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Prozesskostenrechnung
Zielkostenrechnung
● Herkunft:
Das Konzept wurde in der japanischen Wirtschaft in den 1970er Jahren begründet
und erfuhr besonders in den 1990er Jahren eine breite theoretische Fundierung in
der westlichen Betriebswirtschaftslehre.
Prof. Dr.-Ing. Stefan Scherbarth www. t h - d e g . d e
TECHNISCHE HOCHSCHULE DEGGENDORF
● Die Grundidee der Zielkostenrechnung kann bis in die dreißiger Jahre auf
die Konzeption des Käfers durch Volkswagen zurückverfolgt werden.
● Genka kikaku (原価企画) wurde 1965 von Toyota entwickelt und wird seit
den 70er Jahren in japanischen Unternehmen angewendet.
● Theoretisch wurde das Konzept erstmals unter dem Begriff Target Costing
in den 70er Jahren von den japanischen Wissenschaftlern Michiharu
Sakurai, Toshiro Hiromoto und Masayasu Tanaka thematisiert.
● Die ersten deutschen Betriebswirte, die sich mit diesem Thema
beschäftigten, waren Werner Seidenschwarz (1991; Target Costing – Ein
japanischer Ansatz für das Kostenmanagement) und Péter Horváth
(1993; Target Costing).
● Eine Weiterentwicklung des Konzepts stellt das Kaizen Costing dar.
Zielkostenrechnung
Marktseite: Unternehmensseite:
• Marktsituation • Konstruktionsfaktoren
• Konkurrenzverhalten • Fertigungstechnische Faktoren
• Käuferverhalten • vorhandene Produktionsmöglichk.
Target Gap
Target Costs
Target
Gap
Gestaltung und Technologie
Target Price
erreichbare Kostenreduktion
Drifting Costs
Allowable Cost
Target Costs
senkungsmassnahmen
zu schließende Lücke
Konsequenzen:
• Gewährleistung eines kundenorientierten Preis-/ Leistungsverhältnisses
• kostenoptimierte Umsetzung der Kundenforderungen
• frühzeitige Identifizierung möglicher Kostensenkungspotentiale
• Kostenkontrolle
• Preisführerschaft im Wettbewerb
• Erhöhung der Innovationsintensität
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Zielkostenfestlegungsphase
● Zielkostenfestlegungsphase:
● Ziel: die Gesamtkosten eines Produktes festzusetzen,
die im Unternehmen verursacht werden dürfen.
Zielkostenspaltungsphase
Basisanforderungen
● implizit
● selbstverständlich
Hauptkategorien: ● nicht artikuliert
● Basisfunktionen ● offensichtlich
● Leistungsfunktionen niedrige Kunden-
● Begeisterungsfunktionen zufriedenheit
25
= werden.
20 ● Modulator =
● SAT Tuner ● Videobau-
q=15 gruppe Komponenten zu
● Netzteil
günstig Über-
Zielkosten- ● Fernbedienung prüfung der
10 zone Funktionalität
● Stecker ● Audiobaugruppe
5
● Bedienungsanleitung
● Kabel
0
0 5 10 q=15 20 25 30
Kundennutzen (technische Gewichtung) [%]
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Zielkostenspaltungsphase
● Ziel ist es, die Produkte beziehungsweise Leistungen möglichst gut auf
die Kundenwünsche abzustimmen, bevor Investitionsentscheidungen
getroffen werden, die nur schwierig oder gar nicht revidierbar sind und
zu versunkenen Kosten (englisch: sunk costs) führen können.
Prozesskosten
Gewinn Overheads -analyse
(Produktferne
Target Price
Kosten)
Benchmarking
Zielkosten
Produktbezogene
Kosten
(Beeinflussbar)
Komponenten-
zielkosten
Benchmarking System-
(Best Practice) analyse
Abweichungen Maßnahmen
Aktuelle Bauteil-
Kostenstruktur analyse
Zielkostenerreichungsphase
Vorteile: Nachteile:
+ Frühe Beeinflussung im –Anwendung bei radikalen
Produktlebenszyklus Produktinnovationen nicht möglich
Die Notwendigkeit des Kosten- Wie für hochgradig innovative Produkte
managements von Anfang an der Marktpreis im Voraus ermittelt
resultiert aus der Erkenntnis, dass werden kann ist noch nicht geklärt.
erhebliche Anteile (etwa 85 %) der
gesamten Kosten über den –Keine exakte wissenschaftliche
Lebenszyklus bereits durch Eingrenzung
Entscheidungen in den frühen Phasen
–Hoher Planungsaufwand
festgelegt werden.
+ Hohe Qualität bei sinkenden –Bei komplexen Produkten kann der
Aufwand zur Ermittlung der
Durchschnittskosten
Zielkostenanteile sehr aufwendig
± Mitarbeitereffekt: ± Mitarbeitereffekt:
+ Ressourcen werden durch –Wettbewerbsdruck auf Mitarbeiter
Kostendruck freigelegt wird aufgebaut.
Prozesskostenrechnung (PKR)
Vorteile: Nachteile:
+ indirekte Leistungsbereiche im –hat Vollkostencharakter:
Brennpunkt Schlüsselung in
leistungsmengenneutral Kosten und
+ Kontrolle von Prozessen in den
leistungsmengeninduzierte Kosten
indirekten Leistungsbereichen
+ Planung: relevante Informationen –Für Ermittlung der Preisuntergrenze
weniger geeignet
für Programmpolitik (Berück-
sichtigung von Produktkomp- –zusätzlicher Aufwand durch
lexität und Variantenvielzahl) Schlüsselung und Bezugsgrößen-
wahl
Prozesskostenrechnung:
Verbesserung der Planung, Steuerung und Kontrolle der Strukturkosten in den
indirekten Bereichen des Unternehmens:
Kostenkategorien:
● Leistungsmengeninduzierte Prozesse (lmi):
Kosten sind abhängig vom Leistungsvolumen der Kostenstelle,
enthalten aber variable und fixe Anteile
● Leistungsmengenneutrale Prozesse (lmn):
Kosten sind unabhängig vom Leistungsvolumen der Kostenstelle und
repräsentieren einen Teil der Fixkosten
Einzelkosten Einzelkosten
Variable
Kosten lmi-Kosten
Leistungsmengen
Gesamtkosten induzierte
Gemeinkosten
Fixkosten lmn-Kosten
Leistungsmengen
neutrale
leistungsmengen- leistungsmengen-
induzierte Kosten neutrale Kosten
(lmi) (lmn)
● Beispiel:
Im Fall einer Bestellung ist der Kostentreiber nicht die Bestellmenge, da
die Häufigkeit und somit die Kosten des Prozesses „Bestellabwicklung“
unabhängig davon ist, ob die Bestellung über 10 oder 1.000 Stück lautet,
sondern Kostentreiber ist die „Anzahl Bestellpositionen“.
Prozesskostensätze
● Gesamtprozesskostensatz:
( ) =
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● Allokationseffekt:
Bei der Prozesskostenrechnung erfolgt die Zuordnung der Gemeinkosten
nach Inanspruchnahme der Prozesse und ist von der Höhe der
Einzelkosten unabhängig. Bei der Zuschlagskalkulation ergibt sich aus
einer hohen/niedrigen Zuschlagsbasis der dazu proportionale
Gemeinkostenanteil.
● Allokationseffekt: Differenz zwischen den verrechneten Gemeinkosten bei
der Zuschlagskalkulation und der prozessorientierten Kalkulation an.
● Komplexitätseffekt:
Die prozessorientierte Kostenrechnung sichert eine aufwandsgerechtere
Kostenverrechnung, da bei der Zuschlagskalkulation der
Komplexitätseffekt außer Acht gelassen wird. Dieser besagt, dass
komplexere Produkte mit z.B. mehr Bauteilen, durch die sie ein höheres
Maß an Prozessvorgängen verursachen, auch mehr Gemeinkosten
verbrauchen.
Degressionseffekt:
● Weiterhin bleibt bei der Zuschlagskalkulation der Degressionseffekt
unberücksichtigt. Die Verrechnung über die prozessorientierte Kalkulation
bewirkt einen degressiven Verlauf der Stückkosten, während die
Zuschlagskalkulation konstante Stückkosten zur Menge impliziert.
● Bei der Zuschlagskalkulation bleibt der Gemeinkostensatz je Stück
konstant.
● Bei der Prozesskostenrechnung verringern sich bei steigender Stückzahl
die Prozesskosten für Prozesse, die von der Stückzahl unabhängig sind.