Die Klarheit nach Ostern
Die Klarheit nach Ostern
Friedrich-Wilhelm Krumm, Bundesleitungsmitglied des DCTB
 Seit ein paar Wochen lese ich mit
einigen Freunden fortlaufend das Jo-
hannesevangelium durch. Es ist vom
Stil her - im Gegensatz zu den anderen
Evangelien - etwas philosophischer
gehalten. Hier steht nicht der fort-
laufende Bericht des Lebens Jesu im
Vordergrund, sondern der Inhalt meh-
rerer Reden Jesu. Uns ist aufgefallen,
dass es im Grunde immer wieder um
ein ganz bestimmtes Thema geht, was
Jesus durch verschiedene gleichnishafte
Reden versucht, seinen Zuhörern nahe
zu bringen. Dieses Thema möchte ich
so zusammenfassen: „Jesus ist Gottes
Sohn; wer an ihn glaubt, hat das ewige
Leben und ist frei vom ewigen Tod.“
Wenn wir nicht tiefer in diese Reden
einsteigen, bleibt vieles sehr unver-
ständlich. Jesu Zuhörern ging es damals
genauso. Da waren zum Beispiel seine
Jünger, eine Samariterin am Brunnen,
die selbstgerechten Schriftgelehrten
und Pharisäer, das sogenannte Volk,
aber auch ein ernst forschender Schrift-
gelehrter wie Nikodemus und andere
mehr.
Alle hatten Verständnisprobleme mit
dem so schwerwiegenden Thema (s.o.).
Sie gingen unterschiedlich damit um.
Die einen glaubten Jesus, die anderen
versuchten ihn zu töten, weil er ihre
Weltordnung zerstörte. Die einen glaub-
ten um der Werke Willen, d.h. wegen
der sichtbaren Zeichen, die alle nur
vorübergehenden Charakter besaßen.
Dieser oberflächliche Glaube war Jesus
zu wenig. Andere glaubten seinem Wort.
Von den Jüngern heißt es, „als er nun
auferstanden war von den Toten, dachten
seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte
und glaubten der Schrift und dem Wort,
das Jesus gesagt hatte“ (Johannes 2, Vers
22). Erst nach seinem Tod und der Auf-
erstehung bekamen sie Klarheit.
Jesus gab damals den beiden Jüngern
Antworten auf ihre ungeklärten Fragen,
sozusagen Licht in ihr Dunkel. Und
Jesus gibt heute Licht in unser Dunkel.
Da gibt es jemanden, der aus wirt-
schaftlichen und nicht aus persönlichen
Gründen arbeitslos wurde. Er stand im
Dunkeln, wusste nicht genau, warum.
In seiner Arbeitslosigkeit war er aber auf
einmal für eine ganz bestimmte Aufga-
be frei. Nach relativ kurzer Zeit bekam
er dann eine bessere Stelle als vorher. Da
wurde ihm vieles klar.
Gerade in dieser Woche, wo ich
diese Zeilen schreibe, starb plötzlich
der Vater einer jungen Frau aus unse-
rem Freundeskreis. Er war 58 Jahre alt.
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Das Fundament 2/2004
Wir denken, er starb viel zu früh. Die
Frau und die Töchter stehen vor dem
Unbegreiflichen. Es ist noch dunkel
und es gibt keine Lösung. Manche
Leute gehen durch schweres Leid und
sehen den Sinn dieses Leides nicht.
Mir stellt sich die Frage, wann mein
persönliches Ostern ist. Gerade das
Thema des Johannesevangeliums gibt
mir darüber Klarheit: „Wer an Jesus
glaubt, hat das ewige Leben“. An ande-
ren Stellen heißt es noch deutlicher „...
der ist mit ihm begraben und auferstan-
den“ (Römer 6, Vers 4 und Kolosser 2,
Vers 12). Das bezieht sich auf unsere
Stellung vor Gott. Die Bibel lässt keinen
Zweifel darüber, dass wir nach unserem
Leben hier auf der Erde, also nach dem
Tod, auch wieder auferstehen werden,
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die Gläubigen zum ewigen Leben. Ich
glaube, in abgeschwächter Form können
wir heute schon über einiges Klarheit
bekommen, wenn Jesus mit uns geht. Er
ist heute oft noch schwerer zu erkennen
als bei seinen Jüngern. Er kann uns in
seinem Wort beim Bibellesen, durch
eine Predigt und auch durch andere
Menschen, die mit uns gehen, begleiten.
Doch erst, wenn auch wir auferstanden
sein werden, wird völlige Klarheit sein.
So leben wir jetzt noch im Glauben
und nicht im Schauen. Im Glauben
vertrauen wir auf Gott, der allem einen
Sinn gibt. Nur das kann uns helfen, in
Leid durchzuhalten und auch die ande-
ren neben uns durchzutragen. Ich wün-
sche uns allen, dass Jesus sich uns naht
und mit uns geht (Lukas 24, 15). 