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Das internationale HiFi-Magazin
Der schnellste
Vorverstärker
Perfekter
Ton vom
Fernseher
10 Tips:
Wie HiFi im
Wohnzimmer
besser klingt
Indiana-Line-Lautsprecherboxen bieten nicht nur ein ästhetisch Modell Wege Tieftöner Mitteltöner Hochtöner Belastbarkeit RMS
vollkommenes Äusseres und eine gut abgestufte Modellreihe
für vielseitigste Anwendung, sondern entsprechen auch den Minix 2 210 mm - Phenolic Ring Dome 30 W
höchsten akustischen Ansprüchen. Ix 2 210 mm - Phenolic Ring Dome 40 W
Der von vorn zugängliche Korrektureinsteller («loudspeaker and
listening environment adjustment control») gewährleistet die 2x 2 260 mm - Phenolic Ring Dome 60 W
Möglichkeit zur korrekten Anpassung der Frequenzgangkurve
3xa 3 210 mm 130 mm Phenolic Ring Dome 70 W
an die Raumakustik je nach Aufstellung und Hörort.
4xd 3 260 mm 130 mm Piezo Horn 70 W
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Stereo play
F X lay with stereoplay: In der High Fide-
<^lity geht es zu wie in anderen Bran¬
und klein“ von Botho Strauß in den
Münchner Kammerspielen. Es lohnt
chen auch — der eine hat Glück, der sich.
andere nicht. Einer, der Pech hatte, ist in
einem Testbericht in diesem Heft erwähnt:
Holger Dahl, Chef der gleichnamigen
Hamburger Firma, die unter anderem den
M it allem Vorbehalt: Angeblich
wird die geradezu klassische
Rock-Gruppe Who in diesem
Vertrieb der japanischen Marke Rotel
Sommer nach Deutschland kommen. Die
besorgte. Am 26. Juni hat seine Firma laut
Daten sind recht vage (25. August oder
Auskunft des Hamburger Konkursge¬
1. September), der Ort auch (wahrschein¬
richts einen Konkursantrag gestellt. Dahl-
lich das Zeppelinfeld in Nürnberg). Aber
Mitarbeiter haben bei Unternehmen in
die Vorstellung, daß es vielleicht doch
Hamburg um Jobs nachgefragt. Trotzdem:
klappen könnte, ist schon verlockend.
Rotel-Geräte wird es nach wie vor in
Deutschland geben — eine solche Marke
findet schnell einen neuen Vertrieb.
I n der Mai-Ausgabe stand eine Story
über den PCM-Prozessor von Sony, der
Stereoplay aktuell
Marantz Cassetten-Deck 9000:
Computer-Technik auf dem
Höhepunkt 8
Neuheiten 22
stereoplay technik
Der perfekte Hörraum 16
stereoplay international
Treffpunkt Chicago
Sonderbericht von der
Consumer Electronics
Show 10
Alle Neuheiten
Tests aus Chicago
TV-Tuner: Fast 400 Firmen zeigten auf
HiFi-Ton auch beim der Consumer Electronics
Fernsehen 24 Show (CES) in Chicago HiFi
von morgen, stereoplay
Test-Vorverstärker schickte ein Team von Re¬
Kenwood L-07C II: dakteuren über den Atlantik,
Schnelligkeit zahlt sich aus 38 um herauszufinden, was den
deutschen HiFi-Freund er¬
Test Vorverstärker Rotel RC-2000 wartet und Einzelheiten über
und Endstufe Rotel RB-2000: die neue Generation von
Mit Rotel muß man Komponenten zu erfahren.
rechnen 42 Zwei stereoplay-Fotografen
flogen mit, um dieses Festi¬
Großer Vergleichstest val der High Fidelity aus¬
Japan —USA: führlich im Bild festzuhalten.
Länderkampf der Boxen- Den großen Bericht von der
Bauer 48 CES lesen Sie ab Seite 10.
4
Tfest: Verstärker Plattentips
von Rotel
Der japanische HiFi-Riese Die perfekte Aufnahme 62
Rotel drängt mit Macht in Die besondere Platte 63
den deutschen Markt. Aber
wie gut sind die Geräte aus Sinfonik 64
Fernost? Antwort bringt ein
stereoplay-Test des Verstär¬ Konzert 64
ker-Gespanns RB 2000 und Kammermusik 65
RC 2000 auf Seite 42.
Kirchenmusik 68
Report:
Europa — das gelobte
Land des Jazz 84
Serie:
Musik unter dem
Hakenkreuz (2) 86
Hintergrund:
Jazz in Rußland? Im
Prinzip ja! 88
Maria Callas:
Kreuzfahrt Im Konzertsaal Unsterbliche Töne 90
Jedes Jahr schaukeln ein paar Hundert lassen es sich manche Leute bis zu
Musikbegeisterte im Luxus-Dampfer 20 000 Mark kosten, um zwei Wochen Report:
rund ums Mittelmeer — und die weitbe¬ lang mit ihren Lieblings-Künstlern in Konzert-Saal zwischen
sten Musiker sind mit an Bord. Warum einem Boot zu sitzen? Seite 76. Himmel und Meer 76
5
stereoplay
An die Redaktion Postfach 1042 7000 Stuttgart 1
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6
Sharp RT-3838. Weiterhin scheint mir
der Preis für diese „Spielerei“ von Pio¬
neer etwas hoch. Ich habe den Pioneer-
Top of Sankyo
Soeben erst auf den Markt gekommen - aber schon ein »heißerTip« unter Eingeweih¬
Mikroprozessor nur mit dem von der
ten: die Top-Geräte aus der Spezial-Serie der Stereo-Cassetten-Decks von Sankyo!
Firma Sharp verglichen, das heißt:
Hier einige wenige Daten zum »Mund-wäßrig-Machen«:
Ihren Testbericht gegen den Sharp-
Prospekt. Ich würde mich sehr freuen,
wenn Sie noch andere Mikroprozes¬
soren testen würden, denn ich meine,
auf diesem Gebiet hat man ja gerade
erst angefangen.
Andreas Peter, 5000 Köln 91
Seltsam
7
stereoplay _
D ie HiFi-Industrie wird
aktuell In der Reihenfolge ihrer Ein¬
immer erfahrener im gabe (Random Access Memo¬
Umgang mit Mikroprozesso¬ ry) oder in ihrer numerischen
ren - hochintegrierte Schal¬
tungen, die dem Wort „Bedie¬ Computer-Technik Reihenfolge (Sequential Ac¬
cess Memory).
nungskomfort“ eine ganz
neue Dimension geben (siehe
auch den stereoplay-Sonder- auf dem Höhepunkt Neben solcher „Intelligenz“
weist das Marantz-Deck aber
teil über die CES in Chicago auch alle anderen Merkmale
ab Seite 10). Mit dem Cassetten-Deck SD 9000 haben die eines modernen Spitzen-Re-
Entwickler von Marantz gezeigt, was Mikro¬ corders auf: Zwei Motoren, |K
Die amerikanische Firma drei Tonköpfe (und damit die
Marantz hat jetzt eine Kom¬
prozessoren alles können. Möglichkeit der Hinterband¬
ponente vorgestellt, die den kontrolle) sowie LED-Spit-
derzeitigen Höhepunkt in der zenwert-Anzeiger. Außerdem
Mikroprozessor-Technik dar¬ soren) übernehmen hier vier • Die Uhr macht den Um¬ ist das Deck für die neuen
stellt und für die eine Bezeich¬ Funktionen: gang mit der Timer-Einrich¬ Reineisenbänder eingemes¬
nung wie „Cassettenrecorder“ tung des Decks leicht: Das sen.
nur noch bedingt tauglich ist. • Mittels Zählwerk („Coun¬ SD 9000 kann so pro¬
ter Memory“) kann das Band grammiert werden, daß es Ein weiteres Detail allerdings
Zwar: Fast alle Eigenarten des automatisch an einer ge¬ selbsttätig aufnimmt oder zu ist in der Fachwelt umstritten:
Cassettendecks SD 9000 wa¬ wünschten Stelle angehalten einer gewünschten Zeit zu Marantz kopiert die amerika¬
ren schon einzeln auch in und von vorne wieder abge¬ spielen beginnt (Firmen-Wer- nische Firma BIC, die als
Geräten anderer Fabrikate spielt werden - auf Wunsch bung: „Lassen Sie sich durch erster Hersteller Cassetten-
anzutreffen. Marantz hat sie im Endlos-Betrieb. Musik begrüßen, wenn Sie Decks mit zwei umschaltba-
aber erstmals zusammenge¬ • Der Computer regelt eine heimkommen!“). ren Bandgeschwindigkeiten
faßt - und dabei Hoffnungen Uhr, die auf der Digital-An- • Insgesamt 19 Einzel-Titel baute. Neben den weltweit
auf noch weitere Anwen¬ zeige des Decks zwischen¬ können gespeichert werden, gebräuchlichen 4,75 cm/sec
dungsbereiche für diese durch per Knopfdruck ge¬ wobei jedes Stück eine Kenn- jagt auch Marantz nun das
Klein-Computer geweckt. naue Uhrzeit gibt und die Nummer erhält. Der Mikro¬ dünne Cassetten-Band auf
automatisch aufleuchtet, prozessor erlaubt, die pro¬ Wunsch mit der doppelten
Die „Super-Chips“ (Fachbe¬ wenn das Gerät ausgeschaltet grammierten Band-Stellen Geschwindigkeit über die
zeichnung für Mikroprozes¬ wird. auf zweierlei Art abzurufen: Tonköpfe. Tim Cole
Treffpunkt Chicago
D as einzige Problem der CES“,
stöhnte Chefeinkäufer Ken Forre¬
Die ganze weite Welt der High Die auf rund 50 000 Quadratmetern Aus¬
stellungsfläche verteilten Schau-Stücke
Fidelity - auf der 13. CES in
ster von der amerikanischen HiFi-Han- von 365 HiFi-Anbietern ließen klar ei¬
delskette „Radio Shack“ gestreßt, „ist, Chicago war sie zu sehen, ste- nige Trends in der High Fidelity für die
daß sie nur vier Tage dauert und nicht reoplay schickte ein Reporter- nächste Zukunft erkennen:
vier Wochen .. Team über den Atlantik, um • Cassetten-Decks sind der Renner der
Saison, kommen in der Klangqualität
Wie dem HiFi-Experten aus USA ging es für Sie die wichtigsten Neuhei¬ dem Spulentonband immer näher und
in Chicago vielen: Um auch nur die inter¬ ten der HiFi-Saison 1979/80 sind - zumindest ab der oberen Mittel¬
essantesten Neuheiten auf der 13. jähr¬ zu entdecken. klasse - allesamt für die neuen Reinei-
lich stattfindenden „Consumer Electro¬ sen-Bänder ausgestattet;
nics Show“ (CES) im weitläufigen • die Mikroprozessoren, Computer im
McCormick Place mitbekommen zu
können, mußte man schon täglich acht
Stunden lang auf Trab bleiben.
11
stereoplay
Mini-Format, werden in den nächsten herkömmliche Cassettenrecorder mit Kompatibilität“. Das Deck (drei Köpfe,
Jahren den Bedienungskomfort von normalem Bandmaterial. Und mit der zwei Motoren) hat, wie schon das CCD,
HiFi-Geräten revolutionieren; Halbierung werde der Aufpreis für die einen opto-elektronisch gesteuerten
• dem HiFi-Freund steht eine verwir¬ neuen Eisen-Bänder, die etwa doppelt so Bandantrieb ohne massive Schwung¬
rende Vielfalt von konkurrierenden Sy¬ teuer sind wie herkömmliche Cassetten, scheibe und verfügt außerdem über ei¬
stemen zur Rauschunterdrückung und wieder egalisiert. nen Mikroprozessor, der ein komplettes
zur Verbesserung der Räumlichkeit bei Test-Programm zum optimalen Einmes¬
der Musikwiedergabe ins Haus - wel¬ Das Bummel-Deck soll immerhin noch sen auf die verwendete Bandsorte per
cher Anbieter sich durchsetzen wird, ist einen Frequenzbereich von 20 bis Knopfdruck ablaufen läßt.
kaum abzusehen. 15 000 Hz bei halber Geschwindigkeit
übertragen, einen Rauschspannungsab¬
Heiß diskutiert wurde wieder einmal stand von 60 dB aufweisen und weniger
über die Zukunft der Compact-Cassette: als 1,5 Prozent Klirr erzeugen. Die Werte
Im letzten Jahr stellte BIC zum ersten bei Normal-Tempo sind natürlich angeb¬
Mal Recorder vor, die entgegen der lich noch viel besser.
Lizenz-Abmachung mit Patenthalterin
Philips eine zweite, doppelt schnelle Wie billig die Reineisen-Decks in Zu¬
Bandgeschwindigkeit vorsahen. Jetzt zog kunft sein werden, deutet übrigens der
beispielsweise der amerikanische HiFi- japanische Hersteller Sanyo schon an:
Riese Marantz nach (siehe auch Seite 8) Mit lächerlich niedrigen 190 Dollar
und läßt das Schnürsenkel-Band auch im (rund 360 Mark) ist das RD 5035 in
Doppel-Tempo rollen. Amerika bereits vor der Auslieferung ein
Verkaufsschlager - in Chicago orderten
Kaum aber haben sich die Kunden an Händler am Sanyo-Stand wie verrückt.
dieses Nebeneinander gewöhnt, da führt
der Japaner Eddie Nakamichi in Chicago Immerhin besitzt das Gerät Dolby, zwei
schon wieder eine dritte Bandgeschwin¬ langlebige Sendust-Tonköpfe und einen
digkeit ein: Das Modell 680, unter dem Frequenzumfang von 30 Hz bis 19 kHz
werbeträchtigen Slogan „Langspiel- (Herstellerangabe).
Deck“ angekündigt, ist auch umschaltbar
- und zwar auf die halbe Bandgeschwin¬ Auch die Europäer drängen mit Macht in
digkeit! Statt 4,75 werden auf Wunsch den Cassetten-Markt. Die österreichi¬
nur 2,375 Zentimeter Band pro Sekunde sche Firma Eumig stellte ein neues Spit-
über die Tonköpfe gezogen. zen-Deck vor, das nach Aussage eines
Firmensprechers den „Wunsch vieler
Nakamichis Begründung: Bei Verwen¬ Kunden befriedigen soll, die die Qualität Kunst-Werk: Dreiweg-Lautsprecher
dung von Reineisenbändern sei sein und das Aussehen unseres Modells CCD D-12A von Design Acoustics mit zehn
Deck in den Meßwerten ebenso gut wie haben wollen und dazu noch Reineisen- Cassis
Foto-Modell: Super-Endstufe X-25A von SAE Außen-Läufer: Plattenspieler 8000 Series Two
mit 2 x 250 Watt im Class A-Betrieb von Phase Linear mit Tangential-Tonarm
12
Der Schwarzwälder Hersteller Dual RP-9400 entgegenkommen. Das Gerät läßt nur Andeutungen los: Die Endstufe
zeigte in Chicago schon das neue Flagg¬ besitzt einen Direktantrieb für den Plat¬ käme dank neuartiger Magnetfeld-Tech¬
schiff seiner Cassettendeck-Flotte, das tenteller und einen zweiten Motor, der nik ohne die üblichen Kühlrippen und
839 RC, das demnächst in Berlin auf der allein für die Tonarm-Automatik verant¬ Leistungstransistoren aus und verwan¬
Funkausstellung offizielle Deutschland- wortlich ist. Damit werden nach Herstel¬ dele fast 94 Prozent der ihm zugeführten
Premiere feiern wird. Das Deck ist für lerangabe wünschenswert niedrige elektrischen Energie in Schall um, ge¬
Reineisen eingemessen, verfügt über (0,025°/o) Gleichlaufschwankungen er¬ messen an nur rund 40 Prozent bei her¬
Auto-Reverse und eine drahtlose Fernbe¬ zielt - bei gleichzeitig hohem Bedie¬ kömmlichen Transistor-Endstufen. In¬
dienung, Kombi-Tonkopf und eine logik¬ nungskomfort. zwischen kann man das Kraft-Werk in
gesteuerte Memory-Einrichtung in bei¬ Amerika auch kaufen - für rund
den Abspiel-Richtungen. Preis in USA: Dem offenbar einsetzenden Trend zum 350 Dollar oder umgerechnet
850 Dollar (rund 1615 Mark). Tangential-Tonarm schließt sich der re¬ 665 Mark.
nommierte amerikanische Hersteller
Zumindest optisch auf das Allerwesent¬ Phase Linear mit dem Modell 8000 Se- Watt-Riesen in Hülle und Fülle zeigte die
lichste - Plattenteller und Tonarm näm¬ ries Two an, nachdem Aiwa ein ähnlich Industrie in Chicago einem staunenden
lich - beschränkte sich Technics bei der konzipiertes Laufwerk, das LP-3000, Publikum. Yamaha etwa, mit dem 2 x
Gestaltung des neuen Plattenspielers SP- auch bei uns schon vorgestellt hat. Ein 240 Watt an 8 Ohm leistenden M-2, des¬
15. Der Direktantriebler ist quarzstabili¬ Linear-Motor treibt den Tonarm an, ein sen Klirrgrad bei sehr geringen 0,005%
siert (Gleichlaufschwankungen nach opto-elektrischer Sensor setzt die Nadel liegen soll. Und SAE (Scientific Audio
Herstellerangabe: 0,025°/o) und weist an der richtigen Stelle auf und hebt den Electronics) aus Los Angeles, Kalifor¬
eine Hochlaufzeit (0,4 Sekunden) auf, Tonarm am Ende der Platte wieder ab. nien, verblüffte mit dem bislang stärk¬
wie sie sonst fast nur im professionellen Die aufwendige Elektronik des Lauf¬ sten Class A-Endverstärker der Welt,
Bereich anzutreffen ist. werks soll laut Firmenangabe Werte für dem X-25A mit 2 x 250 Watt Ausgangs¬
den Gleichlauf von sagenhaften 0,013°/o leistung und einem Klirrgrad von 0,02%.
Dual will seinen Ruf auf dem Platten¬ (RMS) ermöglichen, der Geräuschspan¬ Mit einem speziellen Verfahren („hyper-
spieler-Sektor international mit einem nungsabstand soll 78 dB betragen. sonic power output“), das sich SAE jüngst
ebenfalls erst zur Funkausstellung in patentieren ließ, sollen die Vorteile der
Deutschland zu sehenden Laufwerk Immer noch umstritten ist der „Kraft- Class A-Schaltung - extreme Verzer¬
650 RC verteidigen: Der direktangetrie- Würfel“ des Amerikaners Bob Carver, rungsarmut - mit der geringen Wärme¬
bene Plattenspieler besitzt den neuen der schon auf der Winter-CES in Chicago entwicklung und dem hohen Wirkungs¬
ULM-Tonarm („Ultra Low Mass“) sowie kurz zu sehen war (siehe stereoplay grad herkömmlicher Class AB-Verstär-
dieselbe Zehnfach-Fernbedienung wie 3/79). Der Endverstärker mit einer Sei¬ ker gekoppelt worden sein.
das Cassetten-Deck 839 RC (siehe oben). tenlänge von nur 17 Zentimetern soll
US-Preis: 400 Dollar, rund 760 Mark. bullige 2 x 200 Watt auf die Beine Verschiedene Hersteller zeigten in Chi¬
bringen - und dabei kaum mehr als cago Subwoofer, Extra-Lautsprecher für
HiFi-Puristen, die Automatik-Platten¬ Zimmertemperatur erreichen. Carver den Tiefbaß-Bereich, die als Ergänzung
spieler sonst ablehnen, will der japani¬ schweigt sich aus Angst vor der Konkur¬ der besonders in den USA so beliebten,
sche Hersteller Rotel mit dem Laufwerk renz noch über das Geheimnis aus und aber im Baß schwachen Mini-Boxen
13
ster
dienen sollen. Der Baß-Würfel Ohm N Computer sollen jetzt auch an der Boxen- größeren Membranfläche. In Amerika
besitzt eine eigene passive Frequenzwei¬ Front eingesetzt werden. Die amerikani¬ werden die drei Computer-Boxen zwi¬
che für die beiden Satellitenboxen und sche Firma KLH stellte in Chicago eine schen 420 und 1000 Dollar (790 und 1900
kann deshalb problemlos an jeden HiFi- neue Reihe von Lautsprechern vor, die Mark) kosten.
Verstärker angeschlossen werden. Der mit einer logikgesteuerten Gegenkopp¬
Übertragungsbereich reicht angeblich lung arbeiten: Das Ausgangs-Signal der Sechs Jahre nach der Vorstellung ihres
von 32 bis 140 Hertz, die Box verfügt Endstufe wird analysiert und die Bewe¬ Lautsprechers D-12 hat die Kalifornische
über zwei Chassis mit einem Durch¬ gungen der Tieftöner-Membran entspre¬ Boxen-Firma Design Acoustics ein neues
messer von 20 Zentimetern. In Amerika chend ausgeglichen. Angeblich ist die Modell, den D-12A, präsentiert - wie
soll der „Tief-Töner“ 320 Dollar kosten dadurch erzielte Tiefen-Wirkung besser der Vorgänger ein kleines Kunstwerk.
- rund 600 Mark. als bei Lautsprechern mit einer viermal Optisch war der mit zehn Chassis be-
Leicht-Gewicht: ULM-Plat-
tenspieler 650 RC von Dual Thron-Folger: Reineisen-Deck FL-1000 löst Eumigs
Modell CCD an der Spitze ab
Magnetfeld
14
stückte Dreiweg-Lautsprecher, der zwölf scheinlichen 90 dB (mehr als beispiels¬ klang zu verbessern. Fosgate, im tiefsten
gleich große Flächen aufweist, ein Anzie¬ weise Sonys PCM-Prozessor PCM-1) er¬ Wilden Westen (Arizona) zuhause, will
hungspunkt. Der indirekte Klangteppich möglichen und einen Klirrgrad von nur das Raum-Wunder mit dem System „Te¬
der D-12A soll, wie man hörte, ebenso 0,08°/o aufweisen. Sanyo hofft auf einen trasound“ erzielen. Ein spezieller Deco¬
eindrucksvoll sein. großen Markterfolg, weil das „Plus der analysiert angeblich das ankom-
N55 Super D“ als separate Einheit auch mende Stereo-, Quadro- oder CD4-Signal
Premiere feierte auch Sanyos Antwort mit Cassettendecks fremder Hersteller und verteilt es im richtigen Verhältnis
auf das Rauschunterdrückungs-System kombiniert Werden kann. auf vier Boxen. Unbescheiden spricht die
„High Com“ von Telefunken. Der läng¬ Firma vom „größten Durchbruch in der
liche schwarze Kasten soll einen Ge¬ Es wird immer wieder versucht, mittels High Fidelity seit der Einführung der
räuschspannungsabstand von unwahr¬ komplizierter Schaltungen den Raum¬ Stereophonie“. Na ja. Tim Cole
GrancfMaster
AMPEX
When we plav the world listens.
stereoplay
Ein Paradies für jeden
HiFi-Freund: Ein
technik Ihr Wohnzimmer zum Hör¬
raum werden kann.
stereoplay-Zeichner
hat diesen idealen
Hörraum in Zusam¬
menarbeit mit Akusti¬
kern und Architekten
gezeichnet.
16
Leider sind es aber gerade zen, zum zweiten weisen sie Wände. Eine Wandstärke von
tiefe Frequenzen, die den Un¬ nicht die notwendige Steifheit 36 cm, massiv gemauert, bie¬
... und
was Sie
dagegen
tun
können
Als Alternative bietet sich an,
die Wand mit einer zusätzli¬
chen Schale zu versehen. Wie
effektiv solche Zusatzma߬
nahmen sind, erläutert der
Bauakustiker Dr. Gunter We¬
ber vom Kurt-Risch-Institut
der Technischen Universität
Hannover: „Setzen Sie in fünf
Zentimetern Abstand vor die
Zimmerwand eine Leichtkon¬
struktion mit 1,25 cm starken
Rigipsplatten. Sie erzielen da¬
durch einen um 12 dB höhe¬
ren Schallschutz.“
18
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Auch wenn Sie
ein anderes
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SM cassette
Cassette der HiFi-Klasse mit einem Mehr¬
schichtenband. das die Vorteile von ferro super LH
und chromdioxid in einem Band vereinigt.
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Rauschen und erweiterte Aussteuerbarkeit
erhöhte Übersteuerungsfestigkeit bei
höchsten Frequenzen
lange Lebensdauer des Tonkopfes
Sicherheits-Mechanik SM gegen Bandsalat
stereoplay
Reineisen-Recorder Fünf UKW-Stationen können gespei¬ 0,19% (DIN) aufweisen und einen Fre¬
chert werden, außerdem erleichtern quenzbereich von 30 bis 15 000 Hertz
von Philips Feldstärke- und Mitten-Abstimmung die mit Chrom-Cassetten bieten. Neben den
Auch der holländische Elektronik-Riese Sendereinstellung. Dual gibt für die Ein¬ VU-Metern gibt es eine LED zur Anzeige
präsentierte nun sein erstes Cassetten- gangs-Empfindlichkeit 1 pV an, der von Spitzenwerten. Die Eingangsemp¬
Deck (N-2552) für Reineisen-Band. Der Klirrfaktor soll unter 0,4°/o (1 kHz, findlichkeit des Tuners AT-9300 wird mit
Frequenzgang soll mit dem neuen Band¬ 46 kHz Hub) liegen. 0,8 pV/75 Ohm angegeben. Das
material von 30 bis 20 000 Hertz reichen. UKW/MW-Gerät ist mit Anzeigeinstru¬
Preise: Vollverstärker CV-1100 um 450 Mark,
Das Zwei-Motoren-Laufwerk wird durch Tuner CT-1140 ebenfalls um 450 Mark, menten für Feldstärke und Ratio-Mitte
elektronische Tipptasten gesteuert. Ge¬ Vertrieb: Dual Gebrüder Steidinger, ausgerüstet. Der Verstärker AA-8100 lei¬
Postfach 70, 7740 St. Georgen/Schwarzwald stet angeblich 2 x 30 Watt Sinus an
4 Ohm, sein Klirrfaktor soll bei voller
Ausgangsleistung unter 0,2% liegen,
Aiwa-Bausteine ebenso die Intermodulations-Verzerrun-
gen. Unter anderem können zwei Ton¬
für Einsteiger bandgeräte angeschlossen werden, zwi¬
Zusammen kosten diese vier Bausteine schen denen man in beiden Richtungen
von Aiwa rund 1500 Mark. Der Platten¬ überspielen kann.
spieler AP-2300 ist ein direktangetrie- Preise: Plattenspieler AP-2300 um 430 Mark,
Nun auch von Philips: bener Halbautomat mit Frontbedienung. Cassettendeck AD-M 100 um 400 Mark,
Cassettendeck für Reineisenband Seine Gleichlaufschwankungen sollen Tuner AT-9300 um 500 Mark und Vollverstärker
unter 0,065% (DIN) liegen. Eine Beson¬ AA-8100 um 400 Mark;
trennte Tonköpfe für Aufnahme und Komplettpreis: „System 1“ um 1500 Mark,
derheit ist eine Synchronisations-Ein¬ Vertrieb: Aiwa Verkaufs- und Service GmbH,
Wiedergabe, in einem gemeinsamen Ge¬
Vogelsanger Straße 165, 5000 Köln 30
häuse montiert, ermöglichen Hinter¬
hand-Kontrolle. Zwei Spitzenwert-An¬
zeigen mit zusätzlichen Leuchtdioden, Neue Standbox von AR
die bei + 4 dB und + 7 dB ansprechen, Mit der AR-90 stellt die Firma Teledyne
sollen eine genaue Aussteuerung gewähr¬ Acoustic Research eine kleinere Version
leisten. der bekannten AR-9 vor. Es handelt sich
hierbei ebenfalls um eine Vier-Wege-Box
Preis: um 1700 Mark
Vertrieb: Deutsche Philips GmbH, mit stattlichen Abmessungen. Zwei seit¬
Mönckebergstraße 7, 2000 Hamburg 1 lich montierte 25-cm-Tieftöner strahlen
die Bässe ab, die unteren Mitten über¬
nimmt ein Konus-Lautsprecher von
Preiswerte 20 cm Durchmesser. Die oberen Mitten
und Höhen werden jeweils von Kalotten-
Komponenten von Dual Lautsprechern abgestrahlt. Acoustic Re¬
Für Einsteiger konzipierte Dual den search empfiehlt für die AR-90 Verstär¬
Tuner CT-1140 und den Vollverstärker ker mit wenigstens 2 x 50 Watt Sinus.
CV-1100. Der Verstärker bringt nach
Angabe des Herstellers 2 x 25 Watt Si¬
nus an 4 Ohm bei einem Klirrfaktor von
weniger als 0,5%. Die beiden Tonband¬
eingänge erlauben ein Überspielen in
beiden Richtungen. Bemerkenswert ist
der einblendbare Mikrofon-Eingang auf
der Frontseite. Der Tuner ist für UKW,
Mittelwelle und Langwelle ausgelegt.
22
Die Sinus-Belastbarkeit soll 250 Watt be¬
tragen, der Frequenzbereich von 23 Hz
bis 30 kHz reichen.
BASF-Verstärker D-6275
Box mit
mit 2 x 75 Watt Sinus
hohem Wirkungsgrad
grammwahl. Es sind zwei Anschlüsse für
Wharfedale gibt den Wirkungsgrad der
Tonband mit wechselseitiger Überspiel¬
neuen E-30 mit beachtlichen 94 dB an.
möglichkeit vorhanden. Die Einsatzfre¬
Der Frequenzgang soll zwischen 63 Hz
quenz für Höhen- und Tiefenregler läßt
und 18 kHz maximal um 3 dB abwei-
sich umschalten, die gesamte Klangregel¬
chen. Zwei 17-cm-Chassis strahlen den
stufe kann überbrückt werden (defeat).
Tief- und Mittelton-Bereich ab, den
Die Ausgangsleistung wird mit
2 x 75 Watt Sinus angegeben. Eine Fluo¬
reszenz-Anzeige ermöglicht die Kon¬
trolle der abgegebenen Leistung.
Die Körting-Minis: Vielseitige
Ausstattung trotz kompakter Bauweise Preise: Tuner D-6200 um 800 Mark,
Vollverstärker D-6275 um 1100 Mark,
Vertrieb: BASF Aktiengesellschaft,
Begrenzer für die automatische Aus¬ Bau H 201, 6700 Ludwigshafen
steuerung und Wahl der Bandsorte mit
elektronischen Tipptasten gesteuert. Den
Übertragungsbereich gibt Körting mit 20
bis 16 000 Hertz (Cr02 und FeCr) an, die
Cassettendeck
Gleichlaufschwankungen mit maximal mit Reverse-Betrieb
0,12°/o (DIN). Die gesamte Anlage mißt In beiden Richtungen aufnehmen und
261 x 321 x 220 mm.
wiedergeben kann das Cassettendeck
Wharfedale’s E-30: Zwei-Wege-Box Preise: Verstärker A-100 um 600 Mark, D-777 von Hitachi. Wahlweise spielt das
mit regelbarem Hochtöner Tuner T-100 um 590 MArk, Deck nur eine oder beide Cassettenseiten
Cassetten-Deck C-100 um 840 Mark, ab. Bemerkenswert ist außerdem die
Vertrieb: Körting Grassau,
Hochtonbereich übernimmt ein Expo- Postfach 11 20, 8217 Grassau stufenlos einstellbare Vormagnetisie¬
nential-System. Der Pegel des Hochtö¬ rung (Bias adjust) mit einem Zeigerin¬
ners läßt sich um —4 dB bis +2 dB vari¬ strument zur Kontrolle. Das Deck ist auf
ieren. Die Belastbarkeit der E-30 wird Bausteine von BASF
mit 50 Watt Sinus angegeben, die Abmes¬
Zwar keine Minis, aber in den Abmes¬
sungen betragen 58 x 33,5 x 26,1 cm.
sungen dennoch recht kompakt sind die
Preis: um 550 Mark (Stück), beiden neuesten Bausteine von BASF.
Vertrieb: Scope Electronics GmbH, Der Tuner D-6200 empfängt UKW und
Curschmannstraße 20, 2000 Hamburg 20
Mittelwelle. Die Sender werden digital
angezeigt. Als Eingangsempfindlichkeit
gibt BASF 1,2 pV an, der Klirrfaktor soll
bei 0,2°/o liegen, die Intermodulation bei
Minis aus Deutschland maximal 0,25°/o. Der hierzu passende
Hitachi D-777: Aufnahme und Wieder¬
gabe in beiden Laufrichtungen
Nach Uher bietet nun als weiterer deut¬ Verstärker besitzt separate Wahlschalter
scher Hersteller auch Körting eigene für Tonbandaufnahme und Pro- drei Bandsorten umschaltbar und besitzt
Mini-Komponenten an. Der Vollverstär¬
ein MPX-Filter zur Aussiebung von Pi¬
ker A-100 soll 2 x 50 Watt Sinus leisten
lottonresten bei Hörfunk-Aufzeichnun¬
bei einem Klirrfakor von maximal 0,3°/o.
gen. Die Gleichlaufschwankungen wer¬
Der Tuner T-100 mit digitaler Sender-
den mit maximal 0,18% angegeben, die
Anzeige und drei Wellenbereichen bietet
Frequenzgänge bei Chrom-Band mit 30
nach Angabe des Herstelies eine Ein¬
bis 15 000 Hertz.
gangs-Empfindlichkeit von 1 pV (Mono;
26 dB S/N). Der Klirrfaktor soll 0,30/o Preis: um 1000 Mark,
nicht übersteigen. Beim Cassettendeck Tuner D-6200 von BASF mit Digital- Vertrieb: Hitachi Sales Europa GmbH,
C-100 werden Laufwerk, Dolby-System, Anzeige: Fast ein Mini Kleine Bahnstraße 8, 2000 Hamburg 54
23
TTi i TTVxf^» Q|TTiFi-verwöhnte Fernseh-Zuschauer,
A A-U/ I~ 1 ll_tll I dUClI AXdie sich ständig über den miesen
1 • — Ton vom Mattscheiben-Lautsprecher är-
hPim nPVtl CPlIPtl gern‘ versPrechen sich vom TV-Tuner
A vl lid\^llvll wahre Wunder. Aber sind diese vor allem
in Japan entwickelten Special-Empfangs¬
geräte, die eine Wiedergabe des Fernseh-
Tons über die heimische HiFi-Anlage
erlauben, wirklich die Lösung des
Problems?
Das Bild ist scharf, der Ton ist mies:
Das ist die bundesdeutsche Fernseh¬ Obwohl fast alle japanischen Hersteller
solche TV-Tuner zuhause im Programm
wirklichkeit. Sind die Fernsehtuner
haben, scheuen sich die meisten vor dem
der Ausweg aus diesem Dilemma? Deutschland-Debüt: Auf der Berliner
Funkausstellung, das ergab eine stereo- Damit aber sind noch lange nicht alle seher in Deutschland - im Gegensatz zu
play-Umfrage bei den Herstellerfirmen, Probleme eines TV-Tuners in Deutsch¬ Japan - leider noch Zukunftsmusik. Ein
werden TV-Tuner höchstens hinter den land behoben. geplanter regionaler Test mit Stereo-
Kulissen für einige wenige Eingeweihte Programmen anläßlich der Berliner
zu besichtigen sein. Zum einen strahlt das Fernsehen einen Funkausstellung fiel dem Einspruch von
Frequenzbereich beim TV-Ton von ma¬ Post und Sender zum Opfer. Und viele
Damit der HiFi-Freund nicht draußen ximal 30 bis 15 000 Hertz aus. Minder¬ Hersteller von TV-Tunern glauben nicht
vor der Tür stehen muß, hat sich stereo- wertige Ton-Verstärker und Spielzeug- so recht an den Markterfolg ihrer Pro¬
play in Japan ein solches Gerät zum Test Lautsprecher in den Fernsehgeräten dukte, solange nur Mono empfangen
besorgt. Es handelt sich um das Modell bringen allerdings nur einen Bruchteil werden kann.
TV-30 von der Victor Company of Japan dieses Frequenzbereichs auch tatsächlich
(JVC), einer Tochterfirma des japani¬ ins Wohnzimmer. TV-Tuner bedeuten Für Video-Freunde hingegen dürfte ein
schen Industrie-Konzerns Matsushita. In also einen echten Gewinn. TV-Tuner bald ausgesprochen interes¬
Japan kostet dieses Gerät rund 39 800 sant werden: Dann nämlich, wenn die
Yen (etwa 350 Mark) - allerdings wäre Zum anderen ist Stereo-Ton vom Fern¬ ersten Video-Recorder mit Stereo-Ton
der deutsche Preis aufgrund hoher Trans¬ auch in Deutschland auf den Markt
port- und Zollkosten sicher um das Dop¬ kommen. Sony’s Betamax-System ebenso
pelte höher. wie das von JVC entwickelte VHS wer¬
den demnächst auch zweikanalig über
stereoplay testete das TV-Gerät wie ei¬ die HiFi-Anlage klingen können. Die
nen normalen HiFi-Tuner - denn er ist Hersteller haben sich schön auf einheit¬
im Prinzip nichts anderes. Das Tonsignal liche Standards für ihre jeweiligen Sy¬
empfängt er via Fernseh-Antenne und steme geeinigt, die ersten Geräte werden
leitet es weiter an den Reserve-Eingang für Anfang nächsten Jahres erwartet.
des Verstärkers der HiFi-Anlage.
Den TV-Tunern stehen aber noch ganz
Nach den üblichen Meß-Kriterien er¬ andere Schwierigkeiten ins Haus: Deut¬
zielte der TV-Tuner einen gleichmäßigen sche TV-Sender wollen, wenn Stereo-Ton
und ausgedehnten Frequenzgang. Die auch bei uns eingeführt wird, vermutlich
Eingangs-Empfindlichkeit ist dagegen ein anderes System als das in Japan
eher mäßig, was aber angesichts des verwendete einsetzen - womit die japa¬
dichten Netzes regionaler Fernsehsender nischen TV-Tuner bei uns unbrauchbar
und Füllsender in der Praxis wohl kaum wären. Während man in Fernost den
als Nachteil zu werten ist. Gute Werte Stereo-Ton ähnlich wie bei Rundfunk¬
wurden für die Intermodulations-Verzer- sendungen mittels Pilotton überträgt,
rungen und die Störabstände ermittelt. werden die Deutschen vermutlich ein
Fazit: JVCs Fernseh-Zusatz bietet durch¬ moderneres Verfahren einführen, das
aus brauchbare HiFi-Qualität. mit zwei separaten Sende-Frequenzen
für jeden Stereo-Kanal arbeitet (Zwei-
Die Ausstattung dagegen entspricht wohl Tonträger-Verfahren).
nicht ganz deutschen Vorstellungen. So
fehlen Programm-Tasten, die das Um¬ Leidtragender wäre der Käufer der heute
schalten des Fernseh-Tons von einem angebotenen TV-Tuner: Er müßte bei
Programm zum anderen auch per Knopf¬ uns nach wie vor den TV-Ton aus einem
druck ermöglichen. Allerdings sollen die Kanal hören - und in die Röhre
neueren JVC-Modelle diese fehlenden schauen.
Tasten aufweisen. Jürgen Schoppmann
25
Es ist ganz einfach,
aus Ihrem läpe-Deck
alles herauszuholen.
Stecken Sie
eine Sony hinein.
Hochwertige Tape-Decks bringen heute alle Voraus¬ die teflonbeschichteten Gleitplatten bei, die statische Auf¬
setzungen mit, auch kritische Ohren zu überzeugen. Ange¬ ladungverhindern. Neue Beschichtungstechniken verhelfen
fangen von hervorragenden Gleichlaufwerten über den darüber hinaus allen Sony Cassetten zu gesteigerter Dyna¬
weiten Frequenzgang bis zur effektiven Rauschunter¬ mik und erweitertem Frequenzgang.
drückung. Von der Bandqualität her sind
Aber genauso wichtig wie die für Tape-Decks zwei Cassetten-Typen
Qualität des Gerätes ist die Qualität besonders geeignet: die neue CD-Alpha,
der Cassette. Wir von Sony sorgen die HiFi-Fans wegen ihrer außerordent¬
dafür, daß das eine wie das andere lichen Empfindlichkeit und der großen
stimmt. Denn unsere Erfahrung in der Dynamikspanne als Alternative zur
Entwicklung von Cassetten-Recordern CKVCassette schätzen, und die FeCr-
kommt den Cassetten zugute und um¬ Cassette.
gekehrt. Das zeigt sich, bei unseren . Wenn Ihr Gerät einen Bandarten¬
neuen Cassetten sowohl in der Band¬ wahlschalter hat, empfehlen wir für CD-
führungais auch im Bandmaterial. Alpha die Position „CrO/ und für FeCr
So sind jetzt alle Sony Cassetten die Position „FeCr” oder „Normal". Ihr
mit der neuen SP-Mechanik ausgestat¬ Fachhändler erwartet Sie zur Hörprobe.
tet, die für absolut gleichmäßigen Band¬
wickel sorgt und damit Pegelschwan¬
kungen und Laufgeräusche auf ein
Minimum reduziert. Dazu tragen auch
SONY
Sony GmbH, Hugo-Eckener-Str. 20,5000 Köln 30
Leser fragen stereoplay
An die Redaktion • Postfach 1042 - 7000 Stuttgart!
chende Buchse befindet „Plopp“ zu hören. Das hat mir basis behoben werden
Schalt-Plan sich meist an Vor- oder End¬ den Spaß an eigenen Aufnah¬ kann. Die Adresse: National
stufen. Wenn Sie diese aber men inzwischen gründlich Panasonic, Ausschläger
Ich möchte mir eine Schall¬ nicht mit sich herumschlep¬ verdorben. Woran liegt das Billdeich 32, 2000 Hamburg
wand mit zwölf Breitband- pen wollen, werden Sie um und was kann ich dagegen 28.
Lautsprechern und einem die Anschaffung eines Kopf¬
tUf,? Petor Müller
Piezo-Hochtöner, alle mit ei¬ hörer-Verstärkers nicht her¬ 8221 Hammer 48
ner Impedanz von 8 Ohm, umkommen. Die Firma Ra¬ Auto-Schaltung
bauen. Mein Verstärker ist dio Rim (8000 München 2, Das RS 673 besitzt eine Lauf¬
der Technics SU-7300 K mit Bayerstr. 25) bietet die ent¬ werksteuerung über Tippta¬ Zu Weihnachten bekam ich
2 x 60 Watt an 8 Ohm. Könn¬ sprechende Schaltung auf sten, die von einem Schalt¬ einen Equalizer-Verstärker
ten Sie mir bitte auf der unten einer Platine montiert für 38 relais gesteuert werden. Bei fürs Auto geschenkt. Das Ge¬
rät erlaubt den Anschluß von
vier Boxen, wobei die Impe¬
danz 8 bis 16 Ohm betragen
darf. Der Hersteller weist aus¬
drücklich darauf hin, daß der
Verstärker bei niedrigerer Im¬
pedanz beschädigt werden
kann. Leider aber haben
meine Boxen (Pioneer
TS 164) 4 Ohm je Box. Was
soll ich tun?
Willy Jokisch
6525 Westhofen
28
MSM-Sanyo-Vertriebs-GmbH.Westendstr 28, D-6000 Frankfurt 17 Dimel S.A., 7/9 Rue Maryse-Bastiö, F-93120 Z.I. La Courneuve Interpan Marek & Co., Untere Weissgerberstr. 17, A-1030 Wien 1
Sanyo S.A„ Bisschoppenhoflaan 571-573, B-2100 Deurne C. Asgeirsson Ltd., Suduurlandsbraut 16, IS-Reykjavik Svenska Sanyo AB, Oestra Hamngatan 19a, S-41110 Göteborg
Sanyo Denmark K/S, Literbuen 9, DK-2740 Skovlunde Sanyo Nederland B.V., Nijverheidsweg 2-4, NL-Mijdrecht Dimag AG, Mühlemattstr 34, CH-4104 Oberwil
Musik Fazer, Höyläämötie 16, SF-00100 Helsinki 10 A. Hartvig Larsen A/S, Göteborggatan 38, N-Oslo 5
stereoplay gespräch
Laurie Fincham von KEF Electronics Inc.
über Probleme der Lautsprecher-Entwicklung
? Herr Fincham, was war die wichtigste unterworfen ist. Viele Entwickler sind Fincham: Nun ja, Glück spielt natürlich
Entwicklung im Lautsprecherbau der deswegen herumgeirrt und haben sich bei einer Box immer eine ganz große
letzten 25 Jahre? mit technischen Spielereien verzettelt, Rolle. Sie können die richtige Lösung zur
die mit klanglichen Verbesserungen aber falschen Zeit vorstellen und sie wird mit
Fincham: Es gab keine herausragende auch gar nichts zu tun hatten. Pauken und Trompeten durchfallen
Entwicklung. Im großen und ganzen beim Publikum. Holen Sie sie nach fünf
vollzog sich die Entwicklung auf dem ? Heißt das etwa, daß Klang etwas mit Jahren wieder aus der Schublade, dann
Lautsprechersektor evolutionär, nicht Mode zu tun hat? werden Sie als der neue Messias gefei¬
revolutionär. ert.
Fincham: Ich rede ja gerade über Klang.
? Übertreiben Sie da nicht ein wenig? Zum Beispiel kann die Mode diktieren, ? Ist das jemals wirklich passiert?
daß man viele Chassis in eine Box
Fincham: Gut, es gab den Quad-Elektro- einbauen muß, um das Rundstrahlver- Fincham: Schwer zu sagen. Im Grunde
staten für den gesamten Frequenzbe¬ . halten zu verbessern, oder aber, daß man genommen verwenden alle Entwickler
reich, der wahrscheinlich vom techni¬ gezwungen ist, ungewöhnliche Wandler¬ einen Rattenschwanz von Tricks und
schen Standpunkt her eine der bedeu¬ systeme zu entwickeln - weil es der Kniffen, die sie sich bei der kritischen
tendsten Entwicklungen war - wenn Kunde will. Ich persönlich glaube nicht, Betrachtung anderer Leute Ideen ange¬
auch nicht vom kommerziellen Stand¬ daß in der Vergangenheit dabei irgend¬ eignet haben. Dann erfinden sie noch
punkt her. Diese Box wird auch heute etwas Bedeutendes herausgekommen selber ein paar Tricks, und das zusam¬
kaum von modernen Boxen übertroffen. wäre. men mit einem gerüttelt Maß an Aus¬
Eine andere Entwicklung war die AR 1 dauer macht in den meisten Fällen die
in Amerika, denn sie kam genau zum ganze Neuentwicklung aus. Ich glaube,
richtigen Zeitpunkt auf den Markt, näm¬ daß ein Grund, weshalb Lautsprecher
lich als die Stereofonie aufkam und man Glück spielt sich so langsam fortentwickelt haben,
deshalb kleinere Boxen brauchte. Mit der darin zu suchen ist, daß die Entwickler
akustischen Gegenkoppelung war es au¬ bei einer Box immer niemals Zeit hatten, sich zurückzuleh¬
ßerdem eine Möglichkeit, viele Bässe aus nen und das Problem einmal in aller
kleinen Boxen zu holen, deshalb wurde eine große Rolle Gemütsruhe sich durch den Kopf gehen
sie häufig kopiert. zu lassen. Sehen Sie: Die Akademiker
haben zwar genügend Zeit, aber nicht
? Ihr Urteil über den Fortschritt im genügend praktische Erfahrung, wäh¬
Boxenbau klingt vernichtend. Gab es ? Gerade bei Ihnen in England hatte aber rend die Praktiker zwar Erfahrung und
nichts, was Sie loben würden? eine Box wie der Celestion Ditton 15 Fähigkeiten besitzen, aber keine Zeit
einen ungewöhnlichen Erfolg. Macht das haben.
Fincham: Sicher. Einige Leute haben diese Box nicht zu so etwas wie einem
Elektrostaten und dynamische Lautspre¬ Markstein? ? War das für Sie der Grund, bei KEF
cher kombiniert, aber sie sind eigentlich eine Entwicklungsabteilung einzurich¬
bis heute erfolglos geblieben. Obwohl ich Fincham: Jeder Lautsprecher hat seine ten? Wollten Sie den ungezwungen den¬
im Prinzip mir nicht erklären kann, Ära. Der Ditton 15 kam zu einer Zeit auf kenden Theoretiker mit dem praktischen
warum ein solcher Hybrid-Lautsprecher den Markt, als die ersten Transistorver¬ Boxenbauer zusammenbringen?
nicht funktionieren soll. Vermutlich ist stärker gerade populär wurden. Deshalb
es ein Problem des völlig unterschiedli¬ mußten die Boxenbauer von der Tradi¬ Fincham: Eigentlich nicht, wissen Sie,
chen Abstrahlverhaltens zwischen dem tion abrücken, Lautsprecher mit nied¬ ich hatte zehn Jahre lang Lautsprecher
meist als Dipol ausgelegten Elektrostaten rigem Wirkungsgrad zu bauen. Zur Zeit mit einer Mischung aus Theorie und
und dem herkömmlichen monopolen der gutmütigen Röhrenverstärker war es Intuition gebaut und fand es immer sehr
dynamischen Lautsprecher. eigentlich ziemlich egal, was man den frustrierend, daß zwar ein Modell sehr
Endstufen abverlangte. Und wenn sie erfolgreich sein konnte, daß ich aber
? Ist der Lautsprecher in den letzten 25 schon mal überlasteten, dann taten sie es spätestens dann scheiterte, wenn ich die
Jahren dem Ziel der natürlichen Musik¬ wenigstens wie Gentlemen. Die ersten gleichen Ideen entweder in eine einfa¬
wiedergabe - revolutionär oder evolu¬ Transistor-Verstärker dagegen waren chere oder in eine raffiniertere Box
tionär - wesentlich näher gekommen? zickig und gegen Überlastung abgesi¬ einbaute. Ich hatte langsam den Ver¬
chert wie die Bank von England. Also dacht, daß wir Lautsprecher einfach
Fincham: Ich glaube, ein paar Entwick¬ mußte man den Wirkungsgrad der Laut¬ nicht richtig messen oder daß unsere
ler sind schon ein Stückchen weiterge¬ sprecher erhöhen - und genau das war Meßgeräte möglicherweise nicht genau
kommen. Dem Fortschritt steht aber das Ziel des Ditton 15. genug waren. Deshalb bin ich 1968, nach
leider etwas im Weg, nämlich die Tatsa¬ zehn Berufsjahren, wieder auf die Uni¬
che, daß die Entwicklung Mode-Trends ? Das war das ganze Geheimnis? versität gegangen, um etwas mehr über
30
Akustik zu erfahren. Allerdings passierte abstellen und brauchte deshalb eine neue ? Warum sind Sie so spät zu dieser
es dann bei den Vorlesungen über Laut¬ Meßmethode, um tiefergehende Er¬ Erkenntnis gekommen?
sprecher, daß der Professor sagte: „Ich kenntnisse über die Funktionsweise von
vermute, daß Mister Fincham mehr über Lautsprechern zu bekommen. Fincham: Damals hatten wir doch keine
Lautsprecher weiß als ich, vielleicht Ahnung darüber, wie die Elektronik
möchte er deshalb lieber die Vorlesung ? Ist dabei etwas herausgekommen? einer Frequenzweiche den Frequenz¬
halten.“ gang der einzelnen Chassis beeinflussen
Fincham: Sehen Sie, wir nahmen ja alle und Phasenverschiebungen hervorrufen
? War dieses zweite Studium deshalb für ursprünglich an, daß die Schwäche eines könnte. Außer Herrn Heyser in den
Sie verschwendete Zeit? Lautsprechers in dem Wandler liegt, Vereinigten Staaten und uns gab es mei¬
insbesondere in der Membran. Es ist viel¬ nes Wissens nur einen Menschen, der
leicht eine gefährliche Verallgemeine¬ sich dieses Themas angenommen hatte,
Fincham: Im Gegenteil, es gab ein paar
rung, zu sagen, das sei gar nicht so. Aber und das war E. R. Madesen von Bang +
Dinge, die mit digitaler Analyse-Technik
tatsächlich war das Resultat unserer Stu¬ Olufsen. Wir drei haben Anfang der 70er
zu tun hatten, und diese neuen Ideen
dien Verbesserung im Bau von Frequenz¬ Jahre häufig angeregte Diskussionen ge¬
eröffneten mir eine ganz neue Welt von
weichen und eine Vertiefung unserer habt über die Bedeutung der Phase. Der
Möglichkeiten. Ich begann, mich mit
Kenntnisse über die Rolle des Gehäuses einzige Unterschied war, daß B + O die
Meßmethoden zu beschäftigen.
auf die Klangqualität. Heute wissen wir, Phase analog und direkt im Frequenzbe¬
daß Gehäuse und Weichen ein Verhält¬ reich bestimmte, während wir die Phase
? War Ihre Motivation der Wunsch, nis zum Chassis haben, wie das erst in indirekt mit Digitaltechnik aus den Mes¬
bessere Boxen zu bauen oder Boxen mit letzter Zeit richtig verstandene Verhält¬ sungen im Zeitbereich bestimmten. Das
weniger Aufwand zu bauen? nis zwischen Plattenspieler-Laufwerk, Problem der analogen Messungen war ja
Tonarm und Tonabnehmer. Eine Box ist schon immer, daß man sie, wenn sie erst
Fincham: Keines von beiden. Erste Prio¬ nun einmal etwas sehr Lebendiges. Sie ist einmal zu Papier gebracht sind, nicht in
rität war die Beständigkeit. Vorher haben sowohl mechanisch als auch akustisch verändertem Maßstab oder veränderter
wir gute und schlechte Boxen gebaut, mit dem Chassis verbunden, und wenn Darstellungsform präsentieren kann,
obwohl wir stets mit dem gleichen Fach¬ sie einmal in Schwingungen gerät, dann ohne die ganze Messung zu wiederho¬
wissen drangegangen sind. Ich wollte das färbt sie den Klang eindeutig. len.
Laurie Fincham (2. v. r.), 42, ist Technischer Direktor der Lautsprecher-Firma KEF (Kent Electronics Factory) in
Maidstone, England, und gilt als einer der führenden Lautsprecher-Entwickler Europas. Der Chef eines achtköpfigen
Forschungs-Teams spielt in seiner Freizeit Baß in einer Free-Jazz-Combo.
31
stereoplay gespräeh
? Glauben Sie, daß diese neue Meßtech¬ Fincham: Nun, ich glaube nicht, daß Wir wissen inzwischen, daß bestimmte
nik tatsächlich geholfen hat, bessere höchste Wiedergabetreue etwas mit Ge¬ Verzerrungen hörbarer sind als andere.
Lautsprecher herzustellen? schmack zu tun hat. Je natürlicher die Mit der Digital-Technik werden wir wie¬
Wiedergabe, desto weniger häufig wird es der neue Verzerrungsarten bekommen,
Fincham: Die Frage, ob eine Box besser zu Diskussionen über Klangqualität zum Beispiel beim Quantisieren. Sicher
oder schlechter ist, ist in hohem Maß kommen. werden wir viel lernen müssen, bis wir sie
subjektiv. Aber wir sind beständiger alle beseitigen können. Aber ich kann
geworden. Die Gefahr, einen Reinfall zu ? Aber es dürfte doch wohl letztlich mir nicht vorstellen, daß wir in fünf
erleben, ist geringer geworden. niemals möglich sein, hundertprozentige Jahren wieder an diesem Tisch sitzen und
Wiedergabe zu erzielen, da man ja stets darüber streiten werden, ob nun Digital-
? Können Sie heute auch bestimmen, wie etwas abziehen muß. Wollte man bei¬ Aufnahmen wirklich besser klingen als
sich ein Lautsprecher in einem bestimm¬ spielsweise die tatsächliche Lautstärke analoge. Das ist gar keine Frage: In zehn
ten Hörraum verhalten wird? eines großen Orchesters oder einer Orgel Jahren wird kein Studio mehr analoge
wiedergeben, würde man vermutlich bei Tonbandmaschinen einsetzen.
den Nachbarn in größte Schwierigkeiten
Fincham: Nein, im Moment nicht, denn
kommen. ? Aber man wird doch immer noch dyna¬
der Klang in einer bestimmten Umge¬
mische Lautsprecher verwenden?
bung wird vom Abstrahlverhalten der
Fincham: Nein, ich akzeptiere keine
Box und der akustischen Beschaffenheit
Einschränkungen der möglichen erziel¬ Fincham: Ja, ich glaube schon, und zwar,
des Hörraums abhängen. Außerdem
baren Klangqualität. Im Moment muß weil wir immer noch genügend Raum für
können Interferenzen zwischen zwei be¬
ich natürlich damit leben. Aber im Prin¬ Verbesserungen beim dynamischen
nachbarten Wandlern große Einbrüche
zip sehe ich nicht ein, warum wir keine Wandlerprinzip haben. Wir können ja
im wahrgenommenen Klangspektrum
Lautsprecher bauen können, die eine heute schon Boxen bauen, deren Fre¬
und dadurch Verfärbungen verursachen.
exakte Wiedergabe der eingegebenen Si¬ quenzgang beinah beliebig gerade ist.
Das kann man sehr einfach demonstrie¬
gnalform ermöglichen. Im Moment geht Wenn wir erst mal eine solche Box
ren, indem man einen ganz normalen
es zwar nicht, aber das heißt nicht, daß es haben, dann können wir anfangen, sie
Regallautsprecher, in dem der Hoch¬
überhaupt nicht geht. Vermutlich konn¬ solange zu verschlechtern, bis wir Unter¬
töner über dem Tieftöner montiert ist,
ten sich die Wissenschaftler im Jahre schiede hören. Das ist im Moment unser
auf die Seite legt, so daß Hoch- und Tief¬
1879 auch nicht vorstellen, wie man zum Problem: Wir geben uns mit weniger als
töner nebeneinander liegen. Wenn jetzt
Mond fliegen kann. Heute wissen wir, dem Optimum zufrieden und versuchen
jemand die Box horizontal dreht, werden
daß es geht. uns gegenseitig weis zu machen, daß es ja
Sie auch im Hörraum starke Verände¬
genüge. Wie aber können wir denn be¬
rungen der Klangqualität feststellen,
haupten, daß Phasenverschiebungen un¬
weil der Frequenzgang des gesamten
wichtig sind, wenn wir sie noch nicht
Systems durch Interferenzen zwischen
Wir werden restlos beseitigt haben?
den beiden Wandlern ständig verändert
wird. radikal ? Heißt das, daß wir möglicherweise an
den falschen Stellen einen zu großen
? Könnte das der Grund sein, weshalb umdenken müssen
Aufwand betrieben, also Dinge zu elimi¬
man eine bestimmte Box mag und eine nieren versuchen, die auf die subjektive
andere nicht? Klangqualität keine Auswirkung ha¬
? Haben Sie eine Ahnung, in welcher ben?
Fincham: Ja, da liegt das Hauptproblem. Richtung wir suchen müssen?
Zu Hause hören sich die meisten Leute Fincham: Genau! Ich vergleiche das gern
ihre Boxen aus einer mehr oder weniger Fincham: Ohne Zweifel wird die Digital¬ mit dem Filmprojektor, der auch die
idealen Hörposition an. Vermutlich aber technik in der Aufnahme- und Wiederga¬ Trägheit des menschlichen Auges aus¬
machen sie ihren Hörvergleich beim betechnik unsere Vorstellung vom Klang nutzt. Wir brauchen lediglich 24 aufein¬
Händler unter wesentlich ungünstigeren revolutionieren. Wir werden radikal um¬ anderfolgende Bilder pro Sekunde zu se¬
Bedingungen. So kann es passieren, daß denken müssen. hen, um die Illusion einer fließenden
man die Lautsprecher mit der höheren Bewegung zu erhalten. Das ist vielleicht
Wiedergabetreue ablehnt, nur weil man ? Wie? zu einfach ausgedrückt, aber ich bin
sie beim Händler unter dem falschen sicher, daß es eine ähnliche Trägheit des
Winkel gehört hat. Fincham: Wir werden ja viel mehr Mög¬ Gehörs gibt. Es gibt sicher eine Klang¬
lichkeiten haben. Zum Beispiel werden qualität, die zwar keine exakte Wieder¬
? Ist das Wort von der höchsten Wieder¬ wir nachträglich Dinge in einer Auf¬ gabe des Originals ist, die wir aber vom
gabetreue nicht längst eine Phrase gewor¬ nahme ausgleichen können, die von Original gehörmäßig nicht mehr unter¬
den? vornherein da nicht hineingehört haben. scheiden können.
32
Onkyo. Mittler zwischen Ohr und Wirklichkeit.
Denn Onkyo weiß, wie man HiFi-Technik zum Klingen bringt.
Zum ONKYO-ACCUBIAS-Cassettenrecor-
Warten Sie nicht auf die Funkaus¬
der-Programm gehören noch dasTA-2040,
stellung, Die interessanten Neuig¬
das TA-2010 und das TA-630DS. keiten finden Sie schon jetzt bei
Ihrem ONKYO-Anlagenberater.
f Onkyo HiFi-Service
Industriestraße 18, 8034 Germering bei München.
Bitte schicken Sie mir kostenlos und unverbindlich
□ Informationsmaterial über die neuen
Onkyo-Cassettenrecorder
□ Informationsmaterial über das
ONKYO
Artistry in Sound
O nkyo-HiFi-G esamt-Programm
□ Die Anschrift meines nächsten
Onkyo-Repräsentanten
Das testen die anderen
schlossenen Geräte werden resonanz des Subwoofers liegt
über Drehknöpfe einzeln aus¬ bei 40 Hz, die der beiden Da¬
gesteuert, mit dem „Master“- vid-6000 bei 105 Hz. Beim
Regler stellt man anschlie¬ Hörtest erwies sich die Kom¬
ßend den Ausgangspegel des bination als weitgehend ver¬
AX-7 ein. Bei Bedarf lassen färbungsfrei und offen in ih¬
sich über spezielle Buchsen rem Klang. Auch die Bässe
auch Zusatzgeräte wie ein ex¬ kommen trocken und sauber
ternes Dolby-System oder ein und reichen tief hinunter:
CD 4-Demulator Zwischen¬ Dies zeigt sich bei der Baßgi¬
schalten. Beim praktischen tarre ebenso deutlich wie bei
Betrieb vermißten wir einen Orchestermusik. Verglichen
Aus Practical HiFi, Kopfhörer-Ausgang. Außer¬ Aus HiFi for Pleasure, mit konventionellen Laut¬
England, dem lassen sich Plattenspieler England, sprecher-Kombinationen,
Februar 1979 mit Magnetsystem nicht di¬ Mai 1979 war der Stereo-Eindruck in
rekt anschließen, in beiden keinem Falle unpräziser: Im¬
Fällen muß man über einen mer bleiben einzelne Instru¬
Verstärker gehen. Schließt mente oder Orchestergrup¬
man den Kopfhörer am pen gut ortbar. Die Sub-2 ist
34
„üblichen“ Ausstattung des HA-1000 von Denon. Die
Uher gehören Dolby und eine empfohlene Auflagekraft
dreifache Bandsorten-Um- liegt wie beim kleineren 10 X
schaltung. Beim Test zeigte ebenfalls bei 15 mN. Beim
das CR-240 AV mit 0,12<>/o Hörtest wirkte der Klang im
sehr geringe Gleichlauf¬ Vergleich zu Magnetsystemen
schwankungen. Zum Umspu¬ durchsichtiger und besser de¬
len benötigt das Gerät mit finiert. Allerdings zeigte sich
115 Sekunden für eine C 60 das kleinere Ultimo 10 X ge¬
ziemlich lang. Die Frequenz¬ ringfügig verfärbend, wenn
gänge mit DIN-Bezugsband auch nur um Nuancen; vor
waren sehr ausgeglichen, le¬ allem bei Streichern wurde
Aus Disk, diglich in den Höhen zeigte Aus Stereo test, dieses deutlich. Solche Verfär¬
Holland, sich eine geringfügige Über¬ Holland bungen waren beim erheblich
April 1979 höhung von 1,5 dB. Der Über¬ April 1979 teureren 20 C nicht wahr¬
tragungsbereich erstreckte nehmbar: Dieses Moving-
sich von 25 Hz bis 15 kHz. Coil-System ist für sämtliche
Mit BASF Chrom-Super-Cas- Musik-Arten gleichermaßen
setten und Maxell UD-XL 1 geeignet. Diese Qualität hat
35
Telefunken« Erfa
Die perfekteWiedergabe: Die Technik:
Telefunken HIGH COM Stör-
Ausführliche
Informationen
erhalten Sie bei
Fachhändler
' oder von
Telefunken, Abt. Werbung 23,
Göttinger Chaussee 76,
3000 Hannover.
TELEFUNKEN
Ein Unternehmen des AEG-TELEFUNKEN Konzerns
Vorverstärker Kenwood L-07 C II
Preis um 2300 Mark
OUTPUT
ONä xloff
stärker mit zwei separaten Mono-Endstu¬ Sorgfalt, auch im Detail, offenbarten die
fen: Diese sollen möglichst dicht bei den Kenwood-Ingenieure vor allem bei der
Lautsprechern plaziert werden. Vorver¬ Konstruktion des Klangregel-Netzwerks.
stärker und Endstufen verbindet man Üblicherweise bleiben die elektroni¬
über zwei je zwölf Meter lange Spezial- schen Bauteile eines solchen Reglers
Verbindungskabel. An dieser Konzep¬ auch in der Nullstellung zwischenge¬
tion hat sich auch bei der neuen Serie, schaltet, was nach Ansicht vieler Verstär¬
Bei der Entwicklung des Vor¬ dem Vorverstärker L-07 C II und den ker-Experten zu Verzerrungen führen
verstärkers L-07 C II hatten Endstufen L-07 M II, nichts geändert. kann. Beim Kenwood sind sämtliche
Auch äußerlich sieht die Serie II den elektronischen Teile in der Nullstellung
die Kenwood-Techniker nur
Vorgängern sehr ähnlich. Jedoch sind die automatisch ausgeschaltet, ein besonde¬
ein Ziel vor Augen: perfekten Drehknöpfe und die Wahlschalter für rer „by-pass“-Schalter zur Überbrückung
Klang. die Eingänge griffiger geworden. des Klangreglers ist damit überflüssig.
38
VOLUME CONTROL
TREBLE 24 .a TAPE INPUT SELECTOR
Die Einstellmöglichkeiten sind auf das Die Schaltung des D07 C II wurde in legt wurde, eine Spannung also, die
Wesentliche beschränkt. Neben den vielen Teilen modifiziert. Deshalb ver¬ häufig selbst beste Verstärker aus ande¬
Klangreglern gibt es einen Balanceregler, wunderte es nicht, daß das neue Modell ren Familien überhaupt nicht verkraften
einen griffigen Knopf für die Lautstärke, im Meßlabor in vielen Punkten deutlich würden. Trotzdem bleiben alle Verzer¬
einen Eingangs-Wahlschalter und einen besser abschnitt als der Vorgänger. Dies rungsprodukte beim L-07 C II unter der
Aufnahme-Wahlschalter für zwei Ton¬ drückt sich bei den Meßblättern ein¬ - 80-dB-Grenze.
bandgeräte. Überspielungen zwischen drucksvoll in einer oft „gähnenden Lee¬
zwei Bandgeräten oder Cassettenrecor- re“ aus: Manche Verzerrungen sind so Das gleiche gilt auch für den Moving-
dern sind in beiden Richtungen möglich. niedrig, daß sie gar nicht mehr erfaßt Coil-Eingang. Hier wurden die Messun¬
werden konnten. gen mit dem hohen Pegel von 31,6 mV
Neben dem Phono-Magnet-Eingang ist durchgeführt. Wieder blieben die TIM-
auch ein spezieller Vorverstärker für Die Phono-Eingänge glänzten durch ihre Verzerrungen unter - 80 dB, einem Spit¬
Moving-Coil-Tonabnehmer eingebaut. extrem hohe Übersteuerungs-Festigkeit. zenwert. Beim Rechteckverhalten brach¬
Keine Beachtung schenkte Kenwood al¬ Bei 1 Kilohertz (kHz) verkraftet der ten beide Phono-Eingänge ebenfalls vor¬
lerdings den Anpassungsproblemen bei Magnet-Eingang über 500 mV und der zügliche Resultate.
magnetischen Tonabnehmern. Zwar Moving-Coil-Vorverstärker über 40 mV.
wurde vor zwei Jahren, als der L-07 C Ebenso fantastische Werte konnte stereo- Das hängt damit zusammen, daß es sich
konzipiert wurde, dieser Aspekt noch play für die TIM-Verzerrungen beider beim L-07 C II um einen der schnellsten
weitgehend vernachlässigt, inzwischen Phono-Eingänge ermitteln. Dabei ist zu Vorverstärker des Weltmarktes, womög¬
ist aber der Einfluß der richtigen Tonab¬ bedenken, daß für die Messungen am lich sogar um den schnellsten überhaupt
nehmer-Anpassung auf den Klang hin¬ Phono-Magnet-Eingang eine äquivalente handelt. Mit Schnelligkeit meinen die
reichend bekannt. Eingangsspannung von 500 mV (!) ange¬ Techniker die Geschwindigkeit („slew
39
rate“ oder „rise time“), in der die Transi¬ desto präziser wird seine Klangreproduk¬ Hochpegel-Eingänge ist mit zwei Hertz
storen ein elektrisches Signal verarbei¬ tion sein. bis über 200 Kilohertz extrem groß. Der
ten. Im Falle des Kenwood liegt diese Hersteller gibt als obere Grenze sogar 3,5
Geschwindigkeit bei sagenhaften 0,1 Mi¬ Tadellos waren schließlich auch die Wir¬ Megahertz bei einer Abweichung von
krosekunden - das ist der zehnte Teil kungsweise der Klangregler und des -3 dB an!
einer Millionstel Sekunde. Und je Subsonic-Filters. Die Abweichung der
schneller ein Vorverstärker die angebo¬ RIAA-Entzerrung vom Ideal war äußerst Die Störabstände aller Hochpegel-Ein¬
tenen elektrischen Signale verarbeitet, gering. Der Übertragungsbereich der gänge lagen bewertet und unbewertet
40
sämtlich über beachtlichen 100 dB. Die Volt absank - ein Wert, den bislang kein Widerstand lag bei 56 kOhm. Der Wider¬
Daten, die sich auf den Magnet-Eingang anderer Verstärker erreichte. Beim Mo- standswert läßt sich übrigens leicht aus
beziehen, wurden mit einem Abschlu߬ ving-Coil-Eingang konnten nicht ganz so dem Schaltplan ersehen, wo der 56-
widerstand von 600 Ohm gemessen; bei gute Daten ermittelt werden. Für diese kOhm-Widerstand zwischen dem Feldef¬
kurzgeschlossenem Eingang verbesser¬ Geräteklasse muß der Eingang als relativ fekt-Transistor und der Masse liegt. Wie
ten sich die Werte im Mittel um 4 dB, so geräuschvoll eingestuft werden. Die Ka¬ die optimale Lastkapazität für einige
daß die Ersatzgeräusch-Spannung auf pazität des Magnet-Eingangs wurde mit gängige Tonabnehmer bemessen sein
den unglaublichen Wert von 95 Nano- 35 bis 40 pF ermittelt, der Eingangs- sollte, zeigt das abgebildete Meßblatt.
Auswirkung verschiedener
Lastkapazitäten bei gängigen
Tonabnehmern am Kenwood L-07 C II.
41
Mit Rotel
muß man rechnen
Der japanische Hersteller Rotel rüstet nun
auch zum Kampf um deutsche Marktanteile.
„Es lag am Vertrieb“, gibt lapidar Jens stereoplay wollte heute schon wissen, was
Kaven von der Hamburger Firma Dahl von Rotel zu erwarten ist. Deshalb wähl¬
Electronics zu: Die oft unverständliche ten wir zum Test die Verstärker-Kombi¬
Behandlung der Marke Rotel durch eine nation Vorverstärker RC-2000 und End¬
bedeutende amerikanische Vertriebs¬ stufe RB-2000 aus. Diese Geräte sind
43
zwar schon seit Anfang diesen Jahres Tuner und zwei verschiedene Cassetten- Hertz und die Einsatzfrequenzen der
vereinzelt auf dem deutschen Markt zu Decks. Höhenregler zwischen 2,5 und 7 kHz
finden, werden aber nach Auskunft der verändert. Mit dem Schalter „Tone
Vertriebsfirma erst nach der Berliner Die Frontseite des Vorverstärkers RC- defeat“ kann man außerdem die gesamte
Funkausstellung überall angeboten. 2000 ist übersichtlich und symmetrisch Klangregelstufe überbrücken.
gegliedert. Auf der linken Hälfte sind
Das Gespann ist, so der Dahl-Sprecher, oben vier Klangregler angeordnet, wobei Der große Lautstärke-Regler ist auf der
„eher in der oberen Mittelklasse“ anzu¬ sich Höhen und Tiefen für jeden Kanal Mitte der Frontplatte sehr auffällig pla¬
siedeln. Zu der 2000er-Serie, die sich zum separat einstellen lassen. Mit zwei Schal¬ ziert. Direkt darunter sitzt eine Druckta¬
Einbau in ein international übliches 19- tern werden die Einsatzfrequenzen für ste, mit der die gehörrichtige Lautstärke¬
Zoll-Rack eignet, gehören außerdem ein die Tiefenregler zwischen 150 und 400 regelung („loudness“) abgeschaltet wer-
44
den kann. Darunter schließlich findet hört. Mit dem Monitor-Schalter ist Hin- mit zwei Drehschaltern Kapazität und
man den Balanceregler. terband-Kontrolle für zwei Bandmaschi¬ Widerstand auf unterschiedliche Ton¬
nen möglich. abnehmer optimal angepaßt werden.
Rechts neben dem Lautstärkeknopf ist
der Aufnahme-Wahlschalter. Mit ihm In der unteren Reihe auf der rechten Trotz der vielen Bedienungselemente
wählt man die Programmquelle, die zu Frontplattenhälfte sind die Schalter für findet man sich im praktischen Betrieb
den angeschlossenen Tonbandgeräten die insgesamt drei Phono-Eingänge ange¬ sehr schnell bei diesem Vorverstärker
durchgeschaltet werden soll. Dieser „re- ordnet. Neben zwei Magnet-Systemen zurecht, ein Verdienst der durchdachten
cord selector“ erlaubt es, wahlweise etwa kann auch ein dynamisches System Gestaltung. Alle Schalter und Dreh¬
Rundfunksendungen mitzuschneiden, („Moving-Coil“) direkt angeschlossen knöpfe sind in einzelnen Gruppen lo¬
während man gleichzeitig Schallplatten werden. Beim Magnet-Eingang 1 kann gisch zusammengefaßt. >
45
Der Innenraum des Vorverstärkers ist Vorverstärkers (11,5 Volt) vernachlässig¬ Das Geräteinnere ist mit elektronischen
nur teilweise ausgenutzt, da man hier die bar klein. Bauteilen vollständig ausgefüllt. In der
selbe Gehäusegröße wie für die Endstufe Mitte ist das Netzteil mit dem großzügig
wählte. Der Aufbau ist sorgfältig und Auf der Frontplatte der Endstufe RB- bemessenen Ringkerntrafo plaziert.
übersichtlich. 2000 befinden sich lediglich der Netz¬ Rechts und links sitzen die beiden End¬
schalter und zwei Drucktasten für den stufen mit jeweils acht Leistungstransi¬
Auf dem Meßplatz lieferte der Vorver¬ wahlweisen Betrieb zweier Lautsprecher- storen. Sie sind paarweise parallel ge¬
stärker RC-2000 respektable Ergebnisse, Paare. Die beiden großflächigen Zeiger¬ schaltet und befinden sich auf großflä¬
die auch erheblich teureren Konkur¬ instrumente zeigen die Ausgangsleistung chigen Kühlkörpern.
renten noch gut zu Gesicht stünden.
Bemerkenswert vor allem die außeror¬ Dennoch tritt auch ohne Signal eine
dentlich hohe Übersteuerungsfestigkeit beachtliche Erwärmung auf. Der Grund:
des Phono-Magnet-Verstärkers sowohl Rotel wählte einen vergleichsweise ho¬
bei Dauer- wie bei Spitzen-Belastung. Bei hen Ruhestrom, um die Übernahmever¬
1 kHz werden 460 mV noch mühelos zerrungen der Leistungstransistoren zu
verarbeitet. Die Verzerrungen der zwei¬ verringern. Die Beschriftung an der
ten Harmonischen bleiben im gesamten Frontseite „Class AB“ könnte Verwir¬
Meßbereich unter - 80 dB. Eine deut¬ rung stiften, schließlich arbeiten ja
liche Verformung des eingespeisten die meisten Transistorverstärker im
Rechtecksignals tritt erst bei der unge¬ AB-Betrieb.
wöhnlich hohen Eingangs-Spannung
von über 500 mV auf. Ihre optimale Leistung bringt die End¬
stufe bei einer Abschlußimpedanz von
Die RIAA-Entzerrung des Magnet-Ein¬ 8 Ohm. Die Verzerrungen sind sehr ge¬
gangs ist mit ±0,3 dB sehr genau. Die ring, Dämpfungsfaktor und Störab¬
Wirkungsweise der Klangregler ist gut stände erwartungsgemäß gut. Hervorra¬
ausgelegt. Durch die umschaltbaren Ein¬ Optimale Anpassungs-Möglichkeiten gende Werte ergaben sich für die harmo¬
satzfrequenzen für Höhen- und Tiefen- für Magnet-Systeme und eingebauter nischen Verzerrungen, wie aus dem ent¬
Regler läßt sich das Klangbild ange- Moving-Coil-Vorverstärker sprechenden Diagramm in der Meßwer-
Vielseitige Anschlüsse, für die beiden Tonband-Geräte auch in DIN. Die Phono-Eingänge sind vergoldet.
schlossener Boxen sehr differenziert be¬ für 8 Ohm Abschlußimpedanz in Watt te-Tabelle ersichtlich. Das Oszillogramm
einflussen. Damit man beide Kanäle an. Sie erfassen auch kurzzeitige Spitzen¬ macht zudem deutlich, daß praktisch
gleichmäßig einstellen kann, arbeiten die werte, außerdem ist eine Skalierung in keine Übernahme-Verzerrungen auftre-
Klangregler in kleinen Rastschritten. dB vorhanden.
Die beiden Subsonic-Filter weisen eine Auf der Geräterückseite sind die An¬ Mit dem Verstärker-Gespann 2000 stellt
wünschenswert hohe Flankensteilheit schlußklemmen für zwei Lautsprecher- Rotel ganz sicher ein Produkt vor, mit
von 12 dB pro Oktave auf. Auch ihre Paare angeordnet, die als Schraubklem¬ dem dieser japanische Hersteller in dem
Einsatzfrequenzen sind praxisgerecht ge¬ men ausgeführt sind. Für den Anschluß heißumkämpften Markt der oberen Mit¬
wählt. Der für das Klangbild entschei¬ von Vorverstärkern gibt es zwei Eingän¬ telklasse konkurrenzfähig ist. Vor allem
dende Frequenzbereich wird so wenig als ge: Einer ist gleichspannungsgekoppelt, das Preis-Leistungs-Verhältnis fällt ange¬
möglich beschnitten. Die Verzerrungen der andere mit einem Trennkondensator nehm ins Gewicht. Man wird mit Rotel
sind bis zur Aussteuerungsgrenze des ausgerüstet. rechnen müssen.
46
Neu: Memorex High Bias.
Sie werden sich wundern, was Sie von Ihrem
Cassettendeck alles zu hören bekommen.
Wie gut Ihr Cassettendeck in Wirklichkeit ist, entdecken Sie erst, wenn Sie eine
Cassette darauf spielen, die mindestens ebenso gut ist Mit dem neuen Memorex
High Bias können Sie die technischen Möglichkeiten Ihres Gerätes voll aus¬
schöpfen. In der Schalterstellung Chrom/CR02 produziert es auf einem ent¬
sprechenden Cassettendeck Daten, die klar über den Werten der HiFi-DEN-Norm
liegen: Praktisch glatter Frequenzgang über dem gesamten Dynamikbereich,
unübertroffene Höhenaussteuerbarkeit und - da in der Schalterstellung CR02
70 ps-Entzerrung wirksam wird - eine zusätzliche Verringerung des
Rauschpegels bei hohen Frequenzen um 4-5 Dezibel. Oder - um es. .
einfacher zu sagen: Mit dem neuen Memorex High Bias zahlt sich Ihr - •
hochwertiges Cassettendeck bei jedem Ton aus. |gf e§ | jve _
oder ist es Memorex '.'
I MEMOREX
Ipjpl
Großer Vergleichstest
deshalb interessieren, weil es einen Über¬ Frequenzgangkurve, die auf dem glei¬
blick über den derzeitigen Leistungs- chen Meßblatt eingetragen ist, verzeich¬
Stand beim Boxen-Bau in Übersee er¬ net.
möglicht. Immer noch gelten ja europäi¬
sche Boxen als die besten der Welt - Impedanzverlauf
aber wie lange noch? Sind Lautsprecher
aus Fernost und aus der neuen Welt Moderne Transistorverstärker sind meist
inzwischen eine echte Alternative in für Lautsprecher mit einer Lastimpe¬
Europa? danz von 4 oder 8 Ohm ausgelegt. Bei
höherer Impedanz nimmt die zur Verfü¬
In einem umfangreichen Hörtest unter¬ gung stehende Leistung ab. Sinkt die
suchte stereoplay die Ausländer auch bei Impedanz unter den nach DIN minimal
unterschiedlichster Aufstellung im Hör¬ zulässigen Wert von 3,2 Ohm, werden
raum, um den Eigenarten jeder Box die meisten Transistorverstärker überla¬
gerecht zu werden. stet. Mit dem Meßschreiber wird der
Verlauf der Impedanz als Funktion der
Frequenz aufgezeichnet.
Frequenzgang im
Hörraum Messung im schalltoten Raum Einschwingverhalten
Nachdem die günstigste Plazierung für chen Eigenschaften der Testbox ohne Die abgebildeten Oszillogramme decken
die Testbox im Hörraum des stereoplay- Rücksicht auf den Einfluß der jeweiligen unerwünschte Resonanzerscheinungen,
Meßlabors gefunden ist, zeichnet der Hörraum-Akustik. Dämpfungsprobleme und andere Unsau¬
Meßschreiber die Frequenzkurve auf. berkeiten bei den entsprechenden Test¬
Die Messung wird mit rosa Rauschen frequenzen auf. Beim Sinus-Testton sol¬
durchgeführt, analysiert wird in Terz¬ Horizontale len die Ausschläge nach oben und unten
schritten. Die ermittelte Schalldruck- Abstrahlung möglichst gleichmäßig sein. Nach dem
Kurve zeigt also auch den Einfluß der Tonsignal soll die Kurve so schnell wie
Hörraum-Akustik. Mit verschiedenen Testfrequenzen wird möglich wieder völlig flach verlaufen.
das Rundstrahlverhalten der Box ermit¬
Frequenzgang im
telt. Dabei wird die Box langsam um ihre Wirkungsgrad
vertikale Achse gedreht. Von dem festste¬
schalltoten Raum henden Meßmikrofon wird der Schall¬ Mit einer Spannung von 2,83 Volt rosa
pegel aufgenommen und dem Pegel¬ Rauschen wird der Wirkungsgrad der
Die Messungen werden in einem aku¬ schreiber zugeleitet. Dieser zeichnet auf Testbox, unabhängig von deren Impe¬
stisch stark bedämpften Raum durchge¬ den sogenannten Polardiagrammen die danz ermittelt. Diese Spannung ent¬
führt. Das Meßmikrofon erfaßt hierbei Schalldruckkurve der sich drehenden spricht bei einem Lastwiderstand von
nur von der Testbox direkt abgestrahlte Box auf. Es ist eine möglichst breite 8 Ohm genau einem Watt. Je höher der
Schallwellen. Diese traditionelle Me߬ Abstrahlung mittlerer und hoher Fre¬ dadurch erzeugte Rauschpegel (in dB),
methode ist auch bei HiFi-Herstellern quenzen für die Räumlichkeit des Klang¬ desto weniger Leistung muß der Verstär¬
weitverbreitet. Die so gewonnene Kurve bilds wichtig. ker aufbringen, um eine bestimmte Laut¬
erlaubt eine grobe Deutung der klangli- stärke zu erzeugen.
Jürgen Schoppmann
50
Lautsprecher
Acoustic Research AR-14
Preis um 680 Mark
(pro Stück)
Gerätenummer: 016582
Hersteller: Teledyne
Acoustic Research, USA,
Vertrieb: Eurpac Import GmbH,
Hessenring 6 a, 6082 Mörfelden
51
Großer Vergleichstest
1 rapH Lautsprecher
■
Bw Epicure 14
Preis um 700 Mark
\i (pro Stück)
Gerätenummer: keine
(
Hersteller: Epicure, USA,
1 * -
Vertrieb: EPD GmbH & Co. KG,
Woferlstraße 5, 8000 München 83
52
Lautsprecher
Infinity Q a
Preis um 550 Mark
(pro Stück)
Gerätenummer: 8128951
Hersteller: Infinity, USA
Vertrieb: Audio Int’l,
Gonsenheimer Straße 2b,
6000 Frankfurt 56
53
Großer Vergleichstest
Lautsprecher
JBLL-19
Preis um 480 Mark
(pro Stück)
Gerätenummer: 17890
Hersteller: James B. Lansing
Vertrieb: Harman Deutschland GmbH,
Hünderstraße 1, 7100 Heilbronn
54
Lautsprecher
Marantz HD-660
Preis um 500 Mark
(pro Stück)
Gerätenummer: P-114758
Hersteller: Marantz, USA
Vertrieb: Superscope GmbH,
Max-Planck-Straße 22,
6072 Dreieich 1
55
Großer Vergleichstest
Lautsprecher
Hitachi HS-330
Preis um 500 Mark
(pro Stück)
Gerätenummer: 08006579 B
Hersteller: Hitachi LTD., Japan
Vertrieb: Hitachi Sales GmbH,
Kleine Bahnstraße 8, 2000 Hamburg 54
56
Lautsprecher
JVC SK-700
Preis um 430 Mark
(pro Stück)
Gerätenummer: 12312701
Hersteller: Victor Company of Japan,
Vertrieb:
JVC-Electronics Deutschland GmbH,
Breitlacher Straße 96, 6000 Frankfurt 90
57
Großer Vergleichstest
Lautsprecher
Pioneer HPM-60
52S Mark
(pro Stück)
58
T raditionsgemäß gehört der Boxenbau zu den
wenigen Gebieten der HiFi, der vielen japani¬
schen Herstellern Probleme bereitet. Sony scheint das
eingesehen zu haben, und bietet inzwischen eine
Boxenreihe an, die nicht nur auf europäische Ohren
abgestimmt, sondern die auch weitgehend europäi¬
schen Ursprungs ist: Zusammengebaut wird die Sony
SSG-1 in Fellbach bei Stuttgart von der Sony-Toch¬
terfirma Wega. Auf der Boxenrückseite der japani¬
schen Box prangt denn auch der deutliche Hinweis:
„Made in Germany“.
59
Großer Vergleichstest
Lautsprecher
Yamaha NS-635
Preis um 375 Mark
(pro Stück)
Gerätenummer: 105952
Hersteller: Yamaha, Japan
Vertrieb: Yamaha Europa GmbH,
Siemensstraße 22 - 34, 2048 Rellingen
60
Internationale
Fünkausstellung 1979
Berlin 24.8.-2.9.
Hören-Sehen -
Aufzeichnen
HiFi - TV - AV
Dazu fachbezogene und verbraucher¬
orientierte Aktivitäten, wie: HiFi-Vorfüh-
rungen mit Vergleichsmöglichkeiten zwischen
verschiedenen Preis /Leistungsklassen, HiFi-
Happenings des Deutschen High Fidelity
Institutes im ICC Berlin.
TV-bezogene Informationen der Deutschen
Bundespost und der Sendeanstalten: Bild¬
schirmtext, Videotext; Kabelfernsehen und
Antennentechnik.
AV-Demonstrationen des Facheinzelhandels
im „Videoladen“ mit „Videothek“.
Die perfekte Aufnahme
Diese Platten sind aufgrund ihrer hervorragenden technischen
Qualität für HiFi-Freunde besonders interessant.
62
Die besondere Platte
Diese Einspielungen sollten aufgrund ihrer ungewöhnlichen
künstlerischen Qualität in keiner Plattensammlung fehlen
Symphonie fantastique
op. 14
Orchestre de Paris
Daniel Barenboim
DG 2531092 The Solosolal
E3 3301092 MPS/Metronome 68.221
Auch nach knapp 150 Jahren fällt die Vorstellung Das wohl größte Problem des Franzosen Martial
immer noch nicht leicht: Beethoven, der Meister Solal ist seine Virtuosität: Der 52jährige, in
der klassischen Symphonie, vor dessen Lebens¬ Algier geboren und seit dem zarten Alter von
werk die übrigen Komponisten seiner Zeit in sechs Jahren am Piano zu Hause, spielt nämlich
Ehrfurcht erstarrten, war gerade drei Jahre tot, auch die irrwitzigsten Läufe und aufregendsten
als in Frankreich der junge Medizin-Student Akkorde mit einer so spielerischen Leichtigkeit,
Hector Berlioz einen radikal neuen Weg ging - daß der weniger klavierkundige Jazz-Freund
den der Programm-Symphonie. Erstmals orien¬ leicht über ihren Schwierigkeitsgrad hinweghören
tierte sich eine rein musikalische Gattung an einer könnte.
außermusikalischen Vorlage.
Dabei wird man kaum irgendwo anders einen
Das erste und bis heute wohl bekannteste Beispiel Mann treffen, für den die reine Technik des
der Gattung, die Symphonie fantastique, Klavierspiels so selbstverständlich geworden ist,
schöpfte die neuen Möglichkeiten auch gleich voll daß er sich nicht mehr darum kümmern muß;
aus. Thema des Werkes: Die ziemlich irre und einer, der sich also volljconzentrieren kann auf
ebenso unglückliche Liebesgeschichte Berlioz’ die interpretatorischen Finessen und harmoni¬
mit einer bekannten Schauspielerin - inklusive schen Abenteuer, die seine persönliche Klang-
einer musikalisch äußerst schauerlich dargestell¬ Note ausmachen.
ten Hinrichtungs-Szene und eines im Opium-
Rausch geträumten Hexen-Tanzes. Genug Stoff Seine nunmehr sechste Solo-LP ist ein Beweis
also für jede Menge skurriler, deftiger und höchst dafür, daß Solal noch immer nicht fertig ist, sich
plakativer Musik - und darauf verstand sich noch auf der Suche nach immer neuen Ausdrucks¬
Berlioz wie keiner seiner Zeitgenossen. möglichkeiten befindet. Er scheint oft geradezu
mit seinem Instrument zu ringen, und es spiegelt
Diese Musik aber wirkt lahm, sobald sie in allzu sich in den gelungenen Passagen so etwas wie die
behutsame (Dirigenten-)Hände gerät. Daniel Ba¬ Einsamkeit und der Triumph des erfolgreichen
renboim erweist sich als der richtige Mann am Einzelkämpfers wider.
richtigen Pult. Es ist ihm egal, ob das Blech schep¬
pert, ob die Holzbläser ordinär klingen oder ob Die Toningenieure waren gnädig gegenüber Solal
das ganze Orchester manchmal wider alle klassi¬ und seinem Konzertflügel, ließen das Instrument
sche Konvention nur noch ein einziger Aufschrei voll im Raum stehen und beließen ihm auch jene
ist. Er donnert drauflos, daß die Fetzen fliegen. Härte des Anschlags, die Solal unverwechselbar
Und das Risiko lohnt sich: Mit Hilfe einer bril¬ macht. Liebhaber eines nicht immer durch kon¬
lanten Aufnahmetechnik entstand eine Einspie- ventionelle Grenzen eingeengten Jazz-Klaviers
lung, deren Orchester-Tumult manchmal an werden diese Platte sicher zum Standard-Werk
Wahnsinn grenzt und die in Sachen Skurrilität erklären. Tim Cole
und Aberwitz nichts, aber auch gar nichts schul¬
dig bleibt. Stephan Hoffmann
63
Sinfonik Konzert
Platten-
Tips
Jeden Monat Bruckners Achte hat’s nicht Interessant ist diese Auf¬ Ein interessanter Versuch: Die
erscheinen in Deutsch¬ leicht gehabt. Schon zu Leb¬ nahme weniger wegen der Platte vereint unbekannte und
zeiten ihres Komponisten hier eingespielten Werke - nicht sonderlich aufregende
land Hunderte von stieß ihre beträchtliche Länge vier Orchesterschlager von Werke für Oboe, ein nicht
neuen Schallplatten, auf taube Ohren und veran- Ravel, die im Katalog mehr gerade populäres Instrument.
stereoplay sucht für laßte Bruckner, eine zweite, als hinreichend repräsentiert Zu hören ist allerdings Heinz
Sie die interessantesten wesentlich kürzere Fassung sind - als vielmehr wegen der Holliger, einer der führenden
zu verfertigen - sie wird auf Interpreten: Das Orchestre de Virtuosen seines Faches. Die
Einspielungen aus
dieser Einspielung von Alt¬ Lyon versucht unter seinem spürbareZuneigungHolligers,
und bewertet sie meister und Brucknerspezia¬ Chefdirigenten Serge Baudo der auch einen Namen als
getrennt nach Inter¬ list Eugen Jochum mit der zu beweisen, daß Frankreichs avantgardistischer Komponist
pretation und Aufnahme¬ glänzend disponierten Staats¬ Musikleben nicht nur in Paris hat, zu diesen Ge¬
qualität. Für die kapelle Dresden wiedergege¬ blüht. Zumindest teilweise legenheits-Kompositionen des
ben. Wer Jochums etwas vä¬ wird dieser Beweis hier denn 18. und 19. Jahrhunderts wirkt
künstlerische und terlichen Bruckner mag, wird auch tatsächlich erbracht: Die fast schon rührend. Der bril¬
musikalische Leistung begeistert sein: Zwar ist die zweite Suite aus „Daphnis et lante Oboist nimmt sämtliche
werden bis zu Rhythmik im ersten Satz we¬ Chloe“ etwa - ganz gewiß Werke gleich ernst und schlägt
fünf Sterne nach niger schlank und die Poly- kein leicht zu spielendes daraus natürlich interpre-
einem festen Notensystem phonie im Adagio nicht so Stück - musiziert der junge tatorisches Kapital: Schlud¬
durchsichtig wie in Soltis und Klangkörper aus Lyon mit rigkeiten kommen nicht vor,
(ein Stern: mangelhaft; Barenboims Bruckner-Ein- unbefangenem Elan, aber jeder Lauf, jede Verzierung
zwei Sterne: ausreichend; spielungen. Dafür aber hört auch mit erstaunlichem Raffi¬ klingt wie gestochen, Span¬
drei Sterne: befriedigend; man selten Übergänge, die nement. Baudo achtet, was die nungsbögen werden aufge¬
vier Sterne: gut; mit einer solchen Poesie aus¬ Tempi wie die Einsätze be¬ baut und durchgehalten. Und
musiziert sind, und das vor¬ trifft, zudem auf äußerste Prä¬ die Werke bedanken sich für
fünf Sterne: sehr gut)
züglich intonierende schwere zision, so daß hier - wie auch diese Sorgfalt, indem sie gut
vergeben. Transparenz Blech bringt die Kaskaden im mit der folgenden „Pavane klingen. Leider kann weder
und Natürlichkeit Scherzo lupenrein. Jochum pour une Infante defunte“ das Concertgebouw-Orche¬
der Aufnahme sowie legt insgesamt mehr Wert auf - eine mehr als nur beacht¬ ster noch die Aufnahmetech¬
Preßqualität werden mit tönenden Wohlklang als auf liche Interpretation entsteht. nik mit Holligers Klarheit
durchsichtige Struktur - eine Was dem Orchester noch und Präzision mithalten. Den¬
bis zu fünf Kreisen Auffassung, die der Sympho- fehlt, offenbaren aber dann noch: Der Oboist hat mit dem
benotet. nik Bruckners durchaus nicht die „Alborada del gracioso“ Vorurteil aufgeräumt, es sei
entgegensteht. Alles in allem: und vollends der „Bolero“: Da unter der Würde großer Inter¬
zwar keine spektakuläre Al¬ spielen die Streicher oft allzu preten, kleine Werke zu spie¬
ternative zu schon Vorhande¬ wenig flexibel, da klingen die len. 5. H.
nem, aber eine willkommene Bläser (vor allem das Blech)
Bereicherung. S. K. um einige Nuancen zü glanz¬
los, als daß die Aufnahme mit
den Paradeleistungen so man¬
cher Konkurrenz-Einspielung
mithalten könnte. R. S.
64
Kammermusik
Nicht jeder ist ein Gitarren¬ Blasinstrumente hat Mozart So anerkennenswert die Be¬
freund. Kein Wunder: Die gemocht, davon zeugen die mühungen des Collegium au¬
tisten, muß man zu diesem dynamische und musikalische prächtigen Bläserpartien sei¬ reum um historische Klang¬
Album beglückwünschen. Ausdruckspalette des Instru¬ ner Konzerte und Sympho¬ treue auch sind: Diesmal ha¬
Einfühlsam unterstützt von ments ist eher schlichter Na¬ nien, noch mehr aber die bei¬ ben die Musiker ganz schön
Bob van Asperen (Cembalo) tur. Diese Zusammenstellung den vorliegenden Werke die¬ danebengegriffen. Das Spie¬
und Anner Bijlsma (Violon¬ von vier Gitarrenkonzerten ser Einspielung, beides wirk¬ len auf Original-Instrumen¬
cello) spielt er zwei Händel- aus Barock und Klassik je¬ liche Diamanten klassischer ten, beispielsweise bei Bach
Sonaten in gewohnter Perfek¬ doch erweist sich als ein deli¬ Kammermusik. Das Klarinet¬ durchaus reizvoll, offenbart
tion: Stupende Virtuosität kates und schmackhaftes tenquintett, mit einer kaum hier eigentlich nur noch seine
wird ergänzt durch äußerst Menü. Milan Zelenka ver¬ jemals wieder erreichten me¬ Nachteile: Bei Schuberts sub¬
differenzierte Klang-Schattie¬ steht seinem Zupfinstrument lodischen und klanglichen jektiver und emotionsgelade¬
rungen. Auch Sigiswald Kuij- so gesangliche und an¬ Grazie komponiert, spielen ner Musik klingen die Instru-
ken (Violine) und Gustav schmiegsame Töne zu entlok- die Musiker des Ensembles menten-Veteranen spröde,
Leonhardt (Cembalo) musi¬ ken, daß die Konzerte von Tashi (vom Tibetanischen ab¬ flach und unsauber - ganz
zieren meisterlich: In ihrer Vivaldi, Haydn und Carulli zu geleitet, zu deutsch etwa „gu¬ besonders bei einem so heik¬
Interpretation ist Bachs fünf¬ einem wahren Ohrenschmaus tes Gelingen“) durchsichtig, len Kammermusik-Werk wie
tes Brandenburgisches Kon¬ werden. Zwar handelt es sich mit viel Sinn für Rhythmus, dem F-Dur-Oktett, bei dem so
zert prallvoll von Musikalität zum großen Teil um Bearbei¬ aber leider nicht immer ganz verschiedene Instrumente, wie
und ebenso affektgeladen wie tungen, doch die Interpreten frei von Intonations-Schwie¬ Streicher, Klarinette, Horn
effektvoll. Kompositionen zelebrieren die Werke mit ei¬ rigkeiten. Richard Stoltz- und Fagott, klanglich unter
von Jacques Hotteterre, des ner klanglichen Delikatesse, mann spielt zwar keine ausge¬ einen Hut gebracht werden
französischen Barock-Kom¬ die die Platte zu satter musika¬ sprochen brillante, dafür aber müssen. Nicht nur, daß die
ponisten, vervollständigen lischer Kurzweil werden läßt. schmiegsame und samtene Musiker ihre liebe Mühe mit
das Programm: ein Menuett Obendrein kann man an der Klarinette. Warum allerdings einem sauberen und genauen
für Musette (eine Art Dudel¬ exakten rhythmischen Beglei¬ die Streicher, allesamt aus Zusammenspiel haben, auch
sack), eine etwas langatmige tung des Slowakischen Kam¬ amerikanischer Schule, durch interpretatorisch bleibt zu viel
Blockflöten-Suite, ein auf der merorchesters seine helle unangemessene Glissandi in auf der Strecke. Kaum einmal
Travers-Flöte geblasenes Freude haben. Unterstützt den höheren Lagen hervor¬ gehen von den alten Klängen
Echo-Stück und eine Oboen- wird das Ganze durch eine treten müssen, ist nicht recht die beißende Härte oder die
Triosonate. Auf der dritten brillante Aufnahmetechnik. einzusehen. Besser ist die Ein¬ großen Spannungsbögen aus,
Plattenseite schließlich ist S. K. spielung des Quintetts für durch die sich gute Schubert-
wieder Frans Brüggen zu hö¬ Klavier, Oboe, Klarinette, Interpretationen auszeich¬
ren, diesmal als Dirigent eines Horn und Fagott KV 452. Daß nen. An der Aufnahmetech¬
Mozart-Violin-Konzerts. Das Mozart selber darüber begei¬ nik kann der langweilige Ge¬
sollte er vielleicht besser las¬ stert war, animierte Peter Ser¬ samt-Eindruck kaum liegen
sen. Das Werk macht nämlich kin am Flügel und die Tashi- - die ist nämlich klar, deut¬
den Eindruck eines peinli¬ Bläser veranstalten ein pikan¬ lich und unmittelbar. S. H.
chen Werbe-Gags. H. H. tes, mit herrlich hellen und
sonoren Bläserpassagen
durchsetztes Mozart-Fest.
S. K.
65
Tasteninstrumente
Das Erste, was man den vier Bei der Plattenindustrie ist es Duos für zwei Violinen? Als Walter Obertz, der bei uns
Herren des Medici-Quartetts mittlerweile Usus geworden, Gattung rangiert das bei uns bislang vornehmlich als Kla¬
attestieren muß, ist ein ver¬ die Streichquartette der bei¬ unter ferner liefen - trotz der vierbegleiter Peter Schreiers
hältnismäßig großzügiger den französischen Impressio¬ nicht nur reizvollen, sondern hervorgetreten ist, scheint
Umgang mit dem Notentext. nisten Debussy und Ravel auf gelegentlich auch durchaus von seinen handwerklichen
Die Musiker legen los wie die einer Platte zu koppeln - für anspruchsvollen Literatur. Voraussetzungen her der rich¬
Feuerwehr, alles wird ihrem den unbefangenen Musik- Leider erweist diese Auf¬ tige Mann für eine Gesamt-
unbändigen Ausdrucks-Be¬ Konsumenten gehören die nahme (ein Konzertmit¬ einspielung der Haydn-Sona¬
dürfnis untergeordnet. Ei¬ beiden Komponisten ohnehin schnitt) der Sache, für die ten zu sein - zumal die bishe¬
gentlich ist das ein erfolgver¬ zusammen wie eineiige Zwil¬ Gidon Kremer und Tatjana rigen Aufnahmen noch den
sprechender Interpretations- linge. Das Verdienst dieser Grindenko hier eintreten, ei¬ einen oder anderen Wunsch
Ansatz: Die besten Passagen Einspielung besteht zweifel¬ nen argen Bärendienst: Was offen ließen. Obertz setzt
dieser Einspielung zwingen los darin, statt eines einheitli¬ dezent als „Ausgewählte durchgehend auf kultivierte
den Hörer zu einer intensiven chen Impressionismus-Ver¬ Duos“ firmiert, entpuppt sich Präzision - zu wenig, so stellt
Auseinandersetzung mit den schnitts den unterschiedli¬ bei näherem Hinsehen als sich rasch heraus, um mit der
Werken. Leider aber wird der chen Charakter der Komposi¬ Duo-Verschnitt. Daß aus Leo¬ Konkurrenz ernsthaft mithal¬
Bogen manchmal überspannt. tionen herauszuarbeiten. Da¬ pold Mozarts Zyklus „Zwölf ten zu können. Allzuoft hat
Und dann zeigt sich die Kehr¬ mit geben sich die vier exzel¬ Duette“ nur sechs erklingen, sein sauber abgezirkeltes Spiel
seite des hemmungslosen lenten Musiker des Tokyo wäre noch zu verschmerzen. allenfalls den Charme eines
Drauflos-Musizierens: Melo¬ String Quartet aber noch Nicht ganz erklärlich ist aber Klavierautomaten, der die Ei¬
die-Stimmen gehen im allge¬ nicht zufrieden. Jede Note, die die Tatsache, daß von Regers gencharaktere der Sonaten
meinen Musiktaumel unter, sie spielen, wird genau auf „Drei Duos“ das letzte fehlt: mitunter fast erbarmungslos
Begleitakkorde werden nicht ihre Wirkung im Zusammen¬ Das konzentrierte Spiel einebnet. Hinzu kommt
mehr abgesetzt, sondern sind hang abgeklopft. Das Resul¬ macht Lust auf mehr - und Obertz’ fatale Neigung, dyna¬
nur noch unentwirrbarer tat: Jedes Crescendo, jede auf die paar Minuten wär’s mische Kontraste zu entschär¬
Klangbrei. Im Eifer des Ge¬ Temposchwankung kommt doch gewiß nicht angekom¬ fen: Man kann das Bemühen
fechts geht dann auch mehr hundertprozentig zusammen men. Vollends unsinnig: um Ausgewogenheit auch zu
als eine Intonation daneben. und steht ganz genau da, wo Haydns drei Duos op. 99 wer¬ weit treiben. Dies alles bedeu¬
Außerdem gelingt es den vier sie hingehört. Natürlich wäre den auf eine Kurzfolge einzel¬ tet allerdings noch nicht, daß
Streichern nicht immer, ihren ohne das entsprechende tech¬ ner Sätze reduziert. So lassen die Einspielung völlig dane¬
eigenen musikalischen An¬ nische Rüstzeug eine solche sich überraschende Zusam¬ ben geraten wäre: Der Ver¬
spruch durchzuhalten: Im Wiedergabe-Qualität nicht zu menhänge zwischen den zicht des Pianisten auf vir¬
letzten Satz des Dvoräk-Quar- erreichen. Aber auch auf die¬ Haydn-Stücken und den ful¬ tuose Effekthascherei führt
tetts würde man sich etwas sem Gebiet brauchen die vier minant gespielten Bartok- (auch und gerade bei großen
mehr ausgelassenen Jubel Japaner so schnell keinen Duos mehr ahnen als nach¬ Stücken wie Hob.XVI:49) zu
wünschen. S. H. Konkurrenten zu fürchten - vollziehen. Brillante Zugabe: erfreulichen Resultaten; seine
ihre Intonation beispielsweise Alfred Schnittkes „Moz-Art“, stets wache Konzentration
ist von geradezu peinlicher eine kesse Collage aus alten verhindert, daß die frühen,
Genauigkeit. In dieser Hoch¬ Sequenzen und neuen Effek¬ technisch wenig problemati¬
form würde auch jeder von ten. R. S. schen Sonaten zu bloßen Fin¬
ihnen als Solist seinen Mann gerübungen geraten. R. S.
stehen. S. H.
66
Ludwig van Ludwig van Frederic Chopin Johannes Brahms
Beethoven Beethoven (1810- 1849) (1833- 1897)
(1770- 1827) (1770- 1827) Klavierstücke op. 118,
op. 119;
Klaviersonaten 14 Walzer Rhapsodie g-moll
Alfred Brendel Klaviersonaten Krystian Zimerman op. 79 Nr. 2
Philips 9500507 Christoph Eschenbach DG 2530 965 Radu Lupu, Klavier
[im 7300667 EMI-Electrola IC 065-03473 Q3300965 Teldec 6.42449 AW
Absichtlich kombinierte Al¬ Das einzig Konventionelle an Als der junge Pole vor einigen Ist das Brahms, der nord-
fred Brendel auf dieser Platte dieser Platte ist die Werkzu¬ Jahren völlig unerwartet auf deutsch-schwermütige Grüb¬
drei recht unterschiedliche sammenstellung. Muß es dem Festival von Spoleto in ler? Gewiß, es fehlt nicht an
Beethoven-Sonaten: die in G- denn wirklich immer und im¬ Erscheinung trat, eroberte er Stimmen, die gerade die Opus¬
Dur opus 49,2, wohl jedem, mer wieder „Pathetique“ und Publikum und Kritiker mit gruppe 116 bis 119 (deren
der selbst einmal Klavier-Un¬ „Mondscheinsonate“ sein? der Anmut und der Sicherheit beide letzte Zyklen Radu
terricht hatte, bestens in Erin¬ Lediglich die sonst als Ergän¬ seines Anschlags, der Eleganz Luptf hier vorlegt) unbedingt
nerung, die frühe f-moll-So- zung übliche „Appassionata“ seiner Phrasierung, der Sau¬ dem Melancholiker Brahms
nate opus 2,1 und, als Vertre¬ ist hier durch die As-Dur- berkeit seiner schnellen Pas¬ zuordnen wollen. Aber gerade
ter von Beethovens Meister¬ Sonate opus 26 ersetzt. Aber sagen, der Flexibilität seines wo der Werkcharakter so ein¬
zeit, die „Les adieux“-Sonate. man muß es Christoph Handgelenks und einer in ih¬ deutig festgelegt scheint, ist
Brendel wird allen drei Wer¬ Eschenbach lassen: So hat rer Präzision fast cembalisti- Vorsicht geboten. Lupu geht
ken gleichermaßen gerecht. man die Beethoven-Renner schen Technik. Hinzu kam, den Klischees leider auf den
Sein Beethoven fängt dort an, wohl noch nie gehört. Seine daß er die Erwartung erweck¬ Leim. Sein zugegebenerma¬
wo sein Schubert aufhörte, er Wiedergabe strotzt von unüb¬ te, er würde in kurzer Zeit für ßen feinnuanciertes, dazu au¬
spielt hart, manchmal sogar lichen Tempi und anderen anspruchsvollere künstleri¬ ßerordentlich klangempfind¬
brüsk, vor allen Dingen aber Extravaganzen. Zuweilen er¬ sche Projekte heranreifen. Es liches Spiel gibt immerfort
deutlich. Stimmen, die ihm gibt sich daraus eine durchaus scheint, daß fast alle Verspre¬ Gemütstiefe vor. Scheinbar
nicht wichtig sind, nimmt er schlüssige und faszinierende chungen von damals in Erfül¬ wird seine Auffassung dabei
so lange in der Lautstärke Interpretation, wie zum Bei¬ lung gegangen sind. Der sogar durch eine Bemerkung
zurück, bis sie kaum mehr zu spiel der zweite Satz der „Pa¬ 22jährige Pianist wird der von Brahms gerechtfertigt -
hören sind. Dafür stattet er thetique“ beweist. Manchmal emotionalen Vielfalt der me¬ eine Bemerkung, die sich frei¬
dann die wichtigen Passagen allerdings werden die Freihei¬ lancholischen und zärtlichen lich nur auf op. 119, Nr. 1
mit der ganzen Überzeu¬ ten, die Eschenbach sich her¬ „Trois valses“ opus 34 ebenso bezieht und die der Covertext
gungskrafteinesgroßen Inter¬ ausnimmt, zum Bumerang: gerecht wie den mehrdeutigen in unverkennbar programma¬
preten aus. Dazu noch mit wenn nämlich seine radikalen Ausdrucksqualitäten der Wal¬ tischer Absicht zitiert: .Jeder
kaum überbietbarer techni¬ Temposchwankungen nichts zer opus 64. Die Tatsache, daß Takt, jede Note muß wie ein
scher Perfektion: Noch die zur Logik der Interpretation Zimerman alle Ausdrucks¬ Ritardando klingen, als ob
scheinbar nebensächlichste beitragen. Dann erhält sein werte genauestens trifft, läßt man Melancholie aus jeder
Verzierung wird mit geradezu Beethoven-Spiel den unange¬ für seine zukünftige Karriere einzelnen saugen wollte ...“
fanatischer Exaktheit wieder¬ nehmen Beigeschmack des das Beste hoffen. L. B. Das will genau gelesen sein:
gegeben. Ein ebenso selbstän¬ Krampfhaften und Aufgesetz¬ Wie ein Ritardando, als ob
diger wie überzeugender Beet¬ ten. Schade, denn sonst gehört man Melancholie daraus sau¬
hoven, dem die Aufnahme¬ diese Platte zum Besten, was gen wolle. Wer, wie Lupu, vor
technik leider nicht ganz ge¬ dieser Pianist jemals einge¬ lauter Empfindsamkeit die
recht wird. S. H. spielt hat. S. H. Behutsamkeit fahren läßt, er¬
zielt allenfalls Oberflächen¬
wirkungen - wenn auch auf
hohem technischem Niveau.
R. S.
67
Kirchenmusik Oper Neue Musik
Kaum ein anderes Werk der Benjamin Britten brachte das Ein berühmter Kritiker hat
Musikgeschichte ist so von nenwerk: Ganze 37 Instru- Kunststück fertig, mitten im Prokofieffs Kompositionen
Rätseln umwittert wie Mo¬ mentalisten bot Strauss 1916, 20. Jahrhundert eine Musik einmal als „Schreibmaschi¬
zarts Requiem. Das Werk, ur¬ im Zeitalter der Riesenorche¬ zu schreiben, die zwar fast nenmusik“ bezeichnet. Das ist
sprünglich auf Bestellung ei¬ ster, für seine Oper „Ariadne“ immer mit tonalen Mitteln zwar übertrieben, aber nicht
nes mysteriösen „grauen Bo¬ auf. Diese geradezu kammer¬ auskommt, trotzdem aber al¬ ganz falsch. Tatsächlich
ten“ geschrieben, entpuppte musikalische Besetzung und les andere als rückständig scheint die Musik des Russen
sich bald als des Komponisten die damit verbundenen solisti- wirkt. Auch die Text-Proble¬ von einer unermüdlichen Mo¬
eigene Totenmesse: Mozart schen Anforderungen an die matik seines Opern-Erstlings torik getrieben, die schlie߬
starb über dem halbfertigen Musiker machen Spitzenauf¬ „Peter Grimes“ (komponiert lich sogar monoton wirkt.
Werk. So ungewöhnlich wie führungen des Werkes zu ei¬ 1944/45) ist absolut auf der Seine Orchestrierung ist je¬
die Entstehungsgeschichte ist ner Rarität. Zumal die Musik, Höhe der Zeit. Hauptperson doch immer glanzvoll, und
das, was Helmuth Rilling und wie Hugo von Hofmannsthals der Oper: der psychopathi¬ das zieht die Dirigenten an -
die Gächinger Kantorei dar¬ geniales Libretto, höchste An¬ sche und aggressive Fischer auch Claudio Abbado, der
aus machen: Mozart ohne je¬ sprüche an die interpretatori- Peter Grimes, der mit den über Präzision und einen be¬
den süßlichen Beigeschmack, sche Intelligenz der Ausfüh¬ übrigen kleinkarierten und wundernswerten Sinn für
hart, grell und brutal. Ein renden stellt. Angesichts die¬ frömmelnden Dorfbewoh¬ klangliche Ausgewogenheit
Mozart, bei dem man zweimal ser Schwierigkeiten kann Sol¬ nern nicht zurechtkommt und verfügt. Die beiden Werke
hinhören muß, bis man ihn ds Einspielung getrost als ge¬ solange von ihnen als Außen¬ Prokofieffs gehören zwei un¬
erkennt. An dieser Fremdheit lungen bezeichnet werden. Es seiter behandelt wird, bis er terschiedlichen Stilperioden
hat die Aufnahmetechnik er¬ wird (fast immer) makellos sich und sein Boot im Meer an, und merkwürdigerweise
heblichen Anteil: Der Chor, und mit viel Verständnis für versenkt. Brittens fahle Musik klingt das frühere Werk, die
besonders die Männerstim¬ die dauernd wechselnden Si¬ setzt die trostlose Handlung Skythische Suite (1914), mo¬
men, stehen radikal im Vor¬ tuationen musiziert. Ein be¬ höchst plastisch um - jedes derner. Tatsächlich erinnert
dergrund, vom begleitenden sonderes Lob gebührt Edita psychologische Detail läßt das Werk zuweilen an die
Bach-Collegium ist oft nichts Gruberovä als Zerbinetta. sich mühelos musikalisch Avantgarde seiner Entste¬
mehr zu hören. Da trifft es Dennoch: Eine Jahrhundert- nachvollziehen. Über Colin hungszeit - Strawinskys
sich gut, daß die Gächinger Interpretation ist es nicht. Davis’ Einspielung ist nicht „Sacre du Printemps“, von
Kantorei über eine Menge in¬ Dazu fehlt ihr, zumal im Vor¬ viel zu sagen: Sie ist ganz dem das Pariser Publikum ge¬
dividuelle Ausstrahlungskraft spiel zur Oper, etwas von der hervorragend. Weder im Or¬ schockt war, war damals ge¬
verfügt. Die schlanken Stim¬ typisch Strauss’schen Zartheit chester noch bei den Sängern rade ein Jahr alt. Der „Leut¬
men intonieren (meist) ma¬ und Schwerelosigkeit, die gibt es einen einzigen Ausfall. nant Kije“ op. 60 ist nach
kellos und verfügen über eine diese Musik so reizvoll und Neben Jon Vickers in der Ti¬ Rückkehr des Komponisten
Ausdrucks-Skala, die ihres¬ unwiderstehlich macht. S. H. telrolle ist die Aufnahmetech¬ in die Sowjetunion entstan¬
gleichen sucht und dieser Ein- nik besonders bemerkens¬ den und will ganz absichtlich
spielung ihren besonderen wert: Die Blechbläser sind ge¬ eine einfachere und volks¬
Reiz verleiht. S. H. radezu knallig präsent, alle tümlichere Musik sein. Mit
Instrumente klingen wie ge¬ Erfolg: Das Stück hat Ähn¬
meißelt - auf einer guten lichkeiten mit Filmmusiken,
Anlage kann man mit dieser die in Hollywood produziert
wurden. D. V.
ben. S. H.
68
Jazz
Dimitri Alban Berg Philip/Catherine/ Hank Crawford
Schostakowitsch (1885-1935) Charlie/Mariano/
(1906- 1975) Jasper van’t Hoff
Klavierkonzerte Nr. 1 und 2 Lulu-Suite/Der Wein
List, Radio-Sinfonie¬ Judith Biegen, Jessye „Sleep My Love“
orchester Moskau, Norman, New York CMP 5 ST (Postfach 445,
Maxim Schostakowitsch Philharmonie, Boulez 5160 Düren oder Teldec Cajun Sunrise
Melodiya/CBS 76822 CBS 76575 Importdienst) Kudu/Metronome 63.048
Man merkt es bereits nach „Lulu“, das Spätwerk Bergs, Wären Etiketten wie „Super¬ Man könnte sich’s leicht ma¬
wenigen Takten: Dies ist eine ist brandaktuell: Erst kürzlich gruppe“, „Platte des Jahres“ chen und erneut stöhnen:
russische Klavierkonzert- erlebte die vervollständigte und andere Superlative nicht Nun ging auch dieser Jazzer
Aufnahme von außerordentli¬ Partitur in Paris ihre beispiel¬ schon anderweitig lautstark auf geldbringende Pop-Pfade.
cher Bedeutung. Die Werke hafte Uraufführung. Ebenso verbraucht, dann könnte man Was aber nicht stimmt, denn
Dimitri Schostakowitschs, der verdient die vorliegende Ein- sie für diese LP heranziehen. eher hat sich die Popmusik bei
selbst ein ausgezeichneter Pia¬ spielung der Lulu-Suite, die Der Belgier Philip Catherine Crawfords Blues Anleihen ge¬
nist war und 1927 den War¬ Berg seinem Lehrer Arnold an den Gitarren, der Hollän¬ holt. Die Harmonien sind ein¬
schauer Chopin-Preis ge¬ Schönberg zum 60. Geburts¬ der Jasper van’t Hoff an den fach geläufiger geworden, die
wann, werden von Eugene tag widmete, das Prädikat Tasteninstrumenten und der Zutaten aus der Jazz-Küche
List, einem für diese Musik „exemplarisch“. Am Pult in Europa lebende Amerika¬ bekannter. Vergleicht man
geradezu prädestinierten Pia¬ stand der Wiener-Schule-Spe- ner Charlie Mariano an Sa¬ aber diese Einspielung bei¬
nisten, und dem brillant be¬ zialist Pierre Boulez, und was xophon, Flöte und der asiati¬ spielsweise mit Crawfords
setzten Moskauer Radio-Sin¬ Dirigent und Orchester an schen, schalmeiähnlichen Na- vier Jahre alter LP „I Hear A
fonieorchester authentisch Farben, Raffinement und gaswaram bieten in sieben Symphony“, so hat er soli-
wiedergegeben. Kein Wun¬ Dramatik zum Klingen brin¬ Stücken einen Kosmos von stisch weitaus mehr Raum als
der: Dirigent ist Maxim Scho¬ gen, vermittelt wie keine an¬ Klangfarben, Harmoniepas¬ früher. Sein „New York’s One
stakowitsch, der Sohn des dere Aufnahme den erregen¬ sagen und durchdachter Emo¬ Soulfoul City“ kommt zwar
Komponisten. Die Virtuosität den Reiz dieser Partitur. Ju¬ tionalität, der betroffen und ohne süße Streicher und
und zarte Melodik dieser Mu¬ dith Biegens intelligente In¬ ausgeglichen macht, aber Chorzutaten aus, trotzdem
sik versöhnt mit ihrer harm¬ terpretation sorgt dafür, daß auch zugleich anregt. Maria¬ bleibt alles innerhalb eines
los-gefälligen und glatten auch das „Lied der Lulu“ zum nos „Smell Of Madras“ sticht unterhaltsamen Rahmens.
Machart. Auf alle Fälle: Die Ereignis wird. Die exklusive jeden Reiseprospekt aus, „Take This Job And Shove It“
Ansprüche an die Interpreten Liste der Ausführenden wird Catherine verdient sich er¬ zeigt Crawford als Funky-Sän-
sind hoch und vor allem Eu¬ komplettiert von Jessye Nor¬ neut einen „comrade in Djan- ger ohne Explosivkraft, wäh¬
gene List wird ihnen in allen man. Sie singt die Konzert- go“-Preis, und van’t Hoffs be¬ rend sein voller, warmer Sa¬
Punkten gerecht. Es gelingt Arie „Der Wein“, das selten seeltes Synthesizerspiel in xophonton in „Just The Way
ihm, die hemmungslose Spiel¬ aufgeführte, erste vollstän¬ Catherines Bearbeitung von You Are“ und einer zweiten
freude dieser Werke auf den dige Zwölfton-Werk Bergs, Arnold Schoenbergs „Ver¬ Ballade, „Evergreen“, über¬
Hörer zu übertragen. Und das mit der ganzen reichen Aus¬ klärter Nacht“ schlägt eine zeugt. Gänsehaut macht aller¬
ist bei vergleichbaren Auf¬ drucks-Palette, die ihrer überzeugende Brücke zwi¬ dings nur das Titelstück, das
nahmen keineswegs immer Stimme zu Gebote steht. schen Neuerern von einst und den blassen Gesang Craw¬
der Fall. Das Orchester bleibt H. H. jetzt. Daß Schlagzeug und Baß fords über gedehnten, vibrie¬
etwas im Hintergrund, was bei im jazzüblichen Sinn fehlen, renden Tönen und einfallsrei¬
einem so exzellenten Piani¬ bemerkt man in keinem der chen Passagen vergessen
sten kein Schaden ist. H. H. abwechslungsreichen Takte. macht. JVf. H.
Denn „Sleep My Love“ ist
perfekte Kommunikation
zwischen Individualisten.
M. H.
69
Dexter Gordon The Hi-Lo’s! John McLaughlin Wes Montgomery
Quartet with the One Truth
Band
Ein Jahr, bevor der Tenorsa¬ Wem es nach dem runden John McLaughlin bleibt also Eine Erinnerungs-LP an den
xophonist Dexter Gordon in Dutzend LPs der „Singers Un- fürs erste seiner wiedergewon¬ 1968 verstorbenen Gitarristen
New York die Platte „Home- limited“ nach mehrstimmigen nenen Liebe zur „Electric Mu- Wes Montgomery, an einen
coming“ aufnahm und damit Gesang mit mehr rhythmi¬ sic“ treu. Seine neueste LP Musiker, der Schule gemacht
sein großartiges Comeback in schem Druck gelüstet, dem ist „Electric Dreams“, aufgenom¬ hat. Die vorliegenden Live-
den USA einleitete, spielte er die Comeback-LP ihrer Vor¬ men mit der für eine Tournee Aufnahmen, sie wurden 1965
1975 anläßlich des Züricher läufer zu empfehlen. Leader zusammengestellten Gruppe in Paris mitgeschnitten, zei¬
Jazz Festivals mehrere Gene Puerling zeichnet für „The One Truth Band“, weist gen sehr viel Typisches: den
Abende im Club des Hotels beide Formationen verant¬ nur noch Spurenelemente aus trocken-verhaltenen Sound
„Nova Park“. Jetzt brachte die wortlich, und so wundert sich der Zeit des akustischen Gi¬ der Gitarre, der hier als Binde¬
dänische Firma SteepleChase der, der bisher nichts von der tarristen John McLaughlin in mittel für das ganze Quartett
das dritte Plattendokument führenden Vokalgruppe der der Gruppe „Shakti“ auf. Man fungiert, seine im Grunde
dieser Auftritte heraus. Ge¬ 50er Jahre wußte, nicht mehr kann das bedauern, weil die cool-jazzige Phrasierung, und
rade diese Umgebung war über perfekte Intonation, an¬ Substanz seiner Musik nicht im Gegenzug dazu Montgo-
ideal für Gordon, so konnte steckenden Swing und eine proportional zur technischen merys Oktavspielweise, die
sich sein entspanntes und be¬ Liebe zum musikalischen De¬ Spielerei gewachsen ist, weil Zwischen- und Endakkorde,
dächtiges Spiel voll entfalten, tail, wie sie selten ist. Zumal aber auch der konsequente das Beharren auf bestimmten
was besonders in den Balladen im Vergleich zu früheren Auf¬ und unbequeme Musiker aus Formeln. Eine Musik, die dort
(„Didn’t We“, „Sophisticated nahmen Titel wie „Misty“ und der „Mahavishnu“-Zeit eini¬ interessant ist, wo sich in
Lady“) zum Ausdruck „Life Is Just A Bowl of Cher- ges an Profil eingebüßt hat. kleinsten Abschnitten all¬
kommt. Ansonsten ist Dexter ries“ noch eine rhythmische Festzuhalten bleibt jedoch: mähliche, aber spannungsrei¬
Gordon, der als Mittler zwi¬ Auffrischung erfahren haben. John McLaughlin, der ra¬ che Variationen ereignen,
schen Bebop und den moder¬ Hi-Lo’s !-Fans von früher wer¬ sende Derwisch und bitter¬ dort aber langatmig wirkt, wo
nen Improvisatoren gerühmt den nichts Neues auf dieser süße Melancholiker der Rock- nur Wiederholungen geliefert
wird, kein Freund von akro¬ LP finden. Da aber die und Jazzgitarre, fasziniert werden, wo Montgomery nur
batischer Instrumental-Arti¬ Gruppe von Plattenmarkt selbst noch mit seinem Kon¬ auf der Stelle tritt. K. B.
stik - die musikalische Aus¬ und Konzertszene ver¬ zept einer totalen, auf Be¬
gereiftheit zählt. Zu diesem schwunden war, haben man¬ wußtseins-Erweiterung zie¬
künstlerischen Anspruch will che die Chance einer genu߬ lenden Musik. Dies nicht zu¬
allerdings nicht so recht pas¬ reichen Neuentdeckung. letzt auch wegen einiger bril¬
sen, daß er bei Jelly, Jelly“ M. H. lanter Mitmusiker: L. Shan-
sein Vokalorgan intonations¬ kar (Violine) besingt wie ehe¬
getrübt und mit großväterli¬ dem den weichen Hymnus der
chem Vibrato einsetzt. Mit indischen Ragas und der Bas¬
dem Pianisten Kenny Drew, sist Fernando Sanders reagiert
dem Bassisten Niels-Henning feinfühlig auf melodische
0rsted-Pedersen und dem Möglichkeiten. So bleibt das
Schlagzeuger Alex Riel hatte Niveau der Platte auch dann
der Amerikaner eines der be¬ noch beachtlich, wenn die
sten europäischen Rhythmus¬ Musik mal eben nur so dahin¬
gespanne zur Verfügung. plätschert. R. K.
H. K.
70
Tete Montoliu Trio The Fritz Pauer Trio Don Cherry Eberhard Weber
Einen „schwarzen Katalanen“ Der 36jährige Wiener Pianist „Der Jazz der siebziger Jahre Ein Münchner Bassist geht
hat sich der blinde spanische Fritz Pauer gehört zu den ist die Musik der Welt“, hat konsequent seinen Weg ab¬
Jazzpianist Tete Montoliu ein¬ Musikern, die zwar von Kolle¬ der Jazz-Kritiker Joachim seits des jazzüblichen Viel-
mal genannt und charakteri¬ gen geschätzt, beim Publikum Ernst Behrendt einmal defi¬ Spielens weiter. Ob es wirk¬
sierte damit sein negroides aber nicht überall bekannt niert. Wie recht er damit hat, lich das „überraschendste
Verhältnis zum Blues. Kom¬ sind. Was eigentlich schade läßt sich an „Codona“ zeigen, und provozierendste Album“
pakte Bluesakkorde, logisch ist, denn Pauers Publicity-Zu¬ die der legendäre Trompeter (ECM-Text) Eberhard We¬
und behend bis hin zu kleinen rückhaltung kommt seiner des New Jazz, Don Cherry, bers ist, mag bei „Fluid
Ausläufern und Splittertönen durchdachten Musik zugute. zusammen mit Collin Walcott Rustle“ jeder selbst entschei¬
zerlegt - sie finden sich auf Sein Trio mit Jimmy Woode (Sitar) und Nana Vasconcelos den. Überraschungen bieten
der vorliegenden LP nicht nur am Baß und Drummer Tony (Percussion) aufgenommen allerdings Gary Burton, der
zuHauf, sondern werden auch Inzalacao bestand immerhin hat. Was hier ein Trio fernab erstmals am Marimbaphon zu
erfreulich sinnvoll eingesetzt. schon vier Jahre, bevor Pauer geläufiger Jazz-Diktion mit¬ hören ist, Gitarrist Bill Frisell,
Montoliu, dessen Modern diese LP aufnahm. Man kennt zuteilen hat, ist so internatio¬ den Weber während einer
Jazz eine Art Überblendung sich und hat’s nicht nötig, mit nal, so ungebunden und so Tour mit Mike Gibbs kennen¬
von Hard Bop und Modal¬ Schnell- oder Laut-Spiel Indi¬ sehr aus verschiedenen Mu¬ lernte, und Azimuths Norma
jazz ist, geht es offenkundig vidualität zu demonstrieren. sikelementen zusammenge¬ Winston und Bonnie Herman
nicht bloß ums Herumspielen Das Trio beschränkt sich auf wachsen, daß sich das Ergeb¬ von den Singers Unlimited,
mit bluesigen Schmuckstük- traditionelles Material, und nis jeder Einordnung wider¬ zweifellos die charakteri¬
ken. Wie sein blinder Piano¬ der Verzicht auf technischen setzt. Don Cherry ist einer der stischsten jüngeren Stimmen
kollege George Shearing er¬ Aufwand fällt bei der Inten¬ Pioniere dieser Art von freier auf der aktuellen Jazz-Szene.
weist er sich im Ausformen sität des Spiels nicht auf. Im Musik mit einer ganzen Reihe Mehr als bisher nahm sich
der Improvisationen als gera¬ Gegenteil, es ist höchst ange¬ von Fähigkeiten, die auf die¬ Eberhard Weber als Kompo¬
dezu mathematischer Logi¬ nehm, Pauers romantischen ser Platte besser denn je zur nist Zeit, Lieblingsphrasen zu
ker, auch der ausgeprägte „Flute Song“ in klarem, un- Geltung kommen. Seine In¬ wiederholen („als Kinder ha¬
Sinn für Kadenz und Koda verfremdetem Spiel zu genie¬ ternationalität stellt Don ben wir doch auch den Ton¬
beweist seine Verwandtschaft ßen. Wie überhaupt Balladen Cherry auch auf „Codona“ arm immer wieder auf be¬
mit Shearing. Im Unterschied neben unsentimental gespiel¬ wieder unter Beweis. Die Mu¬ stimmte Stellen zurückge¬
zu diesem geht der Spanier tem Blues die stärksten Seiten sik hat nicht nur einen indi¬ legt“). „Fluid Rustle“ atmet
aber alles sehr unromantisch dieses ebenso soliden wie ehr¬ schen Touch. Sie spricht die die innere Ruhe eines Philoso¬
an, schon die ersten Töne lichen Trios sind. Wobei die asiatische Tonsprache ganz phen und ist schön wie ein
signalisieren, daß hier weder Abmischung zugunsten des ohne Akzent - und ohne sich weißes Pferd im Mondlicht.
Pathos noch pure Kultiviert¬ Steinways Geschmacksache anzubiedern. Erfreulich auch Eine Empfehlung für
heit zu erwarten sind. Schlag¬ ist. M. H. die außerordentlich plastische Freunde von Schwebeklängen
zeuger Albert „Tootie“ Heath Aufnahme. R. K. und Zwischentönen. M. H.
zieht bei dieser Härte meist
mit, Niels-Henning 0rsted-
Pedersen am Baß sorgt mit
leichthändigem Legato für ei¬
nen akzeptablen Ausgleich.
K.B.
71
Pop
Ashra Mike Batt with the Kim Carnes Ian Dury & the
London Phil¬ Blockheads
harmonie Orchestra
Caravans
Original Motion Picture Do It Yourself
Correlations St. Vincent’s Court Teldec 6.23795 AO
Ariola/Virgin 200 431-320 CBS 70164 EMI IC 064-85783 0 4.23795 CO
Oh Gott, die Krautrocker ha¬ Die Londoner Philharmoni¬ Ihre Stimme, so dichtete ein Kaum ein Künstler der letzten
ben uns wieder! Schon die ker kommen in der Welt der Werbetexter im Auftrag der Zeit hat so phantasievolle und
dreifach vertretenen Phallus- Musik weit herum. Nachdem Plattenfirma, sei „eine Mi¬ so absolut gegensätzliche
Symbole auf dem Cover (da¬ die Musiker schon mit „Deep schung aus Sandpapier, Honig Kommentare ausgelöst wie
mit es jeder merkt?) lassen Purple“ bei der Produktion und Whisky“. Eine Mixtur, der 37jährige Brite. „Klotz¬
auf wenig Einfallsreichtum „April“ zusammengespielt die auch auf den stärksten kopf“ (popfoto), „verkrüppel¬
schließen. Die Befürchtung hatten, bringen sie diesmal Magen schlagen müßte - ter englischer Punker“ (Süd-
bestätigt sich leider: die Mike Batts Kompositionen aber die junge Amerikanerin west-Presse), „König des New
Stücke sind alle mindestens für den Film „Caravans“ zum Kim Carnes versöhnt wieder. Wave“ (Guckloch) und „der
fünf Minuten lang und hören Klingen. Mike Batt, der als Treffender hätte man sie wohl Größte“ (Hamburger Mor¬
sich an wie Mitschnitte von Begleitmusiker bei Big Joe als die Reinkarnation der jun¬ genpost) sind nur eine kleine
Übungsstunden. Immer die Williams begann, unter ande¬ gen Dusty Springfield be¬ Auswahl der Attribute, die oft
gleichen Akkorde auf der Gi¬ rem die Steeleye Span und die zeichnen können - ihre Lie¬ wie faule Eier von den Kriti¬
tarre, die gleichen Spielereien Kursaal Flyers produzierte der sind von derselben melan¬ kerbänken auf ihn herabreg¬
mit dem Synthesizer, am An¬ und einige Filmmusiken cholischen Romantik durch¬ nen. Dabei ist diese zweite LP
fang, in der Mitte und am schrieb, wurde hierzulande woben, die ungewöhnliche, eher harmlos, ein stellenweise
Ende immer dasselbe. Da sich durch „Ride to Agadir“ be¬ ungemein sinnlich-rauhe sogar biederes Rock-Gebilde,
die Stücke sowieso nicht we¬ kannt. Es versteht sich von Stimme will den Zuhörer um¬ für das stilistisch alles von den
sentlich voneinander unter¬ selbst: „Caravans“ dreht sich schmeicheln, entspannen. alten Rolling Stones bis zum
scheiden, hätte man eigent¬ um Karawanen, die mit sehr Eine sehr schöne Platte für modernen Reggae-Verschnitt
lich auf die Leerrillen verzich¬ viel Tam-Tam kreuz und quer einen gemütlichen Abend da¬ herhalten mußte. Merke: Nur
ten können. Ein Glück, daß durch den Orient ziehen. Ergo heim vor dem Feuer mit dem weil einer in breitem Cock¬
die Musiker nicht auch noch hört sich die Musik an wie in Cognac-Schwenker in der ney-Slang singt und ab und zu
das Singen ausprobiert haben einem türkischen Basar, nur Hand. Die Firma EMI-Elec- das Wort „shit“ in seine Lieder
- Schlimmes wäre zu be¬ wesentlich bombastischer und trola gab der vielversprechen¬ einbaut, verdient er noch
fürchten. Die Aufnahme übertrieben schwülstig. Und den jungen Dame, die ihre lange nicht die schon unter¬
selbst ist auch kein großes da es sich bei dem Film um lyrisch getexteten Lieder halb der Gürtellinie ange¬
Kunstwerk. Der Baß dröhnt, eine amerikanische Produk¬ meist selbst schreibt, einige setzte Schlag-Zeile „Freund
das Schlagzeug wirkt dünn, tion handelt, darf natürlich der besten Studiomusiker Hinkebein, der Glöckner vom
der Synthesizer übertrieben. die obligatorische Liebesge¬ Amerikas zur Seite. Wäre die Big Ben“ (Musik Express).
So gesehen sind die Leerrillen schichte nicht fehlen - also Aufnahmetechnik in allen Lassen Sie sich am besten gar
eigentlich doch das Beste an wurden noch jede Menge Punkten ebenso gut, das De- nicht beeinflussen - anhören
der ganzen Platte. B. G. Herz- und Schmerz-Geigen but-Album der blonden Pop- und selbst urteilen. M. M.
fürs empfindsame Gemüt be¬ Impressionistin wäre eine
nötigt. Die Einspielung wurde runde Sache. M. M.
zwar technisch mit viel Auf¬
wand produziert und ist auch
recht gut abgemischt. Wer den
Film nicht kennt, dem ist
damit allein aber auch nicht
geholfen. B. G.
72
Bob Dylan Joe Jackson Lerryn Wilbert Longmire
Eineinhalb Stunden lang das Look Sharp ist das Debutal- Woran es dieser Platte sicher Dem Sprichwort zufolge liegt
Beste der letzten 15 Jahre von bum eines jungen Mannes aus nicht fehlt, sind große Na¬ die Wahrheit im Wein. Der
Bob Dylan in zeitgenössi¬ England, der - wenn man men: Goya, Brecht, Mangels¬ Schwindel liegt im Etikett.
schen Live-Versionen - eine dem Plattencover glauben dorff, Beethoven, Cat Stevens Die 38 Musiker, von zwei
solche komprimierte Zusam¬ darf - eher brav aussieht: Mit - da wird mit dem großen Pianisten über diverse Trom¬
menstellung von Dylan-Hö- Nadelstreifen-Jacke und ge¬ Schöpflöffel durch die Kul¬ peten, Saxophone und Violi¬
hepunkten hat es bisher noch punkteter Krawatte. Kein tur-Geschichte gefahren. nen bis zu Oboe, Englisch¬
nicht gegeben. Und wahr¬ Problem, von ihm einen Ge¬ Nicht genug, daß Therese horn und Background-Sän¬
scheinlich hätte man uns die¬ brauchtwagen zu kaufen. Au¬ Giehse und Helene Weigel gern, die auf dem Platten-
sen japanischen Mitschnitt ßerdem wird berichtet, daß er Brecht sangen und lasen, jetzt Cover verzeichnet sind,
der Konzerte in Tokio vom tatsächlich Musik studiert muß offenbar auch noch Ler¬ können schon beeindrucken.
Februar/März 78 auch weiter¬ hat. Außer singen kann er ryn den Alt-Kommunisten für Beim Durchhören erweist
hin vorenthalten, wenn das noch Klavier und Harmonika seine Zwecke auseinander¬ sich dieser Champagner aber
Doppelalbum nicht schon auf spielen. Vor allen Dingen aber nehmen. Allerdings macht er sehr bald als zähflüssige Mi¬
dem Importmarkt zum hei¬ kann er Songs schreiben und das glänzend. Er hat nicht nur schung von ziemlich undefi¬
ßen Tip geworden wäre, so selber arrangieren, die sich eine ungemein fein nuan¬ nierbarem Geschmack. Was
daß die Plattenfirma CBS jetzt mal nicht nur mit hübschen cierte Stimme, sondern weiß Wilbert Longmire eigentlich
mit der Veröffentlichung Mädchen beschäftigen und mit ihr auch noch eine ganze kann, erweist sich nur in den
nachziehen mußte - was nur wer heute abend mit wem. Bei Menge anzufangen. Auch Passagen, in denen er sich als
zu begrüßen ist. Denn man ihm geht es um das englische sonst eine interessante Platte: Gitarrensolist gegen das
kann es absehen: Kritiker und Alltagsleben, um die Jungens Solch ein Ideen-Reichtum in Überangebot an Musikern be¬
Fans allerorten werden sich in der Disco und den Klatsch Instrumenten-Einsatz und hauptet. Dann zeigt sich, daß
einig sein, daß dies ein neues der Alten mit ihren Sonntags¬ Arrangement ist selten. Da der Vergleich mit George Ben-
Meisterwerk Dylans ist, auch zeitungen zu Hause. Look klingen klassische Motive, son oder gar Wes Montgo-
wenn mancher dem traditio¬ Sharp bringt ziemlich heißen feinster Jazz, neue Musik- und mery gar nicht mal so weit
nellen Dylan-Stil der 60er und lauten Rock’n’Roll, per¬ Pop-Elemente wie selbstver¬ hergeholt ist. Wenn er nur
Jahre nachtrauern mag. Auf fekt gespielt und ohne glät¬ ständlich durcheinander - nicht auch noch singen mü߬
diesem Live-Album ist die tende Arrangements. Und eine Platte, die in keinen te. Nur zwei Stücke auf dieser
gleiche Band zu hören, mit der wenn Joe Jackson mal lang¬ Trend einzuordnen ist. Trotz¬ Platte sind wirklich gelungen:
der Sänger im letzten Jahr same Lieder schreibt, dann dem, oder gerade deshalb, ist „Diane’s Dilemma“ und
auch bei uns auf Tournee war. ohne Schmalz. Sein Einstieg sie eine Empfehlung wert - „Sunshine“. Phänomenale
Damals stieß er wegen der in das Pop-Geschäft ist wohl zumal die Aufnahme-Qualität Studiomusiker wie Michael
radikalen Neuinterpretatio¬ keine Offenbarung, dafür gibt dem exquisiten Musikerauf¬ und Randy Brecker und der
nen seiner eigenen Titel weit¬ es zu viele, die ähnlich Musik gebot mit Mangelsdorff und Drummer Idris Muhammad
hin auf Unverständnis. Wer machen. Aber auf dieser Brüninghaus an der Spitze konnten sich da wohl durch¬
in dieser Beziehung immer Platte kann man eingängige entspricht. L. W. setzen. William Longmire
noch Zweifel hat, höre sich Melodien, flotte Rhythmen überzeugt durch wunderbare
einmal die Reggae-Version und eine sehr aggressive, aber und ganz ruhig gespielte Gi¬
von „Don’t Think Twice“ an. keineswegs primitive Lead- tarrenfiguren. D. F.
Dylan ist immer noch auf der Gitarre hören. Von Joe Jack¬
Höhe der Zeit. M. G. son ist noch einiges zu erwar¬
ten. D. F.
73
Anne Murray Popul Vuh Schobert & Black Kiev Stingl
& Inga
AnneMurray.
Im Prinzip ist nichts dagegen Eine Platte für Herzog-Vereh¬ Die Auseinandersetzung mit „Sie ist 20,20 Jahre alt und ihr
zu sagen, wenn die nach eige¬ rer, Kinski-Fans oder Nosfe- demokratischer Liedtradition Blick ist höllisch, höllisch
ner Aussage „begeisterte Mut¬ ratu-Freaks. Obwohl ich ist ein wichtiger Aspekt der kalt.“ Oder: „Nein, Leute,
ter“ und amerikanische Top- Herzogs „Nosferatu“ zweimal neueren deutschen Folk-Sze¬ nein/ ein Rocker ist kein
Entertainerin Anne Murray sah, ist mit der Filmmusik ne, und es gibt eine Reihe von Schwein/ ... ein Rocker will
es sich in den Kopf setzt, eine keinerlei Erinnerung verbun¬ Aufnahmen mit Liedern von ein Mensch sein.“ Ob so die
Platte für Kinder zu machen. den. Nach mehrmaligem An¬ 1848 und davor. Was Schobert deutschsprachige Rockzu¬
Was die Sache aber ungeheuer hören des Soundtracks von & Black und Kollegin Inga kunft aussieht? Zweifel sind
peinlich macht: Es wurde eine Popul Vuh wird aber auch machen, sieht ein bißchen da¬ angebracht. Die Plattenfirma
Kinderplatte für Erwachsene klar, warum: die Musik ist nach aus, als wolle man auf gibt sich zwar redlich Mühe,
daraus, Kein Amerikaner un¬ schlicht langweilig - ein me¬ einen fahrenden Zug auf¬ dieses 1974 schon einmal ver¬
terhalb der Volljährigkeits- taphysisches Wabern mit gele¬ springen. Zwar war man bei öffentlichte Album des „teuf¬
Grenze könnte die teilweise gentlich eigenwilligen Klang¬ der Liedauswahl darauf be¬ lisch rockenden Dichters“
sehr abstrakten Texte würdi¬ farben (Sitar und Oboe), bei dacht, selten Gehörtes von Kiev Stingl mit Hilfe von
gen. Da hat sich ein längst den dem die Themen endlos wie¬ Glassbrenner, Schubart oder Adorno-Zitaten aufzublasen.
Kinderschuhen Entschlüpfter derholt werden - irgend¬ Freiligrath zu interpretieren, Aber umsonst: Die Platte ist
vorzustellen versucht, wie wann fängt dann ein neuer anstatt immer wieder die be¬ ein überwiegend erheiterndes
Kinder wohl dichten würden. Titel an, oder die Seite ist zu kannten Lieder, die ja längst Dokument musikalischer und
Hereingenommen wurden Ende - man merkt es kaum. in exzellenten Aufnahmen sprachlicher Einfalt. Wobei
der Vollständigkeit halber ein So ist dieses wenigstens or¬ vorliegen. Aber gerade dabei Stingl das Kunststück fertig
paar traditionelle Weisen wie dentlich produzierte Werk hätte man doch wenigstens bringt, die Reimlexikon-
„You are my Sunshine“ oder nur hartnäckigen Fans der ein Minimum an Information Idylle deutscher Schlager auf
das Rühr-Stück „Hush Little Sparte „Kosmos & Transzen¬ zu den Entstehungsbedingun¬ die Rockmusik zu übertragen:
Baby“. Das Ganze mutet denz“ zu empfehlen; anson¬ gen der Lieder oder über die „Du bist noch schrecklich
schließlich an wie eine Samm¬ sten als Background für ma¬ Motive der Interpreten, ge¬ jung/und doch schon Däm¬
lung der schönsten deutschen krobiotische Teestuben taug¬ rade jetzt eine solche Platte zu merung.“ Das chic auf Under¬
Kinderlieder von Peter Alex¬ lich. H. K. machen, geben müssen. ground getrimmte Cover lie¬
ander und Anneliese Rothen¬ Nichts von alledem: Informa¬ fert einige der unfreiwillig ko¬
berger. Schade - Anne Mur¬ tionswert gleich Null. Die mu¬ mischen Texte mit. Die musi¬
ray hätte das nicht nötig ge¬ sikalischen Arrangements kalische Begleitung macht aus
habt. Beweis: Ihr übriges Plat- sind zwar technisch einwand¬ den kargen Kompositionen
ten-Werk bis heute. M. M. frei, sehr transparent und ab¬ noch das Beste; dafür sorgen
wechslungsreich, mit Streich¬ unter anderem Achim Rei¬
quartett, Tuba, Bachtrompete, chel (Gitarre), der diesen
Flöte und vielem mehr ange¬ Pseudo-Tiefsinn auch produ¬
reichert, bleiben aber doch zierte, und Jean-Jacques Kra-
einfach zu steril und klinisch vetz am Piano. Ansonsten lie¬
sauber. Vor 150 Jahren hat fert Stingl, den am Rock nur
man da, wo diese Lieder ent¬ „die Minimal-Strukturen“ in¬
standen, ganz sicher andere teressieren, die beste Charak¬
Musik gemacht. M. G. terisierung selbst: „Nur
Tricks/sonst nix.“ H. K.
74
Super Country Hits Village People The Wings
1 + 2
Go West
RCA CL 42845 Metronome 0060.183 Back to The Egg
E3 RCA CL 42845 [TT] 0660.183 EMI IC 064-62799
Zwar gehört offenbar der Die mit „YMCA“ gefundene Paul McCartney rief und alle, Ron Wood war einst Leadgi¬
Marlborough-Mann auf der Hitformel funktioniert auch alle kamen: Als im letzten tarrist und Sänger bei den
Hülle hierzulande immer noch bei „In The Navy“. Die November die Produktion der (Small) Faces, nun ersetzt er
noch zur Grundausstattung zweite LP der Village People, neuesten Wings-Platte über Mick Taylor bei den Stones.
eines Country-Albums. Der die auch diesen Titel enthält, die Bühne ging, hatte der Ex- Sein neuester Soloversuch,
Trend aber geht sicher weg entwickelt sich genauso blitz¬ Beatle nicht weniger als vier erstmals bei CBS, klingt - ei
vom Klischee des jammern¬ schnell wie die erste Weltklasse-Gitarristen, drei wie überraschend! - wie eine
den Banjos und vom einsa¬ („Cruisin’“) zum weltweiten Schlagzeuger, vier Bassisten, Platte der Faces oder Stones.
men Cowboy mit seinem Verkaufserfolg. Ein offenbar fünf Pianisten und vier Per- Und so wundert man sich
treuen Pferd. Country ist in wirkungsvolles Konzept wird kussionisten zusammenge¬ dann überhaupt nicht mehr,
Amerika eine zeitgenössische, so gründlich wie möglich an¬ trommelt. Eine Leistungs- daß Mick Jagger, Keith Ri¬
voll aus dem Leben schöp¬ gewendet. Das fängt schon Show der internationalen chard und Gharlie Watts mit¬
fende Stilrichtung geworden; beim äußeren Erscheinungs¬ Pop-Szene: Pete Townshend spielen sowie Ian McLagan
die besten Interpreten sind bild der sechs Herren und (Who), Dave Gilmour (Pink (Piano) von den Ur-Faces,
meist wahlweise in den ein¬ beim Cover an - Kostümfest- Floyd), John Bonham (Led plus Mick Fleetwood und
schlägigen Charts oder in den und Operetten-Atmosphäre. Zeppelin) und Ronnie Lane noch eine größere Versamm¬
Pop-Hitlisten zu finden. Die Das Pathos setzt sich im Ge- (Faces) - soviel Stars fürs lung exzellenter Musiker. Für
Plattenfirma RCA, seit Jahr¬ : sang fort, der eigentlich die Geld gab’s wohl noch nie. diese Supergroup hat Wood
zehnten führend auf dem ] einzige echte Stärke der Vil- McCartney hat seinen Ruf als acht eingängige Boogie- &
Country-Sektor Amerikas, I läge People ist und Anklänge bester Song-Writer ■ der Ge¬ Blues-Nummern geschrieben,
hat auch bei uns Anzeichen an Männergesangvereine, Vo- genwart auf dieser Platte er¬ hinzu kommen noch Dylans
für eine Country-Welle er¬ ; kalgruppen der 50er und Soul- folgreich verteidigt. Titel wie „Seven Days“ und ein Stück
kannt und bedient sich für die \ Shouter der 60er mit dem „After The Ball“ stimmen des vorzüglichen Pianisten
insgesamt sechs Einzel-LPs modischen Disco-Sound der dennoch eher wehmütig: Man Jerry Williams, der leider nur
dieser Reihe (die restlichen i 70er Jahre verbindet. Dazu stelle sich nur mal vor, welche bei „Worry no more“ zu hören
vier kommen im Herbst) ei¬ ; hat Produzent Jacques Morali Leckerbissen das Gespann ist. Die Platte macht allemal
nes schier unerschöpflichen noch ein sicheres Gespür für Lennon/McCartney noch ser¬ Spaß, wobei das Vergnügen
Reservoirs. Nur Künstler der eingängige Hitmelodien. Und viert hätte, wenn die Beatles schon beim verspielten Cover
allerersten Garde wie Skeeter das wär’s dann auch schon. zusammengeblieben wären. anfängt, das eine Menge an
Davis, Jim Reeves oder Hank Der musikalische Hinter¬ Eine entspannende Platte, me¬ Informationen liefert. An¬
Snow sind hier zu finden - grund ist Mittelmaß: stark lodiös, perfekt durcharran¬ spieltips: „Buried Alive“ wo
oder solche Power-Hits wie rhythmusbetonte Disco-Rou¬ giert und perfekt aufgenom¬ Charlie Watts einen unerhört
„Ghost Riders in the Sky“ in tine. Ein oder zwei Stücke der men - aber wer hätte von den treibenden Rhythmus trom¬
einer Version der verhältnis¬ LP mag man sich noch Wings auch etwas anderes er¬ melt,undnatürlichdieStones -
mäßig unbekannten Gruppe schmunzelnd anhören, beim wartet? T. C. Hommage „F.U.C. her“, wo
„Pridesmen“. Ein Intensiv- dritten schon wird’s langwei¬ aber auch das einzige Manko
Kursus für Country-Anfän- lig und monoton. Wenn die der Platte hörbar wird -
ger, für Fortgeschrittene ein Village People nicht sehr die eigentlich gute Stimme
erfreuliches Wiedersehen mit schnell wieder vergessen sein Woods klingt bei fast allen
fast allen alten Bekannten der wollen, müssen sie sich für die Aufnahmen seltsam dumpf.
Country-Szene. M. M. nächste Platte was Neues ein¬ H. K.
fallen lassen. M. G.
Konzert-Saal
zwischen
Himmel
und Meer
78
Die Zukunft hat bereits begonnen...*
80
Karriere gemacht 4
Perahia: Das war eigentlich eine Solisten-Karriere zu be¬ mich drängte. Als Boris Croid werb den Durchbruch ver¬
gar keine Pause, ich habe in ginnen. starb, wollten ein paar Leute danken.
der Zwischenzeit sehr viel ihm zu Ehren etwas tun -
Kammermusik gemacht. Ich Perahia: Wissen Sie, ich sehe und deshalb haben sie mir Perahia: Stimmt. Leider sind
habe sogar einige Konzerte das etwas anders. Ich denke Geld gegeben, damit ich in Wettbewerbe wichtig für
gegeben - allerdings nur die, nicht so. Für mich ist es wich¬ seinem Namen an einem junge Solisten. Ich muß dem
die ich geben wollte. Wissen tig, etwas gut zu machen. Ich Wettbewerb teilnehmen Leeds-Wettbewerb sehr dank¬
Sie, als ich ungefähr 18 war, bar sein - aber die Vorstel¬
habe ich einfach beschlossen, lung eines Wettbewerbs ist an
nicht mehr unter einem Leh¬ sich für mich sehr unange¬
rer zu studieren, sondern mit nehm. Wettbewerbe haben in
mir selber, damit ich endlich der Musik nichts zu suchen.
die Werte entdecken könnte, Ich glaube nicht, daß solches
die auch für mich wirklich Konkurrenz-Denken einem
wichtig sind, und ich habe Künstler hilft. Ich halte es für
erkannt, daß ich das nur al¬ besser, wenn man sich statt
lein fertig bringe. dessen vorstellt : Was habe ich
von diesem oder jenem
? Wenn Sie zusammenfassen: Künstler?
Was bedeuteten diese vier
oder fünf Jahre für Sie als ? Wie beurteilen Sie das deut¬
Künstler? sche Publikum?
Perahia: Eigenartigerweise
Perahia: Als Persönlichkeit ist das deutsche Publikum
bin ich sicher etwas reservier¬ von Stadt zu Stadt anders. Im
ter geworden, etwas kriti¬ allgemeinen schätze ich die
scher. Meine Entwicklung als deutschen Zuhörer aber sehr,
Musiker lief parallel dazu. Ich weil sie meistens konzentriert
habe in dieser Zeit zum Bei¬ zuhören. Genau wie die Zu¬
spiel einige sehr wichtige Ent¬ hörer in England, ich liebe das
scheidungen getroffen. Ich englische Publikum. Diese
habe entschieden, worauf ich beiden sind sicher die ange¬
bei einem Auftritt am inten¬ nehmsten in ganz Europa.
sivsten reagieren wollte. Ich Das Publikum in Italien ist
mußte das ja alles erst einmal sehr, sehr schwierig, denn die
durchdenken und entschei¬ Zuhörer sind sehr ungedul¬
den. So etwas ist nur durch
dig. Es gibt auch große
jahrelanges Hinterfragen
Schwierigkeiten mit dem
möglich. Vielleicht auch da¬ amerikanischen Publikum -
durch, daß man sich zurück¬
die erwarten immer Enter¬
zieht. Was mir dabei sehr tainment, ein bißchen Show.
half: Ich hatte stets engen
Kontakt mit sehr vielen Musi¬ ? Sind Sie vor einem Konzert
kern. Es hilft natürlich sehr, nervös?
wenn man ständig mit ande¬ Obwohl er einem Wettbewerb seinen Durchbruch verdankt,
ren spielt, weil da sehr viel haßt Perahia das Konkurrenz-Denken unter Künstlern Perahia: Ja doch, jedes Mal.
Rücklauf stattfindet. Man ist Auf der Bühne bin ich aller¬
nicht isoliert, sondern erhält habe eigentlich nicht bewußt konnte. Sehen Sie, so kam der dings inzwischen ruhiger als
Anregungen und Kritik. Karriere gemacht, es waren Wettbewerb in Leeds zustan¬ früher, die Nervosität ist ei¬
immer Leute um mich herum, de. gentlich mehr das Gegenteil
? Sie sind sehr jung und talen¬ die mich drängten. Bei mei¬ von Lampenfieber - ich
tiert. Vielleicht können Sie nem ersten Konzert mit Mit¬ ? Sie haben oft genug gesagt, brenne darauf, endlich zu
deshalb noch am ehesten sa¬ gliedern des Budapester Quar¬ daß Sie Wettbewerbe hassen spielen. Ungeduld ist viel¬
gen, was einer tun muß, um tetts war es Boris Croid, der - obwohl Sie einem Wettbe¬ leicht das bessere Wort.
81
Unbekannte Komponisten In der Rubrik „Die
unbekannten
Komponisten“ stellt
82
oder Max Reger halten möch¬
te. Nur lebten die 300 Jahre
später.
83
Report
84
rie Wilmer) und keineswegs engagierte Radiomann Willis den 50er Jahren setzte der Farm in Michigan, um in
mit dem Geruch „rasselnder Conover entschuldigend. Exodus von US-Top-Musi- Europa auftreten zu können.
Negerknochen“ belastet war, kern ein - auch finanziell
sah es in den Staaten selbst Morroe Berger, Soziologe aus eine attraktive Angelegen¬ Zwar warnte 1961 Humphrey
ziemlich trüb aus. Princetown, ergänzt: „Der heit, Dollar zu „Deutsch- Lyttleton die Musiker vor den
grundsätzliche Mangel an Be¬ Marks“ tauschte man in die¬ Fehleinschätzungen des jun¬
Hier galt der Jazz im selben reitschaft, Jazz ernsthaft zu sen Zeiten noch im Verhältnis gen europäischen Publikums,
Maß als die Musik der Ar¬ akzeptieren, kommt aus der 1 :4. Bassist Oscar Pettiford das schon mal den traditional
men, wie die Importe der klas¬ Identifikation dieser Musik¬ und Drummer Kenny Clarke Jazz mit den zeitgenössischen
sischen europäischen Musik richtung mit Verbrechen, spielten im NDR-Jazzen- Jazz-Formen verwechselte:
zum Maß aller Dinge erhoben Laster und Sex.“ semble, Duke Ellington- Chris Barber, Mr. Acker Bilk
wurden. „Wir sind ein Volk Schlagzeuger Sam Woodyard und die Dutch Swing College
mit einer jungen Kultur und Kein Wunder, daß den ameri¬ suchte sich in Paris eine Woh¬ Band kamen in Europa sogar
haben keine Kriterien, um sie kanischen Jazzern Europa als nung und Saxophonist Lucky zu Hitparaden-Erfolgen.
zu beurteilen“, meint der jazz¬ das gelobte Land erschien. In Thompson verließ gar seine Doch dieser mögliche Presti¬
ge-Verlust hielt nur wenige
vom Kofferpacken ab.
85
Report
86
berichtet der Architekt und Dabei war Wagner - wie
spätere Rüstungsminister Al¬ übrigens auch Hitler selbst -
bert Speer. Favoriten des Füh¬ im äußeren Erscheinungsbild
rers: „Die Fledermaus“ und und im Charakter so ziemlich
„Die lustige Witwe“. das genaue Gegenteil des
blonden und blauäugigen
Aber ohnehin war Wagners Rassen-Ideals: ein kleiner, un¬
Musik nicht der wichtigste tersetzter und außerordent¬
Grund für seine außerordent¬ lich verschwendungssüchti¬
liche Popularität im Dritten ger Mann, der die königliche
Reich. Ausschlaggebend wa¬ Kabinetts-Kasse seines Gön¬
ren wohl die Texte seiner ners Ludwig II. von Bayern
Opern, die er allesamt selbst mehr als einmal in erhebliche
verfaßte, und seine theoreti¬ Schwierigkeiten brachte und
schen Schriften. Beides ließ mit der Frau des befreunde¬
sich gleich gut in die Nazi- ten Dirigenten Hans von Bü-
Ideologie einpassen: Die Tex¬ low durchbrannte.
te, in denen Wagner einen
erheblichen Teil deutscher Der deutsche Schriftsteller
Sagen und Dichtungen zu höl¬ und Nobelpreisträger Tho¬
zernen Stabreimen verarbei¬ mas Mann hatte es vorausge¬
tete, wegen ihrer heroischen sehen. Schon 1911 schrieb er:
Blut- und Boden-Welt; die „Die Deutschen sollte man
theoretischen Texte, weil in vor die Entscheidung stellen:
ihnen in der Tat teilweise Goethe oder Wagner. Beides
War das musikalische Ideal der Nazis: Richard Wagner Hitler und Wagner-Tochter Winifred in Bayreuth
Bayreuth ein Festspielhaus er¬ Nazis den weihevollen Wag¬ Nazi-Gedankengut vorwegge¬ zusammen geht nicht. Aber
richten (Kosten damals: etwa ner-Klängen hin. nommen wird. ich fürchte, sie würden Wag¬
900 000 Mark), in dem aus¬ ner sagen...“
schließlich seine eigenen Weit über Wagner hinaus Kein Musikbuch des Dritten
Werke aufgeführt werden reichte der musikalische Ho¬ Reiches beispielsweise ver¬ Lesen Sie im
sollten. Klar, daß der Wagner- rizont Hitlers allerdings of¬ zichtete darauf, längere Passa¬
Fan Hitler die „Bayreuther fenbar nicht. Die allabend¬
nächsten stereoplay
gen aus Wagners antisemiti¬
Festspiele“, die seit 1876 all¬ liche musikalische Unterhal¬ schem Pamphlet „Das Juden¬ Der Freiburger
jährlich stattfinden, durch tung in seinem Haus auf dem tum in der Musik“ abzudruk- Musikwissenschaftler
seine regelmäßige Anwesen¬ Obersalzberg lief jedenfalls ken. Das Machwerk (Wagner
Prof. Dr. Hans
heit ehrte - zumal er mit stereotyp ab: „Zunächst einige über jüdische Musik: „Gegur-
Wagners Tochter Winifred Bravour-Stücke aus Wagner- gel, Gejodel und Geplapper“) Heinrich Eggebrecht
persönlich befreundet war. schen Opern, dann aber steu¬ war einst als anonymer An¬ über Musik im
Alle Jahre wieder gab sich die erte Hitler geradewegs der griff gegen Felix Mendels¬ Dritten Reich
gesamte Führungs-Spitze der Operette zu. Dabei blieb es“, sohn-Bartholdy erschienen.
87
☆
Jazz
Jazz in Russland?
Im Prinzip ja!
89
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