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HERAKLIT FRAGMENTE
Obwohl dieses Wort ewig wahr ist, sind aber Menschen nicht in der Lage, es zu verstehen, wenn sie
es zum ersten Mal hören, oder bevor sie es überhaupt gehört haben. Denn wenn alle Dinge in
Übereinstimmung mit diesem Wort sind, scheinen die Menschen, als hätten sie keine Erfahrung mit
ihm, wenn sie spielen mit Worten und Taten, wie ich dargelegt, und teilen jedes Ding nach seiner
Art und zeigen, wie es zu machen ist, was es ist. Aber andere Menschen wissen nicht, was sie tun,
wenn sie wach sind, auch wenn sie vergessen, was sie im Schlaf tun.
Obwohl der Logos allgemein ist, leben die Vielen, als ob sie eine eigene Weisheit hätten.
In Bezug auf die Größe der Sonne: Sie hat die Breite eines menschlichen Fußes.
Wenn das Glück darin besteht, die Freuden des Körpers zu genießen, sollten wir Ochsen glücklich
preisen, wenn sie kommen, um Bitterklee zu fressen.
Wenn alle Dinge beim sich drehen rauchen würden, würden die Nasenlöcher sie unterscheiden
können.
Was sich vereint, die feinste Einstimmung geht auf Dinge in entgegengesetzten Richtungen, und
alle Dinge werden durch Streit.
Für ein Pferd, einen Hund und einen Mensch gibt es unterschiedliche Freuden; Esel haben lieber
Stroh als Gold, da Esel Essen süßer finden als Gold.
*
Erfassungen: Dinge, ganze und nicht ganze, was zusammengezogen und was auseinander gezogen
ist, die harmonischen und die unharmonischen. Das Eine besteht aus allem Gemachten, und alle
Dinge sind ausgegangen von ihm.
Jedes Tier wird getrieben mit einem Schlag auf die Weide.
Um diejenigen, die in die gleichen Flüsse steigen, immer unterschiedliche Wasser fließen.
*
Schweine haben mehr Freude am Schlamm als am reinen Wasser.
Wenn es nicht um Dionysos geht, dass sie einen Umzug tun und singen schändliche phallische
Hymnen, die meisten würden schamlos wirken. Aber Hades ist der gleiche wie Dionysos, zu dessen
Ehren sie verrückt sind und toben.
Viele beherzigen nicht solche Dinge, wie diejenigen, die sie tun, noch erkennen sie sie, wenn sie
unterrichtet werden, wenn sie denken, dass sie sie tun.
*
Wenn du nicht erwartest das Unerwartete, wirst du es finden; denn es ist schwer und wird nur
schwierig zu suchen sein.
Zu wissen nicht, wie zu hören ist, wissen sie nicht, wie man sprechen soll.
Oder besser gesagt, um sich auszuruhen: zu leben und verurteilt zu sein, wenn sie geboren sind,
wollen sie die Kinder hinter sich lassen, um mit ihren Kindern sich wiederum zu erfüllen.
Alles, was wir sehen, wenn wir wach sind, ist der Tod, so wie alles, was wir im Schlummer sehen,
ist der Schlaf.
*
Diejenigen, die nach Gold suchen, graben viel in der Erde und finden wenig.
Du würdest den Namen der Gerechtigkeit nicht kennen, wenn diese Dinge nicht wären.
Götter und Menschen ehren diejenigen, die von Ares getötet wurden.
Man zündete ein Licht für sich selbst in der Nachtzeit, als er starb, blieb er aber am Leben. Der
Schläfer, dessen Vision erlosch, leuchtet bei den Toten; er, der wach ist, leuchtet vom Schlaf.
Es erwarten Menschen, wenn sie sterben, die Dinge, wie sie aussehen, das konnten sie nicht
träumen.
*
Die meisten von ihnen halten sich an Phantasien. Aber Gerechtigkeit wird die Handwerker der
Lügen und die falschen Zeugen überholen.
*
Denn selbst die besten von ihnen wählen vor allem eines anderen unsterblichen Ruhm unter den
Menschen, die meisten von ihnen sind wie Tiere übervoll.
Diese Welt, die für alle gleich ist, hat nicht einer der Götter oder Menschen gemacht. Aber sie war
immer da, ist und wird sein: ein immer lebendiges Feuer, mit Maß angezündet und mit Maß
ausgehend.
Die Transformationen des Feuers: erstens das Meer; und das Meer ist die Hälfte der Erde, und der
Wirbelwind...
Das Meer ergießt sich, und wird mit der gleichen Menge gemessen, bevor es zu Erde wird.
*
Der Allweise ist nur Einer. Er ist nicht bereit und willens, mit dem Namen Zeus genannt zu werden.
Und es ist ein Gesetz auch, dem Rat eines Weisen zu gehorchen.
Sie hören, aber sie verstehen nicht, wie Gehörlose. Von ihnen zeugt das Sprichwort: "Immer fehlen
sie.“
Männer, die die Weisheit lieben, müssen Fragen stellen in sehr vielen Dingen.
Denn es ist der Tod, dass die Seelen zu Wasser geworden sind, und der Tod, dass das Wasser zu
Erde werde. Aber das Wasser kommt aus der Erde; und aus Wasser ist die Seele.
Thales, nach einigen Meinungen, scheint der erste Student der Astronomie, eine Tatsache, die
sowohl Heraklit als auch Demokrit bezeugen können.
In Priene lebte Bias, der Sohn des Teutamas, der von mehr Wert als der Rest ist.
Das Lernen von vielen Dingen heißt noch nicht, dass man lehren kann; sonst wären Hesiod und
Pythagoras und Xenophanes und Hekataios gute Lehrer gewesen.
Weisheit ist eine Sache. Sie ist der Gedanke, durch den alle Dinge sind, durch den alle Dinge
gelenkt werden.
Homer verdient es, mit einem Stock vom Spiel genommen und geschlagen zu werden, und
Archilochos ebenso.
Die Menschen müssen für ihr Recht auf ihren Mauern kämpfen.
Reise auf jedem Weg, du wirst doch die Grenzen der Seele nicht finden, so tief ist ihr Maß.
Heraklit sagte, dass das Denken eine heilige Krankheit ist und dass dieser Anblick täuscht.
Lasst uns nicht nach dem Zufallsprinzip Vermutungen anstellen über die wichtigsten Dinge.
Bios: Name des Bogens ist das Leben, obwohl seine Arbeit der Tod ist.
Die Zeit ist ein spielendes Kind, indem es die Figuren eines Brettspiels setzt; die königliche Macht
ist ein Kind.
*
Der Weg nach oben und nach unten ist ein und derselbe.
Das Meer ist das reinste und das unreinste Wasser. Der Fisch kann es trinken, und es ist gut für ihn;
dem Menschen ist es ungenießbar und schädlich.
Sterbliche sind Unsterbliche und Unsterbliche sind Sterbliche, der eine lebend, der andere tot, und
Sterben ist ein Anderes Leben.
Dass sie auferstehen und sehen die wachen Hüter der Lebenden und der Toten.
*
Gott ist Tag und Nacht, Sommer und Winter, Krieg und Frieden, Übermaß und Hunger; aber er
nimmt verschiedene Formen an, wie Feuer, wenn es mit Gewürzen vermischt ist, nach dem
Geschmack eines jeden Namens.
*
Der Menschen Meinungen sind Kinderspielzeug.
Die meisten sind im Widerspruch zu dem, womit sie am meisten verbunden sind – das Geld, das das
Universum regiert - und was sie jeden Tag zu erfüllen haben, scheint ihnen fremd.
Wir sollten nicht handeln und sprechen wie Kinder unserer Eltern: das heißt, in der Art und Weise,
die uns überliefert ist.
Diejenigen, die schlafen, sind Gehilfen in dem, was in der Welt vorgeht.
Der Tod des Feuers ist die Geburt der Luft, und der Tod der Luft ist die Geburt des Wassers.
Die Art des Menschen hat keine Weisheit, sondern Gottes Art hat Weisheit.
Man wird ein Baby von Gott, so wie ein Baby von einem Menschen.
Wir müssen wissen, dass der Krieg ist für alle bestimmt und dass Streit Gerechtigkeit ist und dass
alle Dinge sind durch den Streit gekommen.
*
*
Die weisesten Menschen, im Gegensatz zu Gott, erscheinen als Affen in Weisheit und Schönheit
und Liebe.
Es ist schwer, mit des Herzens Wünschen zu kämpfen. Was auch immer es zu erhalten wünscht,
kauft es auf Kosten der Seele.
Aber der größere Teil der göttlichen Dinge entkommt der Anerkennung wegen des Mangels an
Vertrauen.
Und es ist die gleiche Sache in uns, den Lebendigen und den Toten, wachen und schlafen, jung und
alt; die ersten werden die letzten, und die letzten werden die ersten sein.
Die Wachenden haben eine gemeinsame Welt, aber die Schlafenden wenden sich jeweils einer
eigenen Welt zu.
Alles ist ein Austausch mit dem Feuer, und des Feuers mit allen Dingen, wie Waren gegen Gold und
Gold gegen Waren getauscht werden.
Nach Heraklit ist es nicht möglich, zweimal in denselben Fluss zu steigen, noch ist es möglich, eine
tödliche Substanz zweimal zu berühren. Aber dank der Schnelligkeit und Geschwindigkeit des
Wandels, zerstreuen sich die Dinge und kommen wieder zusammen, oder vielmehr kommen sie
zusammen und gehen nicht wieder, später zwar, aber nicht gleichzeitig, sie bilden sich und lösen
sich und nähern sich und scheiden.
*
Und die Sibylle mit rasenden Lippen stieß Worte hervor, freudlos, unparfümiert, sie erreichte mehr
als tausend Jahre mit ihrer Stimme, durch den Gott in ihr.
Der Herr, dessen das Orakel von Delphi ist, spricht weder, noch versteckt er die Bedeutung, aber er
gibt ein Zeichen.
Die Sonne wird nicht überschreiten ihr Maß; wenn sie es tut, werden die Furien, die Dienerinnen
der Justiz, sie heimsuchen.
*
Am besten ist es, Torheit zu verstecken.
Wenn es keine Sonne gäbe, trotz der anderen Sterne wäre es Nacht.
Die Zyklen: von diesen ist die Sonne Kommandantin und Aufseherin, für die Ermittlung der
Veränderungen und für die Jahreszeiten, die alle Dinge durchführen.
Für Gott ist alles schön und gut und gerecht, aber die Menschen halten einige Dinge für falsch und
einige für wahr.
In Bezug auf den Umfang eines Kreises sind Anfang und Ende häufig.
*
Was haben sie gedacht oder welche Weisheit haben sie? Sie folgen den Dichtern und nehmen die
Menge als ihren Lehrer und wissen nicht, dass die Vielen schlecht sind und nur Wenige gut.
Heraklit hatte Hesiod angegriffen, weil der einige Tagen gut und andere Tage schlecht nannte, weil
er nicht erkannte, dass die Natur eines jeden Tages dieselbe ist.
Augen und Ohren sind schlechte Zeugen der Menschen dafür, dass die Barbaren Seelen haben.
Von allen, deren Diskurse ich gehört habe, gibt es nicht einen, der erkannte, was weise ist,
abgesehen von all dem erreichten.
*
Es ist nicht besser für Menschen, dass sie alles, was sie möchten, auch bekommen.
Es ist die Krankheit, die die Gesundheit angenehm und gut macht; der Hunger der den Reichtum
gut macht; die Müdigkeit, die die Ruhe gut macht.
Gut denken ist die größte Exzellenz; und Weisheit ist es, zu handeln und zu sprechen, was wahr ist,
und alles wahrzunehmen nach seiner Art.
*
Diejenigen, die mit Verständnis sprechen, müssen festhalten, was allen gemeinsam ist, wie eine
Stadt an ihrem Recht festhält, und noch stärker. Denn alle menschlichen Gesetze werden durch die
göttlichen eingeführt. Gott herrscht so viel wie er will, und reicht für alle Dinge, die zu retten sind.
Erkenntnis seiner selbst und Besonnenheit sind gut für alle Menschen.
*
Ein Mann, wenn er betrunken ist, wird von einem bartlosen Knaben geführt, er stolpert und weiß
nicht, wo er die Schritte hinsetzen soll mit seiner feuchten Seele.
Heraklit sagte, dass der Charakter eines Menschen sein Schicksal ist.
Die Grenzen der Dämmerung am Abend sind der Große Bär und gegenüber dem Großen Bären der
Wächter des hellen Zeus.
Die Epheser täten gut daran, sich zu erhängen, jeden erwachsenen Mann von ihnen, und die Stadt
zu verlassen, mit den bartlosen Knaben; denn sie haben Hermodorus, den besten Mann unter ihnen,
verjagt und gesprochen: Wir werden niemanden, der am besten ist, unter uns haben wollen, wenn es
ein solcher ist, der also an anderer Stelle und unter anderen sein soll.
Das schönste Universum ist ein Ausfegen von Kot nach dem Zufallsprinzip.
Kaltes wird warm, und was warm ist, kühlt ab; was nass ist, trocknet, und das Ausgedörrte wird
befeuchtet.
Pythagoras, der Sohn des Mnesarchos, verfolgte die Untersuchung weiter als alle Menschen, und
was er aus diesen Zusammensetzungen gewonnen hat, beanspruchte für sich, eine Weisheit aus
seinem eigenen Inneren: viel Lernen, ein schlichtes Handwerk.
EPIKUR
ODER
DIE HÖCHSTE LUST
Bei mir hier fühle du dich gut:
Die LUST ist hier das Höchste Gut!
EPIKTET
ODER
DIE HEILIGE TUGEND
ERSTER GESANG
ZWEITER GESANG
DRITTER GESANG
VIERTER GESANG
Dies ist auch der Grund, dass diejenigen, die statt des Stoffes
Als den Ursprung der Dinge nehmen das Feuer an, daraus
Ganz allein wird gebildet die kosmische Summe, dies aber
Heißt, gewaltig vom wahren Ursprungs-Grund zu verfallen.
Und von diesen Denkern der Hauptführer ist in dem Kampfe
Heraklit, der weltberühmt für das Dunkel der Rede
Unter den albernen, aber nicht bei den ernsthaften Griechen,
Die nach der Wahrheit suchen. Denn die Dummköpfe lieben
Und bewundern und verehren nur das Versteckte
Unter verzerrten Worten, halten für Wahrheit den Irrtum,
Wenn der Irrtum nur süßlich kitzelt die Ohren der Dummen.
Oder wenn fein bearbeitet Sätze reizend geschminkt sind!
Wie aber, frag ich, können die Dinge denn so variieren,
Dass aus Feuer Einzelnes wird und Reines gebildet?
Nein, kein Geist würde helfen bei der Kondensation des
Feuers oder des Feuers Verdünnung, wenn alle die Teile
Sich erhalten, des Feuers eigne Natur ist ein Nichts nur!
Wird die Hitze schärfer zusammengedrückt mit den Teilen,
Milder wieder, wenn geschieden oder verstreut sind
Diese Teile, dann kannst du schwanger werden vom Nichtsein,
Dass aus dem Grunde etwas werde, viel weniger aber
Könnte eine Vielzahl von Dingen die Erde gebären,
Wie auch nicht das Feuer, das dichte oder das seltne.
Dies auch: Nehmen sie eine Lücke an in den Dingen,
Kann der Brand kondensieren und werden übrigens selten.
Aber solche Gegensätze des Denkens sie sehen
Aufsteigend gegen sie, ungern nur verlassen die Lücke
Sie, die ungemischte in Sachen, die steil sich dann fürchten
Und verlieren den Weg der Wahrheit. Sie haben zu sehen,
Dass, wenn von den Dingen wir nehmen die innere Leere,
Alle Dinge sind dann kondensiert und aus allen
Wird ein Körper geschaffen, der nicht Macht hat, der Pfeil hat
Schnell von sich selber geworfen irgendwelche Gesetze,
Wenn das Feuer wirft sein Licht, seine Wärme um, geben
Sie dir Beweise ihrer Teile, die nicht kompakt sind.
Aber wenn sie denken vielleicht wie andere Weise,
Feuer durch Kombinationen könnte abgeschreckt werden
Und verändern die Substanz, sehr gut dann! Und siehe,
Aus dem Feuer wird alles und kein Teil hilft da weiter,
Wärme wird dann ganz und alles wird gehen zugrunde,
Und es hätte dann doch aus dem Nichts sich der Kosmos gebildet.
Aber die Änderungen des Nichts an all seinen Grenzen
Doch bedeutet sofortigen Tod dessen, was da gewesen.
Und so muss etwas fortbestehen, unverletzt bleibend,
Mitten in der Welt, damit die Rückkehr zu Nichts wird
Und, von der Null geboren, Überflüsse gedeihen.
Da nun in der Tat es die sichersten Gremien hier gibt,
Welche halten ihre Art von Ewigkeit immer,
Ein und dasselbe, nach dessen Gehen und Kommen im Innern,
Nach geänderter Reihenfolge, Dinge im Wechsel,
Alle körperlichen Substanzen werden verwandelt,
Es sind an dir diese Ur-Körper, sie sind nicht aus dem Feuer.
Nutzlos wäre es, sollte etwas weggehen, manches
Werden hinzugefügt und manches werden verändert,
Wenn noch alle bewahrten die Natur ihrer Wärme.
Alles, was es geschaffen, wäre immer noch Feuer.
Aber die Wahrheit glaube ich also: Stellen gibt’s, deren
Reibungen und Bewegungen von den Körpern und Formen
Feuer erzeugen und sich auf Bestellung verändern,
Diese haben die Natur der Sachen geschaffen,
Und danach wird nichts mehr gerne schießen und fließen,
Auch was sonst immer Macht hat, ihre Körper zu senden
Und mit Wirkung zu berühren empfindliche Sinne.
FÜNFTER GESANG
SECHSTER GESANG
SIEBENTER GESANG
ACHTER GESANG
NEUNTER GESANG
ZEHNTER GESANG
ELFTER GESANG
Und nun habe ich schon gesagt und die Arten gelehrt der
Samen aller Dinge, und wie sie verschieden getaucht sind
In verschiedene Formen, und selber huschen sie weiter,
Die mit Einer Bewegung hin auf das Ewige zielen,
Und in welchem Modus von ihnen sind Dinge geschaffen,
Jetzt aber nach diesen Dingen soll mein Vers, wie mir dünket,
Die Natur des Geists und der Seele verdeutlichen allen,
Dass sie fahren fort von der Furcht vor dem Acheron drunten,
Hals über Kopf, die so verwirrt unser menschliches Leben
Mit den finsteren Tiefen, übergießend das Ganze
Mit dem schwarzen Tode und lässt nicht auf Erden bestehen
Eine flüssige Freude und unbeflecktes Vergnügen.
Denn das ist es, was manchmal Männer und Frauen behaupten,
Dass sie mehr noch den Tartaros fürchten, die Herrschaft des Todes,
Als die Krankheiten oder ein armes Leben in Schande,
Wissen sie doch, dass die Substanz der Seele das Blut ist
Oder besser gesagt der Wind, gefällts euren Launen,
Und so müssen sie wissen nichts von der Wissenschaft unser,
Du magst gute Kenntnis auch haben von dem, was dem Tod folgt,
Dass sie mehr für den Ruhm und die Ehre wirken auf Erden
Als für den Glauben. Was sind aber solcherlei Leute?
Exilanten, fern von der Heimat, Flüchtlinge ruhlos,
Fern von den Augen der Menschen und belohnt mit dem Übel,
Tief in jedem Elend erniedrigt, aber sie leben,
Sind die Elenden, wo auch immer sie hinkommen, aber
Überall geben sie Sühneopfer den heiligen Ahnen,
Schlachten die schwarzen Schafe und opfern den Göttern der Tiefe,
Bieten den Göttern Ruhm und Ehre und Herrlichkeit, bitter
Fallen sie dann und wenden sich schärfer gegen den Glauben.
Darum ists eine sichere Prüfung des sterblichen Menschen
In den Zweifeln umhergewirbelt, schau, wie die Menschen
Sind inmitten der Widrigkeiten, denn allein in der Not ist
Hörbar die wahre Stimme, gezaubert hervor aus dem Busen,
Wird die Maske abgelegt, zeigt sich das wahre Gesicht erst.
Aber die Begierden wieder und wieder und Wollust!
Welche Kraft der Elenden an dem Rand des Gesetzes!
Kriminelle Minister und verbündete Feinde!
Tage und Nächte mit gewaltigsten Mühen sich mühend,
Um zu den Gipfeln der Leistung ungebunden zu streben!
Diese Wunden des Lebens in nicht geringerem Anteil
Werden entsetzt zuletzt, wenn sich öffnen die Schrecken des Todes!
Immer sehen wir wildes Wollen und Ungnade böse,
Fern vom sicheren Leben und alle Süße verdrängend,
Wie gekrümmte Formen stehn vor den Toren des Todes.
Während die Menschen wollen davor ins Ferne entfliehen,
Angetrieben vom falschen Terror sich weithin entfernen,
Häufen sie ein Vermögen an mit dem Blute der Bürger.
Sie verdoppeln ihre Reichtümer, habgierig, geizig,
Häufen Leichen auf Leichen und lachen ein grausames Lachen
Bei dem tristen Begräbnis ihres eigenen Bruders,
Voller Hass und Angst vor den Tafeln ihrer Verwandten,
Ebenso durch den selbigen Terror sind sie vom Neid voll,
Schauen zu den Hohen, da vor den eigenen Augen
Jener Mann ist ein Adliger, sehen, dass Menschen auf Erden
Werden gegürtet herrlich mit dem Gürtel des Ruhmes,
Während sie sich im Dreck und in der Finsternis wälzen;
Einige gehen zugrunde nur für Statuen, Titel,
Oft in hohem Grade sind sie vor den Schrecken des Todes
Hasserfüllte Feinde des Lebens und himmlischen Lichtes,
Greifen die Menschheit an und sind die Ursache ihrer
Eignen Zerstörung mit einem Herzen voll finsterer Kälte!
Diese vergessen, dass die Todesfurcht Kummer bereitet,
Diese Angst vor der Pest in ihrem Schamgefühl kränkt sie,
So zerbrechen die treuen Bande der Freundschaft der Männer
Und die Menschen verlieren alle Ehrfurcht und Glauben,
Mitten im schlimmsten Gemetzel von Kriegen und Terror. Schon lange
Ist der Verräter im Land. Und die lieben heiligen Eltern
Suchen, wie sie vermeiden des ewigen Acheron Abgrund.
Sie sind wie die Kinder und fürchten und scheuen Gespenster
Blind in der finsteren Dürsternis. Dass wir manchmal uns fürchten
Auch im hellsten Tageslicht vor den Dingen des Todes,
Keinen Deut weniger furchtsam als die Kinder es heucheln,
Wenn sie der Schauder überkommt in den finsteren Nächten.
Dieser Terror und diese dunklen Nächte des Geistes
Schwinden nicht mit den Fackeln des Sonnenaufgangs am Morgen,
Werden auch nicht zerstreut von des Morgenrots glühenden Pfeilen,
Sondern nur die Natur und ihre Gerechtigkeit rettet!
ZWÖLFTER GESANG
Nämlich der Tod ist uns nichts, noch geht er uns an im geringsten,
Da die Natur des Geistes ist sterblich ewige Zeiten.
Also, wie in den Zeiten, die vor uns sind eilig vergangen,
Fühlen wir keinen Hauch vom Übel, wenn rings in der Runde
Kamen zum Kampf nach Roma die karthagischen Heere,
Und die Zeiten, erschüttert durch Turbulenzen des Krieges
Unter den luftigen Küsten niederhängenden Himmels
Schaudernd und zitternd, und die gesamte Menschheit bezweifelt,
Sie bezweifelt, auf wen das Imperium solle nun fallen,
Wasser und Land, und also, wenn wir hier nicht mehr leben,
Wenn sie kommt, die Scheidung unserer Seele vom Leibe,
Dadurch wir sind zu einem einzigen Staate gestaltet,
Wahrlich, nichts ist für uns, dann ist uns nichts existent mehr,
Das kann geschehen, nichts bewegt dann unsere Sinne.
Nein, nicht wenn die Erde verwechselt wird mit dem Meere
Und das Meer mit dem Himmel. Wenn dann nicht die Gefühle
Fühlen die Energie der Seele, des Geistes Naturkraft,
Nach der Scheidung der geistigen Seele vom Körper,
Doch nichts ist es mit uns, dass wir in den irdischen Banden
Leben in der dauernden Ehe von Körper und Seele,
Dadurch wir gestaltet zu einem einzigen Staate.
Und auch wenn die Zeiten nach dem gesammelten Tode
Sehen die Sachen unserer Formen und legen sie ab dann,
Auch an Ort und Stelle im Hier und Nun, und wenn wieder
Wird uns gegeben werden das Licht des Lebens, o wieder,
Dieser Prozess wird uns nicht beschäftigen, das ist auch eitel,
Wenn dann einmal das Selbst die Nachfolge unseres Sinnes
Auseinander gebrochen hat. Und im Hier und im Heute,
Wenig genug ists, Eitles, mit dem wir selbst sind beschäftigt.
Waren wir vordem dennoch, das betrifft unsre Seele,
Litten wir Wunden und Seenot. Solltest du richten die Blicke
Rückwärts hinab in den Abgrund aller gestrigen Zeiten,
Diese unermessliche Zeit ist vielfältig, denke,
Wie die Bewegungen sind der Materie. Könntest du dies auch
Glauben und geben mir einen Kredit: So oft sind die Samen
(Davon sind wir heute lebendig) der Alten gespendet
In der selben Reihenfolge, wie heutigen Tages.
Doch das können wir nicht, das Bewusstsein rufen zurück durch
Die Erinnerung daran. Denn es ist einst gewesen
Eine Zwischenpause des Lebens, und weit sind und breit sind
Die Bewegungen überall hin gewandert aus diesen
Unseren Sinnen. Denn wenn das Wehtum, das Ach und das Wehe
Sind vielleicht bestimmt, dann muss der Mann, der es leidet,
Diesen Fluch ertragen. Er muss hier sein auf Erden,
Hier zu dieser Zeit. Der Tod vervollkommnet dieses,
Er verbietet das Leben, er will nicht dem Publikum dienen,
Er verachtet solche Pflege. Gewährt ist zu wissen,
Dass es nichts für uns an dem Bruder Tod gibt zu fürchten,
Das ist kein Unglück für den Menschen, der nicht mehr lebendig,
Der hat das gleiche Wesen, als ob er nie wär geboren,
Wenn der unsterbliche Tod genommen das irdische Leben.
DREIZEHNTER GESANG
VIERZEHNTER GESANG
FÜNFZEHNTER GESANG
SECHZEHNTER GESANG
Dieses Verlangen ist es, das Venus für uns gewirkt hat,
Daraus erzeugen sich alle Verlockungen brennender Liebe,
Daraus zum ersten rieselten in die Herzen der Menschen
Tropfen der Freuden und Wonnen, die wir ehmals genossen,
Das ist durch kühle Pflege uns gut gelungen. Und wahrlich,
Zwar du hast sie geliebt, doch jetzt ist sie ferne, verschwunden,
Doch die Idole von ihr sind noch in der Nähe des Mannes,
Und ihre süßen Namen umschweben das innere Ohr dir.
Aber es obliegt dir, diese Bilder zu fliehen,
Dich erschrecke die Ferne derer, die die Liebe genährt hat,
Wende nun an andere Stelle deine Gedanken,
Lass an die Lüfte fließen deinen glühenden Sperma,
Innen in dir gesammelt, in diversen Kanälen,
Auch sind deine Gedanken noch mit der Liebe beschäftigt,
Halte das für lautere Freude, speichre die Pflege
Deines Selbst und ertrage die unvermeidlichen Schmerzen!
Siehe, wie das Eitergeschwür kommt durch nährende Gifte,
Größer wird das Leben mit hartnäckig werbender Liebe,
Und von Tag zu Tage die Leidenschaft lodert in Flammen,
Und das Wehe des Herzens wird schwerer Stunde für Stunde,
Außer, du wirst mit neuen Liebespfeilen zerstören
Jene ehemaligen Wunden der Liebe, und heilen,
Während sie noch frisch sind, frei von der wandernden Runde
Nach der freiheitlich wandernden, freiheitlich liebenden Venus,
Oder du gießest schweres Blei an die andere Stelle
Der Tumulte deiner Gedanken fliegender Liebe.
Tu nicht, wie der Mensch, der sich fernhält von fruchtbarer Liebe,
Diesem fehlen die Früchte der Venus, nein, du sollst nehmen
Diese Freuden, frei von Strafe, die Freuden der Venus,
Ungemischt für die Sterblichen und die krank an der Psyche,
Ja, für die Herzenskranken von der schmachtenden Liebe!
Ja, in diesem Moment zu besitzen den Segen der Venus
Heißt, dass auf- und absteigt der hitzigen Liebenden Wärme,
Unruhig, unsicher, nicht zu restaurieren vermag man,
Was man zuerst genossen hatte mit Augen und Händen.
Jene Teile, die sich zusammen drücken, stets fester,
Körperliche Schmerzen der Kreaturen, die Zähne
Beißen oftmals die Lippen, die Zungen peitschen mit Küssen,
Mund auf Mund und Atem in Atem, die selbige Freude
Ist das nicht ohne Vermischung, doch darunter sind Stiche,
Welche provozieren den Mann zu böser Verletzung,
Wo auch immer es ist und woher entstanden für ihn sind
Bittere Keime des Wahnsinns! Aber mit sanfter Berührung
Venus dämpft die qualvollen Schmerzen inmitten der Liebe,
Und die Beimischung zärtlichen Streichelns bereitet Vergnügen,
Einzudämmen die Bisse der Leidenschaften. Sie hofften,
Dass durch die liebenden Körper, in denen die Seele gefangen,
Könnten die hitzigen Flammen der feurigen Liebe verlöschen!
Aber der Natur Proteste sind alle ganz anders,
Nämlich die gleiche Liebe ist die einzige Sache,
Davon, je mehr wir haben, desto mehr wir verbrennen
Unsere Brust mit heißen Wünschen. Für Essen und Trinken
Innerhalb unserer Eingeweide sorgt wohl die Liebe,
Da sie kann stoppen bestimmte Teile, und so wird auch leichter
Das Verlangen nach Wasser übersätigt und Speise.
Aber siehe vom menschlichen Antlitz und blühender Schönheit
Nichts dringt in unserer Körper Rahmen, es still zu genießen,
Und wir sparen fadenscheinige Bilder der Götzen,
Aber entschuldigen unsere Hoffnung, vom Winde verwehte.
So wie wenn die Durstigen suchen im Schlummer zu trinken,
Aber das löschende Wasser wird nicht gewährt ihrer Kehle,
Um die Hitze in ihren inneren Gliedern zu stillen,
Aber nach den Götzen der Flüssigkeit strebt man vergebens
Und mit eitler Mühe, und man dürstet auch noch beim Schlucken
In der Mitte des Wasserfalles, so in der Liebe
Venus täuscht die Liebenden mit den schönsten Idolen.
Aber sie können nicht ihre Lust befriedigen, stillen
Ihr Verlangen, mit einem einzigen Blick auf den Körper,
Können auch nicht mit ihren Fingern die Handflächen reiben
Oder andere Extremitäten, während sie streunen
Unsicher über den ganzen Körper, dann aber endlich
Mit den Gliedern verflochten, genießen jungfräuliche Blumen,
Ihre Körper sind süße Vorzeichen schärferer Freuden,
Venus ist etwa bereit, in die Ackerfurche zu säen
Eines Weibes, begierig, deren Körper zu öffnen,
Dass sich vermischen die Sklaven der Venus mit Mündern und Atem,
Atem mit Atem vermischend und beißend mit Zähnen auf Lippen,
Aber ohne Erfolg, da sie machtlos, in seufzender Ohnmacht
Abreiben irgend etwas, übergeben, durchdringen
Mit dem gesamten Körper in Körper und oftmals
Scheinen sie zu kämpfen und streiten im Kriege der Liebe,
Also eifrig hängen sie in den Netzen der Venus,
Während ihre Glieder zusammen schmelzen, bezwungen
Durch die Gewalt der Freuden und Wonnen! Aber wenn schließlich
Wollust, in der die beiden gesammelt, brachte sich selber,
Kommt eine kurze Pause in die tobende Hitze,
Aber dann kommt der Wahnsinn mit den höchsten Renditen
Und die alte Raserei aufs Neue besucht sie,
Wenn sie die einmal gesucht und sehnten sich, sie zu erreichen,
Aber sie wissen nicht, was alle ohnmächtig finden,
Nämlich den Kunstgriff, um zu unterwerfen die Flüche.
Und in diesem ungewissen Zustand verkümmern
Sie mit unsichtbaren Wunden. Hinzugefügt werden
Wunden, sie verschwenden Befugnisse, Arbeiten schwinden,
Und hinzugefügt werden ihre vergeblichen Jahre,
Die verschwenden sie, unter einem andern ist Abruf,
Ihre Aufgaben werden vernachlässigt, und sie verschmachten,
Ihre ehrlichen Namen bleiben als Denkmal der Krankheit,
Ihre Güter im babylonischen Teppich verschwinden.
Aber duftende Salben und hübsche sykonische Schuhe
Lachen an ihren Füßen, und wie ihr sollt euch gewiss sein,
Große Smaragde von grünem Schein sind an goldenen Ringen,
Reichen Meeres purpurnes Kleid, das ständig zerschlissen,
Schäbig wirds, sie sind mit dem Schweiß der Venus gebadet,
Und die wohlverdiente Eigenschaft ist für das Stirnband,
Schleier und Mäntel und schöne alidensische Kleider
Oder von keischer Insel. Und besetzte Bankette,
Seltene Kostbarkeiten, alles ist reichlich bereitet.
SIEBZEHNTER GESANG
ACHTZEHNTER GESANG
NEUNZEHNTER GESANG
ZWANZIGSTER GESANG
Nun hab ich dir gesagt, dass das weltweit große Gewölbe
Sterblich ist und dass ausgebildet ist droben des Himmels
Rahmen, der rechtzeitig ward geboren, und was muss auch immer
Darin gehen und notgedrungen weiter noch gehen,
Das hab ich alles entwirrt, was bleibt, das solltest du nehmen
Neben diesem. Ein für allemal, um in den Wagen
Einzusteigen, den renommierten, die Winde entstehen,
Sie sind besänftigt, so ist alles wieder in Ordnung.
Die da waren, sind nun verändert, vom Zorne beruhigt,
Alle andern Bewegungen gehn durch die Himmel und Erden,
Worauf die Sterblichen richten die Blicke, die ängstlichen oftmals
Mit den Zitter-Gedanken, die demütig oft ihre Meinung
Haben aus Frucht vor den Gottheiten, die sie drückend zerquetschen
Auf der Erde, weil ihr Unwissen groß ist über die wahren
Kosmischen Ursachen, und das zwingt sie, getreu zu erhalten
Alle Dinge im Imperium herrschender Götter
Und die Königsherrschaft einzuräumen den Göttern.
Aber jene Menschen, welche sehr wohl gelehrt sind,
Dass die Gottheiten führen ein langes sorgloses Leben,
Wenn auch mittlerweile sie sind mit Plänen beschäftigt,
So kann es weitergehen, und von höheren Dingen
Über uns an ätherischen Küsten beobachtet, wieder
Kehrt man zurück zu den Ängsten und beeilt sich, die alte
Religion der Götter und Göttinnen wieder zu stiften,
Strenge Meister, aber allmächtig. Unglückbeladen,
Unwissend, was man kann und was nicht, die törichten Menschen,
Und mit welchem Recht man sich ihrem Umfang verschrieben,
Ihren Grenzsteinen, die so so tief in die Zeiten gehängt sind.
Darum desto mehr sind sie zum Wandern getragen
Mit verbundenen Augen auf den unteren Gründen.
Memmius, du mit deinen Gedanken wirst dies bespucken,
Du treibst fern von dir die Gedanken alle, die unwert
Sind der heiligen Götter und fremd ihrer seligen Ruhe,
Dann wird der Heilige oft die Majestäten verehren
Jener hohen Götter und Göttinnen, die sind nicht schädlich,
Wie in deinen Gedanken gebildet, nicht ist das höchste
Wesen des Gottes der Götter so empört wie im Zorne,
Um den Durst nach Rache zu suchen, sondern weil du dich
Plagst mit der Vorstellung falscher Götzen und Götteridolen,
Aber die Himmlischen ruhen immer in heiterer Ruhe,
Rollst du auch die mächtigen Wellen von Zorn über Zorn auf,
Dennoch wirst du mit einem ruhigen Busen betreten
Tempel und Schreine der Gottheiten, und du wirst fähig sein, deine
Ruhige Ruhe anzunehmen und wissend zu wissen
Diese Bilder, die sich aus ihren heiligen Körpern
Eingebildet in dem Verstand der gläubigen Menschen,
Wie der weise Sprecher ihrer göttlichen Formen.
Welche Art von seligem Leben aber danach kommt,
Das ist an dir, es zu sehen. Aber ferne von uns sei
Irgend ein Grund, der könnte dieses Leben vertreiben,
Vieles aber bleibt noch, um verschönert zu werden
In polierten Versen, allerdings hab ich schon vieles
Vorgestellt und ausgestellt, und siehe, da ist das
Gottesgesetz und alle reinen Aspekte des Himmels,
Um begriffen zu werden. Da gibt es Unwetter-Zeiten
Und die elektrischen Blitze, um besungen zu werden
Wegen dem, was sie tun, und aus welcher Ursache immer
Sie sind heran getragen, damit du müssest nicht zittern,
Abzuzirkeln die Regionen des prophetischen Himmels
Für die Omen, o ihr töricht verstockten, ihr Sünder,
Selbst woher die fliegende Flamme ist zu uns gekommen,
Oder in der Hälfte des Himmels stellt es sich ein, wie
Durch ummauerte Orte, wie sie sich schlängelte, oder
Man kann sagen, dass die Gottheit behauptet die Herrschaft,
So wird es weiter beschleunigt, worüber keinerlei Weise
Wissen die Ursachen Männer und denken sich Götter am Werke.
Handle, o Kalliope, meine genialische Muse!
Wonne der Sterblichen und o Freudenmädchen der Götter,
Weise auf meinen Kurs hin, wie ich das Rennen gefahren
Bis zur ruhmreichen weißen Linie des obersten Zieles,
Dass ich mit Signalen bekomme die Krone des Lobes,
Meine Führerin, o Kalliope, mit dir zusammen!
Und nun nehme ich meinen Abschied von euch, aber ich möchte euch eine Geschichte des Eros
erzählen, die ich von Diotima von Mantineia, einer weisen Frau, weise in diesem Gebiet und in
vielen anderen Arten von Wissen, die in den Tagen der Vorzeit, als die Athener opferten wegen dem
Kommen der Pest, hielt die Krankheit zehn Jahre lang auf. Sie war meine Lehrerin in der Kunst des
Eros, und ich sollte euch wiederholen, was sie mir sagte, beginnend mit den Reden des Agathon, die
fast das selbe sagen, wenn nicht ganz dasselbe, das ich von der weisen Frau gehört, als ich sie
befragte, ich denke, dass dies der einfachste Weg ist, und ich werde beide Teile mich, so gut ich
kann, in Anspruch nehmen. Wie du, Agathon, vorgeschlagen, muss ich zunächst von dem Wesen
und der Natur des Eros sprechen, und dann von seinen Werken. Zuerst sagte ich zu ihr in fast den
gleichen Worten, die er an mich gerichtet, dass der Eros ein mächtiger Gott war, ebenso schön, und
sie zeigte mir, wie ich bewies, dass durch meinen eigenen Auftritt Eros weder schön noch gut ist.
"Was meinst du damit, Diotima," sagte ich, "ist Eros dann böse und übel?" "Stille", rief sie, "muss
dass, was kein Übel ist, gleich schön sein?" - "Natürlich nicht", sagte ich. "Und ist das, was nicht
ratsam ist, gleich ignorant? Siehst du nicht, dass es eine Mitte zwischen Weisheit und Unwissenheit
gibt?" - "Und was kann das sein?" sagte ich. "Die richtige Meinung", sagte sie, ", die, wie du weißt,
unfähige Angabe von Gründen ist nicht Wissen, denn wie kann Wissen ohne Grund sein? noch
einmal, Unwissenheit kann nicht erreichen die Wahrheit, sondern es ist offenbar etwas, was einer
mittleren Ebene zwischen Unwissenheit und Weisheit angehört." - "Wohl wahr", antwortete ich.
"Bestehe nicht darauf," sagte sie, "dass das, was nicht schön ist, notwendigerweise schlecht ist, oder
was nicht gut ist, dass es böse ist, oder schließe, dass, weil Eros nicht schön und gut ist, er daher
schlecht und böse sei, denn er ist in einem bedeutenden Zwischenraum." - "Nun", sagte ich, "Eros
ist sicherlich von allen angesehen als ein großer Gott." - "Von denen, die wissen, oder von denen,
die nicht wissen?" - "Von allen." - "Und wie, Sokrates", sagte sie mit einem Lächeln, "kann Eros
bestätigt werden, ein großer Gott zu sein, durch jene, die sagen, dass er nicht ein Gott überhaupt
sei?" - "Und wer sind diese?" sagte ich. "Du und ich sind zwei von ihnen", antwortete sie. "Wie
kann das sein?" sagte ich. "Es ist durchaus verständlich," antwortete sie, "denn du selbst würdest
anerkennen, dass die Götter in glücklichen Verhältnissen leben, natürlich würdest du sagen, dass
jeder Gott glücklich ist, nicht wahr?" - "Sicher", antwortete ich. "Und du würdest von den
Glücklichen meinen, die die Besitzer sind aller Dinge, sind sie gut oder gerecht?" - "Ja." - „Und du
gibst zu, dass Eros, weil er in Not ist, die guten und schönen Dinge begehrt, wegen denen er in Not
ist?" - "Ja, das sage ich." - "Aber wie kann er ein Gott sein, wenn er keinen Anteil am Guten oder
Schönen hat?" - "Unmöglich." - "Dann siehst du, dass du auch die Gottheit des Eros leugnest."
"Was also ist Eros?" fragte ich, "ist er sterblich?" - "Nein!" - "Was denn?" - "Wie im ersten Fall ist
er weder sterblich noch unsterblich, sondern ein Mittelding zwischen den beiden." - "Was ist er,
Diotima?" - "Er ist ein großer Dämon, und wie alle Dämonen, ist er in der Mitte zwischen dem
Göttlichen und dem Sterblichen." - "Und was," sagte ich, "ist seine Macht?" - "Er vermittelt",
antwortete sie, "zwischen Göttern und Menschen, Er nimmt für die Götter die Gebete und Opfer der
Menschen an, und vermittelt den Menschen die Befehle und Antworten der Götter, er ist der Mittler,
der die Kluft, die sie teilt, überbrückt, und so ist in ihm alles miteinander verbunden und durch ihn
besteht die Kunst des Propheten und Priesters, ihre Opfer und Geheimnisse und Zauber, und alles,
Prophetie und Beschwörungsformel, die den Weg zu Gott nehmen, der mischt sich nicht mit dem
Menschen, aber durch die Eros kommt alle Vereinigung, und unterhält sich Gott mit dem
Menschen, ob er wacht oder schläft, durch die Weisheit, das ist die geistige Erkenntnis, und alle
andere Weisheit, wie die von Kunst und Kunsthandwerk, ist allgemein. Nun sind diese Dämonen
aber Zwischenmächte, vielfältige, und einer von ihnen ist Eros " - „Und wer", sagte ich, "war sein
Vater, und wer seine Mutter?" - "Die Geschichte", sagte sie, "wird einige Zeit dauern, dennoch
werde ich sie dir sagen. Am Geburtstag der Aphrodite war ein Fest der Götter, an dem der Gott
Poros oder Reichtum, der der Sohn von Metis ist, einer der Gäste war. Als das Fest vorüber war,
Penia oder die Armut, wie die Art und Weise ist bei solchen Gelegenheiten, kam an die Tür, um zu
betteln. Jetzt Reichtum, der trunken war von Nektar (es gab keinen Wein in diesen Tagen), ging in
den Garten des Zeus und fiel in einen tiefen Schlaf, und Armut angesichts ihrer eigenen
bescheidenen Verhältnissen, begehrte ein Kind von ihm, und dementsprechend legte sie sich an
seine Seite und empfing den Eros, der zum Teil, weil er von Natur aus ein Liebhaber des Schönen
ist, und weil Aphrodite selbst schön ist, und auch, weil er an ihrem Geburtstag geboren wurde, ist
ihr Anhänger und Begleiter. Und wie seine Herkunft ist, so ist auch sein Glück. In erster Linie ist er
immer schlecht, und alles andere als zart und schön, wie sich viele es von ihm vorstellen, und er ist
rau und schmutzig, und hat keine Schuhe, auch ein Haus zum Wohnen, auf der nackten Erde
ausgesetzt liegt er unter freiem Himmel, lebt auf der Straße oder an den Türen der Häuser und ruht
dort, und wie seine Mutter ist er immer in Not. Wie sein Vater, dem er auch teilweise ähnelt, ist er
immer begierig nach dem Schönen und Guten, er ist mutig, unternehmungslustig, stark, ein
gewaltiger Jäger, immer spinnend einige Intrigen oder andere, scharf im Streben nach Weisheit,
fruchtbare, ein Philosoph zu allen Zeiten, schrecklich wie ein Zauberer, Magier oder Sophist. Er ist
von Natur aus weder sterblich noch unsterblich, aber lebendig und florierend in einem Moment,
wenn er in vielen ist, und tot in einem anderen Moment, wieder wegen der Natur seines Vaters.
Aber immer vieles in Strömen ausfließt von ihm, und so ist er nie in Not und nie in Fülle, und
außerdem ist er in der Mitte zwischen Ignoranz und Wissen. Die Wahrheit der Sache ist die: Kein
Gott ist ein Philosoph oder Sucher nach Weisheit, denn er ist bereits weise, auch nicht jeder Mann,
der klug ist, sucht nach Weisheit. Auch nicht die Unwissenden suchen nach Weisheit. Denn hier ist
das Übel der Unwissenheit, dass er, der weder gut noch weise ist, dennoch mit sich zufrieden ist. Er
hat nicht den Wunsch, da er keinen Mangel fühlt." - "Aber, die dann, Diotima," sagte ich, "die
Liebhaber der Weisheit sind, wenn sie weder die Weisen sind noch die Toren?" - "Ein Kind kann
diese Frage beantworten, "antwortete sie,"sie sind diejenigen, die in einer Mitte zwischen den
beiden sind; Eros ist einer von ihnen. Denn Weisheit ist eine sehr schöne Sache, und Eros ist von
der schönen Art, und damit Eros ist auch ein Philosoph oder Liebhaber der Weisheit, und ein
Liebhaber der Weisheit ist in einer Mitte zwischen den Weisen und den Toren. Und dieses von
seiner Geburt ist die Ursache, denn sein Vater ist reich und klug, und seine Mutter arm und töricht.
Solches, lieber Sokrates, ist die Natur des Dämons Eros. Der Fehler in der Vorstellung von ihm war
sehr natürlich, und wie ich von dem, was du sagtest, mir vorstelle, ist aus einer Verwirrung der
Liebe und der Geliebten, an die du denkst, die Vorstellung entstanden, dass Eros schön ist. Denn die
Geliebte ist die wirklich schön und zart, und perfekt, und gesegnet; aber das Prinzip des Eros ist von
anderer Art, und ist, wie ich es beschrieben habe."
(Fragment)
II
III
IV
V
Ich beachte die Regel, das Maß und die herzliche Neigung
Allerseits, und du nimm die gerade Linie, Lieber,
Die im einzigen Zweck und Design fixiert und fundiert ist.
Lerne, mit glücklichen Gaben, Geschenken, fröhlich zu feiern
Und zu zivilisieren und zu würdigen Staaten.
Nicht verbünde dich mit der unzufriedenen Mannschaft,
Auch nicht mit Stolzen und mit Willkür-Herrschern nur selten.
VI
VII
VIII
IX
Kumus, erfahre und lern und bedenke die einfache Wahrheit:
Bringe deinen guten Humor der Menschheit dar, Lieber,
Und die Menschennatur, nimm sie an, so wie du sie findest!
Eine Mischung aus Zutaten ist sie, aus guten und schlechten,
Das sind wir alle, doch sind wir das Beste, was da ist zu haben.
Selbst die Besten werden defekt befunden. Die andern,
Zur gemeinsamen Nutzung, auch sind ähnlich den Besten.
Nehmen wir an, es wäre anders beschlossen vom Schicksal,
Wie dann könnten die Geschäfte der Erde bestehen?
XI
XII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
Mein Gehirn wird schwindlig, wirbelt und stürzt von dem Rotwein!
Meine Sinne sind nicht mehr meine eigenen Sinne!
Meines Zimmers Decke und Wände wanken und schwanken!
Ich wills versuchen, vielleicht noch stehen fest meine Füße?
Ich will mich zurückziehn mit den restlichen Sinnen,
Denn ich fürchte die Ohnmacht in Handlung und lallender Zunge!
XXI
Die frühesten Quellen zu Aristipp sind Xenophon, Platon und Aristoteles. Die wichtigsten der
späteren antiken Quellen sind Diogenes Laertios (vor allem zum Leben und ethischen Ansichten),
Eusebios von Caesarea (zu den ethischen Ansichten) sowie Plutarch, Sextus Empiricus und
Eusebios von Caesarea (zu den erkenntnistheoretischen Ansichten).
Generell lassen sich die Berichte über Aristipp nicht immer leicht von denen über seinen
gleichnamigen Enkel trennen. Was aber schwerwiegender ist, ist die Tatsache, dass in vielen
Testimonien von den Kynikern, nicht speziell von Aristipp oder anderen Philosophen die Rede ist.
Ob die Ansichten der Kyniker schon Aristipp zuzuschreiben sind, oder erst später in der heute
erhaltenen Form entstanden, ist eine in der Forschung äußerst umstrittene und nur mehr schwer zu
klärende Frage. Bis zum 20. Jahrhundert war man der Ansicht, dass ersteres zutrifft. 1916
widersprach Evangelos Antoniadis dem und führte die Lehre der Kyrenaiker auf Aristipp den
Jüngeren und andere Nachfolger Aristipps zurück. Aristipp selbst sei mehr ein praxisorientierter
Lebenskünstler, als ein Philosoph gewesen. Bis heute werden beide Ansichten vertreten.
Die Lebensdaten Aristipps sind nur ungefähr bekannt. Aus Angaben des Diogenes Laertios hat man
erschlossen, dass er spätestens um 430 vor Christus geboren wurde. Laut Diodor hat er 366 vor
Christus noch gelebt. Plutarch berichtet von einem Treffen mit Platon, als dieser sich zum dritten
Mal in Syrakus aufhielt (360 vor Christus). Ob die Angabe, er sei während der Regierungszeit
Dionysios II gestorben (also vor 356 vor Christus), eine Erfindung ist, ist umstritten. Man nimmt
an, dass Aristipps bis in die 350er Jahre vor Christus gelebt hat.
Der Vater des im nordafrikanischen Kyrene geborenen Aristipp hieß Aretades, die Mutter Mika. Er
soll anlässlich eines Besuchs der Olympischen Spiele den Sokrates-Schüler Ischomachos getroffen
haben, dessen Berichte ihn veranlassten, nach Athen zu gehen, um Sokrates selbst kennen zu lernen.
Er gehörte dort einige Zeit zu den Schülern des Sokrates und hatte wohl auch Kontakt zu Platon. In
seinem weiteren Leben verließ er Athen, um auf eigene Rechnung umherzuziehen. Seine Reisen
brachten ihn vermutlich mehrmals nach Syrakus, in Korinth soll er eine Beziehung zu der
bekannten Hetäre Lais von Korinth gehabt haben. Einmal soll er Schiffbruch erlitten haben, darüber
hinaus geriet er in persische Gefangenschaft und soll auch einmal aus Kyrene verbannt worden sein.
Wann er nach Kyrene zurückgekehrt ist und dort seine Schule gegründet hat, ist unbekannt.
Für seinen Unterricht verlangte Aristipp als erster der Sokrates-Schüler eine Bezahlung. Sein
Verhältnis zu Platon, Antisthenes und Xenophon dürfte schlecht gewesen sein, das zu Aischines von
Sphettos dafür gut. Zu seinen Schülern zählten unter anderen seine eigene Tochter, die Philosophin
Arete von Kyrene, und Antipater von Kyrene. Nach Aristipps Tod übernahm seine Tochter Arete die
Leitung seiner Schule. Auch sein gleichnamiger Enkel und Sohn seiner Tochter Arete, Aristipp der
Jüngere, wurde später ein bekannter Vertreter der kyrenaischen Philosophie.
Was den Charakter Aristipps betrifft, berichten die Quellen von seiner heiteren Natur, seiner
Beherrschtheit und seiner Fähigkeit, in allen Lebenslagen, in Freude und in Not, eine distanzierte
Gelassenheit zu bewahren. Luxus und Unterhaltung gegenüber soll er nicht abgeneigt gewesen sein,
ohne sich davon oder von anderen abhängig zu machen. Bekannt ist Aristipps Ausspruch über seine
Beziehung zu Lais: „Ich habe sie, aber sie hat mich nicht.“ Oft wird dies mit einer angenommen,
selbständig-unabhängigen Grundeinstellung Aristipps gegenüber Personen, Dingen und Gefühlen in
Zusammenhang gebracht. Horaz spricht in Bezug auf Aristipp von einer Kunst, sich nicht den
Dingen, sondern die Dinge sich zu unterwerfen.
Diogenes Laertios hat im 3. Jahrhundert widersprüchliche Informationen über die bereits damals
verlorenen Schriften Aristipps gesammelt. Ein erstes bei ihm zu findendes Schriftenverzeichnis
zählt 23 Titel auf, ein zweites nur 12 (wobei 6 Titel in beiden Verzeichnissen zu finden sind). Unter
den erwähnten Schriften befinden sich sowohl Dialoge, als auch Traktate. Auch ein Brief an seine
Tochter Arete, eine Geschichte Libyens und so genannte Diatriben werden erwähnt. Einige Autoren,
so Diogenes Laertios, berichten hingegen, dass Aristipp nie Schriften verfasst hat; dies wird heute
als eine Fehlinformation angesehen. Die im Corpus der Sokratiker-Briefe erhaltenen Briefe -
darunter einer an seine Tochter Arete - und die Schrift „Über die Üppigkeit der alten Zeit“ sind
Fälschungen aus späterer Zeit. Fälschlicherweise zugeschrieben wurde ihm die Schrift „Über die
Naturphilosophen“. Laut Diogenes Laertios haben sowohl Speusippos als auch Stilpon einen Dialog
nach Aristipp benannt.
Die Beiträge der verschiedenen Vertreter zu der Lehre der Kyrenaiker sind in einigen Fällen nur
schwer und oft überhaupt nicht auseinanderzuhalten, da in den antiken Berichten nicht selten von
„den Kyrenaikern“ insgesamt die Rede ist. Dies betrifft insbesondere Aristipp, seine Tochter Arete
und seinen Enkel Aristipp den Jüngeren. Was ihre Nachfolger betrifft, so sind immerhin etliche
Stellen überliefert, in denen berichtet wird, inwiefern sie von der Lehre ihrer Vorgänger
unterschiedliche Ansichten vertreten haben.
Es liegen verschiedene Berichte darüber vor, welche Teilbereiche der Philosophie die Kyrenaiker
behandelt haben. So sollen sie die Beschäftigung mit den Problemen der antiken Physik abgelehnt
haben, da Erkenntnisse auf diesem Gebiet, wenn überhaupt möglich, ohne jeglichen Nutzen für den
Menschen wären. Widersprüchlich sind die Berichte darüber, ob die Kyrenaiker auch auf die
Beschäftigung mit dialektischen (logischen) Fragen verzichtet haben. Zentraler Bereich ihrer
Beschäftigung war jedenfalls die Ethik, die sie in angeblich in fünf Teilbereiche teilten:
Erstens, von dem, was zu erstreben und was zu meiden ist; zweitens, von den Empfindungen;
drittens, von den Handlungen; viertens, von den Ursachen (hier ging es wohl auch um physikalische
Fragen); fünftens, von den Beweisen (hier ging es wohl auch um logische Fragen).
Man vermutet aufgrund dieser Auflistung, dass Physik und Logik auch von den Kyrenaikern
behandelt wurden, allerdings wohl hauptsächlich insofern es sich um ethisch relevante Fragen
handelte. So ging es im ethischen Teilbereich „Von den Ursachen“ wohl auch um Physik, im
Teilbereich „Von den Beweisen“ wahrscheinlich auch um Logik. Etliche Testimonien behandeln die
Erkenntnistheorie der Kyrenaiker.
Zur kyrenaischen Erkenntnislehre ist ein ausführlicher Bericht von Sextus Empiricus erhalten.
Zentral ist folgende These: „Allein die Empfindungen (Pathos) werden erkannt und sind untrüglich,
von den Dingen, die die Empfindungen hervorgerufen haben, ist dagegen keines erkennbar und
untrüglich.“ Dass verschiedene Menschen die gleiche Aussage über die Beschaffenheit eines Dings
tätigen und dass sie die Dinge mit „gemeinsamen Wörtern“ bezeichnen, ändert nichts an dieser
Tatsache. Nach Ansicht der Kyrenaiker seien zuverlässige Aussagen über die Beschaffenheit der
Dinge unmöglich und die Dinge unerkennbar.
Das Zustandekommen von Empfindungen ist nach kyrenaischer Ansicht ein körperlich-seelischer
Vorgang. Durch die Einwirkung äußerer Gegenstände oder Geschehnisse werden im Körper des
Betroffenen Bewegungen ausgelöst, die über die Sinnesorgane in die Seele übermittelt und dort als
Empfindungen registriert werden. So sollen die Kyrenaiker statt Sätzen wie „Ich sehe etwas
Weißes“, Sätze wie „Ich werde geweißt“ bevorzugt haben, um deutlich zu machen, dass einem
bestimmten Gegenstand nicht die Eigenschaft „weiß“ zugesprochen werden kann. Oder in
allgemeiner Form: „Ich werde von etwas in einer bestimmten Weise bewegt.“
Die Eigenschaften gut und schlecht sind nach den Kyrenaikern nur an Empfindungen zu finden.
Ihre erkenntnistheoretischen Ansichten schließen ja schon aus, dass Dinge als gut oder schlecht
bezeichnet werden können. Gute Empfindungen seien aber gleichbedeutend mit lustvollen (hedone)
und schlechte mit schmerzlichen. Das Gute ist für die Kyrenaiker also die lustvolle Empfindung,
das Schlechte die schmerzvolle Empfindung. Eine Bestätigung dessen sei, dass „die Lust allen
Lebewesen erwünscht ist, der Schmerz dagegen zurückgewiesen wird.“ Das höchste Gut und das
„Ziel all unseres Tuns“ (Telos) ist demnach die Lust, das größte Übel ist der Schmerz.
Physikalisch gesehen seien Lust und Schmerz Bewegungen. Sanfte Bewegungen würden als
lustvoll, rauhe Bewegungen als schmerzhaft verspürt. Sextus Empiricus berichtet von einem dritten
Zustand in dem keine der beiden Bewegungen, also weder Lust noch Schmerz verspürt würden.
Im Gegensatz zu den anderen zeitgenössischen philosophischen Strömungen setzten die Kyrenaiker
den Zustand der Glückseligkeit (Eudaimonía) nicht mit dem Ziel alles Tuns gleich. Die Eudaimonie
wäre ein dauerhafter Zustand ewig sich aneinander reihender Lustempfindungen, ein Zustand der
nach den Kyrenaikern nur äußerst schwer zu erreichen ist. Erreichbares Ziel hingegen seien
einzelne, zeitlich begrenzte Lustempfindungen. Wodurch Lustempfindungen hervorgerufen werden,
war den Kyrenaikern übrigens egal, etwa ob durch gesellschaftlich anerkannte oder von der
Gesellschaft nicht akzeptierte Handlungen. Sie unterschieden nicht zwischen unanständiger und
anständiger Lust.
Die als höchstes Gut angesehene körperliche Lustempfindung sahen die Kyrenaiker als einen
körperlich-seelischen Prozess an. Ein von außen kommender Impuls ruft im Körper eine Bewegung
hervor, die an die Seele weitergeleitet und von dieser als lustvoll empfunden wird. Laut Diogenes
Laertios haben sie daneben eine minderere, rein seelische Form der Lust anerkannt (seelische
Lustempfindungen nannten sie: chara), wie zum Beispiel das Vergnügen am Wohlergehen des
Vaterlands und Kunstgenüsse.
Da für die Kyrenaiker die Lust das höchste Gut war, schrieben sie anderen Dingen nur einen Wert
zu, insofern sie zum Lustgewinn beitragen. Als Beispiele werden Reichtum, Freundschaft und
Einsicht genannt. So lässt etwa die Einsicht erkennen, wie eine Situation lustvoll gestaltet werden
kann. In manchen Fällen sei beispielsweise einzusehen, dass es besser ist, gesellschaftliche
Konventionen einzuhalten, obwohl diese willkürlich seien.
Auch empfiehlt die Einsicht, bestimmte Gefühle wie Neid, Verliebtheit und Aberglaube zu meiden,
da sie mit Schmerz verbunden sind und Lustempfindungen verhindern. Die genannten Gefühle
entstünden als Folge leerer Einbildungen. Von diesen leeren Einbildungen, könne man sich durch
Einsicht befreien. Etwa wenn man einsieht, dass Neid die Einbildung ist, man müsse etwas haben,
was ein anderer besitzt; oder dass Verliebtheit die Einbildung ist, man könne nicht ohne die
Gegenwart und Zuneigung einer Person auskommen; oder dass Aberglaube die Einbildung ist, man
sei mächtigeren und Strafen verhängenden Wesen untergeordnet. Eine andere Art von Gefühlen
bilden hingegen beispielsweise Kummer und Angst (Phobie). Solche Gefühle seien keine leeren
Einbildungen, sondern kommen „auf natürliche Weise“ (physikalisch) zustande. Laut Cicero waren
die Kyrenaiker aber immerhin der Ansicht, man könne Kummer oft vorhersehen und vorbeugende
Maßnahmen treffen. So sprachen sie von einem gewissen Vorhersehen. An anderer Stelle ist
überliefert, dass sie nicht nur solchermaßen ein mentales Training, sondern auch körperliches
Training (Askese) empfahlen.
Aristipp von Kyrene soll als erster den Begriff der Menschlichkeit in die Philosophie eingeführt
haben und hat laut Xenophon und Plutarch einen Kosmopolitismus vertreten.
Aristipp stellte die körperliche Lust über die seelische. "Ich besitze die Hetäre Lais, bin aber nicht
von ihr besessen... Denn die Begierden zu beherrschen und ihnen nicht zu unterliegen, ist am
besten."
In der Neuzeit könnten manche Äußerungen Rousseaus von Aristipp inspiriert sein. Auch Jeremy
Benthams Lehren vom Glück enthalten deutliche Anklänge an Aristipps Vorstellungen vom guten
Leben ("Eudaimonia"). Eine Nähe zu gegenwärtigen hedonistischen Strömungen wird man
hingegen als äußerlich ansehen müssen.
Der Grund, dass der Name Aristipp heute in Deutschland noch einige, wenn auch meist wenig
bestimmte Erinnerungen wachruft, dürfte darin liegen, dass Christoph Martin Wieland ihn zum
Helden seines bedeutenden Briefromans „Aristipp und einige seiner Zeitgenossen“ gemacht hat, der
zu einem guten Teil der Aufklärung des 18. Jahrhunderts seine Stimme verlieh. In der einen oder
anderen Weise wirkt das von Wieland dem aristippischen Lebensstil gesetzte Denkmal in der
Rezeption der Antike und in Teilen der deutschen Literatur fort. Wenn die Wieland-Rezeption nach
seinem Tode auch zurückging, so haben doch Kenner später gern bei ihm Rat geholt.
Man hat darauf hingewiesen, dass die aristippische Lebenskultur viele Jahrhunderte später,
vielleicht in etwas affektierterer Form, eine gewisse Entsprechung in der Welt der französischen
Salons des 18. Jahrhunderts gefunden hat. Man zitiert dazu einen Satz Montesquieus, der als
Zusammenfassung dessen, was auch Aristipps charakterliche Veranlagung gewesen sein könnte:
„Meine Maschine ist so glücklich zusammengesetzt, dass ich von allen Gegenständen lebhaft genug
ergriffen werde, um sie zu genießen, nicht lebhaft genug, um darunter zu leiden.“
Zwei antike Hermen, auf denen jeweils ein Mann und eine Frau dargestellt sind, wurden von
einigen Forschern als Aristipp und seine Tochter Arete angesehen. Eine der Hermen befindet sich in
Berlin, die andere im Musée Antoine Vivenel in Compiègne.
Im Palazzo Spada in Rom befindet sich eine sitzende Statue, die eine verstümmelte Inschrift trägt.
Diese beginnt mit ARIST, wird dann unleserlich und lässt Platz für ungefähr vier Buchstaben. Der
letzte Buchstabe ist wieder leserlich und ein S. Es könnte sich also um Aristippos, aber auch um
Aristoteles handeln.
Arete von Kyrene (geboren um 400 vor Christus, gestorben um 330 vor Christus) war eine
griechische antike Philosophin. Innerhalb der Philosophiegeschichte zählt man sie zu den
Kyrenaikern.
Der Vater Aretes war der Philosoph und Begründer der kyrenaischen Schule, Aristipp von Kyrene,
ihr Sohn war der Philosoph Aristipp der Jüngere. Arete wurde von ihrem Vater unterrichtet und
folgte ihm als Schuloberhaupt. Sie selbst war die Lehrerin ihres Sohnes Aristipp dem Jüngeren. Ihre
Schriften sind verloren und auch die Testimonien (antike Berichte zu Leben und Lehre) sind äußerst
rar. Letztere findet man beispielsweise bei Diogenes Laertios, Eusebius von Caesarea, Clemens von
Alexandria, Theodoret, Themistios, Aelian und Strabon. Erhalten ist ein Brief, den ihr Vater Aristipp
auf dem Sterbebett an sie schrieb. Vermutlich ist er nicht authentisch, doch hat der Autor vielleicht
einen wirklich geschriebenen Brief als Vorlage genutzt.
Um erst in späterer Zeit erfundene Informationen handelt es sich wahrscheinlich bei Angaben, die
besagen, dass sie 35 Jahre lang in attischen Schulen und Akademien Naturphilosophie und
Moralphilosophie unterrichtet, 40 Bücher geschrieben und 110 Schüler gehabt haben soll.
Der altgriechische Philosoph Platon aus dem 5. Jahrhundert vor Christi Geburt schrieb ein Buch
namens „der Staat“. Darin spricht er über Gerechtigkeit und was ein gerechter Staat wäre. Aber er
spricht darin auch über Mathematik. Er entwickelt ein System mathematischer Wissenschaften.
Gegenstand dieser Wissenschaften ist das „koinon mathema“, das heißt, das „gemeinsame Wissen“.
Dieses Wissen muss in allen Wissenschaften und in der Technik berücksichtigt werden, wenn diese
Bereiche wissenschaftlich sein sollen. Dieses gemeinsame Wissen leitet Platon von dem Axiom der
Rationalität ab, das besagt: Jeder Gegenstand des Wissens muss zweite Dinge aufweisen, nämlich
Einheit und Bestimmtheit. Mathematik wird so zur Lehre, wie das Viele oder Mannigfaltige zu
einer Einheit verbunden werden kann. Damit erfüllt die Mathematik auf exakte Weise die
Forderung der Vernunft, die Einheit und Bestimmtheit der Dinge darzustellen.
Diese platonische Mathematik hatte eine doppelte Zielsetzung: Erstens war sie die Reflexion des
Denkens über sich selbst, und zweitens war sie die Grundlage alles theoretischen und technischen
Wissens. Im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt nahmen die Philosophen des jungen
Christentums diese Idee Platons auf und entwickelten daraus die „Sieben freien Künste“, das heißt:
Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik Geometrie, Musik und Astronomie.
Nachdem das Römische Reich von den wilden Germanen der Völkerwanderung kurz und klein
geschlagen war, wanderte die platonische Mathematik in den Nahen Osten aus. Syrische Christen
hatten die Werke Platons ins Arabische übersetzt. Als dann im siebten Jahrhundert die arabischen
Muslime den Nahen Osten militärisch eroberten, entstand eine arabische Philosophie, in die die
platonische Mathematik mit einfloss. Damals bemühte sich der Islam, die „Offenbarung Gottes“ im
Koran mit der menschlichen Vernunft in Harmonie zu bringen. Später verabschiedete sich der Islam
von der Vernunft und somit auch von der platonischen Mathematik und zog sich zurück auf einen
sklavischen Gehorsam dem Koran gegenüber.
Interessant ist, dass die platonische Mathematik im lateinischen Westen mit der Bibel harmonisiert
werden konnte und im arabischen Osten mit dem Koran. Die Elementarität dieser vernünftigen
Wissenschaftlichkeit ward im Judentum, im Christentum und im Islam aufgenommen. Somit bildete
die platonische Mathematik eine gemeinsame Grundlage, auf der sich Juden, Christen und Muslime
verständigen konnten, wenn sie auch über ihre Heiligen Bücher uneins waren. So kann die
platonische Mathematik den Orient und den Okzident miteinander versöhnen. Die platonische
Wissenschaftlichkeit der Vernunft muss in allen Disziplinen entwickelt werden. Dabei müssen sich
die verschiedenen Disziplinen untereinander austauschen. So wird von vielen Denkern ein Dialog
zwischen Philosophen und Mathematikern gewünscht.
In Platons Buch vom Staat stehen einige der berühmtesten Formulierungen der platonischen
Philosophie. Da unterscheidet Platon zwischen dem Liebhaber der Wahrheit und den Liebhabern
von beliebigen Meinungen. Die Wahrheit ist nur Eine, beliebige Meinungen sind viele. Der Satz:
„Du hast deine Wahrheit, ich hab meine Wahrheit“ ist Unsinn und zeigt nur, dass man die absolute
Wahrheit mit Meinungen des Zeitgeistes verwechselt. Dann gibt Platon ein Gleichnis: Die
Menschen sitzen in einer Höhle und schauen auf die Höhlenwand. Hinter ihnen brennt ein Feuer.
Hinter dem Feuer bewegen sich Gestalten. Die Menschen sehen nicht die wirklichen Gestalten,
sondern nur die Schatten der Gestalten. So sind die irdischen Dinge nur Abbilder der himmlischen
Urbilder, der geistigen Ideen in Gott. Gewöhnliche Menschen sehen nur die irdischen Abbilder, aber
Philosophen erkennen im Geist die himmlischen Urbilder. Dann spricht Platon über die
Regierungsformen. Wenn ein guter König herrscht, ist es eine Monarchie. Wird die Monarchie
pervertiert, wird sie zur Tyrannei. Wenn eine Gruppe von Fürsten herrscht, ist es die Aristokratie.
Wird diese pervertiert, wird sie zur Oligarchie. Wenn die Menge des Volkes herrscht, ist es eine
Demokratie. Wird diese pervertiert, kommt es zur Anarchie oder Pöbelherrschaft. Die Geschichte
verläuft nach Platon zyklisch. Die Monarchie sinkt herab zur Aristokratie, diese sinkt herab zur
Demokratie, diese artet aus in Anarchie, dann kehrt die Ordnung der Monarchie zurück. Platon hielt
es für besser, der Staat werde von Einem Weisen regiert, als von einer Menge von Narren. Im
Anschluss an diese Gedanken entwickelt Platon seine Logik oder Dialektik als die Kunst des
vernünftigen Denkens.
Nicht nur viele Mathematiker und Informatiker berufen sich auf die antike Logik des Platon und
seines Schülers Aristoteles, sondern auch die Philosophen und Theologen des jungen Christentums.
Als das Christentum im Römischen Reich Staatsreligion geworden war, wurde die Platonische
Akademie geschlossen. Die Platonisch-Aristotelische Logik kam durch Übersetzungen arabischer
Christen in den jüdischen und muslimischen Kulturkreis des Nahen Ostens und befruchtete dort die
islamische und jüdische Philosophie. Mit diesen islamischen und jüdischen Philosophen setzten sich
im katholischen Mittelalter die großen katholischen Philosophen des Abendlandes auseinander. So
kam das Wissenschaftskonzept und die Logik und Mathematik der Antike in den lateinischen
Westen und wurde an den großen Universitäten studiert.
Die Verbreitung der platonischen Mathematik und Logik über verschiedene Kulturräume und
Geschichtsepochen, die untereinander sehr verschieden waren, zeigt die große Elastizität der
platonischen Wissenschaft. Für 1000 Jahre nahm sie die Logik des Aristoteles in sich auf. In der
christlichen Spätantike und im katholischen Mittelalter wurde die Logik des Aristoteles mit dem
Denken des Neuplatonismus verschmolzen, so auch in der arabischen Philosophie. Die platonische
Mathematik war also eine Denkmethode, um die Antike, das Judentum, das Christentum und den
Islam untereinander dialogfähig zu machen. Die Rationalität, die Vernünftigkeit der griechischen
Logik bringt Menschen unterschiedlicher Glaubensbekenntnisse ins Gespräch und ist ein Gegengift
gegen Fanatismus und Religionskriege.
Nicht nur die Mathematiker haben sich die platonische Mathematik zum Muster genommen,
sondern auch die heidnischen Philosophen der Spätantike. Des weiteren war sie die Grundlage der
islamischen Philosophie von Avicenna und Averroes. In der jüdischen Philosophie verwandte sie
Moses Maimonides. In der katholischen Philosophie des europäischen Mittelalters verwandte sie
Albert der Große, auch genannt Doctor Universalis, der Schutzpatron der Naturwissenschaftler, und
Thomas von Aquin, auch genannt der Engelgleiche Thomas.
Dieses große Interesse an Platons „communis mathematica scientia“ macht es zu einem dringenden
Anliegen, den Gründen nachzugehen, die diese Wissenschaftstheorie so attraktiv machte. Es wäre
sinnvoll, Platon erneut zu lesen im Hinblick auf ein modernes Mathematikverständnis. Es wäre
auch sinnvoll, die moderne Informatik ins Gespräch zu bringen mit der Logik des Aristoteles.
Die mathematische Universal-Wissenschaft Platons wurde in die Konzeption der Sieben Freien
Künste eingebracht. Man kann sie auf diese Formel bringen: Es ist die Reflexion des Denkens über
die rechten Urteilskriterien. Auf welche Urteilskriterien kann die Theorie der Wissenschaft gestützt
werden? Was garantiert die wahre Rationalität der Wissenschaften?
Was ist das Ziel, das Platon mit seiner Universal-Mathematik verfolgt? Er will, das wir in der
Erkenntnis, im Handeln und im Produzieren vernünftig vorgehen und nicht beliebig. Die meisten
Menschen wenden die Kriterien rationalen Handelns an, aber da sie diese Kriterien nicht kennen,
gebrauchen sie sie nur aus dem Zufall der Intuition heraus.
Ein solches Wissen, dass über die Kriterien der Vernunft aufklärt, nennt Platon „koinon mathema“,
das heißt, ein „gemeinsames Wissen“. Die Disziplin, die dieses Wissen methodisch ordnet, heißt auf
lateinisch „communis mathematica scientia“ oder auch „mathesis universalis“. Mathematik bedeutet
auf Griechisch: zum Wissen gehörig. Es geht nicht nur um Rechenaufgaben, sondern um ein
vernünftiges Leben.
Platon suchte die Wissenschaft der Wissenschaften und nannte diese Fundamentalwissenschaft
mathematisch. Es geht darum nicht nur um Quantitäten. Das Mathematikverständnis, in dem es nur
noch um Quantitäten geht, ist ein Produkt des neuzeitlichen Rationalismus. René Descartes sagte:
Ich denke, also bin ich. Dieser neuzeitliche Rationalismus hat wenig gemeinsam mit der
platonischen Vernunft.
Es geht bei den platonischen Mathematik aber auch nicht um eine esoterische Zahlenmystik, wie
der moderne Zeitgeist der Esoterik gerne behauptet. Nein, sondern Platon weist einfach nach, dass
man etwas nicht denken kann, wenn es nicht erstens mit sich selbst identisch ist und es zweitens
von anderem unterschieden ist. Identifizierbarkeit und Unterscheidung sind Grundforderungen
rationalen Denkens. Denken ist ein Akt der Unterscheidung.
Wenn man reflektiert über die Bedingungen, die es dem Denken ermöglichen, seine Arbeit der
Unterscheidung zu tun, kann man daraus erschließen ein gut strukturiertes und hoch differenziertes
Wissenschaftssystem. Dabei werden zuerst die Begriffe mathematischer Gegenstände angewandt.
Wie lässt sich etwas unterscheiden von etwas anderem? Zuerst muss es ein Eines sein, das mit sich
selbst identisch ist. Es muss ein Ganzes sein, dass von anderem unterschieden ist. Das Ganze hat
Teile, die als Teile des Ganzen einander gleich sind, aber untereinander verschieden. Es gibt also
beim Erkennen eines Dings zu bedenken: Die Einheit, die Identität, die Verschiedenheit, das Ganze,
die Teile, Gleichheit, Ähnlichkeit, Kontinuität, Anfang, Mitte und Ende. Das sind Kriterien, an
denen man sich bei der Erkenntnis orientieren sollte.
Wer einen Ton hören will, muss ihn als Ton in seiner Identität wahrnehmen, er muss ihn von
anderen Tönen unterscheiden, er muss seinen Anfang, seine Dauer, sein Ende wahrnehmen. In der
Mathematik tut man das Gleiche. Nur in der Mathematik untersucht man, was Identität,
Unterschied, Anfang und Ende an und für sich ist.
Die platonische Mathematik ist also ebenso eine allgemeine wie auch eine besondere Wissenschaft.
Als allgemeine Wissenschaft ist sie die Anwendung der rationalen Kriterien auf alle möglichen
Erkenntnisgegenstände.
EPILOG
Epicharmus von Syrakus lebte zwischen 485 und 467 vor Christus. Er schrieb Komödien, in denen
philosophische Ansichten gelegentlich satirisiert wurden; aber diese haben keinen Wert für die
Philosophie, und einige der angeblichen Zitate sind offensichtliche Fälschungen: Die Fragmente 1-6
sind fast sicher geschmiedet zur Unterstützung der Behauptung, dass Plato von Epicharmus
plagiiert hat.
1. Aber die Götter waren immer da, es fehlten sie nie; und diese Dinge ("das Göttliche") existieren
immer in einer ähnlichen Form und durch dieselben Ursachen.
B Aber immer noch wird gesagt, dass das Chaos war als der erste der Götter geschaffen worden.
A Wie kann das sein? Es ist unmöglich, ein "erstes" Ding von etwas zu sein und als Etwas zu
kommen.
A Bestimmt nicht! Noch eine Sekunde, auf jeden Fall von diesen Dingen (dem Göttlichen), von
dem wir jetzt so sprechen; aber sie waren immer da.
2. Angenommen, zu einer ungeraden Zahl oder zu einer geraden, wenn du magst, will man einen
Kiesel hinzufügen oder aber einen von den bereits bestehenden dort wegnehmen: denkst du, dass
die Zahl die selbe bleibt?
A Und wenn man ferner, wenn man will, zu einer Elle ein anderes Maß der Länge hinzufügt oder
eine Länge von dem, was vorher war, abschneidet: bleibt das erste Maß bestehen?
B Nein.
A Jetzt betrachte die Menschen auf diese Weise: man nimmt einen weiteren Abfall weg, und alle
sind im Prozess der Veränderung die ganze Zeit. Aber das, was seine Natur ändert und nie im selben
Zustand bleibt, muß auch jetzt anders sein als das, was sich geändert hat. So warst du und war ich
gestern andere Männer, und wir sind wieder andere Menschen, und wieder werden wir andere in der
Zukunft sein und niemals dieselben nach demselben Gesetz des Logos.
B Natürlich.
B Keineswegs.
A Komm, lass mich sehen: Was ist ein Flötenbläser? Was glaubst du, was er ist? Ein Mann, oder
nicht?
A Glaubst du nicht, dass es das gleiche auch mit dem Guten ist? Das Gute ist die Tätigkeit an sich;
aber wer es gelernt hat und kennt es, dann wird er gut. Denn wie ein Flötenbläser ist, der das
Flötenblasen gelernt hat, oder ein Tänzer, der das Tanzen gelernt hat, oder ein Weber, oder in jedem
solchen Beispiel, was auch immer du willst: er selbst ist nicht sein Handwerk, sondern er ist der
Handwerker.
4. Eumaeus, Weisheit ist nicht nur in einer Sache, sondern alles, was lebt, hat auch Erkenntnis.
Denn die weibliche Gruppe der Hühner, wenn du genau beobachtest, wird nicht gebären lebende
Nachkommen, sondern sitzt auf Eiern und bewirkt, dass sie das Leben haben. Aber die Natur allein
weiß, wie es mit dieser Weisheit ist, denn sie ist von selbst gelehrt.
5. Es ist gar nicht bemerkenswert, dass wir so von diesen Dingen sprechen und uns selbst Freude
machen und uns von Natur aus gut begreifen. Denn der Hund scheint auch sehr schön der Hündin
und der Ochse der Kuh und der Esel sehr hübsch der Eselin und sogar das Schwein der Sau.
6. Wie stelle ich mir das vor? Nein, ich weiß das ganz gut, dass es eines Tages wieder diese Worte
von mir geben wird. Und jemand wird sie nehmen und das Metrum abstreifen, das sie jetzt haben,
und wird geben ihnen ein Purpur-Gewand geben, das sie mit feinen Phrasen bestickt ist; und er, ein
Mann, schwer umzuwerfen im Ringen, wird zeigen, dass der Rest einfach umzuwerfen ist.
7. Nun, aber ich tue all diese Dinge unter Zwang; Und ich denke, niemand ist bereitwillig gut für
nichts und wieder nichts oder akzeptiert bereitwillig die Bedrängnis.
8. Epicharmus sagt, die Götter sind Wind, Wasser, Erde, Sonne, Feuer, Sterne; aber ich bin zu dem
Schluss gekommen, dass für uns die einzigen nützlichen Götter Silber und Gold sind.
9. Es war vereinigt und getrennt, und es ging zurück, woher es kam, Erde zu Erde, der Atem nach
oben. Was ist schwer? Nichts!
10. Was ist denn die Natur der Menschen? Geblasene Blasen!
11. Ich will nicht sterben; aber tot zu sein, das macht mir nichts aus!
12. Der Geist sieht und der Geist hört; alles andere ist taub und blind.
13. Halte dich nüchtern und denke daran, misstrauisch zu sein: dies sind die geschmeidigen Gelenke
der Intelligenz.
14. Es ist schwierig, gut über ein schlechtes Thema zu sprechen: Kaum sind die Worte gesprochen,
da schon der Fehler erscheint.
16 Xenophanes sprach das, was unwahrscheinlich und doch wahr ist, nach der Aristotelischen
Metaphysik.
16. Das, was früher zwei Männer sagten, ich, ein Mann, bin genug begabt, es auch zu sagen: Der
Charakter des guten Menschen ist sein gutes Schicksal, aber für einige Menschen das schlechte.
17. Die beste Nahrung für die Sterblichen auf ihrer Pilgerschaft ist ein frommes Leben.
18. Das Beste, was ein Mensch haben kann, ist meiner Ansicht nach die Gesundheit.
19. Ein Sterblicher sollte sterbliche Gedanken denken, nicht unsterbliche Gedanken.
20a. Manchmal war ich im Haus dieser Männer, manchmal war ich im Haus jener Männer.
21. Wenn ihr von Natur aus fromm seid, könnt ihr nach dem Tode nicht leiden; dein Geist wird oben
im Himmel überleben.
22. Nichts entgeht dem Göttlichen: das musst du erkennen. Gott selbst ist unser Aufseher, und
nichts ist ihm unmöglich.
23. Richte deine Gedanken recht aus, ob du nun eine lange Zeit oder eine kurze Zeit lebst.
24. Bürgschaft zu leisten ist die Tochter der Torheit, Verlust des Geldes ist die Tochter der
Bürgschaft.
25. Wenn du einen reinen Geist hast, bist du rein in deinem ganzen Körper.
29. Eine Hand wäscht die andere Hand: Gib etwas, und du kannst etwas bekommen.
32. Die Praxis gibt mehr Ergebnisse als eine gute natürliche Begabung, meine Freunde.
34. Wer würde mich nicht beneiden, meine Freunde? Es ist offensichtlich, dass ein Mann, der nicht
beneidet, keinen Mangel hat. Man sieht einen Blinden, wenn man ihn sieht, aber niemand beneidet
ihn.
35. Die Tugend der rechtschaffenen Frau wird ihren Mann nicht verletzen.
36. Die Götter verkaufen alle guten Dinge zum Preis der Mühe.
37. Unglückliche, achtet nicht auf das Weiche, damit ihr nicht hart werdet!
38. Geh zu deinen Nachbarn in einem hellen Kleid, und du wirst von vielen betrachtet, Intelligenz
zu haben, obwohl möglicherweise du keine hast.
40. Natürliche Begabung ist am besten, und das zweitbeste ist es zu lernen.
44a. Der intelligente Mensch ist würdig der Ehre. Dies ist, wie es ist: Eigentum, ein Haus, absolute
Regeln, Reichtum, Kraft, Schönheit, wenn sie einem Mann ohne Intelligenz zukommen, werden sie
lächerlich.
44b. Lüste für Sterbliche sind wie gottlose Piraten: denn der Mann, der von Lüsten gefangen wird,
ist direkt in einem Meer der Lüste ertrunken.
45. Der Mann, der gar nicht unglücklich ist und einen Lebensunterhalt hat, gibt noch nichts Schönes
und Gutes seiner Seele, ich nenne ihn nicht glücklich im Geringsten, sondern eher einen Hüter von
Waren für jemand anderes.
46. Wer am wenigsten sündigt, der ist der beste Mann; denn niemand ist unschuldig, niemand ist
schuldlos.
48. Der Körper ist Erde, aber der Geist ist Feuer.
50. Dieses Feuer der Seele ist von der Sonne abgeleitet.
52. Die Mutter Erde hat alle Rassen in allen Ländern geboren und nimmt sie wieder zurück: sie ist
es, die Nahrung gibt.
52a. Sie wird genannt Ceres, weil sie die Ernte bringt.
53. Das ist Jupiter, von dem ich spreche, den die Griechen Luft nennen; der Wind und Wolken und
danach Regen und von Regen Kälte und danach Wind und wieder Luft bringt. Deshalb sind diese
Elemente, die ich euch nenne, Jupiter, denn mit ihnen hilft er allen Sterblichen, Städten und Tieren.
54. Der "Epicharmus" von Ennius nennt die Mondin auch Persephone, weil sie gewöhnlich unter
der Erde ist.
55. Epicharmus gab den höchsten Rang unter den Mitteln der Weissagung den Träumen, weil es
nicht möglich ist, durch freie Wahl zu träumen.
56. Das Leben für die Menschheit hat großen Bedarf an Berechnung und Zahl. Wir leben nach
Berechnung und Zahl; diese konservieren die Sterblichem.
57. Das Gesetz des Logos steuert die Menschheit recht und bewahrt sie immer. Der Mensch hat
Berechnung, aber es gibt auch den göttlichen Logos. Aber der menschliche Logos ist aus dem
göttlichen Logos entsprungen, und er bringt jedem Menschen seine Mittel des Lebens und seine
Erhaltung. Der göttliche Logos begleitet alle Künste und lehrt die Menschen, was sie für ihren
Vorteil tun müssen; denn niemand hat irgendeine Kunst entdeckt, sondern es ist immer Gott.
„Chiron“
58. Und trinke eine doppelte Menge von warmem Wasser, zwei Halb-Maße.
60. Ein kämpferischer Widder kann gezähmt werden, indem man die Hörner an den Ohren
langzieht, wo sie sich kreuzen.
61. Gebrechen der Hoden und Genitalorgane können durch die Anwendung eines Kohlblattes
nützlich behandelt werden.
62. Die Anwendung eines Wildkohlblattes genügt gegen den Biss eines wütenden Hundes, aber es
ist besser, Silphium-Saft und Essig hinzuzugeben; Hunde sterben auch daran, wenn ihnen Wildkohl
mit Fleisch gegeben wird.
„Kochen“
„Epigramm“
64. Ich bin eine Leiche. Ein Leichnam ist Mist, und Mist ist Erde. Wenn die Erde ein Gott ist, dann
bin ich nicht eine Leiche, sondern ein Gott.
„An Antenor“
PYTHAGORAS
Es war ein Mann hier, Pythagoras, ein Samier von Geburt, der Samos und seine Herrscher geflohen
war und hasste ihre Tyrannei und lebte im freiwilligen Exil. Obwohl die Götter weit weg waren,
besuchte er die Region des Himmels, in seinem Kopf, und was die Natur der menschlichen Vision
verweigert, hat er mit seinem inneren Auge genossen. Als er jedes Thema durch konzentrierte
Gedanken betrachtet hatte, teilte er es weithin in der Öffentlichkeit mit, die stummen Massen
lehrend, das den Wundern seiner Worte zuhörte, über den Ursprung der unendlichen Weiten des
Universums und die Ursache der Dinge und was die physische Welt ist, was die Götter sind, wo der
Schnee entsteht, was der Ursprung des Blitzes ist, ob Jupiter oder die Sturmwinde, die den Donner
aus Wolken bringen, was schüttelt die Erde, nach welchen Gesetzen sich die Sterne bewegen, und
was sonst verborgen ist; und er war der erste, der die Portion Tierfleisch am Tisch kündigte; die
erste Stimme, weise aber nicht darin, er glaubte es zu sagen zum Beispiel in Worten wie diesen:
„Der du ein Mensch bist, stoppe, den Körper mit gottlosen Lebensmitteln zu entweihen. Es gibt
Kulturen, es gibt Äpfel an den Zweigen mit Gewicht, und reife Trauben an den Reben es gibt
schmackhafte Kräuter; und die, die mild und sanft durch die Flammen wiedergegeben werden
können; und es mangelt nicht an Milch oder Honig duftend aus dem blühenden Thymian. Die Erde,
verschwenderisch ihres Reichtums, versorgt dich mit sanfter Nahrung und bietet dir Nahrung, ohne
zu töten oder Blut zu vergießen.
Fleisch befriedigt den Hunger des wilden Tieres, aber nicht alle von ihnen, da Pferde, Schafe und
Rinder von Gräsern leben, aber die, die wild und ungezähmt sind: Armenische Tiger, reißende
Löwen und Wölfe und Bären, die ihr Fressen mit feuchtem Blut genießen. Oh, wie falsch ist es,
dass Fleisch aus Fleisch gemacht wird; um einen gierigen Körper zu mästen, einen anderen Körper
zu schlucken; dass eine Kreatur durch den Tod eines anderen Geschöpfes lebt! Also unter solchem
Reichtum, den die Erde gibt, die Große Mutter, bist du nicht glücklich, wenn du reißt mit
grausamen Zähnen klägliche Wunden, was an der Zyklopen Praxis erinnert, und du kannst deinen
unersättlichen Appetit nicht erfüllen und deinen unruhigen Hunger, es sei denn, du zerstörst andere
Leben?
Aber das ehemalige Zeitalter, dass wir das goldene nennen, war zufrieden mit den Früchte von den
Bäumen und den Kräutern, die Mutter Erde produzierte, und hat nicht verunreinigt seine Lippen mit
Blut. Da sind die geflügelten Vögel ihren Weg durch die Luft in Sicherheit geflogen und die Hasen
gewandert ohne Angst zwischen den Feldern, und seine eigene Leichtgläubigkeit fing nicht den
Fisch am Haken: alles war frei von Betrug und furchtlos jeder Arglist und mit Frieden erfüllt. Aber
sobald jemand, wer auch immer er war, der Autor von etwas Unpassendem, beneidete die Beute des
Löwen und stopfte seinen gierigen Bauch mit fleischiger Speise, hat er den Weg dem Verbrechen
geebnet. Es kann sein, dass die ersten Waffen warm waren von der Tötung der wilden Tiere, aber
das wäre genug gewesen: Ich gebe zu, dass Kreaturen, die nach unserer Vernichtung trachteten,
getötet werden durften, ohne dass es eine Sünde war, aber während sie getötet wurden, sollten sie
nicht auch noch gegessen werden.
Von da verbreitete sich die Bosheit weiter, und es wird vermutet, dass das Schwein das erste
Verdienst der Schlachtung hatte, weil es die Samen mit seiner breiten Schnauze ausgräbt und
zerstört jede Hoffnung auf Ernte. Die Ziege wurde zum Tode geführt, an den rächenden Altar, für
die Reben des Bacchus. Diese beiden haben gelitten für ihre Verbrechen! Was haben dir die Schafe
getan, die stillen Herden, geboren, den Menschen zu dienen, die uns in vollen Eutern süße Milch
bringen, die uns ihre Wolle geben, um weiche Kleider zu machen, die uns von ihrem Leben mehr
geben, als sie uns gewähren, indem sie sterben? Was haben dir die Ochsen getan, ohne Arglist oder
Betrug, harmlos, einfach, geboren, Arbeit zu ertragen?
Es ist wirklich undankbar und nicht würdig der Gabe von Mais, das man in einem Moment seine
Arbeiter tötet, die die Arbeit getragen, deren Hals mit seiner Axt fällt, die dazu beigetragen haben,
sich wendend gegen die harte Erde, so oft wie die Erde eine Ernte ergab. Es ist nicht genug, solche
Übel begangen zu haben: sie nennen der Götter Verbrechen und glauben, dass die Götter Freude
haben an der Tötung von leidenden Ochsen! Ein Opfer von außergewöhnlicher Schönheit und ohne
Makel, das Opfer geschmückt mit Bändern und Gold, wird vor dem Altar positioniert und hört,
ohne zu wissen, auf die Gebete, und sieht das Korn, daran es gearbeitet hat, um es zu produzieren,
verstreut zwischen den Hörnern, und man schlug es tot, befleckend das Messer mit Blut, das es
bereits mit den Augen, gefangen, in dem klaren Wasser reflektiert hat.
Unmittelbar inspizieren sie die Lunge, von der noch lebenden Brust gerissen, um von dort den
Willen der Götter zu erfahren. Auf diese Art, so groß ist der Hunger des Menschen nach verbotenen
Lebensmitteln, wollt ihr euch nähren, o Menschen! Tut es nicht, ich bitte euch, und konzentriert
eure Gedanken auf meine Ermahnungen! Wenn ihr das Fleisch der geschlachteten Rinder in euren
Mund nehmt, wisst und fühlt, dass ihr eure Mitmenschen verschlingt!
Jetzt, da ein Gott meine Lippen bewegt, werde ich folgen, mit dem gebührenden Ritus, dem Gott,
der diese Lippen bewegt, und zeigen mein geliebtes Delphi und den Himmel selbst, und gebe die
Aussprüche des erhabenen Geistes. Ich werde sprechen von mächtigen Angelegenheiten, nicht von
früheren Größen ergründet, Dingen, die lange verborgen waren. Ich habe Freude an den fernen
Sternen auf Wanderschaft: Ich verlasse die Erde und ihre dumpfen Räume und erfreue mich, die
Wolken zu reiten; zu stehen auf den Schultern des mächtigen Atlas, nach unten auf die Menschen
aus der Ferne zu schauen, die hier und dort wandern, ohne Wissen, ängstlich, voll Angst vor dem
Tod; zu lesen das Buch des Schicksals, und ihnen diese Ermutigung zu geben!
O Spezies, indem ihr eure Angst vor der Kälte des Todes betäubt, warum fürchtet ihr den Styx,
warum fürchtet ihr die Geister und leeren Namen, die Sachen der Dichter, die Gespenster einer
Phantomwelt? Glaubt nicht, dass ihr Böses leiden müsst, ob eure Körper von den Flammen des
Scheiterhaufens verzehrt werden oder durch verschwenderisches Alter! Die Seelen sind frei vom
Tod, und immer, wenn sie ihre vorherigen Wesen verlassen haben, leben sie in neuen Wohnstätten
und bewohnen, was sie erhalten haben. Ich selbst (denn ich erinnere mich) war Euphorbus, der
Sohn des Panthous, der zum Zeitpunkt des trojanischen Krieges lebte, in dessen Brust der schwere
Speer des kleineren Atriden Menelaos gebohrt wurde. Ich erkannte, den Schild hatte ich auf meinem
linken Arm, vor kurzem getragen, im Tempel der Juno in Argos, der Stadt Abas!
Alles ändert sich, nichts stirbt: der Geist wandert, hat seine Ankunft hier oder dort, und besetzt, was
für ein Körper ihm gefällt, vorbei an einem wilden Tier, in einen Menschen kommend, von unserem
Körper dann in ein Tier, aber nie zerstört. Wie biegsames Wachs, mit neuem Design geprägt, er ist
nicht mehr, was er war; nicht die gleiche Form behaltend; er ist aber immer noch ein und derselbe.
Ich lehre, dass die Seele immer gleich ist, aber wandert in verschiedenen Formen. Also, sage ich als
Seher, hört auf, verwandte Seelen heimatlos zu machen, in bösen Schlachten: lasst euch nicht euer
Blut von Blut ernähren!
Da ich auf dem weiten Ozean in Angriff genommen haben und volle Segel in den Wind gegeben,
sage ich, es ist nichts im ganzen Universum, das bestehen bleibt. Alles fließt und wird als ein
flüchtiges Bild gebildet. Die Zeit selbst auch gleitet in ihrer ständigen Bewegung, nicht anders als
ein Fluss. Denn weder den Fluss noch die schnelle Stunde kann man stoppen: aber wie nötigt die
Welle die Welle, und wie der Stand der Welle wird durch die kommende Welle gejagt, so flieht die
Zeit, und ebenso folgt Zeit, und sie ist immer neu. Denn das, was war, wird zurückgelassen, und
was kommt, wird bald nicht mehr zu sein, und jeder Moment wird erneuert.
Ihr seht die Nächte sich zum Tag neigen und brillantes Licht der Dunkelheit der Nacht folgen. Der
Himmel hat eine andere Farbe, wenn alle müden Dinge in Ruhe sind, um Mitternacht, als wenn
helle Luzifer erscheint auf seinem weißen Stern und ändert sich wieder, wenn Aurora, die Heroldin
der Morgenröte, färbt die Welt, die sie dem Phöbus vermacht. Der Schirm des Gottes selbst ist rot,
wenn er von unter der Erde aufsteigt, und immer noch rot, wenn es unter der Erde wieder sich
verbirgt: aber er ist auf dem Zenit weiß, weil die Atmosphäre reiner ist, und er entweicht weit von
die Ansteckung der Erde. Und Diana, der Mond, kann niemals die gleiche oder eine ähnliche Form
haben und ist immer weniger heute als morgen, wenn ihre Kugel wachsen wird, größer, bis sie
schwindet.
Seht ihr nicht, dass das Jahr vier Aspekte zeigt, die durch es einen Anschein unseres Lebens hat?
Denn das Frühjahr, in seinem neuen Leben, ist zart und mit Saft gefüllt und wie ein Kind: dann sind
die Triebe frisch und wachsend, zart, ohne Substanz, die Bauern sind voll Hoffnungen. Dann ist
alles blühend, das freundliche Land ist ein Aufstand der bunten Blumen, aber die Blätter sind noch
nicht stark. Ab dem Frühling ist das Jahr stärker geworden, bewegt sich in den Sommer und wird zu
einem mächtigen Mann: keine Saison ist robuster oder noch größer, als diese, oder reicher. Der
Herbst kommt, wenn die Glut der Jugend vergangen ist, reif und weich, zwischen Jugend und Alter,
einer Streuung von Grau auf der Stirn. Dann des Winters Zittern, mit ins Stocken geratenen
Schritten, seine Haare ausgefallen, oder, was er noch hat, ist weiß geworden.
Und unser Körper selbst ist immer rastlos, sich zu ändern: Wir werden morgen nicht sein, was wir
gestern waren oder was wir heute sind. Es gab eine Zeit, als wir in unserem ersten Mutterleib
verborgen waren, nur der Samen und das Versprechen eines Menschen: die Natur hat ihre
geschickten Hände aufgelegt und war nicht bereit, in unserem Körper begraben zu werden, eng in
unserer Mutter geschwollenem Bauch, vertrieben aus unsere Heimat, in die leere Luft. Geboren in
das Licht, das Kind lag da, kraftlos: aber bald kletterte es auf allen Vieren wie ein wildes Tier, dann
nach und nach durch ein Traggeschirr unterstützt, stand es unsicher auf wackeligen Beinen. Ab
diesem Zeitpunkt wurde es stark und schnell und gab der Jugend seine Spannweite.
Wenn die mittleren Jahren auch geleistet werden, das Leben nimmt den Weg nach unten zum
rückläufigen Alter. Milon, der Athlet, ist alt geworden, er weint, wenn er diese schwachen und
schlaffen Arme sieht, die einst wie die von Herkules waren, eine feste Masse des Muskels. Helena,
die Tochter des Tyndareus, weint auch, wenn sie eine alte Frau wird, die Falten im Spiegel sieht,
und fragt, warum sie zweimal verwüstet wurde. Die Zeit verschlingt alles, und du, neidisches Alter,
verbrauchst alles, und langsam an ihnen nagt es mit den Zähnen nach und nach, und alles kommt
zum ewigen Tod!
Selbst die Dinge, die wir Elemente nennen, bleiben nicht. Trage deine Konzentration herbei, und ich
werde dich in den Änderungen unterrichten, die passieren. Das ewige Universum enthält vier
generative Zustände der Materie. Von diesen zwei, Erde und Wasser, sind schwer und sinken tiefer
unter ihrem eigenen Gewicht. Den beiden anderen fehlt die Schwere, und wenn sie nicht gedrückt
werden, suchen sie die Höhe: Luft und Feuer, reiner als Luft. Obwohl sie im Raum verschieden
sind, doch sind sie alle voneinander abgeleitet und lösen sich ineinander auf. Erde, schmelzend,
wird erweitertes Wasser, klar: die Feuchtigkeit, verfeinert, macht eine Änderung zu Wind und Luft:
dann an der Luft, verlierend weiter Gewicht, in den höchsten Regionen scheint es wie Feuer, dem
verfeinertsten von allen. Dann kehren sie zurück, in umgekehrter Richtung, die gleiche Reihe von
Veränderungen enthüllend. Das Feuer kondensiert, verwandelt sich in dichte Luft und das Wasser,
und Wasser, zusammengezogen, erstarrt zur Erde.
Nichts behält seine eigene Form, und die Natur, die Erneuererin der Dinge, erfrischt eine Form mit
einer anderen. Glaubt mir, es stirbt nichts im Universum als Ganzes, aber es ändert sich und ändert
sein Aussehen, und was wir geboren werden nennen, ist ein Anfang, der etwas anderes ist, als das,
was es vorher war, und sterben heißt ebenfalls, einen früheren Zustand zu beenden.
Ich für meinen Teil hätte gedacht, dass nichts für lange dauert mit dem gleichen Aussehen. So
änderte sich das Zeitalter von Gold zu Eisen, und so die Geschicke der Orte veränderten sich. Ich
habe selbst gesehen, was einst festes Land war, Meer wurde. Ich habe die Erde aus dem Wasser
gemacht gesehen: und Muscheln liegen weit vom Meer entfernt, und ein alter Anker hat sich auf
dem Gipfel eines Berges gefunden. Der Berg, der unten Ansturm der Gewässer hat, war einmal eine
Ebene in einem Tal, und Hügel wurden von der Flut zum Meer gewaschen. Die Marsch wurde zu
ausgedörrtem Sand entwässert, und was einmal durstiger Boden war, mit einem Sumpfbecken
gefüllt.
Hier erzeugt die Natur frische Quellen und verschließt sie und die Flüsse, durch tiefe Erdbeben
freigesetzt, brechen hervor oder trocknen aus und Wasserbecken. Also, wenn der Lykos durch einen
Abgrund in der Erde verschluckt wird, taucht er weit weg wieder auf, wiedergeboren, aus einer
anderen Quelle. So verschlungen, als versteckter Strom fließend, entsteht der mächtige Erasinus
wieder in den Bereichen von Argos. Und sie sagen, dass der Mysus, beschämt seiner Herkunft und
seinen ehemaligen Ufer, jetzt an anderer Stelle fließt, wie Caicus. Des Amenanus Strömen am
laufenden Band geht manchmal durch sizilianischen Sand, zu anderen Zeiten ausgetrocknet, seine
Brunnen sind blockiert. Der Anigrus, einst trinkbar, jetzt mit Wasser fließt, dass du würdest nicht
berühren wollen, da, wenn wir nicht allen Glauben an die Dichter leugnen, die zweigebildeten
Zentauren wuschen ihre Wunden dort, durch den Bogen von Herkules behandelt. Ist der Hypanis,
geboren in den skythischen Bergen, nicht zu bitterem Salzwasser ruiniert, das einmal süß war?
Antissa und Pharos und das phönizische Tyrus wurden vom Meer umgeben: von denen nicht eines
jetzt ist eine Insel. Die ehemaligen Siedler von Leucas lebten auf einer Halbinsel: jetzt die Wellen
sie umkreisen. Von Zancle wird auch gesagt, dass es mit Italien verbunden war, bis die Wellen die
Grenze weggespült, und die Tiefsee schob das Land zurück. Wenn du nach Helice und Buris suchst,
Städten von Achaia, wirst du sie unter dem Wasser finden, und Matrosen sind daran gewöhnt, auch
jetzt, die untergetauchten Städte mit ihren versunkenen Mauern weisen darauf hin.
Es gibt einen Hügel in der Nähe von Troezen, wo Pittheus regierte, steil und baumlos, der einst der
flachste offene Raum auf der Ebene war und ist jetzt ein Hügel. Denn seltsam, die wilde Kraft der
Winde ist irgendwo in dunklen Höhlen voll Sehnsucht gefangen, zu atmen und vergeblich
kämpfend, um die freiere Weiten des Himmels zu genießen, da es keine Lücke in ihrem Gefängnis
gibt als Ausgang für den Atem, erweitert und auf den Boden quillend, wie ein Mann, der eine Blase
aufbläht, oder ein von einer doppeltgehörnten Ziege genommenes Ziegenleder. Die Schwellung
blieb dort und hat das Aussehen eines hohen Hügels, von langen Jahrhunderten verfestigt.
Obwohl viele Instanzen, wie ich gehört habe und mir bekannt ist, mir in den Sinn kommen, werde
ich nur noch ein paar berichten. Ist kein Wasser, das neue Formen erhält? Dein Strom, gehörnter
Ammon, ist Kälte am Mittag und Wärme am Morgen und Abend, und sie erzählen von den
athamanischen Feuern, diese im Holz zu löschen, indem sie ihre Wasser darüber gießen, wenn der
Mond mit seiner kleinsten Mondsichel schwindet.
Die Kikonen haben einen Fluss, dessen Wasser getrunken wird, wenn die lebenswichtigen Organe
zu Stein werden, und dass die Dinge ändert zu Marmor, wenn es sie berührt. Crathis und Sybaris,
hier in der Nähe von unserem eigenen Land, machen Haare wie Bernstein oder Gold: und was noch
erstaunlicher ist, so gibt es Ströme, die Macht haben, nicht nur den Körper zu verändern, sondern
auch den Geist. Wer hat nicht schon von den widerlichen Wellen von Salmacis gehört und von den
äthiopischen Seen? Wer benetzt seine Kehle mit diesen, ist entweder verrückt geworden oder fällt in
einen fremden tiefen Schlaf.
Wer stillt seinen Durst am Clitor-Brunnen, meidet den Wein, und nur genießt er reines Wasser, sei
es aufgrund eines Stroms im Wasser, das heißen Wein bewirkt, oder ob, wie die Eingeborenen
behaupten, Melampus, des Amythaon Sohn, als er gerettet hatte die dementen Töchter von Proetus
vor dem Wahnsinn, mit Kräutern und Beschwörungen, warf die Überreste dessen, was ihren Geist
gereinigt hatte, in seine Quellen, und die Antipathie dem Wein gegenüber wurde hinter in seinen
Gewässern gelassen. Die Strömung des Flusses Lyncestius hat die entgegengesetzte Wirkung, so
dass, wer auch nur mäßig davon trinkt, stolpert, als ob er betrunken sei von reinem Wein. Es gibt
einen Ort in Arkadien, die Alten haben ihn Pheneus genannt, dem mißtraut man für seine
doppeltnatürlichen Gewässer: hüte dich vor ihnen in der Nacht, betrunken zu sein in der Nacht, ist
schädlich: am Tag können sie getrunken werden, ohne Schaden. So, Flüsse und Seen können eine
gewisse Macht haben oder ein Hafen.
Es gab eine Zeit, als Ortygia auf den Wellen schwamm, jetzt ist es fixiert, und die Argo-Besatzung
fürchtete die Symphlegaden und den Schaum ihrer tosenden Wellen, Inseln, die jetzt dort
bewegungslos stehen, und die den Winden widerstehen.
Und der Aetna, der mit seinen schwefligen Öfen glühend, war nicht immer voll Feuer und nicht
immer in Flammen stehend. Denn wenn die Erde ein Wesen ist, das lebt, und an vielen Orten
Öffnungen hat, die Flammen auszuatmen, kann sie ihre Luftwege so oft ändern, wie sie sie
verschiebt, kann sie diese Höhlen öffnen und andere schließen. Oder, wenn schnelle Winde in den
tiefen Höhlen beschränkt sind, und Felsen gegen Felsen schlagen oder gegen das Material, das die
Samen des Feuers enthält, der Aetna fängt an, aufzusteigen aus der Reibung, da werden die Höhlen
kalt gelassen werden, wenn der Wind stirbt. Oder, wenn es bituminöse Substanzen sind, die Feuer
aufnehmen und gelben Schwefel, mit wenig Rauch brennend, dann, wenn der Boden nicht mehr
reichen Brennstoff liefert oder Nahrung für die Flammen und ihre Kraft versagt nach langen
Jahrhunderten der Erde, wird die Natur valles erschlingen und wird dieser Hungersnot nicht
standhalten, und verlassen, wird ihr Feuer sie verlassen.
Es ist eine Geschichte von Männern im hyperboräischen Pallene, die Kleidung verwenden, ihre
Körper in weichem Gefieder, durch Eintauchen neunmal in der Minerva Becken: für meinen Teil
kann ich es kaum glauben: auch die Frauen von Skythien sollen üben die gleiche Kunst, beregnen
zu lassen ihre Körper mit magischen Flüssigkeiten.
Allerdings, wenn das Vertrauen nur in bewährter Dinge gelegt wird, sehen sie nicht, dass, wenn
Leichen verwesen, aufgrund von Zeit oder Schmelzwärme, sie erzeugen winzige Kreaturen?
Begraben die Schlachtkörper von geopferten Stieren, es ist ein bekanntes Experiment, in den
Graben, wo man sie hingeworfen hat, und Blumen nippende Bienen werden geboren hier und da
von den fauligen Innereien. Nach dem Brauch ihrer Mutterkörper häufig sie die Felder bearbeiten,
und arbeiten in der Hoffnung auf Ernte.
Ein Kriegs-Pferd in die Erde begraben ist die Quelle der Hornissen: Wenn du die hohlen Krallen
von Landkrabben entfernst und setzt den Rest unter den Boden, wird ein Skorpion, mit seinem
geschwungenen und bedrohlichen Schwanz, von den Teilen entstehen, und die Raupen, die ihre
weißen Kokons weben, auf unkultivierten Blättern, etwas beobachtet von den Landwirten, ändern
sich in Schmetterlingsform, dem Symbol der Seele.
Schlamm enthält die generativen Samen von grünen Frösche und erzeugt sie ohne Beine, ihnen bald
Beine zum Schwimmen gebend, und zur gleichen Zeit, mit den Hinterbeinen länger als ihre
Vorderbeine, so dass sie fit, sind lange Sprünge zu machen. Das Jungtier, das eine Bärin gerade
produziert hat, ist nicht ein unges, aber ein kaum lebender Klumpen Fleisch: die Mutter gibt ihm
einen Körper, indem sie daran zu lecken beginnt, und formt ihn in eine Form, wie sie selbst hat.
Siehst du nicht, wie die Larven der honigtragenden Bienen durch die hexagonalen wächsernen
Zellen geschützt sind, als gliederlose Körper geboren und später erst die Beine erwerbend und noch
später die Flügel?
Wer würde es glauben, wenn er es nicht wüsste, dass Junos Vogel, der Pfau, der die Augen trägt wie
Sterne an seinem Schwanz; und Jupiters Adler seine Blitzkeile trägt; und Cythereas Tauben, alle
Vogelarten, sind von der Innenseite eines Eies geboren? Es gibt diejenigen, die glauben, dass, wenn
die Wirbelsäule zersetzt, im Grab bestattet, menschliches Mark eine Schlange bildet.
Und doch diese Kreaturen erhalten ihren Anfang im Leben von anderen: es gibt einen, ein Vogel,
der sich erneuert und reproduziert von selbst. Die Assyrer nennen ihn den Phönix. Es lebt nicht von
Samen und Kräutern, aber von Tropfen Weihrauch und dem Saft der Pflanze Kardamom. Wenn er
fünf Jahrhunderte lang gelebt hat, baut er ein Nest für sich selbst in den obersten Zweigen einer
wiegenden Palme, nur seinen Schnabel und Krallen verwendend. Sobald er mit Kassia-Rinde und
glatten Spitzen von Narde, Zimt und gelber Myrrhe gefüttert ist, setzt er sich an die Spitze und
endet sein Leben unter dem Parfüm.
Sie sagen, dass aus dem Körper des Vaters ein junger Phönix wiedergeboren wird, dazu bestimmt,
die gleiche Anzahl von Jahren zu leben. Wenn das Alter ihm gegeben hat Kraft, kann er Lasten
tragen, dann erhellt er die Zweige der hohen Palmen mit dem schweren Nest, und andächtig trägt er
seine eigene Wiege, welche seinem Vater das Grab war, und um die Stadt von Hyperion zu
erreichen, des Sonnen-Gottes, durch die klare Luft legt er sich vor den heiligen Türen von
Hyperions Tempel nieder.
Wenn etwas aber zu bestaunen ist, in diesen Neuheiten, könnten wir bestaunen, wie die Hyäne
ändert ihre Funktion, und einen Augenblick zuvor eine Frau ist, von hinten von einem Mann
genommen, ist jetzt ein Mann. Auch das Tier, das Chamäleon, gespeist durch Wind und Luft, nimmt
sofort die Farbe dessen an, was es berührt.
Das besiegte Indien gab Luchse dem Bacchus der traubenförmigen Reben, und sie sagen, dass, was
auch immer ihre Blase aussendet, verändert sich zu Stein und verfestigt sich beim Kontakt mit der
Luft. So Korallen auch härten sich das erste Mal, wenn die Luft sie berührt: es ist eine weiche
Pflanze unter den Wellen.
Der Tag endet, und Phöbus wird seine müden Pferde im tiefen Meer baden, bevor meine Worte
allen gerecht werden, die in neue Formen übersetzt wurdem. So sehen wir die Zeiten sich ändern,
und diese Nationen erwerben Macht und jene werden rückläufig. So Troja, das an Männern und
Reichtum so groß war und seit zehn Jahren Krieg führte, könnte so frei von ihrem Blut sein, es wird
erniedrigt und zeigt nur antike Ruinen jetzt und statt Reichtum Ahnengräber. Sparta war berühmt,
das große Mykene blühte, und Cecrops war die Zitadelle von Athen, und Amphion war groß in
Theben. Sparta ist ein wertloses Land jetzt, das stolze Mykene ist gefallen, und was ist das Theben
des Ödipus aber jetzt als bloß noch ein Name, was ward Athen von Pandion gelassen, außer ein
Name?
Schon jetzt gibt es ein Gerücht, dass Rom, der Dardaner, aufsteigt, durch des Tiber Gewässer,
geboren in den Apenninen, und verlegt seine Masse, die Gründung von großen Dingen. So wächst
es, es ändert sich die Form, und eines Tages wird es das Kapitol einer ganzen Welt sein! So, wie
man sagt, sagen es die Seher und die Orakel, die unser Schicksal erzählen. Wie ich auch daran
erinnere, als der trojanische Staat fiel, sagte Helenus, der Sohn des Priamos, zu einem trauernden
Aeneas, der seine Zukunft unsicher sei: Sohn der Göttin, wenn du vorsichtig in acht nimmst das,
was meiner Meinung nach ich prophezeie, Troja nicht ganz zugrunde gehen, während du lebst!
Feuer und Schwert bereiten den Weg vor dir: Du gehst, wie ein Mann, dem Lager entfernt von
Pergamon, bis du ein fremdes Land findest, für deine Kinder und Trokas Kinder, als dein Vaterland.
Ich sehe auch jetzt noch eine Stadt, für phrygische Nachkommen bestimmt, als die keine größer ist,
oder soll je sein, oder war in vergangenen Zeiten.
Andere Führer werden mächtig, durch die langen Jahrhunderte, aber einer, geboren aus dem Blut
von Julus, wird sie zur Herrin der Welt machen. Wenn die Erde von ihm profitiert hat, genießen die
himmlischen Regionen ihn, und der Himmel wird sein Ziel sein.
Diese Dinge, ich erinnere mich gut, prophezeite Helenus dem Aeneas, als Aeneas die ererbten
Götter getragen, und ich bin froh, dass die Mauern, von seinen Nachkommen, aufsteigen, und dass
die Griechen zu eines Trojaners Verstärkung es erobert.
Jetzt (damit ich nicht zu weit abschweifen und vom Kurs abkomme, und vergesse, meine Pferde zu
ihrem Ziel zu zielen), der Himmel, und was auch immer unter ihm ist, seine Form ändert, und die
Erde, und was ist auf ihr. Wir auch, die ein Teil des Universums sind, weil wir nicht nur Fleisch
sind, sondern in Wahrheit geflügelte Geister, können in die Familie der wilden Kreaturen kommen
und in den Köpfen der Tiere gefangen werden.
Wir sollten erlauben diesen Wesen, in Sicherheit zu leben, und Ehre geben, dass die Geister unserer
Eltern oder Brüder oder derjenigen, die uns mit einer anderen Bindung verbunden, sicherlich
Menschen, vielleicht Tiere bewohnt haben: und nicht füllen unsere Bäuche, als ob wir auf einem
Fest des Thyestes wären! Was böses sie ersinnen, wie gottlos sie bereiten sich, menschliches Blut zu
vergießen, die mit dem Messer an des Kalbes Hals reißen und hören ungerührt auf sein Blöken,
oder ein Kitz töten, um es zu essen, das wie ein Kitz schreit, oder sich ernähren von einem Vogel,
den sie selbst gefüttert haben! Wie weit fällt das hinter tatsächlichen Mord? Wohin führt der Weg
von dort aus?
Lasst den Ochsen pflügen oder schulden seinem Tod bis ins hohe Alter: die Schafe lasst Wolle
geben, gegen die Kälte des Nordwinds zu schützen: lasst die Mutterziegen euch geben das volle
Euter zum Melken! Wurden mit Netzen und Fallen, Schlingen und der Kunst der Täuschung Tricks
gemacht, um die Vögel nicht mit Leimruten oder das Reh gefangen zu halten, so dass sie mit
gefiederten Seilen erschrecken oder verbergen Widerhaken in tückischem Köder. Tötet sie, wenn sie
euch schaden, aber auch dann lasst es genug sein, sie zu töten. Lasst euren Mund von ihrem Blut
frei, genießt milderes Essen!“
EMPEDOKLES
Mehr will ich dir nicht sagen. Es gibt doch keinen Geburtstag
Für die sterblichen Dinge und keinen Ruin in dem Tode,
Aber Vermischung gibt es und Austausch von Mischungen gibt es,
Und Geburt ist ihr Name bei den Menschen der Erde.
Und das All ist nicht Überfülle und ist auch nicht Leere.
Nämlich in dem All gibt es keine Leere, woher denn
Käme irgend ein Etwas, das nähert sich unseren Sinnen?
Nämlich Liebe und Hass waren stark von jeher und immer,
Diese bleiben auch in den folgenden Zeiten, ich denke,
Niemals werden die Zeitalter dieser beiden entleert sein.
Was gesagt werden muss, das muss man ein zweites Mal sagen.
Siehe, eins nach dem andern erbebten die Glieder der Gottheit.
Und als die Dinge zusammen kamen, begann nun der Vater
Hass seinen Sitz in der Höh auf der äußersten Kante zu nehmen.
Erde durch Erde vergrößert die Form und Äther durch Äther.
Dass die schwarzen Tiefen der Erde endlos, dass voll sei,
Übervoll der weiße Äther, das schwatzen die Zungen
Einiger wenig denkender Toren mit plappernden Mäulern,
Narren, die doch vom Weltall haben nur wenig gesehen.
Und die schwarze Farbe der Tiefe des Flusses kommt alles
Aus dem Schatten, man kann das auch sehen im Hohlraum der Höhle.
Ach, ich weinte und jammerte, sehend die Fremdheit der Orte.
Ach, von welchem Ruhm und von welcher Glückseligkeit bin ich
Auf die Erde gefallen, mich unterm Volk zu bewegen!
Und dann kamen wir unters Dach einer finsteren Höhle.
Und wir kamen leider in öde freudlose Länder,
Wo die Truppen des Schlachtens und Krieges herrschten mit Schrecken,
Wo wir geschrumpft von Krankheit und obszönem Verfaulen,
Wo wir von schwerer Arbeit belastet wie Becher voll Wasser,
Durch die tristen Fluren bummelnd. Alles ist sinnlos.
Da gabs die schwarze feuchte Erde, die heilige Mutter,
Dort erschien mir die Jungfrau in dem Kleide der Sonne,
Aber auf Erden herrschte der blutige Krieg bis zum Grabe
Und es gab Chaos und Übel und Hast und sinnlose Arbeit,
Alle Menschen mit schwarzen Haaren in großer Verwirrung
Und die süßesten Mädchen waren sich sicher des Todes.
Und da herrschten Wachsen, Verfaulen, Schlaf und Erwachen,
Ruhe und Aktivität und Ruhm der Lorbeergekrönten,
Lärm und Stille, und vorherrschend war die Sprache der Mutter.
O ihr Sterblichen! O ihr armen Söhne der Trauer!
Ihr seid aus solchen Bedingungen nur wie Seufzer entsprungen!
Wollt ihr nicht mehr den großen Lärm der Schlachtung von Tieren?
Wollt ihr denn nicht sehen, gedankenlos, wie ihr dahin lebt,
Wie ihr einander zerreißt in Ermangelung jeglicher Weisheit?
Weh euch! Der Vater erhöht für den Schlag des grausamen Todes
Seinen eigenen Sohn und bringt ihn als Gabe zum Opfer,
Schlitzt ihm die Kehle auf als Opfer zu lauten Gebeten,
Ein verblendeter Narr ist der Vater! Die elenden Opfer
Flehen zu ihrem Zerstörer. Aber taub ist der Vater
Seinem kläglichen Stöhnen, seinem elenden Jammern.
Sondern er schlitzt ihm die Kehle auf und bereitet zuhause
Eine schreckliche Opfermahlzeit. So greift der Vater
Seinen Sohn und die Mutter schlachtet die eigenen Kinder
Und die eigene Leibesfrucht, fressen ihr eigenes Fleisch auf!
Aber die Seher der Ewigkeit und die Sänger der Hymnen,
Ärzte der Naturmedizin und die Häupter der Menschheit
Sollen dahin kehren, woher gekommen die Götter,
Und dort ausgezeichnet werden in Ehren vom Himmel.
An dem eigenen Herd und in der kultischen Feier
Mit den unsterblichen Göttern in trauter Vereinigung lebend,
Werden die Heiligen schließlich erlöst von den irdischen Schmerzen.
PARMENIDES
Komm jetzt, ich möchte dir sagen, und höre meine Gedanken,
Trage sie weiter. Es gibt zwei Möglichkeiten des Denkens.
So die erste Überzeugung: Seiendes ist es
Und unmöglich kann es ein Nichtseiendes auch sein.
Wahrheit ist dieses Gedankens höchste Führerin. Aber
Eine andere Überzeugung ist es, dass Nichts ist,
Dass das Etwas ein Nichts ist, unglaubwürdigerweise,
Denn zu wissen ein Etwas, das Nichts ist, unmöglich ist dieses.
Das ist nämlich eins: Was man denken kann und was sein kann.
Das muss sein, was man denkt und was ausgesprochen soll werden,
Unmöglich ist es ein Seiendes und ein Nichts auch. Dies ist es,
Was ich dir sage, denke drüber nach, mein Geliebter.
Untersuche die eine und die andere Meinung.
Sterbliche sollen wissen und nicht spazieren im Zweifel,
Zögernd nicht führen das wandernde Denken ins Innre des Busens,
Dass sie getragen werden wie taube erblindete Menschen.
Unwissend ist die Masse der Menschen, die nämliche Sache
Ist und ist auch nicht in ihren verschleierten Augen,
So gehn sie in entgegengesetzte Richtungen immer.
Aber ein Weg ist da für uns, der rechte der Wege,
Davon zu sprechen, nämlich vom Seienden. Darin ist Inhalt,
Seiendes, Unerschaffnes, Unverwüstliches, Einssein,
Unbeweglichkeit und Vollkommenenheit, Ewiges, Alles,
Auch wars immer schon da und wird es immer auch da sein,
Nun ists, alles auf einmal, kontinuierliches Dasein.
Welchen Ursprung deines Daseins willst du sonst suchen?
Wie und aus welcher Quelle würde erhöht sonst dein Leben?
Das lass ich nicht zu und das will ich dir auch nicht sagen,
Dass du aus dem Nichts gekommen wärest, das Nichts ist
Nicht, man kann es nicht denken, man kann vom Nichts auch nicht sprechen.
Falls du aus dem Nichts kämst, wie wär es notwendig gewesen,
Dass du später entstanden oder früher entstanden?
Daher ist überhaupt ein Seiendes oder alles ist nichtig.
Auch wird die Macht der Wahrheit nicht leiden, dass etwas entstehe
Neben ihr in irgendeiner Weise. Und darum
Wird die Gerechtigkeit ihre Bande nimmer verlieren,
Oder nichts mehr werden lassen oder vergehen.
Ists oder ist es nicht? Gewiss, es ist, wie es sein muss,
Dass wir den falschen Weg als undenkbar legen beiseite,
Aber der richtige Weg ist realistisch und wahrhaft.
Wie also kann auch Seiendes sein in kommenden Tagen
Oder wie kann es entstehen? Wenn es aus Nichts ist geworden
Und im Nichts auch vergeht, so ist es alles nur nichtig.
Aber das Seiende ist nicht teilbar, ist immer sich gleichend,
Nicht gibts an einem Orte mehr davon als am andern,
Nicht wirds mehr oder weniger, da doch alles erfüllt ist.
Darum hält alles zusammen das Seiende, was in Kontakt ist
Mit dem Sein. Auch ist es unbeweglich in Banden
Mächtigster Ketten, auch ohne Anfang und auch ohne Ende,
Seit es Werden und Vergehen gibt, treibts in der Ferne,
Wahrer Glaube wirft es nicht weg, das ewige Dasein,
Es ist immer dasselbe und verweilt in sich selber
Und es liegt in dem Eignen stets an der selbigen Stelle.
So ists an seiner Stelle bleibend. Notwendigkeit hält es
In den gewissen Banden der Grenze auf jeglicher Seite.
Darum ists nicht unendlich, auch brauchts nichts. Wär es unendlich,
Würde es alles stehen in Notwendigkeit. Es ist
Eins, was existiert und was gedacht wird im Denken.
Denn Gedanken können nichts finden, das nicht ist etwas,
Dem sind sie verlobt. Und wahrlich, es ist auch nicht anders,
Denn das Schicksal hat es angekettet ans Ganze,
Unverrückbare. Diese Dinge haben den Namen,
Darum glauben die Sterblichen, dass die Dinge auch wahr sind,
Nämlich Werden und Vergehen, Sein oder Nichtsein,
Wechsel des Ortes oder Änderung leuchtender Farbe.
Wo also ist die entfernteste Grenze, ist es vollendet
Und vom Zentrum in alle Richtungen ist es vollendet
Wie die Masse einer abgerundeten Kugel.
Nicht ists irgendwo kleiner oder größer woanders,
Denn es ist nicht mehr hier oder weniger dort, denn
Es ist unverletzlich, sich gleich in jeglicher Richtung,
Und ist beschränkt auch innerhalb seiner eigenen Grenzen.
Hier soll ich schließen meine vertrauenswürdige Rede
Und Gedanken über die Wahrheit. Lerne nun kennen
Du der Sterblichen Meinungen, leihe dein Ohr nun dem Irrtum.
Von zwei Formen sprechen in ihren Köpfen die Toren,
Das ists, wo sie in die Irre gehn von der Wahrheit.
Nämlich sie weisen entgegengesetzte Substanzen zu jedem,
Voneinander unterschiedne Markierungen, nämlich
Auf der einen Seite das Feuer des Himmels, das leichte,
Dünne, in jeder Richtung das Gleiche, aber nicht gleich der
Dunklen Nacht, dem kompakten schwergewichtigen Körper.
Ich aber sage dir die gesamte Anordnung, Liebling,
Dass kein Sterblicher dich kann übertreffen in Weisheit.
Lern, wie die Erde, der Mond und die Sonne, der Himmel entstanden,
Allen gemeinsam, und die Milchstraße und der Olympus,
Wie entstanden sind die glühenden Mächte der Sterne.
Für Männer, geboren und erzogen, wie für Bürger, ist der einzige Weg, meiner Meinung nach, im
rechten Rückschluss auf den Besitz und die Verwendung von Frauen und Kindern, der Weg, auf
dem wir ursprünglich begonnen haben, als wir sagten, dass die Männer die Hüter und Wächter der
Herde sind.
Das ist wahr.
Nehmen wir weiter an die Geburt und Erziehung unserer Frauen nach einer ähnlichen oder fast
ähnlichen Regelung; dann werden wir sehen, ob das Ergebnis im Einklang steht mit unserem
Entwurf.
Was meinst du?
Was ich meine, kann in der Form einer Frage gestellt werden, ich sage: Sind Hunde in Männchen
und Weibchen unterteilt, oder sind sie beide zu gleichen Teilen auf der Jagd und im Wachen tätig
und bei den anderen Aufgaben der Hunde? Oder müssen wir anvertrauen den Männchen die
gesamte und ausschließliche Pflege der Herden, während wir lassen die Weibchen zu Hause, mit der
Vorstellung, dass die Lager zu hüten und ihre Welpen zu säugen Arbeit genug für sie ist?
Nein, sagte er, sie gleich zu stellen; der einzige Unterschied zwischen ihnen ist, dass die Männchen
stärker und die Weibchen schwächer sind.
Aber kann man verschiedene Tiere für den gleichen Zweck nutzen, es sei denn, sie sind gezüchtet
worden und in der gleichen Weise geführt?
Man kann es nicht.
Dann, wenn Frauen die gleichen Pflichten haben wie Männer, müssen sie die gleiche Erziehung und
Bildung bekommen?
Ja.
Die Ausbildung, die den Männern zugeordnet wurde, war Musik und Gymnastik.
Ja.
Dann müssen Frauen Musik und Gymnastik und auch die Kriegskunst erlernen, sie müssen wie die
Männer darin belehrt werden?
Das ist die Schlussfolgerung, nehme ich an.
Ich hätte eher erwartet, sagte ich, dass einige unserer Vorschläge, wenn sie durchgeführt werden,
ungewöhnlich erscheinen und lächerlich.
Kein Zweifel.
Ja, und die lächerlichste Sache von allen wird der Anblick von Frauen nackt in der Palästra sein
beim Training mit den Männern, vor allem, wenn sie nicht mehr jung sind; sie werden sicherlich
nicht eine Vision von Schönheit sein, ebenso wenig wie die begeisterten alten Männer, die trotz der
Falten und der Hässlichkeit weiterhin häufig den Gymnasien beiwohnen.
Ja, ja, sagte er: nach den heutigen Vorstellungen würde der Vorschlag lächerlich zu denken sein.
Aber dann, sagte ich, als wir festgestellt haben, um in unserem Geist zu sprechen, müssen wir keine
Angst vor den Scherzen der Witze haben, die gegen diese Art der Innovation gerichtet werden;
wenn sie von Frauen-Kenntnissen sowohl in der Musik und Gymnastik und vor allem auch über
ihre Rüstung und das Reiten auf den Pferden sprechen!
Sehr wahr, antwortete er.
Doch nachdem wir begonnen, uns auf die unebenen Stellen des Gesetzes zu begeben, zur gleichen
Zeit bat der Herr, einmal im Leben ernst zu sein. Vor nicht langer Zeit, wie wir daran erinnern,
waren die Herren der Meinung, die immer noch in der Regel bei den Barbaren empfangen wird,
dass der Anblick eines nackten Mannes lächerlich und unsachgemäß war für die Hellenen; und als
Erste die Kreter und dann die Lakedämonier führten den Brauch ein, der Verstand des Tages könnte
ebenso diese Innovationen verspotten.
Kein Zweifel.
(...)
Zuerst also ist es die Frage, im Scherz oder im Ernst genommen, so lass uns ein Verständnis über
die Natur der Frau bekommen: Ist sie in der Lage, den Austausch ganz oder teilweise in den
Handlungen der Männer zu üben oder gar nicht? Und ist die Kunst des Krieges eine jener Künste, in
der sie sich üben kann oder nicht? Das wird der beste Weg sein, der Beginn der Untersuchung, und
wird wahrscheinlich zum schönsten Ergebnis führen.
Das wird deutlich der beste Weg sein.
Sehen wir erst einmal die andere Seite und beginnen mit dem Argument gegen uns; auf diese Weise
wird die Position des Gegners nicht unverteidigt sein.
Warum nicht? sagte er.
Dann lass uns eine Rede in den Mund unserer Gegner legen. Sie werden sagen: Sokrates und
Glaukon brauchen keine Gegner, sie zu überführen, denn die bei der ersten Gründung des Staates
gaben den Grundsatz, dass jeder eine Arbeit seiner eigene Natur geeignet tut. Und sicher, wenn ich
mich nicht irre, ein solches Eingeständnis wurde von uns gemacht. Und ist nicht die Natur von
Männern und Frauen sehr unterschiedlich? Und wir werden antworten: Natürlich ist sie das. Dann
werden wir gefragt, ob die den Männer und die den Frauen zugewiesenen Aufgaben nicht anders
sein müssen, und wie angenehm sie der unterschiedlichen Natur sind? Sicherlich sollten sie. Aber
wenn ja, ist es nicht eine schwere Inkonsistenz zu sagen, dass Männer und Frauen, deren Naturen so
ganz anders sind, die gleichen Aktionen ausführen sollten? Welche Verteidigung machen wir für
uns, mein guter Herr, gegen jeden, der diese Einwände bietet?
Das ist keine einfache Frage zu beantworten, so plötzlich gefragt; und ich will und ich weiß, ich
bitte dich, den Fall auf unsere Seite zu ziehen.
Dies sind die Einwände, Glaukon, und es gibt viele andere, einen von der Art, die ich vor langer
Zeit vorausgesehen; es machte mich ängstlich und zurückhaltend gegen das Gesetz über den Besitz
und die Pflege von Frauen und Kindern.
Beim Zeus, sagte er, das Problem zu lösen, ist alles andere als einfach.
(...)
Als nächstes werden wir unsere Gegner fragen, wie, in Bezug auf eine der Beschäftigungen oder
Künste des bürgerlichen Lebens, die Natur einer Frau sich unterscheidet von der eines Mannes?
Das wird ganz gerecht sein.
Und vielleicht wird er antworten, dass eine ausreichende Antwort auf die Frage sofort zu geben
nicht einfach ist; aber nach ein wenig Nachdenken gibt es keine Schwierigkeiten.
Ja, vielleicht.
Nehmen wir also an, dass wir ihn einladen, uns in der Argumentation zu begleiten, und dann
können wir hoffen, ihm zu zeigen, dass es nichts Besonderes in der Verfassung der Frau ist, die sie
in der Verwaltung des Staates beeinträchtigen würde.
Mit allen Mitteln.
Lass uns sagen zu ihm: Komm jetzt, und wir werden dir eine Frage stellen: wenn du von einer
begabten Natur oder einer nicht in jeder Hinsicht begabten sprachest, wolltest du damit sagen, dass
ein Mann eine Sache einfach schwer erwerben kann und ein anderer leichter; ein wenig Lernen wird
den einen führen, sehr viel zu entdecken; während der andere, nach viel Untersuchung und
Anwendung, kaum mehr erfährt, als er vergisst; oder wieder: Meintest du, dass der eine einen
Körper hat, der ein guter Diener seine Meinung ist, während der Körper des anderen ist ein
Hindernis für ihn? Meintest du nicht diese Art von Differenzen, die die Menschen unterscheidet
nach der begabten oder unbegabten Natur?
Niemand wird das leugnen.
Und kannst du jedes Streben der Menschheit erwähnen, in der das männliche Geschlecht nicht alle
diese Gaben und Qualitäten in einem höheren Grad als das weibliche hat? Brauche ich Zeit zu
vergeuden im Sprechen von der Kunst des Webens und der Bereitung von Pfannkuchen und
Marmelade, in der die Frauenwelt wirklich groß ist, und in dem von einem Mann geschlagen zu
werden absurd ist?
Du hast ganz recht, antwortete er, bei der Aufrechterhaltung der allgemeinen Unterlegenheit des
weiblichen Geschlechts: Obwohl viele Frauen in vielen Dingen überlegen sind vielen Männern,
aber im Großen und Ganzen, was du sagst, ist es wahr.
Und wenn so, mein Freund, ich schon sagte, es gibt keine spezielle Fähigkeit der Verwaltung in
einem Zustand, den eine Frau hat, weil sie eine Frau ist, oder die ein Mann kraft seines Geschlechts
hat, aber die Geschenke der Natur sind gleich verteilt in beiden; alle Bestrebungen der Männer sind
die Bestrebungen von Frauen auch, aber in allen von ihnen ist eine Frau schlechter als ein Mann.
Sehr wahr.
Dann sind wir berechtigt, alle unsere Inszenierungen über Männer zu verhängen und keine von
ihnen über die Frauen?
Das wird so sein.
Eine Frau hat eine Gabe der Heilung, eine andere nicht; eine ist eine Musikerin, und eine anderer
hat keine Musik in ihrer Natur?
Sehr wahr.
Und eine Frau hat eine Neigung zum Turnen und zu militärischen Übungen und eine andere ist
unkriegerisch und hasst Gymnastik?
Ganz sicher.
Und eine Frau ist eine Philosophin, die andere ist eine Feindin der Philosophie; eine hat Geist, die
andere ist ohne Geist?
Das gilt auch.
Dann eine Frau hat das Temperament eines Vormunds und eine andere nicht. War nicht die Auswahl
der männlichen Erziehungsberechtigten durch Unterschiede dieser Art festgelegt?
Ja.
Männer und Frauen also gleichermaßen besitzen die Eigenschaften, die ein Vormund zu haben hat;
sie unterscheiden sich nur in ihrer vergleichbaren Stärke oder Schwäche.
Offensichtlich.
Und die Frauen, die solche Eigenschaften haben, sollen als die Gefährtinnen und Kolleginnen von
Männern gewählt werden, die ähnliche Eigenschaften haben und denen sie in Kapazität und im
Charakter ähnlich sind?
(...)
Das Gesetz, sagte ich, das die Fortsetzung von diesem und von allem, was vorausgegangen ist, ist
von folgendem Inhalt, dass die Ehefrauen der Erziehungsberechtigten Gemeineigentum sind, und
ihre Kinder sind Gemeineigentum, und kein Elternteil kennt sein eigenes Kind, noch ein Kind seine
Eltern.
Ja, sagte er, das ist eine viel größere Bewegung als alles andere; und die Möglichkeit als auch der
Nutzen eines solchen Gesetzes ist unbestritten.
Ich glaube nicht, sagte ich, dass es Streitigkeiten über die sehr große Nützlichkeit des
Gemeineigentums an Frauen und Kindern gibt; die Möglichkeit ist dennoch etwas ganz anderes und
wird häufig angefochten werden.
Ich denke, dass ziemlich viele Zweifel über beides erhoben werden können.
Es bedeutet, dass die beiden Fragen kombiniert werden, antwortete ich. Nun meinte ich, dass du das
Dienstprogramm zugibst; und so dachte ich, ich sollte von einem Programm von ihnen entkommen,
und dann gäbe es nur die eine Möglichkeit.
Aber der kleine Versuch wird erkannt, und deshalb mögest du bitte eine Verteidigung von beiden
Gesetzen geben.
Nun, sagte ich: Ich nehme mein Schicksal an. Doch tu mir einen kleinen Gefallen: lass mich meine
Meinung sagen mit dem Traum als ein Tagträumer, der in der Gewohnheit des Schlemmen selbst
beharrt, wenn er allein zu Fuß geht. (...) Jetzt fange ich an, jetzt verliere ich den Mut, und ich
möchte, wenn du gestattest, die Frage der Möglichkeit zur Zeit übergehen. Unter der Annahme der
Möglichkeit, des Vorschlags, werde ich jetzt gehen zu fragen, wie die Herrschenden durchführen
werden diese Regelungen, und ich werde zeigen, dass unser Plan, wenn er ausgeführt wird, der
größte Vorteil für den Staat und die Erziehungsberechtigten haben wird. Vor allem dann, wenn du
nichts dagegen hast, werde ich mit deiner Hilfe die Vorteile der Maßnahme bemühen; und im
Folgenden die Frage der Möglichkeit.
Ich habe nichts dagegen; fahre fort.
Erstens glaube ich, dass, wenn unsere Herrscher und ihre Hilfsmittel diese Namen verdienen, die sie
tragen, muss es die Bereitschaft geben, der einen oder anderen Befehlsgewalt zu gehorchen; die
Erziehungsberechtigten müssen sich den Gesetzen fügen, und sie müssen auch in allen Details, die
ihnen anvertrauten werden, den Geist imitieren.
Das ist richtig, sagte er.
Sie, sagte ich, die ihre Gesetzgeber sind, nachdem sie ausgewählt wurden, die Männer sind, werden
nun die Frauen wählen und nehmen sie; sie müssen so weit wie möglich ihrer Natur nach bei ihnen
sein; und sie müssen in normalen Häusern leben und sich treffen zu gemeinsamen Mahlzeiten,
keine von ihnen wird etwas haben, das speziell ihr eigenes ist; sie werden zusammen sein und
zusammen gebracht werden und werden bei gymnastischen Übungen verknüpft. Und so werden sie
durch die Notwendigkeit ihrer Natur gezogen werden, um Geschlechtsverkehr miteinander zu
vollziehen der Notwendigkeit entsprechend. Das ist ein starkes Wort, nicht wahr?
Ja, sagte er, Notwendigkeit, nicht geometrische, sondern eine andere Art von Notwendigkeit, die die
Liebhaber kennen, und die überzeugender und einschränkender auf die Masse der Menschheit
wirkt.
Es stimmt, sagte ich, und dies, Glaukon, wie alles andere, muss nach einer geordneten Weise
vorgehen; in einer Stadt der Seligen ist Zügellosigkeit eine unheilige Sache, die die Herrscher
werden es verbieten müssen.
Ja, sagte er, es sollte nicht zugelassen werden.
Dann eindeutig ist das Nächste, was sein wird, die Ehe im höchsten Grade heilig zu machen, und
das, was für die meisten von Vorteil ist, gilt doch als heilig?
Genau.
Und wie können die Ehen heilig gemacht werden? Das ist eine Frage, die ich an dich stelle, weil ich
in deinem Haus Jäger sehe, und der edleren Art von Vögeln nicht wenige. Nun, ich bitte dich, ich
sag mal, hast du jemals auf ihre Paarung und Aufzucht geachtet?
In welcher Hinsicht?
Darum, in erster Linie, obwohl sie alle guter Art, sind nicht einige besser als andere?
Wahrlich.
Und wirst du alle züchten, gleichgültig, oder kümmerst du dich um die Besten, nur sie zu züchten?
Um die Besten.
Und siehst du auf die ältesten oder die jüngsten, oder wirst du nur diejenigen von reifem Alter
nehmen?
Ich wähle nur diejenigen von reifem Alter.
(...)
Darum, habe ich gesagt, ist das Prinzip bereits festgelegt, dass das Beste aus beiden Geschlechtern
sollte mit den Besten so oft wie möglich vereint sein, und die Unteren mit den Untergeordneten so
selten wie möglich; und dass danach die Nachkommen der einen Art von Vereinigung, aber nicht
der anderen, zur Welt kommen, sofern sich die Partei in erstklassigem Zustand gehalten halt. Nun
ist diese Treiben ein Geheimnis, das nur die Herrscher kennen, oder es kommt eine weitere Gefahr,
dass unsere Herden, die Wächter genannt werden, ausbrechen in Revolutionen.
Sehr wahr.
Hätten wir nicht besser bestimmte Festivals, an dem wir gemeinsam die Bräute und Bräutigame
zusammen bringen und die Opfer dargebracht werden und geeignete Hochzeitslieder von unseren
Dichtern gesungen werden: und die Zahl der Hochzeiten ist eine Frage, die in das Ermessen der
Herrscher gelegt werden muss, deren Ziel es ist, den Mittelwert der Bevölkerung zu bewahren? Es
gibt viele andere Dinge, die sie zu prüfen haben, wie die Auswirkungen von Kriegen und
Krankheiten und etwaigen gleichartigen Geschehnissen, um, soweit dies möglich ist, den Staat
davor und Groß und Klein zu bewahren.
Gewiss, antwortete er.
Wir müssen eine geniale Art der Lose wählen, die die weniger Wertvollen bei jeder Gelegenheit
zusammenzubringen wissen, und dann werden sie ihr eigenes Unglück und nicht die Herrscher
beschuldigen.
Um sicher zu sein, sagte er.
Und ich denke, dass unsere mutige und bessere Jugend, neben ihren anderen Ehrungen und
Chancen, größere Einrichtungen zum Verkehr mit Frauen bekommen müsste; ihre Tapferkeit wird
ein Grund sein, und solche Väter sollten so viele Kinder wie möglich haben.
Wahrlich.
Und die richtigen Offiziere, ob männlich oder weiblich oder beides, denn die Ämter sind von
Frauen als auch von Männern besetzt worden -
Ja -
Die richtigen Offiziere sollen die Nachkommen der guten Eltern im Stift aufnehmen oder
aussteigen lassen, und sie werden sie mit bestimmten Ammen, die in einem eigenen Viertel wohnen,
versehen; aber die Nachkommen der Unteren oder der Besseren, wenn sie die Chancen verformen,
werden an einen geheimnisvollen, unbekannten Ort gebracht werden, wie es sein sollte.
Ja, sagte er, was getan werden muss, wenn die Rasse der Wächter rein zu halten ist.
Sie werden für ihre Erziehung zu sorgen haben, und werden sie den Müttern in den Schoß legen,
wenn sie voll Milch sind, wobei möglichst darauf zu achten ist, dass keine Mutter ihr eigenes Kind
erkennt; und anderen Ammen in die Obhut gebracht, wenn mehr Frauen benötigt werden. Fürsorge
wird auch geachtet werden, dass der Prozess der Säuglinge nicht langwierig wird; und die Mütter
müssen nicht aufstehen in der Nacht oder andere Schwierigkeiten bestehen, sondern es werden über
alle diese Art der Sachen Ammen und Betreuerinnen wachen.
So werden die Frauen unserer Erziehungsberechtigten bei einer leichten Buße ein leichtes Spiel
haben, wenn sie Kinder haben.
Darum, sagte ich, so soll es sein. Lass uns aber füllen das Schema. Wir sagten, dass die Eltern
sollten in der Blüte des Lebens sein?
Sehr wahr.
Und was ist die Blüte des Lebens? Kann es nicht als ein Alter von etwa zwanzig Jahren in dem
Leben einer Frau, und von dreißig bei einem Mann definiert werden?
Welches Jahr willst du enthalten?
Eine Frau, sagte ich, mit zwanzig Jahren könne damit beginnen, Kinder für den Staat zu gebären,
und sie weiterhin, bis zu vierzig Jahren, gebären; ein Mann kann mit fünfundzwanzig beginnen,
wenn er den Punkt, an dem der Puls des Lebens schlägt, schnellsten durchlaufen hat, und auch
weiterhin Kinder zeugen, bis er fünfundfünfzig ist.
Sicherlich, sagte er, sind das bei Männern und Frauen die Jahre der Blüte der physischen als auch
der geistigen Vitalität.
Jedem über oder unter den vorgeschriebenen Altersgruppen, der an den öffentlichen Hochzeiten
teilnimmt, muss gesagt werden, dass er eine unheilige und ungerechte Sache tut; das Kind, von dem
er der Vater ist, wenn es ins Leben kommt, wird unter der Schirmherrschaft der anderen stehen, die
Opfer und Gebete darbringen, der hochzeitlichen Priesterinnen und Priester und der ganzen
Gesellschaft, dass die neue Generation besser sein kann, die so konzipiert sind und besser und
nützlicher sind als ihre Eltern gut und nützlich waren, während sein Kind sonst wird ein
Nachkomme der Finsternis und seltsamen Lust sein.
Sehr wahr, antwortete er.
Und dasselbe Gesetz wird eintreten innerhalb der vorgeschriebenen Alter, die eine Vereinigung mit
einer Frau in den besten Jahren ohne Zustimmung der Herrscher nicht gelten lassen; denn wir
werden sagen, dass er sonst erhebt einen Bastard für den Staat, nicht zertifiziert und ungeweiht.
Sehr wahr, antwortete er.
Dies gilt jedoch nur für diejenigen, die innerhalb der festgelegten Alter zeugen: dass wir es ihnen
ermöglichen, nach Belieben zu zeugen, es sei denn, dass ein Mann seine Tochter oder seiner Tochter
Tochter oder seine Mutter oder seiner Mutter Mutter heirate; und Frauen, auf der anderen Seite,
sollen nicht heiraten ihre Söhne oder Väter oder Söhne der Söhne oder den Vater ihres Vaters und so
weiter in beide Richtungen. Und wir gewähren alles, unter Begleitung der Genehmigung mit
strengen Befehl, jeden Embryo zu verhindern, der so ins Leben kommt, zu sehen das helle Licht;
und wenn jede Kraft ein Weg der Geburt ist, müssen die Eltern verstehen, dass die Nachkommen
einer solchen Vereinigung nicht aufrechterhalten werden können, und vereinbaren es entsprechend.
Das auch, sagte er, ist ein vernünftiger Vorschlag. Aber wie werden sie wissen, wer Vater und wer
die Töchter, und so weiter?
Sie werden es nie erfahren. Die Art und Weise wird diese sein: Zählend ab dem Tag der öffentlichen
Hochzeit, der Bräutigam, der verheiratet war, wird alle männlichen Kinder, die in dem siebten und
zehnten Monat später geboren werden, seine Söhne nennen, und die weiblichen Kinder seine
Töchter nennen, und sie werden ihn Vater nennen, und er wird deren Kinder seine Enkel nennen,
und sie werden die Alten Großväter und Großmütter nennen. Alle, die zu der Zeit gezeugt wurden,
da ihre Väter und Mütter zusammen kamen, nennen sie ihre Brüder und Schwestern, und diese
werden aufgerufen, wie ich schon sagte, dass Mischehen verboten sind. Dies ist jedoch nicht als ein
absolutes Verbot der Heirat von Brüdern und Schwestern zu verstehen; wenn die Menge sie
begünstigt und sie die Sanktion des Pythischen Orakels erhalten, wird das Gesetz es ermöglichen.
Ganz richtig, antwortete er.
Das ist das System, Glaukon, wie die Hüter unseres Staates ihre Frauen und Familien gemeinsam
haben. Und jetzt willst du das Argument gezeigt bekommen, dass diese Gemeinschaft im Einklang
mit dem Rest unseres Gemeinwesens steht, und auch, dass nichts besser ist, nicht wahr?
(...)
Hauptsächlich, sagte ich; aber ich frage dich noch einmal: Soll eine Familie im Namen nur
bestehen; oder sollen sie in all ihren Handlungen getreu dem Namen sein? Zum Beispiel in der
Verwendung des Wortes Vater, wäre die Pflege eines Vaters impliziert und die kindliche Ehrfurcht
und Pflicht und Gehorsam ihm gegenüber, die das Gesetz befiehlt; und der Verletzer dieser
Pflichten ist zu betrachten als eine gottlose und ungerechte Person, die nicht in der Hand Gottes
oder des Menschen viel Gutes zu erhalten hat? (...)
So, sagte er, und nichts anderes; denn was ist lächerlicher, als die Namen der Familienbande nur mit
den Lippen auszusprechen, ohne in ihrem Geiste zu handeln?
Dann in unserer Stadt soll die Sprache der Harmonie und Eintracht öfter herrschen als in jedem
anderen Staat. Wie ich bereits beschrieb, wenn einer gut oder schlecht ist, das universelle Wort ist
„gut“ oder „schlecht“.
Höchst wahr.
Und passend zu dieser Denkweise und diesem Sprechen, werden wir nicht sagen, dass sie ihre
Freuden und Leiden gemeinsam haben?
Ja, so werden sie.
Und sie werden ein gemeinsames Interesse an der gleichen Sache haben, die sie gleichermaßen
„meine eigene“ nennen, und mit diesem gemeinsamen Interesse ein gemeinsames Gefühl der
Freude und der Schmerzen haben?
Ja, weit mehr als in anderen Staaten.
Und der Grund dafür, die allgemeine Verfassung des Staates, wird sein, dass die Wächter eine
Gemeinschaft von Frauen und Kinder haben?
Das wird der Hauptgrund sein.
Und diese Einheit des Gefühls, das wir angenommen, das höchste Gut zu sein, wie es in unserem
eigenen Vergleich eines wohlgeordneten Staat auf das Verhältnis vom Leib und seinen Gliedern
genannt ist, wenn sie von Freude oder Schmerz betroffen werden gemeinsam?
Das haben wir anerkannt und ist sehr richtig.
Dann wird die Gemeinschaft von Frauen und Kindern unserer Bürger eindeutig die Quelle für das
höchste Gut des Staates?
Ganz sicher.
Und das stimmt mit dem anderen Prinzip überein, das wir bekräftigen, dass die Wächter nicht
Häuser oder Grundstücke oder anderes Eigentum haben sollen; ihr Lohn ist es, ihre Nahrung von
den anderen Bürgern zu erhalten und dass sie keine privaten Ausgaben haben; denn wir
beabsichtigten, ihnen den wahren Charakter des Erziehungsberechtigten zu erhalten.
Richtig, antwortete er.
Sowohl die Gütergemeinschaft als auch die Gemeinschaft von Familien, wie ich sage, neigen dazu,
dass sie wirklich Erziehungsberechtigte erzeugen; sie werden nicht die Stadt in Stücke reißen durch
unterschiedliches "mein" und "nicht mein", die jeder Mann behauptet, der in einem separaten Haus
seines Eigentums lebt mit einer separaten Frau und Kindern und privaten Freuden und Schmerzen;
aber alle werden so weit beeinträchtigt werden, wie sie durch die gleichen Freuden und Schmerzen
gehen, weil sie alle einer Meinung sind über das, was in der Nähe und in der Liebe zu ihnen steht,
und damit sie alle zu einem gemeinsames Ende neigen.
Gewiss, antwortete er.
(...)
DIE WELTSEELE
Die Weltseele (lateinisch anima mundi, griechisch psyche tou pantos) ist ein religiöses und
naturphilosophisches Konzept. Es beruht auf der Vorstellung einer Analogie zwischen der
Gesamtheit des Kosmos und dem Menschen. Das Universum als Makrokosmos soll analog zum
Menschen, dem Mikrokosmos, strukturiert sein. Als Lebens- und Bewegungsprinzip wird für beide
eine Seele angenommen. So wie man sich einen einzelnen Menschen als beseelt und von seiner
Einzelseele belebt vorstellt, so wird der Kosmos als lebendiger, mit einer eigenen Seele
ausgestatteter Organismus aufgefasst.
Der Begriff „Weltseele“ wurde von Platon geprägt. In seinem Dialog Timaios entwarf er eine
Theorie der Beseelung der Welt. Er bezeichnete die Weltseele als selbstbewegt; in ihrer
Eigenbewegung sah er ihr Hauptmerkmal. Als notwendig betrachtete er sie aus zwei Gründen.
Erstens hielt er ein Prinzip, auf das Bewegung generell zurückgeführt werden kann, für erforderlich;
in seinem Spätwerk Gesetze betonte er, die Weltseele sei die Ursache aller Bewegung in der Natur.
Auf sie führte er die Bewegungen am Himmel ebenso wie diejenigen auf der Erde zurück. Zweitens
benötigte er die Weltseele als das Prinzip, vermittels dessen er die im Kosmos waltende Vernunft
mit der Weltmaterie verband.
Nach dem im Timaios erzählten Mythos hat der Weltschöpfer die Weltseele zusammen mit dem
Kosmos erschaffen. Aus verschiedenen Mischungen schuf er die Weltseele. Dank dieser
Mischungen enthält die Weltseele Elemente von allem und wird dadurch in die Lage versetzt, alles
wahrzunehmen und zu erkennen. Ihr steht die Herrschaft über den Weltkörper zu, so wie der
Einzelseele des Individuums die Herrschaft über dessen Körper. Die Weltseele durchdringt und
umgibt den Körper des Kosmos, seine Materie. Sie ist die vermittelnde Instanz zwischen der rein
geistigen Ideenwelt und dem physischen Weltkörper.
Allerdings bedarf die Weltseele nach der platonischen Naturphilosophie zur geordneten Bewegung
der Vernunft, des Geistes (Nous). Der Geist, der im Timaios vom Weltschöpfer repräsentiert wird,
lenkt als übergeordnete Instanz die Weltseele von außen. Damit stellt sich die Frage, ob die
Weltseele auch über eine eigene Vernunft verfügt oder ob sie von sich aus unvernünftig wäre, aber
sich dank fremder Lenkung dennoch stets gut verhält.
Plutarch vertrat eine dualistische Position: Da in der sinnlich wahrnehmbaren Welt Gutes mit
Schlechtem gemischt ist, nahm er zwei entgegengesetzte Prinzipien (archai) und einander
widerstreitende Kräfte (dynameis) an. Eine der Kräfte führt in die richtige Richtung, die andere in
die verkehrte. Die negative Kraft kann sich normalerweise nur unter dem Mond, also insbesondere
auf der Erde, auswirken; der über dem Mond gelegene Himmelsbereich ist eigentlich frei von
Schlechtigkeit. Plutarch identifizierte das negative Prinzip mit der Urseele, der Seele im Urzustand.
Diese sei von Natur aus unvernünftig, bewege sich ungeordnet und werde nur dank der Herrschaft
der ordnenden Vernunft auf das Gute ausgerichtet. Plutarch betrachtete die Weltseele als
unauflöslich mit der ihr zugehörigen, von ihr beseelten Weltmaterie verbunden.
Im Neuplatonismus hingegen wurde die Weltseele zu den vollkommenen Elementen der geistigen
Welt gezählt. Sie galt als die unterste der drei hierarchisch geordneten „Naturen“ oder, wie man
später zu sagen pflegte, Hypostasen, welche die geistige Welt ausmachen. Plotin meinte, die
Weltseele unterscheide sich von den Einzelseelen dadurch, dass sie ständig auf den Geist (Nous)
ausgerichtet und immer mit ihrem Körper verbunden sei, während die Ausrichtung der Einzelseelen
Veränderungen unterworfen sei. Indem die Weltseele den Kosmos beseele, verleihe sie ihm quasi
göttliche Qualitäten.
Aristoteles lehnte das platonische Konzept der Weltseele ab und verwarf insbesondere die
Vorstellung, dass sie nicht nur bewege, sondern auch selbst in ständiger Bewegung sei.
Von dem platonischen Konzept abgeleitet, aber stark abgeändert war die Auffassung der Stoiker von
der Beseelung der Welt. Sie nahmen ein aktives, den ganzen Kosmos durchdringendes feuriges
Prinzip, das Pneuma, an. Damit verbanden sie die Vorstellung, die Welt sei ein beseeltes,
unsterbliches, göttliches Lebewesen, dem sie Sinne und Vernunft zuschrieben. Die Einzelseelen
betrachteten sie als Teile der Weltseele. Für die Stoiker war die Weltseele jedoch nicht wie im
Platonismus eine eigenständig existierende geistige Substanz mit einem bestimmten Rang und einer
besonderen Aufgabe in der hierarchischen Weltordnung, sondern nur ein bestimmter Aspekt einer
einheitlichen, körperlich gedachten Welt.
Der stark vom Platonismus beeinflusste jüdische Denker Philon von Alexandria wsollte die
Wltseele nur als Metapher gelten lassen. Bei den verschiedenen Strömungen der Gnosis fand das
Konzept keinen Anklang, nur der Manichäismus nahm es auf. Die Manichäer betrachteten die
Weltseele jedoch nicht wie die Platoniker und die Stoiker als von Natur aus dem Weltkörper
zugeordnet, sondern hielten ihren Aufenthalt in der materiellen Welt für das Ergebnis einer
Katastrophe, das ebenso wie bei den Einzelseelen durch Erlösung rückgängig zu machen sei.
Unter den Kirchenvätern fällt Augustinus durch sein positives Verhältnis zum Gedanken einer
Beseeltheit der Welt auf. Er hält ihn für eine kühne Hypothese, die weder mit Vernunftgründen
beweisbar noch aus der Bibel abzuleiten sei, aber möglicherweise zutreffe. Boethius bekannte sich
in seiner Schrift vom Trost der Philosophia ausdrücklich zur Idee der „alles bewegenden Seele“ der
Welt.
Im 9. Jahrhundert bekannte sich der neuplatonisch orientierte christliche Philosoph Johannes
Scottus Eriugena zur Idee der Belebtheit der ganzen Welt.
Im 11. Jahrhundert übernahm der in Spanien lebende jüdische Philosoph Solomon ibn Gabirol im
Rahmen seiner Rezeption des Neuplatonismus auch die Vorstellung einer Weltseele.
Im 12. Jahrhundert wurde das Weltseele-Thema erneut aufgegriffen. Der Platoniker Wilhelm von
Conches, der den Timaios kommentierte, nannte die Weltseele eine belebende „natürliche Kraft“
und schrieb, sie sei zugleich mit der Welt geschaffen worden. Er brachte sie – eine schon in der
Antike auftauchende Überlegung – vorsichtig mit dem Heiligen Geist in Zusammenhang.
Allerdings identifizierte er sie nicht ontologisch mit dem Heiligen Geist (was wegen dessen
Ungeschaffenheit theologisch problematisch wäre), sondern ließ die Frage ihres Verhältnisses zur
dritten Person der Dreifaltigkeit ausdrücklich offen. Der einflussreiche Theologe Bernhard von
Clairvaux bekämpfte die Gleichsetzung der Weltseele mit dem Heiligen Geist nachdrücklich.
Nikolaus von Kues setzte sich im 15. Jahrhundert in seinem Werk von der gelehrten Unwissenheit
mit der platonischen Auffassung von der Weltseele auseinander. Er betrachtet die Weltseele als
„universale Form“, die den Dingen innewohne, aber nicht eigenständig außerhalb von ihnen
existiere. Er setzt sie nicht mit dem Heiligen Geist gleich, sondern hält sie für dessen „Ausfaltung“.
Sein Zeitgenosse Marsilio Ficino teilt die platonische Überzeugung von der Beseeltheit der
gesamten Welt, ebenso wie auch Giovanni Pico della Mirandola, doch halten sich diese Denker von
einer pantheistischen Deutung dieses Konzepts fern. .
Giordano Bruno war ebenfalls der Meinung, dass man in allen Dingen Seele und Leben antreffe und
dass die Seele als Form aller Dinge überall die Materie ordne und beherrsche. Er betont stärker als
seine Vorgänger den Aspekt der Immanenz Gottes in der Welt. Der Weltseele, die er als die
allgemeine Form des Weltalls bezeichnet, schreibt er eine „universale Vernunft“ zu, welche er mit
der Wirkursache des Weltalls gleichsetzt. Er meint, die Weltseele sei überall, doch sei ihre
Allgegenwart in einem geistigen Sinne zu verstehen, nicht körperlich oder der Ausdehnung nach.
Im 17. Jahrhundert wird im Zuge der sich verstärkenden Mechanisierung des Weltbilds die
herkömmliche panpsychistische Naturauffassung der Naturphilosophen von prominenten Denkern
und Wissenschaftlern radikal verworfen oder einfach ignoriert. Damals beklagte der Dichter John
Donne in einem Gedicht den Tod der Weltseele.
Im Zeitalter der Aufklärung wird die Weltseele meist als Phantasievorstellung betrachtet. Ein
Verteidiger des Weltseele-Konzepts war jedoch Salomon Maimon. Er hielt die Weltseele für eine
von Gott erschaffene Substanz und deutet sie metaphysisch als endliche Universalform. Dieses
Verständnis der Weltseele ist nach seiner Ansicht mit dem naturwissenschaftlichen Kenntnisstand
seiner Zeit kompatibel.
Schelling griff den Begriff „Weltseele“ auf und machte ihn sogar zum Thema seiner Schrift Von der
Weltseele. Allerdings verstand er ihn nur als Metapher für ein organisierendes Prinzip, das nach
seiner Auffassung die organische und die anorganische Natur kontinuierlich verbindet und die ganze
Natur zu einem allgemeinen Organismus verknüpft. Den antiken Philosophen schrieb er eine
Ahnung von diesem Prinzip zu, die sie dazu veranlasst habe, an eine Weltseele zu denken. Goethe,
der Schelling schätzte und dessen Schrift über die Weltseele kannte, benannte sein Gedicht
„Weltschöpfung“ unter dem Einfluss Schellings in „Weltseele“ um. Auch in seinem Gedicht „Eins
und Alles“ nahm Goethe auf die Weltseele Bezug: „Weltseele, komm, uns zu durchdringen!“ Dabei
ging es ihm um die Erfahrung der Einheit und Lebendigkeit der Natur.
In der Literatur der Romantik, in der „Seele“ zu den Schlüsselbegriffen gehört, kommt der
Ausdruck „Weltseele“ öfters vor, besonders bei Novalis.
Der russische Religionsphilosoph Wladimir Solowjew knüpfte an gnostische Vorstellungen an,
indem er einen Absturz der Weltseele annahm; sie sei aus dem Mittelpunkt der All-Einheit des
göttlichen Daseins heraus in die Peripherie der geschöpflichen Vielheit gefallen. Damit habe sie
sich ihrem eigenen Wesen entfremdet und die gesamte Schöpfung in die Unordnung hinab gezogen.
Aus dem dadurch hervorgerufenen Chaos sei das Böse entstanden, dessen Frucht das Leid sei.
Carl Gustav Jung bezog das Weltseele-Konzept auf das den einzelnen Seelen gemeinsame
„kollektive Unbewusste“.
Künstlerisch wird die Weltseele als nackte Göttin dargestellt, deren Kopf von einem Sternenkranz
umgeben ist. Sie steht auf einer Weltkugel, mit einem Fuß im Meer und einem Fuß auf der Erde
stehend. Die rechte Brust ist mit einem Stern, die linke mit einer Sonne verziert, die Scham mit
einem Mond.
SOPHIAS TÖCHTER
Theano
Theano wird in antiken Quellen als Pythagoreerin und als Frau des Philosophen Pythagoras von
Samos bezeichnet. Sie lebte im späten 6. und noch im frühen 5. Jahrhundert vor Christus. In der
römischen Kaiserzeit galt sie als Muster weiblicher Tugend.
Erstmals erwähnt wird Theano bei dem Philosophen Dikaiarchos, der in der zweiten Hälfte
des 4. Jahrhunderts und im frühen 3. Jahrhundert vor Christus lebte. Er bezeichnet sie nicht als
Gattin, sondern als Anhängerin des Pythagoras. Im 3. Jahrhundert v. Chr. berichtete der Dichter
Hermesianax, Pythagoras habe sie leidenschaftlich geliebt. Als Ehefrau des Philosophen wird sie in
Quellen der römischen Kaiserzeit bezeichnet.
Die Angaben über ihre Herkunft stammen aus Quellen der römischen Kaiserzeit. Einer der
Überlieferungen zufolge war sie Kreterin, nach einer anderen stammte sie aus Kroton (Süditalien),
nach einer weiteren aus Metapont in der Basilicata. Ihr Vater war ein Pythagoreer namens
Brontinos. Die meisten Quellen, die ihre Ehe erwähnen, berichten, dasss sie die Frau des Pythagoras
war, der sich um 530 in Süditalien niederließ und zunächst in Kroton, später in Metapont lebte. Sie
hatte Kinder mit ihm, einen Sohn Telauges, eine Tochter Myia, eine zweite Tochter Damo.
Für die Nachwelt wurde Theano eine legendäre Gestalt, eine Verkörperung weiblicher
Weisheit und Tugend. Zu diesem Ruf trugen vor allem die ihr zugeschriebenen pseudepigraphen
Briefe bei, die in der römischen Kaiserzeit verbreitet waren. Sieben davon sind erhalten geblieben;
von diesen sind fünf an Frauen gerichtet. Sie handeln von den Aufgaben einer Ehefrau und Mutter,
von einer angemessenen Reaktion auf einen vom Ehemann begangenen Ehebruch, von
Erziehungsfragen, wobei vor Verwöhnung der Kinder gewarnt wird, und vom Umgang mit dem
Gesinde. Die Gruppe der drei längeren Briefe (an Eubule, Nikostrate und Kallisto) ist in mehreren
Handschriften überliefert, die der vier kurzen, die wesentlich später entstanden ist, nur in einer.
Außer den Briefen wurden Theano auch Schriften über philosophische Themen vor allem aus dem
Bereich der Tugendlehre zugeschrieben, von denen außer ihren Titeln wenig bekannt ist, sowie eine
Spruchsammlung; überliefert sind einzelne Sprüche Theanos sowie die in syrischer Übersetzung
erhaltene Spruchsammlung „Rat der Theano“.
Im 14. Jahrhundert berichtete der byzantinische Geschichtsschreiber Nikephoros Gregoras,
die Kaiserin Eudokia Makrembolitissa, die im 11. Jahrhundert lebte, sei eine zweite Theano genannt
worden. Aus dem Zusammenhang ist ersichtlich, dass Theano noch im Mittelalter als Muster einer
vorzüglich gebildeten Frau galt.
Wieland veröffentlichte 1789 seine Studie „Die Pythagorischen Frauen“ mit einer
Übersetzung von drei Theano zugeschriebenen Briefen, die er für echt hielt. Wieland äußerte sich
enthusiastisch über die angeblichen Briefe der Pythagoreerinnen und besonders über Theanos
Tugend.
In Herders „Zerstreuten Blättern“ und in seiner Schrift „Gott. Einige Gespräche“ (1787) tritt
eine Gesprächspartnerin namens Theano auf, deren Namen er an die antike Pythagoreerin
anknüpfend wählte.
Aspasia
Aspasia (geboren um 470 vor Christus in Milet; gestorben um 420 in Athen) war eine griechische
Philosophin, Rednerin und Frau des Perikles.
Aspasia von Milet (in der heutigen Türkei) gründete in Athen einen philosophischen Salon,
in dem sie nicht nur Gastgeberin war, sondern auch eine geschätzte Rednerin. Eigene Werke sind
von Aspasia nicht erhalten, auch wenn in Platons Dialog Menexenos eine Rede Aspasias
wiedergegeben wird. Aus den Aufzeichnungen anderer Philosophen und Zeitzeugen geht hervor,
dass die hochgebildete Frau vermutlich Kontakt zu den neuen philosophischen Strömungen aus
Ionien hatte. Sokrates, Sophokles, Euripides, Phidias und die Elite der damaligen Zeit hatten in
ihrem Haus verkehrt. In Platons Menexenos beruft sich Sokrates auf Aspasia als seine Lehrerin der
Rhetorik. Anderseits wird Aspasia von antiken Komödienverfassern, insbesondere vom berühmten
Aristophanes, als Hetäre dargestellt und herabgesetzt. Nach Plutarch soll sie Thargelia von Milet
zum Vorbild genommen haben.
Plutarch ist es auch, der berichtet, dass sie von einem gewissen Axiochos abstammte und aus
Milet kam. Aspasia hatte einen unehelichen Sohn mit Perikles, der den Namen seines Vaters erhielt.
Aufgrund des so genannten Bastardgesetzes von 451 vor Christus, wonach nur aus der Verbindung
attischer Bürger das volle Bürgerrecht entspringen konnte, blieb Perikles der Jüngere, der später
einer der Athener Feldherren war, zunächst davon ausgeschlossen. Die Verbindung zwischen einem
Athener und einer Milesierin war rechtlich gesehen ein Konkubinat und widersprach der attischen
Gesellschaftsstruktur. Daher kommt die Annahme, sie sei des Perikles Geliebte, seine Hetäre
gewesen. Dem üblen Gerede folgte die Anschuldigung, sie sei für den Ausbruch des Samischen
Aufstandes (441 vor Christus) verantwortlich gewesen, und eine Anklage durch den
Komödiendichter Hermippos, der sie der Kuppelei beschuldigte. Perikles selbst konnte nur mit
Mühe einen Freispruch erreichen. Ob sie wirklich für den Aufstand verantwortlich war, ist
unbekannt, genügend politischen Einfluss hatte sie aber..
Nach des Perikles Tod (429 vor Christus) lebte Aspasia mit Lysikles, einem Anhänger des
Perikles, der als Schafhändler arbeitete, bis zu ihrem Tode weiter in Athen. Dieser ist durch sie ein
angesehener Mann geworden.
Der griechische Schriftsteller Iakovos Rhizos Nerulos widmete ihr eine in archaisierendem
Griechisch geschriebene Tragödie in Versen Aspasia (1813).
Aspasias Leben und ihre Beziehung zu Perikles waren auch Gegenstand zahlreicher
belletristischer Werke: vor allem Wieland: „Aspasia oder Die platonische Liebe“.
Hipparchia
Hipparchia (geboren um 340 vor Christus in Maroneia in Thrakien) war eine Anhängerin der
kynischen Philosophie.
Sie stammte aus einer reichen Familie in Thrakien und war die Schwester des Metrokles. Sie
heiratete Krates von Theben, einen der bedeutendsten Vertreter der Kyniker, und nahm den
entsprechenden Lebensstil an, der den kynischen Ideen zufolge von Bedürfnislosigkeit und Nähe
zur Natur geprägt war.
Sie stritt für das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung und Bildung. Diogenes Laertius
berichtet von einem Streitgespräch zwischen ihr und dem Philosophen Theodoros, in dem sie ihr
Recht, das Studium der Philosophie zu betreiben, bekräftigt.
Vielfach wurde ihr als Kynikerin ein schamloser Lebenswandel nachgesagt. So sagte der
Kirchenvater Augustinus, Hipparchia habe mit Krates den Geschlechtsverkehr auch in der
Öffentlichkeit vollzogen, da beide der Ansicht gewesen seien, dass Konventionen und öffentliche
Meinung für persönliches Handeln ohne Bedeutung sei und es keinen Unterschied mache, ob eine
Tat privat oder in der Öffentlichkeit ausgeführt werde.
Krates gestaltete die Heirat als eine schwere Prüfung, ob sie auch bereit sei, sein
„hündisches“ Leben mit ihm zu teilen:
Nach der Überlieferung war Hipparchia eine vornehme junge Dame aus reichem Haus, um
die sich jüngere und reichere Bewerber bemühten. Als sie darauf bestand, den Krates zu heiraten,
entblößte dieser vor ihr seinen buckligen Rücken und legte seinen Ranzen samt Stecken und Kutte
auf den Boden: „Das ist mein Hausrat, und wie schön ich bin, hast du gesehen. Also überlege es dir
gut, damit du nicht nachträglich Grund hast, dich zu beklagen“. Aber sie ließ sich nicht
abschrecken. „Ich könnte auf der ganzen Welt keinen reicheren, keinen schöneren Gatten finden; du
kannst mich führen, wohin du willst.“
Da führte er sie zur Säulenhalle, und dort, an diesem bevölkerten Ort, am helllichten Tag,
legte er sich neben sie und hätte sie vor aller Augen entjungfert, sie war so gefasst wie er, wenn
Zenon nicht schnell seinen Mantel über sie geworfen hätte, um die beiden vor dem Gaffen der
umstehenden Menge zu beschützen.
Leontion
Leontion war eine im späten 4. und frühen 3. Jahrhundert vor Christus lebende, durch Schönheit,
Geist und hohe Bildung ausgezeichnete athenische Hetäre.
Sie war eine Anhängerin, auch Geliebte des griechischen Philosophen Epikur. Sie traute
sich, die Philosophie Epikurs in einer, in gutem Attisch verfassten Schrift gegen Theophrast zu
verteidigen, und wurde daher literarisch von Cicero und Plinius dem Älteren attackiert. Diogenes
Laertios erwähnt, dass Epikur Briefe an sie richtete, und liefert auch ein knappes Bruchstück.
Ein Freund Epikurs, Metrodoros, pflegte mit Leontion ein intimes Verhältnis und hatte mit
ihr auch einen Sohn. Eine Tochter Leontions namens Danae war eine Vertraute der seleukidischen
Königin Laodike; diese ließ später Danae wegen eines Zerwürfnisses ermorden.
Dass Cicero Leontions Stil Lob zollte und dass sie auch sonst nicht völlig der Vergessenheit
anheimfiel, lässt auf eine hochintelligente Frau schließen.
Hypatia
Hypatia von Alexandria (geboren um 355 nach Christus in Alexandria; gestorben März 415 in
Alexandria) war eine griechische spätantike Mathematikerin, Astronomin und Philosophin. Von
ihren Werken ist nichts erhalten geblieben, Einzelheiten ihrer Lehre sind nicht bekannt. Sie
unterrichtete öffentlich und vertrat einen mit kynischem Gedankengut angereicherten
Neuplatonismus. Als Vertreterin einer nichtchristlichen philosophischen Tradition gehörte sie im
überwiegend christlichen Alexandria der bedrängten heidnischen Minderheit an. Dennoch konnte
sie lange unangefochten lehren und erfreute sich hohen Ansehens. Schließlich wurde sie aber das
Opfer eines politischen Machtkampfs, in dem religiöse Gegensätze instrumentalisiert wurden. Ein
aufgehetzter christlicher Pöbel brachte sie in eine Kirche, ermordete sie dort und zerstückelte ihren
Leichnam.
Der Nachwelt blieb Hypatia hauptsächlich wegen der spektakulären Umstände ihrer
Ermordung in Erinnerung. Aus feministischer Sicht erscheint die Philosophin als frühe, mit
überlegenem Wissen ausgestattete Vertreterin einer emanzipierten Weiblichkeit und als Opfer einer
frauenfeindlichen Haltung ihrer Gegner.
Über Hypatias Leben und Werk liegen nur spärliche Nachrichten vor. Die wichtigsten
Quellen sind:
Sieben an Hypatia gerichtete Briefe des Neuplatonikers Synesios von Kyrene, der sie
außerdem in weiteren Briefen und in seiner Abhandlung „Über das Geschenk“ erwähnt. Als Schüler
und Freund Hypatias war Synesios sehr gut informiert. Da er am Neuplatonismus festhielt, aber
zugleich Christ war und Bischof von Ptolemais wurde, ist seine Sichtweise relativ wenig von
Parteinahme in den religiösen Konflikten geprägt.
Die Kirchengeschichte des Sokrates von Konstantinopel (Sokrates Scholastikos), der ein
jüngerer Zeitgenosse Hypatias war. Ungeachtet des religiösen Gegensatzes schildert Sokrates die
Philosophin respektvoll und verurteilt ihre Ermordung nachdrücklich als unchristliche Tat. Auf
seinen Angaben fußen die meisten Darstellungen späterer byzantinischer Geschichtsschreiber, die
aber die Vorgänge zum Teil anders bewerten als Sokrates.
Die nur fragmentarisch erhaltene Philosophische Geschichte des Neuplatonikers Damaskios,
die im Zeitraum 517–526 nach Christus entstanden ist. Damaskios war ein entschiedener Anhänger
der alten Religion und Gegner des Christentums. Er neigte zu kritischen Urteilen über die
Kompetenz von Philosophen, die seinen Maßstäben nicht genügten, und auch seine Bemerkungen
über Hypatia lassen eine abschätzige Haltung erkennen.
Die Chronik des ägyptischen Bischofs Johannes von Nikiu. Johannes, der im 7. Jahrhundert
schreibt, also aus großer zeitlicher Distanz berichtet, billigt Hypatias Ermordung und ergreift
vorbehaltlos für ihre radikalen Gegner Partei.
Der Hypatia gewidmete Artikel in der Suda, einer byzantinischen Enzyklopädie des 10.
Jahrhunderts. Dort sind Angaben unterschiedlicher Herkunft und Qualität unkritisch
aneinandergereiht. Der Verfasser des Suda-Artikels verwertete Nachrichtenmaterial aus der
Philosophischen Geschichte des Damaskios und wahrscheinlich auch aus einer weiteren spätantiken
Quelle, der von Hesychios von Milet angelegten Sammlung von Literaten-Biographien, die heute
bis auf Fragmente verloren ist. In seiner Darstellung ist legendenhafte Ausschmückung erkennbar.
Hypatias Vater war der Astronom und Mathematiker Theon von Alexandria, der letzte
namentlich bekannte Wissenschaftler im Museion von Alexandria, einer berühmten staatlich
finanzierten Forschungsstätte. Hypatia wurde um 355 geboren, zum Zeitpunkt ihres Todes war sie,
wie der Chronist Johannes Malalas berichtet, bereits eine „alte Frau“, etwa sechzigjährig. Sie hatte
das ganze Leben in ihrer Heimatstadt Alexandria verbracht. Bei ihrem Vater erhielt sie eine
mathematische und astronomische Ausbildung. Später beteiligte sie sich an seiner astronomischen
Arbeit. Wer ihr Philosophielehrer war, ist unbekannt; es kommt aber Antoninos, ein Sohn der
Philosophin Sosipatra, in Betracht.
Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung begann sie, selbst Mathematik und Philosophie zu
unterrichten. Nach Angaben der Suda verband sie rhetorische Begabung mit einer umsichtigen,
durchdachten Vorgehensweise. Sokrates von Konstantinopel berichtet, von überall seien Hörer zu
ihr gekommen. Manche ihrer Schüler waren Christen. Der berühmteste von ihnen war Synesios, der
im letzten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts bei ihr sowohl Philosophie als auch Astronomie studierte.
Damaskios berichtet, Hypatia habe den Philosophenmantel getragen und sei in der Stadt unterwegs
gewesen, um öffentlich zu unterrichten und allen, die sie hören wollten, die Lehren Platons und des
Aristoteles oder auch jedes beliebigen anderen Philosophen auszulegen. Hypatia hatte aber keinen
aus öffentlichen Mitteln finanzierten Lehrstuhl inne. Man interpretiert die Formulierung des
Damaskios im Sinne eines Unterrichts auf offener Straße. Die überlieferte Darstellung von Hypatias
Lehrweise rückt die Philosophin äußerlich in die Nähe des Kynismus, ebenso wie der Hinweis auf
ihren Philosophenmantel, ein Kleidungsstück, das man mit Kynikern zu assoziieren pflegte.
Damaskios lässt durchblicken, dass er Hypatias öffentliches Auftreten missbilligte. Er war
der Meinung, dass Philosophieunterricht nicht in der Öffentlichkeit und nicht jedem, sondern nur
entsprechend qualifizierten Schülern erteilt werden sollte. Möglicherweise hat er bei seiner
Darstellung von Hypatias Tätigkeit karikierend übertrieben. Jedenfalls kann man seinen Worten
entnehmen, dass sie philosophische Themen, die man sonst in geschlossenem Kreis unter
einschlägig Gebildeten zu erörtern pflegte, einer relativ breiten Öffentlichkeit unterbreitete.
In diese Richtung weist auch eine in der Suda überlieferte Anekdote, wonach sie einem in
sie verliebten Schüler ihr Menstruationsblut als Symbol für die Unreinheit der materiellen Welt
zeigte, um ihm die Fragwürdigkeit seines sexuellen Begehrens drastisch vor Augen zu führen.
Die Geringschätzung des Körpers und der körperlichen Bedürfnisse war ein Merkmal der
neuplatonischen Weltsicht. Wenn auch die Anekdote möglicherweise erst im Zuge der
Legendenbildung entstanden ist, mag sie einen wahren Kern haben; jedenfalls war Hypatia dafür
bekannt, vor einem bewusst provozierenden Verhalten nicht zurückzuschrecken. Dies ist ebenfalls
ein Indiz für ein kynisches Element in ihrer philosophischen Haltung: Kyniker pflegten kalkuliert
zu schockieren, um Erkenntnisse herbeizuführen.
Neben dem Lehrstoff, den Hypatia der Öffentlichkeit vermittelte, gab es auch Geheimlehren,
die einem engeren Schülerkreis vorbehalten bleiben sollten. Dies ist aus der Korrespondenz des
Synesios ersichtlich, der gegenüber seinem Freund und Mitschüler Herkulianos mehrfach an das
Gebot der Verschwiegenheit erinnert und Herkulianos vorwirft, sich nicht daran gehalten zu haben.
Dabei verweist Synesios auf das Schweigegebot bei den Pythagoreern; die Vermittlung von
Geheimwissen an unqualifizierte Personen führe dazu, dass solche eitlen und verständnislosen
Hörer ihrerseits das Vernommene in verzerrter Form weitergäben, was letztlich eine Diskreditierung
der Philosophie in der Öffentlichkeit bewirke.
Sokrates von Konstantinopel schreibt, Hypatia sei in der Umgebung hoher Beamter
aufgetreten. Sicher ist, dass sie zum Umkreis des römischen Präfekten Orestes gehörte.
Hypatia blieb ihr ganzes Leben unverheiratet. Die Angabe in der Suda, sie habe sich mit
einem Philosophen namens Isidoros vermählt, ist auf einen Irrtum zurückzuführen. Damaskios
erwähnt ihre außergewöhnliche Schönheit.
Im Rahmen ihrer naturwissenschaftlichen Arbeit befasste sich Hypatia auch mit
Messgeräten. Dies ist aus der brieflichen Bitte des Synesios ersichtlich, sie möge ihm ein
Hydroskop schicken, womit offenbar ein Aräometer gemeint war. Ob das Instrument zur Erfassung
und Beschreibung der Himmelskörperbewegungen, das Synesios bauen ließ, nach Anweisungen
Hypatias konstruiert wurde, ist umstritten.
Hypatia wurde im März 415 ermordet. Die Vorgeschichte bildete ein primär politischer und
persönlicher Konflikt mit religiösen Aspekten, mit dem sie ursprünglich nichts zu tun hatte.
Schon in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts war es in Alexandria zu starken Spannungen
zwischen Teilen der christlichen Bevölkerungsmehrheit und Anhängern der alten Kulte gekommen,
die zu gewalttätigen Ausschreitungen mit Todesopfern führten. Im Lauf dieser
Auseinandersetzungen wurde die Minderheit zunehmend zurückgedrängt. Der Patriarch Theophilos
von Alexandria ließ Kultstätten zerstören, insbesondere das berühmte Serapeum, doch der
heidnische Unterrichtsbetrieb wurde, wenn überhaupt, nur vorübergehend beeinträchtigt.
Die religiös-philosophische Weltanschauung der Gebildeten, die an der alten Religion
festhielten, war ein synkretistischer Neuplatonismus, der auch Teile des Aristotelismus und stoische
Gedanken in sein Weltbild integrierte. Diese heidnischen Neuplatoniker versuchten, die
Verschiedenheiten der überlieferten philosophischen Systeme durch eine stimmige Synthese der
philosophischen Traditionen zu überbrücken, und erstrebten damit eine einheitliche Lehre als
philosophische und religiöse Wahrheit schlechthin. Von der Synthese ausgenommen war nur der
Epikureismus, den die Neuplatoniker insgesamt verwarfen und nicht als legitime Variante der
griechischen Philosophie betrachteten.
Zwischen dem heidnischen Neuplatonismus und dem Christentum bestand ein schwer
überbrückbarer inhaltlicher Gegensatz. Synesios, der zugleich Christ und Neuplatoniker war,
versuchte eine Harmonisierung. In Konfliktfragen gab er aber letztlich der platonischen Philosophie
gegenüber den Glaubenslehren den Vorzug. Die religiös orientierten nichtchristlichen Platoniker,
welche die geistige Basis für einen Fortbestand heidnischer Religiosität in gebildeten Kreisen
schufen, erschienen den Christen als prominente und hartnäckige Gegner.
Zu Opfern von Verfolgung und Vertreibung wurden Personen aus diesem heidnischen Milieu
aber nicht wegen ihres Festhaltens an ihrem religiös-philosophischen Weltbild, etwa bei der
Vermittlung herkömmlicher Bildungsinhalte an Schüler, sondern wegen ihrer Kultpraxis. Seit
Jamblichos von Chalkis schätzten und praktizierten viele Neuplatoniker die Theurgie, eine rituelle
Kontaktaufnahme mit den Göttern zum Zweck des Zusammenwirkens mit ihnen. Aus christlicher
Sicht war das Zauberei, Götzenkult und Beschwörung teuflischer Dämonen. Radikale Christen
waren nicht bereit, solche Praktiken zu dulden, zumal sie davon ausgingen, dass es sich um einen
böswilligen Einsatz von Zauberkräften handle.
Neben den Konflikten zwischen heidnischen und christlichen Einwohnern von Alexandria
gab es zugleich auch unter den Christen schwere Zerwürfnisse zwischen Anhängern
unterschiedlicher theologischer Richtungen sowie Auseinandersetzungen zwischen Juden und
Christen. Damit vermischten sich politische Gegensätze sowie Machtkämpfe, zu deren Hintergrund
auch persönliche Feindschaften gehörten.
Den Ausgangspunkt der Ereignisse, die schließlich zu Hypatias Tod führten, bildeten
handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen, die eskalierten und zahlreiche
Todesopfer forderten. Der Patriarch Kyrill von Alexandria, der seit Oktober 412 amtierte, war der
Neffe und Nachfolger des Theophilos, dessen Kurs religiöser Militanz er fortsetzte. Kyrill
profilierte sich zu Beginn seiner Amtszeit als radikaler Gegner der Juden. Ein in seinem Sinne
tätiger Agitator namens Hierax schürte den religiösen Hass. Als er bei einer Veranstaltung des
Präfekten Orestes im Theater auftauchte, beschuldigten ihn die anwesenden Juden, er sei nur
gekommen, um einen Aufruhr anzuzetteln. Orestes, der zwar Christ war, aber als oberster
Repräsentant der Staatsmacht für den inneren Frieden zu sorgen hatte, ließ Hierax festnehmen und
sogleich öffentlich unter der Folter befragen. Daraufhin bedrohte Kyrill die Anführer der Juden.
Nach einem nächtlichen Angriff der Juden, die dabei viele Christen getötet hatten, organisierte
Kyrill einen umfassenden Gegenschlag. Seine Anhänger zerstörten die Synagogen und plünderten
die Häuser der Juden. Jüdische Einwohner wurden enteignet und aus der Stadt vertrieben. Die
Behauptung des Sokrates von Konstantinopel, es seien sämtliche in Alexandria lebenden Juden
betroffen gewesen, scheint allerdings übertrieben zu sein. Es gab auch später eine jüdische
Gemeinde in Alexandria. Ein Teil der Vertriebenen kehrte zurück.
Johannes von Nikiu, der die Vorgänge aus der Sicht der Parteigänger des Patriarchen
schildert, beschuldigt Orestes der Parteinahme für die Juden. Diese seien bereit gewesen, Christen
anzugreifen und zu massakrieren, weil sie sich auf die Unterstützung des Präfekten hätten verlassen
können.
Das eigenmächtige Vorgehen des Patriarchen gegen die Juden forderte die Autorität des
Präfekten heraus, zumal Angriffe auf Synagogen gesetzlich verboten waren. Es kam zu einem
erbitterten Machtkampf zwischen den beiden Männern, den höchsten Repräsentanten des Staates
und der Kirche in Alexandria. Dabei stützte sich Kyrill auf seine Miliz. Zur Verstärkung seiner
Anhänger trafen rund fünfhundert gewaltbereite Mönche aus der Wüste ein. Zu diesen militanten
Mönchen hatte Kyrill ausgezeichnete Beziehungen, da er früher einige Jahre unter ihnen gelebt
hatte. Im Milieu der analphabetischen Mönche herrschte eine bildungsfeindliche Einstellung und
radikale Intoleranz gegenüber allem Nichtchristlichen; sie hatten schon den Patriarchen Theophilos
bei der Verfolgung religiöser Minderheiten tatkräftig unterstützt. Die Parteigänger des Patriarchen
behaupteten, der Präfekt schütze Gegner des Christentums, weil er mit ihnen sympathisiere und
selbst insgeheim ein Heide sei. Die fanatisierten Mönche traten dem Präfekten, als er in der Stadt
unterwegs war, offen entgegen und forderten ihn mit Beschimpfungen heraus. Ein Mönch namens
Ammonios verletzte Orestes durch einen Steinwurf am Kopf. Darauf ergriffen fast alle Begleiter
des Präfekten die Flucht, sodass er in eine lebensgefährliche Lage geriet. Seine Rettung verdankte
er herbeieilenden Bürgern, welche die Mönche verjagten und Ammonios ergriffen. Der Gefangene
wurde verhört und starb unter der Folter. Daraufhin lobte Kyrill öffentlich den Mut des Ammonios,
verlieh ihm den Namen „der Bewundernswerte“ und wollte für ihn einen Märtyrerkult einführen.
Damit fand er aber bei der christlichen Öffentlichkeit kaum Anklang, da der tatsächliche Hergang
der Auseinandersetzung allzu bekannt war.
Nun entschied sich Kyrill für ein Vorgehen gegen Hypatia, die sich als Angriffsziel eignete,
da sie eine profilierte heidnische Persönlichkeit im engeren Umkreis des Präfekten war. Nach dem
Bericht des Sokrates von Konstantinopel, der glaubwürdigsten Quelle, wurde das Gerücht
verbreitet, dass Hypatia als Beraterin des Orestes diesen zu einer unnachgiebigen Haltung ermutige
und damit eine Versöhnung zwischen der geistlichen und der weltlichen Gewalt in der Stadt
hintertreibe. Hierdurch aufgestachelt, versammelte sich eine Schar christlicher Fanatiker unter der
Führung eines gewissen Petros, der in der Kirche den Rang eines Lektors innehatte, und lauerte
Hypatia auf. Die Christen bemächtigten sich der alten Philosophin, brachten sie in die Kirche
Kaisarion, zogen sie dort nackt aus und töteten sie mit „Scherben“ („Dachziegeln“). Dann rissen sie
den Leichnam in Stücke, brachten seine Teile an einen Ort namens Kinaron und verbrannten sie
dort.
Johannes von Nikiu präsentiert eine Version, die hinsichtlich des Ablaufs mit der des
Sokrates weitgehend übereinstimmt und nur im Detail etwas abweicht. Nach seiner Darstellung
wurde Hypatia zwar in die Kirche Kaisarion gebracht, aber nicht dort getötet, sondern nackt in den
Straßen der Stadt zu Tode geschleift. Die Folge sei eine Solidarisierung der christlichen
Bevölkerung mit dem Patriarchen gewesen, da er nunmehr den letzten Rest des Heidentums in der
Stadt vertilgt habe. Johannes von Nikiu, dessen Bericht wohl die offizielle Position der Kirche von
Alexandria wiedergibt, rechtfertigt den Mord mit der Behauptung, Hypatia habe den Präfekten und
die Stadtbevölkerung mittels satanischer Zauberei verführt. Unter ihrem Einfluss habe der Präfekt
nicht mehr am Gottesdienst teilgenommen. Den Lektor Petros, den unmittelbaren Anstifter des
Mordes, beschreibt Johannes als vorbildlichen Christen.
Kaum glaubwürdig ist die Schilderung der Vorgeschichte bei Damaskios, der behauptet,
Kyrill habe, als er zufällig am Hause Hypatias vorbeigefahren sei, eine Menschenmenge bemerkt,
die sich davor versammelt hatte, und daraufhin aus Neid auf Hypatias Popularität beschlossen, sie
zu beseitigen.
Für Orestes bedeutete der Mord eine spektakuläre Niederlage und er büßte viel Ansehen in
der Stadt ein, da er weder die mit ihm befreundete Philosophin schützen noch die Täter bestrafen
konnte. Zwar wurde gegen die Mörder Klage erhoben, doch ohne Folgen. Damaskios behauptet,
Richter und Zeugen seien bestochen worden. Eine Gesandtschaft des Patriarchen begab sich nach
Konstantinopel an den Hof des oströmischen Kaisers Theodosius II., um dort die Ereignisse aus der
Sicht Kyrills zu schildern. Etwas später jedoch, anderthalb Jahre nach Hypatias Tod, konnten die
Gegner des Patriarchen ihm einen schweren Schlag versetzen, denn es gelang ihnen, sich in
Konstantinopel durchzusetzen. Kaiserliche Verordnungen vom September und Oktober 416 legten
fest, dass künftig Gesandtschaften an den Kaiser unter Umgehung des Präfekten nicht mehr erlaubt
seien und dass die Miliz des Patriarchen verkleinert und fortan der Kontrolle des Präfekten
unterstellt werde. Demnach verlor diese Truppe den Charakter einer Miliz, die der Patriarch nach
Belieben verwenden und sogar gegen den Präfekten einsetzen konnte. Diese kaiserlichen
Maßnahmen hatten allerdings nicht lange Bestand, schon 418 konnte Kyrill die Befehlsgewalt über
seine Miliz zurückgewinnen.
Die Darstellung des Damaskios, dass Hypatia sowohl die Schriften Platons als auch die des
Aristoteles auslegte und überhaupt über jeden beliebigen Philosophen dozierte, weist sie als
Vertreterin des zu ihrer Zeit vorherrschenden Synkretismus aus. Man ging von einer in den
Grundzügen einheitlichen Lehre aller damals als seriös geltenden philosophischen Richtungen aus.
Die verschiedenen Richtungen, ausgenommen der verachtete Epikureismus, wurden unter dem
Dach des Neuplatonismus zusammengeführt. Dass Hypatia Neuplatonikerin war, wird in der
neueren Forschung nicht mehr bezweifelt. Sokrates von Konstantinopel stellt ausdrücklich fest, sie
habe der Schule angehört, die Plotin begründet hatte, und dies war die neuplatonische.
In der Suda werden ihr mehrere Werke – alle mathematischen oder astronomischen Inhalts –
zugeschrieben: ein Kommentar zur Arithmetik des Diophantos von Alexandria, ein Kommentar zu
den Kegelschnitten des Apollonios von Perge und eine Schrift mit dem Titel „Astronomischer
Kanon“. Unklar ist, ob das letztgenannte Werk ein Kommentar zu den „Handlichen Tafeln“ des
Astronomen Ptolemaios war, wie meist angenommen wird, oder ein eigenes Tafelwerk Hypatias.
Es ist keine einzige konkrete mathematische, naturwissenschaftliche oder philosophische
Aussage überliefert, die Hypatia mit Sicherheit zugeschrieben werden kann. Allerdings hat ihr Vater
Theon in der ältesten Handschrift des von ihm verfassten Kommentars zu Ptolemaios’ Almagest bei
der Überschrift zum dritten Buch angemerkt, es handle sich um eine „von der Philosophin Hypatia,
meiner Tochter“ durchgesehene Fassung. Unklar ist, ob damit gemeint ist, dass sie den Text der
Almagest-Handschrift, die Theon für die Erstellung seines Kommentars verwendete, auf Fehler
durchgesehen hat, oder ob sie korrigierend in den Text von Theons Kommentar eingegriffen hat. Im
Kommentar sind Spuren einer Überarbeitung erkennbar, die möglicherweise anzeigen, dass sie
wirklich an diesem Werk ihres Vaters beteiligt war.
Vermutungen über sonstige Werke, die Hypatia verfasst haben könnte, sind spekulativ,
ebenso wie Versuche, in den überlieferten Texten der Arithmetik des Diophantos und anderer Werke
Spuren ihrer kommentierenden oder bearbeitenden Tätigkeit zu finden.
Schon zu ihren Lebzeiten genoss Hypatia einen legendären Ruf. Synesios rühmte sie
überschwänglich und erwähnte in einem an sie gerichteten Brief ihren großen Einfluss, der sie zu
einem gewichtigen Faktor im öffentlichen Leben mache. Sokrates Scholastikos schrieb in seiner
Kirchengeschichte, sie habe die Philosophen ihrer Zeit übertroffen und sei wegen ihrer
Tugendhaftigkeit allgemein bewundert worden. Dass sie in Alexandria außerordentlich verehrt
wurde, bezeugt auch ein durch die Suda überlieferter Bericht. Daher erregte ihre Ermordung großes
Aufsehen und wurde auch von einem Teil der christlichen Geschichtsschreiber verurteilt. Der
arianische Kirchengeschichtsschreiber Philostorgios nutzte die Gelegenheit, seine theologischen
Gegner, die Anhänger des Konzils von Nicäa, für den Mord verantwortlich zu machen. Auch im
lateinischsprachigen Westen wurde der Vorgang bekannt: Ein Kapitel der unter Cassiodors Leitung
kompilierten Kirchengeschichte Historia ecclesiastica tripartita ist dem Schicksal Hypatias
gewidmet. Diese Version folgt der Darstellung des Sokrates von Konstantinopel, gibt aber
abweichend von dessen Bericht an, die Philosophin sei mit Steinen getötet worden.
Dem Dichter Palladas wird traditionell ein Lobgedicht auf Hypatia zugeschrieben, von dem
fünf Verse in der Anthologia Palatina überliefert sind.
Der wohl auf einer verlorenen spätantiken Darstellung fußende Bericht des Johannes von
Nikiu aus dem 7. Jahrhundert, der den Mord rechtfertigt, gibt die Sichtweise von Hypatias
kirchlichen Feinden wieder. Sie erscheint darin als kriminelle Magierin, die mittels Schadenzauber
schweres Unheil über die Stadt gebracht hat. Daher habe sie getötet werden müssen, zur Strafe für
ihre Verbrechen wie auch zum Schutz der Einwohner. Johannes gehörte der koptischen Kirche an,
die Hypatias Gegner Kyrill zu ihren bedeutendsten Heiligen zählte und die Möglichkeit eines
Fehlverhaltens dieses Kirchenvaters nicht in Betracht zog.
Im 14. Jahrhundert berichtete der byzantinische Geschichtsschreiber Nikephoros Gregoras,
die Kaiserin Eudokia Makrembolitissa, die im 11. Jahrhundert lebte, sei „eine zweite Theano und
Hypatia“ genannt worden. Aus seinen Worten ist zu ersehen, dass Hypatia im mittelalterlichen
Byzantinischen Reich als Muster einer vorzüglich gebildeten Frau fortlebte.
Der protestantische Kirchenhistoriker Gottfried Arnold beurteilte in seiner Unparteyischen
Kirchen- und Ketzer-Historie die Rolle des Patriarchen als verbrecherisch. Im 18. Jahrhundert
wurde das Schicksal Hypatias unter dem Gesichtspunkt der damaligen Gegensätze zwischen
Katholiken und Protestanten sowie zwischen Vertretern der Aufklärung und der katholischen Kirche
thematisiert. Für Voltaire war Hypatia eine vom Klerus beseitigte Vorläuferin der Aufklärung.
Eine Einschätzung von Hypatias philosophischen, mathematischen und astronomischen
Leistungen ist angesichts der sehr ungünstigen Quellenlage spekulativ und problematisch. Man
betont, dass Hypatia ihren Nachruhm den Umständen ihres Todes verdanke, nicht ihrem
Lebenswerk. Eine Gegenposition zu dieser skeptischen Einschätzung ihrer Bedeutung ist in der
feministischen Forschung anzutreffen. Ihr Schicksal erscheint als Beispiel dafür, „wie man mit der
weiblichen Intellektualität und wie man mit weiblicher Autorschaft umzugehen pflegte“. So wie
Hypatias Leichnam zerstückelt wurde, so sei auch ihre Lebensleistung durch die Überlieferung
zerstückelt worden. „Sie der Vergessenheit zu überantworten, war Kalkül.“
Die Aussage des Philostorgios, Hypatia habe ihren Vater in der Mathematik und Astronomie
weit übertroffen, bietet einen Anhaltspunkt für die in moderner wissenschaftlicher und
nichtwissenschaftlicher Literatur vertretene Meinung, sie sei zu ihrer Zeit auf diesen Gebieten
führend gewesen. Mit der Betonung ihrer wissenschaftlichen Qualifikation verbindet sich bei
manchen modernen Beurteilern die Ansicht, ihr Tod markiere einen historischen Einschnitt: das
Ende der antiken Mathematik und Naturwissenschaft und insbesondere der Beteiligung von Frauen
an wissenschaftlichen Bestrebungen.
Charles Leconte de Lisle schrieb ein Hypatia-Gedicht, das in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts viele Leser fand, und das kurze Drama Hypatie et Cyrille (1857). Er verherrlichte das
Ideal einer Verbindung von Weisheit und Schönheit, das er in Hypatia verwirklicht sah.
Nach Hypatia ist der Asteroid Hypatia benannt, der am 1. Juli 1884 von Viktor Knorre an
der Berliner Sternwarte entdeckt wurde. Auch der Mondkrater Hypatia trägt ihren Namen. Nördlich
des Kraters befinden sich Mondrillen, die Rimae Hypatia („Hypatia-Rillen“) heißen. 2015 wurde
der Exoplanet Hypatia nach einem öffentlichen Wettbewerb nach Hypatia benannt.
Aber auf welche Art und wie soll man das auffassen?
Wie soll man die unsagbare Schönheit sehen,
Die gleichsam im innersten Heiligtum bleibt
Und nicht herauskommt,
Dass sie auch ein Uneingeweihter zu sehen bekäme?
So gehe denn und kehre ein
In sein Inneres, wer es vermag.
Er lasse draußen,
Was der Blick des Auges erschaut,
Er sehe sich nicht um nach dem,
Was ihm vormals als Glanz schöner Leiblichkeit erschien.
Denn wenn man die leibliche Schönheit erblickt,
Muss man nicht in ihr aufgehen wollen,
Sondern im Bewusstsein, dass sie nur Schatten
Und Schemen zeigt,
Zu dem flüchten, dessen Abbild sie ist.
Denn wer heranliefe, um sie als etwas Wahrhaftes zu umfangen,
Etwa wie eine schöne Gestalt,
Die auf dem Wasser schaukelt –
Jemand, der eine solche umfassen wollte,
Heißt es in einem bekannten, sinnreichen Mythos,
Versank in die Tiefe der Flut
Und ward nicht mehr gesehen, –
Der würde, wenn er sich an dem Schönen der Sinnenwelt festhielte
Und nicht davon losließe,
Ganz in derselben Weise zwar nicht leiblich ,
Doch geistig in dunkle,
Der Vernunft unerfreuliche Tiefen versinken,
Würde dann blind im Hades leben
Und hier und dort mit Schatten verkehren.
„Auf, lasst uns fliehen zum geliebten Lande der Väter!“
Wollen wir uns lieber zurufen.
Aber wohin geht die Flucht
Und wie wollen wir ins offne Meer gelangen?
Wie es Odysseus andeutet, will ich meinen,
Der von der Zauberin Circe oder von Kalypso wegeilend
Keinen Gefallen am Bleiben fand,
Obgleich sein Auge im Anblick der Lust schwelgte
Und er sinnliche Schönheit vollauf genoss.
Vaterland aber und Vater sind für uns dort,
Von wo wir gekommen sind.
Und wie geht unsre Fahrt und Flucht vor sich?
Nicht zu Fuß sollen wir hinwandern,
Denn die Füße tragen uns von einem Land zum andern.
Wir brauchen uns nicht nach einem Fuhrwerk mit Rossen
Noch nach einem Schiff zu Meere umzusehen,
Sondern das alles muss man lassen und gar nicht sehen,
Man muss sein Auge gleichsam schließen,
Man muss ein andres dafür eintauschen und eröffnen,
Das alle besitzen,
Dessen sich aber wenige bedienen.
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Auch das „leichte Leben“ ist dort anzutreffen
Und die Wahrheit ist ihnen Mutter
Und Amme und Sein und Nahrung,
Und sie sehen alles,
Nicht als die werdenden ,
Sondern als die seienden,
Und sehen sich in andern;
Denn alles ist klar und durchsichtig,
Nichts dunkel oder widerstrebend,
Sondern jeder ist jedem offenbar nach innen
Und durch alles hindurch,
Denn Licht zu Licht heißt es dort.
Es hat auch jeder jedes in sich selbst
Und wiederum sieht er in dem andern alles,
So dass überall alles und alles
Alles ist und jedes alles
Und unermesslich der Glanz;
Denn jedes an ihnen ist groß,
So auch das Kleine groß
Und die Sonne dort die Gesamtheit der Gestirne
Und jedes Gestirn wieder Sonne und alles.
An einem jedem ragt ein anderes hervor,
Es zeigt aber zugleich alles.
Hier ist auch reine Bewegung,
Denn sie stört auf ihrem Gang
Nicht eine andere von ihr verschiedene Bewegung,
Auch die Ruhe wird nicht erschüttert,
Weil sie nicht getrübt wird durch Unbeständigkeit;
Und das Schöne ist schlechthin schön,
Weil es nicht nur im Schönen ist.
Ein jeder schreitet nicht wie auf fremdem Boden,
Sondern eines jeden Stätte ist er selbst, was er ist,
Und da sein Lauf sich nach oben richtet,
Geht sein Ausgangspunkt mit,
Und nicht ist er selbst ein anderes
Noch der Raum ein anderes.
Denn auch das Substrat ist Vernunft
Und er selbst ist Vernunft,
Etwa wie man auch diesen sichtbaren
Lichtartigen Himmel ansehen könnte
Als Erzeuger dieses aus ihm kommenden Lichtes.
Hier nun in der Sinnenwelt
Geht wohl ein anderer Teil aus dem andern Teil hervor
Und jeder Teil bleibt allein für sich;
Dort aber geht aus dem Ganzen immer jeder Teil hervor
Und doch ist immer zugleich der Teil und das Ganze.
Zwar erscheint er als Teil,
Aber das scharfe Auge erblickt ihn als Ganzes,
Ein Auge, wie es Lynkeus gehabt haben muss,
Der nach der Sage ins Innere der Erde sehen konnte.
Für das Schauen dort oben gibt es keine Ermüdung,
Keine Sättigung und kein Aufhören;
Denn es war ja kein Mangel vorhanden,
Nach dessen endlicher Erfüllung man Genüge hätte,
Noch auch Mannigfaltigkeit oder Verschiedenheit,
Dass etwa dem einen nicht gefallen könnte
Was dem andern gefällt:
Unermüdlich, unerschöpft ist alles.
Doch gibt es Unerfülltes in dem Sinne,
Dass die Erfüllung nicht zur Verachtung des Erfüllenden führt;
Denn im Anschauen vergrößert sich das Schauen,
Und wer sich selbst
Und das Gesehene als unendlich schaut,
Folgt damit nur seiner eigenen Natur.
Ferner bringt das Leben, wenn es rein ist,
Niemandem Ermüdung;
Und wer das beste Leben lebt,
Was sollte den ermüden?
Das Leben aber ist Weisheit,
Eine Weisheit, die durch Nachdenken
Keinen Zuwachs erhält,
Weil sie immer vollständig war,
Auch keinen Mangel erleidet,
Dass es der Forschung bedürfte,
Sondern es ist die erste und ursprüngliche,
Von keiner andern abgeleitete,
Ja, das Sein selbst ist die Weisheit.
Darum ist keine größer
Und die Wissenschaft als solche
Thront dort neben der reinen Vernunft
In der Weise, dass sie mit einander in die Erscheinung treten,
Wie man in einem Gleichnis etwa
Die Dike zum Dis gesellt.
Denn alle dergleichen Dinge sind dort
Wie durch sich selbst
Und in sich selbst sichtbare Bilder,
So dass der Anblick ein Genuss
Überglücklicher Beschauer ist.
Der Weisheit Größe nun und Macht
Möchte jemand schauen,
Weil sie alles Seiende in sich befasst
Und geschaffen hat
Und alles ihr folgt
Und sie selbst alles Seiende ist
Und alles mit sich verbunden hält
Und mit ihm eins geworden ist:
Kurz, das Sein da droben ist die Weisheit.
Aber wir sind zu jenem Verständnis
Noch nicht hindurchgedrungen,
Weil wir die Wissenschaften
Für Erzeugnisse der Spekulation
Und für ein Konglomerat
Aus wissenschaftlichen Prämissen halten,
Und das trifft doch nicht einmal
Für die irdischen Wissenschaften zu.
Sollte jedoch hierüber jemand in Zweifel sein,
So wollen wir diese vor der Hand lassen;
Was aber jene Wissenschaft betrifft,
Bei deren Anblick auch Platon sagte:
Sie ist nicht eine andere in einem andern –
(Aber wieso, das ließ er uns offen zu suchen
Und zu finden, wenn anders wir uns solcher Rede würdig achten) –
Damit also machen wir vielleicht besser den Anfang.
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Bringt aber jemand von uns,
Unvermögend sich selbst zu schauen,
Von jener Gottheit zum Schauen ergriffen,
Es zu einer Anschauung,
Dann bringt er sich selbst zur Anschauung
Und schaut ein schöneres Bild seiner selbst.
Lässt er jedoch jenes Bild, obwohl es schön ist,
Und geht er ganz in sich selbst zurück,
Ohne mehr eine Trennung wahrzunehmen,
Dann ist alles zugleich eins mit jener Gottheit,
Die in aller Stille herbeigekommen,
Und er ist mit ihr eins, soweit er kann und will.
Wendet er sich aber wieder zur Zweiheit,
Dann ist er, falls er rein bleibt,
In seiner nächsten Nahe,
So dass er auf die obige Weise
Sich wieder mit ihr vereinigen kann,
Wenn er sich wieder zu ihr wendet.
Bei der Hinwendung hat er diesen Gewinn:
Anfangs wird er seiner selbst inne
So lange er ein anderer ist;
Eindringend aber in das Innere hat er das Ganze,
Und den Blick nach rückwärts aufgebend
Aus Furcht vor der Entzweiung, ist er immer dort,
Und wenn er begehrt etwas als ein anderes zu schauen,
Stellt er sich aus sich selbst heraus.
Es muss aber, wer dies lernen will,
Dasselbe in stets anhaltender Forschung
Wie in einem Abriss genau erforschen,
Und nachdem er gelernt hat, worin er sich versenkt,
Und sich überzeugt hat,
Dass er sich in einen preisungswürdigen Gegenstand versenkt,
Muss er sich nunmehr ganz in das Innere versenken
Und statt zu schauen die Anschauung eines andern werden,
Strahlend, wie er von dort kommt
In reinen Gedanken.
Wie mag indessen jemand in der Schönheit sein
Ohne sie zu sehen?
Nun, so lange er sie sieht als ein anderes,
Ist er noch nicht in der Schönheit,
Ist er sie aber geworden,
Dann ist er gerade so am meisten in der Schönheit.
Geht nun die Schönheit auf ein Äußeres,
So darf das Schauen kein anderes sein,
Als das, welches mit dem geschauten Gegenstand eins ist;
Dies ist aber gleichsam ein Innewerden
Und Empfinden seiner selbst,
Verbunden mit der Scheu,
Dass man in dem Bestreben, mehr zu schauen,
Von sich selbst abfalle.
Man muss aber auch jenes beachten,
Dass die Empfindungen des Übels
Größere Eindrücke hinterlassen,
Aber geringere Erkenntnisse,
Die da durch den Eindruck gleichsam herausgeschlagen werden.
Denn die Krankheit gibt mehr einen schlagartigen Eindruck,
Die Gesundheit aber, welche ruhig bei uns weilt,
Ein stilles Verstehen ihrer selbst,
Denn sie wohnt bei uns als unsere Hausgenossin
Und wird mit uns eins;
Jene aber ist etwas fremdes und nicht heimisches,
Und dadurch ganz wahrnehmbar,
Dass sie uns immer etwas anderes zu sein scheint;
Das uns eigentümliche jedoch sind wir selbst,
Wir werden es nicht gewahr.
Sind wir aber wie oben angegeben beschaffen,
Dann sind wir von allen am meisten uns unserer selbst bewusst,
Indem wir das Wissen von uns
Und uns selbst zu einer Einheit gebracht haben.
Dort oben indessen, wenn wir am meisten
Nach der Vernunft und begrifflich erkennen,
Glauben wir nicht zu wissen,
Indem wir auf den Eindruck eines inneren Sinnes gewiesen sind,
Welcher meint, nicht gesehen zu haben;
Denn der hat nicht gesehen
Und dürfte auch dergleichen niemals sehen.
Das Misstrauen also hegt die sinnliche Empfindung,
Der andere aber, der Geist ist der Schauende;
Oder falls auch jener misstrauen sollte,
Dann dürfte er auch nicht an seine eigene Existenz glauben,
Denn allerdings kann er,
Auch aus sich selbst herausgestellt
Wie ein sichtbarer Gegenstand,
Mit leiblichem Auge sich nicht sehen.
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AUGUSTINUS
Verehrter Meister Platon, neulich sagte mir eine christliche Matrone namens Elisabeth, sie glaube,
die Seele sei vor der Empfängnis bei Gott gewesen. Das hat mich bewogen, dich zu einem Gespräch
über die Seele einzuladen.
PLATON
Ja, fürwahr, hochweiser Augustinus, deine Matrone Elisabeth hat meine Vision verstanden. Es ist
meine Vision, dass die Seele vor der Zeugung durch den Mannessamen und der Empfängnis im
Uterus der Mutter bereits lebte. Wie du weißt, nennt man das Präexistenz der Seele. Ich hatte die
Vision, dass die Seele, die auf griechisch Psyche heißt und einem Schmetterling verglichen wird,
vor ihrer Inkarnation in einem himmlischen Reich war, das ich den Himmel der ewigen Ideen
nenne. Dort schaute die Seele die Götter des Himmels, dort schaute die Seele die Ideen der
Schönheit, der Wahrheit, der Güte und der Liebe. In diesem Himmel der Ideen war die Seele von
aller Ewigkeit. Es gibt keinen Anfang der Seele, sie hat weder Anfang noch Ende, sie ist
unsterblich, sie ist ewig.
AUGUSTINUS
Wenn nun die Seele von Ewigkeit zu Ewigkeit existiert und lebt, so muss man sie ja Gott nennen.
Und so viele Myriaden Seelen es gibt, so viele Götter gäbe es dann auch. Dann wären Zeus und die
zwölf Götter des Olymp nicht alles, dann gäbe es Myriaden Götter. Aber was wir Gott nennen, ist
der Ursprung von allem, die Ursache aller Bewegung, das ewige Sein, das Höchste, das Absolute,
was alles umfängt und erfüllt und zugleich übersteigt, und darum kann es nur einen Gott geben.
Was Alles ist, Alles durchdringt, alles umgibt, alles übersteigt, kann man nur als Einheit denken.
Credo in Unum Deum – ich glaube an den Einen Gott. Wenn es aber nur Einen Gott gibt, der
Ursprung von allem Lebendigen ist, können die Seelen nicht ewige Götter sein, sondern müssen
irgendwie abgeleitet sein von diesem Gott. Die Seele ist also nicht göttlich und ewig. Was aber nicht
göttlich ist, das ist Geschöpf, was nicht ewig ist, das hat einen zeitlichen Anfang. Wir Christen
bekennen den Schöpfergott – Creator ex nihilo – der alles geschaffen hat, die sichtbare und die
unsichtbare Welt. Gott ist der Schöpfer der unsichtbaren Seele und der Schöpfer des sichtbaren
Leibes. Wenn Mann und Frau sich in Liebe vereinigen, werden sie zu Mitschöpfern mit dem
Schöpfergott und so bereitet der Schöpfer den Leib. Die Seele wird im Augenblick der Zeugung und
Empfängnis von Gott aus dem Nichts geschaffen und in den Keim des Körpers im Schoß der Mutter
eingehaucht oder, wie unsere Dichter sagen, in einem Kuss Gottes mitgeteilt.
PLATON
So leugnet ihr die Existenz der Idee der Seele?
AUGUSTINUS
Nein, wir behaupten, dass der allwissende Gott die Seelen alle in seinem Geist vorhergewusst hat.
Die Ideen der Seelen sozusagen existierten im Geist Gottes. Wenn wir deinen Schüler Aristoteles zu
Rate ziehen wollen, so ist die Seele die geistige Form des Körpers, aber der ewige Logos ist die
geistige Form der Seelen. Der Logos oder Christus, der allein präexistent ist, ist die Form der
Seelen, darum wir sagen, dass jede menschliche Seele von Natur aus christlich ist, denn sie ist im
Bild und Gleichnis Christi geschaffen von Gott dem Vater aus dem Nichts und im Geiste Gottes
eingehaucht in den Körper.
PLATON
Nun, wie die Seele in den Körper kommt, da sind wir unterschiedlicher Meinung. Ich hatte von den
alten Weisen Ägyptens die Lehre vom Sündenfall der Seele vernommen. Da die Seele in der
glückseligen Anschauung der Ideen war oder, wenn man so will, die himmlischen Götter geschaut
hatte, nun aber offensichtlich in der finsteren Materie unglücklich und unwissend ist, musste ich
notwendiger Weise auf einen Sündenfall der Seele schließen. Denn dass Zeus so grausam wäre, die
glückselige Seele aus dem Ideenhimmel aus purer Bosheit in das Elend der finsteren Materie zu
verbannen, das zu denken, verbot mir meine Ehrfurcht vor dem Gott, denn ich die Güte nannte.
Worin genau der Sündenfall der Seele bestand, wurde mir von meinem Daimonium nicht offenbart.
Aber es muss sich im Himmel eine Tragödie ereignet haben.
AUGUSTINUS
Uns berichten die Heiligen Schriften der Hebräer von einem Sündenfall am Anfang der Menschheit.
Der Mensch ist ursprünglich von Gott sehr gut geschaffen worden, als Mann und Frau, beide
Abbilder Gottes. Und sie lebten in Harmonie mit Gott, in Harmonie untereinander, in Harmonie mit
der Natur. Gott gab ihnen nur ein einziges Gebot. Aber verführt von einem bösen Geist übertraten
sie das einzige Gebot Gottes. Sie kamen so in den Zustand der Trennung von Gott, das nennen wir
Sünde. Die Menschen untereinander kamen in einen Zustand des Brudermordes. Und auch die
Natur geriet durch den Fall des Menschen in den Bereich des Krieges, der Vergänglichkeit und des
Todes. Das ist der Sündenfall der ersten Menschen, und seitdem lebt die Menschheit im Bereich der
Sünde. Die Sünde wird von Generation zu Generation weitergegeben. Jede Seele, die geschaffen
wird und in einen Körper kommt, gerät in den Einflussbereich der Sünde. Zwar ist die Seele von
Gott gut geschaffen, aber durch die Umweltverschmutzung der Erbsünde neigt die Seele zum
Bösen. Diese Erbsünde wird hinweggenommen durch das Bad der Wiedergeburt, das Sakrament der
Taufe. Darum sollen nach dem Befehl des Meisters Jesus alle Menschen getauft werden. Einzig die
Seele der Jungfrau Maria war voll der Gnade, von ihrer Empfängnis an von der Erbschuld befreit,
denn der Logos wollte von einer makellosen Jungfrau geboren werden.
PLATON
Wie dem auch sei, die Seele ist mit dem Leib verbunden. Aber dieser Leib ist das Verließ der Seele.
Der Körper ist ihr Kerker. Solange sie im Körper ist, lebt sie in der Verbannung, ist sie fern von der
himmlischen Heimat. Ja, der Leib ist der Sarg der Seele. Darum übt sich der Philosoph in den Tod
ein. Ja, Philosophieren ist Einübung ins Sterben. Im Tod scheidet sich die Seele vom Körper und
fliegt in die Freiheit. Auch der Philosoph erhebt sich über die körperliche Schönheit und schwebt
hinan zur geistigen Betrachtung der göttlichen Schönheit.
AUGUSTINUS
Dagegen halten wir Christen den Leib für gut. Der Schöpfer hat den Leib geschaffen. Der Logos hat
einen menschlichen Leib angenommen. Wir empfangen den Leib Christi im Abendmahl. Die
körperliche Vereinigung von Mann und Frau besiegelt das Sakrament oder Mysterium der
christlichen Ehe.
PLATON
Ihr erklärt die sexuelle Vereinigung von Mann und Frau zu etwas Göttlichem? Ich dagegen
bevorzuge die keusche Knabenliebe, da der Weise den schönen Jüngling mit keuscher
Bewunderung für seine Schönheit liebt, ohne sexuelle Begierde zu erfahren. Allein die
philosophische Liebe, die man nach mir auch platonische Liebe nennt, ist der Seele wahrhaft
würdig. Der Philosoph liebt nur mit den Augen die Schönheit des Lieblings und mit den Ohren
lauscht er der Seele des Lieblings und der Schönheit der Tugend. Jede Begierde und sexuelle
Vermischung ist dem Philosophen ein Gräuel. Denn diese Art von Liebe macht den Menschen den
Tieren ähnlich.
AUGUSTINUS
Wir erkennen zwei Lebensweisen, sich mit der Liebe Gottes zu vereinigen. Die erste ist die heilige
Ehe. Aber du musst sie nicht vergleichen mit den Bordellen im Hafen von Korinth. Die christliche
Ehe lebt in aller Keuschheit die wechselseitige selbstlose Hingabe als einen Spiegel der Liebe
Christi zu seiner Braut Kirche. Die andere Lebensweise ist die der Jungfräulichkeit. Die Jungfrau
verzichtet auf einen sterblichen Ehemann, um sich mit dem Bräutigam Jesus zu vermählen. Auch
wir haben weise Männer, die ehelos leben in einem mystischen Verlöbnis mit der Weisheit Gottes.
PLATON
Ich weiß, wie schwer es ist, die Leidenschaften zu zügeln. Ich weiß nicht, ob ich die Apathie mein
Ideal nennen soll. Ich meine, in der Seele sind drei Kräfte. Die erste ist die Leibseele, sie gleicht
einem wilden Hengst, es sind die Triebe und stürmischen Leidenschaften. Die zweite Kraft ist die
Geistseele, auch sie gleicht einem Hengst, einem edlen Ross. Die beiden Pferde ziehen den Wagen
der Seele. Auf dem Wagen der Seele steht der Jüngling Wagenlenker, das ist die Vernunft des
Menschen, sie muss die beiden Pferde lenken. Wenn das Ross der Leidenschaften nicht von der
Vernunft gezügelt wird, reißt es den Wagen der Seele in den Abgrund.
AUGUSTINUS
Ja, wenn ich sage, Leib und Seele sind von Gott sehr gut erschaffen, dann muss ich doch dazu
sagen, dass die Seele den Leib regieren soll und nicht umgekehrt. Nun, auch ich behaupte drei
Kräfte in der Seele, nämlich Erkenntnis, Gedächtnis und Willen. Die Erkenntnis geschieht mithilfe
der Vernunft des Menschen und bezieht sich auf die göttliche Weisheit als ihr Ziel. Das Gedächtnis
erinnert sich an alle gewonnenen Erkenntnisse und bewahrt sie in der Seele. Das Wollen geschieht
durch den menschlichen Willen und bezieht sich auf die göttliche Liebe als ihr Ziel. Ich bin der
Meinung, von diesen dreien ist der Wille die wichtigste Kraft. Aber ich gebe auch zu, dass man
darüber streiten kann, denn wir haben in der Kirche auch Gelehrte, die die Vernunft über den Willen
stellen.
PLATON
Was aber macht die Schönheit der Seele aus? Die Tugend ist die Schönheit der Seele. Und was ist
Tugend? Es gibt drei Tugenden und eine vierte. Die Tugenden heißen Weisheit, Starkmut und Maß
und die vierte ist die Gerechtigkeit. Das könnten wir nun auch auf einen gerechten Staat beziehen,
aber bleiben wir beim einzelnen Menschen. Die Weisheit ist die Tugend des Geistes, Klugheit,
Erkenntnis und Vernunft. Starkmut, Mut oder Tapferkeit ist die Tugend des Herzens, das Gegenteil
von Kleinmut und Verzweiflung. Das Maß, das Maßhalten, die Mäßigung oder wenn du willst,
Selbstbeherrschung und Keuschheit ist die Tugend des Leibes. Die Gerechtigkeit nun verwirklicht
sich, wenn diese drei Tugenden verwirklicht sind. Ein Mensch mit einem klugen Geist, einem
mutigen Herzen und einem keuschen Leib ist ein Gerechter.
AUGUSTINUS
Ich stimme dir vollkommen zu. Wir Christen anerkennen diese menschlichen Tugenden, die man
auch Kardinaltugenden nennt. Aber wir kennen noch drei weitere Tugenden, die wir die theologalen
oder göttlichen Tugenden nennen, nämlich den Glauben an Gott, die Hoffnung auf den Himmel und
die selbstlos schenkende Liebe. Und von diesen Tugenden, die von Gott der Seele eingegossen
werden, ist die Liebe die größte. Glauben verwandelt sich in Schauen, Hoffnung in Erfüllung, allein
die Liebe bleibt in Ewigkeit.
PLATON
O die Liebe! Meine Philosophie ist eine Philosophie für Liebende. Die Liebe ist auch bei uns
Griechen ein Gott, Eros, der älteste der Götter, wie die Dichter sagen. Alles, was ich über Eros
weiß, hab ich von der Priesterin Diotima gelernt. Sie sagte: Eros ist nicht Gott und nicht Mensch,
sondern ein guter Dämon, ein Mittler zwischen den Menschen und den Göttern. In der Präexistenz
im Ideenhimmel schaute die Seele die Idee der Schönheit. Als die Seele in den Kerker des Körpers
kam, trank sie von der Lethe, dem Fluss des Vergessens, und vergaß die Idee der Schönheit. Allein
Philosophen und Künstler tranken nur einige Tropfen von der Lethe, sie erinnern sich noch
einigermaßen gut an die göttliche Schönheit. Wenn nun auf Erden die Seele einen schönen Liebling
sieht, erinnert sich die Seele langsam wieder an die himmlische Idee der Schönheit. Dann wachsen
die Flügel der Seele wieder. Eros nämlich, der Dämon, ist die Liebe zur Schönheit. Diotima spricht
von einer Himmelstreppe zur göttlichen Schönheit. Zuerst liebt der Mensch die körperliche
Schönheit des Lieblings. Dann beginnt er, die seelische Schönheit des Lieblings zu lieben, die in der
frommen Tugend besteht. Dann lernt der Mensch, die Tugend an sich zu lieben, die Güte und
Frömmigkeit. Und von dort steigt die Seele auf zur Idee des Wahren, Guten und Schönen, bis er die
göttliche Schönheit in ekstatischen Visionen schaut, welche die Dichter Aphrodite Urania nennen,
die Himmelskönigin. Und das allerhöchste Ziel der Liebe ist die Gutheit, die höchste Gottheit, in
deren Schau die Seligkeit der liebenden Seele besteht.
AUGUSTINUS
Wir kennen diese Liebe und nennen sie den aufsteigenden Eros. Aber wir vervollkommnen diese
Liebe durch die herabsteigende Agape. Jedoch, mein geliebter Platon, immer wenn ich Eros höre,
muss ich an den platonischen Mythos von Eros und Psyche denken.
PLATON
Psyche war ein Mädchen, schön wie Aphrodite. Der Jünglingsgott Eros verliebte sich in Psyches
Schönheit. Eros stieg vom Himmel herab, um sich mit Psyche zu verloben. Er gab ihr ein Gebot, sie
solle nicht begehren, den unsichtbaren Gott zu schauen. Doch von ihren älteren Stiefschwestern
verführt, übertrat sie das Gebot. Eros kehrte ohne Psyche in den Himmel zum Vater Zeus zurück.
Psyche suchte nun ihren himmlischen Geliebten. Sie musste manche Prüfung bestehen. Ja, sie
musste hinabsteigen zum Hades. Wenn ihr nicht des Eros Mutter, die himmlische Aphrodite,
geholfen hätte, sie wäre nie ans Ziel gelangt. Aber Aphrodite führte sie schließlich nach vielen
Prüfungen zu ihrem Sohn im Himmel. Und dort feierten in einer himmlischen Hochzeit Eros und
Psyche die mystische Ehe.
AUGUSTINUS
Und darin ist soviel Wahrheit! Denn der aufsteigenden menschlichen Liebe muss die herabsteigende
göttliche Liebe entgegenkommen. Und das ist das Mysterium des Christentums, dass die göttliche
Liebe herabstieg vom Himmel auf die Erde, um sich mit der menschlichen Seele zu verloben und
sie heimzuholen zur himmlischen Hochzeit. Diese herabsteigende Liebe nennen wir nicht Eros,
sondern Agape. Dies tun wir, damit wir nicht missverstanden werden. Denn die Hetären in den
Freudenhäusern von Korinth berufen sich auch auf Eros und meinen mit Eros Unzucht, Hurerei und
Ehebruch. Wir sprechen aber von der göttlichen, selbstlos schenkenden Liebe. Und dennoch sagen
unsere Mystiker: Jesus ist unser Eros! Jesus ist der Bräutigam der Seele! Unser Eros ward
gekreuzigt! Unser Eros ist auferstanden!
PLATON
Sprechen wir von der Befreiung der Seele. Wie wird Psyche erlöst? Ich sehe keinen anderen Weg
der Erlösung als den der Erkenntnis. Die Psyche muss weise werden. Sie muss mit den Augen der
Liebe alles immer tiefer durchdringen, bis sie zur Schau der göttlichen Ideen hindurchdringt. Dann
erkennt sie ihr verlorenes Paradies. Dann streift sie alle weltlichen und materiellen Fesseln ab und
schwingt sich mit den Flügeln der Liebe zur Schönheit geistig auf in den Himmel, ins Elysium. Der
Tod wird diese Befreiung vollenden. Nur die Seele, die auf Erden schon allen Staub von sich
abgeschüttelt hat, kommt nach Elysium. Die fleischlich gesinnten Seelen kommen entweder in den
Hades oder sie werden wiedergeboren.
AUGUSTINUS
Ich würde sagen, das ist Pelagianismus, denn diese Häresie lehrt, der Mensch könne aus eigener
Kraft selig werden. Aber die katholische Offenbarung Gottes sagt, dass alle Menschen Sünder sind
und nur gerettet werden können durch den Retter und Erlöser Jesus Christus. Der nahm alle Sünden
auf sich und starb und ist auferstanden und macht und gerechtfertigt vor Gott aus reiner Gnade
durch den Glauben, der in der Liebe tätig ist. Und diese Gnade des Erlösers wird uns im Sakrament
der Taufe zuteil und in den anderen Sakramenten, vor allem der Eucharistie. Die Kirche feiert
sieben Sakramente. Aber man könnte das betende Lesen der Heiligen Schrift quasi das achte
Sakrament nennen. Also: Die Seele kann nur durch den Erlöser erlöst werden. Wer sich der
Erlösung verweigert, wird verdammt. Wer die Erlösung annimmt, kommt entweder direkt in den
Himmel oder er geht zuvor durch eine Phase der Läuterung und kommt dann in den Himmel. Eine
Wiedergeburt lehrt die göttliche Offenbarung definitiv nicht, sondern, wie der weise Paulus sagt:
Wir sterben einmal und dann kommt das Gericht.
PLATON
Nun lehrte aber der weise Pythagoras, die Seele wandere von Körper zu Körper. Darum aßen die
Pythagoräer keine Bohnen, denn die Bohnen waren Sitz der Ahnen. Auch der göttliche Mann
Empedokles lehrte die Metempsychose oder Reinkarnation. Wie ich auch einige Juden von diesem
Glauben flüstern hörte.
AUGUSTINUS
Ich weiß, ich kenne diese mystische Synagoge. Auch am Indus fabeln sie von der Wiedergeburt.
Kann aber eine greise Seele wieder zu einer kindlichen Seele werden? Kann eine menschliche
Geistseele zu einer animalischen Tierseele oder gar einer vegetabilen Pflanzenseele werden? Die
eine einmalige Seele ist die eine einmalige Form diesen einen einmaligen Leibes. Der Mensch ist
nicht allein die Seele mit verschiedenen zufälligen Leibern, sondern der Mensch ist diese einmalige
Einheit von Leib und Seele. Weil der Mensch die Einheit von Leib und Seele ist, darum lehren wir
nicht allein die Unsterblichkeit der Seele, sondern auch die Auferstehung des Fleisches.
PLATON
O Unsterblichkeit der Seele! Sokrates sagte, die Seele ist das Lebensprinzip des Leibes. Und was an
sich ein Lebensprinzip ist, kann nicht sterben. Auch umfasst die Seele ja den unendlichen Kosmos.
Die Seele bewegt sich frei von Raum und Zeit. Sie kann die Ewigkeit umfassen in ihrer Meditation.
Darum ist die Seele der Ewigkeit gemäß.
AUGUSTINUS
Ich stimme dir vollkommen zu. Dazu kommt, dass die Seele ein substanzielles eigenständiges und
immaterielles Wesen ist. Beim Zerfall des materiellen Körpers kann das immaterielle und
eigenständige Wesen der Psyche nicht mit zerfallen.
PLATON
Wie wollen wir aber das ewige Ziel der Seele nennen? Wir Griechen nennen es Elysium. Und
unsere griechischen Dichter singen Oden an die Freude, die Tochter aus Elysium. Elysium ist ein
himmlischer Garten, eine vollkommene Gegenerde. Dort leben die unsterblichen Seelen mit den
himmlischen Nymphen und schauen den Tanz der Ideen und die Schönheit der unsterblichen Götter.
AUGUSTINUS
Wir nennen die ewige Heimat Paradies. Nach der Auferstehung des Fleisches werden die erlösten
unsterblichen Seelen in ihren auferstandenen unsterblichen Geistleibern schauen von Angesicht zu
Angesicht die Urschönheit der Urgottheit. Sie werden schmachten nach dem Genuss der Gottheit
und werden befriedigt von der Liebe Gottes. Aber sie werden nicht so schmachten, dass sie
unglücklich werden, denn sie werden ja befriedigt. Aber sie werden auch nicht so befriedigt, dass
sie des Himmels überdrüssig werden, sondern sie werden auch ewig schmachten. Und so wird die
Seele im Geistleib hineingesogen in das Liebesspiel der dreifaltigen Liebe der Einen Gottheit.
PLATON
Nun haben wir aber genug philosophiert. Lass uns eine Flasche Wein köpfen.
AUGUSTINUS
Ja! Ich bin kein Abstinenzler, ich trinke gerne Wein, aber nicht zuviel, wie es sich für einen Bischof
gehört.