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Der Klostergarten in Hirsau

Wissenswertes rund um den Garten


und gesammelte Erfahrungsschätze
über fünfzig angebaute Pflanzen

?
Ein Ratgeber zum Nachschlagen bei allen Fragen rund
um den Klostergarten
Gibt es den Klostergarten schon lange?
Wie wurden Heilpflanzen früher verwendet?
Warum kann man mit Pflanzen heilen?
Wie viel Wasser braucht eine Pfingstrose?
Wann schneide ich Lavendel?
Welche Pflanze hilft gegen Insektenstiche?
Wogegen wirkt eigentlich Pfefferminztee?

Gibt es auch Führungen?


Ja! Bitte bei der Stadtinformation Calw oder der Ortsverwaltung
Hirsau nachfragen.

Geschrieben und zusammengestellt von Ortrud Grieb aus Bieselsberg im Jahr 2003 n. Chr.
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Liste der deutschen Pflanzennamen 4

Der Klostergarten in Hirsau 5

Geschichtliches zur Heilpflanzenkunde 6

Inhaltsstoffeinteilung 7
Ätherische Öle 8
Alkaloide 9
Glykoside 10
Bitterstoffe 10
Gerbstoffe 11
Schleimstoffe 11
Andere Stoffe 11

Allgemeines zur Verwendung 11


Sammelkalender 11
Ernte, Trocknung, Aufbewahrung 13
Zubereitung 13

Kulturarbeiten und Pflanzenansprüche im Überblick 15


Winterschutz 15
Ein- und zweijährige Pflanzen 15
Beetwechsel 15
Wasser, Düngung, Licht 15
Schnitt 16

Pflanzen 18

Achillea millefolium - Schafgarbe (VI - X) 18

Agrimonia eupatoria - Odermennig (VI-VIII) 19

Alcea rosea = Althaea rosea - Stockmalve, Stockrose (VII-IX) 19

Alchemilla vulgaris - Frauenmantel (VI-VIII) 20

Allium fistulosum - Winterzwiebel 20

Allium schoenoprasum - Schnittlauch (VI-VII) 21

Althaea officinalis - Eibisch (VII) 21

Anthemis tinctoria - Färberkamille (VII-IX) 22

Anthriscus cerefolium - Kerbel (VI) 22

Armoracia rusticana - Meerrettich (VI-VII) 23

Artemisia abrotanum - Eberraute (VII-X) 24

Artemisia absinthium – Wermut (VII- IX) 24

Borago officinalis – Borretsch (VI – VII) 25

Calendula officinalis - Gartenringelblume (VI-X ) 25

Chamaemelum nobile – Römische Kamille (V-VIII) 26

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Hypericum perforatum - Johanniskraut (V-VIII) 27

Hyssopus officinalis – Ysop (VI-IX) 28

Inula helenium – Alant (VII-X) 28

Iris germanica „Florentina“ – Veilchenwurzel (V-VI) 29

Iris sanguinea „Snow Queen“ - Iris (V-VI) 29

Lavandula angustifolia - Echter Lavendel ( VI - VII) 29

Levisticum officinale - Maggikraut, Liebstöckl (VII-VIII) 30

Lilium candidum - Madonnenlilie (VI-VII) 31

Linum perenne – Staudenlein (VI – VIII) 31

Lysimachia nummularia – Pfennigkraut (V-VII) 32

Marubium vulgare - Andorn (VI-VII) 32

Melilotus officinalis – Steinklee (VI-IX) 32

Melissa officinalis - Zitronenmelisse (VI-VIII) 33

Melissa officinalis „Variegata“ 33

Melissa officinalis "Aurea" 34

Mentha x piperita (aquatica x spicata) – Pfefferminze (VI-VII) 34

Mentha rotundifolia "Bowles"- Bowles Apfelminze (VI-IX) 34

Mentha spicata – Spearmint, Grüne Minze (VII-IX) 34

Origanum vulgare - Dost (VII-IX) 35

Paeonia officinalis - Pfingstrose (V-VI) 35

Papaver orientale - Türkischer Mohn (V-VI) 36

Petroselinum crispum - Krause Petersilie (VI-VII) 36

Primula veris - Schlüsselblume (IV-V) 37

Pulmonaria officinalis –Lungenkraut (IV-V) 38

Rosa gallica "Officinalis" - Essigrose (VI) 38

Rosmarinus officinalis - Rosmarin (V-VI) 39

Ruta graveolens - Raute (VI-VII) 40

Salvia officinalis - Salbei (VI-VIII) 41

Salvia sclarea – Muskatellersalbei (VI-VII) 42

Satureja hortensis - Bohnenkraut (VII-X) 42

Satureja montana - Winterbohnenkraut (IX) 43

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Sempervivum tectorum – Hauswurz (VII–IX) 43

Stachys officinalis - Heilziest (VII-VIII) 43

Silybum marianum - Mariendistel (VI-IX) 44

Symphytum officinale - Beinwell (V-VII) 44

Tanacetum balsamita – Marienblatt, Frauenminze (VII-VIII) 45

Tanacetum vulgare - Rainfarn (VII-IX) 45

Thymus serphyllum „Coccineus“ – Sand-Thymian (VI-IX) 46

Thymus pulegioides - Gewöhnlicher Thymian 46

Thymus serphyllum - Quendel, Feldthymian (VII-IX) 46

Thymus vulgaris - Gartenthymian (VI-IX) 47

Valeriana officinalis – Baldrian (V-IX) 48

Verbascum thapsus – Königskerze (VII-IX) 48

Verbena officinalis - Eisenkraut ( VII-VIII) 49

Viola odorata - Duftveilchen (III-IV, manchmal 2.Blüte im Herbst) 50

Quellenverzeichnis 50

Liste der deutschen Pflanzennamen


Andorn - Marubium vulgare
Alant - Inula helenium
Baldrian- Valeriana officinalis
Beinwell - Symphytum officinale
Bergbohnenkraut - Satureja montana
Bohnenkraut - Satureja hortensis
Borretsch - Borago officinalis
Dost - Origanum vulgare
Duftveilchen - Viola odorata
Eberraute - Artemisia abrotanum
Eibisch - Althae officinalis
Eisenkraut - Verbena officinalis
Essigrose - Rosa gallica
Färberkamille - Anthemis tinctoria
Frauenmantel - Alchemilla vulgaris
Gartenthymian - Thymus vulgaris
Hauswurz – Sempervivum tectorum
Heilziest - Stachys officinalis
Iris – Iris florentina, sanguinea
Johanniskraut - Hypericum perforatum
Kamille, römisch – Chamaemelum nobilis
Kerbel - Anthriscus cerefolium
Königskerze – Verbascum spec.
Lavendel - Lavandula angustifolia
Lein – Linum perennne
Lungenkraut – Pulmonaria officinalis
Maggikraut - Levisticum officinale
Marienblatt - Tanacetum balsamita
Mariendistel - Silybum marianum

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Meerrettich - Armoracia rusticana


Muskatellersalbei - Salvia sclarea
Odermennig - Agrimonia eupatoria
Petersilie - Petroselinum crispum
Pfefferminze - Mentha x piperita
Pfennigkraut - Lysimachia nummularia
Quendel – Thymus serphyllum
Rainfarn - Tanacetum vulgare
Raute - Ruta graveolens
Ringelblume - Calendula officinalis
Rosmarin - Rosmarinus officinalis
Salbei - Salvia officinalis
Sandthymian – Thymus serphyllum
Schafgarbe - Achillea millefolium
Schlüsselblume - Primula veris
Schnittlauch -Allium schoenoprasum
Steinklee – Melilotus officinalis
Stockrose - Alcea rosea
Thymian - Thymus pulegoides
Wermut – Artemisia absinthium
Winterzwiebel - Allium fistulosum
Ysop – Hyssopus officinalis
Zitronenmelisse - Melissa officinalis

Der Klostergarten in Hirsau


Man muss die Ohren ein wenig abschalten, damit man den kleinen Klostergarten südlich der Aureliuskapelle
genießen kann, denn laut dringt die lärmende Hektik der B 296 über die Mauer in den Klostergarten im
ehemaligen St. Aurelius Kloster in Hirsau. Früher war es in diesem Tal ruhiger.

Im Mittelalter, als die Klostergärten in voller Blüte standen, kannte man noch keine Motoren. Ruhig und einsam
lag das Kloster in dem nach Tannen duftenden Schwarzwaldtal. Rings herum in den Wäldern jagten Wölfe und
Luchse, Besucher folgten einsamen Wegen auf Schusters Rappen oder hoch zu Ross, die Nagold schäumte wild
und ungezähmt durch die Sandsteinblöcke. Nur einzelne Hammerschläge hallten von den Bergflanken wieder.
Im Klostergarten funkelten die Tautropfen auf den Blüten, ein Abt zupfte mit klammen Fingern
Löwenzahnsämlinge zwischen den Madonnenlilien heraus. Bald würde die Sonne über den Berg kommen und
sengende Hitze verbreiten. Das war gut so, denn seine Zöglinge aus den südlichen Ländern jenseits der Alpen
brauchten die Hitze. Nur dann konnten sie die nötigen Kräfte zum Austreiben der Krankheiten sammeln.

Krankheiten gab es immer wieder im Kloster und er war dafür verantwortlich, dass sie richtig behandelt wurden
und genug Heilkräuter vorhanden waren. Damals gab es weder Ärzte noch Apotheken, aber das alte arabische,
griechische und römische Wissen über die Kräuter wurde in den Klöstern gesammelt, die Bücher wurden falls
nötig übersetzt und handschriftlich kopiert, bis zur Erfindung der Buchdruckkunst war es noch ein langer Weg.

Wir wissen bis heute nicht, wo der Klostergarten in den Hirsauer Klosteranlagen damals gelegen hat, der Abt
Wilhelm von Hirsau berichtet jedoch über die Tätigkeiten des Hirsauer Klostergärtners, über einen Jäteinsatz im
Kloster-Kräutergarten und über die Verwendung von Gartenprodukten für Kranke und Schwache. Ein
mittelalterlicher Klostergarten hat also kurz nach der Jahrtausendwende herum existiert.

Bei den Ausgrabungen im Bereich des ehemaligen Aureliusklosters kam der Gedanke auf, auch den
Klostergarten wieder zu neuem Leben zu erwecken. 1989 schrieb Klaus-Peter Hartmann, der Leiter der Calwer
Volkshochschule ein Projekt dazu im VHS-Programm aus. Am 20. April 1996 konnte dann endlich der erste
Spatenstich erfolgen, nachdem man sich mit dem Denkmalsamt darauf geeinigt hatte, nicht tiefer als 30
Zentimeter tief zu buddeln, da unter dem Garten noch unentdeckte archäologische Schätze vermutet werden.

Die Anlage des Gartens ist den mittelalterlichen Klostergärten des Klosters St. Gallen und der Insel Reichenau
nachempfunden, von denen noch Pläne oder Beschreibungen existieren. Die Pflanzenauswahl richtete sich
hauptsächlich nach dem Gartenbuch „Hortulus“, das der Abt Walahfried Strabo (809-849) auf der Insel
Reichenau schrieb. Darin beschreibt er 23 Heilpflanzen in Versform und stöhnt unter anderem auch übers
Unkraut. Die anderen Pflanzen stammen aus dem Arzneischatz der Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179),
die mit dem Hirsauer Kloster in Briefkontakt stand und die bedeutendsten Werke über die Anwendung der
Kräuter im frühen Mittelalter verfasst hat. Natürlich wollen wir auch das Auge des Besuchers erfreuen und

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haben deshalb zum Teil moderne buntblühende Zuchtsorten gepflanzt, die es natürlich im Mittelalter noch nicht
gab. Im Laufe der letzten Jahre haben wir mit zunehmender Erfahrung die Pflanzenauswahl an unseren Standort
und unsere Arbeitslust angepasst. Gepflegt wird der Garten von fleißigen ehrenamtlichen Helfern in
Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei Calw.

Geschichtliches zur Heilpflanzenkunde


Man nimmt an, dass Heilpflanzen die ältesten vom Menschen in Kultur genommenen Pflanzen sind. So ist die
Geschichte der Heilpflanzen eng mit der Geschichte der Menschen, der Glaubenswelt und der
Lebensgewohnheiten verknüpft. Wo kommt Krankheit her und wie ist sie zu heilen? Ist ein Dämon in den
Menschen gefahren? Hat sich der Kranke gegen die Götter versündigt? War es der böse Blick oder gar Zauber,
durch einen anderen herbeigerufen? Welche Heilpflanze schützt mich vor Unglück und bösen Mächten? Viele
der alten Volksbräuche spiegeln noch Riten wider, die auf altem Aberglauben beruhen. Heute belächeln wir
viele der alten Vorstellungen, aber werden zukünftige Generationen nicht ähnlich lächelnd auf unsere
Vorstellungen herab blicken? Die Beschäftigung mit der Geschichte der Heilpflanzen lehrt uns, unsere eigenen
Vorstellungen zu überprüfen und zu relativieren. Sie macht klar, wie wenig wir wirklich wissen und wie viel
alter "Glaube" in unseren heutigen Überzeugungen steckt. Hier soll nun ein kleiner geschichtlicher Überblick
gegeben werden, damit man Namen und Daten besser einordnen kann und vielleicht Lust bekommt, selber
weiter in der Geschichte zu wühlen.
Selbst die kleinste Schnecke weiß, welche Pflanze ihr gut tut, der heutige Mensch wäre ohne ein gutes
Kräuterbuch hoffnungslos aufgeschmissen. Wir können jedoch davon ausgehen, dass die Urmenschen einen
ähnlichen Instinkt hatten, wie die Tiere.
Schon in prähistorischer Zeit, vor ungefähr 60000 Jahren legten die Urmenschen ihren Toten Heilpflanzen mit
ins Grab. Dazu gehörten Eibisch, Schafgarbe und Tausendgüldenkraut. In Gräbern der Jungsteinzeit fand man
Holunder, Schlehen und Kümmel. Überall auf der Erde fand man Pflanzenreste in alten Gräbern, denn Pflanzen
dienten früher nicht nur einfach zum Teekochen, baden, heilen oder ähnlichem, sondern sie hatten eine
kultische, magische Bedeutung, waren bestimmten Göttern geweiht oder dienten zur Abwehr böser Mächte.
Das wahrscheinlich älteste überlieferte Heilpflanzenbuch der Welt wurde 3000 v. Chr. in China geschrieben.
Darin sind ca. 200 Pflanzen erwähnt.
1700 v. Chr. entstanden im Zweistromland babylonische Keilschriften. In einem vom damaligen babylonischen
König Hammurabi herausgegebenen Gesetzbuch wurden Hinweise auf die Verwendung von Heilpflanzen
gegeben. Am umfangreichsten sind die Aufzeichnungen, die man in ägyptischen Königsgräbern fand. Es gibt
kleine Tonmännchen, die Ärzte darstellen und auf denen ausführliche Rezepturen für Arzneien aufgezeichnet
sind. Die berühmteste schriftliche Aufzeichnung ist das "Papyros Ebers", das ca. 1600 v. Chr. verfasst wurde.
Auf dieser 20 m langen Schriftrolle finden sich ca. 800 Rezepte mit zahlreichen Heilpflanzen. In den Pyramiden
eingeritzt finden sich auch Angaben, welch ungeheure Mengen an Knoblauch und Zwiebeln man den Arbeitern
beim Pyramidenbau zu essen gab. Man versuchte dadurch, die Seuchen einzudämmen, die bei der riesigen Zahl
der Arbeiter sonst unweigerlich ausbrachen.
In Indien wurde um 800 v Chr. ein Lehrbuch über ayurvedische Heilkunde (Lehre vom langen Leben)
geschrieben, in dem viele Heilpflanzen beschrieben sind, die heute im Mittelpunkt pharmazeutischer
Untersuchungen stehen.
Der griechische Arzt Hippokrates (400 v. Chr.) wird als Vater der modernen Medizin angesehen. Er glaubte
nicht daran, dass Krankheiten durch böse Dämonen verursacht werden, sondern nahm an, dass sie durch
fortgesetzte Sünde wider die Natur entstehen. Er behandelte unter anderem auch mit Pflanzen und beschrieb in
seinen Schriften ca. 230 Heilpflanzen.
5o Jahre später verfasste der "Vater der Botanik", Theophrast seine Naturgeschichte der Pflanzen, die auch 450
Heilpflanzen umfasst. Die Botanik ist ein wichtiger Aspekt der Heilpflanzenkunde, da nur bei genauer
Pflanzenkenntnis und -beschreibung das Wissen über bestimmte Pflanzen miteinander verglichen werden kann.
Das bedeutendste Heilpflanzenbuch der Antike (De Materia Medica) verfasste der griechische Arzt Dioskurides
(1. Jahrhundert nach Chr.). Er war im römischen Heer tätig und beschrieb 800 Pflanzen mit den entsprechenden
Anwendungsbereichen. So sollte z.B. die Weinraute Schlangenbisse, Brustschmerzen, Atembeschwerden,
Husten, Lungenentzündung, Wurmbefall, Nierensteine, Sehschwäche, Kopfschmerzen, Nasenbluten und
Schmerzen in Hüften, Gelenken und Ohren heilen. Lilien dienten zum Beseitigen von Falten. Es fällt auf, dass
die Kräuter bei Dioskorides in ihrem medizinischen Anwendungsbereich äußerst vielseitig waren. De Materia
Medica blieb 1500 Jahre lang das maßgebliche Werk, das alle späteren Autoren immer wieder als Grundlage
benutzten.

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Zur gleichen Zeit entstand ein 37-bändiges Sammelwerk aus über 2000 Schriften verschiedener Autoren. Acht
Bände allein handelten von Pflanzen. Es wurde vom römischen Beamten und Feldherrn Plinius
zusammengetragen. Diese beiden antiken Schriften bildeten die Hauptquelle für alle mittelalterlichen
Kräuterbuchautoren.
Nachdem das römische Reich zerfiel, kam es zu einer Ausdehnung des Islam. Arabische Ärzte prägten damals
die Heilkunde. Der Bedeutendste war Ibn Sina, auch Avicenna genannt.
Vom 8.-13. Jahrhundert waren die Klöster in Mitteleuropa die Hüter der Wissenschaft. Sie kopierten die alten
Schriften und schützten sie so vor dem Verschwinden. Es entstand die sogenannte "Mönchsmedizin". Die Äbte
waren damals für die Gesundheit der Menschen im Kloster verantwortlich, Klostergärten entstanden. Der
Benedektinerabt Walafrid Strabo (809-849) verfasste damals ein Gartenbuch, "Hortulus" genannt, in dem er 23
Heilpflanzen in Versform beschreibt. Er arbeitete auf der Insel Reichenau.
In der Zeit um 800 erließ Karl der Große eine Verordnung für seine Landgüter, in der er den Anbau von 70
Heilpflanzen vorschrieb. Seine Untertanen sollten diese Pflanzen im Interesse ihres Wohlbefindens in ihren
Gärten anbauen. Er trug so einiges zur Verbreitung der Heilpflanzen bei. Sowieso fanden im Laufe der Zeit viele
der Kräuter aus den Klöstern heraus in die Bauerngärten. Zum Teil ersetzten sie dort die einheimischen
Heilkräuter. Sogar in Brauchtum und Aberglaube fanden sie schnell ihren Platz. Kräuterkundige zogen durchs
Land und hielten Kräuter samt den dazugehörigen Beschwörungsformeln und Geheimrezepten feil.
Zwei weitere sehr bekannte mittelalterliche Werke verfasste die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179).
Den "liber simplicis medicinae, später als "Physica" bezeichnet, und den "liber compositae medicini", der auch
unter dem Namen "Causae et Curea" bekannt ist. Viele der dargestellten medizinischen und therapeutischen
Befunde beruhen offenbar auf eigenen Beobachtungen. Aber es kommt in diesen Werken auch zu einer
Verschmelzung von antikem Wissen, christlichem Glauben und germanischem Weltbild. Die Bücher geben
wahrscheinlich ein recht gutes Zeugnis über die Volksmedizin des 12. Jahrhunderts, denn als Pflanzennamen
benutzt Hildegard von Bingen die volkstümlichen Bezeichnungen ihrer Heimat.
1450 n. Chr. erfand Gutenberg den Buchdruck. Dies war für die Heilpflanzenkunde von entscheidender
Bedeutung. Es wurden mehr Heilpflanzenbücher verkauft, als Bibeln. So wurde die Heilpflanzenkunde einer
breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Erfahrungen konnten verglichen und ausgetauscht werden. In
Windeseile wurden die Bücher in andere Sprachen übersetzt, z.T. auch leicht umgeschrieben und als neue
eigene Werke verkauft. Die Bebilderung durch Holzschnitte war am Anfang noch schlecht. Im ersten
deutschsprachigen Buch "Gart der Gesundheit" konnte man die Pflanzen auf den Bildern kaum wiedererkennen.
Das erste gut bebilderte Heilpflanzenbuch stammt von Otto Brunfels, der erst Mönch war und später weltlicher
Arzt wurde. Hieronymus Bocks "Neu Kreutterbuch" wurde wegen der Darstellung der einheimischen Kräuter
besonders bekannt. Zu den besten Büchern der Zeit zählt das farbige Werk des Professors der Medizin, Leonhart
Fuchs. Das erfolgreichste Buch, einen Dioskorides-Kommentar schrieb der italienische Arzt Petrus Andreas
Matthiolus. Es wurde in 4 Sprachen übersetzt und erschien in zahlreichen Auflagen. Das Buch des Jacob
Tabernaemontanus wurde erst durch eine spätere Überarbeitung zu einem begehrten Kräuterbuch des 17.
Jahrhunderts. In England entstand ein erfolgreiches Buch, als der Apotheker und Astrologe Nicholas Culpeper
das von den Ärzten hochgeschätzte Arzneibuch aus dem lateinischen ins Englische übersetzte und es dabei mit
kritischen Bemerkungen versah. Er machte es so auch dem normalen Sterblichen zugänglich und brachte die
gesamte Ärzteschaft gegen sich auf.
Einen wichtigen Arzt des Mittelalters darf man nicht vergessen. Paracelsus (1493-1541) stellte wie sonst kein
anderer das herrschende Weltbild in Frage. Er betrachtete den Menschen als Ganzes, eingegliedert in das
Geschehen der Natur, entwickelte die Signaturenlehre und wandte die Chemie in der Medizin an. Er versuchte
durch "Destillieren" und "Sublimieren" den Kern eines Arzneimittels zu finden. Daraus entwickelte sich im
Laufe der Jahrhunderte unsere heutige Verfahrensweise, bei der man eine Pflanze erst in ihre chemischen
Einzelteile zerlegt, ehe man ihre Wirkung wissenschaftlich erforscht. Dagegen konnte man mit der
Signaturenlehre vom äußeren Erscheinungsbild der Pflanze auf deren Wirkung im menschlichen Körper
schließen. Zum Beispiel sollte die Walnuss gegen Kopfweh helfen, weil sie dem Gehirn ähnlich ist; der gelbe
Saft des Schöllkrautes sollte gegen Gelbsucht helfen; die leberähnlichen Blätter des Leberblümchens gegen
Leberleiden; die herzförmigen Blätter des Stiefmütterchens gegen Herzleiden; die gefleckten Blätter des
Lungenkrautes gegen Lungenleiden; Pflanzen mit hohlen Stängeln wie z.B. Schnittlauch sollten gegen
Erkrankungen der Luftröhre helfen und so weiter. Die Signaturenlehre geistert heute noch durch einige
Heilpflanzenbücher, die stark von der Volksmedizin geprägt sind.

Inhaltsstoffeinteilung
Die Inhaltsstoffe der Pflanzen kann man einteilen in Primärstoffe und Sekundärstoffe. Die Primärstoffen sind in
allen Pflanzen gleich. Sie gehören zum pflanzlichen Primärstoffwechsel, der bei allen Pflanzen gleich abläuft.

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Es handelt sich hauptsächlich um Energie- und Reservestoffe, wie Zucker, Fette und Eiweiß, Stoffe wie ADP
und ATP, eine Anzahl von Enzymen, u.s.w.
Je nach Pflanzenart gibt es Abweichungen vom Primärstoffwechsel, Weiterentwicklungen, Verbesserungen für
die einzelne Pflanzenart. Man nennt das Sekundärstoffwechsel. Meist entstehen der Pflanze daraus
Selektionsvorteile (Fraßgifte gegen Schädlinge, pilzhemmende Stoffe, Speicherung überflüssiger Nährstoffe...).
Oft kommen die Sekundärstoffe nur in einzelnen Pflanzenteilen vor oder nur zu bestimmten Wachstumsphasen
oder nur unter bestimmten Umständen. Einfache Abwandlungen des Primärstoffwechsels kommen in vielen
Pflanzen vor und kennzeichnen ganze Pflanzenfamilien. Je mehr Schritte zur Abwandlung nötig sind, desto
spezifischer kommt ein Stoff vor, oft nur noch in einer einzigen Pflanzenart. Der Sekundärstoffwechsel kennt
keine raschen Stoffumsätze, wie sie z.B. zum explosionsartigen Frühjahrswachstum nötig sind. Er funktioniert
eher langsam.
Heilpflanzen sind Pflanzen, bei denen die Sekundärstoffe medizinisch wirksam sind. Dabei können in einer
Pflanze mehrere Sekundärstoffe auftreten, oder es können abhängig von der Wachstumsphase verschiedene
Sekundärstoffe gebildet werden. Die Pfefferminze enthält zum Beispiel nur zu bestimmten Jahreszeiten
Menthol. Pflückt man die Blätter im April, wird man statt Menthol nur den unwirksamen Sekundärstoff
Menthon finden. Erst wenn es länger als vierzehn Stunden am Tag hell ist, bildet die Pfefferminze Menthol, der
Menthongehalt nimmt gleichzeitig ab. Äußerlich signalisiert uns die Pflanze diesen Umbau auch, denn sie bildet
in dieser Zeit Blütenknospen. In der Blütezeit ist der Mentholgehalt dann am höchsten.
Die Gesamtwirkung einer Pflanze setzt sich aus den verschiedenen Sekundärsstoffen zusammen. Isoliert man
einen einzelnen Stoff, so bekommt man oft eine andere Wirkung, als die der gesamten Pflanze. Man kann dies
am Beispiel des Fingerhuts gut veranschaulichen. Der Fingerhut wurde früher in England von einer deswegen
legendär gewordenen Kräutersammlerin in einem Rezept erfolgreich gegen Wassersucht angewandt. Ein Arzt
bekam heraus, dass in diesem Rezept der Fingerhut der wirksame Teil war. Später versuchten Wissenschaftler,
die wirksamen Inhaltsstoffe (Digitalisglykoside) des Fingerhuts zu isolieren. Sie bekamen heraus, dass Fingerhut
in erster Linie auf kranke Herzen wirkt und die von der Herzschwäche herrührenden Wasseransammlungen
beseitigt. So schnell wie man mit der Isolierung der einzelnen Stoffe voranschritt, so schnell verschlechterte sich
auch die Löslichkeit und die Wirksamkeit dieser Stoffe, veränderte sich sogar zum Teil sogar negativ. So lag der
Gedanke nahe, dass andere im Fingerhut vorhandene Stoffe an der guten Herzwirkung beteiligt sein mussten.
Heute weiß man dass es im Falle des Fingerhuts Saponine und Schleimstoffe sind.
Die Sekundärstoffe werden in einer Pflanze oft an ganz bestimmten Stellen gesammelt. Beim Johanniskraut sind
zum Beispiel kleine Ölbehälter im Blatt. Bei der Malve gibt es an der Außenseite der Kelchblätter
Schleimdrüsen. Der Fenchel hat an den Früchten Rippen, zwischen denen die sogenannten Ölstriemen laufen.
Die Pfefferminze hat auf der Blattoberfläche runde Drüsenschuppen, die mit ätherischen Öl gefüllt sind. Beim
Mohn gibt es Milchröhren, u.s.w.
Die Sekundärstoffe kann man ihrer Chemie nach in Hauptgruppen einteilen, die hier kurz skizziert werden
sollen, weil man daraus Rückschlüsse auf die Wirkung der Heilpflanzen ziehen kann.

Ätherische Öle
Ätherische Öle sind ölartige, bei Zimmertemperatur normalerweise flüssige Stoffe. Sie sind wasserunlöslich und
meist leichter als Wasser, aber sie lösen sich in Wasserdampf, Alkohol, Essig und Benzin. Sie lassen sich sehr
gut mit Pflanzenölen, Fetten und Wachsen mischen, sind sehr leicht flüchtig und riechen und schmecken sehr
stark. Träufelt man einen Tropfen ätherisches Öl auf einen Lappen, so wird es je nach Ölart innerhalb von ein
paar Minuten oder einigen Tagen verdunsten. Jeder kennt wohl inzwischen die so in Mode gekommenen
Duftöle. Hier handelt es sich um ätherische Öle, die aber oft synthetisch hergestellt werden, oder durch billigere
Essenzen imitiert werden.
Ätherische Öle sind im Pflanzenreich sehr verbreitet. Auch im Hirsauer Klostergarten haben viele Pflanzen
ätherische Öle. Thymian und Rosmarin z.B. umgeben sich bei heißem sonnigem Wetter mit einem Dunst aus
ätherischem Öl, der die starke Sonneneinstrahlung filtert und die Pflanze vor zu starker Verdunstung schützt.
Andere Pflanzen schützen sich durch ätherisches Öl vor Krankheiten und Schädlingen, andere locken Insekten
zur Bestäubung an. Manche Pflanzen unterdrücken sogar mit Hilfe von ätherischen Ölen andere Pflanzen in
ihrer Umgebung. Im Klostergarten bilden folgende Pflanzen ätherische Öle: Ysop, Lavendel, Andorn, Melisse,
Pfefferminze, Oreganum, Rosmarin, Salbei, Muskatellersalbei, Bohnenkraut, Thymian, Schafgarbe, Kamille,
Wermut, Ringelblume, Rainfarn, Alant, Kerbel, Liebstöckl, Petersilie, Baldrian, Weinraute, Johanniskraut,
Zwiebel und Iris.
Ätherische Öle sind in der Pflanze in unterschiedlichster Menge und Zusammensetzung enthalten. Der Ertrag
liegt zwischen 0.005 Prozent und 10 Prozent des Pflanzengewichts. Um ein Pfund ätherisches Öl zu gewinnen,

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benötigt man z.B. 150 Pfund Lavendel, 500 Pfund Salbei, Thymian oder Rosmarin und 2000 bis 3000 Pfund
Rosenblätter!
Man kann ätherische Öle auf verschiedene Arten gewinnen.
• Enfleurage: Hierbei handelt es sich um eine Extraktion mit Hilfe von Ölen oder Fetten. Das ist
wahrscheinlich die älteste Form der Ölgewinnung. Man legt die Pflanzen in Öl, lässt sie einige Wochen in
der Sonne stehen und seiht dann ab. Oder man legt die Pflanzen auf ein mit Fett getränktes Tuch oder eine
dünne Schicht Schweineschmalz, ersetzt sie jeden Tag durch frische Pflanzen, bis die gewünschte
Konzentration erreicht ist.
• Kaltpressung: Einige ätherische Öle kann man durch Kaltpressung gewinnen, vor allem Citrusöle. Wenn
man eine Zitronen- oder Orangenschale vor einer Kerzenflamme zusammendrückt, kann man sehen, wie das
Öl austritt und in der Flamme verbrennt.
• Destillation: Die Destillation war schon den Ägyptern bekannt Das ätherische Öl wird dabei durch
Wasserdampf aus den Pflanzen gelöst. Ein Destillationsapparat besteht aus einem großen zylindrischen
Bottich, in den die Pflanzen gefüllt werden. Am Boden des Bottichs führt man Wasserdampf ein, der durch
die Pflanzen nach oben steigt. Oben wird der Dampf unter einem Schwanenhalsdeckel gesammelt und in
einen Kühler geführt. Dort kondensiert das Wasser-Öl-Gemisch und man kann mit Hilfe einer Florentiner
Flasche Wasser und Öl voneinander trennen. Bis zur Jahrhundertwende besaßen viele Bauern in
Südostfrankreich solche Geräte, die im Sommer zur Destillation von Lavendelöl und im Winter zur
Destillation von Weinbrand benutzt wurden. Heute gibt es oft in jedem Dorf nur noch eine größere Anlage,
in der die Ernte der Umgebung destilliert wird.
• Gewinnung durch Lösungsmittel: Dies ist eine moderne Methode, bei der die Pflanzen mit Lösungsmitteln
wie Azeton, Ethanol, Benzol, Petroleumderivaten oder Hexan getränkt werden. Dann wird bei einer
Temperatur destilliert, bei der das ätherische Öl kondensiert, das Lösungsmittel jedoch nicht. Normalerweise
wird doppelt kondensiert, evtl. auch noch einmal in Alkohol gelöst und filtriert, um die Lösungsmittel wieder
zu entfernen. Spuren bleiben jedoch immer erhalten, aber bei einigen Pflanzen ist es die einzige Möglichkeit,
die ätherischen Öle zu extrahieren ( Jasmin, Geißblatt, Nelke...).
• Extraktion durch hyperkritisches Kohlendioxid. Dies ist eine neue Methode, die noch ein wenig im
Versuchsstadium steckt. Wenn man Kohlendioxid über 33°C hält und einem Druck von 200 Atmosphären
aussetzt, wird es hyperkritisch, d.h. es ist dann dampfförmig und flüssig zugleich und löst in diesem Zustand
innerhalb von Minuten sämtliche ätherischen Öle aus den Pflanzen. Vermindert man den Druck, wird es
wieder gasförmig und das ätherische Öl bleibt zurück. Diese Methode hat große Vorteile, man braucht aber
teure Destillationsapparate, die dem Druck standhalten.
Von der chemischen Beschaffenheit her sind die ätherischen Öle sehr unterschiedlich. Man findet hauptsächlich
Terpene, Sesquiterpene, Ester, Alkohole, Phenole, Aldehyde, Ketone und organische Säuren. Die Öle enthalten
Vitamine, Hormone, Antibiotika und Antiseptika. Genauso vielfältig wie die Zusammensetzung ist auch das
Wirkungsspektrum: blähungstreibend, appetitanregend, verdauungsfördernd, hautreizend, harntreibend,
kreislaufanregend, desinfizierend, antibiotisch, krampflösend und auswurffördernd.
Da ätherische Öle leicht flüchtig sind, müssen die Drogen schnell verbraucht werden.

Alkaloide
Bei den Alkaloiden handelt es sich um eine Reihe chemisch recht verschiedener heterocyclischer Verbindungen,
die in der Regel in ihrem Ringsystem Stickstoff enthalten. Sie haben, wie der Name schon sagt, alkalischen
Charakter und bilden mit Säuren zusammen wasserlösliche Salze. Die Alkaloide gehören zu den stärksten
Pflanzenwirkstoffen überhaupt, oft sind es tödliche Gifte. Meist zeigen sie eine ausgesprochene Wirkung auf das
Nervensystem. Zum Teil sind sie den natürlichen Nervenübertragungsstoffen chemisch verblüffend ähnlich.
Typisch ist ihre hohe Stabilität im Stoffwechsel, wodurch sie in der Pflanze oft in hoher Konzentration auftreten.
Sie wirken jedoch nur in kleinsten Dosen heilend. Viele wichtige Arzneistoffe findet man darunter, die man
jedoch nur als Fertigpräparat unter ärztlicher Aufsicht einnehmen sollte.
Als Beispiel für Alkaloidpflanzen seien die Tollkirsche (Atropin), die Herbstzeitlose (Colchicin), der Eisenhut
(Aconitin), der Tabak (Nikotin), das Mutterkorn (Ergobasin und Ergotamin), die Brechnuß (Strychnin), und der
Schlafmohn (Morphin) genannt. Auch das Pfeilgift Curare, das Cocain, das scharfe Piperin im Pfeffer und das
Coffein sind Alkaloide. Es gibt aber auch Pflanzen mit sehr geringer Alkaloidkonzentration, die nicht giftig
sind. Dazu gehören z.B. Baldrian, Veilchen, Herzgespann, Immergrün, Berberitze und Erdrauch. In
Mitteleuropa sind die Alkaloide hauptsächlich in folgenden Pflanzenfamilien zu finden: Hahnenfußgewächse,
Mohngewächse, Nachtschattengewächse und Schmetterlingsblütler.
Die Alkaloidmenge in der Pflanze wird stark durch die Stickstoffdüngung beeinflusst, da die Alkaloide als
Stickstoffspeicher dienen. Wird viel Stickstoff gedüngt, bildet die Pflanze viele Alkaloide, hat sie
Stickstoffmangel, holt sie sich den Stickstoff aus den Alkaloiden zurück.

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Die Wirkung der Alkaloide kann unterschiedlich sein. Es gibt herzwirksame, kreislaufwirksame,
uteruswirksame, muskelwirksame (lähmend oder total verkrampfend), krebshemmende, schmerzstillende,
narkotisierende, antiparasitisch wirkende, Bittermittel, Chemotherapeutika (Lysergsäure aus Ipomeaarten, aus
der auch LSD gewonnen wird) und Genuss-, Sucht- und Rauschmittel. In den Hexensalben des Altertums und
Mittelalters waren oft alkaloidhaltige Nachtschattengewächse. Wenn man sie auf Stirn, Schläfen und die Beuge
des Ellenbogens reibt, rufen sie Vergiftungserscheinungen hervor, die mit Schwindel, Wahnvorstellungen und
wilden Träumen verbunden sind.

Glykoside
Glykoside sind organische Verbindungen, die aus einem Zuckeranteil (Glukose) und einem Nicht-Zuckeranteil,
dem sogenannten Aglykon bestehen.. Es gibt Flavon-, Saponin-, Blausäure-, Phenol-, Senföl- und unzählige
andere Glykoside. Durch den Zuckeranteil sind die Glykoside wasserlöslich. Die Wirkung wird jeweils vom
Aglykon bestimmt, so dass man die einzelnen Gruppen getrennt betrachten muss.
• Flavonglykoside werden normalerweise als Flavonoide bezeichnet. Es handelt sich um meist gelb gefärbte
Pflanzenfarbstoffe, die sich in heißem Wasser oder Alkohol lösen. Die Wirksamkeit lässt auch bei längerer
Lagerung der Droge nicht nach. Die am besten belegte Wirkung der Flavonoide ist ihr Einfluss auf die
Kapillardurchlässigkeit, die Kapillarbrüchigkeit und die Kapillarelastizität. Einige Flavonoide wirken
harntreibend, andere krampflösend, das Flavonoid der Mariendistel zeigt eine überzeugende
Leberschutzwirkung. Wichtige Flavonoidpflanzen sind Weißdorn, Ginkgo, Winterlinde,
Ackerstiefmütterchen und Mariendistel. Im Klostergarten haben wir Kamille und Zwiebel.
• Saponinglykoside (Saponine) setzen die Grundflächenspannung heterogener Systeme herab. Das heißt
verständlicher ausgedrückt: Sie bilden Schaum, Emulsionen und Dispersionen (Sapo = Seife). Daher sind sie
gut als Reinigungsmittel zu benutzen, aber sie fördern auch die Aufnahme gelöster Stoffe in die Blutbahn
und erleichtern das Abhusten von zähem Schleim. Andererseits wirken sie hämolytisch, d.h. sie lassen den
roten Blutfarbstoff aus den roten Blutkörperchen austreten, was bei Überdosierung gefährlich wird. Sie
reizen das Nierengewebe und wirken dadurch harntreibend. Bei Überdosierung kommt es zu starken
örtlichen Gewebereizungen und Erbrechen. Einige, nämlich die Steroidsaponine wirken ähnlich wie Cortison
(Dioscoreaarten) oder enthalten Steroide, das sind Sexualhormone (tropische Solanumarten). Wichtige
Saponinpflanzen sind: Agaven (Tequila), Bockshornklee (zur Teilsynthese von Hormonen), Süßholz (fast in
allen Hustentees, aber auch als Süßstoff in der Lebensmittelindustrie, Geschmacksstoff in Lakritze),
Schlüsselblume (Husten), Seifenkraut (Husten, Schaummittel z.B. in Zahnpasten) und Roßkastanie
(Hämorrhoiden, Krampfadern).
• Blausäureglykoside spalten Blausäure ab. Dazu gehören z.B. Mandelbaum und Kirschlorbeer.
• Phenolglykoside haben verschiedene Wirkungen. Das Arbutin aus Bärentraubenblättertee wirkt
harndesinfizierend. Salicin aus Weiden wirkt fiebersenkend, desinfizierend und schmerzstillend... Das
Vanillin aus der Vanille wird eher als Gewürz geschätzt.
• Herzwirksame Glykoside wirken aufs kranke Herz positiv, wenn sie richtig dosiert werden. Beim gesunden
Menschen steht die lähmende Giftwirkung im Vordergrund. In diese Gruppe gehören sehr giftige Pflanzen,
die jedoch als Arzneipflanzen große Bedeutung haben. Der Fingerhut gehört dazu, bei Überdosierung gibt
es kein Gegengift! Manche Negerstämme bauen in Geheimkulturen im Wald Strophanthus an. Das sind
Lianen, aus deren Früchten sie Pfeilgift machen. Außerdem gehören dazu: Maiglöckchen, Meerzwiebel
(Rattengift), Adonisröschen, Küchenschelle, Christrose und Oleander.
• Cumarine wirken beruhigend, gefäßerweiternd, photosensibilisierend und hemmen die Blutgerinnung.
Solange das Cumarin glykosidisch gebunden ist, ist es geruchlos. Wenn es frei wird, z.B. beim Welken der
Pflanze, fängt es an, typisch zu riechen. Dies ist beim Waldmeister der Fall, der als Aromapflanze genutzt
wird. Der Steinklee ist ein Venenmittel. Er kann aber Probleme machen, wenn das Vieh auf der Weide zuviel
davon frisst. In hoher Konzentration verwendet man Cumarin als Rattengift.
• Anthraglykoside sind wasser- und alkohollöslich. Sie wirken abführend, indem sie Wasser und Mineralsalze
(Kalium) in den Dickdarm strömen lassen und gleichzeitig die Wasser- und Natriumaufnahme hemmen. Der
Darm füllt sich, dadurch wird die Peristaltik angeregt, es kommt zum Stuhlgang. Bei längerer Einnahme
kommt es jedoch zu Kaliummangel und damit zu einer Verstärkung der Darmträgheit. Außerdem können die
Nervengeflechte im Darm geschädigt werden. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind: Faulbaum, Aloe,
Sennes und Medizinalrhabarber.

Bitterstoffe
Bitterstoffe sind chemisch keine einheitliche Gruppe. Man erkennt sie aber leicht, da sie auch in starker
Verdünnung noch bitter schmecken. Sie lassen sich leicht in Wasser lösen, sind aber nicht besonders stabil und
zerfallen beim Kochen. Der bittere Geschmack erregt die Bitterrezeptoren in den Geschmacksknospen am
Zungengrund. Dadurch werden die Speicheldrüsen angeregt, die Magensaftproduktion und die Gallensekretion
nehmen zu. Damit die Bitterstoffe richtig wirken können, sollte man sie eine halbe Stunde vor der Mahlzeit zu

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sich nehmen. Sie wirken dann appetitanregend und verdauungsfördernd. Wichtige Bitterstoffpflanzen sind:
Gelber Enzian, Salbei, Andorn, Arnika, Bitterdistel, Löwenzahn, Schafgarbe und Wermut.

Gerbstoffe
Gerbstoffe bestehen aus verschiedenartigen meist sauren Phenolverbindungen und bilden mit Eisen zusammen
dunkelgrüne oder blaue Tinten (Eisengallustinte, Dokumententinte). Sie sind in heißem Wasser gut löslich und
besitzen die Eigenschaft, Eiweißstoffe zu binden und in unlösliche Stoffe zu überführen. Man benutzt sie zum
Gerben von Häuten zu Leder, daher der Name. Ihre Heilwirkung beruht auf demselben Prinzip: Sie reagieren
mit den Kollagenfasern der Haut und bilden Eiweiß-Gerbstoffverbindungen. Dadurch bildet sich eine Art
Schutzschicht auf der Haut. Bakterien wird der Nährboden entzogen, die Haut ist geschützt und kann sich
beruhigen. Kleine Blutkapillaren werden abgedichtet, die Sekretion der Schweißdrüsen wird gehemmt. Ebenso
gut wirken die Gerbstoffe innerlich gegen Durchfallerkrankungen oder Entzündungen. In größeren Mengen
genossen, wirken die Gerbstoffe jedoch reizend auf den Magen-Darm-Trakt und können sogar Leberschäden
verursachen. Typische Gerbstoffpflanzen sind: Eiche, Fingerkraut, Eberesche, Heidelbeere, Spitzwegerich,
Weidenröschen und Hamamelis. Viele Pflanzen enthalten Gerbstoffe in geringen Dosen.

Schleimstoffe
Schleimstoffe sind kohlenhydrathaltige Substanzen, die bei Zugabe von Wasser stark aufquellen und schleimige
Stoffe bilden. Sie dienen hauptsächlich zur Reizmilderung, da sie sich wie ein feiner Film über die Schleimhäute
legen und diese schützen und beruhigen. Sie haben auch Einfluss auf die Aufnahme anderer Wirkstoffe, oder sie
werden als Schutz für die Schleimhäute zusammen mit anderen sonst stark reizenden Wirkstoffen verabreicht.
Außerdem wirken sie leicht abführend, da im Darm quellen und glitschen. Wichtige Schleimpflanzen sind:
Huflattich, Leinsamen, Beinwell, Eibisch, Malve, Isländisch Moos und Kamille.

Andere Stoffe
Es gibt viele andere pflanzliche Inhaltsstoffe, die eine medizinische Wirkung entfalten: die Kieselsäure im
Schachtelhalm, Senföle in Kreuzblütlern oder Liliengewächsen, Vitamine in Beeren, Inulin im Topinambur,
Glukokinine in Brennessel, Heidelbeere oder Eiche....

Allgemeines zur Verwendung

Sammelkalender
B = Blatt, F = Frucht, W = Wurzel, Bl = Blüte, K = Kraut
Genaueres kann man bei den einzelnen Pflanzenbeschreibungen nachsehen.

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März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt.


Andorn - Marubium vulgare K K K
Alant - Inula helenium W W
Baldrian- Valeriana officinalis W
Beinwell - Symphytum officinale W B B B B B B W
Bergbohnenkraut - Satureja montana K K K K K
Bohnenkraut - Satureja hortensis K K K K
Borretsch - Borago officinalis B B B B B B
Dost - Origanum vulgare K K K K
Duftveilchen - Viola odorata K K W
Eberraute - Artemisia abrotanum B B B B B B
Eibisch - Althae officinalis B B Bl Bl W
Eisenkraut - Verbena officinalis K K
Essigrose - Rosa gallica Bl F
Färberkamille - Anthemis tinctoria Bl Bl Bl
Frauenmantel - Alchemilla vulgaris B K K K K K
Gartenthymian - Thymus vulgaris K K K K
Hauswurz – Sempervivum tectorum B B B B B B B B
Heilziest - Stachys officinalis B B B B B
Iris – Iris florentina, sanguinea W W W
Johanniskraut - Hypericum perforatum K K
Kamille, römisch – Chamaemelum nobilis Bl Bl Bl Bl
Kerbel - Anthriscus cerefolium B (B) (B)
Königskerze – Verbascum spec. Bl Bl Bl Bl
Lavendel - Lavandula angustifolia Bl Bl Bl
Lein – Linum perennne F
Lungenkraut – Pulmonaria officinalis K K
Maggikraut - Levisticum officinale B B B B B B
Marienblatt - Tanacetum balsamita Bl Bl Bl
Mariendistel - Silybum marianum F
Meerrettich - Armoracia rusticana W
Muskatellersalbei - Salvia sclarea B B B
Odermennig - Agrimonia eupatoria K K K
Petersilie - Petroselinum crispum B B B B B B
Pfefferminze - Mentha x piperita K K K
Pfennigkraut - Lysimachia nummularia K,W K,W K,W
Quendel – Thymus serphyllum K K K K
Rainfarn - Tanacetum vulgare Bl Bl Bl
Raute - Ruta graveolens K K K
Ringelblume - Calendula officinalis Bl Bl Bl Bl Bl Bl
Rosmarin - Rosmarinus officinalis B B B B B B B B
Salbei - Salvia officinalis B B
Sandthymian – Thymus serphyllum K K K
Schafgarbe - Achillea millefolium B B B K K K K
Schlüsselblume - Primula veris Bl Bl W
Schnittlauch -Allium schoenoprasum B B B B B B B
Steinklee – Melilotus officinalis K K K K
Stockrose - Alcea rosea Bl Bl Bl
Thymian - Thymus pulegoides K K K K
Wermut – Artemisia absinthium K K K
Winterzwiebel - Allium fistulosum B B B B B B B B
Ysop – Hyssopus officinalis K K K K
Zitronenmelisse - Melissa officinalis K K K

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Ernte, Trocknung, Aufbewahrung


Pflanzenteile, die zum Trocknen gedacht sind, erntet man bei trockenem, möglichst sonnigem Wetter. Auch die
Pflanze sollte trocken sein und nicht gewaschen werden (außer Wurzeln). Danach wird sie in dünner Lage z.B.
auf Zeitungspapier ausgebreitet. Dies sollte an einem schattigen, zugigen Ort erfolgen. Hat man nicht soviel
Platz, kann man die Pflanzen auch bündeln und aufhängen. Dabei schimmelt die Stelle, wo die Pflanzen
gebündelt sind, jedoch oft. Die Pflanzen sollten nun innerhalb von ein paar Tagen richtig trocken sein und auf
keinen Fall schwarz werden. Das ist vor allen Dingen bei Blüten nicht einfach. Ringelblumenblüten sollte man
etwas zerzupfen. Manche Blätter trocknen schneller, wenn man sie von den Stängeln entfernt. Falls man bei
Regenwetter mit Warmluft nachhelfen möchte, darf diese nicht zu warm sein. Bei Temperaturen über 42°C
degenerieren Eiweiße und Enzyme in der Pflanze. In der Industrie wird teilweise mit höheren Temperaturen (bis
60°C) vorgetrocknet, das ist möglich, weil am Anfang noch sehr viel Wasser verdunstet und dadurch
Verdunstungskälte entseht. Die Gefahr bei dieser schnellen Trocknung ist, das die äußeren Blattschichten
schneller trocknen und undurchlässig werden, wodurch die Feuchtigkeit aus dem Inneren des Blattes nicht so
schnell nach außen dringen kann. Die Droge fühlt sich trotzdem trocken an, fängt jedoch leicht an zu
schimmeln. Ätherische Öle gehen bei der Heißlufttrocknung z.T. hundertprozentig verloren. Man braucht für
eine Trocknung mit hohen Temperaturen also sehr viel Erfahrung.
Für die Trocknung von Wurzeln werden wir jedoch auch als Laie immer Warmluft verwenden. Man wäscht die
Wurzeln, trocknet sie ab und schneidet sie klein. Danach kann man sie im Backofen oder auf der Heizung
trocknen, wobei man anfangs ruhig 50°C wählen kann. Man sollte darauf achten, dass die Wurzeln an sich nicht
über 42°C warm werden, da sonst z.B. bei der Eibischwurzel die Stärke leicht fest wird und die Schleimstoffe
nicht mehr austreten können.
Aufbewahren sollte man die Kräuter möglichst in Papierbeuteln, Cellophanpapier (im Dunkeln),
Sperrholzkistchen oder Weißblechdosen. Auch dunkle Glasbehälter oder Kartons schnitten im Versuch
einigermaßen glimpflich ab. Dagegen nahmen Polyethylenbeutelchen die ätherischen Öle auf. Ein Teil der
ätherischen Öle befand sich nach einem Jahr im Polyethylen und fehlte in der Droge. Man sollte auf dem
Behälter das Erntejahr vermerken, da die meisten Kräuter nach einem Jahr kaum noch Wirkung und Geschmack
haben. Manche Wurzeldrogen muss man luftdicht verpacken, da sie sonst Wasser ziehen. Außerdem sollte man
Kräuter dunkel und kühl lagern. Ganze Blätter halten das Aroma länger, als zerkleinerte Drogen.

Zubereitung
Man liest heute immer wieder, dass man Heilpflanzenzubereitungen besser in der Apotheke kaufen sollte, weil
dort der Wirkstoffgehalt stimmt. Wir können den Wirkstoffgehalt in unseren selbstgesammelten Pflanzen und
den daraus evtl. hergestellten Salben, Tinkturen oder Schnäpsen natürlich nicht überprüfen. Es ist auch möglich,
dass wir Fehler machen und der Wirkstoffgehalt dadurch erheblich absinkt, aber es ist dennoch ein schönes
Hobby, mit dem man vielleicht die ein oder andere Unpässlichkeit verjagen kann. Bei der Bekämpfung ernsterer
Krankheiten sollte man natürlich auf Arzt und Apotheke zurückgreifen. Wenn man sich über Jahre hinweg mit
Heilkräutern befasst, bekommt man einige Erfahrung, welches Kraut wann hilft. Man sollte jedoch darauf
achten, dass es bei den verwendeten Kräutern nicht zu Überdosierungen oder Schäden bei
Langzeitanwendungen kommen kann. Doch nun zum eigentlichen Spaß:
• Tee: Normalerweise wird hier die Droge mit kochendem Wasser übergossen und ein paar Minuten ziehen
gelassen. Aus manchen Pflanzen muss man anders Tee kochen. Wurzeln und Rinden kocht man in der Regel
einen Augenblick und lässt sie dann erst ziehen. Schleim- und Gerbstoffdrogen (Eibisch, Malve) setzt man in
kaltem Wasser an, lässt sie 8-10 Stunden stehen und erwärmt sie dann etwas.
• Kräuterfrischsaft aus jungen Blättern und Trieben sind ein bekanntes Mittel zur Frühjahrskur. Wohl dem, der
eine Entsafter besitzt. Man kann dem Saft zur Geschmacksverbesserung etwas Wasser oder Buttermilch
zusetzen. Frischsäfte sollten sofort verbraucht werden.
• Tiefgefrieren kann man nicht alle Kräuter. Es gibt aber Kräuter, die beim Trocknen ihr Aroma verlieren.
Deshalb friert man sie besser ein, dazu gehören z.B. Schnittlauch, Basilikum, Kleiner Wiesenknopf,
Petersilie, Fenchel und Dill. Manche Leute blanchieren vorher und schwören darauf, dass nur so das Aroma
erhalten bleibt. Andere frieren ohne Blanchieren ein, weil sie sagen, beim Blanchieren gehe das Aroma
verloren.
• Einsalzen war früher sehr gebräuchlich, ist aber heute im Zeitalter der Gefrierkühltruhe kaum noch bekannt.
Gerade bei Würzkräutern ist es aber eine hervorragende Methode, da man das Salz mit zum Würzen
verwenden kann. Man mixt die Würzkräuter mit Salz zusammen im Mixer klein, füllt sie in Gläser und hat
sie immer schnell zur Hand. Auf 500 Gramm frische Kräuter kommen 125 Gramm Salz. Kühl und dunkel
aufbewahren.

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• Tinkturen kann man aus frischen oder getrockneten Kräutern herstellen. Man übergießt dazu die Pflanzen
mit 70 %igem Alkohol und lässt sie dunkel ungefähr ein bis zwei Wochen stehen. Dann filtert man durch ein
Tuch ab. Der Alkohol ist ein gutes Lösungsmittel, so dass in der Tinktur viele Wirkstoffe enthalten sind.
Tinkturen bleiben über lange Zeit, oft über Jahre hinweg unverändert wirksam.
• Kräuterweine waren vor allen Dingen im Mittelalter sehr beliebt. Viele der alten Rezepte sind noch heute
berühmt. Man lässt ca. eine Handvoll Kräuter in einer Flasche Wein ziehen, seiht nach ca. einer Woche ab
und erhält so den fertigen Kräuterwein.
• Kräuterschnäpse und Liköre stellt man aus 50 %igem Weingeist oder gutem klaren Schnaps her. Die Menge
der Kräuter und die Dauer des Ziehenlassens ( 2-4 Wochen) sind Geschmackssache.
• Kräuteröle eignen sich sowohl zu Heilzwecken (Johanniskrautöl, Lavendelöl), als auch zum Würzen
(Basilikumöl). Zur Herstellung eignet sich kalt geschlagenes Olivenöl. Man füllt ein Einmachglas zur Hälfte
mit Kräutern und übergießt sie mit Öl. Je nach Kräuterart lässt man verschieden lange in der Sonne ziehen
(1-3 Wochen) und schüttelt dabei öfters kräftig durch. Danach kann man abfiltern und das Öl in dunkle
Flaschen füllen. Kräuteröle sollten kühl aufbewahrt werden.
• Kräuteressig gibt jedem Salat ein außergewöhnliches Aroma. Einige Kräuterzweige werden in Essig zwei
Wochen an einem hellen, nicht zu warmen Platz ziehen gelassen. Man kann den Essig später filtrieren oder
die Kräuter in der Flasche lassen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Essig bis kurz vor den
Siedepunkt zu erhitzen und ihn dann über zermuste Kräuter zu gießen. Nach 10 Tagen seiht man ab und füllt
den Essig wieder in Flaschen (Keine Metallverschlüsse verwenden). Für Kräuter mit sehr feinem zarten
Aroma (Schnittlauchblüten, Dill, Zitronenthymian, Rosenblütenblätter) nimmt man Weißweinessig.
Schmeckt das Kraut stärker (Basilikum, Knoblauch, Liebstöckl, Minze, Rosmarin, Salbei, Bohnenkraut,
Thymian), kann man Rotweinessig oder sogar Obstessig verwenden. Dabei muss man beachten, dass
Obstessig nicht so viel Säure enthält, wie Weinessig. Man darf nicht soviel frische Kräuter hinzugeben, sonst
leidet die Haltbarkeit darunter. Eventuell kann man das durch einen Schuss Essigessenz ausgleichen.
Kräuteressig kann man nicht nur zum Würzen verwenden, sondern auch in der Körperpflege als
Gesichtswasser, Haarspülung, Badezusatz und Wunddesinfektionsmittel. Man setzt dann die entsprechenden
wundheilenden, desinfizierenden oder hautpflegenden Kräuter zu.
• Salben können aus verschiedenen Salbengrundlagen hergestellt werden. Eine gute Salbe bekommt man aus
10g Bienenwachs, 90ml Sonnenblumenöl und 10 Tropfen ätherischem Öl. Bei dieser Salbe läßt man die
gewünschten Kräuter erst trocknen, setzt dann 30 - 50g davon mit dem Sonnenblumenöl an und läßt sie 6 - 8
Wochen draußen im Freien stehen. Dann filtriert man das Öl ab und erwärmt es zusammen mit dem
Bienenwachs im Wasserbad auf 60 – 65°C. In der Abkühlphase gibt man das ätherische Öl als Duftstoff
dazu und füllt in saubere Glasdöschen. Die Salbe sollte, wenn man sauber gearbeitet hat ca. 2 Jahre haltbar
sein, angebrochen 1 Jahr. Man trägt sie auf die nach dem Waschen noch feuchte Haut auf, dann zieht sie sehr
gut ein. Salben für Heilzwecke kann man auch einfacher herstellen. Dazu eignen sich Schweineschmalz,
Vaseline oder Melkfett, wobei beim Schweineschmalz die Wirkstoffe am leichtesten in die Haut übergehen.
Zwei Hände voll frischer Kräuter schüttet man in heißes Fett, lässt einmal kurz aufschäumen und lässt dann
12 Stunden stehen. Am nächsten Tag erwärmt man nochmals leicht und seiht dann ab. Die Salben bewahrt
man am besten im Kühlschrank auf.
• Kräuterbutter hat wohl jeder schon einmal versucht. Man lässt die Butter auf Zimmertemperatur warm
werden, gibt pro 100gr Butter 4 Essl. frische oder 2 Essl. getrocknete Kräuter dazu und rührt mit ein wenig
Zitronensaft schaumig. Danach lässt man die Masse im Kühlschrank wieder fest werden.
• Kräutergelees sind nicht jedermanns Sache, aber es gibt Leute, die ganz verrückt darauf sind.
Pfefferminzgelee stellt man her, indem man einen sehr starken Pfefferminztee kocht und dann Gelierzucker
in ausreichender Menge zugibt. Andere Kräuter kann man zu Apfel-, Zitronen-, Trauben- oder
Grapefruitgelee zugeben, indem man einfach unten ins zu befüllende Glas ein Stängelchen oder Blättchen
hineingibt und es dann mit dem heißen Gelee übergießt.
• Sirup: In der Regel wird ein sehr starker Tee gekocht, dann mit Zucker versetzt und so lange gekocht, bis er
zähflüssig ist. Das funktioniert auch mit Honig, nur dass das Kraut dann gleich im Honig gekocht wird.
• Kräuterumschläge sollten bei Verletzungen kalt, bei Verspannungen oder Furunkeln warm sein. Man bereitet
einen sehr starken Tee (ca. 2 Essl. Kräuter auf einen Viertelliter Wasser, 10 Min. ziehen lassen), feuchtet
damit ein Tuch oder eine Binde an und legt sie auf die betreffende Stelle.
• Kräuterbäder können die verschiedensten Wirkungen haben. In der Regel kocht man 1 Handvoll getrocknete
Kräuter in 1 l Wasser und lässt 20 Minuten ziehen, um das abfiltrierte Wasser dem Bad zuzufügen. Man
kann aber auch einfach ein Kräutersäckchen mit ins Bad hängen. In der Regel beträgt die Badedauer 20
Minuten, danach tupft man sich nur etwas ab und ruht noch eine halbe Stunde.

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Kulturarbeiten und Pflanzenansprüche im Überblick

Winterschutz
Folgende Pflanzen im Klostergarten brauchen einen Winterschutz:
Rosa gallica - Essigrose ( unter - 12°C anhäufeln)
Rosmarinus officinalis - Rosmarin (Fichtenzweige)

Ein- und zweijährige Pflanzen


Einjährige Pflanzen sind Pflanzen, die nach einem Jahr absterben. Sie müssen jedes Jahr neu ausgesät und
gepflanzt werden, häufig samen sich aber selber aus. Im Klostergarten haben wir:
Anthriscus cerefolium - Kerbel
Borago officinalis - Borretsch
Calendula officinalis – Ringelblume
Satureja hortensis - Bohnenkraut
Silybum marianum - Mariendistel

Zweijährige Pflanzen werden im ersten Jahr gesät und gepflanzt, überwintern einmal und kommen im zweiten
Jahr zur Blüte. Danach sterben sie in der Regel ab:
Alcae rosea - Stockrose (überlebt auch drei oder vier Jahre)
Anthemis tinctoria – Färberkamille (überlebt oft drei Jahre)
Melilotus officinalis - Steinklee
Petroselinum crispum - Petersilie
Salvia sclarea – Muskatellersalbei
Verbascum spec. - Königskerze

Beetwechsel
Viele Pflanzen wachsen gesünder und kräftiger, wenn sie ab und zu in ein neues Beet gepflanzt werden, da sie
den Boden einseitig aus laugen oder bodenbürtige Krankheitserreger anziehen. Man kann diese
„Bodenmüdigkeit“ bei der Pfefferminze gut beobachten. Im ersten Jahr wächst eine Pfefferminzpflanze wie
wild und treibt Ausläufer in alle Richtungen. Im zweiten Jahr hat dieselbe Pflanze schon einen ganzen
Quadratmeter überwuchert, wobei sie in der Mitte schwächer wächst, als am Rand. Im dritten Jahr wächst die
Pflanze in der Mitte fast gar nicht mehr. Die Pfefferminze bildet jetzt einen Kreis. Diese Entwicklung muss nicht
immer genauso vor sich gehen und kann auch durch gute Versorgung mit Kompost oder verrottetem Mist
verzögert werden. Es ist aber recht sinnvoll solche Ringbildner alle paar Jahre auszugraben, zu teilen und an
anderer Stelle neu zu pflanzen. Normalerweise ist dies im Frühjahr oder Herbst am günstigsten, da die Pflanze
dann am wenigsten Blattmasse besitzt. Danach sollte eine Weile gut gegossen werden, falls es nicht ohnehin
feucht genug ist. Angießen sollte man jedoch auch bei Regenwetter, damit die Wurzeln richtig mit Boden
angeschwemmt werden.
Folgende Pflanzen im Klostergarten sind betroffen:
Allium schoenoprasum - Schnittlauch (alle 2 Jahre)
Mentha x piperita - Pfefferminze
Origanum vulgare - Dost (alle 3 Jahre)
Salvia officinalis - Salbei ( alle 4 Jahre)
Satureja montana - Bergbohnenkraut ( alle 4 -5 Jahre)
Stachys officinalis - Heilziest (alle 3 Jahre)
Thymus x citiodorus - Zitronenthymian (alle 3 - 4 Jahre)
Thymus vulgaris - Gartenthymian (alle 3 - 4 Jahre)
Beobachtet man bei anderen Pflanzen Ermüdungserscheinungen, sollte man sie in den Beetwechsel einbeziehen,
auch die ein- und zweijährigen sollten hin und wieder den Platz tauschen. Nur Pfingstrosen sind dafür bekannt,
dass sie gerne ewig an einer Stelle stehen und dabei immer schöner werden.

Wasser, Düngung, Licht


Jede Pflanze hat ihre eigenen Ansprüche, was Wasserversorgung, Düngung und Licht angeht. Das Duftveilchen
wächst am liebsten am schattigen Waldboden, der Thymian kommt an heißen felsigen Südhängen im

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Mittelmeergebiet erst richtig zum Zuge. Diese Tabelle soll einen schnellen Überblick verschaffen, wie die
Pflanzen in etwa einzuordnen sind. Genauere Anleitungen findet man bei den einzelnen Pflanzen.
Für das Gießen gilt im Allgemeinen. Frischgepflanzte Pflanzen müssen oft gegossen werden. Später gießt man
besser selten, dafür aber ausgiebig. Dabei muss der Boden bis in tiefere Schichten nass werden. Wenn der
Boden beim Gießen zusammenschwemmt, was schwer zu vermeiden ist, sollte man, wenn er wieder trocken
wird, hacken, damit auf dem Boden eine Krümelauflage entsteht. Diese Auflage schützt vor Wasserverlust, weil
das Wasser nicht mehr ungehindert nach oben steigen kann. Man kann statt dessen auch eine Mulchschicht
aufbringen, die Wasser sparen hilft. Wenn man nicht hackt oder mulcht, trocknet der Boden sehr schnell aus,
sodass man viel gießen muss.
Für die Düngung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die einfachste Art zu düngen ist der Kunstdünger. Er ist
jedoch im Kräuteranbau nicht immer positiv zu werten. Im Kräuteranbau kommt es nicht vordringlich auf den
Massenertrag an, sondern auf die Menge der Inhaltsstoffe. Kunstdünger macht die Pflanzen wässeriger und
mastiger, die Menge an ätherischen Ölen und vielen anderen Inhaltsstoffen nimmt ab. Dasselbe passiert auch bei
frischem organischen Dünger. Nur die Alkaloidpflanzen brauchen eine starke Stickstoffdüngung. Die Pflanze
nimmt dabei das Zuviel an Stickstoff auf und speichert es als Wirkstoff für eventuelle Magerzeiten. Solche
Pflanzen haben wir im Klostergarten nicht.
Wir sollten bei der Düngung auf gut verrotteten Kompost oder Mist zurückgreifen, wobei einige Pflanzen nicht
gedüngt werden dürfen, da sie auf mageren Böden mehr Inhaltsstoffe bilden und auch in der Natur magere arme
Böden vorziehen.
Für die Sonne gilt bei vielen der hier aufgepflanzten Arten: Es kann nicht genug sein. Unter Sonneneinstrahlung
bilden sich vermehrt ätherische Öle. Wenn man einmal ein Rosmarinblatt am Mittelmeer zerrieben hat und eins
aus dem Schwarzwald, wird man den Unterschied in der Sonneneinstrahlung „riechen“. Deshalb erntet man
Pflanzen mit ätherischen Ölen, wenn ein paar Tage die Sonne geschienen hat.

Schnitt
Der Schnitt von Kräutern hat verschiedene Gründe, bei vielen Kräutern ist ein Schnitt gar nicht nötig.
• Ordnung, Platzmangel: Viele Pflanzen neigen zum Umkippen nach der Blüte, treiben nach einem Schnitt
aber wieder wunderschön aus: Eberraute, Mohn, Salbei, Beinwell... Man sollte aus Ordnungsliebe nicht alle
alten Stängel abschneiden, denn alte Blütenstände sehen zum Teil über Winter sehr dekorativ aus. Sie dienen
auch einer Anzahl von Insekten als Behausung (hohle Stängel), so dass man sie besser über Winter stehen
lässt: Johanniskraut, Schafgarbe, Rainfarn, Dost... Andere sehen unordentlich und wüst aus. Es sei jedem
selbst überlassen, welche alten Stängel er im Herbst, und welche er lieber im Frühjahr zurück schneidet. Im
Frühjahr sollten die abgestorbenen Stängel spätestens entfernt werden, damit der neue Austrieb Platz hat.
Dabei sollte man solange warten, bis die starken Fröste vorbei sind, denn die abgestorbenen Teile dienen der
Pflanze als Frostschutz. Schneidet man im Herbst, sollt man darauf achten, dass die Pflanze wirklich
einigermaßen abgestorben ist, da sie aus den Blättern Speicherstoffe für den Winter in die Wurzel einlagert.
Schneidet man im September frischgrüne Stängel ab, versucht die Pflanze erneut durchzutreiben, braucht
dazu enorme Kraft und steht dann bei den ersten Frösten mit einem Neuaustrieb da, der nicht frosthart ist und
sofort abfriert. Das schwächt die Pflanze enorm, was bei einigen Pflanzen nicht schlimm ist, bei anderen aber
unerwünscht.
• Wenn eine Pflanze geblüht hat, macht sie Samen. Sie braucht zur Bildung der Samen viel Kraft und zieht
diese aus der Blattbildung ab, oft werden die Blätter richtig unansehnlich dabei. Bei den Pflanzen, bei denen
wir Blätter ernten wollen und keine Samen, sollten wir sofort nach der Blüte den Blütenstand abschneiden,
oft schiebt die Pflanze dann erneut einen Blütenstand, den man nach der Blüte wieder abschneidet. Die
Ringelblume bildet nur dann immer wieder neue Blüten, wenn sie nicht zur Samenbildung kommt. Im
Klostergarten ist es nicht schlimm, wenn die Pflanzen Samen ansetzen. Auch das ist interessant und wir sind
nicht auf Höchsterträge aus. Pflanzen, die in diese Gruppe fallen sind: Schnittlauch, Kerbel, Liebstöckl,
Weinraute, Heilziest, Petersilie, Ringelblume, römische Kamille...
• Manche Pflanzen treiben nach einem Schnitt kräftig durch, liefern mit Schnitt eine bessere Ernte und bleiben
besser in Form. Meist schneidet man im Frühjahr oder Sommer: Lavendel, Rose, Weinraute, Salbei,
Thymian.

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Pflegeanleitung im Überblick
Pflanzenart Licht Gießen Düngen Schneiden
Andorn - Marubium vulgare Sonne nein egal falls er zu groß wird
Alant - Inula helenium Sonne ja ja alte Stängel
Baldrian- Valeriana officinalis Sonne - Schatten viel ja alte Stängel
Beinwell - Symphytum officinale Sonne - Schatten ja ja nach der Blüte
Bergbohnenkraut - Satureja montana Sonne nein etwas im Herbst
Bohnenkraut - Satureja hortensis Sonne nein etwas nein, außer Ernte
Borretsch - Borago officinalis Sonne - Schatten anfangs nein nein, außer Ernte
viel
Christrose – Helleborus niger Schatten ja Humus nein
Dost - Origanum vulgare Sonne nein nein Herbst oder Frühjahr
Duftveilchen - Viola odorata Halbschatten - ja Humus nein
Schatten
Eberraute - Artemisia abrotanum Sonne nein nein Herbst oder Frühjahr
Eibisch - Althae officinalis Sonne viel Humus Herbst oder Frühjahr
Eisenkraut - Verbena officinalis Sonne - Halbschatten nein egal Herbst oder Frühjahr
Essigrose - Rosa gallica Sonne ja viel Herbst oder Frühjahr
Farberkamille - Anthemis tinctoria Sonne nein ja nach der Blüte
Frauenmantel - Alchemilla vulgaris Sonne - Halbschatten viel ja nein
Gartenthymian - Thymus vulgaris Sonne nein nein Frühjahr
Hauswurz – Sempervivum tectorum Sonne nein nein nein
Heilziest - Stachys officinalis Sonne nein nein alte Blüten
Iris – Iris florentina, sanguinea Sonne nein nein nein
Johanniskraut - Hypericum Sonne nein nein alte Stängel
perforatum
Kamille, römisch – Chamaemelum Sonne nein nein alte Stängel
nobilis
Kerbel - Anthriscus cerefolium Sonne - Schatten viel Humus nein
Königskerze Sonne nein nein alte Pflanze entfernen
Lavendel - Lavandula angustifolia Sonne nein nein Frühjahr, nach Blüte
Lein – Linum perennne Sonne nein nein Herbst
Lungenkraut – Pulmonaria officinalis Sonne - Schatten ja Humus nein
Madonnenlilie - Lilium candidum Sonne ja etwas alte Stängel
Maggikraut - Levisticum officinale Sonne - Halbschatten ja Humus Blütenstände
Marienblatt - Tanacetum balsamita Sonne nein nein Blütenstände
Mariendistel - Silybum marianum Sonne nein nein alte Pflanze entfernen
Meerrettich - Armoracia rusticana Sonne ja ja nein
Mohn - Papaver Sonne egal viel alte Stängel
Muskatellersalbei - Salvia sclarea Sonne ja etwas alte Pflanze entfernen
Odermennig - Agrimonia eupatoria Sonne - Halbschatten nein egal alte Stängel
Petersilie - Petroselinum crispum Sonne - Halbschatten ja viel nein
Pfefferminze - Mentha x piperita Sonne - Halbschatten ja ja alte Stängel
Pfennigkraut - Lysimachia Sonne - Halbschatten viel ja nein
nummularia
Pfingstrose - Paeonia officinalis Sonne viel Humus alte Stängel
Quendel – Thymus serphyllum Sonne nein nein nein
Rainfarn - Tanacetum vulgare Sonne nein nein alte Stängel
Raute - Ruta graveolens Sonne nein nein alle zwei Jahre
Ringelblume - Calendula officinalis Sonne ja ja alte Pflanze entfernen
Rosmarin - Rosmarinus officinalis Sonne nein nein ab und zu entspitzen
Salbei - Salvia officinalis Sonne ja etwas ja
Sandthymian – Thymus serphyllum Sonne nein nein nein
Schafgarbe - Achillea millefolium Sonne nein wenig alte Stängel
Pflanzenart Licht Gießen Düngen Schneiden

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Schlüsselblume - Primula veris Sonne ja ja alte Stängel


Schnittlauch -Allium schoenoprasum Sonne - Halbschatten viel ja alte Stängel
Steinklee – Melilotus officinalis Sonne nein nein alte Stängel
Stockrose - Alcea rosea Sonne ja ja alte Stängel
Thymian - Thymus pulegoides Sonne nein nein nein
Wermut – Artemisia absinthium Sonne ja egal Herbst oder Frühjahr
Winterzwiebel - Allium fistulosum Sonne - Halbschatten ja ja nein
Ysop – Hyssopus officinalis Sonne nein etwas Herbst oder Frühjahr
Zitronenmelisse - Melissa officinalis Sonne nein ja nach der Blüte

Pflanzen
Achillea millefolium - Schafgarbe (VI - X)
Geschichte: Schafgarbe gehört zu den ältesten bekannten Heilpflanzen. Im Iran wurden in steinzeitlichen
Gräbern Schafgarbensamen gefunden. Diese Gräber waren ca. 6oooo Jahre alt. Der nächste Hinweis findet sich
in der griechischen Mythologie. Dort hat die Pflanze auch ihren Namen her. Der griechische Held und Krieger
Achilles verwendete Schafgarbe, um die Wunden des Königs der Myser zu heilen. Im ersten Jahrhundert n. Chr.
verfasste der griechische Arzt Dioskurides ein fünfbändiges Heilkundebuch, in dem die Schafgarbe als
„Soldatenkraut“ gepriesen wird, weil sie Blutflüsse und Wunden heilt. Auch der französiche Name „herbe de
Saint Joseph“ erinnert an die blutstillende Wirkung. Der hl. Joseph war Zimmermann und benutzte der Legende
nach, als er sich verletzte, die Schafgarbe, um seine Wunde zu heilen. Im 12. Jahrhundert benutzte die Äbtissin
Hildegard von Bingen den Tee aus Blüten und Blättern von „Garwe“, was soviel wie „Gesundmacher“ bedeutet,
gegen Atemwegserkrankungen, Hauterkrankungen, vegetative Krankheitsbilder u.a.. Im 16. Jahrhundert
bezeichnete der italienische Arzt Matthiolus sie als „ein köstlich Wundkraut bei allen äußeren und inneren
Wunden“. In nordischen Ländern ersetzte die Pflanze den Hopfen bei der Bierbrauerei. In Deutschland wurden
im 16.Jahrhundert die Früchte zu Konservierung von Wein verwendet. Sie wurde auch in Fenster und Türen
gehängt, um die Pest abzuhalten und in vielen Gegenden war sie Bestandteil des Kräuterbüschels, das an Maria
Himmelfahrt, dem alten Kräuterweihtag (15.August) in der Kirche geweiht wurde und dann in Ställe und unters
Dach gehängt wurde, um Blitz und anderen bösen Zauber abzuhalten. Kinder sollen schöne Träume bekommen,
wenn man ihnen ein Schafgarbenblatt aufs Auge legt.
Heimat und Standort: Ursprünglich vom Kaukasus stammend hat sich die Schafgarbe inzwischen auf Europa,
Nordamerika, Nordasien und Südaustralien ausgebreitet. Schafgarbe kommt bei uns sehr häufig vor und zwar
bevorzugt an trockenen mageren Standorten wie Wiesen, Weiden, Äckern, Wegrändern, Bahndämmen, Ödland
und Schuttplätzen.
Anbauhinweise: Schafgarbe ist eine in Mitteleuropa vollkommen winterharte, sehr genügsame und
widerstandsfähige Wildstaude. Sie benötigt volle Sonne, einen mäßig nährstoffreichen, gut drainierten Boden
und verträgt auch Trockenheit. Nasse, feuchte Böden mag sie nicht. Man kann sie aussähen, da sie aber sehr
schnell und durchsetzungsfreudig wächst, wird sie meist durch Teilung vermehrt. Man sollte die Pflanzen alle 2-
4 Jahre im Frühjahr teilen und kann Teilstücke am selben Ort mit ca. 3o-6o cm Abstand wieder einpflanzen. Im
Laufe des frühen Frühjahrs sollte man die alten Blütenstände ganz unten abschneiden, damit die neue Blüte
wieder Platz hat. Man kann dies auch schon im Herbst tun, wenn die Blütenstände unansehnlich sind, normal
sind sie aber auch im Winter noch eine Zierde und vor allem blüht die Pflanze oft bis in den Dezember hinein.
Verwendung: Gesammelt und getrocknet werden hauptsächlich das blühende Kraut und die Blütenköpfe im
Juni-September. Man kann sie zu Tee verarbeiten (3Teel. pro Tasse Wasser 3x täglich) oder dem Badewasser
zusetzen (50-75g Schafgarbe mit 1l kochendem Wasser übergießen, 20 Minuten stehenlassen und die
Flüssigkeit dem Bad zusetzen). Auch der frische Preßsaft kann getrunken werden (3x tägl.1Teel. in ein Glas
Wasser). Im Frühjahr kann man die zarten jungen Triebe in den Salat tun, sollte allerdings nur kleine Mengen
nehmen, da sie recht bitter sind. Auch als würzende Beigabe in Kräuterbutter, Quark, Suppen oder Saucen kann
man sie verwenden. Außerdem ist sie traditioneller Bestandteil der Gründonnerstagssuppe. Auch zum Färben
kann man Schafgarbe benutzen und erhält je nach Zusatz gelbe bis grüne Farbtöne.
Wirkstoffe: 0,5 % ätherisches Öl (Azulen, 8-10% Cineol, Pinen, Borneol, Kampfer, Limonen, ein Sesquiterpen,
Isovalerian- und Salicylsäure), Glykosid, Bitterstoffe (Achillein), Gerbstoffe, Harz, Aconitsäure und etwas
Blausäure (0,003-0,007 %).
Wirkung:

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• Azulen wirkt entzündungshemmend, schleimhautberuhigend und krampflösend. Frische Blätter können


leicht zermust bei Verletzungen unterwegs als Erste-Hilfe-Pflaster aufgelegt werden. Im Winter kann man
auch den Tee zu Umschlägen benutzen. Der Tee wirkt gut gegen Magen- und Darmstörungen, die mit
Krämpfen einhergehen.
• Achillein wirkt anregend, tonisierend und zusammenziehend sowohl auf die Schleimhäute und die
Muskulatur als auch auf das Gefäßsystem → Hämorhoiden, Krampfadern, blutstillend bei inneren Blutungen
(Gebärmutterblutungen), aber auch äußerlich als Erste-Hilfe-Pflaster. Der Tee wirkt anregend bei
Appetitmangel und Schwächezuständen.
• Cineol wirkt antiseptisch, auswurffördernd, verdauungsanregend und wurmwidrig.
• der hohe Gehalt an Kalium regt die Nieren an. Das wirkt gut bei Frühjahrskuren.
• fördert die Durchblutungsverhältnisse in der Gebärmutter und wirkt so krampflösend und
menstruationsregulierend bei schmerzhaften Regelblutungen.
• Achtung! Schafgarbe enthält geringe Mengen des giftigen Thujons und sollte daher nicht über längere
Zeiträume (2-3 Monate) in hoher Dosierung genossen werden. Bei Überdosierung u.U. Hautausschläge und
Kopfschmerzen. Es gibt auch Allergien.

Agrimonia eupatoria - Odermennig (VI-VIII)


Geschichte: Die Artenbezeichnung eupatoria stammt von Mithridates Eupator ( 3oo v. Chr.), dem König von
Pontus, der ein Experte der Phytotherapie war. Odermennig war im antiken Griechenland eine geschätzte
Heilpflanze. Dioskurides empfiehlt ihn, in altem Schweinefett fein zerstoßen, bei schwer vernarbenden
Geschwüren. 700 Jahre später erwähnt ihn der Benedektinerabt Walafrid Strabo (809-849) in seinem
Gartenbuch und empfiehlt ihn gegen Leibschmerzen und Wunden. Die Äbtissin Hildegard von Bingen benutzte
den Tee aus Blättern und Blüten bei Atemwegserkrankungen, inneren Erkrankungen und Hauterkrankungen.
Matthiolus lobt ihn als hervorragendes Lebermittel, aber auch zum Baden ermüdeter Füße und erfrorener
Glieder. In bäuerlichen Ernteorakeln diente er als Anzeiger für eine späte oder frühe Ernte. Blühte er spät, gab es
auch eine späte Ernte. Oder man richtete die Saat danach, ob die Blüten oben oder unten am dichtesten stehen, je
nachdem säte man früher oder später. Heute wird Odermennig nur noch gelegentlich benutzt.
Heimat und Standort: Europa, Asien, inzwischen über die ganze Erde verbreitet. Odermennig kommt relativ
häufig wild vor und bevorzugt dabei sonnige, warme, halbtrockene Standorte, wie Waldränder, Wege, Weiden
und lichtes Gebüsch. Er wächst auf allen Bodenarten.
Anbauhinweise: Odermennig ist eine heimische Wildstaude, die einigermaßen fruchtbaren gut drainierten
Boden braucht. Sie verträgt leichten Schatten, zieht jedoch volle Sonne vor. Man kann sie durch Aussaat oder
Teilung vermehren, sie sät sich auch leicht selbst aus. Abstand 15-25 cm.
Verwendung: Die Blätter wurden früher gelegentlich zur Weinbereitung benutzt. Im Herbst kann man aus
Odermennig einen gelben Farbstoff gewinnen. Zu Heilzwecken sammelt man die blühende Pflanze von Juni bis
August und verwendet sie frisch oder getrocknet als Tee (1Teel. pro Liter) oder äußerlich (Abkochung von 60-
120g pro Liter Wasser, frischer Pflanzenbrei) als Umschlag.
Wirkstoffe: Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle und Harze.
Wirkung:
• wirkt belebend, blutreinigend, wundheilend, zusammenziehend und antibiotisch → Durchfall, Magen-
Darmbeschwerden, Gallenstauung und äußerlich bei schwärenden Wunden und als Gurgelmittel bei
Entzündungen des Mund- und Rachenraumes.

Alcea rosea = Althaea rosea - Stockmalve, Stockrose (VII-IX)


Geschichte: Früher wurde Alcea rosea v. nigra feldmäßig angebaut, um daraus roten Lebensmittelfarbstoff zu
gewinnen. Heute kann man Kräutertees mit der dunkelroten, fast schwarzen Blüte färben, ohne dass der
Geschmack sich sehr ändert.
Heimat und Standort: alte Zierpflanze aus dem Orient. Stockmalven werden hier häufig gepflanzt, vor allem in
Bauerngärten. Selten trifft man sie verwildert an.
Anbauhinweise: Die Pflanze ist zweijährig bis staudig und braucht einen sehr guten tiefgründigen humosen,
sehr nahrhaften Boden und viel Sonne und Wärme. Steht sie zu trocken und hungrig, wird sie vom Malvenrost
befallen. Das ist eine Pilzkrankheit, die sich durch rostrote Flecken auf den Blättern äußert. Man sollte deshalb
ausreichend gießen. Im Winter verträgt die Pflanze die Nässe allerdings schlecht. Sie fault leicht. Stockrosen
werden durch Aussaat vermehrt. Man sät im Juli aus, bringt die Jungpflanzen im August auf Kulturbeete und
pflanzt sie im folgenden Frühjahr an die endgültige Stelle. Dabei sollte man darauf achten, dass die Pfahlwurzel

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gerade nach unten zeigt, da die Pflanze nur so zügig in die Tiefe wachsen kann und die Wasserversorgung auch
bei Trockenheit gesichert ist. Stockmalven können bis zu 3m hoch werden und brauchen dann einen Pfahl zum
anbinden oder eine windstille Ecke. Man kann sie aber auch im Frühjahr einkürzen. Dann entwickeln sich die
Pflanzen eher zu niedrigeren Büschen. Wenn man sie nach der Blüte zurückschneidet, so dass sie keine Samen
bilden, kommen sie im nächsten Jahr meist wieder. Alcea rosea v. nigra ist dann sicher mehrjährig.
Verwendung: Man sammelt die Blüten mitsamt den Kelchen und trocknet sie als Tee. Man nimmt zur
Teeherstellung 1 Eßlöffel pro Tasse Wasser. Die Zubereitung erfolgt als nicht zu heißer Aufguß (vorher kalt
ansetzen). 1-3 Tassen pro Tag. Früher wurde die Stockrose auch zum Färben von Likören verwendet.
Wirkstoffe: Schleim, Gerbstoff, Stärke, Phytosterin und Anthocyanfarbstoff (Althaein).
Wirkung: Als Schleimdroge ist die Stockrose Bestandteil verschiedener Teemischungen gegen Husten und
Bronchitis.

Alchemilla vulgaris - Frauenmantel (VI-VIII)


Geschichte: Die ersten schriftlichen Überlieferungen über den Frauenmantel stammen von der hl. Hildegard,
die ihn gegen Kehlgeschwüre empfiehlt. Paracelsus rühmt seine Heilkraft bei äußeren und inneren Wunden. In
den Kräuterbüchern des 16. Jahrhundert findet man lange Abhandlungen über seine „Krafft und Würckung“.
Lonicerus beschreibt ihn als „recht Wunderkraut“. Geschätzt war er aber vor allem als Frauenkraut, was
Tabernaenontanus (begehrtes Kräuterbuch des 17. Jahrhunderts) in deftigen Worten beschreibt: „Dieses Kraut in
Regenwasser gesotten / und mit demselbigen Wasser die heymlichen Oerten der Weiber gewaschen / dringet es
dieselbigen zusammen / als wann sie Jungfrawen werend.“ Aber auch bei den Germanen wurde Frauenmantel
benutzt. Er war Freya, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit heilig und wurde bei abnehmendem Mond
gesammelt, um die Blutfllüsse der Frauen zu stillen und Wunden zu heilen. Später wurde die heidnische Göttin
Freya durch die Jungfrau Maria abgelöst und der Frauenmantel galt als besonders heilkräftig, wenn man ihn an
Maria Himmelfahrt oder Maria Geburt sammelte. Seinen Namen Alchemilla bekam er im Mittelalter, weil die
Alchimisten damals glaubten, man könne mit den Tropfen, die morgens rund um die Blätter erscheinen, Metall
in Gold verwandeln oder gar den Stein der Weisen herstellen. Das Waschen mit diesem „Tau“ sollte den Frauen
eine schöne Gesichtshaut machen. Bei den Tropfen handelt es sich aber nicht um Tau, sondern um einen aktiv
von den Blättern „ausgeschwitzten“ Wassertropfen, einen sogenannten Guttationstropfen. In Island galt der
Frauenmantel als heilige Pflanze.
Heimat und Standort: ganz Europa und Nordasien, Grönland, östlicher Teil Nordamerikas, besonders in
Gebirgen. Frauenmantel liebt feuchte, frische Wiesen, Weiden und Lichtungen auf nährstoffreichen,
stickstoffhaltigen, aber meist kalkfreien, sauer-humosen und kühlen Lehmböden. Er kommt häufig auf frischen
Gebirgswiesen vor.
Anbauhinweise: Frauenmantel ist eine winterharte Wildstaude, die sich besonders gut als Bodendecker eignet.
Er mag es gerne kühl und verträgt Schatten. Wenn es kühl und feucht genug ist, steht gerne in der vollen Sonne.
Man kann ihn aussähen oder im Frühjahr vorsichtig die alten Wurzelstöcke teilen und mit 10-15 cm Abstand
einpflanzen. Ansonsten braucht er kaum Pflege.
Verwendung: Man sammelt die jungen Blätter von April bis August, das blühende Kraut von Mai bis
September. Die Blätter kann man in kleinen Mengen zu Kräutergerichten geben. Sie schmecken allerdings recht
herb. Das blühende Kraut wird entweder als Tee getrocknet oder als Presssaft oder Badezusatz verwendet. Man
kann mit Frauenmantel auch färben. Je nach Beize erhält man gelbbraune bis gelbgrüne Farbtöne.
Wirkstoffe: Gerbstoffe, Bitterstoffe, etwas ätherisches Öl.
Wirkung:
• zusammenziehend, blutstillend → äußerlich als Preßsaft, Blattbrei oder Aufguß ( 120-150g pro l Wasser)
auf Wunden, Geschwüre, als Spülmittel nach Zähneziehen und Zahnfleischbluten.
• Magen- und Darmstörungen, sowie unspezifische Durchfallerkrankungen
• in der Volksmedizin als Gesichtswasser bei großporiger Haut und Sommersprossen

Allium fistulosum - Winterzwiebel


Die Winterzwiebel wird in der chinesischen Küche viel gebraucht. Es ist die am weitesten verbreitete Zwiebel in
Südostasien. Die medizinische Verwendung wurde schon um 100 n. Chr. in einem Kräuterbuch beschrieben. Bei
uns kommt sie gelegentlich verwildert vor, ursprünglich stammt sie aber aus Sibirien. - Die Winterheckezwiebel
ist ausdauernd und kann bei mildem Wetter auch im Winter beerntet werden. Man kann die ganze Pflanze
verwenden. Sie regt die Verdauung an, wirkt antibiotisch, harntreibend, entzündungshemmend, fiebersenkend

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und senkt den Cholesterinspiegel. Die Chinesen trinken den frischen Absud im Anfangsstadium von
Erkältungskrankheiten.

Allium schoenoprasum - Schnittlauch (VI-VII)


Geschichte: Schnittlauch gelangte im Mittelalter von Italien nach Deutschland. Er wird in mittelalterlichen
Kräuterbüchern oft erwähnt.
Heimat und Standort: Flusstäler Asiens und Europas. Schnittlauch kommt selten wild vor. Wenn er auftritt,
wächst er gesellig in Flachmoor- und Strandgesellschaften auf nassen, milden und etwas stickstoffbeeinflußten
Torf- und Humussand-Böden.
Anbauhinweise: Schnittlauch ist ein winterhartes Zwiebelgewächs und sollte an sonniger bis halbschattiger
Stelle in einem feuchten, lehmhaltigen nährstoffreichen Boden stehen. Er ist für gelegentliche Kalk-, Kompost-
und Wassergaben und gelegentliches Hacken sehr dankbar. Schnittlauch darf während der Wachstumsphase nie
austrocknen. Um die Bestockung zu fördern, ist es gut, möglichst früh die Blütentriebe zu entfernen. Ist man
nicht so stark auf große Ernten und starke Vermehrung aus, kann man sie aber auch wachsen lassen, da sie sehr
hübsch sind. Sie halten sich in der Vase recht lange. Ernten kann man mehrmals im Jahr, sollte aber nicht zu tief
und nicht zu oft schneiden, damit sich die Pflanze immer wieder erholen kann. Sie braucht unbedingt grüne
Blätter, da sie mit dem Blattgrün die Energie zum Wachsen aufnimmt.
Jedes 2. Jahr sollte man die Schnittlauchhorste im Frühjahr oder Herbst teilen und neu pflanzen (25x25cm). Man
kann Schnittlauch auch aus Samen ziehen, sollte aber auf sehr frischen Samen achten, da der Samen schnell
seine Keimkraft verliert. Im Erwerbsgemüsebau wird nur ausgesät, da sich die bei der Ernte störenden Blüten
erst im zweiten Jahr bilden. Die Aussaat erfolgt im März im Gewächshaus (Keimdauer 2 Wochen bei 20°C).
Wenn die Pflanzen stark genug sind, können sie „in Klumpen“ ins Freiland gesetzt werden. Es gibt inzwischen
viele Sorten. Die großröhrigen Sorten sind schärfer und gröber im Geschmack, als die feinröhrigen Sorten,
bringen aber auch mehr Ertrag. Als Hobbygärtner sollte man den feinen, milden Geschmack der feinröhrigen
Sorten einmal versuchen.
Erwähnt sei die Schnittlauchtreiberei. Man nimmt Sorten, die extra darauf gezüchtet sind, mit den schlechten
Lichtverhältnissen im Winter zurechtzukommen (z.B. Sperlings Grolau). Man gräbt die Pflanzen im Oktober
aus, lässt sie unter Dach richtig trocknen, bis das Laub braun und dürr ist und sich leicht abstreifen lässt, topft
sie ein und holt sie ins Haus. Nun kann man mit lauwarmem Wasser gießen und den Schnittlauch bei
Zimmertemperatur treiben lassen. Später stellt man ihn etwas kühler (12-15C°, möglichst hell) und kann dann
den Winter über ernten. Im Frühling pflanzt man die Pflanzen wieder ins Freiland, gibt ihnen den Sommer über
Erholungsurlaub und kann sie im Herbst hereinholen um erneut zu treiben.
Verwendung: Schnittlauch wird nur frisch als Küchengewürz verwendet (Beim Einfrieren wird er matschig und
glitschig, beim Trocknen verliert er sein Aroma). Er kann vielseitig verwendet werden: z.B. an Salate-
Tomaten-, Gurken-, Kartoffel- oder Kopfsalat aber auch an Krabben- Fisch-, Wurst- und Eiersalat. Auch in
Verbindung mit Gervais, Quark, Omelette, Kartoffeln, Butter, zu gegrilltem Fisch, in Sahnesoße, zu Kochfisch
oder Suppenfleisch oder auf einem Vollkornbrot mit Butter ist Schnittlauch nicht zu verachten.
Wirkstoffe: schwefelhaltige Aminosäuren (Alliine), hoher Gehalt an Vitamin C und A (Schnittlauch hat doppelt
soviel Vitamin C, wie Zitronen), Jod, Eisen, Silizium.
Wirkung: blutreinigend, verdauungsfördernd, appetitanregend, jedoch milder als die anderen Alliumarten.

Althaea officinalis - Eibisch (VII)


Geschichte: Der Eibisch wurde 400 v.Chr. vom griechischen Arzt Hippokrates wegen seiner wundheilenden
Kraft gerühmt. 500 Jahre später wurde er in Griechenland als Mittel gegen Harnverhalten, Durchfall,
Steinleiden, Nervenschmerzen, Brandwunden und Wunden benutzt. Im Mittelalter war er eine sehr geschätzte
Heilpflanze und wurde als schleimlösendes, harntreibendes Mittel benutzt. Aus den Klöstern heraus verbreitete
er sich in die Bauerngärten und war ein beliebtes Volksheilmittel gegen Husten, Heiserkeit, Durchfall,
Blasenleiden und Wunden.
Heimat und Standort: Eibisch soll ursprünglich in den Gebieten des Kaspischen, des Schwarzen und des
Ostmittelmeeres heimisch gewesen sein. Inzwischen findet man ihn in Süd- und Westeuropa, in Westasien
sowie im nordöstlichen Nordamerika. Er bevorzugt feuchte Wiesen, Wiesengräben, feuchte Gebüsche und man
findet ihn besonders oft an salzhaltigen Stellen wie Salinen, Brackwasserröhrichten oder dem Meeresstrand. Er
ist selten geworden, wird aber häufig in Gärten angebaut. Wildlebende Populationen sind geschützt und dürfen
nicht gesammelt werden

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Anbauhinweise: Eibisch ist eine Wildstaude und liebt humusreichen, feuchten, salzhaltigen, sandigen Boden
und volle Sonne. Heiße und trockene Sommer im Süden verträgt er schlecht. Er kann durch Aussaat im Frühjahr
im Haus oder im Sommer bis Herbst im Freiland, sobald die Samen reif sind, vermehrt werden. Im Frühjahr
kann man die Pflanzen teilen. Bei der Teilung muss man die Wurzeln mit einem scharfen Messer so zerlegen,
dass an jedem Teilstück noch mindestens eine Knospe sitzt. Pflanzabstand 30-45cm. Im Herbst sollte man den
Eibisch zurückschneiden.
Verwendung: Man verwendet hauptsächlich die Wurzeln mehrjähriger Pflanzen und gräbt sie am besten im
Spätherbst aus, da sie dann den höchsten Schleimgehalt haben. Im Spätherbst kann der Schleimgehalt bis zu 36
% betragen. Im Schnitt liegt er aber bei 15 %, während er den Rest des Jahres bei 5 - 7 % liegt. Die Blatt- und
Blütendroge weist ca. 6 - 7 % Schleim auf. Die Blätter sammelt man im Mai - Juni, die Blüten im Juli - August.
Bei der Teezubereitung muss man darauf achten, dass der Tee nicht zu heiß wird. Eibisch enthält Stärke, die
beim Kochen quellen würde und die Schleimstoffe festhalten würde. Deshalb setzt man einen Kaltwasserauszug
an ( 1 - 2 Esslöffel Wurzel pro Tasse ), lässt ihn ca. 12 Stunden ziehen und erwärmt ihn dann mäßig. Man kann
auch Sirup und Säfte aus der Pflanze herstellen oder die Wurzel statt Zähneputzen kauen.
Für die äußerliche Anwendung kocht man aus der ganzen Pflanze einen Brei, den man auf die Wunde legt, oder
benutzt die Pflanze als beruhigenden Badezusatz. Den Tee aus Blättern kann man als Gesichtswasser benutzen.
Früher wurden die Wurzelstücke auch als Schnuller benutzt. Außerdem hat man in England die Wurzel kandiert.
Das waren die berühmten Marshmallows, die heute jedoch aus anderen Zutaten hergestellt werden. Die jungen
Triebe und Blätter verwendete man als Salat und Gemüse. Junge Stängel legte man auch in Essig ein.
Wirkstoffe: Schleim, Pektin, Stärke, Zucker, Asparagin, Fett, Mineralien, etwas Betain und einen
lezithinähnlichen Stoff.
Wirkung:
• Eibisch ist sehr nährstoffreich → Kräftigungsmittel
• die Schleimstoffe schützen Haut und Schleimhäute vor Reizen und wirken daher reizmildernd,
entzündungswidrig, einhüllend und schleimlösend → Magen-Darm-Katarrh, Magengeschwür,
Rachenkatarrh, Heiserkeit, Entzündungen, Abszesse, Geschwüre. Die Schleimstoffe werden so gut wie nicht
vom Körper aufgenommen, können daher also auch nicht überall wirken, z.B. nicht an den Schleimhäuten
der tieferen Luftwege oder der Harnwege.
• Die schlechte Aufnahmefähigkeit der Schleimstoffe kann man auch ausnutzen, z.B. bei der Verabreichung
örtlich stark reizender Arzneien, indem man sie mit Eibisch zusammen verordnet, oder indem man Arzneien,
die örtlich auf die Schleimhäute wirken sollen in Eibischschleim hüllt, so dass diese dann ebenfalls schlecht
aufgenommen werden und an Ort und Stelle bleiben.

Anthemis tinctoria - Färberkamille (VII-IX)


Geschichte: Früher war die Färberei in Haushalten üblich, wie Kochbücher aus dem Mittelalter zeigen, in denen
oftmals ein Kapitel über das Färben mit Pflanzen eingegliedert war. Dazu wurden hauptsächlich einheimische
Pflanzen benutzt. Zum Gelbfärben gab es in Mitteleuropa eine Fülle von Kräutern und Rinden, die jedoch alle
Mängel in der Lichtechtheit aufwiesen. Die bekanntesten gelbfärbenden Pflanzen im Mittelalter waren der Wau
(Reseda luteola) und die Saflordistel (Carthamus tinctoria), die in Deutschland extra zum Färben angebaut
wurden. Außerdem gab es den sehr teuren Safran, der schon bei Griechen und Römern in Mode war.
Anbauversuche in Deutschland scheiterten in kühlen Jahren an der Witterung und wurden daher wieder
aufgegeben.
Heimat und Standort: Süd- und Mitteleuropa, Westasien, in Nordamerika eingeschleppt. Färberkamille liebt
warme sonnige Stellen auf nährstoffreichen mild-humosen Kalklehm-, Kalksand- und Tonböden, wie z. B.
Steppenrasen, steinige Weg- und Bahndämme, Steinbrüche und wächst als Unkraut im Getreide.
Anbauhinweise: Färberkamille ist zweijährig bis ausdauernd und wird durch Aussaat vermehrt. Sie liebt Sonne
und verträgt gut Trockenheit.
Verwendung: Man kann die Blüten zum Gelbfärben von Wolle benutzen. Sie eignen sich auch gut für die Vase.

Anthriscus cerefolium - Kerbel (VI)


Geschichte: Kerbel wurde bereits von den Römern verwendet und kam im frühen Mittelalter nach Mitteleuropa.
Heimat und Standort: ursprünglich aus Südosteuropa und Westasien, hier verwildert in wärmeliebenden
Unkrautgesellschaften besonders in Waldnähe und in Gärten.

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Anbauhinweise: Kerbel liebt leichten, humosen und genügend feuchten Boden möglichst im Halbschatten. Er
ist dankbar, wenn man vor der Aussaat den Boden mit etwas Kompost anreichert. Heißes Klima verträgt er
schlecht. Er wird normalerweise im Garten einjährig gezogen, d.h. er muss jedes Jahr neu ausgesät werden. Das
Saatgut bleibt 3 Jahre keimfähig. Sobald man im Frühling aufs Land kann (März, April), kann man den Kerbel
an Ort und Stelle aussähen. Die Samen werden dabei leicht in die Erde gedrückt. Ein Reihenabstand von 10cm
genügt. 6 Wochen nach der Aussaat kann schon mit der Ernte begonnen werden. Zu empfehlen ist auch eine
Herbstsaat. Will man den ganzen Sommer über frisches Kraut ernten, muss man öfter in Folge aussähen, da der
Kerbel recht schnell anfängt zu blühen, besonders im Sommer. Durch Ausbrechen der Blütenstände kann man
die Blüte hinauszögern. Man kann die weichen Blütenstängel und Blüten mit verwenden. Am besten ist es, den
Kerbel nur in den kälteren Jahreszeiten zu ziehen und im Sommer als Ersatz den französischen Estragon zu
verwenden. Man kann einige Pflanzen blühen lassen, da sie sich dann selbst aussähen. Es gibt kraus- und
glattblättrige Kulturformen. Die krausblättrigen Sorten sind wegen der Verwechslungsgefahr mit der giftigen
Hundspetersilie vorzuziehen.
Verwendung: Man erntet die Kerbelblätter vor der Blüte und verwendet sie frisch als Gewürz zu
Frühlingssuppe, Kräutersauce, Kräuterküchlein, Kräuterbutter und Tomatensalat. Sie sollten nicht mitgekocht
werden, da sie sonst ihr Aroma verlieren. Man kann sie aus demselben Grund auch schlecht trocknen. Kerbel ist
Hauptbestandteil der „fines herbes“. Ganz große Vorsicht ist bei der Sammlung wildwachsender Exemplare
geboten! Kerbel wird sehr leicht mit der giftigen Hundspetersilie verwechselt und es sind schon schwere
Vergiftungen aufgetreten.
Wirkstoffe: ätherisches Öl mit Methylchavicol als Hauptkomponente, Apiin
Wirkung:
• der Tee aus getrockneten Blättern wirkt harntreibend
• frischer Preßsaft wird bei Frühjahrskuren verwendet
• Kompressen aus zerdrücktem frischen Kerbel sollen wundheilend wirken.

Armoracia rusticana - Meerrettich (VI-VII)


Geschichte: Seit dem 12.Jh. ist der „Meerech“, wie er von der hl. Hildegard genannt wurde, in Mitteleuropa
heimisch, seine Verwendung als Heil- und Gewürzpflanze ist slawischen Ursprungs. Tabernaemontanus
berichtet vom Meerrettichwasser: „Dis Wasser kann zu allen Gebrechen gebrauchet werden / treibt den Harn
und den Stein gewaltiger / und zertheilt allen großen Schleim der Phlegmata /...“ Er ist eine wichtige
Bauerngartenpflanze und fand auch in der Volksmedizin gegen Husten und Heiserkeit, sowie gegen
Nervenschmerzen und Rheuma seine Verwendung. Außerdem galt ein Stückchen getrockneter Meerrettich in
der Tasche als Glücksbringer und sollte vor Hexen, Drachen und wütenden Hunden schützen und vor allem, -
der Geldbeutel sollte das ganze Jahr über nicht leer werden.
Heimat und Standort: Südost- und Mitteleuropa, verwildert an Gräben und auf Schuttplätzen, meist an nitrat-
und ammoniakreichen Stellen, wie z.B. Mistabflüssen.
Anbauhinweise: Meerrettich ist eine winterharte Staude und liebt nährstoffreiche, tiefgründige, etwas feuchte
Böden. Er mag auch gerne etwas Stallmist. Im März oder April werden die ca. 20-30 cm langen Stücke der
Seitenwurzeln (Fechser) schräg in Erddämme gelegt, so dass sie ca. 8 - 10 cm hoch mit Erde bedeckt sind. Das
dicke Ende muss dabei nach oben zeigen. Im Juli oder August legt man die Wurzeln frei und reibt die feinen
Wurzel am oberen Teil des Fechsers ab, damit man später schöne Meerrettichstangen erhält. Im Herbst kann
man die Wurzeln ausgraben und im Keller in Sand einschlagen oder einfrieren. Schält man sie und wickelt sie in
dicke Alufolie, kann man sie einfrieren und bei Bedarf gefroren reiben. Die Seitenwurzeln verwendet man
wieder als Fechser. Die Samen des Meerrettichs reifen normalerweise nicht aus.
Verwendung: Verwendet wird die frische Wurzel. Man gräbt sie im Spätherbst aus und kann sie bis zum
Frühjahr im kalten Keller in Sand einschlagen und nach Bedarf verwenden. Meerrettich ist in der Küche
vielseitig einsetzbar: zu geräuchertem Fleisch, mit Quark oder Mayonnaise vermischt und mit geriebenen
Äpfeln, Tomatenketchup oder Senf abgeschmeckt, zu kaltem Fleisch, Fisch oder zu Fleischfondue, als
Meerrettichsoße zu Kochfisch und Ochsenfleisch oder als Brotaufstrich. Dabei sollte man darauf achten, dass
man den Meerrettich nicht zu stark erhitzt (siehe unten). Es ist auch möglich, die Wurzeln zu reiben und in Essig
zu konservieren, tiefgefrieren oder in Sand einlegen ist aber besser.
Will man eine medizinische Wirkung erzielen, muss man den Meerrettich frisch genießen und darf ihn nicht
über 40 °C erhitzen, da dabei das Ferment Myrosinase zerstört wird, das für die Senfölabspaltung zuständig ist.
Die Abspaltung des Senföls setzt beim Zerreiben oder Zerkauen der Wurzel ein (stechender Geruch, brennend
scharfer Geschmack). 10 - 20g Meerrettich am Tag sind für eine gute Wirkung ausreichend. Man kann den
Meerrettich auch als Frischbreikompresse auflegen (nicht länger als 5 - 10 Minuten lang).

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Wenig bekannt ist, dass man auch den Neuaustrieb (möglichst gebleicht) und die Blüten zum Würzen
verwenden kann.
Wirkstoffe: Senfölglykoside, Senföle, antibiotisch wirkende Stoffe, Vitamin C. Die Senföle sind fettlöslich und
werden daher leicht vom Körper aufgenommen.
Wirkung:
• wirkt antibiotisch und desinfizierend. Nach der Aufnahme der Meerrettichwirkstoffe vom Darm werden sie
an die roten Blutkörperchen gebunden und kommen meist erst nach ihrer „Abkoppelung“ an Orten der
Ausscheidung (Harnwege und Atemwege) zur Wirkung. Es wurde aber auch in Körperzellen eine
antibiotische Wirkung nachgewiesen. Die Hemmung des Bakterienwachstums erstreckt sich auf eine ganze
Anzahl von Bakterien, es wurde sogar nachgewiesen, dass die Vermehrung des Influenza-Virus völlig
gehemmt wird. → Nierenbecken-, Harnleiter- und Blasenentzündung, Mandelentzündung, grippale Infekte,
Bronchialkatarrh, Rippenfellentzündung, ( bei letzteren auch äußerlich, da die Senföle durch die Haut gut
aufgenommen werden).
• wirkt schleimlösend und hustenreizlindernd, was die Anwendung bei Atemwegserkrankungen noch
sinnvoller macht.
• äußerlich gegen Muskel-, Nerven-, Magen- und Rheumaschmerzen, auch bei Insektenstichen und
Frostbeulen.
• Achtung! Bei Überdosierung Haut-, Nieren-, Magen-, und Darmreizung. Meiden bei übersäuertem Magen,
Magenschleimhautentzündung, Magengeschwüren und Schwangerschaft.

Artemisia abrotanum - Eberraute (VII-X)


Geschichte: Das Kraut wurde früher gegen Leber- und Blasenleiden und als Wurmmittel benutzt. Äußerlich
benutzte man es gegen Ungeziefer. Dazu band man kleine Sträußchen, die man gegen Ansteckung und lästige
Gerüche bei sich trug. In Gerichtsräumen platzierte man bis zum 19. Jahrhundert Bündel von Eberraute, um die
Anwesenden vor dem Flecktyphus der Häftlinge zu schützen. Eine andere Verwendung galt der Kahlköpfigkeit:
„Die Asche der Eberraute wird mit altem Salatöl vermischt und hilft denjenigen, denen das Haar ausgefallen ist
und die kahl sind, dass das Haar wieder wächst, entweder auf dem Kopf oder am Bart“.
Heimat und Standort: Herkunft unbekannt. Selten kommt die Eberraute in Gärten vor, auch verwildert findet
man sie äußerst selten.
Anbauhinweise: Die Pflanze wächst leicht, liebt Sonne und leichten trockenen Boden. Sie kann durch
Stecklinge vermehrt werden.
Verwendung: Eberraute ist ein hervorragendes Küchengewürz mit einem erfrischenden, aromatischen,
zitronenähnlichen Geruch. Die Blätter kann man den ganzen Sommer über ernten und trocknen. Man kann sie
zu Tee verarbeiten, vor allem in duftenden Kräuterteemischungen findet man oft Eberraute. Ein starker Aufguss
gibt einen erfrischende Badezusatz, besonders geeignet ist die Eberraute als duftende Haarspülung. Sie soll
sogar den Haarwuchs fördern. Besonders gut eignet sie sich für Duftkissen.
Wirkung:
• wirkt leicht desinfizierend. Früher trug man Duftkissen mit Eberraute bei Epidemien mit herum, um sich vor
Ansteckung zu schützen.
• Tee wirkt anregend, magenstärkend und erfrischend
• wirkt abwehrend gegen Motten, Flöhe und andere Insekten.

Artemisia absinthium – Wermut (VII- IX)


Geschichte: Im altägyptischen Isiskult trugen die Priester Wermutzweige. Hippokrates verwendete ihn gegen
Gelbsucht und als uterusreinigendes Mittel. Plinius empfahl ihn gegen die Seekrankheit. In den Kräuterbüchern
des Mittelalters wird der Wermut gegen zahlreiche Gebrechen gepriesen, im Vordergrund stehen dabei die
magenstärkende, appetitanregende, verdauungsfördernde und wurmtreibende Wirkung. Die Volksmedizin hat
diese Anwendungsgebiete getreulich übernommen und kennt auch noch die äußerliche Anwendung bei
Blutergüssen, Entzündungen und Geschwüren.
Heimat und Standort: südliches Europa und Asien, an trockenen warmen sonnigen Stellen.
Anbauhinweise: Der Wermut ist eine Staude und liebt vollsonnige Standorte mit trockenem Boden. Er braucht
außer gelegentlichem Schnitt keine Pflege und sollte auch nicht gedüngt werden. In manchen Jahren sät er sich
selbst aus.
Verwendung: Man sammelt zur Blütezeit die oberen zarten Teile der Pflanze und trocknet sie. Die mittlere
Tagesdosis der Droge sollte 2-3 Gramm als kalter oder heißer wässriger Auszug nicht überschreiten. Auch
Wermuttinktur ist gebräuchlich, aber höchstens 60 Tropfen am Tag.

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Wirkstoffe: Bitterstoffe, ätherisches Öl, Gerbstoffe.


Wirkung: wirkt gegen Appetitlosigkeit, verminderte Magensäureproduktion, gegen Blähungen und bei Leber-
und Galleerkrankungen, die auf einer gestörten Gallebildung in der Leber und einer gestörten Galleausscheidung
aus der Gallenblase beruhen. Das Thujon im ätherischen Öl ist giftig und darf nur in geringen Mengen
eingenommen werden. Überdosierung führt zu Degenerationserscheinungen am Zentralnervensystem und
verursacht Kopfschmerzen, Schwindel, Krämpfe und epilepsieähnliche Zustände. In vielen Staaten ist daher der
Vertrieb von Wermutbranntwein und -likör verboten.

Borago officinalis – Borretsch (VI – VII)


Geschichte: Bei den Römern war Borretsch außerordentlich beliebt, er sollte die Menschen fröhlich machen
und die Traurigkeit vertreiben. Auch im Mittelalter schreibt Tabernaemontanus noch: „Unter Tags fünff Löffel
voll getrunken / reinigt das Geblüt von aller Unsauberkeit. Nimmt auch alle schwärze Fantasey und Traum / und
was sich von böser Melancholey erhebt.“ In der Volksmedizin zählen die Blüten zu den vier herzstärkenden
Blüten.
Heimat und Standort: Borretsch stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und wird bei uns in Gärten
kultiviert, selten ist er auch verwildert anzutreffen.
Anbauhinweise: Borretsch ist eine einjährige Pflanze, die sich leicht selbst aussät. Am liebsten mag sie feuchten,
nahrhaften Boden in der Sonne. Auf trockenen Böden bleiben die Pflanzen klein und bekommen leicht Mehltau.
Die kleinen blauen Blüten ziehen ganze Bienenschwärme an.
Verwendung: In der Heilkunde spielt der Borretsch keine Rolle mehr, dafür ist er in der Küche beliebt. Die
jungen Blätter schmecken gurkenähnlich und machen sich gut in Salaten oder Kräuterquark. Die Blüten
schmecken süß. Man kann sie zum Dekorieren von Süßspeisen und Salaten verwenden, in Eiswürfel einfrieren,
mit Eischnee und Puderzucker zu Trockenblumen verarbeiten. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ältere
Blätter kann man in den verschiedensten gekochten Gerichten verwenden.

Calendula officinalis - Gartenringelblume (VI-X )


Geschichte: Die ersten schriftlichen Überlieferungen stammen von der hl. Hildegard, die sie als „Ringula“
gegen Verdauungsstörungen und Ekzeme empfiehlt. In Arabien wurde sie zu dieser Zeit als Geruchsmittel
gegen Ungeziefer verwendet. Das Mittelalter kennt die Ringelblume als Mittel gegen Leberleiden,
Milzbeschwerden, Herzklopfen, bei Gebärmutterleiden und zur Beschleunigung der Geburt. „Herba canceri“
wurde sie im 16. Jahrhundert von Matthiolus genannt, er setzte sie bei Krebsleiden ein. In der Volksmedizin
wird sie jetzt noch als Salbe und Tinktur bei Wunden, Geschwüren, Verbrennungen und Entzündungen benutzt.
In vielen Ländern wurde sie im Volksglauben als Liebesmittel oder Orakel angesehen und galt als
Wetteranzeiger. Wenn sich die Blüten bis 8.00 Uhr nicht geöffnet hatten, gab es noch am gleichen Tag Regen.
Heimat und Standort: Süd- und Mitteleuropa, Nordafrika, Westasien. Die Herkunft und Abstammung der
Ringelblume ist unklar. Sie wird im Garten sehr häufig angebaut und kommt ab und zu verwildert vor.
Anbauhinweise: Die Ringelblume ist eine einjährige Pflanze. Man sät sie von März bis Juni ins Freiland und
verzieht die Jungpflanzen auf 20cm Abstand. Oft sät sich die Pflanze von selbst aus, dabei verschwinden die
Zuchtformen nach einigen Generationen und die Wildform taucht wieder auf. Natürlich kann man die Pflanzen
auch im Haus vorziehen und später ins Freiland setzen. Je früher die Saat, desto früher die Blüte, allerdings ist
die Blüte dann auch früher wieder vorbei. Man kann die Pflanzen durch Rückschnitt zu einer 2. Blüte bewegen.
Die andere Möglichkeit ist, mehrere Sätze in Folge auszusäen, dadurch erhält man bis in den Frost hinein
blühende Pflanzen. Eine dritte recht arbeitsaufwändige Art, die Pflanze am Blühen zu erhalten, ist die, alle
Blütenköpfchen zu ernten, bevor sie Samen bilden können. Wenn man selber Ringelblumensamen erntet, wird
man eine verblüffende Feststellung machen. Die Pflanze bildet drei verschiedene Samenarten aus. Die innersten
Blüten eines Köpfchens bilden keine Früchte aus, sie sind nur für die Produktion von Blütenstaub
verantwortlich. Weiter außen schließt sich eine Gruppe von Blüten an, deren Früchte aussehen wie kleine
Würmchen. Eine weitere Blütenriege bringt Früchte hervor, die an ihren beiden Seiten eingekrümmte Flügel und
in ihrer Mitte ein kleines Segel besitzen. Sie werden sehr leicht von Windböen fortgetragen. Die äußersten
Früchte sind sichelförmig und besitzen an ihrer Außenseite kleine hakige Stacheln, mit denen sie im Fell
vorbeistreifender Tiere hängen bleiben.
Ringelblumen haben keine besonderen Bodenansprüche. Sie wachsen am liebsten in der Sonne, blühen aber
auch im Halbschatten. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Sorten. Im erwerbsmäßigen Anbau werden die
gefüllten Formen bevorzugt, die nur Zungenblüten entwickeln, weil sie einen höheren Ertrag bringen.
Verwendung: Gesammelt werden die Blütenköpfe in der Blütezeit von Mai - November. Man trocknet sie als
Tee. Frische Blüten und Blätter sollte man nur äußerlich verwenden. In geringen Mengen (1 Blüte auf den Salat)
kann man sie jedoch zur Verzierung von Salaten, Getränken oder kalten Platten verwenden. Ansonsten kann

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man den frischen Presssaft oder den Absud aus frischen Blättern und Blüten äußerlich verwenden. Zur
Salbenherstellung werden Blüten und Kraut verwendet. Es gibt verschiedene Rezepte:
Salbe nach Kneipp: 50g Blüten und 150g Kraut mit 150g 90%en Weingeist und 5ccm Ammoniakflüssigkeit
(10%) anfeuchten und eingedrückt 12 Stunden unter Verschluss ziehen lassen. Die Masse wird dann in 1000g
geschmolzene Wachssalbe eingetragen und 5-6 Stunden bei 50 bis 60°C stehen gelassen.
Salbe nach Gärtnerei Kräuterzauber: 150g Butter erhitzen, bis sie flüssig ist, den Schaum abschöpfen und durch
ein Leinentuch filtern. 40g Bienenwachs darin auflösen, soviel wie möglich frische Ringelblumenblüten
dazugeben, zweimal abkühlen lassen und erhitzen. Evtl. mit Olivenöl geschmeidiger machen. Flüssigkeit durch
ein Sieb geben und abfüllen. Im allgemeinen Kapitel über die Verwendung von Kräutern sind noch weitere
Rezepte angegeben.
Wirkstoffe: ätherisches Öl, Bitterstoff (Calenden), Farbstoff (Calendulin), Saponin, Flavonoide, Carotinoide.
Wirkung:
• wirkt entzündungswidrig, antiseptisch, wundheilend, gewebsreinigend und anregend auf die Blutzirkulation
→ schlecht heilende Wunden, Verbrennungen, Ekzeme, Quetschwunden, überhaupt Verletzungen, da
Entzündung und Eiterung verhindert werden und die Wunde schneller heilt. Auch bei Prellungen,
Blutergüssen, Muskelzerrungen, Wundliegen, Frostschäden, Hautschäden, Verbrennungen, Verbrühungen,
Insektenstiche, Insektenbisse und Geschwüren, vor allem auch bei Krampfadergeschwüren. Sie macht
Narben weicher und elastischer und verbessert die Hautdurchblutung. In letzter Zeit wird die Wirkung gegen
Hautkrebs diskutiert. Äußerlich verwendet man die Salbe, man kann aber auch Umschläge mit dem
Teeaufguss machen oder den frischen Presssaft oder eine Tinktur verwenden.
• der Tee fördert die Galleausscheidung, wirkt leicht krampflösend, senkt der Cholesterinspiegel, kann
innerlich gegen Venenentzündungen eingesetzt werden. Zubereitungen aus der frischen Pflanze sollten
innerlich nicht verwendet werden.

Chamaemelum nobile – Römische Kamille (V-VIII)


Geschichte: Die echte Kamille – Matricaria recutica hat eine sehr lange Geschichte. Aus der mir vorliegenden
Literatur geht nicht hervor, seit wann die römische Kamille verwendet wird, sie wird in der älteren Literatur als
alte Heil- und Nutzpflanze bezeichnet. Da die Römische Kamille bei uns im Klostergarten stellvertretend für die
echte Kamille steht, will ich einiges aus der Geschichte der Echten Kamille erwähnen. Die Echte Kamille ist
eine uralte Heilpflanze. Im alten Ägypten wurde sie als Blume des Sonnengottes hoch verehrt. Die arabischen
Ärzte verwendeten das Kamillenöl zum Einreiben bei Neuralgien. Bei den Griechen und Römern war sie das
Mittel gegen Wechselfieber, Gelbsucht, Nierenleiden, eitrige Zahngeschwüre, u.a. Im Mittelalter schreibt Bock:
„Es ist bei allen Menschen kein breuchlicher Kraut in der arztney als eben Chamillenblumen / denn sie werden
beinahe zu allen presten gebraucht.“ So wurde sie auch in der Volksmedizin als Allheilmittel betrachtet, vor
allem aber war sie die wichtigste Pflanze fürs Wochenbett sowohl für Mutter als auch fürs Kind. Der Name
Matricaria leitet sich von Mater (Mutter) und Matrix (Gebärmutter) ab. Im germanischen Volksglauben war die
Kamille heilig. Sie war die Pflanze des Sonnengottes Baldur. Wenn sie am Sonnwendfest gepflückt wurde, war
sie besonders heilkräftig. In Niedersachsen gab es noch eine Verwendung: Man hängte ein Bündel Kamille unter
die Decke. Wenn nun eine Hexe ins Zimmer kam, bewegte sich das Bündel.
Heimat und Standort: Zentraleuropa, hauptsächlich Italien
Anbauhinweise: Die römische Kamille braucht einen leichten, gut entwässerten Boden in voller Sonne. Sie ist
winterhart, kann jedoch in harten Wintern sehr leiden. In der Regel erholt sie sich schnell wieder. Sie sät sich
gerne selber aus oder macht kriechende Triebe, die sich leicht bewurzeln.
Verwendung: Die Blüten werden den Sommer über gesammelt und getrocknet. Man kann sie als Tee oder zu
Tinkturen oder Bädern benutzen.

Helleborus niger – Christrose (XII-III)


Geschichte: Früher wurde die Christrose gegen Fisteln und zur Blutreinigung eingesetzt.
Eine Legende erzählt, dass die heilige Familie auf der Flucht aus Ägypten eines Abends an einer einsamen Stelle
gerastet haben soll. Als Maria die frisch gewaschene Wäsche des Christkindes über einen kleinen Busch hängte,
fing dieser an, die herrlichsten Blüten zu treiben. Man nannte diese Blüten daraufhin Christrosen. Eine andere
Legende aus Frankreich erzählt von einem armen Hirtenmädchen, das an der Krippe Jesu stand und kein
Geschenk hatte. Es war darüber so traurig, dass sich der Erzengel Gabriel erbarmte, mit seinem Stab dreimal auf
den Boden schlug und daraufhin flugs ein ganzer Strauß der herrlichsten Christrosen aus dem hartgefrorenen
Boden empor brach. Die Blütezeit mitten in Eis und Schnee hat die Menschen schon immer erstaunt, vor allen

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Dingen, weil es sich um eine Blüte handelt, die von Bienen bestäubt wird. So ist es auch ein großes Glück, wenn
man mitten im Winter an einem warmen Tag eine verirrte Biene in einer Christrosenblüte herumwuseln sieht.
Heimat und Standort: nördliche und südliche Kalkalpen, Apenninen, nordwestlicher Balkan in Bergwäldern;
liebt humusreiche, steinige kalkreiche Böden. Die Christrose ist sehr selten und kommt außerhalb der
Berchtesgadener Alpen in Deutschland nur noch verwildert vor. Sie ist vollkommen geschützt.
Anbauhinweise: Die Christrose ist eine ausdauernde Pflanze, die an Plätzen, die ihr zusagen, sehr alt werden
kann. Nach der Pflanzung dauert es gewöhnlich länger, als bei anderen Pflanzen, bis sie sich eingelebt hat und
richtig loswächst. Sie ist empfindlich gegen Umpflanzen und liebt humusreichen, nahrhaften, lehmdurchsetzten,
kalkhaltigen Boden in halbschattiger oder schattiger Lage. Vermehrt wird normalerweise durch Aussaat. Man
muss die Samen sofort nach der Ernte aussähen und sollte sie dann vor Vogelfraß geschützt der Winterkälte
aussetzen. Der Boden für die Aussaat sollte locker und humos mit reichlich Sandzusatz sein. Manche Samen
keimen erst nach einem Jahr. 3-4 Jahre nach der Aussaat kann man auf die ersten Blüten hoffen. Man kann
Christrosen auch teilen, die Pflanzen brauchen jedoch sehr lange, um sich davon zu erholen. Ab und zu tritt die
Schwarzfleckenkrankheit, eine Pilzerkrankung auf. Man sollte dann sofort alle erkrankten Teile entfernen und
beseitigen und muss während der Vegetationsperiode evtl. mit Kupfermitteln spritzen.
Verwendung: Die getrocknete und gemahlene Wurzel der Christrose war Bestandteil vieler Niespulver. Die
Wurzeln sind schwarz und so ist ein anderer geläufiger Name der Pflanze „Schwarze Nieswurz“. Seit man
festgestellt hat, dass die Christrose giftig ist, wird sie nur noch in der Homöopathie gegen schnell sinkende
Lebenskraft oder Depressionen der Sinnesnerven verbunden mit Muskelschwäche eingesetzt.
Wirkstoffe: Digitalis-Glykoside, Saponine
Wirkung:
• giftig
• stark schleimhautreizend (Niespulver)

Hypericum perforatum - Johanniskraut (V-VIII)


Geschichte: Im ersten Jahrhundert nach Christus wurde das Johanniskraut in Griechenland das erste Mal als
Mittel gegen Brandwunden und Ischias erwähnt. Im Mittelalter war es ein sehr geschätztes Heilkraut und so
schrieb Paracelsus im 16. Jahrhundert: „Seine Tugend kann gar nicht beschrieben werden, wie groß sie
eigentlich ist und gemacht werden kann ...ist nicht möglich, dass eine bessere Arznei für Wunden in allen
Ländern gefunden wird.“ In der Volksmedizin zählte das Johanniskraut zu den beliebtesten und bekanntesten
Heilpflanzen. Es fand Verwendung bei allen Arten von innerlichen und äußerlichen Wunden, Johanniskrautöl
benutzte man bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, Verrenkungen und Nervenschmerzen. Johanniskrauttee galt
aber auch als gute Frauenmittel und wurde bei Menstruationsbeschwerden, Gebärmutterschmerzen und
Wechseljahrsbeschwerden getrunken. Außerdem galt er als zuverlässiges Mittel gegen Schwermut, Melancholie
und Niedergeschlagenheit.
Was wäre diese bekannte Heilpflanze ohne ein bisschen Aberglaube? Die Sage sagt, sie sei aus dem Blute
Johannes des Täufers entsprungen und man müsse sie daher an Johanni (24. Juni) sammeln, damit sie besonders
heilkräftig sei. Der tiefere Ursprung dieses Glaubens dürfte aber im germanischen Sonnwendfest zu suchen sein,
wo Johanniskraut als Schmuck für Altäre und Opfertiere verwendet wurde, außerdem band man Kränze aus
Johanniskraut, tanzte damit ums Sonnwendfeuer und warf sie anschließend übers Hausdach, um vor Blitz,
Feuer, Dämonen und dem Teufel Schutz zu haben. In Böhmen und Bayern benutzte man Johanniskraut als
Liebesorakel. Dabei wurde das Kraut zerrieben, in ein Tuch gefüllt und dann ausgepresst. Die Farbe des Saftes
war entscheidend: „Bist mer gut, gibts mer Blut. Bist mer gram, gibts mer Schlam (Schleim).“
Heimat und Standort: Europa und Westasien, heute über die ganze Erde verbreitet, und recht häufig
vorkommend. Johanniskraut liebt trockene, sonnige Wiesen, Wegränder, Lichtungen, Waldränder,
Trockenhänge und Bahndämme.
Anbauhinweise: Johanniskraut ist eine recht durchsetzungsfreudige Wildstaude, die am liebsten in voller Sonne
steht. Sie mag lockeren, etwas trockenen, eher nährstoffarmen Boden. Man vermehrt sie am einfachsten durch
Teilung.
Verwendung: Man sammelt das blühende Kraut um Johanni (24. Juni) herum, wenn es voll erblüht ist. Man
kann es entweder trocknen und als Tee verwenden ( 1 Essl. pro Tasse kurz aufkochen), oder den frischen
Presssaft verwenden ( mehrere Essl. pro Tag verdünnt einnehmen). Sehr bekannt ist auch das Johanniskrautöl.
Zur Herstellung nimmt man frische Blüten und setzt sie mit Olivenöl in einer verschlossenen Flasche an. Das
Ganze lässt man 10 - 14 Tage an einem sonnigen Ort stehen und seiht dann ab. Man kann die Prozedur auch
wiederholen und bekommt dann ein noch konzentrierteres Öl. Johanniskrautblätter kann man auch zum
Gelbfärben benutzen.
Wirkstoffe: Hypericin (rot), Gerbstoffe, ätherisches Öl, Flavone, Harz.
Wirkung:

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• wirkt regulierend auf das Nervensystem und beeinflusst depressive Zustände günstig. Es muss dafür
mindestens 2 Wochen, besser 4 - 6 Wochen eingesetzt werden → psychovegetative Störungen, depressive
Verstimmungen, nervöse Unruhe, Bettnässen.
• die Gerbstoffe wirken auf die Schleimhäute entzündungshemmend, reizlindernd → Magen-Darm-Katarrh,
Bronchialkatarrh.
• durchblutungsfördernd
• wirkt schmerzstillend, entzündungshemmend, antiseptisch und regenerierend auf krankes Gewebe → bei
verschmutzten, vernachlässigten infizierten und schlecht heilenden Wunden, bei Verbrennungen und zur
Schmerzlinderung bei Neuralgien, Verstauchungen, Blutergüssen, Quetschungen und Krampfadern.
(Johanniskrautöl).
• hochdosiert soll es gegen vorzeitiges Altern wirken, außerdem wurde in Versuchen eine Erhöhung des IQ
und der Kurzzeitspeicherkapazität des Gehirns festgestellt.
• Achtung! Johanniskraut wirkt photosensibilisierend. Nach innerer Anwendung nicht der prallen Sonne
aussetzen, erhöhte Lichtempfindlichkeit und Verbrennungsgefahr. Auch bei Weidetieren, die viel
Johanniskraut gefressen haben, kann die sogenannte „Lichtkrankheit“ auftreten → brandblasenähnliche
Erscheinungen.

Hyssopus officinalis – Ysop (VI-IX)


Geschichte: Wie die meisten Heilpflanzen, die aus dem Mittelmeerraum zu uns kamen, gehört der Ysop zu den
uralten Heilpflanzen. Er wird bereits in der Bibel erwähnt (Psalm51,Vers7): „Reinige mich mit Ysop, und ich
werde frei von Schuld sein.“ Im antiken Griechenland verwendete man ihn als Husten- und Magenmittel, mit
den Mönchen gelangte er nach Deutschland, so dass man bei Hildegard von Bingen Angaben über seine
Wirkung findet. Im Mittelalter wurde er gegen die verschiedensten Leiden eingesetzt, wie Magenschmerzen,
Wassersucht, Lungenleiden, Asthma, Gelbsucht, Würmer, Rheuma... Tabernaemontanus schrieb: „Von dem
Ysop wird auch gar ein nutzlicher Wein bereitet / ... und tauget dieser Wein sonderlich den Alten / dann er
erwärmet alle innerlichen Glieder.“ Bei den persischen Ärzten galt Ysopwasser als ein Mittel, das der Haut eine
zarte Tönung verleiht.
Heimat und Standort: Mittelmeerraum, in wärmeliebenden Trockenrasengesellschaften und auf offenen,
flachgründigen steinigen Kalkböden.
Anbauhinweise: Ysop wächst gern an sonnigen trockenen Stellen auf kalkhaltigen, durchlässigen Böden.
Ausgesät wird im Februar im Haus oder im April ins Freiland. Man kann ältere Pflanzen auch im Frühjahr
teilen. Die Pflanzen leiden unter starken Kahlfrösten, wie alle immergrünen Mittelmeerkräuter, überleben aber
meistens.
Verwendung: Die oberen Teile des blühenden Krautes werden getrocknet. Für Tee nimmt man 2 Teel. Droge
auf ein Viertel Liter Wasser, kalt ansetzen und langsam zum Sieden bringen, fünf Minuten ziehen lassen. Ysop
ist ein hervorragendes Gewürz für zarten Kalbsbraten, Bohnengerichte, Eintöpfe, Suppen oder Salat und
Streichkäse. Er wird zu Aromatisierung von Likören verwendet (z.B.Chartreuse) und als Bienenfutterpflanze
angebaut.
Wirkstoffe: ätherisches Öl, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Sitosterin, Ursolsäure und Hyssopin.
Wirkung:
• leicht schleimlösend → Husten
• krampflösend, bittere Gerbstoffdroge → Magen- und Darmstörungen, Appetitanregung
• leicht harntreibend
• das ätherische Öl der Pflanze sollte nur sehr mäßig benutzt werden, da es in größeren Mengen zu
epileptischen Anfällen führen kann.

Inula helenium – Alant (VII-X)


Geschichte: Man nimmt an, dass es sich bei der im antiken Griechenland Helion genannten Heilpflanze um den
Alant gehandelt hat. Helion wurde gegen Schlangenbiss, Husten, Krämpfe, Ischias und Blähungen eingesetzt.
Auch bei den Römern war die Pflanze beliebt. Julia Augusta, die Tochter des Kaisers Augustus soll sie jeden
Tag eingenommen haben. Dazu wurde sie aber nicht als Tee gekocht, sondern die Wurzel wurde mit Rosinen
und Datteln zu Marmelade verarbeitet. „Inula“ bedeutet „ausleeren, reinigen“. Alant wurde als Abführmittel und
zur Anregung der Menstruation benutzt. Das Kauen der Wurzel sollte die Zähne festigen.
Im Mittelalter wurde Alant als Allheilmittel eingesetzt. Vor allem der Alantwein, auch „potio Paulina“ genannt,
war äußerst beliebt. 1421 gab es in Wörth an der Donau eine herzogliche bayerische Alantweinsiederei. In der
Volksmedizin setze man den Alant hauptsächlich gegen Erkrankungen der Atemwege ein, aber auch bei
Blähungen, Harnverhalten, Magen-Darmbeschwerden, Gelbsucht oder Würmern. Äußerlich wandte man eine
Salbe aus Schweineschmalz und Alant gegen Krätze, Geschwüre und Ekzeme an. In Siebenbürgen wurde Alant
wie Tabak gegen Brustleiden geraucht.

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In der germanischen Mythologie war der Alant dem Gott Odin oder Wotan geweiht, er sollte eine
dämonenabwehrende Wirkung haben und auch gegen die Pest helfen. Man trug ihn als Amulett oder räucherte
Häuser und Ställe damit aus.
Heimat und Standort: ursprünglich Südwestasien und Südosteuropa, In Europa, Nordamerika und Japan
eingebürgert. Alant wächst verwildert an sonnigen Stellen in Ufergebüschen, Hecken und Gebüschen.
Anbauhinweise: Alant ist eine Staude, die gerne in voller Sonne steht und Trockenheit verträgt. Sie wird durch
Aussaat oder Teilung vermehrt und braucht sehr viel Platz.
Verwendung: Im Frühjahr oder Herbst erntet man die Wurzelstöcke und trocknet sie bei milder Hitze. Die
Pflanze sollte hierzu ungefähr 3 Jahre alt sein. Von jungen Pflanzen kann man die Blätter ernten. 1 gehäufter
Teel. Alantwurzel pro Viertelliter Wasser, 15 Minuten ziehen lassen, 2-4 mal täglich eine Tasse.
Wirkstoffe: ätherisches Öl mit dem wichtigsten Wirkstoff Alantkampfer (Helenin), Alantolactone, Bitterstoffe
(Sesquiterpenlactone, Polyacetylene) und ca. 40 % Inulin.
Wirkung:
• schleimlösend, hustendämpfend, krampflösend Æ Husten aller Art (Bestandteil vieler
Hustenteemischungen)
• Überdosierung kann zu Erbrechen und Magenschmerzen führen. Allergien sind häufig.
• frische Alantblätter, auf Wunden gelegt, sollen die Heilung fördern.

Iris germanica „Florentina“ – Veilchenwurzel (V-VI)


Der Gebrauch von getrockneten Iriswurzeln ist schon aus dem alten Ägypten, Griechenland und Rom bekannt.
Ursprünglich stammt die Pflanze aus Arabien, obwohl sie germanische Iris heißt. Die früh blühende Irissorte
trifft man häufig in Bauerngärten an. Sie mag gut entwässerten, neutralen bis alkalischen Boden in sonniger
Lage. Vermehren kann man sie im Spätsommer durch Teilung, im Herbst durch Aussaat, die Pflanzen keimen
aber sehr langsam, manchmal erst nach zwei Jahren.
Die Veilchenwurzel enthält ein ätherisches Öl, das Iron enthält und stark nach Veilchen duftet, Flavonoide,
Zucker, Stärke, Schleim, Harz und Gerbstoffe. Das Öl ist in der Parfumindustrie noch heute von Bedeutung.
Verwendet werden die Rhizome, die man im Spätsommer ausgräbt, wenn die Pflanze eingezogen hat. Der
Veilchenduft entsteht beim Trocknen. Veilchenwurzel wird als Zusatz zu Zahnpflegemitteln, Hustentees,
Pudern, Salben, Kosmetika und als Fixativ in Parfüms und Dufttöpfen benutzt. Die gedrechselten
„Zahnwurzeln“ gibt man zahnenden Kindern, was aber aus Hygienegründen nicht zu empfehlen ist.

Iris sanguinea „Snow Queen“ - Iris (V-VI)


Stammt aus Japan, Korea, der Mandschurei und Ostsibirien und wächst sehr gut auf trockenen mageren Böden,
Sie kann viele Jahre am gleichen Standort unverpflanzt stehen, ohne im Blühen nachzulassen und ist keine
Heilpflanze.

Lavandula angustifolia - Echter Lavendel ( VI - VII)


Geschichte: Der Name Lavandula kommt vom lateinischen Wort lavare = waschen. Die Römer setzten ihren
Bädern gerne Lavendel zu. Obwohl der Lavendel aus den Mittelmeerländern stammt, wird er in den klassischen
Heilpflanzenwerken kaum erwähnt. Erst im 12. Jahrhundert bei der hl. Hildegard finden sich die ersten
Aufzeichnungen über seine Heilkraft. Im „Gart der Gesundheit“, einem Werk von 1485 wird der Lavendel als
„Muttergottespflanze“ bezeichnet, der die „unkeuschen Gelüste“ vertreibt, später wurde er allerdings von Frauen
den Speisen ihres Liebsten beigemischt, um seine Zuneigung zu erwecken. Im 16. Jahrhundert wird er gegen
Blähungen, Schwindel, Schlag, Krampf , Zittern, Mundfäule , Wassersucht und Läuse empfohlen. Bei Lonicerus
findet sich folgende Stelle: „Lavendel in Wasser gesotten / in dem Wasser ein Hemd genetzt / von sich selbst
getrucknet und angethan / fängt und behält keine Läuß / so lang es den Geruch von Lavendel hat.“ In der
Volksmedizin wurde Lavendeltee bei Magenschmerzen, Migräne, Krämpfen, Schwindel und Schlaflosigkeit
getrunken. Beliebt waren auch Einreibungen mit Lavendelöl bei Rheumatismus, Ischias, Verrenkungen,
Blutergüssen und als Badezusatz für schwächliche, nervöse Kinder. Nicht zuletzt half Lavendel gegen den bösen
Blick.
Heimat und Standort: Südeuropa, Nordwestafrika. Sonnige, trockene, steinige Hänge. In großem Maßstab
kultiviert.
Anbauhinweise: Lavendel ist ein anspruchsloser Halbstrauch. Er wächst am besten auf leichten kalkhaltigen
Böden an sehr sonnigen, warmen Standorten. Man kann ihn aus Samen anziehen, was allerdings sehr langwierig
ist, oder aber im April/Mai oder im August durch Stecklinge vermehren. Der Pflanzabstand beträgt ein Meter
mal 50cm. Die Pflanzen können sehr alt werden. Lavendelfelder werden bis zu 20 Jahre lang beerntet. In der
Provence hat man allerdings zum erwerbsmäßigen Anbau andere Lavendelsorten (z.B. Lavandula x intermedia,
eine Kreuzung von L. angustifolia und L. latifolia, den bekannte Lavandin, außerdem L. latifolia (Speik), eine

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größere und schneller wachsende Unterart, der in der Destillation die höchste Ölausbeute bringt, in der Qualität
des ätherischen Öls jedoch nicht an die des echten Lavendels heranreicht). Bei uns benötigt der Lavendel an
ungünstigen Standorten Winterschutz. Nach der Blüte sollte man die Büsche leicht beschneiden, damit sie eine
schöne Form behalten, richtig zurückschneiden kann man im zeitigen Frühjahr, falls die Büsche zu groß werden.
Verwendung: Man erntet beim Lavendel fast nur die Blüten, kann zum Würzen aber auch die Blätter
verwenden. Zum Trocknen erntet man am Anfang der Blütezeit (wenn die Blüten „tiefblau“ sind). Zur
Gewinnung von ätherischem Öl erntet man erst zum Ende der Blütezeit. Man gewinnt das ätherische Öl durch
Wasserdampfdestillation. Lavendel wird als Tee, Badezusatz, Duftöl, Lavendelspiritus, in der Parfüm- und
Kosmetikindustrie und äußerlich zu Umschlägen verwendet.
Wirkstoffe: ätherisches Öl (Hauptwirkstoff 30 - 60 % Linalylacetat), Geraniol, Cumarin, Borneol, Cineol,
Gerbstoffe, Glykoside und etwas Saponin.
Wirkung:
• beruhigend auf die Nerven → Migräne, Unruhe, Nervosität, Nervenschwäche, Einschlafstörungen, (auch als
Badezusatz), funktionelle Oberbauchbeschwerden, nervöser Reizmagen, nervöse Darmbeschwerden, zur
Besserung des Befindens bei Erschöpfungszuständen.
• Als Einreibung bei Muskelschmerzen, rheumatischen Schmerzen und Verspannungen,
durchblutungsfördernd.
• in der Balneotherapie zur Behandlung von funktionellen Kreislaufstörungen.
• vertreibt als Duftkissen in den Schrank gelegt Motten, soll auch Milben vertreiben.
• Als Tee kann man Lavendel unbedenklich genießen, bei innerlicher Anwendung des Öls ist allerdings
Vorsicht geboten, da es bereits bei 1g zu Reizerscheinungen des Magens und zu Benommenheit kommen
kann.

Levisticum officinale - Maggikraut, Liebstöckl (VII-VIII)


Geschichte: Liebstöckl stammt ursprünglich aus Norditalien - Ligurien (anderen Quellen nach aus Persien), und
wurde von den Benediktinern in die nördlichen Länder verbreitet. Die hl. Hildegard berichtet von der heilsamen
Wirkung bei Halskrankheiten. Die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts loben ihn über alle Maßen. Seitdem ist er
eine nicht mehr wegzudenkende Pflanze der deutschen Bauerngärten. Im Elsaß hatte man eine
außergewöhnliche Anwendungsart des Liebstöckl. Man trank heiße Milch durch einen Liebstöcklstengel gegen
Halsschmerzen. Im Volksglauben ist er eine Zauberpflanze, die böse Geister und Hexen vertreibt. In Osteuropa
trug man eine Pflanze bei sich, um Glück in der Liebe zu haben. Heute wird der Liebstöckl fast nur noch als
Würzmittel benutzt, höchstens in harntreibenden Teemischungen hat er noch medizinische Bedeutung.
Heimat und Standort: Südwestasien, Europa, selten wild.
Anbauhinweise: Liebstöckl ist eine winterharte Staude und liebt tiefgründige, mäßig feuchte, nährstoffreiche
Lehmböden. Er verträgt auch Halbschatten und Schatten und ist für Düngergaben dankbar. Vermehren kann
man ihn durch Samen (Frühherbst gleich nach der Samenreife oder frühes Frühjahr im Haus) oder Teilung
(Frühjahr). Meist muss man sich bei der ausgeprägten Neigung zur Selbstaussaat aber um eine Vermehrung
nicht kümmern. Man pflanzt auf 1m x 50 cm Abstand. Will man einen möglichst hohen Blattertrag, sollte man
die Blütenstängel ausbrechen.
Verwendung: Man verwendet das Kraut als Würze (Maggigeschmack) möglichst frisch, kann es aber zur Not
auch trocknen, besser einfrieren, einsalzen oder in Essig einlegen. Ein kleines Blättchen reicht weit, da der
Geschmack sehr intensiv ist. Verwendet wird es zu Fleischbrühe, Ragouts, Erbsensuppe, Muschel- und
Fischgerichten, aber auch frisch zu Salatsoßen oder frischem Gemüse. Man kann den ganzen Sommer über
ernten. Die Stängel werden mancherorts auch kandiert.
Zur medizinischen Anwendung wird die Wurzel gesammelt, getrocknet und als Tee verwendet. (1 Teel. pro
Tasse, 2 Tassen pro Tag).Die Wurzeln sind hygroskopisch (wasseranziehend), man muss sie daher gut
verschlossen aufbewahren. Die frischen Wurzeln kann man anscheinend auch als Gemüse zubereiten.
Kommerziell wird aus Wurzeln und Früchten das Liebstöcklöl gewonnen.
Wirkstoffe: ätherisches Öl (Butylphtaliden, Umbelliferon, Bergapten), Bitterstoffe, Harze,
Cumarinverbindungen, organische Säuren, Zucker und Kautschuk.
Wirkung:
• nierenreizend und harntreibend, oft Bestandteil wassertreibender Tees
• gegen Sodbrennen, Aufstoßen und Völlegefühl, gerne wird er zur Aromatisierung bitterer Magenschnäpse
verwendet.

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• Achtung! Bei Nierenreizung und Nierenentzündung nur nach ärztlicher Verordnung verwenden!

Lilium candidum - Madonnenlilie (VI-VII)


Geschichte: Die Madonnenlilie gilt als eine der ältesten in Deutschland gezogenen Zierpflanzen. Sie ist seit
mindestens 5000 Jahren in Kultur. Die ersten Abbildungen entstanden schon 2500 Jahre vor Christi Geburt in
Assuan als steinernes Flachrelief auf einem Königsthron und einem Sarkophag. Die ältesten Hochkulturen der
Menschheit in Mesopotamien, Ägypten und auf Kreta kannten sie. Die Phönizier brachten sie nach Karthago
und Griechenland. Die Römer erklärten, sie sei aus der Milch der Juno entstanden. In der Antike galt sie als
Sinnbild unberührter Reinheit. Walahfrid Strabo dichtete, dass der Lilie "schimmerndes Weiß Widerschein
schneeigen Glanzes" sei und der süße Duft ihrer Blüte an die Wälder von Saba erinnere. In den mittelalterlichen
Klostergärten stand die Lilie als religiöses Symbol, als Symbol für Reinheit. Damals sah man den erkrankten
Menschen als etwas Ganzes, auch die Seele des Menschen musste erfreut und geheilt werden, ein Gedanke, der
auch uns nicht ganz fremd ist. Hildegard von Bingen schrieb: „Der Duft der frisch austreibenden Lilien und
auch der Duft der Lilienblüten erfreuen das Herz und führen zu rechten Gedanken.“ Sie verwendete den
Lilienblütensaft als Mittel gegen unreine Haut.
Heimat und Standort: östliches Mittelmeergebiet bis Süd-West-Asien, schon seit Jahrhunderten in Kultur,
besonders in Bauerngärten, selten verwildert.
Anbauhinweise: Die Madonnenlilie liebt schweren bis mittelschweren Boden (am besten Lehm), gedeiht auch
in leichten Böden, wenn sie genügend frisch bleiben und verlangt völlig freien Stand, aber Schatten für die
Füße. Sie ist kalkliebend und gilt auch unter Experten als wählerisch und unberechenbar. Nach der Blüte sterben
die Blätter ab, der neue Austrieb erfolgt im September, daher ist ein Abdecken der wintergrünen Blattschöpfe
mit Fichten- oder Kiefernreisig ratsam. Vermehren kann man leicht durch Teilung im August und durch
Zwiebelschuppen im Winter. Auch zum Umpflanzen ist die Zeit im August, nur reagiert die Madonnenlilie
manchmal recht empfindlich. Wenn sie an einem Platz recht gut gedeiht, sollte man sie am besten dort stehen
lassen. Samenansatz ist sehr selten. Da Lilienzwiebeln für Wühlmäuse ein Leckerbissen sind, sollte man sie in
einem Drahtkorb pflanzen. Die Zwiebeln der Madonnenlilie werden nicht so tief gesetzt, wie die Zwiebeln
anderer Lilien. Wenige Zenitmeter unter die Erdoberfläche reichen aus. Die Madonnenlilie ist die einzige Lilie,
deren Zwiebeln so hoch gesetzt werden. Eine Arbeit, die meistens nötig ist, ist das Absammeln der
Lilienhähnchen. Das sind rote Käfer, etwas größer als Marienkäfer, die innerhalb von einem Tag einen Kahlfraß
verursachen können. Da es eine Weile dauert, bis Meisen und andere Insektenfresser den üppig gedeckten Tisch
entdecken, muss man selber mitschauen, ob eine Käferinvasion eingebrochen ist. Im Mai/Juni legen die
Weibchen relativ große Eier an die Blattrippen, die man bei genauerem Suchen entdecken und vernichten kann.
Daraus schlüpfen die buckligen Larven, deren Hinterleib durch Schleim und Kot getarnt ist. Sie fressen
wahnsinnig viel und verpuppen sich 2 Wochen später im Boden. Ab August erscheinen die Käfer, die auch an
den Pflanzen fressen, später erscheint noch eine zweite Generation. Die Käfer können gut und auch weit fliegen,
so dass jederzeit mit einem Befall zu rechnen ist. Einen Vorteil hat das Lilienhähnchen allerdings. Es ist
tagaktiv, die Larve auch, so dass man es gut sehen und absammeln kann. Vor allem in den frühen
Morgenstunden, wenn die Käfer noch etwas steif sind, sind sie gut zu fangen.

Linum perenne – Staudenlein (VI – VIII)


Geschichte: Der Staudenlein wird medizinisch nicht verwendet. Er steht im Klostergarten stellvertretend für den
Lein oder Flachs, dem er ähnlich sieht. Der Lein (Linum usitatissimum) zählt zu den ältesten Kulturpflanzen
überhaupt. Bevor er als Nahrungsmittel bekannt wurde, dienten die Fasern schon zur Herstellung von Stoffen.
Darauf weisen Funde aus der jüngeren Steinzeit (Schweizer Pfahlbauten) und Darstellungen auf altägyptischen
Bauwerken hin. Plinius lobte die wertvollen Eigenschaft der Fasern, als denen die Segel der griechischen
Segelschiffe gebaut wurden. Hippokrates erwähnt ihn dann als Heilmittel, bei Hildegard von Bingen und Bock
wird er als entzündungswidriges, erweichendes Mittel mit schmerzstillender Kraft gepriesen. In der jüdischen
Kultur spielte er als diätetisches Mittel eine große Rolle. Auch in der Volksmedizin war er sehr beliebt.
Heimat und Standort: Asien, Europa, trockene sonnige Plätze.
Anbauhinweise: Staudenlein ist eine Staude und braucht einen durchlässigen nicht zu schweren, leicht
kalkhaltigen Boden. Er kann leicht ausgesät werden und ist recht anspruchslos. Verpflanzen lässt er sich
schlecht. Er sät sich in der Regel nicht selbst aus, weil die Vögel alle Samen auspicken, bevor sie reif werden.
Verwendung: Der Staudenlein wird medizinisch oder zur Faserherstellung nicht verwendet. Beim Lein erntet
man die Samen und die Fasern. Als Abführmittel nimmt man täglich 2- bis 3mal einen Esslöffel unzerkleinerten
oder gequetschten Leinsamen. Leinsamenschleim kocht man in Wasser auf, heiße Kompressen bereitet man aus
Leinsamenmehl.
Wirkstoffe: Lein enthält 7-12% Schleim, 40% fettes Öl, 25% Eiweiß, 6-9% Cellulose
Wirkung: Leinsamen verwendet man hauptsächlich als sanftes Abführmittel. Die Samen quellen im Darm auf
(ausreichend Wasser trinken), üben einen Dehnungsreiz auf bestimmte Darmnerven aus, woraufhin die

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Darmperistaltik angeregt wird. Die Schleimstoffe (beim gequetschten Leinsamen auch das fette Öl) wirken als
Gleitmittel und schützen die Darmschleimhaut. Bei verdorbenem Magen ist heißer mit Honig gesüßter
Leinsamenschleim eine angenehme Arznei. Äußerlich kann man Leinsamen zum Erweichen von Entzündungen
verwenden.

Lysimachia nummularia – Pfennigkraut (V-VII)


Geschichte: In der Antike war das Pfennigkraut als Heilkraut unbekannt. Im Mittelalter war es sehr beliebt und
wurde besonders als Wundheilmittel geschätzt. In Osteuropa und Siebenbürgen hat diese Tradition in der
Volksheilkunde überlebt. Bei uns ist es total in Vergessenheit geraten.
Heimat und Standort: Europa, Westasien, in Auwäldern, feuchten Gebüschen, an Gräben und Uferböschungen.
Anbauhinweise: Pfennigkraut ist eine Staude, die feuchten Boden liebt. Sie wächst in Sonne und Schatten. Die
Vermehrung erfolgt durch Ausläufer.
Verwendung: Man erntet das blühende Kraut samt Wurzeln und trocknet es an einem luftigen schattigen Ort.
Den Tee bereitet man aus zwei gehäuften Teelöffeln Droge, die man mit einem viertel Liter kochendem Wasser
aufgießt und fünf Minuten ziehen lässt.
Wirkstoffe: Gerbstoffe, Saponine, Primverase und reichlich Kieselsäure.
Wirkung: Die Schulmedizin verwendet das Pfennigkraut nicht. Als gerbstoffhaltige Saponindroge zeigt sie aber
wahrscheinlich die überlieferte Wirkung gegen Husten.

Marubium vulgare - Andorn (VI-VII)


Geschichte: Der Andorn zählt mit zu den ältesten Arzneipflanzen. Im alten Ägypten benutzte man ihn gegen
Krankheiten der Atmungsorgane. Im antiken Griechenland wurde er gegen Wunden, fressende Geschwüre,
Asthma, Husten und Seitenstechen eingesetzt, im Mittelalter schließlich gegen Lungenleiden, Gallen- und
Lebererkrankungen, Seitenstechen, ausbleibende Menstruation, Hautgeschwüre und Verstopfung. Paracelsus
bezeichnete den Andorn als Arznei der Lunge. In der Volksmedizin wurde er gegen Husten, Asthma,
Gallenbeschwerden und als geburtserleichterndes Mittel gebraucht. Im Volksglauben galt er als
hexenvertreibend.
Heimat und Standort: ursprünglich Südeuropa, eingebürgert auch in Mitteleuropa. Der Andorn ist eine
nitrophile Pflanze, d.h. er braucht viel Stickstoff und wächst daher gern an Stellen, wo Jauche versickert ist. Er
ist eine typische Dorfpflanze. Da er aber außerdem viel Wärme und Trockenheit liebt und es solche Stellen in
den heutigen Dörfern kaum noch gibt, gilt er als gefährdet und steht auf der roten Liste. Einige Autoren
schreiben, dass der Andorn einen nährstoffarmen Boden braucht. Es ist mir nicht ganz klar, was nun richtig ist.
Anbauhinweise: Andorn ist eine wärme- und trockenheitsliebende Staude. Langanhaltende Feuchtigkeit
verträgt sie manchmal nicht. Vermehren kann man durch Stecklinge oder Aussaat, sie sät sich auch gern selbst
aus.
Verwendung: Die blühende Pflanze wird von Juni bis August gesammelt und als Heiltee verwendet. 1 Teel. pro
Tasse; 1-3 Tassen pro Tag. Man kann auch den frischen Presssaft verwenden, 3x täglich 2 Esslöffel, verdünnt
trinken. Vorsicht! Schmeckt schrecklich! Früher verarbeitete man den Andorn als Sirup oder Bonbons gegen
Husten oder benutzte ihn sogar als Schnupftabak.
Wirkstoffe: Marrubiin, ein würzig schmeckender Bitterstoff, außerdem ätherische Öle, Gerbstoffe und Schleim.
Wirkung:
• auswurffördernd → Bronchitis, Husten
• Bitterstoffe steigern die Magensaftproduktion und regen die Leber zu vermehrter Gallenbildung an →
Leberfunktionsschwäche, Störungen der Gallenblasenfunktion, Appetitlosigkeit
• Gerbstoffe wirken gegen Durchfall
• In Nordafrika verwendet man ihn gegen Malaria.

Melilotus officinalis – Steinklee (VI-IX)


Geschichte: Die Verwendung von Steinklee ist seit 400 v. Chr. belegt. Damals wurden die Blüten auf eitrige
Geschwüre gelegt. Auch Griechen und Römer verwendeten ihn. Im Mittelalter galt er als schmerzstillend,
wundheilend, zerteilend, harn- und schweißtreibend. In der Volksmedizin wird der Steinklee gegen
Krampfadern und Hämorrhoiden eingesetzt.
Heimat und Standort: Europa und Asien, auf kiesigen Wegen, Böschungen und Schuttplätzen.
Anbauhinweise: Steinklee ist eine zweijährige Pflanze, die gerne auf mageren kiesigen, trockenen Böden
wächst. Ausgesät wird im Frühling oder Herbst.

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Verwendung: Geerntet wird das blühende Kraut. Beim Trocknen verströmt es den typischen Cumarinduft. Zur
Teebereitung überbrüht man einen Teelöffel Droge mit einem viertel Liter kochendem Wasser und lässt zehn
Minuten ziehen (2-3 Tassen pro Tag).
Wirkstoffe: Melilotin, aus dem beim Trocknen Cumarin entsteht, Saponine, Gerbstoffe, Flavonoide, Schleim
und etwas ätherisches Öl.
Wirkung: entzündungshemmend, venenabdichtend, verbessert die Blutströmung. Steinklee ist also ein
hervorragendes Venenmittel. Bei empfindlichen Personen kann durch das Cumarin Kopfweh ausgelöst werden.
Cumarin wird in hohen Dosen auch als Rattengift eingesetzt, es hemmt die Blutgerinnung und lässt die Ratten
innerlich verbluten. Vorsicht also vor Überdosierung!

Melissa officinalis - Zitronenmelisse (VI-VIII)


Geschichte: Der Name Melissa leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet Honigbiene. Die Pflanze
wurde im Altertum als Bienenfutterpflanze benutzt. Im 11. Jahrhundert kam sie als Pflanze, die Geist und Herz
fröhlich macht nach Spanien. Auch in Deutschland taucht sie zu dieser Zeit auf. Die hl. Hildegard nennt sie
Binsuga (Bienenauge). Bei ihr ist sie ein Mittel, das durch „die Wärme die Milz angreift und so das Herz
freudig macht“. Im Mittelalter wurde sie auch „Herztrost“ genannt und man trank den Tee bei Herzklopfen,
Melancholie und Unterleibsschmerzen. Äußerlich benutzte man Melisse zum Einreiben bei Rheuma,
Hüftschmerzen und Insektenstichen. Die Barfüßerkarmeliten stellten im 17. Jahrhundert den Karmeliten-
(Melissen-)geist her. Er wurde durch Einweichen von Melissenblättern, Zitronenschalen, Zimt, Gewürznelken,
Muskatnuss und Koriander in Weißwein hergestellt.
Heimat und Standort: Stammt ursprünglich aus dem Vorderen Orient, Südeuropa, Südwestasien und
Mitteleuropa. Bei uns kommt sie ab und zu verwildert vor (Weinberge, Wegränder), meist in sonnigen, warmen
Lagen und auf nährstoffreichen, lockeren Böden.
Anbauhinweise: Melisse ist eine aus dem Mittelmeergebiet stammende Staude und liebt daher Sonne und viel
Wärme ,möglichst auch etwas Windschutz. Zur Not wuchert sie auch im Schatten. Sie gedeiht in einem
durchlässigen, nahrhaften, humosen, mäßig trockenen Boden. Duft und Aroma werden allerdings stärker, wenn
sie mit einem nährstoffarmen Boden Vorlieb nehmen muss. Vermehren kann man sie durch Aussaat im April im
Freiland oder am besten schon im März im Haus. Einfacher ist es, die alten Stöcke im Frühjahr zu teilen, auch
Triebstecklinge im Frühjahr oder Sommer sind möglich. Der Pflanzabstand beträgt 45cm. Vorsicht beim Hacken
und Jäten. Die Wurzeln verlaufen sehr flach und sollten nicht verletzt werden.
Verwendung: Man erntet das Kraut um die Blütezeit herum (Juni - August) und trocknet es als Tee (10g pro
Tasse, 3x am Tag). Beim Trocknen geht allerdings viel vom Aroma verloren, einfrieren oder frisch verwenden
ist besser. Die jungen Blätter können laufend geerntet werden, am Nachmittag haben sie das größte Aroma. In
den Klöstern ist die Bereitung von Likör bekannt, außerdem gibt es inzwischen auch eine Salbe mit
Melissenextrakt. Das Melissenöl wird häufig in der Parfümerie verwendet. Das offizinelle Melissenöl ist nicht
rein, sondern besteht zum großen Teil aus Citronellae aeheroleum, einer ostindischen Grasart. Selten wird
Melisse auch als Küchengewürz verwendet, und zwar zu Salat, Pilzgerichten, Bratfischen, Heringsgerichten,
grünem Aal, Erfrischungsgetränken, Süßspeisen und als Beigabe zu Kräuteressig. Von den Imkern wird Melisse
als Lockmittel zum Einreiben der neuen Bienenstöcke benutzt, damit das Volk nicht ausschwärmt.
Wirkstoffe: 0,2 % ätherisches Öl (Citral, Citronellal, Geraniol und Linalool), Bitterstoff, Gerbstoff, Schleim.
Wirkung:
• wirkt krampflösend und schmerzstillend → Melissenöl oder Melissengeist äußerlich gegen Zahn-, Ohren-,
Kopfschmerzen und Migräne. Tee gegen nervöse, kolikartige Magen- und Darmschmerzen.
• verdauungsfördernd, zur Unterstützung der Magenfunktion und bei funktionellen Magen- und
Darmbeschwerden
• wirkt beruhigend und schlaffördend auf Nerven und Gehirn → Nervosität. Melisse hat eine Wirkung auf das
limbische System. Dieses System liegt im Gehirn und dient unter anderem der Abschirmung gegen allzu
starke Reize.
• wirkt bakterien-, pilz- und virushemmend → mit Melissenöl konnten bakterienhemmende Wirkungen erzielt
werden, die über das Spektrum der Breitbandantibiotika hinausgingen. Melissensalbe brachte gute
Ergebnisse bei Virusinfektionen an Lippen und Geschlechtsorganen.

Melissa officinalis „Variegata“


Zierform der Melisse. das erste Frühjahrslaub ist leuchtendgelb gefärbt, später im Jahr wird diese Färbung
schwächer. Die Pflanze wächst schwächer und kann nur vegetativ vermehrt werden.

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Melissa officinalis "Aurea"


Am Anfang kaum zu unterscheiden von der grünen Zitronenmelisse. Ab ca. Ende Mai bekommen die Blätter
dann aber eine schöne, glänzend goldene Färbung.

Mentha x piperita (aquatica x spicata) – Pfefferminze (VI-VII)


Geschichte: Die echte Pfefferminze taucht in der Literatur zum ersten Mal 1696 in England auf. Seitdem wurde
sie in der Volksmedizin häufig und gern angewendet. Die Anwendung entsprach im Großen und Ganzen
unserem heutigen Wissensstand.
Heimat und Standort: Die Pfefferminze ist eine Kreuzung aus der grünen Minze und der Wasser-Minze und
kommt normalerweise nur angebaut vor. Zuweilen findet man sie an feuchten Stellen verwildert.
Anbauhinweise: Die Pfefferminze ist eine Staude. Sie liebt humusreichen feuchten Boden in sonniger oder
halbschattiger Lage. Stark verrotteter Mist und Kompost eignen sich gut zur Düngung, in Trockenzeiten sollte
ausreichend gegossen werden. Normalerweise wächst die Pfefferminze alles andere über den Haufen, bekommt
aber an den Stellen, wo sie schon länger steht, Kahlstellen und wird schwächlich. Also ist es gut, die
Pfefferminze öfters (mindestens alle 3 Jahre) aufzunehmen und wieder neu zu pflanzen (Frühjahr), möglichst an
einen neuen Standort. Vermehren kann man die Pflanze nur vegetativ, da sie keine Samen bildet. In
Samenpäckchen mit der Aufschrift Pfefferminze sind mit Sicherheit andere Minzensamen enthalten.
Normalerweise bildet die Pflanze Unmengen von Wurzelausläufern. Diese kann man abnehmen und neu
pflanzen (April, Mai). Sie sollten dazu mindestens 10cm lang sein und 3 Knospen haben. Man legt sie im
Abstand von 20 - 30cm 5cm tief in den Boden. In der Anwachsphase gut feucht halten. Wenn die Pflanzen sehr
eng stehen, tritt manchmal der Pfefferminzrost auf. Man erkennt ihn an den rosaroten Pusteln an den Blättern.
Dann sollte man die Pflanze sofort ganz und gar zurückschneiden. Sie treibt später gesund wieder aus. Bei
Winterfrösten unter - 18 C° ist eine leichte Abdeckung sinnvoll. Es gibt verschiedene Sorten, von denen die
bläulichgrüne Sorte „Mitcham“ zu Recht am meisten angebaut wird. Sie ist gegen ungünstiges Klima
widerstandsfähiger, als die älteren Sorten und gedeiht auch noch im Mittelgebirge.
Verwendung: Man verwendet die Blätter vor und nach der Blüte (Juni/Juli, September). Wenn die Sonne eine
Weile geschienen hat, haben sie das beste Aroma. Meist werden sie zu ätherischem Öl verarbeitet, im Haushalt
wird man sie als Tee trocknen. Pfefferminze hat große wirtschaftliche Bedeutung erlangt und wird in Bonbons,
Kaugummis, Mundwasser, Zahnpasta, Haarspülung, Marmelade und Likör verarbeitet. Kräuterkissen aus
Pfefferminz sollen auch Motten fernhalten. In einigen Ländern wird die Pfefferminze als Küchengewürz für
Fleisch, Soßen, Suppen, Quarkspeisen, Tomatensalat und Erfrischungsgetränke benutzt, in Deutschland würzt
man mit anderen Minzen, z.B. der türkischen Minze M. spicata v. crispa. Im industriellen Maßstab wird zur
Gewinnung von Menthol oft nicht die Pfefferminze gebraucht, sondern Mentha japonica. Sie enthält in ihrem
ätherischen Öl 92% Menthol!
Wirkstoffe: bis zu 1,25 % ätherisches Öl (bis zu 85% Menthol, Menthon, Pinen, Phellandren, Limonen,
Jasmon.....),Gerbstoff, Bitterstoff.
Wirkung:
• wirkt krampflösend (Menthol), schmerzstillend, blähungswidrig, galletreibend, entzündungswidrig und
antiseptisch → Magen-Darm-Koliken, Magen-Darm-Katarrh, Übelkeit, Brechreiz, Leber-Gallebeschwerden,
Katarrhe der oberen Luftwege und Kopfschmerzen. Pfefferminzöl zum Inhalieren bei Schnupfen und Husten
und zum Einreiben bei neuralgischen Schmerzen.
• nicht im Dauergebrauch als Haustee verwenden, da die Wirkung bei täglicher Gewöhnung abnimmt.

Mentha rotundifolia "Bowles"- Bowles Apfelminze (VI-IX)


Dies ist die größte und robusteste von allen Minzen. Sie macht bis zu 1m lange Ausläufer und hat im
Klostergarten fast alle anderen Minzen überwuchert. Sie eignet sich auch gut zum Verwildern. Die Blätter sind
ein gutes Gewürz für salzige Speisen und schmecken und riechen überhaupt nicht nach Apfel. Vielleicht bezieht
sich der Name Apfelminze auf die Form der Blätter, die wie Apfelblätter aussehen. Sie wächst in Sonne und
Schatten und braucht immer viel frische und nahrhafte Erde.

Mentha spicata – Spearmint, Grüne Minze (VII-IX)


Sehr unempfindlich gegen Kälte, verträgt gut Schatten, die echte Kaugummiminze mit dem unverwechselbaren
"Doublemint"-Geschmack. Sehr wüchsig und gut für Tee.

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Origanum vulgare - Dost (VII-IX)


Geschichte: Im ersten Jahrhundert n. Chr. wurde der Dost in Griechenland von Dioskurides beschrieben. Er
wurde gegen den Biss wilder Tiere eingesetzt. Im Mittelalter schrieb die heilige Hildegard, es genüge, davon zu
essen oder ihn zu berühren, um die Lepra zu bekommen. Genauso könne man aber die Lepra damit auch wieder
heilen. Später entwickelte er sich in der Volksmedizin zu einem Allheilmittel, wie ein Spruch aus dem Kinzigtal
es ausdrückt: „Nimm Dost onn Johannesblout, Dai sai für alle Kranket gout!“ Er wurde für wirklich alles
eingesetzt, von Wassersucht über Gedächtnisschwund bis hin zum Liebeskummer. Außerdem spielte der Dost
im Volksglauben eine große Rolle. Er taucht in vielen alten Sagen als Teufelsvertreiber auf. Der Teufel mag den
Dost nämlich absolut nicht riechen. Dost ist eigentlich als Gewürz bei uns erst nach dem Krieg so richtig
bekannt geworden, nämlich als Oregano. Vor dem Krieg wurde mit einigen Kilo gehandelt, inzwischen sind es
viele Tonnen.
Heimat und Standort Eurasien. Dost liebt trockene, sonnige, warme Standorte auf nährstoffreichen,
kalkhaltigen, feinerderreichen, mild-humosen Steinverwitterungsböden, wie z.B. Trockenwald- und
Trockenbuschgesellschaften, Unkrautgesellschaften an Wegen und Dämmen oder Rohboden. Bekannt geworden
sind vor allem die Vorkommen an den Hängen des Mittelmeers in Süditalien, denn die Italiener behaupten, die
besten Oreganolieferanten der Welt zu sein. Wahrscheinlich liefern sie nicht Dost, sondern irgendeine andere
Oreganoart, denn alle anderen Oreganoarten haben mehr Aroma, als der Dost, der sich, zumindestens wenn er
hier in der Gegend angebaut wird, durch fehlendes Aroma auszeichnet.
Anbauhinweise: Man sollte dieser Wildstaude einen sonnigen, warmen Standort geben, denn je mehr Sonne sie
bekommt, desto mehr Aroma bildet sie aus. Sie liebt leichte, trockene, gut dräinierte Böden. Düngung mag sie
nicht besonders. Man sollte die Pflanzen alle 3 Jahre teilen und neu pflanzen (Abstand 20-40cm). Die
Vermehrung ist auch durch Aussaat im frühen Frühjahr im Haus möglich.
Verwendung: Dost wird kurz vor der Blüte geerntet und getrocknet. Er gewinnt durch die Trocknung an
Aroma. Bekannt ist er als Oregano (s.o.) aus der italienischen Küche. Verwendet wird er zu Pizza napoletana,
Pasta asciutta, Fisch-, Muschel-, Schweine- und Lammfleischgerichte, Auberginen, Zucchini, grünen und
weißen Bohnen, sowie zu Tomatensalat. Er sollte mitkochen oder mindestens eine Weile in der Brühe liegen,
damit er sein Aroma gut entfalten kann. Man kann auch Grillfleisch mit dem getrockneten oder frischen Kraut
einreiben und das frische Kraut zu Salaten verwenden, auch Oreganotee schmeckt ausgesprochen gut.
Wirkstoffe: ätherisches Öl, Bitterstoffe, Gerbstoffe.
Wirkung:
• wirkt durch den Gerbstoffgehalt gegen Magen-Darm-Beschwerden
• wirkt ähnlich wie Thymian gegen Husten, aber bedeutend schwächer
• soll eine gewisse beruhigende dämpfende Wirkung haben

Paeonia officinalis - Pfingstrose (V-VI)


Geschichte: Der Name Paeonia leitet sich aus dem Griechischen her. So soll nach dem Dichter Homer der
Entdecker der Pflanze, der Gott Paeon, den von Herkules verwundeten Gott Pluto mit einer Pfingstrose geheilt
haben. Nach einer anderen Sage, die Vergil in seiner Änäis verewigt hat, hat die Göttin Diana den von den
Pferden seines Vaters Theseus getöteten Virbios mit der Pflanze wieder auferweckt. Offenbar wurden früher
große Heilkräfte von dieser wunderbaren Pflanze erwartet. Im Mittelalter benutzte man alkoholische Extrakte
aus der Pflanze gegen Gelbsucht, Nieren- und Blasenleiden. Den Kindern hängte man beim Zahnen Ketten aus
Wurzelstücken oder Samen um den Hals.
Heimat und Standort: südliche Alpengebiete bis zum West-Balkan an lichten, felsigen Berghängen.
wahrscheinlich schon vor 1500 in Gärten angepflanzt, alte Bauerngartenpflanze, gelegentlich verwildert.
Anbauhinweise: Pfingstrosen brauchen einen vollsonnigen, möglichst geschützten Standort auf tiefgründigem,
relativ leichten, nährstoffreichen Boden. Sie sollten im Sommer ausreichend gegossen werden, vor allem in der
Blütezeit. Frischen organischen Dünger vertragen sie nicht. Die abgeblühten Teile sollten abgeschnitten werden,
da Samenbildung die Pflanze schwächt. Im Herbst schneidet man das welke Laub bis auf den Boden zurück.
Pfingstrosen sollten möglichst lange an einem Platz stehen bleiben, damit sie sich ungestört entwickeln können.
Umpflanzen bekommt ihnen nicht gut. Vermehrt werden sie durch Teilung der Wurzelstöcke im
September/Oktober.
Verwendung: wird heute nur noch in der Homöopathie als Mittel gegen Gicht und Rheuma verwendet.
Wirkung: Vorsicht! Alle Teile der Pflanze sind giftig. Allen alten Hausmitteln auf der Basis aufgebrühter
Blüten oder Wurzeln ist höchstes Misstrauen entgegenzubringen, da starke Reizungen des Darmtraktes und der
Nieren die Folge sind.

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Papaver orientale - Türkischer Mohn (V-VI)


Heimat und Standort: Orient
Anbauhinweise: Der türkische Mohn ist eine Staude, die vollsonnige Standorte braucht. Auf tiefgründigen
guten Gartenböden wuchert er wie Unkraut, aber er wächst auch auf anderen Böden. Vermehrt wird er durch
Teilung entweder im frühen Frühjahr möglichst vor dem Austrieb oder im Sommer nach der Blüte, wenn die
Blätter verdorrt sind. An Plätzen, wo er sich wohlfühlt, treibt aus jeder Wurzel eine neue Pflanze. Man sollte ihn
ungestört wachsen lassen, da er sich dann am besten entwickelt.
Der türkische Mohn vertritt bei uns im Klostergarten den Schlafmohn, dessen Anbau verboten ist. Die
Geschichte des Schlafmohn sei an dieser Stelle trotzdem erwähnt.
Papaver somniferum - Schlafmohn (VI-VIII)
Hier haben wir eine Pflanze vor uns, die Kriege ausgelöst hat. 1839 - 1842 und 1856 - 1858 tobten die
Opiumkriege zwischen England und China. Die Engländer hatten 1773 mit der Opiumkultur in Bengalen
begonnen, diese immer mehr ausgebaut und schließlich monopolisiert und führten in immer steigenden Mengen
Opium nach China ein. Die chinesische Regierung hatte 1820 die Opiumeinfuhr nach China verboten. Daraufhin
entwickelte sich ein gut organisierter Schmuggelhandel, der schließlich im Opiumkrieg gipfelte. Dieser endete
damit, dass China das Opium zuließ. 1873 wurden 6144132 kg Opium nach China eingeführt. Wenn man
bedenkt, dass ein Opiumesser mit etwa 0.03g Opium als Tagesration beginnt (im Extremfall steigert sich dies
auf 7,5g), so kann man sich ausrechnen, wie viele Menschen damals abhängig wurden.
Die Wirkung des Mohns ist schon lange bekannt. In Persien scheint die Unsitte des Opiumgenusses
aufgekommen zu sein, auch Homer, Theophrast, Dioskorides und Plinius beschreiben die Gewinnung des
Opiums. Im Orient hängt die Verbreitung des Opiums stark mit der Verbreitung des Islam zusammen. Das
Opiumrauchen kam erst im 17. Jahrhundert in Mode und soll nicht ganz so abhängig machen, wie das
Opiumessen.
Der Anbau von Schlafmohn ist in Deutschland verboten. Bei uns im Kräutergarten steht als Ersatz der türkische
Mohn, der freilich ganz anders aussieht, als der Schlafmohn. Schlafmohn hat graublaue, glatte, unbehaarte
Blätter und meist eine lila Blüte, es kann auch etwas rot oder weiß dabei sein. Da man in jedem besseren
Konversationslexikon nachlesen kann, wie man aus Mohn Opium herstellt, kann ich es auch hier beschreiben.
Vielleicht wird dabei das Anbauverbot und die Gefährlichkeit des Mohns verständlich, wobei man wissen muss,
dass der in Europa angebaute Mohn noch wirkungsvoller ist, als der asiatische oder orientalische. Also: einige
Tage nachdem die Blütenblätter abgefallen sind, macht man in die Samenkapsel oberflächliche Einschnitte, aus
denen sich über Nacht Milchsaft ergießt. Morgens nimmt man diesen mit einem Messer ab, sammelt ihn auf
einem Mohnblatt und knetet ihn zu Kuchen zusammen. Eine Kapsel liefert ca. 0.02g Opium. Frisch sind die
Kuchen etwas weich, innen blassbraun und bestehen aus kleinen, beim Durchschnitt der Kuchen sichtbaren
Körnchen; getrocknet sind sie dunkler, auf dem Bruch glänzend und rotbraun. Opium riecht eigentümlich
narkotisch, schmeckt scharf bitter, brennend, aber nicht kratzend.
Es enthält eine Menge stark wirkender Alkaloide, z.B. Morphin, Kodein, Thebain, Papaverin, Narkotin, Narcein.
1806 gelang es dem Deutschen F. W. A. Sertürner zum ersten Mal, die Kickstoffe des Mohns zu isolieren und
Morphium herzustellen (benannt nach dem Gott des Schlafes).
Die Wirkung des Mohns ist in sehr geringen Gaben zunächst erregend, dann beruhigend, schmerz- und
krampfstillend, schweißtreibend, einschläfernd, die Absonderungen mäßigend und verringernd. In größeren
Gaben wirkt er erregend, erhitzend, betäubend; er stört, in großen Gaben verabreicht, die Sinnestätigkeit,
schwächt die Nerven, verwirrt den Geist, verursacht anhaltenden, oft mit den angenehmsten Träumen erfüllten
Schlaf und führt schließlich den Tod herbei. Tödlich wirken für Kinder 0,01g, für Erwachsene 0.25 - 0.75g! Bei
Süchtigen kann der Opiumentzug zum Tod führen.
Ein trauriges Kapitel ist die Weiterverarbeitung des Morphiums zu Heroin, denn Heroin ist das am stärksten
süchtig machende Rauschmittel, das wir heute kennen. Nach ein bis vier Probeschüssen ist man unter
Umständen süchtig, nur 6-8% der Süchtigen kommen von der Nadel wieder weg.

Petroselinum crispum - Krause Petersilie (VI-VII)


Geschichte: In Ägypten wurden die Toten mit Kränzen aus Eppich und Petersilie bestattet. Die Griechen und
Römer schätzten ihre harntreibende und menstruationsfördernde Wirkung. Als Gewürz wurde sie damals nicht
benutzt. Die Griechen betrachteten sie jedoch als heiliges Kraut und schmückten bei Gastmählern ihre Räume
mit Petersilienkränzen, um Appetit und Lebensfreude ihrer Gäste anzuregen. Auch bei den Isthmischen Spielen
gab es für die Sieger Petersilienkränze. Im 9. Jahrhundert empfahl Karl der Große sie als Kulturpflanze für den
Gemüsegarten, auch im Bauplan des Klosters von St. Gallen aus derselben Zeit wurde sie für den „hortus“
(Gemüsegarten) erwähnt. Die Ärzte des Mittelalters lobten sie als Heil- und Gewürzpflanze und sie fand auch in
der Volksmedizin regen Anklang. Wie fast alle Heilpflanzen sollte sie den Teufel, böse Geister und Zauberei

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fernhalten. Wenn man die Petersilie säte, musste man entweder zornig sein oder lachen, damit die Pflanze gut
gedieh. Versetzte man die Pflanze, so musste derjenige sterben, an den man gerade dachte.
Heimat und Standort: stammt aus dem südöstlichen Mittelmeergebiet, heute überall angebaut, selten
verwildert.
Anbauhinweise: Petersilie ist eine zweijährige Pflanze, die guten, tiefgründigen, nahrhaften und nicht zu
leichten Boden liebt. Sie steht am liebsten in voller Sonne, gedeiht aber auch im Halbschatten noch gut. Wenn
sie in voller Sonne steht, sollte man sie ausreichend gießen, da sie Trockenheit schlecht verträgt. Sie sollte
immer nur 2 Jahre am selben Ort stehen, da sie die Krümelstruktur des Bodens zerstört und mit sich selbst
unverträglich ist. Ausgesät wird Anfang April direkt an Ort und Stelle. Man kann aber auch wegen der sehr
langsamen Jugendentwicklung der Pflanzen schon früher im Haus aussähen und die Pflanzen dann ins Freiland
setzen. Der Samen bleibt nur 2 Jahre lang keimfähig. Der Reihenabstand von Blattpetersilie beträgt 15cm, der
Abstand bei Wurzelpetersilie sollte ca. 10x25cm betragen. Es gibt bei der Blattpetersilie glattblättrige und
krausblättrige Sorten. Die glattblättrigen sind im Aroma meist etwas kräftiger und auch widerstandfähiger, es
wird aber trotzdem mehr die krausblättrige Petersilie angebaut, weil man sie nicht so schnell mit der sehr
giftigen Hundspetersilie oder dem Schierling verwechseln kann. Die Wurzelpetersilie hat glattes Laub, das auch
als Gewürz gut zu verwenden ist.
Verwendung: Die frischen Blätter können zum Würzen laufend geerntet werden. Sie schmecken gut zu Salaten,
Kartoffeln, Quarkgerichten, Suppen und Saucen und sollten möglichst frisch verwendet werden. Für den Winter
ist es möglich, sie einzufrieren oder einzusalzen (125g Salz auf 500g feingewiegte Petersilie). Im Herbst kann
man die Wurzeln ausgraben und über Winter im Keller in Sand einschlagen. Sie können zum Würzen von
Eintopfgerichten mitgekocht werden. Arzneiliche Verwendung finden die Samen.
Wirkstoffe: ätherisches Öl mit dem giftigen Apiol und Myristicin (reichlich in den Samen enthalten), Flavone,
Apiin, Pinen, Mineralstoffe, Vitamin C und Provitamin A. Es gibt sogenannte chemische Rassen, die sich in
Gehalt und Zusammensetzung des ätherischen Öls unterscheiden.
Wirkung:
• harntreibend → zur Durchspülung bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Durchspülung zur
Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß.
• Gebärmuttererregend, bei Abtreibungsversuchen mit großen Mengen Petersilienfrüchten oder Apiolöl ist es
schon zu Todesfällen gekommen.
• Wurzeln enthalten Bergapten, wirkt photosensibilisierend.
• Vorsicht! Bei sehr starken Dosen (Samen und isoliertes Öl) kann es zu Blutergüssen, Rauschzuständen,
Schleimhaut- und Gebärmutterreizungen kommen.

Primula veris - Schlüsselblume (IV-V)


Geschichte: Die Schlüsselblume kommt in Südeuropa nicht vor und wurde deshalb in den Schriften der
Griechen und Römer noch nicht erwähnt. Das erste Mal taucht sie als „Hymelslozel“ bei der hl. Hildegard auf.
Danach wurde sie immer wieder unter anderen Namen von den mittelalterlichen Kräuterbuchautoren
beschrieben. Im ersten bebilderten Heilpflanzenbuch von Otto Brunfels (1485-1534) wurde sie gegen
Schlaganfall empfohlen. Wenig später war sie das Hauptmittel gegen Gicht, aber auch gegen Erkältungen des
Magens und Kopfes, gegen Harnsteine, Geschwülste und Wunden, sowie gegen „blöd Haudt und verstopffte
Nerven“ (Tabernaemontanus). In der Volksheilkunde war sie ein geschätztes Hustenmittel, wurde aber auch
wegen ihrer harntreibenden, beruhigenden und schlaffördernden Wirkung bei Gicht, Rheuma, Migräne und bei
Schlafstörungen verwendet. Überragend war die Bedeutung der Schlüsselblume im Volksglauben und im
Brauchtum. Sie galt als Schutz- und Fruchtbarkeitsmittel. Wenn ein Mädchen in der Karwoche eine blühende
Schlüsselblume fand, sollte sie noch im selben Jahr ihren Liebsten heiraten (Siebenbürgen). In der nordischen
Mythologie ist sie eine von Nixen und Elfen geliebte und beschützte Pflanze. In der Sage gibt es eine
Schlüsseljungfrau mit einem Schlüssel auf der Krone, die der Schlüsselblume die Kraft verleiht, geheime
Schätze zu finden. Auch in Märchen kommt hin und wieder die Schlüsselblume vor. Eine Legende besagt, die
Schlüsselblume sei aus dem vom Himmel herabgefallenen Schlüsselbund von Petrus entstanden.
Heimat und Standort: Mitteleuropa. Halbtrockenrasen, trockene Wiesen, Böschungen, lichte Trockenwald-
und Laubmischwaldgesellschaft auf warmen, lockeren und nährstoffreichen, meist kalkhaltigen mild-humosen
Lehm- und Steinverwitterungsböden.
Anbauhinweise: Die Schlüsselblume ist eine winterharte Staude. Sie liebt sonnige bis halbschattige Standorte
auf nährstoffreichen, durchlässigen, möglichst kalkhaltigen Böden, die mit Kompost oder Lauberde angereichert
wurden. Man sollte darauf achten, dass die Erde nie vollständig austrocknet. Ausgesät wird im Frühjahr oder

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Herbst. Die Pflanzen brauchen ungefähr ein Jahr bis zur ersten Blüte. Ältere Exemplare kann man kurz nach der
Blüte teilen.
Verwendung: Zur Blütezeit kann man die Blüten samt den Kelchen sammeln und als Tee trocknen (1-2
Tl/Tasse, 2-3 Tassen täglich) oder im Herbst die Wurzeln ausgraben und trocknen (1 Tl/Tasse bis zu 3 Tassen
täglich, kurz kochen lassen). Dabei darf man nur Wurzeln aus eigenem Anbau sammeln, da die Pflanze unter
Naturschutz steht! Die jungen zarten Blätter können in der Küche zu Salaten oder Kräutersuppen gegeben
werden. Die abgezupften Blüten kann man in schwachen Wein geben, damit er die nötige Blume bekommt,
früher wurde Essig mit den Blüten aromatisiert (1kg Blüten pro Liter Essig). Man kann sich bei diesem Rezept
vorstellen, warum vielerorts die Pflanzen so selten geworden sind.
Wirkstoffe: Saponine (in der Wurzel (7-10%) und im Blütenkelch, Blütenblätter enthalten keine Saponine),
Flavonoide, Glykoside (Primulaverin, Primverin), Gerbstoffe, ätherisches Öl, Bitterstoffe, Vitamin C.
Wirkung:
• schleimlösend und -verflüssigend, auswurffördernd → Husten, Verschleimung, Lungen- und
Erkältungskrankheiten.
• harntreibend und blutreinigend

Pulmonaria officinalis –Lungenkraut (IV-V)


Geschichte: Das Lungenkraut wurde im 16. Jahrhundert das erste Mal sicher erwähnt. Hildegard von Bingen
erwähnte zwar einen Lungwurtz, es ist aber nicht klar, ob sie damit das Lungenkraut meinte. In der
Volksheilkunde wurde Lungenkraut gegen Lungenleiden (Pulmo heißt Lunge), Heiserkeit, Bronchitis,
Kehlkopfentzündungen und Blutspeien angewendet. Im Bayerischen Wald wurde das Lungenkraut in Bier
gesotten und als Lungenbier getrunken. Die jungen Blätter benutzte man gelegentlich als Zutat zu Suppen oder
Eierkuchen.
Heimat und Standort: fast ganz Europa, Laubmischwälder, Gebüsche, Hecken, Bachufer, im Schatten auf
nicht zu armen humosen, meist kalkreichen Böden.
Anbauhinweise: Lungenkraut ist eine Staude, die gerne halbschattig bis schattig auf humosem, nährstoffreichen
Boden steht. Es sollte auch immer etwas feucht sein, vor allem im Sommer leidet Lungenkraut sehr unter
Trockenheit. Lungenkraut wird durch Teilung vermehrt, samt sich aber an ihr zusagenden Plätzen gerne selber
aus. Mit der Vermehrung durch Aussaat klappt es dagegen komischerweise nicht immer.
Verwendung: Zum Trocknen sammelt man die ganze Pflanze während der Blütezeit. Man kann die zarten
jungen Blätter im Frühling auch frisch verwenden, entweder als Salat oder Gemüse, oder als Presssaft.
Wirkstoffe: viel lösliche und unlösliche Kieselsäure, Calcium, Schleimstoffe, Saponine, Gerbstoffe, Allantoine,
Flavonoide, Mineralstoffe.
Wirkung:
• schwach schleimlösend und reizmildernd Æ Husten, Asthma.
• gewebsfestigend (Kieselsäure)
• bei Dauergebrauch sind Nebenwirkungen nicht auszuschließen (Pyrrolizidinalkaloide?). Für oben
genannte Wirkungen gibt es besser geeignete Heilpflanzen. Probieren ist aber erlaubt.

Rosa gallica "Officinalis" - Essigrose (VI)


Geschichte: Erste Abbildungen der Rosa gallica finden sich auf sumerischen Tontafeln, die aus einer Zeit um
2800 v. Chr. stammen. Sie spielte eine bedeutende Rolle in der arabischen Medizin und ist die Urform unserer
heutigen Edelrosen. Im 19. Jahrhundert sind aus der Rosa gallica über 1000 verschiedene Sorten entstanden.
Die meisten sind jedoch bis heute wieder verschwunden. Im 16. Jahrhundert bereitete man aus Rosenwasser
Augentropfen. Im Altertum und im Mittelalter spielte Rosa gallica "Officinalis" in der Heilkunde die größte
Rolle. Sie war damals ein Allheilmittel. Plinius empfahl auch, sie wie Sauerampfer in den Salat zu geben, sie
heile dann sogar schwere Depressionen.
Heimat und Standort: Europa, Westasien. auf tonigen Kalkböden; lichte Trockenwald- und
Trockenbuschgesellschaften, Abhänge und Magerwiesen.
Anbauhinweise: Essigrosen stehen gerne in voller Sonne und benötigen einen nährstoffreichen, gut drainierten
und mit Kompost und Stallmist angereicherten Boden. In Gegenden, in denen die Wintertemperaturen unter
-12C° absinken, sollte man der Pflanze einen Winterschutz geben, den man im Frühjahr, wenn die Temperaturen
nicht mehr so tief sinken, sofort wieder entfernt. Geschnitten wird die Pflanze im Frühjahr. Zuerst entfernt man
tote und verletzte Triebe und schneidet dann die übrigen Triebe zurück. Dabei sollte man in der Regel nicht zu
stark zurückschneiden, da die Pflanze sonst ihre ganze Energie darauf verwendet, neue Triebe zu machen und
nicht mehr soviel Kraft für Blüten hat. Vermehren kann man im Frühjahr durch Schösslinge oder im
Frühsommer durch Triebstecklinge.

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Verwendung: Blütenblätter für die Küche werden gepflückt, wenn die Blüten anfangen, sich zu öffnen. Dafür
eignen sich grundsätzlich die Blütenblätter aller Rosen. Für Potpourris wählt man voll geöffnete Blüten. Die
Blüten müssen schnell trocknen, am besten auf aufgespanntem Stoff oder Sieben. Man benutzt sie zur
Parfumherstellung, als Geschmackskorrigens für bestimmte Medikamente, zum Aromatisieren von Süßspeisen,
Konfekt, Honig, Likör, Sirup oder Essig. Man kann sie auch auf Bowlen schwimmen lassen oder kandiert zum
Verzieren von Gebäck und Süßigkeiten verwenden (Früher benutzte man dazu die Sorte Rosa gallica
"Conditorum". In Osteuropa und der Türkei werden die Blüten zu Marmelade verarbeitet. Das feinste Rosenöl
gewinnt man aus Rosa centifolia in Frankreich. In der Türkei und Bulgarien wird Rosa x damascena
"Trigintipetala" als Ölrose angebaut. Im Herbst kann man die Hagebutten ernten und zu Marmelade, Mus oder
Wein verarbeiten oder im Backofen bei geringer Hitze und geöffneter Tür als Tee trocknen. Sie enthalten viel
Vitamin C.
Wirkstoffe: Blütenblätter: ätherisches Öl (Geraniol, Nervol, Citronellol, Citral, Carvon, Farnesol, Eugenol...),
Gerbstoff und Glykoside (Cyanidin und Quercitrin). Um 1 Liter Rosenöl zu gewinnen, braucht man 3000-
4000kg frische Blütenblätter. Hagebutten: sehr viel Vitamin C, Zitronen- und Apfelsäure, Zucker,
Schleimstoffe.
Wirkung:
• gegen Durchfall (Tee aus getrockneten Blüten)
• adstringierend (Blüten)
• harntreibend (Hagebutten) → Nierenerkrankungen, Wasserstauungen.
• Vitamin C Bombe (Hagebutten) für ein starkes Immunsystem und den Hormonhaushalt

Rosmarinus officinalis - Rosmarin (V-VI)


Geschichte: Rosmarin ist eine alte Kultpflanze. Bei den Ägyptern wurde er zu Totenkulten gebraucht, bei den
Griechen war er der Liebesgöttin Aphrodite geweiht und wurde zum Schmücken von Gottesbildern, zum Binden
von Siegeskränzen und als Tischschmuck bei Festgelagen benutzt. Als Heilpflanze war er nicht bekannt. Zu uns
kam er wahrscheinlich mit den Römern. Im Jahre 820 wurde er im Bauplan für das Kloster St. Gallen erwähnt.
Im 16. Jahrhundert wurde er dann als Zier- und Heilpflanze beschrieben, wobei er besonders als Stärkungs- und
Anregungsmittel galt. Er wurde aber auch als Weihrauch verbrannt und zu kosmetischen Zwecken verwendet.
Im Volksglauben hat Rosmarin immer eine starke Bedeutung gehabt. Er begleitete den Menschen von der
Geburt an, über die Hochzeit bis zum Tod, denn an diesen Punkten des Lebens sind böse Geister besonders
gefährlich und einflussreich und sollten durch Rosmarin abgewehrt werden. Ein Zweiglein in die Wiege gelegt,
half den bösen Blick abzuwehren. Bei der Taufe hielt der Pate ein Rosmarinzweiglein in der Hand. Kam der
Mensch in das gebärfähige Alter, so bekam der Rosmarin als Fruchtbarkeitssymbol seine Bedeutung. So wurden
die jungen Mädchen beim Kathreintanz (25. November) von einem festlichgekleideten Tänzer mit einer
„Lebensrute“ aus Rosmarin gepeitscht. Hielt man einen Rosmarinstock auf dem Fensterbrett, so sollte der Freier
bald erscheinen. Rosmarinwein galt als ein Mittel zur Stärkung der Potenz. Bei der Hochzeit hatte die Braut
einen Rosmarinkranz im Haar und der Bräutigam trug ein Rosmarinsträußchen. Fiel das Sträußchen herunter, so
bedeutete das Unglück in der Ehe. Auch im Totenkult traf man den Rosmarin. Er wurde in den Sarg gelegt oder
von den Teilnehmern bei der Beerdigung in der Hand getragen. Weit verbreitet war auch der Aberglaube, dass,
wenn ein Rosmarinstock verdorrt, ein Todesfall im Hause folgt. In ländlichen Gegenden wurde mit Rosmarin
abgetrieben.
Heimat und Standort: Südeuropa, Nordafrika, Westasien. Rosmarin liebt sonnige, steinige, kalkreiche Hänge
oder Trockenheiden und feuchte, aber bewegte Luft. Er kommt bei uns nicht verwildert vor, da er im Winter
erfriert. Bekannt sind aber die Vorkommen im Libanon, auf den griechischen Inseln, in Dalmatien und der
Provence, wo die Pflanzen bis zu 2m hoch werden und einen delikaten, würzigen Geruch verbreiten.
Anbauhinweise: Rosmarin ist ein immergrüner Strauch, der viel Wärme und Sonne braucht. Er ist bei uns nicht
ganz winterhart und braucht guten Winterschutz! An ungünstigen kalten Stellen erfriert er leicht und wird besser
im Haus an einem kühlen hellen Platz überwintert. Dazu topft man ihn schon im September, gräbt ihn samt Topf
wieder ein und holt ihn erst herein, wenn die Fröste stark werden. Im Frühjahr kann er wieder raus, wenn die
Gefahr von starken Frösten vorüber ist. Der Boden sollte leicht und gut durchlässig sein, denn gegen Staunässe
ist der Rosmarin sehr empfindlich. In letzter Zeit hat man große Anstrengungen unternommen, winterharten
Rosmarin auszulesen. Folgende Sorten sollen in unserem Klima bis -22°C winterhart sein: "Arp",
"Veitshöchheim", "Hill Hardy", "Salem". Dabei sollte man die Pflanzen im ersten Jahr im Haus überwintern und
erst im zweiten Jahr draußen lassen, aber trotz Winterhärte mit Fichtenreisig schützen. Ausfälle kann es geben,
wenn der Winter zu lang und feucht ist. In einem Boden, wo aller Dünger schon vollständig vererdet ist, verträgt
der Rosmarin die Winterfeuchte recht gut. Ist jedoch Material im Boden, das noch nicht vollständig verrottet ist,
werden die Wurzeln leicht von Bodenpilzen befallen und die Pflanze kann innerhalb kürzester Zeit eingehen.
Deshalb sollte man Rosmarin nicht mit frischem unverrottetem Kompost oder Mist düngen. Man kann Rosmarin
aussähen (Frühjahr), die Jungendentwicklung dauert allerdings seine Zeit. Im Juni/Juli kann man Stecklinge
abnehmen, die bei ausreichender Geduld fast immer Wurzeln machen. Diese Pflanzen wachsen schneller, als die

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Sämlinge. Am einfachsten macht man Absenker, die wenn sie gut bewurzelt sind, von der Mutterpflanze
abgetrennt werden können.
Verwendung: Gesammelt werden die Blätter vor der Blüte (März bis Mai). Man streift sie von den Trieben ab
und trocknet sie. Außerdem kann man sie frisch das ganze Jahr über verwenden. Will man Tee kochen, nimmt
man 1 Teel. Droge auf 1 Tasse Wasser (Aufguss) und trinkt bis zu 2 Tassen täglich. Außerdem gibt es
Rosmarinöl, Rosmarinsalbe und Rosmarinspiritus (1 Teil Rosmarinöl auf 50 Teile Spiritus). Sehr zu empfehlen
sind außerdem die anregenden Rosmarinbäder (morgens 8 - 10 min bei Körpertemperatur). Unübertroffen ist
Rosmarin als Gewürz zu Lamm-, Kalbfleisch-, Schweinefleisch-, Hühnerfleisch- und Wildgerichten und zu
jedem Mittelmeergemüse, wie Tomaten, Paprika, Zucchini, Auberginen und nicht zuletzt zur Bereitung von
Gewürzessig. Man sollte Rosmarinblätter nur in ganzem, heilem Zustand aufbewahren, da das ätherische Öl,
dass an eventuellen Bruchstellen der Blätter ausritt, schnell ranzig und ungenießbar wird. Der Geschmack wird
dann muffig und tranig. Gerebelte Blätter sollte man nicht lange aufbewahren.
Wirkstoffe: ätherisches Öl, Terpene, Kampfer, Borneol, Cineol, Pinen, Bitterstoff, Gerbstoff.
Wirkung:
• wirkt anregend auf die Verdauungsdrüsen (vor allem Galle und Magensaftproduktion) und hemmt das
Wachstum schädlicher Bakterien im Magen-Darm-Kanal → Verdauungsschwäche, Magen-Darm-Katarrh,
Blähungen und Darmkoliken, Völlegefühl, Blähungen.
• wirkt anregend auf das Kreislauf- und Nervensystem. Hier ist vor allem der Rosmarinkampfer wirksam. →
Kreislaufschwäche nach Infektionskrankheiten, zu niedriger Blutdruck, Erschöpfungszustände,
Altersschwäche, Appetitlosigkeit.
• wirkt hautreizend, durchblutungsfördernd und schmerzstillend → Einreibungen mit Rosmarinspiritus bei
Rheumatismus, Neuralgien und zur Anregung der Durchblutung.
• Überdosierung vermeiden.

Ruta graveolens - Raute (VI-VII)


Geschichte: Die Raute zählt zu den vergessenen Heilpflanzen. Im Altertum und Mittelalter war sie eine
hochgeschätzte Heil- und Zauberpflanze. Ihr Anwendungsbereich war sehr ausgedehnt. Sie galt als
harntreibend, magenstärkend, wurde bei Asthma, Fallsucht und zur Geburtserleichterung ebenso gebraucht wie
bei Ohrenschmerzen und als Wurmmittel. Zur Förderung der Sehkraft und als Gegenmittel gegen tierische und
pflanzliche Gifte wurde sie ganz besonders gerühmt. Aus den Klostergärten gelangte sie bald in die
Bauerngärten und war damals eine beliebte Heilpflanze. Vor allem ihre abortive Wirkung war bekannt, aber
auch als Zaubermittel gegen den Teufel wurde sie gern benutzt.
Heimat und Standort: Südost-, Süd- und Mitteleuropa, Nordafrika, in Südfrankreich sehr verbreitet, vielfach
angebaut. Die Raute liebt sonnige, warme, trockene, steinige, kalkreiche Hänge und kommt wild in Weinbergen
oder bei alten Burgen vor. In Süddeutschland wird sie angebaut. Sie wird gern von aasliebenden Fliegen
besucht. Ratten, Katzen, Marder und Schlangen machen lieber einen Bogen um die Raute.
Anbauhinweise: Die Weinraute ist eine in Mitteleuropa winterharte, immergrüne Staude. Sie steht gerne an
einem windgeschützten Platz in voller Sonne und braucht gut drainierten, leichten alkalischen Boden. Man kann
sie aussähen (am besten im April ins Freiland) und später auf 30-45cm Abstand verziehen oder verpflanzen. Ab
und zu gelingt es im Frühsommer auch, sie durch Stecklinge zu vermehren. Nach der Blüte kann man die
verblühten Blütenstände abschneiden und regt dadurch die Pflanze zu einer 2. Blüte an. Düngung hat die Pflanze
nicht nötig. Sie sollte sogar eher mager stehen. Jedes 2. Frühjahr schneidet man die ausgewachsenen Exemplare
bis dicht über den Boden zurück, um sie zu einem buschigeren Wuchs anzuregen. Man kann der Pflanze
Winterschutz geben, es ist aber nicht unbedingt nötig, da sie sich sehr leicht erholt, auch wenn sie bis zum
Boden zurückgefroren ist.
Verwendung: verwendet werden die Blätter vor der Blüte (Mai - Juli) frisch oder getrocknet als Tee (1 Teel.
pro Tasse, nicht mehr als 3 Tassen pro Tag) und als Küchengewürz für Fisch- und Eiergerichte (sparsam
verwenden, kokosartiges, sehr starkes Aroma). Gewerblich wird sie zum Aromatisieren eines italienischen
Tresterbranntweins, des bitteren Grappa, genutzt. Die Fruchtstände werden in Trockensträußen verwendet.
Wirkstoffe: ätherisches Öl (Ketone, Alkohole, Ester, Terpen-KW), Glykosid Rutin (gleichbedeutend mit
Vitamin P), Cumarin, Flavone, Gerbstoffe, Furocumarine, Alkaloide.
Wirkung:
• wirkt krampflösend, menstruationsfördernd, gefäßabdichtend (Rutin), durchblutungssteigernd,
kreislaufregulierend, haut- und schleimhautreizend → eines der besten krampflösenden Mittel für die
Verdauungswege und die Gebärmutter. Sie fördert in diesen Organen die Durchblutung und heilt dadurch

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Verdauungsschwäche, Blähsucht, Koliken und Kreislaufstörungen ( Blutandrang zum Kopf, Benommenheit,


Schwindelanfälle, Herzklopfen, Kopfschmerzen),die durch eine zu schwache Menstruation zustande
kommen. Beachtlich ist auch ihre bessernde Wirkung bei Muskel- und Gelenkrheumatismus die
wahrscheinlich durch eine vermehrte Durchblutung zustande kommt. Durch die bessere Durchblutung wird
eine bestehende Sehschwäche positiv beeinflusst, außerdem beschleunigt sich die Heilung von Knochenhaut-
und Knochenverletzungen.
• Achtung! Nicht in der Schwangerschaft anwenden, da die Raute eine direkte Wirkung auf die Muskulatur
der Gebärmutter zu haben scheint (Fehlgeburten). Früher wurde sie zum Abtreiben und Verhüten benutzt.
Bei Überdosierung tritt Kopfschmerz, Schwindel und Erbrechen auf, in größeren Mengen ist sie giftig. Es
gibt Menschen, die allergisch auf die Raute reagieren. Das zeigt sich oft schon bei Berührung der Pflanze.
Die Raute sollte auch nicht im Dauergebrauch verwendet werden.
• Achtung! Rautenextrakt ruft lokale Entzündungen hervor.

Salvia officinalis - Salbei (VI-VIII)


Geschichte: Der Salbei ist eine uralte Heilpflanze. Im alten Ägypten behandelte man bereits unfruchtbare
Frauen damit. Auch bei den Griechen war er als Uterusmittel bekannt, wurde aber auch als harntreibendes und
blutstillendes Mittel verwendet. Bei den Römern finden sich dieselben Anwendungen, ergänzt durch die
Anwendung gegen Ruhr und zur Wundreinigung nach Schlangenbissen. Der Name Salvia kommt vom
lateinischen Wort „salvare“, heilen. Mit den römischen Soldaten und den Benediktinermönchen kam der Salbei
dann auch über die Alpen zu uns. Walahfrid Strabo rühmt ihn als Mutter der Kräuter. Karl der Große erwähnt
gleich mehrere Salbeiarten. Wie hoch der Salbei damals im Ansehen stand zeigt ein Spruch aus der „Schola
Salernitana“ (14.Jh.): „Warum soll der Mensch sterben, wenn Salbei im Garten wächst?“ Bei der heiligen
Hildegard war er das wichtigste Mittel gegen Koliken. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern sind die
Beschreibungen über seine Anwendung seitenlang, auch in der Volksmedizin fand der Salbei breite
Anwendung. So wurde er gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum, bei Nachtschweiß,
Verdauungsstörungen, zur Kräftigung der Nerven, zur Erleichterung des Geburtsvorganges, zur Wundreinigung
und zum Zähneputzen verwendet. Er sollte auch eine desinfizierende Wirkung haben. Man reinigte die Zimmer
Schwerkranker mit dem Rauch von verbranntem Salbei. Auch sollte er das Ranzigwerden von Fett verzögern.
In der Schweiz nahm man ein Salbeisträußlein („Altweiberschmeckele“) mit in die Kirche, um nicht so leicht
einzuschlafen, wenn der Pastor zu lange predigte. In der Symbolik zählt der Salbei zu den Marienpflanzen. Das
hängt mit der Legende zusammen, dass die heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten vor ihren Verfolgern
Schutz unter einem Salbeistrauch fand. Seitdem wird er „Strauch, der das Heil der Welt barg“ genannt, und Gott
verlieh ihm große Heilkraft. Daher kommt es auch, dass Maler des Mittelalters und der Gotik häufig Salbei als
Marienpflanze darstellten. Auch im Volksglauben gab es natürlich viel Geheimnisvolles, bei dem Salbei helfen
sollte. So sollte man drei Löcher in ein Salbeiblatt stechen und einige Haare der begehrten Frau zusammen mit
den eigenen hindurchziehen. Dieses Blatt musste man dann unter der Türschwelle der Geliebten vergraben, um
dadurch ihre ewige Zuneigung zu bewirken. Aß man neun Salbeiblätter unter einigen Beschwörungsformeln, so
war man gegen Fieber gefeit, u.s.w.
Heimat und Standort: Gesamter Mittelmeerraum. In Südeuropa wild auf trockenen, steinigen Hängen, in
Mitteleuropa selten verwildert auf sandigen, kalkhaltigen Böden; meist kultiviert.
Anbauhinweise: Salbei ist ein Halbstrauch, der viel Sonne und Wärme liebt. Er sollte windgeschützt auf
trockenem, tiefgründigem Gartenboden mit ausreichender Kalkversorgung stehen. In Trockenperioden sollte er
gegossen werden. Ab und zu kann man ihm etwas Kompostdüngung geben. Salbei kann im März oder April im
Haus ausgesät werden und wird dann mit 40cm Abstand ins Freiland gepflanzt. Nach 4 Jahren sollte der Salbei
einen neuen Standort bekommen, dabei sollte man große Pflanzen Ende April teilen. Beim Verpflanzen muss
man die Pflanze stark zurückschneiden, damit sie den Pflanzschock überlebt. Auch die Vermehrung durch
Stecklinge im Sommer ist möglich. In klimatisch ungünstigen Gegenden ist Winterschutz von Vorteil. Vor allem
die buntlaubigen Sorten frieren ohne Schutz im Winter vollkommen zurück, treiben aber normalerweise wieder
aus. Im Frühjahr wird alles Trockene herausgeschnitten. Außerdem schneidet man bei älteren Pflanzen den
Neuzuwachs vom letzten Jahr auf die Hälfte zurück, damit sie schön buschig werden. Die Sorte "Aurea" hat
goldgelb marmorierte Blätter und ein frisches Aroma. Die Sorte "Purpurascens" hat purpurrote Blätter und bleibt
eher niedrig.
Verwendung: Man sammelt die Blätter kurz vor und zu Beginn der Blüte (Mai, Juni) und trocknet sie.
Außerdem gibt es Salbeiöl, Salbeibonbons und gelegentlich wird Salbei auch als Küchengewürz verwendet, vor
allem bei fetten Fleischgerichten wie z.B. Puter, Gänsebraten oder Spanferkel.
Wirkstoffe: ätherisches Öl (mit 50% Thujon, 15% Cineol, Terpenen und Kampfer), Gerbstoff, Saponine,
Carnesolsäure, Bitterstoffe (Picrosalvin)
Wirkung:

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• wirkt bakterizid, entzündungswidrig, schmerzstillend, zusammenziehend → Salbeiaufguss äußerlich zum


Spülen und Gurgeln bei Mundhöhlen- und Zahnfleischerkrankungen oder Halsweh. Man kann auch frische
Blätter kauen und damit Zahnfleischentzündungen oder Halsweh lindern.
• schweißhemmend → bei übermäßiger Schweißabsonderung als Begleitsymptom bei Tuberkulose, bei oder
nach Infektionskrankheiten, bei Überfunktion der Schilddrüse oder auf rein nervöser Grundlage bei
Stresssituationen oder in der Pubertät. Die schweißhemmende Wirkung tritt 2 Stunden nach der Einnahmen
ein und kann mehrere Tage dauern. Sie beruht auf einer Beruhigung des Wärmeregulationszentrums.
• gegen Durchfall und Magen-Darm-Katarrh, zur Unterstützung der Magenfunktion.
• milchhemmend → zum Abstillen.
• ein starker Salbeiabsud eignet sich als Haartönungsmittel.
• ein starker Salbeiabsud als heißes Fußbad belebt müde, schmerzende und überanstrengte Fesseln und Füße.
• auf Insektenstiche getupft, nimmt Salbei den brennenden Schmerz.
• Achtung! Bei Überdosierung oder Dauergebrauch Nierenreizungen, u.U. Krämpfe. Während der
Schwangerschaft und Stillzeit meiden.

Salvia sclarea – Muskatellersalbei (VI-VII)


Der Muskatellersalbei ist ein zweijähriges, mediterranes, stark nach Harz oder Muskateller duftendes Kraut. Er
ist bei uns winterhart, wird jedoch meist einjährig kultiviert und hat etwa dieselben Standortansprüche, wie der
Echte Salbei. Seine Blätter eignen sich zum Würzen von Suppen und Eintopfgerichten. Gewerblich werden sie
in der Parfumherstellung benutzt und dienten früher zum Aromatisieren von Muskatellerweinen. Die Pflanze
bietet monatelang einen schönen Anblick, da die hellblaurosa gefärbten Blütenhüllblätter, die der Pflanze das
schöne Aussehen geben, auch nach der Blüte an der Pflanze verbleiben. Wenn man sie im Spätsommer abstreift,
hat man ein ausgezeichnetes Material für den Winterpotpourri. Sie haben einen frischen Duft und die harzigen
Bestandteile wirken als Fixativ für die anderen Zutaten.

Satureja hortensis - Bohnenkraut (VII-X)


Geschichte: Bohnenkraut war schon bei den Römern beliebt und kam im 9. Jahrhundert nach Deutschland. Im
16. Jahrhundert war es der „Salbei der armen Leute“. Karl der Große empfahl in seinem „Capitulare de Villis“
seinen Anbau in jedem Garten. Es wurde als leber-, magen- und uterusreinigendes Mittel, sowie als
magenstärkendes und appetitanregendes Mittel geschätzt. Hieronymus Bock schrieb 1539 : „zu aller speiß bei
fleisch und fischen gekocht / bringen lust zu essen / dienen dem Magen / reitzen zu Ehelichen wercken.“ In der
Volksmedizin wurde es später als nervenstärkendes, verdauungsförderndes und blähungstreibendes Mittel
benutzt. Heute ist die Verwendung als Heilpflanze zweitrangig.
Heimat und Standort: östliches Mittelmeergebiet und Schwarzmeerraum, inzwischen überall als Gewürz
kultiviert.
Anbauhinweise: Bohnenkraut steht gerne in voller Sonne auf einem gut drainierten Boden mit mittlerem
Nährstoffgehalt. Es ist eine einjährige Pflanze, muss also jedes Frühjahr neu ausgesät werden. Dabei braucht
man unbedingt frischen Samen, da er nur ein Jahr keimfähig bleibt. Entweder kann man im April im Haus die
Pflänzchen vorziehen, oder ab Mitte Mai im Freiland an Ort und Stelle sähen. Bohnenkraut verträgt keinen
Frost! Der Pflanzabstand beträgt 15 x 20cm, dabei fasst man schwache Sämlinge als eine Pflanze zusammen.
Mäßige Düngung mit Kompost ist gut, zuviel Düngung schadet dem Aroma, gießen muss man nur bei
anhaltender Trockenheit. Wenn man Samen ernten möchte, muss man sie ernten, bevor sie ganz braun sind,
denn sie fallen am Schluss sehr leicht aus.
Verwendung: Bohnenkraut wird hauptsächlich als Gewürz verwendet. Man kann es den ganzen Sommer über
frisch ernten, den höchsten Aromagehalt hat es aber kurz vor der Blüte. Zu diesem Zeitpunkt sollte man die zum
Trocknen gedachten Pflanzen ernten. Das einjährige Bohnenkraut ist weniger scharf und etwas lieblicher als das
mehrjährige Bohnenkraut. Normalerweise wird es unzerkleinert mitgekocht, seltener feingehackt und sparsam
an die Speisen gegeben. Es eignet sich für alle Hülsenfruchtgerichte, die durch Beigabe von Bohnenkraut
weniger blähen. Außerdem wird es zu Suppen, Brathuhn, Bratkartoffeln, Pilzen, Mayonnaisen, Kartoffelsalat,
Blattsalat, Fisch und eingelegten Gurken gegeben. Medizinal wird es als Tee genossen oder bei Halsschmerzen
als Gurgelwasser benutzt. Bohnenkraut ist eine sehr gute Bienenweide und wird im Sommer von vielen Insekten
umschwärmt.
Wirkstoffe: 1,4% ätherisches Öl (30% Carvacrol, 20% Cymol, Thymol), Gerbstoffe
Wirkung:
• wirkt appetitanregend, magenstärkend, blähungstreibend, krampfstillend und gegen Durchfall
• wirkt auswurffördernd und schleimlösend

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Satureja montana - Winterbohnenkraut (IX)


Heimat und Standort: Mittelmeerländer, Südrussland, Südeuropa, Balkan, bei uns kultiviert.
Anbauhinweise: Bergbohnenkraut ist ein Halbstrauch, der es gerne warm und sonnig mag. Er bevorzugt leichte,
kalkhaltige Böden. Am Anfang des Jahres ist er für abgelagerten Kompost dankbar, er verholzt dann nicht ganz
so schnell und lässt sich dadurch besser ernten. Ab Mitte Juni sollte man allerdings nicht mehr düngen, da er
sonst zum Wachsen angeregt wird und die Triebe bis zum Winter nicht mehr genügend ausreifen können. Sie
erfrieren dann leichter. Aus demselben Grund sollte ab Anfang September nicht mehr geschnitten werden. Man
kann das Bergbohnenkraut ab Ende März im Haus aussähen und vorziehen, ab Mitte Mai pflanzt man es dann an
Ort und Stelle auf 25x25cm Abstand. Nach 4-5 Jahren sollte man die Pflanzen aufnehmen und durch neue
ersetzen, die man durch Teilung, Stecklinge oder Aussaat gewinnen kann. In raueren Lagen ist ein leichter
Winterschutz angebracht.
Verwendung: Die Verwendung ist dieselbe, wie die beim einjährigen Bohnenkraut, nur das die Pflanze durch
den Schnitt nicht zu sehr zu schwächen darf, damit sie kräftig weiterwachsen kann. Duft und Geschmack sind
stärker als beim einjährigen Bohnenkraut, dafür sind auch die Blätter härter und derber und es ist ganz schlau,
einen ganzen Stängel mitzukochen und nach dem Kochen wieder herauszunehmen. Bohnenkraut eignet sich als
Ersatz für Oregano.
Wirkstoffe und Wirkung: siehe Satureja hortensis.

Sempervivum tectorum – Hauswurz (VII–IX)


Geschichte: Karl der Große verordnete seinen Untertanen eine Hauswurz auf dem Dach. Sie sollte die Häuser
vor Blitzschlag schützen und hieß deshalb auch Dach- oder Donnerwurz.
Heimat und Standort: europäische Hochgebirgszüge
Anbauhinweise: Der Hauswurz ist eine typische Hochgebirgspflanze, die in Felsspalten und Schutt beste
Bedingungen findet. Im Garten sollte sie auf mageren trockenen Standorten stehen, am besten in Mauerritzen, in
Plattenfugen oder tatsächlich auf dem Dach. Vermehren kann man sie durch Teilung der Rosetten. Alte Rosetten
sterben oft nach der Blüte ab.
Verwendung: In der Volksmedizin wird der frische Saft der Blättern benutzt, ähnlich wie der Saft der Aloe
vera.
Wirkstoffe: Gerbstoffe, Schleime, Harz, Apfelsäure.
Wirkung: In der modernen Heilkunde wird der Hauswurz nicht verwendet, in der Volksmedizin hilft frischer
Saft äußerlich gegen Stiche, Bisse, Warzen, Verbrennungen, Sonnenbrand, entzündete oder juckende Haut und
Hühneraugen. Bei alten Rezepten zu innerlichen Einnahme ist Vorsicht geboten, denn Überdosierung führt zu
Erbrechen und Durchfall.

Stachys officinalis - Heilziest (VII-VIII)


Geschichte: Der Heilziest wurde früher in der Medizin vielseitig angewandt, vor allem gegen Brustkatarrh,
seine Blätter wurden im Mittelalter zum Verbinden von Wunden benutzt. Heute ist er aber außer Gebrauch
gekommen.
Heimat und Standort: West- und Südeuropa. Auf manchmal vernässenden, aber sommertrockenen Böden, auf
Heiden, Magerrasen, Streuwiesen, Moorwiesen, in Lichtungen und lichten Laubwäldern verbreitet.
Anbauhinweise: Der Heilziest ist eine in Mitteleuropa winterharte Staude, die gerne in voller Sonne steht. Der
Boden sollte gut drainiert und leicht basisch sein. Man kann im Frühjahr aussähen und später auf Abstände von
30-45cm pflanzen. Alle 3 Jahre sollte man die Pflanzen im Frühjahr oder Herbst teilen und neu pflanzen. Wenn
man die abgeblühten Blüten laufend entfernt, entstehen bis zum ersten Frost immer neue Blüten.
Verwendung: Man verwendet die ganze blühende Pflanze und trocknet sie. Ein Teel. Kraut auf ein Viertel Liter
kochendes Wasser, fünfzehn Minuten ziehen lassen, drei Tassen pro Tag.
Wirkstoffe: 15% Gerbstoffe, Bitterstoffe, Stachydrin
Wirkung:
• hautstraffendes und schleimhautabdichtendes Mittel, auch zum Gurgeln gegen Halsweh
• in kleinen Dosen gegen Durchfall
• in großen Dosen Abführ- und Brechmittel, also Überdosierung vermeiden.
• die getrockneten und pulverisierten Blätter sind ein Niesreizmittel.
• äußerlich fördern Abkochungen die Narbenbildung bei infizierten Wunden und Krampfadergeschwüren.

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Silybum marianum - Mariendistel (VI-IX)


Geschichte: Die Mariendistelwurzel wurde bereits von den Griechen als Brechmittel benutzt. Zu uns kam die
Pflanze schon recht früh, allerdings zuerst als Zierpflanze. Außerdem war sie auch als Gemüsepflanze bekannt.
Man aß die Blätter als Gemüse, natürlich erst nachdem man die Stacheln entfernt hatte. Die Stängel schälte man,
kochte sie kurz auf, um den bitteren Geschmack zu entfernen und verarbeitete sie dann wie Rhabarber. Die
spitzigen Hochblätter um die Blütenköpfe herum wurden wie Artischocken gegessen. Im Mittelalter wurden die
Samen gegen Seitenstechen empfohlen. Die Wurzel galt als wassertreibend, steintreibend, milchfördernd und
sollte äußerlich angewandt, gegen Zahnweh helfen. In der Volksmedizin wurde sie bei Lungenleiden,
Leberkrankheiten, Weißfluss und Seitenstechen eingesetzt. Der Name Mariendistel kommt von einer alten
Legende, wonach Maria beim Stillen des Jesuskindes einige Tropfen Milch auf den Boden fielen. Daraus spross
die Mariendistel hervor und hat zur Erinnerung noch immer weiße Flecken auf den Blättern.
Heimat und Standort: Südeuropa, Westasien und Nordafrika. wächst hier verwildert an warmen, trockenen
Wegrändern, Böschungen und auf Brachflächen, häufig in Südfrankreich.
Anbauhinweise: Die Mariendistel ist eine ein- bis zweijährige, leicht zu kultivierende Pflanze, die vollsonnige
Standorte liebt und sich leicht selbst aussät.
Verwendung: geerntet werden die vollreifen Samen zu medizinischen Zwecken. Tee aus einem Teel. Früchte
auf ein Viertel Liter kochendes Wasser, zehn bis zwanzig Minuten ziehen lassen.
Wirkstoffe: Bitterstoffe, ätherisches Öl, Flavonoide. Der wichtigste Inhaltsstoff ist das Silymarin.
Wirkung:
• Silymarin, ein Gemisch aus 3 Flavonoiden hat eine starke Leberschutzwirkung. In Versuchen zeigte es
eindrucksvoll die Schutzwirkung gegen das starke Gift des Knollenblätterpilzes. Heute wird Silymarin in
chemisch reiner Form hergestellt und bei akuten Leberschädigungen, akuter Hepatitis, Leberzirrhose,
chronischer Hepatitis oder infektiöser Gelbsucht verwendet (Arzt). Man kann bei leichten
Leberschädigungen oder zur Behandlung funktioneller Leber- und Gallebeschwerden aber auch eine Kur mit
Mariendistelsamentee machen.

Symphytum officinale - Beinwell (V-VII)


Geschichte: Der Beinwell wurde bereits bei den Griechen lobend erwähnt, er fand auch im Mittelalter rege
Anwendung, hauptsächlich bei Wunden und Knochenbrüchen. Auch später wurde er in der Volksmedizin als
Wundpflanze benutzt. Man legte die zerstoßene Wurzel oder die Blätter auf offene, eitrige Wunden und auf
Knochenbrüche. Vereinzelt wurde er auch gegen andere Leiden eingesetzt. Hier z.B. eine Anwendung von J.
Gerard, 1597: „Die schleimige Substanz der Wurzel, in einem Topf Bier zubereitet und als Trank gegen
Schmerzen in der Backe gegeben, die man durch irgendeine zu heftige Bewegung oder durch zu viel Gebrauch
der Frauen bekommen hat, heilt in vier oder fünf Tagen denselben vollkommen.“
Heimat und Standort: fast ganz Europa, Nordasien. Wächst an Gräben, Bachufern, auf feuchten Wiesen, im
Röhricht, im Auenwald, auf sicker- und staunassen, nährstoffreichen Böden, stickstoffliebend, etwas
wärmeliebend.
Anbauhinweise: Beinwell ist eine in Mitteleuropa überall winterharte Staude. Er bevorzugt volle Sonne, wächst
aber auch im Halbschatten gut. Der Boden sollte feucht, humos und einigermaßen nährstoffreich sein. Im
Frühjahr oder Herbst kann man den Beinwell teilen. Er kann durch Wurzelstecklinge vermehrt werden, auch
Aussaat ist möglich. Will man besonders viele Blätter ernten, so kann man die Pflanze durch Abschneiden der
Blütenstängel zu vermehrter Blattproduktion anregen. Sonst braucht man sich um den Beinwell nicht zu
kümmern, da er eher wie Unkraut wächst. Er hat sehr tiefreichende Wurzeln und holt auch aus den untersten
Bodenschichten Nährstoffe nach oben.
Verwendung: Man gräbt die Wurzeln im Frühjahr oder im Herbst aus, reinigt sie gründlich, zerschneidet sie in
dünne Scheiben und trocknet sie bei milder Wärme im Backofen, bis die Stücke pulvrig brechen. Die Droge
schimmelt sehr leicht. Bei Bedarf Rührt man sie mit heißem Wasser zu einem steifen Brei an und legt sie als
Umschlag auf. Man kann sie aber auch zu Salbe verarbeiten. Dazu werden die Wurzelstücke pulverisiert und mit
Schweineschmalz (3 geh. Essl. pro 1 Tasse Schmalz) zu einer Salbe verarbeitet. Die Salbe hält sich im
Kühlschrank etwa 1 Jahr. Man kann die Wurzel auch frisch zu Salbe und Umschlägen verarbeiten, was aber
nicht einfach ist, da die Wurzel alles voll schleimt. Die Blätter erntet man während der Blüte zum Trocknen.
Junge Blätter kann man frisch zu Salat, Quark oder Wildgemüse verwenden. Eine besondere Delikatesse ist es
auch, junge Blätter in Pfannkuchenteig auszubacken. Die jungen Triebe, die sich noch kaum entfaltet haben,
kann man wie Spargel zubereiten.

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Wirkstoffe: Gerbstoffe, ätherisches Öl, Allantoin (hauptsächlich in der Wurzel, weniger in den Blättern
enthalten), Schleimstoffe, Alkaloid (Symphyto-cynoglyssin), Consolidin, Cholin, Asparagin, Vitamin B12,
hoher Eiweiß- und Mineralstoffgehalt, in geringen Mengen Pyrrolizidinalkaloide.
Wirkung:
• wundheilungsfördernd (Allantoin verflüssigt die Wundsekrete, dadurch kommt es zu einer besseren
Granulation, d.h. Neubildung von Wundgewebe), reizmildernd, schmerz- und blutstillend,
zusammenziehend, beruhigend, narbenbildend → als Umschlag oder Salbe bei Schleimbeutelentzündungen,
Krampfadern, Wunden, Brandwunden, Arthrose, Knochenhautentzündung, Venenentzündung,
Sehnenscheidenentzündung, Drüsenschwellungen, Blutergüssen, Knochenbrüchen, Verstauchungen,
Prellungen und Zerrungen.
• in neuerer Zeit wird eine krebserzeugende Wirkung beschrieben. Sie beruht auf den Pyrrolizidinalkaloiden.
Bei äußerlicher Anwendung besteht keine Gefahr, bei der innerlichen Anwendung mit der tausendfachen
therapeutischen Dosis beobachtete man bei Versuchstieren eine kanzerogene Wirkung. Von einer
Verwendung der frischen Blätter als Comfrey-Gemüse rät die Kommission E daher ab.

Tanacetum balsamita – Marienblatt, Frauenminze (VII-VIII)


Früher wurde die Frauenminze innerlich als Medizin bei Leber- und Gallenleiden angewendet, äußerlich bei
Insektenstichen.,außerdem diente sie zum Bierbrauen. Sie wird heute nicht mehr verwendet. Frische Blätter
können in kleinen Mengen als Gewürz verwendet werden.

Tanacetum vulgare - Rainfarn (VII-IX)


Geschichte: In den antiken Schriften ist der Rainfarn nicht zu finden. Die erste Erwähnung findet man bei Karl
dem Großen im 9.Jh., später taucht er dann bei der heiligen Hildegard auf. Sie empfahl den „Reynfarn“ bei
„Nasenboz“ (Nasenkatarrh) als Heiltrank oder in „cuchen“ gebacken. Hieronymus Bock schrieb 1539 in seinem
„Neu Kreutterbuch“: „Der samen von den Reinfar ist ins geschrey kommen / das er mit honig und wein
eingedruncken / die würm soll außtreiben / den bauch schmertzen stillen / und den schweiß außtreiben.“ Als
„rabiates“ Wurmmittel wird er bis heute in der Volksheilkunde verwendet. Außerdem diente er als Mittel gegen
Flöhe und Kopfläuse, sowie gegen Motten und nicht zuletzt gegen Dämonen, böse Geister, Blitz und Donner.
Aber er wurde trotz seines ungewöhnlich bitteren Geschmacks auch in der Küche verwendet. Zu Ostern wurde
er z.B. traditionell mit gebackenen Eiern und Pudding gegessen. Ein Autor des sechzehnten Jahrhunderts weist
darauf hin, dass dies eigentlich nur dazu gedient habe, den Folgen des reichlichen Fischverzehrs während der
Fastenzeit entgegenzuwirken. Möglicherweise ist der Grund dafür, dass die Speisefische jener Zeit zu wünschen
übrig ließen und häufig zu Wurminfektionen führten. Im späten Mittelalter wurden Rainfarnblätter abgepresst,
um mit dem herausfließenden Saft Omelettes zu aromatisieren. Außerdem gab es ein Gericht, das aus
Rainfarnblättern, grünem Mais, Veilchenblüten, Orangen und Zucker durch Backen hergestellt wurde.
Heimat und Standort: Europa, Asien, Nordamerika. trockene Wegränder, Bahndämme, Schuttplätze, Hecken,
Ufergebüsch, Waldlichtungen.
Anbauhinweise: Rainfarn ist eine wuchsfreudige Wildstaude, die keine besonderen Ansprüche an den Boden
stellt. Sie steht gerne in voller Sonne und verträgt auch Trockenheit. Sie zählt zu den sogenannten
Kompasspflanzen, und zwar deshalb, weil sich die Blätter im vollen Sonnenlicht genau senkrecht nach Süden
richten. Rainfarn wirkt wuchshemmend auf andere Gartenpflanzen und sollte daher etwas abseits gepflanzt
werden. Auf dem Kompost beeinträchtigen Rainfarnabfälle die Verrottung.
Verwendung: blühende Sprossspitzen, Blütenköpfe im Juli - September. Rainfarn wird als Tee getrocknet und
zu einem sehr schwachen Tee aufgebrüht (15g pro Liter Wasser). Der Rainfarn ist im biologischen Gartenbau
ein wichtiges Mittel gegen verschiedene Insekten, z.B. Ameisen, Blattwespen, Blattläuse, Wurzelläuse und
Milben. sowie wegen seines starken Geruchs zur Geruchsüberdeckung gegen Kohlweißling und Apfelwickler.
Wirkstoffe: ätherisches Öl (Thujon, Kampfer und Borneol), Bitterstoff, Gerbstoff, Alkaloid. Beim Rainfarn
sind in letzter Zeit verschiedene chemische Rassen gefunden worden. Neben Pflanzen, die in ihrem ätherischen
Öl fast ausschließlich Thujon enthalten, gibt es auch solche, die Campher als Hauptbestandteil aufweisen.
Wirkung:
• Achtung! Giftig! Nur nach ärztlicher Verordnung anwenden. Bei falscher Anwendung Erbrechen,
Leibschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Lähmungen und Leberschäden. 15 - 30 g Rainfarnöl wirken
beim Menschen tödlich. Die Pflanze wird deshalb heute in der Heilkunde nicht mehr verwendet.
• früher Wurmmittel gegen Spul-, Maden- und Bandwürmer.
• äußerlich kann man das ätherische Öl gegen Rheuma verwenden.

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Thymus serphyllum „Coccineus“ – Sand-Thymian (VI-IX)


Heimat und Standort: Der Sandthymian kommt in Nordeuropa an trockenen sandigen Stellen oder in
Felsbandgesellschaften vor.
Anbauhinweise: Die Ansprüche sind dieselben wie bei anderen Thymianarten. Wenn er sich wohlfühlt, wuchert
er ganze Beete zu und kann leicht durch Teilung der Polster vermehrt werden.
Verwendung: Zum Trocknen schneidet man die Stängel kurz vor der Blüte und verwendet sie wie Thymian, sie
sind allerdings viel schwächer im Aroma.

Thymus pulegioides - Gewöhnlicher Thymian


Geschichte: Dieser Thymian soll im „Theriak“ des Königs Antiochus des Großen von Syrien (224 -187 v. Chr.)
enthalten gewesen sein. Das war ein Geheimmittel gegen alle Gifte. Auch Plinius verwendete später
verschiedene Thymianarten gegen Schlangenbisse und Skorpione. Bei der hl. Hildegard galt er als harntreibend,
schmerzstillend, magenstärkend, schleimlösend u.a.. Im bäuerlichen Brauchtum hängte man Thymianbüschel in
die Hühnerställe, um Hühnermilben zu vertreiben. Im Volkstum galt er als Frauenpflanze. Der Legende nach
hatte sich Maria auf der Flucht auf einem Polster niedergelassen, um sich auszuruhen. Diese Legenden haben
aber ihren Ursprung häufig im heidnischen Glauben, wo der Gewöhnliche Thymian eine der Göttin Freya
geweihte Pflanze war.
Heimat und Standort: Europa, Asien, Nordafrika, Nordamerika. Der gewöhnliche Thymian liebt trockene,
sonnige Standorte wie Trockenrasen, Feldränder, Heide, Felsen, Mauern, steinige Hänge und Böschungen und
kommt häufig wild vor.
Anbauhinweise: siehe Thymus serphyllum, von dem Thymus pulegioides sich kaum unterscheidet, noch dazu,
wo beide Arten sehr formenreich sind. Die deutschen Namen sind oft gleich und es gibt viele Verwechslungen.
Die Stängel von Th. pulegioides sind scharf vierkantig und die Blüten stehen aufgelockert, während beim Th.
serphyllum der Stängel etwas runder ist und die Blüten eng gedrängt stehen.
Verwendung: Man sammelt das ganze blühende Kraut von Juni - September und trocknet es als Tee.
Wirkstoffe: ätherisches Öl (Thymol, Pinen, Phenole und Sesquiterpene), Bitterstoff und Gerbstoff.
Wirkung: Die Wirkung gleicht fast völlig der Wirkung des Echten Thymian.
• wirkt schleimlösend, auswurffördernd, desinfizierend, beruhigend und krampflösend → grippale Infekte,
entzündliche Atemwegserkrankungen, Bronchialkatarrh, Bronchitis, Bronchialasthma und Keuchhusten.
• wirkt krampflösend und blähungswidrig → Darmkoliken und Blähungen.
• äußerlich kann er bei Quetschungen und Verstauchungen angewandt werden.

Thymus serphyllum - Quendel, Feldthymian (VII-IX)


Gesschichte: siehe unter Th. pulegioides und Th. vulgaris. Die Grenzen zwischen den einzelnen Thymianrten
sind nicht klar, im Volksbrauch wird nicht zwischen einzelnen Arten unterschieden. Die deutschen Namen sind
oft gleich, so dass Unklarheit herrscht, von welcher Art die Autoren schreiben.
Heimat und Standort: Europa bis über den Polarkreis hinaus, Asien, Nordafrika. Man findet ihn auf sandigen
Böden, zum Beispiel in lichten Kiefern-Trockenwäldern, auf Dünen, in Heiden oder auf der Alm in
Sandtrockenrasen oder Silikatfelsfluren. In Süddeutschland wächst er oft wild auf Bergwiesen.
Anbauhinweise: Der Quendel sieht zwar zart aus, ist jedoch sehr zäh. Die einheimischen Formen sind
vollkommen winterhart. Hat man jedoch eine Form aus dem Mittelmeerraum gepflanzt, sollte man ihr
Winterschutz geben. Im Garten nimmt der Quendel mit fast allen Böden vorlieb, obwohl er am liebsten auf
leichtem Boden wächst. Er braucht einen sonnigen Standort. Im Frühjahr pflanzt man den Quendel in
Abständen von 15 - 20cm. Eine Vermehrung ist mühelos durch Teilung älterer Pflanzen möglich, er sät sich
jedoch auch gerne selbst aus.
Verwendung: Der Quendel kann genauso verwendet werden, wie der Gartenthymian. Er hat jedoch längst nicht
so viel Aroma und ätherische Öle wie dieser. Man kann ihn, wenn man ihn wild sammeln will, nur während der
Blütezeit sammeln, da man sonst die kleinen unscheinbaren Polster, die oft unter anderen Kräutern begraben
sind, auf Knien suchen müsste. Während der Blütezeit findet man ihn dagegen leicht. Als Teeaufguss nimmt
man 1 -2 Tl/Tasse und bekommt einen mild aromatischen, stärkenden Tee. An verschiedenen Orten variiert das
Aroma der Pflanzen stark. Wenn man über eine Bergwiese geht und an verschiedenen Pflanzen riecht, wird man
verschiedenste Duftrichtungen feststellen. Das ist auch beim Thymus vulgaris so, wenn man z. B. in
Südfrankreich durch einen Bergwald geht und an allen Pflanzen riecht. Es gibt dabei sogar ziemlich

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unangenehme Gerüche. Als Bad bringt man eine Handvoll Thymian in 2 l Wasser langsam zum Kochen und
lässt dann zugedeckt 5 Minuten ziehen. Als Würzkraut siehe beim Gartenthymian.
Wirkstoffe: ätherisches Öl mit Cymol, Thymol, Carvacrol, Gerbstoffe, Bitterstoffe.
Wirkung:
• auswurffördernd, schleimlösend, krampflösend, beruhigend, → hustenstillend
• desinfizierendes, krampflösendes und beruhigendes Mittel bei Verdauungsstörungen, wie leichtem Durchfall
oder Leibkrämpfen, auch äußerlich bei kleineren Wunden.

Thymus vulgaris - Gartenthymian (VI-IX)


Geschichte: Thymian gehört zu den ältesten Würz- und Heilpflanzen. Er wurde bereits im 5. Jahrtausend vor
Chr. in der Schriften der Sumerer von Mesopotamien erwähnt. Die Ägypter verwendeten seinerzeit Thymian zur
Einbalsamierung der Mumien und als Parfum. Er wurde dort „Tham“ genannt, das soll der erste Ursprung des
Namens Thymian gewesen sein. In Griechenland diente er als Opfergabe für Aphrodite und stand als Zeichen
für Eifer und Aktivität. Der Name rührt vom griechischen Wort thymos = Kraft oder Mut her (In der
frühgotischen Zeit stickten die Hofdamen ihren Rittern einen von Bienen umschwärmten Thymianzweig als
Attribut der Tapferkeit und des Mutes auf die Schärpe.). Er könnte aber auch vom griechischen Begriff
„Thyein“ abgeleitet sein, was räuchern bedeutet, denn man setzte Thymian speziellen Räuchermitteln zu, die
Geist und Gemüt anregen sollten. Man würzte in Griechenland auch verschiedene Käsearten und Getränke damit
und brauchte den Thymian zum Räuchern von Fleisch. In Rom gab man den Soldaten mit Thymian gewürzten
Wein zu trinken, was Mut und Tapferkeit fördern sollte. Die Benediktiner brachten schließlich das Kraut auch
nach Mitteleuropa, um Hustensaft daraus zu machen. Die hl. Hildegard rühmt den Thymian vor allem bei
Keuchhusten. Er wurde im Mittelalter auch gegen Würmer eingesetzt. Die Mengen, die hierzu nötig sind, sollte
man allerdings lieber nicht zu sich nehmen. Andere Einsatzbereiche waren Vergiftungen, Austreibung von
Totgeburten oder Plazenta, Atemnot, Husten aller Art, Unterleibsschmerzen, Verrenkungen, Kopfschmerzen
u.s.w.. Im Volksbrauch und Aberglauben nehmen Th. serphyllum oder Th. pulegioides die wichtigere Stellung
ein, wurden aber oft durch den Gartenthymian ersetzt. So wird er z.B. in die Fronleichnamsprozessionskränze
mit eingeflochten, um später, wenn er in die Häuser und Ställe gebracht wurde, die bösen Geister, Hexen, Teufel
und Dämonen abzuhalten. Er zählt auch zu den „Marienpflanzen“, die an Marie Himmelfahrt in einem
Kräutersträußchen geweiht werden.
Heimat und Standort: Südeuropa, Nordafrika. Gartenthymian liebt trockene, warme, sonnige Hänge. Er ist
eine typische Pflanze der Felsenheiden und Strauchzonen des westlichen Mittelmeergebietes. Dort wächst er bis
in Höhen von 1000m. Hier in der Gegend erfriert er in sehr strengen Wintern. Es gibt zwei Sorten. Der
französische oder Sommerthymian wächst sehr schnell und üppig, erfriert aber sehr leicht. Der deutsche oder
Winterthymian wächst langsamer, ist aber dafür sehr viel widerstandsfähiger.
Anbauhinweise: Gartenthymian ist ein immergrüner Halbstrauch und liebt Sonne, Wärme und windgeschützte
Plätzchen auf magerem, sandigen, trockenen, kalkreichen Boden. Er ist empfindlich gegen zuviel Wasser. Man
kann ihn im März im Zimmer aussähen (Samen nicht mit Erde bedecken) und dann im Mai ins Freiland
pflanzen. Der Abstand beträgt 20x20cm. Auch eine Teilung älterer Pflanzen im Frühjahr ist geeignet. Man
schneidet ihn dabei stark zurück und pflanzt etwas tiefer, als er vorher gestanden hat. Er eignet sich auch gut für
die Topfkultur auf dem Balkon. In strengen Wintern erfriert er, deshalb sollte man ihm einen trockenen
Winterschutz geben und noch nicht ausgewachsene Jungpflanzen im Haus überwintern. Die Vermehrung erfolgt
durch Samen oder Stecklinge. Im Frühjahr sollte der letztjährige Trieb um die Hälfte zurückgeschnitten werden,
damit die Pflanze buschiger wird und zu stärkerem Wachstum angeregt wird. Im Spätsommer sollte man mit
Ernte oder Rückschnitt sehr vorsichtig sein, damit die Pflanze nicht mehr zu neuem Triebwachstum angeregt
wird. Die Triebe können bis zum Frosteinbruch nicht mehr ausreifen und die Pflanze erfriert dann sehr viel
leichter. Dasselbe gilt auch für die Düngung. Thymian braucht eigentlich keinen Dünger, will man ihm trotzdem
etwas Kompost geben, sollte man das im Frühjahr tun. Nach 3-4 Jahren sollten alte verholzte, nicht regelmäßig
beschnittene Pflanzen durch jüngere ersetzt werden, da stark verholzte Pflanzen stark im Aroma nachlassen.
Verwendung: verwendet werden die frischen, blühenden Triebspitzen von Mai bis August. Man trocknet sie
kurz vor der Blüte als Tee oder Badezusatz, es wird auch Thymianöl daraus gewonnen. Außerdem ist Thymian
das klassische Gewürz der provenzalischen Küche und verträgt sich besonders gut mit Lorbeerblättern und
Basilikum. Er wird verwendet zu Leber, Hühnchen, Rehbraten, Kaninchen, Hase, Lachs, Salzwasserfisch,
Gemüsesuppe, Möhren, Lauch, Hülsenfrüchten, Tomaten- und Kartoffelgerichten, Grünkohl, aber auch zu
Quark und Rohkost. Zusammen mit Melisse und Estragon gebraucht man ihn für die Herstellung von
Kräuteressig. Der Gartenthymian ist von den Thymianarten derjenige mit dem stärksten Aroma und dem
stärksten Duft. In der Parfümerie werden Thymianextrakte zu Seifen, Eau de Cologne und Deodorants
verwendet.

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Wirkstoffe: bis zu 2,5% ätherisches Öl (30-70% Thymol, 2,5-15% Carvacrol, Cymol, Borneol, Linalool,
Pinene, Terpinenen, Cineol, Geraniol u.a.), Luteolin, Gerbstoff, Bitterstoffe, Harze. Die Zusammensetzung des
Öls ist sehr schwankend.
Wirkung:
• wirkt desinfizierend (Thymol ist ein sehr starkes Antiseptikum, 25 mal wirksamer als Phenol und von
geringerer Reizwirkung auf die Schleimhäute, es wirkt wachstumshemmend auf Bakterien), schleimlösend,
auswurffördernd, hustenreizlindernd, krampflösend (Luteolin) → fieberhafte Erkrankungen der Luftröhre
und der Lunge (Husten, Keuchhusten, Bronchitis, Asthma, grippale Infekte)
• wirkt desinfizierend, blähungstreibend, beruhigend und verdauungsfördernd → Infektionen der Niere und
des Nierenbeckens und des Magen-Darm-Kanals, Darmschwäche, Durchfall....
• wirkt gegen Hakenwürmer und Spulwürmer, die benötigten Mengen können auch für den Menschen giftig
werden.
• wirkt wundheilend → äußerlich bei schlecht heilenden Wunden, in Mundwasser und Zahnpasta, als
Badezusatz, bei Quetschungen und Geschwülsten.
• wirkt desodorierend, z.B. bei übelriechendem Auswurf.
• Achtung! Bei Überdosierung und Dauergebrauch Magen-Darm-Reizungen, nicht bei schweren
Leberschäden oder Schilddrüsenfunktionsstörungen anwenden.

Valeriana officinalis – Baldrian (V-IX)


Geschichte: Dioskorides beschreibt ein Pflanze Phu, die mit dem Baldrian identisch sein könnte. Die heilige
Hildegard empfiehlt ihn gegen Seitenstechen und Gicht. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern soll er gegen
fast alle Leiden helfen, im englischen heißt er deswegen auch „all heal“ – Allesheiler. Am auffälligsten ist seine
Verwendung als Augenmittel. Die mittelalterlichen Kräuterkundigen hatten für die Augenwirkung eine
einleuchtende Erklärung. Katzen lieben Baldrian, Katzen haben gute Augen, also macht Baldrian gute Augen.
Man verwendete ihn gegen alle Augenkrankheiten, auch gegen Sehschwäche. Dazu trug man ihn oft als Amulett
um den Hals. Auch in der heutigen Volksmedizin taucht die Verwendung als Augenmittel noch ab und zu auf,
inzwischen hat sich aber die Wirkung gegen Unruhe, Nervenschwäche und Schlaflosigkeit herumgesprochen.
Im Mittelalter war diese Wirkung nicht bekannt.
Heimat und Standort: Baldrian kommt in fast ganz Europa vor und wächst bevorzugt an Gräben, Bachufern
und feuchten Wiesen. Er gedeiht aber auch an sonnigen Böschungen und Wegrändern.
Anbauhinweise: Baldrian liebt feuchte kalkarme Böden in Sonne oder Halbschatten. Er samt sich leicht selbst
aus oder kann im Frühling ausgesät werden. Wenn man kräftige Wurzeln ernten möchte, muss man die Blüten
entfernen, bevor sie Samen ansetzen. Kater lieben Baldrian, wälzen sich darin und buddeln ihn sogar manchmal
aus. Er riecht nämlich täuschend echt, wie eine läufige Katze.
Verwendung: Im September werden die zweijährigen Wurzeln ausgegraben, gewaschen, abgetrocknet,
kleingeschnitten und dann mit Warmluft oder auf der Heizung getrocknet. Sie entfalten erst beim Trocknen den
typischen Baldriangeruch. Tee wird aus zwei Teelöffeln der Droge auf einen halben Liter Wasser aufgegossen,
oder dieselbe Menge Droge wird in einem Viertel Liter Wasser kalt zehn bis zwölf Stunden ziehen gelassen.
Auch Baldriantinktur, Baldrianwein und Baldrianbäder sind gebräuchlich, um eine Wirkung zu erzielen, muss
man relativ hoch dosieren, Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Wirkstoffe: ätherische Öle, Valeronsäuren, Valepotriate, Alkaloide.
Wirkung: bei ausreichender Konzentration an ätherischem Öl und Valepotriaten haben geeignete
Baldrianzubereitungen eine beruhigende Wirkung mit gleichzeitiger Steigerung des Konzentrations- und
Leistungsvermögens. Die Valeronsäure besitzt außerdem einen entkrampfenden Effekt.

Verbascum thapsus – Königskerze (VII-IX)


Geschichte: Die Königskerze (man weiß heute nicht, welche Art) war schon im antiken Griechenland gut
bekannt. Sie wurde gegen Durchfälle, Magenkrämpfe, Schwellungen, Augenentzündungen und Wunden
gebraucht. Aristoteles benutzte die Samen beim Fischfang, was eventuell auf die nervenlähmende Wirkung der
Saponine zurückzuführen ist. Hildegard von Bingen pries sie als Mittel, welches das Herz freudig und kräftig
macht. In der Volksheilkunde wurde sie innerlich bei Erkrankungen der Atemwege angewandt und äußerlich bei
Wunden, Ausschlägen und Hämorrhoiden. Als Himmelsbrandöl (bayerischer Name) wurde das Öl gegen
Schmerzen verwendet.
Auch sonst fand die auffällige Pflanze Verwendung. In Pech und Harz getaucht, diente sie als Fackel. Aus den
getrockneten, zusammengedrehten Blättern machte man Lampendochte und der Flaum diente als Zunder. Die
Wurzel wurde als Amulett gegen Krankheiten getragen. In Niederbayern war die Königskerze die Hauptpflanze
des an Maria Himmelfahrt geweihten Kräuterbüschels. Die Zahl und Art der anderen Pflanzen schwankte von

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Region zu Region, oft war ein wenig Magie mit im Spiel, z.B. durfte die Zahl der Kräuter nur 7, 9, 77 oder 99
sein. Das geweihte Büschel wurde dann in Häuser und Ställe gehängt und sollte vor der Macht des Bösen
schützen. In manchen Gegenden wurde die Königskerze auch zu Wetterorakeln benutzt, Man konnte am Sitz der
Blüten sehen, wann Schnee fallen würde.
Heimat und Standort: Süd- und Mitteleuropa. Die Königskerze ist ein Kulturbegleiter und mag gerne sonnige,
relativ trockene, steinige Standorte. Sie wächst an sonnigen Berghängen, Böschungen, Bahndämmen, auf
Ödwiesen und sonstigen Brachflächen und findet sich auch schon einmal von alleine im Garten ein.
Anbauhinweise: Zu Heilzwecken wird nicht nur Verbascum thapsus angebaut, sondern auch Verbascum
densiflorum und V. phlomoides, deren Blüten größer sind. Die Königskerze ist zweijährig. Man muss also jedes
Jahr neu aussähen, um immer blühende Pflanzen zu haben. Die Königskerze steht gerne sonnig, warm und
trocken, auf durchlässigen Böden, darüber hinaus ist sie anspruchslos und sät sich leicht von selber wieder aus.
Die lange Pfahlwurzel wird über Winter gerne von Mäusen gefressen.
Verwendung:Man sammelt die frisch aufgegangenen Blüten ohne die Kelche, wenn der Tau oder sonstige
Feuchtigkeit gut abgetrocknet sind. Danach müssen sie sehr vorsichtig behandelt werden, da sie leicht
unansehnlich und braun werden. Sie sollten möglichst schonend, aber schnell getrocknet werden. Einmal
getrocknet, sollte man sie so aufbewahren, dass sie keine Feuchtigkeit mehr ziehen können. Zur Teebereitung
nimmt man 1-2 Teel. pro Tasse und setzt den Tee mindestens eine halbe Stunde kalt an, dann erwärmt man ihn
vorsichtig auf Trinktemperatur. Zu hohe Temperaturen würden die Schleimstoffe zerstören.
Eine andere Verwendungsform ist das Königsöl (100gr Olivenöl und eine Handvoll frischer Königskerzenblüten
werden zusammen angesetzt, 3-4 Wochen in einem durchsichtigen Glasgefäß ins Freie in die Sonne gestellt und
dabei jeden Tag umgeschüttelt) gegen Ohrenschmerzen, Furunkel im Ohr und gegen chronische
Mittelohrentzündung.
Wirkstoffe: Schleimstoffe, Bitterstoffe, Saponine, Flavonoide, Iridoide, etwas ätherisches Öl.
Wirkung:
• hustenreizmildernd (Schleim), auswurffördernd (Saponine lösen festsitzenden Schleim) Æ Reizhusten,
Raucherhusten, Verschleimung.

Verbena officinalis - Eisenkraut ( VII-VIII)


Geschichte: Diese heute fast völlig in Vergessenheit geratene Pflanze war im alten Ägypten eine
hochgeschätzte Heil- und Zauberpflanze. Sie hieß „Träne der Isis“ und war der Muttergottheit Isis geweiht.
Auch den Griechen war das Eisenkraut sehr wichtig. Es symbolisierte die heimatliche Erde und wurde als
heiliges Kraut in fremde Länder mitgeführt. Gesandte trugen Kränze aus Eisenkraut, und Freundschaftsverträge
wurden damit berührt, um ein gutes Gelingen zu gewährleisten. Nach Plinius war das Eisenkraut die
berühmteste Pflanze der römischen Flora. Ein Büschel lag immer auf dem Altar des Jupiter. Daher kommt auch
der Name Verbena. Er wurde für Kräuter benutzt, die zum Schmücken von Altären dienten. Die keltischen
Priester warfen Eisenkraut in mondglänzendes Wasser und weissagten dadurch die Zukunft. Bei den Kelten
gehörte es zu den vier heiligen Kräutern und die Altäre wurden mit Eisenkrauttee gewaschen. Bei den Germanen
hatte es die Kraft, Eisen und Ketten zu sprengen und galt als Wunderkraut gegen Kampfwunden. Auch glaubte
man, man könne mit Eisenkraut Eisen härten, daher auch der Name Eisenkraut. Von der frühen Antike bis ins
Mittelalter hinein galt das Eisenkraut als Universalheilpflanze, mit der man praktisch alles heilen konnte. Auch
im Volksglauben wurden ihm enorme Kräfte nachgesagt. So sollte man das Eisenkraut beim Aufgang des
Hundssternes sammeln, weder Sonne noch Mond durften es bescheinen, dann besäße es die größte Zauberkraft
und man konnte damit z. B. Schätze, Reichtum und Glück finden, sogar die Liebe einer Frau konnte man damit
herzaubern. Im Mittelalter bereitete man Zaubersalben aus Eisenkraut. Noch heute tragen in einigen Gegenden
Österreichs Kinder Amulettsäckchen mit Eisenkraut gegen schmerzhaftes Zahnen.
Heimat und Standort: Fast ganz Europa, Nordafrika, Vorderasien. Wächst an Wegrändern, Zäunen, Mauern,
Gebüsch- und Heckenstreifen sowie auf Schuttplätzen, trockenen Wiesen und Straßenrändern auf frischen,
stark stickstoffhaltigen meist schweren Böden. Seit der Jungsteinzeit Kulturbegleiter.
Anbauhinweise: Eisenkraut ist eine in ganz Mitteleuropa winterharte Staude. Sie gedeiht in jedem Boden,
obwohl sie nährstoffreiche Boden vorzieht. Sonnige Standorte sagen ihr am meisten zu, aber auch in leichtem
Halbschatten wächst sie noch zufriedenstellend. Man kann sie aus Samen heranziehen oder aber ältere Pflanzen
im Frühjahr teilen.
Verwendung: Geerntet wird das ganze Kraut zur Blütezeit. Gebündelt an einem trockenen, luftigen Ort
aufhängen.
Wirkstoffe: Bitterstoffe, Gerbstoffe, Glykoside (Verbenalin undVerbenin), Pflanzenschleim und etwas
ätherisches Öl.
Wirkung:
• schleimlösend und schleimfördernd → Nasennebenhöhlenerkrankungen

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• gut als Gesichtskompresse


• wirkt gegen Durchfall, leichte Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit, es gibt aber wirksamere Pflanzen.

Viola odorata - Duftveilchen (III-IV, manchmal 2.Blüte im Herbst)


Geschichte: Die erste schriftliche Quelle findet sich 400 v. Chr. bei Hippokrates, der mit Veilchenauszügen die
tote Geburt austrieb. Horaz (65-8 v. Chr.) rügte seine Landsleute, weil sie mehr Zeit mit dem Anbau der
Veilchen (die sie zum Würzen ihrer Weine benötigten) verbrachten, als mit der Arbeit an den Olivenbäumen.
Dioskurides empfahl Veilchen als Magenmittel. Später galt es als bestes Mittel gegen Katzenjammer. Bei Festen
band man sich Veilchenkränze um die Stirn. Im Mittelalter wurde es gegen Kopfschmerzen, Brustleiden,
Husten, Augenentzündungen und Harnbrennen eingesetzt. Auf dem Lande galt das Veilchen als Ernteorakel.
Wenn man an Josephi (19.März) schon blühende Veilchen fand und der Buchenwald schon vor Walpurgis
(30.April) ausschlug, so war mit einer frühen Kornernte zu rechnen. Bekam das Veilchen lange Stiele, so sollte
auch der Flachs lang werden. Da das Veilchen eines der ersten Pflanzen im Jahr ist, die blühen, ranken sich auch
zahlreiche Frühlingsmythen und Heilserwartungen darum. Wie so viele andere Pflanzen, die vormals einer
heidnischen Göttin geweiht waren, wurde auch das Veilchen durch die Christianisierung zu einem
Mariensymbol. So findet man es des öfteren auf religiösen Gemälden des 15. und des 16. Jh. Wegen seiner
tiefblauen Blütenfarbe, seines Duftes und seiner Bescheidenheit war es immer dreifaches Symbol der Jungfrau
Maria. Veilchen waren übrigens die Lieblingsblumen Napoleons, was ihm den Spitznamen „Caporal Violette“
einbrachte.
Heimat und Standort: Süd- und Mitteleuropa, Asien, Nordamerika. Das Veilchen liebt im Sommer schattige
Plätzchen mit humosem, frischem, nährstoffreichen Boden wie z.B. Gebüsche, Waldränder, Hecken, Zäune,
lichte Wälder, Obstgärten. Im Frühjahr steht es gerne in der Sonne. Es ist etwas wärmeliebend und neigt stark
zur Bastardierung, so dass viele Kreuzungen mit anderen Veilchenarten zu finden sind.
Anbauhinweise: Duftveilchen sind winterharte Stauden, die gerne ein schattiges Plätzchen mögen. Der Boden
sollte möglichst humusreich, feucht, aber gut drainiert und von mittlerem Nährstoffgehalt sein. Die Samen sind
mit Elaiosomen (zucker- und fetthaltige Anhängsel) ausgerüstet und werden von Ameisen verbreitet. Die
Vermehrung kann durch Aussaat oder Teilung nach der Blüte geschehen. Im zeitigen Frühjahr kann man auch
bewurzelte Ausläufer abtrennen. Der Pflanzabstand beträgt 25-30cm. Im Winter empfiehlt sich eine schützende
Abdeckung mit Laub.
Verwendung: Man sammelt die Blüten und Blätter im März und April, wenn die Blüten sich gerade öffnen. Sie
sind sehr empfindlich und dürfen nicht gedrückt werden. Bei der Trocknung darf man keine künstliche Wärme
zuführen, sollte aber trotzdem möglichst schnell trocknen, da die Droge sich leicht verfärbt. Im August und
September kann man die Wurzeln ernten, waschen, zerkleinern und luftig und sonnig trocknen. Das
Duftveilchen besitzt einen besonders starken Duft, der in der Parfumherstellung und für Potpourris genutzt wird,
Die Blüten können als Konfekt und zum Dekorieren von Gebäck kandiert werden und verleihen Salaten Farbe
und einen nicht alltäglichen Geschmack. Aufgüsse dienen zum Aromatisieren von Süßspeisen und Likören. Aus
Veilchenblüten wird auch ein Hustensirup hergestellt.
Wirkstoffe: Saponine, Salicylsäureverbindungen, ätherisches Öl, Alkaloid (Violin, Odoratin), Schleim,
Farbstoff (Cyamin). Der Duftstoff heißt Iron.
Wirkung:
• regt die Drüsen der Schleimhäute zu langanhaltender vermehrter Absonderung an, wobei besonders die
Bronchien größere Mengen eines dünnflüssigen Sekretes bilden, hustenstillend → Bronchialkatarrh, der mit
trockenem Husten und mangelhafter Schleimabsonderung einhergeht, Bronchitis, Angina, aber auch
Magenkatarrh und Magensäuremangel.
• Insgesamt gesehen wirkt das Veilchen anregend auf den gesamten Stoffwechsel und wird daher oft als
Hauptbestandteil von Teemischungen für Frühjahrskuren oder zur Blutreinigung eingesetzt. Auf dem Land
wird das Duftveilchen als mildes Abführmittel benutzt.
• Achtung! in großen Dosen wirkt das Veilchen als Brechmittel und wurde manchmal an Stelle der
Brechwurzel verwendet.

Quellenverzeichnis
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• Bocksch, Manfred, Das praktische Buch der Heilpflanzen, BLV Verlagsgesellschaft mbH München Wien
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• Bown, Deni; Dumont’s große Kräuterenzyklopädie, DuMont Buchverlag, Köln 1998

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• Franz, Vorlesungsunterlagen, Arznei- und Gewürzpflanzenbau, Allgemeiner und spezieller Teil, TUM
Weihenstephan 1982
• Fritsche, Helga, Küchenkräuter selbst gezogen, Gräfe und Unzer Verlag München.
• Gips, Katharina, Alles Wissenswerte über Essig, Verlag Numa USA, 1996
• Hochrein, Rudolf und Peperhove, Johannes, Fachtheorie für Gemüsebau / Pilzanbau, BLV Verlag München,
1989
• Hollerbach, E. und K., Kraut und Unkraut zu Kochen und Heilen, Irisiana-Verlag, Haldenwang 1979
• Jelitto, Leo und Schacht, Wilhelm, Die Freiland-Schnuckstauden, Ulmer-Verlag Stuttgart 1963
• Lavabre, Marcel, Mit Düften heilen, Verlag Hermann Bauer, Freiburg, 1992
• Mabey, Richard, Bei der Natur zu Gast, Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 1978
• Meyer-Berkhout, Edda, Kräuter und Gewürze, Kochen mit Pfiff, Humboldt-Taschenbuchverlag, München
1978
• Meyers Konversations - Lexikon, Fünfte Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien, 1897
• Nickig, Marion; Rau, Heide; Romantische Rosen, Edition Ellert und Richter, Hamburg 1996
• Pahlow, Mannfried; Das grosse Buch der Heilpflanzen, Weltbild Verlag, Augsburg 1999
• Oberdorfer, Dr. Erich, Pflanzensoziologische Exkursionsflora, Ulmer-Verlag, Stuttgart 1949
• Ross, Alison, Die Heilkraft der Kräutertees, Heyne-Verlag, Augsburg 1985
• Schauenberg, P. und Paris, F., Heilpflanzen. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 1978
• Schilcher, Heinz; Kleines Heilkräuterlexikon, Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt, 1999
• Schmid, Otto; Henggeler, Silvia, Biologischer Pflanzenschutz im Garten, Verlag Wirz, Aarau 1982
• Schneider, Dr.med.E., Nutze die heilkräftigen Pflanzen, Saatkorn-Verlag, Hamburg 1986
• Schneider, Gudrun, Färben mit Naturfarben, Otto Maier Verlag Ravensburg, 1979
• Strasburger, Lehrbuch der Botanik, VEB Gustav Fischer Verlag Jena, 1978
• Treben, Maria, Heilkräuter aus dem Garten Gottes, Heyne Verlag München, 1988
• Underwood Crockett, James und Tanner, Ogden, Der Kräutergarten, Time Life International Nederland B.V.
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• Zander; Handwörterbuch der Pflanzennamen, Ulmer Verlag, Stuttgart 2000
• Zittlau, Jörg und Helfferich, Michael; Heilpflanzen unserer Heimat, Ludwig Verlag, München 1997

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