Heute
mit
Nummer 227 · 39. Woche · 77. Jahrgang · Stadt
Porsche-Aktie
behauptet sich
an der Börse
Beim ersten Preis kletterte die Aktie
auf 84 Euro. Das lag klar über
dem Ausgabepreis von 82,50 Euro.
FRANKFURT. Der Autobauer Porsche hat
einen ordentlichen Börsenstart hingelegt.
Angesichts der Hiobsbotschaften von Kon-
junktur und Inflation erlebte die Porsche-
Aktie ein Auf und Ab, behauptete sich aber
über dem Ausgabepreis von 82,50 Euro. Die
Vorzugsaktien der Konzernmutter Volkswa-
gen sackten aber um über 5 Prozent ab. Mit
einem Erlös von 9,4 Milliarden Euro für
Volkswagen ist es der größte deutsche Bör-
sengang seit der Telekom 1996.
„Heute geht für uns ein großer Traum in
Erfüllung“, sagte Porsche-Chef Oliver Blu-
me. Der Porsche-VW-Finanzchef Arno Ant-
litz erklärte: „Wir haben bewiesen: Volkswa-
gen kann Kapitalmarkt – auch in einem he-
rausfordernden Marktumfeld.“ rtr/dpa
Kommentar
Kommentar
Verbesserungsbedarf
für die Luxus-Aktie
Porsche ist bei vielen Anlegern
begehrt. Damit das so bleibt, müssen
die Autos klimafreundlicher werden.
Von Barbara Schäder
Die besten Argumente für die Porsche-Aktie
waren am Donnerstag vor der Frankfurter
Börse zu besichtigen: Rennautos und schnit-
tige Sportwagen, die als Statussymbole be-
gehrt sind. Wer sich ein solches Auto leisten
kann, den werden steigende Heiz- und Le-
bensmittelkosten nicht vom Kauf abbringen.
Deshalb war die Porsche-Aktie schon vor
dem Handelsstart sehr gefragt, der Zutei-
lungspreis lag mit 82,50 Euro an der Spitze
der vorab mitgeteilten Spanne.
Für den Mutterkonzern VW hat sich der
Börsengang damit gelohnt. Allein der Ver-
kauf der nunmehr für den Handel freigege-
benen Aktien brachte dem Unternehmen
über neun Milliarden Euro ein. Hinzu kom-
men zehn Milliarden Euro für den Anteil,den
die Holdinggesellschaft Porsche SE am
gleichnamigen Sportwagenbauer erwirbt.
Dass die Aktie nach Handelsstart ins
Schlingern geriet, ist der extremen Nervosi-
tät an den Börsen geschuldet, die sich mit
dem neuerlichen Anstieg der Inflationsrate
noch einmal verschärft hat. Wichtiger für die
langfristige Entwicklung des Aktienkurses
ist, wie VW die Milliarden-Erlöse aus dem
Börsengang einsetzt. Ein erheblicher Teil
soll in die Elektrifizierung des Antriebs ge-
steckt werden.
Das käme auch Porsche zugute. Denn
auch unter den Liebhabern von Luxusautos
steigt das Interesse am Klimaschutz, wie der
Erfolg des E-Auto-Pioniers Tesla wie auch
des Porsche-Modells Taycan zeigt.
Wetter
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200 Milliarden Euro
gegen die Energiekrise
Gasumlage weg, dafür kommt die Gaspreisbremse: Die Bundesregierung will mit einem „Abwehrschirm“
Haushalte sowie Unternehmen in der Energiekrise vor untragbaren Kosten schützen.
BERLIN. Mit einem neuen „Abwehrschirm“
von bis zu 200 Milliarden Euro sollen Ver-
braucher und Unternehmen wegen der stark
steigenden Energiepreise gestützt werden.
Die umstrittene Gasumlage ist vom Tisch –
stattdessen soll es eine Gaspreisbremse ge-
ben.Wer damit in welchem Umfang entlastet
wird, steht noch nicht fest. Eine Kommission
soll bis Mitte Oktober Vorschläge machen.
„Die Preise müssen runter“,sagte Kanzler
Olaf Scholz (SPD). Dafür werde die Regie-
rung alles tun.Dies solle dazu beitragen,dass
Rentner, Familien, Handwerksbetriebe und
Industrie die hohen Preise bezahlen könn-
ten. Die Gasumlage, die eigentlich vom 1.
Oktober an erhoben werden sollte, werde
nun per Verordnung zurückgezogen, sagte
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Sollten Verbraucher sie schon gezahlt haben,
müsse sie zurückgezahlt werden.
Scholz bezeichnete die geplante staatli-
che Stützung der Energieversorgung und die
vorgesehenen Preisbremsen als „Doppel-
wumms“. Er erinnerte an seinen Ausspruch
zu zurückliegenden staatlichen Hilfen in der
Coronakrise, dass es darum gehe, mit
Moskau plant
feierliche
Annexion
Russlands Präsident Putin will
ukrainische Gebiete seinem Land bei
einer Zeremonie im Kreml zuschlagen.
KIEW. Im Eiltempo will sich Moskau mehrere
besetzte ukrainische Gebiete einverleiben.
Im Großen Kremlpalast finde am Freitag
eine Zeremonie zur Unterzeichnung von Ab-
kommen über deren Beitritt in die Russische
Föderation statt, sagte ein Kremlsprecher
laut Agentur Interfax. Zuvor hatte Moskau in
den Regionen völkerrechtswidrige Scheinre-
ferenden abgehalten.
Unterdessen hat Schwedens Küstenwa-
che ein viertes Gasleck an den Nord-Stream-
Pipelines in der Ostsee entdeckt. Die EU ver-
mutet Sabotage dahinter und hat vor einer
„robusten und vereinten Reaktion“ gewarnt,
sollte es zu weiteren Angriffen kommen.
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stolten-
berg sagte, ein Angriff auf die Infrastruktur
der Verbündeten werde mit einer entschlos-
senen Reaktion beantwortet. dpa/AFP
Freitag, 30. September 2022
„Das ist eine glasklare
Antwort an Russlands
Präsident Wladimir
Putin, aber auch eine
Richtungsweisung
an die Menschen in
Deutschland. Wir sind
wirtschaftlich stark,
und diese Stärke
mobilisieren
wir jetzt.“
Christian Lindner (FDP),
Finanzminister
Foto: imago/
M. Popow
Inflation von 10 Prozent –
höchster Stand seit 1951
Deutsche Wirtschaft steuert in eine Rezession. Wirtschaftsforscher
rechnen mit weiter steigenden Preisen in den kommenden Monaten.
WIESBADEN. Die Inflation in Deutschland
hat sich im September massiv erhöht und ist
auf den höchsten Stand seit Anfang der
1950er Jahre geklettert. Nach dem Wegfall
des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts kos-
teten Waren und Dienstleistungen durch-
schnittlich 10,0 Prozent mehr als ein Jahr zu-
vor, wie das Statistische Bundesamt mitteil-
te. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg
auf 9,4 Prozent gerechnet, nach 7,9 Prozent
im August. „Mit diesem neuen 70-Jahres-
Hoch ist allerdings der Höhepunkt der Infla-
tion leider noch nicht erreicht“, sagte Sebas-
tian Dullien vom gewerkschaftsnahen IMK-
Institut. „In den kommenden Monaten wird
es noch weiter aufwärtsgehen.“
Derzeit liegt die Inflationsrate auf dem
höchsten Niveau seit Dezember 1951, als die
Jahresteuerung – auf weitgehend vergleich-
baren Daten – bei 10,5 Prozent lag. Der Uk-
raine-Krieg treibt die Preise vor allem für
Ruhe im Paradies,
Coolio
Mit dem Hit „Gangsta’s Paradise“ wurde
US-Rapper Coolio Mitte der 90er zum Weltstar.
Einen illustren Auftritt hatte er vor
dem Amtsgericht Böblingen. Nun ist er
im Alter von 59 Jahren gestorben.
„Wumms“ aus der Krise zu kommen. „Das
Vorkrisenniveau werden wir mit der Gas-
preisbremse nicht erreichen können, weil
unsere neuen Lieferquellen ein Stück teurer
sind“, erklärte die SPD-Vorsitzende Saskia
Esken gegenüber unserer Zeitung: „Zusam-
men mit den Entlastungspaketen, Lohn-
erhöhungen und gezielten Hilfen für beson-
ders betroffene Betriebe unterstützen wir
Menschen und Wirtschaft und sorgen so da-
für, dass wir zusammenhalten.“
Oppositionsführer Friedrich Merz kriti-
sierte die mangelnde Klarheit.Es bleibe „völ-
lig offen“, wie die Gas- und die schon länger
geplante Strompreisbremse gestaltet wer-
den sollen. Mit der Ankündigung eines über
Schulden finanzierten Abwehrschirms gebe
es nun „ein Preisschild ohne Instrument“.
Merz erwarte einen „ziemlich langen“
Gesetzgebungsprozess, bis die Pläne der Re-
gierung umgesetzt seien. Die Union werde
sich einer Zusammenarbeit nicht verschlie-
ßen, ihre Zustimmung oder Ablehnung aber
von den konkreten Gesetzentwürfen abhän-
gig machen,sagte der CDU-Chef. dpa/zie/red
Leitartikel
Energie, aber auch von Rohstoffen und Le-
bensmitteln enorm in die Höhe. Energie kos-
tete im September binnen Jahresfrist 43,9
Prozent mehr, während sich Nahrungsmittel
um 18,7 Prozent verteuerten – dies sind je-
weils weitere Steigerungen zum Vormonat.
Die Deutschen ändern einer Umfrage des
Handelsverbands HDE zufolge wegen der
sprunghaft gestiegenen Energiekosten be-
reits ihr Einkaufsverhalten. „So machen sich
zwei Drittel der Befragten angesichts der an-
stehenden Rechnungen für Strom und Wär-
me große Sorgen“, teilte der HDE mit.
60 Prozent geben demnach an, beim Le-
bensmittelkauf verstärkt Sonderangebote zu
nutzen, 46 Prozent verzichten auf den Kauf
bestimmter Produkte, und knapp ein Drittel
kauft insgesamt geringere Mengen. „Gene-
rell sagen 60 Prozent, sie müssten sich aktu-
ell beim Einkauf einschränken,um mit ihrem
Geld auszukommen. rtr
www.stn.de · € 2,50 · E 4063
Foto: dpa/Bernd Weißbrod
Einigung im Streit
um Kaufhof
zeichnet sich ab
Investor Benko schlägt zwei Areale für
Ersatzwohnungsbau vor. Damit wäre
der Weg frei für einen Vergleich.
STUTTGART. Im Streit über die Zukunft des
Kaufhof-Geländes hinter dem Rathaus, zwi-
schen dem österreichischen Immobilienmo-
gul René Benko und der Stadt, zeichnet sich
eine Einigung ab. Die SPD-Fraktion im Rat-
haus begrüßte das Angebot von Benkos Fir-
ma Signa, im Umkreis von 1000 Metern um
den geplanten Neubau an der Eberhardstra-
ße bis zu 75 Wohnungen bauen zu wollen.
Damit gäbe es im Gemeinderat eine
Mehrheit für den angestrebten Vergleich im
Streit um das Vorkaufsrecht für das Grund-
stück. Das Stuttgarter Innenentwicklungs-
modell (SIM) lässt die Schaffung von Ersatz-
wohnraum außerhalb von geplanten Ge-
schossneubauten ausnahmsweise zu. Die
Signa hat der Stadt dafür zwei Grundstücke
vorgeschlagen. Die Verwaltung prüft. bra
Im Land sind viele
Vogelarten gefährdet
STUTTGART. Das Rebhuhn könnte es bald
treffen, die Feldlerche ebenfalls und auch
das sehr seltene Braunkehlchen: Im Südwes-
ten ist jede siebte Vogelart vom Aussterben
bedroht. „Auch an Baden-Württemberg geht
der Vogelschwund nicht spurlos vorbei“,sagt
Stefan Bosch, der Landesfachbeauftragte für
Ornithologie des Naturschutzbunds
Deutschland (Nabu). Insgesamt 27 Arten,
darunter das Haselhuhn und der Flussufer-
läufer seien bereits ausgestorben. dpa
Hurrikan Ian
verwüstet Florida
CAPE CORAL. Ian hat im US-Bundesstaat Flo-
rida für großflächige Stromausfälle und star-
ke Überschwemmungen gesorgt. Der als
„extrem gefährlich“ eingestufte Wirbel-
sturm zog am Mittwoch (Ortszeit) mit Wind-
geschwindigkeiten von bis zu 240 Stunden-
kilometern über den Südwesten Floridas
hinweg. Vor der Küste des US-Bundesstaates
sank ein Boot mit Flüchtlingen aus Kuba, et-
wa 20 Menschen galten nach Angaben der
US-Küstenwache als vermisst. Ian schwäch-
te sich derweil auf seinem Weg Richtung
Norden ab.
Im Vorfeld hatten Experten dramatische
Warnungen ausgesprochen, für 2,5 Millio-
nen Einwohner Floridas galt eine verpflich-
tende Evakuierungsanordnung. AFP
2 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Eklat überschattet
Deutsche
Bischofskonferenz
Ein römischer Kurienkardinal zieht
einen direkten Vergleich zu den
deutschen Katholiken in der Nazizeit.
FULDA. Mit einem beispiellosen Eklat ist am
Donnerstag die Herbstvollversammlung der
Deutschen Bischofskonferenz in Fulda zu
Ende gegangen. Die katholischen Bischöfe
reagierten mit großer Empörung auf einen
NS-Vergleich des Schweizer Kurienkardinals
Kurt Koch. Der Konferenzvorsitzende Georg
Bätzing forderte eine sofortige Entschuldi-
gung. „Wenn diese öffentliche Entschuldi-
gung nicht umgehend geschieht, werde ich
eine offizielle Beschwerde beim Heiligen Va-
ter einreichen“, sagte der Limburger Bischof.
Koch hatte in der Wochenzeitung „Die
Tagespost“ (Donnerstag) über Parallelen
zwischen aktuellen kirchlichen Diskussio-
nen und solchen aus der NS-Zeit gespro-
chen: „Es irritiert mich, dass neben den Of-
fenbarungsquellen von Schrift und Tradition
noch neue Quellen angenommen werden;
und es erschreckt mich, dass dies – wieder –
in Deutschland geschieht.“ Koch fügte wört-
lich hinzu: „Denn diese Erscheinung hat es
bereits während der nationalsozialistischen
Diktatur gegeben, als die sogenannten
‚Deutschen Christen’ Gottes neue Offenba-
rung in Blut und Boden und im Aufstieg Hit-
lers gesehen haben.“
Die „Deutschen Christen“ waren eine
protestantische Gruppierung, die seit 1932
versuchte, die evangelische Kirche in
Deutschland nationalsozialistisch umzuge-
stalten. Ihre Mitglieder vertraten rassisti-
sche, antisemitische und am Führerprinzip
orientierte Inhalte.
Bätzing machte zudem zum Abschluss
der Vollversammlung deutlich, dass die 70
Bischöfe ihren Streit um Fragen der Sexual-
moral nicht beilegen konnten. „Wir haben
einen Konsens, dass wir einen Dissens ha-
ben“, sagte er vor Journalisten. Die Mei-
nungsverschiedenheiten seien „auszuhal-
ten, ohne dass wir als Weggemeinschaft
auseinanderfallen“. KNA/dpa
Das Zitat des Tages
Foto: Bundestag/ STella von Salden
„Wir müssen uns
sehr intensiv um den
Schutz der Infrastruktur
kümmern.“
Roderich Kiesewetter, CDU-Sicherheitsexperte,
zu den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines
Kurz berichtet
Aung San Suu Kyi zu weiteren
drei Jahren Haft verurteilt
FRANKFURT AM MAIN / NAYPYIDAW. Ein Ge-
richt der Militärjunta in Myanmar hat die
entmachtete De-facto-Regierungschefin
Aung San Suu Kyi zu weiteren drei Jahren
Haft verurteilt. Die Richter befanden sie des
Verrats von Staatsgeheimnissen für schul-
dig, wie am Donnerstag der burmesische
Dienst von Radio Free Asia berichtete. Zu-
gleich wurden auch einer ihrer früheren Be-
rater, der australische Ökonom Sean Turn-
ell, sowie drei ihrer einstigen Minister zu je-
weils drei Jahren Gefängnis verurteilt. Suu
Kyi war wenige Stunden nach dem Putsch
am 1. Februar 2021 verhaftet worden. Sie
wurde bereits wegen anderer Vorwürfe zu
insgesamt 17 Jahren Haft verurteilt. epd
Bundesgartenschau 2025 fällt
wohl ersatzlos aus
ERFURT. Die Bundesgartenschau (Buga)
2025 fällt voraussichtlich ersatzlos aus. Der
Erfurter Stadtrat hat eine Übernahme des
Ausstellungsprojektes von der in Finanz-
probleme geratenen Stadt Rostock abge-
lehnt. Die Entscheidung fiel mit Stimmen-
gleichheit bei einer Enthaltung äußerst
knapp. Die Gegner kritisierten in der Debat-
te, dass bislang keine verbindlichen Zusa-
gen über Finanzhilfen von Land oder Bund
vorliegen würden. Erfurt hatte bereits die
Bundesgartenschau 2021 ausgerichtet. epd
Die Ampelregierung hat zuletzt ein peinli-
ches Bild der Unfähigkeit geboten. Mit teils
unausgegorenen Maßnahmen gegen die
Energiepreiskrise wurde die Bevölkerung
verunsichert – die sozial ungerechte Gas-
umlage, die den Brennstoff noch verteuern
würde, bildete den unrühmlichen Höhe-
punkt des koalitionsinternen Theaterstücks
mit dem Titel „Jeder gegen jeden“. Sozialde-
mokraten, Grüne und Liberale pflegten lie-
ber ihre parteipolitischen Eitelkeiten, als auf
die Dimension der Krise zu reagieren.
Das gilt bei allem Verständnis dafür, dass
sich die Ereignisse überschlagen und politi-
sche Entscheidungsträger ihre Beschlüsse in
kurzen Abständen immer neuen Realitäten
anpassen müssen. Es stimmt ja, dass erst seit
Anfang des Monats kaum noch Gas aus Russ-
land fließt und seit den mutmaßlichen An-
schlägen auf die Nordstream-Pipelines in
dieser Woche auch gar nicht mehr fließen
kann.Keine neue Bundesregierung wurde je-
mals vor solche Herausforderungen gestellt.
Es ist jedoch nicht erst seit gestern be-
kannt, dass der normale Haushaltsrahmen
für die finanzielle Bewältigung der Probleme
nicht reichen wird. Christian Lindner hat zu
lange nicht einfach als Finanzminister, son-
dern vielmehr auch als FDP-Chef gehandelt.
Der grüne Wirtschaftsminister Robert Ha-
beck wiederum hat allein auf Konjunkturhil-
Harsche Kritik an Lauterbachs
Plänen für Pflegeheime
Die Inflation trifft auch die 800 000 Heimbewohner. Deshalb hat die Bundesregierung beschlossen, dass
diese Wohngeld bekommen. Aus Sicht der Evangelischen Heimstiftung führt dieser Weg in eine Sackgasse.
Von Bernhard Walker
BERLIN. Wie stark zuletzt der Anteil stieg,
den Heimbewohner für Unterkunft und Ver-
pflegung (inklusive Energiekosten) bezahlen
müssen, ist unklar. Im Juli 2022 lag er im
Bundesschnitt bei 814 Euro (Baden-Würt-
temberg: 886 Euro). Das Bürgerspital Würz-
burg rechnet damit, dass sich die Stromprei-
se bis Winterende verneunfacht haben wer-
den, bei den Lebensmitteln könnte es ein
Plus von 25 Prozent sein. Aus Sicht von Bun-
desgesundheitsminister Karl Lauterbach
müssen die Heime trotz steigender Energie-
und Heizkosten bezahlbar bleiben: „Wir las-
sen die Pflegebedürftigen nicht im Stich.“
Komplizierte Antragstellung
Deshalb sollen „deutlich mehr“ Bewohner
Wohngeld bekommen.Zuletzt waren es etwa
85 000, die im Schnitt je 125 Euro im Monat
bekamen. Die Heimstiftung begrüßt die Ab-
sicht, Heimbewohner von den „explodieren-
den Eigenanteilen“ zu entlasten. Nur sei
Lauterbachs Lösungsvorschlag verkehrt. Der
weiß, dass es kompliziert ist, einen Wohn-
geldantrag auszufüllen. Deshalb sollen die
Heimleitungen dies für die Bewohner erledi-
gen können. Das hält Bernhard Schneider,
der Hauptgeschäftsführer der Evangelischen
Heimstiftung, für „blanken Unsinn“. Wer
stelle denn fest,ob jemand wohngeldberech-
tigt sei oder nicht? Gelte dafür die Höhe der
Rente des Bewohners, dessen Vermögen
oder das der Angehörigen? Übernehme die
Heimleitung den Antrag, werde es aufwen-
dig: „Uns müssten 7000 Heimbewohner be-
auftragen, von denen wir alle Unterlagen er-
fragen müssten – von ihnen selber, von den
gesetzlichen Vertretern oder von Angehöri-
gen. “ Es gehe nicht an, Privathaushalte und
Pflegeheime gleichzusetzen. Dass Lauter-
bach genau das mit seinem Wohngeld-Mo-
Die Tomicek-Karikatur
Bad News
Politik
Leitartikel
Desaster, dann
„Doppel-Wumms“
Die Ampel kriegt in der Energiepreiskrise spät die Kurve
– und dürfte noch mehr tun müssen.
Von Christopher Ziedler
fen gesetzt, weniger die Gaspreissenkung im
Auge gehabt und mit der Umlage gar das
Gegenteil verfolgt. Und der sozialdemokrati-
sche Kanzler Olaf Scholz hat den Streit sei-
ner Juniorpartner laufen lassen – erst über
den Sommer, dann nach dem unzureichen-
den dritten Entlastungspaket Anfang Sep-
tember. So wurde Zeit verplempert.
Nach dem vorangegan-
gen Desaster hat die Am- Ohne Pseudo-
pelkoalition mit ihrem vom
Kanzler so bezeichneten
Schuldenbremse
„Doppel-Wumms“ aus Gas- wäre es nächstes
preisbremse und konjunk-
turellem Rettungsschirm
Jahr viel einfacher
nun die Kurve gekriegt. zu reagieren.
Minister Lauterbach will Heimbewohner von
Eigenanteilen entlasten. Foto: dpa/von Jutrczenka
dell tue, zeige, dass dieser „das Pflegesystem
in Deutschland nicht ganz durchdringt“.
Ganz gleich, ob ein Bewohner oder die
Geschäftsführung des Heimes das Wohngeld
beantragt: Beide landen erst mal in der War-
teschleife. Schon heute haben die kommu-
nalen Wohngeldstellen viel zu tun. Da die
Bundesregierung den Kreis der Empfänger
von Wohngeld ab 2023 auf gut zwei Millio-
nen Menschen mehr als verdreifacht, könnte
es lange dauern, bevor die Antragsteller Be-
scheid bekommen. Somit ist ungewiss, wie
viele Heimbewohner die Entlastung erreicht
– und wann das passieren wird. Dabei steigt
derzeit in vielen Heimen nicht nur die Zah-
lung für Unterkunft und Verpflegung. Seit
Jetzt wird das Problem endlich bei der Wur-
zel gepackt – so gut das eben geht, solange
Russlands Präsident Wladimir Putin nicht
von seinem militärischen Krieg gegen die
Ukraine und dem ökonomischen gegen de-
ren Unterstützer ablässt. Es ist richtig, die
Preise zu deckeln, statt allein die Folgen der
Inflation auszugleichen. Andere EU-Staaten
haben sich schon früher für
diese Herangehensweise
entschieden – aber besser
spät als nie.
Freilich steht bisher erst
der finanzielle Rahmen.
Wie genau das Instrument
erklingen soll, wird die
September müssen die Einrichtungen ihre
Mitarbeiter nach Tarif oder den Regeln eines
kirchlichen Wohlfahrtsverbands bezahlen.
Vielerorts steigen somit deren Gehälter –
und damit der Eigenanteil, den Pflegebe-
dürftige für die Pflege zu entrichten haben.
Im Juli lag diese Zahlung nach Angaben des
Verbands der Ersatzkassen im bundesweiten
Durchschnitt bei 964 Euro (Baden-Württem-
berg: 1286 Euro). Rechnet man alle Eigenan-
teile zusammen (es gibt auch einen für die
Investitionskosten), zeigt sich ein bundes-
weiter Betrag von durchschnittlich 2248
Euro. Der Südwesten liegt mit durchschnitt-
lich 2619 Euro bundesweit an der Spitze.
Bereits 2022 Zuschüsse eingeführt
Somit hat Ampelkoalition Glück, dass noch
Schwarz-Rot zu Beginn des Jahres 2022 Zu-
schüsse eingeführt hatte. Diese können bis
zu 70 Prozent betragen. Wer mehr als 36 Mo-
nate in einer Einrichtung lebt, bekommt, so
der Ersatzkassen-Verband, im bundesweiten
Schnitt 675 Euro als Zuschuss (Baden-Würt-
temberg: 900 Euro). Das gilt aber nur für den
Eigenanteil, der auf die Pflege entfällt – und
nicht für andere Zahlungen aus eigener Ta-
sche. Umso mehr muss Lauterbach hoffen,
dass sein Wohngeld-Entlastungsmodell
rasch wirkt. Sein zweiter Vorschlag löst nicht
über Nacht Entlastungen aus. Er sieht vor,
dass die ambulanten Pflegedienste und die
Pflegeeinrichtungen Verhandlungen mit
den Pflegekassen aufnehmen, um Energie-
kostensteigerungen in „unvorhergesehe-
nem Ausmaß“ auszugleichen.
Wie könnte es besser gehen? Aus Sicht
von Bernhard Schneider so: „Wenn Lauter-
bach die Heimbewohner ehrlich entlasten
will, dann über einen Rettungsschirm, der
die Kostensteigerungen abdeckt, so dass die
Heimträger diese nicht mehr an die Bewoh-
ner weitergeben müssen.“
Berlin verbietet zwei Clubs
der Hells Angels
Ermittler haben mehr als 40 Wohnungen, Hafträume und
ein Clubhaus in Berlin-Reinickendorf durchsucht.
BERLIN. Die Berliner Innenverwaltung hat
den Rockerclub Hells Angels Motorcycle
Club Berlin Central (HAMC Berlin Central)
und seine Unterstützergruppierung MP 81
Berlin Central verboten. Ermittler durch-
suchten am frühen Donnerstag mehr als 40
Wohnungen, Hafträume und ein Clubhaus in
Berlin-Reinickendorf, teilte die Berliner In-
nenverwaltung mit. Gemeinsam mit Spe-
zialeinsatzkommandos und Einheiten der
GSG 9 waren sie in Berlin, Brandenburg,
Sachsen und Sachsen-Anhalt im Einsatz.
Die Behörden erklärten, es sei ab sofort
verboten, Kennzeichen des Vereins und sei-
ner Unterstützergruppierung zu verbreiten
oder öffentlich zu verwenden. Jede Tätigkeit
in Deutschland sei den beiden Clubs unter-
sagt. Das Vereinsvermögen wurde beschlag-
eben erst zusammengesetzte Gaspreiskom-
mission in den nächsten ein bis zwei Wochen
erarbeiten. Zur notwendigen Preisdeckelung
fehlt auch noch ein mögliches EU-Limit
beim gemeinsam organisierten Einkauf von
Gas. Genauso kann der Teufel im Detail ste-
cken, wenn an diesem Freitag in Brüssel die
europäischen Energieminister den Strom-
markt ganz neu aufstellen und von der Bin-
dung an den Gaspreis lösen. Die Richtung
aber stimmt jetzt wieder.
Das lässt sich über die Finanzakrobatik
hinter dem Beschluss nicht sagen. Formal
soll die Schuldenbremse auf besonders
dringlichen Wunsch des Liberalen Lindner
im kommenden Jahr wieder greifen. Das ge-
lingt aber nur,indem dieses Jahr –da die Ver-
fassungsregel coronakrisenbedingt ohnehin
schon ausgesetzt war –Kredite auch für 2023
und 2024 aufgenommen werden.
Dieses „Frontloading“, wie es im Banker-
sprech heißt, wurde schon beim Klimafonds
betrieben, was eine Verfassungsklage der
Union nach sich zog. Zusammen mit dem
Sondervermögen für die Bundeswehr sind so
„outgesourcte“ Schulden von 360 Milliarden
Euro in Schattenhaushalten aufgelaufen.
Ohne Pseudo-Schuldenbremse wäre es
nächstes Jahr viel einfacher zu reagieren,
falls die Energiekrise eher nach 500 Milliar-
den Euro wie in der Pandemie verlangt.
Koch-Mehrin:
Belästigung
war Alltag
Die frühere FDP-Europapolitikerin
berichtet von sexueller Belästigung
und spricht von einem „System“.
BERLIN. Die frühere FDP-Europaabgeordne-
te Silvana Koch-Mehrin hat von zahlreichen
sexuellen Übergriffen unter anderem durch
Parteikollegen berichtet. „Ich wurde ange-
fasst. Einfach so. Da waren immer wieder
Hände auf meinem Knie. Man hat meine
Brust berührt, mir ungefragt sanfte Rücken-
massagen verabreicht“, sagte Koch-Mehrin
dem „Stern“. „Und ständig gab es Zoten und
Anzüglichkeiten – Sätze wie: ‚Ich würde so
gern mit Ihrer Eiskugel tauschen.‘“
Ein Parteifreund habe in abendlicher
Runde einmal über sie gesagt, „ihre Zukunft
liegt zwischen ihren Beinen“. Sie habe dabei
in Hörweite gesessen. Zu ihrer Reaktion auf
derartige Vorfälle sagte die 51-Jährige dem
Magazin: „Ich habe geschwiegen und es aus-
gehalten. Höchstens mal mit den Augen ge-
rollt. Hände wortlos weggeschoben. Mehr
nicht.“ Sie habe damals dazugehören wollen
und Angst gehabt, „zickig zu wirken“, sagte
Koch-Mehrin weiter. „Ich wehrte mich nicht,
sondern begann es mir schönzureden, mich
selbst infrage zu stellen.“
„Ich habe durch Passivität mitgemacht,
mich nicht gewehrt und keine Grenzen gezo-
gen“, sagte Koch-Mehrin über ihr damaliges
Verhalten. „Dadurch habe ich das System
unterstützt.“
Der „Stern“ sprach mit Koch-Mehrin an-
lässlich des Erscheinens ihres Buchs „Jetzt,
wo ich schon mal nicht tot bin“. Darin be-
schreibt sie dem Bericht zufolge auch, wie
ein Europaabgeordneter ihr in seinem Zim-
mer wortlos die Hand unter die Bluse ge-
schoben habe. Sie selbst sei zu diesem Zeit-
punkt noch Praktikantin gewesen.
Koch-Mehrin hatte von 2004 bis 2014 für
die FDP im Europaparlament gesessen. 2009
war sie Spitzenkandidatin ihrer Partei für die
Europawahl. 2011 kamen Plagiatsvorwürfe
gegen Koch-Mehrin auf. Tatsächlich entzog
die Universität Heidelberg ihr den Titel. AFP
nahmt. Mit dem aktuellen Verbot wurde laut
Berliner Innenverwaltung das ursprüngliche
Verbot des HAMC Berlin City und dessen
Unterstützergruppierung MG 81 von 2012
bekräftigt. Bei dem nun verbotenen HAMC
Berlin Central handele es sich um eine Er-
satzorganisation. Als eines von drei in Berlin
ansässigen „Chartern“ der weltweit agieren-
den Hells Angels entfaltete die Organisation
ihre Aktivitäten maßgeblich in Berlin. Dabei
habe der Verein die verfassungswidrigen Be-
strebungen des verbotenen HAMC Berlin Ci-
ty weiter verfolgt. „Das heutige Verbot stellt
klar, dass wir nicht wegschauen, wenn eine
neu geschaffene Organisation an die Stelle
eines bereits 2012 verbotenen Vereins tritt
und diesen ersetzt“, erklärte Berlins Innen-
senatorin Iris Spranger (SPD). epd

Plötzlich ist da Existenzangst
Ihre Kunden lieben sie und stehen für ihre Waren Schlange. Doch die Energiekrise könnte für alteingesessene Traditionsbetriebe das Ende bedeuten.
Der Stuttgarter Bäcker Justin Bosch und der Metzger Harald Niederdorfer aus dem Kreis Ludwigsburg schildern, was sie jetzt dringend bräuchten.
Von Julia Bosch
STUTTGART. Wenn andere morgens noch
schnell ihr Hemd oder ihre Bluse bügeln und
ins Büro eilen, ist Justin Boschs Arbeitstag so
gut wie gelaufen. Um 2 Uhr morgens knipst
er das Licht in der Backstube im Stuttgarter
Westen an, knetet Teig, schlingt Brezeln und
schiebt Brote in den Ofen. Um 9 Uhr ist er be-
reits in den letzten Zügen und hat Zeit für ein
Gespräch. Er bittet ins improvisierte Büro
oberhalb der Backstube.„Ich warte jeden Tag
auf Post von unserem Energieversorger, dass
nun der Hammer kommt“, sagt der 41-Jähri-
ge. Justin Bosch ist der Chef der Traditions-
bäckerei Bosch, seinen Vornamen spricht
man übrigens deutsch aus, nicht englisch.
Zurzeit macht er sich viele Gedanken.
Seit 110 Jahren werden an der Schwab-
straße 104 in Stuttgart Brote, Brezeln und
süße Stückle verkauft. „Jetzt hoffe ich, dass
wir das auch noch rum bekommen“, sagt Jus-
tin Bosch. Damit meint er: Dass die Energie-
krise nicht das Ende des Familienbetriebs
bedeutet. Die Bäckerei Bosch wäre nicht die
erste, der die steigenden Preise das Genick
brechen. Andreas Schneck schließt zum Jah-
resende die vor 92 Jahren gegründete Bäcke-
rei Schneck in Tübingen.
„Bevor wir in die Insolvenz rutschen, ma-
chen wir lieber vorher schon Schluss –solan-
ge wir es noch selbst steuern können“, er-
klärte Bäcker Schneck im „Heute-Journal“.
Er habe in diesem Jahr bereits zweimal die
Preise erhöhen müssen, um die gestiegenen
Kosten abzufedern –doch dann kamen weni-
ger Kunden. „Ich will selbst auch keine 1,50
Euro für eine Brezel bezahlen oder sieben,
acht Euro für ein Brot“, sagte er.
„Die Brezel hat nun
bei uns die magische
Grenze von einem Euro
überschritten.“
Justin Bosch,
Bäcker aus Stuttgart
Auch Justin Bosch hat dieses Jahr schon
zweimal die Preise erhöht, „die Brezel hat
nun bei uns die magische Grenze von einem
Euro überschritten“. Zu Jahresbeginn habe
diese noch 90 Cent gekostet. Beschwert habe
sich bisher aber niemand. Es wisse ja jede
und jeder, dass alles teurer werde, sagt Justin
Bosch.Auch für Weihnachtsgebäck und Stol-
len sollten die Menschen dieses Jahr mit hö-
heren Preisen kalkulieren, warnt der Bäcker.
„Ich zahle mittlerweile zehn Euro für ein Kilo
Butter.“ Und mit Margarine Plätzchen oder
Stollen zu backen sei in der Bäckerei Bosch
überhaupt keine Option, stellt er klar. Auch
in anderen Bereichen kann der Bäcker kaum
sparen. Der größte finanzielle Posten seien
die Löhne für seine 14 Vollzeitmitarbeiter,
„womöglich machen aber bald die Betriebs-
kosten den Großteil aus“, befürchtet er.
Würde Justin Bosch keine Nachrichten
verfolgen oder sich mit Kollegen austau-
schen, könnte er eigentlich völlig entspannt
sein. Denn bis heute hat er von seinem Ener-
gieversorger keinerlei Info erhalten, dass
Strom oder Gas für ihn teurer werden. Noch
läuft der Ofen in der Backstube unter der Wo-
che zwölf Stunden am Stück – mit Gas. „Mei-
ne Kollegen zahlen schon das Doppelte oder
Dreifache für Gas, manche sogar das Achtfa-
che“, sagt Bosch. Sein Vertrag gilt noch bis
Jahresende,ab Januar 2023 wird wohl auch er
deutlich mehr bezahlen müssen. Aber wie
viel? Er hat keine Ahnung.
Ein Rap-Welthit für die Ewigkeit
Nachruf Der US-Rapper Coolio ist
im Alter von 59 Jahren gestorben.
Sein Welthit „Gangsta’s Paradise“
von 1995 bleibt über seinen Tod
hinaus aktuell.
Von Bernd Haasis
LOS ANGELES. Selbstzweifel plagen den 23-
Jährigen, aus dessen Sicht Coolio 1995 in
„Gangsta’s Paradise“ rappte: „Ich kann kein
normales Leben führen, die Straße hat mich
erzogen“, „Ich bin ein durchgeknallter
Gangster, eine wandelnde Sprengfalle.“ Er
habe nie erlebt, dass es einer nicht verdient
gehabt hätte, man solle besser aufpassen,
warnt er – und fragt sich, ob er seinen nächs-
ten Geburtstag erleben wird. Dann der Pers-
pektivwechsel: „Tell me why are we, so blind
to see, that the ones we hurt, are you and
Harald und Anke Niederdorfer betreiben eine Metzgerei und eine Gaststätte. Er bezeichnet dies als seinen Traumberuf.
Schon der Uropa, Opa und Vater von Justin Bosch haben an der Schwabstraße in Stuttgart Brezeln, Brötchen und Brote gebacken.
Noch gibt es auch kaum verlässliche Zah-
len, wie viele der kleinen Betriebe und Mit-
telständler in Deutschland angesichts der
steigenden Energiepreise von einer mögli-
chen Insolvenz bedroht sind. Der baden-
württembergische Handwerkstag hatte
kürzlich gemahnt, dass „jeden Tag neue Hil-
ferufe von Betrieben mit teils jahrzehntelan-
ger Tradition“ ankämen. Die Betriebe könn-
ten ihre Energierechnungen nicht mehr be-
zahlen oder erhielten keine neuen Versor-
gungsverträge mehr, hieß es.
Kleine Bäckereien hatten es auch schon
vor der Energiekrise schwer. Die Bäckerin-
nung Alb-Neckar-Schwarzwald hatte im Jahr
2012 noch 33 Mitgliedsbetriebe in Stuttgart,
inzwischen sind es noch 23 – ein Rückgang
von 30 Prozent innerhalb von zehn Jahren.
Die Personalkosten sind durch die Mindest-
lohnerhöhung gestiegen, die Rohstoffe sind
Coolio 2004 in der TV-Show „Comeback – die
große Chance“ Foto: Jörg Carstensen/dpa/Jörg Carstensen
me?“ (auf Deutsch: „Sag mir, warum sind wir
zu blind, zu erkennen, dass wir uns immer
nur gegenseitig verletzen?“), flötet der Sän-
ger L. V. alias Larry Sanders. Der hymnische
Refrain erinnert an all jene, die ihr Dasein in
einem „Gangster-Paradies“ fristen müssen.
Die dritte Seite
teurer geworden. Auch der Fachkräfteman-
gel setzt der Branche zu. Allein im vergange-
nen Jahr haben unter anderem die Bäckerei
Gaier aus Fellbach, die Bäckerei Binder aus
Holzgerlingen und die Bäckerei Vetter aus
Schönaich aufgegeben – alle nach mehr als
100 Jahren. Auch die Bäckerei Willi Kratz aus
Stuttgart hat kürzlich zugemacht,ebenso die
Feinbäckerei Keil aus Ludwigsburg.
Die Energiekrise könnte nun der Tropfen
sein, der das Fass für einige verbliebene Be-
triebe zum Überlaufen bringt. „Bäckereien
haben ihr Energiesparpotenzial nahezu aus-
gereizt“, sagt Frank Sautter, der Geschäfts-
führer der hiesigen Bäckerinnung. Und die
gestiegenen Kosten könne man nur bis zu
einem gewissen Teil auf Backwaren umle-
gen, also auf den Kunden. Schon jetzt könn-
ten viele Bäckereien nötige Investitionen
nicht mehr tätigen.
Die Melodie ist eine umgedichtete Ver-
sion von Stevie Wonders „Pastime Paradise“
aus dessen Album „Songs in the Key of Life“
(1976) . Wonder stimmte der Verwendung zu
unter einer Bedingung: Coolio durfte keine
Schimpfwörter verwenden. Der Rapper ließ
sich darauf ein – und landete einen Welthit.
„Gangsta’s Paradise“ war auch im Film
„Dangerous Minds“ (1995) zu hören. Mi-
chelle Pfeiffer spielt darin eine Ex-Soldatin,
die als weiße Lehrerin in einer Klasse demo-
tivierter Teenager mit latein-und afroameri-
kanischen Wurzeln landet, von denen einige
in Gang-Aktivitäten und Drogenhandel ver-
strickt sind. Coolio bekam für „Gangsta’s Pa-
radise“ einen Grammy und bald selbst viele
Nebenrollen in Film und Fernsehen.
Geboren südlich von Pittsburgh in Penn-
sylvania, zog Artis Leon Ivey Jr. nach der
Schule nach Compton, einen Teil von South
Central Los Angeles. Er arbeitete als Feuer-
wehrmann und am Flughafen, eher er sich
Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Foto: Ralf Poller/Avanti
Foto: privat
Auch Justin Bosch wollte eigentlich die-
ses Jahr die Bäckerei modernisieren lassen.
Doch zurzeit gibt er rund 30 Prozent mehr an
Materialkosten aus, als er kalkuliert hatte.
Dieses Geld hatte er nicht nur für Investitio-
nen, sondern auch für Bonuszahlungen an
seine Mitarbeiter zurückgelegt. Vor wenigen
Tagen hat Bosch dem Ladenbauer also abge-
sagt. Der sei überhaupt nicht überrascht ge-
wesen, berichtet Bosch, „alle kleinen Betrie-
be sagen ihm gerade das Gleiche, meinte er“.
Bei Harald Niederdorfer köchelt an jenem
Mittag bereits seit fünf Stunden eine Kno-
chensuppe vor sich hin. Am Morgen um 9
Uhr hat er sie angesetzt. Erst nach mehreren
Stunden auf dem Herd bekomme die Kno-
chensuppe diesen Geschmack, den die Gäste
so lieben, sagt der Metzger und Gastwirt aus
Oberstenfeld-Gronau (Kreis Ludwigsburg).
„Natürlich könnte ich die Suppe auch anrüh-
als Coolio der Gangster-Rap-Band WC and
the Maad Circle anschloss. Sein Solo-Debüt
„It takes a Thief“ (1994) wurde ein Erfolg, der
Song „Fantastic Voyage“ sein erster Hit.
Mit „Gangsta’s Paradise“ markierte Co-
olio dann ziemlich exakt den Kipppunkt, an
dem der Gangster-Rap vom sorgsam geheg-
ten Subkultur-Phänomen zum Mainstream
wurde. Die Ermordungen der prominenten
Rapper 2Pac (1996) und The Notorious B.I.G.
(1997) sorgten für weiteres Aufsehen,Künst-
ler wie Puff Daddy, Jay-Z und Nas und öffne-
ten das Genre für breitere Hörerschichten.
Häufig verwendeten sie bekannte R-’n’-B-
Melodien – wie Coolio.
Der machte „Gangsta’s Paradise“ zum Ti-
telsong eines Album mit weiteren Hits, „1, 2,
3, 4 (Sumpin’ New)“ und „Too Hot“. 1996
folgte „It’s all the Way live (now)“, ein Song
zur Filmkomödie „Eddie“ mit Whoopi Gold-
berg. Im selben Jahr nahm Coolio mit B-Real,
Method Man, LL Cool J, and Busta Rhymes
3
ren, aber dann kommen die Leute nicht
mehr.“ Mit seiner Frau Anke betreibt er die
Metzgerei Brosi und das dazugehörige Gast-
haus Taube – sein Traumberuf. Schon als
junger Bub wollte er „lieber Wurst machen
als Lehrer werden“. Doch der Traumberuf ist
unsicher geworden, „ich habe keine Grund-
lage mehr, um zu kalkulieren“.
Im Gegensatz zu Justin Bosch hat Harald
Niederdorfer bereits Post von seinem Ver-
sorger erhalten. Für das Flüssiggas aus dem
eigenen Tank musste er im August dieses
Jahres 75 Cent pro Liter bezahlen, das ist et-
wa doppelt so viel wie im Vorjahr, für Strom
lag er zuletzt bei 46,7 Cent pro Kilowattstun-
de.Außerdem zahlt er für einen Liter Schlag-
sahne inzwischen 4,50 Euro statt drei Euro
wie noch im vergangenen Jahr.„Das Problem
ist das Gesamtpaket“, sagt er.
Am meisten Strom geht in der Metzgerei
für die Kühlung drauf. Die Metzgerei Brosi
hat fünf Kühlräume und zwei Tiefkühlräu-
me. Obst und Gemüse müssen aufgrund der
Bakterien getrennt von Fleisch und Wurst
gelagert werden, das ist gesetzlich vorgege-
ben. Viel sparen lässt sich hier nicht.
„Einmalzahlungen
helfen mir nicht.
Ich brauche eine
Deckelung der Preise.“
Harald Niederdorfer,
Metzger aus Oberstenfeld
„Ich kapiere die Diskussionen im Fernse-
hen nicht mehr“, sagt Niederdorfer. Er meint
damit etwa die Äußerung von Bundeswirt-
schaftsminister Robert Habeck, der sagte,
dass manche Betriebe vielleicht bald für eine
gewisse Zeit schließen müssten, diese aber
deshalb nicht insolvent gingen, „mit Be-
triebswirtschaft hat das nichts zu tun“, kom-
mentiert der Metzger. Doch der Grünen-
Politiker sei nicht schlimmer als andere:
„Verbrochen haben die Politiker das alle mit-
einander.“ Dass Deutschland so abhängig
von russischem Gas war und die Energieprei-
se wegen des Ukraine-Kriegs nun so exorbi-
tant steigen, sei das Ergebnis von Entschei-
dungen, die vor Jahren getroffen wurden.
Niederdorfer bezeichnet die Verspre-
chungen der Politiker als „Wischiwaschi-Ge-
schwätz“. „Was ich brauche, ist eine Decke-
lung von Strom- und Gaspreisen.“ Einmal-
oder Sonderzahlungen helfen ihm nicht, be-
tont er. Ihn treibt die Angst vor einer Nach-
zahlung im Winter um.„Ich weiß nicht, ob es
sinnvoll ist weiterzumachen oder ob ich
mich anderweitig orientieren muss.“
Der Stuttgarter Bäcker Justin Bosch ist in
diesen Tagen besonders froh, dass er nicht
mehr wie sein Opa und Uropa direkt beim
Geschäft an der Schwabstraße wohnt, son-
dern in Botnang. Etwas Abstand zur Arbeit
nach Feierabend sei zurzeit hilfreich, sagt er.
„Wir wissen nicht,ob und wie uns künftig ge-
holfen wird.“ Mit „wir“ meint er sich, seine
Mitarbeiter – und seine Schwestern Leonie
und Fanny. Beide arbeiten an der Bäckerei-
theke. Morgens verkaufen sie am nahe gele-
genen Schickhardt-Gymnasium in der Pause
belegte Brötchen, Brezeln oder Croissants.
Kleine Betriebe versuchen viel, um es
ihren Kunden so bequem wie möglich zu ma-
chen. Bäcker gehen an Schulen, Metzger bie-
ten Partyservice an – und arbeiten dafür
auch abends und an Wochenenden. Aber ob
diese Versuche reichen, um auch diese Krise
abzufedern? Justin Bosch und Harald Nie-
derdorfer wissen es nicht. Noch nicht.
„Hit ’em High“ auf für die Komödie „Space
Jam“, in der der Basketball-Star Jordan auf
den Animationshasen Bugs Bunny trifft.
Ein letzter Hit folgte 1997 mit „C U When
U Get There“, danach fiel Coolio eher durch
andere Aktivitäten auf. 1998 wurde er nach
einem illustren Auftritt im Amtsgericht Böb-
lingen zu sechs Monaten auf Bewährung und
einer Geldstrafe verurteilt – er und seine En-
tourage hatten nach einer Autogrammstun-
de in einer Böblinger Boutique Kleider ent-
wendet und die Besitzerin verletzt.
2004 trat Coolio in der Fernsehshow
„Comeback – Die große Chance“ auf neben
Kandidaten wie Chris Norman und Limahl.
2009 veröffentlichte er ein Kochbuch, in dem
er für Fusionsküchen wie „Blasian“ (Black
Asian) oder „Ghettalian“ (Ghetto Italian)
warb. Danach war er in Kochshows zu sehen.
Am 28. September ist Coolio im Alter von
59 Jahren tot aufgefunden worden. Hinweise
auf Gewalteinwirkung gibt es bislang nicht.
4 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Annexion schon
am Freitag
Mit einer Zeremonie im Kreml will
Russland den Anschluss der besetzten
ukrainischen Gebiete vollziehen.
MOSKAU. Nach den umstrittenen „Referen-
den“in vier russisch kontrollierten Regionen
in der Ukraine will Russland die Gebiete
schon am Freitag annektieren. Bei einer Ze-
remonie am Mittag im Kreml mit Staatschef
Wladimir Putin sollen die Abkommen über
die Aufnahme der Regionen unterzeichnet
werden, wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow
ankündigte. Putin werde dabei eine „umfas-
sende Rede“ halten. Bei den vom Westen als
Schein-Abstimmungen kritisierten „Refe-
renden“ in den Regionen Luhansk, Donzek,
Saporischschja und Cherson sollen sich nach
Angaben der dortigen Separatisten überwäl-
tigende Mehrheiten für die Annexion ausge-
sprochen haben. Die Separatisten-Chefs der
vier Regionen trafen inzwischen für den
Vollzug der Annexion in Moskau ein,wie rus-
sische Nachrichtenagenturen meldeten. Am
Mittwoch hatten sie Putin formell um die
Aufnahme der Regionen in die Russische Fö-
deration gebeten.
Westliche Regierung haben wiederholt
erklärt, die Ergebnisse der sogenannten Re-
ferenden niemals anzuerkennen. Sie warn-
ten Putin zudem vor einem Einsatz von
Atomwaffen. Putin hatte zuvor indirekt da-
mit gedroht, die vier Regionen notfalls auch
mit nuklearen Waffen zu verteidigen. Kiew
hatte nach den „Referenden“ weitere Sank-
tionen des Westens gegen Russland und zu-
sätzliche Waffenlieferungen gefordert. „Die
Ukraine kann und wird keine Versuche Russ-
lands dulden, sich einen Teil unseres Landes
anzueignen“, sagte Präsident Wolodymyr
Selenskyj am Mittwochabend. Die vier Re-
gionen bilden einen wichtigen Landkorridor
zwischen Russland und der 2014 annektier-
ten Halbinsel Krim. Zusammen mit der Krim
machen sie rund 20 Prozent des ukraini-
schen Staatsgebiets aus. AFP
Alternativpreis für
Ukrainerin
STOCKHOLM. Die ukrainische Menschen-
rechtsaktivistin Olexandra Matwijtschuk
geht davon aus, dass der russische Präsident
Wladimir Putin eines Tages wegen Kriegs-
verbrechen vor Gericht stehen wird. „Ich ha-
be keinen Zweifel daran, dass er das wird“,
sagte sie am Donnerstag, nachdem ihr und
anderen Preisträgern der Right Livelihood
Award zugesprochen worden war.
Der seit 1980 in Stockholm verliehene
Right Livelihood Award wird oft auch als Al-
ternativer Nobelpreis bezeichnet. Matwijts-
chuk und das Center for Civil Liberties (CCL),
deren Vorsitzende sie ist, werden für den
Aufbau nachhaltiger demokratischer Insti-
tutionen in der Ukraine gewürdigt und auch
dafür, Wege zu öffnen, damit Kriegsverbre-
chen strafrechtlich verfolgt werden können.
Die weiteren Auszeichnungen gehen
diesmal an die somalischen Menschen-
rechtsaktivistinnen Fartuun Adan und Ilwad
Elman und das Center for Civil Liberties
(CCL) sowie das venezolanische Kollektiv
Cecosesola und das Africa Institute for Ener-
gy Governance (Afiego). dpa
Finnland schließt
Grenze für Russen
HELSINKI. Finnland lässt ab Freitag keine
russischen Staatsbürger mit Touristen-Visa
für den Schengen-Raum mehr einreisen.Ziel
sei es,den „russischen Tourismus nach Finn-
land“ und „Durchreisen durch Finnland“
vollständig zu verhindern, sagte der finni-
sche Außenminister Pekka Haavisto am
Donnerstag. In den vergangenen Tagen war
die Zahl der Einreisen aus Russland infolge
der Teilmobilmachung wegen des Ukraine-
Kriegs erheblich angestiegen.
Die Entscheidung des russischen Präsi-
denten, Teile der wehrfähigen russischen
Bevölkerung einzuberufen, habe sich „be-
deutend“ auf Finnlands Entscheidung aus-
gewirkt, erklärte Haavisto. Die „illegalen Re-
ferenden“ zur Annexion russisch besetzter
ukrainischer Gebiete und die mutmaßliche
Sabotage an den Gas-Pipelines Nord Stream
1 und 2 in der Ostsee hätten „die Beunruhi-
gung erhöht“.
Ausnahmen gelten für Einreisen aus hu-
manitären Gründen. Zudem dürfen Russen
weiterhin nach Finnland einreisen, um dort
ihre Familie zu treffen, zu arbeiten oder zu
studieren. AFP
Der Russland-Ukraine-Krieg und die Folgen
Was bedeutet der „Doppel-Wumms“?
Die Regierung will bis zu 200 Milliarden Euro mobilisieren, um die Gas- und Stromrechnung
der Haushalte und Unternehmen zu drücken. Die umstrittene Gasumlage ist Geschichte.
Von Thorsten Knuf
BERLIN. Deutschland stemmt sich mit aller
Macht gegen die wirtschaftlichen Folgen des
russischen Angriffs auf die Ukraine: Die
Bundesregierung will bis zu 200 Milliarden
Euro neue Schulden aufnehmen, um die Ver-
braucher angesichts stark gestiegener
Strom- und Gaskosten zu entlasten, Unter-
nehmen zu stützen und einen Kollaps der
Gasmärkte zu verhindern.
Das gaben Kanzler Olaf Scholz (SPD),
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)
und Finanzminister Christian Lindner (FDP)
am Donnerstag bekannt. Die zusätzlichen
Kredite werden außerhalb des Bundeshaus-
halts verbucht. Scholz sprach angesichts der
riesigen Summe von einem „Doppel-
Wumms“ – in Anspielung auf den „Wumms“,
mit dem die Vorgängerregierung 2020 das
Land aus der Coronakrise katapultieren
wollte. Damals ging es um Konjunkturhilfen
im Umfang von 130 Milliarden Euro. Ein
Überblick.
- Was genau plant die Regierung?
Scholz, Habeck und Lindner haben lange um
die Frage gerungen, wie eine angemessene
Antwort auf die Energiekrise aussehen soll-
te. Jetzt ist ein „Abwehrschirm“ geplant, der
Deutschland vor den Auswirkungen der von
Russland verursachten Energie- und Wirt-
schaftskrise schützen soll. Dafür wird der so
genannte Wirtschaftsstabilisierungsfonds
(WSF), der zu Beginn der Coronapandemie
eingerichtet worden war, reaktiviert und mit
frischem Geld gefüllt. Er soll noch in diesem
Jahr mit zusätzlichen Kreditermächtigun-
gen im Umfang von 200 Milliarden Euro aus-
gestattet werden. Das Geld soll bis ins Jahr
2024 zur Verfügung stehen. Finanzminister
Lindner sagte, Deutschland befinde sich „in
Viertes Leck in Nord-Stream-Pipelines entdeckt
Die Anschläge auf die Gasröhren
werden Thema des EU-Gipfels.
Die Hintergründe der Anschläge
liegen weiter im Dunkeln.
BERLIN. Schwedens Küstenwache hat nach
eigenen Angaben ein viertes Gasleck an den
beschädigten Nord-Stream-Pipelines in der
Ostsee entdeckt. Das bestätigte am Don-
nerstag eine Sprecherin der Küstenwache.
An den Röhren waren Anfang der Woche in-
nerhalb kurzer Zeit in dänischen und schwe-
dischen Gewässern zunächst drei Lecks fest-
gestellt worden. Die genaue Ursache ist un-
bekannt, es wird aber weitgehend von Sabo-
tage ausgegangen.
Moskau spricht von „Terrorakt“
Litauens Präsident Gitanas Nauseda kündig-
te zusätzliche Maßnahmen an, um die Si-
cherheit der Flüssiggas-Importterminals des
Landes zu gewährleisten. Zuvor hatte es
Warnungen vor möglichen Anschlägen auf
die kritische Infrastruktur in Europa gege-
ben.
Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs
würden auf ihrem informellen Gipfel kom-
mende Woche in Prag über die Angriffe auf
Politik
einem Energiekrieg um Wohlstand und Frei- Milliarden Euro sollten auf diese Weise zu-
heit“. Der Plan der Bundesregierung sei eine sammenkommen und anschließend an an-
„glasklare Antwort“ an Russlands Präsident geschlagenen Gasimporteure wie Uniper,
Wladimir Putin. SEFE (ehemals Gazprom Germania) und
VNG ausgeschüttet werden. Um die Umlage
- Was genau soll mit dem Geld geschehen? hatte es in den vergangenen Wochen viel Är-
Die Möglichkeiten zur Nutzung des Fonds ger gegeben, weil auch Trittbrettfahrer An-
sollen begrenzt werden. Und zwar auf die Fi- sprüche geltend machten. Zudem gab es
nanzierung der geplanten Gaspreisbremse, rechtliche Bedenken, weil der Hauptprofi-
zur Anschubfinanzierung der geplanten teur Uniper verstaatlicht wird. Sollten Ver-
Strompreisbremse, zur Stützung von Unter- sorger von Kunden bereits Geld im Zusam-
nehmen, die wegen der hohen Energiepreise menhang mit der Gasumlage eingezogen ha-
zusätzliche Hilfen benötigen sowie zur Ret- ben, so muss dieses zurückgezahlt werden.
tung von Gasimporteuren, die nach dem
Wegfall russischer Gaslieferungen zu hor- - Wie ist der Stand der Dinge bei der Strom-
renden Preisen Ersatz beschaffen müssen und bei der Gaspreisbremse?
und die Mehrkosten nur bedingt an ihre
Kunden weitergeben können.
Für die Strompreisbremse sollen übermäßi-
ge Gewinne der Erzeuger abgeschöpft und an
- Was passiert mit der Gasumlage?
die Verbraucher zurückgegeben werden. Bei
diesem Plan bleibt es, die Bundesregierung
Sie kommt nicht, die Bundesregierung zieht strebt weiterhin ein einheitliches Vorgehen
die entsprechende Verordnung zurück. „Die auf EU-Ebene an. Habeck will, dass die
Gasumlage wird jetzt in die Annalen der Ge- Strompreisbremse noch in diesem Jahr
schichte eingehen“, sagte Wirtschaftsminis- greift. Die Details stehen aber noch nicht
ter Habeck.Eigentlich sollten sämtliche Gas- fest. Im Hinblick auf die Gaspreisbremse
kunden ab dem 1. Oktober pro Kilowattstun- arbeitet eine Expertenkommission mit
de Gas 2,4 Cent extra entrichten. Mehr als 30 Hochdruck an einem Konzept.Es soll bis Mit-
Landkreistag will Besserstellung ukrainischer Flüchtlinge beenden
Zuwanderung Der Präsi- setzt“, sagte das CDU-Mit- Hartz-IV-Empfänger behan-
dent des Deutschen Land- glied der „Bild“-Zeitung . Im delt und erhalten mehr Leis-
kreistages, Reinhard Sager, Ergebnis führe das zu mehr tungen als Asylbewerber.
fordert ein Ende der Besser- Zuwanderung nach Sager will das ändern: „Es
stellung von Flüchtlingen Deutschland, auch von Men- wäre sinnvoll, die Sätze zum
aus der Ukraine gegenüber schen, die bereits in ande- 1. Januar an die der anderen
Menschen aus anderen Län- ren Ländern Zuflucht gefun- Flüchtlinge anzupassen.“
dern. „Dadurch dass ukraini- den haben. Die Ministerpräsidenten
sche Flüchtlinge direkt die müssten dringend mit Bun-
besseren Leistungen von Hartz-IV-Bezug Nach einem deskanzler Olaf Scholz (SPD)
den Jobcentern bekommen, Beschluss der Bundesregie- über eine Absenkung spre-
werden falsche Anreize ge- rung werden Ukrainer wie chen. KNA
So ist eine Pipeline aufgebaut
pipelines nach Europa und hat eine „robus-
te“ Reaktion auf jede vorsätzliche Störung
Gaspipeline Nord Stream 1 ihrer Energieinfrastruktur angekündigt.
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stolten-
Aufbau eines Rohres
berg sagte am Donnerstag, dass ein vorsätz-
Betonummantelung 60–110 mm licher Angriff auf die Infrastruktur der Ver-
(verdoppelt Gewicht, damit Rohre
stabil auf Meeresboden liegen)
bündeten mit einer entschlossenen Reak-
tion beantwortet werden würde. „Alle der-
Korrosions- zeit verfügbaren Informationen deuten da-
schutz 4,2 mm rauf hin, dass es sich um vorsätzliche, rück-
sichtslose und unverantwortliche Sabotage-
Wandstärke
27–41 mm akte handelt“, heißt es in einer Erklärung der
Nato zu den Nord-Stream-Röhren.
Auch der Kreml vermutet nach eigenen
Angaben eine staatliche Beteiligung hinter
den schweren Beschädigungen der Nord-
Meeresboden Stream-Pipelines. „Natürlich ist es sehr
wurde teilweise mit schwer vorstellbar, dass ein solcher Terror-
Kies aufgeschüttet, akt ohne die Beteiligung eines Staates statt-
Antifriktions- um stabile Auflage
gefunden haben könnte“, sagte Kremlspre-
beschichtung für Rohre zu schaffen
cher Dmitri Peskow am Donnerstag.
Grafik: Locke Quelle: dpa, Nord Stream AG Zugleich wies Peskow Vermutungen
westlicher Sicherheitsexperten als „dumm“
zurück, wonach Russland hinter dem mut-
die unterseeischen Nord-Stream-Gaspipeli- maßlichen Sabotageakt stecke. Im Gebiet
nes diskutieren, sagte ein EU-Beamter am der Lecks an den Pipelines Nord Stream 1
Donnerstag. Er fügte hinzu, der Vorfall habe und Nord Stream 2 hätten sich weit mehr
den Charakter des Konflikts in der Ukraine Schiffe und Flugzeuge der Nato aufgehalten
grundlegend verändert. Die EU vermutet Sa- als russische, betonte er. Die Lecks befinden
botage hinter den Lecks an den Unterwasser- sich in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel
Der Kanzler per Video zugeschal-
tet: Robert Habeck (li.), Olaf
Scholz und Christian Lindner bei
der Pressekonferenz Foto: dpa/Nietfeld
te Oktober vorliegen. Geplant ist, dass jeder
Verbraucher ein subventioniertes Grund-
kontingent an Strom und Gas erhält und für
den darüber hinaus gehenden Verbrauch den
Marktpreis zahlen soll. Beim Gas dürfte dies
den Staat je nach konkreter Ausgestaltung
einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten.
Die vorübergehende Senkung der Mehrwert-
steuer auf Erdgas soll wie geplant kommen,
sie wird auch auf Fernwärme ausgedehnt.
- Was wird aus der Schuldenbremse?
Die im Grundgesetz verankerte Schulden-
bremse verbietet dem Bund, in normalen
Zeiten im größeren Umfang neue Schulden
zu machen. 2022 ist die Bremse wegen der
Pandemie noch ausgesetzt. Finanzminister
Lindner will die Schuldenregel 2023 aber un-
bedingt wieder einhalten. Deshalb setzte er
durch, dass der schuldenfinanzierte, bis ins
Frühjahr 2024 reichende Abwehrschirm in
einem Schattenhaushalt außerhalb des re-
gulären Etats angelegt wird. Für den Finanz-
minister und FDP-Chef ist das eine einiger-
maßen gesichtswahrende Lösung.
Mit der Zweckbindung der Mittel will
Lindner Begehrlichkeiten anderer Ministe-
rien abwehren. Für die geplanten Kredit-
ermächtigungen soll der Bundestag in die-
sem Jahr noch einmal feststellen, dass sich
das Land in einer Notsituation befindet. Das
ermöglicht dann eine höhere Kreditaufnah-
me – und zwar über die ohnehin für 2022 ge-
plante Neuverschuldung des Bundes im Um-
fang von fast 140 Milliarden Euro hinaus.
Ob die 200 Milliarden Euro, mit denen der
Wirtschaftsstabilisierungsfonds ausgestat-
tet werden soll, auch komplett abfließen,
lässt sich noch nicht sagen. Theoretisch
denkbar ist freilich auch, dass sich die Sum-
me im Laufe der Zeit als zu klein herausstel-
len könnte.
Bornholm. Die Frage, ob die beschädigten
Pipelines wieder in Betrieb genommen wer-
den könnten, könne er nicht beantworten,
sagte Peskow.
Das russische Außenministerium erklär-
te am Donnerstag, die Lecks an den Nord-
Stream-Pipelines seien in einer Zone aufge-
treten, die „von den US-Geheimdiensten
kontrolliert“ werde, berichtete die russische
Nachrichtenagentur RIA Novosti unter Be-
rufung auf das Ministerium. Russland hatte
die Gaslieferungen durch die Nord-Stream-
1-Pipeline schon vor Wochen gestoppt, nach
eigenen Angaben aus technischen Gründen.
Sorgen wegen möglicher Klimaschäden
Das Umweltbundesamt (UBA) äußerte sich
unterdessen besorgt über Klimaschäden
durch die Lecks und das austretende Me-
than-Gas. Man rechne mit Emissionen von
etwa 7,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalen-
ten. Das entspreche etwa einem Prozent der
deutschen Jahres-Gesamtemissionen. Da es
keine Abschottungsmechanismen an den
Pipelines gebe, entweiche aller Voraussicht
nach der gesamte Inhalt der Röhren. Weil die
Lecks in dänischem oder schwedischen Ho-
heitsgebiet liegen, dürften die Emissionen in
der Klimabilanz voraussichtlich diesen Län-
dern zugerechnet werden. rtr
 Baden-Württemberg Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 5

Kretschmann hält an USA-Reise fest Auf gut Schwäbisch

Täglich neu: Landestypisches für

Der Ministerpräsident will die entscheidende Bund-Länder-Runde am Dienstag per Videoschaltung aus Amerika verfolgen.
Im Ringen um das dritte Entlastungspaket trat Baden-Württembergs Landesregierung als Mittler zwischen SPD- und Unionsländern auf.
Von Christoph Link
STUTTGART. Trotz der für eine Entlastung
der Bürger entscheidenden Sitzung von
Bund und Ländern am Dienstag in Berlin
wird Baden-Württembergs Ministerpräsi-
dent Winfried Kretschmann (Grüne) eine
seit langem geplante USA-Reise antreten.
Kretschmann wird mit einer Delegation am
Sonntag für eine Woche nach Pennsylvania
und Kalifornien fliegen, um sich dort über
Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit
zu informieren, wie der neue Regierungs-
sprecher Matthias Gauger unserer Zeitung
bestätigte. Ohne die Möglichkeit der Teil-
nahme an der Berliner Runde per Video-
schaltung hätte Kretschmann diese USA-
Reise abgesagt, heißt es im Staatsministe-
rium. Vor Ort in Berlin wird überdies Rudi
Hoogvliet, Staatssekretär für Medienpolitik
und Bevollmächtigter des Landes beim
Bund, die Interessen von
„Kretsch- Baden-Württemberg bei
mann der Runde mit Kanzler
versucht, Olaf Scholz (SPD) „in
Präsenz“ vertreten.
zwischen den Auf der Sitzung der
Akteuren zu Ministerpräsidenten und
vermitteln.“ Ministerpräsidentinnen
Matthias Gauger, am Mittwoch war zwi-
Regierungs- schen den A-Ländern
sprecher (SPD) und B-Ländern
(Union) heftig gerungen
worden. Besonders durch
die Anwesenheit von CDU-Parteichef Fried-
rich Merz war ein Hauch von Oppositions-
arbeit in die Runde getragen worden, heißt
es in Berlin. Umstritten zwischen Sozialde-
mokraten und Union war vor allem die Frage,
ob sich Deutschland derzeit in einer „außer-
gewöhnlichen Notlage“ befinde, die eine
Aufweichung der Schuldenbremse erzwinge.
SPD-regierte Länder und das „links“ regierte
Thüringen sahen das so und gaben dies auch
zu Protokoll – anders als die Unionsländer
und Baden-Württemberg.
Nachdem sich Ministerpräsident Kret-
schmann jüngst in der Landespressekonfe-
renz äußerst kritisch über den Umgang des
Bundes mit den Ländern – vor allem die feh-
lenden Absprachen – geäußert hatte, klang
sein optimistisches Echo nach der Länder-
Runde vom Mittwoch doch überraschend:
„Die Spur steht nicht auf Streit, sondern auf
Einigkeit und Geschlossenheit“, hatte Kret-
schmann dem SWR nach der Sitzung der
Länder-Regierungschefs gesagt, die mit
einem einstimmigen Beschluss geendet hat-
te. Regierungssprecher Gauger bejahte eine
Anfrage, ob Kretschmann vermittelnd auf-
getreten sei: „Der Ministerpräsident nimmt
seit 2016 an den Treffen der CDU-Minister-
präsidenten teil.Er ist dort als Grüner aktuell
der einzige Vertreter einer Regierungspartei
im Bund.Er versucht entsprechend zwischen
den verschiedenen Akteuren zu vermitteln.“
Die vier konkreten Kernforderungen der
Länder – volle Übernahme der Kosten fürs
Wohngeld, mehr Regionalisierungsmittel
für den ÖPNV, Finanzverantwortung für die
Flüchtlinge und bessere Krankenhausfinan-
zierung – seien dem Ministerpräsidenten
„alle wichtig“, sagte Gauger, „mit einem
Schwerpunkt auf den Regionalisierungsmit-
teln und der Finanzierung der Flüchtlings-
kosten“. Die Länder erinnern den Bund in
ihrem Beschluss daran, dass er rückwirkend
Mit Spitzenforschung will Ministerpräsident Kretschmann das Land voranbringen: In den USA will er sich Ideen holen.
ab Januar 2022 eine „Verstetigung“ der Be-
teiligung an den flüchtlingsbezogenen Kos-
ten von Bund und Ländern zugesagt hatte.
Und sie verlangen wegen der massiven Stei-
gerung bei den Energiepreisen vom Bund je-
weils 1,65 Milliarden Euro an zusätzlichen
Regionalisierungsmitteln für Busse und
Bahnen in 2022 und 2023 gegenüber dem
Vorjahr. Was eine Nachfolge für das 9-Euro-
Ticket anbelangt, werden vom Bund „zu-
sätzliche Beiträge“ verlangt, um attraktive
Tarifmodelle zu verwirklichen.
Mit der am Donnerstag verkündeten 200
Milliarden Euro teuren Gas-und Strompreis-
bremse kommt der Bund zwei Hauptforde-
rungen der Länder – nach einem Energie-
preisdeckel und einer Entlastung bei den
Strompreisen – entgegen. Aber offen ist, in-
wieweit die von den Ländern angemahnten
„Wirtschaftshilfen“ für die Industrie sowie
kleine und mittlere Unternehmen und das
Handwerk, die durch die Energiepreise stark
belastet sind, schon durch den Vorschlag des
Bundes vom Donnerstag als ausreichend an-
gesehen werden. Könnte es sein, dass Baden-
Württemberg mit einem Hilfspaket noch in
die Bresche springt? Regierungssprecher
Gauger äußert sich verhalten: „Aufgrund der
Erfahrungen in der Corona-Krise wirbt der
Ministerpräsident dafür, dass es bundesweit
einheitliche Programme gibt, um einen er-
neuten Wettbewerb zwischen den Ländern
zu vermeiden.“ Landesprogramme solle es
höchstens für „baden-württemberg-spezifi-
sche Lücken“ in Bundesprogrammen geben.
FDP bittet Bundesrechnungshof um Prüfung wegen ÖPNV-Mitteln
Brief Die Mahnung von Ver-
kehrsminister Winfried Her-
mann (Grüne), dass ohne
mehr Bundesmittel in Ba-
den-Württemberg von
2023/24 an Züge abbestellt
werden müssen, hat Kritik
der FDP-Landtagsfraktion
ausgelöst. „Bevor vom Land
die Chimäre gezeichnet
wird, der Bund sei bei den
Regionalisierungsmitteln zu
restriktiv, braucht es eine
detaillierte Aufarbeitung“, so
der FDP-Verkehrsexperte
Christian Jung. Es müsse
klar sein, wie die Bundesgel-
der verwendet werden und
ob das Land sich ausrei-
chend mit Mitteln beteilige.
Er habe den Präsidenten des
Bundesrechnungshofs, Kay
Scheller, schriftlich gebeten,
eine Prüfung vorzunehmen.
Foto: dpa/Uli Deck
Kritik „Im Übrigen ist es aus
meiner Sicht auch nicht die
Aufgabe des Bundes, die
Träume von Verkehrsver-
doppelungen oder einer
ÖPNV-Garantie zu finanzie-
ren“, sagte Jung. Mit Minis-
ter Hermann hat sich die
FDP schon oft gestritten und
ihm eine bevormundende
Verbotspolitik in der Mobili-
tät vorgeworfen. chl
Einheimische und Reigschmeckte
Es ko nix
besser sei!
Von Jan Sellner
Hier fließt weiterhin reichlich Most – wohl
bekomm’s mit Renate Schietinger aus Nür-
tingen/Zizishausen. Sie schreibt: „Onser
Männerchor sengt a wonderbars Liadle über
da Moscht namens ‚Schwabentrunk‘(von
Reinhold Decker/Lorenz Lauterbach). Do
isch ällas dren, was ma wissa muaß über des
Lieblingsgetränk der Schwaben:
,Jeder echte Schwabe trinkt täglich
seinen Moscht,
weil er in ihn verliebt und der auch
wenig koscht.
Pflegt er mit viel Liebe am Baume
schon das Obst,
schenkt die Natur ihm Dank mit einem
guten Moscht.
Auch im tiefen Keller gepflegt sein muss
das Fass,
aus dem daraus dann fließt das ach so
edle Nass.
Wirsch du mal geladen zom Veschperbrot
mit Moscht,
lass deine Schtimm erschallen und sing
von Herzen ,Proscht‘!
Der Schwabe drengt sein Schoppa Moscht
wia andere da Wein und sengt drbei
aus Herzensluscht: ,Es ko nix besser sei!‘“
Wolfgang Fiederer aus Großbottwar gibt
das zum Besten: „Said dr Gast zom Wirt: ,Ihr
Wai isch a Kerle wia íh – koi guader!‘“
Aus Schechingen meldet sich Bernhard
Kaufmann: „Jeder, wo selber moschted,
secht: ,Mein Moscht isch dr beschte!‘ Bei de
andere ihrem hoißt’s, wenn’s hoch kommt:
,net schlecht‘ oder: ,mer kahne drenka‘. Bei
ma ganz Räsa wird empfohla, mer soll glei
Essigmuater neidoa, bevor mer dean drenkt,
sonscht leidet dr Maga. ,Em Kanal entsorga
därf mer dean heutzudag nemme, wegem
Omweltschutz‘ – ond so weiter. Manche Leit
könned beim Drenka feschtschtella, wo dr
Moscht herkommt, also aus wellem Gai des
Obschd war. Am andera Morga des Schädl-
weh isch bei älle Sorta gleich!“
Der Spruch des Tages kommt von Siegfried
Glemser. Er zitiert seinen Vater: „Wenn ich
als junger Kerl das Hemd nicht ordentlich in
die Hose gesteckt hatte, sagte er: ,Ällas ischt
in floribus, ’s Hemmad vor de Hosa duss!‘“

Kritik an Maskenpflicht
Bewohner von Pflegeheimen sollen ab 1. Oktober außerhalb ihres
Zimmers eine FFP2-Maske tragen. Dagegen regt sich Widerstand.
STUTTGART. Die Kritik an der ab 1. Oktober ten, befürchtet Wolfgramm. Hans-Josef
geltenden gesetzlichen Maskenpflicht in Hotz, Landesverbandsvorsitzender des VdK
Pflegeheimen reißt nicht ab.Am Donnerstag Baden-Württemberg, schreibt: „Es ist mehr
haben sich auch Wohlfahrtsverbände, Pfle- als verwunderlich, dass sich beim Oktober-
geeinrichtungen und Caritas ablehnend da- fest oder auf dem Cannstatter Wasen fremde
„Meine Mitstreiter
zu geäußert, dass Heimbewohner außerhalb Menschen ohne Masken treffen und feiern
ihres Zimmers Maske tragen dürfen, wohingegen die Be- für Pressefreiheit.“
müssen. „Die Maskenpflicht Die Maskenpflicht sei wohnerinnen und Bewohner Hasnain Kazim, Journalist und Autor
ist ein massiver Verstoß gegen ein massiver Verstoß in Pflegeheimen ab sofort eine
das Recht auf Selbstbestim- gegen das Recht auf FFP2-Maske tragen sollen.“
mung und soziale Teilhabe der Nach Ansicht von Boris
betroffenen Menschen“,
Selbstbestimmung. Strehle und Wolfgang Wasel,
schreiben der Paritätische, der Sprecher des Netzwerks Alter
Sozialverband VdK sowie verschiedene Ein- und Pflege im Caritasverband der Diözese
richtungen in einer gemeinsamen Mittei- Rottenburg-Stuttgart, ist eine Masken-
lung vom Donnerstag. pflicht in den Alten- und Pflegeheimen
Manche Menschen in besonderen Wohn- „schlichtweg nicht umsetzbar“. Vor allem in
formen müssten bis zu 16 Stunden pro Tag der Tagespflege werde die Maskenpflicht
eine FFP2-Maske tragen, kritisiert Ursel zum „Spießrutenlauf“. Die pflegebedürfti-
Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des Pari- gen Menschen müssten die Maske laut Ge-
Unabhängig.
tätischen Baden-Württemberg. Die Test- setz den kompletten Tag – also bis zu neun
pflicht für Betreuungs- und Pflegepersonal oder zehn Stunden – aufbehalten, Essens- Unverzichtbar.
sei ein „Misstrauensvotum“ gegen die Bran- zeiten ausgenommen. Auch während der ge- Unverwechselbar.
che. Eine weitere Abwanderungswelle von meinsamen Mittagsruhe in einem dafür vor-
Mitarbeitern sei dann nicht mehr aufzuhal- gesehenen Raum sei Maske zu tragen. epd
6 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Rhein-Damm wird
umfassend gesichert
PHILIPPSBURG. Mehr Schutz vor der nächs-
ten Flut: Der Hochwasserdamm der Rhein-
Insel Elisabethenwört bei Philippsburg
(Kreis Karlsruhe) wird vom kommenden
Dienstag an über Monate hinweg saniert.
Nach Angaben des Regierungspräsidiums
Karlsruhe war bei vergangenen Hochwasser-
ereignissen an dem rund einen Kilometer
langen Dammabschnitt zunehmend Wasser
ausgetreten und Sand ausgespült worden.
Um den Damm zu sichern, soll er bis zum
nächsten Frühjahr auf der Landseite verbrei-
tert werden.
Die Kosten für die Dammsanierung liegen
nach Angaben des Regierungspräsidiums
Karlsruhe bei rund 1,5 Millionen Euro. Nach
Angaben der Behörde hat sie aber nichts mit
dem umstrittenen geplanten Rückhalte-
raum Elisabethenwört zu tun. Dafür werde
das Planfeststellungsverfahren vorbereitet.
Der Rückhalteraum ist einer von 13 Rück-
halteräumen des Integrierten Rheinpro-
gramms im Südwesten. Weil der Damm der
Rhein-Insel zum Schutz vor Hochwasser
verlegt werden soll, gibt es in der Region seit
Jahren Streit. Anwohner befürchten die Zer-
störung der Tier- und Pflanzenwelt und eine
Schnakenplage durch stehendes Wasser. lsw
Weiterbau an
Ex-Gefängnis
STUTTGART. Das Sozialministerium kann
die Sanierung des Heidelberger Ex-Gefäng-
nisses „Fauler Pelz“für den Maßregelvollzug
fortsetzen. Das Regierungspräsidium Karls-
ruhe habe grünes Licht gegeben, so dass die
Handwerker mit sofortiger Wirkung ihre
Arbeiten an dem Gebäude-Komplex wieder
aufnehmen könnten, sagte Sozialminister
Manne Lucha (Grüne). „Wir haben damit ein
wichtiges Etappenziel erreicht.“ Bei dem
Streit geht es darum, dass die Stadt Heidel-
berg den Gebäudekomplex für Uni-Zwecke
nutzen möchte anstatt für eine Unterbrin-
gung von therapiebedürftigen Straftätern.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte
zuvor dem Widerspruch des Ministeriums
gegen die Baueinstellung stattgegeben. lsw
Was ist für mich das Richtige?
Kontrovers diskutiert: Interessierte Immobilienbesitzer haben sich im Presse-
haus Stuttgart über das vielschichtige Thema Immobilienverrentung informiert.
Von Christian Günther
I
mmobilienverrentung: Das Thema
scheint den Nagel auf den Kopf zu tref-
fen. Das zeigt zumindest das große Inte-
resse bei mehr als 80 Leserinnen und Lesern
der Stuttgarter Zeitung und Nachrichten –
augenscheinlich auch Immobilienbesitzer –
bei der Veranstaltung „Immobilienverren-
tung“ im Pressehaus Stuttgart.
Der Informationsbedarf ist enorm: Leib-
rente, Seniorendarlehen, Teilverkauf, Nieß-
brauch oder Wohnrecht – „Was ist für mich
das Richtige“, wollten die Teilnehmer und
Teilnehmerinnen wissen. „Uns interessiert
das Thema schon lange, wir haben mehrere
Immobilien im Stuttgarter Raum und unsere
Kinder haben längst selbst gebaut und
möchten nicht in diese Immobilien ziehen“,
erzählt ein älteres Ehepaar, die gespannt auf
die Podiumsdiskussion und die neuesten
Entwicklungen warten.
Wolfgang Molitor, ehemaliger stellver-
tretender Chefredakteur der Stuttgarter
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Veranstaltung
im Pressehaus, um sich bei den verschiedenen Anbietern zum
Thema Immobilienverrentung ausgiebig und kompetent
beraten zu lassen. Oliver Nothelfer (kleines Bild, CEO Südwest
Media Network) begrüßte die Gäste.
Baden-Württemberg
Kandidat-O-Maten werden nicht gestoppt
Trotz der teils massiven Proteste
der Amtsinhaber sollen
die digitalen Tools im Vorfeld
der OB-Wahlen in Tübingen
und Heidelberg online gehen.
STUTTGART. Die sogenannten Kandidat-O-
Maten für die Oberbürgermeisterwahlen in
Heidelberg und Tübingen erhitzen seit Wo-
chen die Gemüter – doch trotz aller Kritik
sollen sie nun im Oktober online gehen. Es
handelt sich dabei um ein Angebot im Inter-
net, bei dem der Nutzer anhand der Beant-
wortung von 20 bis 30 Fragen herausfinden
kann, welcher Bewerber seine Interessen am
ehesten vertritt. Das Kuratorium der zustän-
digen Landeszentrale für politische Bildung
habe einstimmig für den grundsätzlichen
Erhalt der digitalen Entscheidungshilfe vo-
tiert, teilte der Vorsitzende des Gremiums,
Thomas Poreski, mit.
Wegen starker Kritik war zuletzt unklar
gewesen, ob die Kandidat-O-Maten wirklich
an den Start gehen.Entwickelt hat die beiden
Checks die Landeszentrale für politische Bil-
dung (LpB). Vorbild ist
Palmer und der Wahl-O-Mat, den es
Würzner auf Bundesebene bei-
kritisieren spielsweise vor Bundes-
irrelevante
tagswahlen gibt.
Die beiden zur Wie-
Fragen und
rechtlich
derwahl angetretenen
Amtsinhaber, Boris Pal-
nicht mer (unabhängig) in Tü-
zulässige bingen und Eckart Würz-
Themen. ner (parteilos) in Heidel-
berg, hatten das Online-
Tool angezweifelt. Aus
ihrer Sicht kamen darin irrelevante Fragen
und rechtlich nicht zulässige Thesen vor.
Außerdem kritisierte Würzner eine man-
gelnde Neutralität.
„Wir haben uns mit der vielschichtigen
Kritik auseinandergesetzt, Thesen weiter-
entwickelt oder auch korrigiert“, sagt LpB-
Co-Direktorin Sibylle Thelen in Stuttgart.
Und auch für künftige Wahlen will die Lan-
deszentrale für politische Bildung das In-
strument überarbeiten: Laut Poreski muss
man sich etwa mit der Frage auseinanderset-
Special: Immobilienverrentung
Nachrichten, moderierte die Diskussion und
ermöglichte eine kontroverse Auseinander-
setzung mit dem Thema.Seine kompetenten
Gesprächspartner waren: Özgün Imren, Ge-
schäftsführer von „ Die Gesellschaft für Im-
mobilienverrentung GmbH“, Gordon Sauer,
CEO, Vorstand Deutsche Immobilien-Ren-
ten- AG, Otto Kiebler, Gründer und GF Haus-
plusRente GmbH) sowie Ralph Weckler, Lei-
ter Vertrieb Deutsche Leibrenten Grundbe-
sitz AG.
„Ich hab zwar ein Haus, aber davon kann
ich nicht abbeißen“: Hohe Energiekosten
zwingen viele Immobilienbesitzer mit klei-
ner Rente, das Haus zu Geld zu machen. Da
kommt das System der Immobilienverren-
tung gerade richtig. Man bekommt eine
Summe Geld ausbezahlt, kann sich wieder
was leisten und kann doch bis zum Tod in der
Immobilie wohnen bleiben.Aber Obacht: In-
teressierte sollten sich im Vorfeld genau in-
formieren, denn jeder Anbieter hat so seine
Eigenheiten. Viele offene Fragen wurden am
Ende des Abends beantwortet, Am Ende gab
Fotos: Christian Günther
Am 23. Oktober wird gewählt: Wahlplakate zur Tübinger Oberbürgermeisterwahl hängen in
der Innenstadt.
zen, was dem Nutzer noch an vertiefenden
Informationen angeboten werden kann.
Schon jetzt können die Kandidaten 300 Zei-
chen zur Begründung ihrer Antworten hin-
zufügen. Auch ein Abweichen von schemati-
schen Ja-Nein-Antworten hin zu differen-
zierteren Bewertungen sei nicht ausge-
schlossen, sagte Poreski, der Vize-Chef der
Grünen im Landtag ist.
In Tübingen hatte die Landeszentrale für
politische Bildung das Projekt nach massi-
ven Beschwerden Palmers zwischenzeitlich
schon beerdigt, aber auf Bitten von Bewer-
Moderator Wolfgang Molitor (links) im Gespräch mit dem Podium (von links): Özgün Imren (GF Die Gesellschaft für Immobilienverrentung
GmbH), Gordon Sauer (CEO, Vorstand Deutsche Immobilien-Renten- AG), Otto Kiebler (Gründer und GF HausplusRente GmbH) sowie Ralph
Weckler (Leitung Vertrieb Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG).
es bei Maultaschen und Kartoffelsalat noch
Gelegenheit, sich an den Ständen der anwe-
senden Anbieter sich kompetent individuell
beraten zu lassen.
Senioren mögen keine Risiken, sondern
die hundertprozentige Sicherheit für ihre fi-
nanzielle Lebensleistung. Generell gilt: Mit
einer Immobilienverrentung – oft wird ein
Teil des Wertes als Einmalzahlung ausbe-
zahlt und trotzdem noch eine kleine monat-
liche „Rente“ vereinbart (höchstens aber 15
Jahre, Renten müssen auch versteuert wer-
den, Einmalauszahlungen nicht) – können
sich ältere Menschen finanziell ein Stück
weit unabhängiger und sich einen schönen
Lebensabend machen, wie es auch die aktu-
ell laufende Werbung im TV verspricht.
Foto: dpa/Marijan Murat
bern und Bewerberinnen hin doch noch auf
Basis eines grundlegend überarbeiteten Fra-
genkatalogs ermöglicht. Vom 1. Oktober an
steht in Tübingen das Online-Tool für die
Wahl am 23. Oktober zur Verfügung, vom
15. Oktober an in Heidelberg für die Wahl am
6. November.
In Tübingen hatte Palmer fast 50 Prozent
der Fragen wegen falscher Sachverhalte oder
Unkenntnis der Beschlusslage in der Stadt
moniert. So wurde gefragt, ob Tübingen dem
Aktionsbündnis Seebrücke beitreten soll –
die Stadt ist aber schon seit drei Jahren
Die intensive Diskussion zeigte: Das Ein-
trittsdatum und der Mindestverkehrswert
für eine Immobilienverrentung variiert von
Anbieter zu Anbieter. Notar- und Gutach-
terkosten werden von manchen Anbietern
ganz übernommen, von anderen wiederum
nur teilweise oder gar nicht. Ein lebenslan-
ges Wohnrecht garantieren viele Anbieter,
viele setzen auch auf das stärkere Nieß-
brauchrecht. Beim einen endet das Wohn-
recht mit dem Auszug, beim anderen erst
mit dem Tod, im Grundbuch verbrieft.
Ein weiterer Vorteil: Viele Anbieter
übernehmen die Instandhaltung der Immo-
bilie.Ein Thema,das vielen betagten Immo-
bilienbesitzern über den Kopf wächst: Wie
soll man die teuren Sanierungen noch be-
Mitglied. „Wo er recht hatte, hatte er recht“,
gibt Thelen zu.Die Landeszentrale für politi-
sche Bildung sei für die Qualität der Fragen
verantwortlich und müsse künftig „genauer
draufschauen“.
Die Fassung nach einer Revision befand
Palmer als ausreichend ausgewogen und
korrekt, um sie zu beantworten. Trotzdem
äußerte er Bedenken. „Ob die bewährten
Prinzipien des Wahl-O-Mats der Bundes-
zentrale für politische Bildung auf OB-Wah-
len übertragen werden können, erscheint
mir zweifelhaft.“ So gebe es – anders als etwa
vor einer Bundestagswahl – keine von Par-
teitagen beschlossenen Wahlprogramme,
auf die man aufbauen könne. Heidelbergs
Stadtoberhaupt Würzner ist vor allem ein
Dorn im Auge, dass fast nur junge Leute die
Thesen formuliert haben. Der Vater von vier
Kindern hätte sich eine breitere Beteiligung
gewünscht. Die LpB will diesen Vorschlag in
die interne Bilanz aufnehmen.
Nach Würzners Einschätzung spielen
Wirtschaft und deren Förderung im Fragen-
katalog bislang so gut wie gar keine Rolle.
Hingegen nähmen gesellschaftliche The-
men wie „fleischloses Essen“ unverhältnis-
mäßig viel Raum ein. „Das hat für mich mit
Ausgewogenheit und Neutralität nichts
mehr zu tun“, schimpft er in einem offenen
Brief. Thelen weist dies mit dem Hinweis auf
Fragen zu Gastronomie und Tourismus zu-
rück.
Würzner sieht auch mangelnde Neutrali-
tät bei der Behandlung der Kandidaten. Sei-
ne Konkurrenten, Ex-Wissenschaftsministe-
rin Theresia Bauer (Grüne) und der SPD-Be-
werber Sören Michelsburg, hätten Ände-
rungswünsche anbringen können und damit
den Kandidat-O-Maten beeinflusst. Thelen
betonte, allen Kandidaten sei mit der Zustel-
lung eine Rückmeldung angeboten worden,
was aber nur zwei angenommen hätten.
Völlig unangebracht findet Würzner die
Frage, ob in Heidelberg alle Menschen in
städtischen Schwimmbädern „oben ohne“
baden dürfen. Es bestehe kein Zusammen-
hang mit den Zukunftsthemen der Stadt.
„Das ist doch kein Spaß. Es geht doch um et-
was“, schreibt Würzner in dem offenen Brief.
Diese Kritik wiederum lässt Thelen kalt – die
Frage beschäftige junge Menschen eben. lsw
Foto: Christian Günther
zahlen? Viele haben auch noch Schulden
auf der Immobilie. Auch hier kann eine Im-
mobilienverrentung die Lösung sein.
Eine überraschende Erkenntnis des
Abends: Viele wollen gerade, dass ihre
Kinder nichts erben! Viele treibt auch die
Frage um, was mit der eigenen Immobilie
im Todesfall passiert. Gerade bei Patch-
workfamilien kann die Verrentung eine
Möglichkeit sein, das Erbe vorzeitig zu re-
geln. Ein Fazit: Den einen richtigen Weg
gibt es nicht, wer über eine Immobilienver-
rentung nachdenkt, sollte sich im Vorfeld
ganz genau beraten lassen. Aber in einem
waren sich alle Anbieter auf dem Podium
einig: Von einem Teilverkauf wird dringend
abgeraten!
 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 7

„Ich habe die Ideen meiner Mitschüler gesammelt“

Und was hast du darauf geantwortet? Ich finde, ich bin enger mit meinen Mitschü-
Interview Milica Kepić ist Berlins Das ist eine allgemeine Vorbereitung für das lern. Also ich gehe zu denen, ich rede mit
Klassensprecherin des Jahres. spätere Leben. Man kann schöne Sachen da- denen. Weil es mich auch interessiert, wie es
Wie hat sie das geschafft? zulernen, und man erlebt viel. ihnen geht.

Hallo! Ich bin BERLIN. Die siebzehnjährige Milica Kepić ist Du hattest den Preis auch gewonnen, Welche Eigenschaften sollte ein Klas-
Paul, der Kinder- Klassensprecherin einer neunten Klasse in weil du in der Corona-Zeit Geld gesam- sensprecher mitbringen?
Chefreporter einem Berliner Gymnasium. In einem Wett- melt und Hygieneartikel gekauft hast. Ich mag mich nicht selbst beschreiben. Also
bewerb wurde sie zu Berlins Klassenspreche- Wie bist du auf die Idee gekommen? nehme ich mal die Worte von anderen.Ande-
rin des Jahres gekürt. Im Interview erzählt Ich habe ein Buch geführt, in dem ich Ideen re sagen über mich, dass ich ein starkes und
sie, was sie von anderen Klassensprechern von meinen Mitschülern gesammelt habe. selbstbewusstes Mädchen bin. Sehr offen
unterscheidet. Da wurde oft erwähnt, dass sie Masken, Des- und kreativ und witzig.
ZUM LACHEN infektionsmittel, Haargummis und so in der
Milica, für die Teilnahme am Wettbe- Schule brauchen würden. Da dachte ich mir, Welches Thema ist dir als Klassenspre-
Versteigerung in der Fischhalle. „Und jetzt werb hast du in einem Video Fragen warum sammeln wir nicht einfach Geld, und cherin besonders wichtig?
kommen 15 Kisten Schollen unter den Ham- beantwortet. Worum ging es dabei? dann kaufen wir uns selber die Sachen. Ich will auf jeden Fall, dass keiner die Klasse
mer“, ruft der Auktionator. Der Hobbyangler Ich glaube,eine Frage war: ,Warum würde ich verlassen muss oder gemobbt wird.
staunt. „Und ich dachte immer, die wären jemandem empfehlen, Klassensprecher zu Klassensprecher sind die Stimme ihrer Klas- Was unterscheidet dich von anderen
von Natur aus so platt.“ werden?’ senkameraden. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth Klassensprechern? Das Gespräch führte Philipp Znidar, dpa.

Das Wetter Nach Auflösung von Nebel oft trüb, teils auch freundlich

"
Heute: Am Vormittag lösen sich Hochnebel- und Ne- 

 



belfelder langsam auf. Im weiteren Verlauf wird es teils  






sonnig, teils trüb, vor allem im Bergland sind ein paar !'
Tropfen möglich. Sonst trocken. Tageshöchstwerte
von 14 bis 15 Grad. Schwacher Südwind. % & 




  


 

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Wetterdaten: Deutscher Wetterdienst

Nord- und Ostseeküste: Unterschiedlich Benelux, Nordfrankreich: Bewölkt, tro-
bewölkt, 15 bis 16 Grad. cken, 14 bis 17 Grad.
Alpensüdseite: Stark bewölkt, es fällt Südfrankreich: Bewölkt, Bordeaux be-
Regen, 167 bis 19 Grad. deckt, 18 bis 19 Grad.
Österreich, Schweiz: Es wird bedeckt Israel, Ägypten: Überall wird es sonnig
und regnerisch, Genf freundlich, von 13 und niederschlagsfrei, 33 bis 39 Grad.
bis 16 Grad. Mallorca, Ibiza: Ibiza wird heiter, auf Mall-
Südskandinavien: Heiter bis wolkig, Dä- orca fällt Regen, um 23 Grad.
nemark Schauer, 11 bis 16 Grad. Madeira, Kanarische Inseln: Meist heiter
Wetterlage: Deutschland liegt im Bereich Großbritannien, Irland: Überwiegend bis wolkig und trocken, bis 28 Grad.
stark bewölkt oder bedeckt, überall fällt Tunesien, Marokko: Heiter, Marokko
geringer Luftdruckgegensätze.
Regen, Tageshöchstwerte 15 bis 17 Grad. Schauer, Agadir sonnig, 24 bis 31 Grad.
Aussichten: Morgen stark bewölkt, sich rasch Italien, Malta: Regen oder Schauer, in
ostwärts ausbreitender Regen, später Schau- 14,4 Slowenien, Kroatien: Regen und Gewit-
6,4 Süditalien viel Sonneschein, Werte 18 bis ter, 17 bis 24 Grad.
er. Am Sonntag abziehender Regen. 30 Grad.
19 47 16
7 11 57 Spanien, Portugal: Meist freundlich,
Biowetter: Ungünstiger Wettereinfluss. 0,8 7 8 54 spanische Ostküste teils Regen, von 19 14 bis 18 Grad
Bei niedrigem Blutdruck können Kreis- 5 3 63 13 bis 15 Grad
bis 27 Grad.
laufprobleme auftreten. 11 14 46 24 bis 27 Grad
330 526 5 4 59 Griechenland, Türkei, Zypern: Es bleibt 22 bis 29 Grad
Pollenflug: Der Flug von Gräserpollen ist 231 124 weiter überwiegend sonnig bei Tempera- 21 bis 22 Grad
höchstens schwach. 164 215 50 200 180 turen von 28 bis 35 Grad. 23 bis 24 Grad

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Sascha Schmierer
Autoren: Jürgen Bock, Franz Feyder, Nikolai Forstbauer,
Annika Grah, Nadia Köhler, Klaus Köster, Christian Milankovic,
Lisa Welzhofer
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8 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Leute
Scotts zweite Ehe gescheitert
MacKenzie Scott (52), Ex-Frau von Amazon-
Gründer und Multimilliardär Jeff Bezos (58),
hat die Scheidung von ihrem zweiten Ehe-
mann Dan Jewett eingereicht. Das berichte-
te die „New York Times“ unter Berufung auf
Gerichtsakten. Die Geschäftsfrau und Auto-
rin und der Ex-Lehrer hatten 2021 geheiratet.
Nach der Scheidung von Bezos kündigte sie
an, einen Großteil ihres Vermögens spenden
zu wollen. Laut der Zeitung gab sie bereits
mehr als zwölf Milliarden Dollar. dpa
R. Kelly muss für Opfer zahlen
Der nun bereits zweifach wegen Sexualstraf-
taten verurteilte Ex-Popstar R. Kelly (55)
muss auf Anordnung einer New Yorker Rich-
terin die Behandlungskosten mehrerer Op-
fer übernehmen. Zwei Opfer sollen das Geld
für psychologische Behandlungen sowie für
die Behandlung von Herpes-Krankheiten,
die Kelly an sie übertragen hatte, von Kelly
erstattet bekommen, hieß es. dpa
Wied denkt ans Aufhören
Fernseh- und Theaterstar Thekla Carola
Wied (79) will sich aus der Schauspielerei
zurückziehen. Das ARD-Drama „Martha Lie-
bermann – Ein gestohlenes Leben“ im Okto-
ber könnte ihr letzter Film gewesen sein,
sagte die Schauspielerin. „Es wäre ein schö-
ner Schluss, ein schönes Ausklingen der
Karriere. Ich möchte mich zurückziehen.“
Endgültig festlegen will sie sich aber nicht:
„Falls noch einmal eine
tolle Rolle vorbei-
kommt.“ dpa
Thekla Carola Wied
hat noch keinen Plan.
Foto: dpa/Felix Hörhager
Kurz berichtet
Chinesen klonen Polarwolf:
Leihmutter ist ein Beagle
PEKING. Ein geklonter Polarwolf ist in einem
Tierpark in Harbin in Nordostchina der Öf-
fentlichkeit vorgestellt worden. Die Spen-
derzellen stammten von der Haut eines wil-
den Polarwolfs namens Maya aus Kanada,
ausgetragen hat das Wolfskind eine Beagle-
hündin, berichtete die Nachrichtenagentur
Xinhua am Donnerstag. Das drei Monate al-
te, weibliche Jungtier sei gesund und lebe
mit der Hundemutter in dem „Polarland“
genannten Tierpark. dpa
Totenschein: Elizabeth II.
starb an Altersschwäche
LONDON. Die britische Königin Elizabeth II.
ist an Altersschwäche gestorben. Das geht
aus dem Totenschein der am 8. September
im Alter von 96 Jahren auf ihrem schotti-
schen Landsitz Balmoral gestorbenen Mo-
narchin hervor. Sie starb um 15.10 Uhr Orts-
zeit, wie in dem von einer schottischen Be-
hörde am Donnerstag veröffentlichten Aus-
zug des Dokuments vermerkt wurde. dpa
Autodiebe filmen sich bei Tat –
und werden überführt
OBERHAUSEN-RHEINHAUSEN. Weil es sich
beim Anzünden eines gestohlenen Autos
selbst gefilmt hat, ist ein mutmaßliches Die-
bespaar aufgeflogen. Die beiden 21-Jähri-
gen sollen das Auto in der Nacht zum
16. September im Kreis Karlsruhe gestohlen
haben, teilte die Polizei am Donnerstag mit.
Danach hätten die beiden den Wagen auf
einem Grünstreifen angesteckt. Sie filmten
die Tat und stellten das Video ins Internet.
Ein Zeuge sah die beiden in dem Social-Me-
dia-Post und informierte die Behörden. dpa
Aufgelesen
Eiffelturm wird bestreikt
PARIS. Touristen in Paris haben den Eiffel-
turm am Donnerstag wegen eines landes-
weiten Streiktags nicht besichtigen können.
Aufgrund der nationalen Proteste, die sich
gegen steigende Preise und die geplante
Rentenreform richten, sei der Turm nicht
zugänglich, teilte die Betreibergesellschaft
des Pariser Wahrzeichens mit. Besucher mit
einem E-Ticket würden per Mail informiert,
man entschuldige sich für die Unannehm-
lichkeiten, hieß es. Oft über 20 000 Men-
schen täglich besuchen den Eiffelturm. dpa
In Orlando, Florida tragen diese Passanten Regenumhänge, während sie bei starken Windböen, verursacht durch Hurrikan Ian, den Interna-
tional Drive entlanggehen.
Hurrikan Ian wütet im Urlauberparadies
Der Hurrikan Ian hat den Südwesten Floridas in eine Katastrophenzone verwandelt. Der Tropensturm gilt als einer der stärksten
in der Geschichte des Sonnenstaats. US-Präsident Joe Biden lässt den Notstand ausrufen und gibt Bundesmittel frei.
Von Thomas Spang
FORT MYERS. Nick Underwood bringt so
schnell nichts aus der Ruhe. Im Gegenteil.
Wenn ein Hurrikan heranzieht, klettert der
Klimaforscher der National Oceanic Atmo-
spheric Administration (NOAA) an Bord
einer Lockheed WP-3D Orion und steuert
mit seiner Crew in das Auge des Sturms. Dort
sammeln die Experten Daten, die unter an-
derem dabei helfen, den Pfad eines Hurri-
kans vorherzusagen.
Was Underwood diesmal erlebte, verunsi-
cherte den Veteranen von 76 Erkundungsflü-
gen. „Ich habe niemals so viele Blitze gese-
hen“, beschreibt er die Erfahrung im Zent-
rum von Hurrikan Ian, der am Mittwoch-
nachmittag (Ortszeit) mit Windgeschwin-
digkeiten von über 240 Kilometern pro Stun-
de auf der Insel Cayo Costa vor dem dicht be-
siedelten Ferienziel Fort Myers auf Land traf.
„Wir sind das Achterbahn-Gefühl eines stän-
digen Auf und Ab gewohnt“, sagt Under-
wood. „Aber diese seitlichen Bewegungen
waren entnervend“.
Was die NOAA-Crew an Board ihrer Ma-
schine erlebte, war so außergewöhnlich wie
das, was Hurrikan Ian im Südwesten Floridas
anrichtete. Er folgte so dem Pfad von Hurri-
kan Charley, der 2004 im Südwesten Floridas
eine Schneise der Zerstörung hinterließ. Mit
dem Unterschied, dass Charley sehr viel klei-
ner war als Ian, dessen Sturmsystem sich 225
Kilometer weiter erstreckte.
Die massive Ausbreitung brachte neben
Winden der Kategorie 4 sintflutartige Re-
Schlagersängerin unter Nazi-Verdacht
Verbotene rechte Geste oder
harmlose Aufforderung ans
Publikum? Melanie Müller soll
bei einem Konzert in Leipzig
den Hitler-Gruß gezeigt haben.
LEIPZIG. Die Polizei in Leipzig ermittelt
gegen die Ballermann-Sängerin Melanie
Müller (34). „Es geht um den Verdacht des
Verwendens von Kennzeichen verfassungs-
widriger Organisationen nach Paragraf 86a
StGB“, sagte eine Polizeisprecherin am Don-
nerstagmorgen auf Anfrage. Bei solchen
Kennzeichen kann es sich um Fahnen, Ab-
zeichen, Uniformstücke, Parolen und Gruß-
formen handeln. Bei der Leipziger Kriminal-
polizei beschäftigt sich das Dezernat Staats-
schutz mit dem Fall.
Der „Bild“ liegt ein Video vor
Konkret geht es um ein Video, das der „Bild“
vorlag,in dem zu sehen sein soll,wie die Sän-
gerin während eines Auftritts Mitte Septem-
ber in Leipzig auf der Bühne einige Male den
rechten Arm in die Höhe schnellt. „Das Vi-
deo wird nun intensiv ausgewertet“, betonte
die Sprecherin. Weitere Details wollte sie
nicht nennen. Die zu klärende Frage ist nun,
ob es sich dabei um den sogenannten Hitler-
gruß oder eine harmlose,auffordernde Geste
ans Publikum handelt.
Aus aller Welt
Der Weg des Hurrikans
2.10., 2 Uhr
KENTUCKY
VIRGINIA
TENNESSEE N. CAROLINA
1.10., 2 Uhr
S. CAROLINA
USA GEORGIA
30.9.,14 Uhr
Jacksonville
Orlando 29.9.,14 Uhr
Tampa 29.9., 2 Uhr
Golf von
Mexiko
FLORIDA
400 km
KUBA
Grafik: Lange Stand 28. 9., 11 Uhr MESZ
genfälle, die auch im Landesinneren Bach-
läufe und Flüsse anschwellen ließ. Entlang
der flachen Westküste zwischen Everglades
und Tampa stieg der Meeresspiegel durch
Sturmfluten zum Teil auf vier Meter über
normal an und führte zu Überschwemmun-
gen in dicht besiedelten Wohngebieten.
Besonders betroffen ist der Großraum
von Fort Myers, in dem schätzungsweise
mehr als 200 000 Menschen die Anweisun-
gen der Behörden ignorierten, ihre Häuser
zu verlassen und Schutz zu suchen. Thomas
Podgorny bedauert seine Entscheidung. Er
saß am Donnerstag mit drei anderen Perso-
nen in seinem Haus fest, dessen Erdgeschoss
Die Beschuldigte Melanie Müller distanziert
sich von rechten Parolen. Foto: dpa/Bodo Schackow
Zu den Vorwürfen hatte Müller am Mitt-
woch der „Bild“ gesagt: „Seit elf Jahren stehe
ich auf der Bühne und mache immer diese
Handbewegungen. Nicht aus rechtsradika-
lem Hintergrund, sondern ‚Zicke zacke zicke
zacke‘, also genau so, wie ich es dort mache.“
Bei Instagram postete die Sängerin am
Mittwochabend eine weitere Stellungnah-
me: „Ich habe mit Rechtsradikalen oder na-
tionalistischem Gedankengut nichts am Hut.
Ich verurteile das aufs Schärfste.“ Die bös-
willigen Behauptungen gingen an ihre Subs-
tanz. Sie werde sich die nächsten Tage zu-
rückziehen, erholen und versuchen, das
Ganze zu verarbeiten.
Auf direkte Anfrage hat sich Müller bisher
noch nicht geäußert. Erst am Dienstag hatte
Ein vom Sturm umgeknickter Ampelmast in
Orlando
Foto: dpa/Willie J. Allen Jr.
Ein Feuermann trägt eine Person über eine
Foto: dpa/Joe Burbank überflutete Straße. Foto: dpa
unter Wasser stand. Aus der oberen Etage ge. „Wir bitten die Menschen, an uns zu den-
konnte er beobachten, wie Autos durch die ken und für uns zu beten.“
überschwemmte Nachbarschaft trieben. Experten warnten davor, das Vorüberzie-
Immerhin sei er in Sicherheit, erzählt er hen von Ian als Entwarnung misszuverste-
CNN. Er wisse nicht, wie es seinen Nachbarn hen. „Wir sprechen von 24 Stunden Regen,
ergangen sei. „Die haben in ihrem ebenerdi- 24 Stunden Wind, die das Wasser drücken“,
gen Haus nicht viel Luft nach oben.“ Ange- sagt der Direktor des Nationalen Wetter-
sichts des Anbruchs der Dunkelheit und den dienstes Ken Graham auf einer Pressekonfe-
anhaltend schwierigen Wetterbedingungen renz. „Wir müssen das Wasser im Auge hal-
Angaben in EDT (Ortszeit)
Atlantik
am Donnerstagmorgen blieb die Zahl der ten.“ 90 Prozent aller Opfer in tropischen
möglichen Opfer des Hurrikans und der an- Systemen seien durch Wasser verursacht.
gerichtete Schaden zunächst unklar. In Port Charlotte, ein paar Kilometer
Bei Tagesanbruch begannen breit ange- nördlich von Cayo Costa, riss Hurrikan Ian
legte Such- und Rettungsaktionen aus der das Dach des „HCA-Florida-Fawcett“-Kran-
Luft, auf dem Wasser und wo kenhauses weg. Direkt da-
Hurrikan-
Warnung möglich auf dem Land. Mehr „Dies ist ein runter fand sich die Intensiv-
als 2,5 Millionen Menschen historischer Sturm. station, auf der sich ein Teil
waren ohne Strom, vielerorts Wir bitten die der insgesamt 160 Patienten
Quelle: dpa, NOAA gab es kein sauberes Trink- aufhielt. Da die Straßen über-
wasser. Der US-Präsident Joe
Menschen, an schwemmt waren,bestand zu-
Biden hatte frühzeitig den uns zu denken und nächst keine Möglichkeit, das
Notstand ausgerufen und Mit- für uns zu beten.“ Gebäude zu evakuieren. Fie-
tel der Katastrophenhilfe Fe- Ron DeSantis, berhaft versuchte das Perso-
ma für alle 67 Bezirke des Son- Gouverneur von Florida nal die Kranken in Sicherheit
nenstaats freigegeben. „Wir zu bringen. „Das war eine
werden Ihnen bei den Aufräumarbeiten und fürchterliche Situation“, berichtet eine Ärz-
dem Wiederaufbau helfen“, versprach Biden tin. Der Katastrophenschutz mobilisierte
den Betroffenen. überall Ressourcen wie Wasser und Lebens-
Der republikanische Gouverneur Ron De- mittel.
Santis, der im kommenden November zur Ian schwächte sich auf dem Weg über die
Wiederwahl antritt, sprach von einem „his- Halbinsel Richtung Atlantik zu einem tropi-
torischen Sturm“, der „die Ortschaften im schen Sturm ab. Über dem Meer dürfte er
Südwesten Floridas verändern und weitrei- wieder an Kraft gewinnen. Im Visier sind
chende Auswirkungen auf unseren Bundes- dann die Bundesstaaten Georgia sowie
staat haben wird.“ Er sprach von einer South und North Carolina, wo Ian am Freitag
schwierigen Zeit,die vor den Betroffenen lie- ein zweites Mal an Land gehen wird.
Nachruf
Deutsche Rechtssprechung
Prinz „Foffi“
gestorben
Vergehen Das Verwenden von Kennzeichen
verfassungswidriger und terroristischer Or-
ganisationen ist nach dem deutschen Straf-
recht ein Vergehen, das in Paragraf 86a Der ehemalige Touren-
Strafgesetzbuch (StGB) geregelt ist. wagen-Fahrer Ferfried
Prinz von Hohenzollern
Symbole Zu den Kennzeichen, die von der ist im Alter von 79 Jahren
Foto: imago/Tinkeres
Strafvorschrift erfasst werden, können laut gestorben. Die Todesur-
Rechtssprechung neben Symbolen ehemali- sache ist unklar. Das be-
ger Nazi-Organisationen wie dem Haken- richteten die „Bild“ und
kreuz auch Bilder von Hitler, Nazi-Parolen die „Bunte“ am Donners-
oder Grußformeln zählen. red tagabend. Der in Umkirch im Landkreis
Breisgau-Hochschwarzwald geborene Prinz
von Hohenzollern entstammte der schwäbi-
sich Müller von rechtsradikalen Äußerungen schen Linie Hohenzollern-Sigmaringen des
distanziert, die auf einem anderen Video Hauses Hohenzollern. Zu seinen größten Er-
vom selben Auftritt im Publikum zu hören folgen zählt seine Teilnahme am 24-Stun-
waren. Sie sei „bestürzt und empört“, hatte den-Rennen auf dem Nürburgring im Jahr
die 34-Jährige erklärt. Den Auftritt am 17. 1971 mit einem BMW, das er gewann.
September habe sie nach den rechten Paro- Auch wenn es zuletzt ruhig um ihn ge-
len aus dem Publikum abgebrochen. Auch in worden war, erlangte er insbesondere in den
diesem Fall ermittelt die Leipziger Polizei. Boulevard-Medien große Popularität über
sein zweijähriges Verhältnis mit Reality-TV-
Müller sagt Auftritt ab Star und ehemaliger Escort-Dame Tatjana
Die in Sachsen geborene Müller gewann Gsell. Das Skandal-Paar war im Jahr 2004
2014 die achte Staffel von „Ich bin ein Star – Thema einer vierteiligen Doku mit dem Titel
Holt mich hier raus!“ sowie 2021 die neunte „Tatjana & Foffi – Aschenputtel wird Prin-
Staffel von „Promi Big Brother“.Zudem singt zessin“ auf RTL 2. Gsell wurde im Jahr 2003
sie unter anderem in den Diskotheken Bier- wegen Versicherungsbetruges und des Vor-
könig und Oberbayern auf Mallorca und tritt täuschens einer Straftat zu einer Bewäh-
bei gebuchten Veranstaltungen auf. dpa rungsstrafe verurteilt. erg
 Wirtschaft
Stuttgarter Nachrichten Freitag , 30. September 2022 9

Allianz kämpft
gegen Betrug
In Krisenzeiten mehren sich Fälle
von Versicherungsbetrug – Künstliche
Intelligenz soll dagegen helfen.

MÜNCHEN. Versicherungsbetrug nimmt in

Deutschland seit der Coronakrise nach Er-
kenntnissen der Allianz deutlich zu. „In Kri-
sen steigen häufig die Betrugsversuche, das
haben wir auch 2008/09 gesehen“, sagte
Schadenvorstand Jochen Haug von der Alli-
anz-Versicherungs-AG. 2020 seien die in be-
trügerischer Absicht geltend gemachten
Forderungen um zehn Prozent gestiegen,
2021 sogar um 23 Prozent. „In diesem Jahr
stehen wir bisher bei einem Plus von 35 Pro-
zent. Ich bin sicher, dass sich der Trend noch
verschärfen wird“, prognostiziert Haug. Dass
die Zahlen steigen, liege aber auch daran,
„dass wir durch unsere verbesserte Betrugs-
abwehr einfach mehr entdecken als früher“.
Die Allianz habe viel in die Aufdeckung
von Betrugsfällen investiert. „Wir sparen
durch Betrugsabwehr jedes Jahr einen klei-
neren dreistelligen Millionenbetrag ein“,
sagte Haug - bei einem Schadenaufwand von
insgesamt 8,2 Milliarden Euro.
Bei 50 000 Schadenforderungen im Jahr –
von insgesamt 2,3 Millionen in der Sachver-
sicherung – sagt der Münchner Versiche-
Porsche-Chef Oliver Blume (rechts) und Finanzvorstand Lutz Meschke läuten beim Parkettdebüt des Sportwagenbauers die Börsenglocke. Foto: dpa/Boris Roessler rungsriese Nein, weil er Betrug im Spiel
sieht. Dabei dürfte die Dunkelziffer immer
noch hoch sein: Der Gesamtverband der

Die Porsche-Aktie auf Schlingerkurs

deutschen Versicherungswirtschaft geht
laut Allianz davon aus, dass jeder zehnte ge-
meldete Schadenfall ein Betrugsversuch ist.
Um die Aufklärungsquote zu steigern,
Nach einem Plus zum Handelsauftakt kann sich das Papier dem allgemeinen Abwärtssog an den Märkten nicht entziehen. sieht der Allianz-Vorstand das Zusammen-
spiel eigener Experten und Künstlicher In-
Porsche- und VW-Vorstandschef Blume verspricht dem Sportwagenbauer mehr Bewegungsfreiheit. telligenz (KI) als Schlüssel zum Erfolg. Seit
knapp einem Jahr werden einfachere Voll-
Von Barbara Schäder Volkswagen erhält indes weitere 10,1 Mil- Den Vorstand des Porsche-Mutterkon- kasko-Schadenfälle vollständig auf Basis

84
liarden Euro von der VW-Großaktionärin zerns Volkswagen scheinen indes keine gro- von KI bearbeitet. Die Software geht wie ein
FRANKFURT. Der Porsche-Börsengang be- Porsche SE. Die Holdinggesellschaft war am ßen Zweifel geplagt zu haben. „Wir waren Rechen durch die eingereichten Schaden-
ginnt vielversprechend. Inmitten seiner Re- gleichnamigen Autobauer nur noch mittel- immer überzeugt, dass es ein Erfolg wird“, meldungen und erkennt auffällige Muster,
de auf dem Frankfurter Parkett wird der Vor- bar beteiligt, seit VW den Sportwagenbauer Euro betrug der Wert einer Porsche-Aktie sagt VW-Finanzchef Arno Antlitz vor Jour- merkwürdige Zufälle oder manipulierte
standsvorsitzende Oliver Blume von einer vor zehn Jahren vollständig übernommen zum Börsenstart am Donnerstagmorgen. nalisten. Die Einnahmen aus dem Börsen- Fotos. „Aber bei uns entscheidet letztlich
guten Nachricht unterbrochen: Zum Preis hatte. Anders als die 114 Millionen Vorzugs- gang will der Konzern für Investitionen in E- immer noch ein echter Mensch“, sagt Haug.
von 84 Euro ist die neue Porsche-Aktie mit aktien,die nun an der Börse notiert sind,sind Autos nutzen. Aber auch die VW-Aktionäre 150 Allianz-Mitarbeiter kümmern sich in-
dem Börsenkürzel P911 in den die von der Porsche Holding sollen profitieren: Rund die Hälfte der Erlöse zwischen hauptberuflich um die Aufdeckung

9,4
Handel gestartet. Der Kurs „Träume zu erfüllen erworbenen Aktien stimmbe- wird in Form einer Sonderdividende an sie von Betrügereien. rtr
liegt damit über dem Zutei- ist seit jeher unser rechtigt. Mit einem Anteil von ausgeschüttet.
lungspreis von 82,50 Euro für Antrieb – und heute 25 Prozent plus einer Aktie an Dafür gibt die VW-Aktie am Donnerstag
diejenigen Anleger, die das diesen Stammaktien erwer- kräftig nach. Kein Wunder: Zwar bleibt
geht für uns selbst Milliarden Euro spült der Börsengang
Papier bereits vor dem Han-
delsauftakt gezeichnet haben. einer unser größten
ben die Eigentümerfamilien
Porsche und Piëch eine Sperr-
dem Mutterkonzern VW in die Kasse. Volkswagen Mehrheitseigner von Porsche,
doch die Gewinne des Sportwagenbauers
ZF will Standort Eitorf
„Wir sind vom Preis positiv Träume in Erfüllung.“ minorität – ohne ihre Zustim- werden sich die VW-Anteilseigner künftig schließen
überrascht worden“, sagt der Oliver Blume, mung geht nichts. mit den Porsche-Aktionären teilen müssen.
54-jährige Vorstandschef, als Chef von VW und von der Blume erwartet sich von Fragen eines Fernsehreporters auch der Vor- 2021 entfiel rund ein Viertel des Konzern- FRIEDRICHSHAFEN. Fast zwei Jahre hatten
er nach dem Läuten der Bör- Sportwagentochter Porsche dem Börsengang dennoch standsvorsitzende: „Wir erwarten keinen ergebnisses auf den Sportwagenbauer. Vertreter von Arbeitgeber und Arbeitneh-
senglocke und allerlei Hände- mehr „Bewegungsfreiheit“ für Rückgang der Nachfrage infolge der drohen- Auch die Porsche-Aktie gerät ins Rut- mern über eine Zukunftsstrategie verhan-
schütteln auf dem Parkett seine Rede wieder Porsche: „Wir wollen noch schneller, flexib- den Rezession.“ schen, als sich am Nachmittag die Talfahrt delt – ohne Erfolg. Ende 2025 will Autozulie-
aufnimmt. „Träume zu erfüllen ist seit jeher ler und fokussierter werden.“ Schließlich ge- Die hohe Inflationsrate ist für die Klientel am Aktienmarkt verschärft. Bei Xetra-Han- ferer ZF das Stoßdämpferwerk in Eitorf
unser Antrieb –und heute geht für uns selbst winne der Porsche-Vorstand an Unabhän- des Sportwagenbauers zu verschmerzen. delsschluss notierte sie wieder bei 82,50,also (Nordrhein-Westfalen) dichtmachen, wie
einer unser größten Träume in Erfüllung.“ gigkeit gegenüber dem Mutterkonzern. „Porsche verdient an einem einzigen Neu- auf dem Niveau des Zuteilungspreises. das Unternehmen mit Stammsitz in Fried-
Blume führt seit Monatsbeginn neben Da Blume beide Unternehmen führt, wagen rund 10 000 Euro“, sagt Jürgen Mol- Bezogen auf alle 911 Millionen Porsche- richshafen mitteilte. Für die 690 Beschäftig-
Porsche auch den Mutterkonzern Volkswa- leuchtet diese Logik nicht jedem ein. Seine nar, Kapitalmarktexperte beim Broker Robo Aktien kommt das Unternehmen auf eine ten soll ein Sozialplan erstellt werden.
gen,dem der Börsengang 9,4 Milliarden Euro Doppelrolle wurde vor dem Börsengang von Markets. Das sei zwar nicht so viel wie bei Marktkapitalisierung von über 70 Milliarden Die Entscheidung sei ein Schlag ins Ge-
in die Kasse spült. Laut einer Analyse der Aktionärsschützern und großen Fondsge- Ferrari – der italienische Sportwagenbauer Euro. Für eine mögliche Aufnahme in den sicht der Beschäftigen und ihrer Familien,
Unternehmensberatung EY gab es dieses sellschaften kritisiert. Das änderte aber raste 2015 an die Börse und hat seinen Ak- Deutschen Aktienindex (Dax) ist allerdings kritisierte Achim Dietrich, ZF-Gesamtbe-
Jahr weltweit nur einen größeren Börsen- nichts daran, dass die Porsche-Aktien vor tienkurs seither nahezu vervierfacht. Aber nur die Marktkapitalisierung der 114 Millio- triebsratsvorsitzender, die Entscheidung.
gang: den des koreanischen Batterieherstel- dem Handelsstart reißenden Absatz fanden. auch Porsche erziele eben Margen, von nen an der Börse notierten Aktien relevant. Vor allem sei sie nicht alternativlos,denn der
lers LG Energy Solution im Januar. Für „Porsche geht immer“, sagt dazu Robert denen andere Unternehmen nur träumen Mit gut neun Milliarden Euro liegt sie höher Betriebsrat habe ein Konzept vorgelegt, das
Deutschland ist der Porsche-Börsengang so- Halver, Kapitalmarktexperte der Baader- könnten, sagt Molnar. Mutig sei es trotzdem, als die der kleinsten Dax-Mitglieder.Wenn es für den Standort eine langfristige und tragfä-
gar ein historischer Meilenstein, mehr Geld Bank. „Selbst in schlechten Zeiten muss man sich im aktuellen Umfeld an die Börse zu wa- dabei bleibt, könnte Porsche nach der nächs- hige Grundlage gebracht hätte. Das Unter-
brachten hierzulande nur die Börsengänge sich um den Absatz dieses Autobauers keine gen: „Hut ab – die meisten Unternehmen ten Index-Überprüfung im Dezember in den nehmen sieht dies anders: Trotz eines hohen
der Telekom in den neunziger Jahren ein. Sorgen machen.“So ähnlich formuliert es auf hätten den Börsengang abgesagt.“ Dax aufsteigen. Automatisierungsgrades und der Ansiede-
lung neuer Produkte schreibe der ZF-Stand-
ort Eitorf seit mehreren Jahren rote Zahlen.
Auch künftig sei keine positive Entwicklung

Gasverbrauch steigt im September deutlich zu erwarten, da der Preisdruck durch Wett-

Infolge der kühlen Temperaturen benötigen Haushalte und Gewerbe
deutlich mehr Gas. Das Einsparziel wird derzeit verfehlt.
BONN. Der Gasverbrauch von Haushalten
und Gewerbe hat sich binnen zwei Wochen
mehr als verdoppelt. Das geht aus vorläufi-
gen Daten hervor, die die Bundesnetzagen-
tur am Donnerstag erstmals auf ihrer Web-
site veröffentlicht hat. Demnach haben die
sogenannten Standard-Last-Profil-Kunden
(SLP-Kunden) in der vergangenen Woche im
Mittel täglich 483 Gigawattstunden (GWh)
Gas entnommen. Anfang September waren
es noch 196 GWh, also weniger als die Hälfte.
Der jüngste Wert liegt knapp unter dem
Verbrauch vom Vorjahr, aber deutlich über
dem Mittelwert der Jahre 2018 bis 2021 von
313 GWh. Ein wichtiger Grund dafür ist die
kühle Witterung mit Temperaturen,die typi-
scherweise erst im November auftreten. Be-
reits am Mittwoch betonte eine Expertin der
Bundesnetzagentur, der Gasverbrauch bei
Haushalten und Gewerbe sei „extrem tem-
peraturgetrieben“.
Viele Haushalte beheizen ihre Wohnun-
gen und Häuser früher als üblich. Eigentlich
steigt der Gasverbrauch der SLP-Kunden erst
Ende September deutlich, wenn typischer-
weise die Heizperiode beginnt.
Von den SLP-Kunden zu unterscheiden
sind die Industriekunden, darunter fallen
insgesamt rund 40 000 Großverbraucher. Sie
verbrauchen seit Frühjahr durchweg weniger
Gas als in den Jahren 2018 bis 2021. In die
Auswertung fließt auch der Gasverbrauch
durch Stromerzeugung ein, erklärt die Bun-
desnetzagentur.
Wenn man Großverbraucher sowie Haus-
halte und Gewerbe zusammennimmt, ist der
Höherer Verbrauch Gasverbrauch zuletzt ebenfalls deutlich ge-
stiegen – von 1323 GWh pro Tag in der vor-
letzten Woche auf 1653 GWh in der vergan-
Gasverbrauch von Haushalten und
Gewerbe in Deutschland genen Woche. Insgesamt liegt er aktuell aber
in GWh pro Kalenderwoche, täglicher Mittelwert noch unter den Werten der Vorjahre. Parallel
2022 2021 Spanne 2018–2021
nimmt der Füllstand der Gasspeicher weiter
zu, aktuell beträgt er 91,5 Prozent. Die Ex-
3000
plosionen an den Pipelines Nord Stream 1
und Nord Stream 2 haben darauf laut Bun-
desnetzagentur keine Auswirkungen.
2500 Im Sommer hatte der Präsident der Bun-
desnetzagentur, Klaus Müller, ein Einspar-
2000
ziel beim Gasverbrauch von 20 Prozent an-
1500 gemahnt. Vergangene Woche lag er rund sie-
ben Prozent unter dem mittleren Verbrauch
1000 der Jahre 2018 bis 2021.Es erscheint fraglich,
ob für den gesamten September minus 20
500 Prozent erreicht werden können. Im Mai, Juli
und August hatte der Gasverbrauch 20 bis 23
KW 1 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
Prozent unter dem Mittel der Vorjahre gele-
gen.Im laufenden Jahr war er nur im April et-
Grafik: Locke, Plavec Quelle: Bundesnetzagentur was höher als in diesem Zeitraum. jgp
bewerber immer weiter steige, so ZF. In Ei-
torf soll nun mit den Arbeitnehmervertre-
tern zeitnah über einen Interessenausgleich
und Sozialplan verhandelt werden. imf
Varta tauscht
den Chef aus
ELLWANGEN. Wenige Tage nach einer Ge-
winnwarnung tauscht der Batteriehersteller
Varta seine Führung aus. Herbert Schein, der
seit 2007 an der Spitze des Unternehmens
steht, verlässt seinen Posten mit sofortiger
Wirkung, wie Varta mitteilte. Er bleibe aber
bis Ende des Jahres im Vorstand. Schein soll
sich stattdessen künftig um den Auf- und
Ausbau des Geschäfts mit großen Lithium-
Ionen-Zellen kümmern, wie sie vor allem in
Batterien von Elektroautos zum Einsatz
kommen. Nachfolger als Vorstandssprecher
von Varta wird Markus Hackstein. rtr
10 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 Wirtschaft

Niederlage
für Edeka im
Lieferstreit
Coca-Cola darf Lieferungen stoppen,
wenn die Einkaufspreise aus Sicht
des Getränkeherstellers nicht passen.
HAMBURG/BERLIN. Im Streit zwischen Coca-
Cola und Edeka über Einkaufspreise hat der
Lebensmittelhändler den Kürzeren gezogen.
Das Landgericht Hamburg hob die einstwei-
lige Verfügung vom 8. September auf und
wies in seinem Urteil die Edeka-Forderung
nach einem Lieferstopp-Verbot zurück, wie
ein Gerichtssprecher sagte.
Nach Ansicht der für Handelssachen zu-
ständigen Kammer hat Edeka nicht ausrei-
chend glaubhaft gemacht,dass die von Coca-
Cola geforderten Preise erheblich von denje-
nigen abweichen, die sich bei einem wirksa-
men Wettbewerb mit hoher Wahrscheinlich-
keit ergeben würden. Außerdem fehle es an
dem sogenannten Verfügungsgrund, das
heißt, an einer ganz besonderen Dringlich-
keit für den Lebensmittelhändler, die es
rechtfertigen würde, Coca-Cola zur Fortset-
zung der Belieferung zu den bisherigen Kon-
dition zu zwingen.
Anfang September hatte das Gericht bei
Erlass der einstweiligen Verfügung die Sach- Lesen ist neben Gitarrespielen – vorzugsweise Blues – eines der Hobbys, die Frank Mastiaux künftig mehr pflegen will, als es in den vergangenen Jahren möglich war. Foto: EnBW
lage noch anders gesehen und Coca-Cola
einen Lieferstopp untersagt. Der Getränke-

Der Türöffner der EnBW geht

hersteller hatte zuvor die Belieferung von
Deutschlands größtem Lebensmittelhänd-
ler eingestellt, weil Edeka Forderungen nach
höheren Preisen zurückgewiesen hatte. Da-
mals hatte das Gericht angenommen, dass
Coca-Cola mit der Preisvorgabe und deren
Durchsetzung mithilfe eines Lieferstopps
eine marktbeherrschende Stellung miss-
bräuchlich ausnutze und ein kartellrechts-
widriges Verhalten an den Tag lege.
„Von dieser Bewertung sind wir nach wie
vor überzeugt“, sagte ein Edeka-Sprecher.
Edeka stehe seit Monaten in harten Ver-
handlungen mit der Markenartikelindustrie
und prüfe jede Preiserhöhung sehr genau.
„Viele der vorgebrachten Preiserhöhungs-
forderungen beruhen nicht auf echten Kos-
tensteigerungen.“ Stattdessen werde der
Verweis auf die allgemeine Inflation als will-
kommenes Argument genutzt, um die eige-
ne Gewinnmarge weiter zu verbessern, sagte
der Sprecher. Edeka kündigte an, nach Prü-
fung der Urteilsbegründung über weitere
rechtliche Schritte zu entscheiden.
Coca-Cola zeigte sich dagegen zufrieden.
Aus Sicht von Coca-Cola ist die Gerichtsent-
scheidung für künftige Preisverhandlungen
richtungsweisend. dpa
Siemens Gamesa
streicht 2900 Stellen
MÜNCHEN. Der spanisch-deutsche Windan-
lagenbauer Siemens Gamesa streicht ange-
sichts tiefroter Zahlen 2900 seiner 27 000
Stellen. Es gehe darum, Reichweite und Ka-
pazität der Nachfrage am Markt anzupassen,
begründete die Tochter des Energietechnik-
Konzerns Siemens Energy den Schritt. Die
meisten Stellen sollen mit 800 in Dänemark
wegfallen, in Spanien sind es 475 und in
Deutschland 300. Die Verhandlungen mit
den Arbeitnehmervertretern sollen bald be-
ginnen. Die neue Struktur werde zum 1. Ja-
nuar in Kraft treten. Der Arbeitsplatzabbau
solle spätestens 2025 vollzogen sein. rtr
Nach zehn Jahren an der Spitze des Energieversorgers verlässt Frank Mastiaux das Unternehmen. Unter ihm sei aus „einem Ozeandampfer
des Atomzeitalters“ ein „Flaggschiff der Energiewende“ geworden, lobt Baden-Württembergs Ministerpräsident.
Von Eva Drews
STUTTGART. Eine der ersten Erinnerungen
von Frank Mastiaux bei der EnBW sind Flure.
Lange, sehr lange, enge Flure in der Karlsru-
her Konzernzentrale. „Grauer Filzboden, die
Wände weiß,die Türen braun.Und alle Türen
waren zu“ , erzählt der EnBW-Chef. Und man
habe niemanden gesehen. „Das hat mir für
eine Sekunde alle Energie geraubt.“ Und „es
hatte einen gewissen Symptomcharakter“.
Und so hat Mastiaux, der am 30. Septem-
ber nach zehn Jahren auf eigenen Wunsch
den Chefsessel der Ener-
„Mastiaux hat gie Baden-Württemberg
gezeigt, dass AG räumt, Wände und
Wandel auch Türen herausreißen las-
sen. 1000 Türen sind die-
ohne die sem Vorstoß, die Kom-
Streichung munikation im Konzern
von Stellen zu verändern, zum Opfer
möglich ist.“ gefallen. Sein Büro hat er
Winfried zugleich an zentralere
Kretschmann,
Ministerpräsident
Stelle und direkt neben
die der anderen Vorstän-
de verlegt. Es hat Glas-
wände, die auf Knopfdruck milchig werden.
Türen zu öffnen, ist ein Thema, das Mas-
tiaux generell beschäftigt. Die 100 ersten Ta-
ge bei der EnBW hat er, der zuvor bei Eon das
Erneuerbare-Energien-Geschäft aufgebaut
hat, 2012 damit verbracht, die Menschen in
und um den Konzern kennenzulernen, um
herauszufinden, wie die EnBW tickt, wo es
drückt und welche Türen noch verschlossen
sind. Die EnBW hatte zwei eher unglückliche
Besetzungen des Chefsessels hinter und den
Umbau vom atomdominierten Ex-Staats-
konzern zu einem energiewendetauglichen
Unternehmen mit Perspektive vor sich. Die
Atomkatastrophe von Fukushima war ein-
einhalb Jahre her, und das Aus der deutschen mengehalten“,dabei zudem gezeigt,dass ein Wegbegleiter jedweder Couleur beschrei-
Kernkraft besiegelt – wie es damals schien. Strukturwandel auch ohne Stellenabbau ben den heute 58-Jährigen promovierten
Neun Monate nach seinem Antritt legte möglich sei und „noch einen draufgesetzt“, Biochemiker als menschlich, wertschätzend,
Mastiaux dann zum ersten Mal auf, was der denn die EnBW habe heute mehr Beschäftig- teamorientiert und immer wieder: unprä-
heutige Verbandsvorsitzende eines der bei- te als vor zehn Jahren. tentiös. Er selbst spricht nicht gerne von
den großen EnBW Eigentümer OEW (Zweck- Dass diese ihren scheidenden Chef schät- sich, aber gerne von „wir“, und macht klar,
verband Oberschwäbische Elektrizitätswer- zen, wurde spätestens klar, als sie zu seinem dass von anderen zu lernen, ihr Wissen wert-
ke), der Landrat des Bodenseekreises Lothar letzten Auftritt vor der Belegschaft am Mitt- zuschätzen und stets ein wacher Gesprächs-
Wölfle, die „langweilige Folie“ nennt. Zu se- wochvormittag Mitarbeitervideos aus allem partner zu sein, ihm viel bedeuten. Bis zu-
hen sind darauf die Ziele des Konzerns, die in Unternehmensbereichen im Stil der „ulti- letzt bei der EnBW gut zu tun zu haben , das
den Folgejahren gebetsmühlenartig in Mas- mative Chartshow“von RTL beitrugen.Nicht habe er sich gewünscht. „Aber ich habe nicht
tiaux’ Präsentationen auftauchten. Bis 2020 zuletzt soll dabei das Thema Türen eine Rol- gedacht, dass das dermaßen übererfüllt
sollte der Konzern demnach wieder auf dem le gespielt haben. Und auch der langjährige wird“, bilanziert er die
Ergebnisniveau von 2012 angelangt sein.Ge- Konzernbetriebsratschef Dietrich Herd gibt letzten von der Energie- „Er war nicht
lungen ist das bereits 2019 –nach einem tief- einen Einblick in das Verhältnis Chef zu Be- krise geprägten Wochen nur mit Plan
greifenden Umbau, der die Ergebnisquellen legschaft, wenn er an das erste Treffen mit im Konzern. A und B
des Konzerns auf den Kopf stellte, und wirt- Mastiaux erinnert: An einem geheimen Ort Über das, was nun vor
schaftlich schwierigen Zeiten, in denen die in Stuttgart am Samstag, den 24. März 2012. ihm liege,habe er sich da-
vorbereitet,
EnBW Verluste machte und auch Einschnitte Dem 48. Geburtstag des – damals noch – her noch weniger Gedan- sondern
von der Belegschaft verlangte. künftigen Chefs. Es sei nicht immer einfach ken gemacht, „als ich mir auch mit C,
Mastiaux habe aus einem „Ozeanriesen mit ihm gewesen, bekennt Herd, unter ande- gedacht habe, dass ich D und E.“
des Atomzeitalters“ ein „Flaggschiff der rem, weil Mastiaux als „Stratege vor dem mir machen kann. Was Dietrich Herd,
Energiewende“ gemacht, lobt Baden-Würt- Herrn“nicht nur „mit Plan A und B,in der Ta- nicht schlimm ist.“ Er Ex-Chef des Kon-
tembergs Ministerpräsident Winfried Kret-
schmann (Grüne). Er habe die EnBW „nicht
sche“ verhandelt habe, „sondern auch noch
mit C, D und E“. Und doch tituliert Herd Mas-
wolle wieder mehr Zeit- zernbetriebsrats
souveränität haben, sagt
nur umgekrempelt, sondern auch zusam- tiaux als „Glücksfall für das Unternehmen“. er, und keine operative Verantwortung mehr
tragen. Aber er wolle sich weiter engagieren
Der Aufsichtsrat hätte Mastiaux gerne gehalten und etwas von seinem Wissen weitergeben.
Ob er sich vorstellen könne, eines Tages Auf-
EnBW Die EnBW ist 1997 aus regelmäßigem Austausch verbliebenen Vorstandsmit- sichtsratschef der EnBW zu werden? Katego-
der Fusion von Badenwerk gestanden, so Mastiaux. glieder das Unternehmen risch ausschließen wolle er das in der Theo-
und der Energie-Versorgung führen, so die EnBW. rie nicht, sagt er, und macht dann doch klar,
Schwaben (EVS) entstan- Nachfolger Auf den promo- dass er wenig davon hält, wenn Ex-Chefs, im
den. 2003 kamen zudem die vierten Chemiker Mastiaux, Eigentümer EnBW-Haupt- selben Unternehmen an die Spitze des Kont-
Neckarwerke Stuttgart dazu. der 1964 in Essen geboren aktionäre sind mit je knapp rollgremiums wechseln. Er wolle auch mehr
Der erste Vorstandschef der ist, folgt am 15. November 47 Prozent das Land Baden- Zeit für Privates – Familie und Hobbys, sagt
EnBW, Gerhard Goll, mittler- Andreas Schell (53), der Württemberg und die Ober- der fünffache Vater, der die Öffentlichkeit
weile 80 Jahre alt, war bei bisherige Chef der Rolls- schwäbischen Elektrizitäts- aus seinem Privatleben hält. Man ahnt, dass
Mastiaux’ offiziellem Ab- Royce Power System AG in werke. Sie hätten – daraus Mastiaux zudem auch auf so manche neue
schied am Mittwochabend Friedrichshafen. In der Über- machen sie kein Hehl – Mas- Tür hofft, die er öffnen kann, um die Men-
zu Gast. Mit ihm habe er in gangszeit werden die vier tiaux gerne gehalten. ave schen und den Raum dahinter zu erkunden.

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 Wirtschaft Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 11

Inflation springt auf zehn Prozent Kurz berichtet

Die Teuerung belastet Verbraucher immer mehr. Die Wirtschaft steuert
in eine Rezession. Forscher sehen erst 2024 Licht am Ende des Tunnels.
BERLIN. Rekordinflation und Konjunktur-
einbruch: Die Energiekrise trifft Deutsch-
land hart. Nach einer ersten Schätzung des
Statistischen Bundesamtes sprang die jähr-
liche Teuerungsrate im September auf 10,0
Prozent und damit auf den höchsten Stand
seit rund 70 Jahren. Die Folge: Verbrauche-
rinnen und Verbraucher können sich für ihr
Geld immer weniger leisten. Das bremst den
Konsum als wichtige Konjunkturstütze.
Nach Einschätzung führender Wirtschafts-
forschungsinstitute steuert Europas größte
Volkswirtschaft in eine Rezession – mit her-
ben Wohlstandsverlusten über längere Zeit.
Die Bundesregierung will Verbraucher und
Unternehmen mit einem neuen Hilfspaket
entlasten.
„Die Hauptbelastung findet derzeit bei
den privaten Haushalten statt, die einen
massiven Kaufkraftverlust hinnehmen müs-
sen. Und der wird sich im Laufe des nächsten
Jahres noch verstärken“, sagte Torsten
Schmidt vom Leibniz-Institut für Wirt-
schaftsforschung am Donnerstag in Berlin
bei der Vorlage des Herbstgutachtens füh-
render Wirtschaftsforscher. Die meisten
Unternehmen dagegen könnten die Energie-
preisschocks noch recht gut verkraften.
Inflationsraten auf dem derzeitigen
Niveau gab es im wiedervereinigten
Deutschland noch nie. In den alten Bundes-
ländern wurden Raten von zehn Prozent und
mehr Anfang der 1950er Jahre gemessen, al-
lerdings hat sich die Berechnungsmethode
im Laufe der Zeit geändert. Mit zehn Prozent
sei die Rate zum ersten Mal seit dem Korea-
krieg Anfang der 1950er Jahre wieder zwei-
stellig, erläuterte Commerzbank-Chefvolks-
wirt Jörg Krämer. Ökonomen rechnen in den
kommenden Monaten weiter mit steigenden
Teuerungsraten.
Inflationsraten auf diesem Niveau gab
es seit der Wiedervereinigung noch nie
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kauf-
kraft, Verbraucherinnen und Verbraucher
können sich also für einen Euro weniger leis-
ten.Nach einer Umfrage des Handelsverban-
des Deutschland (HDE) schränken sich be-
reits 60 Prozent der Verbraucherinnen und
Verbraucher beim Einkaufen ein. Für die
kommenden Monate richten sich demnach
sogar 76 Prozent der Befragten darauf ein,
sparsamer einzukaufen.
Seit Monaten sind Energie und Lebens-
mittel die größten Preistreiber. Der russi-
sche Angriff auf die Ukraine sowie Liefereng-
pässe haben die bereits angespannte Lage
verschärft. Im September verteuerte sich
Energie den vorläufigen Daten zufolge in-
nerhalb eines Jahres um 43,9 Prozent und
Nahrungsmittel um 18,7 Prozent.
Nach Einschätzung der Wirtschaftsfor-
schungsinstitute wird der Wohlstandsver-
lust der Bürger durch die höheren Energie-
preise auch längerfristig Bestand haben.
„Das ist kein vorübergehendes Phänomen,
das wird uns länger beschäftigen“, sagte
Ökonom Schmidt. Die Industrie dagegen
zeige sich noch relativ robust, weil Auftrags-
bücher gut gefüllt seien. Der Bundesverband
der Deutschen Industrie (BDI) beklagte al-
lerdings, hohe und schwankende Energie-
preise machten die Industrieproduktion im-
mer unkalkulierbarer.
Die höchsten Energiepreise erwarten
Forscher Mitte 2023
Die Wirtschaftsforscher sagen in ihrem
Herbstgutachten eine Rezession für
Deutschland voraus. Für das Gesamtjahr
2022 rechnen die Experten wegen des besse-
ren ersten Halbjahrs noch mit einem Wirt-
schaftswachstum von 1,4 Prozent, im kom-
menden Jahr erwarten sie dann einen Rück-
gang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Pro-
zent. Erst für 2024 gehen sie von einer Ent-
spannung auf den Energiemärkten und da-
mit auch von einer wirtschaftlichen Erho-
lung aus.
Die Gaspreise seien der entscheidende
Faktor, der die deutsche Wirtschaft in die Re-
zession treiben werde. Und die Spitze sei hier
noch nicht erreicht, hieß es. Die höchsten
Energiepreise für Verbraucher würden Mitte
des kommenden Jahres erwartet. Mit einem
Gasmangel rechnen die Institute derzeit
nicht. Die Versorgungslage bleibe aber äu-
ßerst angespannt, was die Preise in die Höhe
treibe. Damit wird sich auch die Inflation der
Prognose zufolge weiter verstärken. Für das
laufende Jahr rechnen die Institute mit einer
Teuerungsrate von durchschnittlich 8,4 Pro-
zent, für 2023 mit 8,8 Prozent. Für 2024 ge-
hen sie von sinkenden Energie- und Roh-
stoffpreisen und damit einer Inflation von
2,2 Prozent aus.
Die Bundesregierung will Verbraucher
und Unternehmen mit einem neuen bis zu
200 Milliarden Euro schweren Hilfspaket
stützen. Die bis zuletzt umstrittene Gasum-
lage ist vom Tisch – dafür soll es eine Gas-
preisbremse geben. „Die Preise müssen
runter“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz
(SPD) am Donnerstag. Dafür werde die Bun-
desregierung alles tun. Scholz bezeichnete
die geplante staatliche Stützung der Ener-
gieversorgung und die vorgesehenen Preis-
bremsen für Strom und Gas als „Doppel-
wumms“. dpa
Lindt-Hasen: Schweizer
Gericht urteilt gegen Lidl
LAUSANNE. Der Schweizer Süßwarenher-
steller Lindt & Sprüngli hat einen weiteren
Erfolg zum Schutz seiner Schokoladenha-
sen errungen. Das Schweizer Bundesgericht
in Lausanne veröffentlichte einen Ent-
scheid, wonach Lidl Schweiz AG und die Lidl
Schweiz DL AG ähnliche Produkte nicht
mehr verkaufen dürfen, weil Verwechs-
lungsgefahr mit den in Goldfolie verpackten
Hasen von Lindt bestehe. dpa
Nachfrage nach Arbeitskräften
geht auf hohem Niveau zurück
NÜRNBERG. Die Nachfrage nach Arbeitskräf-
ten in Deutschland hat abgenommen, bleibt
aber auf hohem Niveau. Der Stellenindex
BA-X der Bundesagentur für Arbeit sank von
August auf September um 2 auf 132 Punkte.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat liege er
aber immer noch um 7 Punkte höher, teilte
die Bundesagentur mit. dpa
Viele Rentner haben weniger
als 1000 Euro monatlich
BERLIN. In Deutschland hatten 2021 rund
4,9 Millionen Rentnerinnen und Rentner
monatlich weniger als 1000 Euro Nettoein-
Kundinnen und Kunden sparen bereits beim Einkaufen, heißt es. Foto: AFP/Ina Fassbender kommen zur Verfügung. Das entspricht
einem Anteil von 27,8 Prozent der Renten-
Inflation in die Höhe geschnellt beziehenden, wie das Statistische Bundes-
amt mitteilte. Bei Frauen liegt dieser Anteil
Die Entwicklung der Verbraucherpreise mit 38,2 Prozent höher als bei Männern mit
September 14,7 Prozent. rtr
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat, in Prozent
10,0*
10
8
Hypovereinsbank-Chef
6
6,2 geht zum FC Bayern
MÜNCHEN. Hypovereinsbank-Chef Michael
4 3,4
2,4 2,8 2,5 2,3 Diederich wechselt im kommenden Früh-
2 jahr zum FC Bayern München und löst dort
seinen Bankerkollegen Jan-Christian Dree-
0 sen als Finanzvorstand ab. Nachfolgerin von
0,1
–0,5 –0,3 –0,3
Diederich wird zum 1. März 2023 Marion
1992 95 2000 05 10 15 20 2022 Höllinger , die bis jetzt für das deutsche Pri-
Grafik: Locke *vorläufig Quelle: Statistisches Bundesamt, dpa vatkundengeschäft zuständig ist. rtr
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Euro die Stunde verdienen, in Wolfsburg verfassungsbeschwerde an. Ob es dazu
TGZ-223780/34_191x250
(7,9), Erlangen (8,1), dem Landkreis Mün- kommt, wird daher weiterhin geprüft.
12 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 Wirtschaft
Der Börsentag Dax-40 (12-Monats-Verlauf) Umlaufrendite Gewinner und Verlierer Schlusskurse* Zinsen
20000 Durchschnittsrendite öffentlicher Anleihen 29.9.2022 (%)
FRANKFURT. Nach der Stabilisierung vom Vortag 11975,55 3,00 Veränderungen des Aktienkurses in %
18000 Hauptrefinanzierungssatz (EZB) 1,25
2,25
ist der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag wie- 16000 Münchner Rück +1,57% Basiszins (Bundesbank) -0,88

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1,50
der unter die Räder gekommen. Der Dax rang er- 14000 Schneider El. +1,10% Geldmarktsatz Euribor (3 Monate) 1,19
0,75
neut um die viel beachtete Marke von 12 000 12000 0,00 Safran +0,56% Geldmarktsatz Euribor (6 Monate) 1,86
2,13 Durchschnittsrendite öffentl. Anleihen 2,13
Punkten, konnte sie aber nicht halten. Letztlich 10000 -0,75 EssilorLuxottica +0,29%
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Bundesanleihe 10 Jahre 2,23
verlor der Leitindex 1,71 Prozent auf 11 975,55 Adyen +0,16% Geldmarktkonto tgl. fällig ab 2.500* 0,20
Punkte. Der M-Dax büßte 2,40 Prozent auf Euro Stoxx 50 Euro in Dollar (Banken Referenzkurs) Geldmarktkonto tgl. fällig ab 15.000* 0,20
21 791,03 Zähler ein. Belastend wirkte unter an- 4500 1,200 ASML Hold. –4,46% Festgeld, 6 Monate *(ab 5.000 Euro) 0,03 - 0,50
derem die schwache Entwicklung der Wall Street. 4250
3279,04
1,150
0,97
Stellantis –4,61% Sparbrief 1 Jahr mit 3 monatiger Kündigungsfrist* 0,01 - 0,30
„Dem Dax wird derzeit fast börsentäglich ein di- 4000 1,100 Adidas –4,73% Sparbrief 4 Jahre mit 3 monatiger Kündigungsfrist* 0,05 - 0,50

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cker Brocken nach dem anderen serviert“, be- Ratenkredit (3 Jahre, bis 10.000 Euro), effektiv* 1,39 - 3,74
3750 1,050 Mercedes-Benz –5,56%
Ratenkredit (6 Jahre, bis 5.000 Euro), effektiv* 1,39 - 3,79
merkte Marktexperte Andreas Lipkow. So zeigten 3500 1,000 VW VA –8,41% Hypothekendarlehen, Zinsen 5 Jahre fest, effektiv* 3,40 - 3,99
die Inflationsdaten eine zweistellige Steigerung 3250 0,950 Hypothekendarlehen, Zinsen 10 Jahre fest, effektiv* 3,49 - 4,05
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Gewinner / Verlierer auf Basis Euro Stoxx 50
der Verbraucherpreise für September. dpa Quelle: www.goyax.de *Zinssatz gibt nur ungefähre Hinweise auf Marktlage

Aktien Inland Schlusskurse* Dax 40 Schlusskurse* EuroStoxx 50 Schlusskurse* Aktien Ausland

Stand Schluss 29.9. 28.9. Edel (S/f) 0,20 3,68G 3,70G Mediclin (S/f) 0 3,00G 3,02G 29.9. Schluss Vortag %Ver 52W(H) 52W(T) 29.9. Schluss Vortag %Ver 52W(H) 52W(T)
ohne Euro Stoxx 50 29.9. 28.9. ITT Corp. (S/f) 70,00G 69,50G
Einhell VA (S/f) 2,60 114,40G 120,40G Medigene (S/f) 0 1,95G 1,91G Adidas • (3,30) 124,04G 130,20G –4,73 299,90 123,22 Adyen (0) 1237,40 1235,40G +0,16 2767,00 1157,00
ABB (L/f) 26,45G 27,01G Jafco (S/f) 15,18G 15,22
1&1 (S/f) 0,05 13,32G 13,92G Airbus • (1,50) 87,86G 89,62G –1,96 125,94 86,86 Ahold (0,98) 26,00G 26,93G –3,47 31,25 24,23
11 88 0 Solutions (S/f) 0 1,08G 1,07G Eisenu.Hütt. (S/g) 0,40 10,00G 10,00G Medion (S/f) 0,69 14,60G 14,70G Abbott Labor. (S/f) 99,99G 101,54G Jinkosolar (S/f) 53,15G 55,85
Allianz • (10,80) 159,48G 162,58G –1,91 232,40 156,38 Air Liquide (2,63) 115,44 119,94 –3,75 151,56 114,70
AbbVie (S/f) 145,22G 147,94G Johnson Contr. (F/f) 52,26 50,53
Elmos (S/f) 0,65 38,20G 37,95G Medios (X/ps) 0 17,88 18,00 BASF • (3,40) 38,81G 39,88G –2,68 69,09 37,95 Anh.-B. Inbev (0,50) 46,30G 47,10 –1,70 59,57 46,30
2G Energy (S/f) 0,12 18,52G 19,50G Accor (S/f) 21,35G 21,07G Johnson&Johnson (S/f) 167,74G 171,16G
ElringKlinger (S/a) 0,15 5,82G 6,33G Mensch u.Ma. (S/f) 1,20 41,75G 42,70G Bayer • (2) 47,45G 48,37G –1,89 67,96 43,91 ASML Hold. (3,57) 434,55 454,85 –4,46 776,40 10,00
2invest (S/f) 0 9,22G 8,92G Acer (S/f) 3,50G 3,50G JP Morgan (S/f) 108,36G 110,76G
Elumeo (S/f) 0 2,14G 2,21G Metro St. (F/f) 0 7,18 7,28 Beiersdorf (0,70) 99,82G 101,10G –1,27 105,55 79,16 Axa S.A. (1,54) 22,30 23,07 –3,32 29,05 20,38
3U Hld. (S/f) 0,05 3,77G 3,75G Adecco (L/f) 27,73G 29,21G Juniper (F/f) 26,72 27,48
EnBW (S/a) 1,10 68,60G 66,20G Metro Vz. (S/f) 0 7,20G 7,30G BMW StA • (5,80) 69,05G 72,05G –4,16 100,32 67,52 Bco Bilbao (0,31) 4,55 4,58 –0,58 6,26 4,00
4 SC (F/ps) 0 1,55 1,55 Adobe Systems (S/f) 283,95G 287,35G KimberlyCl. (S/f) 117,00G 120,12G
MeVis (S/f) 0,95 33,60G 34,20G Brenntag (1,45) 60,96G 62,08G –1,80 85,96 58,58 Bco. Santan. (0,11v) 2,37G 2,43G –2,32 3,48 2,33
468 SPAC II SE (X/f) 0 9,68 9,68 Energiekontor (S/f) 0,90 81,60G 83,30G Aegon (S/f) 4,07 4,25G Kon. KPN (S/f) 2,82G 2,80G
Min.Überk.StA (S/a) 0,50 15,50G 15,50G Continental (2,20) 45,24 48,47G –6,66 111,88 44,51 BNP Paribas (3,67) 42,86 43,97 –2,51 67,87 40,74
7C Solarpark. (S/f) 0,11 4,58G 4,50G Epigenomics (S/f) 0 0,35G 0,34G Covestro (3,40) 28,81G 29,41G –2,04 60,24 27,79 CRH (0,48) 32,56G 33,36G –2,38 48,59 Aflac (S/f)
32,12 57,71G 58,89G Korea Telecom (S/f) 12,50G 12,80G
Min.Überk.VA (S/a) 0,58 11,80G 11,80G Agfa Gevaert (S/f) 3,10G 3,12G Kraft Heinz (S/f) 34,23G 34,62
Ernst Russ (F/f) 0 3,54 3,45 Daimler Truck (0) 22,55G 23,68G –4,73 36,02 20,32 Enel (0,38) 4,23G 4,31G –1,80 7,35 4,19
Aap Implant. (S/f) 0 1,27G 1,36G Mister Spex (S/f) 0 2,52G 2,88G Agilent (S/f) 125,22G 126,54G Kroger (S/f) 45,55G 46,41G
ERWE Immobilien (S/f) 0 2,10G 2,08G Dt. Bank (0,20) 7,60G 7,88G –3,47 14,64 7,47 ENI (0,44v) 10,77G 10,85G –0,74 14,82 10,49
Aareal Bk. (S/f) 0 32,64G 32,86G MLP (S/a) 0,30 5,17G 5,15G Dt. Börse • (3,20) 167,70G 167,60G +0,06 175,75 135,90 EssilorLuxottica (2,51) 140,05 139,65G +0,29 194,98 Air France (F/f)
133,75 1,31 1,32
Eurofins Sc. (S/f) 1 58,70G 59,50G Lenovo ADR (S/f) 13,68 15,06G
About You (S/f) 0 4,89G 4,96G MorphoSys (S/f) 0 21,34G 22,19G Dt. Post • (1,80) 30,35G 31,23G –2,80 58,24 29,70 Flutter Ent. (0) 112,70G 114,10G –1,23 177,20 Akamai Tech. (S/f)
88,68 81,91G 83,87G
Eurokai (S/f) 1 26,60G 28,20G Levi Strauss (S/f) 15,84G 16,56G
MPH (S/f) 0 9,90G 9,62G Dt. Telekom • (0,64) 17,61G 17,87G –1,44 19,62 14,48 Gr. Danone (1,94) 48,10G 48,37G –0,54 59,56 Akzo Nobel (S/f)
46,80 58,14G 55,92G
Accentro RE (S/f) 0,04 2,00G 2,12G Lloyds TSB (S/f) 0,45G 0,47G
Euwax (S/a) 3,26 60,50 60,50G MS Industr. (F/gs) 0 1,22 1,35 Eon (0,49) 7,84G 8,00G –2,00 12,53 7,61 Hermes Int. (8) 1203,00G 1237,50 –2,79 1676,50 Alcoa (S/f)
968,20 36,08G 36,03G
Ad Pepper (S/f) 0 1,50G 1,54G Logitech (L/f) 46,71G 45,92G
Exasol (S/f) 0 3,33G 3,37G Fres. Med. Care (1,35) 28,37G 29,11G –2,54 63,60 28,18 Iberdrola (0,44) 9,61 9,78G –1,72 11,45 Alibaba Grp. (S/f)
8,54 79,70 83,45
AdCapital StA (S/f) 0 1,66G 1,66G Mühlbauer (S/f) 1,50 58,80G 59,20G Lonza (L/f) 488,30G 496,20G
Exceet Gr. (S/f) 1,75 4,34G 4,34G Fresenius SE (0,92) 21,17G 21,90G –3,33 42,34 20,99 Inditex (0,93v) 20,97G 21,31G –1,60 32,49 Alphabet A (S/f)
19,30 99,47G 102,20G
Adesso (S/f) 0,60 98,30bG 102,60G Müller Li.Log. (S/f) 1,20 5,25G 5,40G Alstom (S/f) 16,16G 17,24G Marriott (S/f) 143,32G 147,16G
Eyemaxx RE (S/f) 0 0,01G 0,01G Mutares (F/ps) 1,50 14,64 15,38
Hann. Rück (5,75) 152,65G 149,45G +2,14 181,40 130,60 ING Groep (0,58) 8,58G 8,67 –0,95 13,97 7,93 Mattel (S/f) 20,11G 19,92G
Adler Grp. (S/f) 0 1,90 1,82G Heid. Cement (2,40) 39,48G 41,01G –3,73 68,04 38,84 Intesa Sanp. (0,08) 1,65G 1,70G –2,79 2,92 Altria Group (S/f)
1,57 41,96G 42,69
Fair Value (S/f) 0,39 5,55G 5,55G MVV Energie (S/a) 1,05 28,40G 28,20G Am. Airlines 12,49G 13,11 McDonald's (S/f) 238,95G 243,50G
Adler Real Est. (S/f) 0 7,14G 7,08G Henkel VA (1,85) 60,26G 61,06G –1,31 83,24 56,62 Kering (12) 453,75G 461,75G –1,73 739,10 438,20
Fashionette 0 3,79G 3,62G MyBucks (S/f) 0 0,00G 0,00 Amazon (S/f) 117,12G 121,54 Mediobanca (S/f) 7,51G 7,63G
Air Berlin (S/f) 0 0,01G 0,01G Infineon • (0,27) 22,25G 23,27G –4,38 43,81 20,70 L'Oréal (4,80) 323,45 324,50G –0,32 433,65 301,55
AMD (S/f) 65,59 69,65G Medtronic (S/f) 83,80G 84,49G
Alba SE (S/f) 4,17 22,90G 22,90G Ferratum (F/ps) 0,18 2,20 2,20 Mynaric (S/f) 18,86G 18,02G Linde PLC • (4,78) 274,85G 278,95G –1,47 315,10 242,50 LVMH (10v) 602,10 616,10 –2,27 757,80 532,00
Merck (S/f) 88,20 89,10G
Mercedes-Benz • (5) 52,31G 55,39 –5,56 77,81 50,28 Nokia (0,08) 4,36G 4,47G –2,32 5,70 Americ. Int. (S/f)
4,10 48,56G 50,38G
All for One Gr. (S/f) 1,45 39,60G 40,30G Fielmann (X/g) 1,50 31,86 32,78 Nagarro (S/f) 0 86,30G 92,20G American Express (S/f) 140,60G 143,42G Meta Platforms (S/f) 139,20G 144,32G
Merck (1,85) 163,10G 163,15G –0,03 231,50 153,25 Nordea (0,69) 8,69G 9,00 –3,53 11,41 7,98
Allane SE (S/f) 0,06 11,10G 11,10G First Sensor (S/f) 0,42 57,40G 57,80G NanoFocus (S/f) 0 0,50G 0,50G Amgen (S/f) 232,75G 236,75G Micron Tech. (S/f) 51,15G 52,19
MTU (2,10) 153,05G 155,60G –1,64 220,30 149,40 Pernod-Ricard (4,12v) 184,25 184,05G +0,11 216,90 166,50
Foris (S/f) 0 2,58G 2,58G New Work (S/f) 6,36 120,20G 119,80G Anglogold (F/f) 13,50 12,70 Microsoft (S/f) 242,50G 246,50G
Allgeier (F/gs) 0,50 27,25 27,30 Münchner Rück • (11) 245,10G 241,30G +1,57 282,20 205,40 Prosus (0,14) 52,72 54,56G –3,37 79,50 40,29
Formycon (S/f) 0 69,20G 70,70G Nexr Techn. (S/f) 0 0,72G 0,72G Apple (S/f) 145,40 154,44 Mitsubishi Heavy (S/f) 34,64G 34,20G
Alstria Office REIT (S/f) 4,25 6,93G 6,91G Porsche Automobil VA (4,77)60,24 69,98 –13,92 97,56 58,96 Safran (1) 92,95G 92,43G +0,56 127,26 88,38
Applied Materials (S/f) 86,12G 87,69G Mizuho Fin. (S/f) 11,30G 11,50G
Altech Adv.Mat. (F/gs) 0 2,32 2,62 Fortec (S/f) 0,60 19,80G 19,70G Nexus (S/f) 0,20 45,75G 44,35G Puma (0,72) 50,54G 53,52G –5,57 115,35 50,42 Sanofi (3,33) 78,03 78,68G –0,83 106,04 77,03
Moderna (S/f) 120,12G 125,24
Francotyp-Pt. (S/f) 0 2,84G 2,86G Nfon (S/f) 0 6,94G 6,94G Qiagen (0) 42,06G 42,70G –1,50 51,48 38,11 Schneider El. (2,90) 114,20 112,96G +1,10 178,74 ArcelorMitt.
110,82 20,31G 19,92
AlzChem Grp. (S/f) 1 15,85G 15,40G Archer Daniels (S/f) 82,17G 85,02G Mondelez Intl. (S/f) 57,75xD 59,61G
Friwo (S/g) 0 37,00G 36,60G Noratis (S/f) 0,55 13,40G 14,50G RWE StA (0,90) 37,64G 38,96G –3,39 43,98 29,72 Stellantis (1,04) 12,20 12,79 –4,61 19,31 11,26
Amadeus (S/f) 3,04 83,20G 82,30G Astellas Ph. (S/f) 13,53G 13,46G Moodys (S/f) 251,25G 259,15G
SAP • (2,45) 81,66G 83,70G –2,44 129,68 79,62 TotalEnerg. (2,76v) 47,42 47,44 –0,02 57,31 40,10
Artnet (S/f) 0 7,38G 7,30G Frosta (S/f) 1,60 47,40G 49,40G NorCom (S/f) 0 6,54G 6,20G
Sartorius VA (1,26) 346,00G 358,80G –3,57 629,60 293,70 Vinci (2v) 82,32 84,17G –2,20 103,58 Astrazeneca (S/f)
80,03 111,85G 111,05 Motorola (S/f) 229,00G 234,50G
AS Creation (S/f) 0,90 11,10G 11,20G Fuchs Pet.StA (S/a) 1,02 21,55G 21,55G Nordex (S/f) 0 7,95G 8,64G
Siemens • (4) 98,09G 100,48G –2,38 157,88 93,78 Deutsche EuroStoxx 50-Aktien in Dax40 bzw. M-Dax enthalten AT&T (S/f) 15,82G 16,29G NatWest (S/f) 2,47G 2,53G
Nordwest Hdl. (S/f) 0,40 19,80G 19,80G Siemens Energy (0,10) 11,44 12,01G –4,75 25,55 11,11 NEC (S/f) 33,20G 33,40G
Atoss Softw. (S/f) 1,82 108,40G 113,00G Geratherm (S/f) 0,12 5,32G 5,54G Norma Gr. (S/f) 0,75 BAE Syst. (F/f) 9,30 8,90
13,81G 14,28G Siemens Healthin. (0,85) 42,04G 42,24G –0,47 67,64 40,38 Nestlé (L/f) 110,56 108,30G
Aumann (S/f) 0,10 10,38G 11,32G German Val. Prop. (S/f) 0 6,55G 6,00G Novem (S/f) 0,40 Baker Hughes (S/f) 21,50G 21,69G
5,90G 6,62G Symrise (1,02) 97,30G 100,85G –3,52 132,55 94,26 NetEase (S/f) 78,00G 79,60G
Aurelius (S/f) 1,50 18,49G 19,38G Gesco (S/g) 0,98 21,40G 21,40G Nürnb. Bet. (S/f) 3,30 75,50G 75,50G Vonovia • (1,66) 21,11G 21,93G –3,74 52,52 20,32 Rohstoffpreise Ballard Power (S/f)
Bank America (S/f)
6,22G 6,91G
31,27G 31,89G Netflix (S/f) 244,60G 252,75
Auto1 Group (S/f) 0 6,54G 7,36G GFT Technolog. (S/f) 0,35 29,35G 30,15G VW VA • (7,56) 128,50G 140,30 –8,41 208,10 120,10 Barclays (S/f) 1,63G 1,66 Nike (S/f) 97,29G 101,58
OHB (S/f) 0,48 28,00G 27,70G Edelmetalle (Industriepreise)
GK Softw. (S/f) 0 109,00G 112,60G OVB (S/f) 0,90 Zalando (0) 19,34G 20,69G –6,52 87,20 19,25 Fixing Vortag Barrick Gold (S/f) 15,24 15,20 Nintendo (S/f) 43,80 42,80
Baader (S/a) 0,35 3,35G 3,42G 21,80G 22,00G
Glob. Fash. Gr. (S/f) 0 1,10G 1,11G • auch im EuroStoxx 50 enthalten Gold London $ je Feinunze 1652,15 1634,30 Berksh. Hathaway (S/f) 275,15G 280,65 Nissan Motor (S/f) 3,48G 3,48G
Basler (S/f) 0,21 21,85G 22,25G Paion (S/f) 0 0,70G 0,74G Nomura (S/f) 3,41G 3,45G
Grammer (S/f) 0 8,04G 8,46G 29.9.2022 Ankauf Verkauf Vortag Beyond Meat (S/f) 14,68G 15,23G
Bastei Lübbe (S/f) 0,40 5,12G 5,52G NortonLifeLock (S/f) 20,72G 21,37G
Bauer (S/f) 0 6,44G 6,46G Grand City Pr. (S/f) 0,83 9,71G 9,78G
Pantaflix (F/f) 0
Paragon (S/f) 0
0,78
3,71G
0,78
4,07G
M-Dax Schlusskurse* Goldbarren 1 kg (Euro) 53620,00 57780,00 58380,00
BHP Billiton ADR (S/f) 50,50G 49,80G
Biogen Idec (S/f) 270,40G 280,85 Novartis NA (L/f) 77,92G 77,36G
Bavaria Ind. (S/f) 0 75,00G 75,00G Grenke (S/f) 0,51 18,24G 18,70G Krügerrand 1 Uz (Euro) * 1673,00 1781,70 1778,00 BioNTech (F/f) 136,70 137,50 Novo-Nordisk (S/f) 102,98 102,28G
Patrizia (S/f) 0,32 9,94G 10,24G 29.9. Schluss Vortag %Ver 52W(H) 52W(T)
BayWa (F/ps) 1,05 39,85 40,35 GSW Immob. (S/f) 1,40 107,00G 113,00 Pearl Gold (F/gs) 0 Platin 1 kg (Euro) -,-- 31170,00 30930,00 Bk of Nova Scotia (S/f) 49,12G 50,69G Nvidia (S/f) 124,78G 129,22G
0,46 0,48 Adtran (0,37) 19,50G 20,00G –2,50 24,92 17,05
Silberbarren 1 kg (Euro) 602,77 665,27 670,39 Boeing (S/f) 136,26 136,98 NXP Semicond. 154,00G 159,50G
BayWa N.A. (S/f) 1,05 54,00G 55,00G H&R (S/f) 0 5,58G 5,88G Petro Welt (S/f) 0 2,04G 2,02G Aixtron (0,30) 24,55G 25,40G –3,35 28,13 14,50
Aroundtown (0,23) 2,18G 2,21G –1,13 6,34 2,08 * Preis wird dienstags und freitags von der LBBW aktualisiert Bombardier (S/f) 18,95G 20,12G OMV (S/f) 36,96 36,99G
BB Biotech (X/f) 4,02 54,00 54,80 Haemato (F/f) 1,10 14,10 14,05 Pferdewtn. (S/f) 0,10 11,95G 11,90G
Aurubis (1,60) 53,18G 54,04G –1,59 119,00 51,18 Booking Hldg. (S/f) 1696,60G 1725,00G Oracle (S/f) 62,71 64,62G
Berentzen (S/f) 0,22 5,04G 5,42G Hamb. Hafen (S/f) 0,75 11,14G 11,40G PharmaSGP (S/f) 0,45 24,60G 24,30G
BP Plc (S/f) 4,88 4,86
Bechtle (0,55) 35,40G 37,49G –5,57 69,26 34,99 Panasonic (S/f) 7,44 7,40
Bertelsm.01 (S/f) 15 253,00 254,25 Hamborner R. (S/g) 0,47 6,70G 6,52G Philomaxcap (S/f) 0 1,08G 1,08G Befesa (1,25) 30,32G 30,28G +0,13 73,50 29,10 Industriemetalle (EUR/100 kg) Tiefst Höchst Vortag Bristol-Myers (S/f) 72,90G 73,60G Paychex (S/f) 115,46G 119,82G
Bertelsm.92 (S/f) 10,88 158,00G 158,00G HanseYachts (S/f) 0 3,00G 3,02G Plenum (S/g) 0 5,60G 5,60G Boss (0,70) 46,81G 47,61G –1,68 59,88 42,09 Blei (LME) 190,78 190,89 181,53 Campbell S. (S/f) 47,87G 48,99G PayPal (S/f) 90,45G 92,42
Bertrandt (S/g) 0,27 33,20G 32,70G Hapag-Lloyd (S/f) 35 169,50 176,70G PNE (S/f) 0,08 17,14G 17,60G Carl Zeiss Meditec (0,90) 102,90G 104,95G –1,95 190,35 102,35 Kupfer (DEL) 799,81 800,94 780,97 Canon (S/f) 22,82G 22,16 PepsiCo (S/f) 169,84 173,06G
Bet-at-Home (S/f) 0 4,18G 4,42G Hartmann (F/f) 8 214,00 217,00 Porsche Vz. (S/f) 0 82,52 Commerzbank (0) 7,12G 7,35G –3,02 9,50 5,19 Kupfer (MK) 925,68 925,68 905,98 Carrefour (S/f) 14,02 14,84G Pfizer (S/f) 45,02G 45,50
Princess Pr. (S/f) 0,68 10,35G 10,65G CTS Eventim (0) 40,84G 42,32G –3,50 72,14 40,44 Cemex ADR (S/f) 3,36G 3,36G Philips (S/f) 15,53 15,56G
Zinn (LME-Lager) 2118,69 2119,20 2149,54
ProCredit (F/ps) 0 2,72 2,72 Delivery Hero (0) 36,03G 39,21G –8,11 131,30 23,90 Cendant (S/f) 159,06G 150,10G Procter & Gamble (S/f) 131,38 135,94
Brent-Öl (in US-Dollar je Barrel) Progress (S/a) 1,50 22,90G 23,00G Dt. Wohnen (0,04) 18,57G 18,83G –1,41 53,00 17,44 Aluminium 99,7% 263,00 263,00 247,00
Check P. Softw. (S/f) 114,82G 115,68G Raytheon Tech. (S/f) 84,00G 85,60G
Dürr (0,50) 21,00G 22,00G –4,55 42,54 19,76 Messing MS 58 (1. Stufe) 760,00 760,00 742,00
160 PSI (S/f) 0,40 18,56G 19,48G Chevron (S/f) 147,86G 149,44 Realnetworks (S/f) 0,69G 0,69G
Encavis (0,30) 18,31G 18,46G –0,84 24,67 11,54 Messing MS 58 (2. Stufe) 840,00 840,00 820,00
Publity (S/f) 0 28,80G 28,50G China Mobile (F/f) 6,43 6,57 Relx (S/f) 24,61G 24,51G
88,91 Evonik Ind. (1,17) 17,03G 17,73G –3,92 29,70 16,56 Metallbasis 63/37 776,00 776,00 759,00
140 PVA Tepla (S/f) 0 14,49G 15,01G Ciena (S/f) 41,55G 43,09G Renault (S/f) 27,36G 29,14G
Evotec (0) 17,22G 17,84G –3,45 45,29 17,09 Quelle: W.C.Heraeus GmbH bzw. Allg. Gold- und Silberscheideanstalt AG Cisco Systems (S/f) 41,30G 42,37G Repsol (S/f) 11,79G 11,53
120 Q-Soft (S/g) 0,10 4,10G 4,10G Fraport (0) 37,06G 38,67G –4,16 69,72 36,63
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Citigroup (S/f) 43,23G 44,63 Rio Tinto (S/f) 55,32G 55,03

Q.beyond (S/f) 0 0,67G 0,65G Freenet (1,57) 19,11G 19,30G –1,01 26,87 18,80 Citrix (S/f) 105,86G 106,54G Roche GS (L/f) 333,00G 340,05G
100 Fuchs Pet.VA (1,03) 25,32G 25,82G –1,94 43,18 24,28 Energie und Agrar 29.9. Vortag Clariant (L/f) 15,42G 15,95G Ryanair (S/f) 10,70G 10,65
R.Stahl (S/g) 0 11,40G 11,10G GEA Group (0,90) 32,16G 32,73G –1,74 48,58 31,20
80 Brent Öl (Settlement, ICE) US-$/Barrel 88,91 87,98 Coca Cola (S/f) 57,71G 58,45 Sacyr Valleher. (S/f) 2,13G 2,10G
Raveno (S/f) 0 0,10G 0,10G Gerresheimer (1,25) 49,36G 49,60G –0,48 86,90 46,78
WTI Öl (Spotpreis, US-Golfküste) US-$/Barrel 81,23 82,15 Colgate-Palm. (S/f) 73,06G 75,09 Samsung Electr. (S/f) 836,00 855,00
RCM Bet. (S/f) 0,07 1,73G 1,72G Hella (0,49v) 66,65G 69,55G –4,17 73,55 51,52
60 Erdgas (Settlement, ICE) Pence/Therm 255,00 326,50 Comcast (S/f) 31,03G 32,10 Schlumberger (S/f) 36,55G 35,85G
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Readcrest Cap. (S/f) 0 0,75G 0,75G HelloFresh (0) 21,19G 22,66G –6,49 97,36 21,05
Strom (Mittelwert, OTC) Euro/MWh 344,00 430,00 Conoco Ph. (S/f) 104,88G 103,96G Securitas (S/f) 6,97G 7,01G
Realtech (S/f) 0 1,25G 1,20G Jungheinrich (0,68) 20,12G 21,52G –6,51 47,34 19,78
Credit Agricole (S/f) 8,22G 8,55 Sharp Corp. (S/f) 6,26G 6,33G
K+S (0,20) 18,58G 18,89G –1,67 36,39 12,80 Kaffee (Settlement, Nybot) US-Cent/lb 228,70 224,35
Rhön-Klin. StA (S/f) 0 13,90G 14,00G Crédit Suisse (L/f) 3,97G 4,20G Shell (F/f) 25,30 25,44
Erdgas ICE (in Pence je Therm) Kion Group (1,50) 19,16G 21,02G –8,87 103,65 18,75 Weizen (Settlement, Euronext) Euro/t 352,25 353,75
Ringmetall (S/f) 0,09 4,09G 4,40G Knorr-Bremse (1,85) 42,78G 43,60G –1,88 96,68 42,38 Daiwa Sec. (S/f) 4,04G 4,12G Shiseido (S/f) 35,95G 35,65G
Zucker (Spot,Nybot) US-Cent/lb 18,44 18,29
1000 SAF Holland (F/ps) 0,35 6,00 6,54 Lanxess (1,05) 28,71G 30,58G –6,12 59,90 28,40 Deere & Co. (S/f) 347,50xD 351,25G Soc. Générale (S/f) 20,20G 20,80G
255,00 LEG Immobilien (4,07) 58,34G 61,32G –4,86 135,70 57,38 Quelle: Dowjones.de Dell Techn. (S/f) 34,88G 35,81G Softbank (S/f) 35,12 35,52
800 Salzgitter (S/f) 0,75 19,72G 21,26G
Lufthansa (0) 5,78G 5,80G –0,41 7,89 5,26 DuPont (S/f) 51,61G 52,28G Solvay (F/f) 78,14 79,40
Sartorius StA (S/f) 1,25 299,00G 306,50G
Nemetschek (0,39) 47,24G 50,08G –5,67 115,95 46,96 Ebay (S/f) 38,45G 39,44G Sony (F/f) 66,10 69,02
600
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Schaeffler (F/f) 0,50 4,49 4,82 ProSieben.Sat.1 (0,80) 7,13G 7,35G –2,94 16,27 7,03 Stand. Chart. (S/f) 6,15G 6,15G
Schl. Wach. (S/a) 0,60v 16,40G 16,40G Eli Lilly (S/f) 336,45G 342,45G
Starbucks (S/f) 88,33G 89,23G
400
Schwabenvrl. (S/g) 0 1,22G 1,22G
Rational (10)
Rheinmetall StA (3,30)
481,80G
162,30G
431,40G
161,60G
+11,68
+0,43
919,00
227,50
401,40
76,46 Wechselkurse Emerson (S/f)
Endesa (S/f)
75,72G 77,10G
15,76 16,13 Swiss Re (L/f) 75,28G 75,10G
200 Schweizer El. (S/g) 0 4,46G 4,59G RTL Group (5) 31,56G 32,42G –2,65 54,10 31,36 Devisen (1 Euro entspricht) Bargeld (1 Euro entspricht) Enzon (S/f) 0,26G 0,24G Swisscom (L/f) 487,00G 499,30G
Secunet (S/f) 5,38 176,80bB 175,00G Scout24 (0,85) 50,10G 52,14G –3,91 65,94 47,12 Ankauf* Verkauf* Ankauf* Verkauf* Ericsson (S/f) 5,93xD 6,17 Takeda Pharma (F/f) 26,76 26,38
0 Siltronic (3) 56,85G 61,80G –8,01 142,60 56,15
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Sedlmayr (S/f) 44 2540,00G 2540,00G USA 0,9691 0,9751 $ 0,93 1,03 $ Expedia (S/f) 96,19G 98,07G Tencent (S/f) 35,40G 36,70G
Serviceware (S/f) 0 6,14G 6,12G Sixt StA (3,70) 81,75G 84,15G –2,85 170,50 80,90 Dänemark 7,4165 7,4565 dKr 7,10 7,88 dKr Exxon Mobil (S/f) 90,45G 91,20 Tesla (S/f) 273,40 292,80
Software (0,76) 23,26G 23,56G –1,27 41,70 22,44 Großbritannien 0,8935 0,8975 Brit. £ 0,86 0,95 Brit. £ Teva Pharma (S/f) 7,90G 8,10G
SFC Energy (S/f) 0 17,26G 18,72G Fannie Mae (S/f) 0,53 0,55
Stabilus (1,25) 43,52G 46,42G –6,25 69,80 40,05 Japan 140,3700 140,8500 Yen 134,12 149,44 Yen Texas Instrum. (S/f) 161,64G 166,52G
Beta Systems (S/f) 0,21 37,20G 38,20G Hawesko (S/f) 2,50 34,80G 33,30G SGL Carbon (S/f) 0 5,73G 5,96G Ströer (2,25) 36,74G 36,40G +0,93 76,05 34,62 Kanada 1,3233 1,3353 Can. $ 1,27 1,41 Can. $ Fanuc (S/f) 147,75 150,95
Fedex (S/f) 154,84G 153,26G Thales (S/f) 113,45G 109,55G
Bijou Brigitte (S/f) 0 30,10G 31,40G Heidelb. Druck (S/f) 0 1,11G 1,19G SGT Germ. Priv. Eq. (F/f) 0,02 1,67 1,71 TAG Immobilien (0,89) 7,62G 7,82G –2,56 26,05 7,19 Norwegen 10,4448 10,4928 nKr 9,94 11,08 nKr
First Solar (S/f) 132,90 138,26 Thoms. Reuters (S/f) 105,00G 108,00G
Heidelbg. Bet. (X/f) 0 96,50 96,50 Shop Apotheke (S/f) 0 39,26G 42,08G Talanx (1,60) 35,60G 35,92G –0,89 44,42 33,54 Schweden 10,9457 10,9937 sKr 10,43 11,59 sKr Toshiba (S/f) 37,13G 37,22
Bike24 (S/f) 0 2,44G 2,62G Foot Locker (S/f) 35,91G 35,59G
SHS Viveon (S/f) 0 3,48G 3,46G TeamViewer (0) 7,77G 8,28G –6,09 26,10 7,68 Schweiz 0,9499 0,9539 sfrs 0,91 1,01 sfrs Toyota (S/f) 14,03 14,20G
Bilfinger (S/a) 4,75 26,28G 26,76G Helma Eigenh. (S/f) 1,72 26,10G 26,00G Ford Motor (S/f) 11,69G 12,39G
SLM Solutions (S/f) 0 19,58G 19,56G Telefonica Dtl. (0,18) 2,05G 2,14G –4,02 3,01 2,04 Trans Cosmos (S/f) 26,20G 25,80G
Biofrontera (S/f) 0 1,40G 1,36G Hensoldt (S/f) 0,25 20,50G 20,40G ThyssenKrupp (0) 4,25 4,71 –9,79 11,34 4,18 Fujitsu (S/f) 112,00G 112,00G
SM Wirtsch. (S/g) 0,26 5,55G 5,55G Travelers C. (S/f) 157,96G 157,24G
Biotest VA (S/f) 0,04 33,90G 34,40G Hermle VA (S/g) 9,05 194,00G 194,00 United Internet (0,50) 19,01G 19,73G –3,65 35,88 18,87 Ägypten 18,2438 19,7438 Ägy. £ 15,90 47,25 Ägy. £ Geberit (L/f) 429,30G 446,30G
SMA Solar (S/f) 0 47,28G 49,90G Trend Micro (S/f) 54,80G 54,90G
BMW VA (S/f) 5,82 65,50G 68,50G Highlight C. (F/ps) 0 3,78 3,70 Vantage Towers (0,63) 25,96G 26,42G –1,74 33,40 24,90 Australien 1,4904 1,5104 Aus. $ 1,43 1,59 Aus. $ General Electric (F/f) 64,20 66,60 Twitter (S/f) 43,58G 44,09G
SMT Scharf (F/f) 0 11,00 11,00 Varta (2,48) 29,29G 33,16 –11,67 135,45 28,77 Brasilien 4,9617 5,2617 Real 4,42 6,03 Real
Bor. Dortmd. (S/f) 0 3,23G 3,29G Hochtief (S/f) 1,91 47,12G 47,86G General Motors (S/f) 33,84G 36,01G
SNP (S/f) 0 15,46G 15,20G Wacker Chemie (8) 103,50G 116,35G –11,04 186,90 101,55 UBS (L/f) 14,95G 15,44G
Brain (S/f) 0 5,38G 5,00G Homag (S/f) 1,01 44,40G 44,20G China 6,8874 6,9874 Renmimbi 6,30 7,75 Renmimbi GlaxoSmithkl. (S/f) 14,99 15,11G
Softing (S/f) 0,10 5,44G 5,48G Unilever (S/f) 45,73G 45,51
Brau Rvbg. (S/a) 0 1900,00G 1900,00G Home24 (X/f) 0 2,82 2,71 Hongkong 7,5810 7,6810 HK $ 7,14 8,66 HK $ Gold Fields (S/f) 8,10G 7,55G
Unisys (F/f) 7,88 7,68
Cancom (S/f) 1 23,38G 24,68G HomeToGo (S/f) 0 1,79G 1,78G
SolarWorld (S/f) 0
Sporttotal (S/f) 0
0,28G 0,28G
0,69G 0,71G
Indizes Schlusskurse* Indien 78,6800 80,2800 Rupie 66,68 98,57 Rupie Goldm. Sachs (S/f) 301,95G 308,05G
United Parcel Serv. (S/f) 168,42G 171,92G
Kenia 115,3300 119,3300 Schilling 104,87 133,82 Schilling Halliburton (S/f) 25,07G 25,50 Utstarcom (F/f) 3,67 3,68
Capsensixx (X/f) 0 15,80 15,80 Hornb. Hld. (S/f) 2,40 61,45G 64,15G
Steico (S/f) 0,40 43,90G 46,35G Deutsche Veränderungen 52 Wochen Kroatien 7,4482 7,6082 Kuna 7,06 8,20 Kuna Harley Davidson (S/f) 36,55G 38,25G
Cenit Sys. (S/g) 0,75 14,50G 14,60G HWA (S/f) 0 7,00G 7,00G
Steinhoff (F/f) 0 0,10 0,11 29.9.2022 absolut % 52W(H) 52W(T) Malaysia 4,3511 4,6511 Ringgit 4,35 4,42 Ringgit Hasbro (S/f) 69,05G 71,10G
Verisign (S/f) 178,84G 180,24G
Hypoport (S/f) 0 86,90G 90,45G Marokko 10,2627 10,3427 Dirham 8,24 12,91 Dirham Vertex Ph. (S/f) 298,65G 299,65G
Ceontronics (S/f) 0,15v 4,63G 4,61G Stemmer Im. (S/f) 0,75 26,10G 26,50G Dax 11975,55 –207,73 –1,71 16290,19 11862,84 Heineken NV. (S/f) 89,72G 89,60G
L-Dax 11949,41 –314,34 –2,56 16276,05 11928,51 Mexiko 19,4704 19,7104 Peso 17,87 22,21 Peso Vestas Wind (S/f) 18,33 19,86G
CEWE Stiftung (S/f) 2,35 72,30G 72,60G Ibu-Tec (S/f) 0 15,80 16,06G STINAG (S/f) 0,42 16,00G 16,20G Hennes & Mauritz (S/f) 9,15 9,65G
M-Dax 21791,03 –535,55 –2,40 36327,23 21615,40 Visa (S/f) 182,90G 184,02G
Cherry (S/f) 0 5,21G 5,26G Indus (S/f) 1,05 17,70G 18,10G Sto VA (S/a) 5 121,80G 124,80G Neuseeland 1,6951 1,7191 NZ-$ 1,61 1,82 NZ-$ Hitachi (S/f) 45,06G 45,11G
Tec-Dax 2607,46 –61,63 –2,31 4010,04 2599,39 Vodafone Group (F/f) 1,17 1,18
Philippinen 56,4700 58,0700 Peso 48,51 70,94 Peso Home Depot (S/f) 283,10G 287,45G
Clean Logistics (F/f) 0 13,20 13,00 Infas Hld. (S/f) 0,05 4,18G 4,18G Stratec (S/g) 0,95 78,50G 80,20G S-Dax 10261,40 –270,12 –2,56 17450,14 10200,21 Wal-Mart (S/f) 134,76G 136,38G
Polen 4,8452 4,8932 Zloty 4,55 5,24 Zloty Honda Motor (S/f) 23,13G 23,60G
Cliq Digital (S/f) 1,10 18,28G 19,32G Init Innovation (S/g) 0,55 17,02G 17,04G STS Group (S/f) 0,04 3,93G 3,93G REX 127,39 +0,49 +0,39 145,76 126,89 Rumänien 4,9232 4,9732 Leu 4,47 5,62 Leu Honeywell (S/f) 173,64G 177,90G Walgreens (S/f) 32,12G 33,81G
Clockchain (F/f) 0v 3,80 3,80 InnoTec (S/f) 0,75 8,50G 8,52G Südzucker (S/a) 0,40 12,28G 12,31G Bund Future (Ind.) 137,31 –1,09 –0,79 175,01 135,52 Russland 54,5292 55,3412 Rubel 50,41 66,05 Rubel Howmet Aero. (S/f) 31,40G 32,40G Walt Disney (S/f) 98,70G 101,62G
Co.Don (S/f) 0 0,30G 0,31G Instone (S/f) 0,62 8,23G 8,34G Süss MicroT. (S/f) 0,16 9,90G 10,60G Saudi-Arabien 3,6128 3,6928 Rial 3,34 4,17 Rial HP (S/f) 25,55G 25,98G Wells Fargo (S/f) 41,26G 41,83G
Compleo (S/f) 0 8,92G 9,54G Intershop (F/ps) 0 3,10 3,14 Surteco (S/f) 1 18,65G 21,10G Internationale Singapur 1,3894 1,4054 Sing. $ 1,32 1,51 Sing. $ HP Enterprise (S/f) 12,34G 12,52G Western Digital (S/f) 32,92G 33,75G
Suse (S/f) 0 13,77G 14,35G Euro Stoxx 50 3279,04 –56,26 –1,69 4415,23 3249,57 HSBC Hold. (S/f) 5,24 5,31G Wharf. Holdings (S/f) 3,34G 3,36G
CompuGroup (S/f) 0,50 34,18G 36,12G Intertainment (S/f) 0 0,55G 0,56G
FTSE 100 6864,18 –161,32 –2,30 7692,11 6803,87 Südafrika 17,3507 17,5907 Rand 16,38 20,13 Rand
SWD Salz (S/g) 1,65 91,00 91,00G Humana (S/f) 500,30xD 508,60G Wolters Kluwer (S/f) 97,44G 97,42G
Coreo (S/f) 0 0,86G 0,91G Intica (F/ps) 0 8,00 8,00 Dow Jones 29225,61 –458,13 –1,54 36952,65 28958,22 Thailand 36,5400 37,5400 Baht 34,57 40,78 Baht
Workday (S/f) 159,32G 154,44G
Synlab (S/f) 0,33 12,65G 13,19G Tschechien 24,4860 24,8860 Kronen 23,33 26,74 Kronen Hyundai Motor (S/f) 30,45 31,10
Corestate (S/f) 0 0,91 0,90 InVision (S/f) 0 12,20G 12,30G Nasdaq 10737,51 –314,13 –2,84 16212,23 10565,14
Xerox (S/f) 14,83xD 14,61G
CPU Softw. (S/f) 0 1,79G 1,96G ItN Nano (S/f) 0 0,01G 0,01G Syzygy (S/f) 0,20 4,63G 4,65G S&P 500 3640,47 –78,57 –2,11 4818,62 3610,40 Türkei 18,0126 18,1126 Lira 16,70 19,60 Lira IBM (S/f) 124,00G 125,72G
Nikkei 26422,05 +248,07 +0,95 29960,93 24681,74 Tunesien 3,1245 3,1945 T-Dinar 2,61 4,56 T-Dinar Immunogen (S/f) 4,80G 4,83G Zoom Video (S/f) 75,81G 76,97G
CropEnergies (S/f) 0,45 12,00G 12,58G Jenoptik (S/f) 0,25 19,57G 20,28G Takkt (S/a) 1,10 9,10G 9,29G
Intel (S/f) 26,93G 27,82 Zurich Ins. (L/f) 411,30G 419,50G
MSCI World 2438,78 +34,90 +1,45 3248,12 2403,88 Ungarn 417,0500 422,2500 Forint 393,45 464,95 Forint
CureVac (S/f) 0 8,20G 8,29 Jost Werke (S/f) 1,05 34,50G 35,35G Technotrans (F/ps) 0,51 24,60 24,60
*letzter veröffentlichter Kurs Referenzwechselkurse für Devisen der LBBW, * von Euro durch die Banken Weitere Informationen unter www.boerse-stuttgart.de
Cyan (S/f) 0 2,01G 1,95G KAP Bet. (S/f) 1 15,80G 16,00G Traton SE (S/f) 0,50 11,85G 12,38G
Datagroup (S/f) 1 50,70G 52,50G KHD Humb. (S/f) 0,34 11,40G 11,40G TUI (S/f) 0 1,35G 1,46G
Datron (S/f) 0,20 9,35G 9,25G Klassik Rad. (F/gs) 0,21 4,70 4,66 Umweltbank (M/f) 0,33 10,40b 11,70b Fonds Deka Struk.: Ertrag Pl 0,16 35,90 36,28
Deka Struk.: Wachst. 0,15 35,36 35,72
DWS Top 50 Asien T 185,45 185,88
DWS Top Dividende 4,00 134,40 133,80
HausInvest 0,65 43,18 43,16 Templ. Global*
Templ. Growth*
0,00 24,84 24,65
T 17,35 17,20
Uniper (S/f) 0,07 3,80G 4,05G Industria 1,78 115,16 114,99
Delignit (S/f) 0 6,10 6,10G Klöckner Co. (S/f) 1 7,61G 7,96G
Deka Struk.:2 Ch.Plus 0,16 55,46 56,24 DWS Top Europe 1,47 151,60 151,34
United Labels (S/f) 0 2,36G 2,38G Ausschüttung in Euro 29.9. 28.9. All.R. Eur.Eq. Div. 2,20 106,02 106,15 Int.ImmoProfil 0,80 58,68 58,69 UBS Akt.Spec. I D.* T 619,09 618,09
Demire (S/f) 0,31 2,12G 2,18G Koenig&Bauer (S/f) 0 10,84G 11,52G Deka Struk.:2 Chance 0,15 49,54 49,87 DWS Top Portf. Offensiv T 74,67 74,41 Invesco Euro. C. Akt. 2,37 152,43 152,06
USU Software (S/g) 0,50 16,55G 16,80G All. Adifonds AlteLeipzigerA 1,00 91,54 90,40 Uni21.Jahrh.* 0,02 41,53 41,08
Dermapharm (S/f) 2,17 36,40G 36,82G KPS (S/f) 0,19 2,97G 3,01G 0,17 104,65 104,30 Deka Struk.:2 Ertrag Pl 0,16 36,22 36,60 DWS Top World 0,05 145,51 144,80 UniAsia* T 75,61 77,43
Uzin Utz (S/f) 1,80 44,30G 43,30G All. Adiverba AlteLeipzigerR 0,40 36,29 36,28 JPMF-Pacific-Eq. A $ T 105,32 104,75
Deutz (S/f) 0,15 3,05G 3,22G Kromi Logistik (S/f) 0 5,90G 6,15G 2,40 166,26 165,48 Deka Struk.:2 Wachst. 0,14 32,43 32,76 DWS US-Growth 0,05 349,18 345,99 UniDeutschl.* T 186,88 186,48
DFV Dt. Fam. Vers. (S/f) 0 9,89G 9,95G Krones (S/f) 1,40 87,05 89,60G Va-Q-Tec (S/f) 0 9,71G 10,10G All. Best Style Eurol. Eq.1,61 133,71 134,16 Amd. Europ. SmCap* T 149,27 150,34 DWS Verm.bild.f. I 0,05 229,22 227,88 Kapital Plus T 59,72 59,57
Deka Technologie CF 0,12 55,23 54,80 UniDyn. Europa A* 0,06 110,76 109,91
Amd. Gl. Ec.* T 368,14 364,55 DWS Verm.bild.f.R 0,26 15,10 15,08 LBB-Europa 0,62 67,80 67,11
DIC Asset (S/f) 0,75 7,70G 7,81G KSB StA (S/f) 12 344,00G 353,00G Valora Effekt. (S/g) 0 1,43G 1,43G All. Biotechnologie 0,00 211,08 204,29 Deka Technologie TF 0,10 44,12 43,79 UniDyn. Global -net-* 0,03 56,77 55,84
Ampega Gl. Rent. 0,10 16,26 16,18 DWS Vors.AS Dyn. T 133,30 132,74 LBBW Akt. Europa* 0,51 36,81 36,65 UniDyn. Global A* 0,04 90,17 88,69
Dinkelack. (S/g) 32 1250,00G 1250,00 KSB VA (S/f) 9 283,00G 283,00G Vapiano (S/f) 0 0,09G 0,09G All. Em. Mrkt. Eq. Div. 0,00 115,45 116,64 Deka TeleMed. TF 0,05 84,72 83,57
Varengold (S/f) 0 3,54G 3,64G All. Eur. Eq. Growth 1,61 257,68 255,70 Ampega Rend. 0,10 18,66 18,64 DWS Zukunftsstr.Akt. T 52,04 51,83 LBBW BalanceCR20 0,30 41,86 42,20 UniEuro Aktien* 0,61 74,23 74,09
DMG Mori (S/f) 1,03 40,80G 41,00G KST (S/f) 0,07 1,37G 1,38G DekaFonds 0,29 92,59 91,33
Ampega Res. Rentenfd.0,10 47,50 47,51 Europa Aktienfds ULM FP*T 77,53 77,74 LBBW BalanceCR40 0,32 47,92 48,34 UniEuropa* T2243,802225,72
DocCheck (S/f) 1 9,96G 10,55G KUKA (S/a) 0,11 82,50G 83,20G Veganz 0 16,50G 15,90G All. Euro Rentenf. 1,02 50,00 49,85 DekaL.Team Gl.Sel.TF 0,11 232,77 230,35
AriDeka 0,68 68,67 68,06 LBBW BalanceCR75 0,35 60,98 61,49 UniEuropaRenta* 0,40 39,35 38,83
Dr. Hoenle (S/f) 0,20 14,70G 15,22G KWS (S/f) 0,80v 55,90G 56,70G Ver. Filzfab. (M/f) 18,61 600,00b 600,00G All. Europ. Eq. Div.* 2,20 80,71 80,07 DekaLux BioTech CF 0,24 551,51 532,36 Fidelity Euro Blue Chp 0,25 20,32 20,67
Axa Immoselect 0,10 0,21 0,21 LBBW Div.-Str. Euro* 1,30 31,36 31,39 UniEuroRenta* 0,11 57,55 57,31
Drägerw. StA (S/f) 0,13 37,60G 37,60G Leifheit (S/f) 1,05 Verallia Dtld. (S/a) 17,06 625,00G 625,00G All. Europazins 0,53 47,81 47,65 DekaLux BioTech TF 0,22 501,48 484,05 Fidelity Europ.Growth 0,12 14,09 14,31 LBBW FP Wachst.* T 66,58 66,21
13,46G 13,70G Axa Welt* 1,10 154,11 152,18 UniEuroStoxx 50 A* 0,61 55,53 55,22
Drägerwerk (X/f) 0,19 40,50 40,20 Leoni (S/f) 0 Verbio (F/ps) 0,20v 58,40 61,20 All. Europe Eq. SRI 1,38 129,05 129,18 DekaLux Pharmatech 0,23 423,83 418,59 Fidelity Fds Intern. Fd. 0,08 58,13 59,32 LBBW Geldmarktf.* 0,12 47,00 47,01
5,93G 6,32G Axa WF G. HY Bd* T 80,36 80,49 UniFonds* 0,03 45,43 45,39
VIB Vermg. (S/f) 0,85 20,50G 21,00G All. Europe Eq. Val. 0,00 105,44 105,42 DekaRent-Internat. 0,31 16,93 16,86 Fidelity FPS Gl. Gr. 0,00 22,36 22,56 LBBW Geldmarktf. I* 0,37 91,97 91,98
Dt. Balaton (F/f) 0 1970,00 1730,00 Lloyd Fds. (F/f) 0 5,66 5,64 UniGlobal* 2,80 317,78 313,42
Villeroy&Boch (S/f) 1 13,65G 13,95G All. Float. Rt. Nt. Pl. 0,05 95,99 95,99 Basler International 0,17 109,58 109,30 DekaSpezial 1,16 485,46 480,65 Fondak T 153,23 152,83 LBBW Nachh. Aktien* 0,53 101,61 101,41
Dt. Euroshop (S/f) 1 21,36G 22,34G Logwin (S/f) 6 244,00G 246,00G UniGlobal -net* 0,50 190,59 188,01
Viscom (S/f) 0,20 7,24G 7,82G All. Fondsv. 47-51 T 46,80 46,79 Basler-Aktienf. 0,05 62,51 62,47 DekaTresor 1,03 81,52 81,52 Fondis T 106,56 105,86 LBBW Rent.Eur.Flex* 0,00 29,33 29,31
Dt. Forfait (F/gs) 0 2,14 2,16 LPKF Laser (S/f) 0 7,11G 7,57G UniGlobal Vorsorge* 0,00 277,54 273,79
Vita34 (S/f) 0 6,76G 6,80G All. Food Security 0,00 88,64 87,79 Basler-Rentf. 0,28 20,17 20,14 DWS Akkumula T1555,451548,85 Fondra T 99,86 99,68 LBBW RS Flex* 0,00 56,23 56,21
Dt. Kons. REIT (S/f) 0,40 8,26G 8,64G Ludw. Beck (S/f) 0 26,40G 26,40G UniImmo: Deutschl.* 1,15 94,28 94,28
Vitesco (S/f) 0 48,48G 50,45G All. Glob.Eq.Ins. 0,33 162,79 162,18 BGF World Min. $* T 50,10 49,94 DWS Art. Intell. 0,05 270,92 274,71 Frankf. Sparinv. Deka 0,43 120,18 118,56 LBBW Schwellenldr.* 0,66 60,39 60,71 UniImmo: Eur.* 1,00 54,61 54,61
Dt. RE (S/f) 0,04 10,60G 11,00G M1 Klinik. 0 3,72G 4,01G BW Renta* 0,10 24,62 24,55 DWS Bildungsf. T 112,12 111,86 FT AccuGeld* T 68,49 68,49 LBBW-Rentenf. Shrt.T.*0,08 38,30 38,31
Vivanco (S/f) 0 0,89bB 0,90G All. Global Eq. Divid. 0,47 127,38 127,41 UniJapan* T 58,07 58,65
Dt. Rohstoff (S/f) 0,60 20,10G 20,90G Mainova (S/f) 10,84 476,00G 482,00G BW Renta Inter.* 0,32 40,41 40,38 DWS Biotech T 246,18 238,35 FT Frkt.-Eff.-Fds.* 0,11 176,99 176,81 Magellan Sic. Ac.* T 18,17 18,47
Vivoryon (F/f) 0 8,44 8,89 All. Informationst. 0,00 418,00 416,24 UniKapital* T 107,86 107,82
DWS Group (S/f) 2 24,12G 25,06G Manz (S/f) 0 24,50G 25,90G DWS Cov. Bond 0,05 46,85 46,80 Fürst Fugger Div. Sel. ESG
0,00 9,23 9,18 Main F.av.-gard.St.* T 133,22 132,71 UniKapital-net* 0,27 38,52 38,51
Voltabox (S/f) 0 1,07G 1,08G All. Int. Rentenf. 0,38 44,65 44,59 Concentra T 101,17 100,82
Eckert+Ziegl. (S/g) 0,50 32,90G 34,08G Masterflex (S/f) 0,12 6,30G 6,40G DWS Deutschland T 183,92 182,13 Fürst Fugger Divid. Sel.0,00 136,01 135,52 Meag Euroinvest* 2,01 77,46 77,40 UniMarktführer -net- A*0,03 70,16 69,27
Vorwerk,Frdr. (S/f) 0,20 17,70G 19,60G All. Interglobal 0,00 404,59 401,38 DEGI Europa 0,04 0,48 0,48 Fürst Fugger Dynamik T 13,33 13,30
Ecotel (F/ps) 2,25 25,00 25,20 MAX Autom. (S/f) 0 4,49G 4,49G DWS Euro Reserve T 130,14 130,13 Meag Proinvest* 1,20 158,37 158,05 UniMarktführer A* 0,03 69,98 69,09
Vossloh (S/f) 1 30,35G 30,70G All. Nebenwerte 0,00 227,31 224,86 Deka Eur. Nebenw. CF 0,00 124,35 123,34 Fürst Fugger Flex 0,00 10,76 10,76
Edag (F/ps) 0 10,30 10,30 MBB SE (S/f) 1,98 78,60G 83,00G DWS Europ. Akt. 0 T 277,20 277,32 Metzler Euro Growth* 1,08 200,87 199,86 UniMid&SmallCaps T* T 51,90 53,02
VW StA (S/a) 7,50 173,90G 195,80G All. Orient. Income T 307,41 309,65 Deka Europa Pot. CF 0,43 136,11 134,89 DWS Europ. Opp. 1,96 348,91 348,54 Fürst Fugger Multitr. Dp.pl.T 13,48 13,51 Metzler Europ.Sm.C.* 1,86 283,18 285,97 UniRak* 0,84 126,62 125,65
Wacker Neus. (S/f) 0,90 13,01G 14,02G All. Rentenfonds 0,41 73,28 73,19 Deka Europa Pot. TF 0,39 122,31 121,22 DWS Eurorenta 0,28 45,17 44,71 Fürst Fugger Mutlitr. Pl. T 13,09 13,10 Metzler Global Sel.* 0,48 83,83 83,91 UniRak Konserv. A* 0,70 101,93 101,63
Kursangaben ohne Gewähr Nachfrage überwog. M=Um Angebot u. WashTec (S/f) 2,90 31,60G 31,95G All. Rohstoffonds 1,80 76,62 75,37 Deka Europa Sel. 0,03 80,14 79,64 DWS Eurovesta 0,05 142,23 141,57 G. Komf. Dyn. Glob.* 0,32 88,98 89,36 Metzler Wachst. Int.* T 258,14 254,62 UniRenta* 0,30 18,11 18,00
Nachfrage auszugleichen, ist der Makler WCM Bet. (S/a) 0,22 4,02G 4,04G All. Strat. 2031 Pl. T 58,64 58,47 Deka Europa Value CF 1,03 48,57 48,33 DWS G.Daimler AF T 95,24 94,75 G. Komf. Balance* 0,33 62,40 62,66 Multirent-Inv. 1,13 28,23 28,38 UniRenta Osteur. A* 1,07 25,63 25,84
F=Frankfurt, M=München, S=Stuttgart. selbst eine Position eingegangen. T=Taxkurs: Westag St (S/f) 0 32,00G 32,00G All. Strat. Fds. Bal. T 88,90 88,57 Deka Glob.Champions 0,23 256,60 254,93 DWS Gl. Sm./M. C. 0,05 84,04 83,43 G. Komf. Dyn. Eur.* 0,29 64,22 64,21 P.I. Germ.Eq.* T 171,33 173,75 UniSector Basic* 1,30 145,00 143,18
a=amtlicher Handel, g=geregelter Markt, vom Makler geschätzt. TA=Teilausführung: Westag Vz. (S/f) 0,12 23,80G 24,00G All. Thematica 0,07 181,90 181,06 Deka Immob.Eur. 1,00 47,42 47,42 DWS Glob.Nat.Res. 1,28 76,54 75,18 G. Komf. Wachst.* 0,32 62,56 62,77 P.I. TopWorld* T 197,13 196,38 UniSector Biopharma* 0,30 166,53 163,11
ps=Prime Standard, gs=General Angebot und Nachfrage wurden rationiert.
Standard,f=Freiverkehr. VA=Vorzugsaktien, Settlement=Schlusskurs des Terminkontrakts
Westwing (S/f) 0 5,17G 5,46G All. Thesaurus T 808,10 805,45 Deka Immobilien Gl. 0,75 54,97 54,96 DWS Global Growth 0,05 168,95 167,29 Gothaer Comfort Dyn. T 163,86 163,53 Pfandbrieffds. 0,00 126,07 125,98 UniStrategie Dynam.* T 56,95 56,77
UniStrategie Konserv.* T 65,55 65,53
StA=Stammaktien, NA=Namensaktien. für den Folgemonat. ICE=Energiebörse, Windeln.de (S/f) 0 0,65G 0,74G All. Tot.Ret. Asian Eq. 0,06 120,57 121,72 Deka Industrie 4.0 0,08 153,80 152,18 DWS HealthC.Typ 0 T 357,48 354,83 Gothaer Eur.Rent 0,34 51,53 51,27 PremiumSt. Wachst. 0,00 208,43 209,64
All. Vermg.Mgm.Bal. 0,79 132,24 133,44 Deka Lux Pazifik 2,36 788,57 795,40 DWS Intern. Renten 0 T 119,44 119,29 Grundbesitz Global 1,15 52,30 52,32 Renta EM A* 0,99 20,63 20,76 UniStrategieAusgew.* T 64,65 64,53
Dividenden in Klammern: v=Vorschlag. London. Spot=Tagespreis. Wüstenr.&W. (S/a) 0,65 13,54G 13,62G
All. Vermög. Dt. 0,37 161,89 161,84 Deka Lux-Bond 0,44 55,98 55,63 DWS Investa 0,48 146,68 145,54 Grundbesitz-Eur. 0,90 40,37 40,34 Verm.Managm. Ch. 0,08 159,06 160,69
xS=Aktiensplit, xD=ex Dividende. bB= bezahlt OTC=Telefonhandel. YOC (S/f) 0 10,35G 10,70G All. Vermögen. Eur. 0,92 39,69 39,67 SEB Europafds.* 1,70 54,03 53,98
Brief, das Angebot überwog. B=Brief: keine Nybot=New York Board of Trade. Fonds: Deka MegaTrends CF 0,05 117,68 116,70 DWS Japan Opp. T 68,98 68,04 Hansa Interna. 0,31 17,75 17,75 SEB ImmoInvest 0,50 0,91 0,91 W&W Europa-Fo.* 0,16 51,19 50,59
Your Fam. En. (F/gs) 0 2,14 1,84 All. Wachst. Eur. 0,07 107,55 107,25 Deka PrivatVors. AS T 73,85 73,42 DWS Rend. Opt. FS 0,06 99,01 98,99
Umsätze, nur Angebot. Rücknahmepreise, T= thesaurierend. Hansa Renta 0,34 19,74 19,80 SEB Invest R* 0,36 21,23 21,15 W&W Glob.-Fo.BWI* 0,00 77,12 76,32
G=Geld: keine Umsätze, nur Nachfrage. * = Letzter veröffentlichter Kurs Zapf Creation (M/f) 0,04 26,60b 26,60b All. Wachst. Eur. 0,00 126,40 125,50 Deka Schweiz 1,28 533,74 533,67 DWS Sachwerte 0,05 125,40 124,88 Hansa Zins 0,06 22,58 22,62 Stgt. Div. Fds. T 103,62 102,72 W&W Intern. Renten* 0,31 45,83 45,37
bG=bezahlt Geld: Umsätze fanden statt, Quelle: www.goyax.de ZEAL Network (S/f) 2,10 25,75G 25,95G All.P. Mobil-Fonds 0,06 47,63 47,61 Deka Struk.: Chance 0,19 63,98 64,40 DWS Telemedia 0,05 185,01 183,03 Hansadefensive 0,10 47,98 48,00 Swisscanto Green Inv.*0,00 172,31 171,24 WestInvest InterSel. 0,75 47,67 47,66
 Freitag, 30. September 2022 Familienseite Nummer 227 13
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n tie er Betro enheit haben wir om ode

Ein Lebenskreis hat sich geschlossen. unseres ehemaligen ollegen und ehrers

Werner Bühler
Christa Bethge berstudienrat im uhestand
geb. Weingärtner * 9. 3. 19 1 . 9. 2022
* 13. Juli 1931 19. September 2022
er ahren. Sein besonderes ngagement und sein Jahr ehnte
w hrendes iel ltiges Wirken an unserer Schule werden
wir in dankbarer und lebendiger rinnerung behalten.
In stiller Trauer
Irene Stüben Dillmann-Gymnasium Dillmann-Verein e.V.
Stuttgart Stuttgart

Die Urnentrauerfeier findet statt am Donnerstag,

dem 13. Oktober 2022, um 10.30 Uhr auf
dem Pliensaufriedhof in Esslingen.
Traueranschrift: Lieber Gerd!
Bestattungshaus Haller, Entengrabenstraße 3, 73728 Esslingen

Ich vermisse Deine Stimme,

Nikolaus-Cusanus-Haus
Stuttgart-Birkach ich vermisse Dein Lachen,
ich vermisse alles von Dir.
Dr. Johannes Günther
Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Und so sehe ich zum Horizont
salm 91 11
* 29. 8. 1936 und rede mit Dir.
Nach einem er üllten eben nehmen wir bschied on unserem
geliebten Vater und Gro ater Schwieger ater und Bruder
Schenken Sie Kindern Gerd Was würde ich dafür geben
Heinrich H gele
ist am 27. September 2022 in die geistig Welt heimgekehrt.
eine liebevolle Familie.
wenn Du antworten könntest.
arrer i. .
* 23. 7. 1930 23. 9. 2022 Verwandte und Freunde
Weltweit brauchen Kinder
unsere Hilfe. Als SOS-Pate helfen
Sie nachhaltig und konkret.
Frohard
† 30.9.2015 In Liebe Deine Ingrid
n gro er Dankbarkeit Jetzt Pate werden: sos-kinderdorf.de
D r t ee und V l er er ig
mit at anael rnelia und glaia
artmut und y ia art mit Sal m n und Sara
Samuel gele anna und astian nri
Die Geschwister nna il egar und l re
und alle ngeh rigen
Journalismus ist unsere DNA. Die Zeitungsgruppe Stuttgart.
Die Beerdigung indet am ittwoch dem . ktober 2022 um
13 hr au dem Friedho in ningen unter chalm statt. Sie lesen einen Titel der Zeitungsgruppe Stuttgart. Zeitungsgruppe
Stuttgart

www.zeitungsgruppe-stuttgart.de
14 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Zählernummer
am Telefon
niemals verraten
Verbraucherschützer warnen vor
betrügerischen Anrufen in Sachen
Strom- und Gasversorgung.
HANNOVER. Unerwünschte Werbeanrufe
und untergeschobene Verträge sind unzu-
lässig. Energieverträge mit Preisbindung
müssen seit Ende Juli 2021 schriftlich ge-
schlossen werden. Ein Vertragsschluss nur
am Telefon ist nicht wirksam. Dennoch ver-
suchen derzeit die Anbieter Primastrom und
Voxenergie ahnungslosen Kunden mit du-
biosen Praktiken telefonisch Verträge unter-
zuschieben. Davor warnt derzeit die Ver-
braucherzentrale Niedersachsen. Das Prob-
lem für die Betroffenen: Auf einen Widerruf
reagieren die Anbieter nicht – sie buchen
einfach weiter Geld ab.
Das Vorgehen der betrügerischen Unter-
nehmen: Oft geben die Anrufer vor, im Na-
men seriöser Institutionen anzurufen,um an
Kundendaten zu kommen – etwa als Mit-
arbeiter der Stadtwerke oder gar der Ver-
braucherzentrale. Sie erfragen dann Adres-
se, Kontodaten, Namen der bisherigen Ener-
gieversorger und die Zählernummer. Mit
diesen Informationen können sie alte Ver-
träge kündigen und neue abschließen.
Wer einen solchen Anruf erhält, sollte so-
fort auflegen. Grundsätzlich gilt: „Teilen Sie
niemals die Zählernummer per Telefon mit“,
heißt es seitens der Verbraucherzentrale
Niedersachsen. Viele Betroffene werden auf
den neuen Vertrag erst aufmerksam, weil sie
plötzlich monatlich 500 Euro Abschlag zah-
len sollen. Andere werden über den Wechsel
des Energieversorgers informiert, obwohl sie
diesen gar nicht veranlasst haben. Auf der
Homepage der Verbraucherschützer (Ver-
braucherzentrale-niedersachsen.de) finden
sich Musterbriefe, mit denen sich Betroffene
gegen die unerlaubten Zahlungen wehren
können.
Wurden Betroffene über einen angeblich
geschlossenen Energieliefervertrag mit der
Primastrom GmbH oder Voxenergie GmbH
informiert, sollten sie einen Nachweis über
den Vertragsschluss fordern und sofort wi-
dersprechen – am besten per Einschreiben.
Wichtig ist zudem, den aktuellen Vertrags-
partner zu informieren, dass kein Anbieter-
wechsel veranlasst worden ist. Falls der neue
Anbieter den alten Vertrag gekündigt hat, ist
es oft nicht möglich, den alten Vertrag wie-
derherzustellen und zu den früheren Bedin-
gungen weiterlaufen zu lassen, warnen die
Verbraucherschützer.Bereits geleistete Zah-
lungen sollte man zurückbuchen. red
Mehr schädliches
Methan als gedacht
ANN ARBOR. Beim Abfackeln von Erdgas im
Rahmen der Ölförderung gelangt deutlich
mehr Treibhausgas Methan in die Atmo-
sphäre als bisher angenommen. Messungen
mit Flugzeugen und darauf basierende Be-
rechnungen zeigen, dass die Menge in den
USA etwa fünfmal so hoch ist wie gedacht.
Hier biete sich eine gute Möglichkeit, den
Treibhausgasausstoß rasch zu reduzieren,
schreiben amerikanische und niederländi-
sche Forschende in der Fachzeitschrift „Sci-
ence“.
Die Studie stammt von einer Gruppe um
Genevieve Plant von der University of Michi-
gan in Ann Arbor (Michigan, USA). Bei der
Ölförderung tritt Erdgas als Nebenprodukt
aus. Es besteht zu einem Großteil aus dem
besonders klimaschädlichen Methan. An
vielen Förderstätten wird das austretende
Gas gezielt abgefackelt – eine Praxis, die als
Flaring bezeichnet wird. dpa
Zahl des Tages
Heute: Die Vielfalt der Vogelwelt
schwindet drastischer denn je.
160
Vogelarten sind in den vergangenen
500 Jahren ausgestorben. Mittlerweile ist
eine von acht Vogelarten vom Aussterben
bedroht. Seit 1970 soll Nordamerika drei
Milliarden Vögel verloren haben. Weitere
600 Millionen waren es in der EU. Das ist das
Ergebnis des „State of the World’s Birds“-Be-
richts der Organisation Birdlife. Nur sechs
Prozent der Arten haben noch wachsende
Populationen. Lösungsansatz: die für Vögel
überlebenswichtigen Lebensräume erhalten
oder renaturieren. Birdlife hat dafür 13 600
Regionen ausgemacht. dpa
3000 Tiger gibt es in Indien, die Raubkatze wird in dem Land verehrt: junge Tigerin im Bandhavgarh-Nationalpark.
Energiekrise: Was der Vermieter darf
Die Kosten für Heizung und Warmwasser steigen. Vermieter überlegen, wie sie die Mehrkosten frühzeitig an die Mieter weitergeben können.
Doch ohne Einverständnis der Mieter geht vieles nicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Von Harald Czycholl
BERLIN. Die Energiepreise sind rapide ge-
stiegen; Mieter oder Hausbesitzer müssen
sich auf hohe Nachzahlungen für ihre Ener-
gie einstellen. Auch manche Vermieter ha-
ben schon reagiert, um bei Warmwasser oder
Heizung den Verbrauch zu senken – oder
wollen die Nebenkostenvorauszahlung
außerplanmäßig erhöhen. Was ist Vermie-
tern in Zeiten steigender Energiekosten er-
laubt – und wogegen sollten Mieter sich zur
Wehr setzen? Die wichtigsten Fragen und
Antworten.
- Dürfen Vermieter die Vorauszahlungen
erhöhen?
Wegen der steigenden Energiekosten kann
die nächste Nebenkostenabrechnung für
viele Mieter zur bösen Überraschung wer-
den. Es kommt aber auch vor, dass Vermieter
jetzt schon die monatliche Abschlagszah-
lung erhöhen wollen. „Wer am Anfang des
Monats auf seinem Konto eine höhere Abbu-
chung für die Miete entdeckt, muss das nicht
hinnehmen“, betont Michaela Rassat, Juris-
tin der Ergo Rechtsschutz Leistungs-GmbH.
„Vermieter dürfen die monatlichen Ab-
schlagszahlungen nicht einfach beliebig an-
passen.“ Eine Erhöhung ist nur auf Grundla-
ge der jährlichen Nebenkostenabrechnung
erlaubt. Weist sie eine saftige Nachzahlung
aus,können Vermieter die Abschlagszahlun-
gen aufstocken.
- Sind freiwillige Anpassungen
der Vorauszahlungen möglich?
Wer nicht auf die nächste Nebenkostenab-
rechnung warten will, kann mit seinem Ver-
mieter jetzt schon freiwillig eine höhere Ab-
schlagszahlung vereinbaren. Juristin Rassat
Der Chef duzt – ein Zeichen von Hilflosigkeit?
Von Werner Ludwig
BERLIN. Wenn Forscher etwas nach dem Vor-
bild der Natur machen, ist ihnen die Auf-
merksamkeit der Medien gewiss. Die berich-
ten dann zum Beispiel über leichte und den-
noch stabile Gebäude, deren Konstrukteure
sich etwa von den Bauprinzipien von Mee-
restieren inspirieren ließen. Oder über
schmutzabweisende Oberflächen, die den
Lotus-Effekt nutzen. Bionik liegt im Trend,
denn von der Natur kann man tatsächlich ei-
niges lernen – schließlich hatte sie einige
Milliarden Jahre Zeit, um ungeeignete Kon-
zepte auszumerzen und erfolgreiche weiter-
zuentwickeln.
Längst ist auch die Beraterbranche auf
den Bionik-Zug aufgesprungen. Dabei wer-
den Unternehmen gerne mit lebendigen
Organismen verglichen, die sich evolutionär
weiterentwickeln – oder auch nicht. Und
tatsächlich haben ja auch Unternehmen
ähnlich wie Lebewesen Organe. Allerdings
handelt es sich dabei nicht um Herz, Lunge
oder Leber, sondern je nach Rechtsform um
Gesellschafter, Geschäftsführer, Vorstände
oder Aufsichtsräte.
In einer Zeit des immer schnelleren Wan-
dels müssen diese Organe möglichst effizi-
ent zusammenarbeiten, damit ein Unter-
Wissen
empfiehlt Mietern und Vermietern, den Dia-
log miteinander zu suchen. Wichtig dabei:
Mieter sollten sich keinesfalls unter Druck
setzen lassen und im Zweifel den örtlichen
Mieterbund oder die Verbraucherzentrale
zurate ziehen, bevor sie höheren Abschlags-
zahlungen zustimmen.
- Ist es zulässig, die Raumtemperatur
abzusenken?
Die Bundesnetzagentur hat vorgeschlagen,
die Mindesttemperatur für Mietwohnungen
zu senken. Einige Immobilienkonzerne ha-
ben angekündigt, die Temperaturen nachts
auf 17 Grad zu beschränken.Eine gesetzliche
Mindesttemperatur für Mietwohnungen gibt
es in Deutschland nicht, allerdings eine Rei-
he von Gerichtsurteilen. „Vermieter dürfen
die Heiztemperatur nicht einfach beliebig
senken“, betont Juristin Rassat.
- Welche Mindesttemperatur gilt
für Wohnräume?
Tagsüber müssten nach den Gerichtsent-
Jederzeit warmes Wasser – daran darf der
Vermieter nicht rütteln. Foto: dpa/Christin Klose
Fragen Sie Dr. Ludwig
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich
immer schneller. Eine reibungslose Kommunikation ist
daher überlebenswichtig für Unternehmen. Trotzdem
sollten Chefs nicht so tun, als wären sie unsere Kumpel.
nehmen im harten internationalen Wettbe-
werb des Digitalzeitalters nicht auf der Stre-
cke bleibt wie seinerzeit die armen Dinosau-
rier. Nicht umsonst vergibt der Nabu jedes
Jahr den Titel „Dinosaurier des Jahres“ an
Unternehmen, deren Geschäftsmodell nach
Ansicht der Naturschützer nicht auf der
Höhe der Zeit ist – zum Beispiel weil sie auf
fossile Energien und umweltbelastende
Technologien setzen.
Wenn wir schon bei biologischen Verglei-
chen sind: Als sehr erfolgreich haben sich in
der Natur sogenannte Symbiosen heraus-
gestellt, bei denen unterschiedliche Spezies
zum wechselseitigen Nutzen eng zusam-
menarbeiten. Ein Paradebeispiel dafür sind
die sogenannten Knöllchenbakterien, die in
den Wurzeln von Schmetterlingsblütlern wie
Erbsen, Bohnen oder Klee leben.
Foto: dpa/Suyash Keshari
scheidungen in Wohnräumen 20 bis 22 Grad
Celsius herrschen, so Rassat. Zwischen 23
Uhr und sechs Uhr ist die Rechtsprechung
nicht einheitlich. Nach Ansicht der meisten
Gerichte sollte die nächtliche Mindesttem-
peratur 18 Grad nicht unterschreiten. Bei
Unterschreitung dieser Mindesttemperatu-
ren liegt ein Sachmangel der Mietwohnung
vor, der zu einer Mietminderung berechtigt.
Grundsätzlich gehen die Gerichte zudem da-
von aus, dass innerhalb der Heizperiode vom
1. Oktober bis zum 1. Mai die Heizungsanla-
ge angestellt sein muss.
- Was hat es mit dem hydraulischen
Abgleich der Heizung auf sich?
Ab dem 1. Oktober sind Gebäudeeigentümer
mit zentraler Wärmeversorgung dazu ver-
pflichtet, einen hydraulischen Abgleich zur
Optimierung ihrer Heizungsanlage durch-
zuführen. Mit dem hydraulischen Abgleich
wird bewirkt, dass lediglich die tatsächlich
benötigte Warmwassermenge in Heizkörper
fließt. Der Energieverbrauch soll damit um
Mieterhöhung wegen Inflation?
Mietspiegel Die Inflationsrate lag hierzulan-
de zuletzt bei über sieben Prozent. Ein
Grund für eine Mieterhöhung ist das grund-
sätzlich nicht. Die Miete richtet sich nach
den ortsüblichen Vergleichsmieten: Der
örtliche Mietspiegel entscheidet darüber, ob
die Miete angehoben werden darf.
Kappungsgrenze Eine Rolle spielt auch die
Kappungsgrenze. Demnach darf die Miete
innerhalb von drei Jahren nur um maximal
15 Prozent angehoben werden. Wurde die
Miete verändert, darf frühestens nach 15
Monaten eine weitere Erhöhung folgen. czy
Diese Mikroben haben die Fähigkeit,
Stickstoff direkt aus der Luft aufzunehmen
und in eine pflanzenverfügbare Form umzu-
wandeln. Das verschafft den Schmetter-
lingsblütlern einen enormen Vorteil: Sie
sind ohne zusätzliche Düngung gut mit
Stickstoff versorgt und daher sehr gut geeig-
net für die Biolandwirtschaft. Die Bakterien
machen ihre Arbeit aber nicht umsonst: Sie
profitieren von Zucker und anderen Nähr-
stoffen, die ihnen die Pflanzen liefern.
Hier drängen sich Vergleiche zu den Ver-
hältnissen in Unternehmen auf. Die Mit-
arbeiter haben dabei die Rolle der Knöll-
chenbakterien, die unter der Erdoberfläche
schuften. Ohne die Beschäftigten, die sich
für den Laden aufreiben, kann kein Betrieb
wachsen und florieren. Dafür revanchiert
sich die Firma mit Geld, Sozialleistungen
Die Tiger
kommen
zurück
NEU-DELHI. Der Lebensraum von in Frei-
heit lebenden Tigern ist in den vergange-
nen hundert Jahren um rund 95 Prozent
geschrumpft. Ein dramatischer Schwund.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht,
mit der die Umweltschutzorganisation
WWF aufwartet: Die Zahl der weltweit
größten Katzen hat wieder zugenommen
– derzeit sind es 4500. Obwohl mehr Tiger
auch mehr Konflikte mit Menschen be-
deuten, haben sich die Tigerländer – dies
sind Indien, wo am meisten Tiger leben,
Russland, China sowie mehrere Länder in
Süd- und Südostasien – vor zwölf Jahren
darauf verständigt, die Zahl frei lebender
Tiger bis ins chinesische „Jahr des Tigers“
2022 zu verdoppeln. Bisher haben Indien,
Nepal und Russland entsprechende Erfol-
ge verkündet. Malaysia hingegen ver-
zeichnet einen deutlichen Rückgang. Der
WWF sieht Chancen, Tiger auch in Län-
dern wieder anzusiedeln, in denen sie
ausgestorben sind, etwa in Kambodscha,
Kasachstan, Laos, Pakistan, Vietnam. dpa
bis zu 15 Prozent sinken. „Die Maßnahme ist
grundsätzlich positiv einzuordnen, da sie
langfristig Kosten und Energie spart“, so
Matthias Heißner, Immobilienexperte und
Geschäftsführer der Vermieterwelt GmbH.
- Wer muss den hydraulischen Abgleich
vornehmen?
Vorgenommen werden muss ein solcher
hydraulischer Abgleich durch einen fach-
kundigen Handwerker. Je nach Größe des
Gebäudes fallen dafür Kosten in Höhe von
mehreren Tausend Euro an. Im Rahmen der
Bundesförderung effiziente Gebäude kön-
nen Vermieter einen Zuschuss zum hydrau-
lischen Abgleich beantragen, der als Entlas-
tung dienen kann. Ob die übrigen Kosten auf
die Mieter umgelegt werden können, ist
nicht abschließend geregelt. Mieter sollten
die nächste Nebenkostenabrechnung genau
prüfen – und sich gegebenenfalls an den
Mieterbund oder die Verbraucherzentrale
wenden.
- Sind Einschränkungen der Warmwasser-
versorgung erlaubt?
Grundsätzlich gilt, dass Vermieter ihren
Mietern nicht das warme Wasser abstellen
dürfen und die Verfügbarkeit auch zeitlich
nicht einschränken dürfen. Konkret heißt
das für Mieter, dass zu jeder Zeit warmes
Wasser aus den Leitungen kommen muss.
Bleibt die Dusche kalt, ist das ein Mangel, der
Mieter zu einer Mietminderung berechtigt.
Möglich ist allenfalls, dass die Temperatur
im Warmwasserspeicher oder Boiler abge-
senkt wird, etwa von 55 auf 45 Grad. Wichtig
dabei ist aber, dass das Wasser mindestens
einmal im Monat auf über 55 Grad aufge-
heizt wird, um einen Befall mit Legionellen
zu verhindern.
oder Dienstwagen. Findige Chefs belohnen
verdiente Untergebene zusätzlich mit wich-
tig klingenden Titeln. Das ist billiger als eine
Gehaltserhöhung. Dass manche Controller
in den Beschäftigten eher Parasiten als Sym-
biosepartner sehen, wird von Branchenver-
tretern indes aufs Schärfste dementiert.
Damit die Symbiose zwischen Beleg-
schaft und Geschäftsführung rund läuft,
braucht es eine gut funktionierende Kom-
munikation. Immer mehr Chefs glauben,
dass sich das besser erreichen lässt, wenn
sich alle in der Firma duzen. Blieben aller-
dings trotzdem alte Hierarchien erhalten,
könne die ständige Duzerei aber auch kont-
raproduktiv sein, warnen Arbeitspsycholo-
gen. „Man duzt sich, aber mehr ändert sich
nicht. Das wirkt oft ziemlich hilflos“, meint
etwa der Karrierecoach Tom Diesbrock.
Chefs und ihre Untergebenen sind nun
mal keine Kumpel, sondern haben teilweise
unterschiedliche Interessen. Und trotzdem
müssen sie sich irgendwie zusammenraufen.
Tun sie das nicht, sind am Ende alle perdu –
egal, ob sie vorher per Sie oder per Du waren.
Knöllchenbakterien und Schmetterlings-
blütler brauchen sich um solche Feinheiten
ohnehin keine Gedanken zu machen. Um zu
kommunizieren, schicken sie ganz informell
ein paar Moleküle hin und her.

Stuttgarter Nachrichten
Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass in ein paar Jahren die Landesverwaltung der Bundesbank anstelle des Kaufhof-Warenhauses an der Eberhardstraße residiert.
Von Thomas Braun
STUTTGART. Die Verhandlungen zwischen
der Stadt und dem österreichischen Immobi-
lienmogul René Benko über die geplante und
umstrittene Neubebauung des Kaufhof-
Areals hinter dem Rathaus stehen offenbar
vor einem Durchbruch. Nach Informationen
unserer Zeitung hat Benkos Unternehmens-
gruppe Signa nunmehr zwei Grundstücke im
Radius von 1000 Metern um die Kaufhof-
Karstadt-Filiale an der Eberhardstraße vor-
geschlagen, auf denen sich der vom Gemein-
derat geforderte Wohnungsbau als Kompen-
sation für die von Benko gewünschte An-
siedlung der Bundesbank in dem Neubau
realisieren ließe. OB Frank Nopper (CDU)
drängt in der Sache auf eine baldige Ent-
scheidung, um einen Rechtsstreit um das
Vorkaufsrecht der Stadt zu vermeiden, und
auch die Signa hatte zu-
letzt den Druck auf die
Stadt erhöht. Im Rat-
haus wird nun geprüft,
ob sich die vorgeschla-
genen Flächen für Woh-
nungsbau eignen.
Den
unserer
Recherchen
Redaktion zu-
Foto: Lichtgut/Zweygarth
folge handelt es sich bei
„Wir halten den von der Signa ins
das für Spiel gebrachten Areale
einen um das Hansa-Hotel an
guten der Ecke Silberburgstra-
Kompromiss.“ ße/Leuschnerstraße im
Jasmin Meergans, Stuttgarter Westen so-
SPD-Fraktion wie um ein Bürogebäude
an der Kienestraße beim
Haus der Wirtschaft. Für
beide Objekte hat die Signa offenbar vor-
sorglich entsprechende Kaufvereinbarun-
gen mit den jeweiligen Eigentümern getrof-
fen – unterschrieben ist aber noch nichts.
Das Stuttgarter Innenentwicklungsmo-
dell (SIM) sieht eigentlich vor, dass bei Neu-
bauten ein Wohnanteil von 20 Prozent der
Bruttogeschossfläche im Gebäude unterge-
Stuttgart
Kaufhaus-König
Benko bietet rund 75
Ersatzwohnungen an
Ein Rechtsstreit zwischen dem Immobilienmilliardär und der Stadt um
das Vorkaufsrecht für die Kaufhof-Filiale könnte abgewendet werden.
bracht werden muss. In Ausnahmefällen er-
möglicht es SIM Investoren aber, in einem
Radius von einem Kilometer um den Neubau
herum ersatzweise Wohnungen zu bauen,
wenn diese nicht im Gebäude selbst unterzu-
bringen sind. Der Flächenanteil muss dann
allerdings 30 Prozent betragen.
Benko hat bisher argumentiert, die Bun-
desbank-Verwaltung mit ihren rund 400 Mit-
arbeitern benötige als Hauptmieter zu viel
Fläche in dem Neubau, als dass sich dort
noch Wohnungen realisieren ließen; das
Geldinstitut selbst hatte zudem Sicherheits-
aspekte geltend gemacht. Zudem hatte die
Signa die Gültigkeit von SIM für ihr Projekt
in Zweifel gezogen. Offenbar konnte Nopper
auf Druck des Gemeinderats in den Gesprä-
chen mit dem Investor die Verantwortlichen
aber davon überzeugen, dass ohne eine aus-
reichende Zahl an neuen Wohnungen der
angestrebte Vergleich mit der Stadt im Streit
um deren Vorkaufsrecht für das Grundstück
und das zugehörige Kaufhof-Parkhaus keine
Mehrheit im Gemeinderat finden werde. Zu-
letzt hatte die Signa rund 30 Wohnungen –
darunter auch sozial geförderte – als Kom-
pensation offeriert. Der Ratsmehrheit aus
Grünen, Linksbündnis, SPD und Puls-Frak-
tionsgemeinschaft war das aber nicht genug.
Mittlerweile bietet Signa nach eigenen An-
gaben die Schaffung von bis zu 75 Wohnein-
Stadt & Region
heiten – je nach Wohnungsmix – auf den ge-
nannten Flächen an, darunter 45 Prozent ge-
förderten Wohnraum inklusive Sozialmiet-
wohnungen.
Die SPD-Fraktion hatte zuletzt ihre Be-
reitschaft erkennen lassen, dem Vergleich
mit Benko zuzustimmen, sollte die SIM-
Wohnungsquote von 30 Prozent im Umkreis
der Kaufhof-Filiale erfüllt werden. Das neue
Angebot der Signa hat die Genossen nun
überzeugt. „Vorbehaltlich der baurechtli-
chen Prüfung der Grundstücke wären wir
durchaus bereit, dem Vergleich mit der Signa
unter diesen Umständen zuzustimmen“,
sagte die Co-Fraktionschefin Jasmin Meer-
gans auf Anfrage. Sie sprach von einem „gu-
ten Kompromiss“. Zusammen mit CDU,
Freien Wählern, FDP und AfD ergäbe sich
demnach im Gemeinderat eine Mehrheit für
die Beendigung des Rechtsstreits mit der
Signa, auch wenn die Grünen, das Links-
bündnis und Puls weiter bei ihrer ablehnen-
den Haltung bleiben. Sie pochen entweder
auf Wohnungen am Standort selbst, auf eine
Verbesserung des Einzelhandels in der In-
nenstadt oder haben grundsätzliche Beden-
ken gegen einen Deal mit dem umstrittenen
Milliardär Benko.
Für den auch als Kaufhaus-König apost-
rophierten Tiroler wäre bei Annahme des
Vergleichs der Weg frei zur Neugestaltung
Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
des Areals an der Eberhardstraße, das auch
im Besitz der Signa verbleiben würde. Das
benachbarte Parkhaus an der Steinstraße
würde demnach abgerissen, die Fläche an-
schließend von der Signa nach den Vorstel-
lungen der Stadt ebenfalls neu bebaut. Aller-
dings gibt es im Gemeinderat noch keine Ei-
nigkeit hinsichtlich der Nutzung des Gebäu-
des an der Steinstraße: Während CDU und
Linksbündnis der Idee von Rathauschef
Nopper,dort das lang ersehnte Haus der Kul-
turen zu etablieren, zuneigen, halten Grüne
und SPD diesen Standort nicht dafür geeig-
net. Die SPD hat stattdessen dort ein Haus
der Jugend ins Auge gefasst – laut Meergans
habe der Oberbürgermeister zugesagt, diese
Idee prüfen zu lassen.
Die Stadt hatte ein Vorkaufsrecht
für das Warenhaus-Areal geltend
gemacht, Benko die Grundlage
dafür aber immer bestritten.
Der Streit um das Vorkaufsrecht, das die
Stadt ursprünglich sowohl für das Waren-
hausgrundstück als auch für die zugehörige
Parkgarage reklamiert hatte, reicht zurück
bis in die Ära von Noppers Vorgänger Fritz
Kuhn (Grüne). Damals hatte die Stadt für die
Gesamtgrundfläche von circa 6000 Quadrat-
metern mit Unterstützung des Gemeinde-
rats ein Vorkaufsrecht geltend gemacht,
nachdem die Eigentumsverhältnisse inner-
halb der Signa-Gruppe umgeschichtet wor-
den waren. Das wurde von der Stadt als Ver-
kauf gewertet: Weil die Grundstücke im 2010
ausgewiesenen Sanierungsgebiet „Stuttgart
27 Innenstadt“ liegen, ist ein Vorkaufsrecht
möglich.
Benko bestreitet dagegen, dass es sich um
einen Verkauf gehandelt habe,und wollte die
Grundstücke behalten und selbst bebauen.
Zwar hatten eigens engagierte Juristen der
Stadt gute Aussichten in einem Rechtsstreit
bescheinigt.Das Verfahren könnte sich aller-
dings über Jahre hinziehen.
Freitag , 30. September 2022 15
Forscher beweist:
kein Mord
Eine neuartige Simulationsmethode
und ein Thermogutachten haben zur
Freilassung eines 62-Jährigen geführt.
Von Inge Jacobs
STUTTGART. Der Fall des Hausmeisters, der
seit 13 Jahren in München in Haft sitzt, weil
er eine 87-Jährige in ihrer Badewanne er-
tränkt haben soll, hatte Schlagzeilen ge-
macht. Jetzt konnte Syn Schmitt, Physikpro-
fessor an der Uni Stuttgart und Forscher am
Exzellenzcluster Simtech, durch ein biome-
chanisches Simulationsgutachten eine
spektakuläre Wende in dem Kriminalfall
herbeiführen. Ebenfalls zu der Wiederauf-
nahme des Verfahrens beigetragen hat ein
thermodynamisches Gutachten von Niels
Hansen vom Institut für Technische Ther-
modynamik und Thermische Verfahrens-
technik der Uni Stuttgart.
Schmitt konnte mittels einer biomecha-
nisch simulierten Videosequenz nachwei-
sen, wie eine Person ohne äußere Einwir-
kung genau in dieser Position, in der die Lei-
che der 87-Jährigen gefunden wurde, und
mit genau den zwei Hämatomen in ihrer Ba-
dewanne zu Tode gekommen sein könnte.
Und dass ein Sturz ohne Fremdeinwirkung
am wahrscheinlichsten gewesen ist – und es
somit wohl ein Unfall war und kein Mord.
Den hatte der Hausmeister auch immer ab-
gestritten und seine Unschuld beteuert. Zu-
sammen mit Hansens Thermogutachten,
das einen Todeszeitpunkt nahelegt, der er-
heblich außerhalb des vom Gericht ange-
nommenen Zeitfensters liegt, führte dies zur
Wiederaufnahme des Verfahrens. Das hat
das Landgericht München I am 12. August
2022 angeordnet – und zudem die sofortige
Entlassung des Angeklagten aus der Straf-
haft. Eine erneute Hauptverhandlung steht
noch aus, einen dringenden Tatverdacht
sieht das Gericht derzeit nicht. Die neue Ein-
schätzung des Tatgeschehens sei erst auf-
grund der technischen Entwicklung der letz-
ten Jahre möglich, „daher handelte es sich
jeweils auch um neue Beweismittel im Sinne
des Wiederaufnahmerechts“, so das Gericht.
Schmitt war schon 2011 als Sachverständi-
ger angefragt worden, war damals aber erst
am Beginn seiner Forschungen.
Lieferdienstauto
gestohlen
STUTTGART. Am Mittwochabend ist die Es-
sensauslieferung eines Lieferdienstes im
Stuttgarter Osten an der Hackstraße ver-
eitelt worden – mit großem finanziellem
Schaden. Während ein Lieferant gegen 17.45
Uhr kurz in den Laden ging,um die bestellten
Speisen in sein Auto laden zu können, stahl
jemand sein Auto. Er habe es laut der Polizei
nur etwa zwei Minuten lang verlassen und
mutmaßlich den Schlüssel stecken lassen.
Der silberfarbene Polo mit dem Kennzeichen
S-OO 1725 wurde gegen 18 Uhr an der Mer-
cedesstraße gesehen. Am Steuer saß ein
Mann mit blondem Bart, dunkler Mütze und
Goldkette. Hinweise an die Polizei unter der
Rufnummer: 07 11 / 89 90 35 00. ceb
16 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 Stuttgart und Region

Aids-Hilfe stellt
sich nach Krise
neu auf
Die Mitarbeitenden haben laut neuer
Satzung nun ein Mitspracherecht.
Es gibt viele Klienten aus der Ukraine.
Von Viola Volland
STUTTGART. Wie ist die Stimmung bei der
Stuttgarter Aids-Hilfe nach der Krise im
Sommer? „Wir blicken nach vorn“, sagen
Bernd Skobowsky und Fatih Ceylan aus der
Verwaltung des Vereins unisono. Nach dem
Wirbel wegen der fristlosen Kündigung des
langjährigen Geschäftsführers Ende Juli ist
wieder Ruhe in den Verein eingekehrt. Es
funktioniere alles ziemlich gut,sagt Ceylan –
obwohl die Stelle des Geschäftsführers wei-
terhin unbesetzt ist.
Inzwischen hat sich die Aids-Hilfe von
ihrer Arbeitsweise her neu aufgestellt. Die
Basis wurde auf der – dem Vernehmen nach
außergewöhnlich gut besuchten – Mitglie-
derversammlung am 10. September gelegt.
Dort wurde der Vorstand gewählt, der nun
wieder drei statt zwei Personen zählt: Zu
Laura Halding-Hoppenheit und Tanja Hoyer
ist Michael Deobald gestoßen, der die
Stuttgart-Gruppe der schwulen Väter und
Ehemänner leitet. Die Mitglieder haben zu-
dem eine Satzungsänderung einstimmig
beschlossen, die mehr Partizipation er-
möglicht.
Es stehe nun nicht mehr einer oben, der
das Sagen habe, so Ceylan. Mitarbeitende
könnten mehr selbst entscheiden, die Mit-
glieder würden mehr einbezogen, der Vor-
stand sei häufiger vor Ort.„Wir wollen ein of-
fener Verein sein“, betont der Wirtschafts-
fachwirt. Er geht auf den
50 neue alten Geschäftsführer
Klienten aus nicht näher ein, nennt
der Ukraine aber eine Zahl. Man habe
in den vergangenen Wo-
haben chen 37 Wiedereintritte
sich beim verzeichnet, so Ceylan.
Verein Das seien im Vergleich zu
gemeldet. den vergangenen Jahren
„sehr, sehr viele“.
Im Team kommt der neue Kurs offenbar
gut an: „Natürlich motiviert einen das, wenn
man als Mitarbeiter Mitspracherecht hat“,
sagt zum Beispiel der Sozialarbeiter Mustafa
Bahn baut 41 Meter
hohen Funkturm
am Abstellbahnhof
Ein massiver Sendemast in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung
in Untertürkheim soll im Rahmen des Bahnprojekts Stuttgart 21
entstehen. Kritik regt sich vor allem am geplanten Standort.
Von Alexander Müller tertürkheim sei nach deren Angaben nicht
möglich.
STUTTGART. Die Deutsche Bahn plant einen Grundsätzlich handele es sich beim Bau
41 Meter hohen Funkturm auf dem Gelände von Mobilfunkmasten in Außenbereichen –
des neuen Servicebahnhofs für S 21 in Un- wozu der frühere Güterbahnhof zählt und
tertürkheim. Der massive Mast für den eige- somit auch kein Bebauungsplan vorhanden
nen Funkverkehr der Bahn und für mobile ist – um eine privilegierte Maßnahme. Um
Netzbetreiber soll in unmittelbarer Nähe zur den Bau verhindern zu können, „müsste eine
Wohnbebauung an der Augsburger Straße deutliche Verunstaltung des Landschaftsbil-
entstehen. Da es sich um eine Mischnutzung des davon ausgehen“, erklärte Wenzel nach
handelt, ist eine Baugenehmigung seitens Rücksprache mit den zuständigen Ämtern.
der Stadt notwendig.„Der eigentliche Bau ist Von der in Amtsdeutsch sehr harten Formu-
aber wohl nicht zu verhindern“, hat sich Be- lierung der Verunstaltung sei in diesem Fall
zirksvorsteherin Dagmar Wenzel informiert. nicht auszugehen,da auf dem Gelände selbst
Der Bezirksbeirat fordert aber dennoch, an- und auch auf der gegenüberliegenden Seite
dere Standorte auf dem im Mercedes-Benz-Werk Un-
120 000 Quadratmeter großen „Der geringste tertürkheim bereits sehr hohe
Areal zu prüfen. Abstand zu Masten stünden. Insofern sei
Noch laufen drei Klagen den Wohnhäusern der Mast aller Voraussicht
gegen den neuen Abstell- nach genehmigungsfähig.
bahnhof, mit einem Urteil ist
beträgt nur 17 Meter.“ Das sehen die Untertürk-
voraussichtlich erst 2023 zu Dagmar Wenzel, heimer allerdings ein bisschen
rechnen. Dennoch hat die Bezirksvorsteherin anders. „Das ist für die An-
Deutsche Bahn AG bereits im wohner eine absolute Zumu-
März mit dem vorletzten der insgesamt acht tung, einen solchen ‚Schornstein‘ direkt vor
Bauabschnitte für das Milliardenprojekt be- die eigene Haustür gesetzt zu bekommen“,
gonnen, nachdem das Eisenbahn-Bundes- brachte SPD-Bezirksbeirat Werner Feinauer
amt im Dezember vergangenen Jahres nach die Stimmung auf den Punkt. Wenn der Bau
mehreren vergeblichen Anläufen die Plan- offenbar schon nicht zu verhindern sei, so
feststellungsverfahren genehmigt hatte. fordern die Lokalpolitiker in einem einstim-
Nun folgt aber bereits der nächste große migen Antrag die Stadt, insbesondere das
Aufreger für die Anwohner. dafür nun entscheidungsgebende Bau-
Die Untertürkheimer Bezirksvorsteherin rechtsamt, auf, nach alternativen Standor-
Dagmar Wenzel informierte die Öffentlich- ten für den 41 Meter hohen Mobilfunkmast Der Funkmast überragt die Häuser deutlich. Foto: Alexander Müller / Bearbeitung: Yann Lange
keit in der vergangenen Sitzung des Bezirks- zu finden. Auf dem insgesamt 120 000 Quad-
beirats über das geplante Bauvorhaben. Die ratmeter großen Gelände seien sicher ande- Der genaue Standort für den geplanten Funkmast
Bahn will einen 41 Meter hohen Funk- und re Bereiche dafür geeigneter, „aber nicht in
Empfangsmast auf dem ehemaligen Güter- unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung“, ist
bahnhofsareal errichten, für das eigene so- der Bezirksbeirat überzeugt. Zum Beispiel
Sportplätze
genannte GSM-R-Netz. Zum Vergleich: Der können sie sich vorstellen, den Turm auf die
Schlaichturm auf dem Killesberg ist mit gegenüberliegende Seite in Richtung Benz-
Aug
42 Metern nur einen Meter höher. Der straße und Mercedes-Werk sowie der B-14- 14 FLOHBERG
s

Sat
Kapti, der viel Präventionsarbeit leistet. Die- Durchmesser des geplanten Stahlkolosses Brücke zum Kappelbergtunnel zu verlegen. bur

tels
se soll nun breiter aufgestellt werden. Man beträgt 1,56 Meter. Zudem soll die Bahn noch einmal deutlich Bahngelände ger

tra
wolle die „ganze queere Community“ errei- Als Standort plant die Bahn den Bereich erläutern, warum ein solch massiver Funk- U
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chen, sagt Bernd Skobowsky. Die Materialien im Anschluss an die Stadtbahnhaltestelle mast überhaupt an dieser Stelle notwendig M stra
Ben

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würden angepasst. Lange richtete sich die Schlotterbeckstraße, ungefähr auf Höhe der ist und welche Bereiche dadurch abgedeckt ce pe
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HIV-Prävention primär an Männer, die Sex Hausnummer Augsburger Straße 303. „Der würden. st
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kstr
ße
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mit Männern haben. Nachholbedarf sieht
Skobowsky bei der Aufklärung Heterosexu-
eller, ein großes Thema sei zudem die Pflege
HIV-Positiver. „Gefragter denn je“ seien ihre
HIV-Schnelltest-Aktionen, seit das Gesund-
heitsamt coronabedingt seine Angebote an-
geringste Abstand zur Wohnbebauung be-
trägt lediglich 17 Meter. Betroffen wäre un- Das Funksystem der Bahn Daimler Tunnelbaustelle Schlotterbec
mittelbar das Wohnquartier zwischen der Werk Untertürkheim
Stubaier/Schlotterbeck- und Augsburger Name GSM-R steht für Global System for U S-UNTERTÜRKHEIM
Straße“, berichtete Wenzel. Mobile Communications – Rail(way), das
Den notwendigen Bauantrag hat die zu- Funksystem der europäischen Eisenbahnen
Stu Silv

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passen musste. 1500 Tests habe man allein ständige Bahnprojektgesellschaft bei der zur Kommunikation mit dem fahrenden Zug. ck geplanter Standort für
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2021 vorgenommen, in diesem Jahr schon Stadt bereits im März gestellt. Dieser ist not- Funk- und Empfangsmast ße
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1200. wendig,da es sich durch die privaten Netzbe- Technik Das System wurde seit 1992 für die
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Neu hinzugekommen sei bei ihnen zu- treiber um eine Mischnutzung handelt, an- Verwendung bei den Eisenbahnen erweitert.
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dem die Unterstützung HIV-positiver Ge- sonsten könnte die Bahn diesen als Grund- Der Frequenzbereich liegt nahe am Großmarkt
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flüchteter aus der Ukraine. Dadurch hätten voraussetzung für den laufenden Schienen- 900-MHz-Band des öffentlichen Mobilfunks. 10
Groß

sie innerhalb weniger Monate 50 Klienten on verkehr gänzlich ohne Genehmigung bauen. U
top bekommen, berichtet Kapti. Von diesen „Denn in erster Linie soll dieser Mast das Be- Einsatz Die Technik wird auf rund 130 000 Karl-Benz- S
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seien übrigens viele heterosexuell. Eine triebsnetz der Bahn unterstützen“, weiß Streckenkilometern eingesetzt und in den Platz
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Inselbad U
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S-WANGEN
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wichtige Aufgabe: diese bei Schwerpunkt- Wenzel – und sei nach Angaben der Betrei- kommenden Jahren schrittweise durch
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medizinern unterzubringen, um die Versor- ber auch eine Grundvoraussetzung. Ein Al- FRMCS abgelöst. Beide Systeme gelten zu- 200 m
gung mit den Medikamenten sicherzustel- ternativstandort zum Abstellbahnhof in Un- sammen als RMR (Railway Mobile Radio). ale Grafik: Lange Quelle: Bezirksbeirat Untertürkheim

len. „Die kommen mit zwei, drei Tabletten

hierher“, erklärt Bernd Skobowsky. Eine Mit-
arbeiterin von ihnen kümmere sich nun aus-
schließlich um die Ukrainerinnen und Ukrai-
ner. Insgesamt lebten laut der Aids-Hilfe
Stuttgart in der Region etwa 3000 HIV-posi-
tive Menschen, in Stuttgart seien es rund
1000 Personen.
Illegaler Handel mit
Medikamenten
STUTTGART. Polizeibeamte haben am Mitt-
woch einen 19 Jahre alten Mann festgenom-
men, der im Verdacht steht, mit verschrei-
bungspflichtigen Medikamenten gehandelt
zu haben. Die Beamten beobachteten gegen
17 Uhr zwei Männer im Alter von 25 und 54
Jahren dabei, wie sie Kontakt mit dem 19-
Jährigen aufnahmen und etwas austausch-
ten. Bei einer Kontrolle beschlagnahmten
die Beamten sowohl bei dem 25-Jährigen als
auch bei dem 54 Jahre alten Mann insgesamt
70 Kapseln Pregabalin, ein starkes Schmerz-
und Beruhigungsmittel. Bei dem 19-Jähri-
gen beschlagnahmten sie ebenfalls eine der
verschreibungspflichtigen Kapseln sowie
mutmaßliches Dealergeld. Die zwei älteren
Männer wurden nach Abschluss der polizei-
lichen Maßnahmen auf freien Fuß gesetzt.
Der 19-Jährige wurde mit Antrag der Staats-
anwaltschaft Stuttgart einem zuständigen
Haftrichter vorgeführt, der Haftbefehl erließ
und in Vollzug setzte. red
Tod eines Streitschlichters: fünf Jahre Haft für Schläger
Ein Stuttgarter versucht
eine Auseinandersetzung vor
einer Kneipe zu beruhigen –
und kommt dabei ums Leben.
Nun wurde das Urteil gesprochen.
Von Wolf-Dieter Obst
STUTTGART. Max T. wurde 44 Jahre alt. Er
hinterlässt eine Lebensgefährtin und ein
zweijähriges Kind. Ganz zufällig war er vor
der Kneipe im Stadtteil Neugereut in eine
Auseinandersetzung einer Gruppe geraten,
die er nicht kannte. Das bezahlte er mit sei-
nem Leben. Das Landgericht hat am Don-
nerstag den heute 27-jährigen Täter zu einer
Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt – wegen
Körperverletzung mit Todesfolge. Außer-
dem wurde die Unterbringung in einer Ent-
ziehungsanstalt angeordnet.
„Ein Mensch ist völlig unsinnig zu Tode
gekommen“, sagt der Vorsitzende Richter
Norbert Winkelmann über den Vorfall, der
sich am 19. Februar gegen 3.15 Uhr in der La-
denpassage am Flamingoweg in Neugereut
zutrug. Max T. hatte sich „noch ein Feier-
abendbier holen“ wollen und gerade die Tür
zu der Kneipe geöffnet, als ihm aus dem Lo-
kal streitende Gäste entgegenkamen. „Die
Die Faust als tödliche Waffe – am Landgericht
wurde nun ein Urteil gesprochen (Symbol-
bild). Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Personen waren ihm völlig unbekannt“, sagt
Richter Winkelmann. Auch mit dem Streit
habe er nichts zu tun gehabt,„ein ausgespro-
chen unglücklicher Umstand“.
Auch wenn sich die Beteiligten als Zeu-
gen vor Gericht nicht mehr daran erinnern
mochten, worum es denn bei dem vorausge-
gangenen Streit gegangen war – eine Video-
aufzeichnung aus einer Überwachungska-
mera hatte den Ablauf eindeutig dokumen-
tiert. Dabei ist der Angeklagte zu sehen, der
zunächst einen 46-Jährigen mit einem
Faustschlag niederstreckt. Eine alte Rech-
nung. Monate zuvor, an Halloween, soll der
46-Jährige, ein nicht minder streitlustiger
Gast, den heutigen Angeklagten mit einem
Messer bedroht haben. Nun, in der verhäng-
nisvollen Februarnacht, herrscht Aufregung
und Getümmel, bei der Max T. mutig zu
schlichten versucht.
Das macht ihn allerdings selbst zur Ziel-
scheibe. Als er merkt, dass sich der Zorn
gegen ihn richtet, hebt Max T. beschwichti-
gend die Hände – und kassiert dennoch
einen K.-o.-Schlag. Er prallt mit voller Wucht
mit dem Kopf auf dem Steinboden auf. „Das
Bewusstsein erlangte er dann nicht mehr“,
sagt Richter Winkelmann. Fünf Tage später
stirbt das 44-jährige Opfer an mehreren knö-
chernen Frakturen des Schädels und einer
damit verbundenen Subduralblutung.
Ermittelt wurde ein junger Mann aus Ho-
fen. Auf der Anklagebank gibt sich der 27-
Jährige reumütig. Er ist vorbestraft, wegen
Gewaltdelikten, gilt als abhängig von Alko-
hol, Marihuana und Kokain. Das setze seine
Hemmschwelle, nicht aber seine Leistungs-
fähigkeit herab, stellt der Richter fest. Rela-
tiv kurze Zeit nach der Tat war er von Polizis-
ten noch als vermeintlicher Zeuge befragt
worden – und von irgendwelchen Ausfall-
erscheinungen war ihnen dabei nichts auf-
gefallen. Eine offenbar hochgradige Gewöh-
nung an Suchtmittel aller Art. Deshalb ord-
net die Kammer um Richter Winkelmann zu-
dem eine Unterbringung in einer Entzie-
hungsanstalt an, eine zwei Jahre dauernde
Prozedur.„Es ist zu erwarten,dass solche Ta-
ten wieder passieren,
wenn Sie nichts dagegen Der Täter hat
machen“, so der Richter. ein massives
Am Verhandlungstag Drogen-
zuvor hatte der Vertreter
der Staatsanwaltschaft
problem und
eine Haftstrafe von sechs muss in eine
Jahren gefordert. Ehe der Entziehungs-
27-Jährige wegen seiner anstalt.
Drogensucht in einer
Entziehungsanstalt untergebracht wird,
sollte er noch ein Jahr im Gefängnis verbrin-
gen – ein sogenannter Vorwegvollzug. Diese
Regelung soll die Anstalten entlasten und
den Therapieerfolg erhöhen. Gegen diese
Reihenfolge hatte sich die Verteidigung aus-
gesprochen. Die Anwältin plädierte für
einen sofortigen Start der Suchtbehandlung.
Mit den fünf Jahren Haft ist dies nun auch
schneller möglich. „Das wird harte Arbeit für
Sie sein“, gibt Richter Winkelmann dem 27-
Jährigen mit auf den Weg. Motivation solle
sein Kind sein, das seine Lebensgefährtin
während seiner Zeit in U-Haft geboren hat.
 Stuttgart und Region Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 17

Etwas Freude soll in harter Zeit bleiben Der Wasenhocker

City-Manager Sven Hahn begrüßt, dass die Stadt angesichts der Krise ein Zeichen setzt, indem sie die Weihnachtslichter reduziert, aber nicht Fußballbanden
alles verdunkelt. Glanzlichter und Eislaufbahn müssen pausieren. Wer das Riesenrad betreibt, ist bei fünf Bewerbern noch nicht entschieden. helfen gegen Pest
Von Uwe Bogen nenstadt am Schlossplatz, Schillerplatz und Die Schweine beim LWH müssen
Marktplatz festgehalten werden. Seit Jahren
STUTTGART. Wenn die Tage kürzer werden, werde dank der LED-Lichter deutlich weni-
vor den Menschen geschützt werden.
wenn Finsternis immer früher am Abend die ger Energie als früher verbraucht. Die Baum-

Stadt umhüllt, wenn es auf Weihnachten
schnellen Schrittes zugeht, dann erwärmt
sich die Menschenseele gern am Licht. Der
Advent ist die Zeit des Lichts und der Hoff-
nung. Das Dunkle kann bedrohlich wirken
und erinnert an die Härten des Lebens. Die-
ser Winter könnte so hart werden wie seit
Kriegsende nicht mehr, ist allenthalben zu
hören. Die Deutsche Umwelthilfe ruft dazu
auf, den Lichterglanz angesichts extrem
steigender Energiepreise zu streichen, ein
beleuchteter Weihnachtsbaum pro Stadt
und Gemeinde reiche aus. Sven Hahn, der
Geschäftsführer der City-Initiative Stuttgart
(Cis), ist froh, dass es zu dieser radikalen
Maßnahme in Stuttgart nicht kommt.
„Wir müssen auf die Energiekrise reagie-
ren“, sagt er, „und ein Zeichen setzen.“ Alles
zu verdunkeln sei keine Lösung. Die Weih-
nachtsbeleuchtung ist für ihn „nicht nur
schön“, sondern auch
„Wir können wichtig, weil sich die
das Riesenrad Menschen damit sicherer
als Zeichen fühlten, als wenn sie
durch die völlige Düster-
der Hoffnung nis gehen müssten. Es
und der müssten Anreize ge-
Zuversicht schaffen werden, die City
sehen.“ und die Geschäfte zu be-
Frank Nopper, suchen. Dass die Stadt
Rathauschef bereits jetzt schon eine
Entscheidung für die Illu-
mination in der Advents-
zeit getroffen hat, begrüßt Hahn: „Alle müs-
Nicht ganz so hell wie 2021 soll das Riesenrad im Ehrenhof des Neuen Schlosses strahlen.
Welcher Schausteller den Zuschlag bekommt, steht noch nicht fest.
welcher Schausteller in diesem Jahr den Zu-
schlag erhält. „Noch ist keine Entscheidung
darüber gefallen“, sagt Jörg Klopfer, der
Sprecher von in.Stuttgart.Man werde in Kür-
ze „aus fünf Bewerbungen“ auswählen. Der
genaue Starttermin – Ende Oktober soll es
sein – steht auch noch nicht fest.
Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Um Energie zu sparen, will die Stadt die
Weihnachtsbeleuchtung in Dauer und In-
tensität reduzieren. So wird es keinen be-
leuchteten Adventskalender an den Rat-
hausfenstern geben. Damit trotzdem Weih-
nachtsstimmung aufkommt, soll an drei be-
leuchteten Weihnachtsbäumen in der In-
S
beleuchtung soll um 23 Uhr ausgeschaltet ie waren stets die Lieblinge des Publi-
werden. Die Eislaufbahn pausiert, aber die kums beim Landwirtschaftlichen
Buden des Wintertraums sind vorgesehen. Hauptfest, die Ferkelchen. Die Kinder
Um 30 Prozent will der Christmas Garden durften sie streicheln. Heuer sind die
in der Wilhelma seinen Stromverbrauch re- Schweine menschenscheu. Denn wir können
duzieren. Start ist am 19.November.Der Ver- für sie nicht nur mit dem Metzgersbeil töd-
brauch soll auf 253 Kilowattstunden pro Tag lich sein, die Afrikanische Schweinepest ist
reduziert werden.„Der Vorverkauf läuft gut“, hochansteckend und kann sich in der Klei-
freut sich Veranstalter Christian Doll. Fi- dung verstecken. Für Menschen ist sie harm-
nanzminister Bayaz (Grüne) will der Forde- los, für Schweine tödlich. Also hat man bei
rung der Deutschen Umwelthilfe nicht fol- der Agrarmesse Banden um den Schweine-
gen, nur einen Baum pro Stadt leuchten zu stall gezogen. Der Wasenhocker dachte, die
lassen. „Die Menschen brauchen gerade in kennt er doch. Tatsächlich, die standen frü-
schwieriger Zeit etwas Freude“, sagt er. her beim Fußball in der Schleyerhalle. Gut,
Seine Parteifreunde im Stuttgarter Ge- dass der Schwabe nix wegschmeißt.
meinderat fordern, über weitere Maßnah-
men zum Sparen von Energie nachzuden-
ken. Die Rathaus-Grünen wollen unter an-
derem prüfen lassen, ob Ampeln auf
Nebenstraßen von 23 Uhr an abgeschaltet
werden können, ob man in der Straßenbe-
leuchtung auf jedes zweite Leuchtmittel
verzichtet, Eisbahnen nur für den Vereins-
betrieb zulässt und obendrein die Beleuch-
tung der SSB-Haltestellen und auf den
Strecken deutlich reduziert.
Vorsicht, Pestbande Foto: Lichtgut/Max Kovalenko
Samstag

01 .
sen früh wissen, was geht und was nicht, da-
mit lassen sich später hohe Stornokosten bis
vermeiden.“ Geschäfte könnten jetzt ihre
Beleuchtung planen und würden obendrein
sparen, in dem Eingänge reduziert werden.
Beschlossen hat die Stadt,dass die illumi-

15
nierten Figuren auf dem Schlossplatz, die geöffnet
Teil der Glanzlichter sind, diesmal nicht auf- Oktober
gebaut werden. Dagegen bleibt es bei der Be-

L
Lange
leuchtung der Platanen auf der Königstraße,
auch die Schulstraße darf heller werden, was
ebenfalls zu den Glanzlichtern gehört. Wie
unsere Zeitung bereits berichtet hat, wird

Einkaufs-
sich im Ehrenhof des Neuen Schlosses er-

40
neut das Riesenrad drehen. Als „Zeichen der
Zuversicht und Hoffnung“ sieht OB Frank mindestens Hauspreis

nacht
Nopper (CDU) die Rückkehr dieser Attrak-
tion. Mit Finanzminister Danyal Bayaz (Grü-
ne) ist er sich aber einig: Der Betrieb soll ein- 1)

%
gestellt werden, falls es „zu einer zugespitz-
ten Energiemangellage“ kommen sollte.
Über sparsame Beleuchtung und einge- in Böblingen
schränkte Öffnungszeiten des Riesenrads unte r
soll gesprochen werden, sobald feststeht, UVP

Gewiefter
Jäger im Meer

%
Die Wilhelma vermeldet
tierischen Nachwuchs im Aquarium:
die kuriose Seefledermaus. 2)

STUTTGART. Nanu, Besuch aus dem Welt-

raum? Nein, auch wenn die Seefledermaus
aussieht wie von einem anderen Planeten,
ist sie doch von der Erde. Die Wilhelma mel-
det einen Zuchterfolg des seltenen Meeres-
zusätzlich
bewohners, der sich sonst in tropischen und
subtropischen Gewässern aufhält. Ausge-
wachsen sind die Fische fünf bis 30 Zentime-
ter lang. Die Seefledermaus stolziert vorwie-

ALLE
gend auf ihren stielartigen Brust- und
Bauchflossen etwas ungelenk über den Mee- Hausha ltsware n
Te ppich e
resboden.Hat sie sich nah genug an ihr Opfer Möb el & Accessoires
herangeschlichen, öffnet sie blitzartig das Baby zim m er
Maul und saugt ihre Beute regelrecht ein. auf Kü ch en
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Aus ge-
in
nom me n 1), 2):
die Seefledermaus im Aquarium im letzten ang e-
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18 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Eine Malerin eckt
an – Urenkelin
erinnert sich
Tanja Warring widmet sich in ihrem
Buch dem Malerpaar Bertha
Malzacher-Jung und Otto Jung.
Von Philipp Braitinger
STUTTGART. Es war eine spannende Zeit. Bei
den Recherchen zu ihrem neuen Buch „Zwi-
schen Belle Époque und Neuer Zeit. Das
Künstlerpaar Bertha Malzacher-Jung und
Otto Jung“ hat die Autorin Tanja Warring
auch zur eigenen Familiengeschichte ge-
forscht. Sie ist die Urenkelin des Malerpaars,
das zu Zeiten des Deutschen Kaiserreiches
und später der Weimarer Republik in Stutt-
gart lebte. Noch heute ist das ehemalige
Wohnhaus im Herdweg im Stuttgarter Nor-
den in Familienbesitz. Am Mittwoch wurde
das Buch im Stadtarchiv in Bad Cannstatt
vorgestellt. Moderiert wurde der Abend von
der Kulturjournalistin Adrienne Braun.
Bertha Malzacher-Jung und Otto Jung
lebten in Stuttgart, als die Stadt gegen Ende
des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts
in der Hochphase der Industrialisierung zu
einer Großstadt wurde. Kennengelernt hat-
ten sich die beiden an der Königlichen
Kunstschule, wie Autorin Warring berichtet.
„Er hatte wahnsinniges Talent“, sagt sie über
Otto Jung, dessen Landschaftsbilder sie dem
schwäbischen Impressionismus zuordnet.
Der Lebensunterhalt wurde allerdings vor al-
lem mit Porträts für Menschen aus dem ge-
hobenen Bürgertum verdient.
Während zahlreiche Arbeiten Otto Jungs
bis heute gut erhalten sind, gibt es von Ber-
tha Malzacher-Jung nur wenige Werke. Dass
Frauen Kunst schaffen, sei damals noch un-
üblich gewesen, so Warring und: „Es geht
auch um das Frauenbild in dieser Zeit.“ Mit
ihrem Beitritt zum Württembergischen Ma-
lerinnenverein sei Bertha Malzacher-Jung
gewiss fortschrittlich gewesen. „Sie war an
einem Punkt, sich als Künstlerin zu etablie-
ren“, ist sich Warring sicher. Im bürgerlichen
Umfeld der Stadt habe sie damit auch ange-
eckt. Die Arbeiten ihrer Urgroßmutter be-
schreibt die Autorin als kraftvollen Realis-
mus. „Sie hat ein unglaubliches Gefühl für
Details gehabt. Es ist bedauerlich, dass sie
nicht weitergemacht hat“, so Warring. Doch
die Geburt des ersten von drei Kindern habe
sie aus der Bahn geworfen. Es folgten De-
pressionen und die Einlieferung in eine Heil-
anstalt. Dort habe sie im Rahmen ihrer The-
rapie wieder angefangen zu malen.
→ Das Buch „Zwischen Belle Époque und Neuer
Zeit. Das Künstlerpaar Bertha Malzacher-Jung
und Otto Jung“ von Tanja Warring ist für 66 Euro
im Handel erhältlich.
Bestattungen
Freitag, 30. September:
F = Feuerbestattungen im Krematorium,
Obergeschoss; FK = Feuerbestattungen in
der Kapelle oder Feierhalle, Erdgeschoss;
UFK = Urnentrauerfeier in der Kapelle.
Fangelsbachfriedhof: Marianne Siegle,
geb. Schrauder, 87 J., Korntal-Münchingen,
11 Uhr UFK Markuskirche.
Friedhof Feuerbach: Johann Ludwig, 85 J.,
S-Feuerbach, 12 Uhr UFK.
Gablenberger Friedhof: Rolf Selter, 77 J.,
S-Ost, 13 Uhr Petruskirche.
Alter Friedhof Weilimdorf:
Doris Klotzbücher, geb. Schwarz, 84 J.,
S-Weilimdorf, 14 Uhr UFK.
Pragfriedhof: Anneliese Hauber, geb. Uhl-
mann, 90 J., S-Nord, 11 Uhr obere Feierhalle.
Elsa Haag, geb. Rumberger, 87 J.,
Filderstadt, 12 Uhr FK obere Feierhalle.
Rainer Ensinger, 93 J., S-Nord, 14 Uhr UFK
obere Feierhalle.
Friedhof Birkach:
Karl Strobel, 93 J., S-Birkach, 13 Uhr UFK.
Ostfilderfriedhof: Brunhilde Owczarzak,
geb. Renz, 98 J., S-Degerloch, 10 Uhr UFK.
Waldfriedhof: Gundula Dost, 87 J.,
S-Vaihingen, 14 Uhr UFK.
Friedhof Vaihingen: Werner Wierstorff,
80 J., S-Vaihingen, 10 Uhr UFK.
Ortrud Luh, 78 J., Kirchberg, 14 Uhr UFK.
Hauptfriedhof: Christine Martine Kunze,
65 J., S-Wangen, 10 Uhr.
Friedhof Münster: Emma Reiher,
geb. Ristau, 86 J., S-Münster, 14 Uhr UFK.
Uffkirchhof: Dr. Gerhard Hägele,
94 J., S-Bad Cannstatt, 11 Uhr UFK.
Feierhalle im Bestattungshaus Ramsaier,
S-Vaihingen, Katzenbachstr. 58: Luischen
Stumpf, geb. Alrutz, 98 J., S-Rohr, 12 Uhr
(FK).
Argentum-Bestattungen, S-Zuffenhausen,
Steinheimer Str. 24: Irmgard Altenkirch, geb.
Neumann, 88 J., S-Zuffenhausen, Veitska-
pelle Mühlhausen, 14 Uhr Urnentrauerfeier.
Stuttgart und Region
Die S-Bahn-Haltestelle Schwabstraße mit neuen Kacheln
Die Region steht vor Herausforderungen
Auf die Verantwortlichen beim Verband Region Stuttgart warten
spannende Aufgaben bei der Verkehrswende, im ÖPNV und bei
der Begleitung des wirtschaftlichen Transformationsprozesses.
Von Kai Holoch
STUTTGART. Die Region Stuttgart steht vor
großen Herausforderungen. Immer noch
hauptsächlich von der industriellen Produk-
tion getragen und geprägt, stehen gewaltige
wirtschaftliche Transformationsprozesse
an. Eine zentrale Aufgabe des Verbands Re-
gion Stuttgart (VRS) ist es, diesen Prozess zu
begleiten – und den Weg in eine erfolgreiche
Zukunft zu ebnen. Jetzt hat der neue Ver-
bandsdirektor Alexander Lahl den ersten
von ihm verantworteten Haushaltsentwurf
vorgestellt. Er zeigt, wohin die Reise im kom-
menden Jahr gehen soll.
- Investitionen in den Nahverkehr
Ein Großteil der 423 Millionen Euro, die dem
VRS im kommenden Jahr zur Verfügung ste-
hen, fließen in den ÖPNV und sollen helfen,
die Verkehrswende voranzutreiben. Allein
4,4 Millionen Euro Zinsen fallen an für jene
58 S-Bahn-Züge, die die Region im vergan-
genen Jahr gekauft hat und die nun im Lauf
der kommenden Monate in Betrieb genom-
men werden und zur Verbesserung des An-
gebots beitragen sollen. Gespannt ist Lahl
auf die Ergebnisse der 2023 erwarteten
Machbarkeitsstudie zum Ausbau der S-
Bahn-Streckenäste in alle Himmelsrichtun-
gen.Die Ausweitungen müssten dann priori-
siert und in einen Zeitplan gebracht werden.
Auch der barrierefreie Ausbau der Halte-
stellen ist ein besonderes Anliegen von Ale-
xander Lahl. Aktuell wird der Halt in Rom-
melshausen ertüchtigt. Noch 30 der insge-
Wenn es mit dem richtigen Schreiben nicht klappt
Ist für Kinder die Rechtschreibung ein Buch mit sieben Siegeln,
bekommen sie im Legasthenie-Zentrum Möhringen Hilfe.
Von Caroline Holowiecki
STUTTGART. Die Odyssee für die Vaihinger
Familie beginnt, als die ältere Tochter in die
zweite Klasse kommt. Lesen, schreiben und
rechnen, damit tut sich das Mädchen schwer.
Das fällt auf, die Lehrerin meldet, dass die
Leistungen unterdurchschnittlich sind. „Am
Anfang denkt man noch, sie kann sich nicht
konzentrieren“,erzählt die Mutter.Das Mäd-
chen wird zur Ergotherapie angemeldet,
doch die Noten bleiben schlecht.
Die Familie sucht verschiedenste Stellen
auf – Augenarzt, Ohrenarzt, Förderunter-
richt, „das hat uns ja beschäftigt“, sagt die
Mutter. Ohne Unterlass wird daheim und in
der Nachhilfe geübt. „Man hat sich selber
und das Kind gequält“, bekennt die Frau. Ir-
gendwann gibt das Mädchen in der Schule
komplett auf, klettert während des Unter-
richts unter den Tisch. „Sie war verzweifelt“,
sagt ihre Mutter rückblickend.
„Bis wir hier gelandet sind und man uns
geholfen hat, sind anderthalb Jahre vergan-
samt 84 S-Bahnstationen müssen in den
kommenden Jahren umgerüstet werden.
2023 stehen dafür 5,6 Millionen Euro zur
Verfügung, das reicht für rund fünf bis acht
Stationen.
„Neben der Barrierefreiheit müssen zu-
nächst vor allem Pünktlichkeit, Sicherheit
und Sauberkeit gewährleistet sein“,sagt Ale-
xander Lahl. Erst wenn diese Ziele erreicht
seien, könne man sinnvollerweise über die
Einführung eines Zehn-Minuten-Takts
nachdenken.Das könne seiner Einschätzung
nach 2035 möglich sein.
- Das Aktionsprogramm Wohnen
Wohnen und ÖPNV hängen eng zusammen.
Beim Ausbau der S-Bahn will die Region
noch mehr als bisher dafür sorgen, dass in
der Nähe von Haltestellen mehr und auch
günstiger Wohnraum geschaffen wird. Dazu
wird die Wirtschaftsförderung Region Stutt-
gart das neue Branchennetzwerk „Zukunft
Bauen“ etablieren und das „Aktionspro-
gramm Wohnen“ unterstützen, dessen Ziel
es ist, im Regionalplan ausgewiesene, gut an
den ÖPNV angebundene Wohnbauflächen
auch tatsächlich zu entwickeln.
- Modellregion Grüner Wasserstoff
Die ökologische Modernisierung der Region
ist ein zentrales Thema. Dabei spielt das
Thema Wasserstoff eine wichtige Rolle.
Neben der Umsetzung der Modellregion
Grüner Wasserstoff werden im kommenden
Jahr weitere Förderprojekte rund um die
Wasserstoffpipeline im Neckartal beantragt.
gen“, sagt die Vaihingerin und blickt zu Rei-
ner Hammer. Er leitet das Legasthenie-Zent-
rum in Möhringen. Dort und im Stammhaus
in der Stadtmitte werden vor allem Kinder,
aber auch Erwachsene mit Lese- und Recht-
schreibschwächen behandelt. Auch die Dys-
kalkulie, also die Rechenschwäche, ist ein
Thema in den Therapiesitzungen. Reiner
Hammer hat unter anderem Kinderpsycho-
logie studiert. Später hat er nach eigenen
Angaben um die 650 000 Wörter untersucht
und daraus ein Programm erstellt: das laut-
analytische Funktionstraining.
Neurologische Schäden am Gehirn hät-
ten Betroffene nicht, sagt Reiner Hammer.
„Es sind andere Lerntypen“, erklärt er. Wäh-
rend eine Person ohne entsprechendes Defi-
zit ein Wort als Ganzes, als Bild, erfasse und
wisse, was es bedeutet, funktioniere bei Le-
gasthenikern die Wortbild-Abspeicherung
nicht. Sie lernten Wörter übers Hören. Hier
könne Silbentraining helfen. Mädchen und
Jungen mit Rechenschwäche wiederum hät-
ten subjektive Mengenvorstellungen.
Bahn investiert
40 Millionen Euro
in Haltestellen
STUTTGART. Rund 40 Millionen Euro hat
die Deutsche Bahn in die Sanierung der
S-Bahn-Stationen vom Hauptbahnhof bis
Österfeld in diesem und dem vergange-
nen Jahr investiert, in den Sommerferien
in diesem Jahr flossen allein für den neu-
en Bahnsteigbelag Österfeld 2,5 Millio-
nen. Für die Stadtmitte gab die Bahn 9,7,
für die Station Schwabstraße 5,4 Millio-
nen Euro aus. Zum Rundumpaket der DB-
Konzerntochter Station und Service zähl-
ten dort die Bodenbeläge und nun eine
Betonsanierung, neue Decken, die Sanie-
rung der Stützen, eine neue Beleuchtung
sowie Sitzbänke und in der Stadtmitte die
Erneuerung des Kiosk.
Nicht jedes Detail findet den Beifall
der Reisenden. So sei der Stationsname
auf den neuen Wände hinter den Gleisen
der Stadtmitte schwer lesbar. Die Grüntö-
ne dort sind teils dunkel. Auch mit dem
doppelten S in der Schwabstraße fremdelt
der eine oder andere. Auch in den nächs-
ten drei Jahren plant die Bahn die Stamm-
strecke in den Sommerferien zu sperren.
Bis 2025 soll die Schienenstrecke für das
Zugsteuerungssystem ETCS ertüchtigt
werden.Damit kann der Abstand der Züge
zueinander verkürzt und die Kapazität im
Foto: Lichtgut/Max Kovalenko Tunnel gesteigert werden. ks
Von den für die Modellregion beschlossenen - Auf dem Weg zur Klimaneutralität
insgesamt 20 Millionen Euro stehen im kom- Für den Landkreis Böblingen haben der VRS
menden Jahr für die Weiterentwicklung der und das dortige Landratsamt ein umfangrei-
Wasserstofftechnologie fünf ches Buch erarbeitet, das für
Millionen Euro zur Verfügung. jede der 26 Kreisgemeinden
Vorschläge für Klimaanpas-
- Demografischer Wandel sungsmaßnahmen macht. Es
und Künstliche Intelligenz zeigt, wo es überall Hand-
Bis 2035 werden in der Region lungsbedarf gibt und wo ein
Stuttgart rund 75 0000 Men- Umdenken wichtig wäre. Das
schen das Rentenalter errei- Böblinger Pilotprojekt soll
chen, aber nur 53 0000 nun in der gesamten Region
Arbeitskräfte nachrücken. Um umgesetzt werden.
die daraus resultierenden
Probleme rechtzeitig zu er- Foto: Lichtgut/Leif Piechowski - Bürgerbeteiligung als
kennen, ist ein großer Demo- Aufgabe
grafie-Kongress geplant, der „Neben der Der Verband Region Stuttgart
neue Antworten und Wei- Barrierefreiheit beschäftigt sich mit vielen
chenstellungen für die Region müssen zunächst vor Themen,die von entscheiden-
formulieren soll. allem Pünktlichkeit, der Bedeutung für die Zukunft
Unter anderem wird es da- Sicherheit und der Menschen in der Region
rum gehen, wie man mit Hilfe Sauberkeit sein werden. Doch das Inte-
von interessanten Startup- gewährleistet sein.“ resse an der Arbeit des VRS ist
Unternehmen Fachkräfte in begrenzt. Alexander Lahl
die Region locken kann. Dabei Alexander Lahl, plant deshalb eine Kommuni-
Regionaldirektor
helfen soll auch der Q-Guide kationsoffensive, um mit den
Region Stuttgart, ein Qualifi- Menschen in der Region in
zierungsverbund, bei dem alle wichtigen Ak- den Dialog zu kommen. So sollen Informa-
teure des Arbeitsmarkts zusammenarbeiten, tionsveranstaltungen, Beteiligungsverfah-
weil sie überzeugt davon sind, dass ein ge- ren als auch Bürgerdialoge fester Bestandteil
meinsames Vorgehen bei der Fort- und Wei- der Arbeit des VRS werden.
terbildung bei der Transformation von zent-
raler Bedeutung ist. - Wichtige Sonderprojekte
Einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Zwei Jahre lang beschäftigt sich die Kultur-
Facharbeitermangels kann auch die Künstli- region mit „Jewish Places“ in und rund um
che Intelligenz leisten. Die Wirtschaftsför- Stuttgart. Ein weitergehendes Ziel des mit
derung Region Stuttgart und der VRS werden 200 000 Euro dotierten Projekts ist es, das
gemeinsam mit Stuttgart und Böblingen KI- aktuelle jüdische Leben in der Region be-
Infrastrukturen für Unternehmen und Start- kannt zu machen. Auch die Internationale
ups schaffen. Sechs Millionen Euro stehen Bauausstellung IBA Stuttgart ’27 erhält zu-
dafür 2023 zur Verfügung. Insgesamt sollen sätzlich zur regulären Förderung 250 000
16 Millionen Euro in die KI fließen. Euro für Sonderprojekte.
In der Schule kann das schwere Auswir- das Gleiche.“ Mehr als 800 Lehrerfortbildun-
kungen haben bis hin zur seelischen Behin- gen habe Reiner Hammer daher bereits ge-
derung, etwa wenn Kinder in leitet, „da erkläre ich denen,
der Klasse gehänselt werden. wie ein rechenschwaches Kind
„Wir haben Kinder, die treten denkt“.
aus dem Klassenverband aus, Heute sind beide Töchter
die haben keine Freunde“,sagt der Vaihingerin, zwölf und
Reiner Hammer. Er stellt klar: neun Jahre alt, im Möhringer
Legasthenie und Dyskalkulie Legasthenie-Zentrum in The-
seien durchaus weit verbrei- rapie. Mit Erfolg. Die Große
tet. „Sie können davon ausge- hat in der Vergangenheit die
hen, dass in jeder Klasse drei dritte Klasse wiederholt und
bis vier Kinder sind mit unter- den Stoff dank der Therapie
schiedlichen Ausprägungen.“ neu aufgearbeitet. Die Noten
Manches Kind werde zum Zentrumsleiter Reiner sind gut, hätten fürs Gymna-
Klassenkasper, manches zum Hammer Foto: C.Holowiecki sium gereicht. „Wir haben uns
Streithammel. Der Leidens- aber bewusst für die Realschu-
druck sei oftmals immens. „Wir haben Kin- le entschieden“, sagt ihre Mutter. Bei der
der, die haben in der dritten Klasse einen jüngeren Tochter hat sich die Familie vieles
Selbstmordversuch hinter sich.“ erspart und stattdessen früh mit der Thera-
Frustrierte Familien trifft Reiner Ham- pie begonnen. „Die Kleine sagt: Mathe
mer „am laufenden Band“. In den Schulen macht Spaß“, berichtet Reiner Hammer und
heiße es allzu oft: Das kommt schon noch. lächelt.
Auch Vorurteile gebe es, etwa, dass das Kind Am 30. September ist der Tag der Legas-
faul sei. Er sagt jedoch: Die betroffenen Kin- thenie und Dyskalkulie. Reiner Hammer be-
der lernen anders und können deswegen tont: Je früher eine Schwäche erkannt und
dem Standardunterricht nicht folgen. „Die therapiert werde, desto besser. „Es gibt keine
Pädagogik macht jedoch mit allen Kindern dummen Kinder.“

Bezts Gemälde an der Neckarstraße 127
Inga Krauses Werk an der Hegelstraße 47
Nachruf
Ex-Stadtdekan
Kah ist tot
Der frühere katholische
Stadtdekan von Stuttgart
Foto: Katholische Kirche Stuttgart
und Dompfarrer von
St. Eberhard, Prälat
Bernhard Kah, ist am
Mittwoch im Alter von
89 Jahren verstorben.
15 Jahre lang hat Kah von
1986 bis 2001 als Dompfarrer gewirkt. Als
Stadtdekan stieß er von 1994 bis zu seinem
Ruhestand viele Projekte wie das Haus der
Katholischen Kirche und die Domsingschule
an. Kah wurde vielfach ausgezeichnet, auch
mit dem Titel eines Päpstlichen Ehrenpräla-
ten und mit dem Bundesverdienstkreuz am
Bande. Geboren am 2. Oktober 1932 in Tü-
bingen und 1957 zum Priester geweiht in
Rottenburg, leitete Kah nach seinem Vika-
riat das Konvikt Martinihaus in Rottenburg.
Nach weiteren Stationen in Nürtingen und
Rottenburg wurde er 1986 Dompfarrer von
St. Eberhard und war 1986 bis 1994 Dekan
von Stuttgart-Mitte. Kah führte die vier De-
kanate in der Stadt zusammen. 1993 verlieh
ihm Papst Johannes Paul II. den Titel eines
Päpstlichen Ehrenprälaten.
In seinem Nachruf würdigt Stadtdekan
Christian Hermes Kahs Verdienste: „Er
bleibt in Erinnerung als warmherziger und
lebenszugewandter Mitchrist, als beeindru-
ckender Prediger und hoch geschätzter Seel-
sorger und als visionär und groß denkende
kirchliche Führungspersönlichkeit.“ red
Stuttgart und Region
Stuttgart ist um fünf
Wandbilder reicher
„Stuttgart hat viel zu viele weiße Wände“, sagt der Grünen-
Stadtrat Marcel Roth. Das ändert das Pff-Festival.
Von Andrea Jenewein
STUTTGART. Mit einem geringschätzi-
gen Pff kann sie niemand abtun, die fünf
großen Wandbilder,die im September in
Stuttgart entstanden sind. Klar, wie im-
mer bei Kunst, mögen sich die Geister
daran scheiden, ob etwas gefällt oder
nicht. Aber rein formal sind es Wandbil-
der,gemalt von Meistern des Faches,die
aufs Schönste zeigen, was Street Art al-
les kann.
Philipp Becker, Jan Ducks und Georg
Waibel vom Studio Vierkant haben das
Pff-Festival auf die Beine gestellt, auch
mit finanzieller Unterstützung der
Stadt und der Baden-Württemberg-
Stiftung.Nun sind die ersten fünf Bilder
fertig – bis 2025 sollen es mindestens
20 sein. Grünen-Stadtrat Marcel Roth,
der das Projekt kulturpolitisch beglei-
tet und unterstützt hat, ist überzeugt,
dass das Festival ein wichtiger Schritt
ist: „Stuttgart hat viel zu viele weiße
Wände –das ist verschwendetes Poten-
zial“. Auf der anderen Seite gebe es in
Stahlmangel verzögert Gleiserneuerung
Russlands Krieg in der Ukraine wirkt sich auch in den Oberen Neckarvororten aus.
Die Stadtbahntrasse zwischen der Autohof-Kreuzung und der Endhaltestelle Hedelfingen wird erneuert.
Weil Stahl fehlt, aber nur zur Hälfte. Die Lücke wird erst 2024 geschlossen.
Von Mathias Kuhn
STUTTGART. Vergangenen Sommer wurde
die Stadtbahntrasse zwischen Wangener
Marktplatz und der Autohof-Kreuzung er-
neuert. Der Magerrasen zwischen den Glei-
sen gedeiht langsam. In diesem Sommer
sollte der nächste Abschnitt, von der Auto-
hof-Kreuzung zur Endhaltestelle Hedelfin-
gen saniert werden. Die Arbeiten haben En-
de Juli begonnen. Die Stadtbahnlinien U 9
und U 13 verkehren nicht, ein Schienen-
ersatzverkehr ist eingerichtet. Bis 23. Okto-
ber sollten alle Gleise ausgetauscht und die
Trasse begrünt werden. „Doch der Krieg in
der Ukraine und die sich daraus ergebenden
Lieferschwierigkeiten haben uns einen
Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte
Gregor Hassler, der Leiter des Gleisbaus der
Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) am Diens-
tag im Bezirksbeirat.
2021 hatte die SSB spezielle, lange Fertig-
teilemente in Wangen verbaut. Mit der glei-
chen Methode wollten die Stadtbahnexper-
ten auch die Strecke nach Hedelfingen be-
wältigen. „Im Frühjahr gingen Anfrage dafür
an die Firmen, wir bekamen aber nur Absa-
gen“, so Hassler. Der Grund: Es mangelt an
Stahl. Die SSB musste umplanen. „Wir sind
deswegen in Hedelfingen auf Zweiblock-
schwellen übergegangen, für die wesentlich
weniger Stahl benötigt werden.“ Dennoch
reiche die Menge Stahl, die die SSB erhalten
Marvin Daumüllers Säulen bei der Böblinger Straße 253
Fotos: Thommy West
Stuttgart eine große kreative Szene, auch im
Bereich Graffiti. Aber „Stuttgart ist zu
schüchtern, wenn es um sein kreatives
Potenzial geht“. Doch eben jenes werde nun
durch das Pff-Festival sichtbar gemacht, was
der Landeshauptstadt nur nützen könne,
denn „Street Art hat auf junge
Leute eine große Anziehungs-
kraft“.
→ Die Vernissage zur Gruppen-
ausstellung »Pff« öffnet am
8. Oktober im Projektraum des
Kunstverein-Wagenhalle. Ab
12 Uhr ist die Ausstellung geöff-
net, um 18.30 Uhr findet eine
Begrüßung durch Robin Bischof
mit anschließenden Worten von
Marc Gegenfurtner vom Kultur-
amt statt. Die Ausstellung ist
noch bis zum 15. Oktober zu
besichtigen. Am 8. und 9. Okto-
ber öffnen zudem auch die
Künstlerinnen und Künstler des
Kunstverein-Wagenhalle ihre Das Mural des Künstlers Roids an der Kriegsbergstraße
Ateliers für die Öffentlichkeit.
hat, nur für eine Teilstrecke aus. Der Bereich
vom Kopfwender unterhalb der Einmündung
Heiligenwiesen bis zur Endhaltestelle müsse
ausgespart werden. Der Wermutstropfen:
„Der Lückenschluss kann erst 2024 erfolgen,
weil 2023 kein Schienenersatzverkehr mehr
organisiert werden kann.“
Dafür können die diesjährigen Bauarbei-
ten vermutlich fristgerecht beendet werden.
Auf einer Seite sind die neuen Zweiblock-
schwellen bereits eingebaut, die zweite Seite
werde in den kommenden Tagen fertigge-
stellt. Danach werde die sechs bis acht Zenti-
meter dicke Substratschicht mit der speziel-
len Gräser-und Blumensaatmischung aufge-
Die Stadtbahntrasse nach Hedelfingen wird gerade erneuert.
Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Rafael Gerlachs Bild an der Hedwig-
Dohm-Schule
tragen und die Randsteine gesetzt. Bis 23.
Oktober wird zudem der Pflasterbelag an der
Endhaltestelle erneuert. „Im Bereich der
Endhaltestelle werden wir allerdings keinen
Magerrasen einbauen. Die Heißluft der war-
tenden Stadtbahnen verhindert, dass dort
Rasen gedeiht.“
Für den Lückenschluss im Sommer 2024
plant Hassler eine Bauzeit von zwei Monaten
ein.Dazu müssten abermals die Stadtbahnli-
nien unterbrochen und ein Schienenersatz-
verkehr eingerichtet werden. Dann sollten
die Ersatzbusse aber besser getaktet und der
Anschluss an die Stadtbahnen gewährleistet
werden, monierten die Bezirksbeiräte.
Foto: Mathias Kuhn
19
Sonderzahlung
nur Tropfen auf
dem heißen Stein
Stadtseniorenrat warnt: Viele Ältere
machen sich Sorgen, wenn sie
an den kommenden Winter denken.
Von Bernd Zeyer
STUTTGART. Die aktuelle Krise trifft Rentner
besonders hart. Immerhin: Im Rahmen des
dritten Entlastungspakets bekommen sie
nun doch auch eine einmalige Energiepau-
schale von 300 Euro. „Das deckt gerade die
hohen Lebensmittelkosten der letzten Mo-
nate, hilft bei den Energiepreisen aber nicht
wirklich weiter“, sagt Renate Krausnick-
Horst, die Vorsitzende des Stuttgarter Stadt-
seniorenrats. Sie ärgert sich, dass auch in der
Landeshauptstadt an der Preisschraube ge-
dreht werden soll: Der Verkehrsverbund
Stuttgart (VVS) plant, vom 1. Januar 2023 an
die Ticketpreise um durchschnittlich 4,9
Prozent anzuheben. Das
sei eine ganz schlechte
Nachricht für ältere Men-
schen, die wenig Geld
hätten und auf Bus und
Bahn angewiesen seien.
„Ältere haben keine
große Lobby“, sagt Dieter Foto: Bernd Zeyer
Kupsch, Sprecher des
Stadtseniorenrats Zuf- „Ältere haben
fenhausen. Sie seien eine keine große
Gruppe, die nicht gleich Lobby.“
laut aufschreie. Dem Dieter Kupsch,
pflichtet Krausnick- Stadtseniorenrat
Horst bei und meint: „Wir Zuffenhausen
sind es gewöhnt, uns ein-
zuschränken.“ Nach dem Krieg habe es re-
gelmäßige Stromsperren gegeben, Kohle
zum Heizen sei Mangelware gewesen – ganz
zu schweigen von all den anderen Schwierig-
keiten. Dennoch sei die aktuelle Lage vieler
älterer Menschen schlimm. Immer mehr
müssten im Tafelladen einkaufen oder gar
die Hilfe des Sozialamtes beanspruchen.
In ihren Sprechstunden bekommen
Krausnick-Horst und Kupsch regelmäßig zu
hören, wie schlecht es vielen Senioren geht.
Dabei komme auch immer wieder die Angst
vor dem Winter zum Vorschein. „Ältere Leu-
te brauchen mehr Wärme“, betont Kraus-
nick-Horst.Zum einen würden sie wegen Be-
wegungsmangels schneller frieren, zum an-
deren würden sie sich viel länger daheim
aufhalten als beispielsweise Berufstätige. 19
Grad in der Wohnung könnten daher für ei-
nige einfach zu wenig sein.
Ihre Rente finanziell aufbessern können
nur wenige. Das liegt oft an gesundheitli-
chen Gründen oder der Tatsache, dass viele
Tätigkeiten für ältere Leute nicht geeignet
sind. „Die Erhöhung im Sommer war nur ein
nachträglicher Inflationsausgleich“, sagt
Krausnick-Horst. Im Juli waren die Renten in
den westlichen Bundesländern um 5,35 Pro-
zent und in den östlichen um 6,12 Prozent
angehoben worden.
Kritisiert wird vom Stadtseniorenrat
auch, dass der Sprit und die Fahrkarten nun
wieder teurer sind. „Viele Rentner haben
vom 9-Euro-Ticket profitiert“, sagt Kupsch.
Senioren, die bislang kaum mehr aus den
eigenen vier Wänden herausgekommen sei-
en, hätten endlich wieder in den Urlaub fah-
ren können. Auch die zeitweilige Spritpreis-
reduzierung habe zu willkommener Mobili-
tät geführt. Auch wenn momentan nicht klar
ist,wie groß die Krise noch wird und wann sie
endet, macht sich Krausnick-Horst keine
Sorgen um die Gesellschaft: „Ich kenne die
Mentalität der Deutschen.Sie sind ein fleißi-
ges Volk und haben eine starke Wirtschaft.“
Viele Meckereien seien übertrieben, die De-
mokratie werde stabil bleiben: „Wir Ältere
haben eine Diktatur erlebt und wissen, was
wir an der Demokratie haben.“
Offene Museen
am Feiertag
STUTTGART. Der Tag der Deutschen Einheit
am 3.Oktober kann ein Museumstag werden,
obwohl die meisten Museen montags übli-
cherweise geschlossen haben. Wie das Haus
der Geschichte Baden-Württemberg mitteil-
te, öffnet das Museum in der Konrad-Ade-
nauer-Straße 16 am Feiertag seine Pforten,
ebenso das Hotel Silber in der Dorotheen-
straße 10 sowie das Museum auf dem Hohe-
nasperg. Im Haus der Geschichte in Stuttgart
ist am Montag zwischen 10 und 18 Uhr neben
der Dauerausstellung „Landesgeschichten“
die Sonderausstellung „Attentat Stauffen-
berg“ zu sehen; diese Ausstellung endet am
16. Oktober. Die Ausstellung zu Polizei, Ge-
stapo und Verfolgung im Hotel Silber steht
am Tag der Deutschen Einheit ebenfalls von
10 bis 18 Uhr offen, das Museum „Hohena-
sperg – Ein deutsches Gefängnis“ von 11 bis
18 Uhr. red
20 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 Stuttgart und Region
Tipp des Tages
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Louis Schneider vor seiner Geisterbahn

Bernsteinwiese: neue
Bänke gewünscht Die Figuren im Geisterexpress sind Originale aus dem Jahr 1946.
Fotos: Lichtgut/Leif Piechowski

Über 70 Jahre auf dem Buckel und immer noch gruselig

STUTTGART. Wenn es nach der Fraktion der
Grünen im Sillenbucher Bezirksbeirat geht,

soll der Fuß- und Radweg zwischen der Kem-
nater Straße und der Bernsteinwiese, also
der Grün- und Spielfläche an der Bernstein-
straße in Heumaden, mit zwei neuen Sitz-
bänken ausgestattet werden. Ein entspre-
chender Antrag wurde in der jüngsten Sit-
zung verabschiedet. Die Route sei ein belieb-
ter Spazierweg, außerdem lebten in der
Nachbarschaft viele Ältere.„Auch die für Sil-
lenbuch zuständige Delegierte im Stadtse-
niorenrat hat kürzlich das Fehlen von Ruhe-
bänken für ältere Mitbürgerinnen und Mit-
bürger bemängelt“, heißt es im Antrag. Fer-
ner soll eine weitere Tisch-Sitzbank-Kombi-
nation auf der Bernsteinwiese aufgestellt
werden. Zwar gibt es schon zwei, doch „bei
Kindergeburtstagen und anderen Anlässen
ist das häufig zu wenig“. Die Finanzierung
könne, sofern möglich und notwendig, über
das Budget des Bezirksbeirats erfolgen. car
Was Wann Wo
HILFE IM NOTFALL
POLIZEI
FEUERWEHR
RETTUNGSDIENST
NOTRUF-FAX
KRANKENTRANSPORT 07 11 / 19 222
Unsterbliche Geister
Diese Gespenster haben ganz schön viele Jahre des Spukens hinter sich gebracht. 1946 haben die Schneiders ihre Geisterbahn gebaut.
Im Moment erschreckt sie die Besucher des Historischen Volksfests in Stuttgart.
Von Frank Rothfuss
STUTTGART. Eins,zwei,drei.Drei?! Da ist de-
finitiv eine Hand zu viel. Und was macht sie
auf der Schulter? Man zuckt zusammen und
muss brüllen, keine Chance, der Schreck
muss raus, auch wenn man weiß, man ist in
einer Geisterbahn. Das Kreischen und
Schreien ist der Sound der Spukgeschäfte. Es
ist für den Betreiber das, was für den Künst-
ler der Applaus ist. „Und die beste Werbung“,
sagt Louis Schneider. Er ist 23 Jahre alt und
damit ein absoluter Jungspund im Vergleich
zu seinem Geisterexpress. Den haben näm-
lich sein Opa und seine Oma im Jahre 1946
gebaut.
Erst denkt man, man habe sich verhört.
1946? Im Jahr nach dem Krieg? Da plagte
einer der strengsten Winter des 20. Jahrhun-
110 derts das kriegszerstörte Europa. In
112
112
Deutschland starben Hunderttausende
112 Menschen den „weißen Tod“, wie man das
damals nannte.Zur Jahreswende rechtfertigt
der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings
in seiner Silvesterpredigt den Mundraub für
den Eigenbedarf. Fortan heißt das Beschaf-
fen von Essen, Trinken und Kohle „fringsen“.
In diesem Jahr, diesem Hungerwinter,
sammeln Schneiders Oma und Opa, was im-
mer sie finden können, und fangen an, ihre
Geisterbahn zu bauen. Der Tier- und Land-
schaftsmaler Fritz Laube ist ein Freund, er
gestaltet für die Schneiders die Fassade.
Zombies finden sich da, Hexen, Außerirdi-
sche, ein Höllenhund, eine Art King Kong.
Später reisten die Eltern von Louis
Schneider mit der Geisterbahn, bis sie sich
1998 das Laufgeschäft Pirates Adventure
kauften. Wenn sie damit über die Festplätze
reisten, waren Louis und seine beiden Ge-
schwister dabei. „Mit sechs Jahren habe ich
meine erste Schweißnaht gelegt“, erzählt er.
Wie so viele Schausteller ist er ein Tausend-
sassa, Schweißer, Mechaniker, Elektriker, sie
können alles. Was während Corona half. Da
demontierte Schneider Windkraftparks, um
Geld zu verdienen. Da war er schon mit sei- diese Geister. Kein Wunder, sind sie doch un-
nem Geisterexpress unterwegs. Andere be- sterblich.
kommen mit 18 ihr erstes Auto, Schausteller Das gilt auch für Schneiders gesammeltes
ihr erstes Fahrgeschäft. „Mein Vater hat Gruselkabinett. Er brachte die Bahn auf Vor-
mich gefragt, was ich machen will“, sagt dermann, musste Teile der vermoderten
Schneider, „ich habe gesagt, Holzfassade durch Aluplatten
ich will die alte Geisterbahn.“ „Mein Vater hat ersetzen. Die Wagen und die
Eine gute Wahl, auch in Stutt- mich gefragt, gruseligen Innereien waren
gart auf dem Schlossplatz was ich machen will. aber erhalten und sind alle
bleiben die Menschen stehen, noch anno 1946. Wobei man
fragen, wie alt die Bahn ist, wo
Ich habe gesagt, sagen muss, die Rinderhälften
sie herkommt. Eine Oma er- ich will die alte und die Schweineköpfe, die
klärt ihrer Enkelin, dass sie Geisterbahn.“ seine Großeltern zum Er-
früher auch in einer solchen Louis Schneider, schrecken nutzten, die tau-
Geisterbahn das Gruseln ge- Schausteller chen nicht mehr auf. Aber der
lehrt bekommen hat. Drache, der Vampir, das Ske-
Die Geisterbahn ist eine verhältnismäßig lett, die Klassiker sind alle noch bereit zum
junge Jahrmarktsattraktion. Die erste elekt- Gruseln. Nur die Hand, die ist nicht anno
risch betriebene Geisterbahn der Welt ist der 1946. Die fühlt sich sehr echt und sehr kalt
Ghost Train im Blackpool-Pleasure-Beach- an. Im Ghost Train in Blackpool soll Cloggy,
Vergnügungspark im Nordwesten Englands. der Geist eines verstorbenen Technikers,
Er wurde im Mai 1930 eröffnet. Und fährt sein Unwesen treiben. Wer weiß, wer da in
heute noch. Sie sind also ganz schön robust, Stuttgart im Geisterexpress herumspukt.

Notfall-und Bereitschaftsdienst (für nicht Geh-

fähige, deren Hausarzt unerreichbar ist):
Mo – Fr 19 – 7 Uhr, Tel. 116 117.
Notfallpraxis der Stuttgarter Ärzteschaft,
im Marienhospital, Böheimstr. 37, Heslach (für Geh-
fähige): Mo – Do 19 – 1 Uhr, Fr 14 – 1 Uhr,
Sa, So und feiertags: rund um die Uhr.
Augenärztlicher Notdienst: Tel. 116 117.
Informationen zur Bereitschaft von Medi-Fach-
ärzten (für Patienten, deren Arzt nicht erreichbar
ist): Mi, Fr 13 – 19 Uhr, Tel. 0 18 05 / 30 80 90.
Docdirect (bei akuten Erkrankungen und wenn der
Haus- oder Facharzt nicht erreichbar ist) 9 – 19 Uhr,
Tel. 0711 / 965 897 00.
Tierarzt: durchgehend Tel. 7 65 74 77.
Tierrettung/Tierambulanz:
durchgehend Tel. 01 57 / 34 44 97 30.
Telefonseelsorge: 0800 / 11 10 – 111 (evang.),
0800 / 11 10 – 222 (kath.).
Kontakt- und Informationszentrum für Sucht-
kranke, Nikolausstraße 2, Tel. 26 74 25: Mo – Do + Sa
18 – 21 Uhr, Sa (zusätzlich) 10 – 12 Uhr, So 10 – 12 Uhr.
Mobbing-Hotline: Tel. 0180/26 62 24 64,
Mo – Fr 8 – 22 Uhr.
Krisen- und Notfalldienst: Tel. 0180 /5 11 04 44,
Mo – Fr 9 – 24 Uhr, Sa, So 12 – 24Uhr.
Elterntelefon des Kinderschutzbundes:
Mo, Mi 9 – 11 Uhr, Di, Do 17 – 19 Uhr:
Tel. 0800 / 111 05 50.
Anonyme Alkoholiker: Tel. 0172 / 329 55 48.
Neuer Seelsorger für Kroatische Katholische Gemeinde
Der gebürtige Stuttgarter Ante Ivan Rozić kehrt in seine Heimat zurück und leitet ab Oktober zwei Gemeinden in Stuttgart.
Von Uli Nagel
STUTTGART. „Stuttgart als Wirkungsstätte
bedeutet für mich eine Rückkehr in die Hei-
mat“, sagt Pater Ante Ivan Rozić. Er leitet ab
Oktober die Kroatischen Katholischen Ge-
meinden „Sveti Ivan Krstitelj“ in Feuerbach
und „Sveti Nikola Tavelić” in Bad Cannstatt.
Der 37-Jährige freut sich auf seine neue Auf-
gabe: „Es wird mir beim Gedanken warm
ums Herz, in meinem Geburtsort das Leben
der Katholikinnen und Katholiken und der
Gesellschaft mitprägen zu dürfen.“
Ante Ivan Rozić kam 1985 als drittes von
vier Kindern in Stuttgart zur Welt. Nach sei-
ner Erstkommunion wurde er Ministrant in
der Kroatischen Katholischen Gemeinde
Stuttgart. Er ministrierte regelmäßig in der
Domkirche St. Eberhard bei Sonntags- und
Werktagsgottesdiensten sowie bei Taufen
und Trauungen. Das Theologiestudium und
sein Noviziat absolvierte er bei den Franzis-
kanern in Kroatien. 2011 wurde er dort zum
Priester geweiht. Nach Stationen in Berlin
und München kommt Pater Ante Ivan Rozić
nun wieder in seine Heimatstadt. „Die Seel-
sorge in den kroatischen Gemeinden und
deutschen Pfarreien hat mir einzigartige Er-
fahrungen beschert,wie zum Beispiel das Hi-
neinwachsen in Traditionen oder die Vielfalt
als Schatz der katholischen Kirche.“ Diese
Erfahrungen bringt er nun in seine neue Tä-
tigkeit in Bad Cannstatt und Feuerbach ein.
In der mehr als 60-jährigen Geschichte der
Kroatischen Katholischen Gemeinden Stutt-
garts ist Ante Ivan Rozić der Erste, der in
Stuttgart aufgewachsen und zum Priester
geweiht wurde. Jetzt in seine Geburtsstadt,
wo seine Familie noch immer zu Hause ist,
zurückzukommen und zu wirken, löst bei
ihm große Freude aus: „Ich freue mich auf
meine neuen Gemeinden,auf meine Familie,
auf meine Mitbrüder und die Kolleginnen
und Kollegen im Katholischen Stadtdekanat
Stuttgart.“
Es gibt zwei Einführungsgottesdienste
mit Stadtdekan Christian Hermes am Sonn-
tag, 2. Oktober: um 12 Uhr in der Liebfrauen-
kirche, Wildunger Straße 55 in Bad Cann-
statt, und um 14 Uhr in der Kirche St. Josef,
Oswald-Hesse-Straße 72 in Feuerbach.
Integrationskurse
für junge Migranten
STUTTGART. In Stuttgart werden sogenann-
te Jugendintegrationskurse des Bundes für
junge Leute aus anderen Ländern im Alter
von 18 bis 26 Jahren angeboten, die erfahren
möchten, wie man sich in Deutschland eine
Zukunft aufbauen kann. Die Teilnehmer ler-
nen dabei Deutsch bis zum Sprachniveau B1.
Sie erfahren Wissenswertes über Schule und
Ausbildung, Arbeiten und Beruf, Familie und
Zusammenleben, Gesundheit und Vorsorge,
Kultur und Freizeit. Die Kurse finden mit
Gleichaltrigen in Gruppen von 10 bis 15 Per-
sonen statt. Im Praxisteil kommen die Teil-
nehmer in Kontakt mit Bildungseinrichtun-
gen und möglichen Arbeitgebern. Weitere
Informationen stehen im Internet unter:
https://www.stuttgart.de/pressemitteilungen/se
ptember/jugendintegrationskurse.php. red

Lokalpolitik hat bei Geldvergabe Fehler gemacht

Frauenhaus: Tel. 54 20 21.
Städtisches Frauenhaus: Tel. 4 14 24 30.
Elektro-Notdienst: Tel. 56 68 52.
Pannendienst: ADAC Tel. 01 80 / 2 22 22 22;
AvD Tel. 7 97 90 68. ACE Tel. 530 34 35 36.
APOTHEKEN
Stuttgart Innenstadt und Botnang: Herdweg-Apo-
theke, Herdweg 41, Nord, Tel. 29 08 33 u. Hubertus-
Apotheke, Liststr. 38, Süd, Tel. 60 22 82.
Bad Cannstatt, Neckarvororte und Fellbach:
Max-Eyth-Apotheke, Kapellenweg 20, Hofen,
Tel. 53 28 26 u. Widderstein-Apotheke, Widders-
teinstr. 23, Untertürkheim, Tel. 33 08 33.
Degerloch, Filderbezirke und Vaihingen:
Apotheke Kemnat, Heumadener Str. 11, Ostfildern,
Tel. 4 58 61 28 u. Schwabenland-Apotheke, Hauptstr.
In Sillenbuch sind jahrelang Mittel aus dem Bezirksbudget Bushaltestellen. Ebenfalls in die Röhre guckt Stadt Stuttgart“, sagte Peter-Alexander
die evangelische Kirchengemeinde Rieden- Schreck.
mitunter falsch vergeben worden. Auch andere Bezirke sind wohl berg. Die hat den Platz vor der Emmauskir- Aussagen,die tags drauf im Rathaus nicht
betroffen. Nun hat die Verwaltung eine Ansage gemacht. che umbauen und aufwerten lassen und im gut ankamen. „Die Aussagen von Bezirks-
Nachgang den Bezirksbeirat um eine finan- vorsteher Schreck sind nicht nachvollzieh-
Von Caroline Holowiecki anweisung für die Gewährung von städti- zielle Unterstützung in Höhe bar“, so Stadtsprecher Sven
schen Zuwendungen so geregelt, doch „in von 1500 Euro gebeten. Einzig Matis. Die Mitarbeitenden der
STUTTGART. Der Bezirksbeirat Sillenbuch der Praxis ist man davon abgewichen“, be- den Antrag der Feuerwehrab- Verwaltung achteten sehr ge-
und die örtliche Bezirksverwaltung haben in kannte er. Das Rechnungsprüfungsamt hat teilung Heumaden konnte das nau auf einen sorgsamen und
der Vergangenheit bei der Vergabe von Gel- den Fehler in Sillenbuch und auch in ande- Gremium bewilligen. Sie hatte regelgerechten Umgang mit
dern aus dem Bezirksbudget immer wieder ren Bezirken bemerkt. Man habe in der Ver- sich 1000 Euro für einen neu- öffentlichen Mitteln. „Sich an
gegen die städtischen Statuten verstoßen – gangenheit in gutem Glauben gehandelt, er- en Maibaumkranz gewünscht. geltende Richtlinien zu hal-
Foto: Caroline Holowiecki

5, Vaihingen, Tel. 73 16 26.
Feuerbach, Stuttgarter Norden, Gerlingen,
Korntal und Zuffenhausen: Uhland-Apotheke,
Pforzheimer Str. 314, Weilimdorf, Tel. 8 89 46 65.
Dienstbereit von 8.30 bis 8.30 Uhr.
StN-Online
→ Alle Veranstaltungen in Stuttgart
und der Region aktuell unter:
veranstaltungen.stuttgarter-nachrichten.de
und jetzt einen Rüffel vom Hauptamt be-
kommen. In der jüngsten Sitzung des Gre-
miums verkündete der stellvertretende Be-
zirksvorsteher Hans Peter Klein die „Hiobs-
botschaft“. Demnach muss Geld aus dem Be-
zirksbudget, mit dem etwa ehrenamtliches
Engagement vor Ort gefördert werden kann,
im Vorfeld beantragt werden, also bevor eine
Anschaffung getätigt wird oder eine Veran-
staltung ausgerichtet wird.
Das ist schon immer in den kommunalen
Richtlinien durch die sogenannte Geschäfts-
klärte Hans Peter Klein,doch „es ist schlicht-
weg nicht zulässig“.
Konsequenz: Der örtliche Gewerbeverein
Meile ging in der jüngsten Sitzung des Gre-
miums leer aus. Er hatte im Nachgang zu sei-
nem Sommerfest „Sillenbuch in Weiß“ eine
Förderung in vierstelliger Höhe beantragt:
1500 Euro grundsätzlich für die Ausrichtung
der Veranstaltung, 550 Euro für den Spiele-
bereich, 1900 Euro für die Deckung der Kos-
ten, die durch die Straßensperrung entstan-
den sind, plus 317 Euro für die Verlegung der
Der Bezirksvorsteher Pe- ten, ist keine Frage des Ge-
ter-Alexander Schreck machte schmacks, sondern verfas-
in der Sitzung keinen Hehl da- sungsmäßige Pflicht der Ver-
raus, was er von der Ansage waltung“, teilte Matis mit.
seines Arbeitgebers hält. „Ich Laut Hans Peter Klein wird
finde das von der Stadt un- Bezirksvorsteher es ab dem kommenden Jahr
möglich, dieses bürokratische Peter-Alexander Schreck stadtweit einheitliche Richtli-
Klein-Klein“, sagte er. Er rief nien zur Vergabe von Förder-
die Räte mehrfach auf, „kreativ“ zu werden, geldern in allen Stadtbezirken geben. Da-
also sich Lösungen zu überlegen, wie man durch werden individuelle Beschlüsse zur
die Vorgaben der Verwaltung vielleicht um- Vergabepraxis,die einzelne Bezirksbeiräte in
gehen könne. „Armes Deutschland, arme der Vergangenheit gefasst haben, hinfällig.
 Stuttgart und Region Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 21

Hochschulen werben Radtour durch den

Stuttgarter Norden

um Studierende
STUTTGART. Das große Finale der Stadtteil-
touren des ADFC steigt am Samstag, 1. Okto-
ber. Es geht durch Zuffenhausen, Rot und
Stammheim. Start ist um 14 Uhr an der
Nur wenige wollen Mint-Fächer studieren. Die Stuttgarter Unis Stadtbahn-Haltestelle Kelterplatz in Zuffen-
hausen, die Fahrt soll circa zwei Stunden
vergeben ihre Studienplätze per Los, die Hochschule für Technik dauern. Jeder kann mitradeln, ohne Anmel-
verlängert ihre Bewerbungsfrist. Die Medienhochschule ist voll. dung. Auf ungefähr 30 Kilometern werden
300 Höhenmeter überwunden. Die Tour ist
Von Inge Jacobs die HFT die Bewerbungsfrist – und ebenso geeignet für Alltagsräder, Mountainbikes,
für die Masterstudiengänge Gebäudephysik, Liegeräder, Pedelecs sowie Tandems. Insge-
STUTTGART. Die Bewerberzahlen an den Geotechnik/Tunnelbau und Mathematik. samt hat der ADFC dieses Jahr elf unter-
Stuttgarter Hochschulen sind rückläufig. Der HFT-Sprecherin Michaela Leipersberger schiedliche Ausfahrten angeboten, um die
Und so mancher Studiengang ist noch nicht fällt auf: „Die Bewerberlage ist insbesondere Stuttgarter Stadtbezirke zu erkunden. bz
gefüllt. Noch immer laufen Nachrückverfah- im Mint-Bereich rückläufig. Von den 829 an-
ren. Doch bereits vor dem offiziellen Vor- gebotenen Studienplätzen konnten wir nach
lesungsbeginn nächste Woche beziehungs- Abschluss der offiziellen Bewerbungsphase
weise Mitte Oktober rechnen sich derzeit rund zehn Prozent nicht besetzen, so dass in Kurz berichtet
viele angehende Erstsemester in den Mathe- ausgewählten Studiengängen ein Nachrück-
vorkursen und Brückenkursen schon mal verfahren angeboten wurde.“ Dieses endete
warm – online und in Präsenz. Allerdings am 14. September, die Einschreibefrist am Stuttgarter Motive in Öl im
stellt sich die Situation je nach 21. September. Laut Michaela
Hochschule unterschiedlich Leipersberger konnten somit
Rathaus in der Innenstadt
dar. rund 95 Prozent der Studien- STUTTGART. Unter dem Motto „Städte und
plätze besetzt werden. Landschaften“ stellt der Stuttgarter Künstler
- Medienhochschule ist und Mediziner Pavel Kratochvil im Stuttgar-
die schnellste - Uni Stuttgart verlost ter Rathaus im 3. Stock seine Werke aus. Zu
„Wir sind ausgebucht.“ Das Studienplätze sehen sind die Stuttgarter Motive in Öl noch
konnte Alexander W.Roos,der Auch die Uni Stuttgart kämpft bis Freitag, 30. September, geöffnet ist von 8
Rektor der Hochschule der mit dem nachlassenden Inte- bis 18 Uhr. fu
Medien (HdM) auf dem Vai- resse an Mint-Fächern und
hinger Campus, schon vor verzeichnet auch insgesamt Filmvorführung mit
einer Woche vermelden. Und Foto: Lichtgut/Verena Ecker einen leichten Rückgang der
dies, obwohl die Bewerber- Bewerberzahlen. Das zeige anschließender Diskussion
zahlen fürs Wintersemester „Alle Studiengänge sich neben den Naturwissen- STUTTGART. Am Dienstag, 11. Oktober, gibt
auf Vorjahresniveau lagen, bei sind startklar. schaften besonders bei den es um 16 Uhr eine Kooperationsveranstal-
dem die HdM einen deutli- In vielen haben Studiengängen Maschinen- tung der Stadt Stuttgart mit der Sozialen
chen Bewerbereinbruch um wir mehr Studierende bau und Bauingenieurwesen, Stadt Neugereut im Stadtteilhaus. Im Rah-
fast ein Drittel auf 4600 erlebt aufgenommen wo die Branche gerade in men des Europäischen Filmfestivals der Ge-
hatte. Und obwohl die Annah- als sonst.“ einem Transformationspro- nerationen wird die Dokumentation „Auf-
mequote in einigen Fächern zess sei, berichtet die Unispre- schrei der Jugend“ von Kathrin Pitterling
Alexander W. Roos,
geringer gewesen sei – dies Rektor der Hochschule cherin Lydia Lehmann. Dies über die Fridays-for-Future-Bewegung in
betreffe insbesondere tech- der Medien spiegle auch der Studiengang Berlin gezeigt. Nach der Filmvorführung gibt
nisch orientierte Fächer. Die Maschinenbau, der sein Curri- es eine Diskussionsrunde. Es diskutieren Va-
bewerbungsstärksten Fächer culum ändere – weg vom Ver- leria Anselm (Fridays for Future Stuttgart),
seien nach wie vor Werbung und Marktkom- brennungsmotor. „Wir passen uns da schon Guntram Haag (Schulleiter Jörg-Ratgeb-
munikation, Online-Medien-Management, an“, so Lehmann. In den Wirtschafts- und Die Uni Hohenheim setzt beim Studium wieder auf Präsenz. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth Schule Neugereut), Schüler der Jörg-Rat-
Informationsdesign und Audiovisuelle Me- Sozialwissenschaften sei die Nachfrage sta- geb-Schule sowie Jana Schuster und Gerd
dien. Aber das Einschreibeverfahren sei ab- bil, in der Informatik, Wirtschaftsinformatik tember, an. Bei den Masterstudiengängen dium teilweise erst im November aufneh- Schmid vom Bürgerverein Neugereut im
geschlossen, betont Roos. „Alle Studiengän- und den Geisteswissenschaften sogar stei- Agrarbiologie und Economics sowie dem Ba- men.“ Sie habe aber den Eindruck, so Huber, Stadtteilhaus, Flamingoweg 24. Der Eintritt
ge sind startklar. In vielen haben wir mehr gend. In den noch nicht gefüllten NC-Bache- chelor in Wirtschaftspädagogik geschieht „dass es ein bewussteres Bewerbungsverhal- zur Veranstaltung ist frei. if
Studierende aufgenommen als sonst.“ lorstudiengängen habe man bis 140 Plätze die Vergabe in Form eines Losverfahrens. ten gibt“. Denn bei geringerer Bewerberzahl
verlost – und dafür auf Instagram kräftig die Auch bei vielen anderen Studiengängen nähmen zugleich mehr Studierende ihren Mögliche Szenarien für den
- Hochschule für Technik verlängert Bewer- Werbetrommel gerührt. Der Bewerbungs- konnten sich Kurzentschlossene bis 15. res- angebotenen Studienplatz auch an. „Wir
bungsfrist schluss ist vorbei, Einschreibungen seien pektive 20. September bewerben. Alles stand vermuten, dass dazu auch unsere klare Hal- Frieden in der Ukraine
Mit vielfachen Aufrufen in sozialen Medien noch bis 15. November möglich. unter der Überschrift: „Lösungen für die tung zur Präsenzlehre beiträgt, zu der sich STUTTGART. Am Mittwoch, 5. Oktober, ist
wie Instagram hat die Hochschule für Tech- gesellschaftlichen Probleme von morgen die Universität Hohenheim auch für das die Bundestagsabgeordnete Renate Alt
nik (HFT) ihre freien Studienplätze bewor- - Universität Hohenheim setzt auf Kurzent- finden.“ Endgültige Zahlen lägen jedoch Wintersemester 22/23 bekennt“, so die Pro- (FDP) zu Gast im Alten Rathaus, Goezstraße
ben. „Last call“ hieß es etwa für Bachelorstu- schlossene noch nicht vor, da es kurz vor Beginn des Se- rektorin. Positive Signale könnten auch da- 1, in Plieningen. Die Vorsitzende des Men-
diengänge wie Vermessung und Geoinfor- Die Universität Hohenheim verzeichnet mesters immer noch eine hohe Dynamik ge- her rühren, dass die Uni ihre eingeschriebe- schenrechtsausschusses im Bundestag
matik. Aber auch für Angewandte Mathema- ebenfalls weniger Bewerber. Sie bietet Stu- be, so Korinna Huber, die Prorektorin Lehre: nen Studierenden gut bei der Abmilderung spricht über die aktuelle politische Lage
tik, Architektur, Bauphysik, Digitalisierung dieninteressierten noch in acht Fächern eine „Dazu trägt auch unsere hohe Quote an aus- pandemiebedingter Lernrückstände habe rund um den russischen Angriffskrieg auf
und Informationsmanagement verlängerte Bewerbung bis zu diesem Freitag, 30. Sep- ländischen Studierenden bei, die ihr Stu- unterstützen können. die Ukraine und mögliche Szenarien für
einen Frieden. Beginn ist um 19 Uhr. Eine
Anmeldung ist erwünscht per E-Mail an die
Adresse brigitta.haak@fdpstuttgart.de. red

Neugründung des Gymnasiums bevorzugt Waldspaziergänge zu den

Nach einer Diskussionsrunde mit Experten wurde in Hedelfingen klar:
Nur eine Neugründung führt zum Erfolg.
Von Mathias Kuhn
HEDELFINGEN. Die Frage, wie es mit einer
weiterführenden Schule auf dem Steinen-
berg-Gelände weitergeht, beschäftigt die
Hedelfinger seit einem Jahrzehnt. Die Grün-
dung des Fördervereins Schulcampus Hedel-
fingen hatte wieder Schwung ins Projekt ge-
bracht. Im Rahmen eines vom Verein unter-
stützten Wettbewerbs zeigten Studierende
Ideen auf, wie ein künftiger Campus als Er-
gänzung zum bestehenden Schulzentrum
aussehen könnte. Seit einigen Monaten
herrscht jedoch Stillstand. In der Hauptver-
sammlung diskutierten die Mitglieder über
den besten Weg zum Gymnasium auf dem
Steinenberg. Zusätzlich zu den beiden Rek-
toren, Jürgen Sauer vom Wirtemberg-Gym-
nasium und Matthias Hagen von der Stein-
enberg-Grundschule, hatte der Verein den
Stadtrat Vittorio Lazaridis, Abteilungsleiter
im Kultusministerium, als Experte eingela-
den. Lazaridis skizzierte die Voraussetzun-
gen zur Gründung einer Außenstelle sowie
als Alternative die Neugründung eines Gym-
nasiums. Das Schulamt favorisiert bisher
eine Außenstelle eines bestehenden Gym-
nasiums, am liebsten des Wirtemberg-Gym-
nasiums. Die Diskussion zeigte aber, dass für
ein Gymnasium auf dem Steinenberg der
Weg über eine Außenstelle kaum realisier-
bar erscheint. Sinnvoller – und nachdrück-
lich unterstützt – ist eine Neugründung.
„Jetzt ist der Weg klar und wir werden
unseren Beitrag dazu leisten, dass die Stadt
als Schulträger die Weichen zum neuen He-
delfinger Gymnasium richtig stellt“, so Vor-
stand Paul Wurm. Dabei soll das neue Hedel-
finger Gymnasium nicht in Konkurrenz zu
bestehenden treten, sondern das Angebot
ergänzen. „Der Förderverein strebt für He-
delfingen ein Mint-Profil mit den Schwer-
punkten Informatik, Künstliche Intelligenz
und Robotik an“, so Vorstand Roger Schenk.
Themen „Ernte“ und „Ruhen“
STUTTGART. Das Evangelische Kreisbil-
dungswerk lädt zum Waldbaden ein. Am
Samstag, 1. Oktober, von 17 bis 20 Uhr, geht
es um das Thema „Ernte“, am Sonntag, 18.
Dezember, 13.30 bis 16.30 Uhr, um das The-
ma „Ruhen“. Treffpunkt ist am Haus des
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22 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 Stuttgart und Region
Sport

Der Fußball-Spieltag

Der Ex tippt diplomatisch

Landesliga-Tipp Termine
Oberliga: Offenburger FV – SV Stuttgarter Kickers
(Sa., 15.30 Uhr).
Vor dem Bezirksliga-Spitzenspiel Verbandsliga: Calcio Leinfelden-Echterdingen – SV
Fellbach (So., 15 Uhr).
Andreas
SC Stammheim gegen
Landesliga, Staffel 2: TSV Bernhausen – TSV Ober-
Pottmeyer die SG Untertürkheim erzählt ensingen (Fr. 19.30 Uhr), 1. FC Heiningen – TV Echter-
Foto: Eibner

dingen (Sa., 15.30 Uhr), TSV Plattenhardt – SV Bon-

(SV Bonlanden)
TSV Bernhausen – TSV Oberensingen
JC Donzdorf – Türkspor Neu-Ulm
SV Neresheim – TSGV Waldstetten
1. FC Heiningen – TV Echterdingen
TSV Buch – 1. FC Frickenhausen
SG Bettringen – TSV Bad Boll
SSG Ulm – SV Waldhausen
TSV Plattenhardt – SV Bonlanden
TSV Weilimdorf – FC Blaubeuren
Die bisherigen Tipps in dieser Saison: Samir Genc
(TSV Weilimdorf) 10 Punkte, Giuseppe Iorfida
(Trainer TV Echterdingen) 7 Punkte, Werner
Hottmann (TSV Bernhausen), Ingo Ramljak
(Trainer TSV Plattenhardt), Steffen Schmidt (SV
Bonlanden), Holger Traub (Trainer TSV
Weilimdorf), David Hertel (TV Echterdingen) je 5
Punkte.
Bezirksliga-Tipp
Verim
Kica
Foto: privat
Stefan Schlick von seinen landen, TSV Weilimdorf – FC Blaubeuren (beide So.,
Erfahrungen bei beiden Clubs. 15 Uhr).
1:3
Bezirksliga Stuttgart: TSV Plattenhardt II – MTV
2:1 Von Torsten Streib Stuttgart (So., 13 Uhr), TSV Uhlbach – Sportvg Feuer-
2:1 bach, SV Vaihingen – GFV Ermis Metanastis Stuttgart,
0:3 STUTTGART. Egal wie mies die vorhergehen- SGM ABV/TSV 07 Stuttgart – OFK Beograd Stuttgart,
3:0 de Runde absolviert wurde, egal wie viele Türkspor Stuttgart – TSV Rohr, SC Stammheim – SG
1:3 Untertürkheim, Croatia Stuttgart – Spvgg Cannstatt
Spieler das sinkende Schiffe verlassen und (alle So., 15 Uhr).
1:2 das Weite gesucht haben – als Absteiger
1:3 taucht man bei der Konkurrenz in Sachen Ti- Bezirksliga Neckar/Fils: TSV Harthausen – FV Neu-
1:2 telanwärter meist mit vorne auf der Liste auf.
hausen (Fr., 19.30 Uhr).
Das ist im Fall des letztjährigen Landesliga- Kreisliga A Stuttgart, Staffel 1: FSV Waldebene
Absteiger SC Stammheim nicht anders. Das Stuttgart Ost II – Grün-Weiss Sommerrain, SC
Stammheim II – TSV Mühlhausen (beide So., 13 Uhr),
„Vertrauen“ der Konkurrenz bestätigt der SC
TB Untertürkheim – ASV Botnang (So., 14.30 Uhr),
und führt unter dem neuen Trainer Andreas SSV Zuffenhausen – VfL Stuttgart, SKG Botnang –
Eschenbach verlust- TV89 Zuffenhausen, TV Zazenhausen – TSV Münster,
punktfrei die Bezirksliga-
„Ich gehe PSV Stuttgart – Sportfreunde Stuttgart (alle So., 15
davon aus, Tabelle an. Wenig ver- Uhr).
dass die Post wunderlich also, dass die Kreisliga A Stuttgart, Staffel 2: TV Echterdingen II –
Stammheimer ein Teil TSV Jahn Büsnau, TSV Bernhausen II – Spvgg Stet-
abgeht und des Topspiels am fünften ten, (beide So., 13 Uhr), TV Kemnat – Calcio Leinfel-
es ein inter- Spieltag sind. Gleichwohl den-Echterdingen II, FSV Waldebene Stuttgart Ost –
essantes, der andere Part nicht zu Omonia Vaihingen, SV HNK Slaven Stuttgart – SV
Spiel wird.“ erwarten war: die SG Un- Sillenbuch, Spvgg Möhringen – MK Makedonija
Stuttgart, KV Plieningen – SV Bonlanden II, FV Ger-
Stefan Schlick, tertürkheim. Der Vorjah- mania Degerloch – KF Kosova Bernhausen (alle So.,
Ex-Spieler resneunte hat zehn Stefan Schlick (vorne) bei seinem neuen Verein TSV Heimerdingen in Aktion. Er spielte auch 15 Uhr).
Punkte aus den vier Auf- schon für Stammheim und die SGU – beide treffen nun aufeinander. Foto: Pressefoto Baumann
Kreisliga A Böblingen/Calw, Staffel 2: TSV Walden-
tritten geholt und ist als
buch – VfL Oberjettingen (So., 15 Uhr).
Zweitplatzierter hartnäckigster Verfolger TSV Heimerdingen abgewandert, mit dem er bau von hinten heraus möglich – und Rich-
des Ex-Landesligisten – und hält mit nur aktuell auf Platz vier rangiert und bereits vier tung gegnerisches Tor würde bei beiden sei- Oberliga Frauen: VfB Stuttgart – TV Derendingen

(SG Untertürkheim)
TSV Plattenhardt II – MTV Stuttgart 1:4
TSV Uhlbach – Sportvg Feuerbach 0:2
SV Vaihingen – GFV Ermis Metanastis 4:0
ABV/TSV 07 Stuttgart – OFK Beograd 3:1
Türkspor Stuttgart – TSV Rohr 4:2
SC Stammheim – SG Untertürkheim 2:2
Croatia Stuttgart – Spvgg Cannstatt 1:1
Die bisherigen Tipps in dieser Saison: Matthias
Kassaye (SC Stammheim) 6 Punkte, Damir
Bosnjak (Türkspor Stuttgart) bei einem Spiel
weniger 4 Punkte, Carmine Napolitano (Spvgg
Cannstatt), Stefan Schullehner (TSV uhlbach) je 3
Punkte.
Wertung: exakt richtig drei Punkte; richtige Tor-
differenz zwei Punkte; richtige Tendenz ein Punkt.
zwei Gegentreffern bislang den Laden hin-
ten am besten dicht. Wenn die Teams am
Sonntag, 2. Oktober, 15 Uhr, in Stammheim
aufeinandertreffen, wird ein alter Bekannter
als Zuschauer das fußballerische Treiben
ganz genau verfolgen: Stefan Schlick. Dieser
schnürte für beide Klubs schon die Kickstie-
fel.
Sechs Jahre spielte Schlick für die SGU,
hatte seinen Wirkungsraum vorrangig auf
der Sechserposition. Seine Erfolgsbilanz am
Bruckwiesenweg kann sich durchaus sehen
lassen: Zweimal stieg er in die Bezirksliga
auf, einmal ging es aber auch wieder runter.
Die vergangenen zwei Spielzeiten war er für
den Landesligisten in Stammheim am Leder,
sorgte vor allem über den Flügel für Gefahr.
Nach dem Abstieg ist er zum Landesligisten
Tore markiert hat.
Für viele ist das Gipfeltreffen am fünften
Spieltag eine Überraschung, nicht so für den
doppelten Ex, sieht er doch viele Gemein-
samkeiten auf und neben dem Platz. „Das
Gemeinschaftliche steht für beide Clubs an
erster Stelle, beide Teams verfügen über
einen eingeschworen Haufen“, lacht Schlick.
Kein Wunder habe er noch viele freund-
schaftliche Kontakte sowohl nach Unter-
türkheim als auch nach Stammheim.
Auch rein fußballerisch sieht er die Teams
eng beieinander. „Speziell die SGU hat es
durch gezielte Verstärkungen wie Torhüter
Manuel Haug geschafft, den Defensivbereich
zu stabilisieren“, weiß Schlick von eigenen
Beobachtungen. Zudem weiß er: Ebenso wie
bei Stammheim sei ein gepflegter Spielauf-
ner Ex-Clubs mittlerweile viel Qualität vor-
handen sein „Ich gehe davon aus, dass es ein
interessantes, chancenreiches Spiel wird.“
Und wie sieht’s mit Tipps für den jeweili-
gen Trainer aus, auf wenn muss aufgepasst
werden? „Klar“, sagt Schlick, „am ehesten
auf Stammheims Rudolf Buxmann“. Mit acht
Treffern führt dieser aktuell die ligainterne
Torjägerliste an. Keineswegs überraschend
für Schlick. „Er hat schon in der Landesliga
genetzt und einige Tore vorbereitet.“
Landesliga-Absteiger, Tabellenführer
und den Top-Torjäger in den Reihen – es
spricht also alles für den nächsten, also fünf-
ten Stammheimer Erfolg? Schlick winkt ab.
„Glaube ich nicht. Ich rechne mit einem aus-
geglichenen Spiel und einem 2:2“, so
Schlicks diplomatischer Tipp.
(So., 15 Uhr), SC Sand II – FSV Waldebene Stuttgart
Ost (So., 17 Uhr).
Verbandsliga Frauen: TSV Plattenhardt – SV Gran-
heim (So., 11 Uhr).
Landesliga Frauen: 1. FC Normannia Gmünd – TSV
heumaden (So., 11 Uhr), VfB Stuttgart II – SV Sont-
heim/Brenz, SV Hoffeld – FC Biegelkicker Erdmann-
hausen (beide So., 15 Uhr).
Regionanenliga, Frauen:TSV Mühlhausen – Spvgg
Rommelshausen (So., 11 Uhr),
Bezirksliga, Frauen: VfB Obertürkheim – FSV wald-
ebene Ost II (So., 10 Uhr), TSV Uhlbach – SGM Oppen-
weiler/Sulzbach II CSo., 10.30 Uhr), TSG Backnang –
TSV Heumaden/SV Sillenbuch II (So., 11 Uhr), TSV
Bernhausen – VfR Birkmansweiler/SSV Steinach (So.,
13 Uhr),
Oberliga, A-Junioren: Stuttgarter Kickers – SSV Ulm
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Stuttgarter Nachrichten
Von Carlos Ubina
STUTTGART. Der Wind hat sich gedreht, und
er bläst jetzt Alexander Wehrle ins Gesicht.
Nicht eisig, aber heftig genug, um rund um
den VfB Stuttgart ein paar Einschätzungen
und Entwicklungen durcheinanderzuwir-
beln. Dabei stellt sich für viele Anhänger
nach der Euphorie im Sommer durch den in
letzter Sekunde gesicherten Klassenverbleib
schon zu Herbstbeginn nun die Frage,ob sich
über dem Clubhaus mit dem roten Dach ein
Sturm zusammenbraut oder ob lediglich
eine kleine Fangruppe in ihrer Twitter-Blase
sitzt, den Finger an der Windmaschine, um
bei jeder Gelegenheit Stimmung gegen den
Vorstandsvorsitzenden zu machen.
Wehrle, seit sechs Monaten im Amt und
mit Vorschusslorbeeren aus Köln empfan-
gen, nimmt dabei jede Stimme eines VfB-
Fans ernst. Gerade in der Angelegenheit, die
zuletzt die Aufregung beim Fußball-Bun-
desligisten ausgelöst hat
Die und den Ursprung des
Stimmung Umschwungs darstellt:
rund um die Präsentation der
Weltmeister Sami Khedi-
Alexander ra und Philipp Lahm als
Wehrle hat externe Berater des Vor-
sich stands und Aufsichtsrats
verändert. sowie die Verpflichtung
des langjährigen VfB-Ka-
pitäns Christian Gentner als Leiter der Li-
zenzspieler. Grundsätzlich eine gute Sache
für den VfB, die nach innen beruhigen und
nach außen strahlen sollte.
Tut sie aber seit rund drei Wochen nicht.
Jedenfalls nicht in Stuttgart, wo Wehrles
Entscheidungen sogleich mit dem weiteren
Engagement von Sportdirektor Sven Mislin-
tat in Verbindung gebracht wurden. Inhalt-
lich zum einen, weil man die Installierung
des Trios im Sinne von Mislintats Kritiker als
längst überfälliges Korrektiv für den Kader-
planer verstehen kann. Kommunikations-
technisch zum anderen, weil der Sportchef
erst sehr spät informiert wurde und sich da-
durch nicht nur in der Mislintat-Fraktion
schnell der Eindruck verfestigte, man wolle
den selbstbewussten Westfalen loswerden.
Doch das will Wehrle nicht.Deshalb hat er
seine Fehleinschätzung öffentlich einge-
räumt. Beruhigt haben sich die Gemüter je-
doch nicht, und die Verwunderung über sein
Agieren besteht nicht nur in Internetforen.
Der langjährige Fußballfunktionär will sich
dennoch nicht von einzelnen Strömungen
treiben lassen – weder für noch gegen Mis-
lintat.Für ihn gehören zur Gesamtstimmung
das Meinungsbild der mehr als 76 000 Ver-
einsmitglieder, die Reaktionen der aktiven
Fanszene, die Positionierungen in der Stadt-
gesellschaft und der Eindruck auf Sponsoren
und Partner. Dazu macht sich der 47-Jährige
gern sein eigenes Bild über die Situation –
auch von der Zusammenarbeit mit Mislintat.
Nach persönlichen Erfahrungen, der kri-
tischen Saisonanalyse und der intensiven
Transferzeit hat sich Wehrle schließlich für
ein Modell mit Mislintat und ohne externen
Sportvorstand entschieden, plus zusätzli-
cher Expertise. Das sollte die Botschaft sein,
die vom Aufsichtsrat der VfB AG mit Präsi-
dent Claus Vogt an der Spitze abgesegnet
wurde. Im Prinzip strebt der Vorstandsvor-
sitzende also eine Vertragsverlängerung mit
dem Sportdirektor über 2023 hinaus an. Jetzt
versteht Wehrle seinen Job jedoch so, dass er
dies nicht um jeden Preis tun wird und er sich
erst am Anfang der Verhandlungen befindet.
Der VfB-Boss stellt sich dabei häufig die
Frage, was passiert eigentlich, wenn der ge-
Kommt Coulibaly in der Fünferkette zu seinem Debüt?
Der Franzose könnte erstmals in
dieser Saison für den VfB Stuttgart
auflaufen, da Linksfuß Borna Sosa
auszufallen droht – und Dan-Axel
Zagadou noch nicht topfit ist.
Von David Scheu
STUTTGART. Länderspielpausen sind für die
Fußball-Bundesligisten immer auch mit
einem gewissen Bangen verbunden: Kehren
die Nationalspieler fit und ausgeruht zu den
Vereinen zurück? Oder stoßen sie ange-
schlagen und müde zum Team? Für den VfB
Stuttgart gab es dieses Mal schlechte Nach-
richten von Borna Sosa. Der Linksfuß ist
nach den Spielen für die kroatische Natio-
nalmannschaft mit erhöhter Temperatur
und Erkältungssymptomen in Stuttgart an-
gekommen, ein Einsatz im wichtigen Duell
Die zwei Seiten eines
Schulterschlusses
Der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle hat sich für ein Modell mit Sven Mislintat entschieden.
Der Sportdirektor identifiziert sich auch stark mit dem VfB – doch kommen die beiden zusammen?
ektor Sven Mislintat
Selbstbewusst: Sportdir
Braut sich über dem roten Clubdach des VfB Stuttgart tatsächlich ein Sturm zusammen?
schätzte Sportdirektor plötzlich dem Lock-
ruf eines anderen Clubs folgt? Für diesen Fall
möchte Wehrle vorbereitet sein. Und ausge-
schlossen ist in dieser Branche ja nichts,
doch Mislintat identifiziert sich stark mit
dem VfB. Er verhält sich dem Verein gegen-
über loyal, wenngleich Diskussionen über
Konzepte und Spieler mit ihm großen He-
rausforderungen gleichen. Der 49-Jährige ist
ein Überzeugungstäter, und er ist überzeugt,
in Stuttgart mit überschaubaren Mitteln
eine erfolgreiche Mannschaft bauen zu kön-
nen. Noch – und wenn man ihn lässt.
Im Prinzip will deshalb auch Mislintat in
Stuttgart weiterarbeiten. Doch was macht es
mit einem Sportdirektor, der in einer wichti-
gen Personalie, die direkt seinen Bereich be-
trifft (Gentner), nicht mitgenommen wird?
Zumal das Anforderungsprofil der neuen
Stelle nicht feststeht. Mislintat hat sich nach
der Aussprache mit Wehrle für den Schulter-
schluss entschieden. Für viele Fans ist das,
Bekommt er seine Chance in Wolfsburg?
Coulibaly könnte Sosa ersetzen. Foto: Baumann
mit dem VfL Wolfsburg an diesem Samstag
(15.30 Uhr) scheint fraglich.
Zwar ist ein Coronatest negativ ausgefal-
len, mit der Mannschaft trainiert hat Sosa
bisher aber noch nicht. „Es ist offen, ob er
eine Option für das Spiel ist“, sagt Trainer
Sport
Freitag , 30. September 2022 23
Nagelsmann: Nicht
alles umkrempeln
MÜNCHEN. Julian Nagelsmann hat in der ak-
tuellen Krise bei Bayern München alles in-
frage gestellt, nicht allerdings seine Zukunft
als Trainer des deutschen Fußball-Rekord-
meisters.„Ich hinterfrage mich immer,jeden
Tag. Aber ich hatte jetzt keine Rücktritts-
gedanken, ich habe nur
keine Lust, die Spiele
nicht zu gewinnen“, sag-
te Nagelsmann.
„Dass die letzten zwei
Wochen mich total kalt-
lassen, wäre gelogen. Ich
spüre die Verantwortung
für die Situation, aber ich Nagelsmann
weiß auch, dass ich nicht Foto: dpa/Sven Hoppe
für alles verantwortlich
bin“, betonte er. Sein Team ist vor dem Start
in sechs englische Wochen mit 13 Pflicht-
spielen vor der WM und dem Krisengipfel
gegen Bayer Leverkusen an diesem Freitag
(20.30 Uhr) in vier Ligaspielen sieglos.
Nagelsmanns Fazit: „Wir müssen nicht
alles umkrempeln.“ Doch seine Stars müss-
ten sich „bewusst sein, dass wir Bayern Mün-
chen sind und nicht auf dem Platz stehen,
der unserem Anspruch gerecht wird“. sid
Vorausschauend:Vorstan
dschefAlexanderWehrle
Bundesliga
Bundesliga
Bayern München – Bayer Leverkusen 20.30
RB Leipzig – VfL Bochum Sa., 15.30
SC Freiburg – FSV Mainz 05 Sa., 15.30
1. FC Köln – Borussia Dortmund Sa., 15.30
Eintracht Frankfurt – 1. FC Union Berlin Sa., 15.30
VfL Wolfsburg – VfB Stuttgart Sa., 15.30
Werder Bremen – Mönchengladbach Sa., 18.30
Hertha BSC – 1899 Hoffenheim So., 15.30
FC Schalke 04 – FC Augsburg So., 17.30
Verein Sp G U V Tore Pkt
1. 1. FC Union Berlin 7 5 2 0 15:4 17
2. Borussia Dortmund 7 5 0 2 9:7 15
3. SC Freiburg 7 4 2 1 10:5 14
4. 1899 Hoffenheim 7 4 1 2 12:7 13
5. Bayern München 7 3 3 1 19:6 12
6. Mönchengladbach 7 3 3 1 10:5 12
7. Eintracht Frankfurt 7 3 2 2 14:13 11
8. FSV Mainz 05 7 3 2 2 7:10 11
9. 1. FC Köln 7 2 4 1 11:8 10
10. Werder Bremen 7 2 3 2 13:12 9
11. FC Augsburg 7 3 0 4 5:10 9
12. RB Leipzig 7 2 2 3 9:12 8
Fotos: Baumann 13. Hertha BSC 7 1 3 3 7:9 6
14. FC Schalke 04 7 1 3 3 8:14 6
Kurzpässe was rund um das 1:3 gegen Eintracht Frank- 15. Bayer Leverkusen 7 1 2 4 9:12 5
furt vor zwei Wochen an Einigkeit demonst- 16. VfB Stuttgart 7 0 5 2 7:10 5
riert wurde, allerdings nur ein Scheinfriede. 17. VfL Wolfsburg 7 1 2 4 5:12 5
Die Rückkehr von Josha Vagnoman Ob dieser über den Winter hinaus Be- 18. VfL Bochum 7 0 1 6 5:19 1
(Knochenödem) verzögert sich auf unbe- stand hat,wird sich zeigen,wenn sich Wehrle
stimmte Zeit. Der Außenspieler hat in dieser und Mislintat am Verhandlungstisch gegen-
Woche mit ersten Bewegungsübungen be- übersitzen. Der Sportdirektor will seine Ent-
gonnen. „Die ersten Schritte sind gegangen“, scheidungsmöglichkeiten nicht beschnitten Sportsfreund des Tages
sagte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo, sehen und denkt darüber nach, doch den
„man kann aber nicht genau sagen, wann er Posten des Sportvorstands anzunehmen.
wieder einsteigen wird.“ Dann stünde er auf der gleichen Hierarchie-
ebene wie Wehrle, müsste jedoch vom Auf-
Jan Ullrich
Beim Regional-Ligaspiel des VfB II gegen den sichtsrat dazu bestellt werden. Doch Wehrle TV-Beiträge, Bücher,
FC 08 Homburg (Samstag, 14 Uhr/Schlienz- beabsichtigt gar nicht, Mislintats Frei- und Podcasts, lange Artikel –
stadion) gibt es ein Wiedersehen mit Timo Gestaltungsraum einzuschränken. Er for- was ist in diesem Sommer
Foto: dpa/Guido Kirchner
Wenzel: Der FCH-Trainer wurde als Spieler ciert eine breitere sportliche Kompetenz. Als nicht alles veröffentlicht
mit dem VfB 2003 deutscher Vizemeister. besten Beleg für seine Absicht, mit Mislintat worden über Jan Ullrich.
Auch Homburgs Martl Ristl, David Hummel in die Zukunft zu gehen, sieht der Vorstands- Völlig zu Recht natürlich,
und Fabian Eisele spielten schon für die chef dabei die jüngste Vergangenheit. 17 schließlich stieg der Un-
Weiß-Roten. Der VfB II bangt unterdessen Transfers haben sie zuletzt gemeinsam ab- aufhaltsame vor 25 Jah-
um den Einsatz von Jonas Weik und Jannis gewickelt – und die Frage wird sein, ob noch ren mit seinem Triumph bei der Tour de
Boziaris (beide Sprunggelenkprobleme). red weitere hinzukommen. France in den Radsport-Olymp auf, in dem er
allerdings nicht lange blieb. Doping, Blut-
beutel, Lügen – alles bekannt. Und trotzdem
(oder gerade deswegen) eine höchst interes-
sante Geschichte. Immer noch.
Nur einer äußerte sich nicht in den vielen
sehens-, hörens- und lesenswerten journa-
Pellegrino Matarazzo. Ersetzen könnte ihn chenlang fiel Tanguy Coulibaly mit einer listischen Werken: Jan Ullrich selbst. Klar, im
Neuzugang Dan-Axel Zagadou, was aber langwierigen Zehenverletzung aus, jetzt Archiv gab es genügend Stimmen von ihm,
eine Umstellung von der bislang präferierten könnte er auf dem linken Flügel in der Fün- aktuelle Interviewanfragen aber lehnte er al-
Dreierkette auf eine Viererkette mit sich ferkette als Sosa-Ersatz zum Zug kommen. lesamt ab. Mittlerweile ist auch bekannt, bei
bringen würde – mit Konstantinos Mavropa- „Er hat einen guten Fokus im Training wem er einen Exklusivvertrag unterschrie-
nos auf rechts und Hiroki Ito auf links sowie und seine Stärken in der Vorwärtsbewegung ben hat: Amazon Prime Video dreht gerade
Zagadou und Waldemar An- mit einer gewissen Wucht“, eine vierteilige Dokumentation, die 2023
ton als Innenverteidiger. „Er hat einen guten lobt Matarazzo – weiß aber veröffentlicht werden soll. Darin will Ullrich
Gegen die Option spricht Fokus im Training und auch um das defensive Risiko, anscheinend erstmals auch offen über seine
der Fitnesszustand Zagadous, seine Stärken in der das er mit dieser Personalie Dopingvergangenheit reden – jedenfalls hat
der drei Monate lang vereins- eingehen würde: „Im Stel- er jetzt „Ehrlichkeit“ versprochen, und er
los und ohne Mannschafts-
Vorwärtsbewegung lungsspiel ist bei ihm sicher- will auch „die Hosen runterlassen“.
training war. Kürzlich führte mit einer gewissen lich noch Luft nach oben.“ Wer sich dies angesichts der zahlreichen
Matarazzo ein längeres Ge- Wucht.“ Allerdings sieht er Couliba- Eskapaden Ullrichs bildlich lieber nicht vor-
spräch mit ihm – mit ziemlich Pellegrino Matarazzo, ly in puncto Abwehrverhalten stellen mag, für den zog der Ex-Radprofi
klarer Tendenz: „Er meinte VfB-Trainer, über Coulibaly generell in der richtigen Spur. noch einen Vergleich, der einem nur schwer
auch selbst, dass ein Kader- „Er kann Zweikämpfe gewin- aus dem Kopf geht. Die Aufarbeitung der
platz schon ein großer Schritt ist für ihn. So nen. Er muss nur entscheiden, das auch zu Vergangenheit sei für ihn wichtig, um mit
sehen wir es auch.“ tun“, sagt Matarazzo, „er ist auf einem guten sich selbst ins Reine zu kommen: „Es ist wie
Damit rückt ein Spieler ins Blickfeld, der Weg, das zu verstehen.“ Vielleicht bekommt ein Eiterpickel, den man ausdrücken muss,
in dieser Saison noch keine einzige Bundes- der 21-jährige Franzose ja in Wolfsburg die erst dann geht es besser.“Genügend schmut-
liga-Minute für den VfB absolviert hat: Wo- Chance, das zu zeigen. ziger Inhalt dürfte vorhanden sein. jok
24 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 Sport

Die Zahl der

Verletzungen steigt Leonie Adam stellt alles auf den Kopf
FRANKFURT. In den fünf großen europäi- Die Olympischen Spiele 2021 hat Live dabei bei der Trampolin-WM
schen Fußballligen ist die Zahl der Verlet-
zungen in der Saison 2021/22 um 20 Prozent Leonie Adam verpasst, was ihr Wettkämpfe An diesem Samstag finden die
gestiegen. Das geht aus einer am Mittwoch ziemlich zugesetzt hat – deshalb deutschen Jugendmeisterschaften und die
veröffentlichten Studie des britischen Versi- WM-Qualifikation der Frauen und Männer in
cherungsmaklers Howden hervor. Die Kos-
will die Trampolin-Turnerin auf der Scharrena statt. Beginn ist um 10 Uhr,
ten der Vereine lagen demnach in Rekordhö- jeden Fall in Paris 2024 dabei sein. die Finals beginnen um 16 Uhr. Am Sonntag
he bei rund 610 Millionen Euro. stehen die deutschen Meisterschaften im
Die englische Premier League (1231 Ver- Von Jürgen Kemmner Synchron an, Beginn ist um 11 Uhr, die Fi-
letzungen,938 in der Vorsaison) wies mit 219 nals starten um 15.30 Uhr.
Millionen Euro die höchsten Kosten auf, die STUTTGART. Sie hat sich dran gewöhnt, die
Clubs in der Bundesliga (1205 Verletzungen, gefühlte Mutter der Riege zu sein. Leonie Übertragung An beiden Tagen wird es
902 in der Vorsaison) zahlten 82,77 Millio- Adam wird im Januar zwar erst 30, doch da- einen Livestream geben unter www.sport-
nen Euro. 44 Prozent der Kosten entfielen mit ist sie bei den deutschen Trampolin-Tur- deutschland.tv/dtb red
laut der Studie dabei auf Meister Bayern nerinnen mit Abstand die älteste; Aileen
München und Borussia Dortmund. Rösler, ihre Clubkollegin beim MTV Stutt-
Die Verletzungskosten wurden berech- gart und in der Nationalmannschaft, wird im sie sich neue Arbeitsweisen, neue Blickwin-
net,indem die Kosten pro Tag für einen Spie- November erst 24 – und dieses Alter ist nur kel dadurch versprochen hat. „Manches
ler mit der Anzahl der Ausfalltage multipli- unwesentlich höher als die Zeitspanne, in nutzt sich ab“, sagt sie. Zudem lässt sie sich
ziert wurden. Der französische Meister Paris der Leonie Adam ihre von einer Ernährungsberaterin anleiten, was
Saint-Germain wies mit über 40 Millionen Karriere zwischen Tuch sie in den zurückliegenden 22 Jahren noch
Euro die höchsten Verletzungskosten aller und Hallendecke be- nie getan hat. Und schließlich hat die Olym-
Vereine auf. Nach Ansicht der Spielerge- treibt. „Vor 22 Jahren ha- pia-Zehnte von Rio ihr Athletik-Training am
werkschaft FIFPro müssen Strukturen ge- be ich angefangen“, er- Olympiastützpunkt deutlich verstärkt, weil
schaffen werden, um die Belastung der Spie- zählt die Frau aus Filder- sie in ihrer Kür eine höhere Schwierigkeit
ler zu begrenzen. sid stadt, „ich bin mittler- präsentieren will, wozu höhere Sprünge nö-
Foto: Yavuz Dural
weile in diese Rolle hi- tig sind – was wiederum eine entsprechende
neingewachsen. Ich gebe Muskulatur benötigt. „Mein Ziel ist es, bei
„Zum Ticket den Jüngeren gerne mei- den Spielen in Paris 2024 am Start zu ste-
Ergebnisse und Tabellen nach Paris ne Erfahrung weiter.“ hen“, betont sie, „darauf
2024 muss für An diesem Wochen- ist mein sportliches Tun „Ich werde
Leonie alles ende steigt die EM- hin ausgerichtet.“ Das eine neue
FUSSBALL klappen.“ Sechste im Einzel in der nächste Jahr ist dafür Abfolge
Champions League der Frauen, Qualifikation, 2. Runde, Scharrena in Stuttgart entscheidend.
Rückspiel: Bayern München – RS San Sebastian 3:1.
Michael Kuhn, turnen und
Trampolin-Trainer aufs Gerät, wenn einer Das Trampolin-Ti-
von drei Wettkämpfen cket für Paris ist nicht will auch
HANDBALL zur WM-Qualifikation einfach zu bekommen, mehr Höhe
Champions League, Gruppenphase, 3. Spieltag: THW Kiel – (Samstag, 10 Uhr) und am Sonntag (11 Uhr) nur 16 Startplätze stehen springen.“
Pick Szeged 34:29. die deutsche Meisterschaft im Synchron an- für die Frauen aus aller Leonie Adam,
Bundesliga: TVB 1898 Stuttgart – TBV Lemgo 32:28, Bergi- stehen. Leonie Adam, die im Sommer den Welt zur Verfügung, und Turnerin
scher HC – Rhein-Neckar Löwen 26:27, GWD Minden – Han-
nover-Burgdorf 34:35, ASV Hamm-Westfalen – Wetzlar 23:29. nationalen Titel im Einzel aus Berlin mit diese Berechtigungen
1. Rhein-Neckar Löwen 6 199:162 12:0 nach Stuttgart gebracht hat, kann an diesem werden nach einem kom-
2. THW Kiel 5 166:120 10:0 Samstag völlig ohne Druck ihre Kür mit den plizierten Schlüssel zugeteilt. Es zählen ent-
3. SC Magdeburg 5 163:130 10:0 zehn Elementen präsentieren, denn als weder das Ergebnis der WM 2023 oder die
4. Füchse Berlin 5 170:130 9:1
deutsche Meisterin ist sie für die Titelkämp- besten drei Resultate aus fünf Weltcup-
5. HC Erlangen 6 189:177 9:3
6. VfL Gummersbach 5 146:137 8:2 fe im nächsten Jahr in Birmingham gesetzt. Wettbewerben. Leonie Adam hat einiges vor
7. TSV Hannover-Burgdorf 6 167:170 8:4 Ein Training unter Wettkampfbedingungen. der Brust, doch ihr Trainer Michael Kuhn ist
8. SG Flensburg-Handewitt 5 160:137 7:3 „Das ist gut so“, sagt sie, „denn ich werde überzeugt, dass sie es zu den Spielen 2024
9. HSV Hamburg 5 140:127 6:4 eine neue Abfolge turnen, ich habe auch schaffen kann, trotz der riesigen internatio-
10. MT Melsungen 5 145:156 4:6
11. Bergischer HC 6 160:171 4:8 Sprünge ausgetauscht und will mehr Höhe nalen Konkurrenz. „Das nötige Können hat
12. Frisch Auf Göppingen 5 140:155 3:7 springen.“ sie“, sagt der Coach und verweist auf ihre
13. HSG Wetzlar 6 163:178 3:9 Die Modifikationen an ihrer Kür sind ziemlich perfekte EM-Kür von Rimini, „sie
14. SC DHfK Leipzig 6 151:168 3:9 nicht aus einer Laune heraus entstanden muss aber noch mehr Stabilität im Wett-
15. TBV Lemgo 6 170:185 2:10
16. TVB 1898 Stuttgart 6 157:196 2:10 oder dem Drang, unbedingt mal was Neues kampf bieten. Für ein Ticket nach Paris muss
17. ASV Hamm-Westfalen 6 159:193 0:12 ausprobieren zu müssen – nach der verpass- alles klappen.“
18. GWD Minden 6 146:199 0:12 ten Olympia-Qualifikation für Tokio hat Das weiß Leonie Adam natürlich, und ge-
Leonie Adam 2022 zum Jahr des Neustarts nauso weiß sie, dass es ein hartes Stück
VOLLEYBALL erklärt. „Ich habe entschieden, alles noch Arbeit wird, um den zweiten Traum von
WM der Frauen in Polen und den Niederlanden, Vorrunde, einmal auf den Kopf zu stellen“, sagt die 29- Völlig losgelöst von der Erde: Scheinbar schwerelos fliegt Trampolin-Turnerin Leonie Adam Olympia nach 2016 wahr werden zu lassen.
3. Spieltag: Serbien – Deutschland 3:0, Kanada – Kasachstan Jährige, die in Rimini in diesem Jahr mit dem durch die Luft – die deutsche Meisterin hat nun in der Scharrena ein Heimspiel. Foto: imago/Schreyer „Harte Arbeit zahlt sich immer aus“, sagt die
3:0, USA – Bulgarien 3:1. Team EM-Bronze gewonnen hat. Sie war in mehrfache deutsche Meisterin,die bei einem
1. USA 3 3 0 9:1 9
2. Serbien 3 3 0 9:2 8 ein tiefes mentales Loch gefallen, weil sie die tigen Rückschlag verkraften und verarbeiten der anderen weniger. Das Ergebnis: Leonie Start in Paris 31 Jahre alt wäre. Aber im
3. Deutschland 3 2 1 6:4 6 Sommerspiele 2021 lediglich als Zuschaue- musste, aber dieser Misserfolg hat dazu ge- Adam arbeitet nun mit einem neuen Sport- Trampolin-Sport sind unter den Besten der
4. Kanada 3 1 2 3:6 3 rin verfolgen durfte. Es war freilich nicht das führt, noch einmal sämtliche Stellschrauben psychologen zusammen, nicht weil sie mit Welt auch ein paar Ü-30-Turnerinnen – die
5. Bulgarien 3 0 3 4:9 1
6. Kasachstan 3 0 3 0:9 0
erste Mal in ihrer langen Karriere, dass die in ihrer sportlichen Ausrichtung neu zu jus- ihrem bisherigen – der sie seit 2016 betreute Mutter der deutschen Riege muss noch lange
1,62 Meter große Turnerin (54 kg) einen hef- tieren, an der einen wird mehr gedreht, an – unzufrieden gewesen wäre, sondern weil nicht abtreten.
TENNIS
ATP-Turnier in Sofia/Bulgarien, Achtelfinale: Jan-Lennard
Struff (Warstein) – Ugo Humbert (Frankreich) 6:3, 6:1; Kamil
Majchrzak (Polen) – Oscar Otte (Köln) 4:6, 6:2, 6:4; Holger Vitus
Nodskov Rune (Dänemark) – Lorenzo Sonego (Italien) 6:7 Wüstefeld schmeißt beim HSV hin – Chance für Kühne? Volleyballerinnen
(1:7), 6:4, 6:3.
ATP-Turnier in Seoul/Südkorea, Achtelfinale: Casper Ruud
(Norwegen) – Nicolas Jarry (Chile) 6:2, 3:6, 6:3; Cameron Nor- Nach massiven Vorwürfen tritt der bisherige Finanzvorstand zurück. Nun könnte ein Milliardär seinen Einfluss ausbauen.
unterliegen Serbien
rie (Großbritannien) – Kaichi Uchida (Japan) 6:2, 6:2; Macken- LODZ. Die deutschen Volleyballerinnen ha-
zieMcDonald(USA)–ShintaroMochizuki(Japan)6:3,6:4;Jen- HAMBURG. Den 135. Geburtstag des Clubs Nachfolger von Frank Wettstein Finanzvor- gezeigt. Der Logistik- ben trotz einer starken Leistung ihre erste
son Brooksby (USA) – Kwon Soon Woo (Südkorea) 6:3, 6:4;
Aleksandar Kovacevic (USA) – Tseng Chun Hsin (Taiwan) 7:6 hatten sie sich beim Hamburger SV sicher stand. Wüstefeld ließ sich dafür feiern, auf unternehmer hatte dem Niederlage bei der Weltmeisterschaft in den
(7:5), 6:7 (4:7), 6:2; Yoshihito Nishioka (Japan) – Taro Daniel auch ganz anders vorgestellt. Statt zu feiern, ein Gehalt zu verzichten. Doch zuletzt stieg klammen HSV eine wei- Niederlanden und Polen kassiert. Das Team
(Japan) 6:2, 6:4. jagte einen Tag nach dem krachenden Rück- der Druck auf ihn immer mehr. tere Finanzspritze in von Bundestrainer Vital Heynen musste sich
WTA-Turnier in Tallinn/Estland, Achtelfinale: Donna Vekic tritt des Finanzvorstands Thomas Wüstefeld Das Hamburger Abendblatt hatte über Aussicht gestellt, knüpft am Donnerstag in Lodz den Titelverteidige-
(Kroatien) – Zhang Shuai (China) 6:2, 6:4; Ysaline Bonaventure beim HSV eine Krisensitzung die nächste. Zweifel berichtet, ob sich Wüstefeld „Prof.“ sein Angebot aber an Be- rinnen aus Serbien mit 0:3 (23:25, 22:25,
(Belgien) – Jil Belen Teichmann (Schweiz) 7:6 (10:8), 6:3; Kaia Gut möglich,dass bei dem Zweitligisten jetzt und „Dr.“ nennen darf, zudem geht es um dingungen – unter ande- 23:25) geschlagen geben.
Kanepi (Estland) – Ann Li (USA) 7:5, 7:5.
auch wieder die Stunde des Milliardärs Millionenklagen gegen eine Wüstefeld-Fir- rem mehr Anteile und Im vorletzten Gruppenspiel an diesem
EISHOCKEY Klaus-Michael Kühne schlägt. ma. Der 53-Jährige hat alle gegen ihn erho- Mitspracherecht. Er habe T. Wüstefeld Freitag (19 Uhr) trifft die Auswahl des Deut-
Diesem hatte Wüstefeld noch vor weniger benen Vorwürfe stets zurückgewiesen. Doch kein Interesse daran, Foto: dpa/C. Charisius schen Volleyball-Verbandes, die gegen Bul-
DEL: Düsseldorfer EG – Iserlohn Roosters 4:1. als einem Jahr fünf Prozent an der HSV Fuß- nun der Rücktritt. „Macht auszuüben“, sag- garien (3:1) und Kasachstan (3:0) siegreich
1. Bremerhaven 5 20:11 14 ball AG abgekauft, war dann in den Auf- Im Gegensatz zu Wüstefeld hatte sich te Kühne. Doch daran glauben in Hamburg war,auf Olympiasieger USA.Das Duell gegen
2. EHC München 5 22:10 12 sichtsrat eingezogen, wurde Vorsitzender Boldt zuletzt offen für eine 120-Millionen- längst nicht alle. Wieder einmal also jede Kanada am Samstag (16 Uhr) bildet den Ab-
3. Düsseldorfer EG 5 15:10 10
4. Nürnberg Ice Tigers 5 15:15 9 der Kontrolleure und im Januar dann als Offerte des bei den Fans umstrittenen Kühne Menge Unruhe beim HSV. sid schluss der Vorrunde. dpa
5. Grizzlys Wolfsburg 5 12:12 9
6. Schwenningen 5 10:10 9
7. ERC Ingolstadt 3 12:7 7

Michael Schweikardt feiert einen Einstand nach Maß

8. Löwen Frankfurt 5 19:16 7
9. Straubing Tigers 5 15:13 7
10. Adler Mannheim 5 13:15 6
11. Augsburger Panther 5 9:13 6
12. Kölner Haie 5 14:17 5
13. Eisbären Berlin 4 9:14 3 Der Effekt des Trainerwechsels muss auf der Bank auch Ruhe ausstrahlen“, nie in den Griff. Auch dieser Plan von
sagte der 39-Jährige. Schweikardt war damit aufgegangen. „Max
14. Iserlohn Roosters
15. Bietigheim Steelers
6
4
11:24
7:16
3
1
hat gewirkt: Handball-Bundesli- Schweikardt hatte bei seinem Debüt Ver- Häfner sollte den Gegner müde spielen und
gist TVB Stuttgart holt beim 32:28 änderungen vorgenommen. Er begann zu- Egon dann mit seinen flinken Beinen zu-
nächst ohne Abwehrspezialist Oscar Ber- schlagen“, sagte Schweikardt zur Maßnah-
Sport im TV (13:12) gegen den TBV Lemgo gendahl und ließ auch Spiel- me,ohne Hanusz zu beginnen.
Lippe die ersten Punkte. macher Egon Hanusz bis zur „Das Team hat einen Beim 27:21 (53.) war der
Sport1: 20.30-22.15 Uhr: Basketball: Bundesliga Männer, 26. Minute auf der Bank. Da top Job gemacht. Das TVB vor 3351 Zuschauern
1. Spieltag, medi Bayreuth – Fraport Frankfurt. Von Jürgen Frey stand es 9:12 – und auch dank war ein aufregendes endgültig auf die Siegerstraße
des Ungarn drehte der TVB eingebogen. „Der Trainer hat
STUTTGART. Als nach fünf Niederlagen die das Spiel und ging mit einer
Spiel, aber ich muss uns Ruhe gegeben, die Füh-
Quoten ersten Pluspunkte in dieser Saison unter 13:12-Führung in die Halb- auf der Bank auch rungsspieler auch taktisch mit
Dach und Fach waren,tanzten die Spieler des zeit. Mit viel Selbstvertrauen Ruhe ausstrahlen.“ ins Boot genommen“, lobte
39. Veranstaltung : TVB ausgelassen auf dem Spielfeld der Por- kam der TVB aus der Kabine, Michael Schweikardt, Linkshänder Jerome Müller
Lotto 6 aus 49: Gewinnklasse 1 (6 Richtige + Superzahl): sche-Arena. Und was machte der Mann, der die Unsicherheit war im Laufe Trainer des TVB Stuttgart den neuen Mann auf der Bank.
unbesetzt, Jackpot: 1555619,40 Euro, Klasse 2 (6 Richtige): erstmals als Trainer die Verantwortung trug? der zweiten Hälfte wie wegge- Weiter geht es für den TVB
364719,90 Euro, Klasse 3 (5 Richtige + Superzahl): 18062,30 Michael Schweikardt klatschte recht gelas- flogen. Entscheidenden Anteil daran hatte schon am Sonntag (16.05 Uhr) daheim gegen
Euro, Klasse 4 (5 Richtige): 3647,10 Euro, Klasse 5 (4 Richtige +
sen seinen Staff auf der Bank ab, umarmte der überragende Keeper Silvio Heinevetter den Bergischen HC. „Wir sollten nachlegen,
Superzahl): 176,80 Euro, Klasse 6 (4 Richtige): 49,10 Euro,
Klasse 7 (3 Richtige + Superzahl): 19,20 Euro, Klasse 8 (3 hier einen Vereinsvertreter und da einen Fan hinter einer enorm kampfstarken Abwehr. das wäre so wichtig“, sagte Müller. Und mit
Richtige): 10,60 Euro, Klasse 9 (2 Richtige + Superz.): 6,00 Euro. und verschwand dann erst einmal in der Ka- Zudem platzte bei Rückraumspieler Adam einem weiteren Sieg würde auch die Wahr-
Spiel 77: Klasse 1 unbesetzt, Jackpot: 1393667,50 Euro. bine. „Die Mannschaft hat einen top Job ge- Der neue TVB-Trainer Michael Schweikardt Lönn (zehn Tore) der Knoten, und auch Wir- scheinlichkeit steigen, dass die Interimslö-
Super 6: 100000.– Euro (Ohne Gewähr) macht. Es war ein aufregendes Spiel, aber ich strahlte viel Ruhe aus. Foto: Baumann belwind Hanusz (fünf Tore) bekam Lemgo sung Schweikardt zur Dauerlösung wird.

Michael Schumacher durfte 2002 schon sechs Rennen vor Schluss jubeln.
Die Weltmeister der Eile
Max Verstappen könnte bereits beim Großen Preis von Singapur zum zweiten Mal Formel-1-Champion werden – nach lediglich 17 von
22 Grand-Prix-Stationen. Doch in der Historie gab es sechs Rennfahrer, die noch schneller als der junge Niederländer am Ziel waren.
Von Jürgen Kemmner
STUTTGART. Jeder in der Formel 1 hat es ei-
lig, und zwar sowohl in den Rennen als auch
im Bestreben, möglichst früh den Titel ein-
zusacken. Max Verstappen steht kurz davor,
zum zweiten Mal Champion zu werden und
seine Krone erfolgreich zu verteidigen. Beim
Großen Preis von Singapur an diesem Sonn-
tag (14 Uhr) könnte der Red-Bull-Star bereits
uneinholbar für den Rivalen Charles Leclerc
davonziehen – und sollte der Niederländer
das Rennen und den Titel gewinnen, würde
er unter die Top Ten der eiligsten Formel-1-
Weltmeister vorstoßen.Allerdings gab es vor
Verstappen sechs Rennfahrer, die noch frü-
her am Ziel waren als er.
1. Platz Diesen Rekord wird Michael
Schumacher wohl noch eine Weile hal-
ten –2002 hatte es der Kerpener im Ferrari so
eilig wie kein anderer Fahrer vor ihm und
nach ihm. Der Deutsche feierte die WM in
Ungarn nach dem elften von 17 Großen Prei-
sen, nach 64,7 Prozent der Rennen, und zog
mit seiner fünften Meisterschaft mit Legen-
de Juan Manuel Fangio gleich. Schumacher
war in dieser Saison der wohl kompletteste
Pilot der Branche, der Ferrari war das hoch-
überlegene Auto, und Teamkollege Rubens
Barrichello wurde von Teamchef Jean Todt
der klare Status der Nummer zwei bei der
Scuderia erteilt.
2.
Platz Nigel Mansell stellte einige Re-
korde auf: Der Brite gewann zu Beginn
der Saison fünf Rennen in Folge, er eroberte
14-mal die Pole-Position und holte neun
Grand-Prix-Siege. Nach elf von 16 Rennen
So wird Verstappen Weltmeister
Variante 1 Max Verstappen gewinnt in Sin-
gapur und fährt die schnellste Rennrunde,
wobei Ferrari-Kontrahent Charles Leclerc
höchstens Achter und Red-Bull-Kollege Ser-
gio Perez höchstens Vierter wird.
Variante 2 Verstappen gewinnt den Großen
Preis ohne schnellste Rennrunde – Ferrari-
Rivale Leclerc wird bestenfalls Neunter, und
Red-Bull-Kollege Perez belegt maximal Platz
vier, wobei er sich nicht die schnellste Renn-
runde holt. jük
Olympia-TV-Rechte: Was machen ARD und ZDF?
Ob Fans der Spiele weiter Fernsehbilder bei den öffentlich-rechtlichen
Sendern sehen können, wird das laufende Wettbieten zeigen.
BERLIN. Der Milliarden-Poker um die beweg-
ten Olympiabilder und das Wettbieten um
die teure TV-Ware laufen.Das Internationale
Olympische Komitee (IOC) hat Medienrech-
te ausgeschrieben, bei denen es um mehrere
Tausend Stunden Live-Berichterstattung
geht. „Wir sind in Gesprächen über die Rech-
te auf dem europäischen Markt“, bestätigte
IOC-Präsident Thomas Bach. Ausgeschlos-
sen von den Verhandlungen sind Russland
und Belarus.
Olympische Spiele gehören zu den wert-
vollsten Medienrechten auf dem Sport-
markt. Sie sind bei Medienunternehmen und
Fernsehsendern wegen der hohen Zuschau-
Foto: imago/Andreas Beil
(68,7 Prozent) lag der damals 39-Jährige un-
einholbar in der Gesamtwertung vorn und
feierte in Ungarn den Titel – es sollte sein
einziger bleiben. Obwohl Mansell die Saison
derart dominierte, scheiterte die Vertrags-
verlängerung an seinen hohen Gehaltsfor-
derungen und der Tatsache, dass Williams
bereits Alain Prost als Fahrer für 1993 ver-
pflichtet hatte. Mansell wechselte in die US-
Serie Champ Car.
3. Platz Jim Clark war bis zu seinem Un-
falltod in Hockenheim 1968 der große
Formel-1-Star – ihm gelang es 1963 und
1965, bereits nach sieben von zehn Großen
Preisen als Weltmeister festzustehen (70
Prozent). Clark feierte 1963 im Lotus sieben
Grand-Prix-Siege, 1965 war seine Dominanz
noch ein ganzes Stück umfassender. Der da-
mals 29-Jährige konnte es sich leisten, nur in
neun von zehn Rennen anzutreten. Dabei
fiel er in drei Rennen aus, doch jedes Mal,
wenn er das Ziel erreichte, war keiner
schneller als er. Clark sammelte 54 WM-
Punkte, mehr war in sechs beendeten Ren-
nen gar nicht möglich.
Nach zwei Jahren Pause kehrt die Formel 1 nach Singapur zurück
Großer Preis von Singapur
Marina Bay Street Circuit
2. Oktober 2022, 14.00 Uhr
Start
Streckeninfos
Grafik: Zapletal
Erster Grand Prix: 2008 THAILAND
Rundenlänge: 5,06 km
Rundenzahl: 61
Singapur
Renndistanz: 308,7 km
Rundenrekord:
Kevin Magnussen (2018) INDONESIEN
erzahlen heiß begehrt und spülen dem IOC
Milliarden in die Kasse. Ausgeschrieben sind
derzeit die Winterspiele 2026 in Mailand und
Cortina d’Ampezzo sowie die Sommerspiele
2028 in Los Angeles.Möglich ist es aber auch,
noch mehr zu kaufen.
„Bieter haben auch die Möglichkeit, ein
Angebot für eine zusätzliche Olympiade ab-
zugeben“, heißt es vonseiten des Internatio-
nalen Olympischen Komitees. Dabei geht es
um die Winterspiele 2030, die noch nicht
vergeben sind, und um die Sommerspiele in
Brisbane 2032. Angebote nur für den Zeit-
raum 2030/2032 sind nicht möglich. In
Deutschland sind ARD und ZDF traditionell
Sport Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 25
Lückenkemper
wieder gesund
Das verletzte Knie der Leichtathletin
ist verheilt. Im November will
sie mit dem Lauftraining beginnen.
VILLAPIANA. Doppel-Europameisterin Gina
Lückenkemper will im November wieder mit
dem Lauftraining loslegen. „Der Sturz in
München war eher Kategorie Autounfall. Ich
habe mich mit über 30 km/h auf die Nase ge-
legt. Das ist nicht so als wäre ich einfach nur
hingefallen“, sagte die 25 Jahre alte Leicht-
athletin in Villapiana bei der Sporthilfe-Ver-
anstaltung Club der Bes-
ten. „Da haben extreme
Kräfte auf den Körper ge-
wirkt.“
Das Knie sei „wunder-
voll verheilt“, berichtete
Lückenkemper. Die Euro-
pameisterin über 100 Foto: dpa/Sven Hoppe
Meter und mit der Staffel
über 4 x 100 Meter war bei „Der Sturz
der EM in München nach in München
dem Zieleinlauf des Ein- war eher
Max Verstappen ist auf dem besten Weg, seinen zweiten WM-Titel einzufahren. Foto: imago/ANP zelrennens gestürzt und Kategorie
hatte sich bei ihrem Autounfall.“
„Goldsturz“ am Knie ver- Gina
letzt. Die Fleischwunde Lückenkemper,
musste genäht werden. Leichathletin
Im Nachgang war festge-
stellt worden, dass sie zu-
dem eine Kapselverletzung im Sprunggelenk
erlitten hatte. Da die Kapsel zu früh belastet
worden sei, müsse sie sich jetzt noch scho-
nen. „Das war natürlich sehr ärgerlich.“
4. Platz Jackie Stewart hatte es ebenfalls
zweimal recht eilig mit dem Feiern –
1969 und 1971 durfte sich der Schotte nach
siegt wurde, waren die Indianapolis 500 –
dort siegte Troy Ruttman, Ascari schied im
Vorjahres-Auto mit einem Defekt aus.
Doch ein Problem sei das nicht, da gerade
ohnehin die Saison vorbei sei, sagte Lücken-
kemper.Im Oktober will sie wieder mit Kraft-
acht von jeweils elf Großen Preisen (72,7 training beginnen, im November mit Lauf-
Prozent) als Champion bejubeln lassen. Bei
seinem ersten Triumph hatte Stewart keinen
ernsthaften Gegner. Er feierte Siege in Süd-
5. Platz Juan Manuel Fangio stand 1957
ebenfalls nach sechs von acht Rennen
als neuer Champion fest (75 Prozent), die ar-
einheiten. „Von daher passt alles.“
Mit Blick auf die kommende Saison sagte
sie: „Klar habe ich auf dem Schirm, dass
afrika, Spanien, Holland, Frankreich, Groß- gentinische Rennfahrer-Legende feierte da- nächstes Jahr wieder eine Weltmeisterschaft
britannien und Italien – und wurde mit 26 mit den fünften Fahrertitel. Der damals 46 in Budapest ansteht. Aber so richtig mit dem
Punkten Vorsprung auf den Belgier Jacky Jahre alte Pilot war von Ferrari zu Maserati Thema kommendes Jahr habe ich mich noch
Ickx Weltmeister. 1971 war sein dunkelblau- gewechselt und demonstrierte sein Können: nicht auseinandersetzen können.“ dpa
er Tyrell der große Trumpf im Titelrennen,
das Auto war überlegen,und so holte sich der
damals 32-Jährige fünf Grand-Prix-Erfolge.
Meist war er der einzige Maserati-Fahrer, der
vor den Piloten der Scuderia landete.
5. Platz Formel-1-Veteran Alberto Ascari 7. Platz Max Verstappen könnte sich in
diesem Jahr auf Platz sieben einord-
Kritik am dänischen
stand 1952 in der dritten Saison der
jungen Rennserie nach sechs von acht Ren-
nen, wenn in Singapur mehrere Faktoren
eintreten – dann hätte der 24-Jährige bereits
WM-Trikot
nen als Titelträger fest (75 Prozent). Dem
Italiener fehlte ein gleichwertiger Gegner,
Titelverteidiger Juan Manuel Fangio war oh-
nach 17 von 22 Großen Preisen den WM-Ti-
tel verteidigt (77,3 Prozent). Der Niederlän-
der wäre dann auch der jüngste in der Gilde
KÖLN. Die Organisatoren der Fußball-WM in
Katar haben das symbolträchtige Turniertri-
kot der dänischen Nationalmannschaft kriti-
ne konkurrenzfähiges Material. Ascari der zehn eiligsten Champions und würde Se- siert. Man bestreite die Behauptung des dä-
triumphierte in sechs Rennen, beim Saison- bastian Vettel den Altersrekord „jüngster nischen Ausrüsters (Hummel), „dass dieses
start in der Schweiz fehlte er, weil Ferrari mit zweimaliger Weltmeister“ wegschnappen. Turnier Tausende von Menschen das Leben
dem Team bereits in die USA aufgebrochen gekostet hat“, hieß es in einer Stellungnah-
war. Das einzige Rennen, in dem Ascari be-
8. Platz Noch einmal taucht Michael
Schumacher in dieser Rangliste auf.
Den historischen siebten WM-Titel sicherte
me des OK gegenüber mehreren Medien.
Der Gastgeber verwies auf die „bedeuten-
den Reformen“und „verbesserten Lebensbe-
sich der Rekordchampion 2004 in Spa nach dingungen“ für die Arbeiter im Wüstenstaat,
14 von 18 Wettfahrten (77,8 Prozent) – und der sich „dem Fortschritt verschrieben“ ha-
20.3. Bahrain Aktuelle Rangfolge
wurde zur Legende. be. Dieses Engagement werde von den Dä-
27.3. Saudi-Arabien
nen „bagatellisiert“. Der dänische Verband
Fahrer
9.
10.4. Australien
Platz Sebastian Vettel freute sich 2011 wurde daher „dringend“ gebeten, seinen
24.4. Emilia-Romagna 1. Max Verstappen 335 in Japan über seinen zweiten Titel, den Ausrüster korrekt über die gemeinsame
8.5. USA, Miami NED, Red Bull
hat er bereits nach 15 von 19 Rennen unter Arbeit zu unterrichten.
22.5. Spanien 2. Charles Leclerc 219 Dach und Fach gebracht (78,9 Prozent). In Dänemark will bei der WM in ganz in
29.5. Monaco MON, Ferrari den ersten acht Großen Preisen siegte der Schwarz gehaltenen Trikots auflaufen und
12.6. Aserbaidschan 3. Sergio Perez 210 Heppenheimer im Red Bull sechsmal. Nur damit ein Zeichen gegen die Ausbeutung von
19.6. Kanada MEX, Red Bull die Krönung verlief nicht ganz optimal – in Arbeitern und die Menschenrechtsverlet-
3.7. Großbritannien 4. George Russell 203 Suzuka kam Vettel lediglich als Dritter ins zungen setzen. Auf den Shirts sind das Mar-
10.7. Österreich GBR, Mercedes Ziel, das reichte trotz des Sieges des WM-Ri- kenzeichen des Ausrüsters und das Ver-
24.7. Frankreich 5. Carlos Sainz 187 valen Jenson Button zum Triumph. bandsemblem nur auf den zweiten Blick er-
ESP, Ferrari kennbar. „Wir wollen nicht sichtbar sein bei
10.
31.7. Ungarn
28.8. Belgien Platz Der zweite Rekordchampion einem Turnier, das Tausende Menschen das
4.9. Niederlande schafft es in dieser Rangliste gerade Leben gekostet hat“, hieß es dazu. sid
Konstrukteure
11.9. Italien
noch unter die Top Ten: Lewis Hamilton
25.9. Russland (abges.) 1. Red Bull Racing 545 schnappte sich 2015 und 2020 nach 16 von 19
und 14 von 17 Rennen jeweils den Titel (84,2
2.10. Singapur 2. Ferrari 406
9.10. Japan 3. Mercedes 371
Prozent) – er zählte zu den besten Piloten im Kurz berichtet
Feld und profitierte in dieser Phase vom
23.10. USA, Austin 4. Alpine Renault 125
Mercedes-Silberpfeil, der das überlegene
30.10. Mexiko
13.11. Brasilien
5. McLaren 107 Auto im Feld war. Sebastian Vettel gelang es Sara Däbritz fällt für
2013 ebenfalls, nach 16 von 19 Grand Prix
20.11. Abu Dhabi Quelle: F1.com den Titel abzuräumen.
Frankreich-Spiel verletzt aus
FRANKFURT. Mittelfeldspielerin Sara Däbritz
fehlt wegen einer Sprunggelenksverletzung
im Länderspiel der deutschen Fußballerin-
nen gegen Frankreich. Für die 27-Jährige
von Olympique Lyon wird Chantal Hagel
von der TSG Hoffenheim nachnominiert,
die Olympiasender. Was machen sie pflichtung“ unterzeichnen. Zu den Kriterien wie der DFB mitteilte. Die Vize-Europameis-
nun? „Seit dem Beginn der Fernsehübertra- für die Vergabe hieß es beim Verkäufer unter terinnen von Bundestrainerin Martina Voss-
gungen der Spiele im Jahr 1956 berichten öf- anderem: „Das IOC (. . . ) bewertet die Ange- Tecklenburg treffen am 7. Oktober (20.30
fentlich-rechtliche Sender von den Olympi- bote auf ihre Fähigkeit, die höchsten Stan- Uhr/ARD) in Dresden auf Frankreich. dpa
schen Spielen“, betonte der ZDF-Chefredak- dards in der Übertragungsqualität zu erfül-
teur Peter Frey: „Dabei steht len, ihre Fähigkeit, das größt- Asamoah und Weidenfeller
die Olympia-Berichterstat- „Wir sind in mögliche Publikum zu errei-
tung unseres Senders für ein Gesprächen über chen, ihr Engagement für die starten Manager-Ausbildung
modernes und plattformüber- die Rechte auf dem Förderung der Olympischen FRANKFURT. Die beiden ehemaligen Natio-
greifendes, aus linearen und Spiele und das finanzielle An- nalspieler Gerald Asamoah und Roman Wei-
nicht linearen Elementen be-
europäischen Markt.“ gebot.“ Die ersten Kriterien denfeller gehören dem dritten Jahrgang des
stehendes Verwertungskon- Thomas Bach, gelten eher als Selbstver- Programms „Management im Profifußball“
zept sowie redaktionelle Kom- IOC-Präsident ständlichkeit. Entscheidend an. Insgesamt 17 angehende Führungskräf-
petenz.“ dürfte das Geld sein. te starten Anfang Oktober in die rund 18 Mo-
Zur Ausschreibung direkt sagte Frey Die öffentlich-rechtlichen Sender bieten nate dauernde Ausbildung, die von der
nichts – so wie auch andere mögliche Inte- nach dpa-Informationen aber nicht alleine Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem
ressenten. Kein Wunder, denn es geht um für die Senderechte der Olympiabilder , son- Deutschen Fußball-Bund (DFB) ins Leben
sehr viel Geld. Zudem mussten alle Interes- dern im Verbund über die European Broad- gerufen wurde. Auch Ex-Profis wie Niko Bun-
senten laut IOC „eine Vertraulichkeitsver- casting Union. dpa gert und Sebastian Freis sind dabei. sid
26 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022 Fernsehen
Schwedenrätsel Sudoku
Strom- ugs.: e. Oper äußerst Verviel- Kurzform Verschnitt franz. poet.: ungar. nord- Elektr.: MITTEL
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Aktuelle Sudoku-Auflösung
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1 2 3 4 5 6 7 8 9 Unter allen Anrufern, die die richtige Lösung wussten, verlosen wir am Ende der Woche 1 7 3 4 5 6 2 9 8 9 4 7 8 6 1 5 2 3
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Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Teilnahmebedingungen und Daten- 7 9 6 5 4 1 3 8 2 7 3 4 6 9 8 1 5 2

Haben Sie das Lösungswort mit neun Buchstaben errätselt? Rufen Sie unsere Service- schutzbestimmungen unter https://www.swmh-datenschutz.de/swmn_gewinnspiele 5 4 2 8 3 9 6 7 1 6 9 1 4 5 2 8 3 7

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Ihre Adresse. Teilnahmeschluss ist am heutigen Erscheinungstag um 19.30 Uhr. *Legion 0,50 Euro pro Anruf aus allen deutschen Netzen. SCHWER MITTEL

Tipps Das Fernsehprogramm am Freitag

Billy Kuckuck – ARD ZDF SWR BR MDR Sat.1 RTL Pro 7

Mutterliebe
^^^ Das Erste, 20.15
Thomas Freundner. D 2022.
TV-Komödie mit Aglaia
Szyszkowitz, Ursela Monn,
Gregor Bloéb. Billy Kuckuck
muss einen Vollstreckungs-
bescheid bei Jule Hell-
wig durchsetzen. Weil die
Schuldnerin sie nicht in ih-
re Wohnung lassen will, fa-
ckelt Billy nicht lange und
beschlagnahmt deren Auto.
Zu spät entdeckt sie, dass
sie der Frau damit das Dach
über dem Kopf genommen
hat. Getrieben von Schuld-
gefühlen setzt Billy alle He-
bel in Bewegung, um ihr
aus der Klemme zu helfen.
90 Min.
Doctor Strange
^^^ Pro 7, 20.15
Scott Derrickson. USA
2016. Fantasyfilm mit Bene-
dict Cumberbatch, Chiwetel
Ejiofor, Rachel McAdams.
Der ebenso egozentrische
wie brillante Neurochirurg
Dr. Strange lebt ein Leben
auf der Überholspur – bis er
sich eines Tages bei einem
Unfall beide Hände verletzt.
Seine Suche nach einem
Heilmittel führt ihn in ein
Kloster im Himalaja, wo ihm
die Magierin „Die Älteste“
übernatürliche Kräfte ver-
leiht. Schon bald muss Dr.
Strange seine neuen Künste
einsetzen, um die Mensch-
heit vor bösen Einflüssen zu
schützen. 135 Min.
Wendezeit
^^^ 3 Sat, 20.15
Sven Bohse. D 2019. TV-
Drama mit Petra Schmidt-
Schaller, Ulrich Thomsen,
Harald Schrott. 1989: Die
Doppelagentin Saskia Star-
ke gerät in einen emotio-
nalen Ausnahmezustand,
als das Ende der DDR naht.
Saskia lebt als Agentin der
Stasi in Westberlin und ist
mit einem Amerikaner ver-
heiratet. Sie arbeitet offi-
ziell in der amerikanischen
Botschaft. Inoffiziell heißt
das, sie arbeitet für die
CIA. Der Stasi ist es also
gelungen, eine Agentin di-
rekt beim westlichen Klas-
senfeind zu positionieren.
120 Min.
5.30 ARD-Morgenmagazin 5.30 ARD-MorMa 9.00 heute 8.45 In aller Freundschaft – Die 7.35 Panoramabilder / Berg- 8.05 Sturm der Liebe 8.55 In 5.30 Sat-1-Frühstücksfernsehen. 5.15 CSI: Den Tätern auf der 5.15 Galileo. Deutschlands
9.00 Tagess. 9.05 Live nach Xpress 9.05 Volle Kanne. U.a.: jungen Ärzte. Überwindung 9.35 wetter 8.40 Tele-Gym 8.55 aller Freundschaft 9.40 In aller Magazin. Zu Gast: Jamie Oliver, Spur 6.00 Punkt 6. Magazin erfolgreichster Local Guide
Neun 9.55 Verrückt nach Meer Mindestlohn und Minijobs – Was Rentnercops 10.25 Die Rezept- Panoramabilder / Bergwetter Freundschaft – Die jungen Ärzte Jenke von Wilmsdorff, Marie 7.00 Punkt 7. Magazin. „Punkt 6.10 Two and a Half Men 7.00
10.45 Meister des Alltags 11.15 sich ab Oktober ändert. Zu Gast: sucherin 10.55 Planet Wissen. 9.10 Leopard, Seebär & Co.. 10.30 Elefant, Tiger & Co. 10.55 Helmschmied. Moderation: Da- 7“ informiert über die Entwick- The Big Bang Theory 8.20 The
Gefragt – Gejagt 12.00 Tagess. Jana Ina Zarrella (Moderatorin) Magazin. Zypern – Die geteilte Reportagereihe 10.00 Nashorn, MDR aktuell 11.00 MDR um elf niel Boschmann, Marlene Lufen lungen des Tages. 8.00 Punkt 8. Neighborhood 9.10 Last Man
12.15 ARD-Buffet. Magazin. 10.30 Notruf Hafenkante 11.15 Mittelmeerinsel. Moderation: Zebra & Co. 10.50 Welt der Tiere 11.45 In aller Freundschaft 12.30 10.00 Doppelt kocht besser. Magazin 9.00 GZSZ 9.30 Unter Standing 11.30 Scrubs – Die
U.a.: Rezept: Käsespätzle aus SOKO Stuttgart 12.00 heute Andrea Grießmann 11.55 Panda, 11.20 Eisenbahn-Romantik 11.50 Reiff für die Insel: Katharina Show. Heringssalat auf Bratkar- uns 10.00 110 – Echte Fälle der Anfänger 13.45 Two and a Half
dem Ofen von Sören Anders. 12.10 drehscheibe. U.a.: Neue Gorilla & Co. 12.40 Familien- Termiten zum Frühstück 12.35 und der ganz große Fisch: . toffelscheiben 11.00 Buchstaben Polizei 11.00 Barbara Salesch – Men. Schwul ist cool / Schwein-
Moderation: Evelin König 13.00 Corona-Regeln: Vor dem dritten Kochduell 13.35 Eisenbahn- Familien-Kochduell. Show 13.25 TV-Krimikomödie, D 2013 13.58 Battle 12.00 Auf Streife 13.00 Das Strafgericht. Doku-Soap chen Glück. Comedyserie. Mit
ZDF-Mittagsmagazin Corona-Winter 13.00 ZDF-MiMa Romantik Wer weiß denn sowas? Show MDR aktuell Auf Streife – Berlin 12.00 Punkt 12. Magazin Jon Cryer
14.00 J I Tagesschau 14.00 heute – in Deutschland 14.05 J I Meister des Alltags 14.10 J I Aktiv und gesund 14.00 B J I MDR um zwei 14.00 B Auf Streife Doku-Soap 15.00 B I Die Retourenprofis 14.45 C B J Young Sheldon
14.10 B J Rote Rosen 14.15 B Die Küchenschlacht 14.35 J Wer weiß denn sowas? 14.40 J I Eisbär, Affe & Co. 14.25 J I Elefant, Tiger & Co. 15.00 B Auf Streife – Die Spez. 16.00 B I Die Retourenprofis 15.35 C B J The Big Bang
15.00 J I Tagesschau 15.00 B J I heute Xpress 15.20 B J I Brisant Dokumentationsreihe 15.15 B J I Wer weiß denn 16.00 B Klinik am Südring 17.00 B I RTL Aktuell Theory Comedyserie
15.10 B J Sturm der Liebe 15.05 Bares für Rares 16.00 J I SWR Aktuell BW 15.30 J I Schnittgut sowas? Show 17.00 B Lenßen übernimmt 17.07 B I Explosiv Stories 17.00 B taff Magazin. Projekt
16.00 J I Tagesschau 16.00 B J heute – in Europa 16.05 J Kaffee oder Tee 16.00 J I BR24 16.00 B J I MDR um vier Doku-Soap. Die Lottolüge 17.30 I Unter uns Daily Soap Aufbau – das Leben nach
16.10 B J Verrückt nach Meer 16.10 J Die Rosenheim-Cops 17.00 J I SWR Aktuell BW 16.15 J I Wir in Bayern 16.30 B J I MDR um vier 17.30 B Lenßen übernimmt 18.00 B I Explosiv der Flut (5). Moderation:
17.00 J I Tagesschau 17.00 B J I heute 17.05 J Kaffee oder Tee 17.30 Frankenschau aktuell / 17.00 B J I MDR um vier 18.00 B Lenßen übernimmt 18.30 B I Exclusiv – Viviane Geppert, Christian
17.15 J Brisant Magazin 17.10 B J hallo deutschland 18.00 J I SWR Aktuell BW Schwaben & Altbayern 17.45 B J I MDR aktuell Doku-Soap Das Star-Magazin Düren
18.00 B J Gefragt – Gejagt 17.45 B J I Leute heute 18.15 J I Ein Leben für die 18.00 J I Abendschau 18.05 B J I Wetter für 3 18.30 B Lenßen übernimmt 18.45 B I RTL Aktuell 18.00 B Newstime
18.50 B J I Quizduell-Olymp 18.00 B J I SOKO Kitzbühel Krone – Unterwegs mit 18.30 J I BR24 18.10 B J I Brisant Doku-Soap 19.03 B I Das Wetter 18.10 J Die Simpsons
19.45 B J Sportschau vor acht 19.00 B J I heute den Weinköniginnen 19.00 J I Unser Land 18.54 B Unser Sandmännchen 19.00 B Doppelt kocht besser 19.05 I Alles was zählt Soap. Zeichentrickserie
19.50 B J I Wetter vor acht 19.20 B J I Wetter 18.45 J I Landesschau B-W 19.30 J I Christians liabste 19.00 B J I MDR Regional Show. Entenbrust mit Mit Suri Abbassi 19.05 B Galileo Magazin.
19.55 B J Wirtschaft vor acht 19.25 B J I Bettys Diagnose 19.30 J I SWR Aktuell BW Hüttn 19.30 B J I MDR aktuell Süßkartoffelgries 19.40 I GZSZ Daily-Soap. Mit Kopenhagens Masterplan
20.00 J I Tagesschau Gefunden 20.00 B J I Tagesschau 20.00 J I Tagesschau 19.50 J Elefant, Tiger & Co. 19.55 B Sat-1-Nachrichten Ulrike Frank gegen Hochwasser
18.50 Show 20.15 Krimiserie 20.15 Show 20.15 Krimiserie 20.15 Show 20.15 Show 20.15 Show 15.35 Comedyserie
Quizduell-Olymp Mordsschwestern – Wahl der Deutschen Weinköni- Hubert ohne Staller Die Schlager des Monats The Voice of Germany Ninja Warrior Germany – The Big Bang Theory
Heute wollen Michael Thürnau Verbrechen ist Familiensache gin – Das Finale Im Mühlbach schwimmen Bernhard Brink (Foto) präsen- Das Moderatorenduo Thore Die stärkste Show Deutschlands Seit Sheldon (Jim Parsons, r.)
und Jule Gölsdorf (beide Foto) Viktoria (Lena Dörrie) und Sami Im Finale stellen sich die Ver- D-Mark-Scheine. Hubert und tiert die monatlichen nationalen Schölermann (Foto) und Melissa Stefanie Edelmann (Foto) aus und Raj (Kunal Nayyar) zusam-
gegen drei „Quizduell“-Profis gehen dem Tod des „dünnen treterinnen der Weinanbaugebie- Girwidz (Michael Brandner) Schlagercharts und interessante Khalaj läutet die letzte Runde Pfungstadt zählt zu den 55 men in einem Büro arbeiten,
bestehen. Dabei ist neben Piet“ auf den Grund, der mit- te in Einzelauftritten und Team- stoßen schnell auf den Besitzer, Neuerscheinungen. Zudem der Battles ein. Noch einmal Kandidaten, die in der ersten von streiten sie sich mehr denn je.
Wissen und Nervenstärke auch samt seinem Boot in die Luft Aufgaben dem TV-Publikum der einge Meter bachaufwärts berichtet er aktuell, was sich in müssen die Talente ihre Coa- fünf Vorrunden den Parcours In erster Linie geht es um einen
Talent zum Zocken gefragt. gesprengt wurde. und der Fach-Jury. tot im Wasser liegt. der Schlagerszene tut. ches von sich überzeugen. bewältigen werden. fehlenden Schreibtisch.
20.15 C B J I Billy 20.15 B J I Mordsschwes- 20.15 B J I Wahl der Deut- 20.15 J I Hubert ohne Staller 20.15 B J I Die Schlager des 20.15 B J The Voice of Ger- 20.15 B I Ninja Warrior 20.15 ^ C B J Doctor
Kuckuck – Mutterliebe tern – Verbrechen ist schen Weinkönigin – Das Zu späte Einsicht / Eine Monats Show. September many Show. Battle 5/5. Germany – Die stärkste Strange Fantasyfilm, USA
TV-Komödie, D 2022 Familiensache Krimiserie Finale Show. Mit Sos & Leiche zum Kaffee. Krimi- 21.45 B J I MDR aktuell Coach: Stefanie Kloß, Show Deutschlands 2016. Mit Benedict Cum-
21.45 B J I Auf den Spuren 21.15 B J I SOKO Leipzig Victoria Petrosyan, Oli P., serie 22.00 B J I Riverboat Rea Garvey, Mark Forster, Vorrunde (1/5) berbatch. Regie: Scott
von Dr. Mord 22.00 B J heute-journal Marquess. Moderation: 21.50 J I BR24 Leipzig Talkshow Peter Maffay 23.15 B I Mario Barth rettet Derrickson
22.15 J I Tagesthemen 22.30 B J I heute-show Holger Wienpahl 22.05 J I Fakt oder Fake Moderation: Kim Fisher, 23.05 B Let the music play – Deine Liebe Show 22.30 ^ C B J Zombieland:
22.50 B J I Tatort: Krieg im 23.00 ZDF Magazin Royale 22.15 J I SWR Aktuell B-W 22.50 ^ J I Hausboot Jörg Kachelmann Das Hit Quiz Show 0.15 B I RTL Nachtjournal Doppelt hält besser Hor-
Kopf Kriminalfilm, D 2020 23.30 B J aspekte Fälscher, 22.30 C B J I Nachtcafé Komödie, USA 1958. Mit 0.10 B J I Weissensee 0.00 B J The Taste Show 0.48 B I Wetter rorkomödie, USA 2019.
0.20 B J I Mankells Betrüger, Hochstapler – 0.00 J I Best of Spät- Cary Grant Operation Juninacht / Die 2.45 B Sechserpack Show. 0.50 B I Die ultimative Mit Woody Harrelson
Wallander: Der Kurier: und warum wir ihnen so schicht – Die SWR 0.35 ^ J Mach’s noch einmal, verlorene Tochter Kaffee & Kuchen Chart-Show 0.30 ^ C B J Doctor Stran-
TV-Kriminalfilm, S/D/ gerne auf den Leim gehen Comedy Bühne Show Sam Komödie, USA 1972 1.50 B J I Die Kette 3.05 B Sechserpack Show. 2.05 B I Mario Barth & ge Fantasyfilm, USA 2016
DK/N/FIN 2010 0.15 heute journal update 0.45 B I kabarett.com 1.55 J I Wir in Bayern Drama, D/F/BUL 2014 Die lieben Nachbarn Friends Show Mit B. Cumberbatch
VOX Kabel 1 HR Arte 3 Sat Kinderkanal RTL ZWEI ZDF Neo
11.50 nachrichten 11.55 Shop- 5.40 The Mentalist 6.25 Scor- 17.45 hessenschau 17.55 Sport 16.10 Wales – Großbritanniens 13.30 Auf schmaler Spur 14.00 15.00 Endlings 15.45 Lenas 6.55 Der Trödeltrupp 8.55 Frau- 11.50 Bares für Rares 12.40
ping Queen 12.55 Zwischen Tüll pion 11.05 Navy CIS: L.A. 15.50 18.00 Maintower 18.25 Brisant wilder Westen 16.55 Die Ceven- Schloss Reinhardsbrunn – Thü- Ranch 16.30 Zoom 17.05 Belle entausch 12.55 Die Reimanns – Death in Paradise 13.35 The
und Tränen 14.00 Mein Kind, News 16.00 The Mentalist 16.55 18.45 Die Ratgeber 19.15 alle nen – Frankreichs unberührter ringens verlorenes Paradies und Sebastian 17.30 Wolf 17.35 Ein außergewöhnliches Leben Rookie 14.15 Monk 15.40 Death
dein Kind 15.00 Shopping Queen Abenteuer Leben täglich 17.55 wetter 19.30 hessenschau 19.58 Süden 17.50 Baumkängurus im 14.45 Der Kurfürstendamm – Tib und Tumtum 18.00 Ach du 14.55 Hartz und herzlich 17.05 in Paradise 16.30 The Rookie
16.00 Guidos Deko Queen 17.00 Mein Lokal, Dein Lokal 18.55 hessenschauwetter 20.00 Ta- australischen Regenwald 18.35 Boulevard mit Geschichte 15.30 heilige Scheibe – Die Abenteuer SOS – Retter im Einsatz 18.05 17.15 Monk 18.35 Duell der Gar-
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 Achtung Kontrolle! 20.15 Navy gess. 20.15 Campervan-Roadtrip Die Odyssee der Tiere 19.20 Mauerjahre – Leben im geteilten von Mimo und Leva 18.15 Der Köln 50667 19.05 Berlin – Tag & tenprofis 19.20 Bares für Rares
First Dates 19.00 Das perfekte CIS. Zivas Geheimnis / Es war entlang der dänischen West- Journal 19.40 Re: 20.15 ^ Bar- Berlin 18.30 nano 19.00 heute kleine Drache Kokosnuss 18.35 Nacht 20.15 ^ Criminal Squad – 20.15 ^ Die Wahrheit über Char-
Dinner 20.15 Das spanische einmal ein Tim / Der Tote im küste 21.00 Trauminseln 21.45 bara. Drama, D 2012 21.55 Weil 19.18 Wetter 19.20 Kulturzeit Elefantastisch! 18.47 Baumhaus Dirty Jobs, Dirty Cops. Action- lie. Mysterythriller, USA/D 2002
Dorf – Große Träume für kleines Meer / Regel 51 / Zivas Geheim- hessenschau 22.00 3 nach 9. Die du nur einmal lebst – Die Toten 20.00 Tagess. 20.15 Wendezeit. 18.50 Sandmann 19.00 Arthur film, USA 2018. Mit Gerard Butler 21.50 Dinge Erklärt – Kurzgesagt
Geld 22.15 ^ James Bond 007: nis. Krimiserie. Mit Mark Harmon Bremer Talkshow 0.00 Verurteilt! Hosen auf Tour. Dokumentar- TV-Drama, D 2019 22.15 ^ Der und die Freunde der Tafelrunde 22.35 ^ Mile 22. Actionfilm, 22.00 ^ Ring 2. Horrorfilm, USA
Skyfall. Agentenfilm, USA/GB/ 1.10 Late News 1.15 Navy CIS. Es Echte Kriminalfälle im Gespräch film, D 2019 23.45 Tracks. U.a.: Regenmacher. Thriller, USA/D 19.25 logo! 19.30 ^ Romys CHN/USA/COL 2018 0.20 ^ 2005 23.40 The Last Wave 4.50
TRK 2012 1.20 vox nachrichten war einmal ein Tim / Der Tote im 0.50 ^ State of the Union. Ko- Lyle Reimer 0.15 Flick Flack 0.25 1997 0.20 10vor10 0.50 extra 3 Salon. Drama, NL/D 2019. Mit Killing Them Softly. Kriminalfilm, Extreme der Tiefsee: Eisige Ab-
1.40 Medical Detectives Meer. Krimiserie mödie, GB 2019 Hurricane Festival 2022 1.20 Willkommen Österreich Vita Heijmen USA 2012 gründe. Dokumentation
^^^ sehr gut ^^^ gut ^^^ mäßig Ihre Sonderzeichenerklärung: ^ Spielfilm G Zweikanalton A Schwarz-Weiß I Stereo J Untertitel für Hörgeschädigte B High-Definition-TV C Dolby Surround

Relotius-Skandal als nette Komödie
Neu im Kino: „Tausend Zeilen“ –
Michael Herbig verpackt den
Journalismus-Fälscheraffäre
nicht in eine kritische Mediensati-
re, sondern blendet manches aus.
Von Martin Schwickert
BERLIN. Insgesamt viermal gewann Claas
Relotius den hochangesehenen Deutschen
Reporterpreis. Zuletzt 2018 für die Reporta-
ge „Ein Kinderspiel“, in welcher der Autor
von einem syrischen Jungen erzählte, der
angeblich glaubte, durch einen Streich den
Bürgerkrieg ausgelöst zu haben. Ein Text
„von beispielloser Leichtigkeit, Dichte und
Relevanz, der nie offenlässt, auf welchen
Quellen er basiert“, urteilte damals die Jury.
Aus heutiger Sicht klingt die Lobpreisung
wie reinste Satire. Denn nur wenige Wochen
später kam heraus, dass das ausgezeichnete
Werk, wie die meisten Re-
Viele seiner portagen des höchst er-
preis- folgreichen Journalisten,
in weiten Teilen bloße Er-
gekrönten
findung war.
Reportagen Ob „SZ-Magazin“,
waren in „Welt“, „Frankfurter All-
großen Teilen gemeine Sonntagszei-
Erfindung. tung“ oder „Spiegel“ –
Relotius hat die deutsch-
sprachigen Leitmedien an der Nase herum-
geführt. Seine Reportagen aus Guantánamo,
dem Grenzgebiet zwischen USA und Mexiko
oder einem kurdischen Hochsicherheitsge-
fängnis waren brillant und emotional ge-
schrieben, hatten einen dramaturgischen
Drive und bedienten die Erwartungshaltun-
gen von Redaktionen und liberaler Öffent-
lichkeit. Als seine Fälschungen aufflogen,
löste dies den größten Presseskandal seit der
Veröffentlichung der vermeintlichen Hitler-
Tagebücher im „Stern“ 1981 aus. Und so wie
Helmut Dietl den damaligen Fall in der Ko-
mödie „Schtonk!“ (1993) kongenial ver-
arbeitete, versucht nun Michael „Bully“ Her-
big mit seinem neuen Film „Tausend Zeilen“
das Relotius-Debakel in Lustspielform zu
gießen.
Allerdings ist hier nicht der hochbegabte
Fälscher die eigentliche Hauptfigur des Fil-
mes, sondern der freiberufliche „Spie-
gel“-Mitarbeiter Juan Romero (Elyas M’Ba-
Restitution
einheitlich regeln
MÜNCHEN. Die Rückgabe verfolgungsbe-
dingt geraubter Kulturgüter an die rechtmä-
ßigen Eigentümer sollte nach Ansicht von
Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU)
einheitlich geregelt werden. „Hier ist der
Bund in der Pflicht, noch in dieser Legisla-
turperiode ein Restitutionsgesetz auf den
Weg zu bringen“, sagte Blume am Donners-
tag in München. Die Aufarbeitung des Un-
rechts während des Nationalsozialismus und
der kolonialen Vergangenheit sei schmerz-
haft. Aber: „Provenienzforschung ist unsere
ethische Verpflichtung.“
In Bayern gibt es dafür den Forschungs-
verbund Provenienzforschung, dem 26 Insti-
tutionen angehören. Bislang geschieht die
Erforschung und mögliche Rückgabe auf-
grund einer rechtlich nicht bindenden Über-
einkunft, der Washingtoner Erklärung. dpa
„Singen macht mich einfach glücklich“
Interview Am 4. Oktober beginnt
im Stuttgarter Renitenztheater
das Chansong-Festival.
Mit dabei ist Maria Bill, die Lieder
von Kurt Weill singen wird.
WIEN/STUTTGART. Maria Bill (73) hat schon
als Kind gemeinsam mit ihren drei Schwes-
tern musiziert und gesungen. Ihre Abende
mit Chansons von Edith Piaf haben sie be-
rühmt gemacht. Ein Gespräch über Musik
und Schauspiel, Ernst, Unterhaltung und das
Glück des Singens.
Frau Bill, was lieben Sie an den Songs
von Kurt Weill?
Dass sie meine Leidenschaft für Musik ent-
zünden – das gilt für die deutschen Lieder,
die er in Berlin zusammen mit Bert Brecht
geschrieben hat, für die französischen Chan-
sons, die er 1933 auf der Flucht vor den Na-
tionalsozialisten in Paris komponierte, und
auch für die im amerikanischen Exil entstan-
denen Songs, die zum Teil ja sogar für den
Broadway bestimmt waren. Weill hat nie
unterschieden zwischen unterhaltender und
ernster Musik, sondern nur zwischen guter
Elyas M’Barek (hier mit Michael Ostrowski) deckt in „Tausend Zeilen“ das Lügengespinst eines Starreporters auf.
rek) – ein Filmpseudonym für den Journalis-
ten Juan Moreno, der Relotius 2018 aufflie-
gen ließ und mit „Tausend Zeilen Lügen“ die
Buchvorlage zum Film lieferte.
Romero wird von der Redaktion als Zu-
arbeiter angeheuert und soll an der mexika-
nischen Grenze eine Gruppe von Geflüchte-
ten begleiten. Auf der anderen Seite will
Starreporter Bogenius (Filmpseudonym für
Relotius, gespielt von Jonas Nay) Mitglieder
einer US-Bürgerwehr interviewen, die mit
der Waffe in der Hand gegen illegale Migran-
ten ins Feld ziehen.Als Romero den Reporta-
ge-Teil des Kollegen liest, wundert er sich
über die Offenherzigkeit, mit der die selbst
ernannten Grenzschützer dem Journalisten
aus Deutschland brisante Details anvertrau-
en. Er beginnt gegen Bogenius zu recher-
chieren und fördert immer mehr Ungereimt-
heiten in dessen Arbeiten hervor.
Indem Herbig den Underdog Romero als
tatkräftigen Wahrheitssucher ins Zentrum
der Erzählung stellt, bedient er das Narrativ
Wie ist das mit der Stutenbissigkeit?
Frauen und Tiermetaphern: Anna-Lena Hitzfeld legt sich im Studio-Theater mit Klischees an.
Von Thomas Morawitzky
STUTTGART. Zur „Stutenbissigkeit“ findet
sich ein Eintrag im bekannten Online-Lexi-
kon. Von einer „abwertend auf Frauen bezo-
genen Tiermetapher“ liest man dort, be-
kannt seit dem 16. Jahrhundert, zunehmend
verbreitet seit den 1990er Jahren. Anna-Le-
na Hitzfeld kennt den Text, trägt ihn vor, auf
der Bühne des Studio-Theaters, am Mitt-
wochabend, bei der Premiere ihres Pro-
gramms „Stutenbiss“.
Sie sitzt auf einem Thron, der ein weißer
Plastikstuhl ist, vor einem Raumteiler aus
rosa Tüllstoff. Den Boden bedeckt ein
Orientteppich, darauf: etliche Reclam-Aus-
gaben von Friedrich Schillers Drama „Maria
Stuart“, dem, so klärt die Künstlerin auf, be-
Viel beschäftigt: Maria Bill Foto: G. Brandenstein
und schlechter. Und die Tatsache, dass etli-
che seiner Lieder wie etwa „Speak low“ oder
der „September Song“ berühmte Jazz-Stan-
dards geworden sind, gibt ihm recht.
Sie haben Chansons von Edith Piaf und
von Jacques Brel gesungen. Spielen Sie
dann auch Piaf oder Brel, oder steht auf
der Bühne eher Maria Bill?
Kultur
eines konventionellen Journalisten-Thril-
lers. Mit der Besetzung von Deutschlands
Obersympathieträger Elyas M’Barek ist für
eine tragfähige Identifikationsfigur gesorgt,
welche die Werte des Pressekodex engagiert
verteidigt. Und am Ende ist dann auch alles
wieder in bester Ordnung,weil der Journalis-
mus ja mit seiner ethischen Methodik den
Fälscher in den eigenen Reihen enttarnt hat.
So ein klein bisschen Systemkritik wird auch
noch geübt, indem Ressortleiter und Chef-
redakteur hart an der Karikatur entlang als
erfolgsverwöhnte Führungskader gezeich-
net werden, die nicht sehen wollen, was
nicht sein darf.
Herbig hat aus einem komplex schillern-
den Stoff eine nette Komödie gemacht, die
vorgibt, hinter die Kulissen des Pressebetrie-
bes zu blicken, aber niemand wirklich weh-
tun will. Dabei hätte die Geschichte das Zeug
für eine bissige Mediensatire, die laut darü-
ber nachdenken könnte, warum im Zeitalter
der Narrative auch im Journalismus die Er-
rühmtesten „Bitch-Fight“, also Schlampen-
kampf, der Theaterliteratur. Frauen also, die
sich gegenseitig in Stücke reißen würden.
Weshalb, warum und überhaupt: Ist das
wirklich so, oder wird es nur behauptet – von
Männern?
Anna Lena-Hitzfeld wurde geboren in
Tübingen, wuchs auf in Waldenbuch, ist
noch Mitglied des Stuttgarter Jugendthea-
ters (Jes). „Stutenbiss“ ist Solo-Performance
und Therapie, inszeniert von ihr selbst unter
dem Namen „purple pome granade“, in Zu-
sammenarbeit mit dem Feministischen
Frauengesundheitszentrum Stuttgart e. V.,
als performative Collage mit Bühnengästen.
„Ich bin Anna-Lena“, sagt sie zuerst. „Ich bin
eine Frau.“ Später dann: „Und ich bin Schau-
spielerin. Ihr müsst mich anschauen. Ich
Ich stehe nie wie eine Sängerin an der Ram-
pe, sondern lasse die Musik durch mich hin-
durchgehen. Ich mache aus Liederabenden
aber keine Theaterstücke, sondern habe mir
den Satz von Edith Piaf zu eigen gemacht:
‚Wenn ich singe, dann bin das ich.‘ Also:
Wenn ich,Maria,singe,dann erzähle ich eine
Geschichte durch die Lieder von anderen.
Aber eben als ich, nicht als Nachmachende.
Wessen Musik liegt Ihnen am nächsten:
die von Piaf, Brel oder von Kurt Weill?
Jacques Brel liebe ich besonders, weil er in
seinen Texten mutig alle Bereiche des Le-
bens berührt und in starke Bilder verwandelt
– im Gegensatz zur Piaf, die vor allem über
Liebe sang, weil sie die als Kind ganz beson-
ders vermisst hat.
Sie haben auch mal Florence Foster Jen-
kins verkörpert. Die konnte aber gar
nicht singen. Wie singt man falsch,
wenn man’s eigentlich richtig kann?
Einfach war’s bei den Liedern, die für meine
Stimme eh zu hoch waren. Da musste ich
nichts spielen. Der Rest war aber eine He-
rausforderung: zu versuchen, falsch zu sin-
gen, aber nur so, dass es schön wehtut.
Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Foto: Marco Nagel
zählung und die Bestätigung des eigenen
Weltbildes wichtiger werden als die Fakten-
lage. Schwerer jedoch wiegt, dass Herbig viel
zu wenig Interesse an der Figur des Betrugs-
reporters entwickelt.
Jonas Nay spielt ihn zwar als smarten, ge-
heimnisvollen Karrieristen, aber was Reloti-
us wirklich angetrieben hat, wird im Film in
keinster Weise herausgearbeitet.
Was ist das für ein Mensch, der gleich
mehrfach auf die Bühne geht und hochange-
sehene Pressepreise für gefälschte Reporta-
gen in Empfang nimmt? Ist das kaltschnäu-
ziger Zynismus oder Ausdruck eines psychi-
schen Störungsmusters? Der Katalog der
Fragen, die sich der Film nicht stellt, ist lang,
weil ihm jene ergebnisoffene Neugier fehlt,
die guten Journalismus – und eben auch gu-
tes Kino – auszeichnet.
→ „Tausend Zeilen“ D 2022 93 min R: Michael
„Bully“ Herbig D: Elyas M’Barek, Jonas Nay,
Michael Maertens
muss mich anschauen lassen. Ich hab’s ge-
schafft!“
Da ist er schon, der trotzig strahlende,
süffisante Ton, mit dem sie gegen das Kli-
schee angeht. Sie legt sich an, mit allen Tier-
metaphern, sie rappt, sie gackert und bellt;
sie macht sich bewusst zur Projektionsflä-
che, rechnet ab mit dem fremdbestimmten
Frauenleben, rebelliert in einer frechen,
selbstbewussten Show, integriert die Aus-
künfte anderer Frauen als O-Ton in ihr Spiel,
holt sich zuletzt eine „Gästin“ auf die Bühne.
Zwei Frauen sitzen dann dort beisammen,
sprechen von ihren Ängsten – einander zu-
gewandt, ganz unbissig und solidarisch.
→ Stutenbiss. 1. und 2.10.: Centraltheater, Ess-
lingen, 15. und 16.10.: Tempus fugit, Lörrach
Mit eigenen Songs waren Sie ebenfalls
erfolgreich – „I mecht landen“ war
1984 ein Austropop-Hit. Schreiben Sie
immer noch?
Nein, mir fällt einfach nichts ein, was mei-
nem Alter entspricht. Außerdem ist in mei-
nem Leben gerade noch so viel anderes los.
Was bedeutet Ihnen eigentlich
das Singen?
Es macht mich einfach glücklich.
Das Gespräch führte Susanne Benda.
Das Chansong-Fest
Leben Die 1948 geborene Schauspielerin
lebt seit 1978 in Wien. Zuletzt hat sie in Jo-
hannes Schmids Verfilmung von Christine
Nöstlingers „Geschichten vom Franz“ die
Frau Berger gespielt. Mit Liedern von Piaf,
Brel und Weill ist sie oft auf Tour.
Festival Beim Stuttgarter Chansong-Fest im
Renitenztheater treten vom 4. bis zum 9.
Oktober neben Maria Bill auf: Lennart Schil-
gen, Stefan Jürgens, Sebastian Krämer und
Lucy van Kuhl. Karten und Infos: www.reni-
tenztheater.de und 07 11 / 29 70 75. ben
27
Kulturtipp
Heilende Klänge
Eine „Motherdrum“, eine „Muttertrommel“,
ist eine Trommel von 1,50 Meter Durchmes-
ser, die Schamanen als heilige Hüterin alten
Wissens gilt. Im Zusammenspiel mit dem
Weltmusiker Daniel Oliver Bachmann (Ober-
tongesang, Handpan, Didgeridoo) lässt Silke
Lindner ihr Instrument im Herzschlag der
Erde vibrieren. Wer will, kann auch unter der
Trommel liegend die Kraft des Urklangs
erleben. ben
→ Healing Sounds mit
Trommel und Obertö-
nen. Freitag, 30. 9., 20 Uhr,
Gedok-Galerie Stuttgart,
Hölderlinstr. 17. Karten
an der Abendkasse.
Tanz-Notizen
Alessandro Giaquinto bringt
Bewegung in St. Fidelis
STUTTGART. An einem ungewöhnlichen Ort
ist die neue Choreografie von Alessandro
Giaquinto zu erleben: Der italienische Tän-
zer und Choreograf des Stuttgarter Balletts
wird am 6. Oktober erstmals mit seinem
neuen Stück „Dimora“ im Rahmen der Kon-
zertreihe „Klangraum“ die Kirche St. Fidelis
im Stuttgarter Westen bespielen. Weitere
Vorstellungen gibt es am 7., 27. und 28. Ok-
tober. Mit dabei sind neben zwei Musikern
des Staatsorchesters neun Tänzerinnen und
Tänzer des Balletts sowie die Ehemaligen
Sonia Santiago und Rolando d’Alesio. Kar-
ten gibt es bei Reservix und im Haus der Ka-
tholischen Kirche in der Königstraße 7. red
John Neumeier gründet
neues Tanzfestival
BADEN-BADEN. John Neumeier ist in seiner
50. und letzten Spielzeit als Ballettchef in
Hamburg – und setzt andernorts auf Neuan-
fang: Vom 30. September bis zum 9. Oktober
bespielt er mit dem neu gegründeten Festi-
val „The World of John Neumeier“ mehrere
Bühnen in Baden-Baden. Mit dabei sind das
Bundesjugendballett sowie Tänzer und Tän-
zerinnen aus der Ukraine. Im Festspielhaus,
wo das Hamburger Ballett seit vielen Jahren
gastiert, zeigt Neumeier seine während der
Pandemie entstandenen Produktionen
„Beethoven-Projekt II“ und „Hamlet 21“. red
Springsteen bringt
Soul-Album heraus
BERLIN. Bruce Springsteen und Soul – diese
Verbindung lag für viele nicht unbedingt auf
der Hand, gilt der Rock-Superstar doch eher
als starke Stimme eines weißen Arbeiter-
klasse-Amerika. Die Liebe zur schwarzen
Musik trug der von Millionen Fans „The
Boss“ genannte Sänger gleichwohl immer in
sich. So beschreibt Springsteen in seiner
Autobiografie von 2016 mehrfach „Rock ’n’
Soul“ als angestrebten Stil, schwärmt von
R&B-Helden wie James Brown oder Curtis
Mayfield.
Nun ist daraus ein Überraschungsalbum
mit 15 Soul-Coverversionen geworden –
eine Verneigung vor afroamerikanischen
Musik-Ikonen wie Aretha Franklin, The
Temptations, Diana Ross und The Four Tops.
Wie Sony als Label des größten noch leben-
den US-Rockidols am Donnerstag mitteilte,
kommt die von Studio-As Ron Aniello pro-
duzierte Platte mit dem Titel „Only the
Strong survive“am 11.November heraus (der
Zusatz „Covers Vol. 1“ deutet auf einen spä-
teren Nachschlag hin). dpa
Alligatoah stimmt
Stuttgart-Hymne an
STUTTGART. Er gehört zu den bekanntesten
Rappern in Deutschland – und kommt im
kommenden Jahr nach Stuttgart. Um für sein
Konzert am 9. März in der Hanns-Martin-
Schleyer-Halle die Werbetrommel zu rühren,
hat sich Alligatoah ein Schmankerl für seine
Fans in Stuttgart ausgedacht. Der 33-Jährige
hat auf Youtube eine kleine Stuttgart-Hym-
ne hochgeladen.In dem satirischen Clip geht
es um Porsche, Wein und schwäbische Ord-
nung. Den Usern scheint das kurze Lied zu
gefallen, wie bei den Kommentaren unter
dem Video zu lesen ist. „Wir brauchen einen
ganzen Song davon“, schreibt User Andreas.
„Einmal im Ohr, bleibt der Song im Kopf“,
meint TheKosha92. Ob der Rapper den Kon-
zert-Teaser tatsächlich noch zu einem gan-
zen Lied ausbaut, wird vielleicht bei seinem
Auftritt im März geklärt werden. red
28 Nummer 227 · Freitag, 30. September 2022
Förderung für
NS-Kongresshalle
Mit 20 Millionen Euro will der Bund
Räume in der Halle auf dem Ex-NS-
Reichsparteitagsgelände fördern.
NÜRNBERG. Mit 20 Millionen Euro will der
Bund Räume für die freie Kunst- und Kultur-
szene in der Kongresshalle auf dem ehemali-
gen NS-Reichsparteitagsgelände fördern.
Das habe der Haushaltsauschusses des Bun-
destages am Donnerstag entschieden, teil-
ten mehrere Nürnberger Abgeordnete nun
mit. „Das ist eine fantastische Nachricht und
unterstreicht, dass eine
Eine erweiterte kulturelle
erweiterte Nutzung der Kongress-
kulturelle halle ein Vorhaben von
nationaler Relevanz be-
Nutzung deutet“, sagte die Nürn-
der Halle berger Kulturbürger-
bedeutet ein meisterin Julia Lehner
Vorhaben von (CSU).
nationaler Die Kongresshalle ist
Relevanz. Teil des ehemaligen
Reichsparteitagsgelän-
des, auf dem die Natio-
nalsozialisten von 1933 bis 1938 ihre propa-
gandistischen Parteikongresse inszenierten.
In dem riesigen Rundbau sollten nach
den Plänen der Nazis 50 000 Menschen den
NS-Größen während ihrer Reden zujubeln.
Die Kongresshalle wurde aber nie fertigge-
stellt. Der Rohbau steht heute weitgehend
leer.
Die Stadt Nürnberg plant ein Teilstück zu
erschließen und Räume für die freie Kunst-
und Kulturszene zu schaffen, die zum Bei-
spiel für Ausstellungen, Veranstaltungen
oder als Ateliers genutzt werden könnten.
Während der Sanierung des mehr als 100
Jahre alten Opernhauses in der Innenstadt
soll auch das Staatstheater dort ein Aus-
weichquartier finden: Probenräume, Werk-
stätten und Büros sollen in dem Monumen-
talbau entstehen, eine Ersatzspielstätte im
Innenhof. dpa
„Opernhaus des
Jahres“ in Frankfurt
FRANKFURT A. M.. Die Oper Frankfurt ist das
„Opernhaus des Jahres 2022“. 40 internatio-
nale Kritikerinnen und Kritiker der Zeit-
schrift „Opernwelt“ wählten das Musikthea-
ter unter anderem aufgrund seiner „geschlif-
fenen musikalischen Interpretationen“ zum
Sieger, wie die Zeitschrift „Opernwelt“ in
ihrem am Donnerstag erschienenen Jahr-
buch 2022 schrieb. Damit erhält die Frank-
furter Einrichtung bereits zum sechsten Mal
die Auszeichnung. Zudem gingen die Aus-
zeichnungen „Chor des Jahres“ und „Auf-
führung des Jahres 2022“ für die Inszenie-
rung von „Nacht vor Weihnachten“ von Ni-
kolaj Rimski-Korsakow an das Frankfurter
Haus. „An der Oper Frankfurt führt kein Weg
mehr vorbei“, heißt es in der „Opernwelt“.
Die Kritiker begründeten die Ehrung mit
einem „wagemutigen Spielplan, klugen In-
szenierungen, geschliffenen musikalischen
Interpretationen und der günstigen Lage“.
Dabei seien in der Saison 2020/2021 we-
gen der Coronapandemie bis zu 86 Prozent
weniger Gäste gekommen, und die Zahl der
Aufführungen sei um 70 Prozent gesunken.
Zudem sehe der Haushaltsplan 2023 der
Stadt Frankfurt Einsparungen von zehn Mil-
lionen Euro für das Musiktheater vor. epd
PEN-Zentrum wählt
neues Präsidium
DARMSTADT. Nach der Spaltung des Schrift-
stellerverbands PEN auf der Mitgliederver-
sammlung im Mai in Gotha kündigt das ver-
bliebene PEN-Zentrum Deutschland die
Wahl eines neuen Präsidiums an. Auf einer
außerordentlichen Mitgliederversammlung
am 13.Oktober in Darmstadt stehe die Nach-
folge von Josef Haslinger auf der Tagesord-
nung, teilte der Verband am Donnerstag in
Darmstadt mit. Der Schriftsteller, der im Mai
zum Interimspräsidenten gewählt wurde,
stelle sich nicht mehr zur Wahl.
Haslinger war bereits von 2013 bis 2017
Präsident gewesen. Außerdem werden die
Mitglieder auf der nicht öffentlichen Sitzung
über die Schwerpunkte der künftigen Arbeit
diskutieren. epd
Kultur
Aus dem Boden geschossen
Die isländische Popsängerin Björk
legt ihr zehntes Album vor. Auf
„Fossora“ zeigt sie sich wieder
mal voller Freude am Experiment.
Von Jan Ulrich Welke
REYKJAVIK. Nanu? Sechs Bassklarinetten
instrumentieren „Atopos“, das Eröffnungs-
stück des neuen, an diesem Freitag erschei-
nenden Björk-Albums „Fossora“. Das klingt
–in jeder Hinsicht –ungewöhnlich.Gilt doch
dieses Holzblasinstrument nicht gerade als
das coolste Hipstertool schlechthin, und
auch mit seiner bisherigen Verwendung in
der Popularmusik kann man schwerlich üp-
pige Musikbibliotheken bestücken.
Aber das schon komisch aussehende
zwittrige Instrument aus Grenadillholz mit
metallenem S-Bogen und Schalltrichter,
sonst allenfalls peripher im Jazz beheimatet,
passt perfekt zu Björks auch diesmal wieder
extraordinären Musik, muss sich die Sänger-
fee wohl gedacht haben. Und damit auch
gleich gründlich mit allen Hörkonventionen
gebrochen wird, komplettiert ein indonesi-
sches Duo namens Gabber Modus Operandi
das Personaltableau in „Atopos“, das für ge-
wöhnlich in besonders schrägen Techno-
Spielarten beheimatet ist.
Darüber legt sich die nach wie vor unikale
Stimme der mittlerweile 56-jährigen Islän-
derin, und heraus kommt
Hier ertönen bei diesem Stelldichein
die Streicher, der Originalitäten ein
dort wabern entsprechend vertracktes
Stück Musik.
Synthesizer, Versponnener geht’s
darüber nimmer? Aber sicher
schwebt eine doch! Im weiteren Ver-
Entrückte. lauf der dreizehn Stücke
dieses Albums, die auf Ti-
tel wie „Ovule“, „Fagurt Er i Fjördum“ oder
„Trölla-Gabba“ hören, kommen neben dem
den Gesamtklang prägenden Bassklarinet-
tensextett auch Posaunen, Pauken, Oboe, Eine Künstlerin der etwas ungewöhnlichen Sorte: die Sängerin, Songwriterin und Nebenerwerbsschauspielerin Björk. Foto: Vidar Logi
ein Streichorchester, ein dutzendköpfiges
Flötenensemble und ein Chor hier, am Syn- zu schlagen, ich habe versucht,dieses Gefühl aus Reykjavik bei einem isländischen Radio- klingt, dabei aber stets großen künstleri-
thesizer generierte Basslinien und Key- einzufangen, ich habe es mein Pilz-Album klavierwettbewerb begann, der mit ihrer schen Ausdruckswillen vermittelt.
boardprogrammierungen dort zum Einsatz.
Das dieses Werk durchziehende Grundthe-
getauft: Baumwurzeln und Pilze, die sich
ihren Weg tief ins Erdreich bahnen“, spricht
Mädchenpunkband und der Fusionjazzfor-
mation einer 14-Jährigen weiterging und
Man vernimmt wabernde Klänge, breit
orchestrierte Bögen, nur wenig Fragment
ma schließlich, wie es auch in den Songtiteln
„Mycelia“und „Fungal City“anklingt,ist den
Björk also, quasi, um den Wunderlichkeiten
noch ein Krönchen aufzusetzen.
vorläufig mit ihrer Band Sugarcubes endete,
mit der sie als erste isländische Band über-
und viel ausformulierte Komposition, in der
sich die so unvereinbar klingenden Gegen-
Worten der Künstlerin zufolge der Pilz als Sonderbar kann man all das finden, kau- haupt international Erfolge feierte. Ehe sätze aus klassischem Orchesterinstrumen-
solcher. Ach ja, und die Coronapandemie. zig und schrullig, es als verquast-verkopft Björk dann nach London zog und eine Welt- tarium und Technobasteleien zu einem ver-
Wie bitte? Jawohl, richtig gehört, Covid abtun – und man stünde mit dieser Meinung karriere startete, mit sonoren Popsongs wie blüffend funktionierenden Ganzen fügen,
und Pilze. Lauschen wir daher doch am bes- gewiss nicht alleine da. „Violently Happy“ oder „Hyperballad“, mit bekränzt von ungemein assoziationswe-
ten kurz herein in das, was die Künstlerin Man könnte es aber auch als nächste Gold- und Platinalben, ehe alles immer ckender Lyrik.
selbst dazu sagt. „Wir alle zusammen haben Etappe einer langen Reise durch die Song- abenteuerlustiger und experimenteller wur- Über allem erhebt sich zu guter Letzt die
eine einzigartige Zeit durchlebt, wir waren welten betrachten. Einem Trip, der mit dem de – musikalisch mit Inuit-Chören, der Aus- dieses Album wieder einmal krönende, um-
lange genug an einem Ort, um dort Wurzeln Sieg der elfjährigen Björk Gudmundsdottir nahmeharfenistin Zeena Parkins und orien- werfende Singstimme der isländischen Wel-
talischen Folklore-Elementen, oder in ande- tenbürgerin, die – bei keiner Popkünstlerin
Klassische Orchesterblasinstrumente in der Popmusik ren Grenzgebieten wie etwa den Avantgar- auf Erden könnte die Formulierung besser
de-Filmen ihres Ex-Lebensgefährten Matt- passen als bei Björk – nach wie vor ihresglei-
Querflöte Die Musik der „The Lamb lies down on rica“ von Supertramp hat hew Barney. Einer langen Reise durch vieler- chen sucht.
Band Jethro Tull mag nicht Broadway“) sowie Roxy jedermann im Ohr, nicht lei künstlerische Gefilde, die jetzt auf ihrem Die Triggerwarnung vor einem in jedem
jedermanns Ding sein, das Music nutzten das filigrane minder bekannt dürfte ihre nunmehr zehnten Studioalbum ihr vorläufi- Fall fordernden und anstrengenden Album
Instrument hat ihr Leader Holzblasinstrument, am Verwendung bei den Beatles ges Ende findet. muss dennoch sein. Wer jedoch Lust auf eine
Ian Anderson aber nicht nur bekanntesten dürften seine in „When I’m Sixty Four“ Oder aber man reißt sich los von all sol- musikalische Sinnesreise par excellence ver-
mit dem Klassiker „Locomo- Einsätze in Art Garfunkels sein. Weder eine Oboe noch chen Kategorisierungen und versucht vor- spürt und sich auf künstlerische Komplexität
tive Breath“ in der Rockmu- „Bright Eyes“ und bei Tanita eine Klarinette sind hin- urteilslos, „Fossora“ sozusagen als L‘art pour einzulassen bereit ist,
sik salonfähig gemacht. Tikarams „Twist in my So- gegen in Stings „Englishman l’art zu begreifen. den kann „Fossora“ zum
briety“ sein. in New York“ zu hören. Das Dann hört man ein sehr interessant,stim- Glückspilz machen.
Oboe Donovan, Peter Gabri- den Song prägende Instru- mungsvoll und vielschichtig instrumentier-
el mit Genesis (etwa auf den Klarinette Die prägnante ment ist ein Sopransaxofon, tes Popmusikalbum, das sphärisch, verspielt → Björks „Fossora“ (One
legendären Alben „Selling Melodie des Klappeninstru- gespielt vom Ausnahmejaz- und keinesfalls verquer, sondern ganz im Little Independent/H’Art)
England by the Pound“ und ments in „Breakfast in Ame- zer Branford Marsalis. juw Gegenteil ein wenig märchenmusicalhaft ist als CD und LP erhältlich.
Egon Madsen, 80 Jahre und kein bisschen leise
Die Stuttgarter Ballettfamilie ist im Theaterhaus zusammengetroffen – Über die im Fernsehporträt verknappte Neugierde eines Teenagers bewahrt hat:
um eine Legende zu feiern und auch ein bisschen sich selbst.
Darstellung eines Danseur-Noble-Daseins
durfte gelacht werden: Die Bühnenpartnerin
Freunde und Weggefährten von Birgit Keil
über Ivan Cavallari bis zu Friedemann Vogel
Von Andrea Kachelrieß feiern. Im Theaterhaus? Hier ist Egon Mad-
heben, ihre Liebe erkämpfen, sterben? Mad-
sens Register bot so viel mehr Zwischentöne.
zeigten im Gespräch den Menschen hinter
dem Star. Das Publikum war gekommen, um
sen in den vergangenen 15 Jahren zum Men- Das zeigten die für ihn choreografierten sein Vertrauen in den Nachwuchs zu teilen:
STUTTGART. Standing Ovations ohne einen tor geworden von Eric Gauthier, der auch Cranko-Rollen, die Gäste vom Stuttgarter zwei Junioren-Paare aus der John-Cranko-
Schritt getanzt zu haben? Egon Madsen ge- durchs Gala-Programm führte; hier sind ihm Ballett mitbrachten: Friedemann Vogel füllt Schule und von Gauthier Dance wurden laut
nießt sichtlich Applaus und Ständchen Comebacks wie mit „Don Q.“ und „Grey- in Madsens „Brouillards“-Part den Jungen, gefeiert. Am liebsten aber wollten alle den
gleich zu Beginn eines langen Gala-Abends, hounds“ geglückt. der mit naiver Fröhlichkeit, aber vergebens Meister selbst in Aktion sehen – als wachge-
schließlich ist er in Vorleistung gegangen: Wer eher zufällig in diese Party geraten um die Liebe einer Schlafenden wirbt, mit küssten Alten, der es in Hans van Manens
Seit 70 Jahren bereits steht er auf der Bühne; ist, den mag manches wie die vom Jubilar ge- schöner Poesie. Alessandro Giaquinto lässt „The Old Man and Me“ mit Blick auf die ver-
am 24.August feierte der Däne,dem als blon- wünschte Gesprächsrunde nach der Pause als Hortensio mit pfiffiger Komik den feinen führerische Milena Twiehaus noch einmal
der Jungstar in tragender Rolle mit dem irritiert haben. Über den Tänzer, der als ele- Humor des Dänen aufleuchten. Adhonay wissen will, und als Dorfnarr, der in Mauro
Stuttgarter Ballett ein Wunder gelang und ganter Prinz ebenso gut aussah wie als quir- Soares da Silva stürzt sich mit melancholi- Bigonzettis „Cantata“ das Leben ausgelas-
der auch als ergrauter Senior noch das Zeug liger Joker, konnten Reingeschmeckte auf schem Pathos in Lenskis letztes Solo, bevor sen und wild am Schopf packt.
zum Publikumsliebling hat, seinen 80. Ge- diese Weise aber einiges erfahren – etwa aus ihn Onegin ins Jenseits befördert. Mehr Madsen? In der ARD-Mediathek ist
burtstag. alten „Abendschau“-Aufnahmen. Der Ob als Mercutio oder Prinz Siegfried: die zum 80. Geburtstag entstandene, se-
Im Theaterhaus ist die Stuttgarter Bal- Triumph der Stuttgarter, die, ob in New York, „Keiner kann sterben wie er!“,bestätigte Bal- henswerte Doku „Egon Madsen – Joker der
lettfamilie am Mittwochabend zusammen- Moskau oder daheim, „kamen, tanzten und lettintendant Tamas Detrich auf dem Tanzwelt“ abrufbar. Vom 25. Bis zum 27. No-
gekommen, um fast vier Stunden lang Egon siegten“, schien noch einmal auf – und Egon Podium.Hilfsbereit,bescheiden,ein Idol,das vember ist im Theaterhaus sein Solo „Egon
Madsen und auch ein bisschen sich selbst zu Madsen immer mittendrin. ohne Allüren sein Wissen teilt und sich die King Madsen Lear“ zu sehen.
„Was Besseres kann man nicht lesen.“
Peter Stein, Theaterregisseur, findet die Entscheidung, dass Goethes „Faust“ in Bayern keine Pflichtlektüre mehr sein soll, zumindest im Deutsch-Leistungskurs,
ziemlich traurig. Foto: dpa/Soeren Stache
 DOPPELPASS
Anzeigensonderveröffentlichung: 30. September 2022

Formschwache Favoriten – brisante Begegnungen

Blick in die 1. Liga: Wie geht es weiter mach der Länderspielpause: Hält die Krise der Bayern an und können die Verfolger davon profitieren?
Stuttgart in Wolfsburg zu Gast – Es muss ein Sieg her, egal wie.
Von Elke Rutschmann nicht für ihre Länderauswahlen unterwegs
waren, ein besonderes Aufbauprogramm

E
s gab Zeiten, da fuhren die National- ausgedacht: Bäume pflanzen, Sand schip-
spieler gerne zu Länderspielen, um pen, Zäune lackieren. Im Rahmen der Aktion
sich von der Tristesse im eigenen Ver- „Bayer 04 hilft im Quartier“ packten Trainer
ein zu erholen und entgangene Erfolgserleb- und Spieler am Dienstagnachmittag zusam-
nisse zu sammeln. Aktuell ist die Lage rund men mit der Leverkusener Lebenshilfe-
um die DFB-Elf eher so, dass die Protagonis- Werkstatt sowie dem Frauen-Bundesliga-
ten ihre Sorgen und Unzulänglichkeiten in Team des Vereins bei der Verschönerung der
die Nationalmannschaft übertragen. Bestes Parkanlage des Kleingärtnervereins Burg-
Beispiel dafür liefert der schwächelnde Bay- loch im Stadtteil Schlebuschrath mit an.
ern-Block, dem auch der Sechs-Titel-Träger- Eine besondere Brisanz trägt auch das
Trainer Hansi Flick keine zielgerichtete Ins- Duell zwischen dem 1.FC Köln und Tabellen-
piration einimpfen konnte. führer Borussia Dortmund in sich. Schließ-
Und beim 3:3 gegen England passierte et- lich war es der BVB, der mit Salih Özcan und
was, was es noch nicht mal bei der Mexiko- Anthony Modeste im Sommer zwei
Reise 1999 mit Erich Ribbeck gegeben hatte: Leistungsträger der Kölner verpflichtete. Die
in elf Minuten drei Gegentore für Deutsch- Mannschaft von Steffen Baumgart hat den
land. Auch die anderen Darsteller aus Flicks Abgang der beiden bislang beeindruckend
Ensemble sind sich derzeit selbst ein Rätsel. kompensiert. Ein stabiler neunter Rang in
Deutschlands ranghöchster Fußball-Lehrer der Bundesliga, und sogar die Gruppen-
hat noch jede Menge zu grübeln nur wenige führung in der Conference League sprechen
Wochen vor dem um- für die gute Form des

Drei
strittensten WM-Tur- Teams. Salih Özcan ist
nier aller Zeiten, damit in Dortmund angekom-
der Auftritt dort für men,plagt sich aber mit
Deutschland nicht zum Schmerzen im Fuß he-
Gegentore innerhalb von elf Minuten.
totalen Stimmungstö- So eine Negativ-Ausbeute musste rum.
ter wird. die deutsche Nationalmannschaft Nicht so gut läuft es
Apropos Stimmung: noch selten hinnehmen. für Modeste: Das flan-
Die Bayern nehmen kenreiche Spiel in Köln
sich eine Krise zur findet beim BVB so
Wiesn. Vier Bayern-Spiele ohne Sieg? Das nicht statt, und der Franzose konnte bislang
gab es seit 20 Jahren nicht mehr, zum ersten noch nicht zu dem Abschlussstürmer wer- Die Volkswagen Arena in Wolfsburg aus Sicht des Gästeblocks Foto: frei / Wiki
Mal seit 87 Spielen schossen die Münchner den, als der er unter Steffen Baumgart in der
kein Tor. Aber ist doch schön für die Liga, letzten Saison für zahlreiche Jubelstürme in kommt es zum Duell der Enttäuschten und Was soll man sagen? Haben sie Recht? mal der Gefahr schon früh bewusst und will
dass sie sich nicht schon jetzt wieder vor der Müngersdorf gesorgt hatte. der Unzufriedenen. Die Mannschaft von Und beim VfB Stuttgart kann man sich schon rechtzeitig gegensteuern. „Es ist normal“,
Konkurrenz davon machen. Und es ist nicht einmal sicher, dass er in Niko Kovač bewirbt sich derzeit um den Preis gar nicht mehr daran erinnern, dass diese sagt Trainer Pellegrino Matarazzo, „dass wir
Und jetzt müssen sie im Freitagsspiel ge- der alten Heimat von Beginn an aufläuft, für den unerfolgreichsten und zugleich un- Mannschaft nach der letzten Rückkehr in die vor diesem Spiel Druck spüren werden.“ Für
hen Bayer Leverkusen ran. Normalerweise denn er bekommt ernsthafte Konkurrenz ansehnlichsten Fußball der Liga. Der finanz- Beletage unheimlich viel Spaß gemacht hat: den Auftritt beim Team in der Autostadt for-
waren die Spiele gegen die Werkself meist von Derbyheld Yousouffa Moukoko, der in starke Club steht nach sieben Spieltagen auf Verwegen,flott und mit viel Risiko bezauber- dert er deshalb eine „Arbeitsmentalität“.Da-
ein Selbstläufer für den FCB – doch das dürf- der Startelf stehen und bei weiteren Einsät- einem direkten Abstiegsplatz. te das damals jüngste Team der Liga den An- mit sich der VfB aus dem Negativlauf be-
te diesmal anders sein, auch wenn Leverku- zen auch noch ein Thema für Hansi Flick Einer der die Lage ändern könnte, Max hang. Jetzt sieht es danach aus, als steuere freien kann, müsste ein Sieg her. Um die An-
sen sich aktuell auch in für sich unerforsch- werden könnte. Einen anderen Sieg hat er Kruse, wurde von Kovač ausgebootet, weil man schon wieder auf eine Saison zu, die bis zahl der Torabschlüsse muss dringend er-
ten Regionen der Tabelle befindet und sehn- schon eingefahren: Er muss in keinem Dort- der Trainer Spieler präferiert, die gut gegen zum letzten Spieltag eine Zitterpartie wer- höht werden. Darauf legte der Coach auch
lichst die Rückkehr des Langzeitverletzten munder Büdchen jemals wieder bezahlen. den Ball arbeiten. Dabei wird Fußball doch den könnte: Drittletzter, noch kein Sieg, ge- den Fokus in der Länderspielpause. Und viel-
Florian Wirz herbeisehnt. Zunächst gab es Bescheiden ist die Gefühlslage derzeit in mit dem Ball gespielt. „Ohne Kruse habt ihr rade einmal fünf Punkte auf dem Konto. leicht hat er ja auch ein Video aus der Vorsai-
ein Bekenntnis zu Trainer Gerardo Seoane. den Fanlagern des VfL Wolfsburg und beim keine Chance“, höhnten die Berliner Fans, Aber während es vor einem Jahr ein son herausgekramt – vor einem Jahr hatten
Und dann hatte man sich für die Spieler, die VfB Stuttgart. Am Samstag (15.30 Uhr) deren Team die Tabellenführung verteidigte. schleichender Prozess war, ist man sich dies- die Stuttgart 2:0 beim VfL gewonnen.

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Erste Bundesliga
8. Spieltag
VfL Wolfsburg – VfB Stuttgart
Sa., 1. Oktober, 15.30 Uhr
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DER WOCHE
Die englische Zeitung „The Guardian“ be-
schrieb ihn als „eines der aufregendsten Ta-
lente des Landes“, ein früherer Mitspieler bei
der U18 von Birmingham City zeichnete fol-
gendes Bild von Jude Bellingham: „Er
nimmt die Dinge an; er versucht, alle Infor-
mationen aufzunehmen, die ihm jemand ge-
ben kann. Sein Verstand arbeitet wie der
eines 25-Jährigen.“Er ist erst 19 Jahre alt und
war einer der wenigen Lichtblicke im Team
der Engländer in der Nations League und
wurde beim 3:3 gegen Deutschland zum
Spieler des Spiels gekürt. „Ein Lichtblick
nach dem Unentschieden – und der Nieder-
lage gegen Italien – war die Leistung des 19-
jährigen Mittelfeldspielers Jude Belling-
ham“, lobte BBC-Sport den Profi von Borus-
sia Dortmund.
Der Youngster bringt auch im Dress des BVB
Audi Gebrauchtwagen eine große Reife auf dem Platz und seine
Lernkurve ging immer steil nach oben. Bei
:plus einem solch rasanten Aufstieg droht man-
chem Jungprofi auch mal der Kopf zu schwir-
ren. Bellingham scheint das Tempo aber gut
zu verkraften. Seine Fähigkeiten sind nicht
Bis zum 31.10.2022 nur auf die Offensive oder Defensive be-
attraktive Leasingkonditionen schränkt sind. Er verkörpert einen nach vor-
ne und hinten gleich starker Achter.
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DOPPELPASS
„Ihr müsst über die Außen spielen“
Phrasen und Plattitüden: Zementierte Fußballweisheiten werden widerlegt. Dennoch sind Experten weit davon entfernt zu verstehen, wie
der Fußball funktioniert. Und bis man das weiß, bleibt das Floskeln-Sammelsurium bestehen.
AM BALL BLEIBEN richtig und doch falsch, das hat der Münchner
Sportwissenschaftler Roland Loy ermittelt. Es ist
egal, ob man über die Flügel oder durch die Mitte
Von Elke Rutschmann angreift. Zwei von 100 Angriffen durch das Zent-
rum führen zum Tor – genau wie zwei von 100
D
er Fußball ist der beste Freund der Phrase, über die Außenbahn. Loy hat über 3000 Fußball-
ja er zieht sie praktisch magisch an. Es spiele ausgewertet, dabei 60 000 Ballkontakte,
gibt eben keine andere Sportart, die wir so 250 000 Zweikämpfe, 1000 Einwürfe, 30 000 Tor-
oft sehen und über die wir so viel reden und über schüsse, und 25 000 Tore analysiert und daraus
die wir so viel zu wissen glauben. Oft bleibt dann das Buch „Lexikon der Fußball-Irrtümer“ ge-
nur die Flucht in die Phrase, weil man damit eben macht.
ganz wunderbar Sachverhalte verkürzen und ver- Natürlich helfen Flanken, wenn man wie einst
einfachen kann. Das gilt für Trainer, Spieler und die Bayern einen Flügelspieler wie Arjen Robben
Fans gleichermaßen. hat, doch letztlich führen nur 2,4 Prozent aller
Ganze Heerscharen von Fußball-Experten
tragen gerne das Mantra: „Wir müssen über die
Flanken zum Tor. Niemand weiß wirklich, welche
Wege zum Sieg führen, oder ob der wichtigste
Außen spielen“ vor. Gegen eine kompakte Ab- Faktor nicht einfach der Zufall ist. Bei vier von
wehr im Zentrum finden viele Teams kein geeig- zehn Toren spielen nämlich Zufälligkeiten wie
netes Mittel. Dabei ist ein zielstrebiges Spiel über
die Außenpositionen durchaus erfolgverspre-
Abpraller, Platzfehler oder abgefälschte Schüsse
die entscheidende Rolle.
chend als wundersames Allheilmittel gegen die „Sinnloser als Fußball ist nur noch eins: Nach-
Flaute vor dem Tor. Andere Trainer suchen bei denken über Fußball“, hat der Schriftsteller Mar-
ihrer Taktik ihr Heil durch die Mitte. Beides ist tin Walser mal gesagt. Dem widersprechen aller-
Wenn man nicht mehr weiß, wie sich ein Sieg in der Bundesliga anfühlt, dann kann vielleicht ein Testspiel für Linderung sorgen. Deshalb hat Stuttgarts Coach Pellegrino Matarazzo in der Länderspielpause
ein Spiel gegen den Schweizer Erstligisten Grasshopper Zürich angesetzt. Der 2:1 (1:1) – Erfolg in Abwesenheit der Nationalspieler dürfte sich positiv auf die Psyche ausgewirkt und einige Erkenntnisse gelie-
fert haben: Zugang Dan-Axel Zagadou feierte sein Debüt und zeigte erste Ansätze, dass er eine Konkurrenz für die Abwehrreihe werden kann. Naouirou Ahamada bestätigte mit dem Ausgleichstreffer in der
39. Minute seine ansteigende Form, und Juan José Perea (links) hat mit dem Siegtor in der 84. Minute gezeigt, dass er durchaus eine Alternative im Angriff sein könnte.
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dings die Untersuchungen von Sportwissen-
schaftler Loy.
verliert laut Loy auch schneller den Ball. Das sei
das Gegenteil von Ballbesitz. Trainer Felix Ma-
Er kommt auch zu der Erkenntnis, dass die gath, nicht gerade als Taktik-Fetischist bekannt,
meisten Behauptungen, die jeden Tag über Fuß- sagte einmal nach einem Spiel: „Wir haben ge-
ball gemacht werden und über Jahrzehnte hinweg wonnen, aber ich habe keine Ahnung, warum.“
weitergegeben wurden, nichts sind als Behaup- Fußball hängt eben von vielen Unwägbarkei-
tungen. Dazu zähle auch die Mär, dass bei nassem ten ab. So rätseln Analysten bis heute, weshalb
Boden Weitschüsse ein probates Mittel sind. Es die Bayern 1999 das Champions-League-Finale
sei eine der Legenden, die von Generation zu Ge- in der Nachspielzeit 1:2 gegen Manchester Uni- Foto: AdobeStock
neration weitererzählt werden. Weitschüsse sind ted verloren und innerhalb einer Minute zwei To-
laut Loy meist erfolglos, egal, ob der Boden dabei re kassiert haben. Laut Roy gibt es keinen logi-
grün oder nass ist, oder ob Schnee liegt. Er wider- schen Grund dafür.
legt vor allem eine bislang zementierte Fußball- „Wir sind Lichtjahre davon entfernt zu verste-
weisheit – bitte jetzt ganz tapfer sein: Die Vorga- hen,wie der Fußball funktioniert.Gerade deshalb
be, dass der Gefoulte den Elfmeter nicht selbst
ausführen soll, stimmt nicht. Es sei, sagt der Wis-
können wir es uns nicht leisten, auf die messba-
ren Größen zu verzichten“, sagt er. An Ende
senschaftler, wurscht, ob der Gefoulte den Elfme- kommt er zu dem tröstlichen Schluss: Wir wissen
ter selbst schießt oder nicht. Der Experte hat gar nichts über Fußball. Wir wissen nicht, wie
10 000 Strafstöße analysiert. Das Ergebnis: 77
Prozent der Schützen verwandeln ihre Elfer –
man Spiele gewinnt und warum man sie verliert.
Wir wissen nicht, ob man durch die Mitte angrei- UNSER
SPIELPLAN
egal ob sie davor gefoult wurden oder nicht. fen sollte oder über die Flügel, ob man besser
Und wie schaut es mit dem Credo von Ballbe- schnell spielt oder langsam und deshalb darf
sitz oder Tempofußball aus? Wer schnell abspielt, auch mehr über die außen gespielt werden.“
8 . Spieltag
Freitag, 30.9., 20.30 Uhr
FC Bayern – Bayer Leverkusen
Samstag, 1.10., 15.30 Uhr
RB Leipzig – VfL Bochum
SC Freiburg – FSV Mainz 05
1. FC Köln – Borussia Dortmund
Eintracht Frankfurt – Union Berlin
VfL Wolfsburg – VfB Stuttgart
Samstag, 1.10., 18.30 Uhr
Werder Bremen – Bor. M’gladbach
Sonntag, 2.10., 15.30 Uhr
Hertha BSC – TSG Hoffenheim
Sonntag, 2.10., 17.30 Uhr
FC Schalke 04 – FC Augsburg
9. Spieltag
Freitag, 7.10., 20.30 Uhr
TSG Hoffenheim – Werder Bremen
Samstag, 8.10., 15.30 Uhr
Bayer Leverkusen – FC Schalke 04
FSV Mainz 05 – RB Leipzig
VfL Bochum – Eintracht Frankfurt
FC Augsburg – VfL Wolfsburg
Samstag, 8.10., 18.30 Uhr
Bor. Dortmund – Bayern München
Sonntag, 9.10., 15.30 Uhr
Bor. M’gladbach – 1. FC Köln
Sonntag, 9.10., 17.30 Uhr
Hertha BSC – FC Freiburg
Sonntag, 9.10., 19.30 Uhr
Fotos: A. Calanni, dpa/Baumann VfB Stuttgart – Union Berlin
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