Sie sind auf Seite 1von 2

EU-Erweiterung: Gute Nachrichten für die Ukraine

Es sei ein "historischer Tag", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit
Blick auf ihre Ankündigung, Beitrittsgespräche mit der Ukraine zu beginnen. "Es ist nun zehn
Jahre her, dass die Proteste auf dem Maidan begannen. Damals wurden Menschen erschossen, da
sie sich in EU-Flaggen einhüllten." Der Fortschritt, den die Ukraine seitdem gemacht habe, sei
beeindruckend, sagte von der Leyen am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Das Land, das sich
seit der russischen Invasion im Februar 2022 im Krieg befindet, habe bereits weit über 90
Prozent der von der EU geforderten Reformen umgesetzt. Bei den in der Ukraine noch
ausstehenden zehn Prozent handelt es sich um Verbesserungen bei der Korruptionsbekämpfung,
die Beschränkung des Einflusses von Oligarchen auf die Gesetzgebung sowie die Politik
gegenüber nationalen Minderheiten. Erst wenn diese Schritte vollendet sind, werde die
Kommission dem Europäischen Rat empfehlen, das Verhandlungsmandat - die Grundlage der
Gespräche - zu verabschieden.

Alles in trockenen Tüchern? Ursula von der Leyen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr
Selenskyj Anfang November in Kiew

Bild: Ukrainian Presidential Press Service/REUTERS

Die Europäische Kommission empfiehlt zudem, auch mit Moldau Beitrittsgespräche zu


beginnen. Über diese Empfehlung müssen nun die Staats- und Regierungschefs einstimmig
entscheiden. Es wird erwartet, dass sich die EU-Spitzen bei ihrem regulären Gipfeltreffen Mitte
Dezember damit befassen. Bevor die Kommission sich jedoch auch für das konkrete
Verhandlungsmandat ausspricht, müssen laut dem Bericht der EU-Kommission noch die
begonnenen Reformen in der Republik Moldau zu Ende geführt werden.
Bei den in der Ukraine noch ausstehenden zehn Prozent handelt es sich um Verbesserungen bei
der Korruptionsbekämpfung, die Beschränkung des Einflusses von Oligarchen auf die
Gesetzgebung sowie die Politik gegenüber nationalen Minderheiten. Erst wenn diese Schritte
vollendet sind, werde die Kommission dem Europäischen Rat empfehlen, das
Verhandlungsmandat - die Grundlage der Gespräche - zu verabschieden.
Das gleiche Vorgehen wählt die EU-Kommission für die Republik Moldau. Auch dort mahnt sie
weitere Schritte in der Korruptionsbekämpfung, der Justizreform und der De-Oligarchisierung
an.

EU-Kommission will im März 2024 erneut berichten


Nach derzeitigem Stand will die EU-Kommission über die Reformfortschritte beider Länder den
EU-Staats- und Regierungschefs beim Gipfel im März berichten. In Brüssel ist man bemüht, die
jetzige Ankündigung nicht kleinzureden. Sobald die Staats- und Regierungschefs im Dezember
zugestimmt hätten, werde der Prozess beginnen, sagte ein hochrangiger EU-Beamter am
Mittwoch. Dieser umfasse unter anderem das sogenannte Screening. Dabei bestimmt die EU-
Kommission gemeinsam mit dem Beitrittsstaat, wie gut vorbereitet das Land in einzelnen
Themenbereichen ist. In der Vergangenheit habe das manchmal ein Jahr gedauert, hier seien
sechs Monate angepeilt. Doch auch wenn die tatsächlichen Verhandlungen beginnen, kann es
noch Jahre - oder sogar Jahrzehnte - bis zum tatsächlichen EU-Beitritt dauern.

Lob und Kritik für die Entscheidung


In Kiew freut man sich jedenfalls über die Empfehlung der EU. Auf der Plattform X (ehemals
Twittter) lobt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Empfehlung der EU-
Kommission als einen "starken und historischen Schritt, der den Weg zu einer starken EU mit
der Ukraine als Mitglied ebne". Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock betont
auf X, dass die Menschen in der Ukraine zur europäischen Familie gehörten.
Moldaus Präsidentin Maia Sandu spricht von einem "wichtigen Meilenstein für Moldau" und
dass das Land entschieden auf seinem Weg Richtung EU sei.
Auch im EU-Parlament begrüßten die meisten Abgeordneten die Empfehlung der Kommission.
Michael Gahler, Mitglied der konservativen CDU und zuständig für die Ukraine, weist auf die
erheblichen Fortschritte der Ukraine im Bereich der Rechtsstaatlichkeit und
Korruptionsbekämpfung hin. Auch der litauische Abgeordnete Petras Austrevicius von der
liberalen Renew-Fraktion spricht von einem "wichtigen und historischen Moment für die
Ukraine und ihr mutiges Volk". Kritische Töne schlägt Bernhard Zimniok an, außenpolitischer
Sprecher der rechtspopulistischen AfD in der rechten ID-Fraktion. Er hält den Schritt in
Angesicht des Krieges für "unbegreiflich".
Falls die Staats- und Regierungschefs der Empfehlung folgen, wäre es das erste Mal, dass die EU
Beitrittsgespräche mit einem Land führt, dass sich in einem Krieg befindet. Nach der russischen
Invasion im Februar 2022 hatte die Ukraine einen Antrag auf Aufnahme in der EU gestellt. Am
24. Juni 2022 erhielt das Land den Kandidatenstatus.

Georgien soll Beitrittskandidat werden


Auch in Georgien freut man sich über den Bericht der EU-Kommission. Diese schlägt - unter
gewissen Bedingungen - vor, dem Land den Status einen Beitrittskandidaten zu gewähren. In
dem Bericht ging es auch um die Türkei und die Länder des Westbalkans. Bosnien-Herzegowina
muss wohl noch etwas auf die Beitrittsverhandlungen warten. Die Kommission hat sich für die
Aufnahme von Beitrittsverhandlungen ausgesprochen, wenn alle Beitrittskriterien erfüllt sind.
Spätestens im März will sie dazu einen Bericht vorlegen.

1. Alles in trockenen Tüchern? - все завершено?


2. die Ankündigung - оголошення, анонс
3. ausstehenden zehn Prozent – невиконані 10 відсотків
4. verabschieden - ухвалювати
5. sich einhüllten – загортатися
6. einstimmig – одноголосно
7. sich im Krieg befinden - знаходитися у стані війни
8. EU-Spitzen - лідери ЄС
9. Він вважає такий крок "незрозумілим" в умовах війни.
10. Er hält den Schritt in Angesicht des Krieges für "unbegreiflich".
11. halten fur Akk.
12. einen Eintrag stellen - подавати заявку
13. unter gewissen Bedingungen - за певних умов
14. sich aussprechen fur Akk - висловлюватися за
15. die Aufnahme - початок
16. einen Bericht vorlegen - представляти звіт

Das könnte Ihnen auch gefallen