Der Chat als synchrone Kommunikationsform: was hat man sich darunter vorzustellen?
Am griffigsten lässt sich diese, neben der E-
Mail wohl populärste neuere
Kommunikationsform des Internets, als
Telefonieren per Schrift umschreiben. Die
Kommunikationspartner benutzen anstelle des
Telefonhörers die Tastatur ihres an das Netz
angeschlossenen Computers. Es wird
geschrieben, was sonst eben nur gesprochen
wird.
Und dann kann kommuniziert werden, was das
Zeug hält. Mit einer Vielzahl wildfremder
Personen, die sich zumeist unter einem
Pseudonym in dem jeweiligen Chat-Programm
anmelden. Und über Themen, wie sie einem
gerade in den Sinn kommen. Man kann sich
aber auch in themenorientierte Chat-
Programme einloggen, um ein blödsinniges
Gelaber über gar nichts zu vermeiden.
Die Kommunikation mit zig Teilnehmern ist
zum einen schwer zu koordinieren und deshalb
ein abgegrenzter Themenbereich schwer
abzustecken, zum anderen unterliegt das
Chatten einigen technischen Begrenzungen, die
lange Wartezeiten und eingeschränkte
Ausdrucksmöglichkeiten mit sich bringen,
Diese Einschränkungen führen dazu, dass man
seinen gewohnten Sprachstil zugunsten einer
verknappten, schnelleren Chat-Sprache
verlässt.
Bei der Analyse der sprachlichen
Besonderheiten können an erster Stelle die im
Chat verwendeten Ankurzungen genannt
werden. Es lassen sich hierbei einfache
Akronyme aus Buchstabenkombinationen (bb
für „bis bald“) von phonologisch bzw.
phonographisch motivierten Abkürzungen (CU
für „see you““) unterscheiden.
Die allgemeine Funktion, die der Verwendung
von Abkürzungen zukommt, besteht darin, die
Geschwindigkeit des Chats zu erhöhen, was
sich positiv auf die Dialogizität dieser
Kommunikationspraxis auswirkt. Diesem
Zweck dienen gleichermaßen die
unvollständigen Sätze (Anakoluthe), bei denen
meistens das Subjekt ausgespart wird. Hierin
zeigt sich die Nachahmungstendenz der
Schreiber, sich an kurz gefasste mündliche
Äußerungen anzunähern.
Die Tatsache, dass im Vergleich zur Face-to-
face-Kommunilation Emotionen
beeinflussende Faktoren wie Gestik und Mimik
beim Chatten aufgrund der Zerdehnung der
Sprechsituation weg fallen, erscheint das
Chatten ein wenig unnatürlich und wenig
menschlich. Um diesem Mangel entgegen
zuwirken, wurden charakteristische Sound- und
Aktionswörter (*seufz*, *lach*) und Emoticons
 erfunden, die eine Haltung oder Einstellung
des Sprechers ausdrücken. Chat Äußerungen
werden durch sie interpretiert und
kommentiert.
Vielfach werden Ausrufe- und
Interpunktionszeichen oder die
GROSSSCHREIBUNG verwendet, um
Beiträgen besonderen Nachdruck zu verleihen.
Alle genannten Charakteristika orientieren sich
ganz bewusst an den
Kommunikationsmerkmalen mündlicher
Interaktion; der Chat stellt somit eine
Kommunikationsform dar, die sowohl
Merkmale mündlicher als auch schriftöicher
Kommunikation aufweist. Die
Kommunikationsform Chat kann so als
Phänomen eines allgemeinen
(medienbedingten) Sprachwandels angesehen
werden.
Aufgabe:
1. Welche Merkmale mündliche bzw.
Schriftlicher Kommunikation sind im
Chat verwirklicht?
2. Setzt Szene III,1 in ein modernes
Der Chat als synchrone Kommunikationsform: was hat man sich darunter vorzustellen?
„Gespräch“ im Chat um. Benutzt dazu
die Kurzzusammenfassung der Szene.