Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
12
Die Stellung der Gemeinde
Hirtendienst
(1. Petrus 5, 4 vergleiche 2, 3). In der Christus ist der „Gebieter“, und wir
Gegenwart aber vollführt er einen sind seine Untertanen (Judas 4).
siebenfachen Hirtendienst: Er ruft Christus ist der Feldherr, und wir
uns (Johannes 10, 3), er führt uns sind seine Krieger (2. Timotheus
(Psalm 23, 3), er ernährt uns (Psalm 2, 3 - 4; vergleiche Epheser 6, 10 - 17;
23, 2), er kennt uns (Johannes 1. Thessalonicher 5, 8 - 9; 2. Ko-
10, 14. 15. 27), er bewahrt uns rinther 6, 7). Die Erlösten sind ein
(Johannes 10, 28 - 30), er heilt uns „Volk“ (Apostelgeschichte 15, 14; 2.
(Matthäus 18, 12) und er trägt uns Korinther 6, 16; 1. Petrus 2, 9; Titus
nach Hause (Lukas 15, 5 - 6; Jesaja 2, 14), „Mitbürger“ der Heiligen
40, 11). (Epheser 2, 19) und ein „Königreich
von Priestern“ (Offenbarung 1, 6;
1. Petrus 2, 9). Die Gemeinde ist
ein Staatswesen. Ihr „Bürgertum“
Herrschen und ist im Himmel (Philipper 3, 20).
Sie ist im „Königreich des Sohnes“
Gehorchen (Kolosser 1, 13). Das „Reich Gottes“
Christus ist der Herr, und wir sind soll sie offenbar machen (Römer
seine „Diener“ (1. Korinther 4, 1). 14, 17; 1. Korinther 4, 20). Darum
13
Das Fundament 4/2007
14
Die Stellung der Gemeinde
Herzens und mit dem Geist des le- ihr Gebiet die ganze Erde
bendigen Gottes“ (2. Korinther 3, 3). (Römer 10, 18),
ihre Hauptstadt das himmlische
Jerusalem (Galater 4, 20).
Die Gemeinde
Sie ist ein wunderbares Volk, eine
Lieben und
„heilige Nation“ (1. Petrus 2, 9):
Wiederlieben
ihr Gebieter ist der Herr Christus
(Judas 4), Christus ist der Bräutigam, und die
Gemeinde ist seine Braut (2. Korin-
ihr Gesetz sein Wille
ther 11, 2 - 3). Christus ist der Ehe-
(Galater 6, 2),
herr, und sie ist seine Frau (Epheser
ihr Reichtum seine Herrlichkeit 3, 31 - 32). Als Braut hat sie die reine
(Epheser 3, 16), und wartende Liebe (2. Korinther
ihr Ruhm seine Ehre 11, 2 - 3), als Frau die besitzende und
(1. Korinther 1, 31), genießende Liebe. Wie Eva aus Adam
ihre Volksgemeinschaft seine war, als dieser von Gott in tiefen
Liebe (Johannes 13, 34), Schlaf versenkt worden war (1. Mose
2, 21 - 22; 1. Korinther 11, 8), so
15
Das Fundament 4/2007
16
Die Stellung der Gemeinde
17
Das Fundament 4/2007
ziehung zum Haupt. Kein Mensch 7. Die Gemeinde ist das Offenba-
oder Engel steht dazwischen (1. rungsmittel des Christuslebens.
Timotheus 2, 5; Kolosser 2, 18). Schon im irdischen Leben ist der
Darum gilt es, in allem das Haupt Leib das Kundgebungsorgan des
festzuhalten (Kolosser 2, 19). Geistes. So soll auch im Geistli-
4. Liebe und Pflege: „Niemand hat chen durch die Gemeinde die gar
jemals sein eigenes Fleisch gehasst, mannigfaltige Weisheit Gottes
sondern er nährt und pflegt es, kundgemacht werden (Epheser
gleichwie auch Christus die Ge- 3, 10). Das erhöhte „Haupt“ setzt
meinde“ (Epheser 5, 29). „Er ist des durch seinen „Leib“ sein hei-
Leibes Heiland“ (Epheser 5, 23). liges Leben hier unten fort. Die
5. Belebung und Aufbau: Das Haupt Gemeinde ist „der Lebensbaum
ist für den Leib die Quelle der Gottes in der Geschichte“, die
Selbstauferbauung. Schon im Fortsetzung der Menschwer-
irdischen Leib ist die Seele das dung Christi auf Erden. Sie lebt
leibbildende Element. So wächst durch den Geist sein Leben hier
auch der Leib Christi aus dem unten weiter. Sie ist nicht nur „in
Haupt heraus sein gottgeordnetes Christo“, sondern Christus ist
Wachstum (Kolosser 2, 19). Nur auch „in“ ihr (Kolosser 1, 27). Er
aus ihm heraus bewirkt er seine gewinnt in ihr Gestalt (Galater
„Selbstauferbauung in Liebe“ 4, 19), drückt sein Wesen in ihr
(Epheser 4, 16). 3) aus, und das Haupt offenbart
6. „Fülle“ des Hauptes: Nicht als sich durch seine Glieder.
göttliche Person, wohl aber als
„letzter Adam“ wäre Christus
nicht „vollständig“ ohne seinen
„Leib“; das Weizenkorn ohne die Die Beziehungen der
Frucht wäre „allein“ (Johannes
12, 24). Ein Erlöser ohne Erlöste
Glieder untereinander
wäre kein „Erlöser“ mehr. So ist Die Erlösten sind eine Einheit,
die Gemeinde „die Fülle dessen, viel tiefer als alle Volks- und viel
der alles in allem erfüllt“, das heißt weltweiter als alle Völkergemein-
„die volle Ausgestaltung von Ihm, schaft (Galater 6, 10). Sie sahen
der alles in allem zu voller Ausge- sich nie, und sie kennen sich doch
staltung bringt“ (Epheser 1, 23). (2. Korinther 6, 9). Sie sind sich
18
Die Stellung der Gemeinde
ganz fremd, und lieben sich! (Ko- Die Einheit der Erkenntnis wird
losser 2, 1 - 2; 1, 9.) Denn „gleichwie da sein. Sie ist unser Ziel, ein Teil
der Leib einer ist, obwohl er viele unserer Hoffnung (Epheser. 4, 13).
Glieder hat, also auch der Christus“ Die Einheit des Lebens ist das,
(1. Korinther 12, 12). Er ist ein was wir haben, die „Grundlage“, die
Organismus und keine Organisa- zurückschaut auf die Vergangenheit,
tion, eine Schöpfung Gottes und das Werk von Golgatha (Johannes
kein Werk der Menschen. Chris- 11, 52). Die Einheit der Gesinnung
tus, das Haupt, ist die Einheit des ist das, was wir haben sollen, die
Leibes; sein Leib ist der „eine neue „Aufgabe“, die uns gestellt ist in
Mensch“ (Epheser 2, 15). Besonders der Gegenwart. Die Einheit der
sieben Stücke machen die Einheit Erkenntnis ist das, was wir haben
der Gemeinde aus. „Da ist ein Leib werden, das „volle Maß“ (Epheser
und ein Geist, wie ihr auch berufen 4, 13), das erreicht sein wird in
worden seid in einer Hoffnung eurer der Zukunft. Für die Gegenwart
Berufung: ein Herr, ein Glaube, aber gilt das Wort Augustins: „Im
eine Taufe, ein Gott und Vater unser Notwendigen Einheit, im Zweifel-
aller, der da ist über euch allen und haften Freiheit, in allem Liebe.
durch euch alle und in euch allen“
(Epheser 4, 4 - 6).
Vielfalt
„Auch der Leib ist nicht ein Glied,
Einheit sondern viele. Wenn der ganze Leib
Die Einheit der Gemeinde ist eine Auge wäre, wo bliebe das Gehör? So
dreifache: er ganz Gehör wäre, wo bliebe der
Die Einheit des Geistes (des Geruch?“ (1. Korinther 12, 14 - 20;
Lebens) ist da. Sie ist eine fertige Römer 12, 4 - 8.) Wie auf dem
Tatsache, die wir haben durch den Brustschild des Hohenpriesters
Glauben (Epheser 4, 3). zwölf verschiedene Edelsteine
Die Einheit der Gesinnung glänzten, als Darstellungen der
soll da sein. Sie ist unsere Pflicht, zwölf Stämme Israels (2. Mose
die wir erfüllen durch die Liebe 28, 15 - 21), so werden auch die
(Philipper 1, 27; 2, 1 - 4; 4, 2). Glieder des neuen Bundes auf der
19
Das Fundament 4/2007
Mitgefühl
„So ein Glied leidet, leiden alle
Glieder mit, und so ein Glied wird
herrlich gehalten, so freuen sich alle
Glieder mit“ (1. Korinther 12, 26).
20
Die Stellung der Gemeinde
21
Das Fundament 4/2007
Opfern
Ihr Leben ist ein Schlachtopfer
(Römer 12, 1. 15. 16), ihre Hingabe
ein Brandopfer (Markus 12, 33),
ihr Dienst ein Trankopfer (2. Ti-
motheus 4, 6; Philipper 2, 17), ihre
Taten geistliche Opfer (1. Petrus
2, 5; Hebräer 13, 16), ihre Gebete
ein Rauchopfer (Psalm 141, 2;
Offenbarung 8, 3 - 4), und ihre
Anbetung ein Lobopfer (Hebräer
13, 15). Segnen
„Rede zu Aaron und zu seinen
Söhnen und sprich: So sollt ihr die
22
Die Stellung der Gemeinde
Kinder Israel segnen ... Sie sollen Korinther 9, 13). Sie sind alle, was
meinen Namen auf die Kinder Israel Israel sein sollte, „ein Königreich
legen, und ich will sie segnen“ (4. von Priestern“ (2. Mose 19, 6). Und
Mose 6, 23 - 27). 4) Im Neuen Bund so kann auch im Kleinsten von ih-
aber gibt es ein allgemeines Priester- nen die Verheißung erfüllt werden:
tum (1. Petrus 2, 9; Offenbarung „Ich will dich segnen, und du sollst
1, 6). Sie alle genießen den Priester- ein Segen sein“ (1. Mose 12, 2).
anteil am Altar (Hebräer 13, 10; 1.
Anmerkungen:
1) Für „Glaube“ und „Treue“ hat das Griechische ein und dasselbe Wort (pistis).
2) Der Einwand, die Gemeinde könne als Leib Christi doch nicht auch Braut
oder Frau sein, beruht auf einer Verkennung der Beweglichkeit orientalischer
und biblischer Bildersprache. Der Acker ist im Gleichnis vom Sämann das
menschliche Herz“ (Matthäus 13, 19), im Gleichnis vom Unkraut die „Welt“
(Vers 38). Die Vögel sind zuweilen Sinnbilder des Guten (Matthäus 6, 26;
10, 16); woanders aber stellen sie das Böse dar (Matthäus 13, 4. 19). Der Adler
ist als unreines Tier den Kindern Israel ein Gräuel (3. Mose 11, 13). Trotzdem
wird er als Bild der kraftvollen Fürsorge Gottes gebraucht (2. Mose 19, 4). So
ist auch die paulinische Bildersprache durchaus flüssig, lebendig und beweglich.
Der Sklavenstand ist bald ein Bild davon, wie unsere Beziehungen zu Gott
nicht sind (bezüglich innerer Fremdheit und Furcht: Galater 4, 7; Johannes
15, 15), bald, wie sie doch sind (bezüglich Eigentum, Gehorsam und Schutz:
Römer 6, 15 - 23). Zu sagen: weil die Gemeinde Leib Christi ist, kann sie nicht
auch ,,Braut“ sein, wäre genauso vorschnell, wie zu sagen, weil sie ein Leib
ist, kann sie nicht Säule oder „Haus“ sein (1. Timotheus 3, 15). Bei all diesen
Ausdrücken — natürlich nicht den hinter ihnen liegenden, geistigen Realitäten
— handelt es sich doch eben um Bilder. Und das Bild der „Braut“ und der Frau
liegt unverkennbar in 2. Korinther 11, 2 - 3 und Epheser 5, 31 - 32 vor.
3) So ist sowohl Christus der Bauende (Matthäus 16, 18), als auch wir sind die
Bauenden (1. Korinther 3, 10 - 15). Das Bild des Bauens wird im Neuen Testa-
ment nur auf die Gemeinde, nicht aber auf das Reich Gottes angewandt.
4) „Segnen“ heißt also, „den Namen Gottes auf jemand legen“. Nur der ist ein Se-
gen, der andere Menschen durch Wort und Wandel mit Gott in Berührung bringt.
23