt, dass sie mir etwas erzählen müsse. Ihre USA und Katar hasse ich noch mehr. Ich sage, wieso ihr, ich bin
Geschichte­geht so: Eine ihrer langjährigen, besten Freundinnen Deutsche. Er sagt, ach so, stimmt. Einen oder zwei Tage später
habe ihr die Freundschaft aufgekündigt, weil die Autorin ein Inter­ kasperlt ein aktivistisch motivierter Regisseur mit Kufija über die
view von mir auf Instagram geteilt habe, in dem ich mich gegen den Berlinale-Bühne und ruft mit heiserer Stimme »Genozid«, und
Anti­semi­tis­mus im Kulturbetrieb seit dem 7. Oktober aus­spreche. das Publikum taumelt klatschend in den nächsten antiisraelischen
Mit »solchen Leuten«, sagte die Freundin, und damit meinte sie Furor. Und das waren nur die Beispiele aus vier oder fünf auf­ein­
natürlich mich, dürfe man nicht befreundet sein. an­der­fol­gen­den Tagen. Wir können erleben, wie sich mit jedem
Ich denke lange über die Geschichte nach. Vor ein paar Monaten weiteren Tag der antiisraelische Diskurs verschärft, vor allem aber
hat mich eine entfernte Bekannte »Zionistin« genannt – und das war auch, dass Menschen sich unwidersprochen auf brachial anti­semi­
nicht als Kompliment gemeint. Der Begriff »Zionist« ist seit Kurzem ti­sche Weise öffentlich äußern können.

TOCHTER
ZION
ein Synonym für Organhändler, Kolonialherr, Faschist, Tierquäler Ich bin in letzter Zeit unruhig und erschöpft, und meine Psycho­
– alles gleichzeitig. Erst habe ich mich gewundert. Ich bin ja wirk­ analytikerin sagt, es liegt daran, dass ich noch nie in meinem Leben
lich Zionistin, dachte ich. Oder? Denn, auf die simpelste Formel so viel Ablehnung und Feindschaft erfahren habe. Sie selbst hat
gebracht: Was wollte der historische Zionismus? Einen jüdischen auch noch nie so viel Hass gesehen, sagt sie, dabei ist sie viel älter als
Staat. Und warum? Weil »Judennot« herrschte, so drückte das der ich. Das Dumme ist: Ich kann daran gar nichts ändern. Juden hasst
Begründer der modernen zionistischen Bewegung aus, der ungarische man, weil man Juden halt hasst, es ist völlig egal, was sie tun. Ich
Dramatiker Theodor Herzl, und dabei dachte er an Pogrome, an denke, dass ich, anders als noch mein Vater, nie auf eine feindselige
die neu gegründeten anti­semi­ti­schen Parteien in Europa, die Rück­ Umwelt vorbereitet wurde. Der Anti­semi­tis­mus klang wie ein böses
nahme von Bürgerrechten in den sogenannten zivilisierten Ländern. Märchen aus alten Zeiten, über die paar Anti­semi­ten, die es gab,
Es hat sich etwas geändert. Noch vor ein paar Monaten hätte nie­ machte man Witze. Und auch der Zionismus war so ein Begriff aus
mand sich stolz als Antizionist präsentiert. So wie nie jemand mit einer ganz anderen Zeit, zu der wir Seminare an der Uni besuchten.
lauter Stimme verkünden würde, dass er Schwule, ­Frauen, Syrer oder Der Israelhass ist voller anti­semi­ti­scher Elemente, und der paradoxe
Leute mit behaarten Händen hasst. Niemand hätte so klar und deut­ Effekt ist: Jede anti­semi­ti­sche Äußerung und jeder Angriff auf die
lich zugegeben, gegen den Staat Israel zu sein, man hätte sich ein we­ Existenz des Staates Israel verdeutlicht dessen Notwendigkeit.
nig gewunden und hätte zumindest nach irgendwelchen Argumen­ Die Zeiten sind schlecht, wenn man glücklich ist, dass die Eltern
ten gesucht. Heute beendet man kurzerhand Freundschaften, weil nicht mehr leben. Wir haben früher zu Hause viel gestritten. Mein
man es nicht mehr erträgt, dass Juden sich über den Hass beklagen. Vater kam aus einer Stadt in Siebenbürgen, außer ihm, seinen
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Eltern, seinem Bruder, einem Onkel namens Jacob (der allerdings sich von seiner Brut verraten und polterte noch mehr – aber am
in ­Auschwitz verrückt geworden war und den Rest seines Lebens Schluss eines jeden Gesprächs fanden wir wieder zusammen. Wir
ein Pferd mit sich führte und behauptete, Kutscher zu sein) und beugten uns über unsere Teller und aßen den schrecklichen Salat,
einer Cousine hatte niemand aus der Familie die Shoah überlebt. den er immer für uns machte, weil er befürchtete, dass wir, seit wir
Die ­Jewish Agency schickte nach dem Krieg Emissäre nach Ru- ausgezogen waren, zu wenig Vitamine zu uns nahmen; sogar zum
mänien, um die verbliebenen Juden zu einer Auswanderung nach Frühstück gab es Salat, das hatte er aus dem Kibbuz.
Israel zu überreden. Ich weiß nicht, warum meine Familie nicht Heute, da ich älter bin, habe ich mehr Verständnis für meinen Vater.
schon längst dort war, man war eben sehr europäisch und sehr we- Seine Vorstellung war zwar falsch, falscher geht es gar nicht, aber:
nig politisch. Mein Vater ging mit Anfang zwanzig ein paarmal zu Kann man sie jemandem übel nehmen, der nie etwas anderes als
diesen Veranstaltungen, wo man ihm wunderbare Dinge über Is- Feindschaft erlebt hat? Damals blickte ich anders auf Israel: Ich
rael und den Zionismus erzählt haben muss, über ein Land, in dem fuhr zweimal im Jahr hin, studierte dort Ende der 2000er-Jahre eine
Juden frei waren, einfach studieren durften, nicht enteignet, nicht ­Weile, ärgerte mich über unsere Verwandten in Haifa, demonstrierte­
verprügelt, nicht beschimpft, nicht umgebracht wurden. Irgend- freitags gegen die Enteignung palästinensischer Häuser in Scheich
wann um 1960 muss mein Vater begonnen haben, von Israel zu Dscharrah, aber die meiste Zeit saß ich in Cafés oder lag am Strand.
träumen, von der bösen orien­ta­li­schen Sonne, von Bananenplanta- Als ich Mitte zwanzig war, war die Lage im Rückblick luxuriös: Die
gen und Volkstänzen. Und in dieser Zeit schlossen der rumänische Situation war halbwegs stabil, es gab weniger Selbstmordattentate,
und der israelische Staat Abkommen. Israel sandte Schweine und wir fühlten uns gut und frei, wenn wir gegen die israelische Politik

Wir sind Zionisten,


weil wir es uns nicht leisten können,
keine zu sein
Von DANA VON SUFFRIN

landwirtschaftliches Gerät nach Rumänien, im Austausch durften demonstrierten. Wir benahmen uns wie die verwöhnten Kinder
Juden das Land verlassen. Mein Vater war darunter. Er wurde, reicher Unternehmer, die Geld, Freiheit und Sicherheit genießen
wie jeder andere auch, erst in den Kibbuz, dann in die Kriege ge- und beim Cocktailtrinken am Swimmingpool eine sozialistische
schickt, nach 20 Jahren dort kam er dann nach München. Wenn Republik ausrufen. Was ging uns die Armee an? Was ging uns der
er später, als alter Mann, an unserem Esstisch die Faust ballte und Staat an? Was gingen uns die Rechten und die Religiösen an?
»Reinschlagen!« und »Aufs Maul hauen!« rief, während in Israel Wenn ich heute sage, ich bin Zionistin, dann gebe ich nicht meinem
die Intifada tobte oder wieder einmal ein Krieg ausgebrochen war, Vater recht, dann meine ich nicht, dass ich fahnenschwenkend über
konnten wir Töchter uns vor Lachen kaum halten: so lächerlich den Marienplatz laufe, ich möchte das Westjordanland nicht besie-
war unser alter Zionist, der jetzt nur noch über sein Reihenhaus deln, Gaza erst recht nicht, ich will keine starke Armee, ich will keine
herrschte und gegen den Tagesthemen-Sprecher in eine Art hei- Checkpoints. Ich will meine Ruhe. Ich bin Zionistin, weil ich gerne
ligen Krieg zog, natürlich von seiner grauen Ikea-Couch aus. Seine möchte, dass Juden einen Ort haben, an dem sie nicht umgebracht
Haltung, die Idee der absoluten Stärke einer jüdischen Nation, die werden. Mein zionistisches Empfinden ist mehr Resignation als Pa-
sich unerbittlich gegen die feindlichen arabischen Nachbarn, die triotismus. Es wäre schön, wenn der Staat Israel keine Notwendigkeit
das ein oder andere Mal auch in München mordeten, verteidigen wäre, wenn die Menschen einfach irgendwo leben könnten, ohne
musste, kam uns vor wie eine Idee aus einer anderen Zeit – ge- Nationalstaaten, ohne Kriege, ohne Hautfarben, ohne Anti­semi­ten.
nauso wie unser Vater aus einer anderen Zeit kam. Wir zogen ihn Bis es so weit ist, brauchen wir einen jüdischen Staat, und leider
auf, wir widersprachen ihm, er wurde noch wütender, er fühlte verstehen wir jeden Tag ein bisschen besser, wozu.

Zu hören unter zeit.de/vorgelesen


»ES IST EIN SCHOCK,
ICH MUSS MEIN
GANZES LEBEN NEU
ORDNEN«
Von JOHANNES DUDZIAK Fotos EMMA HOWELLS
Die Evolutionsbiologin
Carole K. Hooven
lehrte in Harvard – bis eine
Doktorandin ihr vorwarf,
transphob zu sein.
Die Wissen­schaftlerin erzählt,
wie sie den Glauben
an die Vernunft verlor
36

Die reichste und mächtigste Universität der Welt, Har- Frau Hooven, 20 Jahre lang waren Sie Dozentin in Harvard.
vard, ist in diesem Winter Schauplatz diverser Kultur- Bis zu der Fernsehsendung »Fox & Friends«, in der Sie sag-
kämpfe. Auf dem Campus wird heftig gestritten über ten, dass es biologisch nur zwei Geschlechter gibt. War das
Rassismus, LGBTQ-Identitäten, den Nahostkonflikt der Auslöser für das Drama, das Sie erlebt haben, oder be-
und die große Frage: Wer sind hier eigentlich die Un- ginnt die Geschichte schon früher?
terdrücker – und wer die Unterdrückten? Einige Jahre zuvor spürte ich schon, dass bestimmte
Carole K. Hooven, 58, ehemalige Dozentin und Co- Ansichten, auch in Bezug auf Geschlechterfragen, in
Direktorin des Bachelor-Studienprogramms am Fach- manchen Kreisen zunehmend missbilligt wurden.
bereich Menschliche Evolutionsbiologie in Harvard, ist Sie forschen über Geschlechtsunterschiede und den Einfluss
eines der prominentesten Opfer eines Kulturkampfes, von Hormonen auf das menschliche Verhalten: Themen, die
der auch an vielen anderen Universitäten geführt wird. in progressiven Kreisen sehr umstritten sind.
Sie wurde angegriffen, nachdem sie sich im Jahr 2021 Damit beschäftige ich mich seit Jahrzehnten. Für mei-
in einer Talkshow des Senders Fox News zu der Frage ne Doktorarbeit, die ich 2004 in Harvard verteidigt
geäußert hatte, ob man in Krankenhäusern und medizi- habe, untersuchte ich die Geschlechtsunterschiede im
nischen Fakultäten nicht statt von »schwangeren F­ rauen« räumlichen Vorstellungsvermögen und ihre Beziehung
von »schwangeren Personen« sprechen sollte, damit sich zum Testosteron. Im Jahr bevor ich nach Harvard
niemand diskriminiert fühle. Letzteres lehnt Hooven kam, erforschte ich wilde Schimpansen in Westugan-
ab, sie sagte im TV-Beitrag, dass es biologisch nur zwei da. Ich wurde als Dozentin eingestellt und erhielt kurz
Geschlechter gebe: Männer und ­Frauen. Nachdem eine darauf eine feste Stelle. Ich liebte meine Arbeit. Ich
Doktorandin sie daraufhin auf Twitter als »transphob« habe alles dafür getan, weil ich das Unterrichten und
bezeichnete, war für Hooven nichts mehr wie zuvor. den Umgang mit den Studenten liebte. Außerdem
Hooven fühlte sich am Ende hinausgedrängt und ver- hatte ich vor allem am Anfang das Gefühl, dass ich
ließ das Institut. Sie hat bei einem befreundeten Profes- irgendwie nicht nach Harvard gehöre, und das hat
sor, dem Psychologen Steven Pinker, an dessen Lehr- mich motiviert, mein Bestes zu geben. Ich hatte an-
stuhl Unterschlupf in einem kleinen Büro gefunden, genommen, dass ich an der Universität im hohen Alter
wo sie als unabhängige Wissenschaftlerin noch Zugang in den Ruhestand gehen würde. Ich war eine Person
zum analogen und digitalen Bibliothekssystem der am Fachbereich, der die Studenten vertrauten, und
Universität hat und eine interne E-Mail-Adresse. Aber ich baute besonders enge Beziehungen zu vielen auf,
das ist auch schon alles, was von ihrem alten Leben üb- die das Gefühl hatten, nicht dazuzugehören, darunter
rig geblieben ist. Sie bekommt kein Gehalt mehr von auch Studenten, die sich, was ihr Geschlecht betraf,
Harvard und unterrichtet nicht mehr. anders fühlten. Das bedeutete mir viel.
Wir treffen uns vormittags in ihrem neuen Büro im Wann hat sich das Klima an der Universität verändert?
achten Stock. Hooven, Jeans, Turnschuhe, Daunen- Das war etwa 2015. Seit einiger Zeit behaupten Wis-
jacke, wirkt sportlich, und doch liegt eine Zerbrech- senschaftler – vor allem solche, die wenig Ahnung
lichkeit in ihrem Blick. Im Regal stehen einige wenige haben von Biologie –, dass geschlechtsspezifische Un-
Bücher, darunter ihr populärwissenschaftliches Buch terschiede im Verhalten wenig bis gar nichts mit bio-
Testosterone­ aus dem Jahr 2021. Dann sagt sie: »Ich logischen Kräften wie Hormonen oder evolutionärem
muss Sie warnen: Wenn wir jetzt über die Ereignisse der Druck zu tun haben. Das ist natürlich Blödsinn. Aber
letzten Jahre sprechen, werde ich oft weinen müssen.« zu dieser Zeit wurde sogar das gesamte Konzept des
Durch die schmutzige Fensterscheibe blickt sie auf ihr biologischen Geschlechts selbst infrage gestellt. Nicht
ehemaliges Institut, an dem sie 20 Jahre geforscht und weil sich die Beweislage verändert hätte, sondern aus
gelehrt hat. Ihr altes Leben. moralischen Gründen.
Im Gespräch macht sie immer wieder Pausen, wenn ihr Gab es einen Moment, in dem Sie merkten, hier dreht sich
etwas nahegeht, manchmal schluchzt sie. In den letzten gerade der Wind?
Monaten hat sie sich aus der Deckung gewagt und kri- Es gibt ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich
tisiert ihre Universität in amerikanischen Pressebeiträ- sprach in meiner Vorlesung über eine Krankheit na-
gen und in den sozialen Me­dien. mens kongenitale adrenale Hyperplasie, bei der weib-
Die im folgenden Interview angesprochenen Personen, liche Föten im Mutterleib einem überdurchschnittlich
die beiden Fachbereichsleiter, der Professor mit der hohen Testosteronspiegel ausgesetzt sind. Dies führt zu
Verwaltungsstelle in Hoovens Fachbereich sowie die einer Vermännlichung der Genitalien und des Gehirns,
Doktorandin, die Hooven auf Twitter als »transphob« sodass das spätere Verhalten eher dem eines Jungen ent-
bezeichnete, wurden allesamt vom ZEITmagazin an- spricht. Über die Vermännlichung des Gehirns und des
geschrieben, um über den Fall zu reden, notfalls auch Verhaltens sind sich die meisten Experten einig, von
in einem Hintergrundgespräch, aus dem nicht zitiert einigen feministischen Forscherinnen und Forschern
werden würde. Niemand wollte sich äußern. wird das jedoch bestritten. Das hormonelle Ungleich-
37

gewicht wird in der Regel direkt nach der Geburt be-


handelt, sodass diese Mädchen wie typische Mädchen
aufwachsen. Aber wenn es nicht behandelt wird, kann
der Testosteronspiegel erhöht bleiben, und diese F­ rauen
können später männliche Merkmale wie Gesichts- und
Körperbehaarung und verstärkte Muskulatur entwi-
ckeln. Ich zeigte also ein Bild einer dieser ­Frauen, um
zu verdeutlichen, welchen Unterschied ein erhöhter
Testosteronspiegel bei einer Frau ausmachen kann, und
sagte: »Das passiert, wenn man nur eine winzige Mu-
tation in dem Gen für dieses eine kleine Enzym hat.
Die Frau wurde nicht hormonell behandelt, weil sie als
Flüchtling in der Türkei keine angemessene medizi-
nische Versorgung hatte. Die Wirkung von Testosteron
ist so unglaublich offensichtlich.« Ich nannte sie also
»sie« und sagte: »Sie ist vermännlicht.«
Wie reagierten die Studenten darauf?
Kurz darauf erhielt ich eine anonyme E-Mail, in der es
hieß: »Ihre Vorlesung hat mich traumatisiert. Ich habe
mich nicht sicher gefühlt. Warum haben Sie jemanden
böswillig falsch gegendert?« Das war 2017, und es war
das erste Mal, dass ich eine derartige Beschwerde über
meinen Unterricht erhielt.
Was taten Sie daraufhin?
Ich schickte die E-Mail an einen Fakultätsleiter meines
Fachbereichs, der Professor und ein Freund von mir
war. Er schrieb zurück: »Wir vertrauen Dir. Wir wis- schlecht nicht binär ist, sondern ein breites Spektrum
sen, was in Deinem Kursus passiert. Du machst Deine abdeckt. Es schien, als wolle sie, dass die Menschen
Arbeit wunderbar.« Ich schickte die Beschwerde auch glauben, dies sei die richtige, die »pro trans«-Sichtweise,
an das Antidiskriminierungsbüro der Universität. »Wir die man annehmen sollte. Alles andere wurde als schäd-
unterstützen Sie. Wir halten Ihnen den Rücken frei« lich, gefährlich und transphob angesehen.
erhielt ich als Antwort. Zu Beginn der Vorlesung am Lewis war die Leiterin der D.E.I.-Arbeitsgruppe an Ihrem
nächsten Tag erklärte ich, warum ich mich so ausge- Fachbereich. D.E.I. steht für »Diversity, Equity & Inclusion«.
drückt hatte, wie ich es getan hatte. Ich habe mich nicht Was ist die Bedeutung solcher Gruppen in Harvard?
entschuldigt, sondern es erklärt. Ich wollte sicherstel- Als Doktorandin und Leiterin der D.E.I.-Taskforce
len, dass sich alle wohlfühlten und Fragen stellen konn- hatte sie eine Position, die von unserem Fachbereich
ten, wenn sie Bedenken hatten, oder eine E-Mail an die unterstützt wurde, mit erheblicher Beteiligung der
Antidiskriminierungsstelle schicken konnten. Aber dass Fakultätsleitung und der Mitarbeiterinnen und Mit-
hier jemand dachte, ich hätte eine Frau, die Gegenstand arbeiter. D.E.I. ist in Harvard eine sehr präsente Pro-
einer wissenschaftlichen Studie war, böswillig falsch ge- grammatik, und in den Fachbereichen können diese
gendert, war ein Wendepunkt. Kurze Zeit später spra- Taskforces den Studierenden viel Macht verleihen.
chen mich einige Studenten nach dem Unterricht an, Wir werden mit D.E.I.-Botschaften auf Plakaten
um mir mitzuteilen, dass sie mir bei meinen Problemen und in Sitzungen überschwemmt – wie wir allen hel-
helfen könnten: »Wenn Sie lernen wollen, welche Spra- fen könnten, sich einbezogen zu fühlen, und wie wir
che Sie im Unterricht verwenden sollen, bringen wir es sogar Leute­»zur Rede stellen« könnten, die »schäd­
Ihnen gerne bei.« Ich fand das anmaßend. liche« Ansichten äußern. Ich stimme zwar mit vielen
Eine Doktorandin an Ihrem Institut namens Laura L­ewis D.E.I.-Zielen überein, aber in der Praxis belohnt die
nannte Sie nach Ihrem Fernsehauftritt bei Fox News auf D.E.I.-Kultur die Umdeutung bestimmter ­Ideen als
Twitter »transphob«. »gefährlich« oder »schädlich«. Das unterdrückt die
Ich wusste, wer sie war, aber ich kannte sie nicht per- Meinungsvielfalt und die offene, lebhafte Debatte, die
sönlich. Ich schaute mir ihren Twitter-Feed an und sah, das Herzstück einer Universität sein sollte. Wenn es
dass sie viel über Rassismus getwittert und die Erfolge um Vielfalt und Integration ging, war Laura in den
insbesondere afroamerikanischer ­Frauen gefeiert hatte, Fachbereichssitzungen sehr präsent, manche Sitzungen
aber seit Kurzem konzentrierte sie sich auch auf Trans- wurden von ihr geleitet. Als ich dann bei Fox News
Themen. Sie warb für die Idee, dass das biologische Ge- auftrat, wurde ich zur Zielscheibe.

Die Suche nach der Wahrheit sei auf dem Harvard-Campus nur steingewordene Erinnerung, sagt Hooven
38

Auf den Tweet hin, in dem Lewis Sie »transphob« nannte, Sie ist ein junger Mensch, der einen Fehler gemacht
wurde die Doktorandin bei Twitter von vielen Leuten kriti- hat. Und als sich die Leute darüber aufregten, was sie
siert und auch verspottet. Daraufhin sah sich L
­ ewis plötzlich auf Twitter geschrieben hatte, machte sie mich eben
selbst als die Angegriffene. für die Angriffe verantwortlich – was meine Situation
Ich war besorgt darüber, dass dieser Kommentar von an der Universität erschwerte. Aber vieles davon hätte
jemandem, der Harvard und meinen eigenen Fach­ durch eine starke Reaktion der Universität entschärft
bereich vertritt, meinen Ruf innerhalb und außer­ werden können.
halb der Universität beeinflussen könnte. Als Ant­ Standen Ihre Vorgesetzten Ihnen denn bei?
wort schrieb ich auf Twitter und zitierte ihren Tweet: Nein, weder die Institutsleitung noch Professoren mei­
»Könnten Sie mir (und der Twitter-Welt) mitteilen, nes Fachbereichs haben sich öffentlich vor mich gestellt.
was genau ich gesagt habe, das Sie als transphob oder Was geschah nach der Twitter-Kontroverse?
schädlich für Studenten ansehen? Ich denke, Sie wissen, Nun, Laura hat den Tweet am 30. Juli 2021 abgesetzt.
dass mir alle meine Studenten sehr am Herzen liegen, Es war die Covid-Zeit, ich habe rund um die Uhr an
und auch die Wissenschaft ist mir wichtig. Wie wäre meiner Lehrveranstaltung gearbeitet, die ich online ab­
es mit einer Diskussion?« Mein Tweet brachte ihr viel hielt. Ich hatte einen Preis für meinen Unterricht be­
Aufmerksamkeit ein, wenn auch die meisten Leute, die kommen, mein Buch verkaufte sich gut, mit positiven
sich äußerten, auf meiner Seite waren. Rezensionen in der Presse und in der akademischen
Was passierte dann? Fachliteratur. Ich schwebte auf Wolke sieben. Und
Aktuelle und frühere Mitglieder meines Fachbereichs plötzlich gab es diese riesige Kontroverse auf Twitter,
beschuldigten mich öffentlich in den sozialen Me­ alle möglichen Medien berichteten über den Streit,
dien, Laura absichtlich zu schaden, »nach unten zu in der Fakultät brach Panik aus, viele Sitzungen wur­
treten« und die Sicherheit der Studierenden zu bedro­ den anberaumt, Leute kamen aus ihrem Urlaub dazu.
hen. Laura reagierte darauf, indem sie sagte, ich hätte Keiner der Fakultätsverwalter schien zu wissen, wie er
mit diesem Tweet einen Twitter-Mob auf sie gehetzt, mit der Krise umgehen sollte. Ein paar Wochen später
der sie rassistisch beleidigt und ihr mit Mord gedroht dachte ich schon, die Sache erledige sich von selbst.
habe. Das ist falsch. Erstens waren die meisten Leute, Doch dann erhielt ich eine E-Mail, die mir ein be­
die sich in die Debatte eingemischt haben, gar nicht freundeter Dozent aus einem anderen Fachbereich zu­
meine Follower, ich hatte zu dem Zeitpunkt etwa kommen ließ und die diese Illusion jäh zerstörte. Sie
2.000, und von den Leuten, die sich plötzlich ein­ stammte von der Vorsitzenden des Fachbereichs, einer
mischten, hatte ich noch nie etwas gehört. Ich habe Professorin, die einem D.E.I.-ähnlichen Ausschuss na­
auch mehrfach bei Twitter nachgeschaut und weder mens »Diversity, Inclusion and Belonging« angehörte.
Morddrohungen noch rassistische Botschaften in den Ein weiterer Ausschuss für jene Anliegen, die an Universitäten
Reaktionen auf den Tweet gefunden. Ich hatte den besonders wichtig sind. Was stand in der E-Mail?
Eindruck, dass sich die meisten Leute über Laura lus­ »Wir möchten den folgenden Kommentar eines Mit­
tig machten oder ihre Bestürzung darüber zum Aus­ glieds unserer Community zum Thema der öffentli­
druck brachten, dass eine Biologin die grundlegende chen Vorlesung in dieser Woche mit Ihnen teilen.« Bei
biologische Realität leugnet. Denn die meisten finden dem »Kommentar« handelte es sich um die Beschwerde
es lächerlich, jemanden wie mich anzugreifen, der einer Studierenden, die eine Transperson war und in
einfach die simple Tatsache ausspricht, dass es in der besagtem Ausschuss saß. Sie kreiste darum, dass der
Biologie – ich spreche nicht von sozialen Geschlechts­ Fachbereich einen Vortrag über mein Buch angekün­
identitäten – nur Mann und Frau gibt. Die Leute mö­ digt hatte, den ich auf dem Campus halten sollte. Mir
gen keine Harvard-Leute, die elitär, w ­ oke, verwöhnt, wurde vorgeworfen, dass ich mich gegen die Interes­
extrem privilegiert sind und sich als Opfer sehen. Ent­ sen von Transgender- und genderdiversen Personen
schuldigen Sie, ich muss mich beruhigen. ausgesprochen hätte. Die Beschwerde stützte sich auf
Es folgte eine Erklärung gegen Sie von Harvards Doktoran- böswillig aus dem Zusammenhang gerissene Zitate aus
denverband, der sich mit Laura ­Lewis solidarisierte und Ihnen Podcasts und Zeitungsartikeln.
vorwarf, für Angriffe auf sie mitverantwortlich zu sein. Haben Warum hat die Professorin diese Vorwürfe in ihrem Fach-
Sie das Gespräch mit Frau ­Lewis gesucht? bereich verbreitet? Haben Sie sie jemals gefragt?
Ja, wir haben versucht, eine Aussprache zu organisie­ Sie hat sich später hinter verschlossenen Türen bei mir
ren, aber als sie dann anfing, mich zu beschuldigen, ich entschuldigt: »Ich hatte Angst«, sagte sie unter Tränen.
hätte meine »Twitter-Mafia« auf sie losgelassen, habe Aber das hat mir im Nachhinein natürlich nicht gehol­
ich das nicht weiterverfolgt, weil ich dachte, ein Ge­ fen. Sie schrieb sogar eine gemeinsame Erklärung mit
spräch wäre nicht produktiv. meinem Fachbereichsleiter als Antwort auf die E-Mail
Was denken Sie heute über die Anschuldigungen der der Trans-Studentin, die an unsere beiden Fachbereiche
­Doktorandin? geschickt wurde und mich nicht gut aussehen ließ.
39

Was haben Sie dann getan? unterstützten, und das bedeutete mir sehr viel. Aber
Ich fühlte mich in der Abteilung und auf dem Cam- niemand in meiner Abteilung, niemand aus der Uni-
pus äußerst unwohl. Es gab einen großen Artikel in der versitätsleitung hat versucht, mich von meinem Weg-
Campus-Zeitung, dem Harvard Crimson, zusammen gang abzuhalten, das steht fest.
mit einer Erklärung der Doktorandenvereinigung, in Wie lautet Ihre Erklärung? Warum wurden Sie so behandelt?
der ich implizit beschuldigt wurde, der Doktorandin Alle hatten Angst. Harvard-Professoren mit internatio-
zu schaden und dafür gesorgt zu haben, dass sie rassis- nalem Renommee haben viel zu verlieren. Und ich war
tisch beleidigt wurde. Ich war wütend und wollte, dass nie superwichtig. Ich hatte keine Professur, ich war eine
sich jemand für mich einsetzt. Jeder, der mein Buch fest angestellte Dozentin, war nur für meine Studenten
rezensiert hat, sagt, dass ich das Thema Transgender wichtig, aber ich stand nie im Licht der Öffentlichkeit.
mit großer Sensibilität behandle. Für das Buch habe Wie ist es Ihnen danach ergangen?
ich Interviews mit Trans- und nicht binären Menschen Zum ersten Mal seit 20 Jahren erklärten sich keine
geführt und ihre Aussagen und Erfahrungen mit ein- Doktoranden bereit, als Lehrassistenten in meiner Vor-
bezogen. Ich habe es auch geschrieben, weil ich wollte, lesung im Frühjahrssemester 2022 mitzuwirken. Es
dass Menschen in der Transition so viele relevante In- schien eine Art Boykott zu sein. Das bedeutete, dass ich
formationen wie möglich erhalten. meine Vorlesung nicht halten konnte. Stattdessen habe
Sie hatten doch sicher auch Vertraute unter Ihren Kollegen. ich ein kleines Seminar unterrichtet. Es war meine­
Die standen Ihnen nicht bei? letzte Lehrveranstaltung, die anschließend von den
Ich traf mich mit meinem schon erwähnten Freund Studenten hervorragend bewertet wurde. Danach hörte
und Fakultätsleiter und erzählte ihm, dass mir das alles ich auf, ins Büro zu kommen, denn ich geriet in eine
psychisch sehr zusetze, ich wollte, dass er mir hilft. Er psychische Krise. Ärzte dia­gnos­ti­zier­ten eine De­pres­
sagte, natürlich hinter verschlossenen Türen: »Nimm sion. Ich hatte Selbstmordgedanken. Ich würde mich
den Kopf runter, beiß die Zähne zusammen, und sei nie umbringen, aber ich war völlig durch­ein­an­der. Ich
professionell.« Das war unser letztes persönliches Ge- nahm mir einen Anwalt und handelte eine Auflösung
spräch. Im Grunde sagte er mir, ich solle alles auf sich meines Vertrags aus.
beruhen lassen und vor dem Mob kapitulieren. Das war Und jetzt?
niederschmetternd. Auf einmal sind meine ganze Identität, meine Arbeit,
Haben Sie versucht, für Ihre Position zu kämpfen? mein Sinn und mein Alltag weg. Es ist ein Schock,
Nun, sie haben mich nicht gefeuert, also gab es nicht ich muss mein ganzes Leben neu ordnen. Aber es hat
viel, wofür man kämpfen konnte. Dass so viele Men- auch eine positive Seite, denn diese Veränderung war
schen, denen ich vertraut und für die ich so hart ge- unumgänglich. Die Abteilung war kein gutes Umfeld
arbeitet habe, mich im Stich gelassen haben, das ist mehr für mich. Nicht nur meine Kollegen, sondern
das Schmerzliche. Ich habe den Respekt vor so vie- auch die Universität. Ich habe neue Freunde, die mich
len Menschen und vor der Institution verloren. Es wertschätzen, und Fremde schreiben mir jeden Tag
gab natürlich auch einige Leute, die mich persönlich E-Mails, um mir zu sagen, dass ich weitermachen soll

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und meine Arbeit wichtig ist. Es fühlt sich richtig an; ich Harvard-Präsidentin Claudine Gay, indem er auf Ihren Fall
habe die grausame Schattenseite der Universität gesehen. verwies: »In welcher Welt ist ein Aufruf zur Gewalt eine ge­
Was stimmt mit Harvard nicht? schützte Äußerung, aber die Überzeugung, dass das Ge­
Das Motto von Harvard lautet zwar »Veritas«, doch die schlecht biologisch und binär ist, nicht?« Gay trat kurz darauf
Suche nach Wahrheit, die Produktion von Wissen, ist von ihrem Amt zurück.
nicht mehr der Kernwert der Universität. Wenn er das Nun, ich sehe das nicht nur als positiv an. Manchmal
wäre, dann wüsste jeder, was in solchen Situationen ist die Aufmerksamkeit unangenehm, vor allem weil
zu tun wäre. Dann würden alle darüber streiten, was das, was ich erlebt habe, so schmerzhaft war, und es
wahr ist, anstatt diejenigen, mit denen sie nicht über- ist schwer zu erkennen, wann ich für die Ziele anderer
einstimmen, zu beschuldigen, schlechte Menschen zu Leute ausgenutzt werde. Aber ich denke, es ist wichtig,
sein. Aber anscheinend sind wir jetzt hier, um unsere dass die Menschen verstehen, was an den Universitäten
Studenten zu verhätscheln und ein Umfeld zu schaffen, passiert und wie die Wissensproduktion und sogar die
in dem jede Meinung, insbesondere wenn sie von einer Demokratie durch Intoleranz und öffentliche Anpran-
»marginalisierten Gruppe« kommt, bestätigt werden gerung geschädigt werden. Was mir gefällt, ist, dass ich
muss. Es gibt keine Botschaften darüber, wie man einen mit dieser Bekanntheit, die ich jetzt habe, vielleicht et-
akademischen Diskurs führt. »Veritas« ist zwar überall was Positives bewirken kann.
auf dem Campus zu sehen, die Buchstaben wurden in Über welche Themen kann man nicht sprechen?
alte Steine gemeißelt und stehen auf Schildern, aber Frauen können aufgrund angeborener körperlicher Un-
eine Bedeutung hat das nicht mehr. terschiede in den meisten Sportarten nicht mit Män-
Woran liegt das? nern konkurrieren. Die weibliche US-Fußballnational-
Beim Suchen nach der und beim Sprechen über die mannschaft spielte kürzlich gegen die männlichen unter
Wahrheit wird man implizit entmutigt. Denn wenn 15-Jährigen des FC Dallas und verlor 2:5. John McEnroe
Menschen wie ich für diese Tätigkeit in Verruf gera- wurde für seine Aussage kritisiert, dass Serena Williams
ten, lernen andere daraus und zensieren ihre Ansichten. im Männertennis nicht einmal unter die besten 700
Und das ist eines der Dinge, die wir mit dem Council kommen würde, aber er hat recht. Wenn man jedoch die
on Academic Freedom in Harvard zu ändern versuchen, Biologie dahinter versteht, ist dies keine Beleidigung für
das mein Kollege Steven Pinker aus der Psychologie und ­Frauen. Der Testosteronspiegel ist bei Männern zehn-
einige andere Harvard-Fakultätsmitglieder gegründet bis zwanzigmal höher als bei F ­ rauen. Männer erhalten
haben. Der Rat setzt sich für eine Kultur der freien Mei- während ihrer Entwicklung als Fötus, unmittelbar nach
nungsäußerung und der respektvollen Diskussion ein der Geburt und während der Pubertät eine große Dosis
und hat inzwischen mehr als 175 Mitglieder aus ver- Testosteron. Das hat zur Folge, dass sie im Durchschnitt
schiedenen Fachbereichen. Ich bin auch Mitglied. größer, stärker und schneller sind als F
­ rauen. Das ist eine
Wurden Sie großzügig abgefunden? Tatsache, und es hilft nicht, sie zu leugnen.
Ich denke, ich hätte besser verhandeln sollen, aber ich Das heißt, selbst wenn eine Transfrau im Alter von 20 Jahren
wollte einfach, dass es vorbei ist. Ich bin froh, dass mein Testosteronhemmer einnimmt, hat sie immer noch enorme
Sohn nicht mehr auf eine Privatschule geht; sagen wir Vorteile gegenüber biologischen Frauen?
es so. Stattdessen bekomme ich jetzt ein Teilzeitgehalt Genau. Trans-Sportlerinnen, die die männliche Puber-
vom American Enter­ prise In­sti­
tute für meine For- tät durchlaufen haben, behalten fast die gesamte Mus-
schungsarbeit, worüber ich sehr froh bin, aber es ist kelmasse, die während der Pubertät aufgebaut wurde,
nicht so viel, dass ich davon auf Dauer leben kann. größere, dichtere Muskeln als ­bei Frauen, ein größeres
Das American Enterprise Institute ist eine konservative Denk­ Herz und eine größere Lungenkapazität bei weit weni-
fabrik. Sie hingegen waren schon immer eine Anhängerin der ger Körperfett – für die meisten Sportarten ist erhöhtes
Demokraten. Körperfett nur träges Zusatzgewicht und kein Vorteil.
Die existenzielle Krise, in die ich geriet, hat mir vieles Ich habe darüber ausführlich in meinem Buch Testos-
klargemacht. Ich unterhalte mich gerne mit Menschen, terone geschrieben. Es ist also einfach ärgerlich, wenn
die anderer politischer Meinung sind als ich; wie sich he- Transaktivisten behaupten, dass Trans­frauen – die bio-
rausstellt, stimme ich mit ihnen auch in einzelnen wirk- logisch männlich sind – keine Vorteile gegenüber bio-
lich wichtigen Fragen überein! Eine weitere Erkenntnis logischen ­Frauen haben. Ich glaube, dass die Leugnung
ist, dass ich so beschäftigt war, dass ich den Rest meines der Biologie im Allgemeinen eine Katastrophe für die
Lebens vernachlässigt habe. Jetzt verbringe ich mehr Gesellschaft ist.
Zeit mit meinem Sohn und meinen Freunden. Und ich Warum?
schreibe mehr, ein neues Buch ist auch in Arbeit. Der Begriff »toxische Maskulinität« ist ebenfalls Teil
Immerhin sind Sie heute sehr bekannt. Bei der Kon­gress­ dieser Verleugnung, er ist schädlich. Er beinhaltet die
anhö­ rung zu den antiisraelischen Protesten an Elite-Unis Annahme, dass Männlichkeit, die ja in bestimmten
kritisierte ein republikanischer Abgeordneter die damalige Kreisen heute per se einen negativen Beigeschmack

Niemand an ihrem Fachbereich habe ihr öffentlich beigestanden, so Hooven. Sie handelte eine Auflösung ihres Vertrags aus
42

hat, etwas ist, das einfach erlernt wird, aber das ist Das Problem mit solchen Argumenten aus der Biologie ist im-
nicht der Fall. Die Wirkung von Testosteron ist eine mer die Befürchtung, solche Aussagen könnten benutzt wer-
Tatsache.­So sind beispielsweise die meisten ­Frauen, die den, um übergriffiges männliches Verhalten zu entschuldigen.
im Rahmen einer Geschlechtsumwandlung männer- Jedes Verhalten, das nicht auf gegenseitigem Respekt
typische Testosteronmengen einnehmen, um in der beruht, ist schlecht; und nur weil etwas biologisch be-
männlichen Geschlechterrolle zu leben, schockiert da- dingt ist, ist es dadurch nicht entschuldigt. Verhalten
rüber, wie ihre Libido plötzlich in die Höhe schießt. ist übrigens nie nur biologisch bedingt oder nur kul-
Das ist ein A­ ugenöffner – es ist nicht sozial bedingt! turell erlernt. Und wir haben die Kontrolle über unser
Für junge Männer, besonders in der Pubertät, ist die Verhalten! Ich will nur sagen, dass gerade heranwach-
hohe Libido ein zwanghaftes Gefühl. Für sie ist es oft sende Männer sich nicht per se schlecht fühlen sollten,
so, als ob sie ständig Hunger haben, diesen aber nicht weil sie dringliche sexuelle Wünsche haben. Meine
stillen können. Viele Männer haben mir das bei mei- Arbeit hat auch meine Sicht auf meine Ehe verändert.
nen Recherchen immer wieder gesagt. Einige junge Mein Mann ist eher stoisch und spricht weniger über
Männer schämen sich dafür, ein Mann zu sein – und seine Gefühle, ich bin das Gegenteil und habe immer
bekommen diese Scham auch von außen suggeriert. Es irgendwie geglaubt, dass dieses männliche Verhalten
scheint, als sei es in Ordnung, Männer als Schweine minderwertig ist und ich ihn ändern muss. Ja, wir
und Monster zu bezeichnen, nur weil sie Männer sind. können an der Kommunikation arbeiten, aber der
Aber ich glaube, es liegt an dem Verhalten einer Min- Punkt ist, dass wir Männer auch für ihren Stoizismus
derheit von Männern, die Gewalt- und Sexualverbre- schätzen. Dahinter steckt ein Mechanismus, der es
chen begehen. Das gibt allen Männern einen schlech- den Männern ermöglicht, sich zusammenzuschließen
ten Ruf. Ich möchte etwas gegen diese Scham tun, die und ihr Revier zu schützen. ­Frauen sollten also nicht
in der Diskussion über Männlichkeit eine Rolle spielt. auf Männer schimpfen, weil sie anders sind.

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44

DA DRAUSSEN IM MÄRZ

Illustration Barbara Dziadosz


45

In unserer Naturkolumne erzählt der Vogel-Podcaster


Philipp Juranek, warum ihn die
jährliche Wiederkehr der Schwalben beruhigt

Es war einer der ersten Tage des Lock- Inzwischen ist Gut zu Vögeln einer der Augen dafür öffnet, weiß man, dass
downs, als Philipp Juranek, 34, sich größten Vogel-Podcasts in Deutsch- man nie allein ist.«
fragte,­ob es eigentlich schlimm wäre, land (Juranek sagt, er habe das Wort- In diesem März wartet er auf die
wenn sich sein Leben ändern würde. Er spiel im Namen nie bereut). Bis zu Schwalben. An der Decke seiner Tor-
saß im Garten seines Wochenendhauses,­ 11.000 Leute hören ihnen zu, wenn durchfahrt kleben 25 Lehmballen, es
»es war ein unfassbar warmer März, das sie alle zwei Wochen über eine Vogel- sind die Nester vom vergangenen Jahr.
weiß ich noch«. Juranek ist Fernseh- art plaudern, zu Liveveranstaltungen In der DDR, so haben ihm die Dorf-
journalist. Am Telefon nahm er damals kommen Hunderte, ihr Buch über bewohner erzählt, s­ eien Naturschützer
eine Absage nach der anderen entgegen. ihre Vogelliebe war nach drei Mona- durch die Höfe gelaufen, um zu zäh-
Er erwartete, dass er Panik bekäme, aber ten vergriffen. len, welcher die meisten Nester habe.
er spürte Freude. »Ich dachte, vielleicht Wir sitzen in einem Dorf in der Nie- Heute sind es nur noch zwei Höfe,
ist es eine ­Chance, dem nachzugehen, derlausitz auf der Terrasse des Bauern- die Schwalbenkolonien beherbergen.
was man wirklich liebt.« hauses, das Juranek mit seinem Mann Der andere gehört seiner 94-jährigen
Als Juranek klein war, half er seinem renoviert hat. Im ersten Corona-Jahr Nachbarin, mit der er täglich redet.
Großvater im Garten, und dabei er- sind die beiden ganz hierhergezogen. Schwalben kehren häufig an den Ort
klärte ihm Opa Rudi die Vogelwelt. Er hat noch einmal angefangen zu zurück, an dem sie geboren wurden,
Seither erkennt er Hunderte von Vö- studieren, Naturschutz in Eberswalde, und Juranek freut sich schon jetzt
geln an ihren Flugbewegungen und Filme macht er deshalb seltener. Er darauf. »Der Tag, an dem die erste
ihrem Gesang. Als er nach seinem verdient jetzt weniger, aber das Geld meiner Schwalben wieder auf meinem
Politik-Studium bei einer Film­pro­duk­ reicht trotzdem. Hof landet, ist für mich der schönste
tions­fir­ma in Berlin arbeitete, sprach er Etwa fünfzig Meter von der Terrasse Tag des ganzen Jahres.«
in der Pause mit seiner Chefin über die entfernt stehen drei hohe Birken. In Sein Großvater Rudi starb, als er zwölf
Vögel, die sie gesehen hatten, so wie denen hocken an diesem Tag Hun- war, und Juranek würde ihm gerne
andere über Fußballergebnisse spre- derte von Finken. Der ganze Baum zeigen, was aus ihrer gemeinsamen
chen. Juranek rief sie an jenem Tag vor zwitschert. Dann fliegt ein Turmfalke Leidenschaft geworden ist. »Dass das,
vier Jahren an: Wie wäre es, wenn sie heran, die Finken verstummen. Über- was er mir beigebracht hat, gut war,
aus ihrer gemeinsamen Vogel-Leiden- haupt ist der Luftraum über dem dass es zu was geführt hat«, sagt er,
schaft einen Podcast machen würden? Grundstück erfüllt von Vogeldramen. auch wenn ihm selbst die Gelassen-
Wenig später stellten Philipp Juranek Ein paar Meter über uns jagt eine heit, die sein Großvater ausgestrahlt
und Antonia Coenen, 48, ihr erstes Gruppe kleiner Punkte einen großen habe, angesichts der Weltlage nicht
Vogelgespräch Gut zu Vögeln auf Spo- Punkt, Zeisige, erklärt Juranek, die immer leichtfalle. Trotzdem – die Vö-
tify. Viele Menschen haben in der Pan- einen Sperber verfolgen. gel beruhigen ihn: »Wir erleben eine
demie das Aus-dem-Fenster-Schauen Was ihn an den Vögeln so glücklich Katastrophe nach der anderen, und
für sich entdeckt: Bird­watching wurde mache, frage ich. dann geht man raus, und da singt wie
plötzlich eine große Sache, der Podcast »Vögel geben mir Halt. Weil sie wirk- in jedem Frühling wieder die Amsel,
hatte sofort Zuhörer. lich immer da sind. Wenn man die als wäre alles in Ordnung.«

Von Heike Faller


STIL Tand, Tand, Tand: Rodeo Bag von Balenciaga

Fotos Peter Langer


LAUTER KLIMBIM SHORTLIST 47

In der Trachtenmode gibt es die Tradition, 1. Für schüchterne


sich Dinge an eine Kette, das sogenannte Ski­fahrer gibt es nun den
Charivari, am Hosenlatz zu stecken, etwa
Klapp-Ski »Voyager«
kleine Amulette. Das soll Glück bringen.
Besonders aber soll es vom Rang seines von Elan: weniger als einen
Trägers zeugen. Der nämlich kann zeigen, Meter lang! Niemandem
wie lange er schon unterwegs ist: Bei sei- fällt auf, dass Sie über­haupt
nen Reisen durchs Land, vor allem durch
die bayerischen Bergwälder, hat er so man- Ski dabeihaben
ches ansammeln und an sein Charivari
oder auch an seinen Hut stecken können. 2. Wenn die Pisten
Je älter jemand wird, desto lauter rasselt
matschig werden, greift
seine Kette.
Kleine Amulette, die Glück versprechen man besser zum Buch.
sollen, hängen sich Kinder an ihre Schul- »Mit Schuss« (Diogenes)
tasche, um das eigentlich ungeliebte Ding enthält Ski-Kurzgeschichten
zu einem Gegenstand zu machen, der etwas
mit ihnen zu tun hat und unverwechsel- von Sylvia Plath, Martin
bar ist. Was einst ein Kinderspiel war, ist Suter und Ernest Heming­
heute auch in der Erwachsenenwelt allge- way – Skifahren im Kopf
genwärtig. Überall wird etwas angehängt:
ist ohnehin gesünder
Die Luxusmarke Coach präsentiert eine
Tasche, an der andere Taschen hängen.
Die Schuhmarke Crocs verkauft Schuhe, 3. Die norwegische
an die kleine Amulette geheftet sind. Es Marke ThermoPoc hat eine
scheint, als hätten wir in Zeiten, in denen
alles immer virtueller wird, sich alles in Art Schneeanzug für
Pixeln generieren lässt, ein Bedürfnis nach unsere Handys erfunden:
reellem Kram, nach Zeug, das rasselt, Sie sind darin nicht nur vor
klimpert und uns so daran erinnert, dass
Feuchtigkeit geschützt,
wir noch keine Pixel sind, die im Cyber-
space flirren, sondern Wesen, die auf Erden sondern auch vor der Kälte,
wandeln und Dinge sammeln. was den Akkus guttut
Balenciaga hat die Tasche Rodeo Bag vor-
gestellt. Sie sieht ein bisschen nachlässig
aus, wie eine Schultasche, die jemand of- 4. Die Doku »Anna Gasser
fen gelassen hat. Die Rodeo Bag gibt es in – The Spark Within« erzählt,
einer einfachen Ausführung und in einer, wie die österreichische
in der sie über und über mit Amuletten
Snowboarderin und Olympia­
Fotos Elan; Diogenes; Thermo Poc; Red Bull Content Pool; Dior

behängt ist. Diese sogenannte Collectors


Edition enthält kleine Anhänger mit dem siegerin als erste Frau
Balenciaga-Logo. Zum Beispiel kleine der Welt den doppelten
Herzen oder kleine Schlüssel, eine Kette,
Rückwärtssalto, den
ein kleines Vorhängeschloss oder auch ein-
fach ein Balenciaga-Lederetikett. Cab Double Cork 900, im
Wenn man diese Tasche mit all ihren An- Wettkampf springt und
hängern trägt, sieht es aus, als sei man mit steht. Man braucht ja Ziele
ihr schon sehr lange unterwegs gewesen
und habe dabei sehr, sehr viel Leben ein-
gesammelt. Obwohl man doch nur sehr 5. Mit dieser Skibrille
viel Geld bezahlt hat. Manche Sachen von Dior sieht man auf jeden
kann man eben nicht kaufen, zum Bei-
Fall eisig-professionell
spiel: Hunderte Kilometer durch die Wäl-
der Oberbayerns zu stiefeln, um sich ein aus. Und zwar selbst noch
reiches Charivari zu verdienen. bei 7 Grad plus

Von Tillmann Prüfer Von Amelie Apel


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LEXIKON DER LIEBE Wenn Sie uns etwas über die
Liebe erzählen wollen, schreiben
»Manchmal wusste sie nicht mehr, wer ich war« Sie uns an liebe@zeit.de

Walter*, 84: »Ich weiß noch genau, es war der 1. Februar Ende Oktober 2019 passierte es. Wir saßen auf dem Balkon,
1992. Eine Freundin hatte zum Grünkohlessen eingeladen. als sie plötzlich seltsam abwesend aussah. Sie hatte einen
Ich war damals 52 Jahre alt, ich war geschieden und lebte Schlaganfall. Gertrud lebte fortan mit kognitiven Einschrän-
allein. Das Essen war ein Ereignis: Dampf quoll aus der kungen und wusste manchmal nicht mehr, wer ich war. Dann
Küche, es duftete köstlich. Zu den Gästen zählte Gertrud, war sie wieder die Alte, und wir haben Museen abgeklappert
eine hübsche Nachbarin, die mir unbekannt war. Ich unter- und sonntags im Grünen gefrühstückt.
hielt mich mit ihr, sie war sehr wissbegierig. Ich hatte das Ich musste ihr immer wieder versprechen, bei ihr zu bleiben.
*Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt

Gefühl, dass sich zum ersten Mal in meinem Leben eine Sie hatte Angst und hat mir unendlich leidgetan. Plötzlich
Frau für mich interessierte. Kurz darauf rief sie mich an. waren wir alt geworden. Und doch haben wir uns nie so oft
Wir gingen viel spazieren. Ich erfuhr, dass sie sich um ihren umarmt und geküsst wie in dieser Zeit. Auch während der
dementen Vater gekümmert hatte, bis er starb, und dafür Corona-Jahre.
ihren Beruf aufgegeben hatte. Jetzt war sie 49 Jahre alt und Nach einer Erkältung hat sie sich nicht mehr erholt. Im Kran-
lebte in Trennung. Mit 50, hatte sie sich vorgenommen, wür- kenhaus wurde Darmkrebs dia­gnos­ti­ziert. Nach der OP kam
de sie ein neues Leben anfangen. Wir kamen zusammen. sie fast nicht mehr aus dem Bett, eine Zeit lang wurde sie
Ihr größtes Glück war, mit mir tanzen zu gehen. Wir haben von einem ambulanten Palliativdienst weiterbetreut. Im Mai
viele Urlaube gemeinsam verbracht, Eine Freundin sagte, vergangenen Jahres ist meine Frau an Krebs gestorben.«
ich sei Gertruds Leben. Sie war auf jeden Fall das meine. Aufgezeichnet von Heike Faller

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Alard von Kittlitz, Friederike Milbradt,
Lena Niethammer, Khuê Pha.m, Ilka Piepgras,
Jürgen von Ruten­berg;
Mitarbeit: Klaus Stock­hausen
(Contri­­buting Fashion Director)
Gestaltung
Nina Bengtson, Mirko Merkel, Gianna Pfeifer;
© FedevPhoto/iStock, Khanthachai C/Shutterstock | Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Hamburg

Mitarbeit: Leon Lothschütz, Jana Schnell


Bild­redaktion
Nora Hollstein
Autor(inn)en
Heike Faller, Dmitrij Kapitelman,
Harald Martenstein,
Jana Simon, Matthias Stolz
Korrektorat
Thomas Worthmann (verantw.), Oliver Voß (stv.)
Bhutan – Wo Himmel und Dokumen­tation

Erde sich berühren Höhepunkte: Mirjam Zimmer (verantw.)


• West-Ost-Querung ­Herstellung
Gehen Sie mit uns auf intensive Erkun- bis Samdrup Jonkhar Torsten Bastian (verantw.), Oliver Nagel (stv.),
dungen hoch im Himalaya: über Pässe, • Klosterfest mit Frank Siemienski
durch spektakuläre Landschaften und Maskentänzen Druck
zu Klosterburgen. Buddhistischen Tra- • Gespräche mit interes-
ditionen tief verbunden, setzt sich Bhu- Mohn Media Mohndruck GmbH
santen Bhutanern
tan für den Naturschutz ein und hat das • Inklusive: alle Flüge, Repro
Glück als ein Staatsziel verankert. Hotels, Vollpension Twentyfour Seven Creative Media Services GmbH
Termin: 28.10.2024 | Dauer: 18 Tage | Preis: ab 9.490 € und Transfers Anzeigen­preise
ZEITmagazin-­Preisliste Nr. 18 vom 1. 1. 2024
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SCHACH SUDOKU 51

8 2 7
7 7 1

6
3 2 4 1 9 7
2 3 4 7
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4

8 5 1 2
3
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2
8 3
1
3 6
a b c d e f g h

Schach macht schlau! Das wissen sie nicht nur in Hamburg mit 4 7 5 9 8 3 1 6 2
Sudoku-Lösung aus Nr. 9:
In jeder Zeile, jeder Spalte und
ihrem Wettkampf »Rechtes Alsterufer gegen Linkes Alsterufer«, jedem mit stärkeren Linien
1 3 9 7 2 6 8 5 4
bei dem ein paar Tausend Schüler alljährlich ge­gen­ein­an­der antre- gekenn­zeichneten 3 × 3-Kasten
6 2 8 4 1 5 3 9 7 müssen alle Zah­­len von 1 bis 9
ten, was Bundespräsident Richard von Weizsäcker einst als mit-
stehen.
spielender »Altschüler« als eine der sinnvollsten Veranstaltungen 8 9 6 3 4 7 5 2 1
in seinem politischen Leben bezeichnete, sondern auch in der 3 5 7 1 9 2 6 4 8 Scrabble-Lösung aus Nr. 10:
Mit TSCHÜSS ließen sich
rivalisierenden Hansestadt Bremen. 2 4 1 5 6 8 7 3 9 insgesamt 112 Punkte auf
Und das nicht erst, seitdem Marco Bode, der einstige Fußball- 7 1 3 2 5 4 9 8 6 15G–15M oder 15F–15L erzielen.
nationalspieler und SV-Werder-Bremen-Profi, aber eben auch 9 6 4 8 3 1 2 7 5
In Spalte 12 brachte der
Ausdruck – mit der Verlängerung
Schachliebhaber, unter diesem Motto 2018 ein großes Pilotpro- von SCRABBLE zu SCRABBLES –
5 8 2 6 7 9 4 1 3
jekt in Bremens Schulen anstieß. So spielen nun jedes Jahr tausend maximal 102 Zähler.
Schüler vor dem Rathaus Schach, und über 5.000 Grundschüler
Logelei-Lösung aus Nr. 10:
haben eine Stunde Schach pro Woche im ­regulären Unterricht. Zeilenweise: 56XXXXXX, 3X1X7XXX,
Und werden dabei natürlich immer ­schlauer, sodass der Turm von 4752631X, 6X4152X7, 746X35X1,
XX3X41X2, XXXXX42X.
Pisa sich bereits sichtbar aufrichtet!
Bei alldem ist es nicht verwunderlich, dass die Schachabteilung Nächste Woche an dieser Stelle:
des SV Werder Bremen schon immer in der Ersten Bundesliga Lebensgeschichte und die Lösung
aus Nr. 10
mitgespielt hat (tja, FC Bayern München – diese Nordlichter!)
und vom 2. bis 10. März ein illustres Turnier mit Spielerinnen
und Spielern aus der ganzen Welt veranstaltet. Damit feiert die
Abteilung ihr 75-jähriges Jubiläum, gleichzeitig wird der Haupt-
verein Werder Bremen heuer gar schon 125 Jahre alt.
Sudoku ZWEISTEIN

Es ist ein bunt gemischtes Teilnehmerfeld – mit Großmeistern aus Schach-Lösung aus Nr. 10:
Indien, Australien, der Ukraine sowie den besten Schachspielerin- 8 Wie konnte Weiß am Zug den
scheinbar bestens geschützten
nen aus Frankreich. Zudem sind junge Talente wie der zwölfjäh- 7
schwarzen König kombinatorisch
rige Christian Glöckler (Doppeleuropameister im Schnell- und 6 matt setzen?
Blitzschach in der U12) als auch ältere Spieler wie der 70-jährige Auftakt war das Damenopfer
5
Schach HELMUT PFLEGER

1.Dxh7+!. Nach 1...Sxh7 folgte das


Rainer Knaak dabei (nicht nur mehrfacher DDR-Meister und Springeropfer 2.Sxf7+!, und nach
einst der jüngste Großmeister der Welt, sondern auch amtieren- 4 2...Sxf7 3.Sg6 war der arme König
der Mannschaftsweltmeister der Senioren). 3 in seinem Eck erstickt

Mit welcher (Lehrbuch-)Kombination eroberte der selbst heute 2


noch fast immer angriffslustige und opferfreudige Rainer 1985 als
1
Weißer am Zug gegen den Ungarn András Adorján mindestens
dessen Dame (in der Partie setzte er sogar matt)? a b c d e f g h
UM DIE ECKE GEDACHT NR. 2736

1 2 3 4

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15 16 17 18

19 20 21

22 23 24 25

26 27 28 29 30

31 32 33 34 35 36 37

38 39 40 41

42 43 44

45 46

waagerecht 5 In der Malerei fürs Hoff- dererseits nicht träge: arbeitet der Elbe zu tätern 10 Funktioniert nach dem Motto:
nungsverfliegensbild verwendet 10 Zählen 36 Vorgemachten kennt man insbesondere Hilf deinen Bevorzugten sowie dir selbst
was im Dotcommerz 15 Je auto das Mobil, in 20 waagerecht 38 Tierisch bekannt nach 11 Keines wünschen sich beispielsweise
desto wurscht der ...? 17 Die wahre ... be- Mai, aber auch Juni oder Juli 39 Kleinstteile die Gaspedaldurchdrücker 12 Finger drauf
steht darin, dass man einander mit Wohl- plusminus Nochkleinerteile 40 Oft ein Man- und app geht’s! 13 Nicht mit Bibliothekars-
wollen entgegenkommt (J.-J. Rousseau) gelding – obwohl es drin ist 42 Tierchen, das erfahrung deckt sich die These, dass alles
19 Bietet Raum zum Dahinschmelzen Schöpferin und Schüttlerin aneinanderreiht zwei habe 14 Sprichwörtlich: Durch ... und
20 Als Wunder-Tönung die geläufigste 44 Einer, der nicht wie der Gallier oder der Neid entsteht der meiste Streit 16 Wild: der
21 Gegenteil von durhaft? Jedenfalls nicht Römer redete 45 Wer ... hat, kann ... müssen Kern anderen Kurbelns 18 Aufs Geratewohl
unrund, knochig, kantig 22 Wen man bei (Sprichwort) 46 Nostalgischer Pfeifer – oder ist kühn, aber nicht ... (Sprichwort) 27 Sehr
der Riemenreißerei an erste Stelle setzen aber ein Sowohl-als-auch sauber, aber auch etwas unbelebt 28 Treibet
sollte 23 Vokabel, die immer noch stark am senkrecht 1 Riet Seneca: Lebt froh, solange die Furcht aus! Dann ist Hoffnung, dass
Music Business klebt 24 Faserhafter Zu- das ... es zulässt! 2 Kassenwarts Sorgenfalten- der gute ... einziehen werde (J. G. Seume)
satz, dem Alsein oder dem Zielauf inneren vertiefer 3 Mancher will’s unbedingt, tut 30 Sprichwörtlich: Wer ... tut, der scheut das
Sinn gebend 25 Herkunft des 32-waage- drum einen nach dem anderen 4 Benennt Licht 32 Gegen 40 waagerecht wünsche ich
recht-Grundstoffs 26 Geflügeltes Wort für Preis im Keller wie Gang in der Wasch- mir üblicherweise mehr als den 33 Namens­
Pkw-Modifizierer von der anderen Seite des küche 5 Leistungsspottler 6 Wandertags- geberin für ersponnene Langschläferin
­Globus 27 Wogenwagnis Windgewogener überlegung: Soll ich wirklich den ganzen ... 35 Die klingen mit dem Kirchenglocken-
29 Was die Dinge ..., f­ördert oder bremst oder doch vorher noch ...? 7 Gebiet in der geläut regelrecht mit 37 An Feld wie Berg:
Nutzers Laune 31 Gebrochenes kommt in Spanischlektion oder der Englischstunde blüht noch vor Laubzeit 41 Seine Rüssel-
Reinfallnachrichten oder Partygeschichten 8 Hängt mitunter in unmittelbarer Juris- träger stehen auf höchst wackeligen Beinen
vor 32 Kommt sie zu den Fischen, wird’s tenumgebung herum 9 Wahrscheinlicher 43 Wirft, wenn auch nur kurz, einen tieferen
Kreuzworträtsel ECKSTEIN

wahrlich wild bei die Grammatik 34 An- Wiederantreffpunkt von Wiederholungs- Blick in den Sitz des 28 senkrechts

Lösung von Nr. 2735: Waagerecht 7 LUFTBLASE 11 Tand + Ems = TANDEMS 14 KAFFEE (Gebrüder Blattschuss, »Frühstück«) 16 EMPFINDUNGEN 19 PRIVAT-leben
20 MUTTERMAL und Mutter mal 21 PIXEL 23 ZARGE 25 GIMPEL 27 JACKPOT 29 BEULEN 30 LAIEN 31 Hans HOLBEIN d. Ä. mit Porträts von Erasmus und Heinrich VIII
32 EINLASS 35 HITS 36 Judaskuss am OELBERG 39 KUSS 40 ETA in Aphrodit-e 41 EITELKEIT 42 LINEALE 44 GENIAL 45 NEUWERTIG
Senkrecht 1 AUFRICHTIG 2 STEVE Winwood, »Higher Love« 3 Alpha, Beta, GAMMA im griech. Alphabet 4 HEFT 5 MANEGEN 6 LENA in He-lena 7 LAPPALIEN 8 BEA in
bea-uty = Schönheit (engl.) 9 LETZTE 10 das und die SPUREN 11 Buch-, akad. TITEL 12 DUMM 13 »Seele Ute« und SEELEUTE 15 »Fix kosten!« und FIXKOSTEN-block
17 DRIN in vor-drin-glich 18 GLEISE 22 Lob + Eile (rückw.) = LOBELIE 24 GUERTEL 26 PASSAT 28 PLOEN 29 BIBEL 30 LASER 33 IGLU 34 LUNE = Mond (franz.) 37 LKA =
Landeskriminalamt, in Krimina-lka-rriere 38 EIN-pflanzen 39 Frucht und Vogel KIWI 43 LID
Lotta ist 18 Jahre alt. PRÜFERS TÖCHTER 53
Ihr Vater Tillmann
Prüfer schreibt hier im Lotta hat mir eröffnet, dass ich meine Träume von einem
wöchentlichen Ferienhaus auf dem Lande oder am Meer leider aufgeben
Wechsel über sie und muss. Sie hätte uns Eltern diesen Wunsch gerne erfüllt, um
sich für all die Mühen zu bedanken, die wir für sie auf uns
seine anderen drei
genommen haben. Aber nun erklärt sie: »Ich werde nicht
Töchter im Alter von 24, reich, und ich werde deswegen auch kein Geld haben, um
16 und 10 Jahren meinen Eltern einen netten Alterssitz zu ermöglichen.«
Dass sie darüber überhaupt nachgedacht hat, fand ich sehr
rührend. Ich habe als junger Mensch keine Sekunde lang
erwogen, meinen Eltern ein Häuschen zu kaufen. Ich weiß
auch nicht, ob meine Eltern das hätten haben wollen: ein
Haus auf Rügen, in das sie jeden Sommer gemusst hätten,
nur damit ihr Sohn nicht beleidigt ist.
Nun, da ich von meiner Tochter hören musste, dass ich
von ihr definitiv kein Sommerhaus gebaut bekommen
werde, bin ich allerdings doch ein bisschen enttäuscht. So
ein Haus hätte ich mir selbst nämlich schon gut vorstellen
können. Es hätte kein großes Haus sein müssen, vielleicht
bloß ein ganz kleines Häuschen auf Spiekeroog, oder viel-
leicht doch eher eines auf Ibiza, von dessen Terrasse aus ich
»Ich werde nicht reich« in einem Lehnstuhl auf das Meer hätte schauen können
und meiner Frau mit Sangria zuprosten und sagen: »Da
hat es sich doch gelohnt, dass wir dem Kind zehn Jahre
seine dreckigen Socken hinterhergetragen haben, und er-
innerst du dich an all die verkrusteten Teller, die sich hinter
ihrem Bett gestapelt haben? Wir haben das alles gemacht
in der Hoffnung, dass das Kind mal sehr reich werden
wird und uns dann alles zurückgibt, zuallererst in Form
dieses Hauses.« Und meine Frau würde gütig lächeln und
den Duft einer Hortensie einsaugen, denn Lotta würde ge-
wiss immer auch für frische Blumen sorgen. Oder? Wenn
ich eine Anschaffung machen wollte, etwa einen Elektro-­
Porsche, würde ich einfach bei Lotta anrufen und fragen,
ob sie nicht etwas Kohle rüberpaypalen könnte. Und wenn
Lotta anmerken würde, dass sie mir doch gerade erst vorige
Woche ein neues Auto gekauft habe, würde ich mich auf
den Boden werfen und so lange mit den Fäusten auf die
Terrakottafliesen des Ibiza-Hauses trommeln, bis sie das
Geld endlich schickt. In der gleichen Weise hat Lotta mich
ja zum Kauf unzähliger Chupa-Chups-Lollis gezwungen.
Aber jeder einzelne würde, das wusste ich, eines Tages die
Investition wert sein. Denn dieses Kind würde reich wer-
den und mir das Geld für die Chupa Chups millionenfach
Zu hören unter zeit.de/vorgelesen

zurückzahlen. Und jetzt schreibt mir Lotta aus Paraguay


einfach so eine WhatsApp, dass sie leider nicht reich werden
wird. Alles war umsonst.
Aber warum eigentlich wird Lotta nicht reich? Weil sie sich
für Berufe interessiert, bei denen sie anderen Menschen
helfen kann. Alle möglichen Leute warnen sie, dass man
in diesen Berufen schlecht bezahlt wird. Ich würde gerne
sagen, dass das egal ist, solange die Arbeit nur Spaß macht
und sinnvoll ist. Allerdings leben wir in einer Gesellschaft,
Illustration ALINE ZALKO

in der schlecht bezahlte Dienstleistungen obendrein gering


geschätzt werden. Ich habe Lotta schließlich geraten, etwas
anzufangen, das sich für sie richtig anfühlt, ohne dabei an
ihren Vater zu denken. Der zu Hause sitzen und versuchen
wird, nicht an die tausend Lollis zu denken, die er für nichts
und wieder nichts bezahlt hat.
Was ich gern früher gewusst hätte 54

Von Dolly Alderton

Mach niemals Freizeitpläne für einen


Montagabend.

Verwechsle nie die Intensität einer


neuen Begegnung mit Liebe.

Back niemals einen typisch


englischen Geburtstagskuchen für
jemanden. Diese »sponge cakes«
sind sehr kompliziert, und
niemand mag sie wirklich gern.

Hör niemals damit auf, neue Erfahrun-


gen mit deinen Eltern zu machen.
Wenn wir erwachsen sind, reservieren
wir diese Erlebnisse für unsere
Freunde und Partner, dabei können
sie jede Beziehung stärken.
Bevor du ein Baby bekommst, Wenn du einer Berufung nachgehen

Illustration ROBERT RADZIEJEWSKI (Foto picture alliance)


Wenn du aufhörst zu rauchen, versuch es erst mal mit einer Katze. möchtest, mit der du wahrscheinlich
erhöht das nicht nur deine Chancen, nicht finanziell erfolgreich sein wirst,
länger zu leben, auch Kater Kauf dir nicht zu viele Partykleider. Sie zum Beispiel Schauspieler, Künstler
sind deutlich leichter zu ertragen. sind überdurchschnittlich teuer, und oder Schriftsteller, hab keine Angst,
es gibt nicht viele Gelegenheiten, sie einen Tagesjob anzunehmen.
Ich bereue es zutiefst, in meinen zu tragen. Dein zukünftiges Ich wird es Er hält dich nicht vom Traum ab,
Zwanzigern nicht mindestens fünfmal dir danken, wenn du dein Geld statt- sondern über Wasser.
die Woche Zahnseide benutzt zu dessen in gut sitzende Jeans oder eine
haben. Es ist die beste Investition in Sonnenbrille mit Sehstärke investierst. Jeder sollte mehr Bohnen
deine körperliche Zukunft. (ich meine nicht Baked Beans)
Wenn du Leute zu dir einlädst, und Joghurt essen!
Lass dir niemals einen Bob schneiden. brauchst du nur drei Dinge: weiches,
Aufgezeichnet von AMELIE APEL

Neunzig Prozent der Menschen steht indirektes Licht, eine Playlist mit Mentale Zufriedenheit ist eng
das nicht. Motown-Soul und Kohlenhydrate. verbunden mit Darmgesundheit.

Hier verraten jede Woche Prominente, was sie erst spät begriffen haben. Dolly Alderton, 35, ist eine britische Autorin
und populäre Ratgeber-Kolumnistin für »The Sunday Times«. Ihr Debütroman »Ghosts« wurde 2020 zum Bestseller.
Anfang März erscheint ihr neuer Roman »Am Ende ist es ein Anfang« (Atlantik)
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