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Österreich f 14,20 Italien f 16,5W

BeNeLux E 14,80 Schweiz sfr 24,50


Portugal f 13,OO
.
I -.. ;Y.- U A

I
Die Neubaustrecks
Köln-Frankfurt
I
1nh lt
Bild 1 (Titel): Berg- und Talfahrt mit Tempo
300 und die Bündelung mit der Bundesauto- Einleitung 6
bahn A 3 sind die Maxime der Neubaustre-
cke Köln-Frankfurt. Abb.: W. Clössner
Das Planungsstadium
Bild 2: Der Blick vom Nordportal des Bisheriger Fernverkehr im Rheintal
Ammerich-Tunnels offenbart am 7. April
2000, dass in diesem Bereich lediglich das Das Projekt Neubaustrecke Köln-RheinlMain 34
grobe Planum der künftigen Neubautrasse Die Tunnelbauwerke
erstellt ist - noch galt es viel zu tun. Die Brückenbauwerke 38
Abb.: U. Kandler
Noch im Bau: Die Flughafenanbindung KölnIBonn 61

R'r -.. -*.


Startschuss am Frankfurter Kreuz 64 Literaturverzeichnis
I Der neue Fernbahnhof Frankfurt (Main)-Flughafen
Berg- und Talfahrt auf neuer Trasse 67
Impressum

Bauzugloks, Testfahrten, Fahrbetrieb


'rste Testfahrten mit dem ICE S k der TLG irn Bauzuadienst t
Bild 176 (RUcktitei): ~ o 15
irernsversuche mit der Baureihe 103 82 1 (August 2001). ~ b kW. : Cl
i
a
Ein1eif Ung Mit Erscheinen der vorliegenden Special-
Ausgabe des Eisenbahn-JoumaIs steht die
kommerzielle Inbetriebnahmeder Neubau-
15. September auf stündliche Fahrten ver-
dichtet werden so1 zum intemationaien
Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2002
d-
strecke Köln-RheinlMain kurz bevor. Zu- beginntdann der definitive .Echtbetriebu mit
Bi'd 3: Die (992 m, wurde nächst im Vorlauf wird ab 1. August ein dreieinhalb Linien pro Stunde und Rich-
auf einer Vorschubrüstung hergestellt, deren
Elemente am 7. April 2000 auf den Shuttle-Betrieb im Zwei-Stunden-Takt Zwi- tung.
Abtransport warten. Abb.: U. Kandler schen Köln und Frankfurt starten, der ab Die Trasse der Neubaustrecke folgt im
P
Vesentlichen einer sehr alten Route. gischen Oberlegungen entschied man sich strecke sind beachtlich. Allen voran die
ichon im vorletzten Jahrhundert, man seinerzeit für die iinksrheinische Variante Kosten. Die werden nach Abschluss der
,chrieb das Jahr 1850, stand einmal eine durch das Rheintal. Nun ist es just die Neu- Bauarbeiten bei gut sechs Milliarden Euro
Iisenbahn in der Relation Deutz-Sieg- baustrecke, die der linken Rheinstreckeden liegen. (Allein die Mehrkosten belaufensich
~urg-Hachenburg-Limburg-Wiesbaden, hochwertigen Fernverkehr streitig machen auf rund 1,4 Milliarden Euro!) Für 216 Kilo-
ind damit quer durch Westerwald und wird. meter Neubautrasse ein wahrhaft stolzer
aunus, zur Debatte. Vor allem aus strate- Die Parameter der Hochgeschwindigkeits- Preis. Zum Vergleich: Die 1991 in Retrieb
Bild 4: Am Elzer Berg müht
sich die EBM-228 742 mit
einem Betonschwellenzug
ab, unterstützt durch die
schiebende MWB-V 1351.
Bild 5: In Limburg Süd sind
am 22. September 2001
die EBM-202 487 sowie die
Spitzke-V 100-SP-003 im
Bauzugdienst eingeteilt.
Abb. 4 U. 5: H.-P. Günther
Bild 6: Anlässlich der
Montage der Fahrleitung
setzte man am 27. Sep-
tember 2001 in Siegburg
die KEG 016 ein.
Abb.: J. Ludwig

genommenen NBS Hannover-Würzburg wird dem Reisenden zwischen Köln und


und Mannheim-Stuttgart mit nahezu dop- Frankfurt eine Zugfahrt mit der wohl mo-
pelt so langem Fahrweg (427 km) koste- dernsten Achterbahn geboten. Steigungen
ten 8,2 Milliarden Euro. Allein die Kunst- von 40 Promille, ein kleinster Kurvenradi-
bauten in Gestalt der Tunnels und Brücken us von 3350 Metern, 170 Millimeter Gleis-
summieren sich auf rund 190 km. (Der Überhöhung und das Ganze über Berg und
Hauptstrang der NBS Köln-RheinIMain Tal bei einer Höchstgeschwindigkeit von
misst gerade mal 177 Kilometer!) Neubau- 300 kmlh lassen einen solchen Vergleich
strecken sind ein wahrhaft kostspieliges durchaus zu. Beim „FahrfeelingUallein wird
Vergnügen geworden. es dann aber auch bleiben, denn über 120
Betrachtet man das Projekt allerdings im Kilometer der Strecke verlaufen entweder
Verbund des im Aufbau begriffenen euro- im Tunnel oder im Einschnitt. Dort, wo man
päischen Hochgeschwindigkeitsnetzes gern seinen Blick auf die landschaftlichen
ParislLondon-BrüsselIAmsterdam-Köln- Schönheiten von Westerwald und Taunus
Frankfurt, fällt der Strecke eine wichtige richten möchte, verstellen einem Wind- und
Rolle zu. Ein Trumpf - der hoffentlich ziel-

I
Lärmschutzwände die freie Sicht. Moder-
strebig ausgespielt werden wird - ist nes Bahnfahren hat zuweilen einen hohen
zweifelsohne auch die unmittelbare Anbin- Preis - der Begriff der Reisekultur muss
dung der beiden Flughäfen KölnIBonn und wohl neu definiert werden.
FrankfurüMain. Die hohen Baukosten er- Der Mehdorn'schen Truppe, deren ganze
scheinen auf lange Sicht somit gerechtfer- Tatkraft, so scheint's, allein dem hoch-
tigt. Mittlerweile läuft nämlich auch das wertigen Fernverkehr gilt, müsste der Start
Raumordnungsverfahrenfür die 75 km lan- mit Bravour gelingen. Eine überhastete In-
ge NBS RheinlMain-RheinlNeckar. Das betriebnahme wurde von vornherein ver-
Vorhaben gilt als wichtiges Bindeglied zwi- mieden, aus den Fehlern der Vergangen-
schen der NBS Köln-RheinIMain und der heit hat man offensichtlich gelernt. Endlo-
seit 1991 betriebenen NBS Mannheim- se Testreihen gingen der lnbetriebnahme
Stuttgart. Ferner geht westwärts der Neu- voraus. Viele neue Komponenten galt es
bauabschnitt Köln-Düren seiner Vollen- hinsichtlich ihrer Betriebstauglichkeit auf
dung entgegen und darüber hinaus wird die Herz und Nieren zu prüfen. Dabei lag die
bestehende Trasse bis Aachen für Ge- gefahrene Höchstgeschwindigkeit gemäß
schwindigkeiten bis 200 kmlh ertüchtigt. Auf Vorgabe des Eisenbahnbundesamtes so-
belgischer Seite ist die Hochgeschwindig- garbei 330 kmlh.
keitsstrecke nach Lüttich spruchreif, deren So faszinierend der Werdegang einer sol-
Fertigstellung bis 2006 geplant ist. chen Bahn von den Anfängen bis zur ferti-
Der europäische Gedanke nimmt also auf gen Trasse auch sein mag - die obendrein
der Schiene Gestalt an. Es scheint wohl nur so völlig anders ist als alles bisher da Ge-
eine Frage der Zeit, bis das in Entwicklung wesene -, so bedauerlich sind die Unzu-
begriffenefranzösische Konkurrenzprodukt länglichkeiten,die den offiziellen Start über-
des AGV (Automotrice a Grande Vitesse), schatten. Bereits vor lnbetriebnahme der
deren Motoren wie beim ICE 3 über die Strecke musste man frühzeitig feststellen,
gesamte Zuglänge verteilt sind, Frankfurt dass der ICE 3 auf der NBS aufgrund sei-
erreicht. Man darf also mehr als gespannt nes zu geringen Gewichts nicht uneinge-
sein, wie die Entwicklung weiter geht. schränkt einsetzbar sein wird. Es hatte sich
Für dann knapp 30% höhere Fahrpreise gezeigt, dass der ICE 3 ab einer bestimm-
Bild 8: Verkehrsbündelung nennt man im Fach-
I jargon die enge Anlehnung der ICE-Trasse an
die Bundesautobahn A 3, die nicht nur auf Höhe
der Hallerbachtalbrücke deutlich wird.
Bild 9: Anfangs wirbelte der ICE 3 bei der
Uberfahrt reichlich Staub auf.

ten Windgeschwindigkeit im Grenzbereich


arg seitenwindempfindlich reagiert und so-
mit ein mögliches Entgleisen nicht ausge-
schlossen werden kann. Jedem Autofah-
rer bleibt in solchen Situationen nur eine
angepasste Fahrweise.
Um aber auch bei stürmischem Wetter mit
Höchstgeschwindigkeit fahren zu können,
wurden mit erheblichem finanziellen Auf-
wand zusätzliche Windschutzwände aufge-
baut. Schon verdichten sich die Meldungen,
dass an einigen kritischen Punkten die Ge-
schwindigkeit des ICE 3 gar auf 260 kmlh
zurückgenommen werden muss. Die bis vor
kurzem propagierte Fahrzeit von knapp ei-
ner Stunde zwischen den Metropolen Köln
und Frankfurt ist eh passe.
Problematisch zeigt sich zudem die Situa-
tion der zunächst nicht ausreichend vorhan-

Special-Ausgabe 312002 . 10
Bild 10: Feste Fahrbahn. Betonmasten,
Schallabsorber sowie die zahlreichen
I
Eisenbahn- und Straßenbrucken unter-
streichen uberdeutlich den Charakter der
Neubaustrecke als reine „Betonpiste"
Abb. 8 bis 10: U. Georgi

denen ICE 3-Garnituren, wodurch der Be-


trieb zumindest auf absehbare Zeit auf
recht wackeligen Füßen stehen dürfte. Erst
2004105 ist mit der Auslieferung von weite-
ren 13 ICE-Einheiten zu rechnen. Folglich
mussten Fahrplan und Fahrbetrieb durch
diverse Winkelzüge optimiert werden. Soll-
te es jedoch zu vermehrten Ausfällen kom-
men (aus welchen Gründen auch immer),
könnte es eng werden für den Fahrplan.
Andere Fahrzeuge dürfen bekanntlich die
Neubaustrecke nicht befahren.
Trotz der Unzulänglichkeiten im Vorfeld
kann man der Bahn nur viel Erfolg - und
vor allem eine glückliche Hand - für die
Herausforderungen der Zukunft wünschen.
In diesem Sinne: Allen Leserinnen und Le-
sern eine informative Lektüre.
Udo Kandler

. Special-Ausgabe 312002
11
I
Das Planungsstadium
Mit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke cke verlaufen soll, im Bundesverkehrs-
(NBS) Köln-RheinlMain beginnt für den wegeplan aufgenommen wurde.
Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) in
Deutschland eine neue Ära. Die Schnell- Rechtsrheinische Variante
fahrtrasse, in einem der bedeutendsten
frühzeitig favorisiert
Verkehrskorridore Deutschlands zwischen
den Wirtschaftszentren RheinlRuhr und Bei einer im Jahre 1986 von der Deutsche -
dem RheinIMain-Gebiet gelegen, stellt al- Bundesbahn durchgeführten Voruntersu-
les bisher da Gewesene in den Schatten. chung erwies sich von fünf möglichen Lini-
Sowohl für den nationalen als auch für den enführungen die durchgehend rechts-
europäischen Schienenverkehr nimmt die rheinische Variante entlang der Bundesau-
HGV-Verbindungeine zentrale Stellung ein. tobahn A 3 als die in jeder Hinsicht beste
Sie ist das Kernstück des künftigen euro- Lösung. Im Einzelnen handelte es sich um
päischen Hochgeschwindigkeitsnetzes folgende Trassenvorschläge:
ParisILondon-Brüssel-AmsterdamlKöln- Variante 0 (177 km) Die Strecke verläuft
Frankfurt. durchgehend rechtsrheinischvon Köln über
Der Realisierung des Großprojekts ging Siegburg und Limburg ins RheinlMain-Ge-
eine lange Phase der Entscheidungsfin- biet mit den dortigen Anlaufpunkten Wies-
dung und Planung voraus. Unzählige Inte- badenlMainz und Frankfurt-Flughafen1
ressen galt es unter einen Hut zu bringen. Frankfurt Hauptbahnhof.
Nicht nur, dass die Neubaustrecke drei Variante 1 (186 km) Linksrheinische Tras-
Bundesländer tangiert (schließlich möchte senführung von Köln bis Bonn. In Bonn ist
doch jeder seinen eigenen Bahnhof ha- ein Tunnelbahnhof vorgesehen, um nach
ben), auch viele Städte und Gemeinden bis Unterquerung des Rheins auf der rechten
hin zu Einzelpersonen wollten ihre Inte- Rheinseite entsprechend der Variante 0
ressen gewahrt wissen. Manchmal fühlte über Limburg das RheinIMain-Gebiet zu
man sich beim Austausch der Argumente erreichen.
ein wenig in die Gründerzeit der Eisenbahn Variante 2 (185 km) Verläuft ebenfalls
zurückversetzt, als in Deutschland noch die linksrheinisch, allerdings über Bonn hinaus
Kleinstaaterei vorherrschte und Gegner die bis Koblenz und von dort rechtsrheinisch
Auffassung vertraten, Bahnfahren könne über Wiesbaden zu den unter Variante 0
aufgrund der hohen Geschwindigkeit zum genannten Anlaufpunkten.
Wahnsinn führen. Wenn auch derartige Variante 3 (187 km) Wie Variante 2, jedoch
Argumente schon damals weit hergeholt über Koblenz hinaus rechtsrheinisch nach
erschienen, konnte man in einer 1988 er- WiesbadenIMainz und Frankfurt-Flugha-
schienenen Broschüre mit dem Titel Die fenlFrankfurt Hauptbahnhof.
Bundesbahn Schnellstrecke Köln-Rhein/ Variante 4 (224 km) Hierbei handelt es sich
Main u.a. folgende Argumentation gegen um eine durchgehend linksrheinische Tras-
das Projekt lesen: „Und wenn die Bahn- se von Köln über Bonn und Koblenz nach
trasse fertig gestellt ist, kann die Gefahr, Mainz. Die Rheinquerung erfolgt in Mainz,
die von ihr für die Autofahrer ausgeht, nicht um von dort direkt - unter UmgehungWies-
groß genug eingeschätzt werden: Sie lenkt badens - nach Frankfurt-Flughafen bzw.
die Autofahrer ab, schafft Schrecksitua- Frankfurt Hauptbahnhof zu führen.
tionen und verleitet zum Schnellfahren". Unter Berücksichtigung der Vergleichspa-
Bereits Mitte der 1970er Jahre waren von rameter (Energieverbrauch, Fahrzeit, FIä-
der Deutschen Bundesbahn im Wesentli- chen- und Investitionsbedarf, Verkehrsauf-
chen drei Neubaustrecken favorisiert wor- kommen und -sicherheit sowie Umweltver-
den, deren Realisierung möglichst bis 1990 träglichkeit) machte eindeutig die Variante
abgeschlossen sein sollte: 0 das Rennen. Die positive Umweltbilanz
Mannheim-Stuttgart dieser Route wurde durch unterschiedliche
Hannover-Würzburg Studien belegt.
Köln-Groß-Gerau
Während die beiden erstgenannten Projek- lnteressenpolitik kontra
te tatsächlich im Mai 1991 in Betrieb gin-
gen, kam das Vorhaben von Köln ins Rhein1
Bürgerprotest
Main-Gebiet trotz seiner Bedeutung nicht Dennoch entbrannten bis zur Festlegung
so recht voran. Es vergingen weitere elf des definitiven Trassenverlaufs in den be-
Jahre bis zur Inbetriebnahme. Im Jahre teiligten Bundesländern, aber auch in den
1985 war lediglich erreicht worden, dass Gemeinden und Städten innerhalb des Pla-
von der Bundesregierung ein Planungskor- nungskorridors, kontrovers geführte Debat-
ridor, innerhalb welchem die künftige Stre- ten. Regte sich in den kleinen Gemeinden

Bild 11: Unmittelbar nach Verlassen des Dickheck-Tunnels (570 m) passiert am 27. März 2002
eine ICE 3-Doppeleinheit irn Testbetrieb mit Höchstgeschwindigkeit die Eisenbachtalbrücke, um
sogleich wieder in den Eichheide-Tunnel (1750 m) abzutauchen. Abb.: C.-0. Ames
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Bild 12: Streckenverlauf auf Höhe der namensgleichen Brücken über das Wiedtal nahe Neustadt (Wied). Ansonsten haben die beiden Verkehrsträger
nur wenig gemein. Noch wird zwischen der Wiedtalbrücke und dem Ammerich-Tunnel emsig gearbeitet (Aufnahme vom 11. Mai 2001).

eher eine ablehnende Haltung, hatten bei- Deutschen Bundesbahn favorisierten Weg politischen Erwägungen heraus befürwor-
spielsweise Städte wie Bonn, Koblenz und entlang der A 3 nach Frankfurt zu nehmen. tet werden. Selbst für die unmittelbare An-
Wiesbaden weitreichende Vorstellungen Den Mehrkosten für eine solche Linienfüh- bindung des KölnIBonner Flughafens gab
hinsichtlich einer möglichen Anbindung an rung von rund 500 000 Mio. Euro stand im es aus Sicht der Bahn keine Notwendig-
die künftige Neubaustrecke. Auf Landes- Köln-Bonner Raum ein angenommenes keit. Diese verkehrspolitisch wichtige Wei-
ebene wurde zuweilen bei Nichtberück- Fahrgastpotential von zusätzlich 850 000 chenstellung zugunsten einer Anbindung
sichtigung mit der Bereitschaft zur Klage Reisenden gegenüber. Als weitere Varian- des Flughafens wurde überhaupt erst mit
gedroht. Umweltschützer kauften Grund- te wurde die Linienführung über den Bahn- der am 20. Dezember 1989 von der Bun-
stücke, um den Bahnbau gänzlich zu ver- hof Bonn-Beuel diskutiert. Dort sollte die desregierung ausgesprochenen Zustim-
hindern. Bahn bis zur A 3 nahe dem Logebachtal mung zum Bau der rechtsrheinischen
Im Siebengebirge und Westerwald, genau- bei Aegidienberg in einem 14 km langen Hochgeschwindigkeitcctrecke ins Rennen
so wie im Taunus und im Großraum Frank- Tunnel verschwinden. In Koblenz verwies gebracht.
furt, überall formierten sich Bürgerinitiati- man auf die Anbindung nach Trier und das Der Beschluss sieht für die Neubaustrecke
ven. In Limburg gründeten etliche Bürger- Nachbarland Luxemburg. Haltepunkte am Flughafen KölnlBonn, in
initiativen Ende 1989 eine Aktionsgemein- Neben den erheblichen Mehrkosten sprach Bonn-Vilich bzw. BonnlSiegburg und im
schaft gegen das Projekt; die Bildung ei- die längere Fahrzeit von rund 12 Minuten Raum Limburg vor. Die endgültige Lage der
nes Bundesverbandes der Schnellbahn- gegen eine Anbindung der Städte Bonn und Unterwegsstationen für den Raum Köln1
gegner war beabsichtigt. Koblenz. Eine ähnlich kostspielige Lösung Bonn und KoblenzILimburg war zu diesem
hatte Wiesbaden parat, wo man ebenfalls Zeitpunkt noch völlig ungeklärt.
Der weite Weg einen etwa 12 km langen Stadttunnel for- Während des laufenden raumordnerischen
derte. Abstimmungsverfahrens ist das NBS-Pro-
der Entscheidungsfindung Selbst der von der Bahn zunächst noch als jekt 1991 einen wichtigen Schritt voran
Dass die Bundeshauptstadt Bonn auf eine zweite Wahl angesehene Schlenker über gekommen: Die Natur- und Umweltschutz-
unmittelbare linksrheinische Anbindung Bonn (ob linksrheinisch über den Haupt- verbände zwischen dem RheinIRuhr- und
pochte und sich von einer rechtsrheini- bahnhof oder rechtsrheinisch über Bonn- dem RheinIMain-Gebiet gaben durch ein
schen Lösung mit einem Bahnhof auf Sieg- Beuel) hatte bei objektiver Betrachtung Gutachten eine positive Stellungnahme für
burger Gebiet wenig begeistert zeigte, lag kaum eine realistische Chance. Letztlich die rechtsrheinische NBS ab. In diesem
nahe. An Vorschlägen, wie eine Anbindung konnte das Maß nur eine Non-Stop-Verbin- Zusammenhang ist die Feststellung be-
auszusehen habe, mangelte es dann auch dung zwischen Köln und Frankfurt sein, deutsam, dass aus Sicht der Urnweltver-
nicht. Man dachte an eine Untertunnelung sollten die Vorzüge einer solchen Bahn hin- bände der Ausbau der vorhandenen links-
des gesamten Bonner Stadtgebiets von der sichtlich Zeitersparnis voll und ganz zum und rechtsrheinischen Strecken aus Grün-
nördlichen Peripherie aus. In 35 m Tiefe, Tragen kommen. Jeden Zwischenstopp, den der dichten Siedlungsstruktur völlig
exakt unter dem Hauptbahnhof, sollten die egal ob in Bonn, Siegburg oder anderswo, ausgeschlossen erschien.
Schnellbahnzüge halten, um von dort wei- wertete man aus betrieblicher Sicht als Ungemach durch Umweltschützer drohte
ter unter Parlamentsviertel und Rhein hin- wenig vorteilhaft. Jede Unterwegsstation dennoch allerorten. Etwa als sich die An-
weg im nahen Siebengebirge den von der konnte von daher sowieso nur aus rein bindung des KölnIBonner Flughafens kon-

Special-Ausgabe 312002 . 14
Bild 13: Der Blick aus dem Günterscheid-Tunnel in Richtung Wiedtal macht den Charakter der Neubaustrecke als Berg- und
Talbahn deutlich. Die enge Anlehnung an die topografischen Verhältnisse ist offenkundig. Abb. 12 und 13: R. Georgi

kretisierte. Auf dem Weg zum Flughafen in privatrechtlichen Vereinbarungen gere- liche Forderungen zu berücksichtigen. So
dehnt sich nämlich über 38 km2der in Mit- gelt. Unmittelbar an das Procedere gekop- war der 4500 m lange Schulwald-Tunnel
teleuropa einmalige Naturraum der Wah- pelt ist das im Februar 1990 erlassene ursprünglich ebenso wenig vorgesehen wie
ner Heide aus, zu dem auch erhebliche Tei- Gesetz der Umweltverträglichkeitsprüfung, der Siegauen-Tunnel, an deren Stelle die
le des Flughafens zählen. Schon sah man das in beiden Stufen des Abstimmungsver- Planer lediglich eine Brücke vorsahen.
die letzten Schwarzkehlchen aus der Wah- fahrens eine enge Einbindung der Öffent-
ner Heide vertrieben, ebenso das Torf- lichkeit vorschreibt. Damit sollen unter Be- Die ,,Konsens-Trasse"
moos-Knabenkraut bedroht, eine weltweit rücksichtigung aller erdenklichen Aspekte
nur noch in diesem Heide- und Moorgebiet Umweltschäden vermieden und gleichzei- Die härteste Nuss stellte in dieser Hinsicht
gedeihende Orchideenart. tig entsprechende Ausgleichsmaßnahmen die Einigung über die lange Zeit umstritte-
festgelegt werden. ne Trassenführung innerhalb des Rheinl
Sieg-Kreises dar. Hier konnte erst nach
Die planungsrechtlichen Nicht zuletzt aufgrund der beachtlichen Ein-
zähen Verhandlungen eine Einigung erzielt
griffe in die Natur und der unmittelbar da-
Schritte mit verbundenen Veränderungen des Land- werden. Am 27. Mai 1997 verständigten
Erst nachdem die Bundesregierung das schaftsbildes erstreckten sich die Geneh- sich die Bezirksregierung Köln, der Rheinl
generelle Okay gegeben hatte, konnten die migungsverfahren über den langen Zeit- Sieg-Kreis, die Städte St. Augustin, Königs-
rechtlichen Voraussetzungen für den Bau raum von sieben Jahren (Mitte 1990 bis winter und Bad Honnef sowie die DBPro-
der NBS geschaffen werden. Bevor über- Mitte 1997). Am weitesten vorangeschrit- jekt GmbH Köln-RheinIMain auf die so
haupt der erste Spatenstich möglich war, ten waren die Genehmigungsverfahren in- genannte „Konsens-Trasse". Dabei handelt
galt es, die vielen planungsrechtlichen nerhalb Hessens, wo am 13. Dezember es sich um eine auf 19,34 km Länge opti-
Schritte zu berücksichtigen. Zuerst muss- 1995 die Bauarbeiten am südmainischen mierte Trassenführung mit folgenden Ver-
te das Raumordnungsverfahren mit der Li- Abschnitt begannen (s. Kapitel Startschuss besserungen:
nienführung bei den Landesbehörden von am Frankfurter Kreuz). Sukzessive konn- Zum Schutz des Naherholungsge-
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und ten für die einzelnen Planungsabschnitte biets Pleisbachtal wird der Siegauen-
Hessen eingeleitet werden. Es folgte das die durch das Eisenbahn-Bundesamt erteil- Tunnel um 1027 m verlängert und
Planfeststellungsverfahren.In diesem Sta- ten PlanfeststellungsbeschIüsseund damit die Trasse gleichzeitig tiefer gelegt.
dium wurden der Trassenverlauf sowie die das Baurecht erwirkt werden. Trassenverlauf bei Hasenpohl und
damit verbundenen Veränderungen der Um möglichst auf gesamter Länge das Sonderbusch um 22 m nach Osten
Infrastruktur, der Siedlung, der Land- und Baurecht zu erlangen und um weitere Ver- verschwenkt und zusätzliche
Forstwirtschaft und der Ökologie rechtsver- zögerungen durch schwebende Verfahren Tieferlegung von bis zu 7 m.
bindlich im Einzelnen festgelegt. Beteiligt zu vermeiden, machten die Planer mitunter Verlängerung des Ittenbach-Tunnels
ist dabei jedermann, der sich von den Maß- beachtliche Zugeständnisse gegenüber um 145 m.
nahmen betroffen fühlt. Die Planfeststel- dem Umweltschutz. Ebenso fanden die Im Naturschutzgebiet Siebengebirge
lung zeigt auch, ob und inwieweit einzelne Belange der betroffenen Kommunen und an Stelle eines Einschnittes auf 255 m
Bürger direkt in ihrem Eigentum berührt Bürger Gehör. Im Sinne einer optimierten Länge ein gedeckelter Trog (statt 55 m
sind. Dabei wird der erforderliche Ausgleich Trasse galt es, in erheblichem Umfang ört- lange Rohrbrücke).

15 - Special-Ausgabe 312002
Bild 14: Baum- Tunnel Kluse (198 m).
beiten am Nord-
portal des Schul-
Zwischen Kochenbachtal und
wald-Tunnels Rottbitze-Tunnel Absenkung der
Trasse um max. 6 m.
tember 1997. Der durch die Absenkung zusätzlich
anfallende Erdaushub von rund
1 Mio. m3wird für weitere Lärmschutz-
und landschaftsgestalterische
Maßnahmen genutzt.
Vierzehn Tage vor dieser entscheidenden
~ i l selbst
~ Einigung hatten überhaupt erst die Arbei-
beim Ausbag- ten auf nordrhein-westfälischem Gebiet in
gern des Ein- Siegburg aufgenommen werden können.
Was den Baufortschritt betraf, bildete Nord-
Tunnel-Nordpor- rhein-Westfalen gegenüber Hessen und
tal kam Spritzbe- Rheinland-Pfalz zu diesem Zeitpunkt das
ton Einsatz. Schlusslicht. Während bis Mitte 1997 für
sämtliche hessischen Bauabschnitte die
Bauarbeiten am
Planfeststellungsbeschlüsse vorlagen, er-
streckte sich die Erlangung des Baurechts
für die letzten Planungsabschnitte auf
5.Oktober rheinland-pfälzischem Gebiet noch bis Mai
Das Becken im
1998. Letzte Lücke - abgesehen von der
P"" nimmt das aus
dem Gebirge ab-
Flughafenanbindung - stellte schließlich
der nordrhein-westfälische Abschnitt der
geleitete Grund- Konsenstrasse dar, für den bis Oktober
1998 die erforderlichen Planfeststellungs-
beschlüsse ergingen.

Special-Ausgabe 312002 . 16
gende Bauabschnitte:
Bauabschnitt Nord:
Köln-Sankt Augustin
Bauabschnitt Mitte Los A:
Königswinter-Dierdorf
Bauabschnitt Mitte Los B:
Selters-Brechen
Bauabschnitt Mitte Los C: Hünfelden-
EddersheimlNordenstadt
Südmainischer Abschnitt: Raunheim-
Frankfurt-Flughafen-Frankfurt-
SportfeldlZeppelinheim
Die fünf Bauabschnitte waren wiederum in
48 Planfeststellungsabschnitte unterteilt.
Lediglich innerhalb des Bauabschnitts Nord
laufen derzeit noch die Bauarbeiten für die Bild 18: Südeinfahrt des Siegauen-Tunnels am 12. Februar 2002 mit ICE 3. Abb.: T. Meyer-Eppler
Flughafenanbindung KölnlBonn, die am Bild 17 (ganz oben): Vor der Sadtkulisse Siegburgs mit dem hoch aufragende Michaelsberg hieß es
4. Dezember 2000 aufgenommen wurden beim Sieghochwasser im Juni 1998 für den im Bau befindlichen Siegauen-Tunnel „Land unter.
und sich noch bis ins Jahr 2004 erstrecken Während der Bauarbeiten kam es wiederholt zu massiven Problemen. Abb. W. Clössner
werden.
Hier hatten immer wieder Einsprüche das
Fortkommen des Projekts behindert. Erst Zuletzt hatten noch die Eigentümer des Verlängerung des ursprünglich auf 517 m
nachdem am 2. Februar 2001 eine vor dem Gestüts Röttgen, die um ihre Zuchterfolge ausgelegten Röttgen-Tunnelsauf eine Län-
Oberverwaltungsgericht Münster anhängi- fürchteten, gegen die beabsichtigte Bau- ge von nunmehr 1047 m. Der Preis für den
ge Klage zurückgezogen wurde, war auch maßnahmen geklagt. Das Land Nordrhein- Kompromiss: 7,7 Mio. Euro Mehrkosten
der letzte Planfeststellungsabschnitt in tro- Westfalen und die Eigentümer einigten sich und eine Verzögerung des Baubeginns um
ckenen Tüchern. nach langem Tauziehen schließlich auf die zwei Jahre.

17 - Special-Ausgabe 312002
. ..
Bild 19: Untrennbar ist der .RheingoldUmit dem „,n verbunden, verhalf die Flusslands~~ iait dem
Expresszug zu doch legendärem Ruf. Abb.: Dr. Wolff (Archiv Dr. Wolff & Tritschler)
Bilder 20 und 21: Zwei Züge, ein Motiv: Oberwesel einst (16. April 1938) und jetzt (4. Januar 2002).
Uber 60 Jahre Eisenbahnentwicklung haben das Bild der Bahn grundlengend verändert. Im Vergleich
zum „Rheingold bleibt der ICE ein No-Name-Produkt.Die Hochkultur des Bahnreisens in Deutsch-
land war mit dem ,,Rheingold" erreicht. Abb.: U. Kandler, C. BellingrodtiSlg. Reinshagen

Bisheriger Fernverkehr
im Rheintal
Mit dem europäischen Fahrplanwechsel am viele Reisende eben doch für den alten
15. Dezember 2002 gehört die herausra- Fahrweg entscheiden könnten. Es soll ja
gende Stellung der Rheinschiene der Ver- Reisende geben, für die Schnelligkeit nicht
gangenheit an. Die Neubaustecke wird als das alleinige Maß der Dinge darstellt. Die
zentraler Bestandteil der ICE-Linien im landschaftlichen Impressionen, die eine
Nord-Süd-Fernverkehr an die Stelle der Bahnfahrt am Mittelrhein begleiten, bedür-
historisch gewachsenen Verbindung durch fen keiner besonderen Erwähnung. In die-
das Rheintal treten. ser Hinsicht fällt der Vergleich für die Neu-
Dass die DB AG künftig den Fernverkehr baustrecke vernichtend aus. Obendrein
stärker noch auf die Neubaustrecke aus- lässt sich die Bahn das Fahrerlebnis über
richten wird, liegt auf der Hand. Die Rhein- die Betonpiste sehr gut bezahlen.
tallinie wird sich somit auf weitere Kürzun- Und doch zeigt sich die Bahn bei der Preis-
gen im hochwertigen Reisezugverkehr ein- gestaltung durchaus traditionsbewusst. Für
stellen müssen. „Die bisherigen Trassen den vom 1. August bis 14. Dezember 2002
werden künftig stärker für den Regional- zwischen Köln und Frankfurt durchgeführ-
und Güterverkehr genutzt, der Fernverkehr ten Shuttle-Verkehr gilt ein besonderer
hingegen kann auf der eigenen Trasse in Preis. Als Basis berechnet man den bishe-
neue Temporegionen vorstoßen", so die rige Fahrpreis über die alte - wesentlich
offizielle Verlautbarung der Deutschen längere - Rheinstrecke in Höhe von
Bahn in dem am 10. April 2002 veröffent- 39 Euro. Hinzu kommt der Shuttle-Auf-
lichten Sonder-InfoFax intern Nr. 7. Diese preis in Höhe von 12 Euro. Ferner besteht
Aussage deutet auf eine kompromisslose Reservierungspflicht, was nochmals mit
Konzentration des Fernverkehrs auf die 2,60 Euro zu Buche schlägt. Alles in allem
neue Hochgeschwindigkeitstrasse hin. ein recht kostspieliges Vergnügen, wenn
Schließlich gehen die Verkehrsprognosen man bedenkt, dass der Anteil der Hochge-
aufgrund des neuenAngebots bis 2010 von schwindigkeitstrasse bei lediglich 135 km
einer Verdoppelung des Verkehrsaufkom- liegt. Von Köln bis Siegburg darf nämlich
mens im Rheinkorridor auf nahezu 25 Mio. höchsten mit 200 kmlh und ab der Main-
Reisende aus. Ergo wird der traditionsrei- querung bei Raunheim mit nur 160 kmlh
chen linken Rheinstrecke durch allzu ein- gefahren werden. Wen wundert's, dass der
seitige Verkehrsführung das Wasser abge- DB-Konkurrent Connex zur Offensive bläst
graben werden. Denn bei einem entspre- und bei der DB Netz bereits Trassen für
chenden Angebot durchs Rheintal wäre die Linie Köln-FrankfurtIM-Heidelbera be-
einfach die Versuchung zu groß, dass sich stellt hat!
,,RheingoldUund Co. goldC'-Reisendeseinerzeit im Clubsessel
Platz nehmen durfte, versucht die DB AG
Was die Schnelligkeit im Rheinkorridor be- derzeit die Verringerung des Sitzplatz-
trifft, hat diese durchaus eine lange Tradi- abstandes in den ICE 3-Zügen von 971 mm
tion. In diesem Zusammenhang fällt freilich auf 920 mm als Positivum zu verkaufen,
sofort der Name des ,,Rheingold". Im Ge- schließlich gewinne man ja zusätzliche Sitz-
gensatz zu heutigen Maximen ging es bei plätze.
dem legendären Expresszug, der am Neben dem ,,Rheingoldu dürfen natürlich
15. Mai 1928 erstmals in der Relation Hoek der ,,Loreley-Express", der ,,Rheinpfeil" so-
van Holland-Duisburg-Düsseldorf-Köln- wie die „Rheinblitz-Gruppe" nicht verges-
Mainz-Mannheim-Karlsruhe-Freiburg- sen werden. Die klangvollen Namen die-
Basel SBB verkehrte, beileibe nicht allein ser F-Züge sind untrennbar mit dem Lauf-
um Schnelligkeit. Gleichzeitig war der weg entlang dem Mittelrhein verbunden.
.RheingoldN der Inbegriff des luxuriösen Hochkarätig war immer auch die Bespan-
Reisens. Pro Reisendem standen in der nung der Züge. Waren es anfangs die baye-
1. Klasse rund 2 m2 und in der 2. Klasse rische S 316 und die badische IV h, die den
1,5 m2zur Verfügung. Während der „Rhein- ,,Rheingold" bespannten, kam mit Erschei-

Bild 22 (ganz oben Mitte): Neben der bay. S 316 hat sich freilich auch die bad. IV h am Rhein
getummelt (Kaub um 1935). Abb. 22 und 26: Sammlung Gerhard
Bild 23: Mit dem L 219 Holland-Riviera-Expressrollt 17 090 am 29. April 1932 durch Köln-Deutz und
wird wenig später im nahen Hauptbahnhof zum Stehen kommen. Gen Süden führt die weitere Route
des Zuges auch durchs Rheintal. Abb.: C. Bellingrodt, Sammlung Gerhard
Bild 24: Die Apollinariskirche in Remagen ist erreicht. Abb.: C. Bellingrodt, Slg. Reinshagen
I

Bild 25: Herrliches Rheintal: Die I


Blockstelle Rheinstein (mit
Läutewerk!) passiert am 17. April
1938 die 18 524 (Bw Mainz)
vor dem FD 264. Abb.:
C. Bellingrodt, Sammlung
Dr. Hörnemann
Bild 26: Nördlicher Ausgangs-
punkt der linken Rheinstrecke ist
von jeher Köln mit dem Haupt-
bahnhof am Fuße des weltbe-
rühmten Doms. Als in den
1930er Jahren die Ankunft des
„Rheingold" im Bild festgehalten
wurde, war es schier undenkbar,

tige Magistrale ihre Vor-


herrschaft einmal an eine
ganz neue Verbindung
ins RheinIMain-Gebiet
abtreten wird.
Bild n: Ob rechts- oder linksrheinisch, die beiden Rheinstrecken bestechen ob ihrer landschaftlichen
Eindrücke. Irn Frühjahr 1933 zieht 03 048 den D 58 durch St. Goarshausen, vorbei an Burg Katz.

nen der 01 auch diese Baureihe zum Ein-


satz. Ab dem Sommerfahrplan 1939 gin-
gen im Zuge des Schnelltriebwagen-Net-
zes der Deutschen Reichsbahn die legen-
dition anzuknüpfen. In den 1950er Jahren
lebte daher der F-Zug-Verkehr erneut auf.
Ab dem Sommerfahrplan 1951 fuhr die aus
bis zu vier SVT .Köln" und VT 07 gebildete
P
dären SVT .Kölnu mit dem Laufweg Dort- "Rheinblitz-Gruppe". 1952 kam der VT 08.5
mund-Köln-FrankfurtIM-Karlsruhe-Basel hinzu. Die ab 1957 ebenfalls neu angelie-
SBB an den Start. Durch den bevorstehen- ferten TEE-Triebzügeder Baureihe VT 11.5 V
den Krieg war deren Einsatz allerdings von fanden im internationalenVerkehr natürlich L
C-
nur denkbar kurzer Dauer. auch den Weg durchs Rheintal.
Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Die Wirtschaftswunderjahre brachten nicht
man trotz der knappen Ressourcen auf dem allein die VT 08.5 und VT 11.5 hervor, son- b
Fahrzeugsektor möglichst bald an alte Tra- dern auch die Neuauflage des .Rheingoldu.

Bild 28: Burgen sind das unverkennbare Markenzeichen des Rheintals. Die Marksburg in Braubach ist die einzige unzerstörte Höhenburg arn Mittelrhein.
Ihre Lage einem Schieferkegel knapp 150 rn über der Ortschaft beherrscht denn auch das Motiv der nördlichen Bahnhofsausfahrt mit der 03 225.
Bild 29: Am 8. Mai 1937 postierte der Altmeister der Eisenbahnfotografie seine Plattenkamera oberhalb von Hirzenach, um den von einer Mainzer I @
gezogenen D 304 Köln-FrankfurVM. in der herrlichen Rheinlandschaft zu verewigen. Nicht nur auf Schienen dominierte seinerzeit uneingeschränkt die
Darnpftraktion, auch zu Wasser gehörte der Raddampfer zum gewohnten Bild. Abb.: C. Bellingrodt, Sammlung Dr. Hörnemann

Bild 30: Bei Niederheimbach bringt die 03 184 den D 503 gen Norden (1949). Abb. 27, 28 und 30: C. Bellingrodt, Archiv EisenbahnJournal
Bild 31: Nördlich von Bacharach fährt im Jahre 1951 die 03 1051
mit dem Nachkriegs-„RheingoIdUF 163 Basel SBB-Hoek van
Holland rheinabwärts. Beachtenswert der die Waaen
zierende Schriftzug „Deutsche und es bahn“.
Bild 32: 01 173 passiert im Jahre 1949
den markanten „Ruinenu-Posten139
in Bacharach.
Bild 35: Nach Einführung des leichten Bild 33: Vor dem F 20 Dortmund-FranMurVM. hat die
F-Zug-Netzeskommt 01 006 (Bw Wiesba- 03 1043 soeben die an der südöstlichen Stadtgrenze
den) mit dem F 33 FrankfuitlM.-Dortmund Bonns gelegene Betriebsstelle "Neuer Weg" hinter
im Jahre 1951 bei Andernach gefahren. sich gelassen und rollt auf Rolandseck zu (1954).
Abb. 31 und 35: C. Bellingrodt, Bild 34: In den Weinberg gebaut: Die Blockstelle
Sammlung Reinshagen Kammereck zwischen St. Goar und Oberwesel
mit der vorübelfahrenden03 1016 (1950).
Abb. 32 bis 34: C. Bellingrodt,
Archiv EisenbahnJournal
Bild 36: Vorbei arn Bw Bingerbrück beschleunigt die 39 199 (Bw Koblenz-Mosel) arn 19. Mai 1954 ihre stattliche Fuhre (D 172 Köln-Bad Kreuznach-
Karlsruhe-Konstanz), die noch bis Karlsruhe am Haken der preußischen P 10 hängen wird.

Entgegen dem allgemeinen Trend, im sichtswagen zweifelsohnedas markanteste wertigen Reisezugverkehr zunehmend an-
hochwertigen Reisezugverkehr verstärkt Wagenmaterial dar. An den Start ging der gepasst und schließlich ganz abgeschafft.
Triebwagen einzusetzen, sollte der Nach- neue ,,RheingoldUmit Beginn des Sommer- Letztmalig verkehrte der TEE 14115 „Rhein-
kriegs-,,Rheingold" als Fernschnellzug auch fahrplans am 27. Mai 1962. Der Erfolg ließ gold" Amsterdam-Basel-Amsterdam am
weiterhin lokbespannt bleiben. Der aus vier nicht lange auf sich warten. 30. Mai 1987.
Wagentypen gebildete „Rheingold" hob In gleicher Aufmachung verkehrte ab Die Zuggattung des Trans-Europ-Express
sich wiederum vom übrigen Wagenmate- Herbst 1963 zusätzlich der ,,Rheinpfeil". In wurde durch die „neuen Qualitätszüge in
rial deutlich ab. Neben den Abteil-, Groß- den Folgejahren wurde der „Rheingold" Europa", nämlich den Eurocity (EC), ab-
raum- und Speisewagen stellten die Aus- aufgrund einheitlicher Standards im hoch- gelöst.

Bild 37: Die wohl interessanteste Erscheinung der frühen Nachkriegsjahre - als sich die noch junge DB bemüht zeigte, an
alte Traditionen anzuknüpfen -war die „Rheinblitz-Gruppeu, gebildet aus bis zu vier SVT 06 der Bauart „Köln" bzw. VT 07.
Bild 39 (rechts): Am 16. August 1952 wurde die aus den SVT 06 103, 502 und 501 des Bww Dortmund Bbf bestehende
"Rheinblitz-Gruppe" über den Rhein hinweg bei der Fahrt durch Oberwesel festgehalten. Abb. 37 und 39: Slg. Gerhard
Bild 38: Bereits unter Fahrdraht bringt die 01 095 den D 712 bei Bacharach südwärts. Abb. 36 und 38: C. Bellingrodt, Archiv EisenbahnJournal

Der Lufthansa Airport Express verbindung zwischen den Flughäfen Düs- Noch bestimmt die dichte Folge der Inter-
seldorf und Frankfurt. Durch die Schaffung City- und Eurocity-Züge uneingeschränkt
Nicht unerwähnt soll der Einsatz des Luft- des Angebots konnten zahlreiche Kurz- das Betriebsgeschehen im Rheintal. Nach
hansa Airport Express, gebildet aus den streckenflüge, die immer im Kreuzfeuer der dem 14. Dezember 2002 wird es deutlich
elektrischen Triebzügen der Baureihe 4031 Kritik standen, vermieden werden. Finanz- ruhiger werden. Es verbleiben die jeweils
404, bleiben. Zunächst als einjähriger Ver- nöte zwangen die Lufthansa jedoch, zum im Zwei-Stunden-Takt verkehrenden IC-Li-
such von der Lufthansa ins Leben gerufen, Planwechsel am 23. Mai 1993 das „Flie- nien 30 Hamburg-Basel und 31 Hamburg-
etablierte sich der ab 27. März 1982 ge- gen auf Flughöhe Null" ersatzlos zu strei- Passau sowie die IR-Linie 35 Norddeich-
startete Airport Express als schnelle Direkt- chen. Koblenz-Trier. Eine weitere Ausdünnung
Bild 41: Ab 1952 löste der neue VT OB5irn Schnellverkehr die aus der Zeit
vor dem Zweiten Weltkrieg stammenden Triebwagen ab.
Bild 40 (ganz oben): Gegenüber Kaub mit der bekannten Pfalz inmitten
Bild 42: Dem VT 0B5folgte bald auch der neue TEE-
Triebwagen der Baureihe VT l15. In Koblenz stellen
sich die feschen DB-Hostessen werbewirksam vor dem I
II des Rheinstroms trifft die 03 112 auf einen Opel Rekord, der voll besetzt VT 11 5002 dem Fotografen.

I
sichtlich „in die Knie" gegangen ist. Bild 44 (rechts oben): Ende der 50er Jahre bildeten
Bild 43: Noch vor der Elektrifizierung der rechten Rheinstrecke treffen in die VT 115die Paradeleistungen arn Rhein (Pfalz bei
Kaub Dampf- und Dieseltraktion aufeinander. Das Motiv erinnert sehr an Kaub).
! die Wirtschafswunderjahre - mit der neuen V 200. dem VW Käfer sowie Bild 45: Der Fahrdraht hängt, aber noch dampft's im
I einer Shell-Tankstelle so ganz im Stil der 1950er Jahre. Rheintal (nördlich Kaub). Abb. 40 bis 45: R. Palm
des Fernverkehrs wird sicherlich nicht lan-
ge auf sich warten lassen. Spätestens
wenn bis 2005 die dringend benötigten
zusätzlichen ICE 3-Züge ausgeliefert sind,
wird es vermutlich irn Rheintal weitere Ein-
schränkungen beim Fernverkehr geben.
Man mag es sich kaum vorstellen, dass die
stark belegte Rheinschiene mit ihren vie-
len internationalen Zügen Gefahr läuft, ei-
nes schönen Tages in die provinzielle Be-
deutungslosigkeit zurückzufallen.
Der Bilderbogen über die Rheinschiene
möge dazu beitragen, die Erinnerung an
eine bedeutende Strecke in einer sehens-
werten Landschaft wach zu halten.

Special-Ausgabe 312002 . 30
" ' i i i
Bild 52: In frischem

St. Goar vor dem


IC 714 ,.AllgBuu
Oberstdorf-
Münster.

53: Am Abend des 1 Juli 1999 setzt sich die


101 078 nach kurzem Halt in Remagen mit

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Bild 54: Nördlich von Remagen können die Reisenden am 13. Juni
2000 auf der Fahrt mit dem EC 2 „Rembrandt" Chur-Amsterdam einen .'
.'
letzten Blick auf den Rhein werfen. 1
Bild 51: Am Sommerabend des 25. August 2000 rollt die 101 075 durch 4
Oberwesel. Sollten sich die Pläne bewahrheiten, steh

i'e , ..
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:, , < . :.,,.I .
I Das Projekt Neubaustrecke Köln-RheinIMain
Bild 55: Lediglich 370 m Mit der Realisierung der Neubaustrecke
des Siegauen-Tunnels
wurden in bergmänni-
Köln-RheinIMain betrat die Bahn in vieler-
scher Bauweise erstellt. lei Hinsicht Neuland. Eine auf 300 kmlh
Aufgrund der Grund- ausgelegte Bahntrasse machte zahlreiche
wasserproblematik Neuerungen erforderlich. Die hohen Anfor-
entschied man sich für
den Druckluftvortrieb. derungen umfassten nahezu alle Bereiche
Der Bereich wurde des modernen Eisenbahnbaus. Von der
mittels einer Druckwand Signaltechnik über die Ausrüstungstechnik
abgedichtet, sodass in den Tunnelröhren mit eigenem Rettungs-
der Erdaushub bzw.
die Baustoffe durch system bis hin zu den Fahrzeugen kom-
eine Materialschleuse men durchweg neue Komponenten zum
geführt werden Einsatz. Erstmals wurde zudem eine Stre-
mussten. cke komplett mit einer Betonfahrbahn, der
Bild 56: Mit einer solchen so genannten Festen Fahrbahn, ausgerüs-
Diesellok wurden die mit
Erdaushub beladenen
tet. Der Werkstoff Beton - in gigantischen
Kippzüge aus der Mate- Mengen verbaut - prägt die Schnellfahr-
rialschleuse gezogen. strecke in ihrer Charakteristik.
Trotz einer Trassenführung über Berg und
Tal kamen die Ingenieure nicht umhin, die
Strecke mit zahlreichen aufwändigen
Kunstbauten zu versehen. Die Mittelge-
birgstopografie von Siebengebirge, Wes-
terwald und Taunus in Verbindung mit der
engen Anlehnung an die Bundesautobahn
A 3 sowie den strikten Umweltauflagen lie-
ßen die Kunstbauten umfangreich ausfal-
len; der Anteil macht ziemlich genau 25%
der Streckenlänge aus.

Die Tunnelbauwerke
Von den 30 Tunnelbauwerken wurden 24
bergmännisch aufgefahren. Teilweise kam
aber auch die offene Bauweise zur Anwen-
dung, z.B. Siegauen-Tunnel, ldsteiner Tun-
nel. Sechs Tunnels entstanden komplett in
offener Bauweise.

Bild 58: Recht aufwändig gestaltete sich die


Verschalung für das Südportal des 1110 rn
langen Elzer Berg-Tunnels.
Bild 59: Beim Bau der Neubaustrecke profi-
tierte auch die örtliche Wirtschaft. Das bei der
Herstellung der Innenschale im Lirnburger
Tunnel benötigte Gerüst stellte ein Unterneh-
men aus dem nahen Fachingen.
Abb.: C.-0. Ames
Bild 57 (links): Die Kippwagen mit spezieller
Beschriftung. Abb. 55 bis 57: J. Ludwig
I
Bild W: Das Prinzip des Ulrnenstollenvortriebs
veranschaulicht die Aufnahme irn Niedernhau-
sener Tunnel. Abb. 58 U. 60: DBProjekt GmbH

35 - Special-Ausgabe 312002
Bild 61 : Oberhalb des Günterscheid-Tunnelsbefand sich eil u~aucherplattlvllil.~ ~ ~ ~ a u i ainformierten
feln die Besucher über die wichtigsten Eckdaten
der von diesem Standort aus einzusehenden Bauwerke. Abb.: J. Ludwig
Bild 62: Eine Besuchergruppe informiert sich über die beim Bau des Wandersmann-Nord-Tunnels eingesetzte Schildmaschine. Abb.: J. Seyferth

Anders als im Hochgebirge, wo häufig fes- men, wenn es Pipelines, geschützte Problemfall Siegauen-Tunnel
'.tes
.. Gestein vorherrscht und eine hohe Feuchtbiotope oder sensible Bauwerke zu
Uberdeckung für genügend Stabilität sorgt, unterqueren galt. Um des Grundwassers Herr zu werden,
ist es im Verlauf der NBS oftmals die ge- So musste beim Bau des 2395 m langen wurde vor dem Vortrieb des Siegauen-Tun-
ringe Tiefe von nur wenigen Metern unter Limburger Tunnels nicht nur die Produk- nels ein 355 m langer Pilotstollen mit ei-
der Erdoberfläche, die beim Vortrieb deut- tionsstätte der Verpackungsherstellers Te- nem Durchmesser von 2,8 m in den Boden
lich höhere Sicherungsmaßnahmen erfor- traPak mit seinem empfindlichen Maschi- gepresst. Damit konnte im Vortriebsbereich
derte. Erschwert wurde der Tunnelbau nenpark, sondern erschwerend noch deren das Grundwasser bis zu fünf Meter abge-
durch lockere Gesteinsformationen und Hochregal ohne Beeinträchtigung unterfah- senkt werden. Trotz aller Vorkehrungen
deren Lage im Grundwasser. Entsprechend ren werden. Bedingt durch die geringe führte beim Anschlagen des Ulmenstollens
mussten die Innenschalen der Tunnels so- Überdeckung bestand die Gefahr von Bo- der hohe Wasserdruck unter der Bundes-
wohl auf Gebirgs- als auch Wasserdruck densetzungen, die unweigerlich zu Produk- autobahn A 560 zur Bildung eines Hohl-
bemessen werden. tionsausfällen bzw. Bauschäden geführt raums. Die Autobahn musste daraufhin
Neben den geologischen Rahmenbedin- hätten. Aufwändige Vorkehrungsmaß- mehrere Tage gesperrt werden.
gungen wirkten sich im Westerwald auch nahmen (2.B. Hebungsinjektionen) halfen, Schließlich wurde das viele Wasser im Erd-
menschliche Hinterlassenschaften, Hohl- dies zu verhindern. reich mit Hilfe von flüssigem Stickstoff ver-
räume aus der Bergbauzeit früherer Tage, Beim Vortrieb des Fernthal-Tunnels festigt. Der durch im Boden verlegte Roh-
hinderlich aus. Hauptsächlich kamen ent- (1555 m) waren auf einer Länge von 400 m re gepumpte Stickstoff mit Temperaturen
sprechend den geologischen Erfordernis- die besonderen Bedingungen der Unter- von minus 250" Celsius ließ das Erdreich
sen der Kalotten- und Ulmenstollenvortrieb querung einer Mülldeponie zu beachten. zu Eis erstarren, der Boden konnte in her-
zur Anwendung. Die in Teilbereichen fehlende Basisabde- kömmlicher Weise mit dem Bagger gelöst
Um schwierigen Begebenheiten Rechnung ckung machte zwecks Ableitung des belas- werden. Ferner kam das nur beim Siegau-
zu tragen, wurde der Tunnelvortrieb stre- teten Wassers einen separaten Entwässe- en-Tunnel angewandte Druckluftverfahren
ckenweise mit großer Vorsicht vorgenom- rungsstollen notwendig. zur Ausführung. Hierzu wurde der Tunnel
I
Bild 63: Dass an den Bauwerken zumeist rund um die Uhr gearbeitet
wurde, verdeutlicht die taghell erleuchtete Baustelle am Nordportal des
Ittenbach-Tunnels irn Juni 1999. Abb. 63 und 64: W. Clössner

nach außen hin durch eine Wand geschlos- Bild 64: Mancher
Sen und der Druck in dem so abgedichte- Tunnel-Durchschlag,
ten Raum um knapp 1 bar erhöht. Durch
: ~ r ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ 9
den erzeugten Gegendruck konnte das feiert. Für alle hieR
Grundwasser zurückgehalten werden. Der es am 16. Juni
Innenraum des Tunnels war für die Mineu- 1999: Essen und
re ausschließlich über eine Schleuse er- Trinken frei!
reichbar.
Ebenso erfolgte der Abtransport des Tun-
nelaushubs über ein spezielles Schleusen- hatte eine Länge von 40 m und einen forderte den Einsatz spezieller Betonpum-
System. Erst mit dem sehr aufwändigen Durchmesser von 11,5 m. pen mit Förderleistungen von 25 m3 und
Druckluftverfahrenhatte man überhaupt die Beim Schildvortrieb wird zunächst die Ma- mehr pro Stunde. Unmittelbar nach dem
Probleme in den Griff bekommen. Der Sieg- schine in das Erdreich hineingeschoben, Ausbruch wurden die Flächen mit einer
auen-Tunnel war hinsichtlich der Bauaus- das nur an den Stellen sichtbar bleibt, an ersten Lage Spritzbetonversiegelt. Danach
führung dann auch der problematischste denen gerade gebaggert wird; die ande- wurde das Tunnelgewölbe mit Stahlbögen,
der ganzen Strecke. ren Bereiche sind durch Stahlplatten vor Baustahlmatten und bis zu 40 cm starkem
Eine weitere Vortriebsmethode, der Schild- Einbrüchen des Gebirges gesichert. Im Spritzbeton gesichert und mittels System-
vortrieb, kam beim Wandersmann-Nord- Gegensatz zu den übrigen Vortriebsmetho- ankerung ein fester Verbund zwischen
Tunnel zur Ausführung. Aufgrund der den kommt hierbei kein Spritzbeton zum Gebirge und Betonschale hergestellt. Um
schwierigen geologischen Verhältnisse bei Einsatz. Der Stahlschild der Maschine dient eine Vorstellung von den Mengen des ein-
Wallau (toniges Kies-Sand-Gemisch) ent- bis zum endgültigen Einbau der Stahlbe- gebrachten Betons zu bekommen, sei der
schied man sich zum Schutz der Mineure tonschale als Sicherung. 3305 m lange Dernbach-Tunnel erwähnt,
für den Vortrieb mit einer Schildvortriebs- Das Einbringen des für den Tunnelausbau für dessen Ausbau allein 80 000 m3 Beton
maschine. Das 460 t schwere Ungetüm in großen Mengen benötigten Betons er- nötig waren.

.
37 Special-Ausgabe 312002
Bild 67: Die Iänaste Brücke der Neubaustrecke
~ ö l n - ~ h e i n l ~ aaus
i n der Vogelperspektive: die
Hallerbachtalbrücke. Abb.: DBProjekt GmbH
Bild 65 (links oben): Zwischen Windschutz-
wänden passiert die ICE 3-Doppeleinheit die
Hallerbachtalbrücke. Abb.: R. Georgi
Bild 66: Die Kochenbachtalbrücke wurde in der
„Walzträger in Betonu-Bauweiseerrichtet. Dabei
werden Walzträger nebeneinander gelegt und
fast vollständig mit Beton vergossen (Bauzu-
stand am 7. April 2000). Abb.: U. Kandler
Bild 68 (rechts): Luftaufnahme der Wiedtal-
brücke. Gut zu erkennep ist der Vorbauschna-
bel der im Taktschiebeverfahren hergestellten
Brücke. Abb.: W. Clössner

I Die Brückenbauwerke
Unter den 18 großen Brücken stellt die
992 m lange Hallerbachtalbrücke bei As-
bach das mit Abstand längste Bauwerk dar.

I
I Special-Ausgabe 312002 - 38
- 33m - 5 8 m -- -588
+Köin

Bild 69 (links): Nächt-


liches Lichtspiel.
Abb.: H.-P. Günther
Bild 70 (u.1.): Die Abspann-
seile an der Bogenhäifte
dienten der Sicherung des
Freivorbaus (Mai 1999).
Abb. 70 U. 71 :W. Clössner
Bild 71: Der charakteristi-
sche Bogen wächst.
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Bild 72: Durch den Bogen der Lahntalbrücke


konnte ein Pfeiler im Fluss vermieden werden.
Zeichnung: SIg. Kandler
Bild 73 (rechts): November-Stimmung im
Lahntal: Noch bestimmt die Autobahnbrücke
weitgehend allein das Landschaftsbild.
Abb.: J. Seyferth
Bild 74 (ganz unten): Die Lahntalbrücke als
sonntäglicher Spazieweg (13. Januar 2001).
Abb.: U. Kandler
Die höchsten Brücken mit jeweils 50 m füh- BAB A 66) entstanden mittels Lehrgerüst. samt entstanden 13 Talbrücken nach die-
ren über die Täler der Wied, Lahn und Die einfachste zur Anwendung gelangte sem Baumuster.
Theiß. Bei der 324 m langen Mainbrücke Brückenbauartist die WIB-Bauweise (Walz- Allein die 435 m lange und 44 m hohe Tal-
nahe Flörsheim handelt es sich um das träger in Beton), da weder Lehr- noch Vor- brücke über die Lahn bei Limburg durch-
Bauwerk mit der größten Spannweite; das schubrüstung notwendig sind. Hierbei wer- bricht im Zuge der NBS die Monotonie
den Flusslauf überspannende Brückenfeld den die Walzträger aus Stahl mit einer Bau- moderner Spannbetonbrücken ein wenig.
beträgt 130 m. höhe von bis zu einem Meter nebenein- Um die Gründung eines Pfeilers inmitten
Bei der Herstellung der Brücken kamen ander gelegt und mit Beton vergossen. der Lahn zu vermeiden, kam stattdessen
unterschiedliche Bauarten zur Ausführung. Lediglich der untere Flansch des Walzträ- ein Stahlbetonbogen mit einer Weite von
Für die Durchlaufträgerbrücken (Wied- gers bleibt sichtbar. Diese Bauweise hat 116 m, der doppelten Stützweite der Nor-
talbrücke, Talbrücke Wiesengrund, Wall- den Vorteil, dass schlanke Überbauten malfelder, zur Ausführung.
bachtalbrücke) wurde das Taktschiebever- möglich sind. Im Hinblick auf die hohen Anforderungen
fahren gewählt. Sieben Brücken, u.a. die Die Regelausführung bei den großen Tal- im Zusammenhang mit der Festen Fahr-
25-feldrige Hallerbachtalbrücke, wurden brücken sind Überbauten aus Spann- bahn war es notwendig, Setzungen der
feldweise auf freitragender Vorschubrüs- betonhohlkästen mit einer Konstruktions- Brückenbauwerke zu vermeiden. Folglich
tung hergestellt. Die kürzeren Brücken höhe zwischen 3 und 5,35 m bei einer wurden bei der LahntalbrückeTiefgründun-
(Kutscheid, Eisenbachtal, Roter Graben, Spannweite zwischen 35 und 65 m. Insge- gen durch Großbohrpfähle von 1,5 m

Bild 75: Luftaufnahme


der 484 rn langen und
50 rn hohen Theißtal-
brücke mit einem von
. zwei V 180 der MEG
geführten Bauzug. Im
Hintergrund der unterhalb
gelegene Bahnhof von
Niedernhausen (Strecke
Frankfurt-Lirnburg).
Abb.: DBProjekt GmbH
Bild 76: Die Herstellung
des Uberbaus der Theiß-
L talbrücke erfolgte feld-

J.- l- weise auf einem frei-


tragenden, 560 t
schweren Vorschub-
gerüst.

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Abb.: H.-P. Günther
Bild 77: Die Mainbrücke
bei Raunheim wurde irn
Freivorbauverfahren
hergestellt.
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Abb.: J. Ceyferth
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Durchmesser und einer Länge von bis zu Bild 78: Das Einbetonieren
22 m notwendig. Im Bereich des nördlichen der Schwellen in den Beton-
trog erwies sich mitunter als
Widerlagers war aufgrund der ungünstigen recht personalintensiv
Bodenbeschaffenheit sogar eine Schacht- (Bockeroth, 8. Mai 2001).
gründung von 38 m Tiefe erforderlich. Zum
Verfüllen der Schächte kamen Sonderbe- Bild 81 : Am späten Sams-
tagabend des 23. Juni 2001
tone zum Einsatz. Die Herstellung der Brü- machten die Gleisbauer bei
ckenpfeiler erfolgte - wie bei den meisten einer kleinen Pause an der
Talbrücken üblich - durch Kletterschalung Nordseite des Günterscheid-
Tunnels einen sichtlich
in Abschnitten von jeweils 5 m. abgekämpften Eindruck.
Neben Flachgründungen waren bei der
Theißtalbrücke (484 m) nahe Niedernhau-
Sen für den sicheren Stand ebenfalls etli-
che Großbohrpfähle von bis zu 30 m Tiefe
erforderlich. Voraussetzungen und Aufbau Schotterbettung erhielt.) Im Gegensatz zum
Alles in allem wurden für das Bauwerk traditionellen Schotterbett handelt es sich
14 000 m3 Beton sowie 1500 t Bau- und der Festen Fahrbahn um eine Fahrbahn aus Beton und Stahl.
280 t Spannstahl verarbeitet. Zum Ver- Beim Bau der NBS wurde erstmals durch- Trotz der erheblichen Mehrkosten, der lau-
gleich: Die in 20 Monaten Bauzeit errichte- gängig eine Feste Fahrbahn installiert. fende Kilometer Feste Fahrbahn liegt bei
te Hallerbachtalbrückeführt hinsichtlich des (Ausgenommen ist der auf 200 kmlh aus- etwa 770 000 Euro, soll sich die Investiti-
verwendeten Materials mit 26 000 m3Be- gelegte Ausbauabschnitt Köln-Siegburg, on in gut doppelter Höhe langfristig rech-
ton sowie 7000 t Schlaff- und 360 t Spann- der aufgrund der Parallellage zu den be- nen. Die nahezu wartungsfreie Fahrbahn
stahl den Reigen an. stehenden Gleiskörpern ebenfalls eine (Schotterstopfen, Gleisrichten und Unkraut-

Bild 79: Am 23. Februar 2001 war man im Siegauen-Tunnel beim Einbetonieren Bild 80: Die Grenze zwischen den Baulosen B und C war am
der Zweiblock-Gitterträgerschwellen. Abb.: T. Meyer-Eppler 17. Dezember 2000 exakt auszumachen. Abb.: H.-P. Günther
vernichtung entfallen gänzlich) gewährleis- mit zu extremen Auswirkungen auf die Be- Erstmals wurde die Feste Fahrbahn auch
tet eine hohe Verfügbarkeit (weniger Bau- triebsabläufe führen. Zudem ermöglicht der auf großen Brücken eingebaut. Besonders
stellen und Langsamfahrstellen) und opti- moderne Fahrweg den Einsatz der Wirbel- heikel sind hierbei die Übergänge im Be-
malen Fahrkomfort bei Geschwindigkeiten strombremse. Um das Manko der weitaus reich der Widerlager (weicherlharter Unter-
bis 300 kmlh. Problematisch wird es aller- höheren Schallabstrahlung der Betonfahr- grund). In einem Fall führten die strikten
dings, wenn tatsächlich einmal Reparatu- bahn auf das Niveau der Schotterbettung Vorgaben sogar zum Abriss des Überbaus
ren in größerem Umfang erforderlich sind. zu bringen, wurde in einigen Bereichen einer 17 m langen Stahlbetonbrücke. Durch
Derartige Reparaturen würden unweiger- zusätzlich ein schallabsorbierender Belag falsche Bauausführung befürchtete man
lich zu längerfristigen Sperrungen und da- verlegt. Auflageprobleme bei der Festen Fahrbahn.

Bild 82: Auf speziellen Flachwagen konnten die Betonmischer auf dem Nachbargleis direkt zur Einbaustelle gebracht werden. wie hier am 29. Juni
2001 nahe Orscheid beim Einbetonieren der Zweiblock-Gitterträgerschwellen im Bild festgehalten. Abb. 78, 81 und 82: U. Kandler
Bild 83: Nach dem Einbau des Füllbetons erfordert die endgültige Fer-
tigstellung der Festen Fahrbahn noch etliche manuelle Arbeitsschritte.
Per Handarbeit muss der Beton gleichmäßig verteilt, geglättet sowie die
Überstände entfernt werden.
Bild 86: Das Verlegen der 120 rn langen Schienenstücke erfolgte direkt
vom Flachwagen vor Kopf auf die Schwellen der Festen Fahrbahn.
Jeweils paarweise wurden die Schienen mit Hilfe eines leicht mo-
difizierten Serien-Traktors über eine spezielle Vorrichtung abgezogen.

Ebenfalls der Abrissbirne zum Opfer fiel ein ten Zweiblockschwellen mit Gitterträgern gesamt 245 000 m3HGT, 185 000 m3Trog-
49 m langes Teilstück einer Brücke bei kamen Monoblockschwellen zum Einbau. beton sowie 120 000 m3 Füllbeton einge-
Raunheim, dort war allerdings falscher Der Abstand der Schwellen beträgt 65 Cm. baut.
Beton verwendet worden. Da unterschiedliche Baufirmen beauftragt Da die unflexible Betonfahrbahn so gut wie
Zur Ausführung kamen zwei Varianten der wurden, kam es im Detail zu firmenspezifi- keine Setzung des Erdreichs auffangen
Festen Fahrbahn: Die Bauart System Rhe- schen Bauartvarianten, beispielsweise kann, ist ein tragfähiger Unterbau unab-
da und das System Züblin. Beide Systeme durch den Einsatz unterschiedlicher Ma- dingbare Voraussetzung. Somit sind unter-
sind auf einer hydraulisch gebundenen schinen. schiedliche Vorkehrungen zu treffen: Bo-
Tragschicht (HGT) aufgebaut. Beim Sys- Beim Einbau der Festen Fahrbahn ist auf denverdichtung und -austausch sowie Bo-
tem Züblin werden die Schwellen mit Hilfe der ganzen Linie Präzisionsarbeit erforder- denstabilisierung durch den Einsatz von
von Rahmen in die auf der HGT aufliegen- lich. Die Gleisgeometrie lässt bei der Über- Bindemitteln. Um eine ausreichende Trag-
de Betontragschicht eingerüttelt und fixiert. höhung, Spurweite bzw. Längshöhe und fähigkeit und geringe Eigensetzungen beim
Beim System Rheda ist die Betontrag- Richtung Abweichung von nur wenigen Bau der Dämme zu gewährleisten, dürfen
schicht als Trog ausgebildet, in dem der Millimetern zu. Die Realisierung der Fes- nur entsprechend ausgesuchte und aufbe-
Gleisrost verlegt und mit Beton vergossen ten Fahrbahn galt daher als größte Einzel- reitete Schüttstoffe verwendet werden, die
wird. Neben den überwiegend verwende- baumaßnahme der NBS. Es wurden ins- in 50-cm-Lagen zu verdichten sind.

Bild 84: Nachdem der Gleisrost in die trogförmige Betontragplatte eingebaut und feinju- Bild 85: Das Verschrauben der Schienen erfolgte mit
stiert war, wurde der Füllbeton eingebracht. Die Rollmatten dienten der Wärmeisolierung. einem Motorschrauber. Abb. 83 bis 85: J. Seyferth
Wer sich einmal im Detail mit der Festen 2001 in der heißen Phase miterleben konn- verlegt und 4000 Oberleitungsmasten ge-
Fahrbahn beschäftigt hat, wird schnell fest- te, wie unter extremem Zeitdruck im Akkord setzt, so die offiziellen Zahlen.
stellen, dass die Bauausführung eine hoch- rund um die Uhr der Füllbeton eingebracht Das Verlegen der Schienen erfolgte nach
komplexe Angelegenheit darstellt. Dies wurde, die drohende Konventionalstrafe im dem so genannten Vor-Kopf-Verfahren. Bei
wird spätestens beim Studium der einschlä- Nacken, dem müssen unweigerlich Zwei- dieser Methode werden die 120 m langen
gigen Fachbeiträge zu diesem Thema deut- fel hinsichtlich einer soliden Bauausführung und 7,5 t schweren Schienenstücke von
lich. Quintessenz: Die Lebensdauer der kommen. Diese Auffassung wurde übrigens den beladenen Flachwagen mit Hilfe einer
Festen Fahrbahn, die seitens der Bahn auf vor Ort von Bauexperten (aus anderen Zugmaschine (etwa einem serienmäßigen
beachtliche 60 Jahre veranschlagt ist, Gewerken) bestätigt. MB Trac 1500, der für diesen Zweck ledig-
hängt sehr stark von der peniblen Bauaus- Alles in allem wurden rund 620 000 laufen- lich mit schmalen Reifen ausgestattet wur-
führung ab. Die Vorzüge des modernen de Meter Schienen verlegt sowie im Bereich de) über eine spezielle Ladevorrichtung
Baustoffs Beton sind unstrittig, ebenso un- der Hochgeschwindigkeitstrasse 36 Wei- paarweise abgezogen und direkt auf die
strittig sind aber auch die Schwächen bei chen eingebaut. Die größte Weiche mit ei- Schwellen verlegt. Danach wurden die
unsachgemäßer Ausführung. Und genau ner Länge von 136 m kam nahe Wallau am Schienen zunächst nur alle paar Meter pro-
hier besteht die Diskrepanz zur prognos- Abzweig in Richtung Wiesbaden zum Ein- visorisch verschraubt. Bei dieser Methode
tizierten Lebensdauer. Wer im Sommer bau. Zudem wurden 420 887 Schwellen legt sich der Bauzug quasi den Fahrweg

Bild 87: Durch das erstmals angewande Vor-Kopf-Verlegen der Schienen konnten innerhalb von 24 Stunden bis zu 8000 Meter Schiene verlegt
werden. Bei diesem Verfahren legt sich der Bauzug den Fahrweg selbst, festgehalten am 17. Juni 2001 bei Orscheid. Abb. 86 und 87: U. Kandler
Bild 88: Mit einer so genannten Transporttraverse wurden die vormontierten Bild 93 (rechte Seite oben): Westerwälder „lviasrengasse' an der
Weichen vom Hersteller, der Butzbacher Weichenbau, unmittelbar an die Ein- Uberleitstelle Willroth. Abb.: R. Georgi
baustelle gefahren. An der Uberleitstelle Frauwald bei Idstein konnte das Gerat
Bild 92 (ganz unten): Aufgrund ausgewogenerer Temwraturen e~olgte
nach dem Abladen der Weiche am 6. Juni 2001 festgehalten werden.
das Verschweißen der Schienenstücke grundsätzlich in den Nachtstun-
Bild 91 (ganz unten): Der Zweiwege-MAN des .rail Center mobile Schweißtech- den. Also sind Bilder des computergesteuerten Schweißvorgangs rar.
nik" wartet am 11. Juni 2001 am Elzer Berg auf den kommenden Nachteinsatz.
Bild 90: Der Fahniveg der Neubaustecke bekommt den ,Jemen Schlin:
Bild 89: Dem Transport von Weichenbauteilen diente ein solcher ferngesteuer- Der Schienenschleifzug der Firma Eichholz in voller Aktion im Inneren
ter Jweiwege-Flachwagen" von Plasser & Theurer. des 1110 m langen Elzer-Berg-Tunnels.
Bild 94: Einbau der
Uberleitverbindung
Limburg Süd, die mit
max. 100 kmlh Ab-
zweiggeschwindigkeit
befahren werden darf.
Irn Hintergrund Lahn-
talbrücke und Lim-
burger Tunnel (Juni
2001).

Bild 95: Der Weichen-


Einbau an der Uber-
leitverbindung in
I
Lirnburg Süd erfolgte
mit raupenbetriebe-
nem Weichenverlege-
gerät (14. Juni 2001).

Bild 96 [rechts
unten): 'Besonders
beeindruckend ließen
sich die nächtlichen
I
Bauarbeiten, hier in
Limburg Süd am
6. Juni 2001, im Bild
festhalten. Gleichzeitig
belegen die und-um-
die-Uhr-Einsätze den
Zeitdruck der aus-
führenden Firmen.
Abb. 88 bis 92,94
bis 96: H.-P. Günther
Bild 97: Der offiziellen Inbetriebnahme der
Neubaustrecke gingen umfangreiche Katastro-
phen-Übungen voraus. Unter Einbindung der
örtlichen Feuerwehren wurde in den Tunnel-

I
I
röhren der Ernstfall geprobt. An den Übungen
nahmen mitunter weit über 1000 Menschen teil.
Einen wesentlichen Bestandteil des Sicherheits-
konzeptes stellen die Rettungsplätze in unmit-
telbarer Nähe der Tunnelausgänge dar. Wollen
wir hoffen, dass derartige Szenarien niemals
Realität werden!
Bild 98: Rettungsübung im Tunnel Frankfurter
Kreuz. Abb. 97 und 98: DBProjekt GmbH

I Bild 99 (rechts): Notfallübung zwischen Amme-


rich- und Fernthal-Tunnel. Abb.: R. Georgi

I selbst und fährt auf diesem vorwärts. Das


Verfahren ermöglichte das Abziehen von
bis zu 8000 m Schienen täglich. Danach
erfolgt das Schweißen der Schienen im
Abbrenn-Schweiß-Verfahren. Hierbei
kommt ein spezielles Straßen-Schienen-
Fahrzeug, ausgerüstet mit einem Stumpf-
schweißgerät, zum Einsatz. Aufgrund der
ausgewogeneren Temperaturen kam das
Schweißfahrzeug grundsätzlich in den
Nachtstunden zum Einsatz. Erst danach

1 wurden die Schienen mit bis zu 250 Nm


endgültig verschraubt.
Mit Rücksicht auf die Feste Fahrbahn war
ein erschütterungsfreies Gründen der
Oberleitungsmasten erforderlich. Folglich
wurden die Gründungsrohre nicht wie an
sich üblich ins Erdreich gerammt, sondern
nach dem so genannten Drehbohrverfah-
ren eingedreht. Diese Verfahrensweise
kam im Verlauf der NBS erstmals zur An-
wendung.
Aufgrund der hohen Anforderungen bei
Geschwindigkeiten bis 300 kmlh handelt es
sich selbst beim Fahrleitungssystem um
eine Neuentwicklung. Zudem kam erstmals
die Oberleitungs-Prüfeinrichtung zur Aus-
führung, die den Rettungskräften im Falle
eines Unfalls ermöglicht, in die Tunnel zu
gelangen, ohne die Oberleitungsanlage
manuell freischalten zu müssen. Sämtliche
Tunnels verfügen über eine Sicherheitsbe-
leuchtung sowie eine eigene Energiever-
sorgung für die Rettungsdienste.

Das Tunnel-Rettungs-Konzept
Ausschlaggebend für die Sicherheitsein-
richtungen in den Tunnels und den Fahr-
zeugen sind die vom Eisenbahnbundesamt
erlassenen Richtlinien hinsichtlich der An-
forderungen des Brand- und Katastrophen-
schutzes an den Bau und Betrieb von Ei-
senbahntunneln. Das vierstufige Sicher-
heitskonzept enthält folgende Maßnahmen:
Die Reisezugwagen sind aus nicht brenn-
baren Materialien hergestellt. Einrichtun-
gen zur Früherkennung eines heißgelau-
fenen Radsatzes oder einer festen Brem-
Se, damit der Zug rechtzeitig zum Halten
gebracht werden kann.
Notbremsüberbrückung, die dem Trieb-
fahrzeugführer erlaubt, eine durch einen
Reisenden eingeleitete Notbremsung so
lange zu überbrücken, bis der Zug außer-
halb des Tunnels zum Halten gebracht

Special-Ausgabe 312002 - 58
I
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werden kann. Die Radsätze des Zuges blei- den Tunnels 1600 Hängesäulen zu mon- Kontakt mit der Schienenoberkante. Folg- 1
ben unter Vollbrandbedingung mindestens tieren. Die gespannte Fahrleitung beläuft lich arbeitet das Bremssystem verschleiß-
15 Minuten lauffähig. sich auf 380 km. Hinzu kommen 150 km frei. Nicht ganz unproblematisch ist aller-
dings beim Bremsen die extreme Hitzeent-
I!
Maßnahmen, die dem Zugpersonal ge- Lichtwellenleitkabel sowie rund 120 km an-
derweitige Kabelverlegearbeiten. wicklung.
nauso wie dem Reisenden die wirkungs-
volle Bekämpfung eines Brandes bzw. die Dass die Neubaustrecke Köln-RheinlMain Weiterhin verfügt die NBS über eines der
I
Selbstrettung in sichere Bereiche des Tun-
nels ermöglichen.
Fremdrettung durch Feuerwehr und Ret-
mit der modernsten Eisenbahn-Siche-
rungstechnik ausgestattet ist, versteht sich
von selbst. Die Bedienung der beiden neu
modernsten Telekommunikationssysteme.
Das System deckt nicht nur die Belange
der Signal- und Betriebsfernmeldetechnik
I
tungsdienste. eingerichteten elektronischen Stellwerke ab, sonder ist darüber hinaus auch für die
Alle Tunnels verfügen über eine Lösch- (ESTW) in Frankfurt-Flughafen und Mon- Übertragung der Daten der Heißläufer-
wasserleitung mit Entnahmestellen im Ab- tabaur erfolgt von der Betriebszentrale in ortungsanlage, der Tunnelnotrufsäulen und
stand von 125 m. Nach spätestens 500 m Frankfurt (Main) aus. Ortsfeste Lichtsigna- für das Tunnelfunksystem zuständig. Au-
I
müssen sichere Bereiche erreichbar sein. le befinden sich lediglich noch in den Be- genfälligstes Merkmal des modernen Funk-
Demzufolge verfügen die längeren Tunnels reichen der Betriebsstellen. Die Länge der systems sind die an der Strecke stehen-
über eine entsprechende Anzahl von Not- Blockabschnitte beträgt zwischen drei und den, bis zu 60 m hohen Funkmasten.
ausstiegen. Je nach Höhe sind diese sogar fünf Kilometern. Die linienförmige Zugbe- Um die Energieversorgung der NBS zu
für die Rettungsdienste mit Aufzügen ver- einflussung (LZB) musste entsprechend gewährleisten, musste in Teilbereichen der I
sehen. Die Tunnelportale sind - soweit den höheren Anforderungen an die Zug- ~ahntrasseeine neue IIO-kV-Hochspan-
möglich - über Zufahrten erreichbar und sicherung bei Geschwindigkeiten bis nungsfreileitung errichtet werden - und
verfügen über nahe gelegene Rettungs- 300 kmlh weiter entwickelt werden. Zur zwar auf einer Länge von rund 110 km zwi- !
plätze mit einer Fläche von mindestens Gleisfreimeldung kommen durchgehend schen den bestehenden Leitungsnetzen '
1500 m2. Achszählkreise zum Einsatz. Aufgrund der der DB im Norden von Orscheid bei Bad
neuen Höchstgeschwindigkeit mussten Honnef und im Süden bei Niedernhausen.
genauso die Achszähler modifiziert und vor Um die elektrische Energie in die Oberlei-
Hightech ohne Ende den Einflüssen der Wirbelstrombremse tung einspeisen zu können, entstanden
Die Elektrifizierung des Hochgeschwindig-
keitsabschnitts zwischen Siegburg im Nor-
geschützt werden. Die lCEs der dritten
Generation, die in erster Linie für den Ein-
entlang der Strecke im Abstand von etwa
20 km in Orscheid, Urbach, Montabaur,
1
den und der Mainbrücke bei Flörsheim im satz auf der NBS konzipiert sind, verfügen Limburg, Wörsdorf und Wiesbaden Ost
!
Süden (Baulos Mitte) mit einer Länge von über ein solch neuartiges Bremssystem. sechs neue Unterwerke. Alle Unterwerke
137,5 km sowie des 10 km langen Ab- Hierbei wirken zwischen den Radsätzen sind unbesetzt und werden mittels Licht-
zweigs nach Wiesbaden oblag der Firma aufgehängte Elektromagnete. Im Gegen- wellenleitertechnik von der in Hessen ge-
Siemens. In diesem Bereich galt es nicht satz zur Magnetschienenbremsevermeidet legenen Zentralschaltstelle Borken aus
weniger als 3250 Masten zu setzen und in die Wirbelstrombremse den unmittelbaren bedient.

59 . Special-Ausgabe 312002
Bild 100: Innerhalb der
Baulose Nord und Mitte A
bediente sich die Leip
ziger Fahileitungsmeiste-
rei zur Bespannung ihres
Bilhnenwaggons Ober-
wiegend der V 75 der
Karsdorier Eisenbahn;
hier die aus dem Jahre
1962 stammende KEG
0704 im Juni 2001 nahe
Thomasberg.
Bild 101:Einiae Wochen
später wurde-die Lok im
August 2001 in Siecibura
eing%se&t.~ b b 1.W und
101: W. Clössner
dürfte auf der Hand liegen. Damit die Na-
tur während der Bauphase nicht zu arg stra-
I
paziert wird, mussten entsprechende Vor-
kehrungen getroffen werden; eine ökologi-
sche Bauüberwachung sollte das Ärgste
vermeiden helfen. Die Aufgaben der öko-
logischen Bauüberwachung bzw. Baulei-
tung lagen darin, vor Ort die bauausfüh-
renden Firmen einzuweisen und die Ein-
haltung der Auflagen zu überwachen. Die-
se wurden im Einzelnen schon während der
Planfeststellung definiert. Ein wichtiges
Kriterium stellten hierbei die Ausgleichs-
maßnahmen und die ~ u r c h f ü h r u nvon
~
landschafispflegerischen Maßnahmen dar.
Im Zusammenhang mit dem Bau der Loge-
bachtalbrücke im Naturschutzgebiet Sie-
bengebirge wurden beispielsweise als Aus-
gleich in der Nähe für den dort lebenden
Eisvogel zwei jeweils etwa 600 m2 große
Nahrungsteiche angelegt.
Die größte zusammenhängende Ersatzauf-
forstung auf rund 50 Hektar wurde im Zuge
eines geplanten Naherholungsgebietesvor
den Toren der Mainmetropole vorgenom-
men.

och im Bau: Die Flughafen-


anbindung KölnIBonn
Während die Neubaustrecke voll funktions-
fähig ist und der reguläre Vorlaufbetrieb in
Kürze beginnen kann, wird derweil an der
Flughafenanbindung KölnlBonn noch kräf-
tig gewerkelt. Die fahrplanmäßige Einbin-
dung ist für die erste Hälfte des Jahres 2004
geplant. Die Baukosten für den „Schlenker"
sind mit deutlich über 500 Mio. Euro ver-
anschlagt. Der Löwenanteil für das Projekt
mit etwa 255 Mio. Euro stammt aus dem
BonnlBerlin-Ausgleichstopf. 212 Mio. Euro
steuert das Land NRW bei und die restli-
chen Kosten in Höhe von 54 Mio. Euro trägt
die Flughafengesellschafi.
Bahnchef Hartmut Mehdorn ließ es sich
nicht nehmen. den offiziellen Startschuss
zum Bau des knapp 60 Mio. Euro teuren

1
Flughafenbahnhofs am 29. Januar 2002 gert ist, wird auf der gesamten Breite von schutzgebiet Wahner Heide und das Ge-
höchstpersönlich zu geben. Wie es sich für einer 156 m langen und gewölbten Stahl- stüt Röttgen werden komplett untertunnelt.
einen Manager gehört, schlug er zwei Flie- Glaskuppel überspannt. Für die ankom- Dem Umwelt- und Naturschutz musste bei
gen mit einer Klappe: Die Anreise aus menden Reisenden sind es über die vor- der Planung in besonderem Maße Rech-
Frankfurt erfolgte bis Siegburg über die handenen Rolltreppen und gläsernen Auf- nung getragen werden.
neue Trasse, er konnte bei dieser Gelegen- züge nur wenige Schritte bis zu den Termi- Bei der Ein- bzw. Ausfädelung in Grem-
heit gleich auch das „Feelingu bei 300 kmlh nals. Die Anbindung dient freilich nicht al- berghoven und Porz-Wahn vom Haupt-
erfahren. lein dem ICE-Verkehr, gleichzeitig bekommt strang der Neubaustrecke handelt es sich
Entworfen hat den rund 420 m langen und der Flughafen den unmittelbaren Anschluss um zwei Überwerfungsbauwerke, die si-
40 m breiten Bahnhof der Star-Architekt an das S-Bahnnetz. cherlich augenfälligsten Kunstbauten der
Helmut Jahn. Die vier Gleise befinden sich Die insgesamt 15,19 km lange Flughafen- Flughafenanbindung. Mit der Inbetriebnah-
18 m unter der Erdobemäche. Lediglich der anbindung verläuft auf einer Länge von me können ab 2004 dann gleich zwei deut-
Übergangsbereich zu den beiden Termi- 5,26 km im Tunnel, was einem Strecken- sche Flughäfen an den Vorteilen des Hoch-
nals, denen der Bahnhof zentral vorgela- anteil von 34,6% entspricht. Das Natur- geschwindigkeitsverkehrs partizipieren.

Bild 103: Mit zwei Fahrzeugen sind die Draht- Bild 104: Die mit Hubbühne ausgerüsteten Zwei- Bild 106 (ganz rechts unten): Fahrdraht-
zieher der „Scandinavian Railway Systems" auf wegegeräte (so die Bezeichnung im Bahnerjargon) montage an den Hängesäulen im Tunnel.
der Hallerbachtalbrücke mit Fahrleitungsarbeiten sind aufgrund ihrer Straßentauglichkeit gegenüber Abb.: DBProjekt GmbH
beschäftigt. Abb. 102 bis 104: R. Georgi Schienenfahrzeugen flexibel einsetzbar.
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C"' '
Y',
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Bild 108: Der erste Zug


unterm Frankfurter Kreuz
fuhr am 30. November 1998
mit der 216 140. Startschuss am
Erster Spatenstich für die Neu- staltung. Folglich bot sich -nicht zuletzt aus der A 5 in jeweils acht Meter lange Bauab-
Kostengründen - der Umbau des meistbe- schnitte unterteilt. Insgesamt sechs Mal
baustrecke KöIMheinlMain fahrenen Autobahnkreuzes Deutschlands musste der Verkehr umgelegt, die Baugru-
Mit dem Baubeginn im südmainischen Ab- im Zusammenhang mit der anstehenden be hergestellt, die Tunnelabschnitte beto-
schnitt stand gleich zu Anfang die aufwän- Untertunnelung im Zuge der Neubaustre- niert, die Fahrbahn wieder hergestellt und
digste Einzelmaßnahme der gesamten cke an. schließlich der Verkehr zurückverlegt wer-
Neubaustrecke bevor: Die Untertunnelung Wegen der notwendigen Abstimmung der den. Im Verlauf der Bauarbeiten waren
und Umgestaltung des Frankfurter Kreu- Baumaßnahmen verständigten sich die insgesamt 109 Fahrbahn-Umlegungennot-
zes, einer der wichtigsten Verkehrsdreh- Hessische Straßen- und Verkehrsverwal- wendig. Lediglich im Bereich der A 3 konn-
scheiben Europas mit einem durchschnitt- tung und die DBBauProjekt GmbH auf ein te der Tunnel auf 280 m Länge bergmän-
lichen Aufkommen von 300 000 Kraftfahr- gemeinsames Planfeststellungsverfahren. nisch aufgefahren werden. Baubeginn des
zeugen täglich. Trotz der umfangreichen Im Frühjahr 1994 eingeleitet, konnte am bergmännischen Vortriebs war der 9. De-
Bauarbeiten durite der Verkehrsfluss mög- 2. Oktober 1995 der Planfeststellungs- zember 1996.
lichst nicht beeinträchtigt werden. Ein Ver- beschluss (und damit das Baurecht) erwirkt Aufgrund der geringen Überdeckung zwi-
kehrschaos galt es über die gesamte Bau- werden. Noch am 13. Dezember dessel- schen 6 und 15 m erforderte das Auffahren
zeit zu vermeiden. ben Jahres nahm man die Bauarbeiten des Tunnels im lockeren Sand-Kies-Ge-
Als Schnittpunkt zwischen den bedeuten- nahe dem Autobahnkreuz auf. misch ein aufwändiges Bauverfahren. Er-
den Fernverbindungen A 3 Köln-Nürnberg schwert wurden die Arbeiten durch das
und A 5 Kassel-Basel, aber auch die un- Untertunnelung des anstehende Grundwasser. Für die Tunnel-
mittelbare Nähe zum Flughafen Frankfurtl sohle mussten beispielsweise 20 000 m3
Main haben das Verkehrsaufkommen an Frankfurter Kreuzes Beton durch Taucher unter Wasser gegos-
diesem neuralgischen Punkt stetig wach- Im Verlauf des Projekts, unterteilt in 14 sen werden.
sen lassen. Für das Frankfurter Kreuz, des- Bauphasen, waren immer wieder umfang- Unterquert wird das Frankfurter Kreuz mit-
sen Ursprung auf das Jahr 1956 zurück- reiche Verkehrsumlegungen notwendig. tels der beiden zweigleisigen Kurven Sport-
geht, konkretisierte sich ab Ende der Damit die Fahrstreifen, wenn auch nur ein- feld (1886 m) und Zeppelinheim (1632 m).
1980er Jahre die Notwendigkeit einer be- geengt, verfügbar blieben, wurden die bei- Die Tunnelröhren stellen die südliche An-
darfsgerechten und zeitgemäßen Umge- den Tunnelstrecken im Fahrbahnbereich bindung der Neubaustrecke an die Ried-

Special-Ausgabe 312002 64
Bild 109: Wie wenig Patz nur dem Fernbahnhof FrankfurVM-Flughafen zwischen Bundesstraße und
Autobahn zur Verfügung stand, macht das Luftbild deutlich. Abb. 107 und 109: DBProjekt GmbH

Frankfurter Kreuz
bahn in Richtung Frankfurt Hauptbahnhof verkehr gerieben, Mit den drei vorhande- Bild 110: Die 101 103 schiebt den EC 29 am
bzw. Mannheim her. nen Gleicei war die station schnell an ihre 7. Juni 1999 in den noch unfertigen Flughafen-
bahnhof. Abb. 108 und 110: P. Christian
Grenzen aestoßen.
Der neue Fernbahnhof ~~~~~~~~i~~ sollte der ~~~~~l~~~~~~~da- Bild 111: Bauzustand der Verbindungskurve Zep-
pelinheim am 15. August 1998 mit Fester Fahr-
her um ein viertes Gleis erweitert werden. - Abb.: D. Kemd
Frankfurt (Main) Flughafen Dies hätte jedoch einen enormen Eingriff
bahn und Flieger im Landeanflugi.

Im Verlauf des rund 23 km langen südmai- in die vorhandene Bausubstanz bedeutet.


nischen Abschnitts vom Main bei Raunheim Trotz hoher Kosten hätte ein zusätzliches
bis zu den beiden Verbindungskurven zur Gleis allenfalls mittelfristig den Verkehrs-
Riedbahn galt es auch den Flughafen- bedürfnissen genügt. Als weitere Variante
bahnhof zu platzieren. Hierfür stand ledig- wurde über einen Bahnhof unter dem
lich ein schmaler Geländestreifen gegen- Bahnhof nachgedacht. Obwohl eine Reali-
über dem Flughafen-Terminal 1, eingebet- sierungsstudie die Durchführbarkeit aus
tet zwischen B 43 und A 3, zur Verfügung. technischer Sicht bescheinigte, scheute
Realisiert wurde das Projekt von der Flug- man schließlich die immensen Kosten.
hafen AG und der Deutsche Bahn AG ge- Der neue ICE-Fernbahnhof wurde so kon-
meinsam. Grundsteinlegungwar am 1. Ok- zipiert, dass er aufgrund der zentralen Lage
tober 1997. Hierbei handelte es sich bereits der zugedachten Funktion als Schnittstel-
um den Bau des zweiten Flughafenbahn- le zwischen Schienen- und Luftverkehr un-
hofs. Schon 1980 ging im Zuge der S-Bahn eingeschränkt gerecht werden kann. Brü-
Rhein-Main unter dem Terminal 1 der Tun- ckenschlag zwischen den Verkehrssyste-
nelbahnhof in Betrieb. Im Sommer 1985 men stellt eine 200 m lange und bis zu 80 m
entschloss man sich, den zunächst für den breite Passage quer über die A 3 dar. Auf
Regionalverkehr konzipierten Flughafen- kürzestem Weg gelangen die Reisenden
bahnhof zudem an das InterCity-Netz an- mit Laufbändern vom Bahnhof zum Airport-
zubinden. Seither war der unmittelbare An- Terminal 1. In diesem Bereich befinden sich
schluss des Airports an den Schienenfern- die Schalter zum Einchecken.

65 - Special-Ausgabe 312002
Bild 112: Obwohl längst in Betrieb, blieb der neue Flughafenbahnnof Bild 113: ICE 591 wartet am 30. Mai 1999, dem ersten regulären Fahrplan-
noch recht lange eine Baustelle (3. Juni 1999). Abb.: D. Kernpf tag des neuen Bahnhofes, auf den Abfahrauftrag. Abb.: P. Christian

Da Bauland in unmittelbarer Flughafennä- Rolltreppen und Fahrstühle verbunden Tunnellage unterfahren. Westlich des
he rar ist, wäre es wohl pure Verschwen- sind. Um die Innentemperatur möglichst Mönchhofdreiecks bei Raunheim stellt eine
dung gewesen, den Geländestreifen ledig- konstant zu halten, verfügt die klimatisier- Verbindungskurve, die mit bis zu 130 kmlh
lich für den neuen Bahnhof zu nutzen. te Empfangshalle im Gleisbereich über befahren werden darf, den Anschluss der
Demzufolge wurde das 700 m lange und Frischluftschleusen. Die Baukosten belie- Neubaustrecke an die Strecke Mainz-
bis zu 53 m breite Dach so konzipiert, dass fen sich auf 225 Mio. Euro, davon entfielen Frankfurt her. Im Bereich der Verbindungs-
die rund 34 000 m2 große Stahlbetonver- allein 4 4 3 Mio. Euro auf die Dachkonstruk- kurve wird durch ein 211 m messendes
bundplatte später vollflächig mit bis zu acht tion. Kreuzungsbauwerk die A 3 unterquert. Fer-
Geschossen überbaut werden kann. Ent- Die Empfangshalle überspannt auf 140 m ner entstanden umfangreiche Trog- und
sprechend legte man die Statik der einem Länge eine zweiachsig gekrümmte Glas- Stützbauwerke sowie zur Einhaltung der
Bügelbrett ähnelnden Dachkonstruktion kuppel, wodurch der Bahnhof eine helle, Bundesimmissionsschutzverordnung auf
aus. Um den Anforderungen gerecht zu lichtdurchflutete Atmosphäre erhält. Der einer Länge von 1850 m Schallschutz-
werden, übersteigt die Bewehrung der De- Entwurf im Stil eines Flughafenterminals wände.
ckenplatte das Maß des Üblichen bei wei- hebt sich durch seine großzügige Architek- Die Verzweigung am Frankfurter Kreuz so-
tem. Selbst beim verwendeten Beton han- tur unter Verwendung von viel Glas und wie die Raunheimer Kurve ermöglichten,
delt es sich um eine Spezialrezeptur. Stahl hervor. Nichtsdestotrotz war schon dass der funktional eigenständige südmai-
Die 30 Zentimeter dicke Dachplatte liegt im bald nach der lnbetriebnahme des Bahn- nische Abschnitt mit dem neuen Flughafen-
Abstand von 15 m auf 43 gewaltigen Stahl- hofs der Abriss der Glaskuppel im Ge- bahnhof gut drei Jahre vor der eigentlichen
trägern von bis zu 50 m Länge, die wiede- spräch, um auch diesen Bereich überbau- lnbetriebnahme der Neubaustrecke in das
rum auf massigen Stahlpfeilern liegen. Der en zu können. Aus Gründen des Brand- Fernverkehrsnetz integriert werden konn-
gesamte Baukörper ruht auf zwei flach ge- schutzes mussten dahingehende Pläne je- te. Am 30. Mai 1999 verließ mit IC 537 „Mo-
gründeten, je 650 m langen Streifenfun- doch verworfen werden. ritzburg" erstmals ein fahrplanmäßiger Zug
damenten. Die Stahlbetonverbundplat- Aus bautechnischer Sicht ist die Realisie- den Fernbahnhof Frankfurt-Flughafen über
te überspannt freitragend den gesamten rung des unmittelbar parallel zur A 3 ver- den südmainischen Abschnitt in Richtung
Gleis- und Bahnsteigbereich. Der Bahnhof laufenden südmainischen Abschnitts ver- Köln. Gleichzeitig endete damit der Lauf der
hat vier Gleise mit zwei 420 m langen gleichsweise aufwändig ausgefallen. So Fernverkehrszüge über den Tunnelbahn-
Innenbahnsteigen. Die Verbindung zwi- wird außerdem die Autobahn-Anschluss- hof, der seither wieder ganz seinen ur-
schen den Bahnsteigen sowie der Über- stelle Kelsterbach von der Kelsterbacher sprünglichen Aufgaben gerecht werden
gang zum Flughafen-Terminal erfolgt über Spange, einer in offener Bauweise erstell- kann und heute die Bezeichnung „Flugha-
zwei darüber liegende Ebenen, die durch ten Röhre, auf einer Länge von 994 m in fen Regionalbahnhof' trägt.

Bild 114: Zeitweise war sogar der Abriss der Glaskuppel im Gespräch, Bild 115: Wer sich im „klinisch reinen" Flughafenbahnhof aufhält, ist stän-
um auch diesen Bereich des Bahnhofes überbauen zu können. dig im Visier der Sicherheitskräfte! Abb. 114 und 115: J. Seyferth
Die Flughafenspange S 13 Köln-Flughafen KölnlBonn-Trois-
dorf-Bonn-Oberkassel bekommt der Flug-
Nordwestlich von Gremberghoven zweigt hafen auch den seit langem geforderten An-
mittels des Überwerfungsbauwerks Nord schluss an den öffentlichen Nahverkehr.
die rund 15 km lange Flughafenanbindung Im innerstädtischen Bereich von Troisdorf

-
.....
vmantn 0
Köh -nC

V
- 1
-

Köh-BonnHW-Lmm-RhalMm
- L n b w g - RheiniMain Linie der Überleitung von Sieg- und rech-
ter Rheinstrecke. Im Bereich des Troisdor-

rn ..
rn
vsnantn 2
~ ö -hb

Va-Iant63
n M -Koblenz - Wisoba*n - RimnlMatn
fer Bahnhofes waren deshalb umfangrei-
che Gleisanpassungen erforderlich. Noch
deutlicher sind die Veränderungen im
m..m M-BmnHbf-Koblmz-RimnlMam
Bahnhof Siegburg, von dessen ursprüngli-
vmlsntn 4
mmmm Köh - Bonn Hbt - Koblenz - Msinz - Rim~nlMain

Bild 116: Die Einbindung der


NBS in den bundesweiten
Fernverkehr ist für die linke
Rheinstrecke eine Zäsur.
Bis zur endgültigen Fest-
legung der rechtsrheinischen
Route entlang der A 3
standen diverse Varianten
zur Diskussion (Erläute-
rungen siehe Seite 12).
Zeichnung: C. Kandler

Berg-
und Talfahrt
aut neuer
I rasse
Nördlicher Ausgangspunkt der Neubaustre- se parallel zur Oberbergischen Bahn Köln- cher Substanz nichts geblieben ist. Um den
cke ist betriebstechnisch gesehen der KöI- Gummersbach. Nach Unterquerung der neuen ICE-Bahnhof SiegburgIBonn herum
ner Hauptbahnhof. Über die altehrwürdige Bundesautobahn A 59 schwenkt sie nach sorgen zudem umfangreiche städtebauli-
Hohenzollernbrücke hinweg wird auf den Südosten ab, um das Gestüt Röttgen im che Begleitmaßnahmenfür eine völlig neue
ersten neun Kilometern bis Köln-Porz der Schloss-Röttgen-Tunnel (1047 m) zu pas- Situation. Der Anschluss Bonns ist durch
vorhandene Gleisbestand genutzt. Der sieren. In Anlehnung an die A 59 führt die die bestehende Stadtbahn gewährleistet,
rechtsrheinische Bahnhof Köln-Deutz wird Trasse am Autobahnkreuz Flughafenvorbei die im Bahnhofsbereichjetzt unter der Erde
derzeit noch ICE-gerecht zum „\CE-Termi- in Richtung Airport und mündet in den liegt. Allerdings lässt deren Anpassung
nal Köln-DeuWMesseuum- und ausgebaut. 4210 m langen Flughafen-Tunnel. Die zwecks zeitgemäßer Anbindung der Stadt
Aus Kapazitätsgründen werden nicht alle Wahner Heide, ein Naturschutzgebiet von auf sich warten.
ICE-Linien durch den heute schon überlas- europäischem Rang, und das gesamte
teten linksrheinischen Hauptbahnhof ge- Flughafenareal werden unterirdisch durch- Das Wettrennen kann begin-
führt werden können. So sollen künftig alle quert. Der viergleisige Bahnhof Flughafen
lCEs der Relation NiederlandeIDüsseldorf- KölnlBonn liegt 18 m unter der Erdoberilä-
nen: Parallellage zur A 3
Frankfurt über die untere Ebene des Kreu- che. Erst nach erneuter Unterquerung der Am Südrand Siegburgs schwenkt die NBS
zungsbahnhofs Deutz fahren. A 59 gelangt die Trasse südlich des Flug- von der Siegstrecke ab und unterquert das
Von Köln-Porz bis Troisdorf verläuft die hafens ans Tageslicht, um wenig später Naherholungsgebiet Pleisbachaue durch
Neubaustrecke (NBS) zunächst mittig zwi- beim Bahnhof Porz-Wahn über das Über- den 2502 m langen Siegauen-Tunnel. Der
schen den Gleisen der Siegstrecke nach werfungsbauwerk Süd wieder in den Haupt- Tunnel entstand hautsächlich in offener
Siegen bzw. den Güterzuggleisen in Rich- strang der NBS zu münden. Bauweise. Lediglich der 370 m lange Ab-
tung Rheintal. Obwohl die NBS in Anleh- Die am 4. Dezember 2000 offiziell begon- schnitt unter dem Friedhof und dem Ge-
nung an die alte Trasse verläuft, haben die nenen Arbeiten für die Flughafenanbindung meindezentrum von Niederpleis hinweg
erforderlichen Umbaumaßnahmen das Er- werden sich noch bis 2004 erstrecken. wurde in bergmännischem Vortrieb durch-
scheinungsbild der Eisenbahn bis Siegburg Nach Fertigstellung wird die Schleife nicht fahren. Auf der Südseite des Tunnels trim
völlig verändert - entlang der Trasse wur- nur dem ICE-, sondern auch dem S-Bahn- die NBS schließlich auf die Bundesauto-
de beinahe alles umgekrempelt. Verkehr dienen. Durch die S-Bahn-Linie bahn A 3. Jetzt endlich darf der Triebwa-

67 . Special-Ausgabe 312002
Bild 117: In reich des Bahnhofs Porz wurde schweres Gerät für den Gleisbau aufgefahren. Im Hin- Bild 118: Vor dem Abriss ließ die Junge Union im
tergrund die ~ndwandfür das künftige Überwerfungsbauwerk Süd, das die Verbindung zwischen Bf. Siegburg eine Fete steigen. Abb.: J. Ludwig
dem ~ a u ~ t s t r ader
n ~Neubaustrecke und der Verbindung zum Flughafen KölnlBonn herstellt. Noch ist Bild 119: Ebenso war das Empfangsgebäudevon
die Flughafenanbindung im Bau, deren Fertigstellungfür Mitte 2004 geplant ist. Abb.: W. Clössner Köln-Poizdem ICE im Weg. Abb.: W. Reinshagen

genführer auf dem ICE 3 Vollgas geben. Bauwerk befahren durften, wurde die teiche für den Eisvogel im nahen Natur-
Auch dann, wenn die nun bis Frankfurt Kochenbachtalbrücke am 23. Juni 2001 schutzgebiet Siebengebirge).
parallel verlaufende Autobahn frei ist, hat beim Brand einer Bauzuglok stark in Mit- Aus der Senke nimmt die Trasse nun den
selbst der Ferrarifahrer nicht die geringste leidenschaft gezogen. Der Tunnel Kluse ist Anstieg zum Rottbitze-Tunnel (820 m). So-
Chance, dem ICE 3 beizukommen. eines jener Bauwerke, deren Sinn nur wohl dem Nord- als auch dem Südportal
Aus der Siegniederung beginnt der Anstieg schwer nachvollziehbar ist. Im Zuge der ist jeweils ein Trog vorgelagert. Weiter ver-
ins Siebengebirge und den nahen Wester- Konsens-Trasse galt es beim Machtpoker läuft die Trasse bis Windhagen im Ein-
wald. Der Bockerother Berg wartet gleich die Umweltschützer ruhig zu stellen, selbst schnitt und verlässt die parallele Lage zur
mit der maximalen Neigung von 4% auf. wenn der Zweck der geforderten Aus- A 3, passiert die Talbrücke Fischerhaus
Anfang 2002 wurden hier über Wochen hin- gleichsmaßnahmen höchst zweifelhaft er- (344 m), um wenig später im Günterscheid-
weg mit zwei 103ern und einem aus 15 Bm- schien (hierzu zählen übrigens auch die Tunnel (1130 m) zu verschwinden. Auf der
Wagen gebildeten Zug Bremsversuche beiden künstlich angelegten Nahrungs- Südseite trifft die Trasse wieder auf die A 3.
durchgeführt.
Auf der Anhöhe verläuft die Trasse zu-
nächst über 2,5 km auf der ehemaligen Flughafenanbindung
KolnIEionn
Bild 120: Das Höhenband gibt Aufschluss über die
Autobahntrasse, die um etwa 70 m nach
&B
+%C&$*
Osten verschoben werden musste. Nach
der ersten Talbrücke Hasenpohl (127 m)
hinweg werden vor der Autobahn-An-
schlussstelle Siebengebirge ein 1100 m
langer und bis zu 14 m tiefer Einschnitt
sowie der dem Nordportal des Ittenbach-
Tunnels (1145 m) vorgelagerte Trog durch-
fahren. Auf der Südseite des Tunnels folgt
ein 255 m langer abgedeckelter Trog einer
so genannten Landschaftsbrücke. Im An-
schluss geht es in kurzer Folge von der
Logebachtalbrücke (173 m) unmittelbar in
den 1240 m langen Aegidienberg-Tunnel,
durch den kurzen Tunnel Kluse (198 m) und
über die 150 m lange Kochenbachtal-
brücke. Kaum dass die ersten Bauzüge das

Special-Ausgabe 312002 . 68
Bild 121: Die gestrichelte Linie markiert den
Verlauf des 4210 Meter langen Tunnels inner-
halb des Flughafengeländes von KölnJBonn.
Abb.: DBProjekt GmbH
Bild 122: Auf dem linken Gleis nähert sich arn
7. Mäiz 2002 ein Doppel-ICE 3 bei Sankt Augus-
tin dem Siegauen-Tunnel. Abb.: T. Meyer-Eppler

Achterbahn-Effekt
gegen Aufpreis
Die Senke des Wiedtals wird mittels der
Hallerbachtalbrückegenommen. Die 992 m
lange Talbrücke gilt als das imposanteste
Bauwerk der Strecke. Nach einem kurzen
Erdbauabschnitt folgt die 390 m lange
Wiedtalbrücke, die sich unmittelbar neben
der gleichnamigen Autobahnbrücke befin-
det. Besonders in diesem Bereich wird zwi-
schen den Höhen und Tiefen des Wester-
waldes der Charakter der NBS als Berg-
und Talbahn in enger Anlehnung an die
Autobahn deutlich. Jetzt wendet sich die
Trasse erneut von der Autobahn ab und
mündet im Ammerich- (755 m) und Fern-
thal-Tunnel (1555 m), in deren Verlauf die
Autobahn zweimal gekreuzt wird. Auf Höhe
der Ortschafi Hombach musste die Auto-
bahn abermals auf einer Länge von 1280 m
verlegt werden. Über die 218 m lange
Dasbachtalbrücke hinweg ist bei der Auto-
bahn-Anschlussstelle Neuwied der höchs-
te Punkt der Strecke erreicht. Wieder mach-
te in diesem Bereich nahe Willroth die Tras-
senführung ein Verlegen der A 3 auf knapp
2,5 km Länge unabdingbar; ebenso südlich
der Autobahn-Anschlussstelle bei Kleinmai-
scheid auf etwa 2,l km Länge. Nun kommt
die Bahn für längere Zeit ohne nennens-
werte Kunstbauten aus, und zwar bis zur
Talbrücke Kutscheid, mit 67 m die kürzes-
te ihres Genres.
Nachdem sich die Bahn im weiteren Ver-
lauf etwas von der A 3 entfernt hat, wird in
Höhe des Deesen-Tunnels (338 m) wieder
die unmittelbare Bündelung der beiden
Verkehrswege erreicht. Im nachfolgenden
Oberhaider Wald-Tunnel (1270 m) schnei-
det die Bahn einen Bogen der Autobahn,
die um einen Höhenrücken führt, ab. Zwi-

topografischen Verhältnisse sowie der Lage der wichtigsten Kunstbauten irn Verlauf der Trasse. Abb.: DBProjekt GmbH

69 . Special-Ausgabe 312002
schen der Autobahn-Anschlussstelle Rans- Bild 125: Bauzustand arn 23. Juli 2000 des Bild 126: Südlich von lttenbach entstand beim
bach-Baumbach und dem Dernbacher Streckenverlaufs zwischen lttenbach und Laagshof eine so genannte Landschaftsbrücke.
Thornasberg in Richtung Norden gesehen. Dabei handelt es sich um einen gedeckelten Trog,
Dreieck überquert die NBS die Bahnstre- der in offener Bauweise erstellt und mit Erdreich
Bild 123 (ganz oben): Irn Zuge der sogenann-
cke Engers-Siershahn und taucht in den ten „Konsens-Trasse" entstand bei Aegidienberg Überdeckt wurde. Abb.: DBProjekt GmbH
Einschnitt zum 3305 m langen Dernbacher- in offener Bauweise der 198 Meter lange Tunnel Bild 124 (ganz oben Mitte): Im Zuge der Neubau-
Tunnel ab. Durch den Tunnel wird zunächst Kluse. Über den Sinn und Zweck des Bauwerks strecke musste die BundesautobahnA 3 mehrfach
können wohl allein die Urnweltschützer etwas vetiegt werden. So auch im Bereich BockerothIBel-
die Bundesautobahn A 48 und gleich zwei-
sagen (Aufnahme vom 23. Juli 2000)! linghausen auf etwa 2,5 km Länge.
mal die A 3 unterquert, bis die Kreisstadt
Bild 127: Das Nordportal des Arnrnerich-Tunnels Bild 128: Die Loks AMP 6 und V 180-SP-020 fah-
Montabaur am Horizont auftaucht. Auf ei- am 7. April 2000. Die letzten Meter des Stahl- ren arn 23. Juni 2001 in den Günterscheid-Tunnel
ner ehedem großen Freifläche zwischen betongewölbes entstanden in offener Bauweise. ein. Abb. 123 bis 125,127 und 128: U. Kandler
Bild 129: Als am 14. Februar 2002
der ICE 3 auf der Nordseite aus dem
Günterscheid-Tunnel schießt, ist das
Fahrzeug aufgrund der hellen Lam-
pen weithin sichtbar. Nur wenige
Sekunden werden vergehen, über
die 344 m lange Talbrücke Fischer-
haus hinweg, bis der ICE den
Standort des Fotografen passiert
hat. Abb: R. Georgi
b., d

I Bild 131: Architektonisch recht gelungen wirkt die


Ansicht des Bahnhofs Montabaur von der Stra-

I ßenseite aus betrachtet. Abb.: W. Clössner


Bild 130: Der neue Bahnhof Montabaur dient

I neben dem ICE-Verkehr auch dem regionalen


GMer- und Personenverkehr Während der Beton-

II
mischer auf dem Flachwagen gerade mit Frisch-
beton versorgt wird, Iäufl ein Güterzug ein.
Bild 132: Die Anlaaen des alten Bf Montabaur
wurden längst abgerissen. Der ICE-Bahnhof ist
auf dieser Ansicht ledialich als Fotomontaae dar-

Stadt und Autobahn befindet sich heute der Tunnel (400 m) und als weitere Talüberfahrt ge der Kunstbauwerke direkt auf Limburg
moderne ICE-Bahnhof Montabaur, der das 338 m lange Bauwerk über den Wie- zu, beschreibt die Autobahn hier einen gro-
zugleich dem Regional- und Güterverkehr sengrund. Nur ein Augenblick, und schon ßen Bogen um die vielen von der Bahn
dient. Der alte, der Stadt zugewandte Bahn- ist die Bahn wieder in dem die A 3 unter- durchfahrenen Bergrücken herum. Mit der
hof wurde längst geschleift. Zwischen querenden Lange-lssel-Tunnel (1015 m) Fahrt durch den Elzer-Berg-Tunnel
Bahnhof und bestehender Bebauung soll verschwunden. (1110 m, die A 3 wird erneut unterquert),
in naher Zukunft ein neues Stadtviertel Führt die Trasse aufgrund der dichten Fol- beginnt der Abstieg in die Senke des Elb-
entstehen.
Besonders vorteilhaft ist die direkte Auto-
bahnanbinduna des ICE-Bahnhofs. was
sicherlich die ierufspendler zu schätzen
wissen werden.

Stakkato der Kunstbauwerke


Gleich nach Verlassen des Bahnhofs fährt
die Bahn unterhalb der Autobahn-An-
schlussstelle Montabaur in den Himmel-
berg-Tunnel (2415 m) ein, dem sich in kur-
zer Folge der Wahnscheid-Tunnel mit
735 m und der Dickheck-Tunnel (575 m)
anschließen. Die Strecke tritt nur kurz ins k
Freie und führt über die 138 m lange
Eisenbachtalbrücke gleich wieder in den
1750 m messenden Eichheide-Tunnel.
Danach folgt der Eichen-Diekenscheid-

Special-Ausgabe 312002 . 72
baches nach Limburg-Staffel,wo die Ober- der Bahnhof Limburg Süd folgt. Gelegen
westerwaldbahn Limburg-Altenkirchen- ist der ICE-Bahnhof weit außerhalb des Ast Wiesbaden
AulSieg die NBS kreuzt. Der sich anschlie- Limburger Stadtzentrums auf der Anhöhe.
ßende Limburger Tunnel (2395 m) führt Nach den Willen der Stadtplaner soll am
abermals unter der A 3 hinweg. Dem Süd- ICE-Bahnhof - ähnlich wie in Montabaur -
portal schließt sich unmittelbar die 475 m ein neues Stadtviertel entstehen. Um das
lange Lahntalbrücke an, der in Sichtweite Stadtzentrum mit dem dort gelegenen

Bild 134

Testfahrt
einer ICE 3-Doppel-
einheit am 27.März
2002 auf der Lahntal-
brücke. Ob blaue
Schutzwände der
Weisheit letzter
Schluss sind?
Bild 135: Höhenband
des südlichen
Streckenabschnitts.

73 . Special-Ausgabe 312002
zungsbauwerk Hessenweiler (368 m) die
A 3, bevor kurz hintereinander die Roter-
Graben-Talbrücke (132 m) und die Wall-
bachtalbrücke (534 m) folgen. Durch ein
weiteres Kreuzungsbauwerk bei Wörsdorf
(525 m) führt die Bahntrasse abermals un-
ter der A 3 hindurch.
Geografisch geht die Strecke nun in den
Taunus über. Es folgt der 2069 m lange Id-
steiner Tunnel (dessen Existenz einzig dem
Lärmschutz dient). Südlich davon wird im
Frauwald die Überleitstelle IdsteinlNieder-
seelbach erreicht, die den Gleiswechsel in
beide Richtungen ermöglicht.

Hohe Brücken- lange Tunnels


Unter dem rollenden Verkehr der A 3 hin-
weg mündet die Trasse in den 2765 m lan-
gen NiedernhausenerTunnel, führt über die
direkt neben der großen Autobahnbrücke
gelegene Theißtalbrücke (484 m), durch
den 552 m langen Hellenberg-Tunnel und
kreuzt schließlich in Höhe der Autobahn-
Anschlussstelle Niedernhausen die Tras-
se der Bahnlinie Wiesbaden-Niedern-
hausen. Bald taucht die NBS in den 4500 m
langen Schulwald-Tunnel ab, dem mit Ab-
stand größten Tunnelbauwerk der Neu-
baustrecke. Gleich nach Einritt in die Röh-
re werden erneut die A 3 sowie der Schul-
und Steinwald mit den alten Eichenbestän-
den unterquert. In stetiger Talfahrt werden
vor Breckenkeim ein ~ r o ~ b a u w eund
r k der
1150 m lange Breckenheim-Tunnel durch-
fahren.
Irn Bereich des Gewerbegebiets Wallau ist
schließlich die Aus- bzw. Einfädelung nach1
von Wiesbaden erreicht. Die Anbindung der
hessischen Landeshauptstadt wird durch
die beiden unmittelbar vor dem Wiesbade-
ner Kreuz unter der A 3 hindurchführenden
eingleisigen Tunnelbauwerke Wanders-
mann-Nord 1 (1145 m) und den 1090 m lan-
gen Tunnel Wandersmann-Nord 2 ermög-
licht (wobei die Röhre mit dem Rich-
tungsgleis Wiesbaden-Köln zusätzlich
noch die Neubaustrecke unterquert). Der
Wandersmann-Süd-Tunnel (795 m) kreuzt
die A 66 und verläuft bis Wiesbaden paral-
lel zur Autobahn. Der Streckenast dient
nicht allein dem unmittelbaren Anschluss
Wiesbadens an den Fernverkehr (von dem
die Stadt lange Zeit weitgehend abgehängt
war), sondern ermöglicht nach dem Kopf-
machen im Hauptbahnhof darüber hinaus
den direkten Anschluss der lCEs nach
Mainz und Mannheim sowie in Richtung
Stuttgart und Basel.
1 Bild 137: Unterquert die Neubausrrec~eaie zahlreichen Kreuzungspunkte mit der Bundesautobahn
A 3 hauptsächlich in Tunnellage, entstanden irn Taunus zudem zwei Kreuzungsbauwerke. Und zwar
Den Weg nach Frankfurt, etwas abgerückt
nordwestlich von ldstein das 525 Meter lange Kreuzungsbauwerk Wörsdorf ... von der Autobahn, ebnet der NBS auf Höhe
Bild 136 (ganz oben): ... sowie das südlich von Bad Carnburg gelegene Kreuzungsbauwerk des Wiesbadener Kreuzes eine 120 m lan-
Hessenweiler (368 rn). ge Brücke über dieA 66. Ab Weilbach rückt
die Tasse wieder an die A 3 heran. Nahe
Bahnhof (Strecke Koblenz-Gießen) unmit- Wörsbachtal von einer 528 m langen Tal- Flörsheim werden die Gleise der Haupt-
telbar an den ICE-Bahnhof anzubinden, brücke überspannt. Um den Lärm von der bahn Frankfurt-Wiesbaden gekreuzt und
wurde eine entsprechende Buslinie einge- Kurstadt Bad Camberg fernzuhalten, ver- im Anschluss die 324 m lange Mainbrücke
richtet. läuft die Trasse in diesem Bereich überwie- passiert. Unmittelbar nach der Mainque-
Nachdem die Trasse wieder an die A 3 he- gend im Einschnitt. Südlich der Kurstadt rung besteht eine Verbindung zur Bahnstre-
rangerückt ist, wird bei Niederbrechen das unterquert die Bahntrasse mit dem Kreu- cke Mainz-Frankfurt. Die Anbindung stellt

Special-Ausgabe 312002 . 74
Bild 138: Erste Testfahrten absolvierte der
ICE S (Niedernhausen, 10. Oktober 2001).
Abb.: S. Pelk
Bild 139: Das Baugleis an der Überleitstelle
Frauwald diente der direkten Anbindung an die
Strecke Niedernhausen-Limburg, festgehalten
mit der MEG 203 am 6. Juni 2001.
Abb.: H.-P. Günther
Bild 140: Offene Bauweise am Nordportal:
Der ldsteiner Tunnel dient hauptsächlich dem
Schallschutz. Abb. 136, 137 und 140:
DBProjekt GmbH

den direkten Anschluss (unter Umfahrung


des Flughafenbahnhofs) zum Frankfurter
Hauptbahnhof her. Ebenso gibt es vom
Flughafenbahnhof her eine Verbindungs-
kurve in Richtung Mainz, die westlich des
Mönchshof-Dreiecks unter derA 3 hindurch
führt. Im Bereich der Autobahn-Anschluss-
stelle Raunheim, über die Bahnstrecke
Mainz-Frankfurt und die Bundesstraße 43
hinweg, spannt sich die 167 m lange
Ticonabrücke. Der Bereich der Autobahn-
Anschlussstelle Kelsterbach wird durch die
Kelsterbacher Spange auf 994 m Länge in
Tunnellage unterquert, bevor wenig später
der viergleisige Fernbahnhof Frankfurtl
Main-Flughafen erreicht wird.
Ein Standort für den neuen Flughafenbahn-
hof fand sich auf einem schmalen Gelän-
destreifen zwischen Bundesstraße 43 und
Bundesautobahn A 3, gelegen auf Höhe
des Flughafen-Terminals 1. Kurz hinter dem
Bahnhof verschwindet die Trasse wieder
unter der Erde, um sich unter dem Frank-
furter Kreuz nach Norden in Richtung
Frankfurt-Sportfeld (1886 m) und nach Sü-
den in Richtung Zeppelinheim (1632 m) zu
verzweigen, wo die Neubaustrecke ihre
Anbindung an die Riedbahn Frankfurt-
Mannheim findet.
I

75 . Special-Ausgabe 312002
Bild 142: Geballte Kraft in Form des ICE S: Im Morgendunst des
10. Oktober 2001 jagt das "Kraftpaket" oberhalb von Niedem-
hausen gen Norden. Abb.: C. Pek
Bild 141: Trassenverlauf in unmittelbarer Anlehnung an die
BundesautobahnA 3 zwischen Mainbrücke und Wiesbadener

Bild 143: Der Wandersmannn-Sud-Tunnel entstand in Oberwie-


gend offener Bauweise und dient der Anbindung Wiesbadens an
die NBS. Abb. 141 und 143: DBPmjeid GmbH
Bild 144 (Mitte): Baustelle im Bereich des Breckenheim-Tunnels

Bild 145 (rechts unten): Trassenverlauf zwischen Schuhvald-


und Breckenheirn-Tunnel (24. September 2000).
Abb. 144 und 145: J. Seyferth
Bauzugloks, Testfahrten, Fahrbetrieb
Mit dem Verlegen der Schienen begann nur Loks der ehemaligen DDR-Reichsbahn Neigungsverhältnissewurden die Leistun-
entlang der Neubaustreckedas bunte Trei- zum Einsatz. Im Einzelnen waren es die gen grundsätzlich mit zwei Loks gefahren.
ben der privaten Bauzugloks. Triebfahrzeu- ehemaligen DR-Baureihen V 22, V 60, Ähnlich abwechslungsreich gestalteten sich
ge der DB AG waren in derartigen Diens- V 75, V 100, V 180 und V 200. Gestellt wur- die Einsätze bei den Bahndienstfahrzeu-
ten nicht anzutreffen. Das resultierte daher, den die Lokomotiven von: AMP Bahnlogis- gen. Vielfach griff man hier aber auch auf
dass das Schienenverkehrsprojekt NBS tik, Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft im Zwei-Wege-Fahrzeuge zurück.
Köln-RheinIMain von der Bahn auf Basis Bergisch-MärkischenRaum (EBM), ITL Ei- Nachdem beide Gleise durchgängig verlegt
der „funktionalen Leistungsbeschreibung" senbahngesellschaft, Kasdorfer Eisen- und die Bauarbeiten weitgehend abge-
komplett an Generalunternehmer vergeben bahngesellschaft (KEG), Mitteldeutsche schlossen waren, fand am 12. August 2001
wurde, die ihrerseits Teile des Auftrags (z.B. Eisenbahn (MEG), Mittelweserbahn erstmals eine durchgehende Fahrt mit dem
den Gleisbau) an spezialisierte Subunter- (MWB), Spitzke Logistik und Uwe Adams Oberbau-Messzug von Frankfurt-Flughafen
nehmer vergaben. In der Baubranche Transporte. Als ehemalige DB-Fahrzeuge bis nach Siegburg und wieder retour statt.
spricht man dabei vom schlüsselfertigen kamen lediglich von der MWB die V 1351 An den Enden des aus drei Waggons be-
Bauen. Folglich setzten die beauftragten (Ex-213 339) und die V 661 (Ex-260 749) stehenden Messzuges befand sich jeweils
Unternehmen im Bauzugdienst eigene oder sowie von der KEG die Lok 0652 (Ex- eine Diesellok der Baureihe 218. Aufgabe
aber bei diversen privaten Eisenbahnge- 260 106) zum Einsatz. des mit 40 kmlh verkehrenden Messzuges
sellschaften gecharterte Fahrzeuge ein. Die Lokomotiven wurden mit denkbar unter- war die Überprüfung der korrekten Lage der
schiedlichen Aufgaben betraut, wie sie bei Schienen und die Prüfung, ob die von der
einem Projekt dieser Größenordnung viel- DB Netz AG bei der Ausschreibung zu-
Mannigfaltige Bauzugloks
seitiger nicht hätten sein können. Die mar- grunde gelegten Vorgaben eingehalten
Ausgesprochen abwechslungsreich ge- kantesten Einsätze bildeten hierbei sicher- wurden. Die Messfahrt war gleichzeitig
staltete sich die Typenvielfalt der bereitge- lich die 560 t schweren Schienentransport- Auftakt zu einer langen Reihe von Abnah-
stellten Triebfahrzeug. Es kamen beinahe züge. Aufgrund der außergewöhnlichen me- und Zulassungsfahrten.
Bild 146 (links oben): Zwischen Kluse- und Rottbitze-Tunnelstanden am Bild 148: Am 6. Juli 2001 waren es die Spitzke-V 60 SP-011 und die
17. Juni 2001 die Lok 6 der AMP Bahnlogistik GmbH sowie die V 180 V 200 005 der ITL EisenbahngesellschafimbH, die den Gleisbauzug bei
SP-020 der Spitzke Logistik GmbH in Gleisbauzugdienst. Windhagen nahe dem Südportal des Rottbitze-Tunnelsbespannen.
Bild 147: Die am 23. Juni 2001 bei Aegidienberg verunglückte V 60 Bild 149: In Limburg-Staffel machte sich am 11. Oktober 2001 die 202 487
SP-010 der Spitzke Logistik GmbH wurde bis zu ihrem endgültigen der Eisenbahn-Verkehrsgesellschafiim Bergisch-MärkischenRaum mbH
Abtransport auf einem Schrottplatz in Windhagen hinterstellt (7. Juli 2001). (EBM) im Bauzugdienst nützlich. Abb. 146 bis 149: U. Kandler
d!!
Bilder linke Seite:
Erste Testfahrten Bikl150: Die KEG 0652
mit dem C E S der Karsdorfer Eisenbahn-
gesellschafi mbH im Ein-
Mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit satz nahe dem Wiisbade-
von bis zu 200 kmlh startet am 8. Oktober ner Kreuz (Juli 2001).
2001 mit dem ICE-Prototyp (ICE S) das Bild 151: Die V 320 001 I I:!
umfangreiche Abnahme-Programm von der Firma H.F.Wiebe m l
Bauzug in Pon auf den
Oberbau und Fahrleitung. Am 22. Oktober Gleisen der rechten Rhein-
wird dann erstmals auf dem Abschnitt strecke. Die Brücke führt
FranMuri-Flughafen-ldstein auch der ICE 3 zur NBSBaustelle.
auf bls V%< gelassen. Sukzessive werden Bild 152: TSD-202 373
die. &#@fzfhrfen ausgeweitet. Ab 26. No- und EBM-202 487 am 22.
Mai 2001 bei der Durch-
V ~ ~ ? & ~ &hrtI - der ICE S durchgängig fahrt der Buderus-Werka in
vofiiFI@rpkh&"~$k,nach Montabaur, die LimbgirgStaffel mit einer
Yodhta$Mdrirtqri mit der angestrebten Ladung Weichenzungep.
HtfchaQi98dtwindigkeit von 330 kmlh be- BHd 153: M W 661
ginnen, Wahrend dieser Phase wird das rangiert am 8. Mai 2001 in
Tempo von Fahrt z u Fahrt um jeweils Montabaur. Abb. 150,152
und 153: S. Peik
20 kmlh angehoben, bis der Spitzenwerter-
reicht ist. .L Bild 154: Auch das hat's
<

P. Bauzugloks beim
Bei den ersten Einsätzen des rn~.hks-$-' etanken auf freier Strecke
technik vollgestopften ICE S fahnden die nahe Thomasberg (Juni
an Bord mitfahrenden Ingenieure weiterhin 2001). Abb. 151 und 154:
W. Ciössner
nach Mängeln bei der Ausführung des
Oberbaus. Unregelmäßigkeiten der Gleis- Bilder rechts: Bild 155: ai-.
Die TLG 15 am 13. Okto-
lage werden zwecks Nachbesserungdurch ber 2001 beim Deesen-
die ausführenden Firmen minutiös proto- Tunnel. Abb.: J. Ludwig b
\
-L%?*-

kolliert. Gleichzeitig wird per Videokamera Bild 156: Adams-V 180


das Verhalten zwischen Stromabnehmer 392 mit Schiinenveriege
@!!-
und Oberleitung überprüft, um auch hier zug am 19. April 2001 bei
Limburg-Staffel.
gegebenenfalls nachbessern zu können. Abb.: H.-P. Günther
Im Schlepp zweier Dieselloks trifit am 7. Ja- zwei 103er einen aus 15 ausrangierten Bm- Seit Februar waren zumeist auch zwei
nuar 2002 der ICE S erstmals in Siegburg Wagen gebildeten Zug von Siegburg ICE 3-Einheiten auf der Strecke unterwegs,
ein. Die Fahrt diente der optischen Vermes- südwärts bis zum Scheitelpunkt der ersten die als Halbzug bzw. Doppeleinheit fuhren.
sung des Fahrdrahts, wobei das Gespann 40%0-Steigung bei Bockeroth, um entge- Die Fahrten deckten wiederum verschiede-
die Strecke mit lediglich 40 kmlh befährt; gengesetzt in der Steigung die Brems- ne Tests ab. Dazu gehörte auch die Extrem-
schon am Tag darauf darf Siegburg aber versuche durchzuführen. Richtung Bocke- situation einer Vollbremsung bei 330 kmlh
mit Tempo 315 angefahren werden. roth lief immer die 103 190 an der Zugspit- und 40%0Gefälle. Bei derartigen Bremsma-
ze und die 103 226 drückte den Zug nach. növern wurde das Zusammenspiel der drei
Bremsversuche mit der Die eigentlichen Bremsversuche wurden unabhängigen Bremssysteme des ICE 3
dann mit der 103 226 durchgeführt. Die getestet.
Baureihe 103 103 190 wartete derweil am Scheitelpunkt Das besondere Augenmerk galt freilich der
Den gesamten Februar hindurch fanden in die Rückkehr des Messzuges in Siegburg Wirkungsweise der neuen Wirbelstrom-
der Nähe von Siegburg umfangreiche ab und fuhr danach hinterher - und das bremse. In der ersten Aprilwoche fanden
Bremsversuche statt. Dabei schleppten Procedere konnte von neuem beginnen. im Bereich des Fernthal-Tunnels zusätzlich

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Bild 159: Die KEG 0703 Begegnungsfahrten bei Höchstgeschwin-
und 0704 am 26. Juni 2001 digkeit statt.
geparkt auf freier Strecke
nahe Rauschendorf. Mehrfach wurden auch mit dem EuroSprin-
Abb.: U. Kandler ter (Ex-127 001) Testfahrten durchgeführt.
Bei den Fahrten unterzog man die neue
Bild 161: Zwei mit Kabel- LZB vielfältigen Sicherheitstests. Im Mai
trommeln beladene Flach- fanden schließlich die Zulassungsfahrten
Bild 160: Spitzke-Loks V 60 SP-012 und V 22 SP-030 abgestellt in wagen bespannt die
Montabaur. Abb. 158 und 160: C.-0. Ames mit dem Eisenbahnbundesamt statt. In der
120 001 der ITL Eisenbahn-
Bild 157: (links oben): Bauzuglok-Vielfalt und kein Ende: Zwei gesellschafi m b am ~ Abend letzten Phase der Erprobung erfolgen in
ehemalige DR-V 180 der Mitteldeutschen Eisenbahn GmbH (MEG) des 4. Juli 2001 in Limburg den Monaten Juni und Juli noch so genann-
unterwegs auf der Südseite des ldsteiner Tunnels mit einer 560- Süd. Trotz vorgerückter te Probantenfahrten mit voll besetzten ZÜ-
Tonnen-Ladung Schienen. Stunden herrscht geschäf-
tiges Treiben, galt es doch
gen. Wie es heißt, sollen diese Fahrten aus-
Bild 158 (links unten): Mit vereinten Kräffen durch den Westewald
über die Gleise der Neubaustrecke: MWB-V 1203 und Spitzke- die Termine einzuhalten. schließlich intern mit DB-Mitarbeiterlnnen
V 100 SP-003 am 18. September 2001. Abb. 157 und 161: S. Pelk durchgeführt werden.
I Bild 162: Premiere auf der Neubaustrecke: Erste Fahrt des
Oberbau-Messzugs mit zwei 218er am 12. August 2001 von
Frankfurt nach Siegburg auf der Talbrücke Wiesengrund.
Bild 163 (links): ETCS-Testcar am 23. September 2001 unter-
wegs nahe der Mainquerung. Abb. 162 bis 164: H.-P. Günther
Bild 164: Sechs umgebaute 216er sollen künftig als Hilfsloks an
drei Standorten entlang der NBS stationiert werden, um im Notfall
im Doppelpack einspringen zu können. In Schrittgeschwindigkeit
schleppen am 14. Mai 2002 die 216 156 und 146 den voll
besetzten ICE über die Hallerbachtalbrücke.
Bild 165: ICE 3-Abschleppversuche auf der Nordseite des
Schulwald-Tunnels mit der ME 26-11. Abb.: J. Pfeiffer
Am 1. August beginnt der kommerzielle Be- Linie 40 Münster (Wes-Köln-Deutz- Bild 167: Die Testfahrten des EuroSprinter über
die Neubaustrecke dienten der Uberprüfung der
trieb. Der bis 14. Dezember 2002 gültige Frankfurt (M) Hbf für die NBS modifizierten LZB; hier am Windha-
Fahrplan sieht in der Hauptphase für bei- Linie 41 Dortmund-Köln-Deutz- gener Trog abgepasst. Abb.: R. Georgi
de Richtungen stündliche Fahrten vor. Ge- Frankfurl (M) Hbf Bild 166 (ganz oben): Der dem Forschungs-
fahren wird vom Morgen (Frankfurt Hbf ab Linie 42 Dortmund-Stuttgart- München und Technologiezentnim der DB AG unterstellte
5.38 UhrlKöln Hbf ab 5.57 Uhr) bis zum Linie 43 Dortmund-Basel SBB ICE S passiert am 8. Januar 2002 in Siegburg
Abend (Frankfurt Hbf an 21.02 UhrlKöln Linie 45 Köln-Mainz-Stuttgart die Übergangsstelle von Schotter-Oberbau auf
Feste Fahrbahn. Abb.: T. Meyer-Eppler
Hbf an 21.26 Uhr). Zum Fahrplanwechsel Linie 78 AmsterdarwKöln Hbf-Frankfurt Hbf
Bild 168: Auch fanden Messfahrten mit der
am 15. Dezember 2002 werden dann sie- Linie 79 (Brüssel-)Köln Hbf-Frankfurt Hbf Baureihe 103 statt, In Limburg Süd wartet am
ben ICE-Linien im Zwei-Stunden-Takt über Ferner sind zwei ICE-Sprinter-Zugpaare zwi- 28.~ä~~ 2002 die abgebügelte 103 235 ihren
die Neubaustrecke geführt werden: schen Dortmund und Stuttgart vorgesehen. nächsten Einsatz ab. Abb.: U. Kandler
rheinische Trassenführung über-siegburg
W
entlang der Bundesautobahn A 3

-
-. 13.12.1995 Mit dem ersten Spatenstich im

I
I

31 U irecke Bereich des Autobahnkreuzes Frankfurt


beginnen die Arbeiten an der Neubaustre-
cke Köln-RheinlMain
I
09.12.1996 Erster Tunnelanstich im Zuae

1
~ i l 169:
d ,A ,, R~~~~ der Neubaustrecke: Beginn des bergmä -
einer Großbaustelle. nischen Vortriebs unter dem Frankfurter
Bild 170: Die Montage Kreuz
der Glaskuppel arn 13.05.1997 Baubeginn in Nordrhein-West-
Frankfurter Flughafen- falen im Bereich des Bahnhofs Siegburg
ahnhof hat den Arbeitern
akrobatische 27.05.1997 Deutsche Bahn AG. Rhein-
ri abverlangt. Sieg-Kreis sowie die Städte St. Augustin,
I
~
2
k
Bild 171: Bauarbeiten arn
Nordportal des Aegidien-
berg-Tunnels. von der
Königswinter und Bad Honnef einigen sich
auf die „Konsens-Trasse"
01.10.1997 Grundsteinlegung für den Fern-
unmittelbar davor ge-
planten Logebachtal-
bahnhof FrankfurtIMain-Flughafen
brücke ist hier noch 20.05.1999 Wassereinbruch im Siegauen-
nichts zu sehen. Tunnel. Bundesautobahn A 560 mehrere
Tage gesperrt
30.05.1999 Der 23 km lange südmainische dem eine Bauzuglok völlig ausbrennt. schen dem Fernbahnhof FrankfurVMain-
Abschnitt mit dem Fembahnhof Frankfurtl Durch den Brand wird die Kochenbachtal- Flughafen und ldstein im Rahmen des Test-
Main-Flughafen geht in Betrieb brücke in Mitleidenschaft gezogen und Abnahme-Programms (Erprobung.der . :, ..
02.06.1999 Durchschlag Dembach-Tunnel 10.07.2001 Lückenschluss: Auf der Loge- neuen Linienzugbeeinilossung) . . .,..
.' ..':
01.07.1999 Durchschlag Limburger Tunnel bachtalbrücke bei Aegidienberg wird das 24.10.2001 Beim Zusarnmnsto& w>n .;
20.10.1999 Durchschlag Aegidienberg- letzte Schienenstück zwischen Köln und Arbeitsfahrzeugen W* &I :-,!.:;.*-.
Tunnel Frankfurt verlegt
23.11.1999 Durchschlag Himmelberg- 12.08.2001 Zwei Dieselloks der Baureihe
Tunnel 218, dazwischen zwei Mess- und ein Be-

I 17.12.1999 Durchschlag Schulwald-Tunnel


10.07.2000 Der regionale Personen- und
Guterverkehr wird an den ICE-Bahnhof
Montabaur angebunden
28.09.2000 Siegauen-Tunnel: Durchstich
der letzten in bergmännischer Bauweise
gleitwagen, starten mit einer Hllchstge-
schwindigkeit von 40 kmß zur m t e n Mess-
fahrt zwischen Frankfurt und Siegburg
24.09.2001 Baubeginn für den ICE-Bahn-
hof Limburg Süd
08.10.2001 Mit dem ICE S, ein neben der
hergestellten Tunnelröhre laufenden Serie für den ICE 2 gebauter Spannung
04.12.2000 Startschuss für den Bau der und mit Messgeräten bestückter Hochge- o8.oI.zw2 Jungfemfahi M W$?;
Flughafenanbindung KölnlBonn im Bahn- schwindigkeits-Erprobungszug, beginnt das ge: ICE S fährt durchgängig zwisdien. " '.i.. :: '

hof Porz-Wahn umfangreiche Programm zur Abnahme des Frankfurt und Siegburg ' '
23.06.2001 Nahe Aegidienberg im Sieben- Oberbaus und der Fahrleitung. Gefahren 29.01 2002 Erster Spatenstich für den ICE-,
gebirge kommt es bei Gleisbauarbeiien zu wird mit bis zu 200 kmlh Flughafenbahnhof KölnlBonn durch Hart-
einem folgenschweren Betriebsunfall, bei 22.10.2001 Erste Fahrt eines ICE 3 zwi- mut Mehdom

irr. i '
Köln-Rheimain in Rheinland-PfaR. K M ,

dito: Neubaustrecke Köln-RheinlMain. Das


Brechen. FrankfurüMain, 1999 Projekt. FrankfurtIMain, 2001 Obermayer, Horst: ICE - InterCityExpress am
Start. Fürstenfeldbruck, 1991

FrankfurüMain, 2000

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Impressum

aiia i 14: M )eryimmmq


diesem Spe des Eisenbah
Vielfalt. was bleibt ist allein der ICE 3, der am 28. Februar 2002 am
Bockerother Berg noGh gem&hiich des Weaes kam. Ab!).: U. Kandle

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