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www.eisenbahn-journal.de
EXTRA
1
2015
2015
Mit50DMV Dn
DR80 in den
ern
in u te
Volldampefbirge
im Erzg
Laufzeit:
50 Minuten
Konrad Koschinski
Die DB im
Kultjahrzehnt
Die neue Bahn setzt Akzente, die letzten Oldies ver-
schwinden – diese Extra-Ausgabe widmet sich den
spannenden Kontrasten bei der DB der 80er-Jahre.
Während der ICE stolz über neugebaute Hochge-
schwindigkeitsstrecken jagt, verschwinden populäre
Triebfahrzeuge wie E 18, E 44, E 94, V 200, VT 11.5
oder VT 95 endgültig aus dem Betriebsdienst.
Zahlreiche bislang unveröffentlichte und viel-
fach großformatig wiedergegebene Fotos
lassen die Geschichte dieses wechselvollen Eisen-
bahn-Jahrzehnts wieder aufleben. Wie alle EJ-Extra-
Ausgaben inklusive Video-DVD (Laufzeit 50 Minu-
ten) mit fantastischen Filmszenen vom Einsatz des
Lufthansa-Airport-Express (1982–1993) u.a. auf
der linken Rheinstrecke.
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Weitere EJ-Extra-Ausgaben:
Baureihe 52 Baureihe 232 BLS – Lötschbergbahn Baureihe 103 Rhätische Bahn – RhB
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Brüchige
IDYLLE
Wer auf verschlissenen Betonplatten-Autobahnen, schlaglochübersäten
Asphaltstraßen und kopfsteingepflasterten Chausseen die DDR bereiste,
empfand die holprige Fahrt zumeist als der Mangelwirtschaft geschuldete
Zumutung. Auch die überwiegend im Auto ans Ziel gelangten Eisenbahn-
enthusiasten aus dem Westen verklärten die schlechten Straßen dorthin
kaum als Relikte der guten alten Zeit. Vielmehr sorgten sie sich um die
Stoßdämpfer ihrer Wagen. Aber dann, endlich am Ziel der Begierde: herr-
lich rückständige Eisenbahn!
Selbst in mittlerweile (fast) dampffreien Gegenden blieben die Anlagen aus
der Dampflokzeit oft erhalten und intakt, mit Rundschuppen, Drehschei-
be, Schlackengrube, Kohlebansen und Wasserkränen, überragt vom weit-
hin sichtbaren Wasserturm. Die Schuppen wurden nun für die Unterhal-
tung von Diesel- und Elloks genutzt. Letztere bewegte man mit Hilfe einer
Kleinlok oder eines Akku-Schleppfahrzeugs (ASF) im nicht mit Fahrdraht
überspannten Bw-Bereich. Zudem verfügten viele Bahnbetriebswerke und
Einsatzstellen für Heizdienste über Dampflokomotiven.
Empfangsgebäude aus der Länderbahnzeit zeigten trotz Anzeichen des Ver-
falls meist noch immer die Schönheit ihrer Backstein- oder Fachwerkarchi-
tektur, anders als häufig bei der Bundesbahn nicht durch Einscheibenfens-
ter entstellt. Zur archaischen Innenausstattung gehörten Edmondson’sche
Fahrkartenschränke, ebenso die gleichsam aus Mosaik-Bausteinen gebil-
deten Abfahrt- und Ankunfttafeln. In Dienst- und Warteräumen strahlten
Kachelöfen eine wohlige Wärme ab.
Während im Westen schon in den 1970er Jahren der Rückbau begonnen hat-
te, blieben in vielen DR-Bahnhöfen Gleisanlagen, Signale und Stellwerke
aus der Vorkriegszeit komplett erhalten. Zwar schritt die Modernisierung
der Signal- und Sicherungstechnik fort, aber außer elektrischen Gleisbild-
stellwerken gingen auch noch in den Achtzigern neue elektromechanische
Stellwerke in Betrieb. Epochal steigerte die Reichsbahn die Leistungsfähig-
keit ihrer Infrastruktur mit der Elektrifizierung von rund 2200 Streckenki-
lometern. Andererseits fraß der „Betonkrebs“ die Schwellen auf.
Die hintangestellte Sanierung oder Erneuerung von Hochbauten unterblieb
nun erst recht, mussten doch vorrangig die Betonschwellen ausgewechselt
werden. So zehrte die hochbelastete DR weiterhin von der materiellen Sub-
stanz, die indes wie die historischen Innenstädte und abgewirtschafteten In-
dustriebetriebe zusehends verfiel. Auch vor allem der Idylle zugewandte Ei-
senbahnfreunde konnten es gegen Ende des in diesem Heft dokumentierten
Jahrzehnts kaum übersehen: Die D(D)R befand sich in einer tiefen Krise.
Trotzdem bewies die Reichsbahn, als der Staat kollabierte, dass sie noch zu
urplötzlich geforderten Spitzenleistungen imstande war.
KONRAD KOSCHINSKI
DR in den 80ern r 3
,1+$/7
Dieseltraktion
Mit Indienststellung der
119 200 endete 1985 die
Beschaffung von Diesel-
lokomotiven durch die DR. Nach dem Ölpreisschock
Die Remotorisierung der We g e n d e r r a s a n t e n Ve r t e u e r u n g d e s E r d ö l s s e t z t e m a n v e r s t ä r k t
Baureihen 110 und 118 a u f d i e Ve r s t r o m u n g v o n B r a u n k o h l e u n d e l e k t r i f i z i e r t e i n e i n e m
hingegen wurde for tgesetzt. Kraftakt bis 1989 die wichtigsten Hauptstrecken.
56 14
Fernverkehr
Innerhalb der DDR waren die „Städte-
D R i n We s t - B e r l i n E x p r e ß - Z ü g e “ d a s To p a n g e b o t d e r
Tr o t z d e r A u f t e i l u n g B e r l i n s i n v i e r S e k t o r e n b l i e b R e i c h s b a h n . I n t e r n a t i o n a l e Ve r b i n -
die Einheit des Eisenbahnwesens erhalten, die dungen gab es u.a. nach Moskau,
Betriebsrechte lagen bei der Reichsbahn. Nach Stockholm und Sofia. Zwischen Dres-
einem Eisenbahnerstreik legte sie 1980 die Hälfte den und Budapest konnten Urlauber
d e s We s t n e t z e s d e r B e r l i n e r S - B a h n s t i l l . sogar ihr Auto mitnehmen.
88 66
4 r DR in den 80ern
3 EDITORIAL
6 GALERIE
We r k s c h u t z u n d Tr a n s p o r t p o l i z e i
44
MISSVERSTÄNDNIS IN MEININGEN
Elektrotraktion
Schmalspurbahnen 46
D i e Ve r ä n d e r u n g e n b e i FAHRDRAHT BIS ZUR OSTSEEKÜSTE
den Schmalspurbahnen
in den 80ern waren über-
Dieseltraktion
s c h a u b a r. I m H a r z u n d 56
in Sachsen war für die REMOTORISIERUNG IST TRUMPF
Zeit ab 1990 jedoch eine
r a d i k a l e Ve r d i e s e l u n g g e -
D i e 8 0 e r- Ty p e n
plant und die Zittauer 64
Schmalspurbahn sollte NEUE TRIEBFAHRZEUGE IM KURZPORTRÄT
dem Braunkohletagebau
geopfert werden. Fernverkehr
66
76 HOCHRANGIG MIT NAMEN
Schmalspurbahnen
76
TECHNISCHE DENKMALE MIT NUTZWERT
D R i n We s t - B e r l i n
88
S-BAHN ABGETRETEN - STATUS UNBERÜHRT
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EXTRA
1
2015
2015
Mit50DVD
DR80 in den
ern
104
Jubiläum 1989
Minuten
Laufzeit:
50 Minuten
TITEL: Reisefreiheit
J. Nelkenbrecher (großes Foto;
110
bei Unterwellenborn, Mai 1980), GEWALTIGER ANSTURM
Slg. Koschinski, G. Dollwet
DR in den 80ern r 5
LUDMILLA
begegnet
DRILLMASCHINE
Südlich von Saalfeld dokumentierte der Fotograf
um 1980 den Einsatz einer pferdegezogenen
Sämaschine. FOTO: J. NELKENBRECHER
6 r DR in den 80ern
DR in den 80ern r 7
8 r DR in den 80ern
ZWEIMOTORER
aus Babelsberg
VERSUS REKOLOK
Die 118 294 hat im Sommer 1980 Ausfahrt aus Döbeln Hbf erhalten,
die 50 3539 muss noch warten. FOTO: J. NELKENBRECHER
DR in den 80ern r 9
IKARUS
und der
WILDE ROBERT
Der Linienbus aus ungarischer Produktion lenkt
die Blicke auf sich, die 99 1574 dampft dem
Bahnhof von Oschatz entgegen (September 1980).
FOTO: J. NELKENBRECHER
10 r DR in den 80ern
DR in den 80ern r 11
12 r DR in den 80ern
ELLOK-OLDIE
trifft
TRABANT 601
Die 244 137 (Baujahr 1942) passiert im April 1988 in Lutherstadt
Wittenberg einen Bahnübergang. FOTO: B. SCHULZ
DR in den 80ern r 13
1$&+'(0g/35(,66&+2&.
14 r DR in den 80ern
An der Berliner Mauer in der Nähe des ter eingerichtet, bei der DB 15 375 km. Und
Ostkreuzes (März 1984). FOTO: K. KOSCHINSKI vor allem: Während die DB längst sämtli-
che Hauptbahnen und viele Nebenbahnen
mit Induktiver Zugbeeinflussung (Indusi)
ausgerüstet hatte, waren es bei der DR 1990
Gewiss: Auch die Bundesbahn war teils erst ca. 1900 km Haupt- und ca. 140 km Ne-
noch auf Uralt-Technik angewiesen, doch benbahnen (also nur etwa ein Siebtel des
längst nicht mehr in dem Ausmaß. So er- Gesamtstreckennetzes). Viele Unfälle wä-
hielt die DR nur vergleichsweise zögernd ren mit Indusi wohl nicht passiert. Erstaun-
neue Gleisbildstellwerke, darunter solche in licherweise kam eine von der Hochschule
einer exotischen Bauform. Seit 1976 wur- für Verkehrswesen „Friedrich List“ Dresden
den für kleinere Bahnhöfe Relaisstellwerke für den Zeitraum 1979 bis 1987 angefertig-
des Typs EZMG aus der Sowjetunion im- te Studie aber zu dem Ergebnis, dass sich
portiert, die samt zugehöriger Lichtsignal- durch Fehlhandlungen von Eisenbahnern
technik nicht mit bisherigen deutschen Vor- verursachte Unfälle bezogen auf die Zug-
schriften kompatibel waren. Vielerorts er- kilometer bei DB und DR etwa gleich häu-
setzte die DR in den 1980er Jahren mecha- fig ereigneten. Weitaus häufiger allerdings
nische Hebelstellwerke durch elektrome- waren bei der DR durch technische Mängel
chanische Einreihenhebelwerke der Bau- verursachte Unfälle, beispielsweise Entglei-
form E 12/78 aus Eigenproduktion. Längere sungen aufgrund von Radbrüchen an Güter-
Streckenabschnitte mit Fernsteuerung gab wagen. (Besonders schwere Unfälle mit To-
es nur vereinzelt. Ende 1989 verfügte die ten und Verletzten sind in der Chronik am
DR über 531 Gleisbildstellwerke, die DB Schluss des Heftes aufgeführt.)
hingegen über 1607 – dreimal so viele auf Immerhin hatte sich die Kapazität vieler
einem nur doppelt so langen Streckennetz. Strecken durch den schon in den 1970er
Für Zugfunk waren 2392 Streckenkilome- Jahren forcierten Wiedereinbau des zweiten
Gleises verbessert. Seit 1970 wurde es auf
rund 1300 Kilometern verlegt, womit der
Anteil mehrgleisiger Strecken am 7600 km
langen Hauptbahnnetz bis Ende 1979 auf Seit 1966 trug das Ausbesse-
ca. 50 Prozent stieg. In den Achtzigern ka- rungswerk Dessau den Ehrennamen
men gut 400 km hinzu, so dass Ende 1989 „Otto Grotewohl“ (von 1949 bis
laut offiziellen Angaben 4223 km von ins- 1964 Ministerpräsident der DDR).
gesamt 14 035 km Betriebsstreckenlänge FOTO (1979): B. SCHULZ
We g e n d e r r a s a n t e n Ve r t e u e r u n g d e s E r d ö l s w u r d e n i n e i n e m K r a f t a k t d i e w i c h t i g s t e n
H a u p t s t r e c k e n e l e k t r i f i z i e r t u n d L k w - Tr a n s p o r t e r i g o r o s a u f d i e S c h i e n e v e r l a ge r t . D i e
Reichsbahn, Europas höchstbelastete Bahn, stieß an ihre Kapazitätsgrenze. Und dann
zerbröselten auch noch massenweise Betonschwellen, die erst wenige Jahre alt waren.
DR in den 80ern r 15
Beim Stellwerk Sln (Stalinallee Nord) in Berlin
bilden Plattenbauten, die aus Betonfertig-
teilen errichtet wurden, den Hintergrund
(Mai 1981). FOTO : J. NELKENBRECHER
16 r DR in den 80ern
Steinkohlelieferungen ins Stocken. Mit vermehrten Massenguttransport von Roh- ßung bzw. Stilllegung vorgesehene Güter-
aus der Sowjetunion und offiziell aus Mo- braunkohle und Briketts auch im unwirt- bahnhöfe und Nebenbahnen mussten wei-
çambique (in Wirklichkeit aus dem Apart- schaftlichen Stückgut- und Einzelwagen- terbetrieben werden, Gleisanschlüsse und
heidstaat Südafrika?) importierter Kohle ladungsverkehr. Inländische Lkw-Trans- Anschlussbahnen wurden reaktiviert oder
konnte der Dampfbetrieb dann nochmals porte über 50 km verlagerte man rigoros insbesondere zur Belieferung von Heiz-
ausgeweitet werden, ehe er ab 1985 rapide auf die Schiene. Damit lebten urtümliche kraftwerken mit Braunkohle neu gebaut.
zurückging. Von den 1981/82 abgestellten Ladevorgänge wieder auf. So wurden Kar- Sofern Absender und Empfänger über ei-
ölgefeuerten Maschinen wurden zwar vie- toffeln, Kohlen und Schüttgüter für eine nen Gleisanschluss verfügten, musste die
le 44er auf Kohlefeuerung umgebaut, dies Strecke von wenigen Kilometern in offe- DR sogar Wagenladungsfrachten ab 10 km
aber fast nur für Heizzwecke. ne Güterwagen geschaufelt, von denen die übernehmen. Dadurch erlitt ihre in den
DR Tausende aus westeuropäischen Über- 1970er Jahren gesteigerte Arbeitsprodukti-
beständen kaufte. Selbst leicht verderbliche vität einen Rückschlag.
Güter rigoros auf die Schiene landwirtschaftliche Produkte waren nun Die Umlaufzeiten der Güterwagen ver-
zeitaufwändig per Lkw zum nächsten Gü- längerten sich, so dass wegen verzögerter
terbahnhof zu bringen, dort auf Güterwag- Leerwagengestellung die Beladepläne nicht
Die geänderte Energiepolitik bürdete der gons und nach beispielsweise nur 30 km erfüllt werden konnten. Weil die Aufnah-
ohnehin hochbelasteten Reichsbahn zu- wieder auf Lkw umzuladen, weil die Ge- mefähigkeit der Rangierbahnhöfe erschöpft
sätzliche Leistungen auf, neben dem stark samtdistanz 50 km überschritt. Zur Schlie- war, kam es häufig zum Rückstau von Gü-
DR in den 80ern r 17
anderen Prämissen bald in größtem Ausmaß
Innerhalb von zehn Jahren wurden geschehen würde.
rund 2200 Streckenkilometer mit einer
Fahrleitung versehen; Hubschrauber
halfen beim Aufstellen der Masten.
Europas höchstbelastete Bahn
18 r DR in den 80ern
Anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der Strecke Böhlen (b. Leipzig) – Espenhain fuhr die E 04 01
am 30. April 1988 nach Espenhain. Der Braunkohlezug blieb auf der Brücke über die F 95 stehen,
um diese Aufnahme zu ermöglichen. FOTO: SLG. GIEGOLD
DR in den 80ern r 19
Um die für die Entladung der Güterwagen
vorgegebenen Zeitfenster einhalten zu
können, gab es „Entladebereitschaften“
(Friedland/Meckl., 1990). FOTO: TH. KUNSCH
20 r DR in den 80ern
Um Dieselkraftstoff zu sparen, wurden Lkw-Transporte über Distanzen von mehr als 50 km
rigoros auf die Schiene verlagert. Durch das häufigere Umladen erlitt die Arbeitsproduktivität
einen Rückschlag (Güterzug mit 95 0043, 20. Mai 1980). FOTO: J. NELKENBRECHER
DR in den 80ern r 21
Der Streckenunterhalt war mit einem
hohen Personalaufwand verbunden (Kemm-
litz, März 1981). FOTO: J. NELKENBRECHER
22 r DR in den 80ern
Klare Sicht: Im Hauptbahnhof Leipzig wurden im September
1980 die Fenster der Reisezugwagen mit dieser Fensterreinigungs-
maschine auf der Basis eines Gabelstaplers vom Schmutz befreit.
FOTO: J. NELKENBRECHER ausgerüstet, waren sie technisch durchaus
auf der Höhe der Zeit. Die Baureihe 243
avancierte zur meistgebauten Elloktype
der DR und bewährte sich hervorragend.
Einschließlich des 1982 präsentierten Pro-
totyps „Weiße Lady“ (von 212 001 umge-
zeichnet in 243 001) und der acht nach Un-
fällen neu aufgebauten Maschinen wurden
bis Ende 1990 insgesamt 655 Exemplare in
Dienst gestellt.
Zerbröselnde Betonschwellen
DR in den 80ern r 23
Um die Betriebssicherheit zu gewähr-
leisten, richtete die DR auf den betroffenen
Streckenabschnitten Langsamfahrstellen
ein. Die wegen der auf maximal 120 km/h
begrenzten Höchstgeschwindigkeit (eine
Anhebung kam seit Beginn der Energiekri-
se nicht mehr in Betracht) ohnehin beschei-
denen Reisegeschwindigkeiten sanken teils
für Jahre ab. Das war noch verschmerzbar,
doch die eingeschränkte Streckendurch-
lassfähigkeit bei ständig anwachsendem
Gütertransport war ein Desaster! Erst ab
1982/83 verwendeten die Schwellenwer-
ke in Rethwisch und Güsen wieder alkali-
armen Zement. Auf über 8000 Kilometern
Gleis mussten die vom „Betonkrebs“ be-
fallenen Schwellen ausgewechselt werden.
24 r DR in den 80ern
Aufrüstung einer Nebenbahn
DR in den 80ern r 25
ABB.: SLG. PONZLET
Neu: Dosto-Wagen in der gefälligeren Farbgebung Bordeauxrot/Elfenbeinbeige (1988).
dass die Dampfloks nicht mehr zum Ent- des Bereichs für „Kommerzielle Koordinie- Schalck-Golodkowski gehörte auch zu
schlacken auf den Kanal fahren mussten. rung“ (KoKo) oberster Devisenbeschaffer den Autoren einer am 30. Oktober 1989
Erst 1990 fiel die Entscheidung, den der DDR. In geheimer Mission hatte er 1983 dem Politbüro der SED vorgelegten „Ana-
baufälligen Lokomotivschuppen des Bw mit dem bayerischen Ministerpräsidenten lyse der ökonomischen Lage der DDR mit
Angermünde durch einen 16-ständigen Franz Josef Strauß den Milliardenkredit Schlussfolgerungen“. Der zwölf Tage zuvor
Neubau zu ersetzen, der 1992 als letzter eines westdeutschen Bankenkonsortiums auf Drängen der Mehrheit des Politbüros zu-
neu gebauter Ringlokschuppen seiner Be- ausgehandelt, welcher die DDR wohl vor rückgetretene Erich Honecker hatte noch am
stimmung übergeben wurde. Der alte Lok- dem Staatsbankrott bewahrte. 14. August 1989 in seinem typischen Sing-
schuppen in Angermünde war ein besonders
krasses Beispiel für den Verfall zahlreicher
Hochbauten der DR. Im Mai 1988 wurde er
nach Besichtigung durch einen unabhängi-
gen Gutachter wegen akuter Einsturzgefahr
gesperrt. Nach dem Anbringen behelfsmä-
ßiger Stützbalken durfte er teilweise wieder
genutzt werden.
Der desolate Zustand tausender Gebäude
war seit Langem bekannt. Die Fachabtei-
lung Hochbau stellte 1988 eine alarmieren-
de Liste zusammen. Auf höchster Ebene bis
zum Verkehrsminister nahm man sie nicht
zur Kenntnis – oder wenn doch, dann nicht
ernst. Ebenso ignorierte die greise Partei-
und Staatsführung, dass die Wirtschaft der
DDR schon seit geraumer Zeit dem Kol-
laps entgegenschlitterte. Gut informierte
Funktionäre wussten es längst, namentlich
Alexander Schalck-Golodkowski, als Chef
26 r DR in den 80ern
Zweifarbig statt dunkelgrün
DR in den 80ern r 27
Die DR in Zahlen
Betriebsleistungen
Gefahrene Züge in 1000 5 231 5 292 5 229
Reisezüge in 1000 2 609 2 539 2 622
Güterzüge in 1000 2 622 2 753 2 607
Bruttotonnenkilometer Mrd. 156,3 166,6 169,4
im Dampfbetrieb % 8,3 2,6 0,1
im Dieselbetrieb % 71,8 62,7 47,8
im elektrischen Betrieb % 19,9 34,6 52,1
Alte Abfahrtstafel im Bahnhof Vehlefanz
(Strecke Berlin – Neuruppin) im Mai 1989. Verkehrsaufkommen/-leistungen
FOTO: K. KOSCHINSKI Beförderte Personen Mio. 607 623 592
Personenkilometer Mrd. Pkm 22,0 22,5 23,8
Beförderte Güter Mio. Tonnen 311,6 347,9 339,3
Tonnenkilometer Mrd. Tkm 56,4 58,7 59,0
28 r DR in den 80ern
Sparsame Reichsbahn: In
Kurort Jonsdorf Hst müssen die
Fahrgäste auf die Pfützen achten
(April 1986). FOTO: W. MATUSSEK
Hochrentable DR?
DR in den 80ern r 29
'$03)%(75,(%$8)5(*(/6385
30 r DR in den 80ern
Zum anderen rückte die Deutsche Reichs-
Kohle statt Öl hieß die Devise zu Beginn
bahn schon gegen Ende der 1970er Jahre der 1980er Jahre. Die Kohle kam teils bis
vom Vorhaben ab, den Traktionswechsel aus Südafrika. FOTO: V. EMERSLEBEN
hauptsächlich durch die „Verdieselung“
zu erreichen. Angesichts des drastisch
gestiegenen Preises für aus der Sowjet-
union importiertes Erdöl auf Weltmarkt- Im Jahr 1981 nahm die DR auf 86 Stre-
niveau setzte sie verstärkt auf die Elek- ckenkilometern den planmäßigen elektri-
trifizierung. schen Betrieb auf. Das bedeutete den höchs-
Anfang der 80er Jahre ging die Zahl der planmäßig benötigten Dampf loks deutlich zurück.
Die ölgefeuerten Maschinen wurden abgestellt, andererseits bescherte die Einsparung von
Dieselkraftstoff rostgefeuerten eine Renaissance. Bis Ende 1986 gab es in allen Direktions-
bezirken Planeinsätze. Den offiziellen Abschied vom Dampfbetrieb auf Normalspurgleisen
feierte man am 29. Oktober 1988 – doch mit dem Abschied nahm man es nicht so genau ...
ten Zuwachs seit 1969 und ermöglichte auf sich 1980/81 die Baureihen 03, 0310, 50 40,
von Halle/Leipzig und Dresden in Richtung 5830 und 95.
Berlin führenden Strecken längere Ellok- Den letzten Stralsunder 0310 war im Win-
läufe. Auch gingen bisher unter Fahrdraht ter 1979/80 noch der Eintages-Umlauf mit
erbrachte Diesel- oder Dampfleistungen D 813/914 nach und von Berlin geblieben,
auf die Elektrotraktion über, zudem wur- den zum Finale am 31. Mai 1980 die 03 0010
den wieder mehr neue Diesel- und Elloks bewältigte – ergo die Ende 1981 als desig-
in Dienst gestellt. So konnte der Anteil nierte Traditionslok des Bw Halle P von Öl-
der Dampftraktion an den trotz gestiege- auf Kohlefeuerung rückgebaute 03 1010.
nem Frachtaufkommen insgesamt leicht Nach dem Ausscheiden der Dreizylinder-03
rückläufigen Zugförderungsleistungen auf aus dem Plandienst lebte zum Jubiläum
5,6 Prozent reduziert werden. „50 Jahre Baureihe 03“ Mitte Juni 1980 der
eigentlich schon 1979 beendete Planein-
satz der Zweizylinder-03 wieder auf: Die
Aus für fünf Baureihen dem Bw Güsten als Hilfszuglok zugeteilte
03 2117 wechselte zum Bw Oebisfelde, um
unter anderem die D 443 (Köln – Dresden)
Der Betriebsbestand normalspuriger und D 442 (Dresden – Köln) zwischen Oe-
Dampflokomotiven sank im Zeitraum Ja- bisfelde und Magdeburg zu befördern. Auch
nuar 1980 bis Dezember 1981 von knapp die seit November 1979 z-gestellte Güstener
700 auf rund 520 Maschinen. Diese kamen 03 2002 bespannte nach einer Fristverlän-
aber bei Weitem nicht mehr alle auf die gerung ab Mitte Juni 1980 neben Sonder-
Strecke, denn zum offiziellen Betriebspark zügen gelegentlich planmäßige Züge. Im
zählten voll betriebsfähige, aber für Heiz- September 1980 wurden beide Maschinen
zwecke verwendete sowie „zeitweilig von z-gestellt, somit blieb (von einigen Heiz-
der Erhaltung zurückgestellte“ Loks (letz- loks abgesehen) als einziges Exemplar ih-
tere nicht zum Z-Park gehörig, obwohl oft rer Baureihe nur die Museumslok 03 001
dauerhaft abgestellt). Komplett aus dem betriebsfähig.
regulären Zugdienst verabschiedet hatten Im November 1980 endete mit Z-Stel-
lung der noch in Parchim vorgehaltenen
50 4033 und 4077 des Bw Wittenberge
der Einsatz der letzten Neubaudampfloks
der Baureihe 5040. Im Laufe des Jahres
Die 50 3662 des Bw Halberstadt 1980 quittierten bis auf einen kläglichen
verlässt am 24. April 1988 mit dem Rest auch die letzten normalspurigen Län-
P 8457 nach Halberstadt zum letzten
Mal Thale Hbf. Tags darauf kam sie
derbahnlokomotiven den Dienst: Von den
zur Einsatzstelle Oschersleben. Glauchauer Reko-G 12 beförderte die
FOTO: K. KOSCHINSKI 58 3028 noch bis Februar 1981 planmäßig
DR in den 80ern r 31
Die Ende 1979 z-gestellte Güstener 03 2002
kehrte nach einer Fristverlängerung im Sommer
1980 nochmals in den Zugdienst zurück (Köthen,
2. August 1980). FOTO: V. EMERSLEBEN
32 r DR in den 80ern
in spe) ein, um Leistungen von Dieselloks
und der teilweise abgestellten 015 Öl zu
übernehmen. Freilich klappte das nur für
kurze Zeit, denn schon Ende 1980 wurden
in Saalfeld und anderswo kohlegefeuerte
Maschinen infolge ausgebliebener Stein-
kohlelieferungen aus dem von politischen
Unruhen erschütterten Polen abgestellt.
Die Einsätze der Kohle-01 im Saaletal und
auf der Strecke via Gera nach Leipzig währ-
ten noch bis Februar 1981. Der Plandienst
mit kohlegefeuerten Reko-01 flackerte
1982 bei den Bw Halberstadt (01 1511),
Güsten und Magdeburg (01 1512) wieder
auf, endete aber noch im gleichen Jahr. Die
01 2204 verdiente sich von November 1981
bis Mai 1982 beim Bw Wismar ihr Gnaden-
brot mit Personenzugleistungen, dann war
auch der reguläre Einsatz von Altbau-01
passé. Die 01 2204 wanderte kurz danach
in den Westen aus, als betriebsfähige Tra-
ditionslok verblieb die erst 1991 offiziell
in den Status einer Museumslok erhobene
Dresdner 01 2137.
Abrupt endete zum Jahreswechsel
1981/82 der Einsatz fast aller ölgefeuerten
Lokomotiven. Mittlerweile spaltete das Pe-
trolchemische Kombinat (PCK) Schwedt
1980er Jahren die angespannte Energie- das als Nebenprodukt der Erdöldestillati-
situation aus. Wegen der Verteuerung der on anfallende Bunkeröl weiter auf, um es
Erdölimporte aus der Sowjetunion muss- zu höherwertigen Produkten (z.B. Benzol)
te die DR den Verbrauch von Heizöl und für den devisenbringenden Export zu ver-
Dieselkraftstoff senken. So kam es ab März edeln. Vor diesem Hintergrund verfügte
1980 zur spektakulären „Renaissance“ die Hauptverwaltung der Maschinenwirt-
kohlegefeuerter 01 beim Bw Saalfeld. Dort schaft (HvM) das Abstellen der mit eben
fanden sich die zuletzt für Heizdienste ver- diesem Bunkeröl gefeuerter Dampfloks.
wendeten 01 1511, 1512, 1514, 1518, 2114 Dies betraf insgesamt noch fast 180 Ma-
und 2118 sowie die eben erst in Meinin- schinen der Baureihen 015 (Bw Saalfeld),
gen ausgebesserte 01 2204 (Museumslok 44 (Bw Eberswalde, Güstrow, Nordhausen,
Saalfeld, Sangerhausen, Wittenberge) und
50 50 (Bw Angermünde, Pasewalk, Wismar,
Wittenberge), seit 1970 als Baureihen 01.0,
44.0 und 50.0 bezeichnet.
Nach dem Zwischenhalt in Anger-
Mangels Diesellokomotiven wurden ei-
münde hat die ölgefeuerte 03 0010 am
Ostersonntag 1980 bei Greiffenberg nige Ölloks erst im Januar 1982 abgestellt,
(Uckermark) den langen D 914 (Dresden – so die Saalfelder 01 0519 und 0520, womit
Stralsund) wieder auf Tempo gebracht. die Einsatzgeschichte der 015 Öl definitiv
FOTO: A. TIEMANN endete. Hingegen kamen mehrere Öl-44er
DR in den 80ern r 33
Wegen der Ölkrise bespannte
die Traditionslok 35 1113 zweimal
pro Woche den E 944 von Riesa nach
Dessau (Lutherstadt Wittenberg,
25. März 1983). FOTO: M. KROLOP
34 r DR in den 80ern
Blick von der Straßenbrücke beim
Bw Saalfeld auf die Drehscheibe
und die nördliche Bahnhofsausfahrt
(September 1981). – Im Sommer 1980
suchte das Bw Saalfeld noch Lokheizer.
FOTOS: TH. MÄUSER, G. GRESS
50 35 und 52 80 dominieren
DR in den 80ern r 35
Die 01 0526 vom Bw Pasewalk war
„heimliche“ Traditionslok der Rbd Greifs-
wald. Die DR nahm darauf keine Rücksicht
und musterte sie im Dezember 1982 aus.
Am 3. Januar 1983 begann im Raw Cottbus
die Verschrottung. FOTO: H. DÖRSCHEL
36 r DR in den 80ern
Die auf Kohlefeuerung umgebaute
44 1093, die 1983 offiziell in den Museums-
bestand übernommen wurde, befindet
sich am 12. Juni 1982 im Bahnhof übrigens noch die Altbau-52er, während die
Meiningen an der Spitze eines bunt
Direktionen Berlin und Halle ihre wenigen
zusammengestellten Lokzuges.
FOTOS: G. DOLLWET (2) im Betriebsbestand geführten Exemplare
meist nur als Heiz- oder Reserveloks ver-
wendeten. Über große Bestände an jeweils
mindestens zehn Maschinen der Baurei-
he 5280 verfügten 1984 auch noch die Bw
Schöneweide (Rbd Berlin), Falkenberg/
Elster (Rbd Halle) und Brandenburg (Rbd
Magdeburg). Jedoch ging ihr planmäßiger
Einsatz beim Bw Schöneweide aufgrund
der fortgeschrittenen Streckenelektrifizie-
rung im Berliner Raum im Herbst 1984 zu
Ende. Stark geschrumpft waren die Ein-
DR in den 80ern r 37
Dieses Schild mit 03 204 und 132 574
75 Jahre Bw Engelsdorf: Geduldig stehen die Besucher im August 1981 Schlange, um überdauerte die 1980er Jahre.
den Eintrittspreis zu entrichten (im Hintergrund steht die 58 3049). FOTO: G. GRESS FOTO: G. HEIDRICH/ARCHIV EJ
38 r DR in den 80ern
Am 12. Mai 1985 beförderten 01 137 Glück gehabt
und 03 001 einen Sonderzug von Dresden
nach Nossen. Ein Trabant 601 Kübel
Die Region Falkenberg war aufgrund der zahl- dritten Wagen transportierte er jede Men-
(Ausführung Grenztruppen), hier im
reichen Militäreinrichtungen der sowjetischen ge militärisches Ladegut. In der Gegend war
Einsatz der Gesellschaft für Sport und
Truppen und der NVA ein heißes Pflaster für das nicht ungewöhnlich und normalerwei-
Technik (GST), fährt soeben ins Bild.
FOTO: H. SCHEIBA
Fotografen. Die Bürger der kleinen Stadt so- se senkte man in einem solchen Fall seinen
wie der umliegenden Dörfer waren oft sehr Fotoapparat demonstrativ nach unten, um
wachsam, so dass die „Organe“ meist Be- ja keinen Spionageverdacht auf sich zu len-
scheid wussten, welcher Fotograf sich gerade ken. Aber am 9. Mai 1985 war es zu spät.
wo aufhält. Da das Bw Falkenberg Mitte der Die Aufnahmen waren ja bereits gemacht.
1980er Jahre noch drei Altbau-52er einsetzte, Was also tun? Um mich herum standen ein
Betriebspark besaß Falkenberg trotz der schwierigen Be- Dutzend Bürger, von denen einige sicherlich
normalspuriger Dampfloks dingungen eine „gute Kontakte“
gewisse An- zu den örtlichen
ziehungskraft Organen hatten.
Baureihe 01.01.80 01.03.84 31.12.89 für Dampflok- Im Prinzip war
alt neu freunde. ich geliefert.
015 Öl 01.0 27 – – Nach mehreren Nun, ich tat
015 01.1 4 3 1 Anläufen hatte vermutlich das
01 01.2 6 2 1 ich am 9. Mai Beste, was man
0310 Öl 03.0 9 – – 1985 das Glück, in einer solchen
0310 03.1 – 1 1 den am Vormit- Situation ma-
03 03.2 8 – – tag in Richtung chen konnte.
41 41.1-2 26 22 5 Eilenburg fah- Ich packte, so
44 Öl 44.0 93 – – renden N 66614 als ob nichts
44 44.1-2 – 54 25 mit einer Altbau- passiert sei,
5050 Öl 50.0 70 4 1 52er zu erwi- meine Kame-
50 50.1-3 20 7 1 schen. Für die
5035 50.3 133 131 59 Aufnahme postierte ich mich an einem recht Riskantes Foto: 52 5679 mit militä-
5040 50.4 15 – – belebten Bahnübergang im Ort. Pünktlich er- rischer Fracht am 9. Mai 1985 bei Falken-
52 52.1-7 43 23 1 tönte im Güterbahnhof ein langgezogener Ab- berg (Elster). FOTO: M. KROLOP
5280 52.8 190 186 88 fahrtspfiff und kurz darauf gingen die Schran-
5830 58.3 19 1 1 ken herunter. Ich lauschte dem sich langsam
6510 65.1 3 3 3 nähernden Zug. Erst jetzt zog ich meine zwei ras ein und spazierte in Richtung Bahnhof.
86 86.1 5 5 4 Nikons aus der Fototasche (eine für Farb- Zu meiner Überraschung geschah nichts. Gar
95 Öl 95.0 21 – – dias und eine für Schwarzweißaufnahmen), nichts. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich
95 95.1 – 2 2 schraubte sie auf eine Schiene und konzen- an diesem Tag auch nur einmal kontrolliert
trierte mich auf das Fotografieren. worden wäre. Für Falkenberg war das unge-
Gesamt 692 444 193 Nachdem alles im Kasten war und ich den wöhnlich. Vielleicht waren die Genossen bei
Zug, besser dessen Ladung, genauer betrach- einem Betriebsausflug?
Bestände einschließlich MfV-Reserve, im tete, blieb mir fast das Herz stehen. Ab dem Text: Michael Krolop
Betriebspark geführter Heizloks sowie der
zunächst inoffiziellen Traditionslokomoti-
ven 01 204 (später 01 137), 41 074 (später
41 185), 50 849, 52 6666, 58 3047, 65 1049,
86 001 und der von Öl- auf Kohlefeuerung
umgebauten 01 531, 03 1010, 44 1093 und
95 027; diese Fahrzeuge wurden (außer der
verkauften 01 204, der 01 137 und 41 185) im
Jahr 1983 in den offiziellen Museumsbestand
aufgenommen. Die 41 185 kam erst 1988
statt der 41 074 in den Museumsbestand, die
01 137 erst 1991.
Außerdem ...
... führte die DR die schon vor 1980 als Mu-
seumsloks zu erhaltenden 03 001, 23 1113
(bzw. 35 1113), 38 205, 38 1182, 62 015,
64 007, 74 1230, 89 1004 und 89 6009 min-
destens zeitweilig im Betriebspark, ferner die
18 201 (bzw. 02 0201) und die 1983 zur be-
triebsfähigen Museumslok erklärte 94 1292.
Nicht mehr zum regulären Betriebspark der
DR zählte nach 1986 die am 27. Februar
1987 dem Raw Meinigen als Werklokomotive
überlassene 50 3501.
Kurz vor dem Finale der normalspurigen DR-Dampfloks: Am 27. August 1988 standen in
der Einsatzstelle Oschersleben 50 3559 und 50 3662 unter Dampf. FOTO: K. KOSCHINSKI
DR in den 80ern r 39
sätze der 5280 bei den ebenfalls der Rbd
Berlin unterstellten Bw Wustermark und
Frankfurt/Oder.
40 r DR in den 80ern
Winterdampf im Erzgebirge: Die 86 1501
rangiert am 3. Februar 1988 zur Mittagszeit
in Crottendorf ob. Bf. FOTO: A. TIEMANN
DR in den 80ern r 41
war die Rbd Greifswald nun „dampffrei“ 52 5137 büßte die Vorlaufachse ein – nur so
(abgesehen auch hier von Heizdiensten und war über die kurze Zittauer Drehscheibe der
natürlich dem „Rasenden Roland“ auf Rü- Heizstand erreichbar. FOTO (1986): CH. KNÖGEL
gen). Im Bezirk Schwerin war die Zeit der
Dampftraktion auf Normalspurgleisen ei-
gentlich schon 1986 mit den letzten planmä- befahrbare alte Elbebrücke schleppte. Am
ßigen Einsätzen von 50 35 bei den Bw Hage- 30. Mai 1987 erbrachte die 50 3545 mit dem
now Land, Wismar und Wittenberge sowie P 17324 von Wittenberge nach Salzwedel
den Est Neustadt/Dosse, Parchim und Witt- die offiziell letzte Dampfleistung im Rbd-
stock zu Ende gegangen. Jedoch beschäf- Bezirk Schwerin, wurde aber auch danach
tigte das Bw Wittenberge 1987 weiterhin noch für den „Brückenpendel“ verwendet
eine Maschine im „Brückenpendel“ zwi- (der mit Inbetriebnahme der neuen Elbe-
42 r DR in den 80ern
Mächtig qualmt es im Januar 1989 in Berlin
Wuhlheide Rbf aus dem Schlot der Heiz-
lokomotive 52 8129. FOTO: V. EMERSLEBEN
44 r DR in den 80ern
Damals hätte ich mir nicht träumen las-
sen, dass ich wenige Jahre später, am
8. Februar 1990, der erste Journalist aus
dem Westen sein würde, der offiziell das
Raw besichtigen und uneingeschränkt
fotografieren und berichten darf. Dieser
Erlaubnis war ein langer Papierkrieg vo-
rausgegangen. Später war ich jahrelang
„Stammgast“ im Ausbesserungswerk,
habe viele überaus nette und kompeten-
te Eisenbahner kennengelernt, tolle Fotos
machen können und sogar eine Anzeige
Die 58 3047 und eine Dampfspeicherlok kamen am 14. Oktober Bahnhof Ritschenhausen: Am 11. August 1986 warten die 52 8112
1986 im Rahmen einer Werkprobefahrt nach Rentwertshausen. Vor und eine Dampfspeicherlok auf die Weiterfahrt nach Meiningen.
der Rückfahrt wird die Dampfspeicherlok überprüft. FOTOS: TH. MÄUSER (4)
ner Aktenmappe ein Schwarz-Weiß-Bild denn wegen der paar wenigen Stunden entworfen, mit der die Meininger in Fach-
einer 95er, schenkt es mir. Inzwischen eingereist sei, will einer der Grenzer wis- zeitschriften ihr Know-how Dampflok-
ist die gelbe Kleinlok wieder am Bahn- sen. Ein anderer fragt zielsicher nach mei- Betreibern aus dem Westen anboten.
hof gelandet. Das Personal steigt ab, sagt, nen Zigaretten und wo denn die ganzen Noch ein paar Jahre später durfte ich er-
dass es mich mit dem Winken vor dem fehlenden Päckchen wären. Aha, die sind fahren, dass meine Bilder, die ich an je-
Werkschutz habe warnen wollen. Der schon informiert worden. Einer der net- nem 10. Juni 1987 gemacht habe, wohl
Lokführer bietet mir an, meine Kamera ten Menschen am Bahnhof war wohl ein gar nicht so schlecht geworden sein müs-
mit ins Werk zu nehmen und dort Auf- Spitzel. Dann werden ich und mein Auto sen. In meiner Stasi-Akte ist die Aufnah-
nahmen für mich zu machen. Da sie heu- nach allen Regeln der Kunst gefilzt, sogar me mit der Kleinlok und der 52er wie-
te mehrmals zwischen Bahnhof und Raw der Aschenbecher wird kontrolliert. Ich dergegeben – wenn auch nur als schwarz-
pendeln müssten, hätte ich meine Kamera bin froh, dass ich nicht dazugekommen weiße Fotokopie. Sogar konspirative Kon-
spätestens in einer Stunde wieder. Leider bin, Loknummern zu notieren. Die schrei- takte mit einem unzufriedenen DDR-Bür-
muss ich absagen, ich habe ja keinen Film be ich sonst immer auf das Silberpapier ger, dessen Namen ich noch nie gehört
mehr. Bevor ich wieder ins Auto steige, einer Zigarettenschachtel und schmuggle habe, soll ich an diesem Tag gepflegt ha-
um Richtung Grenze zu fahren, schenke die Liste als zusammengerolltes Knöll- ben. Kompletter Quatsch. Wobei die Stasi
ich den nettesten Leuten je eine Packung chen im Aschenbecher über die Grenze. auf meinen Fototouren in die DDR nicht
„Golden American“ aus der Zigaretten- Hätte man heute solch gut versteckte Auf- immer so omnipräsent war wie damals
stange, dich ich mir bei der Einreise im zeichnungen bei mit entdeckt, wären die im Juni 1987. Doch das ist eine der vielen
Intershop gekauft habe. Loknummern wohl gar für einen Geheim- anderen Geschichten, die ich als Eisen-
Es ist gegen 12 Uhr mittags, als ich ziem- code gehalten worden. Nachdem man bahn-Fotograf im Arbeiter- und Bauern-
lich angesäuert die Grenze erreiche. Dort auch sonst nichts Belastendes findet, ent- staat erlebt habe.
erwartet man mich schon. Warum ich lässt mich die DDR. Text: Thomas Mäuser
DR in den 80ern r 45
(/(.75275$.7,21
30. September 1989: Anlässlich der Aufnahme des elektrischen Betriebs zwischen
Berlin und Cottbus kam die erst wenige Wochen alte 243 931 zum Einsatz. Mit dabei war der
DR-Generaldirektor Otto Arndt (zweiter von links). FOTO: V. EMERSLEBEN
46 r DR in den 80ern
für errichtete sie etwa alle 60 km Um- Wechselstrom elektrifizierten Streckennet-
formerwerke, die den direkt aus dem zes von 1334 auf 2224 km. Doch sowohl zu
110-kV/50-Hz-Landesnetz entnommenen den jährlichen Zuwachsraten als auch zur
Strom in Bahnstrom mit 15 kV Spannung Gesamtlänge findet man mehr oder min-
und 16 2/3 Hz Frequenz umwandelten. Das der abweichende Angaben, selbst Reichs-
Kernstück dieser Umformerwerke bildete bahnunterlagen weisen da eine „statistische
der fahrbare, auf Schwerlastbahndienst- Spannweite“ auf. Das könnte an der unter-
wagen aufgesetzte Synchron-Synchron- schiedlichen Erfassung liegen, mal ab dem
Umformer. In standardisierten Hallen wa- Datum der Abnahme, mal ab dem der Eröff-
ren bis zu vier solcher Umformer unter- nungsfahrt, mal ab dem Tag der Aufnahme
Moderne Elektrotraktion auf dem gebracht, die Transformatoren standen im des planmäßigen elektrischen Zugbetriebs.
Umschlag eines Fahrscheinheftes von 1984. Freien. Nach 1990 schloss man die bisher Beispielsweise ging der 40 km lange Stre-
Die Reichsbahn ist stolz auf ihr Elektrifizie- dezentral versorgten Strecken über 110-kV- ckenabschnitt Borstel (Kreis Stendal) –
rungsprogramm. ABB: SLG. KOSCHINSKI
Bahnstromleitungen schrittweise ans Bahn- Geestgottberg schon in manche Statistik
Ab 1981 nahm die Umstellung der Hauptstrecken auf elektrischen Betrieb rasant Fahrt auf. Bis
1989 stieg der Anteil der Elektrotraktion von rund 20 auf über 50 Prozent. 1985 erreichte der
Fahrdraht die Hafenstadt Rostock. Im Jahr zuvor begann die Serienlieferung der Baureihe 243,
die die Reichsbahn in sehr großer Zahl beschaffte.
DR in den 80ern r 47
Die 218 031 war meist mit Messzügen
unterwegs (Halle/Saale, 6. Mai 1983).
48 r DR in den 80ern
Erprobung der 212 001 „Weiße Lady“: Am
12. Januar 1983 wurde der Prototyp der planmä-
ßigen Zuglok des D 553 (Baureihe 250) in Halle
(Saale) Hbf vorgespannt. FOTO: A. MEHNERT
DR in den 80ern r 49
In Lübben (Spreewald) wird
im Oktober 1987 an der
Elektrifizierung der Strecke
Berlin – Cottbus gearbeitet.
Mit einem Betonmischzug zur Erstellung der Mastfundamente war die 52 8023 am 7. Februar 1982
in Berlin-Schöneweide im Einsatz. FOTO: G. GRESS
50 r DR in den 80ern
Mit Hilfe eines Hubschraubers werden
im April 1989 in Cottbus die Fahrleitungs-
masten gesetzt. FOTO: H. DÖRSCHEL
Rekordjahr 1988
DR in den 80ern r 51
31. Mai 1987: Die 243 113 ist als erste
Elektrolok im Berliner Ostbahnhof
eingetroffen. FOTO: V. EMERSLEBEN
52 r DR in den 80ern
7
nen. Als 500. gefertigte Lok dieser Baureihe loks). Abzüglich der vier aufgrund schwe- Nach drei Prototypen (1974) und 118 Serien-
übergab das Kombinat Lokomotivbau-Elek- rer Unfälle ersatzlos ausgeschiedenen Loko- loks (1977 – 1979) nahm die DR von Januar
trotechnische Werke Hennigsdorf (LEW) motiven ergab sich Ende 1989 ein Bestand 1980 bis Oktober 1984 weitere 162 Exem-
am 28. August 1989 der DR die 243 931; sie von 536 Serien-243. Die 243 001 wurde Mit- plare ab; nach Ausmusterung dreier unfall-
gehörte zur mit Vielfachsteuerung ausgerüs- te 1986 zur Erprobung neuer Komponenten beschädigter Maschinen verfügte sie Ende
teten Unterbaureihe 243.8-9. Bis Ende des dem Hersteller zurückgegeben, ab 1988/89 1989 noch über 270 dieser Kraftpakete.
Jahrzehnts stellte die Reichsbahn 540 von diente sie als Versuchsträger für die Dreh- Im Februar 1988 bekam die DR mit der
LEW gelieferte Serien-243 in Dienst, wei- strom-Antriebstechnik (DAT). von Škoda gebauten 230 001 ihre erste
tere 106 kamen bis Ende 1990 hinzu (nicht Der schwere Güterzugdienst oblag vor Zweisystemlokomotive (für 15 kV/ 16 2/3 Hz
berücksichtigt acht neu aufgebaute Unfall- allem den Sechsachsern der Baureihe 250. Wechselstrom und 3 kV Gleichstrom). Die
DR in den 80ern r 53
Elektrifizierte Strecken der DR
(ohne S-Bahn Berlin)
Schwanheide Grambow
Neustrelitz Tantow
Wittenberge
Berlin
Kietz
Oebisfelde
Frankfurt (Oder)
Marienborn Magdeburg
k-Stadt Guben
Cottbus
Forst (Lausitz)
Ellrich Die neue Elbebrücke in Wittenberge wurde
mit einer Fahrleitung ausgerüstet. Am 26. Sep-
Halle
tember 1987 konnte so eine Elektrifizierungslücke
Leipzig geschlossen werden. FOTOS: V. EMERSLEBEN (2)
Horka
Görlitz
Gerstungen Erfurt Dresden h (Sachs)
Zittau
Bad Schandau
Reichenbach
Gutenfürst
Bad Brambach
weitgehend der Č SD-Reihe 372 entspre- gaben vor allem auch im Direktionsbezirk
chende Baumusterlok absolvierte zunächst Berlin und konnten sich sogar im Bereich
ein umfangreiches Typprüfprogramm. Im der Rbd Greifswald etablieren. Ende 1989
Rahmen der Betriebserprobung beim Bw waren noch 75 Lokomotiven der Baureihe
Dresden beförderte sie ab Januar 1989 fall- 211 sowie 293 der Baureihe 242 im Bestand Der Sonderzug zur Eröffnung des
elektrischen Betriebs wird nach dem Festakt
weise auch planmäßige Schnellzüge zwi- (darunter 14 ab dem Jahr 1985 aus 211ern mit den geladenen Gästen die Elbebrücke
schen Berlin und Děčín. Die 19 Serien-230 umgebaute 242.3). Und unentbehrlich blie- in Wittenberge überqueren (26.9.1987).
folgten erst im Frühjahr 1991. ben, na klar, außerdem die 15 Sechsachser
Von 1980 bis 1989 stellte die DR 704 der Baureihe 251 auf der Rübelandbahn.
neue Elloks in Dienst. Unverzichtbar blie- Nur noch eine marginale Rolle spielten
ben dennoch die Maschinen der ersten die Altbau-Elloks: Der Bestand an E 44
Nachkriegsgeneration. Zwar wurden die (244) hatte sich im Laufe des Jahrzehnts von sealen Status genossen die betriebsfähigen
211er und 242er durch die Universallo- 36 auf 11, jener der E 94 (254) von 19 auf E 04 01 und E 77 10.
komotiven der Baureihe 243 teilweise aus 9 vermindert. Der reguläre Streckeneinsatz Nie so recht „Fuß fassen“ konnten bei
ihren angestammten Einsatzgebieten ver- der E 44 wurde mit Ablauf des Sommer- der DR Wechselstromtriebwagen. Die zwei
drängt, dafür übernahmen sie neue Auf- fahrplans 1989 beendet, danach verblieben 1973/74 beschafften vierteiligen Prototyp-
54 r DR in den 80ern
Die beiden 1973/74 beschafften Prototyp-Triebzüge der Baureihe 280 wurden ab Ende
1982 nur noch für Bahndienstzwecke verwendet (Leipzig Hbf, 1980). FOTO: G. DOLLWET
Triebzüge der Baureihe 280 sollten die Vor- kriegs- und Kriegszeit. Ihre Ablösung leite-
boten einer für die S-Bahn-Netze Magde- te die DR mit den ab 1980 (im Plandienst
burg, Leipzig, Halle und Dresden bestimm- zunächst in Halbzugkonfiguration) erprob-
ten Serie sein. Nach letztmaliger Erprobung ten vier Prototyp-Viertelzügen der Baureihe
auf der S-Bahn-Linie B Leipzig – Wurzen 270 ein. Denen folgten erheblich verzögert
Anfang der 1980er Jahre wurden sie in un- acht 1987/88 in Dienst gestellte Viertelzüge
terschiedlicher Konfiguration Ende 1982 der Nullserie. Erst ab Februar 1990 liefer-
zu „Geräten“ für Bahndienstzwecke de- ten LEW und letztendlich AEG Hennigsdorf
gradiert. Davon abgesehen, besaß die DR weitere Serien der Baureihe 270 (ab Juni
seitdem nur Gleichstromtriebwagen – dies 1991 bereits als 485/885) aus.
allerdings en masse.
Die Berliner S-Bahn verfügte Ende 1989
über rund 520 aus je einem Triebwagen und
Bei- oder Steuerwagen bestehende Viertel-
Der Prototyp der Baureihe 270 war in
züge. Fast alle stammten, zwar größtenteils Berlin nur bis 1989 im Einsatz (Schön-
modernisiert bzw. rekonstruiert, aus der Vor- hauser Alle, 1985). FOTO: M. KROLOP
DR in den 80ern r 55
',(6(/75$.7,21
1982 verwendete
die Reichsbahn noch
Fahrkartenumschläge
mit einer Darstellung
eines Triebwagens der
Bauart Görlitz, deren
internationaler Einsatz
1981 endete.
ABB.: SLG. KOSCHINSKI
56 r DR in den 80ern
REMOTORISIERUNG
IST TRUMPF Mit Indienststellung der 119 200 endete 1985 die Beschaf fung
von Dieselloks durch die DR. Die Remotorisierung der
Baureihen 110 und 118 hingegen wurde for tgesetzt, mehr
als 650 Loks erhielten von 1981 bis 1989 leistungsstärkere
M o t o r e n . We g e n d e r f o r t s c h r e i t e n d e n E l e k t r i f i z i e r u n g s a n k
der Anteil der Dieseltraktion an der Zugförderungsleistung
der DR auf weniger als 50 Prozent.
DR in den 80ern r 57
Die Loks der Baureihe 111 (erstes Baujahr
1981) waren für eine Höchstgeschwindig-
keit von 65 km/h ausgelegt (Heiligen-
grabe, 2.9.1991). FOTO: V. EMERSLEBEN
58 r DR in den 80ern
Am 5. März 1986 passiert die 107 013 vom
Bw Leipzig Hbf Süd mit einem Güterzug einen
Bahnübergang bei Borsdorf (Sachsen). Im Mai
1987 wurde sie z-gestellt. FOTO: CH. KNÖGEL
Die zehn Loks der Baureihe 110.9 waren
1982/83 für den Transport und Betrieb von
Grabenräumeinheiten beschafft worden
(110 969, Oktober 1987). FOTO: A. MEHNERT
r-PLTEFS#BVSFJIFJOEJF#BVSFJ-
he 112
r-PLTEFS#BVSFJIFJOEJF#BV-
reihe 118.5
r-PLTEFS#BVSFJIFJOEJF#BV-
reihe 118.6-8
Dabei änderten sich die Ordnungsnum-
mern der nunmehrigen 112er nicht. Bei
den 118.0 erhöhte man die bisherigen Ord-
nungsnummern um 500, bei den 118.2-4 um
DR in den 80ern r 59
Die 118 709 bespannte am 20. Juli 1982
einen Militärreisezug für die sowjetischen
Truppen (Dessau Hbf). FOTO: G. GRESS
60 r DR in den 80ern
Die auf 1500-PS-Motoren umgerüste-
ten V 100 erhielten ab 1. Januar 1984 die
neue Baureihenbezeichnung 114. Am
8. September 1987 trifft die 114 328 mit
einem Personenzug in Rottenbach ein.
FOTO: G. DOLLWET
im Raw Stendal:
r -PLT EFS #BVSFJIF JO EJF #BV-
reihe 112
r -PLT EFS #BVSFJIF
JO EJF
Baureihe 114
im Raw Karl-Marx-Stadt:
r-PLTEFS#BVSFJIFJOEJF#BV-
reihe 118.5
r-PLTEFS#BVSFJIFJOEJF#BV-
reihe 118.6-8
Der Umbau der 118.0 wurde 1987 be-
endet, jener der 118.2-4 erst im Jahr 1990.
Den Umbau von 110ern in 112er führte man
bis 1990 fort, die Ausrüstung mit 1500-PS-
Motoren sogar bis 1991 (wobei die letzten
derart umgebauten 110er nicht mehr in die
Baureihe 114, sondern gleich in die Baurei-
he 204 umgezeichnet wurden).
Nicht zu vergessen: Auch leichte Ran-
225 leichte Rangierloks der Baureihe 101.1-3 erhielten leistungsgesteigerte Motoren. Die
gierloks der Baureihe 101.1-3 (ex V 15.20) im Juli 1989 in Templin fotografierte 101 102 gehörte allerdings nicht dazu. FOTO: TH. KUNSCH
erhielten noch in den 1980er Jahren leis-
tungsgesteigerte Motoren, nämlich solche
mit 220 PS statt vorher 180 PS. Von 1972
bis 1982 wurden insgesamt 225 Loks in ziemlich schlampig nach MTU-Lizenz ge- fortschreitenden Streckenelektrifizierung
101.5-7 umgebaut. fertigten 1350-PS-Motoren durch Aggre- Mitte der 1980er Jahre vorerst nicht mehr
Erwähnt sei ferner die wegen vieler Män- gate aus DDR-Produktion. Teils zwar für notwendig war, auch längerfristig vermei-
gel schon frühzeitig begonnene Remotori- 1500 PS ausgelegt, wurden sie auf 1200 PS den. Insbesondere konnte man auf den Im-
sierung der Baureihe 119. Hierbei ersetzte Leistung eingestellt. port von Großdieselloks aus der UdSSR
das Raw Karl-Marx-Stadt die in Rumänien Der für Eisenbahnfreunde spektakulärs- verzichten.
te Umbau von Diesellokomotiven war aller- Laut der 1993 vom Bundesminister für
dings ganz anderer Art: Im Jahr 1988 baute Verkehr herausgegebenen Broschüre „Ver-
das Raw Stendal die 110 863 und 871 für kehr in Zahlen“ sank der Anteil der Die-
den Einsatz auf den Harzer Schmalspur- seltraktion an den Zugförderungsleistun-
Die 118 405 und die 118 225 erhielten bahnen in die meterspurigen 199 863 und gen der DR im Jahr 1989 auf unter 50 Pro-
1980/81 zur Extremerprobung je zwei
871 um. Ihnen folgten 1990 weitere acht zent, genau auf 47,8 Prozent der allerdings
1500-PS-Motoren. Am 26. Mai 1989 fährt
die in 118 805 umgezeichnete Versuchs- „Harzkamele“ der Baureihe 199.8, wobei gegenüber 1981 um 14,1 Milliarden auf
lok mit dem E 776 an ihrem Heimat-Bw es entgegen den Planungen blieb (siehe 169,4 Milliarden Bruttotonnenkilometer
Leipzig Hbf Süd vorbei. FOTO: M. KROLOP das Kapitel über die Schmalspurbahnen). gestiegenen Gesamtleistung.
DR in den 80ern r 61
wagen. Bei den übrigen Dieseltriebwagen
handelte es sich hauptsächlich um Ober-
leitungs-Revisions-Triebwagen (ORT),
darunter 14 seit 1987 beschaffte ORT der
Baureihe 188.3.
Ausgedient hatten fast alle Schnelltrieb-
wagen der Bauart „Görlitz“. Nach den im
September 1981 beendeten Einsätzen als
„Karlex“ und „Karola“ (Berlin bzw. Leip-
zig – Karlovy Vary) liefen die 175er von
1982 bis 1985 planmäßig jeweils im Som-
mer als D 581/586 Berlin – Bautzen. Au-
ßerdem verkehrten sie als Messesonderzü-
ge zwischen West-Berlin und Leipzig und
erbrachten Charterleistungen. Über das
Jahr 1985 hinaus blieben nur eine als Ju-
gendklubzug „Ernst Thälmann“ bezeichne-
te vierteilige Einheit mit den Motorwagen
175 005 und 006 und der zunächst fünftei-
lige „Berliner Museumszug“ mit den Mo-
torwagen 175 014 und 019 einsatzfähig.
Der Jugendklubzug wurde am 1. Dezember
1989 abgestellt.
Ferner gehörten Ende 1989 noch die Vor-
kriegstriebwagen 185 254 (ex VT 137 099)
und 186 257 (ex VT 135 054) zum Be-
triebspark, letzterer für Sonderzwecke der
Rbd Magdeburg. Der für Sonderzwecke
der Rbd Greifswald vorgehaltene 185 254
war als Traditions-VT eingestuft, eben-
so der 1989 wieder in Fahrt gekomme-
ne meterspurige 187 001 (ex GHE T1
bzw. VT 133 522) des Bw Wernigerode-
Westerntor. ❑
Parade der Diesellokomotiven im Bw
Halle G, darunter sechs Exemplare der
Baureihe 119. Die Aufnahme stammt vom
3. Juni 1984. FOTO: V. EMERSLEBEN
62 r DR in den 80ern
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Baureihe 243
IM KURZPORTRÄT
212 001
FOTO: G. DOLLWET
Der auf absehbare Zeit bei der DR erlaub- basierter Hochspannungssteuerung und Wech-
ten Höchstgeschwindigkeit von bestenfalls selstrom-Reihenschluss-Motoren der sechs-
120 km/h Rechnung tragend, wurden die abAu- achsigen Baureihe 250, wich von dieser aber
gust 1984 gelieferten Serienmaschinen durch- durch neue konstruktive Lösungen (u.a. für die
weg als Mehrzweckloks ausgeführt. Sie glie- Kühlluftansaugung durch Dachschrägen) ab.
derten sich in drei Bauserien auf: die 243 002 1983 wurde die Maschine in die für 120 km/h
bis 370 sowie 243 551 bis 659 ohne und die 243 zugelassene 243 001 umgebaut. 1986 gab die
801 bis 968 mit Vielfachsteuerung. Mit noch DR sie zur künftigen Nutzung als Versuchs-
brauchbaren Komponenten und neu gelieferten träger für die Drehstrom-Antriebs-Technik an
Teilen (u.a. Lokkästen) baute das Raw Dessau den Hersteller zurück, der die Sonderlackie-
acht Unfallloks wieder auf, die als 243 660 bis FOTO: M. WEISBROD rung der „Weißen Lady“ sogleich änderte: Die
662 und als 243 969 bis 973 eingereiht wurden. versetzten breiten roten Zierstreifen wichen
Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1982 stell- einem noch dominanteren weißen Anstrich
Baujahre 1984 –1990 te LEW Hennigsdorf den Prototyp einer elek- mit dem LEW-Firmenlogo.
Stückzahl 646 (+ 8) trischen Bo’Bo’-Lokomotive vor, die ab 1984
Dienstgewicht 82,5 t serienmäßig in einer Schnellzug- und einer Baujahr 1982
Dauerleistung 3500 kW Mehrzweckvariante beschafft werden sollte. Dienstgewicht 83 t
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h Die 212 001 war für 140 km/h ausgelegt. Vom Dauerleistung 3220 kW
Grundkonzept her entsprach sie mit thyristor- Höchstgeschwindigkeit 140 km/h
Baureihe 230
im Bau solcher Loks erfahrenen Škoda-Werke in
Pilsen. Den Haupttransformator und den Wech-
selstrom-Hauptschalter für die Baureihe 230 und
ihr ČSD-Pendant der Reihe 372 lieferten DDR-
Betriebe. Im Februar 1988 übernahm die DR den
Prototyp 230 001, dem im Frühjahr 1991 die Se-
rienloks 230 002 bis 020 folgten. Ab 2. Juni 1991
kamen sie und ihre ČSD-Schwestern regulär
im grenzüberschreitenden Verkehr via Schöna/
Děčín zum Einsatz. 1992 übernahmen die in die
FOTO: A. MEHNERT
Baureihe 180 umgezeichneten DR-Maschinen
auch Leistungen im deutsch-polnischen Verkehr
Noch vor dem „elektrischen Lückenschluss“ über Frankfurt (Oder).
zwischen dem mit 15 kV/ 16 2/3 Hz Wechselstrom FOTO: V. EMERSLEBEN
betriebenen Streckennetz der DR und dem mit Baujahre 1988, 1990/91
3 kV Gleichstrom elektrifizierten Streckennetz Stückzahl 20 Zur „Verdieselung“ der Harzer Schmalspur-
der ČSD einigten sich beide Staatsbahnen dar- Dienstgewicht 84 t bahnen entwickelte das Wissenschaftlich-
auf, eine typengleiche Bo’Bo’-Zweisystemloko- Dauerleistung 3080 kW
motive zu beschaffen. Den Auftrag erhielten die Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
64 r DR in den 80ern
Baureihe 111
Für den schweren Rangier- und Nebenbahn- ßerlich unterschieden sich die 111er von den
dienst beschaffte die DR 1981/82 eine Varian- 110ern durch die orange Lackierung und die
te der V 100 mit geändertem Getriebe für hö- stirnseitigen Bühnengeländer. Per 1. Januar
here Zugkraft. Sie entstand auf Basis des vom 1992 wurden die meisten der 37 Loks zunächst
LEW Hennigsdorf an in- und ausländische In- in die Baureihe 293 umgezeichnet, nach Um-
dustriebahnen gelieferten Typs V 100.4. Äu- bau ordnete man sie der Baureihe 298 zu.
D i e L o k o m o t i v e d e s J a h r z e h n t s w a r d i e 2 4 3 e r, e i n a u f d e m FOTO: V. EMERSLEBEN
Prototyp 212 001 basierendes „Mädchen für alles“. Gegen Ende
d e r D e k a d e g i n g d e r n e u e Tr i e b z u g f ü r d i e B e r l i n e r S - B a h n
Baujahre 1981/82
in Serie und erhielt die DR ihre erste Zweisystem-Ellok. Stückzahl 37
Entsetzen löste bei vielen Eisenbahnfreunden das Erscheinen Dienstgewicht 62 t
meterspuriger V 100 im Harz aus, große Freude dagegen der Leistung 735 kW
Nachbau der „Saxonia“. Höchstgeschwindigkeit 65 km/h
Baureihe 270
und Beiwagen bestehenden Grundeinheiten jahrsmesse 1987 präsentierten 270 009/010
270 001/002 bis 007/008 ermöglichten wei- und 270 011/012 nicht mehr bordeauxrot/el-
terhin die Bildung von Halb-, Dreiviertel- fenbeinbeige, sondern zinnoberrot/anthrazit
oder Vollzügen. Jedoch wandte LEW Hen- lackiert. Die anderen Fahrzeuge der Nullserie
nigsdorf neue Leichtbauprinzipien und die bekamen noch die 1984 eingeführten „Haupt-
Leistungselektronik an. Erheblich verzögert stadtfarben“, deren durch Beimischung von
folgten die ab Frühjahr 1987 gelieferten und Schwarz abgedunkeltes Bordeauxrot bräunlich
bis Februar 1988 abgenommenen Viertelzüge wirkte. Ab Februar 1990 lieferte das Hennigs-
270 009/010 bis 023/024 der Nullserie. Sie dorfer Werk in vier weiteren Serien 158 Viertel-
wichen in wichtigen Bauteilen vom Muster- züge, ab Juni 1991 bereits als Baureihe 485/885.
FOTO: M. KROLOP
zug ab, die Leistung der Fahrmotoren wurde
von je 125 kW auf je 150 kW gesteigert. Äu- Baujahre 1979, 1987
ßerlich markanter Unterschied: die jetzt bis Stückzahl 12 Viertelzüge
1980 stellte die DR den achtteiligen Mus- über die Lampenpartie geneigte Stirnfront mit Sitzplätze 104 / 102
terzug der neuen Baureihe für die Berliner verkleinerten Fenstern und Rechteckleuchten. Stundenleistung 500 / 600 kW
S-Bahn in Dienst. Die aus je einem Trieb- Zudem wurden die auf der Leipziger Früh- Höchstgeschwindigkeit 90 km/h
DR in den 80ern r 65
)(519(5.(+5
A ls Top-Angebot im Binnen-
fernverkehr offerierte die
DR seit Herbst 1976 die
zwischen Bezirksstädten
und Berlin eingesetzten „Städte-Expreß- HOCHRANGIG
Züge“. Mit ihren orange/elfenbein lackier-
ten Wagen hoben sie sich markant von den
anderen Zügen ab. Mit generell nur sechs
Einzelsitzen pro Abteil boten sie vor allem
in der zweiten Klasse mehr Komfort als die
sonst üblichen Achter-Abteile. Die Wa-
genklassen unterschieden sich nur in der
MIT NAMEN
Ausstattung: Plüschpolster und Teppiche
66 r DR in den 80ern
Liebevoll gestaltete
Werbung für Züge mit
klingenden Namen aus
dem Kursbuch 1985/86.
ABB.: SLG. KOSCHINSKI
Mitte der Achtziger erweiterte die DR das zunächst auf Berlin ausgerichtete
Angebot der orange/elfenbeinfarbenen „Städte-Expreß-Züge“ um vier Zugpaare.
Für internationale Züge wurde 1986 die Gattung „Interexpreß“ eingeführt, doch
d r e i d e r v i e r Z u g v e r b i n d u n g e n g a b e s s c h o n b i s h e r.
DR in den 80ern r 67
Die ab 1985 im „Berlin-Expreß“ erprobten
„Bautzener Komfortwagen“ liefen von 1986
bis 1988 im Interexpreß „Progress“ Berlin –
Prag (Berlin-Lichtenberg, Mai 1988).
in der ersten, kunstlederbezogene Sitze in Gattung Am (1. Klasse) und 60 Exemplare rien oder Mutterbetrieben wahrnehmende
der zweiten Klasse. Die Beinfreiheit war der Gattung Bm (2. Klasse) zu. Außerdem Dienstreisende, weniger Parteifunktionäre
gleich, denn auch die Bm-Wagen wiesen wurden zunächst 13 Reko-Speisewagen der – denn die fuhren Auto, weshalb der wohl
bei 24,5 m Länge nur neun Abteile auf, ein Gattung WRge für den Einsatz in Städte- erst im Nachhinein populär gewordene
Abteil weniger als die anderen Bm-Wagen Expreß-Zügen hergerichtet und farblich an- Spottname „Bonzenschleuder“ deplatziert
der Typen B und Y. gepasst. Im meist aus drei bis fünf Am, fünf ist. Anders der Spitzname „Apfelsinenzü-
Zu den Städte-Expreß-Wagen kam die bis sechs Bm und einem WRge gebildeten ge“: Er spielte natürlich auf die Farbgebung
Reichsbahn unverhofft. Eigentlich sollte der Zugverband wirkte der nur 18,7 m lange der Wagen an, aber auch auf Einkaufstou-
VEB Waggonbau Bautzen die 103 Fahrzeu- Speisewagen etwas mickrig. ren zu den mit besserem Warenangebot auf-
ge des Typs Y/B 70 als Erster-Klasse-Wagen Die Fahrpläne waren für den Fernberufs- wartenden Geschäften in der Hauptstadt.
an die Tschechoslowakischen Staatsbahnen verkehr ausgelegt, morgens in die Haupt- Zugführer und Schaffner gehörten oft Ju-
liefern, doch der ČSD-Auftrag wurde aus stadt und spätnachmittags von dort zurück. gendbrigaden an, darunter freilich manch
finanziellen Gründen storniert. Infolge- Zu den Fahrgästen zählten in den Aufbau- älterer Kollege.
dessen übernahm die DR das Lieferkontin- zentren Berlins beschäftigte Bauarbeiter Die in der Regel montags bis freitags ver-
gent. Davon ordnete sie 43 Exemplare der sowie Gesprächstermine in den Ministe- kehrenden Städte-Expreß-Züge liefen un-
68 r DR in den 80ern
ter dem Gattungskürzel „Ex“, ihre Namen
wiesen auf die Ausgangsregionen hin. Hier
die im Zeitraum vom 25. Oktober bis 6. De-
zember 1976 eingeführten Verbindungen:
Rennsteig Meiningen – Suhl – Erfurt –
Halle – Berlin
Elstertal Gera – Leipzig – Berlin
Elbflorenz Dresden – Berlin
Stoltera Rostock – Berlin
Sachsenring Zwickau – Karl-Marx-Stadt –
Berlin
Börde Magdeburg – Berlin
Petermännchen Schwerin – Berlin
In der DDR-Hauptstadt endeten und be-
gannen die Züge im Bahnhof Berlin-Lich-
tenberg. Ausgenommen die über den nörd-
DR in den 80ern r 69
Zwischen Dresden und Budapest wurden
in den 1980er Jahren dem „Saxonia“ bzw.
„Metropol“ im Sommer Autotransport-
wagen angehängt. FOTO: DB AUTOZUG
D 13996 „Spree-
Alpen-Expreß“ (Villach –
Berlin) mit Autotrans-
portwagen am 5. August
1989 auf der Tauernbahn.
FOTO: A. VORAC
70 r DR in den 80ern
„Auto im Gepäck“
DR in den 80ern r 71
D 309 „Ostsee-Expreß“ (Kopenhagen –
Gedser – Berlin – Hof – München mit Kurs-
wagen Malmö – München), fotografiert im
April 1980 südlich von Regensburg.
FOTO: W. MATUSSEK/ARCHIV RITZ
Werbung für die Schlafwagen der Zum Fahrplanwechsel am 27. Mai 1979
Mitropa im DR-Kursbuch Internationaler (genauer: ab Montag, 28. Mai) kam in der
Verkehr 1987/88. FOTO: SLG. KOSCHINSKI Relation Berlin – Leipzig das zum Elster-
tal gegenläufige Zugpaar Lipsia hinzu. Ab
4. Juni 1984 erhielt der Sachsenring den
neuen Laufweg Zwickau – Leipzig – Berlin,
vom gleichen Tag an verband der neue Städ-
te-Expreß Fichtelberg Karl-Marx-Stadt nun
auf dem Weg via Dresden-Neustadt mit Ber-
lin. In der Relation Berlin – Dresden führte
die DR am 3. Juni 1985 das zum Elbflorenz
gegenläufige Zugpaar Berlin-Expreß ein.
Auf der Route Berlin – Halle – Erfurt folgte
ab 2. Juni 1986 das zum Rennsteig gegen-
läufige Zugpaar Berliner Bär.
Für das ausgeweitete Angebot verfügte
die Reichsbahn über vom Raw Halberstadt
seit 1983/84 in Großserie gefertigte 26,4-m-
72 r DR in den 80ern
planwechsel am 2. Juni 1991 endete die
Ära der Städte-Expreß-Züge, die meisten
wurden in D-Züge umgewandelt.
DR in den 80ern r 73
Über die Grenze mit Diesel –
und auch noch mit Dampf
74 r DR in den 80ern
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TECHNISCHE
Denkmale
A nfang des Jahres 1980
betrieb die DR noch zu-
sammen 289,3 km lange
Schmalspurbahnen. Da-
von waren 146,2 km in der Spurweite 750
mm ausgeführt, 121,0 km in Meterspur,
15,4 km in 900-mm-Spur und 6,7 km in
MIT NUTZWERT
600-mm-Spur. Die Strecken im Einzelnen
sind der Tabelle auf Seite 83 zu entnehmen.
76 r DR in den 80ern
legung bzw. Ausgliederung letzter Rest- noch von Personen- und Güterzügen be-
stücke der Waldeisenbahn Muskau im Jahr fahrene Preßnitztalbahn Wolkenstein – Jöh-
1978 weiterhin über eine Bahn in der Spur- stadt, sie sollte aber bis zur Verlagerung der
weite 600 mm. Die mit Ausnahme des Lok- Kühlschranktransporte des „VEB DKK
personals von Kindern und Jugendlichen Scharfenstein“, Werkteil Niederschmiede-
betriebene Rundstrecke in der Wuhlheide berg, auf die Straße weiter betrieben wer-
diente der DR sozusagen als Trainingsan- den. Ausschließlich Güterzüge dampften
lage für Nachwuchseisenbahner. seit 1975 auf der Strecke Oschatz – Mü-
Der Erhalt von acht Bahnen galt seit den geln – Kemmlitz, deren Überleben vor al-
1970er Jahren wegen ihrer touristischen Be- lem die Kaolinabfuhr sicherte. Bei den in
deutung als gesichert: der Tabelle genannten Anschlussbahnen
r#BE%PCFSBOm0TUTFFCBE,ÛIMVOHTCPSO zu den Papierfabriken in Wilischthal und
r1VUCVTm(ÕISFO *OTFM3ÛHFO
Schönfeld handelte es sich um Reststücke
r8FSOJHFSPEFm/PSEIBVTFO /PSE )BS[ des einst umfangreichen Thumer Schmal-
RVFSCBIO
NJU EFO ;XFJHTUSFDLFO %SFJ spurnetzes. Die Anschlussbahn in Cottbus
Annen Hohne – Schierke und Eisfelder Tal- war ein Überbleibsel der Spreewaldbahn.
mühle – Hasselfelde Die meterspurige Industriebahn Halle blieb
r(FSOSPEFm"MFYJTCBEm)BS[HFSPEF4USB hauptsächlich zur Anbindung des im Süden
CFSH 4FMLFUBMCBIO
der Stadt gelegenen „VEB Maschinenfab-
r;JUUBVm#FSUTEPSGm,VSPSU 0ZCJO,VSPSU rik Halle“ an die regelspurige Hafenbahn
Jonsdorf in Betrieb.
r3BEFCFVM0TUm3BEFCVSH -ÕOJU[HSVOE
CBIO
D i e Ve r ä n d e r u n g e n b e i d e n S c h m a l s p u r b a h n e n i n d e n 8 0 e r n w a r e n ü b e r s c h a u b a r. D i e L i n i e
Wo l k e n s t e i n – J ö h s t a d t w u r d e i n E t a p p e n b i s 1 9 8 6 e i n g e s t e l l t , d i e M e t e r s p u r s t r e c k e v o n
Straßberg (Harz) nach Stiege 1983 wieder aufgebaut. Im Harz und in Sachsen war für die
Z e i t a b 1 9 9 0 j e d o c h e i n e r a d i k a l e Ve r d i e s e l u n g g e p l a n t u n d d i e Z i t t a u e r S c h m a l s p u r b a h n
sollte dem Braunkohletagebau geopfert werden.
DR in den 80ern r 77
wie zwei Dieseltriebwagen. Hiervon wa-
ren jedoch drei Dampfloks und die beiden
in Wernigerode beheimateten Triebwagen
FY t()& 5 i VOE FY
t/8&5i
[HFTUFMMU%FSBVFSEFNOPDI
der DR gehörende Zittauer VT 137 322
wurde im Juni 1980 dem Verkehrsmuse-
um Dresden übereignet, aber weiterhin
im Bertsdorfer Lokschuppen aufbewahrt.
Nur ein verschwindend geringer Anteil der
Leistungen entfiel auf die Dieseltraktion.
Die Einsatzstelle Putbus des Bw Stralsund
verfügte über die als 100 901 und 902 be-
TDISJGUFUFO VOE )FFSFTGFME
CBIO5ZQ )'$
GÛS"SCFJUT[VH VOE
3BOHJFSEJFOTUFUSPU[5ZQFOHMFJDIIFJUXVS
de nur die 199 001 als Lok, die 199 002
dagegen als Gerät geführt. Die dem Bw
Berlin-Pankow zugeordneten 199 101 und
5ZQ7$
ESFIUFOBOBVTHFXÅIMUFO
Die 199 002 (Heeres- Betriebstagen ihre Runden auf der Berliner
feldbahn-Typ HF 130 C)
Pioniereisenbahn. Die Cottbuser 199 005
wurde für den Arbeits-
zug- und Rangierdienst VOE 7$
CFEJFOUFOOPDICJT'FC
auf Rügen verwendet. ruar 1983 das Reststück der Spreewaldbahn
Die als 100 902 beschrif- bis zum Militärflugplatz Cottbus West.
tete Lok wurde offiziell Ebenfalls mit Rollwagenzügen dieselte die
als Gerät geführt
JO"VFCFIFJNBUFUFŇ 5ZQ/T
BVG
(Putbus, Mai 1980).
FOTO: J. NELKENBRECHER der Anschlussbahn zur Papierfabrik in Wi-
MJTDIUIBM%JFŇVOE 5ZQ/T
des Bw Leipzig-Wahren beförderten die
Rollbockzüge auf der Industriebahn Hal-
le. Die im Bw Wernigerode-Westerntor
CFIFJNBUFUF 5ZQ 7$
XFJM
te meist in Nordhausen, wo sie im Roll-
bockverkehr zu den Werksanschlüssen in
Nordhausen und im Rollwagenverkehr
zur Papierfabrik Ilfeld eingesetzt war. Die
Werksanschlüsse in Wernigerode-Hassero-
de wurden übrigens in der Regel weiterhin
mit den von der Nordhausen-Wernigeroder
&JTFOCBIO /8&
TUBNNFOEFO
oder 6102 im Rollbockverkehr bedient.
Für die Beschaffung neuer Dieselloks fehl-
te es an Geld und an Kapazitäten der DDR-
Schienenfahrzeugindustrie. Angesichts der
Die 199 005 fährt im September 1982 mit
einem neuen Tatra-Triebwagen KT4D für die
drastischen Verteuerung des aus der Sow-
Cottbuser Straßenbahn am Haupteingang des jetunion importierten Erdöls kam sie ohne-
Raw Cottbus vorbei. FOTO: H. DÖRSCHEL hin vorerst nicht mehr in Betracht. Folglich
78 r DR in den 80ern
Die 6,7 km lange Berliner Pioniereisenbahn in der Wuhlheide (Spurweite 600 mm) war ein
Exot unter den Schmalspurbahnen der Reichsbahn. FOTO: SLG. MACHEL
DR in den 80ern r 79
Die ab 1976 auf Ölfeuerung umgerüs-
teten Meterspur-Dampfloks der Bau-
reihe 99 23 – 24 ließ die Reichsbahn bis 1984
auf Kohlefeuerung rückbauen. Die
ölgefeuerte 99 0243 verlässt am
23. Mai 1981 Nordhausen.
FOTO: G. GRESS
80 r DR in den 80ern
99 1782 mit einem Rollwagenzug in Schön- Nach einer Hauptuntersuchung ist die 199 101 (Bw Pankow) der Berliner Pioniereisenbahn
feld-Wiesa (21. Juli 1982). FOTO: G. GRESS am 27. Mai 1988 in Berlin-Schöneweide Gbf eingetroffen. FOTO: V. EMERSLEBEN
Niederschmiedeberg und Jöhstadt ein. oberen Teil hatte bereits 1984 die Demon- die Strecke Schönfeld-Wiesa – Schönfeld
Am 13. Januar 1984 fuhren auf diesem tage begonnen. auf 1435 mm umgespurt.
Abschnitt die letzten Reisezüge. Am 30. Romantiker bedauerten sicher auch die
September 1984 endete der Personenver- Mitte April 1985 vollzogene Einstellung
kehr auch zwischen Wolkenstein und Nie- des bis zuletzt mit Dampflokomotiven Bescheidene Modernisierung
derschmiedeberg, der Güterverkehr blieb durchgeführten Rollwagenbetriebs auf der
hier aber wegen des verzögerten Straßen- Anschlussbahn zur Papierfabrik Schönfeld.
ausbaus bis zum 21. November 1986 er- Allerdings verlagerte man die Transporte Von den Schmalspurstrecken war nicht bloß
halten. Zum Jahresende 1986 wurde die nicht auf die Straße. Während einer Pro- die aufgegebene Preßnitztalbahn längst sa-
Gesamtstrecke offiziell stillgelegt, doch im duktionspause in der Papierfabrik wurde nierungsbedürftig, die DR beschränkte die
99 7232 mit Braunkohlezug für das Heizkraftwerk in Silberhütte hat die neue Wendeschleife in Stiege durchfahren (8.6.1984). FOTO: TH. MÄUSER
DR in den 80ern r 81
Preßnitztalbahn: Der Abschnitt Wolkenstein –
Niederschmiedeberg blieb bis 21. November
1986 für Güterverkehr in Betrieb. Im Februar
1986 dampft die 99 1582 bei Großrückerswalde
an Skifahrern vorbei. FOTO: G. SEIDEL/SLG. RITZ
82 r DR in den 80ern
te trat die DDR im Frühjahr 1982 zurück.
Notgedrungen wurde die den Reisekomfort Schmalspurbahnen der DR Anfang 1980
kaum verbessernde und nicht gerade als
„Schönheitskur“ empfundene Modernisie- Reichsbahndirektion/Strecke Länge Spurweite
rung bzw. Rekonstruktion von Schmalspur- Rbd Berlin
Pioniereisenbahn Berlin in der Wuhlheide 6,7 km 600 mm
wagen in der Werkabteilung Perleberg des
Rbd Cottbus
Raw Wittenberge fortgeführt. Anschlussbahn Cottbus 2,0 km 1000 mm
Im Übrigen wurden die Fahrzeuge der ;JUUBVm#FSUTEPSGm,VSPSU0ZCJO,VSPSU+POTEPSG
LN NN
Bahnen im Harz und in Sachsen weitge- Rbd Dresden
hend von Saugluft- auf Druckluftbremse Radebeul Ost – Radeburg 16,5 km 750 mm
VNHFTUFMMU BVGEFO#BIOFOBOEFS0TUTFF Freital-Hainsberg – Kurort Kipsdorf 26,3 km 750 mm
CSFNTUFNBOCFSFJUTNJU%SVDLMVGU
+FEPDI Freital-Potschappel – Freital-Hainsberg
3,0 km 750 mm
erfolgte auf der Strecke Oschatz – Mügeln – Oschatz – Mügeln – Kemmlitz 17,1 km 750 mm
Wolkenstein – Jöhstadt 23,0 km 750 mm
Kemmlitz erst 1987 die Umstellung von der Cranzahl – Kurort Oberwiesenthal 17,3 km 750 mm
Heberlein-Seilzug- auf die Körting-Saug- Wilischthal – Papierfabrik Wilischthal 1,2 km 750 mm
luftbremse. Die saugluftgebremsten Roll- Schönfeld-Wiesa – Papierfabrik Schönfeld 1,4 km 750 mm
wagen kamen aus Wolkenstein, Schönfeld- *
OPDIGÛSEJF¾CFSGÛISVOHWPO8BHFO[XJTDIFO'SFJUBM)BJOTCFSHVOEEFS8FSLTUBUU
in Potschappel genutzt
Rbd Greifswald
1VUCVTm(ÕISFO 3ÛHFO
LN NN
Rbd Halle
Industriebahn Halle 1,2 km 1000 mm
Rbd Magdeburg
(FSOSPEFm4USBCFSH )BS[
LN NN
"MFYJTCBEm)BS[HFSPEF
LN NN
Wernigerode – Nordhausen Nord 60,5 km 1000 mm
Drei Annen Hohne – Schierke 5,4 km 1000 mm
Schierke – Brocken
13,6 km 1000 mm
Eisfelder Talmühle – Stiege – Hasselfelde 13,5 km 1000 mm
*
OPDIGÛS.JMJUÅSUSBOTQPSUFHFOVU[U
Rbd Schwerin
Bad Doberan – Osteebad Kühlungsborn West 15,4 km 900 mm
*
(ÛUFSWFSLFIS/JFEFSTDINJFEFCFSHm+ÕITUBEUBNFJOHFTUFMMU
1FSTPOFO
verkehr am 13.1.1984; Personenverkehr Wolkenstein – Niederschmiedeberg am
30.9.1984 eingestellt, Güterverkehr am 21.11.1986
Wiederaufbau
4USBCFSH )BS[
m4UJFHF NN
LN
BNPGGJ[JFMMFSÕGGOFU
regulärer Verkehr 1984 aufgenommen
DR in den 80ern r 83
Die 99 1608 trifft am 17. März 1980 mit
einem Güterzug aus Kemmlitz in Mügeln ein.
An der Schranke wartet ein Lkw der sowje-
tischen Streitkräfte.
84 r DR in den 80ern
199 871 und 99 7245 mühen sich am
17. Juni 1989 mit einem Braunkohlezug
nach Silberhütte über die Steigung bei
Birkenmoor. FOTO: H. DÖRSCHEL
VOE.FTTGBISUFO BVDIBVGEFS4FMLFUBMCBIO
VOEEFS#SPDLFOCBIOCJT4DIJFSLF
LBNFO
beide „Harzkamele“ ab Februar 1989 plan-
mäßig auf der Harzquerbahn zum Einsatz.
Anfang 1990 lieferte das Raw Stendal die
dritte 199.8 aus, die restlichen sieben bis
Dezember 1990.
Rigorose Verdieselung geplant für Traditionszüge betriebsbereit bleiben. auf der Lößnitzgrundbahn nur noch den
Für die 750-mm-Strecken wollte die DR Traditionsbetrieb aufrecht zu erhalten. Die
ab 1990 Diesellokomotiven aus Rumäni- Zittauer Schmalspurbahn jedenfalls sollte
Eigentlich sollten 30 umgebaute V 100 bis en beschaffen, bis 1994 zunächst 30 Stück. bis 1992 der Erweiterung des Olbersdorfer
GBTUEFOHFTBNUFOSFHVMÅSFO7FS- Der weitere Bedarf war unklar, denn mitt- Braunkohletagebaus weichen.
kehr auf den Harzer Schmalspurbahnen lerweile gab es Überlegungen, die Döll- Nach dem Ende der DDR wurden diese
übernehmen und nur wenige Dampfloks nitzbahn auf Normalspur umzubauen und Pläne obsolet, doch warfen sie ihre Schat-
DR in den 80ern r 85
Dampflok-Betriebsbestand Ende 1989 Zugkreuzung im Bahnhof Eisfelder Talmühle:
Nachdem die Handweiche umgestellt wurde,
kann die 99 7232 mit ihrem Personenzug
nach Nordhausen ausfahren (Mai 1990).
%FSOPDI.BTDIJOFOVNGBTTFOEF#FUSJFCTCFTUBOE PIOF[HFTUFMMUFVOEMBOHGSJTUJH FOTO: L. ROTTHOWE
BCHFTUFMMUF-PLT
WFSUFJMUFTJDIBVG[XÕMG#BVSFJIFO"OHFHFCFOTJOEEJFCJTHÛM
tigen und auch danach gebräuchlichen Reihenbezeichnungen, aber der Klarheit halber
die jeweils niedrigsten und höchsten seit 1. Juni 1970 gültigen Betriebsnummern der
OPDI[VNUBUTÅDIMJDIFO#FUSJFCTCFTUBOEHFIÕSFOEFO-PLT CFJTFISLMFJOFO4UÛDL
[BIMFOBMMF/VNNFSO
durch sechs Neuzugänge abzüglich zweier
Ausmusterungen ergab. Die Berliner Pio-
Baureihe Typ/Herkunft, Betriebsnummern Anzahl
niereisenbahn erhielt 1983 mit der 199 103
Spurweite 750 mm 5ZQ/T
FJOFESJUUF-PL*NTFMCFO+BIS
99 51 – 60 TÅDIT*7,
bekam die Industriebahn Halle zwei von
99 67 – 71 TÅDIT7*,/BDICBV
99 73 – 76 &JOIFJUTMPL
Normal- auf Meterspur umgebaute Kö II,
99 77 – 79 /FVCBV%3
welche die auszumusternden 199 003 und
99
463
FY3,#
5ZQ/T
BCMÕTUFOVOEEFOFONBOJO
99 480 FY,SFJT+FSJDIPX*
Zweitbesetzung wiederum die Betriebs-
*
EBWPO TFJU
VOE TFJU
BVG3ÛHFO nummern 199 003 und 004 verpasste. Eben-
Spurweite 900 mm falls eine umgespurte Kö II gelangte im
99 32 &JOIFJUTMPL
Dezember 1984 als 199 010 zu den Harzer
99 33 FY8JTNVU"(
Schmalspurbahnen, und schließlich hielten
Spurweite 1000 mm dort 1988 die ersten zwei „Harzkamele“
99 23 – 24 /FVCBV%3 CJT
Einzug. Im Übrigen waren 1983 nach Ein-
99 590 FY/8&
stellung des Schmalspurbetriebs auf dem
99 600 FY/8&
99 610 FY/8&
Reststück der Spreewaldbahn die 199 005
und 006 von Cottbus nach Wernigerode um-
Außerdem ... beheimatet worden. Noch erwähnt sei ein
EBNQGUFTFJU4PNNFSBVGEFS#FSMJOFS1JPOJFSFJTFOCBIO 4QVSXFJUFNN
BO Kuriosum: Die als Rangier- und Arbeits-
bestimmten Tagen die ehemalige Trümmerbahnlokomotive „44“ der Bau-Union Berlin. zuglok auf Rügen dienende 199 001 ali-
Sie war eine Leihgabe des Märkischen Museums Berlin und erhielt keine DR-Nummer. as 100 901 besaß seit einer 1984 erfolgten
Reparatur das Fahrgestell der buchmäßig
als Gerät geführten 199 002 alias 100 902,
somit hätte sie eigentlich nun ihrerseits als
Die 1914 von
Henschel gebaute 199 002 bezeichnet bzw. 100 902 beschrif-
99 6101 rangiert im tet werden müssen. Das in der Lokstatistik
Dezember 1989 in nicht erfasste Gerät 199 002 wurde 1985
Wernigerode im vollends zerlegt.
Anschluss eines
Von den zwei noch im Bestand geführten
Sägewerks.
FOTO: K. KOSCHINSKI 5SJFCXBHFOCMJFCEFS FY5EFS
/8&
JO 8FSOJHFSPEF BCHFTUFMMU 8JFEFS
in Fahrt kam 1989 nach einer Aufarbeitung
im Bw Haldensleben der historische GHE 1
Ň
GÛSEFO1FSTPOFOWFSLFISXVSEF
er aber erst 1990 zugelassen.
Ende 1989 betrug die Betriebslänge der
%34DINBMTQVSTUSFDLFO
LN EBWPO
121,8 km in 750 mm, 119,2 km in 1000 mm,
15,4 km in 900 mm und 6,9 km in 600 mm
BVTHFGÛISU
1MBONÅJHF 3FJTF[ÛHF WFS
kehrten auf 234 km, Güterzüge noch auf
rund 180 km. Nicht mehr zur Betriebslän-
ge zählte die Brockenbahn oberhalb Schier-
ten voraus. So strich die Reichsbahn 1989 Hierin waren aber 14 z-gestellte oder länge- kes. Im September 1987 hatten letztmals
die Rügener 99 4632, 4633, 4801 und 4802, SF;FJUBCHFTUFMMUF.BTDIJOFO VB Züge mit Material für die Grenztruppen
EJFTÅDITJTDIFO*7, #BVSFJIF51 – 60
VOE und 99 7222 in Wernigerode, 99 4532 in Zit- der DDR den Bahnhof Goetheweg erreicht.
EJF)BS[FS.BMMFUMPLT #BVSFJIF590
BVT UBV
ŇBVG3ÛHFO
FOUIBMUFO
XFTIBMC Die Wiederbelebung der Strecke bis hinauf
dem Unterhaltungsbestand. Infolge Aus- der tatsächliche Betriebsbestand nur noch zum Brockenplateau als Touristenattraktion
musterung der 99 1566, 5903, 5904 und 70 Dampflokomotiven umfasste. erschien noch Anfang 1989 utopisch, aber
6102 sank der Betriebsbestand schmalspu- Der Diesellokbestand wuchs im Zeit- schon Ende des Jahres in naher Zukunft re-
riger Dampfloks im Jahr 1989 von 88 auf 84. raum 1983 bis 1988 von 9 auf 13, was sich alisierbar. ❑
86 r DR in den 80ern
DR in den 80ern r 87
'5,1:(67%(5/,1
D ie Reichsbahn in West-Berlin
war eine weltweit einmalige
Absurdität. Ebenso wie zum
Status der Stadt vertraten Ost
und West dazu jahrzehntelang unterschied-
S-BAHN
liche, teils bizarr anmutende Rechtspositi-
onen. Von beiden Seiten im Stich gelassen
fühlten sich die 1980 streikenden Eisenbah-
abgetreten–
ner. Letztlich scheiterte ihr Arbeitskampf
an der „Politik der eingerammten Pflöcke“,
am offenbar unverrückbaren „Status quo“.
Zum Verständnis vorab ein Griff in die Ge-
schichte – stark vereinfacht dargestellt, ein STATUS UNBERÜHRT
88 r DR in den 80ern
gewagter Schritt auf juristisch und politisch Fahrkarten
heikles Terrain. der Berliner
S-Bahn. Die
Aufgrund zwischen den Siegermächten des
Buchstaben der
Zweiten Weltkriegs getroffener Vereinbarun- Zangenlochung
gen sowie Befehlen der Alliierten Komman- kennzeichnen
datur und der Sowjetischen Militäradministra- den jeweiligen
tion in Deutschland (SMAD) blieb in Berlin Einstiegsbahnhof.
FAHRKARTEN:
trotz der Aufteilung in vier Sektoren die Ein-
SLG. KOSCHINSKI
heit des Eisenbahnwesens erhalten. Aus rein
praktischen Gründen akzeptierten Amerika-
ner, Briten und Franzosen die Betriebsrechte
Tr o t z d e r Au f t e i l u n g B e r l i n s i n v i e r S e k t o r e n b l i e b d i e E i n h e i t d e s E i s e n b a h n w e s e n s e r h a l t e n ,
d i e B e t r i e b s r e c h t e l a g e n b e i d e r R e i c h s b a h n . N a c h d e m M a u e r b a u f u h r d i e S - B a h n i n We s t - B e r l i n
immer tiefer in die roten Zahlen, was die DR 1980 zu drastischen Betriebseinschränkungen
b e w o g . N a c h e i n e m E i s e n b a h n e r s t r e i k l e g t e s i e d i e H ä l f t e d e s We s t n e t z e s s t i l l .
der DR auch in ihren Sektoren. Selbst nach- tische Einheitspartei Westberlin (SEW)“, nutzten nur noch etwa 47 000 Personen täg-
dem die Reichsbahn der Leitung des Ministe- rekrutierte viele ihrer bis zu 8000 Mitglieder lich die S-Bahn.
riums für Verkehrswesen der DDR unterstellt aus den Reihen der Eisenbahner und ihrer
worden war, änderte sich daran nichts. Familien. Es reichte zwar nur zu mageren
Nach westlicher Rechtsauffassung han- Stimmanteilen bei den Wahlen zum Abge- Erdrückende Kostenlast
delte es sich bei der DR in West-Berlin al- ordnetenhaus (bestenfalls 2,7 Prozent), aber
lerdings um eine Art Reststück des Deut- die Reichsbahn als „sozialistischer Muster- Das Kalkül der DR, durch Fahrpreiserhö-
schen Reiches. Einer Betriebsregie durch betrieb im kapitalistischen Umfeld“ war der hungen die Deviseneinnahmen zu steigern,
die „Staatsbahn der DDR“ hätten die West- DDR lange Zeit lieb und teuer. ging nur kurzzeitig auf, ab 1974 schrumpf-
Alliierten kaum zugestimmt. Vor allem des- Der Transit-Reiseverkehr und einige ten sie. Eine von Verkehrsminister und DR-
halb beließ es die DDR beim anachronisti- Güterverkehrssparten mögen ja profita- Generaldirektor Otto Arndt eingereichte
schen Namen „Reichsbahn“, doch betrach- bel gewesen sein, die S-Bahn war es nie. Vorlage zur Politbürositzung vom 3. Juni
tete sie auch den West-Berliner Betriebsteil Bis zur Netztrennung am 13. August 1961 1975 bezifferte das vor allem durch Lohn-
als innerstaatlichen Rechtskomplex. Bei- beförderte sie auf dem Gesamtnetz täg- kosten verursachte „Devisendefizit“ der S-
spielsweise flossen Sozial- und Kranken- lich etwa 1,1 Millionen Fahrgäste. Davon Bahn in West-Berlin mit 30 Millionen DM,
versicherungsbeiträge sowie Lohnsteuer entrichteten aber wohl nicht mal die Hälf- hinzu kamen Verluste von 132 Millionen
der dort Beschäftigten in die DDR, obwohl te den Fahrpreis mit Westgeld, und wenn, DDR-Mark. Angesichts dessen erwog das
sie zum allergrößten Teil in den Westsekto- dann meist nur 20 Pfennig pro Einzelfahrt Politbüro, den S-Bahn-Verkehr dort we-
ren wohnten. oder sie nutzten die sehr billigen Zeitkar- nigstens teilweise einzustellen. Es verwarf
Außerdem verquickte die DDR immer ten. Nach dem Mauerbau sank die Zahl der diese Möglichkeit aber, weil es befürchte-
wieder die Betriebsrechte mit ihr nicht zu- Fahrgäste auf dem Westnetz laut fragwür- te, die West-Alliierten könnten der Reichs-
stehenden Eigentumsrechten, zeigte im digen Angaben des DGB, der gemeinsam bahn wegen Verletzung der Betriebspflicht
wahrsten Wortsinn auf Reichsbahngelände mit der SPD zum „S-Bahn-Boykott“ auf- die Betriebsrechte in West-Berlin insgesamt
Flagge. Zuweilen gingen die Alliierten da- gerufen hatte, auf täglich 30 000. Aus Ak- entziehen. Auch hätte der Rückzug aus dem
gegen vor, oft nahmen sie es tatenlos hin. ten des DDR-Verkehrsministeriums geht Westen tausende Mitglieder und Sympathi-
So duldeten sie die politischen Aktivitäten hervor, dass die S-Bahn in West-Berlin im santen der SEW verprellt, die auf den „so-
in Kantinen, in Räumen des FDGB oder der Jahr 1962 rund 37 Millionen Personen be- zialistischen Musterbetrieb“ als Garant für
Betriebsparteiorganisationen. Die westli- förderte, entsprechend ungefähr 100 000 sichere Arbeitsplätze vertrauten.
che Abteilung der SED, ab 1969 „Sozialis- pro Tag. Bei deutlich unter den Tarifen der Um aus dem Dilemma herauszukom-
Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) liegenden men, forderte die DDR den West-Berliner
Fahrpreisen stiegen die Fahrgastzahlen Mit- Senat zur Übernahme des Defizits auf. Dies
te der 1960er Jahre auf etwa 150 000 am Tag lehnte der Senat ab, ebenso das im Frühjahr
Die S-Bahn in West-Berlin war für die DR an. Nach mehreren Preiserhöhungen in den 1976 unterbreitete Angebot, die S-Bahn zu
ein Verlustgeschäft. FOTO (1983): K. KOSCHINSKI Siebzigern sanken sie erneut stark ab, 1979 pachten. Daraufhin schränkte die DR den
DR in den 80ern r 89
te eine am 28. September 1980 in Kraft
zu setzende Fahrplananordnung die ange-
spannte Personallage im S-Bahn-Bereich
entschärfen: Sie sah für die meisten Stre-
cken eine auf ca. 5 bis 21 Uhr beschränk-
te Betriebszeit vor. Diese Pläne erbosten
viele Beschäftigte, denn sie bedeuteten
den Wegfall der Nachtzuschläge. Die am
11. September rückwirkend zum Monats-
ersten angekündigte Lohnerhöhung um
60 bis 80 DM konnte den Unmut auch der
Mitarbeiter anderer Betriebszweige nicht
mehr besänftigen.
90 r DR in den 80ern
Über den Streik der Reichsbahner im Sep-
tember 1980 in West-Berlin berichtete
die Tagespresse in zahlreichen Artikeln.
ZEITUNGSAUSRISSE: SLG. KOSCHINSKI
DR in den 80ern r 91
Am Nachmittag des 22. September stür-
men Bahnpolizisten das Stellwerk Halen-
see. Am 23. September räumen sie weitere
Stellwerke. Um einer gewaltsamen Aktion
durch die Bahnpolizei zuvorzukommen,
drängen Schutzpolizisten und ein briti-
scher Offizier die noch auf dem Container-
bahnhof an der Heidestraße ausharrenden
Streikenden, das Gelände zu räumen. Um
22 Uhr fällt auch diese letzte Bastion, der
Streik wird für beendet erklärt. Etwa 350 Ei-
senbahner melden sich daraufhin arbeitslos
oder wenden sich mit Stellengesuchen an
die DB, etwa 200 erhalten von der Reichs-
bahn noch eine schriftliche Kündigung.
92 r DR in den 80ern
Februar 1985:
Ein BVG-Triebwagen
der Baureihe 275 mit
dem Ziel Wannsee
trifft im Bahnhof
Schöneberg ein.
FOTO: K. KOSCHINSKI
DR in den 80ern r 93
Ab 28. September 1980 fuhr die Zug-
gruppe N I von Lichtenrade im Berliner
Süden über Friedrichstraße nach Frohnau Von ca. 21 Uhr bis gegen 1.30 Uhr bediente Westnetz nach Ost-Berlin, was sowohl der
(Wollankstraße, 24. Dezember 1982). die Zuggruppe S I nur das Teilstück Fried- Berliner Senat als auch das DDR-Verkehrs-
FOTO: K. KOSCHINSKI richstraße – Charlottenburg. Ansonsten en- ministerium flugs dementierten. Immerhin
dete der Betrieb um ca. 21 Uhr. in den Dementis waren sich beide Seiten
Zum nicht mehr bedienten Netzteil zähl- schon einig. Die Amerikaner erinnerten im
ten die Strecke Westkreuz – Spandau, die November 1980 an eine Berlin Kommanda-
westliche Ringbahn Gesundbrunnen – Son- tura-Order (BK/O), wonach jeder Abtrans-
nenallee und die Wannseebahn Anhalter port von Eisenbahnmaterial genehmigungs-
Bahnhof – Wannsee, mithin bis zuletzt re- pflichtig sei. Mit der Betriebspflicht hinge-
lativ stark frequentierte Strecken. Das noch gen nahmen’s die „Schutzmächte“ offenbar
im öffentlichen Verkehr befahrene Westnetz nicht so genau.
inklusive der Ost-Berlin durchquerenden
Nordsüdbahn schrumpfte von 144,8 km
auf 72,6 km, also fast genau um die Hälfte. Von der Reichsbahn zur BVG
Von 78 S-Bahnhöfen blieben 38 geöffnet.
Die Wannseebahn wurde noch für Leer- Der Stobbe-Senat beteuerte, er wolle ja
überführungen und Dienstgutfahrten zwi- was für die S-Bahn tun, verschanzte sich
schen der Nordsüdbahn und dem S-Bw aber noch hinter alliierten Vorbehalten. Die
Wannsee genutzt. Alternative Liste (Vorläuferpartei der Grü-
Die Gleise blieben generell liegen, je- nen), Bürgerinitiativen und die Interessen-
doch begann bald der Ausbau von Weichen gemeinschaft Eisenbahn Berlin (IGEB) for-
und der Abbau von Sicherungsanlagen. Be- derten vehement die Wiederinbetriebnahme
obachtungen zufolge verbrachte die DR von Strecken. Nach dem Sturz des Stobbe-
53 Viertelzüge im Herbst 1980 aus dem Senats Anfang 1981 machten Politiker aller
Parteien die S-Bahn zum Wahlkampfthema.
Insbesondere der neue Regierende Bürger-
Auf der Stadtbahn: Blick aus dem Inter-
meister Hans-Jochen Vogel (wie Stobbe
zonenzug auf den hinteren Führerstand des SPD) brachte Schwung in die Diskussion,
275 085 der BVG. FOTO (1987): G. GRESS sein im Juni 1981 gewählter Nachfolger
94 r DR in den 80ern
Parole auf dem Gelände des Bw Wannsee Für Dienstgutfahrten stand der Gepäckzug 275 109/110/112/111 zur Verfügung
im Oktober 1983. FOTO: A. TIEMANN (Bw Wannsee, Juni 1982). FOTO: K. KOSCHINSKI
DR in den 80ern r 95
Die Traditionslok 01 137 fuhr am
3. Oktober 1987 vom Bw Wustermark
Richard von Weizsäcker (CDU) fasste das Reichsbahn im Herbst 1983 eine „S-Bahn- kommend über die Grenzübergangs-
„heiße Eisen“ S-Bahn ebenfalls an. Leider Vereinbarung“, die statusrechtliche Klip- stelle Staaken (Foto) nach West-
Berlin. FOTO: A. TIEMANN
enttäuschte der CDU-Senat ein Jahr spä- pen umschiffte. Die von der DDR geforder-
ter mit einem Konzept, das zunächst nur ten dreistelligen Millionenbeträge ließ sich
die Aufrechterhaltung des Betriebs auf der der Senat nicht abhandeln. Er verpflichtete
Stadtbahn Friedrichstraße – Charlottenburg sich nur zur Zahlung von „Nutzungsent-
und die Reaktivierung weiterer Strecken
nach grundlegender Modernisierung erst
nach 1990 vorsah.
Unterdessen sackte die Zahl der Fahr-
gäste auf dem noch von der Reichsbahn
betriebenen Restnetz der S-Bahn auf etwa
10 000 pro Tag ab. Im Dezember 1982 for-
derte die DDR den Senat erneut auf, das
Defizit zu übernehmen. Der Senat erklärte,
das käme nicht in Frage, bekundete aber
Gesprächsbereitschaft über eine Neurege-
lung der Betriebsrechte „unterhalb der Sta-
tusschwelle“.
Nach der Zusage der Bundesregierung,
dem Land Berlin im Zeitraum 1984 bis 1987
für die S-Bahn 253 Millionen DM bereit-
zustellen, erarbeiteten der Senat und die
96 r DR in den 80ern
gelten“ für weiterhin von der Reichsbahn
zu erbringende Leistungen, beispielsweise
für die Konservierung oder ggf. den Betrieb
des Nord-Süd-Tunnels, den Betrieb des
Streckenabschnitts Friedrichstraße – Lehr-
ter Stadtbahnhof und die Mitnutzung von
Stellwerken der DR.
Nach Genehmigung durch die West-Al-
liierten wurde die Vereinbarung am 30. De-
zember 1983 unterzeichnet. Dementspre-
chend stellte die DR am 9. Januar 1984 um
3.00 Uhr den Betrieb der S-Bahn in Berlin
(West) offiziell ein. Von diesem Zeitpunkt
an nahm eine „vom Senat zu bestimmen-
de Stelle aus Berlin (West)“ die „Betriebs-
durchführung der S-Bahn einschließlich
Unterhaltung, Verkehrssicherung oder Nut-
zung aller S-Bahn-Strecken“ wahr.
So kam die BVG quasi wie die Jungfrau
zum Kinde zur S-Bahn. Freilich brachten
versierte Eisenbahner ihr Fachwissen ein.
Insgesamt übernahm die BVG 672 Beschäf- Die Saalfelder 01 0531 brachte am 17. Juni 1981 den Entlastungs-D 10300 nach Berlin.
tigte von der DR. Der ihr überlassene Fahr- Es war der letzte fahrplanmäßige Zug mit Dampflok in West-Berlin. FOTO: K. KOSCHINSKI
Die Spree markierte beim Lehrter Stadtbahnhof einst die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin . Auf
der östlichen Seite grenzte die Charité, ein berühmtes und traditionsreiches Krankenhaus, unmittelbar an
den „Todesstreifen“ an (Oktober 1987). FOTO: G. GRESS
DR in den 80ern r 97
Ab 1984 veranstaltete die Reichsbahn
Informationsfahrten in West-Berlin, die von
Dampfloks befördert wurden (Handzettel
für die Sonderzüge im März 1986).
98 r DR in den 80ern
Im März 1985 wählte die DR die 03 001 für
die Informationsfahrten aus (aufgenommen am
Savignyplatz). FOTO: K. KOSCHINSKI
DR in den 80ern r 99
Ob die DR mit den Transitzügen von/
nach West-Berlin auf ihre Kosten kam, das
wird wohl ein Geheimnis bleiben (D 342 nach
Hannover, April 1989). FOTO: K. KOSCHINSKI
Luk r a t iv e r
W ährend die DR seit Mitte der
1970er Jahre vehement einen Aus-
gleich des S-Bahn-Defizits forderte, hielt
sie sich ansonsten zur Ertragslage in West-
Berlin bedeckt. Zwar brachte der Personen-
TRAN S IT V E RKE HR ?
und Güterverkehr zwischen West-Berlin
und dem Bundesgebiet (sowie dem Aus-
land) beträchtliche Deviseneinnahmen, die lutagewinn von 2,3 Millionen Valutamark ten konzentriert. Das Raw Tempelhof und
aber allein von den Lohnkosten weitgehend erzielen, dem allerdings ein Verlust von die Starkstrom- sowie Signal- und Fern-
aufgezehrt wurden. Laut später ans Licht 1,5 Mio. DDR-Mark gegenüberstand. meldemeistereien fasste sie zur Unterhal-
der Öffentlichkeit gelangten Dokumenten Entscheidend besserte sich die Ertrags- tungsstelle für Maschinentechnik (UfM)
betrug das in West-Berlin entstandene De- lage nicht durch einen Verkehrszuwachs, in Berlin-Tempelhof zusammen. Aus dem
fizit 1984, also nach Übergabe des S-Bahn- sondern durch Tariferhöhungen sowie die Raw Grunewald, den vier Bahnmeisterei-
Betriebs an die BVG, noch 13,2 Millionen mit enormem Personalabbau verbunde- en und der Hochbaumeisterei ging die Un-
DM und 29 Millionen Mark der DDR. 1986 ne Rationalisierung. Bereits ab 1980 hat- terhaltungsstelle für Bahnanlagen (UfB) in
konnte die Reichsbahn erstmals einen Va- te die DR die Instandhaltungskapazitä- Berlin-Grunewald hervor. Im Bereich Gü-
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FERNEISENBAHN
1986
1988
Die von 1982 bis 1987 errichtete Elbebrücke südlich von Wittenberge ist der längste Brückenneubau der Brücke wurde am 26. September 1987 offiziell
Deutschen Reichsbahn in der DDR. Mit 1030 Metern war sie wie schon der Vorgängerbau auch die längste ihrer Bestimmung übergeben. Das Datum mar-
Eisenbahnbrücke in der DDR überhaupt. Sie ersetzte die nach Sprengung im April 1945 zunächst behelfs- kiert auch den Beginn des durchgehenden elektri-
mäßig und in den 1950er Jahren durch Regelüberbauten wiederhergestellte alte Brücke. Diese hatte bis zur schen Zugbetriebs von Bad Schandau über Dres-
Eröffnung einer neuen Straßenbrücke im Jahr 1976 auf der mit einem Belag versehenen Gleistrasse Rich- den, Leipzig, Magdeburg, Wittenberge, Schwerin
tung Norden auch dem Straßenverkehr gedient. und Rostock bis Warnemünde.
Die 14-feldrige, in Längsrichtung mit drei Durchlaufträgern ausgeführte stählerne Fachwerkskonstruktion
überquert im Zuge der Strecke Magdeburg – Wittenberge die Elbe und das eingedeichte Vorland. Die neue
Die alte Elbebrücke bei Wittenberge und dahinter das 1030 m lange neue Die neue Elbebrücke am Tag der
Bauwerk, die längste Eisenbahnbrücke in der DDR. Eröffnung. FOTOS: V. EMERSLEBEN (2)
Schwarze
Chronik zusammen. Sieben Menschen sterben, zehn
werden verletzt. Der Fahrdienstleiter hat die
11. Oktober 1985
Schranken nach einer Zugdurchfahrt trotz der Zwischen Eilsleben und Wefensleben (auf
11. Juni 1981 herannahenden Lz-Fahrt geöffnet. einem wegen Bauarbeiten nur eingleisigen
Abschnitt der Strecke Magdeburg – Helm-
Infolge einer Gleisverwerfung entgleist in stedt) stoßen der P 9476 und eine Lz fahrende
Erfurt-Bischleben der D 1453 Düsseldorf – 5. Juli 1983 132er frontal zusammen. Das Unglück fordert
Karl-Marx-Stadt. 14 Reisende sterben, 13 Todesopfer und 29 Verletzte. Ursache:
Am Abzweig Glasower Damm (Berliner Au-
93 werden verletzt. Fehlhandlung der Fahrdienstleiterin des
ßenring) fährt Ps 11457 Falkenhagen – Ber-
Bahnhofs Eilsleben.
lin-Karlshorst dem D 571 Berlin-Schöne-
31. Oktober 1982 weide – Karl-Marx-Stadt in die Flanke. Drei
Personen werden getötet, über 40 verletzt. 19. Januar 1988
Auf dem südlichen Berliner Außenring Unfallursache: Missachtung des Halt zei-
fährt ein Güterzug mit ca. 50 km/h auf den genden Blocksignals durch den Lokführer In Forst Zinna prallt der D 716 Leipzig –
P 11485 Werder – Berlin-Karlshorst auf. Der des Personenzugs. Stralsund auf einen im Gleis stehenden
Lokführer und sieben Reisende kommen zu Sowjetpanzer. Sechs Todesopfer sind zu
Tode, 53 Reisende erleiden Verletzungen. beklagen, darunter die beiden Lokführer
Beide Züge sind wegen Ausfalls der Selbst- 29. Februar 1984 der 211 006.
blocksignale permissiv gefahren, der Lok-
In Hohenthurm (zwischen Bitterfeld und Hal-
führer des Güterzugs hat die dabei erlaubte
le) fährt der D 354 Berlin – Saarbrücken auf 3. Dezember 1988
Höchstgeschwindigkeit weit überschritten.
den P 7523 auf. Elf Menschen verlieren ihr
Leben, 46 werden verletzt. Der Lokführer Zwischen Horka und dem polnischen Grenz-
23. April 1983 des D 354 hat bei dichtem Nebel die „Halt“ bahnhof Bielawa Dolna stoßen ein Dienstper-
zeigenden Ein- und Ausfahrsignale des vor sonenzug und ein Güterzug zusammen. Folge:
Auf einem Bahnübergang bei Neuwiede- Hohenthurm liegenden Bahnhofs Landsberg acht Tote, vier Verletzte. Der Lokomotiv-
ritzsch (Strecke Leipzig – Bitterfeld) prallt nicht erkannt, aber darauf vertraut, dass Tran- führer der PKP-Diesellok hat ein Haltsignal
die Lz fahrende 211 017 mit einem Linienbus sitreisezüge üblicherweise freie Fahrt haben. übersehen.
D
ten sich die noch amtierenden Machthaber an der Grenze zwischen beiden deutschen
ie ungeahnte Entwicklung in Ost-Berlin ausbedungen. Auf gleicher Staaten der Massenansturm ein. Obwohl am
nahm ihren Anfang, als un- Route erreichten am 5. Oktober nochmals 11./12. November, dem ersten Wochenende
garische Soldaten im Mai 7600 Übersiedler Hof. Nach spektakulären der Reisefreiheit, im Fernverkehr 35 und im
1989 begannen, die Grenz- Zwischenfällen im Dresdner Hauptbahnhof grenznahen Verkehr 107 zusätzliche Züge
sperren des „Eisernen Vorhangs“ zu Ös- (wo ausreisewillige Bürger auf die durch- fuhren, herrschten teilweise chaotische Ver-
terreich abzubauen. So musste denn die fahrenden Flüchtlingszüge aufzuspringen hältnisse. Viele Züge waren derart überfüllt,
Deutsche Bundesbahn den ersten Massen- versuchten) erhielten DDR-Bürger die Ge- dass die Tragfedern der Wagenkästen auf
ansturm von DDR-Bürgern zusammen mit nehmigung, direkt von der Tschechoslo- den Drehgestellen aufsaßen.
der Ungarischen Staatsbahn und den Ös- wakei in die Bundesrepublik auszureisen. Was irgend rollfähig war, rollte. Obwohl
terreichischen Bundesbahnen bewältigen. Daraufhin kamen am 4./5. November neun jahrzehntelang getrennt, arbeiteten Reichs-
Am 12. September traf in Passau der erste Sonderzüge mit 10 000 Übersiedlern in und Bundesbahner ad hoc zusammen und
Zug mit „Botschaftsflüchtlingen“ aus Bu- Schirnding an. meisterten eine plötzlich eingetretene Aus-
dapest ein. Nach dem Rücktritt der alten SED-Gar- nahmesituation. Benachbarte Direktionen
Drei Wochen später gingen die Bilder de und der eher beiläufig live im Fernsehen kooperierten rasch so, als gehörten sie einer
vom Bahnhof Hof um die Welt, wo allein am verlautbarten Erklärung von Günter Scha- Bahnverwaltung an. Der nachfolgende Be-
1. Oktober sechs Züge mit 5500 Menschen bowski zu den „ab sofort“ gültigen Reise- richt von Dr. Horst Weigelt, bis 1993 Präsi-
ankamen, die der DDR nach Zuflucht in möglichkeiten für DDR-Bürger öffneten dent der BD Nürnberg, veranschaulicht es.
G E W A LT I G E R
z.B. 30 000 DDR-Bürger in 17 Zügen ein.
Die Überfüllung der Züge übersteigt die der
Flüchtlingszüge von 1945, viele Wagen nei-
gen sich zur Gangseite! Mit Hilfe der ČSD-
Regionaldirektion Pilsen kommt eine direkte
Fernsprechverbindung zwischen den Präsi-
denten der Direktionen Dresden und Nürn-
berg zustande. Neben Sofortmaßnahmen wird
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Quellen
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seien genannt:
Der Lok-Vogel Sonderausgabe Nr. 7: Farbgebung deutscher
Rico Bogula: Internationale Schnellzüge in der DDR und de- Triebfahrzeuge – Teil 3: Deutsche Reichsbahn (DDR). xyania
ren Reisezugwagen. EK-Verlag, Freiburg 2007 internet verlag Hans Sölch, Rosenheim 2012
Dirk Endisch: Dampf Adé! Diesel Oje! Verlag Dirk Endisch, Eisenbahn-Kurier Themen, Ausgaben in der Reihe „Die DR vor
Stendal 2013 25 Jahren“. EK-Verlag, Freiburg
Andreas Knipping und Konrad Koschinski: Textkapitel in: Kursbücher der Deutschen Reichsbahn von 1979/80 bis
Reichsbahn-Nostalgie, herausgegeben von Gerhard Bank. 1989/90
Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 1995
Kurt Köhler, Andreas Stange: Die Baureihen 119, 219 und Statistische Angaben wurden
229. EK-Verlag, Freiburg 2004 entnommen aus:
Karl-Heinz Kossack (Hrsg.): Schienenwege nach Berlin – Ver-
säumnisse und Chancen. Joachim Seyferth Verlag 1989 Verkehr in Zahlen 1993 (22. Jahrgang, Hrsg: Der Bundesmi-
Erich Preuß: Der Reichsbahn-Report 1945 –1993. Transpress nister für Verkehr), hierin Kennziffern der ehemaligen DDR –
Verlag, Berlin 1993 Deutsche Reichsbahn
Erich Preuß: Züge unter Strom – Die Geschichte des elektri- Die Bahn in Zahlen ’91 (Hrsg: Zentrale Pressestellen der DB
schen Zugbetriebs in Deutschland. GeraMond Verlag, Mün- und DR)
chen 1998 Ausgewertet wurde auch die zeitgenössische Berichterstattung in der
Tagespresse und diversen Zeitschriften für Eisenbahnfreunde.
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