Sie sind auf Seite 1von 84

news szene praxis

#41 Dezember/
inkl
usive Januar 2014/2015
L
ONDERTEEOIN
S AKKOR R
D
FÜR ESTE
ORCH
„Nichts war stärker als die erste Liebe!“
Interview mit Alexander Shirunov

Euphoria
Film und Akkordeon auf Russisch

MPS-Akkordeon-Mentor
Hans Georg Brunner-Schwer

Das Bajan
Der Klang der russischen Seele

Deutschland € 5,90 /// Österreich € 5,90 /// Schweiz CHF 9,50 /// BeNeLux € 5,90 /// ISSN 1866-9093
Emotions & Accordions
studiobuschi.com

AUCH
ANTON SAUPRÜGL,
SAUPRÜGL,
DER GRUPPE
MITGLIED GLOBAL
DER GRUPPE KRYNER,
GLOBAL KRYNER,
HATZUM
HAT ZUM SPIELEN
SPIELEN DIE
DIE BELTUNA
BELTUNAGEWÄHLT.
GEWÄHLT.

T. +39 071 78 22 314 | beltuna@beltuna.com | Castelfidardo - ITALY | www.beltuna.com

ü
Ausklang einer Reise
Impressionen zum Jahresende

Thomas Eickhoff

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nunmehr bewegen wir uns auf das Ende des Jahres zu und chernd es ist, sich von Neuem anstecken, ja faszinieren zu
jener Kreis schließt sich, den wir mit Beginn von 2014 be­ lassen mit der Konsequenz, den Klängen nicht nur Worte,
gonnen haben zu ziehen: Die Anfang diesen Jahres gestar­ sondern auch Taten folgen zu lassen, in dem eine Reise mit
tete Reise um den Akkordeon­Globus hat mit der in der vor­ neuen Zielen angegangen wird.
liegenden Ausgabe erreichten russischen Nation erstmal Zum Jahresende ist das Reflektieren solcherlei Wahr­
ihre (vorläufige) Endstation erreicht. Dass Winterliches ge­ nehmungen sicherlich bei vielen Menschen im Rückblick
rade mit dem Land, in dem „Väterchen Frost“ beheimatet zu auf Vergangenes und demnächst Bevorstehendes aktueller
sein scheint, gut zur besten Zeit des Jahres, nämlich Weih­ denn je, wenn es gilt Planungen vorzunehmen, die oftmals
nachten, zu passen scheint, mag eine bemerkenswerte Be­ mehr oder wenige einschneidende Veränderungen mit sich
gleiterscheinung sein. Jedoch sind die klimatischen Bedin­ bringen (können). Auch hier gilt es sich auf die Reise zu ma­
gungen, die wir im Laufe des Jahres und damit der vergange­ chen, um für neue Abenteuer offen zu sein, spannende Pro­
nen Ausgaben durchzogen haben, natürlich in erster Linie jekte zu realisieren und durch bestimmte Kursänderungen
musikalischer Art; vielerlei nationale Eigentümlichkeiten, dem Schaffen und Tun eine neue Richtung zu geben. Kon­
Stile, künstlerspezifische Instrumente und Musizierformen kret bedeutet das an ebendieser Stelle, dass auch der Verfas­
der Akkordeonwelt wurden dabei entdeckt und kennen­ ser dieser Zeilen seine Reise durch die Akkordeonwelt mit
gelernt. Eine Horizonterweiterung im Weltkonzert mag das der vorliegenden Ausgabe des akkordeon magazins beendet,
vielleicht für den ein oder anderen Akkordeonfreund be­ da ihm neue berufliche Herausforderungen winken, die
deutet haben, um so die eigene heimische Welt durch Im­ eine Kursänderung notwendig machen und es erfordern, das
pressionen und Anregungen zu bereichern, sei es im Musik­ von ihm auf Kurs gebrachte Schiff des akkordeon magazins
hören, dem Spielen neuer Literatur oder dem Aufspüren als Chefredakteur zu verlassen, um den neuen Aufgaben ge­
und Kennenlernen neuer, bis dato eher unbekannter Akkor­ bührenden Raum geben zu können.
deonkünstler und deren Musik. Möge das akkordeon magazin weiterhin auf dem richti­
Genau genommen bedeutet Musizieren und sich mit all gen Kurs bleiben, sodass Sie, liebe Leserinnen und Leser,
den Dingen drumherum zu beschäftigen ein stetes Reisen, von der Vielfalt des Instruments weiterhin derart überzeugt
will man sich nicht mit dem Immergleichen oder ausschließ­ sind, dass Sie sich immer motiviert und animiert fühlen, sich
lich Bewährten abfinden und dabei Gefahr laufen, sich fort­ auch auf neue Reisen zu begeben – in welcher Hinsicht oder
während auf ausgetretenen Pfaden zu bewegen. mit welchem Ziel auch immer.
Neue Eindrücke nicht nur aufzunehmen, sondern sie
dem eigenen Gusto entsprechend zu verarbeiten, bedingt
immer wieder auch einen gewissen Mut zur Veränderung Herzliche Grüße, Ihr
aufzubringen, will sagen: sich auch hier wieder auf eine
neue Reise zu begeben, um neue Ziele zu erreichen. Auch
hier ist der in Akkordeonkreisen sicherlich besonders be­
kannte und schon mehrfach erwähnte Film „Schulze gets
the Blues“ einmal mehr ein treffliches Beispiel, wie berei­ Dr. Thomas Eickhoff, Chefredakteur

akkordeon magazin #41 3


ü
8
Alexander Shirunov
14
Das Bajan

18
„Euphoria“

22
Weltreise: Russland

26 29
Urheberrechts-
Musikerbeschwerden verletzung

4 akkordeon magazin #41 ü


#41 Dezember/Januar 2014/2015
Magazin
8 „Nichts war stärker als die erste Liebe“
Alexander Shirunov im Interview

14 Das Bajan
Der Klang der russischen Seele

18 „Euphoria“

36
Film und Akkordeon auf Russisch

22 Akkordeon-Weltreise – Teil 6

Maurice Thöni 26 „Musikerbeschwerden“


Ein neues Buch zum Thema

29 „Wie man sich mit einem Kopiergerät


die Finger verbrennen kann...“

32 Jazzakkorde für Kenner – Folge 2


Dur-Tonleiter – mit neuem Auge gesehen

ive
In der Heftmitte finden Sie mAO –
Hans Georg
inklus

SOÜN
EIL
DEORRDTEON Das Magazin für Akkordeonorchester
Brunner-Schwer
K
F R AK ER EST
ORCH

44 36

40
Der Akkordeonpionier
Das Lebenswerk von Maurice Thöni

Das Akkordeon ist seine Geheimwaffe


Vollblutmusiker Gordon November

44 „Life goes on without me“


Hans Georg Brunner-Schwer

48 Coupe Mondiale in Salzburg


Technische Perfektion und Interpretation

52 Mondo del Clown


Eine Ausstellung

55 Zillertaler Weihnacht
mit Marc Pircher

Rubriken
Coupe Mondiale 6 Akkordeon aktuell

48
58 On Tour / Termine
61 Tonträger und Noten
66 Vorschau / Impressum

akkordeon magazin #41 5


ü
news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news ++

Akkordeon aktuell
„Das Herbstfest der Udo Jürgens ist „Mitten im Leben“ auf Tour –
Volksmusik“ auch mit unglaublichen 80 Jahren
Am 25. Oktober sendete die ARD die große Bekanntermaßen fängt das Leben
Show „20 Jahre Feste – Florian Silbereisen mit 66 Jahren erst an – zumindest
feiert“. Damit stand das Herbstfest der nach dem längst geflügelten Wort
Volksmusik ganz im Zeichen des Jubi­ des ewig juvenilen, mittlerweile
läums dieser Schlager­ und Volksmusik­

© ZDF/Dominik Beckmann
aber auch schon 80 Jahre alten
sendung. Zu erleben war dabei auch ein Entertainers und Chansonniers
Auftritt von Florian Silbereisen mit der Udo Jürgens. Nach Veröffent­
Steirischen Harmonika: Zusammen mit lichung der neuen CD „Mitten im
dem Akkordeon­affinen Götz Alsmann und Leben“, der Beginn der gleich­
dessen Band, die in apricot­rosa­farbenen namigen Tournee und einer gro­
Jacketts anlässlich ihrer neuen Tour mit ßen Geburtstags­Gala im ZDF
Broadway­Melodien besonders auffällig mit zahlreichen hochkarätigen
gekleidet war, begleitete Flori den in deut­ Gästen ist der Medienhype um
Udo Jürgens ebenso unübersehbar wie sei­ fahrt Richtung Liebe“ auf das Szenario ei­
ne über viele Jahre hinweg kontinuierlich nes Road Movies mit Country­Anklängen
währende Erfolgsgeschichte als Topstar hin und erklärte, dass seiner Meinung
des Musikbusiness. Dass aber das Akkor­ nach die Mundharmonika am besten das
deon ebenfalls ein wichtiger Wegbegleiter Gefühl der Melancholie und Einsamkeit
des jungen Udo Jürgens war, dürfte wohl widerspiegele. Um das zu demonstrieren,
weniger bekannt sein. Selbst in der besag­ holte er den Mundharmonikaspieler des
ten, von Johannes B. Kerner moderierten Pepe Lienhard Orchesters zu sich auf die
ZDF­Gala, die am 18. Oktober zur besten Klavierbank und begann mit der Dar­
Sendezeit am Samstagabend ausgestrahlt bietung des Stücks. Nicht nur klanglich,
wurde, war der kleine Udo mit Harmonika sondern auch optisch durchzogen Harmo­
auf der Projektionswand zu sehen, wäh­ nikainstrumente sein medial reichlich
rend das 80­jährige Geburtstagskind in ge­ ausgebreitetes musikalisches Leben; im­
wohnter Manier am Flügel seine Songs mer wieder konnte man in TV­Reporta­
darbot (siehe Foto). Stand am Anfang der gen, Zeitschriftenbeiträgen oder Filmdo­
Weltkarriere Udo Jürgens’ als musikali­ kumenten Udo Jürgens „entdecken“, wenn
scher Keim die Mundharmonika des Fünf­ er ein Akkordeon selbst spielte und das
jährigen oder das Akkordeon des Achtjäh­ Instrument in die eine oder andere Perfor­
scher Sprache vorgetragenen Broadway­ rigen, so sind die Harmonikainstrumente mance geschickt einzubeziehen verstand –
Song „Von dieser Stunde an“ auf seiner für den erfolgreichen Musiker nie gänz­ und versteht. Denn auch bei der aktuellen
Harmonika. Bei Facebook­Usern rief der lich ins Abseits geraten. So blies Udo Jür­ Tournee spielt das Akkordeon mit: Im
Auftritt aus ganz unterschiedlichen Grün­ gens hin und wieder in die Melodica, Pepe Lienhard Orchester ertönt es wäh­
den ebenso unterschiedliche Reaktionen spielte das Akkordeon auch noch 1983 bei rend des Songs „Die Sonne und du“ aber­
hervor: „Das ist wirklich eine mutige Mi­ seinem Sommerhit „Die Sonne und du“. mals von der Bühne herab – gespielt von
schung. Na denn viel Spass dabei. Ich bleibe Die Mundharmonika spielte 2009 auf sei­ einem Orchestermusiker, der sich exklusiv
trotzdem ein Fan von Götz“ / „Es war ein ner Tournee „Einfach ich“ eine Rolle bei für den einstigen Udo­Sommer­Hit eine
super­, ein wunderschönes Lied – Sie sind der Ansage eines aktuellen Titels: Explizit fast schon historische „Hohner­Concerto
ein Könner, Herr Alsmann!“ / „Puuuhhh... wies Udo Jürgens beim Song „Letzte Aus­ III“ umgelegt hat...
Herr Alsmann... was ist da denn los? Es
gibt Grenzen...“ / „Das Jackett lässt schon
mal nichts Gutes erahnen... Silbereisens Kimmo Pohjonen – im TV und auf DVD
Modegeschmack hat wohl schon abge­
färbt!?!“ / „Ich gönne mir das gute Stück zu Er bringt schon mal ein Ensemble aus Kettensägen, Heuwendern,
Weihnachten und freu mich auf die musi­ Schmiedehämmern und Dampfkompressoren mit dem verstärkten
kalische Begleitung am Weihnachtsbaum. Sound seines Akkordeons zusammen: Kimmo Pohjonen gilt als der
Und das alt­rosa Sacko ist genial!!!“ Jimi Hendrix des Akkordeons. „Es sollte keine Normen geben, am
Ob der Auftritt gewagt, mutig oder gelun­ allerwenigsten für das Akkordeon.“ Das ist das Credo des Akkor­
gen war, sei dahingestellt; was die äußere deon­Künstlers Kimmo Pohjonen aus Finnland. Er hat das Instru­
Erscheinung von Götz und seinen Jungs ment aus seinen Fesseln befreit und einfach mal so alle Traditionen
betraf, hatte der Bandleader bereits im des finnischen Nationalinstruments über Bord geworfen. Pohjo­
Vorfeld per Videobotschaft verlauten las­ nens Akkordeonwelt kann gar nicht verrückt genug sein. Seine
sen, dass die im eigenwilligen Farbton ge­ Ideen wurden ein Film. In der Dokumentation „Soundbreaker“
haltenen Bühnenanzüge der Band – so taucht Pohjonen gleich zu Anfang in ein finnisches Eisloch ab – in
O­Ton Alsmann – „nur speziell für dieses eine Fantasiewelt mit seinem Instrument. Und damit in eine Flut von poetischen, sugges­
Album getragen werden – keine Angst!“ tiven und unkonventionellen Klängen und Bildern, mit denen Filmemacher Kimmo
Das neue Album von Götz Alsmann und Koskela das Geheimnis von Pohjonens Musik und seiner grenzenlosen Leidenschaft für
seiner Band „Am Broadway“ ist seit dem sie ergründet. „Soundbreaker“ wurde auf 3SAT ausgestrahlt, seit dem 7. November ist der
24. Oktober erhältlich. Dokumentarfilm über den finnischen Akkordeonisten auch als DVD erhältlich.

6 akkordeon magazin #41


ü
++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news
© ARD­Degeto/Georges Pauly

Blick in die Historie


Eine „Verdi II“ als Geschenk
von Goebbels an Lazarettangehörige
In Windeck, dort, wo das Siegerland an Architekt und Akkordeonspieler sagte
das Oberbergische grenzt, betreibt Er­ ihm dann bescheiden, es wäre schon
hard Klein mit seiner Frau Karin eine schön, in dem Kreis der Verletzten Mu­
Musikalienhandlung ganz besonderer sik spielen zu können. Worauf ihm
„Bis zum Ende der Art. Versteckt in einer kleinen Ortschaft, Goebbels das „Verdi II“­Instrument
in einem 300 Jahre alten Haus, hat Er­ schenkte, das später, in den 60ern, durch
Welt“: Die Hörbiger als hard Klein bereits vor 30 Jahren eine einen Eintausch „Alt gegen Neu“ in das
Akkordeonlehrerin Scheune ausgebaut und sein in Düssel­ Musikhaus Klein in Düsseldorf gelangte
dorf und weit darüber hinaus bekanntes und dort seit langem ein unschuldiges
Die Ausstrahlung des Spielfilms „Bis zum und beliebtes Musikgeschäft von der Dasein als schönes Dekostück fristet. Es
Ende der Welt“ am 17. November war der Rheinmetropole dorthin verlegt. Damals lässt sich noch erstaunlich gut spielen,
fiktionale Auftakt zur ARD­Programm­ bereits war er in einem Alter, in dem nur merkt man dem Instrument an, dass
woche „Toleranz“. Autor Thorsten Näter die meisten Menschen pensioniert sind. es in Mangelzeiten hergestellt wurde.
und Regisseur Matthias Tiefenbacher war Heute, mit 89 Jahren, repariert der agile Der Balg wirkt brüchig, die alten Leder­
damit ein gefühlvoller Themenfilm gelun­ Instrumentenbauer immer noch Kon­ gurte zerbröseln fast beim Anfassen, das
gen, der alles andere als ein Vehikel­Film zertgitarren, und seine Kunden kommen Instrument ist, verglichen mit heutigen
geworden ist. Weder Vorurteile und Aus­ von weither, weil der Name Klein bei Gi­ zweichörigen Akkordeons dieser Größe,
länder­Feindlichkeit noch Christiane Hör­ tarristen einen exzellenten Namen hat. federleicht und fragil. Es wurde übrigens
bigers Heldin sind die alleinigen Trieb­ Ein solch altes und mit Liebe betriebenes – ein Narr, wer Böses dabei denkt – nicht
kräfte der Geschichte. Ebenso erzählt der Musikgeschäft birgt natürlich manche wegen Goebbels, sondern nur wegen des
Film von universalen Gefühlen, vom Schätze, die seinem Besitzer irgendwann schönen Aussehens aufbewahrt. Aber so
Wunderland Musik und von einer die Ge­ einmal „zugelaufen“ sind und nicht mehr kann es kommen, dass ein harmloses Ak­
nerationen übergreifenden Kraft. Bei aller zum Verkauf stehen. So zum Beispiel das kordeon durch seine Herkunftsgeschich­
Exponiertheit der Hauptdarstellerin: das
Ensemble ist vorzüglich, und im Streben
nach Realismus, besonders was den Alltag
der Roma angeht, weiß die Degeto­Pro­
duktion zu überzeugen.
Außer ihren Erinnerungen ist Maria Ni­
kolai nicht viel geblieben. Die ehemalige
Musikerin lebt seit 20 Jahren in Hamburg.
Ihre Rente ist dürftig und das Haus, in
dem sie wohnt, ist heruntergekommen.
Deutsche gibt es kaum noch in ihrem
Viertel. Die Angst und die Einsamkeit sind
ihre ständigen Begleiter. Jetzt hat ihr Ver­
mieter auch noch Roma ins Haus geholt.
Bei einem Anschlag ausländerfeindlicher
Jugendlicher auf jene Großfamilie Muha­
rem lernt die alte Dame dann allerdings
den 16­jährigen Bero kennen und ent­
deckt sein ungewöhnliches musikalisches
Talent. Sie unterrichtet ihn im Akkor­
deonspielen, sie glaubt, dass er zu Höhe­
rem berufen ist. Beros Vater dagegen will
aus dem zarten Jungen einen Malocher
machen, der mithelfen soll, die Familie
durchzubringen. Die musikalische Tradi­
tion seines Volks sei längst dem Alltag der
Billigjobs und der Angst, abgeschoben zu hier abgebildete „Hohner Verdi II“­Ak­ te Zeuge einer schrecklichen Zeit und
werden, gewichen. Christiane Hörbiger kordeon, zu dem mir Erhard Klein fol­ einer Schenkung durch einen Nazi­Ver­
spielt jene Maria Nikolai, die die Erfah­ gende Geschichte erzählte: brecher wurde. Dass ich Erhard Klein
rung macht, dass man selbst mit über 70 Ein Düsseldorfer Architekt – ich lasse vor zwei Jahren ein wunderschönes
noch dazulernen kann und sich seine Vor­ den Namen hier bewusst weg – lag wäh­ Paolo Soprani mit einer ganz friedlichen
urteile nicht vom Altersstarrsinn zemen­ rend des Zweiten Weltkriegs verwundet Herkunft aus den 60ern abkaufte, das
tieren lassen muss. Der Film macht deut­ in einem Lazarett, in dem eines Tages ur­ Siegfried Zöllner mir wieder perfekt her­
lich: Mit der Musik kommen die Erinne­ plötzlich der unselige NS­Reichpropa­ richtete, ist eine andere Geschichte, die
rungen. Maria Nikolai spielte einst gandaminister Joseph Goebbels zum Be­ mich mit Erhard Klein und seiner Frau
Klavier, ihr Mann Geige – und nun lässt such auftauchte und den Soldaten groß­ verbindet...
sie sich von den Akkordeonklängen ver­ spurig zurief: „Jungs, ihr dürft euch was Persönliche Erinnerungen, aufgezeichnet
zaubern und vom großen Talent Beros wünschen. Was wollt ihr haben?“ Der und mitgeteilt von Thomas Fiedler
(Samy Abdel Fattah) erweichen …

ü
akkordeon magazin #41 7
„Nichts war stärker als die
erste Liebe!“

TEXT: KLAUS HÄRTEL; FOTOS: ALEXANDER SHIRUNOV PRIVAT

ƒ Alexander Shirunov ist vor allem kannst du uns erzählen? Über deine — Wie hast du das Akkordeon entdeckt?
bekannt durch seine mitreißende und ersten Schritte in der Musik, über deine An welchem Punkt war klar: „Ja, ich
charismatische Darbietung von so­ Umgebung, über deine Familie? werde Musiker!“?
wohl klassischer als auch Unterhal­ Meine Familie ist eine Familie von Das Akkordeon habe ich mit vier
tungsmusik. Er ist virtuos, galant, ein Nicht­Musikern. Dort wurde ich hi­ Jahren kennengelernt – mit der Hilfe
musikalisches Genie. Er ist ein Enter­ neingeboren. Mein Vater arbeitete als meiner Eltern. Die beschlossen näm­
tainer par excellence und zugleich ein Ingenieur und als solcher hat er Kraft­ lich – aus irgendeinem Grund –, mich
zutiefst bewegend virtuoser Meister werke gebaut, während meine Mutter mit diesem sehr kleinen, aber sehr rea­
der klassischen Musik. Das hört man in der Notfallversorgung als Ret­ len Instrument zu konfrontieren. Als
selbst und das hört man, wenn man tungsassistentin ihr Geld verdiente. sie dann in der Schlange an der Kasse
seine Wettbewerbsrivalen fragt. Sie Beide mochten Musik und ich konnte des Kaufhauses standen, ahnten sie
beschreiben ihn voller Faszination sie oft Melodien summen hören. Al­ wahrscheinlich nicht, dass sie gerade
und Bewunderung. Shirunov erinnert lerdings haben sie beide kein Instru­ dabei waren, ihrem Sohn den Weg in
die Kenner der Szene an den legen­ ment gespielt und bei uns zu Hause die Zukunft zu weisen. Und ich bin
dären Moskauer Virtuosen Yuri Kaza­ wurde auch nicht viel Musik gehört. sehr dankbar, dass die Wahl meiner
kov, der jahrzehntelang der beste und Ich habe mich selbst unterhalten, in­ Mama und meines Papas auf ein Mu­
bekannteste Virtuose der Sowjet­ dem ich schöne Titel aus dem Radio sikinstrument gefallen ist und nicht,
union war. Als Inbegriff der sowje­ und dem Fernsehen abgehört habe sagen wir, auf ein Gewehr.
tischen U­Musik erschien Kazakov und diese dann praktisch überall ge­ Ich habe mich sofort in das neue
immer als edler und hochkarätiger sungen und gepfiffen habe – zu „Spielzeug“ verliebt, das mit mir zu­
Musiker. Kazakov und Shirunov sind Hause, auf der Straße, sogar in der sammen war, auch als ich zwei Jahre
beide – ohne dass sie sich jemals be­ Zahnarztpraxis. Zu Hause habe ich später Geige lernen musste, als ich in
gegnet sind – erklärte und leiden­ mir ein Drumset gebaut aus Bügel­ meiner ersten Musikschule zu spielen
schaftliche Musiker in allen Berei­ brett und verschiedenen Kisten und begann. Später habe ich mich auch
chen der schönen Künste. Alexander Pfannen und hatte viel Spaß, zu trom­ noch am Klavier, am Saxofon und
Shirunov spricht ein einwandfreies meln – was meinen großartigen Eltern beim Gesang versucht – was auch alles
Oxford­Englisch. auf die Nerven ging. Sie konnten na­ ganz gut lief. Stärker aber war die
türlich nicht umhin, meine wach­ erste Liebe! Und als ich 13 wurde,
— Alexander, wenn du über deine musi- sende Leidenschaft zu bemerken. reifte in mir die Entscheidung, profes­
kalische Laufbahn nachdenkst – was sioneller Akkordeonist zu werden.

ü
Porträt

Alexander Shirunov
über seine Musik, das Akkordeon
und sein Heimatland Russland

— Wir würdest du dein Akkordeon


beschreiben? Was ist das Besondere
daran? Wie ist der Klang, das Gefühl,
das Spiel?
Ich spiele eine „Hohner Morino
IV 120 C45 De Luxe“. Es ist ein groß
angelegtes Konzertakkordeon mit
präziser Mechanik und sattem Klang.
Außerdem spiele ich eine „Hohner
Fun Flash Piano“ – ein tolles Teil für
Unterhaltungsmusik und durch sein
geringes Gewicht ist sie bequem mit
auf Reisen zu nehmen. Außerdem
habe ich eine „Pigini Konverter 55 /
P 45 De Luxe“ – ein feines italieni­
sches Instrument mit erweiterter Tas­
tatur und schönem warmem Klang.
Das Instrument hat alle wichtigen er­
weiterten Funktionen, ist aber gleich­
zeitig sehr kompakt und am bequems­
ten zu spielen. Ich mag sie alle und
bin froh über die Möglichkeit, mich
zwischen diesen entscheiden zu kön­
nen. Außerdem bin ich immer aufge­
regt, andere Instrumente auszupro­
bieren, zu vergleichen, ihre Geräusche
zu erkunden. Es ist eine ganze Welt.

— Welche Art von Musik hat dich in


den frühen Akkordeon-Tagen beeinflusst?

ü
Sokolov, Mischa Maisky – um nur ei­ eigene Einstellung zur Musik, Vorlie­
nige zu nennen). Kein Wunder, dass ben zu wählen. Eine klare Vorstellung
das mein Leben veränderte. Wir leb­ von einem wünschenswerten Stil zu
ten und studierten am selben Ort, die haben ist einfach und ist nichts ande­
Atmosphäre war mit Musik erfüllt, res als zu hören, so viel Musik wie
wir konnten Musik hören, spielen möglich. Und natürlich sollte man
und studieren – rund um die Uhr, 24 „nebenbei“ spielen und lernen.
Stunden am Tag, sieben Tage die Wo­
che. Meine Favoriten wurden schnell — Du hast schon mehrere Wettbewerbe
Rachmaninow, Tschaikowsky, Johann gewonnen – wie wichtig sind diese für
Sebastian Bach, Mozart, Beethoven. dich? Sind sie Bestätigung oder Ansporn,
Wenig später interessierte mich Jazz nicht locker zu lassen?
und ich konnte stundenlang Miles Wettbewerbe sind eine wider­
Davis, Weather Report, Stephane sprüchliche Sache. Die große Frage ist
Grappelli und Gary Burton, Michel immer: Ist das Musik oder Sport?
Petrucciani und Richard Galliano Kein Wettbewerb kann die Objektivi­
hören – und viele andere... Eine mei­ tät bei der Bewertung gewährleisten.
ner großen Offenbarungen zu diesem Und manchmal hängt der eigene Er­
Zeitpunkt war auch Musik von Astor folg von momentanen Umständen ab,
Piazzolla.

— Wie würdest du deinen Stil heute


beschreiben? Und wie hast du daran „Wettbewerbe sind
gearbeitet, um ihn zu entwickeln?
Ich mag es, die Musik verschiede­
widersprüchlich.
Als Kind habe ich das gehört, was ner Stile und Genres zu spielen. In Die große Frage ist
andere Kinder in meinem Alter auch einem Fusion­Hip­Hop­Track aufzu­
gehört haben – ein bisschen Pop, ein tauchen und mit einem Sinfonie­ ja immer:
bisschen Rock, einige Klassiker im orchester ein Konzert zu spielen, ist Ist das Musik oder
Musikschulunterricht. Ich war 15, als gleichermaßen interessant für mich.
ich bewusst die wunderschöne Welt Ich liebe Jazz und Improvisation und Sport?“
der klassischen Musik entdeckte. Zu ich mag es auch, die Weltmusik zu er­ Alexander Shirunov
dieser Zeit bin ich nach St. Petersburg kunden. Ich lerne immer etwas Neues
gezogen, um am Rimski­Korsakow­ in der Zusammenarbeit mit anderen
Konservatorium Musik zu studie­ Musikern, nehme verschiedene Ein­
ren – eine legendäre Schule, berühmt flüsse auf. Also, mit einem Wort, ich die nichts mit Musik zu tun haben.
für seine große Tradition der Musik­ würde meinen Stil heute als „Vielfalt“ Aber natürlich gibt es viele gute Dinge,
erziehung und seiner bekannten Ab­ beschreiben. Im Allgemeinen ist das die ich über Wettbewerbe sagen kann.
solventen (Mariss Jansons, Grigory Wichtigste, ein Ziel zu erreichen, die Die Wettbewerbe, an denen ich teil­
genommen habe, haben mir eine ganze
Menge geholfen. Sie sind immer ein
großartiger Ort, um Leute zu treffen
und Freunde zu finden. Siege sind im­
mer inspirierend, Niederlagen können
sehr frustrierend sein. Man sollte die
Bedeutung der Wettbewerbe nicht
überschätzen. Allerdings können sie
eine wertvolle Erfahrung sein, was
auf jeden Fall einen Versuch wert ist.

— Haben deine Familie und Freunde


dich immer ermutigt, den Weg zu gehen?
Oder gibt es auch „skeptische Stimmen“?
Ich bin meinen Eltern unendlich
dankbar für ihre kontinuierliche Un­
terstützung. Sie haben mir erlaubt, zu
tun, was ich wollte, dahin zu gehen,
wohin ich wollte. Ich habe noch nie
ein Wort von ihnen gegen meine Mu­
sik gehört – aber ich vermute, dass sie

10 akkordeon magazin #41


ü
Porträt

lern zu sein, die aus allen Teilen der


Welt an einen Ort kamen. Ich war der
einzige Akkordeonist und der einzige
russische Künstler der Gruppe. Wir
bereiteten ein spektakuläres Konzert­
programm vor und stellten es dem
amerikanischen Publikum vor. Unsere
Shows wurden mit verschiedenen
lokalen Engagements und unglaub­
lichen Sight­Seeings bereichert. Im
Laufe des Monats der persönlichen
Kommunikation und des Eintauchens
in die Musik wurden wir eine große
Familie und trennten uns als die bes­
ten Freunde. Diese Erfahrung war
etwas ganz Besonderes – herausfor­
dernd und enorm bereichernd für
mich als Musiker und als Mensch.
Und... wie kann ich es da bereuen,
Zweifel und Ängste haben wie alle Ländern, die in die USA eingeladen Musiker zu sein? (lacht)
anderen liebevollen Eltern, die für die worden waren, um dort für einen Mo­
beste Zukunft für ihre Kinder sorgen nat kreativ tätig zu sein. Das Projekt — Wie kann man sich die „Kultur des
wollen. Das Gleiche kann ich über bestand aus einem zweiwöchigen Akkordeon“ in Russland vorstellen? Ist
meine Freunde sagen, die immer mein Aufenthalt in Kalifornien, gefolgt von das Instrument weit verbreitet? Ist die
Interesse für Musik geteilt haben. einer Konzertreise durch Kalifornien, Musik populär?
Meine Freunde sind meine eifrigsten
Fans.

— Hast du denn jemals bereut, Musiker


„Ich habe großes Glück, Musiker sein zu
zu sein? dürfen. Und dafür danke ich meinen
Es gab einige herausfordernde
Momente, in denen ich mir dachte: weisen Lehrern.“
„Ich sollte besser aufhören, denn ich
bin nicht gut genug für das, was ich
sein will.“ Manchmal war es schwer, Arizona und New Mexico. Ich hatte Die russische Akkordeon­Kultur
meine Lehrjahre durchzustehen, als die Ehre, Teil einer extrem vielseiti­ ist sehr interessant und hat tiefe Wur­
ich noch kein gutes Instrument hatte. gen Gruppe von unglaublichen In­ zeln. Eine der ersten Harmonikas
Denn mein Lehrer wurde nicht müde, strumentalisten, Sängern, DJs, Produ­ wurde in St. Petersburg im Jahre 1783
mich an die Notwendigkeit zu er­ zenten, Tänzern und Hip­Hop­Künst­ von Meister F. Kirschnick entwickelt.
innern, ein neues kaufen zu müssen.
Und ich konnte es mir einfach nicht
leisten. Heute weiß ich: das waren
Tests und ich musste da durch. Denn
jetzt bin ich überzeugt, dass ich gro­
ßes Glück habe, Musiker zu sein. Und
ich bin meinen weisen Lehrern sehr
dankbar, dass sie mich durch ihre Aus­
dauer immer nach vorne gepusht ha­
ben.

— Welche besonderen Erfahrungen hast


du mit dem Akkordeon gemacht? Welche
musikalischen und persönlichen
Begegnungen sind unvergesslich?
Oh, da gibt es viele. Im vergange­
nen Oktober etwa war ich in den Ver­
einigten Staaten und habe an einem
erstaunlichen Projekt namens One­
Beat teilgenommen. Ich war einer
von 25 ausgewählten Musikern aus 17

akkordeon magazin #41 11


ü
Instrumente sind eigentlich dieselben
wie die in Europa oder sonstwo – mit
dem einzigen Unterschied, dass beim
Bajan auf der rechten Seite die Tasta­
tur im B­System festgelegt wurde und
die Reihenfolge der freien Bassknöpfe
so angeordnet ist, dass die tiefen Töne
im unteren Teil, die höheren Töne in
seinem oberen Teil angelegt sind.
Das russische diatonische Akkor­
deon oder „Garmon“ gibt es in vielen
verschiedenen Varianten, die in der
Regel nach dem Namen eines Ortes
seiner Herkunft benannt und klassifi­
ziert sind. Sie können sich in Design,
Größe, Ausstattung unterscheiden
und besitzen verschiedene einzig­
artige Eigenschaften. „Garmon“ ist
ein sehr wichtiger und fester Bestand­
teil der russischen Volksmusik.

Alexander Shirunov wurde am 22. Juli 1983 in Nikolsk/Russland geboren. — Russische Musik ist ja sehr berühmt:
Im Alter von vier Jahren bekam er seinen ersten Musikunterricht und mit Man kennt russische Volksmusik (wie
sechs Jahren ging er in die Musikschule. Dort lernte er Akkordeon, Geige, „Kalinka“), Modest Mussorgski, Nikolai
Klavier und Gesang. Während seiner Ausbildung an der Musikschule ge­ Rimski-Korsakow, Igor Strawinski,
wann er mehrere Preise als Sänger und Akkordeonspieler. 1998 besuchte Sergej Prokofjew (und viele andere,
Alexander die weiterführende staatliche Musikschule von St. Petersburg, natürlich!). Welchen Platz nimmt das
benannt nach Rimski­Korsakow, und lernte unter Professor Alexander Akkordeon hier ein?
Dmitriev. 2002 wurde er automatisch und ohne Prüfung weiterer Anforde­ Es ist schon komisch, dass die rus­
rungen im Rimski­Korsakow­Konservatorium aufgenommen, da er sein Stu­ sische Volksmusik oft mit „Kalinka“
dium als einer der Besten abschloss. Alexander nahm an mehreren interna­ in Verbindung gebracht wird, ein Lied
tionalen Wettbewerben teil, wie der „World Accordion VIP Show“ in Frank­ des professionellen Komponisten
reich, am „Primus Ikaalinen“ in Finnland, der „Citta di Castelfidardo Com­ Ivan Larionov von 1860. Dies ist eines
petition“ in Italien und dem „CIA Coupe Mondiale“ in Portugal. Dies gab der Klischees über Russland, die sehr
ihm die Möglichkeit, an mehreren Konzerten weltweit teilzunehmen, unter wenig mit der Wahrheit zu tun haben.
anderem in Neuseeland, Australien, Ungarn, Slowenien und Tschechien. Aber wie auch immer, wenn man über
russische Volksmusik nachdenkt, ist
es unmöglich, sie vom „Garmon“ oder
dem „Bajan“ zu trennen – selbst im
Fall von „Kalinka“. In der klassischen
Seit 1840, mit dem Erscheinen ähn­ enorm entwickelt, Hunderte von her­ Musik haben Komponisten des 19.
licher Instrumente in Deutschland vorragenden Interpreten und Kompo­ Jahrhunderts manchmal das Akkor­
und Österreich, wurde das Akkordeon nisten hoben das Instrument auf eine deon in ihren Orchester­ oder Klavier­
immer beliebter in unserem Land. Lo­ andere Ebene. Heute kann man es fast werken eingesetzt. Aber erst im 20.
kale Handwerker entwickelten ver­ überall hören – von Hochzeiten und Jahrhundert, mit der Entwicklung
schiedene Arten und Modelle der dia­ Straßen bis hin zu den renommiertes­ und der beruflichen Anerkennung,
tonischen Harmonika, die sich sehr ten Konzerthallen und TV­ und Ra­ wurde das Akkordeon für Komponis­
bald als wirkliches Volksinstrument dio­Shows. Also, ja, das Akkordeon ist ten attraktiv. Nun war es ein Instru­
über das ganze Land in zig Arten ver­ sehr beliebt in Russland – und das In­ ment, wofür man Musik schreiben
teilte (hier als „Garmon“ bekannt). Im teresse wächst. konnte. So bedeutende Persönlichkei­
Jahre 1907 führte der russische Hand­ ten wie Sofia Gubaidulina, Edsion
werker P. Sterligov das Bajan ein – Denisov und Sergei Berinski, die einen
eine revolutionäre Art der chromati­ — Welche Besonderheiten zeichnen die großen Beitrag zur Akkordeonmusik
schen Harmonika, der Prototyp des „russischen“ Instrumente aus? leisteten, werden heute von der nächs­
modernen Knopfakkordeons, womit In Russland sind sowohl das Tas­ ten Generation von Komponisten und
eine neue Seite der Geschichte des ten­ als auch das Knopfakkordeon Interpreten abgelöst: Sergej Newski,
Akkordeons als Musikinstrument für weit verbreitet. Sie sind auf allen Ebe­ Boris Filanovski, Michail Krutik,
Berufsmusiker begann. Das 20. Jahr­ nen gleichermaßen beliebt – von den Sergej Tchirkow und viele andere.
hundert war ein goldenes Zeitalter: Musikschulen bis zu den Konservato­
Das Akkordeon­Design hat sich rien und Musikhochschulen. Diese — Das russische Volk liebt es feierlich,

12 akkordeon magazin #41


ü
Porträt

singt gerne und trinkt Wodka! Was ist Es ist eine großartige Kombina­ Sie Meisterkurse und lernen Sie von
dein Lieblings-Klischee von Russland? tion, und ich bin sehr glücklich, einen überall. Seien Sie offen und lösen Sie
Und was ist die Wahrheit dahinter? solchen Lehrer gehabt zu haben. Aber sich von jeder Arroganz.
Jeder anständige Russe muss mit um ein guter Lehrer zu sein, muss Wenn Sie an der Technik arbeiten:
seinem Bären auf dem Roten Platz man nicht notwendigerweise gleich­ Vergessen Sie nicht die Musik. Den­
spazieren gehen, wenn er einen Wod­ zeitig ein großer Performer sein. Die ken Sie mehr über die Musik nach
ka gekippt und schwarzen Kaviar meisten der großen Pädagogen waren und stellen Sie sich Fragen wie „Was
gegessen hat. Zuvor hat er „Kalinka“ nicht unbedingt als Performer be­ ist Musik?“, „Was soll ich spielen?“.
gesungen und Balalaika gespielt. Aber rühmt. Allerdings sind Performer und Schreiben Sie Ihre Gedanken auf.
er sollte nicht vergessen, sein Heim­ Musiker auch nicht das gleiche, und Lieben Sie ihr Instrument und
Atomkraftwerk auszuschalten. Außer ich würde es so sagen: Ein guter kümmern Sie sich darum. Üben Sie
Haus trägt der Russe einen Pelzman­ Lehrer muss ein guter Musiker sein, Improvisieren.
tel und eine Pelzmütze mit Ohren­ auch wenn er kein großer Performer
schützern, weil es immer minus 50 sein muss. Umgekehrt aber funktio­ — Was hast du als nächstes vor?
Grad Celsius sind. Und das ist alles die
Wahrheit, bis auf das Wetter: Manch­
mal kann es auch minus 55 Grad sein.
„Ein guter Lehrer muss nicht notwendigerweise
— Was hast du am meisten von deinen gleichzeitig ein großer Performer sein.”
Lehrern gelernt? Was waren die hilf-
Alexander Shirunov
reichsten Tipps?
Es gibt drei Grundprinzipien, die
ich von meinen Lehrern gelernt habe:
„Liebe Musik!“ Wenn du das nicht niert es nicht immer, denn es gibt Zurzeit arbeite ich fleißig an ei­
tust – verschwende keine Zeit damit, viele Beispiele für große Musiker, die nem neuen Soloprogramm, bereite
Musiker zu sein, sondern finde etwas, unnachahmlich große Leistungen neue Kompositionen und Arrange­
was du liebst und fang damit an. bringen, aber keine Leidenschaft für ments vor und plane meine Konzert­
„Musik ist eine große Freude, aber die Lehre aufbringen. Denn das ist tätigkeiten. Gleichzeitig entwickle
es ist auch Arbeit.“ Es ist unmöglich, eine ganz andere Erfahrung. ich mehrere Musikprojekte mit
den Erfolg ohne Disziplin und Fleiß Künstlern aus verschiedenen Ländern.
zu erreichen. Aber wenn du diese Ei­ — Wie und was soll ich üben? Kannst Abgesehen davon bin ich für mehrere
genschaften entwickelst, hast du den du unseren Lesern ein paar Tipps geben? Spielzeiten in dem Bildungsprojekt
doppelten Nutzen davon, gewachsen Wählen Sie die Musik, die Sie mö­ für Kinder namens „TeremOk!“ enga­
als Persönlichkeit. gen. Üben Sie regelmäßig. Nehmen giert. Ich arbeite als Lehrer und Aus­
„Entdecke!“. Halte dich nicht mit Sie sich mit einem Recorder auf und bilder für Kinder, die Akkordeon
irgendwelchen Grenzen auf. hören Sie sich an. Hören Sie sich und andere traditionelle Instru­
Aufnahmen anderer Künstler an, ana­ mente spielen. Dies findet sowohl in
— Würdest du sagen, dass ein guter lysieren und vergleichen Sie. Hören meiner Heimatstadt St. Petersburg
Lehrer ein guter Musiker sein muss – und Sie viele Platten an. Lernen Sie bei so als auch in anderen Regionen Russ­
umgekehrt? vielen Lehrern wie möglich. Besuchen lands statt.

Wunderschöne Sondermodelle
in bester Tradition und
Handwerkskunst gefertigt!

A Tradition of Innovations
Der Name Valentin Zupan steht seit 1951 für Tradition und
Innovation im Akkordeonbau. Heute bietet Valentin Zupan
mehr denn je einen Qualitätsstandard, der seinesglei-
chen sucht. Zupan Akkordeons und Harmonikas sind
vor allem wegen ihrer unvergleichlichen Zuverlässigkeit,
der liebevollen Verarbeitung und natürlich ihrem unver-
wechselbaren Klang so beliebt. Deshalb vertrauen so viele
internationale Stars auf Handzuginstrumente von Zupan.

Viele Zupan-Modelle liegen in unserer umfangreichen


Ausstellung zum Antesten für Sie bereit. Oder
entdecken Sie unser großes Angebot chlands!
erhalb Deuts
Portofrei inn
online unter www.kirstein.de n.de
ei
www.kirst
1 /9 0 9 4 94-0
0886

ü D-86956 Schongau · Bernbeurener Str. 11


Onlineshop: www.kirstein.de · E-Mail: info@kirstein.de
Zupan Slavko Avsenik V 120/38 Zupan Vanessa S72
Das Bajan
Der Klang der russischen Seele

TEXT: HANS-JÜRGEN SCHAAL; FOTOS: ARCHIV

ƒ Auch in Russland sind Akkor­ weilen die Geige oder Klarinette in örgeli (nach dem Kanton Schwyz), in
deons weit verbreitete Volks­Instru­ der Führungsrolle und verdrängte Österreich die Steirische Harmonika,
mente. Eine besondere Stellung aber auch manches (zu) leise Instrument im Baskenland die Trikitixa, in Russ­
nimmt das Bajan ein, das russische ganz aus dem Ensemblespiel. Ent­ land die Garmon (kurz für „Harmo­
Knopfakkordeon. Schon vor Jahr­ sprechend den Bedürfnissen der ver­ nika“) oder in Italien das Organetto.
zehnten hat es sich als „seriöses“ In­ schiedenen regionalen Musikgenres
strument an den sowjetischen Musik­ wurden immer wieder neue, noch spe­ Chromatische Anfänge in Wien
hochschulen etabliert und große klas­ zialisiertere Typen von Akkordeons Über diese diatonisch­wechseltönigen
sische Virtuosen hervorgebracht. entwickelt. So entstanden in der Instrumente hinaus meldete sich aber
Im 19. Jahrhundert eroberte das Schweizer Volksmusik das Lang­ auch ein Bedarf an chromatischen,
Akkordeon zahlreiche traditionelle nauerli (benannt nach dem Ort Lang­ gleichtönigen Akkordeons. Dies war
Musikszenen. Es ersetzte dabei zu­ nau im Emmental) und das Schwyzer­ vor allem dort der Fall, wo es keine

14 akkordeon magazin #41


ü
Praxis

traditionelle, ländliche Musikpflege sem Instrument hatte. Offenbar woll­


gab, sondern neue soziale Schichten te er seinem großstädtischen Publi­
entstanden waren und verschiedene kum mehr bieten als bisher.
Musikkulturen miteinander konkur­ Berühmt geworden ist dieses chro­
rierten. Kurz gesagt: Das chromati­ matische Akkordeon­Modell durch
sche Akkordeon entsprach städti­ die Wiener Schrammelmusik. Die
schen Bedürfnissen. Seine größere Quartettauftritte der Brüder Schram­
Vielseitigkeit war eine Antwort auf mel – etwa ab 1878 – boten keines­
höhere musikalische Ansprüche und wegs traditionelle Volkskunst, son­
eine neue, aus vielen Einflüssen sich dern eine ganz eigene, originelle Art
bildende urbane Kultur. von urbaner Unterhaltung. Alpen­
Im Jahr 1850 wurde in Wien – wo ländisches, Wiener Walzer, Ungari­
rund 20 Jahre zuvor das Akkordeon sches und Gypsy­Weisen flossen in
erfunden worden war – die erste die Schrammel­„Fusion“ mit ein. Die
gleichtönige und chromatische Knopf­ Mixtur war so erfolgreich, dass
harmonika vorgestellt. Sie hatte 46 „Schrammel“ zum Namen eines neuen
Knöpfe in drei Reihen, also einen Genres wurde. In der Folge eroberten
Tonumfang von fast vier Oktaven, so­ Schrammelkapellen nicht nur die
wie acht (noch wechseltönige) Bass­ Wiener Heurigen­Lokale, sondern
und Akkordtasten auf der linken waren bis nach Süddeutschland ver­
Seite. Franz Walther soll der Musiker breitet.
geheißen haben, der die Idee zu die­ Das dreireihige chromatische
Knopfakkordeon wurde daher
unter dem Namen „Schram­
perfekt spielbar mit allen gebräuchlichen HOHNER
melharmonika“ bekannt. In
Wien jedoch nennt man es ge­
wöhnlich „die Knöpferl“ oder
auch „die Budowitzer“. Karl Alter Göbricher Weg 51
Budowitz aus Brünn war ein 75177 Pforzheim
führender Hersteller des chro­
matischen Knopfakkordeons – Tel. 0 72 31/10 6744
vielleicht sogar sein Erfinder. Fax: 0 72 31/10 52 65
Oder senden Sie uns eine Email an:
Tula und Bojan Zimmermann@akkord.de
Szenenwechsel. Tula ist eine
große Industriestadt südlich
von Moskau und berüchtigt als
www.akkord.de
akkordeon magazin #41 15
ü
Standort der russischen Waffenpro­ ist das traditionelle Zentrum der rus­ rige Bau­ und Praxisgeschichte zu­
duktion. Vom Maschinengewehr bis sischen Akkordeon­Industrie. Im Jahr rückblicken. Heutige Modelle besit­
zum Schützenpanzer, vom Flugab­ 1870 hat dort in Tula ein gewisser zen in der Regel fünf Knopfreihen für
wehrsystem bis zur Artilleriegranate – Nikolaj Beloborodow das dreireihige die rechte Hand (105 Knöpfe) und
in Tula werden sie hergestellt. Hier Wiener Schrammel­Modell nachge­ sechs Reihen auf der Bassseite (120
befindet sich aber auch „Tulskaja Gar­ baut und damit die russische Tradi­ Knöpfe); Melodiebass oder Basskon­
mon“ (wörtlich: die Tula’sche Harmo­ tion des chromatischen Knopfakkor­ verter sind üblich. Doch während die
nika), eine große Akkordeonfabrik. deons begründet. 1883 besuchte sogar einen das Bajan längst zu einem
Seit etwa 1840 nämlich werden in der Komponist Peter Tschaikowsky eigenständigen Instrumententyp er­
Tula Akkordeons gebaut, um 1900 sol­ die Akkordeon­Fabrik. Er ließ sich die klären, ist „Bajan“ für andere einfach
len fast 10 000 Menschen in der Fa­ chromatischen Instrumente vorfüh­ nur das russische Wort für ein eigent­
brikation gearbeitet haben. Die Stadt ren und setzte im Folgejahr vier von lich ganz „gewöhnliches“ chromati­
ihnen in seiner Orchestersuite Nr. 2 sches Knopfakkordeon. Gibt es denn
(op. 53) ein. Auch wenn es sich um ein überhaupt Unterschiede zu anderen
burleskes Scherzo handelte, machte „Knöpferl“?
das chromatische Knopfakkordeon Äußerlich fallen die Unterschiede
damit den ersten Schritt zur Anerken­ gering aus. Die Tastatur kann beim
nung als „seriöses“ Instrument. Bajan etwas versetzt platziert oder
Seinen Namen erhielt die russische auch abgestuft sein. Die Melodiebass­
„Knöpferl“ 1907 durch den Akkor­ Knöpfe sind häufig entsprechend zur
DIE AKKORDEON-APP FÜR IPAD deonbauer Pjotr Sterligow. Dieser fer­ rechten Tastatur „gespiegelt“ angeord­
Akkordeon tigte für den Musiker Jakow Orlans­ net – aber die russischen Hersteller
selbstverständlich
kij­Titarenko erstmals ein vierreihiges sind da durchaus flexibel. Die meisten
Knopfakkordeon, das er „Bajan“ tauf­ Unterschiede zu anderen chroma­
te. Der Name ist eine Verbeugung vor tischen Knopfakkordeons verstecken
dem mythischen Heldendichter Bojan sich im Inneren des Instruments. Die
(„Krieger“), der im 11. Jahrhundert Stimmplatten zum Beispiel sind beim
gelebt haben soll – sozusagen der Bajan in größeren Gruppen im
Homer oder Dante der russischen Stimmstock verschraubt. Und die

KLINGT Nation, verewigt im mittelalterlichen Stimmzungen sollen eine eher recht­

FETZT
„Igorlied“. Bojan hat nicht nur die eckige als trapezförmige Gestalt ha­
Heldentaten russischer Fürsten be­ ben, vor allem aber auffällig breit und
sungen, sondern war auch Instrumen­ aus sehr hartem Stahl gefertigt sein,
GROOVT talist: Er hat sich selbst „mit kundigen was starke Tiefen und einen ober­
Fingern“ an der Gusli begleitet, einer tonreichen Klang garantiert.
altertümlichen Harfe oder Zither. Ein Der ukrainische Bajanist Volody­
würdiger nationaler Namenspatron mir Kurylenko sagt deshalb: „Das Ba­
also für ein neues Musikinstrument. jan hat einen warmen, melodischen
Sound und einen reichen und kraft­
Schau bei uns im Internet vorbei:
http://www.hdsmusic.de/ Typisch russisch? vollen Bass, wodurch es für slawische
HDSiSound Das (oder eigentlich: der) Bajan kann Musik perfekt geeignet ist.“ Die
inzwischen auf eine mehr als 100­jäh­ Schweizer Akkordeon­Professorin Els­

16 akkordeon magazin #41


ü
Praxis

Image der „volkstümlichen Harmo­


nika“ zu leiden haben, war das Bajan
schon in der alten Sowjetunion als
ernsthaftes Virtuosen­Instrument an­
erkannt. An zahlreichen Musikhoch­
schulen in Russland und im übrigen
Osteuropa konnte und kann man das
Instrument auf internationalem
Konzertniveau studieren. Einige der
heute berühmtesten Bajanisten wie
Friedrich Lips, Yuri Shishkin und
Alexander Sevastian absolvierten das
Gnessin­Institut in Moskau.
Bearbeitungen klassischer Kla­
vier­, Cembalo­ und Orgelwerke ge­
hören dabei zum Pflichtrepertoire
von Bajan­Studenten. Über ein Kon­
zert des Kasachen Peter Gerter, der
beth Moser erkennt im Bajan sogar ebenfalls am Gnessin­Institut stu­ vermeidet und stattdessen jedes chro­
ein wenig ihr eigenes Naturell: „Die­ dierte, schrieb die Kritik einmal: „Es matische Knopfakkordeon lieber als
ses Instrument hat eine große Seele klingt so, als habe Johann Sebastian „Bajan“ bezeichnet. „Den Namen ‚Ba­
und einen starken Charakter! Beides Bach bereits im 17. Jahrhundert das jan‘ benutzen heute viele Komponis­
entspricht mir weitgehend.“ Bajan im Sinn gehabt.“ Jedenfalls darf ten, weil er einfach schöner klingt“,
Auf der Website des russischen man sich nicht wundern, wenn Stra­ sagt Elsbeth Moser.
Bajanisten Alexander Danko heißt es ßen­Bajanisten, die aus Russland oder Vielleicht auch deshalb melden
über das Bajan: „Es jubelt, schluchzt, der Ukraine stammen, wie selbst­ sich in der alten Streitfrage „Knopf­
schwelgt und trauert – die ganze Fülle verständlich die „Toccata in d­Moll“ akkordeon oder Piano­Akkordeon?“
menschlicher Gedanken und Empfin­ oder Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ im immer mehr Stimmen für die „Knöp­
dungen, die Tiefe und den Reichtum Programm haben. ferl“ zu Wort. Das Knopfspiel ist nicht
der Natur kann dieses typisch russi­ Seit Tschaikowskys Scherzo von nur ergonomischer als das Tastenspiel,
sche Instrument hervorbringen. Der 1884 wurden in Osteuropa zahlreiche sondern auch ökonomischer. Die
Tonfarbenpracht nach ist das Bajan Kammermusikwerke und Konzerte Knopf­Tastatur spart Platz, erlaubt
mit einem ganzen Orchester vergleich­ für das Bajan geschrieben – unter größere Intervallgriffe und verlangt
bar, die Feinheit seiner Töne macht es anderem von Vladislaw Zolotarjow, weniger Fingeraufwand. Anders als die
der menschlichen Stimme ähnlich.“ Sofia Gubaidulina, Edison Denissow Piano­Tastatur, die die Halbtöne sicht­
und Alfred Schnittke. Diese „gewach­ bar diskriminiert, ist das Bajan auch
Das seriöse Akkordeon sene“ Seriosität des Bajans bewirkt, grifftechnisch ganz in der Welt der
Während ambitionierte Akkordeonis­ dass man in der Welt der Klassik in­ Chromatik zu Hause. Ein Instrument
ten bei uns noch immer unter dem zwischen das Wort „Akkordeon“ oft mit Vergangenheit und Zukunft.

Das ORIGINAL und voll im Trend!

Koppold Music
Kuchengrund 40
D-71522 Backnang
Telefon: +49 (0)7191 952060
E-Mail: info@koppold.de

Überzeugen Sie sich bei uns vor Ort über die Einzigartigkeit der Instrumente!
ü
Händleranfragen erwünscht unter info@sikobamusik.de – Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.beltuna.de
„Euphoria“
Film und Akkordeon auf Russisch

TEXT: DR. THOMAS EICKHOFF; FOTOS: ARCHIV

ƒ Dass ein Akkordeonist Filmmusik schreibt, kommt nicht


alle Tage vor. Und dass dieser Tatbestand im Filmbusiness
von Mainstream-Blockbustern nicht untergeht und zudem
der betreffende Film als cineastisch bemerkenswerte Aus-
nahmeerscheinung noch durch zahlreiche Preise inter-
national gewürdigt wird, ist umso bemerkenswerter.

Multitalent Gaynullin
Die Rede ist von dem in Berlin lebenden russischen Akkor-
deon-Virtuosen Aydar Gaynullin, der zu dem Film von Iwan
Wyrypajew (Ivan Vyrypayev) mit dem Titel „Euphoria“ die
Musik komponierte. Gaynullin, klassisch ausgebildeter Sän-
ger und weltweit renommierter Akkordeonist auf höchstem
Niveau, ist ein wahrhaftiges Multitalent, der auch im Be-
reich populärer Musik Überragendes zu leisten imstande ist.
CD-Aufnahmen von tartarischer Popmusik mit einer fin- Made in Russland: Zu dem mehrfach ausgezeichneten Film
nischen Sängerin zeugen ebenso von Gaynullins Bandbreite „Euphoria“ komponierte der russische Akkordeonist Aydar
wie Auftritte mit der Sängerin Olga Aretjewa in Kiew. Gaynullin den Soundtrack.
Rekordverdächtig sind seine in kürzester Zeit gewonnenen
Preise bei internationalen Akkordeon-Wettbewerben. gisseurs Iwan Wyrypajew zum Einsatz kam. Inzwischen ist
Was er macht, macht er konsequent. Wo heutzutage im- „Euphoria“ auch auf dem deutschen Markt als DVD des
mer mehr das Spezialistentum um sich greift, ist Gaynullin Berliner Unternehmens „absolut Medien“ erhältlich.
als Universalist die große Ausnahme. Berührungsängste
kennt Aydar Gaynullin nicht. Seine angenehm bescheidene Der Film
und undogmatische, für vielerlei Projekte aufgeschlossene Der Film fasziniert durch kraftvolle Bilder, weite Landschaf-
Art verstellen ihm nicht den Blick für Neues, Ungewohntes. ten, Blicke zum Horizont und seelenruhige Einstellungen
Dass er sich als Komponist für Filmmusik betätigte, ist für ländlicher Stillleben, die seit jeher zum russischen Kino ge-
ihn neben dem Konzertieren als mal klassischer, mal hören. Gaynullins Musik vertieft diese Impressionen in
populärer Musiker eine interessante Alternative. So ergab ihrem Ausdruck zusätzlich. Die musikalischen wie optischen
es sich schließlich, dass Gaynullin als Komponist der Musik Momente verleihen „Euphoria“, einem archaischen Liebes-
zu dem preisgekrönten Film „Euphoria“ des russischen Re- drama, Stimmung, Form und eine rauschhaft schöne Kulisse.

Aydar Gaynullin – Akkordeon Neue Namen und wurde 1994 Preisträger


in breiter Vielfalt des russischen Kulturfonds und der Stiftung,
was ihm einen Eintrag in das Goldene Buch
In seiner russischen Heimat ist Aydar Gay- des russischen Präsidenten einbrachte. Von
nullin ein Star, und auch in vielen anderen 1996 bis 2000 besuchte er das Moskauer
Ländern hat sich der Akkordeon-Virtuose Schnittke-Musik-Kolleg und anschließend
bereits einen Namen gemacht: Er gastierte die Elite-Institution Gnessin Musikakade-
in diversen TV-Shows, trat mit Anna Ne- mie, an der er auch Gesang studierte. 2005
trebko, Mstislaw Rostropowitsch, dem Sym- schloss er die Moskauer Musikakademie, an
phonieorchester Luxemburg oder Martina der er heute lehrt, mit Auszeichnung ab.
Gedeck auf und spielte für Michail Gorbat- 2003 wurde Aydar Gaynullin zum Ehrenmit-
schow, Wladimir Putin, Jacques Chirac oder Spaniens Kö- glied des Konservatoriums in Kaunas ernannt. In Berlin,
nigin Sophia. Bereits mit acht Jahren begann der 1981 in wo er heute mit seiner Familie lebt, studierte er zudem an
Moskau geborene Aydar Gaynullin seinen Unterricht auf der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Bis heute hat
dem Bajan (russische Form des Knopfakkordeons). 1992 Aydar Gaynullin insgesamt 17 internationale Akkordeon-
erhielt er ein Stipendium der internationalen Stiftung Wettbewerbe gewonnen.

18 akkordeon magazin #41


ü
Die Geschichte selbst ist auf ökonomischer Lauflänge Harmon ik a
(140 Minuten) gleichfalls von erhabener Schlichtheit. Sie
spielt sich fast komplett zwischen drei Personen ab und sucht!
L e h re r g e
lässt gerne mal kleine Gesten, Metaphern und reine Blicke
statt großer Worte sprechen. Von der Filmwelt empfohlen

Mach dein Hobby


als Tipp für Freunde erlesener Bilder und tragischer Love-
Storys. Schon jetzt gilt „Euphoria“ als ein Meisterwerk des

zum Beruf
neuen russischen Kinos, dessen wichtigster Protagonist die
unbezwingbare Natur ist. Eine weite, karge Steppenland-
schaft, die wie ein uraltes und geduldiges Geschöpf er-
scheint, für das die Menschen keine größere Bedeutung ha- Das neue Seminar für
ben als das Gras oder die Regenwolken. Zwischen den weni-
gen Bewohnern dieser Gegend herrscht ein rauer Umgangs-
alle Lehrerinteressenten
ton. Inmitten dieser Kulisse ist es wie das Aufflammen einer Du schaffst es Menschen mit deinen Harmonika-
Hoffnung, als sich die kindlich-naive Vera und der impulsive klängen zu begeistern und möchtest dich beruflich
Pasa ineinander verlieben. Vera ist verheiratet und lebt mit weiterentwickeln? Du bist kontaktfreudig und möch-
Mann und Tochter in einer ärmlichen Hütte, als Pasa plötz-
lich auftaucht und ihr seine Liebe gesteht. Doch die zag-
test dein Wissen über Musik weitervermitteln? Dann
hafte Annäherung der beiden kann der Wirklichkeit keinen melde dich an für eines unserer Lehreranwärter-
Einhalt gebieten: Veras kleines Kind wird von einem Hund Seminare und zeig uns dein Können.
schwer verletzt, ihr Mann Waleri betrinkt sich bis zur Be-
sinnungslosigkeit und wird schließlich gewalttätig.
Auf der Flucht erleben Vera und Pasa Momente unbe-
schwerten Glücks, bevor alles über ihnen zusammenbricht
und die Illusion verfliegt, ihre Liebe könnte die Kraft haben,
den Kreislauf des Werdens und Vergehens zu durchbrechen.
Doch noch ihr Scheitern ruft ein Gefühl von Freiheit hervor
– das Leben ist ein sinnlicher und existenzieller Taumel, in
dem wir uns mit irrer Freude ins Verderben stürzen.

Auszeichnungen
Der Film erntete zahlreiche Preise bei internationalen
Festivals, unter anderem den Publikumspreis „Leoncino
d’Oro“ bei den Filmfestspielen von Venedig, „Die goldene
Lilie“ des goEast-Festivals, den Spezialpreis der Jury in Sot-
schi sowie den „Grand Prix“ beim internationalen Filmfesti-
val in Warschau. Darüber hinaus rief „Euphoria“ euphori-
sche Reaktionen in der internationalen Presse hervor, wie Seminarinhalte
einige Beispiele veranschaulichen mögen:
• Intensive Spielpraxis in Gruppen- u. Einzelunterricht
 „ ...von erhabener Schlichtheit.“ (VideoWoche)
 „Ein Film, der wie kaum einer in letzter Zeit euphorisch • Grundlagen Lehrpraxis
stimmt... die Szenen verdanken ihre ergreifende, fröhlich- • Grundlagen der Musikkunde
tragische Tönung nicht zuletzt auch einer kraftvollen • Eignungstest mit Beurteilung
Bildsprache, in der die gleißende Steppenlandschaft des • Vorstellung Unterrichtskonzept
Don-Gebiets eine eigene Stimme entfaltet.“
(Alexandra Stäheli, Neue Zürcher Zeitung)
Seminardauer: 1 Tag
 „Wohl am beeindruckendsten an Euphoria ist der rigoros
durchgehaltene Stil, den Ivan Vyrypaev über die gesamte
Termine:
Spieldauer nicht verliert.“ (Muriel Thévenaz, epd Film)
Fr, 03.
Fr, 27. Juli
Juni2015
2014
Do,18.
Fr, 25.September
September 2014
2015
Wer sich für ausgefallene Filmkunst jenseits des Main-
streams interessiert, dürfte bei „Euphoria“ auf seine Kosten
kommen, insbesondere wenn er über Ohren verfügt, die sich
Jetzt anmelden!
für ebenso ausgefallene, mit Akkordeon gewürzte Klänge
auf den Tonspuren von Filmen begeistern kann . Denn auch
der von Gaynullin komponierte Soundtrack wurde mehr-
fach bei internationalen Filmfestivals (Moskau 2007, Nika
Award 2006) ausgezeichnet. Der Film ist im Handel er-
hältlich. Informationen und Vertrieb: www.absolutmedien.de. MICHLBAUER GmbH
Information zum Film im Internet: eng.euphoria-film.com Gewerbegebiet 2 | A-6604 Höfen/Tirol
Tel.: +43 (0)5672 72060 | Fax: +43 (0)5672 72060-40
ü
Oder sende uns eine E-Mail an: info@michlbauer.com
Weitere Informationen findest du auf: www.michlbauer.com
A star for every stage
www.pigini.com www.excelsior-accordions.com

ü
ü
Rocca Calascio, Italy - photo Stefano Schirato
Peter M. Haas

Akkordeon-Weltreise
Teil 6
Russland oder
„Nachrichten aus dem
Vielvölker-Reich“
Russland und das Akkordeon? Ja, das passt zusammen, sagen alle meine
Freunde und lächeln wissend: russische Seele, die Weite der Landschaft,
die Kraft der Volkstradition, Kosakentänze, Balalaika – und
natürlich das Akkordeon!

stammt, aber eben doch nicht aus


Russland, sondern aus einem der
neuen Staaten, aus der Ukraine, Geor-
gien oder Belarus…

Zurück aber zu den Russen selbst


– denn natürlich denken wir in der
Hauptsache nicht an die vielen, vie
vie-
len Völker des großrussischen Reiches,
sondern an die russischen Musiker Euro
Euro-
pas. Beim Stö-
bern nach Bildmaterial
fand ich das hier abge-
bildete Platten-Cover
des Balalaika-Ensembles
„Wolga“ und musste
schmunzeln. Da haben
sich die drei Herren den
Spaß erlaubt, alle Kli-
schees zu versammeln,
ƒ Als ich mich anschickte, diese Kolumne zu schreiben, die einem zur russischen
habe ich mir das russische Reich erst einmal auf der Land- Volksmusik einfallen
karte angesehen und war dann doch – obwohl wir es ja in könnten: der Titel „Ka-
der Schule mal gelernt hatten – beeindruckt: Wie riesen- linka“, die Kosakentracht, die Balalaikas bis hin zur beein-
groß das russische Reich ist! Wie viel davon – jenseits des druckenden Bass-Balalaika, die Silhouette der orthodoxen
Ural-Gebirges – dem asiatischen Kontinent zugehört! Und Kirche mit ihren Zwiebeltürmen – und der Fluss im Hinter-
immer noch riesenhaft der „kleine“, europäische Teil Russ- grund kann ja wohl nur die Wolga sein.
lands. Die andersfarbigen Flecken im Westen und Süden
des Landes zeigen die Staaten und Völker, die nach dem Wie übermächtig diese Klischee-Bilder sein können,
Zerfall des Sowjetreiches selbstständig wurden. Oft passiert bewies der Grafiker vom AMA-Verlag, als 2007 das Buch
es ja, dass wir jemanden kennenlernen, der „aus Russland“ „Akkordeon GO EAST“ auf dem Buchmarkt erschien.

22 akkordeon magazin #41


ü
Praxis

„Musik aus Osteuropa – oho, da muss tion und vor allem mit einer unverhohlenen,
doch gleich ein Zwiebelturm her!“, dachte lebendigen Spielfreude. Ich nahm Aleksan-
der Grafiker offenbar. In diesem Fall war der in der Konzertpause für ein Interview
das Klischee gar nicht so passend gewählt: zur Seite. Nein, nicht aus Russland, sondern
Die meiste Musik in diesem Buch ist gar aus Belarus stammt er, das früher Weißruss-
nicht russisch, sondern Musik der Roma land hieß. Dort hat er Akkordeon studiert
und der Juden – und das waren Völker, und dort haben die drei Musiker auch das
die zwar früher im großen Zarenreich ge- „Unlimited Trio“ gegründet. Die Bedingun-
lebt hatten, aber oft unter Unterdrü- gen, Fortschritte mit ihrer Musik zu ma-
ckung und Verfolgung durch die russi- chen, waren aber in der Heimat nicht gut
schen Herren zu leiden hatten. (Trotzdem genug. So wanderten die drei Musiker aus:
ist mit dem Cover immerhin ein hübscher nach Prag, wo die Gelegenheiten für krea-
Blickfang gelungen.) tive Sessions günstiger, die Chancen zur Pla-
nung von internationalen Gastspielreisen
Aber Russland hat natürlich mehr zu bieten als Kosaken, größer sind. Ich drücke die Daumen für die weitere Karriere
Kalinka und Kathedralen. Russland ist die Heimat vieler – mögen sie oft auch zu uns in den Westen kommen!
großartiger Akkordeonvirtuosen. Und Russland hat auch sei-
ne eigene Akkordeon-Bauweise: das Bajan. Es ist ein Knopf- In dieser Folge der Weltreise möchte ich euch, verehrte
akkordeon mit B-Griffweise, der Korpus hat andere Abmes- Leser, aber noch einen weiteren Akkordeonspieler aus Russ-
sungen als die hier üblichen westeuropäischen Instrumente. land vorstellen. Genaugenommen handelt es sich um eine
Vor allem aber sorgt eine andere Legierung der Stimmzungen unerhörte Sensation, denn dieser Spieler ist gar kein
für einen besonderen, glockenhellen Klang. Wo wir zwei Mensch, sondern – ein Krokodil.
8’-Chöre zum Tremolo-Effekt gegeneinander verstimmen,
bevorzugt man für das Bajan zwei gleich gestimmte, zusam- Die Leser aus dem Westen werden jetzt stutzen: wie –
men klingende Stimmzungen: ein sehr eindringlicher Klang! ein Krokodil am Akkordeon? Die Leser, die ihre Kindheit in
Wer alte Literatur spielt, kann der DDR verbracht haben, werden
mit dem Bajan dem Klang einer lachen: Ja natürlich, das Krokodil
Pfeifenorgel sehr nahe kommen. Genja aus den wunderschönen al-
Manche Berliner Akkordeon- ten sowjetischen Trickfilmen! Da
fans werden sich erinnern, dass ich aus dem Westen stamme, war
man in den halligen Gängen des es für mich eine ganz besondere
U-Bahnhofs Heidelberger Platz Neuentdeckung, als mir meine
in Wilmersdorf oft Orgelklän- Freundin Pia eine DVD mit eini-
ge zu hören glaubte. „Das ist gen „Krokodil Genja“-Filmen
doch nicht möglich, dass je- schenkte. Es sind zauberhafte
mand hier eine Orgel aufge- Trickfilme aus den 1950er Jahren.
stellt hat!“ Nein, das hatte nie- Wenn du, lieber Leser, die Filme
mand getan. Aber es war immer nicht kennst, solltest du unbe-
der gleiche russische Musiker, dingt reinschauen. Denn natürlich
der sich hier mit seinem Bajan ist die Szene, in der Genja mit sei-
niedergelassen hatte und das nem Akkordeon vorgestellt wird,
Bahnhofsgewölbe mit barocker längst auf YouTube gepostet wor-
Musik füllte. den (siehe Info-Kasten 2). Die Fo-
tos auf der folgenden Seite zeigen
Aber natürlich muss man ein bisschen vom charmanten
keine Kirchenmusik oder an- musikalischen Vortrag und dem
dere Literatur auf dem Bajan ausgefeilten Balg-Handling dieses
spielen. Einer, der es anders musikalischen Krokodils.
kann, ist der junge Russe, den
ich hier vorstellen möchte: Das Lied vom verregneten Ge-
Aleksander Yasinski ist sein burtstag, das er hier singt, habe ich
Name. Er spielt keine klassische für diejenigen meiner Leser, die es
Literatur, sondern eigene Kom- nachspielen wollen, herausgehört
positionen und Improvisationen. Ich sah einen Auftritt sei- und notiert. Damit für diesmal genug Nachrichten aus fer-
nes „Unlimited Trio“ und war begeistert von der Musik. nen Ländern…
Aleksander spielt hier mit Gitarre und Viola (!) zusammen. Herzliche Grüße!
In der gemeinsamen Musik gehen zeitgenössisch-prägnante
Rhythmen und Melodien eine Synthese ein mit herzrührend
sentimentalen, folkloristischen Passagen; das alles präsen-
tiert ohne Scheu auch vor gemeinsamer, freier Improvisa- Peter M. Haas

akkordeon magazin #41 23


ü
24 akkordeon magazin #41
ü
DAS HÖCHSTE DER GEFÜHLE

Kompakt und leicht: Das V-Accordion mit 72


Bässen für Einsteiger.
(Auch als Piano-Version erhältlich)

Noch mehr musikalische Möglichkeiten mit


37 Diskant-Tasten und 120 Bässen.
(Auch als Knopf-Version erhältlich)

Die perfekte Symbiose aus Fortschritt und


Tradition mit dynamischem Balgverhalten.
(Auch als Knopf-Version erhältlich)

ü
Entspannung durch Körpererfahrung: Marika Jetelina und Akkordeonisten beim Qi Gong

„Musikerbeschwerden“
In ihrem neuen Buch beschäftigt sich die Musikerin und Heilpraktikerin
Marika Jetelina „aus westlicher und östlicher Sicht“ mit therapeutischen
Möglichkeiten der Behandlung gesundheitlicher Störungen bei Musikern

TEXT: DR. THOMAS EICKHOFF; FOTOS: „MUSIKERBESCHWERDEN“/MARIKA JETELINA

ƒ Ein Gespräch mit der Buchautorin über Beobachtungen, bei meinen Studienkollegen etliche gesundheitliche Befind­
Motivationen, Perspektiven und Wege der Traditionellen lichkeitsstörungen erkennen, die mich damals etwas befrem­
Chinesischen Medizin. det hatten. Auf unzähligen Konzertreisen, die mich in die
ganze Welt führten, konnte ich immer wieder Beschwerden,
— Frau Jetelina, wie sind Sie dazu gekommen, ein Buch über ja sogar gesundheitliche Störungen bei Musikern erkennen.
„Musikerbeschwerden“ zu verfassen? Was war der Anlass, die Waren es doch alles noch junge Menschen am Anfang eines
Motivation? Berufslebens! In dieser Zeit lernte ich privat viele Berufs­
Seit ich fünf Jahre alt war, bestand mein Alltag vorwie­ musiker kennen und fast jeder hatte kleinere und größere
gend aus Musik. Über die vielen Jahre des Übens und die Beschwerden, die natürlich nicht nach außen präsentiert
Verbundenheit zum Instrument sowie über den hauseigenen wurden. Doch irgendwie musste der Musiker damit um­
Betrieb – heute „Musikversand und Verlagsgruppe Jetelina“ gehen, das Ignorieren ist immer nur für eine gewisse Zeit
– fand ich nach dem Abitur zum Musikstudium an der möglich. In dieser Zeit, während des Studiums, begann ich
Musikhochschule in Trossingen und schloss als diplomierte für mich selbst Qi Gong zu praktizieren, um besonders für
Musiklehrerin ab. Schon während des Studiums konnte ich die Solokonzerte geistig­emotional gewappnet zu sein. Auf­

26 akkordeon magazin #41


ü
Praxis

— Sie betrachten das Thema – wie es im Untertitel des Buches


Musikerbeschwerden heißt – „aus westlicher und östlicher Sicht“. Was bedeutet das
aus westlicher und genau, worin besteht die Unterscheidung?
östlicher Sicht Mit „westlicher Medizin“ beschreibe ich in meinem
Wege der Traditio- Buch die „naturheilkundliche westliche Medizin“ aus der
Sicht der modernen Osteopathie. Diese betrachtet die Be­
nellen Chinesischen schwerden analytisch und definiert sie sehr genau nach ana­
Medizin und dem tomischen und physiologischen Veränderungen mit klaren
Qi Gong Zusammenhängen zum Immun­ und Hormonsystem. Nicht
immer sind von außen solche Zusammenhänge gleich zu
Das neue Buch von erkennen, zumal die psychisch­seelische Komponente in
Marika Jetelina richtet unserer Gesellschaft zwar thematisiert wird, aber nicht
sich an alle Musiker, aber auch andere akkurat mit den körperlichen Beschwerden in Zusammen­
Berufsgruppen, die bevorzugt sitzend tätig sind. Es hang gebracht wird. Die Traditionelle Chinesische Medizin
zeigt Beschwerdebilder auf, die durch Haltungsfehler ist über 5000 Jahre alt und wird als energetische Medizin de­
entstehen können und beschreibt typische Haltungs­ finiert. Hier liegt eine komplett andere Betrachtungsweise
muster bestimmter Instrumentengruppen auf. zugrunde, die in sich aber logisch zu erklären ist und immer
Die beiliegende DVD (Laufzeit ca. 90 Minuten) be­ Körper, Seele und Geist in Einklang zu bringen ver­
inhaltet Qi­Gong­Übungen für den Bewegungsapparat sucht. Der größte Unterschied der Systeme zur klassischen
zur Stärkung von Muskeln, Sehnen, Knochen und Ge­ Schulmedizin liegt wohl in der Betrachtung von Krank­
lenken sowie Übungen zur Förderung der inneren heitsbildern. Aus westlicher Sicht haben wir große Erfolge
Ruhe und Achtsamkeit. Weitere Kapitel beschreiben in der Medizin erlangt, jedoch gibt es auch viele Grenzen.
die Sichtweise der Traditionellen Chinesischen Medi­ Diese können durch die besondere Betrachtung aus der
zin und der Osteopathie. Traditionellen Chinesischen Medizin perfekt definiert und
Im Vorwort des Buches heißt es: „Die Erkenntnisse erklärt werden. Nicht um beide Systeme gegeneinander aus­
der Medizin, auch innerhalb der Traditionellen Chine­ zuspielen, sondern um diese im besten Falle zu ergänzen,
sischen Medizin, unterliegen einem laufenden Wandel strebe ich beides an. Nicht „entweder oder“ soll die Prämisse
durch Forschung und klinische Erfahrungen. Marika sein, sondern das „sowohl als auch“. Ich sehe diesen komple­
Jetelina hat als Autorin ihres Buches sehr viel Sorgfalt mentären Ansatz für zukunftsweisend an.
darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten
therapeutischen Angaben dem aktuellen Wissensstand — Ansatzpunkt sind für Sie also die Traditionelle Chinesische
entsprechen. Das entbindet den Leser und Benutzer des Medizin in Verbindung mit Qi Gong – worin besteht dieser
Buches jedoch nicht, die darin enthaltenen Angaben Ansatz im Wesentlichen?
sorgfältig zu prüfen und seine Verordnung in einer Ver­ In der TCM gilt Qi Gong als therapeutische Bewegungs­
antwortung zu treffen. lehre: Atmung – Bewegung – Harmonie, nicht nach dem
Das Buch dient dazu, sich mit der Thematik ver­ Leistungsprinzip, sondern die Entschleunigung, die Ruhe in
traut zu machen und die innere Struktur zu erkennen. der Bewegung sind die Wesenszüge. Es könnte hier viel phi­
Das Buch kann deshalb eine qualifizierte Ausbildung losophiert werden – kurz gesagt sind es andere Bewegungs­
oder die Anleitung eines erfahrenen Lehrers nicht er­ abläufe, die auf Achtsamkeit und den Moment gerichtet
setzen. Es wird jedoch eine wertvolle Hilfe beim Er­ sind. Nicht das Wollen soll im Vordergrund stehen, sondern
lernen der Thematik darstellen.“ das Lassen, oder einfach Zulassen. Qi Gong ist ein Weg, oder
Buch mit DVD, 159 Seiten, Paperback, Preis: 29,90 Euro
Erhältlich über: www.jetelina.de

grund der gesundheitlichen Grenzen bei vielen Menschen


folgte ich nach dem Musikstudium meiner zweiten Neigung
und absolvierte eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Dies
führte mich unter anderem zu Studienaufenthalten nach
China, wo ich mein Wissen in Traditioneller Chinesischer
Medizin (TCM) und den gesundheitsfördernden Bewe­
gungsmethoden wie Qi Gong und Tai Chi Chuan vertiefen
konnte. Um mein therapeutisches Spektrum abzurunden,
ergab sich ein gesteigertes Interesse in Richtung Orthopädie,
Osteopathie und Cranio­Sacraler Therapie. Abschließend
muss ich zu dieser Frage sagen, dass das Thema der gesund­
heitlichen Befindlichkeitsstörungen bei Musikern sowohl
in der allgemeinen Literatur und vor allem in der musika­
lischen Ausbildung kaum thematisiert wird, was meines Er­ Haltungsprobleme bei Musikern und deren Behandlung – Ausschnitt
achtens ein großes Manko in der Gesellschaft darstellt. einer Beispielseite aus Jetelinas Buch „Musikerbeschwerden“

akkordeon magazin #41 27


ü
Wäre das Leben so einfach,
hätten viele schon diese Patent­
rezepte patentiert. Oder hätte
jemand diese Patentrezepte,
wäre ihm der Nobelpreis wohl
sicher. Es wird diese Patent­
rezepte nicht geben – denn so
individuell und einzigartig die
Menschen sind, so individuell
und einzigartig sind seine Be­
schwerden. Diese werden wohl
in der Schulmedizin klassifi­
ziert, gemessen, gewogen, kata­
logisiert, doch Behandlung, so
wie ich diese verstehe, ist immer
individuell. Achtsame Bewe­
Musikerin und Heilpraktikerin: Buchautorin Marika Jetelina praktiziert konsequent Qi Gong,
nicht zuletzt aus ihrer intensiven Beschäftigung mit Traditioneller Chinesischer Medizin heraus.
gung und Atmung in individuell
zusammengestellten Program­
men, das ist der korrekte Ansatz.
besser noch eine Art „Arbeit an der eigenen Person“. Gong
kann tatsächlich aus dem Chinesischen mit „Arbeit“ über­ — Natürlich interessiert uns an dieser Stelle das Akkordeon
setzt werden. Der Mensch lernt aus entsprechenden Be­ besonders. Welche Rolle spielt dieses Instrument für Sie persön­
wegungsmustern auszubrechen, besonders den über Jahren lich wie auch als Autorin Ihres neuen Buches?
eingeprägten Haltungsmustern mit dem Instrument, um Das Akkordeon und die Musik begleiten mich bereits
damit einen Gegenpol zu der erworbenen Fehlhaltung zu ein Leben lang und sind mir immer ein Ort der Muse und
finden. Anspannung in Ruhe, Aktivität in Passivität um­ Inspiration. Was kann es Schöneres geben, einen Arbeitstag
zuwandeln, die Gedanken im Moment zu verweilen – alles mit Akkordeonmusik ausklingen zu lassen. Wir sind hier in
soll sich harmonisch bewegen, den Körper erfahren mit Durchhausen nicht weit weg von der Akkordeon­Haupt­
allen Sinnen – das ist Qi Gong! stadt Trossingen. Akkordeon erfüllt mich und uns im Hause
mit Herzblut und Leidenschaft. An dieser Stelle darf ich
— Können Sie uns kurz Methoden und praktische Hinweise, die auch die vielen unterschiedlichen Engagements und Im­
Ihnen besonders wichtig erscheinen, in einer kleinen Zusammen­ pulse, die ich als Inhaberin von Musikversand und Verlags­
fassung vorstellen? gruppe Jetelina ins Leben gerufen habe, erwähnen: die „Jete­
Jedes Instrument hat seine spezifischen Haltungsmuster, lina Kompositionswettbewerbe in Kooperation mit dem
an die sich der Körper im Laufe der Jahre anpasst. Da in jun­ DHV“, Jetelina­Förderpreis in Kooperation mit dem Hoh­
gen Jahren der Körper in seiner knöchernen Struktur noch ner­Konservatorium in Trossingen, Jetelina­Akkordeon­
in der Entwicklungsphase ist, können sich durch langes stern, um verdiente Personen in Beziehung zum Akkordeon
Üben Haltungsfehler manifestieren. Hier ist es wichtig, erst zu würdigen, sowie weitere Förder­Kooperationen mit jun­
einmal zu definieren – je nach Instrument – wo die mög­ gen Komponisten. Das Akkordeon als Instrument ist ein­
lichen Probleme auftreten könnten. Das bedeutet, dass man zigartig, allerdings sind es auch die Beschwerdebilder um
sich durchaus einen fachlichen Rat holen sollte, wenn man dieses Instrument. Es gibt in vielen Betrachtungen keinen
sich zum Beispiel entscheidet, Musik zu studieren, da hier Vergleich zu anderen Instrumentengruppen. Dennoch habe
die Stunden des Übens und damit verbunden das lange ich im Buch die wichtigsten Instrumentengruppen in der
Sitzen deutlich ansteigen werden. Hierbei sollte dann Haltungsart kurz analysiert, um allen Musikern einen Ein­
untersucht werden, welche Bewegungsart und Bewegungs­ stieg in dieses Thema zu gewähren. Sicherlich ließe sich pro
methoden den instrumentspezifischen Haltungsmustern Instrument ein eigenes Buch schreiben...
entgegenwirken können. Dabei spielt die gesamte Körper­
mechanik eine Rolle, ferner die Atmung und auch die indi­ — Was möchten Sie den Akkordeonisten mit auf den Weg geben?
viduellen körperlichen Voraussetzungen, die man mitbringt. Ich möchte Interesse wecken, auch die gesundheitlichen
Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist also das Aspekte im Musikerdasein in seinen Alltag einfließen zu
Wichtigste. Die dem Buch beiliegende DVD enthält etliche lassen. Neben der Anspannung sollte immer auch für Ent­
spezifische Übungen für den Bewegungsapparat und jene spannung gesorgt werden. Zwar wird die Vorbereitung oder
zur geistigen Entspannung. Sie sind speziell für dieses gar ein Konzert im Vorfeld als Eustress zu verstehen sein,
Thema konzipiert. Ich möchte diese Übungen allen Musi­ doch viele Akkordeonisten haben nach dem Flash „Konzert“
kern wirklich sehr ans Herz legen! erst einmal ein „Loch“. Hier sollte man mit bewusster geis­
tiger Entspannung einen Ausgleich schaffen – und damit
— Neben Haltungsproblemen sind auch Stress und Lampen­ meine ich nicht nach dem Konzert einen trinken zu gehen.
fieber wichtige Themen in Ihrem Buch. Gibt es da „Patent­ Auf Dauer geht es halt nicht immer, höher, schneller und
rezepte“, grundsätzliche Regeln, um diese „Beschwerden“ weiter – es bedarf auch dem „anders sein“, einer inneren Ge­
beseitigen zu können? lassenheit...

28 akkordeon magazin #41 ü


Praxis

„Wie man sich mit einem


Kopiergerät die Finger verbrennen
kann ...“
Über Urheberrechtsverletzungen und deren Folgen durch unerlaubtes
Kopieren von Notenmaterial. Ein reales Fallbeispiel aus der Praxis...

ƒ „Ach, da fehlt ja noch ein Notenblatt für einen Schüler,


der jetzt gerade Unterricht hat und natürlich zu Hause üben
will –leg’ doch die Noten mal eben in den Kopierer, dann ist
alles beieinander...“ – so oder so ähnlich tönt es sicherlich
das ein oder andere Mal, wenn gerade „Notenmangel“ im
Erfahrungsbericht eines Betroffenen:
allgemeinen Musikbetrieb oder in der Musikschule herrscht Der Harmonikapädagoge Benno Mitterlehner
und trotzdem jeder Musikant versorgt sein will! „Kopieren verletzte das Urheberrecht – und bekam die Folgen
geht über Studieren“ frotzelte man schon des Öfteren, wenn empfindlich zu spüren...
in der Vervielfältigungswut unserer Zeit – ob bei CDs wie
auch bei Noten – so „mal eben kurz“ das „Material“ durch
die Gegend gereicht wird. Dies alles natürlich ziemlich un­
bedacht, ohne sich nur im Ansatz einen Kopf darüber zu Gefahr eines höchst unangenehmen, oftmals unterschätzten
machen, ob das überhaupt rechtens ist, was da so beiläufig Strafverfahrens, welches das unrechtmäßige Kopieren von
„immer mal wieder“ geschieht, um dem Gegenüber einen Noten sowie deren Verkauf in sich birgt, dürfte nicht nur
„Gefallen“ zu tun… frühzeitig, sondern ganz einfach zu vermeiden sein...
Immer wieder begeben sich fleißige Kopierer mehr als
auf dünnes Eis, denn meist haben sie die Rechnung ohne
den Wirt gemacht, das heißt ohne Künstler oder Verlag. Erst
recht, wenn dann das kopierte Notenmaterial sogar noch
„Dem Leben Wert und Sinn
verkauft wird. So geschehen im nachfolgend dokumen­ geben – oder: Wie man sich mit
tierten Fall, über den der Betroffene berichtet unter der
bezeichnenden Überschrift: „Wie man sich mit einem einem Kopiergerät die Finger
Kopiergerät die Finger verbrennen kann...“ verbrennen kann.“
Damit für den spielfreudigen Musiker möglicherweise
das Spiel auf dünnem, um nicht zu sagen spiegelglattem Eis,
will sagen: das Spiel aus kopierten Noten, nicht zur gefähr­
lichen „Rutschpartie“ wird, bei der es eines Tages gar zum Eine Darstellung von Benno Mitterlehner
verheerenden Einbruch kommt, können die nachfolgenden Da musste ich erst einmal kurz durchschnaufen, als sich mir
Darstellungen des konkreten Falls sicherlich als realis­ in meinem Unterrichtsraum zwei Herren von der Linzer
tischer und anschaulicher Warnhinweis gelten. Denn die Kripo vorstellten. Gott sei Dank hatte ich gerade eine Frei­

akkordeon magazin #41 29


ü
§ Darstellung der Firma Michlbauer
GmbH aus aktuellem Anlass
Kein Kavaliersdelikt:
„Urheberrechtsverletzung ist strafbar!“
Dieser Beitrag ist der Text eines Mannes, der unbe­
dachterweise immer wieder Notenhefte der Michl­
bauer GmbH kopierte und an seine Schüler weiter­
verkaufte. Dieser Text
war eine der Auflagen,
die, um ihm weitere
Kosten oder gar Ge Ge­
fängnisstrafe (!) zu
ersparen, auf außer
außer­
stunde, und diese Peinlichkeit blieb mir gegenüber meinem gerichtlichem Weg
Schüler erspart. Nachdem einer der Beamten mir dann er­ vorgenommen wurwur­
klärte, worum es ginge und dass noch fünf seiner Kollegen de. Und ja – Sie
und der Anwalt meines Klägers kommen werden, schnürte haben richtig ge­
es mir erst so richtig den Hals zu. Meinen restlichen Schü­ lesen: um ihm eine
lern konnte ich für diesen Tag gleich absagen, da die Ver­ mögliche Gefängnis­
nehmung durch die Polizei dann etwas länger dauerte. strafe zu ersparen,
denn Urheberrechts
Urheberrechts­
Wie es dazu kam verletzungen sind
Unerlaubterweise habe ich wiederholt Kopien von Michl­ strafbar, und es sind
bauer­Lehrwerken erstellt und diese an meine Schüler ver­ je nach Schwere des Ver­
kauft, also eine Urheberrechtsverletzung begangen. gehens bis zu zwei Jahre Gefängnis
Nur den allerwenigsten Bekannten in meinem Umfeld dafür im Gesetz vorgesehen! Und das vollzieht der
konnte ich vorerst von meinen Vergehen erzählen. „Wieso, Staat, nicht die Michlbauer GmbH!
das macht ja eigentlich jeder?“, war dann immer prompt die Bei unterschiedlichen Gelegenheiten weisen wir
Antwort. Und das ist auch das Problem: Das Kopieren von immer wieder in Beiträgen darauf hin, dass das uner­
urheberrechtlich geschützten Noten wurde bis dahin von laubte Kopieren unserer Hefte nicht zulässig, sogar
mir und wahrscheinlich von vielen Musikern als Kavaliers­ strafbar ist. Und das nicht deshalb, weil wir „die
delikt abgetan. Bösen“ sind, sondern, weil es in erster Linie die Wert­
Tatsächlich ist es aber so, dass das Kopieren nicht nur schätzung einer geistigen Arbeit betrifft. Von den
den Besuch von Anwalt und Kripo nach sich zieht, sondern weiteren, tatsächlichen Kosten wie Ausarbeitung,
der Kläger berechtigterweise Schadenersatz fordert. Drucksachen usw. einmal ganz abgesehen.
Im Grunde geht es ja darum, dass dem Komponisten Die Darstellung von Benno Mitterlehner mag
bzw. Arrangeur die Wertschätzung für seine Arbeit nicht einen guten Einblick in die Reue desjenigen geben,
entgegengebracht wird, und eine Kopie zwar momentan der „halt einfach die ihm vorliegenden Noten kopiert
billig ist, aber diese Arbeit total entwertet wird. Viele den­ hat“, aber es sind ihm tatsächlich empfindliche
ken sich dann: „Das ist mir ja egal, Hauptsache, ich habe mir Kosten entstanden. Es ist also tatsächlich alles andere
etwas Geld gespart.“ Aber wieviel Geld ist das wirklich für als ein „Kavaliersdelikt“. Und um nochmals auf den
den Einzelnen? Instrumente werden teilweise in fünfstel­ strafrechtlichen Aspekt hinzuweisen: Eine Anzeige
wegen Urheberrechtsverletzung setzt eine rechtliche
Maschinerie in Gang, die kaum zu stoppen ist.

Edition Thöni Kompositionen von Maurice


Thöni, Renato Bui, Robert
Zur Information, damit hier nicht versehentlich
der Verlag des bedeutenden Stalder, Marcel Frossard, falsche Schlüsse gezogen werden:
Schweizer Akkordeon­ Carl Schneider­Kräupl Es ist Teil der außergerichtlichen Einigung, dass wir
pioniers, Komponisten und und anderen hier in dieser Form darüber an die Öffentlichkeit
Arrangeurs Maurice Thöni Solostücke für verschiedene gehen. Der besagte Herr trägt dies als Teil seiner
Instrumente wie Akkordeon, Wiedergutmachungsabsicht bei und auch, um seine
Trompete, Klarinette,
Piccoloflöte, Alphorn und Lehrer­ und Musikerkollegen darauf hinzuweisen,
CH-3762 Erlenbach i. S. Akkordeonorchester welch ernsthafte Folgen es haben kann, Noten und
Meisterliche Arrangements Liederbücher einfach, ohne weiter darüber nachzu­
Telefon 0049 33 681 16 65
Fax 0049 33 681 16 80
von Verdis Nabucco­Chor, denken, zu kopieren. Denn: Nur weil man etwas im
Händels berühmtem Largo Besitz hat, hat man noch längst nicht alle Nutzungs­
musik.aegler@vtxmail.ch oder Schuberts Ave Maria
www.thoeni­edition.ch rechte!

30 akkordeon magazin #41


ü
Praxis

ligen Beträgen gekauft. Hier geht es um


20 bis 30 Euro für ein Buch oder Heft. Praxis-Tipp vom Experten:
Urheberrecht und Noten kopieren
Langfristiger Schaden für
Künstler und Verlag
Abgesehen davon, dass es gegen Andreas Horber (Geschäftsführer
das Gesetz ist, wird mittelfristig des Musikbundes von Ober-
aber noch etwas anderes passie­ und Niederbayern) erläutert die
ren: Ein Arrangeur macht sich Problematik wie folgt:
die Mühe und schreibt ein neues
Lehrheft bzw. Liederbuch. Ein „Auch wenn dem Gesetzestext nach jegliches Ko­
Verlag ist bereit, dieses Heft oder pieren von Noten verboten ist, zeigen viele Verlage
Buch zu drucken und in grö­ Verständnis für eine praktikable Handhabung. So
ßerer Auflage zu verkaufen. erlauben einige Verlage Vergrößerungen bzw. Ver­
Zu Beginn wird das Werk kleinerungen von Noten, Kopien zur Ergänzung
auch gut angenommen und von Einzelstimmen oder auch Umblätterkopien.
entsprechend gekauft. Etwas zeitlich versetzt kommen dann Wichtig: Lassen Sie sich diese Erlaubnis schrift­
die „Kopierexperten“, denen die Leistung des Künstlers und lich geben, zum Beispiel durch eine kurze E­Mail.
Verlages relativ egal ist. Hauptsache, man kann seiner Samm­ Auch die im Urheberrecht besonders hervorgeho­
lung gleich eine weitere Kopie hinzufügen. bene Möglichkeit, Kopien anzufertigen, wenn ein
Die Folge: Der Verlag sieht, dass die Verkaufszahlen zu­ Stück ,vergriffen‘ ist, greift in der Praxis kaum, da
rückgehen und muss annehmen, dass das Werk nicht mehr man die meisten Notenausgaben in Antiquariaten
gefragt ist. Die Noten werden nicht mehr gedruckt, schade bzw. als Verlagskopien erhalten kann oder Werke
um so manches Liederheft. günstig in kleinen Auflagen vom Verlag nachge­
Kopien wird es wahrscheinlich immer wieder geben, druckt werden können.
natürlich nicht mehr bei mir. Auch wenn das Urheberrechtsgesetz Kopien für
Mein Kläger hat die Klage nach einem persönlichen Ge­ die Aufnahme in Archive erlaubt, so trifft dies in der
spräch zurückgezogen und wir konnten uns Gott sei Dank Regel nicht für Musikschulen, Chöre, Orchester
außergerichtlich einigen. Schadensersatz musste ich jedoch u. a. zu. Ein Archiv im Sinne des Urheberrechts ist
schon leisten und die angefallenen Anwaltskosten sind auch eine Sammlung, die dauerhaft eine historische
nicht von schlechten Eltern. Sammlung darstellen soll… also nicht der Noten­
schrank eines Chores/Orchesters.
Erkenntnis und Konsequenz Privatkopien, wie sie zum Beispiel bei CDs und
Mein Tipp: Musiker sollten grundsätzlich immer Ori­ DVDs erlaubt sind, gibt es bei Notenausgaben nicht.
ginalnoten verwenden. Wer seine Originale schonen möchte, Diese Tatsache zeigt, welchen besonderen Schutz
kann für seine eigenen Zwecke eine Kopie anfertigen. Jedoch das Gesetz den Notenausgaben zukommen lässt.
möchte ich niemandem empfehlen, Noten, die mit einem „©“ Wie schreibt die VG Musikedition in ihrer Bro­
versehen sind, zu kopieren und weiterzugeben. Ein Besuch schüre ,Täter im Frack‘: ,Fazit: Jedenfalls hinsicht­
von der Kripo mit einer Klage wegen Urheberrechtsver­ lich urheber­ und leistungsschutzrechtlich geschütz­
letzung zieht nicht nur finanzielle Folgen nach sich. In mei­ ter Werke ist das Kopierverbot für Noten de facto
nem Fall war das Gewissen dann so schlecht, dass die Schlaf­ absolut.‘
störungen bis jetzt anhalten. Und das ist es sicher nicht wert. Grundsätzlich gilt: Ist man sich unsicher, ob man
Unserem Leben Wert und Sinn zu geben, ist unsere Auf­ etwas kopieren darf oder nicht, sollte man vorher
gabe. Besonders uns Musikern. beim Verlag oder den Verwertungsgesellschaften
(GEMA, VG Musikedition) nachfragen.
Das Kopierverbot ist nicht nur auf die Noten
begrenzt, sondern auch eventuell auf Texte. So ist es
zum Beispiel nicht erlaubt, einfach Textblätter zu
erstellen oder den Text via Projektor für das Publi­
kum an die Wand zu projizieren.
Tipp: Der Verkauf von gebrauchten Notenaus­
gaben sowie das (unentgeltliche) Verleihen von ori­
ginalen Notensätzen sind legal. Durchforsten Sie
einmal den Notenschrank und mustern Sie nicht
mehr benötigte Notensätze aus.
Spezielle Online­Portale wie www.notenboerse.com
oder große Plattformen wie Amazon eignen sich für
den Verkauf von gebrauchten Notenausgaben.“
(www.lexware.de)

akkordeon magazin #41 31


ü
Jazzakkorde für Kenner – Folge 2

Dur-Tonleiter – mit neuem


Auge gesehen
Willkommen, liebe Leser,
zur neuen Workshop-Folge über Jazzakkorde!
Jazzakkorde sind zunächst einmal Vierklänge – im Gegensatz
zur einfachen Alltagsharmonik, die von Dreiklängen
bestimmt wird. Zu den vier Tönen der „Basis“, die den
Akkord-Typ festlegt, können aber weitere Töne
gewissermaßen in der Klangkrone des Akkordes kommen, man spricht
von Optionen oder auch von der „upper structure“ eines Akkordes.

Was in der letzten Folge gezeigt wurde: Man könnte jetzt fragen: Wenn diese Töne sich decken,
Wer die verschiedenen Dur-Tonleitern gut genug kennt, warum dann überhaupt eigene Namen für die None & Co.?
kann sie als „Maßband“ für die unterschiedlichen Intervalle Warum sagt man bei einem Nonenakkord nicht einfach:
(klein, groß und gegebenenfalls auch übermäßig oder ver- „Ich füge die Sekunde oben dazu“?
mindert) benutzen, die wir brauchen, um die verschiedenen Tatsächlich ist die Sekunde etwas grundlegend anderes als
Intervalle der gewünschten Akkorde zu bilden. In der letz- die None, auch wenn sie den selben Tonnamen trägt. Der
ten Folge wurde das zunächst einmal für die Basis-Vier- Zusammenhang macht den Unterschied.
klänge gezeigt. Die Sekunde – also der Ton zwischen Grundton und Terz –
hat ihren Platz in der Akkord-Basis. Manchmal kommt sie
Lösung der Akkordaufgabe: (gegebenenfalls als Vorhalt, Beispiel b) in einem Akkordgriff
Ebmaj7 = 1 + gr3 + 5 + gr7 = es + g + bb + d vor:
Ebm7 = 1 + kl3 + 5 + kl7 = es + ges + bb + des
Ebm7/b5 = 1 + kl3 + b5 + kl7 = es + ges + heses + des
Ebm/maj7 = 1 + kl3 + 5 + gr7 = es + g + bb + d

Um die zusätzlichen Töne der Klangkrone sicher zu adres-


sieren, müssen wir das „Maßband“, mit dem in der vergange-
nen Folge gearbeitet wurde, auf zwei Oktaven ausweiten:
• der zweite Tonleiterton adressiert die Lage der „9“ (None)
• der vierte Tonleiterton adressiert die Lage der „11“ Die None dagegen liegt als Erweiterung in der Klangkrone,
(Undezime) der upper structure eines Akkordes, der bereits Terz, Quinte
• der sechste Tonleiterton adressiert die Lage der „13“ und Septime besitzt. Sie ist also gewissermaßen „der
(Tredezime) Akkordton über der Septime“:

Um die zusätzlichen Töne der Klangkrone sicher zu adressieren, müssen wir das Maßband auf zwei Oktaven ausweiten

32 akkordeon magazin #41


ü
Workshop

Ein paar ausgewählte Beispiele, wieder mit dem Grundton d

Das ergibt eine ganz andere klangliche Bedeutung, einen • Mache dir klar, wo die abweichenden Intervalle liegen (kleine
ganz unterschiedlichen Klangeffekt. Sekunde, Terz, etc.), alterierte Quinte
Auch wenn ich den Griff im Diskant umkehre (Beispiel b im • Mache dir die Lage der Optionen 9, 11, 13 und ihrer Alteratio-
Bild), ändert sich daran nichts: dann ist das d zwar tiefster nen klar
Ton, aber eben auch innerhalb eines Akkordes, dessen Terz, • Bilde die folgenden Griffe (als Basston muss jeweils das F
Quinte, Septime bereits vorhanden sind. Darum bleibt es dazu gespielt werden)
auch hier die None. Entsprechendes gilt auch für die Ton- F7/9 = gr3 + 5 + kl7 + 9 =
paare 4 bis 11 und 6 bis 13. F11 = 5 + kl7 + 9 + 11 =
F7/13 = kl7 + 9 + 3 + 13 =
Alterationen
Die Optionen 9, 11, 13 können auch hoch- bzw. tiefalteriert wer- Jetzt kann’s losgehen
den. Dafür müssen wir das „Maßband“ ein letztes Mal ergän- Damit ist das Feld vorbereitet, um die Optionstöne im
zen. Üblich sind folgende Alterationen: Einzelnen vorzustellen: Jeder hat seine eigenen Zusammen-
• die 9 kann tiefalteriert (b9) und hochalteriert (#9) werden hänge und Griff-Gewohnheiten. Ich werde Beispiele für ge-
• die 11 kann hochalteriert werden (#11) bräuchliche Diskantgriffe geben, aber es werden auch einige
• die 13 kann tiefalteriert werden (b13) Erkenntnisse abfallen, wie man das gewonnene Wissen nutzen
Klassissche Musiker sprechen dann von „tiefalterierter kann, um trickreiche Griffe für das Standardbass-Feld zu ge-
None“ etc. Im Jazz spricht man kurz und bündig „Be-Neun“, winnen. Seid gespannt!
„Kreuz-elf“ und so weiter.
Die Grundlagen nachlesen – ein Buch-Tipp
Einige Beispiele vorab Noch einmal der Hinweis: Wer jetzt dem
Um schon hier einmal zu zeigen, wie solche Griffe klingen, Workshop folgen will, aber die Kennt--
ein paar ausgewählte Beispiele, wieder mit dem Grundton d. nisse aus den zurückliegenden Folgen
Du siehst an den Beispielen: Der Grundton muss im Normal- „Jazzakkorde“ nicht besitzt, findet den
fall immer dabei sein, er wird aber nicht mehr im Diskant ge- Inhalt der Folgen 1 bis 10 übersichtlich
griffen, sondern im Bass der linken Hand – und in der Jazz- in 10 Kapiteln in meinem Buch „Jazz-
combo kann man es getrost dem Bassisten überlassen, sich akkorde auf Tasten und Knöpfen“.
um diese Basis zu kümmern.
Ich habe bei jedem Griff die verwendeten Intervalle dazu- Ihr könnt es jederzeit über meine Web-
geschrieben, damit du schon mal nachverfolgen kannst, wie site www.peter-m-haas.de bestellen.
sie sich zusammensetzen. Natürlich musst du sie einmal
selbst am Akkordeon oder am Klavier spielen, um diese klei- Bis dahin, mit musikalischen Grüßen,
nen Klangsensationen selbst zu erleben. Euer

Auch diesmal eine Aufgabe…


• Notiere dir als „Maßband“ die F-Dur-Tonleiter (große und
reine Intervalle) Peter M. Haas

Die Optionen 9, 11, 13 können auch hoch- bzw. tiefalteriert werden

akkordeon magazin #41 33


ü
Ich mach’ alles
mit dem kleinen Finger.

Einfach erfolgreich
Vor allem unsere Vereinsverwaltung.

Mitgliederverwaltung, Buchhaltung, Beitragseinzug, Finanzen und vieles mehr – mit Software von
Lexware behalten Sie einfach mit einem Klick alle Vereinszahlen selbst im Blick. Ob Sie das erste Mal
mit Verwaltungsaufgaben zu tun haben oder Vollprofi sind: Die Vereinskasse stimmt.
Jetzt 4 Wochen kostenlos testen! www.lexware.de/vereine
ü
EDITORIAL

BRÜCKEN SCHLAGEN
bedeutet Verbindungen herstellen – von A nach B. Wobei A und B
sehr unterschiedlich beschaffen sein können; gemeint sein kann der
völkerverbindende Austausch, also die Brücke von Land zu Land,
von Kontinent zu Kontinent. Der globale Brückenschlag also. Zu-
gleich sind darin auch die Beziehungen von Mensch zu Mensch im-
pliziert, denn das Verhältnis zwischen den Nationen definiert sich
letztlich über deren Einwohner – und da kommt eine oft wohlfeil
verwendete Metapher ins Spiel – die Musik, die Brücken schlägt. In
manchem Lied wurde das schon besungen – nicht zu Unrecht, denn
VON LAESA BIS ELAIZA mit Musik lassen sich wunderbar Brücken bauen, weltumspannend
Das Landes-Akkordeon-Ensemble gar, über das vermeintlich Trennende hinweg, das dabei zunehmend
in den Hintergrund tritt, nahezu bedeutungslos wird! Die mAO-The-
HEINZ EHME men führen das ganz konkret vor Augen und Ohren – Brücken schla-
gen heißt da Länder zu verbinden, aber auch Beziehungen zu bislang
Schöpfer neuer Orchester-Klänge fremden, noch unentdeckten Klangräumen herzustellen, wenn ein
ambitioniertes Orchester erstmalig in einem Konzertsaal wie der
SPANNENDER EINBLICK Berliner Philharmonie gastiert oder ein hochbetagter Komponist in
Das WDR Sinfonieorchester dem weiten Spektrum musikalischer Genres neue Sounds kreiert
und auch hier ungeahnte Verbindungen zum Klingen bringt. Kurz-
„10 YEARS um: Was würde sich besser eignen zum Brückenschlagen als Musik
UNDER THE ROCKS“ – erst recht, wenn sie derart global daherkommt wie Akkordeon-
musik, die überdies die Menschen sogar noch zu einer Klanggemein-
Neue CD von CONCERTINO schaft verbindet…!?
Herzliche Grüße

ü
#17 1
Landes-Akkordeon-Ensemble Sachsen-Anhalt

VON LAESA BIS ELAIZA


Das Landes-Akkordeon-Ensemble Sachsen-Anhalt
präsentiert sich breitgefächert

TEXT: DR. THOMAS EICKHOFF; FOTOS: ARCHIV LAESA

Das Landes-Akkordeon-Ensemble moderner Konzertliteratur im Mittel- ters an. Besonders begabte Akkordeon-
Sachsen-Anhalt (kurz: LAESA) vereint punkt, aber auch Bearbeitungen von schüler der Musikschulen dieses Bun-
bunte Vielfalt mit hohem Anspruch in Komponisten der Vergangenheit und deslandes sollten gemeinsam vorrangig
jedweder Hinsicht, egal ob es Koope- traditionelle Stücke sind im Repertoire besonders anspruchsvolle Original-
rationen, Komponisten, Konzerte oder des Ensembles zu finden. musik für Akkordeonorchester kennen-
Wettbewerbe betrifft. Besonders be- Im Orchester wirken durchschnitt- lernen und erarbeiten. Insbesondere
gabte Akkordeonschüler der Musik- lich 30 Musikerinnen und Musiker, Preisträger von Musikwettbewerben
schulen des Bundeslandes Sachsen- seit seiner Gründung zählt das Orches- wie „Jugend musiziert“ und „Deutscher
Anhalt werden in diesem Ensemble, ter über 120 Mitglieder. Akkordeon-Musikpreis“, aber auch des
das sich in Trägerschaft des Landesver- in dieser Zeit jährlich stattgefundenen
bands der Musikschulen Sachsen-An- Vielversprechende Anfänge Interpretationswettbewerbs für zeit-
halt e.V. befindet und durch das Land Die Erfolgsgeschichte des Landes- genössische Musik „Europa musiziert“
Sachsen-Anhalt gefördert wird, zusam- Akkordeon-Ensembles Sachsen-Anhalt oder des in den 90er Jahren regelmäßig
mengeführt. begann vor nunmehr 18 Jahren: Der durch die Stadt Oschersleben im Bör-
Den inhaltlichen Schwerpunkt sei- Landesverband der Musikschulen dekreis veranstalteten Akkordeonwett-
ner Arbeit sieht das Ensemble in der Sachsen-Anhalt e.V. und seine Landes- bewerbs wurden aufgerufen, an diesem
Interpretation von Originalwerken fachgruppe Akkordeon regten im Projekt mitzuwirken.
zeitgenössischer Komponisten. Aus Frühjahr 1996 die Gründung eines lan- So kam es ab 27. Juni 1996 während
diesem Grunde steht eine Reihe von desweiten Akkordeon-Auswahlorches- einer siebentägigen Arbeitsphase in

2 #17 ü
Lutz Stark, Dirigent und
künstlerischer Leiter
Lutz Stark wurde 1964 im west-
sächsischen Zwickau geboren. Zu-
nächst erhielt er Akkordeonunter-
richt an der Musikschule Glauchau,
später besuchte er die Bezirksför-
derklasse des Robert-Schumann-
Konservatoriums in Zwickau bei
Helmut Reinbothe, die er 1983 mit
dem Oberstufenabschluss im Fach
Akkordeon sowie Abitur beendete.
Anschließend studierte er an der
Hochschule für Musik „Franz
Liszt“ in Weimar bei Prof. Ivan
Koval sowie Komposition bei Prof.
Franz Just. 1990 schloss er sein
Studium mit künsterischem Di-
plom ab.
Lutz Stark ist Preisträger nationa-
ler und internationaler Wettbewer-
be (unter anderem 1989 1. Preis und
Gewinner des Pokals des Inter-
nationalen Akkordeonwettbewerbs
Klingenthal in der Kategorie
Akkordeon-Kammermusik, zusam-
men mit Uta Seyffert).
Seit 1990 arbeitet Lutz Stark als
Auf der Bundesgartenschau 1999 in Magdeburg
hauptamtlicher Akkordeonpäda-
goge am Konservatorium „Georg
Friedrich Händel“ in Halle (Saale),
seit 2007 ist er stellvertretender
Leiter dieser Einrichtung.
Seit seiner Gründung 1996 lei-
tet er das Landes-Akkordeon-En-
semble Sachsen-Anhalt.
Lutz Stark engagiert sich in
Sachsen-Anhalt für die musika-
lische Jugendbildung als Landes-
dirigent/Landesjugendleiter beim
Deutschen Harmonika-Verband
e.V. sowie in regionalen und Lan-
desausschüssen von „Jugend musi-
ziert“. Er wirkt als Juror bei natio-
nalen und internationalen Musik-
LAESA in Japan 1999 beim „Treffen der Nationen“: Folkloristische Einlagen wettbewerben.
in kleiner Besetzung

ü #17 3
LAESA in Japan 1999: Beim „Treffen der Nationen“ traten alle Orchester Konzertreise Japan 2003
und Tänzer in ihren heimatlichen Trachten auf

der Jugendbildungsstätte Peseckendorf zu einer ersten ten und viele Möglichkeiten des gegen-
Begegnung von insgesamt 30 Schülerinnen und Schü- seitigen Kennenlernens. Am Ende die-
lern. Die künstlerische und organisatorische Leitung ser Zeit präsentierten sie sich als das
hatte der am Konservatorium „Georg Friedrich Händel“ „Landes-Akkordeon-Ensemble Sach-
tätige Akkordeonist und Pädagoge Lutz Stark, gemein- sen-Anhalt“ und das künstlerische Er-
sam mit Bernd Homann (Musikschule Oschersleben) gebnis dieser Arbeitswoche am 3. Juli
und Heike Vogel (Musikschule Hettstedt), inne. Es 1996 in zwei Konzerten im Kultus-
Heike Vogel, Dozentin folgte eine Woche angestrengten und konzentrierten ministerium im Beisein von Kultus-
im LAESA seit 1996 Übens, aber es gab auch gemeinsame Ausflüge, Freizei- minister Karl-Heinz Reck sowie in der

Interview mit Ensemble- weil wir eine überaus gute Gemein- 2008, als wir uns ins Auto setzten und
schaft sind. Dieser Zusammenhalt den kurzen Weg von uns bis nach Mag-
mitglied Marius Beier
macht jedes Probenwochenende oder deburg fuhren, um das Konzert zu be-
- Marius Beier, 18 Jahre, 2. Stimme, erstes das Probenlager zu einem ganz beson- suchen. Mit gerade zwölf Jahren hatte
Pult, Schüler 12. Klasse deren Erlebnis. ich noch nicht allzu ausgeprägte Ak-
- Im Landes-Akkordeon-Ensemble Darüber hinaus finde ich es auch kordeonerfahrung. Doch dieser erste
Sachsen-Anhalt seit Sommer 2011 wichtig, dass wir das Akkordeon als Kontakt sollte prägend sein. Ich er-
- Schüler der Musikschule des Börde- Konzertinstrument auf die Bühne innere mich nicht mehr sehr genau.
kreises Oschersleben im Fach Akkordeon bringen und publik machen. Viele Doch „momento“ von Lutz Stark
(Kerstin Radke, Klaus Hoppe) sowie Menschen wissen nicht, welche Klänge brannte sich förmlich in mein Gedächt-
Klavier (Yun Jung Lee) man dem Instrument entlocken kann nis. Dass man mit dem Balg auch Mu-
- 2. Bundespreisträger „Jugend musiziert“, und wie vielseitig es einsetzbar ist. sik machen kann und das Akkordeon
Sieger des enviaM-Landeswettbewerbs Dieses Bild des Akkordeons zu verbrei- auch als Perkussionsinstrument dienen
Sachsen-Anhalt 2014 ten bereitet mir große Freude – beson- kann, war mir neu und faszinierte mich.
ders, wenn wir mit unserem Programm Nach diesem Konzert hatte ich lange
Lieber Marius, warum spielst du im außerhalb der Landesgrenzen Sachsen- nichts gehört, weil die Konzerte immer
Landes-Akkordeon-Ensemble Anhalts auftreten und so diese Klang- weit entfernt von uns lagen. Doch dann
Sachsen-Anhalt, was ist das Beson- vielfalt auch weiträumig verstreuen – im Frühling 2011 – gab das LAESA ein
dere für dich an diesem Orchester? können, was im Mai/Juni 2014 wäh- Benefizkonzert in Oschersleben.
Ich spiele im LAESA, weil es mir Spaß rend unserer Konzerttournee in Un- Die zehn Minuten Anfahrt waren
macht, in einer solch großen Gruppe garn geschah. nun keine Herausforderung – das
zu musizieren. Das LAESA bietet ei- zweite Konzert sollte kommen. Zuvor
nem auch das Niveau, damit man stän- Wie hast du vom LAESA erfahren, wie hatten wir als Familie schon zu Hause
dig gefordert und gefördert wird. Auch bist du Teil des Orchesters geworden? beraten, ob ich es nicht einmal ver-
ist es schön zu sehen, dass sich das Pu- Rein zufällig haben meine Eltern und suchen sollte, ins LAESA zu kommen.
blikum bei unseren Konzerten darüber ich in der Zeitung einen Bericht ge- Und warum nicht gleich persönlich
freut, dass wir das Akkordeon in allen lesen, dass das LAESA im Gartensaal fragen?
möglichen Facetten erklingen lassen. des Gesellschaftshauses in Magdeburg Das Konzert war fantastisch. Piaz-
Es ist toll, im LAESA mitzuwirken, auftritt. Ich glaube, es war Oktober zolla auch in Kombination mit Gesang

4 #17 ü
Schweiz 2002: LAESA beim Europäischen Jugendmusikfest LAESA in Japan 1999: Austausch mit Musik-
studenten der Sakuyo Universität Kurashiki

Begegnungsstätte „Neptunweg“ in Es folgten im Herbst 1996 weitere Landesverbandes oder der Landesregie-
Magdeburg. Nach dieser erfolgreichen Konzerte und eine zweite große Ar- rung anzubieten. Konzerthöhepunkte
Woche waren sich Geldgeber – das beitsphase. Neue Schüler konnten für waren unter anderem die jährlich statt-
Land Sachsen-Anhalt, der zukünftige das Projekt gewonnen werden, somit findenden Musikschultage Sachsen-
Träger des Projekts –, der Landesver- wuchs im Laufe der folgenden drei Anhalt, Auftritte im Rahmen des „Ju-
band der Musikschulen und auch die Jahre ein fester Spielerstamm heran, gendmusikfests Sachsen-Anhalt“, ein
Orchesterleitung einig: Dieses Orches- der in der Lage war, ein umfangreiches „Adventscafé des Ministerpräsidenten“
ter soll fortbestehen. Repertoire bei vergleichsweise weni- oder Konzerte im Rahmen der Bundes-
gen Probenterminen für Konzerte des gartenschau 1999 in Magdeburg.

und die Orgelklänge Boëllmanns wa- Das LAESA hat mich musikalisch und Wie ist es zu schaffen, trotz der
ren überwältigend. technisch enorm geprägt. Ich bin ganz hohen Alters- und Interessensdiffe-
frisch auf das Knopfakkordeon umge- renzen in einem Orchester wie diesem
Du hast ja gerade im Fach Akkordeon stiegen, als ich 2011 in das LAESA kam. gut miteinander klarzukommen?
den landesweiten Oberstufen- Da ich nun das Notenmaterial einstu- Im LAESA verbindet uns alle das ge-
abschluss mit dem Prädikat „Hervor- dieren musste und ich nicht bei jeder meinsame Interesse an der Musik, da-
ragend“ erreicht, dazu erst einmal Kleinigkeit nach einem Fingersatz für her ist ein Altersunterschied von 15
herzlichen Glückwunsch! Wie sieht das „neue“, noch fremde Instrument Jahren unter den Mitspielern eher ne-
nun deine musikalische Zukunft aus? fragen wollte, half es nichts, mich al- bensächlich. Klar, jeder hat seinen klei-
Ich bleibe auf jeden Fall im LAESA, lein darum zu kümmern. Das hat mich nen Kreis, aber wir sehen uns trotzdem
weil ich einerseits das Gruppenmusi- technisch schnell auf den Knöpfen fit als großes Ganzes und jeder ist überall
zieren liebgewonnen habe und mir die gemacht. Musikalisch hat mich das und bei jedem willkommen. Es wird
Stücke, die wir einstudieren, sehr ge- Mitwirken im LAESA in der Hinsicht niemand ausgeschlossen. Diese Offen-
fallen und auch eine große Vielfalt bie- geöffnet, dass ich nun die ganze Band- heit und das Gefühl einer großen Fa-
ten; andererseits, weil ich hier viele breite von Streichmusik, Orgelwerken milie sind jedem klar. Man kann sich
enge und gute Freunde gewonnen bis hin zu modernen Kompositionen aufeinander verlassen und bei Fragen
habe, mit denen es einfach großen kennenlernte und mich nun besser mit gibt es immer Antworten, Problem-
Spaß macht, die Zeit zu verbringen. den verschiedenen Formen identifizie- chen sind oft sehr schnell und ohne die
Die Probenphasen und auch die Pau- ren kann. Auch haben sich mein Team- Hilfe der Tutoren geklärt. Jeder darf so
sen und Abende sind jedesmal sehr gefühl und das Gruppenmusizieren sein, wie er ist. Keiner muss sich ver-
erheiternd und lösen einen vom nor- deutlich verbessert. stellen und keiner wird ausgegrenzt.
malen Alltag. Man taucht in eine Welt Selbst wenn ich in der Zukunft mal Ich persönlich habe bereits in meiner
ein, in der man am liebsten bleiben keinen Vorteil, außer den genannten ersten Probenwoche in Tangerhütte
würde – ein Gemisch aus Musik, guten Grundlagen, haben sollte, die Er- Anschluss gefunden, der sich dann
Freundschaft und Spaß, die das Gefühl innerung an die wunderschöne Zeit noch ausweitete. Es gibt keinen, der
der Arbeit an den Proben fast auflösen. bleibt auf jeden Fall und ich versuche, mir unbekannt ist. Das ist dieser Zu-
so lange es mir möglich ist, im LAESA sammenhalt, der dieses positive Gefühl
Hat dich das LAESA in deiner mitzuwirken. Das ist ja auch schon ein erzeugt.
Entwicklung beeinflusst? Stück Zukunft.

ü #17 5
Schweiz 2002: Europäisches Jugendmusikfest – gemeinsames Konzertreise Japan 2003: Gemeinsame Probe vor dem Konzert
Konzert mit dem Sinfonieorchester der Musikschule Wettingen in der Kurashiki City Hall
(CH) in Solothurn, hier unter Leitung seines Dirigenten
Walther Luginbühl

Erfolgreiche Wettbewerbe rüber hinaus arbeitet das Orchester polnischen Komponisten, Dirigenten
eng mit Komponisten und Künstlern und Flötisten Krzystof Zgraja den Auf-
Das Landes-Akkordeon-Ensemble Sach- zusammen und wird dabei von seinem trag, ein Werk für das Landes-Akkor-
sen-Anhalt beteiligte sich „mit hervor- Träger, dem Landesverband der Musik- deon-Ensemble zu schreiben. Die Ur-
ragendem Erfolg“ und einem zweiten schulen Sachsen-Anhalt, und dem im aufführung von „Musik in Raum und
Platz am 2. Wettbewerb für Aus- Sommer 2005 gegründeten Verein der Zeit“ für zwei Flöten und Akkordeon-
wahlorchester 2002 in Bruchsal. Das Freunde und Förderer des Landes-Ak- orchester fand unter großer politischer
Wettbewerbsprogramm: „Lambada kordeon-Ensembles Sachsen-Anhalt Anteilnahme im November 2002 im
concertante“ (Jonas Tamulionis), „Ri- e.V. kräftig unterstützt. Aus diesen ge- neu erbauten Gebäude der Nord-LB in
kudim“ (Jan Van der Roost), „Fox-Trot“ meinsamen Projekten entstanden meh- Magdeburg statt. Der Verein der För-
(Alfredo Casella). Beim 3. Auswahl- rere Kompositionen: Im Jahr 1997 eine derer und Freunde des Ensembles ver-
orchesterwettbewerb 2006 erreichte Neufassung der Konzertanten Suite gab einen Kompositionsauftrag an den
der Klangkörper ebenfalls das Prädikat des Leipziger Komponisten Iwan Iwa- Hallenser Komponisten und Professor
„mit hervorragendem Erfolg“ und den now sowie im Jahr 2011 Willi Vogels für Musikwissenschaft, Jens Marggraf.
zweiten Platz mit folgendem Wettbe- „Psalm 47“ in der Fassung für dreistim- „Aitake“ ist ein etwa zehnminütiges
werbsprogramm: „5 Skizzen“ (Jürgen migen Mädchen- oder Frauenchor und Werk im Stile des japanischen Gagaku
Ganzer), „Aitake“ (Jens Marggraf), Akkordeonorchester. Der bayerische für 22 Stimmen und wurde vom Lan-
„momento“ (Lutz Stark). Komponist und Klarinettist Vogel des-Akkordeon-Ensemble Sachsen-An-
schrieb im gleichen Jahr ebenfalls im halt zum Festkonzert seines zehnjähri-
Zusammenarbeit mit Komponisten Auftrag des Ensembles „Engel“ für Ak- gen Bestehens uraufgeführt.
Eine der wichtigen Aufgaben des En- kordeonorchester und Mezzosopran. Ein ganz besonderes Erlebnis war
sembles ist die Interpretation Neuer 2002 erteilte der Landesverband der ein Workshop mit dem leider viel zu
Musik in der Originalbesetzung. Da- Musikschulen Sachsen-Anhalt dem früh verstorbenen Jean Pacalet im
Frühjahr 2005. Zusammen probte das
Orchester mit dem bekannten franzö-
sischen Künstler eine Auswahl seiner
Werke. Dabei faszinierte seine tiefe
menschliche und sensible Art des Um-
gangs mit seinen musikalischen Part-
nern. Zum Abschluss gab er nur für das
Ensemble ein (fast) privates Konzert
mit seinen Kompositionen. Die Begeg-
nung mit Jean Pacalet bleibt für alle
Beteiligten unvergessen!

Konzerte und Kooperationspartner


In den vergangenen 18 Jahren seines
Bestehens wirkte das Landes-Akkor-
deon-Ensemble Sachsen-Anhalt mit
Gemeinsames Konzert mit dem Jugendsinfonieorchester des Konservatoriums verschiedenen Ensembles und Solisten.
„Georg Friedrich Händel“ Halle im Jahre 2008 Unter anderem führte es 2002 mit dem

6 #17 ü
Sinfonieorchester der Musikschule punkte waren die Konzerte in der City
Wettingen/CH und im Jahr 2008 mit Hall Kurashiki, gemeinsam mit einem
dem Jugendsinfonieorchester des Kon- Liebhaberchor, und in der Kurashiki
servatoriums „Georg Friedrich Händel“ Commercial High School, im Konzert-
Halle (Saale) ein Medley von Richard saal der Kurashiki-Sakuyo-Universität
Rodgers’ „The Sound of Music“ – eines sowie in einem Krankenhaus.
der erfolgreichsten Musicals aller Zei- Ein weiterer Höhepunkt der inter-
ten – auf. Weitere gemeinsame Pro- nationalen Konzerttätigkeit des En-
jekte gab es unter anderem mit dem sembles war die Teilnahme am 7. Euro-
Gesangsensemble des Halleschen Kon- päischen Jugendmusikfestival Schweiz
servatoriums, dem Landes-Jugend-Ak- 2002. Eine Woche lang war die Im Konzert 2009 (von links): Konzert-
kordeonorchester Brandenburg und Schweiz Gastland für rund 5000 junge meisterin Luise Wagner, Daniela Hosang
verschiedenen Solisten. Musizierende aus 27 europäischen und Hilde Biedermann
Das Landes-Akkordeon-Ensemble Ländern. Konzerte führten das En-
Sachsen-Anhalt konzertiert beim jähr- semble unter anderem nach Solothurn Ungarn 2014 spielte das Orchester im
lich stattfindenden Jugendmusikfest und Wettingen. Laufe seiner Geschichte fast im gesam-
und ist von Anfang an fester Koopera- Neben weiteren Konzerten in Ši- ten Bundesgebiet, außerdem an unzäh-
tionspartner beim internationalen Ak- benik/Kroatien 2009 und Budapest/ ligen Konzertorten in Sachsen-Anhalt.
kordeon-Akut-Festival in Halle, das in
diesem Jahr vom 24. Oktober bis 2. No-
vember mit seiner 5. Auflage bereits
Yvonne Grünwald, ehemalige Spielerin des
ein kleines Jubiläum feiern konnte.
LAESA, jetzt Akkordeonistin bei „Elaiza“
Internationale Konzertreisen Yvonne Grünwald erhielt mit sechs Jah-
Was für eine unglaubliche Überra- ren den ersten Akkordeonunterricht
schung: Bereits drei Jahre nach seiner und erspielte sich bei ihrem ersten Wett-
Gründung erhielt das Landes-Akkor- bewerb „Jugend musiziert“ im Alter von
deon-Ensemble Sachsen-Anhalt eine sieben Jahren den 1. Preis. 2001 bis 2003
Einladung zum „Kurashiki Internatio- war sie Mitglied des Landes-Akkordeon-
nal Friendship Festival “ in Japan. So Ensembles Sachsen-Anhalt unter der
reiste das Orchester im Oktober 1999 Leitung von Lutz Stark. Sie ist Absolven-
für zehn Tage in die historische Händ- tin der Musikhochschule „Hanns Eisler“
lerstadt Kurashiki, der zweitgrößten Berlin und seit 2008 Stipendiatin des
Stadt in der Präfektur Okayama auf Vereins Yehudi Menuhin Live Music
der Insel Honshū. Alle waren in Gast- Now Berlin e.V. Neben Aufträgen für
familien untergebracht, eine Besonder- Film und Fernsehen ist sie in verschie-
heit, die für japanische Lebensverhält- densten Projekten tätig. 2009 trat sie un-
nisse eher untypisch ist. ter anderem als Solo-Künstlerin zur Eröffnung des Young Euro Classic Festi-
Das Orchester konzertierte unter an- vals im Konzerthaus Berlin auf. 2010 mitbegründete sie das deutsch-französi-
derem zur Eröffnungsveranstaltung sche Ensemble „Les Accordés“, bestehend aus Sopran, Countertenor und Ak-
des Festivals in der Kurashiki Geibun- kordeon, das sich sowohl mit einem klassischen Repertoire als auch einer
kan Hall, in einer Grundschule und Chanson-Revue auf der Bühne präsentiert. Seit 2012 nimmt sie an Meister-
open air während des „Treffens der kursen des Akkordeonisten-Dozenten Frédéric Deschamps in Frankreich
Nationen“. Das Rahmenprogramm war teil. 2013 wurde sie als festes Mitglied der Band „ELAIZA“ vom Berliner Plat-
eindrucksvoll ausgefüllt: ein offizieller tenlabel „Musicstarter“ unter Vertrag genommen. 2014 gelang der Band der
Empfang des Bürgermeisters im Rat- Durchbruch, indem sie sich vom deutschen Publikum gewählt gegen Größen
haus, Ausflug in den Setonaikai-Natio- der Popmusik wie „Unheilig“ durchsetzte und Deutschland beim Eurovision
nalpark, die Besichtigung des Mitsu- Song Contest vertreten durfte.
bishi-Werks, ein Besuch der Kurashiki- Yvonne Grünwald: „Das Landes-Akkordeon-Ensemble Sachsen-Anhalt un-
Sakuyo-Universität und vieles mehr. ter der Leitung von Lutz Stark hat mich in meiner musikalischen Laufbahn
Die Teilnehmer dieser Reise können entscheidend geprägt. Ich lernte viele andere Akkordeonisten kennen und
zudem auf ganz individuelle Erlebnisse spielte Literatur, mit der ich vorher in dieser Form nicht in Berührung ge-
mit ihren Gastfamilien zurückblicken. kommen bin. Wir haben viele Konzertreisen unternommen, die meist Ab-
Riesengroß war die Freude, als das schluss der sogenannten Probenlager waren, die mir nach wie vor positiv in
Landes-Akkordeon-Ensemble 2003 wie- Erinnerung sind. Auch bestärkte mich Lutz Stark, mich an einer Musikhoch-
derum eine Einladung aus Kurashiki schule zu bewerben und half mir bei der Beschaffung der Pflichtlektüre für
erhielt. Diejenigen, die nun ihre zweite die Aufnahmeprüfung. Im Landes-Akkordeon-Ensemble habe ich nicht nur
Konzertreise nach Japan angetreten Freunde fürs Leben gefunden, sondern auch Musiker, die dieselbe Leiden-
haben, wurden von ihren „alten“ Gast- schaft für das Akkordeon teilen wie ich.“
eltern herzlich aufgenommen. Höhe-

ü #17 7
Kurz vor Kriegsausbruch: Heinz Ehme als Akkordeonist in Hamburg … im Jahr 1968 mit Fred Hector

HEINZ EHME
GROSSARTIGER SCHÖPFER NEUER
ORCHESTER-KLÄNGE
Zum 95. Geburtstag des Hamburger Komponisten, Arrangeurs und
Musikproduzenten

TEXT: DR. THOMAS EICKHOFF; FOTOS: ARCHIV

Noch Anfang des Jahres hatte der dabei festzustellen, dass dieser munter etwas Jungbrunnenhaftes und Lässiges
Verfasser dieser Zeilen das Vergnügen, am Flügel improvisierende, von juve- verströmt, mit dem er seine Umwelt in
mit ihm in Hamburg am heimischen niler Heiterkeit durchpulste Grand- herrlicher und herzlicher Weise bezau-
Flügel vierhändig zu spielen und beim seigneur sowie höchst kenntnisreiche bert und in den Bann zieht.
gemeinsamen Musikhören einen inspi- Musik-Universalist schon seit längerem
rierenden Austausch zu führen, stets in im 10. Lebensjahrzehnt weilt! Die Rede Der Heinz-Ehme-Sound
der für ihn charakteristischen diskret- ist von Heinz Ehme, der am 19. Dezem- Heinz Ehme ist einer der ganz Großen
bescheidenen und doch wach- und mit- ber 2014 seinen 95. Geburtstag begeht unter den Komponisten, die für Akkor-
teilsamen Art. Geradezu unglaublich und auch als Hochbetagter noch immer deonorchester geschrieben haben, ob-

Heinz Ehme „an den Tasten“ (rechts) im Konzert mit dem Akkordeon-Ensemble Fred Hector in den 70er Jahren

ü
Heinz Ehme (Mitte) als Werbeträger in Hamburg …und im Jahr 2004
für die Firma Hohner in den 30er Jahren mit Fred Hector 

schon sein Wirken sich nicht auf diese monika-Verbandes, der zugleich als
Orchestergattung beschränkt. Seine Prokurist bei „H. Lührs und Sohn“, der
musikalische Bildung und sein Generalvertretung der Trossinger Ak-
künstlerisches Vermögen sind zu uni- kordeonbaufirma Matthias Hohner, an
versell und von einer Professionalität der „Wasserkante“ tätig war. Heinz
in den vielfältigsten Bereichen geprägt, Ehme zählte unter anderem zu den
als dass man ihn auf eine Sparte fest- Gründungsmitgliedern des ersten Ak- Heinz Ehme mit seiner Frau Suzette, 1979
legen könnte. Der Hamburger Kom- kordeonorchesters im norddeutschen
ponist zählt zu den populärsten Schöp- Raum, das seinerzeit von Böttcher
fern neuartiger Klänge für Akkor- geleitet wurde.
deonorchester und die Bezeichnung Nach seiner Lehre arbeitete Ehme
„Heinz-Ehme-Sound“ hat sich, einem halbe Tage als kaufmännischer An-
musikalischen Gütesiegel gleich, weit gestellter, damit er sein Musikstudium
über die einschlägigen Kreise der Ak- am Vogt’schen Konservatorium in
kordeonisten und Akkordeonorchester Hamburg mit den Fächern Klavier,
hinaus durchgesetzt. Klarinette, Komposition, Instrumenta-
Wer verbirgt sich jedoch hinter tion, Formenlehre und Musikgeschich-
dem Menschen und Musiker Heinz te fortsetzen konnte, das von seinem
Ehme? Sind seine Kompositionen in Gönner und Förderer Dr. Oskar Oest-
aller Munde, oder besser: aller Ohren, reich finanziert wurde.
so dürfte manches Detail seiner inte-
ressanten, mitunter vielleicht gar auf-
regenden Vita für den einen oder an-
deren Interessenten – je nach Blick- Wertungsrichter bei AO-Wettbewerben
winkel – manche Überraschung in sich in den 70er Jahren: Heinz Ehme in der Jury
bergen, will man diesem bereits seit zusammen mit Prof. Dr. Norbert Linke
(links) und dem Komponisten Gustav
vielen Jahren erfolgreichen Komponis- Kneip (Mitte)

ten genauer nachspüren.

Lehr- und Studienjahre


Am 19. Dezember 1919 in Hamburg ge-
boren, erhielt Ehme zunächst mit acht
Jahren Klavierunterricht und absol-
vierte nach der Schule eine kaufmän-
nische Lehre in der Musikgroßhand-
lung „Eugen Pape Nachf.“, wo er erst-
malig mit dem Instrument Akkordeon
in Berührung kam. In engem Zusam-
menhang ist diesbezüglich auch seine
Bekanntschaft mit Emil Böttcher zu
sehen, dem späteren Hamburger Lan-
desvorsitzenden des Deutschen Har-

ü
Bühnenansprache Heinz Ehme (links) mit dem Hamburger Akkordeon-Orchester Heinz Ehme beim Studium einer
Ehmes bei einem Fred Hector beim ersten „Rudolf-Würthner-Pokal“ 1984 im Partitur, Hamburg 2008
Hamburger Konzert Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus in Trossingen
mit seinen Werken

1936 studierte Ehme in Trossingen und Muse.“ Andererseits spielte ihm der triefilmbranche erhielt, arbeitete er be-
legte seine staatliche Akkordeonlehrer- bekannte Schlagerkomponist Lothar sonders eng mit der Firma H. G. Koch
prüfung ab; sein damaliger Akkordeon- Olias seine neuesten Schöpfungen am zusammen, war gleichzeitig freier Mit-
lehrer war Curt Herold sen., die Klavier vor und Ehme „durfte“ sie auf- arbeiter am NWDR (damalige Bezeich-
Prüfung wurde von Hugo Herrmann schreiben. Auf diese Art und Weise nung für den Nordwestdeutschen
und Regierungsrat Bleyer abgenommen. entstanden dann später überaus po- Rundfunk) und bereits selbstständiger
puläre Titel wie „So ein Tag“, „You, you, Musikproduzent.
Combos, Clubs und Kabarett you“, „Junge, komm’ bald wieder“ oder Als ehemaliger Absolvent der Tros-
Dann kam der Krieg. Ehme hatte je- „Das gibt’s nur auf der Reeperbahn bei singer Schule versucht Ehme, nach
doch das Glück, dank seines Akkor- Nacht“ aus der maritimen Operette eigener Aussage, „wenn es nur irgend-
deons als Soldat eine Sonderstellung zu „Heimweh nach St. Pauli“ sowie viele wie möglich war, in meinem Studio-
erlangen. „Denn“, so Ehme selbst im andere Kompositionen. Orchester ein Akkordeon zu besetzen“.
Rückblick, „man bediente sich des Und dieses Instrument spielte bei
Musikusses Heinz Ehme zu jeder sich Arrangeur für Film und Funk Ehme im Orchester seinerzeit ein wei-
bietenden Festlichkeit. So kam ich ganz Nachdem sich Ehme als Arrangeur ei- terer berühmter Repräsentant der da-
glimpflich – wenn auch zwischendurch nen Namen gemacht hatte, schrieb er maligen Hamburger Akkordeonszene:
verwundet – über die Runden.“ Arrangements für Juan Llossas 1948 im Heinz Funk (1915 bis 2013). Dieser von
Nach dem Krieg tingelte er mit ei- BFN-Hamburg, Harry Herrmann, für Technik und Musik gleichermaßen be-
ner Combo in amerikanischen Clubs den berühmten Orchesterleiter Alfred geisterte Tausendsassa und spätere
nahe München, und da es keine Noten Hause, für Kurt Wege und Franz Thon Begründer der bekannten Funk-Stu-
gab, sangen ihm die Amerikaner ihre sowie die Untermalungsmusik zu sämt- dios, hatte zu der Zeit das beste Akkor-
Schlager vor, die er dann aufschrieb lichen Filmen mit dem norddeutschen deonorchester in Norddeutschland. In
und für die Combo arrangierte. Die Film- und Fernsehstar Freddy Quinn. diesem Orchester spielten unter ande-
ersten Arrangements fielen also in je- Als Ehme dann ab 1954 Kompositions- rem auch der später als Leiter seines
nen Zeitraum. Später schrieb Ehme aufträge von der Werbe- bzw. Indus- Hamburger Akkordeonorchesters in-
dann die Arrangements von Benny ternational erfolgreiche Fred Hector
Goodman, Harry James, Glenn Miller sowie dessen Frau Antje, die jedoch
usw. von den Schallplatten ab, sodass mit Ehme bis dato noch keinen enge-
die Formation ein ansehnliches Reper- ren Kontakt hatten.
toire bekam.
Nach der Combo-Zeit zurück in Folgenreiche Begegnungen
Hamburg, wurde Ehme als Pianist im Was sich jedoch dann ereignete, sollte
Kabarett engagiert und hatte im Rah- später Maßstäbe setzen und trug sich
men dieser Tätigkeit – wie er sagt – gemäß den Worten Heinz Ehmes wie
„die schicksalsschwere Begegnung mit folgt zu: „Eines Tages fragte mich
einer Diseuse sowie mit einem Schla- Heinz Funk, ob ich nicht Lust hätte, als
gerkomponisten. Die begabte und er- Juror bei den Akkordeon-Wertungs-
folgreiche Diseuse Suzette Gonda spielen tätig zu werden. Ich sagte zu.
wurde dann meine Frau und bis zum Versunken in Musik: der 94-jährige Heinz Die Wertungsspiele wurden von dem
heutigen Tage meine mich küssende Ehme am heimischen Flügel, Januar 2014 DHV-Landesvorsitzenden Emil Bött-

10 #17 ü
Muse und Ehefrau des Meisters: Der Komponist Heinz Ehme im Musikalische Partner: Heinz Ehme mit seinem langjährigen
die Diseuse Suzette Gonda Porträt; Zeichnung aus dem Weggefährten Fred Hector (1937 bis 2006) bei dessen letztem
(verh. Ehme) Ende der 40er Jahr 1947 öffentlichen Auftritt 2005
Jahre

cher organisiert – so traf ich meinen persönlich sehe in dieser ganzen Sache „Yesterday“ usw.) sowie Kompositio-
ehemaligen Orchesterleiter wieder. Er einen wirklichen Fortschritt und ein nen der gehobenen Unterhaltungs-
sagte zu mir: ,Heinz, schreib doch mal Eingehen auf die Belange der Jugend, musik („Die Galerie“, „Festouvertüre“,
etwas Modernes, Flottes, damit wir was sich letztlich auch in einem langen „Nonstop“ und vieles mehr), die dann
wieder frischen Wind in die Konzerte Bestand unserer Orchester auswirken vom Orchester Fred Hector gespielt
bekommen.‘ Leicht gesagt, doch schwer wird.‘“ wurden und teils in dem 1985 gegrün-
getan. Das Schreiben war nicht sehr deten Verlag Edition Ehme Sound er-
schwierig, Ideen gab es genug. Doch Akkordeon-Platten für Polydor schienen. Für Ehme war dies eine sehr
wer sollte es interpretieren? Die Or- und B.A.S.F. fruchtbare, schaffensfreudige Zeit, die
chester, die sich an moderne Swing- Zurück in Hamburg, gingen Ehme und man getrost als eine Ära bezeichnen
Musik heranwagten, waren zum Hector dann in die Produktion: Die kann, die dann jäh durch Fred Hectors
größten Teil hoffnungslos verzickt. ersten Langspielplatten wurden für Krankheit und dessen Tod im Jahre
Inzwischen hatte Fred Hector sich von Polydor produziert, dann kam die 2006 beendet war.
Heinz Funk abgenabelt und ein eigenes B.A.S.F. und schließlich landeten Ehme/
Akkordeonorchester gegründet. Bei ei- Hector mit der LP „Von Bach bis Bern- Komponist und Arrangeur für
nem seiner Konzerte, welches ich mit stein“ wiederum bei der Firma Hohner. Akkordeonorchester
meiner Frau besuchte, traten Fred und Bemerkenswert und bis heute einzig- Neben dem Hector-Orchester gab es
seine Frau Antje als Duo auf; Fred mit artig, dass ein Komponist und ein arri- in Hamburg noch ein paar andere
der E-Vox, Antje mit dem Electronium. viertes Akkordeonorchester mit ihren Spitzenorchester. Eines davon war das
Ich merkte: Fred hatte das Gefühl der Produktionen bei einem angesehenen Orchester Armin Schneider. Wie Hec-
Lässigkeit, der Laxheit, die der moder- Major-Label wie Polydor unter Vertrag tor war auch Schneider Inhaber einer
nen Unterhaltungsmusik innewohnt. genommen wurden und einer ausge- Hamburger Musikschule und verstarb
Ich kontaktierte ihn, er stellte aus sei- sprochen breiten Öffentlichkeit das kurze Zeit vor Fred Hector. Damit das
nem Orchester ein Ensemble von neun Instrument durch ständige Rundfunk- Schneider-Orchester jedoch weiter be-
Spielern zusammen, und ich hatte sendungen vor Ohren geführt haben. stehen konnte, engagierte die Witwe
endlich einen Klangkörper für meine Auf diesem Wege konnten Ehme/Hec- Armin Schneiders, Anke Schneider,
Arrangements und Kompositionen. tor dem Akkordeon auch in der popu- den jungen, russischstämmigen Diri-
Es begann eine sehr enge, intensive lären Musik so zu außerordentlich gro- genten Waldemar Gudi. Unter seiner
Zusammenarbeit. Fred verstand es in ßer Publizität verhelfen. Leitung formierte sich der Klangkör-
einzigartiger Weise, meine Ideen dem Zwischen den Produktionen fan- per neu. Heinz Ehme dazu wörtlich:
Ensemble beizubringen. Wir probten den jeweils Konzerte statt und Fred „Sollte mir, in meinem hohen Alter,
Phrasierung, das richtige Spielen der Hector nahm mit seinem großen Or- noch etwas halbwegs Vernünftiges ein-
Synkopen und vor allem das, was man chester an Wertungsspielen teil, wo er fallen, wird es bestimmt das Orchester
nicht in Noten niederschreiben kann: – so erinnert sich Ehme – „einen Preis von Anke Schneider mit seinem talen-
das so wichtige „Feeling“. Wir gingen nach dem anderen einheimste, bis er tierten Dirigenten Waldemar Gudi aus
ins Studio und spielten vier Titel ein, schließlich in Luzern 1975 die Welt- der Taufe heben.“
die wir in Trossingen präsentierten. meisterschaft gewann“. In jener Zeit Anlässlich eines Konzerts des
Rudolf Würthner sagte begeistert: schrieb Ehme größere Bearbeitungen Schneider-Orchesters würdigte der
,Davon profitieren wir alle!‘ und Dr. (wie „West Side Story“, „Cole Porter Hamburger Musikwissenschaftler Da-
Armin Fett schrieb später dazu: ,Ich Medley“, „Säbeltanz“, „Marsch in B“, niel Lebon 2008 einige der bekanntes-

ü #17 11
gen kann, wird erneut das Präludium
aufgegriffen – eine fabelhafte Synthese
Von Polydor über B.A.S.F. bis Hohner von Präludium, Fuge und Jazz. Auch
Heinz Ehme und seine Musik für Akkordeonorchester die tonmalerische ,Galerie‘, in der fik-
auf Schallplatten tive Gemälde musikalisch beschrieben
werden, ist harmonisch äußert vielfäl-
tig gestaltet. Der zweite Satz der Suite
(,Abstrakte Malerei‘) reflektiert auf die
Zwölftontechnik, ohne jedoch atonal
zu wirken, da das tonale Zentrum zwi-
schen Chromatik und Sequenzen
durchgehend spürbar bleibt. Dem vier-
ten Satz (,Japanische Aquarelle‘) liegt
hingegen eine sogenannte ,anhemito-
nische Pentatonik‘ zugrunde, was eine
klangliche Wirkung erzeugt, die das
Publikum augenblicklich in das ferne
Asien (ent)führt. In Ehmes Komposi-
tionen finden sich zudem die unter-
schiedlichsten musikalischen Gattun-
gen: Neben Bearbeitungen klassischer
Werke, wie dem ,Säbeltanz‘ von Aram
Khatschaturian oder der ,West Side
Story‘ von Leonard Bernstein, spielte
das Orchester auch die Bearbeitungen
der Evergreens ,Strangers in the Night‘,
,La mer‘, ,Rififi‘ und ,Pigalle‘.“

Akkordeon-Sounds am Puls der Zeit


Aus der Feder Heinz Ehmes stammten
viele unvergessliche Titel. Schon seit
den 60er Jahren setzte er einen Trend,
der heute wieder stärker zum Vor-
schein kommt: das Arrangieren von
Hits aus der Pop-Szene.
Und auch mit 90 Jahren zeigte sich
Ehme wiederum offen und experimen-
tierfreudig, als im Dezember 2009 das
Hamburger Akkordeonorchester mit
der Rockband BrunsBerg gemeinsam
auf der Bühne stand und sich unter an-
derem mit Hits wie „Smoke on the Wa-
ter“ von Deep Purple in die Herzen der
Zuschauer spielte. Denn kein Geringe-
rer als Ehme hatte diese Rockstücke
speziell zu diesem Anlass für Band und
Orchester arrangiert und war auch bei
diesem Konzert anwesend. Ehme, der
90-Jährige, nach wie vor junggebliebe-
ten Werke Heinz Ehmes mit analyti- chester Ehmes kreativen Umgang mit ne Schöpfer neuer Akkordeon-Sounds,
schem Blick: „Die stilistischen Mög- dem ,Präludium und Fuge c-Moll‘ aus wurde zurecht auf der Bühne begeis-
lichkeiten dieses Komponisten schei- Johann Sebastian Bachs ,Wohltempe- tert gefeiert. Und dass es auch 2014
nen unbegrenzt und beschränken sich riertem Klavier‘: Die Fugenexposition, wieder Anlass zum Feiern gibt, liegt
selbstverständlich nicht auf die klassi- mit dem wohl prominentesten Subjekt angesichts des 95. Geburtstages von
sche Dur-Moll-Tonalität. So zeugen der Fugengeschichte, mündet unerwar- Heinz Ehme somit auf der Hand. Ver-
insbesondere der Zyklus ,In Nomine J. tet in eine Jazz-Durchführung – welch’ bunden mit der Hoffnung, auch vom
S. Bach‘ und die Suite ,Die Galerie‘ von Anforderung an das Orchester! Der betagten Heinz Ehme vielleicht doch
einer außergewöhnlichen harmoni- weitere Fortgang des Werkes ist durch noch etwas Kompositorisches erwar-
schen Innovation. Am Beispiel des den stetigen Jazz- und Bachstilwechsel ten zu können…? Interessant und
,Präfugiums Nr. 2‘ präsentierte das Or- geprägt; bevor jedoch die Coda erklin- schön wär’s sicherlich!

12 #17 ü
SPANNENDER EINBLICK
Eine Probe des WDR Sinfonieorchesters – Inspiration für Akkordeonorchester?

TEXT & FOTO: ANITA BRANDTSTÄTER enden einer langen „eins“. Mehr Le­ Danach Orchester mit Flügel:
gato, klarere Phrasen, weniger Dimen­ Sergej Rachmaninows Klavierkonzert
Wie bildet sich ein Dirigent weiter? duendo in der Violine 2, mehr Rubato Nr. 2 c­Moll. Mit Anne Vinitskaya. Das
Gerade im Bereich der Akkordeon­ der Bässe analog mit den Streichern... stellt ganz andere Anforderungen an
orchester? Großen Dirigenten über die Der Dirigent gibt nur knappe An­ die Probenarbeit. Die Solistin schaut
Schulter schauen – diese Möglichkeit weisungen oder singt auch mal vor, wie zur Orientierung auf die Violinen 1.
bietet der Verein Freunde und Förderer er sich die musikalische Interpretation Sie sitzt hinter dem Dirigentenpult.
des WDR Sinfonieorchesters Köln. Als vorstellt. Konzentriert nehmen die Bei ihren virtuosen Passagen muss sie
Spitzenorchester von internationalem Musiker seine Hinweise auf. Wenn er sich ganz auf die Abstimmung per Ge­
Rang werden höchste Ansprüche an aufhört zu dirigieren, hören auch die hör verlassen. Das gilt auch für den
die musikalische Qualität gestellt. Musiker mit dem Spielen auf. Sein Maestro, der sich nur auf das Dirigat
Vor Ort, in der Kölner Philharmo­ Schlagbild ist ziemlich klar, besonders des Orchesters konzentriert. Sie be­
nie, spielt sich das Szenario ab: Kurz die „eins“ ist gut abzunehmen. In herrscht ihren schwierigen Part aus­
vor der Probe wird noch der Flügel ge­ schnellen Passagen dirigiert er schon wendig. Für alle Fälle hat sie die Noten
stimmt und geputzt. Der Reihe nach mal nur die Phrasen statt die Takte, im Flügel liegen. Nur wenige Eingriffe
kommen die Musiker rein. Jeder probt eben Musik! des Dirigenten sind beim ersten Satz
für sich ein paar Stellen. Dann stimmt Für die restlichen drei Sätze wird noch nötig. Über weite Passagen sitzt
der Konzertmeister mit allen Regis­ nur noch eine Dreiviertelstunde ge­ er, wenn alles nach seinen Vorstellun­
tern. Nach einigen Ansagen geht es braucht. Interessanterweise benötigen gen läuft. Kurze persönliche Abstim­
kurz nach 14 Uhr los. Der Maestro Juk­ die schnelleren Passagen weniger Zeit mung zwischen Solistin und Dirigent,
ka­Pekka Sarasate betritt die Bühne. zum Üben des Zusammenspiels. Aber dabei kleine Unruhe im Orchester mit
auch hier sucht der Dirigent schon mal auch ein paar Übesequenzen. Dann die
Die Probe beginnt... nach dem Klang von Stakkato­Passa­ Anweisung: mehr achten auf die Dyna­
Die erste Probenphase ist der Sinfonie gen. Oder er nimmt sich die 14 Musi­ mik, damit man die linke Hand der So­
Nr. 2 D­Dur von Johannes Brahms ge­ ker der 1. Violine vor. Die schnellen listin besser hört. Und schon wird der
widmet. Romantische Musik, die auch Achtelbewegungen sind nicht exakt erste Satz wiederholt. Es folgt der sehr
Vorbild für einige Originalkomposi­ übereinander. Der Übergang zum drit­ emotionale zweite Satz. Schwierig ist
tionen für Akkordeonorchester ist. ten Satz erfolgt ohne Pause, da muss die Abstimmung des Accelerando zwi­
Eine Dreiviertelstunde benötigt der der Paukist schnell aus dem Zuschauer­ schen Solistin und Orchester. Der Diri­
erste Satz. Musik ist eben nicht nur raum seinen Platz oben auf der Bühne gent markiert nur die „eins“ in den
das, was in den Noten steht. Da wird einnehmen. Solo­Passagen. Wichtig ist der exakte
der Charakter einiger Stellen beschrie­ Einsatz des Orchesters in der Kadenz.
ben, mehr fröhlich, etwas kokett... Da Nach der Pause... Dann direkt attaca des dritten Satzes,
sollen die Basslinien mehr hervorkom­ Das Scherzo aus der Sinfonie Nr. 4 B­ der als Ohrwurm vielen bekannt ist.
men. Die Celli übergeben an die 1. Vio­ Dur von Beethoven steht an, es ist Fazit: Die Orchesterarbeit bei den
linen. Wo liegt der Schwerpunkt im schon gut einstudiert und wird quasi Profis unterscheidet sich nicht von der
Takt? Auf der 2 oder auf der 3? Da soll nur durchgespielt. Das ringt dem Diri­ Probenarbeit mit einem Akkordeon­
die 1 etwas kürzer gespielt werden. genten sogar bei der zweiten Wieder­ orchester… nur sind es halt Profis –
Und da geht es um gemeinsame Ton­ holung ein Bravo ab! und keine Laien!

ü #17 13
1. September – es kann losgehen: Die CONCERTINOaccordion-band vor dem EUROTOP-Studio von Beat Gfeller im schweizerischen
Hindelbank/Kanton Bern

„10 YEARS UNDER THE ROCKS“


Das „Making-of“ zur neuen CD der CONCERTINOaccordion-band

Schnell, atemberaubend, perfekt:


Wenn eine CD-Produktion in einem
derartigen Turbo-Tempo umgesetzt
wird wie jüngst mit der bekannten
CONCERTINOaccordion-band, dann
ist das nur mit außergewöhnlichen
Künstlern machbar – wie eben dieser
fulminanten, vielfach gerühmten und
bewunderten Akkordeon-Formation
aus Moldawien, die nunmehr ihre neue
CD „10 YEARS UNDER THE ROCKS“
vorgelegt hat. Die Entstehungsge-
schichte dieses brillanten Silberlings
ist nicht minder interessant wie das
Produkt selbst und das „Making-of“
sicherlich für viele Musiker von Inte-
resse, die ebenfalls einen Tonträger
produzieren wollen – aus ganz prak-
tischen Gründen… Aufnahme läuft – konzentrierte Studio-Arbeit ist angesagt!

14 #17 ü
Die Idee
Im Frühjahr 2014 entstand mit dem
Schweizer Verlag AME LYSS aus einer
Laune und aus verschiedenen Umstän-
den heraus die Idee, mit der moldawi-
schen CONCERTINOaccordion-band
eine neue CD zu produzieren. Die gro-
ben Eckdaten der CD waren bald abge-
steckt, die Daten im Studio reserviert,
Ideen für das Cover wurden gesammelt
und verworfen.
Der Bandleader Eugene Negruţa
konnte sich erinnern, dass er mal einen
Entwurf eines moldawischen Designers
in den Händen hatte. Das Problem war
nur, dass das ganze Untergeschoss der
Organ Hall in Chişinău eine Baustelle
war, alle Probenräume und Büros ge-
räumt und alle administrativen Sachen
in Kisten verpackt waren. Nach Tagen
des Suchens kam der Entwurf zum 2. September: Sandra und Markus Fink (links im Bild) sind als Gastspieler mit von
der Partie, um den Titel „SwissSka“ von Hans-Günther Kölz zusammen mit der
Vorschein, kleine Anpassungen wur- CONCERTINOaccordion-band einzuspielen.
den gemacht und das Cover war ge-
boren.
Die Proben der Band wurden inten- würden, ein Bogenbauer musste drin- delbank. Einrichten, wer sitzt wie wo
siviert, Werke ausprobiert, am Sound gend gesucht werden! Dank Google ist mit welchem Mikrofon... Nachmittags
gefeilt, wieder beiseite gelegt, Ende man in der Nähe fündig geworden, erste Aufnahmen, gegen Abend, uff...
August kam näher. Es sollte eine stres- aber die Zeit war zu kurz; am nächsten nichts geht mehr, ein eingebautes
sige Angelegenheit werden. Tag hätten die Streicher mit „Fit- Mikrofonsystem bei Vladimir gibt den
Instrumenten“ schon bereit sein müs- Geist auf, es wird lange nach dem Feh-
Chronik einer CD-Produktion sen. Der Bogenbauer konnte die Repa- ler gesucht. AME LYSS hatte Ersatz am
25. und 26. August: Anreise von ratur durchführen, aber nicht in der Lager und konnte das Teil auswechseln,
Chişinău nach Strassburg (F). Am 27. gewünschten Zeit, so bekamen die zwei der Break war aber zu lange, Aufnah-
August – zum moldawischen National- Streicher Ersatzbogen und sie spielten me-Abbruch. Schlafen war nun nötig.
feiertag – Konzert in Strassburg. die ganze CD mit diesen geliehenen 2. September: Frisch auf die Tasten,
28. August: Reise in die Schweiz, Bogen. Eine beachtliche Leistung. Felle und Saiten. Es konnten fast alle
abends Konzert in der französischen 1. September: Erster Studiotag. Früh Stücke aufgenommen werden, es wur-
Kirche in Zürich. Anschließend Fahrt morgens um 9 Uhr bereits im EURO- de aber auch spät nachts… Beat Gfeller
nach Yverdon-les-Bains zur Unter- TOP-Studio von Beat Gfeller in Hin- ist wie aus dem Häuschen, solche
kunft.
29. August: Probe mit der eigenen
kompletten Verstärkeranlage unter
Mithilfe des Tontechnikers Beat Gfel-
ler. So konnte der Sound der CON-
CERTINOaccordion-band perfekt ein-
gestellt werden.
30. August in St. Aubin-Sauges: Mor-
gens Live-Auftritt im französischen
Schweizer-Radio RSR1, nachmittags
Auftritt beim Wettbewerb des Accor-
dissimo-Festivals. Abends Galakonzert.
31. August: Am Sonntag war Ruhe und
Zusammensein bei den Gastgebern bei
Carine und Gil Sollberger angesagt,
abends Reise nach Lyss in die nächste
Unterkunft.
In Lyss angekommen wurde den Strei-
chern klar, dass ihre schon seit einiger
Zeit „angeschlagenen“ Bogen die in-
tensive Studiozeit nicht überleben

ü #17 15
Am Aufnahmepult werden von Tonmeister Beat Gfeller die richtigen Regler bedient, damit die CD klanglich top wird!

Musiker hat man ganz selten im Stu- sangsaufnahmen vergessen! Und dann kirch (Frankreich), großes Konzert am
dio, so viel Energie und Präzision – un- ging’s richtig lustig hin und her… viel späteren Nachmittag.
glaublich. Abends kommen Sandra und Gelächter und die Jungs konnten kaum 8. September: Okay, die Aufnahme
Markus Fink von AME LYSS dazu, um singen vor lauter Lachen… aber schluss- steht und gefällt. Die Produktion kann
den Titel „SwissSka“ von Hans-Gün- endlich war auch der Gesang im Kas- losgehen.
ther Kölz zusammen einzuspielen. ten. Die Jungs der CONCERTINOaccor-
Nach drei Durchgängen ist auch dieses 7. September: Morgens früh letzter dion-band nehmen gegen Mittag die
Schweizer Volkslied im Ska-Rhythmus Schliff im Studio, dann Reise nach Alt- 32-stündige Heimfahrt zurück nach
im Kasten. Moldawien unter die Räder. Die ganze
3. September: Letzte kleine Korrek- Tour ergab fast 6000 Kilometer!
turen beim Aufnehmen. Beginn des 23. September: Beat Gfeller bringt die
Masterings – hören, hören, hören, wel- fertigen CDs zu AME LYSS, wo sofort
che Version ist denn jetzt die bessere, die vielen Vorbestellungen zur Aus-
wo ist mehr Energie drin. Nachmittags lieferung gelangen.
zusammenräumen, Fahrt nach Thun
zum Konzert. Das Ergebnis
4. September: Nachmittagskonzert im Eine großartige Leistung „Made in
Kloster Frienisberg in der Nähe von Switzerland“! Vom ersten Studiotag bis
Lyss. Abends wieder im Studio, weiter zur CD-Lieferung in nur gerade mal 23
mit Mastering... es wird ziemlich früh Tagen!
am Morgen. Zum Glück braucht man Zum Schluss meinte Beat Gfeller
die zugefallenen Augen nicht zum Die neue CD noch: „Ich hatte noch nie einen so hohen
Hören! Schnell entstanden und perfekt Kaffee-Konsum im Laufe von Auf-
5. September: Ruhen und shoppen, produziert – der fertige Silber- nahmen. Es war aber auch schon lange
abends Mithilfe bei der Probe beim ling kann sich hören lassen: „10 her, dass ich mit so guten Musikern
Jugendorchester Happy-Juniors des YEARS UNDER THE ROCKS“, arbeiten durfte, ein großer Genuss.
Akkordeon Spielrings Lyss. Anschlie- die neue CD der CONCERTINO- CONCERTINOaccordion-band spielt
ßend wieder Studio mit Mastering. accordion-band, beeindruckt auf einem professionellen Topniveau.“
6. September: Weitere kleine Maste- durch musikalisch überragende Und das ist jetzt für alle auf der neuen
ring-Schritte, nachmittags Reise nach Leistungen und ein fantastisches CD „10 YEARS UNDER THE ROCKS“
Gossau/St. Gallen, abends Konzert in Klangbild. auch in den heimischen vier Wänden
der großen Kirche. Fast wurden die Ge- zu erleben. Also: Unbedingt reinhören!

16 #17 ü
www.hoerbst.net

ü
Der Akkordeonpionier
Maurice Thöni
Eine CD-Edition erinnert an den
bedeutenden Schweizer Pädagogen,
Komponisten und Orchesterleiter

TEXT: GOTTFRIED AEGLER; FOTOS: ARCHIV GOTTFRIED AEGLER

ƒ Vor nahezu 35 Jahren, am 8. November 1980, verabschie-


dete sich der Schweizer Akkordeonpionier Maurice Thöni
in seiner Geburtsstadt Lausanne endgültig von dieser Welt.
In Vergessenheit geraten ist er nicht; eine CD-Edition er-
innert an den bedeutenden Akkordeon-Allrounder, der
allerdings der jüngeren Generation nicht mehr so gegen-
wärtig sein dürfte wie seinen damaligen Zeitgenossen.
Grund genug, sich seines Lebenswerks für das Akkordeon
zu erinnern...

Biografisches
Geboren wurde Thöni am 1. März 1897 als zweitjüngstes
von acht Kindern des Ehepaars Felix Thöni und Marie, geb.
Stoll, in Lausanne. Mit vier Schwestern und drei Brüdern
wuchs er auf. Abgesehen von seinen Wanderjahren als
Akkordeonist und seinem vorübergehenden Sesshaftwerden
in Bern (1927 bis 1931) und Zürich (1931 bis 1944) lebte der
in Brienz (Berner Oberland) beheimatete Thöni die meiste
Zeit in seiner Geburtsstadt.
Im Jahre 1923 verheiratete sich Maurice Thöni mit
Jeanne Indermühle aus Lausanne. Der Ehe entsprossen die
Tochter Jeanne (1925) und der Sohn Raymond (1927). 1945
verlor das Ehepaar Thöni seinen musikalisch vielverspre-
chenden Sohn bei einem Verkehrsunfall am Bürgenstock;
als Harmonielehre- und Kompositionsschüler von Hans
Haug hatte Raymond zu berechtigten Hoffnungen Anlass Maurice Thöni als junger Akkordeonist
gegeben und Haug sagte von ihm, er sei mit Abstand sein be-
gabtester Schüler.
Nachdem sich Maurice Thöni ab 1944 mit seiner Familie dem Teller die Runde machte, indem er mit dem stereotypen
dauernd an seinem Geburtsort Lausanne niedergelassen und Spruch „Jedermann möchte leben“ eine große Nickelmünze
dort gewirkt hatte, erkrankte er im Herbst 1979 ernsthaft in diesen warf. An Samstagen und Sonntagen gastierte er
und verstarb nach etwas mehr als einjährigem Krankenlager. mit Maurice in Schweizer Restaurants, wo der finanzielle
Erfolg größer war. 1912 kehre Maurice nach Lausanne
Der Akkordeonist, Orchesterleiter und Lehrer zurück, wo er auf geliehenen Instrumenten in Cafés auf-
Maurice Thöni zeigte schon früh Begabung und Interesse spielte. Im gleichen Jahr trat er auch an den „Bénichons“ im
für Musik: Schon im dritten Schuljahr entdeckte sein Freiburgerland mit einem Violinsolisten für fünf Franken
Lehrer das absolute Gehör, als er die Klasse fragte, ob ihm pro Tag auf.
jemand ein „a¹“ zum Stimmen seiner Violine geben könne. 1914 war er auch schon als Akkordeonsolist an der
Auch schon im frühen Kindesalter begann er heimlicher- Schweizerischen Landesausstellung in Bern engagiert und
weise auf einer einreihigen Harmonika seiner älteren 1917 lernte er den Akkordeonisten Piccoli kennen, mit dem
Brüder zu üben. 1911 reiste der damals 14-Jährige mit einem er im Duo bis Ende 1919 auftrat und die ganze Schweiz
„Individuum“ aus dem Berner Jura nach Paris. Besagter Mar- bereiste. 1920 gründete er das Ensemble „La Musique
quis glaubte aus dem Können des Jünglings Kapital schlagen champêtre de Huémoz“.
zu können. In Paris spielte Maurice in den Restaurants der Eine Zeitlang war er auch im Trio mit Emile Vuagniaux
Arbeiterquartiere zum Mittagessen, während Marquis mit und Gottfried Stucki unterwegs, und in den Jahren 1929 bis

36 akkordeon magazin #41


ü
Porträt

1939 trat er regelmäßig mit Albert Achermann im Duo auf.


Dieses Duo war so beliebt, dass es auch nach Frankreich und
Deutschland engagiert wurde. Im Repertoire hatte es vir-
tuose Konzertmusik, Ouvertüren, Potpourris, Opern- und
Operettenquerschnitte. 78er-Schallplatten aus jener Zeit
legen beredtes Zeugnis dieses erfolgreichen Duos ab.
Während seiner Zürcher Zeit rief er 1940 ein eigenes,
neun Mann starkes Unterhaltungs-Orchester ins Leben, das
oft im „Bauschänzli“ und im „St. Annahof“ gastierte. Ab
1941 trat er auch mit seinen beiden Kindern regelmäßig im
„Zeughauskeller“ auf. Aber auch im Radio war er mit ihnen
öfters zu hören. Im Studio Basel machte er bei Cedric
Dumont und im Studio Zürich bei Otto Würsch mit seiner
Tochter radioeigene Aufnahmen.
Ein absoluter Höhepunkt in Thönis Karriere als Akkor-
deonist war ohne Zweifel die musikalische Begleitung der Im Duo mit Albert Achermann
Folkloretänzergruppe Walter Saxer im Schweizer Pavillon
an der Weltausstellung in New York vom April bis Okto-
ber 1939, wo er vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs
überrascht wurde und über Gibraltar heimkehren musste.
1944 nach Lausanne zurückgekehrt, war er musika-
lischer Berater und Akkordeonist des Ensembles „Le Folly“,

„Maurice Thöni hatte eine


besondere Vorliebe für die
Spätromantiker Anton Bruckner
und Gustav Mahler.“

für das er eine ganze Anzahl Stücke schrieb. Hier gründete


er auch das Akkordeon- und Handharmonikaorchester
„Thöni-Harmonistes“, nachdem er bereits vorher den Hand-
harmonikaklub Zürich-Wiedikon geleitet hatte. Dass er in
Lausanne mit der Eröffnung einer Musikschule selber für
Nachwuchs in seinem Orchester sorgte, versteht sich von
selbst.

Der Komponist, Arrangeur und Verleger


Schon 1922 bestellte Fritz Blaser, Inhaber einer Hand-
harmonikaschule in Thun, Kompositionen bei ihm und
auch für Hans Blattner schuf er sieben Stücke. Von 1923 an
war er als Arrangeur im Verlag von Gottlieb Helbling in
Zürich, der heutigen Edition Helbling, angestellt, wo aus-
schließlich für diatonische Instrumente mit zwei Kreuz-
tönen arrangiert wurde. Verkaufserfolge des Verlages Helb-
ling stellten sich zunehmend ein und namentlich die vielen
Orchester aus Deutschland spielten Thöni-Arrangements,
woraus sich der Slogan entwickelte: „Meister Thöni am
meisten gespielt“. Opern- und Operettenquerschnitte wie
Friedrich Flotows „Martha“ oder Carl Zellers „Vogelhänd-
ler“ waren damals gefragt. Die Ungunst der Zeit – Nazi-
deutschland – brachten aber den Arrangeur um die Früchte
seiner Arbeit.
Maurice Thöni war als Komponist, Arrangeur und Musi-
ker ein absolutes Naturtalent. Ohne je irgendwo eine Unter-
richtsstunde in Harmonielehre genossen zu haben, wusste Akkordeontrio Thöni – Vuagniaux – Stucki

akkordeon magazin #41 37


ü
Thöni (links) im Ensemble „Le Folly“ Ensemble „La Musique champêtre de Huémoz“

er von alleine, wie die Harmonien seinen ihm vorschwebenden orches- nelle“ für Akkordeonorchester und
sein müssen, wenn sie gut klingen sol- tralen Klang trotzdem realisiert. Dass später Hans Haugs „Marche Expo
len. 1940 gab er seine Anstellung im er auch für die Revue du Théâtre de 1964“ für die gleiche Besetzung arran-
Verlag Helbling auf und gründete Lausanne Arrangements geschrieben gierte.
seinen eigenen Verlag, in dem er vor hat, zu denen er vom Chefdirigenten
allem Akkordeonmusik herausgab. Courtioux, Paris, beglückwünscht Thöni als Erfinder von
Maurice Thöni, der während sei- wurde, sei nur am Rande vermerkt. Harmonikainstrumenten
ner Zürcher Zeit regelmäßiger Gast in „Jede Note an seinem Platz“ war Thö- Schon als 17-Jähriger plante er ein
der Tonhalle und mit dem damaligen nis Devise und er bekam dies auch eigenes Instrument mit sogenanntem
Chefdirigenten persönlich bekannt von Gustave Doret, dem Schöpfer der Einzelbassmanual, was ihm ein ton-
war, hatte eine besondere Vorliebe für Musik zum Winzerfest 1927 in Vevey, höhenrichtiges Spiel im Gegensatz
die Spätromantiker Anton Bruckner bestätigt, als er dessen „Marche solen- zum gekoppelten Standardbassmanual
sowie Gustav Mahler. Dies mag wohl ermöglichte. 1917 wurde ihm sein
ein Grund zu seinen vollklingenden selbst entworfenes Instrument von
Arrangements für Akkordeonorches- Morino aus Genf geliefert. Dieses In-
ter gewesen sein. Er bedauerte es da- strument ist in seiner Disposition ein
rum zutiefst und empfand es als eine absolutes Unikat. So lassen sich zum
Verarmung, als die fünfzeilige Parti- Beispiel auf der Bassseite Akkorde
tur für Akkordeonorchester einge- mittels Registerhebeln in allen Um-
führt wurde. Um dies zu umgehen, kehrungen spielen. Er arbeitete da-
hat er die Stimmen von diesem Zeit- mals mit dem in Genf ansässigen
punkt an oft unterteilt und damit Akkordeonbauer Morino zusammen,

Maurice Thöni –
ein CD-Porträt
• Doppel-CD „Gedenkkonzert
100 Jahre Maurice Thöni“
• Live-Aufnahme 1997 in Thun

• Mitwirkende:
Akkordeonorchester Thun,
Gottfried Aeglers Volksmusi-
kanten, Vereinigung Thuner
Harmonikaspieler, Selve-
Blaskapelle, Stadtmusik Thun

Erhältlich über
Maurice Thöni, Wertungsrichter beim www.thoeni-edition.ch
Wettbewerb Der Arrangeur

38 akkordeon magazin #41


ü
Porträt

Mit seiner Sonderanfertigung der Hohner Morino Thönis Morino mit spezieller Bassseite

der später auf sein Betreiben hin bei zwischen Diskant und Bass zu füllen. pionier sowohl als Ideengeber wie als
der Firma Hohner in Trossingen ange- So sind die leider aus der Mode ge- Musiker Geschichte geschrieben, die
stellt wurde. Sein damals von Morino kommenen, eine Quinte tiefer klin- auch im Ausland die entsprechende
gebautes Akkordeon steht heute im genden diatonischen F-B-Instrumente Anerkennung gefunden hat.
Trossinger Harmonika-Museum. Nach seine Schöpfung. Und auch der nach Thönis Urteil war an vielen kan-
dem Zweiten Weltkrieg baute Mo- ihm benannte Thöni-Bass, der noch in tonalen, nationalen und internationa-
rino für Maurice Thöni nochmals ein Gebrauch ist, wurde nach seinen len Wettbewerben in den Jahren 1933
Instrument, das in Privatbesitz ist. Ideen gebaut. Er war es auch, der sich bis 1959 hoch geschätzt. Es ist deshalb
Während seiner Zeit als Arrangeur sehr für die Vereinheitlichung der kaum verwunderlich, dass er sowohl
beim Verlag Helbling musste er, da Diskanttastatur der diatonischen vom Schweizerischen Akkordeon-
mit diatonischen Instrumenten kein Handharmonika, die damals in vielen lehrer-Verband wie vom Eidgenös-
orchestraler Klang zu realisieren war, Varianten existierte, eingesetzt hat. sischen Harmonika-Musik-Verband
Instrumente erfinden, um die Lücke Maurice Thöni hat als Akkordeon- zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Aus Liebe zur Musik.

NEUE HOMEPAGE
Mit Occasion-Shop und vielen Bildern

10 JAHRE
BELTUNA
SCHWEIZ
Beltuna Schweiz, Hermann Baur Musik AG
Wartstrasse 22, CH-8400 Winterthur, Tel. +41 52 212 13 13, www.beltuna.ch

akkordeon magazin #41 39


ü
TEXT: FLORIAN REXTER; FOTOS: PRIVAT

ƒ Während das Akkordeon aus der


Volksmusik und der Kleinkunst nicht
wegzudenken ist, ist es in der Pop­
musik doch eher Mangelware – ent­
weder weil Popmusiker Angst haben,
damit irgendwo in die Schlagerecke
gedrängt zu werden, oder einfach weil
sie den Sound des Akkordeons in der
Popmusik einfach nicht einzusetzen
wissen.
Eine Ausnahme jedoch ist einer
der wohl größten Hoffnungsträger
der deutschen Newcomer­Szene: Gor­
don November.
Gordon November hat mit seinen
28 Jahren bereits alles erreicht, was
man ohne Plattenfirma erreichen
kann. Er gewann unter anderem den
Potsdamer Musikpreis (1. Preis und
Publikumspreis), den SWR3 Nach­
wuchspreis oder den Troubadour
Stuttgart. Mittlerweile füllt er bereits
1000er­Hallen und seine Konzerte
wurden bereits mehrfach im Privat­
fernsehen ausgestrahlt.

"Das Akkordeon ist meine


Geheimwaffe..."
Obwohl Gordon eigentlich gelernter
Pianist und Sänger ist, ist das Akkor­
deon für seine Musik ein nicht zu er­
setzender Bestandteil.
Immer wenn am Ende seiner Kon­
zerte das Publikum laut nach Zugabe
ruft, schleicht sich Gordon von hinten
in den dunklen Saal und schnallt sich
seine alte Hohner Arietta um. „Die
alten Hohner­Akkordeons sind für
mich einfach unschlagbar. Diese 50
Jahre alten Instrumente sind alle noch
made in Trossingen, klingen immer
noch unvergleichlich, sind leicht –
und sie können sogar ohne Verstär­
kung eine 1000er­Halle zum Kochen
bringen.“
Für seine kleine Arietta hat er ge­

Das Akkordeon ist rade mal 150 Euro bezahlt. „Bei Ak­
kordeons würde ich mir nie ein neues

seine Geheimwaffe Instrument kaufen.“


Während das Publikum immer
noch Zugabe ruft, fängt Gordon hin­
ten im Saal an zu spielen und läuft
Florian Rexer zu Besuch bei Gordon November, langsam nach vorne. Bei dem, was
einem wahren Vollblutmusiker, der das Gordon jetzt macht, würde sich jeder
andere Popmusiker vermutlich die
Akkordeon für absolut poptauglich hält und Hände über dem Kopf zusammen­
virtuos einsetzt in seinen Bühnenshows schlagen: Er spielt Volksmusik – und

40 akkordeon magazin #41


ü
zwar aus vollstem Herzen. Welches
Lied er spielt, entscheidet er spontan.
„Wenn das Publikum die ganze Zeit
nur Popmusik gehört hat und auf ein­
mal spielst du ‚Rosamunde‘, ‚Auf der
Vogelwiese‘ oder ‚Schützenliesel‘,
dann rasten die Leute völlig aus – ein­
fach weil niemand damit gerechnet
hätte. Dann reißt es selbst die Rock­
musikfans von den Stühlen und sie
singen mit. Man kann also sagen, das
Akkordeon ist meine Geheimwaffe –
jedoch nicht nur auf der Bühne, son­
dern auch im Studio.“

„Diese alten
Instrumente klingen
immer noch
unvergleichlich.“
Gordon November

„...nicht nur auf der Bühne,


sondern auch im Studio.“
In den vergangenen zwölf Monaten
hat Gordon November sein erstes
Studio­Album aufgenommen. Neben
vielen Männerthemen, immer geist­
reich und oft humorvoll verpackt, be­
handelt er auch Probleme, mit denen
sich seine Generation, die vieldisku­
tierte „Generation Y“, auseinander­
setzen muss: Leistungsdruck – bereits
ausgebrannt sein nach dem Studium
oder die eigene Lebensplanung unter
immer größerer Unsicherheit zu be­
wältigen.
Das Album haben Gordon Novem­
ber und sein Bandkollege Rares Popsa
mit einem mobilen Setup aufgenom­
men. Weil sie zu Hause fast keine Immer voller Einsatz, ob mit Akkordeon oder am Piano
Instrumente und keine guten Auf­
nahmeräume hatten, sind sie durch
halb Deutschland getingelt und haben und SPL waren von den beiden krea­ Was einem beim Durchhören des
dort angehalten, wo es Aufnahme­ tiven Produzenten derart begeistert, Albums jedoch auffällt: Bei nur einem
räume und teure Instrumente gab. So dass sie diese anschließend in ihre Song (Kavalier José) ist wirklich ein
landeten sie schließlich an Kirchen­ Corporate Artists aufgenommen ha­ Akkordeon zu hören. Wo ist also der
orgeln, in Musikhochschulen oder ben und sie seither als Endorser un­ Rest? „Wir haben in mehreren Lie­
auch im Klavierhaus Hermann in terstützen. Die Videoreportagen von dern das Akkordeon eingesetzt. Aller­
Trossingen, wo die Akkordeon­ und den Aufnahmen werden derzeit regel­ dings hört man es nur, wenn man
Klavieraufnahmen gemacht wurden. mäßig auf Gordons Facebook­Seite weiß wo es ist. Bei der Produktion
Die deutschen Audiohersteller RME veröffentlicht. wollten wir auf kalte Software­In­

akkordeon magazin #41 41


ü
auch viel experimentiert: Am Ende
nahmen wir beispielsweise mit dem
Akkordeon die Hammond­Linie auf
und bearbeiteten die Spur in ‚Cubase‘
dann mit ‚GuitarRig‘. Dort ließen wir
die ganze Akkordeonspur durch einen
Leslie­Verstärker laufen und schalte­
ten den Rotaryspeaker ein. Das Er­
gebnis klingt verblüffend – wie eine
Hammondorgel, lediglich noch brei­
ter und mit viel Dynamik.“ Das Al­
bum befindet sich gerade im Maste­
ring und soll nächstes Jahr veröffent­
licht werden.

Suche nach engagierten Partnern


Im Klavierhaus Hermann in Trossingen
Kaum zu glauben: Alles, was Gordon
bislang erreicht hat, schaffte er ohne
Label, Management oder Booker.
strumente verzichten und so viel wie Registratur und Spielweise sowohl „Allerdings haben wir mittlerweile so
möglich mit richtigen Instrumenten sehr breit als auch sehr schmal klin­ viel erreicht und Möglichkeiten er­
einspielen. Synthesizer haben wir gen. Immer jedoch klingt es sehr arbeitet, dass wir jetzt externe Partner
zum Beispiel durch eine Kirchenorgel natürlich und warm – mit vielen benötigen, um die ganzen Projekte
ersetzt und die Streichersätze sowie Schwingungen. Alleine mit diesen Ei­ überhaupt bewältigen zu können. Be­
Hammondorgeln eben durch ein Ak­ genschaften kann man bereits einen vor wir den nächsten Schritt gehen
kordeon. Das Akkordeon ist ein In­ ganzen Streichersatz ersetzen. Aus der können, brauchen wir engagierte
strument mit einem riesigen Dyna­ Not heraus, weil wir auch keine Ham­ Partner.“
mikumfang. Zudem kann es je nach mondorgel hatten, haben wir dann

Ihr AKKORDEON und HARMONIKA


Spezial-Fachgeschäft in Deutschland
A L L i n O N E In unserem Geschäft sind ständig über 500 neue und gebrauchte Akkordeons hoch-
wertiger Marken sofort antestbar - einzigartig! wie: Ballone Burini, Beltuna, Borsini, Bugari, Excelsior, Fismen,
Hohner, Kärntnerland, Limex, Mengascini, Müller, Pigini, Roland, Scandalli, Serenellini, Strasser, Weltmeister

Fachmännische Bera- Riesenauswahl an Mietkauf, günstige


Versand frei Haus mit Finanzierung, Ankauf,
tung, Reparatur-Service Neu- und Gebraucht-
Garantie Inzahlungnahme
instrumenten

Riesiges Noten- LIMEX-Midi-Systeme:


sortiment, Große Stimmung in eigener Vorführ- / Einbau- / Vorführmodelle bis zu
Zubehörauswahl: Gig- Akkordeonwerkstatt Service-Center für 20 / 30 / 40 % reduziert
Bags, Tragriemen, etc. Akkordeons und Har-
monikas
24 Std
.O
www. nline-Shop
musik
-piets unter:
ch.de

Biffachstraße 4 | 76646 Bruchsal-Heidelsheim


ü

07251 / 55816 | info@musik-pietsch.de


Pino Di
Modugno
feiert seinen 80. Geburtstag

ƒ Am 5. November 2014 feierte der berühmte Akkor-


deonist Pino Di Modugno seinen 80. Geburtstag. Ihm
zu Ehren organisierte die italienische Stadt Bari ein
unvergessliches Ereignis: ein außergewöhnliches Kon-
zert mit dem Sinfonieorchester, bei dem die ganze
Di-Modugno-Familienbande beteiligt war. Pino Di
Modugno trat mit dem Akkordeon auf, sein Sohn
Nando mit der Gitarre, Vito als wahrer Virtuose an
Klavier und Hammond-Orgel sowie der Neffe Vito Jr.
mit dem Bass und Mino Petruzzelli am Schlagzeug. Das
Orchester wurde perfekt von Cettina Donato, einem
berühmten sizilianischen Musiker, geleitet.
Pino spielte geradezu magisch, in seiner gewohnten
Jetzt inklusive neue Registrationen:
und außergewöhnlichen Art und Weise. Er zog das
 Stubenmusik  Gitarren - von Hawaii bis Shadows
Publikum mit seinem breiten Repertoire, das eine Reihe
 Orgel: typisch Hammond…
von bekannten Liedern, wie etwa die Tangos von Piaz-
 Sakralorgel: von Air bis Tocatta
zolla oder Evergreens der Pop-Musik (etwa „Dizzy
 Musette: Vive la France!
Fingers“ und „Tico Tico“) beinhaltete, in seinen Bann.
 Sowie die bewährten Oberkrainer Sets
Etwa 700 Gäste wohnten der Veranstaltung bei, und und MP3 Rhythmen
der Besitzer der Firma Beltuna Akkordeons, Arnaldo  Anwender Erfolgspaket  36 Monate Garantie
Mengascini, überreichte mit seiner Frau persönlich ein

4.859,–
Geschenk an den Künstler. Das nagelneue Instrument, (UVP € 5.150,-)
speziell für ihn gefertigt, wurde sofort im Konzert Sonderpreis €
verwendet: ein Modell Spirit. Anwesend waren am Knopfversion FR-8xb
5.069,–
Abend auch der Direktor des Konservatorium Santa (UVP € 5.360,-)
Cecilia in Rom, der einer der ersten Studenten von Pino Sonderpreis €
Di Modugno war, und natürlich viele gute Freunde, die
für Pino eine sehr angenehme Überraschung waren. MISTER MUSIC Entertainer & Profishop
Brambach 29 ·78713 Schramberg-Sulgen
Fon 0 74 22 / 99 10 - 0
ü E-Mail info@mistermusic.de
Internet www.mistermusic.de
Hans Georg Brunner-Schwer (links) mit seinem Produktionsleiter, Hans Georg Brunner-Schwer mit Akkordeonist Andreas Hermeyer
dem Akkordeonisten Willi Fruth (Autor des vorliegenden Beitrags) im MPS-Studio während der
Aufnahmen für seine Akkordeon-CD „Schwarzwald Solo“

„Life goes on without me“


Zum 10. Todestag: Erinnerungen an den „MPS-Akkordeon-Mentor“
Hans Georg Brunner-Schwer

TEXT: ANDREAS HERMEYER; FOTOS: ARCHIV

ƒ Dem Akkordeon war er sehr verbunden, und während ich


diese Zeilen schreibe, höre ich in Gedanken jenes Musik-
stück, mit welchem Hans Georg Brunner-Schwer auf seiner
unfreiwilligen „letzten Reise“ begleitet wurde, einen seiner
liebsten Songs mit der Zeile „Life goes on without me“.
Der legendäre Jazzpianist Oscar Peterson spielte „Just a
Gigolo“ auf Wunsch Brunner-Schwers am Ende seines zwei-
ten MPS-Soloalbums „Tracks“, und mit eben diesem Titel
sollte sich der Lebensweg eines ganz außergewöhnlichen
Menschen schließen. Hunderte trauernde Menschen, da-
runter zahllose Musiker von internationalem Rang, fanden
sich ein, als Hans Georg Brunner-Schwer am 21. Oktober
auf dem Friedhof in Villingen/Schwarzwald beigesetzt
Akkordeonist Hubert Deuringer (3. von links) im MPS-Studio 1962 wurde. Eine Woche zuvor ereilte ihn das gleiche Schicksal
beim Abhören der Tentett-Aufnahme „Saxomatic“ mit HGBS wie schon einige Jahre zuvor seinen engen Mitarbeiter und
(rechts) und anderen Künstlern (u. a. Dieter Reith, 2. von links)
Co-Produzenten Joachim Ernst Berendt, beide starben
77-jährig auf tragische Weise durch einen Verkehrsunfall.

Das legendäre MPS-Label


Über Hans Georg Brunner-Schwer (im Folgenden auch
HGBS genannt) und sein Label SABA /MPS (Musik Produk-
tion Schwarzwald) wurde viel geschrieben, jedoch sind die
Darstellungen oft sehr einseitig. Ausschließlich vom Jazz ist
die Rede, obwohl HGBS ein weitaus umfassenderes Musik-
verständnis hatte, als es die meisten der gut gemeinten
Artikel auch nur erahnen lassen! George Duke, Wolfgang
Dauner, Martial Solal, Hans Koller, Attilla Zoller, Rolf
Kühn, Albert Mangelsdorf, Joachim Kühn, Dave Pike – allen
Kennern der Jazzszene sind diese und viele andere Namen,
die genannt werden müssten, große Vorbilder, und diese ver-
danken HGBS nicht nur einige wunderbare Schallplatten-
Ausgelassene Stimmung (von links): die Akkordeonisten Rolf Rolle, aufnahmen, sondern viele unter ihnen sogar den Start ihrer
Willi Fruth, Hubert Deuringer und Art Van Damme mit HGBS Karriere.

44 akkordeon magazin #41


ü
HGBS mit Star-Pianist Friedrich Gulda (rechts) im MPS-Studio

Elke Baur ließ viele dieser Musiker in ihrer 2005 er-


schienenen 90-minütigen Filmdokumentation „Jazzin’ The
Black Forest“ persönlich zu Wort kommen, sämtlich wirken
sie cool und lässig und reduzieren HGBS auf einen jazz-
besessenen, außerordentlich großzügigen Menschen, der
durch das SABA-Erbe zum „Millionen-Schwer“ wurde, sei-
nen Musikern eine ideale Plattform bot und sie obendrein
noch fürstlich entlohnte. „Rührend sei es gewesen“, so der
MPS-Hausbassist Eberhard Weber, Brunner-Schwer dabei
zu beobachten, „wie er beim Abhören von Aufnahmen sei-
ner Lieblingspianisten die Soli auf einer Tischplatte nach-
spielt, gerade so, als seien sie von ihm!“
Was Weber hier anekdotisch berichtet, war der Aus-
druck höchster Musikalität und musikalischem Empfin-
dens, wie es nur wenigen Menschen gegeben ist. Brunner-
Schwers Aufschwung in einen fast extatischen Zustand
beim Musikhören – dies übrigens bei immenser Lautstärke
– war für ihn bezeichnend.

Verkannte Akkordeon-Affinitäten
Zeit seines Lebens galt Brunner-Schwers besondere Lei-
denschaft zwei Instrumenten: dem Klavier, das versteht
sich von selbst, hört man die zahllosen von ihm persönlich

Konzentriert bei
MPS-Produktion:
Hubert Deu-
ringer bei der
Einspielung
„Über die Prärie“,
1972

ü
Marlies Brunner-Schwer (Ehefrau von HGBS) mit Jazz-Legende Zuhörer beim Hauskonzert im Wohnzimmer Brunner-Schwers
Oscar Peterson im Privatstudio des Wohnhauses

Der Jazz-Star im
„Spüldienst“: Oscar
Peterson beim Abwasch
mit Marlies Brunner-
Schwer, 60er Jahre
Imperium des „Millionen-Schwer“: die SABA-Werke

betreuten Einspielungen von Weltstars wie Oscar Peterson, sammlung Brunner-Schwers, darunter zwei Instrumente
George Shearing, Eroll Garner, Friedrich Gulda – und dem von Giovanni Gola, das originale „Excelsior“ von Art Van
Akkordeon! Weder einem der zahlreichen Artikel in Fach- Damme (dieser schenkte es HGBS nach seiner letzten MPS-
zeitschriften noch dem Film von Frau Baur war die Akkor- Aufnahme) u. v. m.
deonaffinität Brunner-Schwers auch nur eine Erwähnung
wert! Großartige Opulenz
Hauptsächlich mit Akkordeonisten machte HGBS seine Hans Georg Brunner-Schwer liebte alles Große, nichts
ersten Aufnahmeerfahrungen, unter anderem mit seinem konnte ihm opulent genug sein! So ließ er auf eigene Kosten
späteren Aufnahmeleiter Willi Fruth, der ein sehr feines das „Deutsche Tanz- und Unterhaltungsorchester“ mit nahe-
Quartett/Quintett leitete und eine Akkordeonstilistik „par zu 100 Musikern unter seinem Dirigenten Willi Stech wie-
excellence“ entwickelte. Des Weiteren waren es Rolf Rolle der „auferstehen“, welches auf zahlreichen großartigen Plat-
und Hubert Deuringer, die weit vor den Zeiten von MPS in ten dokumentiert ist. Auch seine Sammlung von mehreren
Brunner-Schwers Privatstudio Aufnahmen machten. Maybach-Limousinen spricht für sich!
Über AFN Stuttgart hörte HGBS den amerikanischen Mit dem großen Südfunkorchester Erwin Lehn, mit den
Akkordeonisten Art Van Damme, dies führte später zu Orchestern von Nelson Riddle, Claus Ogerman, Robert
einer herzlichen Freundschaft und neun wunderbaren Farnon und vielen anderen produzierte er wunderschöne
MPS-Alben Art Van Dammes, eines darunter mit dem Schallplatten, die Unsummen von Geld verschlungen haben
Streichorchester Hubert Deuringer, dem Brunner-Schwer müssen. Mit Friedrich Gulda, für den er eigens einen Bösen-
scherzhaft vermittelte, jetzt könne er endlich einmal einen dorfer Imperial anschaffte, nahm er das komplette „Wohl-
„richtigen“ Akkordeonisten hören! temperierte Klavier“ von Bach, die Préludes von Debussy so-
Im Privatarchiv von HGBS befanden sich die kostbars- wie Beethovens „Diabelli-Variationen“ auf, für seine Auf-
ten Akkordeoneinspielungen, unter anderem von Joe Moo- nahme der „Gregorianischen Gesänge“ erhielt er den Deut-
ney, der – fast erblindet – durch einen Unfall auch noch schen Schallplattenpreis – diesen übrigens auch für die erste
einen Teil seines Gehörs verlor und trotz allem ein sagen- A-cappella-Platte der „Singers Unlimited“.
haftes Akkordeon spielte. Im Frühjahr 2004 gab Hans Georg Brunner-Schwer
Über seinen Freund Gene Puerling kam HGBS an Bän- seine letzte CD-Produktion heraus, sie war wieder dem
der von Nancy Marano (Gesang) und Eddie Monteiro Akkordeon gewidmet! Er kommentierte sie mit den Wor-
(Akkordeon), und nie vergesse ich die Freude, die wir beide ten: „Ich fühle mich jetzt in meinem Studio wieder zu
beim Abhören dieser Aufnahmen während einer unserer Hause, wir sagen daheim.“
nächtlichen „Sitzungen“ empfanden. Er starb am 14. Oktober 2004, sein Studio in Villingen
Erwähnt sei auch noch die bemerkenswerte Akkordeon- steht heute unter Denkmalschutz.

46 akkordeon magazin #41


ü
ü
Technische
Perfektion und
Interpretation
67. Coupe Mondiale der Confédération
Internationale des Accordéonistes

Gesamtsieger Vitaly Kondratenko (Russland)

TEXT: DR. HERBERT SCHEIBENREIF; FOTOS: THOMMY WEISS/PIXELIO.DE, COUPE MONDIALE

ƒ Für den Harmonikaverband Öster- cken. Der Standort am Mirabellgarten ähnliche Werte, allerdings durch 90
reich (HVÖ) war es eine große Ehre, im Herzen der Stadt, der hohe techni- Teilnehmer aus dem eigenen Land)
den Coupe Mondiale bereits zum sche Standard, die Vielseitigkeit, die wurde an den ersten beiden Wett-
4. Mal – nach Wien 1960, Salzburg Professionalität und Flexibilität des bewerbstagen auch der Wolf-Diet-
1970 und Linz 1983 – unter der Personals sind verantwortlich für den rich-Saal benötigt. Im Foyer waren
Schirmherrschaft der Confédération Erfolg dieses Veranstaltungsortes. Ein Aussteller aus der ganzen Welt aktiv,
Internationale des Accordéonistes Charakteristikum sind die vielen es gab Einspielräume für die Kandi-
(CIA, IMC-UNESCO) veranstalten zu räumlichen Möglichkeiten: der „Eu- daten sowie das Office der CIA und
können und gleichzeitig damit sein ropasaal“ hat 900 bis 1300 Sitze, dort der Veranstaltungsleitung.
60-jähriges Bestehen zu feiern. Die wurden die Wettbewerbe, alle Abend- In den verschiedenen Wettbe-
internationale Reputation Salzburgs konzerte, das Preisträgerkonzert samt werbskategorien setzte sich der Trend
als Mozart-Stadt sowie der wunder- dem Welt-Akkordeon-Orchester VIII der letzten Jahre fort: technische Per-
bare Salzburg Congress als Veranstal- durchgeführt. Im kleineren „Karajan- fektion ist Voraussetzung, es geht um
tungsort trugen das ihre dazu bei, saal“ mit 300 Sitzen fanden auch die Interpretation der einzelnen Wer-
mehr als 160 Teilnehmer aus 30 Län- Wettbewerbe und die CIA-Meetings ke. Dementsprechend sind die Unter-
dern zu diesem internationalen ak- statt. Bedingt durch die hohe Teilneh- schiede oft minimal! So trennte nach
kordeonistischen Großereignis zu lo- merzahl (nur Shanghai erreichte 2011 der 1. Runde in der höchsten Kate-

ü
Veranstaltung

Wenyi Wu aus China gewann das Masters Matthias Matzke gewann im digitalen Fach Großartiges Konzert: Yuri Shishkin

gorie Coupe Mondiale die drei Erst- Abend war aus inter-
platzierten gerade jeweils ein Hun- nationaler Sicht sicher
dertstelpunkt. Nach einem barocken, das Highlight mit dem
virtuosen und melodiösen Werk in Auftritt der Bajan-Le-
der 1. Runde, einem zyklischen Origi- gende Yuri Shishkin,
nalwerk in der 2. sowie einem halb- Klezmer Reloaded so-
stündigen Wahlprogramm in der 3. wie dem Klaus Paier
Runde (alles auswendig vorgetragen) Trio. Im dritten Kon-
fanden sich alle sechs Finalisten in- zert glänzten Trio
nerhalb von etwas mehr als einem hal- Akk:zent, Wolfgang Di-
ben Punkt. In den anderen Katego- metrik, [:klak:], Gott-
rien war es nicht viel anders: so betrug fried Hubmann, Tango Die drei Dirigenten des World Accordion Orchestra
die Differenz in der Masters-Katego- meets jazz und das Wie-
rie zwischen dem 1. und 3. Platz (noch ner Akkordeon-Kammer-Ensemble. lien) und Herbert Scheibenreif (Ös-
dazu ex-aequo!) 8 Hundertstelpunkte. Das Freitag-Konzert wurde von den terreich) verliehen, die Auszeichnung
Insgesamt hat sich an der Dominanz Wiener Neustädter Ziehharmonikern Honored Friend ging an den Italiener
russischer, chinesischer und serbi- sowie Isabella Krapf (Mundharmoni- Marco Cinaglia.
scher Kandidaten nichts geändert, ka) und Christian Höller (Akkordeon) Das World Accordion Orchestra
wohl eine Konsequenz der Ausbil- eingeleitet, bevor dann das Finale der VIII (2007 in Washington von Joan
dungssysteme in diesen Ländern. Senior Virtuoso Entertainment über Cochran Sommers gegründet) bestand
Dank einer Anregung des Konservato- die Bühne ging. dieses Mal aus etwa 170 Mitgliedern
riums in Trossingen, das auch den Nachdem sie ihr Land USA 1955 (Akkordeonisten und Chor), darunter
Preis zur Verfügung stellte, wurde und 1956 beim Coupe Mondiale als vielen CIA-Offiziellen einschließlich
erstmals in der Mozart-Stadt ein Mo- Kandidatin vertreten und danach bald Raymond Bodell (CIA-Präsident und
zart-Preis ausgetragen. Natürlich wa- 60 Jahre der CIA in verschiedenen Be- Konzertmeister), Kimmo Mattila (Ge-
ren da Kandidaten aus Ländern im reichen gedient hatte, legte Prof. Joan
Vorteil, wo die Interpretation klassi- Cochran Sommers nun ihre sämt-
scher Werke bereits eine große Tradi- lichen Funktionen zurück. Auf Vor-
tion hat. schlag des CIA-Präsidenten Raymond
Die Rahmenkonzerte standen un- Bodell wurde Joan Cochran Sommers
ter dem Motto „60 Jahre HVÖ“ und vom CIA-Kongress in Salzburg ein-
zeigten die breite Entwicklung des stimmig zum Ehrenmitglied der CIA
Instruments in verschiedene Richtun- gewählt. Nach Maddalena Belfiore,
gen in der österreichischen Akkor- Walter Maurer und Faithe Deffner ist
deonwelt der letzten Jahre auf. Im sie erst die vierte Person, der diese
Eröffnungskonzert musizierten als Ehre zuteil wurde. Der prestigeträch-
Gastgeber der Veranstaltung die Salz- tige CIA Merit Award wurde heuer als
Prof. Joan
burger Klavitoniker, Duo Contact, Anerkennung für herausragende Ver- Cochran
Les Cascadeurs, Auf Zug und Druck dienste um die internationale Akkor- Sommers
und Ars Harmoniae. Der zweite deonbewegung an Luigi Bruti (Ita-

ü
akkordeon magazin #41 49
Die ersten drei Preisträger der neun Wettbewerbskategorien:
Coupe Mondiale Junior Virtuoso Entertainment
1. Vitaly Kondratenko (Russland) 1. Jean-Baptiste Baudin (Frankreich)
2. Laimonas Salijus (Litauen) 2. Nikolai Ovchinnikov (Russland)
3. Qi Ma (China) 3. Andrea Di Giacomo (Italien)

Masters Coupe Mondiale Ensemble


1. Wenyi Wu (China) 1. Sibirisches Bajan-Duett (Russland)
2. Aleksandar Knezevic (Serbien) 2. Duo Jedynecki-Mikolajczyk (Polen)
3. Nikolas Lazic (Österreich) 3. Fantazy (Russland)
Vasil Bendas (Ukraine)
Digitales Akkordeon
Junior Coupe Mondiale 1. Matthias Matzke (Deutschland)
1. Aleksandr Komelkov (Russland) 2. Dorin Grama (Moldawien)
2. Milos Mladenovic (Serbien) 3. Alexander Bodell (Großbritannien)
3. Rodion Shirokov (Russland)
Mozart-Preis
Senior Virtuoso Entertainment 1. Duo Jedynecki-Mikołajczyk (Polen)
1. Sergei Lobkov (Russland) 2. Mladen Vukmir (Serbien)
2. João Guerreiro (Portugal) 3. Duo für Violine und Akkordeon
Oben: Vitaly Kondratenko mit Viatcheslav 3. Mahatma Costa (Brasilien) (Litauen)
Semionov. Unten: Sergei Lobkov bei der
Siegerehrung.

neralsekretär), Harley Jones (PR- bert), und schließlich mit dem vom das „CIA-Kompositions-Portfolio 2014“
Manager), Li Cong, Herbert Scheiben- Chor unterstützten Finale „Let there aufgenommen wurden: „Zheng Zai“
reif, Viatcheslav Semjonow (CIA-Vi- be Peace on Earth“ (Sy Miller & Jill von Gorka Hermosa Sanchez (Spanien)
zepräsidenten), Mirco Patarini (CIA- Jackson, arr. Joan Cochran Sommers). und „The Wasteland“ von Dražan
Musikkomitee), Kevin Friedrich Die drei Dirigenten Jacob Noordzij, Kosorić (Bosnien und Herzegowina).
(Botschafter) sowie vielen Wettbe- Werner Weibert und Joan Cochran Die Wettbewerbe und Live-Kon-
werbskandidaten und Delegierten. Sommers wurden zum Abschluss des zerte des Coupe Mondiale waren wie-
Von Gastgeberseite wurde das Orches- Konzerts von CIA-Präsident Raymond der im Livestream direkt im Internet
ter tatkräftigst unterstützt vom Musi- Bodell geehrt. zu sehen. Dank Koordinator Frédéric
kum-Orchester Salzburg, der Akkor- Die CIA ist stets bemüht, neue Deschamps waren Interessenten in
deon-Viel-Harmonie Salzburg, dem Kompositionen für das Akkordeon zu der ganzen Welt in der Lage, die Wett-
Salzburger Akkordeonverein Saalfel- fördern. Die neuen Solowerke 2014 bewerbe zeitgleich mitzuverfolgen,
den sowie den Wiener Neustädter wurden im Rahmen der Coupe Mon- und natürlich wurden alle Darbie-
Ziehharmonikern. Das Programm be- diale zum ersten Mal vorgestellt und tungen für spätere Nutzer auch archi-
gann mit den weltbekannten Melo- von den internationalen Juroren, viert. Zusätzlich zum Live-Streaming
dien aus „The Sound of Music“ Delegierten, Kandidaten und dem waren Berichte mit Details und Bil-
(Richard Rodgers, arr. Werner Wei- Publikum bewertet. Nach Anhörung dern des täglichen Geschehens sowie
bert), danach „A Tribute to Bernstein“ aller Kompositionen wurden jene Videomaterial auf der Coupe-Mon-
(Leonard Bernstein, arr. Werner Wei- Werke ausgewählt, die von der CIA in diale-Website www.coupemondiale.org
verfügbar, wo das Publikum auch
Videos der ersten drei Preisträger je-
Der derzeitige Vorstand der CIA: der Kategorie genießen sowie die voll-
Exekutivkomitee: Musikkomitee: ständigen Ergebnisse der Wettbe-
Präsident: Präsident: werbe nachlesen konnte.
Raymond Bodell (Großbritannien) Mirco Patarini (Italien) Während des Coupe Mondiale
Vizepräsidenten: Li Cong (China) Vizepräsident: hielt die CIA ihre 132. Generalver-
Herbert Scheibenreif (Österreich) Alexander Selivanov (Russland) sammlung der Delegierten ab, wo
Viatcheslav Semjonow (Russland) Mitglieder: das Exekutivkomitee und das Mu-
Generalsekretär: Milan Bjeletic (Serbien) sikkomitee für die kommenden vier
Kimmo Mattila (Finnland) Grayson Masefield (Neuseeland) Jahre neu gewählt wurden.
PR-Manager: Andreas Nebl (Deutschland) Der nächste Coupe Mondiale wird
Harley Jones (Neuseeland) Kazys Stonkus (Litauen) vom finnischen Verband vom 6. bis
CIA-Ambassador: Jörgen Sundequist (Schweden) 11. Oktober 2015 in Turku ausgerich-
Kevin Friedrich (USA) tet.
Info auf www.coupemondiale.org

50 akkordeon magazin #41


ü
#09

HARMEOLNTIK A
AWELT

W
HARMONIK

e
für die Steir isch
Das Magazin Original-Stücke
in Griffschrift
zum
Spielen & Sam
meln
Z
nfo

HARMONIKA
onikawelt.i
www.harm

Tippsis&
Prax
JANU AR 2015

elt man am
Gemeinsam spi steiner
. beim Traun
schönsten..

WELT
gar t
3

Jugendhoa
24289 9063-
ISSN

Szene &
CHF

Leute
7,50 EUR | 9,50

s Stickler
Marie-There gs...
ärts unterwe
Immer weltw

Das Magazin für die Steirische


f der Ziehh armonika
au
SCHN
ISCHE QUET
DIE HISTOR
e&
Handwerklich he Juwelen
Musikalisc Die Harmonikawelt informiert als unabhängiges Fachmagazin Harmo-
nikaspieler – und solche, die es noch werden wollen – unterhaltsam und
30 JAHRE
HARMON
kompetent über wichtige Ereignisse und Themen. Dabei liegt der Blick
SCHMIDT IKA

ES
SPIELERISCHN GENERA
UE
DIE NE TION auf der volksmusikalischen Tradition, geht aber auch immer über den
GRENZGEHE
Tellerrand hinaus. Die Harmonikawelt ist neu – und neugierig!

Porträts von Künstlern und Musikgruppen, Veranstaltungsberichte und


Heftpreis 7,50 Euro -ankündigungen, Rezensionen aktueller Tonträger und Bücher eröffnen
6x im Jahr für 42,50 Euro die kulturelle Vielfalt rund um die Steirische. Verschiedenste Hersteller
bleiben im Blickfeld: mit Werkstattreportagen, unabhängigen
Instrumententests und Berichten.

Das „Zuckerl“ für den Spieler: der ausgiebige Praxisteil. Die goldene

Sie erreichen uns telefonisch unter


Mitte jeder Ausgabe besteht aus einem Notenteil mit vollständigen
Titeln, entnommen aus Griffschriftheften verschiedener Lehrer und

+49 (0)221 297708-22


Anbieter, aufgeteilt in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade.

Dazu gibt es Expertentipps, Anregungen zu Workshops, nützliche


harmonikawelt@koelnerverlagsagentur.de
Adressen. Auf 68 Seiten und im neuen Format wird die neue Harmonika-
www.harmonikawelt.info welt punkten. Als hochwertiger, einzigartiger Treffpunkt für die
ü
Diatonische Ziehharmonika. Für fortgeschrittene Spieler und
„Neulinge“. Und: mit Herzblut und Persönlichkeit!
Die Ausstellung zeigt verschiedenste Utensilien und Ansichten aus der Welt der Clowns. Im Ausstellungsshop sind die Grock-Biografie mit Musik-
CD aus dem Jahre 2011 und das kürzlich im Hohner-Verlag erschienene Notenheft mit Akkordeon-Kompositionen des großen Clowns erhältlich.

Grocks Clown-Kostüme und -Accessoires sowie


seine Klarinette sind in Verscio auch zu sehen.

„Mondo del Clown“


Die Welt der Spaßmacher: Eine Ausstellung
des berühmten Clowns Dimitri in Verscio
zeigt das „historische“ Akkordeon des
legendären Grock – und noch einiges mehr ...

Clown Dimitri (links) und Grocks Großneffe Raymond Naef – der


Kurator der Ausstellung – an deren Eröffnung vor der Vitrine mit Grocks
historischem Hohner-Piano-Akkordeon.

ü
Veranstaltung

ƒ Seit vielen Jahren ist der berühmte Schwei-


zer Clown Dimitri in Verscio nahe Ascona mit Im Zirkus
seinem Teatro und der renommierten Theater-
Von Raymond Naef
schule ein internationaler Anziehungspunkt
und Ort der Begegnung. Bereits 73-jährig, gastiert
Nun hat sich der Komiker einen lang er- mein Großonkel Adrien mit
sehnten Wunsch erfüllt und Ende Mai 2014 als seinem eigenen „Varieté-Zir-
neue Attraktion die Ausstellung „Mondo del kus Grock“ zu Beginn seiner
Clown“ eröffnet. Sie führt uns in eine Welt letzten Schweizer Tournee
voller Gegensätze, der Tollpatschigkeit und Ak- im Mai 1953 in Zürich. Die
robatik, der Heiterkeit und Melancholie, in die Behörden verweigern ihm die
Welt des Kindes im Erwachsenen. Erlaubnis, sein Zelt mitten in
Im Erdgeschoss einer Villa aus dem 19. Jahr- der Stadt auf dem Sechseläu-
hundert werden die Besucher von Richard tenplatz aufzustellen, er muss
Weihe, Professor für Theatertheorie an der auf den Milchbuck, in ein
Überbordendes Multitalent von
Scuola Dimitri, mit Bildern und Texten, ausge- Weltrang: Die berühmte Entertainerin Außenquartier, ausweichen.
stellten Figuren und Masken in die Kultur- Caterina Valente startete im Zirkus Doch das Zürcher Publikum
geschichte des Clowns eingeführt. In den Ge- Grock ihre internationale Karriere. bereitet dem alten Clown ei-
mäuern eine Etage tiefer werden viele Clowns, nen triumphalen Empfang,
die heute noch überall auf der Welt auftreten, der Manegenboden wird bei der Premiere mit Blumen übersät.
mit Text, Bildern und kurzen Filmausschnitten Auch ich sitze 1953 als fünfjähriger Knabe während einer Nach-
ihrer Bühnennummer präsentiert. mittagsvorstellung mit Mutter und Schwester im Zirkus in der ers-
Doch im Zentrum des Museums steht ten Loge. Denn meine Mutter will, dass wir Kinder den Großonkel
Grock – „The King of Clowns“. Neben dem Ori- noch auf der Bühne erleben, um ihn so später auch als Clown in Er-
ginalkostüm des 1959 verstorbenen Komikers innerung zu behalten. Tatsächlich habe ich diesen ersten Besuch im
sind seltene Objekte, Fotografien und Doku- Zirkus nie mehr vergessen, er ist heute eine meiner frühesten Er-
mente sowie seine Musikinstrumente ausge- innerungen überhaupt.
stellt, auch sein Piano-Akkordeon, eine Spe- Zum Auftakt spielt das Orchester die bekannte „Amboss-
zialanfertigung aus der Hohner-Musterwerk- Polka“, dann hüpfen dressierte Hunde und zwei Männer als Zebra
statt von Trossingen mit großer Klaviertasta- verkleidet in der Manege herum, drei Akrobatinnen turnen auf
tur. Und im Ausstellungsshop sind die ihren Velos und ein Jongleur wirbelt Gegenstände durch die Luft.
Grock-Biografie mit Musik-CD aus dem Jahre Wieder spielt das Orchester, dann tritt der Clown auf die Bühne
2011 und das kürzlich im Hohner-Verlag er- und latscht gleich auf uns zu, zeigt auf mich und macht Faxen. Von
schienene Notenheft mit Akkordeon-Komposi- Panik ergriffen, beginne ich so zu schreien, dass meine Mutter mit
tionen des großen Clowns erhältlich. mir das Zelt verlassen muss. Erst nach längerem Zureden kehren
Informationen: www.clown-grock.ch wir auf unsere Plätze zurück.
Der Clown singt, tanzt und musiziert, und dann – oh Schreck! –
reißt er plötzlich wutentbrannt den Deckel aus dem Klavier und
Auch ohne Kostüm voller Schabernack: Grock alias stürmt auf seinen Partner los. Dieser rennt von der Bühne, ich
Adrien Wettach in „Zivil“ auf der Terrasse seiner breche erneut in Tränen aus, doch nun gelingt es meiner Mutter
Villa im italienischen Oneglia, 1955 fotografiert von schnell, mich wieder zu beruhigen. Ist dieser Clown, wie sie immer
dem jüngst verstorbenen Star-Fotografen René Burri
(1933 bis 2014) für die deutsche Illustrierte „Bunte“.
wieder beteuert, tatsächlich Onkel Adrien? Ganz sicher bin ich mir
erst nach der Vorstellung in der Garderobe: Während Grock sich
abschminkt, kommt Zug um Zug das Gesicht meines Großonkels
zum Vorschein.
Schon bald trägt Onkel Adrien wieder Brille, Anzug mit Schlips
und zeigt uns stolz die ganze Zirkusanlage und seinen Wohn-
wagen, wo uns Tante Inès bereits erwartet. Nun führt er uns – der
leidenschaftliche Canasta-Spieler – seine selbst erfundene Karten-
mischmaschine vor: Meine Schwester Christiane darf die Karten
oben einlegen, er dreht eine Weile an der Kurbel, dann fallen die
Karten neu gemischt unten wieder raus!
An die Ehefrau des Jongleurs, die noch vorbeigekommen ist,
kann ich mich nicht mehr erinnern, doch meine Mutter hat es mir
später erzählt: Diese junge Frau, Caterina Valente, habe uns Kin-
dern in Grocks Wohnwagen Orangen geschenkt. In Zürich sei sie
im Abendprogramm des Zirkus Grock erstmals als Sängerin und
Tänzerin aufgetreten, dort habe ihre steile und lange Karriere be-
gonnen.

akkordeon magazin #41 53


ü
Einzelheft-Bestellung

Ausgaben verpasst?
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
im akkordeon magazin finden Sie viele Beiträge, die im
Inhalt ihre Aktualität nicht verlieren. Egal ob es um
Porträts herausragender Künstler, nützliche Informatio-
nen zum Instrumentarium oder Tipps zu interessanten Das Grock-Buch –
Tonträgern geht. Sie haben die Möglichkeit, bereits er- mit CD (edition
akkordeon magazin)
schienene Ausgaben des akkordeon magazins bequem tele-
fonisch oder über unsere Website zu beziehen.

. PDF . PDF . PDF . PDF

03 /2008 04 /2008 05 /2008 06 /2008 01/2009

Das Grock-Notenheft – für


Akkordeon-Solo und -Duo
02 /2009 03 /2009 04 /2009 05 /2009 06/2009 Grock – zum Lesen, Hören
und Spielen

Der legendäre Grock war faszinierend in seiner Viel-


. PDF

01/2010 02/2010 03 /2010 04 /2010 05 /2010


seitigkeit und nicht nur als Clown einzigartig. Auch als
Musiker, Komponist und Akrobat gelang es ihm über ei-
nen Zeitraum von fünf Jahrzehnten – ähnlich wie Charlie
Chaplin – die Menschen auf der ganzen Welt zu begeis-
tern.
. PDF
Sowohl das Buch mit CD (edition akkordeon magazin)
06 /2010 01 /2011 02 /2011 03/2011 04/2011 wie auch die Notenedition ausgewählter Akkordeonwerke
Grocks (Hohner/Schott) nimmt den Akkordeonisten mit
auf eine erlebnisreiche Reise in Grocks musikalische
Welten und zeichnet mit der Musik das Porträt eines
Ausnahmekünstlers, dessen Fixstern in besonderer Weise
. PDF das Akkordeon war. Erstmalig eröffnet sich die Möglich-
05 /2011 06 /2011 01 /2012 02 /2012 03 /2012 keit, der Musik dieses Jahrhundert-Clowns intensiver
nachzuspüren – auf originellem Weg. Die Kompositionen
wurden eigens für diese Edition von den Akkordeonvir-
tuosen Andreas Hermeyer und Thomas Svechla „im musi-
kalischen Geiste Grocks“ neu arrangiert. Als kostbare Pe-
. PDF
titessen für Akkordeon-Solo oder -Duo erfährt in dieser
04 /2012 05 /2012 06 /2012 01 /2013 02/2013
news szene praxis
feinsinnig respektvollen wie eigenwilligen und deshalb
SOND
FÜR
e
inklusiv
ERTEI
AKKORD
ORCHES
L
EON
TER
#36 Februar/März 2014
so angemessenen musikalischen Neuinszenierung der
Clown mit einem für ihn maßgeschneiderten Akkordeon-
Quadro Nuevo
Weltmusik aus Germany
Klangkostüm eine Würdigung und Wiederentdeckung.
Neben einer Vita des Clowns, verfasst von Raymond
Von Romy Schneider bis Edgar Wallace
Der Tausendsassa Heinz Funk

Schräg, schräger, Rebers


Über einen der vielseitigsten deutschen Kabarettisten

Leidenschaftlich

Naef, dem Großneffen und Biografen Grocks, vergegen-


Musikalische Motivation und ihre Tücken

Deutschland € 5,90 /// Österreich € 5,90 /// Schweiz CHF 9,50 /// BeNeLux € 5,90 /// ISSN 1866-9093

03 /2013 04 /2013 05 /2013 06 /2013 01/2014


news szene praxis news szene praxis wärtigen Buch und Notenheft auch durch die Ein-
beziehung seltener Originaldokumente authentisch den
#37 April/Mai 2014 #38 Juni/Juli 2014

inklusive
L inklusive
L
ERTEI ERTEI
SONDAKKORDE
ON SONDAKKORDE
ON
FÜR ER FÜR ER
ORCHEST ORCHEST

Orange markierte fesselnden „Mythos Clown“ und dessen Aktualität.


Ausgaben sind
Neue Perspektiven für das klassische Akkordeon
Claudio Jacomucci

Instrumente in der Praxis


Der „Akkordeon-Gaucho“ Renato Borghetti
Mehr als Samba und Bossa Nova

Die Global-Player(in)
nur noch als Eine von Herausgeber Dr. Thomas Eickhoff verfasste
Einführung über die musikalischen Welten eines legen-
Aus Italien: Bugari Armando Gespräch mit der Konzertmanagerin Sabina Schebrak

Katie „KaBoom“ McConnell


Vom Sekretärinnenstuhl auf die Punkbühne

„Um des Spielens willen“


Motivation
Das V-Accordion in der Tanzmusik
Bühnenreifes Entertainment von heute

Schmerz durch Stress


Prof. Dr. Claudia Spahn im Interview
digitale Ausgaben
im PDF-Format
dären Artisten sowie die Kompositionen selbst lassen teil-
Deutschland € 5,90 /// Österreich € 5,90 /// Schweiz CHF 9,50 /// BeNeLux € 5,90 /// ISSN 1866-9093 Deutschland € 5,90 /// Österreich € 5,90 /// Schweiz CHF 9,50 /// BeNeLux € 5,90 /// ISSN 1866-9093

02 /2014 03 /2014 04 /2014 05 /2014 verfügbar.


haben an jener Welt der Illusion, in der Grocks exzentri-

Tel: 049 (0)221 297708-12 sches Künstlertum wie „ein schöner Traum“ Gestalt an-
nimmt.

www.akkordeon-magazin.de
ü
CD-Porträt

Zillertaler Weihnacht
mit Marc Pircher
Klang- und stimmungsvoll: Der „ErVolksmusiker“ und seine Freunde
musizieren konzertant und auf einer neuen CD zum Fest der Feste

ƒ Sie gleicht einem Weihnachtsgeschenk, diese Erfolgsgeschichte:


Es begab sich im Jahr 1992. Ein 14-Jähriger spielt im Zillertal bei
einer Geburtstagsfeier auf. Der Bub und sein Instrument schei-
nen miteinander verwachsen zu sein. Während seine Finger
über das Instrument fliegen, der Balg der Steirischen ein-
und ausatmet, zeigt sich, was der Sohn von Waltraud
und Hans Pircher aus Ried vom Sepp Gandler
alles gelernt hat. „Ein Brixentaler musste
ins Zillertal kommen, denn in unserer
Musikschule wurde die Steirische
Harmonika nicht unterrichtet“, er-
innert sich Marc und denkt gerne
an diese Zeit zurück, wie er sich

akkordeon magazin #41 55


ü
shows. Der Redakteur war
sich der Kraft der Bilder be­
wusst, holte bald Marc mit
seinem virtuosen Harmoni­
kaspiel in die Sendung „Die
Heimatmelodie“. Moderiert
von Marianne und Michael,
war die Show Anfang der
90er Jahre ein Quotenbrin­
ger. Im Herbst 1992, in einem
TV­Studio in München, wur­
de Marc Pircher zum ersten
Mal von einem Regisseur er­
klärt, worauf es bei einem
Fernsehauftritt ankommt.
Musiker und Moderator: Marc Pircher beim
„Alpenländischen Musikherbst“ Und als das Rotlicht auf der Kamera nach drei Minuten
für ihn wieder erloschen war, begann sich das Leben des jun­
gen Zillertalers fast auf den Kopf zu stellen. „Fast aus dem
der Harmonika genähert hatte und eine lebenslange Be­ Grund, weil mich meine Eltern immer wieder auf den Boden
ziehung daraus wurde. Der Brixentaler war der Herr Gand­
ler und der hat das Talent schnell erkannt, ihm in all den
Übungsstunden viel von seiner Erfahrung mitgegeben und
mit diesem Rüstzeug und motiviert bis Oberkante­Unter­ „Als meine erste Harmonika
lippe steht der Teenager nun bei dieser Feier vor seinem
Publikum und spielt drauflos.
unterm Christbaum lag, ging für
Gast bei dem Geburtstagsfest war ein Herr Heinz Habe. mich ein Traum in Erfüllung!“
Der Zufall begann Regie zu führen. Habe, ein erfolgreicher
Marc Pircher
Fernsehmann. Er war beim „Musikantenstadl“ ebenso tätig
wie später bei RTL. Schwerpunkt: volkstümliche Musik­

der Realität zurückgeholt haben. Als Bua glaubst ja gleich,


nur weilst im Fernsehen warst, bist jetzt der Größte, aber da­
heim bist halt der, der du immer warst und gut war’s, dass die
Eltern drauf geachtet haben, dass ich nicht abheb.“ Bei den
Pirchers waren die Rollen klar: Der Vater war der Förderer,
die Mutter diejenige, die darauf achtete, dass der Esel nicht
aufs Eis geht. „Die Schule war ihr wichtig, ebenso, dass ich
DI 07. APRIL 2015 vorher denke und dann erst rede, und heute bin ich dankbar
Eröffnungskonzert dafür, dass das so war. Meine Eltern haben mir Werte ver­
MI 08. APRIL 2015 mittelt, Grenzen aufgezeigt, mich aber auch motiviert bei
Silencio dem, was ich getan habe. Ihnen habe ich viel zu verdanken.“
Akkordeon plus Streichquartett
Die Karriere begann Fahrt aufzunehmen. Die erste CD
DO 09. APRIL 2015 entstand noch bei einem kleinen Label. Aufgenommen in
Duo Inventio einer Garage. Doch schnell begannen sich die Großen der
Jazz-Akkordeon und Nickelharp
Branche für Marc Pircher zu interessieren. „Es ist schon un­
FR 10. APRIL 2015 fassbar, was sich da alles in der Zeit getan hat“, sagt er und in
BELTANGO der Tat spannt sich der Bogen über die ganze Breite des
Serbisches Tango-Ensemble
Entertainments. Die Dinge nahmen ihren Lauf und beka­
SA 11. APRIL 2015
men von Jahr zu Jahr mehr Schwung. Die Bilanz kann sich
Abschlussabend
sehen lassen: erfolgreiche Bühnenshows als Musikant, Ge­
winn des Grand Prix der Volksmusik (2003), später auch
Moderator dieser Sendung (wie auch zahlreicher anderer)
oder als Tänzer der Nation bei „Dancing Stars“. Seit einigen
Jahren begegnet er den Menschen auch unterm Christbaum.
Gemeinsam mit Kollegin Francine Jordi führt er durch
„Weihnachten auf Gut Aiderbichl“.
Und jetzt – im Jahr 2014 – wieder Weihnachten. Mit ei­
ner neuen CD ...
Aktuelle Infos zu Konzerten und TV­Auftritten unter
Festival-Infos: Tel. 0 74 25/ 32 75-001 | www.akkordeon-grenzenlos.de
www.marcpircher.at

56 akkordeon magazin #41


ü
CD-Porträt

Herzliche Harmonika-Grüße
Marc Pircher über seine neue
Weihnachts-CD

Marc Pircher und Weihnachten – diesmal mit


„Freunden“, die offenbar ein besonders inspirierender
Impuls für den neuen Silberling waren, folgt man den
Worten des „ErVolksmusikers“:
„Die Idee zur Produktion dieser Weihnachts-CD
entstand im Rahmen eines Kirchenkonzerts in
Ossiach (Kärnten). Alle Beteiligten dieses Abends
waren von meiner Idee begeistert und so wurde dieses
Projekt eins zu eins umgesetzt! Ich möchte mich an
dieser Stelle recht herzlich bei Herbert Kröll (Gesang, Musizieren auf CD und im Konzert zur Zillertaler
Gitarre), Mani Wagner (Arrangements, Gitarre und Weihnacht: Marc Pircher & Freunde
E-Bass), Roland Steger (Zither), Christian Zierhofer
(Arrangements) und Sepp Schönleitner (Aufnahmelei-
tung, Mix und Mastering) bedanken! Nicht vergessen
möchte ich an dieser Stelle Ludwig Dornauer, der
dieser CD mit seiner „bärigen“ Stimme ein besonderes
Markenzeichen verleiht! Zillertaler
Ich hoffe, mit diesem – mal ganz anderen – Album die
Herzen meiner treuen Zuhörer besonders zu treffen!“
Weihnacht
Treffpunkt Herz also. Da hat das „akkordeon magazin“
mit Marc Pircher
noch mal kurz nachgefragt, wie der Pircher Marc das & Freunden
Fest der Feste allgemein und „harmonikanisch“ Trackliste
betrachtet... 01 Die Weihnacht im Zillertal...................................3:24
Was war Ihr besonderes Anliegen, eine neue Weih- 02 A Tiroler Christkindl...............................................4:10
nachts-CD zu produzieren? 03 Nanai Landler .............................................................2:24
Es war einfach wieder mal an der Zeit nach der langen 04 Åft denk I ållm a di...................................................4:27
Pause – auch die Fans haben immer wieder danach 05 5. Jänner 1895 .............................................................2:18
gefragt… Und weil wir mit diesem Projekt auch seit 06 Zillertaler Hirtenweise ...........................................1:53
letztem Jahr immer im Dezember auf Tour gehen, lag 07 Weihnachten bin ich daheim ...............................3:21
es nahe, auch eine CD dazu zu produzieren... unter 08 Nur den Samen ..........................................................1:20
dem Motto „Zillertaler Weihnacht mit Marc Pircher 09 Gedanken an früher .................................................1:31
& Freunden“, so wie bei der Tour... 10 Wo henn denn heit die Schafersbuam ..............2:26
Steirische Harmonika und Weihnachten – an 11 Dezembersunn ...........................................................1:54
welches besondere Erlebnis aus der Vergangenheit 12 Wenn die Klöpflsinger kemmen .........................2:04
erinnern Sie sich? 13 Still is word’n .............................................................3:08
Ja – als meine erste eigene Harmonika unterm 14 Wann? ...........................................................................2:03
Christbaum lag – das war für mich als Kind natürlich 15 Die schianste Zeit .....................................................3:56
ein Traum, der in Erfüllung ging! 16 Weihnachts-Boarischer ..........................................2:28
Was bedeutet Weihnachten für Sie? 17 Weihnachten zu mei Kindheit ............................4:25
Weihnachten (und speziell der 24. und 25. Dezember) 18 Stille Nacht, heilige Nacht ....................................3:02
– das sind für mich die absolut ruhigen Familientage! Koch / Universal Music
Da könnte (endlich mal) kein Termin wichtiger sein!
Und diese beiden Tage könnte ich niemals woanders
verbringen...
Und wie werden Sie Weihnachten und den Jahres-
wechsel verbringen?
Vom 23. bis 26. daheim – und danach geht’s (wahr-
scheinlich) zum „Silvesterstadl“...
Was wünschen Sie sich und der Steirischen
Harmonika?
Dass wir uns noch lange so „lieb haben“!

In diesem Sinne: Frohes Fest!

ü
Termine

Foto: fotografie.gudrunpetersen@t­online.de
„Circus Alfredo“ startklar zum 28. Weihnachtscircus
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind,
sondern seit einem Vierteljahrhundert auch der Hil­
truper Weihnachtscircus, der seit 1987 vom Kinder­ und
Jugendcircus Alfredo in Münster präsentiert wird. Neu
ist allerdings jedes Jahr das vollständige Programm, das
traditionell gemeinsam von internationalen Profiartis­
ten und den Mitgliedern des Circus Alfredo bestritten
wird. Bereits seit Januar 2014 sind die Mitglieder des
Kinder­ und Jugendcircus Alfredo dabei, die neuen Dar­
Workshop mit Manfred Leuchter
bietungen für den diesjährigen Weihnachtscircus ein­ Vom 20. bis 22. Februar findet im Seminarhaus Scott
zuüben. Den ganzen Sommer fieberten sie bereits auf Douglas in Sandstedt ein Workshop mit Manfred
das große Jahresabschluss­Event hin, das nun endlich Leuchter statt. „Akkordeon mal anders!“ lautet das
vor der Tür steht. Gut fünf Stunden trainieren die jun­ Motto und wer Manfred Leuchter schon musikalisch
und persönlich kennt, wird schon wissen, was er oder
sie von so einem Wochenende zu erwarten hat. Nämlich
ein unglaublich wertvolles Erlebnis. Manfred Leuchter
weiß noch nicht, was du lernen möchtest, aber nachdem
er für die Teilnehmer am Freitagabend ein kleines Pri­
vatkonzert gespielt hat, werden die Fragen kommen.
Informationen gibt es bei Joanna Scott Douglas via E­
Mail: joanna@scott-douglas.de

Wie arbeite ich als Akkordeonlehrer


Am Hohner­Konservatorium Trossingen wird am 11.
April die Frage „Wie arbeite ich heute erfolgreich als
Akkordeonlehrer?” thematisiert. Der Titel dieses Fo­
rums bildet ein weites Themenfeld und eine ganze
gen Manegenstars, um fit für die anstehenden Auftritte Reihe von Fragen ab: Angefangen von den organisa­
zu werden. Gleich vier neue Nummern sind in Vorbe­ torischen Gegebenheiten, dem Umfeld der eigenen Tä­
reitung. Gleichzeitig tigkeit bis hin zu pädagogischen Inhalten reicht hier die
werden ein neues Er­ Bandbreite. In unserer schnelllebigen Zeit ändern sich
öffnungsbild und di­ die Rahmenbedingungen ständig. Wie kann man trotz­
verse Clownnum­ dem nachhaltig arbeiten und auch weiterhin für sich
mern einstudiert. selbst auch eine Befriedigung in der Tätigkeit finden?
Mit dabei ist auch Wir haben einige Akkordeon­Lehrer eingeladen, die
einerseits einen großen Erfahrungsschatz mitbringen,
deren Arbeit aber auch immer wieder durch besondere
Ergebnisse positiv von sich reden machte! Sie stellen
die im Kinder­ und ihre Arbeit vor und sich selbst anschließend den inte­
Jugendcircus Al­ ressierten Fragen!
fredo aktive Felicia,

On Tour
die unter anderem
auch mit der Har­
monika die Clown­
reprisen vollführt (siehe Foto). Der Hiltruper Weih­ Tango Transit
nachtscircus findet wie alljährlich vom 27. bis zum 30. 18.12. Weinstadt, Armer Konrad
Dezember in der liebevoll dekorierten Sporthalle der 19.12. Kaiserslautern, Stiftskirche
Hiltruper Mariengrundschule statt. Vorstellungen gibt 20.12. Ebertsheim, Alte Papierfabrik
es täglich um 15 und um 19 Uhr. 21.12. Wiesbaden, Rudersport 1888
Eintrittskarten für den Hiltruper Weihnachtscircus, der 08.01. Trier, Tuchfabrik
übrigens als der älteste Weihnachtscircus in Deutsch­ 09.01. Losheim, Eisenbahnhalle
land gilt, gibt es online unter www.weihnachtscircus.de 10.01. Dreieich, Bürgerhaus Sprendlingen

58 akkordeon magazin #41


ü
HISS
10.01. Hockenheim, Pumpwerk
15.01. Berlin, Kulturbrauerei
Maschinenhaus
16.01. Hamburg, Knust
17.01. Münster, Hot Jazz Club
23.01. Ludwigsburg, Scala
24.01. Villingen, Scheuer
25.01. Öhringen, Scala
Registrationen für Roland V Akkordeon
30.01. Reutlingen, Franz K
FR­8x ab Mitte Dezember verfügbar
31.01. Ulm, Charivari
07.02. Karlsruhe, JuBeZ Bereits seit zehn Jahren programmiert Mister Music
13.02. Aschersleben, Grauer Hof eigene Registrationen für seine V­Akkordeon­Kunden.
14.02. Bielefeld, Falkendom Dabei werden sehr viele Akkordeon­, Orchester­ und
27.02. Plauen, Malzhaus Orgelklänge von Grund auf neu editiert. Aufgrund der
großen Nachfrage bietet das Schwarzwälder Unterneh­
men diese Registrationen nun für alle FR­8x­Fans an.
Klaus Paier Insgesamt handelt es sich um 22 Bänke mit über 300
10.01. AT­Ried im Innkreis, Kik Einzelregistrationen, welche auf dem mitgelieferten
01.02. AT­Lambach, USB­Stick gespeichert sind. Die Bandbreite reicht vom
Kulturzentrum Rossstall puristischen Akkordeon­Set über die Stubenmusik bis
15.02. Fürth, Stadttheater zur französischen Musette und der ganz aktuellen
16.02. Karlsruhe, Alpenwelt­ und Schlager­Registrationen. Hierbei wur­
Hemingway Lounge den auch neue Funktionen der aktuellen Version 2.0
17.02. Dresden, Dreikönigskirche mit berücksichtigt. So kann zum Beispiel über das
20.02. AT­St. Paul, Rathaus Festsaal Kinnregister auf Cassotto umgeschaltet werden. Im
21.02. AT­Klagenfurt, Raj mitgelieferten „Spielbüchle“ werden die Registrationen
22.02. AT­Wien, TU­Kuppelsaal dokumentiert. Ebenfalls findet man hier viele Tipps
und Tricks zu Einstellungen und zur Spielweise.
Eine genaue Auflistung der einzelnen Registrationen
Quadro Nuevo sowie auch einige Klangbeispiele findet man auf der
20.12. Chiemsee, Fraueninsel Homepage von Mister Music (www.mistermusic.de).
21.12. Stuttgart, Liederhalle Die Leser des Magazins können die Weihnachtsregis­
22.12. Bad Kissingen, trationen (14 Registrationen für FR­8x) kostenlos unter
Winterzauber info@mistermusic.de bestellen.
31.12. München,
Prinzregententheater Update Version 2.0
10.01. Wismar, Markthalle
15.01. Ulm, Charivari Roland kündigt ein umfangreiches Update für das V­
16.01. Mainburg, Stadthalle Accordion­Top­Modell FR­8X an. Diese kostenlose, ein­
18.01. Buchen, Stadthalle fach zu installierende Software verspricht zahlreiche
24.01. Pappenheim, Gasthof Hotel Krone neue Funktionen und Verbesserungen, um das
25.01. Traunstein, Nuts FR­8X noch vielseitiger zu machen. Auf vielfachen Kun­
26.01. Traunstein, Nuts denwunsch wurden die Editierung von Schlagzeug­ und
01.02. Schleiz, Wisentahalle Orchesterstimmen erweitert, Audio­ und Looper­Funk­
05.02. Bad Saulgau, Stadtforum tionen verbessert und neue Orchester­Voicings hinzu­
07.02. Zwickau, Alter Gasometer gefügt. Seit dem Erscheinen des ersten V­Accordions im
08.02. Wolfsburg, St Ludgeri Ehmen Jahre 2004, hat Roland viele digitale Akkordeons ent­
20.02. Mühlhausen, Kultur im Bürgerhaus wickelt, gekrönt vom aktuellen FR­8X. Vor kurzem
21.02. Schliersee, Bauerntheater wurde eine Kooperationsvereinbarung mit dem italieni­
22.02. Pforzheim,. Matthäusgemeinde schen Hersteller FATAR Srl getroffen, sodass die Pro­
24.02. Dießen am Ammersee, Traidkasten duktion der V­Accordions weiterhin in Europa ver­
25.02. Budenheim, Schloss Waldthausen bleibt. Ein Team spezialisierter Roland­Ingenieure
26./27.02. Bielefeld, Tango­ & Tanzschule Marcus Freitag garantieren zusammen mit den weltweit anerkannten
28.02. Düsseldorf, Savoy Theater FATAR­Produktionsstandards für die Produktqualität
und die Weiterentwicklung dieser Instrumente.
www.rolandmusik.de

ü
akkordeon magazin #41 59
BELTANGO

Akkordeon grenzenlos
Das Festival in Trossingen hat die herausragende Eigenschaft des Akkordeons
auf seine Fahnen geschrieben: Grenzenlos. Denn in seiner Vielfalt ist das
Instrument wohl kaum zu überbieten. Anfang April ist es wieder so weit.

„Akkordeon grenzenlos“ ist innerhalb der nationalen Am 7. April steht das Eröffnungskonzert auf dem Pro-
und internationalen Akkordeonszene bereits nach einigen gramm. Das Seminarorchester und aktuell Studierende in
Jahren zu einer festen Größe geworden. Das kleine, aber verschiedenen Besetzungen werden einen besonderen Auf-
feine Akkordeonfestival, das in jedem Jahr in der Woche takt quer durch alle Musikgenres in diese grenzenlose
nach Ostern stattfindet, hat sich durch eine Vielzahl von Akkordeonwoche bieten. Außerdem treten während des
Konzerten, Workshops und Foren zu einem weithin wahr- Festivals auf: Silencio, das Saarbrücker Streichquartett mit
genommenen kulturellen Höhepunkt entwickelt, der weit Dieter Dörrenbächer, Akkordeon (8. April), das Duo Inven-
über die Region um Trossingen hinaus wirkt. Auftritte von tio, bestehend aus Jean-Louis Matinier und Marco Ambro-
Manfred Leuchter, Stefan Hussong oder Goran Kova�cević sini (9. April), und BELTANGO (10. April). Workshops ge-
in der einmaligen Atmosphäre des Trossinger „Kesselhau- ben dieses Jahr Wolfgang Ruß (JAZZ – you can!), Mareike
ses“ blieben ebenso in der nachhaltigen Erinnerung der Jetelina (Musikergesundheit – klassische Probleme und
Konzertbesucher wie das Konzert der Dozenten Werner praktische Übungen) sowie Frédéric Deschamps (Master-
Glutsch und Andreas Nebl als Solisten der Württembergi- class). Außerdem auf dem Festivalplaner: „Zusammen musi-
schen Philharmonie Reutlingen im großen Saal des Dr. zieren – Begleitend Spielen und Improvisieren“.
Ernst-Hohner-Konzerthauses. www.hohner-konservatorium.de

60 akkordeon magazin #41


ü
Rezensionen

Tonträger und Noten


genständige Spielkunst von überwältigender Dramatik und
JAZZ
Emotionalität, die sich nie in technischer Oberflächlichkeit
CD-Tipp der Redaktion verliert. Zusammen mit Marcotulli arbeitete er bereits seit
Jahren im Quartett. Er ist daher der ideale Partner für diese
Offenheit und Harmonie: Bezaubernde Aufnahme: ungewöhnlich und wertvoll. Jazz, Klassik und ita­
Entführungen in sinnlich tastende Klangwelten. lienische Liedkunst, all das fließt in „La Strada Invisibile“ vir­
tuos zusammen. Mit kleinen Bewegungen, Gesten und Linien
Marcotulli & Biondini Duo Art entstehen spannende Momente und neue musikalische Of­
fenbarungen ganz aus dem Moment heraus. Marcotulli und
La Strada Invisibile Biondini rufen dabei die gesamte Gefühlspalette ab. Ihre ein­
ACT
gängigen musikalischen Themen sind der Ausgangspunkt
Es ist die reduzierteste Art gemeinsamen Musizierens, aber und Antrieb, sich solistisch auszuleben. Mit „Aritmia“ be­
eine der spannendsten: das Duo, zwei auf sich alleine gestellt, ginnt das Album virtuos und forsch. Wunderbar schwelgeri­
im magischen Dialog voll Offenheit und Harmonie. Die Kraft sche Nummern wie „Vagabondi delle stelle“ und „Tuareg“
der Melodie ist das verbindende Band im Zusammenspiel der durchziehen das Album. Entschlossen rhythmisch geht es bei
Pianistin Rita Marcotulli mit dem Ak­ „In Between“ zu. Im raffinierten Dialog
kordeonisten Luciano Biondini. voll virtuoser Leichtigkeit und Spiel­
„La Strada Invisibile“ ist ihr gemeinsa­ witz erklingt das Titelstück. Auf „Cho­
mer Weg auf der Suche nach dem Zau­ roso“ kommt die Meisterschaft von
ber des Moments. Ihre virtuosen instru­ Biondinis Akkordeonspiel eindrucks­
mentalen Fähigkeiten sind das Vehikel, voll zur Geltung. Und immer wieder
um zur Seele der Musik vorzudringen. setzt das klassisch geschulte Klavier­
Der Ursprung für das blinde gegenseitige spiel von Marcotulli Akzente, zum Bei­
Verständnis und die beeindruckende spiel bei „Stagione“. Auch die drei
Spielkultur der beiden Musiker liegt Fremdkompositionen weiß das Duo mit
sicher in den Parallelen ihrer musikali­ Respekt und Liebe auszuschmücken.
schen Laufbahn: Beide begannen schon Hervorzuheben ist die berührend nos­
früh, sich intensiv mit klassischer Mu­ talgische Interpretation von Jimmy
sik auseinanderzusetzen und absolvierten eine ebensolche Webbs „The Moon Is A Harsh Mistress“.
Ausbildung. Und beide verbindet die innige Liebe zu den tra­ „La Strada Invisibile“ ist Musik voller Humor, Melancholie,
ditionellen Liedern ihrer Heimat Italien. Erst auf dieser Basis Zärtlichkeit und Temperament. Es mag ein Klischee sein, dass
entdeckten sie schließlich ihre Leidenschaft für den Jazz. Empfindsamkeit, Emotionalität und Unbekümmertheit ty­
Dabei gilt Luciano Biondini als einer der wichtigsten zeitge­ pisch italienisch sind. Aber in allem steckt ein wahrer Kern,
nössischen Vertreter des mehr als nur jazzigen Akkordeon­ wie „La Strada Invisibile“ beweist. Zweifelsohne: Diese CD
spiels. Der Virtuose weiß sich in heterogene musikalische ist Pflichtprogramm! te
Kontexte einzubringen, die er als solche erst im Jazz entdeckt
hat. Rabih Abou­Khalil, Michel Godard, Enrico Rava sowie MUSIK: 
der junge polnische Geiger Adam Bałdych schätzen seine ei­ KLANG: 

Nach dem großen Erfolg von Doppelgriffe und Akkorde in


SPIELMUSIK – MITTELSTUFE
„Akkordeon Power“ ist nun der rechten Hand auf. Die
Alexander Jekic auf vielfachen Wunsch der Möglichkeiten der Gestal­
Folgeband „Akkordeon Po­ tung wurden diesem Schwie­
Akkordeon Power 2
wer 2“ erschienen. Der vor­ rigkeitsgrad ebenfalls ange­
55 starke Songs für liegende zweite Band von passt. Egal ob es um Dyna­
Akkordeon… die Alexander Jekics Erfolgswerk mik, Artikulation oder Tem­
Fortsetzung für die ist im mittleren Schwierig­ po geht – alle musikalischen
Mittelstufe keitsgrad und daher bewusst Nuancierungen sind umfang­
als weiterführende Stufe reicher, was auch die Musik
VERLAG PURZELBAUM
konzipiert. noch spannender und ab­
Die hier von A bis Z enthalte­ wechslungsreicher macht.
Wenn’s beliebt, wird natür­ nen Titel sind nunmehr deut­ Die attraktive Zusammen­
lich nachgelegt bzw. in die­ lich länger als im ersten Band. stellung des Bandes lässt in
sem Fall weiter „gepowert“: Auch tauchen jetzt häufiger der Tat deutlich werden, dass

akkordeon magazin #41 61


ü
VERKAUF es dem Komponisten Jekic bringen, die das gesamte Pro­
hörbar Spaß gemacht hat, die jekt in musikalisch bemer­
Titel für dieses wohltuend kenswerter Hinsicht abrun­
frische, in praktischer Spiral­ den.

Akkordeon
bindung produzierte Spiel­ Dass der avisierten Ziel­
heft zusammenzustellen. gruppe der „fortgeschritte­
zu verkaufen! Nicht nur die abwechslungs­ nen Anfänger“ der Band
Hohner Morino reiche Titelzusammenstel­ Freude bereitet, ist anzuneh­
IV 96 Tremolo lung, sondern auch die er­ men, dürfte die gelungene
französische Musette­ Hohner Morino 454 CS weiterte musikalische Band­ Zusammenstellung vielfäl­
stimmung à la cavagnolo, zu verkaufen
breite führt das vor Ohren: tigster Genres und Stilrich­
schwarz, im Schalenkoffer Melodiebass (mit Converter
mit Trolley und Ergoline­ umschaltbar), Cassotto, Vom Ragtime über Klezmer, tungen doch zahlreichen
Trageriemen, NEU, 15 Register, 5 Kinnregister, Tango, klassische Formen bis Spielern gefallen, die mal auf
ungespielt, Baujahr 5/2013, 7 Bassregister, inkl. Hohner zu Folk aus vielerlei Ländern, etwas anderen, weniger aus­
Garantie bis 5/2015, Alu­Hartschalenkoffer und
mit Instrumentenpass, Rückenriemen, im Jahr 2000 Musettewalzern oder Rumba getretenen musikalischen
Serviceheft und bei Hohner Trossingen ist wohl so ziemlich alles ver­ Spuren ihres Instruments
Reinigungstuch. gebaut, kaum bespielt treten, was der Mittelstufen­ wandeln mögen! te
Neupreis: 7770 Euro, Preis: 8800 Euro Spieler benötigt, wenn er be­
umständehalber abzugeben, Sandra Blum herzt in die Tasten greifen MUSIK: 
Preis: 6770 Euro VB. Telefon: 0 24 41 / 77 92 00 KLANG: 
Weitere Infos/Kontakt: Mobil: 01 71/ 6 44 50 62
will. Dabei war es Jekic na­
jozsi.gregor@web.de E­Mail: türlich wiederum ein Anlie­
Mobil 01 71 / 7 15 43 67 sandra.musik@gmx.de gen, auch in diesem Band
eigene Kompositionen einzu­ NEUE VOLKSMUSIK
WEIHNACHTEN

Herbert Pixner
Projekt & Charly
Rabanser
Schnee von gestern
THREE SAINTS RECORDS

Die Zeit der Schafe, Ochsen


und Esel ist wieder da! Die
Zeit des Lichts, also der er­
hellten Einkaufstempel, die
Zeit der Stille, ganz genau
der unentwegt, oftmals
„dumpernen“ Berieselung.
Die Zeit der Begegnung – am
Christkindl­ oder Advents­
markt, die Zeit des Zu­
spruchs – dem Punsch, dem
Glühwein.
Und alle Menschen sind froh

Freedom Ergonomics
und glücklich und lieb und
nett und teils gestresst und
genervt und irgendwann ein­
Freedom to play mal einfach nicht mehr zum
Ertragen. „Wölfe im Schafs­
• Shoulder straps ! Pasi Pro pelz auf der Jagd nach Glück­
W
• Bass straps
ps NE hip straps süchtigen.“ Im weißen Pelz
natürlich! Heilsbringer tra­
gen kein schwarzes Fell!“, so
• Catch covers
ers der am neuen Pixner­Album
beteiligte Schauspieler Char­
and other ly Rabanser.
Mit „Schnee von gestern“
accessoriess verwirklichten Herbert Pix­
ner und Charly Rabanser ei­
nen langgehegten Wunsch
www.ergonomicstraps.com eines gemeinsamen (Weih­
nachts­)Albums. Die zwei
Querdenker, der eine – Char­
ly Rabanser aus Neukirchen

62 akkordeon magazin #41 ü


Rezensionen

Mit „Von Römern, Jesus und vier Musiker von Quadro


WELTMUSIK – TANGO
3 Königen“ hinterfragt Char­ Nuevo zusammen mit dem
ly Rabanser auf diesem Al­ Quadro Nuevo jungen Pianisten Chris Gall
bum in Form eines Hör­ Lieben Sie Tango? ihre Zimmer in Buenos Aires:
buches ironisch­satirisch die Ein altes Stadthotel mit Tanz­
Hörbuch mit Musik
Weihnachtsgeschichte.
Herbert Pixner (Diatonische Quadro Nuevo mit
Harmonika, Klarinette, Dominik Raacke und
Trompete, Flügelhorn, Saxo­ Caroline Ebner (Sprecher)
fon) versuchte auf dieser CD GLM MUSIC
zusammen mit seinen Musi­
am Großvenediger im öster­ kern vom Herbert Pixner Ein Hörbuch­Highlight für
reichischen Oberpinzgau – Projekt (Manuel Randi/di­ alle, die Tanz, Tango und na­
Schauspieler, Texter und verse Gitarren, Heidi Pixner/ türlich Quadro Nuevo mö­
Programmchef im gemeinde­ Volksharfe und Werner Un­ gen! Und ein Hörbuch, das
eigenen Kulturtempel, dem terlercher/Kontrabass) musi­ zugleich als Vorreiter des im
„Cinetheatro“, und der an­ kalisch ein unverkitschtes Februar erscheinenden Qua­
dere – Herbert Pixner aus „Ganzjahres­Weihnachts­ dro­Nuveo­Albums „Tango“ saal im belebten Viertel Boe­
Walten im Passeiertal in album“ zu kreieren. fungiert und Appetit auf do. Täglich wird in der Mit­
Südtirol – mittlerweile Diese Special „2 Disc Edi­ mehr machen dürfte... tagshitze mehrere Stunden
Wahl­Innsbrucker, Musiker, tion“ mit Hörbuch und CD Seit 18 Jahren tourt Quadro geprobt, später ausgegangen,
Komponist und Lebens­ verspricht diesmal wieder Nuevo als eine der führenden Live­Musik, guter Wein, je­
künstler, haben in der Ver­ Musik im gewohnten Pix­ Weltmusik­Bands aus deut­ den Abend ein Konzert, eine
gangenheit schon einige ge­ ner­Stil und einer nicht all­ schen Landen über den Glo­ Tanz­Milonga, mindestens
meinsame Konzert­ und täglichen Weihnachtsge­ bus, hat zweimal den „Echo“ eine. Gemeinsame Sessions
Theaterprojekte verwirk­ schichte! Mehr Erklärung bekommen, und Tango ge­ mit Musikern, berühmten
licht, zum Beispiel zwei Ad­ bedarf es dazu nicht – außer hörte schon immer zu ihrem und weniger berühmten, aber
ventsprogramme („Still“ und dem Hinweis: Reinhören! kh Repertoire. Aber jetzt wollen alle infiziert vom Tango und
„Weihrauch“) oder das Blue­ sie es wissen: Wie geht argen­ seinen vielfachen Spielwei­
sical „Stirb langsam, Brand­ MUSIK:  tinischer Tango wirklich? sen, bis hin zur Bekannt­
ner!“ u. v. a. m. KLANG:  Im Januar 2014 bezogen die schaft mit dem großartigen



 





 

 
ü

 
Sexteto Mayor. Ein Straßen­ Pasture! Das 13­köpfige En­ jedenfalls gefunden und spie­
poet, der Gitarre spielt wie semble versteht diese unge­ len dort ihre mitreißende
ein Besessener, tanzt wie ein wöhnliche Instrumentierung Musik. Immer tanzbar und in
Gott und ihnen zu später als Selbstverständlichkeit, ihrer Spielfreude hoch anste­
Stunde bei einem Glas Wein mit der sich ganz prima di­ ckend. Ganz klar, das Land
und einer Zigarette in der verse Ausprägungen der Pro­ von Crystal Pasture hat seine
lauen Nachtluft seine Lied­ vinz musikalisch vereinen schönen Seiten! kh
texte rezitiert: El tiempo no lassen.
existe. Und immer wieder die Tief in in der ländlichen MUSIK: 
Spurensuche nach Astor Idylle, wo sich Ostwestfalen KLANG: 
Piazzolla, dem Bandoneon­ von seiner schönsten Seite
Virtuosen, dem Großmeister zeigt, setzen sie an und zele­ auch durch dessen völlig har­
des Tango. Er wurde ver­ brieren ihre Version ent­ monische Verschmelzung mit
höhnt, missverstanden, be­ staubter Volksmusik, ohne JAZZ - WELTMUSIK der Tradition. Und es ist
droht: weil er die Traditionen sich auf diese Heimatklänge mehr als hörenswert, wie die­
aufgebrochen hat, den Men­ zu beschränken.
Peirani & Parisien se beiden Ausnahmemusiker
schen scheinbar den Tango Mit allerlei Schlag­, Blas­, Belle Époque miteinander harmonieren
weggenommen und transfor­ Streich­, Tasten und Saiten­ Vincent Peirani und sich jeweils in den Dienst
miert zurückgegeben hat. instrumentarium spielt Crys­ (Akkordeon) & Emile des anderen stellen – ob Pei­
Aber: Wie sich seiner Musik tal Pasture Melodien von zu Parisien (Saxofon) rani bei „Hysm“ die Saxofon­
nähern, ohne sie platt zu ko­ Haus und der ganzen Welt, ACT Melodie wie eine Orgel stützt
pieren? Wie sich von ihm die die besondere Vorliebe oder umgekehrt Parisien bei
beflügeln lassen? für alte Musik europäischer Nochmal ein Duo­Album von „Schubertauster“ das Akkor­
Davon kündet nunmehr die Herkunft nicht leugnen kön­ ACT – diesmal mit dem Saxo­ deon doppelt, oder beide das
neue Hörbuch­CD mit viel nen. fonisten Emile Parisien und ehrwürdige „St. James In­
guter Musik: Neben den her­ dem 33­jährigen Akkordeo­ firmary“ zu einem gemeinsa­
ausragend miteinander har­ nisten Vincent Peirani, der men Klangerkundungsexpe­
monierenden Sprechern Do­ als französischer Shooting riment voller Klick­ und
minic Raacke und Caroline Star der vergangenen zwei Quetschlaute nutzen. So darf
Ebner gibt auch jeder einzel­ Jahre gilt. Für das „Thrill man „Belle Époque“ am Ende
ne Musiker der Band immer Box“ betitelte ACT­Debüt­ mehrdeutig verstehen: als Be­
wieder seine Eindrücke preis, Album rief ihn das französi­ schwörung der großen Zeit,
werden Probensituation und sche „Jazz Magazine“ zum in der die Musiktradition be­
Begegnungen vor Ort wieder­ Künstler des Jahres 2013 aus. gann, in der Peirani und Pari­
gegeben, bekommt man das Diesen Titel verlieh ihm fast sien stehen. Aber auch als
Gefühl, tatsächlich mit ihnen zeitgleich auch die Jury der Ausblick auf die gerade ange­
durch diese faszinierende Académie du Jazz und ehrte brochene, so vielversprechen­
Stadt zu reisen. Bis zum ganz Vorne rumpelt die Polka im ihn dafür mit dem renom­ de Epoche, für die diese bei­
persönlichen Höhepunkt der 2
/4­Takt, dahinter tanzt es in mierten „Prix Django Rein­ den noch viel mehr stehen: In
Band: das Konzert Quadro Richtung Ska und dazwi­ hardt“. der die Jazzmusik alte Gren­
Nuevos im 120 Jahre alten schen poltert, rockt und rollt Auf ganz persönliche Art ver­ zen überwindet, um nach
Tangoclub ,,Los Laureles‘‘. es. Leise Walzerklänge sind arbeiten Peirani und Parisien Freiheit und Schönheit zu
Eine musikalisch hochinte­ zu vernehmen, Indie und auf der neuen CD das Ver­ streben. mg
ressante Reise also, bei der Folk lassen grüßen und atmo­ mächtnis ihrer großen Vor­
MUSIK: 
man via CD mit von der Par­ sphärische Sounds gönnen gänger. In Peirani scheint die
KLANG: 
tie sein sollte! te sich Crystal Pasture auch hier große französische Akkor­
und da. deontradition von Richard
MUSIK:  Knapp drei Jahre nach „Ge­ Galliano bis Jean­Louis Mati­
KLANG:  schichten von Habicht und nier auf, freilich durch einen
Holunder“ ist nun das zweite in Ton und Technik unver­ VERKAUF
Album „Kajüte“ erschienen. kennbar eigenen Stil. Ebenso
Dort singt die bunte Truppe kann man Parisiens Spiel als

Akkordeon
FOLK - WELTMUSIK
Lieder über den Sommer, den Verbeugung vor den anderen
Crystal Pasture ja doch alle im Süden verbrin­ großen Altsaxofonisten, ne­

GÄNSEFLEISCH RECORDS
Kajüte gen, wenngleich der Norden
auch schön ist, die Getreide­
ben Bechet etwa John Col­
trane, Steve Lacy oder Wayne
Tango II M
Shorter, lesen – zugleich als 37 Tasten, 96 Bässe
ernte, die See, die Liebe oder
Hommage an den Erfinder (rot), gut gepflegt und
Es dreht sich um Polka, Folk, ländlicher Schußwaffenmiss­
des Saxofons, Adolphe Sax, gut erhalten!
Rock, Dorfmusik, aber nicht brauch. Seien es Texte, die
darum, mit Geige, Klarinette, das Leben feiern oder nach­ der in diesem Jahr seinen 200. Raum 63571 Gelnhausen
Gebläse und Akkorden als denklich stimmen. Hemds­ Geburtstag feiern würde. (ca. 40 km östlich von
Mittel zum Zweck, eine sonst ärmeligkeit und Süffisanz „Belle Èpoque“ verblüfft also Frankfurt am Main)
eher fade Suppe schmackhaft sind ständiger Begleiter. Ihre nicht nur durch die instru­ Tel. 0 60 55 / 90 75 12
zu machen! Nicht mit Crystal Nische haben Crystal Pasture mentale Innovation, sondern

64 akkordeon magazin #41


ü
Verschenken Sie ein
akkordeon magazin Abo
akkord
Liebe(

Das Ak

Briefk
kor
r)

jeden zw deon Magaz


eiten Mo
asten.
GUTS
für ein Ja

gazin

nat in
hresabonn
der Zeitsch

eon ma
rift

in lieg
Deinem
t nun
C H E IN
ement
!
Geschenkgutschein
inklusive

Schlüsselanhänger mit
Flaschenöffner aus Metall,
silbermatt, ca. 8 cm lang,
3,5 cm breit

Unsere Aufmerksamkeit an Sie:


Für alle Musiker, die nach der Probe oder
dem Konzert gerne noch bei einem Bier
oder einer Cola in gemütlicher Runde

B
ereiten Sie einem lieben Menschen eine Freude und zusammensitzen! Und damit man den
verschenken die Zeitschrift für ein ganzes Jahr. Der Flaschenöffner nicht immer suchen muss,
Beschenkte wird sich jede Ausgabe dankbar an Sie gibts ihn gleich als Schlüsselanhänger!
erinnern. Und wir bedanken uns bei Ihnen mit einer klei-
nen Aufmerksamkeit.
Sie erreichen uns telefonisch unter
Meine Geschenk-Garantie
Ich erhalte den Schlüsselanhänger, die aktuelle Ausgabe ++ 49 (0 )221 297708-12
akkordeon magazin und einen Geschenkgutschein. Die akkordeon-magazin@koelnerverlagsagentur.de
nächste Ausgabe wird direkt an den Beschenkten verschickt.
Das Abonnement endet nach einem Jahr automatisch.


Schicken Sie den Coupon an untenstehende Adresse, per Fax an ++49 (0)221 / 297708-29 oder bestellen Sie unter www.akkordeon-magazin.de

 Ja, ich möchte das akkordeon magazin verschenken!


Bitte senden Sie die Zeitschrift ein Jahr lang zum Preis von 34,50 € (Auslandspreise auf Anfrage) Bitte frei-
inklusive Versandkosten an die unten angegebene Adresse. Zum Überreichen des Geschenk-Abos machen,
erhalte ich die aktuelle Ausgabe, einen Geschenkgutschein und den Schlüsselanhänger mit falls Marke
Flaschenöffner. zur Hand

Bitte tragen Sie Ihre persönlichen Daten ein: Ich verschenke das Abo an:
Antwort

Vorname, Name Vorname, Name


kölnerverlagsagentur /
Straße, Hausnummer Straße, Hausnummer akkordeon magazin
PLZ, Wohnort, Land PLZ, Wohnort, Land
Mielenforster Straße 10
Telefon/Fax

E-Mail Datum, Unterschrift


51069 Köln
Deutschland
(Bitte Rechnung abwarten, keine Vorauszahlung leisten!)

ü
Vorschau

akkordeon magazin #42 IMPRESSUM


Verlag:

erscheint am 12. Februar 2015 kölnerverlagsagentur, Andrea Iven,


Mielenforster Str. 10, 51069 Köln,
.fon 0221 297708-0, .fax 0221 297708-29,

Vincent Peirani —
info@koelnerverlagsagentur.de

Verlagsleitung:
Der neue Jazz-Star aus Frankreich Andrea Iven, .fon 0221 297708-11,
andrea.iven@koelnerverlagsagentur.de
Neuer Workshop — Chefredaktion:
Einstieg in die Improvisation Dr. Thomas Eickhoff ( v.i.S.d.P.),
.fon 0251 53959066, theickhoff@t-online.de

Wie mikrofoniere ich ein Akkordeon? — Erscheinungsweise: 6-mal jährlich


Hintergründe und Möglichkeiten Jahresbezugspreis (6 Ausgaben im Jahr ):
Deutschland 34,50 € ( inkl. Versandkosten
Arne Straub — und MwSt.), Auslandspreise auf Anfrage

Revolverheld mit Akkordeon Einzelheft:


5,90 € ( inkl. MwSt.) zzgl. Versandkosten
Rüdiger Carl — Mindestbezugsdauer:
Von Ostpreußen zum Freejazz 1 Jahr. Abbestellungen spätestens bis
6 Wochen vor Ablauf der Bezugszeit,
sonst verlängert sich das Abonnement
um ein Jahr. Kündigungen bedürfen der
schriftlichen Form.
news szene praxis
Abo-Vertrieb:
Sonja Wölfle, .fon 0221 297708 - 12,
.fax 0221 297708-29,
sonja.woelfle@koelnerverlagsagentur.de

5 Bankverbindung Abo:
e
#42 Februa r/M ärz 201
inkl
usiv
EIL Commerzbank, BLZ 37040044,
DERRTDEON
SON
R AK
KO ER
T
Konto 60001780
FÜ HES
ORC

Anzeigenleitung:
Andrea Iven, .fon 0221 297708-11,
.fax 0221 297708-29,
andrea.iven@koelnerverlagsagentur.de
Anzeigenpreise auf Anfrage.

Gestaltung/Lektorat:
Karin Belm
DVO Druck und Verlag Obermayer GmbH,
86807 Buchloe, .fon 08241 5008-0

Druck:
Memminger MedienCentrum,
Druckerei und Verlags-AG,
Fraunhoferstraße 19, 87700 Memmingen

Bankverbindung Verlag:
Commerzbank, BLZ 37040044,
Konto 600007900
Vincent Peirani © 2014 kölnerverlagsagentur
Frankreich
Der neue Jazz-Star aus Beiträge, die mit dem Namen des Verfassers
gekennzeichnet sind, decken sich nicht
Neuer Workshop unbedingt mit der Meinung der Redaktion.
isation
Einstieg in die Improv Keine Gewähr für unverlangt eingesandte
Manuskripte oder Besprechungsexemplare.
ein Akkordeon?
Wie mikrofoniere ich glichkeiten
Einsender von Manuskripten, Briefen oder
Hintergründe und Mö Ähnlichem erklären sich mit redaktioneller
Bearbeitung einverstanden. Die Zeitschrift
Arne Straub
ordeon und alle in ihr enthaltenen Beiträge
Revolverheld mit Akk und Abbildungen sind urheberrechtlich
9,50 /// BeNeLu x € 5,90 /// ISSN 1866-90 93
Deutsch land € 5,90 /// Österre
ich € 5,90 /// Schwei z CHF
geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich
zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne
Einwilligung des Verlages strafbar.

66 akkordeon magazin #41


ü
Vertrieb Deutschland

ü
Bernhard Zimmermann . Akkordeon-Service-Center
Alter Göbricher Weg 51 . 75177 Pforzheim . Tel. 0 72 31-10 67 44 . Fax 0 72 31-10 52 65 www.bugari.de
THE PURE ACCORDEON SOUND

ü
HOHNER Vertrieb für Deutschland, Österreich und Benelux: MUSIK MEYER GmbH · Postfach 1729 · 35007 Marburg · musik-meyer.de www.playhohner.com

Das könnte Ihnen auch gefallen