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Nietzsche
Werke
Kritische Gesamtausgabe
Begründet von
Giorgio Colli und Mazzino Montinari
Weitergeführt von
Wolfgang Müller-Lauter und Karl Pestalozzi
Zweite Abteilung
Zweiter Band
Herausgegeben von
Fritz Bornmann
Vorlesungsaufzeichnungen
(SS 1 8 6 9 - W S 1869/70)
Anhang: Nachschriften
von Vorlesungen Nietzsches
Bearbeitet von
Fritz Bornmann und Mario Carpitella
Nietzsche, Friedrich:
Werke / Nietzsche. Begr. von Giorgio Colli und Mazzino Monti-
nari. Weitergef. von Wolfgang Müller-Lauter und Karl Pesta-
lozzi. — Kritische Gesamtausg. — Berlin ; New York : de Gruyter.
Abt. 2.
NE: Colli, Giorgio [Begr.]; Müller-Lauter, Wolfgang [Hrsg.];
Nietzsche, Friedrich: [Sammlung]
Kritische Gesamtausg.
Abt. 2.
Bd. 2. Vorlesungsaufzeichnungen (SS 1 8 6 9 - W S 1869/70); An-
hang: Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches / bearb. von
Fritz Bornmann und Mario Carpitella. — 1993
ISBN 3-11-009922-5
NE: Bornmann, Fritz [Bearb.]
©
1992 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
Printed in Germany
Kritische Ausgabe sämtlicher Werke und unveröffentlichter Texte
Friedrich Nietzsches nach den Originalmanuskripten.
Alle Rechte der Reproduktion, der Übersetzung und der Übernahme
für alle Länder vorbehalten.
Walter de Gruyter & Co., Berlin, für die deutsche Ausgabe.
Editions Gallimard, Paris, für die französische Ausgabe.
Adelphi edizioni, Mailand, für die italienische Ausgabe.
Hakusuisha Publishing Company, Tokio, für die japanische Ausgabe.
Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin
Schutzumschlag und Einbandgestaltung: Barbara Proksch, Frankfurt/M.
Buchbinder: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin
Vorbemerkung
Wie im ersten Band der Abteilung II, der die von Nietzsche
selbst veröffentlichten philologischen Schriften umfaßt, ist auch
in den vier Bänden der Vorlesungsaufzeichnungen der Basler Zeit
(1869 — 1878) eine möglichst konservative Textform angestrebt
worden, im Unterschied zu der starken Normalisierung der in
der Großoktavausgabe abgedruckten Teile.
Es handelt sich um Aufzeichnungen, und eben als Aufzeich-
nungen sollen sie hier vollständig veröffentlicht werden. Das
bedeutet, daß die Eingriffe in den Text auf das Unentbehrlichste
beschränkt sind, und zwar nur an den Stellen, wo seine Lesbar-
keit, d. h. sein Verständnis durch eine einfache Wiedergabe des
handschriftlichen Befunds unmöglich gemacht würde.
[SS 1869; WS 1869 -1870; SS 1870; SS 1872; SS 1874; WS 1877 -1878; SS 18781
Wir wollen uns den Weg, den die Prol. zu den Choeph. des
Aesch. gehen sollen, diesmal durch den alexandr. Grammatiker
und Bibliothekar Aristophanes von Byzanz zeigen lassen.
Von den meisten Tragödien der drei großen Tragiker finden
5 Sie argumenta, welche durchaus planmäßig und einheitlich an-
gelegt sind. In ihnen soll in Kürze gesagt werden, was zur
Vorbereitung eíq ií]v giaay(öyf|v nöthig ist.
N u n steht über solchen Argumenten bei der Antigone des Sopho-
cles, Eumeniden des Aeschyl. bei den Phoeniss. dem Orestes der
io Medea den Bacchen 'Apiaxocpdvoix; xoß ypa|xjj.axiKoC. Aber
auch w o der N a m e nicht steht, findet sich folgendes Schema:
1. der Inhalt des Stückes
2. ob einer der andren großen Dichter den Stoff behandelt hat
und welche Abweichungen vorkommen. Formel Kevcai f|
15 jiü9o7toiia Kai n a p a xqj 5eíva vel Ttap' ouSexepcp
3. die Scene f) |¿év ctkt|vt) úrcÓKeixai -
4. der Chor ó 5é X°pö<; auvéaxr|K£V -
5. der Prologsprecher 7ipoÄ,oyi^ei Sé —
6. die didascalia
2.0 7. das wie vielte Stück ist es (chronologisch) So in der römischen
Didask. Formel: facta est v. Ritschi Parerga I 263. Dies die
Ansicht Schneidewins (v. Ajax p. 29, Abhandl. der Gött.
Akad. VI 264) gestützt auf die Worte im arg. Antig. XeXeKiai
8e t ö 5pá|¿a t o ö t o xpiaKoaxöv Seúxepov. Wenn aber Sehn.
4 Vorlesungsaufzeichnungen
1
Prometh. Septem Persae. Suppl. Agam. Choeph. Eumen.
2
Ol. 124 Bibliothek gestiftet
12.5 Zenodot Biblioth. Die alexand. Bibliotheken
OI.133 f Zenodot v. F. Ritsehl 1838 Breslau
Callimachus Bibl. jetzt Opuse. I p. 73 Tabelle.
Ol. i ü f Kall.
136 Eratosthenes Biblioth.
Kurz vor Ol. 144 Apollonius Bibl.
145
Ol. 144 f Apollon.
145 Aristophanes biblioth
Kurz vor Ol. 148 Aristarchus bibl.
149
3
Diese Manier wurde stereotyp: Lucian giebt ein solches Argumentum
seinem Drama 'Qkütioix;. - Zeugniß: Etym. M. p. 672,2.7 6 oöv KaX/i|iaxo^ 6
YpamxaxiKÖ«; sitoisi irivamc; fiv ol<; f j a a v ai dvaypacpai rcapä xrnv (Spandtcov)
Prolegomena zu den Choephoren des Aeschylus 5
15 I.
Der Inhalt der Choephoren.
Agamemnon Menelaus
in in
Mykene u. Argos Sparta
heirathet Klytaemnestra Helena
A
Iphigenia Electra Orestes
nähme nicht jubelt aber, daß dem Hause ein Licht aufgegangen
sei Stasim. 931—972. Orest kommt mit den Werkzeugen, mit
denen sein Vater ermordet wurde, sucht seine That durch Beru-
fung auf Apoll zu rechtfertigen, sieht aber auch schon die
Erinyen auftauchen u. will zum Heiligthum des Apollo nach 5
Delphi fliehn begleitet von den Segenswünschen des Chors.
973 - 1 0 7 6 .
"AXkio<;
Nachdem der Vorhang heruntergelassen ist, kommen von der
Straße der Fremde her O. und P. mit Schwertern: Wanderer 10
erkennbar an hohem Stabe u. Reisehut. Orestes' Mantel mit
Borden geschmückt. Grab Agamemnons die Thymele in der
Orchestra durch einen Aschenkrug bezeichnet. Locke abge-
schnitten. Die Thür der Frauenwohnung öffnet sich. Frauen in
Trauer, flatterndes Haar, schwarze Trauerkleider. Hinter ihnen 15
Elektra. Orest verläßt das Grab und verbirgt sich.
XOpiKöv I. Die Grabesspenderinnen steigen die Stufen herab u. nahn dem
22
"74- Grab. Während sie singen, steht Elektra schweigend an den
¿Tteicj. I Stufen des Grabes. Es ist still. Elektra steigt die Stufen des
75 581
Grabes auf: sie fragt, wie sie reden soll. El. spricht ihr Gebet. 20
Die drei Führerinnen reichen ihr auf die Höhe des Grabes die
Krüge. Die Chöre singen den Grabgesang. Trauerlocke: Spuren
zweier Wandrer. El. steigt herunter u. mißt die Spur mit dem
eignen Fuß. Heftige Unruhe. Orest tritt ihr ruhig entgegen.
Zweifel. Heller Jubel. Orest betet zum Zeus u. nennt sein Amt 25
0pfjvo<; Großer Trauergesang, durch die Erinnerung entfacht u. auf-
geregt. Schließlich setzen sich die Geschwister auf die unterste
Stufe den Blick nach dem Todtenreiche und flehen den todten
Vater an.
warum ? Jetzt erst fragt Orest nach der Veranlassung der Spende u. 30
trifft die Anordnungen. Elektra muß ins Haus: der Chor soll
Prolegomena zu den Choephoren des Aeschylus 9
schweigen. Er selbst geht mit Pylades auf der Straße der Fremde
ab.
Der Chor singt einen Zwischengesang. O. u. P. kommen von XopiKöv II
der Seite der Fremde als Wanderer mit wenigen Begleitern: sie 585-651
5 gehen die Bühnentreppe hinauf nach links zur Gastwohnung. ¿Tcevcj. II
Orest pocht mit dem Stabe an die Thür: der Knecht öffnet 652-782
säumig u. fragt was es gebe. Orest will die Herrschaft sprechen.
Der Knecht geht hinüber zur Frauenwohnung. Nach kurzer
Pause kommt Klytämn. u. Elektra aus dem Hause drüben, der
10 Knecht u. einige Mägde. Orest wird freundlich bewillkommt,
er sagt seinen falschen Bericht: Elektra unterstützt mit verstellter
Klage seine List. Kl. verbirgt kaum ihre Freude, gebietet dem
Knechte für die Fremden zu sorgen, geht mit El. u. den Mägden
zur Frauenwohnung ab, während Orest und die Begleiter dem
15 Knecht in die Gastwohnung folgen.
Nach einem kurzen Chorlied kommt Kilissa die Amme aus
der Frauenwohnung. Der Chor unterbricht den Gesang: als
wisse sie selbst von nichts fragt die Chorführerin die Amme
was sie traurig sei. Sie erzählt es: jetzt müsse sie dem Herren
20 das Geschehene melden. Die Chorführerin zeigt ihr eine ferne
Hoffnung u. trägt ihr auf den Herrn ohne Begleitung herzube-
scheiden.
Der Chor singt ein Gebet für Orestes. Von der Seite der XOpiKÖV III
Heimat her von Kilissa begleitet Aegisthos: von der Bühnen- 783-837
25 treppe aus fragt er den Chor nach etwas Sicherem. Die Chorfüh- kneiG. III
838-934
rerin vom Grabe her sagt ihm er möge selbst hineingehen u.
fragen. Nach wenig prahlerischen Worten geht er über die Bühne
zur Gastwohnung.
Kurzer Gesang des Chors
30 Wehruf von der Gastwohnung her. Der Chor setzt sich auf
die der Bühne abgewandten Stufen des Grabes. Die Thür der
Gastwohnung wird aufgerissen ein Knecht mit Wehegeschrei
rennt über die Bühne zur Frauenwohnung, reißt an der Thür,
ruft Klyt. ohne Respekt. Kl. unbegleitet tritt hervor, in Angst.
10 Vorlesungsaufzeichnungen
10 „was thu ich Pylades? scheu ich meiner Mutter Blut? 894
<W. = 899}
7tapo8o<; (TTÖCTVHOV
Diese Theile seien allen Dramen gemein: i'Sia der Tragödie aber
xä änö cnctivite u. KO|X(j.oi.
Die Bühnensolos sind der äschyl. Tragödie gänzlich fremd.
Aristoteles hat also die spätere Entwicklung im Auge.
In dem Original war auch von der Komödie die Rede v. Bernays
Rh. Mus. 8 p. 564. bei Cramer Anecd. Parisin. 1. p. 405 Hier
findet sich die Definition von xopiKÖv e c m t ö urcö TOÖ %opou
|ieA,oq a8ö|ievov ö r a v '¿yr\ n.eye0og iicavöv.
Prolegomena zu den Choephoren des Aeschylus 17
Choephoren also
22 iaA/tög EK 86|KOV
a a ßß y y 8
585 noXXa. jiev y ä
a a ß ß yy 88
783 vßv 7tapaixou(j.evi] JIOI
aßa Y8Y S ߣ
Protagon.:
Agamemnon | in den Choeph. u. Eum. den Orest. feiner
Effekt, (ebenso tpöA.a£ u. Ktipu^.)
22 Vorlesungsaufzeichnungen
Deuterag.
Clytäm. in Ag. und Choeph. | in den Eum. den Schatten
Clyt.s, Pythia u. Athene.
Tritagon.
5 Cassandra Aegisth im Agam | in Choeph. Electra Wärte-
rin Aegisth | in Eumen. Apollo.
Pylades in den Choeph. ist ein ra¡tpaxopf|yT||¿a (Flötenbläser
des Orest)
In der zweiten Hälfte der Choeph. verschwindet Electra spurlos,
io weil sie Wärterin u. Aegisth zu spielen hat.
Anfangs traten die Dichter selbst auf: mit Sophokles tritt die
Änderung ein: Aeschyl. führte den zweiten Schauspieler ein,
Sophocl. den dritten. Später erhielt jeder Dichter drei Schauspie-
ler vom Staate zugelost. 4 Schauspieler war verpönt — Horat.
15 ars poet. 192 neu quarta loqui persona laboret. Man nahm also
drei Hauptrollen an, u. eine Anzahl Nebenrollen, bei denen
Kostüm u. Maske gewechselt werden mußten Schol. Choeph.
9 0 0 | a e i 8 C T K e ú a a i a v ó t^äyyzXoq eiq IIuXá8r|v, i v a nq 8' Jiéyro-
CTiv. Mußte einmal ein 4te<(r> auftreten, so hieß er ein napa-
zo /opr)yr||ia, eine Nebenausstattung, weil der Choregos auch
diese Person außer dem Chore ausstatten mußte. Pollux IV 1 1 0
heißt es s i 8 e xéxapxo<; Ú 7 t o K p i x r | i ; t i 7 t a p a ( p 9 é y ^ a i x o , xoßxo
7 t a p a x o p f | Y T | | i , a éKa^eíxo K a i T t e j t p ä x ö a i cpaaiv aöxö sv ' A y a -
|i.8(ivovi Aiaj£i)Ä,ou dh. in den Choephoren. (Agam. für ganze
25 Tetralogie, wie Oresteia auch für Choephori) Hatte ein Choreute
etwas als vierter Schauspieler zu singen, so hieß er 7 t a p a a K f | V i 0 V
6.
Über die aeschylische Trilogie.
die des Thespis gelegen, man habe die Kunstform Aeschyli nie
verlassen, aber bereichert, durch Sophokles: drei Tragödien jede
ein Ganzes.
Dagegen der Standpunkt, Soph. habe nur ein Drama aufge-
5 führt.
Hermann behauptet, auch Aeschyl. habe vier unzusammen-
hängende Stücke u. gelegentlich auch einzelne auf-
geführt.
Bereits aber der Name ist streitig. „Trilogie" Hermann citirt
10 es als de tetralogia Aeschylea. Nach Zusammenhang Trilogie,
unzusammenhängend Tetralogie. <Schol.) Frösche 1 1 2 4 xexpa-
A.oyiav (pepouai xtiv 'Opecrieiav ai öiSacncaAiai. 'AyajiE-
jxvova XoTicpopouq Eö|ieviSa<; TTpcoiea ZaxopiKov. 'Apicrxap-
%oq x a i 'AtioM.ö)vio<; x p v X , o y i a v Xsyouai xcopiq xcov aaxu-
15 pvKÖv. Hier allein dieser Ausdruck Daß es aber alexandr. Sitte
war, ist klar aus Piaton. Trilogien des Aristoph. Byz. (Tetralog.
des Thrasylus). Der Biograph sagt Aeschyl. habe 70 Trag, aber
a(j.(pi xa Jtevxe Satyrspiele gemacht. | Mit Welckers Erklärung
von xexpa^oyia streitet die ITav8ioviq xexpaXoyia von Philo-
2.0 cles. Es giebt auch drei Stücke ohne Satyrdrama zB. Eurip. Sohn
führte auf Iphigen. in Aulis Alcmäon Bacchen.
Hier fragt es sich, welches war der Zustand vor der Neue-
rung, die Sophokles einführte? Suid. v. Eocp. Kai aöxöq fjp^e
xoC 8pä|ia Ttpög 5pä|ia dycovi^ecjöai Kai nf) xexpaXoyiav.
2.5 Aeschyl. habe nach Welcker immer drei zusammenhängende
Tragödien in den Kampf geführt, Sophocles drei einzelne. Es ist
also ein aesthet. Urtheil: Aesch. unterwarf seine trilog. Ge-
sammtheit dem Urtheil, Soph. das Einzeldrama. Verschiedene
Fragen: war dies eine Liebhaberei des Sophocles oder eine nach-
30 her festgewordene Einrichtung, ein Kavcbv für die Kunstrichter?
Ist z. B. die Oresteia bereits unter der Neuerung gedichtet oder
nicht? Heißt es bloß so viel als daß die einzelnen Dramen
einheitlicher gemacht worden sind, künstlerisch abge-
schlossener? Aber in wiefern kann man dies (äpxevv) von Soph.
35 sagen u. nicht von Aeschylus?
Prolegomena zu den Choephoren des Aeschylus 25
<(Zusätze 1871/1874}
Vielleicht zeigte die ironische Rede des Proteus die ganze Herr-
lichkeit des Pelopidenhauses in ihrer Vergänglichkeit u. die
Nichtigkeit alles menschlichen Stolzes. — Also x p i ^ o y i a ge-
nannt, wenn man absieht von dem Satyrdrama, aber n i c h t weil
5 es etwa nicht mit dem Stoff zusammenhieng. Ebenso sind die
Gesamtnamen spät zB. Oresteia Persae (als Namen der ganzen
Trilogie) — Z w e i Arten der verbundenen Tetralogie die mythi-
sche u. die ideelle. Letztere an den Persern von Welcker nachge-
wiesen: Glaucus behandelt prophetisch die Schlacht bei Salamis
io u. Himera. Phineus ein Stoff aus der Argonautensage. Der
Kampf u. Verkehr zweier Welttheile in 3 Episoden dargestellt.
Was hat nun Sophocles gethan?
Trilogie
aesehyl.
Farn.
Flor. Venetus
< Z u den C h o e p h o r e n )
Die Choephoren.
Betrachtungen über den Künstlerischen Stil des Aischylos.
Falsche Begeisterungen und die Schwierigkeit des wirklichen
Eindrucks.
15 1 . Das Plastische. Aus der Entfernung der Zuschauer abzuleiten:
die geringe Bewegung. Das Perspektivische. Masken. Strenge
hieratische Symmetrie. Scenerie. Die Stichomythie. Stil des Phi-
dias vorgeahnt. Woher die Langlebigkeit der Plastik?
2.. Das Musikalische Die Sprachmusik. Alles ist Musik, es giebt
2.0 nicht gesprochene, u. gesungene Partien, alles gesungen. Auch
die Orchestik hört nie auf.
U e b e r die C h o e p h o r e n des Ä s c h y l u s .
mit der größten Theaterwirkung.
Es ist klar,
daß die erste Scene a m F l u s s e I n a c h u s spielt: dort lag
somit das Grab. Wenn Orest u. Pylades verschwinden, so jeden-
falls hinter Bäumen, also Altar des Inachus Fluß, Grab, Bäume,
Bildsäule des Apoll Bildsäule des Hermes
Scenerie: F r i e d h o f a m I n a c h u s m i t K a p e l l e .
Warum dort? Welche Bedeutung der Inachus? Wie lang ist die
erste Scene? Ich nehme einen l a n g e n M o n o l o g an. Was war
38 Vorlesungsaufzeichnungen
4. Verschiedene Scenerien.
<Zu den Choephoren) 39
Agamemnon Prolog.
3 Bilder — Hauptthemen
Scenen Wechsel.
3 Bilder
Choephoren Prolog.
3 Bilder
Scenenwechsel.
3 Bilder.
Eumeniden Großer Prolog mit Handlung
Scenenwechsel.
6 Bilder.
Der Chor überall mitgerechnet: nicht etwa Zwischenaktsmusik.
6 große Scenen: die C h o r g e s ä n g e sind n i c h t als G l i e d e -
r u n g e n v e r w e n d e t , nur daß das erste Stasimon die beide
Hälften auseinanderhält. Also ist der B e g r i f f des E p e i s o -
d i o n s u m g e w o r f e n . Der Dichter componirt nicht nach der
S c h a b l o n e oder die Schablone wird g a n z f r e i b e n u t z t . Also
auf jeden Theil z große Chorgesänge, in der Mitte zwischen
ihnen i großer Chorgesang. Vielleicht ist auch Agam. u. Eumen.
so componirt. Jedesmal Prolog: Wächter. Pythia.
Prolog:
Parodos
Spende.
Wiedererkennung
Komiöq
Aufreizung zur That.
Stas. I.
Die List
St. II
Der Mord
Stas. III
Folgen der That.
(Zu den C h o e p h o r e n ) 41
<Agam.)
Prol.
Parodos
i Herold
5 z Agamemn.
3 vaticinium Cassandrae
Scenenwechsel
4 Clytemnästra als Herold ihrer That
5 Aegisth. als Gegenstück des Agam.
io 6 Kampf von Chor u. Aegisth.
Aeschylus b e n u t z t die C a s s a n d r a , weil er die T h a t s e l b s t
n i c h t d a r s t e l l e n kann.
Orest u. Clytäm.
Amme
Aegisth
<Choeph.)
Prolog Orest
Todtenspende
ep.
zo Anagnorisis [Locke
Orest u. Elektra.
Jubel des Erkennens.] [Muttermord]
Elektra u. Chor
Elektra u. Orest
25 Prolog.
Parodos.
Xoai. die List
avayvcopicng die That
Aufreizung zur Rache
30 also die List 4 Bilder
ävayvcbpiaiq Mord 2 Bilder
Höhepunkt Aufreizung zur Rache Orest am Ziel.
42 Vorlesungsaufzeichnungen
<Eumen.)
Pythia. [Scenenwechsel.]
Orest u. Apollo
Apollo u. die Furien.
5 Klage [Scenenwechsel]
Gründung des Areopag.
Kampf vor Gericht.
Freisprechung.
Versöhnungsrede
10 Segnung u. Abmarsch
u —u —Iu —U I |u - u |- u -
a b
u - |u - u | | u — u | — ||
c
15 a Prom. 4 . 1 5 . 2 6 . 3 2
b 3.
c 14.54.
I I
nur so: u — u — u — u | I^ —
20 | u |
aut: u —u —| u |- u - u -
aut: | u| —u —u —u —u —
30 aut: u — u — u — u | — u — |u —
<Zu den Choephoren) 43
aut: u - u - u - u - u | - u - |
aut: u - u - u | - u - | u - u -
a < Versanfang)
a
( \
u —u —| u |- u - u
a Pro. i . 38. 67
b 2. 51. 56. 58. 60. 82. 84
| | u - || ¿Versschluß)
Pro. 6. 1 1 . 2.6. 31. 38. 41. 43. 53. 54. 74.
a b c
A ( ( A A
I - u - I u - II | - U - II | - u - I u - u - II
a Prom. 12. 13. 14. 23. 48. 58
b 5. 49
c 7. 19. 60
Choephoren Anfang
Laertes Od. 24,292 klagt: nicht hat die Mutter ihn mitleidend
beweint, noch ich, noch hat die Gemahlin am Bette des Gemahls
geweint, wie es ziemt u. ihm die Augen zugedrückt, denn das
ist Opfer der Todten.
Choephoren
Aegisth erschlug ihn über den Mahl wie einer den Stier
erschlägt an der Krippe Od. IV 535.
(Kommentar zu den Choephoren) 45
Choeph.
Menelaus häuft in Aegypten dem Agamemnon einen Grabhügel
zum ewigen Nachruhm Od. IV 584
Choeph.
Hesiod.
Kirke sagt zu Odyss. XIII 2 1 „Kühne, die schon lebendig in
Aides Reich ihr hinabsteigt, zweimal todt, da zusonst einmal
nur sterben die Menschen." Giebt es eine Hadesfahrt des Hesiod?
no C h o e p h o r e n Wiedererkennung des Od. u. Telemach. Aber
der Jüngling schlang um den herrlichen Vater sich schmerzvoll
Thränen vergießend — sie weinten laut und klagender noch als
Vögel Adler u. Habichte, welchen man die Jungen geraubt bevor
sie flügge geworden. J a den Klagenden wäre das Licht der Sonne
[5 gesunken, hätte Telemach nicht zum Vater gesagt: Welch Schiff
hat dich gebracht usw. Und nun kommt der Plan zur Bezwin-
gung der Freier.
Das alles typisch auch für die Scene der Choephoren
{ K o m m e n t a r zu den Choephoren)
20 [1869 —1874/
sc. TtpöA-oyov. Hier wird also das Stück ' O p s a x e i a genannt. Bei
Pollux IV 110 ev 'Ayan8|xvovi A i a x u X o u : das 7tapaxopf|yr|na.
So Hermann Arist. Poet. p. 109. Dagegen der Scholiast zu 900
( l e i e a K e u a a i a i o k^äyyzXoq ei<g IIuÄ,ä8r|v. Dies zweifelhaft
5 wegen vva (if) x s a a a p e q ^eycoaiv. Andre Erklärung, d a ß schon
Pollux eine Handschrift gehabt habe, in der A g a m . u. C h o e p h .
verschmolzen waren: ganz verwerflich.
Der N a m e 'Opecrxeia ist nicht für die Tetralogie durch die
Didasc. verbürgt: nur vermerkt, daß er mit einer Tetralogie
10 siegte. Die Gesammttitel sind ein späteres Fabrikat. Die Didask.
(vor dem Agam.) geben nur itprotog Aia%i>Ä,o<; ' A y a n e | x v o v i
X o r | C p ö p o i < ; Eö(j.eviCTV. n p c o x e i CTaxupiKCp. Was heißt demnach
x e x p a X o y i a v tpepouai x r ] v ' O p e a x e i a v a i S i S a a i c a X i a A . X .
Eu. l i p o n , erat, „in den Didaskalien findet sich eine Vierheit
15 von Stücken Aristarch u. Apollon. nennen ' O p e a x e i a die drei
ersten Stücke. [Also gewöhnlich gebraucht man Tetralogie von
4 Stücken],
sagt Pylades.
Schol. xä o p K ( ö ( i Ö C T t a ä ^uvconÖCTauev das kann nicht aus
unserer Tragödie entnommen sein. Es ist die V e r s c h w ö r u n g
der Freunde zu A n f a n g . 4
5
Haaropfer Philol. IX p. 7 1 1
^Kommentar zu den Choephoren) 49
<zu v. 40 — 7j W. = 42-83)
aber der Schreiber hat geschrieben
1 5 6 42 3
15 TOiävSe x&piv 5
81* ai'nax' eK7to0ev0' 4
Giyövxi 4 id) Trctvoi^uq eaxia 5
pOTIT) 5'87tipp87t8l 5 creßaq 8'ajia%ov 5
x
X
54 Vorlesungsaufzeichnungen
5 b
c 12. Hexapod. mit einer Tetrapod.
c
d
10 Tetrapodien
d
10 b
12 Hexapodien (mit einer Tetrapodie)
ep.
(Kommentar zu den Choephoren) 57
3
7 1
3
I
I 3
3 I 3 3
x -o
M o
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• \c ^t 00 1" 00 'l" \D oc \o so
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I
3 3 3 3 3 3
I 1 I I — I I I
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_ 3 3 _ 3 3
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TI
1 1 1 1
3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 T
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11
TI
1 1
3 3 1 3 3 1 3 3 1 3 3 3 3 3 _1
3 3
I I 3 3 1 3 3 1 1 1 1 I I I I 3
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1 ~ 1 1 1 1
3 3 — 3 3 3 3 3 3 1 3 3 3 3 3 _!_
I I 1 I 1 3 1 1 1 1 1 1 1 1 1 I I I I 3
1
3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 13 3 3 3 3 3.
-a
58 Vorlesungsaufzeichnungen
6
c6
d 5x4 6
10 x 4
d 5 x
4 6
c6
6
Bei u n s e r e m C h o r l i e d e
giebt es zwei nachträgl. Bestätigungen) i) der rhythmische
Bau des Ganzen: simplex sigillum veri. 2.) die Terpandrische 5-
Gliederung in dem Gedankengange.
(v. j6ss.
W. = 84 ss.} TipoCTTpojtf) das sich Hinwenden eines
an eine Gottheit, um nach einem Verbrechen den Zorn
iKETT|<;
der Rachegötter zu sänftigen.
Todtenopfer zuerst am dritten, dann am 9, endlich am 30
5 Tage, (xoai, nicht arcovSai) bestehend aus Melikraton (Honig
Milch u. Wasser),Wein u. Oel Thiere am Grab geschlachtet.
Blut in die Grube gegossen, der Körper in Stücke zerschnitten,
Stücke verbrannt, Asche an der Stelle vergraben. Solon verbietet
Rinder zu schlachten. Gewöhnlich Schafe, auch bloß Kuchen,
10 der die Thierform nachbildet. Gekochte Speisen vornehmlich
am 9ten Tage aufs Grab gesetzt.
Plutarch Arist. c. z i .
Todtenfeiern der Platäer alljährlich im Monat Alalkomenios
(Schi, bei Platäa) Prozession: Trompeter, mehrere Wagen mit
15 Myrthen und Kränzen, dann ein schwarzer Opferstier. Von
Jünglingen freien Standes Gefäße mit Wein, Milch, Oel u. Salbe
getragen. Archon, in der Hand ein Schwert, im Purpurgewand,
in der anderen Hand einen Krug. Der äp^rav schöpfte Wasser,
wusch die Grabsäule und salbte Opfertiere, betete, goß einen
2.0 Becher Wein aus. „diesen trinke ich den Männern zu, die für
die Freiheit der Hellenen in den Tod gingen.
gewisse Feste, an denen keine Thiere, sondern Backwerk
geopfert wurde: am Fest des Zeix; (iei^ixtOQ. Die verbrennende
( O p f e r g a b e ) heißt neXavoq. Schol. rcäv xö £7U0uö|ievov oßxco
2.5 KaXoöavv.
76ss. W. = 84SS.} „Ordnerinnen des Hauses". <1/. 79ss.
W. = 8 7 s s . ) Soll ich im Sinne der Clyt. sprechen, soll ich die
Formel sprechen, soll ich nichts sagen; nicht: was soll ich sagen?,
sondern überhaupt: soll ich reden? v. 7 9 ( W . = 87) cpGixq) ego
30 84<W. = 9 4 ) s c X ' ego saöÄ.a 8i8ou Formel.
85<W. = 9 5 ) [ego axeyri? Lycophr. 1098 crxeyoi; Grab also viell.
axeyet Soph. Electr. 1165 von den Todten] KaAxov ego
86<W. = 9 1 ) oi) 5 ' ex® Heimsoeth
87<W. = 9 2 ) [£eouaa? „heißmachend den Opferkuchen"]
^Kommentar zu den Choephoren) 61
1) W a s ist Saicpu 6 ^ 6 | i e v o v .
2) auf die Schutzwehr der G u t e n u n d das verhaßte G r e u e l der
15 Bösen, p i a c u l u m pC|j,a, Rettung, Befreiung, Schutz. pi3|ia das
Fließende
f
3) Umstellung. iexe 8 a K p u Kavaxe«;
/ f
öA,6|xevov ö?io-
/ f
|Aev(p 8ea7röxa
20 Ttpög p6(xa xo8e K e S v ö v
äyoq a n e v x e x o v .
Änderung: jemand stieß sich daran, daß nur die Fußtapfen des
Orest erwähnt werden: als ob Pylades keine hinterlassen habe.
Er schob die Verse ein. e|Kpepei<; gehört zu Ttxepvai. Ganz wie
ich Roßbach, de Choephor. loc. nonn. 1859 Breslau p. 14
5 Viell. nur echt.
176<W. = 183>
i77<W. = 184) Sie trauert über das, was der Chor als
IY8(W. = I8J> 8Ö5oncpuxa bezeichnet.
179<W. = 186>
I95<W. = 20J)
15 I96(W. = 206)
>• Zweites Zeichen: er muß da sein.
<200 W. = 20P)
<201 W. = 2 1 0 )
Urspr. Ord.
Koupäv 5 ' . . <iV. 216}
avejix <y. 2 2 7 >
iXVOCTK. . . . <y. 2 2 « )
aauxfi*; &8. . (v. 229)
CTK£X|/ai . . . O - 2.30}
CEMOI
MONO Z
MOIPAE
wenn ich nicht mit gleichen Strafen die Urheber verfolge, daß
der Vater durchbohrt ist.
ACAENQN
AY0AAQN
AENGON
TENOÜN
AEIC0N
<k 285 ss. W. = 286ss.) ßsXoq u. tiä,. widerstreitet
sich.
Lauter Infinitive u. Acc. herzustellen.
oi ev yevei „die Verwandten": umgebracht durch die Missethat
der Verwandten? nein: der verwandten Todten, die umgebracht
sind durch Fluchbeladene
entsetzliche Constr. evepxepcov xröv ev yevei ttctitcdkötcov ¿k
jtpoaxpojtaicov.
Läßt man Xvaoav als Objekt constr. von Kivetv, so entsteht
die größte Disharmonie der Glieder.
(Kommentar zu den Choephoren) 73
[ego KsXaivoi
aiitov ercog K^uouaa „es schweigt mir das Herz, wenn ich
das jähe Wort höre" aijtug XÖXoq Ii. 15, 2.23.]
<;v. 412 W . = 415) eiTaA,Kec kMcd 0pa-
, , , „ ego
aeia arcecTxacTev a%oc,
kXöcü nach A A K ausgefallen
EEIAIIEZTAZEN
<f. 414 W. = 417) tpcög x' e(pdvr| xi (j.01 KaX&q (näXivl) „u.
etwas Licht erschien mir".
[roaxB? ego. Verderbniß: ö)g xö = 7tpÖQ xö]
<f.4ijss. W . = 418ss.y xü%oi(i£V av Med. rj zu streichen, mit
welchen "Worten können wir ausdrücken die Leiden, die etc.
nein: verzeihlich sei, was wir erlitten: jenes aber wird nicht
gutgemacht, man könnte es durch milde Worte vertuschen.
78 Vorlesungsaufzeichnungen
der Asiaten). Ob der Chor aus Asiaten besteht? Die Ägypter schlugen andere.
(Kommentar zu den Choephoren) 79
Chor. An.
El.
e Orest
' e chori
n ei.Z\
9 Orest)
\ El- /
Chor.
MErAN
TEXNAC
[|irixava<; < | jir|xavd<; subscr. |
Subscr.
xexvai;] cpuyeiv 86A,oui;
cpuyeiv |nixavd<; Gloss.
cpuyeiv 86Ä,ou<;.
<V. 481 W. = 484) euSeutvoi k ö n n e n sein x o a i eben das sind
sie h i e r nicht <eji7tupoim> heiß geworden - sondern wohl
schmausende Manes Herod IV 26 Die Issedonen zu Ehren des
todten Vaters öuaiaq |ieyaXa<; enexeloug STuieA-eovis^: nalq 8e
7iaxpi xoCxo Tioiei Kaxd7tsp oi "EXX,riv8q x a y e v e a i a ( = veico-
CTia Hesych I p. 422). Dagegen yeveöXia Geburtstagsfeiern (jene
Todtenfeiern jährlich) zum Andenken der Artemis Hera Moiren
Nymphen.
< f . 482 W. = 485} [ev 7tupaiav? Opferherd]
484 W. = 4 8 7 ) Die 7tpoydji8ia, hier eine G r ä b e r s p e n d e
an alle Todten der Familie zu schließen.
<f. 485 W. = 488) rcavxcov Jipcöxov: s o n s t wohl der A h n h e r r
zuerst. Pelops. Unterschied der Heroenverehrung
bei ihnen bei den Göttern
aaKÖq od. f)p(pov X8(ievoq iepöv
8CT%apa (niedrig) ßco|iö<;
evayi^eiv, evxejxveiv öuaia
(v. 489 W. = 492 e i c a i v i a a v : ) Kavviq? Schlachtmesser, zweifelh.
W<ort>. Agam. 1030<H. = 1 0 7 1 ) K a i v i a o v ¡¡uyöv weihe das
Joch ein. Callim. fr. 1 1 9 xaüpov, Lyc. 530 8öpu Kaivi^eiv. dbc;
¿Kaiviaa«; ego w i e d u d a s n e u e N e t z e i n g e w e i h t h a s t .
Ag. v. 1382. a(i(pißX.r|CTxpov Fischernetz
(v. 491 W. = 494)> ßouGuioiCTiv ego cf. Agam. die Scene der
Cassandra xaupot; (v. 1 1 2 6 ) und Homer 9
9
Ch. 2J7<W. = 261 > ßov)06xoi<; ev linaaiv
Suppl. 706 8a(pvr|<p6poicn ßouGuxoiai xi|j.aT<;.
82 Vorlesungsaufzeichnungen
<(f. 495 W. = 498) Gieb zum Entgelt ihnen (cpRoic;) die gleichen
Gelegenheiten zu fassen. Schol. dvxiXaße Xaß&q Griff, Blöße
Gelegenheit. Gegen Weil u. Schol. ^aßctc; Xaßeiv <Canter>
recte! aöiöc; fehlt.
dvTiSoq ßXaßa«; Tiaöevv.
Gerechtigkeit oder Rache; wenn die Dike nicht mit uns ist, so
soll die Rache wenigstens dem Verbrechen entsprechen.
Orest titoi SiKT|V usw. <f. 494 W. = 497)
Elekt. t) tag önoiaq <V. 495 W. = 498)
Or. eutep (v. 496 W. = 499}
Electra von da an alle Verse. Es ist ihre l e t z t e Rede. X,oicT0lo<;
ßof| zu accentuiren.
(Weil) Or.: räche dich (v. 494 — 96 W. = 497 — 499)
El.: erbarme dich <v. 497 — 99 W. = joo = J02)
Or.: hilf dir <(i>. JOO — JOI W. = J03—J04}
(v. 502 — 504 W. = 505 — 507) [Diese drei Verse sind eine Pa-
rallelstelle aus Sophocles.]
10
Stichomythie versus < )
1) die Responsion der Gedanken hört auf
2) XoictGIO? (V. JOO)
3) ¿teivötTtiv Xöyov (v. j10)
ATC
AOT
<f. 5 1 7 W. = 520) ego: Jtdvxaq yäp "Iaxpoug (Donau) oder allg.
ganze Istrosströme.
Oäcnv yäp "Iaxpov x' 8K%ea^
(nav- jap xi<; ). S p r ü c h w o r t nach Soph. Oed. rex 12,2.7 —
nicht verstand., verblaßt. - xöv rcövxov al'xiog ¿Kxeaq? Nein!
cf. Weihwasserspruch Anthol. Palat. XIV, 71. Curtius, gr. Ge-
schichte I p. 4 5 5 , p. 6 3 2 . _ A R A P X I I
-ONAITII
einfach zu schreiben [xöv Ttövxou a p a xiq eK%ea<;] richtiger
[xöv Ttövxov äv Tic; ¿K^eei avö' ai'ixaxog evö<;, ndxr|v ö (lö^Go«;.
cf. Agam. 925(H. = PJ8)
ecxiv GäXaaacr riq 8e viv Kaxaaßeoei<;)]
520 W. = 5 2 3 ) Zu Ttapfj Westphal, Grammatik I p. 100, cf.
Hermann praef. ad Oed. Reg. p. XII ed. nov.
[AC
ist drei Stufen
eie
folgendes Verderbniß]
cic
<f. 521 W. = 5 2 4 ) 7i87ta^nsvTi „erschüttert"
526 W. = J 2 9 ) öp|iiaai falsch: es muß ein W i m m e r n (KE-
A,a58iv) ausdrücken. Dann erst erklärt sich die Frage xivoq
(p. J 2 7 W. = JJO) — Die Hauptsache in der Entgegnung muß
doch nun auch angedeutet sein. Dies ist das Verlangen nach
Fraß. ÖTiXiaai nach v. 54i<W. = 544). [öp|ifjaai ego] sei es
darauf losgefahren, öpoßaai heftig, unruhig begehren (mit Ge-
netiv xivoc;). öi'^ucai ep^isch) wehklagen.
öp|i£(0 vor Anker liegen, sicher ruhen
[ö^oMaai OAOAYCAI
OPMICAI
©KxicOa [toicxiaav] ego
OIKT
OPM
(Kommentar zu den Choephoren) 85
Es ist zu schreiben
ev cniapydvoiai jiavSöq cmAiaag 5iKt]v.
xivöq ßopäg xpri^ovTa, veoyevec; 5<XKO<;,
auxri 7ipOGea%e ^ a o i ö v ev xraveipait]
- hielt es an sich, an die Brust
OPMISAI OPMIEAI
O I T A I I A I zu recht machen, O P O Y I A I = etcvi^ETO
ausrüsten unruhig werden
<;v. 527 W. = 5 3 0 ) 8<XKO<; b e i ß e n d e s Thier
v. 5z8<(W. = 5 3 1 ) fia^öv M<(ediceus). Elmsley, Eur. Bacch. 701
spricht den Tragikern nur iiaaxöq zu
<^.531 W. = 5 3 4 ) ä v 7 t p o a ö \ | / a v o v 7teX,oi ego (ö\|/apiov
dim.) Zukost, ö\|/avov (ö\|/ov) „ Z u k o s t " nicht ö y i g Gesicht),
von einem JtapoycovTina Agam. i 4 i o < H . = 1447) euxfjc; na-
poi)/d)VTi(ia xfjq ejj.fic; x^iSfjq.
viell. [ouxoi jxataiov 0r|pög ö y a v o v rceXei]
(v. 532 W. = 5 3 5 ) [KEKpayev Perf. mit Präsensbed.] Kpf|^(D
kreischen (mit ßoröv verbunden)
526, 27, 28<W. = 528, 29, 3 0 ) gehören dem Chor
9 Orest JII— 519 W. = 5 1 4 - 5 2 2 >
3 Chor 520 —522 W. = 5 2 3 — 5 2 5 )
1 <Orest> 1 <(Chor) 1 <Orest v. 523—525 W. = 5 2 6 - 5 2 8 )
3 Chor 526 —528 W. = 5 2 9 — 5 3 1 )
1 ( O r e s t ) 1 < C h o r ) 1 <Orest v. 52.9 — 531 W. = 532 — 5 3 4 )
5 Chor (v. 532-536 W. = 535-539>
<f. 536 W. = 5 3 9 ) ÖKT| TOjiaia Kai A,üTr|pia Hiket. 268 fertig
(abgeschnitten).
<f. 537ss. W. = 540SS.) 87tlKT|8eiOV
(v. 539 W. = 5 4 2 ) CTuyKoA,X,og zusammengeleimt, zusammen,
auf einander passend.
<iv. 541 W. = 544) QIKTIPETO
| O nAIC AITAIC EN CnAPTANOIC [QPMIZGTO]
| OYOeiCEnACACnAPrANH nNCIZCTO
86 Vorlesungsaufzeichnungen
A i y i a 0 o v f) K p a x o C c a K a i 5e8ey|ievT|
[7cpög xou<; i;evou<;
veouq xivaq]
^¿vou<; xiva<; ( l o ^ ö v x a i ; apxico«; K a ^ e i v
5 Ai'yiaGov f| KpaxoCaa [vCv] (ie
SsSeynevri ßevoix;] ^¿vov xiv' avSpa | j k h ] vöv köAxiv
ÖTitog x a x i a x a jxe KaX,eiv avcoyev
<!/. 7 7 6 - 7 7 « W. =785-787}
[Ti3%a? iSeiv T O I ? TUXEIV Kupico? n a t v o n e v o i ?
ego So? xo^a? £u TD^etv
Kupiax; x ä a a x p p o v a
l i a i v o ^ e v o i ? iSeiv]
[TOI? acbcppoaiv (eü Gl.)
80?
80? xu^a? [eö] Tuxeiv
KDpico? Ts arotppo < - )
CTIV
n a i v o n e v o i ? x' iSeiv]
[nunc oranti mihi da videre eos qui
honeste cupiunt prosperantes fortuna
nunc oranti mihi da prospere rem videre iis qui honeste
«(Kommentar zu den Choephoren) 95
s a l v a [esse] c u p i u n t ]
<;v. 776-780 W. = 785-788>
[ S i a S i K a ^ ' a n a v ercot;
eÄ,aicov, d) Z e C , a u v i v cpuA,daaa(;]
8ixa SiKag ei tiox' erco«;
elaKov <b Z e C , a ö htj (puX,aaai]<;
[ 8 i ä 8 i K a q ö t a v 8T105]
[ S i ^ a S i K a q elrcov e n o q ; ctöv
e X a K o v d) Z e C ]
[ 8 i ä 8iKa<; 8 ' e i a ö q uö<;
eA,aicev d) Z e C a t i v i v (puMaaoi
AIA AIAI
Gl GAH]
30 (v. 7 7 9 W. = 788> e i J t ä v &ro<; e t a x K o v
e I t t o v ist G l . z u e X a K O V
ei jiot'
es ist d i e G l . etTiov i n d e n T e x t g e d r u n g e n .
96 Vorlesungsaufzeichnungen
0è<; è X é c p v i v | x é y a v , ä p a ?
aus Mitleid
<v. 784 W. = 792) [öq K a i S i S u ^ a K a i rcpò<; a' (b tékvov
xpircÀà rcaA,i|ircoiva è^òv rcaxpòi; rce-
0eÀ,a>v à|i8Ì\|/ei paiveov è7ti|ion(pov
aòSàv]
<(za 829 s.)
2
5 (v. 785 W. = 793 à|j.eù|/ei:) o b v i c i s s i m accipies?
0 é q, 8718Ì v i v n - é y a v f j p a g ,
ànei\)/8vv
s < i e h e ) d a s S c h o l i o n : TÌ0T||ii m i t I n f . ü b e r x t ö r | j x i m i t Infin.
Keck p. 3 9 1 — 0éA.cov v o n Zeus v. 1 9 , von Hermes v. 7 9 5
3° <W. = 814).
(y. 790ss. W. = 798ss.) a(ö^O|xsva) pi)0|ift) „ d i e Macht des
b e w a h r t e n R h y t h m u s " t<5)8' i 8 e ì v 8 i à rcéSov ü b e r d i e E b e n e
hin à v o ^ é v c o v ßruiaxcov ö p e y ^ a . der vollendeten, das M i t s t r e -
ben der Schritte. D a s Scholion g a n z frei.
(Kommentar zu den Choephoren) 97
^ umgedreht
4
<v.801 W. = 808) Mündung Höhle a x ö n i o v - v. 947
3° <W. = 9 J 3 ) 6 A o ^ i a q 6 n a p v a a c i c x ; (xeyav excov (iuxöv %0o-
vöc,. Hesych a x o n i a - %da(iaxa.
<f. 805 ss. W. = 8ooss.y <7t^ouxoya0fj> durch Reichthum er-
freuend <vo|ii£exe> pflegt „beweidet" V0|i6<; vielleicht zuertheil-
ter Wohnsitz <(Hermann schreibt) evi^sxe, darauf sitzen
98 Vorlesungsaufzeichnungen
Zeus A
Zeus B
Zeus A
15 Hermes r
Mes. Apoll. M
Ant. G Hermes r
Ant. B u. Orest B
Str. D Orest D ist Überlieferung
2.0 Antis D Chor D
r
Mes.
2-5 r
B
D
D
100 Vorlesungsaufzeichnungen
a C Z e u s hilf
a -< Orest am Wagen: laß ihn ans Ende der Bahn kommen
ß l Orest von den Feinden Buße einfordernd [cfr. vorher]
Y oi t ' eaoööe 8co(idxö)v: Hausgötter, Mord nicht wei-
terzeugen
|A£CT<(p8ö<;> Apollo laß das Haus zur Freiheit erstehen
y Hermes listreich hilf mit breitem Dunkel aus
ß tri) 8e öapacov denke an des Vaters Stimme.
8 nepaetoq sei hart
8 Kai t o t ' öä,oä.uyhöv dann Jubel.
87tl0£Xd^Ö)
sjuGea^co
ITPIAMIAAIC
I T A e i C Ö E N ] oder IleXojtiSaig Agam. i568<H. = 1600>
Ttpian
jtXeiaGev I1PIAM
5 IIEAOn
v. 942(W. = 947) vielleicht M o i p a e g o cf. zu vers 240<W.
= 2.44) nein Ileiö©
(v. 943 W. = 948 } C u r t i u s 588 sagt von SlKetv werfen es stehe
s
ideale Zeitbehandlung
Helios: die T a g e s b e h a n d l u n g
die Scene am Grabe doch M o r g e n s , nach dem Traum
3° die Scene der Überlistung ist A b e n d s
Amme, Aegisth und alles Folgende am andern M o r g e n
(Kommentar zu den Choephoren) 103
<v. IOJI W. = ioy^Y xsvncbv als Heiland oder soll ich sagen als
Untergang
30 1 . Terpander.
Mollprime Mollterz.
Dagegen gehört das Lied auf die Dioskuren nicht dem Terpan-
der. Aber er hat nicht die ysaitige Leier erfunden, fr. 5 xexpäyri-
(Die griechischen Lyriker) 113
Klonas.
25 zur ersten Kaxdaxami; gehörig. Klonas nimmt die Stelle für die
Aulodik ein, die Terp. für die Citharodik. Er lebt vor Archilo-
chus. Er hat die aulod. vö(XOi (Monodien) und die Prosodien
(Chorgesänge) erfunden u. war ein Dichter u. Komponist v.
Elegien u. 8JtT|. Gegensätze der Grabes- u. Todtenlieder {skeyoq
30 kt|5eio(;) u. der Komoslieder (vö^io«; K©(idpxiog). Die Opferlie-
der die neXr] arcovSEia.
114 Vorlesungsaufzeichnungen
2.. Archilochus
wilder höchst genialer Gesell. Zeit des Arch. Ol. 2.0 dh. 7Z0 v
Chr.: Datum genommen aus den Gedichten, er redet von der
Colonie der Parier nach Thasos. Koloniegründungen sehr si-
5 eher. | Ruhm des Mannes: Chrysostomus orat. 33: es giebt in
allen Zeiten nur zwei originelle Dichter ohne Gleiche Homeros
u. Archilochus. Quinctil. bezeugt daß nach Kunstrichtern, nur
die Schuld an seinem Stoff liege, nicht an seinem Genie wenn
er je einem Dichter nachstünde." Er verglich sich mit einer
10 Grille, die man nicht am Flügel fassen dürfe: denn sonst schreie
sie überlaut". Daher Kalondas, der ihn in der Schlacht getödtet
hatte, von der Pythia abgewiesen wurde „du hast den Diener
der Musen getödtet: gehe aus dem Tempel." Er schützte den
Krieg vor: dies leuchtet der Gottheit <ein> u. sie befiehlt ihm
15 nach Taenaron zu gehen, w o „die Grille" begraben läge u. die
Seele des Arch. durch Spenden zu versöhnen. — Nach Chrysost.
hat er sich auf das Tadeln gelegt, u. sich am wenigsten geschont.
Critias (Aelian V. H. X 13) hat den Arch. getadelt, daß er das
Allerschlimmste von sich selbst gesagt habe. Denn hätte er es
10 nicht in die Welt hinaus geschrieben, so hätten wir es nicht
gewußt, daß seine Mutter Enipo eine Sklavin war, ztens daß er
aus Noth u. Armuth Paros verlassen u. nach Thasos wandern
mußte, drittens daß er sich mit den dortigen Einwohnern verfein-
det hat; ferner nicht daß er überein Freunde wie Feinde zu
15 schmähen pflegte; daß er ein Ehebrecher war, daß er zügellos
u. frech war, u. das Allerschlimmste, daß er in der Schlacht
seinen Schild wegwarf. Sparta jagt ihn fort." Callimachus ver-
gleicht ihn mit Bienenstachel u. Hundebiß (beide giftig)
Mit Homer zusammen dargestellt auf einer Doppelherme des
30 Vatikan. Museums. Welcker kl. Sehr. 1 p. 73. Ohne zu wissen,
wer es sei, hat W. die Herme so bezeichnet „vorherrschender
feiner Verstand, unter den Augen her, w o der Knochen vortritt,
eine besondre Schärfe, wodurch sich eine gewisse Freiheit u.
•(Die griechischen L y r i k e r ) 115
m
3) Kyklische Daktylen 3zeitig n. kyklische<n> Anapästen.
4) Alloiometrische Kola iambische Trimeter zb. mit iambischen
Dimetern oder daktylischer Penthemimeres. Also evxaav<;
nicht homogener Rhythmen. Arch. hat endlich Instrumental-
begleitung mit verschiedenen Tönen erfunden: früher uni-
sono.
116 Vorlesungsaufzeichnungen
Iambyken Klepsiamben.
• •
t | rT rT | r7 r t | r r
4. — u u — u u — u u — u u f| tou f|pa>ou au^t|CTiç
- u - u - y
y — UU — UU TtpOCTOÔiaKÔV
- u - u - y
Ist dies Taktwechsel?
Daktylus = ein Trochäus
m m m ni i J^JUJI
ir,r ? 1
( D i e griechischen Lyriker) 117
Paeon epibatus
Anfügung eines iamb. Rhythm. zum Päon epib.
Nichts Genaueres.
Kret. — u u u
—u u —u u —u u —u u| - u —u — ö
Aber Arch. ist nicht der Dichter, nur der erste, der den Volksruf
in die Litteratur bringt.
3. Olympus.
U r s p r u n g der Elegie.
Mimnermus.
Sohn des Aiyupxia8r|(; aus Colophon (daher auch Smyrnaeus,
da Smyrna von Colophon aus gegründet ist) ¿KaXeixo 8s Kai
Avyuacrcä8r|c; 8ia xö 8(j.neX,eq Kai Xiyö.
Solon fr. zo (Lesarten apud Cobet de arte interp. p. 59) Kai
|xexa7toiT|(jov Aiyuaaxa8r| ¿>8<e> 8' aeiSe (im 60 t. Jahre)
Dies die Quelle für die Notiz. Verschiedne Ausdeutungen. Die
Aiyupxid8Ti<; u. AiyuaxmSTig Formen sind nur verderbt: Die
Etymol. aus Xiyi> aSeiv unmöglich. Außerdem hätte Solon,
wenn es ein Ehrenname war, ihn nicht gebraucht bei Lebzeiten.
N a m e des Vaters also Aiyuaaxf|<;.
Der Zeit nach älter oder Zeitgenosse der 7 Weisen Ol. 37. dh.
gleichzeitig mit Solon.
Inhalt seiner Dichtungen Liebe u. H a ß (wie Hermesianax sagt.
N a n n o eine Flötenbläserin, er selbst Flötenbläser. Aber auch
patriotische Dichtung: Schlacht der Smyrnäer mit Gyges u.
Lydern.
Suid. e y p a y e ßißA,ia xaCxa JtoM.ä. Schol. bei Horaz ep. II z
101 duos libros suculentos scripsit.
Bei Theognis Fragmente
Hermes, ap. Ath. 597
Mi|ivep|io<; 8e xöv f|8uv ö<; ei3pexo noXköv avaxXaq
f|Xov Kai (ia^.aKoC 7tveC|i' änö 7ievxa(j.£xpou.
(nicht als Erfinder)
Athen, p. 6zoc Xa|iaiXe(DV neXö)8r|0fjvai cprjCTiv ou növov xa
c
On.f|pou — ext 8e Min.vepn.ou Kai OcoKüXiSou.
Propert. I 9, n Plus in amore valet Mimnermi versus Homero.
Wehmüthig, weichlich.
Tyrtäus.
Sohn des Archembrotus.
122 Vorlesungsaufzeichnungen
(Theognis.)
1
7tapaivécTEi<; (lèv e y p a y e 0 . ä X X ' èv |iéacp toütcov TtapeaTtapnévai s i a ì
Hiapiai Kai TtaiSiKoì cponsc; KZX.
2
Menon èv Jtoioi^ ETteaiv; èv xoìq èX-sysiot«;.
(Die griechischen Lyriker) 123
(Zu Archilochus.)
<Phoc. Forts.)
E u e n u s Parius
<Zu Archilochus)
sen, sondern liebt die Hausmannskost, die das Volk liebt." „Er
schuf der Jahreszeiten drei, den Sommer Herbst u. Winter,
viertens den Frühling, wo es zwar hübsch blüht und keimet,
aber nicht viel zu essen giebt." Schilderung der Bacchosfeier:
5 „ o f t auf den Höhen der Berge, wenn den Göttern die lärmende
Feier beliebt, hast du ein großes goldenes Gefäß, einen Eimer
wie Schäfer ihn gerne besitzen, melkst von Löwinnen Milch und
bereitest daraus einen großen Käse für den Argostödter. „der
süße liebliche Schwan der hymenäischen Gesänge. — Das Hö-
io here u. Ideale scheint ihm fern zu liegen. Aber er trifft den Ton
des Naiven, so auch in der Zeichnung von Naturstimmungen
„jetzt schlafen die Gipfel der Berge u. tiefen Abgründe, die
Felsenklüfte u. die hohen Firnen, Alles Gewürme vom dunklen
Boden erzeugt, Alles das Wild im Wald und auch die Bienen-
15 schwärme, die Ungeheuer ruhn in der Tiefe des purpurnen
Meeres, es schweigt die Schaar der feingefiederten Vögel im
Wald.«
Neuerdings ist ein großes Stück eines Hyporchema gefunden
von Egger Paris 1863 aus einem ägypt. Papyrus veröffentlicht:
20 behandelt von ten Brink Philol. X X I p. 12.6 ss. Bergk Philol.
X X I I p. 1 ss. u. <in> der dritt. Lyrikerausg. Blaß Rhein Mus.
X X I I I p. 545. Ahrens im diesjähr. Philologus.
Strophische Form: noch nicht aber die Epodos. Wichtig aber
daß er im selben Gedicht das Versmaß wechselte zB. 7 Strophen
25 u. dann wieder 7 Strophen. (nexaßoA,f|). Dies eine Vorstufe der
Epode, der ganze zweite Theil ist epodisch. Die Symmetrie der
Antistrophe hat Analogie in der Baukunst: f) e^ö) v e v e u K u i a
8ucA,f] < bei den Lyrikern selten Hephaest. Jtepi Jtoir|(i. p. 75.
West.
30 TO rj^llGU XOU aUTOÖ l i é x p o u E7tOÍr|CTEV 87txáCTTpO(pOV.
Die 5iJi^.fi crr||!aívouaa xö nexaßoXtKcöq xö ä a | i a ye-
ypátpGai.
128 Vorlesungsaufzeichnungen
eilt ihr nach. Der Tyrann läßt beide tödten. 3. Daphnis der Hirt
am Ufer des Himeras: auf ihn fällt die Liebe einer Naiade. Die
Göttin legt ihm den Schwur auf keinem Weibe zu nahen u.
droht ihm mit dem Verlust der Augen. Als aber ihn die Königs-
5 tochter sah u. mit süßem Wein berauschte, vergaß er sich und
verlor sein Augenlicht. Blind stürzte er von einem Felsen herun-
ter. Verschieden ist die Sage die Theokrit in der 1 und 7 Idylle
zu Grunde legt. Die Griechen haben große Neigung zu solchen
traurigen Geschichten: dies ist ein romantischer Zug an ihnen.
10 Eigenthümlich ist noch, daß Stesichorus der erste ist, der fremde
Liebesgeschichten episch behandelte.
Quinctilian sagt X 1 , 62 „wie stark und mächtig der Geist des
Stesichorus gewesen sei, das bewiesen schon die Stoffe seiner
Gedichte, indem er epische Kämpfe und berühmte Heroen be-
15 sang und das Gewicht der epischen Dichtung auf seine Lyra
stützte. Denn er verleiht dabei den Charakteren im Handeln
und Reden die gebührende Würde und hätte er Maaß gehalten,
so hätte er sich wohl dem Homer an die Seite stellen können:
allein er tritt aus und strömt über: doch wenn das ein Tadel ist,
zo so ist es doch nur ein Fehler des Reichthums.
Die l e s b i s c h e D i c h t e r s c h u l e .
Ohne Antheil an der Formenentwicklung des Stesichorus, hält
sie den Standpunkt des Volksliedes fest, also tetrastichische oder
distichische Strophenform. Die Strophen meistens isometrisch.
2.5 Dabei zeigt sich eine Inconsequenz. In einer logaödischen Stro-
phe hängen häufig zwei Reihen durch Wortbrechung aneinan-
der, machen e i n e n Vers, wo beide Reihen in der Antistrophe z
Verse bilden. zB.
auf der Stelle den honigsüßen Wein in der Schaale." „Letze die
Zunge mit Wein, denn die Sonne steht am höchsten, die Luft
ist drückend, alles dürstet vor Hitze. In den Gebüschen schlägt
die Cikade, sie tönt hellen Laut mit ihren Flügeln u. sagt den
5 senkrechten Strahl des Lichtes an." „Zeus regnet, vom Himmel
stürmt es gewaltig, die Strömungen der Flüsse sind erstarrt. Wirf
den Winter nieder, zünde das Feuer an, mische unermeßlichen
honigsüßen Wein in den Kesseln und schiebe dir das weiche
Wollenkissen unter die Schläfen." usw.
io Mancherlei von seinen polit. Liedern ist erhalten, fr. 1 5
schildert die Vorbereitungen, um den Melanchros zu stürzen,
(zu einem nationalen Kampf gegen Athen?). Die Unternehmung
gelingt, neue Stürme, fr. 18 19 vergleicht die Lage des Staats
mit der des Schiffes auf wild bewegter See. „Der Wind ist in
15 wildem Aufruhr, hierher wälzt sich die eine Woge, die andre
dorthin. Wir treiben mit dem schwarzen Schiff in der Mitte,
vom schweren Sturm hart bedrängt. Schon hat das Wasser den
Fuß des Mastes erreicht, das Segel ist zerrissen u. hängt in
Fetzen und die Anker lassen nach." Die Regierung kommt in
20 die Hände des Myrsilos, gegen den nach Ale. selbst Melanchros
„ein der Achtung würdiger M a n n " war. Myrsilos wird erschla-
gen: „jetzt muß man sich berauschen, jetzt muß man im Über-
muth den Boden stampfen, da Myrsilos todt ist." Um diese Zeit
um 610 nahm Phrynon mit a t t i s c h e n Kolonisten Sigeion (auf
25 der Küste von Troas) den Mytilenäern weg. Diese kämpfen
unglücklich gegen die Athener. Mit diesem Krieg hat A. nichts
zu thun. Strabo interpolirt 1 3 , 599. Alcäus entrinnt, wie Archil.
dem Tode u. scherzt darüber (in dem Krieg des Pisistratus um
Troas). Schöne symbol. p. 750. Jetzt wird Pittakus zum Strategen
30 gemacht. Phrynon fordert diesen zum Zweikampf heraus u.
unterliegt. (Durch Perianders Entscheid bleibt Sigeion Mytilene.)
Großes Ansehn des Pittakus: Alcäus verspottet ihn, als einen
Gesellen, der im Finstern zu Abend esse (£09080 prciSav), nennt
ihn einen Schmutzfinken (aydauptov), einen Dickwanst (yd-
{ D i e griechischen L y r i k e r ) 133
Sappho.
Strabo sagt „zu gleicher Zeit mit Alcäus hat die Sappho geblüht
ein erstaunliches Wunder: denn so lange die Welt steht, hat
man nicht gehört daß ein Weib aufgestanden sei, welches an
Schönheit ihrer Dichtung auch nur im Entferntesten mit ihr sich
2.0 hätte messen können." | Überall psychologische Räthsel. Wie
Ibykos u. Anakreon für schöne Knaben, so hat sie für schöne
Mädchen und Frauen geschwärmt. Möglichst günstig vergleicht
Maximus Tyrius sie mit Sócrates: was jenem Alcibiades Phädros
Charmides war, das sind ihr eine Atthis, Gyrinno Anactoria.
15 Aber der feine Sinn verbürgt uns daß sie wie Sócrates immer
nur den schönen Leib als das Gefäß der schönen Seele geliebt
habe. Dieser feine Sinn offenbart sich im Verhältniß zu Alcäus,
der zu ihr sagt: „du Veilchenhaar, süßlächelnde reine Sappho,
ich möchte gern was sagen, allein mich hindert die Scham." Sie
30 erwiedert: „War dein Begehren löblich und tugendhaft und
rührte nicht die Lippe was schlimmes ein, so färbte kein Scham-
roth die Wangen, sondern du sprächest heraus das Rechte."
Hier wird sie á y v á genannt: was stark zu betonen ist. Die
136 Vorlesungsaufzeichnungen
Ibykus.
Überall ó 'Ptiyívoq genannt: in Rhegium herrschte das edle
Geschlecht der eingewanderten Messenier: sein Vater IIoX,ú£r|-
Ä.o<; wird als Messenier ausdrücklich bezeichnet: also von ad-
138 Vorlesungsaufzeichnungen
licher Geburt. Nach andern hieß der Vater Ouxvo<;, nach andern
KspSai;. (wegen des Gewinns der Citharoden) Schneidewin
meinte, Polyzelos der Geschichtsschreiber sei ein Vorfahr gewe-
sen u. werde als Geschichtsschr. bezeichnet, weil Ibykos auch
5 geschichtl. Dinge erzählt habe. Dies ist lahm: wenn man vom
Dichter rückwärts einen Vorfahren zum Litteraten macht, so
doch jedenfalls wieder zum Dichter. Vielleicht nach Welcker nur
Versehn: der Vater des Rheginen Hippys (in Hippicus häufig
verschrieben) ist Polyzelos gewesen.
10 Berühmt die Sage von seinem Tode: a i 'IßÖKOi) y e p a v o i .
Ein abergläubisches Gemüth konnte in dem Schreien der Vögel
zu hören glauben, daß sie wegen einer gesehenen Unthat so
schreien. Dieselbe Geschichte knüpft sich an an andre Namen.
Iambl. in vit. Pyth. c. 27 erzählt von Seefahrern, die von den
15 Reisegenossen unterwegs ins Meer gestürzt werden dasselbe.
Die Mörder saßen zu Croton im Theater u. als Kraniche darüber
hinflogen sagt der eine „Siehst du die Zeugen?" Ein Pythagoreer
hört dies. Der Gemordete wenn er um Rache schrie war ein
i'ßuKog ein Schreier u. die Kraniche waren dann oi TOÜ ißöicou
20 8 v 5 i k o i . Eine alte bedeutsame Wundersage ist auf ihn übertra-
gen: die Wahrheit daß das Auge der Gottheit nie schlummert.
Gar kein historischer Grund.
Ibykus kam nach Samos wo Polycrates herrschte, von Rhegium
aus, Ol. 54, sagt Suidas. Er hinterließ 7 Bücher Gesänge. Als
2.5 das Charakteristikum des Dichters wird der e r o t i s c h e Ton
bezeichnet. Cic. Tuscul. IV 33 maxime vero omnium flagrasse
amore Rheginum Ibykum apparet ex scriptis. Natürlich ist das
Urtheil nur aus den Gedichten: eine andre persönl. Tradition
gab es nicht. Dies war der Grund zu einer geistvollen Hypothese
30 Welckers Kl. Schrift. I 22,8 ss. Pindar sagt Isthm. II. Vor Zeiten,
wenn Dichter im Wagen goldberingter Musen aufstiegen und
zum hehren Tonspiel griffen, so war ihres honigsüßen Lieds
Zielscheibe ein Knabe, welcher begabt mit der schönen Jugend-
reife Fürsten stolzer Liebeshuld Verlangen weckte. Da war ja
{ D i e griechischen L y r i k e r ) 139
Anacreon.
3
Zwei schöne Epigramme von Simmias von Rhodos Anthol. Pal. VII 24.
2-5-
142 Vorlesungsaufzeichnungen
Hier ist die letzte Entwicklung für die Formen der lyrischen
Poesie: ihr macht Lasus von Hermione <(...:) er macht die
Polyphonie der Begleitung zum Gesetz. Anfänge bei Archilo-
chus. Sodann führt er neue rhythmische Formen ein, nicht etwa
30 neue metrische yevt| oder ei8r|. Die L o g a ö d e n aber zeigen von
ihm ab die größte Verschiedenheit von den Logaöden der Lesbier
des Alkman u. Stesichorus: größte Freiheit der Auflösung, wech-
{ D i e griechischen L y r i k e r ) 143
sie an, indem man bei ihrem Vortrage unmöglich ruhig bleiben
kann."
Solche Hyporchemen wurden immer nur im Auftrage des
Staats gedichtet, zur Feier zB. der spartanischen Gymnopädien.
5 Thaletas aus Creta gilt als Erfinder der Gattung. Die kretischen
Päane (Hyporch.) kennt schon der Verf des Hymn. auf Apoll.
517. Pindar hat seine Hyporchemen für Sparta geschrieben.
Pratinas war berühmt als Hyporchemendichter: ob diese wohl
von dem Satyrdrama verschieden waren? Dann müssen sie wie-
10 der mit dem Dithyramb verwandt sein. Plut. de E ap. Delphos
c. 9 sagt, das ganze Jahr sang man Päane oder Dithyramben,
in der schönen Jahreszeit Päane, in der schlimmen Dithyramben.
Threnen. Die alte volksthümliche Weise des öpfivoq scheidet
die Klage des Chors u. der Einzelsänger Ii. 24, 718 ss. Diese
15 Scheidung findet sich noch in dem 9pfjvo<; der Tragödie (techni-
scher Ausdruck KOWI6<;) Arist. K0|X|XÖ<; 8B 0pf)vog KOivöq
pou Kai &7iö CJKrivfii;. Anders bei Pindar u. Simon.
Das EJiiKf|8eiov bezieht sich nur auf den Akt der Bestattung
selbst. Der Bpfjvoi; kann viele Jahre nachher stattfinden: am
20 Todtentage, am Feste aller Seelen. Die Trauergesänge wurden
von Flöten begleitet: als Päane für die Todten. Am berühmtesten
die Cea naenia (Simonides) Danaebruchst. Dionysius sagt Pindar
HeyaX,ojtpejtröq, Simonides 7ta0r|TIK(D<; oiKii^exai.
Epinikien. o ¿JciviKO«; (sc i)|AVO<;) diese Gattung kam nicht
25 lange vor Pindar auf. Früher begnügte man sich mit altherge-
brachten Liedern zB. xf|veXXa KaMiviKE. Die Alten waren mit
ihrem Lobe karg. Verschiedne Gelegenheiten 1. nach errungnem
Siege beim Gelage (KCC>^O<;) daher EYKIB^tov ,Toast' 2. bei der
Heimkehr des Siegers in die Vaterstadt. 3. Zur Erinnerung an
30 früheren Sieg. Der Dichter deutet dem Gefeierten sein Geschick.
Mythen eingeflochten: Geschlecht und Vaterstadt verherrlicht:
die besondern Umstände des Siegs.
146 Vorlesungsaufzeichnungen
15 Gesänge des Chors von den dramat. Rollen der Satyrn (Vorspiel
der Tragödie) das ganze hieß ihm ein Dithyrambus, der Stil
x p a y i K Ö i ; xporcoc;. Der Chor sang antistrophisch, wie Aristot.
dy(bv ' H a . Die Alten erklären sie auch als „im Zickzack gege-
ben". Eustathius Odyss. p. 276 kennt 3 Arten: spottende ver-
liebte ernste. Anakreon u. Alkäus dichteten wohl nie Scolien:
die Griechen dichten nur zu bestimmtem Zweck Gelegenheits-
5 dichtung im strengsten Sinn.
Simonides.
(Fortsetzung 1874/1875}
W e i t e r im L e b e n des S i m o n i d e s
4
In Epigrammen oder größeren lyrischen Gedichten verherrlichte er die
Großthaten (Loblied auf die bei den Thermopylen Gefallenen, Gesänge auf die
Schlacht bei Artemision und Salamis, dann Elegie auf die Marathonkämpfer).
{ D i e griechischen L y r i k e r ) 151
5
„die Poesie eine sprechende Malerei"
152 Vorlesungsaufzeichnungen
exepoi; exepou
aoq)d<; xö xe 7tdA.ai xö xs vCv.
oö8s yctp p ä a x o v äppf|xcov ¿Ttecov Ttu^aq e^eupsiv.
6
„ w i e der Maler ein schönes Gesicht verklärt, so schmückt Sittsamkeit
ein höher aufsteigendes Leben"
7
Sohn des Daiphantos; die Familie rühmte sich durch das Geschlecht der
Aegiden mit dem dorischen Stamme nahe verwandt zu sein.
{ D i e griechischen L y r i k e r ) 153
sie ihm mit Rath bei: als er einen Hymnus dichtet, dessen erste
6 Verse fast die ganze Theban. Mythologie enthielten, soll sie
lächelnd gesagt haben „man muß mit der Hand, nicht mit
dem Sacke sähen." 8 Der Vater oder Oheim des Dichters war
5 Flötenbläser. Pindar hatte als Lehrer den Lasos von Hermione:
Frühzeitige Berühmtheit. 2ojährig dichtet er ein epinikion auf
einen Knaben aus den Aleuaden (Pyth. X) 9 dann beschäftigt für
Hieron von Syrakus, Theron von Agrigent, Arcesilaus König
von Kyrene, Amyntas von Makedonien. Von Theben bestraft,
io Die Athener ehren ihn und machen ihn zu ihrem Jipö^evoq u.
setzten eine eherne Bildsäule, die Einwohner von Keos, die
den Simonides hatten, ließen doch von Pind. ein TtpoaöSiov
dichten. 10 Er hat keinen politischen Einfluß gehabt an den
verschiednen Höfen, obschon er als freimüthiger Rathgeber in
ij den Gedichten sich zeigt. Die Perserkriege blieben ihm fern, weil
er mit den Thebanern auf der persischen Seite stand. Mit dem
Cult vieler Gottheiten stand er in Verbindung und ließ mehrere
Bildsäulen oder Heiligthümer errichten, 11 in Delphi erhielt er
einen Sessel, die Pythia berief ihn regelmäßig zur Gemeinschaft
20 an den Theoxenien. 8o Jahre alt starb er in Argos. Drei Kinder
werden genannt. Alexander schonte seines Hauses und Ge-
schlechtes. — Man besaß von ihm Hymnen, Paeane besond. auf
Apoll, Prosodien in 2 Büchern, Parthenien 2 B. (mit 8acpvr|(po-
piKa), Hyporchemen 2 B. besonders für Theben u. Hieron,
25 Enkomien u. Scolien. Dithyramben in 2 B. Dann Threnoi 4 B.
Epinikien vollständig bis auf die letzten Blätter der Isthmien
überliefert. Im alexandr. corpus zählte man im Ganzen 1 7 Bü-
cher. Bedenken machen Späjiaxa xpayiicd, die Suidas erwähnt.
8
Tf| XEipi SeTv aTieipstv, äkXa jj.fi öXco tcü OoMtKcp.
9
das nächste Lied, 8 Jahre später (Pyth. VI) auf den Agrigentiner Xenocra-
tes.
10
Bei den Aegineten und Rhodiern w a r er beliebt.
11
sein Hymnus auf Zeus Ammon w a r in Libyen auf einer Säule eingegra-
ben.
154 Vorlesungsaufzeichnungen
12
Quintil. 10, 1 sagt Novem lyricorum longe Pindarus princeps spiritus
magnificentia, sententiis figuris beatissima rerum verborumque copia velut
quodam eloquentiae flumine, propter quae Horatius eum merito credidit nemini
imitabilem. Hör. Carm 4, 2..
13
Er redet von seinen Conkurrenten als von Füchsen Krähen, selbst vom
Wiederkäuen.
<Die griechischen Lyriker) 155
14
xöv XE üiv8apov 6(paaKE 8eivöv slvai <pa>vfj<; EUTi^fjacu Kai övo(idxmv
Kai f>t|ndx(BV straopiav Ttapaa/siv.
156 Vorlesungsaufzeichnungen
Durch 28 Oden zeigt sich diese Form I ap%& Lob des Siegers
II ömpaXöi; Mythus
IIICTCppayi«;Lob des Sie-
gers.
15
In der n 1 . pythischen sagt er „ w i e weit Freunde bin ich auf meiner Bahn
auf Dreizackwege verirrt! und gieng erst richtig einher! Oder hat meinen Gesang
auf seinem Wege der Sturm verschlagen wie ein Fahrzeug des Meeres?"
•(Die griechischen L y r i k e r ) 157
D i e D i t h y r a m b i k e r . zu unterscheiden alterthümliche
25 klassische entartete. Der erste Ausbildner der Dith. ist Arion,
gegen die 40 Olymp. Sohn des KuicXeo«; (bedenklich!), in Ko-
rinth, im Verhältniß zu Periander. Er soll auch der Erfinder der
t r a g i s c h e n W e i s e gewesen sein TpayiKOÖ xponou. Was ist
die t e c h n i s c h e Bedeutung dieses Wortes? Die alten Musiker
30 unterscheiden 3 xporcoi der Composition, die n o m i s c h e (bei
der Composition der neueren vönov verwendete), die d i t h y -
r a m b i s c h e u. die t r a g i s c h e . J e nach der Art, in der diese
xpÖ7ioi das Gemüth des Hörers bewegen, unterschied man 3
158 Vorlesungsaufzeichnungen
17
Kriton I
A
Melan. I
A
Criton z
A
Melan z.
162 Vorlesungsaufzeichnungen
159. Drei Seiten: von der ersten die linke Hälfte zerstört, die
dritte sehr verwüstet, die mittlere gut. Scholien am Rande,
ganz verblichen: es sind Scholienauszüge. Später herausgegeben
Notices et extraits de Manuscrits XVIII z p. 416, auf Tafel L
5 Abbild lithographisch, also unzureichend. (Darüber die Ad-
denda von Bergk)
Was ist das Gedicht? Egger war der Meinung, es liege der
Hymn. auf Dioscuren vor, von dem Pausan. I, 41, 4. ten Brink
hält es für eine Gnomologie. Er wird von Bergk widerlegt: Br.
10 hatte gemeint die ersten 15 v. gehören einem Hymnus zu si<;
Aia A u k o i o v , das übrige aus versch. Parthenien.
Bergk schließt sich Eggers Vermuthung an. Dagegen hat Blaß
Rh. M. XXIII 549 die Schwäche der Gründe geltend gemacht.
Zufällig fängt unser Fragm. mit ncoA,i)8e6KT|<; an. Die andren
15 Frgm. jenes Hymn. widersprechen metrisch. Selbständig von
Ahrens dieselbe Ansicht vorgetragen u. Consequenzen gezogen,
x. Gesungen von Jungfraun: steht fest durch Inhalt u. ein Scho-
lion: allerdings auch der erste Hymn. von Jungfraun gesungen:
Aber so eigenthümliche Bezüge auf einzelne Jungfrauen des
20 Chors, daß man das IlapÖBVEiov nicht verkannt hat. Bergk
meint nun, es sei eben jener zweite Hymnus u. zugleich ein
JtapBeveiov gewesen. Dies nur unter der Bedingung möglich,
daß jedes Lied das von Jungfraun gesungen wird ein JtapGeveiov
wäre. Unrichtig, weil die Grammatiker beim Anordnen der
2.5 Lyriker die Partheneien als Gattung scharf von den Hymnen
sondern, namentlich bei Alcman u. Pindar. fr. 25 wird citirt als
dem zt Gedicht des Partheneienbuchs zugehörig. Bei dieser
Classifizirung ist ü|a.vo(; nicht gleich ß)5f|, sondern eng gefaßt.
Unterscheidende Merkmale:
30 ITapöeveia (dreifache Schreibweise. Länge der vorletzten Silbe
durch Arist. Vögel 919 gesichert: dort die Hdsch. den Circumfl.
in den Schol. ausdrücklich bezeugt dvSpevoq yuvauceioq itai-
Seioq. Eine jüngere Aussprache hat den Accent zurückgezogen)
164 Vorlesungsaufzeichnungen
1 — u — u — u —
2 Ü-UU-U-Ü
3 — u — 0 — u y
4 u — u u — u — ö
5 — u — u — u y
6 ö — u u — u — ö
7 — u — u — u —
8 u — u u — u — ü
9 — u — O— u — u — u — O
10 — u — u — u — u — u — D
11 — u — u — u — ö
12 — U— O— U— Ö
•(Die griechischen Lyriker) 165
13 — u u — u u — UU — UV
14 — u u — u u — u — O
166 Vorlesungsaufzeichnungen
Partheneion
§. i . D i e a n t i k e n B e z e i c h n u n g e n f ü r L y r i k .
Xap tönen
X.ap6va) girren (Taube)
A.ap6^co (Hesych) schreien krächzen
= X,apuyyi^ö)
XdpuyE, Kehle „Tonwerkzeug"
A.(ipoc; M ö w e „Schreivogel"
lateinisch latro bellen (lärito mit Metathesis)
nach Diodor 3, 16 ursprüngl. 4saitig
§ 8. Z u s t a n d der Ü b e r l i e f e r u n g .
Zu Terpander.
a) Vollender des Nomos, Einführung in den ayröv (bisher nur
r h a p s o d i s c h e r aycov)
b) Fortsetzung der homer. Rhapsodik, doch mit K i t h a r o d .
Proömien Plut. de mus. 6.
c) E r f i n d e r des S k o l i o n (mit der lesb. ß a p ß i t o i ; n a c h
Pindar frgm. in dem Skolion auf Hieron Athen. 14 p. 635.
Daraus fragm. Ath. iz p. 51z
Zu f r a g m . i
dpxd ja n i c h t „Ursprung" „Schöpfer", sondern nur „Erster"
riyf|Xtop Anführer. In welchem Sinn a l l e i n Zeus Schöpfer hei-
ßen kann, sehr schön Pindar „auf den Zeus von Dodona":
AooScovaie neyaa9eve<;
dpiaxöxexva naxep
8 a | i i o u p y e 5iica<; xe Kai euvo(iia<;.
| Meister gewaltiger Künstler (also V o l l e n d e r )
Zeö navxcov ap%ä navxcov dyfixcop
I—I I II I I I — I - v II
ZeC ctoi CTJC8v5(fl || xaöxav ßnvov || vielleicht u^vcov? so ich!
15
H H
dpxav
1 2 3
1 2 3
20 Spondeen! (CT7tov8eioi)
(was ist D a k t y l u s : ••• Finger von 3 Gliedern
was J a m b u s ? • der Wurf, schnell zurück, lang hinaus)
frgm 2. mit G. Hermann
djicpi |ioi aßx' äva%9' eKaxrißöXov dSexco d cppf|v
Z5 Hexam. n i c h t Taktwechsel wie Bergk.
fr. 3 ctitsvSö) | nev xaiq | M v a ^ a g
H
jtaiaiv | M©- | aaig
H
30 Kai xcd | M(D<a)- | äp%(p
H
Aaxoö«; | ui- | ei
{Die griechischen Lyriker) 177
fr. 4 sind m o l o s s i .
fr. 5 ich halte es für nexaxpoTtä Übergang von der feierlichen
dpxil (in 4 Tönen ganz einfach) zum ö|i(paA,6<; mit vollem
Saitenspiel Schon im Alterth. machte man falsche Schlüsse
5 vom Tetrachord Strabo 1 3 p 618.
fr. 6 L a n z e — Muse — Recht
viell. eTiixdppoGoi? /^epycov die Gehülfen, Helferinnen zu Ruh-
mesthaten (doch nicht gerade das Recht allein? eöpuayuva öf-
fentliches Recht damit gelobt, vom Volke verwaltet
10 C o l i e g . Schilderung des Nomos (nach der Dissertat.)
C o l l e g . Veränderung des musischen aycbv. Bisher Rhapsodik.
Diese aus den Angeln gehoben: tiefe G e m ü t h s w i r k u n g der
Musik der N e u e n .
Terpander „Mann des Segens" (Mann des Verhängnisses, beide
15 mehr Anzeichen als Ursachen.)
Der Frühling der Lyrik ist da. Lauter Talente von allen Seiten
(Herkunft!!!!) u. dann Festsetzung durch den S t a a t .
Der dorische S t a a t b e n ü t z t diese religiösen-moralischen Wir-
kungen theils politisch, theils gegen das D i o n y s i s c h e (Bewe-
2.0 gung der unteren, u n t e r w o r f e n e n V o l k s s c h i c h t e n ) .
5 Warum?
proodisch
- alvcx; n<; avöpamcov ö8e
&>q äp' aXö)7iri^ Kaieiö*; ^uvcoviav u. auf ein<en> oder meh-
rere gleiche Verse f o l g t eine kurze Clausula 87icpSlKOV (darnach
s sjtö)8oi CTiixoi jamb)
Zwei Compos, i) Kaxd a t i x o v z) Katd rcepioSov
der trochäische u. die e p o d i s c h e
jamb Septenar Compos, am
der jamb Trimeter einfachsten
die p r o o d i s c h e
C o l l e g . Archilochus. als Urheber der Elegie:
H o r a z A. poet. 77
quis tarnen exiguos elegos emiserit auctor,
grammatici certant et adhuc sub iudice Iis est.
10 Orion p. 58. Etym. Gud. p. 180 nach Didymus Ttepi 7toir|T(öV.
eupexf)«; 8e too e^eysiou oi (xev 'Ap%i?to%ov, oi Se Minvep^ov,
oi 5e KaX,A.ivov rta^aiöiepov.
Plut. de mus. p. 1 1 4 1 7ipa)T(ö 8e aut© — dTtoSsSoTai — £m'
evirav Kai t ö e^sysiov.
15 Elegie im Kriegslager — Symposion.
Symposion der Schiffs-Nachtwache.
E r h e i t e r n d e Elegie an Perikles, er mahnt zu t r i n k e n , bei
öffentl. Trauer (dies war a n s t ö ß i g , nach Plutarch v. fragm)
zuerst (wie er in den Jamben erzählt hat, wo er wohl wegen
20 dieses Anstoßes seinen Mitbürgern zu Leibe ging) hatte er auch
alle Lust zum Dichten u. zum Frohsinn verloren, fr. 13.
<Zu Kallinos)
a) N a m e
b) Z e i t . Archil. Zeit: Colonie nach Thasos 720 — 8 Kimm<(e-
2.5 rier) von ihrem Sitze nördl. schwarz. Meer durch die Skythen
( D i e griechischen L y r i k e r ) 181
<Zu Tyrtaeus)
<Zu A l c m a n )
von
Friedrich Nietzsche
[WS 1869-1870!
Cap. i . V o m U r s p r u n g der S p r a c h e .
Altes Räthsel: bei Indern Griechen bis auf die neueste Zeit.
Bestimmt zu sagen, wie der Ursprung der Sprache n i c h t zu
denken ist.
5 D i e S p r a c h e ist w e d e r das b e w u ß t e Werk e i n z e l n e r
n o c h e i n e r M e h r h e i t , i . Jedes bewußte Denken erst mit
Hülfe der Sprache möglich. Ganz unmöglich ein so scharfsinni-
ges Denken etwa mit einer bloß thierischen Lautsprache: der
wunderbare tiefsinnige Organismus. Die tiefsten philosoph. Er-
10 kenntnisse liegen schon vorbereitet in der Sprache. Kant sagt:
„ein großer Theil, viell. der größte Theil von dem Geschäfte
der Vernunft besteht in Zergliederungen der Begriffe, die er
schon in sich vorfindet." Man denke an Subjekt und Objekt;
der Begriff des Urtheils ist vom grammatischen Satze abstrahirt.
15 Aus Subjekt u. Prädikat wurden die Kategorien von Substanz
und Accidenz. z. Die Entwicklung des bewußten Denkens ist
der Sprache schädlich. Verfall bei weiterer Kultur. Der formelle
Theil, in dem gerade der philos. Werth liegt, leidet. Man denke
an die französ. Sprache: keine Deklination mehr, kein Neutrum,
20 kein Passivum, alle Endsilben abgeschliffen, die Stammsilben
unkennbar verunstaltet. Eine höhere Culturentwicklung ist nicht
einmal im Stande, das fertig Überkommene vor Verfall zu be-
wahren. 3. Für die Arbeit eines Einzelnen ist sie viel zu compli-
cirt, für die der Masse viel zu einheitlich, ein ganzer Organismus.
186 Vorlesungsaufzeichnungen
1
die histor. Grammatik faßt das Werden ins Auge. Die fertig gewordene
Sprache ist nur ein M o m e n t , nicht einmal das wichtigste. Die älteren Stufen
sind viel lehrreicher. Die Sprache ist ein Gewächs mit einem innewohnenden
Bildungstriebe. Dabei ist nicht zu unterschätzen die Ausbildung durch den
bewußten Menschgeist, theoretische Festsetzung durch Doktrin wenigstens beim
Latein. Anders bei den Griechen, die grammat. Untersuchungen treten erst
hervor, als die Sprache fertig ist. Bei den Lateinern, bei den ältesten Dichtern
ist die Reflexion thätig.
192 Vorlesungsaufzeichnungen
2
Jetzt scheidet man 1 . i s o l i e r e n d e Sprachen zB. das Chinesische die
Bedeutungslaute sind unveränderlich u. ungegliedert 2.. z u s a m m e n f ü g e n d e
Sprachen zB. finnische südafrikanische, die zu den unveränderlichen Bedeu-
tungslauten vorn, in der Mitte u. am Ende neue Laute (Präfixe Infixe Suffixe)
anfügen können 3. f l e k t i r e n d e Sprachen zB. indogerman. u. semitisch, die die
Wurzel selbst regelmäßig verändern können u. die Mittel der Z u s a m m e n f ü g u n g
haben.
Vorlesungen über lateinische Grammatik 193
3
Deutsch Slawolitauisch
slavisch
Keltisch
Ursprache keltisch
italisch
griechisch
eranisch
indisch
Vorlesungen über lateinische Grammatik 195
4
Suet. öpöoypacpia id est formula ratioque scribendi a grammaticis insti-
tuta. Die Regeln der Schreiblehre bei Griechen nach 4 Gesichtspunkten festge-
stellt: nach der A v a X o y i a , nach der ¿TUllo/.oyia, nach der Dialektverschieden-
heit SldXeKTO«;, nach der Sprachgeschichte i o r o p i a . Die R ö m e r berücksichtigen
nicht die Nachbaridiome. Die historia einflußlos. Etymologie etwas mehr ein-
fluß. zB. exsul wegen der Ableitung von solum.
Die d v a ^ o y i a hat außerordentlich gewirkt. Aber auch nicht immer: vergebens
zB. Antonius Gnipho marmur marmuris robur roburis ebur eburis.
196 Vorlesungsaufzeichnungen
Cap. 4.
Parallelismus der Entwicklung von Sprache und Litteratur.
s
Der eigentl. Begründer einer historischen Grammatik des Latein, ist Fr.
Ritsehl: die Entwicklungsgesch. der lat. Sprache vom 6 . - 8 Jhd. der Stadt.
(Monumenta epigraphica priscae Latinitatis.) Aufsätze u. plautin. Excurse, jetzt
in Opusc. zahlreiche epigraph. Monographien. Plautusstudien.
200 Vorlesungsaufzeichnungen
Höhepunkte mit Q u i n tili an: deshalb ist es auch billig, daß wir
in der Orthographie beim Lateinschreiben dies Zeitalter festhal-
ten. Dies empfiehlt sich besonders, weil wir bereits diese Ortho-
graphie haben, die nur im Einzelnen durch plebejische Formen
5 entstellt ist. Ebenso ist unsre Schulgrammatik auf die Grammati-
ker gebaut, die seit der Mitte des ersten Jahrh. p. Ch. thätig waren.
Auch für die Herstellung der Texte ist diese Periode maßgebend.
Man muß verzichten auf die Wiedergewinnung der Schreibart
ganzer Perioden u. individueller Orthographie: da die Texte durch
10 mehrere Jhd. gegangen sind. Die Schrift des Plaut, u. Terenz war
weniger ausgebildet als in der ciceronischen Zeit: sollten wir auf
ein unvollkommnes graphisches System zurückgehen? Dies wäre,
wie wenn wir in Homer u. Pindar die voreuklidische Schreibart
einführen wollten. — Ja kein buntes Gemisch von altem oder
15 Neuem, oder sklavische Unterordnung unter die Hdschr. Man
muß die Schrift in den Werken des alten Lateins so gestalten, wie
sie unter den drei ersten Kaisern den Gebildeten vertraut war:
dazu kommt daß alle unsre Hdschr. dieser Werke auf die Recen-
sion des Probus (Mitte des ersten Jhd.) zurückgehn.
20 Der Höhepunkt der Litteratur ist aber die k l a s s i s c h e Pe-
riode, der Zeit nach früher als die formale Vollendung. Die höch-
ste Bildung eines Volkes schafft sich einen adäquaten Ausdruck
im Stil, im Gepräge des Satzbaus, des Wortschatzes usw. Die in-
stinktive Kraft der Sprache als Gewächs treibt im Lat. noch etwas
2.5 weiter: als Resultat der klassischen Periode folgt eine grammati-
sche-theoretische Festsetzung des Klassischen, für uns bezeichnet
mit Quinktilian. Andrerseits kommt die Volkssprache langsamer
vorwärts als die Litteratursprache: erst zur Zeit Quinktilians die
Volksspr. auf den Höhepunkt der klassischen Periode.
30 Der v o r k l a s s i s c h e n Periode fehlt vor allem eine E i n h e i t im
Punkte des Geschmackes, eine für den Einzelnen verpflichtende
Norm: daher lauter Experimente. Die Einzelnen suchen sich je
nach ihrer Individualität die Sprache unterwürfig zu machen.
Besonderer Einfluß des Griechischen als Muster. Besonders
Vorlesungen über lateinische Grammatik 201
wichtig die Entwicklung der Poesie, ohne die eine Sprache nicht
zu ihrer Höhe kommen kann. Drei Perioden der Metrik: der
saturnsche Vers, der dramatische Vers, der daktylische Vers. 6
Hauptrepräsentanten:
5 comoedia palliata: Liv. Andronicus, Naevius, Plautus, Cae-
cilius Terentius
tragoedia: Pacuvius Ennius Accius
comoed. togata: Titinius Afranius
atellana: Pomponius Novius
10 mimus: Laberius, Publilius Syrus.
daktyl. Poesie: Ennius Lucilius Lucretius.
Wichtig ist nun die „Thesis" für diese Perioden: die „Arsis"
überall vorausgesetzt. (Dies die althergebrachten Ausdrücke:
wir wollen die richtigen gebrauchen)
15 Die Arsis (Senkung) in d e r I P e r i o d e prosodisch unbestimmt
— | u u | u |, ja sie kann fehlen
in d e r 2,ten Periode muß sie vorhanden sein, aber ohne Maßbe-
stimmtheit
In der 3ten Periode nothwendig, mit quantitativer Bestimmtheit.
2.0 Der Saturnius verwandt mit dem Hexameter: Doppelung einer
Trias von Arsen — — — — — — (Nibelungen: nach island) 1 1 1 1 1 1
=
J } I J } I J J* I In jeder Vershälfte darf nur e i n m a l die Arsis
ausfallen. M a n muß von den inschriftlichen Originalen, nicht
von Livius Andron. u. Naevius ausgehen. — Die Thesis mußte
25 immer eine Länge haben: in der Zweitältesten Scipionengrab-
schrift: Cornelius Lucius | Scipio barbatus. (Ebenso anderswo
Luciom
6
Fabelhaft ist eine noch ältere nur a c c e n t u i r e n d e Poesie mit Allitteration
(unbenutzt die natürliche Silbenlänge, nur der Wortaccent berücksichtigt): sie
nimmt Westphal an. Ganz verschiedenes Princip: das accentuirende u. das
quantitirende: es ist nicht abzusehen, wie sich der prosodierende Saturnius aus
ihm entwickeln konnte. Keinesfalls können fremde Einflüsse gewirkt haben.
(Gebet an pater Mars beim Suovetaurilienopfer Cato de re rust. 141) Sühnung
von Hof und Grundstück
202 Vorlesungsaufzeichnungen
u — u — u — u — u — u
uu uu uu uu uu
7
Quinct. 6 , 3 , 1 7 sermo praeferens in verbis et sono proprium quendam
gustum u r b i s et sumptam ex conversatione doctorum tacitam eruditionem:
denique cui contraria sit r u s t i c i t a s .
204 Vorlesungsaufzeichnungen
8
Hier rühmt Cic. den Fleiß der normal. Socii u. der Gallier, ihnen mangle
nur ein Etwas, was die in der hauptstädt. Kultur in Witz sapore vernaculo u.
Ton voraushätten: der Unterschied, quod non est eorum urbanitate quadam
quasi colorata oratio
Cäsar nach Macrob. 1,5,2: tamquam scopulum, sie fuge i n s o l e n s verbum.
Cicero de orat. 3,2.5 moneo ut caveatis ne exilis, ne inculta sit oratio vestra, ne
vulgaris, ne obsoleta.
Vorlesungen über lateinische Grammatik 205
Cap. 5.
Über das lateinische Alphabeth.
daß sich neben den alten Phöniz. Zeichen auch die von den Grie-
chen erfundenen vorfinden. Zwei Ausgangspunkte das alt-
dorische Alphabeth u. ein jüngeres dorisch (bei den kumanischen
u. sicilischen Griechen. Das Charakteristische von dem A11 d o r i -
5 s e h e n ist daß es zwei Zischlaute hatte San (Ph. san) ^ und das
Sigma (Samek) M (das Zeichen entstanden aus dem Phön. Sade),
von den beiden gutturalen Lauten kappa K und koppa 9 hat es
das letztere eingebüßt. Daher das sabellische, das nordetrurische,
das gemeine Alphabet Etruriens, das Campanisch-Etrurische, das
io Umbrische, das Samnitisch-Oskische
Das j ü n g e r e Alphabeth hat K und 9 gewahrt, dagegen
M Sigma eingebüßt: statt der älteren Form des v F" hat es
eine jüngere F. Dazu das Faliscische (Inschr. v. Falerii mit 21
Buchstaben) und das L a t e i n i s c h e .
15 Letzteres stammt jedenfalls n i c h t vom Etrurischen ab: Zeitalter,
in dem die Tarquinier mit Cumae in Verbindung standen, hat
die Vermittlung gemacht. Das älteste Latein aus den Inschriften
vom Ausgange der Samniterkriege bis zu den beiden punischen.
Prise, latin. mon. ep. ed. Fr. R. Berlin 1862. Das Rumänische
2.0 hatte 24 Buchstaben, davon ließ das Latein © f 4* fallen, weil
es die Laute nicht hatte. Also einundzwanzig Buchstaben.
a: A A A A A A n: W M N N N
b: & B o: O O O O O O C
c: < ( C p: i' r p r p p
d: > D I) O q: 9 Q_ OL
e: II £ $ E € r: fr k R R,
f: I' fc f5 F s: £ £ 5 K S i
h: H K t: T f T n r r t i
i: I I u: V V N
k: K K h x: X
1: V L V -L + K z: Z
m: /W W M H M
Vorlesungen über lateinische Grammatik 207
' Semuncia Vi Unze dh. der 24te Theil eines as. Semisis oder semis Vi As
(eine Kupfermünze) also i z mal so viel als eine Semuncia.
Vorlesungen über lateinische Grammatik 209
i. n. in-
A A Ai A n\
& B
< < C
t> D
^ <$> e il e
f ^ FI'
H H
K K K [= Ê
V L L
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15 M M M ( J ï l (D)
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2-5 X
V T
X 50 * X vL
0) 1000 (/H) — ih ® 0 0 CID
210 Vorlesungsaufzeichnungen
C a p . 6.
Über Aussprache und Lautwechsel der Vokale.
Es ist immer das volle reine a gesprochen worden und zwar das
kurze u. lange a (nicht also ähnlich dem o oder dem ae)
5 Unter Einwirkung benachbarter Consonanten u. des Hochtons
hat A folgende Wandlungen durchgemacht: zu O V E I
Die erste A zu O gehört der vorlitterarischen u. archaischen
Periode an zB. 'HKaßr| Hecoba, Die Fabier heißen Fovii Traia-
nus im Vulgärlatein zu Troianus. In der Republik. Zeit vocatio
io f ü r vacatio. manaiämi moneo mens me-mini aptamas zu opto-
mos optumus optimus. capere mancupium occupare conceptus
incipio. varami — volo — vult — quatuor für quatuors katväras
gr. T8Gcrap£<; (xei/^apei;) ferunt aus feront feronti (gr. cpepovxi)
urspr baränti.
15 A zu V in salsus insulsus rapio surrupui quatio concutio
A in E xäXavxov talentum | Septem saptan | decem dakan. |
aptus ineptus | fatigare defetigare | parare aequiperare | rapio
correptus | capio conceptus.
A in I. rapio surripio (surrupui surreptus) iacio coniecio conicio
20 salio (desultura) insilio. Aus (xrj%avf| machi na aus Mi0pa8aTT|<;
Mithridates. me-mini Würz. man. nominis = gnämanas. D a n n
inter „zwischen" vergl. mit umbr. anter (Comparativ von dem
Pronominalst, an. Agnis zu ignis. quinque aus kankan. Regelmä-
ßig in der Reduplikationssilbe der Präsensstämme von Wurzeln
25 mit a zB. gigno = gigeno G d f ga-gan-ami, sldo „ich setze m i c h "
aus sisdo sisedo sa-sad-ami.
Aussprache des O . N a c h der Aussage des Sergius lautete das
lange ö heller, nämlich dem A verwandt. Das kurze ö dagegen
dunkler, dem V verwandt. Dies gilt aber nur f ü r die späteren
30 der Zeit. Im Altlatein, gab es auch ein reines helles ö zB. in
potior rögus, daneben eben jenes dem U verwandte zB. eben in
rogös rogüs.
Vorlesungen über lateinische Grammatik 211
einsilbige Messung bei Plautus, auch die von cui u. huic bei
jüngeren Dichtern. — Im Genet. quo-I-us, dann quoius daher
die einsilb. Messung von cuius: ebenso hoiusque hoiusce. In
Stammsilben wird oe seit der Kaiserzeit zu e verschmolzen
5 pomerium. obscenus obedire amenus federatus. Das bedeu-
tungslos gewordene oe wurde nun f a l s c h zur Bezeichnung von
e gebraucht foecundus foemina foelix foenerator incoeptum
Poenates Coesar Moecenas moestus usw.
oi zu u getrübt in loidos ludus | oinos unus | moenicipium |
xo comoinem | moiro murum | oitile | Seit den Zeiten der Gracchen
u. des Kimbernkriegs, w o das Schwanken zwischen oe u. oi
noch fortdauert, kommt auch u auf: oe hat sich immer erhalten
in moenia poena Poenus. Wenn in den Plautushdschr. sich munis
immunis usw. finden, so sind dies modernisirte Formen. Es ist
15 falsch anzunehmen, daß oi erst zu oe werden muß, um u zu
werden. Dies sind zwei Prozesse der Assimilation: i wird dem
o angeähnlicht, bis zu e | oder o dem i, bis zum u. u setzt also
ein ui voraus zB. in huic cui: ui zu u verschmolzen, wie im
Genetiv der 4t. Dekl. fructus für fructuis. Weitere Trübungen
von oi zu ei e u. I. Selten <(noch) Diphthong zB. in fidus neben ?
2.0 foedus foidus. inquinare neben coinare coinum.
ei. Wann ist die Trübung des Diphthongen zu e i n e m Vokal
u. w i e ist sie eingetreten? Ist die alte Schreibweise der Inschriften
zB. in deiva leiber deicere ceivis auch die Sprechweise? Wenn
auf jungen Inschr. vorkommt meiletes conscreiptum, so ist dies
25 hier der Mittellaut zwischen e u. i. Wichtig ist nun, daß vom
Zeitalter des Attius u. Lucilius bis zu Casars Tod mehrfach in
ein u. derselb. Inschrift in Wurzelsilben ei u. i geschrieben wird
dicetur neben deicere, literam neben leiteras, slis neben leitem
Für diese Periode ist also ei nur der Mittellaut: sonst hätte
30 Lucilius nicht daran denken können, das ei zur Unterscheidung
von Casusendungen in der Schrift anzuwenden. Dasselbe gilt
von dem ei in Suffixen genteiles Opeimius w o überall ältere
218 Vorlesungsaufzeichnungen
Cap. 8.
Vokalische Lautgesetze.
Grundformen u. Termini der Pathologie des Vocalismus.
den: lana A.d/vr|, luna neben lux lucere. artus für arctus, tortus
von torquere ultus (ulcisci) poscere eig. porc-scere, prec-ari
parkh u. prakh „fordern". N i e ist c geschwunden im Inlaute
zwischen Vokalen. Die Gemination zeigt, wie fest hier der Laut
5 ist zB. succus succula, wo die Gem. nicht berechtigt ist.
c entsteht aus g durch Assimilation vor folgendem t zB. in actus
(agtus) fractus (frango) neglectus negligere.
c aus h durch Assimilation tractus traho.
c durch Assimilation zu t entstellt: doch erst seit dem 4t Jh.
10 p. C. vittoria otto für octo.
Hat nun c seinen K-Laut immer bewahrt oder ist er in gewissen
Fällen zu einem Zischlaute entartet? Wir sprechen vor e i ae eu
eben z! In den ältesten Inschriften Dekembres. Die Griechen
(pt|Kix kt|vctov K 8 V T O p i a Kr|VCTCDp. Wiederum gaben die Römer
15 das griech. k durch c wieder Cecrops Cilix Cimon.
c ist also bis in das 7, 8t Jhd. p. C. wie K gesprochen worden.
Damit stimmen alle Grammatikerzeugnisse.
Wie steht es nun mit dem Laut c vor i mit folg. Vokal? Besonders
bei der Schwankung mehrerer Wortformen zwischen c und t?
20 Hier hat man viel zu viele Schwankungen, verführt durch
schlechte Hdschr. angenommen. Nach den Inschriften giebt es
eine ganz feste Orthographie: es heißt contio nuntius (noventios)
setius otium negotium indutiae fetialis. Dagegen condicio patri-
cius tribunicius.
25 Aber es findet sich ein Schwanken in Namensformen Marcius
Martius Mucius Mutius Accius Attius. Aber die Bildungen mit
c sind ganz andre Bildungen als die mit t. Marcius von Marcus.
Martius von Marts, Mucius von mucus, Mutius von Mutus,
Accius auf Acca, Attius auf Attus.
30 Das Gesamtresultat ist: ci wird für ti v e r e i n z e l t erst im 3t Jh.
p. gesetzt, massenweise in Gallien Jhd. 7. K e i n sicheres Beispiel
daß ti statt ci gesetzt sei. Die Ursache der Verwechslung liegt
in der Aussprache j für i v o r Vokalen. Constantjus: dadurch
entsteht Assibilation.
222 Vorlesungsaufzeichnungen
Die Wörter auf o önis sind mascul. ohne Ausnahme. Bei Genet.
Inis u. wenn die Wörter im Nomin. zweisilbig sind, alle mascul.
also ordo turbo usw. (Zwei Wörter ausgenommen grando u.
caro (carinis) carnis fem. Von virgo versteht sich dies von selbst.
5 Die Substant. auf nis im Nominativ sind mascul. ignis amnis
panis finis usw.
Die Wörter auf x: bei den zweisilb. Wörtern auf ex und ix mit
Genetiv Icis fem. also cervix cervlcis Ausnahme machen die
griech. Wörter phoinix Palmbaum spadix der rothe Palmzweig
10 sind m a s c u l .
Bei den zweisilb. Wörtern auf ex und ix mit Icis im Genet. gilt
das M a s c u l . zB. fecundi calices bei Horaz.
Bei dreisilbigen gilt die Regel nicht: es heißt haec appendix.
Vollständigste Belege für jedes fragliche Wort Formenlehre der
15 lat. Sprache von Friedrich Neue Stuttgart 1866 Th. 1. p. 614.
Festzuhalten daß zwischen Prosa u. Poesie sich viele Differenzen
finden talpa Maulwurf bei Dichtern masc., bei Pros. fem.
Zu den Doppelgeschlechtigen gehören die Namen von Schau-
spielen Ajax Eunuchus Colax Mercator. Terenz, nach Cicero
20 bonus auctor latinitatis, gebraucht sie als fem. indem er fabula
sich ergänzt denkt. Juvenal behandelt sie als Mascul. (finitus
Orestes). Kaiser Augustus nach Sueton Octav. 85 nannte seine
Tragödie Ajax meus.
Dies kommt nur im Singular als femin. vor, nie im Plur. Dazu
25 diecula. In der Bedeutung, Zeit Termin ist es fem. Also dies
dicta, diem dicere qua. Regelmäßig wird gesagt hic, ille dies, eo
die, unus dies, uno die. Femin. ist es noch, wenn es das Datum
eines Briefs bedeutet dies erat adscripta Nonarum Aprilium.
Dies als fem. bedeutet sodann eine bestimmte Zeitdauer, eine
30 Frist. Meridies ist fast ohne Ausnahme Mascul.
Vorlesungen über lateinische Grammatik 233
Nominativ
des S i n g u l a r s
Cap. i i . A k k u s a t i v
und P l u r a l s .
Vokativ
Die e-Stämme erhalten das s, fides facies, alle weiblich (bis auf
dies). Daneben existieren a-Formen. luxuria saevitia
Die geschlechtigen o-Stämme gehn im 5t Jhd. auf os aus. Alfenos
Plautios filios, oft mit Schwund des s, Tourio zB. os om ging c.
520 in us um über. Es blieben mortuos equos servos aevom. In
Quinktilians Zeit tritt Änderung ein divos divom wird altmo-
disch.
[Personalpronomen: egö bei Plautus in best. Versmaßen, tu.
Keine dritte Person im N o m . -quis, bei Plautus auch quis mulier,
also wie liq, als Fragewort.]
N o m . Plur. Die geschlechtigen Nomina haben as Sansc, £<; im
Griech., im Italischen S mit Dehnung des Vokals bei vokal. Grund-
formen. Bei den e Stämmen dies spes: häufig in die a-Deklination
umgesetzt intemperiae. Bei U Stämmen ö fructös. Die i Stämme
haben es als Endung (nach den Inschriften a l l e i n im Gebrauch)
Es ist falsch daß den i-Stämmen ursprünglich is zukomme: viel-
mehr sind diese i-Stämme ursprüngl. e-Stämme ignes. Später ent-
wickelt sich daraus durch eis auch is, im 7t Jhd.
Die conson. Stämme es pateres patres. Tiateps«;. Dies kurze es
oft in e verkürzt, fällt auch ganz ab, so in Tities neben Titieses
Ramneses. quattuor(es). Bei Plautus iänes noch als 2. Kürzen
gemessen. Später tritt es ein dh. die consonant. Stämme giengen
alle in die i-Deklination über boves reges virgines usw. Auch
dies es ging später in is über.
Bei den a-Stämmen ist ae j ü n g e r e Bildung: alt silvas. Nachher
entstand silva, mehrfach bezeugt. Um der Verwechslung vorzu-
beugen, wurde jetzt ein neues Suffix angefügt: i viell. dasselbe
lokative Pronominalsuffix wie in qua-i. Aus Diphthong ai wird
ae.
Auch bei den o-Stämmen doppelte Bildung, die altital. mit os,
Romanos, natürlich die ältere, die andre mit -i wie bei den A
Stämmen -oi -oe ei wie in l o e b e r t a s lebertas llbertas.
Die Neutra werden durch Anhängung von a gebildet, viell. auch
ursprüngl. das Accusativsuff. cpepovxa.Bei den i u. u-Stämmen
Vorlesungen über lateinische Grammatik 235
Cap. 12. G e n e t i v A b l a t i v D a t i v
L o c a t i v des S i n g u l . u.
Plural.
i entstanden, oder auch aus fide-s, wie senatu Gen. aus Senatus.
Endlich die Form auf i, nur die Consequenz von ei. fami plebi
dii.
Unter den Kaisern blieb nur von wenigen dieser nomina ein
5 Genetiv im Gebrauch: Quinctil. i,6 fragt, wie man von progenies
im Singul., von spes im Plural einen Genetiv bilden könne?
Vulgär spenis: hier ist die Vokalische Grundform in eine c o n s o -
n a n t i s c h e umgebildet.
Bei den o-Stämmen ist seit den ältesten Zeiten der auslau-
io tende Vocal mit i verschmolzen populi, umbrisch puples, alte
Form populois (wie Prosepna-is) vorauszusetzen: Schwund des
s, (im Nominativ Plural ebenfalls populi aus populoi) Bei den
Stämmen auf io wird i u. i zu einem i vereinigt: Entdeckung
Bentley's zu Terenz Andria z, 1,2.0, genauer Lachmann zu Lucrez
15 p. 325. flagiti benefici preti, erst von Augustus an Genetive auf
ii |. i überall bei Horaz Manilius Persius, ii zmal bei Properz
öfter bei Ovid. Varro glaubte die Aufschrift Plauti poetae habe
verführt die Stücke eines Plautius dem berühmten Sarsinaten
beizulegen. Formelhafte Wendungen halten sich für alle Zeiten
2.0 res mancipi, compendi face
G e n e t i v d e s P l u r a l i s . Suffix äm, gräkoitalisch öm (griech.
cov) italisch um, om hielt sich nach u (bovom bei Virg.). Der
Vocal vor m lang. Das Schwanken von um u. ium dh. vokalischer
u. consonantischer Stämme hat die ganze Latinität überdauert.
2.5 Die Grammatiker widersprachen sich vielfach. Cäsar will pa-
nium Verrius will panum, Cäsar will partum, Plinius partium.
Bei den nomina, der<en> Sing. Nomin. das i zeigt, ist Tum das
gewöhnliche, ausgenommen canum u. juvenum. apum neben
apium, | sedum caedum vatum bei Cicero | caelestum agrestum
30 bei Virgil. | i u m n i e bei n — r — s Stämmen, ordinum morum,
aber doch virium u. complurium.
Die Stämme auf nt, die Particip. haben von Alters her neben
ferentum (cpepövxcov) ferentium. Die Lehre, um trete für ium
238 Vorlesungsaufzeichnungen
C a p . 14. Zahlwörter.
(pri die wie die quinti), ebenso bei extre-mus supre-mus aixepcx;
a i i a t o q unmittelbare Superlativbildungen von Locativen.
secundus ist der „folgende", quartus quintus sextus mit dem
Suffix -to, während pri-mus mit -mo gebildet ist. tertius setzt
5 ein tertus voraus, dies ein tritus, wie trini u. terni neben einander
stehen tritus xpitog. Von tertus ist tertius gebildet wie Septimius
Sextius usw. Bei septimus octavus nonus decimus ist nicht zu
sagen mit welchem Suffix sie gebildet sind.
Bei den Zehnern entspricht dem ginto gesimus cesimus, ur-
10 sprünglich censimus: vicensumam noch erhalten. Dies sind
Superlativbildungen mit timus also vigenti-timus vigenttimus
vigentimus vigensimus. vigesimus.
Bei den H u n d e r t e n (centesimus) und bei millesimus ist man
sehr äußerlich verfahren, diese Zahlen sind sehr spät entstanden.
15 esimo ist angehängt: es war ganz vergessen, woher dies stamme,
wie ein adjektivisches Suffix (während cen, ce, gen -ge der Rest
von decem ist)
Einzelnes. Für das Cardinalwort wird nicht selten das Distri-
butiv gesetzt bini für duo: bini heißt nicht „je zwei" sondern
2.0 „zwei auf ein M a l " . Nothwendig ist der Gebrauch, wenn Gegen-
stände in der Cardinalzahl bezeichnet werden sollen, die im
Latein, erst durch den Plural als einzeln bezeichnet werden
litterae Brief, binae litterae, bina castra: aber duae litterae zwei
Buchstaben.
Z5 Die Adjekt. auf anus bezeichnen einen zu einer Abtheilung
gehörigen, die auf arius einen der eine bestimmte Zeit hat.
secundanus von der zweiten Legion, sexagenarius einer der
innerhalb der sechziger Jahre ist. dies vicenarii die Tage vom 20t
bis 2.<?ten. Der Gebrauch des et in zusammengesetzten Zahlen:
30 Innerhalb 1 0 bis 20 steht die geringere Zahl mit et nach decimus
et tertius. Durchaus nicht tertius et decimus, sondern tertius
decimus. Umgekehrt bei zo —100: steht et, so steht die geringere
Zahl vor duo et viginti, aber wohl viginti duo. Von 100 an steht
die geringere Zahl gewöhnlich nach, mit oder ohne et, centum
35 et duo, centum duo.
Vorlesungen über lateinische Grammatik 245
Cap. 1 6 . Die P e r s o n a l e n d u n g e n
des V e r b u m .
Cap. 18 B i l d u n g der T e m p o r a .
fefici feficis
S. 1 . feficeim
z. 2. feficis-ti (aus feficis-si)
3° 3. feficeit
fefici-mus
feficis-tis
feficis-onti.
(Jetzt erklärt sich das lange i feci fecTsti).
Vorlesungen über lateinische Grammatik 255
Wie erklären sich Formen wie sl-vi von si, elvi von ci levi von
Ii? Sie sind gebildet von Formen wie sieo, cieo lieo | siui usw.
si ist verlängert wie fec-i leg-i: etwas anomal. | Wichtig ist daß
ältere Nebenformen existiren tetini neben tenui, cecini canui
5 monui u. moni peperci u. parcui Die ersten Bildungen von
den reinen Stämmen: die zweiten von den mit aja erweiterten
Stämmen, (fervi u. ferbui)
[? Die Perfekte mit si scheinen mir nicht vom reinen Stamm,
sondern vom Erweiterten, messi metis-i pecis-i pexi necis-i nexi.
10 Daher nun auch Nebenformen messui pexui als ob es ein metisco
pecisco necisco gäbe. Viell. ist -urio -usio u. dies -is verwandt?
Oder ist das eine Participialform]
Das si ist wohl als eine Reduplikation des esmi aufzufassen.
Also sum — es — esmi. Das Perf. von sum war esesum. wie
15 vidvidma Unerhört ist die Ableitung vom Aorist wegen des i,
das ein Aorist nicht brauchen könnte. Daher also der Wechsel
von parsi u. peperci panxi u. pepigi punxi u. pupugi tunsi u.
tutudi. Entweder hat sich im Hauptstamm oder im Hülfszeit-
wort die Reduplikation eingestellt.
20 Also legi aus lelegi, aber neglexi aus lexi.
[empsit ist = em-esit dixim = dic-esim. rapsit noxit = rap-
esit noc-esit. fac-esit Bei allen Bildungen mit si bleibt der Vokal
des Stamms kurz. Bei dem angehängten i wird er verlängert]
Daß ich nun ein hab-eu-i u. sum als Hülfszeitwort angenommen
25 habe u. mit Recht, beweist eine Reihe von alterthümlichen
Formen sim sem so se faxim faxem f a x o consumpse: sim essem
eso (ero) esse. Solche Formen aber wie amassim sind aus ama-
vissim: also muß ein habessit zurückgehen auf ein habevissit,
licessit auf licevisit.
30 Andre alte Formen zeigen eine Doppelbildung des Perf. sponsi
u. spopondi. rapsi u. rapui. Der Ausfall eines e in esi ist verbürgt
durch die 2ten Futur.formen faeso capso aus fac-eso cap-eso.
Die andern zum Perfekt gehörigen Formen auf erim eram issem
ero issem ero isse sind Zusammensetzungen mit esim eram
Vorlesungen über lateinische Grammatik 257
essem ero esse. Was den Conjunktiv auf sim betrifft faxim usw.,
so hat er nicht die Bedeutung der Vergangenheit, sondern die
eines Conj. Aoristi: für die Vergangh. ist der Conj. mit rim bei
Plautus herrschend. Nur zweimal hat bei Plautus der Conj. auf
rim den aoristischen Sinn.
Abweichungen in der Perfektbildung. Von denen auf i zeigen
die reduplicirten bald Stammvokal bald e: momordi tutudi aber
cecini dedi pepuli. Die mit e war früher noch viel häufiger
spespondi memordi peposci werden von Gellius VII 9 ange-
führt.: die Reduplikation ist nun vielfach abgefallen. Wo aber
die reduplizirte Perfektform esi antrat, gab es nie eine Redupli-
kation. In Compositen ist sie vielfach abgefallen, durchweg
außer in den Compos. von do disco posco zThl. curro. Von
andern Comp, giebt es nur vereinzelte Beispiele repupugi refe-
felli. Mitunter fiel nur der Vokal der Reduplikationssilbe aus
retetuli rettuli.
Bei den Perfecten auf si vereinigt sich s mit c g qu gu zu x,
wenn ein Vokal oder n vorhergeht, also dixi exstinxi finxi: wenn
ein 1 oder r davorsteht, so fällt der K-laut aus mer-si mul-si ful-
si: ältere Formen fulxi mulxi Das h in veho traho verdichtet
sich zu c in traxi vexi b wird vor -si zu p = scripsi. Jussi gehört
nicht zu jubeo dh. jus habeo: vielmehr zu iouso.
Die Dentalstämme stoßen den T-laut vor -si aus clausi laesi. In
cessi quassi ist d u. t zu s assimiliert, (misi ist von mito abgeleitet,
die Gemination von mitto ist nicht ursprünglich.)
Bei den Liquidastämmen tritt si hinter n einfach man-si; bei m
wird ein p eingeschoben sum-p-si. uro in ussi aus einem älteren
Präsens uso abzuleiten, eben so gessi von geso.
258 Vorlesungsaufzeichnungen
Cap. 2.0. P a r t i c i p i u m u. G e r u n d i u m .
Anton Schmitt der alle griech. Worte auf s, 1846 der die latein.
Worte auf „das Urelementarwurzelwort" he zurückführte. | Die
Sprachvergleichung hat hier ihre größten Verdienste: epochema-
chend für das Lateinische Wilhelm Corssen „über Aussprache
Vokalismus und Betonung der lat. Sprache, gekrönte Berliner
Preisschrift von 1858. | 2t A u f l . Bd. I von 1868. ein Repertorium:
leider noch ohne indices. Wesentl. Unterschied der neuen A u f -
lage daß inzwischen erschienen waren Prise, lat. mon. ep. ed.
Ritsehl u. C o r p . inscript. Latin, ed. T h e o d . M o m m s e n . M o n u -
mentum Ancyranum ed. M o m m s e n . Corpus inscr. Rhena-
( n a ) r u m v. Brambach. H. Schuchardt Vocalismus des Vulgärla-
teins. Corssen Kritische Beiträge zur lat. Formenlehre, u. Nach-
träge (gegen die Gleichmacherei der Sprache gerichtet, nur die
Ähnlichkeiten ins A u g e gefaßt.)
Regelmäßige Lautvertretung:
t X t
d 8 t
dh e anlaut f, inlaut b,
k K qc
g Y g
gh X h im Anlaut,
g im Inlaut
P- 71 P
b ß b
bh <P anlaut f, inlaut b
n v, y vor Guttur. n
m H, v im Auslaut m
r P r
1 X 1
Vorlesungen über lateinische Grammatik 269
facundus. Aber auch jede andre That bringt den Gedanken ans
Licht Daher facere „machen" thun.
Doceo desselben Stamms wie dic-sco Seiicvuni digitus SdieciAot;
der Finger als „Zeichner" (wie viginti neben vicesimus) dicsco
5 ich fange an zu bezeichnen oder anzusagen" „ich lerne", dignus
„gezeigt" ausgezeichnet (Suff, no wie in plenus magnus planus):
decet es bezeichnet, es zeichnet aus, es ziert. | docere bezeichnen
machen wie monere „denken machen" heißt, (minerva mens
moneo: so digitus decet doceo)
vix gleichen Ursprungs wie vis ßia vincere. Es ist ein Comparativ
vom Nominalstamm vico: vicius zu vicis wie magius zu magis:
endlich vix. Es bedeutet „mehr mit Gewalt" „mit Mühe, kaum."
Daß hostis mit „Gast" ein Wort ist, ist nicht ausgemacht. Was
30 ist die ursprüngl. Bedeutung? hostis hat niemals „Gastfreund"
bedeutet. Gast aber bedeutet den „Verzehrer" den Tischgast,
seiner Wurzel nach. Es hieß hostis „Kriegsfeind": ein Volk, das
Vorlesungen über lateinische Grammatik 2 79
Lictores: entweder der „Binder" von lig oder „der Schürzer" der
„Gürter". Das erste zu verwerfen: da ligare nicht das eigentl.
Wort für das Fesseln beim Gefangennehmen ist (vielmehr vin-
cire: zudem würde man ligator erwarten, wie dictator imperator.
ij Sodann ist das „Binden" nur eine vereinzelte Handlung: es waren
Polizeidiener Amtsboten u. Ehrenwachen, jedenfalls römische
Bürger. Aber wo sie auftreten, so erscheinen sie geschürzt mit
dem llcium: ihre Toga war mit dem licium aufgeschürzt, damit
sie expediti zu ihrer Verrichtung sind. | Procincta classis war
2.0 das „geschürzte Aufgebot des römischen Heerbannes, das zu den
comitia centuriata auf dem campus Martius durch Heroldsruf u.
Hornsignal gerufen wurde. Die Formel, mit der der Censor sie
beruft: Omnes Quirites pedites armatos voca inlicium huc ad
me. | vocare inlicium = vocare in procinctum „in Aufschürzung
25 rufen" = mobil machen, inlicium vocare ist die Mobilma-
chungsorder. Darauf machen sich die Wehrmänner kriegsfertig:
ein zweites Signal ruft die classis procincta auf den campus
Martius den A<(p)pellplatz. Jetzt Befehl des Oberfeldherrn:
impero qua convenit (in herkömmlicher Weise) ad comitia cen-
30 turiata. Darauf ordnet sich der Heerbann in Centurien wie
zum Treffen. Bekanntlich war der Zweck der Centuriatcomitien
ursprünglich eine Wehrverfassung.
Vorlesungen über lateinische Grammatik 281
ganze Vorstellung, die die Natur in Linien zwingt, ist ein Produkt
der Ebene: die Italiker an der P o ebene.
lüstrura Reinigungsopfer von louere lovere = Xoüeiv: neutrales
Nom. lovos-trum (wie lus-cinia aus clovos-cinia) „Werkzeug
5 zum Waschen" Sühnopfer. Da ein solches für das röm. Volk alle
5 Jahre stattfand, auch auf die Zwischenzeit übertragen. Da
bei demselben feierliche Umzüge stattfanden, so heißt lustrare
wandern, perlustrare „durchwandern." illustris „im Reinigungs-
opfer begriffen" licht hell, erlaucht,
io Roma von rou (für srou) dessen ou zu o wurde wie in poplicum
neben poublicum nontius neben nountius. Rouma = peC^a sru
bedeutet „fließen." R o m a „Strom" dann „Stromstätte"
So ward die Feste der Latiner, die alte R o m a quadrata auf
dem Palatin. Hügel benannt: als die Sümpfe zwischen Palatin
15 Capitolin u. Aventin noch nicht trocken gelegt waren u. der
Tiber jährlich große Überschwemmungen machte. (Orte nach
Flüssen genannt Alle im Deutschen auf bach und ach (aqua)
Ansbach Kanterbach Lörrach Bacharach) Darnach Romulus
benannt, der Sproß des Wald- und Feldgottes Mars u. der
2.0 Priesterin der Vesta (der Göttin des Herdfeuers u. der festen
Wohnsitze, „das Kind der Stromstätte" das in den Fluß ausge-
setzt u. wieder ans Land gespült wird, das die Wölfin säugt, der
Specht füttert und der Hirt groß zieht, der Gründer der alten
Feste auf dem Palatium (Opferstätte der Hirtengöttin Pales) der
25 den Bruder erschlägt Weiber raubt, Himmelfahrt. R o m a von
R o m u l u s abzuleiten ist wie Zwickau von Zwickauer.
R e g i s t e r zu d e n V o r l e s u n g e n ü b e r
lateinische Grammatik.
sehe. Letztere gilt im Latein. Wenn eine Silbe den Ton trägt, so
ist dies unabhängig von der grammat. Funktion derselben. In
lego ist der Wurzelvokal betont, in legimini ein bedeutungsloser
Bindevokal, in legamus ein Modusvokal, in legebamus ein für
die Tempusbezeichnung wichtiger Laut: nirgends hat der Accent
mit der etymolog. Bedeutung der Silbe etwas zu thun: allein der
rhythmische Ausgang des Wortes entscheidet. Bei trochäischem
u. spondeischem Ausgange der Ton auf der vorletzten, bei
iambischem, daktylischem u. tribrachyschem auf der drittletzten
und nur dann auf der vorletzten, wenn das Wort ein zsilbiges
ist. Die letzte Silbe also nur im einsilbigen Wort, die vorletzte
wenn sie lang ist, die drittletzte in allen übrigen Fällen. | Alle
Formen des griech. Verbum finitum mit wenigen Ausnahmen
nach einem ähnlichen Princip: für das Nomen gilt das etymolog.
Princip, das auch eine Schlußsilbe mit Accenten versieht. Es sind
bedeutungsvolle Wortbildungs- u. Kasussilben, die hier den Ton
an sich ziehen. | Auch im Deutschen ist die Acc.: eine durchaus
etymologische. Auf längeren u. kürzeren Silben, auf Entfernung
vom Ende kommt es nicht an. Niemals ist eine Flexions- oder
Ableitungssilbe betont worden (Ausnahme „lebendig"): nur die
Wurzelsilbe.
Accentverschiedenheit nothwendig, weil der Vocal ein tönendes
Element ist, also eine bestimmte Tonhöhe nothwendig hat. Für
einen Satz kann die Tonhöhe jedes Vokaltons nicht dieselbe
sein. Was wir Wortaccent nennen, ist zunächst der auf der
höchsten Tonstufe gesprochene Laut. Aristoxenos nennt das
Sprechen ein |ieA.O<;, denn es kommen wie im Gesänge ver-
schiedne Tonstufen vor. Nur lassen sie sich nicht immer als
bestimmte Intervalle angeben: es geht zu schnell, (pcovfi A , o y i K f | ,
die Melodie des Sprechens im Gegensatz zur (pcovf] 8iacrtr|na-
TIKT|. (Vortrag nach Intervallen im Gesang) Im Sprechen bewege
man sich, sagt Dionys v. Hai. de comp. verb. n in der Quinte.
Der Zornige vermag sogar über eine Oktave hinaus zu gehen.
Vorlesungen über lateinische Grammatik 285
wurde. Die erste Zeitweile ist der Hochton, die zweite sinkt
zum Tiefton herab. Am Schluß des Wortes läßt die Spannung
des Hochtones nach, der ermattende Ton sank von seiner Höhe
herab, wie der Klang der Saite tiefer wird, sobald ihre straffe
5 Spannung nachläßt. Wenn aber auf eine hochbetonte lange
Wortsilbe noch eine andre lange Silbe oder mehrere kurze Silben
vor dem Wortende folgten, so erforderte die Aussprache dieser
noch eine Anspannung: also konnte das Abspannen, das Sinken
auf jener ersten Silbe nicht stattfinden. Daher im Latein, wie
io im Griech. das Perispomenon nicht über die dritte More vom
Wortende rückwärts seine Stelle finden konnte, (das Zeichen ~
zu erklären) 3. Die z u s a m m e n g e s e t z t e n H o c h t ö n e . Die
lange Silbe, die nicht den abwärts gebrochenen Hochton hatte:
sondern den aufwärts gebrochenen.
15 Also fjv natürlich mit dem Perispom. weil aus eev, ebenso (pao<;
zu (prò?, vóo<; zu voßq. Der aufwärts gebrochene Hochton aber
in sav zu fjv, saxaóg zu saz(bg. Kein besonderes Zeichen dafür.
In der latein. Volkssprache zB. in maluisti deinceps duèllum
fuèrunt.
20 S t e l l e d e s H o c h t o n s . Einsilbige Wörter, wenn lang, haben
den gebrochnen Hochton. res pes sol. móns fóns Iis lux, bei
kurzem Vokal den scharfen Hochton mèi fél cor mórs fax pars.
Zweisilbige Wörter haben den Accent auf der vorletzten Silbe
und zwar den scharfen Hochton, wenn die letzte lang ist Rómae
25 réges léges cóhors prófert: ist die letzte kurz, hat die erste den
scharfen Hochton falls der Vokal kurz ist deus arma citus datus
dedit — aber den gebroch. Hochton, wenn sie lang ist z.B.
Róma ègit vixit duxit. | D r e i s i l b i g e oder mehrsilbige Wörter
haben den scharfen Hochton auf der drittletzten, wenn die
30 vorletzte kurz ist Rómulo impetu déderat déderint. — Die
vorletzte hat den scharfen Hochton, wenn der Vocal der vorletz-
ten kurz ist, aber durch Häufung der Konsonanten lang ist
puélla recéptus fenéstra tabérna | ebenfalls den scharfen Hoch-
ton, wenn der Vokal der vorletzten lang und die letzte Silbe
Votlesungen über lateinische G r a m m a t i k 287
später auch auf die Prosa verbreitete. Gen. auf T|<; o<; 105 eos
uos üs, Dat. auf ei, Accus, auf a ea an en on in yn. Vokativ auf
i. Nom. Plur. auf es.
Für die Betonung ist Grundsatz: Graeca nomina si iisdem
5 litteris proferuntur, Graecos accentus habebunt. Wenn dagegen
griech. Worten durch irgend eine Lautveränderung der Stempel
des latein. aufgedrückt war, dann Latein. Betonung. Also Póllux
Gráeci mina machina Aetóli Hannibal Carthágo Hécoba palma
(jtaX,ánr|) Alexánter Tecuméssa (TéK|rr|C7aa) Quint, erzählt, daß
10 in seinen ältern Tagen sich die Betonung geändert habe in Atreus zu
Atréus. Pallás. So Scipiádes (griech. Suffix mit seinem Accent)
Der T i e f t o n . ávei|iévr| von der schlaffgespannten Saite gravis
ßapeia: was in die Tiefe sinkt ist schwer. Tieftonig sind alle
Endsilben: daher die Verstümmelungen. Dann die Silbe die der
15 hochbetonten vorhergeht. Daher häufiger Ausfall clarus aus
calarus maniplário manipularlo, saeclaris für saecularis. sacrare
für sacerare. Tieftonig auch die vorletzte, die der hochbetonten
drittletzten folgte: ebenfalls Ausfall aedicla für aedicula, victrix
für victorix, saeclum für saeculum. supra für supera.
20 Der M i t t e l t o n . Böckh hat erkannt, daß im Latein, und Griech.
zwei einander nicht berührende Silben, in Worten die durch
Zusammensetzungen oder schwere Ableitungssilben ange-
schwellt sind, mit einem h ö h e r e n Ton als dem Tieftone gespro-
chen werden. Z . B . etpepov aber 8(pspó(ie0a. x In AaspiváSeco
25 óSuponévoiai 7táv8a(xát(Dp. (Kleinigkeits-Krämer Hándwer-
kerverein) Ebenso im Latein, also septingénti octogésimus con-
sanguineus. introdúcere longitúdo.
Über Tondauer.
Der Hochton hat die Neigung sich möglichst weit in den Wort-
körper zurückzuziehen. Er kann nicht über die vierte M o r e
zurücktreten — u — | ù u - | — u u | ó u u | — u Die Tonlänge
der vorletzten Silbe bindet ihn: dann kann er nicht über die
5 dritte Tonweile zurücktreten oder vorschreiten - u u | — u
Der Hochton wird gebrochen in der letzten More durch die
Tonlänge des Vocals der Schlußsilbe. | Der Accent wird also
gebunden durch die Summe der Tondauer der 3 letzten Silben,
durch die Tondauer der vorletzten Silbe dh. er ist abhängig von
10 der Q u a n t i t ä t . Merkwürdig der Unterschied im Griechischen:
auch hier übt die Tondauer ihren Einfluß: sie bestimmt ihn, wo
er nicht stehen soll, aber nicht, wo er stehen soll. Beide Sprachen
haben das oberste Gesetz gemein, daß der Hauptaccent auf
einer der drei letzten Silben ruht: die Quantität beschränkt im
15 Griech. die Betonung, im Lat. beherrscht sie. Doch herrscht sie
nicht absolut. Der Accent bindet u. beschränkt auch wieder die
Tondauer des Wortes. Er übertönt tieftonige lange Silben, so
daß sie sich verkürzten zB. amö aus amö valé domi citö Der
Hochton übertönt tieftonige benachbarte Silben, so daß sie
2.0 verschwinden oder verstummen, palma (pälama fabrica (fabe-
rica) saeclaris nosträs (atis) Die rückwirkende Gewalt des Hoch-
tons ist die schwächere: sie zeigt sich im Ganzen vereinzelter.
Die Tonlänge aber herrscht nach festen Gesetzen. | Eine gewisse
Starrheit ist der Eindruck der latein. Betonung: es regiert der
25 Trochaische Ausgang. Die Griechen fanden eine Ähnlichkeit
zwischen der Lat. Bet. und dem starren stolzen Auftreten des
Altrömers.
E n c l i s i s . Tonanschluß an das vorhergehende Wort. Z . B . Bei
que ne ve-ce trat der scharfe Hochton auf die Silbe vor dem
30 enklitisch angefügten Wort. Häufig sind aus bloßen Tonverbin-
dungen untrennbare Komposita geworden.
Das unbestimmte Relativpronomen quis qua quid in si quis etc.
oft auch in einem Wort geschrieben. Ebenso nequis, ecquis
numquis quisquis aliquis: letzteres volles Kompositum, quot in
Vorlesungen über lateinische Grammatik 291
Wir lesen
Tpoieq 8' ai)0' exe pcoGev è 7ti öpcoa n cp 7ie5i OIO
>5 r r r w r f t r r r f f rr
Die Griec ien
f rr 1r ì, tK r t ì r ,r f rÌ
f r
Dabei ist auf den xövoq Jtepia7tö)|i£VO<; keine Rücksicht gen
men. (Unsre Hexameter haben ein ganz anderes f|0oq als die
20 Griech.: zum yevoq 8iJtXämov gehörig u. ohne die Mannichfal-
tigkeit der Tonhöhe) 1 2
12
I n t é r d ù m v o l g ù s rectum videt, est ubi p e c c a i ,
erst nach unsrer A r t , dann richtig
"i ) ) l ) . H J> J O
„ O w e n n d a s H e r z euch w a r n t , folgt seinem T r i e b e " .
294 Vorlesungsaufzeichnungen
Für die l a t . Sprache ist dies die Frage: ob neben der Tondauer
auch der Hochton der Wörter von Einfluß auf den altlateini-
schen Vers gewesen ist. Dies wurde von Bentley G. Hermann u.
Ritsehl behauptet, von Corssen bestritten. Nach R i t s e h l stelle
5 man sich dies so vor: Der lat. Versbau beruht auf der Quantität:
doch verbinden die älteren scenischen Dichter die Rücksicht auf
den Wortaccent: dh. Übereinstimmung von rhythm. Ictus mit
Hochton, s o w e i t dies Quantität u. Metrum gestattete. Die
allgemeine Tieftonigkeit der Endsilbe zwang dazu, den Wider-
10 streit zwischen rhyth. Ict. u. Hochton zuzulassen. Die gewöhnl.
Versmaaße des Dialogs, iamb. Senar, trochäischer Septenar
schließen mit einer Vershebung: sollten nun Hochton u. rhythm.
Ictus immer zusammenfallen, so hätten am Schluß nur einsilbige
Worte stehen können. Am S c h l u ß des Verses gestatten die
15 scenischen Dichter den Widerstreit: auch noch in dem vorletzten,
selten drittletzten Versfuß. Durch den Gebrauch der scen. Dich-
ter erhielt der Widerstreit hier seine Berechtigung: später wurde
er als Feinheit erstrebt. In der august. Periode herrscht aus-
schließlich die Quantität. C o r s s e n dagegen leugnet ein allmäh-
20 liches Weitergreifen des Zwiespaltes: gerade der jambische Senar
zeige das Zusammenfallen später immer häufiger. Die ältesten
Dichter, die der saturnischen Verse, hätten gar nicht darnach
das rh. Schema herrscht: die Worte selbst können bald so bald so gelesen
werden. zB.
— u u — — u u —
ich bin entehrt wenn uns der Fürst entkommt.
O y u - u — u — u —
Vorlesungen über lateinische Grammatik 295
Dreisilbige Wortformen
im Griech. im Lat.
U — V v — u
— — o — — u
u — — u — —
/ /A
OOO O u u
— O O — u u
u O— 0 u —
— O ^ — u —
296 Vorlesungsaufzeichnungen
Nach Mommsen:
Es ist die gewöhnl. Schrift der späteren Zeit der Republik.
25 Die eigentlich archaischen Formen finden sich nicht, zB. U, mit
denen Fälscher paradieren. Dagegen fehlen alle entschieden mo-
dernen Formen zB. M: vielmehr durchaus M, das kurzge-
schwänzte CL, das etwas kleinere O, alles Dinge, die einen sehr
kundigen Fälscher voraussetzen würden. Wichtig nun der Inhalt:
30 ein Freigelassener dreier Patrone, Cn. Caecilius, Aulus Caecilius,
Q. Flaminius, sein Name zusammengesetzt aus dem Vornamen
des Einen, dem Geschlechtsnamen der beiden Andern Patrone.
300 Vorlesungsaufzeichnungen
Aus der Zeit vor dem 2 punischen Krieg, ins Ende des
fünften Anfang des 6t Jhd.
14
Hercolei zweisilbig liest Ritschi.
302 Vorlesungsaufzeichnungen
Pränestinische Inschrift.
Fortuna Primg C
L. D C V M I V S . M.F.
30 D O N . D E D I (Dede? oder dedi? beides möglich.)
Steinerne Grabinschrift.
Tab. L X X I X A.
Hospes resiste et parvom scriptum perlige
matrém non licitum esse unica gnata fruci
quam nei esset crédo néscio quei inveidit deus.
eam quóniam haud licitum est veivam a mätre ornàriér
post mortem hoc fécit aéque extrémo tèmpore
decorävit eàm monuménto quam deiléxserat.
zum ersten Male die Aspirata triumphans (in Corintho fehlt sie)
Viertens in Herculis ist u für o auffällig. Fünftens ganz auffällig
m für n in imperio imperator
Scipionengrabschr.
B tab. X X X V I I
Cornelius Lucius — Scipio Barbatus
Gnaivod patré prognatus — fórtis vir sapiensque
Quoiüs fórma virtù — tei parisuma füit
Consol censor aidilis — quei füit apud vos
Taurasia Cisauna — Samnió cépit
Subigit omné Lucanam — opsidesque abdoucit. 1 5
XXXVIII E
Hone oino ploirume co|sentiont R o m a i
Duonóro óptumo fu ise virò v i r o r o
Luciom Scipionem filios Barbati
Consol censor aidilis hic fuet a p u d v o s
Hec cepit Corsica Äleri — äque urbe p u g n a n d o d
dedet témpestate — büs aide méretod v ó t a m
<XXXIX> F
Quei àpice insigne dialis — fläminis gesistei
mors pérfécit tua ut — essent omnia brévia
honos fama virtusque — gloria atque ingenium.
quibüs sei in longa licu[i] — set tibe utier vita
facile factei[s] superäses — glóriam majorum.
qua re lubéns te in grémiu — Scipio recipit
terra Publi prognätum Publio Cornéli.
15
zu B) Ritsehl (Rh. Mus. 9.) sucht zu erweisen, daß sie nicht gleich nach
dem Tode des Barbatus gemacht sei, ja sogar jünger als die die auf den Sohn
des Barb. geht. E.
Mommsen widerspricht ebendort p. 461
Lucius | patre | fuit | Samnio accusat., nicht ablativ | subigit |
306 Vorlesungsaufzeichnungen
XLI Ka
Magna sapientia mul — tasque virtutes
Aetate quom parva pösidet hoc säxsum
quoiei vitä defecit, non honos, honore, (Accus.)
5 is hic situs quei nunquam — victus est virtutei (Ablat.)
a n n o s gnatus viginti is locis mandatus:
ne quairatis honore (Dativ) quei minus sit mandatus.
Der dritte Vers so viel als cui brevitas vitae non indolis honos,
destituit honorem magistratuum.
10 Zuletzt soviel als annos viginti natus inferis est mandatus: nolite
igitur quaerere, cur minus sit honori magistratuum mandatus.
Tab. 37 — 42.
Die Scipioneninschr. die allerwichtigsten Steininschriften: durch
drei Jahrhund, hindurch, sichere Zeitansätze. Cf. Ritsehl Rhein.
15 Mus. IX p. 1.
1) 5t Jhd. oder Anfang des 6t. ABDE (überall V , in allen andern
L
2) Ende des 6t. Jh. CFGH
3) Anfang des 7t. KL. — Über I nichts auszumachen. —
Stemma: (siehe folgende Seite)
20 Lex Cornelia de viginti quaestoribus. | a. 673 Ritsch, taf. 29.
Vermehrung der Quaestoren, sullanische Zeit. Der Orthographie
nach hält sie die Mitte zwischen der Gracchenzeit u. der Gesetz.
Cäsars (in der keine doppelten Vokale mehr vorkommen. Vorge-
bracht in den Tribuscomitien.
25 Senatuscons. de Asclepiade Polystrato Menisco in amicorum
formulam referendis. Ritsch taf. 30. Es gab gegen 3000 foederis
tabulae auf dem Capitol. Davon jetzt 2, das plebiscitum de
Termessibus a. 682 u. dies Senate, a. 676. Zugleich damit eine
griechische Übersetzung, damals in Rom gemacht u. fehlerhaft.
30 Lex Antonia de Termessibus a. 683. tab. 31. Termessus
major ist eine Stadt in Pisidien
Vorlesungen über lateinische Grammatik 307
L. Barbatus
cos 456, ces 465
A und B
Lucius
cons 495 de Poenis et Sard. Cors. triumph., ces. 496
D et E
1
Cn. Calvus Publius
cos. 532, +542. cos 536, + 542 in Spanien
I in Spanien
I 1
Paulla u Cn. Hispallus P. African. maj. L. Asiagenus
Cornelia cos 578 und + geb. 519, cos 564,
C cos. 549, 560 de rege Antiocho
+ 569 triumph. 565
1
Lucius Cn. Hispanus Publius L. Asiagenus
lebt 20 Jahr praetor 615 lebt kurz Quaestor 587,
K L F lebt 33 Jahr
G
adoptione L. Asiagenus
P. Africanus min. Comatus
Aemilianus lebt 16 Jahr
geb. 569, H
cos. 607. 620
+ 625
Quem h(ac) l(ege) (ad cos) profiterei oportebit, sei is, quom
eum profiterei oportebit, Romae non erit, tum quei eius | negotia
curabit, is eadem omnia quae eum quoius negotia curabit, sei
Romae esset, h(ac) lege profiterei oportebit, item isdemque
diebus ad consulem profitemino.
Es kommt das bellum Samniticum vel Marsicum (schlecht
sociale) Die lateinische Rasse kämpft mit der oskischen um ihre
Existenz. Die Städte Italiens verlieren ihre Autonomie, alles geht
allmähl. in Rom auf. Die Sprache wird einheitlich für Italien.
Die Archaismen verschwinden.
Inscriptiones pictae — et graphio exaratae.
Tafel 54 zu unterst: crudelis Lalage quae non am-
Darüber Jonicos.
Tafel III oben Casellium
hinc rogant
2. Puteolanis feliciter
omnibus Nucherinis
felicia et uncu Pompeianis
Petecusanis
(uncum minari)
7. C Cominius Pyrrichus et
L Novius priscus et L. Campius
Primigenius fanatici tres
a pulvinar synethaei
hic fuerunt cum martiale
sodali Actiani Anicetiani
sinceri Salvio sodali feliciter.
V 5. Niycherate, vana succula quae
amas Felicionem et at portam deduces
illuc tantum in mente habeto
XXIV 3 Zetema.
Mulier ferebat filium similem sui
vie
nec meus est nec mi similat sed
vellem esset meus
Vorlesungen über lateinische G r a m m a t i k 309
ego
et voleba ut meus esset.
9 L . Istacidi
At q u e m n o n ceno, b a r b a r u s ille mihi est.
<8 — 9 ) Diese Verse sind von Dindorf aus den Vatikanischen (Euripi-
des-)scholien hervorgenommen worden.
<10 ff.)
Jetzt tritt eine Veränderung ein. Man sieht Frauen in schwarzen Klei-
5 dem kommen. Als er die Frauen erblickt, denkt er an zwei v e r s c h i e -
dene) Dinge: entweder an einen neuen Unfall oder an den Tod d ( e s )
Agamemnon).
( 1 2 . ) n o i a i;i)|i(popä JtpoaeiK&aco; hat gewöhnlich nach ( s i c h ) ein
Fragezeichen. 7ip(o<T£lKä^co) heißt verähnlichen, dann etwas mit et-
10 was vergleichen. M a n würde da ein Object xoßxo verlangen. Aber
TtpoaevKüi^ö) heißt auch vermuthen. Das Wort kann auch mit Frage-
wörtern construirt werden. Soll ich vermuthen ob ein neues Unglück
unser Haus trifft: Ttoict £,U|i(popg;
Aber es tritt eine kleine Anakolouthie ( e i n ) bei fl Ttaxpl, da das
15 Verbum wiederholt wird. Bios ein Komma ist zu schreiben <12.) und
( n u n ) mehr ein Fragezeichen < 1 5 ) .
< 1 3 ) avxi xoC Ttfjua veov Sch. 7tfjna veov steht in dem Text. Für
7tfj(ia hat der Sch. ein anderes Wort gelesen, nämlich 7tX(ü|aa, was
Turnebus schon vermuthet hatte. Aber dies wird mit Recht von Frey
2.0 zurückgewiesen. — TtpoaKupsiv wird nämlich von Hesychius erklärt
durch Ttpooeyyi^ei, und später sei TtpocTsyyi^ei weggefallen. Die Spu-
ren dieses Ausfalls finden sich in <den Sch.:> avxi xoß 7tf|(ia veov.
Hesychius selbst ist ein vortreffliches Mittel zur Restitution des Ae-
schylus. — ( 1 5 ) vepxepoit; (iEiWyiiacn so hat der Mediceus. Eine
2.5 Erkl. von Herrn. Obs. er. 55: afferuntur ea ad manes placandos wie
Her. I 87 ¿yd) xaCxa STipT^a xfj a f i si)8ai|iovia.
Ist es möglich so einen Dativ anzunehmen? |i£iXiy|iaxa kann nicht
sein ad placandos manes. Es ist das Mittel um ihn zu stillen. Das
Mittel ist (in Hermanns Erklärung) zum Zweck (geworden).
30 Es giebt eine sehr nahe Em., von Casaubonus gemacht, vspxspoi^
(!SlXiy|J.axa. Es giebt Stellen, welche leicht geheilt werden. Vg. Perser
< 6 0 9 ) eö|iEVsic; %oäq. H e r m a n n n a h m f ä l s c h l i c h v e p x e p o i g neiA.iy(xa-
<7iv als Zweckdativ. Die Conj. von Casaubonus empfiehlt sich sehr.
( P e r s . 609 — 6 1 0 ) %oac, «pepoixr' ÖTtsp v e i c p o ü n neiÄ,iKxf|pia. Aber
35 bedeutend ist der Unterschied zwischen der Perserstelle und der unsri-
gen. Wenn wir vepxepoii; (j.eiWy(i,axa als nähere Best, zu / o a i betrach-
ten, so bekommen wir zwei ungeschickte Dative. Es wird etwas fehlen
(Aeschylus Choephoren, Verse 1 — 450) 317
wie övxa oder aTtsp. Wir finden in Ch. 278 noch einmal (lei^iy^axa:
8uo(ppöva)v |xei^iy|a.axa. Aber die Stelle ist verdorben, welche von
Herrn, und Lobeck durch |ir|vi|iaTa corrigirt wurde, und hier wäre zu
vermuthen |iT]vi|iamv. <(16) Von Schönborn ist in der Scene der
5 Hellenen die Meinung aufgestellt worden, Orestes sehe nicht die Elec-
tra, sondern irre sich in einer der Frauen des Chors. Außerdem ist der
Unterschied zwischen El. und den Frauen unmerklich. Es ist eine
Charakteristik des Aeschy. daß er die Trauernden nicht reden läßt, vg.
Ar. Fr. Die Trauer der Electra ist eine sehr innige und tiefe. —
10 <18) 8iScü|ll m. A. c. Inf. construirt. Anderlei Xen. Cyr. 6.4.4 86^ not
(pavtivai avSpl. <19) yiyveaöai heißt sich erweisen: Ch. 86, 245; Sept.
20; Theb. 76.
Pylades und Orestes verstecken sich wahr {scheinlich) hinter einer
TtspiaKTOi;.
15 {22 ff.) Jetzt beginnt die Parodos, von einem Chor gesungen, welcher
nicht aus Troerinnen besteht. Sie durften gar nicht Troerinnen sein,
denn sie könnten gar nicht diese Liebe für Ag. zeigen, welcher sie
geraubt hätte. Es mußten Weiber sein, die schon alt waren und im
Hause Ag. gelebt hatten. — Jambische Metren.
2.0 22. Warum ist iakxöc, an die Spitze gestellt? Es handelt sich um ein
a/dpiTOV, das sie der Cly. erweisen. (Vgl.) 75. Sie kommen ungern,
dieser Gedanke geht bis V£OTÖ|iCp (25). Dann tritt der Gegensatz
<ein), daß sie ihr Herz an Trauer weiden. Ihr Herz weidet sich 81'
aifflvoq am Leide. — SK 8ö|icov aus dem Palaste, soviel als gesandt
25 von der Cly. Somit bekommt Or. auf die Frage (bc, äv <|J.d9co 20 — 2 1 )
die Antwort. Er erfährt auch daß die Frauen in dem Zuge angehalten
wurden von der Clyt. — Robort^ello) sah daß eßr|v für sßr| zu
schreiben sei; die dorische Form (eßav: Dindorf). yoac, ist von Herrn,
u. Weil festgehalten worden. <%oaq) TipoTlopTCÖq stünde wie 7tp07T8|i-
30 Ttotxra %oüq. Dafür werden Beisp. angeführt:) Ag. 1090 —1091 Ko)Jkä
auvicrtopa ... <tcaK<x>; Prom. 904 ärcopa Jiöpinoq. Niemals kann ein
Adj. die verbale Kraft so behalten, daß sie einen Acc. haben könne.
Es sind adverbiale Bestimmungen) des Objects wie Ti oöSev. Weil
giebt einen bes. Grund, warum Jtp07t0|X7iö<; seine verb. Kraft behalte:
35 Ö ^ U X E I P I CTÜV KÖ7tcp. Aber CTUV kann nicht instr. Sinn haben. Man kann
sagen: Ich komme mit der Hand heftigem Schlage. Man kann nicht
sagen daß der Handschlag kommt. Wenn wir nach KÖTicp interpungiren,
318 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
— Die { e r s t e ) Strophe stellt dar, wie der Chor alle Zeichen der Trauer
von sich giebt. Die Antistrophe giebt die Gründe der Trauer, der letzte
Grund ist das Schreckensgeschrei. In der zten Strophe erfahren wir zu
welchem Zwecke das Opfer geschieht. Das gottverhaßte Weib schickt
5 mich. Der Chor zweifelt an dem Erfolg des Opfers. Jetzt folgt eine
Charakteristik des Hauses. I. Theil der An^tistrophe 2> giebt an daß
die Ehrfurcht vor der königlichen Familie verschwunden ist und an
die Stelle davon tritt die Furcht.
3. Strophe. Unsühnbarkeit der Schuld. Das Unheil als Strafe folgt
10 nicht gleich. Die Ant<(istrophe): giebt ( e s ) denn keinen Ort einen
Blutbefleckten zu reinigen. — Die t n a b ö q : ich als Sklavin muß gehor-
chen. Man kann unterscheiden die philosophische Ausführung des
Grundgedankens und den speciellen Fall. G r u n d g e d a n k e : ) ponf] 8'
STUGKOTEI Siicaq: 2ter Theil der Antistr. die ganze Strophe 3 und die
15 Antistrophe 3. Auf den speciellen Fall die Strophe ß, die erste Hälfte der
Ant<istrophe) ß und die encpSöq. Kann die Epodos sich so beziehen? In
der «(anti)stroph. ß: £>0Jtr| — und das folgende haben keinen regelmä-
ßigen Fortgang. Man wird die Noth sehen eine Umstellung machen
zu müssen. Am Schlüsse der Ant<istrophe> ß findet man die Worte
20 Toix; <5'> atcpavco«; e / e i vüi;. Im Med. finden sie sich noch einmal
70. Strophe und Ant. a in Ord<nung>. Str. ß mit richtigem Fortgang.
[...] Str. y und Ant. y hängen zusammen. Wir haben ein Centrum des
Chorliedes in dem philosoph. Gedanken: die Blutschuld unsühnbar.
Der Mörder bekommt eine Fessel, er kann nicht fliehen, er kann sich
25 nicht reinigen, die Dike trifft ihn bald oder spät. Jetzt kommt die
Schilderung wie die Ehrfurcht gewichen ist. An die Erwähnung des
Volkes schließt sich der Gedanke: ich aber muß.
1 2 3 4 5 6
42 — rcsSoi str. y ant. y erste Hälfte der
30 Strophe
Erc<cp5ö<;>
5 der Schreiber hat noch das Übrige auf dieselbe Seite schreiben wollen.
Er hat toCk; <5'> aKpavxoq £%ei vui; als Leitzeichen und schrieb das
Übrige. Er schrieb i , dann 5 und 6.2 und 3 nahmen die Reihe ein. Die
Umstellung erklärt sich durch eine zu gedrängte Schreibung des Chores.
<Cixp.a22.-31 = 3 2 - 4 1 ) 4
u — | u — | u — |u —I Tetrapodie
10 6
u — | u — I u — I u— | u — | u — Hexap.
6
u— | u— | u— | u— | u— | — Hex.
4
uuu uuu uuu — Tetrap.
u | — | u— | — | ij— | u— | u—acht Takte
u— | u— | u— I u— Tetr.
15 u u u u u u u — u— Tetr.
acht Takte
u— u u - — Tetr.
— u —u — u —
<CTxp.ß 42-48 = 54-60)42 u— u u u u u u " u u u u —u— Hex.
20 u — ici)
— u —u —u— | Tetr.
u u —u —
<u u —u >
u —u —u —u —u —u— Hex.
<£7Kp8. 7 5 - 8 3 ) U —U U U—
30 5n u —u u —u
(Acschylus Choephoren, Verse 1 — 450) 321
[Das metrische Schema der Epode, von dem hier nur der Anfang steht,
erscheint vollständig auf S. 324 unten].
a.
6
<4>
8
<4>
<4>
ß. 6
4
6
15 6
6
4
4
4
<4>
folgende Theile. Str. y und An. y' und der zweite Theil der ant. ß'
schließen sich daran.
Wenn Blut vergossen ist, so ist eine Sühne unvermeidlich. Das Unheil
aber verfolgt den Schuldigen, bis er strotzt von Krankheit. Er kann
5 weder fliehen noch geschützt werden. Die Strafe trifft sie in voller
Blüthe, oder nachdem sie in der Unterwelt (sind). Um überzugehen
von der Schilderung der gegenwärtigen Sendung zu dem p h i l o s o p h i -
schen) G e d ( a n k e n ) brauchen wir eine Verbindung anfangs der Stro-
phe ß. Daran schließt die Ausführung. Daran schließt sich daß die
10 Einen in vollem Glücke, die andern in der Dämmerung bestraft werden.
Schilderung wie das Haus dunkel ist. Furcht ist an die Stelle der
Ehrfurcht getreten. Daran reihen sich die Worte des Chores über sich.
Wir haben folglich dieses Schema. < a . ) Str. a und A<(nt.) a ' bis ireöoi
<in ß ) b. Die entspr. Ant. ß' bis öeoß nXeov c. y bis ßpueiv. c <zweiter
15 Theil: y ' ) bis (iaxav. d ist leb Ttävoi^uq s a x i a . d zweiter Theil von
ß' - toin; < 8 ' ) chcpavToq <ex£i
'Apxä
KaTClTp07lä
2.0 ö|i(pa^ö<;
- nimmt den grössten Theil ein
HSTaKaTaxpoTtd
u —u u u—
30 u —u u —u
(u )—u —u
u —u u —u u — Hexapodien
u u u —u —
u—u—u u
35 u —u —u u —u —
u —u u —u —u —
< Aeschylus Choephoren, Verse 1 - 4 5 0 ) 325
<77 > Ttaxpcpcov macht den Vers unmöglich. Der letzte Vers <83} wird
auch zu einer Heptapodie, wenn wir Kpuipaioii; beibehalten. Statt
Kpucpaioiq: Kpocpqt — mit einem beigeschriebenen Iota. Durch acht
Verse hindurch haben wir eine Hexapodie. —
A<(nt.) ß' hat dieselbe Form: es sind vier Hexapodien ohne den Ausruf
vd> y a ï a (iaîa.
Die Katatropa zum Mittelstück intonirt die Metra, welche diese Stro-
phe hat. Also ist auch metrisch ein Uebergang vorhanden.
2.5 Ged<anke:> Wenn das Blut von der Erde aufgenommen (-trunken)
worden ist. Warum wird die Erde Nährerin genannt? — Der Mord
kann nicht festgeheftet sein ohne zu zerfließen. Der Mord ist noch nicht
geschehen (xixaç cpôvoç <67) ist nach einigen der Rache verlangende
Blutfleck). Diese Vorstellung ist unmöglich. Die Erklärung muß eine
30 richtige Erklärung haben. 45 in l à y a ï a |iaïa ist der Grund enthalten,
welcher a n d e u t ( e t ) xi yap K.xX|xixaç macht besondere Schwierigkei-
ten, wird erklärt durch ô xi|KBpoû|i£voç, ist von dem selben Stamme
wie Tixäv, wird fälschlich von xico abgeleitet, sondern von xixaivco
schwingen. xixr|ç ist eine Glosse zu xpocpôç. Welches Bild ist durch
326 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
ß . 4 H e x . und i Tetr.
y . 4 H e x . mit der A n t . 8 H < e x . )
8 . a u s 5 T e t r . a l s o mit A n t . i o
ß'. 4 H e x . und i Tetr.
die E p . aus 8 H e x a p o d i e n .
a
, V i 8 T e t r . mit 4 H e x .
a'
iz H e x . u n d 1 T e t r .
12. H e x . u n d 1 T e t r .
Sodann wenn das Grab vor dem Palast liegt, wie kommt es, daß der
Chor ein Bedenken ( ä u ß e r t ) ohne hier gehört zu werden? Dieses Grab:
Genelli (und Droysen) meint, daß die Thymele im Theater liegt.
Hermann de re scaenica erklärt sich dagegen und meint, daß das Grab
5 auf dem Proskenion gelegen habe. Wir werden wohl die Meinung des
Schoenborn annehmen müssen, welcher meint, daß eine Veränderung
der Coulissen vorkommt. Also Berg. Wald. Fels. In der Mitte des
Dramas ein Wechsel der Periakten mit dem Palast und den Frauenge-
mächern. Jetzt beginnt das erste Epeisodion, während früher Electra
10 in Trauer versunken geblieben war. Es sind gleichsam zwei Handlun-
gen, ein Todtenopfer und eine Ttpocrpcmf], welche den Zorn der
Götter anfleht; die beleidigte Person ist der Todte. Die Todtenopfer
gehören unter die vo(Xi^öjieva od. vö|il|j.a. Nach dem Tode ist es Sitte
am 3. 9. 30. Tag Opfer zu bringen. Diese Opfer heißen %oai. Die
15 bestehen aus Honig und Milch, Wein und Oel. Thiere wurden ge-
schlachtet und das Blut in die Erde aufgenommen, die Stücke Fleisch
wurden verbrannt. M a n nahm häufig Kuchen, man brachte den Todten
gekochte Speisen am 9ten Tage. Eine solche S c h i l d e r u n g ) findet sich
bei Pl(utarch) in dem Leben des Aristeides. An unserer Stelle ist der
20 Charakter anders, ist die 7tpoaxpojrr|. (Sie) wollte keine Schlachtung
von Thieren. Der Kuchen heißt hier neXavoq.
Am Feste des Zevx; (isiX-ixioq wurden blos solche ntXavoi dargebracht.
Es werden namhaft gemacht die xoai, die aiscpr) und endlich %eouaa
xöv8s JteA.avov.
2.5 <9z> x e o u a a 7reA.avov kann nicht da stehen: also ^eouaa. Electra
weiß nicht, was sie thun soll. Sie hat eine Jip0axp07tT| zu verrichten.
Anderseits weiß sie nicht, ob sie nicht das Opfer als Ka0&p|iaxa
betrachten soll.
89.90. Auftrag der Clyt. 93 etc. Die ganze Formel ist von den Herausge-
30 bern verfälscht worden: die Ironie, welche in 5öcnv ye xo>v KCCKCüv
¿Tta^iav liegt, ist nicht am Platze: er möge den Mord rächen. 94: was
kann in tcz" liegen, wo Weil und Bamberger i'(T(X zu erkennen glauben?
Statt e g t ' hat Hermann geschrieben e<j0X\ und statt xcöv k c i k ä v
{schreibt Elmsley) xrov ko\ä>v. Weil setzt die Verse < 9 1 - 9 2 ) xfflvSe
35 K.x.X. nach ¿Jta^iav, eine Stellung welche unrichtig ist. 91. Der Med<i-
ceus) überliefert xi cprö X£° UCTa - Man üb<ersetzt> EÜcpprov <88) durch
verständig, aber eucppov heißt das nicht.
{Aeschylus Choephoren, Verse 1 - 4 5 0 ) 331
105. Von Hermann angegriffen, schon früher von Schütz. Bios die
Chorführerin antwortet, also ist der Singular nicht anstößig. Hermann
30 meint, daß der Dichter seine Reden gewöhnlich mit einer Sentenz
schließt. Die folg. Verse hat Herrn, auf folg. Weise angeordnet, 105 ge-
strichen, ( 1 0 6 ) hat <er> geschrieben: ai8ounévr| croi. - Statt X.syoi<;
äv <io8>: A,óyou<; ävoicnuep KT/L, <105) azsyoiq äv, e i N TCÜVS' KTX. -
<106.108) xujißov 7taxpóq / Tácpov Ttarpóq, daran nimmt er keinen
35 Anstoß. Hermann nimmt (zwischen 105 und 109) eine Lücke an. Die
Conjectur Hermanns erregt zu große Aenderungen und Bedenken.
332 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
123 fehlt im Mediceus {an dieser Stelle), aber er findet sich (nach)
164. Hermann erkannte, daß er hierher gehörte. Eine solche Vertau-
schung von großer Wichtigkeit für die Critik. Die Stelle des Archetypos
muß nachbar gewesen sein, vor 164. Eine solche Nachbarschaft wird
5 am leichtesten dadurch erklärt daß zwei Seiten neben einander lagen.
< 1 2 4 ) apri^ov (Klausen) ist durch Conjectur wiederhergestellt.
126. ai|ldxcov (Ahrens). Verkehrt ist die Ueberlieferung des Mediceus
5(ü|idX(DV.
( 1 2 7 ) Die Erde wird angerufen in ihrer Eigenschaft als Mutter wie im
10 Chor.
128. vg. <67) yövoq (Keck: cpövoq M> 7te7rr|Y£v oi> SiappüSav. —
KU|ia Keim.
129 ßpoxoiq muß ein Verderbniß sein. Wenn daneb(en) im Med. yp.
veKpotq (steht), so hat dies für uns keine weitere Bedeutung. — Diese
15 Spenden sind nicht für die Todten, sondern für den Todten. Dasselbe
läßt sich sagen gegen die Conj. von Hermann, von Weil recipirt,
cpOltoii;. — Vielleicht würde so zu lesen (sein:) ßpöjxcp — mit 1 adscr.
und so ist ßpö(XCp in ßpoxoiq verwandelt worden.
1 3 1 . H. (Ttcjq dvd^0|i£v 8ö|xoi<;. Bloomfield:) näq ava^ov ei? 5ö|iOüq;
2.0 das doppelte X£ ( 1 3 0 . 1 3 1 ) aber zeigt, daß kein neuer Satz hinzukom-
men kann. £|l£ und cpiXov ... 'Op. sind coordinirt und abhängig von
¿TtoiKteipov. Hesychius erklärt das Wort dva^ia und sagt daß (sich)
das Wort bei Aeschylus findet in der Bedeutung ßaaiAfiiav. — n&q
ava^iav 5' ä|ia. Das Gebet ist f(olgendermaßen) angeordnet. Gebet
25 für Orest und die Electra. Am Ende werden die beiden Gebete zusam-
mengefaßt T)|xiv ( 1 4 7 ) , in der Mitte steht der Fluch. 145 und 146
haben etwas verderbtes. Der Ausgang eines Verses ist verlorengegan-
gen. - 1 4 5 . Tfjq E Ö x f j ? £|if)q: ein S c h . s c h r i e b x f ) v kcckt] v ä p c t v , ein
and(erer) xfjq KdKfjq dpäq.
30 144 AvxiKaxöavEiv: dan(eben) yp. ävxtKaxaKxaveiv. Unmetrisch.
A(KT|V ist zu schreiben und das Verständniß wird leichter.
148. Die angerufenen Götter wieder zusammengefaßt.
( 1 5 0 ) . ¿Ttavöi^siv eig. mit Blumen schmücken. Es ist wohl zu ergänzen
%odq aus dem vorhergehenden.
( F ü r ) jede der Thesen, Hebungen, kann stehen als Ersatz zwei Kürzen:
I u u u —u — 2 ( u —
u—uuu— < u
u —u u u u u (.
u uuu
u u u u u u —
u u u u u u u u
1
i + 7
2+ 6
3+ 5
7+i
6 + 2.
5+ 3
334 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
IEXE SctKpu K A V -
a%eq ö\o\)\±zvov
rcpöq epu|xa Sscitoirov
XÖ8' ÖXo|ieVft) K£ÖVtt)V
15 ditÖtpOTCOV KClKüjv x°
äyoq d7ieüxexov
KEXUHEVCOV xoctv.
Ludwig, Zur Kritik des Aeschylus, Diss. 1860 meint icb K.T.A..
<160 — 163) s e i von einem Sch. hinzugefügt, aber man sieht nicht
20 warum die Verse fehlen sollten. Ein Anhaltspunkt zeigt, daß man gar
nicht die Verse missen kann. Das Lied wird <151) Päan genannt.
Warum? Ag. 99 Jtaiäv ist ein Jtaicov. Es sind kurze Gebetsformeln am
Anfang und Ende der Handlungen. Der Päan ist entgegengesetzt der
Klage | TtoXit; <8' ö|XoC |isv 0u|iia|X(XTCOv> y£|iei 6|ioC <8E) rcaiävmv
25 Kai CTt8vay|j.At(BV. | rcaiäv 8s Xd(a.7tsi o i o v ö s a a ä XE yrjpuq önauXo«;.
ruaiäv ist der Ruf nach Hilfe, nicht der Ruf des Wehes. - Wo ist Hilfe
verlangt außer in den letzten Versen? — Aber im Texte ist der Wunsch
nicht ausged<rückt>. ich xiq 8opucj9evi)q avfip ist nicht metrisch.
Nach 8op<iXT0EVT|<;> fehlt eine Länge. Wo steht das Verbum? Welches
30 Verbum gehört zu xiq? Man hat zwei M ö g l i c h k e i t e n : ) liq als Frage-
wort, n q unbestimmt. Wenn xi<; geschrieben ist, schreibt Weil Bio'
<avf|p) Wer wird kommen? Diese M ö g l i c h k e i t , ein Verbum zu
haben) wird ( a u c h ) durch Bothe geboten, nämlich ixco. id) ist nach
Heimsoeth viel zu schwach nach öxoxoxoxoxoxoi. Nach 5opua9svf)q
35 ist wohl nach N i e t z s c h e ) Ssßp 5 zu ergänzen.
{Aeschylus Choephoren, Verse 1 - 4 5 0 ) 335
3/8 IJ.IJ;|JIIJ.|J>IJ
336 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
Wir haben das yevog f|(iio^ov und das yevoq SijtXacnov; hier sieht
man, wie der Name zu erklären ist. Ein Theil hat viel mehr als der
andere. Die erste Kürze bildet den Auftact zu dem folgend. B(acchius).
Als Auftact kann sie durch eine irrationale Länge ersetzt werden. Die
10 andere Länge ist auch gleichsam ein Auftact zum Trochaeus und kann
also aufgelöst werden.
168. xdqx» ist local. Vg. das hom. aiöepi vaicov. Hier macht vielleicht
der Chor eine Bewegung und da wäre es vielleicht zu schreiben xi (p<B;
169. von welchem vornehmen Weibe?
15 170. merke den Pleonasmus.
1 7 1 . naXaiä altersschwach. Jedoch 175. Also ist zu lesen nicht n&c,
oßv sondern Tiäq 06.
172. 7tX/r]V 8|ioß wird beinahe überall gelesen. Der Gedanke: es ist
keiner der diese Locke {außer mir abgeschnitten hätte), ist absurd.
20 172.. Der Med. hat vov, darüber geschrieben viv. Aber es ist zu lesen
vüv.
Durch die Conjectur Dobrees 7tÄ.i|v evöq < 1 7 2 ) geht die ganze
Lebhaftigkeit der Rede verloren. Bothe conjicierte ¿(xräv, um nichts
besser „außer den meinigen". Der Fehler ist überall an falscher Stelle
25 gesucht worden. Sinn: es giebt keinen außer mir, der sich jetzt zur
Trauer schöre. Sie spricht die halbe Wahrheit aus, um den Chor zu
reizen die ganze auszusprechen. Ludwig glaubt 170 und 1 7 1 sollten
geschrieben werden nach (10A.SIV { 1 7 9 ) . Ist die Umstellung möglich?
Nein.
30 176. <af»Toiciv f||iiv = ) xaiq eOsipaiq aüxräv ruicöv. Vg. KÖ|iai
X a p i x s c c i önoiai.
Diese Scene persif. von E<uripides> El. 25 von Ar. W<oIken> 536.
183. Ein doppelter G<enetiv> kann nicht abhängig sein von k^uöcü-
viov. Die Empfindung einer plötzlichen Leidenschaft ist die Galle.
35 Also ist zu lesen ^ o ^ v 8' £Tcaic0r|v. Daß hier x o ^ v zu lesen ist,
zeigt Herodian in Ety. M . %oXöq < x ö ) TtdGoq. x o ^ l <*<P' oö itdGoq. —
(Aeschylus Choephoren, Verse 1 - 4 5 0 ) 337
npo(T8CfTT| Ttpòq KÙ|ia <Eur. Tr. 1 0 3 ) vg. 183 und 167. Hier muß es
die Rede sein von einem heftigen Pulsschlag, nicht von einem Stocken.
Um jeden Preis muß Jtpoaécrrr| fallen. Also ist zu ändern ( i n ) rcpo-
G£7tTT|.
j 185. Wie können Thränen durstig genannt werden? Thränen der Sehn-
sucht, vg. 5iv|/a Verlangen, Sehnsucht, Pindar <jte Pythische Ode 104.
Aus Durst weint man nicht. Die Erklärung von Weil ist: durstig, gierig,
und darin soll liegen der Begriff des ,voll', aber es fehlt ein Band. Man
muß den Begriff 8iv|/io<; auf Electra beziehen, also Styicp. 8ua%i|io<;
10 leidig, gebildet von 8u<; wie aus (xé^ag, (iéX,aiva |ieÀÓYXi|XO<;.
Das Gef<(ühl) der El. äußert sich in einem Wellenschlag, durch einen
heftigen Schlag und einen Thränenstrom.
<i88:> warum sollen die àcrtoi feindselig sein? Die Schlußfolgerung
<195 f f . ) hat eine kleine Lücke. Das zweite Glied enthält, ob die
15 Mörderin die Locke eingelegt habe. Und wieder ist hier eine Lücke —
denn es wäre möglich auch, daß die Mörderin die Locke eingelegt
habe.
190. è|if| ye |if|TT|p. (Bourdelot) Med. hat èfxf) 8è. Man hat gemeint
man solle vorher ein |isv ergänzen. Es wird zweierlei ausgesprochen:
20 Daß die Mutter die Mörderin ist und daß sie keine mütterliche Gesin-
nung trägt. < 1 9 2 ) Der Sch. meint es fehle OÒK ex©- Man sieht nicht
warum èyó> dastehen sollte. Es ist wahrscheinlich, daß ein solches ex©
gar nicht fehlt, e x ® also und ein Fragezeichen nach 'Opécrcou; als
Antwort a a l vociai 8' òn èXniàoq.
2.5 195. Man könnte meinen^, daß) elxe <pcovf|V zwei Beziehungen habe:
die Locke od. die Hoffnung können sprechen. Aber die Locke ist die
Sprechende. 196. Anstatt von KWi>aaó|ir|v steht im Med. KT|vua-
aó|iT|v. Es giebt ein Wort Kivuy|ia od. KT|vuyna, das Gespenst - daß
ich nicht einem Gespenst gleiche. Hier tritt klar die Iterativform heraus.
30 Kivu(Tcró|!r|v und KT|VUC7(TÓHT|V ist ein Beispiel für den Itacismus. 197.
vg. die Collation im Med. Diese Verse sind persiflirt worden von Eur.
207. Diese Verse sind eigenthümlich aus 4 Gründen, yóp ist unverständ-
lich. Auffällig ist die Wiederholung von Tiepiypatpà und ÓTtoypacpai.
Diese Notiz unterbricht die Schilderung. Was will die Erwähnung des
35 cuvé|l7topo^? Wir haben hier eine Aenderung von Schauspielern. Das
ath. Publicum fand abstoßend, daß Pylades nicht erwähnt werde. So
ein Einwand gehört zur euripideischen Zeit; ganz dieselbe Vermuthung
338 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
2.43. ¿poi CTsßaq cpepcöV: ist der Ausdruck möglich an dieser Stelle? ist
es passend, daß Orestes Verehrung gegenüber der Schwester habe und
nicht dem Chore? Dies hat Schütz empfunden und schrieb deswegen
ge\aq. Aber afkaq hat nie die metaphorische Bedeutung. Den Gedan-
5 ken kann man finden, wenn man statt £|K)i a s ß a ; cpepcov {liest:) £|i.oi
je (pfix; cpepcov. Man hat auch damit |iövo; verbunden, aber der
Gedanke ist falsch, (iövov voran = nur. Die Verse bieten zuerst nichts
anstößiges, aber cruyysvoixo wird mit K p ä x o ; TS Kai A1KT| im Singular
geschrieben. Aber die Kpäxog wird nie erwähnt als Gottheit — sonst
10 die M o i p a , die A1KT| und Zei>q. Es ist wahrscheinlich, daß diese drei
Gottheiten neben einander erwähnt werden. Zudem kommt noch, daß
der Begriff der Stärke dem Or. gehört, die er besitzt — dA,KT) 7t£7toi0<B;.
Nicht K p a x o ; als Gottheit ist zu betrachten, n o v o ; Med. In M O N O E
ist enthalten Moipa^. — Und so bekommt man Moipaq Kpäxoq xs
15 Kai Ai.KT|<; aüv xfi) xpixcp. Wenn man so schreibt, ist alles klar. Sing,
bei ciDyysvoixö (ioi.
247 ist eine treffliche Vermuthung von Turnebus namhaft zu machen,
yevvav eövtv a<i)exoC Jiaxpög.
250. svxs^riq wird verbürgt durch den Text und die Scholien. Aber
2.0 leicht kann man vermuthen den Pluralis. — 251. Der Mediceus hat
0f|pa Ttaxpröa. Inwiefern kann die Beute eine Ttaxpcpa genannt werden?
Also nazp&oiq oder Ttaxpcocp CTKr)vfi(iaxi, was sich mehr empfiehlt.
Wir haben ein schönes Gleichniß.
252. Wie prosaisch sind diese Worte. - cpuyiiv s'/ovre nicht einmal
2.5 ein prosaischer Ausdruck, und die Worte dem Sinn nach sind nicht
einmal richtig. Durch diesen Vers < 2 5 4 ) wird das Gleichniß schief
ausgedeutet. Daß wir hier mit Byzantinern zu thun haben, zeigt {der
Ausgang der drei Verse 252 — 254). — Die Byzantiner haben eine
ganz gleiche Form des Ausganges {dadurch,) daß die vorletzte Silbe
30 accentuirt ist - Xeya, yövov, 5ö|icov.
Weil hat die V. 235 etc. dem Chor zugewiesen. Das Anstößige ist
folgendes. Bevor Electra ihren Gefühlen einen Ausdruck gegeben hat,
ist nicht wahrscheinlich, daß der Vers {233) ev8ov ygvoö da stehen
könne.
35 Durch die Weglassung der V. 252 — 254 gewinnen { w i r ) das: daß Or.
nicht redet, sondern die Rede fortgesetzt wird. Auf dieses Ep{eisodion)
folgt ein KO|X|IÖQ, dessen Sinn ist, die Gefühle der Zuschauer so zu
340 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
ev8ov < 2 3 3 )
zote, <p. < 2 3 4 )
10 Moipaq <244)
TtOtVTCDV < 2 4 5 )
275. d7ioxpf|(xaxo<; ist unbelegt. M a n muß den Sinn aus der Stelle
selbst entnehmen. d7toxpfmaxog soll bedeuten ,einer welcher sein
H a b und Gut verloren hat' — eine Vermögensstrafe. Eine andere
Möglichkeit ist, das Wort von <Z7iöxpT| abzuleiten, also ,genügend'.
5 M a n hat bis jetzt immer die erste Erklärung angewandt. Dieser Begriff
ist durchaus unmöglich. Nehmen wir die andere Bedeutung. 274 enthält
nur Glossemata. xpörcov xöv ciijtöv glossirt d7toxpr||idxoicn ¡¡T||iiai<;.
dvxartOKxeivai soll man suchen in xaupoi)|xevov. Statt dessen xopou-
|ievou.
10 M a n hat die Verse für unecht erklärt, aber es nicht bewiesen. D a
würde man <275 - 2 7 7 ) zuerst verbinden auxöv |i£. < 2 7 6 ) auxöv: nach
d. Sch. ist Agamemnon { g e m e i n t ) . Offenbar verbindet der Sch. mit
auxöv <den Infinitiv x i a e i v ) . Was muß der Sch. gelesen haben? x i a e i v
hat er aufgefaßt { a l s : ) ,der Vater werde mich bestrafen'. Gegen diese
15 Erklärung spricht der Zusatz s"/ovxa noXXä öuaxepjirj KütKÖ und xfi
cpiXi] \)/uxti- Der Gedanke, den wir zu erwarten haben, findet sich in
den Eum. in der großen Rede der Clyt. D a s Motiv, welches zum M o r d e
reizen soll, ist die Grausamkeit des Mordes Agamemnons. Der Vater
muß die Feigheit des Sohnes büßen durch arge Schmerzen. xd8e kann
20 sich nicht auf die nachher geschilderten Leiden beziehen. xd8e muß
sich zurückbeziehen. Der Gedanke ist dieser. Die Feigheit des Sohnes
muß der Vater büßen. xdSe (2.76) muß sich beziehen auf die Rache.
Wir brauchen eine Negation. Weil hat das Richtige gefunden in |i.f|
<(277). Der Vers würde unmetrisch sein: |xfi 'yovxa xiaeiv noXXä
25 Suaxeprcfj Kaicd [...]. Statt x i a e i v ist wohl <mit Weil) 0f|aeiv zu lesen.
Agamemnon wird viele Uebel erleiden, wenn er diese Rache nicht
erhält. Bis 277 ist die Rede von dem speciellen Falle. Von da ist es die
Rede von dem überhaupt, welcher die anbefohlene Rache nicht verübt.
Daß wir mit einem allgemeinen Fall zu thun haben, zeigen mehrere
30 Stellen. Der Uebergang liegt in dem ydp <278), in dem allgemeinen
Theil. Mit ydp bezieht sich ( O r e s t ) auf 271. 279 ist öe fehlerhaft, xdq
5e vcpv vöctoü^ ist durchaus fehlerhaft. Wir brauchen einen Ausdruck
um den speciellen Fall anzudeuten. Wir haben zu lesen xdq xoicov
v ö a o u q — 285 bietet mehrere Anstöße. 289. Infinitive sind wiederher-
35 zustellen. Wir brauchen ein Subject, 285 eine nähere Bezeichnung des
Objectes. Auf <283) aXXaq - <288) Kai Xvaaa (läßt Hermann 2 8 5 )
<Aeschylus Choephoren, Verse 1 — 4 5 0 ) 343
35 Folgt jetzt der Konnöq. Es ist ein öpfjvoi; KOtvöq toC x°P°C Kai dito
CTKT|vfj<5. Die Anapaeste leiten die Chorpartien ein. Anapaeste sind
344 Nachschriften v o n Vorlesungen Nietzsches
nichts anders als Dactylen mit einem Auftacte. Je 4 An. treten zusam-
men und darauf der Paroemiacus. Der fünfte Tact in diesem Verse ist
durch eine einzige lange Sylbe vertreten:
u u | — u u | - u u | — |—I
5 Paroem.
389 ist gebessert worden. Statt Geiov: olov. sp7iaq widersteht dem
15 Gedanken. Statt sprcct^: cppevöi; ... svxöq.
390. Statt 7tpq)paq: Jtpoopä.
391. Statt är|xai: är)xa^.
393. Oupöq Kai axuyoi; eyicoxov.
394. Was heißt d^.(pi0aA,rig? Nach Weil soll die Stelle bedeuten: Zeus
20 als Doppelmörder. Statt &n(pi0a>.i|<;: &n<pt0X,af|<; N<ietzsche).
396. Statt 5at^aq: Sensal.
397. TtiCTXCt öeräv Ttoieiaöai heißt die Götter als Zeugen anrufen. Statt
%d>pa ist zu schreiben %(Dpa<;.
Das Leben ist die ganze Mythengruppe, welche den Begriff des
ßioq 'HCTIÖSOU giebt. Actenstück aus später Zeit mit guten Quellen.
5 Certamen Hesiodi et Homeri.
Die Griechen haben in jeder Zeit auch dichterische Triebe gehabt,
in den allerältesten Zeiten können wir uns den Dichter vorstellen als
einen begeisterten Menschen, der sich rein passiv verhält. Der älteste
Grieche betrachtet sich als Maske, durch die die Gottheit spricht.
10 Priester, Dichter, Weissager eine Person. Die ältesten Dichter sind die
Götter. Dichtergottheiten müssen wir annehmen. Mit ihnen gieng
es wie mit (der)> Gottheit. Sie sind vermenschlicht worden. Diese
Dichterheroen sind später in d<as> rein menschliche übersetzt worden.
Homer, Hesiod, Orpheus sind Epitheta der Dichtergottheiten, Dichter-
15 h<(eroen^ waren schließlich Menschen.
Was diese Namen bedeuten, später. Es ist meistens eine Lichteigen-
schaft, die Gabe des Gesanges gehört den Lichtgottheiten zu.
Wir kennen die Dichter anthropomorphisiert. Dieselbe Gottheit ist auf
2 Seiten gleichsam d. h. eine Art Doppelgänger festgestellt. Thamyris
2.0 u. Homer. Der Begriff Homers hat sich in Kleinasien lokalisiert und
dort genoß er bereits die Heroenverehrung, von dort nach Thracien.
Viele Thr<aker> nach Griechenland. Dort übersetzt in einen anderen
Typus, es bleibt die Blindheit, andrerseits Heldendichter. In Thracien
und dessen Pflanzstädten ist die Blindheit als Strafe ausgedeutet. Ur-
350 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
sprünglich ist d. Sänger Organ der Gottheit daher blind. Später ist sie
Strafe. Gestraft aufgefaßt Homer wegen d. Heldendichtung, d. gegen
d. Begriff d. didaktisch. Dichtung verstößt.
Im Zusammenstoß zw. Homer u. Hesiod ist der Wertkampf entstanden
5 zw. b e s c h a u l i c h ) u. heroisch. Altes Vorbild im Kampf d. Thamyris
u. der Musen. Wie haben wir uns das rein didaktische Element vorzu-
stellen? Es geht zurück auf den Dialog des Epos. Daraus entstand es.
In diesem Sinne haben beide einen gemeinsamen Ursprung. Auch die
Geschlechtstafeln, die Stammregister ('Hoiai) gehen auf d. Dialog
10 zurück. Helden die sich begegnen rühmen ihr Geschlecht.
Diese Abkunft d. didakt. u. d. homerisch. Epos aus einer Quelle wird
dargestellt als leibliche Verwandtschaft. Als d e r j e n i g e ) welcher beide
S t r ö m u n g e n > in sich vereinigt, gilt Orpheus. Centraiknoten. Deßhalb
im Stamme der beiden zu finden. Sobald sich d. Sänger geltend macht,
15 wurden die Sängerheroen zu Rhapsoden. Der Begriff wandelt sich
fortwährend. Vorstellung über Homer ist bis auf Plato im Fluß begrif-
fen.
In dieser letzten Periode sind drei Hauptpuncte 1) d. Verwandtschaft
2.) der Kampf 3) der Tod des Hesiod. Nichts ist überliefert, daß Hes.
20 d<er> Dichter der "Epyot wäre: so wenig als Homer als d ( e r ) D i c h -
ter) der Ilias gefaßt werden müßte; h ö c h s t e n s ) sind es Gefäße ganzer
Gattungen.
Die allmälige Verengerung geschieht bei einem gewissen Bewußtsein
der Kritik. M a n entdeckt den Dichter u. das beste bleibt auf ihm
25 sitzen, so II. u. Od. Cyclus fällt ab. Aus den hesiod. Epen werden
ausgeschieden die " E p y a . Alle andren haben gewisse Zweifel gegen
sich, so d<(ie> Theogonie. Die Helikonier behaupten es steif in d.
"Epya.
Inhalt. Prozeß zwischen 2 Brüdern u. da Sein unter Bauern ohne jede
30 Bildung. Urkräftig.
Wie verträgt sich damit, daß seine Eris d. h. seine Dichtung Umstim-
mung versucht?
Es ist zu unterscheiden z w i s c h e n ) Scenerie u. d. Absicht. Diese ist,
gewisse Lehrmeinungen zusammenzufassen. Für diese suchte man eine
35 Fiction. Es galt eine Anzahl Sprüche vorzubringen über ungerechten
Erwerb, Gericht u.s.w. Aus d. Scenerie ist für Hesiod nichts zu entneh-
men. Große Incongruität in diesem Sammelwerk. Die Nachrichten v.
( H e s i o d : TEVCN; Kai ßioi; ' H c n o S o u . Certamen. " E p y a ) 351
( D a s C e r t a m e n H e s i o d i et H o m e r i )
15 Die Überschrift nicht ganz genau, Zeit ungewiss.. D < a s ) Stück 8KÄ,oyf).
Frgmt. daraus <citirt> 'Iepai; (Eigenname: X a p a i ; ) zur Zeit Hadrians.
O e i ö i a x o ^ für b e w u n d e r t e ) Dichter, sonst, wörtlich im Sinne, v.
Menschen gebraucht, wie divus v. gestorbenen Kaisern so pag. 5
[ = Bd. II 1, S. 343] 30 v<on> 'ASpiavöq.
2.0 e'iaaxo citirt ex memoria. Im Gedicht v a a c a t o „er ließ sich nieder",
selten, sonst „gründen, setzen, festigten)" Athenaeus pag. 142. C. e£o-
|iai e5o<; iSpüco sedes sella aus sedla.
apY0iÄ.8T| o ö ö e er| od<er> r| ou. Wenn 2. Worte auf einander folgen,
von denen eins mit T| endet, so kann das folgende a n f a n g e n mit) a
25 8 T| st sehr selten 01 a i u < n d ) eu OÜ. ri O£>K II. X 557. Eurip. Hec.
1094; mit T| muß enden 8f| li f| (if|: nur diese Worte. Folglich hier
unmöglich.
Ähnlich<(es) Beispiel bei Hesiod < O p . ) 144 öpyupsüi ouSev öfxoiov.
wegen, geflüchtet, sondern eines Mordes halber. " E p y a 631 u. ff. heißt
es ganz ausdrücklich, als Kaufmann sei er Seefahrer geworden.
Ephoros ist wichtig, weil er über die Stammsinger der Kymäer schrieb.
Herakleides der Philosoph spricht sich für Kyme aus. Aus den " E p y a
5 meint man, K6|iT| sei ausgeschlossen, weil Hesiod sagt er s<ei) einmal
gefahren dh. zum Wettkampf. In diesem Falle muß er auf dem Festland
geboren sein. Anfälliger Schluß. Es ist Fahren mit bewußten Sinnen,
da er die Lehre der Seefahrt darstellt. Dieses Zeugniß in V. 648. Die
Frage ist unlösbar. Die Mutter heißt IIi)Kinf|8r| Tochter Apollos, „die
10 fest Sinnende", „die Solidität" Mutter des d i d a k t i s c h e n ) Carmens.
Stelle bei Suidas.
Der Vater heißt ausnahmslos Aioq. eicyove Aiou pag. 1 3 [ = Bd. II 1,
S. 352J, 150, Aioq nicht Aioq. " E p y a 2.99 Ilepari Siov yevoq, dh.
adeliche Abkunft. Damit streitet nicht die 7tevir|. Blutschuld u. Armuth
15 lassen sich vereinigen. Er floh die 7teviT|, er konnte die Blutschuld nicht
erschwingen. Die Kymäer wollten das Geschlecht vornehm machen.
Hesiod ist übervortheilt, doch reich. Einige meinten Aiou yevoq. Die
Stellen beweisen nichts.
Die Scholien <zu Op. 299 — 3 0 1 ) sagen Zurückführung auf d. Fülle
20 d. Geschlechts ('Opcpeüq u. KctM.iÖ7rr|), rj < Ö T I > Aiou <tivöq TtaiSe^
f j a a v ) dh. Diisches Geschlecht Diossohn.
Aio<; wie X i o q aus Xi'iot;.
T ist lang gewesen. Dieses Schriftstück ist aus Thucyd^ides') Zeit.
In der Anrede <Op. 2.99) ist eine Appellation an die gutblütige Abkunft
2.5 des Dichters.
N a m e 'HaioSoq. <Im> Alterthum Etymologie Et. M . p. 438 ' H a .
övo(ia Kupiov. 6 xfjv aicriav 66öv Jtopeuönevog. E i a i ö S e i o g auf einer
böotischen Inschrift. Ehrgenossenschaft für die Musen: EioioSeicav.
Die Vorstellung einer sittl. Eigenschaft. „Göttlich getheilt" vadyah i'r||il
30 u. 6861;: i|ye|j.ä)V Ö80C. i'r||xi f|ys|icüv ist merkwürdig. 2. Aus<le)g<un-
gen). fi8o(iai + 68öc, „qui gaudet ea via quam rectam demonstravit".
Die verbreitetste ist die von W e l c k e r zuletzt H e s i o d i s c h e T h e o g o -
n i e pag. 5: tevai u. d)8fj. V e r f l ü c h t i g u n g ) v. aoiSöq: der Gesangent-
sender. Persönlicher zierlicher Ausdruck. Er meint es sei ein Standesti-
35 tel, vielen zukommend.
Dagegen: 1 . solche Verkürzung < v o n ) (0 in o ist unerhört. Damit ist
die Etymologie noch nicht umgeworfen, (z.) doi8o<; u. doi8f| ist
<Hesiod: Tevcx; Kai ßio<; ' H m o ö o u . Certamen. "Epya) 353
Das Alterthum hielt Homer und Hesiod für Zeitgenossen. Der Hinter-
grund ist der feste Glaube an den Wettkampf.
Verwandtschaft zwischen Homer und Hesiod
Melanopos
Dios Apelles
metr. Fassung
1 7 7 u. ff. für unächt erklärt als überflüssig. In einer Vorschrift für den
Landarbeiter weiß er alles, selbstverständlich. { V o n ) Lehrs { f ü r )
unächt erklärt.
Das Folgende läßt einen Schluß zu über den Ursprung.
5 180 { f f . ) 3 verschiedene Gegenden Ebene Küste Thäler. Lehrs meint
Attika Epakria ist keine ayicea ßr|Gcrr|£VTa. Es bezieht sich nur auf
Böotiens Meeresküste Aulis.
184 ötciv còpta etc. ist gemacht um abzukürzen, nicht hesiodisch.
a j i d e i v so die Hdschrift. Göttling: à|iàav. Worin liegt die Schönheit
10 der Verse? Andre Darstellung. Tzetzes p. 47 { , 5 0 — 5 1 "0|J.r|po<; |i£V
a p x e t a i Xéyeiv t o ù t o t ò x r o p i ° v ànò noXXéòv èjtràv àp^à(a.svoq)
Ö7IKT0EV ( = früher). n o W à etiti diese Ausdrücke passen nicht für uns.
Ilias XIII bei uns gewalt. Sprung 1 2 6 - 1 3 3 . dann 3 3 9 — 3 4 4
Alles ist eine große Scene. Homer hat diese Schlachtschilderung recitiert
1 5 u. das bezeichnet Tzetzes ànò TioXkàv STtröv. Rhapsodie von 3 — 4 0 0
Versen. Der Excerptor schneidet das Ganze in Stücke.
Ebenso Hesiod.
Der Excerptor macht auch hier einen Abschluß. Tzetzes hatte ein
Exemplar mit besseren Notizen.
2.0 Hesiod hat {die Erga) bis 685 wohl gesungen. Vielleicht bis 783. Ein
Dichter trägt ein Ganzes vor. Er mag den Kern des Hesiod. Gedichtes
vorgetragen haben.
Zweifelhafter ob das Kalendarium(P). Schon in d. urspr. Kern jene 100
Verse ausgeschieden. D. Erzähler citiert blos.
2.5 Plutarch weiß von der Sache. Im Symposium d. Plutarch andre unwahr-
scheinliche Erzählung. In unsrem Certamen erscheint alles viel regel-
mäßiger).
{ 2 0 2 - 2 0 8 ) \|/f|tpoq riavEÌSou allen anstößig.
Pausanias erwähnt den Dreifuß. In den Erga Angabe d. Widmung.
30 D { a ) d { u ) r c h die Gleichzeitigkeit erreicht. Das Delphische Orakel
erlaubt sich keine Zweifel.
{ 2 2 6 — 2 2 9 ) Die Leiche kam bei Rhion ans Land.
{ 2 2 7 ) geschrieben statt àpiaSvsia? : T i o u äyvtiaq.
Zahl der Verse gehen zurück auf die pinakograph. Studien der Alexan-
35 dr{iner). Ritsehl Alex. Bibliothek. Opuscula Anfang.
ÈTllKÒq KVKXoq Homer zugeschrieben. Ursprünglich ganz ihm, wie Ilias
u. Odyssee. Endlich immer mehr ab. Wie soll Homer Midias die
Grabschrift verfassen? Kleobulos ebenso. Laert. Diog. I, 89.
358 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
"Epya
K^Eiouaai
U^Vfilouaai
Ebenso 5 6 7 8 .
< 3 ) ÖHÖX; nie in der Odyssee. Homer ( h a t ) E[mr\q.
25 < 4 ) £KT|Ti Stamm EKCDV DEKCOV etc. Locativform „um - willen".
Daher invitus urspr. invictus a^£KT|Ti.
p s a — p s i a mehrmalige Wiederholung. Steht die eine Sylbe im
Anfang des Dact., so steht sie gewöhnlich zum zweiten M a l e am Ende
des Fußes.
30 versus leonini im Hexam<eter?> Nein. Lachmann zu Properz 1 , 1 8 , 5 .
Wackernagel zur Gesch. d. deutsch. Hex. pag. 26 d. Einl.
< 7 ) i G ü v e i - < 9 ) IGUVE Wiederholung <wie 5 ) ß p i ü s i ß p i a o v t a .
< 1 0 ) TU VT] eycovri T||iivT|. Es ist nicht vf|, sondern T] Verstärkungszu-
satz. v gehört zum Stamm, sanskr. aham sycb, böot. TOCV = TU. TU
35 oder a u Urform. Apoll, de pronom. pg. 63.
360 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
Eigentl. Gedicht:
20 Menge von Überresten uralter Gnomologie, aufgereiht am Faden fin-
girter Geschichte. Unglaublich ungeschickt. Kunst d. Composition sehr
in d. Anfängen.
a) was bedeutet d. gnomologische Stück in sich
b) was ist Bearbeitung des Redactors.
2.5 < 1 1 — 2.6) Loblied auf die gute ept^. D. Theogonie kennt die epiq nur
als eine Theog. 225: Schwester der àraiTTl, (pi^ÓTTiq (Beischlaf) u.
yfjpaq. Sie heißt <226) CTTuyepf|. Dann ihre Nachkommen 226 ff. In
der Theogonie ist es der feindselige Zwist, epiq ßapeia <Op. 1 6 ) .
Dieser alten Tradition wird eine neue gegenübergestellt. Die gute Eris
30 ist planlos in d. Composition, da nachher IIépcrr|<; nur vor der (bösen)
epiq gewarnt wird. Die Fiction der Namen hat die Doppeleris nicht
erzeugt. Es ist ein älteres Stück. Das Stück gipfelt in den letzten Worten.
Der Wettstreit unter Dichtern ist etwas erlaubtes. Es ist der Gedanke
des Proömiums eines hesiodischen Rhapsoden. Ein Überlieferer ernster
35 Sittensprüche muß sich für sein Auftreten im Zwist rechtfertigen,
v. 17: welche wird als die ältere spi<; u. Kind d. Nacht bezeichnet? In
d. Theog. die böse.
<Hesiod: Tevoi; Kai ßiog 'HaiöSou. Certamen. "Epya) 361
In 18 u. 19 mit) (liv ist nur die gute epig gemeint. Es ist eine Art
Widerspruch. Wie soll die gute die ältere sein?. Gerade die böse ist
nach der Theog. uralt. Erst der Kronide öfjKE (|iiv) ... d(xeivco. Er
gehört einer viel jüngeren Periode an. 17 geht auf die böse alte epiq
5 u. zwischen diesem (Vers) u. 18 ist eine Kluft, in der vielleicht die
Mutter genannt wurde. Vielleicht ri|i£pa, Licht etc.
E p i S s q Appellativum, noch nicht Nomen proprium. Von da an ver-
dichtet sich der Begriff.
13: sehr alte Personification: jede hat einen Gujiöq. Es sind z verschie-
10 dene Personen.
Göttling erklärt 8(id) 13 per tmesin. Allein SidvSixa, nicht 8ie%ou<ri.
So Kleobulus bei L. Diog. 1,90 öidvöi^a eiöo<; £"/ouaai. Homer
5ia(i7tepe<; 8id(8i) d|X7tepeq.
< 1 2 ) ¿ T t a i V E o a e i e : zahlreiche Handschr. überliefern) eranvEaEiE.
15 Die Hdschrftn. sind noch nicht in einem Stemma. Man merkt sich nur
den Mediceus (M), 12 Jahrh. Sie ist die älteste, Überlieferung des 5ten
Jahrh. Sie muß vor allen berücksichtigt werden.
M ETtaiVECTEis {korrigiert in) EJtaivf|(JEi£. Auch überl. ¿7taivf|aciEi£
U. ¿TtaiVECJCTElE.
2.0 Die Entscheidung durch Induction; episch durchaus f|vr|CTa.
< 1 4 ) öcpEÄAEi dasselbe Wort mit öcpEiX,® aus otpfiMtö
<(16} £ p i v nicht aus epiSv entstanden. Das 8 gehört nicht zum Stamm.
Es hat sich entwickelt aus einem 1. EXjcijoq Epijoq. Dieses 1 hat den
Beilaut 8 entwickelt EA.uijoq ¿Xrciöo^. Im Acc. v an spi- des Stammes
2.5 angehängt. Dieses j erzeugt aus dem 8-Laut, wenn eine vocalisch
anlautende Casusendung kommt. In eine andere Gruppe dringt das 8
nicht (vgl.) icö^ioq. Im Acc. kein Vocal.
< 1 9 ) yai\\q x ' EV pi^rjcri. Theog. 728: Unterirdischer Weltraum
unterhalb des Tartaros. Ein Amboß braucht von d. Erde zu d. Tartarus
30 9 Tage u. 9 Nächte. Der Tartarus ist ein ruhender Berg in d. Tiefe mit
Kratereingang 3fache Nacht. Über ihm die Wurzeln der Erde, als auch
des Meeres. Es ist zu construieren mit 0f)K£. TlOsvai ¿v gewöhnlich,
Aber Tzetzes (verbindet y. T' EV p. u. dvSpdcn mit Zeus). Damit
stimmt nicht dv8pdcn. ÖFJKE niv YALRIQ EV pi^cri vollkommen ausrei-
35 chender Ausdruck, xe muß gestrichen werden u. dvSpdcn direkt mit
Ko'kXöv d(isivco zu verbinden.
362 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
<42-105)
Darstellung der Prometheussage in den "Epya. 2 Darstellungen mit
30 ähnlicher) Tendenz. 1) Prometheussage 2) die Geschichte vom Faß.
Die Geschichte sehr verwickelt. Der Redactor contaminiert ganz diver-
ses.
1) Prometheus stahl das Feuer u. d. Menschen trifft das Übel des
Feuers. Vor Prometheus bekamen die Menschen d. Feuer v. Zeus.
35 Danach, seit Pr., hegen u. pflegen die Menschen es bei sich. Nun
erhalten sie das KdKÖv. Auffassung der Theogonie u. der urspr. "Epya.
364 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
2.) Erzählung vom Faß. Diese ist v(er)knüpft u. es scheint eine große
Geschichte. Man könnte sagen daß einmal das Weib d. Übel d(urc)h
steine) Eigenschaften (bringt); daß (ein) zweit(es M a l ) das Weib
d. Übel d(urc)h eine einzige That (bringt), dadurch daß es d. Faß
5 öffnet. Eine Art „ersten Sündenfalls".
Auch in d. "Epya ist Pan(dora) Ahnmutter des weibl. Geschlechts,
war allerdings (Schömann) längst nicht mehr Sinnbild d. Üppigkeit.
Pessimistische Auffassung vom Weib.
(Mit V.) 89 (ist dieses Stück) geschlossen.
10 Nun eine 2te Geschichte: Pand(ora) ersann f. d. Menschheit KT|8sa
A-trypa. Sie bringt also d(urc)h eine Torheit Übel über die Menschen,
Charakt. Vers 99. In der vollen Ausübung von Zeus gehindert. Ist
Zeus, der im Weibe wirkt? Ist das Weib bloß ein Phantom? Das sind
Bedenken welche schon im Alterthum v. 99 zweifelhaft machten.
15 Plutarch u. Origenes. Diese Kritiker meinten, daß es nicht Zeus gewe-
sen sei.
Woher stammt die Vorstellung des Fasses der Glücks- u. Unglücksgü-
t(er>? Ilias 24, 527. 2 Fässer. Alte Volksvorstellung. Auch bei uns
d(urc)haus davon die Rede. Das Faß in dem allein d(ie> Hoffnung
20 zurückbleibt, kann nur eines sein, in dem die Glücksgüter sind.
Unsere Geschichte ist sehr schlecht erzählt. In seltsamer Weise
d(urc)heinander geworfen. Zwei vollst, verschied. Vorstellung(en).
D. Inhalt (d. Glücksgut) verschwindet, der andere Inhalt (die Bosheit)
geht unter die Menschen.
25 Welches Weib? Welche Vorstellung: ein Geschöpf d. Zeus entkleidet
ihn seiner Macht. 49 u. 95 ganz gleich. Sollte nicht, was einmal v.
Zeus gesagt, auch das nächste Mal v. ihm gesagt sein? Zeus verbirgt
d(en> Menschen d. Lebensunterhalt, folglich macht nicht d. Weib
dieses Leben schwer: Welches die Moral? 105: Zeus' Sinn (ist) untrüg-
30 lieh. Es ist v. ihm die Rede. D. Weib hat in der originalen Fassung
nichts zu thun mit dem Faß, Zeus hatte es geöffnet u. ausgestreut.
94 yi)VT|. D. Redactor hat 2 Geschichten zusammengeschmolzen. Ur-
sprünglich &XX' ätpetabv xeip(eCTGi) Tci(Gou) lisya 7tä»na Kpovicov.
Nach dieser Einsicht (ist der) ursprüngl. Z(u)s(ammen)hang k l ( a r : )
35 42 — 46 D. ßio<; verborgen
47 — 49 Zeus hat ihn (verborgen)
90 —105 Er that dieses, indem er d. Faß öffnete
(Hesiod: TEVO^ Kai ßiot; 'HaiöSou. Certamen. "Epya) 365
48 = Theog. 565
51 = 5 66
52 = 567
53 = 568
57 = 570
(73 ff.) Charites Peitho u. Hören sind nur behülfliche Wesen, das wird
bestätigt d(urc)h den Schlußsatz v. 76. Die Erwähnung d. Char. ist
nicht im Widerspruch mit der vorigen Erwähnung (in 65). 60 — 69
sind also ächt.
Acht epische Sitte diese Wiederholung. E. Heitz bemerkt, es sei nicht
die Art v. Hesiod so weitschweifig zu sein. So gleichartiger Character
d. Hesiod. Poesie kann nicht angenommen werden.
( 7 7 ) SldtKTopoq wie SiAkovcx;, gleiche Bedeutung, nicht d. Jäger
Buttmann Beil. 1.215» Sicükco Die Bedeutung ist Diener dh. der dem
Zeus folgt ^axpiq Ai6<; Eur. Ion 4.
73 IleiOcü Suada. Sie gehört in den Kreis der Aphro(dite). Diese
Gefährtin der Liebesgöttin (ist ihre) Tochter (nach den) Scholien
auch ( b e i ) Sappho.
76 mehrfach für unächt erklärt als andre Redaction von 72. Damit
wird die gemeinsame Thätigkeit der Athene eingeschlossen. Köchly
fälschlich.
V. 64 wird nicht mehr erwähnt. Der gehört eigentlich nicht in diese
Schilderung des Weibes.
Irgend einmal Aphrodite als Göttin aufgefaßt u. sogleich muß der Vers
eingesch(o)b(en) worden sein. 64. autap 'A0f|vr|v oi /apiv d^cpixsai
u.s.f.
Wie kommt Athene dazu solche Werke der Aphrodite zu thun? Sie ist
eigentl. Liebesgöttin. Mytholog. Zug der unberücksichtigt (bleibt).
Die Athene ist eine Mondgöttin u. Geburtsgöttin. Mondlicht Aristot.
Y^aCKüMtii; feurige Augen in der Dunkelheit. Aristot. Etym. M. (s. v.)
Tpixoyeveia.
O. Müller Kl. Schriften 2,231. Beim Gebären der Leto Helferin. Funkel-
hafte Usener Rh. Mus. 23,359.
Lichtgöttin, r i a ^ c « ; 'A0f|vr| „Die schwingende Göttin" sehr schwach,
schon Hesiod. Im volksthüml. Attisch Wechsel v. Asp. u. Tenuis
Curtius Studien I. Bd. über die Aspiraten <pav cpa 7ta nav navöq die
Fackel neben cpavöi;. (paA. leuchten cpctXioq glänzend (pa^öq cpaA.epö<;
<paM.(i<; (paXidq die leuchtende, strikte Parallele cpä?v.T)q Gottheit d.
<paM,6<; = der hervorleuchtende. Satyrspiel. cpdXri^: 1 ausgestoßen.
( 7 8 . ) ai|j.uA.ioi)q te Xöyovq Gedanken.
79 für unächt erklärt, weil wir vorhin in d. Überlieferung d. Stimme
v. Hephäst gegeben sahen.
368 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
io Doppelte Überlieferung
V . 122 à y v o ì imoxOóvioi KaXiovTCU Citat <Plato Crat. 397 e )
dtyvoì èrti^Govioi xsXéOouaiv » (Plato Resp. 469 a )
< 1 2 4 ) èaO^oi <Handschr.:> à^e^ÌKttKOi » {Plato)
Parallel zu 141.
Sehr frühzeitige Differenzierung. Alte Citate (Plato Cratylus, Respu-
blica)
141. |l<XKap£^ 9vt)XOÌ sie haben aufgehört sterblich zu sein. Vielleicht
15 0VT|T(öV 0vr|TOÌc;. M a n muß das Wunderliche mitnehmen.
Conjicirt (puXaKEq 0vr|TGjv Hagen: bezeugt, Proclus las so.
[WS 1878-79j
Nachschrift von unbekannter Hand
GRIECHISCHE LYRIKER.
Vorlesungen von Prof. Nietzsche.
[WS. I878/791
Einleitung.
5 § i . L y r i k u. M u s i k im e n g s t e n Zusamenhang.
$2.
M u t h m a ß u n g e n über diesen Z u s a m m e n h a n g .
Die Lyrik ist älteste F o r m der Poesie; das Epos entwickelt sich aus einer
gewissen Art des Liedes, der Götter- u. Heroenhymne. Die Lyrik überall Die religiöse
10 verbunden mit d. religiösen Cult, w o M u s i k u. Tanz mit ihr zusammen- Bedeutung des
kommen, der Rhythmus in das Wort hineinkommt. Der Rhythmus färbt ¿^Jj™^
Gedanken, läßt bestimmte Worte auswählen, gruppirt die Atome des
Satzes; der Rhythmus in Bez. auf den Xöyoq heißt (ieipov.
Warum stellen w i r die M u s i k nicht neben das Wort, sondern in das Wort?
15 Die metrische u. gesungene Rede, welche Bedeutung hatte dabei die
Musik? Musik u. Rhythmus dient zur Einwirkung auf die Götter, die
als 4fach geglaubt wurde: 1) man wollte Götter durch Musik zwingen,
binden, weil der Mensch sich durch M u s i k gebunden fühlte, z) die Götter
reinigen, ihre A f f e k t e entladen, weil des Menschen heftige A f f e k t e sich
20 durch Musik beschwichtigen, 3) man prägt mit Hülfe der M u s i k ein
Anliegen des Menschen den Göttern tiefer ins Gedächtniß, weil das
Rhythmische bei Menschen ein mnemonisches Mittel ist, 4) man glaubt,
mit M u s i k u. gesungnem Wort mit Göttern deutlicher, in größerer Ferne
reden zu können wegen der größeren Schallkraft des Wortes. Die beiden
2.5 erstgenannten Einwirkungen sind uns weniger deutlich. J e ursprüng-
licher der Mensch ist, je erregbarer, um so eher ist der Mensch durch
Gesang gebunden; er will den Rhythmus nachahmen, er fühlt sich über-
wältigt. D a ß Dichter sich durch Rhythmus unfrei fühlt, sagt Plato deut-
lich. Von Terpander wird erzählt, daß er eine GT(Xcn<; in L a k e d ä m o n
30 durch Musik beschwichtigte; D ä m o n befreite einen liebeskranken J ü n g -
ling; die Pythagoräer sahen das ein. Die Harmonie der Seele wird durch
Rhythmus hergestellt: M a r c . C a p . 9, < p . ) 346 <Eyss.>. Uralt ist A n w e n -
dung dieser Beobachtung auf die Götter: ihre ferocia animi ist mit H ü l f e
der Musik zu entladen, (lE^oq ist etymolog. „Besänftigungsmittel". Im
35 Cultus ist Sprache mit Rhythmus u. M u s i k verbunden. Die urspr. Absich-
380 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
5 3-
Bedeutung u. Berechtigung des Wortes Lyrik.
15 Die Alten unterschieden die 3 Gattungen nach der F o r m , ETtoq D e k l a m a - Unterschied der
tion, heä,o<; Gesang u. 8pä|J.a Vermischung beider im D r a m a . Der M o - antiken u. mo-
derne unterscheidet nach dem Inhalt das Obiective, Subjective u. Objec- ^ e r n e " Unter-
. 1 , 1 1 - 1 T-, 1 W J- Scheidung der
tiv-Subjective oder Aehnliches. Der moderne Mensch glaubt die ganze oichcungsarten
Dichtkunst in Epos, Lyrik, D r a m a zu theilen. D e m Antiken sind die 3
20 Arten blos 3 Arten unter vielen; Elegien und J a m b e n rechnen die Alten
nicht dazu. „ L y r i k " im umfassenden Sinn ist modern.
D a s Wort Lyrik k o m m t v o m Worte Ä.üpa, eins der beiden einheimi- Die Wipa als Sai-
schen Saiteninstrumente. Die einheimischen Instrumente haben 7 Saiten; teninstrument.
die ausländischen haben mehr Saiten. In hoher Gattung der Poesie sind
2.5 nur einheimische Instrumente gestattet. Ferner unterscheidet die A r t des
Spiels: bei den nationalen Heptachorden ist das Tt^fjKTpOV nöthig; die
ausländischen Instrumente mit Fingerspitzen gespielt: v|/dÄAetv, tiAAetv;
»j/aA-tiKd, y a ^ T t i p i a ; von X ö p a u. Ktöctpa ist die L y r a am weitesten
verbreitet u. bleibt herrschend; die K i ö d p a ist Instrument der Virtuosen.
30 Die X,üpa (Abbildung u. Beschreibung im Homer. H y m n o s auf Hermes):
ursprüngl. Schale der Schildkröte als Resonanzboden; daher N a m e
%eÄ.d)VT| oder %EÄ.l><;, testudo, f ü r das Instrument gebraucht. Später eine
Holzschale; auf der Seite 2, A r m e m i x e t ? , dyKcävsq, K e p a x a , oben durch
Querleisten, £uyöv, verbunden. Saiten gehen vom £uyöv bis zum Saiten-
35 halter %op8öxovov; / o p ö o i , v e u p a i , x ö v o i Saiten sind alle gleich lang,
382 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
Terpander nennt die Kithara noch nicht; er spielte in Agonen die (pöp-
(Xiy^ oder X,üpa. Erst sein Schüler Kapion bringt die Kiöapa aus Asien.
Der Ausdruck X.upcp8öq (analog mit Kiöaptaööq „der zur Kithara singt")
fällt beim ersten Anblick auf. Die Convenienz prägt die Ausdrücke um 30
wider die Etymologie. Scholie zu Photios sagt, daß das Wort A,upicruf|<;
ungebräuchlich, daß dafür Xupcpööt; gebraucht, ob er zu Lyren singt oder
nicht singt. ^upcpSöq heißt „Kitharisspieler", „Lyraspieler" Der Kiöapco-
5öq ist immer zugleich Sänger, weil er Virtuose ist. Der Kiöapiqspieler
spielt zu Gesang oder ohne Gesang: 35
Das Wort Das Wort X.upiKÖ<; und /.uptKT| verbreitet sich im Alterthum schon sehr
AAipiKÖc; und weit; „die Dichtung, die zur l o p a gesungen wird" heißt eigentlich Xu-
Griechische Lyriker 383
piKT|. A l l e i n die begleitende M u s i k in den meisten Fällen der aiiXöq. XupiKf) u. sein
D a h e r ist X u p a g e b r a u c h t ) als Vertreterin aller Instrumente: also XV- Gebrauch.
piKT| „ d i e v o n Instrumenten begleitete D i c h t u n g " i m G e g e n s a t z z u b l o -
ß e m V o r t r a g . D o c h dieser G e b r a u c h s c h o n spät. D i o n y s i u s Thrax
5 (Bekk., A n e c d o t a ) unterscheidet die X u p i K o i v o n d e n Elegischen. Ä,upi-
KÖq ist an Stelle des älteren |isX,iKÖ<; getreten. M e X o q ( v e r w a n d t mit
(isi^iXoq, ( i s i ^ i a ) hatte urspr. 2 X ( A u s g a n g des alten D i s t i c h o n s : |ieA,ea
K a i kXiyouq). V o n d e m s e l b e n S t a m m cpl^O)J.f|Xri ( D e h n u n g statt d o p p e l -
tem X). |/ h e i ß t n a p - „ e r w e i c h e n , milder s t i m m e n . " (is^oq ist b l a n d i m e n -
10 t u m , fiSuCTjia „ e i n m i l d e s t i m m e n d e s M i t t e l " (|is?u H o n i g ) . A l l e g e s u n -
g e n e Poesie u r s p r ü n g l i c h |i£A,tKf|; erst bei den A l e x a n d r i n e r n d a f ü r X\)-
ptKT| (Vergl. A n t h o l . Palat. 9, 184). Bei R ö m e r n : C i c e r o , orat. p. 183
g e b r a u c h t n o c h A,upiKoi griechisch; er spricht v o n melici, das lateinisch
ist. Z u r Z e i t des H o r a z ist melici v e r d r ä n g t d u r c h lyrici, s o g a r in der
15 Poesie: q u o d s i me lyricis v a t i b u s inseris etc. D a b e i d e n k t H o r a z blos an
die O d e n . Er ist s c h o n d u r c h E p o d e n b e r ü h m t e r D i c h t e r , als er L y r i k e r
w i r d . E r scheidet die L y r i k e r v o n den J a m b i k e r n u n d den E l e g i k e r n . D i e s
ist die alte U n t e r s c h e i d u n g . Eine 4. G a t t u n g ist die B u k o l i k , die m a n b a l d
d e m E p o s ( w e g e n des H e x a m e t e r s ) , bald d e m D r a m a z u r e c h n e t ( w e g e n
2.0 der D i a l o g e . ) D a s S c h e m a der A l t e n ist: E p o s , L y r i k ( M e l i k ) , J a m b i k ,
Elegie, ( B u k o l i k ) , D r a m a .
§4-
Die A r t e n der M e l i k .
genügten einzelne Ausrufe, die sich ursprünglich auf Herakles, nicht auf
den Sieger beziehen; man verherrlichte im Sieger den zur Erscheinung
kommenden Herakles.
Das Lob urspr. karg. Epinikien später gesungen nach errungenen Siegen
5 beim Kraixoq Gelage oder wenn der Sieger in die Heimath zurückkehrte
oder zur Erinnerung an einen früheren Sieger. Der Dichter deutet dem
Sieger sein Geschick in Vergangenheit u. Zukunft, Mythen eingefloch-
ten, Vaterstadt verherrlicht. — Der öiöüpaiißcx; ist Gegenstück zu rcaiäv, Dithyrambos.
sofern er apollinisch ist. Dionysos wird ( e i n e ) Laune zutheil, in der
10 sich Scherz, Uebermuth, Ernst, Wahnsinn einen. Bei Tisch brachte man
Apollo und Dionysos Libationen (Athen, p. 628): der Päan nüchtern,
trunken der Dithyrambus. Proklos sagt, Dith. seien aus Lustigkeit beim
Zechen entstanden, enthalten viele Begeisterung verbunden mit Tanz u.
rufen entsprechende Empfindungen hervor. Auch der Dith. vom Staat in
15 Dienst genommen. In Athen zweimal jährlich, an Lenaeen u. großen
Dionysien, gesungen (Simonid. fr. 150). Der %opr|YÖ<;, af>X,T|Tr|<; u. /opo-
8i8dcTKaA,o<; werden namhaft gemacht. Der /opoSiS. ist der Dichter.
(Simonides fr. 148). Chor von 50 Männern wird hier KUtcXloq genannt.
Erfinder des Dithyrambos ist Arion. (Suidas: X s y e z a i Kai TpayiKoC Tpö-
20 Ttow eüpexr^ y s v s a ö a i Kai /opöv a i f j a a i Kai Si9i>pa(ißov d a a i Kai
dvonäcrai etc.) Er scheidet Gesänge des Chors von <(den Rollen) der
Tragödie. Der „tragische Stil" heißt xpönoq. KÜKÄAO<; heißt „Rundge-
sang". In älteren Zeiten war Dithyr. ruhig, maßvoll, geordnet; die Stro-
phe ist durch den Chor erfordert. Später wird Dithyrambus dramatisch,
2.5 hat keine Strophen u. Gegenstrophen mehr; dann vom Virtuos vorgetra-
gen, wobei Chor zurücktritt. — Das (JKÖÄ.IOV, nach der Tafel vorgetrage- Das Skolion.
nes Lied, daher bei Wein Ttapoiviov. Lyra u. Myrthenzweige wird den
Gästen gereicht. Plutarch meint es heiße das „Bedenkliche", weil nicht
Jeder es singen konnte! Jedes Lied eines Lyrikers oder Dramatikers, das
30 bei dieser Gelegenheit vorgetragen, heißt GKÖ)aov. Name sonst erklärt:
als „im Zickzack gehend", weil man es sich Gegenüber zusang.
§ 5. Die Elegie.
Wenn „Lyrik" alle Dichtung bedeutet, die zu Saitenspiel gesungen, so ist Name u. Hei-
Elegie Gegenstück, Dichtung, die zum a \ ) X ö q gesungen ( w i r d ) . Alle math der Elegie.
35 Versuche, (das Wort) aus griech. ]/ abzuleiten, scheiterten. Bötticher
386 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
Man legte auf die Form den größten Werth; der Gedanke war panhelle-
nisch, der Elegiker machte es zu seinem Eigenthum; Phokylides sagt: Kai
zo TÖÖS OCOKIAISEA); Theognis nennt als Etikette seinen Geliebten Kupvoq
in allen seinen Distichen, um sein Eigenthumsrecht zu wahren. Auffal-
lend ist die häufige Kürze der Elegie; in den Distichen zeigt sich besonders
der Ehrgeiz des Dichters. Diese gnomischen Gedichte werden größer;
ganz besonders groß die Ö7to0fjKai siq ¿auxöv des Solon, von denen Eine
2.5 76 vv. zählt.
Der Charakter der Elegie, das Gemeinsame: Das Gnomische geht ins
Politische über durch Anspielung auf Staat, Zeitverhältnisse (ZoXmv,
Ttspi TtoXueiai;); das Ethische u. Politische in antiker Anschauung eng
verbunden. Theognis spricht das sittlich-politische Bekenntniß der Me-
30 garer, das allgemeine u. Speziell-Gegenwärtige, aus. Gnomisch-erotisch Das Gemein-
ist Mimnermos. Das Allgemeine ist, daß die Elegie die Sprache des medi- same im Charak-
tirenden Gemüths, der Empfindung u. der über ihr schwebenden Beson- ter aller Elegien.
nenheit, des Erlebten u. zugleich Gedachten ist.
Wo ist die Heimath der Elegie? Wo ist die Gelegenheit zu einem Ursprung u.
35 Distichon da ? Wo ist Gelegenheit, um diese Dichtungsgattung zu verbrei- Pflege der Elegie.
ten? Das griechische au|j.7tÖCTlov; es ist das gesellschaftliche |J.expov. Hier
388 N a c h s c h r i f t e n v o n Vorlesungen Nietzsches
die uralte Sitte des äSeiv 7tpöq (J,uppivr|v. Jeder bringt seinen Beitrag,
nimmt den Vers des Andern auf, stellt sein Distichon den andern entge-
gen; Empfindung, Politik, Ethik verbinden sich. Alle älteren Elegiker
dichten für das Symposion. Hier ist die kurze Gnome am Platz, findet
Ruhm. 5
Auch das Empfinden im Ansingen des Geliebten ist hier an der Stelle.
Bei Theognis viele Elegien als Episteln. Des Kallinos Aufforderung zum
Krieg fand bei Symposien statt. Die Elegie des Tyrtaeus nicht für den
K a m p f , für das Symposion des Feldlagers gedichtet. Die otocppoCTÜVT)
des platonischen CTU(j,7tömov ist Mutter der Elegie. Hier etwa ein Trink- 10
geschirr, ein gegenwärtiger Freund, TpoTtaia erregen zu Einem kurzen
Vers; so entsteht das Epigramm. Es muß etwas Passendes gesungen wer-
den (gnomische Elegie); dann etwas speziell Passendes zu singen (epi-
grammat. Elegie)
Blüthezeit der D i e Z e i t : d. Blüthe der Elegie ist das Zeitalter der 7 Weisen, die selbst 15
Elegie, thätig waren, wie Pittakos, Periander (¿TtoOfjKai Eig xöv dv0p<Q)7nvov>
ßiov), Cheilon, Kleobulos, Solon. Alle sind Gnomiker u. bisweilen Politi-
ker. Liebe u. Haß sind Gegenstand des Mimnermos. Der Philosoph X e -
nophanes wollte die Umgestaltung des Symposions durch Elegien bewir-
ken. Der größte Epigrammatiker ist Simonides. Nach den Perserkriegen 2.0
wird die Elegie gelehrter, literarischer, bekommt buchförmige Existenz.
Antimachos, Zeitgenosse Piatons, machte auf verstorbene Geliebte ein
großes Trauergedicht. Die Formen vorgefunden, leicht zu fassen, überlie-
fert; also das Dichten leicht. Daher barocke Einfälle: Dionysios 6 %aX-
koC^ fängt das Distichon mit dem Pentameter ( a n ) , läßt Hexameter 2.5
folgen! Staatsmänner, wie Tyrann Kritias, trieb<en> politische Elegie.
Aeschylos dichtete Elegien auf die bei Marathon Gefallenen. Simonides
trug den Sieg über ihn davon. Ion von Chios dichtete in allen Arten, ist
selbst Prosaiker. Sophokles, Euripides, der Historiker Thukydides, die
Philosophen Empedokles, Plato, Aristoteles dichteten Elegien. Letzterer 30
sagt von Plato:
avSpcx; öv 0Ö8' a i v e i v toten KciKoiai 0s(j.i^.
Von Künstlern Zeuxis, Parrhasios u. A. sind Epigramme erhalten; Praxi-
teles auch. Menander, Komödiendichter, dichtete auf Epikur ein Epi-
gramm. 35
Die Elegie zur In der Zeit der Alexandriner eine ausgesprochene Vorliebe für die elegi-
Alexandrinerzeit. s c henMaße, je mehr die höheren chorischen Formen mit der Musik
Griechische Lyriker 389
Während der Jambus zum ^EKTIKÖV wird, bleibt der T r o c h . mit der stetige Verbin-
Musik verbunden; so wird das Niedere höher. Der Troch. hat seine Hei- dung mit der
Musik.
math in den Ithyphallica, bacchische Cultlieder: 8 i a (LECTOU ßaöii^eiv.
Das Individuum bemächtigt { s i c h ) (wohl schon bei jenem Cult) des
Trochaeus. Archilochus spricht darin von sich, an sich oder an andere
Personen. Ebenso Solon sang über den Staat an die Bürger im Tetrameter.
Von Phryn<chos> wurde er in die Tragödie aufgenommen. Die melische
Poesie trieb die Veredlung viel höher; die erhabensten Chorlieder des
Aeschylus haben den troch. Rhythmus; dagegen jambische Chorlieder in
der Tragödie selber nur mit leidenschaftl. Charakter. (In der lateinischen
Comödie steht über der Scene in Tetrametern canticum; also blieb der
Tetrameter mit Musik verbunden.)
D i c h t e r : Archilochus (ev xoiq Tpi|i8tpoi<;, ev id(iß(p, EV iaußsicp wird Jambographen
citirt; dann ev ETtöjSoiq als Spez.), Simonides v. Amorgos, auf Samos geb.,
15 Hipponax v. Ephesus, in Klazomenae wirkend; Zeitgenosse Ananios;
Anakreon; Solon; Diphilos; Xenophanes; Hermippus; Krates Cyniker;
Kerkidas (neXiaußot); Aischrion v. Samos; Phoenix v. Colophon; Par-
menon aus Byzanz; Callimachos (Fabeln zuerst in Jamben); Apollonios
v. Rhodos; Babrius (|iU0ia|lßoi); Herodas (Zeitgenosse des Xenophon)
Italiote.
T r o c h ä e n d i c h t e r : Fast alle Jambographen dichten in Trochäen: Ar-
chilochos (ev toic; TETPANETPOIQ, doch in einer Sammlung ev TCÜ iä|ißcp
mit den Jamben); Hipponax, Solon, Hermippos Aischrion etc.
2.5 Die Griechen machen darin eine Ausnahme, daß in einer verschiedenen Die poetischen
Gattung der Litteratur immer { e i n ) verschiedener Dialekt die Oberhand Dialekte.
gewinnt; das Wesen einer Gattung hing mit dem Volksstamm eng zusam-
men, dessen Sprache sie benutzten. Kein Dialekt aber ging rein in die
Literatur über, sondern lehnte sich stets an die älteren Litteraturwerke
30 an. So entstehen Kunst- und Mischdialekte, wo ein Dialekt durchschlägt,
bis in der attischen Tragödie alle 3 Dialekte sich vereinigen. Der Dialekt
Homers beeinflußt die gesammte Litteratur; er selbst wurde nie gespro-
chen vom Volk; die vielen Formen (Tioaai, 71Ö5ECTGI, Ttoai etc) machen
es undenkbar; es ist eine Dichtersprache, der alt-jonische Dialekt.
35 Der neujonische Dialekt, Sprache des Mimnermos, Archilochos, Simoni- Der neujonische
des, Kallinos; Kunstdialekt der Jambiker u. Elegiker bis Solon ist durch Dialekt der Jam-
392 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
biker u. Elegiker. diesen Dialekt bestimmt, jedoch mit Mischung des Epischen. Letzteres
(Anakreon.) besonders bei Anakreon, der epische u. dorische Formen einmischt. Cha-
rakteristisch ist diesem Dialekt das K in KOC, K<BC, KÖTS (TCOÜ, n&q etc)
das T vor spir. asper K<XT0Ö0G, die Abschwächung des T zu CT: ai> (älter
das dor. TU) TtXoÜGioq (dor. Jt^outvoi;), TWCTOUOI (TUTCTOVTI), die Ab- 5
Schwächung des ä zu e: ys (dor. ja), iEpöq (dor. iapöq) xpeqxo (dor.
xpacpco) der Übergang des ä in T|: 7ii)Ar| (nv\ä) f)p5(ö|iT|v (dor. a p x ö ( i a v ) .
Eingemischt ist Episches; z. B. bei Anakreon: neujonisch poipr|<;, voC-
croq, oöpog, KX.£i)ßoiAo<; (KA.eößouXo<;), daneben episch X a p i t e o o i v ,
N Ö X E A A I , KEICT6|ISCT0CI; dorisch Koüpa, aixixav. 10
Der äolische Der ä o l i s c h e D i a l e k t . Strabo 8, 332: Alles nördlich vom Peloponnes
Dialekt der sei äolisch gewesen außer Megaris u. Attica. Der Stamm von |/Fzk-,
Melik.
reduplicirt FaxFokoq, bedeutet die „Wimmelnden", Bezeichnung für eine
Masse im Gegensatz zur regierenden Minderheit. Die Einzelarten (ar-
kad., thessal., böot., elisch) des Dialekts nur aus Inschriften bekannt. 15
Das lesbische Aeolisch wurde literarisch. Auch auf die lesbische Dichter-
sprache < h a t > Homer Einfluß. Die Haupteigenthümlichkeiten dieses
Dialektes sind:
1) Abneigung gegen die Oxytonesis, Neigung zur Barytonesis: Zsßq (st.
ZEi>q) (die Barytonesis ist jünger). 20
z) Sie kennen fast nur den spiritus lenis (der hier oft älter) ucrcepov,
apusq, a w i i v .
3) Übergang von a in o u. Weiterbildung des o in i): ßpoxecoq (ßpaxECoq),
oüp^ (oapE,), 7ticjup8q (Tscrcrap.)
4 ) C o n t r a k t i o n , v o n 0 — 0 , o — E i n a>. otvöpcoTtü) (-TCOÜ), TÜ)|XÖV (TÖ 2.5
8(iöv), e|i(B (E|xoC); EO in ED.
5) Vorliebe für )Jk, \l\l, vv, pp durch Assimilation: EGTEÄAa (dor.
ECTTTiA,a, att. ecrceiAa Ersatzd.), TtEpp- (rcspji, TtEpi), pfjvvoi; (pr|vöq).
6) £ wird ersetzt durch a 8 : vadco (oifü).
7) die Ersatzdehnung häufig mit 1 gebildet: Ttatq ( = näq) 30
Im Accus. Plur. aiq für avq: KäXXaiq (KaA,aq), KäXXoiq {KaXovq), |ioiaa
( = noßaa).
8) Vorliebe für Conjugation auf |ll: (pi>,r|(j.i statt cpiAsco.
Der dorische D e r D o r i s c h e D i a l e k t : Bei den Doriern ist AcopiEig das posterius,
Dialekt der cho- Afipit; der Landesname das prius. |/8opu — 5pu — ursprünglich So p/n 35
rischen Poesie.
mit Ersatzd. Scopt — „Waldland". Die Acopisiq sind „Waldlandbewoh-
Griechische Lyriker 393
Lyrik in der sich direkt aus, er würde nie Zeit haben, die griechischen Lyriker zu
röm. hellenist. lesen, wenn er nochmals so lange lebe. Es ist das Unmäßige, Persönliche,
Zeit.
Überwallende, Ungezogene, das der späteren Cultur zu häßlich oder zu
grotesk ist. Diese Zeit ist von den Philosophen u. d. Rhetoren gebildet,
hat keinen Sinn mehr für das Naive. Dazu kommt das Unmoralische
(Knabenliebe) der alten Lyrik. Die Sprünge der Empfindung, saltus lyrici
Selbstüberschät- sind der Zeit unangenehm. 3) Man glaubte in späterer Zeit, man habe
zung dieser spä- die Lyrik älterer Zeit, namentlich die Elegien, durch Größeres überboten.
teren Zeit. Die Alexandriner u. Römer hatten dies Bewußtsein. Die römische Poesie
hat das Gemeinsame, daß ein Bild durch Zusammensetzung kleiner Stri-
che, Mosaik, gebildet ist; die Wortsetzung ist von großer Wichtigkeit. 4)
Absterben der Ferner mußten die alten Dichter durch Veränderung der Musik in den
griech. Musik. Hintergrund treten; die griechische Musik starb noch vor dem Hellenis-
Die Schwierig- mus. 5) Die Schwierigkeit der Sprache, die hier größer ist, weil sie in die
keiten der vorpanhellen. Periode gehört, das Lokale ausdrückt, bewirkte, daß man
Sprache. sogar in Athen Mühe hatte, Alcaeus u. Sappho zu verstehen. Später
mußte man durch die Grammatiker hindurch zu ihnen dringen.
Quellen der Woher sind die Fragmente erhalten? 1) Ein kleiner Teil handschriftlich:
Fragmente: Pindar u. Theognidea (ferner die Anacreontea); (Stücke aus einem Frag-
Handschriftliche ment Alkmans auf aegypt. Papyrus: (Tiapöeveiov) im Grabe eines Mäd-
Reste. chens. 2) Auszüge byzantinischer Grammatiker, Sammlung guter, nütz-
Auszüge licher (xpT|crcci) moralischer Stellen: xpr]aTO|ia0ia, xpr)aioXÖ7iov. Ein
byzantinischer großes Werk ist das Anthologion des Johannes Stobaeus (aus Stobi),
Grammatiker.
seinem Sohn Septimios gewidmet als eine Art Lebenskatechismus. Zeit
Das Antho- des Stobaeus ist nicht genau anzugeben. Das Werk aus 2 tei)%T| (volu-
logion des
mina); 1. Theil: dv0oX6yiov 2. Theil: ¿K^oycti (puaiKai Kai f|0iKai
Stobaios.
5-Jhh.
(dmocpösyiiaxa, ÜJtoöfjKai). 1 . TECXO^ in 126 Rubriken ^öyoi (sermo-
nes), 500 Autoren. (Codex Parisinus A. aus dem 13. Jahrh. beste Hndsch.
Ausgabe Gaisford u. M e i n e k e 1855 — 58.) (Grotius hat die Dichterstel-
len übersetzt 1628) 2. TEO%O<; ist viel verdorbener, die Stellen nicht den
Philosophen entnommen (Meineke 1860 — 64 Ausg..)
Das andere Werk dieser Art ist die Anthologia graeca. Es gab eine große
Anthologia
graeca
Fülle von Epigrammsammlungen in der alexandrinischen Zeit. Die An-
Meleagers. thologia ist die Sammlung Meleagers, urspr. crre<pavo<; gen., Widmungs-
(60 v. Chr.) gedicht Anth. Palatina 4, 1. Sie heißt Anthologia Planudea nach einem
14. Jh. Grammatiker des 14. Jhh. (Ausg. Brunck, Analecta poet. graec. mino-
rum, 1673, herausgegeben v. Jacobs, 13 Bd. mit allem gelehrten Zube-
Griechische Lyriker 395
Hülfsmittel.
Nachtrag.
E t y m o l o g i e von Xopa.
Terpander.
Ursprung u. i) Der Peloponnes ist H e r d der Musik und Lyrik der Hellenen. 5
Entwicklung z) Die Entwicklung der griech. Musik beginnt mit staatlichen Festset-
der griechischen
zungen. Der Staat befiehlt, sanktionirt in Sparta, Argos die Musik bei
Musik im
Peloponnes. Festen.
3) Es sind nicht immer einheimische Künstler, sondern meist Auslän-
der, Künstler aus Lesbos, Kreta, Kolophon, italischem Lokris. Heimi- 10
sehe Künstler haben Sikyon, Troezen, Sparta. Doch sind die Ausländer
wichtig.
Die KataCTidiCTSl^ staatl. Festsetzungen, Epochen der Musik, sind zwei.
Die 1. ist auf Sparta beschränkt, wo Terpander Hauptperson. Die 2.
erstreckte sich auf Argos u. Arkadien: Thaletas, Xenodamos, Xenokri- 15
tos, Polymnestos, Sakadas. Die Feste sind die Gymnopaedien, später
die Kameen (erst z6. Olymp.) in Sparta; in Argos die Endymatia
(Fest für Anzug, Festputz der Hera); in Arkadien die aTtoSsi^Eiq
(Schaustellungen). Unsere Quelle ist Plutarch de musica, der cap. 9
Glaukos v. Rhegion seine Quelle nennt. Glaukos ist Zeitgenosse des 20
Democrit, trefflicher Zeuge. — Welche Zeit ist die der 1. Kaxäaxaaiq
Die Zeit des durch Terpander? Früher stellte man ihn später als Archilochos. Dage-
Terpander 8. Jh. gen Westphal, Gesch. der Musik. Innere Gründe: Das einfache, primi-
tive Metron; Uebergang einer Tonart in die andere fehlte; die TtapaKa-
xaXoyi], ausgebildete Instrumentalmusik fehlt. Archiloch. (bei Athen. 2.5
4, 180) bezieht sich auf lesbische Musik als schon vorhanden: aülöq
7tpoaäpx<DV Ttpöq Aeaßvov avXöv iiaif|Ova. Die Aulodik ist durch
Schüler des Terpander erfunden. Dazu kommt bei Glaukos <die> Stelle:
cpT)cji y ä p auxöv östaepov y s v e a ö a i |iexä xoü<; 7tpcbxouq Ttoniaaviaq
ai)X.cp8iav, nachdem er gesagt, Terpander sei älter gewesen als Archilo- 30
chus. Wer sind die Ttpokoi? Wohl nicht die mythischen Namen Hyaspis
u. Marsyas, wie Westphal meint. Bergk bezieht die Stelle auf Kallinos,
was mit sonstigen Nachrichten nicht stimmt. Denn der Gründer der
Aulodik ist Klonas, Schüler des Terpander. Die beiden Erklä-
rungen verstehen das aiiTÖv von Terpander, was falsch ist. auxöv 35
Griechische Lyriker 397
geht auf Archilochos, wobei TOÜq 7ipd)T. 7tOl. auf Klonas, Schüler des
Terpander geht. Dann ist der Schluß leicht: wenn Archilochos selbst
der Zweite der Auloden ist, so muß Archilochos jünger sein als
Terpander, dessen Schüler K l o ^ n a s ) die Aulodik erfunden (hat).
5 Hellanikos zeugt zwar dagegen: Terpander sei der älteste Sieger der
Karneen; die K a m e e n erst seit 2.6. Ol; die Blüthe des Arch.: blühte Ol.
15 — 20! Das Zeugniß ist unhaltbar. Es war { d i e ) Schule des Terpander
in Sparta; bei allen Karneen sangen die Schüler des Terpander in
Sparta. Terpandriden sangen alle Jahre bei den Karneen. Blüthe des
10 Terp. bezeichnet die Blüthen der Terpandridischen Kunst, wie die
Homeriden im Namen des Meisters sangen. Die Wirkung der Terpan-
dridischen Kunst so groß, daß auch später vom Herold gerufen wurde:
Tic, |i8TCt A s a ß i o v d ) 8 6 v ; Also die lesbische Kunst als erste genannt.
Plutarch sagt, Terpander habe Homers Gedichte und die Musik des Charakter der
15 Orpheus vereinigt. 2 Ströme, die Form, das Wort der Epik u. die Terpandrischen
Poesie.
thrakische Musik der orphischen Kunst; Terpander stammt aus Antissa
auf Lesbos, wird Erbe der Lyra des Orpheus und N a c h k o m m e Homers
genannt! Terpander muß wegen einer Blutschuld von Lesbos nach
Delphi, wo er 4mal im Delphischen Agon siegt. Nach Sparta berufen,
20 um das dortige Staatsleben zu ordnen, musikal. Normen für die Jugend
festzusetzen, um die schädlichen Rhythmen auszuscheiden, das Ueberg-
reifen des dionys. Taumels. Die Dichtungen des Terpander heißen Die Liedweisen,
VÖ|ioi, Liedweisen, große Organismen ohne strophische Gliederung, vó|XOl des
Terpander.
Symphonien mit vielen Theilen, zugleich Musik u. Text. Sie sind
2.5 bezeichnet 1) nach Völkerstämmen, Tonarten: vö|io<; Alö/Uoq, B o u a -
i i o q (dorisch), 2) nach Rhythmen vö|l. öpGtoq, v. T p o / a i o q , 3) nach
TpÖTtoi, Gesammtcharakter: v. ö^üq, v. TETpaoiSioq, 4) nach ihm u.
seinem Schüler: vö|ioq Tepjidvöpeioi;, vö|ioq Kcwticov. Erklärung des
vö^io«; öpöiog:
30 Terpander rechnete Choralrhythmen vom yevoq SiTiXdaiov an
(1:2 u—, 2 : 1 — u ) . Er verdoppelte Kürze und Länge u. erzielte
folgende Form: — u , u — , "Iaußoq öp9io<; u. ipoxouoc; ar||iavTÖ<;
(deren erster durch den Takt crr||xa<Tia bezeichnet u. erkennbar.) Auch
ein Spondeus kommt vor in der Gestalt (a7tov5eio<; nei^cov): uu.
35 v6(XO<; ö^üg mit besonders hoher Stimmlage, „hochtönig", galt als
schwierig.
398 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
A
25 j || I _ j _ l I jj ^ " ¡ " j j ^ = Pause
2.
Bergk nimmt Wechsel von Daktylen u. Jamben an, was gegen die Ueberlie-
ferung ist. H e r m a n n sieht im Ganzen einen Hexameter; mit Recht.
'A|i(pi |ioi — EKciTi| ßoA,ov aSetco ä cppfiv.
Griechische Lyriker 399
5 3-
- - I - - I - - II
Ü - | ü | ü ||
io ü — | lIi | lIi
4-
15 5-
T£Tpdyr|pu<; (yfj pu^ Schall, Ruf) 4tönig (yripüo) Töne von sich
geben.) z Hexameter. dTtocrrspycD zu lieben aufhören, verschmähen.
Was ist Texpdyripuq a o i 8 d u. ¿rctaTOVW cpöp|iiyyi? Man zog den
bedenklichen Schluß daraus (schon Strabo), daß Terpander zuerst sich
zo an Stelle der 4saitigen Lyra die 7saitige vorgeführt { h a b e ) . Allein die
7saitige Lyra findet sich schon im Hymnus auf Mercur; eine viersaitige
Lyra wird bloß aus unserer Stelle gefolgert.
Dieser Vers ist wohl Übergang von der dpxd des vönoq zum
Mittelstück, Ö|X(paX.6q; die äp%ä in einfachen feierlichen musikalischen
25 Tönen, auf blos 4 Saiten beschränkt, beim ö|X(paA.öq benutzt er dann
das volle Saitenspiel auf 7 Saiten.
400 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
6.
Die Verse beziehen sich auf Lakedaimon, Sparta, sind klassisch schön:
Lanzen, Musenkunst u. Recht sind der Schmuck des Gemeinwesens.
Kataäv ¿jtuappoGoi; epycov ist zweifelhaft, weil die Musen u. die
Lanzen viel mehr rühmliche Thaten fördern als die 8iKT|, daher wohl
erntetppoOoi epycov.
supudyuia das offene, vor dem Volk gesprochene, nicht im Gehei-
men von Einzelnen verwaltete Recht.
D i e Bedeutung Terpander ist Einer der wichtigsten Lyriker. Der vö|ioq ist schwie-
Terpanders für rig zu begreifen. Terpanders Ruhm ruht auf 3 Dingen: 1) Terp. ist
die Entwicklung
Vollender des vö|io<;, eine schwere Kunstform, er führte ihn in den
der Lyrik.
dycbv ein, gab ihm panhellenische Berühmtheit; 2) Terp. ist Fortsetzer
der Rhapsodik bei den 7tavr|yi>p£i<;, allein mit dem Unterschied, daß
er die Musik hinzufügte, Homer. Gedichte melodisierte u. zur Kithara
sang; ferner dichtete er Prooemien hierzu, die er sang. Der kitharod.
Vortrag des selbst gedichteten Prooems u. der Gedichte Homers ist
das Erste.
3) Terpander ist der Erfinder des ctkö^iov, zu dem er nicht die KlGöpa
oder W>pa, sondern die ßapßixoq verwandte. Pindar, der Skol. auf
Hieron (Athen. 14. p. 635/12, 512) dichtete, sagte in Bezug auf den
vorhergehenden ßdpßtxo<; (hier Masc.): T ö v pa Tsp7tav5pöq tto8' ö
Ascißioq BÖpev TtpcDtoq, ev öeirtvoicn AuScöv v|/aA.|x6v dvxi<p0oyyov
f»V|/r|A.äq ökoücdv jrr|KTiöo<;. ß ä p ß n o q u. 7tr|KTiq haben den
dvxicpöoyyoq, „den in Octaven widerschallenden Klang". Die 7rr|KTiq
war bei Lydern gebraucht u. bei Gelagen angewandt. Z u m Vortrag des
Gesellschaftsliedes, des (TKÖÄ.IOV, wandte Terpander das compliziertere
Instrument. Warum? Bei Agonen war Schlichtheit, hohe Einfalt gebo-
ten; daher das 7saitige Instrument. Also trat Terp. nicht nur bei
religiösen Festversammlungen auf, sondern ist Begründer der M o n o d i e ,
der L y r i k bei Gelagen, die von den Lesbiern später gepflegt wurde. —
Der v6|X05- Was ist der vö|iO^? Terpander gilt als Erfinder u. Vollender des vö(XO<;.
Andere nennen den Kreter Chrysothemis, der in Delphi die Kithara
ergriff u. den ersten v ö ^ o q sang, und zwar trat er auf in der ÜDÖIKT)
cttoWi ei5 |xi|ir|CTiv 'Ajcö^Arovoq: d. h. der Sänger ist Repräsentant des
'AjiöXAcov noucjap%og, daher in prachtvollstem Kostüm (Rhet. ad
Her. 4, 47 v. Cicero) palla inaurata, purpurne Chlamys, goldene Krone
Griechische Lyriker 401
6) crtppayii; 7) fejtiX.0Y0<;
„-.Besiegelung' „Epilog".
Die Form ist sehr symmetrisch. Man kann vermuthen, daß der vö|AO<;
20 in einer älteren Form blos E i n e n Anfang u. Schluß u. keine Uebergan-
gswendungen hatte, also 3-theilig war, woraus sich zunächst durch die
Uebergänge der 5-theilige, dann durch Hinzufügung eines nochmaligen
Anfangs der 7-theilige entwickelte. Das Letztere ist, wie bei den Homer.
Hymnen, wohl Anrufung der Gottheit um Gunst u. Siegverleihung bei
25 den Agonen, die keinen Zusammenhang mit dem eigentl. vöfioc; hat;
also der Schluß. Der Charakter des vö|iO<; ist durch den Rhythmus,
Hexameter u. die schweren Choralmetren bestimmt, sehr feierlich,
im Gegs. zu aller Chorik religiös-ethisch. Archytas (Stobaeus) sagt:
v
<7DVT(XTT01)<TIV Kai tciCtci T&v V|/l>xu - Die Alten etymologisierten falsch
30 von 'AnöXXmv vö|iioc;, sie erfaßten vö|io<; als „Gesetz"; vöjioq heißt
„Liedweise", nicht „Gesetz", wenn auch die Wirkung der vö|j.oi ethisch
groß war, die Sitten dadurch gemildert wurden. Der vö^o«; ist dem
402 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
Archilochos,
Archilochos. bildet den schroffsten Gegensatz zu Terpander. Die Zeit ist ungefähr
Olymp. 20; dies Datum aus Archilochos selbst entnommen; Archilo-
chos redet von Coloniegründung auf Thasos von Paros aus, an der er
700 v. Chr. sich betheiligt; dies fällt in Ol. 20. Der Ruhm dieses Dichters im 5
Sein R u h m im Alterthum außerordentlich! Chrysostomos sagt, es habe nur 2. ganz
Alterthum.
originelle Dichter gegeben, Homer u. Archilochos! Quintilian sagt, daß
nach besten Kunstrichtern Archilochos nicht an Genialität, nur an
Stoffen dem höchsten Dichter nachstehe! Dieser Ruhm ist ein ganz
Urtheil des plötzlicher. Das pyth. Orakel nimmt für diesen wilden, spöttischen 10
delphischen Dichter Partei. Ein gewisser Kalondas hat ihn in der Schlacht getödtet;
Orakels über er wendet sich an das Orakel, wird abgewiesen, weil er den Diener
Archilochos.
der Musen getödtet; er müsse zuerst in Tänaron Spenden darbringen,
w o die „Grille" begraben liege. Einen großen Gegensatz bildet die
Persönlichkeit des Dichters, der durch Streit mit aller M o r a l sich 15
hervorthut. Weshalb thut das Orakel das Obige?
Mouadcov Gepcmovta KaxeKtavec;. e^iöi vrioß!
sagte es dem Kalondas zuerst. Kalondas machte geltend, daß ^uvöq
'EvoaXioq, das Kriegsglück gemeinsam sei. Beides sind Anspielungen
an die Worte des Dichters (Fragm 1.) Daraufhin fanden noch einige 20
Widerreden statt, bis das Orakel endlich die oben genannte Reinigung
befiehlt am Grabe des Dichters in Tainaron; dann erst will es ihm
Antwort geben. Das Orakel behandelt den Archilochos hier geradezu
als Heros, Öepärccov Moucröv, zur Gefolgschaft der Musen gehö-
r e n ( d ) . Die Parier verehrten ihn u. brachten ihm Opfer dar; ja schon 2.5
seinem Vater soll das Orakel gesagt haben, sein Sohn werde nicht
Archilochos sterben! Wie kommt diese Heroisierung des Orakels? 1) Archilochos
der Dichter ist der Dichter derselben Bestrebungen, die das Orakel im 8. u. 7. J h h
des kolonialen verfolgte, Beförderung der colonialen Bestrebungen. Archilochos ist
Zeitalters.
der Sänger des colonialen Zeitalters mit seinem ganzen Leben u. 30
Weben; das ganze Zeitalter spiegelt sich darin; das w a r die Wohlthat,
die Archilochos erwies. Bisher gab es nur Poesien der Vergangenheit;
jetzt hatte man eine Poesie, die den Moment der Gegenwart mit allen
Die Sittlichkeit seinen Empfindungen erfaßte. 2) Die Sittlichkeit des Archilochos mit
des Archilochos. allen Anstößen stand ganz auf dem Niveau der Zeit, entsprach der 35
faktischen Moralität u. der conventioneilen Ansicht über Moralität in
Griechische Lyriker 405
2/4 j ^ u y} j M j } }
h
3/8 j 1 j} 1 j.
Das Viertel u. die 2 Achtel machen hier blos den Werth von
3/8 aus. 25
Der z. CTTixoq der Strophe heißt
3/8 u-|u-|u-|u-|u-|-
}\J }\J J*IJ > 1 J J>|J.|J;||
Der Auftakt ist an Stelle der Pause des Ithyphallicus zu setzen. Wir
haben also eine 8-taktige u. eine 6-taktige Periode; mit der Abwechs- 30
lung von Jamben und Trochäen in der 8-taktigen.
Dies ist das Archilochium quartum (Horaz Oden I, 4)
Griechische Lyriker 407
< — u u —UU I) u —u
Archilochium tertium (11 Epod. Horat.): Ein jambischer Trimeter,
I5 dann ein Vers bestehend aus daklyl. Penthemimeres u. jamb. Dimeter.
'PuOjiöi; TtpoaoSiotKÖg = 3 füßiger daktylischer Vers mit Auftakt, drei
Trochäen.
(u-uu-uu-u|—u—u—u)
Archilochium primum: Hexameter und halber Pentameter (Horat. od.
2.0 4,7) ( - U U - U U - )
Fragmente.
1.
Kai Modgscüv wohl auch von 0sperneov abhängig, wie es auch das
delphische Orakel verstand.
30 Athenaeus führt das ei|xi 8' éyeó an; allein von Andern wird á|j.cpÓT£pov
Gepáiteov citirt. Eine Parodie dieses Verses zeigt, daß der Parodist
á|icpÓT8pov las.
Archilochos ist S o l d a t u. D i c h t e r mit ganzer Person.
408 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
2.
3-
„In meinen Speeren ist mir das Brod gebacken", d. h. „an meinem
Speere liegt es, wenn ich gebacknes Brod habe, wenn ich Wein trinken
u. mich lagern k a n n . " Skolion des Hybrias v. Kreta hat ähnliche
Gedanken, daß Speer der eigentl. Reichthum des Mannes.
Nicht ist ev 5 o p i mit K8K?a|xevoc; zu verbinden.
5 F r . 6.
Fr. 4.
Ilpö<; FTepiK^ea.
Ist diese Elegie bei Symposien gedichtet? Sie ist ein Trauergedicht über
großes Unglück. Mitbürger sind durch Schiffbruch umgekommen,
15 dabei der Gatte der Schwester des Archilochos. Archiloch. dichtete
Elegie, worin Schilderung des Seesturms u. Schiffbruchs sich vorfand,
die mit Homer verglichen u. also hoch geschätzt wurde. Auch Fragm.
2.2. u. 23 bezieht sich darauf. Von Plut. erfahren wir, daß Archiloch.
seinen Sinn änderte, mit Wein u. Scherz gegen die Trauer ankämpfte!
20 Also ist eine sympotische Elegie gedichtet, um sich und seine Mitbürger
zu erheitern, wie Frag. 13 zeigt.
9-
1 0 und I i .
12.
Jamboi.
21.
Fr. 51.
Fr. 52.
Die Stelle ist Zweitälteste Stelle für Il(XVEM.f|va>v, (älteste Stelle Hesiod
Erga). Ähnlichen Inhalt hat Fr. 53.
Fr. 54.
10 Fr. 25.
Fr. 28.
25 Hier das erste Beispiel für jene so berühmten Geschichten des Lykam-
bes, der sich mit Töchtern erhängt haben soll, Horaz. Epod. 6, zum
ersten Mal erwähnt; Hör. Epist. 1 , 1 9 . Archilochos hatte von Lykambes,
Sohn des Dotes, ein Eheversprechen im Namen seiner Tochter erhalten;
dies Verlöbniß wurde gebrochen; Archilochos zog nun das privateste
412 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
Fr. 29.
5 Die Reize der Neobule, wohl bei der ersten Zusammenkunft, ßööov
Rose, po5f) Rosenstock po8(oviüt Rosengarten.
Fr. 30
Sein Wünschen 71. 72
Fr. 94 u. 95 u. 96.
10 Schmähung des Lykambes. Wohl sind die Verse von Catull c. 40
nachgebildet, der auch sonst 2. Gedichte der Sappho u. ein Gedicht des
Callimachos übersetzte. In diesen Uebersetzungen treten novae res,
eigene Angelegenheiten, hinzu. Im Horaz sind viele Nachahmungen
griechischer Lyrik. Cat. 40: quaenam te mala mens, miselle Ravide,
15 agit praecipitem in meos jambos? quis deus tibi non bene etc.
Fr. 79 e t c jtpoaoöiaKÖg P r o z e s s i o n s r h y t h m u s
u I - u u - u u l Ä I - u - u - ö I
Catull 56 ahmt diese Verse nach. Athen. 10, 415 sagt, daß auch das
Original schmutzig war, Catull, O rem ridiculam, Cato, et jocosam
20 etc. Das beste Bild der Archiloch. Epodendichtung geben die Horaz.
Epoden, die oft nur einen kleinen Stachel am Schluß haben, Vgl. Ep. 2.
und das Lied des Handwerkers <(Arch. f r g . ) 25. In den Epoden finden
sich direkte Archilochi. Nachbildungen, namentlich obscöne: Fr. 31.
Fr. 35.
Fr. 56.
15 Fr. 58.
6z.
25 64.
65.
66.
Fr. 7 0 .
10 Fr. 74.
Sonnenfinsterniß.
diC(b|XOTOV „abzuschwören", d a ß es nie geschehen werde. Die M e n -
schen dieser Zeit sind Abenteurer; jede Stunde bringt Neues. Im
Heroenzeitalter ist Wahlspruch des Odysseus:
15 TetXaGi 6f) KpaSirp Kai KÜvxepov akXo TTOT' '¿TXr\q.
Das Zeitalter des Archilochos tröstet sich anders: 7tdvta pst des
Heraclit; Zeus stürzt und hebt, m a c h t Tag u. N a c h t : ouSsv &7id)|AOTOV,
Alles kann geschehen.
Also Aussicht auf die sich ändernde Z u k u n f t ist hier Trost, w ä h r e n d
2.0 im Heroenzeitalter ( m a n ) sich durch die überstandene Vergangenheit
tröstet.
V. 4. ist verdorben, statt des 3. Trochaeus steht Spondeus. ( H i n t e r )
^(XHTtovtoi; liest B e n t l e y ö>xpöv, M e i n e k e ¿Kpöv, Bergk «pciog t | M o u
M(XJIOV. axevvjypöv ( = axevöq „die einengende Furcht")
25 V. 9 f j v statt C o n j Fehler. B e r g k : f j , mit unangenehmem Hiatus. D a f ü r
schlägt Bergk vor: uW|£iv öpoq.
Diese Verse wurden von Archilochos einem Vater in den M u n d gelegt,
der seine Tochter tadelt (Lykambes u. Neobule?) Aristoteles < R h e t . )
III, 17 sagt, Tadel sei oft p l u m p , wenn er direkt sei; besser sei es
30 indirekt zu machen, wie Archilochos in unsern Versen. Gewiß hat die
Tochter Etwas ganz Besonderes, Auffallendes gethan.
Griechische Lyriker 415
Fr. 78.
10 Fr. 76 u. 77,
Fr. 119.
Ein Stück aus einem Hymnos auf Herakles. Es bekam Bedeutung,
indem es bei olympischen Wettkämpfen stereotyp wurde nach dem
zo Siege in der Prozession des Siegers u. seiner Verwandten, Bekannten,
Gaugenossen.
Der Sieger rief nach jeder Zeile das Tr)ve)Aa, der Chor sang den
dazwischen liegenden Vers. Es ist die Vorstellung, daß der jedesmalige
Sieger gleichsam Inkarnation des großen Herakles sei. M a n sagt, Archi-
25 lochos habe es sich selbst bei seinem Siege gesungen auf Paros; oder
Archilochos habe in Olympia seinen Hymnos vorgesungen und vom
Cithara- oder Aulosspieler im Stich gelassen zur Nachahmung des
Instruments xr)V£^A.a gerufen. T r | v e ü a soll noch Ruf auf griech.
Inseln sein. = „Hurrah!"
30 Kallinos.
Der Name K a ^ H v o g wurde 3fach abgeleitet,
1) nach Terentianus Maurus, 172.1 „quidam non dubitant dicere CallT-
nöum". Ruhnken u. Buttmann erklären es als Verkürzung von KaXAi-
Griechische Lyriker 417
v. 5 - 1 5 .
7. KOupiSir| ako%oq nicht „Jugendgemahlin", wie Voß übersetzt; denn
Odyssee 21, 78 KOUpiSlOV öc5|l(X; Koßpo«; wie Küpioq, KÜpioq bezeich-
net den „jungen Edlen, Junker". tcoupiölT] aXo%oq ist „vornehme,
5 adlige, standesgemäße Gattin". „Koupiöiov 8cö(i.a" das Herrenhaus.
8. ÖTtJTÖxe (nicht ökköte, weil jon. nur ököte vorkommt), sondern
homer. Form.
9. M o i p a i , bei Homer nur eine Moira (ausgenommen II. Q, 49 einzige
Stelle!).
10 10. '¿y%oq dvaaxönevoq, auch absolut, dvaaxönevoq '¿J"/ßi „ausholen
mit".
11. skcsac,, elXa (vallum) elA.cu zusammendrängen, (volvo), sich schüt-
zen (also = (ppaCTCTCü zusammendrängen, schützen).
7töXs|o.o<; urspr. nicht „Krieg" sondern „Kampfgetümmel" wie „KOX-
15 A.oi" „TCE^ovxai".
12.. Ermuthigung durch 1) fatalistische Ansicht der Unvermeidlichkeit
des Todes, 2) durch Ehre des Todes im Kampf.
v. 15. Überlieferung e p / e t a i „kehrt heim" aus dem Kampf. Aristopha-
nes ran. 1163: £X,9eiv „heimkehren" aus Krieg, Katspx^eCTÖai) von
20 Verbannten. Außerdem kann s p / s i a i (puycov heißen: „er zieht auf der
Flucht vor Krieg seines Weges".
Bergk vermuthet, es seien andere Gedanken: „Einer schließt sich zu
Hause ein" (spyeiav), cpuycov „vermeidend", „u. doch trifft ihn der
Tod".
25 16. 8|l7rT|<; (jonisch = £|J.7taq) = ist nicht zu verstehen in Bezug
aufs Vorhergehende. Es wird hier von den tapferen Soldaten im Folgen-
den geredet, das Lob des Helden bei Lebzeiten u. im Tode wird einem
Anderen gegenüber gestellt, „der dennoch (vielleicht „mag er Redner,
Staatsmann etc. sein") beim Volk nicht beliebt ist". Der Feigling kann
30 der Gegensatz nicht sein; da braucht es kein ojico^ bei dem oük —
<piÄ,OQ denn Feigheit ist kein Verdienst. Die Gedanken sind getrennt.
Zwischen 15 und 16 ist wieder eine Lücke. Dann ist s p ^ s t a i als „kehrt
heim" zu fassen.
v. 16. Bernhardy verdächtigt unsere Elegie mehrfach, so besonders
35 wegen öXiyoq Kai (isya^ u. will a^iKpög haben. Allein Aristoteles
poet. 23 sagt, daß öWyoq edlerer Ausdruck für a|iiKpöq ist. TtaOsiv
t i euphemist., wie dvf|K6CTTÖv t i JtaOsiv für „sterben".
420 Nachschriften von Vorlesungen Nietzsches
Mimnermos
Der Dritte, der Anspruch auf Erfindung der Elegie macht, ist Mimner-
mos. Auch hier schon z Ansichten mit Differenz von 100 Jahren im
Alterthum. Mimnermos ist Kolophonier oder Smyrnaeer oder
15 Astypalaeer. Diese Angaben stammen nur aus den Gedichten selbst.
Strabo 634 erzählt aus Mimnermos Gedichten (Nanno) Folgendes: Ein
Theil von Ephesus hieß Smyrna; die Einwohner zogen aus u. gründeten
Alt-Smyrna, acrcu JtaÄ,cu6v; dann von den Aeoliern verdrängt, flüchte-
ten sie nach Kolophon, mit dessen Hilfe sie Smyrna wieder eroberten.
20 In den 3 Namen also ist nur diese Geschichte enthalten; die Mutterstadt
Smyrna hat Übergewicht über Tochterstadt Kolophon, aus der Mim-
nermos stammt. Hermesianax, alexandrinischer Gelehrter aus Kolo-
phon, Zeitgenosse des Theokrit, berühmter Elegiendichter (Olymp.
155 —65), verfaßt ein Gedicht Leontion, das mit der Nanno des Mim-
25 nermos u. der Lyde des Antimachos verglichen wurde. Alle drei Dichter
sind Kolophonier. Diese Nanno war ein langes elegisches Gedicht,
vielleicht in mehreren Büchern; also hier schon sehr compendiöse
Elegien. In Leontion erzählt Hermesianax die <Liebes-)Geschichten
aller Dichter u. Philosophen, so auch des Mimnermos
Schon hier wird von Hermesianax die Erfindung der Elegie dem
Mimnermos zugeschrieben; hier zum ersten Mal die falsche Bezeich-
Griechische Lyriker 421
der Dichter hörte es von seinen Vätern u. Großvätern, daß sie Jenen
noch gesehen haben, also ist eine Differenz von 2 — 3 Generationen
möglich. In der Zeit, wo der Dichter lebt, ist Smyrna längst in lydischer
Botmäßigkeit. Also ist Mimnermos nicht älter als Kallinos, etwas
5 älter als Solon, um 630 anzusetzen, schon im Alterthum Olymp.
37, Zeitgenosse der sieben Weisen genannt. Also ist wahrscheinlich
Archilochos Erfinder der Elegie, d. h. der Erste, von dem wir solche
Gedichte haben, der dadurch berühmt wurde. Wohl ist aber Tyrtaeus
älter als Kallinos u. Mimnermos, etwas jünger als Archilochos, u. doch
10 nie als Erfinder genannt!
Solon Fr. zo ist eine Antwort auf Mimnermos Fr. 6. AiyuaaTä5r|
(Überlieferung: AyiacrcaSi) Conj. von Bergk nach Suidas: BKa^eixo
A i y u a a T ä S r i g Stet TÖ SNNE^EQ K a i F)5ü. Dies ist Erklärung des Soloni-
schen Ausdrucks, der als Ehrenname verstanden wurde. Allein es kann
15 Gentilname sein. Suidas sagt anderswo Mi|a.vepno<;, A i y u p t i d S o o (eine
verdorbene Stelle). Also wurde dieser Ausdruck zwiefach verstanden.
Als Ehrenname wird es von alten Grammatikern etymologisirt von
Xiyi) Suid.) u. Etwas wie f|8ü (nicht das Wort, sondern
den Begriff), vielleicht von ctvSctvcD oder äcr|lsvoq u. dergl. schlechte
20 Ableitungen. Ist es Gentilname, so hieß der Vater etwa AiyuäaTriq.
Der Zweifel, ob es Vatername sei, ist begründet; denn in den Gedichten
muß Allem nach Nichts davon gestanden sein; u. doch hätte Solon es
ja nur aus Diesen geschöpft haben können. Vielleicht ist es persönliche
Anspielung.
25 Fr. 1.
Ty rtaeus
Fr. 5.
Fr. 2.
25 Wie steht es mit der Notiz Amccov f j Ml^r)aioq? Als Milesier wäre er
kein Dorer; jedoch MiA,f)aioq ist oft verschrieben aus Mr|X.io<;; das
könnte auch hier sein. Melos betrachtete sich als eine owroiKia der
Lakedämonier. Wäre Tyrtaeus geborener Melier, so könnte er sagen:
„ w i r sind g e k o m m e n aus Doris — w i r haben gekämpft." Dann
30 wäre es möglich, daß er sich in seinen Gedichten bald Melier bald
Lakedämonier nannte! Sein Vater hieß Archembrotos. Er stammte also
wahrscheinlich aus Melos, führte Wanderleben, war eine Zeitlang
Aulete in Aphidnae, kam dann im 2. messenischen Krieg nach Sparta.
Griechische Lyriker 425
5 Fr. 10.
v. i —14 ist ein Stück für sich, v. 15 folgt etwas ganz Anderes. Gegen-
überstellung des Looses dessen, der aus seiner Vaterstadt vertrieben
wird, u. des Looses dessen, der für das Vaterland kämpft.
&vi)p dya0ö<; ist der „adlige Mann", „Aristokrat" (Gegens. Sei^öq,
10 KaKÖq, (paCXo<;, der Niedergeborene).
Die Gastfreundschaft des uralten Griechenlands (bei Homer) muß sehr
abgenommen haben, daß das Loos des Vertriebenen so ist, wie z. B.
v. 7 EkkyiEi äylaöx sl5oq vgl. Theognis 649. Durch Arbeit und Noth,
die dem Edlen nicht ziemt, schändet er sein vornehmes Aussehen.
15 Situation ist der Art, daß Spartaner in Noth sind, ihre Stadt zu
verlieren. Aristomenes ist in Sparta selbst eingebrochen, wie Pausanias
erzählt. Es handelte sich <(darum), ob man die Stadt verlassen oder
den Todeskampf kämpfen solle.
V. 1. y<xp zeigt, daß es ein Fragment ist. Bergk beruft sich auf Xeno-
20 phons Symposion u. 0<econ.) u. leugnet es; allein jene Schriften sind
Fortsetzungen.
EJti „neben den", also „unter".
dvir|pötaxov. Bei Homer ist das t lang.
TTF|V 8' auxoß. Den späteren Sprachgebrauch eautoC kennt Homer (u.
25 die früheren Dichter) nicht. xr)v ob richtig? Weil der Artikel bei den
Elegikern noch demonstrativ ist. Schneidewin schreibt f|V Accusat.
fem. v. öq, "¡i, ö „sein".
v. 12 Tradition verderbt oßx= ÖTtlaft) xe.Xoq, schon metrische Verderb-
niß. Bergks ömc, oöx' eA,eo<; ist zu tautologisch. Ahrens besser: OUT'
30 Ö7tiCT(ö YEVEoq parallel zu v. 11 övöpöq, „nicht nur der Mann, auch
sein Geschlecht ist verachtet", was stimmt mit v. 13 Tiepi TtaiSrov
Tyrtaeus ist der erste heroische Lyriker der Griechen; Stimmung ist
die Todesverachtung aus verschiedenen Motiven (Mimnermos der erste
melancholische Dichter). Hier ist das Motiv die elende Lage des vertrie-
35 benen Aristokraten.
Griechische Lyriker 427
v. 15 — 32
25 Fr. 11.
13. Ttaupöxspoi sie sind „Wenige" im Vergleich zum Xaöq, der durch
sie gerettet wird.
14. TP8CT<T<Z<; „Zitterer, Ausreißer". Spartanische Strenge.
v. 16, ÖCTCT' aicTXpä r| v xi 7td0T|, yiyvETai avSpi KttKÖ. Gute Umstel-
5 lung von Bergk, weil das Folgende die Schwäche eines Feiglings im
Tode schildert (t^v t i Ttdt) Euphemismus)
v. 17. Der Spartaner durfte die fliehenden Feinde nicht tödten, nur
fangen, nach Lykurgischer Vorschrift. Allein hier handelt es sich ja
darum, wie die Feinde sich gegen die fliehenden Spartaner benehmen,
10 das Erste hätte keinen Sinn. A h r e n s conjicirt mit Recht: dpitaXeov
„lockend, angenehm" statt piya^eov. Hd d p y a l e o v viel zu schwach!
Andere C o n j e c t . : Gapaa^eov „muthig" in ironischem Sinne: allein es
paßt nicht. Es will heißen: dem Feigen droht trotz seiner Feigheit der
Tod auf der Flucht u. große Schmach dazu. — Eine einleuchtende
15 Vermuthung von Nietzsche ist die: Schreckbild des Spartaners war, auf
der Flucht mit durchbohrtem Rücken zu sterben. Geflohen sind die
Spartaner auch oft; nun stellt Tyrtaeus ihnen die Gefahr vor, daß man
dabei wie ein Ausreißer fallen könnte. Es könnte hier an Stelle von
äpjaXeov Feindesname ausgefallen sein; Meccrrivicav paßt nicht, wohl
20 aber 'ApicaSecov, „es ist Arkadersitte".
ARKAAEON )
ARCAAEON J
Der Genit 'ApKaSerav sonst ungebräuchlich; doch vergleiche man
bei Herodot von xiXiäq, |iupia<; — xiA-iaSscov, (lupiaSecov, Hesiod:
2.5 0E(ii<TT£(OV. (Man könnte sonst auch an 'Apyeioov denken, die ebenfalls
mit Messene verbündet waren). Die Arkadier als Leichtbewaffnete
passen gut zur Verfolgung.
z i . Siaßdq „die Beine ausspreizend", Kampfstellung.
25. Homer, II 13, 130ff. Andeutung des hier Ausgeführten.
30 dentis ä p ' dcntiS' epeiSe, KÖpuq KÖpuv, dvepa 8' dvf|p.
Diese Verse galten im Alterthum als schönste Stelle Homers.
33. TteicXrinevoi;, Pf. von 7ceA,d£co „nähern".
34. Söpu |xaKpöv der Schwerbewaffneten, Gegensatz 86pü |J.iKpöv
oder v. 3 7 Söpu ^SCTXÖV des Leichtbewaffneten (Die Soupaxa (iaKpd
35 haben bei Homer das Epitheton ^UCTxd = i f i a x a . Später bei Herodot
heißt i^ucrcöv auch das aKÖvxiov.)
Griechische Lyriker 429
12.
Ef>vo|xia
15 (Fr. 5—7 können wohl noch besser zu den i>7to9f|K:ai gehören. Der
Scholiast zu Plato <Leg.) 629 sagt gerade Dasselbe.
Fr. 7 Die Spartaner verlangten, daß, wenn ein hoher Spartaner starb,
20 die Messenier mit ihren Frauen, deren Besitzthum dem betreffenden
Spartaner gehörte, nach Sparta kämen, um ihn zu beklagen!)
'Eußatfjpia.
5 Fr. 16. gehört nicht dem Tyrtaeus an, ist im |J.£Tpov AaKtoviKÖv
gedichtet, das von Alkman gebraucht wurde.
Fr. 15 wird erst spät als tyrtäisch bezeichnet. O b es nicht altes Spartani-
sches Volkslied <ist>? Tyrtaeus Fr. 11, 23 — 25. 10, 18 scheint es näher
auszuführen.
10 v. 4 ßa^AsTE ist unrichtig wegen des Metrums, auch sonst ganz un-
glückliche Einschiebung des Schreibers; es ist wohl zu lesen
Söpu Ss^ITEPG 5 ' £ÜTÖX|I(ü<;. Vgl. v. 3. Xaiq. und Fr. 11, 25.
u u - | u u - | u u - 1 U U — II u u — | u u — | u u - 1 - A||
M I J J I J } } IJ J I J
J } } \ J J| J JM
Eine andere Möglichkeit für den Schluß ist folgende
Solon.
lung auf Worte des Mimnermos (wie Fr. 20), vielleicht die in den
Theognidischen Versen, die wohl von Mimnermos stammen, Theognis
1069.
Das Glück für den jungen Solon zeigt Fr. 23: Knabenliebe, Pferde,
5 Jagd, Gastfreunde.
Eine Epoche macht das Ereigniß von Salamis.
Fr. 1
dvx5 äyopfjt; „an Stelle einer Volksrede". köct|XOV etiecov „den Schmuck
der Verse". 4)8f|V, wohl richtiger d)8f|v TS „Gesang". Es ist doppelter
10 Unterschied: 1) das Rhythmische, 2) der Vortrag, Gesang oder Recita-
tion. KOCT|XOq „die geordnete Aufeinanderfolge". £7tT| nicht blos Hexa-
meter.
Fr. 2. 3.
(Fr. i), Volksrede, gehalten. Wie kann ferner Solon von Salamis kom-
men? Niebuhr (Alte Gesch. i , 43) meint, das Fr. 1 sei nicht der Anfang
des Gedichtes, sondern eine spätere Rückbeziehung, ein Proömium,
worin Solon die Veranlassung zu seiner Elegie dichtete. Plutarch sagt:
5 TT|v sA,eyeiav, fjq ecttiv ap%f) das ist nicht geradezu zu verwerfen.
Man hat übersehen, welche Möglichkeit vorliegt, auxöq „ich selbst".
Solon kündet dem Volk einen Krjpu^ der Salaminier an, führt den
Kfjpu^ scheinbar nur ein, sagt, er wolle eine ayopf) halten; als das
Volk versammelt ist, ruft er: „ich bin der Kfjpu^ — nicht der Salaminier,
10 sondern der lieblichen Göttin Salamis, die mir „den Wahnsinn" ein-
flößte, Euch zum Krieg aufzufordern." Ein solcher Ausdruck gab
Veranlassung zur Wahnsinnsfiktion. Dasselbe geschah mit Fr. 10, wo
Solon mit Helm u. Waffen in Volksversammlung sprang u. Peisistratos
warnte; da habe das Volk ihn für wahnsinnig erklärt; da habe er diese
15 Worte gesagt!
2.5 13.
< Grates) 1.
mein, deren man nicht bedarf, sind bloße Aufhäufungen"; also viel-
leicht statt des 2. xpT|H<iTa zu lesen: %(b|icn;a. Statt öXßov oder oliov
lesen wir olov „wie".
|AÜp|AT|KÖ<; t' cupevcx; zeigt das Mühselige des Schätzesammeln gegen-
5 über dem Tugendreichthum, der v. 9 eücpopov, £ÖKTT|TOV genannt ist.
Daher könnte man dort lesen |iüp|ir|KÖ(; TS jrövoiq „indem ich mit der
Mühe des Käfers und der Ameise Aufhäufung zusammenscharre",
v. 10 u. 11 ist gewiß Parodie einiger Solonischer Verse, die fehlen.
Solon muß am Schluß den Musen u. dem Hermes reiche Opfer verspro-
10 chen haben. Also fehlt bei Solon der Abschluß, der wohl nach v. 8
folgte. Also haben wir in Fr. 13 mehrere besondere Elegien vereinigt.
Der Schluß wäre bei Solon nach dem Hexameter Crates 10, etwa:
euceßscov OaX-iaiq Kai tpucpspaiq Sanavaiq:
Bei Crates hieß v. 4 etwa:
15 sxöpoii; 8' e i KiKpöi; FJ Y^uicepöq ÖOKECO TI (XEX-SI |KH;
Hermes wird angerufen als ¿pioüvioc; „Segenspender", der alles Gute
vermittelt.
Das erste Stück 1 — 8 ist also das 7cpooi|a.iov zu den UJtoöfjKai des
Solon. Also ist in diesem großen Gedichte nicht ein einheitlicher
20 Gedankengang; sondern es sind noch vier Stücke: 9 — 32, 33 — 42,
43-62, 63-76.
v. 34 Tradition: öeivfiv elq oder elq 5eivf|v. „Jeder Einzelne hat einen
gewaltigen Wahn von sich".
v. 35. Ttpiv xi 7ta0eiv „bevor er stirbt," bestimmter Euphemismus.
5 Dann paßt zöze 8' aö xiq öSüpexca nicht.
v. 39. führt blos eine neue Art des Wahns (in Bezug auf die Gegenwart
statt Zukunft, wie bisher) ein; ist von Bergk ohne Grund verdächtigt;
so wenig als die Ueberlieferung v. 34 anstößig.
v. 3 5 . viell. TÖTE 8 ' AßT5 SKSUETCII Dann wird er Einem (der Wahn)
10 ausgezogen
D i e P a r a l l e l s t e l l e bei T h e o g n i s zzyii.
v. 22.8. ßiov, die Ueberlieferung ist vöov: Also der Gegens.: „die Ge-
scheidtesten mühen sich am meisten um Reichthum u. werden so
Narren" (Solon: Die „Reichsten" etc.)
5 Eine feine Zuspitzung!
v. 231. auTfjt; „aus der Narrheit geht die &rr| hervor" (ei; aöxfflv,
aus den KepSea Solon).
v. 232. TEipo(xevoii; statt ti<tojievt]v.
10 4.
15 5-
8.
Theognis hat den Vers verändert: statt TtoÄ-uq schreibt er KOKffl „wenn
Reichthum einem gemeinen, niedrigen Mann sich gesellt." Der adlige
20 Megarenser.
9-
i4-
rcovT|pö<; „unglücklich" Ggs. |!ÜKap.
(Der növoq, harte Arbeit, Noth hat = „unglücklich."
Dann war bei Athenern der Arbeiter schlimm angesehen, daher
5 „schlecht".) Vgl. das Deutsche „schlecht" = „einfach, schlicht," dann
„schlecht".
16.
18.
19-
Abschied an einen Gastfreund, einem kleinen Tyrannen auf Kypros.
Solon hatte die Colonie der Solier gründen helfen.
6. f|]J,£T£pT|V Solon redet im Namen der Gefährten.
15 24.
Jugendgedicht.
26.
2.7.
Jambisch-Trochäische Dichtungen.
33-
36.
15 37-
Phokylides
3-
2.5 Phokylides zieht ein langes Gedicht des älteren Simonides in 8 Verse
zusammen (über die A b s t a m m u n g der Frauen von Thieren).
Griechische Lyriker 441
i4-
Xenophanes
2.
5 6.
Auf Pythagoras bezüglich.
Ob ironisch oder ernsthaft?
7-
v. 2. cppovxi<; hier zum ersten Mal in der später häufigen Bedeutung:
10 „das Resultat des cppovxi^etv Meditirens" = „Dichtung" oder „Philo-
sophie".
Chorische Lyrik.
Bis jetzt haben wir nur die 2 Kaxaaräaeic, kennen gelernt. Der e r s t e
C l a s s i k e r ist
15 A l k m a n ( = 'A^K|iai<Dv)
ist ein Vollender der Lyrik, bringt nichts Neues außer etwa der Erfin-
dung, d. h. der Einführung des erotischen Liedes. Alkman wird 1)
<(als> lydischer Sklave im Besitz des Agesidas (Crates von Pergamon
bei Suidas mit Zusatz: Tttaiovxa als Irrthum) 2) aus Sardes stammend,
zo in Sparta seine Bildung genießend (Epigramm von Alex. Aitolos An-
thol. Palat. 7, 709) 3) als Spartaner aus K(b|iT| MscrcTÖa überliefert.
Die beiden ersten Meinungen stammen aus der Interpretation eines
Ttapöevsiov, wo die Mädchen singen: „Du kommst vom hohen Sar-
des." Auch war er vielleicht einmal Sklave. M a n fand l e t z t h i n ein
2.5 großes Stück eines Alkman. Partheneion in einem ägyptischen Grabe
(1863). Hier zeigt sich, daß Alkman Spartaner war. Er nennt die
Agesichora eine Verwandte, wohl die Tochter des Agesidas, dessen
Vetter, also nicht Sklave er war.
Inhalt
Vorbemerkung V
Tyrtäus 121
(Theognis) 122
Phocylides aus Milet 123
<(Zu Archilochus) 123
<Phoc. Forts.) 124
Euenus Parius 124
<(Zu Archilochus) 125
Die klassische Periode der Lyrik 126
Die lesbische Dichterschule 130
Sappho 133
Ibykus 137
Anacreon 140
Das Pindarische Zeitalter 142
Dithyrambus 146
Simonides 149
(Fortsetzung 1874/1875) 149
Weiteres im Leben des Simonides 150
Die Dithyrambiker 157
Dithyramb fortgesetzt 159
(Frühjahr und Sommer 1869} 161
Der neuere Dithyrambus 161
Das Alcmanische Partheneion 162
Partheneion 166
<Zusätze 1869, 1874/1875, 1878/1879} Einleitung 167
Die Objectivität der griech. Lyrik 168
§. 1. Die antiken Bezeichnungen für Lyrik 169
§. 2. Quellen für die Geschichte der Lyrik 172
§. 8. Zustand der Überlieferung 174
Zu Terpander 175
<Zu Kallinos) 180
<Zu Tyrtaeus) 181
<Zu Alkman) 182