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Fig. 93 Silberne Armringe von der Gerlitzenalpe (n. Gr.; Gewicht 64 und 68g-).

Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio


(Dazu Tafel II)

I. Der Fund von der Gerlitzenalpe ebenfalls ans Museum in Villach, die übrigen Münzen
Ende Oktober oder Anfang November 1903 wurden zerstreut, je ein Stück von ihnen soll nach
wurden von einem Hirtenmädchen beim Viehweiden Wien und Triest gelangt, drei noch in den Händen
am Fuß der Gerlitzenalpe, die sich im Norden des der Finder sein. Die nachstehende Fundbeschrei-
Ossiacher Sees erhebt, 31 Silbermünzen und ein bung erstreckt sich daher auf den zum Glück weit-
silberner Armreif gefunden, die nicht ohne schwere aus überwiegenden Fundinhalt, den das städtische
Geldopfer von dem überaus tätigen und verdienst- Museum zu Villach erworben hat, und auf Mit-
vollen Vorstand des Villacher städtischen Museums, teilungen, die ich Herrn Gyula Aldor verdanke.
Herrn k. k. Finanzwach-Oberinspektor i. R. Karl Nach den von Herrn Rotky mit Umsicht ge-
Rotky für diese Anstalt erworben wurden. Über pflogenen Erhebungen können nun folgende Fund-
die näheren Umstände des Fundes, namentlich über umstände als gesichert betrachtet werden.
den Fundort wurden von den Beteiligten absicht- Die Fundstelle befand sich zwischen Treffen
lich irreführende Nachrichten verbreitet, um sich und Niederdorf am Fuße der zur Gerlitzenalpe ge-
weiteres Nachsuchen zu sichern, das indessen durch hörigen Gschleinerwand unterhalb des Gehöftes
einen bald nachher eingetretenen Schneefall ver- Unterschieiner in einer Geröllhalde, die sich fort-
eitelt wurde. Um Ostern 1904, nach der Schnee- während durch Abfall von der Höhe vergrößert
schmelze, wurden dann Nachforschungen von vielen Die Auffindung* erfolgte nach einem heftigen Regen-
Feuten, alt und jung, aufgenommen, die im ganzen guß, der die schützende Decke weggeschwemmt
fast erfolglos blieben und nur mehr 7 Silbermünzen hatte; denn die Münzen und der Ring lagen auf
sowie einen zweiten silbernen Armring zutage för- der Oberfläche zerstreut. Die beiden silbernen
derten. Dieser Ring sowie eine Münze gelangten Armringe (Fig. 93) greifen mit ihren Enden, welche
75 Luschin y. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 76

zu rohen Schlangenköpfen gestaltet sind, etwas kleinen Halbbögen gebildete Einfassung, wel-
über die Rundung hinaus. Hinter dem Schlangen- che von einer schlichten Kreislinie umgeben
aug'e finden sich mehrere schriftähnliche Zeichen ist. — Ähnlich Henri de la Tour, Atlas de Mon-
als Zierat — ob eingeschlagen oder eingegraben naies Gauloises, Paris 1892 T. LIV n. 10154. —
läßt die Zeichnung nicht erkennen -— und im Ab- 2 Stücke.
stand von 25 Millimeter Fischgrätenmuster; im D. 23/26 und 24/26, w. 17-17, 17-27 Ji, Taf. II 1.
übrigen sind diese geschmiedeten Reifen schmuck- 2. Wie vorher, nur ist auf der Hs. statt der großen
los und von annähernd gdeicher Schwere, sie wiegen Büste ein kleiner weiblicher Kopf mit kurzem
64 und 68 g. Halsabschnitt von der rechten Seite sichtbar.
Unter den 32 Münzen, welche das Villacher — Henri de la Tour, T. LIV n. 10151. —
Museum aus diesem Funde erwarb, befindet sich Katalog Windisch-Grätz T. II n. 2826. 6 Stücke.
ein römischer Quinär des Marc Anton mit Lepidus, D- 2728, 25/25; 2V27> 23/29> w- lT12> 17-I4; I7*i9,
der nach Bahrfeldt in den Sommermonaten des 17-28, 17-32, 17-35 g, Taf. II 2.
J. 711 der Stadt (43 v. Ch.) geschlagen sein dürfte.
Die übrigen 31, oder, wenn ich die Mitteilungen B. Münzen mit dem Namen BIATEC
der Herren Karl Rottky und Gyula Äldor berück -
3. Hs. Männlicher Kopf von der rechten Seite in
sichtig'e, 37 Stück, gehören mit 14 und 17 be-
einer Einfassung von kleinen Halbbögen, welche
ziehungsweise mit 17 und 20 Stück zwei durch
ihrerseits von einer schlichten Kreislinie um-
Größe und Gewicht unterschiedenen Gruppen von
schlossen ist.
Keltenmünzen an.
Rs. Randeinfassung wie auf der Hs., darin ein
I. Gruppe Reiter von der rechten Seite, in der Linken
die Zügel, in der Rechten einen Zweig mit
Die Münzen dieser Gruppe 14 (17) an Zahl
drei großen in geschweifte Spitzen auslaufenden
sind meist oval mit einem von 25 bis 27 mm schwan-
Blättern. Im Abschnitt zwischen zwei Linien
kenden Durchmesser und einem Durchschnitts-
BIATE. — Das Reittier scheint, nach den weitab
gewicht von 17-2 g. Einzelne Gepräge sind recht
stehenden langen Ohren zu schließen, ein Maul-
roh, die meisten jedoch von überraschender Voll-
tier zu sein.
endung.
Katalog Windisch-Grätz Taf. II n. 2824 (?) mit
A. Münzen mit dem Namen NON NOS BIATEC, de la Tour T. LIV 10166 mit BIA-
Sie waren unter den vom Villacher Museum TECI. — 1 Stück.
erworbenen Münzen am zahlreichsten, u. z. mit D. 25/28, w. 17-26 g, Taf. II 3.
8 Stück vertreten, die eine weitere Unterscheidung 4. Hs. Zwei männliche Köpfe von der rechten
dadurch zulassen, daß auf der Hauptseite entweder Seite, nebeneinander, der vordere belorbeert,
ein Brustbild oder ein Kopf mit kurzem Halsab- der rückwärtige mit Helm, das Ganze um-
schnitt vorkommt. Ein neuntes Stück befindet sich schließt eine einfache Kreislinie.
nach Mitteilung des Herrn Rotky im Privatbesitz. Rs. wie vorher, etwas verwischt. — 3 Stücke.
I. Hs. Große weibliche Büste von der rechten Ähnliche Gepräge bei de la Tour T. LIV.
Seite mit Halsband und durchflochtenem Haar. 10170. 10171.
Das Ganze umgibt eine aus kleinen, nach aus- D- 24/26; w- i6'98, I7-4L 17*43^, Taf- 11 4-
wärts gestellten Halbbögen gebildete Ein- 4a. Die gleichen Köpfe nur größer und vergröbert.
fassung, welche außen noch ein Perlenreif Das Münzbild umschließt auf beiden Seiten
umschließt. eine aus nach auswärts gestellten Halbbögen
Rs. Reiter von der rechten Seite auf scharf und einer einfachen Kreislinie gebildete Ein-
einhersprengendem Rosse, in den erhobenen fassung.
Händen rechts ein Schwert, links einen Zweig. D. 22/24, w. 17-15 g. de la Tour T. LIV
Im Abschnitt zwischen zwei Linien NON NOS, 10177 (?). Fig. Taf. II 4a.
das Ganze umgibt eine aus auswärts gestellten Ein Stück im Museum zu Villach, zwei Stücke
77 Luschtn v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 78

dieses Gepräges, beide schlecht erhalten, hat 9. Wie n. 8, doch erscheint im Felde unter dem
Herr Gyula Aldor noch in Händen der Pferde und ober dem Wurfspieß je ein Rin-
Finder zu Oberndorf und Treffen gefunden. gelchen, und die Schrift lautet ADNA-M-TI.
5. Die gleichen Münzbilder wie bei 4, jedoch noch 3 Stücke.
roher und noch mehr vergröbert mit sehr D. 22, w. io-ii, 10-16, 10-17 g, Taf. II 9.
spitzigen Nasen. Als Einfassung ein Perlenkreis, Diese Variante fehlt de la Tour. „Ein Adna-
auf der Rs. ohne Einrahmung die Schrift BIATEC mat“ befindet sich nach Mitteilung des Herrn
unter dem Reiter frei im Felde. — Fehlt bei Rotky noch in Privatbesitz.
de la Tour. — 1 Stück.
D. 24/27, w. 17-23 g, Taf. II 5.
E. Münzen mit der Aufschrift NEMET
Sie stimmen in den Münzbildern mit den
C. Münzen mit dem Namen DEVIL
ADNAMATI-Geprägen überein, sind jedoch von
6. Hs. Männlicher Kopf von der rechten Seite. etwas roherem Stempelschnitt.
— Ohne Einfassung.
10. Hs. Unbärtiger Herrscherkopf von der linken
Rs. Schreitender Bär von der rechten Seite, im Seite.
Abschnitte zwischen zwei Linien DEVI. Das
Ganze umrahmt eine schlichte Kreislinie. Rs. Reiter mit flachem Helm von der rechten
de la Tour T. LIV 10164, mit undeutlicher Seite, den Wurfspieß in der erhobenen Rech-
Schrift. 1 Stück. ten, unter dem Pferde NE ME und ober dem
D. 23/30, w. 16-96 g, Taf. II 6. linken Vorderfuß T. — 2 Stücke (Taf. II 10 und
10 a), darunter eines mit einer ovalen Ver-
tiefung von 3 : 5 mm Durchmesser, die von
II. Gruppe einer als Gegenstempel eingeschlagenen Punze
mit kugeliger Oberfläche herrührt.
Die Münzen dieser Gruppe, im Ganzen 17
beziehungsweise 20 an der Zahl, haben durchwegs de la Tour T. LII n. 10020.
einen kleineren und oft besser abgerundeten Schröt- D. 20 und 2V23’ w- IO'°8, 10-14g.
ling von 20 bis 24 mm und durchschnittlich 10-12 g 11. Wie vorher, nur erscheint die ganze Schrift
Schwere; sie gehören demnach einem andern Münz- NEMET zwischen zwei Linien unter dem Pferde
system an. Die Münzbilder sind auf beiden Seiten und als Beizeichen darüber ein Röschen.
von einem Perlenkreis eingeschlossen. de la Tour T. LII n. 10019. — 3 Stück.
D. 21 —w. 10-09, 10-19, 10-20g, Taf. II 11.
D. Münzen mit der Aufschrift ADNAMATI 12. Wie n. 11, nur ist der Reiter ohne Helm, und
7. Hs. Unbärtiger Herrscherkopf oder Idealkopf der Wurfspieß hat einen geschwungenen
mit Diadem von der linken Seite. Schaft, so daß er wie eine Gerte aussieht;
auch fehlt bei der Schrift die Linieneinfassung.
Rs. Reiter mit flachem Helm von der rechten
2 Stücke.
Seite, den zum Wurf erhobenen Spieß in der
Rechten. Unter dem Pferde zwischen zwei D. 21, w. 10-20, 10-33 g) Taf. II 12.
Linien in zierlicher Schrift ADNAAA und ober Ein Stück mit Nemet verblieb nach Mitteilung
den Vorderbeinen des Pferdes (doch ohne des Herrn Rotky in Privatbesitz.
Linien) ATI. Zierliche Arbeit. — Fehlt bei
de la Tour, i Stück. F. Münzen mit der Aufschrift ATTA
D. 24, w. 10-50 g, Taf. II 7. Auch diese stimmen in den Münzbildern mit
8. Wie vorher, doch von derberer Arbeit, und die den früheren Geprägen überein, zumal
Schrift ADNAA-AI ohne Begleitlinien. 3 Stücke 13. Hs. Unbärtiger Kopf von der linken Seite,
de la Tour T. LII n. 10024. doch ist das Diadem wie ein Lorbeerkran?;
D. 21, w. 9-9, 10-03, 10-05 D*Taf- II 8. gestaltet.
79 Luschin v. Ebengreuth KLeltenmiinzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 8o

Rs. Reiter ohne Helm von der rechten Seite, aus diesem Fund an das Triester Museo civico
den Wurfspieß in der erhobenen Rechten. d’ antichitä nur noch 15 Stücke gelangt. Rechnet
Unter dem Pferde ATTA. man 2 Stücke hinzu, die ich daraus besitze, und
de la Tour T. LII n. 10014. — 1 Stück. wenigstens 6 Stücke, die F. de Saulcy daraus hatte,
D. 21/22, w. io g, Taf. II 13. so gelangen wir zur Mindestzahl 25. Nach meinem
14. Hs. Unbärtiger Herrscherkopf von der rechten dunkeln Erinnern muß jedoch die Zahl wohl größer
Seite mit Perlendiadem und sehr spitziger gewesen sein, als ich den Fund vor 28 Jahren
Nase. flüchtig besichtigte; die Münzen füllten damals
Rs. Wie vorher. einen Beutel mittlerer Größe.
de la Tour T. LH n. 10017. — 2 Stücke. Ich lasse nun die Beschreibung der Fundstücke,
D. 20, w. 10-05. IO-Io g, Taf. II 14. die ich nebst Abdrücken von Prof. Puschi erhielt,
Ein Stück mit ATTA nach Mitteilung des hier folgen und berücksichtige außerdem meine
zwei Stücke.
Herrn Rotky noch in Privatbesitz.
Vorausgeschickt sei, daß die 15 Stücke zu Triest
III. Quinär der Familie Antonia ein Gesamtgewicht von 150-10 g haben, also im
15. Hs. M.ÄT.IMP Opfergefäß und Rabe. Durchschnitt 10 g wiegen. Dasselbe bleibt nahezu
Rs. LEPIMP Opfergeräte. 1 Stück. unverändert, wenn man das Gewicht der beiden
Stücke hinzuschlägt (10-05, 10-22), die ich aus dem
Babelon, Familie Antonia 8 und Aemilia 29.
Funde besitze (150-10 J- 20-27 = 17T°T3 7) = 10-02.
D. 12, w. i'8og, Taf. II 15.
A. Stücke mit ADNAMATI
II. Der Fund von Moggio Im ganzen wenigstens 7 Stücke. 4 Stücke im
Die näheren Umstände, unter welchen dieser Museum zu Triest und eines, das ich besitze, wie-
Münzenschatz aufgedeckt wurde, sind unbekannt. gen zusammen 49-92 g, im Durchschnitt also 9-98 g.
Es heißt, daß er zu Moggio im Fellatal gegenüber Die Einzelgewichte schwanken von 10-22 bis 9-70 g.
der Eisenbahnstation Resiuta gefunden wurde; und a. Wie oben n. 7, nur weniger zierlich. Schrift
sicher ist es, daß er in die Sammlung des zwischen Linien ADHbA und frei im Felde
Dr. Cumano und mit dieser schließlich an das ATI, w. 10-05 und 9-95 g. 2 Stücke, davon eines
städtische Museum zu Triest gelangte. Wie g-roß mit einer keilförmigen Kontermarke auf dem
die Zahl der Fundstücke ursprünglich war, läßt Kopf der Vorderseite; Taf. II 25.
sich nicht mehr ermitteln. Ich erinnere mich, daß b. Wie oben n. 8. Schrift ohne Linieneinfassung
mir im Jahre 1876, als ich die Sammlung des ADNAWÄI Eingeschlagen ist eine ovale Ver-
damals schon verstorbenen Dr. Cumano besichtigte, tiefung von 3 : 5 mm Durchmesser, die von
Keltenmünzen gezeigt wurden, die zu Moggio einer als Gegenstempel verwendeten Punze
gefunden worden seien, und daß ich zwei Stücke mit kugeliger Oberfläche herrührt. Vgl. oben
davon zu Geschenk erhielt. Zweifellos sind in die gleiche Kontermarke bei n. 10. 1 Stück
ähnlicher Weise Stücke aus dem Fundinhalt auch w. 10-20 g.
an andere abgegeben worden, namentlich halte c. Wie oben n. 9 mit zwei Ringelchen als Bei-
ich es für sicher, daß die Keltenmünzen mit zeichen und ADNA-M-TI. 2 Stücke (eines davon
Adnamat, Atta und Nemet, die F. de Saulcy aus in meinem Besitz) w. 10-22, 9-70 g.
einem Tresor decouvert pres d’ Udine’ besaß und 1868
erwähnte (vgl. Revue numismatique 1902, S. 41, B. Stücke mit NEMET
Anm. 2) dem Funde von Mog-gio zuzurechnen sind, Im ganzen wenigstens 9 Stück. — Das Ge-
da der Ort in der ämtlichen Bezeichnung Moggio samtgewicht der 6 in Triest vorhandenen Stücke
Udinese heißt und überdies Dr. Cumano abwechselnd (— 60-35) ergibt zuzüglich meines Exemplars
zu Cormons und Udine wohnte. Nach Mitteilungen, (= 10-05) ein Durchschnittsgewicht von 7 074 0 -
die ich der Gefälligkeit des Herrn Konservators 10-06 g. Die Einzelgewichte schwanken von 10-17
und Direktors Prof. A. Puschi verdanke, sind bis 9-5 g.
8i Luschin v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio

d. Wie oben n. io (de la Tour n. 10020) mit NEME-T im 4. Bande seiner Doctrina nuniorum S. 170—175
(das T ober dem linken Vorderfuß des Pferdes.) widmete, mit gewohnter Meisterschaft geschrieben
1 Stück w. 9-95 g. sind. Seither ist allerding-s, namentlich in Frank-
e. Wie vorher, nur erscheint die Schrift NEhET reich, die Wertschätzung- für Keltenmünzen als
zwischen zwei Linien in einer geraden Zeile. Zeugnisse der Frühgeschichte von Mitteleuropa
1 Stück in meinem Besitz, w. 10-05 g. recht lebhaft geworden, allein zu einer allseitigen
f Wie oben n. 11, d. h. ober der von zwei Linien Verarbeitung dieses durch Münzfunde rasch an-
begrenzten Schrift hEMET erscheint ein Rös- wachsenden aber auch sehr verschieden wertigen
chen als Beizeichen. 3 Stücke, Stoffes ist es noch nicht gekommen. Die von dem
w. 10-15, 10-14, 9-97 g. französischen Minister Waddington im J. 1876
g. Wie oben n. 12, d. h. der Reiter ist ohne Helm, niedergesetzte Kommission von Gelehrten zur Ver-
der Wurfspieß hat einen geschwungenen öffentlichung eines umfassenden Verzeichnisses der
Schaft und die Linieneinfassung fehlt bei der Keltenmünzen ist abgestorben, ohne ihre Aufgabe
Schrift, die bei einem Exemplar, das vielleicht gelöst zu haben. Wir müssen dankbar sein, daß
unter dem Stempel gerutscht ist, /XS-AE.T lautet. mindestens der von ihr g-esammelte reichhaltige
2 Stücke. Stoff, so wie er von der Meisterhand Dardels
w. 10-17, 9'5 ö- auf 55 großen Platten g-estochen worden war, durch
die Bemühungen Henri de la Tours als Atlas des
C. Stücke mit ATTA Monnaies Gauloises (Paris, Pion 1892) in reichlicher
Wenigstens 7 Stück in zwei, durch die Stellung Auswahl (etwa 1600 von rund 11.000 Stücken)
des Kopfes auf der Hauptseite unterschiedenen erscheinen konnte, obwohl wir den Mang'el eines
Geprägen. Die 5 Exemplare des Triester Museums begleitenden Textes schwer entbehren, für den
wiegen zusammen 50-05 g, was ein Durchnitts- wir im Catalogue des Monnaies Gauloises du
gewicht von 10 g ergibt. Die Einzelgewichte Cabinet de France par Ad. Muret et Ed. Chabouillet
schwanken von 10*2 bis 9-70 g. (Paris 1883) nur teilweisen Ersatz finden. Zumal für
h. Wie oben n. 13 mit unbärtigem Kopf von der die Münzen der ostkeltischen Völkerschaften, die
linken Seite, auf der Rs. die Schrift ATTA aus naheliegenden Gründen von den Franzosen
zwischen 2 Linien. 1 Stück w. 10-20 g. weniger emsig gesammelt und behandelt wurden,
i. Wie vorher, als Beizeichen drei von einem bildet noch heute die knappe Übersicht, die
Ringe umschlossene Punkte im Felde. 2 Stücke, Mommsen vor 44 Jahren im 7. Abschnitt seiner
von welchen eines infolge des geringeren klassischen Geschichte des römischen Münzwesens
Durchmessers des Schrötlings nur einen solchen über das Münz- und Geldwesen der römischen
Punkt deutlich zeigt, Provinzen veröffentlicht hat, die Grundlage unseres
w. 10-15, 10 g. Wissens, welche bisher nur gelegentliche, wenn
k. Wie oben n. 14, mit dem Kopf von der rechten auch wichtige Ergänzungen gefunden hat.
Seite. Auf der Rs. die Schrift -ATTA- ohne Die anspruchslosen Bemerkungen, die ich im
Linieneinfassung. Als Beizeichen ein Dreizack Anschluß an die voranstehende Beschreibung der
im Felde unter dem Bauch des Pferdes. De Funde an der Gerlitzenalpe und bei Moggio der
la Tour n. 10017 — 2 Stücke w. 10, 9-70 g. Prüfung von Fachmännern unterbreite, sollen daher
nur aufmerksam machen, nach welchen Richtungen
III diese Münzschätze Beiträge zur Lösung mancher
Die Literatur über Keltenmünzen ist zwar Rätsel liefern könnten, die uns die Münzen der
ausgebreitet, allein auch recht zerstreut. Sie ist ostkeltischen Völkerschaften heute noch auf-
im Vergleiche mit jener über römische und geben.
griechische Münzen des Altertums jung und daher Zunächst ist festzustellen, daß der kleine Münz-
unfertig. Noch Eckhel hat es abgelehnt, sich mit schatz vom Fuße der Gerlitzenalpe zu den so-
diesen Barbarenmünzen eingehender zu beschäf- genannten Mischfunden gehört, weil er Gepräge
tigen, obwohl die wenigen Seiten, die er ihnen enthält, die zwei verschiedenen Münzs}7stemen
Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission II i, 1904 6
3 Luschin v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 84

angehören. Die großen Stücke der ersten Gruppe außerdem mit jüng'eren Drachmen von Dyrrha-
haben bei sehr guter Justierung ein durchschnitt- chium und Massalia übereinstimmend, von denen
liches Gewicht von 1 y-2 g, also genau die Schwere erstere in Dacien, letzere von Gallien bis Tirol
der späteren attischen Tetradrachme, die kleineren vorherrschend waren. Dagegen erscheine jede
der zweiten Gruppe ebenso ein mittleres Gewicht Möglichkeit einer Ausgleichung mit dem gleich-
von io'i2 g, sie können daher keine Teilstücke der zeitigen römischen Gelde ausgeschlossen, nament-
früher genannten größeren Münzen sein und müssen lich könne das neue keltische Großsilberstück nicht
entweder einer andern Zeit oder einer anderen als vierfacher Denar angesehen werden, weil cler
Gegend angehören. Anders liegt die Sache beim römische Denar damals schon auf 3-9—3‘5 g stand,
Fund von Moggio, der nur Münzen eines Münz- sein Vierfaches also ein Silberstück von 15-6—14 g
systems enthält. erfordert hätte. Diese Großsilberstücke, die man
Die herrschende Annahme, die namentlich nach den vielen (12) Fürstennamen, die sietragen,
durch Hofrat Kenner näher begründet worden ist, als Gepräge eines Fürstenbundes zu betrachten
hält die Münzen beider Gruppen, die im Funde hat, dürften also zu einer Zeit geschlagen sein, in
an der Gerlitzenalpe nebeneinander vorkamen, für der die Ostkelten möglichst enge Beziehungen 2u
Gepräg'e eines Volkes, die zu verschiedenen Zeiten den benachbarten Germanen anzubahnen suchten,
ausgegeben wurden. Als älter gelten die Münzen um sich der Römer zu erwehren. Wenn nun
der zweiten Gruppe, die nach Schwere und Münz- Tacitus noch am Schlüsse des ersten Jahrhunderts
hild auf Münzen der pannonischen Herrscher, nament- nach Christo zu berichten weiß, daß die Germanen
lich des Königs Audoleon (etwa 315—-286 v. Chr.), nur die älteren römischen Gepräg'e mit dem Zacken-
zurückführen und durch diese mit der kleinasiati- rand und dem Zweigespann gelten ließen, die
schen Währung Zusammenhängen. Die Münzen nach schwererem Münzfuß (4*5, dann 4-3 g) aus-
der Gruppe 1 hingegen, welche unter anderm gebracht waren, so sei solches auch für die Zeit
Nachahmungen römischer Familienmünzen aus den des Augustus anzunehmen, dann sei aber auch das
J. 82, 54 und 48 zeigten, gelten ebenso als spätere Gewicht von 1 y2 g der neuen Großsilberstücke
■Gepräge derselben keltischen Völkerschaften. erklärt, da es genau vier Römerdenaren nach dem
Rätselhaft bleibt dabei, warum bei dieser jüngeren älteren Fuß von 4-3 g Schwere entspricht. All dies
Ausmünzung das bei den Ostkelten eingebürgerte zusammen führe auf die Zeit des großen, umsichtig
„alte Großsilberstück zu io’5 bis ii’5gu verlassen eing'eleiteten Kampfes König Marbods gegen Rom
und durch den attischen Münzfuß von 17*2 g zu und auf die Zeit der großen Erhebung der Pannonier
einer Zeit ersetzt wurde, wo man ihn in Griechen- und Dalmater, die ohne längere Vorbereitung im
land selbst schon längst aufgegeben hatte. Stillen kaum denkbar ist (6—9 n. Chr.). Die
Die Erklärung dieser auffälligen Erscheinung' Prägung des neuen Großsilberstückes mit den
hat man sowohl in Verkehrsbeziehungen als auf Herrschernamen BIATEC, NONNOS, EVOIVRIX usw.
politischem Gebiet gesucht. Namentlich hat Hofrat falle daher wohl mit den ersten Jahren der christ-
Kenner hervorgehoben, daß es von BIATEC und NON- lichen Zeitrechnung zusammen. Unterstützt Werde
NOS Münzen mit einem Gewicht von 6-og und 6'49^f diese Annahme durch die etwas jüngeren Münzen
gäbt, die man als etwas übermünzte Drittel der des Quadenkönigs Vannius, welche zeigten sollen,
jüngeren Ganzstücke anzusehen habe, ferner daß daß die Barbarenstämme in dem nachmals panno-
die im Simmeringer Funde vorgekommenen Klein- nischen Anteil von Norikum und jenseits der
silbermünzen, unter welchen sich ein NONNOS Donau in der Zeit zwischen 20 und 37 n. Chr.
befand, nach ihrem Durchschnittsgewicht von 2^34g schon auf den römischen Denarfuß gemünzt haben.
ebenso etwas untermünzte Sechstel sind. Durch Diese Beweisführung ist gewiß scharfsinnig.
diese Teilmünzen sei die Anknüpfung' an alle Allein so gerundet ihre Folgerungen auch klingen,
Sorten des östlichen und westlichen Barbarengeldes so lassen sie doch einige Einwendungen zu, die
hergestellt. Die mittleren BIATEC und NONNOS seien nicht gleichgültig* sind. Einmal ist das vorhandene
Flälften der barbarischen Kopien der silbernen Quellenmaterial, von erzählenden Quellen abge-
Philippeer, die Kleinstücke ebenso Viertel und sehen, für das in Rede stehende Gebiet selbst was
5 Luschin v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 86

Münzen anbelangt keineswegs reichlich, namentlich Das alles ist recht gut möglich, allein bis zur
steht uns der Inhalt von Massenfunden fast gar nicht Stunde sind wir außerstande die Träger dieser
zu Gebote, da einige der größten, wie der Schatz Namen mit Persönlichkeiten zu identifizieren, die
von Podmokl zu einer Zeit aufgedeckt wurden, in der uns von den römischen Schriftstellern genannt
das Interesse für diese barbarischen Geprägte noch werden, noch weniger vermögen wir gewisse
kaum erwacht war und sie zerstreut wurden, ehe man Gebietsteile dem einen oder andern dieser Kelten-
den Fundinhalt erschöpfend untersucht hatte. Eine fürsten zuzuweisen. Die Zusammenstellung des
bloße Auswahl aus dem Münzschatz und dessen BIATEC mit den am pannonischen Aufstande betei-
Beschreibung' genügt eben nicht, um die Schlüsse ligten zwei Bato weist Kenner selbst zurück.
mit jener Sicherheit zu begründen, die sich erst Bei dieser Sachlage bietet der, wie es sich
bei Berücksichtigung aller Zahlenverhältnisse im zeigen wird, durch die Fundstelle und seine
Funde ergibt. Außerdem scheinen mir einzelne Zusammensetzung beachtenswerte Fund von der
Voraussetzungen, aus welchen der Beweis geführt Gerlitzenalpe wohl Anlaß den Versuch zu unter-
wurde, der Nachprüfung zu bedürfen, dazu rechne nehmen, ob nicht aus einer Übersicht über die
ich namentlich die Annahme, daß die Großsilber- Verteilung der bekannten Gepräge nach dem Fund-
münzen des schwereren wie des leichteren Münz- vorkommen ein Beitrag zur Lösung der vorhandenen
fußes ein und demselben Staatswesen, wenn auch Zweifel gewonnen werden könne.
verschiedenen Zeitabschnitten angehörten. Denk- Die nachstehende Zusammenstellung ist all-
bar wäre statt des Nacheinander auch ein Neben- gemein gehalten und läßt Geprägeverschiedenheiten
einander als Ursache der Gewichtsverschiedenheit, mit Absicht beiseite, sie will eben nur ein Bild
mit anderen Worten: aus der Verschiedenheit der Typenverteilung nach den bekannten Funden
der Münzsysteme könnte auch geschlossen aus Österreich-Ungarn darbieten. Im einzelnen Ab-
werden, daß sie zwei verschiedenen Gebieten an- schnitt stehen selbstverständlich die Massenfunde
gehören. Nun besitzen wir leider über die staat- an erster, Einzelfunde an letzter Stelle. Die Jahres-
lichen Zustände bei den Ostkelten aus der Zeit zahl der Auffindung ist in Klammern beigegeben.
vor ihrer Unterwerfung unter die Römer sehr
wenig unmittelbare Nachrichten, wir müssen daher A. Goldmünzen
diese Lücken durch unsichere Analogieschlüsse aus- 1. Regenbogenschüsselchen: Podmokl (1771) zirka
füllen, indem wir die besser beglaubigten Zustände 5000 Stücke, Stradonitz (1877) bei 200 Stück,
bei den Westkelten zur Erklärung heranziehen. beide in Böhmen. Deutsch-Jahr endorf,
Solch eine Voraussetzung ist der große Fürsten- Wieselburg'er Komitat, Ung'arn (1855) 27 Stück,
bund der Ostkelten zur Zeit des Augustus; seine darunter einige mit Aufschrift: BIATEC. Zu
Begründung findet er in den Namen, bisher Na das d im Ödenburger Komitat (1899)
zwölf an der Zahl, die auf den schwereren Groß- 43 Stück, zu Nagy Biszterecz im Arvaer
silberstücken Vorkommen und meist als Fürsten- Komitat um 1880 in Ungarn (Revue numisma-
namen gedeutet werden. Es mag die Zwölfzahl tique 4. Serie VI 1902, 157 ff.), Le mb erg (rich-
ein Zufall sein, bemerkt Kenner, aber es ist nicht tiger Gorica an der Straße von Neuhaus nach
ausgeschlossen, daß die Kelten jener Gegend in Lemberg') bei Cilli in Steiermark (1829) 11
zwölf Stämme geteilt waren wie die Vindeliker, Stück.x) Einzelfunde zu Leibnitz in Steiermark,
und daß jeder von ihnen seinen Gaufürsten hatte. Parndorf bei Bruck a. L. (ein BIATEC) usw.
Unter diesen mag Fürst Biatec eine Art Ober- 2. Eine zweite Art barbarischer Goldmünzen, die
stellung eingenommen haben, nur sein Name sich durch ihr Gepräge als Nachahmung' make-
erscheint auf Goldstücken, er prägt fast allein donischer Vorbilder verrät, ist in Funden vom
Großsilber mit zwei Köpfen auf der Vorderseite, 1) Dieser wichtige, leider zerstreute Fund darf nicht,
während die Münzen der übrigen Fürsten nur ein wie es öfter geschieht, mit dem Funde von Dobernä
Kopfbild aufweisen, jene des Cobrovomarus ausge- Retje bei Trifail verwechselt werden. Eine Übersicht
nommen, den wir vielleicht als den Nachfolger des über den auf 500 Stück Gold- und Silbermünzen geschätz-
Biatec in dieser Würde zu betrachten haben. ten Fund von Lemberg bietet Knabt. Mitt. XIV (1869) XIII.
6*
87 Luschin v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio

südlichen Mähren nach Österreich bis an die 1 9. AINORIX Jahrendorf 2.


Donau vertreten. Namentlich kommen sie in 10. EVOIVRIX Jahrendorf 1.
der Gegend von Znaim bis Eggenburg, 11. COISA Jahrendorf 1, Simmering 1.
aber auch südlicher bis Oberhollabrunn, 12. BVSV Jahrendorf 1.
ein Stück sogar in Wien, vor. 13. COVIO oder CONO Jahrendorf 1.
Sowohl die Regenbogenschüsselchen als 14. FAhARIVS unbekannter Fundort.
auch die unter 2. erwähnten barbarischen 15. Kleinsilberstücke ohne Namensbezeichnung,
Goldmünzen kommen sowohl in Ganz- als in zirka 2-$g = Sechstel: Simmering 261 Stück.
Teilstücken vor. Liber die Gewichtsverhältnisse Tö tfalu auf einer Donauinsel zwischen Waitzen
handeln Kenner in der Wiener numismatischen und Budapest, über 900 Stück mit einem
Zeitschrift XXVII (1896) Soff, und Monats- Durchschnittsgewicht von 2-52 g. Vgl. J. Äldor,
blatt der numismatischen Gesellschaft, Wien La trouvaille de monnaies celtiques de Tötfalu
1896, n. 155, ferner Blanchet in der Revue (Budapest, 1904).
numismatique, 4. Serie VI (1902). C

B Großsilber- und Teilstücke nach kleinasiatischem


Großsilber- und Teilstücke nach dem Fuß der Fuß, die Großsilberstücke oft ebenfalls gut justiert
schwanken meist zwischen 10—11 g Schwere.
attischen Tetradrachme; die gute Justierung der
einzelnen Großstücke (Gewicht um 1 yz g) wird 16. Mit dem Namen ADNAAWI in verschiedener
u. a. auch von Kenner W. N. Z. XXVII 74 Schreibung: Gerlitzenalpe, wenigstens acht
rühmend hervorgehoben. Stück. Fund von Moggio im Fellatal bei
3. Verschiedene Prägen mit dem Namen BIATEC: Resiutajan uralter Verkehrsstraße von Aqui-
Deutsch Jahrendorf (1855) 36 unter 102 leja nach] Ufernoricum, wenigstens 6 Stück.
Stücken. Preßburg (1776 44 Stück) wenig- Lurnfeld, S. Peter im Holz, das alte Teurnia:
stens 3 verschiedene Gepräge. Simmering 4 Stücke mit ADNAMTI, die hier, unbestimmt
(1880, 26 Stück) darunter 14 BIATEC. Ger- ob mit einem größeren Schatz oder vereinzelt
litzenalpe (1903, im ganzen 38 Stück) 5 BIATEC gefunden wurden, besitzt das Museum zuKlagen-
in 3 verschiedenen GeprägenVAus unbekann- furt, Carinthia 82 I (1892) 140, 165 n. 20—23; —
tem Fundort (Kärnten?) Sammlung Rainer 2 andere Stücke aus der ehemaligen Sammlung
in S. Veit. Kupido in Koehnes Berliner Bl. f. Rainer s. Kupido in Berl. Bl. III 148 n. 1. 2.
Münzkunde 1866 152 n. 15. Eis bei Völkermarkt: wohl aus dem größeren
4. NON NOS, auch rückläufig SOHHOH: Jahren- Münzfunde, der 1858 aufgedeckt aber zer-
dorf 43, Preßburg mindestens 2 Verschieden- streut wurde, bot man 1887 einen „Adnamat“
heiten, Simmering, 8 Ganzstücke, 1 Drittel- dem Klagenfurter Museum an. Carinthia a. a. O.
stück. Gerlitzenalpe mindestens 9 Stück in 169. Einzelvorkommen von ADNAAAATI Münzen
2 Geprägen, 2 Stücke unbekannter Herkunft sind bekannt aus Gurina (jetzt Museum
(Steiermark?) im Joanneum. Pichler, Reper- Klagenfurt, Carinthia 1892 169, n. 41), zwei
tor. d. steir. Münzkunde I (1865) n- 84 und 106. Stück vom Windischberg' ob Lavamünd an
5. AMVMARVS ] (Jantumarus): Jahrendorf 3, der kärntnerisch-steirischen Grenze, 1 vom
Simmering 2 Stücke. Zollfeld, 2 (wohl aus Kärnten oder Steiermark)
6. COBKOVOMARV (Cobrovomarus): Jahrendorf 3 im Joanneum zu Graz, je 1 Stück zu Kropp,
(Kupido in Wiener Num. Monatshefte 1866, 103 Sittich und Rattmannsdorf in Krain.
n. 11 —13; Kenner a. a. O. S. 58 nur 2 Stück). Pichler a. a. O. n. 82. 83 und Bemerkungen
Preßburg 1 Stück. auf S. 169. 170.
7. BVSSVMAR(us) Jahrendorf 3. 17. ATTA. Zwei verschiedene Prägen: Gerlitzen-
8. DEVIL: Jahrendorf 3, 2 verschiedene Gepräge. alpe mindestens 4; Moggio wenigstens
Kupido a. a. O. n. 8—10). Simmering 1, Ger- 6 Stück; S. Peter im Holz 3 Stück, Museum
litzenalpe 1 .Stück. in Klagenfurt 1, Sammlung Rainer (Carinthia
8y Luschin v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 90

1892, 166, n. 24—27, Kupido in B. Bl. III 149 22. OTC und Monogramm MC (? AAC ?). Doberna
n. 6). Eis, kais. Kabinett in Wien 1, Museum Retje 5 auf 142 beschriebene Stücke (Knabl
Klagenfurt 2 (Carinthia 1892 S. 167 n. 29). a. a. O. n. 6).
Altenmarkt bei Windischgratz (Pichler n. 85). 23. Schriftloses Gepräge; kleiner Kopf im Voll-
18. NEMET. Gerlitzenalpe wenigstens 8; Moggio gesicht und Pferd (La Tour n. 9924). Fund
wenigstens 8; S. Peter im Holz: Museum von Doberna Retje, 14 unter 142 beschrie-
Klagenfurt 2; Sammlung Rainer i (Carinthia benen Stücken (Knabl a. a. O. n. 1).
1892 S. 166 n. 27, 28); Lemberg? Pichler 104; 24. Schriftlose Gepräge, Kopf und lediges Pferd,
Zollfeld Carinthia 1892 S. 137 n. 7. La Tour n. 9920 mit mancherlei Verschieden-
Nach Beobachtungen, die Se. Durchlaucht heiten, 102 auf 142 beschriebene Stücke in
Prinz Ernst zu Windisch-Grätz an Ort und Doberna Retje (Knabl a. a. O. n. 3—5); sie
Stelle machen konnte, sollen vereinzelte Ganz- waren auch im Fund von Lemberg* zahlreich
stücke mit den Namen Adnamat und Nemet vorhanden, Pichler n. 24 ff.
auch in der Umgebung von Ödenburg und 25. Sieben ungemein rohe Nachbildungen des
Steinamanger vorgekommen sein. Einen Fund massaliotischen Gepräg*es (Kopf und Pferd)
von etwa 70 Stück nicht näher beschriebener, aus Potin. Fund von Stradonitz. Mitt. der
norischer Ganzstücke von 10—11 g Schwere anthrop. Ges. X (1881) 241; Revue numisma-
erwähnt A. Blanchet nach Mitteilung Prof. tique IV. Serie VI (1902) 38.
Edmund Göhls in der Revue numismatique 26. Schriftlos. Kopf und rohe Reiterfigur; Eis
IV. Serie VI (1902) 160. Museum zu Villach, w. 11*55^, Taf. II 16).
19. EICCAIO. Zollfeld. 2 Stück Museum Klagen- 27. Teilstücke zu den unter n. 16—25 angeführten
furt. Magdalenenberg 1 (Carinthia 1892, Großsilbermünzen sind aus den kärntnerischen
S. 136 ff. n. 3, 5, 8, vgl. auch Pichler n. 101, Fundorten Eis 18 Stück, am Magdalenen-
102). La Tour n. 10005 ff. berg 10 Stück, zu Gurina (Taf. II 17. 18) min-
20. SVICCA. Zweierlei Gepräge, indem der Widder destens 13 Stück bekannt, sollen jedoch nach
sowohl von der rechten als von der linken Beobachtungen Sr. Durchlaucht des Prinzen
Seite gesehen angebracht ist. Ein Stück aus Ernst zu Windisch-Grätz vereinzelt auch in
Gurina im Museum zu Villach, ein zweites Güns und Steinamanger vorgekommen sein
unbekannten Fundorts war in der Sammlung (Archiv f. österr. Gesch. XXIV 281, Carinthia
Rainer. LaTour n. 10009. 10013. — Taf. II 23. 24. 1892, 138 n. 10—19; 168, n. 32—39; Meyer
Gurina S. 10 und Taf. V 1—5; Mitt. der anthro-
20a. DIIAA. Lemberg bei Cilli(Pichler n. 89—100).
pologischen Gesellschaft in Wien XVIII (1888)
Weiland Pfarrer Richard Knabl hält die
53, dazu 2 Stück aus Gurina im Museum zu
Schrift für gestürzt, liest VVIICI und bezieht Villach (Taf. II 17. 18, 0*51 und 0*62 g schwer).
dies auf den Stamm der Latuvici, der im Tal Monatsblatt der num. Ges. in Wien 1896 n. 152
der Save von Laibach östlich und das Sann-
S. 333, Pichler n. 9—14. Die kleinen Münz-
tal hinauf wohnte.
chen, deren Gewicht bis zu 0-85 g ansteigt,
21. TI (La Tour n. 9916). Im Fund von Doberna in der Regel jedoch zwischen o-Ö5 bis 0*75 g
Retje (1868), der aus wenigstens 553 Stücken liegt, werden als Zwölftel der Großsilber-
bestand, von welchen 142 näher beschrieben stücke erklärt; doch gibt es, namentlich unter
sind, kam dies Gepräge mindestens 21 mal den Fundstücken vom Magdalenenberge, auch
vor. Das TI wird mit dem Namen TIN CO in viel leichtere zu 0*58, 0*54, 0*46^ und selbst zu
Beziehung gebracht, der sich auf einem Lai- 0*40 g Schwere. Das Villacher Museum besitzt
bacher Fundstück findet; R. Knap.l Mitt. übrigens auch zwei ähnliche Stückchen von
XIV (1869) XIV n. 2; Kupido in Berl. Bl. III 076 g Schwere aus Trifail (Taf. II 19. 20),
149 n. 5; es kam auch im Fund von Lemberg die wohl aus dem oben erwähnten Funde von
zahlreich vor (Pichler n. 50 ff.). Doberna Retje stammen, von welchem bisher
91 Luschin v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggiö 92

nur Ganzstücke bekannt waren. Während die daß diese Prägungen mit den Quaden über-
Kehrseite das bekannte Münzbild der fünf haupt und mit König Vannius insbesondere
Punkte aufweist, zeigen hier die Vorderseiten nichts zu schaffen haben, sondern, wie schon
einen belorbeerten Kopf, und zwar einmal von Mommsen S. 696 vermutet hatte, von den
der rechten und einmal von der linken Seite. Araviskern ausgegangen sind. Durch diesen
Nachweis fallen die wichtigen Stützen, die
D man für die Zeitbestimmung der BIATEC und
28. Mehr minder rohe Nachahmungen von make- der mit diesem zusammenhängenden NONNOS,
donischen Silberstateren Philipps II kommen DEVIL-Münzen. u. s. w. in den vermeintlichen
in Einzelfunden in Kärnten, Steiermark, Vannius-Münzen zu besitzen glaubte, da die
Böhmen und häufiger in Ungarn vor. Eine in Rede stehenden Gepräge nicht den Jahren
besondere Gruppe bilden dabei die im alten 19—50 n. Chr. angehören/sondern in die letzte
Dacien in größeren Funden aufgedeckten Zeit der römischen Republik zurück zu ver-
Nachahmungen, die sehr verschlechtertes legen sind.
Metall und eine unglaubliche Verwilderung
des Gepräges zeigen. Der Schrötling ist dünn IV
und schüsselförmig' ausg'ebaucht, der Durch- Der wissenschaftliche Wert des Fundes von
messer auf 30, 32, ja selbst bis auf 36 Milli- der Gerlitzenalpe ist nach den g'emachten Dar-
meter vergrößert, das Gewicht beträgt ziemlich legungen leicht zu ermessen. Dieser Fund ist vor
gleichmäßig ungefähr 10 g. Hergestellt sind allem wichtig, weil er den bisher bekannten Fund-
sie aus einem Metallgemisch, das 34% schwach orten der keltischen Großsilberstücke nach atti-
goldhaltiges Silber, 54,4% Kupfer, Zinn schem Fuße, die sämtlich im Tiefland der Donau
und Spuren von Blei und Eisen enthält (Bielz, von Wien bis Preßburg liegen, einen neuen, weit-
Dacische Tetradrachmen im Archiv des Vereins ab nach Süden und Westen vorgeschobenen hinzu-
f. siebenbürgische Landeskunde N. F. XI gesellt, sodann weil er der erste Mischfund ist,
1874 S. 454 ff. in dem beiderlei keltische Großsilbernominale neben-
29. Eine selbständige Gruppe sind gewisse, dem einander, und zwar im Verhältnis von etwa 4 : 5
römischen Münzsystem nach Schwere und auftreten, und endlich weil ihm, was bei diesen
Form angepaßte Münzchen, welche ihre Münz- Funden bisher noch nicht vorgekommen ist, eine
bilder römischen Familienmünzen entlehnen römische Münze beigemengt war. Erwägt man,
und entweder verwirrte Buchstabengruppen daß die keltischen Silbermünzen des kleinasiatischen
oder die Namen RAVIS, ! RA VIS, DVTEVTI, Münzfußes mit ihren Fundorten ebenso wie jene
DOM ISA, ANSALI erkennen lassen. Sie kommen, des attischen Münzfußes je einem geographisch ab-
soweit die Fundstätten sichergestellt sind, ab- geschlossenen Gebiet, und zwar den östlichen Alpen-
gesehen vom vereinzelt stehenden Fund von ländern angehören, ferner, daß die Gerlitzenalpe
Vendeuil-Chaply in Frankreich und ver- an der uralten Verkehrsstraße liegt, welche dem
sprengten Stücken nur in Ungarn vor, und zwar Bernsteinhandel und überhaupt der Verbindung
vor allem in dem Winkel, den die Donau von von der March und Donau über Aquileja nach
Gran bis unterhalb der Insel Csepel einschließt. Italien diente, so scheint die Vereinigung beider
Man hat diese Münzen früher den Quaden Münzarten in diesem Funde eher für ein örtliches
überhaupt, einzelne namentlich den Königen Nebeneinander, als für ein zeitliches Nacheinander
Vannius (19—50 n. Chr.) und Ariogäsus (174 der beiden Gattungen keltischer Großsilberstücke
n. Chr.) beigelegt, deren Namen man aus zu sprechen. Man wird sie also mit größerer
den verwilderten Aufschriften herauslas. Neue- Wahrscheinlichkeit für Münzen geogra-
stens ist jedoch durch die Untersuchungen phisch verschiedenen Ursprungs als für die
Prof. Edmund Gohls, die in der Wiener zeitliche Abfolge der Geprägte eines Volkes
numism. Zeitschrift XXXV (1904) 145 fr. zu- halten dürfen. Ich würde bis auf künftige Rich-
sammengefaßt sind, sichergestellt worden, tigstellung wohl die Großsilberstücke des Biatec,
93 Luschin v. Ebengreuti-i Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 94

Nonnos, Devil, Cobrovomarus usw. als Münzen der beide Gattungen nebeneinander auftraten. Zur Zeit,
keltischen Bojer in Pannonien gelten lassen, jene da der kleine Schatz am Fuße der Gerlitzenalpe
des kleinasiatischen Fußes mit den Fürstennamen geborgen wurde, also in einer Zeit, in der es Biatec-,
Adnamat, Atta, Nemeti usw. aber wieder unter der Nonnos- und Demi-Münzen schon gab, waren in
alten Bezeichnung' als Münzen der Noriker zu- Norikumdie schriftlosen Keltenmünzen bereits durch
sammenfassen und von obig'en trennen. Die Frage, Adnamat-, Nemet- und Atta-Gepräge aus dem Um-
ob die Gepräge der Bojer in Pannonien ungefähr lauf verdrängt, man wird daher die Adnamat- und
gleichzeitig* von einer großem Zahl Teilfürsten aus- Biatec-Münzen als ungefähr gleichalterig ansetzen
gingen, was glaublich ist, oder ob sie auf einen können. Welcher Zeit sind sie nun zuzuweisen?
längeren Zeitraum zu verteilen sind, ist wohl noch Der Annahme, welche sie etwa ins erste Jahrzehnt
nicht spruchreif. Die bald treffliche, bald mittel- nach Christo verlegte, ist durch den Wegfall der
mäßige oder selbst rohe Ausführung' der Gepräge Vanniusmünzen die wichtigste Stütze entzogen;
mit ein und demselben Namen, z. B. Biatec, be- man wird vielmehr sagen müssen, wenn die Ara-
weist nur, daß die Herrscher sowohl künstlerisch visker schon zu Cäsars Zeiten den engsten Anschluß
vollendete, vermutlich fremde, als auch minder •an das römische Münzwesen sowohl im Gepräge
g'eübte heimische Stempelschneider in ihrer Münze als nach dem Münzfuß, gesucht haben, so werden
beschäftigten. Die technische Vollendung- steht die Großsilberstücke der westlicher wohnenden
übrigens sowohl bei den bojischen als bei den Bojer kaum jünger, sondern eher älter anzusetzen
norischen Großsilberstücken auf hoher Stufe. Na- sein, da sie zwar römische Münzbilder verwenden,
mentlich ist die Justierung nicht bloß bei den großen aber dem ganz abweichenden attischen Münzfüße
sondern auchbei den mittleren Münzen überraschend, folgen. Bei dieser Sachlage ist nun die Beimen-
ja selbst jene der bis zum Zwölftel absteigenden gung der römischen Münze zum Münzschatz an
Teilstücke ist ausreichend, wenn man gewisse der Gerlitzen von Wichtigkeit. Sie erweist aller-
Fehlerquellen in Betracht zieht, von welchen noch dings nur, daß die Vergrabung des Schatzes nicht
die Rede sein wird. Zweifellos ist diese im Mittel- vor das Jahr 43 v. Chr. fallen könne; erwägt man
alter durch viele Jahrhunderte nicht mehr erreichte indessen, wie sehr Norikum, seit Julius Cäsar die
Genauigkeit auf Verwendung'gut gearbeiteter Guß- Julischen Alpen gangbar gemacht und dem König*
formen zur Herstellung* der Schrötlinge zurückzu- Vocio gegen die Bojer beigestanden hatte, in den
führen.1) Machtbereich der Römer schon geraten war, so
Die Gepräge der Noriker lassen, im Gegensatz wird man hier das Vorkommen einzelner Römer-
zu jenen der pannonischen Bojer, schon jetzt eine münzen im Geldumlauf zur Zeit des zweiten Trium-
zeitliche Entwicklung erkennen, die mit schrift- virats nicht befremdlich finden, zumal sich damals
losen Geprägen beginnt und zu Münzen mit Auf- der römische Denar als Drittel und der Quinär
schriften fortschreitet. Zugunsten dieser Behaup- als Sechstel des Großsilberstückes dem norischen
tung läßt sich anführen, daß die Adnamat-, Atta- Münzsystem gut einpassen ließen.1) Es wäre also
und Nemet- Münzen im großen Funde von D ob er na ganz gut denkbar, daß der im Funde angetroffene
Retje nächst Trifail (1868) gänzlich fehlten. Nur Quinär des Antonius schon kurz nach seiner Aus-
Stücke mit dem fraglichen TI, das T1NCO gelesen gabe (43 n. Ch.) ins Gebiet der Julischen Alpen
wird, dann solche mit dem Monogramm MC oder gelangt sei; man wird aber umso größere Wahr-
AAG und den Buchstaben OTC (?) kamen hier vor, scheinlichkeit haben, wenn man die Bergung des
wogegen in den Funden von Eis und Lemberg Schatzes um ein Dutzend Jahre später annimmt

1) Die norischen Münzen im Fund von der Gerlitzen


1) Comm. Satjnas hat so eine alte Gußform zur Her- haben durchschnittlich 1012 der mitgefundene Quinär
stellung von Didrachmen-Schrötlingen, die er in Sizilien auf- des Antonius 1-8 g Schwere. Dieser konnte daher als
fand, auf dem Historikerkongreß zu Rom (1903) vorgezeigt. Sechstel des Großsilberstückes genommen werden. Das ge-
Durch einmaligen Einguß konnten nahezu 100 Schrötlinge ringe Übergewicht von 11 Zentigramm blieb dabei unbe-
mit eiförmigen Querschnitt und ebener Oberfläche gleich- rücksichtigt, weil der Quinär in Norikum damals nicht als
zeitig hergestellt werden. j Münze, sondern nur als Silber in Betracht kam.
95 Luschin v. Ebkngreuth KLeltenmiinzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 96

und etwa auf das Jahr 30 v. Chr. ansetzt. Viel keltengeprägen erwarten. Ich hebe als Beispiele
tiefer herab wird man den Zeitpunkt der Vergra- heraus:
bung überhaupt nicht rücken dürfen; denn mit dem Die Bojermünzen aus dem Preßburger Münz-
Jahre 739 d. St. (15 v. Chr.) wird Norikum eine funde wogen nach Eckhel im Durchschnitt unge-
römische Provinz, und von diesem Augenblicke an fähr 1 Wiener Lot oder 17-5 g, 101 Münzen des
haben sich die Geldverhältnisse hier gründlich ge- Jahrendorfer Fundes wogen 98 Wiener Lot, also
ändert. Man erhält demnach durch die Zusammen- im Durchschnitt 17-00 g.
setzung des Fundes von der Gerlitzen die Jahre Die Auslese von 23 Stück, deren Einzelgewichte
30 bis äußerstens 14 v. Chr. als Zeitgrenze, inner- Kupido in den Wiener numismatischen Monats-
halb welcher die Adnamat-, Atta- und Neinet-Ge- heften 1866, 98 f. angibt, wog 393-55 g, was ein
präge in Norikum als Landesmünze umliefen; un- Durchschnittsgewicht von 17-11 g ergibt, bei einem
gefähr gleichalterig, eher etwas älter haben wir Schwanken der Einzelgewichte von äußerstens 16-81
daher auch die Großsilberstücke der Bojer BIATEC, (n. 23) bis 17-30 g (n. 13).
NONNOS und DEVIL anzunehmen. Saulcy (Annuaire Die 36 Großsilberstücke desSimmeringerFundes
de la Societe franjaise de numismatique III ff.) ver- schwankten von 16-82 bis 17.43 g und hatten ein
legt sie etwa ins Jahr 60 v. Chr., also in die Zeit, Durchschnittsgewicht von 17-1 g.
da die Bojer aus Bojoheim vertrieben, im heutigen Die 14 von 15 Großsilberstücken der Bojer im
Westungarn neue Sitze gewannen, Prof. Gohl und Funde von der Gerlitzen, die ich in Händen hatte,
nach ihm Aldor in seinem schon erwähnten, über- wogen zusammen 240-85 g, im Durchschnitte also
zeugend geschriebenen Fundbericht in die Jahre 17-2 g. Die Abweichungen im Einzelgewicht
60—45 v. Chr. schwankten von 16-96 bis 17-43 g.
Ich erwähne noch, daß 4 Bojermünzen, 2 BIATEC,
V
1 NONNOS und 1 BVSV, die Charles Robert aus
Zum Schlüsse dieser Auseinandersetzungen seiner Sammlung im Annuaire de la Societe fran-
möchte ich noch auf ein paar Dinge aufmerksam 5aise de numismatique pour 1878 veröffentlichte,
machen, die bei Feststellung der zeitlichen Abfolge Einzelgewichte von 17 bis 17-40^, die beiden NONNOS
der Ostkeltenmünzen vielleicht dienlich sein könnten. im Joanneum (Pichler n. 84. 106) bei mittelmäßiger
Vor allem wäre auf eine genaue Festlegung Erhaltung 16-72, bei ziemlich guter 17-02 g auf-
der Gewichtsverhältnisse nach den einzelnen Funden weisen. Ein wahrscheinlich bei Launsdorf gefun-
zu dringen. Es wird zwar von allen Forschern, denes Stück mit rückläufig OMHOH von nur 13-02g,
die sich mit den Geprägen der Ostkelten abge- im Museum zu Klagenfurt (Taf. II 21), kommt
geben haben, zugeg'eben, daß sie sorgfältig justiert für die Gewichtsverhältnisse nicht in Betracht. Es
sind; demungeachtet trifft man in den Gewichts- ist von viel roherem Schnitt des Münzbildes und
angaben einzelner Stücke, wenn man sie ohne Rück- aus einem sehr stark kupferhaltigen Silber; es
sichtnahme auf die Funde, denen sie angehören, dürfte ein fremder Beischlag, wo nicht ein Falsch-
nebeneinander stellt, auch ganz erhebliche Ab- münzererzeugnis sein. Selbst bei den etwas unter-
weichungen. Darüber wird man sich nicht wun- münzten Sechstelstücken des Bojer Großsilbers
dern, wenn man den Umlaufsverlust in Rechnung nähert sich das Durchschnittsgewicht der Simme-
zieht, der für Münzen desselben Gepräges aus ver- ringer Fundstücke 2-30 g bis auf 0-22 g dem Durch-
schiedenen Funden sehr verschieden sein kann. schnittsgewicht der Stücke von lotfalu (2.52 g).
Ich habe bei meinen Studien über die „Chronologie Die Gewichtsverhältnisse der Bojermünzen sind
der Wiener Pfennige“ (S. B. d. kais. Akademie demnach hinreichend erforscht, um sagen zu können,
CXL 1899, 10 ff.) gezeigt, daß man sogar bei den daß sie der späteren attischen Tetradrachme an-
roh al marco ausgebrachten Mittelaltermünzen das gepaßt sind, deren gesetzliches Gewicht zu Zeiten
verschiedene Durchschnittsgewicht eines Gepräges Alexanders des Großen sich auf 17-20 g stellte.
innerhalb mehrerer Münzfunde zur Datierung dieser
Viel ungenügender sind wir über den Münz-
Funde verwenden kann. Um so mehr Ei folg lassen fuß des norischen Münzsilbers unterrichtet. Da die
ähnliche Versuche bei den genau justierten Ost-
97 Luschln v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 93

wichtigen Funde von Lemberg bei Cilli (1829) spricht daher (Wiener num. Zeitschrift XXVII 73)
und Eis bei Völkermarkt 1858 zerstreut wurden, mit absichtlicher Unbestimmtheit vom Großsilber-
ehe sie auf ihren Gesamtbestand und auf die stück zu 10-50 bis 11-50 g, und ich habe mich seiner
Gewichtsverhältnisse genauer untersucht werden Ausdrucksweise angeschlossen, weil auch mir
konnten, stehen uns eigentlich nur die Gewichts- Silberstücke der älteren schriftlosen Art, beispiels-
angaben des Fundes von D ob er na Retje (1868) weise ein Fundstück aus dem Funde von Eis
und des Fundes von der Gerlitzen nebst vielen im Villacher Museum (Tat. II 16) bekannt sind,
Einzelgewichten zur Verfügung', die sich aber auf welche das Gewicht von ii’5og erreichen, aber
sehr verschiedene Funde verteilen. vielleicht eher den Bojern als den norischen
Über den Fund von D ob er na Retje, der vor- Prägen zuzuschreiben sind.
wiegend ältere schriftlose Münzen enthielt, berichtet Wenn die von demselben Gelehrten ausge-
Knabl, daß das Gewicht dieser Münzen durch- sprochene Vermutung zutreffen sollte, daß das
schnittlich, je nach dem Grade der Abgegriffenheit, norische Großsilber im Anschluß an die Tetra-
zwischen 10-24, 10-53 und IO'54 g betrage. Das drachmen des Königs Audoleon von Paeonien
würde auf ein allgemeines Durchschnittsgewicht ursprünglich nach kleinasiatischem Fuße erfolgte,
von rund 10-40 g schließen lassen, doch ist zu be- dann ließe sich sogar das Gewicht zur Bestimmung
denken daß Knabl, wie es scheint, nur 142 von der Zeitfolge der norischen Münzen verwenden,
553 Stücken näher untersuchte und die übrigen doch bleiben Einzelgewichte nach den früher ang'e-
als mehr minder wegen Abnützung unkennbar be- führten Beispielen immer trügerisch, wenn man
handelt hat. Das Gewicht der Münzen von D o b e r n a nicht verläßliche Durschnittsgewichte zur Ver-
Retje dürfte sich daher im Gesamtdurchschnitt gleichung beiziehen kann, die nach mehreren
eher niedriger als 10-40 g, etwa auf die an- Funden ermittelt wurden.
gegebene mindeste Durchschnittszahl 10-24^ ge- Ein Anhaltspunkt anderer Art zur Datierung
stellt haben. der norischen Silbermünzen ist uns durch die
Das Gewicht der ADNAMTI, NEMET und ATTA- Überprägung gegeben, welche einzelne Stücke
Münzen aus dem Funde an der Gerlitzen stellte deutlich erkennen lassen. Solch ein Stück ist das
sich bei 17 Stücken von 22 Stück, die ich unter- folgende, das sich im Museum in Klagenfurt
suchen konnte, auf 10-12 g, bei 17 Stücken aus dem befindet und wahrscheinlich aus Launsdorf stammt:
Funde von Moggio auf io-02g. Unter den ADNAAAATI, Vs.: Kopf mit spitzer Nase von der Linken,
die an der Gerlitzen vorkamen, befand sich ein bedeckt mit einer perlengeschmückten Tiara, die
durch Zierlichkeit des Gepräges ausgezeichnetes von einem breiten zweizeiligen Lorbeerkranz um-
Stück, das 10-50 g wog, die übrigen 6 schwankten geben ist.
zwischen 9-9 bis 10-17 g- Die 3 ATTA zwischen 10 Rs.: Reiter von der Linken, ohne Schrift,
bis io" 10 g. Die 7 NE MET zwischen 10-08 bis 10-33^. D. 23/24 mm, Gew. 7-93 g (Taf. II 22). Auf der
Dagegen wiegen ADNAMTI aus andern kärntnischen Vorderseite ist unter der Wange ganz deutlich
Einzelfunden im Museum zu Klagenfurt 7-70 (!), Knöchel und Huf vom Vorderfuß eines Pferdes
9- 77, 9*80, 9-85, io-oi, 10-15 g> zwei Stück im Joan- sichtbar, während auf der Kehrseite unter dem
neum unbekannter Herkunft (Pichler 82. 83) 8-93 Reiter Spuren eines Kopfes, der ein dreireihiges
und 10-17 g- Die NENET zu Klagenfurt 9-57, 9-92 Perlendiadem trug, wahrzunehmen sind. Das über-
10- 02 g, im Joanneum 7-52g, Erhaltung mittelmäßig, prägte Münzbild läßt sich mit vieler Wahrschein-
7-95 g Erhaltung teilweise ziemlich gut, 1002 g Er- lichkeit auf die im Fund von Doberna Retje vor-
haltung sehr gut und scharf (Pichler 103—105.) Die kommende, von Knabl als Gattung* 3—5 be-
ATTA-Gepräge zu Klagenfurt 9-13 (verschilften), 9-64, schriebene Münze (La Tour n. 9920) zurück-
973; 975; 9-89, 10-09 g, ßin Stück im Joanneum, zu führen; wir haben damit den Beweis in Händen,
Altenmarkt bei Windischgratz gefunden, 9-82 g. daß diese Gepräge mit dem ledigen Pferd älter sind
Wir vermögen nach solch unzulänglichen als jene mit dem Reiter. Ein paar andere Beispiele
Angaben den Münzfuß der norischen Silbermünzen bieten uns n. 26738 und 26735 (w. 7-05 g) des
keineswegs sicher zu bestimmen. Hofrat Kenner kaiserlichen Münzkabinetts in Wien. Die Über-
Jahrbuch der k. k. Zentral-Koramission II x, 1904 7
99 Luschin v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio IOO

prägungen der obenerwähnten alten Münzgattung gehalt und Gewicht, das ich für einen Beischlag oder
scheinen seinerzeit sogar das eigentümliche Münz- ein Falschmünzererzeugnis halte (es ist bei La Tour
bild des mit den Namen SVICCA bezeichneten Ge- n. 10145 abgebildet) habe ich schon gedacht. Es
präges hervorgerufen zu haben (Taf. II 23. 24). scheint auch ähnliche ADNAAATI zu geben (vgl.
Kupido (Berliner Blätter III 152, N. 17) beschreibt n. 26.702 von 9*9 g Schwere im kaiserlichen
dasselbe als eine Fichte, vor derselben ein nach Münzkabinett). Außerdem kommen Bronzekerne von
links schreitendes Pferd, und bemerkt, der Stempel- plattierten Keltenmünzen vor; ich nenne die Anima
schneider sei auf die Idee, einen Tannenbaum (sic) eines ATTA im kaiserlichen Kabinett n. 26.735,
auf die Münze zu setzen, dadurch gekommen, „daß ähnlich dürfte es sich mit dem kupfernen ADNA
er die Umrisse des Helmes auch auf die andere (mat.) verhalten, den das Laibacher Museum be-
Seite mit Auslassung des Kopfes neben der Krempe sitzt.
des Helmes zog*“. Koehne hat diese Erklärung Eine weitere Bemerkung bezieht sich auf
Kupidos mit einem Fragezeichen begleitet, allein gewisse Ähnlichkeiten in den Fundumständen.
die Herleitung des als Fichte angesprochenen Sehr häufig erfolgen die Funde von Ostkelten-
Bildes aus den stilisierten Haaren scheint mir münzen nach heftigen Regengüssen, die Erdreich
zweifellos; vom Kopfschmuck ist überdies der abgeschwemmt haben. Daß dieser Umstand zur
zweizeilige Lorbeerkranz, der von zwei Perlen- Sage von der Entstehung der Regenbogen-
schnüren begleitet wird, geblieben. Betrachtet man schüsselchen aus dem Golde des Regenbogens
nun das g*erade früher erwähnte Stück des Klagen- Veranlassung gegeben hat, ist bekannt; ich er-
furter Museums, so findet man die Grundzüge des wähne, daß sowohl die Auffindung des Podmokler
rätselhaften Münzbildes durch die Überprägung Goldschatzes und der Leibnitzer Regenbogen-
gegeben, welche ein Pferd mit dürftig angedeutetem schüsselchen als auch der Münzen an der
Reiter quer über dem Lorbeerkranz des über- Gerlitzen in solcher Weise vor sich ging. Eine
stempelten Kopfes zeigt. So wie nun der Stempel- Übereinstimmung anderer Art liegt bei den Funden
schneider den mißverstandenen Kopfschmuck um- von Doberna Retje und an der Gerlitzen inso-
gestaltet hat, so hat er auch die durch die Um- fern vor, als die äußere Beschaffenheit des Fund-
prägung undeutliche Reiterfigur verändert; denn platzes bei beiden übereinstimmt; beide Schätze
das quer vor die angebliche Fichte gestellte Tier, wurden in einer Steinhalde aufgedeckt. Endlich
das sowohl von der rechten als von der linken sei auf die silbernen Armreifen aufmerksam ge-
Seite dargestellt wird, ist kein Pferd, sondern ein macht, die sowohl beim Simmeringer als beim
Widder. Daß nicht ein Mangel an technischem Funde an der Gerlitzen vorkamen. Daß wir sie
Können dies ungestalte Münzbild verschuldet hat, als ein bei größeren Zahlungen noch verwendetes
beweist die Rückseite der SVICCA Münzen, welche Ringgeld zu betrachten haben, scheint mir sehr
eine geradezu vortreffliche Reiterfigur zeigt. wahrscheinlich. Das Gewicht des zu Simmering
In ähnlicher Weise wäre auch auf die ein- gefundenen Ringes ist nicht bekannt, jene von
geschlag*enen kleinen Beistempel zu achten, welche, der Gerlitzenalpe wiegen 64 und 68 g, treffen also
wie die Funde an der Gerlitzen und zu Moggio mit dem sechsfachen Gewicht eines norischen
zeigen, mehrfach Vorkommen. Sie sollten vielleicht Großsilberstückes (io-i2 g), wie diese im Funde
ähnlich wie der bei den barbarischen Philippeern vorkamen, mehr minder genau zusammen. Silber-
oft vorkommende Einhieb nur die Probehältigkeit reichtum scheint übrigens bei den Ostkelten nicht
erweisen, mögen aber in anderen Fällen auch geherrscht zu haben. Die Funde von Jahrendorf
Kennzeichen einer erweiterten Umlaufsfähig- mit rund 3 kg und von Tot Fälu mit 2x/2 kg sind
keit sein. wohl die g'rößten Bojermünzfunde, die bisher
Noch zu einigen allgemeinen Bemerkung*en bekannt geworden sind; für die norischen Gepräge
geben die Münzen der Ostkelten Anlaß. Des .steht wohl der Fund von Doberna Retje bei
301/1M OH Gepräges von auffallend schlechtem Fein- Trifail mit rund 51'J2 kg Münzen obenan.
IOI Luschin v. Ebengreuth Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio 102

Nachtrag

Nach Abschluß dieser Abhandlung lernte ich der linken Seite, der große Verwandtschaft mit
im Besitz des Herrn Prof. F. Ferk in Graz einem der ATTA-Gepräge (Taf. II 14) zeigt; die
auch ein Goldstück norischer Prägung kennen Kehrseite hat das ledige Pferd von der linken
(Taf. II 15 a), das 1901 in einem Weingarten zu Seite. Das Gewicht des wohl erhaltenen Stückes
Tieschen (nördlich von Radkersburg) gefunden (8-41 £') entspricht dem Münzfuß der Goldstatere
worden ist. Die Vorderseite hat einen Kopf von Alexanders des Großen (8-66 g).
Graz A. Luschin von Ebengreuth

Tafel II enthält in den Abbildungen 1—15 Fund- 21 und 22 wahrscheinlich aus Launsdorf (Sp. 96. 98); 23 und
münzen von der Gerlitzenalpe (oben Sp. 76—79); 15a 24 aus Gurina und einem unbekannten Fundort (Sp. 89);
stammt aus Tieschen (Sp. 101); 16 aus Eis (Sp. 90. 98); 25 aus Moggio (Sp. 80).
17 und 18 aus Gurina (Sp. 90); 19 und 20 aus Trifail (Sp. 90);

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